Protokoll:
16012

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 12

  • date_rangeDatum: 20. Januar 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:14 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/12 Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ Petra Heß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 13: Erste Beratung des von den Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck (Köln) und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Umsetzung euro- päischer Antidiskriminierungsrichtlinien (Drucksache 16/297) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 7: Vereinbarte Debatte: Berichte über die Rolle von BND-Mitarbeitern vor und während des Irakkrieges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ 834 C 836 A 847 B 847 D 849 A 849 A 851 B 853 A 855 B Deutscher B Stenografisch 12. Sitz Berlin, Freitag, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt 12: Beratung der Unterrichtung durch den Wehrbe- auftragten: Jahresbericht 2004 (46. Bericht) (Drucksache 15/5000) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhold Robbe, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages . . . . . . . . . . . . Anita Schäfer (Saalstadt) (CDU/CSU) . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hedi Wegener (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . r d f ( I D M C D K D 825 A 825 B 827 D 829 A 830 C 831 C 832 B 833 B Karin Binder, Sevim Dagdelen, Jörn Wunderlich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: EU-Antidiskriminie- undestag er Bericht ung 0. Januar 2006 t : ungsrichtlinien durch einheitliches Anti- iskriminierungsgesetz wirksam und um- assend umsetzen Drucksache 16/370) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . echthild Dyckmans (FDP) . . . . . . . . . . . . . hristel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . arin Evers-Meyer, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . r. Roger Kusch, Senator (Hamburg) . . . . . . 836 B 836 C 837 C 839 D 841 A 842 C 844 A 845 B DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . 857 A 858 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Januar 2006 Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Hans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Maurer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Dr. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bernd Schmidbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 859 A 859 D 860 B 860 C 860 C 862 A 862 C 862 D 863 A 863 D 864 C 866 B 866 D 867 B 868 D 869 D 871 B 871 C 872 A 873 A 873 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Januar 2006 825 (A) ) (B) ) 12. Sitz Berlin, Freitag, den 2 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Januar 2006 873 (A) ) (B) ) Nitzsche, Henry CDU/CSU 20.01.2006 (Mautsystemgesetz – MautSysG) – Gesetz zur Änderung des Verkehrswegeplanungs- beschleunigungsgesetzes – Gesetz über den Betrieb elektronischer Mautsysteme Müntefering, Franz SPD 20.01.2006 Multhaupt, Gesine SPD 20.01.2006 Anlage 1 Liste der entschuldigt A z z A – – – – – – – Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Andres, Gerd SPD 20.01.2006 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 20.01.2006 Bernhardt, Otto CDU/CSU 20.01.2006 Binder, Karin DIE LINKE 20.01.2006 Binninger, Clemens CDU/CSU 20.01.2006 Carstensen, Christian SPD 20.01.2006 Ernst, Klaus DIE LINKE 20.01.2006 Evers-Meyer, Karin SPD 20.01.2006 Faße, Annette SPD 20.01.2006 Flach, Ulrike FDP 20.01.2006 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 20.01.2006 Gerster, Martin SPD 20.01.2006 Golze, Diana DIE LINKE 20.01.2006 Hilsberg, Stephan SPD 20.01.2006 Hintze, Peter CDU/CSU 20.01.2006 Kauch, Michael FDP 20.01.2006 Kleiminger, Christian SPD 20.01.2006 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 20.01.2006 Lafontaine, Oskar DIE LINKE 20.01.2006 Lenke, Ina FDP 20.01.2006 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 20.01.2006 Lips, Patricia CDU/CSU 20.01.2006 Michelbach, Hans CDU/CSU 20.01.2006 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 20.01.2006 P R D S S S S V W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 818. Sitzung am 21. De- ember 2005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 bs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: Fünftes Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze Gesetz zum Einstieg in ein steuerliches Sofortpro- gramm Gesetz zur Beschränkung der Verlustverrech- nung im Zusammenhang mit Steuerstundungs- modellen Gesetz zur Abschaffung der Eigenheimzulage Erstes Gesetz zur Änderung des Zollfahndungs- dienstgesetzes Gesetz über den Ausgleich von Arbeitgeberauf- wendungen und zur Änderung weiterer Gesetze Fünftes Gesetz zur Änderung der Bundesnotar- ordnung arr, Detlef FDP 20.01.2006 iemann-Hanewinckel, Christel SPD 20.01.2006 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 20.01.2006 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 20.01.2006 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 20.01.2006 pieth, Frank DIE LINKE 20.01.2006 teppuhn, Andreas SPD 20.01.2006 eit, Rüdiger SPD 20.01.2006 ächter, Gerhard CDU/CSU 20.01.2006 eißgerber, Gunter SPD 20.01.2006 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 874 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 12. Sitzung. Berlin, Freitag, den 20. Januar 2006 (A) (C) (B) ) – Gesetz über die Statistik zur Informationsgesell- schaft (Informationsgesellschaftsstatistikgesetz – InfoGesStatG) – Erstes Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 02 Titel 632 01 – Aufwendungen für Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft – – Drucksachen 16/70, 16/135 Nr. 1.10 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 02 Titel 636 55 – Zuschüsse an die Träger der Krankenversicherung der Landwirte – – Drucksachen 16/90, 16/135 Nr. 1.12 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 09 Titel 671 42 – Versorgung mit Hilfsmitteln (Sachleistungen) – Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Einwilligung in eine außerplanmäßige Ausgabe bei Ka- pitel 08 04 Titel 688 02 – Vorbehaltszahlungen an die EU-Kommission – – Drucksachen 16/17 (neu), 16/135 Nr. 1.1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 09 12 Titel 681 12 – Arbeitslosengeld II – – Drucksachen 16/25, 16/135 Nr. 1.5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 05 02 Titel 687 30 – Beitrag an die Vereinten Nationen – – Drucksachen 16/55, 16/135 Nr. 1.6 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 30 05 Titel 685 14 – Gesetzliche Endlageraufwendungen (Endlagervoraus- leistungen und Endlagergebühren) – – Drucksachen 16/68, 16/135 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 09 12 Titel 632 11 – Beteiligung des Bundes an den Leistungen für Unter- kunft und Heizung – – Drucksachen 16/69, 16/135 Nr. 1.9 – (D – Drucksachen 16/92, 16/135 Nr. 1.13 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 10 Titel 681 01 – Erziehungsgeld – – Drucksachen 16/93, 16/135 Nr. 1.14 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 10 Titel 632 07 – Ausgaben nach § 8 Abs. 2 des Unterhaltsvorschussge- setzes – – Drucksachen 16/94, 16/135 Nr. 1.15 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 15 09 Titel 681 01 – Versorgungsbezüge für Beschädigte – – Drucksachen 16/95, 16/282 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 10 02 Titel 636 51 – Zuschüsse zur Alterssicherung der Landwirte – – Drucksachen 16/96, 16/282 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 30 04 Titel 632 12 – Bundesausgaben für Leistungen nach dem Bundes- ausbildungsförderungsgesetz (BAföG) (Zuschüsse an Studierende) – – Drucksachen 16/153, 16/282 Nr. 4 – 91, 1 0, T 12. Sitzung Berlin, Freitag, den 20. Januar 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601200000

Die Sitzung ist eröffnet. Ich begrüße Sie alle herzlich,

wünsche Ihnen einen guten Tag und uns zusammen gute,
zielführende Beratungen.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 12:

Beratung der Unterrichtung durch den Wehrbe-
auftragten

Jahresbericht 2004 (46. Bericht)


– Drucksache 15/5000 –
Überweisungsvorschlag:
Verteidigungsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich erteile zunächst dem Wehrbeauftragten des Deut-
schen Bundestages, Herrn Reinhold Robbe, das Wort.

Reinhold Robbe, Wehrbeauftragter des Deutschen
Bundestages:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Der heute zur Beratung anstehende
Jahresbericht 2004 ist der letzte, der noch unter meinem

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Redet
Vorgänger Dr. Willfried Penner entstanden ist. Die be-
sonderen Verdienste von Willfried Penner sind anläss-
lich seiner Verabschiedung gerade auch hier im deut-
schen Parlament von allen Seiten gewürdigt worden.

Gestatten Sie mir an dieser Stelle, Willfried Penner
darüber hinaus noch einmal persönlich meinen aus-
drücklichen Dank für seine Arbeit auszusprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Er hat mir den Einstieg in meine neue Aufgabe ganz we-
sentlich erleichtert. Beim Amtsantritt fand ich ein gut
bestelltes Haus mit engagierten und fachkundi
beiterinnen und Mitarbeitern vor. Auch ihnen
dieser Stelle ganz ausdrücklich für ihre Un
danken.

(C (D ung 0. Januar 2006 0 Uhr (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Jahresbericht 2004 ist in erster Linie wieder ein
ängelbericht. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollstän-

igkeit und bietet kein Abbild der Bundeswehr in ihrer
änze. Er zeigt aber durchaus Entwicklungen und Ten-
enzen auf, die Anstoß für parlamentarisches Handeln
ein können.

Ungeachtet des grundsätzlichen Befundes, dass die
undeswehr insgesamt eine gute Truppe ist, würde ich

m Ganzen gesehen meinen verfassungsmäßigen Auftrag
erfehlen, wenn ich nicht auch im Jubiläumsjahr der
treitkräfte an dieser Stelle auf Mängel, Missstände,
ehlverhalten und Defizite hinweisen würde. Die Solda-

en und Soldatinnen leben heute im Spannungsfeld zwi-
chen vermehrten sicherheitspolitischen Notwendigkei-
en und aus meiner Sicht zu knapp bemessenen – das

uss man ganz deutlich sagen – Haushaltsmitteln.

Die Soldatinnen und Soldaten waren im
erichtsjahr 2004 äußerst gefordert, teilweise bis über
ie Grenze des Zumutbaren hinaus. Personelle Engpässe
nd daraus resultierende Doppel- und Mehrfachbelas-
ungen bestimmen den Truppenalltag, und zwar im
ahr 2004 genauso wie heute. Bei vielen herrscht großer

ext
Unmut darüber, dass von ihnen die Bereitschaft zur Lan-
desverteidigung sowie ein Beitrag zur Sicherung des
Friedens und der Menschenrechte von Khartoum bis Ka-
bul erwartet werden, während sie und ihre Familien
gleichzeitig empfindliche finanzielle Einbußen erfahren
müssen. Die Liste reicht von einer unterschiedlichen
Besoldung in Ost und West über den Wegfall des Ur-
laubsgeldes bis hin zu Einschnitten beim Weihnachts-
geld. „Mehr Leistung, weniger Geld“ – auf diese kurze
Formel hat ein Soldat bei einem meiner Truppenbesuche
seinen Unmut gebracht.

Das Rückgrat der Armee wird nicht von gut besolde-
ten Generalen und Stabsoffizieren gebildet, sondern von

nteroffizieren, die zusammen mit den
und Mannschaften den mittleren und
dungsgruppen angehören, wie wir alle
gen Mitar-
will ich an
terstützung

den Portepee-U
Unteroffizieren
niederen Besol
wissen.






(A) )



(B) )


Wehrbeauftragter Reinhold Robbe
Seit 15 Jahren werden die Streitkräfte nun von tief
greifenden Veränderungen in Atem gehalten. Von keiner
anderen Berufsgruppe in unserer Gesellschaft ist im letz-
ten Jahrzehnt so viel an Veränderung erwartet worden
und keine andere Gruppe hat dies mit größerer Profes-
sionalität und dabei mit so wenig Protest bewältigt wie
unsere Soldatinnen und Soldaten. Ebenso wie mein Vor-
gänger sage ich: Die Streitkräfte brauchen dringend eine
Phase der Konsolidierung und Erholung. Ihre Angehöri-
gen brauchen endgültige Planungssicherheit.

Aus der Fülle der Erkenntnisse des vorliegenden Jah-
resberichts 2004 möchte ich in aller gebotenen Kürze ei-
nige wichtige Elemente herausgreifen, ohne dabei die
übrigen Anliegen geringer einschätzen zu wollen. Ich
nenne die einzelnen Stichworte.

Stichwort „Bundeswehr im Einsatz“: Den Soldatin-
nen und Soldaten ist bewusst, dass sie unter schwierigen
Umständen Dienst leisten müssen. Sie wissen, dass ihr
Dienst jeden Tag mit Gefahren verbunden ist. Der Ge-
danke an Verwundung und Tod ist vielen – zumindest
unterschwellig – ein ständiger Begleiter. Gleichwohl er-
füllen sie ihre Aufgabe hoch motiviert und engagiert.
Dafür gebührt den Soldatinnen und Soldaten Dank und
Anerkennung. Das sage ich, glaube ich, im Namen des
gesamten Hauses.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Umso mehr gilt die Verpflichtung, alles dafür zu tun,
den größtmöglichen Schutz durch beste Ausbildung und
Ausrüstung, eine exzellente Sanitätsfürsorge einschließ-
lich einer optimalen Rettungskette, eine fürsorgliche Be-
treuung auch der Familienangehörigen und die bestmög-
liche soziale Absicherung zu gewährleisten. Die
schrecklichen Anschläge auf Bundeswehrsoldaten im
Berichtsjahr wie auch danach haben uns allen vor Augen
geführt, wie wichtig diese Forderungen sind.

Manche Soldaten stellen die Frage nach der Sinnhaf-
tigkeit der Einsätze. Hier ist der Dienstherr gefordert, der
Stellung bezieht und Zweifel ausräumt; denn es geht um
nicht weniger als das Vertrauen in die Entscheidungen
von Regierung und Parlament. Verweise auf Bundes-
tagsbeschlüsse oder Broschüren des Einsatzführungs-
kommandos reichen an dieser Stelle nicht aus. Beson-
dere Bedeutung kommt hier dem Instrument der
politischen Bildung in der Bundeswehr zu. Von Ange-
sicht zu Angesicht gilt es zu vermitteln, warum und mit
welchem Ziel Deutschland in Bosnien, im Kosovo, in
Afghanistan, am Horn von Afrika, in Georgien, in
Eritrea und im Sudan Verantwortung übernommen hat.

Stichwort „Personalwesen“: Dieser Bereich macht ein
gutes Drittel der Eingaben aus und bildet den Schwer-
punkt der Gespräche mit den Soldaten. Beförderungs-
wesen, Beförderungsstrategien, fehlende Weiterver-
pflichtungsmöglichkeiten, Versetzungen, unzulängliche
Antragsbearbeitung, Probleme beim Berufsförderungs-
dienst sowie bei der zivilen Aus- und Weiterbildung,
Personalgewinnung – auch aus der Truppe heraus – und
Stellenbesetzungshoheit, das sind die Themen, die den
Soldatinnen und Soldaten schwer im Magen liegen. Das

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(C (D ttraktivitätsprogramm der Bundeswehr hat vielen orteile gebracht. Für die altgedienten Portepee-Unterffiziere hingegen ist es nach wie vor alles andere als beriedigend. Trotz ihrer großen militärischen Erfahrung nd ihrer Qualitäten in der Menschenführung müssen sie mmer wieder erleben, dass jüngere Kameraden, die sie eilweise selbst ausgebildet haben, an ihnen vorbeizieen. Hier auf ein „Auswachsen“ des Problems, quasi auf ine biologische Lösung, zu setzen, hielte ich für geraezu zynisch. Stichwort „Frauen in der Bundeswehr“: Die Frauen ind in der Bundeswehr angekommen. Sie wünschen eine Sonderregelungen und werden durchweg von ihen Kameraden akzeptiert. Allerdings werden Fragen ach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, nach eilzeitmöglichkeiten und Betreuungseinrichtungen imer drängender. Stichwort „Misshandlungen“: Den Gesamtkomplex oesfeld – die Verteidigungspolitiker wissen, was sich ahinter verbirgt – abschließend zu beurteilen, wäre verrüht. Die strafrechtlichen Verfahren dauern an, die entprechenden Disziplinarverfahren sind so lange ausgeetzt. Aber: Coesfeld ist in Art und Ausmaß ein inguläres Ereignis geblieben. Das ist an dieser Stelle usdrücklich festzuhalten. Es gilt, was mein Vorgänger m Dezember 2004 an dieser Stelle zu den Vorgängen in oesfeld ausgeführt hat – ich zitiere –: Die Bundeswehr ist keine Armee der Schleifer und Drangsalierer. Die Masse der 12 000 Ausbilder gibt dienstlich keinen Anlass zu Beanstandungen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben es nicht verdient, unter Generalverdacht
gestellt und damit gesellschaftlich geächtet zu wer-
den. Ganz im Gegenteil: Sie sind rechtstreu und
versehen einen wichtigen Dienst für die Bundes-
wehr und die Soldaten.

Stichwort „Rechtsextremismus“: Der Bericht nennt
34 besondere Vorkommnisse, wie es heißt, mit Ver-
acht – ich betone: Verdacht – auf rechtsextremistischen
der fremdenfeindlichen Hintergrund. In der Masse der
ufgeklärten Fälle handelt es sich um so genannte Propa-
andadelikte, zu über 60 Prozent von Grundwehrdienst-
eistenden begangen. Überwiegend hat die Bundeswehr
arauf angemessen und richtig reagiert.

Stichwort „Soldatenbetreuung“: Die Betreuung der
oldatinnen und Soldaten im Inland und im Einsatz ist
in wesentliches Element der Fürsorgepflicht. Die kirch-
ichen Arbeitsgemeinschaften mit ihrem übergreifenden
ngebot in Form von Betreuungseinrichtungen – Stich-
ort „Oase“ – verdienen nicht nur Anerkennung, son-
ern auch volle Unterstützung.

Meine Damen und Herren, die Themen, die ich hier
ur kurz aufgreifen kann, werden sich auch in dem Be-
icht, den ich Ihnen im März 2006 erstmals in eigener
erantwortung vorlege, allesamt wiederfinden. Nur so
iel vorweg: Das Eingabeaufkommen ist bei gesunkener
ruppenstärke im Prinzip unverändert hoch.






(A) )



(B) )


Wehrbeauftragter Reinhold Robbe
Aus aktuellem Anlass und unabhängig vom
Jahresbericht 2004 will ich abschließend die Gelegen-
heit nutzen, auf einen besonderen Aspekt hinzuweisen:
Nicht allen Teilen der Öffentlichkeit und offensichtlich
auch des Parlaments ist bewusst, dass beim deutschen
Bundesnachrichtendienst auch Soldaten tätig sind und
dort wichtige und nach Auffassung der Verantwortlichen
unverzichtbare Aufgaben erfüllen. Ohne den Sachver-
stand und ohne die speziellen Fähigkeiten der Soldaten
könnte der BND seine Aufgabe nicht im erforderlichen
Umfang und in der gebotenen Qualität wahrnehmen. Ge-
rade diese Soldaten, um die ich mich als Wehrbeauftrag-
ter ebenfalls zu kümmern habe, stehen aus meiner Sicht
ebenso wie ihre regulär eingesetzten Kameraden bei der
Bundeswehr in der Fürsorge ihres Dienstgebers und ins-
besondere auch des deutschen Parlaments. Auch diese
Soldaten beim Bundesnachrichtendienst haben die be-
rechtigte Erwartungshaltung – insofern mache ich mich
an dieser Stelle zum Sprachrohr –, dass ihre Leistungen
und besonderen Verdienste gewürdigt und anerkannt
werden. Auch diese Soldaten dürfen mit Recht erwarten,
dass sie gegen unbegründete Verdächtigungen in Schutz
genommen werden. Ich sage das an dieser Stelle mit Be-
dacht und verbinde das mit der herzlichen Bitte, bei den
notwendigen Debatten nicht zu vergessen, dass gerade
die zivilen und militärischen Angehörigen des BND
ganz besonderen persönlichen Gefahren und Gefährdun-
gen ausgesetzt sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Gestatten Sie Ihrem ehemaligen Kollegen und dem
jetzigen Wehrbeauftragten zum Abschluss ein persönli-
ches Wort. Ich freue mich, dass der neue Präsident des
Deutschen Bundestages ein offenes Ohr und auch ein
Herz für die Belange der Bundeswehr hat. Ich sage das
mit Nachdruck und mit großer Dankbarkeit. Die Zusam-
menarbeit mit ihm und mit dem gesamten Präsidium des
Deutschen Bundestages erweist sich jetzt als wohltuend.
Das gilt im Übrigen auch für den gesamten Verteidi-
gungsausschuss. Auch an die ehemaligen Kolleginnen
und Kollegen und an die neuen Mitglieder des Verteidi-
gungsausschusses geht mein herzlicher Dank für die
gute Aufnahme und wirklich freundschaftliche und kon-
struktive Zusammenarbeit.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn der Deutsche Bun-
destag im März 2006 nicht um persönlicher Eitelkeiten
willen – darauf will ich ausdrücklich hinweisen –, son-
dern in dem Wissen um die Notwendigkeit der Institu-
tion Wehrbeauftragter das 50-jährige Bestehen des Ver-
fassungsinstituts Wehrbeauftragter in angemessener
Weise würdigen sollte.

Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass nur wir
in Deutschland über diese Institution, über dieses Amt
verfügen. Nur wir messen dieser Funktion einen so ho-
hen Stellenwert bei. Dass wir über diese Institution seit
50 Jahren verfügen, ist ein Grund, ein wenig zu feiern.

Ihnen allen, meine Damen und Herren, namentlich
auch der Bundesregierung unter unserer neuen Bundes-
kanzlerin Frau Dr. Merkel und auch dem Bundesvertei-
digungsminister Dr. Franz Josef Jung, biete ich eine ver-

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(C (D rauensvolle und konstruktiv-kritische Zusammenarbeit n. Das schließt nicht aus, dass ich meine Stimme immer ieder warnend und mahnend erheben muss, wenn eine Sachwalterschaft für die Soldatinnen und Solda en dies erforderlich macht. Ich danke Ihnen sehr für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601200100

Herr Kollege Robbe, Sie haben gerade mit Zustim-

ung des ganzen Hauses den Soldatinnen und Soldaten
ür ihre Arbeit gedankt. Ich möchte gern vor Eintritt in die
ussprache – sicher ebenfalls im Namen des Hauses – Ih-
en und all Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für
hre Arbeit danken. Ich habe vor Weihnachten Gelegen-
eit gehabt, mir einen persönlichen Eindruck von der
rbeit dieser Institution zu machen. Meine Vermutung

st bestätigt worden, dass die Motivation und der Einsatz
er Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wehrbeauf-
ragten des Deutschen Bundestages ähnlich eindrucks-
oll sind, wie Sie es gerade zu Recht von den Soldaten
erichtet haben.

Im Übrigen ist Ihre Vermutung über meine Sympathie
ür Ihre Arbeit begründet, was sich in dem großzügigen
uschlag für Ihre Redezeit sofort bestätigt hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
ächst der Kollegin Anita Schäfer für die CDU/CSU-
raktion.


Anita Schäfer (CDU):
Rede ID: ID1601200200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

eskanzlerin, es ist das erste Mal, dass ein Bundeskanz-
er oder eine Bundeskanzlerin an dieser Debatte teil-
immt. Herzlichen Dank, dass Sie da sind!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Im Herbst 2005 konnten wir auf 50 erfolgreiche Jahre
undeswehr zurückblicken. Die Bundeswehr ist ein fes-

er Anker unserer Demokratie. Dazu hat das Amt des
ehrbeauftragten entscheidend beigetragen. Lieber Herr
obbe, wir von der Unionsfraktion werden mit Ihnen
ie schon mit Ihrem Vorgänger gut und vertrauensvoll

usammenarbeiten.

Als Parlamentarier müssen wir uns den kritischen
unkten im aktuellen Bericht des Wehrbeauftragten stel-

en. Gemessen an der Truppenstärke der Bundeswehr
ind 6 154 Eingaben ein Maximum. Anders ausgedrückt:
och nie hatten so wenige Soldaten so viele Sorgen.

Im Jahre 2004 waren durchschnittlich 6 900 deutsche
oldaten im Auslandseinsatz, viele von ihnen in risiko-
eichen Regionen wie dem Kosovo oder Afghanistan.
ie Soldaten benötigen einen klaren und nachvollzieh-
aren Maßstab bei sicherheitspolitischen Entscheidun-






(A) )



(B) )


Anita Schäfer (Saalstadt)

gen. Insbesondere muss der Sinn von Einsätzen aus
Sicht der Soldaten erkennbar sein und erklärt werden
können.

Der Bericht von 2004 nimmt hier kein Blatt vor den
Mund. Mögliche Erweiterungen von Auslandseinsätzen
werden in der Truppe kritisch gesehen. Insbesondere
Spezialisten wie Sanitäter, Pioniere, Logistiker und
Fernmelder sehen keinen Spielraum für weitere Ein-
sätze.

Was folgt aus diesem Befund? Das sprunghafte Rea-
gieren auf Krisen, der Rückgriff auf die Streitkräfte ohne
Rücksicht auf begrenzte Kapazitäten ist kontraproduktiv.
Wir benötigen eine Sicherheitspolitik aus einem Guss
mit klaren Einsatzkriterien. Dieser überfälligen Heraus-
forderung stellt sich die große Koalition. Wir werden un-
ter Federführung des Verteidigungsministers ein Weiß-
buch vorlegen, um Sicherheitspolitik transparenter zu
gestalten. Mehr Planungssicherheit für die Streitkräfte
erfordert außerdem eine klare Ausrichtung unserer
Wehrverfassung. Deswegen ist es zu begrüßen, dass
Minister Jung an der Wehrpflicht festhalten will.

Soldat ist kein Beruf wie jeder andere. Der Soldat ist
ein besonderer Leistungs- und Risikoträger im Einsatz
für unser Land. Darauf hat Bundespräsident Horst
Köhler in seiner bedeutenden Rede auf der 40. Kom-
mandeurtagung eindringlich hingewiesen. Deswegen
muss der Staat eine besondere Fürsorgepflicht erfüllen.
Das betrifft vor allem die materielle Ausstattung und Be-
soldung, die Organisation und Rechtsklarheit im Dienst
sowie die soziale Absicherung der Soldaten und ihrer
Angehörigen.

Die Besoldungsstruktur muss unter zwei Gesichts-
punkten auf den Prüfstand: Erstens. Es ist eine längst
überfällige Entscheidung, die Soldatengehälter in den
neuen Bundesländern dem Westniveau anzupassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Zweitens. Es kann nicht sein, dass die Auslandszulagen
für einen deutschen Soldaten in Afghanistan auf dem
gleichen Niveau wie für einen in Brüssel tätigen deut-
schen Beamten liegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Hier müssen wir zu Lösungen kommen, die den beson-
deren Risiken von Einsatzsoldaten gerecht werden.

Handlungsbedarf sehe ich auch bei der inneren Orga-
nisation und Rechtsklarheit im Dienst. Viele Eingaben
weisen auf eine undurchsichtige Beförderungssituation
in der Truppe hin. Mehr Flexibilität in der Laufbahnge-
staltung ist zwar lobenswert; sie darf aber nicht zu In-
transparenz und Ungerechtigkeit im Beförderungssys-
tem selbst führen. Ich zitiere aus dem Bericht des
Wehrbeauftragten:

Bei vielen Soldaten des Heeres ist Vertrauen in die
Verlässlichkeit und die Kontinuität der Personalpla-
nung verloren gegangen.

Diese Entwicklung demotiviert die Truppe und scha-
det der Einsatzbereitschaft. Hier müssen wir dringend

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(C (D egensteuern. Vor allem in der Feldwebellaufbahn ist uf die richtige Balance zwischen Seiteneinsteigern mit bgeschlossener Berufsausbildung und in der Truppe beährten Unteroffizieren zu achten. Ein intaktes soziales Umfeld ist für die Motivation es Soldaten essenziell. Die Folgen der Trennung von er Familie oder dem Lebenspartner sind schwerwieend. Die dienstliche Belastung darf Zeitund Berufsoldaten nicht vor die Frage „Dienst oder Familie?“ stelen. Der Bericht des Wehrbeauftragten betont deswegen u Recht, dass es gilt, die Vereinbarkeit von Familie nd Beruf in den Streitkräften weiter zu verbessern. azu gehört auch eine angemessene Betreuung von Solatenfamilien. Kürzungen in den Familienbetreuungsentren wären der falsche Ansatz. Im Übrigen muss der sozialen Absicherung von im insatz befindlichen Soldaten und ihren Angehörigen in esonderer Weise Rechnung getragen werden. Das Einatzversorgungsgesetz ist ein wichtiger Schritt nach orn, aber auch hier gibt es noch Optimierungsbedarf. or allem muss geprüft werden, inwieweit Soldaten ach einer schweren Verletzung im Einsatz ein Weitereschäftigungsanspruch zu garantieren ist. Die Ereignisse in der Kaserne von Coesfeld im ahr 2003 haben uns für Missbrauchsfälle in der ruppe sensibilisiert. Insgesamt ist die Zahl der mitge eilten Misshandlungen von 58 im Jahre 2003 auf 94 im ahr 2004 gestiegen. Hier ist weiterhin erhöhte Wachamkeit geboten; dessen ist sich die Bundeswehr beusst. Sie hat auf die Misshandlungsvorfälle differen iert und angemessen reagiert. Es wäre aber falsch, ein ewaltproblem in der Truppe herbeizureden. Auch zeigt ie juristische Aufarbeitung der Vorgänge von Coesfeld, ass wir unsere Soldaten gegen Vorverurteilungen in chutz nehmen müssen. Bei aller gebotenen Sensibilität st eine realistische und einsatzbezogene Ausbildung unbdingbar. Der 46. Bericht des Wehrbeauftragten gibt keinen Anass zur Beruhigung. Auf folgende Punkte kommt es an: Erstens. Die Transformation der Bundeswehr ist it einem hohen Veränderungsdruck auf die Soldaten nd ihre Angehörigen verbunden. Umso wichtiger ist es, ass der Wehrbeauftragte ein effektives Frühwarnsystem arstellt. Dafür ist die regelmäßige Präsenz in der ruppe erforderlich. Nur so können wir die Menschenührung innerhalb der Bundeswehr weiter verbessern. Zweitens. Militärische Sicherheitsvorsorge muss uch in Zeiten knapper Mittel elementare Bedürfnisse nserer Soldaten beachten. Dazu gehören eine optimale chutzausstattung im Einsatz, eine gerechte Laufbahnestaltung und eine Besoldungsstruktur, die den Risiken on Einsatzsoldaten angemessen ist. Schließlich drittens. Wir müssen den Sinn des Soldaenberufs in der öffentlichen Wahrnehmung neu vermiteln und seinen gesellschaftlichen Status deutlich auf Anita Schäfer werten; denn die Soldaten der Bundeswehr müssen stellvertretend für uns alle die Risiken künftiger Gefahrenabwehr tragen. Sie erhalten Freiheit, Sicherheit und Stabilität für unser Land. In diesem Sinne wünsche ich allen Soldatinnen und Soldaten ein gesundes und gutes Jahr 2006. Danke. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601200300

Für die FDP-Fraktion spricht jetzt die Kollegin Elke

Hoff.


(Beifall bei der FDP)



Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1601200400

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine verehrten Kolle-

ginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Wehrbeauf-
tragter! Für die Vorlage des 46. Wehrberichts danke ich
Ihnen und vor allen Dingen Ihren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern. Ich wünsche Ihnen für Ihre neue Aufgabe
ein stets kritisches Auge und aufmerksames Ohr für un-
sere Soldatinnen und Soldaten.

Ich darf Ihnen in Namen der FDP-Fraktion eine ver-
trauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit anbieten.


(Beifall bei der FDP)


Sie ermöglichen es den Mitgliedern des Deutschen Bun-
destages, sich zumindest ansatzweise ein ungeschmink-
tes Bild von dem inneren Zustand der Truppe zu ma-
chen, ohne, um es mit den Worten des Wehrberichtes
auszudrücken, den „Weichspülprozessen“ der politi-
schen und militärischen Führung unterworfen zu wer-
den.

Allerdings reden wir heute über den Bericht aus dem
Jahre 2004. Es ist zu hoffen, dass einige der beklagten
Missstände inzwischen beseitigt wurden. In Ihrem
nächsten Bericht für das Jahr 2005 werden wir es sehen.

Die Zahl der Eingaben ist nach wie vor konstant hoch
und, gemessen an der durchschnittlichen Truppenstärke,
haben wir sogar das höchste Eingabeaufkommen seit
Bestehen Ihres Amtes. Darin spiegelt sich auch ein er-
heblicher Unmut über die massiven Veränderungspro-
zesse bei der Bundeswehr wider. Es ist nachvollziehbar,
dass für viele Betroffene die Grenzen des Mitmachen-
könnens und des Mitmachenwollens irgendwann er-
reicht sind und dies auch artikuliert wird.

Einige Entwicklungen in der Bundeswehr sind den-
noch erfreulich und für die Motivation unverzichtbar. So
ist mit dem Einsatzversorgungsgesetz für unsere Solda-
tinnen und Soldaten und für deren Familien endlich die
nötige Sicherheit bei leider nicht immer zu vermeiden-
den Unfällen im Einsatz gefunden worden. Der Forde-
rung der FDP nach kürzeren Einsatzzeiten wurde nach
langem Widerstand endlich entsprochen. Die Verkür-
zung auf vier Monate ist ein wichtiger Schritt. Aller-
dings muss dann den rückkehrenden Soldatinnen und
Soldaten auch die Möglichkeit eröffnet werden, zwi-

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(C (D chen ihren Einsätzen Ausbildungsdefizite aufzuholen, tatt dass sie gleich wieder in den nächsten Einsatz gechickt werden. Vor dem Hintergrund der angespannten Befördeungssituation in der Bundeswehr, die sich in dem voriegenden Bericht deutlich niederschlägt, stellt die FDPraktion mit Genugtuung fest, dass sich der neue Bunesverteidigungsminister unserem besonderen Anliegen iner eigenen Besoldungsordnung für die Bundeswehr nnähert. Wir sind sehr gespannt, ob und wann er diese nkündigung der ersten Wochen kraftvoll umsetzen ird. Besonders in den unteren Besoldungsgruppen ruort es kräftig. Es ist unbestritten, dass gerade in Zeiten es Umbruchs eine leistungsgerechte Besoldung die Moivation stärkt. Hier ist es insbesondere wichtig, die Diferenz zwischen Ost und West zu beseitigen. (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


(Beifall bei der FDP)


Größten Anlass zu Beschwerden gaben Probleme bei
er Menschenführung und bei Personalangelegenheiten.
s ist daher völlig richtig, wenn im Bericht darauf hinge-
iesen wird, dass – ich zitiere – „die Achtung der
ürde, Ehre und Rechte Untergebener für Vorgesetzte

icht disponibel“ ist. Einzelfälle wie beispielsweise in
oesfeld dürfen den ansonsten tadellosen Ruf der Bun-
eswehr in der Öffentlichkeit nicht beschädigen. Hier ist
ie innere Führung dauerhaft gefordert.

Die Transformation der Bundeswehr zu einer Armee
m Einsatz ist unumkehrbar. Wenn internationale Kon-
liktverhütung und Krisenbewältigung sowie der Kampf
egen den Terrorismus ein zentrales politisches Anlie-
en sind, dann darf diese Akzentsetzung aber nicht zu
iner Überdehnung von Aufträgen führen. Es ist nicht
innehmbar, dass mit der Verabschiedung des Luft-
icherheitsgesetzes der Boden für eine grundlegende
echtsunsicherheit bei den betroffenen Bundeswehrpilo-

en bereitet wurde, wie dies auch aus dem Bericht her-
orgeht.


(Beifall bei der FDP)


ie FDP-Bundestagsfraktion hält dieses Gesetz für ver-
assungswidrig und begrüßt, dass es nunmehr vom Bun-
esverfassungsgericht auf den Prüfstand gestellt wird.

Dass es auch anders geht, hat die von der FDP maß-
eblich initiierte Entscheidung für ein Parlamentsbetei-
igungsgesetz gezeigt. Es schafft Rechtssicherheit für
nsere eingesetzten Soldatinnen und Soldaten und stellt
lar, dass die Entscheidung über das Ob und das Wie ei-
es Auslandseinsatzes die verantwortliche Entscheidung
iner breiten Mehrheit des Deutschen Bundestages ist
nd bleiben wird.


(Beifall bei der FDP)


Der vorliegende Bericht des Wehrbeauftragten macht
eider erneut deutlich, dass die Bundeswehr weit davon
ntfernt ist, für ihre anspruchsvollen Aufgaben gut und
or allen Dingen modern ausgerüstet zu sein. Viele Ka-
ernen befinden sich nach wie vor in einem beklagens-






(A) )



(B) )


Elke Hoff
werten Zustand. Unsere Soldatinnen und Soldaten kön-
nen ihr Gerät häufig erst in einem gefährlichen Einsatz
selbst ausprobieren, nach dem Motto: Wenn wir schon
neues Gerät haben, dann soll es nicht zu Hause herum-
stehen. Solche Zustände sind nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der FDP)


Unsere Soldaten können und müssen bei ihren gefähr-
lichen Einsätzen erwarten, dass ihnen eine fundierte
Ausbildung am Gerät die nötige Sicherheit und Selbst-
sicherheit für die reibungslose Abwicklung ihres Aus-
landsauftrages vermittelt. Denn nur wer sich sicher fühlt,
kann auch sicher handeln.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb bedarf es eines hohen Maßes an professio-
neller Zuwendung bei der Vorbereitung und Nachberei-
tung von Auslandseinsätzen. Ich finde diejenigen Schil-
derungen des Wehrbeauftragten alarmierend, die sich
mit den Problemen bei der Sinnfindung und der Reinte-
gration unserer Soldatinnen und Soldaten bei Auslands-
missionen befassen. Jeder Auslandseinsatz muss auf ei-
nem klaren politischen und strategischen Konzept
beruhen.


(Beifall bei der FDP)


Nicht zu übersehen ist auch, wie die bundesdeutsche
Bürokratie den Truppenalltag behindern kann. Dienst-
vorschriften, die gerade in Auslandseinsätzen zu skurri-
len und oft zu behindernden Situationen führen – von der
Mülltrennung bis zur ASU-Plakette –, müssen den spe-
ziellen Anforderungen vor Ort angepasst werden.


(Beifall bei der FDP)


Da sich die Partner der großen Koalition den von der
FDP immer wieder geforderten Bürokratieabbau nun-
mehr ausdrücklich auf die Fahnen geschrieben haben,
können sie zum Wohle unserer Soldatinnen und Soldaten
jetzt und sofort zeigen, wie ernst es ihnen damit ist.


(Beifall bei der FDP)


Auch ich möchte unseren Soldatinnen und Soldaten
und auch deren Familien für ihren großartigen Einsatz
zum Wohle unseres Landes danken und ihnen alles Gute
für das neue Jahr 2006 wünschen.

Danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601200500

Frau Kollegin Hoff, das war Ihre erste Rede im Deut-

schen Bundestag, zu der ich Ihnen herzlich gratulieren
möchte,


(Beifall)


verbunden mit allen guten Wünschen für die weitere Ar-
beit. Diese können Sie umso besser leisten, je tapferer
Sie der Versuchung widerstehen, die Ihnen so freundlich
überreichten Präsente gleich im Plenum auszuprobieren.

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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Wegener für die PD-Fraktion. Guten Morgen, Herr Präsident! Meine Damen und erren! Wir sprechen eigentlich für Sie, liebe Zuhörerinen und Zuhörer, weil die Dinge, über die wir heute deattieren, den Kolleginnen und Kollegen schon aus einer ebatte im Dezember bekannt sind. Ich freue mich, dass sich so viele Jugendliche auf der esuchertribüne befinden. Denn ihnen kann es einmal assieren, die Dienste des Wehrbeauftragten in Anpruch nehmen zu müssen. Man kann ihn in etwa mit eiem Vertrauenslehrer an einer Schule vergleichen. Meine Vorredner haben es schon erwähnt: Wir sind ine der ganz wenigen Nationen, die über dieses Instruent verfügen. Der Abgeordnete Erler hat einmal ge agt: Alles, was die Bundeswehr angeht, sollen wir seen, riechen, hören und schmecken. Das war nicht der etzige Staatsminister im Auswärtigen Amt, sondern es ar Fritz Erler 1959. Eigentlich hat diese Aussage ichts an Aktualität verloren. Wir behandeln heute den inzwischen 46. Bericht. Er st noch unter dem Wehrbeauftragten Herrn Dr. Penner ustande gekommen ist. Ich will ihm – ich hoffe, er sitzt rgendwo vor einem Fernsehgerät – und seinen Mitarbeiern von dieser Stelle aus ganz herzlich danken. Er war einmal zu Besuch in meinem Wahlkreis. Ich abe damals gemerkt, mit welcher Empathie er sich der robleme der Soldatinnen und Soldaten annimmt. Im ahre 2004 hat es 6 154 Einwände von Soldatinnen und oldaten gegeben, 72 mehr, als es zuvor der Fall geween war. Das hatte sicherlich auch damit zu tun, dass der ehrbeauftragte signalisiert hat: Hier bin ich, ihr könnt u mir kommen, ihr könnt euch an mich wenden. Die Streitkräfte haben mit vielerlei Erfordernissen nd Zwängen zu tun. Sie müssen die Würde der Soldaen achten und zig Einzelvorschriften und Erlasse – Sie aben es gerade gesagt – berücksichtigen. Darauf könen sich die Soldaten berufen; aber sie können sich eben uch darauf verlassen. Sie geben immer wieder Anstöße afür, womit wir uns rechtzeitig befassen sollten. In jedem Bericht gibt es ein und dasselbe Problem: as sind die Auslandseinsätze. Deren Zahl wird nicht bnehmen; denn wir werden die Zahl unserer Auslandseinätze vorläufig nicht reduzieren. Aus diesem Grunde ird logischerweise die Zahl der Soldatinnen und Solda en zunehmen, die Erfahrungen bei Auslandseinsätzen achen. Da ist ein nicht gewährter Urlaub danach noch as geringste Problem. Das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr at einmal eine Studie mit dem Titel „Diener zweier erren“ durchgeführt. Sie zeigt die Diskrepanz der Solaten zwischen Familie und Soldatenberuf. Ein ganz großes Problem, das sehr einschneidend ist, st die Reintegration in die Truppe nach einem Aus Hedi Wegener landsaufenthalt. Die Soldaten fragen sich danach: Was hat sich eigentlich geändert? Was für einen Auftrag haben wir eigentlich gehabt? Es gibt eine Vorschrift, die besagt, dass vor einem Auslandseinsatz Seminare besucht werden müssen, in denen die Einsätze begründet und den Soldaten erklärt werden sollen. Viele Soldaten kommen mit inneren bzw. traumatischen Verletzungen zurück, indem sie sagen: Ich bekomme die Bilder, die ich dort gesehen habe, nicht mit dem Bild zusammen, mit dem ich in den Einsatz gegangen bin. Sie wollen ihre Kameraden nicht im Stich lassen und sprechen sehr wenig darüber. Die Bundeswehr hat dieses Problem erkannt. Sie hat das so genannte posttraumatische Belastungssyndrom zu einem Thema gemacht. Eine internationale Studie hat ergeben, dass wir in Deutschland bei der Behandlung dieses Problems sehr gut sind. Es gilt trotzdem, Aufklärungsarbeit zu leisten. Ich bin sehr stolz, dass die politische Bildung im Rahmen der Vorund Nachbetreuung einen hohen Stellenwert einnehmen soll. Im Moment wird die entsprechende Dienstvorschrift überarbeitet. Sie nennt sich bürokratisch: 12/1. Dadurch soll die politische Bildung noch mehr in den Fokus der Vorbetreuung der Soldaten gerückt werden. In diesem Zusammenhang noch einen Blick auf die Reservisten. Auch die gehen in Auslandseinsätze und haben nicht das Privileg der Nachbearbeitung, wie das die Soldaten in der Truppe haben. Ich denke, wir sollten auch darauf einen Blick werfen und dafür sorgen, dass auch die Reservisten, die nach einem Auslandsaufenthalt zurückkommen, die Möglichkeit haben, das zu verarbeiten, was sie dort erlebt haben. Die Soldaten müssen eben überzeugt davon sein, dass ihr Auftrag notwendig und militärisch sinnvoll ist. Wir entscheiden über einen Auslandseinsatz und müssen deshalb auch erklären, warum sie ins Ausland sollen und warum wir das für erforderlich halten. Die politische Bildung insgesamt soll künftig einen höheren Stellenwert erhalten. Ich bin stolz darauf, dass es eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundeswehr gibt, die jährlich zusammen eine Tagung abhalten und dieses Thema aufarbeiten. Meine Damen und Herren, schon bald wird es den 47. Bericht geben, bei dem sich dann der neue Wehrbeauftragte, Herr Robbe, der Diskussion stellt. Ich wünsche Ihnen, Herr Robbe, und Ihren Mitarbeitern viel Glück in diesem Amt und die gleiche Empathie für die Probleme der Soldaten, wie sie Ihr Vorgänger hatte. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Hedi Wegener (SPD):
Rede ID: ID1601200600

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601200700

Das Wort hat nun der Kollege Paul Schäfer für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Ich schließe mich dem Dank n Herrn Penner für seinen Bericht, aber auch für seine esamte Arbeit an. Wir diskutieren über den Berichtseitraum 2004. Der Bericht ist am 15. März 2005 vorgeegt worden; heute schreiben wir den 20. Januar 2006. ch finde, das geht so nicht. Das zeigt ja immer auch, elches Gewicht man einer solchen Sache beimisst. Ich enke, dass wir künftig – um das neudeutsch zu sagen – inen solchen Bericht zeitnah diskutieren sollten. Das ollten wir gemeinsam durchsetzen. Viele Themen wären anzusprechen: die nach wie vor estehende und zu beseitigende Ungleichbehandlung der oldatinnen und Soldaten in Ost und West; die überfäl ige großzügige Entschädigung der von Strahlenexposiion betroffenen Menschen, die in der NVA und der Buneswehr gedient haben; die Bearbeitung der im Bericht onstatierten erheblichen Defizite bei der Umsetzung es Soldatenbeteiligungsgesetzes. Das ist für mich eine ernfrage. Denn nach meinem Verständnis ist das ein esonders wichtiges Thema für den Wehrbeauftragten, eil er im Auftrag des Parlaments kontrollieren soll, ob ewährleistet ist, dass der Staatsbürger in Uniform auch in Staatsbürger ohne Wenn und Aber ist. Deshalb sollen wir auf diese Frage unser Augenmerk richten. 134 „Besondere Vorkommnisse“ mit Verdacht auf echtsextremistischen Hintergrund sind, auch wenn sich icht alle Fälle bestätigt haben, entschieden zu viel. Der chatten der Einsatzarmee hat die Bundeswehr in Coeseld ereilt. Übereifrige Offiziere wollten realitätsnah usbilden und Wehrpflichtige in Sachen Folter unterweien. Das ist geahndet worden bzw. wird geahndet. Das st richtig. Meines Erachtens geht es aber, lieber Herr obbe, nicht um einen Generalverdacht, sondern es geht m das Spannungsfeld zwischen innerer Führung und insatzarmee. Deshalb müssen wir diese Punkte sehr ensibel und sehr sorgsam registrieren, m rechtzeitig Verstößen gegen Menschenrechte und enschenwürde entgegentreten zu können. Ich will auf zwei Fälle zu sprechen kommen, die mehr agen als langatmige Bilanzen. Im Bericht heißt es ja zu echt: Befehle dürfen nur zu dienstlichen Zwecken und nter Beachtung der Regeln des Völkerrechts erteilt weren. Kommen wir zum Fall Pfaff. Der Major Pfaff hat die itarbeit an einem Softwareprojekt verweigert, weil er en begründeten Verdacht hegte, die Ergebnisse könnten m Irakkrieg der USA Verwendung finden. Der wackere ajor wurde erst psychiatrisiert, dann degradiert und usste vor Gericht ziehen. Das Bundesverwaltungsge icht gab ihm Recht und hat ausgeführt: Der Vorwurf der ehorsamsverweigerung trifft nicht, wenn es sich um nterstützungsleistungen für einen völkerrechtswidrigen rieg handelt. Ich finde, es wirft kein gutes Licht auf die undeswehr, wenn Soldaten Grundrechte erst vor höchs en deutschen Gerichten erstreiten müssen. Paul Schäfer Es ist für die Linke nicht nachvollziehbar, dass sich der Wehrbeauftragte mit diesem Fall – er ereignete sich in den Jahren 2003, 2004 – nicht befasst hat. Es ist laut Gesetz eine Kernaufgabe dieses Amtes, darüber zu wachen, dass Grundrechte der Soldaten nicht verletzt und die Grundsätze der inneren Führung streng beachtet werden. Darin hat der Wehrbeauftragte auch unsere volle Unterstützung. Der zweite Fall: Hauptfeldwebel, weiblich, Afghanistan. Die Betreffende wird gegen ihren Willen nicht als Sanitätssoldatin, sondern als Sicherungssoldatin eingesetzt. Sie hat sich auf die Genfer Abkommen zum humanitären Konfliktrecht berufen und auf ihrer Rolle als Nichtkombattantin bestanden. Die Soldatin wurde mit Disziplinarmaßnahmen belegt. Auch hier müssen jetzt Gerichte bemüht werden. Im Grunde geht es hier darum – anders kann ich die Handlungsweise der Vorgesetzten nicht interpretieren –, dass Soldaten davon abgeschreckt werden sollen, sich mit den rechtlichen Grundlagen und den moralischen Folgen ihres Handelns auseinander zu setzen. Der Wehrbeauftragte hat gesagt, dass er den Fall beobachtet. Beobachten ist gut. Ich finde aber, hier ist unser Engagement für die Aufhebung der Disziplinarstrafe gefragt. Lieber Herr Robbe, Sie haben ebenfalls gesagt, dass dieses Amt einen hohen Stellenwert habe. Darin pflichte ich Ihnen ausdrücklich bei und ich kann es auch für die Fraktion Die Linke sagen. Wenn es um die Verteidigung der Prinzipien der inneren Führung und deren konsequente Durchsetzung geht, dann haben Sie unsere volle Unterstützung. Vielen Dank. Das Wort hat nun der Kollege Winfried Nachtwei, Bündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor zehn Monaten wurde der Bericht des Wehrbeauftragten vorgelegt, jedoch kommen wir jetzt erst zur Debatte. Wir alle wissen, woran das lag, nämlich an der vorzeitigen Kündigung der letzten Koalition. Wir wissen aber auch, welche Konsequenz wir daraus zu ziehen haben, nämlich dass wir den nächsten Bericht, Herr Wehrbeauftragter, auf jeden Fall wieder sehr zeitnah hier debattieren werden. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwarten!)

Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601200800

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





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(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601200900
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601201000

Immer wieder ist die Klarstellung notwendig, dass
wir es bei dem Bericht des Wehrbeauftragten mit einem
Mängelbericht zu tun haben, der selbstverständlich
nicht einfach ein Abbild des inneren Zustandes der Bun-
deswehr ist. Nichtsdestoweniger ist es inzwischen gute
Tradition der Wehrbeauftragten, mehr daraus zu machen.
Er ist nämlich in erheblichem Maße auch ein Stim-
mungsbericht, der wesentliche Herausforderungen be-
nennt.

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(C (D Ich beginne bei Defiziten und Mängeln, die von oben, on höheren Ebenen von Bundeswehr und Verwaltung, erursacht werden und zu verantworten sind. Aus zehn asernen wurde im Jahr 2004 über Schimmelbefall, chadhafte Sanitäranlagen usw. berichtet. Dem Anpruch auf Fürsorge und Attraktivität des Dienstes sprehen solche Verhältnisse Hohn. Es wird von rückläufien Stehzeiten von Bataillonskommandeuren berichtet. u Recht wird kritisiert, dass immer kürzere Stehzeiten on Bataillonskommandeuren den Aufbau eines unbeingt notwendigen Vertrauensverhältnisses mit den unerstellten Soldaten behindern. Schließlich komme ich von einem Vorredner bereits angesprochen – zur Solatenbeteiligung. Die Soldatenbeteiligung ist eine beondere Errungenschaft der inneren Führung der Buneswehr. Über so etwas verfügt praktisch keine andere rmee. Umso bedauerlicher ist, dass seit vielen Jahren mmer wieder von Wehrbeauftragten bemängelt werden uss, dass es hier an der sorgsamen Umsetzung fehlt. Im Berichtszeitraum fanden die Ausbildungsmisstände in einer Coesfelder Einheit viel öffentliche Auferksamkeit. Das Landgericht Münster ließ Anklagen egen 18 Ausbilder wegen Misshandlung von Rekruten n großen Teilen nicht zu. Nur gegen einen Beschuldigen wurde die Anklage in vollem Umfang zugelassen. ch will den Beschluss des Landgerichts nicht bewerten. r weist aber auf jeden Fall darauf hin, dass Pflichten on Soldaten weit darüber hinausgehen, sich nur an trafrecht zu halten. Umso wichtiger ist, wie die Buneswehr auf diese Vorfälle reagierte. Es wurde von vornerein erkannt, dass man es hier über das Gruppenphäomen in Coesfeld hinaus mit einem gesellschaftlichen roblem zu tun hat. Die Soldaten hatten insbesondere robleme, bei so genannter realitätsnaher Ausbildung zu nterscheiden, wo die Menschenwürde verletzt wird und o nicht. Es wurde schnell, konsequent und flächendeckend räventiv für künftige Vorfälle reagiert. Der Generalnspekteur stellte im April letzten Jahres im Verteidiungsausschuss einen ganzen Katalog durchgeführter aßnahmen vor. Es ist nur schade, dass dieser Katalog icht seinen Weg an die Öffentlichkeit fand, weil diese orgehensweise vorbildhaft war. Soldaten äußern immer wieder Zweifel am Sinn von insätzen, zum Beispiel wenn sie in der Umgebung von unduz die Mohnfelder blühen sehen. Das gilt auch für ie Märzunruhen 2004 im Kosovo, bei denen die ganzen tabilisierungsbemühungen von Jahren zunichte geacht wurden. Hier sind Politik und militärische Füh ung gefragt. Hier geht es nicht nur – natürlich geht es uch darum, aber nicht nur – um bessere politische Bilung. Es geht darum, dass Aufträge immer wieder neu nd überzeugend begründet werden müssen, und zwar ber eine sicherheitspolitische Insidersprache hinaus. iese Aufträge können nur überzeugen, wenn sie eingeettet sind in energische und glaubwürdige politische nstrengungen der Friedenskonsolidierung, der umfas enden Aufbauhilfe bei Sicherheitssektorreformen, Deilitarisierung, Drogenbekämpfung, Institutionenauf au. Aufträge können nur überzeugen, wenn Erfolge mit er Zeit sichtbar und nachweisbar werden. Winfried Nachtwei Die vielleicht wichtigste Konsequenz aus den Zweifeln am Sinn dieser Einsätze ist, dass wir als Politiker endlich zur breiten politischen und gesellschaftlichen Debatte über die Rolle des Militärs in der deutschen Außenund Sicherheitspolitik kommen müssen. Diese Debatte wird schon seit Jahren immer wieder gefordert, auch noch vor kurzem vom Bundespräsidenten auf der Kommandeurtagung. Aber wir müssen nüchtern feststellen: Sie wurde im letzten Jahr gefordert, aber wir haben sie – trotz des Jubiläumsjahres der Bundeswehr – nicht geführt. Ich meine allerdings, dass wir sie in diesem Jahr wirklich führen müssen. Hierzu bestehen im Rahmen des Erarbeitungsprozesses des Weißbuchs der Bundesrepublik zu ihrer Sicherheitspolitik hervorragende Möglichkeiten. Diese Debatte sollte – das ist wichtig – nicht erst stattfinden, wenn das Weißbuch vorgelegt wird, sondern während seines Erarbeitungsprozesses. Das ist das A und O. Ich stelle heute fest, dass an der Debatte zum Bericht des Wehrbeauftragten so viele und auch so hochrangige Kolleginnen und Kollegen des Bundestages teilnehmen wie selten zuvor. Dass die Kanzlerin bei dieser Debatte anwesend ist und dass Opposition und Koalition bei dieser Debatte hochrangig vertreten sind, ist ein ausgesprochen gutes Signal. Aber wir wissen, dass wir es nicht bei Signalen bewenden lassen sollten. Dieses Signal sollten wir in diesem Jahr in die Tat umsetzen. Ich danke Ihnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)





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Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601201100

Das Wort hat nun der Bundesminister der Verteidi-

gung, der Kollege Franz Josef Jung.

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich möchte zunächst dem Wehrbeauftragten – es
handelt sich heute um den Bericht aus dem Jahr 2004;
damals war es noch der Kollege Penner – auch im Na-
men der Bundesregierung für seine Arbeit herzlich dan-
ken. Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke
ich.

Wir haben – Kollege Robbe hat gerade darauf hinge-
wiesen – die Institution des Wehrbeauftragten 1956 in
die Verfassung aufgenommen. Das liegt nun 50 Jahre zu-
rück. Dies war eine gute und richtige Entscheidung. Es
war sogar eine hervorragende Entscheidung, weil sich
die Bundeswehr damit in der konstruktiven, kritischen
Begleitung durch den Wehrbeauftragten positiv weiter-
entwickeln konnte. Deshalb bin ich dankbar für die Ar-
beit, die der Wehrbeauftragte leistet.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Erfolgsgeschichte der Bundeswehr ist auch mit
der Praxis der inneren Führung verbunden. Das sind

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(C (D erade die Punkte, die immer wieder in die Berichte aufenommen werden und aus denen die entsprechenden onsequenzen gezogen werden. Die Jahresberichte dieen dazu, Mängel aufzuzeigen, auf Lösungsmöglichkeien hinzuweisen und auf diese Weise positive Entwickungen zu unterstützen. Die im Jahresbericht 2004 aufgezeigten Mängel deken sich mit unserer Lagebeurteilung und werden bzw. ind abgeschafft. Für die Bundeswehr geht es darum, sie ür den Einsatz so leistungsfähig wie möglich zu machen nd die Berufszufriedenheit und gesellschaftliche Interation der Soldatinnen und Soldaten zu stärken. Ich onnte mir gerade jetzt vor Weihnachten ein Bild davon achen – sei es in den Einsätzen im Kosovo, sei es in en Einsätzen in Dschibuti, sei es in den Einsätzen in abul, sei es bei der Erdbebenhilfe in Islamabad –, ass unsere Soldatinnen und Soldaten hoch motiviert ind, einen hervorragenden Einsatz leisten und ein posiives Bild von der Bundesrepublik Deutschland vermiteln. Ich denke, wir alle können für den Einsatz, den sie ort leisten, dankbar sein. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nichtsdestotrotz ist es wahr, dass im Jahr 2004 der
öchste Stand an Eingaben an den Wehrbeauftragten zu
erzeichnen war. Deshalb muss man sich inhaltlich da-
it auseinander setzen.

Das zeigt zweierlei:

Erstens. Der Wehrbeauftragte hat das Vertrauen der
oldatinnen und Soldaten.

Zweitens. Der Transformationsprozess fordert die
oldatinnen und Soldaten aber offensichtlich auch un-
ittelbar heraus; ihnen wird viel abverlangt. Deshalb
ird darauf hingewiesen.

Ich glaube – das Jahr 2004 war ja auch mit den Sta-
ionierungsentscheidungen verbunden –, es war rich-
ig, dass wir in der Koalition vereinbart haben, im
rundsatz an diesen Beschlüssen festzuhalten; denn die
undeswehr braucht jetzt Planungssicherheit. Hier muss
twas Ruhe einkehren, um dadurch für die Soldatinnen
nd Soldaten insgesamt eine positive Entwicklung zu
ewirken.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, den
chwerpunkt des Jahresberichts 2004 bilden die Men-
chenführung und die Personalangelegenheiten. Das
hema Coesfeld ist bereits angesprochen worden. Die
ortigen Vorgänge wurden konsequent aufgeklärt und
ie notwendigen dienstrechtlichen Maßnahmen getrof-
en. Aber das sind Ausnahmefälle, die man, wie ich
laube, nicht verallgemeinern darf. Dennoch müssen
uch weiterhin die notwendigen Konsequenzen für die
nnere Führung gezogen werden.

Innere Führung heißt für uns: Der Mensch steht im
ittelpunkt, auch in seiner soldatischen Verpflichtung.
eshalb sind die Themen, die hier angesprochen wurden
die Betreuung, die Fürsorge, die Besoldung, die Ver-
orgung und die Vereinbarkeit von Familie und Dienst –,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
für die Soldatinnen und Soldaten wichtig. Es ist nicht
nur eine Aufgabe der Bundeswehr, sondern auch eine
Aufgabe von Gesellschaft und Politik, hier die entspre-
chenden Akzente zu setzen.

Da vorhin unter anderem die Besoldungsregelungen
angesprochen wurden, sage ich Ihnen: Wir müssen
– auch wenn wir in den Haushaltsberatungen darüber
sprechen – gemeinsam die notwendigen Grundlagen da-
für schaffen, dass die Soldatinnen und Soldaten ihrer
Verantwortung gerecht werden können, ihre Einsätze po-
sitiv verlaufen und sie insbesondere ihre friedenssichern-
den Funktionen erfüllen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, wenn ich sage, der Grund-
satz der inneren Führung bedeutet, dass der Mensch im
Mittelpunkt steht, dann muss dieser Grundsatz, wie ich
finde, erst recht im Umgang mit im Einsatz verletzten
Soldaten gelten. Ich denke, es ist geradezu eine Fürsor-
geverpflichtung, die wir haben, für Soldatinnen und Sol-
daten, die im Einsatz verletzt werden und erhebliche
Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit erleiden, die Vo-
raussetzungen zu schaffen, dass sie die Chance haben, in
der Bundeswehr weiterverwendet zu werden, statt ins
Abseits gestellt bzw. in die Arbeitslosigkeit entlassen zu
werden. Derjenige, dessen Gesundheit im Rahmen eines
Einsatzes beeinträchtigt wurde, hat, denke ich, einen An-
spruch darauf, dass ihm Staat und Bundeswehr helfen.
Wir müssen den Betroffenen unserer Fürsorgepflicht
entsprechend die Chance der Weiterbeschäftigung ge-
ben. Auch diesbezüglich arbeiten wir an einer entspre-
chenden Initiative. Für Ihre Unterstützung unserer ge-
setzgeberischen Initiative in diesem Bereich wäre ich
Ihnen dankbar.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


Ich könnte noch verschiedenste Punkte ansprechen,
will aber nur noch schlagwortartig etwas zu der Beteili-
gung sagen. Ich denke, dass diese Frage vor allem nach
dem Kriterium eines effektiven Einsatzes zu beurteilen
ist und dass dieser Bereich im Zusammenhang mit dem
Transformationsprozess weiterzuentwickeln ist. Hier
müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, um insbe-
sondere das Thema innere Führung voranzutreiben.

Ich wünsche mir – ich glaube, das ist auch notwendig;
deshalb bin ich dafür dankbar, dass es für die Bundes-
wehr weiterhin eine breite parlamentarische Unterstüt-
zung gibt –, dass wir gemeinsam dafür Sorge tragen,
dass die notwendigen Grundlagen geschaffen werden,
damit die Soldatinnen und Soldaten ihre wichtige frie-
denssichernde Aufgabe erfüllen können.

Ich möchte noch das aufgreifen, was der Wehrbeauf-
tragte gesagt hat, und ihm für das, was wir im Hinblick
auf unsere Zusammenarbeit bereits besprochen haben,
ebenfalls danken. Das ist, denke ich, eine gute Grund-
lage dafür, dass sich die Bundeswehr weiterhin positiv
entwickelt. In diesem Sinne bitte ich auch Sie für die Zu-
kunft um Ihre Unterstützung.

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(C (D Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601201200

Letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt ist

ie Kollegin Petra Heß, SPD-Fraktion.


Petra Heß (SPD):
Rede ID: ID1601201300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Wie bereits erwähnt, ist der 46. Bericht des
ehrbeauftragten der letzte in der Amtszeit von
r. Willfried Penner, dem ich hiermit auch namens mei-
er Fraktion noch einmal ganz ausdrücklich danken
öchte für seine erfolgreiche und sehr engagierte Ar-

eit.

Der Bericht gibt ein umfassendes Bild der inneren
age der Bundeswehr wieder. Da es sich um einen Män-
elbericht handelt, ist er nicht repräsentativ für die Ver-
ältnisse in der Bundeswehr. Er zeigt aber ganz klar und
eutlich, welche Defizite es in bestimmten Bereichen
er Truppe gibt.

Gemessen an der durchschnittlichen Jahrestruppen-
tärke ist, wie aus dem Bericht hervorgeht, das höchste
ufkommen an Eingaben seit Bestehen des Amtes zu
erzeichnen. Insgesamt wurden im Jahr 2004
154 Vorgänge erfasst. Die hohe Zahl der Eingaben ist

nter anderem darin begründet, dass sich die Bundes-
ehr im umfangreichsten Reformprozess seit ihrem Be-

tehen befindet und gleichzeitig mehr Soldaten in Aus-
andseinsätzen ihren Dienst verrichten als jemals zuvor
n der Geschichte der Bundesrepublik. Er zeigt aber auch
uf, dass das Prinzip der inneren Führung in den Streit-
räften funktioniert und dass unsere Soldatinnen und
oldaten eben keine Scheu haben, sich an den Wehrbe-
uftragten zu wenden.

Die Bundeswehr hat bewiesen, dass sie den erhöhten
nforderungen gewachsen ist. Dennoch ist es nicht zu
ermeiden, dass es in bestimmten Bereichen Defizite
ibt. So führt der Bericht unter anderem aus, dass die
ienstliche Belastung der Ärzte an Bundeswehrkran-
enhäusern weiterhin sehr hoch ist. Konkret haben bei-
pielsweise Ärzte aus dem Bundeswehrkrankenhaus
lm darauf aufmerksam gemacht, dass sie Wochenleis-

ungen zwischen 80 und 100 Stunden erbringen müssen,
m die Schließung von OP-Sälen hier im Inland zu ver-
indern. Grund hierfür ist unter anderem der verstärkte
insatz von medizinischem Personal in Auslandsein-
ätzen. Mit der Reduzierung der Zahl der Bundeswehr-
rankenhäuser auf künftig vier Standorte – plus einem
ooperationsmodell – geht eine Bündelung der medizi-
ischen Ressourcen einher, die insbesondere eine bes-
ere personelle Ausstattung der verbleibenden Kranken-
äuser erwarten lassen. Für Entspannung wird in den
ommenden Jahren auch das erhöhte Aufkommen von
ewerbern für die Laufbahn der Ärzte im Sanitätsdienst

orgen: Es stieg von 1 247 Bewerbern im Jahr 2003 auf
451 im Berichtsjahr.






(A) )



(B) )


Petra Heß
Ein Thema, welches im Bericht des Wehrbeauftragten
leider immer wieder eine Rolle spielt, ist die unter-
schiedliche Besoldung in Ost und West. Auch im
Berichtsjahr 2004 wurde der Wehrbeauftragte von Sol-
datinnen und Soldaten auf diese Ungleichbehandlung
hingewiesen. Wir alle wissen, dass eine Angleichung so
schnell wie möglich erfolgen muss. Die Bundeswehr hat
seit 1990 so erfolgreich wie kaum eine andere Institution
die innere Einheit vollzogen. Darum darf sie nicht länger
durch eine unsichtbare Mauer geteilt werden, wie sie
derzeit durch die unterschiedliche Besoldung zweifellos
noch vorhanden ist. Dass das Besoldungsrecht für Be-
amte, Richter und Soldaten gleichermaßen gilt und auch
daher eine Sonderlösung für Soldaten kurzfristig nicht
möglich ist, ist eine Tatsache. Deshalb appelliere ich von
hier aus auch an die Länder, den angestrebten Zeitrah-
men für die Angleichung – 2007 für den einfachen und
mittleren Dienst; bis 2009 für die restlichen Dienstgrup-
pen – unbedingt einzuhalten.

Dass der Einsatz der Bundeswehr in den verschiede-
nen Krisengebieten notwendig ist, zeigten nicht zuletzt
die Unruhen im Kosovo im März 2004. Die gewalttäti-
gen Ausschreitungen haben deutlich gemacht, dass die
Region noch immer politisch instabil ist und schon ein
kleiner Funke genügt, um heftige Unruhen auszulösen.
Die Bundeswehrsoldaten haben während des Einsatzes
im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr angemessen rea-
giert und damit auch zum Schutz der serbischen Bevöl-
kerung beigetragen. Im konkreten Fall gab es aber Defi-
zite in der Kommunikation, die übrigens multinationaler
Art war.

Im Bericht werden aber auch Defizite bei der Vorbe-
reitung und der Ausrüstung der Soldaten zur Eindäm-
mung gewalttätiger Demonstrationen aufgezeigt. Es
fehlte an Schutzschilden, es fehlte an Pfefferspray.
Schutzschilde wurden unverzüglich beschafft. Bei Pfef-
ferspray gestaltete es sich schwieriger, da hierzu eine
Änderung des Ausführungsgesetzes zum Chemiewaffen-
übereinkommen notwendig war. Die damalige Bundes-
regierung hat zeitnah reagiert und bereits im Juni 2004
einen entsprechenden Gesetzentwurf eingebracht. Nach
Beratung und Verabschiedung hier im Plenum ist die
Änderung im Oktober 2004 in Kraft getreten, sodass
auch diese Ausrüstungslücke nunmehr geschlossen ist.

Im Bericht wird ferner darauf eingegangen, dass es im
Bereich der Einsatzvorbereitung durch fehlendes oder
nicht ausreichend zur Verfügung stehendes Gerät Pro-
bleme bei der Ausbildung gegeben hat. So konnten zum
Beispiel in Kunduz stationierte Soldaten erst vor Ort den
Umgang mit den dort eingesetzten Funkgeräten üben, da
diese während der Vorausbildung in der Heimat nicht
verfügbar waren.

Als weiteres Beispiel ist zu lesen, dass für die Ein-
satzausbildung in der zentralen Ausbildungsstätte Ham-
melburg nur drei Fahrzeuge des Typs Dingo zur Verfü-
gung standen. Da unsere Einsatzkompanien im Ausland
regelmäßig mit Fahrzeugen dieses Typs ausgestattet
werden, führte das zu Engpässen in der Ausbildung.
Auch wenn in der Stellungnahme des Ministeriums zum

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(C (D ericht des Wehrbeauftragten darauf hingewiesen wird, ass grundsätzlich zehn Dingos für die Ausbildung in ammelburg bereitstehen und der genannte Engpass nur ier Wochen andauerte, zeigen die Beispiele deutlich, ass es bei der Einsatzvorbereitung noch Verbesserungsedarf gibt. Mit dem Instrument des einsatzbedingten Sofortbearfs konnte dem bereits entgegengewirkt werden. Das etzt aber voraus, dass fehlende Dinge auch unverzügich beschafft werden können. Hier ist zum Beispiel die ndustrie gefordert, schnell auf Beschaffungswünsche er Bundeswehr zu reagieren. Die Vorwürfe über Misshandlungen von Soldaten in er Ausbildungskompanie in Coesfeld sind uns alle noch n Erinnerung. Sie riefen auch innerhalb der Bevölkeung eine breite Diskussion hervor. In den Debatten im ezember 2004 im Plenum wie auch im Verteidigungs usschuss sowie im Unterausschuss innere Führung urde das Thema ausführlich behandelt. Unter Minister truck wurde damals unverzüglich auf die Vorfälle regiert, umfassende Sofortmaßnahmen wurden angeordet. Ich kann der Bundeswehr attestieren, dass sie chnell und rückhaltlos Aufklärung betrieben und bei ofensichtlichen Fehlentwicklungen gegengesteuert hat. ersönlich möchte ich aber anmerken, dass die Bundesehr mit ihren circa 250 000 Soldaten ein Spiegelbild er Gesellschaft ist und man daher nicht ausschließen ann, dass es vereinzelt zu Verfehlungen kommt. Wichig ist, dass sie rechtzeitig erkannt und angezeigt werden nd dass man sie, wie im vorliegenden Fall geschehen, nverzüglich abstellt. Abschließend möchte ich feststellen: Der Bericht des ehrbeauftragten ist ein ehrlicher, umfangreicher und airer Bericht. Die Soldatinnen und Soldaten unterstreihen mit ihrem Eingabeverhalten, dass sie verantworungsvolle Staatsbürger in Uniform sind. Ich selbst erebe im Rahmen meiner jährlichen Wehrübungen als eserveoffizier, dass sich die Soldatinnen und Soldaten ritisch und selbstbewusst mit ihrem Arbeitgeber, aber uch mit ihrem Auftraggeber, nämlich uns, der Politik, useinander setzen. Sie sind in der Regel gut informiert nd motiviert. Durch die Nutzung des Instruments der ingabe tragen sie dazu bei, dass sich die Bundeswehr m positiven Sinne fortentwickelt. Mein Dank gilt insbesondere dem neuen Wehrbeaufragten Reinhold Robbe und seinen Mitarbeiterinnen und itarbeitern für den reibungslosen Wechsel im Amt. Ich reue mich auf eine gute und vertrauensvolle Zusamenarbeit. Mein Dank gilt aber auch den Soldatinnen und Soldaen, die in einer schwierigen Phase der Transformation in ervorragender Weise ihre Pflicht erfüllen. Ich wünsche hnen, dass sie stets bei guter Gesundheit aus ihren Einätzen zurückkommen. Vielen Dank. Bei dieser Aussprache geht es uns wie bei vielen Ein sätzen: Sie dauern länger als geplant. Ich schließe nun die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung des Jahresberichts auf Drucksache 15/5000 an den Verteidigungsausschuss vorgeschlagen. Ich nehme an, Sie sind damit einverstanden. – Das ist offenkundig der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Wir kommen nun zu Tagesordnungspunkt 13 sowie zu Zusatzpunkt 6: 13 Erste Beratung des von den Abgeordneten Irmingard Schewe-Gerigk, Volker Beck und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung europäischer Antidiskriminierungsrichtlinien – Drucksache 16/297 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Petitionsausschuss Innenausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Verteidigungsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Karin Binder, Sevim Dagdelen, Jörn Wunderlich, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN EU-Antidiskriminierungsrichtlinien durch einheitliches Antidiskriminierungsgesetz wirksam und umfassend umsetzen – Drucksache 16/370 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Petitionsausschuss Innenausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Verteidigungsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Tourismus Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss A h w d G l a s n e f g n m H t F m W n s e d u f n D s d B d f s Ä k S P s f m Z g t L (C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache wiederum eine Dreiviertelstunde vorgeseen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann haben ir das so vereinbart. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst ie Kollegin Irmingard Schewe-Gerigk. Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





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Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601201400

(Heiterkeit bei der CDU/CSU)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deutsch-

and braucht endlich ein Antidiskriminierungsgesetz, um
n europäische Standards anzuschließen. Wie Sie wis-
en, ist die Frist für die Umsetzung der drei EU-Richtli-
ien mittlerweile verstrichen. Unserem Land drohen
mpfindliche Strafen. Darum ist zügiges Handeln ge-
ragt. Deshalb werden wir als Grüne ein Aussitzen der
roßen Koalition bei diesem Konfliktpunkt ADG auch
icht hinnehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich freue mich über die Unterstützung der Justiz-
inisterin – heute in Person des Staatssekretärs
artenbach – für unseren Entwurf. Wir bringen das An-

idiskriminierungsgesetz erneut ein, und zwar in der
orm, in der es der Bundestag im Juni 2005 bereits ein-
al beschlossen hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir haben der Justizministerin die Arbeit schon abge-
ommen, wir haben die 40 Änderungsanträge nämlich
chon eingearbeitet. Unsere Einbringung erfolgt also
ins zu eins.

Über dieses Gesetz ist viel Irreführendes erzählt wor-
en. Der Hamburger Justizsenator ist eigens angereist
nd will beim Antidiskriminierungsgesetz anscheinend
ür aktive Sterbehilfe sorgen. Herr Kusch, das wird Ih-
en nicht gelingen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ass das Antidiskriminierungsgesetz Gift für die Wirt-
chaft und für Hamburg ist, wie Sie gesagt haben, ist
och blanker Unsinn. Großbritannien, die Niederlande,
elgien, Frankreich, Schweden und Irland sind genau
en Weg gegangen, den wir Ihnen jetzt vorschlagen. Ich
rage Sie: Warum soll ausgerechnet die deutsche Wirt-
chaft ein Recht auf Diskriminierung von Behinderten,
lteren, Schwulen und Lesben erhalten? Warum? Dis-
riminierung schafft keine Arbeitsplätze; das müssten
ie eigentlich wissen. Diskriminierung verschwendet
otenziale. Diskriminierung ist schlecht für die Wirt-
chaft, schlecht für die Gesellschaft und auch schlecht
ür das Ansehen Deutschlands.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kernpunkt unseres Entwurfs ist, dass wir alle Diskri-
inierungsgründe sowohl im Arbeitsrecht als auch im
ivilrecht berücksichtigen. Nur an einem einzigen Punkt
ehen wir über etwas hinaus, was in vielen Mitgliedstaa-
en üblich ist, nämlich, dass Behinderte, Ältere, Juden,
esben und Schwule vom Diskriminierungsschutz






(A) )



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Irmingard Schewe-Gerigk
beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen ausge-
schlossen werden. Genau das fordern die CDU/CSU und
die FDP mit ihrem Mantra einer blinden Eins-zu-eins-
Umsetzung.

Meine Damen und Herren, wir brauchen keine dog-
matischen Formeln, wir brauchen einen intelligenten
Umgang mit europäischem Recht.


(Markus Grübel [CDU/CSU]: Sehr gut, Frau Schewe-Gerigk!)


– Jawohl. – Das heißt aber auch, dass wir keine neuen
Ungerechtigkeiten schaffen dürfen. Es wäre doch wirk-
lich absurd, wenn die Abweisung eines Menschen in ei-
ner Gaststätte wegen seiner Hautfarbe künftig zu Recht
verboten ist, dieses Gesetz im gleichen Fall für einen
Menschen mit Behinderung aber nicht greift. Soll denn
wirklich weiter gelten: Behinderte müssen leider drau-
ßen bleiben? Das darf nicht sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


– Herr Grübel, hier hätte die CDU/CSU eigentlich auch
klatschen können.

Dem Vernehmen nach hat die CDU/CSU der SPD in
den Koalitionsverhandlungen das unsittliche Angebot
gemacht, man könne über die Behinderten und die Alten
vielleicht noch einmal sprechen, dafür müssten aber die
Homosexuellen und die Muslime draußen bleiben.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Waren Sie dabei?)


– Ich war nicht dabei, aber es gibt natürlich Personen,
die darüber berichten, Herr Kollege. – Das wäre reine
Willkür. Dann würde entlang der im Unionsweltbild
grassierenden Vorurteile nach der Methode Aschenputtel
– die Guten ins Töpfchen, die Schlechten in Kröpfchen –
sortiert. Ich finde, das ist brandgefährlich. Mit einer sol-
chen Haltung gibt man den Menschen geradezu zur Dis-
kriminierung frei.

Vorurteile sind keine gute Grundlage für Gesetzge-
bung. Deshalb wäre es gut, wenn wir uns an Fakten hal-
ten würden. Werfen Sie einfach einmal einen Blick in
die gerade veröffentlichte Studie „Deutsche Zustände“
der Forschungsgruppe um Wilhelm Heitmeyer. Sie hat
deutlich herausgearbeitet: Wer zu diskriminierendem
Verhalten gegenüber einer Minderheit neigt, tut das auch
gegenüber anderen Minderheiten. Wer also Juden ab-
lehnt, hat meist auch etwas gegen Homosexuelle, wer
Ausländer diskriminiert, verhält sich auch gegenüber
Muslimen feindselig. Gerade deshalb brauchen wir ei-
nen integrierten Ansatz. Deshalb darf niemand vom Dis-
kriminierungsschutz ausgegrenzt werden.

Wir sind mit unserem vorgelegten Entwurf ja sehr be-
hutsam. Es ist ein Gesetz mit Außenmaß und ein Aus-
gleich zwischen vielen Interessen. Mit diesem Gesetz
nehmen wir gerade die Vertragsfreiheit ernst; denn sie
gilt für beide Seiten, für Angebot und Nachfrage. Men-
schen dürfen am Markt nicht ausgegrenzt werden, weil

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(C (D ie eine dunkle Haut haben, weil sie eine Frau sind oder eil sie alt sind. Alle müssen eine faire Chance haben. Der Kollege Olaf Scholz – leider ist er heute nicht a – hat im Juni 2005 an dieser Stelle gesagt: „Dies ist in gutes, ausgewogenes Gesetz.“ Das war vor sieben onaten richtig und das ist auch heute noch richtig. Für diskriminierte Gruppen in unserer Mitte ist das ntidiskriminierungsgesetz ein Signal der Anerkenung, das sagt: Die Gesellschaft lässt euch nicht allein. s ist ein notwendiges Signal für mehr Geschlechtererechtigkeit und auch für einen wirksamen Minderheienschutz. Es hilft nichts, wenn alle in diesem Hause ortreich beteuern, man sei ja gegen Diskriminierung. ir müssen endlich konkret etwas dafür tun. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
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Ich erteile das Wort dem Kollegen Dr. Jürgen Gehb,

DU/CSU-Fraktion.


Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1601201600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im letzten

ahr haben wir uns im Bundestag bemüht, eine rechts-
taatliche Lösung zu finden, um Aufmärsche und
emonstrationen von Neonazis an besonders ge-

chichtsträchtigen Plätzen zu verhindern. Das heute er-
eut eingebrachte Antidiskriminierungsgesetz würde da-
egen die Verwaltung kommunaler und privater
ohnungsbaugesellschaften zwingen, Rechtsradikalen

ersammlungsräume zu überlassen, wenn sie Schaden-
rsatzforderungen aus dem Weg gehen wollen. Das ist
och absurd.


(Christel Humme [SPD]: Was für ein Quatsch! Ist ja unglaublich! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Absurd, was Sie sagen!)


Wir alle singen das Hohelied auf die durch Art. 5
rundgesetz verbriefte Meinungsfreiheit. Nach ständi-
er Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts
alle kennen das Lüth-Urteil und den Blinkfüer-Fall –

st die Meinungsfreiheit nicht auf moralisch wertvolle
ussagen begrenzt. Art. 5 Grundgesetz schützt die Mei-
ungsfreiheit und die prononcierte gesellschaftliche und
irtschaftspolitische Parteinahme selbst dann, wenn sie

m geistigen Meinungskampf mit einem Boykottaufruf
erbunden ist.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Zu welchem Gesetz sprechen Sie jetzt?)


Wenn die dezidierte weltanschauliche Stellungnahme
urch Art. 5 Grundgesetz erlaubt ist, selbst wenn sie un-
er Umständen mit erheblichen wirtschaftlichen Nachtei-
en für Dritte verbunden ist, so kann der Boykottaufrufer
icht gleichzeitig zum Vertragsabschluss mit den Geg-
ern seiner Position gezwungen werden. Im Gegenteil:






(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
Der Boykottaufruf zielt ja gerade auf die Verweigerung
des Vertragsabschlusses ab.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig neben der Sache!)


– Ich komme gleich dazu.

Der heutige Gesetzentwurf der Grünen wird erkenn-
bar mit dem Ziel eingebracht, ihren früheren und unse-
ren jetzigen Koalitionspartner, die SPD, vorzuführen.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun reicht weder meine Redezeit noch Ihre Geduld dazu
aus, jede einzelne Vorschrift abzuklopfen. Der Bundesrat
hat in seiner Beschlussempfehlung vom 17. Juni letzten
Jahres – Drucksache 445/1/05; das können Sie nachle-
sen – auf 14 Seiten dezidiert jede einzelne Vorschrift un-
ter die Lupe genommen.

Ich möchte jetzt mein Augenmerk darauf lenken, wo-
hin die Fehlentwicklungen einer solchen Antidiskrimi-
nierungsgesetzgebung führen. Ich beschränke mich da-
bei nicht nur auf das Arbeitsrecht und das Zivilrecht,
sondern ich beziehe mich auch auf das Verfassungsrecht
und die europäische Rechtsetzung, die Gesellschaftspo-
litik und unsere bisher doch unisono vertretenen Wert-
vorstellungen.

Zunächst einmal ist eine begriffliche Klarstellung ge-
fordert, um nicht schon gegen eine ausufernde Verwen-
dung des Etiketts „Diskriminierung“ im Nachteil zu
sein. Nur wer die Begriffe beherrscht, kann auch eine
Diskussion beherrschen. Nach unserer geltenden Privat-
rechtsordnung können bis jetzt mit der Besonderheit der
Gleichbehandlung der Geschlechter im Arbeitsleben und
wenigen anderen Ausnahmen Privat- wie Geschäftsleute
grundsätzlich ihre Geschäfts- und Vertragspartner nach
„Gutdünken“ wählen.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dabei dürfen sie aber nicht diskriminieren!)


Dies zu tun, heißt nicht per se, zu diskriminieren, son-
dern davon kann nur da gesprochen werden, wo Gleich-
behandlung geboten ist. Lediglich im Verhältnis von
Staat und anderen Hoheitsträgern zum Bürger wird ein
Gleichbehandlungsanspruch des Bürgers begründet, wo-
bei ich zur Klarstellung sagen muss, dass der Art. 3
Grundgesetz kein Gleichheitsgrundsatz ist, sondern aus-
drücklich nur ein Willkürverbot mit der Folge ist, dass
wesentlich Gleiches gleich, aber wesentlich Ungleiches
nicht gleich behandelt werden darf.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kaiserrecht! Das ist vorsintflutlich, was Sie da erzählen!)


Die Unterscheidung zwischen öffentlichem Recht und
Privatrecht wird nach Ihrem Entwurf eines Antidiskrimi-
nierungsgesetzes aufgegeben. In der Reichweite Ihrer
Regelung schafft sie einen Gleichbehandlungsanspruch
wenn nicht aller gegen alle, so doch zumindest für den
Nachfrager nach Waren, Dienst- und Werkleistungen,
Arbeitsplätzen oder Mieträumen gegen die Anbieter. Sie

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(C (D nterwirft jene in der rechtlichen Ausgestaltung durch erschiedene Finessen sogar schärferen Anforderungen ls etwa eine Behörde im Verhältnis zum Bürger. Nun kommt die Unterscheidung zwischen hoheitliher Verwaltung einerseits und privatwirtschaftlicher eschäftstätigkeit, Bedarfsdeckung oder Vermögensveraltung andererseits nicht zufällig daher, sondern sie hat hre historische innere Notwendigkeit. Dass der Einzelne eine Angelegenheiten grundsätzlich selbstständig und elbstverantwortlich regeln und geschäftliche Entscheiungen frei treffen kann, ist Ausprägung der Privatutonomie (Christel Humme [SPD]: Da haben Sie etwas falsch verstanden!)


nd wird insbesondere durch die Grundrechte der allge-
einen Handlungsfreiheit und der Eigentumsgarantie

eschützt. In ihnen verwirklicht sich Menschenwürde
die neuerdings auch für die Antidiskriminierungsge-

etzgebung bemüht wird – nicht weniger als im Gleich-
eitssatz. Deswegen ist es ebenso falsch, diese Grund-
echte gegeneinander ausspielen zu wollen wie

inderheiten in der Bevölkerung gegen Mehrheiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die wirtschaftliche Dispositionsfreiheit ist auch
rundlegend für die Marktwirtschaft. Der Ordnungsrah-
en, der hier gesetzt werden darf, soll dem Schutz der
reiheit und anderen Rechtsgütern dienen, nicht der par-

iellen Abschaffung der Vertragsfreiheit, mit der ein be-
timmtes Gesellschaftsmodell der gerade regierenden
arlamentsmehrheit durchgesetzt werden soll.

Die Abschluss- und Inhaltsfreiheit reduziert sich doch
rst für marktbeherrschende Unternehmen, weil ihren
ertragspartnern ausreichende und zumutbare Alternati-
en fehlen. Ich verweise nur auf die §§ 19 und 20 GWB.
nsonsten setzt der Staat der Vertragsfreiheit nur durch
eneralklauseln – sie sind Ihnen bekannt: §§ 134, 138
nd 242 BGB, Grundsatz von Treu und Glauben –,


(Widerspruch bei der SPD)


ber die die Grundrechte allenfalls mittelbare Geltung
eanspruchen können, äußere Grenznormen. Er statuiert
ber keine Richtnormen für das moralische Verhalten
einer Bürger in der Zivilgesellschaft.

Der vorliegende Gesetzentwurf, aber auch die ihm zu-
runde liegenden europäischen Richtlinien – darauf will
ch einmal hinweisen, weil immer wieder von der Eins-
u-eins-Umsetzung die Rede ist – stellen den Kern unse-
er historisch gewachsenen Rechts- und Werteordnung
uf den Kopf.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie setzen sich über alle kontinentaleuropäischen und
erfassungsrechtlichen Grundsätze hinweg.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ach du liebe Güte! – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig abgehoben!)







(A) )



(B) )


Dr. Jürgen Gehb
Der Gesetzentwurf nimmt zudem arbeitsrechtliche
Diskriminierungsverbote, die in zwei Richtlinien, in
deutschen Schutzgesetzen und im allgemeinen arbeits-
rechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz wurzeln, zum
Vorbild für eine generelle Reform des Zivilrechts.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: In welchem Jahrhundert war das? – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist so peinlich, Herr Gehb!)


Dieser Paradigmenwechsel verkennt zudem zweierlei:
Erstens geht das Arbeitsrecht von der typisch wirtschaft-
lichen Unterlegenheit des abhängig beschäftigten
Arbeitnehmers aus und sucht ihn deshalb vor Diskrimi-
nierung zu schützen. Zweitens greifen die arbeitsrechtli-
chen Diskriminierungsverbote grundsätzlich erst bei be-
stehenden Arbeitsverhältnissen ein, nicht schon vorher.

Trotz knapper Haushaltsmittel wollen Sie eine staatli-
che Antidiskriminierungsstelle mit umfassenden Zu-
ständigkeiten und private Überwachungskomitees in
Form von Antidiskriminierungsverbänden ins Leben ru-
fen,


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Haben Sie mal in die Richtlinien geschaut?)


die jede vermeintliche Benachteiligung verfolgen und
mit Hilfe von Beweiserleichterungen jeden angeblichen
Diskriminierer zwingen können, die Anständigkeit sei-
ner Motive vor Gericht darzulegen. Zu allem Überfluss
können sich Gewerkschaften und Betriebsräte als Pro-
zessstandschafter selbst gegen den Willen des vermeint-
lich Diskriminierten zum Sachwalter von Rechten Drit-
ter aufschwingen.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das können sie schon heute! Wir haben es nur noch einmal hinein geschrieben!)


Demgegenüber überlässt das Privatrecht den zivil-
rechtlichen Schutz gegen Angriffe auf Leben, Körper
und Gesundheit nach den deliktrechtlichen Vorschriften,
§§ 823 ff. BGB, allein der Autonomie des als Opfer oder
Erben betroffenen Rechtssubjekts. Von einer Überant-
wortung solcher fundamentaler Rechtsgüter auf beson-
dere Behörden und Verbände keine Spur.

Es ist rechtspolitisch und rechtsethisch nicht ein-
leuchtend, warum der Schutz soziokultureller Rechtsgü-
ter wie Weltanschauung oder sexueller Ausrichtung ei-
nen vom Gesetzgeber eingeräumten Vorrang vor solch
fundamentalen Rechtsgütern wie Leben, Körper und Ge-
sundheit haben soll.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Kein Wunder, dass im Kampf gegen die ideelle Benach-
teiligung in Deutschland keine Kraft mehr bleibt, um
den realen Benachteiligungen wie der Arbeitslosigkeit
noch wirksam begegnen zu können.

„Die Luft zum Atmen wird dünner,“ – sagt der Berli-
ner Rechtsprofessor Säcker – „wenn eine umfassende

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(C (D otivkontrolle und Zensur alle Lebensbereiche mit Ausahme von Ehe und Familie“ – es fehlte gerade noch, ass es einen Anspruch auf korrekte Liebe gibt – „durcheuchtet und Wächtervereine Schuldverträge überprüfen ässt.“ Herr Kollege, Sie wissen, dass Sie zum Schluss kom en müssen. Ich komme zum Schluss. – Wir sollten deshalb nicht ormieren, was bereits geltendes Recht ist. Es gibt beeits zig Schutzgesetze. Wir sollten vielmehr durch entprechende politische Initiativen versuchen, darauf hinuwirken, dass auch auf der europäischen Ebene die angfolge von Freiheit vor Gleichheit wiederhergestellt ird. (Christel Humme [SPD]: Freiheit vor Gleichheit? Ich dachte, das sind gleichwertige Ziele!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601201700
Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1601201800

elingt uns das nicht – was ich befürchte –, dann sollten
ir wenigstens über die europarechtlichen Vorgaben
icht hinausgehen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Christel Humme [SPD]: Unglaublich!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601201900

Das Wort hat nun die Kollegin Mechthild Dyckmans,

DP-Fraktion.


Mechthild Dyckmans (FDP):
Rede ID: ID1601202000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist

weifellos richtig: Wir müssen und wollen uns – das gilt
uf jeden Fall für die FDP, Herr Dr. Gehb – europakon-
orm verhalten. Das heißt, wir müssen die Antidiskrimi-
ierungsrichtlinien der EU in nationales Recht umset-
en. Das Vertragsverletzungsverfahren läuft und wir
önnen Strafzahlungen nur vermeiden, wenn wir jetzt
andeln.


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Wenn wir uns heute mit einem Gesetzentwurf befas-
en, der bereits im Sommer 2005 im Bundesrat keine
hance hatte und, wie ich meine, keine Chance haben
ird, in dieser Form Gesetz zu werden, dann ist festzu-

tellen, dass die Intentionen der vorlegenden Fraktion
indeutig andere sind, als eine schnelle und sachgerechte
msetzung der EU-Richtlinien zu erreichen.


(Beifall bei der FDP)


Ich habe die Debatten vom Sommer 2005 im Proto-
oll nachgelesen. Ich wünsche mir, dass wir heute außer-
alb des Wahlkampfes mit mehr Ruhe und Gelassenheit,
it weniger Emotionen und Gereiztheit an das Thema

erangehen.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Mechthild Dyckmans
Natürlich ist es spannend, zu sehen, wie sich die Koali-
tion zu einem Gesetzentwurf verhält, der noch vor einem
halben Jahr die Kontrahenten sehr gegeneinander aufge-
bracht hat. Aber wie gesagt, der Wahlkampf ist vorbei.
Gehen wir also sachlich miteinander um! Stellen wir
bitte nicht die einen als Gutmenschen dar und werfen
den anderen, die Kritik an dem Gesetzentwurf äußern,
vor, sie wollten sich nicht gegen Diskriminierung einset-
zen!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie gegen Gutmenschen?)


Für die FDP-Fraktion möchte ich deutlich feststellen,
dass wir uns mit aller Entschlossenheit gegen jede Form
von Diskriminierung, Intoleranz und Ausgrenzung in
unserer Gesellschaft wenden. Benachteiligungen sollten
beseitigt und die Rechte von Minderheiten gestärkt wer-
den. Diesem Ziel fühlt sich die FDP-Fraktion seit jeher
in besonderer Weise verpflichtet.


(Beifall bei der FDP)


Wir erwarten nun einen Vorschlag der neuen Regie-
rungskoalition zur Umsetzung der EU-Richtlinien. Wir
sehen bisher keine große Notwendigkeit für eine über
eins zu eins hinausgehende Umsetzung der Antidiskri-
minierungsrichtlinien,


(Beifall bei der FDP)


wobei man sicherlich über das eine oder andere reden
muss. Ziel der Umsetzung ist aber die Harmonisierung
des EU-Rechts in den Mitgliedstaaten. Das sollte man
immer im Auge behalten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Bei der Umsetzung sollte ganz genau geprüft werden,
wo wir Regelungen brauchen und ob dies in einem eige-
nen Gesetz geschehen muss oder ob es nicht ausreicht,
bestehende Regelungen zu ergänzen. Wir haben nämlich
bereits viele Regelungen – das sind die Fakten –, die
Diskriminierung untersagen.


(Christine Lambrecht [SPD]: Die aber nicht ausreichen!)


Ich erinnere zum Beispiel an § 81 e des Versicherungs-
aufsichtsgesetzes, der eine Diskriminierung bei den Tari-
fen wegen Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe
ausschließt. Es gibt schon viele gute Ansätze. Bereits
heute ergreifen Unternehmen im Bereich des Arbeits-
rechts auf freiwilliger Basis besondere, für die Branche
maßgeschneiderte Maßnahmen, um Diskriminierungen
vorzubeugen. Ich erinnere nur an die Teilnahme an Zer-
tifizierungen für eine an Chancengleichheit orientierte
Personalpolitik oder die gezielte Förderung älterer Ar-
beitnehmer.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wie viele Unternehmen machen das denn?)


Bei der nun vorzunehmenden Umsetzung der Richtli-
nien ist ebenfalls zu überlegen, ob man in dem Verfahren

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(C (D icht noch einmal eine Anhörung der betroffenen Kreise nd Verbände durchführt; denn die Reaktionen auf den esetzentwurf von Rot-Grün, der nun in identischer orm eingebracht wurde, im Sommer des letzten Jahres aben gezeigt, dass ein Bedürfnis nach Diskussion beteht, (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Nach der Anhörung haben wir 17 Änderungsanträge gestellt!)


erade um die in der aufgeheizten Situation entstande-
en Missverständnisse – bis hin zu ungerechtfertigten
nschuldigungen; ich hoffe, dass sie sich nicht wieder-
olen – zu überwinden.

Lassen Sie mich ganz kurz einige konkrete Punkte an-
prechen, in denen der Gesetzentwurf in die falsche
ichtung geht. Alle reden von Bürokratieabbau. Aber
ier wird mit der Einrichtung einer Antidiskriminie-
ungsstelle des Bundes – so lautet die Forderung – eine
eue, unnötige Bürokratie aufgebaut.

Es gibt bereits heute viele Beauftragte, deren Stellung
estärkt werden könnte und die die notwendigen Kon-
roll- und Beratungsaufgaben übernehmen könnten.


(Beifall bei der FDP)


Auch an anderer Stelle werden zahlreiche Regelungen
ingeführt, bürokratische Organisations- und Doku-
entationspflichten, die zu einer Belastung von Arbeit-

ehmern und Unternehmen führen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt keine Dokumentationspflichten!)


nsgesamt gehen die Vorschriften zum zivilrechtlichen
enachteiligungsverbot eindeutig über die Vorgaben der
U-Richtlinien hinaus und stellen einen nicht zu recht-

ertigenden Eingriff in die Vertragsfreiheit dar.

Auch die in § 23 Abs. 4 vorgesehene Möglichkeit der
btretung von Schadenersatzansprüchen


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die ist verheerend!)


n die dort genannten Antidiskriminierungsverbände mit
inem eigenen Klagerecht wird so von der Richtlinie
icht gefordert. Es besteht auch keine Notwendigkeit
azu.


(Beifall bei der FDP)


ei einer solchen Abtretungsmöglichkeit ist zu befürch-
en, dass die Verbände aus eigenen finanziellen Interes-
en Klagen erheben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ablasshandel! – Christel Humme [SPD]: Das ist ausgeschlossen in unserem Gesetzentwurf! Das wüssten Sie, wenn Sie ihn gelesen hätten!)


Nur am Rande möchte ich bemerken, dass die Frei-
tellung von dem Verbot der außergerichtlichen und
erichtlichen Rechtsberatung im Zusammenhang mit ei-
em noch zu verabschiedenden Rechtsdienstleistungsge-
etz geregelt werden sollte. Da gehört sie nämlich hin.






(A) )



(B) )


Mechthild Dyckmans
Abschließend möchte ich betonen, dass ich es be-
grüße, dass das Thema jetzt federführend bei den
Rechtspolitikern gelandet ist.


(Christel Humme [SPD]: Das wissen wir noch nicht genau! Abwarten!)


Das verstärkt meine Hoffnung, dass wir auf sachlicher
Ebene mit mehr Kompetenz und weniger Ideologie zu
der notwendigen Umsetzung gelangen werden.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601202100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Christel Humme,

SPD-Fraktion.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bist du im Rechtsausschuss, Christel?)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1601202200

Nein, bin ich nicht.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-
ren! Herr Gehb, nach dem juristischen Seminar sollten
wir uns jetzt den politischen Argumenten zuwenden. Ich
sage Ihnen an dieser Stelle ganz deutlich: Ich bin sehr
stolz darauf, dass es uns in der letzten Legislaturperiode
gelungen ist, ein einheitliches Antidiskriminierungsge-
setz im Bundestag zu verabschieden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich weiß, dass es nicht in Kraft getreten ist. Der Bundes-
rat hat Einspruch erhoben; jeder weiß das. Heute liegt es
wieder als Gesetzentwurf der Grünen vor.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich stehe zu diesem
Gesetz, genauso wie die SPD-Fraktion. Das ist ein gutes
Gesetz; es ist ein guter Kompromiss, den wir auf den
Weg gebracht haben. Wir wissen uns mit diesem Gesetz
an der Seite der Betroffenen sowie an der Seite der Ge-
werkschaften, der Verbände und der Organisationen, die
uns geholfen haben, dieses Gesetz zu gestalten. Ich
nenne stellvertretend zwei Verbände: die Caritas und die
Lebenshilfe. Dank der konstruktiven Kritik dieser Ver-
bände ist es erst möglich gewesen, dass wir nach der An-
hörung diesen wunderbaren Kompromiss auf dem Tisch
des Hauses haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Erwartungsdruck hinsichtlich der Umsetzung
der europäischen Richtlinie ist sehr hoch. Wir werden
jetzt in der neuen Koalition aus CDU/CSU und SPD


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Mit mir?)


– mit Ihnen auch, mal sehen – beraten müssen. Ich ap-
pelliere ganz bewusst an Sie: Stellen wir den Schutz vor
Diskriminierung in den Mittelpunkt der Beratungen und
machen wir das zu unserer gemeinsamen Aufgabe! Ich
möchte Sie daran erinnern, dass sich die Regierung Kohl
bereits 1997 mit der Ratifizierung des Amsterdamer Ver-

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(C (D rages in Art. 13 verpflichtet hat, Diskriminierung aufrund des Geschlechts, der ethnischen Herkunft, der Reigion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des lters oder der sexuellen Orientierung zu bekämpfen. erade weil diese Ratifizierung 1997 in Ihrer Regie ungszeit vorgenommen worden ist, ist das Gesetz, das etzt auf dem Tisch des Hauses liegt, eine hervorragende rundlage für die weiteren Beratungen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich nehme natürlich die Presse wahr, keine Frage. Da
ehme ich mit Erstaunen zur Kenntnis, dass gerade die
orsitzende der Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Bun-
estagsfraktion, Frau Heinen, das vorliegende Gesetz
ategorisch ablehnt. So zu lesen am 12. Januar dieses
ahres.


(Zuruf von der CDU/CSU: Recht hat sie!)


ie lehnt es unter anderem ab, weil es ihrer Meinung
ach zu weit über die Vorgaben der europäischen Anti-
iskriminierungsrichtlinien hinausgeht. Ich sage Ihnen:
ir haben dies in der letzten Legislaturperiode ganz be-
usst getan.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Das haben wir befürchtet, dass das bewusst war!)


Hören Sie zu! – Wären wir nämlich nicht so vorgegan-
en, wäre im Zivilrecht beispielsweise das Merkmal
Behinderung“ nicht vorgesehen. Das hätte zur Folge,
ass ein Mensch mit Behinderung und dunkler Haut-
arbe vor Diskriminierung geschützt wird, ein Mensch
it Behinderung und weißer Hautfarbe aber nicht. Eine

olche Ungleichbehandlung wollen wir nicht.


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist eine grobe Unterstellung!)


in Antidiskriminierungsgesetz, das schon so angelegt
st, dass es Merkmale diskriminiert, ist unlogisch aufge-
aut und macht keinen Sinn.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Daniela Raab [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn!)


Wie wir in den Reden gerade gehört haben, auch in
hrer, Frau Dyckmans, wird gebetsmühlenartig behaup-
et, dieses Gesetz sei zu bürokratisch.


(Mechthild Dyckmans [FDP]: Ist es auch!)


as ist ein Argument, das oft auch von den Wirtschafts-
erbänden vorgetragen wird. Offensichtlich sind sie sich
a einig. Ich habe ab und zu den Verdacht, dass das pau-
chale Argument des zu hohen bürokratischen Auf-
andes genau dann angeführt wird, wenn es darum
eht, gesellschaftliche Fortschritte gerade für die Frauen
u verhindern.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So ist die CDU!)


as sagen Sie als Kritiker denn den Frauen? Wie sollen
ie Ihrer Meinung nach ihre Forderungen nach gleich-






(A) )



(B) )


Christel Humme
wertigem Lohn für gleichwertige Arbeit einfordern?
Was sagen Sie den Frauen, die es trotz besserer Qualifi-
kation beim Aufstieg in die Führungsetagen noch immer
bedeutend schwerer haben als ihre männlichen Mitbe-
werber? Das populistische Argument „zu viel Bürokra-
tie“ hilft den Frauen nicht, Gleichstellung zu erreichen.
Mit dem vorliegenden Antidiskriminierungsgesetz aber
haben sie ein Instrument, das ihnen hilft, mit Unterstüt-
zung der Verbände ihre berechtigten Interessen im
Kampf gegen Benachteiligung durchzusetzen.

Es wird oft behauptet – auch Sie, Herr Gehb, haben
das gemacht; Sie haben Ihre ganze Rede darauf aufge-
baut –, das ADG stehe der Vertragsfreiheit entgegen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Fundamental!)


Da frage ich mich natürlich: Welche Vertragsfreiheit
meinen Sie eigentlich?


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Die, die wir seit mehreren hundert Jahren kennen!)


Meinen Sie die Vertragsfreiheit immer nur für den stär-
keren Partner, zum Beispiel für die Arbeitgeber,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Nein, das habe ich ja gerade ausgeführt!)


und nicht für den schwächeren Partner, zum Beispiel für
die Behinderten?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind Jurist. Sie wissen ganz genau, dass wir Ein-
schränkungen der so genannten Vertragsfreiheit, wie sie
immer wieder beschworen wird, schon jetzt haben,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Eben!)


zum Beispiel im Verbraucherschutzgesetz.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Eben!)


Das hat mit Antidiskriminierung also erst einmal nichts
zu tun.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Hunderte von Schutznormen haben wir in Deutschland!)


Wir müssen Vertragsfreiheit zunächst für die Gruppe
der Benachteiligten erreichen. Das ist mir wichtig. Auch
das ist ein Ziel des Antidiskriminierungsgesetzes und ein
Gebot der Verfassung.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601202300

Frau Kollegin Humme, ich muss Sie zwischendurch

auf Ihre Redezeit aufmerksam machen.


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1601202400

Ich sage noch zwei Sätze. Dann bin ich fertig.

Ich gebe Frau Dyckmans Recht: Wir führen die Dis-
kussion um das Antidiskriminierungsgesetz in Deutsch-
land meiner Ansicht nach viel zu verengt und viel zu
polemisch. Ich bin überzeugt: Wirksamer Diskriminie-
rungsschutz ist nicht wirtschaftsfeindlich und kein Wi-
derspruch zu wirtschaftlichen Interessen. Ich wünsche
mir für die nachfolgenden Monate, dass wir weniger auf-

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(C (D eregt diskutieren und dass wir genau hinschauen und uristische Spitzfindigkeiten nicht über die Interessen der enachteiligten setzen. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Man kann die Juristerei aber nicht ausblenden!)


enn wir das tun, dann bin ich davon überzeugt, Herr
ehb, dass wir es gemeinsam schaffen, auch im Inte-

esse der Betroffenen, im Interesse der Menschen, für
ie wir gute Politik machen sollen, ein gutes Gesetz auf
en Weg zu bringen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601202500

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Ilja Seifert, Frak-

ion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601202600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

reue mich, auch einige Betroffene auf den Besucherrän-
en zu sehen. Ich weiß, dass viele dieser Debatte mit
ehr großer Aufmerksamkeit folgen. Ich grüße auch Sie
raußen. Die Hilfe derjenigen, die betroffen sind, dabei,
ieses Gesetz – wenn es geht, ein besseres, ein stärkeres
esetz – durchzusetzen, ist sehr dringend. Ihre Rede,
err Kollege, hat das sehr deutlich gemacht.

Es ist sehr wichtig, dass wir von diesem Parlament
us allen Menschen sagen, zeigen und alle Menschen
uch spüren lassen: Wer diskriminiert, ist in diesem
and geächtet. Und wer diskriminiert wird, hat die Un-

erstützung des Staates, auch die Unterstützung aller Par-
amentarierinnen und Parlamentarier in diesem Parla-
ent.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der heute wieder vorgelegte Gesetzentwurf geht nur
ehr geringfügig – ich finde: viel zu wenig – über das hi-
aus, was die EU zwingend vorschreibt. Ich vermute so-
ar, wir würden uns mit den Kollegen der Grünen sehr
chnell darüber einigen können, dass das eigentlich wei-
er gehen müsste. Es ist, finde ich, kein besonders gut
usgewogener Kompromiss, sondern ein sehr schwa-
her. Deshalb schlagen wir klipp und klar vor, das Ge-
etz mindestens an sechs Stellen zu verstärken. Ich will
hnen auch gleich sagen, an welchen:

Erstens geht es darum, anstelle des eingeschränkten
nwendungsbereichs des Benachteiligungsverbots

in klares Bekenntnis dafür abzugeben, dass es auf alle
chuldverhältnisse – meinetwegen mit Ausnahme des
amilien- und des Erbrechts – ausgedehnt wird.

Zweitens. Außer bei Gefahren für Leib und Leben des
etroffenen bzw. der Betroffenen oder von Dritten – da-

auf werde ich noch etwas näher eingehen – sollte es






(A) )



(B)


Dr. Ilja Seifert
keine Ausnahmetatbestände beim Diskriminierungs-
verbot geben.

Drittens. Wir brauchen ein echtes Verbandsklage-
recht und nicht das Abtretungsrecht, wie es jetzt vorge-
sehen ist.

Viertens. Das Gesetz braucht wirksame und natürlich
verhältnismäßige, also dem erlittenen Schaden angemes-
sene, und abschreckende Schadenersatz- und Schmer-
zensgeldregelungen, damit Diskriminierer, egal ob es
sich um Personen oder Institutionen handelt, wissen,
dass ihre Taten geahndet werden – momentan ist das lei-
der nicht der Fall –, und zwar mit empfindlichen Strafen
oder Geldbußen.

Fünftens. Wir meinen, der Begriff „Rasse“ sollte in
einem deutschen Gesetz nicht vorkommen.


(Beifall bei der LINKEN)


Man kann anstelle dessen die Merkmale Hautfarbe,
Sprache, Nationalität und Staatsangehörigkeit aufneh-
men.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das steht nun mal im Europarecht!)


– Das heißt aber nicht, dass wir es nicht anders machen
dürfen.


(Christine Lambrecht [SPD]: Doch!)


Sechstens. Arbeitgeber sollten zusätzlich verpflichtet
werden, zum diskriminierungsfreien Verhalten innerhalb
ihres Betriebs dadurch beizutragen, dass sie entspre-
chende Schulungen und andere auf das Verhalten zie-
lende Maßnahmen durchführen.

Lassen Sie mich jetzt noch zwei detaillierte Bemer-
kungen zu dem machen, was ich mit der Änderung der
Ausnahmebestimmungen meine: Jetzt steht in § 20 des
Gesetzentwurfs, dass es ausreicht, einen „sachlichen
Grund“ geltend zu machen, um doch diskriminieren zu
können. Was ist denn ein „sachlicher Grund“? Da kann
alles Mögliche geltend gemacht werden; das ist viel zu
schwammig. Deswegen sagen wir: Außer bei Gefahr für
Leib und Leben des Betroffenen bzw. der Betroffenen
und von Dritten sollte es keine Ausnahmetatbestände ge-
ben.


(Beifall bei der LINKEN)


Was bedeutet es, wenn in § 19 Abs. 1 des Gesetzent-
wurfs auf Schuldverhältnisse und Verträge abgehoben
wird, die „ohne Ansehen der Person“ geschlossen wer-
den? Da lache ich mich tot. – Entschuldigung! – Wenn
ich einen Vertrag abschließe, sehe ich die Person, mit der
ich den Vertrag abschließe, immer an.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Es dürfen auch Sympathie und Antipathie eine Rolle spielen! Sie müssen eine Rolle spielen! Sympathie, Antipathie, Motive! Wir haben keine Motivzensur in Deutschland!)


– Deswegen sage ich ja gerade, dass dieser Ausnahme-
tatbestand abgeschafft werden muss. Er bringt nichts.

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(C (D ir brauchen klare Verhältnisse. Es dürfen nicht Vorchriften erlassen werden, die dazu führen, dass dem issbrauch des Gesetzes Tür und Tor geöffnet wird. (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann gibt es keine Frauensauna und keinen Behindertenparkplatz mehr! Das sind sachliche Gründe, anders zu handeln!)


Das sind Bevorzugungen. Die kann, ja muss es geben.
ch habe nicht gesagt, dass Bevorzugungen abgeschafft
erden sollen. Das sind erforderliche Nachteilsausglei-

he.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601202700

Herr Kollege Seifert, da Sie ohnehin nur noch eine

nappe Redezeit haben, möchte ich einen Vorschlag ma-
hen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, da es zu die-
em Gegenstand ganz offenkundig spontan keine hinrei-
hende Übereinstimmung gibt, wird es sich gar nicht
ermeiden lassen, das Thema in den Ausschussberatun-
en vertieft zu behandeln. Im Hinblick darauf lässt sich
ielleicht auch das Maß an Zwischenrufen reduzieren,
odass das Thema hier im Rahmen der vereinbarten Re-
ezeiten für heute hinreichend behandelt werden kann.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kollege Seifert.


Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601202800

Vielen Dank, Herr Präsident, für die freundlichen

inweise. Die Kolleginnen und Kollegen könnten ja
uch Zwischenfragen stellen. Ich denke, wir werden das
uch im Ausschuss noch behandeln.

Ich will nur noch eines sagen. Wenn in § 19 Abs. 3
teht, dass die „Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstruk-
uren und ausgewogener Siedlungsstrukturen“ aus-
eicht, um Diskriminierung zu begründen, dann heißt
as, dass ein schwules Pärchen mit der Begründung ab-
elehnt werden kann, dass in der Gegend schon drei
ohnen und ein viertes nicht geduldet werden kann. Das
ann ja wohl nicht sein.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch!)


Meine Damen und Herren, ich bitte Sie: Verhindern
ie Diskriminierung, schützen Sie die Diskriminierten!
ann werden wir vorankommen.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601202900

Das Wort hat nun die Kollegin Karin Evers-Meyer.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)

)






(A) )



(B) )

Karin Evers-Meyer, Beauftragte der Bundesregie-
rung für die Belange behinderter Menschen:

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Das Antidiskriminierungsgesetz ist aus der Sicht der
Beauftragten der Bundesregierung für die Belange be-
hinderter Menschen ein gutes und vor allem ein dringend
notwendiges Gesetz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Daran ändern auch die neuen Mehrheiten in diesem
Hause nichts. Ich stehe uneingeschränkt zu dem, was
dieses Gesetz sagt, und ich weiß, dass die mehr als
6 Millionen Menschen mit Behinderungen in unserem
Land auf ein solches Gesetz warten.

Das vorweggeschickt, gehöre ich aber nicht zu denje-
nigen, die ihre ganze Kraft in ein Projekt stecken, das am
Ende nicht mehrheitsfähig ist. Der Entwurf eines Anti-
diskriminierungsgesetzes, der hier heute erneut einge-
bracht wurde, hatte keine Mehrheit, jedenfalls nicht im
Bundesrat.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Aus diesem Grund plädiere ich ganz entschieden dafür,
dass die Bundesregierung möglichst umgehend einen ei-
genen Entwurf eines Antidiskriminierungsgesetzes vor-
legt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Zeit drängt. Deutschland hat bereits die Umset-
zungsfristen versäumt und wir laufen jeden Tag mehr
Gefahr, dass uns dieses Versäumnis nicht nur politisch,
sondern auch finanziell teuer zu stehen kommt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Menschen
mit Behinderungen brauchen einen umfassenden Schutz
vor Diskriminierung. Die Debatte um das Antidiskrimi-
nierungsgesetz im letzten Jahr war oft überlagert von
Polemik und Halbwahrheiten, die der Sache sehr gescha-
det haben. Lassen Sie mich daher noch einmal kurz aus
Sicht der Beauftragten für die Belange behinderter Men-
schen auf die Fakten eingehen:

Im Bereich des Arbeitsrechtes haben wir mit dem
§ 81 SGB IX bereits heute einen gesetzlichen Schutz vor
Diskriminierung


(Daniela Raab [CDU/CSU]: Eben!)


wegen einer Schwerbehinderung, und zwar inklusive der
viel zitierten Beweislastumkehr, die ja eigentlich gar
keine ist, sondern lediglich eine Beweiserleichterung,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Richtig!)


wie wir sie seit längerem etwa auch aus dem § 611 a
BGB kennen. Weder der § 81 SGB IX noch § 611 a
BGB haben die von Mitgliedern dieses Hauses gerne an
die Wand gemalte Prozessflut ausgelöst. Im Gegenteil:
Beide Regelungen haben sich in der Praxis bewährt und
niemand fordert heute mehr ernsthaft eine Abkehr von
diesen Regelungen.

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(C (D Das bedeutet ja nicht, dass man über die Einzelheiten n einem neuen Gesetz nicht diskutieren kann. Ich erinere bei aller Aufgeregtheit nur noch einmal daran, dass ie Spielräume so groß gar nicht sind. So sieht etwa die inschlägige Richtlinie für das Arbeitsrecht den Schutz on Menschen mit Behinderungen eindeutig vor. Nun wollen einige diesen Schutz behinderter Menchen im allgemeinen Zivilrecht, also beim Zugang zu ienstleistungen, Gütern oder Wohnraum, nicht gewäh en. Da gibt es starke Widerstände. Tatsächlich sieht die inschlägige EU-Richtlinie lediglich den Schutz vor gechlechtsspezifischer und ethnischer Diskriminierung or. Nun frage ich Sie aber, meine Damen und Herren: chutz im Arbeitsrecht ja, beim Zugang zu alltäglichen assengeschäften nein? Wie wollen wir das den mehr ls 6 Millionen behinderten Menschen und ihren Famiien in Deutschland erklären? Das können wir nicht erlären. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


einer von uns hier im Hohen Haus kann akzeptieren,
ass Menschen aufgrund ihrer Behinderung keinen
isch im Restaurant bekommen oder ihnen ein Hotel-
immer verweigert wird. Wenn wir das hinnähmen, wäre
as gelinde gesagt eine Schande.


(Beifall des Abg. Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE])


s ist eine Schande, dass das täglich in Deutschland pas-
iert. Ich kann Ihnen hierzu einen regen Schriftwechsel
orlegen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich denke, in diesem Punkt ist die ganz überwiegende
ehrheit im Hause – über alle Fraktionsgrenzen hinweg –
einer Meinung. Anders sieht das aber vielleicht bei den
ersicherungsgeschäften aus. Da hat sich doch der eine
der andere durch die Versicherungen verunsichern las-
en. Ich bin auch hier zu Gesprächen bereit, soweit sie
achlich geführt werden; denn ich bin davon überzeugt,
ass am Ende auch hier jeder zu dem Ergebnis gelangen
ird, dass es geradezu grotesk wäre, Menschen mit
ehinderungen in diesem Bereich aus dem Diskriminie-

ungsschutz auszuklammern. Es sind doch gerade behin-
erte Menschen, die oftmals einen erhöhten Versiche-
ungsbedarf haben, und nicht die Angehörigen einer
thnischen Minderheit.

Wie wollen Sie behinderten Menschen in Deutsch-
and erklären, dass immer mehr private Lebensrisiken
uf sie verlagert werden, immer mehr Eigenverantwor-
ung von ihnen verlangt wird, ihnen aber auf der anderen
eite die Möglichkeit, diese Risiken zum Beispiel mit ei-
er Berufsunfähigkeitsversicherung, einer Lebensversi-
herung oder einer privaten Zusatzkrankenversicherung
bzusichern, verwehrt bleibt? Das wäre in hohem Maße
ynisch. Wer von den Menschen mehr private Vorsorge
erlangt, der muss auch gewährleisten, dass alle Men-






(A) )



(B) )


Beauftragte der Bundesregierung Karin Evers-Meyer
schen freien Zugang zu Versicherungsleistungen bekom-
men.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eines will ich hier und heute ebenfalls festhalten: Der
Wert eines Regierungsentwurfes eines Antidiskriminie-
rungsgesetzes wird ganz entscheidend davon abhängen,
ob dieses Gesetz auch Menschen mit Behinderungen im
allgemeinen Zivilrecht vor Benachteiligungen schützen
wird.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601203000

Frau Kollegin Evers-Meyer, ich nutze die Gelegenheit

gerne, Ihnen für Ihre neue Aufgabe als Beauftragte der
Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen
alles Gute zu wünschen. Sie wissen, dass Sie bei der
Verfolgung dieser Aufgabe in allen Fraktionen enga-
gierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben.


(Beifall)


Für den Bundesrat erhält nun der Justizsenator des
Freistaates Hamburg, Dr. Kusch, das Wort.


(Olaf Scholz [SPD]: Hamburg ist kein Freistaat! Freie und Hansestadt!)


– Im Sinne unseres Zeitmanagements hoffe ich, dass der
Justizsenator nicht einen allzu großen Teil seiner Rede
auf die Klarstellung dieses Missverständnisses verwen-
det.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1601203100

Nein, denn seit der Debatte über den Bahnumzug ist

Hamburg in Berlin bekannt genug. – Herr Präsident!
Meine Damen und Herren! Zunächst möchte ich mich
bei Ihnen, Frau Schewe-Gerigk, und Ihren Fraktionskol-
legen herzlich bedanken, dass Sie mir gestern Gelegen-
heit zu einer wunderschönen Fahrt von Hamburg nach
Berlin durch das verschneite Mecklenburg-Vorpom-
mern und Brandenburg gegeben haben.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja, so nett sind wir!)


Ich hatte eigentlich nicht vor, mich auf dieser Fahrt auf
meine heutige Rede vorzubereiten,


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie besser getan!)


sondern ich wollte Zeitung lesen.

Ich habe also in der „Zeit“ herumgeblättert, dieses
und jenes gelesen und blieb dann bei den Heiratsanzei-
gen hängen. Diese las ich nun nicht aus eigenem Inte-
resse, sondern weil mich dann doch die heutige Debatte
einholte. Ich wurde nämlich plötzlich stutzig und fragte

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(C (D ich, ob wir künftig noch das Vergnügen haben, in Zeiungen Heiratsanzeigen zu finden. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Land unter, Herr Senator! – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach du liebe Zeit! Platter geht es nicht mehr!)


Dann scheinen Sie eine bessere Juristin zu sein als
ch. – Ich habe über diesen Punkt also nachgedacht und
urde so stutzig, dass ich mir die Mühe gemacht habe,
ie Experten der Justizbehörde in Hamburg anzurufen
nd nachzufragen, wie der Sachverhalt ist. Diese ant-
orteten mir – das spiegelt Ihre Auffassung wider, Herr
ehb –: Der persönliche Bereich – wenn also jemand
eispielsweise eine Anzeige schaltet, weil er einen Ehe-
artner sucht – werde vom Antidiskriminierungsgesetz
icht berührt.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


ber bei den Heiratsanzeigen von kommerziellen Hei-
atsvermittlern ist die Sachlage nicht so klar; denn sie
iskriminieren im Interesse eines Dritten und nehmen
eld dafür.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist unseriös, was Sie da machen! – Weiterer Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Meinen Sie das eigentlich ernst?)


Die Experten der Justizbehörde in Hamburg haben
ir deshalb empfohlen, der Bundesregierung bei der
usarbeitung eines neuen Gesetzentwurfs doch folgen-
en Ratschlag zu geben: Wenn man dieses Gewerbe
chützen will – ich finde, es ist schützenswert; es hat
ich noch niemand darüber beschwert, dass es Heirats-
ermittler gibt –, dann müsste eine entsprechende Norm
n das Gesetz aufgenommen werden, mit der der entspre-
hende Schutzbereich festgelegt wird.


(Ute Kumpf [SPD]: Wir haben doch nicht Rosenmontag!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601203200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Montag?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1601203300

Nein; denn es gibt noch viel zu diesem Gesetz zu sa-

en.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaube ich Ihnen sofort!)


Das zeigt die Schwierigkeit, vor der diese Bundes-
egierung steht und vor der die rot-grüne Bundesregie-
ung vor einem Jahr stand. Sie haben es sich zur Auf-
abe gemacht, unglaublich komplexe Sachverhalte in
esetzesform gießen zu wollen. Der Anspruch, dass Sie

entrale Erscheinungen unserer Gesellschaft in einige
aragraphen gießen und durch diese Paragrafen unsere
esellschaft toleranter, gerechter und besser machen
ollen, ist ein hybrider gesetzgeberischer Anspruch.






(A) )



(B) )


Senator Dr. Roger Kusch (Hamburg)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich stimme Ihnen zu, Herr Gehb: Die EU-Normen
sind aus Sicht eines Mitglieds der deutschen Gesell-
schaft zu weitgehend. Aber sie sind da und wir müssen
sie umsetzen. Deshalb freut es mich, dass im Koalitions-
vertrag steht, dass die Koalition aus CDU/CSU und SPD
eine Eins-zu-eins-Umsetzung vorlegen wird. Selbstver-
ständlich wird Hamburg einer solchen Eins-zu-eins-Um-
setzung im Bundesrat zustimmen.

Ich kann Ihnen aber auch sagen, welchem Gesetzent-
wurf wir auf keinen Fall zustimmen werden: einem Ge-
setzentwurf, in dessen Folge 5,6 Millionen Euro für eine
überflüssige Institution ausgegeben werden. Wir haben
nicht das Geld, für eine überflüssige Institution
5,6 Millionen Euro auszugeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601203400

Senator, es gibt einen neuen Wunsch der Kollegin

Schewe-Gerigk zu einer Zwischenfrage.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1601203500

Da ich Sie sowieso ansprechen wollte, bitte ich Sie,

auf Ihre Zwischenfrage zu verzichten.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist aber schade!)


Mir ist aufgefallen, Frau Schewe-Gerigk: Die Sicht
eines Regierungsabgeordneten scheint eine ganz andere
zu sein als die eines Oppositionsabgeordneten.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ich wollte über den Koalitionsvertrag sprechen!)


Wir hatten nämlich schon vor einem Jahr zusammen mit
Herrn Röttgen und Herrn Scholz das Vergnügen, über
dieses Thema zu diskutieren. Es ist Ihnen gelungen,
mich mit einem Beispiel zu verblüffen, das ich ganz
originell fand. Sie sagten mit relativ kämpferischem Ge-
sichtsausdruck: Ich will nicht, dass jemand an einer Dis-
kothek vom Türsteher abgewiesen wird, nur weil er
Türke ist.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Von einer Diskothek und einem Türsteher habe ich nicht gesprochen!)


– Das haben Sie gesagt.


(Widerspruch der Abg. Irmingard ScheweGerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Doch, ich erinnere mich sehr gut, dass Sie von „Disko-
thek“ gesprochen haben.


(Ute Kumpf [SPD]: Das heißt jetzt „Club“ bei uns!)


Ich bin nämlich auf dieses Beispiel eingegangen und
habe Ihnen schon damals gesagt, dass ich den Umstand,
dass wir in Großstädten wie Berlin, Hamburg, München
und Frankfurt Diskotheken unterschiedlichen Zuschnitts
haben und die einen 3 Euro für das Bier verlangen und

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(C (D ie anderen 13 Euro – vielleicht gibt es sogar Diskotheen, in denen ein Bier 33 Euro kostet –, als gesellschaftiche Vielfalt und nicht als Diskriminierung empfinde. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Christine Lambrecht [SPD]: Das ist ja hochinteressant! Wir bekommen Ausgehtipps!)


Frau Schewe-Gerigk, nun haben Sie Ihr Beispiel ge-
ndert. Das Jahr, das seitdem vergangen ist, scheint Sie
on den Realitäten unserer deutschen Gesellschaft noch
eiter entfernt zu haben, als Sie es ohnehin schon waren.
enn heute haben Sie ein Beispiel gebracht, das an Ab-

urdität überhaupt nicht zu überbieten ist. Ich habe nicht
in einziges Mal in Deutschland die Situation erlebt,
ass jemand wegen seiner Hautfarbe aus einem Restau-
ant geschmissen wurde.


(Christine Lambrecht [SPD]: Das heißt doch aber nicht, dass es das nicht gibt! Diese Arroganz ist unglaublich! – Weitere Zurufe von der SPD)


Es kann sein, dass ich nicht alles kenne, was in
eutschland passiert. Aber wenn Ihnen die Diskriminie-

ungsbekämpfung wirklich am Herzen läge, dann wür-
en Sie sich für ganz andere Sachverhalte interessieren.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Für welche denn?)


ann würden Sie sich zum Beispiel für den Sachverhalt
nteressieren, dass es Strafverfahren wegen sehr schreck-
icher Verbrechen gibt, denen eine Diskriminierung zu-
runde liegt,


(Christine Lambrecht [SPD]: Kommen Sie doch zum Thema! – Gegenruf der Abg. Daniela Raab [CDU/CSU]: Wir sind beim Thema!)


um Beispiel dann, wenn eine Bande türkischer Jugend-
icher eine zahlenmäßig etwas geringere Bande von
eutschrussen zusammenschlägt.


(Christine Lambrecht [SPD]: Das ist nicht das Thema!)


as ist Diskriminierung und schrecklich. Dafür gibt es
ber Gott sei Dank schon Strafgesetze.


(Abg. Sebastian Edathy [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Meine Damen und Herren, ich kann es mir nicht ver-
neifen, noch einen kurzen Gedanken an den Ergän-
ungsvorschlag der Linken zu verschwenden.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601203600

Herr Senator, darf ich zwischendurch fragen, ob

eine Vermutung richtig ist, dass Sie keine Zwischen-
ragen zulassen wollen?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1601203700

Ja.






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601203800

Denn es hat jetzt mehrfach Anmeldungen gegeben.

Das sortiert dann möglicherweise entsprechende Initiati-
ven.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1601203900

Die Linken wollen jetzt, weil wir im bisherigen Ent-

wurf viel zu wenige Diskriminierungsmerkmale ha-
ben, weitere Merkmale hinzufügen, zum Beispiel die
Hautfarbe. Da frage ich mich: Warum nicht auch die Au-
genfarbe?


(Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt genügend Leute, die schon ob ihrer Augenfarbe
auf Ablehnung gestoßen sind. Zum Beispiel erinnere ich
mich an ein Lied der neuen deutschen Welle, der Gruppe
„Ideal“, das „Deine blauen Augen“ hieß. Es war damals
ein Lieblingslied von mir, vielleicht deswegen, weil ich
keine blauen Augen habe.


(Christine Lambrecht [SPD]: Das interessiert uns alle aber mächtig!)


Sie können die Diskriminierungsmerkmale doch be-
liebig erweitern. Wenn Sie diesen Gedanken einmal zu
Ende denken, dann muss man sich fragen, was das Dis-
kriminierendste in Deutschland ist. Das Diskriminie-
rendste ist, kein Geld zu haben. Das diskriminiert wirk-
lich. Gehen Sie einmal durch die Friedrichstraße und
drücken Sie Ihre Nase an den Schaufenstern platt, in de-
nen Autos stehen, die für die meisten hier und für mich
unbezahlbar sind. Es ist doch ziemlich diskriminierend,
dass einige hineingehen und ein solches Auto kaufen
können und es andere nicht können und ihre Nase platt
drücken müssen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin GöringEckardt)


Wollen Sie vielleicht auch noch die Armut im Gesetz
als Diskriminierungsmerkmal verbieten? Mit einem Ge-
setz hätten Sie die gerechte Gesellschaft, von der Sie im-
mer geträumt haben.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie werden mit dem Antidiskriminierungsgesetz ei-
nige Unschärfen unseres gesellschaftlichen Zusammen-
lebens bereinigen. Dabei wird Sie Hamburg im Bundes-
rat unterstützen, bei Übertreibungen aber nicht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601204000

Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege

Jerzy Montag.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601204100

Danke, Frau Präsidentin! – Herr Senator, ich wollte

Ihnen sagen, dass ich es für keinen sehr guten parlamen-

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(C (D arischen Stil halte, wenn Sie hier in den Deutschen Bunestag kommen – was Ihr verfassungsmäßiges Recht ist –, m als Mitglied einer Landesregierung zu reden, und enn Sie sich dann Zwischenfragen so verweigern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der FDP und der LINKEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Lieber Gott noch mal!)


Ich will Ihnen allerdings auch sagen, dass ich Ihnen
ür den Beitrag, den Sie hier geleistet haben, dankbar
in, weil er in aller Öffentlichkeit klar macht,


(Zuruf von der SPD: Wo Sie stehen!)


u welchen Gedankengängen Sie greifen müssen, um
nser gutes Gesetz ablehnen zu können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wenn Sie noch nie gehört haben, dass in Deutschland
in Mensch wegen seiner Hautfarbe an einer Gaststätten-
ür abgewiesen worden ist, dann sind Sie blind und taub
urch Ihr Leben gegangen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


s gibt neben vielen anderen, Herr Senator, einen Ver-
and deutscher Staatsangehöriger schwarzer Hautfarbe;
ei diesem Bundesverband können Sie sich solche Fälle
m Dutzend abholen, damit Sie für die Debatten der Zu-
unft ein bisschen schlauer werden.

Zu einem weiteren Punkt will ich Ihnen noch etwas
agen. Selbstverständlich wird es, sollte dieses Gesetz
was ich sehr hoffe – endlich ins Bundesgesetzblatt

ommen, immer noch möglich sein, dass Heiratsannon-
en jeglicher Art veröffentlicht werden. Aber ich finde
s richtig, dass es keine gewerbliche Heiratsvermittlung
n Deutschland geben darf, die folgende Annonce auf-
ibt: Wir suchen für unsere Kundschaft junge Männer,
ber Juden nehmen wir nicht. – Wer in einer deutschen
eitung eine solche Annonce veröffentlicht, der diskri-
iniert. Ich finde, wir brauchen ein Gesetz, das so etwas

ühlbar verbietet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
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Herr Senator, Sie hätten die Möglichkeit, zu antwor-

en. – Wenn nicht, gebe ich das Wort der Kollegin
hristine Lambrecht von der SPD-Fraktion.


Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1601204300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die De-

atten zu diesem Thema in der letzten Legislaturperiode
aben sich immer durch einen Grundkonsens ausge-
eichnet, nämlich den, dass wir uns hier alle einig waren,
ass wir Diskriminierung gegenüber Behinderten, ge-
enüber Menschen mit einem etwas höheren Alter, ge-






(A) )



(B) )


Christine Lambrecht
genüber Menschen mit einer anderen Religion unerträg-
lich finden.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das finden wir alle!)


Lediglich im Bezug auf die Instrumente gingen die Posi-
tionen auseinander.

Ich muss allerdings sagen, heute habe ich etwas er-
lebt, was dieser Erfahrung widerspricht.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schlechte Auswahl der Redner bei der CDU!)


Denn Herr Kusch hat hier vorgetragen, dass es ebenfalls
eine Diskriminierung sei – diese vergleicht er offensicht-
lich mit den eben genannten –, wenn sich Menschen
teure Autos nicht leisten können. Herr Kusch, wenn Sie
sich einmal die Briefe von Eltern anschauen, die im Ur-
laub in Gaststätten oder auch in Hotels vom Wirt aufge-
fordert wurden, doch bitte das Lokal zu verlassen, weil
sich die anderen Gäste durch ihr behindertes Kind ge-
stört fühlen, und wenn Sie diese Form von Diskriminie-
rung, von Verletzung, von menschenunwürdigem Ver-
halten damit gleichsetzen, dass Sie sich, ich mir oder
viele andere Menschen in unserem Land sich ein ganz
teures Auto nicht leisten können, dann halte ich das für
eine unerträgliche Einstellung.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie macht deutlich, dass wir dieses Gesetz dringender
denn je brauchen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, Sie ha-
ben angesprochen, dass wir diesen Gesetzentwurf einge-
bracht hätten, um eine EU-Richtlinie umzusetzen. Das
war auch ein Grund, aber der Hauptgrund ist, dass wir
das, was ich vorhin als Grundkonsens bezeichnet habe,
nicht als eine Worthülse für Sonntagsreden ansehen, son-
dern endlich handeln wollen, weil wir der Meinung sind,
dass die vielen guten Ansätze, die wir in unserem Land
sehen, nicht ausreichend sind und dass jetzt dringend ge-
handelt werden muss, damit sich solche Fälle, von denen
ich einen ja beschrieben habe, in unserem Land nicht
mehr ereignen.

Deswegen ist Handlungsbedarf gegeben. Deswegen
gehen wir auch über die EU-Richtlinie hinaus. All denje-
nigen, die das immer wieder sagen, gebe ich Recht. Ja-
wohl, im zivilrechtlichen Bereich gehen wir über die
EU-Richtlinie hinaus. Ich verstehe auch nicht, wie man
aufseiten der EU zwei so unterschiedliche Richtlinien,
die eigentlich den gleichen Sachverhalt betreffen, erlas-
sen konnte. Ich kann niemandem vermitteln – selbst
dann, wenn ich diese Einstellung hätte –, warum die Dis-
kriminierung wegen Rasse verfolgt und geahndet würde,
aber die Diskriminierung wegen Behinderung oder Alter

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(C (D icht. Dafür gibt es keine logische Erklärung. Das ist ine Differenzierung ohne sachlichen Grund und die ollen wir nicht. Deswegen sind wir für eine Erweite ung. Wir wollen, dass auch Menschen mit Behinderung ewirtet werden, dass Schwule und Lesben einen Leensversicherungsvertrag abschließen können sowie älere Menschen einen Kreditvertrag vermittelt bekomen, wenn sie die entsprechenden Voraussetzungen rfüllen. Aus diesem Grunde erweitern wir die Merkale um diese Punkte. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf die sachiche Ebene zurückkommen. Vielleicht kommen wir uns n den anstehenden Beratungen hier näher. Es geht nicht arum, dass sich der eine oder der andere durchsetzt, ondern darum, dass Menschen, die in unserem Land iskriminierung erfahren, endlich sehen, dass vonseiten er Politik etwas dagegen getan wird. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin da sehr optimistisch, auch wenn einige Rede-
eiträge gezeigt haben, dass wir darüber noch mehr mit-
inander reden müssen. Herr Gehb, Ihre Rede insgesamt
at mich nicht optimistisch gemacht, nur die Tatsache,
ass Sie mittlerweile wenigstens in einem Punkt offen-
ichtlich einsichtig sind.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das ist bei Ihnen eine Verständnisfrage!)


ie haben nicht mehr von der Beweislastumkehr gespro-
hen – einer der ganz großen Punkte –,


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Doch! Beweiserleichterung habe ich gesagt!)


ass nämlich derjenige, der angeblich diskriminiert, alles
ffen legen muss. Sie haben endlich erkannt, dass in un-
erem Gesetzentwurf nur eine Beweiserleichterung gere-
elt ist. Das ist auch richtig und gut so. Ich sehe: Dort
ibt es Bewegung. Ich hoffe, sie geht in die richtige
ichtung. In diesem Sinne blicke ich den anstehenden
eratungen sehr optimistisch entgegen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Sie sind ja auch bescheiden in Ihren Ansprüchen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601204400

Damit beende ich die Aussprache zu diesem Punkt.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 16/297 und 16/370 an die in der Tages-
rdnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. – Ich
ehe, dass Sie damit einverstanden sind. Damit sind die
berweisungen so beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Ich rufe Zusatzpunkt 7 auf:

Vereinbarte Debatte

Berichte über die Rolle von BND-Mitarbeitern
vor und während des Irakkrieges

Interfraktionell ist dazu verabredet, eineinhalb Stun-
den zu debattieren. – Auch dazu höre ich keinen Wider-
spruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne hiermit die Aussprache und gebe das Wort
für die Bundesregierung Herrn Minister Frank-Walter
Steinmeier.

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Meine Damen und Herren! Ich befürchte, die zurück-
liegenden zwei Wochen werden nicht als Höhepunkt der
politischen Streitkultur in diesem Lande in die deut-
sche Geschichte eingehen, haben wir doch teilweise mit-
einander, teilweise gegeneinander, insgesamt, finde ich,
jedenfalls zu wenig selbstbewusst eine Tagesordnung
abgearbeitet, die von anonymen Zeugen aufgestellt und
dann fast täglich erneuert worden ist.

Ich weiß nicht, wie Sie es empfinden. Ich meine je-
denfalls, als politische Klasse insgesamt haben wir uns
keinen Gefallen getan, indem wir uns mit zu viel Demut
vor der Inszenierung des politischen Skandals verneigt
haben und so möglicherweise dabei sind, bewährte
Instrumente und Voraussetzungen der deutschen
Außen- und Sicherheitspolitik in Zweifel ziehen zu
lassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das dürfen wir nicht zulassen. Dies muss ein gemeinsa-
mes Interesse hier im Deutschen Bundestag sein.

Ich sage auch, damit ich nicht missverstanden werde:
Ich bin für Offenheit, ich bin für Transparenz, ich bin für
parlamentarische Kontrolle – auch der Nachrichten-
dienste. Ich habe mich persönlich an keiner Stelle der
notwendigen Sachaufklärung und der politischen De-
batte dazu entzogen.

Vorwürfe müssen aufgeklärt werden. Fehlverhalten
– bisher ist kein solches belegt worden – muss klar be-
nannt werden. Das ist auch meine Meinung. Aber es geht
mir darum, dass wir dabei die Rationalität, das Selbstbe-
wusstsein und das Verantwortungsgefühl aufbringen
müssen, die eines Landes wie Deutschland würdig sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben in den letzten Wochen in immer neuen An-
läufen und mit immer neuen Meldungen über angebliche
Skandale einen durchsichtigen Versuch erlebt, der nur
dazu diente, ein einziges Ziel zu erreichen: das klare
Nein der Bundesregierung zum Irakkrieg nachträg-
lich ins Zwielicht zu rücken.

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(C (D Nun gibt es in der Geschichte der deutschen Außenolitik der letzten 200 Jahre wahrlich viele Entscheidunen, die zu Selbstkritik oder mindestens zu Nachdenklicheit Anlass geben. Darunter waren Fehleinschätzungen; rrtümer – manchmal aus blinder Gefolgschaft, manchal aus Selbstüberschätzung – finden sich reichlich. Ich in von einem fest überzeugt: Das Nein zum Irakkrieg ird in den deutschen Geschichtsbüchern darunter nicht erzeichnet werden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ganz im Gegenteil: Nie war ich so überzeugt davon
ie heute, dass wir für diese Entscheidung gute Gründe
atten. Aus meiner Sicht stimmt bis heute, dass die di-
lomatischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft waren,
ass Belege für die Existenz von Massenvernichtungs-
itteln und entsprechenden Produktionsanlagen nicht in

usreichendem Maße und überzeugend vorgelegt wor-
en waren und dass vor allen Dingen das Risiko eines
euen unkontrollierten Brandherdes im Mittleren Osten
mso höher war.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte an dieser Stelle noch einmal die Haltung
er früheren Bundesregierung erläutern, wie sie Ihr Vor-
änger, Frau Bundeskanzlerin, am 3. April 2003 von
iesem Pult aus dargestellt hat: Deutsche Soldaten betei-
igen sich nicht an den Kampfhandlungen. Das war der
entrale Satz zu Beginn. Weiter sagte er:

Deutschland steht unabhängig von dieser klaren
Entscheidung zu seinen Bündnisverpflichtungen.
Wir dürfen nicht vergessen – das darf auch in unse-
rem Land nicht vergessen werden –, dass es sich bei
jenen Staaten, die jetzt Krieg gegen den Irak führen,
um Bündnispartner und um befreundete Nationen
handelt. Deshalb werden wir die ihnen gegebenen
Zusagen jenseits unserer klaren Nichtbeteiligung
auch einhalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben in der Folge dieser Entscheidung den USA
nd der Koalition Überflugrechte sowie Start- und Lan-
erechte gewährt. Wir haben den Schutz von Militär-
bjekten in Deutschland übernommen. Wir haben die
ogistischen Basen weiterhin bereitgestellt. Selbstver-
tändlich haben wir auch die Zusammenarbeit unserer
ienste nicht suspendiert. Das war unsere Haltung. Sie
ar nicht zweideutig und nicht geprägt von Doppelmo-

al. Sie war aus meiner Sicht richtig, differenziert und
erantwortungsvoll.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie war richtig, weil die USA trotz aller Differenzen
n der Zeit Partner und Verbündete blieben. Sie war rich-
ig, weil unser gemeinsamer Gegner der internationale
errorismus war und ist. Deutsche Soldaten – das dür-
en wir in dieser Debatte nicht vergessen – standen






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
damals gemeinsam mit Amerikanern, Franzosen, Briten
und anderen in Afghanistan. Deutsche Marineeinheiten
patrouillierten am Horn von Afrika und in Kuwait waren
ABC-Schutzpanzer der Bundeswehr stationiert.

Ich habe wegen der heutigen Debatte, wie Sie wissen,
meine Nahostreise verkürzt. Ich habe gestern und
vorgestern sehr lange und ausführliche Gespräche in
Ägypten geführt, und zwar mit dem ägyptischen Staats-
präsidenten, mit dem Außenminister und mit dem Gene-
ralsekretär der Arabischen Liga.

Drei Themen standen dabei im Vordergrund: das ira-
nische Nukleardossier, Fragen der Proliferation und die
Gefahren des islamistischen Terrorismus. Ich glaube,
dass ich hier in diesem Hause nicht begründen muss, wa-
rum ich angesichts dieser internationalen Bedrohungen
der Meinung bin, dass wir einen funktionsfähigen
Nachrichtendienst brauchen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, unabhängig vom Ausgang
der heutigen Debatte wird es so sein: Um überhaupt poli-
tische Entscheidungen sachgerecht fällen, Spielräume
erkennen und Optionen in der Außen- und Sicherheits-
politik gegeneinander abwägen zu können, werden wir
auch künftig auf erstklassige Informationen, und zwar
möglichst aus eigenen Quellen, angewiesen sein. Und:
Wir brauchen die Zusammenarbeit der Dienste, ohne die
es nicht gelungen wäre – das haben Sie doch alle in Erin-
nerung –, Anschläge in Europa, deren Planung mögli-
cherweise sogar von Deutschland aus betrieben wurde,
zu vereiteln.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr wahr!)


Letztlich hat sich die alte Bundesregierung damals
aufgrund dieser Überzeugung, dass wir eine eigene Er-
kenntnisgrundlage brauchen, entschlossen, zwei Mit-
arbeiter des Bundesnachrichtendienstes auch in der
Kriegsphase in Bagdad zu belassen. Das war keine ein-
fache Entscheidung. Natürlich wussten wir, dass wir
diese Mitarbeiter wenige Tage vor Ausbruch des Krieges
– nicht genau wissend, wann er beginnt – Gefahren für
Leib und Leben aussetzen würden.

Die Bundesregierung hat dem Parlamentarischen
Kontrollgremium über all diese Vorgänge vorgestern,
am Mittwoch, ausführlich berichtet, auch über den Auf-
trag und die Tätigkeit dieser Mitarbeiter in Bagdad. Sie
wissen, dass über die Ergebnisse der Beratungen des
Parlamentarischen Kontrollgremiums eine einstimmige
Erklärung ergangen ist, die in der Sache, wie ich finde,
sehr deutlich ist und die ich hier deshalb nicht im Einzel-
nen wiedergeben muss.

Ich weiß, dass sich die Fraktionsvorsitzenden am
kommenden Montag persönlich über die politischen
Vorgaben, die Arbeitsweise und die Erkenntnisse des
Bundesnachrichtendienstes sowie über die Formen der
Zusammenarbeit unterrichten lassen werden.

Von all dem möchte ich nur eines hervorheben: Für
mich ist klar, dass sich der Dienst und jeder einzelne

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(C (D itarbeiter selbstverständlich an die politischen Vorgaen der Bundesregierung zu halten hat. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie wir dargestellt haben, bestand für den Dienst die
lare und eindeutige Auftrags- und Weisungslage, keine
nterstützung der operativen Kampfhandlungen zu

eisten. Die Führung des Dienstes – das kommt noch
inzu – hat dargelegt, dass man sich im tatsächlichen
ollzug an diese Auftrags- und Weisungslage gehalten
at.

Nach alledem bleiben für mich im Rückblick zwei
esichtspunkte entscheidend:

Erstens. Unser Land ist auch nach dem 11. September
001 – Gott sei Dank! – von keinem Anschlag heimge-
ucht worden. Das hat mit Glück und hat auch mit Poli-
ik zu tun. Aber es ist ganz sicher auch das Ergebnis der
rbeit unserer Sicherheitsbehörden, die in einigen Fäl-

en – einen habe ich genannt – im Frühstadium von An-
chlagsplanungen eingreifen konnten und vor allen Din-
en in den letzten drei bis vier Jahren zur Aufklärung der
slamistischen Strukturen in Deutschland und ihrer euro-
aweiten Vernetzung beigetragen haben.

Zweitens. Im Irakkrieg, den wir abgelehnt haben, sind
eine deutschen Soldaten gestorben.

Meine Damen und Herren, an diesen Wahrheiten
ürde auch die Einsetzung eines Untersuchungsaus-

chusses, wie sie von der Opposition angestrebt wird,
ichts ändern. Ganz im Gegenteil: Über Monate, wenn
icht über Jahre hinweg würde der Versuch unternom-
en, eine Politik zu diskreditieren, die das erst möglich

emacht hat. Das würde zwar ganz bestimmt publizisti-
che Aufmerksamkeit sichern. Aber vom Ende her be-
rachtet muss man sich fragen, ob die politischen Kosten
ie sicherlich erreichbaren kurzfristigen Geländege-
inne nicht wesentlich übertreffen würden.

Was würde geschehen in dieser Zeit? Ich sage durch-
us ein bisschen mit Blick auf die FDP, Herr
esterwelle: Man müsste in dieser Zeit wahrscheinlich

ieles opfern, für das Klaus Kinkel, Hans-Dietrich
enscher, Walter Scheel in der deutschen Außen- und
icherheitspolitik der Nachkriegszeit gestanden haben,
nd damit meine ich weiß Gott nicht nur die Fähigkeit
er Dienste zur Zusammenarbeit – wobei diese Preis-
abe von Souveränität und Sicherheit schlimm genug
äre –; nein, was ich befürchte, ist, dass wir ein Jahr

ang, vielleicht sogar noch länger, dazu beitragen wür-
en, dass Antiamerikanismus und NATO-Ablehnung in
iesem Lande auch noch hoffähig gemacht würden. Das
ürfen wir nicht zulassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Sehr sachbezogen!)


Ich bitte auch die Grünen, es zu überdenken – nicht
ur ob es ihnen gut tut, sondern auch ob es anständig ist,
ich aus einer Politik zu verabschieden, für die wir ge-
einsam Verantwortung getragen haben in der früheren
egierung,






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


einer Politik, die wir ja damals gegen erhebliche Wider-
stände durchzusetzen hatten.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist doch lächerlich!)


– Um hier nichts zu verschütten, Herr Kuhn, sage ich Ih-
nen auch: Wenn es nicht um Klamauk geht, sondern um
konkrete Vorschläge zur Gestaltung des – allerdings per
se schwierigen – Spannungsverhältnisses zwischen
dem Informationsanspruch des Parlaments und der
Effektivität der Arbeit von Diensten und Sicherheits-
behörden, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass sich
die Bundesregierung einem solchen Gespräch verschlie-
ßen wird.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fakten!)


Wenn ich die Zeitungsschau von heute Morgen zu-
sammennehme, ist die FDP noch nicht gänzlich ent-
schieden, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen.
Ich bin jedenfalls davon überzeugt, Sie würden unter-
wegs viel über Bord werfen, was Tradition und Reputa-
tion Ihrer Partei in der Außenpolitik ausmacht, und ich
habe beim Lesen der Zeitungen den Eindruck gewonnen,
viele in Ihrer Partei wissen das.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Sie haben wohl Angst vor dem Ausschuss?)


Sie können mit einem Untersuchungsausschuss den
Zug aufs Gleis setzen, aber ich prophezeie Ihnen: Der
Bahnhof, auf dem Sie ankommen werden, wird ein ande-
rer sein als der, an den Sie denken.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601204500

Das Wort hat der Kollege Dr. Guido Westerwelle,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1601204600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Kolleginnen und Kollegen! Herr Außenminister,
ich will vorab drei Richtigstellungen vornehmen: Weder
bei der heutigen Debatte noch bei der Diskussion über
die Notwendigkeit eines Untersuchungsausschusses geht
es um die Frage, ob es richtig oder falsch war, dass sich
Deutschland am Irakkrieg nicht beteiligt hat. Die Freien
Demokraten haben hier im Hause immer erklärt, dass
wir den militärischen Alleingang für falsch gehalten
haben; das hat Wolfgang Gerhardt hier klar zum Aus-
druck gebracht.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte?!)


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(C (D ir wollen, auch was uns angeht, keine Geschichtskliterung. Man muss Freie Demokraten auch nicht über die Notendigkeit von Geheimdiensten belehren, Herr Minis er. Wir wissen, dass man Geheimdienste braucht. Wir ind selber in Landesregierungen vertreten – übrigens enauso stark wie Ihre Partei – und, mit Verlaub, wir haen drei Jahrzehnte in der Außenpolitik gewirkt. Wir issen also, dass man Geheimdienste braucht, und dies ann in keiner Weise in Zweifel gezogen werden. Dann haben Sie, Herr Minister, davon gesprochen, ir würden hier dem Antiamerikanismus ein fruchtba es Feld bereiten. Das ist – bei aller Zurückhaltung – irklich ein starkes Stück! m Gegenteil: Wenn es im Rahmen der gesamten Deatte eine Partei und eine Fraktion gegeben hat, die sich on manchem antiamerikanischen Reflex, der in Wahlämpfen so fruchtbar eingesetzt worden ist, istanziert hat, dann waren das die Freien Demokraten. as muss an dieser Stelle ganz deutlich gesagt werden. Das gilt im Übrigen auch für die Kolleginnen und ollegen von der Union. Sie dagegen haben einen Wahlampf damit bestritten, in einem weiteren Wahlkampf aben Sie das versucht; nicht Sie persönlich, aber Sie issen, dass Sie nicht alleine gearbeitet haben. Es geht, mit Verlaub gesagt, auch nicht allein um die rage des Einsatzes des BND. Es gab eine ganze Verettung von Vorfällen. Dadurch drängt sich der Einruck auf, als hätten wir uns in Deutschland Grauzonen eleistet, als sei die Gefahr, dass rote Linien übertreten orden sind, doch zu groß. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


as, meine Damen und Herren, ist der eigentliche Punkt,
m den es heute geht.

Erstens. Wie wir erfahren mussten, ist ein deutscher
taatsbürger vom amerikanischen Geheimdienst ent-
ührt worden. Das ist ein skandalöser Vorgang. Wir wol-
en wissen, was die Regierung, als sie davon erfahren
at, dagegen getan hat – auch im Rahmen von Gesprä-
hen – und was die Schlussfolgerungen daraus sind. Das
uss aufgeklärt werden.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


ch denke, in diesem Punkt sind wir uns alle einig.

Man stelle sich einmal vor, der deutsche Geheim-
ienst hätte einen amerikanischen Staatsbürger aus den
SA verschleppt, misshandelt, in ein fremdes Land ge-
racht und dort fünf Monate lang festgehalten, und ein
bgeordneter oder ein Minister würde sagen, darüber






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
wolle man öffentlich nicht sprechen, das könnte die
Europäer ärgern, er wäre doch mit Schimpf und Schande
nach Hause geschickt worden. So viel Selbstbewusstsein
erwarte ich auch vom Deutschen Bundestag.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Das ist eine Frage des Rechtsstaates und unserer eige-
nen nationalen Souveränität. Dabei bin ich weiß Gott
unverdächtig – ich bin Vorstandsmitglied der Atlantik-
Brücke –, dass ich hier irgendwelche antiamerikanischen
Reflexe ausleben wollte.

Der zweite wesentliche Vorgang: Die Bundeskanzle-
rin hat kurz vor ihrer Reise nach Washington und wäh-
rend ihres Besuches dort gesagt, Guantanamo müsse
geschlossen werden, ein solches Lager passe nicht zu ei-
nem Rechtsstaat. Wir als Opposition haben ausdrücklich
gesagt, dass das eine kluge und wohltuende Haltung war,
die die Frau Bundeskanzlerin dort eingenommen hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Aber wenn man die Auffassung vertritt – offensichtlich
sind wir alle dieser Meinung –, dass es solche rechts-
freien Räume nicht geben darf, dass Guantanamo Un-
recht ist, dann ist es unakzeptabel, dass deutsche Beamte
nach Guantanamo fliegen, um sich dort an Verhören zu
beteiligen. Das wollen wir aufgeklärt wissen.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Uns wurde von der jetzigen Regierung mitgeteilt,
dass der Generalbundesanwalt, der bei den Ermittlungen
federführend ist, nicht einmal darüber informiert wurde,
dass Beamte nach Guantanamo und übrigens auch nach
Syrien gereist sind und dort in einem syrischen Folterge-
fängnis Vernehmungen vorgenommen haben. Das ist
doch eine Frage, die uns in einem Rechtsstaat betrifft. Es
geht deshalb nicht um eine Auseinandersetzung zwi-
schen Opposition und Regierung, es geht um das Selbst-
verteidigungsrecht des Rechtsstaates durch den Deut-
schen Bundestag.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein dritter wichtiger Punkt: Alle Mitglieder des Par-
lamentarischen Kontrollgremiums haben erklärt, dass
sich die Beamten, die dort vorgestern angehört worden
sind, glaubwürdig geäußert haben. Das ist dann aber
auch alles, was in der Erklärung steht. Mehr hineinzuin-
terpretieren ist in meinen Augen auch nicht zulässig.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP sowie des Abg. Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Es klatschen auch Mitglieder, die in dem Parlamentari-
schen Kontrollgremium gesessen haben. – Ich sage das
deswegen, weil man sonst nicht mehr damit rechnen
kann, dass man, wenn anschließend eine solche Öffent-
lichkeitsarbeit betrieben wird, auf vernünftige Art und
Weise miteinander umgeht.

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(C (D Ich will in diesem Zusammenhang mit großem Nachruck fragen: Warum erfahren wir eigentlich erst aus der eitung, dass BND-Beamte in Bagdad gewesen sind? ieso haben Sie das nicht vorher dem Parlamentari chen Kontrollgremium berichtet, das dafür zuständig ewesen wäre? err Außenminister, ich war seinerzeit bei Ihnen im anzleramt. Im Namen des damaligen deutschen Buneskanzlers Gerhard Schröder haben Sie die Einladung usgesprochen. Wir wurden als Parteiund Fraktionsorsitzende informiert. Sie haben uns stets informiert – uch über vieles Heikle und manches, was mehr als heiel gewesen ist. Niemals ist irgendetwas davon an die ffentlichkeit gekommen. Über diesen Vorgang haben ie weder uns noch das Parlamentarische Kontrollgreium informiert. Es muss doch die Frage erlaubt sein, arum nicht. Was spricht denn dagegen, dass das aufgelärt wird? Ich finde übrigens: Wenn eine Regierung agt, dass das nicht aufgeklärt werden soll und dass der ntersuchungsausschuss nicht eingesetzt werden darf, ann ist das – mit Verlaub – ein Anlass, darüber nachzuenken, ob er gerade deshalb nicht doch notwendig ist. ch appelliere deswegen auch an die anderen Kolleginen und Kollegen, die ja genauso wie wir das Gefühl haen, dass sich am Schluss möglicherweise herausstellt, ass alles fabelhaft gewesen ist. Das mag so sein. Es ist a der Sinn eines Untersuchungsausschusses, festzustelen, dass das Ergebnis entweder so oder so ist, und dass ielleicht auch andere Dinge besprochen werden könen. Ich sage das ganz klar. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich mal an die Debatte rinnere, die wir hier über den Visa-Untersuchungsauschuss geführt haben. Soll ich Ihnen mal zitieren, was ie Kolleginnen und Kollegen der Regierungskoalition us SPD und Grünen gesagt haben, warum dieser Visantersuchungsausschuss völlig schädlich und absolut icht notwendig sei, da alles in Ordnung gewesen sei? ittlerweile weiß jeder, wie notwendig es war, dass der eutsche Bundestag aufgeklärt hat. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zuruf von der LINKEN: Sehr richtig!)


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


(Beifall des Abg. Olaf Scholz [SPD])


Also: Wir Freien Demokraten wissen um die staats-
olitische Verantwortung. Wir wissen aber auch, dass
ier Grauzonen sichtbar geworden sind, die erhellt wer-
en müssen. Das dient dem Rechtsstaat und das ist auch
ine Frage des Selbstbewusstseins der parlamentarischen
ontrolle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Oppo-

ition – oder auch ein Teil der Opposition – darauf ver-
ichtet, dass hier aufgeklärt wird, was im Interesse unse-
es Rechtsstaates dringend aufgeklärt werden muss.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601204700

Das Wort hat der Kollege Dr. Norbert Röttgen, CDU/

CSU-Fraktion.


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1601204800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Es ist circa eine Woche her, dass in der Öffentlichkeit
Behauptungen und auch Vorwürfe über die Rolle des
Bundesnachrichtendienstes vor und während des Irak-
krieges geäußert worden sind.

Ich möchte unterstreichen, dass dies auch das Thema
der heutigen Debatte ist. Es ist völlig in Ordnung und
richtig, dass wir diese Debatte führen. Herr Westerwelle,
dies ist das Thema und nicht der Irakkrieg als solcher
und auch nicht Guantanamo oder Verhöre in Gefängnis-
sen. Das sind andere Themen. Ich bin sehr dafür, dass
wir uns in dieser Debatte auf dieses Thema konzentrie-
ren, ohne die anderen Themen auszuschließen. Sie wer-
den im Kontrollgremium und im Bundestag natürlich
auch weiter eine Rolle spielen. Konzentrieren wir uns
aber auf dieses Thema; denn es geht ja um einen erhebli-
chen Vorwurf, der aufgestellt worden ist, nämlich um
den Vorwurf der zumindest punktuellen aktiven Beteili-
gung an Kriegshandlungen und an der Kriegsführung der
Amerikaner.

Einen Tag nach Bekanntwerden dieser Behauptungen
ist das Parlamentarische Kontrollgremium zu einer
Sondersitzung zusammengekommen. Wir haben am
Mittwoch dieser Woche sechs Stunden getagt. Insgesamt
haben wir jetzt rund zehn Stunden dazu getagt. Ich be-
tone das nicht, um unseren Fleiß zu unterstreichen, son-
dern ich betone das, weil dieses Verfahren, die zügige
Aufklärung im zuständigen Gremium, das ausdrückt,
was ich allen Fraktionen zugestehe und was alle Fraktio-
nen für sich in Anspruch nehmen, nämlich den Wunsch,
die Behauptungen, die in der Öffentlichkeit eine Rolle
gespielt haben, lückenlos aufzuklären. Das ist unsere
Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es verbindet uns, dass wir dies aufklären und der Öffent-
lichkeit auch transparent machen wollen, soweit es ver-
tretbar ist.

Darum möchte ich den einstimmigen Beschluss, den
wir am Mittwoch gefasst haben, einmal in Auszügen
vorlesen, um ihn auch hier im Parlament noch einmal
zur Kenntnis zu bringen. Es sind Auszüge aus dem ein-
stimmigen Beschluss. Ich zitiere: Die Mitarbeiter des
BND, die vor Ort waren, haben glaubhaft bekundet, in
keiner Weise, weder bei Vorbereitung noch bei Planung
oder Durchführung, an der Bombardierung des Restau-
rants im Stadtteil Mansur am 7. April 2003 mitgewirkt
zu haben. – Das war der schwerste und konkreteste Vor-
wurf, der gemacht worden ist. Diese Bekundung haben
alle Mitglieder als glaubhaft angesehen. Diese Beteili-
gung hat es definitiv nicht gegeben. Das hat die Führung
des Bundesnachrichtendienstes so mitgeteilt und die ak-
tiv im Einsatz befindlichen Beamten haben das bestätigt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Es ist wichtig, dass in diesem wichtigen Punkt Klareit herrscht. Die Mitarbeiter des BND haben bekundet, ass es eine klare und eindeutige Auftragsund Weiungslage gab, keine Unterstützung für operative ampfhandlungen zu leisten. Die Bundesregierung hat argelegt, dass diese Auftragsund Weisungslage im atsächlichen Vollzug eingehalten worden ist. Das Konrollgremium wird diese Darlegungen der Bundesregieung unter anderem durch Akteneinsicht und erforderlihenfalls durch Beauftragung eines militärischen achverständigen überprüfen. Die Beschlusslage des Gremiums liegt vor. Wir haben s für wichtig gehalten, dass diese Informationen an die ffentlichkeit gehen. Die Untersuchung ist noch nicht eendet, sondern wir wollen das, was mündlich durch ie Bundesregierung vorgetragen worden ist, noch durch kteneinsicht überprüfen. Aber ich möchte die Bewer ung vornehmen, dass bis auf das letzte Beweismittel der kteneinsicht, das noch aussteht, im Kontrollgremium ine sehr weitgehende Klärung erfolgt ist. Das ergibt ich aus dem dort festgestellten Sachverhalt. Gleichwohl begrüße ich für unsere Fraktion diese ffentliche Debatte ausdrücklich, die wir heute im Parament dazu führen, obwohl wir in der Aufklärung diees Falles sehr weit sind. Sie macht Sinn. ie ist nicht überflüssig. Es gibt auch ganz unterschiedlihe Gesichtspunkte, die wir heute und in Zukunft weiter ebattieren müssen. Ich möchte die drei wichtigsten Geichtspunkte betonen, die aus meiner Sicht von großer olitischer Bedeutung sind. Erstens. Das, was wir auch kontrovers diskutieren ollen, können und dürfen, ist die Frage: Was halten wir on der Entscheidung, Mitarbeiter des BND vor und ährend des Krieges dort zu platzieren, um eine eigene achrichtendienstliche Erkenntnisgrundlage zu haen? Das ist eine politische Bewertung des Sachverhalts, m den es geht. Ich bin dafür, dass wir uns darauf konentrieren. Ich möchte betonen, dass sich nach meiner berzeugung die Bundesregierung diese Entscheidung icht leicht gemacht hat, sondern es als eine sehr schwieige Abwägung nicht zuletzt auch im Hinblick auf die efährdung der beiden Mitarbeiter angesehen hat. Zweitens. Es ist meine Überzeugung, dass diese Entcheidung in der Sache richtig war. s war richtig, im nationalen Sicherheitsinteresse eine igene nachrichtendienstliche Erkenntnisgrundlage zu aben. Ich möchte bei dieser Gelegenheit – mein Einruck ist, dass ich da nicht für mich alleine spreche, sonern dass dies auch für andere Mitglieder des Gremiums ilt – hier im Parlament den beiden Mitarbeitern meinen espekt ausdrücken, die wir im Gremium kennen ge ernt haben, die um die Gefahren für ihr Leben wussten nd in diesem Bewusstsein einen Dienst für unser Land nd für die Sicherheit unserer Bürger geleistet haben. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen
Ich meine weiterhin, Herr Westerwelle, dass diese
Debatte ein guter Anlass ist, über die Rolle der Geheim-
dienste zu reden. Darum möchte ich für unsere Fraktion
deutlich machen – ich freue mich über den Konsens, das
wird offensichtlich von allen so gesehen, aber es ist
durchaus sinnvoll, das zu unterstreichen und zu betonen –,
dass die Nachrichtendienste und die nachrichtendienstli-
che Informationsbeschaffung für unseren demokrati-
schen Staat und die Kernaufgabe des Staates, alles für
die Sicherheit der Bürger zu tun, unverzichtbar sind. Wir
als demokratischer Staat brauchen Nachrichtendienste.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube des Weiteren, dass die Bedeutung der
Nachrichtendienste angesichts der Gefahren des interna-
tionalen Terrorismus gewachsen ist. Es ist wichtig, dass
wir das im Parlament auf einer möglichst breiten Grund-
lage darstellen. Wenn das der Fall ist, dann haben wir
alle ein Interesse an der Gewährleistung der Funk-
tionsfähigkeit der Nachrichtendienste. Auch das ist
meines Erachtens Bestandteil eines begrüßenswerten
Konsenses.

Ich möchte betonen, dass ich nicht nur keinen Gegen-
satz zwischen der Funktionsfähigkeit und einer effekti-
ven Kontrolle der Nachrichtendienste sehe, sondern
auch der Auffassung bin, dass die Funktionsfähigkeit der
Nachrichtendienste von zwei Voraussetzungen abhängig
ist. Wenn wir ihre Funktionsfähigkeit aufrechterhalten
wollen, dann müssen wir sicherstellen, dass beide Vo-
raussetzungen erfüllt sind. Zum einen müssen wir die in-
ternationale Kooperationsfähigkeit unserer Geheim-
dienste gewährleisten. Geheimdienste verlieren die
internationale Kooperationsfähigkeit, wenn sie nicht
mehr geheim operieren können.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


Deshalb müssen wir im Sinne ihrer Funktionsfähigkeit
und ihrer Kooperationsfähigkeit die Geheimhaltung der
Geheimdienste gewährleisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/ CSU]: Deshalb heißen sie ja so!)


Zum anderen müssen wir aber auch die innerstaat-
liche Akzeptanz der Nachrichtendienste sicherstellen.


(Zuruf von der LINKEN: Ja, eben!)


Wenn ihnen die innerstaatliche und parlamentarische
Akzeptanz fehlt, sind sie ebenfalls nicht funktionsfähig.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Um innerstaatliche Akzeptanz herzustellen, ist die effek-
tive Kontrolle der Nachrichtendienste unerlässlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Diese kann nur auf einer Basis wechselseitigen Vertrau-
ens stattfinden. Ich glaube, ich kann für das Parlament
unterstreichen, dass wir den Anspruch und die Erwar-
tung haben, dass wir – insbesondere das zuständige Gre-

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(C (D ium – offen, vertrauensvoll und frühzeitig informiert erden. Wir könnten es als Parlament nicht akzeptieren, enn die Information erst dann erfolgen würde, wenn ereits in den Medien über entsprechende Vorfälle beichtet wurde. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber so war es! – Jürgen Koppelin [FDP]: So ist es gelaufen!)


n diesem Fall würde die Information zu spät erfolgen.
ch möchte aber genauso betonen, dass die Nachrichten-
ienste auf dieser Basis das Vertrauen des Parlaments
erdienen. Darum kann es auch nicht richtig sein, dass
chon ein Zeitungsbericht oder eine Fernsehsendung
usreicht, um das Vertrauen zu zerstören. Die Vertrau-
nsgrundlagen müssen schon wechselseitig geschaffen
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zur Akzeptanz gehört weiter – ich greife Ihren Hin-
eis auf –, dass wir eine Debatte führen und eine Ent-

cheidung über die Grenzen des Einsatzes von Nachrich-
endiensten treffen müssen. Wir haben nach meiner
uffassung in dieser Debatte noch nicht die notwendige
larheit erzielt. Dass wir die Nachrichtendienste wollen,

teht außer Frage. Aber wo sind die Grenzen ihres Ein-
atzes zu ziehen?

Nachrichtendienstliche Tätigkeit findet in unserem
and wie jede staatliche Tätigkeit im Rahmen und unter
er Bedingung von Rechtsstaatlichkeit statt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


avon ist kein Bereich ausgenommen. Nachrichten-
ienste kooperieren aber auch mit Nachrichtendiensten
us Staaten, die keine rechtsstaatliche Ordnung haben.
o in dem Spannungsverhältnis von eigenen rechts-

taatlichen Vorstellungen und der Informationsbeschaf-
ung, die für die Sicherheitslage unseres Landes mögli-
herweise relevant ist – dabei geht es um die Frage der
erhöre –, Grenzen zu ziehen sind, ist zu justieren. Wir
üssen diese Debatte führen und in dieser Frage eine
ntscheidung treffen.

Drittens müssen wir uns über den parlamentari-
chen Umgang mit diesem Vorfall im Zusammenhang
it den Nachrichtendiensten klar werden. Ich bin sehr

uversichtlich, dass wir einen angemessenen Umgang in
em Spannungsverhältnis, in dem sich die Nachrichten-
ienste bewegen, finden. Notwendig sind effektive Kon-
rollen. Die Bevölkerung hat einen legitimen Anspruch
uf Information. Eine weitere Notwendigkeit besteht da-
in, die Funktionsfähigkeit der Nachrichtendienste si-
herzustellen. Mit diesen Notwendigkeiten wird das Par-
ament verantwortungsvoll umgehen.

Ich komme zum Schluss. Als Parlamentarier möchte
ch mir diese Bemerkung nicht verkneifen, Herr Außen-
inister. Das Recht, Untersuchungsausschüsse einzu-

ichten, ist ein Minderheitenrecht des Parlaments. Ich
erteidige dieses Recht ohne Einschränkung. Letztlich






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen
muss die Minderheit darüber befinden, ob sie von die-
sem Recht Gebrauch machen möchte.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich bin der Auffassung, dass sich das Parlament selber
zu organisieren und darüber zu entscheiden hat. Ich habe
keinen Zweifel an seinem verantwortlichen Umgang in
diesem Spannungsverhältnis und seiner Entscheidung,
mit welchen Instrumenten es an solche Fragen heran-
geht. Ich halte Ratschläge der Regierung, wie sich das
Parlament sinnvollerweise zu organisieren habe, für un-
angemessen. Das ist Sache des Parlaments. Wir, die Par-
lamentarier, sollten darüber entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601204900

Herr Röttgen, bitte kommen Sie zum Schluss.


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1601205000

Ich komme zum Schluss. – Ich möchte meinen Hin-

weis auf dieses Recht des Parlaments und die Zuver-
sicht, dass wir alle damit verantwortlich umgehen, aller-
dings mit einer Bitte an alle Kolleginnen und Kollegen
verbinden. Als aktiver Teilnehmer habe ich volles Ver-
ständnis für parteipolitische Auseinandersetzungen.
Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es in diesem Fall
um die Gewährleistung der Sicherheit unserer Bürger in
einer Bedrohungslage geht, die sich auch gegen unser
Land richtet. Ich appelliere: Wir sollten dies in den Ge-
sprächen zwischen den Fraktionsvorsitzenden berück-
sichtigen und einen angemessenen Umgang finden. Wir
haben zahlreiche andere Gelegenheiten für parteipoliti-
sche Darstellungen. Nutzen wir nicht dieses Feld dafür!
Wir haben Verantwortung für das Land und die Bevölke-
rung. Wir werden ihr gerecht; darin bin ich mir ganz si-
cher.

Danke sehr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601205100

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau von der Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601205200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Linke im Bundestag will einen parlamentarischen
Untersuchungsausschuss, aber nicht zur Selbstbeschäf-
tigung und auch nicht zum parlamentarischen Schatten-
boxen. Wir sind der Meinung: Der Vorwurf etwa, dass
der BND im Irakkrieg kriegswichtige Informationen an
die USA gegeben habe, und weitere Vorwürfe müssen
öffentlich nachvollziehbar aufgeklärt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D ch möchte daran erinnern: Am 21. Juni des vergangeen Jahres hat das Bundesverwaltungsgericht ein bemerenswertes Urteil gefällt. Es hat bekräftigt, dass der rieg im Irak völkerrechtswidrig ist, und es hat festge tellt, dass Deutschland an ihm indirekt beteiligt ist. Das ericht hat klargestellt: Eine Beihilfe zu einem völkerrechtswidrigen Delikt ist selbst ein völkerrechtswidriges Delikt. Der Bundestag und die Bundesregierung gingen daals mit bemerkenswerter Verschwiegenheit zur Tages rdnung über. Dabei ist das Urteil des Bundesverwalungsgerichts eine ganz schlimme Anklage. Damals urde die „Beihilfe zu einem völkerrechtswidrigen rieg“ mit der Gewährung von Überflugrechten für US merikanische Militärflieger oder mit dem besonderen chutz US-amerikanischer Einrichtungen auf deutschem oden durch die Bundeswehr begründet. Inzwischen gibt es weitere Vorwürfe, die einer Kläung bedürfen. Was wusste die Bundesregierung von den o genannten CIA-Folterflügen? Was wusste sie von geeimen CIA-Gefängnissen in Europa und – vor allem – as hat die Bundesregierung dagegen unternommen? (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der LINKEN)


inzu kommt der Vorwurf, dass Sicherheitsdienste der
undesrepublik Gefangene vernommen haben, die mit
n Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vordem ge-
oltert wurden. Aktuell ist zu klären, wie, auf welcher
rundlage und mit welchem Ziel der BND im Irak mit
er Kriegspartei USA zusammengearbeitet hat und wel-
hen Part dabei die Bundesregierung gespielt hat.


(Beifall bei der LINKEN)


Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht nicht mehr
m „Beihilfe zu einem völkerrechtswidrigen Krieg“, wie
s noch vom Bundesverwaltungsgericht im Pfaff-Urteil
estgestellt wurde. Der Vorwurf, der nun im Raum steht,
autet: Teilhabe an einem völkerrechtswidrigen Krieg.
as ist eine neue Qualität. Das ist ein so weit reichender
orwurf, dass mir völlig unklar ist, warum sich die SPD
egen einen Untersuchungsausschuss sperrt.


(Beifall bei der LINKEN)


erade sie müsste doch ein riesengroßes Interesse daran
aben, diesen Vorwurf aus der Welt zu schaffen. Ich er-
nnere mich noch gut an die Großflächen, mit denen die
PD ihren Bundestagswahlkampf 2005 geführt hat.
Friedensmacht“ stand darauf.


(Zurufe von der SPD: Ja! Genau!)


ch sage Ihnen, teure Genossinnen und Genossen der
PD-Fraktion: Ich persönlich wäre hoch erfreut, wenn
ich all die Vorwürfe, die hier im Raume stehen, begrün-
et und nachvollziehbar widerlegen ließen; denn ich will
icht, dass Deutschland ein Kriegsland ist.


(Beifall bei der LINKEN und der FDP – Widerspruch bei der SPD)







(A) )



(B) )


Petra Pau
Die CDU/CSU lehnt den Untersuchungsausschuss als
überflüssig ab. Einige ihrer Worte fielen mit Blick auf
die drei Oppositionsfraktionen auch drastischer als
„überflüssig“ aus. Aber: geschenkt. Unverschämter fand
ich ohnehin das, was der Fraktionsvorsitzende der
Union, Herr Kauder, via ZDF den interessierten Bürge-
rinnen und Bürgern als Nachricht zugemutet hat. Alles,
so sagte er nach der ersten Runde in dem PKGr, sei im
zuständigen Kontrollgremium besprochen worden und
zwei Drittel der Vertreter im Kontrollgremium seien mit
dem Gehörten sehr einverstanden gewesen, also brauche
man keinen weiteren Ausschuss. Ich finde, so veralbert
man Bürgerinnen und Bürger, die ein Recht auf Aufklä-
rung haben,


(Beifall bei der LINKEN und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


zumal ihnen ja täglich eingebläut wird, sie seien
Deutschland. Sie hätten wenigstens dazu sagen müssen:
Das Kontrollgremium ist ein Geheimklub, in dem die
Vertreter der Fraktionen sich etwas anhören, was sie
dann anschließend verschwiegen mit ins Grab nehmen
dürfen, mehr nicht. – Sie hätten Ihre Rechnung auch ehr-
licher vortragen können; denn die zwei Drittel, von de-
nen Herr Kauder sprach, bringen schon die Vertreter von
SPD und Union auf, also lediglich zwei Fraktionen. Die
Vertreter der anderen Fraktionen waren also – nach al-
lem, was man hört – mitnichten mit dem zufrieden, was
dort erzählt wurde. Auch deshalb ist das Nachdenken
über die Einsetzung eines parlamentarischen Untersu-
chungssausschusses folgerichtig.

Und weil ich gerade beim Abwiegeln der Union bin:
Ich kann das aus Ihrer Sicht sogar nachvollziehen.
Schließlich hatten Sie ja eine andere Meinung zum Irak-
krieg als die PDS und die Linksfraktion. Ihr Kollege
Pflüger hat sich mehrfach als Kriegsbefürworter enga-
giert, selbst wenn der Krieg völkerrechtswidrig ist.


(Zuruf von der CDU/CSU: Oh!)


Folglich ist eine deutsche Beteiligung am Krieg im Irak
für ihn sicherlich auch kein Skandal, sondern eher ein
Liebesdienst an die USA, den man dann auch würdigen
sollte. Vielleicht erinnern Sie sich noch daran: Kurz be-
vor die USA in den Irak einfielen, demonstrierten allein
hier in Berlin 500 000 Friedensbewegte gegen den dro-
henden Krieg. Weltweit waren es zig Millionen Men-
schen.


(Beifall bei der LINKEN)


Danach ereiferte sich Friedbert Pflüger öffentlich, es sei
eine Schande für Deutschland – so sagte er damals –,
dass auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse bei
dieser Friedensmanifestation dabei war. Ich könnte zum
Beleg auch andere Kollegen der Union aufrufen. Aber
da der Kollege Pflüger ja demnächst als Spitzenkandidat
der Berliner CDU in den Landtagswahlkampf ziehen
will,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Nachtigall, ick hör dir trapsen!)


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(C (D öchte ich hier festhalten: Die Hauptstadt hat etwas esseres verdient. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Jetzt sind Sie aber wirklich ein bisschen kleingeistig! – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Jetzt wissen wir auch, warum der Untersuchungsausschuss eingesetzt werden soll!)


Herr Pflüger soll da nicht gehört werden. Da brauchen
ie keine Angst zu haben.

Der Parlamentarische Untersuchungssausschuss,
en wir fordern, folgt übrigens noch einer ganz anderen
ogik. Im 15. Bundestag waren für die PDS Gesine
ötzsch und ich vertreten. Wir hatten eingeschränkte
arlamentarische Rechte, aber wir haben sie bestmöglich
usgeschöpft. So haben wir immer wieder Fragen zu
uantanamo, zu Menschenrechtsverletzungen im Krieg

n Afghanistan und auch zur Beteiligung am Irakkrieg
estellt. Nach allem, was bislang bekannt ist, wurden wir
n den Antworten der Bundesregierung getäuscht. Damit
tellt sich ganz grundsätzlich die Frage nach der Rolle
es Bundestages. Man kann nicht die Bürgerinnen und
ürger zur Wahl rufen, ihnen einreden, sie seien der
ouverän, und ihren gewählten Vertreterinnen und Ver-

retern danach bedeuten, sie seien eigentlich nichts.


(Beifall bei der LINKEN)


eshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, appelliere ich
n alle Mitglieder des Bundestages, egal ob Sie der
nionsfraktion angehören oder den Grünen: Im Schein-
erfer stehen hier zugleich die Würde des Bundestages
nd das Selbstwertgefühl der Abgeordneten. Sie wissen
och, dass viele Umfragen belegen, dass das Zutrauen in
ie Politik, in die Parlamente und in die Demokratie
inkt. Dagegen können wir mit Transparenz ein Zeichen
etzen. Wir sollten es auch endlich tun.

Mein letztes Wort geht an die Grünen. Die Medien
elden und die Bürgerinnen und Bürger haben es zur
enntnis genommen: Ein Untersuchungsausschuss kann
ur einberufen werden, wenn die drei Oppositionsfrak-
ionen dies gemeinsam wollen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Stimmt auch!)


eit gestern melden die Medien – auch das nehmen die
ürgerinnen und Bürger zur Kenntnis –, die drei Opposi-

ionsfraktionen wollten es womöglich nicht, weil es Un-
timmigkeiten zwischen den Grünen und der FDP gebe.
un gibt es in der Tat keine Koalition in der Opposition.
ber es geht hier nicht um Allgemeinplätze und auch
icht um parteipolitische Profilierung,


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


edenfalls nicht nach unserer Auffassung und, wie ich
ach den Gesprächen mit den Liberalen festgestellt
abe, auch nicht nach Auffassung der FDP.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])







(A) )



(B) )


Petra Pau
Wir wollen keine völkerrechtswidrigen Kriege und
wir wollen, dass Menschenrechte universell gelten. Wir
wollen, dass die EU demokratisch gestaltet wird.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601205300

Sie müssen zum Schluss kommen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601205400

Es geht also um mehr als nur um die Frage, ob zwei

BND-Beamte im Irak aus dem Ruder gelaufen sind. Wir
sollten uns dieser Untersuchungsaufgabe gemeinsam
stellen und wir sollten nicht kleinkariert debattieren. Das
Europaparlament hat es uns vorgemacht: Es hat ges-
tern einen Ausschuss mit einem umfassenden Unter-
suchungsauftrag eingesetzt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601205500

Das Wort hat die Kollegin Renate Künast vom Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601205600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die heu-

tige Debatte zeigt, dass sich der Untersuchungsauftrag
schon gelohnt hat. Wir haben unseren Aufklärungsbe-
darf in dieser Sache in einem Fraktionsbeschluss bekun-
det. Wir wollen aufklären. Wir wollen eine Novelle des
PKGr-Gesetzes, weil wir der Meinung sind, dass die
Kontrolle, wie sie in der Vergangenheit stattgefunden
hat, nicht angemessen ist, und wir wollen Transparenz in
Bezug auf diese Vorfälle. Teilweise ist etwas durchge-
sickert, teilweise wurde regelrecht Desinformation be-
trieben. Vielleicht ist an der einen oder anderen Stelle
auch die Wahrheit bekannt geworden.

Die Drohung, einen Untersuchungsausschuss einzu-
setzen, hat längst gezogen. Was wir gemacht haben, war
gut so. Es gibt im Parlamentarischen Kontrollgremium
mittlerweile eine Vollständigkeit, wie es sie bisher noch
nicht gab.

Es gibt aber auch keinen Grund, hier irgendetwas ge-
sundzubeten. Den PKGr-Mitgliedern wurde bezüglich
el-Masri zweimal gesagt, man wisse davon nichts, ob-
wohl zumindest der Vizepräsident des Bundesamts für
Verfassungsschutz oder der Vizepräsident des BKA da-
von wusste. So fing es an. Angesichts der Vielzahl der
erhobenen Vorwürfe war es genau deshalb richtig, zu
fordern, dass die schärfste Waffe des Parlaments einge-
setzt wird. Man musste nämlich den Eindruck haben,
dass man sich hinter den detaillierten Regelungen des
PKGr-Gesetzes verschanzt.

Auch wenn ich jetzt für die Grünen von der Möglich-
keit einer besseren Entwicklung spreche, muss ich sa-
gen: Glaubhafte Aussagen von BND-Mitarbeitern sind
nicht alles, was an Aufklärung passieren muss. Auch
darauf will ich hinweisen, damit es öffentlich nicht zu
Fehlwahrnehmungen kommt.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


s gibt da noch jede Menge zu tun. Aber ich muss
obend erwähnen: Die Aufklärung geht voran. Genau
as wollen wir Grüne. Wir haben ein Interesse an voll-
tändiger Aufklärung. Alles, worüber wir in den letzten
agen geredet haben, ist mit der Absicht verbunden, dass
s ein öffentlich erkennbares, transparentes Ergebnis
ibt.

Lieber Herr Außenminister, ich meine, dass es an die-
er Stelle kein Spannungsfeld zwischen dem Informa-
ionsinteresse des Parlamentes und den Geheimdiensten
ibt. Dieses Spannungsfeld darf es gar nicht geben. Viel-
ehr geht es darum, wie man die Parlamentarier voll-

tändig aufklärt und wie man – natürlich unter Wahrung
es Schutzes von Menschenleben – der Öffentlichkeit
adurch ermöglicht, an der Debatte teilzunehmen, dass
an die Fragen beantwortet, was geschehen ist und was

n den Vorwürfen dran ist. Genau das ist der grüne An-
atz: Wissen, was war, und in einem Rechtsstaat öffent-
ich darüber diskutieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Außenminister, ich muss den Vorwurf zurück-
eisen, wer einen Untersuchungsausschuss und Aufklä-

ung wolle, verabschiede sich an dieser Stelle von der
ot-grünen Regierungspolitik. Eines muss klar sein: Je-
er Mann und jede Frau muss die Größe haben, zu ihrer
igenen Politik zu stehen und bei solchen Vorwürfen
rotzdem zu erkennen, wann scharfe Aufklärungsarbeit
ötig ist. Das gehört zur grünen Identität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Ich sage in Richtung der beiden anderen Oppositions-
raktionen: Wir standen hier in Regierungsverantwor-
ung, und zwar in sehr schweren Zeiten. Diese Zeiten
ind auch nicht einfacher geworden, zum Beispiel was
en internationalen Terrorismus anbelangt.

Wir haben in der Regierungsverantwortung standge-
alten, als andere wirklich massivste Register zogen.
ir in der rot-grünen Bundesregierung, vornan auch

oschka Fischer, haben gefragt und analysiert: Was ist
a? Stimmen die Behauptungen der USA? Was kann ein
rieg dort auslösen, nicht nur im Irak, sondern in der ge-

amten arabischen Welt? Welche Auseinandersetzungen
öst er darüber hinaus aus? Wir hatten die Fähigkeit, vo-
auszuschauen. Wir hatten auch den Mut, es zu sagen
nd an der Stelle zu stehen, als Stürme um uns tosten.
ies werden wir uns von niemandem nehmen lassen,

chon gar nicht von der PDS oder der FDP.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Geschichtsklitterung geht nicht“, sage ich Ihnen klar.

Ich lasse mich nicht ins Bockshorn jagen, trotz aller
ufklärungsbemühungen. Auch von einem Pentagon-






(A) )



(B) )


Renate Künast
Mitarbeiter, also einem Mitarbeiter der Macht, die vor-
her mit Lug und Trug behauptet hat, es gebe überzeu-
gende Gründe für den Irakkrieg, lasse ich mich nicht ins
Bockshorn jagen. Ich meine nicht, dass die per se Recht
haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Westerwelle, Sie haben gerade so schön erzählt,
was alles mit den Freien Demokraten war und wie Herr
Gerhardt hier gestanden hat. Herr Westerwelle, schön er-
zählt! Aber ich erinnere mich auch sehr gut daran, wie
Sie mit anderen zusammen hier immer gebohrt und ge-
sagt haben, die Bundesregierung halte ihr Wissen über
Massenvernichtungswaffen im Irak zurück. Welch an-
dere Motivation hatte das denn, als uns zu sagen: „Es ist
falsch, dass ihr nicht mit Soldaten in den Irak wollt“?
Sonst wäre das überhaupt nicht logisch gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist einfach nur Unfug!)


Wir haben keine Soldaten in den Irak geschickt. Wir
hatten den Mut dazu. Wir wissen aber auch – das erwarte
ich eigentlich von allen und schon gar von einer Partei,
die jahrelang berühmt gewordene und sehr angesehene
Außenminister stellte; das ist hier auch immer gesagt
worden –: Wir sind in der NATO und es bestehen Bünd-
nisverpflichtungen. Daraus ergibt sich so manche Un-
terstützung oder so manches Bündnisverhalten. Daran
kann man an der Stelle nichts ändern. Das bitte ich auch
anzuerkennen.

In Ihrem Entwurf für den Untersuchungsauftrag, Herr
Westerwelle, steht – ich habe es erst nicht geglaubt und
das Blatt noch einmal umgedreht –: Die Bundesregie-
rung behauptet, nicht am Krieg teilzunehmen; tat-
sächlich aber hat Informationsaustausch zwischen dem
deutschen Geheimdienst und dem US-Geheimdienst
stattgefunden. – Was wollen Sie damit eigentlich ande-
res sagen als: „Es darf keiner stattfinden“ oder: „Man
muss jegliche Zusammenarbeit, auch im Kampf gegen
den internationalen Terrorismus, aufgeben“?


(Widerspruch des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


– Sonst können Sie den Vorwurf nicht erheben.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Unfug! Das stimmt doch nicht!)


Sonst müsste der Vorwurf anders lauten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das ist kein Vorwurf!)


Er müsste dann lauten – dem wollen wir auch gern nach-
gehen –, dass man keine Weisung hatte – aber es gab ja
eine – bzw. dass man die verletzt hat und meinetwegen
Ziele geliefert hat.

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(C (D Frau Kollegin, Herr Stadler würde gern eine Zwi chenfrage stellen. Gern. Herr Stadler, bitte. Frau Kollegin Künast, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu ehmen, dass Sie aus unserem Beschlussvorschlag für en Untersuchungsauftrag soeben falsch zitiert haben? ie Stelle, die Sie angesprochen haben, lautet nämlich ichtig: Wie ist es zu bewerten, dass die Bundesregieung diese besagte Haltung eingenommen hat und auf er anderen Seite einen Informationsaustausch gepflegt at? (Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn das ein falsches Zitat ist, dann frage ich mich, wie man richtig zitiert!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601205700
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601205800
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601205900
Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1601206000

as ist eine Fragestellung.

Wie wir erfahren haben, hat gerade die grüne Fraktion
n den Gesprächen zum Untersuchungsauftrag zu Recht
uf jedes Wort großen Wert gelegt, also darauf, den Un-
ersuchungsauftrag präzise zu formulieren. Sind Sie da-
er bereit, zur Kenntnis zu nehmen, wie unser Vorschlag
enau lautet?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gut zitiert!)



Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206100

Herr Stadler, ich nehme zur Kenntnis, wie diese For-

ulierung genau lautet, auch wenn Sie sie jetzt nicht
omplett vorgelesen haben. Aber trotz eines fehlenden
ermanistikstudiums habe ich spontan das Gefühl: Sie

agt doch genau das aus, was ich hier gerade in die Welt
esetzt habe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich habe mich in den letzten Tagen hin und wieder ein
isschen an so manchen populistischen Äußerungen ge-
tört, die es auch seitens der FDP gab. Da wurde gesagt,
al von Herrn Stadler, mal von Herrn Gerhardt: „Es

eht uns gar nicht um Details; es geht uns um die Verlo-
enheit der rot-grünen Bundesregierung“ oder so. Da
ollte ich Ihnen eigentlich spontan anbieten, dass wir
en Untersuchungsausschuss lassen und uns draußen auf
er Wiese zum Raufen finden könnten. Mir ist bei einem
espräch aber eines aufgegangen, nämlich dass mit sol-

hen Sätzen von Herrn Gerhardt vielleicht gar nicht ich
emeint bin oder auch wir Grünen gar nicht gemeint
ind. Wir wissen, wie strittig die Debatte über den Unter-
uchungsausschuss auch bei Ihnen in der FDP an der
telle geführt wird.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein!)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Ich habe mich mittlerweile zu der These verstiegen,
dass, wenn Herr Gerhardt rot-grüne Politik kritisiert und
entlarven will, das in Wahrheit eine ganz perfide Strate-
gie ist, den Untersuchungsausschuss – weil er sich Ihnen
gegenüber, Herr Westerwelle, noch nicht ganz durchset-
zen konnte – auf intelligente Art und Weise zu torpedie-
ren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


– Herr Westerwelle, wir wissen, dass da ein interner
Streit existiert. Wenn wir über Aufklärung reden, müs-
sen alle Beteiligten fair und ehrlich sein.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206200

Frau Künast, der Kollege Westerwelle würde gern

eine Zwischenfrage stellen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206300

Bitte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206400

Bitte schön.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1601206500

Eigentlich nur, damit sich das nicht weiter festsetzt

– ich habe das ja auch gelesen; es ist schon putzig, wie
Sie das jetzt hier einführen –: Sind Sie bereit, zur Kennt-
nis zu nehmen, dass der Fraktionsvorsitzende,
Dr. Wolfgang Gerhardt, in der Fraktion als erster Redner
den Antrag auf Beschlussfassung zugunsten eines Unter-
suchungsausschusses gestellt hat und dass die Fraktion
bei Enthaltungen, aber ohne Gegenstimme dementspre-
chend entschieden hat?


(Beifall bei der FDP)



Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206600

Lieber Herr Westerwelle, dagegen, dass dieser Ablauf

so war, kann ich jetzt logischerweise nicht argumentie-
ren.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Schön!)


Ich weiß aber auch, dass das im Zweifelsfall nicht viel
aussagt; denn die Spatzen pfeifen auch von den Dächern,
dass Herr Gerhardt und andere Außenpolitiker in Ihrer
Fraktion aufgrund des teilweise populistischen Getues
erheblich leiden. Sie werden mir diese Bewertung nach-
sehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206700

Sie müssen dann bitte auch zum Schluss kommen.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206800

Ich möchte an dieser Stelle noch einen Satz zu Frau

Pau sagen. Sie haben hier über Teilhabe und Beihilfe ge-
sprochen. Sie kennen die Gerichtsentscheidung. Ich
weise Sie aber auf eines hin: Wenn Sie diese Auseinan-

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(C (D ersetzung führen – auch ich führe sie; das alles geht ja icht einfach an einem vorbei –, müssen Sie sich auch elber einmal fragen, warum zum Beispiel Ihr Fraktionsorsitzender, als er noch Minister war, nicht als Erstes eschlossen hat, sich solcher Verpflichtungen zu entledien, indem er als Minister im Bundeskabinett den Ausritt aus der NATO beantragt. Dann hätten Sie auch das olgeproblem nicht, nämlich gewisse Bündnisverpflich ungen. So ist das; das wissen auch Sie. Ich erinnere Sie noch einmal an die Redezeit. Ja. – Weil ich schon bei Herrn Lafontaine bin, sage ch Ihnen auch: Ich will die Debatte mit der PDS gerne ufnehmen. Wir alle reden über Folter. Ich wäre froh, enn Deutschland das Zusatzprotokoll zur Antifolteronvention längst unterzeichnet hätte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Lachen bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601206900
Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207000

ber das ist an FDP-mitregierten Bundesländern ge-
cheitert. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, wo die
DP an der Regierung beteiligt ist, haben das nicht mit-
etragen.

Ich weiß, dass es auch bei Ihnen eine Debatte über das
hema Folter gibt. Wir alle wissen, dass Herr Lafontaine

m Fall Daschner einen sehr lockeren Umgang pflegt,
ie es, glaube ich, sonst niemand in diesem Hause tut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sind Sie jetzt dafür oder dagegen?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207100

Ich weise darauf hin, dass die Redezeit der Grünen-

raktion jetzt fast komplett aufgebraucht ist. – Frau
ötzsch würde gerne noch eine Zwischenfrage stellen.
rau Künast, lassen Sie diese Frage zu?


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207200

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207300

Dann bitte schön.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601207400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Frau Künast, Sie ha-

en soeben meine Kollegin Frau Pau in der Frage der
ündnisverpflichtungen angegriffen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


ind Sie bereit, zuzugeben, dass die NATO ein Verteidi-
ungsbündnis und kein Angriffsbündnis ist und dass die
ndirekte Unterstützung des Irakkrieges etwas mit An-
riff und nicht mit Verteidigung zu tun hatte?


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207500

Die Frage kann ich gut verstehen, Frau Lötzsch. Ich

sage Ihnen trotzdem an dieser Stelle: Wir und auch Rot-
Grün haben zu jedem Zeitpunkt offen gelegt, dass wir
– das ist hier vorhin schon einmal zitiert worden, und
zwar aus einem Redebeitrag des damaligen Bundeskanz-
lers – keine Soldaten dorthin schicken,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Gott, ist das ein Geeier!)


dass wir aber in einer Vernetzung von Bündnisverpflich-
tungen stehen. Das habe ich hier klar gesagt. Davon gibt
es auch nichts zurückzunehmen.

Ich sage Ihnen noch einmal, weil mir diese Pfennig-
fuchserei ehrlich gesagt auf den Nerv geht – Sie tun
schon wieder so, als gehe es nur darum, jemanden zu
desavouieren –: Wir reden in diesem Zusammenhang
auch über internationalen Terrorismus und Gefährdun-
gen für dieses Land. Ich bin, obwohl Oppositionsvertre-
terin, nicht bereit, hier eine unverantwortliche Vorfüh-
rung zu geben.

Ich weiß: Wir brauchen in einem demokratischen
Rechtsstaat Geheimdienste. Diese müssen aber scharf
kontrolliert werden. Die Abgeordneten und die Men-
schen müssen wissen, was gewesen ist. Wir müssen an
dieser Stelle auch die Sicherheit unserer Bevölkerung
garantieren. Genau das wollen wir tun.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Noch eine Bemerkung zum Schluss. Der Untersu-
chungsauftrag von uns liegt vor. Damit ist klar, was wir
untersuchen wollen. Wir stehen hinsichtlich der Aufklä-
rung der Fragen meines Erachtens allenfalls am Anfang.
Wir sind bereit, am Montag mit den anderen Fraktions-
vorsitzenden über das weitere Vorgehen zu reden. Aber
ich sage Ihnen ganz klar: Es geht um die Aufklärung der
Fragen und um einen öffentlichen Diskurs. Darunter
geht gar nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207600

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Diether Dehm.


Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601207700

Ich hatte diesen Beitrag eigentlich als Frage angelegt,

als ich Sie, Frau Künast, noch am Pult wähnte.

Ich muss – ebenfalls in Ermangelung eines Germanis-
tikstudiums – fragen: Sind die Grünen jetzt dafür oder
dagegen?


(Beifall bei der LINKEN – Heiterkeit und Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207800

Frau Künast, bitte bleiben Sie mit Ihrer Antwort unter

drei Minuten.

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(C (D Danke für den Hinweis, Frau Präsidentin. – Herr ehm, Sie hatten nun die Lacher auf Ihrer Seite. Wir haen also gemeinsam, dass wir beide kein Germanistiktudium haben. Ich sage Ihnen ganz klar: Diese Fragetellung, so lustig sie auch ist, war mir angesichts der ichtigkeit dieses Themas unterkomplex. Wir haben einen Untersuchungsauftrag gestellt und ie Fragen vorgelegt. Wir haben dies getan, weil die ufklärung mit konventionellen Mitteln bisher nicht unktioniert hat. Ich sehe, dass wir jetzt einen Schritt eiter sind. Ich habe Ihnen keinerlei Signal gegeben, ass ich diesen Auftrag jetzt zurückziehe. Um das zu erstehen, brauchen Sie kein Germanistikstudium. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)

Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601207900

(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601208000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Hans-Ulrich

lose, SPD-Fraktion.


Hans-Ulrich Klose (SPD):
Rede ID: ID1601208100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ich äußere mich in dieser Debatte aus der Sicht
ines Außenpolitikers. Außenpolitiker sind für ihre tägli-
he Arbeit auf vielfältige Informationen angewiesen.
an kann sogar sagen: Ein großer Teil unserer Arbeit

esteht aus Informationserarbeitung, -verarbeitung
nd -auswertung. Zu unseren Informanten gehört auch
er BND, der in der Regel auf Anforderung in mündli-
her oder schriftlicher Form berichtet. Seine Berichte
ind, auch wenn sie nicht qualifiziert sind, ihrer Natur
ach vertraulich bzw. nicht öffentlich.

Letzteres gilt ganz generell auch für die Beratungen
es Auswärtigen Ausschusses. Als Konsequenz daraus
olgt, dass wir über die Beratungen des Auswärtigen
usschusses immer nur zur Sache, nicht aber zur Person
erichten. Diese Grundregel wird weitgehend eingehal-
en und erlaubt es, in einer sehr offenen Weise miteinan-
er zu debattieren, was ich immer als großen Vorzug des
uswärtigen Ausschusses empfunden habe.

Die Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes haben
ns bei verschiedenen Gelegenheiten darauf hingewie-
en, dass es bei ihren Analysen nicht nur um Tatsachen,
ondern immer auch um Interpretationen und Bewertun-
en geht. So auch in dem einen viel diskutierten Punkt,
er vor dem Irakkrieg und auch später eine erhebliche
olle gespielt hat. Ich rede von den so genannten rollen-
en Containern, in denen, wie es hieß, Biowaffen pro-
uziert wurden. Der Bundesnachrichtendienst hat uns
nd – soweit wir richtig informiert sind – auch die Ame-
ikaner rechtzeitig über die problematische Quellenlage
nterrichtet und keinen Zweifel an seinen eigenen Zwei-
eln gelassen. Das ist nicht unwichtig, weil bis zum heu-
igen Tage immer wieder behauptet wird, der BND habe
it Falschmeldungen Begründungen für den Irakkrieg

eliefert. Das hat er nicht, auch wenn es in den amerika-
ischen Medien gelegentlich anders dargestellt wurde.






(A) )



(B) )


Hans-Ulrich Klose
Dass der BND auch während des Irakkrieges im Irak
tätig war, wussten wir – ohne die Einzelheiten zu ken-
nen. Ich selbst habe es immer für richtig gehalten, zum
einen, weil wir ein unmittelbares deutsches Interesse an
eigenen Informationen hatten. Hatten wir doch den
Amerikanern nach den Anschlägen von New York und
Washington unsere „uneingeschränkte Solidarität“ zuge-
sagt. Wir wussten oder vermuteten, dass der Irakkrieg
das terroristische Problem verschärfen könnte. Das war
doch einer der Gründe dafür, warum die damalige Bun-
desregierung eine Beteiligung am Irakkrieg ablehnte und
sich insgesamt skeptisch äußerte.


(Beifall des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


Joschka Fischer dazu: „I’m not convinced.“

Zum anderen war die Bundesrepublik schon zum da-
maligen Zeitpunkt in der Region engagiert und mit Sol-
daten in Afghanistan, Kuwait und am Horn von Afrika
präsent. Es war daher für uns wichtig, aus eigener An-
schauung zu erfahren, wie die Dinge im Irak und in der
Region sich entwickelten: Gab es im Irak, wie vermutet,
Massenvernichtungswaffen? Würden sie eingesetzt
und mit welchen Folgen?

Die Befürchtungen, dass sie eingesetzt würden, waren
im Übrigen nicht unplausibel; denn immerhin hatte
Saddam Hussein zweimal vorher chemische Waffen ein-
gesetzt:


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr richtig!)


im Krieg gegen den Iran und gegen die eigene kurdische
Bevölkerung.

Die Bundesregierung, die Regierung Schröder, hat
deshalb richtig entschieden, als sie dem BND den Auf-
trag erteilte, auch nach Schließung der Deutschen Bot-
schaft im Irak zu bleiben, um die Lage für sich und in
Kooperation mit befreundeten Diensten zu beobachten
und zu analysieren. Das ist nicht zu kritisieren. Das ist
im Gegenteil zu loben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Anders wäre es, wenn, wie jetzt behauptet, die BND-
Mitarbeiter operativ kriegsunterstützend tätig geworden
wären, zum Beispiel bei der Definition von Zielen für
amerikanische Bombenangriffe. Das ist, wie auch das
Parlamentarische Kontrollgremium einstimmig festge-
stellt hat, nicht geschehen. Die Aussagen der beiden
BND-Mitarbeiter seien glaubhaft, so die Erklärung des
Parlamentarischen Kontrollgremiums, was doch nur hei-
ßen kann: Wir, die Mitglieder dieses Gremiums, glauben
ihnen, nachdem wir über sechs Stunden mit ihnen darü-
ber verhandelt haben. Vor Gericht jedenfalls, lieber Kol-
lege Westerwelle, reicht das aus.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Allemal!)


Was bleibt nach allem für einen Untersuchungsaus-
schuss zu diesem Thema übrig? Zur Sache nichts, jeden-
falls nicht viel; allenfalls die Frage, warum jetzt, zu die-
sem Zeitpunkt, anderes behauptet wurde, und von wem.


(Zuruf von der SPD: Ja!)


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(C (D azu gibt es die üblichen Verschwörungstheorien, an deen Verbreitung ich nicht mitwirken möchte. Die Geüchtemacherei kann meines Erachtens in einer Grauone bleiben, zumal diese Dinge nach meinen rfahrungen niemals vollständig aufgeklärt werden. uch Desinformation gehört bisweilen zum nicht imer erfreulichen Geschäft geheimdienstlicher Aktivitä en. Deren vollständige Offenlegung in allen Details und or aller Öffentlichkeit zu fordern, gehöre zum Geschäft er Medien und der Opposition, entnehme ich den Beirägen der Opposition am heutigen Tage. Ich kann dem ber nicht zustimmen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist leider wahr!)


s liegt nun einmal in der Logik geheimdienstlicher Ak-
ivitäten, dass sie in großem Umfang im Geheimen ge-
eistet werden, um effektiv zu sein. Auf Effektivität sind
ir alle aus Gründen der Sicherheit angewiesen. Wir
issen doch: Den Kampf gegen den internationalen Ter-

orismus können wir nur gewinnen, wenn wir ein ver-
ässliches Netzwerk von Informationen und Kooperation
ufbauen. Niemand – ich wiederhole: niemand – kann
in Interesse daran haben, dass der BND als geheim-
ienstlicher Koalitionspartner verbrannt wird. Die Ge-
ahr, dass dies geschieht, ist nicht klein, vor allem dann
icht, wenn die Motive der Aufklärungsbemühungen
iffus sind, und das scheint mir hier der Fall zu sein.

Die Besorgnis über die mangelnde Kontrolle der
eheimdienste will ich damit nicht kleinreden, Herr
ollege Westerwelle. Sie ist umso mehr berechtigt, je in-

ensiver die Dienste international kooperieren. Damit
üssen wir uns als Parlamentarier im Bundestag und zu-

ammen mit unseren parlamentarischen Kolleginnen und
ollegen in den Partnerländern beschäftigen, und zwar

u gegebener Zeit, nicht innenpolitischem Kalkül fol-
end und schon gar nicht im Schnellverfahren.

Die SPD-Fraktion, genauer: die Arbeitsgruppe Au-
enpolitik meiner Fraktion, hat mit solchen Beratungen
ereits begonnen und wir laden die anderen Fraktionen
usdrücklich ein, sich an unseren Beratungen zu beteili-
en.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601208200

Sie müssen bitte zum Ende kommen, Herr Klose.


Hans-Ulrich Klose (SPD):
Rede ID: ID1601208300

Aus außenpolitischer und parlamentarischer Sicht

äre dies die angemessene Verhaltensweise. Ich fände
s gut, wenn wir uns darauf verständigen würden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601208400

Ich erteile das Wort zu einer Kurzintervention dem

ollegen Hans-Christian Ströbele, Bündnis 90/Die Grü-
en.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Keine Redezeit mehr?)







(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Klose, ich habe mich über Ihre Rede ge-
ärgert. Ich habe mich auch über die Berichterstattung
– die ich heute in den Zeitungen gelesen habe – über die
Sitzung des PKGr, deren Folgen und den Bericht geär-
gert. Ich werfe der Bundesregierung und den sie tragen-
den Fraktionen vor, dass sie das PKGr und die Geheim-
haltungspflicht im PKGr bewusst missbrauchen.


(Zuruf von der SPD: Wie bitte?)


Sie delegieren die Aufklärung der gravierenden Vor-
würfe – wir sind uns ja einig, dass die Vorwürfe, die er-
hoben werden, gravierend sind – in das PKGr und kom-
men anschließend auf der Grundlage von Berichten aus
dem PKGr zu völlig unzutreffenden Schlussfolgerungen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Das PKGr hat nicht festgestellt, dass an den Vorwür-
fen nichts dran ist, wie das Herr Minister Steinmeier ges-
tern von Kairo aus verlauten ließ oder wie Kollege
Kauder es nach der letzten Sitzung des PKGr festgestellt
hat. Vielmehr hat das PKGr in seiner Erklärung – der
Kollege Röttgen hat sie ja heute zum Teil zitiert – ledig-
lich festgestellt, dass ein Teil der Angaben der beiden
Zeugen vom Bundesnachrichtendienst glaubhaft war.
Das PKGr hat darüber hinaus festgestellt, was die Bun-
desregierung berichtet hat.

Damit ist überhaupt nichts darüber ausgesagt, was da-
ran richtig oder falsch ist. Es handelte sich hier ja um
Angaben – wenn Sie so wollen – von „Beschuldigten“.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Beschuldigten?)


Denn es werden ja Vorwürfe gegen den Bundesnachrich-
tendienst, gegen einzelne Mitarbeiter des Bundesnach-
richtendienstes in der Öffentlichkeit erhoben. Dazu ha-
ben sie Stellung genommen. Die Stellungnahme ist jetzt
in Halbsätzen wiedergegeben worden. Ob diese Stel-
lungnahme richtig ist, hat das PKGr nicht festgestellt.
Vielmehr handelt es sich dabei lediglich um Angaben
von „Beschuldigten“, bei denen eine Überprüfung not-
wendig ist.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Von Beschuldigten? Das ist doch kein Ermittlungsverfahren! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Was ist das denn für ein Rechtsstaatsverständnis?)


Ich sage Ihnen: Die Angaben, die hier von „Beschul-
digten“ gemacht worden sind, sind vor allen Dingen
auch deshalb zweifelhaft, weil ich in diesem Gremium
– gerade in Sachen el-Masri – die Erfahrung gemacht
habe, dass von der Bundesregierung in der Vergangen-
heit falsch informiert worden ist. Deshalb sind Zweifel
an der Richtigkeit der Darstellung zunächst berechtigt
und begründet. Deshalb muss die Arbeit fortgesetzt wer-
den; deshalb müssen die Akten eingesehen werden und
deshalb muss jede weitere Möglichkeit, Klarheit und
Wahrheit in diese Angaben hineinzubringen, genutzt

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(C (D erden. Und dazu gehört auch die Arbeit eines Unteruchungsausschusses. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601208500

Herr Klose, bevor Sie antworten, gebe ich das Wort

och dem Kollegen Gehrcke ebenfalls zu einer Kurz-
ntervention.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601208600

Herr Kollege Klose, Sie haben die Bedeutung von

achauskünften, Vorträgen und Berichten des Bundes-
achrichtendienstes gerade für die Arbeit des Auswärti-
en Ausschusses unterstrichen. Da kann man sehr geteil-
er Meinung sein. Ich habe immer meine Zweifel an den
erichten der Geheimdienste; das steht aber jetzt nicht
ur Debatte. Wenn es denn so ist, erklären Sie mir doch
itte, warum der Chef des Bundeskanzleramtes, Herr
homas de Maizière, in einem Schreiben an den Parla-
entspräsidenten mitgeteilt hat, wonach er angewiesen

abe, dass Beamte des BND zu Auskünften gegenüber
em Auswärtigen Ausschuss, dem Menschenrechtsaus-
chuss und dem Innenausschuss in dieser Angelegenheit
icht mehr zur Verfügung stehen und die Ausschüsse
icht mehr informieren dürfen.

Das heißt, alle Informationen, die gegeben werden,
andern ins Grab der Verschwiegenheit des angeblichen
ontrollgremiums, das Parlament wird ausgeschaltet
nd die Beamten der entsprechenden Dienste dürfen
icht mehr vor den Ausschüssen des Parlaments Aus-
unft geben. Genau so geht es nicht und genau deswegen
rauchen wir einen solchen Untersuchungsausschuss.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601208700

Herr Kollege Klose.


Hans-Ulrich Klose (SPD):
Rede ID: ID1601208800

Lieber Kollege Ströbele, ich gehöre auch zu denjeni-

en, die nicht Germanistik studiert haben, aber Jura.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das reicht!)


ch habe in meinem früheren Leben auch als Jurist gear-
eitet, genauer gesagt als Staatsanwalt. Aus dieser Er-
ahrung muss ich Ihnen sagen: Wenn ich damals in mei-
er Bewertung und dem Plädoyer von einer Aussage
esagt habe, sie sei glaubhaft und der Zeuge sei glaub-
ürdig, dann hieß das: „Ich glaube ihm“ und nicht: „Ich

weifle an dem, was er gesagt hat“.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Deshalb scheint mir in Wahrheit der Teil Ihrer Aus-
age richtig zu sein, in dem Sie ein Unbehagen über das
erfahren in dem Parlamentarischen Kontrollgremium
berhaupt äußern. Ich bin durchaus bereit, darüber zu re-
en, ob dabei irgendetwas verändert werden muss, ob so
twas wie ein Instanzenzug eingebaut werden muss, um
as Verfahren effektiver zu machen. Auf der Ebene eines






(A) )



(B) )


Hans-Ulrich Klose
„Ich glaube“ bzw. „Ich glaube nicht“ zu operieren,
scheint mir diesem Verfahren nicht angemessen. Das
sollten wir dann auch lassen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Und zu dem Kollegen Gehrcke: Sie sollten sich Ihre
generellen Zweifel an Aussagen der Geheimdienste ru-
hig erhalten.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das macht ja nichts. Ich glaube nur, dass Ihre Anfrage
im Wesentlichen an die Bundesregierung gerichtet war;
denn das, was wir als Parlamentarier bisher mit dem
BND erlebt haben, entspricht dem, was Sie gesagt ha-
ben, nicht. Wenn wir als Parlamentarier vom Bundes-
nachrichtendienst eine Auskunft haben wollten und ei-
nen angemessenen Zeitpunkt gefunden hatten, haben wir
diese uneingeschränkt bekommen. Unser Verhalten
sollte darauf gerichtet sein, das auch in Zukunft sicher-
zustellen. Wenn Sie dabei mithelfen würden, wäre ich
Ihnen dankbar.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601208900

Das Wort hat jetzt der Kollege Ulrich Maurer von der

Fraktion Die Linke.


Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601209000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Herr Kollege Klose, ich unterstelle zu Ihren Guns-
ten, dass Sie als Staatsanwalt Plädoyers erst dann gehal-
ten haben, wenn die Beweisaufnahme abgeschlossen
war.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich unterstelle zu Ihren Gunsten, dass Sie eine Würdi-
gung des Beweisergebnisses durchgeführt und sich nicht
auf die Glaubwürdigkeit eines Zeugen reduziert haben.

Ich will eine schlichte Feststellung für uns treffen:
Wir haben zwei Versionen: die Aussagen der Mitarbeiter
des Bundesnachrichtendienstes und die Behauptungen
eines hochrangigen Offiziers des amerikanischen Nach-
richtendienstes DIA gegenüber den Medien.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Dem glauben Sie mehr? – Unruhe bei der SPD)


Es ist nichts aufgeklärt. Das entnehme ich den Veröf-
fentlichungen. Wir haben auch keinen „Beschluss“, wie
es der Kollege Röttgen genannt hat.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Doch! Wir haben einen Beschluss!)


Es handelt sich vielmehr um das Protokoll des Beginns
einer Beweisaufnahme, bei der bei weitem nicht alle Be-
weismittel erhoben und bei weitem nicht alle Zeugen ge-
hört wurden.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Nein! Wir haben einen einstimmigen Beschluss, Herr Kollege!)


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(C (D er aus einem Protokoll einen Beschluss macht, verucht damit, die Öffentlichkeit zu täuschen. (Beifall bei der LINKEN – Widerspruch von der CDU/CSU)


eswegen gibt es an dieser Stelle großen Aufklärungs-
edarf.

Wir stellen mit großer Verwunderung fest, dass der
undesnachrichtendienst gegenüber dem „Stern“ offen-

ichtlich wesentlich auskunftsfreudiger ist als gegenüber
em Deutschen Bundestag.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601209100

Herr Kollege Maurer, Herr Röttgen würde gern eine

wischenfrage stellen.


Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601209200

Ich würde dies gern noch mit Ihrer Genehmigung zi-

ieren und dann die Frage zulassen.

Ich entnehme dem „Stern“:

Den Amerikanern wurden im Krieg überdies „all-
gemeine Lageberichte überlassen“, räumt ein hoch-
rangiger Geheimdienstmann in Pullach ein. In sie
flossen über die BND-Abteilung 3 ... auch Erkennt-
nisse, die die zwei Agenten aus Bagdad lieferten. ...
Der Geheimdienstler „will nicht ausschließen, dass
in den Berichten noch etwas zu finden ist, das sich
irgendwie hochziehen lässt“. Doch „selbst wenn in
den allgemeinen Berichten mal von beobachteten
Militärkolonnen die Rede gewesen sein sollte, dann
bekamen die Amerikaner das ja zeitverzögert ...

s gibt also noch viel aufzuklären.


(Beifall bei der LINKEN)


Vor allem kann es nicht sein, dass der Deutsche Bun-
estag und seine Ausschüsse durch Pullach schlechter
nterrichtet sind als der „Stern“. Das kann nicht sein!


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601209300

Herr Maurer, wollen Sie jetzt die Zwischenfrage von

errn Röttgen zulassen?


Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601209400

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601209500

Bitte schön, Herr Röttgen.


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1601209600

Herr Kollege, Sie haben mir vorgeworfen – nur da-

um habe ich mich zu einer Zwischenfrage gemeldet –,
ch hätte von einem Beschluss des Gremiums gespro-
hen und damit die Öffentlichkeit getäuscht.

Ich möchte Ihnen einen kleinen Vorwurf machen,
ämlich dass Sie sich mit der Sache, über die Sie spre-
hen, nicht sorgfältig beschäftigt haben. Darf ich Sie fra-
en, ob Sie bereit sind, Folgendes zur Kenntnis zu neh-






(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen
men – ich zitiere jetzt das Protokoll der in Rede
stehenden Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgre-
miums –: „Das Parlamentarische Kontrollgremium hat
einstimmig den folgenden Beschluss gefasst: …“?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601209700

Ich habe Ihre Pressemitteilung gelesen, Herr Kollege

Röttgen, und ich bleibe dabei, dass das, was da als Be-
schluss bezeichnet worden ist,


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Kein Beschluss ist?)


die Wiedergabe einer Aussage der beiden vernommenen
Zeugen ist. Es tut mir Leid, aber mehr ist das nicht. Das
muss ich Ihnen als Jurist doch nicht erklären. Sie haben
behauptet, dass es sich dabei um glaubhafte Aussagen
handelt. Das kann man nicht als Beschluss bezeichnen.
Ein Beschluss ist aus meiner Sicht eine Würdigung von
Beweisergebnissen oder eine Feststellung. Aber lassen
wir das Thema.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist peinlich!)


– Nein. Ich bleibe dabei: Es gibt in dieser Frage wider-
sprüchliche Zeugenaussagen und natürlich auch in den
Medien widersprüchliche Darstellungen.


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: In den Medien!)


– Wollen Sie sie denn nicht hören?


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601209800

Ich fürchte, wir können sie nicht mehr hören, Herr

Maurer, weil Ihre Redezeit abgelaufen ist.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601209900

Ich bitte, die Redezeit, die ich gerade verwendet habe,

um diese Frage zu beantworten, zu berücksichtigen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601210000

Die habe ich bereits abgerechnet. Dafür wurde die

Uhr angehalten.


Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601210100

Wir haben heute vom Außenminister gehört, die Hal-

tung der Bundesregierung zu diesem Krieg sei differen-
ziert gewesen und man habe die logistischen Basen zur
Verfügung gestellt. Es steht fest, dass dies vom Bundes-
verwaltungsgericht als indirekte Beteiligung an einem
völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gewertet wurde,
Frau Künast. Diese differenzierte Haltung beinhaltet
auch den Einsatz dieser Agenten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601210200

Herr Maurer, Sie müssen bitte zum Schluss kommen.

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(C (D Über deren Tätigkeit gibt es widersprüchliche Äuße ungen. Deswegen sage ich Ihnen: Dies ist nicht geklärt. ie Feststellung unserer Fraktion ist: Kein Organ der undesrepublik Deutschland, – Herr Maurer! – auch nicht der Bundesnachrichtendienst, mag er och so geheim sein, bewegt sich im rechtsfreien Raum. ies zu garantieren, ist die Aufgabe des Parlaments. Ich gebe das Wort dem Kollegen Olaf Scholz von der PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch will noch einmal den äußeren Rahmen der Debatte nsprechen, der hier genannt werden muss. Deutschland at im Jahre 2002 entschieden, sich nicht an einem rieg gegen den Irak zu beteiligen. Die deutsche Bun esregierung hat dies mit klaren und deutlichen Worten etan. Seitdem hat es eine Diskussion darüber gegeben, b das richtig oder falsch war – das ist die eine Debatte; n dieser kann man unterschiedliche Positionen haben – nd ob man der Bundesregierung diese Haltung eigentich glauben könne. In dieser Debatte gibt es eine Besonerheit: Es wurde immer so getan, als sei diese Haltung ar nicht ernst gemeint gewesen. Als die Diskussion im ommer 2002 zugange war, haben viele gesagt: Wenn er Wahlkampf zu Ende ist, dann gilt wieder etwas andees. Als die Bundesregierung nach der Wahl bei ihrer Halung blieb, ging die Diskussion weiter. Man fragte: ann endlich kriegen sie die Kurve, um wegen besondeer Umstände eine andere Haltung einzunehmen? Noch nmittelbar vor Kriegsbeginn wurde in der Diskussion mmer und immer wieder von vielen Medien und von ielen Interessierten in diesem Lande vermutet: Eigentich sei das alles nicht ernst gemeint und das komme chon bald heraus. Als dann der Krieg ausgebrochen war und sich eutschland immer noch nicht am Krieg beteiligt hatte, urde überall darüber diskutiert und spekuliert, dass das ine oder andere Verhalten in Wahrheit die Unglaubwürigkeit der ganzen Haltung deutlich mache, nämlich, ass wir zum Beispiel die amerikanischen Stützpunkte it unseren Soldaten beschützen, dass wir Überflug echte gewähren, dass wir die AWACS-Flüge ermöglihen, dass wir ganz offensiv Mitglied der NATO-Allianz leiben und bleiben wollen. All das war als Infragestelung gedacht. Aber die wichtigste Wahrheit in der gesamten Diskusion war immer: Deutschland hat keine Soldaten in den Olaf Scholz Irakkrieg geschickt. In diesem Krieg sind keine jungen Männer und Frauen aus Deutschland gestorben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601210300
Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601210400
Ulrich Maurer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601210500

(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601210600
Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1601210700

(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Sehr richtig!)





(A) )


(B) )


Ich sage Ihnen voraus: Daran wird auch die aktuelle De-
batte nichts ändern. Das ist mir wichtig; ich hoffe, auch
anderen.

Wenn es um die Vorwürfe, die am letzten Donnerstag
aufgekommen sind, geht, dann ist auch festzustellen,
dass es in beispielloser Geschwindigkeit gelungen ist,
die entsprechenden Informationen zu bekommen, um
darüber diskutieren zu können. Wir haben uns am letzten
Freitag und am Mittwoch dieser Woche getroffen. Der
Nachrichtendienst hat die betreffenden Akten zusam-
mengetragen und alle Mitarbeiter, die daran beteiligt ge-
wesen waren, herbeigeführt, damit wir mit ihnen spre-
chen konnten. Die Akten konnten wir zwar noch nicht
lesen, aber das liegt auch an uns. Das müssen und wer-
den wir noch tun. Allerdings finde ich, dass wir schnell
und zügig informiert worden sind. Das ist zu loben,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass in den trotz al-
ler Unterschiedlichkeit sachlichen Redebeiträgen von
FDP und Grünen, die ich heute gehört habe, immer da-
von gesprochen wurde, dass wir gemeinsam für Aufklä-
rung sorgen wollen. Wie Vertreter der Grünen und der
Freidemokraten gesagt haben, ist bereits viel Aufklärung
geleistet worden. Aber natürlich ist noch mehr zu tun.
Das soll auch getan werden. Ich fände es schön, wenn
wir uns darüber verständigen könnten, auf welchem
Wege und auf welche Art und Weise diese Aufklärung
öffentlich – an den Stellen, an denen sie geheim bleiben
muss: nicht öffentlich – betrieben werden kann, sodass
wir alle ein gutes Gefühl haben, wenn wir uns über diese
Angelegenheit abschließend eine Meinung bilden. Das
fände ich richtig.

Ich glaube, das können wir mit einer gewissen Ent-
spanntheit tun. Denn einer der Sätze, die wir im Parla-
mentarischen Kontrollgremium gemeinsam festgestellt
haben, lautet – die Formulierung ist semantisch völlig
korrekt –: Die zuständigen Mitarbeiter haben gesagt,
dass es eine klare Weisungslage gab, keine Informa-
tionen weiterzugeben, die eine Beteiligung an Kriegsein-
sätzen ermöglichen. – Das ist die politisch entscheidende
Aussage. Selbst wenn sich noch neue Kenntnisse erge-
ben sollten, die dann im Detail zu betrachten wären,


(Zurufe von der LINKEN: Aha! – So, so!)


bleibt festzuhalten: Es gab den politischen Willen der
Führung des Landes und der Führung des BND, keine
Kriegsbeteiligung durch nachrichtendienstliche Tätig-
keit zu bewirken. Diese Erkenntnis ist wichtig und gut.


(Beifall bei der SPD)


Im Rahmen unserer weiteren Diskussion sollten wir
nach einem Weg suchen, wie wir die Aufklärung ge-

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(C (D ährleisten können. Dabei sollten wir aber auch die rage im Blick haben, wie wir in Deutschland in Zuunft mit der Kontrolle unserer Nachrichtendienste mgehen wollen. Dazu gehört neben den bereits mehrach abgelegten Bekenntnissen, die hier im Hause einernehmlich beklatscht worden sind (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ja, so war es –, auch die Feststellung, dass wir eine
trenge nachrichtendienstliche Kontrolle brauchen.

Trotz des vorhandenen Reformbedarfs, über den man
iskutieren kann – wie Herr Klose lade auch ich Sie alle
azu ein, das in Zukunft weiterhin zu tun –, darf man ei-
es nicht vergessen: Die Kontrolle der Nachrichten-
ienste in Deutschland ist weltweit vorbildlich.


(Sebastian Edathy [SPD]: Wohl wahr!)


n den jungen Demokratien in Mittel- und Osteuropa hat
an sich aufgrund seines vorzüglichen internationalen
ufs am deutschen Kontrollgremiumgesetz orientiert.

Natürlich darf man eine solche Institution wie das
arlamentarische Kontrollgremium nicht dadurch ent-
erten, dass man ihre eigentliche Arbeit von anderen
och einmal machen lässt. Darum ist meine Bitte bzw.
ein Rat: Lassen Sie uns lieber darüber diskutieren, wie
ir dem formulierten Aufklärungsinteresse öffentlich
wenn notwendig: nicht öffentlich – gerecht werden

önnen, ohne diese so wichtige Institution kaputtzuma-
hen, die wir zwar vielleicht fortentwickeln müssen, die
n der Welt aber weiterhin als Vorbild dient, wenn es um
en Umgang eines demokratischen Staates mit seinen
achrichtendiensten geht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Was soll ein Untersuchungsausschuss noch leisten?
iese Frage müssen – hier stimme ich dem Kollegen
öttgen zu – zuallererst die Oppositionsparteien beant-
orten. Denn das Recht auf Einsetzung eines parlamen-

arischen Untersuchungsausschusses ist ein Minderhei-
enrecht, das wir respektieren und für das ich überall zu
ämpfen bereit bin. Von diesem Minderheitenrecht muss
an auch Gebrauch machen dürfen.

Wir als Parlament und Öffentlichkeit sollten die Cou-
age haben, uns nicht von der Erwägung leiten zu lassen:

as fordert eine Art von Medienöffentlichkeit in ihrer
ufgeregtheit von uns, welche Forderung muss man zur
teigerung des Medieninteresses und des Spektakels
och draufsetzen? Nein, wir müssen uns das Recht vor-
ehalten, parlamentarische Untersuchungsausschüsse
inzusetzen – oder eben nicht. Das ist immer das Recht
er Minderheit.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Ihr seid aber nicht die Minderheit!)


eshalb ist die Frage, was da noch zu untersuchen ist,
chon bemerkenswert. Denn wenn wir haben, was wir
aben, und wenn wir uns darüber verständigen, wie wir
as bekommen – öffentlich und nicht öffentlich –, was
ir noch brauchen, kann am Ende auch die kluge Ent-

cheidung stehen, keinen Untersuchungsausschuss






(A) )



(B) )


Olaf Scholz
einzusetzen. Ich werbe darum, all dies noch einmal zu
bedenken. Denn ein Untersuchungsausschuss, der zu-
sammentritt, wenn vieles öffentlich oder halböffentlich
bekannt ist, wenn vieles Geheime schon aufgeklärt ist,
hat natürlich einen Grad von Lächerlichkeit, der dem
Ansehen des Parlamentarismus auch nicht zugute
kommt. Insofern glaube ich, macht es Sinn, über diese
Frage noch einmal nachzudenken.

Fragen der politischen Bewertung gehören sowieso
hier ins Parlament. Ich lasse mir von keinem Untersu-
chungsausschuss sagen, was ich zu denken habe. Wie
die Nachrichtendienste Befragungen von Gefangenen in
ausländischen Gefängnissen vornehmen oder mit beson-
deren Situationen umgehen, das muss auch hier disku-
tiert werden. Ich habe die Bundesregierung gebeten,
Grundsätze für die Befragung von Gefangenen zu for-
mulieren, und mir ist auch zugesagt worden, dass wir
diese erhalten. Darüber müssen wir dann politisch disku-
tieren. Denn das Schlimmste im Umgang mit Nachrich-
tendiensten ist, wenn man herumdruckst und sich
schämt, darüber zu reden, wenn man so tut, als gäbe es
sie gar nicht. Wenn man sie bejaht, dann muss man auch
festlegen, was sie tun sollen. Das zu formulieren – und
damit auch ihre Grenzen –, das ist unsere Aufgabe.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601210800

Das ist eigentlich ein schöner Schlusssatz gewesen,

Herr Scholz.


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1601210900

Einen wirklich letzten Satz; ich sage das nicht nur als

Ankündigung.

Das Parlament besteht aus über 600 Staatsmännern
und Staatsfrauen. Ich glaube, es stellt sich bei einer sol-
chen Angelegenheit auch die Frage: Werden wir der Be-
deutung gerecht, der eine der größten und wirtschaftlich
und militärisch kräftigsten Demokratien der Welt ge-
recht zu werden hat? Ich glaube, auch das ist ein Auftrag
für unsere Debatte und für das weitere Vorgehen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601211000

Jetzt hat das Wort der Kollege Bernd Schmidbauer

von der Fraktion der CDU/CSU.


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1601211100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Ich will auf einige Dinge eingehen, die
von Herrn Westerwelle und von Frau Künast vorge-
tragen wurden. Herr Westerwelle, ich stimme ausdrück-
lich zu, dass die Punkte, die Sie angesprochen haben
– el-Masri, Zammar, Guantanamo –, im PKGr in unmit-
telbarer Folge auf die Tagesordnung gesetzt worden sind
und dort besprochen werden. Vorwegzunehmen, was wir

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(C (D n Ergebnissen haben werden, wäre falsch. Auch jetzt arüber zu diskutieren, ob oder ob nicht und, wenn ja, elche Verfehlungen vorliegen, ist falsch. Aber ich timme Ihnen zu: Das muss in dieses Paket hineingeommen werden. Frau Künast, Sie haben Recht, dass manche Informaion relativ spät gekommen ist, dass dies zu monieren ist nd dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen ann, dass dies Auseinandersetzungen sind, die nicht das etzt, sondern die Vergangenheit betreffen, und dass wir arüber reden müssen, wie solche aktuellen Informatioen im PKGr künftig besser behandelt werden können. as ist eine Selbstverständlichkeit. Herr Gehrcke, ich verstehe Ihr Lamentieren nicht: hre Fraktion ist doch beteiligt. – Wenn Sie jetzt nicht uhören, schadet das natürlich. Deshalb will ich es für ie wiederholen, Herr Gehrcke. – Zu sagen, dass eine raktion von Informationen ausgeschlossen sei, ist abso ut falsch. Ihr Mann, Ihr Vertreter, sitzt im PKGr und ird – das kann ich Ihnen sagen – liebevoller behandelt, ls wir uns ohnehin untereinander behandeln, (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das höre ich aber gar nicht gern!)


m ihn doch noch zu überzeugen. – Herr Westerwelle, so
ind wir in dem Gremium: Wir versuchen zu überzeugen
nd nicht, uns mit alten Regeln und Ritualen durchzu-
angeln. – Wenn aber dann Herr Maurer hier jemanden
er Falschaussage bezichtigt, nur weil er selber nicht die
nterlagen liest, also so weit kann die Liebe nicht ge-
en! Ich bitte dringend, alle Ausflüge in die Welt der
antasie zu beenden und allen hektischen Aktionismus
bzulegen und sich einzig und allein um die Fakten zu
ümmern, um die es in diesem Fall geht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601211200

Herr Kollege Schmidbauer, der Kollege Gehrcke

ürde gerne eine Zwischenfrage stellen. Möchten Sie
iese zulassen?


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1601211300

Ja, bitte.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601211400

Bitte schön, Herr Gehrcke.


Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1601211500

Herr Kollege, können Sie mir erklären, was ich davon

abe, wenn mein Kollege, der, wie ich höre, im PKGr
iebevoll behandelt wird – das finde ich sehr schön –, in
iesem Kontrollgremium Informationen erhält, die für
ie allgemeine Willensbildung wichtig wären, mir davon
ber nichts sagen darf? Was habe ich als Abgeordneter
avon, wenn ein Einzelner exklusiv etwas erfährt, das
ielleicht nahe an der Wahrheit ist, mir das aber nicht sa-
en darf?






(A) )



(B) )


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1601211600

Ihre Frage finde ich gut. Herr Ströbele hat sich vorhin

zu meinem Bedauern in ähnlicher Weise ausgelassen.
Deshalb hat sich das Gremium entschlossen, eine Pres-
seerklärung mit Informationen herauszugeben. Aus die-
sem Grund ist auch diese Debatte zu begrüßen, in der
wir auf Fragen Antwort geben können. Sie sind nicht
Abgeordneter zweiter Klasse. Dass wir in diesem Hause
gemeinsam über das Thema debattieren, zeigt seine hohe
Priorität. Dadurch sind wir alle in der Lage, Erklärungen
zu interpretieren. Damit bin ich wieder bei dem Thema
Studium angekommen; das will ich jetzt aber nicht ver-
tiefen. Das verstehen Sie jetzt sicherlich.

Im Übrigen möchte ich Sie, lieber Herr Gehrcke, da-
rauf hinweisen, dass wir in der betreffenden Zeit im
Auswärtigen Ausschuss, dem auch Sie angehören, In-
formationen in großer Dichte bekommen haben. Wenn
ich mich auch an wenig erinnere, an diese wichtige Zeit
aber kann ich mich sehr genau erinnern, als Bundesnach-
richtendienst und Bundesregierung die Abgeordneten in
einer dichten Abfolge über ihren Wissensstand, aber
auch über Zweifel informiert haben, deren Basis Infor-
mationen unserer Dienste sein sollten. Keiner konnte
zum damaligen Zeitpunkt annehmen, dass dies irgend-
welche Papiere aus dem Intercity waren, die vorgelesen
wurden.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601211700

Herr Schmidbauer, lassen Sie auch eine Zwischen-

frage des Abgeordneten Ströbele zu?


Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1601211800

Von Herrn Ströbele immer gern.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601211900

Bitte schön, Herr Ströbele.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Schmidbauer, geben Sie mir Recht – Sie
können das bestätigen, weil Sie dabei waren –, dass das
Gremium von der Bundesregierung auch falsch infor-
miert wird? Am 16. Februar 2005 haben wir auf Antrag
eines Abgeordneten über den Fall el-Masri geredet und
sind darüber informiert worden. Der Vertreter der Bun-
desregierung hat aber nicht bestätigen können – das hat
er ausdrücklich gesagt –, dass die Angaben, die man da-
mals schon den Zeitungen und Fernsehsendungen ent-
nehmen konnte, richtig sind. Er hat behauptet, er könne
das nicht bestätigen.

Heute wissen wir, dass die Bundesregierung zu die-
sem Zeitpunkt, dem 16. Februar 2005, über das Ge-
spräch informiert war, das der damalige Bundesinnen-
minister Schily mit dem US-Botschafter Coats sieben
Monate zuvor geführt hatte. Das war damals nicht nur
dem damaligen Bundesinnenminister bekannt, sondern
auch anderen Mitgliedern der Bundesregierung und ihr
unterstellten Stellen, nämlich dem Vizepräsidenten des
Bundeskriminalamtes und dem Vizepräsidenten des
Bundesamtes für Verfassungsschutz. Danach war die In-

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(C (D ormation, dass der Sachverhalt nicht bestätigt werden önne, falsch. Herr Ströbele, ich wiederhole gerne, was ich schon ingangs gesagt habe, nämlich dass wir uns mit diesem all noch auseinandersetzen müssen. Ich bin sehr froh, ass dieser Fall in die Regierungszeit fällt, als Sie mit in er Koalition gesessen haben und durchaus die Möglicheit hatten, zu hinterfragen, was sich abgespielt hat. Ich in mir aber sicher, Herr Ströbele, dass wir in der Lage ind, dies aufzuklären. Wir werden am Mittwoch damit eginnen. Das sage ich so deutlich, damit nicht der Einruck entsteht, im PKGr werde etwas unter den Teppich ekehrt. Dem ist nicht so. Auch im Fall el-Masri wird as nicht so sein. In diesem Zusammenhang weise ich darauf hin, dass ir aber auch die andere Seite berücksichtigen müssen. ch sehe, dass anlässlich bestimmter Vorgänge in Daaskus über bestimmte Personen Krokodilstränen ver ossen werden. Ich habe neulich darauf hingewiesen, ass es besser wäre, wir würden uns erst über die Persoen unterhalten, um beide Seiten zu verstehen, und dann arüber, was vorgefallen ist und was wir als Parlamentaier zu kritisieren haben. Meine sehr verehrten Damen und Herren, welche Tatachen stehen fest? – Fest steht, dass in dieser Zeit zwei itarbeiter des BND im Irak waren. Fest steht, dass ie Bundesregierung davon wusste, dass alle zuständien Ressorts und das Kanzleramt den Einsatz gebilligt atten und dass für die Aufgabe dieses Sondereinsatzeams ein klarer Rahmen vorgegeben wurde. Das ist kein kandal, das ist die Wahrheit, das sind die Fakten. Die eiden Mitarbeiter haben ihre in Bagdad gewonnenen rkenntnisse ihrem Auftrag entsprechend an die BNDentrale in Pullach weitergegeben. An einem Teil dieser nformationen konnten selbstverständlich auch Partner nd Verbündete partizipieren. Ich bin froh, dass wir uns lle einig sind, dass dies so in Ordnung war. Wir vertreen dies nicht nur glaubwürdig, sondern dies ist so. Ihnen können wir wahrscheinlich nie helfen; das gebe ch zu. Skandalös wäre es, wenn die Bundesregierung oder as Kanzleramt nichts von diesem Einsatz gewusst häten oder wenn wichtige Informationen nicht schnellstöglich weitergegeben und ausgewertet worden wären. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da haben Sie Recht!)

Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1601212000

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zuruf von den Linken: Nein!)


kandalös wäre es auch, wenn Vorschub für eine aktive
perative Kriegsunterstützung geleistet worden wäre.
icht ein einziger Beleg ist dafür vorhanden.

Herr Ströbele, Sie sprachen vorhin von Beschuldig-
en. Wissen Sie: Wenn wir Beschuldigte so definieren,
ass schon ein dünner Zeitungsbericht, ein dünner Bei-
rag in den Medien, in dem anonyme Zeugen genannt






(A) )



(B) )


Bernd Schmidbauer
werden, ausreicht, um in diesem Haus von Beschuldig-
ten zu reden, dann gehen wir relativ weit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will sagen – diese Erfahrung habe ich in vielen
Jahren gesammelt –, dass der BND gute Arbeit leistet
und dass die damalige Bundesregierung von dieser Ar-
beit profitiert hat. Ich will auch sagen, dass das für die
zwei BND-Beamten zutrifft. Ich schließe mich meinem
Fraktionskollegen an, der vorhin gesagt hat, dass wir ih-
nen eigentlich Dank zu sagen haben. Wir sollten es nicht
dabei belassen, dass die USA ihnen Medaillen verleihen.
Wir sollten vielmehr sagen, dass wir für diese risikorei-
che Arbeit in der damaligen Zeit sehr dankbar sind. Das
will ich hier auch sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich finde, es ist wichtig – das müsste jedem einleuch-
ten; das ist ein schlichtes Gebot der Vernunft –, dass
auch in einer Mediengesellschaft wie der unsrigen nicht
alles öffentlich ausgebreitet werden kann. Das geht ein-
fach nicht. Hier handelt es sich nicht um Peterchens
Mondfahrt, sondern hier geht es um die Sicherheit und
den Schutz unseres Landes sowie um Solidarität und Ko-
operation mit unseren Partnern.

Meine Damen und Herren, ich will daran erinnern
– das wurde vorhin bereits gesagt –, dass unsere Solda-
ten in Afghanistan und überall auf der Welt im Einsatz
sind. Hier findet eine Debatte statt, die in keiner ver-
gleichbaren Situation in einem anderen Staat stattfinden
könnte. Ich bitte Sie dringend: Denken Sie auch an die
Situation unserer Soldaten. Denken Sie daran, wie es um
die Sicherheit unserer Soldaten bestellt ist, wenn wir hier
alles ausbreiten und alle Möglichkeiten eröffnen, um
– das sage ich einmal sehr offen – zu einem noch besse-
ren Feindbild zu werden. Das ist in dieser Debatte nicht
angebracht. Ich darf Ihnen dazu sagen: Machen Sie die
Augen auf! Wir stehen noch unter dem Eindruck des
11. September 2001 und anderer Anschläge. Dieses Be-
denken der Sicherheit unserer Soldaten sollten wir nicht
leicht gewichten.

Es wäre ein wirklicher Skandal, wenn die Bundesre-
gierung auf die Gewinnung oder Verwertung wichtiger
Informationen verzichten würde. Ich glaube, niemand,
der an der Regierung ist und Verantwortung trägt, kann
auf solche Informationen verzichten.

Meine Damen und Herren, einige Bemerkungen zum
Untersuchungsausschuss: Es ist richtig, dass wir nie-
mandem vorschreiben können, dass er dieses oder jenes
tun oder lassen soll. Wir können aber darauf aufmerksam
machen, dass alle Erfahrungen, die wir bislang gesam-
melt haben, zeigen, dass Untersuchungsausschüsse nicht
zu dem geführt haben, was wir eigentlich wollten. Ich
stelle die Frage, ob es nicht besser ist, wenn wir im zu-
ständigen Gremium all die Details gemeinsam erörtern.
Wir können sie dort auch im Hinblick auf unsere Bedro-
hungslage besser erörtern, als dies in einem Untersu-
chungsausschuss möglich ist.

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(C (D (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und dann vorhin eine solche Erklärung!)


Ich darf noch auf einen Artikel von Jochim Stoltenberg
om 19. Januar dieses Jahres verweisen und ihn zitieren.
r schrieb: Es ist selbstverständlich das Recht der Oppo-
ition, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen. –
ugleich fragt er aber auch danach, ob das klug sei. Stol-

enberg berichtet von den Erfolgen des Nachrichten-
ienstes. Bezüglich des Irakeinsatzes schreibt er – ich
itte, genau zuzuhören –:

Daß der BND, als es ernst wurde im Irak, nicht die
Koffer packte, sondern weiter versuchte, sich und
der Bundesregierung ein eigenes Lagebild zu ver-
schaffen, gehört zu den Selbstverständlichkeiten ei-
nes Geheimdienstes.

Ich finde – das will ich noch einmal unterstreichen –:
eheimdienste bleiben für die Sicherheit unseres Landes
nersetzbar. Natürlich bedarf es der Kontrolle des Parla-
ents, und es bedarf der Kontrolle der Regierung, die
esentlich bessere Möglichkeiten hat, um den Dienst
ich will es einmal so sagen – an der kurzen Leine zu

alten.

Zu der Effizienz von Untersuchungsausschüssen fällt
ir ein Zitat von Samuel Beckett ein:

Die Sonne schien, da sie keine andere Wahl hatte,
auf nichts Neues.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


as wird auch in diesem Fall das Ergebnis sein, wenn
ir versuchen, diese Angelegenheit auszubreiten, und
enn wir die Dinge, bei denen wir Bedenken haben,
icht berücksichtigen.

In diesem Sinne lassen Sie uns unsere Arbeit tun und
assen Sie die Mitarbeiter des Bundesnachrichtendiens-
es ihre Arbeit tun. Wenden wir uns den wichtigen Pro-
lemen zu und arbeiten wir alles, was an Anregungen
eute gekommen ist, gemeinsam auf. Ein Gespräch am
nfang der nächsten Woche hierzu würde ich sehr be-
rüßen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1601212100

Das Wort hat der Kollege Max Stadler von der FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1601212200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Der Kollege Schmidbauer hat mit einem netten
itat die Frage zu beantworten versucht, ob wir diesen
ntersuchungsausschuss brauchen. Insofern haben wir
eute wirklich etwas dazugelernt.

Eingangs der Debatte hat Herr Minister Steinmeier
ine für mich etwas unverständliche These formuliert.






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
Herr Minister Steinmeier hat gesagt, die FDP werfe Tra-
ditionen über Bord, wenn sie dieses parlamentarische
Instrument benutze. Das Gegenteil ist richtig, Herr Mi-
nister Steinmeier. Unser Ziel ist es, rechtsstaatliche Tra-
ditionen in unserer Sicherheitspolitik zu bewahren. Des-
wegen brauchen wir diesen Ausschuss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Kollege Scholz, Sie haben in beachtlich sachli-
cher Weise die Vorgänge erörtert, aber doch in einem
Punkt nicht ganz den richtigen Eindruck erweckt. Auch
wenn von den vielen verschiedenen Fragen, die von uns
aufgeworfen worden sind, das Parlamentarische Kon-
trollgremium zu einer Detailfrage eine Bewertung abge-
geben hat, dann bleiben noch etliche andere Fragen of-
fen. Es kann nicht deswegen schon die Notwendigkeit
eines Untersuchungsausschusses entfallen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sehen ihn aus einem Grund als erforderlich an
– das geht weit über das Thema BND-Einsatz im Irak hi-
naus –: Jeder weiß – die Nachrichtendienste betonen es
selber immer wieder –, dass sich seit dem 11. Sep-
tember 2001 für unsere Sicherheitsbehörden eine neue
Aufgabenstellung ergeben hat: der Schutz vor der terro-
ristischen Bedrohung. Deswegen ist das Spannungsfeld
zwischen der einen Notwendigkeit einer umfassenden
Informationsgewinnung und der anderen Notwendigkeit,
sich dabei unter Geltung des Grundgesetzes an rechts-
staatliche Prinzipien zu halten, so groß geworden.

Wir haben den Eindruck, dass in diesem neuen Span-
nungsfeld die Maßstäbe durch die Politik noch nicht ab-
schließend und richtig formuliert worden sind. Das zeigt
sich an den Verhören in Syrien, auf Guantanamo und
möglicherweise auch im Libanon. Das zeigt sich ebenso
an der Reaktion der Bundesregierung auf den Entfüh-
rungsfall el-Masri, die wir für unzureichend halten. Die
Frage der CIA-Flüge beschäftigt jetzt auch das Europa-
parlament. Da gibt es also offenkundig Aufklärungsbe-
darf.


(Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)


Wir von der FDP sagen sehr deutlich: Es ist nicht zu-
lässig, dass wir die Verantwortung für schwierige Grenz-
ziehungen, was im Einzelfall noch erlaubt ist, etwa bei
der Informationsgewinnung, auf einzelne Mitarbeiter
von Behörden abwälzen. Es ist die Aufgabe der Bundes-
regierung und des Parlaments, hier Maßstäbe zu formu-
lieren.


(Beifall bei der FDP)


Dies ist die eigentliche Rechtfertigung für den von
uns vorgeschlagenen Untersuchungsausschuss. Es sind
die konkreten Fälle, die Anlass geben, zu zweifeln, ob
die Grenzen immer richtig definiert worden sind, präzise
aufzuklären. Das funktioniert in einem Untersuchungs-
ausschuss viel besser als im normalen Parlamentsbe-

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(C (D rieb, wie wir in diversen Ausschusssitzungen erlebt haen. Nach der Aufklärung wird sich das Parlament mit den ragen zu befassen haben, was an Informationsgewinung zulässig ist, wenn zum Beispiel klare Hinweise orliegen, dass Gefangene gefoltert oder unter folterähnichen Bedingungen inhaftiert worden sind. Die Bundesegierung ist in ihrer eigenen Haltung noch nicht klar, ie die unterschiedlichen Äußerungen der Justizministe in und des Innenministers zu diesem Problem zeigen. Deswegen brauchen wir eine präzise und umfassende ufklärung des Sachverhalts, damit wir daraus die rich igen politischen Leitlinien für die Zukunft formulieren önnen. Sie können sicher sein, dass die FDP ihre parlaentarischen Rechte in dieser schwierigen Frage im In eresse des gesamten Staates und der Bewahrung des echtsstaates vollständig und verantwortungsbewusst utzen wird. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601212300

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

ollege Dr. Hans-Peter Uhl für die CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1601212400

Herr Präsident! Meine verehrten Kolleginnen und

ollegen! Ich darf auf das Thema unserer Tagesordnung
urückkommen. Es begann damit, dass der damalige
undeskanzler Schröder gesagt hat, Deutschland betei-

ige sich nicht an dem Irakkrieg, halte aber die Bündnis-
erpflichtungen ein. Danach folgte – insbesondere in
üngster Zeit – eine Reihe von Pressemeldungen, Ge-
üchten, Unterstellungen und Halbwahrheiten, denen es
elbstverständlich nachzugehen gilt.

Ich halte auch die journalistische Neugier für richtig,
en aufgeworfenen Fragen nachzugehen. Was ist daran
ichtig? Wurde ein Doppelspiel gespielt? Hat die rot-
rüne Regierung unter Schröder die Grenzen des Rechts-
taates überschritten? Hat sie sich gegenüber Washing-
on in rechtsstaatlicher Hinsicht der Leisetreterei schul-
ig gemacht? Nicht nur die Journalisten müssen diesen
ragen nachgehen, sondern auch wir im Parlament. Das
aben wir getan.

Den Hauptpunkt, der die beiden Agenten des Bun-
esnachrichtendienstes betrifft, haben wir schon be-
prochen. Ich möchte das nicht wiederholen.

Es sind aber – wenn auch nur bei wenigen – Zweifel
urückgeblieben, obwohl nicht nur dahergeredet, son-
ern glaubhaft und in militärtechnischer Hinsicht logisch
egründet wurde, warum diese beiden Agenten keinen
nmittelbaren Beitrag zu Kampfhandlungen im Irak leis-
en durften, sollten, wollten und konnten. Das ist glaub-
aft versichert worden.






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl
Nun sagt Kollege Ströbele: Die Botschaft höre ich
wohl, allein mir fehlt der Glaube.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


Für diesen Fall – das haben wir schon festgestellt – be-
steht noch die Möglichkeit der Akteneinsicht. Ich werde
davon keinen Gebrauch machen, Herr Kollege Ströbele.
Sie aber sollten davon Gebrauch machen,


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da können Sie sicher sein!)


damit der letzte Zweifel ausgeräumt wird. Ich bin in der
Sitzung überzeugt worden. Aber wenn Sie noch Rest-
zweifel haben, dann ist das Ihre Sache.

Damit haben wir diesen Fall eigentlich abgeschlos-
sen. Das gilt für mich und nach Akteneinsicht hoffent-
lich auch für Sie.

Dennoch wird – insbesondere in den anderen Fra-
gen – die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses
gefordert, Herr Kollege Westerwelle. Über die el-Masri-
Verschleppung wurde im Innenausschuss stundenlang
debattiert,


(Fritz Rudolf Körper [SPD]: Ja!)


und zwar mit einer Offenheit, die mir bei diesem Thema
zu weit ging. Innenminister Schäuble hat im Ausschuss
vorgetragen, was ihm von der Vorgängerregierung be-
kannt war.

Auch für mich stellt sich der Fall völlig klar dar: Die
Bundesregierung hat, nachdem sie von dem Umstand
der Verschleppung erfahren hatte, alles getan, was sie
tun konnte.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur das PKGr nicht unterrichtet!)


Das entspricht klassischem Verwaltungshandeln und ist
auf allen Ebenen nachvollziehbar. Auch hierbei emp-
fehle ich, sich die Akten anzuschauen. Sie werden sehen,
dass sich am Ende der Beratungen des Untersuchungs-
ausschusses kein vorwerfbares Verschulden gegenüber
der Vorgängerregierung ergeben wird.

Nehmen wir die CIA-Flüge. Auch hierüber wurde
diese Woche im Innenausschuss lange mit dem zuständi-
gen Staatssekretär debattiert. Welche neuen Erkenntnisse
soll hier ein Untersuchungsausschuss noch liefern? Mir
fällt dazu nicht viel ein.

Schließlich bleibt die Vernehmung von Zammar.
Auch hierüber gab es im Innenausschuss eine lange De-
batte.

Dies werden wir im PKGr noch ausführlich behan-
deln. Ich meine, dass das der Ort ist, an dem wir solche
Dinge besprechen sollten, nicht ein Untersuchungsaus-
schuss.

Nun hat Herr Röttgen Recht, wenn er sagt, es sei nicht
Sache des Außenministers, der Opposition Ratschläge
zu geben, ob sie einen Untersuchungsausschuss einset-
zen soll oder nicht. Das geht die Regierung nichts an.
Aber vielleicht nehmen Sie von mir einen Hinweis an.

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(C (D ch habe schließlich fast ein Jahr für die Einsetzung des isa-Untersuchungsausschusses gekämpft. Im Nachinein sagen fast alle außer dem vorhin auf der vorletzen Bank sitzenden Exaußenminister Joschka Fischer er hat übrigens während der Rede von Frau Künast urchtbar gequält gelächelt –: Die Einsetzung eines ntersuchungsausschusses zum Visamissbrauch war ichtig und wichtig; er wird Konsequenzen haben. Hier aber, Herr Westerwelle, geht es um etwas andees. Die in Rede stehenden Fälle sind bzw. werden aufeklärt. Es sieht schon jetzt so aus, dass man keinen Vorurf erheben kann. Das allein reicht zwar nicht aus, um inen Untersuchungsausschuss abzulehnen. Man könnte hn trotzdem einsetzen. Wer weiß, ob nicht doch etwas erauskommt. Aber hier liegt der Fall anders. Ein Untersuchungsusschuss soll von seinem Wesen her das Parlament und ie Öffentlichkeit unterrichten. Die Erkenntnisse, die in inem solchen Ausschuss gewonnen werden, werden auf ie Marktplätze hinausgetragen. Das darf aber hier nicht eschehen. Das Parlament hat entschieden – hier errscht bei den Kollegen von der Linken ein nicht zu eseitigender Kenntnismangel –, dass es nicht erfahren ill, was die Geheimdienste machen. enn dafür sind neun Kollegen ausgewählt worden und llein diesen ist die ganze Verantwortung übertragen orden. Diese Kollegen haben das Recht, zu prüfen, und enießen unser Vertrauen. Wir glauben, dass sie ihre Areit richtig machen. Das ist der Gedanke, um den es hier eht. Ein Untersuchungsausschuss, der die Geheimhalungsgrenzen durchbricht, richtet Schaden an unseren achrichtendiensten und – das ist noch schlimmer – an er Zusammenarbeit zwischen den deutschen und den usländischen Nachrichtendiensten an. Das wiederum chadet der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland. abei haben wir erst gestern wieder erfahren, dass sama Bin Laden mit neuen Terroranschlägen droht. Bitte bedenken Sie all diese Aspekte. Es geht nicht arum, vielleicht noch etwas zu erfahren, was wir noch icht wussten, sondern darum, dass man durch die Einetzung eines Untersuchungsausschusses Schaden anichten kann. Deswegen bin ich dagegen. Ich bin in meiem Innersten noch nicht so weit im Regierungslager ngekommen, als dass ich das reflexhafte Verhalten von ppositionspolitikern nicht verstehen könnte. Es liegt och förmlich auf der Hand, dass man einer rot-grünen undesregierung, die mit der Attitüde angetreten ist, ich nicht an dem Irakkrieg zu beteiligen, nachweisen öchte, dass sie etwas ganz anderes gemacht hat als das, as damals auf dem Marktplatz von Goslar hinausosaunt wurde. Das verstehe ich durchaus. Aber bedenen Sie, dass Sie Schaden anrichten können! Ich will Ihen keine Vorwürfe machen, sondern Sie lediglich rmuntern, nachzudenken. Es handelt sich ja um eine merkwürdige Allianz bei er Opposition: von einem liberalen Gelb über ein etwas ngegilbtes Grün bis zu einem tiefen Rot. Dr. Hans-Peter Uhl (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mal eine Runde Beleidigungen?)


(Zuruf von der LINKEN: Wir schon!)





(A) )


(B) )


Diese unheilige Allianz passt nicht zusammen. Sie ha-
ben ja an dem heutigen Rencontre gesehen, wie es wei-
tergehen wird. Jeder von Ihnen will doch eine ganz an-
dere Aufklärung betreiben. Es handelt sich ja um ein
dreifaches Aufklärungsbegehren, das nicht zusammen-
passt.

Ich will mich nicht an den Spekulationen beteiligen,
ob die Grünen die rot-grüne Außenpolitik aufarbeiten
wollen. Man muss sich nur das Gesicht von Exaußen-
minister Fischer anschauen, wenn Frau Künast spricht.
Für mich ist entscheidend, dass die Aufarbeitung der rot-
grünen Politik bereits durch den Wähler geschehen ist.
Was braucht man mehr?


(Sebastian Edathy [SPD]: Na ja, Herr Uhl!)


Ich meine, wir sollten die Angelegenheit im PKGr ab-
schließend behandeln.

Zum Schluss noch ein Punkt: Ich teile den Vorwurf
des Kollegen Ströbele, dass das Kanzleramt das PKGr in
der Vergangenheit nicht immer so informiert hat, wie
man es hätte tun sollen.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Falsch informiert wurde!)


Deswegen sollten wir tiefer gehende Kontrollmöglich-
keiten schaffen, wahrscheinlich durch eine Änderung
des PKGr-Gesetzes, aber nicht durch die Einsetzung ei-
nes Untersuchungsausschusses.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601212500

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Westerwelle das Wort.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1601212600

Herr Kollege Uhl, ich habe zunächst einmal anzumer-

ken, dass Ihre Einschätzung, dass die drei unterschiedli-
chen Oppositionsparteien nicht zusammenpassen, nicht
völlig von der Hand zu weisen ist.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch die Behauptung, dass SPD und Union zusammen-
passten, darf bestritten werden.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der LINKEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber dafür brauchen wir keinen Untersuchungsausschuss!)


– Für diese Erkenntnis brauche ich keinen Untersu-
chungsausschuss, Herr Kollege.

Jetzt komme ich zu dem ernsten Grund, warum ich
mich gemeldet habe. Ich bitte Sie, einen Zungenschlag
nicht zu verwenden, den ich offen gestanden für unsere

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(C (D usammenarbeit für außerordentlich gefährlich hielte. ir wollen den Untersuchungsausschuss, weil wir die orge haben, dass rote Linien überschritten worden sind, nd weil wir der Überzeugung sind, nicht aufzuklären ist chlechter, als aufzuklären. Wenn es Missstände gab, ann müssen diese aufgeklärt werden, und wir unterhalen uns dann allenfalls darüber, welche Instrumente des arlaments die sinnvolleren sind. Wenn es Missstände ab, dann müssen sie aufgeklärt werden, und es dürfen icht diejenigen, die aufklären, dass es Missstände gab, it dem Hinweis in die Ecke gestellt werden, sie ver chlechterten die Sicherheitslage Deutschlands. Das tun ielmehr diejenigen, die diese Missstände zu verantworen haben. So viel sollte immer noch klar sein. Zur Erwiderung Herr Kollege Uhl. Herr Kollege Westerwelle, Sie werden gehört haben, ass ich Ihnen nicht unterstellen wollte, dass Sie sich beusst an den Konsequenzen eines solchen Untersu hungsausschusses, der das Ganze transparent macht, chuldig machen. Trotzdem ist das vom Bundesnachichtendienst vorgetragene Argument nicht von der and zu weisen, dass wir Schaden anrichten und Men chen gefährden können, wenn die Zusammenarbeit wischen dem deutschen Nachrichtendienst und anderen achrichtendiensten in der arabischen Welt publik wird. as will ich aber hier nicht vertiefen. Die Zusammenänge sind nicht ohne Logik und haben mich überzeugt. Sie sagen, wir müssten Missstände aufklären, wenn ie vorgekommen seien. Selbstverständlich. Jetzt kommt er entscheidende Unterschied: Was hindert uns daran, ie Missstände im Parlamentarischen Kontrollgremium ufzuklären und dann über das Kanzleramt und die zutändigen Minister Konsequenzen zu ziehen? Das kann on der Ahndung von fehlerhaftem Verhalten von Beamen über Versetzungen bis hin zu anderen personellen onsequenzen reichen. Alles ist als Ergebnis des geheien Wirkens im Parlamentarischen Kontrollgremium öglich. Mir geht es darum: Kontrolle muss sein, auch ei den Nachrichtendiensten, Rechtsstaat muss sein, uch bei den Nachrichtendiensten. Aber bei den Nachichtendiensten muss alles im geheimen Bereich bleiben. uch Konsequenzen, die gezogen werden müssen, könen geheim und wirksam umgesetzt werden. Das ist der edanke, um den es mir geht. Lassen Sie uns in der phäre der Geheimhaltung bleiben, lassen Sie uns aber rotzdem kritisch bleiben, kontrollieren und Konsequenen ziehen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601212700
Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1601212800


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1601212900

Ich schließe die Aussprache.






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(B) (D)


Präsident Dr. Norbert Lammert

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 25. Januar 2006, 13 Uhr,
ein.

Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Wochenende
und, soweit das neben mancherlei Verpflichtungen mög-
lich ist, dass Sie auch privat etwas davon haben.

Die Sitzung ist geschlossen.