Protokoll:
17014

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 14

  • date_rangeDatum: 19. Januar 2010

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 20:17 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/14 Kontrollgremiums gemäß Artikel 45 d des Grundgesetzes (Drucksache 17/437) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2010 (Haushaltsge- setz 2010) (Drucksache 17/200) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und For- schung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Rupprecht (Weiden) (CDU/CSU) . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ 1137 C 1137 D 1145 C 1137 D 1164 D 1165 A 1167 A 1168 C 1170 A 1172 B 1173 C 1174 C 1176 C Deutscher B Stenografisch 14. Sitz Berlin, Dienstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Franz Müntefering, Dr. Christel Happach-Kasan und Willi Zylajew . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Altmaier (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Wahl eines Mitglieds des Parlamentarischen D J D D O A N C C D B 1131 A 1131 B 1132 D 1134 B 1135 C 1136 C BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1138 A 1145 D undestag er Bericht ung 19. Januar 2010 t : r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . oachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . arl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . r. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . artholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 1147 C 1147 D 1148 A 1151 A 1152 B 1154 B 1156 C 1158 C 1161 A 1162 B 1163 B DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 1177 D 1179 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 14. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 19. Januar 2010 René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Einzelplan 10 Bundesministerium für Ernährung, Land- wirtschaft und Verbraucherschutz . . . . . . . Ilse Aigner, Bundesministerin BMELV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) . . . . . . . . . . . . Heinz-Peter Haustein (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Rainer Erdel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Süßmair (DIE LINKE) . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lucia Puttrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Schwanitz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Ostendorff (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 07 Bundesministerium der Justiz . . . . . . . . . . . Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin BMJ . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Günter Krings (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Steffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Dr. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . M R S O A E B D O F S D D D D F H D J N B A L A E ( ü N ü n t g A N s M m t 1180 C 1181 C 1182 D 1184 A 1184 A 1186 A 1187 C 1188 B 1189 C 1191 B 1193 A 1193 C 1193 D 1194 A 1195 B 1196 A 1197 A 1198 A 1199 B 1200 D 1201 A 1201 B 1202 C 1204 A 1204 B 1204 C 1204 C 1206 A 1207 C 1209 C 1211 A 1212 C 1214 A 1215 C 1216 A ichael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aju Sharma (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . tephan Mayer (Altötting) (CDU/CSU) . . . . laf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lexander Funk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . inzelplan 06 undesministerium des Innern . . . . . . . . . . r. Thomas de Maizière, Bundesminister BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lorian Toncar (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . teffen Bockhahn (DIE LINKE) . . . . . . . . . . r. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . aniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . r. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . rank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . elmut Brandt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Danckert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . immy Schulz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung des Abgeordneten Dr. Peter Tauber CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung ber den Änderungsantrag der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung ber den Entwurf eines Gesetzes zur Beschleu- igung des Wirtschaftswachstums (Wachs- umsbeschleunigungsgesetz (10. Sitzung, Ta- esordnungspunkt 13 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 amensverzeichnis der Mitglieder des Deut- chen Bundestages, die an der Wahl eines itglieds des Parlamentarischen Kontrollgre- iums gemäß Artikel 45 d des Grundgesetzes eilgenommen haben (Tagesordnungspunkt 1) 1216 B 1218 A 1219 A 1220 B 1221 D 1223 C 1225 A 1225 A 1227 C 1229 B 1230 C 1232 A 1234 A 1236 B 1237 C 1238 C 1239 C 1241 C 1243 B 1244 C 1244 D 1245 A 1245 A 1245 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 14. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 19. Januar 2010 1131 (A) ) (B) ) 14. Sitz Berlin, Dienstag, den Beginn: 10.0
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    Berichtigung 11. Sitzung, Seite 867 (A), der Abgeordnete Andrej Konstantin Hunko ist der Fraktion DIE LINKE zuzuord- nen. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 14. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 19. Januar 2010 1245 (A) ) (B) ) Dr. Reinhard Brandl Hartwig Fischer (Göttingen) Ingo Gädechens Dr. Christoph Bergner Helmut Brandt Dirk Fischer (Hamburg) Dr. Thomas Gebhart Norbert Barthle Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) Manfred Behrens (Börde) Wolfgang Bosbach Norbert Brackmann Klaus Brähmig Michael Brand Marie-Luise Dött Dr. Thomas Feist Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Michael Frieser Erich G. Fritz Hans-Joachim Fuchtel Alexander Funk Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (Wachstumsb punkt 13 a, Seite 757) In der Ergebnisliste ist mein Name nicht aufgeführt. Mein Anlage 3 Namensverz der Mitglieder des Deutschen Bundestages, die an der W trollgremiums gemäß Artikel 45 d des Grundgesetzes t CDU/CSU Ilse Aigner Peter Altmaier Peter Aumer Dorothee Bär Thomas Bareiß Peter Beyer Steffen Bilger Clemens Binninger Peter Bleser Dr. Maria Böhmer Wolfgang Börnsen (Bönstrup) D D H R G L A eschleunigungsgesetz) (10. Sitzung, Tagesordnungs- Votum lautet „Nein“. eichnis ahl eines Mitglieds des Parlamentarischen Kon- eilgenommen haben (Tagesordnungspunkt 1) r. Ralf Brauksiepe r. Helge Braun eike Brehmer alph Brinkhaus itta Connemann eo Dautzenberg lexander Dobrindt Axel E. Fischer (Karlsruhe- Land) Dr. Maria Flachsbarth Klaus-Peter Flosbach Herbert Frankenhauser Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (D Günther (Plauen), Joachim FDP 19.01.2010 Zimmermann, Sabine DIE LINKE 19.01.2010 Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Dr. Peter Tauber (CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Änderungsan- trag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur zweiten Beratung über den Entwurf eines Gesetzes zur Dr. h. c. Erler, Gernot SPD 19.01.2010 Ernst, Klaus DIE LINKE 19.01.2010 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 19.01.2010 Groschek, Michael SPD 19.01.2010 Nešković, Wolfgang DIE LINKE 19.01.2010 Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.01.2010 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 19.01.2010 Weinberg, Harald DIE LINKE 19.01.2010 Edathy, Sebastian SPD 19.01.2010 Nahles, Andrea SPD 19.01.2010 Anlage 1 Abgeordnete(r) Bellmann, Veronika CDU Buschmann, Marco FDP Liste der entschuldigt entschuldigt bis einschließlich /CSU 19.01.2010 19.01.2010 H J A Anlagen zum Ste en Abgeordneten übinger, Anette CDU elpke, Ulla DIE L bgeordnete(r) (Cnografischen Bericht /CSU 19.01.2010 INKE 19.01.2010 entschuldigt bis einschließlich 1246 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 14. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 19. Januar 2010 (A) ) (B) ) Norbert Geis Alois Gerig Eberhard Gienger Michael Glos Josef Göppel Peter Götz Dr. Wolfgang Götzer Ute Granold Reinhard Grindel Hermann Gröhe Michael Grosse-Brömer Astrid Grotelüschen Markus Grübel Manfred Grund Monika Grütters Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg Olav Gutting Florian Hahn Holger Haibach Dr. Stephan Harbarth Jürgen Hardt Gerda Hasselfeldt Dr. Matthias Heider Mechthild Heil Ursula Heinen-Esser Frank Heinrich Rudolf Henke Michael Hennrich Jürgen Herrmann Ansgar Heveling Ernst Hinsken Peter Hintze Christian Hirte Robert Hochbaum Karl Holmeier Franz-Josef Holzenkamp Joachim Hörster Thomas Jarzombek Dr. Dieter Jasper Dr. Franz Josef Jung Dr. Egon Jüttner Bartholomäus Kalb Steffen Kampeter Alois Karl Bernhard Kaster Volker Kauder Siegfried Kauder (Villingen- Schwenningen) Dr. Stefan Kaufmann Roderich Kiesewetter Eckart von Klaeden Volkmar Klein Jürgen Klimke Julia Klöckner Axel Knoerig Jens Koeppen Dr. Kristina Köhler (Wiesbaden) Manfred Kolbe Dr. Rolf Koschorrek Hartmut Koschyk Thomas Kossendey Gunther Krichbaum Dr. Günter Krings Dr. Martina Krogmann Rüdiger Kruse Bettina Kudla D G D A D K U D P D In M D P D D K D H A S D D M D D P D M D S N D B M D F E H D R D S B R C R E L D T D E K L J K D J D D E A A D D D r. Hermann Kues ünter Lach r. Karl A. Lamers (Heidelberg) ndreas G. Lämmel r. Norbert Lammert atharina Landgraf lrich Lange r. Max Lehmer aul Lehrieder r. Ursula von der Leyen gbert Liebing atthias Lietz r. Carsten Linnemann atricia Lips r. Jan-Marco Luczak r. Michael Luther arin Maag r. Thomas de Maizière ans-Georg von der Marwitz ndreas Mattfeldt tephan Mayer (Altötting) r. Michael Meister r. Angela Merkel aria Michalk r. h. c. Hans Michelbach r. Mathias Middelberg hilipp Mißfelder ietrich Monstadt arlene Mortler r. Gerd Müller tefan Müller (Erlangen) adine Müller (St. Wendel) r. Philipp Murmann ernd Neumann (Bremen) ichaela Noll r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald enning Otte r. Michael Paul ita Pawelski r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer eatrix Philipp onald Pofalla hristoph Poland uprecht Polenz ckhard Pols ucia Puttrich aniela Raab homas Rachel r. Peter Ramsauer ckhardt Rehberg atherina Reiche (Potsdam) othar Riebsamen osef Rief laus Riegert r. Heinz Riesenhuber ohannes Röring r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck rwin Josef Rüddel lbert Rupprecht (Weiden) nita Schäfer (Saalstadt) r. Wolfgang Schäuble r. Annette Schavan r. Andreas Scheuer K N T G C P D D B U A D J R D T J J C D C D G S M K L M A D A V S A D M K M P S I K P A K E D D W W S I R H D D K S B S D U L G K arl Schiewerling orbert Schindler ankred Schipanski eorg Schirmbeck hristian Schmidt (Fürth) atrick Schnieder r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer rmin Schuster (Weil am Rhein) etlef Seif ohannes Selle einhold Sendker r. Patrick Sensburg homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn arola Stauche r. Frank Steffel hristian Freiherr von Stetten ieter Stier ero Storjohann tephan Stracke ax Straubinger arin Strenz ena Strothmann ichael Stübgen ntje Tillmann r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Vogel (Kleinsaara) tefanie Vogelsang ndrea Astrid Voßhoff r. Johann Wadephul arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg (Hamburg) eter Weiß (Emmendingen) abine Weiss (Wesel I) ngo Wellenreuther arl-Georg Wellmann eter Wichtel nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch lisabeth Winkelmeier- Becker agmar Wöhrl r. Matthias Zimmer olfgang Zöller illi Zylajew PD ngrid Arndt-Brauer ainer Arnold einz-Joachim Barchmann oris Barnett r. Hans-Peter Bartels laus Barthel ören Bartol ärbel Bas abine Bätzing irk Becker we Beckmeyer othar Binding (Heidelberg) erd Bollmann laus Brandner W B E M U M P D M E S K E G D D P S M M Ir G U A M W H B K M H R D G G P F D C J O D U H D D F A N A U C C D B G K C K H P U D F D D (C (D illi Brase ernhard Brinkmann (Hildesheim) delgard Bulmahn arco Bülow lla Burchardt artin Burkert etra Crone r. Peter Danckert artin Dörmann lvira Drobinski-Weiß iegmund Ehrmann arin Evers-Meyer lke Ferner abriele Fograscher r. Edgar Franke agmar Freitag eter Friedrich igmar Gabriel ichael Gerdes artin Gerster is Gleicke ünter Gloser lrike Gottschalck ngelika Graf (Rosenheim) ichael Groß olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn laus Hagemann ichael Hartmann (Wackernheim) ubertus Heil (Peine) olf Hempelmann r. Barbara Hendricks ustav Herzog abriele Hiller-Ohm etra Hinz (Essen) rank Hofmann (Volkach) r. Eva Högl hristel Humme osip Juratovic liver Kaczmarek r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber ans-Ulrich Klose r. Bärbel Kofler aniela Kolbe (Leipzig) ritz Rudolf Körper nette Kramme icolette Kressl ngelika Krüger-Leißner te Kumpf hristine Lambrecht hristian Lange (Backnang) r. Karl Lauterbach urkhard Lischka abriele Lösekrug-Möller irsten Lühmann aren Marks atja Mast ilde Mattheis etra Merkel (Berlin) llrich Meßmer r. Matthias Miersch ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ietmar Nietan Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 14. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 19. Januar 2010 1247 (A) ) (B) ) Manfred Nink Thomas Oppermann Holger Ortel Aydan Özoğuz Heinz Paula Johannes Pflug Joachim Poß Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Mechthild Rawert Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth (Esslingen) Michael Roth (Heringen) Marlene Rupprecht (Tuchenbach) Anton Schaaf Axel Schäfer (Bochum) Bernd Scheelen Marianne Schieder (Schwandorf) Werner Schieder (Weiden) Silvia Schmidt (Eisleben) Ulla Schmidt (Aachen) Carsten Schneider (Erfurt) Ottmar Schreiner Swen Schulz (Spandau) Ewald Schurer Frank Schwabe Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Martin Schwanholz Rolf Schwanitz Stefan Schwartze Dr. Carsten Sieling Sonja Steffen Peer Steinbrück Dr. Frank-Walter Steinmeier Christoph Strässer Kerstin Tack Dr. h. c. Wolfgang Thierse Franz Thönnes Wolfgang Tiefensee Ute Vogt Dr. Marlies Volkmer Andrea Wicklein Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Dieter Wiefelspütz Waltraud Wolff (Wolmirstedt) Uta Zapf Dagmar Ziegler Manfred Zöllmer Brigitte Zypries FDP Jens Ackermann Christian Ahrendt Christine Aschenberg- Dugnus Daniel Bahr (Münster) Florian Bernschneider Sebastian Blumenthal Claudia Bögel Nicole Bracht-Bendt Klaus Breil R A M S H R D P M R J U O P D D H H M D H M E B D H M D P D H G D S P H S H S L C D M D O H P G J P B D D H C G D D D B F C J M D ainer Brüderle ngelika Brunkhorst arco Buschmann ylvia Canel elga Daub einer Deutschmann r. Bijan Djir-Sarai atrick Döring echthild Dyckmans ainer Erdel örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff r. Edmund Peter Geisen r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann einz Golombeck iriam Gruß r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein anuel Höferlin lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer einer Kamp ichael Kauch r. Lutz Knopek ascal Kober r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp r. h. c. Jürgen Koppelin ebastian Körber atrick Kurth (Kyffhäuser) einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht abine Leutheusser- Schnarrenberger ars Lindemann hristian Lindner r. Martin Lindner (Berlin) ichael Link (Heilbronn) r. Erwin Lotter liver Luksic orst Meierhofer atrick Meinhardt abriele Molitor an Mücke etra Müller (Aachen) urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann (Lausitz) irk Niebel ans-Joachim Otto (Frankfurt) ornelia Pieper isela Piltz r. Birgit Reinemund r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr immy Schulz arina Schuster r. Erik Schweickert W J D J D T D C S F S J D D D H D J A D H K M H S C E D R S D H W D K W N D A D H D I D A U D K H J J K C S R M S U D T U D C K N T erner Simmling udith Skudelny r. Hermann Otto Solms oachim Spatz r. Max Stadler orsten Heiko Staffeldt r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele tephan Thomae lorian Toncar erkan Tören ohannes Vogel (Lüdenscheid) r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff (Rems-Murr) IE LINKE an van Aken gnes Alpers r. Dietmar Bartsch erbert Behrens arin Binder atthias W. Birkwald eidrun Bluhm teffen Bockhahn hristine Buchholz va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm eidrun Dittrich erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke icole Gohlke iana Golze nnette Groth r. Gregor Gysi eike Hänsel r. Rosemarie Hein nge Höger r. Barbara Höll ndrej Konstantin Hunko lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen atja Kipping arald Koch an Korte utta Krellmann atrin Kunert aren Lay abine Leidig alph Lenkert ichael Leutert tefan Liebich lla Lötzer r. Gesine Lötzsch homas Lutze lrich Maurer orothée Menzner ornelia Möhring ornelia Möller iema Movassat homas Nord P J R In P M D D K R D K S A F D A K S H K J B D K M V C B A V E K H D K K B B W P U D B In T U K M S M U T S O A F S R M U M N A J K (C (D etra Pau ens Petermann ichard Pitterle grid Remmers aul Schäfer (Köln) ichael Schlecht r. Herbert Schui r. Ilja Seifert athrin Senger-Schäfer aju Sharma r. Petra Sitte ersten Steinke abine Stüber lexander Süßmair rank Tempel r. Axel Troost lexander Ulrich athrin Vogler ahra Wagenknecht alina Wawzyniak atrin Werner örn Wunderlich ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN erstin Andreae arieluise Beck (Bremen) olker Beck (Köln) ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde iola von Cramon-Taubadel kin Deligöz atja Dörner ans-Josef Fell r. Thomas Gambke ai Gehring atrin Göring-Eckardt ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann riska Hinz (Herborn) lrike Höfken r. Anton Hofreiter ärbel Höhn grid Hönlinger hilo Hoppe we Kekeritz atja Keul emet Kilic ven Kindler aria Klein-Schmeink te Koczy homas Koenigs ylvia Kotting-Uhl liver Krischer gnes Krumwiede ritz Kuhn tephan Kühn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth (Quedlinburg) onika Lazar icole Maisch gnes Malczak erzy Montag erstin Müller (Köln) (A) (C) (B) (D) Beate Müller-Gemmeke Ingrid Nestle Dr. Konstantin von Notz Omid Nouripour Friedrich Ostendorff Dr. Hermann Ott Lisa Paus Tabea Rößner Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Dr. Gerhard Schick Dorothea Steiner Dr. Wolfgang Strengmann- Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Markus Tressel Jürgen Trittin Daniela Wagner Wolfgang Wieland Dr. Valerie Wilms Josef Philip Winkler 91, 12 0, Te 1248 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 14. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 19. Januar 2010 14. Sitzung Berlin, Dienstag, den 19. Januar 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701400000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
herzlich zur ersten Plenarsitzung des Deutschen Bundes-
tages im neuen Jahr. Da es gute Wünsche kaum zu viel
geben kann, nutze ich gerne die Gelegenheit, Ihnen allen
persönlich und uns gemeinsam ein gutes und erfolgrei-
ches neues Jahr zu wünschen.

Der Kollege Franz Müntefering hat am vergangenen
Samstag seinen 70. Geburtstag gefeiert,


(Beifall)


und einige Tage zuvor haben die Kollegin Dr. Christel
Happach-Kasan und der Kollege Willi Zylajew runde
Geburtstage gefeiert. Im Namen des Hauses Ihnen alle
guten Wünsche für das neue Lebensjahr!


(Beifall)


Bevor wir in unsere vereinbarte, ausgedruckte Tages-
ordnung eintreten, haben wir einen Geschäftsordnungs-
antrag zu behandeln. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen hat fristgerecht beantragt, die heutige Tagesordnung
um die Beratung ihres Antrags mit dem Titel „Umsatz-
steuerermäßigung für Hotellerie zurücknehmen“ zu er-

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Redet
weitern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Zur Geschäftsordnung erteile ich das Wort dem Kol-
legen Volker Beck.


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701400100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir bean-

tragen, unseren Antrag „Umsatzsteuerermäßigung für
Hotellerie zurücknehmen“ zusammen mit dem Einzel-
plan des Bundesministeriums der Finanzen hi
beraten. Als wir die Tagesordnung für die
vereinbart haben, war das Wachstumsbeschl
gesetz noch nicht verabschiedet und waren

(C (D ung 19. Januar 2010 0 Uhr ründe und Konsequenzen des Wachstumsbeschleuniungsgesetzes noch nicht in vollem Umfang bekannt. Nach Ihrem Finanzplan geht es um ein Volumen von Milliarde Euro jährlich, nach Meinung der Experten in er Sachverständigenanhörung um 2 Milliarden Euro. ngesichts der dramatischen Haushaltssituation ist es otwendig, eine Korrektur anzubringen, die noch im undeshaushalt 2010 Berücksichtigung finden kann. eshalb ist die heutige Beratung unseres Antrages im usammenhang mit dem Bundeshaushalt dringend er orderlich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie mögen jetzt einwenden – Kollege Kauder hat es
ir gerade auf meinem Weg zum Rednerpult hinterher-

erufen –: Es geht um den Haushalt. Natürlich ist das
ine haushaltsrelevante und eng im Zusammenhang mit
em Bundeshaushalt stehende Frage. Aber ich möchte
aran erinnern: In Ihrer letzten Koalition, Herr Kauder,
aben Sie in ersten Lesungen des Bundeshaushaltes im-
er wieder Anträge zugelassen, die noch nicht einmal

m Zusammenhang mit dem Bundeshaushalt standen.
ch erinnere an das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2007,
en Antrag der Koalition „Die weltweit letzten

ext
100 westpazifischen Grauwale schützen“


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ja eigentlich gut so!)


und an 2006, wo es um Belarus nach den Präsident-
schaftswahlen ging. Meine Damen und Herren: Lassen
Sie diesen Antrag heute zu!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Umsatzsteuersenkung für Hotellerie ist Klientel-
politik reinsten Wassers.

im BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
r SPD sowie bei Abgeordneten der
er heute zu
se Woche

eunigungs-
die Hinter-


(Beifall be und bei de LINKEN)







(A) )



(B) )


Volker Beck (Köln)

Sie verfehlt das angebliche Ziel der Koalition, Steuer-
vereinfachungen durchzuführen. Die Wirtschaftsver-
bände – acht große Verbände – haben Ihnen diese Woche
einen Brief geschrieben, in welchem sie eine Korrektur
dieser Regelung verlangen; denn diese Regelung führt
bei den Betrieben zu mehr Bürokratie. Der Aufwand für
Reisekostenabrechnungen wird steigen. Ein Teil der
Kosten, nämlich die Frühstücksregelung, wird in Zu-
kunft lohnsteuerpflichtig werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie wollten zur Geschäftsordnung sprechen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701400200

Herr Kollege Beck!


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701400300

All diese Fragen zeigen, dass Ihr Gesetz das Ziel ver-

fehlt. Deshalb müssen wir heute im Rahmen der Haus-
haltsberatungen entsprechend darüber diskutieren, Herr
Präsident, weil die Sachlage damals nicht bekannt war.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist wichtig, dass der Deutsche Bundestag in der ersten
Sitzungswoche des neuen Jahres eine entsprechende
Korrektur vornimmt und für die Betriebe und Unterneh-
men im Land Rechtsklarheit schafft.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701400400

Herr Kollege Beck, Sie wissen ja, dass mein besonde-

res Wohlwollen Sie jederzeit begleitet.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich muss Sie dennoch darauf aufmerksam machen, dass
Sie im Augenblick zur Geschäftsordnung reden und eine
Debatte zur Sache erst erfolgen kann, wenn der Punkt
aufgesetzt wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau richtig!)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701400500

Das ist richtig, Herr Präsident. Ich weiß, dass Sie im-

mer die notwendigen geschäftsleitenden Hinweise ge-
ben. Das schätze ich außerordentlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich habe ja auch begründet, warum heute hier, im Deut-
schen Bundestag, eine Debatte im Zusammenhang mit
dem Bundeshaushalt nach der Geschäftsordnung drin-
gend erforderlich ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich habe selten einen aufgeblaseneren Menschen gesehen als den!)


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(C (D Es ist erforderlich, dass wir als Bundestag sofort eagieren, weil in der Öffentlichkeit der Eindruck enttanden ist, dass man in diesem Land politische Entcheidungen kaufen kann. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


ür die Steuerbegünstigung für Übernachtungen gibt es
einen fachlichen Grund. Sie führt nicht zu Wachstum,
ondern zu mehr Bürokratie, und sie kostet den Staat
Milliarden Euro im Jahr. Es gibt kein vernünftiges Ar-
ument dafür, außer den 1,1 Millionen Argumenten in
er Schatzmeisterei der FDP.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Bürgerinnen und Bürger erwarten vom Deutschen
undestag, dass er sich mit dieser Frage unverzüglich, in
er ersten Sitzungswoche des Jahres, beschäftigt, weil
ie eine generelle Kritik an der Politik haben. Sie haben
en Eindruck, dass hier etwas nicht richtig läuft. Meine
ollegen von der FDP, diese Spende mag legal sein, in
rdnung ist sie deshalb noch lange nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Deshalb fordere ich Sie, meine Damen und Herren
on der Koalition, auf: Drücken Sie diese Debatte heute
m Deutschen Bundestag nicht weg! Lassen Sie zu, dass
ir hier und heute über die Rücknahme dieser unseligen

teuerrechtlichen Klientelpolitik debattieren und unseren
ntrag zusammen mit dem Bundeshaushalt verabschie-
en können!

Meine Kollegen von der FDP, Ihnen sei geraten, die
pende an August Baron von Finck zurückzuüberwei-
en. Sie würden Ihrer Partei und der Demokratie in
eutschland damit einen Dienst erweisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701400600

Das Wort erhält nun der Kollege Peter Altmaier für

ie CDU/CSU-Fraktion.


Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1701400700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen ist
urchsichtig,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Transparent!)


r ist unehrlich, er ist problematisch für die politische
ultur, und er ist für die wirtschaftliche Entwicklung

endenziell schädlich,


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


nd deshalb lehnen wir ihn ab.






(A) )



(B) )


Peter Altmaier

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will diese Ablehnung im Einzelnen begründen: Er
ist durchsichtig. Herr Kollege Beck, das haben Sie selbst
vorweggenommen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Transparent! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schämen Sie sich! Peinlich!)


Wir befinden uns in der Haushaltsdebatte. Es ist gera-
dezu die Natur der Haushaltsdebatte, dass über alle poli-
tisch relevanten Themen und Vorgänge im Rahmen der
Haushaltsberatungen diskutiert werden kann: im Rah-
men der Generalaussprache, im Rahmen der Aussprache
zum Finanzteil, im Rahmen der Aussprache zum Wirt-
schaftsteil. Sie hätten und Sie haben Möglichkeiten ohne
Ende, die Themen, die Sie interessieren, zur Sprache zu
bringen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sprechen ja, aber nicht entscheiden!)


Dass Sie gestern Abend einen in aller Eile zusammenge-
stoppelten Antrag eingereicht haben, zeigt, dass es Ihnen
nicht um die Sache geht, sondern nur darum, einen billi-
gen PR-Effekt zu erzielen. Dabei machen wir nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Feigheit vor der Abstimmung! Mutlos! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha, das ist Ihnen unangenehm, Herr Altmaier! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schämen Sie sich!)


Ihr Geschäftsordnungsantrag ist darüber hinaus in
höchstem Maße unehrlich, und zwar aus zwei Gründen.
Der erste Grund: Sie tun so, als ob die Mehrwert-
steuerermäßigung im Bereich des Hotelgewerbes über
Nacht vom Himmel gefallen ist, nachdem ein Unterneh-
mer, der zufällig auch Hotels betreibt, an die FDP ge-
spendet hat.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Ehrlich-
keit gebietet es, darauf hinzuweisen, dass diese Debatte
begonnen hat, nachdem der damalige Bundeskanzler
Gerhard Schröder seinem damaligen französischen Prä-
sidentenkollegen Chirac zugesagt hat, sich in der Euro-
päischen Union dafür einzusetzen, dass genau diese Er-
mäßigungen möglich werden. In der Folge hat rund die
Hälfte aller europäischen Länder davon Gebrauch ge-
macht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Ich habe nicht gefragt, ob Bundeskanzler Schröder da-
mals Spenden von irgendjemandem aus diesem Bereich
erhalten hat.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre einmal eine interessante Frage, Herr Altmaier!)



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(C (D Sie können noch so laut schreien. Dadurch wird nur ie Unzulänglichkeit Ihrer Argumente deutlich. Der Kern der Debatte, Herr Kollege Trittin – ich omme zum zweiten Grund –, ist jedoch ein ganz andeer – darüber möchte ich gerne mit Ihnen reden –: Die rgumentation des Kollegen Beck läuft im Wesen da auf hinaus, dass man von einem Unternehmen keine pende annehmen darf, essen politische Interessen man vorher oder nachher in rgendeiner Weise im Gesetzgebungsverfahren im Deutchen Bundestag befördert hat. Ich habe mich gestern Abend auf der Internetseite ww.Parteispenden.Unklarheiten.de umgesehen, eine olitische Datenbank einer NGO. Dort wird dargestellt, elche Parteien in Deutschland von welchen Unternehen Spenden bekommen haben. Seit dem Jahre 2000 hat ach dieser Datenbank Bündnis 90/Die Grünen unter anerem bekommen: von der Ostwind-Verwaltungsgesellchaft mbH insgesamt 121 000 Euro, von Pro Vento 0 903 Euro, von der Conenergy AG 49 000 Euro, (Zurufe von Abgeordneten der CDU/CSU: Aha!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


on der EWO Energietechnologie GmbH 40 000 Euro,
on der Ersol AG 25 000 Euro,


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


on der Solon AG 20 000 Euro und von der Windpark
ohlbedacht GmbH 25 000 Euro.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie das mal zusammengerechnet, Herr Altmaier?)


Meine Damen und Herren, wenn das Argument, das
ie eben vorgetragen haben, auch nur einen Funken
ahrheit enthält, dann würde das bedeuten, dass Sie sich

ür die Frage der alternativen Energien nicht mehr ein-
etzen dürfen, weil Sie die ganze Zeit von Unternehmen,
ie damit Geld verdienen, Spenden entgegengenommen
aben. So einfach ist das.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Blattschuss!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701400800

Kollege Altmaier, ich muss Sie darauf aufmerksam

achen, dass wir jetzt nicht die inhaltliche Debatte füh-
en, um deren Stattfinden es bei diesem Geschäftsord-
ungsantrag geht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Peter Altmaier (CDU):
Rede ID: ID1701400900

Herr Präsident! Danach werde ich mich richten. Sie

erden aber bemerkt haben, dass sich meine Ausführun-






(A) )



(B) )


Peter Altmaier
gen im Gegensatz zu dem, was der Kollege Beck gesagt
hat, auf die Geschäftsordnung beziehen.

Der letzte Gedanke ist, dass Ihr Antrag auch für die
politische Kultur problematisch ist.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Über die in Rede stehende Maßnahme diskutieren wir in
Deutschland seit über einem Jahr. Diese Forderung war
im Wahlprogramm der FDP, im Wahlprogramm anderer
Parteien, auch in dem der Linkspartei, wenn ich richtig
nachgelesen habe, enthalten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben im Bundestagswahlkampf diese Forderung be-
kämpft. Sie haben leider Gottes in puncto Wählerzustim-
mung nicht recht bekommen; Sie haben die Bundestags-
wahl verloren.

Zu dieser Forderung hat ein Gesetzgebungsverfahren
stattgefunden. Im Gegensatz zur rot-grünen Koalition,
die seit 1998 ständig Maßnahmen umgesetzt hat, die nie
im Wahlprogramm standen, hat diese Koalition bisher
ausschließlich Maßnahmen umgesetzt, die schon vor der
Wahl in den Wahlprogrammen der Parteien standen. Da-
bei wird es auch in absehbarer Zeit bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben in erster, zweiter und dritter Lesung im
Deutschen Bundestag gegen diese Maßnahme argumen-
tiert. Sie haben verloren. Sie haben im Bundesrat dage-
gen argumentiert. Sie haben erneut verloren. Sie haben
zum dritten Mal verloren. Irgendwann einmal muss man
in der Demokratie dann auch zugeben können, dass man
verloren hat; sonst wird man so schnell auch nicht wie-
der gewinnen. Wir werden Ihren Antrag heute ablehnen,
damit Sie Zeit haben, darüber nachzudenken, dass Sie in
Zukunft vielleicht das eine oder andere in Ihrer Vorge-
hensweise ändern müssen.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701401000

Kollege Oppermann hat nun das Wort für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1701401100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber

Kollege Altmaier, wer in der falschen Sache immer wie-
der gewinnt, kann trotzdem der Verlierer sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Da spricht sich einer Mut zu! So ist es recht!)


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(C (D ei einer Umfrage von n-tv heute Morgen, ob die Bunesregierung käuflich sei, haben 82 Prozent mit Ja und Prozent mit Nein geantwortet. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß nicht, ob die Spenden von 820 000 Euro an
ie CSU und von 1,1 Millionen Euro an die FDP durch
aron August von Finck mit dem Parteiengesetz verein-
ar sind. Das wird der Präsident des Deutschen Bundes-
ages prüfen. Wir warten das Ergebnis dieser Prüfung ab.

Eines können wir aber schon heute feststellen: Das
ehrwertsteuergeschenk für Hotelketten ist mit den
rundsätzen des allgemeinen Wohls im demokratischen
nd sozialen Rechtsstaat in eklatanter Weise unverein-
ar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ieses allgemeine Wohl wird nicht durch die Summe
ächtiger Einzelinteressen definiert.


(Zuruf von der FDP: Geschäftsordnung!)


aßstab für das allgemeine Wohl ist vielmehr das grund-
egende Bedürfnis der Menschen, ihren Lebensunterhalt
us eigener Anstrengung zu verdienen und deshalb an Ar-
eit, Bildung, Gesundheit und sozialer Sicherheit teilzu-
aben. Das ist der Maßstab und nicht die Interessen von
pothekern, von Hotelbesitzern, von Steuerberatern und

nderen einzelnen Gruppen, die Sie bisher bedient haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In einer parlamentarischen Demokratie muss man zu-
indest den Versuch unternehmen, für ein Gesetz eine

llgemeine Plausibilität zu bekommen. Ich sage Ihnen:
as ist Ihnen beim Steuergeschenkgesetz nicht gelun-
en. 15 von 16 Experten haben den Gesetzentwurf bei
er Anhörung abgelehnt.


(Zuruf von der SPD: Ja!)


er Finanzwissenschaftler Professor Homburg hat es als
konomischen Irrsinn bezeichnet, und Norbert Lammert
on der CDU hat gesagt, es sei willkürlich, bürokratisch
nd unsinnig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich frage Sie: Warum haben Sie dieses Gesetz trotz-
em durchgesetzt? Sie haben es durchgesetzt, weil Sie
ie Interessen einer ganz bestimmten Gruppe befriedi-
en wollen. Sie haben das allgemeine Wohl aus den Au-
en verloren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701401200

Herr Kollege Oppermann, Sie wollten sicherlich auch

noch einen Satz zur Geschäftsordnung sagen.


(Heiterkeit im ganzen Hause – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1701401300

Gerne. Ich habe verstanden, Herr Präsident. – Ich

finde es unerträglich, dass ein Milliardär mit einer Mil-
lionenspende maßgeblich Einfluss darauf nehmen kann,
was die Mehrheit hier im Bundestag beschließt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der FDP: Kann er nicht!)


Ich finde es schlimm, dass Sie damit den Anschein er-
weckt haben, als ob unser Staat käuflich sei.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das haben Sie gemacht!)


Deshalb tragen Sie jetzt die Verantwortung und die Be-
weislast dafür, dass dieser böse Anschein einer gekauf-
ten Koalition widerlegt wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir fordern Folgendes:

Erstens. CSU und FDP müssen diese Spenden zu-
rückgeben. Auf diesem Geld liegt kein Segen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zweitens. Das mit dem Makel der Käuflichkeit behaf-
tete Mehrwertsteuergeschenk für Hotelketten muss auf-
gehoben werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Drittens. Frau Bundeskanzlerin, Sie haben den Koali-
tionsvertrag verhandelt,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Moderiert!)


und deshalb tragen Sie Verantwortung dafür, dass für
den hemmungslosen Durchmarsch der Lobbyisten in
Deutschland alle Türen aufgemacht worden sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich fordere Sie auf: Machen Sie diese Türen wieder zu
und kehren Sie zurück zu einer Politik, die am allgemei-
nen Wohl interessiert ist!


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1701401400
Ihr
persönlicher politischer Aufstieg war verbunden mit
dem Ende der „Bimbesrepublik“ Deutschland.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Ach herrje!)


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(C (D ch prophezeie Ihnen: Wenn es Ihnen nicht gelingt, die ückkehr in die „Bimbesrepublik“ zu verhindern, dann st das der Anfang Ihres politischen Abstiegs. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701401500

Für die FDP-Fraktion erhält nun der Kollege van

ssen das Wort.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Peter Altmaier [CDU/CSU])



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1701401600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

aben Begründungen gehört, warum heute sofort über
ie Frage des reduzierten Mehrwertsteuersatzes disku-
iert werden muss. Diese Notwendigkeit besteht nicht,
ie ich Ihnen jetzt ganz schnell darlegen werde.


(Zurufe von der SPD: Oh! Oh! – Sehr interessant! – Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit dieser Frage hat sich unter anderem die Partei Die
inke befasst. Auf Seite 30 des Bundestagswahlpro-
ramms der Linken, das mir vorliegt,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: So ist es richtig! Das ist ja schon mal ein Anfang!)


ordert sie den ermäßigten Umsatzsteuersatz von
Prozent für Hotellerie und Gastronomie;


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nein! Nein! So nicht!)


xakt so ist es.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP], an die LINKE gewandt: Aha! So ist das also! Jetzt seid ihr endlich einmal aufgefallen!)


Mir liegen die tourismuspolitischen Leitlinien der
PD aus dem Jahre 1998 vor.


(Zuruf von der SPD: 1998? Wie aktuell!)


arin fordert die SPD den halbierten Mehrwertsteuer-
atz für Gastronomie und Hotellerie.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mir liegt der Antrag des Vorsitzenden der SPD-Frak-
ion im Bayerischen Landtag, Franz Maget, und der
raktion der SPD vom 18. Januar 2006 vor. Er hat fol-
enden Inhalt:

Die Staatsregierung wird aufgefordert, ihren Ein-
fluss dahin gehend geltend zu machen, dass der
Bund für die Hotellerie den reduzierten Mehrwert-
steuersatz in Höhe von 7 % einführt.

o viel zur SPD.






(A) )



(B) )


Jörg van Essen

(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber am allerschönsten sind die Grünen. Die Fraktion
der Grünen im Bayerischen Landtag hat am 22. April
letzten Jahres mit breiter Mehrheit die Einführung eines
ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Gastronomie und
Hotellerie gefordert.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wo sind die Spenden dazu? Floss damals Geld?)


Weil das, was der wirtschaftspolitische Sprecher der
Grünen im Bayerischen Landtag dazu ausgeführt hat,
richtig ist, würde ich ihn gerne persönlich zitieren:

Wir setzen uns ein für die Einführung des ermäßig-
ten Mehrwertsteuersatzes für Gaststätten und Ho-
tels, nicht weil wir uns dadurch dann spürbar nied-
rigere Preise für die Gaststätten- und Hotelgäste
versprechen, sondern weil wir uns Impulse erwar-
ten … in der Frage reguläre Arbeitsplätze … und …
im Hinblick auf den dringend zur Beseitigung an-
stehenden Investitionsstau … Auch geht es um …
Wettbewerbsgleichheit im grenznahmen Raum wie
in Metropolen.

Außerdem weist er darauf hin, dass 22 der 27 EU-Mit-
gliedstaaten den ermäßigten Mehrwertsteuersatz einge-
führt haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, in Anbetracht des-
sen, was ich gerade vorgetragen habe – die Linken for-
dern den ermäßigten Mehrwertsteuersatz, die SPD for-
dert den ermäßigten Mehrwertsteuersatz,


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Nein! – Weitere Zurufe von der SPD: Tun wir nicht! – Stimmt nicht! – Das ist nicht wahr!)


bei den Grünen gibt es welche, die ihn absolut befürwor-
ten –, muss ich sagen: Die Gründe, die Sie vorgetragen
haben, warum dieses Thema heute zu debattieren ist,
gibt es offensichtlich gar nicht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die interessante Frage ist ja, warum Sie diese Auffassung zur Parteimeinung gemacht haben, Herr van Essen!)


Ich weise alle Vorwürfe, die Sie erhoben haben, mit
Nachdruck zurück.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na gut! Und jetzt zum Geld, Herr van Essen!)


Der Skandal ist nicht, dass eine Parteispende angenom-
men und ordnungsgemäß deklariert worden ist, sondern
der Skandal ist das, was Sie hier und heute präsentieren.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701401700

Nun erhält die Kollegin Frau Dr. Enkelmann das Wort

ür die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701401800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die Fraktion Die Linke unterstützt den Ge-
chäftsordnungsantrag der Grünen.

Zur Ehrlichkeit, lieber Kollege van Essen, lieber Herr
auder, gehört, dass man, wenn man denn schon zitiert,
orrekt zitiert. Was steht in unserem Wahlprogramm?
ir wollen, dass der ermäßigte Umsatzsteuersatz von

Prozent ausgeweitet wird auf Produkte und Dienstleis-
ungen für Kinder,


(Beifall bei der LINKEN)


pothekenpflichtige Arzneimittel und arbeitsintensive
ienstleistungen des Handwerks sowie Hotellerie und
astronomie


(Zurufe von der FDP: Aha!)


nd dass kleine Unternehmen und Selbstständige die
msatzsteuer auf eine Rechnung erst nach dem Zah-

ungseingang abzuführen haben.


(Beifall bei der LINKEN)


o weit unser Wahlprogramm; ich stelle es Ihnen gerne
ur Verfügung.

Die Entscheidung, die Mehrwertsteuer allein für die
otellerie abzusenken, wirft ein bezeichnendes Licht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as ist genau das Problem: dass diese Entscheidung an-
esichts dieser Spenden in einem völlig neuen Licht er-
cheint. Auch die weiteren Forderungen der FDP nach
teuersenkungen erscheinen jetzt in einem völlig ande-
en Licht. Wir werden uns das sehr genau anschauen und
uch die Spendentätigkeit danach sehr genau verfolgen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Sie werden genauso eine Pleite erleben!)


Die Entscheidung hat Auswirkungen auf den Haus-
alt. Deswegen ist es richtig, diesen Antrag im Zuge der
aushaltsberatungen zu beraten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
st nicht auch unter Ihnen der eine oder andere – viel-
eicht auch unser Bundestagspräsident –, der vor dem
intergrund, dass es diese Spende aus der Hotellerie ge-
eben hat, eine andere Entscheidung getroffen hätte?
ürde es, auch angesichts des Protestes, der von außen

ommt, heute tatsächlich noch eine Mehrheit für diese
ntscheidung geben? Ich wage das zu bezweifeln.






(A) )



(B) )


Dr. Dagmar Enkelmann

(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine Aufhebung dieser Entscheidung hätte genauso
Auswirkungen auf den Haushalt. Deswegen ist es not-
wendig, dass wir in dieser Haushaltsdebatte über diesen
Antrag debattieren.

Lieber Kollege Altmaier, Sie haben recht: Das Lob-
byunwesen hat in den letzten Jahren unverschämte Aus-
maße angenommen. Ich will daran erinnern, dass Vertre-
ter von Lobbyunternehmen zum Beispiel an Gesetzen
mitgearbeitet haben, in der letzten Wahlperiode unter an-
derem an dem Entwurf zur Gesundheitsreform. Ich will
daran erinnern, dass es Gefälligkeitsgutachten gibt.
Auch kennen wir Dankbarkeit in Form von Spenden
nicht erst seit der Spende an die FDP. Unter anderem ha-
ben sich große Versicherungskonzerne sehr dankbar er-
wiesen für Wohlverhalten angesichts der Einführung der
Riester-Rente,


(Beifall bei der LINKEN)


und zwar gegenüber allen Parteien in diesem Bundestag
mit Ausnahme der Linken.

Diese Spende an die FDP wirft ein schlechtes Licht
auf den Parlamentarismus, auf die Demokratie in diesem
Land.


(Jörg van Essen [FDP]: Alles entspricht genau den Regeln des Bundesverfassungsgerichts!)


Wir müssen grundsätzlich klären, welche Spenden ange-
nommen werden dürfen und wo wir als Politik sagen:
Jetzt ist Schluss! Spenden von großen Unternehmen dür-
fen nicht an Parteien gehen.


(Beifall bei der LINKEN – Jörg van Essen [FDP]: Das Bundesverfassungsgericht sagt etwas anderes!)


In den Medien ist jetzt von Käuflichkeit der Regie-
rung die Rede. Sie, sehr geehrte Ministerinnen und
Minister, haben vor diesem Parlament einen Amtseid ab-
gelegt, dass Sie Schaden vom Volk abwenden, dass Sie
nur im Interesse des Volkes arbeiten wollen. Diese
Spende wirft auch darauf ein anderes Licht: Sie müssen
Schaden abwenden vom deutschen Volk und nicht von
Ihren Parteien. Diese Spende ist unzulässig; sie muss
deswegen zurückgezahlt werden.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701401900

Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer stimmt für

den Geschäftsordnungsantrag der Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen? – Wer stimmt dagegen? – Wer möchte sich
der Stimme enthalten? – Damit ist der Geschäftsord-
nungsantrag von der Mehrheit des Hauses abgelehnt.

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(C (D Ich rufe nun Tagesordnungspunkt 1 auf: Wahl eines Mitglieds des Parlamentarischen Kontrollgremiums gemäß Artikel 45 d des Grundgesetzes – Drucksache 17/437 – Die Fraktion Die Linke schlägt den Abgeordneten olfgang Nešković vor. Bevor wir zur Abstimmung kommen, bitte ich Sie um ufmerksamkeit für einige Hinweise zum Verfahren: ie für die Wahl erforderlichen Stimmkarten werden zw. sind im Saal verteilt. Sie benötigen außerdem Ihren ahlausweis aus dem Stimmkartenfach. Gewählt ist, wer die Stimmen der Mehrheit der Mitlieder des Bundestages auf sich vereint, also mindesens 312 Stimmen. Gültig sind nur Stimmkarten mit eiem Kreuz bei „Ja“, „Nein“ oder „enthalte mich“. ngültig sind Stimmkarten, die mehr als ein solches reuz, andere Namen oder Zusätze enthalten. Die Wahl ist nicht geheim. Sie können die Stimmarte deshalb an Ihren Plätzen ankreuzen. Bevor Sie die timmkarte in eine der Wahlurnen werfen, übergeben ie bitte den Schriftführerinnen und Schriftführern an en Wahlurnen Ihren Wahlausweis. Die Abgabe des ahlausweises gilt als Nachweis der Teilnahme an der ahl. Ich bitte nun die Schriftführerinnen und Schriftführer, hre vorgesehenen Plätze einzunehmen und mir zu signaisieren, ob das an allen Wahlurnen der Fall ist. – Dies cheint der Fall zu sein. Dann eröffne ich hiermit den Wahlgang. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine timmkarte noch nicht abgegeben hat? – Das ist offenichtlich nicht der Fall. Dann schließe ich die Wahl und itte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der uszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Wahl werde ch Ihnen später bekannt geben.1)


Für den nächsten Tagesordnungspunkt darf ich dieje-
igen, die daran teilnehmen wollen, bitten, Platz zu neh-
en, sodass wir dann mit der nachfolgenden Debatte be-

innen können.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 2 unserer heuti-
en Plenarsitzung auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2010


(Haushaltsgesetz 2010)


– Drucksache 17/200 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind im
ahmen der Haushaltsberatung für die heutige Ausspra-

Ergebnis siehe Seite 1145 C






(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701402000

che im Anschluss an die Einbringung des Haushalts sie-
beneinhalb Stunden, für Mittwoch achteinhalb Stunden,
für Donnerstag wiederum siebeneinhalb und für Freitag
dreieinhalb Stunden vorgesehen. Können wir das so ver-
einbaren? – Das ist offensichtlich der Fall. Dann ist das
so beschlossen.

Das Wort zur Einbringung des Haushaltes erhält nun
der Bundesminister der Finanzen, Dr. Wolfgang
Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Der Bundeshaushalt 2010, den wir heute in erster
Lesung beraten, ist durch die Erschütterungen infolge
der Krise der internationalen Finanzmärkte und des tiefs-
ten Wirtschaftseinbruchs in der Nachkriegszeit geprägt.
Es war übrigens einer der Hauptgründe für die flächen-
brandartige Ausbreitung der Finanzmarktkrise über den
gesamten Globus, dass das Vertrauen als die wichtigste
Kategorie, die es im Wirtschaftsleben im Allgemeinen
und auf den Finanzmärkten im Besonderen gibt, nahezu
universal gefährdet oder zerstört worden ist. Deshalb ist
es eine zentrale Aufgabe, Vertrauen zurückzugewinnen,
Vertrauen, das bei den Menschen im Sog der Krise ver-
loren gegangen oder zumindest erschüttert worden ist.
Die Rückgewinnung von Vertrauen ist also eine zentrale
psychologische Voraussetzung für die Überwindung die-
ser Krise. Der Finanzpolitik kommt dabei eine beson-
dere Rolle zu, nicht zuletzt weil Vertrauen durch verant-
wortungsloses, von maßloser Gier geprägtes Verhalten
einiger im Finanzsektor an führender Stelle Tätiger mit
zerstört worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das hat im Übrigen damit zu tun, dass Geld und Wäh-
rung eigentlich nichts anderes als geronnenes Vertrauen
sind. Beim Kredit kann man es sogar an der Bedeutung
des lateinischen Wortes unmittelbar erkennen. Vertrauen
hängt nun entscheidend mit Nachhaltigkeit zusammen.
Beides wiederum braucht eine funktionsfähige Ordnung.
Nun besagen alle international verfügbaren empirischen
Erfahrungen zur Wirksamkeit der Wirtschafts- und
Finanzpolitik, dass Politik immer dann erfolgreich ist,
wenn sie nachhaltig orientiert ist, wenn sie sich im We-
sentlichen auf das Setzen möglichst stabiler Rahmenbe-
dingungen für Konsumenten und Wirtschaft und damit
eben auf die Stabilisierung der Erwartungen und des
Vertrauens der Menschen konzentriert und wenn sie auf
massive diskretionäre Eingriffe des Staates verzichtet.
Aber die schwerste Wirtschaftskrise in der Nachkriegs-
zeit hat eine zeitweise Abkehr von diesem Credo not-
wendig gemacht. Das ist die Lehre, die glücklicherweise
überall aus den Erfahrungen mit der Weltwirtschafts-
krise der 20er-Jahre gezogen worden ist. In einer Situa-
tion, in der die Finanzmärkte ihre Funktionsfähigkeit zu
verlieren drohten, musste der Staat als der letztmögliche
Vertrauensanker eingreifen. Es war angesichts des
schlagartigen Einbruchs der weltweiten Nachfrage wich-
tig – man muss sich die Zahlen noch einmal vor Augen

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(C (D alten –, den Absturz zu verhindern und eine Brücke ber die Krise zu bauen. Deshalb war es alternativlos ichtig, mit einer konsequent antizyklischen Politik daauf hinzuwirken, Dauer und Ausmaß des Wirtschaftsinbruchs möglichst zu begrenzen, die Auswirkungen uf den Arbeitsmarkt abzumildern und zugleich das achstumspotenzial Deutschlands langfristig weiter zu tärken. Alle Indikatoren und Meinungsumfragen beleen, dass der Staat als ultimativer Vertrauensanker oder ls Lender of last resort, wie man auf den Finanzmärkten agt, bis heute seine Aufgabe gut gemeistert hat. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist nicht zuletzt den nationalen wie den internatio-
alen massiven staatlichen Stützungspaketen zu verdan-
en, dass sich die konjunkturellen Aussichten für die
eutsche Wirtschaft inzwischen wieder spürbar aufge-
ellt haben. Nach dem scharfen Einbruch im Winter-
albjahr 2008/2009 hat seit Frühjahr vergangenen Jahres
in Erholungsprozess eingesetzt, der in den kommenden
eiden Jahren, wenn auch vielleicht mit etwas reduzier-
em Tempo, anhalten wird. Die meisten Experten gehen
avon aus, dass das reale Bruttoinlandsprodukt nach ei-
em Rückgang in Höhe von 5 Prozent im vergangenen
ahr – man muss immer wieder darauf hinweisen, dass
o etwas bislang unvorstellbar in der Nachkriegszeit
ar; das ist einmalig; hoffentlich bleibt es auch dabei –

n 2010 und 2011 wieder ein Wachstum zwischen 1 und
Prozent aufweisen wird. Die Bundesregierung wird
hre aktuelle Wirtschaftsprognose für das kommende
ahr im Jahreswirtschaftsbericht in der kommenden Wo-
he vorlegen. Wir gingen zuletzt von 1,2 Prozent für
010 aus, die Allianz-Gruppe beispielsweise von
,8 Prozent, JP Morgan von 3,3 Prozent und der IMF im
ktober noch von 0,3 Prozent. Die große Bandbreite

eigt, dass die Unsicherheit über die künftige Wirtschafts-
ntwicklung auch in Deutschland noch groß ist. Deswe-
en bleibt es weiterhin richtig, dass wir – wie die Bun-
eskanzlerin früh gesagt hat – auf Sicht fahren müssen.

Neben der Konjunkturentwicklung im Allgemeinen
st die Reaktion des Arbeitsmarktes im Besonderen
ine zentrale Unbekannte. Im Vergleich zum Vorjahr ist
ie Zahl registrierter Arbeitsloser im Dezember vergan-
enen Jahres um 116 000 Personen auf knapp 3,3 Millio-
en Personen angestiegen. Ich muss übrigens noch ein-
al daran erinnern, wo die Arbeitslosenzahl Mitte des

ahrzehnts noch lag, damit man das, relativ betrachtet,
ichtig einordnet. Die Arbeitslosenquote liegt bei 7,8 Pro-
ent. Sie ist – bei einem Rückgang der gesamtwirtschaft-
ichen Leistungskraft um 5 Prozent darf man sagen
nur“ – um 0,4 Prozent höher als noch vor einem Jahr.
ie Reaktion des Arbeitsmarktes auf den Konjunktur-

inbruch war also glücklicherweise überraschend verhal-
en.

Die Ausweitung der Kurzarbeit, der Abbau von Über-
tunden, das Abschmelzen von Guthaben auf Arbeits-
eitkonten – das alles hat geholfen, die Beschäftigungs-
erluste in 2009 zu begrenzen. Im Übrigen wurden die
rbeitgeber auch strukturell entlastet, indem die Politik






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble:
die Lohnnebenkosten gesenkt hat, insbesondere massiv
den Arbeitslosenversicherungsbeitrag.

Viele Arbeitgeber hoffen auf eine rasche konjunktu-
relle Erholung und haben versucht und versuchen
weiterhin, ihr Fachpersonal zu halten, indem sie die Ar-
beitszeiten der reduzierten Nachfrage anpassen. Die Ar-
beitnehmer sind zu den damit einhergehenden Lohnver-
zichten bereit; auch das muss man erwähnen. Das alles
nennt man Flexibilisierung, und es funktioniert.

Gleichwohl müssen wir davon ausgehen, dass die Ar-
beitslosenzahlen in den beiden nächsten Jahren – in die-
sem und im kommenden Jahr – steigen werden. Aber wir
können hoffen, dass sie nicht so dramatisch in die Höhe
schnellen werden wie in früheren Zeiten. Arbeitgeber
und Arbeitnehmer haben gelernt, und beide Seiten zei-
gen größere Flexibilität als in früheren Zeiten.

Aber auch wenn sich die Einschätzung der wirtschaft-
lichen Entwicklung im Vergleich zum letzten Frühjahr
gebessert hat, ändert das an der historischen Dimension
dieser Krise nichts. Deshalb irrt jeder, der angesichts zu-
nehmender positiver Wirtschaftsmeldungen glaubt, wir
hätten die fatalen Folgen dieser schwersten Finanz- und
Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik
Deutschland schon hinter uns gelassen. Tatsächlich
befinden wir uns noch in einer sehr ernsten und beispiel-
losen wirtschaftlichen Gesamtsituation.

Ich will es noch einmal sagen: Der globale Nachfra-
geeinbruch hat uns in das tiefste Konjunkturtal seit Be-
stehen der Bundesrepublik Deutschland geführt. Er hat
uns besonders hart getroffen, weil wir auf den Weltmärk-
ten stärker und erfolgreicher verflochten sind als andere.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Folgen der
Krise noch nicht überwunden sind, und das gilt insbe-
sondere für die krisenbedingt dramatisch verschlechterte
Haushaltssituation bei Bund, Ländern und Kommunen.

Vor diesem Hintergrund kann es nicht überraschen,
dass der zweite Regierungsentwurf zum Haushalt 2010,
den wir heute zur ersten Lesung vorlegen, ein Abbild
dieser historischen Finanz- und Wirtschaftskrise ist.
Aber er ist nicht nur ein Abbild dieser Krise, sondern zu-
gleich ein weiterer Meilenstein zur Überwindung der
Krise. Mit diesem Haushaltsentwurf werden für das Jahr
2010 die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um
die noch nicht gefestigte Wirtschaftsdynamik weiter zu
unterstützen und so alles dafür zu tun


(Joachim Poß [SPD]: Milliarden verschenkt!)


– ich komme gleich darauf, Herr Poß –, damit Deutsch-
land gestärkt aus dieser Krise hervorgeht. Wir entspre-
chen damit übrigens internationalen Vereinbarungen, die
insbesondere im G-20-Kreis zur Überwindung der Krise
beschlossen wurden.

Ich verstehe ja gut, dass in der öffentlichen Debatte,
aber auch in diesem Hohen Hause viele gar nicht mehr
über das Jahr 2010 und seinen Haushalt, sondern am
liebsten nur noch über das Jahr 2011 und die darauf fol-
genden diskutieren möchten. Aber ich muss Sie enttäu-
schen. Wir dürfen den zweiten Schritt nicht vor dem ers-
ten tun, wenn wir nicht ins Stolpern geraten wollen.

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(C (D Im Übrigen: Die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürer – ich füge freimütig hinzu: auch ich – haben noch enügend Probleme, sich damit abzufinden, dass wir für as laufende Jahr eine Rekordneuverschuldung vorchlagen müssen. Das ist nicht trivial. Die Menschen haen ein Recht darauf, dass wir als Parlament unserer erpflichtung nachkommen, diesen Haushaltsentwurf nd die ihm zugrunde liegende makroökonomische Raio erschöpfend zu diskutieren und zu beschließen. Das at mit Vertrauensbildung und mit Vertrauensstabilisieung zu tun. Wir wissen im Übrigen, dass schwerwieende Entscheidungen auch für die Jahre danach – 2011 olgende – zu treffen sein werden. Ich werde darauf zu prechen kommen. Wenn wir diese Entscheidungen verntwortlich und sachgerecht treffen wollen, dann müssen ir sie zum gegebenen Zeitpunkt gründlich vorbereiten nd diskutieren. Aber wir dürfen sie eben nicht in mehr der weniger großer Unverbindlichkeit lange zuvor öfentlich zerreden. Im Übrigen ist es angesichts der noch großen Unsiherheit über die weitere konjunkturelle Entwicklung infach unseriös, schon jetzt Aussagen über die Folgeahre zu treffen, wenn wir nach den guten Übungen dieer Bundesrepublik den Haushaltsentwurf zur Jahresitte aufstellen müssen. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Haben Sie das Rüttgers versprochen?)


Das hat damit gar nichts zu tun. –


(Zurufe von der SPD: Oh!)


ir stellen den Haushaltsentwurf seit Jahrzehnten – je-
enfalls wenn wir den Haushalt termingerecht aufge-
tellt und keine Wahlen hatten – immer zur Jahresmitte
uf. Wir stellen ihn immer auf der Grundlage der jeweils
ktuellen Steuerschätzung auf. Die wird traditionell im-
er in der ersten Maiwoche sein, und so wird es auch in

iesem Jahr sein. Alles andere ist eine üble Unterstel-
ung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Wir sind in der Krise, da braucht man Perspektiven!)


Ich werde Ihnen gleich belegen, wie sich innerhalb von
echs Monaten die Zahlen verändern. –


(Joachim Poß [SPD]: Das wissen wir!)


Gut, dann brauchen Sie das auch nicht zu bestreiten. –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das reicht sowieso nicht, das Geld!)


ch will zeigen, wie die Krise auf den Bundeshaushalt
urchschlägt. Wir planen im Haushaltsentwurf mit einer
ettoneuverschuldung von 85,8 Milliarden Euro,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch!)


ine Größenordnung, die wir bisher nie gehabt haben
nd die deshalb mit Ernst und Eindringlichkeit erklärt
erden muss.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble:

(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt zum Schattenhaushalt! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Weiter! Gar nicht auf die eingehen!)


– Ganz ruhig, Zeit haben wir. – 85,8 Milliarden Euro
sind eben keine Kleinigkeit. Sie sind bitter, notwendig,
und sie sind ökonomisch richtig. Ich hatte bereits er-
wähnt, dass es nach der Auffassung aller Sachverständi-
gen, in Deutschland wie international, richtig ist, eine so
schwere Wirtschaftskrise, die ihre Ursachen nicht in
Deutschland hatte, mit den Mitteln der Finanzpolitik
prozyklisch nicht noch zu verstärken, sondern antizy-
klisch gegenzusteuern. Der Bund tut dies entschlossen.

Ich will daran erinnern: Wir hätten nach der mittel-
fristigen Finanzplanung, wie sie noch im Jahr 2008 be-
schlossen worden ist, den Bundeshaushalt 2010 mit ei-
ner Neuverschuldung von nur noch 6 Milliarden Euro
gefahren. Für das Jahr 2011 war eine Nullneuverschul-
dung für den Bundeshaushalt vorgesehen. Jetzt haben
wir statt 6 Milliarden Euro eine Neuverschuldung von
85,8 Milliarden Euro. Diese bedarf einer sauberen Erklä-
rung. 43,5 Milliarden Euro sind krisenbedingte Steuer-
mindereinnahmen allein für den Bund, 23,3 Milliarden
Euro sind krisenbedingte Mehrausgaben für den Arbeits-
markt, darunter 16 Milliarden Euro für den krisenbe-
dingten zusätzlichen Zuschuss an die Bundesagentur für
Arbeit.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der daher kommt, weil Sie die Sätze auf unterhalb des Notwendigen gesenkt haben!)


Dann kommen die zusätzlichen Zuschüsse an die gesetz-
lichen Krankenversicherungen in Höhe von insgesamt
10,2 Milliarden Euro hinzu, einschließlich des beschlos-
senen einmaligen zusätzlichen Zuschusses von
3,9 Milliarden Euro. Wenn Sie jetzt noch die
4 Milliarden Euro für die zwei Konjunkturpakete hinzu-
nehmen, dann sind Sie bei fast 81 Milliarden Euro. Sie
sehen, dass die Differenz zwischen der mittelfristigen
Finanzplanung und der Neuverschuldung im Haushalts-
entwurf ausschließlich durch die Krise verursacht ist. Im
Übrigen ist der Grund für diese erhöhten Zuschüsse an
die Bundesagentur für Arbeit und an die gesetzliche
Krankenversicherung doch wohl richtig. Er wird doch
hoffentlich nicht infrage gestellt werden.

Genauso wie es richtig war, dass wir den Finanzsek-
tor zulasten des steuerfinanzierten öffentlichen Haus-
halts überlebensfähig gemacht haben, ist es richtig, dass
wir die sozialen Sicherungssysteme nicht mit den Folgen
dieser exorbitanten Wirtschaftskrise belasten, sondern
dass wir entsprechende Zuschüsse im Bundeshaushalt
übernehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das ist übrigens nichts anderes als soziale Symmetrie bei
der Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Ich will daran erinnern, dass noch im Umfeld des
G-20-Treffens in Pittsburgh im September vergangenen

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(C (D ahres international eher diskutiert wurde, ob Deutschand genügend tue, um den Auswirkungen der Wirtchaftskrise entgegenzuwirken. Auch in Europa wurde ies debattiert. Ich glaube, dass wir insgesamt das ökonomisch Richige getan haben und dass wir mit dem vorliegenden aushaltsentwurf auch weiterhin das ökonomisch Rich ige tun. Das gilt auch für das Wachstumsbeschleuniungsgesetz, das in dem vorliegenden Gesetzentwurf erücksichtigt ist. Man muss das Wachstumsbeschleuniungsgesetz und das schon in der vergangenen Legislaurperiode verabschiedete Bürgerentlastungsgesetz zuammen sehen. Das Bürgerentlastungsgesetz haben Sie och für richtig gehalten. Ich weiß nicht, warum das achstumsbeschleunigungsgesetz Ihrer Meinung nach un plötzlich Gegenteiliges bewirken wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das Bürgerentlastungsgesetz war ja unbestritten!)


Ich glaube, Herr Kollege Poß, angesichts der noch
icht überwundenen Wirtschaftskrise – wir stimmen in-
ernational völlig überein, dass wir im Laufe des Jahres
ine klug dosierte Exit-Strategie finden müssen – war es
ichtig, zu Beginn des Jahres einen zusätzlichen kon-
unkturellen Impuls in der Größenordnung von etwas
eniger als 1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu set-

en. Genau das tun wir durch das Zusammenspiel von
ürgerentlastungsgesetz und Wachstumsbeschleuni-
ungsgesetz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch finde, dass die Debatte über das, was wir tun, ein biss-
hen verzerrt ist.

Zu der Geschäftsordnungsdebatte, die Sie gerade
eführt haben, will ich folgende Bemerkung hinzufügen:
erehrte Kolleginnen und Kollegen, man kann über jede
esetzliche Maßnahme unterschiedlicher Meinung sein.
ir haben gesehen, wie sich die Forderungen im Spiegel

er Wahlprogramme erhöhen. Wir haben auch erlebt,
ass es mit der Konsistenz von Wahlaussagen bei den
inzelnen Parteien unterschiedlich ist. All das will ich
etzt nicht bewerten. Angesichts des Ernstes der Wirt-
chafts- und Finanzlage, mit der wir konfrontiert sind,
nd der Sorgen in unserer Bevölkerung will ich aber da-
ür werben, dass wir dieses Parlament und die demokra-
ischen Institutionen dieses Verfassungsstaates nicht als
äuflich darstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie war das mit Schreiber?)


ehret den Anfängen! Überlegen Sie gut, was Sie tun,
nd überlegen Sie, wessen Geschäft Sie dabei betreiben!


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Schäuble, das nehmen wir aus Ihrem Mund nicht an!)


Ja, ja. Die Welt und auch wir, Deutschland, haben ge-
ade, Herr Kollege Trittin – das will ich Ihnen mit gro-
em Ernst sagen –, übereinstimmend aus der Weltwirt-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble:
schaftskrise der 20er-Jahre des vergangenen Jahr-
hunderts die richtigen Lehren gezogen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es geht um Parteispenden!)


Wir sollten aus dem Scheitern der parlamentarischen
Demokratie in der Weimarer Republik im Feuer der Dif-
famierung der demokratischen Institutionen durch die
Radikalen von rechts und links nicht die falschen Lehren
ziehen, sondern wir sollten daraus die richtigen Erkennt-
nisse gewinnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben gar nichts gelernt! Wer hat denn die 100 000 DM von Schreiber angenommen, Herr Schäuble?)


Im Übrigen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, will
ich zu manchen öffentlichen Debatten eine weitere Be-
merkung machen. Wir haben nach der Bundestagswahl
die Regierungsbildung in ungewöhnlich kurzer Zeit voll-
zogen, und das Kabinett hat den Entwurf des Bundes-
haushalts 2010 in einer ungewöhnlich kurzen Zeit aufge-
stellt; das haben viele zunächst gar nicht für möglich
gehalten. Das war möglich, weil wir uns entschieden ha-
ben – auch das war für eine neue Regierung nicht selbst-
verständlich –, dass wir die Ansätze des ersten Regie-
rungsentwurfs, den wir noch in der vergangenen
Legislaturperiode, nämlich im Juli 2009, aufgestellt ha-
ben, lediglich um die im Koalitionsvertrag vereinbarten
Sofortmaßnahmen zum 1. Januar 2010 ergänzen.

Es ist in diesem Zusammenhang kritisiert worden,
dass wir auf die Fortschreibung der mittelfristigen
Finanzplanung verzichtet haben.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


– Es ist in Ordnung, dass man so etwas kritisiert. Ich
setze mich mit diesem Argument auseinander. – Es ist
unstreitig, dass das, was wir tun, durch die geltende Ge-
setzeslage gedeckt ist. Ich will Ihnen sagen, warum ich
mich dazu entschieden habe, so zu verfahren: weil es an-
dernfalls noch Monate gedauert hätte, bis wir einen
Haushaltsplan mit einer fortgeschriebenen mittelfristi-
gen Finanzplanung aufgestellt hätten. Wir könnten dann
selbst in einigen Monaten noch nicht einmal die erste
Lesung durchführen. Wir hätten vor Jahresmitte keinen
verabschiedeten Haushalt, und wir müssten bis in die
zweite Jahreshälfte hinein mit den Regeln zur vorläufi-
gen Haushaltsführung arbeiten. Das ist in einer so unsi-
cheren konjunkturellen Lage nicht zu verantworten.
Deshalb haben wir uns für ein anderes Verfahren ent-
schieden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit man sich nun bei der Einbringung auch einmal
die grundsätzliche Struktur dieses Haushaltes vor Augen
führen kann, ist es vielleicht einfach einmal wichtig, jen-
seits der hohen Neuverschuldung und der Gesamtausga-
ben und -einnahmen die wesentlichen Ausgabenblöcke
des Bundeshaushaltes zur Kenntnis zu nehmen.

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(C (D Wenn Sie die Sozialausgaben im Bundeshaushalt zuammenrechnen, also die Zuschüsse zur gesetzlichen entenversicherung und zur gesetzlichen Krankenversiherung, die Leistungen für den Arbeitsmarkt sowie das rziehungsund Elterngeld, dann kommen Sie nach dem orliegenden Entwurf auf insgesamt 176,7 Milliarden uro; das entspricht 54,3 Prozent des gesamten Haushal es. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das muss man mal den Linken sagen!)


Nein, man muss es zur Kenntnis nehmen. Dann weiß
an nämlich auch, welche Spielräume man im Haushalt

at.

An zweiter Stelle stehen gleich die Zinsausgaben. Sie
etragen in diesem Bundeshaushalt 38 Milliarden Euro;
as entspricht 11,7 Prozent.

Die Personalausgaben belaufen sich im Bundeshaus-
alt, wenn man alles zusammenrechnet, auf insgesamt
8 Milliarden Euro; das entspricht 8,6 Prozent.

Die Ausgaben für flexibilisierte Verwaltungsaufga-
en, wiederum alle zusammengerechnet, summieren
ich auf 16,1 Milliarden Euro; das entspricht 4,9 Prozent
es Bundeshaushaltes.

Die Verteidigungsausgaben belaufen sich auf 31,1 Mil-
iarden Euro; das entspricht 9,6 Prozent des Bundeshaus-
altes.

Die Leistungen für Bildung, Wissenschaft, Forschung
nd kulturelle Angelegenheiten belaufen sich auf
5,4 Milliarden Euro; das entspricht 4,7 Prozent des
aushaltes.

Die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit be-
aufen sich auf 5,8 Milliarden Euro; das entspricht
,8 Prozent des Bundeshaushaltes.

Die Investitionen für den Verkehrsbereich belaufen
ich auf insgesamt 12,6 Milliarden Euro; das entspricht
,9 Prozent.

Die Ausgaben für Umweltschutz, Klima und Nach-
altigkeit belaufen sich auf 1,58 Milliarden Euro; das
ntspricht knapp 0,5 Prozent des Bundeshaushaltes.

Ich habe hier jetzt nur einmal die großen Ausgaben-
löcke bzw. die Eckdaten des Bundeshaushaltes be-
annt, damit man ein Stück weit weiß, wofür im Bundes-
aushalt die wesentlichen Leistungen in der Struktur
nserer föderalen Ordnung erbracht werden.

Noch einmal zurück: Der vorliegende Haushaltsent-
urf mit seiner krisenbedingten Rekordneuverschuldung

ntspricht wirtschaftspolitischen Notwendigkeiten. Wenn,
as allgemeiner nationaler wie internationaler Annahme

ntspricht und was wir alle dringend hoffen, die Krise in
iesem Jahr zu Ende geht, dann werden wir diese Neuver-
chuldung ab 2011 den Regeln der Schuldenbremse des
rundgesetzes entsprechend zurückführen müssen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt spricht er nur noch in Richtung der FDP!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble:
Das wird übrigens kein abrupter Kurswechsel sein, weil
ja die, wie ich finde, klugen Regelungen, die wir im
Zuge der Föderalismusreform II in das Grundgesetz ein-
gefügt haben, eine allmähliche Rückführung einer zu ho-
hen Neuverschuldung vorsehen. Wir müssen bis 2016
die Schuldenbremse einhalten, also ein strukturelles De-
fizit im Bundeshaushalt von maximal 0,35 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes erreichen. Diese Rückführung
der Schulden muss in gleichen Jahresraten über sechs
Jahre verteilt geschehen. Das ist kein abrupter Kurs-
wechsel.

Ausgehend von einem strukturellen Defizit von etwa
70 Milliarden Euro im Bundeshaushalt in diesem Jahr
– das strukturelle Defizit berechnet sich etwas anders als
die Gesamtneuverschuldung –, das bis 2016 in gleichen
Jahresraten auf 10 Milliarden Euro zurückgeführt wer-
den muss, reden wir immer noch von einem strukturellen
Defizit von 60 Milliarden Euro im Jahre 2011 und von
50 Milliarden Euro im Jahr 2012. Es sollte also niemand
von einem abrupten Kurswechsel sprechen. Somit bietet
diese Schuldenbremse einen entscheidenden Baustein
für eine richtige Exit-Strategie, deren prinzipielle Leitli-
nien im europäischen wie im weltweiten G-20-Rahmen
generell unbestritten sind.

Es wird gleichwohl, auch wenn es eine allmähliche
Rückführung ist, eine finanzpolitische Herkulesaufgabe
sein. Aber sie muss gemeistert werden. Die Bundesre-
gierung ist entschlossen, die Anforderungen des Grund-
gesetzes zu erfüllen. Uns allen muss klar sein, dass diese
Aufgabe mit den herkömmlichen haushalterischen Maß-
nahmen allein nicht zu bewältigen sein wird. Deswegen
habe ich die Struktureckdaten des Bundeshaushalts kurz
erwähnt.

Die Aufgabe wird übrigens im Laufe der Jahre nicht
kleiner. Wegen des Wirkungsmechanismus der grundge-
setzlichen Bremse wird sie von Jahr zu Jahr größer. Des-
wegen wird es im Laufe der Jahre nicht ohne gesetzliche
Maßnahmen gehen. Aber das muss dann gründlich und
Schritt für Schritt bedacht, öffentlich diskutiert und vor
allen Dingen so begründet werden, dass die Bürgerinnen
und Bürger unseres Landes das nachvollziehen können.

Deshalb noch einmal: Es macht keinen Sinn, jetzt ein-
zelne Vorschläge isoliert in die öffentlich-politische
Arena zu werfen mit der absehbaren Folge, dass sie al-
lenfalls zerredet werden. Damit wäre am Ende nieman-
dem weitergeholfen.

Kurzfristige, vorübergehende Erhöhung der Neuver-
schuldung zur Stabilisierung der Finanzmärkte und zur
Bekämpfung noch schlimmerer Folgen des Wirtschafts-
einbruchs und mittelfristige Reduzierung dieser Neuver-
schuldung sind also keine Gegensätze und bedeuten kei-
nen Kurswechsel, sondern sind insgesamt Ausdruck einer
auf Nachhaltigkeit und stabile Rahmenbedingungen an-
gelegten Ordnungspolitik. Im Übrigen ist Generationen-
gerechtigkeit gerade vor dem Hintergrund einer demo-
grafischen Entwicklung, wie wir sie in Deutschland und
auch in weiten Teilen Europas erleben, genauso ein Gebot
der Finanzpolitik wie etwa der Umweltpolitik. Anderen-
falls gibt es weder Nachhaltigkeit noch Generationenge-
rechtigkeit.


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(C (D (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das jetzt mit dem Haushaltsentwurf zu tun? – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Reden Sie doch mal zu dem Entwurf! So kriege ich den Zusammenhang nicht hin! – Gegenruf von der FDP: Hören Sie doch zu!)


Ich rede die ganze Zeit dazu. – Nur ein glaubwürdiger,
uf Konsolidierung angelegter Kurs stärkt am Ende das
ertrauen von Konsumenten, Investoren, Finanzmärkten
nd allen anderen wirtschaftlichen Akteuren in den
irtschaftsstandort Deutschland.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch das ist wahr!)


Für stabiles Wachstum sind stabile Staatsfinanzen un-
rlässlich. Ohne Haushaltskonsolidierung werden die
angfristigen Inflationserwartungen und damit auch die
angfristigen Zinsen steigen.


(Beifall des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP])


eswegen ist es so wichtig, dass wir in dieser Konsoli-
ierungspolitik glaubwürdig sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Übrigens: Wenn die Zinsen steigen, werden sich
auch das muss man wissen – die Refinanzierungsbe-
ingungen der Unternehmen und des Staates dauerhaft
erschlechtern. Weil dies weltweit alle mit erheblicher
orge erfüllt, müssen Deutschland und Europa ihren
eitrag im Sinne der Nachhaltigkeit glaubwürdig leis-

en.

Dem entspricht, dass auch der Europäische Stabili-
äts- und Wachstumspakt Konsolidierung verlangt. Es ist
ine glückliche Fügung, dass sich das sehr gut mit unse-
er nationalen Schuldenregel deckt. Im Jahre 2013 muss
eutschland die Grenze für das gesamtstaatliche Defizit
dabei geht es um das Defizit von Bund, Ländern,
ommunen und gesetzlichen Sozialversicherungen ins-
esamt – in Höhe von 3 Prozent des Bruttoinlandspro-
ukts wieder einhalten. Wir haben im vergangenen Jahr
iese Grenze mit 3,2 Prozent überschritten. Wir werden
m laufenden Jahr voraussichtlich ein gesamtstaatliches
efizit von knapp 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
aben. Das muss ab dem Jahre 2011 sukzessive wieder
urückgeführt werden.

Im Übrigen liegt es in unserem ureigenen Interesse,
ass die Stabilität des Euro und seine Glaubwürdigkeit
uf den internationalen Märkten auch in den kommenden
ahren erhalten werden. Gegenüber viel anfänglicher
kepsis in den 90er-Jahren bei Einführung einer europäi-
chen Währung ist inzwischen unbestritten, dass die Aus-
irkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise noch viel
atastrophaler gewesen wären, wenn wir nicht eine ge-
einsame europäische Währung gehabt hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


erade angesichts der Verschiebungen der globalen Ge-
ichte im 21. Jahrhundert, die durch diese Finanz- und
irtschaftskrise wohl noch erheblich beschleunigt wer-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble:
den, ist es im europäischen wie im deutschen Interesse
geradezu lebensnotwendig, dass unsere gemeinsame eu-
ropäische Währung ihre Glaubwürdigkeit bewahrt und
angesichts möglicher erratischer Entwicklungen auf den
Weltfinanzmärkten ein stabilisierendes Element bleibt.

Dass Deutschland eine besondere Verantwortung für
die Stabilität des Euro hat, braucht angesichts des Ge-
wichts der deutschen Wirtschaft im europäischen Ver-
bund nicht eigens begründet zu werden. Deswegen sind
die Empfehlungen der Europäischen Kommission zur
Rückführung unseres gesamtstaatlichen Defizits und zur
Einhaltung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes hilf-
reich. Wir werden uns dafür einsetzen, dass alle anderen
in Europa diese Empfehlungen akzeptieren und umset-
zen. Das wird für einzelne Mitgliedsländer unterschied-
lich schwierige Herausforderungen beinhalten. Aber es
gibt dazu keine verantwortbare Alternative. Damit wir
das glaubwürdig vertreten können, müssen wir uns na-
türlich selbst an die europäischen Regeln halten. Auch
dazu gibt es keine bessere Alternative.

Wir müssen im Übrigen neben dem diffizilen Austa-
rieren fiskalischer und geldpolitischer Exit-Strategien
auch die Bemühungen um die weitere Finanzmarktsta-
bilisierung national, europäisch und international fort-
setzen. Ich will Ihnen eine erschöpfende Darstellung der
anstehenden Arbeiten ersparen. Aber ich will doch ei-
nige Bemerkungen dazu machen, weil öffentlich gele-
gentlich der Eindruck erweckt wird, es sei in den zurück-
liegenden Monaten gar nichts geschehen. Das ist einfach
grundfalsch.

Die Bundesregierung wird im Laufe dieses Jahres die
vorliegenden europarechtlichen Änderungen der Ban-
ken- und Kapitaladäquanzrichtlinie in nationales Recht
umsetzen. Damit werden Lehren aus der Finanzmarkt-
krise gezogen und wichtige Akzente für eine weitere
Stabilisierung der Märkte und für die Stärkung der Ban-
kenlandschaft gesetzt. Zum Beispiel wird mit den neuen
europaweit geltenden Prinzipien zur Anerkennung von
Kapitalbestandteilen als Kernkapital die Kapitalbasis der
Banken zuverlässig und dauerhaft gestärkt. Banken dür-
fen in Verbriefungen nur noch investieren, wenn der ur-
sprüngliche Kreditgeber einen Anteil von wenigstens
5 Prozent der mit der Transaktion übertragenen Risiken
behält. Damit wird das Eigeninteresse der Beteiligten er-
höht, die sich aus einer Verbriefung ergebenen Risiken
sorgfältiger als bisher zu bedenken. Dass das in der Ver-
gangenheit nicht der Fall war, war eine der Ursachen der
Krise.

Die Bundesregierung wird darüber hinaus noch im
ersten Quartal einen Gesetzentwurf beschließen, der die
Prinzipien zur Vergütungspolitik des Financial Stability
Boards umsetzt und die Selbstverpflichtungserklärung
der größten deutschen Banken und Versicherungsunter-
nehmen, die dankenswerterweise im vergangenen Jahr
ausgesprochen worden ist, auf eine gesetzliche Grund-
lage stellt. Eine kurzfristige und konsequente Umset-
zung der Prinzipien soll dazu beitragen, das Vertrauen
der Bevölkerung und der Politik in den Finanzsektor zu
stärken, ohne dass die Wettbewerbsbedingungen auf den

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(C (D roßen Finanzmärkten in Europa – auch darauf muss an achten – ungebührlich verzerrt werden. Die Krise hat übrigens auch gezeigt, dass die etablieren Instrumente zur Bewältigung von Unternehmenschieflagen bei systemrelevanten Banken versagen und ine Bedrohung der Finanzmarktstabilität fördern. Durch taatliche Stabilisierungsmaßnahmen, die die Fortfühung des Geschäftsbetriebs ermöglichen, werden negaive Dominoeffekte zwar kurzfristig vermieden, zugleich erden aber negative Anreize für das Risikoverhalten on Bankmanagement, Investoren und Gläubigern geetzt. Deshalb besteht das Bedürfnis, auch für systemreevante Banken Instrumente vorzuhalten, die im Krisenall eine geordnete Reorganisation ermöglichen und nteilseigner und Gläubiger angemessen an der Rettung eteiligen. So müssen wir auch in unserem Land das vorhandene nstrumentarium nachbessern. Wir haben im Koalitionsertrag vereinbart, ein geeignetes Instrumentarium zu chaffen. Die Bundesregierung wird einen entsprechenen Gesetzentwurf vorlegen und den im August 2009 orgelegten Diskussionsentwurf von Justizund Finanzinisterium sowie die Empfehlungen des Sachverständi enrates in seinem aktuellen Jahresgutachten berückichtigen. Auch die EU-Kommission arbeitet an einem ahmenwerk zur Bewältigung grenzübergreifender Kri en für den Bankensektor. Wir begleiten diese Arbeiten ktiv. Die Bemühungen zur Reform der Finanzaufsicht uf europäischer und nationaler Ebene werden auch zur eiteren Stabilisierung beitragen. Die Stärkung und bes ere Verzahnung der Finanzaufsicht in Europa sind ein entrales Element für die Stabilität des gesamten Sysems und für mehr Kontrolle auf den Finanzmärkten. Die itgliedstaaten haben deshalb zum einen die Errichtung ines Ausschusses für Systemrisiken verabredet, der die tabilität des gesamten Systems überwachen soll, indem r die systemischen Risiken analysiert und frühzeitige arnungen und Empfehlungen ausspricht. Zum anderen oll ein europäisches Aufsichtssystem geschaffen weren, das die Zusammenarbeit der nationalen Behörden ntensiviert, einheitliches Aufsichtshandeln sicherstellt nd damit Qualität und Kohärenz der Finanzaufsicht in uropa verbessert. Wir werden die im Koalitionsvertrag vorgesehene Reorm der nationalen Bankenaufsicht zügig, aber auch icht übereilt in Angriff nehmen. Wir werden ein Konept entwickeln, das die Lehren aus der Krise umsetzt, ber auch die bestehenden Stärken der deutschen Auficht bewahrt. Die Reformüberlegungen werden sich icht auf die Bankenaufsicht begrenzen, sondern die geamte Finanzaufsicht einbeziehen. Alles in allem sind wir national, europäisch und lobal mit dem Bemühen, durch bessere Finanzmarkttabilisierung Lehren zu ziehen, zwar gut vorangekomen, aber noch nicht am Ende. Angesichts weltweiter obilität und Volatilität brauchen wir am Ende verbes erte Global Governance. Dafür ist der Mechanismus im -20-Prozess ein erfolgversprechender Ansatz. Die taatsund Regierungschefs haben den Internationalen Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble: Währungsfonds beauftragt, bis zum nächsten Gipfeltreffen im Sommer Vorschläge in Richtung eines internationalen Steuerund Abgabemechanismus zu entwickeln. Ich will die Gelegenheit nutzen, auf Folgendes hinzuweisen: Alle Vorschläge in Richtung nationaler Sonderinitiativen und Sonderaktionen sind am Ende nicht zielführend. Was wir brauchen, sind europäische und am besten globale Lösungen. Dafür setzen wir uns ein. Dazu hat die Bundeskanzlerin frühzeitig die Initiative ergriffen. Wenn man das will, muss man auch bereit sein, global zu gemeinsamen Lösungen beizutragen, und kann nicht sagen: Wir wollen nur das und nichts anderes. In diesem Sinne halte ich übrigens die Initiative der Regierung von Präsident Obama für einen wichtigen Schritt der Vereinigten Staaten auf dem Weg, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen. Wir haben gestern am Rande der Euro-Gruppe der Finanzminister darüber gesprochen, wie wir in Europa darauf reagieren können, um mit Blick auf das nächste Gipfeltreffen der G-20Staaten zu einer weltweit abgestimmten und damit auch wirkungsvollen Lösung zu kommen. Das ist das Entscheidende. Jedenfalls müssen wir bessere Vorkehrungen dagegen treffen, dass sich die Finanzmärkte am Ende durch Übertreibung selbst zerstören. Wir müssen dafür eintreten, dass die Finanzmärkte ihre eigentlich dienende Funktion für die Realwirtschaft nicht immer mehr vergessen und selbstreferenziell werden. Dies ist ein anderer Grund für die Krise. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Neben der Überwindung der akuten Krise bleibt übri-
gens die Sicherung und Stärkung der internationalen
Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes eine zentrale
Herausforderung für Politik und Wirtschaft. Wir werden
in Zukunft angesichts der weltweiten Entwicklung, aber
vor allen Dingen auch angesichts unserer demografi-
schen Veränderungen noch mehr in Qualität und Quanti-
tät von Bildung und Forschung investieren müssen, um
das Wachstumspotenzial Deutschlands zu verbessern.
Unsere Position hat sich zwar seit PISA 2000 und 2003
verbessert; aber wir schneiden im OECD-Vergleich bei
schulischen Leistungen immer noch nur knapp über oder
nahe dem Durchschnitt ab. Wir müssen diese gesamt-
staatliche Aufgabe – das ist ein eigenes Thema; ich will
es an dieser Stelle nicht vertiefen – im Rahmen unserer
bewährten föderalen Ordnung bewältigen.

Jedenfalls hat die Koalition deshalb einen zusätzli-
chen Beitrag des Bundes verabredet, nämlich in dieser
Legislaturperiode insgesamt zusätzlich 12 Milliarden
Euro – 12 Milliarden für die gesamte Legislaturperiode,
nicht in Jahresbeträgen – für Bildung und Forschung ein-
zusetzen. Wir setzen mit dem vorliegenden Haushalts-
entwurf eine erste Tranche von 750 Millionen Euro – für
vier Jahre sind dies 3 Milliarden Euro; das ist ein Viertel
der Gesamtverabredung – um.

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(C (D Ich füge aber hinzu: Bildung, insbesondere Weiterbilung, und Forschung sind nicht nur Aufgabe des Staates. ies ist auch Aufgabe der Unternehmen selbst. Die Wei erbildungsquoten in Deutschland sind im internationaen Vergleich nicht befriedigend. Auch die Ausgaben für orschung und Entwicklung stagnieren seit Jahren. Fer igkeiten und Kenntnisse veralten heute rascher als früer. Wenn wir weiter in Wohlstand und sozialer Sichereit leben wollen, wenn uns das Wohlergehen künftiger enerationen wichtig ist, dann müssen wir im sich ver chärfenden weltweiten Wettbewerb durch vermehrte nstrengungen in Bildung, Wissenschaft, Forschung nd Entwicklung wettbewerbsfähig bleiben. Neben den Investitionen in Bildung und Forschung ind Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit unserer irtschaft vor allem eine Frage der Ordnungspolitik. as heißt für mich: Eigenverantwortung, innovative räfte von Bürgern und Unternehmen zu stärken. Das ist in zentraler Grundsatz unseres wirtschaftlichen und soialen Ordnungsmodells, der sozialen Marktwirtschaft. ir müssen übrigens, gerade nach den Erfahrungen die er Krise, darauf achten, dass das notwendige Vertrauen n staatliche Institutionen nicht zu dem Missverständnis ührt, dass es der Staat am Ende schon richten werde. as kann er nicht leisten. Ein Übermaß an Staatsanteil und Regulierung ist der alsche Weg. Er schwächt am Ende die dynamischen räfte. Deswegen müssen wir die Chance der Krise, die otwendigkeit der Konsolidierung in den kommenden ahren dazu nutzen, grundlegende Vereinfachungen in nseren Regulierungssystemen und mit Blick auf die Erartungen an den administrativen, sprich bürokratischen ollzug unserer Regulierungssysteme vorzunehmen. as wird grundlegendere Reformen erfordern, aber da in steckt ein erhebliches Handlungsund Gestaltungsotenzial. Die Koalition ist entschlossen, dieses Potenial zu nutzen. Es hat sich gezeigt – das haben Sie von mir in anderen usammenhängen gelegentlich gehört, aber es bleibt richg –: Freiheit kommt ohne Regeln und Grenzen nicht us; auch die Krise der Finanzmärkte lehrt das. Aber Freieit braucht, wenn sie nicht durch Überregulierung errosselt werden soll, ein hinreichendes Maß an Verantortung – für den Einzelnen selbst und für andere –, ber auch an freiwilliger Selbstbegrenzung oder Respekt or Regeln. Das nennt man gemeinhin werteorientiertes erhalten. Das sollte man nicht banalisieren. Man sollte s nicht unterschätzen. Wir stehen vor der Alternative: ntweder eine zügellose Freiheit, die sich selbst zerstört zw. ein Maß an Regulierung, das zur Erdrosselung, ähmung und Untergrabung von Freiheit führt, oder ine Stärkung der Kräfte, die durch Selbsteinsicht und erteorientiertes Verhalten Freiheit mit dem notwendien Rahmen versehen. Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble: (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist allemal der bessere Weg!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Übrigens wird solches Verhalten am ehesten vermit-
telt, indem es andere vorleben. Das ist die Funktion von
Eliten. Aber das ist ein weites Feld. Dort gab es in den
zurückliegenden Jahren erhebliches Versagen; auch das
ist wahr. Trotzdem bleibt das für die Zukunft notwendig.

Es muss uns zu denken geben, dass das Vertrauen der
Menschen in die soziale Marktwirtschaft – Umfragen
belegen das – gelitten hat. Deswegen ist es wichtig, dass
wir uns in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wieder
und wieder der Grundlagen unserer Freiheit und unserer
Ordnung der sozialen Marktwirtschaft vergewissern.
Freiheit, Gerechtigkeit und soziale Verantwortung sind
die Grundlagen dieser sozialen Marktwirtschaft.

Auslöser der Krise war übrigens nicht die soziale
Marktwirtschaft, sondern die Verletzung zentraler
marktwirtschaftlicher Prinzipien wie Haftung und Ver-
antwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen sind die Probleme bei aller Tragweite nicht
ein Beleg für eine Krise der sozialen Marktwirtschaft,
sondern sie stehen für eine Krise im System, und wir
müssen sie durch eine Bestärkung der Grundlagen unse-
rer Ordnung überwinden.

Im Grundsatz ist die Überlegenheit der sozialen
Marktwirtschaft in Europa und weit darüber hinaus nicht
mehr bestritten. Das war in früheren Zeiten anders. Ich
habe vor kurzem mit großem Interesse und der mir eige-
nen Fähigkeit, mich ein Stück weit ironisch zu freuen,
einen Kommentar des Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul
Krugman in der New York Times gelesen. Krugman ist
bisher nicht unbedingt als Vertreter der Reaganomics be-
kannt geworden. Er schreibt mit viel Überzeugungskraft
in der New York Times – ich empfehle diesen Kommen-
tar zur Lektüre –, die Amerikaner sollten das europäi-
sche Modell der sozialen Marktwirtschaft ein bisschen
ernster nehmen. Vieles sei in Europa viel erfolgreicher,
als man in den Vereinigten Staaten von Amerika gele-
gentlich glaube.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sagen Sie das der FDP!)


Damit sind nicht alle Probleme in Europa gelöst.
Aber, verehrte Kolleginnen und Kollegen, wenn das
schon in Amerika von einem so bedeutenden Vertreter
der Wirtschaftswissenschaft so gesehen wird, dann soll-
ten wir daraus die Überzeugung ableiten, dass wir im
Rahmen der sozialen Marktwirtschaft


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Nur Mut!)


für Nachhaltigkeit, für Wettbewerbsfähigkeit, für Leis-
tungsfähigkeit und für soziale Gerechtigkeit in unserem
Land auch für die kommenden Generationen sorgen
können.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie einmal Thomas Friedman! Der schreibt auch etwas dazu!)


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(C (D Der Bundeshaushalt 2010, dessen Entwurf wir Ihnen eute vorlegen, über den wir heute und in dieser Woche iskutieren, versucht, den bescheidenen Beitrag staatliher Finanzpolitik zur Stärkung dieser Ordnung zu leisten. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701402100

Bevor ich die Aussprache eröffne, gebe ich Ihnen das

on den Schriftführerinnen und Schriftführern ermittelte
rgebnis der Wahl eines Mitglieds des Parlamentari-

chen Kontrollgremiums bekannt: abgegebene Stim-
en 586, davon gültige Stimmen 581, ungültig 5. Mit Ja

aben gestimmt 320, mit Nein haben gestimmt 226,
5 Kolleginnen und Kollegen haben sich der Stimme
nthalten.1)


(Thomas Oppermann [SPD]: Hat Nešković mitgestimmt?)


amit hat der Kollege Wolfgang Nešković die erforder-
iche Mehrheit erhalten und ist zum Mitglied des Parla-
entarischen Kontrollgremiums gewählt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In der Aussprache erhält als Erster der Kollege
oachim Poß für die SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1701402200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

r. Schäuble, mit Ihrer Rede haben Sie zumindest be-
iesen, dass Sie sich in den langen Jahren Ihrer parla-
entarischen Tätigkeit eine gewisse Raffinesse ange-
öhnen mussten – ich meine das positiv –; denn Sie
aben in einer für die Koalition so schwierigen Situation
ie dieser eine staatspolitische, pathetische Vorlesung

iner Haushaltsrede vorgezogen.


(Beifall bei der SPD)


as ist das, was Ihnen nach all der Unbill noch übrig
lieb. Und dann diese großen Worte: Glaubwürdigkeit
nd andere. Das Problem ist aber – Herr Schäuble, Sie
issen das –, dass die Öffentlichkeit bei dieser Koalition

n den letzten Wochen nur Theater erlebt hat. Das letzte
reffen im Borchardt war die Krönung. Eine Zeitung hat
azu geschrieben: „Programm statt Prosecco“. Mit die-
em Theater konnten Sie die Öffentlichkeit doch nicht
berzeugen. Das ist das Problem, vor dem Sie stehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihnen fehlt eine klare Orientierung nach vorne. Wo ist
enn jenseits der pathetischen Worte die Wachstumsstra-
egie für das nächste Jahrzehnt?


(Beifall bei der SPD)


Namensverzeichnis der Teilnehmer an der Wahl siehe Anlage 3






(A) )



(B) )


Joachim Poß
Wo sind die Überlegungen, wie man Stabilität und
Wachstum zum Wohle unseres Volkes miteinander ver-
bindet? Nichts ist dazu heute von Ihnen gekommen.
Auch in dieser Rede war null und nichts dazu zu regis-
trieren.


(Beifall bei der SPD)


Wie gesagt, das, was Sie geboten haben, war Ablen-
kung; denn ein werteorientiertes Verhalten kann man Ih-
nen so nicht attestieren.

Die Politik der Klientelregierung Merkel wird zur Be-
drohung unserer Zukunft. Darum geht es in diesen Ta-
gen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Jeden Tag wird klarer – das ist belegt; lesen Sie doch die
Zeitungen –, wie eng die neue Koalition mit Lobbyisten,
mit bestimmten Wirtschaftsinteressen, mit einzelnen
Klientelgruppen verbändelt ist. Das betrifft nicht nur die
FDP, sondern auch die CDU/CSU.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Auch die SPD!)


Neu ist das übrigens nicht. Die Namen Kohl und
Strauß, Lambsdorff und Möllemann


(Zurufe von der SPD: Schäuble!)


stehen für große Spendenskandale und schwarze Kassen
in den 80er- und 90er-Jahren. Der Strauß-Spezi
Schreiber – einigen hier persönlich bekannt –


(Heiterkeit des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


steht gerade in Augsburg vor Gericht. Das heißt, die Ge-
schichte holt die Klientelkoalition ein. Die Melodie von
der gekauften Republik ertönt wieder.


(Beifall bei der SPD)


Da gibt es durchaus geschichtliche Parallelen. 1982
– ich erinnere mich, Herr Schäuble, mit Ihnen und ande-
ren hier im Deutschen Bundestag an diese Zeit – rief
Helmut Kohl die „geistig-moralische Erneuerung“ aus
und entging dann im Flick-Parteispendenskandal nach ei-
ner Falschaussage nur knapp seinem Rücktritt. Das war
damals der Beleg für die „geistig-moralische Wende“, so
wie er sie sich vorgestellt hat.

2010 ruft wieder jemand aus einer solchen Koalition
eine geistig-politische Wende aus. Diesmal ist es Herr
Westerwelle.

Jetzt wissen wir auch, welchen Staat und welche Ge-
sellschaft sich Herr Westerwelle darunter vorstellt: Steu-
ersenkungen für wenige zulasten von Kindergärten und
Schulen in den Städten, zulasten der Beschäftigung von
Lehrern und Polizisten in den Ländern. Das, Herr
Westerwelle, ist jenseits großer Worte faktisch Ihre
„geistig-politische Wende“.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Klarheit seitens des Bundesfinanzministers über den
Weg aus der hohen öffentlichen Verschuldung, die we-

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(C (D en der Finanzund Wirtschaftskrise in Kauf genommen erden musste – das ist unbestritten, Herr Schäuble –, esteht jedenfalls nicht. Bis zur Landtagswahl in Nordhein-Westfalen wird geeiert und laviert. Trotz aller Änerungen der Wirtschaftsdaten, Herr Schäuble, wissen uch Sie: Egal wie die Steuerschätzung im Mai dieses ahres ausfällt, ob einige Milliarden höher oder niedrier, ändert das doch nichts daran, dass weder im Jahre 011 noch im Jahre 2012 noch im Jahre 2013 Spieläume für Steuersenkungen in Höhe von 20 Milliarden uro vorhanden sein werden, wenn man glaubwürdig ine Politik betreibt, die auf Investition und Konsolidieung setzt. Das weiß jeder, und die meisten Ökonomen agen Ihnen das jeden Tag. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Warum verfolgen Sie denn einen solch bedrohlichen
eg? Es ist nicht einzusehen, warum offenkundig nicht

ur Sie, sondern auch Frau Merkel da mitmachen. Sie
aben sich in die Falle einer übereilten und falschen Ko-
litionsvereinbarung begeben. Die ach so geschickte
rau Merkel als unsere Bundeskanzlerin ist in der Tat
um ersten Mal in der Gefahr, politisch unterzugehen.
an kommt aus diesen Festlegungen offenkundig nicht
ehr heraus. Man will ja auch nicht heraus. Schließlich
ird von allen Seiten Druck gemacht. Ein großer Me-
ienkonzern steht dabei an der Spitze. Andere Wirt-
chaftsverbände äußern sich jeden Tag dazu. Es wird für
ie Öffentlichkeit in diesen Tagen immer deutlicher,
em Sie sich eigentlich verpflichtet fühlen, Frau
erkel. Sie fühlen sich nicht in erster Linie den Men-

chen verpflichtet, die Sie gewählt haben und für deren
ohlergehen Sie zu sorgen haben, sondern offenkundig

ur den Interessen Ihrer Klientel. Einem kann angst und
ange werden, wenn man das beobachtet.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Herr Schäuble, bis zum heutigen Tage in den Medien
ochgelobt, enttäuscht im Amt des Bundesfinanzminis-
ers mehr und mehr. Da, wo Peer Steinbrück für klare
ante stand, taktiert Schäuble aus parteipolitischen
ründen. Sehr wahrscheinlich kommt er wegen des Ge-

erres, das wir tagtäglich erleben, gar nicht umhin, sich
o zu verhalten.

Aber einige Dinge haben Bedeutung für die Zukunft
nseres Landes. Herr Schäuble hat am Anfang seine Be-
enken zum sogenannten Stufentarif in der Einkom-
ensteuer durchaus formuliert. Jetzt hat er nachgege-

en. Mit dem nun von ihm akzeptierten Stufentarif bei
er Einkommensteuer wird die Abkehr vom Sozial-
taatsprinzip, von der Besteuerung nach der wirtschaftli-
hen Leistungsfähigkeit in Deutschland eingeleitet.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Quatsch! – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


as bedeutet ein weiteres Stück Abkehr vom Sozial-
taat, dessen Sicherheit wir brauchen und den wir auch
inanzieren müssen.






(A) )



(B) )


Joachim Poß

(Beifall bei der SPD – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Keine Ahnung!)


Unser Sozialstaat hat nicht nur einen Preis, er hat auch
einen Wert. Diesen Wert müssen Sie langsam erkennen.
Dieser Sozialstaat darf nicht von Ihnen Stück für Stück
zerstört werden vor dem Hintergrund des Wahlergebnis-
ses, das Sie in diese Lage versetzt hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben auch von Nachhaltigkeit gesprochen, Herr
Schäuble. Diese Regierung besitzt keine nachhaltige
Wachstumsstrategie im Interesse von Investitionen und
Arbeitsplätzen. Diese Regierung lebt von der Hand in
den Mund. Das kann man exemplarisch festmachen.

Über die Steuerentlastung für Hotels ist in den letz-
ten Tagen schon ausführlich berichtet worden. Im Übri-
gen wurde dies nicht nur von der FDP gefordert; die
CSU war auch an vorderster Front. Im Bayernkurier hat
sich Herr Fahrenschon bereits im letzten Jahr dafür ge-
lobt, dass er Herrn Steinbrück bedrängt hat, diesen
Quatsch mitzumachen. „Quatsch“ stand natürlich nicht
im Bayernkurier; so nenne ich es.

Unerträglich war es mit der CSU auch schon zum
Ende der Großen Koalition. Wir haben die Erbschaft-
steuer gerettet zur Finanzierung von Bildung in den
Ländern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn die Sozialdemokraten nicht gewesen wären, Frau
Merkel, dann hätten Sie auch da nachgegeben, und dann
wäre das Aufkommen aus der Erbschaftsteuer in Höhe
von 4 Milliarden Euro mit steigendem Potenzial de facto
weg gewesen.


(Beifall bei der SPD)


So ist es doch. Es wurde immer quietschiger.

Wessen Interessen wurden da eigentlich vertreten?
Die Betroffenen wohnen nicht alle am Starnberger See,
manche wohnen auch in der Schweiz, aber sie betreiben
ihre Geschäfte nach wie vor über München. Es können
noch manche Unappetitlichkeiten zum Vorschein kom-
men. Das ist die Klientelpolitik der CSU, die die Volks-
partei in den letzten Jahren nur geschauspielert hat. Jetzt
wird sichtbar, was hinter der CSU steckt, und deswegen
ist sie in einer Krise. Das sage ich gar nicht hämisch;
denn wir Sozialdemokraten stehen auch nicht so gut da.
Es gibt auch in unserer Partei Diskussionen. Da bin ich
ganz ehrlich. Das abzustreiten, hätte keinen Zweck.
Aber Sie sind – vor allem zu Stoibers Zeiten – gesprun-
gen, wenn in München bei der Allianz oder bei Siemens
gepfiffen wurde. Das haben wir doch bei jeder Verhand-
lung in der Großen Koalition gemerkt.


(Beifall bei der SPD)


Bemerkenswert ist, wie die Wirtschaftsverbände auf
die Nachfolger von Kohl, Strauß und Lambsdorff in den
letzten Tagen Druck gemacht haben. Jetzt werden
Merkel, Seehofer und Westerwelle bedrängt und müssen
den Druck aushalten, der schon früher üblich war. Unter
diesem Druck haben Sie sich, Frau Merkel, dann im

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(C (D andelsblatt-Interview eindeutig zu weitreichenden teuersenkungen bekannt. Sie boxen diese völlig verehlten Steuersenkungen für wenige durch und nehmen n Kauf, dass das für die Haushalte vieler Länder und ommunen fast den Ruin bedeutet. Wir haben leider nicht die politische Mehrheit, das zu erändern. Solange die Sozialdemokraten in der Regieung waren, war für eine anständige Regierungsleistung esorgt. Jetzt zerfasert alles. Man sollte sich dieses Kabiett einmal im Einzelnen ansehen. Wir appellieren daher an Sie: Geben Sie diese abeneuerlichen Steuersenkungspläne auf! Finden Sie im Ineresse von Deutschland zu einer einigermaßen seriösen olitik zurück! Das Wort zu einer Kurzintervention erhält der Kol ege Westerwelle. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er weiß immer noch nicht, dass er Minister ist! Peinlich!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701402300


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1701402400

Herr Kollege, ich will inhaltlich nicht auf Ihre Rede

ingehen, sondern nur auf einen Punkt, der mich persön-
ch und menschlich sehr betrübt. Sie haben mich jetzt
ehrfach – aus Ihrer Sicht ist das ein schwerer Vorwurf –
it unserem verstorbenen Ehrenvorsitzenden Graf
ambsdorff verglichen. Ich möchte Ihnen, weil er vor
enigen Wochen gestorben ist, in aller Ruhe sagen:
enn Sie meinen, Sie würden mich beschimpfen, indem

ie mich mit Graf Lambsdorff vergleichen, so möchte ich
hnen sagen, dass Sie mir damit gerade ein wunderbares
ompliment gemacht haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1701402500

Herr Westerwelle, ich wollte damit nicht auf die be-

chtliche Lebensleistung des Grafen Lambsdorff zu
prechen kommen. Ich war im Flick-Untersuchungsaus-
chuss, ich habe die Vernehmungen von Lambsdorff und
ohl miterlebt und sie dort teilweise mitbefragt. Ich
abe darauf hingewiesen, dass Sie ein Nachfolger des
päteren Parteivorsitzenden Lambsdorff sind und dass
hre Partei über eine gewisse Erfahrung in der Klientel-
olitik verfügt. Auch Graf Lambsdorff – bei all seinen
onstigen Verdiensten – war da durchaus erfahren; denn
rundlos ist er damals nicht als Wirtschaftsminister der
egierung Kohl zurückgetreten. Freiwillig ist das nicht
eschehen.

Es beschädigt in meinen Augen auch nicht das Anden-
en an Herrn Lambsdorff, wenn man einwandfrei zutref-
ende Tatbestände mit den jetzigen Vorgängen in den his-
risch richtigen Zusammenhang stellt. Darum ging es.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701402600

Michael Meister ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1701402700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich möchte zunächst einmal im Namen der
Unionsfraktion Danke sagen, dass wir hier und heute
diese Plenardebatte zur Einbringung des Bundeshaus-
halts führen können. Es ist richtig, dass die Bundesregie-
rung den Etatentwurf zügig vorgelegt hat; denn auch im
Jahre 2010 sind wir nach wie vor mit den Folgen der
Wirtschafts- und Finanzkrise konfrontiert. Wir müssen
Klarheit schaffen und dafür sorgen, dass die Investitio-
nen, die wir tätigen wollen, eine gesetzliche Grundlage
haben und getätigt werden können. Es ist ein wichtiges
Signal, dass wir heute beginnen, diese Grundlage zu
schaffen. Ich sage der Bundesregierung für die zügige
Vorlage des Etatentwurfes nochmals Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben seitens der neuen Bundesregierung in Per-
son des Bundesfinanzministers einen neuen Stil erlebt.
Er hat diese Vorlage zuerst dem Haushaltsausschuss des
Deutschen Bundestages vorgestellt und ist dann an die
Öffentlichkeit gegangen. Ich glaube, dass wir alle diesen
Stil der Bundesregierung, des Bundesfinanzministers
sehr positiv bewerten. Das ist eine neue Form des Um-
gangs zwischen Regierung und Parlament. Auch dafür
möchte ich Danke sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich rate uns, liebe Kolleginnen und Kollegen, diesen Stil
auch im Deutschen Bundestag und in seinen Ausschüs-
sen an den Tag zu legen.

Ich muss sagen, Herr Kollege Poß: Der Haushaltsent-
wurf, der uns jetzt vorliegt, entspricht mit Ausnahme der
Sofortmaßnahmen aus dem Koalitionsvertrag eins zu
eins der Vorlage von Herrn Steinbrück vom Sommer
vergangenen Jahres. Ich hätte von Ihnen erwartet, dass
Sie ein Wort dazu sagen, dass Sie hinter dieser Vorlage
stehen. Sie aber versuchen, sich von Ihrer eigenen Poli-
tik still und heimlich durch Polemik zu entfernen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: So ein Quatsch!)


Das werden wir Ihnen nicht durchgehen lassen. Sie ha-
ben wesentliche Mitverantwortung für diesen Haushalt.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das ist nicht eins zu eins! Das stimmt so nicht! Was ist denn mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz?)


– Natürlich haben Sie wesentliche Mitverantwortung für
diesen Haushalt, bis auf die Sofortmaßnahmen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aha! Also mit Ausnahme der Sofortmaßnahmen! Dann war D E S r t n g d t P E K e K s m s I p r e s W t h s t I n P d M s (C (D das, was Sie gerade gesagt haben, großer Quatsch!)


iese Sofortmaßnahmen bedeuten eine wesentliche
ntlastung der Familien in diesem Land.


(Zuruf von der SPD: Sie wollen die Familien entlasten? Welche Familien wollen Sie mit diesen Maßnahmen denn entlasten?)


ie führen dazu, dass Unternehmen in einer sehr schwie-
igen Lage – im Jahre 2009 gab es mehr als 30 000 Un-
ernehmensinsolvenzen –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja! Und am Ende ist alles teurer!)


icht noch weiter durch Steuergesetze in die Insolvenz-
efahr oder in Sanierungsschwierigkeiten getrieben wer-
en, und sie ermöglichen gerade mittelständischen Un-
ernehmen die Generationennachfolge. Deshalb ist diese
olitik richtig.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird auch durch Wiederholen nicht wahr!)


s ist gut, dass Sie diese Maßnahmen in der aktuellen
rise nicht länger verhindern konnten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Natürlich können wir uns in dieser Debatte auch auf
in anderes Niveau begeben. Sie, Herr Poß, fordern hier
larheit ein, vergessen aber, in Ihrer direkten Nachbar-

chaft, nämlich im Rahmen der Kommunalwahl in Dort-
und, darauf hinzuweisen, was haushalterisch bevor-

teht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha! Ein sehr interessantes Vorgehen!)


ch finde, wir sollten in dieser Debatte einen anderen Stil
flegen, weil dieses Niveau dem Ernst der Lage in unse-
em Lande nicht gerecht wird. Wir sollten vielmehr
rnsthaft über die Frage diskutieren, wie Haushaltsan-
ätze auszusehen haben.

Wir waren in dieser Krise der letzte Vertrauensanker.
ir waren die Letzten, die versucht haben, wieder Ver-

rauen in die Finanzmärkte zu schaffen. Was Sie hier
eute Morgen abgeliefert haben, war allerdings ein we-
entlicher Beitrag dazu, das letzte noch vorhandene Ver-
rauen zu zerstören.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch scheinheilig! Ihre Politik zerstört das Vertrauen!)


ch frage Sie: Wer soll denn Vertrauen schaffen, wenn
icht, wie es gegenwärtig geschieht, die Staaten und die
olitik? Sie leisten der Krisenbewältigung einen Bären-
ienst. Kommen Sie wieder zu Bewusstsein, tragen Sie
itverantwortung, und machen Sie auch einmal Vor-

chläge, wie mit dieser Krise umgegangen werden soll!


(Joachim Poß [SPD]: Das sagt ja genau der Richtige! Sie wollen wohl, dass wir Ihnen die Arbeit abnehmen! – Nicolette Kressl [SPD]: Sie verwechseln Ursache und Wirkung! – Wei Dr. Michael Meister tere Zurufe von der SPD: Wieso immer wir? Sie müssen auch mal nachdenken! – Wer regiert denn?)





(A) )


(B) )


In Ihrer gesamten Rede haben Sie keinen eigenen Vor-
schlag vorgetragen. Das ist kein Beitrag zur Bewälti-
gung der Krise.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als Zwischenbilanz muss ich sagen, dass ich mit
dem, was wir in den vergangenen zweieinhalb Jahren er-
reicht haben, recht zufrieden bin. Was den Arbeits-
markt betrifft, so hätte sich damals niemand träumen
lassen, dass die Arbeitslosenzahl zum jetzigen Zeitpunkt
so niedrig ist. Die meisten haben uns vor einem Jahr eine
Zahl in der Größenordnung von 5 Millionen vorherge-
sagt. Wir stehen jetzt deutlich besser da.


(Zuruf von der SPD: Das ist die Leistung von Olaf Scholz!)


Das zeigt, dass sich die Tarifpartner verantwortlich ver-
halten. Aber auch wir haben unseren Beitrag geleistet
dadurch, dass wir Arbeit nicht teurer gemacht haben,
und durch unser Angebot des Kurzarbeitergeldes. Das
findet sich in diesem Haushalt wieder. Das war Politik
für die Menschen in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir wissen alle nicht, wie es mit dem Wachstum
weitergeht; die Schätzungen gehen an dieser Stelle weit
auseinander. Ich glaube, wenn wir das Ziel der Haus-
haltskonsolidierung ernst nehmen, sollten wir alles da-
für tun, Politik für mehr Wachstum in diesem Land zu
machen. Es gibt einige Themen, bei denen Sie gesperrt
haben: eine Energiepolitik, die es ermöglicht, langfristig
zu planen, sodass Investoren investieren können;


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn?)


Bürokratieabbau, nicht nur formal, sondern auch inhalt-
lich; steuerliche Erleichterungen, um die Leistungsträger
zu mehr Leistung zu motivieren.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wie bei den Hotels?)


Hier müssen Maßnahmen ergriffen werden, damit wir
zusätzliches Wachstum in diesem Land aktivieren und
über zusätzliches Wachstum einen Beitrag zur Haus-
haltskonsolidierung leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage ausdrücklich: Ich halte es für richtig, dass
wir die Menschen zu Beginn dieses Jahres in einem Um-
fang von über 20 Milliarden Euro entlastet haben. Wir
sollten weniger darüber diskutieren, was wir in der Zu-
kunft tun wollen, und lieber darauf aufmerksam machen,
was zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen auch sagen, wer das bezahlt!)


Ich glaube, dass die Kollegen von der SPD an dieser
Stelle bedenken sollten, dass sie drei Viertel der Maß-

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(C (D ahmen mit beschlossen haben. Dann sollten sie auch azu stehen und das Ganze nicht schlechtreden. Wir konzentrieren uns in diesem Bundeshaushalt uch auf die Frage: Wie steht unser Land nach der Krise a? Deshalb möchte ich ausdrücklich sagen: Die chwerpunkte in den Bereichen Forschung, Bildung, ntwicklung sind richtig – ebenso die Zukunftsinvesti ionen, die wir im Rahmen der Konjunkturprogramme ätigen –, weil wir damit die Chance für neues Wachsum in der Zukunft verbessern. lles sind Maßnahmen, die der Sache dienen, bessere achstumsgrundlagen zu schaffen. Diese Ausgaben erden uns in der Zukunft eine positive Rendite bringen. eshalb sind diese Ausgaben vernünftig. Bei den Diskussionen über den Haushalt 2010 ist zu echt darauf hinzuweisen – der Bundesfinanzminister at das getan –, dass die Neuverschuldung, die wir einehen, exorbitant ist. Wir müssen aber sehen, wo die Urachen liegen: 43 Milliarden Euro hängen schlicht und rgreifend mit Einnahmeausfällen zusammen, die uns, en Bund, aber auch die Länder und die Kommunen reffen. Natürlich kann man diese Neuverschuldung kriisieren. Ich will aber ausdrücklich sagen: Ich halte es für ichtig, dass wir die automatischen Stabilisatoren haben irken lassen und nicht versucht haben, durch Steuer rhöhungen oder durch Ausgabenkürzungen in der Krise ntgegenzusteuern. Unsere Politik ist für die gegenwärige Situation die richtige Politik. Dann müssen wir das ber auch im Haushalt hinnehmen. Dasselbe gilt für die Sozialkassen. Natürlich kann an die Klage führen, in welcher Höhe wir an die Bun esagentur für Arbeit Transfers für den Gesundheitsonds leisten müssen, nämlich weit über 20 Milliarden uro. Aber auch an dieser Stelle haben wir eine Rendite, ämlich weil wir Arbeit nicht verteuern. Deshalb ist uch hier absolut konsequent, die automatischen Stabiliatoren wirken zu lassen. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum diskutiert ihr dann über eine Erhöhung des BA-Beitrags?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich will noch etwas über die Zukunft sagen. Es gibt in
er Bevölkerung massive Sorgen im Hinblick auf die
eldwertstabilität. Deshalb wird es wichtig sein, dass
ir jenseits aller Detaildebatten das klare Signal setzen:
er Deutsche Bundestag steht für Geldwertstabilität.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


as heißt, wir müssen uns eins zu eins zu den
aastricht-Kriterien und zur Unabhängigkeit der Euro-

äischen Zentralbank bekennen. Wir müssen die Konsoli-
ierungsverpflichtungen aus dem Vertrag von Maastricht
ufnehmen und ernst nehmen. Das ist keine Schwächung
es Staates, sondern eine Stärkung der Zukunft der Men-
chen in diesem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
Wir haben die Schuldenbremse beschlossen. Viele
tragen entschuldigend vor, wir müssten konsolidieren,
weil es diese Schuldenbremse gibt. Ich möchte konsoli-
dieren, damit wir auch in Zukunft ein Land haben, das
ein festes Fundament für seinen Wohlstand hat. Wenn
wir die Haushalte nicht konsolidieren, wird das Funda-
ment des Wohlstands verloren gehen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Tacheles! Wo denn? – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt Vorschläge! Raus damit! Wo wollen Sie sparen?)


Wenn wir nicht dafür sorgen, dass unser Staat, indem er
die Schulden zurückführt,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Konkreter bitte!)


handlungsfähig bleibt, werden wir auch die Vorausset-
zungen für den Sozialstaat nicht wahren können. Des-
halb ist Konsolidierungspolitik Sozialpolitik für dieses
Land, wenn wir sie denn als nachhaltig verstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn?)


– Jetzt ist Ihr Ruf: Wo denn? Wir diskutieren heute den
Haushalt 2010. Wir alle haben gehört, dass es im Hin-
blick auf die Wachstumsschätzungen noch ungeheuer
schwierig ist, vorherzusagen, was kommen wird. Welt-
weit gibt es nach wie vor Blasenbildungen.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, zum Beispiel bei Ihnen!)


Aufgrund der Ungleichgewichte an verschiedenen Stel-
len der Weltwirtschaft wäre es fahrlässig, jetzt auch noch
den einzigen stabilen Anker unserer Volkswirtschaft, den
Binnenkonsum, zu beschädigen.

Aber wir müssen natürlich für die Zeit nach der Krise
darüber nachdenken, wie wir konsolidieren. Dazu sage
ich Ihnen relativ klar und deutlich: Wir brauchen hier ein
schlüssiges Gesamtkonzept, das mit dem Haushalt des
Jahres 2011 für die Zeit der mittelfristigen Finanzpla-
nung kommen muss. Dabei können wir nicht nur einsei-
tig sparen, sondern müssen gleichzeitig darauf achten,
dass Beschäftigung und Wachstum stabil bleiben. Sie
haben Anfang des Jahrtausends in der rot-grünen Koali-
tion vorgeführt, was passiert, wenn man nur spart – das
ist notwendig, aber nicht hinreichend –: Dann endet man
mit keinem Wachstum – Nullwachstum hieß es damals –,
mit steigender Arbeitslosigkeit und mit wachsenden
Haushaltsbelastungen.


(Joachim Poß [SPD]: Hatten wir 2001 einen Finanzcrash oder nicht?)


Dies werden wir vermeiden, indem wir eine kluge
Wachstumsstrategie mit der notwendigen sparsamen
Haushaltsführung zusammenbinden. Dieses Konzept
werden wir zusammen mit dem Haushalt 2011 diskutie-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Wir haben aus meiner Sicht ein riesiges Zinsändeungsrisiko. Trotz steigender Staatsverschuldung geht nsere Zinsbelastung im Haushalt zurück. Das bedeutet llerdings, dass wir für die Zukunft überlegen müssen, ie wir das Zinsänderungsrisiko auffangen können. uch da ist meine Antwort: Nur wenn wir plausibel dar egen, dass wir auf Geldwertstabilität setzen, werden wir uch eine Chance haben, dass Zinsen nicht auf eine beiebige Höhe steigen. Deshalb müssen wir auch an dieser telle die richtige Antwort in Form von Konsolidierung eben. Wenn wir die Frage „Wachstumspolitik und Steuereform“ diskutieren, dann habe ich bisher niemanden geört, der der Meinung war, unser Steuerrecht in Deutschand sei zu einfach und weise keine Komplexität auf. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie machen es komplizierter! Was ist mit dem Frühstück?)


eshalb sind wir der Meinung, dass es nicht ausreicht,
ber diese Problembeschreibung nur zu reden; vielmehr
üssen wir das Steuerrecht in Deutschland vereinfa-

hen. Wir wollen dieses Problem angehen.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie es erst einmal verkompliziert?)


ch bin auch nicht der Meinung, dass wir Menschen dazu
otivieren, mit uns gemeinsam aus dieser Krise heraus-

ugehen, wenn wir ihnen das Signal geben, dass alles,
as sie zusätzlich tun, mit einer extrem hohen Grenzbe-

teuerung belastet wird. Deshalb müssen wir auch diese
rage angehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


uch an dieser Stelle kommt es wieder darauf an, nicht
ur die einzelnen Ziele für richtig zu erachten, sondern
as Ziel eines einfacheren und leistungsgerechteren
teuersystems auch mit der Frage der Haushaltskonsoli-
ierung zusammenzubinden und daraus ein Gesamtwerk
u machen, damit es mittel- und langfristig bei den Men-
chen glaubwürdig ankommt. Dies muss das Bestreben
ieser Koalition sein, und deshalb werden wir gemein-
am ein Konsolidierungskonzept und ein Steuerreform-
onzept vorlegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Werden, werden, werden! Regieren Sie eigentlich schon oder noch nicht?)


Ich glaube Ihnen ja, dass Sie das Zutrauen an die Men-
chen in diesem Land nicht haben. Wir haben das Ver-
rauen in die Menschen dieses Landes, und wir wollen
ie Menschen in diesem Sinne motivieren, dass Sie die-
es Problem mit uns gemeinsam angehen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch so eine Blase!)


Meine Damen und Herren, wir können über jeden ein-
elnen Titel reden, wir können über jede Haushaltsposi-
ion streiten. Aber tun wir es bitte in der Sache, am In-
alt orientiert, tragen wir die Argumente gegeneinander






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister
vor, aber bitte nicht in dem Stil, dass jeweils unterstellt
wird, dass der andere es nicht ehrlich meine und nicht
aufrichtig vortrage; dies führt uns alle nicht weiter.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch haben Sie ja gar nichts gesagt!)


Ich wünsche den Kolleginnen und Kollegen im Haus-
haltsausschuss, lieber Kollege Barthle, dass sie vielleicht
noch die eine oder andere Million, vielleicht auch Mil-
liarde finden, damit wir die jetzige Neuverschuldung
zurückführen können. Wenn wir in diesem Geiste mit-
einander sprechen, dann werden wir auch erfolgreiche
Haushaltsberatungen haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mein Gott! Nichts gesagt, nichts getan!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1701402800

Die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch hat nun das Wort für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701402900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir diskutieren seit heute Morgen darüber, wie
schwarz-gelbe Politik funktioniert: Reiche Leute können
sich per Großspende ihre Politik direkt bestellen. Arme
haben keine Chancen. – Mövenpick zahlte vor Beginn
der Koalitionsverhandlungen eine Millionenspende an
die FDP. Daraufhin beschloss die Koalition, dass der
Mehrwertsteuersatz für Übernachtungen gesenkt wird.
Dieses Beispiel zeigt, dass Politik nicht mehr gewählt
wird; sie wird bestellt. Eine Verkäuferin bei Lidl hat
nicht die Möglichkeit, per Großspende Politik zu bestel-
len. Darum werden ihre Interessen von Schwarz-Gelb
auch nicht berücksichtigt.


(Beifall bei der LINKEN)


Wer so handelt wie Schwarz-Gelb – Politik nach
Spendenhöhe –, der legt die Axt an die Wurzel der De-
mokratie. Damit finden wir uns nicht ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen ein Gesetz, das die Bestechung von Par-
teien und Abgeordneten verbietet.


(Beifall der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Der FDP kann ich nur empfehlen, die Millionenspende
für einen gemeinnützigen Zweck zu spenden; denn wenn
Sie diese Spende behalten, dann werden Sie zu Recht als
Mövenpick-Partei in die Geschichte eingehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Konstruktionsfehler dieses Haushaltes sind
schnell erklärt: Erstens. Der Koalitionsvertrag von
Schwarz-Gelb sieht in den nächsten Jahren Steuersen-
kungen in Höhe von 24 Milliarden Euro vor. Das ist

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(C (D ichts anderes als die Fortsetzung der Umverteilung von nten nach oben. Dies ist die falsche Politik. weitens. CDU/CSU und SPD haben eine Schuldenremse beschlossen, die eine jährliche Kürzung des aushaltes um 10 Milliarden Euro erzwingt. Drittens uss der Bund allein in diesem Jahr über 100 Milliarden uro neue Schulden machen. – Wer versucht, diese drei unkte in Einklang zu bringen, der wird scheitern. Die Regierung hat beschlossen, dass sie den Bürgeinnen und Bürgern vor der Wahl in Nordrhein-Westfaen nicht die Wahrheit sagen wird. Wir sagen ihnen aber ie Wahrheit. Es gibt nur zwei Lösungsansätze: entweer – wie wir es fordern – ein gerechtes Steuersystem it Börsenumsatzsteuer, Vermögensteuer, Millionärsab abe und Erbschaftsteuer sowie höherer Besteuerung für esserverdienende oder die Kürzung von Sozialleistunen. Die Regierung – das müssen wir hier in aller Offeneit sagen – hat sich intern schon für die Kürzung von ozialleistungen entschieden. Wir als Linke werden alles afür tun, damit die Regierung mit solchen Vorhaben cheitert. Wir wollen Steuererhöhungen für die, die uns diese rise eingebrockt haben und jetzt schon wieder dicke ewinne einfahren und Millionen an Banker-Boni beommen. Wenn es darum geht, die Ackermänner zur asse zu bitten, dann ist diese Regierung auf einmal völ ig unentschlossen. Die Kanzlerin ist für alles offen und ann sich alles vorstellen, möchte aber eine internatioale Lösung. Das soll im Klartext heißen: Wenn man ich nicht international einigen kann, dann geht alles eiter wie bisher. Genau das ist schon jetzt der Fall. Das Finanzkasino st wieder eröffnet. Die Regierung hat rein gar nichts unernommen, um eine Wiederholung der Krise zu verhinern. Im Gegenteil: Sie bereitet mit ihrer Politik die ächste Krise vor. Die Krönung ist, dass sie strengere egelungen gegen Steuerhinterziehung, die noch durch ie CDU/CSU-SPD-Regierung beschlossen wurden, icht anwenden will, mit der Begründung, es gebe aneblich keine Steueroasen mehr. Ist das nicht unglaubich? Fazit: Diese Regierung tut nichts, um eine Wiederhoung der Finanzkrise zu verhindern. Sie tut nichts, um ie zur Rechenschaft zu ziehen, die die Krise verursacht aben, und sie tut nichts, um die Einnahmen des Staates u stabilisieren. Damit gefährdet sie den sozialen usammenhalt in unserem Land und die Zukunft der ehrheit der Menschen. Wir als Linke sagen deutlich, wofür wir Geld brauhen: für bessere Bildung, für ein Gesundheitssystem für lle und für die Menschen, die aus dem Arbeitsleben heausgedrängt wurden und jetzt von Transferleistungen eben müssen. Ich sage an dieser Stelle ganz deutlich: ir als Linke werden uns mit Hartz IV niemals abfinen. Dr. Gesine Lötzsch Wir wollen auch verhindern, dass die Bundesregierung die Kommunen weiter in den Ruin treibt. Wir wollen, dass auch weiterhin Schwimmbäder beheizt werden und Theater bespielt werden können. Wir haben aber nicht nur Vorschläge für Ausgaben. Wir als Linke haben eine ausreichende Zahl an Vorschlägen dafür, wie der Haushalt entlastet werden kann. Ich will nur zwei Beispiele nennen. Erstens. Eine wesentliche Entlastung des Haushaltes und eine große sozialpolitische Maßnahme wäre es, wenn wir endlich einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland einführten. Das würde nicht nur den Haushalt entlasten, sondern auch den Menschen, die jeden Tag arbeiten gehen und trotzdem als Aufstocker zum Amt gehen müssen, um sich Geld zu holen, ihre Würde zurückgeben. Wir wollen, dass die Menschen in unserem Land in Würde leben können. Zweitens. Wir wollen den Verzicht auf Prestigeobjekte. Wir brauchen keinen Militärtransporter für über 8 Milliarden Euro. Wir brauchen keine Kriegseinsätze der Bundeswehr. Die Mehrheit der Menschen in unserem Land teilt die Auffassung, dass solche Projekte unsinnig sind. Wir als Linke fordern die Bundesregierung auf, den vorliegenden Haushaltsentwurf zurückzuziehen. Er enthält falsche Lösungsansätze für die Probleme unseres Landes. Er ist ein Haushalt von und für Lobbyisten. Wir brauchen aber einen Haushalt der sozialen Gerechtigkeit. Als Nächster spricht Otto Fricke für die FDP-Frak tion. Geschätzte Frau Präsidentin! Meine lieben Kollegin nen und Kollegen! Eine Haushaltsdebatte bedeutet eigentlich eine Diskussion über Zahlen und Fakten. Deshalb muss man als Erstes analysieren, woher wir eigentlich kommen. Herr Minister, es stimmt – darüber besteht Einigkeit in diesem Hause –, wir befinden uns in einer Wirtschaftskrise. Wir müssen versuchen, aus dieser Krise so gut, so schnell, so stabil und vor allen Dingen so herauszukommen, wie es sich für eine soziale Marktwirtschaft gehört. Aber woher kommen wir? Die SPD war in den letzten 11 Jahren an der Regierung beteiligt und ist daher für eine Neuverschuldung in Höhe von 300 Milliarden Euro verantwortlich. Ihr Sozialdemokraten werdet sicherlich sagen, dass ihr das nicht wolltet. Das akzeptiere ich. Aber es war so. D n d n 3 u S g w m A s d n l f d K r t h V g s s s A m d D a E I b g m D g O m (C (D (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wo ist das liberale Sparbuch geblieben?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701403000

(Beifall bei der FDP)

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1701403100

ie Tatsache, dass Sie von der SPD angesichts einer Fi-
anzplanung, die bis zu Ihrem Ausscheiden aus der Bun-
esregierung – das haben Sie bisher anscheinend noch
icht ganz bemerkt – eine Neuverschuldung in Höhe von
50 Milliarden Euro vorsah, hier erzählen, wie schlecht
nd schlimm das alles ist, zeigt: Sie wollen von dem
chuldenberg, den Sie hinterlassen haben, mit möglichst
roßer Lautstärke und möglichst wenig Inhalt ablenken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bernd Scheelen [SPD]: Erzählen Sie, wie das 1998 war!)


Wie ist es denn in der Vergangenheit gewesen? Immer
enn die Notwendigkeit zu Reformen bestand, hatte
an nicht ein einziges Mal den Mut, etwa mit der
genda 2010 die Baustelle aufzumachen. Daher hat man

ie mit mehr Geld zugeschüttet. Im Endeffekt hat man
afür immer wieder neues Geld gebraucht. Sie wollen
un – das sollten Sie den Bürgern auch sagen – eigent-
ich denselben Weg gehen. Sie wollen unsere Steuerre-
orm mit einem Entlastungsvolumen von 19,5 Milliar-
en Euro – das werden wir noch wuppen; das steht so im
oalitionsvertrag und wurde im November letzten Jah-

es von der Bundeskanzlerin genau dargelegt und bestä-
igt – nicht mittragen. Sie wollen sie aber nicht nur des-
alb nicht, weil Sie gegen Steuersenkungen sind.
ielmehr brauchen Sie das Geld, um die nächsten Aus-
abenideen zu verfestigen. Es wird wieder wie folgt
ein: Sie erzählen uns zu Beginn der ersten Lesung, wie
chlimm und wie schrecklich das alles sei und dass man
paren müsse.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Dass Sie das nicht wollen, haben wir 1998 gemerkt!)


ber den ganzen heutigen Nachmittag, morgen, über-
orgen und am Freitag werden Sie in den Debatten über

ie Einzeletats wieder mehr Geld fordern.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wir sind nicht die FDP!)


as ist der Grund: Sie wollen den Bürgern mehr Geld
us der Tasche ziehen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das machen Sie!)


s geht Ihnen nicht um das Sparen, sondern nur darum,
hre Ausgabenpolitik, die die Menschen weiterhin nur
evormundet, fortsetzen zu können. Deswegen sind Sie
egen Steuersenkungen. Sie wollen am liebsten alle
öglichen Steuern erhöhen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir wollen das alles nicht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber ihr macht doch die Schulden!)


enn wir sind in unserem Land an folgendem Punkt an-
elangt – auch das gehört zur Wahrheit der Zahlen –:
hne dass es darum geht, einen Schuldigen zu finden,
üssen wir sehen, dass in diesem Jahr die Sozialausga-






(A) )



(B) )


Otto Fricke
ben und die Zinsausgaben, die aus diesem Haushalt ge-
leistet werden müssen, 100 Prozent der Steuereinnah-
men, also alle, beanspruchen. Wie können Sie angesichts
dieser Lage unseres Staates, den Sie uns so überlassen ha-
ben – welches Bild machen Sie sich eigentlich? –, glau-
ben, dass wir mit Ihrer alten Politik weiterkämen? Wenn
Sie irgendwann wieder an der Regierung wären, würden
Sie wahrscheinlich überraschenderweise feststellen: Es
tut uns leid, aber wir müssen wieder einmal die Mehr-
wertsteuer erhöhen. – So sieht doch Ihre Politik aus. Un-
sere dagegen ist ganz anders.


(Beifall bei der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind hier nicht an der Hotelrezeption!)


Der Haushalt 2010 ist für alle sehr schwierig. Herr
Kollege Schneider hat das in der letzten Debatte deutlich
gesagt. Wir müssen im Haushalt 2010 aber mit dem an-
fangen, was Mentalitätswechsel genannt wird, eigentlich
aber nichts anderes als Sparen heißt, und zwar nicht im
Sinne eines Kaputtsparens – ich weiß, dass das Ihr
nächster Vorwurf sein wird –, sondern eines klugen Spa-
rens.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie mir doch einmal, wo Sie sparen wollen! Das wäre eine Idee! Fangen Sie an!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
Sie sollten einmal Ihren Kopf anstrengen und sich über-
legen, wie das geschehen kann, statt sich hier nur gemüt-
lich zu räkeln und andere Politiker zu diffamieren.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Was sind denn die konkreten Vorschläge? – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir hören zu!)


Der Mentalitätswechsel fängt bei dem an, was die FDP
in der Vergangenheit als Oppositionspartei immer getan
hat, nämlich bei dem Einbringen von konkreten Vor-
schlägen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Clownsnummern von Westerwelle!)


– Frau Künast, wenn Sie Politik nicht vertragen, dann
gehen Sie lieber raus in den Berliner Winter. Das ist viel-
leicht schöner für Sie, auf jeden Fall aber für die hier
Anwesenden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Wir wollen Frau Künast behalten! Sie muss noch etwas lernen!)


Wenn Sie ernsthafte Oppositionspolitik machen und
nicht nur daherreden wollen, wie Herr Kollege Poß, den
ich jetzt leider nicht sehe – vermutlich ist er in sich ge-
gangen und überlegt sich noch einmal, was er da gesagt
hat –, es getan hat, dann machen Sie konkrete Vor-
schläge. Zeigen Sie, dass Sie Ihre Arbeit mit dem Kopf
machen und nicht mit anderen Körperteilen.

Gilt das, was zu dem Sparbuch gesagt wurde, noch?
– Wir haben als Oppositionsfraktion das Sparbuch 2009,

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(C (D 008, 2007, 2006 usw. vorgelegt. Sie können so etwas uch gerne machen. Aber das werden Sie nicht! Denn ir sind uns zwar alle einig, dass wir sparen müssen, (Christian Lange [Backnang] [SPD]: Als Erstes sparen wir die FDP-Staatssekretäre!)


nd wir wissen aufgrund der Schuldenbremse und des
tabilitätspaktes sogar, wie viel wir sparen müssen. Aber

mmer dann, wenn es beim Sparen konkret wird, kommt
on Ihnen nichts.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Immer wenn es konkret wird, besetzen Sie die Posten!)


ir als Koalition sind offen für Vorschläge Ihrerseits,
ür Sparvorschläge, die, wie es der Finanzminister ge-
agt hat, über die ganze Bandbreite gehen. Denn seien
ir doch ehrlich. Bei den meisten heißt es immer noch:
ls Politiker bin ich nicht für das Sparen zuständig, son-
ern höchstens dafür, hier und da ein Geschenk zu ver-
eilen.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Herr Fricke, das ist doch unter Ihrem Niveau!)


Meine Bitte an die Bürger lautet: Wann immer Sie der
einung sind, der Staat müsse hier oder da mehr Geld

usgeben und dass wir an der einen oder anderen Stelle
u wenig tun, dann sagen Sie gleichzeitig, wo wir das
eld hernehmen sollen und wie viel Sie entsprechend

hrer Leistungsfähigkeit dafür zu tun bereit sind.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie, woher Sie das Geld für Ihre Steuersenkungen nehmen!)


Herr Minister, Sie wissen, dass die Koalitionäre und
ie Arbeitsgruppe Haushalt Sie bei den ersten Vorberei-
ungsschritten in diesem Jahr, die im Ansatz schon das
enken hinsichtlich der Mammutaufgaben, die wir noch
or uns haben, beinhalten, unterstützen. Im vergangenen
ahr, als wir das noch allein machen konnten, hat die
DP-Fraktion mit ihrem Sparbuch Vorschläge für den
aushalt 2009 vorgelegt. Das geht in diesem Jahr nicht
ehr, weil wir einen Koalitionspartner haben, mit dem
ir vertrauensvoll zusammenarbeiten.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Das nennen Sie „vertrauensvolle Zusammenarbeit“? – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Oh ja, das merkt man!)


Ich weiß, dass ihr es mit der vertrauensvollen Zusam-
enarbeit nicht so sehr hattet. Wir handhaben das etwas

nders.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Minister, wir erwarten von Ihnen aber auch, dass
ie Liste, an der Sie im Ministerium arbeiten lassen,
öglichst breit aufgestellt ist, dass sie ein großes Volu-
en hat und die Möglichkeit eröffnet, die weiteren
teuerentlastungen in Höhe von 19,5 Milliarden Euro so






(A) )



(B) )


Otto Fricke
in die Haushalte einzuarbeiten, dass das zusätzliche
Netto vom Brutto, was wir dem Bürger für die nächsten
vier Jahre im Koalitionsvertrag versprochen haben, auch
umgesetzt werden kann. Sie haben die Koalitionsfraktio-
nen dabei an Ihrer Seite, und zwar nicht nur bei Schön-
wetterpolitik oder der Verteilung von drei zusätzlichen
Mehrwertsteuerprozentpunkten, sondern dann, wenn es
windet, stürmt und schneit und wir dieses Land für die
Zukunft fit machen.

Warum wollen wir eigentlich einen fitten Staat?
Selbst wenn man, wie Sie, Herr Trittin, nicht mehr an
Wachstum glaubt, dann glaubt man doch immer noch da-
ran, dass man diesen Staat umbauen muss. Wir werden
es nicht schaffen, diesen Staat umzubauen, indem wir
immer wieder neue Subventionen gewähren.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig! Zum Beispiel für die Hotellerie! Super Argument!)


Sie von Rot-Grün – von den Linken rede ich gar nicht
mehr – greifen dem Bürger in die Tasche, ziehen ihm ei-
nen Zehneuroschein heraus, holen einen Fünfeuroschein,
stecken ihm einen Fünfeuroschein in die andere Tasche
und sagen: Freu Dich, denn wir haben Dir etwas gege-
ben. – Wir wollen das nicht, wir wollen mehr Netto für
den Bürger, wir wollen endlich eine Wende in der Aus-
gabenpolitik und wir wollen aufhören, dem Bürger vor-
zumachen, der Staat könne alles. Der Bürger ist es, der
alles – wirklich alles – kann – wenn man ihn denn lässt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701403200

Alexander Bonde ist der nächste Redner für das

Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701403300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Koalition gelingt mit dem Haushalt 2010 eine Re-
kordverschuldung von historischer Dimension. Die Neu-
verschuldung im Haushalt beträgt 86 Milliarden Euro,
hinzu kommen Schattenhaushalte, die, nach dem, was
der Finanzminister zugibt, ein Volumen von 14 Milliar-
den Euro haben. Wenn man alles zusammenrechnet, was
im Hause Schäuble unter den Teppich gekehrt wird, dann
ist man schon bei 130 Milliarden Euro, weil 30 Milliar-
den Euro reale Verschuldung für die Bankenrettung in
Ihrer Rechnung nie eine Rolle spielen. Die Verschuldung
des Bundes reißt unter Ihrer Ägide, Frau Merkel, die
1-Billion-Euro-Marke. Eigentlich liegt es in Ihrer Verant-
wortung, ehrlich darüber zu reden, was dieser Haushalt
für unsere Kinder, unsere Enkel und unsere Urenkel
heißt, die diese Veranstaltung bezahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie hier von Verantwortung und Generationen-
gerechtigkeit sprechen, dann müssen Sie auch darüber
sprechen, ob dieser Haushalt der großen Verantwortung
gerecht wird und ob Sie als Bundesregierung alles dafür
tun, damit dieser Haushalt auch die Interessen derjeni-

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(C (D en schützt, von denen Sie selbstverständlich in Anpruch nehmen, dass sie später Ihr Handeln bezahlen. Wir tragen heute die Verantwortung, trotz der großen rise den Schuldenberg in den Griff zu bekommen. Na ürlich entspricht es nicht dem politischen Tagesgechäft, wenn sich die Wirtschaft so entwickelt, wie sie es n den letzten Monaten getan hat. Deshalb muss gerade n dieser Krise doch deutlich werden, dass man bereit ist, ie Verantwortung zu übernehmen und zu fragen, wie an aus der Krise herausund von dem Schuldenberg ieder herunterkommt. Die Verantwortung besteht auch arin, zu sehen, dass das nicht die einzige Krise ist, sonern dass die Bedrohung durch den Klimawandel eine elastung von noch größerer Dimension für die Kinder, nkel und Urenkel darstellt. Ja, man darf der Krise nicht hinterhersparen. Aber an muss gerade in der Krise mit den Ausgaben und den itteln, die knapp sind, seriös umgehen. Das tun Sie ben nicht. Sie haben von automatischen Stabilisatoren esprochen, die Sie ausfahren, weil das Wachstum einricht. Sie sparen also Steuermindereinnahmen und ehrausgaben für den Arbeitsmarkt nicht hinterher. Das st richtig. Nur, wenn das Wachstum wieder da ist, müsen Sie die Stabilisatoren wieder einfahren. Das tun Sie icht. Gegenüber Herrn Steinbrücks Entwurf, der mit ,7 Prozent Wachstum weniger kalkuliert hat als Sie, haen Sie eine Verschuldungslücke von 10 Milliarden uro, die ganz allein auf Ihr Konto geht und die nichts, ber auch gar nichts mit den Krisen zu tun hat, von denen ie hier gesprochen haben, und das wissen auch Sie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Damit sind wir an dem Punkt, was man verantwort-
ich in diesem Haushalt machen kann. Warum gehen Sie
icht an einen Bereich, wo Sie eine doppelte Rendite er-
ielen können? Warum leisten wir uns den Irrsinn in die-
em Bundeshaushalt, den Sie hier verabschieden, mas-
ive klimaschädliche Subventionen zu zahlen? Ich will
s einmal zusammenfassen: Das Umweltbundesamt kal-
uliert mit 42 Milliarden Euro umweltschädlichen Sub-
entionen im Bundeshaushalt. Warum tun Sie das in ei-
er Situation, in der Klimawandel eine harte Realität ist
nd in der wir hart kämpfen müssen, alles Mögliche zu
un, um den Klimawandel zu stoppen, und wir gleichzei-
ig eine Rekordverschuldung haben? Warum legen Sie
inen Haushalt vor, der nach der Logik funktioniert: Mit
2 Milliarden Euro Steuergeld, die ich nicht habe, för-
ere ich umweltschädliches Handeln, um mit weiterem
teuergeld, das ich auch nicht habe, wenigstens einige
er Auswirkungen wieder auszugleichen? Das ist die
kologische und ökonomische Logik Ihres Haushaltes,
err Schäuble. Das macht keinen Sinn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Problem ist, dass Ihre Zukunftsbetrachtung mit
er NRW-Wahl endet. Warum machen Sie eigentlich
teuergeschenke in Höhe von 20 Milliarden Euro, die
ie laut Koalitionsvertrag und auf Beharren Ihres Koali-






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
tionspartners mit Geld bezahlen wollen, das Sie auf die
Rekordverschuldung draufpacken?

Ich will noch einmal die Relation verständlich ma-
chen: 325 Milliarden Euro Ausgaben, davon 100 Mil-
liarden Euro auf Pump. Jeder Mensch weiß, dass ein sol-
cher Schuldenberg nicht abbaubar ist, wenn man auch
noch die Einnahmeseite kaputtmacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Schäuble, wenn Sie ehrlich sind, dann müssen Sie
zugeben, dass ich recht habe.

Ich verlange von Ihnen in solch einer Situation eine
ehrliche Aussage, etwa: Ja, wir als Politiker werden sa-
gen müssen, dass in dieser Krise starke Schultern mehr
tragen müssen, dass wir keine Luft für Steuersenkungen
haben und dass es vielmehr darum gehen wird, wie die
Lasten gemeinsam solidarisch getragen werden: Auf die-
jenigen, die es in dieser Gesellschaft gut haben, kommt
eine besondere Verantwortung zu, deshalb müssen wir
über die Höhe des Spitzensteuersatzes reden, und des-
halb müssen wir über eine befristete Vermögensabgabe
reden. – Alles andere ist unehrlich und geht an das Fun-
dament dieser Gesellschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie uns einmal über ein paar andere Irrsinnig-
keiten reden, die hier ebenfalls verteidigt werden.
Schauen wir uns einmal den Bereich der Subventionen
an, die Sie sich hier weiter munter leisten. Ich bin übri-
gens wirklich überzeugt, dass Sie in der Frage der Gene-
rationengerechtigkeit nicht ehrlich argumentieren. Sonst
würden Sie sich nämlich fragen: Wovon haben unsere
Kinder mehr? Ich bin davon überzeugt, dass unsere Kin-
der mehr davon haben, dass die Gemeinde das Schul-
haus sanieren kann, als davon, dass das Überraschungsei
weiter einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz unterliegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin überzeugt davon, dass unsere Kinder mehr davon
haben, dass sich die Länder ordentliche Lehrerinnen und
Lehrer leisten können, als davon, dass Baron von Finck
die nächste Steuererleichterung bekommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die „Steuerdrohung“ in Ihrem Haushaltsentwurf ist
ein massiver Angriff auf die Kommunalfinanzen. Ich
weiß nicht, auf welchen Neujahrsempfängen Sie unter-
wegs waren. Unabhängig vom Parteibuch klagen doch
jede Bürgermeisterin und jeder Bürgermeister über die
massiven Auswirkungen, die Ihre Politik hat. Mit Ver-
laub, als Landsmann, Herr Kollege Schäuble: Bei den
Neujahrsempfängen in Ihrem Wahlkreis habe ich die
lautesten Klagen gehört, und das hat doch einen Grund.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Sie müssen die Frage beantworten, ob Sie auf die Bilungschancen unserer Kinder oder weiter auf den ermäigten Mehrwertsteuersatz für Rennpferde, auf den ampf gegen den Klimawandel oder weiter auf Steuerrivilegien für Billigflieger setzen. All das sind Fragen er Generationengerechtigkeit. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist sehr unsachlich!)


ie als Koalition stehen jedenfalls immer auf der fal-
chen Seite.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt übrigens einen Grund dafür, dass Sie dieses
ahr eine Rekordverschuldung wollen; das geben Sie
lle nicht zu. Es ist spannend, zu lesen, was alles geschrie-
en wird. Gestern hat Dr. Hermann Otto Solms, Vorsit-
ender des Arbeitskreises Wirtschaft und Finanzen der
DP-Bundestagsfraktion, an seinen Fraktionsvorstand ge-
chrieben – das ist erhellend; es steht auf Seite 4 –:

In der Struktur kann die Konsolidierung aber erst
mit dem Haushalt 2011 beginnen.
Dafür spricht zum einen die Mechanik der neuen
Schuldenbremse.

r erklärt sie dann kurz und schreibt weiter:

Die strukturelle Kreditaufnahme des Jahres 2010 ist
also die Ausgangsbasis für den Konsolidierungs-
pfad bis 2016.

uf Deutsch gesagt: Bitte, dieses Jahr eine möglichst
ohe, eine Rekordverschuldung, dann wird es später
ämlich einfacher, zu sparen, und wir können die
cheißschulden


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Der Ausdruck ist unparlamentarisch!)


n die nächste Regierung abschieben. Und wir haben
ichts mehr damit zu tun. Sie verschleiern hier mit Ihrer
anzen Konsolidierungsstrategie bewusst, was für eine
peration hier läuft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die nächste Regierung stellen auch wir! Das ist also Unsinn!)


Sie von der FDP haben im Wahlkampf eine Schul-
enreduzierung versprochen. Wir wissen jetzt alle, dass
amit nur Ihre Parteikasse gemeint sein kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


er Begriff „Hotellobby“ hat eine ganz neue Bedeutung
ekommen, wie man feststellt, wenn man sich auf der
echten Seite des Parlaments umschaut.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ragen Sie einmal, was eigentlich die Wirtschaft zu Ih-
en Geschenken sagt. Fragen Sie einmal, was all die Un-
ernehmen machen, für die es deutlich teurer wird. Sie






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
haben dieses Geschenk entgegen aller ökonomischen
Vernunft durchgesetzt. Sie haben sich auf die Seite Ihrer
Steuerspezies und Spendenspezies gestellt und eben
nicht auf die Seite derjenigen, die in diesem Land mit
harter Arbeit Wohlstand generieren wollen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Sie verstehen vielleicht etwas von Vetternwirtschaft,
aber nicht von Wirtschaft. Das haben Sie mit dieser
Maßnahme bewiesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ob BDI, DIHK oder der Zentralverband des Deut-
schen Handwerks – alle fordern von Ihnen: Schaffen Sie
diesen Unfug so schnell wie möglich ab! Wir haben
heute Morgen versucht, Ihnen die Möglichkeit hierzu zu
geben. Dem entsprechenden Geschäftsordnungsantrag
haben Sie mit Ihrer Mehrheit die Zustimmung verwei-
gert. Wir werden Sie da treiben. Sie wissen, dass in Ihren
Reihen genügend Personen wissen, was für einen Unfug
Sie da angestellt haben. Sie wissen auch, welches Licht
dieser Vorgang auf die Bundesrepublik wirft.

Die Frau Kanzlerin ist nicht mehr da, aber sie weiß,
welchen Begriff eine schwäbische Hausfrau wählt, wenn
man sie bittet, den Vorgang – Steuern für jemanden sen-
ken und dann von diesem Millionenspenden annehmen –
zu beschreiben. Mit Verlaub, die Wahrnehmung der
schwäbischen Hausfrau unterscheidet sich da nicht sehr
von der einer afghanischen Hausfrau, um einmal einen
Vergleich zu wählen, der auch in den Sphären, in denen
Herr Westerwelle schwebt, verstanden wird.

Ich frage mich schon, wie der Außenminister, wenn er
daheim als Parteivorsitzender solche Spenden annimmt,
mit so einer Geschichte im Gepäck auf der Welt für
Good Governance werben will.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU])


Ich frage mich, wie ein Entwicklungsminister weltweit
Regierungen zu guter Regierungsführung ermahnen
will, wenn er zu Hause als Generalsekretär solche Spen-
den angenommen hat.

Ich finde das dröhnende Schweigen der Kanzlerin
und das dröhnende Verteidigen dieses Vorgangs durch
die CDU-Fußtruppen schon bedenklich. Sie wissen, es
ist nicht sauber, was hier passiert ist. Sie wissen, dieses
Gesetz ist bar jeglicher ökonomischer Sinnhaftigkeit.
Hier hat sich Klientelpolitik durchgesetzt. Das kann sich
kein Land in dieser Welt leisten.

Kehren Sie um! Geben Sie die Spende zurück! Und
machen Sie endlich eine ordentliche Politik, von der die
Wirtschaft etwas hat, und nicht nur Ihre Sponsoren!

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


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(C (D Der Kollege Norbert Barthle hat jetzt das Wort für die DU/CSU-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten amen und Herren! Zu den Reden der Oppositionsverreter, die ich hier gehört habe, kann ich nur sagen: Ganz ffenbar wollen Sie alles tun, um nicht über den Hausalt 2010 zu reden, und versuchen lieber, sich in Debaten vergangener Jahrzehnte zu retten. Da wird ein Spenenskandal herbeigesehnt und herbeigeredet, der nicht orhanden ist. Lieber Herr Poß, wenn Sie meinen, entang der Argumentationslinien der vergangenen Jahrehnte die Zukunft unseres Landes gestalten zu können, (Joachim Poß [SPD]: Ich habe nur auf Zusammenhänge hingewiesen!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701403400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1701403500

ann ist das Ihre Entscheidung.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat sich denn da in die Tradition von Kohl gestellt? Sie doch wohl!)


ch bin aber überzeugt: Schon die Wählerinnen und
ähler bei der NRW-Wahl werden Ihnen die Quittung

afür erteilen. Dieser sehe ich ganz gelassen entgegen.

In den Reden, vor allem in der vom Bundesfinanz-
inister, war viel über die aktuelle Krisensituation, die

s zu bewältigen gilt, zu hören. In dieser Krisensituation
st tatsächlich rasches Handeln notwendig. Deshalb be-
anke auch ich mich beim Bundesfinanzminister dafür,
ass er den Entwurf für den Bundeshaushalt 2010 so
chnell eingebracht hat. Das zeugt zum einen von der
roßen Kontinuität des Unionshandelns und zum ande-
en von der großen Verantwortung, die der FDP-Partner
n dieser Koalition wahrnimmt. Das möchte ich einmal
anz deutlich sagen; denn die Bereitschaft, in weiten
eilen den von der Vorgängerregierung aufgestellten
undeshaushalt zu übernehmen, ist Ausweis eines gro-
en Verantwortungsbewusstseins.

Die Kritik der Opposition, wenn sie denn überhaupt
rnst zu nehmen ist, macht sich ja an dem allerersten Ge-
etz fest, das wir beschlossen haben, nämlich dem

achstumsbeschleunigungsgesetz. Herr Poß, mit die-
em Gesetz einher gehen für den Bund im Jahr 2010
teuerausfälle bzw. Mehrausgaben mit einem Volumen
on knapp 4 Milliarden Euro. Gäbe es dieses Gesetz
icht, könnten wir die Nettokreditaufnahme vielleicht
m 4 Milliarden Euro absenken. Wenn Sie mir heute und
etzt die Zusicherung geben, dass Sie dann, wenn wir das
achen, mit Ihrer Kritik aufhören, dann nehme ich Ihre
ritik ernst, andernfalls nicht.


(Joachim Poß [SPD]: Das hätten Sie wohl gern!)


enn Sie mir diese Zusicherung geben, dann können wir
erne auf dieser Basis in die Haushaltsberatungen eintre-
en und uns Ende März wieder sprechen.






(A) )



(B) )


Norbert Barthle

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie verhalten sich jetzt wie der Erwischte! Das gefällt Ihnen gar nicht!)


– Nein, nein!

Meine Damen und Herren, wir werden diesen Haus-
halt sehr zügig beraten und uns damit der Fessel der vor-
läufigen Haushaltsführung entledigen. Das stärkt auch
die Kräfte, die wir zur Überwindung der aktuellen Krise
benötigen. Von daher ist es ganz wichtig, so zu verfah-
ren.

Dennoch muss ich sagen: Der Haushalt 2010 ist we-
der ein „Wunschhaushalt“ noch ein „Wünschehaushalt“.
Gäbe es diese aktuelle Krise nicht, dann hätten wir Par-
lamentarier es geschafft – davon bin ich überzeugt –, die
in der mittelfristigen Finanzplanung vorgegebene und
auch vom Finanzminister wiederholte Wegmarke, näm-
lich eine Schuldenaufnahme von maximal 6 Milliarden
Euro, deutlich zu unterschreiten. Ich bin überzeugt, wir
wären sogar bei Null angekommen.

Aber wir leben nicht unter einer Käseglocke. Wir
müssen uns mit der aktuellen Krisensituation auseinan-
dersetzen. Deshalb lassen wir die automatischen Stabi-
lisatoren wirken. Steuermindereinnahmen und steigende
Ausgaben für die Arbeitsplatzsicherung werden durch
eine höhere Kreditaufnahme aufgefangen. Außerdem
haben wir gezielte konjunkturstützende Maßnahmen be-
schlossen, und zwar mit Teilen der Opposition. Das alles
war richtig, um wieder positiver in die Zukunft blicken
zu können.

Ich lade auch Sie, meine Damen und Herren von der
Opposition, zu Beginn des Jahres 2010 dazu ein, sich die
aktuellen Arbeitsmarktzahlen, die aktuelle BIP-Entwick-
lung und die unterschiedlichen Prognosen anzuschauen.
Ich sage als Mitglied der Union nicht ganz ohne Stolz:
Wer hätte noch vor einem halben Jahr gedacht, dass wir
bereits beim Haushaltsabschluss 2009 deutliche Wachs-
tumsimpulse realisieren können – statt knapp 50 Milliar-
den Euro Neuverschulung 35 Milliarden Euro? Das ist
eine tolle Leistung. Deshalb sind wir überzeugt: Es war
richtig, so zu handeln. Wir können die ersten zarten
Pflänzchen einer wirtschaftlichen Ernte einbringen, und
wir werden den erfolgreichen Kurs der neuen Koali-
tionsregierung weiter fortführen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn ich aus dem linken Lager die Unkenrufe bezüg-
lich angeblicher sozialer Kälte der neuen Koalition höre,
dann kann ich mich nur fragen, wie das begründet ist.


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Haushalt 2010 ist allerdings – auch das sage ich
deutlich – kein Wünschehaushalt. Allein durch haus-
haltspolitische Zurückhaltung und strikte Prioritätenset-
zung werden Perspektiven geschaffen. Denn wir alle
wissen, dass das jetzige Volumen der Nettokreditauf-
nahme auf Dauer nicht so hoch bleiben kann. Deshalb
werden wir zielstrebig wieder auf den Konsolidierungs-
kurs einschwenken, den wir bereits aus der Vorgänger-

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(C (D egierung kennen. Dazu gibt es keine Alternative. Das ind wir auch den folgenden Generationen schuldig. In dem Zusammenhang steht für uns außer Frage, ass wir den Europäischen Stabilitätsund Wachsumspakt einhalten werden. Das haben wir den europäichen Partnern zugesichert. Ich hatte gerade gestern ein usführliches Gespräch mit dem französischen Hausaltsminister Eric Woerth, der großes Interesse an dem rfolgreichen deutschen Weg aus der internationalen inanzund Wirtschaftskrise gezeigt hat. Das beweist, ass wir auf dem richtigen Wege sind. Die Europäische Kommission hat ein Defizitverfahen für Deutschland eingeleitet; denn in 2009 haben wir ie 3-Prozent-Grenze leicht überschritten. Wir werden ie Grenze auch in 2010 und 2011 überschreiten müsen; 2010 werden es knapp 6 Prozent sein. Das ist das piegelbild der krisenbekämpfenden Politik; das müssen ir realisieren. Wir werden die Überschreitung der 3-Prozent-Grenze edoch nicht auf Dauer hinnehmen. Die Zielsetzung ist, 013 wieder close to balance zu sein, also die 3-Prozentrenze einzuhalten. Außerdem haben wir auch das chuldenstandskriterium im Blick, das sich aus dem aastricht-Vertrag ergibt. Das heißt, die Verschuldung arf 60 Prozent des BIP nicht überschreiten. Auch davon ind wir derzeit leider ein Stück entfernt. Aber wir weren weder den Maastricht-Vertrag noch die Schuldenremse aus den Augen verlieren. Wir von der Union haben schon einmal, nämlich 005, bewiesen, dass wir einen erfolgreichen Weg aus em Defizitverfahren heraus finden können. (Joachim Poß [SPD]: Das war doch Steinbrück!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir werden beweisen, dass wir das noch einmal schaffen
önnen. Wir werden diese erfolgreiche Politik im Sinne
on Stabilität und Nachhaltigkeit fortsetzen. Das ist ein
arkenzeichen der Union; dafür stehen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich an dieser Stelle einen kleinen Blick
ns europäische Ausland werfen, nicht um von der Krise
bzulenken, sondern um zu beweisen, dass unser Weg
rfolgreich ist.

In Großbritannien, einem wirtschaftspolitisch be-
eutsamen Land, das nicht zur Eurozone gehört, liegt die
euverschulung im zweistelligen Bereich: 2010 sind es
2,9 Prozent, 2011 sind es 11,1 Prozent. Großbritannien
ill die 3-Prozent-Grenze 2014/2015 wieder einhalten.
ie Briten sind aufgrund ihres Finanzplatzes von der
inanzkrise schwer betroffen. Deshalb wird es auch dort
ur mit schmerzhaften Maßnahmen gelingen, diese Kon-
olidierung zu erreichen.

Schauen wir nach Irland. 2010 und ebenfalls 2011
ird die Neuverschuldung bei 14,7 Prozent liegen. Die

ren wollen bis zum Jahr 2014 wieder auf den „Pfad der
ugend“ zurückkehren. Auch für sie wird es schwer






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
werden, diesen Weg zu beschreiten; denn die Schulden-
standsquote in Irland liegt bei 100 Prozent.

Wie wichtig es ist, Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit
und Nachhaltigkeit in der Finanz- und Wirtschaftspolitik
zu bewahren, zeigt auch das Beispiel Griechenland. Die-
ses Beispiel hat uns in den vergangenen Wochen vor
Augen geführt, wie schnell die Glaubwürdigkeit eines
Landes verloren gehen kann.

Lassen Sie uns nach Frankreich schauen. Frankreich
wird im Jahre 2010 bei einer Neuverschuldung von
8,2 Prozent und im Jahre 2011 bei einer Neuverschul-
dung von 7,7 Prozent liegen. Wie Deutschland will
Frankreich bereits 2013 das Defizitkriterium wieder ein-
halten. Auch für Frankreich gilt: Dieses Ziel ist nur mit
strikten Konsolidierungsmaßnahmen zu erreichen.

Ich sage in aller Deutlichkeit: Es war eine großartige
Leistung, die Maastricht-Kriterien einzuziehen. In die-
sem Zusammenhang will ich an Helmut Kohl und Theo
Waigel erinnern. Es war auch eine großartige Leistung,
die Schuldenbremse im Grundgesetz zu verankern. Bei-
des zusammen wird dazu führen, dass allen Ausreißver-
suchen und allen Versuchungen, zu einer weicheren Po-
litik zu gelangen, Einhalt geboten wird.

Jetzt schlägt die Stunde des Euro. Wenn der Euro
diese Feuertaufe besteht, die mit dieser Krise einhergeht,
dann wird er sich – davon bin ich überzeugt – zu einer
international stabilen und zuverlässigen Währung entwi-
ckeln. Davon profitieren wir alle. Auch das gehört zu un-
serem Konzept einer weiteren Konsolidierung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich habe bereits erwähnt, dass der Haushalt 2010 kein

Wünschehaushalt ist. Mit Blick auf die Beratungen
möchte ich betonen: Wer in dieser angespannten Lage
neue Ausgaben vorschlagen möchte, der ist selbstver-
ständlich dazu aufgerufen, eine Idee zur Gegenfinanzie-
rung zu präsentieren. Denn nur so können wir die golde-
nen Regeln, die wir in unserem Koalitionsvertrag
vereinbart haben, einhalten. Diese Regeln sind für uns
Parlamentarier eine wichtige Leitlinie, die uns für die
anstehenden Haushaltsberatungen eine Orientierung ge-
ben.

Es wird immer wieder über die Frage diskutiert: Was
ist mit den Steuersenkungen? Ich sage Ihnen klipp und
klar: An dieser Stelle sind wir von der Union gar nicht so
weit von der FDP entfernt, wie immer wieder der An-
schein zu erwecken versucht wird.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das befürchten auch wir! – Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Denn eines ist vollkommen klar: Auch wir wollen eine
Steuerstrukturreform; auch wir wollen die Abflachung
des Mittelstandsbauchs; auch wir wollen die Bekämp-
fung der kalten Progression.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Auch die Kanzlerin hat dies gerade in den letzten Tagen
betont.


(Joachim Poß [SPD]: Das haben wir gelesen!)


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(C (D as ist die beste Politik für die Menschen, die den Karen ziehen und die das Land voranbringen. Dafür stehen ir. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Viel Vergnügen mit dem Stufentarif!)


Wir stellen uns in den anstehenden Beratungen der
erantwortung – das sind zwei Seiten einer Medaille –,
en Haushalt konsequent zu konsolidieren und gleich-
eitig Spielräume für weitere Entlastungen der Bürgerin-
en und Bürger zu schaffen. Das ist die erfolgreiche Po-
itik der Union; das ist die erfolgreiche Politik der FDP.
as wird auch die erfolgreiche Politik dieser christlich-

iberalen Koalition sein. Wir haben dazu die Kraft und
en politischen Willen. Wir werden das in die Tat umset-
en.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist daran christlich?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701403600

Carsten Schneider spricht jetzt für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Denk an die Vergangenheit, an die guten vier Jahre!)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1701403700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

enn man die Rede von Herrn Barthle verfolgt, dann
at man den Eindruck, dass darin viel Autosuggestion
nd wenig Realität enthalten ist. Der Herr Minister hat in
einer Einbringungsrede sehr pathetisch geredet, ohne
onkret zu werden. Die FDP hält Sonntagsreden – ich
age gleich auch noch, warum –, in denen sie Verspre-
hungen macht, als sei sie immer noch nicht in der Re-
ierung angekommen, und die Union macht alles mit.


(Beifall bei der SPD)


Als Erstes muss man sich die Frage stellen: Wo stehen
ir? Aufgrund der Konjunkturprogramme, für die SPD-
inister maßgeblich verantwortlich waren – ich nenne

as Kurzarbeitergeld, aber auch die Investitionsmaßnah-
en, die auf Peer Steinbrück zurückgehen –, war die
age im Jahre 2009 besser, als es prognostiziert wurde.
err Schäuble, Sie haben 15 Milliarden Euro weniger
reditaufnahme verbuchen können, als vorhergesagt
urde. Damit hat die FDP nicht viel zu tun gehabt. Das

inzige Gesetz, das Sie bisher gemacht haben, wird dazu
ühren, dass die eingesparten 15 Milliarden Euro, die im
ahr 2010 einen Basiseffekt in Höhe von 10 Milliarden
uro haben, verjuxt und verpulvert werden – beispiels-
eise an Hoteliers –, ohne dass es einen nennenswerten
achstumseffekt gibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das ist eine neue Währungseinheit: Für 1 Million
uro bekommt man 1 Milliarde Euro. Das gibt es an-






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

scheinend nur bei der FDP. Ich frage mich nur, ob es
diese Million jetzt jährlich gibt oder ob Sie die 1-Mil-
liarde-Lobbyvergünstigung wieder aufheben.

75 Milliarden Euro betrüge die Nettoneuverschul-
dung auch – das gebe ich zu –, wenn die SPD noch an
der Regierung wäre. Das ist krisenbedingt. 10 Milliarden
Euro packen Sie obendrauf. Bei einer jährlichen Durch-
schnittsverzinsung von 4 Prozent – der jährliche Durch-
schnitt wird in etwa so sein; die Zinsen werden wieder
steigen – macht dies jedes Jahr Mehrkosten in Höhe von
400 Millionen Euro aus, die Sie zukünftigen Generatio-
nen aufbürden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie halten Sonntagsreden. Wenn es nach der FDP ge-
gangen wäre, dann hätten wir jetzt ein Grundgesetz, das
gar keine Neuverschuldung zulässt. Richtig? Ihr Punkt
war doch immer – um ein bisschen ökonomisch zu den-
ken –: Die Neuverschuldung muss null betragen; alles
andere ist schlecht.


(Joachim Poß [SPD]: Das war übrigens der Herr Burgbacher, der jetzt bei den Hoteliers so beliebt ist!)


Wir – auch Teile der Union wollten das – haben dann
durchgesetzt, dass man konjunkturreagibel vorgehen
kann.

Was würden Sie heute eigentlich machen? Was wäre
Ihre ökonomische Antwort? Wo würden Sie sparen? Ich
warte, insbesondere nachdem Sie vier Monate – man
weiß nicht so richtig, ob Sie nun zusammen regieren
oder nur gemeinsam die Pöstchen besetzen – in einer
Koalition sind, darauf, dass Sie sagen, was denn nun
kommt. Herr Minister Schäuble hat heute darüber ge-
sprochen, wie wichtig Vertrauen insgesamt und auch für
die wirtschaftlichen Akteure ist.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr von Finck hat doch Vertrauen!)


Dem widerspreche ich nicht; das nehme ich sehr gerne
auf. Dann müssen Sie aber auch bei den Bürgerinnen
und Bürgern in diesem Land Vertrauen für die Politik,
die Sie machen, schaffen, indem Sie sagen, was Sie tun
wollen. Darum drücken Sie sich herum.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie wissen, Sie müssen im nächsten Jahr 10 bis
15 Milliarden Euro sparen, um die Regelungen zur
Schuldenbremse einzuhalten. Sparen kann eine Einnah-
meverbesserung bedeuten. Sparen kann man auch bei
den Ausgaben. Sie sagen nicht, was Sie wollen.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das werden sie schon noch sagen!)


Herr Schäuble hat vorhin gesagt: Das machen wir lieber
ein bisschen später, dann bekommt das keiner mit; das
ist besser, ansonsten wird es nur zerredet.

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Er hat das im Stil eines Philosophen gesagt!)


Meine Damen und Herren, was diesem Land bis 2016
evorsteht, um die europäischen Regelungen und die
aßgaben der deutschen Verfassung umzusetzen, da-

über kann man nicht einfach mal im Hinterzimmer dis-
utieren. Man kann nicht einfach kommen und sagen:
oppla, hier bin ich; diese und jene Maßnahme gilt jetzt

ür diese Zeit.

Hier hätte es einer ehrlichen Wahlauseinandersetzung
edurft. Das haben Sie nicht gemacht. Das fällt Ihnen
etzt auf die Füße. Ich weiß nicht, wie viele Treffen mit
eglückwünschungen und Beweihräucherungen Sie
och abhalten wollen. Sie haben zu Beginn der Koali-
ion, zu dem Zeitpunkt, an dem man es tun muss, nicht
lar gesagt, was die Herausforderungen sind und was im
inzelnen umgesetzt werden muss. Das tun Sie auch

etzt nicht. Sie verschieben das immer weiter. Sie ver-
chieben es jetzt auf die Steuerschätzung im Mai. Nur,
ie findet kurz vor der nordrhein-westfälischen Land-
agswahl statt.


(Otto Fricke [FDP]: Aber vorher!)


err Schäuble, Sie haben gesagt, für 2010 müssten Sie
eine mittelfristige Finanzplanung vorlegen. Da haben
ie recht. Aber für 2011 müssen Sie das tun.


(Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister: Klar!)


Sie haben im Rahmen der goldenen Regeln – Herr
arthle hat sie eben hier zitiert – das Top-down-Prinzip

estgelegt. Sie sagen also, wie hoch die maximale Kre-
itaufnahme ist, und dann sagen Sie den Ressorts, wie
iel sie bekommen. Sie haben ein Haushaltsaufstellungs-
undschreiben herumgeschickt – das ist der Beginn der
erhandlungen –, in dem nichts davon steht. Außer Rhe-

orik und Ankündigungen, dass alles schwierig wird und
espart werden muss, steht keine politische Entschei-
ung der Regierung, wohin es gehen soll, am Beginn
ieses Verfahrens.

Das wollen Sie innerhalb eines Monats nach der Steu-
rschätzung machen. Was wird die Steuerschätzung
enn bringen? Wir wissen, das strukturelle Defizit be-
rägt 70 Milliarden Euro. Vielleicht sind es 72 Milliarden
uro, vielleicht sind es 68 Milliarden Euro. Dies ändert
ber nichts an der Substanz.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


as ist angekündigter Wahlbetrug vor einer Landtags-
ahl. Anders kann ich das – es tut mir leid – nicht for-
ulieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir sind nicht irgendjemand. Das ist die größte
olkswirtschaft Europas. Wir treffen wichtige Entschei-
ungen. Bald kommt das Jahr 2012. 2013 steht schon
ieder eine Wahl an. Ich weiß nicht, wann Sie mit der






(A) )



(B) )


Carsten Schneider (Erfurt)

Wahrheit herausrücken wollen. Sie müssen diese Ant-
worten aber geben, gerade auch im europäischen Kon-
text. Wenn Sie weiterhin wollen, dass wir uns niedrig
verschulden, dass die Leute uns vertrauen und Geld ge-
ben, dann müssen Sie einen klaren Fahrplan haben.
Nichts haben Sie! Sie riskieren eine Inflation. Sie riskie-
ren steigende Zinsen. Sie riskieren, dass das Spargutha-
ben der kleinen Leute nichts mehr wert sein wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich weiß nicht, was für Sie noch wichtig ist. Wir ha-
ben noch viele Landtagswahlen, vielleicht gibt es noch
eine Oberbürgermeisterwahl oder eine Kreistagswahl in
Buxtehude. Denn danach wird jetzt die Bundesrepublik
Deutschland geführt. Das ist ein Trauerspiel.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Heinz-Peter Haustein [FDP]: Die SPD ist ein Trauerspiel!)


Die FDP ist ja nun wirklich mein Liebling. Sie haben
immer ein sogenanntes Sparbuch vorgelegt. Ich muss Ih-
nen sagen: Wir befinden uns am Beginn der Beratungen
des Haushalts. Ich habe nicht gehört, was Sie machen
wollen. Ich habe nicht vernommen, welche Veränderun-
gen Sie vornehmen wollen. Die schon genannten 10 Mil-
liarden Euro haben Sie verjuxt; das ist gegessen. Aber
Sie haben einmal ein großes Paket mit Sparvorschlägen
eingebracht, das jetzt, nachdem Sie an der Regierung
sind, nichts mehr wert ist. Das gibt es nicht mehr! Sie
wollten Stellen von Staatssekretären streichen. Das Ent-
wicklungshilfeministerium wollten Sie abschaffen.


(Joachim Poß [SPD]: Ja, ja! – Sören Bartol [SPD]: Nichts ist passiert!)


Ich sehe Herrn Niebel hier. Es konnte gar nicht schnell
genug gehen, dass er – von langer Hand geplant – Abtei-
lungsleiter wird und den Ministerjob annimmt. Keinen
dieser Vorschläge bringen Sie ein. Es ist nur heiße Luft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Finanzpolitisch haben Sie sich damit jeglicher Seriosität
beraubt.

Ich bin gespannt. Wir werden Ihnen Vorschläge, zu-
mindest die, die Ministerien, Öffentlichkeitsarbeit,
Staatssekretäre etc. betreffen, vorlegen. Sie können sich
dazu verhalten.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist Rosinenpickerei! – Joachim Poß [SPD]: Dafür bekommt Thiele einen neuen Job!)


Aber Sie haben die Pöstchen ja schon alle besetzt. Tut
mir leid, Otto, dass es für dich nicht geklappt hat. Aber
für alle anderen, die sich jetzt breit machen, ist genug da-
bei gewesen.


(Joachim Poß [SPD]: Es kommen ja noch welche!)


Ich befürchte, dass Sie im Mai feststellen werden:
Wir haben nur noch einen Monat Zeit bis zum Beschluss

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(C (D es Haushalts im Kabinett, nur noch einen Monat, um 5 Milliarden Euro einzusparen. Obwohl das nicht so chnell geht, müssen wir eine Entscheidung treffen. Was ird das für eine Entscheidung sein? Sie können den usgleich für das strukturelle Defizit für 2011 sehr chnell erbringen, indem Sie den Arbeitslosenversicheungsbeitrag erhöhen. Ich prophezeie Ihnen: Sie werden m Juni vereinbaren, den Arbeitslosenversicherungsbeirag für 2011 zu erhöhen. Wer zahlt den? Den Arbeitslosenversicherungsbeirag, den Sozialversicherungsbeitrag zahlen alle, die ab em ersten Euro einzahlen. Im unteren Einkommensbeeich ist der Beitrag überproportional höher, weil wir im beren die Beitragsbemessungsgrenze haben, auch in nderen Bereichen der Sozialversicherung. Sie entlasten lso die, die Einkommensteuer zahlen. Das sind vor alem die, die oben sind. Die, die unten sind, werden beastet. Das ist nicht nur unsozial, sondern auch ökono isch unsinnig. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Sie haben die Chance, das auszuschließen. Sagen Sie
och vor der Wahl, damit die Menschen Klarheit haben,
ass Sie das nicht tun werden, dass der Arbeitslosenver-
icherungsbeitrag und die Sozialabgaben nicht erhöht
erden. Tun Sie das? Bekommen wir darauf eine klare
ntwort?


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Schweigen im Walde!)


ch höre nichts!

Der Haushalt 2010, den Sie vorlegen, hat eine Grund-
ubstanz, die noch aus unserer Regierungszeit stammt.
ie haben sofort Ihre Lobbygeschenke obendrauf ge-
ackt.


(Joachim Poß [SPD]: So ist es!)


ch zitiere die Süddeutsche Zeitung:

Nicht erst seit Westerwelles Geschwurbel von einer
geistig-politischen Wende scheint es, als sei diese
Regierung seltsam aus der Zeit gefallen. Vielleicht
ist das Bündnis aus einer kraftlosen CDU, einer un-
berechenbaren CSU und einer hypertrophen FDP
einfach die falsche Regierung für die Probleme der
nächsten Jahre.

Ich glaube, der Autor hat recht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701403800

Carl-Ludwig Thiele spricht jetzt für die FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1701403900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr

Kollege Schneider, ich glaube, die Bürger haben richtig
entschieden, dass Sie der christliberalen Koalition den
Auftrag gegeben haben, unser Land zu regieren und mit
neuen Weichenstellungen in eine bessere Zukunft zu
führen. Ich glaube, das sehen die Bürger nach wie vor
so, insbesondere, wenn sie die eine oder andere Rede der
Opposition heute gehört haben.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie sind der Nächste, der einen Job bekommt!)


Wer beim Thema Kindergeld davon spricht, dass die
Regierung Geld verjuxt und verjubelt, der sieht die
Wirklichkeit unseres Landes durch eine falsche Brille.

Die Bundesrepublik Deutschland hat im vergangenen
Jahr den stärksten Wachstumseinbruch in der Ge-
schichte unseres Landes erlebt. 5 Prozent weniger sind
erwirtschaftet worden. Was bedeutet das eigentlich? Der
Wachstumseinbruch bedeutet in realen Zahlen, dass im
letzten Jahr 120 bis 130 Milliarden Euro weniger erwirt-
schaftet wurden als im Vorjahr. Das sind unvorstellbare
Zahlen. Zudem ist von diesem Wachstumseinbruch nicht
jeder betroffen. Viele bekommen davon real gar nichts
mit. Das bedeutet aber, dass diejenigen, die von diesem
Wachstumseinbruch betroffen sind, umso stärker betrof-
fen sind. Hunderttausende Menschen haben ihren
Arbeitsplatz verloren, befinden sich in Kurzarbeit, muss-
ten Insolvenz anmelden oder haben Angst um ihren Ar-
beitsplatz. Deshalb besteht die Hauptaufgabe der Politik
darin, die Weichen auf Wachstum zu stellen. Dies ist der
einzige Weg, um bestehende Arbeitsplätze zu sichern
und den Rahmen dafür bereitzustellen, dass neue Ar-
beitsplätze geschaffen werden können.

Für dieses Jahr wird zum Glück wieder mit einem
Wachstum gerechnet. Die Regierung sagt aktuell, es
könnten 1,5 Prozent werden. Das weiß aber keiner ge-
nau, weil das gesamte Jahr noch vor uns liegt. Es kann
auch anders kommen. Die Politik muss die Weichen so
stellen, dass es besser wird. Unsere Aufgabe ist es, die
Rahmenbedingungen zu verbessern. Dafür setzen wir
uns ein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wachstum lässt sich nur erreichen, wenn in unserem
Land etwas erwirtschaftet wird. Hierbei darf die Politik
nicht übersehen, dass nicht der Staat die Gelder erwirt-
schaftet, die zum Bruttoinlandsprodukt und damit zu
Steuern und Sozialeinnahmen führen. Das Brutto-
inlandsprodukt wird in unserem Land Tag für Tag von
zig Millionen Menschen erwirtschaftet, die mit ihrer Tat-
kraft den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien si-
cherstellen. Nur wenn diese Menschen positiv nach
vorne schauen und anpacken, dann verfügt unser Ge-
meinwesen über die Kraft, die nötig ist, damit wir den
Schwächeren in unserer Gesellschaft in dem Maße hel-
fen können, wie sie es benötigen.

Deshalb ist es die erste Aufgabe der Politik, an diese
Leistungsträger in unserer Gesellschaft zu denken, an
die Mittelschicht, an diejenigen, die jeden Tag in allen

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(C (D ereichen unserer Gesellschaft zur Arbeit gehen und deen Selbstverständnis und Fähigkeiten darauf gerichtet ind, mit ihrer eigenen Arbeit den Lebensunterhalt für ich und ihre Familien sicherzustellen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eshalb war eines der zentralen Themen des letzten
undestagswahlkampfes, ob sich die Politik mehr um
as Verteilen oder das Erwirtschaften kümmern muss.
ür uns steht fest: Nur wenn in unserem Land etwas er-
irtschaftet wird, dann kann auch verteilt werden.

Vielen Menschen fällt es aufgrund eines niedrigen
inkommens schwer, den notwendigen Lebensunterhalt

ür sich und ihre Familien aufzubringen. Deshalb brau-
hen diese Bürger mehr Netto vom Brutto. Norbert
arthle, in diesem Zusammenhang danke ich dir für
eine klaren Worte.

Schauen wir uns noch einmal an, was in der Zeit der
roßen Koalition passiert ist: Da wurde ein sogenann-

es Bürgerentlastungsgesetz beschlossen – im letzten
ahr mit Wirkung ab diesem Jahr – mit einer Entlastung
er Bürger in Höhe von 10 Milliarden Euro. Dann wurde
in Gesetz zur Sicherung von Beschäftigung und Stabili-
ät in Deutschland beschlossen. Der Eingangssteuersatz
urde gesenkt und der Grundfreibetrag erhöht. Die Ent-

astung der Bürger betrug 6 Milliarden Euro pro Jahr.
as geschah in Verantwortung der Großen Koalition.


(Joachim Poß [SPD]: Richtig!)


Damals hat die SPD noch gesagt: Wenn wir die Leis-
ungsträger, auch die kleinen Leistungsträger in unserem
and, entlasten, dann ist das der richtige Weg zu mehr
achstum und Beschäftigung. Deshalb ist es mir absolut

nerklärlich, warum das, was vor der letzten Bundes-
agswahl gegolten hat, aus Sicht der SPD jetzt, wo sie in
er Opposition sitzt, nicht mehr gilt.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch Quatsch!)


Herr Poß, wenn es vor der Wahl richtig war, die Bürger
teuerlich zu entlasten, dann ist diese steuerliche Entlas-
ung – das müssen Sie zur Kenntnis nehmen – auch nach
er Wahl genauso richtig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Mit dieser Rede beweisen Sie nicht den Sachverstand für die Bundesbank! Was wollen Sie eigentlich? Da wird Herr Weber nicht begeistert sein!)


In diesem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld hal-
en wir es für falsch, mit voller Kraft auf die Bremse zu
reten. Dafür ist die Konjunktur noch viel zu gefährdet
nd noch nicht sicher genug. Wir werden den Haushalt
berarbeiten. Verschwendung wird herausgestrichen, wir
emühen uns um eine sparsame Haushaltsführung.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn?)


Deshalb finde ich es richtig, dass die christliberale
oalition die Weichen eindeutig gestellt hat und dies im
aushaltsentwurf berücksichtigt wurde:






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele
Erstens. Mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz
wurden Steuern insbesondere für Familien gesenkt.


(Joachim Poß [SPD]: Damit wird nur Ihre Karriere beschleunigt!)


Zweitens. Die Ausgaben für Bildung sind erhöht wor-
den.

Drittens. Leistungsträger, die für ihr Alter vorgesorgt
haben, können, wenn sie arbeitslos werden, von dem,
was sie für sich selbst erarbeitet haben, mehr für ihre ei-
gene Sicherheit behalten, da das Schonvermögen erhöht
wurde. Das alles haben wir in diesen Haushaltsentwurf
eingearbeitet. Trotzdem ist die vorgesehene Neuverschul-
dung niedriger als das, was Finanzminister Steinbrück
im Sommer letzten Jahres vorgeschlagen hat.

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, für
uns Liberale sind Steuersenkung und Reduzierung der
Staatsausgaben zwei Seiten derselben Medaille. Dies
werden wir jetzt im Frühjahr 2010 beim Haushalt 2010
und im Herbst bei der Aufstellung des Haushaltes 2011
berücksichtigen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701404000

Die Kollegin Dr. Barbara Höll hat das Wort für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701404100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist zwar Haushaltsdebatte, aber die Öffentlichkeit und
die Regierung diskutieren vor allem über die Steuern.
Nicht nur, dass es von Unfähigkeit zeugt, wie Sie regie-
ren. Nein, Sie versuchen auch, zu überspielen, dass es an
der Zeit wäre, zu fragen, ob der Kurs so wie bisher bei-
behalten werden soll, also Umverteilung von unten nach
oben, oder ob endlich Nein gesagt und damit Schluss ge-
macht wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei dem, was bisher heute gesagt wurde, auch zu der
Frage, ob die Maßnahmen zur Bewältigung der Krise
richtig waren oder nicht, war schmerzhaft festzustellen,
dass Sie sich bis heute weigern, eine der wichtigsten
konjunkturpolitischen Maßnahmen endlich durchzuset-
zen, nämlich die Stärkung der Binnennachfrage. Dafür
brauchen wir erst einmal einen Mindestlohn.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir fordern in dieser Legislaturperiode einen Stunden-
lohn von 10 Euro. Wir sind froh, dass die Gewerkschaf-
ten ihre Forderungen der Realität anpassen werden. Eine
solche Maßnahme wäre notwendig.

Sie aber machen eine reine Klientelpolitik. Die Ban-
ken und die Manager wurden wohlbedacht. Dafür hatten
wir im letzten Jahr eine Rekordverschuldung und visie-
ren in diesem Jahr wieder eine an. Aber auch in der bis-

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(C (D erigen Regierungszeit waren Sie dabei schon kräftig am erk. Ich will nur drei Beispiele nennen. Erstens. Heute wurde schon häufig die Frage des eräßigten Mehrwertsteuersatzes für Beherbergungsleis ungen diskutiert. Sicher, es wäre schön, wenn alle so gieren könnten: 1,1 Millionen Euro für die FDP im verangenen Jahr und laut Süddeutscher Zeitung für die SU seit 1998 insgesamt 3,7 Millionen Euro. Eine solhe Rendite ist doch schon etwas. Da können sich alle artz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger nur fragen: elche Chance haben wir denn überhaupt, in dieser Re ublik demokratisch etwas mitzugestalten? Wir haben icht das Geld, um unsere berechtigten Forderungen zu rkaufen. Zweitens. Im Zusammenhang mit dem Wachstumsbechleunigungsgesetz wurde auch das Kindergeld erhöht. a, die Kinder eines Millionärs bekommen 40 Euro mehr m Monat. Die Kinder einer Lehrerin bekommen 0 Euro mehr im Monat. Die Kinder von Hartz-IV-Empängerinnen und -Empfängern bekommen nichts. Den orschlag der Linken, diese Erhöhung bei Hartz IV weigstens nicht anzurechnen, gerade in dem Wissen, dass ie Regelsätze für Kinder viel zu niedrig bemessen sind, aben Sie hier im Bundestag einhellig abgelehnt. (Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unglaublich!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Drittens. Ich komme zur Einkommensteuer und damit
um sogenannten Steuerstreit. Die FDP fordert mehr
etto vom Brutto. Aber das, was Sie hier fordern, ist
ichts anderes als die Aufkündigung des Sozialstaats.
as werden wir nicht zulassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Leider ist es so, dass Rot-Grün und Große Koalition
ier schon wesentliche Vorarbeiten geleistet haben: Teil-
rivatisierung von gesetzlicher Kranken- und Rentenver-
icherung – auch das wurde mit Spenden belohnt – und
er Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung.

Das Prinzip der direkten Besteuerung von Einkom-
en und Vermögen wird seit Jahren zugunsten der indi-

ekten Besteuerung über verbrauchsabhängige Steuern
urückgefahren. Das ist ein Skandal. Sie ziehen allen
ürgerinnen und Bürgern über die indirekte Besteue-

ung, über die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf
9 Prozent, das Geld aus der Tasche. Überproportional
erden aber diejenigen belastet, die Monat für Monat

ehen müssen, wie sie mit ihrem Geld überhaupt aus-
ommen. Sie erklären, finanziert würden damit unter an-
erem die Steuersenkungen für die großen Unterneh-
en. 8 Milliarden Euro hat das netto gekostet. Das war

hnen das locker wert.

Das Sozialstaatsprinzip besagt: Besteuerung nach der
irtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Schauen wir uns

inmal an, was das bei der FDP heißt. Diejenigen, die
cht Stunden arbeiten und deren Lohn trotzdem nicht
usreicht, zahlen keine Steuern. Sie wären froh, wenn sie
teuern zahlen könnten. Auch die 10 Prozent der ärms-

en Steuerpflichtigen werden überhaupt nicht entlastet.






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Höll
Die 10 Prozent der reichsten Steuerzahler allerdings mit
einem zu versteuernden Jahreseinkommen von über
76 000 Euro dürften sich nach dem FDP-Modell über
eine jährliche Steuerentlastung von 12 000 Euro freuen.
12 000 Euro Steuerentlastung, das ist Klientelpolitik pur.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man beim Steuerstreit hier so tut, als ob es um ei-
nen Finanzierungsvorbehalt geht, so darf man sich natür-
lich nicht täuschen lassen; denn in Ihrem Ziel sind Sie
sich einig: Umverteilung von unten nach oben. Das leh-
nen wir ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben Ihnen Vorschläge vorgelegt – wir werden
das weiterhin machen –, wie man in der Krise Geld ein-
nehmen kann. Auch die Verursacher der Krise sollen
zahlen. Wir fordern eine sozial gerechte Einkommen-
steuerreform mit Anhebung des Spitzensteuersatzes auf
das Kohl’sche Niveau von 53 Prozent. Außerdem for-
dern wir eine Vermögensteuer als Millionärsbesteue-
rung, eine Besteuerung der Bonuszahlungen bei Banken
und Finanzinstituten als Sonderabgabe, eine Finanz-
transaktionsteuer und eine Reform der Erbschaftsteuer.
Das sind konkrete Antworten. Sie liegen vor. Lassen Sie
uns darüber diskutieren und endlich umkehren auf dem
Weg der Umverteilung von unten nach oben. Hierhin ge-
hört ein Stoppschild. Denn sonst entziehen Sie Bürgerin-
nen und Bürgern Bildung, Sport und Kultur, indem Sie
Länder und Kommunen in den Ruin treiben. Dass Ein-
richtungen, zum Beispiel Schwimmbäder, geschlossen
werden müssen und Freizeitangebote gestrichen werden,
entzieht den Menschen Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben. Das lehnen wir ab.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701404200

Der Kollege Bartholomäus Kalb hat jetzt das Wort für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1701404300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Wenn man die Rednerinnen und
Redner der Opposition hört, dann hat man den Eindruck,
sie seien heilfroh, dass sie nicht in der Verantwortung
stehen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist das!)


Insbesondere bei den SPD-Rednern hat man den Ein-
druck, dass sie geradezu dankbar sind, in dieser schwe-
ren Zeit aus der Verantwortung entlassen worden zu
sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD: Nee!)


Wir mussten im Herbst 2008 und im Jahr 2009 eine
Vielzahl von Maßnahmen zur Abwendung der größten
Gefahren aus der weltweiten Finanz- und Wirtschafts-

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(C (D rise ergreifen. Seinerzeit musste schnell gehandelt weren. Unsere Maßnahmen zur Finanzmarktstabilisierung, ur Sicherung der Kreditversorgung für die Wirtschaft nd zur Sicherung und Stützung der Konjunktur haben inanzielle Dimensionen erreicht, die bis dahin unvortellbar waren. Jeder wusste, es musste schnell gehandelt werden. ber niemand konnte sicher sein, dass alles richtig ist nd die Ziele erreicht werden würden. Die Notenbanken aben das Ihre getan, und die Maßnahmen mussten inernational koordiniert werden. Deutschland, die Buneskanzlerin – ich stehe nicht an, zu sagen, auch der amalige Finanzminister – und der Präsident der Bunesbank, Professor Weber, haben hier hervorragende Areit geleistet. Erfreulicherweise bescheinigt heute die achwelt, dass sowohl die Maßnahmen der Notenbanen als auch der Staaten und Regierungen absolut richtig aren und dass es keine ernsthaften Alternativen dazu ab. Eine namhafte Wissenschaftlerin hat vor kurzem emeint, sie würde diese Leistungen der Notenbanken nd der Regierungen mit summa cum laude bewerten. Wir können mit Genugtuung feststellen, dass es geungen ist, die größten Gefahren und Auswirkungen abuwehren, und somit verhindert wurde, dass die Krise it ihrer vollen Wucht die Wirtschaft und die Bürger rifft. Dabei hatten wir auch etwas Glück im Unglück. ie gesunkenen Importpreise sind uns etwas entgegenekommen. Finanzminister Schäuble hat besonders auf ie Einbrüche im Export hingewiesen. Aber wir sind ja icht nur Exportnation, sondern auch Importnation, und ie Importpreise sind laut Statistischem Bundesamt um ber 12 Prozent gesunken, die Preise für Energie sogar och wesentlich stärker. Das haben die Bürger bemerkt. Glück hatten wir vor allem, weil die Menschen wieer näher zusammengerückt sind, weil viele bereit waen, große Verantwortung zu übernehmen. Wir reden zu echt und mit gewisser Verbitterung in diesen Tagen ber die Manager, über die Verantwortlichen, über die ersager in Nadelstreifen, die ganz wesentlich Mitchuld an der Krise haben, weil sie in Maßlosigkeit und erantwortungslosigkeit gehandelt haben. Aber lassen Sie uns auch über diejenigen Unterneher, Manager, Betriebsräte und Mitarbeiter reden, die in er Krise Verantwortung gezeigt und zusammengestanen haben, m für ihre Betriebe, ihre Unternehmen und ihre Areitsplätze Lösungen zu finden, um die schwierigen Zeien zu meistern und die Existenzen und Arbeitsplätze zu ichern. Ich habe größten Respekt vor Betriebsräten, beispielseise vor zwei Betriebsratsvorsitzenden in meinem Wahlreis, die sich gemeinsam mit den Insolvenzverwaltern emüht haben, die Zukunft zu sichern, wodurch es mögch wurde, die Unternehmen erfolgreich aus der Insolenz zu führen. Für diese Leistung kann man nur Dank, nerkennung und Respekt zum Ausdruck bringen. Bartholomäus Kalb Ich denke, da ist etwas Positives entstanden, das für die Zukunft Mut macht und uns auch stärkt. Nach Beendigung der Krise müssen alle Kräfte auf den Pfad der Konsolidierung konzentriert werden. Das erfordern nicht nur die gerade erst verabschiedete und ins Grundgesetz aufgenommene Schuldenbremse und die Vorgaben des Europäischen Stabilitätsund Wachstumspakts, sondern das erfordert auch die Generationengerechtigkeit. Der heute in erster Lesung behandelte Bundeshaushalt 2010 ist der erste Haushalt der neuen Bundesregierung. Die Nettokreditaufnahme liegt etwas unterhalb der des ersten Entwurfs. Damit kein Missverständnis entsteht: Ich halte gar nichts von der Diskussion darüber, wer Schuldenweltmeister ist. Sie war in den 90er-Jahren nicht angebracht und ist heute nicht angebracht. Damals hatten wir wie kein anderes Land dieser Erde Belastungen aus der Überwindung der Teilung und des DDR-Unrechtsregimes zu tragen. Heute müssen wir die Folgen der größten weltweiten Finanzund Wirtschaftskrise meistern. Wenn sich die Dinge nun etwas besser entwickeln als befürchtet, so sollten wir dies mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Das gilt sowohl für die geplante und angestrebte Nettokreditaufnahme als auch für den Haushaltsabschluss des Jahres 2009. Mit einem Betrag von rund 85 Milliarden Euro wird die Nettokreditaufnahme im Jahr 2010 eine in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland beispiellose Höhe erreichen. Es ist heute schon gesagt worden: Ursprünglich war für das Jahr 2010 eine Nettokreditaufnahme von 6 Milliarden Euro geplant. Der im Vergleich zur ursprünglichen Finanzplanung hohe Anstieg der Neuverschuldung auf rund 80 Milliarden Euro ist im Wesentlichen auf das Wirkenlassen der automatischen Stabilisatoren und auf die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten zielgerichteten Maßnahmen zur Überwindung der Wirtschaftsund Finanzkrise zurückzuführen. Die Erhöhung der Nettokreditaufnahme war also notwendig und kurzfristig unvermeidlich, ist aber nur vorübergehend akzeptabel. Deshalb steht fest: Ein konsequenter Konsolidierungskurs ist dringend notwendig, sobald es die konjunkturelle Entwicklung erlaubt. Ich bin Minister Dr. Schäuble sehr dankbar, dass er in Brüssel erklärt hat, dass kein Zweifel daran besteht, dass wir die europäischen Stabilitätskriterien ab 2013 wieder einhalten werden. (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Und wie?)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir unseren
Kindern keinen Schuldenberg hinterlassen dürfen, der
sie erdrückt.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das tut ihr doch!)


Das gilt vor allem vor dem Hintergrund der demografi-
schen Entwicklung. Die Schultern, die diese Lasten ein-
mal tragen müssen, werden immer weniger.

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(C (D (Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und warum?)


Allerdings müssen wir gerade im Hinblick auf die de-
ografische Entwicklung und die Leistungsfähigkeit

nserer Volkswirtschaft, sobald es irgendwie geht,
pielräume schaffen, um auch im Steuer- und Abgaben-
ereich Korrekturen vornehmen zu können.

Lassen Sie mich noch auf eines hinweisen: Die Belas-
ung des Einzelnen durch Steuern und Abgaben wird in
ezug auf die Fachkräftegewinnung in den kommenden

ahren und Jahrzehnten zur entscheidenden Größe. Ich
abe beim Deutschen Arbeitgebertag, ohne dass es Wi-
erspruch gegeben hätte, gesagt: Ich meine, dass die
ettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Zukunft mehr

on der Belastung des Einzelnen als etwa von der Unter-
ehmensteuerbelastung abhängen wird.

Bestens ausgebildete junge Menschen dürfen wir in
eutschland künftig nicht mit so hohen Steuern und Ab-
aben belasten, dass sie lieber ins Ausland abwandern.
ir stehen hier vor Riesenherausforderungen, können

ber nur einen Schritt nach dem anderen machen.

Aber auch global gesehen hat Deutschland Verant-
ortung: Deutschland muss der währungspolitische Sta-
ilitätsanker im Euroraum sein. Die währungspoliti-
chen Spannungen und Verwerfungen im Euroraum
ehmen zu; ich brauche nur Griechenland zu nennen.
ir müssen vorangehen und konsequent einen Stabili-

ätskurs beschreiten, mit dem wir die Maastricht-Krite-
ien zeitnah wieder einhalten.

Die Menschen erwarten von uns, dass wir solide wirt-
chaften und Inflationsgefahren abwehren, dass wir die

ährung stabil halten. Zu solidem Wirtschaften gehört
ür mich, dass wir den Umfang der Investitionen stabil
alten. Wir müssen die Leistungsfähigkeit unserer Infra-
truktur erhalten und sie weiter ausbauen. Desinvestitio-
en wären nichts anderes als verdeckte Verschuldung.

Der dramatische Anstieg der Nettokreditaufnahme ist
in Spiegelbild der Wirtschafts- und Finanzkrise. Frei-
ich stellt man sich die Frage, ob alle Akteure aus der
rise und von der Krise gelernt haben und bereit sind,
orkehrungen zu treffen, um künftigen Krisen vorzubeu-
en.

Der Finanzminister hat wesentliche Punkte genannt,
o Maßnahmen ergriffen werden müssen, und Ziele for-
uliert; doch die Bereitschaft, gemeinsam international

ültige Regeln festzulegen, scheint bereits von Tag zu
ag weniger ausgeprägt zu sein. Trotz alledem, dass wir
egeln und Vorschriften erlassen müssen, bleibt festzu-
alten: Keine Vorschrift, keine Regel wird in der Lage
ein, verantwortungsvolles Handeln zu ersetzen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701404400

Damit beenden wir die Debatte zur Einbringung des

aushalts und kommen zum Geschäftsbereich des Bun-






(A) )



(B) )



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701404500

desministeriums für Bildung und Forschung, Einzel-
plan 30.

Als Erste hat Bundesministerin Dr. Annette Schavan
das Wort.

Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
dung und Forschung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Der Einzelplan 30, Bildung
und Forschung, spiegelt die konsequente Fortsetzung der
Modernisierung und Internationalisierung unserer Poli-
tik für bessere Bildung, für mehr Bildungsgerechtigkeit
und für starke Forschung als Grundlage der Innovations-
fähigkeit unseres Landes wider.

Wir verbinden zusätzliche Investitionen für Bildung
und Forschung in Höhe von 12 Milliarden Euro in dieser
Legislaturperiode mit zukunftsfähigen Konzepten im
Hinblick auf bessere Bildung, mehr Bildungsgerechtig-
keit und die Weiterentwicklung des Forschungsstandor-
tes Deutschland.

Wir sind davon überzeugt – der Bundesfinanzminister
hat heute Morgen darauf aufmerksam gemacht –, dass
wir uns gerade jetzt, in Zeiten wirtschaftlicher Krise,
ganz besonders um die Quellen des künftigen Wohl-
stands, um das Wohlergehen künftiger Generationen
kümmern müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. René Röspel [SPD])


– Eigentlich kann man nichts dagegen sagen, nicht
wahr?

Wir – damit möchte ich noch einmal Bezug nehmen
auf heute Vormittag –, damit meine ich die Bundesregie-
rung gemeinsam mit vielen Akteuren, den Kommunen
und den Ländern. Bildung muss eine gesamtstaatliche
Aufgabe werden; denn niemand in diesem Land hat Ver-
ständnis dafür, wenn sich die Politik darüber streitet, wer
was tun darf, statt zu tun, was notwendig ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Situation haben Sie selbst verursacht!)


Der Bildungsgipfel 2008 in Dresden und der Bil-
dungsgipfel 2009 in Berlin waren wichtige Meilensteine
auf diesem Weg. Eine föderale Ordnung ist kein Hinder-
nis für gute Bildungspolitik, für eine Bildungsrepublik
Deutschland. Die Verfassungen vieler europäischer Län-
der sehen eine föderale Ordnung vor. Die Kollegen aus
diesen Ländern sagen uns: Wir sind in einer vergleichba-
ren Situation. Die Kunst besteht darin, eine überzeu-
gende Agenda für Reformen zur Modernisierung und
eine stabile, verlässliche finanzielle Perspektive zu
schaffen. Auf diese Bundesregierung ist Verlass, wenn
es um die Verlässlichkeit der finanziellen Perspektive
und der Konzepte geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundesregierung – die Bundeskanzlerin persön-
lich – hat beim Bildungsgipfel den Ländern erklärt – so

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(C (D twas hat es in 60 Jahren Bundesrepublik Deutschland och nicht gegeben –, sie wolle das 10-Prozent-Ziel für ildung und Forschung, 7 Prozent davon für die Bilung. Es gebe eine erhebliche Lücke und der Bund sei ereit, in den nächsten Jahren 40 Prozent des Anteils zu bernehmen, der notwendig ist, um diese Lücke zu chließen. Das ist Verlässlichkeit im Blick auf das Verältnis zwischen Bund und Ländern. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Aber noch nicht durchgesetzt!)


Damit ist auch klar: Wir arbeiten zusammen, wenn es
m Finanzen geht, und wir arbeiten auch zusammen,
enn es um die Inhalte geht. Ich begrüße deshalb aus-
rücklich die Stellungnahme des Präsidenten der Kultus-
inisterkonferenz aus den letzten Tagen, die besagt, wir

önnten es schaffen, im Jahr 2014 erstmals in Deutsch-
and ein gemeinsames Abitur zu machen. Das sind die
ichtigen Signale: mehr Vergleichbarkeit bei Schulab-
chlüssen. Dies ermutigt auch die Bürger – dass wir vor-
nkommen, wenn es um mehr Vergleichbarkeit und Mo-
ilität geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Blick in den Koalitionsvertrag und auch in die
truktur des Haushalts macht deutlich, dass beim großen
hema Bildung für diese christlich-liberale Koalition ein
hema ganz besonders im Vordergrund steht: Bildungs-
erechtigkeit. Mit einem kurzen Satz gesagt: Niemand
arf verloren gehen. Jedes Kind, das in diesem wohlha-
enden Land mit der Erfahrung aufwächst, an Bildung
nd Kultur nicht teilhaben zu können, weil Geld oder
ufmerksame Erwachsene fehlen, die ihm den Weg eb-
en, ist ein Hinweis darauf, dass wir noch nicht gut ge-
ug sind. Wir wissen, es gibt noch viele Kinder, in deren
ähe kein Erwachsener ist, der Sorge dafür trägt, dass

ie den Weg hin zu den Möglichkeiten von Bildung und
ultur finden. Wir wissen auch, es gibt viele Kinder, bei
enen es an finanziellen Möglichkeiten fehlt. Das steht
m Zentrum unserer Bildungspolitik: Sorge dafür zu tra-
en, dass jedes Kind die Chance auf Bildung und Kultur
ekommt. Niemand darf verloren gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb auch die Initiativen, die sich im Bereich der
rühkindlichen Bildung im Land immer stärker durchset-
en. Deshalb die Initiative „Lernen vor Ort“, die uns hel-
en wird, lokale Bildungspartnerschaften zu schaffen –
eil das Thema „Mehr Bildungsgerechtigkeit“ keines

st, das einfach nur an Schule delegiert werden kann. Es
uss im Zentrum gesellschaftlicher Bemühungen ste-

en, darauf zu achten, dass kein Kind verloren geht.
eshalb die Idee der lokalen Bildungspartnerschaften.

Bildungspolitik erfolgt aus der Perspektive der Kin-
er und Jugendlichen, weil wir davon überzeugt sind,
ass Bildung nicht irgendwelchen Interessen dient, son-
ern Kindern und Jugendlichen hilft, sich zu entfalten,
hancen in dieser Gesellschaft wahrzunehmen. Bildung

st für uns Bürgerrecht.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan:
Wir werden in den nächsten Jahren erhebliche Verän-
derungen, einen Wandel im Bildungssystem, erleben.
Dazu trägt die Demografie, die Bevölkerungsentwick-
lung, bei, dazu trägt auch ein verändertes, weiterentwi-
ckeltes Verständnis unserer Bildungseinrichtungen bei.
Das Viersäulenmodell ist vorbei. Jede Bildungsinstitu-
tion wird sich auch herausgefordert fühlen, kreativ mit
dem Thema „Lebenslanges Lernen“ umzugehen, und
Angebote zur Weiterbildung machen. Die Quote derer,
die an Weiterbildung teilnehmen, muss deutlich höher
werden. Ein wichtiger Akzent wird die Neuentwicklung
und Erhöhung der Bildungsprämie sein: mehr Investitio-
nen, um Anreize für Bildung zu schaffen. Aber ich
glaube, man kann in diesem Zusammenhang auch fest-
stellen, dass wir kreative Institutionen in unserer Gesell-
schaft haben – ich denke etwa an die Weiterbildungsträ-
ger und an die Tradition der Volkshochschulen –, mit
denen wir auch in diesem Bereich, der sich in Deutsch-
land über viele Jahre nur schleppend entwickeln konnte,
weiterkommen können. Weiterbildung ist ein Bereich
der Bildungsrepublik, der so bedeutsam ist wie die be-
rufliche oder die akademische Bildung.

Bildung ist auch immer stärker Thema unserer inter-
nationalen Beziehungen. Viele Länder wollen im Be-
reich der beruflichen Bildung mit uns kooperieren. Die
berufliche Bildung ist das Flaggschiff des Bildungssys-
tems in Deutschland, und das wird es auch in den nächs-
ten Jahren bleiben, weil es der beste Weg ist, um zu
hochqualifizierten Fachkräften in unseren Unternehmen
und in den bei uns vertretenen Branchen zu kommen.

Ich sage ausdrücklich: Die Zahl derer, die sich um ei-
nen Ausbildungsplatz bewerben, wird aus demografi-
schen Gründen zurückgehen. Dennoch darf nicht nach-
gelassen werden, auch in diesem und im nächsten Jahr
ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen,
damit jeder Jugendliche, der sich bewirbt, die Chance zu
einer qualifizierten Ausbildung hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Und was machen Sie jetzt?)


Ich nenne beim Thema Bildung im internationalen
Kontext aber ausdrücklich auch spezielle Kooperatio-
nen. Ich denke etwa an die deutsch-türkische Universi-
tät, auf die wir gerade hinarbeiten und von der wir hof-
fen, dass sie in den nächsten Monaten eine Stufe der
Konkretion erreichen wird. Hochschulen sind Teil unse-
rer Internationalisierungsstrategie. Dazu gehören spezi-
elle Bildungskooperationen mit Blick auf viele türkische
Kinder und Jugendliche, die in Deutschland leben und
von denen wir überzeugt sind – das, was in allen unseren
Programmen steht, ist richtig –: Für sie ist es wichtig,
souverän über die deutsche Sprache zu verfügen.

Mit der Sprache allein ist es aber nicht getan. Wir
müssen darüber hinaus auch die Stärken dieser Kinder
und Jugendlichen im Blick haben. Das meine ich mit
Bildungskooperation. Auch das muss in der Bildungsre-
publik Deutschland selbstverständlich werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Wir verbessern die Bildungsfinanzierung durch die AföG-Modernisierung, etwa im Hinblick auf die Al ersgrenze. Weitere Verbesserungen betreffen die Vereinarkeit von Familie und Studium. Hinzu kommt die Eröhung der Förderbeträge und Freibeträge. Wir schaffen emeinsam mit den Ländern ein bundesweites Stipendinprogramm. Wir wollen, dass der positive Trend des ahres 2009 sich fortsetzt, als erstmals 43 Prozent eines ahrgangs in Deutschland ein Studium aufgenommen aben. Das ist eine Steigerung um 7 Prozent. Daraus ird deutlich: Junge Leute wissen, dass sich ein Studium n Deutschland lohnt. Dieser positive Trend soll auch daurch fortgesetzt werden, dass wir verlässlich sind, was onzepte der Bildungsfinanzierung angeht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Abschließend komme ich zu den wichtigsten Akzen-
en in der Forschungspolitik. Ich werde in den kommen-
en Wochen das Rahmenprogramm „Forschung für die
achhaltigkeit“ und das Rahmenprogramm „Gesund-
eitsforschung: Forschung für den Menschen“ für die
ächsten Jahre vorstellen. Die Hightech-Strategie wird
uf die fünf Schwerpunkte Energie und Klima sowie Ge-
undheit, Mobilität, Kommunikation und Sicherheit kon-
entriert. Sicherheitsforschung ist auch Teil unserer in-
ernationalen Kooperationen, zum Beispiel mit Israel.

ir haben gerade gestern bei der Regierungskonsulta-
on über gemeinsame Programme in diesem Feld ge-
prochen.

Die Hightech-Strategie wird keine nationale Angele-
enheit bleiben. Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, dass
ir sie auch auf europäischer Ebene einbringen wollen.
ie für die Finanzierung notwendigen Mittel sind in die-

em Haushalt 2010 deutlich abgebildet.

Hochschulpakt, Exzellenzinitiative und der Pakt für
orschung und Innovation sind weitere Punkte. Des
eiteren – auch das ist, finde ich, ein wichtiger Akzent –
ollen wir bei der Internationalisierung einen Schwer-
unkt auf die Schwellen- und Entwicklungsländer set-
en.

Diese Impulse machen deutlich: Es gibt nicht nur po-
itische Verantwortung für gute Bildung und eine starke
orschung. Wir sind davon überzeugt, dass in beidem
iel Potenzial und Kreativität steckt und beides auch un-
eren internationalen Kooperationen zugutekommt. Wir
bernehmen damit ein Stück weit Verantwortung in in-
ernationalen Entwicklungsprozessen. Wir sind über-
eugt, dass gute Bildung und eine starke Forschung im
igenen Land und international den Beitrag mit der
eisten Substanz für künftige Generationen darstellen.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701404600

Der Kollege Ernst Dieter Rossmann hat das Wort für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1701404700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Ministerin Schavan, Sie haben sich wirklich Mühe
gegeben, Bildungseuphorie zu verbreiten. Aber haben
Sie eigentlich ein Gespür dafür, warum das alles im
Land nicht zündet? Ich gebe Ihnen eine politisch-psy-
chologische Beratung: Solange Sie sich so verlässlich
über Brutto und Netto, niedrige Mehrwertsteuersätze für
Hotelketten und andere Steuern streiten, kann es trotz Ih-
rer Bemühungen keine Bildungseuphorie in Deutschland
geben. Sie müssen das im Zusammenhang sehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben gesagt, Sie seien verlässlich. Wir befürchten,
dass Sie verlässlich im Streit sind. Die Chancen, dass
Ihre Prognose, Bildung werde zu einem gemeinsamen
Anliegen, in Erfüllung geht, stehen daher schlecht. Man
kann es auch härter sagen: Wie wollen Sie auf gesamt-
staatlicher Ebene, bei Bund, Ländern, Kommunen, Be-
geisterung für Bildung hervorrufen, wenn Sie gleichzei-
tig den Ländern und Kommunen Mittel wegnehmen, die
sie brauchen, um in eine gesamtstaatliche kooperative
Bildungsoffensive einzusteigen? Ich will das an einem
Beispiel konkretisieren. Ein kleines Land wie Schles-
wig-Holstein verliert nun jährlich 60 Millionen Euro bei
den Landesfinanzen. Damit könnten 800 Lehrer finan-
ziert werden. Die Kommunen verlieren insgesamt
70 Millionen Euro. Dafür könnten über 1 000 Erziehe-
rinnen und Erzieher eingestellt werden. Glauben Sie,
dass Sie so eine Bildungseuphorie in Bund, Ländern und
Kommunen erzeugen können? Das wird so nicht gehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es steht noch mehr Schlimmes in Aussicht. Ihre ver-
meintliche Einigung, dass der Bund 40 Prozent der Bil-
dungsausgaben finanziert, stellt keine passende Antwort
auf das strukturelle Bildungsdefizit bei Ländern und
Kommunen dar. Dieses Defizit vergrößert sich aufgrund
Ihrer Steuerpolitik noch. Sie rechnen das schön. Länder
und Kommunen kommen zu ganz anderen Berechnun-
gen. Eine gemeinsame Bildungsrepublik sieht anders
aus. Sie muss ehrlicher sein und finanziell anders unter-
legt sein.

Man muss aber auch bei den Zeitabläufen ehrlich
bleiben. Frau Schavan, ich kann Ihnen den Vorwurf nicht
ersparen: Diese Bundesregierung hat schon viel Zeit ver-
schenkt, indem sie von Gipfel zu Gipfel nur das Flach-
land entdeckt hat; denn auf den bisherigen Bildungsgip-
feln ist nicht wirklich etwas verabredet worden. Das
wissen auch die Hochschulen, die Schulen, die Kommu-
nen und die übrige Bildungsrepublik.

Schauen wir uns einmal den Hochschulbereich ge-
nauer an. Schon vor fast einem Jahr sind die Studenten
mit ihrer Bologna-Kritik vorstellig geworden. Aber was
ist bisher passiert? Ein Datum im April wird in Aussicht
gestellt. Das ist verschenkte Zeit. Sie bemerken inzwi-
schen selber, dass sich diese verschenkte Zeit auch im
Haushaltsentwurf niederschlägt. Ich weiß nicht, ob es
Haushälter gibt, die sich an so etwas erinnern können.

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(C (D uf jeden Fall sind im Einzelplan 30 an den wichtigsten tellen Kabinettsvorbehalte gegen die eigene Ministerin erankert. Die 3 Milliarden Euro, die Sie für die Bildung usätzlich aufwenden wollen, müssen erst durch den aushaltsausschuss freigegeben werden. Im Kabinett ar es offensichtlich nicht möglich, im Rahmen der geeinsamen Bildungsfinanzierung und der großen Bil ungsoffensive zu einem Beschluss zu kommen. (Dr. Michael Fuchs [CDU/CSU]: Herr Kollege, ohne Haushaltsausschuss läuft gar nichts! Das sollten Sie wissen!)


ir finden, es ist kein gutes Zeichen, dass es diesen Ka-
inettsvorbehalt gegen die eigene Ministerin gibt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Seit wann steht das Kabinett alleine in der Verantwortung? Haushaltsausschuss!)


Aber nicht nur in struktureller und prozessualer Hin-
icht haben wir Kritik anzubringen, sondern auch bei be-
timmten inhaltlichen Orientierungen. Ich will das für
ie Sozialdemokratie und – da es um die Bildungsrepu-
lik geht – für viele andere mehr an zwei bis drei Bei-
pielen erläutern.

Wenn Bildungsgerechtigkeit nicht nur ein wohlfeiler
egriff bleiben soll, dann müssen wir die Frage stellen,
as eigentlich gerechter ist: Ist ein System gerecht, in
em man die Chancen von Kindern davon abhängig
acht, dass die Eltern gespart haben? Ist es gerecht, die
hancen von Kindern davon abhängig zu machen, wie
ildungsgutscheine über das Land verstreut werden?
der wären nicht starke und gute Schulen für starke
inder am gerechtesten? Starke Schulen für starke Kin-
er – das ist es!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist unser konzeptioneller Ansatz. Besser als Bil-
ungssparen und Bildungsgutscheine ist es, Schulsozial-
rbeit so zu fördern, dass es gute Ganztagsschulen geben
ann. Es gibt dafür ein Beispiel aus rot-grüner Zeit. Mit
Milliarden Euro wurde eine strukturelle Ganztags-
chulentwicklung in Gang gesetzt, die mittlerweile breit
nerkannt ist. Wenn Sie noch einmal etwas über die Güte
ieser Entwicklung nachlesen wollen, dann können Sie
as in einer soeben von Frau Ministerin Schavan heraus-
egebenen Broschüre tun.

Man kann weiterhin fragen, ob ein wirklich starkes
AföG oder ein dubioses Stipendienprogramm für
00 000 Menschen gerechter ist und mehr Bildungsre-
erven an den Stellen, an denen es nötig ist, mobilisiert.

äre nicht mehr gewonnen, wenn man die Familien, die
etzt nicht vom BAföG profitieren, weil sie vermeintlich
u viel verdienen, obwohl sie zur unteren Mittelschicht
ehören, durch deutlich erhöhte Freibeträge fördern
ürde? Bei der Alternative eines dubiosen Stipendien-
rogramms für 200 000 Menschen und eines Rechts-
nspruchs auf BAföG-Förderung für 200 000 mehr ist
ie Entscheidung für uns klar: Nur das BAföG kann die






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann
richtige Weichenstellung für soziale Gerechtigkeit und
Bildungsgerechtigkeit sein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch darin sehen wir einen Unterschied zu dem, was
diese Bundesregierung hier einbringt.

Aber es muss nicht nur Kritik sein. Frau Ministerin,
wir wollen gegenüber der Koalition auch gerne anerken-
nen, dass bei der Berufseinstiegsorientierung ab Klasse 7
zusätzliche 50 Millionen Euro sehr gezielt eingesetzt
werden. Das unterstützen wir, und das wollen wir gerne
noch verstärken. Es müssen aber kooperative Ansätze
gefunden werden, mit denen die guten Ideen zur Ein-
stiegsqualifizierung und zur Berufsorientierung so um-
gesetzt werden, dass vollwertige Ausbildungsangebote
daraus erwachsen; dafür muss das gesamte System des
Übergangs von der Schule in den Beruf durchforstet
werden. Dazu brauchen Sie nicht nur die Kooperation
von Bund, Ländern und Kommunen, sondern auch die
der Tarifpartner.

Diese brauchen Sie auch bei dem Übergang von der
Arbeitslosenversicherung zur Arbeitsversicherung. Das
kam uns bei dem, was Sie zum Bildungsaufbruch darge-
legt haben, zu kurz. Wir müssen die Fachkräftequalifi-
zierung mit allen uns zur Verfügung stehenden Instru-
menten voranbringen, weil uns sonst die Zeit wegläuft.
Sonst ist die Fachkräftelücke schneller da, als die politi-
schen Anstrengungen dieser Bundesregierung ihr entge-
genwirken können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Ministerin, Sie haben die Gesamtstaatlichkeit
beschworen, und es ist Ihnen nicht abzusprechen, dass
Sie an bestimmten Stellen Anflüge von Ehrlichkeit ha-
ben.


(Lachen bei der CDU/CSU)


Einen dieser Anflüge hatten Sie, als Sie sagten, dass das
im Rahmen der Föderalismusreform I vereinbarte Ko-
operationsverbot, das ein hessischer Ministerpräsident
brutalstmöglich in die politische Debatte eingebracht
hatte, ein Fehler war. Das wollen wir ausdrücklich aner-
kennen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir möchten Ihnen Gelegenheit geben, diesen Fehler
zu korrigieren. Wir können das Grundgesetz, wo Ein-
sicht gewachsen ist, auch wieder ändern. Als sozialde-
mokratische Opposition wollen wir gerne alles dafür tun,
dass dieser Ministerin keine weiteren Fehler unterlaufen.

Danke.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701404800

Für die FDP-Fraktion hat jetzt die Kollegin Ulrike

Flach das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr ossmann, es ist schon erstaunlich, dass Sie nach zwölf ahren sozialdemokratischer Regierungszeit it einer sozialdemokratischen Bildungsministerin von eitverzug reden. er Zeitverzug ist sicherlich bei Ihnen zu finden; denn as, was Sie fordern, hätten Sie in diesen zwölf Jahren msetzen können. Wenn man mit zwei Fingern auf jeanden zeigt, zeigen immer drei auf einen selbst zurück. Bildung und Forschung sind das, was diese Koalition erbindet, und zwar an allererster Stelle. ir wissen, dass genau diese Punkte für den sozialen ortschritt in diesem Lande wichtig sind, wir wissen, ass der Aufstieg in einem Lande nur möglich ist, wenn ildung und Forschung wirklich optimal organisiert erden. Deswegen haben wir uns zu diesem Koalitionsertrag nicht durchgerungen – Frau Schavan, ich glaube, ir waren eine der friedlichsten Koalitionsrunden, die es berhaupt gegeben hat –, sondern wir haben uns gemeinam auf ihn geeinigt. Wir sind stolz auf diesen Koaliionsvertrag und auf die Schwerpunkte, die wir gesetzt aben. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1701404900

(Zuruf von der SPD: Elf Jahre!)


(Beifall bei der FDP)


(Zuruf von der SPD: Mehr nicht?)


Dieser Einzelplan spiegelt das natürlich wider; denn
ir sind jetzt bei 10,9 Milliarden Euro. Das sind immer-
in 702 Millionen Euro mehr als letztes Jahr unter Ihrer
gide. Man muss in Erinnerung rufen: Frau Bulmahn
atte zweieinhalb Milliarden Euro weniger. Ich weiß
icht, woher Sie immer Ihre frohgemute Kritik nehmen.
n dieser Stelle ist wirklich ein Aufwuchs da, den wir

mmer gefordert haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


atte 12 Milliarden Euro werden bis 2013 für Bildung
nd Forschung ausgegeben.


(Zuruf von der SPD: Warten wir mal ab!)


enau dieser Punkt ist es, der dem widerspricht, was Sie
en Leuten immer weiszumachen versuchen. Natürlich
ird investiert, und zwar in die Fläche. Herr Rossmann,
er Fehler der Föderalismusreform liegt doch bei Ihnen.
ätten Sie damals mit uns gestimmt, wären wir nicht in
er Situation.


(Widerspruch bei der SPD – Klaus Hagemann [SPD]: Gucken Sie mal auf Ihren Koalitionspartner!)


nsofern finde ich: Dass es uns jetzt gelingen wird, diese
2 Milliarden Euro für Investitionen in der Fläche be-
eitzustellen, ist ein großer Fortschritt, Frau Schavan. Ich
offe, dass uns dies in nächster Zukunft gelingen wird.






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Ausgesprochen wichtig für uns war die finanzielle
Absicherung des Hochschulpakts, der Exzellenzini-
tiative und des Paktes für Forschung.


(Klaus Hagemann [SPD]: Die waren schon abgesichert!)


– Eben. Dass wir dieses trotz der harten Zeiten weiter
getan haben, ist etwas, was uns beide erfreuen sollte,
Herr Hagemann. Das ist nicht immer selbstverständlich
gewesen.


(Beifall bei der FDP)


Der Bund steigt in ein Stipendiensystem ein, das
10 Prozent der begabtesten Studierenden ein Stipendium
garantiert. Damit vervierfacht sich die Zahl der Geför-
derten. Dieses Stipendiensystem – auch das will ich an
dieser Stelle sehr deutlich sagen – ist ein Kernelement li-
beraler Bildungspolitik. Wir haben dies hineinverhan-
delt, und wir sind stolz auf dieses Stipendiensystem. Ich
möchte Sie einfach einmal an Folgendes erinnern: In
60 Jahren Bundesrepublik mit sozialdemokratischer,
grüner und CDU-Beteiligung sind wir zu dem mageren
Ergebnis gekommen, dass es junge Menschen gibt, die
eine Begabtenförderung von nur 80 Euro bekommen.
Das ist Ihr Ergebnis.


(Klaus Hagemann [SPD]: Wo waren denn Ihre Anträge?)


Wir setzen jetzt ein Stipendiensystem dagegen. Überle-
gen wir uns doch einmal vor diesem Hintergrund, was in
Nordrhein-Westfalen abläuft.


(Klaus Hagemann [SPD]: Und? Was?)


Wir haben dank der privaten Initiative – die Leute kom-
men zu uns, nicht wir zu ihnen; das ist übrigens der Un-
terschied – inzwischen 1 400 Studierende seit dem letz-
ten Herbst, die ein Stipendium von 300 Euro im Monat
bekommen. Das ist doch etwas.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin an dieser Stelle ganz der Meinung meiner ge-
schätzten Kollegin Edelgard Bulmahn, die gesagt hat: Es
wird Zeit, dass endlich der Spruch des Verfassungsge-
richts erfüllt wird. – Selbstverständlich müssen wir Sti-
pendiensysteme entwickeln. Wer, wie wir, für Studien-
gebühren ist, ist selbstverständlich dazu verpflichtet,
Stipendien bereitzustellen. Wir tun dies – das ist eine
sehr typisch liberale Lösung – mit Beteiligung der Wirt-
schaft; denn die will die Leute doch einstellen. Das ha-
ben wir hineinverhandelt, das ist ein Aufstiegsmotor für
junge begabte Menschen. Ich denke an meine Heimat-
stadt Duisburg und die Uni von Essen nebenan. Jeder
Dritte, der dort ein Stipendium erhält, ist ein Studieren-
der – auch das einmal in Ihre Richtung – mit Migrations-
hintergrund. Ich frage mich, warum Linke, Sozialdemo-
kraten und Grüne gegen dieses Stipendiensystem sind.
Das sind doch gerade die Menschen, die wir mitnehmen
wollen. Es sind doch nicht meine Kinder; die brauchen
kein Stipendium.

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(C (D (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Die erreichen Sie damit doch gar nicht!)


Na, die sind ja da; die haben es ja. Frau Sitte, ich lade
ie ein: Kommen Sie mit mir nach Duisburg. Sprechen
ir mit dem Rektor.


(Klaus Hagemann [SPD]: Wie viele Personen sind das?)


1 400 seit zwei Monaten. Bitte schön!


(René Röspel [SPD]: In ganz NRW!)


Es hat doch gerade erst angefangen. – Ich bitte sehr:
achen Sie einmal einen Ausflug dahin. Reisen bildet.

Ebenso passt sicherlich nicht in Ihr Weltbild, dass wir
as BAföG erhöhen werden,


(Klaus Hagemann [SPD]: Das haben wir erhöht!)


ass die Aufstiegsförderung verbessert wird, dass es Zu-
chüsse für Begabtenförderungswerke gibt. Das ist doch
twas, was den Geist dieser Koalition ausmacht. Das
ollten Sie einfach einmal akzeptieren. Wir wären froh,
enn an dieser Stelle einmal Wahrheit über uns käme
nd nicht einfach nur Verdunkelung.

Wir wissen, dass wir noch viel vor uns haben. Dazu
ehört das große Thema steuerliche Förderung für
uE. Ich will auch an dieser Stelle als Haushälter sehr
lar sagen: Es wird sehr schwierig werden, das durchzu-
etzen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Aha!)


ch setze da auf die Durchschlagskraft meiner Kollegen
on der CDU.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Im Haushaltsausschuss! Ulrike, auf mich kannst du zählen!)


elfen Sie uns, dass wir das schaffen. Das ist nämlich ei-
es der Kernelemente unseres Koalitionsvertrages.

Abschließend möchte ich Ihnen einen weiteren Punkt
it auf den Weg geben – auch dies ist ein Punkt, der bei
aushältern normalerweise nicht so beliebt ist –: das
issenschaftsfreiheitsgesetz. Ich fühle mich als Libe-

ale verpflichtet, dafür zu sorgen, dass nach diesen vier
ahren ein Wissenschaftsfreiheitsgesetz umgesetzt sein
ird, und zwar haushalterisch.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nser Gegner an dieser Stelle ist natürlich der Finanzmi-
ister und nicht die Bildungsministerin, um das einmal
anz klar zu sagen.

Das sind die wichtigsten Punkte, die wir gemeinsam
ereinbart haben. Wir haben uns eben große Aufgaben
orgenommen. Ich glaube, dieses Land ist es wert, Bil-
ung und Forschung wirklich zu dem zu machen, was
ir alle in Sonntagsreden immer versprechen. Wir wol-

en es. Wir stehen dafür. Messen Sie uns bitte in vier Jah-
en daran, ob wir es auch so umgesetzt haben.






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Hagemann [SPD]: Das werden wir machen! – Weiterer Zuruf von der SPD: Bei der Abschiedsbilanz!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701405000

Die Kollegin Dr. Petra Sitte hat jetzt das Wort für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701405100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will

es noch einmal auf den Punkt bringen: In diversen Gut-
achten wurde der Politik in der letzten Zeit sehr genau
vorgerechnet, wie viel Geld für gute Bildung in diesem
Land fehlt: 6 Milliarden Euro für Kindertagesstätten,
8 Milliarden Euro bei Schulen, 3,5 Milliarden Euro in
der Berufsbildung, 5 Milliarden Euro an den Hochschu-
len und letztlich 14 Milliarden Euro in der Weiterbil-
dung. Das heißt, jährlich müssten 37 Milliarden Euro in-
vestiert werden. Ich erinnere alle in diesem Hause daran,
dass Bildung der Leitstrahl war, auf dem alle Parteien
durch den Wahlkampf navigierten.

Noch auf dem Bildungsgipfel 2008 haben Bund und
Länder vereinbart, 7 Prozent des Bruttoinlandspro-
duktes für Bildung auszugeben. Das wären damals
30 Milliarden Euro gewesen. Mittlerweile haben wir
eine Krise gehabt, und das Bruttoinlandsprodukt ist et-
was gesunken, weshalb eigentlich etwas weniger Geld
für Bildung zur Verfügung stehen müsste. Weniger Geld
für Bildung könnte aber bedeuten, dass sich der nächste
Bildungsgipfel auf eine Summe verständigt, die in der
Nähe dieser 30 Milliarden Euro liegt.

Im Vorfeld des Bildungsgipfels ein Jahr später hat der
Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Genosse
Kurt Beck, von notwendigen Mehrausgaben von 25 bis
28 Milliarden Euro gesprochen. Herr Pinkwart von der
FDP aus Nordrhein-Westfalen hat ihm zugestimmt und
gesagt: Ja, seriös sind 25 bis 28 Milliarden Euro. – Was
ist auf dem Weihnachtsgipfel 2009 wirklich herausge-
kommen? 13 Milliarden Euro – aber nicht für ein Jahr,
sondern bis 2015. Von den notwendigen 37 Milliarden
Euro blieben nur 13 Milliarden Euro übrig, und die auch
nur unter Zuhilfenahme diverser Rechentricks von Fi-
nanzministern. Gott sei Dank hat die Öffentlichkeit, ins-
besondere die Bildungsöffentlichkeit, sehr schnell dage-
gengehalten. Ich sage Ihnen: Diese 13 Milliarden Euro
sind eben nicht Ausdruck einer Bildungsrepublik, son-
dern ein schwarz-gelbes Nachtschattengewächs.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da ist nichts mit Verlässlichkeit, Frau Schavan.

Nun freuen Sie sich darüber – auch Frau Flach von
der FDP rühmt es –, dass Ihr Haushalt um 6,9 Prozent
steigt. Da staunt der Laie, und der Fachmann oder die
Fachfrau wundert sich; denn die Steigerung des gesam-
ten Bundeshaushaltes liegt bei 7,3 Prozent. Wenn man
wirklich so viel Wert auf Bildung legen würde, dann

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(C (D üsste die Steigerung des Bildungshaushaltes über em Durchschnitt liegen. as tut sie aber nicht. Das heißt, der Aufwuchs für ildung und Forschung beträgt insgesamt nur 50 Millionen Euro – von Milliarden kann nicht mehr ie Rede sein –, und nur 350 Millionen Euro fließen in ie Bildung. Bezogen auf den Ausgangswert bleibt also in Riesenabstand. Ich will einmal daran erinnern: Die Steuersenkungen b dem Jahr 2011 sind Ihnen jedes Jahr 24 Milliarden uro wert. Jetzt vergleichen Sie das bitte noch einmal it Ihren 350 Millionen Euro. m Ende ist somit völlig fraglich, wie Sie auf der Basis ieses Haushalts die Summen erreichen wollen, die auf em Bildungsgipfel vereinbart wurden, und wie es gelinen soll, dass 7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes real ür Bildung ausgegeben werden. Unter dem Label „Mehr Wettbewerb“, Frau Schavan, icht etwa unter dem Label „Bildung ist Bürgerrecht“, etreiben Sie hier Bildungspolitik. Das heißt, Sie untererfen Bildung, Forschung und den Erwerb wissen chaftlicher Kompetenzen wirtschaftlicher Standortloik – das entspricht auch der Vereinbarung auf EUbene –, und Sie rechnen damit Bildung gegen Verwertarkeit auf. Die Linke hat das immer kritisiert, aber bleien wir einmal in Ihrer Logik: Wenn man ihr folgt, üsste in Bildung eigentlich wesentlich mehr investiert erden, weil die Bildungsrendite deutlich höher als die enditen von allen Kapitalanlagen liegt, nämlich im weistelligen Bereich. Außerdem ist der Bund über Einommensteuern und Beiträge zur Sozialversicherung ein eit größerer Nutznießer von guter Bildung als die Läner. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Muss man das glauben, was Sie hier erzählen?)


(Beifall der Abg. Petra Hinz [Essen] [SPD])


(Beifall bei der LINKEN)


as heißt, auch unter diesem Blickwinkel ergibt sich die
erpflichtung für den Bund, sich jetzt und heute viel
tärker bei der Bildungsfinanzierung zu engagieren.


(Beifall bei der LINKEN)


er Bund müsste also eigentlich die Steuerausfälle der
änder kompensieren, da diese höher als beim Bund
usfallen.

Auf dem Bildungsgipfel wurde leider keine zwin-
ende Vereinbarung getroffen, wie die Länder ihren An-
il aufbringen sollen. Den Ländern sitzt dann ab 2012
das sei angemerkt – auch noch die Schuldenbremse im
acken. Damit ist ihnen verwehrt, mehr Bildung durch
öhere Kreditaufnahme zu finanzieren. Wissen Sie, was
as bedeutet?


(Albert Rupprecht [Weiden] [CDU/CSU]: Prioritätensetzung!)


n meinem Land, in Sachsen-Anhalt, sitzen derzeit
1 000 Studierende auf 34 000 Studienplätzen.






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte
Nun müsste ja durch den Kurswechsel bei der Umset-
zung des Bologna-Prozesses, den alle den Studierenden
während des Streiks versprochen haben, zusätzlich noch
ein 15-prozentiger Aufwuchs bei der Ausstattung und
dem Personal an den Universitäten eingerechnet werden.
Das findet aber nicht statt, weil den Ländern die Mittel
dafür fehlen. Insofern, Frau Flach und Herr Hagemann,
ist der Hochschulpakt eben nicht abgesichert, was die
Länderseite betrifft. Die Folge in meinem Land ist, dass
der Finanzminister von der SPD sagt: Ich will in den
nächsten Jahren 1 239 Stellen im Bildungsbereich strei-
chen bzw. die Personalkosten um 20 Prozent absenken. –
Das würde natürlich dazu führen, dass sich die Studien-
bedingungen durch schlechtere Betreuungsverhältnisse
noch weiter verschlechtern werden.


(Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Diese böse SPD!)


Es ist also nichts mit Kurskorrektur und Verbesserung
nach der Bologna-Misere.

Einer Studienreform sollte vor diesem Hintergrund
gegenüber der Exzellenzinitiative ganz klare Priorität
eingeräumt werden. Deshalb haben wir gesagt: Für uns
ist es derzeit nicht akzeptabel, Milliarden Euro in die
Exzellenzinitiative zu stecken, weil dadurch das Hoch-
schulwesen weiter segmentiert wird. Die für die Exzel-
lenzinitiative vorgesehenen Summen sollten vielmehr
zugunsten des Hochschulpakts transferiert werden. Dann
könnte man den verschulten Bachelor mit seinen zahlrei-
chen Prüfungen – für diejenigen, die das nicht so genau
wissen: Das ist der Abschluss nach drei Jahren – ent-
schlacken, die Regelstudienzeiten korrigieren, die Mobi-
lität der Studierenden fördern und für einen sicheren Zu-
gang vom Bachelor zum Master sorgen.

Nun reden Sie von einer Erhöhung des BAföG um
2 Prozent. Wie würde sich eine solche Erhöhung konkret
bei den Studierenden auswirken? Alle einschlägigen Or-
ganisationen wie beispielsweise Studentenwerk und Ge-
werkschaft für Erziehung und Wissenschaft haben Ihnen
ja vorgerechnet, dass es mindestens eine 5-prozentige
Erhöhung geben müsste, um die Preisentwicklung abzu-
federn. Zugleich wollen Sie erreichen, dass künftig
50 Prozent eines Jahrgangs das Studium aufnehmen. Das
heißt doch nichts weiter, als dass Sie das BAföG be-
darfsgerecht umgestalten und um einem elternunabhän-
gigen Sockel erweitern müssen, sonst erreichen Sie ein-
kommensschwache Familien ja überhaupt nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


All das gehört zu den Forderungen, die im Rahmen
des Bildungsstreiks erhoben wurden. All das findet sich
aber in diesem Haushalt nicht wieder. Somit bringt er
nicht mehr Bildungsgerechtigkeit mit sich.

Meine Damen und Herren, die Qualifizierung von
Lehre und Forschung sowie die Verbesserung der Ar-
beits- und Studienbedingungen der Hochschulangehöri-
gen sind unter diesen Voraussetzungen nicht zu schaffen.
Forschung und Lehre sind hochkommunikative und
kooperative Prozesse. Beide haben sich in den letzten
Jahren infolge neuer technischer und technologischer
Möglichkeiten verändert. Fachleute sagen, die großen

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(C (D rkenntnisse werden disziplinübergreifend geboren. Das eißt, interdisziplinäre Zusammenarbeit ist angesagt. issenschaftlerinnen und Wissenschaftler, immerhin ier Fünftel ohne Professur, werden durch hierarchische trukturen an einer Umgestaltung gehindert. Personelle bhängigkeiten hindern sie an eigenverantwortlichem ehren und Forschen. Nicht selten gleichen die prekären nd zudem wiederholt befristeten, schlecht vergüteten eschäftigungsverhältnisse einem Kampf um die eigene aseinberechtigung. Da habe ich überhaupt kein Ver rauen in Ihr Wissenschaftsfreiheitsgesetz, Frau Flach. Die Linke meint, dass nicht nur die Grenzen zwischen en Fachdisziplinen, sondern vor allem die Hierarchien m Hochschulsystem aufzuheben sind. Denn Professoinnen und Professoren sowie anderes wissenschaftlihes Personal müssen sich bei Lehre und Forschung auf ugenhöhe treffen. Dadurch könnte die Chance eröffnet erden, Wissenschaft endlich zu einem Beruf mit Per pektive zu machen. Verlässliche Perspektiven und mehr elbstständigkeit halten auch wissenschaftlichen Nachuchs eher im Land. Personalstruktur ist also an der rofession zu orientieren. Ein solches Herangehen würde im Übrigen auch mehr rauen ermutigen, in der Wissenschaft zu bleiben; denn ür sie wäre eine akademische Laufbahn dadurch attrakiv. Dann würden sich Beruf und Familie nicht mehr wie wei Fresszellen zueinander verhalten, die vielleicht auf rivater Ebene auch noch Blutspuren hinter sich herzieen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Hallo! Woher haben Sie denn Ihre Lebenserfahrung?)


(Beifall bei der LINKEN)


Dazu erwarten wir Initiativen von der Bundesregie-
ung. Sie aber packen in den Haushalt nur Versatzstücke.
s ist beispielsweise vom „Qualitätspakt Lehre“ und von
er „Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses“ zu le-
en. Wenn man nachfragt, bekommt man keine vernünf-
ige Antwort; denn Sie haben noch nichts konkret vorbe-
eitet oder mit den Ländern abgestimmt.


(Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Ich höre Ihnen später noch einmal zu.

Meine Damen und Herren, auch bei den Ausgaben für
orschung und Entwicklung ist die Bundesregierung
chlicht und ergreifend schief gewickelt. Mit den Mil-
iarden der Hightech-Strategie werden nach wie vor
nsbesondere Großunternehmen massiv unterstützt, vor
llem Global Player. Deren unternehmerische Kernauf-
abe wäre eigentlich, Forschung und Entwicklung zu
nterstützen. Von den 1,5 Millionen Arbeitsplätzen, die
ie, Frau Minister, im Zusammenhang mit der Hightech-
trategie versprochen haben, ist nichts übrig geblieben.
edenfalls können Sie das nicht genau beziffern. Statt-
essen sagen Sie, es dauere noch ein bisschen, bis sie
ichtig wirke.

Sichtbar wird im Haushalt hingegen, dass die Förde-
ung innovativer kleiner und mittelständischer Unterneh-
en deutlich hinter der Förderung von Großunterneh-
en zurückbleibt. Klar wird auch – insofern habe ich






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte
aufgehorcht, als Sie von einem Rahmenprogramm für
nachhaltige Forschung gesprochen haben –, dass in Ih-
rem Haushalt Energieforschungen im fossilen und
nuklearen bzw. Fusionssektor mit doppelt so hohen
Summen gefördert werden wie erneuerbare Energien
und Effizienzforschungen.

Letztlich ist – auch darauf will ich aufmerksam ma-
chen – Ihre Politik derzeit insofern grenzwertig, als die
universitäre Grundlagenforschung in den letzten Jah-
ren eine kritische Untergrenze erreicht hat. Wenn wir für
die Grundlagenforschung an den Universitäten und
Hochschulen nicht mehr tun, gehen diese auch den
außeruniversitären Forschungseinrichtungen als Partner
verloren. Das ist zurzeit besonders im Osten ziemlich
dramatisch spürbar. Deshalb fordern wir ein Sonderpro-
gramm für die gezielte Förderung der Grundlagenfor-
schung in Ostdeutschland.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zum Schluss. Wenn diese Bundesregie-
rung wirklich positiv in die Bildungsgeschichte des Lan-
des eingehen will, dann muss sie konsequent gegen die
Unterfinanzierung des Bildungssystems vorgehen. Wir
sagen: Schluss mit dem nervigen bildungspolitischen
Armdrücken zwischen Bund und Ländern! Da hat Herr
Rossmann recht. Korrigieren Sie den Fehler, den Sie bei
der Föderalismusreform mit dem Kooperationsverbot
gemacht haben; schaffen Sie es wieder ab!


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701405200

Frau Kollegin!


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701405300

Dafür haben Sie unsere Unterstützung. – Das war

mein letzter Satz. Danke schön, Frau Präsidentin.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701405400

Priska Hinz hat jetzt das Wort für die Fraktion Bünd-

nis 90/Die Grünen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Mal sehen, ob das was mit uns wird! – Zuruf von der SPD: Was für Angebote!)


Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Auch ich bin erstaunt, welche Angebote man gleich
zu Beginn dieser Debatte bekommt. – Frau Präsidentin!
Meine Damen und Herren! Die Koalition behauptet
– auch Frau Schavan hat das vorhin getan –, dass Bil-
dung ein Schwerpunktthema im Koalitionsvertrag und
im Haushaltsplan ist. Wenn man sich den Haushalt ge-
nauer anschaut, dann stellt man fest, dass ein Aufwuchs
in Höhe von 750 Millionen Euro zwar ein Schritt in die
richtige Richtung ist, aber mehr auch nicht. Denn der
Gesamtetat steigt um 7,3 Prozent; der Einzelplan aller-
dings nur um 6,9 Prozent. Das heißt doch im Klartext
– die Zahlen beweisen es –: Bildung verliert im Bundes-
haushalt an Gewicht. So sieht es mit Ihrer Prioritätenset-
zung aus.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie haben sich vorgenommen, bis 2013 zu regieren.
as ist zwar eher ein Schreckgespenst, das da umgeht,

ber ich will einmal annehmen, dass es so kommt. Sie
ollen dann bis 2013 12 Milliarden Euro mehr für Bil-
ung und Forschung ausgeben. Nach dem mageren Start
n diesem Jahr müssten Sie dafür ab nächstem Jahr bis
013 dauerhaft 1,5 Milliarden Euro zusätzlich in diesem
inzelplan verankern. Gleichzeitig muss der Bundes-
aushalt jährlich um 10 Milliarden Euro konsolidiert
erden, damit die Schuldenbremse eingehalten werden
ann. Seit Sonntag kündigen Sie wieder unverdrossen
n, es gebe Steuersenkungen. Das erhöht Ihre Glaubwür-
igkeit in Sachen Bildungsrepublik wirklich nicht. Ver-
ässlichkeit bedeutet etwas anderes, als ein Wachstums-
eschleunigungsgesetz zu beschließen, das den Ländern
nd Kommunen jährlich 3,9 Milliarden Euro entzieht.
err Rossmann, ich mache die Größenordnung mit an-
eren Zahlen deutlich: Das entspricht bundesweit
85 000 Studienplätzen oder 570 000 Kitaplätzen. Das
st die Wahrheit und die Realität, denen sich die Koali-
ion stellen sollte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Der Bildungsgipfel, die Herzensangelegenheit der
anzlerin, hat auch kein positives Ergebnis gebracht –

eider, sage ich. Die Finanzierungslücke im Bildungssys-
em wurde auf 13 Milliarden Euro kleingerechnet. Auch
ach der zweiten Hügelbesteigung gab es über diese
3 Milliarden Euro keine Vereinbarung mit den Län-
ern. Nein, es gab nichts. Weder wurden Programme
erabredet noch wurden Finanzregelungen getroffen, die
eigen, wie man bis 2015 das 10-Prozent-Ziel – 7 Pro-
ent Bildung und 3 Prozent Forschung – erreichen will.

Das schlägt sich jetzt auch in Ihrem Einzelplan nie-
er, Frau Schavan. Darüber können Sie überhaupt nicht
lücklich sein. Im Haushalt gibt es zahlreiche Sperrver-
erke, unter anderem bei der Stärkung der Leistungsfä-

igkeit des Bildungswesens, beim Qualitätspakt Lehre
nd bei der Weiterentwicklung des Bologna-Prozesses.
aßgebliche Teile des Bildungsetats sind also im wahrs-

en Sinne des Wortes durch das Versagen des Regie-
ungshandelns gekennzeichnet. Das müssen Sie auch in
en Haushaltsdebatten zur Kenntnis nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Die Regierung hat es nicht geschafft, Regelungen mit
en Ländern zu vereinbaren, dass sich diese Etatposten
m Haushalt tatsächlich als Programmposten nieder-
chlagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das war die Große Koalition! Die SPD hat uns behindert!)







(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)

Es gibt keine Einigung. Deswegen ist alles auf Eis ge-
legt. Das ist aber keine Bildungsrepublik. Eine
Bildungsrepublik müsste durch einen Aufbruch ge-
kennzeichnet sein, der sich in entsprechenden Haushalts-
zahlen und in einem glaubwürdigen Etat niederschlägt.
Das findet aber leider nicht statt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Übrigen hat die schwarz-gelbe Bildungspolitik
eine extreme soziale Schlagseite und enthält nichts in
puncto Bildungsgerechtigkeit. Sie schwächen den so-
zialen Zusammenhalt und die Möglichkeiten von Chan-
cengerechtigkeit. Das Thema Stipendiensystem ist
schon angesprochen worden. Sie wollen 280 Millionen
Euro – im Moment liegen sie noch auf Eis – für diejeni-
gen ausgeben, die schon heute zu den Bildungsgewin-
nern gehören. Daneben soll ein Miniprogramm zum
BAföG aufgelegt werden. Mit dem Geld aber, das Sie
für Stipendien vorsehen, könnte eine 10-prozentige
BAföG-Erhöhung in 2010 und 2011 für diejenigen fi-
nanziert werden, die Unterstützung und den Mut brau-
chen, ein Studium überhaupt zu beginnen. Darauf müss-
ten Sie den Schwerpunkt legen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Auch mit den Bildungsgutscheinen und dem Konzept
des Zukunftskontos bauen Sie Transfers aus, statt in die
Bildungsinfrastruktur zu investieren.


(Patrick Meinhardt [FDP]: Wir machen Bildungsvorsorge!)


Ich sage Ihnen: Mit der Privatisierung der Bildung und
der Verhinderung der Finanzierung öffentlicher Güter
werden Sie Schiffbruch erleiden; denn das hat nichts mit
Teilhabegerechtigkeit und nichts mit Bildungsgerechtig-
keit zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Patrick Meinhardt [FDP]: Das ist Bildungsgerechtigkeit!)


Sie lassen die Schulden wachsen, senken den Anteil
der Bildungsausgaben und schwächen dadurch den ge-
sellschaftlichen Zusammenhalt. Der Titel Ihres Koali-
tionsvertrages lautet allerdings: „Wachstum. Bildung.
Zusammenhalt.“ Damit haben Sie etwas anderes ver-
sprochen, als Sie jetzt tun. Die Bevölkerung und auch
wir haben eigentlich etwas anderes erwartet. Ich finde,
zu Recht. Hier haben Sie bis zum Ende der Haushaltsbe-
ratungen noch Hausaufgaben zu machen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701405500

Jetzt hat der Kollege Albert Rupprecht das Wort für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Frau Hinz, Frau Sitte, Herr Rossmann, auch wenn ie es nicht glauben: Als christlich-liberale Regierung aben wir trotz Schuldenbremse und trotz des Sparzwanes, der uns in den nächsten Jahren erwarten wird, klar ereinbart, dass Bildung und Forschung der einzige Beeich ist, in dem wir in dieser Legislatur mehr Geld auseben werden. enn wir sind der festen Überzeugung, dass nicht Umerteilung, sondern Bildung, Forschung und Innovaion die Quellen für unseren Wohlstand und für oziale Sicherheit sind. Das ist unser Leitbild. Das ist nsere klare Ansage zu Beginn eines neuen Jahrzehnts. Das bedeutet 12 Milliarden Euro mehr für Forschung nd Bildung in dieser Legislatur. Diese Linie wurde am etzten Sonntag von den drei Parteivorsitzenden nochals bestätigt. Diese 12 Milliarden Euro werden auf vier ahre verteilt. Der eingesetzte Betrag, Frau Hinz, wird on Jahr zu Jahr steigen, und zwar deswegen, weil natürich eine gewisse Aufnahmefähigkeit bei den Institutioen vorhanden sein muss. Sie wissen, dass die Struktuen sowohl von Forschungseinrichtungen als auch im ahmen der Projektförderung als auch im Bildungsbe eich Schritt für Schritt aufgebaut werden müssen. Wenn er Betrag nach hinten hin steigt, dann sollte das doch in nser aller Sinne sein; denn dann ist das Niveau, auf dem ir uns nach vier Jahren befinden, wesentlich höher als m Durchschnitt dieser vier Jahre. Deswegen bin ich der einung, dass Sie diesen Vorschlag und diesen Weg un erstützen sollten. Über Forschung reden Sie vonseiten des linken locks überhaupt nicht. eswegen möchte ich über Forschung reden. (Klaus Hagemann [SPD]: Sie sind der rechte Block!)

Albert Rupprecht (CSU):
Rede ID: ID1701405600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


n der Forschung geben wir sowohl bei der institutionel-
en Förderung als auch bei der Projektförderung Gas.
ei der institutionellen Förderung gibt es zusätzliche
ittel für Forschungseinrichtungen, und zwar 3 Prozent
ehr für den Pakt für Forschung und Innovation. Da-
it forcieren wir den Weg von Ministerin Schavan, den

ie seit 2005 eingeschlagen hat.

Es gehört zur Fairness, zu sagen, dass wir bereits in
en vergangenen Jahren Erhebliches erreicht haben. Wir
aben erreicht, dass durch die Exzellenzinitiative über
000 hochqualifizierte neue Wissenschaftler hinzuge-
onnen wurden. Das stärkt den Forschungsstandort
eutschland erheblich. So begrüßt DFG-Präsident Pro-

essor Kleiner, dass – ich zitiere -

durch die Fortsetzung der Exzellenzinitiative und
ihren substanziellen Mittelzuwachs die beeindru-
ckende Aufbruchstimmung in der Wissenschaft und
an unseren Hochschulen weitergetragen






(A) )



(B) )


Albert Rupprecht (Weiden)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


und ein äußerst vielversprechender Wettbewerb um
weitere zukunftsträchtige Ideen, Projekte und Ein-
richtungen in Gang gesetzt werden können.

Auch beim zweiten Standbein, bei der Projektförde-
rung, haben wir unter Ministerin Schavan einiges er-
reicht und geben in den nächsten vier Jahren zusätzlich
Gas. Wir brauchen uns als Deutsche nicht zu verstecken.
Wir sind in vielen Bereichen Weltspitze: Wir haben eine
fantastische Infrastruktur im Bereich der Klimafor-
schung. Bei der Klimafolgenbewältigung sind deutsche
Forscher weltweit führend. Auch wenn es darum geht,
den weltweiten Artenschwund bei Pflanzen und Tieren
zu stoppen oder die weltweite Versorgung mit Wasser
und Ernährung zu sichern, sind deutsche Forscher vorne
dabei. Wir sind spitze im Bereich der erneuerbaren Ener-
gien, bei den Umweltforschungen und in der Gesund-
heitsforschung. Das ist ein Verdienst der Ministerin
Schavan und des Parlaments in den vergangenen Jahren.

Trotzdem legen wir auch bei der Projektförderung in
den nächsten Jahren kräftig zu. Die Menschen in
Deutschland werden älter, und damit wird das Alter ein
Schwerpunkt der medizinischen Forschung, zum Bei-
spiel die Demenzforschung. Der Titel „Gesundheit und
Medizin“ wächst um 18 Prozent. Der Titel „Biomedizi-
nische Forschung“ wächst um 10 Prozent. Wir bauen zu-
dem ein Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen
in Bonn, ein Diabeteszentrum in München und ein Zen-
trum für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf.

Im Bereich Klima, Energie und Umwelt wollen wir
unseren weltweiten Spitzenplatz ausbauen


(Florian Pronold [SPD]: Sie schmücken sich mit fremden Federn!)


und geben bei der Klimaforschung 14 Prozent und bei
den Umwelttechnologien 12 Prozent mehr aus. Als
Schwerpunkte sind zum Beispiel Fotovoltaik der zwei-
ten Generation und Elektromobilität zu nennen.

Auch bei den Schlüsseltechnologien werden wir un-
sere erfolgreiche Förderstrategie fortsetzen und die Mit-
tel um 14 Prozent steigern. So bauen wir unsere interna-
tionale Spitzenposition bei den optischen Technologien
ebenfalls weiter aus. Wir steigern die Mittel bei neuen
Werkstoffen und im Bereich der Nanotechnologie um
20 Prozent.

Dieser Haushalt steht für Forschung und Innovation.
Dies geschieht aus der festen bürgerlichen Überzeugung
heraus, dass wir nur durch eine Konzentration der Mittel
auf Bildung, Forschung


(Klaus Hagemann [SPD]: Und Verschuldung!)


und Innovation Wohlstand dauerhaft sichern können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aber Geld alleine reicht in der Tat nicht aus. Es be-
darf auch einer positiven Grundstimmung in der Gesell-
schaft, keiner naiven Technologiegläubigkeit, sondern
einer konstruktiven, neugierigen Grundstimmung dem
technischen Fortschritt gegenüber. Auch dafür steht die

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(C (D hristlich-liberale Regierung, weil wir der festen Übereugung sind, dass wir die großen Zukunftsfragen im ereich Klima, Wasser und Ressourcen nur dann bewäl igen, wenn wir weltweit einen enormen technologichen Fortschritt erreichen. In diesem Sinne übernehmen ir als christlich-liberale Regierung Verantwortung für eutschland. Wir übernehmen aber auch Verantwortung ür weltweite Schicksalsfragen. Herzlichen Dank. Das Wort hat nun Kollege Klaus Hagemann für die PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes hängt ntscheidend von Bildung und Ausbildung, Forschung nd Wissenschaft ab. Ich glaube, auf diesen Satz können ir uns alle einigen. So weit sind wir auch noch einer einung; denn das sind die wichtigsten Aufgaben der ukunftssicherung. Deswegen haben, glaube ich, fast alle Parteien in ihen Wahlprogrammen das Ziel formuliert, bis 2015 0 Prozent – 3 Prozent für Forschung und 7 Prozent für ildung – des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und ntwicklung zu investieren. Aber dafür brauchen wir die ntsprechenden Steuereinnahmen, um dies finanzieren u können. Ich wende mich an die Damen und Herren er FDP. Liebe Kollegin Flach, Ihr Generalsekretär hat ortwörtlich gesagt: „Unser Staat ist ein teurer chwächling“. Ich frage mich, wie die Vorhaben finaniert werden sollen. Im Gegenteil: Wir brauchen den tarken Staat, den starken Sozialstaat, damit diese Aufaben finanziert werden können. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701405700

(Beifall bei der SPD)

Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1701405800

Ich freue mich, dass in diesem Haushalt ein Auf-
uchs festzustellen ist. Damit wird die Tradition fortge-

etzt, die seit elf Jahren besteht, Frau Flach, meine sehr
erehrten Damen und Herren, dass jedes Jahr die Mittel
ufgestockt werden. Anders war das in den Jahren 1996
nd 1997, als die letzte schwarz-gelbe Regierung die
ittel nicht aufgestockt und auch nicht auf gleichem Ni-

eau gehalten, sondern abgebaut hat. Diese Mittel muss-
en erst nach und nach wieder erhöht werden. Daran
uss noch einmal erinnert werden.

Lieber Kollege Rupprecht, wenn Sie einige Maßnah-
en wie die Exzellenzinitiative, den Pakt für Forschung

nd Innovation und die vielen Programme der Hightech-
trategie nennen, dann ist das doch die Darstellung des-
en, was wir in der Großen Koalition in Diskussionen
urchgesetzt haben. Wir haben es positiv nach vorne ge-
racht, Frau Ministerin. Das muss herausgestellt und un-






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
terstrichen werden. Sie sind auf dem richtigen Weg. An
einigen Stellen könnte man aber noch etwas drauflegen.

Es muss gesagt werden, dass Sie bisher nur geplant
haben, diese Mittel auszugeben. Das steht nur auf dem
Papier und ist noch nicht ausverhandelt. Es ist nicht ga-
rantiert, dass diese Mittel auch fließen werden.


(Beifall der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: So ist es!)


Ich nenne einige Hemmnisse, die heute früh schon he-
rausgestellt wurden – da bin ich derselben Meinung wie
Frau Hinz –: Der Bund allein wird eine Neuverschul-
dung von 100 Milliarden Euro haben, 86 Milliarden
Euro plus 14 Milliarden Euro in den Schattenhaushalten.
Wir wissen gar nicht, wie die weitere finanzielle Ent-
wicklung aussehen wird. Die gesamtstaatliche Neuver-
schuldung beträgt fast 145 Milliarden Euro, da wir die
Verschuldung von Ländern und Gemeinden noch hinzu-
rechnen müssen.

Im Haushaltsrundschreiben für 2011 schreibt Minister
Schäuble – ich zitiere aus der Presse –, dass alle Ministe-
rien einsparen müssen, auch das Ministerium für Bil-
dung und Forschung. Davon gehe ich aus, Herr
Rupprecht. Auch wenn Sie das fest vereinbart haben,
noch steht im Bundesgesetzblatt nicht, wie das sein wird.

Außerdem hat das Ministerium eine globale Minder-
ausgabe von 175 Millionen Euro zu bewältigen. Alle
Ministerien müssen einsparen. Warum wird uns nicht ge-
sagt, wo Sie einsparen wollen, wo die Entwicklung in
diesem Bereich hingeht? Uns wurde noch keine mittel-
fristige Finanzplanung vorgelegt. Wo muss eingespart
werden? Das interessiert uns schon. Wir können uns
nicht auf die eiernden Antworten, die wir hier von Herrn
Schäuble bekommen haben, verlassen.

Immer wird uns der Tag der Verkündung der Steuer-
schätzung vorgehalten; wie eine Monstranz wird er vor-
neweg getragen, als sei der Tag, an dem die Steuerschät-
zung vorliegt, ein Heilstag. Nein, es geht um die Wahl in
Nordrhein-Westfalen, um das nebenbei noch einmal an-
zuführen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man kann fast von einem Regierungsmikado spre-
chen. Sie kennen das Spiel Mikado: Wer sich zuerst be-
wegt, fliegt raus. Nun, so schlimm wird es nicht sein,
Frau Schavan. Sie werden schon nicht rausfliegen; aber
wer sich bewegt, dem werden die Mittel gekürzt. Warum
sagen Sie uns nicht konkret, was Sie in den nächsten
Jahren vorhaben, wenn Sie einsparen müssen? Das
strukturelle Defizit wird in den nächsten Jahren
70 Milliarden Euro jährlich betragen. Wir haben zusätz-
lich die Schuldenbremse. Die Länder werden noch stär-
ker herangezogen. Wo wollen Sie einsparen? Sie fahren
im Bildungsbereich genauso wie in anderen Bereichen
mit angezogener Handbremse.

Die Höhe der Mittel wurde im Rahmen des Bildungs-
gipfels, auf den Sie sich immer berufen, noch nicht end-
gültig ausgehandelt. Es ist noch nicht klar, welche der

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(C (D ittel, die jetzt qualifiziert gesperrt sind, bereitgestellt erden. Sie haben sich mit den Ländern noch nicht geeiigt. Frau Ministerin, ich will ja nicht sagen, dass Sie ualifiziert gesperrt sind, aber Ihre Politik ist qualifiziert esperrt. Auch das sollten wir hier einmal deutlich heausstellen. Wieder geht ein Jahr verloren. Der nächste Bildungsipfel soll Mitte Juni stattfinden. Dann kommt die Somerpause, dann kommen die Haushaltsberatungen 2011. is das umgesetzt ist und die Projekte anlaufen können, st wieder ein Jahr verloren. Wir wissen, was den Universitäten versprochen urde: Der Bologna-Prozess sollte geändert werden sw. Außerdem liegt uns eine Forderung der Länder vor das ist noch gar nicht angesprochen worden –, mehr nteile an der Mehrwertsteuer zu bekommen. Wie weren Sie damit umgehen? Ich will diese Frage gar nicht eantworten. Sie müssen sie zunächst einmal in der Bunesregierung beantworten. Wie wollen Sie der Fordeung der Länder begegnen? Da sind nicht nur A-Länder, lso SPD-geführte Länder, sondern auch B-Länder, also DUbzw. CSU-geführte Länder, dabei. Diese Länder agen: Wir wollen Mehrwertsteuerpunkte, um unsere omplementärmittel aufbringen zu können. Dazu liegt eine Antwort vor. Ich glaube nicht, dass es zu einem rgebnis des Gipfels kommt, wenn diese Frage nicht gelärt ist. Es ist notwendig, zu handeln. Ein weiterer Punkt, der Sorge bereitet, sind die Komlementärmittel, die ich gerade angesprochen habe. In inigen Bundesländern gibt es ein Desaster mit den Lanesbanken: Bayern, Baden-Württemberg, Schleswigolstein und Hamburg sind zu nennen. (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Warum hast du nicht die WestLB genannt?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


iese Länder müssen viele Milliarden an Steuergeldern
ür die Sanierung ihrer Landesbanken aufbringen. Diese

ittel fehlen in den Bereichen Bildung und Forschung.
arüber können Sie nicht hinweggehen.

Zudem muss viel Geld aufgewendet werden, um den
tommüll zu beseitigen. Davon ist auch unser Einzel-
lan betroffen, Frau Ministerin. Das Thema Asse ist aber
nzwischen dem Umweltministerium übertragen wor-
en.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Der Gabriel hat 20 Jahre nichts gemacht!)


afür sind viele Milliarden – ich erinnere an die WAK in
arlsruhe – notwendig.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Der Gabriel hat 20 Jahre nichts gemacht!)


Ein weiterer Punkt – er wurde schon herausgestellt –:
ildungspolitik ist Länder- und Kommunalsache. Sie

ind mit Ihrer Gesetzgebung, mit dem sogenannten
achstumsbeschleunigungsgesetz, dafür verantwortlich,






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann
dass den Kommunen weniger Mittel zur Verfügung ge-
stellt werden, Mittel, die sie für ihre Schulen, für die
Kindergärten und Kindertagesstätten brauchen. Diese
Mittel aber fehlen. Gerade auf den Neujahrsempfängen,
auf denen zurzeit alle Abgeordneten zu finden sind, wird
von den Bürgermeistern in den Kommunen, gerade auch
in meinem Wahlkreis – das wird in anderen Wahlkreisen
nicht anders sein –, auch von CDU-Bürgermeistern, kri-
tisiert, dass ihnen der Bund weniger Mittel zukommen
lässt.

Es gab für die Kommunen einen Lichtblick: das
Ganztagsschulprogramm. Warum wird das nicht fort-
geführt? Alle Kommunen sind für diese Mittel dankbar.
Sie waren damals dagegen, Frau Ministerin, als Sie noch
Landesministerin waren; Herr Koch war sowieso dage-
gen.

Es gab aus Sicht der Kommunen einen weiteren
Lichtblick: das Konjunkturprogramm II, mit dem Mittel
zur Verfügung gestellt wurden. Warum wird das nicht
weitergeführt, um Schulen, Kitas oder Sporteinrichtun-
gen energetisch zu sanieren?

Ein anderer Lichtblick aus Sicht der Kommunen ist
das 4-Milliarden-Euro-Programm zum Ausbau der Kin-
derbetreuung. Frühkindliche Bildung ist besonders
wichtig. Dafür müssen Mittel zur Verfügung gestellt
werden. Da wird aber meiner Ansicht nach zu Recht be-
klagt: Das Geld reicht nicht aus, damit wir den Rechts-
anspruch auf einen Kindergartenplatz umsetzen können.
Da besteht Handlungsbedarf. Das gilt auch für die Aus-
bildung von ausreichend Erzieherinnen und Erziehern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hier sind also viele Gebiete anzusprechen. Es geht
natürlich auch darum, wie Ihre Programme umgesetzt
werden, Frau Ministerin. An dieser Stelle hapert es bei
einer Reihe von Programmen. Ich denke etwa an das
Freiwillige Technische Jahr, jetzt Technikum. Bisher
ist ein einziger Platz geschaffen worden.

Ich kann noch andere Bereiche erwähnen. Ich denke
beispielsweise an den Weiterbildungsbereich. Im ver-
gangenen Jahr sind 178 000 Euro für Prämien, aber
3,8 Millionen Euro für Werbung und Verwaltung ausge-
geben worden. An diesen Punkten zeigt sich, dass meine
Frage berechtigt ist: Inwieweit schaffen Sie es, die Mit-
tel, die auf dem Papier stehen, sinnvoll einzusetzen?


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701405900

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1701406000

Ich komme zum Ende, Herr Präsident. – Ich erinnere

an einen anderen Punkt. Viele junge Leute fragen: Was
passiert, wenn es nicht genügend Ausbildungsplätze
gibt? Die Bundesagentur für Arbeit weist auf dieses Pro-
blem hin. Was sind Ihre Initiativen, damit die jungen
Leute nicht auf der Straße stehen und keine Perspektive
haben?

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(C (D Wenn Sie diese Fragen beantworten, ist das ein Beirag zur Zukunftssicherung. In diesem Sinne hoffe ich, ass die Haushaltsberatungen interessant werden und ir vielleicht das eine oder andere bewegen können. Vielen Dank. Das Wort hat nun Kollege Patrick Meinhardt von der DP-Fraktion. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Jetzt gibt es die liberale Note!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701406100


Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1701406200

Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen

nd Kollegen! Meine Damen und Herren von der ver-
ammelten Linken hier in diesem Hohen Haus! Es ist
irklich unglaublich, was Sie hier alles an den Haaren
erbeiziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Sie können noch so sehr Ihr ideologisches Trommel-
euer entfachen, und gerade die Sozialdemokraten kön-
en vorgaukeln, sie hätten die letzten elf Jahre in diesem
and nicht regiert. Nein! Die Kernbotschaft dieser Bun-
esregierung der Mitte ist klar, kurz und prägnant: In
ier Jahren wollen wir Deutschland in der Bildung ge-
echter, in der Forschung dynamischer und in der Tech-
ologie stärker machen. Das ist die zentrale Botschaft
ieser Bundesregierung der Mitte.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


750 Millionen Euro nehmen wir für Bildung, For-
chung und Technologie mehr in die Hand, davon allein
02 Millionen im Haushalt des Bildungs- und For-
chungsministeriums. Das ist eine Steigerung um
Prozent in einem Haushalt von 11 Milliarden Euro.
as ist in Zeiten der Krise die richtige Antwort. Das ist

n Zeiten der Krise ein Handlungspaket, das auf die
enschen, auf ihre Fähigkeiten und auf ihre Talente

etzt. Das ist in Zeiten der Krise ein mutiges Investi-
ionsprogramm.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Mit der Fortsetzung des Hochschulpaktes, der Exzel-
enzinitiative und des Pakts für Forschung und Innova-
ion sowie der Stärkung der Hightech-Strategie bringen
ir unseren Wissenschaftsstandort Deutschland
oran. Die Stärkung der Spitzenforschung in den neuen
undesländern mit zusätzlichen 15 Millionen Euro in
iesem Haushalt ist ein Zeichen dafür. Die Projektmittel
n den Zukunftsbereichen Lebenswissenschaften, Klima,
mwelt und neue Technologien werden um 13 Prozent

rhöht. Zentral wichtig ist der Bereich der neuen Tech-
ologien; hier steigen die Mittel um 14 Prozent. Wir
ollen in der ersten Liga der Forschungs- und Spitzen-

echnologie spielen. Dafür steht diese Bundesregierung.






(A) )



(B) )


Patrick Meinhardt

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wir wollen Bayern München sein!)


Um das zu erreichen, brauchen wir viele Diskussio-
nen in der ganzen Breite der Gesellschaft, der Wissen-
schaft und der Wirtschaft. Das gilt auch für die steuerli-
che Forschungs- und Entwicklungsförderung. Hier
werden wir nicht irgendwo am grünen Tisch, sondern im
Dialog den bestmöglichen Weg ausloten, um eine opti-
male Förderung insbesondere der kleinen und mittleren
Unternehmen zu erreichen. Denn diesen Wettbewerbs-
nachteil bei der FuE-Förderung müssen wir beseitigen,
wenn wir als Technologieland durchstarten wollen.

Wir sind ein Land, in dem viel zu viele verborgene
Talente schlummern.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ich warte auf Ihres!)


Das muss Konsequenzen für eine moderne Bildungspoli-
tik haben. Diese Bundesregierung wird alle Anstrengun-
gen unternehmen, um die Förderung von Begabung und
Hochbegabung voranzutreiben. Ab und zu hat man den
Verdacht, dass man die Begriffe „Elite“ und „Leistung“
in unserem Land nicht mehr benutzen darf. Wir brau-
chen Leistungs- und Begabungseliten. Wir müssen
junge Menschen unabhängig vom Geldbeutel ihrer El-
tern und allein orientiert an ihren Talenten fördern. Das
ist eine gerechte Bildungspolitik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Hagemann [SPD]: 70 000 ohne Schulabschluss!)


Für uns ist dies Handlungsauftrag. Deswegen werden
wir die Begabtenförderung in der beruflichen Bildung
um sage und schreibe 55 Prozent erhöhen. Deswegen
werden wir den Begabtenförderungswerken in diesem
Haushalt eine Erhöhung um 33 Prozent zukommen las-
sen, damit das Büchergeld von 80 Euro auf 300 Euro er-
höht werden kann. Deswegen werden wir am 1. Oktober
dieses Jahres in ein nationales Stipendienprogramm ein-
steigen. Wir werden die Zahl der Stipendiaten verfünffa-
chen. Für uns ist es unsozial, wenn junge Menschen
nicht die Förderung erhalten, die sie brauchen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sie machen genau das Gegenteil: Studiengebühren, Verarmung usw.!)


Nur mit dem Dreiklang aus einem intelligenten Bil-
dungssparen, einem nationalen Stipendienprogramm und
einer BAföG-Modernisierung erreichen wir unser Ziel.
Deswegen ist es richtig, dass bei der Masterförderung
die Altersgrenze von 30 Jahren fällt, dass die Kinderbe-
treuungszeiten stärker berücksichtigt werden, dass ein
starkes Meister-BAföG existiert und ausgebaut wird,
dass die Förderkonditionen für Schüler verbessert wer-
den, dass eingetragene Lebenspartnerschaften förde-
rungsrechtlich gleichgestellt werden und dass die Freibe-
träge und Bedarfssätze angehoben werden. Klar, auch
wir hätten uns 1 Prozent mehr bei den Freibeträgen und
Bedarfssätzen vorstellen können. Aber wissen Sie, was

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(C (D ei der BAföG-Modernisierung das Wichtigste ist? Das ichtigste ist, dass Studierende nicht wie bei der letzten on uns damals als Opposition mitgetragenen Erhöhung ieben Jahre warten müssen, sondern dass wir uns selbst n die Pflicht nehmen, die Sätze alle zwei Jahre anzupasen. Diese Regelmäßigkeit war überfällig und wird jetzt nter dieser Regierung Realität. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Qualitätspakt Lehre, die kritische Weiterentwick-
ung des Bologna-Prozesses, die massive Weiterbil-
ungsoffensive mit der Einführung eines Zukunftskon-
os, das Fortbildungsprogramm für Erzieherinnen und
rzieher, die Modernisierung der beruflichen Bildung,
ie Förderung der Berufsorientierung an Schulen und
er Ausbildungsqualifizierung, um dem Bug von Altbe-
erbern entgegenzuwirken, die Stärkung der frühkindli-

hen Bildung, die Stärkung von E-Learning durch eine
erdoppelung des Haushaltsansatzes für neue Medien in
er Bildung – all das hat für diese Regierung der Mitte
riorität. Unsere Antwort auf diese Wirtschaftskrise
ann sich auch die Opposition merken: Bildung, Bil-
ung, Bildung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Klaus Hagemann [SPD]: Ja! Ja! Ja!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701406300

Ich erteile das Wort Kollegin Ekin Deligöz, Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701406400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Meinhardt, Sie haben über Gerechtigkeit gespro-
hen und Modelle zur Begabtenförderung und zur Spit-
enförderung sowie Stipendienprogramme aufgezählt.
enn Sie es mit der Gerechtigkeit wirklich ernst mei-

en, müssen Sie aber auch die andere Seite der Medaille
rwähnen. Genau das habe ich in Ihrer Rede jedoch ver-
isst.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


as ist mit den 20 Prozent der Migrantenkinder, die
ie Schule ohne Abschluss verlassen?


(Patrick Meinhardt [FDP]: Genau die müssen besser gefördert werden!)


as ist mit all den Kindern, die im Rahmen der Bil-
ungspolitik auf der Strecke bleiben


(René Röspel [SPD]: Ja, genau!)


nd keine Chance auf Stipendienprogramme oder Be-
abtenförderung haben?


(René Röspel [SPD]: Das alles hat SchwarzGelb doch so gewollt!)


as ist mit all den Kindern, die von Anfang an staatliche
nterstützung brauchen, angefangen bei der Kinderbe-






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz
treuung über die Sprachförderung bis hin zu einer guten
Grund- und Ganztagsschule?


(Patrick Meinhardt [FDP]: Ja! Das ist alles sehr wichtig! Auch frühkindliche Förderung ist vollkommen richtig!)


Diese Kinder kommen in Ihrem Konzept von Gerechtig-
keit nicht vor. Das vermisse ich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Frau Schavan, Sie haben eine Rede gehalten, die sehr
schön geklungen hat.


(Florian Pronold [SPD]: Na ja! So toll war sie nun auch wieder nicht!)


Sie haben die Dinge schöngeredet und manche Zahlen
schöngerechnet. Die Lage, die Sie beschrieben haben, ist
aber in Wirklichkeit nicht so schön. Und deshalb haben
Sie auch allerdings keine angemessenen Antworten. Sie
verschieben alles, was zu tun ist, in eine möglichst ferne
Zukunft. Sie waren in Ihrer gesamten Rede an keiner
einzigen Stelle verbindlich. Nirgendwo haben Sie ausrei-
chend konkrete Ansätze vorgetragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Sie haben zwei Bil-
dungsgipfel durchgeführt. Eigentlich ist durch die bei-
den Bildungsgipfel aber nur eines erreicht worden: dass
der finanzielle Mehrbedarf für Bildung und Forschung
von rund 60 Milliarden Euro, die einmal veranschlagt
waren, auf 13 Milliarden Euro heruntergerechnet wurde.
Würde man noch zwei Bildungsgipfel durchführen,
würde man wahrscheinlich feststellen, dass wir über-
haupt kein Geld mehr in die Hand nehmen müssen oder
dass womöglich sogar noch Sparpotenziale bestehen.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Ja, richtig!)


Das ist Ihre Art, Bildungspolitik zu machen. Das ist aber
nicht die Bildungspolitik, die wir in diesem Land brau-
chen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Was wir brauchen, ist eine Gesamtaufstellung, ein
Gesamtkonzept. Es gibt genug Felder, in denen es kon-
krete Bedarfe gibt. Dabei geht es um klar bezifferbare
Sachinvestitionen, erforderliches Personal, Qualität,
Qualifizierung, Studien- und Ausbildungsförderung,
Transparenz in der Bildungspolitik und eine Zusammen-
arbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Hier brau-
chen wir eine dezidierte Gesamtaufstellung. Sie dagegen
haben uns vor den Weihnachtsferien gezeigt, dass Bil-
dungspolitik für Sie Verhandlungsmasse ist. Sie haben
uns gezeigt, dass Sie um die BIP-Quoten lieber feil-
schen. Sie haben damit deutlich gemacht, dass Sie um
die Zukunftschancen der Kinder in diesem Land, auch
meiner Kinder, lieber feilschen, als eine ernsthafte Bil-
dungspolitik zu betreiben. Frau Schavan, das ist weder

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(C (D erecht noch hat das etwas mit Verantwortung zu tun. ie bleiben uns Ihre Antworten schuldig. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Leider vermisse ich auch in fachlicher Hinsicht eine
ewisse Navigation; der Navigator scheint Ihnen tat-
ächlich abhandengekommen zu sein.

Ich nenne Ihnen einige Beispiele. Soziale Hürden
eim Zugang zur Uni werden nicht systematisch abge-
aut, wenn man lediglich ein Stipendiensystem und Bil-
ungs- oder Zukunftskonten einführt. Was wir in diesem
and brauchen, ist eine vernünftige Weiterentwicklung
es BAföG. Indem Sie das BAföG um 2 Prozent erhö-
en, können Sie wirklich niemanden davon überzeugen,
ass dies eine Reform oder gar eine Weiterentwicklung
st. Halten Sie die Menschen doch nicht für dumm!

Ein anderes Beispiel sind die bundesweit verbindli-
hen, vergleichbaren Sprachtests für Kinder mit einer
erpflichtenden Förderung. Wie soll denn eine Förde-
ung durchgeführt werden, wenn Sie den Kommunen bei
er frühkindlichen Förderung jegliche Luft zum Atmen
ehmen? Wie soll denn eine verbindliche Sprachförde-
ung funktionieren, wenn Sie durch ein Instrument wie
as Betreuungsgeld das Signal aussenden, dass es gera-
ezu bestraft wird, wenn Kinder gefördert werden?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


ie soll das funktionieren? Erklären Sie das einmal, und
tehen Sie dazu. Das Betreuungsgeld ist eine bildungs-
olitische Katastrophe. Das, was Sie sich wünschen,
unktioniert nicht, weil Sie die Kommunen im Stich las-
en, und es funktioniert nicht, wenn Bildung nicht von
nfang an, also bereits im Kindergarten und in der Kin-
erkrippe, als solche definiert wird.

Noch ein Beispiel. Der Hochschulpakt hat einen
onstruktionsfehler. Er bringt pro Studienplatz viel zu
enig und setzt keinerlei Anreize, zusätzliche Studien-
lätze zu schaffen oder gar die Qualität zu erhöhen, die
tudienbedingungen in diesem Land also zu verbessern.
ie Bologna-Reform bringt nun einmal nicht das, was
an sich von ihr erhofft hat; das müssen Sie zur Kennt-

is nehmen. Das zeigen uns auch die Forderungen der
tudierenden, die auf die Straße gehen.

Wir brauchen mehr Studienplätze, wir brauchen aber
uch eine Debatte über die Qualität und verbindliche Lö-
ungsansätze in diesem Bereich. Wir brauchen eine kon-
ertierte Aktion, eine effiziente, finanzstarke Überarbei-
ung. Reine Absichtserklärungen reichen nicht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein letztes Wort auch von mir zum Kooperationsver-
ot. Das Kooperationsverbot war ein Fehler. Sie haben
as inzwischen eingesehen, Frau Schavan, und es ehrt
ie, dass Sie das eingestehen. Das reicht aber nicht. Eine
ummheit wie das Kooperationsverbot darf keinen Platz
aben in der Politik, schon gar nicht in der Bildungspoli-






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz
tik. Das Kooperationsverbot geht zulasten der Kinder.
Sie sind es den Eltern, den Kindern, den Schülern, den
Studierenden – allen, die davon betroffen sind – schul-
dig, dass Sie an dieser Stelle nacharbeiten. Da ist noch
eine Menge zu tun.

Einen Aufbruch habe ich aus Ihrer Rede leider nicht
heraushören können. Einen solchen Aufbruch brauchen
wir aber in diesem Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701406500

Das Wort hat nun Uwe Schummer für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1701406600

Verehrtes Präsidium! Meine Damen! Meine Herren!

Bildung ist ein Schlüssel zur persönlichen Entfal-
tung, zur sozialen Gerechtigkeit und zum Wohl-
stand … Bildung ermöglicht Aufstieg und schafft
Zusammenhalt. Deshalb wollen wir die Bildungsre-
publik Deutschland.

Das sind die Kernsätze der Präambel des Koalitionsver-
trages. Damit skizzieren wir sehr eindeutig das zentrale
Projekt christlich-liberaler Politik


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


und die Erkenntnis: Menschen sind unser Potenzial.

Auch in der Wirtschaft sieht man es mittlerweile so,
dass Arbeitnehmer keine reinen Kostenfaktoren sind, die
man eliminiert, sondern Aktivposten im Unternehmen,
Innovationsfaktoren im Unternehmen. Wir wissen, dass
83 Prozent aller Patente, die in Deutschland entwickelt
werden, von in Unternehmen Beschäftigten kommen.
Darauf müssen wir setzen. Eine zentrale Voraussetzung
dafür ist, dass wir eine Bildungsrepublik sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es wäre undenkbar, dass die arabischen Länder ihre Öl-
vorräte im Wüstensand versickern lassen. Es wäre un-
denkbar, dass die Südafrikaner ihre Goldschätze nicht
nutzen. Für uns muss es undenkbar sein, dass wir unser
Potenzial – den Menschen – nicht entsprechend fördern,
aber auch fordern. Die Erkenntnis aus der Börsenkrise
ist doch: Wir müssen weniger an der Börse spekulieren
und stärker in Menschen investieren.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln beziffert
die Einkommensverluste und die Auftragsverluste der
deutschen Unternehmen, die durch Facharbeitermangel
und Ingenieurmangel entstehen, schon heute auf
18,5 Milliarden Euro jährlich. Wir müssen aufpassen,
dass dieses Wachstumshemmnis durch die demografi-
sche Entwicklung nicht noch größer wird. 2008 verlie-

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(C (D en 909 000 junge Menschen die Schulen, 2020 werden s weniger als 800 000 sein. Wir haben darauf reagiert: Bildung ist ein Markenern unserer Politik; die Regierung Merkel setzt seit Jahen einen Schwerpunkt bei Bildung und Forschung. Die ahrheit ist immer sehr konkret. 2005, im letzten Jahr on „Basta!“-Schröder, waren im Haushalt für Bildung nd Forschung 7,6 Milliarden Euro vorgesehen. Im aushalt 2010 sind es fast 11 Milliarden Euro, ein An tieg von 30 Prozent, den wir in den letzten Jahren geeinsam mit Frau Merkel und Frau Schavan durchgezo en haben. 12 Milliarden Euro haben wir zugesagt, die is 2012 ergänzend hinzukommen sollen. Keine Bunesregierung seit 1949 hat für Bildung und Forschung ehr ausgegeben als das, was die christlich-liberale Ko lition jetzt bereitstellt. Wenn kritisiert wird, dass der Aufwuchs in anderen inisterien stärker sei als im Ministerium für Bildung nd Forschung, muss man auch sehen, wo der Aufwuchs tärker ist, nämlich im Ministerium für Gesundheit und m Ministerium für Arbeit und Soziales. Herr agemann, Sie können doch nicht auf der einen Seite saen: „Wir brauchen einen starken Sozialstaat“, auf der nderen Seite aber gegenüberstellen, was für Bildung, as für Gesundheit und was für Arbeitsmarktpolitik ausegeben wird. Der Bildungshaushalt ist bei den nichtgeetzlichen Maßnahmen der am stärksten wachsende aushalt. Das ist zentral, und das ist ein Erfolg von nnette Schavan. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Man muss nicht nur nach vorne schauen: 2003 – auch
a ist die Wahrheit sehr konkret – saßen Sie von den
rünen in der ersten Reihe, als mit den Hartz-Gesetzen
ie gesamte Berufsberatung, die Berufsorientierung, die
eiterbildung in Grund und Boden geschossen wurde.

In der Weltwirtschaftskrise, die wir derzeit haben,
üssen wir uns fragen: Woher kommen wir, und was
ussten wir aufbauen, was Rot-Grün in Weiterbildung

nd Berufsorientierung an verbrannter Erde hinterlassen
atte? Wer Zukunft sichern will, muss früh fordern und
ei der Berufsorientierung früh fördern. Daher ist es
ichtig, dass im aktuellen Haushalt die Ausgaben für die
odernisierung und Stärkung der beruflichen Bildung

uf 190 Millionen Euro fast verdoppelt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich mache es an einem Programm ganz konkret fest,
as wir gemeinsam mit dem Handwerk und vielen Ver-
änden noch in der Großen Koalition entwickelt haben:
icht zwei Monate, sondern zwei Jahre vor der Schul-

ntlassung soll eine frühzeitige Berufsorientierung in
berbetrieblichen Ausbildungswerkstätten stattfinden,
ei Kolping oder wo auch immer. Zwar kann man nicht
lle 342 Berufsbilder in der Schule vortragen, aber zu-
indest die wichtigsten Berufsfelder in 14 Tagen
erufsorientierung mit pädagogischer Begleitung und
inem Profiling am Ende kennenlernen. Dann schaut






(A) )



(B) )


Uwe Schummer
man eben – in den Bereichen Holz, Metall, Hauswirt-
schaft, Gartenbau, Verwaltung –, was die Talente, Eigen-
schaften und Fähigkeiten sind und wie die zwei Jahre in
der Schule genutzt werden können, um den Übergang
von der allgemeinen Bildung in die berufliche Qualifi-
zierung zielgenauer zu gestalten.

Knapp 76 000 Schülerinnen und Schüler haben dieses
Programm im letzten Jahr durchlaufen. Die Mittel für
dieses Programm werden im neuen Haushalt verfünf-
facht, hinzu kommen die Ausgaben im Bereich Arbeit
und Soziales. So werden wir erstmals in der Lage sein,
diese frühzeitige Berufsorientierung flächendeckend al-
len Schülerinnen und Schüler anzubieten. Nach Aussage
des Berufsbildungsinstituts ist die Abbrecherquote auch
durch diese Maßnahmen von 25 Prozent auf 19 Prozent
abgebaut worden. Das heißt, sie finden schneller eine
vernünftige berufliche Qualifizierung, wenn man früh-
zeitig solche Instrumente einsetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie schimpfen immer über das Bildungssparen, das
wir doch gemeinsam mit der Merkel-Regierung in den
letzten Jahren durch die Öffnung des Vermögensbil-
dungsgesetzes durchgesetzt haben: für die Erwerbstäti-
gen, die aufgrund der Hebelwirkung ihrer eigenen
Beiträge die Arbeitgeberbeiträge, die Zinsen und die
steuerfinanzierten Prämien nutzen können.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Welche Beiträge? Es gibt einen Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern!)


– Wir schließen jetzt die Lücke, verehrter Herr
Rossmann, von der Geburt bis zur Erwerbstätigkeit, weil
bereits früher Bildungssparen möglich sein sollte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn diese 150 Euro als Startkapital bereitgestellt
werden, dann für alle. Aber dann lasst uns doch einmal
kreativ überlegen, statt nur zu schimpfen. Wie kann man
denn ein solches Bildungskonto weiter nutzen, beispiels-
weise diskriminierungsfrei für Bildungsschecks, die man
über das Bildungskonto transferieren könnte? Man kann
dem Geld ja nicht ansehen, ob es öffentlich geförderte
Mittel oder privat angesparte Gelder sind. Oder warum
soll das Schulstarterpaket, das wir gemeinsam bis zum
Abitur durchgesetzt haben, nicht über das Bildungskonto
laufen können? Dies könnte auch für das Betreuungsgeld
gelten.

Herr Rossmann, Sie haben im Grunde eine starke
Schulsozialarbeit – da bin ich an Ihrer Seite – starken El-
tern, die starke Kinder erziehen, als Alternative gegen-
übergestellt. Bei Letzterem sind wir nicht auf Ihrer Seite.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir wollen das nicht gegen die Eltern ausspielen, son-
dern wir wollen die Wahlfreiheit der Eltern, damit sie
entscheiden können, wie sie die Mittel einsetzen und
nutzen.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir brauchen aber Strukturen, da – P d u f l F H t w c S l z g s r R S S R F W D W d B t m m e d d K a S a (C (D mit die Eltern Wahlfreiheit haben! Es gibt heute keine!)


Liebe Frau Hinz, Sie sind charmant, wenn Sie nicht im
lenarsaal sind; aber hier im Plenum ist es unerträglich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Oppositionsfraktionen haben in dieser Debatte
rei Schlüsselbegriffe gebracht: kostenfrei, billig und
msonst. Die Bildungspolitik, die wir anstreben, muss
inanziell barrierefrei sein, Qualität schaffen und lebens-
anges Lernen ermöglichen. Dafür stehen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701406700

Das Wort hat nun Kollegen René Röspel für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1701406800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Das ist meine erste Haushaltsrede als Opposi-
ionspolitiker,


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as mich gleichwohl nicht daran hindert, das Erfreuli-
he im Etat zu erkennen und auch zu benennen. Frau
chavan, ausdrücklich freue ich mich, dass es Ihnen ge-

ingt, eine fünfte oder auch sechste Stufe einer Rakete
u zünden, die die Forschung in Deutschland voranbrin-
en soll. Aber es sei mir auch erlaubt, darauf hinzuwei-
en, wer diese Rakete denn gestartet hat – wir haben ge-
ade ein paar Zahlen von dem Kollegen gehört –: Als
ot-Grün 1998 die Regierung übernahm, gab es keine
tartrampe und auch keine Rakete in Sachen Forschung.
einerzeit hatten der damalige Forschungsminister
üttgers und Herr Kohl die Ausgaben für Bildung und
orschung gesenkt.


(Zuruf von der SPD: Das ist mehr als zehn Jahre her!)


ir haben das erst wieder mühsam aufbauen müssen.
ie Startphase einer Rakete ist immer die schwierigste.
ir haben auch Widerstände überwinden müssen. Wer

as nicht glauben mag, kann es in den Protokollen des
undestags nachlesen, beispielsweise als wir das Ganz-

agsschulprogramm diskutiert haben, das in allen Kom-
unen gut ankommt und über das viele froh sind. Wenn
an einige Reden heute hört, könnte man glauben, dass

s die jetzige Koalition erfunden hätte. Das ist aber nicht
er Fall. Aber geschenkt; es sei Ihnen unbenommen,
ass Sie sich mit fremden Federn schmücken.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Helmut Schmidt hat sogar das Kindergeld gesenkt!)


Ich will nach ehrlichem Lob allerdings auch ehrliche
ritik im Forschungsbereich vorbringen und stakkato-

rtig einige Beispiele nennen. Erstes Beispiel: In der
icherheitsforschung erhöhen Sie gegenüber dem Etat
us dem Jahr 2008 mit 18 Millionen Euro die Ausgaben






(A) )



(B) )


René Röspel
auf nunmehr 55 Millionen Euro. Wir haben als Sozialde-
mokraten die Sicherheitsforschung stets sehr kritisch ge-
sehen, weil wir fürchten, dass eine militärische Nutzung
möglich ist, und weil sie zu technikzentriert erscheint.
Wir brauchen in diesem Bereich aber einen ganzheitli-
chen Blick.

Ich nenne ein Beispiel. Wir diskutieren zurzeit sehr
viel über Nacktscanner. Gleichzeitig wird das deutsche
Sicherheitspersonal an Flughäfen demotivierend misera-
bel bezahlt. Die Israelis setzen auch auf Technologie,
aber sie setzen den Schwerpunkt auf den Menschen. Sie
haben gut ausgebildetes und gut bezahltes Sicherheits-
personal.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


In der Gesamtbetrachtung kann es also nicht nur um
Technologie gehen, sondern wir brauchen einen ganz-
heitlichen Blick. Im Sicherheitsbereich geht es aber vor
allen Dingen um die Vermeidung von Konflikten und
Krisen. Leider finden wir in diesem Etat nichts zu dem
Bereich Friedens- und Konfliktforschung. Er kommt
schlicht und einfach nicht vor. Das werden wir nicht zu-
lassen. Wir fordern ausdrücklich Verbesserungen im Be-
reich der Friedens- und Konfliktforschung.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich ein zweites Beispiel nennen. Der
Etat für innovative Dienstleistungen und Arbeitsfor-
schung stagniert leider, wie ein Vergleich dieses Haus-
haltes mit dem des Vorjahres zeigt. Wir wissen aber aus
Gutachten, dass der Bereich wissensintensive Dienstleis-
tungen einer der Wachstumsmotoren der Zukunft ist,
was Arbeitsplätze und Technologien anbelangt. Wie wir
in Zukunft arbeiten und erwerbstätig sein werden, ist
eine zentrale Frage. Dafür brauchen wir Forschung und
Expertise. Deswegen halten wir es für notwendig, dass
dieser Bereich stärker gefördert wird.

Als drittes Beispiel nenne ich die Energietechnolo-
gien. Auch hier gibt es keine Veränderungen gegenüber
dem Vorjahr. Das ist sträflich, weil auch das ein Wachs-
tumsbereich ist. Hinzu kommt, dass die Hälfte der
58 Millionen, die in den Haushalt eingestellt sind, in
Kernfusion und Atomenergieforschung fließen. Das ist
falsch. Wir müssten eigentlich aus der Erfahrung lernen.

Gleichzeitig redet diese schwarz-gelbe Koalition da-
von, die Bedingungen für die Einspeisung von regenera-
tivem Strom dramatisch zu verschlechtern. Damit wer-
den die Menschen davon abgehalten, sich entsprechende
Anlagen aufs Dach zu stellen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Und die Restlaufzeit wird verlängert!)


Gleichzeitig wird über die Verlängerung der Laufzei-
ten von Atomkraftwerken gesprochen. Im Bergwerk
Asse gibt es 125 000 Fässer mit schwach- oder mittelra-
dioaktivem – man weiß es nicht genau – Müll. Jedes Jahr
einer Verlängerung der Laufzeiten bedeutet Tausende
von Fässern zusätzlich. Wir haben 172 Millionen Euro
für den Rückbau kerntechnischer Anlagen in diesen
Haushalt einstellen müssen, und dabei handelt es sich
nur um Forschungsreaktoren.


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(C (D (Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Was Sie da erzählen, ist doch absoluter Schwachsinn! Sie haben überhaupt keine Ahnung, worüber Sie reden! Putzlappen sind da eingelagert!)


Stellen Sie eine Zwischenfrage, statt einfach herumzu-
chreien.

Für Asse – seit 2008 fällt Asse glücklicherweise nicht
ehr unter diesen Etat – waren Kosten in Höhe von

50 Millionen Euro im Etat enthalten. Umweltminister
öttgen wird sich darum kümmern müssen, wie er bei
en auf 2 Milliarden Euro geschätzten Kosten die Atom-
ässer wieder aus der Asse herausbekommt. Das ist un-
erantwortlich.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Weil Gabriel nichts gemacht hat!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701406900

Herr Kollege, Sie haben eine Zwischenfrage ge-

ünscht. Jetzt gibt es sie.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701407000

Herr Kollege, ich finde es unglaublich, wenn Sie hier

ber Dinge sprechen, von denen Sie offensichtlich keine
hnung haben. Wissen Sie, was in Asse eingelagert ist,
er das dort eingerichtet hat und die Verantwortung da-

ür trägt, und wer seinerzeit Ministerpräsident und Um-
eltminister war? Jetzt stellen Sie es so hin, als würde
rau Schavan die Verantwortung dafür tragen.

Diese Bundesregierung muss jetzt sehen, dass sie den
ist dort herausschafft. Sie sollten sich auf der Zeit-

chse vor Augen führen, wer wirklich in Niedersachsen
ie politische Verantwortung hatte. Wie viele Millionen
der gar Milliarden sind für irgendein Theater ausgege-
en worden, das Sie veranstaltet haben, um die nukleare
ntsorgung in Deutschland zu behindern? Wenn Sie das
lles als gefährlich bezeichnen, dann müssen Sie sich
ragen, warum Sie den Schaden nicht rechtzeitig abge-
endet haben. Was haben Sie konkret gemacht, als Sie
ie Regierungsverantwortung hier und in Niedersachsen
etragen haben?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Na, junger Mann, das wird schwer!)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1701407100

Sie können gerne im Protokoll nachlesen, was ich ge-

agt habe. Das ist etwas völlig anderes als das, was Sie
ersuchen mir zu unterstellen. Ich habe gesagt, dass bis
um Jahr 2008 die Mittel für den Bereich Asse II über
ie Helmholtz-Gesellschaft im Haushalt des Bundes-
inisteriums für Bildung und Forschung etatisiert wa-

en. Ich habe keine Schuldzuweisung vorgenommen,
ondern gesagt, dass wir froh sein können, dass wir die
usgabenpolitik – bisher 350 Millionen Euro – nicht

ortsetzen müssen. In den letzten Jahrzehnten haben si-
herlich mehrere Personen und nicht nur eine Person
erantwortung getragen; hier gebe ich Ihnen recht. Ich
abe aber auch nichts anderes behauptet. Das ist kein
orwurf an Frau Schavan. Wenn ich mir allerdings die






(A) )



(B) )


René Röspel
schwarz-gelbe Politik anschaue, dann stelle ich fest, dass
Sie es sind, die weiteren Atommüll produzieren wollen,
obwohl Sie noch keine Antwort darauf haben, wo dieser
Müll gelagert werden soll.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Regierung wird in den nächsten Jahren vor dem
Problem stehen, mindestens 2,5 Milliarden Euro dafür
auszugeben, dass alle Bundesregierungen und Landes-
regierungen zuvor falsch gehandelt haben und Atommüll
unterirdisch gelagert haben. Wo der Atommüll gelagert
werden soll, wird die Kernfrage sein. Darüber werden
wir in den nächsten Jahren noch diskutieren.

Bitte, Herr Schirmbeck, wenn Sie weiter fragen
möchten.


(Zuruf von der CDU/CSU)


– Ich erwarte Gegenbeispiele, die meine Position wider-
legen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701407200

Ich erlaube noch eine Nachfrage. Aber dann sollte mit

dem Dialog Schluss sein.

Bitte, Herr Schirmbeck.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701407300

Herr Kollege, sind Sie bereit, zuzugestehen, dass in

Asse schwach Wärme entwickelnde Abfallstoffe aus
medizinischen Einrichtungen eingelagert sind, und sind
Sie bereit, Vorschläge zu machen, wo diese Abfälle gela-
gert werden sollen?


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1701407400

In Asse sind 125 000 Fässer mit schwach radioakti-

vem Müll gelagert. Ich kann mich an das Datum meiner
Frage, die ich dem Ministerium gestellt habe, nicht mehr
erinnern. Die Antwort lautet aber sinngemäß, dass es
sich überwiegend nicht um medizinisch-technischen
Müll, sondern um betrieblichen Müll handelt. Der Anteil
des medizinischen Mülls wie Krankenhausabfälle am
Atommüll liegt bei 2 oder 3 Prozent. Die genauen Zah-
len liefere ich Ihnen gerne nach. Jedenfalls ist der Anteil
verschwindend gering. Mit dem, was Sie gerade vorge-
tragen haben, liegen Sie völlig falsch. Es tut mir leid.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In der letzten Minute meiner Redezeit möchte ich Sie
ausdrücklich loben. Ich finde es richtig und wichtig, dass
Sie den von der SPD auf den Weg gebrachten Pakt für
Forschung und Innovation weiterhin fördern und aus-
bauen. Die Forschungsorganisationen sind wichtig und
brauchen mehr Geld. Es geht allerdings nicht nur um fi-
nanzielle Verbesserungen. Vielmehr brauchen wir auch
junge Menschen, die begeistert Forschung betreiben.
Herr Meinhardt und Frau Schavan, Ihre Worte habe ich
sehr wohl vernommen, dass Sie jedem jungen Menschen
eine Chance geben wollen. Meine Erfahrungen, die ich
mit meinen beiden schulpflichtigen Kindern in Nord-

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(C (D hein-Westfalen mache, sind aber ganz anders. Als Bunestagsabgeordneter mit einem entsprechendem Gehalt ann man vielleicht solche wohlfeilen Reden wie Sie alten. Aber die Wirklichkeit sieht für einen normalen acharbeiter ganz anders aus. In Nordrhein-Westfalen ührt die Politik von Schwarz-Gelb dazu, dass Kinder usgegrenzt und regelrecht verschlissen werden und dass hnen Chancen genommen werden. Sie werden ausgerenzt, weil die Grundschulbezirke aufgehoben werden. ie werden ausgegrenzt, weil Lehrer entscheiden müsen, ob 10-Jährige Mathematikprofessor oder Krankenchwester werden sollen. Das ist kein Wahlkampf. – Die Kinder werden durch as Turboabitur verschlissen. Die meisten werden in iher Entwicklung behindert, weil ein normaler Facharbeier die dort erhobenen Studiengebühren nicht oder nicht o einfach aufbringen kann. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Zuruf von der CDU/CSU)


Es gibt sicherlich positive Ansätze im Forschungsetat.
ber Bildung und Forschung müssen als Einheit gese-
en werden. Bei der Bildung funktioniert Schwarz-Gelb
berhaupt nicht, sondern verschlimmert die Situation.
eswegen hat das Land Schwarz-Gelb nicht verdient.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701407500

Das Wort hat nun Kollege Eckhardt Rehberg für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1701407600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeord-

eten! Es ist natürlich schwierig, Realitäten anzuerken-
en. Kollege Hagemann, mich verwundert, wie schnell
ie sich in die Büsche schlagen. Wenn Sie sich den
inzelplan 30 ganz genau anschauen – das ist bei den
nderen Einzelplänen ähnlich –, dann stellen Sie fest,
ass der Haushaltsentwurf vom Juni 2009 die Basis dar-
tellt. Hinzu kommt das – ich glaube, das liegt Ihnen be-
onders schwer im Magen –, was CDU/CSU und FDP
m Koalitionsvertrag draufgelegt haben. Wir haben uns
efragt, was in Deutschland die drängendsten Probleme
m Bereich von Bildung und Forschung sind und wie wir
iesen begegnen können. Diese Richtung passt Ihnen
icht. Ich will Ihnen einen guten Rat geben: Man kann
iele Haare in einer Suppe finden. Aber die Gefahr ist,
ass die Suppe kalt wird, bevor man alle gefunden hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte einen Satz zu den Steuern sagen. Herr
ossmann, aber auch Frau Sitte, ich kann mich noch gut
n den Juni 2000 erinnern, als Sie, Rot-Grün, im Stil der
Basta-Politik“, eine Steuerreform durchgedrückt ha-






(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg
ben, die zu einem Minus bei der Körperschaftsteuer, ins-
besondere aber bei der Gewerbesteuer geführt hat.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Wir?)


– Sie haben mit den Stimmen aus Schwerin im Bundes-
rat zu dem Minus von 24 Milliarden Euro im Jahr 2001
gegenüber 2000 beigetragen, weil Sie insbesondere gro-
ßen deutschen Kapitalgesellschaften die Möglichkeit
gegeben haben, ihre Beteiligungen insbesondere im
Ausland steuerfrei zu veräußern. Das war Ihre Politik!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Alleine in Mecklenburg-Vorpommern haben sich bei
vielen Kommunen die Gewerbesteuereinnahmen hal-
biert und erst fünf Jahre später wieder erholt. Das gehört
auch zur Wahrheit bei der Steuerpolitik. Herr
Hagemann, sagen Sie, wenn Sie bei den Neujahrsemp-
fängen sind, dass es im Jahr 2010 Steuerentlastungen in
Höhe von insgesamt 25 Milliarden Euro gibt, von denen
zwei Drittel auf Schwarz-Rot und ein Drittel auf die
christlich-liberale Koalition entfallen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ihnen passt unsere Richtung nicht. Es passt Ihnen,
Frau Hinz, nicht, dass Sie sich 2005 mit Rot-Grün aus
der Regierung verabschiedet haben.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir hätten gern weiterregiert!)


– Sie sind abgewählt worden, und das war richtig so, da-
mit Deutschland eine bessere Zukunft hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben jetzt einen Etat von knapp 11 Milliarden
Euro. Herr Kollege Hagemann, wie hätten Sie debattiert,
wenn wir – was haushälterisch unsinnig gewesen wäre –
die kompletten 3 Milliarden Euro von heute auf morgen
sofort obendrauf gepackt hätten. Sie haben in der ganzen
Debatte eines verschwiegen: Wir haben 750 Millionen
Euro an Barmitteln eingestellt, davon 35 Millionen Euro
in anderen Haushalten,


(Klaus Hagemann [SPD]: Bar haben Sie noch gar nichts!)


und die Verpflichtungsermächtigungen haben wir deut-
lich erhöht, über 2 Milliarden Euro. Die Verpflichtungs-
ermächtigungen zeigen, dass unsere Politik keine Ein-
tagsfliege ist, sondern über die nächsten Jahre mit einem
Aufwuchs im Barabfluss von bis zu 3 Milliarden Euro
per annum kontinuierlich fortgesetzt werden soll. So
werden wir im Jahre 2015 auch das 10-Prozent-Ziel er-
reichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was sind die Herausforderungen? Herr Kollege
Hagemann, Sie haben über Ausbildungsplätze gespro-
chen. Es gibt allein 30 Millionen Euro für ein Pro-
gramm, mit dem Ausbildungsplätze insbesondere in
strukturschwachen Regionen gefördert werden sollen.
Außerdem stocken wir die Mittel für die Berufsorientie-
rung auf. Das ist völlig neu. 2008 gab es dafür keine
Mittel, im ersten Entwurf des Haushaltsgesetzes im

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(C (D ahre 2009 waren 7,5 Millionen Euro dafür veranchlagt, und heute sind es 50 Millionen Euro. Denn eines er zentralen Probleme im Ausbildungsbereich ist die bbrecherquote von durchschnittlich 22 Prozent. Wir önnen es uns nicht leisten, dass jeder fünfte Auszubilende seine Lehre abbricht. Deswegen ist die Berufsrientierung etwas ganz Wichtiges. Denn wenn jemand ach ein oder zwei Jahren eine Ausbildung abbricht, ist as eine Verschwendung von privaten und gesellschaftichen Ressourcen. Genau diesen Herausforderungen tellen wir uns. Herr Kollege Rossmann, wir sind hier nicht in einem andtag, sondern im Deutschen Bundestag. Wenn Sie ie Schulpolitik kritisieren, sollten Sie an die Ergebnisse er letzten PISA-Studie denken, die ich noch gut im opf habe. Auf Platz eins, zwei, drei und vier sind nionsgeführte Länder, und zwar seit Jahren. Den größen Sprung hat in den letzten Jahren Sachsen-Anhalt ge acht; von 2003 bis 2006 hat es sich um über 30 Punkte erbessert. (Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Wir haben 15 Prozent Abbrecher!)


Ja, Sie in Sachsen-Anhalt.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Sie reden doch auch von Sachsen-Anhalt!)


Ja, dort wurde ein großer Sprung bei PISA gemacht.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sie meinten Thüringen, Herr Kollege!)


rau Kollegin Sitte, das ist eigentlich gar nicht Sache des
undes. Aber wir nehmen Geld für die Sprachförderung
nd die frühkindliche Bildung in die Hand. Aber – auch
as muss ich deutlich sagen – es kann nicht so sein, wie
s manchmal an der einen oder anderen Stelle der Fall
st, dass nämlich der Bund Geld in die Hand nimmt und
anche Länder sich aus dem Staub machen.

Es liegt in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen,
ass das Geld, das wir an die Länder durchreichen, auch
ort ankommt, wo es hingehört.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wollen wir mal sehen, ob Sie das so hinbekommen!)


Herr Rossmann, Sie haben gesagt, es fehle Begeiste-
ung für Bildung und wir weckten keine Begeisterung.
ch bin der Auffassung, dass Bildung eine gesamtgesell-
chaftliche Aufgabe ist. Das kommt mir bei Ihnen von
er ganz linken Seite immer viel zu kurz.


(Dr. Petra Sitte [DIE LINKE]: Nein, im Gegenteil!)


azu gehören Eltern und Großeltern, die sich ihren Kin-
ern und der schulischen Erziehung ihrer Kinder ver-
flichtet fühlen. Dazu gehört die Begleitung durch Kin-
erkrippen, durch Kindergärten, durch Horte und durch
chulen. Dazu gehören gute Rahmenbedingungen. Ich
age Ihnen ganz klar: Vor Begeisterung kommt für mich
in Wort in diesem Bereich, und das heißt „Verpflich-
ung“. Bildung und Erziehung junger Menschen in






(A) )



(B) )


Eckhardt Rehberg
Deutschland ist Verpflichtung für die ganze Gesell-
schaft.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701407700

Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen

nicht vor.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
desministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz, Einzelplan 10.

Das Wort hat Bundesministerin Ilse Aigner.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Land-
wirtschaft und Verbraucherschutz:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-
schaft sind – das kann man, glaube ich, nicht oft genug
sagen – Kernfragen einer modernen Gesellschaft und un-
serer Zukunft. Ich kann nur immer wieder davor warnen,
diese Themen gegeneinander auszuspielen. Meine feste
Überzeugung ist, dass man diese Bereiche nur gemein-
sam gestalten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Allen, die das nicht glauben oder nicht sehen, kann ich
nur empfehlen, die Grüne Woche zu besuchen. Hier tref-
fen sich Erzeuger und Verbraucherinnen und Verbrau-
cher hunderttausendfach. Es gibt hier kein Gegeneinan-
der, sondern ein kräftiges Miteinander.

In Deutschland haben wir im Vergleich zu anderen
Ländern eine komfortable Situation. Das sage ich insbe-
sondere mit Blick auf Haiti. Ich möchte in diesem Rah-
men zusichern, dass unser Haus gemeinsam mit der FAO
versuchen wird, nach Wegen zu suchen, wie wir die mit-
tel- und langfristige Ernährungssicherung in diesem
Land unterstützen können. Das halte ich für eine zwin-
gende Verpflichtung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Auch wenn in Deutschland die Ernährungsfrage keine
Frage des Überlebens ist, so ist sie für mich doch eine
zentrale Frage. Sie sollte und muss einen sehr hohen ge-
sellschaftlichen Stellenwert haben. Lebensmittel sind
nicht nur irgendeine Handelsware. Es geht um eine Ver-
sorgung mit gesunden Lebensmitteln. Dazu gehört eine
stabile Landwirtschaft, die existieren kann. Beides ge-
hört zusammen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich finde, wir dürfen diese Grundfragen nicht unter-
schätzen. Wir müssen diese in der Öffentlichkeit immer
wieder deutlich machen. Wenn ich „wir“ sage, dann
meine ich nicht irgendjemanden, sondern damit meine
ich ganz bewusst uns Abgeordnete, die wir in der Ver-
antwortung stehen. Wir müssen für diese Themen im
Lande werben. Das ist eine Zukunftsfrage.

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(C (D Eine weitere wichtige Herausforderung sehe ich in er Verbindung zwischen Landwirtschaft, Klimaschutz nd Energieversorgung. Deshalb war und ist es mir ein nliegen, dieses Thema inhaltlich zu diskutieren. Ich reue mich, dass im Rahmen der Internationalen Grünen oche beim zweiten Agrarministergipfel über 0 Nationen vertreten waren. Das ist eine Verdopplung um letzten Mal. Das zeigt, welchen Stellenwert diese hematik international erfahren hat. Ich kann nur sagen: s war eine große Bereicherung, auf der Grünen Woche it den Kolleginnen und Kollegen zu diesem Thema ang und intensiv zu diskutieren. Ressortminister freuen sich immer über einen größeen Etat; ich tue es natürlich auch. Dafür erst einmal ein erzliches Dankeschön. Wichtig ist aber nicht nur die rage des Wieviel, sondern auch des Wofür. In manchen ereichen geht es nicht nur um Geld; da sind es vielehr im wahrsten Sinne des Wortes dicke Bretter, die an bohren muss. Das ist insbesondere im Bereich des erbraucherschutzes ein zentrales Thema. Das werde ch in Zukunft behandeln, und das habe ich auch in der ergangenheit getan. Die christlich-liberale Devise daei ist: nicht bevormunden, sondern informieren. Das hat viel mit Vertrauen zu tun. Nur wenn Verbrauher und Verbraucherinnen Vertrauen in die Märkte haen, dann können sie überhaupt kluge Entscheidungen reffen, die Möglichkeiten des Wettbewerbs nutzen und amit auch die Wachstumskräfte stärken. In diesem Zuammenhang freue ich mich besonders über die Stiftung arentest. Zu ihrem 45-jährigen Jubiläum hatte sie große rfolge zu vermelden: 85 000 Produkte, 1 600 Dienstleis ungen wurden begutachtet, an objektiven Kriterien geessen, und über sie wurde informiert. Ich glaube, dass s in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schritt in die ichtige Richtung war, dass wir diese Stiftung in Zukunft it mehr Mitteln ausstatten. Das ist übrigens ein Her enswunsch von Volker Kauder. Ich bedanke mich ausrücklich beim Haushaltsausschuss – zumindest bei denenigen, die dafürgestimmt haben –, dass er diesen nsatz mitgetragen hat, sodass das Stiftungskapital im etzten Jahr aufgestockt werden konnte. Verbesserung der Bankberatung, Kundenrechte im ersonennahverkehr, die Frage des Schutzes der Daten n der digitalen Welt, das sind nur einige wenige Theen, die zum Kernbereich eines modernen Verbraucher chutzes gehören. Es gibt gute Argumente dafür, dass ir die umfangreiche Verbraucherinformation weiter itgestalten und für eine gute Zusammenarbeit mit der undeszentrale für Verbraucherschutz sorgen. Wie Sie wissen, ist seit meinem Amtsantritt die Frage er Ernährung ein wichtiges Thema. Auch hier geht es m Wesentlichen um die Information über einen verantortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln. Ein Kernunkt ist unsere Aktion „IN FORM“, mit der wir inforieren, nicht verbieten, sondern motivieren wollen. Wir ollen die Menschen dafür begeistern, sich gesund zu Bundesministerin Ilse Aigner: ernähren und sich mehr zu bewegen, und zwar immer an den Stellen, wo sie sich befinden, egal ob im Kindergarten, in der Schule, im Seniorenheim oder am Arbeitsplatz, etwa in der Kantine. Das ist die entscheidende Frage: Motivation, nicht Bevormundung. Um sich gesund ernähren zu können, braucht man auch fleißige Produzenten. Das sind unsere Bäuerinnen, das sind unsere Bauern, die tagtäglich für unsere Versorgung stehen. Ich sehe, mit welchen großen Anstrengungen sie sich auch in der Krise behaupten. Ich sage ein herzliches Dankeschön an unsere Bäuerinnen und Bauern. Im letzten Jahr hatten wir, das wissen wir alle, in einem Bereich, im Milchbereich, ziemlich intensive Diskussionen, auch deshalb, weil er das erste Mal, und zwar sehr abrupt, mit den Mechanismen des Marktes konfrontiert wurde. Ich freue mich deshalb ganz besonders, dass wir es in den Koalitionsverhandlungen geschafft haben, ein Sonderprogramm mit dem Schwerpunkt auf Milchviehwirtschaft zu entwickeln. Wer in unserem Land behauptet, Politik arbeite langsam, den können wir belehren: In diesem Fall ist es sehr zügig gegangen. Innerhalb von drei Wochen nach Beginn der neuen Koalition haben wir dieses Programm gestrickt. Darüber freue ich mich vor allem im Sinne der Bäuerinnen und Bauern. Ein solches Programm in dieser Größenordnung hat es in der Bundesrepublik Deutschland noch nicht gegeben. Um was geht es uns? Es geht uns darum, lebensfähige Betriebe weiterhin zu unterstützen, Existenzen und Arbeitsplätze zu erhalten. Wir wollen ferner wertvolles Grünland erhalten, und wir wollen die Betriebe und damit die Familien insbesondere im Bereich der landwirtschaftlichen Unfallversicherung unterstützen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, die agrarsoziale Sicherung ist einer der Kernpunkte unseres Haushaltes. Ungefähr zwei Drittel der Mittel fließen in diesen Bereich. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Diese Stabilisierung landwirtschaftlicher Betriebe ist sowohl Kernpunkt der Sozialpolitik, aber auch Kernpunkt der verlässlichen Politik, für die wir stehen. Ein wichtiges Element dieses Sonderprogramms ist die Liquiditätshilfe, ein wirklicher Erfolgsschlager, wenn man es so sagen darf. Wir hatten diese zum ersten Mal im Jahr 2009 aufgelegt. Über 12 000 Betriebe nahmen dieses Programm in Anspruch. Daran kann man sehen, dass wir in der richtigen Art und Weise den Betrieben geholfen haben. Diese Hilfe werden wir auch in Zukunft fortsetzen. Die Leistungen und das Engagement der Menschen auf dem Lande bilden das Fundament für die Zukunft ländlicher Räume. Ländliche Räume werden nicht durch i w u i d r 7 t r g w s n g B l e s s H w H w h l s B d t H t li u L s w F n D t i I g E s b F (C (D rgendwelche Masterpläne entwickelt, sondern ihre Enticklung hängt ganz wesentlich von dem Engagement nd von den Interessen der Menschen vor Ort ab. Umso wichtiger war und ist es für uns, dass wir auch m Bereich der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung er Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ einen weiteen Aufwuchs verzeichnen konnten auf mittlerweile 25 Millionen Euro. Ich kann mich an ganz andere Zeien erinnern, Zeiten, als wir noch in der Opposition waen: Da war das ganz anders. Es handelt sich um gut einesetztes Geld, es fließt in den ländlichen Raum und ird in der nächsten Zeit auch dafür bereitstehen, die ogenannten neuen Herausforderungen zu bewältigen, ämlich Anpassungen an den Klimawandel und Bewältiung des Quotenausstiegs, und wird auch in viele andere ereiche fließen, in denen es direkte Wirkung auf die ändlichen Räume erzielt. Es handelt sich also um gut ingesetztes Geld. Lassen Sie uns noch ein Stück weiter in die Zukunft chauen. Wir müssen uns hier insbesondere die Frage tellen: Wo entwickeln sich neue Märkte? Vor diesem intergrund halte ich es für wichtig, die weitere Enticklung nach dem Wegfall der CMA vonseiten unseres auses zu begleiten. Auch um den Bereich Agrarexport ollen wir uns in der nächsten Zeit kümmern. Deshalb aben wir hierzu einen neuen Haushaltstitel mit 3 Milionen Euro ausgestattet. Wir haben auch unseren Mesetitel aufgestockt, damit wir in der gerade für diesen ereich schwierigen Übergangsphase helfen können. In iesem Bereich werden wir auch mit der neu gegründeen GEFA zusammenarbeiten und sie vonseiten unseres auses da unterstützen, wo wir es können. Nicht zuletzt ist Forschung und Innovation ein zenrales Thema in unserem Ressort. Allein rund 400 Milonen Euro gehen an die Ressortforschungseinrichtungen nd in die Förderung von Innovationen in Ernährung, andwirtschaft und Verbraucherschutz. Das ist angeichts unseres Gesamtetats eine, wie ich denke, doch gealtige Summe. Es handelt sich um den viertgrößten orschungsetat der Bundesregierung. Dazu fördern wir och mit 50 Millionen Euro nachwachsende Rohstoffe. as ist meiner Überzeugung nach auch ein Zukunfts hema für die Landwirtschaft. Meine Damen und Herren, nicht zuletzt geht es mir mmer um eine Balance zwischen den unterschiedlichen nteressen und Zielsetzungen. Das ist manchmal nicht anz einfach. Aber es lohnt sich, sich dafür im Bereich rnährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz masiv einzusetzen. Hier geht es letztendlich um unsere Leensgrundlagen und um ein Stück Lebensqualität. Das Wort hat nun Wilhelm Priesmeier für die SPD raktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Verehrte Frau Ministerin! Wohl wahr: Man kann immer stolz darauf sein, wenn der eigene Ansatz wächst. Sie haben eben zu Recht gesagt, es habe nur drei Wochen gedauert. So sieht das Programm natürlich auch aus: wie mit der heißen Nadel gestrickt, ohne das, was in der gegenwärtigen Situation insgesamt erforderlich wäre. Angesichts der exorbitanten Verschuldung in diesem Haushalt mit 86 Milliarden Euro neuen Schulden ist es nicht an der Zeit, schuldenfinanzierte Geschenke zu machen. Mit Ihrem Haushaltsentwurf verschenken Sie den finanzpolitischen Spielraum im Agrarhaushalt, den wir in den nächsten Jahren noch sehr dringend brauchen werden. (Peter Bleser [CDU/CSU]: Wir heißen doch nicht SPD!)


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Toller Erfolg!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Jawohl!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701407800

(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1701407900

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird das Geld des Etats
mit der Gießkanne ausgeschüttet, aber nicht zielgerichtet
verteilt.

Das Grünlandprogramm ist einer der Kerne Ihrer
Politik. Dafür werden in diesem und im nächsten Jahr
750 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Vom Bau-
ernverband wird das natürlich begrüßt – wer verteilt, er-
hält auch Zuspruch –, aber durchaus nicht von allen
Landwirten. Wer die DLG-Wintertagung verfolgt hat,
weiß, dass Dr. Hesse, ein renommierter Agrarwissen-
schaftler, dieses Programm als „ordnungspolitischen
Sündenfall“ bezeichnet.


(Zuruf des Abg. Peter Bleser [CDU/CSU])


– Stellen Sie eine Frage, Herr Kollege Bleser, oder las-
sen Sie mich in meiner Rede fortfahren!


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Mach ich!)


Carl-Albrecht Bartmer, Präsident der DLG, bezeichnete
das Programm als „Placebo“ für die Milchbetriebe. Ich
finde, beide haben recht – leider.

Frau Ministerin, Ihr Grünlandprogramm steht zu-
nächst für kurzfristige Mitnahmeeffekte statt für sinn-
volle Investitionen in die Zukunft des Milchsektors. Sie
begleiten den erforderlichen Strukturwandel nicht; nein,
Sie bremsen ihn regelrecht aus. Darüber hinaus haben
Sie zu der Entwicklung auf dem Milchmarkt durch Ihre
zögerlichen Aussagen in erheblicher Weise beigetragen,
sodass viele Milchbauern verunsichert worden sind. Wir
erinnern uns noch an erfolglose runde Tische und an Ihre
zögerlichen Aussagen zur Milchquote. Letztendlich war
Ihre Position nicht zu halten. Aber die Diskussion hat
dafür gesorgt, dass die Quotenkosten um 20 Prozent ge-
stiegen sind. Damit haben Sie allen deutschen Milchbau-
ern schweren Schaden zugefügt. Das sollten Sie erken-
nen. Gerade Sie und die CSU sind dafür verantwortlich,
während andere, beispielsweise an sich immer koopera-
tiv denkende Kollegen aus der CDU, Ihre Ansicht nicht
in jedem Falle vertreten haben; das muss ich denen zu-
gutehalten.

Sie verteilen jetzt weiße Salbe und Pflaster. Das wird
aber den betroffenen Betrieben nicht in entscheidender
Weise helfen. Das Programm ist im Wesentlichen an den

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(C (D nteressen Bayerns ausgerichtet. Über ein Viertel der usgaben, mehr als 210 Millionen Euro, im Rahmen ieses Programms fließt nach Bayern. Der Rest der Reublik wird nicht gerade im Stich gelassen, aber doch xtrem benachteiligt. Gerade die Betriebe in den neuen undesländern, die in erheblichem Umfang Beschäftiung sichern, geraten ins Abseits. Minister Aeikens agte, dass er zunächst einmal nicht beabsichtige, wegen er möglichen Verzögerung verschiedener Programme en Vermittlungsausschuss anzurufen. Das wäre eine elegenheit gewesen; denn auch die Verteilungswirkung st entscheidend. Da muss man sagen: Alle Achtung, Frau Ministerin, ie haben für Bayern etwas herausgeholt! Aber vergesen Sie nicht die Stimmen der bayerischen Landwirte. ei drastisch eingebrochenen Ergebnissen lassen sie sich it Geschenken weiß Gott nicht dauerhaft kaufen. So umm sind sie nicht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich frage mich allen Ernstes aber auch, wie die FDP
ls Koalitionspartner, der auf Markt- und unternehmeri-
che Freiheiten setzt, dieses Spielchen mitmachen kann.
err Geisen, ich zitiere einmal aus einem Schreiben, das
ie von einem Fleischrinderhalter aus der Eifel bekom-
en haben: Wir gönnen den Milchviehhaltern dieses
rünlandprogramm. Aber lassen Sie nicht zu, dass sich

ine Zweiklassengesellschaft bildet. Wir beanspruchen
ie gleiche Prämie für alle Großvieheinheiten. Es darf
icht sein, dass durch lauthalsiges Geschrei und De-
onstrationen einer gewissen Milchlobby Politiker in

ie Knie gezwungen werden.

Herr Geisen, was ist eigentlich mit den Ziegen- und
chafhaltern? Die Einzelbetriebe bzw. einzelnen Halter
aben in diesem Jahr erhebliche Kosten durch die Ein-
ührung der elektronischen Einzeltierkennzeichnung.
afür bekommen sie nichts. Und was war mit den Sau-

nhaltern und den Schweinemästern in den letzten Jah-
en? Deren Zahl ist innerhalb von zehn Jahren um
3 000 auf nunmehr 68 000 Betriebe zurückgegangen.
a hat ein dramatischer Strukturwandel stattgefunden.
ie haben keine Unterstützung erhalten. Ich befürchte,
er sich im Agrarsektor zu den Grundprinzipien der
arktwirtschaft bekennt, hat in diesem und im nächsten

ahr Pech gehabt. Darum fordere ich Sie von der FDP
uf: Bringen Sie diesen konfusen Haushaltsansatz end-
ich in Ordnung und sorgen Sie dafür, dass eine zielge-
ichtete Politik betrieben wird! Bekennen Sie sich zu Ih-
en Grundprinzipien!

Frau Ministerin, die politischen Vorschläge, die Sie
achen, sind nicht zukunftsweisend, sondern rückwärts-

ewandt. Wir brauchen kurz- und mittelfristig eine
ilchpolitik, die der Wettbewerbssituation gerecht wird

nd die vor allen Dingen die Wettbewerbsfähigkeit der
inzelnen Milcherzeuger stärkt. Nehmen Sie doch die
orschläge aus dem Vorbericht des Bundeskartellamtes
uf! Sorgen Sie dafür, dass die Landwirte gefördert wer-
en – das ist nach EU-Recht mit 500 000 Euro pro
rzeugergemeinschaft möglich –, wenn sie Erzeugerge-
einschaften gründen! Erstellen Sie dafür einen konkre-






(A) )



(B) )


Dr. Wilhelm Priesmeier
ten Ansatz und fördern Sie damit die Wettbewerbsfähig-
keit der Landwirte! Sorgen Sie im Wettbewerbsrecht
dafür, dass die Molkereien als weiterverarbeitender Sek-
tor auf Augenhöhe mit dem Lebensmitteleinzelhandel
verhandeln können! Wenn Sie das tun, dann braucht man
keine exorbitanten Ausgaben in Millionenhöhe, die
letztendlich in verschiedenen Bereichen unter Mitnah-
meeffekten verpuffen.


(Beifall bei der SPD)


Ich fordere von Ihnen ein Unterstützungsprogramm
und ein Strukturprogramm, die den Anforderungen ge-
recht werden. Die Gießkanne hat bekanntlich längst aus-
gedient, und sie ist auch nicht groß genug, um alle An-
sprüche zu bedienen.

Frau Aigner, wir haben mit Spannung Ihre Rede auf
der Grünen Woche erwartet. Wir hätten uns einige präg-
nante Aussagen zur Weiterentwicklung der Gemeinsa-
men Agrarpolitik nach 2013 gewünscht. Aber diesbe-
züglich war von Ihnen nicht viel zu vernehmen. Den an
sich begrüßenswerten Vorschlag der neuen Agrarminis-
terin aus Schleswig-Holstein haben Sie mit der Bemer-
kung, es sei noch viel zu früh, darüber nachzudenken,
nicht weiter kommentiert. Sie haben gesagt, dass Sie bei
den Verhandlungen harte Auseinandersetzungen und
schwere Verteilungskämpfe erwarten. Das ist richtig. Sie
wollen eine starke erste Säule, die ausgewogen ausge-
richtet ist. Auch das ist aus Ihrer Sicht richtig. Aber Sie
wissen wie auch wir ganz genau, dass das historische
Modell der Direktzahlung längst ausgedient hat. Das
werden Sie politisch nicht mehr legitimieren und nicht
mehr begründen können.

Die neuen Aufgaben und Herausforderungen sind
– Sie haben vorhin einige genannt – Klimaschutz, Biodi-
versität, Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und flächen-
deckende Landwirtschaft. Die Leistungen in Bezug auf
diese öffentlichen Güter müssen den Landwirten auch in
Zukunft vergolten werden und sollten nicht pauschal ab-
gerechnet werden. Dazu hätte ich mir einige Aussagen
gewünscht.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701408000

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD):
Rede ID: ID1701408100

Frau Ministerin, Sie eröffnen keine politischen Per-

spektiven. Sie halten bei passender Gelegenheit Schön-
wetterreden. Sie bieten tolle Broschüren und bunte Ka-
lender aus dem BMELV an. Aber Sie haben keine
Antworten auf die drängenden Fragen des Agrarsektors.
Zu Ihrer Politik kann ich nur sagen: Mangelhaft!

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701408200

Das Wort hat nun Kollege Heinz-Peter Haustein für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Werter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen nd Herren! Bauernstand ist Ehrenstand, erhält die Stadt, erhält das Land. Er ist der Pionier der Zeit und bleibt es bis in Ewigkeit. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Peter Bleser [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Heinz-Peter Haustein (FDP):
Rede ID: ID1701408300

nter dem Motto dieses im Volksmund üblichen
pruchs möchte ich mich heute mit dem Einzelplan 10,
undesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
erbraucherschutz, beschäftigen.

Die Zahlen sind ernüchternd. Der Etat für diesen
ichtigen Bereich umfasst 5,8 Milliarden Euro. Genau
enommen, handelt es sich um das Wichtigste über-
aupt; denn wenn die Ernährung im Land nicht stimmt,
ann kann man alles andere vergessen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


5,8 Milliarden Euro entsprechen 1,9 Prozent des Ge-
amtetats in Höhe von 325,4 Milliarden Euro. Wenn
an sich anschaut, wie groß der Anteil des sozialen
ereichs an diesem Einzelplan 10 ist, dann ergibt sich
in ganz anderes Bild. Im Einzelnen handelt es sich hier-
ei um folgende Posten: Zuschüsse zur Alterssicherung
er Landwirte: 2,28 Milliarden Euro; Zuschüsse zur
andwirtschaftlichen Unfallversicherung: 200 Millionen
uro; Zuschüsse zur Gewährung einer Rente an Klein-

andwirte: 44,5 Millionen Euro; Zuschüsse an die Träger
er Krankenversicherung: 1,25 Milliarden Euro; Zu-
chüsse zur Zusatzaltersversorgung für Arbeitnehmer in
er Land- und Forstwirtschaft: 24,5 Millionen Euro. Das
eißt, alles in allem fließen rund 65 Prozent des Einzel-
lans 10 in den sozialen Bereich.


(Zuruf von der SPD: Das war immer so!)


ieht man dann noch die Kosten für das Ministerium
zw. die Verwaltung – das muss ja sein – ab, dann ver-
leiben diesem Ministerium zur freien Politikgestaltung
und 2 Milliarden Euro. Das ist wahrlich nicht viel. Aber
ir haben Glück gehabt: Seitdem es eine christlich-libe-

ale Koalition gibt, hat auch dieses Ministerium eine
hristlich-liberale Handschrift.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist uns noch gar nicht aufgefallen!)


iese ist wesentlich besser als die von 2002 bis 2005.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dieser Haushalt trägt auch eine liberale Handschrift,
umindest beim Grünlandmilchprogramm. Dieses
rogramm ist eine gute Sache; denn es hilft den Milch-
auern, durch diese Krise zu kommen. Es war äußerst
ichtig, dass man da etwas getan hat. Auch hier zeigt

ich eine liberale Handschrift.

Ein weiterer Punkt, der den Liberalen am Herzen
iegt, sind die Liquiditätshilfekredite für die Bauern. Die






(A) )



(B) )


Heinz-Peter Haustein
Politik muss in einer Krise helfen. Wir tun es, natürlich
unter Leitung der sehr verehrten und geschätzten Minis-
terin Frau Aigner, die sehr dynamisch handelt.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Jetzt aber! – Ulrich Kelber [SPD]: Wie sich die Beurteilung in sechs Monaten geändert hat!)


Auch der Zuschuss zur landwirtschaftlichen Unfall-
versicherung ist zu erwähnen. Er trägt dazu bei, dass die
Lohnnebenkosten der Landwirte gleich hoch bleiben.

An all diesen Beispielen sieht man, wie wichtig es ist,
dass die FDP hier mitredet; wie wichtig es ist, dass über
deutschen Äckern und Feldern ein neuer Wind weht und
es auch in diesem Bereich aufwärtsgeht. Es ist wichtig,
in der Krise zu helfen. Andere vor uns haben im Bereich
der Autoindustrie geholfen. Deshalb möchte ich mit ei-
nem Trost für die gebeutelte Autoindustrie, mit einem
weiteren Spruch enden: Ist das Geld bis Herbst nicht
sauer, kauft sich einen Benz der Bauer.

In diesem Sinne ein herzliches Glückauf aus dem Erz-
gebirge!


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das freut mich als Schwaben! So ist es recht!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701408400

Das Wort hat nun Kollege Roland Claus für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701408500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Etat des Bundesministeriums für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz spiegelt au-
thentisch die Haushaltspolitik der Bundesregierung wi-
der. Er ist Teil eines Ganzen; man muss leider sagen:
eines trefflich misslungenen Ganzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie der Gesamtetat ist auch der Einzelplan 10 ein Ver-
such, die Öffentlichkeit zu täuschen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau!)


Sie haben für Ihren Etat einen Begriff in die Öffentlich-
keit gesetzt, nämlich den Begriff des Antikrisenhaus-
halts. Sie versuchen, der Öffentlichkeit irgendwie beizu-
bringen, dass wir uns auf der einen Seite in einem
absoluten Schuldenrekordjahr befinden und dass auf der
anderen Seite mit der Schuldenbremse, mit Ihrer Fata
Morgana von übermorgen, künftighin alles wieder gut
werden soll. Sparen ab Neujahr, aber wo? Wenn wir uns
den Einzelplan 10 anschauen, stellen wir fest: Er ist ein
sehr überschaubares Werk. Wo soll denn da in den Di-
mensionen, um die es künftig geht, gespart werden?
Doch nicht etwa bei den Agrarsozialfonds? Wenn Sie
uns die Steuerschätzung im Mai jetzt ständig als Alibi
vorhalten und sagen: „Erst dann können wir Ihnen die
Wahrheit sagen“, so wird Ihnen das hier im Hause nie-

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(C (D and abnehmen. Auch die Öffentlichkeit wird Ihnen ies nicht abnehmen. Das nennen wir Täuschung. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will zwei Schwerpunkte aus dem Einzelplan 10
ufgreifen, zum einen die Agrarpolitik am Beispiel von
odenverkäufen besonders in Ostdeutschland – ein aktu-
lles Thema – und zum anderen den Verbraucherschutz
n Zeiten der Krise, wozu ich, was ich ehrlich gestehen

uss, nach den herzhaften Worten der Frau Ministerin
eute etwas mehr erwartet hätte.

Zu den Verkäufen von Böden und Seen. Die Mittel
ür das bundeseigene Unternehmen BVVG – dies heißt
odenverwertungs- und -verwaltungs GmbH; das soll-

en wir unseren Zuhörern mitteilen – sind zwar nicht in
iesem Etat veranschlagt; aber dieses Unternehmen hat
ekanntlich großen Einfluss auf die Entwicklung ländli-
her Räume. Wir finden, die Bodenverkaufspolitik der
undesregierung hat inzwischen zerstörerische Folgen

nsbesondere für Ostdeutschland. Das wollen wir deut-
ich sagen und auf keinen Fall hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben es mit einer Explosion der Bodenpreise,
it einem Run auf die verbliebenen 400 000 Hektar und

amit vor allem mit einer Gefährdung der Agrarbe-
riebe im Osten zu tun.

Ich will deutlich sagen: Die Geschichte der Agrarun-
ernehmen in Ostdeutschland ist weitgehend eine Er-
olgsgeschichte. Diese Bäuerinnen und Bauern und ihre

itstreiterinnen und Mitstreiter haben große gesell-
chaftliche und ökonomische Umbrüche gemeistert. Sie
aben Umbruchserfahrung gesammelt, die anderen Tei-
en Deutschlands, vor allen in ländlichen Räumen, noch
evorstehen wird. Das alles passt natürlich einem Teil
on Ihnen nicht, weil es sich hierbei häufig um die
achfolgeunternehmen von landwirtschaftlichen Pro-
uktionsgenossenschaften handelt. Dazu will ich Ihnen
ines sagen: Hören Sie endlich auf, die agrarischen Pro-
uzenten gegeneinander in Stellung zu bringen.


(Beifall bei der LINKEN)


as ist der falsche Weg. Wir müssen gemeinsam han-
eln.

In Ihrem Koalitionsvertrag – der einen weiteren An-
chlag dieser Art enthält; der Einigungsvertrag hat be-
anntlich den Fortbestand der Bodenreform festge-
chrieben – überraschen Sie die Öffentlichkeit mit der
ildung einer Arbeitsgruppe, die das alles noch einmal
berprüfen soll. Dazu sagen wir Ihnen: Das ist ein weite-
er Akt von Lobbyismus. Das lassen wir Ihnen nicht
urchgehen.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD])


ir fordern: Kein weiterer Verkauf ehemals volkseige-
er Flächen, sondern faire Verpachtung, keine Boden-
pekulationen, sondern Stärkung regionaler Produzen-
en!






(A) )



(B) )


Roland Claus
Zum Verbraucherschutz in den Zeiten der Krise. Ich
muss leider feststellen: Dem Verbraucherschutz geht es
wie dem Datenschutz. Es gibt dafür Behörden und Sonn-
tagsreden, und es gibt – das will ich ausdrücklich aner-
kennen – sehr viele ehrenamtlich und hauptamtlich En-
gagierte. Dennoch findet Daten- und Verbraucherschutz
faktisch nicht statt. Verbraucherinnen und Verbraucher
sind den Anbietern von Produkten und Dienstleistungen
weitgehend schutzlos ausgeliefert, und diese nutzen ihre
Monopolstellung doppelt: zum einen in der Diskriminie-
rung von Verbraucherinnen und Verbrauchern und zum
anderen auch in der Diskriminierung von Kleinprodu-
zentinnen und -produzenten. Am Beispiel der Milch
wird Ihnen das mein Kollege Süßmair später noch erläu-
tern. Wir fordern für diesen Etat eine bessere finanzielle
Ausstattung der Verbraucherschutzverbände, mehr Geld
für das Bundesinstitut für Risikoforschung – entspre-
chende Anträge werden Sie bekommen, einschließlich
der Gegenfinanzierung – und mehr Aufsicht und Kon-
trolle gegenüber den Monopolisten in der Lebensmittel-
branche.

Frau Bundesministerin, ich hatte es eingangs schon
erwähnt: Sie haben ziemlich klare Worte an die Adresse
der Banken und deren Kundenberatung gerichtet, die wir
unterstützen. In Ihrer Rede sagten Sie, ein Weiter-so darf
es nicht geben. Sie fanden die Vorgänge beschämend.
Ich warte schon seit zwei Jahren darauf, dass sich einmal
jemand anfängt zu schämen, der für den Laden zuständig
ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie werden auch die Unterstützung der Vorsitzenden der
Verbraucherschutzministerkonferenz bekommen. Das
war im vergangenen Jahr die Berliner Senatorin Katrin
Lompscher. In diesem Jahr ist die Vorsitzende der Kon-
ferenz die Ministerin Anita Tack aus Brandenburg.
Beide sind Mitglied der Linken.

Wir verstehen allerdings Ihre Kritik, Frau Aigner,
auch als eine Kritik an Ihrem Kollegen Finanzminister
Schäuble. Denn wozu müssen Sie so harsche Worte wäh-
len? Doch nur deshalb, weil er seine Hausaufgaben nicht
macht.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn wir uns alle so übermütig einig sind, was die Ma-
nagerschelte betrifft – da mache ich gerne mit –, dann
möchte ich doch daran erinnern, dass es dieser Deutsche
Bundestag war, der 2004 die Zulassung all jener Finanz-
produkte veranlasst und beschlossen hat, über deren Fol-
gen wir uns jetzt aufregen. Das kam nicht vom Himmel
gefallen, das war eine politische Entscheidung. Wenn
Beschämung angebracht ist, dann müssen auch Sie an
dieser Stelle mitwirken.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Einzelplan 10 ist ein Beleg für schlechte Agrar- und
Verbraucherschutzpolitik. Das muss sich ändern, und das
kann sich ändern.

Zum Schluss will ich Ihnen sagen, Frau Ministerin:
Ihr Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-
braucherschutz ist noch immer ein zweigeteiltes, mit den

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(C (D tandorten Berlin und Bonn. Meine Fraktion meint, es st Zeit für eine Wiedervereinigung der Bundesregierung n Berlin. Vielen Dank. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Mechthild Rawert [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701408600

Das Wort hat nun Friedrich Ostendorff für die Frak-

ion Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine

amen und Herren! Was ist eigentlich das agrarpoliti-
che Leitbild dieser Bundesregierung? Wenn man Ihren
eden zur Grünen Woche zuhört, hat man den Eindruck,
ie hätten den Buchtitel Fleisch ist mein Gemüse zum al-

einigen Leitbild gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist schon atemberaubend, wie Sie, Frau Ministerin,
ich bei dieser Frage von Ihren eigenen Leuten wie Peter
leser, vom Bauernverband und der Fleischlobby vor-

ühren lassen. Noch im Dezember hatten Sie zum Kli-
aschutz reduzierten Fleischkonsum empfohlen. Wir

inden das sehr richtig. Zum Start der Grünen Woche
am aber die Kehrtwende unter dem Motto: Alle reden
om Klima, nur wir vom Schweinebraten. Da waren Sie
uf einmal wieder ganz dicht an der Seite von Herrn
onnleitner, der erst gestern, auf dem Milchabend, wie-
er verkündete: Wer kein Fleisch isst, kann nicht klar
enken.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: So ist es!)


ie zu besten CMA-Zeiten preisen Sie auf einmal wie-
er den ungebremsten Fleischkonsum und erklären
örtlich:

Wir müssen Treibhausgase aus der Landwirtschaft
in Kauf nehmen.

Als hätte es den Gipfel in Kopenhagen nicht gegeben,
ls gäbe es kein 2-Grad-Ziel der Bundeskanzlerin, der
egierung und der sie tragenden Koalition, rechnen Sie
ffentlich den Anteil der Landwirtschaft an den Klima-
asen, der laut Umweltbundesamt 13 bis 15 Prozent be-
rägt, auf abenteuerliche 6 Prozent herunter und erklären
ie Landwirtschaft kurzerhand als vom Klimaschutz
usgenommen. Bei Ihrem klimapolitischen Blindflug
erden Sie von einer FDP unterstützt, die am liebsten
en Dieselverbrauch mit Steuergeldern zusätzlich ankur-
eln würde. Welch ein Wahnsinn, Frau Happach-Kasan,
en Dieselverbrauch mit Steuergeldern zu subventionie-
en! So sind Sie, Frau Ministerin, in dieser Woche in das
nternationale Agrarministertreffen zu Landwirtschaft






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff
und Klimawandel hier in Berlin eingestiegen. Entspre-
chend dürftig waren die Ergebnisse.

Frau Ministerin, Ihr Ziel scheint es zu sein, Deutsch-
land zum Fleischexportweltmeister zu machen. Ihre
Partner dabei sind die Wesjohanns dieser Welt, deren
Slogan ist: Mit der Wahrheit machen wir das beste Ge-
schäft. Sie nennen ihre Betriebe „Wiesenhof“, obwohl
sie in Wahrheit „Qualhof“ heißen müssten, und machen
die Bauerfamilien zu Lohnarbeitern auf ihren eigenen
Höfen. Wissen Sie eigentlich, was auf dem Land los ist,
wo die Agrarindustrie ihre Hähnchen-, Hühner-,
Schweine-, Puten- und Ziegenbatterien errichten will?
Es herrscht Krieg zwischen den Dorfbewohnern und den
Investoren. Das ist die Realität.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist Quatsch!)


Wir überschwemmen die Welt mit billigem Fleisch;
wir plündern die Welt für unsere Futtermittel aus, zerstö-
ren das Klima, und Sie feiern das auf dem Erlebnisbau-
ernhof der Grünen Woche als Erfolg. Welch ein Irrsinn!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Dabei hat die Landwirtschaft ein gewaltiges Poten-
zial, nicht nur klimaneutral zu werden, sondern aktiv
Klimaschutz zu betreiben. Die Landwirtschaft kann
eine echte Zukunftsbranche werden. Dafür müssen wir
aber jetzt umsteuern: Wir müssen auf Regionalität statt
auf den Weltmarkt setzen, auf Grünland statt auf Mais,
auf ökologische Anbauverfahren statt auf Kunstdünger,
auf gutes statt auf unbegrenzt viel Fleisch,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


auf Bauernhöfe statt auf Agrarfabriken. Das ist die Auf-
gabe der Zukunft. Wir müssen den derzeitigen Vernich-
tungsfeldzug gegen die bäuerliche Landwirtschaft
endlich stoppen.

Es geht hier nicht um Nostalgie. Es geht nicht um Ro-
mantik. Es geht auch nicht um ein paar Bauern wie
mich. Es geht darum, dass wir drauf und dran sind, mit
der bäuerlichen Landwirtschaft die Form der Landwirt-
schaft zu verlieren, die im Weltagrarbericht im Hinblick
auf Klimawandel, Ressourcenschutz, Armut, Hunger
und soziale Gerechtigkeit als das Zukunftsmodell he-
rausgestellt wurde.

Wir alle zusammen können diese Entwicklung stop-
pen. Das erfordert aber eine klare Richtungsentschei-
dung und Führungskraft. Beides vermissen wir bei Ih-
nen, Frau Ministerin Aigner.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind die Ministerin aller Bäuerinnen und Bauern und
nicht nur die Ministerin des Deutschen Bauernverban-
des. Die Agrarreform 2013 darf nicht darauf hinauslau-
fen, dass weiterhin vor allem die Großbetriebe profitie-
ren, dass weiterhin 80 Prozent der Fördermittel an
20 Prozent der Betriebe fließen und weiterhin 70 Prozent
der Betriebe, eben die kleinen, nur 10 Prozent der Gelder
erhalten. Künftig dürfen nur noch Betriebe mit Steuer-

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(C (D eldern gefördert werden, die sich für Klima-, Umwelt-, aturund Tierschutz sowie für Arbeitsplätze engagie en. Es liegt in Ihrer Verantwortung, dafür den politichen Rahmen zu schaffen. Zur Gentechnik. Wann immer es dieser Tage um die entech-Kartoffel Amflora geht, erklären Sie lediglich, ie würden die Entscheidungen aus Brüssel abwarten nd akzeptieren. Das ist zu wenig, Frau Aigner. Sie sind ie Ministerin, Sie tragen die politische Verantwortung. hr kleiner Koalitionspartner überlässt das weit weniger em Zufall. Er verfolgt ganz offen die Interessen einer ahlungskräftigen Klientel und funktioniert den Koaliionsvertrag zum Vermarktungskatalog einzelner Proukte um. (Dr. Edmund Peter Geisen [FDP]: Wir wollen, dass es allen gut geht!)


Da fragt man sich, was BASF und Monsanto wohl lo-
kergemacht haben, um ihre Lieblingsprodukte Amflora
nd MON 810 in den Koalitionsvertrag zu bekommen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Unterstellung!)


eine Damen und Herren von der FDP, Sie machen die
olitik leider zu einem schmuddeligen Krämerladen.
ir erwarten von Ihnen, Frau Aigner, mehr als diese

chmalspurklientelpolitik. Wir erwarten, dass Sie die
roße Mehrheit der Deutschen vertreten, die nun einmal
eine Gentechnik auf dem Acker und auf dem Teller
ill.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


andeln Sie danach, dann werden auch wir Sie unter-
tützen.

Gleiches gilt für die Milch. Ob die bäuerliche Mil-
herzeugung bei uns weiterbestehen wird oder nicht, ist
ine Frage der politischen Rahmenbedingungen. Die set-
en momentan nur Sie von der Koalition. Erzählen Sie
ns nicht, es sei ein Naturgesetz, dass die bäuerliche
ilchwirtschaft verschwinden muss. Sagen Sie klipp

nd klar, was Sie wollen. Stehen Sie dazu!

Es ist ja nun nicht so, dass Sie mit den öffentlichen
eldern aus dem Agrarhaushalt besonders sparsam um-
ehen. 750 Millionen Euro für die Milchbauern sind eine
enge Geld, mit dem Zukunftsimpulse für die Land-
irtschaft hätten gesetzt werden können. Aber was ma-

hen Sie damit? Sie erfinden die Abwrackprämie für
ilchbauern. Für meine Frau daheim mit 30 Kühen

eißt das: 1 Cent pro Liter für zwei Jahre – und dann ab
uf den Schrotthaufen mit der bäuerlichen Milchwirt-
chaft. Ihnen fehlt der Gestaltungswille. Ihnen fehlen die
deen. Das versuchen Sie mit kopflosem Geldausgeben
u kaschieren.

Frau Aigner, erkennen Sie, dass Sie von Herrn
onnleitner schlecht beraten worden sind, oder warum
usste der Kopf des Bauernverbands in Ihrem Haus,
taatssekretär Lindemann, an diesem Wochenende so
lötzlich seinen Hut nehmen? Ihre Vorgängerin, Renate






(A) )



(B) )


Friedrich Ostendorff
Künast, hat mit der Agrarwende den richtigen Weg ein-
geschlagen.


(Lachen bei Abgeordneten der FDP)


Sie hat den Bäuerinnen und Bauern eine Zukunftsper-
spektive aufgezeigt. Knüpfen Sie daran an! Übernehmen
Sie die Führung in dieser Richtung! Richten Sie Ihren
Haushalt entsprechend aus! Stärken Sie die wirklich in-
novativen Kräfte in der Landwirtschaft. Nehmen Sie zur
Kenntnis, dass es neben dem Bauernverband noch an-
dere Kräfte gibt. Überlassen Sie die Folklore dem Bau-
ernverband und Herrn Bleser. Dann werden Sie auch
meine und unsere Unterstützung haben.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701408700

Herr Kollege Ostendorff, dies war zwar nicht Ihre

erste Rede im Deutschen Bundestag, aber immerhin in
dieser Legislaturperiode. Seien Sie uns wieder willkom-
men! Gute Zusammenarbeit!


(Beifall)


Das Wort hat nun Kollege Georg Schirmbeck für die
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701408800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Wenn man fünfeinhalb Stunden hier gesessen und
sich die Beiträge aller Redner angehört hat, dann hat
man den Eindruck, hier sei Schizophrenie ausgebrochen.
Wir reden auf der einen Seite von Krise, von einer Re-
kordverschuldung und von Finanzierungsproblemen.
Auf der anderen Seite erklären die Redner, wir müssten
noch dies und das machen, hier müsse mehr Geld zur
Verfügung gestellt werden, da müssten statt einer halben
Milliarde 5 Milliarden Euro bereitgestellt werden usw.
usf.

Wir befinden uns in einer Haushaltsdebatte. Die
Wahrheit ist: Egal wer hier regiert – das gilt auch, wenn
Sie morgen regieren würden –, wir werden auf Dauer
weniger Geld haben. Wir haben nämlich Folgendes
komplett ausgeblendet: Wir sind eine rapide alternde
Gesellschaft. Die demografische Entwicklung ist in un-
seren Haushaltsbilanzen gar nicht berücksichtigt. Das
heißt, selbst wenn das, was wir uns wünschen, dass es in
den nächsten Jahren zu einer guten wirtschaftlichen Ent-
wicklung kommt, tatsächlich eintrifft, werden die Pro-
bleme nicht weniger. Es gibt also überhaupt keine Alter-
native dazu, mit weniger Geld oder, um im Jargon der
Linken zu bleiben, mit weniger Kohle effizienter zu ar-
beiten. Deshalb müssen wir uns gar nicht vorwerfen, wer
was nicht kann. Dass die Opposition immer die besseren
Konzepte hat und die Regierung unfähig ist, das ist in je-
dem Parlament so. Darüber muss man doch nicht in den
ersten zwei Minuten jeder Rede sprechen.

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(C (D Jetzt werden Sie sagen: Was ist denn in dem Bereich, chirmbeck, in dem du seit sieben Jahren mitarbeiten arfst und in dem du im Haushalt die Dinge mitgestalten arfst, geschehen? Wir haben die Ressortforschung neu rganisiert. Die Ministerin hat erklärt: Uns stehen 00 Millionen Euro zur Verfügung. Mittlerweile geben ir in diesem Bereich weniger Mittel aus. Wir haben Instute zusammengelegt; davon waren über 3 000 Leute etroffen. Wir haben Standorte aufgelöst und neue gechaffen, und zwar ohne großen Klamauk. Wir haben in iese ganze Branche mit weniger Geld mehr Effizienz ineingebracht. Das ist das, was von uns erwartet wird, nd nicht, dass wir uns wechselseitig bescheinigen, dass ir unfähig sind. ch sage es noch einmal deutlich, in großer Harmonie it dem Personalrat: Dass nicht jeder Einzelne froh ist, enn er umziehen muss, wenn ein Arbeitsplatz wegfällt der wenn der eine oder andere Traum nicht erfüllt wird, st klar. Aber das ist Teil der Aufgaben, die wir anzugeen haben. In diesem Zusammenhang darf ich sagen: Ich habe ich bei der Ministerin, bei den Staatssekretären, aber uch beim Haushaltsdirektor und seinen Mitstreitern für ie immer sachliche Zusammenarbeit zu bedanken. Wir üssen nicht wechselseitig Vorurteile austauschen, son ern arbeiten wechselseitig konkret an der Lösung der ufgaben. Ich komme zum Verbraucherschutz. Nachdem ich das etzte Mal hier gesprochen habe, haben wir beschlossen, ass wir der Stiftung Warentest 50 Millionen Euro zur erfügung stellen wollen. Der Kollege Kelber war ein isschen schneller und hat in seiner Presseerklärung twa 125 Millionen in Aussicht gestellt. Jetzt haben wir m Haushaltsausschuss die Mittel, die wir noch als roße Koalition eingeplant haben, freigegeben. Es hat ich sehr gewundert, dass der Kollege Schwanitz, der etzt wohl die agrarpolitische Führerschaft übernommen at, obwohl damals noch von 125 Millionen Euro die ede war, noch nicht einmal bereit war, 50 Millionen uro freizugeben. (Ulrich Kelber [SPD]: Blödsinn wird durch Wiederholung nicht richtiger!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


o schnell ändert sich das. Wenn man so Politik macht,
err Kelber, dann wird man unglaubwürdig und dann
at man einigen Grund, sich zu schämen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es geht also darum, mit weniger Geld mehr zu ma-
hen. Die Stiftung Warentest beispielsweise baut eine
tiftung auf. Das führt auf Dauer dazu, dass aus dem
undeshaushalt weniger Mittel an die Stiftung Waren-

est fließen werden, die Stiftung Wartentest unabhängi-
er sein wird, sie also aus sich heraus ihre verdienstvol-
en Aufgaben wahrnehmen kann. Das ist die Politik, von
er ich gesprochen habe.






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
Im Wahlkampf wurde oft über das Milchprogramm
gesprochen. Das wurde den Parteien abverlangt. Auch
ich habe viele Briefe von Bäuerinnen und Bauern be-
kommen, die ich gut kenne. Ich habe allen gleichlautend
geantwortet: Ich verspreche euch vor der Wahl nichts,
was ich nach der Wahl nicht halten kann. Wenn es ein al-
ternatives, überzeugendes Milchprogramm gäbe, wäre es
doch gerade für CDU/CSU und FDP naheliegend, zu sa-
gen, dass wir es umsetzen. Ehrlich gesagt, gibt es dieses
Programm noch nicht.

Nehmen wir einmal die Fakten, die Wahrheit zur
Kenntnis. In Osnabrück haben wir eine Buchstelle beim
Landvolk. Dort kann man genau sehen, welcher Betrieb
mit welchen Deckungsbeiträgen auskommt. Wenn Sie
zwei im Hinblick auf die Inhaber und deren Ausbildung
vergleichbare Betriebe betrachten, dann müssen Sie fest-
stellen, dass der eine Betrieb mit 20 Cent Deckungsbei-
trag auskommt und der andere mehr als 30 Cent braucht,
um im grünen Bereich zu sein. Jetzt frage ich Sie: Wol-
len wir diese Unterschiede, dieses unterschiedliche un-
ternehmerische Geschick mit Steuermitteln ausgleichen?

Herr Ostendorff, Sie haben eben gesagt, wir hätten
kein Leitziel. Ich nenne Ihnen ein Leitziel. Wissen Sie,
warum ich mich engagiere? Weil ich überzeugt bin von
der Idee Ludwig Erhards von der sozialen Marktwirt-
schaft. Um dafür zu kämpfen, sitze ich mit meinen
Freunden im Deutschen Bundestag. Das wollen wir um-
setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir eine besondere Krisenentwicklung sehen,
dann ist es doch naheliegend, unter dem Leitmotiv der
sozialen Marktwirtschaft das eine oder andere an
Schwierigkeiten abzumildern. Das und nichts anderes
machen wir mit diesen 750 Millionen Euro.


(Lachen des Abg. Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD])


Ich sage deutlich: Es gibt zu den Strukturveränderun-
gen gerade in der Milchwirtschaft keine Alternative; das
ist eine kurzfristige Hilfe. Hilfe leisten wir auch in Be-
reichen, wo sie dauerhaft wirkt. Wenn wir beispielsweise
in der landwirtschaftlichen Unfallversicherung die
Mittel erheblich aufstocken, dann führt das nicht nur
dazu, dass wir mittelfristig, vielleicht sogar langfristig,
keine höheren Beiträge brauchen, sondern auch dazu,
dass wir die landwirtschaftliche Unfallversicherung
langfristig krisenfest machen. Damit helfen wir den
Bäuerinnen und Bauern und dem Bundeshaushalt. Auch
das ist die richtige Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701408900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Steiner von den Grünen?


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701409000

Nein, das möchte ich jetzt nicht. Mit der Kollegin

Steiner kann ich in Osnabrück über alles sprechen. Wir
brauchen hier keine Stadtratspolitik zu machen.

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(C (D (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Hier ist über den Agrardiesel gesprochen worden.
eim Agrardiesel stellt sich gar nicht die Frage nach
eiteren steuerlichen Vergünstigungen. Beim Agrardie-

el brauchen wir vielmehr eine europäische Harmonisie-
ung. Wir brauchen eine Agrardieselbesteuerung wie in
nseren Hauptwettbewerbsländern. Wenn wir diese ha-
en, dann werden wir uns beim Agrardiesel sehr schnell
inig.

Ich habe über Sparen gesprochen. Ich habe darüber
esprochen, wie bescheiden die Ressourcen in den
ächsten Jahren sein werden. Jetzt gibt es durchaus Be-
eiche, in denen Geld eingenommen wird. Von unserer

irtschaft müssen Verschmutzungszertifikate gekauft
erden. Dadurch kommen erhebliche Mittel in den Bun-
eshaushalt. Diese Mittel werden für Umweltschutz-
aßnahmen ausgegeben. Das ist richtig; das ist im Inte-

esse von Ressourcenschonung und Umweltschutz.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


ber man muss sich schon fragen, was mit den Mitteln
eschieht. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir
iese Mittel viel lieber – ich sage es einmal so – südlich
er Sahara einsetzen und uns dann fragen, wo die Mittel
eblieben sind, statt sie in Deutschland gezielt in Maß-
ahmen einzusetzen. Ich gehe davon aus – das hat die
inisterin angekündigt –, dass es demnächst einen
aldklimafonds in Deutschland geben wird. Denn wenn
ir unsere Forstwirtschaft zukunftsfest machen, dann
ient uns das hier ganz konkret, dann dient das der deut-
chen Forstwirtschaft und dem Umweltschutz.


(Beifall der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Wir haben in unserem Haushalt in jedem Jahr einen
rößeren Ansatz. Das betrifft die Gemeinschaftsauf-
abe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küs-
enschutzes“. Nach den Zahlen, die wir jetzt beraten,
ind wir in der Lage, hierfür 100 Millionen Euro zusätz-
ich zur Verfügung zu stellen. Vor dem Hintergrund des-
en, was ich eingangs sagte, betone ich: Ich glaube nicht,
ass wir diese Zahl werden halten können, und ich
laube auch nicht, dass wir sie zukünftig halten werden.
enn wenn wir weniger Ressourcen zur Verfügung ha-
en, werden wir uns an der einen oder anderen Stelle
berlegen müssen, wo wir einsparen. Ich sage das auch
eshalb, weil es schon heute Länder gibt, die gar nicht in
er Lage sind, alle Mittel, die ihnen zustehen, abzurufen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Ein weiterer Punkt, über den wir uns noch zu unter-
alten haben, ist die Absatzförderung. Nach dem Urteil
es Bundesverfassungsgerichts ist es nicht möglich, die
isherige gesetzliche Regelung beizubehalten. Wir müs-
en also zu einer freiwilligen Lösung kommen. Ich wäre
ereit, gemeinsam mit den Arbeitskreisen Finanzen und
andwirtschaft zu überlegen, wie man der Wirtschaft
eim Start helfen kann. Das setzt aber voraus, dass sich
ie Wirtschaft bei der Absatzförderung auch selber






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
engagiert. Manch einer, der in diesem Bereich tätig ist,
sollte sich einmal fragen, ob er dem Berufsstand mit sei-
ner Erbsenzählerei, Kleinkariertheit oder Borniertheit
wirklich hilft. Ich fordere ein Umdenken. Wir können
nur dann öffentliche Mittel zur Verfügung stellen, wenn
auch die Wirtschaft bereit ist, sich zu beteiligen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist Klartext! So kennen wir dich!)


Auch dies gehört zum Leitbild der sozialen Marktwirt-
schaft, die wir vertreten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701409100

Mir liegen zwei Anmeldungen zu Kurzinterventionen

vor. Zunächst hat der Kollege Ulrich Kelber das Wort.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ehrlich in die neue Zeit!)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1701409200

Deswegen ist es immer gut, verschiedene Informa-

tionsquellen zur Verfügung zu haben, Herr Kollege
Schirmbeck. – In der Tat hat es damals aufgrund des spe-
zifischen Wunsches von Herrn Kauder, der Stiftung
Warentest einen einmaligen Stiftungszuschuss zukom-
men zu lassen, eine Kontaktaufnahme der CDU/CSU-
Fraktion mit der Stiftung Warentest gegeben. Es wurde
ein Betrag von 125 Millionen Euro übermittelt. Dann
folgte die Rückfrage, die wir bestätigt haben.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, zu recherchieren,
zum Beispiel im Internet, hätten Sie sich die Pressemit-
teilung, die Sie gerade erwähnt haben, in Gänze ausdru-
cken können. Sie ist vom 21. November 2008, und sie
lautet wie folgt:

Zu dem Beschluss des Haushaltsausschusses, die
Stiftung Warentest mit zusätzlichem Stiftungskapi-
tal in Höhe von 50 Millionen Euro auszustatten, er-
klären der stellvertretende Vorsitzende der SPD-
Bundestagsfraktion Ulrich Kelber und die Spreche-
rin … Waltraud Wolff: …

So steht es im Original, das man finden kann.

Herr Kollege Schirmbeck, ich bin gespannt, ob Sie
zwei Dinge unterstützen. Erstens frage ich Sie, ob Sie
der Meinung sind, dass das Ministerium endlich einer
Aufgabe nachkommen sollte, die es schon seit längerer
Zeit hat, nämlich ein Gutachten bzw. eine Studie zur Ge-
samtfinanzierung des Verbraucherschutzes in Deutsch-
land zu erstellen, statt nur einen Einzelzuschuss zu ge-
währen.

Zweitens frage ich Sie, ob Sie entsprechenden Anträ-
gen der Opposition folgen werden. Seit Ausbruch der
Krise liegen zum Beispiel im Bereich der unabhängigen
Finanzberatung große Aufgaben vor uns. Bei diesem
Thema bewegt sich in der CDU nichts. Es wäre besser,
Sie würden sich hier einsetzen, statt falsch aus Presse-
mitteilungen zu zitieren.

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(C (D Es folgt eine zweite Kurzintervention. Dann können ie, Kollege Schirmbeck, beide auf einmal beantworten. Das Wort hat Kollegin Dorothea Steiner von den Grüen. Danke, Herr Präsident. – Ich hatte vorhin versucht, em Kollegen Schirmbeck eine Zwischenfrage zu stelen. Jetzt möchte ich den Punkt, um den es mir geht, in iner Kurzintervention beleuchten. Herr Schirmbeck hat gesagt, es gebe Milchbauern, die it 20 Cent pro Liter auskämen, während andere 0 Cent pro Liter bräuchten. In Wirklichkeit ist es so, ass man erst ab ungefähr 31 Cent pro Liter an Wirtchaftlichkeit denken kann. Ich würde gerne von Ihnen issen – wir haben im Osnabrücker Land, wo auch ich erkomme, dieselben Milchbauern besucht –, ob Sie eien Milchbauern kennen, der kein Agrarindustrieller ist nd von 20 Cent pro Liter leben kann. Oder ist ein verünftiger Preis, um auch die Existenz der Milchbauern u schützen, nicht eher bei 31 Cent pro Liter aufwärts nzusetzen? Gibt es dazu vielleicht Ihrerseits Vorschläge nd Überlegungen, wenn Sie das Ziel, die Existenz der ilchbauern zu schützen, sogar zu einem Bestandteil er sozialen Marktwirtschaft erklären? Auch wir finden, dass die Existenz der Milchbauern esichert werden muss. Sie dürfen nicht geknechtet und u den Preisen, die sie zurzeit bekommen, gezwungen erden. Sie wissen genau, dass es die großen Verbrau hermärkte sind, die sie dazu zwingen. Ich würde gerne issen: Auf welcher Seite stehen Sie, und was werden ie tun, um die Situation der Milchbauern zu verbesern? (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701409300
Dorothea Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701409400


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701409500

Herr Kollege Schirmbeck, bitte.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701409600

Herr Kollege Kelber, Sie kommen aus Bonn; das ist

atürlich das Zentrum der Welt. Ich komme aus dem
andkreis Osnabrück, aus Ohrbeck, aber so ein Handy
abe ich auch. Ich werde Ihnen die ausgedruckte Presse-
rklärung, die uns im Ausschuss vorgelegen hat, zur Ver-
ügung stellen. Dann können Sie sich selber davon über-
eugen. Ich habe überhaupt nicht den Ehrgeiz, Ihnen
rgendetwas unterzuschieben, was so nicht war.

Frau Kollegin Steiner, Sie kommen aus der Stadt
snabrück, ich aus dem Landkreis Osnabrück; das muss
an schon unterscheiden.


(Heiterkeit)


ir haben aber eines gemeinsam: Wir lesen dieselbe
eitung.

Der Präsident des Europäischen Parlaments war auf
inem Hof im Osnabrücker Land, der von fünf Familien,






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck
Kleinbauern, die sich zusammengeschlossen haben, ge-
führt wird. Der Großteil der Fläche, die sie bewirtschaf-
ten, ist Pachtfläche. Vor den anwesenden Pressevertre-
tern hat der Sprecher dieser Bauern erklärt, er komme
mit 19 Cent pro Liter Milch aus. Das ist einer, der mit
dieser Truppe erfolgreich ist. Er ist auch kein Spinner. Er
ist in der Milchwirtschaft unterwegs. Im Osnabrücker
Land kennen ihn alle. Wenn Sie Fragen haben, gehen Sie
zu ihm. Frau Ministerin und ich sind gemeinsam da ge-
wesen. Die Familie ist sehr aufgeschlossen. So wie ich
die kenne, wird man Ihnen genau erklären, wie sich das
verhält. Im Übrigen: Wenn wir mit dem Zug nach Hause
fahren, können wir in Ruhe darüber sprechen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701409700

Das Wort hat nun Kollegin Elvira Drobinski-Weiß für

die SPD-Fraktion.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1701409800

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! 81 Prozent der Bun-
desbürger wollen ein neues Regierungsprogramm. Das
ist das Ergebnis einer Emnid-Umfrage aus der letzten
Woche. Warum ist das so? Weil diese Bundesregierung
kopf- und konzeptionslos agiert. Das zeigt auch der
Haushaltsentwurf: Es gibt keine Richtung, keine Linie,
keine Vorstellung von der Zukunft. So kann man weder
die Gegenwart meistern noch die Zukunft gestalten.

Wer die Wirtschaft, auch die Landwirtschaft, zukunfts-
fähiger machen will, muss den Markt vom Endabnehmer
aus denken, also vom Verbraucher aus. Verbraucherpolitik
aber, Frau Ministerin, kommt im Haushaltsentwurf kaum
vor. Zwar werden großzügig Steuergelder verteilt – der
Etat des BMELV wird wider die Vernunft um
572 Millionen Euro erhöht –; aber für verbraucherpoliti-
sche Maßnahmen sind mit 148 Millionen Euro gerade
einmal 2,5 Prozent des Etats des BMELV vorgesehen.
Zum Vergleich: Für den Posten „Sonstiges“ sind im Tor-
tendiagramm des Haushalts des BMELV 469 Millionen
Euro angegeben. – So weit zum Stellenwert, den Ver-
braucher für diese Bundesregierung haben. Es ist schon
frech, wenn die zuständige Staatssekretärin behauptet,
für den Verbraucherschutz werde viel getan. Es ist ein
großer Unterschied, ob man viel ankündigt oder wirklich
etwas tut.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Verbraucherpolitik der schwarz-gelben Bundesre-
gierung ist weder gegenwarts- noch zukunftsfähig; denn
aus den verheerenden Folgen, die die Bankenkrise für
die Verbraucher hat, werden keine Konsequenzen gezo-
gen. Kein Cent mehr ist für die Verbraucherzentralen
und ihren Bundesverband vorgesehen. Dabei mussten
gerade sie den Beratungsbedarf der Verbraucher in der
Krise auffangen. Sie konnten dies aufgrund der knappen
finanziellen Ausstattung leider nur unzureichend leisten;
von der Einrichtung eines Marktwächters gar nicht zu re-
den. Der Bankenskandal hat gezeigt, wie wichtig eine

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(C (D nabhängige Beratung der Verbraucher ist, und dies könen am besten die Verbraucherzentralen leisten. Es ist absehbar, dass der Beratungsbedarf in Zukunft och steigen wird. Deshalb fordern wir die Errichtung iner Stiftung zur Finanzierung der Verbraucherarbeit. ür die Linderung der Not der Landwirte hat die chwarz-gelbe Regierung Geld im Haushalt vorgesehen, ür die Finanzierung der Verbraucherarbeit aber nicht; so ehen die Prioritäten dieser Bundesregierung aus. Ein zweiter Punkt, Frau Minister: Sie sind den Verraucherinnen und Verbrauchern noch immer eine Inforationskampagne zur „Ohne-Gentechnik“-Kennzeich ung schuldig. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


achdem nun auch Lidl Milch von Kühen anbietet, bei
enen auf die Verfütterung von gentechnisch veränder-
en Pflanzen verzichtet wird, müsste doch auch der
etzte begriffen haben, dass dies ein Marktsegment mit
roßem Potenzial ist. Die Verbraucher wollen keine
entechnik auf dem Feld und erst recht nicht auf dem
eller. Um ihre Wahlfreiheit nutzen zu können, müssen
erbraucher endlich korrekt und verständlich über das
hne-Gentechnik-Angebot informiert werden.

Ein dritter Punkt: Im Wahlkampf hat sich die CSU
och mit ihrer Unterstützung für die gentechnikfreien
egionen überschlagen. Was ist daraus geworden?
ichts als leere Worte. Neben der rechtlichen Absiche-

ung brauchen wir auch eine bessere Vernetzung. Wir
ordern, dass dafür Mittel eingestellt werden; denn in
en GVO-freien Regionen wird das angebaut, was Ver-
raucher wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein vierter Punkt, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist
er nachhaltige Konsum. Dieses wichtige Thema ist mit
ächerlichen 500 000 Euro angesetzt. Auch wenn sich
iese Bundesregierung den Herausforderungen Klima-
andel, Wirtschaftskrise und Sozialdumping verweigert:
ei den Verbrauchern ist diese Botschaft längst ange-
ommen. Sie wollen mit bewusstem Konsum zu einem
limafreundlicheren und sozialverträglicheren Markt
eitragen. Sie wollen Produkte von Unternehmen kau-
en, die faire Löhne zahlen und die Umwelt schonen.
as ist gut und hat bei vielen Unternehmen bereits posi-

ive Entwicklungen eingeleitet. Aber auch das soge-
annte Greenwashing hat zugenommen. Es ist schwer zu
eurteilen, welche Aussagen seriös sind. Verbraucher
rauchen Aufklärung und klare Definitionen. Wir wollen
ine Datenbank, die als nachhaltig beworbene Produkte
ür die Verbraucher vergleichbar und bewertbar macht.

Ein fünfter Punkt ist, dass wir die Verbraucherfor-
chung brauchen. Sie wollen doch immer den mündi-
en, gut informierten Verbraucher. Aber wenn es darum
eht, Verbrauchern verständliche Informationen zur Ver-
ügung zu stellen, dann verweigert sich diese Bundes-






(A) )



(B) )


Elvira Drobinski-Weiß
regierung. Als Beispiele nenne ich die Nährwertampel
und den Finanz-TÜV. Informationen müssen aber ver-
ständlich sein. Wir brauchen Untersuchungen darüber,
welche Informationen für Verbraucher wichtig sind und
wie sie aussehen müssen. Dafür benötigen wir Mittel.

Hier aber herrscht ein großer Mangel an Problembe-
wusstsein auf der schwarz-gelben Seite. So gibt die Mi-
nisterin den Verbrauchern selbst die Schuld an Lebens-
mittelimitaten wie dem Analogkäse. Zwar bin auch ich
der Meinung, dass uns Essen endlich wieder mehr wert
sein muss. Es gibt viele Beispiele dafür, dass das Preis-
dumping im Lebensmittelbereich zulasten der Qualität
geht. Die Qualität muss aber für Verbraucher auch er-
kennbar sein. Der Preis ist auf den ersten Blick erkenn-
bar; bei Imitaten ist das nicht so leicht. Solange dies so
ist, können wir die Verbraucher nicht als „Billigheimer“
geißeln.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Verschwendung
von Steuergeldern, Zukunfts- und Perspektivlosigkeit
zeichnen diesen Haushaltsentwurf aus. Wir haben ein
Konzept: Wir wollen einen zukunftsfähigen Haushalt,
setzen neue Schwerpunkte und werden Ihnen zeigen,
welch enormes Einsparungspotenzial es gibt. Willy
Brandt hat einmal gesagt, der beste Weg, die Zukunft vo-
rauszusagen, sei, sie zu gestalten. Von Gestaltungswillen
fehlt aber bei diesem Haushaltsentwurf jede Spur.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701409900

Das Wort hat nun Kollege Rainer Erdel für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Rainer Erdel (FDP):
Rede ID: ID1701410000

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Mi-

nister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der letzten
Stunde hat man sehr viel über die Agrarpolitik gehört:
Man hat sehr viel gehört, was richtig ist, und man hat
sehr viel gehört, was falsch ist. – Es wurden unterschied-
liche Vorwürfe gemacht, und ich fange gleich mit dem
letzten Vorwurf an: Frau Kollegin, wenn Sie der Bundes-
regierung vorwerfen, sie habe beim Klimaschutz ver-
sagt, dann muss ich darauf hinweisen, dass sich die neue
Bundesregierung bereits vor der Klimakonferenz in Ko-
penhagen ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt hat und dieses
Ziel auch erreichen wird. Es waren gerade sozialistische
Länder, die einen Erfolg dieser Klimakonferenz verhin-
dert haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir alle sind – mit unterschiedlicher Ausprägung –
vom Ergebnis der Konferenz in Kopenhagen nicht be-
geistert. Aber wir müssen uns trotz aller Diskussionen
über eines klar werden: Uns stehen 12 Prozent der Erd-
oberfläche für die Produktion von Lebensmitteln zur
Verfügung. Der Rest unserer Erde sind Permafrost,

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(C (D üste, Urwald und Gebirge. Wir sollten auch nichts an iesem prozentualen Verhältnis ändern; denn es ist der otor unseres Klimas. Wir in Europa, in Deutschland aben das große Glück, auf diesen 12 Prozent zu leben. ei uns ist Landwirtschaft möglich. Unsere Landwirte aben in den letzten 50 Jahren bewiesen, dass sie in der age sind, die Ressourcen richtig einzusetzen und zu utzen. So ist es der Landwirtschaft in Deutschland geungen, hochwertige Lebensmittel in einem Umfang zu rzeugen, der geradezu gigantisch ist. Das war die Enticklung von 1950 bis zum Jahr 2000. Diese Entwicklung gibt uns die Möglichkeit, über eue Technologien auch in der Energieerzeugung nachudenken. So hat sich in den letzten Jahren eine neue echnologie entwickelt, durch die es möglich ist, mit iomasse grundlastfähige Energie zu erzeugen. Es sind ehr viele Arbeitsplätze und Alternativen für unsere leensmittelerzeugenden Betriebe entstanden. Wenn ich aber die Vorwürfe höre, die hier geäußert urden, dann muss ich mich fragen, warum wir diese Si uationsbestimmung vornehmen und Probleme diskutieen, die als Ergebnis der Agrarpolitik der Vergangenheit nzusehen sind. Herr Ostendorff, Sie haben darauf hinewiesen, dass eine Reduzierung der Agrardieselbeteuerung zu einem steigenden Verbrauch führen wird. er Sinn dieser Denkweise verschließt sich mir; denn ann könnte man ähnlich argumentieren, dass ein Zuchuss zur landwirtschaftlichen Unfallversicherung dazu ühren würde, dass die Zahl der landwirtschaftlichen nfälle steigt. Das ist absurd. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Ziel dieser Bundesregierung ist es, mit dem So-
ortprogramm die Auswüchse einer fehlgeleiteten Agrar-
olitik – dafür mache ich auch Frau Ministerin Künast,
ie Sie sehr lobend erwähnt haben, verantwortlich – zu
orrigieren, um als nächsten Schritt unsere Landwirt-
chaft für die Zeit nach 2013 wettbewerbsfähig zu ma-
hen. 2013 ist das Schlüsseljahr. Wir müssen erreichen,
ass unsere Landwirtschaft im europäischen Wettbe-
erb mithalten kann. Wenn der Liter Agrardiesel in
rankreich mit 0,7 Cent und in Irland mit 4,7 Cent be-
teuert wird und gleichzeitig die Mehrwertsteuersätze in
iesen Ländern geringer sind als bei uns, dann haben wir
s mit einer sehr starken Wettbewerbsverzerrung zu tun,
ie wir korrigieren müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sind mit dem Sofortprogramm Landwirtschaft
uf dem richtigen Weg. Wir versuchen, Fehlentwicklun-
en zu korrigieren, die im agrarpolitischen Bereich, aber
uch in den Folgen der Wirtschaftskrise begründet sind.
ir werden die Weichen stellen – dazu hat diese neue
undesregierung die Kraft –, um die deutsche Landwirt-

chaft im europäischen Wettbewerb für die internationa-
en Märkte der Zukunft fit zu machen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1701410100

Herr Kollege Erdel, dies war Ihre erste Rede im Deut-

schen Bundestag. Meine Gratulation und unsere herzli-
chen Wünsche für eine gute Zusammenarbeit!


(Beifall)


Das Wort hat nun Kollege Alexander Süßmair für die
Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Süßmair (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701410200

Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Frau Bundes-

ministerin Aigner! Meine Damen und Herren! Der Preis-
verfall bei der Milch im vergangenen Jahr hat die Land-
wirtschaft hart getroffen. Wie in meiner Heimat Bayern
steht vielen Milchbetrieben in ganz Deutschland das
Wasser bis zum Hals. Ihre Existenz ist massiv bedroht.

Die Bundesregierung will den Landwirten mit insge-
samt 750 Millionen Euro Soforthilfe helfen. Damit soll,
so Ministerin Aigner, der unerwartet massive Verfall der
Erzeugerpreise aufgefangen werden. 500 Millionen Euro
soll den Landwirten in den nächsten beiden Jahren in
Form einer Grünland- und Kuhprämie gewährt werden.
Mit einem Zuschuss zur Unfallversicherung in Höhe von
200 Millionen Euro sollen die Beiträge für die Bauern
um etwa 45 Prozent gesenkt werden. Die restlichen
50 Millionen Euro sollen für verbilligte Kredite ausge-
geben werden. Der Preisverfall bei der Milch durch ein
Überangebot kam aber alles andere als unerwartet, Frau
Bundesministerin Aigner. Das Desaster in der Agrarpoli-
tik hat unter Schwarz-Rot begonnen und findet seine
Fortsetzung unter Schwarz-Gelb. Sie werfen mit dem
Sofortprogramm 750 Millionen Euro auf den Tisch
– Geld, das die Bäuerinnen und Bauern sicherlich gerne
nehmen und dringend brauchen –, aber lediglich zur Be-
ruhigung der Lage. Es handelt sich nicht um ein Pro-
gramm, das hilft, die strukturelle Krise zu überwinden.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Milchbetriebe haben durch den Erzeugerpreisver-
fall innerhalb eines Jahres 10 Cent pro Kilo verloren.
Das sind gut ein Drittel ihrer Einnahmen. Allein auf
Deutschland bezogen, handelt es sich um Milliardenver-
luste. Die 350 Millionen Euro aus dem Sofortprogramm
für die Milchbetriebe sind daher nicht mehr als ein Trop-
fen auf den heißen Stein. Bis zu 45 Prozent der Milchbe-
triebe sind wirtschaftlich akut gefährdet. Meine Damen
und Herren von der Koalition, Sie waren nicht bereit, die
Möglichkeiten zu nutzen und etwas mehr in Richtung ei-
ner marktgerechten Milchpolitik zu gehen. So ist es
durchaus mit den europäischen Rahmenbedingungen
vereinbar, die Quotenerhöhungen nicht an die Milcher-
zeuger weiterzugeben, sondern in die nationale Quoten-
reserve zu stecken. Die Milcherzeuger, die ihre Quote
überliefern, werden weiterhin durch die Saldierung be-
lohnt. Sie, meine Damen und Herren von der Koalition,
waren nicht bereit, Vorschläge zur Abschaffung der Sal-
dierung ernsthaft zu prüfen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D uch der Vorschlag, durch Verzicht auf den neuen Umechnungsfaktor eine indirekte Quotenerhöhung zu vereiden, wurde von Ihnen abgelehnt. Eine Reduzierung er Milchmenge als wirksamste Maßnahme, um die Ereugerpreise zu stabilisieren, war nicht im Ansatz mögich. In Verbindung mit einer weltweit sinkenden Nachrage nach Milchprodukten braucht man sich daher nicht ber den Preisverfall zu wundern. Ohne Begleitmaßnahen zur Stabilisierung des Milchmarktes ist jedes För erprogramm hinausgeworfenes Geld. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte Sie an die Demonstrationen der Milch-
äuerinnen im Sommer 2009 erinnern. Es waren keine
emonstrationen für mehr staatliche Hilfsgelder. Es wa-

en Demonstrationen für gerechte Rahmenbedingungen
uf dem Milchmarkt und faire Erzeugerpreise; das ist
atsache.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir von der Linken sind der Meinung, dass die Milchbe-
riebe etwa 40 Cent pro Kilo brauchen, um ihre Existenz
achhaltig zu sichern. Ihr einziges Konzept ist blankes
offen auf den Weltmarkt. Der Markt soll es richten.
ber alle Märkte brauchen – das wurde durch die Fi-
anz- und Wirtschaftskrise klar verdeutlicht – staatliche
ahmenbedingungen. Die Erkenntnis ist: Der reine
arkt funktioniert nicht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie diese Politik nicht ändern, werden die Be-
riebe kaputtgehen, weil sie diesen ruinösen Wettbewerb
icht überstehen können. Das wichtigste Ziel aus Sicht
er Linken bleibt daher die Schaffung von Rahmenbe-
ingungen auf den Agrarmärkten, die für die Bildung
erechter und fairer Erzeugerpreise sorgen. Wir brau-
hen eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion,
ie die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln ge-
ährleistet sowie die Wahrnehmung ökologischer und

ozialer Aufgaben und die Sicherung von Arbeitsplätzen
m ländlichen Raum übernimmt.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Allgäu oder Ostfriesland ohne Kühe will sich
iemand vorstellen. Die Linke wird sich weiter für ge-
echte und faire Erzeugerpreise einsetzen, damit diese
chreckensvision niemals wahr wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701410300

Herr Kollege Süßmair, das war Ihre erste Rede in die-

em Haus. Ich gratuliere Ihnen herzlich, verbunden mit
en besten Wünschen für Ihre weitere Arbeit.


(Beifall)


Das Wort hat nun die Kollegin Nicole Maisch für die
raktion Bündnis 90/Die Grünen.






(A) )



(B) )


Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701410400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In der

letzten Stunde haben wir viel über Agrarpolitik – teil-
weise sogar in Reimform – und über das Osnabrücker
Land gehört.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ich lade Sie ein! Schöne Gegend und nette Leute dort!)


Ich möchte Ihren Blick jetzt auf die verbraucherpoliti-
schen Aspekte in diesem Agrarhaushalt lenken. Dieser
Haushalt ist aus verbraucherpolitischer Sicht mangel-
haft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Wilhelm Priesmeier [SPD])


Das gilt insbesondere für den wirtschaftlichen Ver-
braucherschutz. Wie schon unter Schwarz-Rot ist dafür
viel zu wenig Geld eingestellt. Wir müssen bedenken,
dass wir immer noch die Nachwirkungen einer der größ-
ten Finanzkrisen der Geschichte spüren und die Anlege-
rinnen und Anleger, die Lehman-Geschädigten darunter
leiden, dass sie ihr Geld einem Markt anvertraut haben,
der ihnen nicht das gebracht hat, was sie erwartet haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb brauchen wir beim Verbraucherschutz auf
den Finanzmärkten nicht nur Ankündigungen, sondern
Taten. Frau Aigner hat sehr viel angekündigt. Aber wenn
man sich den Haushalt anschaut, sieht man, dass die An-
kündigungen nicht mit Geld unterfüttert sind. All die
schönen Worte bringen aber doch nichts, wenn nicht das
nötige Geld in den Haushalt eingestellt wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte Ihnen ein Beispiel dafür geben. Vor Weih-
nachten gab es mit der Qualitätsoffensive Verbrau-
cherfinanzen ein sehr hochkarätig besetztes Panel, das
von Frau Ministerin Aigner organisiert wurde. Da wur-
den sehr gute Vorschläge gemacht. Aber wenn man jetzt
in den Haushalt schaut, dann sieht man, dass von den
Vorschlägen der Qualitätsoffensive Verbraucherfinan-
zen nicht mehr viel übrig ist. Das ist keine seriöse Poli-
tik, und das ist keine Politik im Sinne der Verbraucherin-
nen und Verbraucher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Man fragt sich, was Schwarz-Gelb beim Verbraucher-
schutz auf den Finanzmärkten vorhat. Man könnte den-
ken, dass man das Problem den Banken selbst überlassen
will; das wäre ja eine FDP-nahe Position. Aber wenn
man sich den aktuellen Bankentest der Stiftung Waren-
test anschaut, dann sieht man, dass die Strukturen sich
nicht geändert haben und die Bankberatung in Deutsch-
land so grottenschlecht wie ihr Ruf ist. Diesbezüglich
müssten Sie eigentlich dringend handeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Unverschämtheit!)


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(C (D Als jemand, der gerne spart, möchte ich Ihnen noch agen, dass das Ändern von Strukturen und die Regulieung kein Geld kosten. Das ist in Zeiten der größten Verchuldung dieses Gemeinwesens vielleicht ein ganz guer Hinweis. Wir sehen positiv, dass es bei der Verbraucherpolitik inen Gesamtmittelaufwuchs gibt. Der Großteil davon ließt aber in die Stiftung Warentest. Wir finden es gut, as Stiftungsvermögen zu erhöhen. Aber wir müssen uch zur Kenntnis nehmen, dass die Verbraucherinnen nd Verbraucher Soforthilfe erwarten. Diese ist von eier Erhöhung des Stiftungsvermögens erst einmal nicht u erwarten; die Menschen im Land werden erst einmal icht merken, dass dafür mehr Geld eingestellt wurde. Wir kritisieren auch, dass Sie die falschen Prioritäten esetzt haben. Wenn man sich den Haushaltstitel „Inforation der Verbraucherinnen und Verbraucher“ anschaut, ann sieht man, dass Sie im Bereich der Ernährung sehr iel tun. Allerdings würde die Ernährungsampel überaupt nichts kosten, und man könnte sehr viel Geld für nformationsbroschüren zum Thema Übergewicht spaen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir finden es sehr schade, dass Sie beim Thema des
achhaltigen Konsums auf dem Niveau von Schwarz-
ot geblieben sind, nämlich bei einer halben Milliarde
uro. Das ist viel zu wenig. Es ist eine zutiefst liberale

dee, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die
ärkte von unten verändern. Sie warten nicht darauf,

ass in Kopenhagen irgendetwas beschlossen wird, son-
ern wollen selbst umweltfreundlich, tiergerecht und kli-
afreundlich konsumieren. Da das eine schöne liberale

dee ist, könnte man vielleicht auch ein bisschen Geld
afür in den Haushalt einstellen. Leider hat auch die
DP das nicht getan; sie bleibt sogar hinter ihren eigenen
nsprüchen aus Oppositionszeiten zurück. In den letzten
aushaltsberatungen hat die FDP immer mehr Geld für
en Bundesverband der Verbraucherzentrale gefordert.
inter diesem selbst gesteckten Ziel bleiben Sie leider

urück.

Mit Blick auf die folgenden parlamentarischen Bera-
ungen möchte ich Frau Aigner zitieren, die am Anfang
twas ganz Wunderbares gesagt hat, nämlich dass man
olitik gemeinsam und nicht gegeneinander machen
oll. Am besten machen Sie gemeinsam mit uns Politik,
ndem Sie unsere grünen Änderungsanträge, die es in
roßer Anzahl geben wird, vorurteilsfrei prüfen und ih-
en vielleicht auch zustimmen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701410500

Nun hat die Kollegin Lucia Puttrich für die CDU/

CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Lucia Puttrich (CDU):
Rede ID: ID1701410600

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Lassen Sie mich ganz kurz das aufgreifen, was die Red-
nerin von der Opposition gerade angesprochen hat. Ei-
nerseits bemängeln Sie, es würde nicht genügend Geld
im Haushalt bereitgestellt werden. Sie nehmen bewusst
oder unbewusst nicht zur Kenntnis, dass die Ausgaben
für Verbraucherpolitik um immerhin 30 Prozent steigen.
Das ist eine ordentliche Leistung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie widersprechen sich dann aber selbst, indem Sie
sagen, dass man Verbraucherpolitik auch ohne viel Geld
machen kann. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Er-
kenntnis! Die hatten wir schon lange.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was machen Sie denn?)


Wir haben in der Vergangenheit wichtige Maßnahmen
durchgeführt. Sie können sich darauf verlassen, dass wir
auch weiterhin eine moderne Verbraucherpolitik machen
werden.

Lassen Sie mich im Verlauf meiner Ausführungen auf
einzelne Bereiche eingehen. Selbstverständlich wollen
wir Transparenz, Information und Beratung. Wir
wissen, dass das der beste Schutz ist. Wir wissen auch,
dass hierfür investiertes Geld gut investiertes Geld ist.
Wir wollen, dass der Verbraucher gut und unkompliziert
an Informationen kommt. Deshalb steht auch in der
Koalitionsvereinbarung, dass wir ein Verbrauchertelefon
einführen werden, das eine Lotsenfunktion haben wird,
um das Ärgernis der Nichtzuständigkeit der Behörden
auszuräumen und gleich den richtigen Ansprechpartner
zu finden. Wir werden ebenfalls, wie im Koalitions-
vertrag geregelt, das Verbraucherinformationsgesetz re-
formieren. Unser Ziel ist es, dass die Informations-
ansprüche des Bürgers in einem einheitlichen Gesetz
transparent gebündelt werden. Transparenz und Informa-
tion sind für uns in der Verbraucherpolitik ganz beson-
ders wichtig.

Zu den Ausführungen der Kollegin über den Bereich
des Anlegerschutzes kann ich eigentlich nur sagen, dass
es traurig ist, dass Sie nicht zur Kenntnis genommen ha-
ben, was in dem Bereich schon alles getan wurde und
was noch getan wird. Wir sehen in der Tat dort einen er-
heblichen Handlungsbedarf. Seit Anfang dieses Jahres
muss ein Beratungsprotokoll für jedes Anlagegespräch
verbindlich erstellt und dem Kunden ausgehändigt wer-
den. Die Kunden haben jetzt damit den Vorteil, dass sie
bei der Anmeldung von Schadensersatzansprüchen
leichter Beweise beibringen können. Wie in der Welt am
Sonntag vom 10. Januar berichtet wurde, ist die Handha-
bung der Erstellung dieser Beratungsprotokolle aller-
dings sehr unterschiedlich. Wir erwarten, dass Bera-

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(C (D ungsprotokolle ernsthaft und im Sinne des Gesetzgebers rstellt werden, zum Schutz des Verbrauchers und nicht ls lästige Erfüllung einer gesetzlichen Pflicht. Weiterhin ollen wir mehr Transparenz bei Finanzprodukten. Ein unde soll die Chancen und Risiken selbst schnell ver tehen und erfassen können. Wir unterstützen deshalb usdrücklich die Initiative von Bundesministerin Aigner ur verpflichtenden Einführung eines Produktinformaionsblattes. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist eine EU-Vorgabe!)


Wir wollen auch mehr Transparenz bei der Anlagebe-
atung. Zukünftig sollen Kunden auch bei freien Finanz-
eratern die Sicherheit haben, dass diese über eine ent-
prechende Qualifikation verfügen. Deshalb müssen
ualifikation, Zulassung und wirksame Haftung bei
alschberatung geregelt werden. Auch das kostet übri-
ens kein Geld. Wir brauchen darüber hinaus eine zuver-
ässige Kontrolle der Finanzprodukte selbst. Unseriöse
rodukte müssen aufgedeckt und als solche gekenn-
eichnet werden. In der Vergangenheit hat sich gezeigt,
ass sich private Ratingagenturen nicht bewährt haben.
erlässliche Einschätzungen müssen deshalb zukünftig
urch unabhängige Stellen wie beispielsweise durch die
aFin getroffen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein besonderes Augenmerk werden wir auf die
echte von Bahnkunden und Fluggästen richten. Das
ahrgastrechte-Gesetz ist im Juni 2009 in Kraft getreten.
eitdem können sich Reisende an eine von den Ver-
ehrsunternehmen selbst getragene Schlichtungsstelle
enden. Der Beitritt zu dieser Schlichtungsstelle ist frei-
illig. Insbesondere Flugunternehmen haben sich bisher
och nicht angeschlossen. Wir hoffen, dass die Bereit-
chaft zum Beitritt zu dieser Einrichtung steigen wird.
nsonsten müsste man ernsthaft über eine verpflich-

ende Regelung nachdenken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Von großer Bedeutung ist für uns auch der digitale
erbraucherschutz. Viele Verbraucher tappen zum Bei-
piel in die Internetfalle, weil sie nicht erkennen können,
ann sie durch Anklicken einer besonderen Passage ei-
en Vertrag geschlossen haben. 750 000 Internetabzo-
ken pro Jahr, Tendenz steigend: Das macht deutlich,
ass wir handeln müssen. Deshalb werden wir für den
ertragsabschluss im Internet ein klar erkennbares, ver-
flichtendes Bestätigungsfeld einführen. Ab März 2010
ollten auch teure Warteschleifen und das Abkassieren
ei 0180er-Servicenummern ein Ende haben. Die Vo-
aussetzungen hierfür werden durch die Änderungen des
elekommunikationsgesetzes geschaffen. Gleichzeitig
erden Preisobergrenzen für diese Servicenummern ein-
eführt. Wir werden die Entwicklungen im Auge behal-
en, und wir werden auch keine Ausreden dulden.

Als letzten Punkt will ich das Thema Produktsicher-
eit ansprechen. So ist die EU-Spielzeugrichtlinie in ih-
er aktuellen Fassung vollkommen ungenügend. Die






(A) )



(B) )


Lucia Puttrich
festgelegten Grenzwerte reichen nicht aus, um ein hohes
Schutzniveau bei Kindern zu sichern. Dies gilt für gif-
tige und allergieauslösende Inhaltsstoffe. Grenzwerte für
krebserregende Weichmacher fanden gar keine Berück-
sichtigung. Noch immer ist das freiwillige Prüfverfahren
„geprüfte Sicherheit“ nur in Deutschland Vorreiter einer
effektiven Qualitätssicherung. Das halten wir für nicht
ausreichend. Zur Änderung der EU-Spielzeugrichtlinie
bereiten wir auch deshalb einen entsprechenden Antrag
vor.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sehen den Verbraucher tatsächlich als mündigen
Bürger, und wir setzen auch auf eine Partnerschaft zwi-
schen Verbrauchern und Wirtschaft. Der Idealzustand
ist, viel zu informieren und möglichst wenig zu regle-
mentieren. Wir wissen jedoch auch, dass es nicht ganz
ohne gesetzliche Regelungen geht. Gerade im Bereich
der Finanzdienstleistungen haben wir leider die Erfah-
rung gemacht, dass die alte Regel gilt: Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist aber manchmal besser.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701410700

Frau Kollegin Puttrich, auch für Sie war dies die erste

Rede im Deutschen Bundestag. Ich gratuliere auch Ihnen
sehr herzlich und wünsche Ihnen bei ihrer weiteren Ar-
beit viel Freude und Erfolg.


(Beifall)


Das Wort hat nun der Kollege Rolf Schwanitz für die
SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1701410800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es wird Sie nicht wundern, dass ich in meiner Rede den
Einzelplan 10 vor allen Dingen in die haushaltspoliti-
sche Gesamtsituation einordnen will. Ich glaube, dieses
Thema ist der rote Faden, der sich durch alle drei Lesun-
gen dieses Gesetzentwurfs ziehen muss.

Der Bund wird nach den Planungen, die die Bundes-
regierung vorgelegt hat, eine Neuverschuldung in Re-
kordhöhe ausweisen.


(Gisela Piltz [FDP]: Genau! Haben wir doch von Ihnen geerbt!)


86 Milliarden Euro, das ist eine beängstigende Dimen-
sion. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen: Das ist
eine Dimension, die die Vorstellungskraft von uns allen,
vor allen Dingen von den Bürgerinnen und Bürgern, bei
weitem sprengt. Mittlerweile lebt der Bund zu einem
Viertel seiner Ausgaben auf Pump. Das heißt, jeder
vierte Euro, der in diesem Bundeshaushalt ausgegeben
werden soll, muss durch Kredite finanziert werden. Das
ist eine Situation, die es auf keiner anderen staatlichen
Ebene in Deutschland gibt. Weder bei den Kommunen,
über die wir sehr intensiv reden, noch bei den Ländern

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(C (D st die Situation so prekär. Die Ursache für diesen Zutand sind natürlich die Folgen der internationalen Fianzkrise. Die Ursache dafür ist aber auch die von Ihnen ingeschlagene Klientelpolitik gegenüber den Hotelbeitzern, gegenüber den reichen Erben, gegenüber den apitalbesitzern. Das muss am Anfang jeder Debatte tehen. (Beifall bei der SPD – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das war auch noch gar nicht gesagt worden! – Gisela Piltz [FDP]: Von wem haben wir die 86 Milliarden Euro eigentlich geerbt?)


Sie, die Abgeordneten der Koalition, tun dies, obwohl
ie wissen, dass das strukturelle Defizit Ende 2010 bei
und 70 Milliarden Euro liegen wird. Sie haben das ge-
an, obwohl Sie wissen und wussten, dass Sie Ende 2010
inen Konsolidierungskurs mit einem Defizitabbau in
öhe von 13 bis 15 Milliarden Euro einschlagen müs-

en; nicht nur einmalig, sondern aufwachsend jedes Jahr
eu, über sechs Jahre hinweg, bis zur Erfüllung der
chuldenbremsenregelung. Das, worüber Sie intensiv
treiten, über die 24 Milliarden Euro für zusätzliche
teuergeschenke, ist dabei noch nicht eingepreist,
ommt „on top“, muss in diese Konsolidierung also wei-
er einbezogen werden.

Dass Sie sich in dieser Situation hinter der Steuer-
chätzung Mai verstecken, wie wir das in den Debatten-
eiträgen heute noch einmal gehört haben, auch vom
inanzminister, ist, wie ich finde, eine der feigesten Ak-

ionen einer Regierung, die mir je untergekommen ist


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Gisela Piltz [FDP]: Nicht mal von der eigenen Fraktion voller Beifall!)


das ist übrigens auch ein Betrug am Wähler –; deswe-
en werden wir das Woche für Woche thematisieren.

Bezeichnend ist auch, dass die Risikofrage bei den
aushaltsdebatten bisher relativ wenig thematisiert wor-
en ist. Wir haben sehr intensiv über das Thema Netto-
euverschuldung geredet; über die Bruttokreditauf-
ahme wurde aber relativ wenig gesprochen.

atürlich muss der Gesamthaushalt nicht nur Kredite für
ie neuen Schulden aufnehmen, sondern auch für die al-
en. Die Bruttokreditaufnahme wird in dieser Zeit in
twa bei 330 Milliarden Euro liegen. Wir müssen uns ja
ergegenwärtigen: Wir befinden uns zurzeit in einer
iedrigzinsphase. Sie selbst, wir übrigens auch, hatten ja

chon für Ende des letzten Jahres mit einem Zinsanstieg
erechnet. Wenn die Zinsen nur um 1 Prozentpunkt stei-
en, dann wird dies zu einer zusätzlichen Belastung des
undeshaushaltes in Höhe von rund 3,3 Milliarden Euro

ühren. Auch das würde die Situation „on top“ verschär-
en.

Das Ganze, meine Damen und Herren, erinnert mich
n jemanden, der bis über die Halskrause, bis über beide
hren verschuldet ist und schnell, bevor am nächsten
ag der Gerichtsvollzieher kommt, noch einmal seine
umpels zu einer Party einlädt und alles auf Pump he-






(A) )



(B) )


Rolf Schwanitz
rausbläst, unabhängig davon, welche Situation ihn am
Folgetag erwartet.


(Beifall bei der SPD)


Das macht kein vernünftiger Mensch, aber Sie erheben
das zusammen mit der Klientelpolitik, die Sie hier ein-
schlagen, zur Geschäftsgrundlage für den Gesamtstaat.
Wir kritisieren das, übrigens auch unter Verbraucherge-
sichtspunkten; wie man mit Schulden umgeht, ist ja auch
eine verbraucherpolitische Frage.


(Peter Bleser [CDU/CSU]: Ach, jetzt zum Thema? – Gisela Piltz [FDP]: Jetzt zum Thema?)


Das verbraucherpolitische Signal nämlich, das man da-
mit an die Gesamtheit der Bürger in Deutschland sendet,
halte ich schlicht und einfach für eine Katastrophe.


(Beifall des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD])


Apropos Verbraucherpolitik: Sie haben im Koali-
tionsvertrag geschrieben, Sie setzen auf eine „Stärkung
des Verbrauchers im Markt“. Der gesamte Bereich der
Verbraucherpolitik im Einzelplan 10 umfasst einen An-
satz von 148 Millionen Euro. Haben Sie eigentlich ein-
mal eine Querverbindung zwischen der Klientelpolitik
auf der einen Seite und der Verbraucherpolitik auf der
anderen Seite gezogen? Allein das, was Sie an Steuer-
vergünstigungen für das Hotelgewerbe umgesetzt haben,
wird den Gesamtstaat 945 Millionen Euro kosten; davon
entfallen auf den Bund Steuerausfälle in Höhe von rund
500 Millionen Euro, also einer halben Milliarde. Das ist
fast das Dreieinhalbfache der Ausgaben, die im Einzel-
plan 10 für Verbraucherpolitik eingestellt sind. Das zeigt
die Dimension dessen, was Sie hier tun.


(Beifall bei der SPD)


Ich will noch eine Bemerkung zum Zuschuss an die
Stiftung Warentest machen. Das hat vorhin auch schon
bei Herrn Schirmbeck eine Rolle gespielt. Ich glaube,
wir sind uns einig, dass die Verbraucherpolitik ein wich-
tiges Politikfeld ist und gestärkt werden muss. Ich halte
aber das, was momentan bei der Stiftung Warentest ab-
läuft, nicht für etwas, für das man sich verbraucherpoli-
tisch brüsten kann. Sie erhöhen – das ist richtig – das
Stiftungskapital der Stiftung Warentest um 20 Millionen
Euro. Sie verschweigen allerdings, dass zugleich der Zu-
schuss für die Stiftung Warentest im selben Umfang,
nämlich im Umfang der Kapitalerträge, abgesenkt wird.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701410900

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schirmbeck?


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1701411000

Ich würde gerne im Zusammenhang vortragen. Herr

Schirmbeck, Sie haben das ja genauso getan.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Lesen Sie bitte einmal im Protokoll nach, dass ich genau das gesagt habe, was Sie hier ansprechen! Genau das habe ich angesprochen!)


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(C (D Was Sie hier tun, ist etwas, was man verbraucherpoliisch schlicht und einfach als Mogelpackung bezeichnen ann. Es kommt bei dieser gesamten Aktion kein einzier Euro mehr für Verbraucherpolitik heraus. Sie nehen nur eine Umfinanzierung des Bundeszuschusses für ie Stiftung Warentest vor. Das muss man, wie ich finde, uch klipp und klar ansprechen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir werden Ihnen bei den Haushaltsberatungen übrigens
elegenheit geben, über einen Antrag abzustimmen,
urch den mehr finanzielle Möglichkeiten für Verbrau-
herpolitik in Deutschland eröffnet werden. Bedarf gibt
s genug. Ich bin gespannt darauf, wie Sie im Ausschuss
arüber abstimmen werden.

Meine Damen und Herren, angesichts Ihrer Klientel-
olitik im sogenannten Wachstumsbeschleunigungsge-
etz werden wir alle Maßnahmen im Einzelplan 10 kri-
isch auf den Prüfstand stellen. Wir werden die Frage
tellen, ob sie so tatsächlich notwendig sind und ob die
rt und Weise, wie sie finanziert werden, alternativlos

st. Letztendlich müssen nicht Sie, auch nicht wir, son-
ern die Bürgerinnen und Bürger, die Abgaben- und
teuerzahler in diesem Land, dafür die Zeche zahlen.


(Gisela Piltz [FDP]: Das ist aber eine neue Erkenntnis bei der SPD!)


Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701411100

Zu einer Kurzintervention erteile ich nun das Wort

em Kollegen Schirmbeck.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1701411200

Herr Kollege Schwanitz, mir fällt es manchmal

chwer, nachzuvollziehen, warum hier etwas behauptet
ird, was objektiv vorher ganz anders ausgedrückt wor-
en ist, was man auch im Wortprotokoll nachlesen kann,
obald es uns zugänglich ist.

Ich habe deutlich gemacht, dass wir mit den Mitteln,
ie wir im Bundeshaushalt zur Verfügung haben, effi-
ienter umgehen müssen. Aus diesem Grunde geben wir
er Stiftung Warentest Mittel für den Aufbau der Stif-
ung. Damit ist die Stiftung Warentest unabhängiger,
eil sie mit den Erträgen aus den Stiftungsmitteln ihre
rbeit finanzieren kann. Das führt dazu, dass wir mittel-
nd langfristig die laufenden Mittel aus dem Bundes-
aushalt absenken können. Das habe ich hier ausgeführt.

Sie wiederum erwecken jetzt den Eindruck, als hätte
ch hier etwas unterschlagen oder ein falsches Spiel ge-
pielt, als würde ich vor der Landtagswahl etwas anderes
agen als nach der Landtagswahl oder als würde ich
olitik hinter der Gardine machen statt einer gläsernen
olitik. Nehmen Sie doch einfach das, was ich im Bun-
estag in der Öffentlichkeit ausgeführt habe, so zur
enntnis!

Herzlichen Dank.






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701411300

Zur Erwiderung Herr Schwanitz, bitte.


Rolf Schwanitz (SPD):
Rede ID: ID1701411400

Herr Kollege Schirmbeck, ich bin für diese Klarstel-

lung dankbar, weil sie dem, was ich hier ausgeführt
habe, nicht widerspricht. Ich habe allerdings sehr wohl
vernommen – ich habe es auch noch einmal im Protokoll
der letzten Haushaltsberatung nachgelesen –, was Sie
über die Motivation und die Urheberschaft dieses Be-
schlusses ausgeführt haben und dass der Kollege Kauder
diesen Vorschlag mit einer besonderen verbrauchspoliti-
schen Auszeichnung eingebracht hat. Deswegen ist mir
wichtig, hier einmal klipp und klar festzustellen: Was
Sie planen, hat etwas damit zu tun, dass Sie den Zu-
schuss zur Stiftung Warentest absenken wollen. Es hat
nichts damit zu tun, dass Sie mehr finanzielle Mittel für
Verbraucherpolitik zur Verfügung stellen wollen. So
wird das Ganze ins richtige Licht gerückt. Deswegen
danke ich für die Intervention.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701411500

Nun hat das Wort der Kollege Professor Dr. Erik

Schweickert für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1701411600

Kollege Schwanitz, die Politik der letzten elf Jahre ist

dafür verantwortlich, dass wir ein strukturelles Defizit
haben. Jetzt hier so zu tun, als sei man nicht dabei gewe-
sen, ist insbesondere in Ihrem Fall schwierig.


(Beifall bei der FDP)


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben
jetzt einiges gehört. Ich bin wirklich etwas erstaunt. Im
Ausschuss arbeiten wir eigentlich gut zusammen und be-
schränken uns auf die fachliche Ebene. Hier gibt es aber
Reden, die sieben Minuten lang am Thema vorbeigehen.


(Beifall bei der FDP)


Eine Kritik in Richtung Herrn Ostendorff: Sie haben von
„Vernichtungsfeldzug“ und „Krieg“ auf dem Lande ge-
sprochen. Angesichts der Lage, in der wir uns gerade be-
finden, halte ich es für eine Unverschämtheit, wenn Sie
in einer Debatte über die richtige Ausrichtung der Land-
wirtschaft solche Worte benutzen. Dafür könnte man
sich schämen, nicht für das andere.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nehmen Sie doch einfach einmal zur Kenntnis, dass
Verbraucherpolitik keine Nischenpolitik mehr ist. Das ist
die Grundlage sowohl des Koalitionsvertrages als auch
dieses Haushaltes, auf der wir in den nächsten vier Jah-
ren arbeiten können. Es geht um Ernährung, Finanzanla-
gen und Informationsrechte. Dabei setzen wir auf die

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(C (D tärkung des Menschen am Markt und nicht auf den chutz des unmündigen Menschen vor dem Markt. Wir ollen keinen bevormundeten, sondern einen gut inforierten Verbraucher. Dabei geht es nicht nur um viel eld, sondern auch um die richtige Regelsetzung, und iese nimmt die christlich-liberale Koalition in diesem ande vor. Wenn Sie die Erhöhung des Stiftungskapitals so ehr geißeln, dann muss man Ihnen einmal sagen: Wir ollen diese Stiftung von der Politik unabhängig ma hen, damit sie den Finger in die Wunde legen kann. afür darf sie nicht von Almosen leben, die sie jedes ahr erhält. Es ist eine Leistung dieser Koalition, auch er liberalen Politik, dass wir in einem Jahr, in dem wir eniger Einnahmen haben, einen solchen Schwerpunkt etzen. Dazu stehen wir. Dass wir das Stiftungsvermöen um 50 Millionen Euro bis 2012 erhöhen, darf man icht kleinreden. Jetzt kommen wir zum Thema Anlageentscheidung. ir müssen den Verbrauchern die Möglichkeit geben, lle Kosten – das war schon bei der Riester-Rente ein hema –, aber auch die Provisionen und alle damit verundenen Risiken erkennen zu können. Wir dürfen aber icht so tun, als könnten wir den Menschen das Risiko m Kapitalmarkt abnehmen. Wer das tut und entsprehende Vorschläge macht, der wiegt die Leute in einer alschen Sicherheit. Wer zur Bank geht und Geld anlegt, er muss wissen: hohe Rendite hohes Risiko, niedrige endite niedriges Risiko. Die Bank und auch der Staat ürfen dem Kunden dieses Finanzmarktrisiko nicht abehmen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir müssen aber dafür sorgen, dass der Verbraucher
ut informiert ist. Wir müssen auch schauen, dass die
tikettierung der Finanzprodukte stimmt. Die Etikettie-

ung jedes Frühstückseis wird stärker überwacht. Es
ann nicht sein, dass Banken beispielsweise ein Produkt
it der Bezeichnung „Altersvorsorgekonto“ anbieten,

inter dem spekulative Finanzanlagen stecken. Dagegen
nd auch gegen das Verhalten der Banken, ein AA-Ra-
ing der Kunden, also alt und ahnungslos, durchzufüh-
en, müssen wir vorgehen. Es muss klar sein, dass das,
as draufsteht, auch drinsteckt. Das alles kann noch mit

iner Einordnung in entsprechende Risikoklassen flan-
iert werden. Auf diese Weise gibt es den informierten
erbraucher, der sein Geld anlegen kann. Wenn er dann
in Risiko eingeht, braucht der Staat für Verluste nicht
u haften.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich noch das Thema Deutsche Bahn an-
prechen. Ich bin immer wieder überrascht, wie sie jedes
ahr vom Winter überrascht wird.


(Heiterkeit bei der FDP – Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch! Das ist parteiunabhängig!)







(A) )



(B) )


Dr. Erik Schweickert
Ich muss sagen – Frau Kollegin Puttrich hat es ebenfalls
ausgeführt –: Die Bahn steht bei uns sozusagen unter Be-
währung. Wir schauen uns an, wie die Verspätungsricht-
linien umgesetzt werden. Wir haben unsere Vorschläge
in der Tasche. Wenn es nicht reicht, dann muss nachge-
steuert werden. Ich habe ein wenig Sympathie dafür,
dass schon ab 30 Minuten und nicht erst ab 60 Minuten
Verspätung erste Entschädigungszahlungen erfolgen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da müssen wir aber abwarten. Zunächst einmal wird
evaluiert. Es ist eine gute Regierungspolitik, nicht sofort
zu schießen, sondern erst zu schauen, was in diesem Fall
Sache ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Claus, ich bin schon erstaunt, dass Sie hier die
linke Verbraucherschutzsenatorin gelobt haben. In den
letzten Tagen, als es in Berlin stark geschneit hat, hätte
sie einiges für Rollstuhlfahrer und für Eltern, die mit
dem Kinderwagen unterwegs sind, tun können, indem
sie dafür gesorgt hätte, dass der Schnee geräumt wird.
Die Kehrwoche und die Schneeschippe sind schon er-
funden. In diesem Fall etwas für den Verbraucher zu tun,
kostet nicht viel Geld. Tun Sie also nicht so, als sei alles,
was bei Ihnen läuft, toll.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Es gibt auch Schneepflüge!)


Ich komme zum Schluss. Im Hinblick auf das Internet
haben wir noch einiges zu tun. Es geht da um Regelset-
zung. Frau Kollegin Maisch, wir werden sicherlich nicht
die Infobroschüren der Hersteller drucken, sondern mit
einer klaren Regelsetzung dafür sorgen, dass es ver-
ständliche AGBs gibt, sodass dem Verbraucher klar ist,
welches Angebot er anklickt. Ein zweiter Punkt, der für
uns wichtig ist, ist das Thema Breitbandversorgung.
Auch da wird die Koalition der bürgerlichen Mitte vor-
angehen. Wir werden das Ganze auch im Rahmen des
Verbraucherinformationsgesetzes neu aufstellen.

Ich freue mich auf den einzelnen Diskurs mit Ihnen,
der hoffentlich, wie ich es aus dem Ausschuss gewohnt
bin, auf fachlicher Ebene abläuft und nicht von perma-
nenten Unterstellungen und Reden, die komplett am
Thema vorbeigehen, getragen wird. Wie gesagt, ich
freue mich auf diese Diskussion.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701411700

Herr Kollege Schweickert, auch für Sie war dies die

erste Rede in diesem Haus. Ich gratuliere Ihnen sehr
herzlich und wünsche Ihnen für Ihre weitere Arbeit alles
Gute, viel Freude und Erfolg.


(Beifall)


Das Wort hat nun der Kollege Peter Bleser für die
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Ich will aus christlich-liberaler Sicht – lieber Proessor Schweickert, dieser Begriff gefällt mir ausgesprohen gut – diesen Agrarhaushalt bewerten. Dazu will ich inen Punkt ansprechen, der bisher von niemandem erähnt wurde, nämlich dass die Gewinne in den landirtschaftlichen Betrieben im letzten Wirtschaftsjahr wischen 2008 und 2009, so der Situationsbericht des eutschen Bauernverbandes, um sage und schreibe 4 Prozent eingebrochen sind. Das ist je nach Sparte unerschiedlich. Bei den Milchbetrieben sind die Gewinne ogar um 45 Prozent auf 29 000 Euro pro Betrieb – pro rbeitskraft sind das 19 000 Euro – eingebrochen. Wer or diesem Hintergrund die Hilfsaktion der Bundesegierung in Form des Milchfonds kritisiert, dem muss ch soziale Kälte unterstellen, Herr Kollege Priesmeier. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1701411800

as ist nicht nur kaltschnäuzig, sondern auch marktpoli-
isch falsch; denn wir haben mit diesem Hilfsprogramm
ichergestellt, dass es keinen Zusammenbruch der Struk-
uren gibt, die wir dann mit sehr viel Geld wieder auf-
auen müssten. Kritik am Detail ist zwar durchaus ange-
racht; uns lag aber daran, dass wir den Landwirten
iese Hilfe schnell und unbürokratisch zur Verfügung
tellen. Deswegen haben wir diesen Weg gewählt. Das
anze wird ohne zusätzliche Anträge funktionieren, und
as ist ganz entscheidend.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir müssen den Blick trotz
ieser schwierigen Situation, in der sich die Betriebe be-
inden, nach vorne richten. Eine zweite Zahl ist von er-
eblicher Bedeutung; denn sie bestätigt uns, ob wir mit
er bisherigen Politik der Union – auch in der früheren
undesregierung – richtig- oder falschliegen. Das Statis-

ische Bundesamt hat festgestellt, dass die Zahl der Be-
chäftigten im Ernährungsgewerbe von Oktober 2008
is Oktober 2009 um 1,4 Prozent gestiegen ist, während
ie im übrigen verarbeitenden Gewerbe um 4,6 Prozent
urückgegangen ist. Das ist ein Erfolg unserer Politik.
as ist der Erfolg unserer Bemühungen, die Wettbe-
erbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft zu verbes-

ern und unsere Chancen auf dem Exportmarkt zu stei-
ern.

Lieber Herr Kollege Ostendorff, wer wie Sie in einer
resseerklärung verlangt, dass wir unsere Fleischexporte
instellen, den muss man schon fragen, ob er die Zuord-
ung der verschiedenen Teile unserer Landwirtschaft
och richtig versteht. Wenn Sie wie viele andere auf der
inken Seite dieses Parlaments der Landwirtschaft die
auptverantwortung für den Klimawandel zuschieben
ollen, dann muss man schon Böswilligkeit unterstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch habe eine Statistik vom Umweltbundesamt – meine
ertschätzung diesbezüglich ist bescheiden – vorliegen.
arin wird deutlich, dass die Landwirtschaft mit einem
nteil von 5,4 Prozent für CO2-Emissionen verantwort-






(A) )



(B) )


Peter Bleser
lich ist. Wer glaubt, in dieser Klimadebatte den Fokus
auf die Landwirtschaft lenken zu müssen, dem muss
man unterstellen, dass er andere Bereiche bewusst scho-
nen will.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es besteht da natürlich noch Potenzial. Dieses wollen
wir auch nutzen. Aber das geht nur über Effizienzsteige-
rung und nicht mit dem, was die Grünen wollen: eine
Ökologisierung aller Bereiche und eine Verringerung der
Leistungen und der Erträge.

Meine Damen und Herren, es ist uns wichtig, unsere
Politik fortzusetzen, auch nach dem Zusammenbruch der
CMA aufgrund eines Verfassungsgerichtsurteils. Wir
müssen dafür sorgen, dass unsere Aufstellung in Dritt-
landsmärkten auch in Zukunft gut ist. Deswegen bin
ich sehr froh, Frau Ministerin, dass im Haushaltsent-
wurf, wenn man alles, auch die Verpflichtungsermächti-
gungen, addiert, 7,5 Millionen Euro zusätzlich bereitge-
stellt werden. Das ist aber immer noch sehr bescheiden.
Meine lieben Kollegen von der christlich-liberalen Ko-
alition, wir sollten darüber nachdenken, ob wir in den
Beratungen der nächsten Wochen vielleicht noch etwas
zusätzlich erreichen können. Eines steht jedenfalls fest:
Wir fordern vom Berufsstand, von der Agrarwirtschaft,
aber auch vom Handel, dass sie sich zusammenschließen
und etwas konzeptionell erarbeiten. Dann wird die Poli-
tik sicher Wege finden, diese Bereiche zu unterstützen.

Das ist beste Zukunftspolitik für unsere jungen Men-
schen. Sich auf den Märkten zu behaupten, ist die ein-
zige Chance, zu bestehen. Mit Abschotten und Ausgren-
zen erreicht man nichts.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, ich will im Rahmen des
Agrarbereiches ein weiteres Thema ansprechen: die zu-
künftige Entwicklung der europäischen Agrarpolitik
nach 2013. Das ist für viele vielleicht noch weit hin.
Aber in diesem Jahr werden in der Europäischen Kom-
mission die ersten Festlegungen getroffen. Wir müssen
uns deshalb frühzeitig in die Debatte einschalten. Wir
müssen den Menschen sagen, welches Bild wir von un-
serer Landwirtschaft 2020 haben wollen. Wir müssen
zunächst einmal dokumentieren, was unsere Wunschvor-
stellung ist. Dazu gehört die multifunktionale Landwirt-
schaft. Dazu gehört die flächendeckende Landwirtschaft.
Dazu gehört aber auch ein Sicherheitsnetz, um den Zu-
sammenbruch von Strukturen, wie im letzten Jahr be-
fürchtet, zu verhindern.

Was den letzten Punkt angeht, haben die Menschen
mittlerweile ein besonderes Gefühl entwickelt. Gerade
die Katastrophe in Haiti zeigt, dass Nahrungsmittel, die
irgendwo in der Welt produziert werden, noch lange
nicht dort sind, wo sie gebraucht werden. Deswegen
müssen wir auch in fernerer Zukunft Versorgungssicher-
heit herstellen. Wir müssen all denjenigen, die meinen,
den Agraretat der Europäischen Union als Steinbruch für
verschiedene Politikziele nutzen zu können, sagen: Wer
das will, muss sich fragen lassen, ob er Umweltschutz,
Tierschutz, Verbraucherschutz, Multifunktionalität der

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(C (D andwirtschaft und eine Vielfalt der Lebensmittel überaupt noch will. Wir wollen das, und deswegen werden ir entsprechend frühzeitig dagegenhalten. Ich will noch einige Sätze zum Verbraucherschutz saen. Frau Puttrich hat bereits ihren Schwerpunkt darauf elegt. Sie hat einen Bereich jedoch noch nicht erwähnt das ist auch abgesprochen –: den Bereich Ernährung. ielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass wir im letzten Jahr or Weihnachten zum ersten Mal keinen Lebensmittelkandal hatten. Das kann an den Verbänden liegen, die as sonst immer protegiert haben. Ich behaupte, es liegt n den Fakten. Hierfür haben wir gute Belege. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensittelsicherheit hat in einer Presseerklärung zu Rück tänden von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln erlautbaren lassen, dass das Überschreiten von Höchstengen bei Lebensmitteln deutscher Herkunft auf ,9 Prozent gesunken ist. Das ist immer noch zu viel, ber es ist ein toller Wert, wobei man weiß, dass damit eine Gesundheitsschädigung verbunden ist. Ich führe iese Entwicklung, die übrigens in anderen Ländern der U bei 3 Prozent und in Drittländern bei 9 Prozent liegt, uch auf das Verbraucherinformationsgesetz zurück, eil wir die entsprechenden Betriebe nennen können. Wir werden in der christlich-liberalen Koalition siher einen Weg finden, das Verbraucherinformationsgeetz zu verbessern. Bei der Evaluierung werden uns die ollegen der SPD ganz bestimmt helfen, (Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Selbstverständlich!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Schön wär’s!)


amit wir noch mehr Schutz für die Lebensmittelqualität
rwirken können.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Wir nehmen Sie beim Wort!)


Ich will einen zweiten Punkt zum Thema Verbrau-
herschutz ansprechen, und zwar die Abzocke im Be-
eich der Telekommunikation. Ich gebe zu, auch ich
abe 3,98 Euro verloren. Das hätten die nicht tun sollen.
as Thema werden wir aufgreifen. Mit welch kriminel-

er Energie manche Telefongesellschaften Inkasso be-
reiben, ist eine Sauerei, die nicht anders zu beschreiben
t.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen bei der Gestaltung des Telekommunika-
ionsgesetzes darüber nachdenken, ob wir die Beweis-
astumkehr einführen wollen, um eine entsprechend ab-
chreckende Wirkung zu erzeugen. Darüber hinaus ist
icher überlegenswert, ob wir denjenigen, die im Internet
n ordentlicher Weise unterwegs sind und den Verbrau-
her nicht übers Ohr hauen wollen, nicht auch eine Mög-
ichkeit der Kennzeichnung in Form eines „Online-
ngels“ –


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Oh!)







(A) )



(B) )


Peter Bleser
oder wie auch immer Sie ihn nennen wollen – anbieten.
Wir brauchen ein klar erkennbares Zeichen, damit der
Verbraucher nicht in der Art übers Ohr gehauen wird,
wie das leider heutzutage in vielfältiger Weise geschieht.
Dass wir das Thema ernst nehmen, sehen Sie daran, dass
wir eine Enquete-Kommission „Internet und digitale Ge-
sellschaft“ ins Leben rufen wollen, in der Sie alle mitar-
beiten können. Ich glaube, das ist dringend notwendig.

Ich komme zum letzten Satz. Die Menschen können
in Fragen der Agrarpolitik, der Ernährungspolitik und
der Verbraucherpolitik auf die Union vertrauen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701411900

Nun hat das Wort zu einer Kurzintervention der Kol-

lege Ostendorff.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Bleser, Sie haben sich kritisch damit
auseinandergesetzt, dass ich für die Grünen gesagt habe,
dass wir uns genau überlegen sollten, ob die derzeitige
Fleischexportstrategie für uns das Richtige ist. Es geht
um die Frage, ob wir eine richtige Politik machen, das
heißt, ob es richtig ist, dass wir Hunderttausende von le-
benden Tieren in Länder verbringen, die mehrere Tau-
send Kilometer entfernt liegen. Es geht um die Frage, ob
es einer modernen Gesellschaft, die einen hohen An-
spruch an den Tierschutz stellt, gerecht wird, solch eine
Exportstrategie zu fahren, die sich darauf gründet, dass
man Tiere wie tote Ware behandelt, die aber lebend auf
den Transportern stehen und unter großem Leid bis jen-
seits des Urals verbracht werden. Nur darauf bezieht sich
das Gesagte.

Ich bitte Sie, das zur Kenntnis zu nehmen, dass wir
darum bitten, nochmals zu überlegen, ob wir es wirklich
als wirksame Strategie erachten, hier eine Produktion
aufzubauen, die auf diese Art und Weise auf die Märkte
der Dritten Welt, Russlands usw. gelangt. Das ist die ein-
zige Frage, die wir gestellt haben, und die ich bitte zur
Kenntnis zu nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701412000

Herr Kollege Bleser, bitte.


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1701412100

Mein lieber Herr Kollege Ostendorff, es ist immer

hilfreich, wenn man sich auf solche Fragen vorbereitet.
Sie schreiben:

Wir fordern, dass Deutschland nicht weiter für den
Export Fleisch produziert.

Dazu kann ich nur sagen: Das ist nicht nur weltfremd.
So werden auch die Arbeitsplätze aus diesem Land in die
Länder exportiert, in die das Fleisch nach Ihrer Meinung
gehen könnte. Das machen wir nicht mit. Ich teile aller-
dings Ihre Ansicht, dass Transporte nach unseren Tier-

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(C (D chutzvorschriften durchzuführen sind. Das ist selbstvertändlich, und darauf muss geachtet werden. Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen icht vor. Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bunesministeriums der Justiz, Einzelplan 07. Als erster ednerin zu diesem Geschäftsbereich erteile ich das ort der Bundesministerin Sabine Leutheusser chnarrenberger. Frau Ministerin, einen kleinen Moment noch. – Liebe olleginnen und Kollegen, darf ich Sie bitten, Ihre Ge präche vor dem Saal weiterzuführen, damit diejenigen olleginnen und Kollegen, die der Debatte folgen wol en, dies mit großer Aufmerksamkeit tun können? – Frau inisterin, bitte sehr. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesinisterin der Justiz: Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen nd Kollegen! Auch in diesem Jahr hat die Justiz wieder en kleinsten Einzelplan und die höchste Deckungsquote urch eigene Einnahmen. Es lohnt sich, dies zu Beginn ieser Debatte zu erwähnen. Ich möchte hier nur einen inzigen Posten nennen: Wir werden die Gelder für die pfer extremistischer Gewalt um 700 000 Euro auf Million Euro aufstocken. Das ist ein Zeichen dafür, ass wir sehr wohl sehen, in welchen Bereichen Schwerunkte im Haushalt gesetzt werden müssen. Der Haushaltsansatz steht natürlich in keinem Verältnis zu der Bedeutung der Rechtspolitik insgesamt. ie betrifft alle Lebensbereiche. Ich darf an drei Punkten urz deutlich machen, wo wir die größten Herausfordeungen und den größten Handlungsbedarf sehen: Zunächst ist festzustellen, dass die Finanzund irtschaftskrise auch für die Rechtspolitik eine ent cheidende Rolle spielt. Die schwerste Rezession seit riegsende geht auch in dieser Legislaturperiode nicht purlos an den Rechtspolitikern vorbei. Deshalb werden ir, was das Insolvenzplanverfahren angeht, im Insolenzrecht Änderungen vornehmen und gemeinsam mit en anderen Ressorts alles tun, was nötig ist, damit es icht wieder zu einer Verstaatlichung einer Bank kommt, amit sich das nicht wiederholt. Deshalb werden wir ein esonderes Reorganisationsverfahren schaffen. Außerem werden wir die Regelung zur Restschuldbefreiung ndern und die Wohlverhaltenszeit auf drei Jahre halbieen. Das soll ein Signal sein. Nicht zuletzt Gründer solen nach einem Fehlstart eine zweite Chance bekommen. Eine Ursache für diese Finanzmarktkrise – das hat der inanzminister heute Morgen angesprochen – war eine ewisse Spielermentalität in der Wirtschaft. Gier und eichtsinn wurden bei manchen Managern nicht nur urch satte Boni geweckt, sondern auch durch zu wenig aftung und persönliche Verantwortung gefördert. Als iberale bin ich natürlich überzeugt: Leistung muss sich ohnen. Aber zu meinem Verständnis von Liberalität ge Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: hört auch, dass man für persönliche Fehler geradestehen muss. Deshalb werden wir, damit es wieder zu einem Zusammenführen von Verantwortung und Haftung kommt, bei den Verjährungsregelungen ansetzen – die Fristen sind jetzt sehr kurz und knüpfen nicht an die persönliche Kenntnis von Ansprüchen an – und damit dafür Sorge tragen, dass nicht mit einem Mal gesagt werden kann: Jetzt ist die Verantwortlichkeit und damit die Konsequenz für die Haftung begründet, aber die Verjährung ist eingetreten. Für uns ist das ein wichtiger Punkt, bei dem in der Rechtspolitik Konsequenzen aus der Finanzkrise zu ziehen sind. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701412200




(A) )


(B) )


Der zweite wichtige Bereich ist die Digitalisierung
unserer Kommunikation. Die Freiheit des Internets zu
schützen, das das freiheitlichste Informationsmedium ist,
das wir uns vorstellen können, ist gerade für uns ein
wichtiges Thema. Wir müssen die Nutzer vor staatlicher
Überregulierung schützen, aber natürlich auch vor priva-
ten Missbräuchen durch Kriminelle oder wirtschaftlich
Mächtige. Weil das Internet kein rechtsfreier Raum ist,
gehört für uns dazu, dass wir im Rahmen des Urheber-
rechts die Möglichkeiten zur Durchsetzung von Rechten
verbessern. Wir haben in der letzten Legislaturperiode
um den sogenannten zweiten Korb gerungen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da ist genug getan!)


Wir sind ferner der Meinung – das haben wir in der
Koalitionsvereinbarung festgeschrieben –, dass wir auch
das Thema der Leistungsschutzrechte gerade für den Be-
reich Presse und Zeitungsverleger angehen sollten. Das
werden wir tun; wir werden es schaffen. Wenn Men-
schen über das Internet Dienstleistungen in Anspruch
nehmen, Informationen nutzen, dann müssen wir die
Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass diejenigen,
die für die Bereitstellung der Dienstleistungen und Infor-
mationen ein Risiko eingehen und sich wirtschaftlich en-
gagieren, ihre Leistungsschutz- und Urheberrechte
durchsetzen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Zusammenhang mit dem Internet müssen wir
– das passt gut zu der Debatte, die wir eben zu dem
Haushalt für den Verbraucherschutz geführt haben –
auch die Stellung des Verbrauchers in den Blick nehmen.
Ich möchte nur ein Beispiel nennen: die Abofallen im
Netz. Wir wollen, dass alle Anbieter verpflichtet werden,
ein Bestätigungsfeld, also einen Button, vorzusehen, da-
mit Verbraucher vor Abschluss eines Vertrages sicher er-
kennen, dass sie für eine Leistung etwas bezahlen müs-
sen.

Ein Blick in die Koalitionsvereinbarung zeigt, dass
der Datenschutz im Internet eine wichtige Rolle spielt.
Hierfür ist mein Kollege Innenminister, Herr de
Maizière, federführend zuständig. Die FDP hat einge-
bracht, dass es einen anderen Weg geben soll, als immer
die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen zu än-
dern. Lassen Sie mich die geplante Stiftung Datenschutz

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(C (D ennen: Sie soll die Verantwortung des Verbrauchers nd Nutzers stärken und dafür sorgen, dass er sich besser ber datenschutzrechtliche Aspekte bestimmter Leistunen und Angebote informieren kann. Der dritte große Bereich ist die Gesellschaftspolitik, ie gesellschaftliche Entwicklung. Hier wollen wir auf in Höchstmaß an Selbstbestimmung und die Vielfalt der ebensentwürfe achten; wir wollen ihnen den Rang in nserer Gesellschaft geben, der ihnen gebührt. Wir wolen den Menschen nämlich keine Vorschriften machen, ie sie zusammenleben sollen. Kinder sind aber ganz besonders auf den Zusammenalt und die Solidarität unserer Gesellschaft angewiesen. eshalb haben wir mit einem ersten Kabinettsbeschluss nderungen im Vormundschaftsrecht auf den Weg geracht und dabei die Ergebnisse des Untersuchungsauschusses „Kindeswohl“ zum Fall Kevin aufgegriffen. ir wollen nämlich dafür Sorge tragen, dass die nötige ersonelle Ausstattung zur Verfügung steht, wenn das ugendamt die Vormundschaft übernimmt. Damit das elingt, schreiben wir vor, dass die Fallzahl des einzelen Vormundes gesetzlich begrenzt wird. Dabei steht or allen Dingen – auch das ist eine Konsequenz aus den rgebnissen des Untersuchungsausschusses zum Fall evin – der persönliche Kontakt zwischen Vormund und einem Schützling absolut im Vordergrund. Da bedarf es icht nur zufälliger Kontakte oder Kontakte in zu großen eitabständen; das haben wir mit unserem Kabinettsbechluss deutlich gemacht. Ich freue mich, wenn wir hier arüber beraten können. Wir wollen die Rechte lediger Väter stärken. Ledige äter sind keine Bittsteller. Derzeit debattieren wir in er Koalition konstruktiv darüber, wie wir die Verfahensregelungen am besten ausgestalten können. Erlauben Sie mir, kurz zu erwähnen, was auf den Weg ebracht ist. Hier nenne ich die Stärkung des Mandanengeheimnisses. In der Kommunikation des Mandanten it den Anwälten soll es keine Zweiteilung mehr geben. ie Koalitionsvereinbarung sieht hier viele weitere unkte vor, die ich nicht alle aufzählen muss. Einer der größten Komplexe, eines der schwierigsten hemen – das sage ich deutlich – wird die Neuausrich ung der Sicherungsverwahrung sein. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir gespannt!)


ier geht es nicht um gesetzliche Regelungen aufgrund
er Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für
enschenrechte. Vielmehr geht es darum, auf der einen

eite dem berechtigten Anliegen der Allgemeinheit zu
ntsprechen, einen gewissen Schutz zu erhalten,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)


uf der anderen Seite aber nicht zu vergessen, dass Si-
herungsverwahrung eine Ausnahme ist, nicht die Regel,
eine normale Verlängerung des Strafvollzugs. Ein Blick
uf Einzelfälle zeigt, wie wichtig ein Gesamtkonzept ist.
n der Vergangenheit wurde auf viele Einzelfälle re-
giert, teilweise musste reagiert werden.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger:
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, na-
türlich auch mit den Berichterstattern, die hoffentlich an
diesem Haushalt nichts zu beanstanden finden.

Recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701412300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Christine

Lambrecht für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1701412400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Bundesjustizministerin, in den letzten Jahren war
bei Haushaltsdebatten von Ihrer Seite aus immer relativ
kurz zu hören, dass dieser Haushalt zu Recht ein kleiner,
aber feiner Haushalt sei. Dann stellten Sie in der Regel
relativ zügig die Forderung an uns in der jeweiligen Re-
gierungskoalition, das Augenmerk doch mehr auf die
Freiheits- und Bürgerrechte zu lenken. Meist drehte
sich Ihre gesamte Haushaltsrede dann um dieses Thema.
Heute war ich – das muss ich ehrlich sagen – etwas über-
rascht, dass dieses Thema von Ihnen so kurz abgehandelt
bzw. überhaupt nicht angesprochen wurde. Ein Schelm,
der Böses dabei denkt.

Man könnte zur Verdeutlichung auch einfach sagen:
SWIFT. Das war eine Ihrer ersten Aktionen. Ausgerech-
net die FDP, die sich selbst rühmt, Freiheits- und Bürger-
rechte wahren zu wollen, zeichnet dafür mitverantwort-
lich. Kurz zum Hintergrund: Die USA erhalten bei
Überweisungen außerhalb des europäischen Zahlungs-
raumes millionenfach Zugriff auf Bankdaten, die der Fi-
nanzdienstleister SWIFT verwaltet. Die schwarz-gelbe
Koalition hat mit ihrer Enthaltung auf EU-Ebene dafür
gesorgt, dass dieses Abkommen zwischen der EU und
den USA durchgewunken wurde. Dies geschah genau ei-
nen Tag, bevor der Reformvertrag von Lissabon Gültig-
keit erlangte. Vom nächsten Tag an, wenn es erst dann
zur Debatte gekommen wäre, hätte das Parlament ein
Mitspracherecht gehabt. So viel zum schwarz-gelben
Verständnis von parlamentarischer Demokratie.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Zu Ihren Oppositionszeiten, als Sie noch die berühm-
ten Reden gehalten haben, Frau Leutheusser-
Schnarrenberger, hat die FDP-Bundestagsfraktion gera-
dezu zum Kampf gegen dieses Abkommen aufgerufen.
Nachzulesen ist das sehr schön in der Bundestagsdruck-
sache 16/4184. Darin forderten Sie von der damaligen
Regierung, den Zugriff US-amerikanischer Stellen auf
SWIFT-Daten unverzüglich zu stoppen. Aber seitdem
die FDP mit auf der Regierungsbank sitzt, haben Sie
nichts gestoppt. So viel zu der Frage, welchen Stellen-
wert der Schutz sensibler Bürgerdaten in dieser Koali-
tion hat.

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(C (D (Gisela Piltz [FDP]: Aber schön, dass Sie das alles wissen, dass Sie das alles gemacht haben!)


Eingedenk dessen, Frau Justizministerin, dass Sie
war Bedenken formulieren, das Richtige aber offenbar
icht durchsetzen können, schwant mir trotz Ihrer wohl-
ormulierten Worte zur Sicherungsverwahrung nichts
utes.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


urz vor Weihnachten 2009 hat der Europäische Ge-
ichtshof für Menschenrechte der heutigen schwarz-gel-
en Regierung die Quittung für ein Sicherungsverwah-
ungsgesetz der schwarz-gelben Regierung aus dem Jahr
998 erteilt. Das Gesetz verstößt gegen die Menschen-
echtskonvention.


(Gisela Piltz [FDP]: Genau! Und Sie haben es immer gewusst, oder?)


998 hoben CDU/CSU und FDP mit ihrer damaligen
ehrheit mit besagtem Gesetz die Zehnjahresbegren-

ung der Sicherungsverwahrung auf. Seither können
traftäter, von denen weiterhin eine Gefährdung für die
ffentlichkeit ausgeht, unbegrenzt in Haft genommen
erden. Das Gesetz wurde seinerzeit rückwirkend auf

inen Fall aus dem Jahre 1986 angewandt. Jetzt haben
ie Straßburger Richter entschieden, dass das gegen die
enschenrechtskonvention verstößt. Ganz aktuell im

ahr 2010 – Sie haben es angesprochen, Frau Ministe-
in – hat außerdem der Bundesgerichtshof im Fall eines
echtskräftig verurteilten Sexualstraftäters, der seine
trafe abgesessen hat, entschieden, dass er nicht nach-

räglich in Sicherungsverwahrung genommen werden
ann.

Ihre Koalitionspartner, CDU und CSU – da sind wir
ieder auf das berühmte Theater der Dreistimmigkeit
espannt –, aber auch unionsgeführte Bundesländer, ha-
en schon zu deutlichen Gesetzesverschärfungen laut
ufgerufen. Jetzt stellt sich die Frage: Dürfen wir we-
igstens in dieser Sache hoffen, dass mit Ihnen, Frau
ustizministerin, in der schwarz-gelben Koalition dieser
on Ihnen beschworene neue Geist, den Sie angekündigt
aben, herrscht und dass das Ritual der Gesetzesver-
chärfungen durchbrochen wird? Ich bin gespannt.

Wer jetzt den vom Bundesgerichtshof entschiedenen
all heranzieht, um eine Lücke im Recht der Sicherungs-
erwahrung zu behaupten und eine Gesetzesver-
chärfung zu fordern, liegt schief. Wer aber angesichts
opulistischer Gesetzesverschärfungen das Urteil des
undesgerichtshofs wie auch das jüngste Urteil des
uropäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zum An-

ass nimmt, das Recht der Sicherungsverwahrung zu
berarbeiten und neu zu ordnen, liegt richtig. Genau das
ollen wir.

Die in den vergangenen Jahren aufgrund von Einzel-
ällen veranlassten Gesetzesänderungen haben das Recht
uf Sicherungsverwahrung zu einem Flickenteppich
erden lassen. Vorarbeiten für eine Neuordnung haben
ir zusammen mit der Bundesjustizministerin und Ex-






(A) )



(B) )


Christine Lambrecht
perten aus Lehre und Praxis bereits in der vergangenen
Legislaturperiode geleistet; hier stehen Anknüpfungs-
möglichkeiten zur Verfügung. Wenn wir über mehr Si-
cherheit sprechen, müssen wir vor allem über die weite-
ren Instrumente sprechen, die das geltende Recht außer
der Sicherungsverwahrung noch parat hat.

Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen
– das ist nämlich ein Thema, das man zu diesem Zweck
immer wieder gut verwenden kann –: Selbstverständlich
steht die SPD dafür, dass die Bevölkerung vor gefährli-
chen Straftätern zu schützen ist. Hierfür gibt es Möglich-
keiten wie die Führungsaufsicht, die Polizei und Bewäh-
rungshelfer. Jetzt geht es darum, ein neues Konzept zu
erarbeiten, statt reflexartig nach Gesetzesverschärfungen
zu rufen.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind gespannt, welchen Weg Sie einschlagen wer-
den.

Um ähnliche Fragen geht es auch beim Thema
Nacktscanner. Ich gehe davon aus, dass die Kollegin-
nen und Kollegen aus dem Bereich Inneres dazu noch ei-
niges sagen werden. Man muss sich allerdings, bevor
man über ein solches Thema diskutiert, wenigstens über-
legen, ob mit der Datenflut, die offensichtlich gar nicht
zu beherrschen ist, überhaupt umzugehen ist und welche
Konsequenzen ein solcher weiterer Eingriff in die Per-
sönlichkeitssphäre, die Intimsphäre und die Privatsphäre
für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger hätte.

Frau Ministerin, ich habe mit Freude vernommen,
dass Sie über einige Themen konkret diskutieren wollen.
Wie ich gehört habe, diskutieren Sie innerhalb der Koali-
tion seit dem Wochenende wieder freundlicher und höf-
licher;


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wir haben immer freundlich diskutiert!)


das haben Sie sich ja für die Zukunft vorgenommen.
Vielleicht führt das auch zu einem entsprechenden Er-
gebnis. Wir sind gespannt.

Bei einigen Themen bin ich allerdings sehr skeptisch,
wohin die Reise gehen wird; wahrscheinlich werden wir
das erst nach der Wahl in NRW erfahren. Ich nenne nur
einige Beispiele: die Veränderungen im Mietrecht zuun-
gunsten der Mieter, die Änderung der Prozesskosten-
hilfe, die wahrscheinlich dazu führen wird, dass sich für
Menschen, die finanziell schwachgestellt sind, der Zu-
gang zu den Gerichten verschlechtert,


(Gisela Piltz [FDP]: Nicht das schon wieder!)


und die angekündigte Zusammenlegung von Sozial- und
Verwaltungsgerichtsbarkeit, die sicherlich nicht im Inte-
resse einer sachgerechten Behandlung schwieriger so-
zialrechtlicher Fragestellungen sein wird. Auch hier sind
wir gespannt.

Insbesondere an den Veränderungen im Mietrecht
wird eines deutlich: Auch hier betreiben Sie Klientel-
politik, eine Politik für die Klientel der Haus- und
Grundstücksbesitzer.

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(C (D (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Und Sie betreiben eine Politik für Ihre Klientel: die Mietnomaden!)


ir sind gespannt, welche Spenden aus diesem Bereich
ei welchem Koalitionspartner ankommen werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701412500

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht nun der Kollege

r. Günter Krings.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Günter Krings (CDU):
Rede ID: ID1701412600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Wenn die Kollegin Lambrecht die Themen
ietrecht und Lobbyisten in einen Zusammenhang

tellt, fragt man sich natürlich, ob ihre Klientel die Miet-
omaden sind;


(Christine Lambrecht [SPD]: Sehr witzig! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bleiben Sie doch sachlich! Beim Mietrecht geht es um die Verkürzung der Kündigungsfristen!)


as sind nämlich diejenigen, die wir mit unserer Miet-
echtsänderung bekämpfen wollen. Ich hoffe und glaube,
ass das nicht so ist. Mit Ihren Lobbyismusvorwürfen
ollten Sie allerdings etwas vorsichtiger sein.

Ich will meine Rede zum Haushalt des Bundesjustiz-
inisteriums ganz unkonventionell beginnen, indem ich

inige Zahlen nenne. Dieser Haushalt hat ein Volumen
on knapp einer halben Milliarde Euro. Das entspricht in
twa allein dem Aufwuchs, den der Etat des Bundesmi-
isteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbrau-
herschutz, über den wir zuvor diskutiert haben, zu ver-
eichnen hat. Es geht um eine also durchaus bescheidene
ahl. Umgerechnet sind es 6,04 Euro pro Bundesbürger.
ieht man die Einnahmen, die in diesem Etat erwirt-
chaftet werden, ab, geht es um 1 Euro pro Bundesbür-
er und Jahr.

Es handelt sich um einen sparsamen Haushalt, der
ber – Frau Ministerin, Sie haben es erwähnt – an eini-
en wenigen Punkten wichtige Aufwüchse enthält. Einer
er wichtigsten Aufwüchse sind die Leistungen für Op-
er extremistischer Überfälle. Indem wir die entspre-
henden Mittel mehr als verdreifacht haben, haben wir
uch eine, wie ich finde, höchstpeinliche Schieflage in
nserem Rechtsstaat beseitigt. Bislang war es nämlich so
entstanden ist dies unter rot-grüner Verantwortung –,
ass nur rechtsextremistische Überfälle hierunter fielen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war sachgerecht und völlig richtig!)


s ist überfällig, dass wir auch den Opfern linksextre-
istischer Überfälle, islamistischer Überfälle und ande-






(A) )



(B) )


Dr. Günter Krings
rer extremistischer Überfälle Härteleistungen gewähren.
Wer das nicht will, hat das System unseres Grundgeset-
zes nicht verstanden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Unser Grundgesetz unterscheidet nämlich nicht zwi-
schen Opfern eines Extremismus erster und eines Extre-
mismus zweiter Klasse. Jeder politische und sonstige
Extremismus ist gleich zu behandeln. Es gibt nämlich
Regionen und Stadtteile in Deutschland, die vor allem
unter Linksextremismus leiden. Es ist richtig, dass wir
diese peinliche Schieflage in unserem Rechtsstaat jetzt
endlich beseitigen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jan Korte [DIE LINKE]: Wer schlägt hier wen tot?)


Ungeachtet dieser punktuellen Steigerung ist festzu-
halten: Der Haushalt des Bundesministeriums der Justiz
macht nur 0,15 Prozent des Bundeshaushaltes aus.
Selbst wenn man die Ausgaben der Länder – bei den
Ländern liegt der Anteil, den die Ausgaben für Justiz
ausmachen, höher – hinzunimmt, sind für den wichtigen
Bereich Justiz nur etwa 2 Prozent der gesamtstaatlichen
Ausgaben zu veranschlagen. Ich bin froh, dass die Rede-
zeit in der Haushaltsdebatte nicht proportional zu den
Haushaltsmitteln verteilt wird; dann wäre im Bereich
Justiz schon mit der Rede der Ministerin Schluss gewe-
sen.

Wir müssen an dieser Stelle daher mit einem Fehl-
schluss aufräumen, dem viele erliegen und der vielleicht
eine Ursache für die hohe Staatsverschuldung Deutsch-
lands ist, nämlich mit dem Fehlschluss, dass ein Politik-
bereich dann besonders wichtig ist, wenn viel Geld für
ihn ausgegeben wird.

Die Rechtspolitik steuert nicht mit Geld, sondern mit
Ge- und Verboten. Der Rechtsstaat macht deutlich, dass
nicht alles einen Preis hat. Die Rechtspolitik ist gerade
deshalb eine Kernaufgabe unseres Staates, weil sie Gren-
zen aufzeigt und verbindliche Regeln setzt. Der Rechts-
frieden und die öffentliche Sicherheit lassen sich nicht
über das Medium Geld herstellen. Wir brauchen den So-
zialstaat, wir brauchen den Steuerstaat, wir brauchen
aber auch den Rechtsstaat, der verbietet und notfalls
auch bestraft.

Die christlich-liberale Koalition will nicht länger hin-
nehmen, dass die Zahl der Gewaltdelikte gegenüber den-
jenigen, die für den Rechtsstaat tagtäglich den Kopf hin-
halten, immer weiter zunimmt. Ich spreche in erster
Linie von den Polizisten; bei vielen Anschlägen, gerade
bei linksextremer Gewalt, sind aber auch Feuerwehr-
leute und Sanitäter betroffen. Wir werden durch entspre-
chende Veränderungen, auch im Strafrecht, für einen
besseren Schutz derjenigen sorgen, die uns schützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir werden die Handlungsspielräume ausloten, die
die eben zitierte Entscheidung des Bundesgerichtshofes,
vor allem aber die des EGMR beim Thema Sicherungs-

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(C (D erwahrung lassen. Ich finde es gewagt, wenn das Beühen, die Sicherungsverwahrung, die dazu dient, den chutz potenzieller Opfer weiter zu gewährleisten, in ein eues System zu gießen, als Populismus abgetan wird. ür mich ist das das Gegenteil von Populismus: Es ist ine Kernaufgabe des Rechtsstaates, für die Sicherheit einer Bürger zu sorgen, nicht nur, aber, wenn es sein uss, auch mit dem Mittel der Sicherungsverwahrung. Frau Lambrecht, Sie haben darauf hingewiesen, dass ie Sicherungsverwahrung von der letzten christlich-lieralen Regierung eingeführt worden ist. Danach haben n diesem Land die Sozialdemokraten elf Jahre lang reiert oder mitregiert und das Justizministerium geführt. n dieser Zeit ist das Instrument der Sicherungsverwahung gerade nicht abgeschafft worden. Es ist, um Ihre prache zu sprechen, verschärft worden, ich sage: veressert worden, wenn auch handwerklich manchmal ielleicht nicht optimal. Sie bzw. Ihre Vorgänger haben ber aus gutem Grund dafür gesorgt, dass die Sicheungsverwahrung ein scharfes Instrument im Instrumenenkasten unseres Rechtsstaates bleibt. Vergleichen wir den Haushalt 2010 mit dem der Vorahre, stellen wir ein Weiteres fest: Er ist gekennzeichnet on Kontinuität und Stabilität. Das ist genau die Aufabe der Rechtspolitik. Das Rechtssystem muss gerade n Zeiten der Wirtschaftsund Finanzkrise ein Stabiliätsanker sein. Die eigentliche Arbeit für die Rechtspolitik beginnt un mit der Aufarbeitung der Krise. Unsere Aufgabe ist s, Konsequenzen aus den Vorfällen zu ziehen und künfigen Krisen vorzubeugen. Dieses Thema – ich sage das n aller Deutlichkeit – ist zu wichtig, als dass wir es den konomen überlassen könnten. Das ist eine originäre echtspolitische Aufgabe. Einen Wegweiser für die Aufrbeitung der Krise finden wir nicht in Lehrbüchern der inanzwirtschaft, sondern vor allem in einem über hunert Jahre alten Buch: im Bürgerlichen Gesetzbuch. Mit en Rechtsgrundsätzen, die in diesem Buch niedergelegt ind, sind wir gut gefahren, im Hinblick auf wirtschaftlihe Vernunft, aber auch im Hinblick auf soziale Gerechigkeit. Diese Grundsätze müssen uns auch bei der Aufrbeitung der Krise leiten. Zu diesen Grundsätzen ehört, dass Verträge einzuhalten sind; dass Eigentumsositionen zu schützen und Vermögenswerte zu erhalten ind; dass persönliches Verschulden im Regelfall persöniche Haftung nach sich ziehen muss. Ein wichtiges Handlungsfeld bei der Aufarbeitung er Wirtschaftsund Finanzkrise wird das Insolvenzecht sein. Wir wollen Unternehmen nicht, wie es andere ier im Hause in den letzten Monaten vorgeschlagen haen, vor dem Insolvenzrecht schützen, sondern wir wolen Unternehmen und Arbeitnehmer mit dem Insolvenzecht schützen. Dazu zählen etwa die Stärkung und eiterentwicklung des Insolvenzplanverfahrens. Wir ollen stärker dazu kommen, dass das Insolvenzrecht im egelfall Unternehmen nicht abwickelt und beendet, ondern zu einer Sanierung, zu einer Restrukturierung, lso zu einem Neuanfang führt. Dr. Günter Krings Beim Haushaltsplan des Justizministeriums fällt schließlich ins Auge, dass der größte Ausgabenposten dieses Haushalts das Deutsche Patentund Markenamt in München ist. 176 Millionen Euro lassen wir uns diese Einrichtung kosten. Es ist hervorragend investiertes Geld: nicht nur, weil für diese 176 Millionen Euro 295 Millionen Euro zurückfließen – der Sonderfall einer Bundesbehörde, die mehr einnimmt, als sie ausgibt –, sondern vor allem auch, weil es eine hervorragende Investition in unsere Volkswirtschaft ist: Patente und gewerbliche Schutzrechte treiben unsere technische Entwicklung voran, stellen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft sicher und schaffen damit die notwendigen Arbeitsplätze von morgen. Ich erhoffe mir auch von dem vereinfachten Patentanmeldeverfahren auf europäischer Ebene durchaus eine positive Wirkung. Ein Element ist bekanntlich die Onlineanmeldung. Dies ist ein schöner Beleg dafür, dass das Internet nicht notwendigerweise der Feind des geistigen Eigentums ist. Richtig eingesetzt, kann es auch einen Beitrag zur Stärkung des geistigen Eigentums leisten. Wir werden die Chancen und Herausforderungen des Internets in Bezug auf das Urheberrecht sehr ausführlich und sicherlich mit viel Arbeit und viel Engagement im sogenannten Dritten Korb des Urheberrechts betrachten. Ich bin schon der Auffassung, dass hier noch viel zu tun bleibt. Neue technische Herausforderungen verlangen auch neue Schutzmaßnahmen. Wer da stehen bleibt, geht zurück. Wir werden dieses Thema auch zum Gegenstand einer Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ machen. Das Internet ist längst mehr als ein rein technisches Phänomen; es ist vor allem ein gesellschaftliches Phänomen geworden. Gerade die neue Generation des Internets bietet, wie ich finde, faszinierende Möglichkeiten der Kommunikation. Aber es wäre geradezu töricht, die Augen davor zu verschließen, dass damit auch wieder neue Gefahren verbunden sind. Diese gehen heute gar nicht mehr in erster Linie vom Staat aus, sondern immer mehr von der Wirtschaft, etwa von monopolartigen Unternehmen wie Google, die ihrerseits ihre Probleme mit manchen staatlichen Strukturen haben, selbst aber nicht nur Opfer, sondern auch Täter im Bereich Datenschutzverletzungen, Eigentumsgefährdungen – ich denke an das Einscannen von Büchern – oder Beschädigungen der Wettbewerbsfreiheit sind. Im Internet müssen – das ist für uns alles andere als eine Worthülse, sondern sehr ernst gemeint – grundsätzlich die gleichen Regeln wie außerhalb dieses Mediums gelten. Ein neues Medium, so interessant und faszinierend es auch sein mag, kann nicht der Anlass und die hinreichende Begründung sein, dass wir gewachsene moralische wie juristische Maßstäbe einfach über Bord werfen. Wer diese Erkenntnis akzeptiert, muss in der Konsequenz bereit sein, zu akzeptieren, dass das, was analog aus gutem Grund verboten ist, verboten bleibt, auch wenn es denn digital geschieht. Die Kreativen in diesem Lande – Autoren, Musiker, Künstler – werden sich deshalb weiterhin auf die Union u n E s p h t k m m R n h s v H w m t w B l i S I L r b k w Z s v s k D w s D t n d (C (D nd auf die christlich-liberale Regierung verlassen könen, wenn es um den Schutz ihrer Persönlichkeitsund igentumsrechte geht: nicht nur um ihrer selbst willen, ondern auch um der Volkswirtschaft und der Arbeitslätze in Deutschland willen. Zum Schluss weise ich nochmals darauf hin, dass wir inter dem so bescheidenen Etat des Bundesjustizminiseriums einen Berg an Aufgaben haben, die wir in den ommenden Jahren bearbeiten dürfen. Diese Arbeit acht deswegen so besonders großen Spaß, weil wir dait zugleich positive Arbeit am Fundament unseres echtsstaates verrichten. Allein dies sollte auch im euen Jahr Ansporn genug für kluge Argumente, lebafte Debatten und dann auch verantwortungsvolle Löungen sein. Danke schön. Nächster Redner ist der Kollegen Steffen Bockhahn on der Fraktion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Als ich mich daran gemacht habe, zu überlegen, as zum Justizressort zu sagen wäre, habe ich feststellen üssen, dass ich dazu neige, eine Motivationsrede hal en zu wollen. Ich erwischte mich dabei, dass ich immer ieder dachte: Man muss die FDP als vermeintliche ürgerrechtspartei unterstützen. Das gilt selbstverständ ich nur unter der Voraussetzung, dass sie sich daran ernnert, eine solche sein zu wollen, statt nur Politik nach pendenlage zu machen. ch kann Ihnen schon jetzt versichern, dass Sie mit der inken, wenn es um die Wahrung der Rechte von Bürge innen und Bürgern geht, eine verlässliche Partnerin haen werden. Wirft man einen Blick in den Koalitionsvertrag, dann ann man an so mancher Stelle Angst bekommen. Sie ollen, so ist zu lesen, eine „Erscheinenspflicht von eugen vor der Polizei“ einführen. Mögliche Zeugen ollen im Ermittlungsverfahren künftig nicht mehr nur or dem Richter oder dem Staatsanwalt erscheinen müsen. Sie wollen, dass man auch dazu verpflichtet werden ann, vor der Polizei auszusagen. Mit Verlaub, meine amen und Herren von der Koalition, eine saubere Gealtenteilung geht anders. Vermutlich verfolgen Sie dieses Ziel, weil Sie festtellen, dass die Gerichte und Justizbehörden in eutschland überlastet sind. Diese Feststellung ist rich ig. Die Lösung, die Sie vorschlagen, ist aber eindeutig icht das geeignete Mittel. Besser wäre es, wenn Sie dafür sorgen würden, dass ie Länder in die Lage versetzt werden, das nötige Per)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701412700

(Beifall bei der LINKEN)

Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701412800

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Steffen Bockhahn
sonal zur Verfügung zu stellen, damit Ermittlungen
schneller geführt und Prozesse rascher begonnen werden
können. Das betrifft nicht zuletzt diverse Prozesse zur
Steuerhinterziehung, die wegen Verjährung nicht mehr
geführt werden können. Auf diese Weise gehen dem
Staat jedes Jahr aufs Neue Unsummen verloren.

Die Überlastung der Gerichte hat selbstverständlich
auch viel mit der Politik der Bundesregierung in anderen
Bereichen zu tun. Wer unsoziale, aber auch handwerk-
lich schlechte Gesetze wie Hartz IV durchsetzt, muss da-
mit leben, dass es viele Klagen dagegen gibt und die So-
zialgerichte vor gigantischen Verfahrensbergen sitzen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Egal welches Thema: Das muss kommen!)


– Wenn es nicht so berechtigt wäre, gegen Hartz IV zu
klagen, dann müsste man es nicht tun. Wenn Sie ordent-
liche Gesetze mitverabschiedet hätten, dann wäre die
Lage vielleicht nicht so dramatisch.


(Beifall bei der LINKEN – Gisela Piltz [FDP]: Ich glaube, das haben Sie noch nicht ganz verinnerlicht!)


Aber diesen Verfahrensstau gibt es nicht nur bei den
Gerichten, die unter die Zuständigkeit der Länder fallen.
Auch bei den Bundesgerichten haben wir es mit langen
Wartezeiten zu tun. Doch auch daran ändert sich nichts,
obwohl Sie die Möglichkeit dazu hätten. Wo nicht über
Probleme gesprochen wird, da gibt es auch keine. Also
wird nicht darüber geredet, und folglich wird auch nicht
die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den
Bundesgerichten erhöht. Leider bleibt es damit bei den
langen Wartezeiten.

Dadurch, dass Sie die Judikative nicht in der Form
stärken, wie es erforderlich wäre, schwächen Sie sie
zwangsläufig. Das führt dazu, dass sie als eine stabile
und gleichberechtigte Säule im Rahmen der Gewalten-
teilung unter Druck gerät. Keiner hier will das, und kei-
ner sollte das wollen; denn damit wäre die Demokratie
ernsthaft in Gefahr.

Das Justizministerium hat die Aufgabe, Gesetzge-
bung und Gesetzanwendung im Bereich Justiz auf natio-
naler und internationaler Ebene zu ordnen und anzuwen-
den. Aufgabe ist es aber auch, die Grundrechte der
Bürgerinnen und Bürger zu schützen und die Verfas-
sungsmäßigkeit der Gesetzgebung zu garantieren.

Gerade die jüngste Gesetzgebung zur Bekämpfung
von Terrorismus macht eine gründliche Überprüfung er-
forderlich. Hier wird massiv in die Grundrechte einge-
griffen, sei es die Verletzung der Privatsphäre, die Spei-
cherung von Daten oder die heimliche Überwachung der
Bürgerinnen und Bürger. Ein besonderes Problem stellt
dabei aus meiner Sicht immer wieder der § 129 a des
Strafgesetzbuches dar. Allein der Verdacht, dass jemand
eine terroristische Vereinigung gebildet hat, erlaubt dem
Staat Unglaubliches.

Die Freiheitsrechte der Betroffenen werden de facto
abgeschafft. Betroffene haben kaum Möglichkeiten, sich
zu wehren, und die Unschuldsvermutung zugunsten der

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(C (D erdächtigen ist allenfalls rudimentär erhalten geblieen. Personen im Umfeld der Verdächtigen werden vororglich mit überwacht. Ob es einen Verdacht gibt, ist gal. Allein miteinander telefoniert zu haben, kann chon ausreichend sein. Bei aller Einigkeit über die Notwendigkeit eines umassenden Schutzes der Bevölkerung: Das geht zu weit nd hat mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordung nur noch bedingt zu tun. Eine verlässliche, gründliche und schnelle Justiz ist in Wesensmerkmal funktionierender Demokratien. Es ird Zeit, dass wir neben verlässlich und gründlich auch ieder etwas schneller werden, aber nicht mit Schnellerichten, sondern mit der erforderlichen Ausstattung. Vertrauen der Menschen in die Demokratie und ie Justiz hängen auch davon ab, ob es gleiche Vorausetzungen für alle vor den Gerichten gibt. Wenn es aber n so manchem Rechtsstreit nur darum geht, wer länger urchhält, weil er das nötige finanzielle Polster für die eit bis zur abschließenden gerichtlichen Entscheidung at, dann ist dieses Vertrauen gestört. Leider häufen sich ie Fälle, in denen es wie eben beschrieben läuft. Statt neues Personal an den Bundesgerichten einzutellen, leistet das Ministerium für 3,8 Millionen Euro Beratungshilfe für den Aufbau von Demokratie und arktwirtschaft“. Ich habe an der juristischen Fakultät iner staatlichen Universität in Deutschland gelernt, dass as Grundgesetz keine Wirtschaftsordnung vorgibt, also uch nicht die Marktwirtschaft. Das ist auch gut so, und as sollte so bleiben. (Beifall bei der LINKEN – Gisela Piltz [FDP]: Deshalb vertreten Sie den Sozialismus!)


(Beifall bei der LINKEN)


Nein, das haben Sie falsch verstanden. Ich habe nicht
esagt, dass es der Sozialismus sein muss, auch wenn
as ein Fortschritt wäre.

Mit dieser Unterstützung wird aber ganz gezielt eine
estimmte Wirtschaftsordnung in anderen Ländern im
uftrag der Bundesrepublik gefördert. Unabhängig da-
on, dass ich meine, dass es sich um die falsche Wirt-
chaftsordnung handelt: Wer kommt eigentlich auf die
dee, diese kapitalistische Wirtschaftsordnung mit ihrer
ozialen Spaltung und der Ausbeutung von Mensch und
atur anderen Ländern auch noch überzuhelfen? So et-
as macht man doch nur, wenn man die anderen nicht

eiden kann.


(Beifall bei der LINKEN)


Ungarn und weitere Staaten Osteuropas, die von uns
eraten wurden, stehen oder standen vor dem Staats-
ankrott. Das ist aber kein Zufall, sondern im Ergebnis
ine Folge dieser Wirtschaftsordnung, die hier verbreitet
erden soll. Es gibt aber einen Unterschied zwischen
er Hilfe beim Aufbau demokratischer Strukturen – die-
er ist gewollt – und der Implementierung einer be-
timmten Wirtschaftsordnung. Hier wäre es besser, das
ine zu tun und das andere zu lassen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701412900

Herr Kollege Bockhahn, das war Ihre erste Rede in

diesem Haus. Ich gratuliere herzlich und wünsche Ihnen
für die weitere Arbeit viel Erfolg.


(Beifall)


Nächste Rednerin ist nun die Kollegin Ingrid
Hönlinger für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701413000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
Dieses Bild von Hermann Hesse wollte die schwarz-
gelbe Koalition gleich nach der Wahl für ihre Regie-
rungsführung vermitteln. Wir erinnern uns: Die Verspre-
chen des Traumpaares Merkel/Westerwelle hörten sich
wie himmlisches Glockengeläut an. Doch was ist daraus
geworden? Wir wurden Zeugen, wie es bei Ihnen, liebe
Kolleginnen und Kollegen von CDU/CSU und FDP,
schon quasi in der Hochzeitsnacht zum großen Krach
kam. Trotz Ihrer Dauerstreitigkeiten haben Sie ein Erst-
geborenes zustande gebracht. Sie gaben ihm einen äu-
ßerst attraktiven Namen. Sie nannten es „Wachstumsbe-
schleunigungsgesetz“. Leider müssen wir bei näherer
Betrachtung feststellen: Dieses Erstgeborene ist genauso
wie Ihr Ehevertrag, also Ihr Koalitionsvertrag, ein Pfle-
gefall.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Kinderdiskriminierung! Pfui!)


Sie müssen ständig nachpäppeln, nachfüttern und tro-
ckenlegen.


(Gisela Piltz [FDP]: Darum kümmern Sie sich gerade!)


– Ja, das mache ich.

In meiner Rede zum Haushalt und zur Rechtspolitik
will ich drei zentrale Punkte hervorheben. Erstens. Die
FDP hat in ihrem Wahlprogramm zum Thema Rechtspo-
litik formuliert:

Wir brauchen eine Neuausrichtung der Rechtspoli-
tik … Von der Rechtspolitik müssen entscheidende
Impulse ausgehen für eine moderne und aufgeklärte
Bürgergesellschaft.

Wie sieht nun in dieser Koalition eine moderne Bür-
gergesellschaft aus. Sie haben beschlossen: Sie wollen
die Höchststrafe für junge Menschen, die einen Mord
begangenen haben, von 10 auf 15 Jahre erhöhen. Das
soll nicht nur für Heranwachsende gelten, sondern auch
für Jugendliche, für die 15 Jahre eine unermesslich lange
Lebenszeit sind.


(Gisela Piltz [FDP]: Das steht doch gar nicht drin!)


– Doch, im Koalitionsvertrag. – Das planen Sie, obwohl
die abschreckende Wirkung einer solchen Maßnahme
bisher nicht belegt ist.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr liberal!)


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(C (D a betreiben Sie reine Symbolpolitik. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie wollen einen Warnschussarrest für jugendliche
traftäter einführen. Wir alle kennen die hohe Rückfall-
uote bei stationären Maßnahmen. Besteht nicht die Ge-
ahr, dass Jugendliche im Arrest nicht einen Warnschuss
rhalten, sondern sich als Straftäter professionalisieren?
ie wollen zudem – das hat auch die Ministerin betont –
ie Sicherungsverwahrung reformieren. Wir befürchten,
ass es nicht zu Reformen, sondern zu einem Ausbau
ommt, und das trotz aller verfassungsrechtlicher Be-
enken. Frau Ministerin, das alles sind Schritte rück-
ärts, hin zu alten autoritären Rechtsformen. Dafür be-
ommen Sie unsere Unterstützung nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wir brauchen eine zukunftsorientierte Rechtsauffas-
ung, die mehr Begleitung und Beratung vor allem für
ugendliche Straftäter sowie mehr integrative Maßnah-
en beinhaltet. Wir brauchen mehr Zivilcourage und
orbildprojekte. Damit können wir die gesellschaftli-
hen Selbstregulierungsprozesse fördern. Wir brauchen
udem mehr alternative Konfliktlösungsverfahren. Dazu
ehören Schlichtung und Mediation. Wir brauchen weni-
er Repression und mehr Prävention.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens. Wie sieht die zugesagte Wende bei den
ürgerrechten aus? Sie blasen den Großen Lauschan-
riff nicht ab. Sie behalten die Vorratsdatenspeicherung
ei. Natürlich müssen wir die innere und äußere Sicher-
eit sehr ernst nehmen. Aber Angst ist diesbezüglich ein
chlechter Ratgeber. Vielmehr brauchen wir gerade bei
iesem Thema ein Höchstmaß an Augenmaß sowie eine
achliche und rationale Abwägung. Wir dürfen die Angst
icht die rationale Abwägung besiegen lassen. Für uns
rüne ist klar: Wir brauchen so viel Sicherheit wie nötig,

ber auch so viel Freiheit wie möglich. Ohne Freiheit
ibt es für uns keine Sicherheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Und ohne Sicherheit keine Freiheit!)


Drittens. Die Rechtspolitik steht in einem engen Ver-
ältnis zum Rechtsempfinden der Bürgerinnen und
ürger. Da ist es gut, dass das Bundesministerium der

ustiz – das wurde schon gesagt – finanziell sehr gut da-
teht; 83 Prozent der Ausgaben werden durch eigene
innahmen gedeckt. Wie aber sieht es in dieser Koali-

ion bei dem Rechtsverständnis im Hinblick auf die so-
iale Ausgewogenheit aus? Als Beispiel nenne ich das
ietrecht, das von Kollegin Lambrecht ebenfalls schon

ngesprochen wurde. Unser jetziges Mietrecht stellt ei-
en Ausgleich zwischen zwei ungleichen Partnern her.
etzt will die schwarz-gelbe Koalition die Rechte der






(A) )



(B) )


Ingrid Hönlinger
Vermieter zulasten der Mieter stärken. Die Kündigungs-
fristen sollen gleichgesetzt werden, Sanierungen sollen
nicht mehr zur Mietminderung berechtigen, und miet-
rechtliche Ansprüche sollen leichter vollstreckt werden
können. Das heißt im Klartext: Sie machen die Starken
stärker und schwächen die Schwachen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ein weiteres Beispiel ist die Beratungs- und Prozess-
kostenhilfe. Sie wollen der „missbräuchlichen Inan-
spruchnahme“ von staatlichen Leistungen entgegenwir-
ken. Dabei dürfte doch allen klar sein, dass die hohe
Zahl der Prozesskostenhilfezahlungen auch durch die
Flut von Hartz-IV-Klagen, die wir alle wahrnehmen, be-
dingt ist. Es ist aber nicht der richtige Weg, an der Pro-
zesskostenhilfe herumzudoktern. Vielmehr muss das
Sozialgesetzbuch II dringend reformiert werden. Damit
bekommen wir die Probleme viel besser in den Griff.
Für uns Grüne sind Prozesskosten- und Beratungshilfe
ein wichtiger Zugang zur Justiz. Die Justiz muss allen
Bürgerinnen und Bürgern offenstehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ein weiteres Beispiel ist die Anwaltsvergütung im
Ausländer- und Asylrecht sowie im Sozialrecht. Die Ge-
genstandswerte bzw. die Rahmengebühren sind so nied-
rig, dass nur noch Idealisten in diesen Bereichen arbei-
ten. Zum Beispiel liegt der Gegenstandswert für
Diplomprüfungen an der Hochschule bei 15 000 Euro,
für Waffenscheine bei 7 500 Euro, für Asylverfahren, bei
denen es um Leben, Freiheit und körperliche Unver-
sehrtheit geht, aber lediglich bei 3 000 Euro. Da sind die
Prioritäten falsch gesetzt, und wir müssen dringend
nachbessern, um auch den Schwächeren einen ordentli-
chen Zugang zum Recht zu gewährleisten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ich komme zum Schluss. In Ihrem Koalitionsvertrag
haben CDU/CSU und FDP schriftlich erklärt:

Wir fördern den Dienst am Anderen und fordern
Solidarität für eine menschliche Gesellschaft.

Bei Lichte betrachtet stellen wir fest: Ihren schönen
Worten folgen entgegengesetzte Taten. Sie fördern mit
Ihrer Politik den Egoismus einzelner gesellschaftlicher
Gruppen und erschweren den Dienst am anderen. Im
Kern führt Ihre Politik zu einer weiteren Vertiefung der
Spaltung der Gesellschaft. Außerdem vergrößern Sie mit
Ihrer Rechtspolitik die Kluft zwischen Arm und Reich in
dieser Gesellschaft. Aber das Gute daran ist: Noch keine
Regierung wurde so schnell entzaubert wie Ihre. Die
Bürgerinnen und Bürger haben längst erkannt, dass nicht
nur Ihre Versprechungen in der Finanz-, Steuer- und
Wirtschaftspolitik, sondern auch in der Rechtspolitik auf
tönernen Füßen stehen. Bei Ihnen ist einfach nicht das
drin, was draufsteht.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich fasse zusammen: Bei Ihnen von der Regierungs-
oalition kann ich keinen Zauber und auch keinen Neu-
nfang wahrnehmen, weder beim Schutz der Bürger-
echte noch bei der sozialen Ausgewogenheit und erst
echt nicht bei einer Justiz, die allen Bürgerinnen und
ürgern dient. Ihr schwarz-gelber Zauber hat keine
00 Tage gehalten. Es ist wichtig, dass in Zukunft auf
er Regierungsbank andere Farbkombinationen zu fin-
en sind.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wir können nicht zaubern, aber arbeiten!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701413100

Frau Kollegin Hönlinger, auch für Sie war dies die

rste Rede in diesem Haus. Auch Ihnen gelten mein
lückwunsch und meine besten Wünsche für Ihre wei-

ere Arbeit.


(Beifall)


Nächster Redner ist der Kollege Florian Toncar für
ie FDP-Fraktion.


Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1701413200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Im Mittelpunkt der Rechts- und Justizpolitik der
oalition stehen der Bürger und die Bürgerin. Das be-

ieht sich sowohl auf die Justiz, die wir mit Haushalts-
itteln auszustatten haben, als auch auf die rechtspoliti-

chen Themen, auf die ich im Anschluss daran eingehen
öchte.

Wir haben in Deutschland eine hohe Qualität der
echtsprechung, trotz immenser Belastungen der Ge-

ichte auch des Bundes durch Verfahren, die beispiels-
eise den Bezug von Arbeitslosengeld II betreffen. Die
ahlen sind immens hoch. Die Belastung betrifft aber
uch die Finanzgerichte, weil das Steuerrecht längst viel
u kompliziert geworden und nicht mehr handhabbar ist.
iese Arbeitsbelastung sehen wir. Sie setzt sich im Mi-
isterium fort, das – auch das muss man einmal an dieser
telle festhalten – in den letzten 15 Monaten im Zuge
er Krise erhebliche zusätzliche Arbeit in kürzester Zeit
rledigen musste. Wir sehen die Belastungen der Mitar-
eiterinnen und Mitarbeiter in der Justiz und im Ministe-
ium und würdigen sie. Hinzu kommen Aufgaben, die in
ukunft eine stärkere Rolle spielen und die die Versor-
ung betreffen werden. Insbesondere die demografische
ntwicklung verdient im Haushalt des Ministeriums be-
ondere Beachtung.

Der Haushalt des Justizministeriums ist ein Personal-
aushalt. 78 Prozent der Ausgaben werden für Personal
usgegeben. Wir als Koalition wollen dafür Sorge tra-
en, dass auch in diesen Zeiten und im Zuge dieser
aushaltsberatungen das Möglichste getan wird, damit






(A) )



(B) )


Florian Toncar
die Justiz im Interesse der Bürger, nicht in ihrem eigenen
Interesse, ihre Aufgaben erfüllen kann.

Die Bürgerinnen und Bürger stehen aber auch im Mit-
telpunkt unserer Rechtspolitik. Ich finde es schon be-
merkenswert, dass man sich nach drei Monaten in der
Regierung anhören muss, was man alles noch nicht ge-
macht hat. Frau Kollegin Lambrecht, das geht an Ihre
Adresse. Ich habe Ihre Rede so verstanden – das verwirrt
mich offen gestanden –, dass Sie uns darum gebeten ha-
ben, jetzt die Fehler auszumerzen, die Sie in elf Jahren
gemacht haben. Ich kann Ihnen versprechen: Wir tun es.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie missverstanden!)


Wir tun es schrittweise, aber wir werden das sicherlich
nicht in drei Monaten machen können; denn dafür ist es
viel zu viel, was zu tun wäre.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben das Stichwort SWIFT genannt. Man rech-
net mit vielem, aber es ist schon sehr mutig, was Sie da
machen; denn das Abkommen SWIFT in der Form, in
der es jetzt für neun Monate in Kraft gesetzt worden ist,
ist in den Verhandlungen von der alten Bundesregierung
– das wissen Sie in Wahrheit ganz genau; das ist für Sie
überhaupt nichts Neues – vorbereitet worden, und zwar
federführend von Ressorts, in denen Ihre Minister Ver-
antwortung getragen haben.


(Christine Lambrecht [SPD]: Schauen Sie in die Drucksachen hinein!)


Sie wissen auch, dass in neun Monaten eine neue Fas-
sung dieses Abkommens in Kraft sein wird. Ich kann Ih-
nen sagen – darüber ist sich die Koalition einig; denn das
steht so im Koalitionsvertrag –,


(Christine Lambrecht [SPD]: Da steht viel drin, und Sie halten es nicht!)


dass die Standards, die in dem jetzt gültigen Abkommen
gelten, mit Sicherheit in neun Monaten nicht mehr die-
selben sein werden. Sie sollten uns jetzt die Möglichkeit
geben, das zu korrigieren, und zwar durch eine vernünf-
tige Vorbereitung der Verhandlungen, was Ihnen unter
Ihrer Federführung nicht gelungen ist.


(Christine Lambrecht [SPD]: Sie wollten es doch immer stoppen!)


Sie sollten den Wählerinnen und Wähler gegenüber so
ehrlich sein, zu sagen, wer die Verantwortung für das
heutige Abkommen trägt, und das sind Sie.


(Beifall bei der FDP – Christine Lambrecht [SPD]: Sie! Nur Sie!)


Herr Kollege Bockhahn, Sie haben über Bürger-
rechte gesprochen. Ich registriere, dass das Ihre Erst-
lingsrede war, und deshalb muss man nachsichtiger sein.
Sie haben gehörige Vorwürfe erhoben. Man hört so eini-
ges, wie Sie in Ihrer Partei miteinander umgehen und
wer vielleicht wen überwacht. Ich will das nicht bewer-
ten, aber wenn davon nur die Hälfte wahr ist, dann soll-
ten Sie anderen keine Vorträge über Bürgerrechte halten;
das an die Adresse der Linken.

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(C (D Ich will deutlich sagen – auch die Ministerin hat das igentlich angesprochen –, was sich in den nächsten Moaten dieses Jahres verändern wird. Wir werden – das ist ür die Bürgerinnen und Bürger ein ganz wichtiger unkt – den Schutz der freien Berufe verbessern, und war insbesondere im Strafverfahren. Da geht es beipielsweise um die von Ihnen eingeführte Ungleichbeandlung von Rechtsanwälten. Im Sinne der Bürger ist as nun wirklich nicht; denn es geht hier nicht um den chutz einer Berufsgruppe, sondern darum, dass sich der ürger, der zu einem Rechtsanwalt oder einem Strafver eidiger geht, darauf verlassen kann, dass das, was er ort bespricht, der Vertraulichkeit unterliegt. Dieses Geetz ist im Sinne der Bürger zu ändern. Genauso steht es m Koalitionsvertrag. Diese Linie ist sehr wohl anders ls das, was Sie in den letzten Jahren hier gemacht haen. (Beifall bei der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit den Ärzten und den Journalisten?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Herr Kollege Montag, Sie wissen, dass wir uns um die-
es Thema kümmern werden. Wir werden natürlich ver-
uchen, für alle Berufsgeheimnisträger den bestmögli-
hen Schutz zu erreichen, der notwendig ist; denn bei
iesen Berufsgruppen ist das Vertrauen des Kunden in
as persönliche Verhältnis zu demjenigen, zu dem er
eht, von grundlegender Bedeutung.

Es gibt einen weiteren wichtigen Punkt: Das ist der
chutz der Presse. Sie wissen, dass es in den letzten
ahren auch hier zu Fehlentwicklungen gekommen ist.
as ist übrigens ebenfalls unter Ihrer Verantwortung ge-

chehen. Ich bewundere Ihr Selbstbewusstsein – das ge-
tehe ich Ihnen zu –; ich lasse Ihnen aber nicht durchge-
en, dass Sie das alles hier unterschlagen. Wir werden
ns darum kümmern, dass Journalisten ihren Auftrag,
ich für die Bürgerinnen und Bürger zu informieren, Be-
cheid zu wissen, wahrnehmen können, beispielsweise
adurch, dass ihnen nicht mit Anzeigen wegen Geheim-
isverrats gedroht werden kann. Es bedarf einer prakti-
ablen Neuregelung, die gewährleistet, dass die Tätig-
eit von Journalisten nicht gefährdet wird.

Mein letzter Punkt ist das Thema Mietrecht. Ich
laube, es grenzt an Unterstellung, zu sagen, dass der so-
iale Charakter des Wohnungsmietrechts verändert wer-
en soll. Dieser Charakter bleibt erhalten. Er hat seine
erechtigung. Es ist ein Unterschied, ob man ein Auto
der eine Wohnung mietet.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Sehr gut!)


ber Sie müssen auch sehen, dass es in den letzten Jah-
en Fehlentwicklungen gegeben hat – Mietnomaden und
hnliches –, die nicht nur zulasten der Vermieter, son-
ern auch zulasten der Mieter gegangen sind: Sie müs-
en im Ergebnis mitbezahlen; denn am Ende wird Wohn-
aum vielleicht knapper, oder Vermieter müssen Ausfälle
n die Höhe der Miete einkalkulieren. Ich würde mir
chon wünschen, dass Sie auch das Problem sehen, dass
edliche Mieter über die Miete ein Stück weit für Miet-






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nomaden und andere Probleme, die wir in diesem Be-
reich haben, mitbezahlen.


(Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Unsinn! – Zuruf von der SPD: Kündigungsfristen!)


Das werden wir angehen. Auch das dient den Bürgern.
Die Koalition ist auf einem guten Weg.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701413300

Nächster Redner ist der Kollege Peter Danckert für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701413400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

gen! Frau Ministerin, lassen Sie mich zunächst ein per-
sönliches Wort sagen. Ich bin sehr froh, dass Sie wieder
in Amt und Würden sind. Es ist nicht so, dass ich mit Ih-
rer Vorgängerin, Frau Zypries, nicht zufrieden gewesen
wäre. Die Umstände, die Sie seinerzeit veranlasst haben,
aus dem Amt auszuscheiden, waren aber schon sehr be-
merkenswert und haben gezeigt, dass Sie einen hohen
moralischen Anspruch haben, auch an sich selber. Ich
hoffe, dass in dieser neuen Regierung dieser hohe An-
spruch erhalten bleibt und Sie nicht etwa über die Jahre
leidensfähiger geworden sind. Ich habe an Sie die Hoff-
nung und Erwartung, dass Sie immer Ihre Rolle als Hü-
terin unserer Verfassung im Auge haben und gegebe-
nenfalls wieder so handeln, wie Sie schon einmal
handeln mussten. Ich wiederhole: Das hat damals, jeden-
falls bei mir, großen Respekt hervorgerufen.

Die Thematik, die wir heute Morgen in der Ge-
schäftsordnungsdebatte behandelt haben, war eine
ganz besondere. Es gibt sicher den einen oder anderen,
der sagt: Wir hätten uns das alles sparen können; die
Mehrheitsverhältnisse waren klar. Ich glaube jedoch, wir
haben uns nicht durch diese Debatte geschadet, sondern
durch das, was dieser Debatte vorausgegangen ist.

Heute ist mehrfach gesagt worden, dass sich auch
schon die Grünen zur Halbierung des Mehrwertsteuer-
satzes bekannt haben. Es ist auf das verwiesen worden,
was die SPD 1998 gemacht hat. Das ist doch gar nicht
das Thema. Man kann darüber streiten, ob eine Reduzie-
rung der Mehrwertsteuer vom Grundsatz her im Sinne
der Harmonisierung in Europa sogar sinnvoll sein kann.
Ein Punkt ist jedenfalls anders als 1998: Die Haushalts-
lage hat sich grundlegend verändert. Die Frage, die uns
alle, auch die Öffentlichkeit, bewegt, ist deshalb: Ist das
eigentlich der richtige Zeitpunkt gewesen? Wir befinden
uns in einer Situation, in der allein die Nettokreditauf-
nahme des Bundes rund 86 Milliarden Euro beträgt, bei
einem Finanzierungssaldo von Bund, Ländern und Kom-
munen – auch das müssen wir im Auge haben – von
144 Milliarden Euro. Das ist ja eine extreme Ausnahme-

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(C (D ituation. Wenn man in einer solchen Situation diesen chritt macht, muss das schon gut begründet sein. Nun kommt etwas hinzu, was die Sache so anrüchig acht, nämlich der Umstand, dass Sie vor dieser Ent cheidung, die Sie dann ja auch nachhaltig umgesetzt haen, drei Parteispenden in Höhe von insgesamt 1,1 Milionen Euro bekommen haben. Das ist aus meiner Sicht er entscheidende Punkt, nicht der, dass Sie diesen chritt überhaupt gemacht haben. Diese Zahlungen sind war angezeigt worden und insofern verfahrensmäßig in rdnung, aber wir müssen uns einfach einmal vergegenärtigen, welch verheerenden Eindruck das außerhalb es Parlamentes – wir sind ja mehr oder weniger alle rofis und können mit solchen Dingen umgehen, können arüber debattieren – hervorgerufen hat. Wie sieht es ber draußen aus? Der Bürger, der diesen Vorgang ja irendwie zur Kenntnis nehmen muss, muss doch den indruck haben, dass es hier nicht nur einen zeitlichen usammenhang gibt, sondern darüber hinaus auch einen ausalen Zusammenhang. Das macht diesen Vorgang so chwierig. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Lindner? Im Moment nicht. Nachher gibt es dafür vielleicht an ere Gelegenheiten. (Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Erst nicht zur Sache reden, dann aber keine Zwischenfrage zulassen!)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701413500
Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701413600

Diese Situation hat dem Ansehen unseres Staates
nd auch von uns allen – da nehme ich keinen aus –
chwer geschadet. Ich glaube, wir werden dieses Ge-
penst so schnell nicht wieder los, zumal es ja im Zu-
ammenhang mit vielen anderen Ereignissen steht. Ich
rinnere mich sehr gut an den Untersuchungsausschuss,
essen Mitglied ich kurz nach meiner Wahl ins Parla-
ent 1998 wurde. Ich will all das hier nicht ausbreiten.
a sind ja einige sehr peinliche Dinge offenbar gewor-
en. Wenn wir heute schon mehr wüssten, als öffentlich
ekannt geworden ist, dann würden wir darüber viel-
eicht noch anders reden. Ich persönlich wüsste zum Bei-
piel sehr gerne, wer da mit wem über was geredet hat.
as bekommen wir aber vielleicht bei anderer Gelegen-
eit heraus. So viel dazu.

Ich möchte jetzt nicht, Frau Ministerin, über jeden
inzelnen Punkt reden, der zu Ihrem Ressort in der Ko-
litionsvereinbarung steht, sondern eher über das, was
icht im Koalitionsvertrag steht.

Wenn man einmal alle Regelungen zum Kapital-
arkt zusammenzählt, dann stellt man fest, dass es zwei

is drei Dutzend Bestimmungen mit Spezialverwei-
ungen gibt, die über viele Gesetze verstreut sind, also
in völlig unübersichtliches Gebiet. So hat sogar im
annesmann-Prozess, jedenfalls nach dem ersten
urchgang, das Gericht einen unvermeidbaren Verbots-

rrtum konstatiert. Angesichts der Experten, die davon






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert
betroffen waren, kann man sich zwar fragen, wieso es
für sie unvermeidbar war. Aber das ist eine andere Sa-
che. Wir müssen hier – das ist auch Ihre Aufgabe – für
Klarheit sorgen, damit nicht der Verdacht entsteht, dass
einzelne kleine Täter gnadenlos verfolgt werden, aber in
anderen Bereichen der Staat aus unterschiedlichen Grün-
den nicht einmal in der Lage ist, Ermittlungsverfahren
einzuleiten, zum Beispiel weil die Gesetzeslage sehr
kompliziert ist oder weil die Beweislage im Einzelfall
kompliziert ist. Wenn wir an dieser Stelle nicht zu einer
stringenten Lösung kommen, dann haben wir versagt;
dann kritisiert uns auch mit Recht die Öffentlichkeit.

Meine herzliche Bitte an Sie: Versuchen Sie einmal in
Ihrem Hause die Regelungen zu durchforsten. Daraus
könnten sich dann ja auch neue Hinweise ergeben. Wir
haben nicht mehr die gleiche Situation wie vor 50 oder
100 Jahren; wir müssen mit unserem Strafgesetzbuch
auch auf neue Sachverhalte reagieren können, selbst
wenn sie völlig neue Herausforderungen auch für die
Staatsanwaltschaften und die Gerichte darstellen.

Zum Schluss noch eine Sache, die mir persönlich sehr
am Herzen liegt. Im September dieses Jahres jährt sich
zum 30. Mal das Attentat auf das Oktoberfest in Mün-
chen. Ein einzelner Mann, der dabei zu Tode gekommen
ist, gilt als Alleintäter. Es gibt inzwischen reichlich neue
Informationen. Ich empfehle Ihnen und auch unserem
Innenminister, sich diese einmal genau anzusehen. In-
zwischen gibt es zum Beispiel mehrere Veröffentlichun-
gen, so ein Buch von Tobias von Heymann, mit dem sich
auch die Generalbundesanwaltschaft beschäftigt. Hier
finden sich ernst zu nehmende Hinweise, dass es sich
nicht um einen Einzeltäter handelte, sondern dass zu-
mindest im Umfeld mehrere andere, die heute noch le-
ben, daran mitgewirkt haben. Mord verjährt nicht. Es be-
steht für uns gegenüber den Opfern die Verpflichtung,
diese Sache wieder aufzugreifen. Ich habe kein Ver-
ständnis dafür, dass bei einer Tat, die nicht verjährt,
durch die Behörden Beweismittel vernichtet werden,
nach dem Motto: Das braucht man nicht wieder aufzu-
greifen. Ich habe auch kein Verständnis dafür, dass das
LKA Bayern es damals geschafft hat, das BKA und die
Generalbundesanwaltschaft aus dem Fall herauszuhal-
ten. Das sind Fakten.

Meine herzliche Bitte: Nehmen Sie dieses traurige Ju-
biläum zum Anlass, noch einmal nachdrücklich darauf
hinzuwirken – das würde vielleicht auch bedeuten, dass
die Generalbundesanwaltschaft zwei, drei oder vier neue
Mitarbeiter benötigt; das ist also auch ein haushaltsrecht-
licher Hinweis –, dass dieses Geschehen mit den Mög-
lichkeiten, die wir heute haben, aufgeklärt wird.

Ein allerletzter Satz zu den Opfern. Sie haben ja auf
den Fonds hingewiesen. Der Kollege Krings hat zu
Recht von rechten und linken Straftaten gesprochen. Da
bin ich Ihrer Meinung. Aber es ist einfach ein Skandal,
dass ein elfjähriger Junge, der damals nur deshalb über-
lebt hat, weil sein Bruder vor ihm stand, die meisten
Splitter abgehalten hat und dadurch zu Tode gekommen
ist, der aber noch heute diverse Splitter im Körper hat,
nur marginal und erst in den letzten Jahren – nach über

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(C (D wei Jahrzehnten – entschädigt worden ist. Dafür habe ch kein Verständnis. Wir können nicht nur Reden halten nd Entschädigungsfonds für die Opfer fordern, wenn es m Einzelfall nicht gelingt, diese Menschen, die schwer elitten und Angehörige verloren haben – in diesem Fall rei Geschwister –, für den körperlichen Schmerz und ie anhaltenden Verletzungen zu entschädigen. Deshalb eine herzliche Bitte: Kümmern Sie sich darum; dann rweisen Sie unserem Rechtsstaat einen guten Dienst! Herzlichen Dank. Das Wort zu einer Kurzintervention hat nun der Kol ege Dr. Lindner. Herr Danckert, ich spreche Sie als Berliner Abgeord eter an, weil auch Sie aus Berlin stammen. Sie haben inen wesentlichen Teil Ihrer Rede darauf verwendet, ie Diskussion, die wir heute Vormittag in der Gechäftsordnungsdebatte hatten, wieder aufzugreifen. Ich rage Sie – ich kenne Sie als einen Mann von Verstand –: lauben Sie ernsthaft, dass wir, wenn wir diese Spende icht erhalten hätten, unsere Forderung nach Absenkung er Mehrwertsteuer für Hoteliers und Gastronomie rückängig gemacht hätten? Glauben Sie, dass wir gesagt ätten: „Der Baron Finck hat uns nicht gespendet, jetzt ndern wir das Wahlprogramm, das wir 2007 aufgestellt aben“? (Christine Lambrecht [SPD]: Zuzutrauen wäre es euch! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So profan läuft das nicht! Das stimmt!)


(Beifall bei der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701413700
Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1701413800

as ist doch völlig abwegig; das wissen Sie ganz genau.

Ich sage Ihnen: Ausgerechnet als Berliner SPD-Mann
ind Sie der Allerletzte, der in unsere Richtung solches
u adressieren hat. Schon vor 2001 war Ihre Partei in
erlin in der Regierung und hat unter anderem die Teil-
rivatisierung der Berliner Wasserbetriebe vorangetrie-
en. Das ist unter Ihrer Regierungsverantwortung
eschehen. Die Berlinwasser Holding, die dann teilpri-
atisiert war, hat 2001 im Wahlkampf nichts Besseres
ewusst, als ein Fundraising-Dinner zugunsten von
laus Wowereit und der SPD auszurichten.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Aha! Das ist ja allerhand!)


a hat sogar die Staatsanwaltschaft ermittelt, Herr
anckert; das wissen Sie ganz genau. Deswegen sind
err Wowereit und Sie als Berliner SPD-Leute die Al-

erletzten, die uns Freien Demokraten irgendetwas zum
hema Parteispenden oder Ähnliches zu adressieren ha-
en. Si tacuisses, philosophus mansisses.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war aber ein teures Dinner für 1,1 Millionen!)







(A) )



(B) )


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701413900

Herr Kollege Danckert, bitte.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701414000

Herr Kollege Lindner, Sie sind ja neu im Parlament.

Deshalb möchte ich Ihnen den Hinweis geben, dass ich
Brandenburger Sozialdemokrat bin


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Sie kommen aber aus Berlin!)


und den Wahlkreis seit 1998 viermal direkt gewonnen
habe. Das ist Ihnen vielleicht entgangen, weil ich früher
in Berlin Strafverteidiger war. Das ist allerdings richtig.
Da habe ich reichlich Erfahrung. Von den Dimensionen
her – wir haben es eben gehört: Spende in Höhe von
1,1 Millionen Euro – vermute ich, dass das Fundraising-
Dinner – ich kenne den Sachverhalt nicht genau – im
Bereich von 5 000 Euro liegt. Soweit ich mich erinnere,
ist das Ermittlungsverfahren in diesem Zusammenhang
eingestellt worden. Was soll also dieser Hinweis?

Für die Bemerkung, dass ich bei Verstand bin, be-
danke ich mich bei Ihnen. Das ist aber bekannt.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701414100

Nun hat das Wort der Kollege Michael Grosse-

Brömer für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1701414200

Frau Präsidentin! Sehr verehrte Ministerin! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Rechtspolitik erfordert nur
einen kleinen Haushalt; das ist wahr. Aber die Rechts-
politik, so glaube ich, hat eine große Bedeutung. Dies
wird auch dadurch deutlich, dass sich der Kollege
Dr. Danckert Mühe gegeben hat, nur ganz spezielle
Punkte der Rechtspolitik aufzuzeigen, nämlich Punkte,
die mit Spenden zu tun haben. Am Anfang seiner Rede,
als er die Ministerin gelobt hat, dachte ich noch, er
würde Altersweisheit zeigen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Dafür hatte ich auch Grund!)


Wenn wir in der Rechtspolitik anfangen, die Ge-
schäftsordnungsdebatte von heute Morgen ansatzweise
aufzugreifen, dann ist das erstens der Sache nicht dien-
lich, weil diese Debatte schon geführt wurde.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Altmaier hat aber gesagt, wir sollten dies tun!)


Zweitens sollten wir uns Mühe geben, die Forderung der
Opposition, der Demokratie nicht zu schaden, zu erfül-
len. In diesem Zusammenhang müssen wir einmal fest-
stellen: Spenden sind in einer Demokratie per se nichts
Schlechtes. Sie sind dann schlecht für eine Demokratie,
wenn mit ihnen gewisse politische Entscheidungen ge-
kauft werden.

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(C (D (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch kann Ihnen sagen: Den Nachweis, dass dies in die-
em Falle zutrifft, haben Sie weder heute Morgen noch
n Ihrer Rede erbracht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kollege, es gibt auch die Dankesspende!)


Hören Sie also auf, Spenden zu skandalisieren!
rundsätzlich zu unterstellen –


(Zuruf von der LINKEN)


zu Ihnen komme ich gleich auch noch –,


(Zuruf von der LINKEN: Darauf freue ich mich!)


olitik sei käuflich, macht die Sache schwierig. Man
önnte nämlich einmal auflisten, von wem die Grünen
nd auch die SPD Spenden bekommen. Man kann dieses
hema zwar problematisieren, aber wir sollten auch so
hrlich sein, zu sagen: Es ist kein Skandal, solange ein
usammenhang zwischen Spende und Käuflichkeit nicht
achgewiesen ist. Der Nachweis dieses Zusammenhangs
st durch Ihre Debattenbeiträge, von heute Morgen ange-
angen, nicht erbracht worden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Peter Danckert [SPD]: Abwarten!)


ir sollten also ein bisschen vorsichtiger sein. Wir ha-
en da in der Tat eine Verantwortung.

Zu den Linken will ich sagen: Sie haben in der Tat ein
esonderes Talent, nämlich das Talent, bestimmte Be-
riffe in die Debatte einzuführen. Wir wetten immer,
ann die Wörter Hartz IV, Ausbeutung oder Überwa-

hung fallen. Man kann schon sagen, dass Sie aufgrund
hrer innerparteilichen Erfahrungen und auch aufgrund
hrer Erfahrungen in der SED mehr zum Thema Über-
achung wissen als Mitglieder aller anderen Parteien.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Geben Sie sich doch einmal Mühe, ein rechtspoliti-
ches Konzept zu entwickeln! Führen Sie nicht immer
inen Dauerwahlkampf mit Plattitüden zur Armut wie
eispielsweise „In Deutschland ist alles ganz fürchter-
ich“ und „Die Leute verhungern hier auf der Straße“.
chauen Sie sich einmal um! Es gibt zwar noch manche
ufgabe zu erledigen. Aber es trifft auch zu, dass man-

he Nachbarländer froh wären, wenn sie einen Sozial-
taat wie den in Deutschland hätten, und das trotz aller
nzulänglichkeiten unseres Sozialstaates, über die man
iskutieren kann. Auch das gehört zur Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Kollegin Hönlinger, ich will Ihnen sagen, dass
ch diesen schwarz-gelben Zauber noch spüre.


(Zurufe von der SPD: Oh! – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch sage dies, damit Sie nicht frustriert nach Hause ge-
en. Immer wenn wir über Rechtspolitik diskutieren,






(A) )



(B) )


Michael Grosse-Brömer
dann gibt es diese zauberhafte Stimmung. Wir streiten
uns nicht. Auch wenn Sie dieses Gefühl nicht kennen: Es
ist so.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein Tagtraum!)


– Juristen und insbesondere Rechtspolitiker sind viel zu
realistisch, als dass sie tagsüber träumen würden. Es ist
einfach dieser schwarz-gelbe Zauber, der uns glücklich
macht.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie lange dieser Zauber anhält, ist natürlich eine
spannende Frage. Jedenfalls haben wir zurzeit ange-
sichts der Punkte, deren Abarbeitung wir uns vorgenom-
men haben, noch Anlass genug, fröhlich zu sein. Wir
haben einen sehr ordentlichen Koalitionsvertrag ge-
schlossen. Im Übrigen bekommen wir manchmal von
den Gerichten überraschend neue Aufgaben zugewiesen.
Die meisten sind schon angesprochen worden. Ich
komme gleich noch kurz darauf zurück.

Damit Ihre Forderungen nach mehr Sozialstaatlich-
keit mehr als bisher erfüllt werden, wollen wir eine or-
dentliche Wirtschaftspolitik machen. Auch mit Rechts-
politik ist man in der Lage, den Wirtschaftsstandort
Deutschland zu stärken. Dann kann all das bezahlt wer-
den, was Sie irgendwann fordern werden. Vielleicht lag
für den Sozialismus das Problem darin, dass er in dieser
Hinsicht nicht richtig funktioniert hat. Andernfalls wäre
die DDR vielleicht nicht pleitegegangen.


(Zuruf von der LINKEN: Mir scheint, Sie haben eben nicht zugehört!)


– Aber Sie haben jetzt die Chance, mir zuzuhören. Mal
sehen, was dann bei Ihnen an Bedeutung gewinnt.

Das Insolvenzrecht – es ist angesprochen worden –
und der Schutz des geistigen Eigentums sind neben un-
serer Gerichtsbarkeit eine gute Grundlage für einen star-
ken Wirtschaftsstandort Deutschland. Wir werden weiter
daran arbeiten. Gerade wirtschaftsrechtliche Themen
sind in einer christlich-liberalen Koalition bestens aufge-
hoben.

Das Mietrecht ist natürlich besonders geeignet, ir-
gendwelche Ungerechtigkeiten zu schüren, vielleicht
auch den Vermieter als Kapitalisten zu brandmarken.
Wir sollten uns zwischendurch daran erinnern, dass die
Mieter keinen Vorteil davon hätten, wenn es keine Ver-
mieter gäbe. Das ist logisch zu ergründen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deswegen ist es vielleicht ganz sinnvoll, zu sagen: Wir
müssen auch im Mietrecht dahin kommen, dass wir ge-
wisse Ungerechtigkeiten aufarbeiten. Ich weiß nicht,
was an dem Umstand so schlecht ist, dass man sagt: Das
Mietnomadentum hat sich ausgebreitet. Das ist ein spe-
zielles Problem, dessen Intensität zugenommen hat.


(Zuruf der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])



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(C (D Sie reagieren immer wieder bei diesem Thema. Kenen Sie irgendwelche Mietnomaden persönlich, weil Sie ich jedes Mal, wenn dieses Wort fällt, melden? (Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Weil es keine Zahlen gibt! – Gegenruf des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU]: Kommen Sie mal in meine Sprechstunde! Ich kann Sie persönlich bekannt machen!)


Es gibt keine Zahlen? Ich habe zu Hause drei Beispiele
on Leuten, die mich angeschrieben haben und ihre Pro-
leme aufgelistet haben. Das geht über viele Seiten. Es
st unerträglich, zu sehen, wie Leute darunter leiden,


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, wie viele denn?)


ass manche Menschen, kriminell organisiert, Vermieter
n einem unerträglichen Maße bewusst belästigen, deren
igentum zerstören, die Miete nicht zahlen und sich
ann glücklicherweise irgendwann, möglichst früher als
päter, vom Acker machen. Aber meistens kennen sie
ämtliche Regeln, auch die Verschleppung von Vollstre-
kungsmaßnahmen, was dann dazu führt, dass es mas-
ive Einschränkungen desjenigen gibt, der sein Eigen-
um eigentlich nur anderen zur Nutzung zur Verfügung
tellt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ch verstehe nicht, was man daran zu meckern haben
ann, dass man dagegen vorgeht.

Wir geben das Mietrecht natürlich nicht dem sozialen
ahlschlag anheim. Das ist völlig abwegig. Das Miet-

echt muss sozial und ausgewogen bleiben. Etwas ande-
es ist mit der CDU/CSU nicht zu machen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701414300

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Montag?


Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1701414400

Einen Satz wollte ich noch sagen. Dann natürlich

erne.

Jedenfalls muss niemand befürchten – dieses Horror-
zenario wird immer wieder an die Wand gemalt –, dass
emand, der 30 Jahre in seiner Wohnung und damit in
einem Kiez wohnt, innerhalb von sechs Wochen heraus-
eklagt wird. Das wird es nicht geben.


(Christine Lambrecht [SPD]: Aber nach drei Monaten!)


n diesem Zusammenhang werden natürlich immer völ-
ig übertriebene Dinge erwähnt. Dies findet mit der
DU/CSU nicht statt.


(Gisela Piltz [FDP]: Auch nicht mit uns!)


Jetzt der Kollege Montag.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1701414500

Herr Kollege Montag, bitte.






(A) )



(B) )


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1701414600

Ganz herzlichen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kol-

lege Grosse-Brömer, Sie sind jetzt der Dritte aus der
Reihe der Rednerinnen und Redner der Koalition, der
uns eine Änderung des sozialen Mietrechts ankündigt
und die Begründung dafür bei den Mietnomaden sucht.
Ich bestreite überhaupt nicht, dass es solche Fälle gibt.
Auch ich als Abgeordneter kenne persönlich solche
Fälle. Es wäre gut, wenn uns ein schlauer Gedanke dazu
einfiele, was man rechtsstaatlich dagegen unternehmen
könnte.

Nur will ich Sie einmal fragen – dies ist ein Punkt in
Ihrem Koalitionsvertrag –, ob Sie die Kündigungsfris-
ten, die im Augenblick und seit Jahrzehnten aus gutem
Grund für den Mieter günstiger sind als für den Vermie-
ter, verändern und gleichstellen wollen. Was hat diese
Änderung – dies ist eine faktische Schlechterstellung der
Rechtsposition aller Mieter, auch derjenigen, die keine
Mietnomaden sind – mit der Bekämpfung des Miet-
nomadentums zu tun? Hören Sie endlich auf, sich hinter
diesem Schreckensbild, das es gibt, zu verstecken, und
geben Sie uns bitte eine wahre und richtige Antwort da-
rauf, warum Sie die Rechte aller Mieter in Deutschland
verkürzen wollen!


Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1701414700

Der erste Punkt ist, dass auch meine bisherige Stel-

lungnahme natürlich nicht unwahr bzw. falsch gewesen
ist.

Zweiter Punkt. Ich kann Ihnen weitere Argumente
nennen. Das Mietnomadentum habe ich angesprochen,
weil dann immer eine große Aufregung in den Reihen
der Linken herrscht. Ich kann Ihnen sagen, wie wir die
Rechte der Mieter stärken. Wir wollen nämlich nicht,
dass Mieter aufgrund einer Luxussanierung und damit
einhergehender exorbitant steigender Mieten aus ihren
Räumen sozusagen heraussaniert werden.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ändern Sie das BGB nicht, dann ist alles okay!)


Aber wir werden uns doch darin einig sein, dass man bei
Verträgen mit zwei Vertragspartnern darüber nachden-
ken können muss – ohne dass schon entschieden wäre, in
welchem Maße das erfolgt –, inwieweit beide Vertrags-
parteien die gleichen Ausgangspositionen bekommen.
Das ist doch per se nichts Schlechtes. Deswegen ist es
natürlich auch eine politische Entscheidung.


(Zuruf: Das hat doch nichts mit Mietnomadentum zu tun! – Christine Lambrecht [SPD]: Sie sind doch nicht auf Augenhöhe!)


– Natürlich hat das nichts mit Mietnomadentum zu tun.

Nur zum besseren Verständnis: Nein, Kündigungsfris-
ten haben nichts mit Mietnomadentum zu tun, Luxussa-
nierungen auch nicht. Wir haben all diese Punkte im Ko-
alitionsvertrag festgehalten, und noch erlaube ich mir,
selbstständig darüber nachzudenken, welchen Punkt ich
an dieser Stelle erwähne. Ich bin für jede Anregung
dankbar, aber das, was ich sage, wird dadurch nicht

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(C (D alsch oder unwahr. Ich sage es noch einmal: Die soziale usgewogenheit bleibt bestehen. Darauf werden wir ge teigerten Wert legen. Die Sicherungsverwahrung ist als wichtiger Punkt ngesprochen worden. Hier besteht die Schwierigkeit, ass wir den Ausnahmecharakter dieser besonderen Siherungsverwahrung erhalten müssen. Mit diesem Thema üssen wir uns rechtsdogmatisch neu auseinanderset en. Das ist eine schwierige Aufgabe; das ist gar keine rage. Viele haben sich auch schon daran gewöhnt. Ich finde, der Schutz der Bevölkerung – nehmen wir um Beispiel die Situation im Städtchen Heinsberg, wo in freigelassener Straftäter, der in einer exorbitant brualen Art und Weise vorgegangen ist, derzeit polizeilich eobachtet wird – steht im Vordergrund. Dass Menschen n unserem Lande, die darauf angesprochen werden, für ie gerichtliche Ablehnung einer Sicherungsverwahrung ein Verständnis haben, ist für mich sehr einleuchtend. eswegen ist es unsere Aufgabe, einen Weg zu finden, ie der Schutz der Bevölkerung vor schweren Gewaltta en von Wiederholungstätern künftig unter Berücksichtiung der Tatsache erfolgen kann, dass der Ausnahmeharakter einer Sicherungsverwahrung gewahrt bleiben uss, insbesondere bei einer nachträglichen Sicherungs erwahrung, wo neue Tatsachen für die Gefährlichkeit es Verurteilten vorliegen müssen, damit es rechtlich inwandfrei ist. Bei einem Täter, der bereits massiv und rutal vorgegangen ist, sind kaum noch Aspekte zu nenen, die eine neue Gefährlichkeit begründen. Wir wollen angesichts der zunehmenden Anzahl inksextremistischer Gewalttaten in Deutschland auch arüber nachdenken, inwieweit wir den § 113 Abs. 2 tGB verbessern können. Das ist keine Frage. Das steht benfalls im Koalitionsvertrag. Ich halte das für eine innvolle Überlegung. Es ist oft so, dass es, wenn man as Wort Linksextremismus verwendet, ein paar Kolleen auf der linken Seite des Hauses gibt, die die Gewalt ann nicht so ernst nehmen bzw. – dieses Gefühl habe ch jedenfalls – Verständnis aufbringen. Wir sind der uffassung, dass Extremismus immer zu verurteilen ist, gal ob er von rechts oder von links erfolgt, insbesonere dann, wenn er mit massiven Gewalttaten gegen Verreter des Staates vorgeht. Deswegen halten wir Handungsbedarf für gegeben. Abschließend will ich darauf hinweisen, dass ich mir ünsche, dass wir in der Lage sind, diese Art der Arguentation, die wir im Rechtsausschuss pflegen, nämlich orrangig intellektuell und in wenig aufgeregtem Ton, eizubehalten. Es ist besser, wenn wir unsere Themen achlich und weniger ideologisch abarbeiten. Ich glaube, ie Rechtspolitiker sind aufgrund ihrer Ausbildung ganz esonders für diese Art der Auseinandersetzung geeiget. Ich wünsche mir, dass wir Unterstellungen weglasen und die Art der gemeinsamen Bearbeitung notwendier rechtspolitischer Themen weiterhin pflegen können. In diesem Sinne freue ich mich auf die Zusammenareit und danke für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Raju Sharma für die Frak tion Die Linke. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In der Generaldebatte heute Vormittag hat der Kollege Poß erzählt, wie er 1982 zusammen mit Wolfgang Schäuble im Untersuchungsausschuss des Bundestages diesen oder jenen Strauß ausgefochten hat. Ich fand das beeindruckend, weil mir einfiel, dass das nicht die erste Wahlperiode von Wolfgang Schäuble war. Das war 1982. Ich habe mir vorgestellt: Nach über 30 Jahren im Bundestag weiß man, wie es geht, hier im Raumschiff Berlin. Aber man weiß natürlich nicht mehr, wie es draußen bei den Bürgern aussieht; denn die hat man über 30 Jahre nicht mehr wirklich gesehen. Das finde ich schon bezeichnend. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Was ist das für eine Vorstellung von Parlamentarismus, die Sie haben?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701414800

(Beifall bei der LINKEN)

Raju Sharma (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701414900

– Ich habe in der Tat eine Vorstellung von Parlamentaris-
mus, die aber nicht so aussieht, dass man als junger
Mensch in den Bundestag eintritt und mit der Pensionie-
rung irgendwann mit 75 Jahren ausscheidet.


(Beifall bei der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Ein Abgeordneter wird nicht pensioniert! Das ist eine komische Vorstellung!)


– Wenn Sie sich nun genug aufgeregt haben, würde ich
meine Ausführungen gerne fortsetzen.


(Otto Fricke [FDP]: Nein!)


– Sie können sich gerne noch weiter aufregen. Es wird
nicht sinnvoller, was Sie sagen. Es war auch nicht sinn-
voll, was Sie vorhin gesagt haben.


(Otto Fricke [FDP]: Da habe ich zwar noch nichts gesagt, aber egal! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sie haben sich von den Bürgern entfernt! – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: War es das jetzt?)


Wenn Ihre Vertreter die Bürger so lange nicht mehr gese-
hen haben, darf man sich nicht darüber wundern, dass sie
eine Politik machen, die eigentlich aus der Mitte des
letzten Jahrhunderts kommt.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wie lange ist Lafontaine dabei?)


Ich habe die Freude und das Vergnügen, ein berufli-
ches Leben vor der Politik gehabt zu haben. Ich war
beim Landesrechnungshof in Schleswig-Holstein be-
schäftigt.


(Otto Fricke [FDP]: Ach, daher die Pensionierung! Jetzt ist es klar! – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Die freuen sich jetzt!)


Dort durfte ich mich auch mit dem Justizhaushalt befas-
sen. Wollen wir jetzt einmal über den Justizhaushalt spre-

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(C (D hen? Dann kann ich Ihnen einmal erklären, wie so etwas or sich geht. Wenn man sich beim Rechnungshof einen aushaltsplan anschaut, überlegt man zunächst, wo die elevanten Themen sind, die nichts mit Erbsenzählerei zu un haben, welche Themen wichtig und haushaltspoliisch bzw. von der Wirtschaftlichkeit her relevant sind. ann klammert man die Themen aus, die politisch releant sind, bei denen die politischen Schwerpunkte geetzt werden. Das ist nämlich nicht die Sache der Rechungshöfe. Da ich jetzt Abgeordneter einer Oppositionsfraktion in, habe ich mir gedacht: Schaue ich mir den Haushalt och einmal genau andersherum an und achte auf politiche Schwerpunkte. Ich lese und lese und lese und stelle ach 81 Seiten fest: Da sind keine politischen Schwerunkte. Diese Koalition setzt keine politischen Schwerunkte in der Rechtspolitik. Das ist aber nicht nur schlimm; denn abgesehen von em Stuss, den ich von Abgeordneten aus Ihren Reihen eute hören musste, steht in dem Haushaltsentwurf weigstens auch nichts über das, was man seit einigen Jahen von Vertretern der schwarz-gelben Koalitionen in iedersachsen und Baden-Württemberg immer wieder ört, wenn es um Rechtspolitik geht. Dort wird in einer rt und Weise privatisiert, dass Sie sich nicht darüber undern dürfen, dass wir beklagen – das tun wir auch, m Ihnen eine Freude zu machen –, dass der Neoliberaismus nun auch in der Rechtspolitik Einzug hält. Da ist on Privatisierung im Bereich der Gerichtsvollzieher nd im Bereich der Bewährungsund Gerichtshilfe die ede. Die Sozialen Dienste und Teile von Haftanstalten ollen privatisiert werden. Da ich mich beim Rechnungshof viele Jahre lang inensiv mit diesem Thema beschäftigen durfte – das gilt uch für viele andere bei den Rechnungshöfen –, weiß ch, dass es Hunderte Vorschläge gibt, wie man die Aufabenwahrnehmung in diesem Bereich effizienter getalten kann, wie man Aufgaben anders organisieren ann. Aber so ein Stuss war nie dabei. Wenn es bei Ihren ollegen Landesministern in den schwarz-gelben Koali ionen in Niedersachsen und Baden-Württemberg einmal o etwas wie geistiges Eigentum gab, dann hat der chutz da wirklich versagt. Das ist rechtspolitisch dumes Zeug. Frau Ministerin, Sie haben in den letzten Jahren danenswerterweise von solchen Privatisierungsüberlegunen Abstand genommen. Ich fände es wirklich gut, wenn ie die Gelegenheit nutzen würden, mit Ihren Kolleginen und Kollegen zu reden und sie darauf hinzuweisen, ass das weder haushaltspolitisch noch rechtspolitisch inn macht und mit der freiheitlich-demokratischen rundordnung nicht zu vereinbaren ist, die man in eiem Rechtsstaat schützen sollte. Das fände ich sehr gut. Wenn Sie dann ohnehin mit Ihren Kollegen auf Länerebene im Gespräch sind, können Sie vielleicht die poitiven Ansätze aufgreifen, über die auf Landesebene benfalls diskutiert wird, allerdings von Ministern ande Raju Sharma rer Koalitionen. Die Landesjustizminister von den Grünen und der Linken diskutieren oft darüber, wie man die Unabhängigkeit der Justiz stärken kann. Zum Beispiel wird angeführt, dass das möglich ist, indem Haushaltsverhandlungen – deswegen sind wir heute hier – nicht von der Exekutive mit der Legislative geführt werden, sondern indem man der Judikative das Recht einräumt, ihr Budget selbst zu definieren und mit der Legislative, dem Haushaltsgesetzgeber, auszuhandeln. So müsste das sein; denn auch die Ressourcen der Justiz gehören dazu, wenn es darum geht, die Unabhängigkeit der Justiz zu stärken und das zu verwirklichen, was wir uns unter Gewaltenteilung vorstellen. Wenn Sie mit Ihren Länderkollegen darüber reden, was gemacht werden kann, um in der Rechtspolitik etwas zum Positiven zu verändern, dann sollten Sie auch darüber reden, wie man den Einfluss der Bürgerinnen und Bürger durch direktdemokratische Instrumente stärken kann. In den Ländern wurden bereits Erfahrungen mit Volksbegehren und Volksinitiativen gemacht. Es gibt Modelle, die man gut auf die Bundesebene übertragen kann. Auf jeden Fall werden wir entsprechende Initiativen in den Bundestag einbringen. Ich würde mich freuen, wenn die Koalition diesen Initiativen gegenüber aufgeschlossen wäre, sie prüfen, begleiten und gegebenenfalls unterstützen würde. Vielen Dank. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Der Landesrechnungshof muss froh sein!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701415000

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege

Stephan Mayer.


Stephan Mayer (CSU):
Rede ID: ID1701415100

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolle-

ginnen! Sehr geehrte Kollegen! Rechtspolitik hat trotz
des relativ geringen Haushaltsvolumens nicht nur eine
sehr hohe Bedeutung; darauf haben bisher alle Redner
hingewiesen. Die Rechtspolitik kann oder soll auch
„zauberhaft“ sein; darauf haben einige Redner hingewie-
sen. Rechtspolitik muss meines Erachtens aber vor allem
ein Kriterium erfüllen: Politik sollte generell verlässlich
und zurechenbar sein, und dies trifft insbesondere auf
die Rechtspolitik zu.

Daher ist die Rechtspolitik in meinen Augen gut bera-
ten, niemals in Aktionismus zu verfallen und insbeson-
dere keine abrupten 180-Grad-Drehungen zu vollziehen.
Ich möchte Ihnen eines versichern: Die christlich-libe-
rale Koalition wird eine wohl durchdachte, kluge und
vernünftige Rechtspolitik betreiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eines ist aber auch klar: Rechtspolitik kann nicht im
Reinstraum betrieben werden. Sie muss nicht nur sensi-
bel auf aktuelle Ereignisse reagieren – zum Beispiel auf
die schwerwiegendste Wirtschafts- und Finanzkrise der

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(C (D etzten 60 Jahre, die nicht nur Deutschland, sondern ittlerweile die gesamte Industriewelt in ihren Bann ge ogen hat –, sondern auch auf gesellschaftliche Debaten, die in Deutschland geführt werden, Antworten geen: Was hält unsere deutsche Gesellschaft zusammen? elche gemeinsamen Werte und Grundvorstellungen erbinden die deutsche Gesellschaft? Unabhängig davon, welcher politischen Couleur man nhängt und welche politische Auffassung man vertritt, ollte und muss in diesem Haus eines Konsens sein: Die echtstaatlichkeit ist ein unheimlich hohes und wertvol es Gut; es muss unser aller Bestreben sein, dieses hohe ut weiterhin gut zu pflegen und gedeihen zu lassen. Die Justiz steht in einem enormen Spannungsfeld. Die rwartungen an die Justiz sind außerordentlich hoch. Eierseits soll die Justiz modern, funktionsfähig und chlank sein sowie zügig arbeiten; andererseits muss es ern jeden Rechtsstaates sein – das muss in verfahrens echtlicher Hinsicht klar sein –, dass jeder Einzelne unbhängig davon, woher er kommt, welches Alter er hat, elchen Beruf er ausübt, seine individuellen Rechte und nsprüche geltend machen kann. Ich möchte auf einige konkrete rechtspolitische Aniegen der christlich-liberalen Koalition eingehen. Das hema Sicherungsverwahrung wurde schon genannt. eines Erachtens gibt es bei der Sicherungsverwahrung ffenkundige Regelungslücken. In meinem Wahlkreis iegt die Stadt Töging, ein sehr beschaulicher und netter rt. Im August letzten Jahres hat sich in Töging ein chrecklicher Vorfall ereignet: Ein mehrmals rechtskräfig verurteilter Sexualstraftäter hat einem 16-jährigen ädchen aufgelauert, es geschlagen, vergewaltigt und einahe ermordet. Ich glaube, dieser Fall macht klar – das möchte ich in ller Deutlichkeit festhalten –: Auch wenn die Sicheungsverwahrung immer die Ultima Ratio sein muss, ibt es einen berechtigten Anspruch der Bevölkerung auf chutz vor derartigen hochkriminellen Gewaltverbrehern. eswegen müssen wir in der christlich-liberalen Koaliion die Regelungslücken schließen. Das ist angesichts er letzten Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs ür Menschenrechte und der Rechtsprechung des Bunesgerichtshofes nicht leicht; aber – ich sage das ganz ffen – wir sind es den Bürgerinnen und Bürgern in eutschland schuldig. Wir müssen insbesondere darauf inwirken, dass die Anordnungsvoraussetzungen für Siherungsverwahrungen harmonisiert werden. Wir sollten uns auch in dieser Legislaturperiode wieer des Themas der Jugendkriminalität annehmen. Es st nicht so, dass es einen Rückgang der Gewaltkriminaität unter Jugendlichen und Heranwachsenden gibt. enngleich ich selbstverständlich der Auffassung bin, ass gerade bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität er Prävention sehr große Bedeutung beigemessen weren muss, bin ich dennoch auch der Auffassung, dass die ühnefunktion im Jugendstrafrecht nicht außer Acht ge assen werden darf. Stephan Mayer (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat mit Sühne nichts zu tun!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Das Thema Warnschussarrest ist schon genannt worden.
Ich glaube, es ist sinnvoll, einem 15- oder 16-jährigen
Jugendlichen, der auf die schiefe Bahn zu geraten droht,
die – in Anführungsstrichen – Folterwerkzeuge des Staa-
tes vor Augen zu führen, um ihn vielleicht noch gerade
rechtzeitig davon abzuhalten, auf die schiefe Bahn zu
geraten.


(Christine Lambrecht [SPD]: Da sagen aber alle Experten etwas anderes!)


Wir mussten leider Gottes die Entwicklung zur
Kenntnis nehmen, dass in manchen Situationen nicht
mehr so respektvoll mit den Vertretern des Staates umge-
gangen wird, wie dies in der Vergangenheit der Fall war.
Es ist meines Erachtens schon erschreckend, dass die
Zahl der tätlichen Übergriffe aus dem linksextremisti-
schen Milieu auf Polizeibeamte allein zwischen 2007
und 2008 um sage und schreibe 48 Prozent zugenommen
hat. Es ist wichtig, klarzumachen, dass es keinen Unter-
schied macht, ob man einen Nichtbeamten, einen Poli-
zeibeamten, einen Rettungssanitäter, einen THW-Helfer
oder einen Feuerwehrmann tätlich angreift. Deswegen
muss es unser Bestreben sein, den Strafrahmen hinsicht-
lich tätlicher Angriffe auf Polizeibeamte, Rettungssani-
täter und andere, die Dienst am Nächsten leisten und
Menschen in Not helfen, von zwei Jahren auf fünf Jahre
zu erweitern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Rechtspolitik ist natürlich auch immer Gesellschafts-
politik. In diesem Zusammenhang spielt insbesondere
das Zivilrecht eine exponierte Rolle.

Auf das Mietrecht ist schon eingegangen worden. Ich
möchte jetzt nicht mehr im Detail auf das Problem des
Mietnomadentums eingehen. Das gibt es; das ist keine
Frage. Es gibt aber auch andere Aspekte, die meines Er-
achtens bei dem zunächst durchaus wohl austarierten so-
zialen Mietrecht zu beachten sind. Ich meine zum Bei-
spiel energetische Sanierungsmaßnahmen. Es ist
unser aller Bestreben, mehr dafür zu tun, um Gebäude
nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern insbesondere
auch im privaten Bereich besser energetisch auszustatten
und energetisch zu sichern.


(Zuruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es muss ein gemeinsamer Ansatz sein, einen Anreiz für
die Eigentümer von Mietwohnungen zu schaffen, diese
energetischen Sanierungsmaßnahmen durchzuführen.
Bisher ist es leider Gottes so, dass der Vermieter keinen
Nutzen davon hat, sondern allein der Mieter. Deswegen
ist es richtig, dass hier Maßnahmen dafür getroffen wer-
den – da gibt es ganz intelligente Ideen und Vorstellun-
gen –, dass beide, Vermieter und Mieter, gleichermaßen
davon profitieren, wenn energetische Sanierungsmaß-
nahmen durchgeführt werden.

Ich habe schon erwähnt, dass wir sensibel reflektieren
müssen, welche Auswirkungen die aktuelle Wirtschafts-

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(C (D nd Finanzkrise in Deutschland hat. Diese werden auch as Zivilrecht nicht unbeschadet lassen. Ich denke da nsbesondere an den wichtigen Bereich des Insolvenzechts. Es gibt im aktuellen Insolvenzrecht Defizite, die eseitigt werden müssen. Das Insolvenzplanverfahren oll gestärkt und verbessert werden. Ich sage an dieser telle eines ganz deutlich: Es muss zu jedem Zeitpunkt nser aller Bestreben sein, zunächst einmal alles dafür u tun, um ein sanierungsfähiges Unternehmen zu retten nd damit auch die Arbeitsplätze in diesem Unternehen zu retten und zu sichern. Ich sage ganz offen: Das etzige Insolvenzrecht weist da durchaus gewisse Regeungslücken auf. Dieser Regelungslücken werden wir ns annehmen. Sie können sicher sein, dass die Rechtspolitik in den ommenden vier Jahren in der christlich-liberalen Koaliion in besten Händen ist. Ich freue mich auf eine kontruktive und einvernehmliche Zusammenarbeit mit öglichst allen hier in diesem Hause. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701415200

Das Wort hat der Kollege Olaf Scholz für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1701415300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Ministerin, am Ende einer Debatte lohnt es sich
icht, alle Dinge, die angesprochen worden sind, noch
inmal aufzuwärmen und noch etwas dazu zu sagen. Ich
ill deshalb nur ein paar Punkte herausgreifen, die mir
ichtig sind.

Eines jedenfalls ist bisher nicht gut gelaufen, das ist
ie Debatte über die vorgesehene Reform des Miet-
echts. Aus all den Äußerungen der Koalition zu diesem
hema – nicht nur denen von heute – hört man vor allem
in furchtbar schlechtes Gewissen heraus.


(Gisela Piltz [FDP]: Was?)


ie reden nie über die Dinge, die Ihnen vorgehalten wer-
en, sondern Sie weichen immer aus.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


enn wir fragen, warum Sie das Kündigungsrecht für
ie Mieter verschlechtern wollen, dann reden Sie über
ietnomaden. Gegen Mietnomaden haben alle etwas.
agegen muss man auch etwas tun. Dazu muss einem

twas Kluges einfallen; das ist nicht so einfach. Aber
arum sollen Millionen von Mieterinnen und Mietern in
er Bundesrepublik Deutschland darunter leiden, dass
ie gegen die Mietnomaden vorgehen wollen?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Olaf Scholz
Das ist nicht einsehbar, zumal die Vorschläge, die Sie in
Bezug auf die vielen Millionen übrigen Mieter haben,
mit denen gar nichts zu tun haben.

Sie haben auch noch nie wirklich begründet, warum
Sie eine Verschlechterung der Mieterrechte durchsetzen
wollen. Sie haben immer wieder abstrakt geredet. Zum
Beispiel mussten wir jetzt eben hören, gleiche Fristen für
Vermieter und Mieter seien doch eine schöne Sache.


(Gisela Piltz [FDP]: Nein, das wurde nicht gesagt!)


– Das ist eine Äußerung, die eben in dieser Debatte ge-
fallen ist. – Darüber müsste man nachdenken. Ich sage:
Darüber muss man gar nicht nachdenken, und wenn man
darüber nachdenkt, dann muss man zu dem Ergebnis
kommen, dass die Fristen so bleiben müssen, wie sie
sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es ist für einen Mieter nicht zumutbar, sehr lange an
eine Wohnung gebunden zu sein. Wenn man zum Bei-
spiel den Wohnort wechseln muss oder es zu sonstigen
Veränderungen kommt, wäre das für die meisten Men-
schen wirtschaftlich nicht darstellbar. Darum ist unter
Berücksichtigung der unterschiedlichen Schutzinteres-
sen von Gesetzes wegen zu Recht eine unterschiedliche
Kündigungsfrist für Mieter und Vermieter vorgesehen.
Wenn Sie das ändern, dann nehmen Sie Millionen Men-
schen ihre Rechte. Dafür gibt es keinen Grund. Das
schlechte Gewissen, mit dem Sie über andere Themen
reden, zeigt: Es gibt ihn wirklich nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir werden im Deutschen Bundestag viel über das
Internet diskutieren. Ich hoffe, dass das kluge, sachkun-
dige Diskussionen werden, sowohl im Plenum als auch
in der geplanten Enquete-Kommission. In manch einer
Debatte hat man das Gefühl – an dieser Stelle will ich
niemanden einschließen oder ausschließen; das gilt, wie
ich glaube, quer durch die Bank bzw. die Bänke –, dass
der eine oder andere schon gehört hat, dass es so etwas
wie ein Internet geben soll.


(Vereinzelt Heiterkeit)


Das ist natürlich nicht das Niveau, auf dem wir unsere
Debatten zu führen haben. Wir müssen uns bis zu den
aktuellen Diskussionen vorarbeiten.

Das bedeutet aus meiner Sicht, sich dazu zu beken-
nen, dass man in diese Themen hineinwächst, dass man
in der politischen Diskussion über diese Fragen auch
Fehler gemacht hat oder vielleicht noch machen wird.
Auf jeden Fall muss eine lebendige, offene Diskussion
über die damit verbundenen Probleme stattfinden.

Insofern finde ich es sehr problematisch, dass wir in
der bisherigen Debatte nichts dazu gehört haben, dass
die Bundesregierung eine etwas verdruckste Haltung zu

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(C (D em Internetsperrengesetz, das im Deutschen Bundestag eschlossen worden ist, hat. (Gisela Piltz [FDP]: Wer hat das denn mitbeschlossen? – Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wie ist denn Ihre Auffassung dazu?)


Ich komme gleich dazu. Sie hören meine Auffassung
och. Ich will sie Ihnen gerne sagen. Ich rede hier, damit
ch sie Ihnen klar sagen kann. – Ich jedenfalls finde, es
st ein für die Verfassungsordnung unseres Landes uner-
räglicher Zustand, dass in einer Koalitionsvereinbarung
teht, man wolle ein Gesetz nicht anwenden.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Es gab auch einmal Gesetze von Ihnen!)


Im Übrigen finde ich, dass es für die Verfassungsord-
ung unseres Landes auch ein unerträglicher Zustand ist,
enn vorgeschlagen wird, der Bundespräsident möge

in Gesetz, für das man nicht mehr so große Begeiste-
ung verspürt, nicht unterzeichnen.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Wer hat das denn vorgeschlagen?)


as sind die beiden Haltungen, die diese Regierung zum
usdruck bringt, und die sind nicht in Ordnung.

Ich will ausdrücklich sagen: Wir glauben, dass es
icht richtig war, dieses Gesetz hier im Bundestag zu be-
chließen. Wir fordern deshalb seine Aufhebung. Von
er sozialdemokratischen Bundestagsfraktion wird ein
esetzentwurf zur Aufhebung dieses Gesetzes einge-
racht. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass es
innvoll wäre, die heutige Hängepartie fortzusetzen.


(Beifall bei der SPD – Florian Toncar [FDP]: Das ist ja wirklich sehr konsequent!)


Das ist sehr konsequent – in der Tat – und ein bisschen
hrlicher als das, was in der Koalition passiert: dass man
ich erstens nicht einigen kann, dass man das zweitens
icht sagen will und dass man drittens den Bundespräsi-
enten in eine Rolle drängt, die in unserer Verfassungs-
rdnung nicht vorgesehen ist, nämlich eine politische
einungsänderung der Koalition irgendwie herauszube-

ommen und daraus einen Schluss zu ziehen.


(Beifall bei der SPD – Gisela Piltz [FDP]: Finden Sie es konsequent, etwas zu verabschieden und sich dann nicht daran zu halten?)


Ich will darum bitten, dass wir uns in der Diskussion
ber das Internet und seine Konsequenzen für unsere
esellschaft offen dazu bekennen, dass es auch Entwick-

ungen gibt, die wir noch nicht abschätzen oder vorher-
ehen können. Daher sollten wir keine großen Bekennt-
isse abgeben.

Weil sehr viel über die Sicherheit im Internet und
issbrauchsmöglichkeiten diskutiert wird, will ich aus-

rücklich das Urheberrecht erwähnen. Hier ist, wie ich
inde, noch nicht alles zu Ende gedacht. Dass wir mit der
uten und begründeten Tradition des Urheberrechts in
er Bundesrepublik Deutschland – gerade in unserem
and hat das Urheberrecht auch eine Tradition philoso-
hischer Art – wirklich alle Fragen, die sich heute neu






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
stellen, beantworten können, wage ich zu bezweifeln.
Wir sollten uns zutrauen, eine neue Debatte über urhe-
berrechtliche Fragen zu führen, die möglicherweise et-
was mehr Nutzungsmöglichkeiten ohne Leistungsrechts-
verletzungen zur Folge hat, als es heute der Fall ist.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist das richtig! Zumindest müssen wir auch ohne den Willen des Architekten hier die Sessel heraustragen dürfen!)


Das wäre, jedenfalls aus meiner Sicht, eine vernünftige
Debatte, auf die man sich einlassen kann. Ich bitte da-
rum, dass wir dies gemeinsam tun und uns nicht davor
drücken.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich zum Schluss ein Thema ansprechen,
das bisher nur selten erörtert worden ist – ich finde aber,
dass das Parlament und die Regierung, das Parlament
begleitend, hier vorankommen sollten –: die Frage der
Abgeordnetenbestechung. Deutschland hat internatio-
nale Verträge und internationale Vereinbarungen hierzu-
lande nicht wirksam werden lassen, weil wir an dieser
Stelle bei der Gesetzgebung keinen Fortschritt zustande
bekommen haben. Ich finde, es ist notwendig, dass wir
uns einen Ruck geben, eine Gesetzgebung zur Abgeord-
netenbestechung in der Bundesrepublik Deutschland auf
den Weg bringen und das schlechte Gewissen bei diesem
Thema ablegen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu haben wir doch längst einen Vorschlag gemacht, Herr Kollege!)


Es sind auch Vorschläge diskutiert worden, die funktio-
niert hätten, für die es aber bisher keine Mehrheit gege-
ben hat.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch jetzt gibt es keine Mehrheit!)


Vor dem Hintergrund dieser ungelösten Frage ist das,
was wir gegenwärtig in Bezug auf Gesetzgebung und die
Finanzierung von Parteien aus Klientelinteressen mitbe-
kommen, sehr problematisch. Natürlich hilft es nicht,
darauf zu verweisen, dass es Spenden von Personen und
Unternehmen an Parteien schon immer gab. Wenn es ei-
nen Zusammenhang gibt zwischen einer Gesetzgebung,
die niemand in diesem Lande versteht und die ganz of-
fensichtlich Klientelismus ist, und hohen Parteispenden,
muss das auffallen und dazu führen, dass man sagt: Wir
brauchen gesetzgeberischen Fortschritt bei der Ahndung
der Bestechung von Abgeordneten, aber auch in der
Frage der Parteienfinanzierung.

Ich will zwei konkrete Punkte nennen. Erstens: Sollte
man nicht über eine Höchstgrenze für die Spenden von
Unternehmen an Parteien diskutieren? Das halte ich für
eine richtige Position; denn so wie bisher kann es nicht
weitergehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


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(C (D Zweitens: Berichtspflichten ziehen Bürokratiekosten ach sich. Aber sollten wir nicht noch eine zusätzliche erichtspflicht vorsehen, nämlich dass in den Vorblät ern der Gesetzentwürfe aufgeführt wird, welche der Reierungsparteien im Zusammenhang mit dem Gesetzenturf Spenden bekommen hat? Auch das wäre hilfreich. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wie soll das denn gehen? Völliger Unsinn!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701415400

Das Wort hat der Kollege Alexander Funk für die

nionsfraktion.


Alexander Funk (CDU):
Rede ID: ID1701415500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

nd Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kol-
ege Scholz, Sie haben die Internetsperre angespro-
hen. Ich bin neu in diesem Haus; aber wenn ich richtig
nformiert bin, hat der Bundespräsident dieses Gesetz
icht unterschrieben, weil er Bedenken gegen dieses Ge-
etz hat, nicht etwa, weil die Bundesregierung irgend-
elche Anweisungen gegeben hätte.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Anweisungen? Das wäre ja noch schöner!)


Sie haben die Parteispenden und die Bestechung von
bgeordneten angesprochen. Bis zu welcher Höhe
arteispenden Ihrer Meinung nach erlaubt sein sollen,
aben Sie nicht gesagt. Wenn man über diese Fragen dis-
utiert, sollte man über die wirtschaftliche Tätigkeit von
arteien insgesamt einmal nachdenken.


(Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


Wir diskutieren heute in erster Lesung über den
inzelplan 07. Mir ist bewusst, dass der Etat des Bun-
esministeriums der Justiz wegen seines Volumens von
eniger als 500 Millionen Euro im Schatten anderer
aushalte steht. Außerdem rührt er kaum an Emotionen:
s geht hier weder um Hartz IV noch um die Mittel für
en Afghanistan-Einsatz.

Dennoch handelt es sich beim Einzelplan 07 nach
einer Überzeugung um einen der wichtigsten. Wir sind

tolz darauf, in einem Rechtsstaat zu leben. In der alten
undesrepublik tun wir das seit 60 Jahren; im Beitritts-
ebiet ist mit der Wiedervereinigung vor 20 Jahren
echt an die Stelle von Unrecht getreten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie der Abg. Mechthild Dyckmans [FDP])


Eine Gesellschaft wird ganz wesentlich geprägt von
er Rechtssicherheit für den Einzelnen, vom Rechtsfrie-
en. Dass beides in unserem Land gegeben ist, ist zu-
llererst auf die Arbeit des Bundesministeriums der Jus-
iz und – diese Ergänzung füge ich ein – auf die Arbeit
es Bundesverfassungsgerichtes zurückzuführen. Das
olumen des Haushalts des Bundesministeriums der Jus-

iz steht in keinem Verhältnis zu seiner Wichtigkeit.






(A) )



(B) )


Alexander Funk
Noch etwas ist im Zusammenhang mit diesem Etat
hervorzuheben: Das Bundesministerium der Justiz finan-
ziert sich, zumindest fiktiv, weitgehend selbst. Ausgaben
von 495 Millionen Euro stehen Einnahmen von
409 Millionen Euro gegenüber, die zu einem großen Teil
aus den Erlösen von Gebühren, die das Deutsche Patent-
und Markenamt erhebt, stammen. Trotz dieses bemer-
kenswerten Kosten-Nutzen-Verhältnisses werden die
Ausgaben des Bundesministeriums der Justiz mit dem
Haushalt 2010 um 1,1 Prozent sinken, die Einnahmen
dagegen um 6,3 Prozent steigen. Den Fachleuten des
Ministeriums gebührt unser aller Dank für die Vorlage
eines solchen Haushaltsentwurfes.

Bekanntermaßen verlässt kein Gesetz den Bundestag
so, wie es dem Hohen Haus als Entwurf vorgelegt
wurde. Ich nehme an, das wird auch für diesen Etat-
entwurf gelten, zumal die Berichterstattergespräche noch
anstehen. Veränderungen – das will ich bereits
anmerken – kann es ohnehin nur in Marginalien geben;
denn beim Einzelplan 07 handelt es sich um einen klassi-
schen Verwaltungshaushalt, bei dem 78 Prozent der Aus-
gaben von vornherein festgelegt sind. Der Spielraum in
den anstehenden Beratungen ist also nur minimal.

Wichtiger als die Zahlen erscheinen mir allerdings
neue inhaltliche Signale. Im Etatentwurf für das Bundes-
ministerium der Justiz finden sich wichtige Akzente, die
so unter der Vorgängerregierung nur schwerlich möglich
gewesen wären. Ich greife die vorgesehene Ausweitung
des Ausgabenpostens für Opfer von Gewalt heraus,
nicht zuletzt deshalb, weil es hier in der Öffentlichkeit
schon heftige Diskussionen gegeben hat. Wir wollen den
Titelansatz für das laufende Jahr mehr als verdreifachen.

Vor allem werden wir Opfer nicht mehr kategorisie-
ren. Bisher wurden aus diesem Posten ausschließlich
Opfer rechtsextremer Gewalt unterstützt; wir erweitern
das Spektrum auf Opfer jeglicher extremistischen Ge-
walt, egal ob von rechts oder von links.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Um es klar zu sagen: So verabscheuungswürdig rechts-
extreme Gewalttaten sind, sind es die von Linksextre-
men begangenen in gleicher Weise. Ich sehe mich jeden-
falls außerstande, dem Opfer von Linksextremen zu
erklären, dass es schlicht Pech gehabt habe, von den Fal-
schen angegriffen worden zu sein, und der Staat ihm
nicht beispringe. Um allen Vorwürfen vorzubeugen: Es
geht mir nicht darum, die Gefahren durch den Rechts-
extremismus herunterzuspielen. Wir müssen aber davon
abkommen, Gefahren für unseren Rechtsstaat nur auf
der einen Seite zu sehen.

Im Übrigen – auch diese Anmerkung ist wichtig –
sollen sich die Opfer nicht einen gleichbleibend großen
Kuchen teilen, sondern wir haben, wie erwähnt, die Mit-
tel verdreifacht.

Opferentschädigung setzt zwangsläufig Opfer voraus.
Wir müssen daher vereint Anstrengungen unternehmen,
Opfer zu verhindern. Dies ist eine Aufgabe, die der Staat
nicht allein bewältigen kann; es ist eine gesamtgesell-
schaftliche Aufgabe, die bei der Erziehung der Kinder in

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(C (D en Familien, in der Krippe und im Kindergarten beinnt und sich über die Schule fortsetzt. Der Staat kann aber auch hier Akzente setzen, so wie ir es mit der Unterstützung des Deutschen Forums für riminalprävention tun wollen. Im Etatentwurf findet ich ein Posten, der relativ klein ist, aber als Signal vertanden werden sollte. Allerdings erwarte ich von dem orum in Zukunft stärkere Impulse als in der Vergangeneit. Eine Tagung und eine Broschüre pro Jahr reichen icherlich nicht aus, dieser wichtigen Aufgabe gerecht u werden. Das Forum muss sich als Ideengeber und als etzwerk verstehen und die Präventionsarbeit vor Ort nterstützen. Lassen Sie mich noch einige Worte zum Etatentwurf ür das Bundesverfassungsgericht sagen, das der Oposition besonders am Herzen liegen müsste, da sie es esonders gern und häufig in Anspruch nimmt. Ich erinere daran, dass es sich beim Bundesverfassungsgericht ach dem Grundgesetz um ein Verfassungsorgan hanelt. Es sollte also unsere entsprechende Aufmerksameit finden, auch die finanzielle. Erfreulicherweise ist der Etat des Bundesverfassungserichtes in der Regel nicht Gegenstand parteipolitischer ontroversen. Dies gebietet allein die Achtung vor die em höchsten deutschen Gericht. In diesem Sinne sehe ch meine Aufgabe als Hauptberichterstatter für den inzelplan 19 in der Kontinuität meiner Vorgänger othar Binding von der SPD und meines Fraktionskolleen Dr. Ole Schröder. Vor dem Hintergrund, dass sich die Kosten für die rundsanierung des Verfassungsgerichts dramatisch eröhen, habe ich kürzlich das Gericht in Karlsruhe beucht, um mir ein Bild vor Ort zu machen. Das Ergebnis ar, um es kurz zu sagen, erschreckend: Von einem irklichen Brandschutz kann kaum mehr die Rede sein, ie Stromleitungen sind marode, es regnet durch das ach, und den höchsten Richtern unseres Landes weren Arbeitsbedingungen zugemutet, die in keiner Weise ragbar sind. Nach meiner Überzeugung ist die beanragte Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 5,7 Millionen Euro, die sich auf mehrere Jahre ertreckt, unabweisbar. Sicher, Sparsamkeit ist das Gebot er Stunde; dies darf aber nicht zum Sparen an der falchen Stelle führen. Meine Damen und Herren, verehrte Kolleginnen und ollegen, lassen Sie mich zusammenfassen: Die Etatentürfe für das Bundesministerium der Justiz und das undesverfassungsgericht sind ausgewogen und angeessen kalkuliert. Den weiteren Beratungen sehe ich da er zuversichtlich entgegen. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Kollege Funk, das war Ihre erste Rede im Deutschen undestag. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre weiere Arbeit. Als Präsidentin füge ich hinzu: Es gelingt icht vielen Rednerinnen und Rednern bei ihrer ersten Rede, eine solche Punktlandung auch bei der Einhaltung der Redezeit hinzubekommen. Also herzlichen Glückwunsch! Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen nicht vor. Wir kommen schließlich zu dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern, Einzelplan 06. Das Wort hat der Bundesminister des Innern, Dr. Thomas de Maizière. Dr. Thomas de Maizière, Bundesminister des Innern: Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor 60 Jahren hat der Deutsche Bundestag den ersten Haushalt des Bundesministeriums des Innern beraten. Innenminister war Gustav Heinemann. In der sehr lebhaften Debatte forderte der Abgeordnete Hermann Ehlers Folgendes – ich zitiere –: … die anfallenden Aufgaben müssen heute gründlich, sachverständig und so wahrgenommen werden, dass wirklich etwas Ersprießliches und Dauerhaftes dabei herauskommt. Das finde ich schön. Es sollte auch für uns ein Leitsatz werden. Die Politik hatte damals die schwierige Aufgabe, mit äußerst knappen Mitteln auszukommen. Das Bundesministerium des Innern rechnete im damaligen Haushaltsentwurf mit Einnahmen in Höhe von 1 000 DM und Ausgaben in Höhe von 2 269 400 DM. (Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Das waren noch Zeiten!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701415600




(A) )


(B) )

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701415700

(Beifall)


Auch sonst ist die Debatte sehr interessant. Sie zeigt
übrigens, dass nicht alles so furchtbar neu ist, was wir
hier diskutieren. Lassen Sie mich zwei Zitate vortragen,
die das deutlich machen. Sie zeigen übrigens auch, wie
breit damals der Zuständigkeitsbereich des Innenminis-
teriums war. Der Abgeordnete Maier von der SPD gab
dem Innenminister folgenden Rat:

Um eine stärkere Autonomie der kommunalen
Selbstverwaltung zu erreichen, geben wir dem
Herrn Bundesminister des Innern zu erwägen an-
heim, den Ländern beim Finanzausgleich zwischen
Bund und Ländern in Form von Auflagen die Ab-
führung gewisser Mindestprozentsätze an die Ge-
meinden zur Pflicht zu machen.

Interessante Anregung. Herr Ehlers sagte – jetzt wird es
noch interessanter –:

Der Bund hat dafür zu sorgen, dass wir nicht nur
von einer Bundesrepublik Deutschland reden, dass
wir nicht nur von einer Freizügigkeit reden und da-
bei durch die Gestaltung unseres öffentlichen
Schulwesens aus den verschiedensten politischen,
weltanschaulichen, kulturellen und schulpolitischen
Vorstellungen heraus eine Zersplitterung schaffen,
die es langsam unmöglich macht, dass ein Beamter




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(C (D von Schaumburg-Lippe nach Lippe-Detmold übersiedelt. (Gisela Piltz [FDP]: Das Problem hat sich ja jetzt erledigt!)


Hier liegen die Aufgaben, die der Bund wahrzuneh-
men hat, und ich meine, dass das Bundesinnen-
ministerium

es war damals zuständig –

eine gute Aufgabe hat, wenn es klärend und anre-
gend in diese Dinge eingreift und dafür sorgt, dass
wir hier wirklich zu einer Einheit in der Freiheit
kommen.


(Beifall des Abg. Dr. Peter Danckert [SPD])


Ich gebe das Zitat an Annette Schavan weiter.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat uns denn das Kooperationsverbot beschert?)


Herr Wieland, ich habe auf den Zwischenruf gewartet.
tatt der Übernahme von Zuständigkeiten soll das Mi-
isterium klärend und anregend in diese Dinge eingrei-
en. Das finde ich schön.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Eine höfliche Opposition gibt es heute noch!)


nsofern ist das alles nicht neu, was wir heute diskutie-
en.

Heute verlangt die Erfüllung der Aufgaben eines In-
enministers mehr Mittel. Heute hat der Etat eine Grö-
enordnung von 5,6 Milliarden Euro. Die Hälfte davon
ind Personalkosten.

Im Unterschied zu der Entwicklung der vergangenen
ahre ist auch das Gesamtvolumen meines Etats rückläu-
ig. Das liegt überwiegend an Einmaleffekten durch die
uropa- und Bundestagswahl mit einem Volumen von
00 Millionen Euro. Aber es veranlasst mich doch zu ei-
er Grundsatzbemerkung. Allzu gerne wird die schein-
ar zwingende Gleichung aufgemacht, dass nur Steige-
ungsraten in den Einzelplänen etwas über die Qualität
es jeweiligen Politikfeldes aussagen. Ich denke, das
erden wir in den nächsten Jahren überdenken müssen.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: So ist es!)


Steigerungsraten für sich betrachtet sind keine Aus-
age über die Qualität der Politik. Es gibt keine innere
ynamik staatlichen Handelns, die auf immer weitere
uwächse programmiert wäre. Das können wir aus den
ebatten von vor 50 oder 60 Jahren lernen, und das wer-
en wir auch in den nächsten Jahren erleben.

Lassen Sie mich eine kurze Bemerkung zu den Tarif-
erhandlungen im öffentlichen Dienst machen. Der
ffentliche Dienst ist Garant für die Qualität unseres
taatlichen Handelns, und das muss er auch bleiben.
hne gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es
eine leistungsfähige solidarische Gesellschaft. Das ist
icht zum Nulltarif zu haben.






(A) )



(B) )



Dr. Thomas de Maizière (CDU):
Rede ID: ID1701415800
Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
Uns allen muss aber angesichts der leeren Kassen
auch klar sein, dass es nichts zu verteilen gibt. Die Ver-
handlungen werden schwierig. Ein Kompromiss ist
möglich, aber schwierig. Ich würde mich freuen, wenn
in den nächsten Tagen viele Wortmeldungen und soge-
nannte gute Ratschläge von außen an die Tarifpartner
unterbleiben könnten. Das macht es am Verhandlungs-
tisch nicht leichter.

Zurück zu unserem Haushalt. Die erste Aufgabe eines
demokratischen Staates ist, Sicherheit in Freiheit zu ge-
währleisten. Das spiegelt auch unser Haushalt wider.
Mehr als zwei Drittel der vorgesehenen Ausgaben ent-
fallen auf diesen Bereich. Darüber können wir heute
nicht umfassend diskutieren. Aber ich will noch ein Wort
zu dem sagen, worüber vorhin diskutiert wurde. Auch
nach dem Anschlagsversuch von Detroit rate ich zu Ge-
lassenheit und Sachlichkeit. Wir müssen klug auf die
Herausforderungen reagieren, die uns in diesem Bereich
begegnen. Einen Nacktscanner wird es mit mir nicht ge-
ben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Körperscanner der zweiten Generation kann es dage-
gen sehr wohl geben,


(Beifall bei der CDU/CSU)


wenn sie drei Voraussetzungen erfüllen:

Erstens. Sie müssen leistungsfähig sein. Sie müssen
das, was man sehen will, auch erkennen.

Zweitens. Sie dürfen in keiner Weise gesundheitsge-
fährdend sein. Deswegen wird es mit mir auch keinen
Einsatz von Röntgenstrahlen – in welcher Form auch im-
mer – geben.

Drittens. Sie müssen die Intimsphäre und die Persön-
lichkeitsrechte umfassend wahren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


Wenn diese drei Voraussetzungen erfüllt sind und die
Geräte einsatzfähig sind, dann können wir darüber re-
den. Ich denke, das wird Mitte 2010 der Fall sein. Dann
werde ich mich für den Einsatz solcher Körperscanner
einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sollten aber Mensch und Maschine nicht gegenei-
nander ausspielen. Natürlich brauchen wir auch tüchtige
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl bei der Bun-
despolizei als auch bei den Unternehmen der Flughafen-
gesellschaften. Ich sage unumwunden: Hier ist sicherlich
noch das eine oder andere zu tun und zu verbessern. Das
schauen wir uns genau an. Ich möchte nicht, dass wir
aufgrund der notwendigen Terrorabwehr andere Sorgen
bei der öffentlichen Sicherheit vernachlässigen. Dazu
gehört der Kampf gegen die organisierte Kriminalität,
Drogen, Extremismus und Gewalt rund um Fußballsta-
dien, um nur einige Beispiele zu nennen.

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(C (D Eine weitere Kernaufgabe der kommenden Jahre ist ie Integration, und zwar die Integration sowohl der beeits hier lebenden Zuwanderer als auch derjenigen, die eu zu uns kommen. Die Integrationskurse sind dabei eies der wichtigsten integrationspolitischen Instrumente es Bundes. Sie sind belächelt worden, haben sich aber ls sehr gut und wirksam erwiesen. eit 2005 haben rund 580 000 Zuwanderer an diesen ursen teilgenommen. Die Mittel haben bisher nicht usgereicht. Deswegen verzeichnet der Haushalt an dieer Stelle einen Zuwachs in Höhe von 44 Millionen uro. Die Deutsche Islam Konferenz ist das wichtigste Diaogforum von deutschem Staat und Vertretern der hier leenden Muslime. Ich werde sie fortsetzen und vertiefen. uslime in Deutschland sollen sich als Teil der deut chen Gesellschaft verstehen und sollen von dieser auch o verstanden werden. Dies setzt nicht nur die theoretiche Bejahung, sondern auch die praktische Bereitschaft oraus, das Grundgesetz wirklich zu leben. Ich möchte eshalb die zweite Stufe der Deutschen Islam Konfeenz, deren theoretische Grundlegung – zu Recht – abchließend erfolgt ist, praktischer machen, und zwar in rei Punkten: erstens in allem rund um die Themen Reliionsunterricht sowie Religionslehrerund Imamausbilung, zweitens bei der Gleichbehandlung von Mann und rau, insbesondere von Jungen und Mädchen, sowie rittens in der Debatte über friedlichen Islam und gealttätigen Islamismus. Diese drei Punkte sind richtig nd wichtig. Gerade in der Debatte über den dritten unkt können und wollen wir helfen. Aber die Haupt rennlinie zwischen dem friedlichen Islam und dem gealttätigen Islamismus muss der Islam selbst ziehen. Wir werden in den nächsten Tagen viel über Sport reen. Die Olympischen Winterspiele stehen bevor. Ich erde zur Eröffnungsfeier nach Vancouver fahren. (Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Sind Sie eigentlich ein Linksaußen oder ein Rechtsaußen?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe bereits gesagt, was ich im Fußball am liebsten
äre, Herr Wiefelspütz. – Unseren Athleten wünsche ich

n Vancouver viel Erfolg. Ich möchte meinen dortigen
esuch auch nutzen, um für unsere Bewerbung für die
lympischen Spiele 2018 in München und Garmisch-
artenkirchen zu werben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ies ist nicht nur für die Bundesregierung, sondern für
ns alle – vielleicht bekommen wir deswegen noch einen
eifall des gesamten Hauses hin – ein nationales Anlie-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Thomas de Maizière (CDU):
Rede ID: ID1701415900
Bundesminister Dr. Thomas de Maizière
Ein Schwerpunkt nicht nur der Innenpolitik wird in
den kommenden Jahren die Informationsgesellschaft
sein; wir haben darüber eben schon beim Etat des Ver-
braucherschutzministeriums diskutiert. Nach meiner
Auffassung brauchen wir eine systematischere Antwort
als bisher auf die Frage, wie auch im virtuellen Raum
Freiheit, Sicherheit und Vertrauen gewährleistet werden
können. So, wie dem Internet mittlerweile eine gesamt-
gesellschaftliche Bedeutung zukommt, so ist es auch
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Ordnungs-
rahmen für das Internet fortzuentwickeln.

Dazu habe ich einen netzpolitischen Dialog mit Ver-
tretern von Staat, Wissenschaft, Netzgemeinde und Zi-
vilgesellschaft gestartet. Gestern gab es die erste Runde
– vielleicht haben Sie etwas davon gehört –, die gezeigt
hat, dass die Gräben zwischen Staat und Teilen der Netz-
gemeinde unübersehbar, aber nicht unüberbrückbar sind.
Ich werde diesen Dialog fortsetzen und freue mich auf
eine gute Zusammenarbeit mit der Enquete-Kommission
des Deutschen Bundestages, die vermutlich eingesetzt
werden wird. Allerdings möchte ich, wenn es notwendig
ist, etwas zu tun, nicht zwingend abwarten, bis die
Enquete-Kommission am Ende der Legislaturperiode
Ergebnisse vorlegt. Wenn wir uns einig sind, möchte ich
manches schon vorher in Angriff nehmen.

Nicht nur der Datenschutz im Internet ist ein Thema,
sondern Sie wissen, dass wir uns auch vorgenommen ha-
ben, ein Arbeitnehmerdatenschutzgesetz als Teil des Da-
tenschutzgesetzes vorzulegen. Ich hoffe, ich kann meine
Zusage einhalten, Ende Februar den ersten Referenten-
entwurf zu präsentieren.

Als die Abgeordneten vor 60 Jahren über den Haus-
halt berieten, war die Debatte auch von der Erfahrung
der Teilung Deutschlands geprägt. Niemand konnte da-
mals wissen, wie lange diese Teilung dauert. In diesem
Jahr dürfen wir uns gemeinsam über den 20. Jahrestag
der Wiedervereinigung freuen und können das auch mit
Stolz auf das Erreichte tun. In den letzten 20 Jahren lag
der Schwerpunkt der Bemühungen auf dem Aufbau ei-
ner modernen und leistungsfähigen Infrastruktur. Viel
wurde diesbezüglich geleistet, und manches ist noch zu
tun.

Heute stehen wir, bedingt durch den globalen Wettbe-
werb, vor neuen Herausforderungen wie der Stärkung
der Innovationsfähigkeit der ostdeutschen Unternehmen,
der Verbesserung der Qualifikation der Arbeitnehmer
oder den Veränderungen, die sich aus dem demografi-
schen Wandel ergeben. Überhaupt wird mein Haus
federführend gemeinsam mit den anderen Häusern eine
Strategie zum Umgang mit der Demografie vorlegen.
Dabei können wir viel von den Erfahrungen und Ant-
worten in den ostdeutschen Ländern lernen.

Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir zum
Schluss noch eine persönliche Bemerkung, die hoffent-
lich unser aller Zustimmung findet. Zu dem Zuständig-
keitsbereich des Innenministeriums gehören auch der
Bevölkerungsschutz und das Katastrophenmanagement.
Das Technische Hilfswerk wird vom BMI mit Mitteln in
Höhe von 178 Millionen Euro finanziert. Unser Mitge-
fühl und unsere tatkräftige Hilfe gelten in diesen Tagen

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(C (D en Menschen in dem geschundenen Land Haiti. Unsere itarbeiter sehen dort unvorstellbares Elend und packen n. Das Erdbeben in Haiti und seine Folgen mögen bei anchem von uns vielleicht einen verschobenen Maß tab bei der Kritik an unseren Verhältnissen oder der vorchnellen Verwendung der Begriffe von Chaos und Kaastrophe zurechtrücken. Den Frauen und Männern des Technischen Hilfsweres und den Helferinnen und Helfern aus der ganzen elt danke ich von ganzem Herzen. Ich wünsche ihnen or allem viel innere Kraft, um das durchzustehen, was ie im Moment leisten. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Olaf Scholz für die SPD raktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Minister, Sie haben über Zuwanderung und Integraion als wichtige Aufgaben, die voranzubringen sind, geprochen. Das ist ein Thema, das uns in dieser Debatte icherlich wiederholt beschäftigen wird. Ich will ein paar unkte ansprechen, die aus meiner Sicht eine große olle spielen sollten. Infolge der meiner Meinung nach guten Reform des taatsangehörigkeitsund Zuwanderungsrechts ist etzt die Phase eingetreten, in der junge Leute für die taatsangehörigkeit ihrer Eltern oder diejenige, die sie ufgrund ihrer Geburt in Deutschland erworben haben, ptieren müssen. Das ist eine Regelung, die kaum mit en Interessen dieser jungen Leute, aber auch nicht mit en Interessen der Bundesrepublik Deutschland an einer unktionierenden Integration übereinstimmt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall im ganzen Hause)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701416000

(Beifall bei der SPD)

Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1701416100

ie Regelung ist damals Gesetz geworden, weil nur so
ie Zustimmung zum Staatsangehörigkeitsrecht zu er-
alten war. Das weiß jeder. Jeder wusste, dass das keine
ute Lösung ist und dass man die Regelung zu gegebe-
er Zeit ändern muss. Jetzt ist diese Zeit gekommen, und
eshalb muss diese Legislaturperiode die Periode sein,
n der wir die Optionspflicht abschaffen und dafür sor-
en, dass endlich alle ihre Staatsangehörigkeit behalten
önnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Ein rot-grünes Gesetz!)


Wenn wir über Integration sprechen, dann darf das
ein hohles Wort sein, das man wie eine Monstranz vor
ich herträgt und denjenigen, die zu integrieren sind,
orhält. Wenn Integration immer nur ein Vorwurf ist und
icht etwas, was man tatsächlich ermöglicht, dann ist das






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
zu wenig. Deshalb müssen wir auch etwas für diejenigen
tun und denen helfen, die einen besonders schweren Zu-
gang zu unserer Gesellschaft haben. Es geht zum Bei-
spiel um diejenigen, die lange in Kettenduldung hier in
Deutschland leben. Es hat für diese Menschen noch ein-
mal eine Übergangsregelung der Innenministerkonfe-
renz gegeben. Manche der Beteiligten haben hinterher
erklärt, das sei das letzte Mal, wohl wissend, dass es kei-
nesfalls das letzte Mal war, wenn es immer bei diesen
verkrampften Lösungen bleibt. Es ist doch wichtiger,
dass wir eine gesetzgeberische Botschaft aussenden,
dass wir sagen, wie die Integration funktionieren kann,
an welche Voraussetzungen wir sie knüpfen und wie wir
es ermöglichen, dass jemand, der einen großen Integra-
tionswillen besitzt, tatsächlich eine Chance auf einen ge-
sicherten Aufenthalt in Deutschland bekommt. Deshalb
sollten Sie einmal jenseits aller parteipolitischen Zuord-
nungen und vorschnellen Urteile sehr sorgfältig den Ge-
setzentwurf prüfen, den wir in den Deutschen Bundestag
eingebracht haben und mit Ihnen diskutieren wollen.


(Beifall bei der SPD)


Es geht darum, dafür zu sorgen, dass es eine dauerhafte
Regelung gibt. Wir haben im Gesetzentwurf einen Vor-
schlag untergebracht, von dem ich gehört habe, dass der
eine oder andere, der nicht der SPD oder den Opposi-
tionsparteien angehört, ihn gut fand. Wir sollten sagen,
dass diejenigen, die zum Beispiel durch einen Schulab-
schluss in Deutschland ihren Integrationswillen überaus
deutlich gemacht haben, daraus einen Anspruch auf ei-
nen gesicherten Aufenthalt ableiten können. Ich glaube,
das wäre das beste Integrationssignal, das wir in
Deutschland aussenden können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da es um Integration und Integrationskurse geht,
gestatten Sie mir diesen einen Hinweis: Besuchen Sie
einmal die Integrationskurse, und zwar zum Ende der
Laufzeit. Gehen Sie hin, wenn die Teilnehmer mit dem
Kurs fast fertig sind und unterhalten Sie sich strikt auf
Deutsch mit den Teilnehmenden. Wenn Sie das getan ha-
ben, dann kommen Sie wieder hierher zurück und wis-
sen, dass die Kurse noch nicht ausreichen; denn das Ni-
veau, das dort am Ende von Menschen erreicht werden
kann, die aus ganz anderen Kulturkreisen kommen, ist
noch nicht ausreichend für das, was wir hier politisch
wollen. Es darf nie passieren, dass wir über Integration
reden und dann Dinge tun, die im Ergebnis nicht zu Inte-
gration führen. Wir müssen mehr fördern. Für den
Spracherwerb, der nötig ist, brauchen wir mehr Stunden,
als wir heute ansetzen. Es muss im Ergebnis wirklich
hinhauen.


(Beifall bei der SPD)


Wenn wir über Innenpolitik reden, dann geht es auch
um innere Sicherheit und um die Frage, was wir für das
Funktionieren der inneren Sicherheit tun. Gerade die
jüngsten Vorfälle haben uns gezeigt, dass niemand den
Eindruck erwecken darf, alles sei in Ordnung. Der Terro-
rismus zum Beispiel, der internationale Terrorismus alle-
mal, ist keineswegs eine Sache, über die man nicht mehr

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(C (D eden muss. Da besteht eine große Gefahr. Ich bin dageen, dass wir den Eindruck erwecken, man könne innere icherheit nur durch guten Willen oder mit unzureichenen Mitteln herstellen. Das Wichtigste, um terroristische ktivitäten und entsprechende Gewalttaten zu verhinern, ist eine gute Sicherheitsarchitektur und sind gut usgebildete Polizistinnen und Polizisten. Die muss man ezahlen, egal wie man über den Haushalt reden mag. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


eshalb ist es auch so wichtig, dass wir immer sehr kon-
equent sind. Man kann nicht einmal eben 1 Milliarde
uro für Hoteliers ausgeben und im Zusammenhang mit
er inneren Sicherheit sagen, man könne nicht genügend
olizisten zur Verfügung stellen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


as gefährdet jede Akzeptanz.

Ich will ausdrücklich sagen: Es ist ein großes Pro-
lem, dass die Stellen, die zum Beispiel bei der Bundes-
olizei zur Verfügung stehen sollten, keinesfalls alle be-
etzt sind – etwa 1 000 Stellen sind unbesetzt – und sich
iese Entwicklung weiter zu verschärfen droht. Wir
üssen dafür Sorge tragen, dass genug Polizisten da

ind. Es darf niemals passieren, dass wir über Gesetzes-
erschärfungen diskutieren und gleichzeitig immer we-
iger Polizisten haben. Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Gisela Piltz [FDP]: Sagen Sie das doch mal Ihren Länderkollegen!)


Ich bin ein wenig irritiert, wenn zwar nicht hier in die-
em Hause, aber unter den Landesministern und den Se-
atoren – ich denke an meine Heimatstadt Hamburg –
iejenigen lauthals über Gesetze reden, die besonders er-
olglos bei der Aufklärung von Straftaten gegen Polizis-
en sind. Ich jedenfalls habe mit großem Entsetzen zur
enntnis genommen, dass in meiner direkten Nachbar-

chaft ein Anschlag auf eine Polizeiwache stattgefunden
at, der wie viele andere politische Straftaten in Ham-
urg seit Jahren unaufgeklärt ist. Gleichzeitig wird laut
arüber geredet, was man gesetzgeberisch tun muss.
an muss dafür sorgen, dass die Polizei ihre Arbeit ma-

hen kann. Das ist die wichtigste Aufgabe. Sie hat auch
twas mit Stellen zu tun.


(Beifall bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wie hoch war die Aufklärungsquote denn in Ihrer Amtszeit?)


Aus meiner Sicht gilt das im Übrigen auch im Zusam-
enhang mit dem Einsatz von Scannern. Ich fand die
ußerungen des Ministers sehr wohltuend; das will ich

usdrücklich sagen. Aber muss es wirklich immer so
ein, dass sich im Dezember die üblichen Verdächtigen,
ie gerne für Interviews und Fernsehauftritte zur Verfü-
ung stehen, zu Wort melden und sagen: Da muss
chnellstmöglich, am besten morgen früh, der Nackt-
canner her? Informiert man sich über diese Technik, er-
ährt man, dass wohl erst 2011, wenn die zweite oder






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
dritte Generation dieser Geräte existiert, ein solcher
Scanner eingesetzt werden kann. Ich glaube, man hat in
dieser Frage den falschen Weg eingeschlagen. Damit er-
zeugt man kein Sicherheitsbewusstsein in der Bevölke-
rung, sondern nur berechtigte Irritation.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701416200

Kollege Scholz, achten Sie bitte auf die Zeit.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1701416300

Ja. – Hierbei wird über die Durchführung von Kon-

trollen entschieden. Wenn es zum Einsatz solcher Geräte
käme, müssten wir darüber auch hier in diesem Parla-
ment diskutieren. Dazu sollten wir uns alle verpflichten.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Sicher!)


Wir sollten wenigstens einen Beschluss fassen, jenseits
der Frage, ob es eine gesetzgeberische Notwendigkeit
dazu gibt. Eines wünsche ich mir: Wenn es so ist, dass
man eine solche Technik einsetzen möchte, dann müssen
alle, die dafür stimmen, egal welcher Fraktion und Partei
sie angehören, bereit sein, einmal durch einen solchen
Scanner zu gehen und das, was dabei herauskommt, ein
Foto, ins Internet zu stellen und damit öffentlich zu ma-
chen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hammelsprung durch den Nacktscanner!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701416400

Das Wort hat der Kollege Florian Toncar für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Florian Toncar (FDP):
Rede ID: ID1701416500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auf den

letzten Vorschlag will ich gar nicht eingehen. Vielmehr
will ich auf die Grundlinien in der Innenpolitik zu spre-
chen kommen. Die Koalition tut alles, damit die Bürge-
rinnen und Bürger in Deutschland Freiheit in Sicher-
heit genießen können. Natürlich ist Sicherheit auch eine
Aufgabe eines modernen Rechtsstaats. Sie ist Vorausset-
zung dafür, dass Menschen ihre Freiheit entfalten kön-
nen. Für uns Liberale ist auch wichtig, zu betonen, dass
das Streben des Staates, Sicherheit zu schaffen, eine die-
nende Funktion hat: Es dient der Verwirklichung von
Freiheit. Es ist kein Wert, der vorne steht; dieser Wert
hat vielmehr eine dienende Funktion für die Verteidi-
gung unserer freiheitlichen Ordnung.

Die Koalition hat sich darauf verständigt, nicht immer
neue und immer weitreichendere Überwachungsbefug-
nisse in unterschiedliche Gesetze einzuarbeiten, wie es
im letzten Jahrzehnt in Deutschland der Fall gewesen ist.
Viele dieser Befugnisse wurden übrigens heimlich und
anlasslos erlassen. Das ist eine Fehlentwicklung, die wir
immer kritisiert haben. Sie werden nichts davon im Ko-
alitionsvertrag finden. Wir haben uns zunächst einmal

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(C (D arauf verständigt – so ist es auch formuliert –, besteende Gesetze optimal anzuwenden. Das ist dringend ötig. Der versuchte Anschlag in Detroit ist heute schon ehrfach angesprochen worden. Ich glaube, man muss ich mit dieser Angelegenheit auseinandersetzen. Sie ilustriert vieles, woran es im Sicherheitsbereich heute och krankt. (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Tat!)


er Täter von Detroit war seit langem als gefährlich ein-
estuft und bei unterschiedlichsten Behörden unter-
chiedlichster Länder bekannt. Man muss festhalten:
rotz umfangreichster Überwachung fast aller betroffe-
er Bürger, zumindest wenn sie in ein Flugzeug steigen,
n unterschiedlichsten Ländern auf der Welt – obwohl
nzählige Daten gesammelt, verarbeitet und auch wei-
ergegeben worden sind – konnte dieser Täter ein Flug-
eug besteigen, ohne Gepäck, mit einem Ticket, das er
elbst in bar bezahlt hat, und ohne Rückflugticket. Ich
laube, das zeigt, dass es eben keine Frage der Quantität
st – Daten sind in großer Zahl gesammelt worden –,
ondern der Qualität von Ermittlungsarbeit. Genau daran
ollen wir arbeiten, auch im Zuge der Haushaltsberatun-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der vorgelegte Entwurf des Ministeriums bietet eine
ute Grundlage, unsere Sicherheitsbehörden zukunftsfä-
ig aufzustellen. Es ist ein klassischer Personal- und
erwaltungshaushalt.

Wir werden angesichts der Haushaltslage natürlich
arauf achten, dass wir effektive und effiziente Struktu-
en haben und dass die Mittel, die in diesem Bereich zur
erfügung stehen, einen größtmöglichen Sicherheitsge-
inn bringen. Herr Kollege Scholz, ich fand es übrigens

nteressant, dass Sie in Ihrer Rede nun die Sache mit der
ehrwertsteuer in einen Zusammenhang mit Polizeistel-

en gerückt haben. Den Kollegen Schneider hatte ich
orhin so verstanden, dass er diese 500 Millionen Euro,
ie das im Übrigen für den Bundeshaushalt ausmacht
das ist ja kein großer Betrag –,


(Olaf Scholz [SPD]: Sind das jetzt Peanuts, oder was?)


ur Reduzierung der Neuverschuldung verwenden wolle.
ie wollen sie jetzt für mehr Polizisten ausgeben. Davor
ollte es für Bildung ausgegeben werden. Ich habe den
indruck, dass die SPD-Fraktion diese 500 Millionen
uro am Ende dieser Haushaltswoche ungefähr acht- bis
ehnmal ausgegeben haben wird. Sie sollten sich intern
ber solche Fragen vielleicht auch einmal abstimmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch von der SPD)


Sie sollten solche Dinge einfach intern abstimmen.
on Mitgliedern Ihrer Fraktion sind heute Dinge vorge-

ragen worden, die nicht zueinander passen. Darauf wird
an doch einmal hinweisen dürfen.






(A) )



(B) )


Florian Toncar
Wir als FDP-Fraktion werden im Zuge der Haushalts-
beratungen darauf achten, dass bei der Strukturierung
der Sicherheitsbehörden das Trennungsgebot zwischen
Polizei und Nachrichtendiensten eingehalten wird. Auch
in Haushaltstiteln darf es nicht zur Vermischung von po-
lizeilichen und nachrichtendienstlichen Aufgaben kom-
men.

Wir werden uns um neue Aufgaben wie die bessere
Ausstattung und Koordinierung internationaler Polizei-
ausbildungsmissionen und -mandate zu kümmern haben.
Auch da ist viel zu tun.

Die Koalition wird es auch schaffen, das Dauerthema
Digitalfunk, auf den Polizei und Rettungsdienste nun
wirklich schon lange warten, endlich einer Lösung zuzu-
führen. Es ist ein Trauerspiel, dass das so lange dauert.

Wenn wir über den Haushalt sprechen, ist es auch
wichtig, darauf zu achten, dass wir evaluieren, ob durch
die Dienste und Dienstleistungen, die das Bundesver-
waltungsamt erbringt – es handelt sich ja um eine sinn-
volle Serviceeinrichtung, in der gleiche Aufgaben unter-
schiedlicher Behörden gebündelt werden –, bei anderen
Behörden Aufgaben wegfallen und sich das in deren
Etats niederschlägt. Es kann nicht sein, dass wir eine sol-
che Serviceeinrichtung zur Effizienzsteigerung schaffen,
zugleich aber in keiner anderen Behörde an irgendeiner
Stelle Kosten gespart werden. Ich glaube, dass das ent-
weder im Zuge dieser oder im Zuge der nächsten Haus-
haltsberatungen ein wichtiger Punkt sein wird.

Die Koalition hat neben der organisatorischen Auf-
stellung der Sicherheitsbehörden natürlich auch ver-
schiedene Vereinbarungen hinsichtlich der Sicherheits-
gesetzgebung getroffen. Ich kann festhalten, dass es
entscheidende Verbesserungen vor allem beim Kernbe-
reichsschutz geben wird. Dieser wird in verschiedenen
Gesetzen besser ausgestaltet werden. Hierbei geht es um
die Privat- und oft sogar um die Intimsphäre der Bürger.
Deren Schutz werden wir verbessern. Natürlich werden
wir auch dafür sorgen, dass im BKA-Gesetz verankert
wird, dass heimliche Ermittlungsmaßnahmen im präven-
tiven Bereich künftig von einem erfahrenen Bundes-
richter angeordnet werden müssen. Die Praktiker, die
sich mit solchen Anträgen auf Maßnahmen und Anord-
nungen beschäftigen, können wirklich bestätigen, dass
es einen Unterschied macht, wessen Unterschrift dafür
nötig ist, die eines Amtsrichters oder die eines Bundes-
richters am Bundesgerichtshof. Das macht auch aus
Sicht der Wahrung der Grundrechte der Betroffenen ei-
nen Unterschied.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Wie oft gab es die Maßnahme denn schon?)


Wir werden dafür sorgen, dass die genannten Dinge in
die Gesetze aufgenommen werden. Wir setzen den
Schwerpunkt auf den Vollzug von Gesetzen im Sinne ei-
ner optimalen Sicherheit und damit auch der Sicherung
der Freiheit bei uns im Lande.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat der Kollege Steffen Bockhahn für die raktion Die Linke. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Herr Toncar, ich nehme mit Erstaunen zur enntnis, dass Sie 500 Millionen Euro für einen kleinen etrag halten. ch darf Ihnen sagen: In einer Kommune in Ostvorpomern, wo man aufgrund Ihres Wachstumsbeschleuni ungsgesetzes nicht mehr weiß, wie man den Jugendlub finanzieren soll, sieht man das anders. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701416600

(Beifall bei der LINKEN)

Steffen Bockhahn (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701416700

(Florian Toncar [FDP]: Habe ich nicht gesagt!)


Meine Damen und Herren, wir diskutieren im Einzel-
lan 06 dieses Jahr auch erstmals über die Ostdeutsch-
and-Politik der Bundesregierung. Viele haben kriti-
iert, dass der Osten auf diese Weise nicht mehr die
olle spielen würde, wie er sie die letzten 20 Jahre ge-

pielt hat. Ich kann verstehen, dass man das so sieht. Ich
abe mir aber einmal Mühe gegeben, dieses Regierungs-
andeln positiv zu betrachten, und bin für mich zu der
nterpretation gekommen, dass die Bundesregierung den
sten endlich nicht mehr als irgendein Problem, sondern

ls innerdeutsche Angelegenheit behandeln möchte. Das
ann ich nur begrüßen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun will ich Ihnen gar nicht, wie Sie vermutlich alle
rwarten, das übliche Lied über den traurigen Osten vor-
ingen. Ich darf Ihnen aber schon sagen: Das Wort
Hartz IV“ wird auch in dieser Rede wieder vorkom-
en.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätte uns auch gefehlt!)


Das möchte ich gar nicht riskieren.

Es ist völlig klar, dass es auch im Westen der Repu-
lik inzwischen Gebiete gibt, denen es kaum besser geht
ls flächendeckend dem Osten. Wir wollen eines aber
icht vergessen – das statistische Mittel der fünf neuen
undesländer und das statistische Mittel der zehn alten
undesländer sprechen eine deutliche Sprache –: Von
leichen Lebensverhältnissen in Ost und West sind wir
eit entfernt.

Noch immer bekommen Ostdeutsche für die gleiche
rbeit deutlich weniger Lohn und liegt das Bruttoin-

andsprodukt etwa ein Drittel unter dem des Westens.
ie Arbeitslosigkeit ist fast doppelt so hoch. Rund
,7 Millionen Menschen in den neuen Ländern leben
on Hartz IV, und die Zahl der geringfügig Beschäftig-
en, die nicht von ihrer Arbeit leben können, hat inzwi-
chen katastrophale Ausmaße angenommen.






(A) )



(B) )


Steffen Bockhahn
Einer der größten, wenn nicht der größte Skandal ist
aus meiner Sicht aber, dass im reichen Deutschland mehr
als jedes vierte Kind im Osten unter den Armutsbedin-
gungen von Hartz IV aufwachsen muss. Ich darf Sie bei
der Gelegenheit daran erinnern, dass im Regelsatz nicht
ein einziger Cent für Bildung vorgesehen ist. Ohne gut
ausgebildete Menschen werden aber die strukturschwa-
chen Regionen des Ostens weder aufholen noch gleich-
ziehen können. Das muss Ihnen klar sein. Das heißt, mit
ihrer Politik verstetigt die Bundesregierung die Struktur-
probleme, statt sie zu beseitigen.


(Beifall bei der LINKEN)


Eine verantwortungsvolle Bundesregierung müsste in
einer solchen Situation einen ambitionierten Entwick-
lungsplan für Ostdeutschland aufstellen. Aber woher soll
dieser kommen? Nicht ein einziges Mitglied des Kabi-
netts ist im Osten geboren, und vermutlich wird in der
Regierung eher eine Schwerpunktsetzung, wie Herr
Ramsauer sie bevorzugt, unterstützt, als dass man sich
ernsthaft bemüht, die bestehenden Probleme zu bewälti-
gen.

Mit Ihrem sogenannten Wachstumsbeschleunigungs-
gesetz treten Sie, meine Damen und Herren von der Ko-
alition, den strukturschwachen Regionen ein weiteres
Mal kräftig gegen das Knie. Denn dort, wo die Kommu-
nen die letzten großen Investoren sind, wird noch weniger
Geld ausgegeben werden können. Das bedeutet gerade im
Osten, dass die Handlungsfähigkeit der Kommunen
schwer beeinträchtigt wird, weil dieses scheinbar durch
großzügige Spenden beförderte Gesetz mit den Geschen-
ken für Hotellobby, Superreiche und Großerben bei den
Kommunen zu massiven Einnahmeausfällen führen wird.
Anstelle von Steuergeschenken brauchen wir ein enga-
giertes Investitionsprogramm für bestimmte Regionen
Westdeutschlands, vor allem aber für den Osten Deutsch-
lands.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich zu einem zweiten Punkt kommen:
dem Datenschutz. Um diesen ist es aus meiner Sicht
nicht wirklich gut bestellt in Deutschland. Man denke an
Deutsche Bahn, Deutsche Telekom, Schlecker und Lidl;
von ELENA reden wir besser gar nicht erst. Ein Da-
tenskandal jagt zurzeit den nächsten. Angekündigt war
eine deutliche Stärkung des Bereichs des Bundesdaten-
schutzbeauftragten. Im Haushalt – das nehme ich zur
Kenntnis – finden wir tatsächlich effektiv elfeinhalb
neue Stellen. Das ist ein Anfang, aber lange nicht genug.

Wir schlagen Ihnen stattdessen Folgendes vor: eine
gesetzliche Initiative zur Stärkung des Datenschutzes,
insbesondere des Arbeitnehmerdatenschutzes; mehr
Kompetenzen und mehr Personal für den Bundesdaten-
schutzbeauftragten; eine umfassende Informationskam-
pagne für die Bevölkerung. Das stärkt die Bürgerrechte.
Das Wichtigste im Umgang mit neuen Medien etc. ist,
dass die Menschen wissen, was sie tun, wenn sie mit
Kreditkarte, Payback-Karte usw. unterwegs sind. Wir
müssen die Menschen darüber informieren, um Daten-
schutz zu ermöglichen. Dazu bedarf es einer großen In-

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(C (D ormationskampagne, die weit über das hinausgeht, was ir bisher tun. Wie wenig eine solche Politik durch die Bundesregieung und ihren Innenminister wirklich gewollt ist, hat err Minister de Maizière leider durch sein Verhalten in ezug auf das SWIFT-Abkommen bewiesen. Wer ohne ot die höchst sensiblen und privaten Bankdaten aller eutschen preisgibt, der meint es nicht ernst mit dem atenschutz. Nun zum dritten Punkt, meine Damen und Herren. us meiner Sicht eine der unnötigsten Ausgaben des ge amten Bundeshaushaltes findet sich ebenfalls im inzelplan 06: die Unterstützung für den sogenannten und der Vertriebenen. Als direkte Zuweisung beommt er jedes Jahr fast 1 Million Euro, und über weiere Projektmittel stehen insgesamt 2,013 Millionen uro zur Verfügung. In der Erläuterung zu diesem Hausaltsposten heißt es wörtlich – ich zitiere –: Die Mittel dienen zur Unterstützung von Maßnahmen von Vereinigungen und Einrichtungen der Vertriebenen sowie diesen verbundener Träger, die geeignet sind, die Verständigung und Aussöhnung mit unseren östlichen Nachbarn und die Einigung Europas zu fördern. (Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Sehr sinnvoll!)


(Beifall bei der LINKEN)


Wie diese Zielstellung und der sogenannte Bund der
ertriebenen zusammenpassen sollen, bleibt aber unklar.
ir reden hier nämlich über eine Organisation, Herr
ollege, die die Oder-Neiße-Friedensgrenze gerne ein-
al als unnötiges Zugeständnis betrachtet,


(Lachen des Abg. Dr. Thomas Feist [CDU/ CSU])


ie den EU-Beitritt Tschechiens verhindern wollte und
ie nicht bereit ist, die Eigentumsrechte von Menschen
n anderen Ländern zu akzeptieren. Wir reden über eine
rganisation, die nicht willens oder in der Lage ist, zu
egreifen, dass der Auslöser für die Umsiedlung von
eutschen nach dem Zweiten Weltkrieg der von den
eutschen begonnene Zweite Weltkrieg war. Eine solche
rganisation kann man doch nicht mit über 2 Millionen
uro unterstützen!


(Beifall bei der LINKEN)


Dann doch lieber das Deutsch-Polnische Jugendwerk
der den Verein junger Europäer; das Geld ist dort ga-
antiert besser aufgehoben, und die Verständigung und
ersöhnung mit unseren Nachbarn in Europa würden da-
on profitieren.

Ich fasse zusammen, meine Damen und Herren: Die
undesregierung ist nicht bereit, den Osten wirklich zu

tärken. Sie nimmt den Datenschutz nicht ausreichend
rnst, und sie fördert Organisationen, die es, gelinde ge-
agt, nicht verdient haben.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701416800

Das Wort hat der Kollege Dr. Konstantin von Notz für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Vieles, was Sie sagen, Herr Innenminister
– auch heute wieder –, und wie Sie es sagen, gefällt mir
sehr gut.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Keine Anbiederei! Sie Weichei!)


Die Meister der asymmetrischen Wortkriegsführung
scheinen abgelöst.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ist das Opposition, oder was ist das?)


Der Wettlauf der Eskalationsrhetorik und der Wettlauf,
grundrechtseinschränkende Gesetze vorzubereiten, schei-
nen beendet – vorerst zumindest.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Grüner Schleim!)


Herr de Maizière, es ist gut, wenn Sie von öffentlicher
und nicht von innerer Sicherheit sprechen. Es ist richtig,
dass Sie erklären, im öffentlichen Dienst brauchten wir
mehr Frauen und mehr Menschen mit Migrationshinter-
grund. Mir gefällt, dass Sie sagen, Sie hätten die Zeichen
der Zeit im Datenschutz und im Internet erkannt.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das gefällt mir heute gar nicht!)


– Das kommt noch, Herr Wiefelspütz. Ich laufe noch zur
Höchstform auf. Versprochen!

Aber wir stehen nicht nur am Anfang einer Wahlpe-
riode. Es ist auch der Anfang des Jahres. Ich werte Ihre
Aussagen daher als gute Vorsätze für das neue Jahr. Da
werden wir ganz genau hinschauen. Insbesondere im Be-
reich der Netzpolitik laufen wir ernsthaft Gefahr, dass
sich eine ganze Generation politisch dauerhaft von uns
abwendet.

Herr Kollege Krings, ich habe bemerkt, dass Sie auf
den Knien das Buch Payback von Schirrmacher liegen
haben. Das ist sehr gut; denn Fortbildung ist angesagt.
Ob aber dieses Buch der Weisheit letzter Schluss ist, sei
einmal dahingestellt. Der Koalitionsvertrag jedenfalls
gibt dem Internet Raum auf immerhin fünf Seiten. Das
ist gut. Aber den mehr deklaratorischen Absichtserklä-
rungen muss nun Konkretes folgen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Davon sehe ich bisher, abgesehen von einer netzpoliti-
schen Kaffeerunde gestern im Bundesinnenministerium,
wenig.

Kommunikation ist Gesellschaft. Das ist die Grund-
these der Gesellschaftstheorie Luhmanns.


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Guter Mann, der Luhmann!)


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(C (D ch glaube, das stimmt. Wenn es stimmt, dann stehen wir ngesichts der globalen Vernetzung der analogen und der igitalen Welt vor großen Umbrüchen und größten Heausforderungen. Nein, wir befinden uns mitten in diesen mbrüchen. Wir müssen uns als Politikerinnen und Poli iker selbstkritisch fragen, ob wir dieser Entwicklung islang in angemessener Weise Rechnung getragen haen. Die digitale Revolution hat längst alle Lebensbereihe erfasst, und die Politik hinkt dieser Entwicklung seit ahren hinterher. Das Internet ist inzwischen das zenrale Kommunikationsund Wirtschaftskonstrukt. Angeichts dieser Tatsache ist es zwingend, dass sich unser arlament mit den Chancen und den Herausforderungen er digitalen Revolution intensiv beschäftigt. Deswegen ist es richtig und wichtig, dass wir in diesem ohen Haus zu diesem Thema eine Enquete gründen. ber ich sage an dieser Stelle auch ganz deutlich: Das arf keine Alibiveranstaltung werden. Diese Enquete darf icht fern der Öffentlichkeit einsam zwischen Politikern nd Sachverständigen hinter verschlossenen Türen stattinden. Vielmehr muss sie der Ort für eine transparente nd öffentliche Diskussion sein. Die Chance, die sich hier ietet, nicht nur über E-Partizipation zu reden, sondern ie tatsächlich zu praktizieren, dürfen wir nicht ungenutzt assen. Wenn Sie, liebe Kollegen von der FDP und CDU/ SU, nun glauben, bei aller Zerstrittenheit in anderen ereichen sei die Netzpolitik ein Feld relativ einfacher rofilierung, dann sind Sie absolut auf dem falschen ampfer. In der Netzpolitik gibt es drängende Probleme, ber keine einfachen Antworten. Richtig ist zum Beispiel, dass wir eine Antwort auf ie Herausforderungen hinsichtlich des Umgangs mit eistigem Eigentum in Zeiten der Digitalisierung und es Internets finden müssen. Wahr ist aber auch, dass eder die Urheber noch die Verlage oder die Politik ein ach versuchen dürfen, die Wirtschaftsmodelle der Verangenheit ins digitale Zeitalter zu übertragen. Wenn ich die Politik hier realitätsfern von Lobbys beeinflusen lässt, dann wird nicht nur die Politikverdrossenheit roßer Teile der Bevölkerung weiter gefördert; diese Anätze werden auch einfach nicht funktionieren. Damit erden wir niemandem helfen, weder den Urhebern och den Verlagen. Hier geht Glaubwürdigkeit verloren; enn die einfachen Antworten gehen an der Lebenswirkichkeit von Millionen von Menschen vorbei. Auch bei den Internetsperren haben Sie sich bisher m eine tatsächliche politische Entscheidung gedrückt. emessen an Ihren Ansprüchen, die Sperren abzuschaf en, liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, sind Sie escheitert. Das Ergebnis unserer Kleinen Anfrage hat lasklar gezeigt: Die Bundesregierung hat bislang keien Plan, wie das verabschiedete Gesetz gestoppt weren kann und was mit den Verträgen und der bereits eschaffenen Sperrinfrastruktur geschehen soll. Eine mfassende und schlüssige Netzpolitik sieht anders aus. Dr. Konstantin von Notz Ihren völlig missglückten Start bei SWIFT durfte ich bereits vor Weihnachten kommentieren. Es gibt ein weiteres Feld Ihres datenschutzrechtlichen Versagens, und das ist die Vorratsdatenspeicherung. Statt dieses Gesetz zurückzunehmen, wie vielfach von der FDP im Wahlkampf versprochen, eiern Sie herum. Dabei waren es doch Sie von der FDP, die zusammen mit uns, mit den Grünen, die Unsitte des bewussten Schreibens verfassungswidriger Gesetze im Bewusstsein, das Bundesverfassungsgericht werde einen schon irgendwie retten, immer kritisiert haben. Und was machen Sie nun? Statt die Vorratsdatenspeicherung abzuschaffen, laden Sie das Gesetz beim Bundesverfassungsgericht ab. So geht es nicht. Wo waren denn die Befürworter dieses Gesetzes am 15. Dezember 2009? (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


(Dr. Günter Krings [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Der Vorsitzende, Herr Papier, hat in Karlsruhe ausdrück-
lich nach ihnen gefragt, übrigens auch nach Vertretern
der SPD-Fraktion.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Wir können nicht überall sein!)


Es war niemand da.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von CDU, SPD und
CSU, Ihnen fehlt die Kraft, dieses Gesetz zu verteidigen.
Der FDP fehlte die Kraft, im Koalitionsvertrag Konse-
quenzen zu vereinbaren. Angesichts dieser Schwäche
allenthalben bleibt tatsächlich nur das Bundesverfas-
sungsgericht. Wir können uns diese Schwäche aber nicht
mehr leisten. Wir müssen der Bedeutung des Daten-
schutzes endlich wirklich gerecht werden und ihn ins
Grundgesetz aufnehmen. Wir brauchen eine wirksame
Entschädigung bei Datenpannen. Wir dürfen den Art. 10
des Grundgesetzes nicht weiter schwächen, sondern
müssen ihn stärken. Wir brauchen eine Gesetzesinitia-
tive für den sogenannten Datenbrief. Wir brauchen einen
echten Wandel beim Datenschutz, Herr Minister, keinen
rhetorischen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch in der Migrationspolitik sind Sie leider weit
hinter den zwingend erforderlichen Änderungen zurück-
geblieben. Zwar sagt die schwarz-gelbe Koalition Ja zu
mehr Pflichten für Ausländerinnen und Ausländer,
gleichzeitig aber Nein zu mehr Rechten.


(Zuruf von der FDP: Das stimmt nicht!)


Vergeblich sucht man im Koalitionsvertrag nach einer
erleichterten Einbürgerung. Ihre Entscheidung gegen ein
kommunales Ausländerwahlrecht ist ein Armutszeugnis
in puncto Integration.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Warum das denn?)


Auch der Optionszwang, nach dem sich hier geborene
Ausländerinnen und Ausländer nach dem 18. Geburtstag
zwischen der deutschen Staatsangehörigkeit und derjeni-
gen ihrer Eltern entscheiden müssen,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Mehr verlangen wir nicht!)


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(C (D leibt und soll lediglich überprüft werden. Von einer lieralen Handschrift kann da leider keine Rede sein. Es st altbacken und schädlich, wie stiefmütterlich Sie mit iesem wichtigen Bereich der Innenpolitik umgehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Da man dieser Tage im Rahmen der innenpolitischen
ebatte nicht um die Nacktscanner herumkommt,
öchte auch ich noch einige Worte dazu verlieren. Wir

ind uns alle einig: Die öffentliche Sicherheit ist ein ho-
es Gut. Natürlich gibt es eine reale Bedrohung. Aber
erade deshalb dürfen wir unsere Zeit nicht mit Placebo-
ebatten vertun. Der gescheiterte Attentäter von Detroit
ar für die Dienste – es wurde hier mehrfach gesagt –
ein Unbekannter. Trotzdem ist er in das Flugzeug ein-
estiegen. Dies hat gezeigt – Herr Kollege Toncar, da
ebe ich Ihnen völlig recht –: Wir haben nicht zu wenige
nformationen; wir haben viel zu viele. Wir sehen vor
auter Daten die eigentlichen, tatsächlichen und offen-
ichtlichen Gefahren nicht mehr.

Den zahlreichen Befürwortern von Nacktscannern
meiner Ansicht nach ist es reine Wortklauberei, die
iskussion an den Begriffen „Körperscanner“ oder

Nacktscanner“ aufzuhängen; wenn man auf einen
örper ohne Kleidung schaut, bleibt der Mensch letzt-

ich nackt; daran können Sie nichts ändern, auch wenn
ie andere Begrifflichkeiten wählen – geht es lediglich
m das subjektive Sicherheitsgefühl. Wir gewinnen je-
och keine tatsächliche Sicherheit – weder durch die
acktscanner noch durch Hunderttausende von Video-
ameras noch durch Onlinesperren. Wir geben viel Geld
us, bauen Bürgerrechte ab, schränken die Privatsphäre
in und ersticken in einer Datenflut, die uns von den of-
ensichtlichen und notwendigen Handlungen und Reak-
ionen eher abhält, als dass sie diese fördert. Ich sage
och einmal: Wir laufen Gefahr, die Terroristen vor lau-
er Kameras zu übersehen. Wir erkennen sie aufgrund
er Flut von Informationen, die wir haben, nicht, und wir
berhören sie vor lauter Abhörmaßnahmen.

Die ersten 100 Tage Ihrer Koalition sind vorbei.


(Otto Fricke [FDP]: Haushälter werden Sie mit der Zählweise nie!)


ir alle wissen, welche Halbwertszeiten gute Vorsätze
ür das neue Jahr haben. Oftmals sind die guten Vorsätze
chon im Februar nichts mehr wert.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wann kommt denn die Hochform? – Lachen bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich hoffe aufrichtig, dass das bei Ihnen nicht der Fall
st, Herr Innenminister. Mit der Ankündigungspolitik

uss jetzt Schluss sein. Papier ist geduldig. Die Men-
chen, die systematisch und auf Vorrat ausgeforscht wer-
en, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die über-
acht und ausspioniert werden, sind es nicht mehr.

Herzlichen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701416900

Der Kollege Dr. Hans-Peter Uhl hat nun für die

Unionsfraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Muss denn das sein?! – Wolfgang Gunkel [SPD]: Jetzt kommt der Scan-Spezialist! – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Mister Bodyscan!)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1701417000

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Herr von Notz, wir haben Ihnen sehr aufmerk-
sam zugehört.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Warum?)


Das sind sehr interessante Gedanken, die auch von Herrn
Wiefelspütz hätten kommen können.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Interessant?! Also, keine Beleidigungen, Herr Uhl! Bitte!)


Er hat ausführlich zu einem Thema gesprochen, das uns
in dieser Koalition sehr am Herzen liegt, nämlich zu den
Veränderungen in der Welt des Internets und den Verän-
derungen unserer Gesellschaft, die durch das Internet
hervorgehen.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Kannst du auch den Computer anund ausstellen?)


Ich würde mich – im Gegensatz zu Herrn Wiefelspütz –
als Digital Immigrant bezeichnen.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Was?)


– Ein Digital Immigrant ist das Gegenteil von einem Di-
gital Native.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wow! – Beifall der Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD] und Wolfgang Gunkel [SPD])


Letztere sind Menschen, die mit dem Computer aufge-
wachsen und daher ganz selbstverständlich in die Mate-
rie hineingewachsen sind. Wir anderen, die Älteren, Herr
Wieland,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Ich stehe dazu!)


haben uns mehr oder weniger mühsam mit diesem Me-
dium befasst, bevor wir in der Welt des Internets ange-
kommen sind.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich war schon ohne Internet glücklich! – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sind die Digital Immigrants.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat Ihnen denn das Visum erteilt?)


– Dieses Visum habe ich mir selbst durch mühsames
Selbststudium erteilt, so wie wir es immer wieder von

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(C (D en Immigranten fordern, weil nur die Sprachkenntnis llein sie zur Integration befähigt. Lassen Sie mich auf dieses Thema kurz eingehen. Ich laube, dass es wichtig ist, dass wir die Enquete-Komission „Internet und digitale Gesellschaft“ gegründet aben und dass wir uns sehr gewissenhaft mit all den Faetten des Internets und den Fragen, wie das Internet die esellschaft verändert, auseinandersetzen. Das ist sehr ichtig, und darauf sollten wir in den nächsten vier Jah en sehr nachhaltig eingehen. Die Gesellschaft ist durch dieses Medium in der Tat espalten. Wir haben – das gebe ich gerne zu, und das üssen wir auch am Beispiel des Gesetzes zur Bekämp ung der Kinderpornografie nachträglich zugeben – ein isschen mit der Stange im Nebel gestochert, als wir in er Großen Koalition das Gesetz gemacht haben. Desegen habe ich gar keine Probleme mit dem Umstand, ass wir dieses Gesetz derzeit nicht anwenden. (Gerold Reichenbach [SPD]: Jetzt stochern Sie im Kanzleramt!)


arüber kann ich mich rechtspolitisch überhaupt nicht
rregen. Vielmehr müssen wir uns sehr sorgfältig mit
em Thema befassen.


(Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Uhl, zurücknehmen! Einfach zurücknehmen! Dann ist alles gut!)


er netzpolitische Dialog, der von Ihnen, Herr Minister,
etzt parallel zu unserer Enquete-Kommission begonnen
urde, ist ebenso wichtig.

Die Innenpolitik möchte einerseits für Sicherheit im
nternet sorgen. Kriminalität im Internet ist gang und
äbe. Organisierte Kriminalität bemächtigt sich des In-
ernets. Terrorismus und Spionage im Internet kommen
mmer häufiger vor. Auf der anderen Seite haben wir den
atenschutz im Internet sicherzustellen. Auch dies ist

ine schwierige Aufgabe angesichts des Umstandes,
ass gerade die jungen Menschen in einem Akt der
elbstentäußerung alle ihre persönlichen, privaten und

ntimsten Daten ins Internet stellen und sich durch nie-
anden daran hindern lassen.

Wir wollen den ungehinderten Zugang und den frei-
eitlichen Charakter des Internets schützen. Wir wollen
as Internet für die Dienstleistungen des Staates nutzbar
achen. E-Government wird die Welt verändern. Wir
erden von zu Hause aus Dienstleistungen des Bundes,
es Landes oder der Kommunen in Anspruch nehmen
önnen, ohne in irgendeiner Behörde gewesen zu sein.
as sind die Dinge, die kommen werden. Wir werden
it dem elektronischen Personalausweis dafür sorgen,

ass sichere Rechtsgeschäfte getätigt werden können.
as halten wir für wichtig.

Lassen Sie mich kurz auf das Thema „Sicherheit, Si-
herheitsbehörden, mehr Polizei, besser ausgebildete
nd besser bezahlte Polizei“ zu sprechen kommen, Herr
ollege Scholz. Das ist immer interessant, wenn man,
ie Sie und ich, lange genug im Geschäft ist. Sie waren

a einmal Innensenator in Hamburg; ich glaube, bis
001. Dann wurden Sie von einem mir sehr gut bekann-






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl
ten Mann aus München, Udo Nagel, abgelöst. Er war
Leiter der Mordkommission in München. Er hat für Auf-
klärung gesorgt und dafür gesorgt, dass die Zahl der
Straftaten zurückging. Deswegen ist es immer interes-
sant, wenn Sie hier anklagen, dass in Hamburg Schreck-
liches passiert ist und es so etwas zu Ihrer Zeit mögli-
cherweise nicht gegeben hat.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da war noch ein Herr Schill dazwischen! Den haben wir nicht vergessen! Nagel war Polizeipräsident! Viel später!)


– Herr Exjustizsenator von Berlin, der Kollege Udo
Nagel hat mit Recht darauf hingewiesen,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit Schill? – Gegenruf des Abg. Olaf Scholz [SPD]: Der ist an der Copacabana! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist im Schnee gelandet!)


dass in der Zeit zwischen 2001 und 2007 die Zahl der
Straftaten in Hamburg um 80 000 pro Jahr zurückgegan-
gen ist. Das war nach Ihrer Zeit, Herr Scholz. Das war
nicht Ihre Leistung, sondern die Leistung Ihres Nachfol-
gers. Deswegen wäre ich mit solchen Äußerungen wie
denen, die Sie vorhin getätigt haben, sehr vorsichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: So etwas ist doch viel zu einfach! Das ist doch dumm!)


Zum Terror. Natürlich müssen wir alles tun – das ist
schon mehrfach gesagt worden –, um Terroranschläge
zu verhindern. Wir sollten mit den Amerikanern, was die
Vernetzung von sicherheitsrelevanten Erkenntnissen an-
belangt, ein ernstes Wort reden. Wir irren uns, wenn wir
glauben, dass wir mit einer Masse von Polizisten und ei-
ner immer größer werdenden Flut von Daten für mehr
Sicherheit sorgen können. Das ist nicht das Thema. Der
Fall von Detroit hat das wirklich bewiesen. Es kann
nicht richtig sein, wenn es amerikanische Nachrichten-
dienste gibt, die alles wissen, in Europa aber keine ein-
zige Sicherheitsbehörde etwas davon weiß. Man stelle
sich vor, der Täter aus Nairobi wäre über Frankfurt nach
Detroit geflogen: Dann wären wir die Schuldigen gewe-
sen, weil wir nichts von dem Umstand gewusst hätten,
dass er ein sogenannter Gefährder ist. Das hat mit Bo-
dyscannern überhaupt nichts zu tun. Die Diskussion über
Bodyscanner wurde nur daran angehängt, obwohl es
überhaupt keinen Sachzusammenhang gibt.


(Klaus Hagemann [SPD]: Von wem? – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn angefangen? Bosbach war der Erste!)


Das war ein Versagen amerikanischer Nachrichten-
dienste.

Der Bodyscanner – das wurde mehrfach ausgeführt;
ich will das jetzt nicht auch noch wiederholen – ist ein
Instrument, eine letzte Sicherheit,

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(C (D (Dr. Konstantin von Notz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt keine letzte Sicherheit, Herr Uhl!)


enn man so will, eine maschinelle Sicherheit. Wenn
an Glück hat, kann man damit aus der Flut der Touris-

en einen Terroristen herausfiltern.


(Frank Hofmann [Volkach] [SPD]: Wenn man Glück hat! Das ist ein Glücksspiel!)


ir werden sehen, ob die Technologie tauglich ist. Die
oraussetzungen für den Einsatz wurden bereits er-
ähnt. Wir werden sehen, ob wir diese Bodyscanner ein-

ühren.

Mir liegt etwas anderes am Herzen: Als wir 9/11 ana-
ysiert haben, haben wir gesagt, dass es in Deutschland
it unseren 37 Sicherheitsbehörden – 16 Verfassungs-

chutzämter plus 16 Landeskriminalämter macht 32;
enn wir noch die Bundesämter hinzunehmen, kommen
ir auf diese Zahl –


(Zuruf von der CDU/CSU: 37!)


icht sein darf, dass eine Behörde, ein Land etwas weiß
nd die nicht mit den anderen reden. Das ist ja jetzt in
merika wiederum passiert. Deswegen haben wir das
emeinsame Terrorismusabwehrzentrum gegründet.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben!)


ort sitzt man täglich beisammen, und jeder legt auf den
isch, was er weiß. Hauptsächlich so kann man für Si-
herheit sorgen. Wenn im Einzelfall am Flughafen noch
in Bodyscanner nachhelfen kann, dann nehmen wir den
azu.

Lassen Sie mich noch einige Gedanken zu einem
hema ausführen, das in den nächsten Wochen ganz
ichtig sein wird. Wir stehen kurz vor der Afghanistan-
onferenz in London. Wir Deutsche, wir Europäer wer-
en in London dafür sorgen müssen, dass die wahren,
ie vernünftigen und die realistischen Ziele für das ge-
chundene Land Afghanistan definiert werden und dass
iele gegebenenfalls heruntergefahren werden. Herr
cholz, da Sie mich gerade so anschauen: Ich sehe noch
en damaligen Außenminister Joschka Fischer vor mir,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unvergessen!)


ie er im Jahr 2001 nach der Petersberger Konferenz
chwadroniert hat: Wir werden in Afghanistan keine
robleme haben. Wir gehen in den sicheren Norden. Wir
ind beliebt. Mohnanbau ist nicht unser Thema, das ma-
hen die Engländer. Die Justizausbildung ist nicht unser
roblem, das machen die Italiener. Wenn überhaupt ge-
chossen wird, dann im Süden; das machen die Englän-
er und die Amerikaner. – So wurden wir von Joschka
ischer hineingelockt.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch da haben Sie ihn falsch verstanden! Sie haben ihn immer falsch verstanden, Mister Visa!)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl
Die Welt hat sich verändert; Sie wissen das. Jetzt
müssen wir dafür sorgen, dass wir eine ausstiegsorien-
tierte Ausbildung der afghanischen Polizei und eine aus-
stiegsorientierte Ausbildung des afghanischen Militärs
in einem überschaubaren Zeitraum hinbekommen. Das
muss in London zwischen den Partnern der EU und der
NATO festgelegt werden.

Wenn wir es schaffen, in den nächsten drei Jahren die
Zahl der Ausbilder zu verdoppeln oder zu verdreifachen
– das ist zu leisten –, dann können wir in einigen Jahren
sagen: Wir haben unsere Aufgabe erfüllt. Herr Karzai
– oder wer immer dann an der Macht sein wird –, bitte
übernehmen Sie! – Selbsttragende Sicherheit nennen wir
das. Das ist unsere Aufgabe. Natürlich muss sie unter
dem Schutzschirm des Militärs erfüllt werden. Sonst
dürften wir die Polizisten nicht hinschicken; denn sie
brauchen für die Durchführung der Ausbildung eine si-
chere Umgebung.

Ich möchte einen letzten Gedanken ansprechen:
Olympia. Die Olympischen Winterspiele kommen
2018, wenn wir Glück haben, wenn wir uns anstrengen
und alles dafür tun, nach Deutschland, nach München,
nach Garmisch und in die anderen Orte. Darüber wird
am 6. Juli 2011 entschieden. Wir müssen das Jahr 2010
dafür nutzen, auf allen drei Ebenen die nationalen An-
strengungen voranzutreiben, damit wir eine gute Chance
haben, den Zuschlag zu erhalten. Ich meine, das wäre für
uns eine große Ehre und ein großer Vertrauensbeweis.
Olympia ist es wert, dafür zu kämpfen. Es ist nicht nur
ein Sportfest, sondern ein Fest, das die Menschen ver-
bindet.


(Beifall des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir sollten also dafür kämpfen, das Fest nach Deutsch-
land zu holen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701417100

Das Wort hat die Kollegin Daniela Kolbe für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1701417200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Minister! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Einer der wichtigen Punkte
im Haushalt des Innenministeriums – ich finde, zu
Recht – ist das Thema Integration. Die gute Nachricht
ist: Wie wichtig die Integration von Menschen mit Mi-
grationshintergrund für Deutschland ist, scheint auch in
der konservativen Regierung angekommen zu sein. Das
belegen zumindest die Zuwächse bei einigen Haushalts-
positionen.


(Widerspruch bei Abgeordneten der FDP)


– Es scheint bei Ihnen angekommen zu sein; das war ein
Lob.

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(C (D (Florian Toncar [FDP]: Christlich-liberal, nicht konservativ!)


Deutschland ist ein Einwanderungsland, mit allen
uswirkungen, die das mit sich bringt. Für gute Integra-

ion, ein gutes Zusammenleben, braucht man aber nicht
ur Geld, sondern auch die richtigen gesetzlichen Rah-
enbedingungen – Olaf Scholz hat sie schon genannt –:

in modernes Zuwanderungsgesetz, ein modernes Ein-
ürgerungsrecht, die Anerkennung ausländischer Quali-
ikationen und Abschlüsse, aber auch gute Rahmenbe-
ingungen für Migrantenorganisationen, damit bei den
ntegrationsgipfeln und Islamkonferenzen, die stattfin-
en sollen, gute und kompetente Ansprechpartner zur
erfügung stehen. Mit Geld allein ist in diesem Bereich
lso nicht alles getan.


(Beifall des Abg. Rüdiger Veit [SPD])


ie SPD wird mit Argusaugen auf Ihre Gesetzentwürfe
licken. Wahrscheinlich muss sie auch mit Argusaugen
inschauen, wenn keine Gesetzentwürfe vorgelegt wer-
en, und dann nachlegen.

Im sensiblen Bereich der Integration geht es auch um
en Ton der Debatte. Es ist eine Realität, dass das Thema
ntegration in der Bevölkerung längst noch nicht mit der
ebotenen Selbstverständlichkeit diskutiert wird. Viel-
ach erleben Menschen in Deutschland, die anders aus-
ehen, individuelle und strukturelle Diskriminierung. Ihr
auerhafter Aufenthalt wird im Geiste von manchen im-
er noch als Gaststatus betrachtet. Das belegt ein klei-

es Alltagsbeispiel, die Frage: Woher kommst du? – Von
enschen, die nicht weiß sind, wird noch immer nicht

ie Antwort „Leipzig“ oder „Bonn“ erwartet.

Integration bedeutet deshalb auch, gegenüber allen
ier lebenden Menschen zu betonen, dass es im Jahr
010 nicht darum geht, ob Menschen anderer Hautfarbe
der Herkunft hier leben, sondern darum, wie wir zu-
ammenleben wollen. Integration ist keine Einbahn-
traße, sondern fordert Bewegung in der gesamten Ge-
ellschaft. Ich hoffe, dass auch eine konservative
egierung diesen Aspekt im Blick hat.


(Beifall bei der SPD)


Die SPD jedenfalls wird stets einen genauen Blick da-
auf haben, wie die gesellschaftliche Debatte in unserem
and geführt wird und wie sich das gesellschaftliche
lima verändert und entwickelt. Dazu gehört für uns

uch, dass weiterhin mit aller Kraft gegen Rechtsextre-
ismus und Rassismus und für Demokratie gekämpft
ird.

Lieber Herr de Maizière – das geht auch an Frau
öhler –, Sie können so oft Sie wollen behaupten, Sie
ürden im Kampf gegen die extreme Rechte nicht nach-

assen: Was Sie in anderen Feldern ankündigen, steht
em entgegen. Wenn ich die gleiche Menge Geld umver-
eile und zwei von drei zur Verfügung stehende Themen-
löcke, Linksextremismus und Ausländerextremismus,
it mehr Mitteln ausstatten möchte, dann bleibt für den

ritten Block, den Kampf gegen Rechtsextremismus,
eniger Geld übrig. Das ist simple Mathematik,






(A) )



(B) )


Daniela Kolbe (Leipzig)


(Florian Toncar [FDP]: Das steht aber nicht im Haushalt!)


die viele Initiativen und Vereine schon verstanden ha-
ben. Dieses Vorgehen ist aber in hohem Maße gefähr-
lich. Ich appelliere an die Bundesregierung: Lassen Sie
nicht plumpe Ideologie walten, sondern sorgen Sie dafür,
dass auch in Zukunft ausreichend finanzielle Ressour-
cen, das heißt mindestens gleichbleibende Ressourcen,
im Kampf gegen rechts zur Verfügung stehen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihre sich andeutenden Entscheidungen in diesem
Punkt haben Auswirkungen auf das Leben vieler Men-
schen, nicht nur auf das Leben von Migranten, sondern
auch auf das von Demokraten, von ganz normalen Men-
schen. Sie haben auch Auswirkungen auf unsere Demo-
kratie, und zwar langfristig. Was Sie heute beim Kampf
gegen Rechtsextremismus sparen, bewirkt vielleicht,
dass wir in einigen Jahren mehr gewaltbereite Rechtsex-
tremisten haben. Im schlimmsten Fall bewirkt es Nazis
in den Parlamenten, mehr Propagandadelikte und Kör-
perverletzungen bis hin zu Todesfällen. Lassen Sie es
nicht schlimmer werden, als es schon ist. Wehren Sie
weiter den Anfängen!


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Noch einmal konkret zu den Zahlen im Bereich Inte-
gration. Integration kostet Geld, und das ist gut investier-
tes Geld; denn Menschen werden so befähigt, etwas für
sich, ihre Familie und auch für die Gesellschaft zu errei-
chen. Es ist deshalb gut, dass die konservative Regierung
die Integrationskurse, die 2005 von Rot-Grün einge-
führt wurden, weiterführt und den Etat dafür aufgrund
der großen Nachfrage erhöht.

Doch da ist leider nicht alles Gold, was glänzt. Der-
zeit erhalten Anbieter von Integrationskursen 2,70 Euro
pro Stunde und Teilnehmer, und das bei sehr hohem bü-
rokratischem Aufwand und einer zum Teil schwierigen
Klientel, einer schwierigen Zielgruppe. Es sind zum Teil
Analphabeten, junge Menschen, alte Menschen, Men-
schen mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen
und unterschiedlichem Vorwissen. Die Bildungsträger
weisen zu Recht auf die eklatante Unterfinanzierung die-
ser Integrationskurse hin. Kleine Gruppen, die oft nötig
und sinnvoll wären, können sich die Träger nicht leisten.
Herr Minister, deswegen lautet mein Appell an Sie: Er-
höhen Sie die Mittel pro Kursteilnehmer, und verbessern
Sie die Rahmenbedingungen für die Integrationskurse,
damit sie eine gute Qualität haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch einen Blick über den Haus-
haltsentwurf des Innenministeriums hinaus werfen.
Liebe Koalitionäre, Sie müssen sich gefallen lassen, dass
wir immer wieder auf die Auswirkungen Ihrer Politik
hinweisen.


(Florian Toncar [FDP]: Seit Sie in der Opposition sind!)


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(C (D hre Politik verschärft sehenden Auges die finanzielle ituation der Kommunen. Gerade dort, in den Vereinen, n der Kultur, in den Kitas, findet aber Integration statt. as ist ein schlechter Taschenspielertrick: ein bisschen ehr Geld im Bundeshaushalt – dies zu Recht –, dafür ramatisch weniger Geld für die Kommunen. Nachhaligkeit sieht für mich eindeutig anders aus. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701417300

Das Wort hat der Kollege Dr. Stefan Ruppert für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1701417400

Sehr geehrte Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen

nd Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir
ber Innenpolitik in Deutschland reden, fragen viele
olitische Kollegen zunächst: In welchem Staat wollen
ir leben?


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Das ist die Frage!)


ch halte die Frage für etwas falsch formuliert. Sie muss
auten: In welcher Gesellschaft wollen wir leben?

Als FDP arbeiten wir daran, eine weltoffene, tolerante
nd liberale Bürgergesellschaft zu schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bananenrepublik!)


on diesem Verständnis und den Bedürfnissen der Bür-
erinnen und Bürger aus leiten sich alle innenpolitischen
aßnahmen ab. Wir können sie quasi von dort aus dekli-

ieren.

Denn dadurch, dass sich ein Staat auf seine Kernauf-
abe konzentriert, wird er nicht zu einem schwachen
taat, sondern zu einem Staat, der für die Aufgaben, die
r dringend erledigen muss, die nötige Kraft hat.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen Menschen aller Gesellschaftsschichten
ntegrieren. Wir müssen Menschen mit Migrationshin-
ergrund im öffentlichen Dienst einstellen. Wir müssen
eistungsorientiert bezahlen, einen Aufstieg flexibler

öglich machen und – das haben wir im Koalitionsver-
rag vereinbart – eingetragene Lebenspartnerschaften,
twa im öffentlichen Dienst, gleichstellen. Wir können
s uns auch nicht mehr leisten, sozusagen in einer Juris-
ischen Sekunde die Erfahrungen der 67-Jährigen von ei-
em Moment auf den nächsten zu verlieren. Wir müssen
lexiblere Übergänge schaffen, wenn es darum geht,
ann wir Menschen aus dem öffentlichen Dienst in den
erdienten Ruhestand entlassen. Schließlich – hier konn-
en wir uns noch nicht ganz durchsetzen – müssen wir
ei der Mitnahme der Altersversorgungsansprüche eine






(A) )



(B) )


Dr. Stefan Ruppert
faire Lösung finden, weil wir dringend einen Wissens-
transfer zwischen öffentlichem Dienst und Privatwirt-
schaft brauchen.


(Beifall bei der FDP)


Eine gute, sich aus der genannten Gedankenmaxime
ableitende Innenpolitik setzt auf Bürokratieabbau. Wir
betonen immer, dass sie das tut, damit der Staat, der Bür-
ger und die Wirtschaft entlastet werden; das ist richtig.
Aber auch eine Verwaltung ist nur dann leistungsfähig,
wenn wir sie auf das beschränken, was sie wirklich tun
muss, und sie von unnützen Vorschriften entlasten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Um es mit Tacitus zu sagen: Im verdorbensten Staat gibt
es die meisten Gesetze. – Als Rechtshistoriker kann ich
Ihnen sagen: Immer dann, wenn man geglaubt hat, mit
einer Fülle von Normen mehr zu erreichen und Feinsteu-
erung zu betreiben – das galt auch im Absolutismus –,
hat die Normdurchsetzung gelitten und ist immer
schlechter und schwächer geworden.


(Beifall bei der FDP)


Weil dieses Thema in der jetzigen Debatte anklang,
will ich auch noch auf den Extremismus und seine Be-
kämpfung eingehen. Es ist kein Zufall, dass uns dieses
Phänomen in den letzten Jahren immer mehr beschäftigt
hat. Unserer Meinung nach ist es das Symptom einer
schrumpfenden und gefährdeten Mitte. Wenn die Mitte
kleiner wird, nehmen die Extreme zu, und das leider an
beiden Enden. Dagegen müssen wir uns ganz aktiv wen-
den.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir Liberale wollen das nicht mit Parteiverbotsverfah-
ren tun. Wir wollen die Ursachen bekämpfen und die
Mitte stärken. Wir wollen präventive Programme für den
Ausstieg aus der rechten Szene.

Ich finde, diese Debatte wird teilweise etwas taktisch
geführt, und zwar von beiden Seiten. Wir müssen den
Rechtsextremismus weiter bekämpfen. Wir müssen auch
zur Kenntnis nehmen, dass hier die gravierendsten Pro-
bleme bestehen. Aber wir dürfen nicht die Augen davor
verschließen, dass Linksextreme Autos anzünden, an
manchen Tagen ganze Stadtviertel in ihre Gewalt brin-
gen und so rechtsfreie Räume schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Mittel des Strafrechts allein reichen hier nicht
aus. Deswegen muss sorgfältig analysiert werden: Um
was für ein Phänomen handelt es sich beim Linksextre-
mismus? Vor dem Hintergrund der Programme der 80er-
und 90er-Jahre zur Bekämpfung des Rechtsextremismus
lässt sich feststellen: Nur dann, wenn man ein Phänomen
erkundet hat, es genau kennt und zielgenau vorgehen
kann, kann man ihm auch zu Leibe rücken. Liebe
Freunde von den Linken, ich hoffe, Sie kommen hier an
unsere Seite und verharmlosen dieses Problem nicht
weiter.

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(C (D Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701417500

Kollege Ruppert, das war Ihre erste Rede im Deut-

chen Bundestag. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg in Ih-
er weiteren Arbeit.


(Beifall)


Das Wort hat der Kollege Frank Tempel für die Frak-
ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Frank Tempel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701417600

Sehr geehrte Präsidentin! Sehr geehrte Damen und

erren! Bis vor wenigen Monaten war ich als Thüringer
olizeibeamter mit den praktischen Angelegenheiten des
ffentlichen Dienstes konfrontiert. In der täglichen Zu-
ammenarbeit mit den Einrichtungen des Bundes und
er Kommunen wurde eines deutlich: das gemeinsame
roblem des schleichenden, aber stetigen Personalab-
aus, der sich nicht an der tatsächlichen Aufgabenlage
rientiert, sondern auf Sparvorgaben beruht. Ob Kata-
trophenschutz oder Bundespolizei, unter dem Schlagwort
Kosteneffizienz“ ist der Anteil, den die Personalausga-
en im Bundeshaushalt ausmachen, auf 9 Prozent gesun-
en; sie liegen damit auf dem niedrigsten Stand in der
eschichte der Bundesrepublik. Kosteneffizienz kann
it Blick auf die Praxis nicht der dominierende Faktor

ein, sondern muss nach Faktoren wie Aufgabenquanti-
ät und Erfüllungsqualität betrachtet werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Katastrophenschutz gilt als zivile Aufgabe. Das
HW – das wurde gesagt – bewältigt mit seinen haupt-
nd ehrenamtlichen Mitarbeitern einen großen Teil die-
es Auftrages. Mittlerweile ist die hauptamtliche Struk-
ur des THW jedoch so weit zusammengestrichen
orden, dass es immer schwieriger wird, den ehrenamt-

ichen Teil in ausreichender Qualität aufrechtzuerhalten.
hr Haushaltsentwurf bewahrt einen unbefriedigenden
iefstand und bringt keine Besserung. Warme Worte hel-
en dem THW relativ wenig. Hier sind mehr Mittel ge-
ragt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Fehlentwicklungen bei der öffentlichen Sicher-
eit werden an einem aktuellen Thema besonders deut-

ich. Alle reden von der Sicherheit an den Flughäfen; es
erden viele Mängel aufgezeigt, aber auch Lösungen
iskutiert. Auf welche Lösungsvorschläge kommt man
abei? Es wird vorgeschlagen, Nacktscanner anzuschaf-
en. Entschuldigung! Wie ich erfahren habe, nennen ei-
ige dieses Gerät mittlerweile „Körperscanner“. Dann
st es ja nicht mehr ganz so schlimm wie vor einigen

onaten, als auch die FDP-Fraktion noch gegen diese
eräte war.






(A) )



(B) )


Frank Tempel
Aber lassen wir für einen Moment die Beeinträchti-
gung der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen beiseite.
Wir führen ja eine Haushaltsdebatte, und da geht es ums
Geld. Gegenwärtig bevorzugt man mehr preiswerte Si-
cherheitsdienste an Flughäfen statt geschultes Personal
der Bundespolizei. Das funktioniert offensichtlich nicht
ganz, und so soll aufwendige Technik das Problem lö-
sen. Die Frage ist: Kann das funktionieren? Wenn wir
die praktische Eignung dieser Technik betrachten, muss
ich Ihnen ehrlich sagen, dass diese Idee schlecht ab-
schneidet. Potenzielle Terroristen können sich auf den
Einsatz dieser Geräte einstellen und Gegenmaßnahmen
ergreifen. Ein solches Gerät ist berechenbar. Wie wir
wissen, können Stoffe auch in Körperöffnungen ver-
steckt werden. Wer die Praxis kennt, der weiß, dass das
zum Beispiel im Bereich des Drogenschmuggels eine
gängige Methode ist. Der Scanner wird in diesem Fall zu
einer unnützen Belastung für die Passagiere, sorgt aber
nicht mehr für ausreichende Sicherheit.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was schlagen Sie vor?)


Herr Minister, wenn Sie mir das Ganze vielleicht
nicht glauben wollen, dann sehen Sie sich die Sicher-
heitsvorkehrungen auf Israels Flughäfen an. Natürlich
gibt es da auch Technik. Zentrales Element ist aber
hervorragend geschultes Personal. Der frühere Sicher-
heitschef des Ben-Gurion-Airports in Tel Aviv hat die
Einführung von Nacktscannern in Europa der Presse ge-
genüber eine „lächerliche Sicherheitsshow“ genannt.
Dem ist kaum etwas hinzuzufügen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, ich kann Sie nur um eines
bitten: Geben Sie für einen solchen Unsinn kein Geld
aus! Setzen Sie an den Flughäfen und Bahnhöfen wieder
mehr erfahrene und gut ausgebildete Beamte ein! Diese
sind qualifiziert, kreativ und vor allen Dingen für poten-
zielle Täter nicht berechenbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Minister, auch ich möchte noch eine Anmerkung
zum Thema Rechtsextremismus machen. Parteien die-
ser Prägung sitzen mittlerweile in Landtagen oder schei-
tern wie bei uns in Thüringen nur sehr knapp daran, in
den Landtag einzuziehen. Ich hoffe, Sie stimmen mir zu,
dass wir im Kampf gegen den Rechtsextremismus nicht
nachlassen dürfen, auch nicht was die finanzielle Aus-
stattung dieser Arbeit angeht. Die im Koalitionsvertrag
angekündigte Ausweitung dieser Programme auf andere
Bereiche droht aber zu einer solchen Kürzung zu wer-
den. Erst im November haben Sie der Süddeutschen
Zeitung gegenüber erklärt: Es wird keine Kürzungen ge-
ben. – Wir werden Sie an diesem Zitat messen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch wenn das Thema schon genannt ist, möchte der
Wichtigkeit halber auch ich etwas zu dem Thema
„Migration und Integration“ hinzufügen. Die Integra-
tionskurse sind trotz der Mittelerhöhungen nach wie vor

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(C (D trukturell unterfinanziert und weisen infolgedessen erebliche Qualitätsmängel auf, was sich unter anderem in ngenügenden Erfolgsquoten von nur 50 Prozent ausrückt. Die wichtige Arbeit der Sprachförderung müssen ochqualifizierte Honorarkräfte häufig für beschämend iedrige Entlohnung leisten. Es kann nicht sein, dass der und für Integrationsmaßnahmen, obwohl diese angeb ich höchste Priorität haben, nur unzureichend Mittel beeitstellt. Herr Innenminister, Sie sind in den vergangenen Wohen häufig für wesentlich moderatere Töne im Verleich zu Ihren Vorgängern gelobt worden. Für mich ählen aber die Fakten. Mit dem Haushalt wird die Richung für Ihre Politik vorgegeben. Insofern kann ich nur eststellen, dass Sie zwar eine andere Melodie wählen; er Text ist aber der Ihrer Vorgänger. Sie werden das öglicherweise auch gut finden. Die Linke lehnt diesen urs ab. Kollege Tempel, das war Ihre erste Rede im Deut chen Bundestag. Zu diesem Ereignis wie auch zu Ihrem eburtstag, den mit uns heute hier zu feiern Sie sich ent chlossen haben, gratulieren wir Ihnen sehr herzlich. Das Wort hat der Kollege Helmut Brandt für die nionsfraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich will versuchen, trotz der vorgerückten tunde noch einmal zum eigentlichen Thema, dem aushalt, zurückzukehren. Der Innenminister hat bereits ie Größenordnung des Haushalts dargestellt; er hat uch dargestellt, dass es einen Rückgang der Mittel gibt nd weshalb es ihn gibt: wegen der Sonderausgaben für ie Europawahl und die Bundestagswahl im vergangeen Jahr und weil Vorhaben ausgelaufen sind. Aber er at auch zu Recht darauf hingewiesen – das sage ich in iesem Zusammenhang ebenfalls –, dass dieser jetzt her marginale Rückgang auch im Hinblick auf das, was ir in den nächsten Jahren bei den Haushalten zu gewär igen haben, im Grunde genommen ein Signal ist. Wir erden in den nächsten Jahren sicherlich – dies ist der onsolidierung der öffentlichen Haushalte geschuldet – enau überlegen und Prioritäten im Einzelplan so setzen üssen, dass die von uns tatsächlich zu lösenden Aufga en auch höchsteffizient erfüllt werden. Die Prioritäten sind im Haushalt im Grunde genomen vorgegeben; ich will noch einmal auf einige Punkte m Einzelnen eingehen. Im Bereich der öffentlichen icherheit, einer Kernaufgabe der Innenpolitik, liegt ach wie vor zu Recht unser Schwerpunkt. Der Einzellan 06 des Haushaltsentwurfs hat an dieser Stelle auch ür das Jahr 2010 die sicherheitspolitischen Weichen Helmut Brandt richtig gestellt. Mit 3,767 Milliarden Euro entfallen mehr als zwei Drittel des uns zur Verfügung stehenden Etats auf den Bereich der inneren oder, wie man heute richtigerweise sagt, öffentlichen Sicherheit. Das klingt zunächst viel. Wenn man sich aber die Frage stellt, ob dieses Geld der Größenordnung nach gut ausgegeben ist, dann muss man kurz und einfach antworten: Ja, auch in Zukunft soll es den deutschen Bürgern und unseren Gästen möglich sein, sich frei und sorglos in unserem Land zu bewegen. Auch in Zeiten knapper werdender Ressourcen erwarten die Bürger von ihrem Staat zu Recht, dass er ihre Sicherheit gewährleistet. Es bleibt daher unsere zentrale Verantwortung, diese öffentliche Sicherheit in Deutschland zu gewährleisten und die Leistungsfähigkeit der dafür zuständigen Bundesbehörden zu erhalten. (Beifall der Abg. Erika Steinbach [CDU/ CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Petra Pau (DIE LINKE.):
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(Beifall)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1701417800




(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Garant für die Leistungsfähigkeit der Behörden ist ihr
Personal. Deshalb haben die Personalkosten auch in die-
sem Haushaltsjahr einen gewaltigen Anteil am Gesamt-
volumen. Auch so erklärt sich, dass zwei Drittel des Ge-
samtetats für den Bereich der öffentlichen Sicherheit
veranschlagt werden. Diese Gewichtung trägt jener Ver-
antwortung Rechnung, die ich eben dargestellt habe.

Heute ist mehrfach eine Diskussion zum Daten-
schutz angeregt worden. Der Minister hat bereits darauf
hingewiesen, dass wir in dieser Legislaturperiode
– schon in den nächsten Monaten – für den Bereich des
Arbeitsrechts die notwendige Datenschutzgesetzgebung
einbringen wollen. Betrachtet man den Datenschutz in
unserer heutigen Informationsgesellschaft, so ist es uner-
lässlich, darüber vertieft zu diskutieren. Es wurden be-
reits die Datenschutzskandale bei verschiedenen Unter-
nehmen genannt; das brauche ich nicht zu wiederholen.
Wir wollen und wir brauchen ein hohes Datenschutz-
niveau; darin sind wir uns, glaube ich, alle einig. Wir ha-
ben schon in der letzten Legislaturperiode einige Konse-
quenzen aus den bekannten Skandalen gezogen. Diesen
Weg wollen und werden wir weitergehen.

In der letzten Legislaturperiode wurde immer wieder
die Forderung nach zusätzlichen Stellen beim Daten-
schutzbeauftragten erhoben; darüber wurde bereits gere-
det. Das haben wir versprochen, und wir werden es auch
halten. Sowohl im Koalitionsvertrag als auch im jetzigen
Haushalt ist ein Aufwuchs an Stellen mit rund elf Stellen
im Bereich des Datenschutzbeauftragten vorgesehen. Ich
denke, das ist eine qualitativ und quantitativ berechtigte
und auch dem Umfang nach ausreichende Maßnahme.

Ich möchte an dieser Stelle aber auch an jeden einzel-
nen Bürger direkt appellieren, umsichtig mit seinen Da-
ten umzugehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie
leichtfertig Menschen jeden Alters freiwillig im Internet,
aber auch bei anderen Gelegenheiten ihre persönlichen
Daten – oft inklusive ihrer Kontoverbindung – preisge-
ben. Da nützt auch der beste staatliche Datenschutz
nichts. Jeder Einzelne trägt die Mitverantwortung für
seine persönlichen Daten. Neben der Schaffung der not-

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(C (D endigen Rahmenbedingungen ist es deshalb auch die ufgabe von uns allen, die Sensibilität und Selbstverantortung der Bürgerinnen und Bürger für ihre eigenen aten zu stärken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In diesem Zusammenhang ist übrigens auch die
icherheitsforschung ein zentraler Baustein. Wir wol-

en die Forschungseinrichtungen und Universitäten, aber
uch die Unternehmen in Deutschland stärken, um den
atenschutz für unsere Bürger zu gewährleisten. Für
iese Aufgabe erhält das Bundesamt für Sicherheit in der
nformationstechnik rund 68 Millionen Euro. Es soll der
achsenden Bedeutung der IT-Sicherheit im Zeitalter
er Informations- und Wissensgesellschaft Rechnung
ragen.

Das wohl wichtigste Ereignis, welches die Notwen-
igkeit der Forschung auf dem Gebiet der inneren Si-
herheit unterstreicht, ist der jüngste Attentatversuch in
etroit. Richtig ist: Auch ein Körperscanner bringt
eine hundertprozentige Sicherheit. Der Einsatz eines
örperscanners hätte jedoch möglicherweise den
prengstoff sichtbar gemacht, den dieser Attentäter am
örper trug. Der Vorteil dieser noch nicht vollständig

usgereiften Technologie besteht darin, dass gegenüber
er jetzt angewandten, rein auf Metalldetektoren ange-
egten Technik versteckte Gegenstände sichtbar gemacht
erden können, die bei herkömmlichen Scannern unent-
eckt bleiben. Körperscanner würden, wenn sie in der
ntwicklung so weit fortgeschritten sind, wie der Minis-

er zu Recht gefordert hat, eine große Zahl von manuel-
en Kontrollen an den Flughäfen möglicherweise über-
lüssig machen; auch das muss einmal gesagt werden.
ennoch gilt uneingeschränkt – daran will auch ich kei-
en Zweifel lassen –, dass beim Einsatz eines Körper-
canners die Intim- und Privatsphäre des Reisenden ge-
ahrt bleiben muss, wie auch ausgeschlossen sein muss,
ass von einem solchen Scanner gesundheitliche Risiken
usgehen.

Gestatten Sie mir noch einige Sätze zum Digitalfunk,
ber den heute noch nicht gesprochen worden ist. Auch
010 stehen die notwendigen Mittel für die weitere Ent-
icklung und Einführung zur Verfügung. Aber gerade

m Hinblick auf die notwendigen Haushaltskonsolidie-
ungsmaßnahmen in den nächsten Jahren weise ich
chon heute darauf hin, dass wir uns in den nächsten Jah-
en, sicherlich auch schon im nächsten Jahr, damit be-
chäftigen werden, wie die notwendigen weiteren hohen
osten für die unstreitig notwendige Einführung im
aushalt abgesichert werden können.

Sehr froh sind wir darüber, dass nach dem erfolgrei-
hen Abschluss der Neuordnung der Bundespolizei nun
uch der Neubau des Polizeipräsidiums in Potsdam an-
teht. Der Haushalt ist auch immer ein Ausblick nach
orne. Der jetzige Innenminister ist zu Recht heute
ehrfach auch aus den Reihen der Opposition gelobt
orden. An dieser Stelle erlaube ich mir, auch dem vori-
en Innenminister ein Lob für die gelungene Reform der
undespolizei auszusprechen. Herr Hofmann, ich weiß,
ass Sie darin mit mir einer Meinung sind.






(A) )



(B) )


Helmut Brandt

(Beifall bei der CDU/CSU)


Zur Bundeszentrale für politische Bildung möchte
ich auch einige Sätze anmerken. Sehr wichtig und er-
freulich finde ich, dass die Haushaltsansätze der Bundes-
zentrale für politische Bildung stabil gehalten werden
können; denn die Bundeszentrale leistet im Bereich der
politischen Aufklärung und im Bereich der Demokratie-
förderung hervorragende Arbeit. Die Auseinanderset-
zung mit dem politischen Extremismus bleibt im Jahr
2010 wie auch in den vergangenen Jahren ein Schwer-
punkt der Arbeit der Bundeszentrale. Dies ist angesichts
eines dramatischen Anstiegs der Zahl der Straftaten mit
einem linksextremen Hintergrund von enormer Bedeu-
tung. Die Bundesregierung nimmt entgegen dem Vor-
wurf der Fraktion Die Linke den Kampf gegen den
Rechtsextremismus sehr ernst. Neben dem Rechtsextre-
mismus gibt es nachweislich – und das zunehmend –
linksextremistische und islamistische Tendenzen in
Deutschland, die wir nicht ignorieren dürfen und be-
kämpfen müssen.


(Steffen Bockhahn [DIE LINKE]: Das ist doch nicht vergleichbar!)


– Das vergleicht auch niemand. Dennoch darf man sich
der Aufgabe nicht verschließen.

Zu den Integrationskursen ist schon einiges gesagt
worden. Nur so viel: Diese eingerichteten Kurse sind
eine echte Erfolgsstory. Es ist notwendig, die Wahrneh-
mung dieser Aufgabe über das Jahr 2010 sicherzustellen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass schon im Haushalt 2010
die notwendigen Mittel – die Höhe kann man der Inan-
spruchnahme in den letzten Jahren entnehmen – einge-
stellt werden.

Der Innenminister hat zu Recht auf das geschundene
Land Haiti, von dem furchtbare Bilder zu sehen sind, hin-
gewiesen. Ich möchte vor diesem Hintergrund auf die Be-
deutung des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes
eingehen. Die Katastrophe in Haiti zeigt einmal mehr,
dass ein Staat imstande sein muss, die notwendige Infra-
struktur zu gewährleisten, um einer Katastrophe Herr zu
werden. Das ist in Haiti leider nicht der Fall. Wir können
aber an diesem Beispiel sehen, dass es gut ist, für diesen
Schutz Geld auszugeben und Vorsorge zu treffen. Ich
stelle fest: Deutschland ist auf dem Gebiet des Katastro-
phenschutzes bestens aufgestellt. Um dies weiterhin si-
cherzustellen, werden THW und das Bundesamt für Be-
völkerungsschutz und Katastrophenhilfe auch in Zukunft
unsere volle Unterstützung finden. Bei dieser Gelegen-
heit möchte ich mich bei allen Helfern, insbesondere bei
den ehrenamtlichen, für ihren unermüdlichen Einsatz
ausdrücklich bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701417900

Kollege Brandt, achten Sie bitte auf die Redezeit.


Helmut Brandt (CDU):
Rede ID: ID1701418000

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss. – Ich bin

sicher, dass der vorliegende Haushaltsentwurf den Auf-

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(C (D aben, die in den nächsten Monaten auf uns zukommen, erecht wird. Ich bitte deshalb Sie alle um Ihre Zustimung. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müssen wir erst einmal beraten! In der ersten Lesung stimmen wir noch gar nicht zu!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701418100

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Danckert für die

PD-Fraktion.


(Stephan Mayer [Altötting] [CDU/CSU]: Ein klares Bekenntnis für München!)



Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701418200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Wir unterstützen die Bewerbung von München; da-
it das klar ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ch komme nachher auf den Sport zurück.

Herr Minister, zuerst ein Kompliment – einige haben
chon darauf hingewiesen –: Wenn man den ersten Re-
ierungsentwurf mit dem von Ihnen erarbeiteten Ent-
urf vergleicht, dann stellt man sehr schnell fest, dass
5 Millionen Euro mehr eingestellt sind. Die Hauptposi-
ion von 44 Millionen Euro ist für die Aufstockung der

ittel für die Integrationskurse vorgesehen. Das ist ein
ichtiges Zeichen; das haben schon viele Kollegen ange-
prochen. Ich habe noch zwei Anmerkungen dazu: Ers-
ens. Ist das wirklich bedarfsgerecht? Daran habe ich im

oment noch Zweifel. Darüber können wir vielleicht
ei anderer Gelegenheit, zum Beispiel im Haushaltsaus-
chuss, ausführlich reden. Zweitens. Bleibt diese Posi-
ion nachhaltig bestehen? Wir stehen vor der schwieri-
en Aufgabe, in den nächsten Jahren – das gilt schon für
en nächsten Haushalt – gewaltige Summen einzuspa-
en. Ich weiß nicht, ob wir darüber schon in Kürze reden
önnen. Die Gesamtsumme dürfte jedenfalls rund
00 Millionen Euro betragen. Ich würde es sehr begrü-
en, wenn diese Position, die alle als notwendig und
ichtig bezeichnet haben, nicht als Sparbüchse miss-
raucht wird; das wäre mein Wunsch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wie ich sehe, klatschen Herr Uhl und andere Unions-
ollegen.

Diese Integrationskurse gehen auf eine Idee der rot-
rünen Koalition zurück. Sie hat damit begonnen. Das
anze wurde kritisch beleuchtet. Die Große Koalition
at das fortgesetzt. Im Jahr 2009 wurden dafür Restmit-
el aus dem Haushalt in Höhe von 30 Millionen Euro zur
erfügung gestellt. Nun erfolgt eine Aufstockung um
4 Millionen Euro. Das ist ein richtiges Zeichen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert
Insgesamt hat der Einzelplan 06 ein Volumen von
rund 5,6 Milliarden Euro. Davon entfallen zwei Drittel
auf den Bereich der inneren Sicherheit. Ich glaube, wir
sind uns darüber einig, dass das, gemessen am Gesamt-
volumen des Bundeshaushaltes, nicht zu viel, sondern
eher zu wenig ist. Denn alles, was wir in Deutschland
machen, ist auch davon abhängig, dass wir in einer si-
cheren Umwelt leben können. Insofern muss man durch-
aus einmal in Richtung des Parlamentarischen Staats-
sekretärs Steffen Kampeter fragen, ob wir nicht etwas
mehr Volumen zur Verfügung stellen müssen, um zum
Beispiel die Beamten der Bundespolizei etwas attrakti-
ver besolden zu können, als es jetzt der Fall ist. Herr
Kollege Scholz hat ja schon gesagt, dass es etliche nicht
besetzte Stellen gibt, was natürlich unmittelbar mit den
Perspektiven und der Besoldung zu tun hat. Da sollten
wir etwas tun.

Zwei Drittel des Volumens für die innere Sicherheit
werden für die Bundespolizei eingesetzt. Ich möchte al-
lerdings den Hinweis geben, dass die Stellen auch tat-
sächlich besetzt werden müssen. Wir haben einen Auf-
wuchs von etwa 27 Millionen Euro, davon 20 Millionen
Euro für die Luftsicherheit bzw. Flugsicherheit – das ist
ein durchlaufender Posten, weil die Kosten am Ende von
den Fluggästen bezahlt werden – und 7,5 Millionen Euro
für den Polizeieinsatz in Afghanistan.

Diesen Punkt, Herr Minister de Maizière, müssen wir
einmal – heute ist die Zeit dafür allerdings zu knapp –
ganz intensiv diskutieren. Bei der Diskussion über den
Verteidigungshaushalt stellt sich immer wieder die auch
demnächst anstehende Frage, ob man das Kontingent
von 4 500 Soldaten auf 6 000 oder wie viele Soldaten
auch immer aufstocken sollte; da gibt es noch keine Vor-
schläge von der Regierung. In der öffentlichen Debatte
über die Aufstockung ist untergegangen, dass wir lead
nation beim Aufbau der Polizei in Afghanistan sind.
Dieser Punkt ist uns sehr wichtig, weil er die zivile
Komponente des Afghanistan-Einsatzes bestätigt.

Es gibt erheblichen Diskussionsbedarf darüber, wie
wir diese Aufgabe wahrnehmen wollen. Ich weiß im
Moment noch nicht einmal ganz genau, ob die vorgese-
hene Sollstärke mit der Iststärke übereinstimmt. Das
muss man sich einmal ganz genau anschauen. Die letzte
Information lautete, dass die Iststärke der Sollstärke ent-
spricht. Aber man muss sich einmal genau anschauen, ob
die Einsatzzeiten der Beamten, die sich freiwillig für den
Einsatz melden, wirklich zur Erfüllung des Ausbildungs-
auftrags beitragen. Das ist ein schwieriges Thema.

Allerdings ist unser Beitrag als lead nation weniger
als ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man ganz Af-
ghanistan betrachtet. Ich sage den Beamtinnen und Be-
amten, die sich freiwillig zu diesem Einsatz melden, aber
ausdrücklich Dank. Bei den Polizeibeamten ist das eine
andere Situation als bei der Bundeswehr, in der vor allen
Dingen die Zeitsoldaten zum Einsatz verpflichtet werden
können. Dieses Thema sollte in Kürze besprochen wer-
den.

Mir persönlich liegt ganz besonders am Herzen, dass
die Beamten vor Ort in Sicherheit sind und dass wir
wirklich alles Menschenmögliche dafür getan haben,

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(C (D ass wir ihnen beispielsweise sichere Fahrzeuge zur Verügung stellen. Ich glaube, dass es da immer noch das ine oder andere Defizit gibt. Da müssen wir – ich enke, dass meine Fraktion das auch so sieht – noch einal etwas drauflegen; denn es ist nicht zu verantworten, ie Beamten, die freiwillig in diesen Einsatz gehen, in ine Gefahrensituation zu bringen, die sie möglichereise sogar ihr Leben kosten kann; wir haben ja schon inige tragische Fälle erlebt. Lassen Sie mich jetzt zu einem anderen Thema komen, das auch der Kollege vor mir schon angesprochen at, dem Digitalfunk. Das ist auf der einen Seite ohne rage eine ganz wichtige Angelegenheit, und sie war es uch schon über die letzten zehn Jahre hinweg, angefanen bei Otto Schily. Jetzt laufen uns nicht nur die Kosten us dem Ruder – der Bundesanteil ist von 2,6 Milliarden uro auf 3,6 Milliarden Euro gestiegen, und die Kosten er Länder werden verschleiert, was ich nicht verstehen ann, da wir stets die Gesamtkosten im Auge haben üssen –, sondern ich habe nach dem Attentat auf die önigin in Holland auch die Frage an Sie und die Fach eute, ob das System auf einem so neuen Stand ist, dass s bei einer Katastrophe auch wirklich hilft. Ich erinnere aran, dass bei dem Attentat auf die Königin – bei dem lugzeugunglück war es ähnlich – das gesamte Netz icht mehr funktionierte. Wo es gebraucht wurde, hat es icht funktioniert. Das System befindet sich im Moment och im Probelauf. Der Frage, ob das System die Anprüche erfüllt, die wir an es stellen, um die Sicherheit ür die Einsatzkräfte, sei es die Polizei, die Feuerwehr der das Technische Hilfswerk, zu gewährleisten, muss achgegangen werden. Reicht das wirklich, was im oment gemacht wird? Ich persönlich kann das nicht eurteilen, aber wir müssen uns mit dieser Frage bechäftigen. Dazu haben wir am 25. Januar ein Berichtertattergespräch, in dem genau diese Punkte angesprohen werden müssen. Wir haben aber noch einen nderen Punkt. Kollege Danckert, auch wenn Sie beharrlich mein eichen ignorieren: Ihre Redezeit ist überschritten. Sie üssen zum Schluss kommen. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die war lange genug!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701418300


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701418400

Dann will ich ganz kurz noch etwas zum Sport sagen,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


eil der Ihnen und mir am Herzen liegt.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701418500

Versuchen Sie es bitte mit dem letzten Satz.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701418600

In der letzten Legislaturperiode haben wir der Stif-

ung Deutsche Sporthilfe 1 Million Euro zur Verfügung
estellt. Diese Summe ist gekürzt worden, und sie soll






(A) )



(B) )


Dr. Peter Danckert
durch Einnahmen einer Art Bürgerbewegung ersetzt
werden, an deren Spitze Sie sich gestellt haben. Man er-
wartet 20 000 Bürger mit einem Beitrag in Höhe von je
3 Euro. Ob das ausreicht, weiß ich nicht. Wir sollten die
1 Million Euro weiterhin bereitstellen, und wenn sich
das Konzept der Bürgerbewegung bewährt, dann kann
man das Ganze neu überdenken.

Eines begrüße ich außerordentlich.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701418700

Kollege Danckert, das müssen wir jetzt in die weitere

Beratung des Haushalts verlagern. Sie müssen jetzt bitte
zum Schluss kommen.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701418800

Es ist im Moment gar kein Saaldiener da, der mich

von hier wegschleppen kann.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701418900

Das wäre nun noch schöner, wenn wir das nicht ge-

meinsam regeln könnten.


Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701419000

Mein allerletzter Satz, Frau Präsidentin. – Im Zusam-

menhang mit der Dopingproblematik haben wir die Si-
tuation, dass inzwischen 19 Verbände bei einfachen,
mittleren und schweren Verstößen – –


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701419100

Ich rege an, dass die Parlamentarische Geschäftsfüh-

rung der SPD-Fraktion dem Kollegen Danckert berich-
tet, dass ich ein sehr geduldiger Mensch bin, aber jetzt
ist Schluss. Ich habe übrigens hier einen Knopf und kann
schlicht das Mikrofon ausschalten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Peter Danckert (SPD):
Rede ID: ID1701419200

Ich bedanke mich für Ihre Geduld, Frau Präsidentin.

Ihr habt gesehen: Ich habe alles versucht, um den letzten
Satz noch unterzubringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beim nächsten Mal mit dem letzten Satz beginnen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701419300

Das Wort hat der Kollege Jimmy Schulz für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Jimmy Schulz (FDP):
Rede ID: ID1701419400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Weil man jeden Euro nur einmal ausgeben
kann, muss man ihn vorher zweimal umdrehen und dann
dreimal darüber schlafen. Das haben wir getan, und ich
meine, es hat sich gelohnt. Ich bin grundsätzlich mit dem
Haushaltsplan 2010 für den Bereich des BMI zufrieden.

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(C (D ir investieren damit Geld in die Zukunft. Mehr Geld ür den Ausbau des Internet ist eine Investition in die ukunft Deutschlands. Mehr Geld für den Datenschutz st eine Investition in die Zukunft des Rechtsstaats. Ein esentlicher Teil dieser Ausgaben des BMI ist für die inere Sicherheit vorgesehen. Das mag mancher kritisieen, aber man kann nicht einerseits effiziente Behörden ollen, andererseits diese nur unzureichend ausstatten. Dass der Koalitionsvertrag bei aller Betonung des tarken Staates genauso auf Bürgerrechte setzt und iese stärkt, ist das Verdienst der FDP. eswegen bin ich froh darüber, dass sich dieses Bekenntis des Koalitionsvertrags im Haushalt niederschlägt. Im inzelplan 06 haben einige der wichtigsten Forderungen er FDP deutlichen Ausdruck gefunden. Es ist liberaler eharrlichkeit zu verdanken, dass dem Bundesbeauf ragten für den Datenschutz und die Informationsreiheit mit diesem Haushalt 1,4 Millionen Euro mehr ür Personal zur Verfügung stehen. Zu lange hatte der undesbeauftragte ein zu geringes Budget, und das bei tetig steigender Aufgabenlast. Der Bundesbeauftragte ür Datenschutz muss sich in Zukunft besser auf seine ernaufgaben konzentrieren können, (Beifall bei der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


(Beifall bei der FDP)


nstatt Aufgaben übernehmen zu müssen, die dem We-
en seines Amtes zuwiderlaufen. Dafür braucht er die
ittel, und dafür braucht er mehr Mitarbeiter.


(Beifall des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die richtigen Prioritäten zu setzen, ist heute wichtiger
enn je. Eine der Prioritäten sollten wir bei der ständigen
nd gründlichen Überprüfung von Sicherheitsmaß-
ahmen setzen. Insbesondere im Kampf gegen den Ter-
or muss gelten, dass wir abwägen, ob ein Mittel über-
aupt das richtige ist. Ich möchte deshalb an dieser
telle vor allzu großen Hoffnungen warnen, die von
anchen in diesen Tagen in Nacktscanner der zweiten
eneration gesetzt werden. Wir sollten uns sehr genau
berlegen, ob wir solche Geräte überhaupt brauchen


(Beifall des Abg. Frank Tempel [DIE LINKE])


nd ob die einzelnen Modelle die an sie gestellten An-
orderungen erfüllen. Erst dann sollten wir in die Test-
hase eintreten.


(Beifall bei der FDP)


Die wichtigste Priorität sehe ich in der Förderung der
nformations- und Mediengesellschaft. Ich mache
ich stark für ein freies Internet mit einem Zugang für

ie gesamte Gesellschaft. Dazu gehört unverzichtbar ein
tarker Datenschutz.

Wir im Bundestag haben jetzt eine Chance, mit der
ier endlich vertretenen Kompetenz in einen neuen Dia-
og mit der Netzgemeinde zu treten. Sie erinnern sich:
34 000 Bürgerinnen und Bürger haben im letzten Jahr
ie Petition gegen das Internet-Sperren-Gesetz gezeich-






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Jimmy Schulz

net. Ich war einer von ihnen. Zum ersten Mal seit elf
Jahren stehen wir nun an der Schwelle zu mehr anstatt
weniger Freiheit. Lassen Sie uns die Chance gemeinsam
nutzen.

Sehr glücklich bin ich übrigens – Sie verzeihen mir
einen thematischen Schwenk – über die im Koalitions-
vertrag verankerte Förderung der gemeinsamen Bewer-
bung für die Winterspiele 2018 von München, Gar-
misch-Partenkirchen und – meiner zweiten Heimat –
dem Berchtesgadener Land. Wir haben 2006 bewiesen,
dass wir sportliche Großereignisse stemmen können,
und wir haben bewiesen, dass die Begeisterung für Sport
und das gemeinsame Erleben von großen Leistungen die
Menschen quer durch alle Schichten der Gesellschaft zu-
sammenbringen kann. Ich erhoffe mir neben der Außen-
wirkung und dem touristischen Aufschwung vor allem
eine Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Die Bewerbung hat die Unterstützung von Bund und
Ländern verdient. Dies hat auch dieses Haus in der letz-
ten Legislaturperiode durch einen interfraktionellen An-
trag bestätigt.

Wenn wir beim Haushalt 2010 nach zweimal Umdre-
hen und dreimal Darüber-Schlafen die richtigen Prioritä-
ten gesetzt haben – davon bin ich überzeugt –, dann, sehr

geehrte Kolleginnen und Kollegen, haben wir in Zukunft
keine schlaflosen Nächte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1701419500

Kollege Schulz, auch Ihnen gratulieren wir zu Ihrer

ersten Rede im Deutschen Bundestag und wünschen Ih-
nen weiterhin viel Erfolg in Ihrer Arbeit.


(Beifall)


Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen
nicht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Mittwoch, den 20. Januar 2010,
9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.