Protokoll:
15040

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 40

  • date_rangeDatum: 10. April 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:04 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/40 Fritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . Ulrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn) CDU/CSU Hans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helge Braun CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Swen Schulz (Spandau) SPD . . . . . . . . . . . . Dr. Heinz Riesenhuber CDU/CSU . . . . . . . . Jörg Tauss SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Kretschmer CDU/CSU . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Antje Hermenau BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Friedrich Merz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Joachim Poß SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Axel Schäfer (Bochum) SPD . . . . . . . . . . . . Patricia Lips CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände- rung des Gesetzes zur Neuregelung 3247 A 3248 D 3250 D 3252 D 3254 A 3255 D 3257 A 3258 C 3260 B 3262 A 3268 D 3271 B 3273 C 3276 A 3278 A 3278 D 3280 B Deutscher B Stenografisch 40. Sitz Berlin, Donnerstag, d I n h a l Wahl der Abgeordneten Manfred Helmut Zöllmer und Dr. Hans Ulrich Krüger als stellvertretende Mitglieder des Beirates bei der Regulierungsbehörde für Telekommuni- kation und Post . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zur technologischen Leistungs- fähigkeit Deutschlands 2002 und Stel- lungnahme der Bundesregierung (Drucksache 15/788) . . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF Katherina Reiche CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . O H D 3241 A 3241 B 3242 B 3242 C 3245 A a) Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Dietrich Austermann, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der undestag er Bericht ung en 10. April 2003 t : CDU/CSU: Strikte Einhaltung des geltenden europäischen Stabilitäts- und Wachstumspaktes (Drucksache 15/541) . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Ent- schließung des Europäischen Parla- ments zu der jährlichen Bewertung der Durchführung der Stabilitäts- und Konvergenzprogramme (Art. 99 Abs. 4 EG-Vertrag) (2002/2016 (INI)) (Drucksachen 15/345 Nr. 34, 15/737) tto Bernhardt CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . ans Eichel, Bundesminister BMF . . . . . . . . r. Günter Rexrodt FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 3262 D 3263 A 3263 A 3264 C 3266 D des Schutzes von Verfassungsorga- nen des Bundes (Drucksache 15/805) . . . . . . . . . . . . . . 3282 B II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. April 2003 b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Änderung des Siebten Buches Sozialgesetzbuch und des Sozialgerichtsgesetzes (Drucksache 15/812) . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zu dem Abkommen vom 30. Juli 2002 zwischen der Regie- rung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung der Franzö- sischen Republik über die deutsch- französischen Gymnasien und das deutsch-französische Abitur (Drucksache 15/717) . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag des Bundesministeriums der Finanzen: Entlastung der Bundes- regierung für das Haushaltsjahr 2002 – Vorlage der Haushaltsrech- nung und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 2002) (Drucksache 15/770) . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Barbara Wittig, Dr. Dieter Wiefelspütz, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD, den Abge- ordneten Hartmut Büttner (Schöne- beck), Dr. Angela Merkel, Michael Glos und der Fraktion der CDU/CSU, den Abgeordneten Silke Stokar von Neuforn, Volker Beck (Köln), weiteren Abgeordneten und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN so- wie den Abgeordneten Gisela Piltz, Dr. Max Stadler, Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP ein- gebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Stasi- Unterlagen-Gesetzes (6. StUÄndG) (Drucksache 15/806) . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (Drucksache 15/810) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Melde- rechtsrahmengesetzes (Drucksachen 15/536, 15/822) . . . . . . Z Z R W H M D G D 3282 B 3282 B 3282 C 3282 C 3282 D 3283 A b) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neuord- nung des gesellschaftsrechtlichen Spruchverfahrens (Spruchverfah- rensneuordnungsgesetz) (Drucksachen 15/371, 15/838) . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu der Verordnung der Bundes- regierung: Achtundfünfzigste Ver- ordnung zur Änderung der Au- ßenwirtschaftsverordnung – zu der Verordnung der Bundes- regierung: Einhundertste Verord- nung zur Änderung der Aus- fuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – – zu der Verordnung der Bundes- regierung: Einhundertsechsund- vierzigste Verordnung zur Ände- rung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz – (Drucksachen 15/291, 15/292, 15/293, 15/763) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d)–i) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 26, 27, 28, 29, 30 und 31 zu Petitionen (Drucksachen 15/764, 15/765, 15/766, 15/767, 15/768, 15/769) . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: a)–d) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 32, 33, 34 und 35 zu Petitionen (Drucksachen 15/829, 15/830, 15/831, 15/832) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 4: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Frak- tion der FDP: Haltung der Bundesregie- rung zur Berufung des früheren Bundes- wirtschaftsministers Werner Müller zum Vorstandsvorsitzenden des RAG- Konzerns ainer Brüderle FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilhelm Schmidt (Salzgitter) SPD . . . . . . . . artmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . ichaele Hustedt BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . udrun Kopp FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Joachim Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . . 3283 B 3283 C 3283 D 3284 B 3284 D 3286 B 3286 D 3288 C 3289 C 3290 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. April 2003 III Hans Michelbach CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Bietmann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Kurt-Dieter Grill CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege sowie zur Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (Drucksachen 15/13, 15/804) . . . . . . . . . . Marion Caspers-Merk, Parl. Staatssekretärin BMGS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Monika Brüning CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Petra Selg BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN . . . Detlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Margrit Spielmann SPD . . . . . . . . . . . . . Werner Lensing CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 6: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Abschluss der europäischen Übernahmerichtlinie anstreben (Drucksache 15/539) . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend Übernahmeangebote – KOM (2002) 534 endg.; Ratsdok. 12846/02 (Drucksachen 15/339 Nr. 2.7, 15/606) Leo Dautzenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Reinhard Schultz (Everswinkel) SPD . . . . . . Dr. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . Hubert Ulrich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Alfred Hartenbach, Parl. Staatssekretär BMJ Stefan Müller (Erlangen) CDU/CSU . . . . . . Dr. Hans-Jürgen Uhl SPD . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 7: a) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Bundeseinheitliche Praxis bei der Einbürgerung von Unionsbürgern herstellen – Hindernisse beseitigen (Drucksache 15/762) . . . . . . . . . . . . . . S R M s E N T B D A F H T D V H D U F M 3291 C 3292 C 3293 C 3294 C 3294 D 3296 A 3297 D 3299 A 3300 B 3301 D 3303 A 3303 A 3303 B 3304 D 3306 A 3306 C 3307 D 3308 C 3310 B 3311 D b) Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Gisela Piltz, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Umsetzung der deutsch-französi- schen Initiative zur Gewährung ei- ner doppelten Staatsangehörigkeit (Drucksache 15/362) . . . . . . . . . . . . . . ebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . einhard Grindel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . arieluise Beck (Bremen), Parl. Staats- ekretärin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Geis CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Edathy SPD . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Rainer Funke, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Statis- tiken reduzieren – Unternehmen entlas- ten – Bürokratie abbauen (Drucksache 15/752) . . . . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Sigrid Skarpelis-Sperk SPD . . . . . . . . . . lexander Dobrindt CDU/CSU . . . . . . . . . . ritz Kuhn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN artmut Schauerte CDU/CSU . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 9: Antrag der Abgeordneten Dr. Margrit Wetzel, Klaus Brandner, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Thea Dückert, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN: Nutzung von Geoinfor- mationen in Deutschland voranbringen (Drucksache 15/809) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Margrit Wetzel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . era Dominke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerold Reichenbach SPD . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI arion Seib CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . 3311 D 3312 A 3314 A 3315 B 3316 C 3317 C 3317 D 3319 B 3319 B 3320 C 3322 D 3324 A 3324 D 3326 B 3326 C 3327 C 3328 C 3329 B 3329 D 3330 B 3331 B IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. April 2003 Zusatztagesordnungspunkt 5: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer, Doris Barnett, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt, Hans- Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Internationale Konferenz für Erneuerbare Energien (Drucksache 15/807) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer, Doris Barnett, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Initiative zur Gründung einer Internationalen Agentur zur Förderung der Erneuerbaren Energien (Interna- tional Renewable Energy Agency – IRENA) (Drucksache 15/811) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Scheer SPD . . . . . . . . . . . . . . . Kristina Köhler (Wiesbaden) CDU/CSU . . . Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelika Brunkhorst FDP . . . . . . . . . . . . . . . Anke Hartnagel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe CDU/CSU . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 7: Antrag der Abgeordneten Peter H. Carstensen (Nordstrand), Albert Deß, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Hürden für die Biotechnik abbauen (Drucksache 15/803) . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Matthias Berninger, Parl. Staatssekretär BMVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . Matthias Weisheit SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüs- tungsgüter im Jahre 2001 (Rüstungs- exportbericht 2001) (Drucksache 15/230) . . . . . . . . . . . . . . . . . G E W D H J R T B D B T S U I D S J D C ( N A L A Z ü o v n D 3332 B 3332 B 3332 C 3333 D 3335 A 3335 D 3336 C 3337 D 3339 B 3339 B 3341 C 3342 D 3343 D 3345 C erd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . rich G. Fritz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . infried Nachtwei BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arald Leibrecht FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Pflug SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . uprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 17: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Verordnungsfähigkeit von Arzneimitteln in der vertragsärzt- lichen Versorgung (Drucksache 15/800) . . . . . . . . . . . . . . . . ernd Schmidbauer CDU/CSU . . . . . . . . . . r. Wolf Bauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN agesordnungspunkt 11: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung der §§ 1360, 1360 a BGB (Drucksache 15/403) . . . . . . . . . . . . . . . . abine Bätzing SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . te Granold CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ibylle Laurischk FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Stünker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Norbert Röttgen CDU/CSU . . . . . . . . . . orinna Werwigk-Hertneck, Ministerin Baden-Württemberg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 u Protokoll gegebene Rede zur Beratung ber den Entwurf eines Gesetzes über die Ver- rdnungsfähigkeit von Arzneimitteln in der ertragsärztlichen Versorgung (Tagesord- ungspunkt 17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . 3345 C 3347 B 3348 D 3350 A 3351 A 3352 A 3353 D 3354 A 3355 D 3358 B 3359 C 3359 C 3360 D 3361 D 3362 D 3363 C 3364 D 3365 D 3366 D 3367 A 3367 B 3367 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. April 2003 3241 (A) ) (B) ) 40. Sitz Berlin, Donnerstag, d Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 40. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 10. April 2003 3367 (A) ) (B) ) mission sich um ihre eigentliche Aufgabe gedrückt hat, derfinden. fortmaßnahmen vorgeschlagen werden, weil die Kom- t en, die ihr Präparat auf der Positivliste nicht mehr wie- Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates ** für die Teilnahme an der 108. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung über den Entwurf eines Gesetzes über die Verordnungsfähigkeit von Arzneimit- teln in der vertragsärztlichen Versorgung (Ta- gesordnungspunkt 17) Dr. Dieter Thomae (FDP): Der Gesetzentwurf zur Einführung der Positivliste, der uns heute beschäftigt, passt in die Reihe dirigistischer Kostendämpfungsmaß- nahmen, die das Ministerium in der letzten Zeit ergriffen hat und wie sie jetzt von der Rürup-Kommission als So- e z e K Z g d d d R k L te m E W h n d d A d b z 5 h t a P w l t x L li A i w t i b H Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 10.04.2003 Breuer, Paul CDU/CSU 10.04.2003 Fahrenschon, Georg CDU/CSU 10.04.2003 Feibel, Albrecht CDU/CSU 10.04.2003 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 10.04.2003** Gutting, Olav CDU/CSU 10.04.2003 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 10.04.2003 Dr. Köhler, Heinz SPD 10.04.2003 Koppelin, Jürgen FDP 10.04.2003 Kramme, Anette SPD 10.04.2003 Dr. Lammert, Norbert CDU/CSU 10.04.2003** Lintner, Eduard CDU/CSU 10.04.2003* Müller, Hildegard CDU/CSU 10.04.2003 Oßwald, Melanie CDU/CSU 10.04.2003 Raidel, Hans CDU/CSU 10.04.2003** Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 10.04.2003 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 10.04.2003 Thiele, Carl-Ludwig FDP 10.04.2003 Winkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 10.04.2003** Dr. Zöpel, Christoph SPD 10.04.2003** (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht inen Vorschlag zu machen wie unser Gesundheitswesen ukunftsfähig gemacht werden kann. Die FDP lehnt die Einführung einer solchen Liste benso strikt ab wie die Fortsetzung der untauglichen ostendämpfungspolitik der vergangenen Jahre, die im uge der Gesundheitsreform als Strukturverbesserun- en verkauft werden sollen. Ich bin mir ziemlich sicher, ass das Gesundheitsministerium mit seinem Konstrukt, ie Zustimmungspflichtigkeit des Bundesrates allein auf ie Änderung bzw. Ergänzung der Positivliste durch echtsverordnung zu beschränken, nicht erfolgreich sein ann. Eine Liste, die nicht aktualisierbar ist, weil die änder nicht mitspielen, ist von vornherein zum Schei- rn verurteilt. Laut Aussagen des Gesundheitsministeriums sollen it dieser Liste Einspareffekte von rund 800 Millionen uro erzielt werden. Genau das ist aber nicht bewiesen. enn die Auswahl an Arzneimitteln reduziert wird, eißt das nicht, dass auch weniger Medikamente einge- ommen werden. Eingenommen werden nur andere Me- ikamente und die sind manchmal auch noch teurer als as, was man aus der Erstattungspflicht gestrichen hat. Außerdem: Erstens. Die Positivliste stellt eine Gefährdung für die rzneimittelforschung und die Innovation neuer Pro- ukte dar. Zweitens. Die Positivliste verursacht einen immensen ürokratischen Aufwand, dem kein entsprechender Nut- en gegenüber steht. Überflüssige Kosten: mindestens 40 000 Euro jährlich. Drittens. Die Positivliste gefährdet die Therapiefrei- eit im Bereich der Arzneimittel und belastet das Ver- rauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. Viertens. Die Positivliste führt zu sozialen Härten, weil usgegrenzte Arzneimittel von den Patienten zu hundert rozent aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen. Fünftens. Positivliste ist medizinisch nicht zu verant- orten, denn in letzter Konsequenz bedeutet sie verbind- iche Therapiestandards, obwohl es den Standardpatien- en nicht gibt. Sechstens. Die Positivliste ist angesichts der Komple- ität des deutschen Arzneimittelmarktes nicht in der age, ein medizinisch verantwortbares Abbild der Mög- chkeiten der Arzneimitteltherapie zu gewährleisten. Siebtens. Die Positivliste stellt den Stellenwert der rzneimittel der besonderen Therapierichtungen infrage, ndem sie diese für die Behandlung der Patienten so ichtigen Arzneimittel stigmatisiert. Kurzum: Die Liste steht einer effektiven und effizien- en Arzneimittelversorgung entgegen und ist ordnungs-, nnovations- und industriepolitisch im höchsten Maße edenklich. Das beweisen nicht zuletzt die zahlreichen ilfe suchenden Schreiben, die wir von Patienten erhal- 40. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 10. April 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504000000


Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die
Sitzung ist eröffnet.

Vorweg einige Mitteilungen: In den Beirat bei der Re-
gulierungsbehörde für Telekommunikation und Post
müssen nachträglich noch zwei stellvertretende Mitglie-
der der Fraktion der SPD gewählt werden. Als Stellver-
treter des Kollegen Ulrich Kelber wird der Kollege
Manfred Helmut Zöllmer und als Stellvertreter des
Kollegen Hubertus Heil der Kollege Dr. Hans-Ulrich
Krüger vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann sind die ge-
nannten Kollegen als stellvertretende Mitglieder in den
Beirat der Regulierungsbehörde gewählt.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung zu erweitern. Die Punkte sind in der Ih-
nen vorliegenden Zusatzpunktliste aufgeführt:

1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU:
Deutlich erhöhter Finanzbedarf der Bundesanstalt für Ar-
beit durch die unverändert hohe Arbeitslosigkeit und Äu-
ßerungen des Vorstandsvorsitzenden Gerster zur Notwen-
digkeit eines Bundeszuschusses (siehe 39. Sitzung)



(Ergänzung zu TOP 18)


a) Erste Beratung des von den Abgeordneten Barbara Wittig,
Dr. Dieter Wiefelspütz, Wilhelm Schmidt (Salzgitter),

Redet
Franz Müntefering und der Fraktion der SPD, den Abge-
ordneten Hartmut Büttner (Schönebeck), Dr. Angela
Merkel, Michael Glos und der Fraktion der CDU/CSU,
den Abgeordneten Silke Stokar von Neuforn, Volker Beck

(Köln), Katrin Dagmar Göring-Eckardt, Krista Sager und

der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie
den Abgeordneten Gisela Piltz, Dr. Max Stadler,
Dr. Wolfgang Gerhardt und der Fraktion der FDP ein-
gebrachten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes zur Än-
derung des Stasi-Unterlagen-Gesetzes (6. StUÄndG)

– Drucksache 15/806 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent-
wurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Erneu-
erbare-Energien-Gesetzes – Drucksache 1
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

(C (D ung en 10. April 2003 0 Uhr 3 Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache (Ergänzung zu TOP 19)


a) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsaus-
schusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 32 zu Petitionen

– Drucksache 15/829 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsaus-
schusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 33 zu Petitionen

– Drucksache 15/830 –

c) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsaus-
schusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 34 zu Petitionen

– Drucksache 15/831 –

d) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsaus-
schusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 35 zu Petitionen

– Drucksache 15/832 –

4 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Hal-
tung der Bundesregierung zur Berufung des früheren
Bundeswirtschaftsministers Werner Müller zum Vor-
standsvorsitzenden des RAG-Konzerns

5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer,
Doris Barnett, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt,
Hans-Josef Fell, Undine Kurth (Quedlinburg), weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN: Internationale Konferenz für Erneuerbare Energien

ext
– Drucksache 15/807 –
6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer,

Doris Barnett, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt,
Volker Beck (Köln), Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Ini-
tiative zur Gründung einer Internationalen Agentur zur

(International Renewable Energy Agency – IRENA)


7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter H. Carstensen

(Nordstrand), Albert Deß, Helmut Heiderich, weiterer Abge-

ordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Hürden für die
Biotechnik abbauen – Drucksache 15/803 –

8 Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes zur Änderung
des Gemeindefinanzreformgesetzes – Drucksache 15/510 –

atung 37. Sitzung)

lussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses
sschuss)

cksache 15/835 –
5/810 –

(Erste Ber a)

(7. Au

– Dru






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse
Berichterstattung:
Abgeordnete Horst Schild
Manfred Kolbe

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss) gemäß
§ 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 15/836 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dietrich Austermann
Carsten Schneider
Antje Hermenau
Dr. Günter Rexrodt

9 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg van Essen,
Rainer Funke, Otto Fricke, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP: Opferschutz bei Terrorakten im Ausland
verbessern – Drucksache 15/34 –

Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Joachim Stünker,
Hermann Bachmaier, Sabine Bätzing, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Jerzy
Montag, Hans-Christian Ströbele, Volker Beck (Köln), weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN: Opferentschädigung verbessern – Druck-
sache 15/808 –

Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Bosbach,
Dr. Norbert Röttgen, Siegfried Kauder (Bad Dürrheim), wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Opfer-
entschädigung für deutsche Staatsangehörige, die bei vo-
rübergehendem Aufenthalt im Ausland Opfer eines
Gewaltverbrechens werden – Drucksache 15/802 –

Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Von der Frist für den Beginn der Beratung soll – so-
weit erforderlich – abgewichen werden.

Darüber hinaus wurde vereinbart, den Tagesordnungs-
punkt 17 – Verordnungsfähigkeit von Arzneimitteln –
bereits heute nach Tagesordnungspunkt 10 – Rüs-
tungsexportbericht – zu beraten. Sind Sie damit einver-
standen? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so be-
schlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 auf:

Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

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(C (D Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2002 und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 15/788 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Kultur und Medien Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile der Bundesinisterin Edelgard Bulmahn das Wort. Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten erren und Damen! Der vorliegende Bericht zur techno ogischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2002 hat wei zentrale Botschaften: Erstens. Wirtschaftliches achstum, Wohlstand und Arbeitsplätze in Deutschland erden davon abhängen, in welchem Umfang die Unterehmen die großen Chancen von neuen Technologien utzen und sie im internationalen Innovationswettbeerb tatsächlich einbringen. Zweitens. Die Bundesregierung hat die entscheidenen Weichen dafür in den vergangenen Jahren richtig getellt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s kommt jetzt in der Politik und in der Wirtschaft glei-
hermaßen darauf an, konsequent Kurs zu halten, um
eiter voranzukommen. Das Gutachten hat dazu eine
ülle von Daten, Fakten und Analysen zusammengetra-
en. Ich will zunächst nur einige Punkte herausgreifen.

Erstens. Deutschland ist in der ersten Hälfte der
0er-Jahre bei seinen Ausgaben für Forschung und
ntwicklung zurückgefallen. Das war die Zeit, meine

ehr geehrten Herren und Damen von der Opposition,
lso von CDU/CSU und FDP, in der Sie Investitionen
ersprochen, aber in der Realität über Jahre hinweg ge-
ürzt, gestrichen und verschoben haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s war die Zeit, in der Sie viel über Zukunft geredet,
ber mit Ihrer Politik in Deutschland ein innovations-
eindliches Klima geschaffen und damit die Zukunft un-
eres Landes aufs Spiel gesetzt haben.

Mit dieser Politik ist seit 1998 glücklicherweise end-
ch Schluss.


(Beifall bei der SPD)


iese Bundesregierung hat das Ruder herumgerissen.
ir haben die Mittel für Bildung und Forschung seit

998 um mehr als 25 Prozent erhöht und wir haben
leichzeitig die notwendigen Reformen angepackt. Mit






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn
dieser klaren Politik pro Bildung und Forschung haben
wir auch in der Wirtschaft Kräfte freigesetzt und dem
Strukturwandel hin zur Wissensgesellschaft und zur
Wissenswirtschaft neuen Schwung verschafft.


(Beifall bei der SPD)


Bereits im Jahr 2001 war der Anteil am Bruttoinlands-
produkt, den Staat und Wirtschaft für Forschung und
Entwicklung aufwenden, auf 2,5 Prozent gestiegen. Drei
Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 2,2 Prozent.

In einem sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld
haben Bund und Unternehmen auch im vergangenen
Jahr die Ausgaben für Forschung und Entwicklung wei-
ter ausgebaut. Es ist uns also unbeirrt von konjunkturel-
len Zyklen gelungen, ein weit verbreitetes Bewusstsein
für die Bedeutung von Zukunftsinvestitionen zu schaf-
fen. Das ist mir ganz besonders wichtig, weil das Be-
wusstsein für die Bedeutung von Investitionen in Bil-
dung und Forschung für die kommenden Jahre
entscheidend ist.

Das Fundament der technologischen Leistungsfä-
higkeit Deutschlands wird in den Schulen und Hoch-
schulen gelegt. Bildung und Forschung – das will ich
hier noch einmal deutlich unterstreichen – dürfen nicht
gegeneinander ausgespielt werden, so wie Sie das teil-
weise immer wieder tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn Investitionen in Bildung und Forschung sind sozu-
sagen die Basis unseres Forschungssystems. Das gilt für
unser Programm „Zukunft Bildung“, mit dem wir unter
anderem 4 Milliarden Euro für die Schaffung von Ganz-
tagsschulen zur Verfügung stellen. Das gilt auch für das
neue BAföG, mit dem wir einen Run auf unsere Hoch-
schulen ausgelöst haben und mit dem wir es auch ge-
schafft haben, dass der Anteil der Studienanfänger deut-
lich gestiegen ist, nämlich von 28,5 Prozent auf jetzt
35,6 Prozent. Damit liegen wir endlich in der Nähe jener
40 Prozent, die alle vergleichbaren Industrienationen im
Durchschnitt vorweisen können und die auch unser Ziel
sein müssen.

Bildung und Forschung gehören also zusammen. Das
gilt im Übrigen auch für die berufliche Bildung. Deshalb
war es so wichtig, dass es uns gerade in den technologie-
orientierten Berufen in den letzten Jahren gelungen ist,
eine deutlich größere Zahl von Ausbildungsplätzen zu
schaffen. Ich betone ausdrücklich, dass das auch für die-
ses Jahr und die kommenden Jahre gelten muss.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage noch einmal klipp und klar: Deutschland
steht im internationalen Wettbewerb um die besten
Köpfe, um Akademiker genauso wie um hoch qualifi-
zierte Fachkräfte.


(Dirk Niebel [FDP]: Dann sollten wir aber die Rahmenbedingungen verbessern!)


Wenn wir nicht wollen, dass der Mangel an naturwis-
senschaftlich-technischem Nachwuchs schon in weni-

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(C (D en Jahren zu einem zentralen Innovationshemmnis ird, dann müssen wir heute mit aller Kraft gegensteu rn. Wir tun das mit Erfolg, wie zum Beispiel gerade uch die deutlich gestiegenen Zahlen der Studienanfäner in den naturwissenschaftlichen und auch in den ingeieurwissenschaftlichen Studienfächern zeigen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deutschland ist heute wieder der zweitgrößte Techno-
gieexporteur der Welt. Hatte Mitte der 90er-Jahre nur
de vierte Firma ein neues Produkt im Angebot, das auf
euen Forschungsergebnissen beruhte, drängt heute
chon ein Drittel der Unternehmen mit einer Neuent-
icklung auf den Markt. Deutschland verfügt inzwi-

chen über die höchste Dichte innovativer Unternehmen
Europa. Ein Exportvolumen von 275 Milliarden Euro

das waren im Jahre 2002 rund 14 Prozent des Bruttoin-
ndprodukts – und knapp 3 der insgesamt 6 Millionen
rbeitsplätze des verarbeitenden Gewerbes gehen auf
as Konto der forschungsintensiven Technologiegüter.
ie Tendenz ist weiter steigend.

Dabei ist im Übrigen viel zu wenig bekannt: Die
echnologieexporte aus den neuen Ländern stiegen seit
996 durchschnittlich um 30 Prozent pro Jahr. Die tech-
ologische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft
das zeigen diese Zahlen – ist gut. Das ist für uns aller-
ings kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Wir
ollen im weltweiten Innovationswettlauf nicht nur
chritt halten können; wir wollen vielmehr den Takt der
ntwicklung mitbestimmen. Das ist unser Ziel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb werden wir das Tempo des strukturellen Wan-
els in den kommenden Jahren weiter beschleunigen. Zu
iner Wirtschaft, die auf Wissen und Innovationen setzt,
ibt es in Deutschland keine Alternative.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung ist sich ihrer daraus erwachse-
en Verantwortung voll bewusst. Wir halten deshalb an
em Ziel fest, das die Regierungschefs der EU in einer
isher einmaligen Willenserklärung formuliert haben:
is 2010 sollen mindestens 3 Prozent des Bruttoinland-
rodukts in Forschung und Entwicklung investiert wer-
en. Bereits in den kommenden Jahren werden wir des-
alb auch bei der institutionellen Förderung wieder ein
eichen setzen und die Etats der großen Forschungsor-
anisationen um 3 Prozent erhöhen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Ist das wieder ein Versprechen, Frau Bulmahn?)


Vor einer Nagelprobe stehen wir jetzt allerdings in der
irtschaft. Die Fehler der Vergangenheit darf die Wirt-

chaft nicht wiederholen. Erfolge auf den Innovations-
ärkten werden in Unternehmen nur dann dauerhaft

rwirtschaftet, wenn sie auch in konjunkturellen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn
Schwächephasen konsequent in Forschung und Entwick-
lung investieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Untersuchungen des Zentrums für Europäische Wirt-
schaftsforschung zeigen: Unternehmen, die mit Produk-
ten als Erste auf dem Markt sind, aber auch Branchen,
die wie zum Beispiel die deutsche Automobilindustrie
in überdurchschnittlichem Maße in Forschung und Ent-
wicklung investieren, weisen überproportionale Arbeits-
platzgewinne auf. Zwischen 1997 und 2001 sind circa
92 000 zusätzliche Arbeitsplätze in F-und-E-intensiven
Branchen in Deutschland entstanden. Die Wirkung, die
diese Entwicklung auch auf die Zulieferindustrie hat, ist
ungleich größer. Das heißt, unsere wirtschaftliche Ent-
wicklung hängt ganz entscheidend von diesen Unterneh-
men und Branchen ab. Deshalb sind günstige Rahmen-
bedingungen für Forschungsinvestitionen so notwendig.
Der Bericht unterstreicht ausdrücklich – das finde ich
sehr erfreulich –, dass wir hier in den letzten Jahren
durch eine gezielte Neuausrichtung der Forschungspoli-
tik gute Erfolge erreicht haben und dass wir in die rich-
tige Richtung gegangen sind.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben seit 1998 die Projektförderung in Unter-
nehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen um
über 44 Prozent – das sind rund 750 Millionen Euro –
gesteigert. Projektförderung bedeutet mehr Wettbewerb.
Deshalb war es so fatal, dass Sie in der ersten Hälfte der
90er-Jahre die Projektförderung völlig nach unten gefah-
ren haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Projektförderung bedeutet mehr Wettbewerb sowie eine
verbesserte Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wis-
senschaft. Damit bildet sie die Plattform für einen besse-
ren und leistungsfähigeren Technologietransfer zwi-
schen Wirtschaft und Wissenschaft. Genau das ist es,
was wir in unserem Land existenziell brauchen. Hinzu
kommt die wichtige Initialwirkung für grundlegende
Technologieentwicklungen in der Wirtschaft. Auf jeden
staatlich finanzierten Forschungseuro legen die geför-
derten Unternehmen mindestens einen weiteren Euro
drauf. Auch dieser Zusammenhang spielt ganz offen-
sichtlich eine große Rolle. Das ist effiziente Förderpoli-
tik. Es ist wichtig, auch privates Forschungskapital zu
mobilisieren. Deshalb werden wir unsere Forschungsför-
derpolitik fortsetzen und weiter ausbauen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die wesentlichen Impulse für wirtschaftliches Wachs-
tum und neue Arbeitsplätze gehen von einer begrenzten
Zahl von Technologien aus. Wir konzentrieren deshalb die
Forschungsförderung genau dort, wo die größte Hebelwir-
kung auf Wachstum und Beschäftigung zu erwarten ist.
Wir stärken deshalb mit einer hohen Priorität die Informa-
tions- und Kommunikationstechnologien; denn sie sind
die Wachstumsmotoren für viele andere Branchen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D wischen 20 und 25 Prozent des jährlichen Wirtschaftsachstums in Deutschland beruhen auf dem zunehmenden insatz der Informationsund Kommunikationstechnoloien. Nachdem in den 90er-Jahren vor allem andere Läner, die stärker investiert haben, von diesen neuen Technogien profitierten, hat Deutschland auch hier wieder nschluss gefunden. Wir fördern den Ausbau bestehender ärkte in der Mikrosystemtechnik, in den optischen Tech ologien und in der Materialforschung, weil wir diese echnologien für viele andere Branchen benötigen. Auch ier haben wir deutliche Weltmarkterfolge erzielt. Wir erschließen außerdem neue Wachstumsfelder urch die gezielte Förderung der Biound Nanotechnoogie. Gerade in der Biotechnologie haben wir nach eiem verschlafenen Start in den letzten Jahren im internaonalen Vergleich viel aufgeholt. Die Zahlen sprechen ine klare Sprache: Nirgendwo in Europa sind in den tzten Jahren mehr neue Biotechnologieunternehmen egründet worden als in Deutschland. Deutschland liegt zwischen auch bei der Gesamtzahl der Unternehmen n der Spitze. Im Übrigen ist hier ein erheblicher Areitsplatzzuwachs von 35 Prozent zu verzeichnen. Das eigt, dass die Forschungspolitik richtig fokussiert war. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte kurz noch einen weiteren Punkt anreißen.
ir ist es besonders wichtig, dass wir gerade die kleinen

nd mittleren Unternehmen motivieren konnten, wieder
tärker in Forschung und Entwicklung zu investieren.
ie Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen, die an
er Forschungsförderungspolitik meines Ministeriums
artizipieren, die also Forschungsförderungsmittel in
nspruch nehmen, ist alleine in meiner Amtszeit um
ber 60 Prozent gestiegen.


(Jörg Tauss [SPD]: Gute Ministerin!)


as war notwendig und ist richtig. Deshalb werden wir
iesen Kurs fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Einen besonderen Akzent legen wir auf die so ge-
annten Spin-offs. Allein diese technologieorientierten
nternehmensgründungen schaffen rund 13 000 neue
rbeitsplätze pro Jahr.

Kurz gesagt, meine sehr geehrten Damen und Herren:
er Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit

eigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und gute Vor-
ussetzungen für Erfolg im internationalen Wettbewerb
eschaffen haben. Deshalb werden wir diese Politik auch
ortsetzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504000100


Ich erteile Kollegin Katherina Reiche, CDU/CSU-
raktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1504000200


Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen! Die technologische Leistungsfähigkeit Deutsch-
lands hat weltweit einen guten Ruf; sie ist eine elemen-
tare Säule unseres Wirtschaftssystems. Deshalb ist der
Bericht, den wir heute diskutieren, auch das Schicksals-
buch unseres Wohlstandes. Daher lohnt es sich, die Ent-
wicklungslinien genauer zu analysieren und daraus poli-
tische Schlüsse zu ziehen.

Ausgehend von einem hohen Stand an Innovations-
kraft gibt es ernste Warnsignale, die deutlich machen,
dass der Forschungsort Deutschland von seiner Substanz
lebt. Eine Entwicklung, die bereits Mitte der 90er-Jahre
einsetzte, hat sich seit 1998 unter rot-grüner Verantwor-
tung dramatisch verschlechtert. Da hilft auch kein
Schönreden der Ministerin.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dies zeigt beispielsweise die Bilanz der technologischen
Dienstleistungen: Wir kaufen in Deutschland mehr
Know-how ein, als wir exportieren.


(Zurufe von der CDU/CSU: So ist es!)


Die entscheidende Vergleichsgröße dafür ist die Nega-
tivbilanz der technologischen Dienstleistungen; das
sind Patente, Lizenzen, Forschung und Entwicklung,
EDV- und Ingenieurdienstleistungen.

Laut Berechnungen der Deutschen Bundesbank belief
sich der Negativsaldo bei diesen technologischen
Dienstleistungen 1998 auf 2,5 Milliarden Euro, im Jahr
1999 schon auf 4 Milliarden Euro, 2000 dann auf
5 Milliarden Euro und 2001 schließlich auf 7,5 Milliar-
den Euro. Parallel dazu gab es einen rapiden Abbau bei
der Beschäftigung in F-und-E-intensiven Industriezwei-
gen. Besonders besorgniserregend ist hier das Nachlas-
sen von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der
Mittelständler. Dazu hält der Bericht lediglich lapidar
fest, Klein- und Mittelbetriebe hätten sich aus F und E
zurückgezogen.

Ein internationaler Vergleich der Liga ist immer wich-
tig, damit man sich nicht selbst täuscht, so der Bericht.
Deutschland will und muss im Technologiebereich in der
Weltspitze mitspielen; sonst werden wir die Probleme
bei uns in Deutschland nicht lösen und die vor uns ste-
henden Herausforderungen nicht bewältigen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Messlatte im internationalen Vergleich darf auch
nicht nach unten gelegt werden. Unsere Konkurrenten
sind die USA und Großbritannien und nicht etwa die
Slowakei oder die baltischen Staaten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Vergleich mit den G-7-Ländern sowie mit der
Schweiz, Schweden, Finnland, Niederlande und Korea
fällt Deutschland laut Bericht bei investiven Anstren-
gungen zurück; auch in der Spitze – so der Bericht –
sieht es nicht gut aus. Besonders im Bereich der Spitzen-
technologien verlieren wir Weltmarktanteile. Wir fallen

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(C (D ls Bildungsund Technologiestandort im internationan Vergleich zurück. Besonders bedenklich ist Folgendes – ich zitiere aus em Bericht –: Es gibt nicht ein einziges Aggregat, bei dem man sagen könnte: Deutschland hat seine Position signifikant verbessern können. Die Innovationstätigkeit unserer Technologieunterehmen und die Gründungsneigung lassen nach; der ründungsboom ist vorüber. Auch die Zahl der Grünungen in forschungsintensiven Wirtschaftszweigen ist eit 2000 rückläufig. Weiter ist im Bericht nachzulesen: Während in Deutschland zwischen 2000 und 2002 ein Plus von 6 Prozent (bei den FuE-Haushaltsansätzen)


(Zuruf von der CDU/CSU: Traurig!)

jedoch knapp 30 Prozent, in den USA 25 Prozent
und selbst im rezessionsgeplagten Japan 15 Prozent.

rau Bulmahn, das ist für uns ein Armutszeugnis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Leider hat die Bundesregierung die eindeutigen
ennzahlen in Bezug auf die technologische Leistungs-

ähigkeit Deutschlands zunehmend außer Acht gelassen.
rschwerend kommt hinzu: Es fehlt eine Strategie, um
nsere technologische Leistungsfähigkeit zurückzuge-
innen; es fehlt ein Konzept. Deshalb gilt es jetzt das
uder herumzureißen, eine Aufbruchstimmung zu er-
eugen und einen Paradigmenwechsel in zwei wesentli-
hen Bereichen herbeizuführen: einmal in der Wirt-
chafts- und Finanzpolitik durch steuerliche Anreize,
urch eine Abgabenentlastung des Mittelstandes, durch
ine Senkung der Staatsquote und durch einen Bürokra-
ieabbau und zum anderen im Bereich Bildung und For-
chung durch eine Aufstockung der Investitionen auf
indestens 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Frau
ulmahn, wir haben es erst dann wieder geschafft, wenn
eutsche Nobelpreisträger nicht mehr in Amerika le-
en, forschen und dort ihre Preise bekommen,


(Ulrich Kasparick [SPD]: Das ist doch dummes Zeug!)


ondern ihren Lebens- und Arbeitsschwerpunkt in
eutschland haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die hohe Bürokratiedichte, eine Flut zusätzlicher Vor-
chriften, ungünstige steuerliche Rahmenbedingungen,
chleppende Zulassungs- und Genehmigungsverfahren,
in überregulierter Arbeitsmarkt, eine schwächelnde
onjunktur, eine unsichere Rechtslage und Fachkräfte-
angel, all das ist Ursache dafür, dass die Umsetzung

on neuen Ideen in Deutschland derzeit schleppend ver-
uft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Rot-Grün ist die Ursache!)







(A) )



(B) )


Katherina Reiche
Ein Haupthemmnis für Innovation und Expansion ist
die Kapitalknappheit. Im „Deutschen Biotechnologie
Report 2002“ von Ernst & Young ist nachzulesen, dass
der Boom in der Biotechbranche im Jahr 2001 nur durch
die Risikokapitalfinanzierung vor allem in der Start-
up-Phase und in der Expansionsphase möglich war.

Die Situation auf dem Risikokapitalmarkt sieht in
Deutschland derzeit jedoch schlecht aus. Der Anteil am
europäischen Risikokapitalmarkt ist von 18 Prozent auf
13 Prozent gefallen, während der Anteil Großbritanniens
auf 34 Prozent stieg. Wir drohen also in Europa und in
der Welt den Anschluss zu verlieren. Es gibt in Deutsch-
land keinen Mangel an Arbeit, sondern einen Mangel an
Arbeitgebern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir laufen Gefahr, im Biotechnologiebereich potenziell
lebensfähige Unternehmen zu verlieren ebenso wie eine
ganze Generation von Forschern, geistiges Eigentum
und damit auch den Anschluss.

Öffentlich finanzierte Forschung muss stärker an In-
novationen orientiert werden. Dies geschieht am effek-
tivsten, wenn ein substanzieller Anteil – das hat Frau
Bulmahn ausgeführt – im Wettbewerb vergeben wird.
Ganz besonders wichtig ist es deshalb, auch die Ressort-
forschung in den Wettbewerb einzubeziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es ist ein Unding, dass die 52 Ressortforschungseinrich-
tungen des Bundes mit 12 000 Wissenschaftlern und
9 000 Mitarbeitern bisher nicht einer systematischen
Evaluierung unterzogen wurden.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Das wird doch gemacht!)


Sowohl die Evaluation der Leibniz-Institute als auch die
Programmförderung der Helmholtz-Zentren zeigt dies.

Damit Forschungseinrichtungen im Wettbewerb um
innovative Forschungsprojekte eigenverantwortlich und
flexibel agieren können, müssen sie ihre Profile selbst ge-
stalten, eine autonomere Personal- und Gehaltspolitik be-
treiben sowie über den Mitteleinsatz und Investitionen
selbstständig entscheiden können. So müssten an die
Stelle des starren BAT-Gefüges flexible, frei aushandel-
bare Arbeitsverträge im Rahmen eines Wissenschafts-
tarifvertrages treten. Das würde auch den Personalaus-
tausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erleichtern.


(Jörg Tauss [SPD]: Sagen Sie das mal Ihren Ländern, nicht unseren! Dann hätten wir ein Problem weniger! – Gegenruf des Abg. Dirk Niebel [FDP]: Herr Tauss, Sie haben mir schon richtig gefehlt da drüben! Jetzt ist er aufgewacht!)


Es kommt außerdem darauf an, die Forschung aus den
Klauen der Bürokratie zu befreien. Auch Bürokratieab-
bau sorgt für mehr Freiheit der Forschung. Ich erinnere
nur an das De-facto-Moratorium im Bereich Biotechno-

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(C (D gie oder an die noch nicht erfolgte Umsetzung der Bioatentrichtlinie hier in Deutschland. Wir müssen uns auch fragen, ob wir immer am Bedarf usgerichtet ausbilden. Ich nenne in diesem Zusammenang zum Beispiel die optischen Technologien und die anotechnologien. Für beide Schlüsseltechnologien erden zweistellige Wachstumsraten prognostiziert; ennoch fehlen in diesen Hightechbereichen durchchnittlich 10 000 Fachkräfte. Ich glaube, wir brauchen eine neue Technologiebeeisterung. Dafür müssen wir bei Lehrern, Eltern, Schüern und Studenten für die Bedeutung von Mathematik, aturund Ingenieurwissenschaft verstärkt werben, weil iese Bereiche für die Entwicklung unserer Gesellschaft xistenziell sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Frau Bulmahn, es ist eben nicht damit getan, dass wir
öhere Studienanfängerzahlen haben. Entscheidend ist
or allem, was „hinten herauskommt“, also wie viele
bsolventen es schließlich gibt. Da besteht Nachholbe-
arf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


n diesem Bereich kann der Bund gemeinsam mit der
irtschaft und gemeinsam mit den Ländern Anstöße ge-

en.

Ein Letztes. 1998 – ich weiß nicht, wer sich noch da-
an erinnert – hat der Exfinanzminister Lafontaine sein
essort zulasten seines Kollegen im Bereich Wirtschaft
usgebaut. Das BMBF musste in diesem Zuge zwei we-
entliche Bereiche, nämlich den Bereich Energiefor-
chung und den Bereich Technologieförderung, an das

irtschaftsministerium abgeben. Den erhofften Erfolg
rachte das nicht. Es gibt eine mangelnde Koordinie-
ung und eine ausgeprägte Schieflage in der Finanzaus-
tattung. Frau Bulmahn, Sie sollten sich ernsthaft bemü-
en, diese Kompetenz jetzt zurückzuholen und Ihr
inisterium zu stärken, damit aus dem jetzigen Bil-

ungsministerium auch wieder ein Technologieministe-
ium wird.

Deutschland besitzt nach wie vor ein immenses, von
er rot-grünen Bundesregierung aber nicht genutztes
nnovationspotenzial. Mit dem von mir beschriebenen
aradigmenwechsel in der Wirtschafts- und Technolo-
iepolitik könnte Deutschland wieder dahin kommen,
ohin es gehört, nämlich als Lokomotive an die Spitze

n Europa.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


on Rot-Grün ist diese Initialzündung nur schwerlich zu
rwarten. Deshalb fordern wir Sie auf, unsere Vor-
chläge umzusetzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504000300


Ich erteile dem Kollegen Fritz Kuhn, Fraktion des
Bündnisses 90/Die Grünen, das Wort.


(Dirk Niebel [FDP]: Jetzt kommt der grüne Fortschritt!)



Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504000400


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wenn man den Bericht genau liest, dann stellt
man fest, dass er, was den Technologiestandort Deutsch-
land angeht, viel Licht, aber auch Schatten formuliert.


(Ulrike Flach [FDP]: Wie wahr!)


Nachdem ich Ihre Rede gehört habe, Frau Reiche, muss
ich sagen: Sie müssen den Bericht mit einer Spezialbrille
gelesen haben. Sie haben alles Positive einfach ausgelas-
sen und nur kritische Fragen formuliert.


(Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich will Ihnen einmal drei Beispiele dafür nennen,
was sich seit 1998 positiv verändert hat, und dann
will ich dieses 98er-Thema auch wieder verlassen.
Die F-und-E-Ausgaben des Bundes, die bei Ihnen 1997
und 1998 bei 8,2 Milliarden Euro lagen, haben wir im
Jahr 2002 auf 9,1 Milliarden Euro angehoben. Es gab
jetzt einige Einsparungen; aber in den nächsten Jahren
werden wir die F-und-E-Ausgaben des Bundes wieder
anheben. Anders als bei Ihnen also Wachstum in dem
Bereich!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Zahl der Inlandspatente ist gestiegen. Auch die
Zahl der Studienanfänger liegt um 8 Prozent höher als
1998, übrigens mit starken Zugewinnen bei den Anfän-
gern in der Informatik. Wir haben also in allen Punkten,
die Sie uns jetzt vorgehalten haben, deutliche Verbesse-
rungen gegenüber dem erzielt, was CDU und CSU ange-
richtet haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Reiche, wenn Sie hier so fröhlich argumentieren,
man solle in Deutschland jetzt endlich die im Rahmen
der Lissabon-Strategie vereinbarten 3 Prozent des Brut-
tosozialprodukts für F-und-E-Ausgaben erreichen, dann
muss ich Ihnen Folgendes sagen: Sie verweigern sich
systematisch dem Subventionsabbau in entscheidenden
Bereichen,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


fordern dann aber voller Vergnügen mehr für Forschung
und Technik. Das geht wirklich nicht. Daraus wird kein
Schuh. Sie müssen konsequent für Subventionsabbau ein-
treten und dürfen nicht im Vermittlungsausschuss des Bun-
desrats Ihre Zustimmung verweigern. Dann wäre Ihr Rede-
beitrag ehrlich. So ist er aber einfach politisch unseriös.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Ich stimme beiden, die schon geredet haben, in einem unkt zu: Die positive technologische Entwicklung in eutschland ist für die Fähigkeit unserer Wirtschaft, Areitsplätze zu schaffen, das A und O. Wir sind an der pitze bei dem Doppeltrend, dass auf der einen Seite die eute länger leben und auf der anderen Seite die Gebur enrate sinkt. Das kann man an unserem Standort nur usgleichen, wenn Technologie, Produktivitätswachstum nd Innovationen vermehrt werden. Wenn wir das nicht chaffen, wird Deutschland seinen Wohlstand nicht halen können. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


eswegen ist es des Schweißes der Edlen wert, sich
irklich mit der Frage zu befassen, wie man in Deutsch-

and zu mehr technologischen Innovationen kommt.


(Dirk Niebel [FDP]: Transrapid zum Beispiel!)


Besondere Sorgen macht uns von den Grünen zum
eispiel, wie schlecht die Diffusion von I-und-K-Tech-
ik in vielen Bereichen der Wirtschaft ist. Beim Hand-
erk, bei den Dienstleistungen, bei den produktionsna-
en Dienstleistungen und bei den Finanzdienstleistungen
aben wir im EU-Bereich in den letzten Jahren so gut
ie kein Produktivitätswachstum, während im Vergleich
azu in den USA ein Wachstum von 4 bis 5 Prozent vor-
anden ist. Das wirft uns in diesen Bereichen zurück. In
en nächsten Jahren müssen wir uns mehr auf diesen
unkt konzentrieren.

Ich möchte ein paar Punkte nennen, die uns in der
rage, wie wir zu mehr Innovationen in Deutschland
ommen können, wichtig sind:

Erstens. Wir brauchen massive Reformen in der Bil-
ungspolitik, schon in der Grundschule und in den Kin-
ergärten angefangen. Ich finde, dass das, was die KMK
ls Konsequenzen von PISA zustande bringt, zu langsam
eht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ass die schwarz-regierten Länder aus der Bund-Län-
er-Kommission aussteigen, ist in diesem Zusammen-
ang kein Vorteil, sondern nichts anderes als ein Nach-
il.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir brauchen ein Bildungssystem, das Neugier, Kreati-
ität, Teamfähigkeit und Methodenwissen zum Zentrum
er pädagogischen Auseinandersetzung und Arbeit
acht;


(Zuruf von der CDU/CSU: Das wird nicht in der KMK gefördert!)


enn das sind die Schlüsselqualifikationen, die man für
nnovationen braucht.

Beispiel Lehrerfortbildung: In den USA müssen Leh-
er in fünf Jahren 50 Stunden Fortbildung nachweisen;
Deutschland ist es eher ein Hobby für diejenigen, die






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
ohnehin schon ambitioniert sind. Dies muss man in den
Ländern ändern. Ich sage deutlich: Wenn die Länder dies
nicht schaffen, dann muss der Bund nachhelfen, dass sie
die Veränderungen, die wir für die Förderung von Inno-
vationen und die wirtschaftliche Entwicklung brauchen,
vornehmen.


(Ulrike Flach [FDP]: Dann fangen Sie in Ihren Ländern an, Herr Kuhn!)


Zweitens: Schritt für Schritt mehr Investitionen in
Forschung und Entwicklung in Deutschland. Die
3 Prozent, die die Ministerin genannt hat, sind eine rich-
tige Zielgröße. Wir werden uns auf den Weg machen,
dies auch zu finanzieren, und zwar nicht mittels höherer
Verschuldung, wie Sie es propagieren, sondern systema-
tisch über Subventionsabbau. Das ist nämlich der einzige
richtige Weg.

Dritter Punkt. Wir brauchen mehr Fachkräfte und
Menschen, die über hoch spezialisiertes Wissen verfü-
gen. In den nächsten fünf bis sechs Jahren gehen in
Deutschland viele in Pension bzw. in den Ruhestand, die
über dieses Wissen verfügen. Da sage ich ganz klar an
Ihre Adresse, Frau Reiche: Wer wie Sie in der Zuwande-
rungspolitik eine totale Verweigerungshaltung an den
Tag legt, der gefährdet in gewisser Weise den Innovati-
onsstandort Deutschland. Sie machen hier reaktionäre
Politik zulasten der Arbeitsplätze und unserer eigenen
Interessen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es gibt Schwierigkeiten – das haben Sie angespro-
chen – bei der Finanzierung von Innovationen, und
zwar nicht in der Phase der Existenzgründungen, son-
dern in den darauf folgenden Phasen, wenn mehr Geld
benötigt wird. Deswegen möchte ich vorschlagen, dass
wir uns rasch über das hinaus, was die Mittelstandsbank
in diesem Bereich tut, um die steuerlichen Rahmenbe-
dingungen für innovative Betriebe kümmern. Die gene-
relle Steuerpflicht für wesentliche Beteiligungen ist in
der Phase ein Hindernis.


(Dirk Niebel [FDP]: Weiß das Herr Eichel?)


Der Verlust des Verlustvortrages bei sich schnell ändern-
den Eigentümerstrukturen ist hier ein Hindernis. Auch
die Steuerpflicht für Lizenz- und Patentgebühren stellt
hier ein Hindernis dar. Ich rate allen in diesem Parla-
ment, zu schauen, was Frankreich und England tun.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie sind doch dran!)


In der nächsten Zeit müssen wir neue Vorschläge ma-
chen, wie Innovationen steuerlich begünstigt werden
können.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie regieren doch!)


– Hören Sie doch einfach in Ruhe zu. Vor allem Sie,
Herr Niebel, können das eine oder andere lernen.

Der nächste wichtige Punkt, den ich ansprechen
möchte, ist, dass wir Subventionen abbauen müssen.
Das Festhalten an alten Subventionen ist der Feind von

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(C (D euen Innovationen. An dieser Feststellung kommt man icht vorbei. Wer sich am Alten festklammert, der blokiert allein über die finanzielle Schiene die Entwickng des Neuen. (Dirk Niebel [FDP]: Fangen wir mal mit der Steinkohle an!)


eshalb sagen wir: Förderung von Innovationen und
bbau von Subventionen müssen in einem Zuge gesche-
en.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich komme zum Schluss und möchte dabei noch auf
ines hinweisen: Wenn man einmal in die Wirtschaftsge-
chichte schaut und untersucht, welche Gesellschaften
ehr Innovationen hervorbringen, dann stellt man Fol-

endes fest: Es sind in der Regel Gesellschaften, die
ber klare gemeinsame Ziele verfügen, auf diese bezo-
en ihre Techniken entwickeln und nicht einfach pau-
chal alle Techniken fördern, die ihnen möglich erschei-
en. Ich sage Ihnen: Die Propagierung von Strategien
er nachhaltigen Entwicklung und von Strategien, die
um Beispiel weg vom Öl in allen Technologieberei-
hen, insbesondere bei den Antriebskonzepten für das
uto, führen, wird sich auch auf das Innovationsgesche-
en an Hochschulen, Forschungsstätten und in den Ent-
icklungsabteilungen der Betriebe auswirken. Mein
orwurf an die Opposition lautet: Sie sind bezüglich sol-
her Ziele blind, deswegen haben Sie keinen klaren In-
ovationsbegriff.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Und Sie können nicht in Energiebilanzen rechnen!)


Ich glaube, dass die Regierung auf einem guten Weg
st, vor allem wenn sie mehr für nachhaltige Entwicklung
ut. Dafür stehen die Grünen. Wir werden uns auch weiter
afür einsetzen, Frau Reiche.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504000500


Das Wort hat nun Kollegin Ulrike Flach, FDP-Frak-
on.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1504000600


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
uhn, ich betrachte mit großem Interesse Ihre Äußerun-
en zum Thema Subventionen. Als Nordrhein-Westfälin
äre ich Ihnen natürlich sehr dankbar, wenn Sie das ein-
al im Detail mit Frau Höhn bereden würden. Das wäre

ehr hilfreich für ein Land wie NRW, das weit unter dem
urchschnitt liegt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kollegen, der Bericht zur technologischen
eistungsfähigkeit ist für die Forschung und Entwick-

ung in Deutschland ungefähr das, was die Hannover






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Messe für die Industrie ist: ein Spiegel der Fähigkeit einer
Volkswirtschaft zu Innovationen und ihrer Wettbewerbs-
fähigkeit. Da haben Sie, Frau Bulmahn, natürlich die Be-
reiche aufgezählt – das nehme ich Ihnen nicht übel –, in
denen Fortschritte erzielt wurden. Aber der Tenor des
Berichtes insgesamt entspricht dem natürlich nicht, son-
dern er enthält eher das klare und deutliche Signal:
Deutschland fällt eher zurück, als dass es auf der Auf-
steigerliste steht.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Kein Wunder bei der Regierung!)


Der im Schnitt gute Bildungsstand der Bevölkerung
ist ein Plus; das sagt auch der Bericht. Aber wir alle, die
wir hier sitzen, wissen doch, dass unsere Bildungsan-
strengungen im internationalen Bereich alles andere als
gut dastehen.


(Beifall bei der FDP)


Wir sind international nicht in der Lage, mitzuhalten.

Die anhaltend schwache binnenwirtschaftliche Dynamik
wird auch weiterhin zu einem Zurückfahren der F-und-E-
Budgets der Unternehmen führen. Frau Bulmahn, bei
40 000 Unternehmenspleiten im Jahre 2002 ist dies auch
nicht verwunderlich. So sagt der Bericht eindeutig, dass
jetzt die Nagelprobe Ihrer Politik bevorsteht. Ich zitiere:

... Zukunftsinvestitionen in Forschung – und dies
gilt parallel auch für die Bildung – sind das Letzte,
was dem konjunkturellen Rotstift der Haushalts-
konsolidierung zum Opfer fallen darf ...

Da müssen Sie sich fragen lassen, Frau Bulmahn, ob
eine Nullrunde bei den großen Forschungsorganisatio-
nen mit Ausnahme der DFG, ob ein Zurückfahren des
Haushaltes des BMBF dem wirklich entspricht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn Sie das Ganztagsschulprogramm, das eigentlich
ein Familienprogramm ist und deswegen gar nicht in Ih-
ren Haushalt gehört und auch nicht drinsteht, nicht im-
mer hineinrechnen würden, dann hätten Sie sogar einen
sinkenden Haushalt.

Bei der Technologieförderung sieht es noch düsterer
aus. Wenn Sie die Ausgaben für Technologieförderung
in Ihrem Ministerium und im BMWA zusammenfassen,
dann liegen Sie 2003 um 3,1 Milliarden Euro niedriger
als 1998, nach der schrecklichen 16-jährigen Zeit von
CDU/CSU und FDP.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nach wie vor liegt die F-und-E-Intensität Deutsch-
lands deutlich hinter der Schwedens, Finnlands, Japans,
der USA und Koreas. Kollegin Reiche hat das eben deut-
lich gemacht. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt lie-
gen wir bei 2,5 Prozent. Sie haben das Ziel für 2010 mit
3 Prozent angegeben. Ich sage Ihnen für die FDP ganz
deutlich: Natürlich teilen wir dieses Ziel. Aber wir müs-
sen einen höheren Gang einlegen, wenn wir die Steige-
rungsraten Schwedens mit 30 Prozent zwischen 2000
und 2002, der USA mit 25 Prozent und Japans mit

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(C (D 5 Prozent einholen wollen. Der Bericht macht ganz eutlich: Um dieses Dreiprozentziel zu erreichen, weren in Deutschland mehrere Hunderttausend hoch qualiizierte Menschen an F-und-E-Personal gebraucht, die ir zurzeit aber nicht haben, Frau Bulmahn. Wir sind uch nicht auf dem Weg, sie zu bekommen. Das sind die Dimensionen, die wir erreichen müssten. azu sind aufgrund der verfehlten Politik der Bundesreierung gegenwärtig weder die Wirtschaft noch der Staat der Lage. Wenn es 40 000 Betriebe weniger gibt, enn auch gut ausgebildete Ingenieure und IT-Spezialisn arbeitslos sind – wir alle wissen das doch aus unse em engsten Umfeld –, wo sollen dann Forschung und ntwicklung herkommen? Die Innovationsintensität der irtschaft hat nachgelassen. Sie ist auf den Stand von 995 zurückgefallen, Frau Bulmahn. Das ist kein posities Signal, das ist verheerend. chaffen Sie endlich wieder vernünftige Rahmenbedinungen für die Wirtschaft und die Wissenschaft, damit orschung Dynamik freisetzen kann! Frau Reiche führte schon den Bericht der Bundesbank u technologischen Dienstleistungen in der Zahlungsilanz an. Auch er weist einen negativen Saldo aus. Diees ist – das halte ich gerade für uns Forschungspolitiker ür sehr interessant – bei den Ingenieurdienstleistungen esonders dramatisch, bei denen sich das Zahlungsbinzdefizit in Ihrer Regierungszeit verdoppelt hat, Frau ulmahn. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Hört! Hört!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as heißt, wir zahlen immer mehr für Patente, Lizenzen
nd Ingenieurleistungen an das Ausland, als wir dadurch
on anderen einnehmen. Auch das ist ein Zeichen für
ine Schwächung der technologischen Leistungsfähig-
eit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Für junge F-und-E-Unternehmen ist die Kapital-
nappheit ein großes Problem. Im Bericht wird dazu
usgeführt:

Der Markt für die Frühphasenfinanzierung von
jungen Technologieunternehmen ist im Jahr 2002

(60 Mio. Euro gegenüber 388 Mio. Euro im Jahr 2000)

entwickelt sich ... zum Strukturwandelhemmnis.

Da sind wir bei den Kernpunkten, Frau Bulmahn: Es
ibt in Deutschland nicht nur ein Defizit bei den staatli-
hen Aufwendungen für F und E, sondern es gibt eben
uch strukturelle Defizite. Wir haben noch immer kein
igenes Tarifrecht für die Wissenschaft. Wir unterstützen
ie, Frau Bulmahn, wenn es darum geht, dies zu ändern.
ber fragen Sie bitte einmal Herrn Schily – er ist be-

eichnenderweise heute nicht anwesend –, was er zu die-
em hoch brisanten Thema sagt.


(Dirk Niebel [FDP]: Er will es nicht!)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Sie versprechen landauf, landab Veränderungen; aber es
bewegt sich nichts. Wir haben immer noch keine Auto-
nomie der Hochschulen bei Personal-, Finanz- und
Grundstücksmanagement. Wir haben ein Steuersystem,
das nicht ausreichend auf KMUs der F-und-E-Branche
ausgerichtet ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich – das ist ganz
aktuell – kurz auf die geplante Änderung der Körper-
schaftsteuer hinweisen, auf die Sie sich offensichtlich
mit den Kollegen der CDU/CSU geeinigt haben. Wenn
die so genannte Mehrmütterorganschaft eingeschränkt
wird, wären besonders Joint-Venture-Unternehmen im
Forschungs- und Entwicklungsbereich betroffen.


(Beifall bei der FDP)


Das verunsichert die Unternehmen. Wie sollen sie in ei-
ner solchen Situation investieren?

Auch die wuchernde Bürokratie ist eine erhebliche
Bremse für Forschung und Entwicklung. Fragen Sie die
Kollegin Homburger, die Ihnen einmal in der Woche er-
zählt, was diese Belastung für die deutschen Unterneh-
men bedeutet.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist die richtige Zeugin! Woher weiß die das denn?)


Anstatt in Forschung und Entwicklung zu investieren,
befassen sich die Unternehmen damit, irgendwelche Fra-
gebögen für Statistiken auszufüllen. Da gibt es einen
großen Änderungsbedarf.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Einige Worte zur Biotechnologie. Es ist ja schön, zu
hören, dass die Bundesregierung endlich die von uns seit
Jahren geforderte Biotechnologiestrategie vorlegen will.
Für die Forscher ist vor allem wichtig, dass endlich die
Widersprüche in der Regierungspolitik beseitigt werden.
Deswegen ist es so interessant, was uns Kollege Kuhn
eben gesagt hat.


(Dirk Niebel [FDP]: Die müssten es halt mal machen!)


Es wäre sehr schön, wenn Frau Künast auch einmal das
täte, was uns mit schönen Worten versprochen wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Selbstverständlich können wir es uns nicht leisten, dass
das eine Ministerium die grüne Gentechnik unterstützt
und das andere Ministerium sie verhindern will. Das ist
doch die Realität in diesem Lande.

Die Biopatentrichtlinie wurde eben schon angeführt;
sie ist immer noch nicht umgesetzt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Die Regierung steht gleichzeitig auf der Bremse und gibt Gas! Das kann nichts werden!)


Zum Thema Patente. In den nordischen Ländern,
aber auch in Korea, Holland und Kanada gibt es zwei-
stellige Wachstumsraten pro Jahr bei der Patentanmel-
dung. Deutschland dagegen weist gegenüber 2000 nur
eine Steigerungsrate von 6 Prozent auf. In wichtigen

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(C (D chlüsselbereichen wie I und K, Pharmazie und Elektrochnik können wir international nicht mithalten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit
uss alle Alarmglocken läuten lassen. Er ist ein wichti-

es und sehr hilfreiches Dokument, dessen Aussagen wir
on der FDP sehr ernst nehmen. Bisher kann ich in der
egierungspolitik insgesamt keine konsistente Linie für
orschung und Entwicklung erkennen. Es geht nicht an,
ass die Anstrengungen der Forschungsministerin, die
ir an vielen Stellen unterstützen, immer wieder durch
abinettskollegen konterkariert werden.

Aber auch ihre eigenen guten Ansätze der ersten Jahre
urden durch den Haushalt 2003 und durch Ihre Wort-
rüche bei der Forschungsförderung verspielt. For-
chungspolitik besteht aus Verlässlichkeit – das wissen
erade wir – und nicht aus Vergesslichkeit, liebe Frau
ulmahn.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


enn Sie so weitermachen, prognostiziere ich Ihnen für
en Bericht 2003 einen dramatischen Absturz in vielen
ereichen.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist wie Fallschirmspringen ohne Schirm!)


as ist genau das, was dieses Land nicht vertragen kann.

Priorität für Bildung und Forschung – auch angesichts
napper Haushaltsmittel – haben Sie versprochen, Frau
ulmahn. Daran werden wir Sie auch weiterhin äußerst
ritisch messen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504000700


Ich erteile das Wort Kollegen Franz Müntefering,
PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1504000800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Wir befinden uns in Deutschland in einer Phase
ichtiger Grundsatzentscheidungen über die zukünftige
olitik für dieses Land. Der Bundeskanzler hat am
4. März von dieser Stelle aus deutlich gemacht, dass
ir in der Koalition entschlossen sind, Deutschland wirt-

chaftlich und sozial an die Spitze in Europa zu führen,
nd dass wir bereit sind, die nötigen Maßnahmen einzu-
iten.

Ein wichtiger Punkt dabei wird sein – auch das war
egenstand seiner Regierungserklärung –, dass wir den
ereich von Bildung und Forschung in den Mittelpunkt
nserer Anstrengungen stellen. Deshalb hat der Bundes-
anzler zugesagt, die Etatansätze der Max-Planck-Ge-
ellschaft und anderer Forschungseinrichtungen im
ächsten Jahr um 3 Prozent zu erhöhen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering
Das ist eine ganz wichtige Botschaft der Regierungs-
erklärung vom 14. März.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Eine Verdopplung haben Sie versprochen!)


Wer auch morgen und übermorgen Wohlstand haben
will, der muss heute


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Regierung wechseln!)


in Forschung und Technologie investieren. Das tun wir.
Wer morgen ernten will, muss heute


(Zuruf von der CDU/CSU: Die Regierung wechseln!)


säen. Wir sind dabei, dies zu tun.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Regierungswechsel!)


Wir wissen, dass eine große Anstrengung nötig ist.
Dies gilt für beide Seiten des Hauses. Ich finde, dass die
Art und Weise, in der hier manches schwarz-weiß gemalt
wird, an der Realität vorbei geht. Die schlichte Wahrheit
ist, dass Sie von der FDP und der CDU/CSU die nötigen
Entwicklungen in den 90er-Jahren verschlafen haben,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Sie sind jetzt schon fünf Jahre dran!)


dass Sie zusammen mit Herrn Kohl im Ohrensessel ge-
sessen haben und dass wir heute alle miteinander das
auszubaden haben, was Sie damals liegen gelassen ha-
ben.


(Ulrike Flach [FDP]: Wir sind ständig auf dem Weg nach unten, Herr Müntefering!)


Aber der Blick zurück nützt ja nichts. Jetzt müssen wir
nach vorne schauen. Deshalb ist es gut, dass Frau Minis-
terin Bulmahn vortragen konnte, was wir zwischen 1998
und 2003, also in den letzten viereinhalb Jahren, erreicht
haben. Auf die Steigerung in Höhe von rund 25 Prozent
im Bereich Bildung und Forschung sind wir stolz. Dies
ist eine der wichtigsten Leistungen dieser Koalition in ih-
rer Regierungszeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben aufgeholt. Wir haben das Saatgut nicht mehr
verfüttert.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben es vergammeln lassen!)


In den nächsten Jahren wird daraus Gutes entstehen. Das
wissen wir.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sprechen Sie mal mit den Wissenschaftlern!)


Wir wissen aber auch, dass Selbstzufriedenheit nicht
angebracht ist und dass in den nächsten Jahren viel zu
tun sein wird. Hier aber schwarz-weiß zu malen ginge an
der Lebenswirklichkeit vorbei. Wir wissen, dass auch

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(C (D ndere Länder sich engagieren. Wir wissen, dass Techologie im großen Stil gekauft werden muss, weil wir sie icht mehr selbst haben. Wir wissen, dass unser Weltarktanteil im Hochtechnologiebereich niedriger georden ist. Wir wissen, dass wir unser Geld mit guten nd reifen Produkten verdienen, dass aber zu wenige eue Spitzentechnologien darunter sind. Wir wissen, ass bei uns viele Patentanmeldungen vorliegen, dass ber zu wenige neuartige Entwicklungen darunter sind. (Beifall der Abg. Katherina Reiche [CDU/ CSU])


Vor allen Dingen wissen wir, dass die Entwicklung
er letzten Jahre in Deutschland nicht reicht, damit wir
ieder an die Spitze kommen. Deshalb muss in diesem
ereich ein neuer Schwerpunkt gesetzt werden. Dazu

ind wir entschlossen. Die Frage ist nur: Welche Konse-
uenzen zieht man aus den Erkenntnissen, die man hat,
us den Entwicklungen der 90er-Jahre und aus der Reali-
ät, in der wir uns heute befinden?

Zu den positiven Entwicklungen gehört allerdings,
ass die kleinen und mittleren Unternehmen sehr viel
tärker als zuvor in die Fördermaßnahmen der Bundesre-
ierung und der öffentlichen Hände überhaupt einbezo-
en sind. Über 66 Prozent aller an Fördermaßnahmen
eteiligten Unternehmen sind heute kleine und mittlere
nternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten. Dies

ntspricht einer absoluten Zahl von 1 700 Unternehmen
nd einer Steigerung von 45 Prozent gegenüber 1998.
as ist eine stolze Zahl, die ausdrückt, dass kleine und
ittlere Unternehmen heute viel stärker beteiligt sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb hat auch der Wirtschaftsminister Recht, wenn
r mit seiner Mittelstandsoffensive dafür sorgt, dass die-
er Teil der Innovationsförderung, auch auf kleine und
ittlere Unternehmen bezogen, neue und zusätzliche Im-

ulse bekommt. Es geht aber nicht nur um neue Arbeits-
lätze. Es geht auch darum, ob wir als Gesellschaft Fort-
chritt wollen und ob wir uns auch in Zukunft bemühen,
as Leben mit den Möglichkeiten technologischer Ent-
icklungen menschlicher und erträglicher zu machen.

Deshalb hat dieses Thema auch mit der Hoffnung auf
ortschritt in dieser Gesellschaft zu tun. Es geht um die
rage, ob wir ökonomische, ökologische und gesell-
chaftspolitische Fortschritte organisieren können. Was
ie Koalition aus SPD und Grünen in den letzten vier
ahren im Bereich der Erneuerbaren Energien geleistet
at, ist gut. Es wird sich auszahlen. Es ist vernünftig be-
üglich der Arbeitsplätze und der Ökologie. In der letz-
n Legislaturperiode haben wir 16 Gesetze beschlossen,
ie in diese Richtung gingen. Aber 14 Mal haben Sie da-
egen gestimmt. Deshalb haben Sie so wenig Grund,
ich über das zu erregen, was an dieser Stelle zu tun ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Frage des heutigen und des zukünftigen Um-
angs mit Energie hat nicht nur größten Einfluss auf
nsere Gesellschaft, sondern auch auf die Entwicklung






(A) )



(B) )


Franz Müntefering
der gesamten Menschheit. Deshalb fördern wir auch
weiterhin die Entwicklungen im Bereich der Brennstoff-
zelle. Dies ist eine große Chance für Fortschritt auf dem
Energiemarkt; damit können wir ihn revolutionieren.
Wir wollen die Möglichkeiten einer solchen neuen Tech-
nologie nutzen und sie unterstützen.

Es war diese Koalition, die das Satellitennavigations-
system Galileo in Europa mit entwickelt hat. Es bietet
eine große Chance für die Mobilität in unserem Land
und in den anderen Ländern der Welt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das sind Dinge, die in die Zukunft weisen und das Le-
ben menschlicher machen, weil sie den Fortschritt in un-
sere Gesellschaft bringen.

Wir wissen, dass technologische Leistungsfähigkeit
Bedingungen hat und deshalb die Frage nach der Bil-
dung und Qualifizierung zentral ist. Es ist daher wich-
tig, dass wir uns an dieser Stelle darüber unterhalten,
was zu tun ist. Es ist soeben schon über die Frage, ob es
in Deutschland Ingenieure in ausreichender Zahl gibt,
gesprochen worden. Die zuständigen Verbände sagen
uns, dass 70 000 bis 80 000 Ingenieure in Deutschland
fehlen. Das hängt damit zusammen, dass wir den Men-
schen bisher nicht rechtzeitig gesagt haben, wo ihre Be-
rufs- und Lebenschancen sind, es hängt aber auch damit
zusammen, dass die Unternehmen nicht rechtzeitig dafür
sorgen, dass die nötigen Ausbildungen erfolgen. Die Un-
ternehmen dürfen eben nicht nur in der Welt herumrei-
sen und sich die neuesten Maschinen kaufen, sondern sie
müssen auch rechtzeitig dafür sorgen, dass die Men-
schen in unserem Land qualifiziert werden, damit die an-
stehenden Aufgaben geleistet werden können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bezüglich der Frage der Leistungsfähigkeit haben
sich die Bundesregierung und die Koalition vorgenom-
men, in dieser Legislaturperiode 8,5 Milliarden Euro für
die Ganztagsbetreuung der Kinder in Kindergärten
und Schulhorten auszugeben. Nun können Sie sagen:
Damit fangen Sie aber früh an. – Genau diesen Punkt
aber müssen wir sehen. Wir brauchen neue Personalent-
wicklungskonzeptionen in unserem Land; das ist die
Schlüsselfrage dabei, ob uns Innovationen und technolo-
gische Entwicklungen gelingen. Das Problem der Bil-
dung und Qualifizierung in Deutschland werden wir nur
lösen können, wenn wir vorn anfangen, nämlich bei den
Kindern, den Schulen. Die Koalition wird einen zentra-
len Beitrag für die technologische Entwicklung und da-
mit für die Zukunft Deutschlands leisten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben uns in den letzten Wochen und Monaten
die Köpfe über die Alterssicherung und die Zukunft des
Sozialstaats heißgeredet. Unabhängig davon, ob wir 65,
67 oder 69 Prozent als Rentenniveau ins Gesetz schrei-
ben, bleibt die entscheidende Frage, ob Deutschland im

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(C (D ahre 2020 oder 2040 immer noch ein Wohlstandsland ie heute ist. Der Wohlstand in Deutschland hängt davon ab, ob die nnovative technologische Zukunftsfähigkeit dieses Lanes gegeben ist. Dafür müssen wir bereit sein, einen Teil essen, was wir heute erwirtschaften, nicht zu verfüttern, ondern es in die Köpfe und Herzen der Kinder und junen Menschen zu investieren. Das, was wir heute in Kinergärten, Schulen, Hochschulen und Forschung und echnologie investieren, ist entscheidend auch für die lterssicherung und die Zukunft des Sozialstaats. Diesen usammenhang sehen wir. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bildung und Forschung sind eine der tragenden Säulen
der Agenda 2010. Wir wissen, dass wir über viele an-

ere Dinge sprechen müssen, aber eben auch über Bildung
nd Forschung. Auch sie gehören zur Nachhaltigkeit.
enn Sie Nachhaltigkeit in Wahlkämpfen ansprechen
das wissen Sie auch alle –, erhalten Sie drei kurze Klat-

cher, mehr Aufmerksamkeit nicht. Diese unsere Politik
ichtet sich nicht nach Legislaturperioden. Sie wird sich in
ehn oder 20 Jahren auszahlen. Das haben wir im Blick
nd dafür setzen sich Frau Bulmahn und diese Koalition
in. Das werden wir auch in Zukunft machen. Unabhängig
avon, wie Sie daran herumkritteln: Wir sind mit der Be-
nung von Bildung und Forschung auf dem richtigen
fad und werden das in konkrete Politik umsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt in Europa eine Zahl, die uns alle bewegt und
ber die wir jeden Tag sprechen: 3 Prozent. Diese Zahl
ezieht sich auf den Stabilitäts- und Wachstumspakt. Es
ibt in Europa aber noch eine andere Zahl, die mit
Prozent zu tun hat: Bis zum Jahre 2010 wollen wir
indestens 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für For-

chung und Entwicklung in ganz Europa ausgeben.
iese 3 Prozent sind genauso wichtig wie die 3 Prozent
es Stabilitäts- und Wachstumspakts und wir werden sie
eide realisieren.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504000900


Ich erteile dem Kollegen Martin Mayer, CDU/CSU-
raktion, das Wort.


Dr. Martin Mayer (CSU):
Rede ID: ID1504001000


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bei der
ede von Frau Bulmahn hat man sich gefragt: Wo ist
enn eigentlich die Vision? Junge Menschen, die ihr zu-
ehört haben, haben wohl gemerkt: Es gab eine Vergan-
enheitsbewältigung, aber keinen Blick in die Zukunft,
er Menschen begeistern könnte.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn)

Herr Müntefering, Sie haben hier in schönen Worten
– Sie sind ja Meister in Worten und Sprüchen – darge-
stellt, was Sie alles machen wollen. Das Drama aber ist,
dass diesen Worten keine Taten folgen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben doch Taten vollbracht!)


Dazu könnte man als Beispiele die Max-Planck-Gesell-
schaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft nen-
nen, denen Sie eine Erhöhung der Zuwendungen ver-
sprochen haben. Dieser Haushalt aber zeugt von
Kürzungen und Stagnation.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Jörg Tauss [SPD]: Die DFG hat einen Aufwuchs! 16 Millionen! Nehmen Sie das einmal zur Kenntnis!)


Wir diskutieren heute über einen Bericht über Innova-
tionen, der von Wissenschaftlern im Auftrag der Bun-
desregierung erstellt worden ist. In dem wichtigsten Teil
dieses Berichts, den Aussagen zu den Perspektiven der
Innovationspolitik, findet sich ein eigenartiger Satz. Ich
zitiere:

Die Hinweise zu den Perspektiven für die Bildungs-,
Forschungs- und Innovationspolitik können nicht
umfassend sein, denn der Untersuchungsauftrag
war begrenzt.

In welcher Weise war er denn begrenzt? Wurden be-
stimmte Themen zum Tabu erklärt? Es fällt jedenfalls
auf, dass im Kapitel „Chemische Industrie“, die als
Branche beispielhaft aufgeführt ist, kein einziges Wort
über die grüne Gentechnik zu finden ist. Dabei könnte
gerade die grüne Gentechnik Deutschland dazu verhel-
fen, im Bereich der Pharmazie – Deutschland war ja ein-
mal die Apotheke der Welt – wieder an die Weltspitze zu
gelangen. Das zu verkünden wäre visionär.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Die Bundesregierung aber macht hier Konzessionen an
die rot-grünen Ökofundamentalisten und behindert die
grüne Gentechnik mehr, als sie sie fördert.

Frau Bulmahn hat hier von einer Förderung der Bio-
wissenschaften gesprochen. Hiervon ist die grüne Gen-
technik aber ausgenommen. Das ist so, als ob jemand
den Motor aufheulen lässt, damit die Leute meinen, jetzt
startet er richtig, er aber in Wirklichkeit die Handbremse
angezogen hat. Ich finde, mit einer solchen Politik wer-
den wir Deutschland nicht an die Spitze bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bei den Innovationen ist die Bundesregierung immer
dann auf dem Rückzug, wenn es brenzlig wird, und be-
sonders eifrig, wenn die Schlachten geschlagen sind.
Das gilt aber nicht nur für die Innovationspolitik. Als
Beispiel nenne ich die rote Gentechnik. Dabei geht es
darum, bestimmte Medikamente gentechnisch herzustel-
len. Solange es hier noch gewisse Unsicherheiten gab,
haben die Grünen das mit aller Vehemenz bekämpft. Erst

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(C (D tzt, da niemand mehr behaupten kann, dass diese Art er Herstellung irgendeinen Nachteil habe, und wo deutch wird, dass die gentechnische Herstellung von Mediamenten umweltfreundlicher, energiesparender und für ie Menschen verträglicher ist, sind Sie dabei und chreiben das auf Ihre Fahne. Beispiel Transrapid. Eine SPD-geführte Bundesegierung hat mit der Entwicklung der Magnetschwebeahn begonnen. Ein SPD-Bundeskanzler fährt nach hina und lässt sich bejubeln. Als es aber darum ging, ie Strecke Hamburg–Berlin, die beste Strecke auf der elt für den Transrapid, zu bauen, sind Sie weggetreten, eine sehr verehrten Damen und Herren. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Jetzt sind Sie auch weggetreten, Herr Mayer!)


s ist zu befürchten, dass sich dieses Trauerspiel beim
etrorapid in Nordrhein-Westfalen wiederholt.

Ein weiteres Beispiel für die Innovationsfeindlichkeit
on Rot-Grün ist die Verteufelung von allem, was mit
adioaktivität zu tun hat.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


Wenn Sie den Weg weg vom Öl wirklich ernsthaft be-
chreiten wollen, dann müssen Sie nicht nur die Erneuer-
aren Energien fördern – wir sind uns einig, dass dies
ötig ist –, sondern dann müssen Sie auch dafür sorgen,
ass Deutschland seine Spitzenstellung in der Kern-
usionsforschung behält, und diesen Weg mit uns ge-
einsam gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Damit wir in 100 Jahren ein Ergebnis haben!)


s ist doch bezeichnend, dass bei ITER, einem großen
ternationalen Projekt der Kernfusionsforschung, das

ns befähigen soll, in der zweiten Hälfte dieses Jahrhun-
erts auf diesem Wege Strom zu erzeugen, niemand
ehr an Deutschland denkt. Es traut sich niemand mehr,
eutschland als Standort vorzuschlagen, weil Rot-Grün
iese Technik von vornherein verteufelt.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der zweiten Hälfte müssen die Probleme gelöst sein!)


ch finde, das ist ein Skandal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden im gesamten Bereich der Kerntechnik
ald zum Entwicklungsland. Es wird in Deutschland
ald niemand mehr geben, der kerntechnische Anlagen
auen, betreiben oder entsorgen kann.


(Beifall der Abg. Heidi Wright [SPD] – HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gut so!)


as müsste eigentlich allen zu denken geben.

Der Bericht der Wissenschaftler zeigt eine Reihe von
eiteren Mängeln auf – das Thema Bürokratieabbau






(A) )



(B) )


Dr. Martin Mayer (Siegertsbrunn)

zum Beispiel ist schon angesprochen worden –, aber die
Stellungnahme der Bundesregierung ist sehr dürftig. Sie
besteht vielfach aus Worthülsen, so wie die Rede der Mi-
nisterin, beginnt allerdings mit einer richtigen Feststel-
lung:

Die technologische Leistungsfähigkeit Deutsch-
lands bestimmt über die Erfolge deutscher Unter-
nehmen im internationalen Technologiewettbe-
werb. Sie ist die Grundlage für wirtschaftliches
Wachstum und zukunftsfähige Arbeitsplätze.

Dem kann ich nur zustimmen. Aber wenn man sich im
Umkehrschluss die Arbeitsplatzentwicklung in Deutsch-
land mit dem dramatischen Anstieg der Arbeitslosenzah-
len anschaut, kann man doch nur feststellen: Diese Bun-
desregierung hat in der Innovationspolitik versagt.
Deshalb sage ich: Die vordringlichste Innovation, die
wir in Deutschland brauchen, ist eine neue Bundesregie-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504001100


Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Josef Fell,
Bündnis 90/Die Grünen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504001200


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Deutsch-
land ist ebenso abhängig von seiner technologischen
Leistungsfähigkeit wie Saudi-Arabien vom Ölexport.
Aber im Vergleich zu Saudi-Arabien haben wir einen
Vorteil: Die technologische Leistungsfähigkeit ist keine
begrenzte Ressource


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Wenn Sie so weitermachen, wird sie das aber!)


und Deutschland hat ein hohes Niveau. Allerdings ste-
hen wir unter einem hohen Wettbewerbsdruck. Das
heißt, wir müssen das hohe nationale Niveau stetig aus-
bauen, um nicht überholt zu werden. Wir müssen das In-
novationspotenzial dieser Gesellschaft weiter erschlie-
ßen,


(Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: Tun Sie es doch!)


um den Teufelskreis aus Konjunkturschwäche, höherer
Arbeitslosigkeit, wachsenden Lohnnebenkosten und
wiederum Konjunkturschwäche zu durchstoßen. Wenn
wir die technologische Leistungsfähigkeit weiter erhö-
hen, können wir die Haushaltsmisere und die Arbeitslo-
sigkeit erfolgreich bekämpfen. Neue Arbeitsplätze wer-
den vor allem durch neue Produkte und durch die
Umsetzung von Innovationen geschaffen. Eine intelli-
gente Vernetzung der Arbeit à la Hartz-Konzept ist wich-
tig, funktioniert aber nur dort, wo es auch etwas zum
Verteilen gibt.

Wir Grüne verkennen nicht die mahnenden Worte des
Technologieberichtes. Zum Beispiel zeigt der Bericht,
dass deutsche Hightech-Unternehmen Gefahr laufen, im
internationalen Wettbewerb zurückzufallen. Schlimmer

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(C (D och: Die Wirtschaft reagiert prozyklisch. 2003 ist eine ürzung der Firmenbudgets für Forschung und Entwick ung zu erwarten. Ein weiteres Warnzeichen: Seit Beginn der 90er-Jahre erschlechtert sich die Zahlungsbilanz bei technologichen Dienstleistungen drastisch. Frau Flach, wir nehen das ernst. or zwei Jahren sind die Technologiebörsen weltweit ingebrochen. Dies ist keine nationale Schuld. Der Risiokapitalmarkt ist in diesem Zuge in Deutschland seitem um 85 Prozent geschrumpft. Bildlich gesprochen: chwarz-Gelb hat das Loch in den Boden gehauen und ot-Grün ist es noch nicht gelungen, es vollständig zu topfen. Gegenseitige Schuldzuweisungen mögen vieleicht einige selbstzufriedene Gemüter bei Ihnen erreuen, helfen aber dem Land nicht weiter. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Ulrike Flach [FDP]: Wir auch!)


Meine Damen und Herren von Union und FDP, wir
ürfen nicht in Skeptizismus und Resignation verfallen,
ie Sie das tun.


(Ulrike Flach [FDP]: Das tun wir nicht!)


er Bericht zeigt auch auf, dass Deutschland eine starke
orschungslandschaft aufweist, öffentlich und privat.
ir haben hier in Deutschland viele kluge Köpfe und

ine sehr gute Infrastruktur. Wenn es uns gelingt, brach-
iegende innovative Potenziale zu erschließen, muss uns
irklich nicht bange sein.

Wir müssen auf drei Ebenen vorgehen. Erstens. Der
taat muss aktiv handeln. Bund und Länder müssen
ber eigene Haushaltsanstrengungen auf das EU-Ziel
inarbeiten, 3 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt für
orschung auszugeben. Um dieses Ziel zu erreichen,
üssen die Forschungsausgaben von Staat und Wirt-

chaft jährlich um 5 bis 6 Prozent steigen. Dies wird un-
er dem Gesichtspunkt der Haushaltskonsolidierung
ur gelingen, wenn im Haushalt neue Prioritäten gesetzt
erden,


(Ulrike Flach [FDP]: Da sind wir gespannt!)


icht aber, wenn man Subventionsabbau verhindert, wie
ie das immer wieder getan haben.


(Lachen der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Gestern erst.


(Ulrike Flach [FDP]: Welche Subventionen denn?)


erechtigterweise ist deswegen im Bericht zu lesen – ich
itiere –:

Zukunftsinvestitionen in Bildung und Forschung
sind das Letzte, was dem konjunkturellen Rotstift
der Haushaltskonsolidierung zum Opfer fallen darf.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Hans-Josef Fell Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: Handeln Sie danach!)





(A) )


(B) )


Auch bei der Forschungsförderung selbst müssen alte
Zöpfe abgeschnitten werden, um Platz für neue Triebe
zu schaffen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Forschungsförderung aber ist nur das eine. Darüber hi-
naus muss der Staat vor allem über die neue Mittel-
standsbank aktiv Innovationen fördern. Auch dies stre-
ben wir durch konkrete Maßnahmen an.

Zweitens. Die Rahmenbedingungen insgesamt müs-
sen so zugeschnitten werden, dass Unternehmen und
Banken mehr Mittel für Technologieentwicklung bereit-
stellen. Unter anderem sind hierfür die steuerlichen
Rahmenbedingungen zu verändern.


(Ulrike Flach [FDP]: Diese verschlechtern sich gerade!)


Genau dies wird derzeit zum Beispiel in Frankreich oder
Großbritannien gemacht: Frankreich setzt mit seinem In-
novationsplan vor allem auf steuerliche Anreize. Groß-
britannien lockt mit umfangreichen Steuererleichterun-
gen und hohen Zuschüssen gezielt innovative
Unternehmen auf die Insel. Bürokratieabbau, ein freund-
liches Einwanderungsrecht, dem Sie sich immer entge-
genstellen,


(Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/ CSU]: So ein Unsinn! – Ulrike Flach [FDP]: Wo leben Sie denn?)


Abbau von Subventionen für überkommene Strukturen
sowie mehr Wettbewerb in leistungsgebundenen Märk-
ten sind weitere Themen, die wir angehen müssen.

An dieser Stelle möchte ich, wie bereits Herr
Müntefering vor mir, mit dem Bereich der Erneuer-
baren Energien einen Technologiebereich hervorheben,
der aufgrund guter gesetzlicher Rahmenbedingungen
auch in einer schwierigen Wirtschaftslage stark expan-
diert und in dem Deutschland, Frau Reiche, einen echten
Spitzenplatz in der Welt einnimmt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Aber das sehen Sie offensichtlich nicht. Das Erneuer-
bare-Energien-Gesetz hat zu umfangreichen Investitio-
nen, technologischen Sprüngen, zahlreichen neuen Ar-
beitsplätzen und Umsatzwachstum geführt. Von dieser
Erfolgsgeschichte müssen wir auch für andere Technolo-
giebereiche lernen, vor allem in der Frage des ökologi-
schen Umbaus.

Frau Flach und Herr Mayer, wir müssen jene Zu-
kunftstechnologien fördern und in sie investieren, wel-
che die Bürger wollen. Dazu zählt aber nicht die grüne
Gentechnik. Genfood lehnen 80 Prozent der Bevölke-
rung ab. Was Sie fordern, sind Fehlinvestitionen in Wirt-
schaftsbereiche, die weiter rückläufig sind.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Mayer – s E s z w A t f w D s Z l d m v z t s p v C H V J w n u m S p W (C (D [Siegertsbrunn] [CDU/CSU]: Sie haben nichts begriffen!)


Herr Mayer, in 50 Jahren kann der Energiebedarf voll-
tändig über die Erneuerbaren Energien gedeckt werden.
s muss endlich Schluss sein mit der unendlichen Ge-
chichte der Kernfusion, die nur Luftschlösser produ-
iert, aber keine Umstellung der Energieproduktion be-
irkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Karlheinz Guttmacher [FDP]: Das ist doch kompletter Unsinn!)


Drittens. Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche
ufbruchstimmung für die Entwicklung von Innova-

ionen. Diese Aufbruchstimmung muss parteiübergrei-
end von breiten gesellschaftlichen Schichten getragen
erden.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber doch nicht von den Miesmachern dort drüben!)


abei besteht, wie ich denke, Grund zur Eile. Ich
chlage daher vor, eine Task Force einzurichten, die das
iel hat, die technologische Leistungsfähigkeit Deutsch-

ands sicherzustellen und auszubauen. Diese Task Force,
ie nicht mit Kommissionen zu verwechseln ist, soll
öglichst schnell ressortübergreifende Lösungsansätze

orlegen. Sie muss bereit sein, unkonventionelle Wege
u gehen und eng mit dem Parlament zusammenzuarbei-
en.

Rot-Grün hat, anders als die alte Regierung, For-
chung, Entwicklung und Bildung wieder in den Mittel-
unkt gerückt. Auf diesem Weg werden wir weiter aktiv
oranschreiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504001300


Ich erteile das Wort Kollegen Helge Braun, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1504001400


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Eine Firma wie Siemens erwirtschaftet drei
iertel ihres Umsatzes mit Produkten, die jünger als fünf

ahre sind. Ich glaube, das macht beispielhaft deutlich,
ie entscheidend ständige Innovationen und Investitio-
en in Forschung und Entwicklung für unser Land und
nsere wirtschaftliche Zukunft sind.


(Jörg Tauss [SPD]: Wer regiert denn seit fünf Jahren?)


Herr Fell, das Grundproblem zwischen uns scheint
ir zu sein, dass sich Ihre Definition von Investition und
ubvention offensichtlich an ideologischen Gesichts-
unkten festmacht, während wir davon reden, was der
irtschaft und der Gesellschaft in Deutschland nützt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Helge Braun
Sie haben das Argument der Steigerung der For-
schungs- und Entwicklungsausgaben um 25 Prozent
während Ihrer Regierungsphase so oft angesprochen,
dass ich nicht umhin kann, doch noch einmal zu betonen,
worum es hier wirklich geht: Es geht hier nicht um eine
historische Betrachtung der Ausgaben in Deutschland;
schließlich verändert sich die Welt rasant. Zudem sind
entsprechende Ausgaben in den USA – auch das ist an-
gesprochen worden – in den letzten zwei Jahren um
30 Prozent gestiegen, während wir nur eine Steigerung
von 6 Prozent auf die Reihe bekommen haben. Wenn
man sagt, das alles habe mit der Haushaltslage und der
schwierigen wirtschaftlichen Zeit zu tun, muss man
gleichzeitig sehen, dass die Japaner in der gleichen Zeit
eine Steigerung von immerhin 15 Prozent erreicht haben
– und dieses Land befindet sich nun wirklich nicht in ei-
ner besseren wirtschaftlichen Lage als wir.

Das alles zeigt, dass Ihre Maßnahmen, Frau Bulmahn,
falsch waren, und das, was Sie in diesem Jahr getan ha-
ben, war in besonderem Maße falsch. Wir haben gestern
darüber diskutiert, wie sich die Haushaltslage in
Deutschland entwickelt. Es gibt ständig neue Warnzei-
chen. Mit welchem Recht können Sie heute eigentlich
behaupten, dass Sie die Haushaltsmittel in den kommen-
den Jahren aufstocken werden? Es gibt doch überhaupt
kein Licht am Horizont der schlechten Haushaltsent-
wicklung, die diese Bundesregierung zu verantworten
hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie reden von einer Hebelwirkung und sagen, dass In-
vestitionen in Forschung und Entwicklung uns helfen,
wirtschaftliche Kraft zu entfalten. Wenn es tatsächlich so
ist, dass wir mit jedem Euro, den der Staat ausgibt, die
Investitionen der Industrie und der Wirtschaft befördern,
dann ist es doch erst recht notwendig, dass wir in kon-
junkturell schwieriger Zeit eine wirklich große Anstren-
gung unternehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der britische Physiker Michael Faraday hat es sehr
schön ausgedrückt, als er auf die Frage des englischen
Finanzministers, wozu seine Erfindung zu gebrauchen
sei, gesagt hat: „Sir, eines Tages werden Sie sie besteu-
ern können.“


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gerade angesichts der schwachen Konjunktur wäre es
also richtiger gewesen, die Anstrengungen noch einmal
zu intensivieren. Im Bereich der forschenden und ent-
wickelnden Unternehmen können wir drei konjunktu-
relle Probleme feststellen: Erstens. Die Aufzehrung der
Kapitaldecke der Unternehmen führt dazu, dass sie nicht
genügend Mittel haben, um im Hinblick auf neue Pro-
dukte in Forschung und Entwicklung zu investieren.
Zweitens. Die Risikokapitalgeber in Deutschland sind in
wirtschaftlich schwieriger Zeit weniger als sonst bereit,
jungen Unternehmen die Frühförderung zu geben, die
sie benötigen, um Existenzen im F-Und-E-Sektor zu be-
gründen. Drittens. Die anspruchsvolle Nachfrage, die es
auf dem deutschen Markt immer gab, ist zusammenge-
brochen. Der Run in Deutschland auf die Billigprodukte

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(C (D ührt auch dazu, dass die Unternehmen weniger Perspekiven dafür sehen, in Deutschland anspruchsvolle Proukte zu entwickeln. Der Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit eutschlands 2002 stellt eindeutig fest, dass wir hier eineswegs nur ein konjunkturelles Problem haben. Es ibt auch zahlreiche strukturelle Probleme, die wir anehen müssen. So ist der Fachkräftemangel, den wir in eutschland zu verzeichnen haben, bereits mehrfach anesprochen worden. Deshalb ist es nicht an der Zeit, darber zu reden, wie wir durch Zuwanderung neue Fachräfte nach Deutschland bekommen, sondern es ist esentlich wichtiger, einmal zu überlegen, warum jähr ich etwa 300 000 der besten Köpfe aus Deutschland lüchten. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Das ist die Überschrift aus Ihrer Regierungszeit: Die besten Köpfe gehen!)


Vergleicht man die Bedeutung verschiedener techno-
ogieintensiver Branchen in Deutschland – auch das ist
chon angesprochen worden –, stellt man zahlreiche
trukturelle Defizite fest. Deutschland ist nach wie vor
ut in den traditionellen Bereichen der Automobilindus-
rie und des Maschinenbaus. Dies ist eine relativ solide
rundlage für unsere Zukunft. Aber wenn wir spitze

ein und unser Wohlstandsniveau in Deutschland erhal-
en wollen, dann müssen wir uns darüber hinaus stärker
uf die Spitzentechnologien und die Wachstumsmärkte
er Zukunft konzentrieren. Dort sieht das Bild düsterer
us.

Bei den F-Und-E-intensiven Waren besteht ein Expor-
berschuss. Aber bei den F-Und-E-intensiven Dienst-
istungen sieht es wesentlich schlechter aus. Während in
iesem Bereich noch 1997 Waren im Wert von umge-
echnet 1 Milliarde Euro in andere europäische Staaten
xportiert wurden, müssen wir heute technologische
ienstleistungen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro im

ngeren Bereich von F und E einkaufen. Das ist keine
ute Entwicklung, Frau Ministerin.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Branchenunterschiede zeigen sich auch bei den
issenschaftlichen Publikationen. Das gute Abschnei-
en Deutschlands im Science Citation Index wird wie-
erum in klassischen Bereichen erwirtschaftet. Am bes-
en sind unsere wissenschaftlichen Veröffentlichungen
m Bauwesen. Bei Zukunftsbereichen wie Kommunika-
ion oder Datenverarbeitung nimmt Deutschland keinen
pitzenplatz ein. Auch da haben wir einen großen Nach-
olbedarf. Die Freiheit der Wissenschaft und der Unter-
ehmen müssen wir in Deutschland zurückgewinnen,
amit wir in Zukunft unseren Wohlstand halten und den
echnologiestandort Deutschland verbessern können.

Ich selber habe Forschung an der Universität Gießen
etrieben. Den Zettel mit einem Zitat, der dort an einer
innwand hing, hätte ich gerne weggenommen. Ich
öchte, dass wir uns anstrengen, Deutschland wieder

um Technologiestandort Nummer eins zu machen, da-






(A) )



(B) )


Helge Braun
mit dieses Zitat des Mathematikers und Philosophen
Bertrand Russell keine Berechtigung mehr hat:

Die Wissenschaftler bemühen sich, das Unmögliche
möglich zu machen. Die Politiker bemühen sich oft,
das Mögliche unmöglich zu machen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504001500


Dies war die erste Rede des Kollegen Helge Braun.
Unsere herzliche Gratulation!


(Beifall)


Ich erteile das Wort dem Kollegen Swen Schulz,
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Swen Schulz (SPD):
Rede ID: ID1504001600


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Verehrte Damen und Herren! Die technologi-
sche Leistungsfähigkeit Deutschlands ist zweifelsohne
nach wie vor hoch. Doch wir müssen erkennen, dass un-
sere Spitzenstellung kein Naturgesetz ist. Jahr für Jahr
müssen wir an dem hohen Niveau der Leistungsfähigkeit
arbeiten; denn die Konkurrenz schläft nicht.

Der sehr detaillierte Bericht zur technologischen Leis-
tungsfähigkeit Deutschlands hat im Wesentlichen drei
zentrale Aussagen: Erstens. Wir haben seit Anfang der
90er-Jahre Boden verloren. Zweitens. Die seit 1999 un-
ternommenen Anstrengungen zeigen Erfolge. Drittens.
Das reicht aber noch nicht aus. Wir dürfen uns nicht zu-
rücklehnen, sondern müssen weiter voranschreiten.
Auch und gerade in Zeiten der konjunkturellen Durst-
strecke sind Zukunftsinvestitionen von größter Bedeu-
tung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt für die Wirtschaft ebenso wie für die öffentli-
chen Haushalte. Es ist darum richtig, dass der Bundes-
kanzler ein so klares Bekenntnis zu Investitionen in die
Zukunft abgelegt hat. Die Haushaltskonsolidierung ist
unbestritten notwendig; denn wenn wir weiter hem-
mungslos auf Pump leben, werden die kommenden Ge-
nerationen noch weniger Gestaltungsmöglichkeiten ha-
ben als wir. Aber genau deswegen ist Sparen kein
Selbstzweck. Gerade im Hinblick auf unsere Verantwor-
tung, optimale Grundlagen für die kommenden Generati-
onen zu schaffen, müssen wir in Bildung, Forschung und
Innovation investieren. Wir müssen für die Zukunft spa-
ren, nicht an der Zukunft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Technologiebericht nimmt der Bereich Bildung
diesmal zu Recht einen Schwerpunkt ein; denn schließ-
lich stellt das Bildungssystem das Fundament der tech-
nologischen Leistungsfähigkeit dar. Ich finde es sehr
schade, dass die Opposition hierzu bislang noch wenig

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(C (D esagt hat. Der Bericht beschreibt insbesondere im Beeich der Hochqualifizierten einen deutlichen Mangel, er zu erheblichen Problemen führen wird, wenn wir icht energisch gegensteuern. Positiv ist der wesentlich urch die BAföG-Reform bewirkte Anstieg der Studenenzahlen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Bachelor- und Masterstudiengänge können einen
eitrag zur Attraktivitätssteigerung des Hochschulbe-

uchs leisten.

Der von der Bundesministerin angebotene Pakt für
ochschulen ist dringend nötig, um die Studienbedin-
ungen zu verbessern. Die Studienabbrecherquote muss
esenkt und die Studiendauer muss gekürzt werden. Die
achwuchsarbeit ist weiter zu intensivieren. Die Hoch-

chulen müssen in die Lage versetzt werden, sich ein in-
rnationales Profil zu erarbeiten. Dem absehbaren Fach-
räftemangel muss durch die optimale Förderung der
ier Geborenen, aber auch durch gezielte Zuwanderung
usländischer Akademiker entgegengewirkt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir müssen darüber hinaus unser gesamtes Bildungs-
ystem auf die Erfordernisse der Wissenswirtschaft ein-
tellen. Bereits in der Schule werden die Grundlagen ge-
ildet. Die Menschen müssen die Chance erhalten, die in
nen steckenden Potenziale zu entwickeln. Die Bundes-

egierung gibt bereits in Zusammenarbeit mit den Län-
ern wichtige Impulse für die Qualitätssteigerung der
chulbildung, etwa mit der Finanzierung von Ganztags-
chulen und mit der Formulierung nationaler Bildungs-
tandards.

Wir müssen vor allem eines beachten: Eine Gesell-
chaft, die auf die Kompetenz vieler Menschen verzich-
t, weil sie aufgrund ihrer sozialen Herkunft schlechtere
ildungschancen erhalten, ist erstens ungerecht organi-

iert und zweitens volkswirtschaftlich schlecht aufge-
tellt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


er Technologiebericht hat auf diesen Missstand hinge-
iesen. Während 72 Prozent der Kinder aus hoher sozia-
r Herkunft den Hochschulzugang erwerben, erreichen
ies ganze 8 Prozent der Kinder aus unterer sozialer Her-
unft. Darum sind Maßnahmen notwendig, um Kinder
nd Jugendliche aus so genannten bildungsfernen
chichten zu fördern, statt sie frühzeitig auf ein niedriges
ildungsniveau festzulegen. Die Arbeitslosen von mor-
en gehen heute zur Schule. Die beste Arbeitsmarktpoli-
k ist eine ausgezeichnete Bildungspolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich hoffe, dass wir durch PISA und IGLU zu einer
rnsthaften und ideologiefreien Diskussion über die
auer der gemeinsamen Schulzeit aller Kinder und Ju-
endlichen kommen. Wer immer noch den gemeinsamen






(A) )



(B) )


Swen Schulz (Spandau)

Unterricht gegen die Begabtenförderung ausspielen
möchte, dem halte ich ein Zitat aus dem Technologiebe-
richt entgegen:

Elitequalifikationen können nicht entstehen, wenn
die frühe Förderung in der Breite versagt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Darüber hinaus müssen wir unsere Anstrengungen
forcieren, den Zugang zu Hochschulbildung zu öff-
nen, damit diejenigen, die – aus welchen Gründen auch
immer – das Abitur nicht haben, über ihre berufliche
Qualifikation in den Hochschulbereich gelangen und
somit ein Spitzenniveau der Bildung erreichen können.
Der Technologiebericht bescheinigt uns gerade in die-
sem Bereich im internationalen Vergleich eine schlechte
Position.

Angesichts der skizzierten bundespolitischen Heraus-
forderungen habe ich kein Verständnis dafür, dass sich
die CDU/CSU-Fraktion offenbar seit neustem gegen die
gemeinsame Bildungsplanung von Bund und Ländern
ausspricht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es steht bei allen nachvollziehbaren Überlegungen zur
Organisation des Föderalismus fest, dass die Bildung
eine gesamtstaatliche Herausforderung darstellt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bund und Länder sind zur Zusammenarbeit angehal-
ten. Vor allem aber sind die Kinder und Jugendlichen da-
rauf angewiesen, dass in jeder Hinsicht alles unternom-
men wird, um ihren Interessen gerecht zu werden. Ich
halte es daher für grundsätzlich falsch, dass sich die
Bundestagsfraktion der CDU/CSU faktisch aus der Ge-
staltung der Zukunft ausklinken will. Ich setze aber da-
rauf, dass die diesbezüglichen Ausführungen der Kolle-
gin Reiche vorige Woche im Fachausschuss nicht mit
der Fraktion abgestimmt waren und bald korrigiert wer-
den.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Hoffen wir es!)


Die Regierungskoalition hat aus der Entwicklung seit
Anfang der 90er-Jahre bereits 1998 die richtigen
Schlüsse gezogen und Weichenstellungen für die Zu-
kunft vorgenommen. Wir alle sind jetzt aufgefordert, das
Tempo zu erhöhen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504001700


Auch dies war eine erste Rede im Deutschen Bundes-
tag. Herzlichen Glückwunsch, Herr Kollege Schulz!


(Beifall)


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(C (D Jetzt aber kommt kein jungfräulicher Redner, sondern er Kollege Dr. Heinz Riesenhuber. ie haben das Wort. Herr Präsident, dass Sie mir die Jungfräulichkeit abprechen, ist nicht ganz falsch. Schließlich habe ich vier üchtige und glückliche Kinder. Ich freue mich, dass wir uns in den Grundsatzfragen n einer so expliziten Weise einig sind. Ich vernehme ier nur Begeisterung für Technologie. Ich begrüße es uch, Herr Müntefering, dass Sie in diese Debatte eingetiegen sind. Wir haben in den nächsten Jahren in der Tat in diesem ereich noch feiste Probleme zu lösen. Mehrere Redner aben über die Entwicklung des Haushalts gesprochen. er Haushalt des Forschungsministeriums hat sich recht ut entwickelt; Frau Bulmahn hat das mit angemessenem tolz vorgetragen. Der Haushalt des Technologiebeeichs dagegen – dieser fällt nach dem Organisationserass des Bundeskanzlers nämlich dem Wirtschaftsminiserium zu – hat in den letzten Jahren bestenfalls stagniert. enn man den Zuwachs für 2003 verstehen will, muss an eine komplexe Rabulistik zum BTU anwenden, um berhaupt zu begreifen, wie das Bezahlen für Flops beechnet werden soll. Das heißt also, was insgesamt im orschungsbereich der rot-grünen Bundesregierung pasiert ist, bedeutet einen Zuwachs von vielleicht 10 Proent, ungefähr 2 Prozent im Jahr. Herr Müntefering, ich finde es großartig, dass Sie saen: Wir werden den dreiprozentigen Haushaltsanteil in 010 erreichen. – Dazu braucht es die Führungskraft des raktionsvorsitzenden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Heiterkeit)

Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1504001800

ie sind hier im Wort und ich gehe davon aus, dass dies
in stetiger und entschlossener Anstieg wird. Was in der
ifriFi steht – minus 2,8 Prozent für das nächste Jahr,
eil die Zuwächse im Zusammenhang mit dem Verkauf
er UMTS-Lizenzen auslaufen –, werden Sie kraftvoll
temmen. Sie werden Frau Bulmahn beistehen und dem

irtschaftsminister helfen, der hier vereinsamt in der
estalt seines Staatssekretärs auf der Regierungsbank

itzt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Frau Bulmahn hat festgestellt, die Bundesregierung
abe die Weichen richtig gestellt. Das fing 1998 an. Da
at die Bundesregierung hier beschlossen, dass Techno-
gie in den Zuständigkeitsbereich des Wirtschafts-
inisters fällt. Was ist passiert? Der Mittelstand, die
uftfahrt und Energieindustrie sind an das Wirtschafts-
inisterium gegangen. Die tüchtigen Beamten, die Mit-

el und die Titel sind beim Wirtschaftsminister ange-
ommen, aber die Begeisterung der Leitung für diese






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber
Themen war ungemein begrenzt. Die Leidenschaft des
alten Wirtschaftsministers war gedämpft. Beim neuen
Wirtschaftsminister wissen wir noch nicht, wie es ihm
ums Herz ist. Ich würde es jedenfalls gern einmal erle-
ben, dass dafür gekämpft wird. Strahlkraft ist so nicht
entstanden: Die Themen sind Ihnen genommen, aber an-
gekommen ist nichts. Wir befinden uns in einem leeren
Raum.

Liebe Frau Bulmahn, Sie sind bekannt für Ihr Enga-
gement bei IGLU, BAföG und PISA. Aber für einen
Aufbruch in die Welt der Gene, in die Welt der Compu-
ter und die Welt der Quanten haben Sie nicht gesorgt.
Sie verbreiten nicht gerade eine Faszination in dieser
Welt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist zu Recht gesagt worden: Begeisterung und Faszi-
nation machen schon die Hälfte des Erfolgs aus. Wenn
nicht Leidenschaft überkommt und erkennbare Freude
daran, das etwas Neues geschieht, dann sind wir alle in
Schwierigkeiten.

Sie haben hier im Einzelnen die angeblich richtigen
Weichenstellungen aufgezählt. Aber offenbar ist die Bot-
schaft nicht überall angekommen: Die Innovationsfähig-
keit des Mittelstandes, die wir nun wirklich brauchen,
lässt seit 1999 nach, ebenso wie die Zahl der Gründun-
gen zurückgeht. Wir sind an allen Stellen in Schwierig-
keiten. Die Steuerreform ist erst einmal verschoben wor-
den, das betrifft die Rahmenbedingungen und nicht nur
die Programme.

Herr Müntefering, ich hoffe sehr, dass Sie zu den drei
Prozent Zuwachs bei der Max-Planck-Gesellschaft im
nächsten Jahr stehen. Aber dass der Zweifel hieran
wächst, wenn der Mittelstand erst einmal erfahren hat,
dass seine Steuerreform kurzfristig verschoben wird, das
können Sie niemandem verübeln. Forschung lebt vom
Vertrauen in die Rahmenbedingungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen eine dynamische Biotechnologie; die
Kollegen haben darauf hingewiesen. Gleichzeitig aber
ein faktisches Moratorium zu verhängen ist nicht sehr
klug.


(Ulrike Flach [FDP]: Ja! So ist es!)


Wir brauchen die großen Flaggschiffe der Technik. Aber
den Transrapid so lange zu problematisieren, dass wir
dann glücklich sein können, wenn er in China fährt, ist
keine besonders faszinierende Darstellung von Zu-
kunftsfähigkeit und Überzeugungskraft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt gute Gründe, ihn nicht zu bauen!)


Über Kerntechnik reden wir gar nicht mehr. Wir ha-
ben die sicherste Kerntechnik der Welt und dann be-
schließen wir, daraus auszusteigen. Wo ist eigentlich
Herr Kuhn?



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(C (D (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier!)


Ah, auf den letzten Bänken angekommen!


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


err Kuhn, ich bin etwas skeptisch gegenüber ihrer wei-
en Erkenntnis, dass man sich auf bestimmte Gebiete
onzentrieren sollte, die der Staat in seiner Weisheit und
üte vorgibt.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wohl wahr!)


er Staat weiß von Zukunft gar nichts.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


er Staat erbringt schon eine großartige Leistung, wenn
r die Menschen nicht behindert. Der Staat sollte nicht
ie Zukunft bestimmen. Ältere Menschen erinnern sich
icherlich noch an die großartigen Energieprogramme,
ie die Bundesregierung seit 1973 aufgelegt hat. Damals
aben Sie ein Ziel von 45 Gigawatt für die Kernenergie
eschlossen. Das alles ist natürlich Unsinn gewesen,
ell?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gestaltet die Zukunft offen und lasst die Menschen
as machen, wozu es sie treibt. Gebt ihnen Luft und
reiraum und sorgt für verantwortbare Rahmenbedin-
ungen! In der damaligen Diskussion über die grüne
entechnologie hat uns Herr Catenhusen bestätigt, dass

s in Deutschland die beste Sicherheitsforschung auf der
anzen Welt gibt. Aber dann in dieser Sache ein Morato-
ium zu verhängen ist wirklich eine Perversion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Müntefering hat behauptet, dass wir in den
chrecklichen 90er-Jahren die wichtigen Zeichen der Zu-
unft nicht verstanden hätten. Ich sage Ihnen: Das, was
ls eine moderne Forschungs- und Gründerlandschaft
epriesen worden ist, ist damals entstanden. Es sind
luge und herausragende Forschungsminister der Union
ewesen,


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie mit technikorientierten Programmen für die Grün-
ung wie TOU, wie BTU und mit dem Bio-Regio-
ettbewerb eine Zukunft aufgebaut haben, die sich dy-

amisch entwickelt hat. Das war eine der großen Stär-
en.

Ich höre mit Vergnügen, was Herr Kuhn in diesem
usammenhang zu den Steuern sagt. Herr Kuhn, ich
öchte über die Stichworte hinaus Konkretes hören. Sie
üssen etwas bringen. Dann können wir diskutieren.
prechen Sie zum Beispiel über das, was Herr Eichel an
rost über die Landschaft gelegt hat, als er die Wesent-
chkeitsgrenze für Beteiligungen auf 1 Prozent redu-
iert hat. Damit ist die ganze Landschaft der Business
ngels ins Rutschen gekommen. Sprechen Sie über die






(A) )



(B) )


Dr. Heinz Riesenhuber
Fondsbesteuerung. Die Finanzämter können seit andert-
halb Jahren keine verbindlichen Auskünfte mehr geben,
weil kein Mensch weiß, was Sache ist. Da in Deutsch-
land keine Fonds mehr gegründet werden, entsteht kein
Eigenkapital und bricht unsere Forschungslandschaft
zusammen.

Frau Bulmahn, Sie haben unter anderem die ehren-
volle Aufgabe, die Forschungspolitik der Bundesregie-
rung zu koordinieren, sie kraftvoll zu führen und mit
Charme, Entschlossenheit und Nachdruck dafür zu sor-
gen – es geht nicht nur um Geld –, dass auch im Finanz-
minister die Flamme für die Zukunft Deutschlands
brennt. Das wäre doch eine Aufgabe, die Ihrer Leiden-
schaft wert wäre.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504001900


Kollege Riesenhuber, Sie sind zwar sehr schön in
Fahrt. Aber Sie reden bereits auf Kosten Ihres Nachfol-
gers.


Dr. Heinz Riesenhuber (CDU):
Rede ID: ID1504002000


Das dürfen Sie ihm aber nicht von der Redezeit abzie-
hen. Sie hätten mich rechtzeitig bremsen müssen.

Liebe Freunde, ich möchte nur noch mit guten Wün-
schen schließen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich wünsche der Frau Forschungsministerin, dass sie
trotz ihrer reduzierten Zuständigkeiten so gut koordiniert
und einen so kraftvollen Führungsstil entwickelt, dass
ihr die Wissenschaft mit Begeisterung zujubelt, dass der
Mittelstand in ihr seine Vertreterin findet, dass die jun-
gen Unternehmen daran glauben, dass sie eine hervorra-
gende Ministerin ist, und dass ihr selbst die Opposition
applaudiert. Das braucht Deutschland.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben noch drei Jahre Zeit, um eine Strategie zu ent-
wickeln. Wirtschaften Sie nicht von Tag zu Tag. Machen
Sie einen großen Wurf für die Zukunft. Dann werden wir
die Regierungsverantwortung übernehmen und wirklich
etwas daraus machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504002100


Ich erteile das Wort Kollegen Jörg Tauss, SPD-Frak-
tion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1504002200


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Lie-
ber Kollege Riesenhuber, ich bin zwar nicht in allen
Punkten Ihrer Auffassung. Aber Sie waren noch ein For-

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(C (D chungsminister, der damals bei den Schwarzen um seien Etat gekämpft hat. Nach Ihnen war dann Dunkelheit. s ist gut, dass er immer wieder aus der letzten Reihe mporsteigt, um seinen Nachfolgern die Peinlichkeit Iher heutigen Politik aufzuzeigen. Ich danke ihm eigentch dafür. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie meinen also Frau Bulmahn? Das darf doch nicht wahr sein! Er meint tatsächlich Frau Bulmahn!)


Jetzt kriegen Sie sich doch wieder ein.

Gestern hatten wir einen parlamentarischen Abend
um nationalen Genomforschungsnetz. Von Ihnen war
aum jemand anwesend, zumindest nicht diejenigen, die
eute hier geredet haben. Aber es ist auch kein Wunder,
ass Sie nicht gekommen sind. Dorthin, wo Aufbruch-
timmung herrscht und gesagt wird: „Wir sind auf dem
ichtigen Weg“, gehen Sie nicht, weil das nicht in Ihr
onzept passt, weil Sie die Situation in unserem Lande
ies machen. Diese Wahrheit müssen Sie sich sagen las-

en.


(Beifall bei der SPD)


Frau Flach, es ist einfach die Unwahrheit, wenn Sie
rzählen, wir seien nicht in der Lage, international mit-
uhalten. Das ist Ausdruck von Krawallopposition, aber
icht Ausdruck der Realität in diesem Lande.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ch zitiere aus dem Bericht:

Die technologische Leistungsfähigkeit der deut-
schen Wirtschaft ist ... hoch.

as ist der erste Satz des Berichts zur technologischen
eistungsfähigkeit.

Die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung neh-
men zahlenmäßig überdurchschnittlich ... zu ...

as findet sich auf der ersten Seite des Berichts zur tech-
ologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands.


(Ulrike Flach [FDP]: Davon haben wir doch geredet!)


eite 2: Pro Kopf sind wir in wissenschafts- und for-
chungsintensiven Dienstleistungen vorn.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, da oben auf
er Tribüne sitzen junge Menschen, für die wir im Mo-
ent in allen Forschungseinrichtungen Schülerlabore

inrichten. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie versuchen,
ie Öffentlichkeit zu täuschen und uns zu beschimpfen;
ber hören Sie doch auf, die Öffentlichkeit und die Wis-
enschaft in dieser Form zu beschimpfen. Sie haben es
icht verdient. Sie schmälern deren Leistungen, die sie
n diesem Land erbringen. Mit dieser Form von Krawall-
pposition fügen Sie Deutschland Schaden zu; das muss
n dieser Stelle gesagt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Jörg Tauss
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Ihre Pole-
mik richtet sich ein Stück weit gegen Sie selbst. Frau
Reiche, Sie haben gesagt: Andere Länder sind dynami-
scher. Natürlich, auch dies steht im Technologiebericht:
Erfreuliche Kursänderungen der letzten Jahre konnten
die Versäumnisse der Vergangenheit noch nicht voll aus-
bügeln. – An dieser Stelle ist nicht von den letzten fünf
Jahren die Rede, sondern von Ihrer Regierungszeit, Herr
Riesenhuber, von der Zeit, in der bei Bildung und For-
schung gekürzt worden ist und in der Sie diesen Etat als
Steinbruch benutzt haben.


(Beifall der Abg. Nicolette Kressl [SPD])


Herr Riesenhuber, ich finde es nett, über Informa-
tions- und Kommunikationstechnologie zu reden; Sie
wissen, das ist unser gemeinsames Hobby. Allerdings
gab es zu Ihrer Zeit im Bundestag noch keinen Zugang
zum Internet; im Bundeskanzleramt fanden wir damals
Rohrpost statt Internet vor.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Insofern sollten Sie nicht so tun, als ob Sie an dieser
Stelle die Erfinder der technologischen Bewegung wä-
ren.

Allerdings haben wir auch Probleme. Ich bin Ihnen
dankbar, dass einige von Ihnen zumindest an dieser
Stelle einmal auf die realen Punkte hingewiesen haben.
Aus dem Technologiebericht geht deutlich hervor:

Deutschland hat keine andere Chance auf hohe Ein-
kommen bei hohem Beschäftigungsstand, als wei-
terhin intensiv in Bildung und Wissenschaft, For-
schung und Technologie zu investieren.

Das ist der richtige Kernsatz aus dem Bericht: Wir haben
keine andere Chance, als diese Investitionen auch wei-
terhin vorzunehmen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, aus diesem
Grund sagen wir auch: Wir sind auf dem richtigen Weg.
Aus diesem Grund kämpfen wir um unseren Haushalt.
Aus diesem Grund hat es uns wehgetan, im Jahr 2003
nicht an die Maßnahmen anknüpfen zu können, die wir
in den vier Jahren zuvor umgesetzt haben. Das ist auch
der Grund, warum der Bundeskanzler am 14. März hier
gesagt hat: In den nächsten Jahren werden wir bei den
Wissenschaftsorganisationen wieder für Aufwuchs sor-
gen. Dieses Signal brauchen wir.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber Sie haben es noch nicht getan! – Dr. Martin Mayer [Siegertsbrunn] [CDU/CSU]: Leere Worte!)


In diesem Zusammenhang bitte ich Sie, dies zu wür-
digen und nicht in dieser Form wahrheitswidrig zu kon-
terkarieren, Herr Kollege Mayer. Sie haben behauptet,
die Mittel für die Deutsche Forschungsgemeinschaft
seien gekürzt worden. Entschuldigen Sie bitte, Herr Kol-
lege Mayer: Sie sind älter als 15; PISA-Aufgabenstellun-
gen dürften bei Ihnen nicht mehr zu wesentlichen Pro-
blemen führen. Aber Zahlen müsste man lesen können;
man müsste rechnen können. – Sie da hinten von der
CDU/CSU können die „Bild“-Zeitung lesen, aber rech-

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(C (D en können Sie nicht. – Herr Professor Winnacker hat ich ausdrücklich bei uns dafür bedankt, dass wir trotz er schwierigen Haushaltslage in diesem Jahr für die eutsche Forschungsgemeinschaft einen Aufwuchs ver eichnen. m Gegensatz zu Ihrer Regierungszeit haben wir seit 998 die Mittel um 16 Prozent erhöht und in diesem Jahr inen Aufwuchs von 2,5 Prozent erzielt. Das ist konkrete achwuchsförderung bei der Deutschen Forschungsgeeinschaft, denn hiervon profitieren insbesondere junge issenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In Bezug auf die Zukunft haben wir große Fortchritte erzielt, Herr Kollege Riesenhuber. Die Genomorschung habe ich vorhin angesprochen; darüber hinaus enne ich die Stichworte Nanotechnologie, Mikrotechnogie, I-und-K-Technologie, also die optischen und elekonischen Technologien. Alle diese Fakten liegen auf em Tisch. Sie haben Recht: In den letzten Jahren sind besonders den F-und-E-intensiven Bereichen Arbeitsplätze ent tanden. Ich betone es noch einmal: Diese Arbeitsplatzuwächse in Deutschland sind in den letzten Jahren enttanden. Es sind zu wenige Arbeitsplätze entstanden; nderenfalls wäre die Arbeitslosigkeit heute nicht so och. Es steht völlig außer Frage, dass zu wenige Areitsplätze entstanden sind; aber der Zuwachs an Areitsplätzen entstand ausschließlich in den F-und-E-innsiven Bereichen. Aus diesem Grund hat Franz üntefering völlig Recht, wenn er auf den Zusammen ang mit dem Arbeitsmarkt hinweist. Wir als Fraktion egrüßen daher den Vorschlag unseres Fraktionsvorsitenden, eine Task-Force einzurichten, außerordentlich. as wäre – auch im Rahmen der Agenda 2010 – ein eg, der uns dazu berechtigt, zu sagen: Hierdurch wer en weitere Verbesserungen, auch auf dem Arbeitsarkt, geschaffen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Unruhe bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Eines ist klar: Die technologische Leistungsfähigkeit
iner Volkswirtschaft hängt davon ab, inwieweit es ihr
elingt, Potenziale in Wachstum und Beschäftigung um-
usetzen und den innovativen Strukturwandel zu forcie-
en. Dies gilt auch für die neuen Bundesländer, wo es
trotz aller Probleme, die es dort gibt – an den Orten
sgesamt weniger Probleme gibt, wo wir es geschafft

aben, für die Ansiedlung von Wissenschaftseinrichtun-
en, für die Ansiedlung von innovativen Unternehmen
u sorgen und Cluster in unterschiedlichen Bereichen zu
stallieren, beispielsweise in der Region Halle/Leipzig

nd anderswo. Darin liegt die Chance für die Zukunft,
ie wir nutzen müssen, im Westen wie im Osten.

Meine herzliche Bitte an Sie lautet: Begleiten Sie
iesen Weg! Hören Sie auf, diesen Weg mit Unwahrhei-
n zu diskreditieren! Begleiten Sie diesen Weg mit
onkreten Vorschlägen! Begleiten Sie diesen Weg im
nteresse unseres Landes und der Zukunft seiner jungen






(A) )



(B)


Jörg Tauss
Generation! Um diese Generation geht es, nicht um Ihre
Krawallopposition. Es geht um die Zukunft unseres
Landes und um die Zukunft der jungen Menschen, die
auf der Besuchertribüne heute in großer Zahl anwesend
sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504002300


Nun hat Kollege Michael Kretschmer, CDU/CSU, das
Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1504002400


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Tauss, wir probieren es zum Ende dieser Debatte noch
einmal mit etwas Inhalt


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ich habe mich sehr drum bemüht! Das ist wahr!)


und mit etwas konkreteren Sätzen.

Sie haben die neuen Bundesländer angesprochen.
Ich möchte darauf gern eingehen. Die Wissenschaftsin-
frastruktur in den neuen Bundesländern kann sich mitt-
lerweile sehen lassen. Sie ist in vielen Bereichen Welt-
spitze; in anderen Bereichen ist sie auf dem Weg dorthin.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


Es gibt in den neuen Bundesländern aber auch große
Unterschiede zu den alten Bundesländern. Auch das zeigt
der Bericht in eindringlicher Weise. Ich möchte kurz da-
rauf eingehen. Das größte Innovationshemmnis ist nach
wie vor die Kleinteiligkeit der Unternehmensland-
schaft. Während in Deutschland auf 100 000 Einwohner
im Schnitt 376 Unternehmen mit einem Jahresumsatz
von 1 Million Euro kommen, so sind es in den neuen
Bundesländern gut 100 Firmen weniger, nämlich 270.
Die F-und-E-Aufwendungen in den neuen Bundeslän-
dern entfallen zu mehr als zwei Dritteln auf kleine und
mittlere Unternehmen. In Westdeutschland hingegen
tragen Großunternehmen mit über 500 Beschäftigten
85 Prozent aller F-und-E-Aufwendungen.

Die ostdeutschen Unternehmen haben in den letzten
Jahren einen großen Sprung gemacht. Sie haben in den
vergangenen Jahren den Export von forschungsintensi-
ven Gütern um jährlich 30 Prozent steigern können. Das
geschah aber auf einem sehr niedrigen Niveau. Laut dem
vorliegenden Bericht sind im Jahr 2001 lediglich 4,5 Pro-
zent aller in Deutschland produzierten F-und-E-intensi-
ven Waren in den neuen Bundesländern hergestellt wor-
den. Dort muss unsere Politik ansetzen: Wir brauchen in
größerer Zahl Unternehmen, die forschungsintensive
Produkte herstellen. Nur diese Unternehmen – auch das
steht in dem Bericht – wachsen statistisch schneller, sie
sind resistenter gegen Konjunkturdellen und sie garantie-
ren in der Regel höhere Einkommen.

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(C (D Wir wollen die Förderprogramme „Regionale achstumskerne“ und „Inno-Regio“ weiterentwickeln. ie haben – das ist unbestritten – in den neuen Bundesändern positive Wirkungen. Bedauerlich ist – man muss s der Vollständigkeit halber einfach sagen – der riesige ürokratische Aufwand, der dort nach wie vor herrscht. s gibt beispielsweise ein Netzwerk, in dem 126 Betei igte gebraucht werden, um zwölf Projekte mit 64 Einelverträgen zu managen. Das ist weder innovativ noch er Sache angemessen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir möchten für die neuen Bundesländer drei Dinge
onkret ansprechen:

Erstens. Wir müssen es schaffen, den Innovationspro-
ess erfolgreicher Unternehmen auch nach Auslaufen
er Förderung weiter zu begleiten.

Zweitens. Wir wollen den Aufbau weiterer Netz-
erke und wir möchten, dass Netzwerke, die derzeit er-

olgreich arbeiten, weiteren finanziellen Spielraum er-
alten. Das muss möglich sein, weil nach Informationen
hres Ministeriums die Zuwachsraten bei den Inno-Re-
io-Projekten nicht so groß sind und der Mittelabfluss
ehemmt ist und deswegen finanzielle Ressourcen vor-
anden sind.

Drittens – ich komme zum Schluss –: Wir möchten
ie neuen Bundesländer mit Großforschungseinrichtun-
en und Centers of Excellence stärker fördern. Wir brau-
hen auch externe Impulse für mehr Wachstum. Das en-
ogene Potenzial, das jetzt vorhanden ist, reicht nicht
us, um den Wirtschaftsaufschwung in Gang zu setzen
nd die neuen Bundesländer tatsächlich voranzubringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504002500


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/788 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a und 4 b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Michael Meister, Dietrich Austermann, Heinz
Seiffert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU

Strikte Einhaltung des geltenden Europäi-
schen Stabilitäts- und Wachstumspaktes

– Drucksache 15/541 –

Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss
)






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
der Unterrichtung durch die Bundesregierung

Entschließung des Europäischen Parlaments
zu der jährlichen Bewertung der Durchfüh-
rung der Stabilitäts- und Konvergenzpro-
gramme (Art. 99 Abs. 4 EG-Vertrag) (2002/
2016 [INI])

–Drucksachen 15/345 Nr. 34, 15/737 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Georg Fahrenschon
Kerstin Andreae

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Otto Bernhardt, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.


Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1504002600


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bei die-
sem Tagesordnungpunkt geht es um die Frage: Wie hal-
ten wir es mit den Stabilitätskriterien? Zur Diskus-
sion stehen ein Antrag meiner Fraktion, der CDU/CSU-
Fraktion, und eine Beschlussempfehlung des Finanz-
ausschusses. Zwischen diesen beiden Papieren besteht
ein entscheidender Unterschied. Während sich Vertre-
ter der Bundesregierung, beginnend beim Bundeskanz-
ler, und Vertreter der Regierungsfraktionen seit Mona-
ten auch in der Öffentlichkeit intensiv mit der Frage
beschäftigen: „Wie können wir die Stabilitätskriterien
vor dem Hintergrund der schwierigen wirtschaftlichen
Lage ein bisschen aufweichen?“, ist unsere Position,
die in dem Antrag auch ganz klar zum Ausdruck
kommt: Wir sind dafür, dass die Stabilitätskriterien
auch und gerade in einer schwierigen Zeit konsequent
eingehalten werden.

Wir erinnern in diesem Zusammenhang daran, dass es
die frühere CDU/CSU-FDP-Regierung war, die sich da-
für eingesetzt hat, dass es zu dem Stabilitäts- und
Wachstumspakt kam. Wenn wir nach dem Hintergrund
fragen, dann führt uns das in die Jahre 1997 und 1998
zurück, als wir uns – viele erinnern sich – intensiv über
die Einführung des Euros unterhalten haben. Die Ein-
führung des Euros war in Deutschland nicht unumstrit-
ten und sie ist es auch heute nicht. Wir sind uns hier im
Hause sicherlich darüber einig, dass die Einführung des
Euros ein ganz wichtiger, vielleicht sogar der wichtigste
Schritt auf dem Wege zur europäischen Integration war;
denn er hat die europäische Integration unumkehrbar ge-
macht.

Natürlich gab es Vorbehalte in der deutschen Bevöl-
kerung. Jeder, der damals für den Euro eingetreten ist
– so auch ich –, hörte die Vorbehalte der Bevölkerung.
Es wurde gesagt: Wir geben die stabile D-Mark auf und
wir machen eine Union mit Ländern wie Spanien, Ita-
lien, Frankreich und Portugal, die das Thema Preisstabi-
lität nicht so ernst nehmen wie wir in Deutschland. – Wir
haben letztlich die Zustimmung auch der Fachwelt in

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(C (D eutschland für den Euro nur bekommen, weil wir geagt haben: Den Euro darf nur einführen, wer sehr trenge Kriterien erfüllt. Dann wurde in der Diskussion gesagt – Sie erinnern ich –: Diese Länder werden sich Mühe geben, um die riterien einmal zu erfüllen, aber wenn sie den Euro erst aben, dann beginnt sozusagen wieder der alte Trott. – eshalb ist im Stabilitätsund Wachstumspakt sehr eutlich zum Ausdruck gebracht worden: Wer den Euro ingeführt hat, muss auch auf Dauer bestimmte Kriterien rfüllen. Das gilt vor allem für die 3-Prozent-Nettoeuverschuldung, aber das gilt natürlich auch für die 0 Prozent Gesamtverschuldung bezogen auf das Bruttoozialprodukt. Jetzt zur Realität, meine Damen und Herren. Die Reatät ist, dass Deutschland 2001 mit 2,8 Prozent schon anz dicht an die 3-Prozent-Grenze gekommen ist. Die ealität ist – ich will heute nicht die Schlachten von gesrn wieder führen –, dass wir im Jahre 2002 das Ziel icht knapp, sondern mit 3,6 Prozent Nettoneuverschulung um 20 Prozent verfehlt haben. Seit wenigen Tagen uss wohl jeder zur Kenntnis nehmen, Herr Minister wir sagen es seit Monaten, jetzt sagt es aber auch die U –: Auch in diesem Jahr werden wir wohl aller Wahrcheinlichkeit nach das 3-Prozent-Kriterium wieder verehlen. Die EU spricht von 3,4 Prozent, ich selber beürchte – ich könnte das begründen, aber dafür reicht die eit nicht aus –, es werden mindestens 3,6 Prozent Netneuverschuldung. Jetzt kommen wir natürlich in eine schwierige Posion: Wer auf europäischer Ebene strikt die Einhaltung er Kriterien fordert, der muss natürlich erst einmal zu ause seine Schularbeiten machen. amit sind wir bei der aktuellen Situation: Wir stellen ämlich fest, dass wir in den beiden entscheidenden olkswirtschaftlichen Größen, Wirtschaftswachstum und rbeitslosigkeit, dabei sind, zum Schlusslicht bzw. zum pitzenreiter in Europa zu werden. Sie, Herr Minister, werden eine Argumentation vereten – ich glaube, Sie stehen auf der Rednerliste –, die h schon im Vorhinein als unredlich bezeichne. Sie weren sich hier wieder hinstellen und sagen: Wir leben in iner globalisierten Welt; unsere Probleme hängen mit em 11. September und der schwierigen Lage der Weltirtschaft zusammen. Dazu sage ich ganz deutlich: Narlich hat die weltwirtschaftliche Lage Einfluss auf die ituation in Deutschland. Wer das leugnet, nimmt die akten nicht zur Kenntnis. Aber wir müssen uns doch it der Frage beschäftigen: Warum werden alle anderen änder in Europa mit eben diesen Rahmenbedingungen eutlich besser fertig als wir? chauen Sie einmal in die Presseerklärung der EUommission von vorgestern hinein, in der von einem irtschaftswachstum in Deutschland von 0,4 Prozent nd im EU-Raum vom Dreibis Vierfachen ausgeganen wird. Es stellt sich doch die Frage, warum im letz Otto Bernhardt ten Jahr die Italiener, die Spanier und die Engländer ein dreibis viermal so hohes Wachstum wie wir gehabt haben. Bezüglich der Arbeitslosenzahlen ist festzustellen, dass wir im Jahre 2001 erstmalig über der durchschnittlichen Quote in Europa lagen. Wir sind Gott sei Dank noch nicht Spitzenreiter, aber bei uns lag die Quote erstmalig höher als der Durchschnitt. Ich habe mir nun die Zahlen für das Jahr 2002 angeschaut; danach liegt die Arbeitslosenquote in Deutschland zum zweiten Mal über dem EU-Durchschnitt. Wenn ich mir vor Augen führe, dass wir im März ein paar Hunderttausend mehr Arbeitslose als im März des Vorjahres hatten, dann habe ich die Befürchtung, dass wir in diesem Jahr einen der schlechtesten Plätze bezüglich der Arbeitslosenquote in Europa einnehmen werden. Deshalb stelle ich fest, meine Damen und Herren: Natürlich kann nur derjenige für die strikte Einhaltung der Stabilitätskriterien in Europa eintreten, der seine Schularbeiten zu Hause macht. Solange wir Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum sind – jetzt zum dritten Male –, Spitzenreiter bei der Neuverschuldung sind und die Arbeitslosigkeit bei uns im europäischen Vergleich eine Spitzenposition einnimmt, so lange müssen wir uns vorhalten lassen, dass wir unsere Schularbeiten nicht gemacht haben. Nun komme ich zu möglichen Ursachen: Im Sachverständigengutachten des entsprechenden EU-Papiers steht: In Deutschland sind grundlegende Reformen auf dem Arbeitsmarkt und bei den Sozialversicherungen notwendig. – Wenn wir diese nicht einleiten, bleibt die Situation so, wie sie jetzt ist. Sie machen den Fehler, auf zurückgehende Einnahmen mit neuen Steuern zu reagieren. Wir haben darüber diskutiert, Sie hatten 41 vorgeschlagen. Wir haben Sie davor bewahrt, dass diese Vorschläge Gesetzeskraft erhielten, denn die Sachverständigen haben gesagt, wenn das Gesetz geworden wäre, würde die Wirtschaft noch einmal um 0,5 Prozent weniger wachsen. Wir haben Sie davor, wie gesagt, bewahrt. Heute Nacht sind, wie ich gehört habe, ganz vernünftige Ergebnisse im Vermittlungsausschuss erzielt worden. Die meisten Ihrer Vorschläge haben sich damit Gott sei Dank erledigt. Das ist etwas Positives für die weitere Entwicklung in Deutschland. Abschließend, meine Damen und Herren, halte ich fest: Wir als Deutsche sollten uns nicht an einer Diskussion in Europa über die Aufweichung der Kriterien beteiligen. Wir sollten vielmehr dafür eintreten, dass sie strikt angewandt werden, denn wir waren die Väter dieser Kriterien. Wir sollten unsere Schularbeiten machen, indem wir grundlegende Reformen umsetzen. Ich sage von dieser Stelle: Wir sind bereit – die Union hat es schon bewiesen –, auf diesem Wege im Interesse der deutschen Volkswirtschaft mitzugehen. H m R e D n S m d w w b w S F – m l u g m a b d 1 n s D A f r e d B w s d w m (C (D Ich erteile Bundesminister Hans Eichel das Wort. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ich finde es niedlich, meine sehr verehrten Daen und Herren von der CDU/CSU, wie Sie mit der ednerreihenfolge spielen. Ich unterstelle, dass Sie, verhrter Herr Kollege Merz, wenigstens in der heutigen ebatte reden, (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Lassen Sie das unsere Sorge sein! Unsere Rednerliste machen wir immer noch selbst!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1504002700
Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1504002800

achdem wir von Ihnen die ganze Zeit, als es um das
teuervergünstigungsabbaugesetz ging, überhaupt nichts
ehr gehört haben, wie überhaupt bei der Opposition an

ieser Stelle ein völliges Durcheinander festzustellen
ar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/CSU)


Ich sage das, weil das unmittelbar mit dem zu tun hat,
as Sie, Herr Kollege Bernhardt, eben angesprochen ha-
en. Sie haben völlig richtig angefangen, indem Sie
örtlich formuliert haben: „Wie halten wir es mit den
tabilitätskriterien?“ Sie haben offenkundig Ihre eigene
raktion gemeint.


(Otto Bernhardt [CDU/CSU]: Deutschland!)


Das ist auch sehr schön. – Aber zunächst einmal muss
an sich doch mit Ihnen beschäftigen. Es ist festzustel-

en, dass Sie sich nun zum Verteidiger des Stabilitäts-
nd Wachstumspaktes aufschwingen. Das finde ich
ut. Wenn wir an diesem Punkt wieder zusammenkä-
en, wäre das ein großer Gewinn.

Nur, verehrter Herr Kollege Bernhardt, ich erinnere
n Folgendes. Richtig, es war Theo Waigel, der den Sta-
ilitäts- und Wachstumspakt gewollt hat. Aber wo war
enn die Finanzpolitik dazu? Die Situation, die Sie uns
998 hinterlassen haben, war so, dass wir 80 Milliarden
eue Schulden hätten machen müssen, wenn wir nicht
ofort und intensiv eingegriffen hätten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as heißt, Sie formulieren auf der einen Seite einen
nspruch, den Sie aber auf der anderen Seite nicht er-

üllen.

Was war denn im vergangenen Jahr? Wenn ich mich
echt erinnere, war Ihr gesamtes Wahlprogramm ein
inziges Versprechen mit der Konsequenz eines Bruchs
er europäischen Stabilitätskriterien, Herr Kollege
ernhardt. Nichts von alledem hätte jemals umgesetzt
erden können.

Was war denn im vergangenen Sommer Ihr Vor-
chlag, als wir bezüglich des Wiederaufbaus in den von
er Flutkatastrophe betroffenen Gebieten gesagt haben,
ir könnten uns keine neuen Schulden leisten, das
üsse solide finanziert werden?






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wer hat denn eigentlich den blauen Brief bekommen? Der Täter beschimpft die Opposition!)


Wo stünden wir hinsichtlich der Stabilitätskriterien denn
heute, wenn wir Ihnen gefolgt wären?


(Beifall der Abg. Uta Zapf [SPD])


Und so geht es weiter, wenn ich an die Verabschie-
dung des Haushalts dieses Jahres denke. Von Ihrer Seite
waren keine Einsparungen geplant, sondern Sie haben
2 Milliarden Euro zusätzliche Ausgaben vorgeschlagen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Doppelstrategie hat sich heute Nacht fortge-
setzt. Deswegen finde ich es sehr mutig, dass Sie sich
nach dem Vermittlungsergebnis hier hinstellen und sa-
gen, wir müssten den Stabilitätspakt einhalten und insbe-
sondere all das, was der Ecofin-Rat, der Rat der Wirt-
schafts- und Finanzminister der EU, Deutschland
empfohlen hat, auch umsetzen. Hätten Sie sich selbst
heute Nacht oder schon eher an die Empfehlungen ge-
halten, verehrter Herr Kollege Bernhardt, dann stünden
wir nun anders da.


(Beifall bei der SPD)


Denn, meine Damen und Herren, wir wollen doch
festhalten, dass der Rat vor dem Hintergrund der An-
nahme – damals übrigens noch gemeinsam mit der Euro-
päischen Kommission – von 1,5 Prozent Wachstum
empfohlen hat, dass alles, was wir im Herbst vorgeschla-
gen haben, auch umgesetzt werden muss. Dazu gehört
auch das Gesetz zum Abbau von Steuervergünstigungen.
So leicht können Sie sich da nicht herausschleichen.
Heute Morgen tritt der Brandstifter von heute Nacht als
Biedermann auf.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Oh!)


Das lassen wir Ihnen nicht durchgehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Man konnte in diesem Zusammenhang eine span-
nende Beobachtung machen, die übrigens sehr viel mehr
mit Ihrem innerparteilichen Stellungskrieg zu tun hat als
mit der Finanzpolitik dieses Landes. Man konnte sehen,
dass die Finanzpolitiker in den Ländern eine gänzlich
andere Position bezogen haben als zum Beispiel die Fi-
nanzpolitiker in Ihrer Bundestagsfraktion, soweit sie
sichtbar waren, zum Beispiel Herr Meister. Von dem Pa-
ket, das vorgesehen war, sollen im Entstehungsjahr ge-
rade einmal 30 Prozent umgesetzt werden. Das ist für die
Zukunft ein dickes Problem.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Außer Steuererhöhungen fällt Ihnen doch nichts mehr ein!)


Aber auch für dieses Jahr entsteht ein dickes Pro-
blem. Wo ist denn Ihr Bemühen um die Kommunal-
finanzen?

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ilse Aigner [CDU/CSU]: Sie regieren doch!)


on 6,7 Milliarden Euro Steuereinnahmen für die Kom-
unen bleiben gerade 600 Millionen Euro übrig. Das
üssen Sie Frau Roth einmal erklären. Die Länder sind

erantwortlich dafür, dass die Kommunalfinanzen in
rdnung sind; denn die Kommunalfinanzen sind nach
nserer Verfassungsordnung Bestandteil der Länder-
inanzen. Wo ist denn die Verantwortung, insbesondere
hrer Länder, für die Finanzen der Kommunen und für
ie Investitionsfähigkeit der Kommunen in diesem
ande?

Wenn man genauer hinsieht, kann man sagen: Sie nä-
ern sich der Wirklichkeit sozusagen portionsweise.
ach dem 2. Februar brauchten Sie zwei Monate, um
ahin zu kommen, dass wir uns auf Mehreinnahmen in
öhe von 4,4 Milliarden Euro im Bereich der Unterneh-
ensbesteuerung – dazu gehört übrigens nicht nur die
örperschaftsteuer – einigen konnten.

Sehen wir uns einmal die Resolution an, die die Her-
en Kollegen Steinbrück und Koch gemeinsam einge-
racht haben. Heute Nacht haben Sie sich diese Resolu-
ion nicht mehr zu Eigen gemacht. Aber in der Debatte

orgen wollen Sie sich – so ist es heute Nacht verabre-
et worden; darauf bin ich schon außerordentlich ge-
pannt – darauf beziehen. Dann sieht die Welt wieder ein
isschen anders aus. Nach und nach schließen Sie sich
einen Vorschlägen an. Sie brauchen nur länger, bis Sie

ahin kommen.

Folgender Punkt ist besonders interessant. Zwischen
errn Koch und Herrn Steinbrück wurde verabredet, die
ubventionen in drei Jahren um 10 Prozent zu kürzen.
ngesichts der Tatsache, dass wir die Finanzhilfen von
998 bis 2003 um über 30 Prozent gekürzt haben, näm-
ich von 11,4 auf 7,8 Milliarden Euro, ist dies kein sehr
hrgeiziges Vorhaben. An dieser Stelle werden Sie mehr
eisten müssen.

Sie reden immer davon, die Subventionen müssten
erunter. Im Subventionsbericht der Regierung Kohl
ind die Eigenheimzulage und die ermäßigten Mehrwert-
teuersätze als Subventionen geführt. Genau diese
unkte waren Gegenstand des Gesetzes, das wir vorge-

egt haben. Was ist Ihr Vorschlag? Sie können nicht von
enereller Subventionskürzung reden, wenn jedes Mal,
enn es darauf ankommt, von Ihrer Seite Blockade be-

rieben wird.

Sie, Herr Kollege Bernhardt, reden davon, die Sys-
eme der sozialen Sicherung reformieren zu wollen.
ber heute Nacht konnte nur ein dürftiger Kompromiss
eschlossen werden, weil Sie nicht bereit sind, mehr zu
un und Nein zu den Wünschen der Lobbyisten zu sagen.
as ist die Lage, in der wir uns heute befinden: Sie ver-
iedlichen die gesamte Situation.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie uns nicht abstrakt über den europäischen
tabilitäts- und Wachstumspakt reden, sondern ganz






(A) )



(B) )


Bundesminister Hans Eichel
konkret ansprechen, wer was dafür tut, damit wir unse-
ren Verpflichtungen nachkommen. Ob es der Haushalt,
die Steuergesetze oder der Subventionsabbau sind: Jedes
Mal bleiben Sie hinter den Notwendigkeiten zurück. Sie
sind, gemessen an Ihren eigenen Kriterien, nicht in der
Lage, die Verpflichtungen, die erfüllt werden müssen,
auch nur halbwegs zu erfüllen.

Sehr verehrter Herr Kollege Bernhardt, ich sage noch
einmal: Ich begrüße, dass es in dieser Nacht überhaupt
zu Bewegungen gekommen ist. Aber die Resolution, die
eine Protokollerklärung der Bundesregierung wird, auf
die Sie sich beziehen wollen, haben Sie einfach beiseite
geschoben, weil Sie ganz genau wissen, dass Sie und
insbesondere die Länder nicht über diesen Sommer kom-
men werden, wenn Sie auf der Linie verharren, die Sie
bisher eingeschlagen haben.

Wir wollen unsere Verpflichtungen im Rahmen des Sta-
bilitäts- und Wachstumspakts erfüllen. Wir hätten es ein
Stück leichter, wenn Sie uns damals einen anderen Bun-
deshaushalt hinterlassen hätten. Die Defizite müssen wir
nun aufarbeiten. Ich will meinen Blick aber nicht in die
Vergangenheit richten, da es wenig Sinn macht. Herr Kol-
lege Bernhardt, es kommt jetzt darauf an, dass Sie Ihrer
Verantwortung für die Länderhaushalte und für die
Kommunalhaushalte, die Ihre Partei zumindest im Bun-
desrat hat – Sie stellen dort die Mehrheit –, gerecht werden.
Wir werden alles auf den Prüfstand stellen müssen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Ich bin den Ländern entgegengekommen, indem ich
gesagt habe: Ab dem Jahr 2004 – das war der Wunsch
der Länder – darf der Anteil des Bundes am dann noch
zulässigen Defizit 45 Prozent und jener der Länder und
Kommunen 55 Prozent betragen. Dann müssen Sie für
die 55 Prozent aber auch die Verantwortung überneh-
men.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie dürfen nicht einfach nur erklären, dass Ihnen nicht
passt, was wir vorlegen, wenn Sie auf der anderen Seite
keine Vorschläge machen, wie man im gleichen Um-
fang einsparen kann. Wo ist denn das Sparpaket der
Länder, das Herr Stoiber Anfang dieses Jahres für alle
B-Länder – so habe ich es damals verstanden – ange-
kündigt hat?


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das sagen wir Ihnen nachher!)


Davon ist bis heute absolut nichts zu sehen. Ich kann es
ja verstehen. In Bayern stehen Landtagswahlen vor der
Tür. Da fällt es Ihnen natürlich besonders schwer, das
einzuhalten, was Sie vorher versprochen haben. Auch
das gehört zur Realität.

Ich begrüße, dass die CDU-Fraktion in Baden-
Württemberg Beschlüsse gefasst hat, die sich mit der Be-
soldung im öffentlichen Dienst beschäftigen. Da wer-
den viele andere nachziehen müssen. Aber ich sage noch
einmal: Für 55 Prozent des dann zulässigen Defizits der
Länder und Kommunen haben die Länder die Verant-

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(C (D ortung. Bisher vermisse ich auch nur einen ansatzweise ureichenden Beitrag von Ihrer Seite. So kann es nicht eitergehen. Natürlich haben Sie Recht, dass wir eine riesige Reormagenda vor uns haben. Der Bundeskanzler hat sie ier schon vorgestellt. Ich bin sehr gespannt, wie Sie sich erhalten. Heute Nacht haben wir eine erste Kostprobe hres Verhaltens nicht nur hinsichtlich der Steuern, sonern auch hinsichtlich der Systeme der sozialen Sicheung bekommen. Jedes Mal, wenn es darauf ankommt, eichen Sie notwendigen, aber unangenehmen Entscheiungen aus. Damit werden wir die Zukunft nicht gewinen. Ich prophezeie Ihnen, dass wir vor dem Hintergrund enau der Aufgaben, die vor uns liegen – niemand weiß enau, wie die wirtschaftliche Entwicklung dieses Lanes im Laufe des Sommers verläuft –, or sehr schwerwiegenden Entscheidungen stehen weren. Die nächste Frage wird sich ergeben, wenn uns die ai-Steuerschätzung vorliegt; (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Es wird auf jeden Fall schlechter, als Sie bereit sind zuzugeben!)


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Ach ja!)


ie Frage nämlich, welche Korrekturnotwendigkeiten
ich daraus ergeben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nachtragshaushalt!)


arüber möchte ich heute nicht philosophieren, weil es
einen Zweck hat, jeden Tag neue Daten in die Welt zu
etzen, und weil auch Ihre Fachleute sich in diesem
unkt schon gewaltig und in kurzer Zeit geirrt haben.

Also verlassen wir uns wie jeder seriöse Finanzpoliti-
er und genau so, wie dies auch der Kollege Faltlhauser
acht, auf die Daten, die uns mit der Mai-Steuerschät-

ung und der November-Steuerschätzung vorgelegt wer-
en. Aber dann, sehr verehrter Kollege Bernhardt, wird
s nicht reichen, bei dem, was Sie heute Nacht getan ha-
en, stehen zu bleiben. Sie werden im Laufe des Som-
ers zu ganz grundlegenden Veränderungen ihrer Posi-
on kommen müssen, weil Sie, jedenfalls über die
andesregierungen, in großem Umfang Mitverantwor-
ng für die Entwicklung dieses Landes tragen. Das ver-
ngt wesentlich mehr, als Sie heute Nacht an Einsicht
ezeigt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Frau Präsidentin, Sie müssen den nächsten Redner aufrufen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504002900


Entschuldigung. – Der nächste Redner ist der Kollege
r. Günter Rexrodt, FDP-Fraktion.


Dr. Günter Rexrodt (FDP):
Rede ID: ID1504003000


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr
ichel, Sie haben sich eben darüber ausgelassen, dass
ie Probleme haben, Ihren Haushalt auf die Reihe zu be-






(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt
kommen, und dass seine Deckung nicht stimmt. Sie ha-
ben so getan, als ob die Opposition schuld daran ist, dass
das nicht klappt. Aber das ist ja nun Ihre Aufgabe.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die rot-grüne Koalition hat die Finanzpolitik ja im-
mer als eine Monstranz vor sich hergetragen. Sie war die
große Erfolgsstory. Das ist sie aber nicht mehr. Wenn Sie
Ihre Rede schon so anlegen, fordere ich Sie auf, die
Dinge, die zu dieser Misere geführt haben, doch einmal
beim Namen zu nennen. Aber unterlassen Sie Ihre stän-
digen Ausflüchte, die Sie auch eben wieder angeführt
haben. Am Anfang war also die riesengroße Schulden-
summe, die Sie übernommen haben, schuld.


(Zuruf von der SPD: Das ist ja auch so!)


Dann waren es die Folgen des 11. September 2001. Nun
ist es die Unsicherheit im Irak. Diese Unsicherheit auf
den Märkten gibt es ja, Herr Eichel.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aber auch schon länger!)


Aber ich würde mir langsam einmal andere Erklärungen
für die konjunkturelle Misere einfallen lassen


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


und in der öffentlichen Argumentation nicht die ständige
Überfrachtung bezüglich der Unsicherheit vornehmen.
Es geht um Fakten.

Der Kern des Übels, meine Damen und Herren, be-
steht nämlich darin, dass sich unser Land und insbeson-
dere die Wirtschaft in einer Vertrauenskrise befinden.
Die Verbraucher sind verunsichert. Die Investoren inves-
tieren nicht mehr. Deutschland ist gegenüber seinen Part-
nerländern zurückgefallen. Deutschland ist Schlusslicht.
Die Europäische Kommission geht davon aus, dass wir
in diesem Jahr zum zweiten Mal hintereinander die Ver-
schuldungskriterien von Maastricht nicht einhalten wer-
den.

Dies, meine Damen und Herren, ist das Ergebnis einer
falschen Politik,


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


einer Politik fehlerhafter Prognosen, gebrochener Ver-
sprechungen, hektischer Ankündigungen und kleinkarier-
ter Rückzieher, ungerechter und schwer verständlicher
Steueränderungen, einer bürokratischen Rentenreform
und einer nicht aus den Startlöchern kommenden Ge-
sundheitsreform. Dies ist eine Politik, in der blanke Ge-
werkschaftsinteressen die Notwendigkeit der Flexibili-
sierung des Arbeitsmarktes überlagern.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist die alte Mär, Herr Rexrodt!)


– Das ist keine alte Mär. Das sind die Fakten, die gerade
erst bei den Entscheidungen der IG Metall bestätigt wur-
den. Die Hoffnung, die einige hatten, dass auch diese
große Gewerkschaft endlich auf Reformkurs geht und
sich an anderen orientiert, ist zerstört. Auch das, meine

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(C (D amen und Herren, wird sich wieder im Verlust von Areitsplätzen niederschlagen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sollten einmal etwas Neues erzählen, nicht immer nur diese alte Mär!)


Die Fakten liegen auf dem Tisch. Was haben Sie denn
etan? Kern Ihrer Politik war eine Politik der Bünd-
isse. Es gab Bündnisse für jedes und alles. Sie können
och nicht bestreiten, dass dies der Kern der Politik zu-
indest in der letzten Legislaturperiode war. Diese Poli-

ik der Bündnisse, bei der man bei verschiedenen The-
en mauscheln wollte, ist gescheitert. Nun, meine
amen und Herren, ist auch noch die Finanzpolitik ge-

cheitert. Das müssen Sie sich schon sagen lassen; denn
ir werden nicht darauf verzichten, Ihnen das vorzuhal-
n.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich will jetzt gar nicht über die Dinge reden, die dazu
eführt haben, dass die rot-grüne Mehrheit hier vor rund
rei Wochen einen Haushalt beschlossen hat, von dem
ir heute wissen – das sage ich ohne jede Polemik, das

st Fakt –, dass er nicht das Papier wert ist, auf dem er
teht;


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Jede Woche eine Aktuelle Stunde! Sie müssen sich nicht entschuldigen!)


enn die Voraussetzungen für die Einhaltung des Haus-
alts sind nicht gegeben. Dazu bräuchten wir 1 Prozent
achstum und Herr Eichel hat selbst gesagt, dass der
aushalt nur dann eingehalten werden kann, wenn es
Prozent Wachstum gibt, es nicht zu einer signifikanten
rhöhung der Arbeitslosenzahlen kommt, die Steueram-
estie Geld einbringen wird und über das Steuervergüns-
gungsabbaugesetz – eigentlich ist das ein Steuererhö-
ungsgesetz – bestimmte Milliardenbeträge erwirtschaftet
erden. So wird es aber nicht kommen und deshalb ist der
aushalt Makulatur.

Aber worum geht es heute wirklich? Der Herr Kol-
ege Bernhardt hat es auf den Punkt gebracht: Heute geht
s um die Einhaltung der Verschuldungsgrenzen, der
riterien von Maastricht. Herr Eichel, dazu haben Sie ei-
entlich gar nichts gesagt, Sie haben nur über Ihre Nöte
esprochen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


s ist nun einmal so, dass die Kriterien von Maastricht
icht eingehalten werden können. Vielleicht wird es
orgen besser.

Ich möchte Ihnen zwei Aussagen ins Stammbuch
chreiben. Die eine ist von der Bundesbank, die an ihrer
pitze sozialdemokratisch besetzt ist. Sie schreibt in ei-
em bemerkenswerten Papier vom Februar 2002:

Nur eine klare finanzpolitische Linie, die eine auf
Ausgabenbegrenzung ausgerichtete ... Konsolidie-
rungsperspektive aufweist, kann bei Konsumenten






(A) )



(B) )


Dr. Günter Rexrodt
und Investoren bestehende Befürchtungen... ausräu-
men und... Vertrauen schaffen.

Daneben möchte ich Ihnen die Entschließung des
Europäischen Parlaments, die heute auf der Tagesord-
nung steht – ich verweise auf die Drucksache 15/737 –,
nahe bringen. Darin heißt es in Ziffer 2,

dass die Vorschriften des Stabilitäts- und Wachs-
tumspakts... im Falle Deutschlands und Portugals
nicht streng angewendet wurden.

Das Europäische Parlament warnt vor der Aufweichung
der Kriterien durch Wahlkämpfe und nationale Verspre-
chungen. Es fordert die Gleichbehandlung aller Staaten
und durchgreifende Reformen der Sozialsysteme und
eine differenzierte Lohnpolitik. Darüber hinaus fordert
es einen flexiblen Arbeitsmarkt.

Das alles sind Forderungen des Europäischen Parla-
ments, Herr Eichel. Die rot-grüne Koalition dagegen
spricht schon wieder – so steht es auch in den uns vorlie-
genden Unterlagen – von Rücksicht auf die ökonomi-
sche Gesamtsituation und etwaigen Sondereinflüssen.
Das ist doch das Einfallstor für die Verletzung der Krite-
rien von Maastricht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das ist der geradezu hinterhältige Versuch, das Versagen
der eigenen Politik als einen Schicksalsschlag darzustel-
len und sich das Ganze in Brüssel noch absegnen zu las-
sen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Unglaublich!)


Damit wird Deutschlands Reputation als Land der
Stabilität ebenso verspielt wie unsere Benchmark-
Funktion auf den internationalen Kapitalmärkten. Dann
sind wir nicht nur Schlusslicht und ein schlechter Verlie-
rer. Wir sind sogar ein gefährlicher Verlierer, wenn es
selbstverständlich wird, in der Nettoneuverschuldung
über die Kriterien von Maastricht auszuweichen. Diesen
Weg gehen Sie, Herr Eichel.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Angefangen hat der Bundeskanzler damit bei der
Flut. Das kann man ja noch nachvollziehen. Das will ich
auch nicht kritisieren. Aber dass das Ganze System hat,
sehen Sie daran, dass die deutsche Regierung, der Bun-
deskanzler, bei Begegnungen mit den französischen Kol-
legen immer wieder die Absolutheit der Defizitkrite-
rien kritisiert und sich dabei auf Aussagen bezogen hat,
die diese infrage stellen.

Worauf soll denn ein Stabilitätspakt abstellen, etwa
auf den guten Willen, auf die reine Hoffnung oder auf
die unbeirrbare Fortsetzung des Konsolidierungskurses,
wie Sie es ausdrücken, Herr Eichel? Dann können wir
gleich sagen, wir haben mit Zitronen gehandelt.
3 Prozent sind 3 Prozent – ich kann mich noch entsin-
nen, dass Sie so argumentiert haben. Jetzt kommt es zu-
rück: 3 Prozent sind 3 Prozent. Sinn dieses Stabilitäts-
paktes ist doch, dass nicht auf die politische
Alltagsrhetorik, sondern auf konkrete Zahlen und Zif-

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(C (D ern abgestellt wird. Dagegen wehren Sie sich jetzt und as ist gefährlich. Deutschland ist ein schlechter und geährlicher Verlierer geworden. Noch ein letzter Gedanke: Sie haben uns gesagt, Sie erden im Jahre 2004 einen Haushalt closed to balance, lso einen nahezu ausgeglichenen Haushalt, vorlegen. araus ist nun schon 2006 geworden. Herr Eichel, es ird auch 2006 nicht gelingen. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der schon gar nicht!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as wissen wir doch alle. Dazu müssten Sie den gesamt-
taatlichen Verschuldungsrahmen um 65 Milliarden Euro
urückschrauben. Die Länder nehmen Ihnen das nicht
b.

Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen:
hre Finanzpolitik, die Finanzpolitik von Rot-Grün – einst
orzeigeprojekt –, ist im Chaos gelandet. Ihnen nimmt
einer mehr ab, dass wir Stabilitätspolitik machen. Es ist
in gefährliches Spiel, einfach so in die Verschuldung
uszuweichen. Eine Vertrauenskrise im Land ist
chlimm, Schlusslicht zu sein macht die Menschen be-
roffen. Aber die Unglaubwürdigkeit im gesamteuropä-
schen Rahmen ist zu viel, Herr Eichel. Herr Eichel, hal-
en Sie im doppelten Sinne des Wortes ein: mit dieser
olitik und bei den Kriterien von Maastricht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504003100


Nächste Rednerin ist die Kollegin Antje Hermenau,
ündnis 90/Die Grünen.


Antje Hermenau (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504003200


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Obwohl
ch sonst um eigene Worte nicht verlegen bin, will ich
ern mit einem Zitat beginnen:

… Sie … betreiben ein Doppelspiel: Einerseits be-
kennen Sie sich zu den Kriterien und zum Fahrplan
von Maastricht. Andererseits blockieren Sie durch
die Bundesratsmehrheit die notwendige Konsoli-
dierung auf der Ausgabenseite. Das wirkt sich nicht
nur negativ auf den Bundeshaushalt … aus, sondern
Sie blockieren damit auch die Konsolidierung bei
Ländern und Kommunen.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Erstklassiges Zitat seinerzeit!)


as hat Theo Waigel am 30. Oktober 1996 in der
33. Sitzung des Deutschen Bundestages gesagt. Damals
ing es um Sozialhilferecht und das Asylbewerberleis-
ungsgesetz.

Heute geht es um das Steuervergünstigungsabbau-
esetz. Sie stellen sich hierhin, hauen auf den Putz


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Hier haut keiner auf den Putz!)







(A) )



(B) )


Antje Hermenau
und schämen sich nicht einmal dafür, dass der Erhalt des
Dienstwagenprivilegs Ihr Beitrag zur Konsolidierung
der deutschen Staatsfinanzen ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Friedrich Merz [CDU/ CSU]: Erzählen Sie nicht so einen Stuss!)


Der CDU-Antrag unterstellt, wir würden eine Auf-
weichung der Maastricht-Kriterien anstreben. Das ist
völlig abwegig. Wenn von Flexibilität die Rede war,
dann von der so genannten eingebauten Flexibilität, die
im Maastricht-Vertrag enthalten ist, deren sich jeder be-
dienen kann, der sich beeilt hat, seine Strukturrefor-
men durchzuführen. Andere europäische Länder können
das tun, denn sie haben die Strukturreformen Mitte der
90er-Jahre durchgezogen und befinden sich jetzt in einer
günstigen Lage. Sie können ohne ein strukturelles Defi-
zit, das wie ein schwerer Rucksack auf ihnen lastet, in
Zeiten der Konjunktur flexibel reagieren. Wir Deutschen
nicht.

Unser strukturelles Defizit, seit Mitte der 90er-Jahre
verschleppt, drückt uns fast zu Boden


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wer regiert denn eigentlich? Sind Sie nur Frühstücksdirektorin oder haben Sie hier auch etwas zu sagen?)


und lässt uns nur schwer Luft bekommen. Das heißt aber
nicht, dass man die Maastricht-Kriterien aufgeben sollte.
Sie unterstellen das in Ihrem Antrag nur.

Auf der einen Seite betreiben Sie eine Boykott- und
Blockadepolitik und versuchen alle Maßnahmen, die wir
vorschlagen, zu stoppen. Sie brüsten sich sogar noch da-
mit. Auf der anderen Seite tun Sie so, als wollten Sie
wirklich Konsolidierung betreiben, indem Sie solche lä-
cherlichen Anträge vorlegen. Ihr Antrag, den Sie von der
CDU/CSU vorgelegt haben, hat eindeutig das Steuersen-
kungsversprechen des Herrn Stoiber im Wahlkampf des
letzten Jahres versenkt. Ich sage nur: Titanic.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie spielen auf Zeit. Sie wollen hier so lange boykot-
tieren, bis uns die Zeit davonläuft. Schon jetzt stehen wir
unter großem Druck, die Reformen durchzuziehen, weil
sich alles so lang hingezogen hat, weil die Reformen
nicht stattgefunden haben, weil Sie sie versäumt haben.
Herr Kohl wollte keinem weh tun, schon gar nicht vor
der schwierigen Wahl 1998.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sprechen Sie einmal zur Sache!)


Ich gebe gern zu, dass Herr Lafontaine auch keinem
weh tun wollte und es dadurch ebenfalls zu einer Zeit-
verzögerung kam. Das geht auf unser Konto und das will
ich nicht beschönigen.

Aber seit 1999 befindet sich diese Bundesregierung
auf dem richtigen Kurs, auf dem Konsolidierungskurs.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Auf einem Rundkurs!)


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(C (D onsolidierung bedeutet, für nachhaltiges Wachstum zu orgen und nicht einfach nur konjunkturell herumzudokern. Das strukturelle Problem in der Arbeitslosigkeit ist 973/74, 1981/82 und 1993 entstanden. In dieser Zeit hat ot-Grün nicht regiert. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Reden Sie doch mal über die heutigen Wirtschaftsverhältnisse, die Sie zu verantworten haben!)


amals hat man es nicht geschafft, die Arbeitslosigkeit
ach der konjunkturellen Delle wieder abzubauen. Das
efizit ist treppchenförmig immer weiter angewachsen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Märchenstunde!)


ie haben nichts dagegen unternommen, fordern aber
etzt, dass wir 30 Jahre Misswirtschaft in einem Ruck
barbeiten. Das ist nicht zu schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Habt ihr vor 14 Tagen die Regierung übernommen oder ist das schon ein paar Jahre her?)


Inzwischen ist es so weit gekommen, dass der zustän-
ige EU-Kommissar Solbes die Opposition in Deutsch-
nd – er hat ausdrücklich die Bundesländer und den Bun-
esrat, aber auch die CDU/CSU benannt – für einen
isikofaktor bei der Konsolidierung der deutschen Staats-

inanzen hält. Das müssen Sie sich einmal überlegen.


(Peter Hintze [CDU/CSU], zur Regierungsbank zeigend: Da sitzt das Risiko! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das größte Risiko hat sich auf der Regierungsbank versammelt! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das einzige Risiko sind Sie!)


ch bin mir nicht sicher, ob Herr Stoiber oder Herr Koch
as wirklich gewollt und gemeint haben. Ich habe sie
anchmal konstruktiver als die Bundestagsfraktion er-

ebt. Ihr Herumbrüllen kann ich nur so interpretieren,
ass Sie den Machtverlust immer noch nicht verwunden
aben und das knappe Wahlergebnis vom letzten Jahr
ie ganz säuerlich gestimmt hat. Mehr erkenne ich darin
icht.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Reden Sie doch mal zur Sache!)


Zurück zum Föderalismus. Weil sich die Länder und
amit die CDU/CSU, die im Bundesrat die Mehrheit hat,
o schädlich aufführen, ist in Brüssel der Eindruck ent-
tanden, der deutsche Föderalismus sei kein vernünftiges
ystem. Indem Sie Föderalismus als Obstruktion in
rüssel in Erfahrung bringen, schaden Sie im Prinzip all
enjenigen aus Ihrer eigenen Partei, die versuchen, die
öderalismusdebatte pragmatisch nach vorne zu treiben.
ch halte das für einen ganz fatalen politischen Kurs.
ber das ist Ihnen offensichtlich egal, Sie fahren auf
rash.

Wir schlagen jetzt ziemlich harte Reformen vor, auch
m Bereich des Arbeitsmarktes, weil genau da am






(A) )



(B) )


Antje Hermenau
ehesten Möglichkeiten bestehen, schleunigst Verände-
rungen vorzunehmen. Wir reden über moderate Lohnpo-
litik, über eine größere Lohndifferenzierung nach Quali-
fikation, nach Region, vielleicht auch nach
Unternehmen, und wir reden auch darüber, die Anreize
zur Arbeitsaufnahme zu verstärken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sagen Sie doch mal was zum Stabilitätspakt!)


Das sind alles keine schönen Entscheidungen. Die
Regierung Kohl hat versucht, sie so lange wie möglich
aufzuschieben, und auch Herr Lafontaine hat, wie bereits
gesagt, sich nicht bemüht, sie beschleunigt umzusetzen.
Das wissen wir alle. Aber seit 1999 wurde versucht, die-
sen Kurs zu fahren. Es war nicht schnell genug, das ha-
ben wir längst konzediert, deshalb wird jetzt auf die
Tube gedrückt. Und wer stoppt, blockiert und boykot-
tiert? – Sie da drüben! Sie meinen, Sie hätten die finanz-
politische Weisheit in diesem Land gepachtet. Wenn man
die Ihnen zuerkennen sollte, müssten Sie sich aber an-
ders verhalten.


(Dr. Elke Leonhard [SPD]: Das war gut!)


Wir haben Beispiele in Europa, ich nenne Irland oder
Dänemark. In Dänemark hat eine Regierung Anfang
der 80er-Jahre einen sehr strengen Konsolidierungskurs
gefahren. Es wurde ein hartes Sparpaket verabschiedet,
die Steuern wurden erhöht und man ist damit einigerma-
ßen über die Runden gekommen. In den 80er-Jahre war
es noch ein bisschen einfacher als heute. Auch in Irland
hat die Regierung Anfang der 80er-Jahre versucht, die
Situation des Landes zu verbessern, aber es hat an der
Akzeptanz in der Bevölkerung gemangelt. Die Bevölke-
rung hatte kein Vertrauen in die Maßnahmen, die ergrif-
fen wurden. Ein paar Jahre später hat Irland einen zwei-
ten Versuch unternommen und das Vertrauen in der
Bevölkerung und in der Wirtschaft errungen, indem man
deutlich stärker auf eine Reduzierung der Ausgaben ge-
setzt hat, weniger auf Steuererhöhungen und Investi-
tionsprogramme. Man hat also die Ausgaben gekürzt.

Das machen wir seit Jahren, aber Sie machen da nicht
mit. Sie machen wohlfeile Vorschläge, sind aber nicht in
der Lage, sie durchzusetzen, weil sie offensichtlich nicht
funktionabel sind. Sie sprechen vollmundig von der
Phrase Subventionsabbau, aber verweigern sich, die
Subventionierung der Dienstwagen abzuschaffen. So
sieht Ihre Wirtschaftspolitik konkret aus.

Wenn man aus den Erfahrungen der anderen Länder
hätte lernen wollen, hätte man Mitte der 90er-Jahre an-
fangen müssen, nicht erst 2001 oder 2002. Das wissen
Sie ganz genau. Schon Mitte der 90er-Jahre lag man
selbst in Boomzeiten nur knapp unter dem Maastricht-
Kriterium, das 1997 eingeführt worden ist. Man brauchte
schon damals immer einen großen Wirtschaftsauf-
schwung, um sich halbwegs über Wasser zu halten. Das
heißt, wir schleppten auch schon damals das große struk-
turelle Defizit mit uns herum. Man kann durchaus die
Parallele zu 1997 ziehen; ich habe vorhin nicht umsonst
Herrn Waigel zitiert. Im Jahre 1997 hatten wir ein ver-
gleichbar hohes strukturelles Defizit wie jetzt immer
noch. Das Problem ist, dass es nicht gelungen ist, dieses

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(C (D efizit wirklich abzubauen. Das leugnet auch niemand. ber es ist sträflich, den Zeitfaktor jetzt noch weiter zu ernachlässigen, denn der Stabilitätsund Wachstumsakt hat ein ganz wichtiges Ziel, das eng mit dem Jahr 006 verknüpft ist. Uns ist aufgetragen worden, den emographischen Wandel, der in Europa zu verzeichen ist, in der Finanzpolitik zu beachten. Wir müssen uns lso bemühen, schleunigst von den hohen Zinszahlungen erunterzukommen. Die nachfolgende Generation der teuerzahler wird nämlich nur in der Lage sein, eine der eiden Lasten zu tragen: die Zinsen für unsere Schulden on heute oder unsere Renten von morgen. Dem muss bei unserem politischen Handeln Rechung getragen werden. Im Stabilitätsund Wachstumsakt wurde die Vorgabe gemacht, dass es die Mitgliedtaaten bis zum Jahr 2006 geschafft haben müssen, sich on übermäßigen Zinsbelastungen zu befreien, um in der age zu sein, mit der wachsenden Alterung der Bevölke ung fertig zu werden. Das ist ein entscheidender Punkt. ir dürfen nicht noch länger herumdrucksen. Wir müsen vorankommen. (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das ist aber ganz neu!)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Ich kann Herrn Eichel deswegen nur allzu gut verste-
en, wenn er sagt, das Ergebnis, das im Bundesrat he-
ausgekommen ist, sei die Tinte nicht wert, mit der es ge-
chrieben worden ist.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Wir wollen Metzger wiederhaben! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie hatten das doch in der Hand!)


s bringt uns diesem Ziel nämlich nicht näher. Sie haben
inen Scheinantrag vorgelegt. Sie sagen, Sie wollten,
ass die Maastricht-Kriterien eingehalten werden, und
einer solle daran herumschustern; gleichzeitig verhin-
ern Sie aber, dass diese Kriterien eingehalten werden
önnen, und brüsten sich sogar damit. Das ist doch wirk-
ich absurd!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Thema verfehlt!)


Herr Waigel hat am 27. Juni 1997 verkündet, 1997 sei
as Referenzjahr. Jedes Land habe die Chance und jedes
and habe die Pflicht und für jedes Land gelten die glei-
hen Voraussetzungen. Für die Entscheidung zählten üb-
igens Ist-Ergebnisse des Jahres 1997 und nicht Progno-
en, Schätzungen oder Quartalsabrechnungen; so viel
azu, angesichts der ständig wiederkehrenden Debatten
u den Hilfen für die Bundesanstalt für Arbeit. Es war
amals klar, dass am Jahresende abgerechnet wird. Was
ür 1997 galt, gilt aber auch für 2003.

Sie versuchen, eine Obstruktionspolitik zu betreiben,
nd haben im ersten Vierteljahr nur versucht, uns Hin-
ernisse in den Weg zu legen und uns zum Stolpern zu
ringen. Das ist das Einzige, was Sie auf diesem Gebiet
is jetzt geleistet haben. Mehr haben Sie nicht beigetra-






(A) )



(B) )


Antje Hermenau
gen. Nicht ein einziger Vorschlag ist von Ihnen gekom-
men. Weder in den vollmundigen Reden des Herrn
Rexrodt habe ich einen konstruktiven Vorschlag gehört,
noch in den Ausführungen der Redner von der CDU/
CSU, die vorhin gesprochen haben. Sie haben nur allge-
mein philosophiert, wie die Finanzpolitik aussehen
könnte, und sind nicht konkret geworden. Das möchte
ich hier festhalten.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: O mein Gott!)


– Tja, Herr Rexrodt, wenn Sie wüssten, was ich immer
denke, wenn Sie reden!


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Herr Stoiber hat am 6. April, also vor einigen Tagen,
gesagt, er sehe nicht ein, dass sich Bayern an möglichen
Strafzahlungen beteiligt, wenn es zu einer dauerhaften
Überschreitung der Defizitobergrenze kommt. Er sei
nicht bereit, denjenigen, die Reformen verweigern und
dadurch die öffentliche Hand in immer höhere Neuver-
schuldung treiben, auch noch die EU-Strafen wegen des
jahrelangen Reformstaus zu bezahlen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Angesichts dieser Aussage muss ich Sie fragen, wel-
ches Bundesland im Jahr 2002 denn massiv dazu bei-
getragen hat, dass Herr Eichel in Brüssel die bittere Bot-
schaft verkünden musste, dass eine Überschreitung des
Maastricht-Kriteriums absehbar sei? – Es war das Bun-
desland Hessen, das eindeutig nicht von der SPD regiert
ist. Hessen durfte nur 0,8 Milliarden Euro Schulden ma-
chen, hat aber über 2 Milliarden Euro Schulden gemacht.
Die Verfehlung des Maastricht-Kriteriums geht also we-
sentlich auf das Konto CDU-geführter Länder, die ihre
eigenen Interessen in den Vordergrund gestellt haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, schützen Sie uns vor einem solchen Unsinn!)


Wenn Sie sich auf die Lösung dieser nationalen Auf-
gabe nicht einlassen wollen, wenn Sie nicht in der Lage
sind, zu erkennen, worum es eigentlich geht, dann müs-
sen Sie sich den Vorwurf von Herrn Solbes gefallen las-
sen, dass Sie das eigentliche Konsolidierungsrisiko in
Deutschland sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Was für ein Unsinn!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504003300


Nächster Redner ist der Kollege Friedrich Merz,
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Friedrich Merz (CDU):
Rede ID: ID1504003400


Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Herr Bundesfinanzminister, dem sehnlichen
Wunsch, den Sie hier vorgetragen haben, dass Sie von

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(C (D ir etwas hören wollen, komme ich gerne nach, damit ie nicht länger auf Entzug sind. Lassen Sie mich mit zwei Nachrichten beginnen, die ns am Dienstag erreicht haben und völlig unabhängig om Ergebnis des Vermittlungsausschusses vom gestrien Abend sind. Vorgestern hat die EU-Kommission in rüssel am späten Nachmittag sehr kurz hintereinander wei Erklärungen herausgegeben. Die eine lautete, eutschland stehe nach Einschätzung der EU-Kommis ion als einziges Mitgliedsland am Rande einer Rezesion. Die zweite Meldung, die uns nur wenig später ereicht hat, lautete, das Haushaltsdefizit Deutschlands etrage nach einer Prognose der EU-Kommission in dieem Jahr 3,4 Prozent. Damit übersteige die Neuverschulung zum zweiten Mal in Folge die im Stabilitätspakt aximal zulässigen 3 Prozent. Beide Meldungen und inschätzungen der EU-Kommission haben etwas mitinander zu tun. Herr Eichel, Ihr Problem ist, dass Sie as bis heute nicht verstanden haben. Lassen Sie mich eine Vorbemerkung machen, bevor ch auf die eigentlichen Probleme zu sprechen komme, ber die wir heute zu diskutieren haben. Den gegenwärigen Zustand einer Bundesregierung erkennt man imer daran, dass sie die Intensität der Kritik an der Op osition unter weitgehendem Verzicht auf eigene orschläge erhöht. enau das ist der Zustand, den wir gegenwärtig bei Ihen feststellen. Je ratloser Sie werden, desto heftiger bechimpfen Sie die Opposition. Ich will nur eines feststellen: Herr Eichel, den blauen rief hat nicht die Opposition in Deutschland, sondern ie Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland ekommen. ie haben ihn bereits einmal bekommen und entgegen llen Prognosen, die Sie immer noch abgeben, werden ie ihn in diesem Jahr ein zweites Mal hintereinander eralten. Das hat im Wesentlichen vier Ursachen. Die erste Ursache ist, dass Sie die Weichen am Anang Ihrer rot-grünen Regierungszeit falsch gestellt haen. Die Schulden stammen nicht aus dem Erbe der alen Bundesregierung von Helmut Kohl und Theo aigel, ondern es war Oskar Lafontaine, der Ihnen bereits im rsten Haushaltsjahr 30 Milliarden DM höhere Ausgaen auf den Tisch gelegt hat. Über die zweite Ursache, die Sie zu verantworten haen, mussten wir in der letzten Nacht wieder diskutieren. s geht um Ihre Entscheidung, dass im Jahre 2001 eine örperschaftsteuerreform durchgeführt wurde. Herr undesfinanzminister Hans Eichel, ich sage Ihnen: enn wir heute noch einmal vor der Frage stünden, ob Friedrich Merz eine solche Körperschaftsteuerreform, wie Sie sie im Jahre 2001 durchgesetzt haben, gemacht werden soll, dann würde nicht ein einziger Ministerpräsident in Deutschland – auch keiner, der aus Ihren Reihen gestellt wird – noch einmal zustimmen. Die Körperschaftsteuerausfälle, die damit verbunden sind, sind bis zum heutigen Tag ein wesentlicher Teil der Probleme. Sie haben in zwei Jahren 40 Milliarden Euro weniger Körperschaftsteuer eingenommen. Mit diesem Teil der heutigen Probleme müssen Sie sich herumschlagen, weil Sie die Weichen bei der Körperschaftsteuer im Jahre 2001 völlig falsch gestellt haben. Über das Ergebnis der Sitzung des Vermittlungsausschusses in der letzten Nacht werden wir morgen noch in Ruhe diskutieren. Lassen Sie mich eine Bemerkung dazu machen: Herr Eichel, wir haben nichts anderes getan, als auch im Vermittlungsausschuss genau das einzuhalten, was wir im Bundestagswahlkampf und in den beiden Landtagswahlkämpfen in Niedersachsen und in Hessen zugesagt haben. Wir sehen einen Korrekturbedarf bei der Körperschaftsteuer und sind ansonsten nicht bereit, Steuererhöhungen in Deutschland zuzustimmen. Dass wir dieses Versprechen im Gegensatz zu Ihnen nicht nur eingehalten haben, sondern dass die Union diese Position gestern Abend auch geschlossen vertreten hat und Sie nicht einen Einzigen aus der Union haben herausbrechen können, mag Sie überrascht haben; das ist aber das Ergebnis der letzten Nacht. Von dieser Stelle aus will ich insbesondere dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch ausdrücklich danken, der mit einer sehr klugen Verhandlungsstrategie dafür gesorgt hat, dass ein Kompromiss möglich wurde und dass in der Steuererhöhungsdebatte, die wir uns in diesem Lande besser erspart hätten, wenigstens ein Rest an wirtschaftspolitischem Verstand gewahrt wurde. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Simone Violka [SPD]: Er hat auch Schulden gemacht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Sehr schön!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Widerspruch von der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Bernd Scheelen [SPD]: Unsinn!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr richtig!)


Damit komme ich zu Ihrem dritten großen Problem,
das Sie offenkundig nicht in den Griff bekommen. Es
schlägt sich in den Defizitzahlen nieder. Eines der gro-
ßen Probleme der öffentlichen Haushalte – insbesondere
derer, die Sie zu verantworten haben – sind die völlig aus
dem Ruder laufenden Sozialausgaben. Wenn sich das
Verhältnis zwischen Investitionen und Sozialausgaben
über einen langen Zeitraum hinweg verschlechtert und
es durch verweigerte Reformen bei den sozialen Siche-
rungssystemen zusätzlich eine solch dramatische Ent-
wicklung nimmt, wie wir sie in den letzten Jahren fest-

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(C (D estellt haben, dann dürfen Sie sich nicht darüber undern, dass wir immer weniger bereit und in der Lage ind, die Kriterien, die in Maastricht niedergelegt wuren, zu erfüllen. In den öffentlichen Haushalten ist die Balance zwichen Investitionen und Sozialausgaben so weit aus dem uder gelaufen, dass dies nicht ein konjunkturelles oder urzfristiges Problem ist. Herr Eichel, Sie schlagen sich eit viereinhalb Jahren mit einem tief greifenden struktuellen Problem herum und sind erkennbar nicht in der age, dieses zu lösen. Sie sind erkennbar auch nicht be eit, dieses zu lösen; denn ansonsten hätten wir längst die eformen auf dem Tisch liegen, über die in diesem ande schon so lange diskutiert wird. Ich bin damit beim vierten Grund – er kommt in dem um Ausdruck, was die EU-Kommission zu Recht kritiiert hat –: Unser Land befindet sich in einer tiefen strukurellen Wachstumsund Beschäftigungskrise. Herr ichel, Sie werden mit Ihrer Finanzpolitik auch in Zuunft hoffnungslos scheitern, wenn Sie nicht endlich bereifen, dass die Finanzpolitik im gegenwärtigen Zustand er Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland nur ehler machen kann. Wenn sie gut ist, kann sie allenfalls ehler vermeiden. Einer der Fehler wäre, die Neuverchuldung zu erhöhen. Der zweite Fehler wäre, eine Deatte über Steuererhöhungen zu beginnen. Sie als Finanzinister der Bundesrepublik Deutschland machen gleich eide Fehler. Dies ist die schlechteste Finanzpolitik, die in der Bunesrepublik Deutschland seit ihrem Bestehen jemals geacht worden ist, weil sie jeden wirtschaftspolitischen achverstand vermissen lässt, den ein Finanzminister enigstens minimal haben müsste. ie handeln völlig ohne jeden Bezug zu dem, was wirtchaftspolitisch notwendig ist. Sie als Finanzminister entschuldigen Sie, Sie wissen, dass ich das nicht per önlich meine – haben Ihre Tägigkeit auf eine rein buchalterische Finanzpolitik reduziert, die die ausschließlich echanisch-technische Betrachtung der Einnahmen und usgaben zum obersten Primat der Finanzpolitik geacht hat. Wenn Sie dies fortsetzen, bleibt es dabei, dass ie ein gescheiterter Finanzminister sind. Raus aus der Wachstumsund Beschäftigungskrise nseres Landes – das ist die einzig richtige Antwort, die ie auf der Regierungsbank geben können, wenn Sie leichzeitig die – richtigen – Kriterien des Maastrichtertrages erfüllen wollen und müssen, des Vertrages, der ich unmittelbar mit dem Engagement der Bundesrepulik Deutschland im Zuge der Euroeinführung verbindet. ir sind das Land, das so viel Wert darauf gelegt hat, ass Preisstabilität und Haushaltsdisziplin zum Maßstab n der gesamten Europäischen Union werden. Mit Ihrem amen wird in die Geschichtsbücher eingehen, dass eutschland vom Stabilitätsanker in Europa zu dem and geworden ist, das eine Gefährdung von Preisstabi Friedrich Merz lität und Budgetdisziplin für ganz Europa darstellt. Mit dieser Bilanz, Herr Eichel, sollten Sie nicht so selbstbewusst und überheblich auftreten und die Opposition beschimpfen, wie Sie das gerade getan haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joachim Poß [SPD]: Na, wer tritt denn hier überheblich auf? – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sind doch ein arroganter Kerl! Ekelhaft!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


Lassen Sie mich eine Schlussbemerkung machen. Wir
alle sorgen uns in erheblichem Maße um die Finanzen
der Kommunen. Aber dass ausgerechnet Sie dies auf-
greifen und wiederum mit Kritik an der Opposition ver-
binden, ist schon ein starkes Stück, Herr Eichel.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie in Ihrer Regierungsverantwortung sind es gewesen,
die den Kommunen in einem nie da gewesenen Umfang
Lasten aufgebürdet haben. Gleichzeitig haben Sie den
Kommunen immer mehr die finanziellen Mittel entzo-
gen, die erforderlich sind, um diese Lasten schultern zu
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben es mehrfach abgelehnt – ich will das noch
einmal festhalten, damit die Öffentlichkeit dies zur
Kenntnis nimmt –, die Gewerbesteuerumlage auf das
Maß zu reduzieren, das vor der Körperschaftsteuerre-
form bis zum Jahre 2000 gegolten hat. Jetzt kommen Sie
im Zuge Ihrer Gewerbesteuerreform mit einigen Brosa-
men an und wollen über die Einbeziehung der Freiberuf-
ler in die Gewerbesteuer die Situation der kommunalen
Finanzen verbessern. Das ist so, als ob jemand eine Sau
aus dem Dorf treibt, anschließend mit einem Kotelett in
der Hand wiederkommt und dafür bei den Betroffenen
Lob und Anerkennung verlangt. So geht es wirklich
nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dass die Kommunen in einer solchen Verfassung
sind, verbindet sich eng mit Ihrer Wirtschafts- und So-
zialpolitik, der hohen Arbeitslosigkeit und den völlig aus
dem Ruder laufenden Sozialhilfeausgaben in den Kom-
munen. Damit schließt sich wiederum der Kreis.

Wenn Sie es nicht schaffen, endlich die Reformen auf
den Weg zu bringen, mit denen hinsichtlich Wachstum
und Beschäftigung in Deutschland wenigstens das euro-
päische Mittel erreicht wird, dann werden wir uns am
heutigen Tag nicht zum letzten Mal damit beschäftigen,
dass dieses Land zu unser aller Sorge erneut die Krite-
rien des Maastricht-Vertrages verletzen wird. Dieses
Problem hat einen Namen. Der Name ist Hans Eichel.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504003500


Nächster Redner in dieser Debatte ist der Kollege
Joachim Poß, SPD-Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr ollege Merz, mit Ihrer Rede haben Sie erneut unter Beeis gestellt, dass Sie noch nicht in der Realität dieses andes – jedenfalls in der finanziellen Realität – angeommen sind. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)

Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1504003600

as waren, wie üblich, Sprüche von Wolke sieben im
olkenkuckucksheim.


(Friedrich Merz [CDU/CSU]: Sie waren schon besser, Herr Poß!)


Herr Merz, wenn Sie letzte Woche Donnerstag an dem
espräch mit Herrn Koch teilgenommen hätten – Sie ha-
en es vorgezogen, sich vertreten zu lassen –,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Er hat sich verweigert!)


ann hätten Sie sehr wohl zur Kenntnis nehmen können,
ass sich Herr Koch längst von Ihrer Fundamentaloppo-
ition verabschiedet hat. Er ist schon in der Wirklichkeit
ngekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn Sie gestern an der Sitzung des Vermittlungsaus-
chusses teilgenommen hätten, dann hätten Sie zur
enntnis nehmen können, dass die Ministerpräsidenten
üller, Böhmer und andere ebenfalls längst in der Reali-

ät dieses Landes angekommen sind. Deswegen haben
ir schließlich die Vereinbarung getroffen – sie wird
orgen von Ihrer Seite durch Herrn Kauder zu Protokoll

egeben –, neben der bereits vereinbarten Korrektur der
örperschaftsteuer die steuerpolitische Agenda neu zu

röffnen.

Herr Koch hat keinen Zweifel daran gelassen, wie
otwendig es ist, sich mit der umfassenden Sanierung
er Staatsfinanzen sowohl auf der Einnahmenseite wie
uch auf der Ausgabenseite zu beschäftigen. Diesen
onflikt haben Sie in Ihren Reihen noch zu lösen, Herr
erz. Ich wiederhole: Sie sind bisher noch nicht aufge-

tellt. Sie sind bisher mit dummen Sprüchen aufgefallen
nd damit durchgekommen. Diese Zeit ist aber endgültig
orbei.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Die kommt zurück! Ich sage nur: 2. Februar!)


Jetzt geht es um konkrete Alternativen. Dabei lassen
ie jede konkrete Festlegung vermissen. Herr Eichel hat
u Recht auf den groß angekündigten Strategiegipfel
ingewiesen, der sechs Stunden getagt hat. Der Berg
reißte, aber nicht einmal ein Mäuschen kam dabei her-
us. Das ist die Realität der CDU/CSU.

Wir waren uns übrigens gestern mit Herrn Koch und
nderen einig darüber


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Er war doch gar nicht da!)







(A) )



(B) )


Joachim Poß
– wir haben letzte Woche Donnerstag ein ausführliches
Gespräch mit Herrn Koch geführt –, dass der Verfall
der Körperschaftsteuer mehrere Gründe hat. Er hat
konjunkturelle Gründe; hinzu kommen die Steuersatz-
senkung im Interesse der internationalen Wettbewerbs-
fähigkeit, die Sie immer gefordert haben, und die Aus-
schüttung der Guthaben, die sich in der Kohl-Ära
angesammelt hatten.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Jetzt kommt das wieder!)


Zu berücksichtigen sind auch die Verlustvorträge, die in
Ihrer Regierungszeit entstanden sind. 1995 betrugen sie
250 Milliarden DM; inzwischen belaufen sie sich auf
250 Milliarden Euro.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Kommt doch gar nicht darauf an!)


– Auch Sie, Herr Rexrodt, kommen mit solchen Sprü-
chen nicht mehr durch. – Darauf müssen wir Antworten
finden, und zwar in der nächsten Runde der Steuer-
gesetzgebung. Dann können Sie sich nicht mehr davor
drücken, wie das noch gestern Abend versucht wurde.
Das sind die Punkte, die für die Bevölkerung, die Wirt-
schaft und auch für die Planungssicherheit bezüglich In-
vestitionen wichtig sind.


(Beifall bei der SPD)


Diese Koalitionsregierung muss nicht von Ihnen auf
die Einhaltung des europäischen Stabilitäts- und Wachs-
tumspaktes hingewiesen werden. Wir haben das nicht
nötig. Wir kennen unsere rechtlichen und politischen
Pflichten.


(Peter Hintze [CDU/CSU]: Aber ihr handelt nicht danach!)


Es ist unverfroren, dass sich CDU/CSU und FDP bei den
Themen Haushaltskonsolidierung und Stabilitätspakt zu
Wort melden. Das sind schließlich Parteien, die sonst
keine Gelegenheit auslassen, Steuer- und Abgabensen-
kungen sowie öffentliche Mehrausgaben zu fordern.


(Beifall bei der SPD)


Ihr Vorgehen ist unverfroren. Denn solide Finanzen
und Haushaltskonsolidierung sind wahrlich nicht Ihre
Themen. Ihre zentrale wirtschafts- und finanzpolitische
These – das gilt für Merz, Rexrodt und andere – lautet:
Steuersenkungen zu jeder Zeit, und zwar ohne Rück-
sicht auf die Folgen für die öffentlichen Haushalte von
Bund, Ländern und Kommunen.

Ihr Credo lautete doch: Allein durch Steuersenkungen
würde der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland
erfolgen, auch wenn die öffentlichen Haushalte dadurch
handlungsunfähig gemacht würden. Monatelang – nicht
nur im Bundestagswahlkampf – haben Sie zum Beispiel
die Senkung des Einkommensteuerspitzensatzes auf un-
ter 40 Prozent – bis auf 35 Prozent – und die angeblich
erforderliche steuerliche Gleichstellung von Personen-
und Kapitalgesellschaften versprochen.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Richtig!)


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(C (D llein die Verwirklichung dieser beiden Forderungen ürde das gesamtstaatliche Defizit in diesem Jahr auf eit über 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes anwach en lassen. (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Sie müssen die Einnahmeseite beachten, Herr Poß!)


eswegen in aller Ruhe: Wenn wir gemeinschaftlich an
em Ziel festhalten wollen, den Stabilitätspakt wirklich
rnst zu nehmen, dann setzt das die Mitwirkung der Op-
ositionsparteien – jedenfalls in den Landesregierungen
nd auf kommunaler Ebene – voraus; aber nicht, indem
ie weiter schwarz malen – so wie das Herr Merz ge-
acht hat – oder Obstruktion betreiben. Das ist die Al-

ernative. Sie sind jetzt an der Wegscheide: entweder
erantwortungsvoll Politik zu machen und sich Ihrer
erantwortung in den von Ihnen regierten Ländern zu
tellen – das gilt auch für die Kommunen – oder weiter
otalopposition zu betreiben. Das ist die Situation, um
ie es hier geht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen keine Sonntagsreden, sondern konkrete
orschläge. Wie wollten Sie die Flutopferhilfe finanzie-

en? Sie hatten vorgeschlagen, die Schuldentilgung dafür
uszusetzen und so die Neuverschuldung des Bundes zu
rhöhen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist doch Blödsinn! Das wissen Sie doch!)


ieser Vorschlag wurde von Ihnen so vehement vertre-
en, dass es für uns alle überraschend war, dass Sie im
rgebnis dann plötzlich doch unserem Finanzierungs-
orschlag – der Verschiebung der Steuerentlastungsstufe
003 um ein Jahr auf 2004 – zugestimmt haben.


(Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Das war ein großer Fehler der Union!)


Sie haben da nicht mitgemacht? Aber die Union hat da
itgemacht, Herr Rexrodt.

Die faktische Missachtung von Haushaltskonsolidie-
ung und soliden Finanzen ist das Kennzeichen der Poli-
k von CDU/CSU und FDP, und zwar bis zum heutigen
age.

Bei den Beratungen des Bundeshaushaltes 2003, Herr
aushälter Kampeter, in dem es nun wirklich nichts zu
erteilen gibt, hat die Opposition immer wieder ver-
ucht, Mehrausgaben in Milliardenhöhe durchzusetzen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Alle gedeckt, wie Sie wissen! – Gegenruf des Abg. Klaus Hagemann [SPD]: Nicht ein Euro war gedeckt!)


uch das steht in krassem Widerspruch zu Ihrer heutigen
orderung nach strikter Haushaltskonsolidierung.

Ich möchte jetzt nicht an all die Leidensgeschichten
rinnern. Ich habe vorhin schon das Stichwort Strategie-
ipfel genannt. Immer, wenn Sie einen Anlauf unterneh-
en, um sich auf konkrete Maßnahmen zu verständigen,

cheitert dieser Anlauf. Auf keinen einzigen Sparvor-






(A) )



(B) )


Joachim Poß
schlag konnte sich die Union bis zu dieser Debatte heute
einigen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


Das muss in der Republik nun wirklich langsam bekannt
werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind mit Ihrem Latein am Ende, meine Damen und
Herren von der Opposition. Sie haben Ihr verbales Pul-
ver verschossen. Jetzt sind Sie gefordert.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Den gestrigen Abend im Vermittlungsausschuss hat
die starke Uneinigkeit und Zerstrittenheit der Union in
Strategiefragen und inhaltlichen Fragen geprägt und be-
lastet.


(Lachen bei der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben ein Vermittlungsergebnis!)


Weil aber offensichtlich zumindest in Teilen der Union
ein Umdenken und eine Annäherung an die finanziellen
Realitäten und an die politischen Erfordernisse in unse-
rem Land stattgefunden hat, konnte wenigstens ein ge-
rade noch akzeptabler Kompromiss erzielt werden. Die-
ser Kompromiss ist aus unserer Sicht akzeptabel, aber er
ist auch das Maximum dessen, was man gerade noch
vertreten kann. Für die Kommunen bietet er unter dem
Gesichtspunkt der Soforthilfe in diesem Jahr nichts au-
ßer einer Null. Diese Nulllösung haben Sie herbeigeführt
und nicht wir.


(Beifall bei der SPD)


Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten die Kommunen
schon in diesem Jahr eine kräftige Entlastung erfahren.

Ob die Union ernsthaft bereit ist, endlich von Ihrer
bisherigen Verweigerungs- und Blockadestrategie abzu-
weichen, wird sich bei den weiteren Gesetzesvorhaben
zeigen. Wir treffen uns jetzt noch öfter bis hin zum Ver-
mittlungsausschuss. Wir haben uns zur Weiterverfolgung
unerledigter Punkte verabredet.

Es wissen alle, dass Deutschland die niedrigste Steu-
erquote in Europa hat und dass die Steuerbelastung mit
den bereits beschlossenen Steuerreformstufen im nächs-
ten Jahr und im Jahr 2005 noch weiter sinken wird. Auch
sollten alle wissen, dass insbesondere auf der Ebene der
Länder und Kommunen die gravierenden Finanzpro-
bleme in großem Maße auf eine unzureichende Steuer-
basis zurückzuführen sind. Herr Rexrodt, Folgendes will
ich Ihnen einmal sagen – ich hatte das Gefühl, dass die
Unionsvertreter das ähnlich gesehen haben –: Sich mit
einer grundsätzlichen Erklärung, wie das Ihr Vertreter im
Vermittlungsausschuss gestern gemacht hat, aus jeder
Mitverantwortung zu stehlen geht nicht. So kann man
für Deutschland keine Verantwortung tragen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Wir wollen keine Steuererhöhungen!)


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(C (D Die Union wie auch die FDP, die gestern jede kontruktive Mitarbeit verweigert hat, stehen in einer klaren esamtstaatlichen Verantwortung. Auch Sie sind an Lanesregierungen beteiligt, so bedauerlich das sein mag. ie können sich nicht länger so verstecken, wie Sie das isher getan haben, und meinen, die Politik mit Deklaationen bedienen zu können. (Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Wer Steuern erhöht, erhöht die Arbeitslosigkeit!)


Niemand, der in der Regierung und in den Regie-
ungsfraktionen Verantwortung trägt, stellt den Stabili-
äts- und Wachstumspakt infrage. Insofern entbehrt Ihr
eutiger Antrag jeder Grundlage.


(Beifall bei der SPD)


ie Notwendigkeit einer soliden und nachhaltigen Haus-
altspolitik in allen europäischen Staaten als unabding-
are Voraussetzung für Wohlstand in Europa wie auch
ur Sicherung der gemeinsamen Währung ist unbestrit-
n. Wenn die heutige Debatte überhaupt einen Sinn hat,
ann den, deutlich zu machen, dass der europäische Sta-
ilitäts- und Wachstumspakt auch in der derzeitigen,
ng andauernden konjunkturellen Schwächephase ge-
ug Spielraum für eine angemessene nationale und euro-
äische Finanzpolitik lässt und auch lassen muss. Es ist
och eine ökonomische Selbstverständlichkeit, dass in
ußergewöhnlichen Situationen die vorübergehende
innahme eines öffentlichen Defizits von mehr als
Prozent möglich sein muss. Wer das leugnet und die
inhaltung der Dreiprozentgrenze in jeder Situation,
err Rexrodt – und „koste es, was es wolle“ –, fordert,
er handelt konjunkturpolitisch falsch und letztlich auch
esamtgesellschaftlich unvernünftig.


(Beifall bei der SPD – Dr. Günter Rexrodt [FDP]: Eine unglaubliche Auffassung!)


Im Übrigen führt genau diese starre und falsche Sicht-
eise des Stabilitätspaktes dazu, dass die Akzeptanz ei-
er institutionellen Obergrenze für die staatliche Kredit-
ufnahme, wie sie das Dreiprozentkriterium darstellt,
usgehöhlt wird. Ich bin mir sicher: Theodor Waigel, der
Europa den Stabilitätspakt durchgesetzt hat, hätte das

icht anders gesehen. Der Beschluss des Finanzaus-
chusses zum Thema Stabilitätspakt, Drucksache 15/737,
utet wie folgt:

Der Deutsche Bundestag unterstützt die Haltung
der Bundesregierung, sich weiterhin für die Einhal-
tung des Stabilitäts- und Wachstumspaktes einzu-
setzen und im Hinblick auf die ökonomische Ge-
samtsituation und auf etwaige Sondereinflüsse von
seinen bestehenden Regelungen europäisch abge-
stimmt sinnvoll Gebrauch zu machen.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Diese Linie ist in öko-
omischer und stabilitätspolitischer Hinsicht richtig.
azu gibt es keine Alternativen, jedenfalls nicht von Ih-

er Seite.

Danke.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504003700


Nächster Redner ist der Kollege Hans Michelbach,
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1504003800


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kol-
legen! Herr Poß, warum lehnen Sie unseren Antrag ab?


(Joachim Poß [SPD]: Das habe ich ja begründet! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Weil er Unsinn ist!)


Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
lebt nun einmal von soliden öffentlichen Finanzen. Nur
so kann die Grundlage für Vertrauen, Preisstabilität,
Wachstum und Beschäftigung geschaffen werden. Hier-
für wurde unter der Federführung von Theo Waigel der
Stabilitäts- und Wachstumspakt in der Eurozone durch-
gesetzt. Er selbst und wir, seine Mitstreiter in der CDU/
CSU, konnten uns damals allerdings nicht vorstellen,
dass ausgerechnet unser Land einmal so massiv gegen
das Defizit- und das Schuldenstandskriterium verstoßen
wird.

Herr Eichel, Ihr Vorgänger Theo Waigel und unsere
damalige Koalition haben die Kriterien eingehalten.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unter welchen Umständen? Unsinn!)


Sie verletzen die Kriterien, niemand anders. Das sind die
Fakten. Alles andere ist doch üble Nachrede. Sie suchen
die Schuld immer bei anderen.


(Simone Violka [SPD]: Weil es richtig ist!)


Tatsächlich ist Rot-Grün das finanzpolitische Risiko in
Deutschland, niemand anders.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Tatsache ist, dass Brüssel ein deutsches Defizit in
Höhe von 3,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes im
laufenden Jahr erwartet. Damit werden wir nach 2002
die Stabilitätsregeln auch 2003 wieder deutlich brechen.
Wir müssen mit mindestens 3,4 Prozent rechnen, wenn
nicht ein sofortiger Kurswechsel vorgenommen wird.
Herr Eichel, Sie behaupten, dass daran die Länder und
Kommunen schuld seien. Das ist ein Märchen; denn das
Finanzierungsdefizit des Bundes einschließlich der Sozi-
alversicherungen beträgt, bezogen auf die im Finanzrat
vereinbarte Bemessungsgröße von 45 Prozent des BIP,
4,6 Prozentpunkte.

Durch die Bundespolitik sind wir zu einem gesamt-
staatlichen Schuldenstand von 3,4 Prozent und mehr ge-
kommen; dazu trägt allein der Bund 4,6 Prozentpunkte
bei. Die deutliche Überschreitung der Dreiprozentgrenze
ist letztendlich damit im Zusammenhang zu sehen – trotz
der Verschiebebahnhöfe zulasten der Länder und Kom-
munen. Diese 4,6 Prozentpunkte sind eben zu hoch, um
die Schulden bei den Ländern und Kommunen unter die
Dreiprozentmarke zu senken. Es ist deutlich zu erken-
nen, dass wir die Rahmenbedingungen beim Bund ver-
ändern und einen Kurswechsel vornehmen müssen.

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(C (D eim Bund muss gespart werden. Wir müssen auf Bunesebene die richtige Politik und auch die richtige Steurpolitik machen. Meine Damen und Herren, wie immer – wie auch vor er Bundestagswahl im letzten Jahr – setzen Sie auf usreden und Verschleierung. Sie ignorieren einfach die inschätzung der EU-Kommission bezüglich des dies ährigen Defizits. (Joachim Poß [SPD]: Wechseln Sie doch mal die Platte!)


ie entgegnen dem EU-Finanzkommissar Pedro Solbes,
ie Schätzung berücksichtige angeblich die steuerlichen
aßnahmen der Bundesregierung nur zum Teil. Das ist

ntwaffnend. Sie haben die Steuererhöhungen, die in dem
teuervergünstigungsabbaugesetz vorgesehen waren,


(Joachim Poß [SPD]: Wo ist eigentlich Herr Hinsken? Der ist gar nicht da!)


ereits in Verbindung mit einer Defizitquote von
,8 Prozent nach Brüssel gemeldet. Das heißt, Sie haben
teuererhöhungen in Ihre Meldungen aufgenommen,
on denen Sie genau wussten, dass die CDU/CSU sie
etzten Endes nicht mitmacht, weil sie kontraproduktiv
ind und Wachstum und Beschäftigung kosten werden.
as ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Diese Aussage ist nicht nur entwaffnend; sie zeigt,
ass Sie Einnahmen aus dem Abkassiermodell zulasten
er Bürgerinnen und Bürger, zulasten des Mittelstandes
chon veranschlagt hatten. Ich bin all denjenigen aus den
DU/CSU-regierten Bundesländern und unseren Mit-
liedern des Vermittlungsausschusses sehr dankbar, die

Vermittlungsausschuss diese Steuererhöhungen
um Scheitern gebracht haben. Ihre Geschlossenheit be-
irkte eine große Leistung im Sinne der Bürger, im
inne von Wachstum und Beschäftigung.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hätten Sie mal miterleben müssen, Herr Michelbach! Lächerlich! – Stephan Hilsberg [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Herr Poß hat so getan, als wenn er mit diesem Ver-
ittlungsergebnis gar nichts zu tun hätte. Herr Poß, ich

abe heute früh gelesen, 30 der 32 Mitglieder des Ver-
ittlungsausschusses, also auch solche aus der SPD, hät-

en diesem Vermittlungsergebnis zugestimmt. Ich sage
s Ihnen deutlich: Sie können sich doch davon gar nicht
bsetzen.


(Joachim Poß [SPD]: Wer macht denn das?)


Es ist gut, dass es so gekommen ist. Wir haben eine
ertzuwachssteuer auf Immobilien, Aktien und Fonds

erhindert. Wir haben eine Firmenwagensteuer für Au-
endienstmitarbeiter verhindert. Wir haben eine Ver-
chlechterung der Abschreibungen für die Bauwirtschaft
nd für die Investoren verhindert. Wir haben eine Ein-
chränkung der Verlustrechnung für die mittelständi-
chen Betriebe verhindert; es wäre ein Anschlag auf den
ittelstand gewesen, wenn er seine Verlustvorträge

icht mehr hätte verrechnen können. Außerdem haben
ir eine Kürzung der Eigenheimzulage verhindert. Das






(A) )



(B) )


Hans Michelbach
hätte die Wirtschaft belastet sowie Wachstum und Be-
schäftigung in Deutschland gekostet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Bundesregierung handelt nicht, sofern sie nicht
wie in diesem Vermittlungsverfahren dazu gezwungen
wird, sondern verzögert weiter, reißt neue Löcher auf
und bringt Deutschland in eine immer schwierigere wirt-
schaftliche Lage. Wer Steuern erhöht, der erhöht die Ar-
beitslosigkeit. Lassen Sie deshalb die Finger von Ihren
Abkassiermodellen, von Ihren beabsichtigten Steuerer-
höhungen. Das muss Ihnen ins Stammbuch geschrieben
werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin sehr dankbar, dass wir als einen der wesent-
lichen Punkte eine Stabilisierung im Bereich der Körper-
schaftsteuer erreicht haben. Das war sicherlich ein richti-
ger Kompromiss. Erst die rot-grüne Steuerreform hat ja
zu diesen Verwerfungen geführt.

Die Zahlen, die vom Bundesfinanzminister nach
Brüssel gemeldet wurden, haben von vornherein nicht
gestimmt. Es wurde nur noch getrickst, getäuscht und
verschoben. Angesichts der schlechten politischen Rah-
menbedingungen hat niemand 1,5 Prozent oder
1,0 Prozent Wachstum als realistisch angesehen. Heute
stehen wir am Rande einer Rezession und müssen uns
mit 0,4 Prozent Wachstum zufrieden geben. Damit kann
man nicht einverstanden sein. Gerade Deutschland muss
einen finanzpolitischen Kurswechsel erzwingen.


(Joachim Poß [SPD]: Aber Herr Michelbach, wer wird denn gleich in die Luft gehen? Greif doch lieber zur HB!)


Es muss aufgrund seiner Vorbildfunktion eine stabile
Grundlage für unsere gemeinsame Währung durchsetzen.

Die CDU/CSU geht – im Gegensatz zum rot-grünen
Finanzdesaster – diese Herausforderungen mit einem
klaren Sanierungskonzept an.


(Joachim Poß [SPD]: Das muss ein Geheimpapier sein! Geben Sie uns doch dieses Geheimpapier!)


Um die Vertrauenskrise zu beseitigen und Deutschland
aus der Haushalts- und Wachstumsfalle herauszuführen,
muss ein ehrliches finanzpolitisches Konzept auf den
Tisch, das den Bürgern zwar einiges zumutet, ihnen aber
auch eine klare Zukunftsperspektive aufzeigt.

Die Sicherung des Stabilitäts- und Wachstumspakts
bedarf grundlegender Wirtschafts- und Strukturrefor-
men auf den Güter-, Dienstleistungs-, Kapital- und Ar-
beitsmärkten.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Michelbach, das sind doch alles Sprüche!)


Deutschland muss mehr dafür tun. Wir müssen erstens
die Haushaltskonsolidierung voranbringen, zweitens we-
niger Staat durchsetzen


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Immer noch Sprüche!)


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(C (D nd drittens auch in der Steuerpolitik die ökonomische ernunft walten lassen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Weitere Sprüche!)


Es bedarf einer sofortigen Haushaltskonsolidierung
nd eines materiellen Budgetausgleichs beim Gesamt-
taat ab 2006. Um das Ziel „weniger Staat“ zu erreichen,
uss die Staatsquote bis 2010 auf 40 Prozent gesenkt
erden. Bei den Steuersenkungen und insgesamt bei der
teuerpolitik müssen wir immer darauf achten,


(Joachim Poß [SPD]: Da ist ja wieder das Zauberwort: Steuersenkungen! Und dann der Stabilitätspakt!)


ass keine Substanzbesteuerungen vorgenommen wer-
en. Wir müssen das Steuereinkommen der Bürger und
er Betriebe nach ihren Erträgen ausrichten. Man darf
icht immer weitere Schnitte in die Substanz der Be-
iebe vornehmen, wenn man immer neue Insolvenzen
on Betrieben und den Verlust von weiteren Arbeitsplät-
en vermeiden möchte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504003900


Herr Kollege Michelbach, schauen Sie bitte einmal
uf Ihre Uhr!


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1504004000


Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin.

Ich freue mich, dass uns heute ein Vermittlungser-
ebnis vorliegt, das für die Ziele Wachstum und Be-
chäftigung letzten Endes eine deutliche Orientierung
chafft. Wir mahnen heute noch einmal an, dass die De-
izitquote beim Stabilitätspakt eingehalten wird


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Steuererhöhungen!)


nd dass wir eine neue steuerpolitische Agenda mit ei-
em klaren Sanierungsplan für Deutschland auf den Weg
ringen. Unser finanzpolitisches Konzept sieht anders
ls das von Herrn Eichel aus,


(Joachim Poß [SPD]: Dann geben Sie es uns doch! Wir brauchen das Geheimpapier!)


as immer nur auf Fiskalismus abzielt und die Wachs-
ms- und Beschäftigungskräfte außer Acht lässt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles Sprüche! – Joachim Poß [SPD]: Dann geben Sie uns doch das Geheimkonzept!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504004100


Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine
ötzsch, fraktionslos.


(Joachim Poß [SPD]: Jetzt kommt das PDS-Geheimkonzept!)







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1504004200


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich
wurde gerade gebeten, zu sagen, dass ich von der PDS
bin. Das tue ich gern.

Der Bundeskanzler hat den Krieg im Irak in seiner
Regierungserklärung als einen Grund dafür genannt, die
europäischen Konvergenzkriterien zu überdenken. Es ist
richtig: Der Krieg ist ein Konjunkturkiller. Klar ist, dass
der Krieg das Wirtschaftswachstum gedrosselt hat und
damit auch die Arbeitslosigkeit erhöht hat. Die öffentli-
chen Kassen werden also weiter stark belastet. Die Kos-
ten des Krieges, die auf den Steuerzahler zukommen,
sind noch gar nicht abzuschätzen.

SPD und Grüne haben sich zwar intensiv gegen die-
sen Krieg ausgesprochen; aber sie haben bis zum letzten
Tag US-Bombern Überflugrechte gewährt und deutsche
Soldaten in AWACS-Flugzeugen belassen. Damit haben
sie leider den Erwartungen der US-Regierung entspro-
chen und als logistisches Rückgrat für diesen Krieg gute
Dienste geleistet. Selbst die kleine Schweiz hat mehr
Mut bewiesen; sie hat nämlich der US-Regierung die
Überflugrechte verwehrt.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Die Bundesregierung sieht nur zwei Möglichkeiten:
Erhöhung der Steuern oder Erhöhung des Defizits. Wenn
Sie die Neuverschuldung erhöhen, wie das übrigens ge-
rade der CDU-Ministerpräsident Wulff in Niedersachsen
macht, dann bekommen Sie Ärger mit Brüssel, da die
Neuverschuldung nicht über 3 Prozent steigen darf. Da
die Bundesrepublik im Jahr 2003 einen Wert von
3,4 Prozent erreicht und damit bereits im zweiten Jahr
das Konvergenzkriterium überschreitet, ist eine weitere
Neuverschuldung mit Brüssel nicht zu machen. Offen-
sichtlich ist die EU-Kommission nicht bereit, den Irak-
krieg als Grund für eine flexiblere Gestaltung der Kon-
vergenzkriterien zu akzeptieren, was ich persönlich
übrigens für falsch halte.

Also bleibt der Bundesregierung nur die Möglichkeit
der Steuererhöhung. In der Presse war von einer Erhö-
hung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte zu
lesen. Das wäre aus meiner Sicht wirklich ein politischer
Skandal und ökonomischer Unsinn, ein Skandal deshalb,
weil Herr Eichel den Kapitalgesellschaften allein im Jahr
2000 fast 24 Milliarden Euro Körperschaftsteuer erlas-
sen hat. Im Vermittlungsausschuss hat sich heute Nacht
die CDU/CSU durchgesetzt. Sie hat die möglichen Ein-
nahmen aus der Körperschaftsteuer von 15 Milliarden Euro
auf 4,4 Milliarden Euro pro Jahr heruntergehandelt.

Meine Damen und Herren, ich will Ihnen einmal et-
was zur Schlusslichtdebatte sagen, die ich genauso un-
sinnig finde. Ich habe mir heute Morgen in Brüssel eine
niederländische Zeitung gekauft. Da gab es eine große
Schlagzeile: Nederland hekkensluiter in EU. – In ver-
schiedenen Ländern wird also beschworen, man sei
Schlusslicht. Ich weiß nicht, wozu das gut sein soll.

Ich finde, dass die Pläne zur Erhöhung der Mehrwert-
steuer auch deshalb ein Skandal sind, weil sich die SPD
und die Grünen weigern, Steuergerechtigkeit wieder

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(C (D erzustellen. Ihre große Steuerreform hat die Kommuen ruiniert und soziale Schieflagen hervorgerufen. Es t Zeit, dass sich die SPD endlich an ihre Wahlversprehen erinnert und die Vermögensteuer wieder einführt. Es ist auch ein Skandal, finde ich, weil die Bundesreierung mit diesen Einnahmen den Wiederaufbau des rak finanzieren will. Da kann ich nur der Ministerin ieczorek-Zeul Recht geben: Wer den Irak zerbombt, er muss auch die finanzielle Verantwortung für den iederaufbau übernehmen. – Es kann nicht sein, dass ich einige US-Unternehmen mithilfe ihrer Regierung nd mit unseren Steuergeldern an diesem Krieg eine golene Nase verdienen. Eine Mehrwertsteuererhöhung ist auch ökonomischer nsinn, weil sie die Binnennachfrage weiter drosseln ürde, und das würde wiederum mehr Arbeitslosigkeit edeuten. Wir als PDS fordern deshalb: keine Mehrwertsteuerrhöhung, dafür sofortige Besteuerung von Kapitalgeellschaften und Vermögen. Das würde sofort Einnahen von circa 30 Milliarden Euro pro Jahr ergeben. Ich greife darum die Forderung des Kanzlers auf: Mut ur Veränderung. – Aber es gehört offensichtlich sehr iel Mut dazu, soziale Gerechtigkeit wieder herzusteln. Ich hoffe, meine Damen und Herren von Rot-Grün, ass Sie diesen Mut endlich aufbringen können. Nächster Redner in der Debatte ist der Kollege Axel chäfer, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Strikte inhaltung des europäischen Stabilitätsund Wachstumsaktes und strenge Anwendung seiner Vorschriften, diese orte des CDU/CSU-Antrags stehen in krassem Gegen atz zu dem, was Sie an Taten in der aktuellen Politik olgen lassen, nämlich striktes Anhalten und strenges Einenden: striktes Anhalten der notwendigen Reformorschläge der rot-grünen Bundesregierung und strenges inwenden gegen alle zukunftsweisenden Konzepte. Der vorliegende Antrag ist ohne jede positive Erwarung, enthält dafür aber umso mehr negative Prophezeingen. Am 11. März dieses Jahres schreiben die Unionsarteien: Bereits heute steht so gut wie fest, was mit dem efizitund dem Schuldenstandskriterium wird. – Tat ächlich: Bereits 295 Tage vor Ende des Jahres wissen ie, liebe schwarze Kolleginnen und Kollegen, wie 2003 nden wird, nämlich schwarz in schwarz. ehr noch, Sie behaupten – ich zitiere –: „Die Bundesegierung täuscht erneut“. (Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt ja auch!)


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504004300
Axel Schäfer (SPD):
Rede ID: ID1504004400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)

Auch das kennen wir ja schon: erst das tagtägliche
„Lügen, Lügen“-Gerede nach der Wahl, jetzt neue For-
mulierungen in die gleiche Richtung. Dabei geht es nicht
nur um Worte, es geht auch um die Wirkung dieser
Worte. Wer immer nur schlecht redet, der redet auch
schlechte Situationen mit herbei.


(Beifall bei der SPD)


Wer aber über deutsche Europa-Politik ernsthaft disku-
tieren will, muss die europäische Sicht über Deutschland
und dabei auch die Fakten kennen.

Erstens. Bundeskanzler Gerhard Schröder, Finanzmi-
nister Hans Eichel und alle anderen Verantwortlichen ha-
ben immer wieder deutlich gemacht, dass der Stabilitäts-
pakt nicht zur Diskussion steht. Punkt. Warum
diskutieren wir heute trotzdem? Weil Sie ein Stück öf-
fentliche Verunsicherung wollen – und das in Zeiten, in
denen die Menschen ein besonderes Sicherheitsbedürf-
nis haben. Das ist aus meiner Sicht geradezu unverant-
wortlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Portugal, Frankreich und Deutschland lie-
gen zurzeit über dem Referenzwert des Maastricht-Ver-
trages. Die Europäische Kommission hat vorgestern dar-
gelegt, dass sich die Haushaltslage der Eurostaaten
noch verschlechtern und das Defizit aller EU-Staaten in
diesem Jahr auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
erhöhen wird. Wir haben es also mit verbundenen euro-
päischen und nicht mit nationalstaatlichen Problemen zu
tun. Brüssel befürchtet zudem im kommenden Jahr bei
Italien eine Überschreitung der Dreiprozentgrenze. In
Portugal, Frankreich und Italien regieren bekanntlich
christdemokratische und konservative Parteien. Wer als
Christdemokrat – das sind Sie ja – glaubt, mit einem Fin-
ger auf den sozialdemokratischen Finanzminister
Deutschlands zeigen zu müssen, der sollte sich bewusst
sein, dass bei ihm drei Finger automatisch auf die eige-
nen Parteifreunde in der Europäischen Volkspartei zu-
rückweisen.


(Beifall bei der SPD)


Drittens. Wir kennen die besonderen deutschen
Standortfaktoren, insbesondere die jährliche Belastung
mit Transferleistungen in Höhe von 75 Milliarden. Wir
wissen zugleich – auch das ist deutlich geworden –, dass
Deutschland der größte Nettozahler in der EU mit allein
7 Milliarden im letzten Jahr ist.

Viertens. Die EU-Kommission hat das deutsche Sta-
bilitätsprogramm ausdrücklich positiv bewertet und
zugleich daran erinnert, dass die deutsche Volkswirt-
schaft trotz ihrer Größe nach wie vor höchst anfällig für
externe Schocks ist. Zu Beginn des Irakkonfliktes hat
Brüssel – bitte vergessen Sie das nicht – erklärt, dass ein
Krieg grundsätzlich ein außergewöhnliches Ereignis ist.
Mit anderen Worten: Es wurde ausdrücklich anerkannt,
dass sich dadurch Unwägbarkeiten für Stabilität und
Wachstum ergeben. – Die EU ist nun einmal komplizier-
ter, als viele in der Union das glauben machen wollen.
Mit strammen Appellen ist es da nicht getan.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Antje Hermenau [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es ist klar: Europa muss in seiner allseits bekannten
chwierigen Wirtschafts- und Finanzsituation gemein-
am handeln, zugleich muss jedes Land seinen Ver-
flichtungen nachkommen. Genau das tut die Bundesre-
ierung, genau das hat Gerhard Schröder am 14. März
ier Punkt für Punkt dargelegt. Wir haben an diesem
4. März eine Perspektive mit der Agenda 2010 aufge-
eigt. Diese Agenda gibt es mit dem Lissabon-Prozess
ereits auch in Europa, der die Gemeinschaft bis 2010
ur wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissens-
asierten Wirtschaft der Welt machen soll, die fähig ist,
in dauerhaftes Wirtschaftswachstum zu realisieren, und
er für einen größeren sozialen Zusammenhalt sorgen
oll. Basis dafür ist die Verbesserung von Infrastruktur
nd Humankapital. Diese europäischen Ziele sind auch
rundlage unserer Politik. Lissabon 2010 entspricht in
eutschland die Agenda 2010. Das packen wir jetzt an;
amit muss aber auch Mut zur Veränderung einhergehen.

Dabei wissen wir: Da die Geldpolitik komplett in den
änden der EU liegt, muss die Wirtschaftspolitik besser

uropäisch abgestimmt und zugleich national ausgestal-
et werden. Deshalb – davon hat hier niemand geredet –
at Bundeskanzler Schröder zusammen mit Tony Blair
nd Jacques Chirac jetzt Maßnahmen vorgeschlagen,
ie die Industrie im internationalen Wettbewerb besser
nterstützt werden kann. Alle diese Initiativen wurden
uf dem EU-Gipfel im März dieses Jahres übernommen.
er Tenor lautet: Die strukturelle Erneuerung und
odernisierung Europas ist voranzutreiben, um so die
ettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaften weiter

u steigern, Beschäftigungschancen für alle zu sichern
nd damit auch positive Entwicklungen im Haushaltsbe-
eich zu befördern.

Ich erinnere hierbei daran, dass Hemmnisse abgebaut
erden, mit denen die europäische Industrie unter den heu-
gen Markt- und Wettbewerbsbedingungen noch leben
uss. Es werden keine unnötigen neuen Auflagen geschaf-

en, den Unternehmen also keine neuen Lasten aufgebür-
et. Die Märkte werden liberalisiert, also der Binnenmarkt
ird besser gestaltet. Die Umsetzung europäischer For-

chungsergebnisse wird erleichtert, die Biotechnologie
ird gestärkt, die Beziehungen zwischen Instituten und
euen Unternehmen werden besser verzahnt. Schließlich
ird die Finanzierung von Dienstleistungen, die allgemei-
en wirtschaftlichen Interessen dienen, gesichert.

Wenn wir heute entscheiden wollen, wohin es gehen
oll, so müssen wir auch wissen, woher wir kommen,
ie die Grundlagen der europäischen Finanz- und
aushaltspolitik aussehen. Vor fast genau vier Jahren,

m 24./25. März 1999, hat die rot-grüne Bundesregie-
ung zu Beginn einer Legislaturperiode, in schwierigen
eiten, auf dem Berliner Sondergipfel mit der Agenda
000 die entscheidende finanzielle und haushaltstechni-
che Grundlage auch für die EU-Erweiterung gelegt.

Im Dezember 2002 hat diese rot-grüne Bundesregie-
ung auf dem Kopenhagener EU-Gipfel wiederum – auch
u Beginn einer Legislaturperiode, auch in schwierigen
eiten – maßgeblich die Finanzierung für die neuen Län-






(A) )



(B) )


Axel Schäfer (Bochum)

der auf den Weg gebracht. Gestern hat das Europäische
Parlament der Aufnahme von zehn Mitgliedstaaten zuge-
stimmt. Das ist ein historischer Erfolg für uns alle. Es ist
eine Leistung dieser Bundesregierung, die vor der Ge-
schichte Bestand hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


„Demokratie ist eine Frage des guten Gedächtnisses“,
so hat Kurt Schumacher, der frühere SPD-Fraktionsvorsit-
zende im Deutschen Bundestag, einmal formuliert. Der
ehemalige CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende in diesem
Hause, Kollege Wolfgang Schäuble, erklärte am 26. März
1999 in der damaligen Europadebatte zur Agenda 2000
– ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin –:

Aber die Beschlüsse zur Agenda 2000 bleiben hin-
ter den Notwendigkeiten und hinter den gesteckten
Erwartungen zurück.

Und weiter:

Weil auf dem Berliner Gipfel keine Vereinbarung
über Maßnahmen zu stärkeren nationalen Gestal-
tungsmöglichkeiten erreicht worden ist ..., ist dieser
Gipfel gescheitert.

Tatsächlich war dieser Gipfel ein großer Erfolg, der
den europäischen Einigungsprozess entscheidend voran-
gebracht hat. Sie haben sich bezüglich der Geschichte
geirrt. Es ist klar: Wer, wie Sie heute, am Anfang eines
Prozesses dessen Scheitern erklärt, wird am Ende selbst
scheitern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wer Anfang 2003 schon erklärt, am Ende des Jahres
würden wir schlecht dastehen, der steht am Ende selbst
schlecht da.

Wir wollen als Deutsche in Europa gut dastehen, auch
weil Europa gut für Deutschland ist. Deshalb wird diese
rot-grüne Regierung ihre Politik wie 1998 bis 2002 auch
in diesem Jahr für Deutschland in Europa zu einem Er-
folg werden lassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504004500


Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin
Patricia Lips, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Patricia Lips (CDU):
Rede ID: ID1504004600


Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Mit der Einführung des Euro im Rahmen der
Wirtschafts- und Währungsunion wurden strikte, für alle
verbindliche Regeln festgelegt, um die Stabilität der
neuen Währung zu garantieren. Gleichzeitig wurden
Möglichkeiten geschaffen, um im begründeten Bedarfs-
fall ausnahmsweise und vorübergehend reagieren zu
können. Diese Regeln haben bisher alle Bewährungspro-

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(C (D en bestanden. Es gibt auch für die Zukunft keine Veranassung, daran zu zweifeln. Nichtsdestotrotz oder vielleicht gerade deshalb bleibt estzustellen, dass die Einsicht in die Notwendigkeit des tabilitätsund Wachstumspaktes in Europa vielerorts mmer mehr abnimmt. Aufgabe der deutschen Bundesegierung wie auch des Deutschen Bundestages sollte es eshalb sein, solchen Überlegungen deutlich entgegenutreten und sich nicht an einer derart gestalteten Deatte zu beteiligen. Das ist eine Verantwortung, die von nserem Land erwartet wird. Doch welche Signale gehen von Deutschland aus? PD und Bündnis 90/Die Grünen sagen von sich in ihem eigenen Antrag, sich maßgeblich für ein Ende der ebatte eingesetzt zu haben, in welcher die Kriterien des aktes seit Wochen öffentlich diskutiert werden. Herr oß, Herr Schäfer, Sie haben beide gesagt, keiner stelle en bestehenden Stabilitätsund Wachstumspakt inrage. Gestatten Sie mir deshalb, nachfolgend zwei Presemeldungen zu zitieren, die aufzeigen, was Sie geleentlich darunter verstehen, Debatten zu diesem Thema u beenden. Beide stammen von Mitte Februar. Die Zahl er Zitate ließe sich beliebig erweitern, aber allein diese eiden machen deutlich, weshalb es uns so schwer fällt, n Ihre Aussagen zu glauben. Zunächst zitiere ich die „FAZ“ vom 12. Februar: Am Vortag hatte der SPD-Vorstand über den finanzpolitischen Kurs beraten. Nach der Sitzung hatte die SPD-Politikerin Andrea Nahles berichtet, Bundeskanzler Schröder wolle Verhandlungen mit Großbritannien und Frankreich über eine Lockerung des Konsolidierungskurses in Europa führen. Dies hatte jedoch SPD-Generalsekretär Olaf Scholz bestritten. Am Dienstag bekundete ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums, die Bundesregierung halte am Konsolidierungskurs fest. Der SPD-Politiker Ludwig Stiegler ... sagte jedoch, eine Fixierung nur auf die Maastricht-Kriterien sei nicht gewollt. ie müssen schon zugeben: Man ist verwirrt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das müssen Sie uns aber nicht vorwerfen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Zuruf von der CDU/CSU: Was stimmt denn?)


Die „Frankfurter Rundschau“ schrieb am gleichen
ag:

„Uns ist kein Plan für eine Lockerung des europä-
ischen Wachstums- und Stabilitätspaktes bekannt“,
betonte eine Sprecherin des Hauses Eichel. Am
Vortag hatte Schröder hingegen die Debatte über
eine Korrektur des Sparkurses als berechtigt be-
zeichnet und eine europäische Initiative zu diesem
Thema angekündigt.

eiter im Text:

Differenzen in den Aussagen zwischen Eichel und
Schröder seien nicht zu erkennen. Sie

die Sprecherin –






(A) )



(B) )


Patricia Lips
könne sich die Sache nur so erklären, dass der
Kanzler missverstanden worden sei.

Es ist schon ein Kreuz mit bestimmten Ämtern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Türk [FDP])


Dieses Missverständnis setzt sich mit der Regierungs-
erklärung des Bundeskanzlers vom 14. März fort. Ich zi-
tiere:

Deshalb halten wir am Ziel der Haushaltskonsoli-
dierung und am Stabilitätspakt, den wir vereinbart
haben, fest. Nur:

– jetzt kommt es –

Dieser Pakt darf eben nicht statisch interpretiert
werden.

Sie haben Recht, Herr Schäfer: Es geht hier um die Wir-
kung der Worte. Das Signal, das Sie nach draußen sen-
den, ist völlig verwirrend, und das Schauspiel, das Sie
hier abgeliefert haben, war und ist entwürdigend.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Türk [FDP])


Sind Sie sich eigentlich darüber im Klaren, dass Sie mit
diesen öffentlichen Debatten in den anderen Ländern
von Dankbarkeit über Häme über den deutschen Muster-
schüler bis hin zur Ungläubigkeit über Deutschland so
ziemlich alles ernten, was die Diskussion in Europa noch
zusätzlich anheizen wird?

Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutsch-
land ist verheerend und nachweislich hausgemacht. In
einer Entscheidung des Europäischen Rates wird im Ja-
nuar dieses Jahres ausgeführt, dass die Überziehung des
Etats und die Einnahmeausfälle in Deutschland nur zum
Teil mit konjunkturellen Faktoren erklärt werden kön-
nen. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen – diese
Entscheidung bewertet immerhin Ihre Politik –: Ein we-
nig mehr Selbstkritik und stille Einkehr hinsichtlich Ih-
rer eigenen Politik der vergangenen viereinhalb Jahre ist
an dieser Stelle sicher angebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Frau Hermenau, Sie haben vorhin sinngemäß gesagt,
dass sich dieses Land seit 1999 auf dem richtigen Weg
befindet. Der „Economist“ stellte bereits vergangenes
Jahr zur rot-grünen Politik fest:

Durch die Konjunkturschwäche Deutschlands wird
Westeuropa im kommenden Jahr das niedrigste
Wachstum einer Weltregion aufweisen. Durch die
Fehler dieser Regierung zieht Deutschland zurzeit
die Wirtschaft der Europäischen Union in die Tiefe.

Das ist die Antwort, die nicht nur wir Ihnen auf Ihre
Aussage geben. Die Situation ist schlimm und bedauer-
lich. Wir wünschten, sie wäre anders.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Generaldirektor für den Binnenmarkt in der EU
sagt im aktuellen „Focus“:


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(C (D Die deutsche Wachstumsschwäche droht die gesamte europäische Konjunktur in den Abgrund zu ziehen. Sie sollten in Ihren Zwischenrufen weniger zynisch ein. Es geht hier um sehr viel. – Diese Aussagen mahen doch mehr als deutlich, dass wir zwischenzeitlich icht mehr Betroffene, sondern vielmehr selbst Teil des roblems geworden sind. Es stünde Ihnen deshalb gut n, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Regierungsraktionen, nun nicht noch zusätzlich den Eindruck zu interlassen – es tut mir Leid, dies sagen zu müssen; ber so ist es –, Sie würden versuchen, Ihr eigenes Unermögen auszutricksen, indem Sie sich daran beteilien, die Stabilität unserer Währung neu zu definieren. In Ihrem Antrag sagen Sie noch mehr. Sie sprechen ämlich davon, dass die Bundesregierung mit ihrer Anahme des Defizitverfahrens für 2002 ein wichtiges Beenntnis zum Pakt in seiner bestehenden Form abgegeen habe. Ich sage es Ihnen ganz deutlich: Die egierung hat nicht ein Bekenntnis abgegeben, sondern ie ist einer puren Selbstverständlichkeit nachgekomen. Ich erinnere an das Verhalten der Bundesregierung m Zusammenhang mit dem blauen Brief vor einem ahr: Rollläden runter, Augen und Ohren zu, Annahme erweigert – frei nach dem Motto: Wir doch nicht! – Wo ar also Ihr wichtiges Bekenntnis zur Stabilität unserer ährung zum damaligen Zeitpunkt, als Sie den berech igten blauen Brief nicht annahmen? Meine sehr geehrten Damen und Herren, durch Ihren eutigen Antrag sind Sie nicht glaubwürdiger geworden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Zurufe von der SPD: Oh!)


ines wird in der Abfolge deutlich: Nicht nur Ihre jüngs-
en Äußerungen in der Presse, sondern auch die gesamte
ntwicklung zeigt auf, dass bei Ihnen fast schon System
ahinter steckt, das System, den Stabilitätspakt sehr be-
arrlich und mit allerlei beschönigenden Redewendun-
en durch neue Interpretationen im öffentlichen Be-
usstsein zu entwerten, Regeln nach Kassenlage zu
mgehen oder Verantwortung abzuschieben. Herr
ichel, dies haben Sie heute wieder eindrucksvoll getan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brau-
hen ein starkes Europa. Der Stabilitäts- und Wachs-
mspakt bildet die Grundlage der finanzpolitischen
olidarität und des Vertrauens nicht nur zwischen den
taaten der Eurogruppe, sondern vor allem auch auf den
inanzmärkten weltweit. Die Äußerungen in Ihrem An-
ag sind entweder überflüssig oder Sie wollen doch
ehr, als der Pakt schon heute zulässt. Genau dies ist zu

efürchten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504004700


Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.






(A) )



(B) )


Patricia Lips (CDU):
Rede ID: ID1504004800


– Ich sage nur noch ein paar Sätze. – Nehmen Sie uns
diese Befürchtung! Machen Sie Ihre Hausaufgaben im
Strukturbereich! Das ist das Einzige, was diesem Land
hilft. Unser Antrag wird Ihnen dabei eine psychologisch
wichtige Stütze bieten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Um Gottes willen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504004900


Frau Kollegin Lips, dies war Ihre erste Rede hier in
diesem Hohen Hause. Ich gratuliere Ihnen recht herzlich
und wünsche Ihnen politisch und persönlich alles Gute.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Persönlich schon!)


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/541 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir stimmen über Tagesordnungspunkt 4 b ab, über
die Beschlussempfehlung des Finanzausschusses zu der
Unterrichtung durch die Bundesregierung über die Ent-
schließung des Europäischen Parlaments zu der jährli-
chen Bewertung der Durchführung der Stabilitäts- und
Konvergenzprogramme, Drucksache 15/737. Der Aus-
schuss empfiehlt in Kenntnis der Unterrichtung, eine
Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der
Koalition bei Gegenstimmen der CDU/CSU und Enthal-
tung der FDP angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 18 a bis 18 d sowie
die Zusatzpunkte 2 a und 2 b auf:

18. a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD,
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der
FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Änderung des Gesetzes zur Neuregelung des
Schutzes von Verfassungsorganen des Bundes

– Drucksache 15/805 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Siebten Buches Sozialgesetzbuch und des
Sozialgerichtsgesetzes

– Drucksache 15/812 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ab-

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(C (D kommen vom 30. Juli 2002 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Französischen Republik über die deutsch-französischen Gymnasien und das deutsch-französische Abitur – Drucksache 15/717 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union d)

der Finanzen

Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2002 – Vorlage der Haushalts-
rechnung und Vermögensrechnung des Bun-
des (Jahresrechnung 2002)

– Drucksache 15/770 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

ZP 2 a) Erste Beratung des von den Abgeordneten
Barbara Wittig, Dr. Dieter Wiefelspütz,
Wilhelm Schmidt (Salzgitter), Franz
Müntefering und der Fraktion der SPD, den
Abgeordneten Hartmut Büttner, Dr. Angela
Merkel, Michael Glos und der Fraktion der
CDU/CSU, den Abgeordneten Silke Stokar
von Neuforn, Volker Beck (Köln), Katrin
Dagmar Göring-Eckardt, Krista Sager und der
Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN sowie den Abgeordneten Gisela Piltz,
Dr. Max Stadler, Dr. Wolfgang Gerhardt und
der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs
eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des
Stasi-Unterlagen-Gesetzes (6. StUÄndG)


– Drucksache 15/806 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der
SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Ersten
Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes

– Drucksache 15/810 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und
Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte. Interfraktionell wird vor-
eschlagen, die Vorlagen an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse zu überweisen. Sind Sie damit
inverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Über-
eisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a bis 19 i sowie
ie Zusatzpunkte 3 a bis 3 d auf. Es handelt sich um die
eschlussfassung zu Vorlagen, zu denen keine Aus-

prache vorgesehen ist.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Wir kommen zunächst zur Abstimmung über Tages-
ordnungspunkt 19 a:

Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Dritten
Gesetzes zur Änderung des Melderechtsrah-
mengesetzes

– Drucksache 15/536 –


(Erste Beratung 31. Sitzung)


Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 15/822 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Fograscher
Ralf Göbel
Silke Stokar von Neuforn
Gisela Piltz

Der Innenausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/822, den Gesetzentwurf
in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zu-
stimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Damit ist das Gesetz in zweiter
Beratung mit den Stimmen der Koalition und der CDU/
CSU bei Enthaltung der FDP angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen – Der Gesetzent-
wurf ist mit demselben Votum wie in der zweiten Bera-
tung angenommen.

Wir kommen nun zur Abstimmung über Tagesord-
nungspunkt 19 b:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Neuordnung des gesellschaftsrechtlichen

(Spruchverfahrensneuordnungsgesetz)


– Drucksache 15/371 –


(Erste Beratung 25. Sitzung)


Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 15/838 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Bernhard Brinkmann (Hildesheim)

Dr. Jürgen Gehb
Hans-Christian Ströbele
Rainer Funke

Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/838, den Gesetzentwurf
in der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejeni-
gen, die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zu-
stimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt da-
gegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit

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(C (D n zweiter Beratung mit den Stimmen aller Fraktionen ngenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? Der Gesetzenturf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenomen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19 c: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Arbeit – zu der Verordnung der Bundesregierung Achtundfünfzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung – zu der Verordnung der Bundesregierung Einhundertste Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – – zu der Verordnung der Bundesregierung Einhundertsechsundvierzigste Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste – Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz – – Drucksachen 15/291, 15/292, 15/293, 15/763 – Berichterstattung: Abgeordneter Erich G. Fritz Der Ausschuss empfiehlt, die Aufhebung der Verordungen auf den Drucksachen 15/291, 15/292 und 15/293 icht zu verlangen. Wer stimmt für diese Beschlussempehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen des ganzen auses angenommen. Wir kommen jetzt zu den Beschlussempfehlungen des etitionsausschusses. Ich rufe Tagesordnungspunkt 19 d auf: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 26 zu Petitionen – Drucksache 15/764 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 26 ist mit den Stimmen es ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19 e: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 27 zu Petitionen – Drucksache 15/765 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Die Sammelübersicht 27 ist ebenfalls mit den timmen des ganzen Hauses angenommen. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 28 zu Petitionen – Drucksache 15/766 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 28 ist ebenfalls mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 29 zu Petitionen – Drucksache 15/767 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 29 ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19 h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 30 zu Petitionen – Drucksache 15/768 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 30 ist mit den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen. Wir kommen zu Tagesordnungspunkt 19 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 31 zu Petitionen – Drucksache 15/769 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 31 ist mit den Stimmen der Koalition und der FDP bei Enthaltung der CDU/CSU angenommen. Wir kommen zu Zusatzpunkt 3 a: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 32 zu Petitionen – Drucksache 15/829 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Sammelübersicht 32 ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zu Zusatzpunkt 3 b: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 33 zu Petitionen – Drucksache 15/830 – t d t d t d F j h z K W Z I b (C (D Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 33 ist mit den Stimmen es ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zu Zusatzpunkt 3 c: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 34 zu Petitionen – Drucksache 15/831 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 34 ist mit den Stimmen es ganzen Hauses angenommen. Wir kommen zu Zusatzpunkt 3 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 35 zu Petitionen – Drucksache 15/832 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Die Sammelübersicht 35 ist mit den Stimmen er Koalition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der DP angenommen. Die Fraktion der CDU/CSU hat gebeten, die Sitzung etzt zu unterbrechen, damit sie eine Fraktionssitzung abalten kann. Der Wiederbeginn der Sitzung wird rechteitig durch Klingelsignal angekündigt. Die Sitzung ist unterbrochen. Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich rufe den Zusatzpunkt 4 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP Haltung der Bundesregierung zur Berufung des früheren Bundeswirtschaftsministers Werner Müller zum Vorstandsvorsitzenden des RAG-Konzerns Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der ollege Rainer Brüderle von der FDP-Fraktion das ort. (Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Die SPD traut sich gar nicht! Sie hat nur einen Redner und keiner kommt her!)


(9. Ausschuss)





(A) )


(B) )


(Unterbrechung von 12.33 bis 13.41 Uhr)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504005000


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1504005100


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir sind
eugen eines unglaublichen Skandals.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch möchte meine Rede mit einem entsprechenden Zitat
eginnen:






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
Ex-Wirtschaftsminister Müller hat dem Ansehen
der Regierung erheblichen Schaden zugefügt


(Dirk Niebel [FDP]: Und Deutschland!)


und Deutschland einen schlechten Dienst erwiesen.

Dies sagte der damalige Regierungssprecher Uwe-
Karsten Heye, der mit diesen Worten den Wechsel des
EU-Kommissars Bangemann in den Verwaltungsrat ei-
ner Telekommunikationsgesellschaft kommentiert hat.

Bangemann war lediglich zuständig für die Deregu-
lierung eines Marktes. Hier haben wir aber einen
ungleich dramatischeren Fall. Herr Müller hat die Ver-
längerung der Steinkohlesubventionen in Brüssel per-
sönlich ausgehandelt. Er hat diese Milliardensubvention
an die Ruhrkohle AG auszahlen lassen.


(Zuruf von der FDP: Hört! Hört!)


Sein Haus sprach sich für die Fusion von Eon und Ruhr-
gas – das neue Unternehmen hat einen Marktanteil von
85 Prozent – entgegen der Entscheidung des Kartellamts
und entgegen der Empfehlung der Monopolkommission
aus. Die Delegation auf den Staatssekretär im Wirt-
schaftsministerium wirkt vor diesem Hintergrund umso
peinlicher. Das ist die Dimension des Skandals.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Eilverfahren wurde die Fusion, die zu einem Un-
ternehmen mit 85 Prozent Marktanteil führte, noch vor
der Bundestagswahl durchgezogen. Der Eon-Vorstands-
vorsitzende Hartmann ist gleichzeitig der Aufsichtsrats-
vorsitzende der Ruhrkohle AG; denn über 40 Prozent
der Anteile an der Ruhrkohle AG hält Eon. Ein Schelm,
wer Böses dabei denkt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Soldatengesetz und im Beamtenrecht gibt es Kon-
kurrenzklauseln. Es gibt Tätigkeitsverbote für Beamte
und Mitarbeiter oder zumindest Übergangsfristen für
den Fall, dass sie im Anschluss an ihre Tätigkeit im öf-
fentlichen Dienst auf dem gleichen Feld tätig werden.
Bei dem, was hier passiert, gibt es noch nicht einmal
eine Schamfrist. Wie will ich das einem kritischen jun-
gen Menschen erklären? Bei ihm muss doch der Ver-
dacht aufkommen, hier werde quasi ein ordnungspoliti-
scher Judaslohn für vorherige Entscheidungen kassiert,
indem er anschließend dort Vorstandsvorsitzender wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie verkommen ist die deutsche Politik, dass in ihr so
etwas möglich ist und die Regierung dazu schweigt!
Wenn es um einen harmloseren Fall geht, der andere be-
trifft, wird wochenlang eine Kampagne geführt. Wenn es
um die eigenen Leute geht und Herr Müller dort unterge-
bracht wird, herrscht Funkstille und dann ist alles in
Ordnung und prima.

Gemäß Umfragen aller demoskopischen Institute
trauen 50 Prozent der Bevölkerung allen Parteien nichts
Rechtes mehr zu. Durch Ihr Verhalten ist wieder ein
Stein gelegt worden, mit dem das Vertrauen in die deut-

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(C (D che Politik erheblich beschädigt wird. Das ist ein mieser til! Es ist ein pharisäerhaftes Verhalten der Regierung, ich im Fall Bangemann aufzublasen – der Regierungsprecher drohte sogar rechtliche Konsequenzen an – und ier Mist hoch fünf zu machen und dazu zu schweigen. an findet dies in Ordnung und sogar die grünen Oberoralisten finden es gut, dass Herr Müller wieder einen ob hat. Das ist wirklich keine angemessene Verhaltenseise. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Es zeigt sich, wie ein Filz aus Montanmitbestimmung,
ewerkschaften, Sozialdemokraten und von Subventio-
en des Staates abhängigen Unternehmen


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich weiß nicht, was Sie wollen!)


ier ein Netzwerk installiert, das eine der Ursachen dafür
st, weshalb wir nicht nur im Ansehen, sondern auch bei
er wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht mehr frü-
ere Größenordnungen erreichen können. Dies ist die
euerste ABM-Maßnahme, die es je in Deutschland gab.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine solche Politik ist problematisch. Die Steinkohle-
ubventionen müssten aufgrund dieses Verhaltens sofort
estrichen werden. Sie werden volkswirtschaftlich un-
innig verwendet. Wir haben nicht hinreichend Geld für
ildung und Ähnliches; aber im Steinkohlebereich wird
ie Gewährung von Subventionen verlängert. Zudem
ibt es einen Deal: Die Holländer, die Italiener und die
ranzosen dürfen die Zahlung von Dieselsubventionen
n ihre Spediteure zulasten der deutschen Spediteure
zw. Brummifahrer verlängern, damit wir die Gewäh-
ung der unsinnigen Steinkohlesubventionen fortführen
önnen. Derjenige, der dafür die Verantwortung trägt
nd ermöglicht hat, dass die Ruhrkohle AG mithilfe von
illiardensubventionen arbeiten kann, hat sich quasi

orher durch die Gewährung von Subventionen für die
teinkohle seine eigenen Vorstandsbezüge gesichert.


(Dirk Niebel [FDP]: Unglaublich!)


Das ist keine Rechtsfrage; das mag rechtlich nicht an-
reifbar sein.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ach!)


ber dies ist ein hundsmiserabler Stil. Wie wollen wir
ertrauen in den Staat und in die Politik schaffen, wenn
berste Führungskräfte in Deutschland, Minister des
undes, solch eine Verhaltensweise an den Tag legen?
as ist unglaublich. Das ist ein Tiefgang, wie wir ihn in
eutschland noch nie erlebt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Regierung schweigt. Wenn ein solches Vorgehen
it dem Filz aus Gewerkschaften, Mitbestimmung und

er Ruhrkohle zu tun hat, ist es offenbar in Ordnung. Bei






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
anderen Dingen hat man ganz schnell eine hohe Tonlage
und kritisiert es.


(Dirk Niebel [FDP]: Scheinheiligkeit hoch drei!)


Wenn Herr Müller Anstand hätte, würde er diese Be-
rufung nicht annehmen und sagen: Das geht nicht. So
kann man nicht vorgehen. Ich kann nicht jahrelang in
diesem Bereich tätig sein und für ein Mammutunterneh-
men die Weichen stellen und mich dann anschließend in
das offenbar selbst vorbereitete Nest setzen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist eine moralische Katastrophe. Das ist zutiefst un-
anständig und hat mit Ordnungspolitik, mit der
Grundausrichtung der deutschen Wirtschaftspolitik über-
haupt nichts zu tun. Im Gegenteil!


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das passt aber zu dem Mann!)


Ich finde es äußerst bedauerlich. Die Regierung hat
jetzt die Chance, dazu eine Erklärung abzugeben. Beim
Fall Bangemann haben Sie die Backen dick aufgeblasen.
Bei diesem Fall ging es um vielleicht 5 Prozent von dem,
was jetzt vor uns liegt. Wenn es die Roten betrifft, ist al-
les in Ordnung. Wenn es um die anderen geht, ist es
schändlich. Pfui Teufel!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504005200


Das Wort hat jetzt der Kollege Wilhelm Schmidt von
der SPD-Fraktion.


Wilhelm Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1504005300


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Von Herrn
Brüderle etwas über Moral und Stilfragen zu hören ist
fast witzig. Denn Sie sind diejenigen, die uns am aller-
wenigsten belehren sollten.


(Dirk Niebel [FDP]: Darüber, was Sie hier machen, kann man überhaupt nicht lachen!)


Ich könnte Ihnen lange Storys über Herrn Friderichs, Herrn
Bangemann, Herrn Möllemann und Herrn Haussmann er-
zählen. Alle sind aus Ihren Reihen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das rechtfertigt das doch nicht!)


Herr Rexrodt ist sicherheitshalber gar nicht hier, damit er
auf seine intensive Verflechtung mit der Wirtschaft nicht
angesprochen werden kann. Sie sollten uns also gar
nichts erzählen.

Ferner denke ich, dass wir im Bundestag wahrhaftig
Besseres zu tun haben. Es gab gestern eine Aktuelle
Stunde der CDU/CSU. Auch die war wieder ziemlich
aufgeblasen. Zum wiederholten Male wurden Haushalts-
fragen auf den Tisch gepackt, die Sie alle längst geregelt
wissen.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der CDU/CSU: Geregelt?)


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(C (D Wir haben heute Morgen über den Stabilitätsund achstumspakt gesprochen; auch das war eine überflüs ige Debatte, wie sich erwiesen hat. Sie versuchen, von hrer Konzeptionslosigkeit und Schwäche abzulenken. (Dirk Niebel [FDP]: Sagen Sie etwas zum Thema!)


eshalb kommen Sie auf das Thema „Berufung von
errn Müller zum Vorstandsvorsitzenden der RAG“ für
ie Aktuelle Stunde.

Ich kann nur sagen: Es entlarvt Sie und stinkt ohne
nde zum Himmel. Wir haben Ihnen daher nur Folgendes
u erklären: Erstens ist der Vorgang rechtlich einwand-
rei. Zweitens, sind der Bundestag und die Bundesregie-
ung nicht die Oberaufseher deutscher Unternehmen.
rittens ist es gut, dass wir uns auch dieser Debatte wid-
en, aber nicht in dem Maße, wie Sie es wünschen;

enn Sie blasen ein parlamentarisches Instrument auf.


(Dirk Niebel [FDP]: Finden Sie es gut oder nicht?)


raußen im Land fragen die Menschen: Haben die
ichts Besseres zu tun? Wir sagen eindeutig: Ja, wir
chon, die FDP offensichtlich nicht. Da sich die CDU/
SU mit fünf Rednern beteiligt, hat offensichtlich auch
ie andere Oppositionspartei nichts Besseres zu tun.

Kehren Sie vor Ihrer eigenen Haustür! Lassen Sie die-
en Unsinn! Lassen Sie uns zu seriöser Politik, zu der
ie offensichtlich nicht fähig sind, möglichst bald zu-
ückkehren.


(Dirk Niebel [FDP]: Kein Wort zum Thema!)


ann werden wir der Sache entsprechend Rechnung tra-
en.


(Dirk Niebel [FDP]: Die SPD kneift! – Weitere Zurufe von der FDP: Feigheit ist das! – Scheinheiligkeit!)


Ihre Zwischenrufe kennen wir alle schon. Auch das
acht die Sache nicht besser. Wir werden uns dieser Ak-

uellen Stunde nicht widmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Wer die Hosen voll hat, hat nichts mehr zu reden! – Gegenruf des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Noch ein Moralist!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504005400


Das Wort hat jetzt der Kollege Hartmut Schauerte von
er CDU/CSU-Fraktion.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1504005500


Herr Kollege Schmidt, die Sache ist wirklich nicht
itzig,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Doch!)


ber sie stinkt zum Himmel;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


o nehme ich Ihre beiden Begriffe auf.






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte
Ich wundere mich nicht, dass nur einer von Ihnen re-
det. Die anderen wollten es nicht, weil es ihnen zu pein-
lich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Völlig unsinnig!)


Ich kann die Hoffnung nicht aufgeben, dass Sie eines Ta-
ges die Messlatte gleichmäßig anlegen werden und nicht
wie jetzt einmal so und einmal anders.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir beschäftigen uns nicht mit diesem Unsinn, weil wir Besseres zu tun haben!)


Deswegen darf ich noch einmal auf den Fall Bangemann
abstellen:

Im Jahr 1999 wollte Bangemann zur Telefónica nach
Spanien. Heide Simonis, Ihre tüchtige Ministerpräsiden-
tin, sah in Bangemanns Verhalten eine „Verrohung der
Sitten“.

Manche handeln so undurchschaubar wie eh und je
und sind vor allem daran interessiert, irgendwie ir-
gendetwas für sich herauszuholen.

So lautet der Originalton von Heide Simonis.

Ich könnte jetzt viele andere nennen, zum Beispiel
Verheugen: Es gab eine Sondersitzung der 15 EU-Bot-
schafter, um ein Verfahren gegen Bangemann anzustren-
gen, damit ihm die Pensionsansprüche aberkannt wür-
den. Das war die breite Stimmungslage in der deutschen
Sozialdemokratie.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das können wir bei Müller auch machen! Das wäre etwas Neues!)


In der „Süddeutschen Zeitung“ von damals gab es
eine schöne Zusammenfassung; dort heißt es in Bezug
auf Ihre Fraktion und Partei:

Empörung löste vor allem aus, dass er damit genau
in jenem Bereich arbeiten wird, für den er bei der
EU seit 1992 die Verantwortung hatte.


(Dirk Niebel [FDP]: Ach? So ist das?)


Wenn das damals galt, dann gilt das auch heute.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ihr Minister ist aus der Veba, heute Eon, gekommen und
hat vier Jahre als Minister gearbeitet, und zwar erkenn-
bar monopolnah und liberalisierungsfeindlich. Die Libe-
ralisierung der Elektrizitätsmärkte hat in allen Bereichen
schweren Schaden genommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Er war sehr „nützlich“. Dann kam das Kartellverfahren
bzw. die Ministererlaubnis. Wir haben ihm schon vor der
Erteilung der Ministererlaubnis gesagt, er möge definitiv
erklären, dass er bei keinem der in diesem Verfahren Be-
teiligten später in Lohn und Brot sein wird. Das haben
wir ihm öffentlich hier im Haus gesagt.

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(C (D Das Ergebnis war: Er stand vor einem Problem und at das nicht selber gemacht, sondern seinem Staatsseretär Tacke übertragen. Es wurde eine bis heute rechtsidrige Ministererlaubnis erteilt. Das Verfahren ist nur eendet worden, weil gekauft wurde, weil die Kläger geen diese rechtswidrige Entscheidung abgefunden wuren. Federführend verantwortlich, Frau Kollegin ustedt, war Minister Müller. Jetzt gibt es das Schweigen der Grünen, Das Schweigen der Lämmer“, das Schweigen der Grüen, das Schweigen der grünen Lämmer: Wo sind Sie it Ihrem Sauberkeitsanspruch geblieben? Das Problem ird noch viel größer: Überlegen Sie, was ein normaler eamter zu bedenken hat. Dieser Minister war nicht einal Abgeordneter, er war nur Minister, eigentlich war er eamter, und was für einer. In § 69 a Bundesbeamtengesetz – Tätigkeit nach Bendigung des Beamtenverhältnisses – steht: Ein Ruhestandsbeamter oder früherer Beamter mit Versorgungsbezügen, der nach Beendigung des Beamtenverhältnisses innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren ... außerhalb des öffentliches Dienstes eine Beschäftigung oder Erwerbstätigkeit aufnimmt, die mit seiner dienstlichen Tätigkeit in den letzten fünf Jahren vor Beendigung des Beamtenverhältnisses im Zusammenhang steht und durch die dienstliche Interessen beeinträchtigt werden können, hat die Beschäftigung oder Erwerbstätigkeit der letzten obersten Dienstbehörde anzuzeigen. Hier ist die Bundesregierung gefragt. Die Bundesreierung muss sich dazu äußern, ob sie das, was hier pasiert, begrüßt oder nicht. ie Berufung erfolgt nicht wegen der schönen Augen on Herrn Müller, sondern weil er für das Unternehmen uhrkohle AG aufgrund seiner früheren Tätigkeit als inister und der damit verbundenen besten Beziehun en zum Haus mit Blick auf die nächsten Subventionsntscheidungen nützlich sein soll. Das ist eine dienstlihe Angelegenheit. Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Monopolminisr Müller ist nun nach einer vierjährigen Entleihung eine Zeit, in der er die Energiemonopole gestärkt hat – och bezahlt in die Monopole zurückgekehrt. enau diese Kurve ist er gefahren. Das hat nichts damit zu tun, dass wir eine Wechselbeiehung zwischen Politik und Wirtschaft wollen. So rob, so plump, so durchsichtig und so voller Bezieungsgeflecht, das der Steuerzahler zu bezahlen hat, haen wir das in diesem Lande noch nicht erlebt. Das ist in Anschlag auf Sauberkeit. Hartmut Schauerte Wenn ich höflich bin, (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das können Sie überhaupt nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Dirk Niebel [FDP]: Die kneifen doch!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist Filz!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


sage ich: Es riecht nach einer verfeinerten Art von Kor-
ruption. Wenn ich brutal bin, müsste ich sagen: Dies ist
auf höchster Ebene korruptes Verhalten. Anders kann
man das nicht bewerten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch unglaublich!)


Ich bitte Sie darum, das zu klären. Das ist noch nicht
das Ende der Debatte. Sie brauchen nicht zu glauben,
dass das Thema schnell an Ihnen vorbeiginge, nur weil
Sie lediglich einen Redner in die Debatte schicken. Das
Thema bleibt. Ob sich die Ruhrkohle AG mit einer sol-
chen Entscheidung einen Gefallen in Bezug auf die
Durchsetzung ihrer berechtigten Ziele getan hat, wird die
Zukunft zeigen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Fragen Sie mal Herrn Göhner, was der als Hauptgeschäftsführer eines Verbandes im Plenum macht! Aktuelle Stunden zu diesen Themen können Sie jede Woche haben!)


Es ist ein unerträglicher Vorgang.

Herr Schmidt, wenn ich Ihnen das noch sagen darf:
Was mich besonders stört


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wieder brutal?)


– nein, ganz nachdenklich –, ist, dass dieses Thema Ihre
Partei angeblich oder tatsächlich überhaupt nicht zu inte-
ressieren scheint. In Europa sollen demnächst Kommis-
sare eine Auszeit von mindestens einem Jahr nehmen
müssen. Das ist so eine Art Schamfrist. Sie müssen we-
nigstens eine Kurve fahren. Warum machen wir in
Deutschland nichts Vergleichbares? Warum sagen wir
nicht, dass eine neue Tätigkeit in einer so unmittelbaren
Nähe zur vorhergehenden Tätigkeit nicht erlaubt ist? –
So jemand muss auf die Wartebank.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504005600


Herr Kollege Schauerte, die Zeit ist abgelaufen.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1504005700


Ich komme zum Schluss. – Mindestens das wäre nö-
tig. Denken Sie einmal darüber nach.

Wir denken über Corporate Governance, über Trans-
parenz, über eine neue Unternehmenskultur nach und
dann kommen Sie hier mit einer Parteibuchwirtschaft
und einer Klüngelwirtschaft, die alles platt macht. Es ist
peinlich, peinlich, peinlich!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504005800


Das Wort hat die Kollegin Michaele Hustedt, Bündnis 90/
Die Grünen.

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(C (D (Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das Schweigen der grünen Lämmer! Erinnern Sie sich an das Zitat, Frau Hustedt!)



Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504005900


Ich komme gleich noch zu Ihnen, Herr Schauerte.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir disku-
ieren hier, ob es verwerflich ist, dass der ehemalige

irtschaftsminister jetzt Chef der RAG wird. In der Tat
ind die Grünen in solchen Dingen moralisch sehr rigide.
ch persönlich zum Beispiel achte sehr penibel darauf,
ass ich an meinem Engagement für Erneuerbare Ener-
ien nichts, aber auch gar nichts verdiene. Weder sitze
ch in Aufsichtsräten noch investiere ich zum Beispiel in

indparks oder dergleichen mehr, obwohl viele auf
ich zukommen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Das reicht nicht aus, wenn man regiert! – Dirk Niebel [FDP]: Es geht um Herrn Müller!)


Ich weiß. Deswegen diskutiere ich gern über solche
inge. Immerhin ist gerade das Verhältnis zwischen Ener-
iewirtschaft und Politik


(Dirk Niebel [FDP]: Das Interesse bei den Grünen ist nicht groß!)


och aus der Monopolzeit


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Höchst problematisch!)


ußerordentlich problematisch – da stimme ich Ihnen
u – und sie sind außerordentlich eng verwoben.

Allerdings diskutiere ich nicht mit der FDP in solch
iner Aktuellen Stunde über eine solche Vorlage. Sie
einen scheinheilige Krokodilstränen und zetteln hier

ine verlogene Debatte an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

und bei der SPD)

s sind doch Sie, die in der Theorie immer ideologisch
ordern, wir brauchen fließende Übergänge zwischen

irtschaft und Politik, einen Austausch der Eliten. Und
s sind Sie, die das nicht nur fordern, sondern in hohem
aße auch praktizieren.

Sie haben den Namen Bangemann schon selbst ins
piel gebracht, wohl wissend, dass dies das beste Bei-
piel ist. Der kurzfristige Wechsel von der EU-Kommis-
ion zur spanischen Firma Teléfonica war seinerzeit ein
iesenskandal.

Ich möchte weitere Beispiele nennen. Sie kennen
och bestimmt den Nachwuchsstar und Hoffnungsträger
er FDP in Nordrhein-Westfalen, Andreas Reichel, da-
als Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen.

ch frage Sie: Wo ist der gelandet, nachdem die FDP
icht mehr in den Landtag gekommen war?


(Rainer Brüderle [FDP]: Wo ist Frau Röstel?)


r ist Pressesprecher bei der RAG geworden. Und was
at er – das unterscheidet ihn von Frau Röstel – außer-






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt
dem gemacht? Gleichzeitig war er Schatzmeister bei
Herrn Möllemann.


(Dirk Niebel [FDP]: Was ist denn jetzt mit Herrn Müller?)


Inzwischen ist er zurückgetreten wegen der illegalen
Finanzgeschäfte von Möllemann.

Ein anderes Beispiel: Ihr Bundestagskollege Rexrodt
sitzt in sieben Aufsichtsräten. Unter anderem ist er Teil-
haber der PR-Agentur WMP Wirtschaft, Medien und
Politik, bei der er pro Jahr rund 740 000 DM, etwa die
Hälfte in Euro, verdient.


(Peter Dreßen [SPD]: Erhält, nicht verdient! Jetzt wissen wir, wo die Millionen herkommen!)


Wen berät diese Firma? Sie berät zum Beispiel Firmen
wie Eon und BP. Erinnern wir uns an die Debatte über
die Eon-Ruhrgas-Fusion im Wirtschaftsausschuss, Herr
Brüderle. Damals sind die Grünen aufgestanden und ha-
ben gesagt: Wir wollen über diese weit reichende Ange-
legenheit diskutieren. Ich bin persönlich auf Sie zuge-
gangen. Daraufhin hat Herr Rexrodt, der an der Beratung
von Eon verdient, während er gleichzeitig Mitglied des
Bundestages ist, eingegriffen und jede Diskussion im
Wirtschaftsausschuss unterbunden.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Hört! Hört!)


Öffentlich hat er sich dann geäußert, dass er die Fusion
von Eon und Ruhrgas voll unterstützt.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Hohepriester der Marktwirtschaft!)


So ist die Realität: Sie bekleiden die Posten nicht nachei-
nander, sondern gleichzeitig – und beginnen dann hier
eine so scheinheilige Debatte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Jetzt einmal – Herr Schauerte weiß schon, was nun
kommt – zur CDU:


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Glashaus!)


Wie war das denn da? Ich weiß, dass Sie, Herr
Schauerte, dieser Fusion kritisch gegenübergestanden
haben. Aber auch Sie haben einen Maulkorb verpasst be-
kommen, nämlich von Ihrem Kollegen Wissmann. Herr
Wissmann ist, wie Sie wissen, Teilhaber einer Kanzlei,
die BP vertritt. BP wiederum hat an der Fusion von Eon
und Ruhrgas mit verdient, weil sie die Aral-Tankstellen
bekommen hat.

Deshalb sage ich: Die Debatte, die Sie hier führen, ist
hochgradig scheinheilig.


(Dirk Niebel [FDP]: Was ist denn jetzt mit Herrn Müller?)


Einen Anlass für eine Aktuelle Stunde bietet das Ganze
in keinem Fall.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Alles Müller, oder was?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504006000


Das Wort hat jetzt die Kollegin Gudrun Kopp von der
DP-Fraktion.


(Peter Dreßen [SPD]: Die klärt uns jetzt über Rexrodt auf!)



Gudrun Kopp (FDP):
Rede ID: ID1504006100


Herr Präsident! Sehr geehrte Herren und Damen!
iebe Kollegin Hustedt, Sie haben lange über alle mögli-
hen Sachverhalte referiert, ohne sie korrekt zu schildern.
ch erinnere Sie zum Beispiel daran, dass der Kollege
exrodt nicht Mitglied des Wirtschaftsausschusses ist.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das fehlte noch!)


n die Debatte eingegriffen hat er seinerzeit bestimmt
icht.

Liebe Frau Hustedt, Sie haben es versäumt, sich klar
u der Frage zu äußern, wie die Grünen dazu stehen,
ass Herr Müller zur RAG wechselt. Weil Sie es damit
aben bewenden lassen, Ihre persönliche Befindlichkeit
u äußern, will ich Ihnen ein bisschen auf die Sprünge
elfen: Ihr Kollege Hubert Ulrich, mittelstandspoliti-
cher Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, hat sich
ich meine, es war in der „Süddeutschen Zeitung“ –

anz klar gegen diese neue Jobvermittlung zugunsten
on Herrn Müller gewandt.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: War der in der PSA oder was?)


enau das ist Gegenstand der heutigen Debatte. Die Prä-
enz hier im Plenum zeigt, wie sehr das Thema die SPD
nd die Grünen interessiert. Das finde ich mehr als be-
chämend.


(Dirk Niebel [FDP]: Die schämen sich, deswegen kommen die gar nicht mehr her!)


Im Kern geht es um die Frage: Wem nützt diese No-
inierung von Herrn Müller als Chef der RAG? In dem
usammenhang ist es natürlich interessant, zu wissen,
ie es mit der Steinkohlesubvention weitergeht.
,6 Milliarden Euro allein in diesem Jahr sind kein Pap-
enstiel; das ist eine Subventionierung von derzeit unge-
ähr 80 000 Euro pro Arbeitsplatz. Die Bundesregierung
at absolut keinen Plan. Sie weiß noch nicht einmal, wie
s nach dem Jahr 2005 weitergehen soll.


(Beifall bei der FDP)


as ist mehr als unverantwortlich. Wer glaubt, dass Herr
üller als RAG-Chef ein Konzept zum Abbau von Sub-

entionen vorlegen wird, der wird eines Besseren belehrt
erden. Sie spielen sich einander die Bälle zu, von der

inen wie der anderen Richtung. Genau das ist es, womit
ir unsere Zukunft verspielen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Gudrun Kopp
Angesichts des Ministerentscheids des vergangenen
Jahres, an dem Herr Müller ganz entscheidend mitge-
wirkt hat, kann ich aus heutiger Sicht nur sagen – das ist
meine Überzeugung –: Wir sollten auf Ministerent-
scheide verzichten


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


und solche Eingriffe in das Marktgeschehen nicht länger
zulassen. Dafür gibt es das Bundeskartellamt, das ja sei-
nen Aufsichtspflichten auch hervorragend gerecht wird.
Dort sollte man tätig werden. Das Instrument des Minis-
terentscheids ermöglicht, dass die Politik direkt auf
Marktentscheidungen einwirken kann. Ich bin davon
überzeugt, das es besser wäre, wenn man dies abschaffen
würde.

Zu einem weiteren Punkt: Denken Sie einmal zurück,
wofür sich Herr Müller als Minister eingesetzt hat! Er
hat auf EU-Ebene in Brüssel immer dafür gekämpft
– das hat Rainer Brüderle eben richtig gesagt –, dass die
Subventionen auch weiterhin gezahlt werden dürfen. Im
Gegenzug wurden – das war eine der Auswirkungen –
Frankreich und Italien Sonderregelungen bei der Mine-
ralölsteuer zugestanden.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: So etwas hätte Bangemann nie gemacht!)


Darüber hinaus war Herr Müller verantwortlich für
weitere Subventionen. Ich erinnere nur an das Erneuer-
bare-Energien-Gesetz, mit dem er ein weiteres riesen-
großes Subventionsfass aufgemacht hat. Diese Zusam-
menhänge muss man sehen.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie machen sich hier doch nur lächerlich!)


Ich glaube nicht, dass er nun in der Lage sein wird, Sub-
ventionen abzubauen und sich auf neue Herausforderun-
gen einzustellen, die ein zukunftsfähiges Wirtschaften
ermöglichen. Das hat direkte Auswirkungen auf die Po-
litik, beeinflusst unseren Haushalt und wird uns zum
Nachteil gereichen. Herr Müller ist eben kein „Mann für
alle Fälle“, wie das neulich eine Zeitung getitelt hat. Je-
denfalls ist er kein Mann für den Bergbau. Herr Müller
ist ein Mann mit Vergangenheit und verkörpert die Ver-
gangenheit noch heute.

Ich glaube, dass der Tatbestand seiner Berufung für
die Politik insgesamt ein weiteres Maluszeichen ist. Ich
gebe Herrn Brüderle wie auch den Vorrednern von der
CDU/CSU-Fraktion völlig Recht: Wir alle nehmen so
Schaden. Ich kann deswegen an den Bundeskanzler, dem
nachgesagt wird, ein besonders gutes Verhältnis zu
Herrn Müller zu haben, nur appellieren, Herrn Müller zu
raten, davon abzusehen, diese Position für sich zu rekla-
mieren. Dies würde Schaden vermeiden helfen. Ich kann
nur hoffen, dass es demnächst zu einem radikalen Sub-
ventionsabbau kommen wird.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Scheinheilige Bande!)


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(C (D ir von der FDP-Fraktion legen schon seit langem zuunftsfähige Konzepte dazu vor und fahren in dieser rage einen stringenten Kurs. Vielen Dank (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr stringent!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504006200


Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Joachim Pfeiffer
on der CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1504006300


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
en! Per se ist ein Wechsel von der Politik in die Wirt-
chaft oder umgekehrt nicht schlecht. Mehr noch: Wir
rauchen in Deutschland dringend eine gegenseitige Be-
ruchtung und einen Austausch zwischen Politik und

irtschaft. Wohin es führt, wenn der wirtschaftliche
achverstand in der Politik zu kurz kommt, sieht man
indrucksvoll an dem Kurs der rot-grünen Bundesregie-
ung: Mit einer Mischung aus Murks und Marx und dem
erumdoktern an Symptomen, ohne eine klare wirt-

chaftspolitische Linie, führen Sie Deutschland nicht nur
ußenpolitisch, sondern auch wirtschaftlich ins Abseits.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wirtschaftspolitische Kompetenz, Erfahrung oder gar
ührungserfahrung? – Fehlanzeige auf der ganzen Linie!
ompetenz – dieses Wort muss man in diesem Fall in
nführungszeichen setzen – beschränkt sich bei Ihnen

uf die Beteiligung von Gewerkschaftsfunktionären.
irtschaftlicher Sachverstand und frisches Blut sind hier

berfällig.

Herr Müller verfügt ohne Zweifel über einen gewis-
en Erfahrungsschatz in Politik und Wirtschaft. Er kann
ilowatt und Kilowattstunde unterscheiden, vielleicht

uch Bilanzen lesen und er weiß, wie Politik funktio-
iert. Das ist gut und das kritisiere ich nicht – im Gegen-
eil. Es hat aber doch ein sehr starkes Gschmäckle, wie
an es im Schwäbischen sagen würde, wenn jemand,

er die Rahmenbedingungen bis vor wenigen Monaten
enn nicht gesetzt, so doch zumindest politisch zu ver-

ntworten hatte – Eon und der Zusammenhang mit der
ohleförderung wurden genannt –, ein paar Monate spä-

er an die Spitze gerade des Unternehmens berufen wird,
as der größte Profiteur der gesamten Aktivitäten im Mi-
isterium war.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es mag sein, dass dies keine Rechtsfrage ist: zumin-
est aber moralisch wäre es dringend geboten, zu sagen,
ass man ein solches Amt nicht antritt. In jedem Unter-
ehmen gibt es Konkurrenzausschlussklauseln, die so et-
as verbieten. Wenn jemand in einem Unternehmen der
nergieversorgung als Vorstand tätig war, kann er nicht
hne Weiteres ein halbes Jahr später in einem Konkur-
enzunternehmen die gleiche Vorstandstätigkeit ausüben.
as gebietet das Recht; vor allem aber gebietet dies auch
er moralische Anstand.






(A) )



(B)


Dr. Joachim Pfeiffer
Neben diesem moralischen Aspekt stellt sich für die
Ruhrkohle Aktiengesellschaft allerdings auch die Frage,
ob Herr Müller der richtige Mann ist. Mit stetig wach-
sender Tendenz werden bereits heute zwei Drittel des
Umsatzes der RAG in den Geschäftsfeldern Chemie und
Immobilien erwirtschaftet. Nur ein Drittel des Umsatzes
wird im Geschäftsfeld Kohle und Bergbau im weiteren
Sinne erwirtschaftet. Hier stellt sich doch zu Recht die
Frage, ob der andere einschlägige Kandidat, der jetzt
schon für den größeren Geschäftsbereich verantwortlich
ist, nicht die bessere Wahl für die Ruhrkohle Aktienge-
sellschaft gewesen wäre.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben weder Sie noch wir zu entscheiden!)


Das muss das Unternehmen aber selbst entscheiden.

Auch der nächste Punkt sollte Sie interessieren; er
muss ausgeräumt und geklärt werden. Es liegt doch die
Vermutung nahe, dass dieser Deal von langer Hand aus-
geheckt und vorbereitet wurde. Kann es nicht sein, dass
die SPD über ihre fünfte Kolonne – die Gewerkschaften –
und die Montanmitbestimmung hier ihre Finger im Spiel
hatte und jetzt ihr parteipolitisch motiviertes Süppchen
kochen will?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Die Frage ist durchaus berechtigt! – Dirk Niebel [FDP]: Eine Hand wäscht die andere! Man kann es nur wiederholen! – Dr. Rainer Wend [SPD]: Mach uns fertig! Schlag uns! Peitsch uns! Gib uns Tiernamen! – Ute Kumpf [SPD]: Der Herr Pfeife!)


– Frau Kumpf, Sie gehören auch zu der Spezies, die au-
ßer ihrer Gewerkschaftserfahrung wenig in den Bundes-
tag einzubringen hat.

Es ist doch auffällig, wie offensichtlich die Gewerk-
schaften den Herrn Müller hier auf den Thron gehoben
haben. Dies muss geklärt werden. Es ist Ihre und nicht
unsere Aufgabe, dies zu tun. Dem können Sie nicht aus-
weichen, indem Sie sich nicht an der Debatte beteiligen
und indem Sie versuchen, diesem Thema aus dem Weg
zu gehen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie wollen die Gewerkschaften weghaben!)


Abschließend fordere ich die Bundesregierung auf
– Frau Kopp hat es bereits angesprochen –, schnellst-
möglich ernsthafte Verhandlungen über den Anschluss
an den Kohlekompromiss über das Jahr 2005 hinaus zu
führen und diesem Haus endlich einmal Vorschläge zu
unterbreiten.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie verwursten alle Themen an der falschen Stelle!)


Die Beschäftigten der RAG haben Anspruch auf Pla-
nungssicherheit – nicht nur Herr Müller, der diese in Form
eines Fünfjahresvertrages als Vorstandsvorsitzender er-
hält. Die Kumpels, die in diesem Bereich beschäftigt sind,
haben Anspruch auf eine verlässliche Perspektive. Sie

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(C (D üssen wissen, wie es angesichts der Degression mit ihem Arbeitsplatz weitergeht. Sie sind gefordert, hier endlich Vorschläge zu mahen; dem können Sie nicht mehr ausweichen. Sie müsen sich an dieser Diskussion und Debatte beteiligen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das wird aber bestimmt nicht durch eine Aktuelle Stunde ausgelöst!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504006400


Das Wort hat jetzt der Kollege Hans Michelbach von
er CDU/CSU-Fraktion.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Das ist auch so ein unabhängiger Abgeordneter, der nichts mit Verbänden zu tun hat!)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1504006500


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
en! Es gibt keinen Zweifel: Die Berufung des früheren

irtschaftsministers Werner Müller zum neuen Vor-
tandschef des Chemie- und Bergbaukonzerns RAG ist
in schlimmer Bärendienst für die gesamte deutsche
irtschaft


(Lachen des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD])


nd zeugt von Unsensibilität. Das Verflechtungskartell,
as zu dieser Berufung beigetragen hat, muss aufgelöst
erden. Personeller Austausch von Wirtschaft und Poli-
k? – Ja, aber keine undurchsichtige Kungelei. Wir müs-
en daran interessiert sein, dass diejenigen aus dem Un-
rnehmertum, aus dem Mittelstand, die sich politisch

ngagieren, ihre Aktivitäten so durchsichtig gestalten,
ie wir das mit der Veröffentlichung im Bundestags-
andbuch machen. Ein Deckmantel an Verflechtungen,
ie er bei Herrn Werner Müller zu beobachten ist, kann
agegen nicht gutgeheißen werden.

Diese heutige Debatte


(Ute Kumpf [SPD]: Ist unnötig!)


t wichtig und notwendig. Wir brauchen Sauberkeit in
er Wirtschaft und in der Politik.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Kehren Sie mal vor Ihrer eigenen Tür!)


arauf haben unsere Bürger Anspruch. Dies darf nicht
infach abgetan werden; denn der Bürger und die mittel-
tändischen Betriebe zahlen sonst die Zeche.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sagen Sie doch mal etwas zu den Arbeitgeberverbänden, Herr Michelbach!)


ie unternehmerische Ethik – Vorbild für die soziale
arktwirtschaft – wird durch solche Vorgänge schwer-
iegend beschädigt.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Pharisäer!)

)






(A) )



(B) )


Hans Michelbach
Natürlich ist es in Ordnung, wenn sich jemand aus der
Politik ehrenamtlich engagiert. Das Engagement muss
nur bekannt gemacht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ganz anders aber war es bei diesem Verflechtungskar-
tell. Als Mittelständler bin ich über diese unsaubere Pos-
tenschieberei zutiefst betroffen. Dem Unternehmertum
wird nachhaltiger Schaden zugefügt. Alle Kräfte dieses
Hauses sollten daran interessiert sein, dass diese Sachen
aufgedeckt, beim Namen genannt und rückgängig ge-
macht werden. Deshalb bin ich für die heutige Gelegen-
heit ausgesprochen dankbar.

Anlass, kritische Fragen zu stellen, gibt es genug: Hat
Herr Müller seinen neuen Chefsessel durch eine Schmie-
renkomödie erreicht? Ist es inzwischen so weit gekom-
men, dass in Deutschland Mitglieder der Bundesregie-
rung käuflich sind? Hat sich Herr Müller einen
wohldotierten Arbeitsplatz in der Energieindustrie schon
zu seiner Zeit als Bundeswirtschaftsminister durch Will-
fährigkeit gesichert?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist eine unbewiesene Behauptung! Unglaublich!)


Ist Müllers neue Position ein Dankeschön aus der Ener-
giebranche an den ehemaligen Bundeswirtschaftsminis-
ter, weil er ihnen seinerzeit gefällig war?


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Beweisen Sie das!)


– Herr Schmidt, Sie fordern Beweise. Solche Fragen
werden doch noch erlaubt sein. Darauf erwarten wir
Antworten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war doch keine Frage, das war eine Unterstellung!)


Wenn Sie es ehrlich meinen, dann schlage ich Ihnen vor,
diese Fragen dem Bundeskanzleramt zu stellen. Die Mi-
nistererlaubnis, die von Bundeswirtschaftsminister
Müller erteilt wurde, stinkt geradezu zum Himmel.
Diese Sache, die wie geschaffen ist für ein Drehbuch
zum Thema Genossenfilz und Gewerkschaftskungelei in
einer Konzernwirtschaft, muss geklärt werden. Sonst er-
hält unser Land den Geschmack einer Bananenrepublik.
Das können wir nicht dulden, daran können wir kein In-
teresse haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Reden Sie jetzt für die Arbeitgeberverbände?)


Ich kann deutlich sagen: Bundeskanzler Schröder und
Bundeswirtschaftsminister Clement tragen daran eine
klare Mitschuld. Sie haben dieses Verflechtungskartell
gutgeheißen und unterstützt. Die Paten hierfür sitzen im
Bundeskanzleramt. Das zeigt das wahre Gesicht dieser
Regierung. Die Reaktion der SPD zeigt, dass Sie betrof-
fen sind und zunächst einmal keine Klärung wollen. Das
habe ich auch früher schon festgestellt, als der Bundes-
kanzler bei der 60-Millionen-Abfindung von Herrn Esser

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(C (D on Mannesmann kein kritisches Wort hervorgebracht at. Wir müssen deutlich machen, dass die insbesondere m Bundeswirtschaftsministerium beschlossenen Beihilen und zukünftigen Subventionen zulasten der Steuerahler, zulasten der Haushaltskonsolidierung und zulasen der Zukunftsfinanzierung unseres Landes gehen. eswegen ist dies ein wichtiger Anlass, darüber zu reen, ob hier ein Verstoß gegen solche Regelungen voregt. ie Bundesregierung ist gut beraten, ein beamtenrechtlihes Verfahren gegen Herrn Müller anzustrengen. Das ann man und das muss man verlangen, um Sauberkeit nd Durchsichtigkeit in dieser Frage herzustellen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504006600


Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Rolf Bietmann von
er CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Rolf Bietmann (CDU):
Rede ID: ID1504006700


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und
ollegen! Vor wenigen Wochen verkündete ausgerech-
et die IG Bergbau-Chemie-Energie als erste die Nach-
icht, man habe mit dem ehemaligen Bundeswirtschafts-
inister einen geeigneten Vorstandsvorsitzenden

efunden. Die erstaunte Öffentlichkeit musste zur
enntnis nehmen, dass in einem der größten deutschen
nternehmen nicht die Eigentümerseite, sondern die Ge-
erkschaften den Vorstandsvorsitzenden proklamieren.

Wirft aber der geneigte Betrachter einen genaueren
lick auf die Eigentümerseite, dann schlägt bei Kenntnis
irtschaftlicher Zusammenhänge sein Erstaunen in fra-
endes Entsetzen um; denn mit RWE und Eon hat die
AG genau die Eigentümer, die in den zurückliegenden

ahren den größten energiewirtschaftlichen Milliarden-
eal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
erabredet haben. Dieser Milliardendeal war von der Zu-
timmung eben des Ministeriums abhängig, dessen Mi-
ister heute an die Spitze des durch die Zustimmung neu
estalteten RAG-Konzerns rückt.

Es ist unbestreitbar völlig unvertretbar, dass ein ehe-
aliger Bundeswirtschaftsminister die Führung eines
onzerns übernimmt, der in der jetzigen Struktur mit

einer neuen Tochter Degussa nur deshalb zustande ge-
ommen ist, weil im Interesse der heutigen Eigentümer
es Unternehmens eine Ministererlaubnis erteilt wurde,
ie alle Bedenken der Kartellbehörde und der Verbrau-
herverbände hinsichtlich einer Monopolbildung im Ener-
iemarkt in den Wind geschlagen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie damals sagen sollen! Da haben Sie nur geschwiegen!)







(A) )



(B) )


Dr. Rolf Bietmann
– Das ist ein politisch skandalöser Fall, Frau Hustedt.

Die Politik – das sage ich an die Grünen gerichtet –
nimmt schweren Schaden, wenn in den deutschen Me-
dien der Eindruck kommentiert wird, die Amtshandlung
der Erteilung der Ministererlaubnis könnte in einem Zu-
sammenhang mit der Berufung des Ministers zum Vor-
standsvorsitzenden des von der Entscheidung betroffe-
nen Konzerns stehen. Dieser Vorgang wird das Vertrauen
in die Politik, insbesondere aber das Vertrauen in die rot-
grüne Bundesregierung, weiter schwer erschüttern.

Lassen Sie mich noch etwas ausführen. Der Kollege
Schauerte hat auf die im Beamtenrecht vorgesehene Re-
gelung hingewiesen, dass innerhalb von fünf Jahren
nach dem Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis
keine Tätigkeiten aufgenommen werden dürfen, die
möglicherweise zu Interessenkollisionen führen. Für
Minister gilt zwar das Ministergesetz, das keine entspre-
chende Regelung beinhaltet. Aber eigentlich müssten
gerade für die Spitzenstaatsdiener solche Interessen-
kollisionen ausgeschlossen werden. Was für den ein-
fachen deutschen Beamten gilt, muss erst recht für die
Minister gelten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wenn man sich dann gut meinend fragt, ob es einen
zwingenden sachlichen Grund für die Berufung von
Herrn Müller gibt, dann stößt man auf die Begründung,
er sei ein ausgewiesener Energieexperte. Diese Begrün-
dung ist aber absolut untauglich;


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Sie ist auch falsch!)


denn ein Blick auf die Ausrichtung der RAG zeigt, dass
75 Prozent des Umsatzes der neu gestalteten RAG nichts
mehr mit Energie zu tun haben, weil der Schwerpunkt
dieses Konzerns auf der Chemie und – man höre und
staune – auf Immobilien liegt. Mir ist aber von den Qua-
litäten des Herrn Müller im Immobiliensektor oder in der
Chemie wahrhaft nichts bekannt.

Einzig richtig an dem Erklärungsversuch ist die Tatsa-
che, dass Herr Müller – damit kommen wir zur Politik –
aus Treue gegenüber der ihn berufenden Gewerkschaft
und sicherlich auch der nordrhein-westfälischen SPD al-
les daransetzen wird, den defizitären Bereich der Stein-
kohle über das Jahr 2005 hinaus durch milliarden-
schwere Subventionen zulasten der Steuerzahler
künstlich am Leben zu halten. Diese Subventionspolitik
ist gesamtwirtschaftlich nicht vertretbar und schädigt
den Standort Deutschland dauerhaft.


(Beifall des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU])


Aber so zynisch es auch klingen mag: Hier schließt
sich wieder der Kreis. Denn letztlich zahlt der Steuerzah-
ler den Preis für einen politisch gewollten gigantischen
Wirtschafts- und wohl auch Personaldeal.

CDU und CSU – da können Sie noch so viel kritisie-
ren – fordern die Bundesregierung auf, diesen Vorgang
wirklich schonungslos offen zu legen und dem Deut-
schen Bundestag Auskunft über erkennbare Interessen-
kollisionen eines früheren Mitglieds der rot-grünen Bun-

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(C (D esregierung zu geben. Verweigern Sie sich dem, haben ie jeden Anspruch auf moralisch bewertende Kritik in er Politik verloren. So wie im Fall Müller, meine Daen und Herren, geht es in Deutschland wahrhaft nicht. Das Wort hat jetzt der Kollege Kurt-Dieter Grill von er CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das chweigen der Sozialdemokraten sagt mehr, als wenn ier fünf Verteidigungsreden gehalten worden wären. Sie aben in dieser Auseinandersetzung offensichtlich chlechte Karten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Brüderle [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504006800
Kurt-Dieter Grill (CDU):
Rede ID: ID1504006900

Sehen Sie sich an, was die Kollegin Hustedt und der
ollege Schmidt hier vorgetragen haben: Man zeigt mit
mpörung auf einen Fall, den man für besonders
chlimm hält, und rechtfertigt damit das eigene Verhal-
en. Das ist der Vorgang, der hier heute stattgefunden
at. Darf ich also davon ausgehen, dass Frau Hustedt
nd auch Herr Schmidt der Meinung sind, weil es den
all Bangemann gibt, den sie als so schlimm bezeichnet
aben, dürfe man sich gleichermaßen wie die FDP ver-
alten?


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe gesagt, was Sie tun, ist scheinheilig!)


rau Hustedt, ich rate Ihnen dringend, das, was Sie hier
ur WMP vorgetragen haben, sofort wieder zu verges-
en. Denn der Medienberater der Länder Brandenburg
nd Berlin, Mitarbeiter von WMP, ist jemand, der auf
osten des Berliner Senats und der Berliner Bürger
roßzügige PR für Berlin und Brandenburg macht. Wenn
ie schon solche Gesellschaften nennen, dann sollten Sie
uch nicht vergessen, dass einer Ihrer schönen Abende
um EEG von einer Rechtsanwaltskanzlei gesponsert
orden ist.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt überhaupt nicht! Das ist eine Lüge!)


Ich finde außerdem, dass wir über die Fusion von Eon
nd Ruhrgas in diesem Zusammenhang gar nicht unbe-
ingt reden sollten; das ist bei der Sache mit Herrn
üller jetzt gar nicht so sehr die Frage. Wir reden dann

ämlich über den falschen Verursacher des Ganzen.
ange bevor der Antrag beim Bundeswirtschaftsminister
nd beim Bundeskartellamt eingegangen war, hat der
undeskanzler auf einer Betriebsräteversammlung im
ktober 2001 öffentlich gesagt, er sei für eine Fusion
on Eon und Ruhrgas. Die Begründung, die man dafür
ennen kann, ist durchaus diskutabel. Sie ist unabhängig
on der Diskussion über die Märkte im innerdeutschen
ereich, die Hartmut Schauerte und Hans Michelbach
ier vorgetragen haben. Der Punkt ist: Diesen Fall hat






(A) )



(B) )


Kurt-Dieter Grill
nicht irgendeine anonyme SPD zu verantworten; die Sa-
che hat einen Namen und der heißt Gerhard Schröder.
Werner Müller ist ein Protegé des Bundeskanzlers.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Gudrun Kopp [FDP])


Man könnte sich noch darüber unterhalten, ob Werner
Müller an dieser Stelle richtig ist, wenn er eine Erfolgs-
bilanz als Manager und Politiker vorzulegen hätte.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das wäre mal was!)


Aber Herr Müller ist – das ist das Erste – Anfang der
90er-Jahre aus dem Vorstand der VKA mit einer Millio-
nenabfindung entlassen worden, weil die Veba keinen
Bedarf mehr für einen Manager von der Qualität des
Herrn Müller hatte.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Und jetzt wird er Chef!)


Das Zweite ist, dass sich Herr Müller, wie die Zeitun-
gen hier und da berichteten, selber als Nachfolger von
Herrn Harig, von Herrn Goll und anderen ins Gespräch
hat bringen lassen.

Und schließlich – das ist das Dritte – sollte man sich
einmal die Erfolgsbilanz von Werner Müller in seinem
Amt ansehen: Die 4,6 Millionen Arbeitslosen sind die
Folge nicht irgendeiner Wirtschaftspolitik in diesem
Lande, sondern sind die Folge seiner Wirtschaftspoli-
tik.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wo sind denn, so könnte man noch fragen – ich habe das
in diesem Hause oft genug getan –, die Konzepte seiner
Energiepolitik? Fragmente hat er vorgelegt und für das,
was er draußen vertreten hat, hat er in diesem Hause
keine Mehrheit auf dieser Seite des Hauses gehabt. Rot
und Grün haben die energiepolitischen Ansichten dieses
Mannes nie mitgetragen.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


Wo also ist der Erfolg des Wirtschaftsministers Müller,
der ihn berechtigen würde, in eine leitende Funktion ein-
zutreten?

Ein Letztes – es ist ja schon eine Reihe von Argumen-
ten dazu vorgetragen worden –: Es gibt die gute Regel,
wonach ehemalige Minister nicht in den Ausschuss ge-
hen sollten, für den sie als Minister sozusagen zuständig
waren, um die Beamten, die ehemaligen Mitarbeiter,
nicht in Verlegenheit zu bringen. Jetzt geht ein Mann an
die Spitze eines Konzerns, der auch mit Beamten ver-
handeln muss, die vorher im Ministerium seine Unterge-
benen waren. Wie sollen so objektive und faire Verhand-
lungen zustande kommen? Hier werden doch Menschen
durch Personalauswahl unter Druck gesetzt.

Ich möchte gar nicht herumstänkern, sondern lediglich
feststellen: Das Ergebnis des hier zur Diskussion stehen-
den Deals ist, dass der RAG und damit auch der deut-
schen Steinkohle – die hier vertretenen Anliegen sind
durchaus berechtigt – und den Kumpels der schlechteste

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(C (D ller Männer an die Spitze gesetzt worden ist. Man kann ur sagen: Schade, dass es so weit kommen konnte. Die Aktuelle Stunde ist beendet. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 5 auf: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Berufe in der Krankenpflege sowie zur Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes – Drucksache 15/13 – Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – Drucksache 15/804 – Berichterstattung: Abgeordnete Monika Brüning Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin spricht ür die Bundesregierung die Parlamentarische Staatsseketärin Marion Caspers-Merk. M Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ach politischem Streit in der Aktuellen Stunde komen wir nunmehr zur abschließenden Beratung über ei en Gesetzentwurf, der im federführenden Ausschuss im onsens verabschiedet wurde. Das zeigt, dass wir ange ichts der neuen Herausforderungen der Pflegeberufe mstande sind, zwei Schritte gemeinsam zu gehen: ersens die Pflegeberufe zu modernisieren und ihnen eine ukunftsperspektive zu geben sowie zweitens durch moerne Finanzierungsinstrumente dafür zu sorgen, dass ünftig die Einrichtungen, die nicht ausbilden, finanziell icht mehr besser gestellt sind als diejenigen, die ausbilen. Ich möchte mich zuallererst bei den Kolleginnen und ollegen der Koalitionsfraktionen und der Opposition ür die konstruktive und gute Beratung bedanken. Wir aben auch im Dialog mit den Pflegeverbänden einiges n Verbesserungen auf den Weg gebracht. Ich möchte ich bedanken für die große Geduld, die die Kollegin en und Kollegen bei den zahllosen Fachgesprächen haten. Es ist ein guter Tag, wenn wir heute in zweiter und ritter Lesung über den vorliegenden Gesetzentwurf abchließend beraten und ihn verabschieden. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504007000

(Erste Beratung 16. Sitzung)

Marion Caspers-Merk (SPD):
Rede ID: ID1504007100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marion Caspers-Merk
Das Gesetz wird nach 17 Jahren Stillstand in der
Krankenpflegeausbildung von vielen, die in der Pflege
aktiv sind und die sich mit der Situation in der Pflege
auseinander setzen, für dringend erforderlich gehalten.
Es ist auch deutlich geworden, dass es in dieser Zeit Ent-
wicklungen in den Pflegewissenschaften gegeben hat.
Diese sind wie der Aspekt der Eigenständigkeit der
Pflege in das Gesetzgebungsverfahren eingeflossen.

Mit der Novellierung der Krankenpflegeausbildung
wollen wir langfristig Bedingungen dafür schaffen, dass
erstens auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige pfle-
gerische Versorgung unter veränderten Rahmenbedingun-
gen sichergestellt ist. Wir wollen zweitens, dass der Pfle-
geberuf für junge Menschen attraktiver wird und dadurch
einem allgemeinen Fachkräftemangel vorgebeugt wird. Es
herrscht schon heute in einigen Gebieten ein großer Fach-
kräftemangel. Dies hängt auch damit zusammen, dass die-
ser Beruf gesellschaftlich nicht ausreichend gewürdigt
und nicht für attraktiv gehalten wird. Mit der neuen an-
spruchsvollen Ausbildung, die wir nun festlegen, sind wir
auf dem richtigen Weg. Wir wollen drittens ein erweitertes
Verständnis der Pflege in der Ausbildung schaffen. Auch
diesem Belang wird der Gesetzentwurf gerecht.

Die Anhörung im Februar dieses Jahres hat gezeigt,
dass alle Sachverständigen die Novellierung der Kran-
kenpflegeausbildung für dringend notwendig erachten.

Wir waren uns nach dieser Anhörung sowohl im Mi-
nisterium als auch im Fachausschuss über die wesentli-
chen Inhalte des Gesetzes einig:

Erstens. Es bleibt bei zwei Berufsbildern für die
Kranken- und Kinderkrankenpflege. Allerdings enthält
die Ausbildung künftig weitgehend gemeinsame Ausbil-
dungsanteile. Den besonderen Erfordernissen einer kind-
gerechten Versorgung tragen wir durch die Spezialisie-
rung in der zweiten Phase Rechnung.

Zweitens. Die neuen Berufsbezeichnungen „Gesund-
heits- und Krankenpfleger/in“ sowie „Gesundheits- und
Kinderkrankenpfleger/in“ unterstreichen bereits sprach-
lich den erweiterten Ansatz in der Krankenpflege.

Drittens. Die Ausbildungsziele werden den neuen An-
forderungen angepasst. Dabei wird der eigenständige
Aufgabenbereich der Pflege hervorgehoben. Es wird
klargestellt, dass die Pflege nicht auf den kurativen As-
pekt beschränkt ist. Krankenpflege beinhaltet fortan
auch präventive, rehabilitative und palliative Maßnah-
men. Krankenpflege unterliegt so einem umfassenden
Ansatz. Es handelt sich um eine qualitativ hochwertige,
anspruchsvolle Ausbildung, die in aller Regel von sehr
engagierten Menschen gewählt wird. Dem wollen wir
durch die Ausbildungsneuordnung mehr Raum geben.


(Beifall bei der SPD)


Viertens. Die praktische Ausbildung findet nicht mehr
nur in Krankenhäusern, sondern auch in geeigneten am-
bulanten oder stationären Pflege- oder Rehaeinrichtungen
statt. Auch dies ist wichtig, denn gerade die ambulanten
Einrichtungen sollen sich in Zukunft mehr entfalten kön-
nen. Deswegen sollen sie auch für die Ausbildung zur
Verfügung stehen.

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(C (D Die schulische und praktische Ausbildung steht ortan unter der Gesamtverantwortung der Schulen. Zuem gibt es verbindliche Regelungen zur Unterstützung er praktischen Ausbildung durch Praxisbegleitung der chulen und Praxisanleitung in den Einrichtungen. Auf iesem Wege stellen wir eine sinnvolle Verbindung von heorie und Praxis sicher, denn heute gehört beides zu iner guten Ausbildung. Ein wichtiger Punkt der Ausschussberatung waren die ehrkosten, die den Krankenhäusern durch die verbes erte Ausbildung entstehen. Es bestand Einigkeit darüer, dass die Finanzierung dieser Mehrkosten durch die esetzliche Krankenversicherung auf Dauer gewährleiset sein müsse. Nur so können wir die Ausbildungsbeeitschaft der Krankenhäuser erhalten. Sie mit Mehrkosen zu belasten wäre gerade in einer Situation, in der wir arum werben müssen, dass mehr ausgebildet wird, konraproduktiv. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


n den Ausschussberatungen wurden entsprechende Än-
erungen des Gesetzentwurfes vorgeschlagen, die dies
icherstellen. Ich appelliere daher an dieser Stelle an die
rankenhäuser und deren Ausbildungsbereitschaft: Stel-

en Sie ein bedarfsgerechtes Ausbildungsangebot sicher.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns ge-
einsam sehr wachsam sein, denn gerade im Moment er-

eben wir – dies wird uns auch aus der Praxis berichtet –,
ass Ausbildungskapazitäten teilweise verringert wer-
en. Wir sollten uns gemeinsam dafür stark machen, dass
ie Kapazitäten ausgeweitet werden. Durch die gemein-
amen Finanzierungspools und die Überleitungsvor-
chriften müssen wir jetzt die klare Botschaft vermitteln,
ass es unser Wunsch ist, dass in Zukunft mehr und qua-
itativ hochwertig ausgebildet wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Erfahrungen mit der integrierten Ausbildung, wie
ir sie heute beschließen, könnten gemeinsam mit der
euen bundeseinheitlichen Altenpflegeausbildung und
en zur Erprobung generalistischer Ausbildungen vor-
andenen Modellklauseln auch die Grundlage dafür sein,
u einem späteren Zeitpunkt verantwortlich über die
eitere Entwicklung der Pflegeberufe zu entscheiden.

Wir sind uns einig, dass es dringend notwendig ist,
ie Ausbildung der Pflegekräfte zu modernisieren. Wir
aben beim Thema Ausbildungsnovellierung einen brei-
en Konsens erreicht. Es hat sich ausgezahlt, dass der
esetzentwurf in enger Abstimmung mit Verbänden und
it den Bundesländern erarbeitet wurde. Wir schaffen in

inem wichtigen Bereich einen modernen Ausbildungs-
ahmen und auch eine vernünftige Finanzierung für die
ukunft. Lassen Sie uns gemeinsam dafür werben, dass
ie Fachkräfte, die in der Pflege eine gute Arbeit leisten,
uch in Zukunft eine Chance haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504007200


Das Wort hat jetzt die Kollegin Monika Brüning von
der CDU/CSU-Fraktion.


Monika Brüning (CDU):
Rede ID: ID1504007300


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Meine Damen und Herren! Das Gesetz über die Berufe
in der Krankenpflege, das wir heute in abschließender
Lesung beraten, ist angesichts der steigenden Lebenser-
wartung der Bevölkerung und der veränderten gesell-
schaftlichen Rahmenbedingungen von zentraler Bedeu-
tung. Die Pflege kranker und schwacher Menschen ist
elementarer Bestandteil jeder sozialen Gesellschaft. Das
berufliche Pflegen ist somit nicht nur ein Beruf, sondern
auch ein gesellschaftlicher Auftrag. Dieser Auftrag er-
gibt sich aus der Verpflichtung zur Fürsorge für Hilfsbe-
dürftige und ist Ausfluss des im Grundgesetz veranker-
ten Sozialstaatsprinzips.

Die Krankenpflege blickt auf eine lange Tradition
zurück. Schon im alten Griechenland gab es Heilpläne,
die Elemente der heutigen Krankenpflege enthielten.
Eine ganz besondere Bedeutung für die Entwicklung der
abendländischen Pflege und insbesondere der Kranken-
pflege hat das mit der Entstehung des Christentums ver-
bundene Ideal der Nächstenliebe. Dieser Nächstenliebe
entsprang die praktische Karitas, der Dienst am Men-
schen, eine wichtige Grundlage der Krankenpflege, die
heute aufgrund von Finanzmangel leider häufig vernach-
lässigt wird.

Die organisierte Krankenpflege in Krankenhäusern
hat ihren Ursprung im frühen Mittelalter. Bereits vor
über 500 Jahren, im Jahre 1452, entstand die erste deut-
sche Hebammenordnung zur Festschreibung einer Aus-
bildung im Kranken- und Pflegebereich. Im Jahre 1782
wurde in Deutschland die erste Krankenpflegeschule,
damals Krankenwärterschule genannt, gegründet. Zu-
nächst bildete sie nur Männer aus. Ab 1801 existierte
eine weitere Schule für Frauen. Damals herrschte ein
großer Mangel an ausgebildetem Pflegepersonal; denn
immer mehr Menschen ließen sich im Krankenhaus be-
handeln.

Auch heute konstatieren wir in Deutschland einen
Mangel im Pflegebereich, der angesichts von drohenden
Nullrunden, die mittlerweile Gott sei Dank zurückge-
nommen wurden, hoffentlich bald etwas abgeschwächt
wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In Deutschland benötigt ein stetig steigender Bevölke-
rungsanteil professionelle Pflege. Ende 1999 waren über
2 Millionen Menschen im Sinne des Krankenpflegege-
setzes pflegebedürftig. Davon wurde knapp die Hälfte
– immerhin über 1 Million Menschen – von Fachkräften
der Krankenpflege versorgt.

Der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften wird in
den kommenden Jahren stark ansteigen. Für 2020 pro-
gnostiziert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung
einen Anstieg der Zahl pflegebedürftiger Menschen auf
3,3 Millionen und für 2050 auf sogar 4,7 Millionen. Das

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(C (D edeutet, dass in knapp 15 Jahren ein Anteil an der Beölkerung pflegebedürftig sein wird, der etwa der Bevölerung der Stadt Berlin entspricht. Die hohe Personalfluktuation und die vielfach manelnde Attraktivität der Krankenpflege tun ein Übriges, ass sich die Schere zwischen dem Bedarf an Pflegeperonal und dem Bestand an vorhandenem qualifizierten ersonal weiter öffnet. Die Verweildauer der ausgebildeten Pflegekräfte im eruf ist kurz. Bei der Alterszusammensetzung der be ufstätigen Pflegekräfte ist auffällig, dass ab dem mittleen Lebensalter von etwa 30 bis 40 Jahren nur wenige nzutreffen sind. Grund dafür sind eine hohe Drop-outate in den Pflegeberufen und die nach dem Berufseinitt immer früher auftauchenden Burn-out-Syndrome. iese Fluktuation führt unter anderem dazu, dass die urch Erfahrung erworbene Kompetenz für den Beruf erloren geht. Maßnahmen, die den Verbleib im Beruf fördern, sind uch aus ökonomischer Sicht zu unterstützen; denn eine reijährige Ausbildung kostet insgesamt circa 50 000 uro pro Person. Daher muss dringend über geeignete aßnahmen nachgedacht werden, um die Bereitschaft, Beruf zu verbleiben oder in ihn zurückzukehren, zu rhöhen. Die entsprechenden Maßnahmen sollten insbeondere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im lick haben. (Beifall des Abg. Dr. Hermann Kues [CDU/ CSU])


Außerdem muss ein höherer Anteil junger Menschen
ür den Pflegeberuf geworben werden. Nur so kann der
achsende Bedarf an Pflegekräften gedeckt werden. Das
ird jedoch nur möglich sein, wenn die Attraktivität des
erufsbildes erhöht wird.

Das Krankenpflegegesetz von 1985 ist nicht mehr ge-
ignet, diese gravierenden Probleme zu lösen. Es ent-
pricht nicht mehr den Erfordernissen, die der demogra-
hische Wandel an die Krankenpflege stellt. Auch das
ufgabenspektrum im Pflegebereich hat deutlich zuge-
ommen. Schließlich haben sich die medizinischen und
chnischen Möglichkeiten weiterentwickelt.

Das mittlerweile 18 Jahre alte Gesetz soll nun endgül-
g den neueren Anforderungen angepasst werden. Insbe-
ondere die Finanzierung der Ausbildung neuer Fach-
räfte stellt ein Problem dar. Der Faktor Ausbildung ist
den vergangenen Jahren mehr und mehr zum Wettbe-
erbsnachteil der ausbildenden Krankenhäuser gewor-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ie CDU/CSU-Fraktion unterstützt daher die Einfüh-
ung der Fondsfinanzierung.

Die Ausbildungsstätten befinden sich überwiegend in
er Trägerschaft von Krankenhäusern. Die Finanzierung
iner Krankenpflegeschule erfolgte bisher anteilig aus
em Budget des jeweiligen Krankenhauses. Nach der
euen Regelung erhalten die ausbildenden Schulen nun-






(A) )



(B) )


Monika Brüning
mehr gesonderte Zahlungen aus dem so genannten Aus-
gleichsfonds, an dem sich alle Häuser beteiligen müssen.

Wir begrüßen sehr, dass auf unseren Hinweis hin auch
die Finanzierung der Ausbildung in den Krankenhäusern
für die Zeit bis 2005 gesichert wurde. Dies geschieht
durch die gleichzeitige Änderung der Bundespflegesatz-
verordnung und des Krankenhausentgeltgesetzes. Ohne
diese Änderungen wären die Folgen dramatisch gewe-
sen. In den Jahren 2003 und 2004 wären mit hoher
Wahrscheinlichkeit weniger neue Ausbildungsplätze be-
reitgestellt worden.

Eine große Errungenschaft in unserem Sozialstaat ist
die Möglichkeit, sich als Pflegebedürftiger in den ge-
wohnten vier Wänden pflegen zu lassen. Wie Sie alle
wissen, wird diese Möglichkeit vermehrt in Anspruch
genommen. Daher ist es richtig und wichtig, dass die
Ausbildung teilweise auch im ambulanten Bereich
stattfindet. Einen wesentlichen Punkt in diesem Zusam-
menhang hat die rot-grüne Mehrheit aber nicht aufge-
griffen: die Einbeziehung ambulanter Dienste in die Fi-
nanzierung der Krankenpflegeausbildung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Werner Lensing [CDU/CSU]: Unverantwortlich!)


Wo bleibt die Beteiligung derjenigen an den Kosten der
Ausbildung, die vom Einsatz der Krankenpflegeschüle-
rinnen und -schüler in ihren Einrichtungen direkt profi-
tieren? Ich habe auf diesen Punkt bereits in der ersten
Lesung im Dezember 2002 und in den Ausschusssitzun-
gen hingewiesen. Leider ist insoweit kein Fortschritt zu
erkennen.

Das geltende Gesetz über die Krankenpflegeausbil-
dung ist seit knapp 18 Jahren in Kraft. Die verstrichene
Zeit hat viele Veränderungen mit sich gebracht. Ich
bitte Sie alle daher, mit weiteren Anpassungen dieses
Gesetzes an die Realitäten im Krankenpflegebereich
nicht noch einmal 18 Jahre zu warten; denn die Kranken-
pflege unterliegt einem ständigen Wandel. Die nächsten
Herausforderungen stehen schon vor der Tür. Es ist ins-
besondere erforderlich, eine bedarfsgerechte Steuerung
in den Berufen sicherzustellen und damit eine gute und
dem aktuellen medizinischen Stand entsprechende Be-
treuung der Kranken und Pflegebedürftigen zu gewähr-
leisten. Diese Steuerung muss zeitnah geschehen.

So sollten beispielsweise die operativen technischen
Assistenten möglichst bald eine staatlich anerkannte Be-
rufsbezeichnung erhalten und sollte die entsprechende
Ausbildung gesetzlich geregelt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aufgrund der sich ständig erweiternden pflegerischen
und medizinischen Erkenntnisse ist auch über eine stär-
kere wissenschaftliche Ausrichtung der Pflegeberufe
nachzudenken. Die Pflegeausbildungen können nicht
noch weitere Jahrzehnte außerhalb des öffentlichen
Schul- und Hochschulwesens oder ohne klare Anbin-
dung daran fortgeführt werden. Darüber hinaus sind
auch die Pflegeberufe in größere gesellschaftliche Zu-
sammenhänge zu stellen.

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(C (D Bei aller Beschäftigung mit finanziellen Aspekten der usbildung der Pflegekräfte dürfen aber die Belange der flegebedürftigen nicht aus dem Blick geraten. Lassen ie mich daher noch auf einen weiteren Aspekt der Pfleeausbildung zu sprechen kommen, der zunehmend an edeutung gewinnt: die transkulturelle Pflege. Die usbildung der Pflegekräfte berücksichtigt den kulturel en Einfluss auf die Pflegebeziehung und die Genesung ur in geringem Umfang. In Deutschland leben zurzeit 7,3 Millionen Menschen usländischer Abstammung. Die Tendenz ist steigend. uch sie werden krank und müssen gepflegt werden. ine angemessene Pflege muss den kulturellen Hinterrund des Patienten berücksichtigen. Krankenschwesern und Krankenpfleger müssen sich vermehrt in andere ulturen hineindenken. Aus eigener Erfahrung weiß ich, ie viel unterschiedliche Kulturen heutzutage allein eim Personal eines Krankenhauses vertreten sein könen. In dem mir bekannten Krankenhaus handelt es sich mmerhin um Menschen aus 22 verschiedenen Nationen, ie sich im Arbeitsprozess 24 Stunden lang um die Beürfnisse von durchschnittlich 400 Patienten kümmern. Diese kulturelle Vielfalt stellt eine enorme Bereicheung für die Betreuung der Patienten dar. Sie verbessert ie sprachliche Verständigung mit den Patienten. Darüer hinaus vereinfacht sie Anamnese und Kontrolle der ehandlungserfolge. Wir müssen uns sehr bald sehr rnsthaft Gedanken über kulturvergleichendes Denken achen. Methodisch muss dies auch in der Grund-, Fort nd Weiterbildung gelehrt und dann genutzt werden. Schwierigkeiten bestehen allgemein darin, dass ein ensch umso stärker vom Pflegepersonal abhängig ird, je höher sein Pflegebedarf ist. Seine persönliche ntegrität und Intimsphäre könnten erheblich gefährdet erden, wenn persönliche Grenzen nicht respektiert und ähe und Distanz einseitig von den Pflegenden her be timmt werden. Es gilt, die Würde des Patienten zu achen und zu wahren. Daher müssen die Pflegekräfte zuünftig noch mehr zur Interaktion und Kommunikation efähigt werden, um der Individualität des Patienten anemessen begegnen zu können. Ich möchte mit einem Zitat von James Allen schlieen: Die Zukunft beginnt heute. Leben heißt denken und handeln. Denken und handeln aber heißt verändern. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Selg von ündnis 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Wir haben hier heute über einen Gesetzentwurf ur Änderung der Krankenpflegeausbildung zu entscheien. Das betrifft mich ganz persönlich, die ich den Beruf eit 24 Jahren ausübe, und mit mir viele Kolleginnen und Petra Selg Kollegen draußen. Wir alle hoffen nämlich, dass es in Zukunft mehr Kollegen werden, wenn wir die Attraktivität dieses Berufes steigern. Ich habe 17 Jahre darauf gewartet, dass ein solches Gesetz kommt. Ich bin sehr dankbar und froh darüber, dass es jetzt endlich so weit ist. In einer Fachzeitschrift stand, dass mehr als 40 000 Stellen im Pflegebereich aus verschiedenen Gründen nicht besetzt werden können. Das sind alarmierende Zahlen. Der zitierte Artikel zeigt dabei auf, dass es vielfältige Ursachen für einen zunehmenden Personalmangel gibt, und macht deutlich, dass eine Verbesserung der Situation in der Krankenpflege eigentlich nur über eine Steigerung des Ansehens der Pflegeberufe zu erreichen ist. Dazu muss man aber bei der Ausbildung ansetzen. Genau das tun wir heute mit diesem Gesetzentwurf. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504007400
Petra Selg (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504007500




(A) )


(B) )


Fraktionsübergreifend bestand große Einigkeit, was ja
leider hier nur zu selten vorkommt.


(Werner Lensing [CDU/CSU]: Liegt immer an den Vorlagen!)


– Natürlich gibt es ab und zu auch andere Gesetze; das
weiß auch ich. – Die Anhörung zu diesem Gesetzent-
wurf hat gezeigt, dass es dringenden Handlungsbedarf
gibt.

Auf die Finanzierung und andere Dinge, bei denen
dieses Gesetz ganz klar Lücken offen lässt, möchte ich
jetzt gar nicht näher eingehen. Aber, liebe Frau Brüning,
auch Sie wissen, dass viele dieser Dinge eigentlich in die
Kompetenz der Länder fallen. So hoffe ich, dass wir
auch in diesem Punkte weiter vorankommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Monika Brüning [CDU/ CSU]: Sie sollten den Anstoß geben!)


Wir legen dafür hier den Grundstein, die Gespräche
müssen dann aber weitergehen.

Pflegen kann jeder – das hört man leider immer noch
allzu oft in unserer Gesellschaft. Dagegen käme wohl
keiner auf die Idee, zu sagen, Haare schneiden oder ein
Auto reparieren könne jeder. Dabei reduziert sich das
Verständnis des Wortes „Pflege“ in der Gesellschaft lei-
der häufig immer noch nur auf Pflege im letzten Ab-
schnitt des Lebens, nämlich die Altenpflege. Ich glaube
deshalb, dass wir dringend einen Bewusstseinswandel
bezüglich des Wortes „Pflege“ herbeiführen müssen,
denn dabei geht es um mehr als nur um zielbestimmte
Erhaltung körperlicher Funktionen. Pflege umfasst viele
psychische und soziale Elemente und sollte deshalb
ganzheitlich als ein Beruf verstanden werden, der sich
um Menschen in verschiedenen Lagen kümmert.

Angesichts des Personalmangels, der in der Kranken-
pflege herrscht – das ist ein Berufszweig mit einer Ar-
beitslosenquote von gerade einmal 2,5 Prozent, Tendenz
fallend –, ist es heute besonders wichtig, dass wir den ho-
hen Arbeitsbelastungen in diesem Beruf – da ist wiederum
die Tendenz steigend, man braucht nur an die DRGs oder

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(C (D n die demographische Entwicklung unserer Gesellschaft u denken – gerecht werden. Das tun wir mit diesem Geetzentwurf, indem wir eine gute Ausbildung ermögchen und damit die Attraktivität des Berufes steigern. Vieles von dem, was durch dieses neue Gesetz ereicht wird, wurde vorher schon genannt: Es sind mehr nterrichtsstunden vorgesehen; die Schulen werden elbstständiger, weil sie die Gesamtverantwortung für ie praktische und theoretische Ausbildung bekommen; ir werden Modellprojekte einrichten, in denen gemein ame Konzepte für Krankenund Altenpflege entwickelt erden; wir steigern die Durchlässigkeit in den tertiären ereich, indem Pflegende zu Studiengängen zugelassen erden. All das sind Dinge, die dringend notwendig ind. Pflege wird in Zukunft nicht mehr nur als statioäre Pflege in Krankenhäusern stattfinden, sondern auch n der Prävention, in der Rehabilitation und vor allen ingen im ambulanten Bereich, der in Zukunft immer ichtiger werden wird. Ein bisschen Wasser muss ich allerdings in den Wein ießen. Nach 24 Jahren eigener Berufserfahrung möchte ch hier nicht behaupten, dass alles ganz wunderbar sei. ber ich denke, nach 17 Jahren ist dies ein erster Schritt die richtige Richtung, und wir werden das weiterentwi keln. In § 3 wir ein Ausbildungsziel festgelegt, das eien umfangreichen eigenverantwortlichen Aufgabenbeeich vorsieht. Das verleiht dem Beruf endlich mehr ewicht. Besonders wichtig finde ich, dass wir hier vor nschreiten; denn gerade in der Krankenpflege gibt es Tägkeiten, die examinierten Kräften vorbehalten werden üssten, so wie es bei den Hebammen und vielen ande en Heilberufen bereits der Fall ist. Ich denke, wir brauhen diese Regelung der der Pflege vorbehaltenen Tätigeiten ganz dringend, um eine Abgrenzung nicht nur nach ben zu den Ärzten – denn wir sind als Pflegekräfte nicht ie Gehilfen des Arztes, wie es in manchen Fernsehsenungen gern dargestellt wird –, sondern auch nach unten u den geringer qualifizierten Kräften zu schaffen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben heute orgen fraktionsübergreifend – das finde ich ganz her orragend – begonnen, Gespräche mit dem Ministerium nd dem Deutschen Pflegerat darüber zu führen, wie an diese Aufgaben definieren könnte. Wir werden das eiterentwickeln. Diese Entwicklung ist dringend notendig. Weitere Gespräche dazu wird es im September eben. Ich lade Sie alle herzlich dazu ein, an einer Weierentwicklung und somit an der Steigerung der Attraktiität dieses Berufs, der in unserer Gesellschaft unglaubich wichtig ist, mitzuwirken. Danke. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU])


(Detlef Parr [FDP]: Das ist realistisch!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504007600


Das Wort hat der Kollege Detlef Parr von der FDP-
raktion.





)


(B) )


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1504007700


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist
wirklich erfreulich, dass es in diesen gesundheitspoli-
tisch sehr stürmischen Zeiten ein Thema gibt, das nicht
streitig ist. Auch wir begrüßen, dass es mit dem Kran-
kenpflegegesetz zu einer Modernisierung der Kranken-
pflegeausbildung kommt. Das war lange überfällig. Kol-
legin Selg hat das gerade sehr plastisch dargestellt.

Das Gesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die
Qualität der Ausbildung wird steigen. Das werden wir
durch unser Abstimmungsverhalten unterstützen; wir
stimmen dem Gesetz zu. Die fachlichen Kompetenzen
werden auf gesundheitsfördernde, präventive, rehabilita-
tive und palliative Inhalte ausgeweitet. Vor allem durch
die Ausdehnung der praktischen Ausbildung im ambu-
lanten Bereich wird den modernen Herausforderungen
an die Krankenpflege Rechnung getragen.

Ein Problem gibt es allerdings. Mit der Zusammen-
führung der Krankenpflege- und der Kinderkrankenpfle-
geausbildung in den ersten Ausbildungsjahren – hier
muss konsequenterweise auch die Altenpflegeausbil-
dung mit einbezogen werden – wird der Weg in eine ein-
heitliche Grundausbildung für die Pflegeberufe einge-
schlagen. In der Anhörung ist die berechtigte Frage
aufgeworfen worden, inwieweit damit den diversifizier-
ten Anforderungen an die einzelnen Berufsbilder Rech-
nung getragen wird. Die Fachverbände sind hier sehr un-
terschiedlicher Meinung. Ich finde, wir sollten den heute
eingeschlagenen Weg auf jeden Fall nach einem be-
stimmten Erfahrungszeitraum kritisch überprüfen.

Ein weiteres Manko des Gesetzentwurfes ist bereits
angesprochen worden, nämlich die Regelung der
Finanzierung des entstehenden Mehraufwandes. Vor al-
lem die Ausbildung in ambulanten Einrichtungen außer-
halb der Krankenhäuser muss von diesen selbst geschul-
tert werden. Der Gesetzentwurf sieht eine Anhebung des
Stellenschlüssels vor, der die Krankenkassen mit
100 Millionen Euro zusätzlich belastet. Die Kranken-
häuser bezweifeln, dass diese Summe reichen wird. Wir
können nur hoffen, dass diese neuen finanziellen und lo-
gistischen Belastungen sie nicht dazu veranlassen, sich
aus der Krankenpflegeausbildung immer stärker zurück-
zuziehen. Auch diese Entwicklung müssen wir sorgfältig
verfolgen und zu gegebener Zeit wieder auf den Prüf-
stand stellen. Eine bessere Ausbildung nutzt wenig,
wenn Ausbildungsplätze gestrichen werden.

Es ist auch stark zu bezweifeln, liebe Kolleginnen und
Kollegen von Rot-Grün, ob Sie mit dem Gesetz Ihre
Zielvorgabe einer Steigerung der Attraktivität der Pfle-
geberufe erreichen werden. Das verlangt nämlich mehr
als eine Ausbildungsreform oder eine Namensänderung
von der heute offensichtlich nicht mehr geliebten Be-
zeichnung „Schwester“ hin zu „Pflegerin“ und auch
mehr als einen zusätzlich eingebrachten Entschließungs-
antrag, der beabsichtigt, die akademische Weiterqualifi-
zierung zu fördern. Es verlangt vor allem, Frau Staats-
sekretärin – da reichen Appelle nicht aus –, die
Arbeitsbedingungen für die Pflegeberufe und die medi-
zinischen Berufe in den Krankenhäusern zu verbessern.
Qualifikation ist das eine, die Stationen mit ausreichend

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(C (D ersonal auszustatten und dieses angemessen zu bezahen das andere. Was nutzt unserem Gesundheitswesen ualifiziertes Personal, wenn dieses aus Erschöpfung nd Resignation den Arbeitsplatz nach kurzer Berufstäigkeit verlässt? Was nutzt qualifiziertes Personal, wenn on der Politik verordnete Nullrunden die Krankenhäuer zu weiterem Stellenabbau zwingen? Der Blick zurück auf die gestrige Sitzung des Vermittungsausschusses ist aus Sicht der FDP erfreulich. Es hat ich gelohnt zu kämpfen. Wir haben nämlich erreicht, ass neben den Krankenhäusern, die sich im Jahr 2003 reiwillig am Fallpauschalensystem beteiligen, auch die rankenhäuser von der Nullrunde befreit sind, deren eistungen insgesamt aus medizinischen Gründen oder egen einer Häufung von schwer kranken Patienten mit em Fallpauschalenkatalog noch nicht sachgerecht verütet werden können. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Schon im Hinblick auf den demographischen Fak-
or werden Pflegekräfte in Zukunft mehr gebraucht denn
; Frau Staatssekretärin hat schon darauf hingewiesen.
ie Herausforderungen, die sich aus dem demographi-

chen Faktor ergeben, sind so groß, dass sie durch dieses
esetz wohl kaum gemeistert werden können. Es bedarf

ines grundlegend neuen Reformkurses. Sonst laufen
ir in einen Pflegenotstand und nicht zuletzt in einen
ersorgungsnotstand, dessen Dramatik wir alle nicht igno-

ieren sollten.


(Beifall bei der FDP)


ch hoffe, Frau Staatssekretärin, dass Sie dies bei Ihrer
ngekündigten Gesundheitsreform mit bedenken.

Wenn man auf die Ergebnisse der Rürup-Kommis-
ion, die gestern vorgestellt wurden, schaut


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war eine Lachnummer!)


nd wenn man die persönliche Bewertung der Gesund-
eitsministerin hört, dann muss man sagen, dass nichts
utes zu erwarten ist. Mit dem Y-Modell wird der Öf-

entlichkeit ein X für ein U vorgemacht,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aktenzeichen XY ungelöst!)


rei nach Goethes Faust: Da steh ich nun, ich armer Tor,
nd bin so klug als wie zuvor.


(Klaus Kirschner [SPD]: Selbsterkenntnis! – Heiterkeit bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Er freut sich so, dass das nichts geworden ist!)


Herr Kirschner, es fehlt allen Beteiligten offensichtlich
er Mut


(Gudrun Scheich-Walch [SPD]: Wir hätten es nie gewagt, Sie als Tor zu bezeichnen!)


darin müssten wir uns eigentlich einig sein –, an-
telle eines Sammelsuriums von faulen professoralen

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(A) )



(B) )


Detlef Parr
Kompromissformeln eine wirklich nachhaltige und in
sich geschlossene Konzeption vorzulegen.


(Erika Latz [SPD]: War das jetzt die Selbsterkenntnis?)


Meine Damen und Herren von Rot-Grün, mit einem sol-
chen Verhalten wird seit Jahren Chance um Chance ver-
spielt. Es muss endlich eine klare, grundsätzliche Kurs-
entscheidung geben.


(Erika Latz [SPD]: Das machen wir schon!)


Man darf sich nicht mit dem Y-Modell aus der Verant-
wortung stehlen. Es darf sich niemand mehr in diesem
Hause vor klaren und reformfreudigen Positionen drü-
cken.


(Erika Lotz [SPD]: Wir drücken uns nicht!)


Ich hoffe, dass die Diskussion im Mai/Juni zu einem
guten Ergebnis führen wird, das genauso gut ist wie das
Gesetz, das wir heute verabschieden. Es wäre schön, Sie
würden häufiger Gesetzentwürfe einbringen, denen wir
zustimmen können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Erika Lotz [SPD]: Da müsst ihr auch mitspielen! Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Margrit Spielmann, SPD-Fraktion. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Frau Spielmann, bei den Kindern müssen wir auch noch etwas gemeinsam machen! – Werner Lensing [CDU/CSU]: Das ist doppeldeutig!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504007800


Dr. Margrit Spielmann (SPD):
Rede ID: ID1504007900


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Meine Damen und Herren! Auch ich und mit
mir meine Fraktion sind natürlich froh, dass wir heute
die Neuordnung der Krankenpflegeberufe beschließen.
Mit dieser Neuordnung beschreiten wir – das wurde
schon gesagt – einen Weg zu mehr Qualität und zu der
unbedingt notwendigen Anpassung der Krankenpflege-
ausbildung an die heutige Pflegewirklichkeit. Dies ist
angesichts der immensen Bedeutung, die der Gesund-
heits- und Krankenpflege in unserer Gesellschaft zu-
kommt, von besonderer Dringlichkeit. Ich sage auch: Es
ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Ich möchte zu Beginn einen Dank an all jene ausspre-
chen, die sich in besonderer Weise für diese Neuordnung
eingesetzt haben, die den großen Abstimmungsbedarf,
den wir gemeinsam zu schultern hatten, stets mit Weit-
sicht vorbereitet und realisiert haben und die stets das
Ziel im Auge hatten, eine praktikable Novellierung der
Krankenpflegeberufe auf den Tisch zu legen.

Wir wollten – darauf konzentrierte sich unser gemein-
sames Handeln – mehr berufliche Handlungskompetenz
im Sinne von prozesshafter und zielgerichteter Pflege,

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(C (D ehr Koordinierung und Kooperation, aber auch mehr eratung und Anleitung aller an der Pflege Beteiligten rreichen. Wir wollten ferner die Gestaltung von veretzten pflegerischen Prozessen in Angriff nehmen, und war auf den unterschiedlichsten Ebenen. Deshalb bin uch ich froh – ich betone das ebenso –, dass wir diesen esetzentwurf fraktionsübergreifend sehr sachlich und mmer zielorientiert beraten haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Detlef Parr [FDP]: Das lag an der Federführung, Frau Kollegin!)


Vielen Dank, Herr Kollege Parr.

Lassen Sie mich ein paar wichtige Punkte der Reform
enauer betrachten. Zunächst etwas zum Ausbildungs-
iel und zur Neufassung: Der neue Ansatz in der Pflege
nterstreicht, wie schon Frau Selg sagte, den präventi-
en, gesundheitsfördernden, rehabilitativen und palliati-
en Anspruch als wichtige Aspekte einer ganzheitlich
usgerichteten Pflege. Wichtige Erkenntnisse der Pflege-
issenschaft haben Einzug in die Ausbildung gehalten.
er eigenständige Bereich der Pflege wird explizit be-

ont.

Damit wird nicht nur den stark veränderten Rahmen-
edingungen in der Pflege Rechnung getragen. Vielmehr
ird damit auch das eigene Berufsverständnis vieler
rankenpflegerinnen und Krankenpfleger umgesetzt, die

hre Aufgabe längst nicht mehr allein auf den kurativen
spekt begrenzt sehen. Krankenpflegerinnen und -pfle-
er nehmen schon jetzt ihre Rolle zum Beispiel als
erater und Anleiter von Patienten und Angehörigen
ahr. Sie sind Organisator bei der Gestaltung der pflege-

ischen Arbeit und des gesamten pflegerischen Pro-
esses.

Die neue Berufsbezeichnung „Gesundheits- und
rankenpfleger“ macht diese Neuausrichtung, so mei-
en wir, auch nach außen hin deutlich. Ich hoffe sehr,
ass sich diese Bezeichnung, auch wenn sie zugegebe-
ermaßen ziemlich lang ist, schnell durchsetzen wird.
enn ich bin sicher, dass es damit leichter sein wird, die
euausrichtung nach allen Seiten hin deutlich zu ma-

hen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


ir brauchen selbstbewusste Gesundheits- und Kran-
enpflegerinnen und -pfleger, die ihren Beruf eigenver-
ntwortlich, selbstständig und in guter Zusammenarbeit
it einem oftmals multiprofessionellen Team ausführen

önnen. Dafür soll die Ausbildung den Weg bereiten.

Ich halte es für gut und richtig, dass wir weiterhin
wei Berufsbilder mit unterschiedlichen Berufsbezeich-
ungen für die allgemeine Krankenpflege und die Kin-
erkrankenpflege haben. Die Ausbildung sieht künftig
darauf wurde schon hingewiesen – einen gemeinsamen
eil mit anschließender Differenzierungsphase vor. So
önnen wir weiterhin den ganz speziellen Anforderun-
en, die an die zukünftigen Gesundheits- und Kinder-






(A) )



(B) )


Dr. Margrit Spielmann
krankenpflegerinnen und -pfleger gestellt werden, ge-
recht werden.

Ich halte die Aufrechterhaltung der Differenzierung
der Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger gerade vor
dem Hintergrund unserer Forderung nach einer guten,
kindgerechten medizinischen Betreuung im ambulanten,
im rehabilitativen, aber auch im palliativen Bereich für
besonders wichtig. Die Pflege und Versorgung kranker
Kinder bedarf einer speziellen Ausbildung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie bedarf aber auch vor dem Hintergrund unseres An-
trages im vergangenen Jahr in Zukunft unserer Aufmerk-
samkeit und der Formulierung entsprechender gesund-
heitspolitischer Ziele zur Verbesserung der Versorgung
von Kindern und Jugendlichen auf den unterschiedlichs-
ten Ebenen.

Im vorliegenden Gesetzentwurf, Herr Parr, sind
Modellklauseln vorgesehen, sodass generalistische
Ausbildungsmodelle durchaus erprobt werden können
und auch sollen. An weitergehende Reformen der Pfle-
geberufe gerade auch im Hinblick auf eine europarecht-
liche Angleichung ist damit sehr wohl gedacht. Wir kön-
nen diese Reformen somit in Angriff nehmen, sollten
aber zunächst ausreichend Erfahrungen mit diesem Ge-
setz sammeln und vor allen Dingen die Neuregelungen
im Altenpflegegesetz genauer betrachten.

Durch die Novellierung der Krankenpflegeaus-
bildung wird vorgesehen – auch dies sagte die Staats-
sekretärin schon sehr differenziert –, dass ein Teil der
Ausbildung außerhalb des Krankenhauses in ambu-
lanten, teilstationären und stationären Pflegeeinrichtun-
gen oder in Rehabilitationseinrichtungen durchgeführt
wird. Damit wird für die angehenden Gesundheits- und
Krankenpflegerinnen und -pfleger die Möglichkeit ge-
schaffen, während ihrer Ausbildung umfassende Kennt-
nisse und Erfahrungen sowohl in der Prävention und
der Rehabilitation als auch in der palliativen Medizin zu
sammeln.

Der ganzheitliche Ansatz der Pflege wird mit dem
Ausbildungseinsatz in den unterschiedlichsten Gesund-
heitseinrichtungen unterstrichen. Hier, so meine ich, be-
darf es sicher eines guten Abstimmungsprozesses zwi-
schen allen an der Ausbildung Beteiligten. Pflege leistet
damit – ich denke, das ist etwas ganz Wichtiges – einen
wesentlichen Beitrag zur Vernetzung von Gesundheits-
einrichtungen. Der Ausbildungseinsatz im ambulanten
Bereich ist auch deshalb so immens wichtig, da wir in
diesem Bereich weiterhin einen steigenden Bedarf an
professionellen Gesundheits- und Krankenpflegern ha-
ben. Viele Menschen in diesem Land könnten heute ohne
professionelle Unterstützung durch Krankenpflegerin-
nen oder Krankenpfleger nicht mehr in den eigenen vier
Wänden wohnen. Die ambulanten Pflegedienste leisten
dort einen unermesslich großen Beitrag zur Erhaltung
der Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehöri-
gen. Das möchte ich hier noch einmal betonen und ihnen
unsere Hochachtung dafür aussprechen.


(Beifall im ganzen Hause)


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(C (D Man sollte über die in der Tat oftmals schlechte inanzielle Ausstattung noch einmal beraten. Deshalb öchte ich einen Appell an die Zuständigen in den Län ern richten: Nur gemeinsam können wir es schaffen, enügend motivierten Nachwuchs für den Beruf zum esundheitsund Krankenpfleger heranzuziehen. Es ist ichtig, Herr Parr, dass die Länder die Attraktivität der rankenpflegeberufe auch dadurch steigern, dass sie für usgebildete Pflegefachkräfte ohne Hochschulreife den ugang zu Pflegestudiengängen auf Hochund Fachochschulebene ermöglichen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Werner Lensing [CDU/ CSU]: Sehr gut!)


Weiterhin sollte durch ergänzende Bildungsangebote
ie Chance eröffnet werden, die Fachhochschulreife
ährend der Ausbildung zu erwerben. Das ist übrigens

uch ein ausdrücklicher Wunsch der Pflegeverbände.

Die beste Gewähr – das haben wir vielleicht alle am
igenen Leib gespürt – und sozusagen das Fundament
ür eine erfolgreiche pflegerische Versorgung ist eine
ute qualifizierte Ausbildung. Ich bin zuversichtlich,
ass die Novellierung, die wir heute besprechen, genau
azu beitragen wird. Packen wir es an! Ich hoffe, wir tun
s gemeinsam. Herzlichen Dank für den konstruktiven
ialog zu diesem Gesetz.

Vielen Dank.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504008000


Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
erner Lensing, CDU/CSU-Fraktion.


Werner Lensing (CDU):
Rede ID: ID1504008100


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wer von Ihnen kennt nicht die viel zitierte und
em Philosophen Arthur Schopenhauer zugeschriebene
ussage und korrekte Feststellung:

Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Ge-
sundheit ist alles nichts.

Ich denke, vor dem Hintergrund dieser Lebenserfah-
ung offenbart sich die besondere Aufgabe derjenigen,
ie sich um Kranke und Schwache sorgen. Diese han-
eln zumindest nicht nur aus beruflichen Gründen, son-
ern vornehmlich aus Gründen der eigenen Berufung.

Schon deswegen haben diese unsere volle Aufmerk-
amkeit und Unterstützung bei der Vorbereitung und
usbildung ihrer schwierigen Tätigkeit verdient. Infol-
edessen muss es eine zwingende und unverwechselbare
ufgabe der Politik sein, einen eigenen Anteil zu einer
ualitätsverbesserung der Ausbildung sowie zu einer
esteigerten Attraktivität der pflegerischen Berufe ein-
ubringen.

Daher teile ich die Auffassung vieler, nach der das
rankenpflegerecht an die veränderten Verhältnisse

nzupassen ist. Das gilt besonders mit Blick auf die
atsache, Pflegeleistungen nicht mehr nur auf die






(A) )



(B) )


Werner Lensing
Krankenhäuser zu konzentrieren, sondern zunehmend
auch auf den ambulanten Bereich und die häusliche
Pflege auszudehnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich befürworte die Differenzierung der Pflege-
ausbildung in einen allgemeinen Teil und in eine Diffe-
renzierungsphase, in der die praktische und schulische
Ausbildung auf die Abschlüsse in den einzelnen Berufs-
feldern hin spezialisiert wird. Das ist heute schon zu
Recht angeklungen.

Dies darf aber nicht zu einer generalisierten Ausbil-
dung führen, im Gegenteil: Auf eine Basisausbildung,
welche die Pflege von Menschen aller Altersklassen und
Versorgungsbereiche umfasst, sollten Stufen folgen, die
ein solides Wissen – natürlich auf dem Stand der neues-
ten Forschung – in den speziellen Fachbereichen vermit-
teln. Wir begrüßen seitens der CDU/CSU, dass an dem
Grundsatz festgehalten wird, die Ausbildung praxisnah
durchzuführen.

Als richtungsweisend erachte ich persönlich die Eta-
blierung einer gegebenenfalls theoriegeminderten, ver-
kürzten Ausbildungsform in der Krankenpflege. Hät-
ten wir für unsere dualen Ausbildungsberufe ein
modulares System, könnten wir etwa 100 000 mehr
praktisch begabten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz
verschaffen.

Die Ausbildung in den Gesundheitsberufen ist selbst-
verständlich eine berufliche Ausbildung. Die Standards
der Ausbildung an Krankenpflegeschulen sollten des-
halb auch den Anforderungen entsprechen, die an die be-
rufliche Bildung gestellt werden, unter anderem im Hin-
blick auf die Einbeziehung allgemeinbildender Fächer
und der Sprachen. Das gilt nicht zuletzt für alle Lehre-
rinnen und Lehrer, die nach der Rahmenverordnung
der Kultusministerkonferenz und nach den Prüfungsord-
nungen für Lehrer in den einzelnen Ländern auszubilden
sind. Ein wesentlicher Punkt sollte dabei sein, dass der
allgemein bildende und der fachtheoretische Unterricht
durch Lehrkräfte mit Universitätsabschluss der entspre-
chenden Fachrichtung zu sichern sind.

Überdies erscheint es sinnvoll, Ausbildungsver-
bünde herzustellen, in denen eine Krankenpflegeschule
für mehrere Krankenhäuser zuständig ist, die dann auch
die praktische Ausbildung übernehmen. Die Zentralisie-
rung der schulischen Ausbildung könnte dazu beitragen,
Schulgrößen zu schaffen, die den effizienten und sinn-
vollen Einsatz von Lehrkräften zulassen. Bekanntlich ar-
beiten größere Schulen wirtschaftlicher. Die Zuständig-
keit solcher Schulen für mehrere Krankenhäuser kann
durch eine Rotation der Auszubildenden Probleme ver-
meiden helfen, die sich in der praktischen Ausbildung
aus der zunehmenden Spezialisierung der Krankenhäu-
ser ergeben könnten. In den neuen Bundesländern sind
solche zentralen Ausbildungsverbünde in der Praxis be-
reits erprobt.

Frau Staatssekretärin, ich möchte auch erwähnen, wo
wir bei aller Übereinstimmung auch Nachteile erkennen.
Ich frage daher: Wieso sollte ein junger Mensch mit
Hauptschulabschluss in Anlehnung an den anerkannten

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(C (D eg der dualen Ausbildung nicht sofort eine Ausbildung ur Pflegerin bzw. zum Pfleger beginnen können? ranke hingebungsvoll und verantwortlich pflegen zu önnen ist nicht allein an ein hohes theoretisches Wisen, sondern vor allem an die soziale Kompetenz und die uverlässigkeit eines jeden gebunden. Ich fordere deshalb: Schneiden wir endlich den alten opf ab, der seit mindestens einer Generation geflochten ird, und lassen Sie uns für die Krankenschwestern und rankenpfleger einen wirklich attraktiven Weg zur eruflichen Weiterqualifizierung finden. Dazu gehört uch, über die Frage nachzudenken: Warum sollte eine rfahrene OP-Schwester nicht die direkte Zulassung zu inem Medizinstudium erhalten? Sie weiß doch am hesten, was sie im Studium zu erwarten hat. Die Durchlässigkeit, die es in anderen Berufen schon ängst gibt, muss auch endlich in den Krankenund Pfleeberufen Einzug halten, zumal die Pflegeberufe über in enormes Zukunftspotenzial verfügen. Mein Fazit: Erstens. Die gegenwärtigen Reformbestrebungen sind urchaus geeignet, die Struktur der Krankenpflegeschuen und der sonstigen Schulen für Gesundheitsfachbeufe zu verbessern. Zweitens. Noch immer fehlt der mutige Schritt, eingeahrene Wege zu verlassen und das Berufsfeld der Kranenpflege für die Schwestern und Pfleger dynamischer nd durchlässiger zu gestalten. Drittens. Nur durch ein vielfältiges Angebot an Mögichkeiten zur Fortund Weiterbildung kann aus dem instieg in die Pflegetätigkeit ein Start in die gesundeitsberufliche Karriere werden. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504008200


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
esregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über
ie Berufe in der Krankenpflege sowie zur Änderung des
rankenhausfinanzierungsgesetzes, Drucksache 15/13.
er Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

mpfiehlt unter Nummer 1 seiner Beschlussempfehlung
uf Drucksache 15/804, den Gesetzentwurf in der Aus-
chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
atung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenom-
en.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem Ge-
etzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st mit demselben Stimmenergebnis angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Unter Nummer 2 seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 5/804 empfiehlt der Ausschuss, eine Ent-
schließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschluss-
empfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei
Enthaltung der CDU/CSU und der FDP angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Veronika
Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU

Abschluss der europäischen Übernahmericht-
linie anstreben

– Drucksache 15/539 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
der Unterrichtung durch die Bundesregierung

Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen
Parlaments und des Rates betreffend Über-
nahmeangebote

KOM (2002) 534 endg.; Ratsdok. 12846/02

– Drucksachen 15/339 Nr. 2.7, 15/606 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Reinhard Schulz (Everswinkel)

Leo Dautzenberg

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Leo Dautzenberg, CDU/CSU-Fraktion.


Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1504008300


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die
Schaffung eines gemeinsamen europäischen Kapital-
marktes ist in diesem Hause und auch in anderen euro-
päischen Parlamenten ein fraktionsübergreifendes Ziel.
Nur wenn wir dieses Ziel erreichen, können wir das Po-
tenzial der Wirtschafts- und Währungsunion voll aus-
schöpfen und damit die Dynamik der europäischen und
vor allem der deutschen Wirtschaft stärken.

Uns allen ist klar, dass die Beseitigung von privat-
rechtlichen Übernahmehindernissen ein wesentlicher
Teil dieser Bemühungen zur Vervollständigung des EU-
Binnenmarktes ist. Der neudeutsche Begriff des so ge-
nannten „level playing field“ beschreibt den Zustand, der
mit Blick auf das europäische Übernahmerecht unser
Ziel sein muss: gleiche Bedingungen für grenzüber-
schreitende Unternehmensübernahmen und Fusionen in
Europa, unabhängig vom Herkunftsland der beteiligten
Unternehmen. Schlussendlich muss die Entscheidung
über ein Übernahmeangebot immer von den Anteilseig-

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(C (D ern gemäß ihren Kapitalanteilen getroffen werden und on sonst niemandem. Wir sollten hier nicht den Fehler begehen, die Festleung von langfristigen gesetzlichen Rahmenbedingunen von derzeitigen oder kurzbzw. mittelfristigen arktverhältnissen abhängig zu machen. Vielmehr stellt ine vernünftige Regelung in diesem Bereich eine Maßahme dar, die zur Überwindung der derzeitigen Kapialmarktschwäche beitragen kann. or diesem Hintergrund ist der von der EU-Kommission räsentierte Vorschlag zur Regelung öffentlicher Überahmeangebote zu bewerten und zu kritisieren. Bevor ich auf die im Entwurf enthaltenen Punkte im etail eingehe, scheint mir wichtig, noch einmal klarzu tellen, dass sich die geplante Richtlinie lediglich auf rivatrechtliche Übernahmehindernisse bezieht und Fraen zum niedersächsischen VW-Gesetz oder zu von taatlichen Stellen gehaltenen so genannten Goldenen ktien – „golden shares“ – nicht Gegenstand dieser ichtlinie sind. Diese Fragen des öffentlichen Rechts ollen in Zukunft durch Vertragsverletzungsverfahren ystematisch überprüft werden. In dieser Richtlinie wird ierzu lediglich eine öffentliche Verlautbarung entsprehender Rechte gefordert. Nun aber zu der Frage, die für die Beurteilung des ichtlinienvorschlags entscheidend ist: Würde eine Um etzung des Richtlinienentwurfs im Falle öffentlicher bernahmeangebote gleiche Voraussetzungen für alle nternehmen in der Europäischen Union schaffen? Zur eantwortung dieser Frage darf ich die Bundesregierung itieren: Der Kommissionsvorschlag der Übernahmerichtlinie wird in seiner jetzigen Fassung dem Anspruch, ein einheitliches „level playing field“ und damit faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, nicht gerecht. So äußerte sich das Bundesministerium der Finanzen n seinen Stellungnahmen sowohl dem Finanzausschuss es Deutschen Bundestages als auch den deutschen Abeordneten im Europäischen Parlament gegenüber. iese Meinung wird in der Beschlussempfehlung des inanzausschusses auf Drucksache 15/606 bekräftigt. uch der Antrag von CDU/CSU – Drucksache 15/539 – nterstützt ausdrücklich diese Haltung. Einigkeit zwischen den Fraktionen besteht nicht nur n der Beurteilung, sondern auch in der Begründung derelben. Der Knackpunkt aus deutscher Sicht ist – aufrund des interfraktionellen Konsens in dieser Frage uss ich das nicht weiter ausführen –, dass die im deut chen Unternehmensrecht vorgesehenen Schutzmechaismen wie Vinkulierung oder Vorratsbeschlüsse abeschafft werden sollen, während Schutzmechanismen, ie in anderen Staaten üblich sind – ich nenne als Beipiel Mehrfachstimmrechte –, in Zukunft lediglich eiem Prüfauftrag unterzogen werden sollen. Dies widerpricht dem angestrebten Ziel, einen einheitlichen echtsrahmen herzustellen. Leo Dautzenberg Die Begründungen, die von der Kommission für diese Ungleichheit vorgebracht werden, sind dabei alles andere als überzeugend. Dies wird auch in anderen nationalen Parlamenten und im Europäischen Parlament so gesehen. Außerdem bin ich der Ansicht – ich denke, das trifft auf alle Mitglieder des Hauses zu –, dass die Kommission die von deutscher Seite erbrachten Vorleistungen zu wenig honoriert hat. Trotz all dieser Übereinstimmungen in den grundlegenden Kritikpunkten hielten und halten wir die Beschlussempfehlung, die von den Vertretern von SPD und Grünen im Finanzausschuss verabschiedet wurde, nicht für zustimmungsfähig, und zwar aus zwei Gründen: Der erste Grund ist, dass die Empfehlung von RotGrün nicht den Stand der Verhandlungen berücksichtigt, der zwischen Vertretern der Kommission auf der einen und des Europäischen Parlaments auf der anderen Seite seit Vorstellung des Richtlinienentwurfs erreicht wurde. Dieser Annäherungsprozess zwischen Parlament und Kommission in dieser Frage ist übrigens eminent wichtig. Das hat uns die Erfahrung aus dem Jahr 2001 gelehrt, als die damals formulierte Übernahmerichtlinie im Europäischen Parlament ganz knapp abgelehnt wurde. Deshalb sollten wir als Deutscher Bundestag unseren Beitrag zu dieser Annäherung leisten, indem wir die Kommission in die richtige Richtung lenken. Der zuständige Kommissar Bolkestein ist mittlerweile offensichtlich dazu bereit, auch die in anderen Staaten üblichen Übernahmehemmnisse in die Richtlinie einzubeziehen. Wie der Berichterstatter im Europäischen Parlament, der Kollege Klaus-Heiner Lehne, geäußert hat, sollen nach einer Übergangsfrist bis 2010 nur noch so genannte Doppelstimmrechte erhalten bleiben. Wie Sie an der Jahreszahl sehen, ist die Beschlussempfehlung von Rot-Grün – sie geht vom Jahr 2008 aus – in diesem Punkt nicht auf dem neuesten Stand. (Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind es auch nicht! Es ändert sich nämlich täglich!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir würden uns jedoch freuen, wenn Sie diesbezüglich
hellseherische Fähigkeiten gezeigt haben und es zu einer
Verkürzung des Zeitraums kommt.

Unser Antrag unterstützt in diesem Punkt die Position
des Europäischen Parlaments. Mit ihm erhöhen wir den
Druck auf alle Seiten – insbesondere auf die Kommis-
sion –, sich stärker hin zu einem echten „level playing
field“ zu bewegen.

Der zweite Grund, der gegen die Empfehlung von
SPD und Grünen, aber für unseren Antrag spricht, be-
steht darin, dass unser Papier auch auf Punkte eingeht,
die jenseits der Problematik des „level playing field“ zu
kritisieren und zu klären sind. Dementsprechend sind
wir der Auffassung, dass ein Beschluss des Deutschen
Bundestages die Bundesregierung in ihrem berechtigten
Anliegen unterstützen muss, europäische Unternehmen
vor Übernahmen aus solchen Drittstaaten zu schützen,
die ein weit weniger liberales Übernahmerecht haben,

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(C (D ls es sich die Staaten der EU mit dieser Richtlinie zu geen gedenken. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie Richtlinie darf nur bei Unternehmen aus den Dritt-
taaten Anwendung finden, die sich reziprok auch für
bernahmewünsche aus der EU öffnen. Diese Rezipro-

ität muss schon deswegen gegeben sein, damit es nicht
o weit kommt, dass für unsere Unternehmen die Richt-
inie gilt, die Unternehmen aus den Drittstaaten aber
icht diese Übernahmevoraussetzungen haben. Im An-
rag von Rot-Grün ist zu diesem Punkt nichts zu finden,
odass die Bundesregierung bei den anstehenden Ver-
andlungen auf EU-Ebene bisher nicht ihr volles Ge-
icht einbringen konnte, da ihr die Unterstützung des
esamten Hauses in diesem Punkt fehlt.


(Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie doch einmal den Schlusssatz!)


benso wenig beziehen sich SPD und Grüne in ihrer
mpfehlung auf sonstige strittige Detailfragen. Aber
ielleicht haben Sie bei Abfassung des Antrags den
ichtlinienentwurf noch nicht richtig gelesen. So ist bei-

pielsweise die von der Kommission vorgeschlagene Re-
elung über die Bestimmung der bei grenzüberschreiten-
en Übernahmen zuständigen Aufsichtsbehörde viel zu
ompliziert. Hier gilt es, eine Regelung zu finden, nach
er das Unternehmen des Ziellandes der Aufsicht unter-
egt.

Darüber hinaus ist die Preisreferenzperiode, die in der
ichtlinie vorgesehen ist, viel zu lang. Es kann nicht

ein, dass Durchschnittspreise für eine zu lange Zeit-
chse ermittelt werden, wodurch gewisse Gegebenheiten
icht widergespiegelt werden. Wenn wir die momentane
hase betrachten, dann wissen wir, dass eine viel zu
nge Referenzperiode für bestimmte Übernahmen

chädlich wäre.

Diese Liste der Detailfragen ließe sich bis hin zur
rage des Squeeze-out, also der Abfindung von Kleinak-
onären, zu der Sie nichts gesagt haben, fortsetzen. Von
aher ist unser Antrag, der bei diesen Verhandlungen
ine Grundlage und Unterstützung für die Bundesregie-
ung darstellt, weiter gehend und konkreter. Deshalb darf
h Sie bitten, unserem Antrag zuzustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504008400


Nächster Redner ist der Kollege Reinhard Schultz,
PD-Fraktion.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ich hoffe, er hat mich verstanden!)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1504008500


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ieber Leo Dautzenberg, ich habe dich sehr wohl ver-






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(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

standen. Das Wichtigste an deiner Botschaft war, dass
wir auch vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen
und unabhängig davon, dass es zwei verschiedene Texte
zur Abstimmung gibt, beim europäischen Übernahme-
recht – ein wichtiges Thema – relativ nah beieinander
sind; dies war bereits im Ausschuss erkennbar. Insofern
denke ich, dass das, was der Bundestag mit seinem Ge-
wicht in die Waagschale wirft, in der Sache Unterstüt-
zung findet. Das wird auf der europäischen Ebene auch
so ankommen.

Natürlich bedeutet die Richtlinie im Hinblick auf
mögliche feindliche Übernahmen einen großen Fort-
schritt. Die Regelungen zu öffentlichen Übernahmean-
geboten, wesentlichen Dingen des Minderheitenschutzes
und grundsätzlichen Fragen der Objektivierung der Be-
wertung von Minderheitenanteilen stellen positive An-
sätze dar. Die Bundesregierung hat sich in diesen Fragen
gut positioniert.

Wir sind nicht grundsätzlich gegen grenzüberschrei-
tende Übernahmen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Die können Sie auch nicht verhindern!)


Wir sind im Gegenteil dafür, dass die Übernahme von
Unternehmen, also der Kauf und Verkauf von Unterneh-
men und Unternehmensanteilen, erleichtert wird. Das
haben wir durch ein modernes Unternehmensteuerrecht,
durch das der steuerfreie Übergang einer Unternehmens-
beteiligung auf ein anderes Unternehmen ermöglicht
wird, nachgewiesen.

Es stellt sich letztendlich die Frage, wie dies im inter-
nationalen Verkehr gestaltet wird. Es geht nicht darum,
wie man die Änderungen der Beherrschungs- und
Machtverhältnisse, die mit einer Veränderung der An-
teilsmehrheit verbunden sind, politisch bewertet, son-
dern es geht darum, ob Minderheitsaktionäre generell
geschädigt werden oder ob durch die mangelnde Trans-
parenz ein weiterer politischer Schaden entsteht. Inso-
fern geht es uns nicht um die Verteidigung von Besitz-
ständen, die sich in Unternehmenssatzungen und von
mir aus auch in das Aktienrecht oder in andere Rechts-
felder eingeschlichen haben. Uns geht es ausschließlich
darum, dass man vernünftig bewertet, wie Unterneh-
mensübergänge zustande kommen.

Dabei sind natürlich auch Rechtsgüter gegeneinander
abzuwägen. Wenn ein bisheriger Mehrheitsaktionär
seine Mehrheit verkauft und sich auf eine qualifizierte
Minderheitsposition zurückzieht – „qualifiziert“ heißt,
dass er aus guten Gründen selbst Unternehmer bleibt –,
kann ein Vertrag darüber abgeschlossen werden, wie die
neue Mehrheit mit ihrer Mehrheit umzugehen hat und
welche Sonderrechte die Minderheit hat. Dies ist ein völ-
lig freier Vertrag, der, wenn Restriktionen damit verbun-
den sind, in der Regel sogar Einfluss auf den Kaufpreis
hat, der für die Mehrheitsbeteiligung zu entrichten ist.
Man kann nicht einfach blind sagen, dass jede Art einer
Stimmrechtsbeschränkung, einer Beschränkung des
Mehrheitsstimmrechts usw. immer automatisch damit
verbunden ist, dass der freie Kapitalverkehr, die Nieder-
lassungsfreiheit oder was auch immer beschränkt ist;

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(C (D enn oft sind damit erworbene Eigentumsrechte verbunen, die sich im Preis niedergeschlagen haben. Ich könnte Ihnen zig Beispiele von internationalen nd nationalen Unternehmensübergängen aus jüngster eit aufzeigen, bei denen die Preisfindung nicht zuletzt uch davon abhing, welche Rolle der dann verbliebene inderheitseigner unternehmerisch spielen konnte. Ein anderer wichtiger Punkt ist – darin sind wir uns öllig einig –, dass nicht innerhalb von Europa Spielreeln geschaffen werden sollten, die die Bestimmungen in eutschland, die sich traditionell aus Unternehmenssat ungen entwickelt haben oder aber durch den Bundestag eschlossen worden sind, außer Kraft setzen, während um Beispiel in Skandinavien oder Frankreich die Betimmungen ungeschmälert erhalten bleiben. Wenn zum eispiel die Richtlinie nach dem neuesten Stand in Kraft esetzt würde, dann würde eine Wagenburg aus nationaem Recht und selbst geschaffenem Unternehmensrecht n einigen Ländern geradezu zementiert, während bei uns auern abgerissen würden, wodurch Unternehmensbergänge erleichtert würden. Wir wollen innerhalb uropas ein faire Situation. Es geht aber natürlich nicht nur um Europa; darauf erden auch die Redner nach mir hinweisen. In der Verangenheit gab es eine Reihe von interessanten Unterehmensübergängen, insbesondere zwischen den Vereiigten Staaten und Europa bzw. Deutschland. Das bernahmerecht in den Vereinigten Staaten ist relativ tarr. Amerikanische Unternehmen werden geschützt. in amerikanisches Management, das sich gut positioiert, kann durch Vorgänge auf dem Kapitalmarkt nicht n eine Lage gebracht werden, in der es zu einer feindlihen Übernahme kommen könnte. Das ist nicht gut. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wieso hat es dann welche gegeben?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich hat es welche gegeben, aber es waren keine
eindlichen Übernahmen. Die großen Unternehmens-
bergänge, die zum Beispiel deutsche Unternehmen in
merika zustande gebracht haben, waren vielleicht im
rgebnis für einige Beteiligte nicht sehr freundlich – ich
rinnere an das Beispiel Chrysler –, aber es waren freund-
chaftlich ausgehandelte Übergänge. Dazu bedurfte es
einer Verteidigungsmechanismen. Eine feindliche Über-
ahme gegen den Willen des Managements ist in den Ver-
inigten Staaten praktisch nicht möglich.

Ein europäisches Übernahmerecht aber, das letztend-
ch für alle und international gilt, wäre ein Einfallstor
ür diejenigen, die sich außerhalb der EU hinter nationa-
m Recht verschanzt haben, um hier beliebig einzufal-
n. Insofern, lieber Herr Dautzenberg, ist natürlich der
inweis völlig richtig, dass wir Reziprozität brauchen.
ies darf aber nicht nur bilateral der Fall sein; dafür ist
as Thema zu komplex. Bevor eine solche Richtlinie in
raft gesetzt wird, brauchen wir nicht nur auf europäi-

cher Ebene, sondern auch auf globaler Ebene eine Har-
onisierung des Übernahmerechts zwischen den wich-
gsten Industriestaaten innerhalb der OECD.






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

Das sind die Gründe, weswegen wir die Übernahme-
richtlinie in der jetzigen Fassung nicht mittragen und uns
auch gegen diesen Punkt besonders wehren. Wir können
uns nicht auf sämtliche Details einlassen; denn das be-
deutete für unseren Standort ein hohes Risiko.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504008600


Nächster Redner ist der Kollege Dr. Andreas
Pinkwart, FDP-Fraktion.


Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1504008700


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die
Ausführungen meiner Vorredner haben gezeigt, dass das
Thema Übernahme in der Darstellung immer mit Angst
und Schrecken verbunden ist. Dies gilt besonders in ei-
ner Situation, in der wir feststellen müssen, dass gerade
deutsche Unternehmen erheblich unterbewertet sind.
Dies stellt im Moment das wesentliche Übernahmepro-
blem dar. Ich habe große Zweifel, ob das, was gestern im
Vermittlungsausschuss vereinbart worden ist, einen Bei-
trag dazu leisten kann, dass dieses Problem entschärft
wird. Im Gegenteil: Man muss befürchten, dass die deut-
schen Kapitalgesellschaften dadurch weiteren Schaden
nehmen und sich deren Unterbewertung fortsetzt.


(Beifall bei der FDP)


Ansonsten aber haben Übernahmen nicht nur negative
Folgen, sondern können in positiver Hinsicht – wenn
wir unsere Unternehmen hinreichend wettbewerbsfähig
machen, können wir das so interpretieren – neue Unter-
nehmenskonzepte, neue Ideen und frisches Kapital für
die Unternehmen bedeuten. Damit wird im Ergebnis eine
Stärkung des Finanzplatzes erreicht. Hiervon können
nicht nur die Unternehmensleitung und die Aktionäre
der beteiligten Unternehmen, sondern natürlich auch die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Unternehmen
profitieren.

Deshalb wäre es unserer Ansicht nach falsch, Über-
nahmen staatlich zu regulieren oder gar rechtliche
Rahmenbedingungen zur Abwehr von Übernahmen,
Mehrfachstimmrechte oder Stimmrechtsbeschränkungen
einzuführen; denn dies beeinträchtigt einen funktionie-
renden Finanzplatz. Aus diesem Grunde haben wir in der
vorvergangenen Legislaturperiode mit dem KonTraG
von 1997 konsequenterweise die Mehrfachstimmrechte
beseitigt. Im Kontext der anstehenden Liberalisierung
auf diesem Gebiet in Europa ist es deshalb nur kon-
sequent, darauf hinzuwirken, dass bei Schaffung eines
einheitlichen europäischen Rahmens im Bereich der Un-
ternehmensübernahmen auch in anderen Ländern beste-
hende Mehrfachstimmrechte unterbunden werden.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Heinz Seiffert [CDU/CSU])


Das Gleiche gilt auch für die Reziprozität, die selbst-
verständlich sein sollte, wenn in Europa ein einheitliches
und sehr liberales Übernahmerecht ermöglicht werden

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(C (D ann. Wir, die FDP-Fraktion, sind jedenfalls sehr daran nteressiert, dass sich diese Übernahmemöglichkeiten erffnen und sich die Chance bietet, unsere Unternehmen ettbewerbsfähig zu gestalten, auch gegenüber amerikaischen und asiatischen Unternehmen, damit sie bei eiem rechtlichen Fairplay in Zukunft möglicherweise uch solche Unternehmen übernehmen können. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Hubert Ulrich, Bündis 90/Die Grünen. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir diskuieren im Prinzip über den nächsten Schritt im Zusamenhang mit dem europäischen Binnenmarkt. Ein we entlicher Schritt in den vergangenen zwei Jahrzehnten ar die langsame Angleichung der Steuergesetzgebung. in weiterer wesentlicher Schritt war die Einführung des uro. Nun sind wir dabei, die Kapitalmärkte europaweit zu armonisieren. Auch das ist ein sehr wichtiger Schritt; enn ich denke, gerade offene Kapitalmärkte tragen dazu ei, dass die Unternehmenslandschaft mit dem notwenigen Kapital versorgt werden kann. Ohne Kapital kann un einmal keine Volkswirtschaft funktionieren. Dabei geht es in starkem Maße darum, den deutchen Aktienmarkt zu fördern, der in den vergangeen Jahren bekanntlich enorm unter Druck geraten ist. r ist stärker unter Druck geraten als beispielsweise der S-amerikanische Kapitalmarkt. Ich erinnere nur da an, dass der Dow Jones von 11 000 auf 8 000 Punkte efallen ist. Der DAX ist von 8 000 auf 2 500 – zeiteise sogar auf 2 000 – Punkte gefallen. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: So schnell wie die Regierung!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504008800
Hubert Ulrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504008900

as heißt, der deutsche Aktienmarkt ist – das gilt auch
ür die anderen europäischen Aktienmärkte – nicht so
tabil wie die US-amerikanischen Märkte. Das hat seine
ründe.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist richtig!)


Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass dies schon ein-
al anders war, was die wenigsten wissen. 1914 beispiels-
eise hatte Deutschland mehr börsenorientierte Unter-
ehmen als die USA. Durch die Weltkriege ist zwar sehr
iel Schaden entstanden, aber das gilt für ganz Europa.
ir müssen daran arbeiten, dass sich die gegenwärtige Si-
ation wieder bessert. Die großen Probleme vor allem der

leinen und mittleren Unternehmen liegen schließlich vor
llem in der Kapitalbeschaffung. Bundesdeutsche Unter-
ehmen sind heute zu einem großen Teil kreditfinanziert,
ngelsächsische Unternehmen hingegen aktienfinanziert.
ir müssen die Aktienfinanzierung fördern.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Aber die Rahmenbedingungen fehlen!)







(A) )



(B) )


Hubert Ulrich
Diese hängt im starken Maße mit der Freizügigkeit, zu-
mindest innerhalb der Europäischen Union, zusammen.

Wie bereits von allen anderen Rednern angesprochen
wurde, ist die Reziprozität sehr wichtig. Die US-ameri-
kanischen Märkte sind völlig abgeschottet. Es geht nicht
an, dass die europäischen Staaten ihre Märkte nach au-
ßen öffnen, während andere Staaten das unterlassen. Wie
wir innerhalb Europas vorgehen, ist aber eine andere
Frage, um die es heute im Rahmen der europäischen
Übernahmerichtlinie geht. Dabei vertreten die einzelnen
Nationalstaaten ihre speziellen Interessen.

Was unser VW-Gesetz ist, sind in anderen Staaten die
Doppelstimmrechte. Dabei muss stark differenziert
werden. Zum Beispiel dürfen die Mehrfachstimmrechte
in den skandinavischen Ländern nicht mit dem in Frank-
reich bestehenden Doppelstimmrecht gleichgesetzt wer-
den. Letzteres bedeutet nur, dass derjenige, der seine Ak-
tien länger als zwölf Monate hält, ein Doppelstimmrecht
erhält. Damit wird das Zocken an den Aktienmärkten ein
wenig eingeschränkt.

In Skandinavien – die Familie Wallenberg ist ein be-
kanntes Beispiel – gibt es ein bis zu 40faches Stimm-
recht. Das geht nicht an. Aber soweit mir bekannt ist, hat
die Europäische Union diese skandinavischen Mehrfach-
stimmrechte inzwischen unterbunden. Um diese kann es
deshalb nicht mehr gehen.

Wir werden uns aber auch in Zukunft nur schwer ge-
gen die Einführung dieser EU-Richtlinie wehren können.
Ich nenne nur das Stichwort „Goldene Aktien“, die es
heute noch in vielen europäischen Staaten gibt. In den
nächsten Jahren werden aber 99 Prozent dieser Aktien
verschwinden. Sie werden von der Kommission nur
noch in einem sehr engen Rahmen zugelassen werden,
zum Beispiel aus Gründen der nationalen Sicherheit.

Auch unser VW-Gesetz wird – das dürfte Ihnen bekannt
sein – seit mehreren Wochen von der Europäischen
Kommission beklagt. Auch das wird fallen.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir verteidigen!)


Da müssen wir uns etwas einfallen lassen. Insofern wer-
den wir uns in Deutschland Gedanken machen müssen,
wie wir unser Aktienrecht europäischem Niveau anglei-
chen. In diesem Zusammenhang muss man durchaus
über das französische System mit Doppelstimmrechten
nachdenken. Denn dieses System scheint von der Kom-
mission akzeptiert zu werden. Das wäre ein gewisser Er-
satz für das heutige VW-Gesetz.

Was mich aber am Antrag der CDU/CSU-Fraktion
gewundert hat – das möchte ich schon einmal anspre-
chen –, ist der vorletzte Punkt. Da geht es um die so ge-
nannte Preisreferenzperiode. Wenn ich ernst nehme,
was hier steht, dann fordert die CDU/CSU, dass eine
Übernahme zum geringsten Preis erfolgen soll, wenn es
zu einer feindlichen Übernahme kommt.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Nein!)


– Doch, das steht da drin. Gerade die Preisreferenz-
periode bedeutet ja, dass derjenige, der sich in ein ande-

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(C (D es Unternehmen einkauft, über einen längeren Zeitraum inen Preis bilden muss, und zwar über einen Zeitraum on sechs bis zwölf Monaten. Das ist eine sehr vernünfige, eine sehr gute Regelung, die mit dem heutigen deutchen Recht durchaus korrespondiert. Damit sind wir beim Squeeze-out, dem zweiten chritt. Das bedeutet, dass durch diese von der EU voreschlagene Regelung insbesondere der deutsche Kleinktionär einen fairen Marktpreis erhält. Genau das will ie CDU/CSU konterkarieren. Es erschließt sich mir icht, wohin Sie an dieser Stelle wollen. Das heißt – das wurde vom Kollegen von der SPD geagt –, dass die derzeitige Übernahmerichtlinie, die noch icht dazu führt, dass wir in Europa wirklich gleiches echt haben, von den Koalitionsfraktionen zu Recht abelehnt wird. Sie wird so lange abgelehnt, bis wir wirkich einen Vorschlag auf dem Tisch liegen haben, der inerhalb der Europäischen Union gleiche Bedingungen ür alle schafft. Dann kann die Koalition einer solchen orgabe auch folgen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504009000


Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär bei
er Bundesministerin der Justiz, Alfred Hartenbach.

A
Alfred Hartenbach (SPD):
Rede ID: ID1504009100


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen
nd Kollegen! Ich begrüße es, dass der Finanzausschuss
ehrheitlich die Forderung der Bundesregierung stützt,

nd empfinde es als erfreulich, dass der Antrag der
DU/CSU zumindest Flankenschutz gewährt.


(Beifall des Abg. Dr. Michael Meister [CDU/ CSU])


In ihren zentralen Forderungen stimmen beide Vorla-
en überein. Die künftige Übernahmerichtlinie muss
uch und gerade im Hinblick auf die Mehrstimmrechte
in einheitliches Level Playing Field für Übernahmen
chaffen. Was meinen wir mit diesem Begriff? Es darf
icht sein, dass die Spielregeln für eine Übernahme in
en verschiedenen Staaten unterschiedlich bleiben.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig!)


Diesem Ziel wurde der Kommissionsentwurf zur
bernahmerichtlinie vom vergangenen Herbst nicht ge-

echt. Seine Umsetzung würde ungleiche Ausgangs- und
ettbewerbsbedingungen für Unternehmensübernah-
en in Europa schaffen. Durch die vorgesehene Rege-

ung würden deutsche Unternehmen zum Verzicht auf
bwehrmöglichkeiten gegen feindliche Übernahmen ge-

wungen, während zugleich den Unternehmen anderer
itgliedstaaten weiterhin gestattet wäre, sich durch
ehrstimmrechte effektiv gegen solche Übernahmen ab-

uschotten.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Alfred Hartenbach
Die Bundesregierung setzt sich bei den Verhandlun-
gen daher primär für eine echte europäische Harmoni-
sierung ein. Auch Mehrstimmrechte müssen im Über-
nahmefall außer Kraft gesetzt werden können. Zugleich
sollte die Liberalisierung innerhalb von Europa aber Bie-
tern aus Drittstaaten, die selbst über wirkungsvolle Ab-
wehrinstrumente verfügen, nicht zugute kommen. Es
geht also auch um ein internationales Level Playing
Field.

Unseren Bemühungen war leider nicht sofort Erfolg
beschieden. Inzwischen hat die amtierende griechische
Präsidentschaft aber erfreulicherweise den Gedanken ei-
ner echten Harmonisierung aufgegriffen und in einem
neuen Vorschlag die Berücksichtigung der Mehrstimm-
rechte vorgeschlagen. Auch andere Mitgliedstaaten be-
grüßen diesen Vorschlag der Präsidentschaft genauso
wie wir. Auch die Kommission und maßgebliche Stim-
men im Europäischen Parlament stützen diesen griechi-
schen Vorschlag.

Auf deutlichen Widerstand stößt der neue Ansatz al-
lerdings bei den skandinavischen Ländern, weil gerade
dort Mehrstimmrechte weit verbreitet sind. Nun hat al-
lerdings die Präsidentschaft angesichts der im Übrigen
großen Zustimmung erkennen lassen, dass sie gewillt ist,
ihrem Vorschlag zum Erfolg zu verhelfen. Das ist für die
Beratungen in Brüssel nützlich. Allerdings weiß heute
noch niemand, wie das Ergebnis sein wird. Sollte die
von uns angestrebte europäische Harmonisierung nicht
erreichbar sein, dann muss es den Mitgliedstaaten auch
in Zukunft gestattet werden, ihre jeweiligen Abwehr-
möglichkeiten beizubehalten. Für Deutschland hieße
das: Es bleibt bei den bisherigen Regelungen des Wert-
papiererwerbs- und Übernahmegesetzes, also bei der
Möglichkeit für die Vorstände und die Aufsichtsräte, Ab-
wehrmaßnahmen zu ergreifen.

An dieser Stelle möchte ich dem Berichterstatter zur
Übernahmerichtlinie im Europäischen Parlament, dem
Kollegen Lehne, sehr herzlich für seine konstruktive Zu-
sammenarbeit danken.


(Beifall im ganzen Hause)


Wir haben in vielen, wenn auch nicht in allen Fragen
übereinstimmende Vorstellungen. Auch Ihnen, meine
lieben Kolleginnen und Kollegen aus dem Finanzaus-
schuss, danke ich und bitte um weitere Unterstützung
unserer Linie.

Herr Kollege Dautzenberg, Sie haben eben das
VW-Gesetz angesprochen. Mit Blick auf unser nationa-
les Recht denke ich übrigens nicht, dass wir das VW-Ge-
setz in einen Zusammenhang mit der Diskussion über
die Übernahmerichtlinie bringen sollten. Die Kommis-
sion stellt dieses Gesetz mit ihrem Abmahnschreiben
vom März dieses Jahres infrage – Herr Dautzenberg, Sie
haben das schon herausgearbeitet –, weil es angeblich
primäres EU-Recht, die Regeln der Kapitalverkehrsfrei-
heit, verletze. Das ist aber nicht die Intention des VW-
Gesetzes. Es geht dort vielmehr um eine nur aus der His-
torie verständliche Ordnung der Eigentumsverhältnisse
und Verantwortlichkeiten aus der Zeit der Privatisierung
der Gesellschaft. Die Belegschaft hatte nach dem Krieg

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(C (D ie Volkswagenwerke aus dem Nichts und über viele ahre mit großem Einsatz aufgebaut. Dies sollte sich bei er Privatisierung widerspiegeln, und zwar in der Einichtung einer Volkswagen-Stiftung, die dem Allgemeinohl verpflichtet war und noch immer ist, sowie in der chaffung und Erhaltung der Volksaktie VW. Das ist der inn der beanstandeten Regelung und das werden wir er Kommission mit Nachdruck verständlich machen. ch hoffe sowohl in diesem Bereich als auch bei unseren emühungen um eine faire Übernahmerichtlinie auf die olle Unterstützung dieses Hauses. Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben, und ünsche uns weiterhin gute Beratungen. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Stefan Müller, CDU/ SU-Fraktion. Frau Präsidentin! Werte Kollegen! Es gibt derzeit im irtschaftsgebiet der Europäischen Union noch immer um Teil gravierende Unterschiede bei den Rechtsvorchriften zur Firmenübernahme. Es wird Zeit, auch für en Bereich der Firmenübernahmen eine einheitliche euopäische und vor allem eine ausgewogene Regelung zu inden, die den wirtschaftlichen Notwendigkeiten der eutigen Zeit gerecht wird. Ziel – ich denke, darüber ind wir uns in diesem Hause einig – muss die Schaffung ines so genannten Level Playing Field für alle Mitgliedtaaten sein, bei dem durch den Abbau von Sonderorschriften Wettbewerbsgleichheit auf diesem Gebiet ergestellt wird. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion berüßt die Abschaffung von Rechtsbarrieren und die chaffung eines vollständigen Level Playing Field auf uropäischer Ebene. Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass eutschland in der Vergangenheit schon sehr große An trengungen diesbezüglich unternommen hat. Nur, wir üssen auch feststellen, dass es nicht bei dem einseiti en Geben unsererseits bleiben darf. Spätestens seit der bernahme von Mannesmann durch Vodafone wissen ir, wie wichtig eine einheitliche Verordnung ist. (Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Das wäre nicht verhindert worden!)


(Beifall im ganzen Hause)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504009200
Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1504009300

Natürlich ist es noch immer schmerzhaft, wenn ein alt-
ingesessenes deutsches Unternehmen durch eine auslän-
ische Firma übernommen wird. Aber daran werden wir
ns in Zukunft vermutlich gewöhnen müssen, und zwar
icht nur – das ist hier schon mehrfach angesprochen wor-
en – auf europäischer Ebene. Entscheidend für unsere
irtschaft und den Standort Deutschland ist dann nicht
ehr, in wessen Hand sich ein Unternehmen befindet, son-

ern allein die Tatsache, wie viele Arbeitsplätze durch eine
bernahme gesichert bzw. geschaffen werden können.

or diesem Hintergrund sollten auch die Widersacher ei-
er Verordnung keine Angst vor einer diesbezüglichen






(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)

Neuregelung haben; denn wenn wir es schaffen, den
Wirtschaftsstandort Deutschland in Zukunft attraktiver
zu gestalten, dann sehe ich in dieser neuen Richtlinie
auch für unsere Unternehmen mehr Chancen als Risiken
auf dem europäischen Markt.

Ebenso muss es unser gemeinsames Ziel sein, diese
Richtlinie so schnell wie möglich in Kraft zu setzen und
zu einer tragfähigen gemeinsamen Lösung zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich habe mir noch einmal angeschaut, wie lange wir in
Europa schon über diese Richtlinie diskutieren. Bereits
in den 80er-Jahren gab es die ersten Vorschläge für eine
Harmonisierung der einzelnen Rechtsvorschriften; da-
mals wurden die ersten Vorstöße gewagt, um zu einer
Vereinheitlichung zu kommen. Letztlich hat es nun bis
zum Oktober letzten Jahres gebraucht, bis von der Euro-
päischen Kommission ein neuer Entwurf vorgelegt wer-
den konnte.

Dieser Entwurf stellt für die deutsche Seite sicherlich
eine Verbesserung gegenüber den bisherigen Richtlinien
und Vorschlägen dar, ist aber gleichwohl noch nicht be-
friedigend. Insbesondere in Bezug auf Art. 11, der die
Unwirksamkeit der Beschränkung der Übertragung von
Wertpapieren und Stimmrechten vorsieht, haben wir
meiner Meinung nach noch erheblichen Diskussionsbe-
darf; denn solange in anderen Ländern die Möglichkeit
besteht, sich gegen Übernahmen abzuschotten, kann
auch von der deutschen Wirtschaft nicht verlangt wer-
den, keine geeigneten Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Allein der Grundsatz der Waffengleichheit gebietet es,
allen Unternehmen in Europa die gleichen Chancen zu
bieten.


(Beifall im ganzen Hause)


Die Kollegen in Brüssel haben immer noch mit erhebli-
chem Widerstand insbesondere aus den drei skandinavi-
schen Ländern zu kämpfen, denen auch die Einbeziehung
ihrer Mehrfachstimmrechte in die Durchbrechungsregel
deutlich zu weit geht und die bereits erheblichen Wider-
stand angekündigt haben. Auch Frankreich versucht,
seine nationalen Regelungen der doppelten Stimmrechte
nicht dieser Regelung zu unterwerfen. Ich gebe die Hoff-
nung nicht auf, dass wir trotz dieser Widerstände und
Meinungsverschiedenheiten zu einem einheitlichen
Standard in Europa kommen können.

In diesem Prozess muss selbstverständlich auch ge-
würdigt werden, dass die Bundesrepublik Deutschland
die von mir schon angesprochenen Vorleistungen bereits
erbracht hat. Uns muss auch von daher daran gelegen
sein, auf ein zeitnahes Auslaufen von Sonderregelungen
im Ausland hinzuwirken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich stelle hier deutlich fest: Es ist für deutsche Unter-
nehmen nicht hinzunehmen, wenn die skandinavischen
Länder sowie Frankreich und die Niederlande durch
Mehrfachstimmrechte bzw. Stiftungszertifikate eine ein-
heitliche Regelung zulasten der deutschen Unternehmen
unterlaufen. Besonders vor diesem Hintergrund halte ich
es für außerordentlich wichtig, noch vor Ablauf der vor-

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(C (D esehenen Frist bis 2010 eine Überprüfung der einzelnen ondertatbestände vorzunehmen und diese nach Mög ichkeit schon vorher auslaufen zu lassen. Natürlich fielen unter die Durchbrechungsregel – das t auch schon angesprochen worden – auch die letzten erbleibenden deutschen Sonderregelungen wie beipielsweise die Vorratsbeschlüsse, was aber im Sinne eier Vereinheitlichung für uns hinnehmbar wäre und auch orgesehen ist. Ich meine schon, dass Deutschland als rößtes und wirtschaftlich bedeutendstes Mitgliedsland er Europäischen Union in diesem Prozess eine der treienden Kräfte bleiben muss. Wir unterstützen daher – ich laube, darüber sind wir uns in diesem Hause einig – rundsätzlich die Bemühungen der Europäischen Komission auf diesem Gebiet. Sorge bereitet uns allerdings immer noch, dass die ommission aus Gründen einer meiner Meinung nach weifelhaften Kompromissbereitschaft an Art. 11, also n den Mehrheitsstimmrechten, festhalten möchte. Ich alte es für wenig zielführend, dass die Kommission anekündigt hat, sie werde nach fünf Jahren die Umsetung der Richtlinie überprüfen. In diesem Punkt stimme h einmal mit der Bundesregierung überein, dass eine berprüfung nach fünf Jahren grundsätzlich nichts an achteiligen Auswirkungen insbesondere für die deutchen Unternehmen zu ändern vermag. ies gilt auch vor dem Hintergrund, dass in diesem Zeitaum schon erhebliche Veränderungen zum Nachteil unerer Wirtschaft eingetreten sein könnten. Eine angekünigte Überprüfung nach fünf Jahren bedeutet auch nicht, ass die betroffenen Länder dann von ihrer heute schon rtikulierten Meinung abgehen werden. Nach Ansicht der Kommission haben Doppelund ehrfachstimmrechte lediglich eine Bedeutung für die nternehmensfinanzierung. Es gäbe demnach keinen eweis dafür, dass etwaige negative Auswirkungen auch Falle von Unternehmensübernahmen stattfänden. An dieser Stelle muss noch einmal deutlich festgehaln werden, dass diese Erkenntnis der Kommission ganz Gegensatz zu dem steht, was die Kommission selbst einem von ihr in Auftrag gegebenen Gutachten vom 0. Januar 2002 veröffentlicht hat, in dem Aktien mit oppelund Mehrstimmrechten eindeutig als Haupthinernis für Übernahmeangebote eingestuft wurden. Der ommission ist daher zu empfehlen, auf eine spätere berprüfung zu verzichten und den Anregungen der Exerten schon heute Folge zu leisten. Uns nützt keine Übernahmerichtlinie, deren materielr Teil zwar endlich einen europaweiten Fortschritt mit ich bringt, aber bewirkt, dass die Unternehmen mit foralen Hindernissen, beispielsweise mit unübersichtli hen Kompetenzzuweisungen bei den Aufsichtsbehören, mehr Zeit als mit den Übernahmegesprächen selbst erbringen. Stefan Müller Ich bin damit beim Thema Aufsichtsorgane. Es ist wichtig, dass sich auch aus dieser Richtlinie eine Vereinfachung ergibt, um einen unnötigen Wirrwarr und unnötige Kompetenzstreitigkeiten bei den Überwachungsbehörden zunichte zu machen. Deswegen bin ich schon der Meinung, dass die Zuständigkeiten für diese Übernahmen und für die Aufsicht den Aufsichtsbehörden des Landes, in dem sich das Zielunternehmen befindet, zuzuordnen sind. Aus Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion befinden wir uns mit einer einheitlichen Übernahmerichtlinie auf dem richtigen Weg zur Stärkung eines gemeinsamen europäischen Binnenmarktes, der uns die Möglichkeit geben könnte, die Vorteile der Wirtschaftsund Währungsunion für uns voll zu nutzen. Wir fordern die Bundesregierung daher noch einmal nachdrücklich auf, sich noch deutlicher als bisher für die Belange der deutschen Unternehmen einzusetzen und alles dafür zu tun, unseren Firmen auf dem europäischen Markt dieselben Möglichkeiten zu bieten, die ausländische Unternehmen hier bei uns haben. Ich danke Ihnen. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege HansJürgen Uhl, SPD-Fraktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich gleich zu Beginn feststellen: Der Entwurf für eine EU-Übernahmerichtlinie ist im Kern unausgewogen und schafft kein Level Playing Field, also keine fairen, keine gleichen Bedingungen. Herr Müller, ich kann das, was Sie gesagt haben, nur bestätigen: Das, was im Augenblick in der Mache ist, führt nicht zur Waffengleichheit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Dann unterstützen Sie unseren Antrag!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





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(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504009400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Hans-Jürgen Uhl (SPD):
Rede ID: ID1504009500

Die Möglichkeiten der Abwehr feindlicher Übernah-
men sollen bei Skandinaviern und Deutschen entfallen.
Franzosen und Niederländer sollen Mehrfachstimm-
rechte und Stiftungslösungen, also ihre nationalen Ab-
wehrinstrumente, behalten.

Auch der zweite Anlauf von EU-Kommissar Bolkestein
schafft keine fairen Wettbewerbsbedingungen, nicht
innerhalb der EU und schon gar nicht gegenüber ameri-
kanischen Unternehmen. Gerade in den USA gibt es eine
Vielzahl von Instrumenten zur Abwehr feindlicher Über-
nahmen. In den Vereinigten Staaten wird dem Leitungs-
organ der Zielgesellschaft ein weiter Spielraum für Ab-
wehrmaßnahmen eingeräumt. Diese variieren von
Bundesstaat zu Bundesstaat zum Teil sehr stark. Das ist
eine weitere Hürde für übernahmewillige Dritte. Tatsa-

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(C (D he ist: Von den zehn größten Übernahmefällen der letzen Jahre waren sieben transatlantisch. Das zeigt die Beeutung des Übernahmerechts im Verhältnis zu den ereinigten Staaten. Die Folgen der geplanten EU-Regelung sind schnell zu eschreiben: Für amerikanische oder auch japanische Unernehmen wäre es ein Leichtes, europäische Konzerne eindlich zu übernehmen. Umgekehrt wäre dies kaum öglich. Deshalb meine ich: Die im Entwurf der EUbernahmerichtlinie vorgesehenen Art. 9 und Art. 11 ollten ersatzlos gestrichen werden. Damit wäre weiterin gewährleistet, dass Abwehrmaßnahmen durch Aufichtsrat und Vorstand beschlossen werden können. leichzeitig wäre dies ein Garant für die Beteiligung der rbeitnehmervertreter. Ziel der Richtlinie muss sein, gleiche Bedingungen zu chaffen, und dies, ohne in gewachsene und bewährte Inustrieund Unternehmenskulturen einzugreifen. Dies ilt auch für die Beteiligungsrechte der Arbeitnehmerinen und Arbeitnehmer. Information, Konsultation und itbestimmung haben in einer Reihe europäischer Län er eine lange Tradition, insbesondere bei uns in eutschland. Das gehört zu unserer sozialen Orientie ung und zu unserer politischen Demokratie. Fragen wir ns doch einmal: Wie wären denn struktureller Wandel nd Rationalisierungsprozesse in unserem Land und uch in manch anderem Land in Europa abgelaufen, enn wir nicht tagtäglich die Balance zwischen Kapital nd Arbeit und damit auch die soziale Verantwortung für rbeitsplätze und Standortregionen praktizieren müssn? (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Nicht zuletzt aus diesem Grund enthält das deutsche
bernahmerecht einen Zustimmungsvorbehalt des Auf-

ichtsrats bei Verteidigungsmaßnahmen. Mit einer Über-
ragung des Entscheidungsrechts über Abwehrmaßnah-
en auf die Hauptversammlung würde eine Gegenwehr

efährlich eingeschränkt. Anders gesagt: Wer zu spät
ommt, den bestraft Herr Bolkestein.

Der Brüsseler Entwurf greift mit seiner Stillhalte-
flicht in gewachsene und zu Recht bestehende Mitbe-
timmungsstrukturen ein. Das müssen wir uns einmal
raktisch vorstellen. Da muss ein Unternehmen Tau-
ende Aktionäre innerhalb kürzester Zeit zusammen-
ufen, um deutlich zu machen, dass man feindlich über-
ommen werden kann. Die praktischen Probleme sowie
uch die verheerende Wirkung in der Öffentlichkeit und
uf dem Kapitalmarkt können wir uns alle wohl leicht
usmalen.

Unser nationales deutsches Übernahmerecht ist gut.
nsere Verteidigungsrechte sind richtig. Es gibt keinen
rund, das zu ändern. Ebenso wirkungsvolle Verteidi-
ungsmöglichkeiten haben in anderen EU-Staaten Tradi-
ion. Warum sollten sie alle so einfach über Bord gewor-
en werden?

Fragen wir uns weiter: Warum sollen wir denn be-
ährte industrielle Beziehungen in Deutschland der neo-

iberalen Ideologie eines EU-Kommissars opfern?






(A) )



(B) )


Hans-Jürgen Uhl
Meine Damen und Herren, wir führen hier keine
akademische Diskussion über abstrakte Modellvorstel-
lungen. Es geht um konkrete Gefahren für deutsche und
europäische Unternehmen und damit um die Frage, ob
betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten auch künftig
mit einer sozialen Verpflichtung für Beschäftigung und
Standortregionen verknüpft werden. Ich frage: Wollen
wir das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes – Eigen-
tum verpflichtet – weiterhin ernst nehmen oder wollen
wir eine Unkultur des Heuerns und Feuerns wie in den
USA? Das sind zwei verschiedene Welten mit unter-
schiedlichen historischen Bezügen. Das Sozialstaats-
modell Europa ist es wert, meine ich, verteidigt zu wer-
den.


(Beifall bei der SPD)


Weil wir jene Unkultur in Europa nicht wollen, muss die
Chance für eine Balance zwischen Kapital- und Arbeit-
nehmerinteressen auch weiterhin gewahrt bleiben.

Fakt ist: Große deutsche Industriekonzerne sind po-
tenzielle Übernahmekandidaten. Das wird deutlich,
wenn wir uns den Börsenwert anschauen. Der Börsen-
wert von Daimler-Chrysler, BMW und Volkswagen mit
zusammen weit über 1 Million Beschäftigten und mit
vielen Standorten in der ganzen Welt liegt unter dem
Börsenwert des Handyherstellers Nokia.


(Zuruf von der CDU/CSU: Zurzeit!)


Das zeigt: Da stimmt die Welt nicht. Die Börsenkapitali-
sierung von Toyota liegt auch weit über dem gemeinsa-
men Wert der drei deutschen Automobilkonzerne.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Woran liegt das?)


Deshalb dürfen wir es nicht allein den Kapitalmärkten
überlassen, Entscheidungen über die Zukunft von Indus-
triestandorten in Deutschland und Europa und damit
über das Schicksal von Millionen von Beschäftigten und
ihren Familien zu treffen.

Für uns gilt: Industriepolitik ist Standortpolitik, Be-
schäftigungspolitik und auch Sozialpolitik. Deshalb
– Herr Ulrich, das sage ich auch an Ihre Adresse – wer-
den wir auch das VW-Gesetz verteidigen. Es wird nicht
fallen. Es muss verteidigt werden, weil es vernünftig
ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe auch nicht darum gebeten, dass es fällt!)


Weder Frankreich noch die USA kämen auf die Idee,
ihre nationalen industriepolitischen Positionen aufzuge-
ben. Warum sollten wir das tun? Die volkswirtschaft-
liche Bedeutung und die Vernunft fordern, dass unsere
großen Industrieunternehmen auch weiterhin aus
Deutschland und nicht aus Detroit, New York oder Tokio
gesteuert werden.


(Beifall bei der SPD)


Darum gehe ich davon aus, dass sich die Bundesregie-
rung bei der kommenden Tagung des Rates deutlich für
eine Lösung stark machen wird, die unsere deutschen

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(C (D nd europäischen Unternehmen wirkungsvoll vor feindichen Übernahmen schützt. Vielen Dank fürs Zuhören. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504009600


Herr Kollege Uhl, das war Ihre erste Rede in diesem
ohen Hause. Ich gratuliere Ihnen sehr herzlich und
ünsche Ihnen persönlich und politisch alles Gute.


(Beifall)


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/539 an die in der Tagesordnung aufge-

ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Finanz-
usschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesre-
ierung über den Vorschlag für eine Richtlinie des Euro-
äischen Parlaments und des Rates betreffend
bernahmeangebote, Drucksache 15/606. Der Aus-

chuss empfiehlt, in Kenntnis der Unterrichtung durch
ie Bundesregierung eine Entschließung anzunehmen.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-

robe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
it den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der
DU/CSU und der FDP angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 7 a und 7 b auf:

a) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Bundeseinheitliche Praxis bei der Einbürge-
rung von Unionsbürgern herstellen – Hinder-
nisse beseitigen

– Drucksache 15/762 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ernst
Burgbacher, Gisela Piltz, Dr. Max Stadler, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Umsetzung der deutsch-französischen Initia-
tive zur Gewährung einer doppelten Staats-
angehörigkeit

– Drucksache 15/362 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
ebastian Edathy, SPD-Fraktion.






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1504009700


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Für die heutige Debatte gibt es einen einfachen und zu-
gleich gewichtigen Grund: Als Bundesparlament haben
wir neben der Schaffung von Bundesrecht auch die Auf-
gabe, auf seine einheitliche Umsetzung zu achten. Insbe-
sondere dann, wenn die Ausführung geltenden Rechtes
mit erheblichen Folgen für Bürgerinnen und Bürger ver-
bunden ist, müssen, egal ob in Kiel oder München, glei-
che Kriterien gelten.

Im Rahmen der Reform des deutschen Staatsangehö-
rigkeitsrechtes im Jahre 1999 hat der Bundestag nicht
zuletzt einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des
Kerngedankens der Europäischen Union, nämlich zum
Erreichen des Ziels einer weitgehenden rechtlichen
Gleichstellung geleistet. Im Ausländerrecht ist seitdem
Folgendes festgeschrieben: Wir verzichten bei der Ein-
bürgerung von Staatsangehörigen anderer EU-Län-
der auf die Abgabe ihrer bisherigen Staatsangehörigkeit,
wenn in dieser Hinsicht seitens des Herkunftslandes
ebenso verfahren wird.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Sehr gut!)


Dieser Wille des Gesetzgebers findet sich auch in der
Gesetzesbegründung, in der festgehalten wird, es gebe in
diesen Fällen ein

fehlendes öffentliches Interesse an der Vermeidung
von Mehrstaatigkeit.

Wörtlich heißt es dort weiter:

Bei Ausländern, die Staatsangehörige eines anderen
Mitgliedstaats der Europäischen Union sind, be-
steht bereits eine weitgehende Inländergleichbe-
handlung. Das Interesse am Erwerb der deutschen
Staatsangehörigkeit unter Aufgabe der bisherigen
ist daher für EU-Ausländer gering, woraus sehr
niedrige Einbürgerungsquoten resultieren. Im Hin-
blick auf das Ziel der europäischen Integration soll
der Anreiz zum Erwerb der deutschen Staatsange-
hörigkeit dadurch verstärkt werden, dass der
Grundsatz der Vermeidung von Mehrstaatigkeit
nicht gilt, wenn Gegenseitigkeit besteht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist doch ganz
eindeutig: Wer das Zusammenwachsen Europas beför-
dern will und zudem will, dass auf Dauer in Deutschland
lebende EU-Bürger unbürokratisch die Möglichkeit zur
rechtlichen Gleichstellung erhalten sollen, der muss sie
in der Gemeinschaft der deutschen Staatsbürger will-
kommen heißen, ohne ihnen den Verzicht auf die bishe-
rige Staatsangehörigkeit abzuverlangen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist, wenn ihr Herkunftsstaat mit deutschen Staatsan-
gehörigen ebenso verfährt, nicht nur so gewollt, sondern
geltendes Recht.

Freilich – das ist der Grund für diese Debatte –
scheint das Wissen um diese Tatsachen in manchen, vor
allem wohl süddeutschen Amtsstuben noch nicht hinrei-
chend verbreitet zu sein.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Wo?)


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(C (D nsbesondere in Bayern ist leider entgegen den gesetzichen Bestimmungen (Dr. Peter Danckert [SPD]: Habe ich mir gedacht!)


inbürgerungswilligen EU-Bürgern die Beibehaltung ih-
er Staatsangehörigkeit verweigert worden. Dies ist nicht
ur völlig unverständlich, sondern ein Unding.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Geis [CDU/CSU]: Bayern ist immer vorbildlich!)


Inzwischen liegen zahlreiche Fälle unzutreffender
uslegungen des § 87 Abs. 2 des geltenden Ausländer-
esetzes vor, in dem genau diese Hinnahme von Mehr-
taatigkeit bei EU-Bürgern, mit deren Ländern Gegen-
eitigkeit für deutsche Staatsangehörige besteht, geregelt
t. Dies hat nicht zuletzt zu diplomatischen Beschwer-
en seitens einiger Herkunftstaaten geführt. Deshalb ist
n dieser Stelle im Deutschen Bundestag die Anmah-
ung einer einheitlichen Anwendung des Bundesrech-
es durch die Behörden der Bundesländer dringend ge-
oten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s ist nicht akzeptabel, dass Antragsteller in ein anderes
undesland ziehen müssen, um einen vom Bundesge-

etzgeber eingeräumten Anspruch geltend machen zu
önnen.


(Zuruf von der SPD: Unmöglich!)


o hat in der letzten Woche der Bayerische Verwaltungs-
erichthof entscheiden müssen, dass ein griechischer
U-Bürger mit seinem Begehren, bei der Einbürgerung
eine griechische Staatsangehörigkeit beibehalten zu
önnen, Recht hatte. Dies war ihm zuvor von bayeri-
chen Behörden verweigert worden.


(Rüdiger Veit [SPD]: Kaum zu glauben!)


Eigentlich könnte man sagen, die Staatsregierung in
ünchen sollte froh sein über jeden, der freiwillig ein
ayer werden will. Aber ganz im Ernst: Man kann doch
ohl mindestens erwarten, dass geltendes deutsches
echt auch in Bayern zur Anwendung kommt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Norbert Geis [CDU/CSU]: Deswegen haben wir in Bayern auch den größten Zulauf!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, auf Bundesebene ist
er Weg zu einer menschennahen Einbürgerungspolitik
icht mit dem Beschluss des neuen Staatsangehörig-
eitsrechts beendet worden.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: In Bayern und in Baden-Württemberg auch nicht!)


is Ende des letzten Jahres galt aus deutscher Sicht die
echselseitige Hinnahme von Mehrstaatigkeit innerhalb
er Europäischen Union für Griechenland, Großbritan-
ien, Irland und Portugal sowie eingeschränkt für die
iederlande.






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy
In der deutsch-französischen Erklärung zum
40. Jahrestag des Élysée-Vertrages Anfang dieses Jahres
haben Staatspräsident Chirac und Bundeskanzler
Schröder unter anderem erklärt: „Wir müssen unseren
Bürgerinnen und Bürgern auch die Staatsbürgerschaft
beider Länder ermöglichen, soweit sie das wünschen.“

Aus diesem Grund ist die SPD-Bundestagsfraktion
der Bundesregierung dankbar, dass sie das vor 40 Jahren
entstandene Europaratsübereinkommen über die Verrin-
gerung der Mehrstaatigkeit aufgekündigt hat. Seitdem
besteht die wechselseitige Möglichkeit des Beibehalts
der bisherigen Staatsangehörigkeit


(Ernst Burgbacher [FDP]: Nein! Das stimmt doch nicht!)


auch mit Blick auf Frankreich, Belgien, Italien und
Schweden. Derzeit erfüllen nur noch fünf der 14 anderen
EU-Mitgliedstaaten die entsprechenden Voraussetzun-
gen nicht. Dies sind Dänemark, Finnland, Luxemburg,
Österreich und Spanien.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Vor allem die Luxemburger! Wovon träumen Sie denn, Herr Edathy?)


Ich hoffe namens meiner Fraktion, dass bald auch in die-
sen fünf Ländern bei dortigen Einbürgerungen von Deut-
schen die Möglichkeit zur Beibehaltung der deutschen
Staatsangehörigkeit geschaffen wird und damit umge-
kehrt auch bei uns.

Es war übrigens – das sage ich an die Reihen der
CDU/CSU-Fraktion gewandt – der CDU-Abgeordnete
Herbert Czaja, der vor 50 Jahren in einer Bundestagsde-
batte Folgendes beklagte:

Eine doppelte Staatsangehörigkeit, etwa die deut-
sche und die österreichische, ist unmöglich. ... Und
das in der Zeit des Sich-Näherkommens der euro-
päischen Völker!

Eine noch immer durchaus aktuelle Aussage!

1953 sagte Carlo Schmid in derselben Debatte für die
SPD-Fraktion:

Wenn wir ein enges, ein etatistisches, nur vom
Staate aus gesehenes Staatsangehörigkeitsrecht ha-
ben, werden wir versucht sein, auch in den Bezie-
hungen von Staat zu Staat und von Volk zu Volk
exklusiv zu denken. Haben wir aber ein individua-
listisches, das heißt weltbürgerliches Staatsangehö-
rigkeitsrecht, dann werden wir auch in den Bezie-
hungen von Staat zu Staat leichter gesinnt sein,
weltbürgerlich zu denken.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das hat doch nichts mit der Staatsbürgerschaft zu tun!)


Und fängt nicht jedes weltbürgerliche Denken – und
das heißt doch auf unserem Kontinent: europäi-
sches Denken – damit an, dass man es für möglich
hält, dass einer mehrere Staatsangehörigkeiten be-
sitzen kann?

Meine Damen und Herren, Carlo Schmid hatte Recht.
Genau davon, von der Orientierung am Menschen, ist

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(C (D as neue Staatsbürgerschaftsrecht in Deutschland gerägt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit dem vorliegenden Antrag der Koalition bekräfti-
en und fordern wir zweierlei:

Erstens. Wir fordern Bundesregierung und Bundes-
änder auf, dafür zu sorgen, dass die zuständigen deut-
chen Verwaltungsstellen auf der Grundlage der Gegen-
eitigkeit bei der Einbürgerung von Unionsbürgern der
eibehaltung der bisherigen Staatsangehörigkeit unbü-

okratisch zustimmen, so wie das im Ausländergesetz
orgesehen ist.

Zweitens. Im Staatsangehörigkeitgesetz – auch das ist
ns sehr wichtig – ist die Möglichkeit vorgesehen, dass
on unseren Behörden deutschen Bürgern, die sich in ei-
em anderen Land einbürgern lassen wollen, die Bei-
ehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit gestattet
erden kann. Unser Antrag fordert, dass diese Beibehal-

ungsgenehmigung bei der Einbürgerung Deutscher in
nderen EU-Staaten generell ermöglicht wird.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Dann müssen wir § 25 ändern!)


Herr Geis, ich wundere mich, dass Sie einen so pro-
ressiven Vorschlag machen, aber ich werde Sie beim
ort nehmen. Ich lade alle herzlich ein, diese Debatte
iteinander zu führen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 1913 hat der SPD-
bgeordnete Otto Landsberg im Reichstag folgende
rage gestellt: „Sind denn die Menschen der Gesetze
nd der Verträge wegen da oder umgekehrt die Gesetze
nd Verträge der Menschen wegen?“


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Das ist eine Phrase!)


Das ist keine Phrase, das ist Bestandteil einer demo-
ratischen und menschennahen Politik, Herr Geis. Wir
achen Gesetze für die Menschen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Machen Sie mal eine Nummer kleiner, Herr Edathy!)


Selbst für Herrn Grindel, auch wenn es manchmal
chwer fällt.

Die Antwort der Koalition auf die Frage von Otto
andsberg ist eindeutig: Für uns steht der Mensch im
ittelpunkt. Ich würde es begrüßen, wenn sich im

uge der anstehenden Beratungen im Innenausschuss
uch die zwei übrigen Fraktionen dem Antrag der Ko-
lition anschließen würden. Denn hier geht es nicht
m eine Frage, die wir zum Gegenstand von Parteien-
treit machen sollten. Hier geht es darum, als Gesetz-
eber deutlich zu machen, dass Deutschland ein mo-
ernes, ein liberales und nicht zuletzt ein europäisches
and ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Sebastian Edathy
Ich hätte eigentlich noch zwei Minuten Redezeit. Frau
Präsidentin, vielleicht kann mir diese Zeit bei der nächs-
ten Rede angerechnet werden.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504009800


Herr Kollege Edathy, das wird nicht funktionieren.
Ich denke aber, die Kolleginnen und Kollegen sind dank-
bar, wenn ein Thema in kürzerer Zeit abgehandelt wird.

Nächster Redner ist der Kollege Reinhard Grindel,
CDU/CSU-Fraktion.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1504009900


Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-
legen! Das Staatsbürgerschaftsrecht ist keine kleine
Münze. Es ist in einer Demokratie wichtig, dass klar ab-
grenzbar ist, wer zum Staatsvolk gehört und wer nicht.
Dass unser Staatsangehörigkeitsrecht so kompliziert ist
und dass jede zweite Einbürgerung mittlerweile unter
Hinnahme der doppelten Staatsbürgerschaft erfolgt
– das bedeutet, es gibt nur eine halbe Hinwendung zu
unserem Staatswesen –,


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


bleibt ein großes Problem und zeigt, wie richtig es war
und ist, dass CDU und CSU das rot-grüne Staatsbürger-
schaftsrecht abgelehnt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Otto Schily hat bei der Verabschiedung des neuen
Staatsangehörigkeitsrechts 1999 – Herr Edathy, Ihre Zi-
tate reichen sehr weit zurück; deshalb zitiere ich eine
Aussage, die erst vier Jahre zurückliegt – beteuert: Die
Herbeiführung möglichst vieler doppelter Staatsbürger-
schaften ist nicht unser Ziel. – Die Wirklichkeit sieht
heute anders aus.

CDU und CSU haben damals auch die doppelte
Staatsbürgerschaft für EU-Bürger kritisch gesehen, weil
mehrere Pässe eben nicht Ausdruck für besondere euro-
päische Integration sind. Wenn das richtig wäre, Herr
Edathy, dann wäre Otto von Habsburg, der drei Staatsan-
gehörigkeiten besitzt, auch ein dreimal so guter Europäer
wie Joschka Fischer. – Ich wundere mich, dass jetzt nicht
der Zwischenruf von den Grünen kommt: Da haben Sie
völlig Recht. – Eine doppelte Staatsbürgerschaft schafft
doppelte Loyalitäten. Das wollen wir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Rüdiger Veit [SPD]: Für Europa reicht doch eine Loyalität!)


Eine verbesserte EU-Staatsbürgerschaft könnte in die-
ser Frage Klarheit schaffen. Wir werden abwarten, wel-
ches Ergebnis die Beratungen im Konvent hervorbrin-
gen.

Nun zu den beiden vorliegenden Anträgen im Einzel-
nen.

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(C (D Der FDP-Antrag ist unserer Auffassung nach überlüssig. Durch die Kündigung des Übereinkommens es Europarats zur Verringerung der Mehrstaatigeit durch Deutschland hat dieses Abkommen zwischen eutschland und Frankreich tatsächlich keine Wirkung ehr. Franzosen werden in Deutschland eingebürgert, hne dass sie ihre alte Staatsbürgerschaft aufgeben müsen, und umgekehrt. Mit Ausnahme von Bayern und Baen-Württemberg gehen alle Bundesländer davon aus, ass insoweit Gegenseitigkeit im Sinne des § 87 Abs. 2 usländergesetz gegeben ist. Über dieses Problem der egenseitigkeit gibt es in der Tat unterschiedliche Ausgungen und auch Gerichtsentscheidungen. Mein Kolge Nobert Geis wird dazu noch das Notwendige sagen. Herr Burgbacher, da Sie diese baden-württembergiche Praxis nicht für richtig halten, möchte ich Sie daran rinnern, dass die FDP an der baden-württembergischen andesregierung beteiligt ist. In Stuttgart rechts blinken nd hier in Berlin links abbiegen ist kein klarer Kurs. as finde ich nicht richtig. Auch der Antrag von SPD und Grünen zielt auf Bayrn und Baden-Württemberg und auf den Abbau weiteer bürokratischer Hemmnisse. Was Sie damit eigentlich einen, Herr Edathy, ist hier völlig nebulös geblieben. ahrscheinlich wollen Sie damit das so genannte egenseitigkeitserfordernis infrage stellen. Unabhän ig von der Auslegung des § 87 Abs. 2 bleibt eines festuhalten: Wenn man praktisch alle EU-Bürger zu dopelten Staatsbürgern machen würde, dann wäre das eben icht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Ihnen geht s um zusätzliche Mehrstaatigkeit. Genau das wollen wir icht; wir sind dagegen. (Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Edathy [SPD]: Mir geht es um die Umsetzung des geltenden Rechts!)


Man muss sich doch folgende Fragen stellen: Was ist
ach der Osterweiterung?


(Zuruf von der CDU/CSU: Genau!)


as ist zum Beispiel im Falle eines EU-Beitritts der
ürkei? Wer so freigebig mit der Staatsbürgerschaft um-
eht, der hat nicht begriffen, dass Integration etwas mit
emeinsamer Sprache, mit schulischem und kulturellem
iteinander und mit der Achtung von Gesetzen zu tun

at, aber nicht – das wäre viel zu billig – mit dem Dop-
elpass.


(Widerspruch des Abg. Sebastian Edathy [SPD])


ntegration ist viel mehr, Herr Edathy.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es muss auch erlaubt sein, darauf hinzuweisen, wel-
he Konsequenzen der Doppelpass im Bereich der Be-
ämpfung von Kriminalität hätte. Ein Angehöriger der
afia, der den Doppelpass besitzt, kann eben nicht ab-

eschoben werden. Für Ihren Antrag werden sich die Si-
herheitsbehörden schwer bedanken.


(Widerspruch bei SPD)







(A) )



(B) )


Reinhard Grindel
In Ziffer 3 des Antrages von SPD und Grünen wird
von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Fünf EU-
Staaten, nämlich Spanien, Finnland, Dänemark, Öster-
reich und Luxemburg, lassen Mehrstaatigkeit grundsätz-
lich nicht zu. Da läuft Ihr Antrag sozusagen wegen Un-
möglichkeit ins Leere.

Ich will aber auch sagen – denn Sie, Herr Edathy, ha-
ben das angesprochen –, dass wir als CDU/CSU nicht
bereit sind, auf die Beibehaltungsgenehmigung zu ver-
zichten, weil es im Falle der Annahme einer neuen
Staatsangehörigkeit schon richtig ist, den deutschen
Staatsbürger an seine Bindungen an Deutschland zu er-
innern.

Problematisch ist in diesem Zusammenhang übrigens
schon, dass es nach Ihrer Auffassung zwar den deutsch-
französischen Doppelpass geben soll, es aber wegen
der geschilderten Rechtslage keinen Doppelpass im Hin-
blick auf Österreich, Spanien oder Dänemark geben
kann. Hier schaffen Sie Europäer erster und zweiter Ord-
nung. Genau das sollte man nicht tun. Deshalb ist es
richtig, auf eine einheitliche EU-Staatsbürgerschaft zu
warten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504010000


Herr Kollege Grindel, darf ich Sie einmal unterbre-
chen: Der Herr Kollege Edathy möchte eine Zwischen-
frage stellen.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1504010100


Ich möchte im Zusammenhang vortragen.

Was steckt also in Wahrheit hinter dem Antrag von
SPD und Grünen? Es geht Ihnen nicht um Integration.
Es geht Ihnen schon gar nicht um Europa. Es geht Ihnen
darum, mit allen Mitteln sicherzustellen und alle Hebel
in Bewegung zu setzen, dass es künftig wieder mehr in
der Wahlkasse klingelt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh!)


Weil Ihnen die alten sozialdemokratischen Wähler weg-
laufen, weil Fritz, Willi und Jupp längst CDU wählen,
sollen das jetzt Pierre, Pjotr und Hassan ausgleichen. Mit
uns ist das nicht zu machen!


(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Edathy [SPD]: Das ist Demagogie! Unglaublich! Schämen Sie sich!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504010200


Das Wort hat die Parlamentarische Staatssekretärin
Marieluise Beck.

Marieluise Beck, Parl. Staatssekretärin bei der Bun-
desministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend;
Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flücht-
linge und Integration:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich erinnere mich noch an die Zeiten, in denen wir hier

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(C (D ie großen politischen Schlammschlachten um den Dopelpass geführt haben (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie haben vielleicht geschlachtet! Wir nicht!)


nd Herr Stoiber aus Bayern äußerte, die doppelte
taatsbürgerschaft sei gefährlicher als die RAF.

Nun kann man drei Jahre nach der Reform des Staats-
ürgerschaftsrechts vielleicht feststellen, dass das
bendland und auch Deutschland nicht untergegangen

ind.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Lassen Sie doch solche Totschlagsargumente! Das ist doch nicht seriös!)


ch hatte eigentlich gehofft, dass wir heute etwas gelas-
ener über diesen Sachverhalt sprechen können. Aber es
cheint immer noch so zu sein, dass Sie sich – im Süden
och mehr –, wenn es um europapolitische Offenheit
eht, ungeheuerlich schwer tun. Ich bin da allerdings
anz ruhig. Ich gehe davon aus, dass die Gerichte den
ändern Baden-Württemberg und Bayern schon zeigen
erden, was Bundestreue bedeutet. Ich bin mir ganz si-

her: Da die Rechtslage so eindeutig ist, wird die Frage
es Doppelpasses für EU-Bürger auf dem Prinzip der
egenseitigkeit, wenn sie nicht politisch entschieden
ird, eben durch die Gerichte geklärt. Das ist nicht

chön für die Politik. Aber das scheint in diesem Fall un-
mgänglich zu sein.


(Zuruf des Abg. Sebastian Edathy [SPD])


Nun zu dem großen Popanz, den Sie in Bezug auf die
rage der Mehrstaatigkeit aufbauen. Wir haben in der
at in den Jahren 2000 und 2001 eine hohe Zahl von
inbürgerungen unter Hinnahme von Mehrstaatigkeit
ehabt, und zwar bei etwa 40 Prozent der Einbürgerun-
en. Das hatte damit zu tun, dass wir Einbürgerungen
on Kindern im Alter von null bis zehn Jahren vorge-
ommen haben, dass wir viele Altfälle aufgearbeitet ha-
en und dass wir gerade in den Jahren 2000 und 2001
ine große Zahl von anerkannten Asylbewerbern, denen
icht zugemutet wird, zu dem Konsulat ihrer Verfolger
u gehen und dort ihre Staatsbürgerschaft aufzukündi-
en, eingebürgert haben, sodass man sagen kann: Für
iele Menschen ist hier in Deutschland die Tür dafür ge-
ffnet worden, nicht nur Bewohner, sondern auch Bürger
u sein.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das hat doch nichts mit dem Doppelpass zu tun! Die wären auch so eingebürgert worden!)


Das hat sehr viel mit der Frage der Hinnahme von
ehrstaatigkeit zu tun; ich habe Ihnen das gerade er-

lärt. Zum Glück sind es auch immer wieder Anwälte
us der Union, gerade aus Ihren Reihen, gewesen, die
raner vertreten und gesagt haben: Könnt ihr uns nicht
elfen? Seit fünf oder sieben Jahren betreuen sie Klien-
n, die vergeblich versuchen, aus der iranischen Staats-
ürgerschaft entlassen zu werden. Jeder weiß, dass es
eine Entlassung geben wird. Trotzdem trietzten die
ehörden diese Menschen weiter und aufgrund der






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretärin Marieluise Beck
Halsstarrigkeit der Behörden gab es keine Einbürgerung
in Deutschland.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Norbert Geis [CDU/CSU]: Das hat doch nichts mit der EU-Staatsbürgerschaft zu tun! – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Es geht nicht um den Iran, es geht um EU-Bürger!)


– Diese Menschen sind auch so genannte Doppelstaater.

Sie haben offensichtlich Probleme, sich mit modernen
Entwicklungen auseinander zu setzen. In Deutschland
gibt es inzwischen 700 000 Kinder aus binationalen Fa-
milien, die Doppelstaater sind, weil sie in Deutschland
geboren wurden. Die Anzahl dieser Kinder wächst Jahr
für Jahr, weil die Anzahl der binationalen Verbindungen
wächst. Die Menschen sind nämlich deutlich kosmopoli-
tischer als Sie von der Union. Sie scheren sich überhaupt
nicht um die von Ihnen aufgeworfenen Loyalitätsfragen.

Die Grenzen sind nicht nur für die Waren, sondern
auch für die Menschen offen. Die Zahl der Menschen,
die grenzüberschreitende Verbindungen eingehen, Ehen
schließen und Kinder bekommen, nimmt zu. Alle Kinder
aus diesen Verbindungen haben einen Doppelpass. Ich
halte es für irrwitzig, davon zu sprechen, dass diese Kin-
der nur eine halbe Hinwendung zu Deutschland hätten
und nur halb loyal sein könnten. Was Sie sagen, ist ein-
fach Unsinn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Es geht doch um den Antrag! Sagen Sie etwas zu den EU-Bürgern! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Vollkommen daneben!)


Ich möchte einen weiteren Punkt aufgreifen. Die
Doppelbödigkeit, die in dieser Debatte zum Ausdruck
kommt, ärgert mich ausgesprochen stark. Bitte gehen Sie
einmal darauf ein, weshalb Sie 1,2 Millionen Spätaus-
siedlern die deutsche Staatsbürgerschaft unter Beibehal-
tung ihrer russischen oder polnischen Staatsbürgerschaft
ermöglicht haben.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist nicht unser Thema! – Norbert Geis [CDU/CSU]: Sie kennen unsere Verfassung nicht! Lesen Sie doch in der Verfassung nach!)


Ich habe damit nie ein Problem gehabt. Sie müssen nur
beides mit gleicher Elle messen:


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Sie kennen die Verfassungslage nicht! Das ist ein Minus für Sie!)


Bei dem einen von geteilter Loyalität zu sprechen und
bei dem anderen nicht, geht nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Norbert Geis [CDU/CSU]: Ich schenke Ihnen ein Grundgesetz!)


Hier geht es um einen deutsch-französischen Vor-
schlag. In Deutschland leben 112 000 Franzosen und
150 000 Deutsche leben in Frankreich. Das ist ein Stück

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(C (D renzüberschreitung. Sie sollten sich gegenseitig Bürerrechte einräumen. Das ist ein weiterer Schritt auf dem eg des zusammenwachsenden Europas. (Ernst Burgbacher [FDP]: Da sind wir uns einig!)


ines fernen Tages werden wir dann vielleicht einmal
ine europäische Staatsbürgerschaft haben.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Die haben wir ja schon!)


Die rechtlichen Grundlagen sind nach der Reform des
taatsbürgerschaftsrechts eindeutig: Innerhalb der Euro-
äischen Union ist bei Gegenseitigkeit Mehrstaatigkeit
inzunehmen. Bayern und Baden-Württemberg werden
ich gegen solche Entwicklungen noch einige Zeit sträu-
en können. Da Deutschland aber ein Rechtsstaat ist,
ird das sicherlich bald ein Ende haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504010300


Nächster Redner ist der Kollege Ernst Burgbacher,
DP-Fraktion.


Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1504010400


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Frau Staatssekretärin Beck, ich beginne da, wo
ie aufgehört haben. Es ist völlig richtig – darauf zielt
nser Antrag –: Wir wollen die doppelte Staatsangehö-
igkeit für Deutsche und Franzosen. Das, was in der
emeinsamen deutsch-französischen Erklärung zum

0. Jahrestag des Élysée-Vertrags stand, soll umge-
etzt werden. Ich zitiere:

Wir müssen unseren Bürgerinnen und Bürgern auch
die Staatsbürgerschaft beider Länder ermöglichen.

as heißt, dass es heute noch nicht so ist. Herr Edathy,
ie müssen den bestehenden Rechtszustand korrekt
ahrnehmen.


(Beifall bei der FDP – Sebastian Edathy [SPD]: Das ist geändert worden, Herr Burgbacher!)


Seither ist überhaupt nichts geändert worden.

Die Bundesrepublik Deutschland hat den Vertrag ge-
ündigt – das ist völlig richtig –, allerdings schon lange
orher. Frankreich – ich habe mich bei der Botschaft
eute noch einmal erkundigt – hat diesen Vertrag noch
icht gekündigt.


(Zuruf des Abg. Sebastian Edathy [SPD])


Nein. – Deshalb gilt er für Frankreich formal nach wie
or.

Der gegenwärtige Zustand ist wie folgt: Einige Län-
er akzeptieren das, gewähren aber keinen einklagbaren
echtsanspruch auf die Doppelstaatsangehörigkeit. Das

st zum Beispiel bei Frankreich der Fall. Deshalb halten
ir es für richtig, hier einen rechtlich einwandfreien Zu-






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher
stand herzustellen. Darum geht es uns mit unserem An-
trag.


(Beifall bei der FDP)


Ich sage auch ganz deutlich an die Kollegen von CDU/
CSU gerichtet: Wir wollen, dass Deutsche und Franzosen
beide Staatsangehörigkeiten bekommen können


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wir wollen es nicht!)


– Frau Staatssekretärin, Sie haben die Zahlen genannt,
wie viele im jeweils anderen Land leben –; denn das ist
bedeutsam für die deutsch-französische Freundschaft
und das wollen wir auch dokumentieren.

Herr Edathy, wir lehnen Ihren Antrag gar nicht von
vornherein ab. Wir werden ihn im Ausschuss sehr offen
diskutieren. Wir haben im Grunde das gleiche Ziel, ha-
ben aber unterschiedliche Ansichten hinsichtlich des au-
genblicklich herrschenden Rechtszustands. Wir sollten
im Ausschuss ganz sachlich und ohne große Polemik


(Rüdiger Veit [SPD]: Es sollte trotzdem möglich sein, eine Meinung herzustellen!)


darangehen, die geltende Rechtslage zu klären.

Im Staatsangehörigkeitsrecht, dem die FDP zuge-
stimmt hat, steht sehr deutlich: Hinnahme doppelter
Staatsangehörigkeit auf Gegenseitigkeit. Gegenseitig-
keit kann aber nicht heißen, dass dies in dem einen Land
geduldet wird und in dem anderen nicht.


(Norbert Geis [CDU/CSU]: Genau!)


Gegenseitigkeit muss ein rechtlich einwandfreier Zu-
stand sein. Darauf legen wir Wert.

Meine Damen und Herren, ich bitte Sie und auch die
Kolleginnen und Kollegen von der Union ganz herzlich,
keinen falschen Zungenschlag in die Diskussion zu brin-
gen. Wir sind in Europa zum Glück ein ganzes Stück
weiter. In der europäischen Verfassung haben wir bereits
die europäische Staatsangehörigkeit verankert. Ange-
sichts der engen Beziehungen zwischen Deutschland
und Frankreich halte ich es für eine Selbstverständlich-
keit, dass der Franzose, der bei uns lebt, die deutsche
Staatsangehörigkeit und damit auch das Wahlrecht be-
kommt und umgekehrt für den Deutschen in Frankreich
das Gleiche gilt.

Wir sollten hier keine alten Diskussionen und Vorur-
teile aus der Schublade holen, sondern offen darangehen,
die rechtlichen Voraussetzungen zu prüfen. Ich denke,
dass wir am Schluss zu einer gemeinsamen Lösung im
Sinne der Menschen in unserem Land kommen können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504010500


Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
Norbert Geis, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren! Ich kann an die Rede von Herrn urgbacher anknüpfen. Wir wollen ebenfalls, dass 87 Abs. 2 Ausländergesetz, nach dem die Erlangung er doppelten Staatsangehörigkeit für Bürger der EU öglich ist, auch zwischen Deutschland und Frankreich eltung haben soll, aber unter der Voraussetzung der egenseitigkeit, wie es im Gesetz steht. Diese Voraus etzungen sind nach meiner Auffassung – das haben Sie uch angedeutet – heute noch nicht gegeben. Ich möchte uch ausführen, warum ich der Auffassung bin, dass iese Voraussetzungen heute noch nicht vorliegen. Lassen Sie mich aber nun zum Antrag der SPD komen. Mit dem Ansatz der FDP kann man sich sehr wohl useinander setzen. Im Antrag der SPD dagegen geht es arum, die doppelte Staatsangehörigkeit generell einzuühren. – Das wollten Sie immer; Frau Beck hat es eben uch gesagt. – Dieses Ziel ist bereits Inhalt des ersten oalitionsvertrages zwischen SPD und Grünen vom 2. Oktober 1998. Das kam auch in dem ersten Entwurf es Staatsangehörigkeitsrechts vom 13. Januar 1999 um Ausdruck. Erst aufgrund der Unterschriftenaktion nd des Wahlausgangs in Hessen – es ist gut, wenn man aran einmal erinnern darf – sind Sie zu der Überzeuung gekommen, dass das so nicht geht. Damit blieb es ei dem Grundsatz der Vermeidung der doppelten taatsangehörigkeit. Sie haben es eingesehen und sich ines Besseren belehren lassen. Aber in Ihrem heutigen und jetzt zu diskutierenden ntrag beginnen Sie wieder mit dem alten Spiel. Sie ollen – Frau Beck, in Ihrem Redebeitrag haben Sie geau das Gleiche gesagt – im Grunde die doppelte Staatsngehörigkeit generell einführen. (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das habe ich mit keinem Wort gesagt!)

Norbert Geis (CSU):
Rede ID: ID1504010600

abei machen wir nicht mit, weil wir der Meinung sind,
ass die Staatsangehörigkeit Ausdruck einer besonderen
indung des einzelnen Mitgliedes des jeweiligen Volkes
u seinem Staat ist. Deswegen gibt es die Staatsangehö-
igkeit überhaupt. Es gibt eine Loyalität des Staatsbür-
ers gegenüber seiner Staatsregierung, gegenüber sei-
em Staat.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504010700


Herr Kollege Geis, gestatten Sie eine Zwischenfrage
es Kollegen Edathy?


Norbert Geis (CSU):
Rede ID: ID1504010800


Bitte sehr.


Sebastian Edathy (SPD):
Rede ID: ID1504010900


Herr Kollege Geis, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu
ehmen, dass Gegenstand des vorliegenden Antrages von
PD und Bündnis 90/Die Grünen im ersten Punkt ist, dass
ir die Wahrung geltenden Rechtes im Verwaltungsvoll-

ug der Länder sichern wollen? Es geht um nicht mehr






(A) )



(B) )


Sebastian Edathy
und nicht weniger, als § 87 Abs. 2 des Ausländergesetzes,
der beschlossen ist, auch mit Leben zu füllen.

Sind Sie außerdem bereit, zur Kenntnis zu nehmen,
dass wir im zweiten Punkt etwas fordern, das gerade bei
CDU und CSU auf Sympathie stoßen müsste? Wir wollen
nämlich verstärkt darauf achten, dass Deutsche, die sich
in anderen EU-Staaten, die bislang nicht die Mehrstaatig-
keit akzeptieren, einbürgern lassen wollen, jedenfalls
nicht aufgrund deutscher Verwaltungsentscheidungen ge-
zwungen werden, die deutsche Staatsangehörigkeit auf-
zugeben.


Norbert Geis (CSU):
Rede ID: ID1504011000


Dann hätten Sie eigentlich einen Vorschlag für eine
entsprechende Gesetzesänderung vorlegen müssen, be-
vor Sie Ihren Antrag gestellt haben. Sie können diesen
Antrag doch nicht losgelöst sehen von Ihrer übrigen
Politik im Bereich der Staatsangehörigkeit und des Aus-
länderrechts.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es gibt genug Beispiele dafür, dass Sie die doppelte
Staatsangehörigkeit nicht nur erleichtern, sondern prinzi-
piell ermöglichen wollen. Sie wollen prinzipiell jedem,
der nach Deutschland kommt, die doppelte Staatsange-
hörigkeit anbieten.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wo steht denn das, bitte schön? – Gegenruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ergibt sich doch aus Ihrem Antrag!)


Sie können diesen Antrag nicht von Ihrer Politik loslö-
sen. Wenn Sie mir das nicht abnehmen, bitte ich Sie: Le-
sen Sie Ihren Koalitionsvertrag vom 22. Oktober 1998!


(Sebastian Edathy [SPD]: Sie reden nicht zum Thema! Das ist das Problem!)


Lesen Sie Ihren ersten Entwurf zum Staatsangehörig-
keitsrecht und lesen Sie die Begründung des Antrages,
über den wir heute debattieren! Dann werden Sie mir
Recht geben müssen. Es ist so; das halten wir fest. Aber
wir wollen das nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Lesen Sie doch erst einmal den Antrag!)


– Ich weiß ja, dass Sie sich jetzt dagegen wehren. Aber
verhalten Sie sich doch danach. Sie wollen im Prinzip
nicht nur die Erleichterung der doppelten Staatsangehö-
rigkeit, sondern Sie wollen sie generell ermöglichen. Da-
gegen wehren wir uns, weil wir glauben, dass das mit
dem deutschen Staatsangehörigkeitsrecht und mit unse-
rem Demokratieverständnis nicht vereinbar ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Demokratie setzt das Volk voraus. Demokratie ist
nicht die Herrschaft der Bevölkerung, sondern die Herr-
schaft des Volkes.


(Sebastian Edathy [SPD]: Und wie definieren Sie das Volk?)


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(C (D as Volk bildet seinen Willen durch die Demokratie. Sie önnen sich als parlamentarische repräsentative Demoratie nicht einfach über das Volk hinwegsetzen, von em Sie Ihre Legitimation beziehen. Das ist ein wichtier Gedanke, den Sie einmal beherzigen sollten. Wir dürfen und müssen an der deutschen Staatsangeörigkeit festhalten. Deswegen ist es erforderlich, dass ir die doppelte Staatsangehörigkeit nicht in einem sol hen Ausmaß zulassen, wie Sie es gern haben möchten. (Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Edathy [SPD]: Das ist doch Quatsch!)


ie doppelte Staatsangehörigkeit schafft nun einmal
oyalitätskonflikte. Die Aufspaltung in Nur-Deutsche,
ie auf Gedeih und Verderb mit Deutschland und mit
em Schicksal des deutschen Volkes verbunden sind,
nd in Auch-Deutsche mit einer zweiten Staatsangehö-
igkeit, die gehen können, wenn es brenzlig wird, hält
uf Dauer kein Volk und keine Gesellschaft aus. Deswe-
en müssen wir daran festhalten.


(Sebastian Edathy [SPD]: Für diesen Quatsch haben Sie nicht einmal in den eigenen Reihen eine Mehrheit! Was heißt „auf Gedeih und Verderb“? – Gegenruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Auf Gedeih und Verderb muss ich mit Ihnen hier sitzen, Herr Edathy!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich komme
uf das zurück, was Herr Burgbacher gesagt hat. Wir
ind für die Durchsetzung des § 87 Abs. 2 Ausländer-
esetz. § 87 Abs. 2 Ausländergesetz ist aber eine Aus-
ahme von der Regel. § 85 ist die Regel, die besagt, dass
erjenige, der die deutsche Staatsangehörigkeit anstrebt,
ie nur erlangen kann, wenn er die alte Staatsangehörig-
eit, seine Herkunftsstaatsangehörigkeit, aufgibt.


(Sebastian Edathy [SPD]: In § 87 steht: „abgesehen, wenn“! Das ist aber geltendes Recht!)


87 macht davon eine Ausnahme; das ist richtig. In § 87
bs. 2 heißt es: Ein EU-Bürger kann die deutsche
taatsangehörigkeit erwerben und seine alte Staatsange-
örigkeit beibehalten, wenn Gegenseitigkeit verbürgt ist.


(Sebastian Edathy [SPD]: Das ist ein Anspruch, keine Kann-Regelung!)


iese Gegenseitigkeit haben wir im Verhältnis von
eutschland zu anderen EU-Ländern noch nicht. Unter
egenseitigkeit verstehe ich Gleichwertigkeit. Das
eißt, dass ein Deutscher, der im Ausland die ausländi-
che Staatsangehörigkeit anstrebt, dort genauso schwere
der leichte Voraussetzungen haben muss wie ein Aus-
änder in Deutschland. Das ist aber nicht der Fall. In
eutschland ist es so, dass, wenn alle gesetzlichen Vor-

ussetzungen erfüllt sind, ein Anspruch auf Einbürge-
ung besteht.


(Sebastian Edathy [SPD]: Na also!)


n allen anderen EU-Ländern wird eine Ermessensent-
cheidung getroffen. Das ist ein wesentlicher Unter-
chied. In manchen Ländern, zum Beispiel in Frank-
eich, besteht noch nicht einmal die Möglichkeit,






(A) )



(B) )


Norbert Geis
Rechtsmittel einzulegen, wenn die Ermessensentschei-
dung abschlägig ist.

Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass eine
Gegenseitigkeit noch nicht gegeben ist. Es muss unser
Bestreben sein, zu dieser Gegenseitigkeit zu kommen.
Dazu müssen bilaterale Verträge geschlossen werden
und § 25 des Staatsangehörigkeitsrechts, der vorsieht,
dass derjenige die deutsche Staatsangehörigkeit verliert,
der eine fremde Staatsangehörigkeit annimmt, muss ge-
ändert werden.


(Sebastian Edathy [SPD]: Ich dachte, Sie wollten keine Mehrstaatigkeit! Das ist doch nur Hinhalterei!)


Das alles ist bis jetzt noch nicht geschehen. Deswegen
ist die Haltung von Bayern und Baden-Württemberg völ-
lig korrekt und rechtens.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sebastian Edathy [SPD]: Siehe Verwaltungsgerichtsentscheidung Bayern letzte Woche!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504011100


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 15/762 und 15/362 an die in der Tages-
ordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind
Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind
die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit
Homburger, Rainer Funke, Rainer Brüderle, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Statistiken reduzieren – Unternehmen entlas-
ten – Bürokratie abbauen

– Drucksache 15/752 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
FDP fünf Minuten Redezeit erhalten soll. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kollegin
Birgit Homburger, FDP-Fraktion.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1504011200


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben heute erneut die Möglichkeit, über einen An-
trag zum Bürokratieabbau zu debattieren. Dieser wird
heute von der FDP-Bundestagsfraktion eingebracht.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagenhaft!)


Im Statistischen Bundesamt sind 2 800 Mitarbeiter
beschäftigt, die jährlich circa 350 Bundesstatistiken er-

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(C (D tellen. Dafür stellt der Bund ungefähr 500 Millionen uro an Steuermitteln zur Verfügung. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon falsch! – Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Falsche Zahl!)


ür jede einzelne Statistik gibt es darüber hinaus – auch
as muss man wissen – eine eigene Rechtsgrundlage. Da
ann ich nur sagen: Willkommen im Bürokratietollhaus
eutschland!


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Minute geredet und schon falsch!)


eswegen hat die FDP-Bundestagsfraktion dieses
hema aufgegriffen.

Wir haben, wie Sie wissen, auch eine Initiative dazu
estartet und eine Homepage unter www.wirmachensein-
acher.de eingerichtet.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sensationell!)


iele Bürgerinnen und Bürger haben uns hier in den letz-
n Wochen und Monaten Vorschläge unterbreitet. Eines
er Themen, das immer wieder genannt wurde – das
uss man zur Kenntnis nehmen –, war das Statistikun-
esen in Deutschland. Es ist also vollkommen richtig,
ass wir das Thema aufgegriffen haben, uns vorgenom-
en haben, mit diesem Antrag die Zahl der Statistiken

u reduzieren, und


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Ihrem Antrag reduzieren Sie keine Statistiken!)


ie Bundesregierung aufgefordert haben, entsprechend
tig zu werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


An Ihrer Stelle würde ich mich darüber nicht aufregen
nd ständig Zurufe machen; denn es ist kein unanständi-
es Anliegen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aufregen sieht bei uns anders aus!)


uch Ihr Minister Clement hat ganz klar gesagt, dass er
ürokratie abbauen will.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr gut!)


r hat im vergangenen Jahr vollmundig angekündigt,
ass er die Pflichten zum Abfassen statistischer Berichte
berprüfen wolle und die Wirtschaft davon spürbar ent-
sten wolle. Es hieß, er wolle dazu ein Sofortpro-
ramm vorlegen. Das Anliegen kann also gar nicht so
nanständig sein, wenn Herr Clement das Gleiche will
ie die FDP. Doch bei einem Sofortprogramm gehen wir
avon aus, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-
rün, dass es sofort ausgearbeitet wird. Bis jetzt haben
ie aber noch nichts vorgelegt. Deswegen fordern wir
ie Bundesregierung auf, dem Deutschen Bundestag
ndlich eine entsprechende Vorlage zu unterbreiten.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger
62 jährliche und unterjährliche Erhebungen richten
sich an die Unternehmen. Besonders für kleine und mitt-
lere Unternehmen bedeuten statistische Erhebungen eine
besondere Kostenbelastung. Die Aufstellungen von
Monats-, Vierteljahres- und Jahresstatistiken werden
von den Unternehmen, die zu diesen Auskünften ver-
pflichtet sind, als sehr belastend empfunden. Gut jedes
dritte Unternehmen empfindet die hieraus resultierende
Belastung als hoch oder sehr hoch.


(Beifall des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Insbesondere die mittleren Unternehmen fühlen sich
in erster Linie durch die Pflichten zur Berichterstattung
für die amtliche Statistik belastet. Allein bei den Lohn-
und Gehaltskosten werden vier Erhebungen durchge-
führt. Das muss man sich einmal vorstellen! Dazu zählen
die Kostenstrukturerhebung, die Verdiensterhebung, die
Arbeitskostenerhebung und die Gehalts- und Lohnstruk-
turerhebung. Immer wieder kommt es dabei zu Doppel-
erhebungen. Häufig werden Daten abgefragt, die den
Unternehmen gar nicht vorliegen und die sie mit sehr
viel Aufwand ermitteln müssen. Wenn den Firmen dabei
aber ein Fehler unterläuft und sie die gesetzlichen oder
die von den Behörden gesetzten Fristen nicht einhalten,
riskieren sie nach § 23 des Bundesstatistikgesetzes ein
Bußgeld.

Hier muss ich Ihnen sagen: Wir befinden uns in einer
Situation, in der wir gerade die kleinen und mittleren Be-
triebe von dieser Vielzahl an Doppelerhebungen und
teilweise auch unsinnigen Erhebungen entlasten müssen.
Wir müssen ihnen Zeit zurückgeben, damit sie andere
Dinge für ihre Betriebe tun können, die dringend not-
wendig sind.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich kann Ihnen ein Beispiel nennen: Die Bäcker er-
zählen mir, dass eine Erhebung vorgenommen wird. In
dieser wird abgefragt, wie viel Öl für die Öfen und wie
viel weißes und dunkles Mehl verbraucht und wie viele
Brötchen und Brote damit gebacken werden.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wie viele Schnecken!)


– Genau, Herr Kuhn; es wird auch abgefragt, wie viele
süße Teilchen und Kuchen damit gebacken werden. – Ich
frage mich, wofür das alles abgefragt wird. Wenn das
niemand erklären kann, dann – das muss ich Ihnen ganz
klar sagen – sollten wir in der Politik gemeinsam agieren
und dafür sorgen, dass das abgeschafft wird und die Un-
ternehmen von einem solchen Unsinn entlastet werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Übrigen ist der Aufwand auch für die Behörden
groß. Deswegen sagen wir ganz klar: Die Bundesregie-
rung muss endlich aufhören, immer nur davon zu reden,
dass sie hier etwas tun will. Sie muss endlich handeln.
Sie muss Maßnahmen dafür ergreifen, dass Doppelerhe-
bungen unter allen Umständen vermieden werden, und
sie muss prüfen, ob Vollerhebungen zu Stichprobenerhe-
bungen gemacht werden können. Außerdem sollte dar-
auf geachtet werden, dass die Grenzen für unterjährige

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(C (D erichtspflichten – unterhalb dieser sind die Unternehen nicht berichtspflichtig – nicht abgeschafft, sondern ngehoben werden. Wenn es der Bundesregierung mit em Abbau von Bürokratie wirklich Ernst ist, dann muss ie schnell handeln. Clement ist im letzten Jahr als Tiger estartet und zwischenzeitlich als Bettvorleger gelandet. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat Ihnen das aufgeschrieben?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün, ich
ann Ihnen nur sagen: Nehmen Sie die Chance wahr, die
ie durch den Antrag der FDP erhalten! Tun Sie das, was
ie genauso wie wir für richtig halten – jedenfalls erklä-
en Sie das in der Presse –: Entlasten Sie die kleinen und
ittleren Betriebe von Bürokratie!

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1504011300


Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Sigrid
karpelis-Sperk, SPD-Fraktion.


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk (SPD):
Rede ID: ID1504011400


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Statistik
t weder in der Politik noch in der Öffentlichkeit noch
das habe ich gerade von einem Kollegen gehört – im
tudium an den Universitäten ein besonders beliebtes
hema. Vielen erscheint sie nur als eine kostspielige
rbsenzählerei auf Kosten der Steuerzahler und als ein
olterinstrument von Zahlenfetischisten und grauen Her-
en mit Ärmelschonern, die hinter noch graueren
chreibtischen sitzen. Noch viel schlimmer ist das durch
iele Bonmots zum Ausdruck gebrachte und verbreitete
isstrauen bezüglich des Wahrheitsgehalts von Statisti-

en, so zum Beispiel in dem berühmten Churchill-Aus-
pruch, dass er nur an Statistiken glaubt, die er selbst ge-
älscht habe.

Frau Kollegin, das Überraschende ist, dass Statistiken
rotzdem sehr gefragt sind. Laut Johann Hahlen, dem
räsidenten des Statistischen Bundesamtes, hat beson-
ers die Nachfrage aus der Wirtschaft und von Unterneh-
en nach Daten seines Amtes lawinenartig zugenom-
en. Das hat einen guten Grund: Trotz aller Vorurteile

ind Statistiken ein Schlüsselinstrument für die Wil-
ensbildung in der Politik, der Wirtschaft und der Ge-
ellschaft; denn nur aufgrund einer zuverlässigen Daten-
asis kann der wirtschaftliche und gesellschaftliche
andel erfasst und von Ökonomen und Gesellschafts-
issenschaftlern in Wissenschaft, Unternehmen und Ad-
inistration analysiert werden.

Ohne zuverlässige Informationen können keine ratio-
alen Entscheidungen getroffen werden. Das dürfen wir
etzt beim Finanzsystem und aufgrund einiger fürchter-
icher Fehlentscheidungen auf den europäischen und in-
ernationalen Kapitalmärkten feststellen. Dies wissen
nvestmentgesellschaften, Banken, multinationale Öl-
onzerne und Produzenten von Konsumgütern. Die IT-
ranche hat das für ihren Bereich auf die treffliche For-






(A) )



(B) )


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
mel gebracht: Garbage in, Garbage out. Auf Deutsch
heißt das: Wenn ich mein System nur mit Informations-
mist füttere, kann als Ergebnis auch nur Mist heraus-
kommen.

Nur die Politik in Deutschland hat das fast zwei Jahr-
zehnte unter Ihrer Amtszeit anders gesehen. Die deutsche
Statistik ist in punkto Aktualität weit hinter die USA und
leider auch deutlich hinter die EU-Partnerländer zurück-
gefallen. Als wir die Regierung übernommen haben, war
es doch nachgerade peinlich, dass die Bundesbank und
die Europäische Zentralbank von der deutschen Politik
mit deutlichen Mahnungen eine Verbesserung der Daten-
basis eingeklagt haben und die europäischen Finanzmi-
nister, der Ecofin-Rat, am 29. September 2000 einen Ak-
tionsplan mit detaillierten Angaben beschließen mussten,
welche Staaten in welchem Bereich nun endlich ihre Sta-
tistiken zu verbessern und anzupassen hätten. Seither gibt
es vierteljährlich einen Bericht darüber, welche Staaten
ihre Hausaufgaben gemacht haben und welche nicht.

Dieser europäische Aktionsplan war und ist wichtig,
weil

eine genauere und innovative Erfassung und Ana-
lyse des rapiden gesellschaftlichen Wandels durch
ein enges Zusammenwirken von unabhängiger Wis-
senschaft und unabhängiger Statistik die Politik
zielgenauer machen. Nur so können die komplexen
Wechselwirkungen zwischen Bevölkerungsent-
wicklung, Strukturänderungen der Wirtschaft, Aus-
bildungssystem, Beschäftigung und sozialer Siche-
rung richtig verstanden und aufbereitet werden, um
darauf erfolgreiche Politik aufzubauen.

So die Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn.
Fehlen nämlich zuverlässige Daten, so kommt es zu ei-
ner erheblichen Erhöhung der Unsicherheit. Das kann
für alle, die Entscheidungen fällen müssen, sehr teuer
werden.

Die Enquete-Kommission „Globalisierung der
Weltwirtschaft“ hat zum Beispiel in ihrem Schlussbe-
richt im Juni 2002 parteiübergreifend und einstimmig,
liebe Frau Kollegin, also mit Zustimmung der FDP-Ver-
treter, das unzureichende Datenmaterial bei der staatli-
chen Erfassung der Globalisierung beklagt:

Die Enquete-Kommission hat ... immer wieder fest-
stellen müssen, dass wichtige Daten zur Beurtei-
lung von Globalisierungstatbeständen und -trends
nicht in der notwendigen Form zur Verfügung stan-
den. Zwar gibt es eine Fülle von statistischen Da-
ten, die von vielen nationalen, internationalen und
supranationalen Stellen veröffentlicht werden, aber
allzu häufig sind sie nicht ausreichend aussagekräf-
tig. … Für manche Fragen fehlen Daten völlig, an-
dere Daten weisen Mängel in der Tiefengliederung
auf.

Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass in einem
demokratischen Staat eine allgemein zugängliche Infor-
mationsquelle wie die amtliche Statistik, die allen um-
sonst zur Verfügung steht, ein öffentliches Gut ist:

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(C (D (Birgit Homburger [FDP]: Was sagt denn Herr Clement dazu?)


uverlässig und grundsätzlich kostenlos für jeden Bür-
er, jedes Unternehmen und die Wissenschaft. Dessen
ualität und Zuverlässigkeit als Informationsinstrument

ind für Politik, Wirtschaft, Verbände und jeden einzel-
en Bürger zentral.

Die britische Regierung hat deswegen in einem viel
eachteten Grünbuch festgestellt, die amtliche Statistik
ei „a matter of trust“, also eine Frage des Vertrauens.
amit dieses Vertrauen erhalten bleibt und das Datenan-
ebot aktuell und zuverlässig ist, muss sich die amtliche
tatistik in ihrem Angebot – jetzt kommen wir zum
ernpunkt – kontinuierlich an gesellschaftliche und
irtschaftliche Veränderungen anpassen.


(Birgit Homburger [FDP]: Das bestreitet doch kein Mensch!)


as haben Sie in Ihrer Regierungszeit versäumt, was Ih-
en international bestätigt worden ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist doch einfach blamabel, wenn einem Land wie
eutschland gesagt werden muss, es möge seine Haus-

ufgaben machen und bitte das Niveau von Portugal
der Griechenland anstreben.


(Birgit Homburger [FDP]: Sie reden am Thema vorbei!)


s ist doch absurd, wenn die Deutsche Bundesbank und
ie Europäische Zentralbank anmahnen, die entspre-
henden Daten zu liefern. Wir müssen die Fehler Ihrer
egierungszeit ausbügeln und uns dafür noch Vorwürfe
nhören.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sagen Sie nichts gegen Griechenland! Kein deutscher Hochmut!)


Herr Schauerte, das gehört sich nicht. Sie haben in der
nquete-Kommission den Beschluss mitgetragen, aus
em ich Ihnen vorgelesen habe.

Sprechen wir nun über die Belastungen. Wenn statisti-
che Erhebungen gemacht werden, hat man zwei, sich
um Teil widersprechende Anforderungen unter einen
ut zu bringen. Die amtliche Statistik muss möglichst

ffizient sein und die Befragten möglichst gering belas-
n; darin sind wir alle einer Meinung.


(Birgit Homburger [FDP]: Umso besser!)


ie Statistik muss sich zudem an den Bedürfnissen der
enutzer orientieren. Das ist nicht neu. Die rot-grüne
undesregierung hat sich seit ihrer Amtsübernahme da-

um bemüht, die Statistik zu reformieren und den Anfor-
erungen der Zeit anzupassen. Sie hat also jene Schritte,
ie in dem Antrag der FDP unter dem marktschreieri-
chen Titel „Statistiken reduzieren – Unternehmen ent-
sten – Bürokratie abbauen“ gefordert werden, längst
nternommen.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)







(A) )



(B) )


Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk
Was ist bisher auf Initiative der Bundesregierung er-
folgt? Erstens. Sie hat längst – und zwar sofort nach ihrem
Amtsantritt – grundsätzliche Überlegungen angestellt,
wie die informationelle Infrastruktur in Deutschland
verbessert werden kann. Dazu hatte die Forschungsminis-
terin eine eigene Kommission eingerichtet, die ihren Be-
richt am 31. März 2001 übergeben hat.

Zweitens. Zusätzlich hat im Juni 2002 der Statistische
Beirat – das grundsätzlich berufene Gremium von Nut-
zern, Befragten und Produzenten der Bundesstatistik –
der Bundesregierung einen Bericht mit dem Titel „Emp-
fehlungen zur Weiterentwicklung der amtlichen Statis-
tik“ vorgelegt. In dem Bericht stellte der Beirat fest, dass
bereits die Hälfte der 38 Empfehlungen aus dem Jahre
1999 umgesetzt war. Darunter fallen Maßnahmen zur ra-
tionelleren Gestaltung der statistischen Arbeit und Ver-
besserung der Rahmenbedingungen, zur Einschränkung
und Einstellung bestehender Statistiken sowie Prüfauf-
träge zu Berichtssystemen. Sehr geehrte Frau Kollegin,
dem Bericht zufolge ist alles, was Sie fordern, bereits
umgesetzt worden.


(Birgit Homburger [FDP]: Das sehen die Betroffenen aber anders!)


Weitere 17 Empfehlungen waren noch in Bearbei-
tung. Alles zusammengenommen ist also weit mehr er-
folgt, als mit den im FDP-Antrag erwähnten, in den ver-
gangenen fünf Jahren abgeschafften neun Statistiken
suggeriert wird. Frau Kollegin, Sie sind in der Statistik
nicht auf der Höhe der Zeit!

Nimmt man die Statistikbereinigungsgesetze des letz-
ten Jahrzehnts, die Tests mit der bundeseinheitlichen
Wirtschaftsnummer für Unternehmen, Betriebe und
sonstige wirtschaftlich Tätige sowie das Kernprojekt
„Vereinfachung der amtlichen Statistik“ aus dem im
Februar 2003 von der Bundesregierung beschlossenen
Masterplan Bürokratieabbau hinzu, so fragt man sich
nach dem Sinn des von der FDP eingebrachten Antrags
und der darin aufgelisteten Forderungen.


(Zuruf von der SPD: Nicht nur bei denen!)


Viel wichtiger wäre es, sich auch in den Bundesländern
gemeinsam mit uns für die Verabschiedung des Verwal-
tungsdatenverwendungsgesetzes – das ist ein schreck-
lich langer Name für ein Gesetz – einzusetzen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Ihre lange Rede sitzen wir auch aus!)


Denn damit könnte ein gewaltiger Schritt zur Entlastung
der Befragten – auch der kleinen und mittleren Unter-
nehmen – erfolgen. Stattdessen gibt es ein dauerndes
Hickhack mit den Bundesländern. Ich habe übrigens ei-
nen wunderschönen Brief aus dem Land Baden-
Württemberg gelesen, in dem der zuständige Minister
angeordnet hat: Diese Statistik darf nicht geändert wer-
den; diese Änderung darf nicht vorgenommen werden
und an dieser Stelle gibt es ein Problem.

Die Bundesregierung ist insofern nicht an den Verzö-
gerungen schuld. Das stelle ich nachdrücklich fest. Es
gibt eine Fülle von Verzögerungen für die Reduzierung
von Statistiken, für die Entlastung der Unternehmen und

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(C (D ür den Bürokratieabbau generell, die nicht wir zu verntworten haben, sondern die in dem föderalen Hickhack egründet sind. Mit diesem Verwaltungsdatenverwendungsgesetz ollte auch untersucht werden, ob sich Daten für Zwecke er Konjunkturstatistik eignen und ob dadurch Erhebunen ersetzt werden können. Außerdem ist geplant, die andwerkszählung durch eine Auswertung des von den tatistischen Ämtern des Bundes und der Länder geführn Statistikregisters zu ersetzen, um zum Beispiel rund 60 000 Handwerksunternehmen von dieser Totalbefraung zu entlasten. Des Weiteren ist noch die Vergabe einer Belastungstudie im Gespräch. Diese ist bisher am Widerstand der tatistischen Landesämter gescheitert. Auch dafür ist der und nicht verantwortlich. Ich komme deswegen zu der Schlussfolgerung: Der ntrag der FDP geht an wesentlichen Problemen vorbei, (Birgit Homburger [FDP]: Wie die Rede der SPD!)


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)


ie bei der Erneuerung der Statistik in der kommenden
issens- und Informationsgesellschaft auftreten. Die

DP vergisst, dass Wissen nicht eine Quantité néglige-
ble ist, sondern zu einem Produktionsfaktor avanciert
st. In den Punkten, in denen der Antrag vernünftige Vor-
chläge enthält, sind diese nichts Neues und das meiste
avon ist schon auf den Weg gebracht worden.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504011500


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Alexander
obrindt.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1504011600


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Wenn Sie am Wochenende

lle wieder in ihren Wahlkreis gehen und mit den Bür-
ern und den Unternehmern reden, dann stellen Sie fest,
ass neben der berechtigten allgemeinen Unzufrieden-
eit über diese Bundesregierung ein weiteres Thema im-
er wieder artikuliert wird, nämlich das Übermaß an bü-

okratischen Regelungen und im besonderen die Flut an
tatistischen Meldungen. Es geht dabei inzwischen um
eit mehr als um die faktische Bewältigung dieser Sta-

istiken, die immer auch mit finanziellen Belastungen
erbunden sind. Nein, die statistische Auskunftspflicht
n Deutschland hat sich zu einem psychologischen Pro-
lem entwickelt.

Viele Betriebe sehen darin eine unzumutbare Gänge-
ung durch den Staat, die die Unternehmen – ich spreche
ier in erster Linie von den mittelständischen Unterneh-
en – Zeit und Geld kostet, was angesichts trüber Kon-

unkturprognosen oft sogar für den Fortbestand eines
etriebes entscheidend sein kann. Allein die Tatsache,
ass sich der Deutsche Bundestag mit Bürokratieabbau






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt
und der Reduzierung von Statistiken beschäftigt, löst bei
einer Reihe von Unternehmen reine Angstschweißreakti-
onen aus. Das muss uns auch nicht verwundern; denn in
dem Maße, in dem wir zum wirtschaftlichen Schlusslicht
in Europa geworden sind, haben wir uns zum Weltmeis-
ter der bürokratischen Hürden hochgearbeitet.

Über 85 000 Gesetze, Verordnungen und Einzelvor-
schriften gibt es inzwischen in Deutschland. Diese Bun-
desregierung hat in den letzten Jahren maßgeblich dazu
beigetragen, dass es noch mehr und nicht weniger ge-
worden sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Zahlen sprechen für sich: 400 neue Gesetze,
1 300 Rechtsverordnungen. Wenn man von der Einberu-
fung einer weiteren Kommission spricht, dann schauen
Sie sich einmal die Reaktion der Menschen an, die Sie
erleben werden.

Aber immerhin: Das Problem ist zum Teil erkannt
worden und Minister Clement hat bei der Aussprache
zur Regierungserklärung am 30. Oktober letzten Jahres
verkündet:

Wir müssen den Prozess der Überwindung von
Überbürokratie in Deutschland wirklich mit neuen
Ideen voranbringen. Der Wettbewerb der Ideen ist
eröffnet.

Wir von der Union haben inzwischen eine ganze
Reihe von Ideen und zentralen Themen angesprochen,
wie zum Beispiel die verstärkte Befristung von Geset-
zen, die Einführung von Experimentier- und Öffnungs-
klauseln und die Einberufung eines Parlamentsausschus-
ses, der die spezifische Aufgabe hat,


(Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Was hat das mit der Statistik zu tun?)


Bürokratieabschätzungen abzugeben und an den sich
Bürger und Unternehmen wenden können, um auf nicht
hinnehmbare bürokratische Gesetzesfolgen hinzuweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber die Bürgerbeteiligung ist beim Thema Büro-
kratieabbau bei den Regierungsfraktionen gar nicht so
erwünscht. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass in
der letzten Version ihres Koalitionsvertrags genau dieses
Thema herausgestrichen worden ist.

In Bayern sind inzwischen Hunderte von Unterneh-
men und Bürgern dem Aufruf der Staatsregierung ge-
folgt und haben sich aktiv dem Thema Bürokratieabbau
gewidmet. 700 Praxisvorschläge sind bisher erarbeitet
worden. Das zentrale Ergebnis steht fest: In Deutschland
gehen viel zu viele produktive Energien durch übermä-
ßige Bürokratie verloren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das sind Energien, die wir dringend bräuchten, um
die Wachstumskräfte in Deutschland wieder sprießen zu
lassen. Bringen Sie doch endlich ein Bürokratiewu-
cherabbaugesetz in den Bundestag ein. Das wäre der
richtige Schritt. Das wäre ein entscheidender Beitrag,

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(C (D m die Arbeitslosigkeit von 4,6 Millionen Menschen zu ekämpfen. (Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk [SPD]: Wir gucken mal, wie die in Bayern vorangehen!)


Die Bundesregierung – ich komme schon zu Ihnen –
at im letzten Jahr einen Masterplan für Bürokratieabbau
ersprochen. Inzwischen hat das Bundeskabinett Eck-
unkte daraus verabschiedet. Auf der Internetseite des
nnenministeriums lässt sich lesen, dass an dem umfas-
enden Sofortprogramm fünf Ministerien beteiligt sind.
nschließend ist zu lesen:

Um Wachstum und Beschäftigung in Deutschland
zu fördern, wird die Bundesregierung Bürokratie
weiterhin konsequent abbauen.

Solche Ankündigungen treiben dem Mittelstand und
en Menschen in Deutschland, wie so oft während Ihrer
egierungszeit, den Angstschweiß ins Gesicht. Wenn
ie damit ausdrücken wollen, dass Sie so weitermachen
ie bisher, dann scheinen Sie auch das Problem nicht
irklich verstanden zu haben. Wenn Sie Wachstum und
eschäftigung in Deutschland fördern wollen, dann er-
reifen Sie endlich die notwendigen Maßnahmen. Heben
ie das Kündigungsschutzgesetz für Neueinstellungen
ei Betrieben mit unter 20 Beschäftigten auf, lassen Sie
ie betrieblichen Bündnisse für Arbeit zu, stellen Sie die
leinbetriebe von statistischen Auskunftspflichten weit-
ehend frei.

Ich kann auch aus persönlichen Erfahrungen berich-
en. Vier Statistiken müssen parallel in meinem Unter-
ehmen erfasst werden. Wenn man an geeigneter Stelle
ritische Anmerkungen dazu macht, dann bekommt man
ie Antwort zu hören, dass man froh sein müsse, dass es
icht noch mehr seien. Wenn auch noch ein kleiner Feh-
er vorhanden ist, dann wird man aufgefordert, das beim
ächsten Mal gefälligst richtig zu machen. So geht man
it Menschen bei uns um, die Arbeitsplätze schaffen

nd für Beschäftigung sorgen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Derjenige, der Bürokratie schafft, muss sie auch wie-
er abbauen. Deswegen sind Sie aufgefordert, hier end-
ich tätig zu werden. Wie sieht es denn mit dem Zeitplan
ür den Masterplan Bürokratieabbau aus? Am 26. Fe-
ruar dieses Jahres war der Beginn des Sofortpro-
ramms. Es wurde anschließend eine entsprechende
eschäftsstelle im Innenministerium eingerichtet. Am
. April dieses Jahres sind angeblich – darüber hätte ich
eute gerne etwas gehört – mindestens drei Vorhaben
um Bürokratieabbau je Ressort genannt worden. An-
chließend fand die erste Sitzung des Staatssekretäraus-
chusses statt. Wir hätten auch hier gerne etwas darüber
ehört, was das ist und was dieser Ausschuss tut. Das Er-
ebnis scheint eher dürftig zu sein.

Die Belastungen des Mittelstandes mit Vorschriften
angefangen mit Brüssel bis hin zu den Kommunen –
ssen den Firmen immer weniger Luft zum Atmen.
lle 15 Minuten geht in der Bundesrepublik Deutsch-

and ein Unternehmen in die Insolvenz. Wenn Sie nicht
ndlich die dringendsten Maßnahmen ergreifen, wird






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt
der Mittelstand, das Rückgrat unserer Wirtschaft, zu-
sammenbrechen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich darf abschließend nochmals Wirtschaftsminister
Clement zitieren. Er hat am 30. Oktober letzten Jahres
gesagt: „Was geht, ist eine deutliche Reduzierung statis-
tischer Meldungen.“ Legen Sie los. Wir werden Sie da-
ran nicht hindern.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504011700


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Fritz Kuhn.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504011800


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wenn man den FDP-Antrag liest – um an die Ausführun-
gen meines Vorredners anzuknüpfen –, dann stellt man
fest, dass es dort um etwas anderes geht als das, wovon
Sie, lieber Kollege, gesprochen haben. Es geht um das
Statistikwesen in Deutschland und dessen Auswirkun-
gen auf die Wirtschaftsbetriebe. Ihre Rede wäre vor drei
Wochen angemessen gewesen; denn damals ging es ge-
nerell um Bürokratieabbau. Aber das schadet ja nichts.
Vielleicht haben Sie Ihre damalige Rede recycelt.

Ich halte es für nicht zielführend, wenn die Opposi-
tion ständig sagt, wir machten alles falsch, während die
Regierung das Gegenteil behauptet. Bei nüchterner Be-
trachtung stellt man fest, dass es um einen klassischen
Zielkonflikt geht. Wir, die Politiker, sowie viele Unter-
nehmer und Vertreter der Unternehmensverbände wollen
qualifiziertes Datenmaterial zur Begleitung und Beurtei-
lung dessen, was wirtschaftlich und wirtschaftspolitisch
richtig ist. Wir brauchen verlässliche Konjunkturdaten;
deshalb ist es schlecht, wenn es statistische Fehlerquel-
len gibt oder wenn die Daten unzureichend sind. Das ist
die eine Seite. Auf der anderen Seite nervt es viele Be-
triebe in Deutschland – es geht um eine beträchtliche
Zahl –, wenn sie regelmäßig Fragen beantworten und bei
Fehlern mit den von Ihnen geschilderten Sanktionen
rechnen müssen. Zum Teil sind die Fragen schwer zu be-
antworten. Man weiß ja aus eigener Lebenserfahrung,
dass es einen ärgert, wenn einem eine Frage gestellt
wird, die man nicht beantworten kann. Außerdem entste-
hen den Betrieben aufgrund der statistischen Erhebun-
gen Kosten und Zeitverluste. Das ist der Zielkonflikt.

Nun versucht die Regierung – ein entsprechender Ge-
setzentwurf liegt bereits auf dem Tisch; über ihn wird
noch im Ausschuss beraten werden –, ein anderes Ver-
fahren zu finden, in dessen Rahmen weniger Primärda-
ten und mehr Sekundärdaten, so genannte Verwaltungs-
daten, erhoben werden, sodass man qualifizierte
Informationen für die Konjunkturstatistiken hat und die
Wirtschaft weniger nerven muss. Wir machen das auch.
Das einzige Problem ist jetzt noch die Auseinanderset-
zung mit den Ländern über die Kostenverteilung. Diese
wird noch einmal überprüft und gemeinsam mit den

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(C (D ändern geklärt. So ist es und so wird es gemacht. unkt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zum Abschluss möchte ich noch etwas an die Adresse
er FDP sagen. Wenn man eine schlechte Strategie ge-
ählt hat – ich war zwölf Jahre lang Vorsitzender einer
ppositionsfraktion; deswegen verstehe ich etwas von
em Geschäft –, dann ist man leicht versucht, folgender-
aßen vorzugehen: Man schaut, was die Regierung oh-

ehin schon macht, stellt dann schnell einen Antrag und
agt, es müsse endlich etwas geschehen. Das ist eine
eschäftigungstherapie, mit der Sie öffentlich Ein-
ruck machen wollen. Das ist aber nur hohler Wind und
ringt in der Sache überhaupt nichts.


(Birgit Homburger [FDP]: Was ist denn „hohler Wind“?)


So verhält es sich auch mit Ihrem Antrag. Alle, die et-
as davon verstehen, wissen, dass sich die Regierung
ieses Themas angenommen hat und es längst vielfältige
espräche zwischen Bundes- und Landesstatistikern
ibt. Aber Sie tun so, als hätten Sie alles neu erfunden,
nd stellen einen Antrag. Da Sie offenbar so viel Zeit ha-
en, Frau Homburger, kann ich das ja verstehen. Ich
ann aber nicht verstehen, warum Sie das ganze Haus
it solchen überflüssigen Anträgen aufhalten. Diese
rage ist bisher nicht beantwortet.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Birgit Homburger [FDP]: Wir sind uns mit der SPD einig, dass etwas geschehen muss!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504011900


Das Wort hat jetzt der Kollege Schauerte.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Schauerlich, schauerlich!)



Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1504012000


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-
ge Kuhn, wie unnütz hier die Zeit verbracht wird,
ängt von jedem Debattenredner selbst ab. Sie hätten aus
hrer Redezeit etwas machen können.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Zwei Finger nehmen und in die Mitte des Gesichts führen!)


Ich bin für jede Gelegenheit dankbar, über dieses
ichtige, aber auch ärgerliche Thema zu sprechen. Da-
ei gibt es für mich keine erste und zweite Vaterschaft.
ir alle wissen, dass es im Hinblick auf die Statistiken
ie auf die Bürokratie insgesamt ein dickes Problem
ibt. Ich erinnere nur daran, dass der Bundeskanzler in
einer ersten Regierungserklärung den Bürokratieabbau
u einem seiner zentralen Anliegen gemacht hat. Das Er-
ebnis war das Gegenteil. Ich füge hinzu: mea culpa;
uch in unserer Regierungszeit ist der Bürokratieabbau






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte
überhaupt nicht ausreichend gelungen. Niemand von uns
hat Veranlassung, zufrieden zu sein.

Aber das Problem ist eher größer als kleiner gewor-
den. Ich verdeutliche dies an wenigen Zahlen, damit man
ein Gefühl für dieses Problem bekommt: In der 8. Wahl-
periode wurden 237 Gesetze verabschiedet, in der
9. Wahlperiode 97, in der 10. Wahlperiode 256, in der
11. Wahlperiode 293. Dann kam die Wiedervereinigung
mit dem unvermeidlich hohen Anpassungsbedarf. In der
12. Wahlperiode schnellte die Zahl auf 460 hoch, in der
13. Wahlperiode sank die Zahl wieder auf 400. Dann
kam Ihre erste Regierungsperiode, in der Sie die Zahl
der Gesetze auf den absoluten Spitzenwert von 489 er-
höhten.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war der Reformstau!)


Es ist aber nicht nur die Zahl der Gesetze, sondern es
sind auch die damit einhergehenden Belastungen gestie-
gen, obwohl wir alle davon reden, dass hier eine Redu-
zierung notwendig ist. Das kann uns nicht zufrieden stel-
len.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Daher haben wir auch ein paar Probleme damit, jetzt
Ihren Ankündigungen Glauben zu schenken. Unsere
besten Wünsche, Hoffnungen und Gebete begleiten Sie.
Wir möchten, dass auf diesem Gebiet etwas passiert. Im
Moment stellen Sie auf Bundesebene die Regierung.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was heißt „im Moment“? – Gegenruf von der CDU/CSU: Nicht mehr lange!)


– Ja, das wird nicht mehr lange dauern. – Sie sind gegen-
über der europäischen Ebene sprachfähig, was bei die-
sem Thema nicht zu unterschätzen ist. Hier sind wir als
Opposition fast einflusslos; wir können kaum etwas ge-
stalten. Aber wir haben eine Mitverantwortung in den
Ländern. Hier könnte doch eine große Koalition zum
wirksamen Abbau der Bürokratie zustande kommen.
Wer hindert uns denn daran, dieses Thema wirklich ernst
zu nehmen?

Dass die Bürokratie eine unerträgliche Belastung dar-
stellt, die sich auf vieles wie Mehltau legt, dass wir bei je-
der Angstsituation in Deutschland einen unglaublichen
zusätzlichen Wust an neuer Bürokratie produzieren, ohne
irgendwo etwas wegzunehmen, kann uns doch nicht zu-
frieden machen. Wenn wir nur einmal nachvollziehen,
was bei irgendwelchen Lebensmittelskandalen – ich
denke hier nur an die BSE-Krise – und Gesundheitspro-
blemen an neuer Bürokratie entsteht und was wir in der
Finanzwirtschaft an neuen Bürokratien aufbauen, wenn
es eine große Pleite im Land gibt – das reicht bis hin zu
Basel II und den damit zusammenhängenden Konse-
quenzen –, dann können wir uns doch nicht gemütlich
zurücklehnen.

Insofern macht es überhaupt keinen Sinn, zu fragen,
wie man überhaupt einen solchen Antrag stellen könne.
Sie hätten den Antrag stellen können, wir hätten ihn stel-
len können, die FDP hat ihn stellen können. Wir müssen
das Thema ernst nehmen.



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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir machen es doch schon!)


Nein, es fehlt noch der nötige Nachdruck.

Ich schildere Ihnen ein paar Ansätze, die heute noch
ehlen. Die CDC/CSU-Fraktion hat ein Programm mit
em Titel „Bürokratie abbauen – nicht reden, handeln
nd den mutigen Wurf wagen“ verabschiedet. In ihm
eht es darum, geltende Vorschriften auf den Prüfstand
u stellen. In Zukunft muss geregelt sein, dass man für
de neue Vorschrift die Abschaffung zweier Vorschrif-
n vorschlägt. Dies führt zu einem hohen Disziplinie-

ungserfolg bei jedem, der ein neues Gesetz will.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig willkürliche Zahl!)


Wir können auch drei nehmen, wenn Ihnen das zu we-
ig ist. Ich will nur, dass wir an dieser Stelle irgendetwas
achen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen einfach irgendetwas machen!)


Ich nenne Ihnen noch eine willkürliche Zahl: Wir
ollen, dass alle Verordnungen, die vor dem 1. Januar
980 erlassen wurden, zum 31. Dezember 2004 ersatzlos
ußer Kraft treten. Wissen Sie was? Würde man so ver-
ahren, würde in Deutschland nichts passieren. Sie müss-
n schon beweisen, dass das Gegenteil der Fall ist.

Beispielsweise hat das Saarland in diesem Bereich
irklich große Erfolge erzielt. Die neue Regierung von
inisterpräsident Müller hat dieses Problem angepackt

nd ist bisher weitergekommen, als man gedacht hat.
chicken Sie Ihre Mitarbeiter einmal dorthin, um sich
as anzuschauen! Warum macht man auf der Bundes-
bene nicht etwas Ähnliches?

Verfallsautomatismus:

Alle Verwaltungsvorschriften sind künftig fünf
Jahre nach ihrem In-Kraft-Treten daraufhin zu
überprüfen, ob sie weiterhin Bestand haben sollen.

ir müssen entsprechende Selbstbindungen des Parla-
ents, des Gesetzgebers beschließen, damit auf diesem
ebiet wirklich einmal etwas passiert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir sind zu bequem, wir lassen die Dinge laufen und
undern uns dann.

Stichwort Genehmigungsverfahren: Was passiert
eim Richterrecht? Um dort zu fundamentalen Änderun-
en zu kommen, müssen wir gemeinsam einen Ansatz
erfolgen. Vernünftige Menschen dürften darüber ei-
entlich keinen ideologischen Streit führen. Anders ver-
ält es sich, wenn man sagt: Dieser Staat ist neugierig;
ieser Staat will immer mehr wissen; dieser Staat will

mer mehr planen. Das war der Ansatz von Frau
karpelis-Sperk, die im Grunde genommen die Auffas-
ung vertreten hat, wir brauchten von allem mehr, bis zur
egierungsübernahme von Rot-Grün habe es zu wenig
egeben. Das war ihr Vorwurf, ein ganz interessanter






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte
Beitrag zum Thema Entbürokratisierung. Dann haben
Sie ausgerechnet Griechenland als Beispiel genannt. Sie
möchten nicht, dass zu diesem Land ein Vergleich gezo-
gen wird, was ich bei Ihnen persönlich gar nicht ver-
stehe. Das ist doch in Ordnung, es ist keine Diskriminie-
rung anderer Länder!

Wir können heute feststellen, dass diejenigen Länder,
die weniger Bürokratie haben, arbeitsmarktpolitisch,
wirtschaftspolitisch und wachstumsmäßig erfolgreicher
als diejenigen sind, die viel Bürokratie haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gerade deswegen sollten wir uns mit diesen Ländern
einmal vergleichen und uns die Fragen stellen: Warum
funktioniert es denn da und warum ist es bei uns so kom-
pliziert? Ich will das nicht vertiefen.

Uns in der Union wäre sehr lieb, wenn diese kleine
Debatte dazu beitragen würde, dass wir anfangen, dieses
Thema wirklich ernst zu nehmen. Wir haben bei keinem
Thema in der Vergangenheit so viel gelogen wie bei dem
des Bürokratieabbaus. Wir alle haben darüber geredet;
aber wir alle sind die Lösung dieses Problems nicht
wirklich konsequent angegangen und wir alle haben
nicht mutig in die Strukturen eingegriffen, weil wir Poli-
tiker uns diesbezüglich fast ohnmächtig fühlten. Ich
möchte nicht, dass das so weitergeht.

Ich will, dass wir gemeinsam mit den Beamtenappa-
raten diesen Moloch ausdünnen, um die Bürokratie
schlanker, effektiver und beherrschbarer zu machen.
Fangen Sie damit an! Unsere Gebete, unsere Hoffnungen
und unsere besten Wünsche begleiten Sie. Wir werden
Sie nicht stören. Aber seien Sie einmal ein bisschen mu-
tig!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504012100


Ich schließe damit die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/752 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie einverstan-
den? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung auch
so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 9 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Margrit Wetzel, Klaus Brandner, Doris
Barnett, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Thea
Dückert, Volker Beck (Köln), Hans-Josef Fell,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Nutzung von Geoinformationen in Deutsch-
land voranbringen

– Drucksache 15/809 –

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(C (D Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann verfahren wir auch so. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst die bgeordnete Margrit Wetzel. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! tellen Sie sich vor, dass Sie am PC sitzen und „Datenervice“ anklicken. Die Frage „Nutzungsbedingungen kzeptieren?“ beantworten Sie mit Ja und es erscheint ine Karte „Bund, Länder, Regionen“. Per Mausklick ommen Sie immer tiefer in den Datensatz, bis Sie chließlich auf einer Karte Ihre Stadt, Ihren Landkreis der Ihr Dorf sehen. Die Menüleiste bietet Ihnen wichtige hemenfelder an, offene Stellen auf dem Arbeitsmarkt, ichtige Daten aus der Landund Forstwirtschaft, Kliadaten, Wetterdaten, Umweltdaten, Raumplanungsda en, Verkehrsdaten, Navigationsdaten und Bodennutungsdaten. Bund, Länder und Kommunen speisen agesaktuell qualitätsgesicherte Daten ins Netz ein und ie haben den Zugriff auf alle Daten, die Ihr Herz beehrt, und zwar als Überlagerung topographischer Karen anschaulich dargestellt. Habe ich damit bei Ihnen als Nutzer oder als Verbrauher Wünsche geweckt? Leider sind wir noch nicht so eit – leider. Glauben Sie, dass unsere moderne IT-Ge ellschaft ohne diese Entwicklung auskommt? Wissen ie, wie viele kleine und mittlere Unternehmen nur daauf warten, all die Techniken und Dienstleistungspakete und um diesen Zukunftsmarkt zu entwickeln, und wie iele Arbeitsplätze damit geschaffen werden können? issen Sie, dass viele potenzielle Anbieter von Daten aum über die Wünsche der Nutzer informiert sind und ass viele potenzielle Nutzer viel zu wenig darüber wisen, woher sie die benötigten Daten erhalten können? Der Umsatz der Geoinformationswirtschaft in eutschland liegt unter 100 Millionen Euro, aber das zuünftig bei uns zu erschließende Marktpotenzial wird uf fast 7 Milliarden Euro geschätzt. Es lohnt also, sich it diesem wichtigen Zukunftsmarkt zu befassen. Das haben wir als Parlament vor zwei Jahren das erste al getan, um die Aktivitäten der Bundesregierung und es von ihr eingesetzten Interministeriellen Ausschuses für Geoinformationswesen – kurz „IMAGI“ geannt – zu begleiten und zu unterstützen. Was alles inwischen an Fortschritt und Verbesserung erreicht urde, kann Staatssekretär Körper für das BMI viel au hentischer vermitteln. Deshalb bleibt mir an dieser Stelle ur, einen überzeugten und ganz herzlichen Dank an all ene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu richten, die in en Ministerien und Behörden so engagiert und motiviert nd auch nachdrücklich an diesem Thema arbeiten. Sie aben es verdient, dass ihr Einsatz von der Öffentlichkeit ahrgenommen wird. Wir als Koalitionsfraktionen wol en mit der heutigen Debatte auch zum Ausdruck brinen, dass wir das in höchstem Maß würdigen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. Margrit Wetzel (SPD):
Rede ID: ID1504012200






(A) )



(B) )


Dr. Margrit Wetzel
– Danke für die Unterstützung. Sie gilt den Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeitern der Ministerien.

Nun zum Blick nach vorn; denn wir als Parlament
wollen ja unterstützen. Bund, Länder und Kommunen
sind die größten Halter und Erheber unterschiedlichster
Geodaten. Nutzer oder Anwender orientieren sich aber
weder an Ländergrenzen noch am föderalen System oder
an der kommunalen Selbstverwaltung. Nutzer erwarten
Transparenz, schnellen, einfachen und preiswerten Zu-
gang zu allen Daten, die zudem kompatibel, miteinander
verknüpfbar und für vielseitige Nutzungen verfügbar
sein sollen. Weil wir immer wieder feststellen, dass das
leider noch nicht umfassend möglich ist, sondern insbe-
sondere die unterschiedlichen Zuständigkeiten zu Stol-
persteinen werden, bitten wir die Bundesregierung, uns
einen Bericht darüber zu geben, welche Probleme bei der
Koordination des Geoinformationsmarkts auf Bundes-
und Länderebene noch bestehen.

Wir wollen Transparenz und einfache Weitergabe von
Daten möglich machen. Das Informationsfreiheitsgesetz,
das wir so bald wie möglich in den Bundestag einbrin-
gen wollen, aber auch E-Pricing-Modelle mit einheitli-
chen Abgaberegelungen sollen die Eintrittsbarrieren
beim Geoinformationsmarkt senken. Möglicherweise
kann es über das Internet sogar zu einer unentgeltlichen
Grundversorgung mit Geodaten kommen; das wollen
wir zumindest gern geprüft wissen.

Sicherlich besteht auch Konsens darüber, dass in das
Notfallvorsorgeinformationssystem, dessen Geofachda-
ten überwiegend von den Ländern erfasst werden, alle
notwendigen und wichtigen Daten einfach und schnell
eingebracht werden und sowohl Bundes- als auch Län-
derbehörden zur Verfügung stehen müssen.

Wir nehmen die Aktivitäten auf der Arbeitsebene von
Bund und Ländern, die die Entwicklung des Geodaten-
markts voranbringen, mit großer Zufriedenheit zur
Kenntnis und bitten deshalb die Bundesregierung, diese
Bemühungen durch die Einladung der Länder zu einer
strategischen GDI-Deutschland-Konferenz zu unterstüt-
zen.

Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft – das hat
auch die vom Bundeswirtschaftsminister in Auftrag ge-
gebene Studie gezeigt – kann intensiviert werden und
Nutzen für alle Beteiligten bringen. Dies sollte zum ei-
nen durch Public Private Partnership geschehen, in der
sich Kreativität, Flexibilität und Marktnähe der kleinen
und mittleren Unternehmen voll entfalten können. Zum
anderen wird – davon gehen wir aus – der wechselseitige
Austausch des IMAGI mit der Wirtschaft in einem Kura-
torium neue Impulse und Transparenz für beide Seiten
bringen und dazu führen, dass Angebot, Nachfrage und
Entwicklung des Geoinformationsmarkts noch besser an
den Bedürfnissen der Anwender und den Möglichkeiten
der Anbieter ausgerichtet werden.

Die Benennung eines Government-to-Business-Mo-
derators als zentralen Ansprechpartner des Bundes für
Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, der auch die
nationalen Interessen Deutschlands in der Geoinformati-
onswirtschaft vertritt, halten wir für hilfreich. In diesem

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(C (D usammenhang kann ich nur nachdrücklich auf die herorragenden Erfahrungen verweisen, die wir beim Buneswirtschaftsministerium gerade mit dem maritimen oordinator gemacht haben. Dies kann ein Beispiel da ür sein, wie auch im Geoinformationsmarkt eine optiale Zusammenarbeit zwischen Behörden und der Wirt chaft erfolgen kann. Deshalb bitte ich das Haus ganz erzlich um Zustimmung zu unserem Antrag. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504012300


Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Vera Dominke.


Vera Dominke (CDU):
Rede ID: ID1504012400


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eit gestern liegt uns der Antrag von Rot-Grün „Nutzung
on Geoinformationen in Deutschland voranbringen“
uf dem Tisch. Ein hehres Ziel, ein Ziel, dem auch wir
ns verpflichtet fühlen, ein Ziel, dessen parlamentari-
che Behandlung die Fraktion der CDU/CSU in der letz-
en Legislaturperiode vor drei Jahren mit ihrer Großen
nfrage „Nutzung der Geoinformationen in Deutsch-

and“ angeschoben hat.

Worum geht es dabei? Geoinformationen sind orts-
nd raumbezogene Daten, die heute auf allen Ebenen, in
irtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, und in unser

ller täglichem Leben von Bedeutung sind: ob Radwan-
erkarte oder Raumplanung, ob Navigationssystem im
KW oder Landesverteidigung, ob Naturschutz oder
ochwasserkatastrophe – in nahezu allen Bereichen ba-

ieren die entscheidenden Daten und Systeme auf Geoin-
ormationen. In der Geoinformation steckt ein gewalti-
es wirtschaftliches Potenzial, das darauf wartet, in
eutschland stärker als bisher aktiviert zu werden.

Vor zwei Jahren hatte die CDU/CSU-Fraktion einen
ntschließungsantrag eingebracht, der konkrete und ziel-

ührende Maßnahmen hierzu beinhaltete. Rot-Grün ver-
inderte die Verabschiedung dieses Antrages.


(Widerspruch bei der SPD)


er Parlamentarische Staatssekretär Körper sprach da-
als mit großen Worten davon, wofür die Bundesregie-

ung alles sorgen werde.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das macht er öfter! Darin ist er groß!)


eute, gerade einmal zwei Jahre später, scheint urplötz-
ich die Untätigkeit der Bundesregierung so dramatisch
eworden zu sein, dass sich die Koalitionsfraktionen ge-
ötigt sehen, in nur zwei Tagen einen Eilantrag durchzu-
eitschen, in dem die Bundesregierung aufgefordert
ird, tätig zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as tut auch Not. Wurde vor zwei Jahren von Rot-Grün
och begrüßt, dass der IMAGI die Konzeption eines effi-
ienten Geodatenmanagements des Bundes erarbeitet
abe und gegenwärtig mit dessen Umsetzung befasst sei,
ird in dem heute vorliegenden Antrag als deutlicher






(A) )



(B) )


Vera Dominke
Fortschritt festgestellt, dass der IMAGI die bereits exis-
tierende Konzeption für das Datenmanagement zu einer
Konzeption der Dateninfrastruktur weiterentwickelt und
eine Strategie für die Umsetzung beschlossen hat. Von
der vor zwei Jahren bevorstehenden tatsächlichen Um-
setzung ist heute nicht mehr die Rede.

Um zu allen Positionen dieses Antrages etwas zu sa-
gen, reicht die Redezeit leider nicht aus. Aber auf einige
Punkte will ich hier doch noch kurz hinweisen:

An mehreren Stellen dieses Antrages schimmert
durch, dass an der Länderkompetenz für das amtliche
Vermessungswesen gerüttelt werden soll. Das ist mit uns
nicht zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Forderung nach Einsetzung eines Kuratoriums,
um die Wirtschaft stärker einzubeziehen, erscheint äu-
ßerst unausgegoren. Was soll ein solches Kuratorium
tun? Wer soll ihm angehören? Welche Kompetenzen
sind ihm zugedacht? Sinnvoller wäre es zum Beispiel,
den IMAGI zu einer Arbeitsgruppe umzugestalten, in die
Wissenschaft, Wirtschaft und, viel stärker als bisher, die
Länder integriert werden, statt eine zusätzliche dritte In-
stitution einzurichten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Statt die Benennung eines G2B-Moderators zu for-
dern, wie es im Antrag steht – wer weiß schon, was das
ist? –, sollte besser die Forderung, die auch der Dachver-
band DDGI stellt, nach einem hochrangigen Beauftrag-
ten umgesetzt werden.


(Zuruf von der SPD: Machen wir doch!)


– Das steht im Antrag noch nicht drin.

Was ist mit der „partnerschaftlichen Zusammenarbeit
mit KMU im Bereich des Vertriebsstrukturenaufbaus“
gemeint? Was steckt in Wirklichkeit dahinter?

Schließlich ein letztes Beispiel für die Unausgegoren-
heit dieses Antrages. Im Forderungskatalog für die Bun-
desregierung erscheint die baldige Verabschiedung eines
Informationsfreiheitsgesetzes. Meine Damen und Her-
ren, seit wann verabschiedet die Bundesregierung Ge-
setze? Das fällt noch immer in die Kompetenz dieses
Hauses.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es liegt auf der Hand, dass dieser Antrag in keiner
Weise beschlussreif ist. Er bedarf der gründlichen Bera-
tung im Fachausschuss. Das Thema ist viel zu wichtig
und zu bedeutsam, um es in einer Hopplahopp-Aktion
durchzupeitschen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen
auf der linken Seite des Hauses, warum eigentlich diese
Eile? Was treibt Sie zu solcher Hektik? Warum fürchten
Sie die Diskussion im Ausschuss? Honi soit qui mal y
pense.

Wir beantragen Ausschussüberweisung, um im Fach-
ausschuss mit der gebotenen Gründlichkeit eine runde
Sache zu erarbeiten, die die Geoinformationen in

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(C (D eutschland wirklich vorwärts bringt. In seiner jetzigen orm können wir dem Antrag nicht zustimmen. Vielen Dank. Liebe Frau Kollegin Dominke, wir gratulieren Ihnen m Namen des ganzen Hauses zu Ihrer ersten Rede. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hans-Josef Fell. Frau Präsidentin! Meine werten Kolleginnen und Kolegen! Geoinformationen stellen eine wichtige Datenbais dar. Sie machen Planungen zielgenau und effektiv. ot-Grün hat die Bedeutung der Geoinformationen stets rkannt und ernst genommen. Dafür, Frau Dominke, raucht es nicht die Aufforderung der Union. Ihre Abehnung auch einzelner wichtiger Punkte dieses Antrags eigt wiederum, dass Sie es mit dem Ausbau der Nutung von Geoinformationen nicht sehr ernst meinen. Rot-Grün hingegen hat die Möglichkeiten der Erfasung von Geoinformationen stetig ausgeweitet. Vor llem in der Forschungsförderung wurde darauf Wert elegt. Ich erinnere nur an den Ausbau der Satellitenbebachtung, zum Beispiel über Envisat, oder auch die ontinuierliche Verdichtung von Messstationen, beipielsweise bei der Erfassung von Umweltdaten. In den verschiedensten Bereichen liefern Geoinforationen die entscheidende Planungsbasis. Dazu gehö en so wichtige Felder wie der Hochwasserschutz und ie Hochwasserwarnung, Waldschadensüberwachung, ewässergüte, Luftreinhaltung oder andere Umwelt chutzdaten, zum Beispiel auch für die Klimaforschung. esonders bedeutsam sind Geoinformationen neben dem mweltschutz aber auch für Planungen in der Landwirt chaft, für den Verkehr, in der Raumordnung und für viees mehr. Aufgrund der heutigen, umfassend ausgeweiteten öglichkeiten liegen eine Fülle von Daten vor, die auf earbeitet und zur Verfügung gestellt werden müssen. ie bieten eine hervorragende Basis für eine wirtschaft iche Nutzung mit der Option neuer Wertschöpfung und er Schaffung neuer qualifizierter Arbeitsplätze sowie nnovativer Produkte. Zurzeit können längst nicht alle Geoinformationen enutzt werden. Aber in den letzten Jahren wurden die erarbeitungsund Nutzungsmöglichkeiten vor allem urch die Arbeit des Interministeriellen Ausschusses für eoinformationswesen Zug um Zug verbessert. Diese rfolge gilt es auszuweiten. Im vorliegenden Antrag der oalitionsfraktionen werden dazu entsprechende Vor chläge gemacht. Sie dienen zur Unterstützung und Veriefung der bisherigen Arbeit der Bundesregierung. Eine ichtige Aufgabe wird es sein, die Koordinierung des eoinformationswesens auf Bundesund Länderebene u verstärken. Auch die unentgeltliche Grundversorgung Hans-Josef Fell mit Geodaten, zum Beispiel über das Internet, sollte deutlich ausgeweitet und verbessert werden. Die zügige Verabschiedung eines Informationsfreiheitsgesetzes wird weitere Möglichkeiten bieten. Aus der Sicht von Bündnis 90/Die Grünen hat der weitere Ausbau des deutschen Notfallvorsorge-Informationssystems eine besondere Bedeutung. Gerade die Hochwasserkatastrophen der letzten Monate zeigen, dass weitere Verbesserungen notwendig sind. Informationslücken gab es zum Beispiel beim fränkischen Hochwasser im Januar dieses Jahres. Verbesserungen lassen sich mit dem Ausbau der Datenerfassung, der Datenverarbeitung und der Datenauswertung schaffen. Eine verbesserte Datenlage zur Hochwasserwarnung hilft aktuelle Schäden vermeiden und ergibt zudem Erkenntnisse für einen verbesserten Hochwasserschutz. Damit das wirtschaftliche Potenzial von Geoinformationen wirklich genutzt werden kann, ist eine verstärkte Kooperation mit der Wirtschaft anzustreben. Vor allem auch kleine und mittlere Unternehmen müssen in die Lage versetzt werden, kostengünstig und unbürokratisch auf die für sie interessanten Geoinformationen zurückgreifen zu können. In dem von Rot-Grün heute vorgelegten Antrag zur Nutzung von Geoinformationen werden umfassende und detaillierte Vorschläge gemacht, um eine verstärkte Nutzung zu ermöglichen. Die Umsetzung dieser Vorschläge wird einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Notfallvorsorge und der Umweltbeobachtung, zur Umweltverbesserung sowie zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen mithilfe gezielter Planungen für Infrastrukturmaßnahmen oder von neuen Produkten und Dienstleistungen leisten. Wenn Sie, meine Damen und Herren von der Union, es mit dem Ausbau des Geoinformationssystems ernst meinen, dann können Sie unserem Antrag nur zustimmen; denn er wird weitere Verbesserungen ermöglichen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504012500

(Beifall)

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504012600




(A) )


(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504012700


Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Ulrike Flach.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1504012800


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der vor-
liegende Antrag enthält eine Reihe von richtigen und
sinnvollen Aussagen und Forderungen,


(Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


denen natürlich auch die FDP zustimmen kann, zumal
wir in der Vergangenheit eine ganze Reihe von entspre-
chenden Anträgen zu diesem Thema gestellt haben, die
von Ihnen – so ähnlich konnte es Frau Dominke bei An-
trägen der CDU/CSU-Fraktion erleben – natürlich global
abgelehnt wurden.

Frau Dr. Wetzel, ich schätze Ihr Engagement auf die-
sem Gebiet. Wir wollen alle gemeinsam zum Erfolg

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(C (D ommen. Aber mich stört das Déjà-vu-Erlebnis in dieser ngelegenheit: Bereits im Februar 2001 haben die Koa itionsfraktionen die Einrichtung des Interministeriellen usschusses für Geoinformationswesen begrüßt und ine bessere Koordinierung des Geoinformationswesens n Deutschland gefordert. Diese Forderung kommt im unkt a Ihres Antrags erneut vor. Verbesserung der Anwenderfreundlichkeit und Ereichterung des Zugangs haben Sie schon vor zwei Jahen gefordert. Diese Forderung findet sich im Punkt b hres Antrags. Auch gegen den Ausbau des deutschen Notallvorsorge-Informationssystems – das ist der Punkt c – haen wir inhaltlich nichts zu sagen. Aber angesichts der ochwasserkatastrophen, die wir vor einigen Monaten rlebten, ist wohl klar, dass es wesentlich besser geween wäre, wenn gerade an dieser Stelle alles ein wenig chneller gegangen wäre. Unter Punkt d Ihres Antrages wird die Einberufung iner Bund-Länder-Konferenz und unter Punkt e eine essere Einbeziehung der Wirtschaft gefordert. Das ist war interessant, aber nicht gerade neu. Frau Kollegin Flach, gestatten Sie eine Zwischenrage des Kollegen Reichenbach? Ja, gerne. Frau Kollegin, haben Sie zur Kenntnis genommen, ass das System schon seit geraumer Zeit im Netz ist nd dass das Problem eher darin liegt, dass die Plattform icht ausreichend von denen genutzt wird, die die Daten ur Verfügung stellen müssten, nämlich von denen, deen nach dem Grundgesetz der Katastrophenschutz obegt? Lieber Kollege, selbstverständlich nehme ich das zur enntnis; ich habe kein Problem damit. Für mich ist ber entscheidend, dass im Parlament offensichtlich imer wieder routinemäßig Forderungen erhoben werden, ie aber in der Praxis – das sage ich in Richtung von errn Körper – nicht umgesetzt werden, sodass wir uns tändig mit den gleichen Themen befassen müssen. ir von der FDP wollen, dass die Vorschläge umgesetzt erden, damit die Menschen einen Nutzen von diesem ystem haben. Genau das passiert offensichtlich nicht. ch könnte Ihnen vorlesen, was Sie uns nunmehr zum ritten Mal in diesem Parlament vorlegen, ohne dass ich etwas bewegt. ie Verbesserung der Nutzbarkeit für die Wirtschaft aben Sie vor zwei Jahren gefordert. Neu ist die Forde Ulrike Flach rung nach der Gründung von drei zusätzlichen Gremien; Sie wollen nämlich ein Kuratorium für IMAGI, einen G2B-Moderator und die Einrichtung zentraler Vertriebsstellen in den Fachbehörden des Bundes. Da zahlreiche Gremien bereits neu gegründet wurden – das ist das Einzige, was in den letzten Jahren gelaufen ist –, frage ich mich, was diese Forderung zur Vereinfachung und zur Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit beitragen soll. Ich halte dies aus Sicht der FDP eher für einen GremienGAU als für eine Verbesserung der Situation. Nach dieser kurzen Zusammenfassung der im vorliegenden Antrag gestellten Forderungen frage ich Sie, Frau Dr. Wetzel: Was haben Sie eigentlich in den vergangenen zwei Jahren gemacht, dass Sie uns diese alten Schoten wieder auf den Tisch legen? Die Koordination zwischen Bund und Ländern klappt offenbar immer noch nicht. Die Einwürfe der Kollegin Dominke lassen natürlich bei mir eine Art Warnlicht aufleuchten, dass es offensichtlich nicht besser wird. Worin liegt eigentlich das Problem? (Dr. Uwe Küster [SPD]: Nehmen Sie einmal die Schärfe aus der Rede!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504012900
Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1504013000
Gerold Reichenbach (SPD):
Rede ID: ID1504013100
Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1504013200

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Dr. Margrit Wetzel [SPD]: Das ist nicht alt!)


Liegt es wirklich daran, dass sich die Länder nach wie
vor nicht bewegen? Warum müssen wir uns immer wie-
der mit Forderungen dieser Art auseinander setzen? Ich
erwarte von Herrn Körper, dass er uns einmal sagt, wo-
ran es hapert.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Der sagt es Ihnen gleich!)


Wer ist denn wirklich schuld? Ich erwarte natürlich mit
Spannung, was Sie uns gleich erzählen werden.

Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass Sie das Anträge-
schreiben lassen und dass Sie handeln. Denn natürlich
sind wir mit Ihnen der Meinung, dass wir Geoinformati-
onen brauchen – und das schnell.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504013300


Für die Bundesregierung spricht jetzt der Parlamenta-
rische Staatssekretär Körper. Er kann dann gleich auf
Ihre Fragen antworten.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Große Erwartung!)


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Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1504013400


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich
glaube, in dem vorliegenden Antrag wird ein guter Über-
blick über die zahlreichen Maßnahmen der Bundesregie-
rung gegeben, die seit der letzten Entschließung in die-
sem Zusammenhang im Geoinformationswesen erreicht
wurden. In ihm wird der Entwicklungsstand der ange-
strebten und teilweise im Aufbau befindlichen Geoda-
teninfrastruktur sehr deutlich aufgezeigt. Die Geodaten-

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(C (D nfrastruktur ist einer der zentralen Bausteine der ortentwicklung der Konzeption des Geodatenmanageents des Bundes. Hingewiesen wird auch auf die zahl eichen, teilweise unter Einbeziehung der Länder durcheführten Pilotprojekte. Man muss diesen Antrag also ichtig lesen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulrike Flach [FDP]: Aha!)


Ich finde es sehr erfreulich, dass das aufgebaute
etainformationssystem für Geodatenbestände des Bun-

es nach einem erfolgreichen Probelauf schon im Som-
er dieses Jahres in den Wirkbetrieb gehen wird. Schon

eute ist dieses Metainformationssystem, in dem man
Daten über Daten“ erhält, für jedermann über das Inter-
et verfügbar. Dies ist eine sachdienliche Maßnahme,
ie wir durchgeführt haben. Im Augenblick ist dies noch
n eingeschränkter Form möglich. Deshalb ist schon der
weite Schritt in Angriff genommen worden: In Koope-
ation mit einigen Ländern wird eine Verknüpfung der
uf Landes- und kommunaler Ebene vorhandenen Meta-
nformationssysteme entwickelt und erprobt. Dies ist ein
eiterer, konkreter Schritt.

Bei der Harmonisierung und Optimierung der admi-
istrativen Vorgaben für den Bezug und die Abgabe von
eodaten wurde ebenfalls ein großer Schritt nach vorne
etan. Die Rahmenrichtlinie des IMAGI für „Entgelte
nd Abgabebedingungen für Geodaten“ wurde verab-
chiedet. Sie ist im Januar dieses Jahres in Kraft getreten
nd gilt für alle Bundesbehörden. Darin wird unter ande-
em eine Kategorisierung von Geodaten vorgenommen,
ie nach Grundversorgung, Standardversorgung und auf-
raggeberspezifischer Versorgung gegliedert wird.

Verbunden sind diese Kategorien mit einer Festlegung
er Entgelte.


(Ulrike Flach [FDP]: Warum haben wir denn dann den Antrag?)


Frau Flach, wenn Sie etwas fragen wollen, dann stellen
ie eine Zwischenfrage! – Jeder Nutzer kann dem der-
eit erstellten Geodatenkatalog des Bundes entnehmen,
b die für ihn interessanten Geodaten kostenfrei sind
der mit welchen Kosten er beim Bezug der Geodaten zu
echnen hat.

Zur Förderung und Weiterentwicklung der Anwen-
erfreundlichkeit der Geodateninfrastruktur Deutschland
öchte ich hervorheben, dass ganz intensiv an der Fer-

igstellung des Internetportals GeoPortal.Bund gearbeitet
ird. Auch der weit größere, erweiterte Teil des Portals,

us dem nicht nur Metadaten, sondern auch Geodaten
erfügbar sind, soll noch im Herbst öffentlich verfügbar
ein. Schon im Sommer dieses Jahres wird auch das On-
inebestellsystem des Geodatenzentrums des Bundes,
as der Öffentlichkeit auf der CeBIT vorgestellt wurde,
reigegeben werden. Sie sehen, es geht voran und es
ird konkret gehandelt. Das ist gut so.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Fritz Rudolf Körper
Es gibt noch andere Initiativen und Entscheidungen,
auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Den For-
derungskatalog aus dem Antrag möchte ich insbesondere
dazu nutzen, um auf die Verbesserungsfähigkeit der Ko-
ordinierung des Geoinformationssystems beim Aufbau
der Geodateninfrastruktur hinzuweisen. Ich halte die la-
pidare, fast polemische Bemerkung der CDU-Kollegin
zu den Zuständigkeiten von Bund und Ländern
schlichtweg für falsch.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist keine Polemik!)


Für die Zwischenfrage des Kollegen Reichenbach bin
ich sehr dankbar: Ein Geodateninformationssystem ist
nur so gut wie die Daten, mit denen es unterfüttert wird.
Dafür sind auch die Länder zuständig. Es darf nicht der
Beliebigkeit der Länder überlassen bleiben, welche In-
formationen hinzukommen. Es geht in der Tat um eine
verbesserte Koordinierung. Das ist der Kern dieses An-
trages, den wir umsetzen wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will nicht über Schuld oder Nichtschuld sprechen.
Das wäre völliger Käse. Ich will die Verantwortlichkei-
ten benennen, die es in diesem Zusammenhang gibt. Ich
will nicht den Eindruck erwecken, dass es falsche Ver-
antwortlichkeiten gibt. Die Länder sind mit im Boot und
haben es mit in der Hand, ob es funktioniert oder nicht.
Der Bund hat seine Hausaufgaben erledigt. Wir werden
diese wichtigen Zugangsmöglichkeiten weiterentwi-
ckeln.


(Vera Dominke [CDU/CSU]: Note sechs!)


Dafür brauchen wir die Mitarbeit aller und keine polemi-
schen Bemerkungen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504013500


Das Wort hat die Abgeordnete Marion Seib.


Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1504013600


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Kolleginnen und Kollegen! Wer oder was hat Sie, ge-
ehrte Damen und Herren von Rot-Grün, eigentlich auf-
geweckt? Der Weckvorgang hat Sie offensichtlich so er-
schreckt, dass Sie glatt vergessen haben, dass wichtige
Themen von nationaler Bedeutung zuerst im zuständigen
Ausschuss diskutiert werden müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Oder ist Ihnen vielleicht gar nicht mehr bewusst, welcher
Ausschuss für das Thema Geodaten zuständig ist? Woll-
ten Sie dem Wirtschaftsausschuss oder dem Innenaus-
schuss das Thema nicht anvertrauen, sodass Sie sofort
mit Hektik im Bundestag einen Antrag einbringen muss-
ten?

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(C (D Die Antwort der Bundesregierung auf die Große Anrage unserer Fraktion war umfassend und hat Anlass zur offnung gegeben, weil Sie sich dort ausdrücklich zum abinettsbeschluss der Kohl-Regierung bekannt haben. ieser Kabinettsbeschluss hat etwas vorangebracht. Wir önnen feststellen, dass IMAGI tätig war und dass sich ie Länder selbstverständlich in der gebotenen Weise mfassend daran beteiligt haben. Die Politik der jetzigen Regierung hat das Thema leier nicht ausreichend befördert. Bei entsprechendem insatz des zuständigen Bundesinnenministers Schily ür dieses wichtige Thema könnten wir schon über zwei ahre weiter sein. ie Harmonisierung und Optimierung der administratien Vorgaben enden nun einmal nicht bei der Regelung er Entgelte und Abgabebedingungen für Geodaten. Es eicht auch nicht aus, die Einbeziehung der Länder in die rbeit des IMAGI zu begrüßen. Vielmehr wäre es wichtig gewesen – Herr Parlamenarischer Staatssekretär, ich zitiere aus Ihrer Antwort –, ie „nach der Kompetenzordnung des Grundgesetzes zutändigen Länder“ weiter zu fördern. Die Länder brinen sich seit Jahren über die Arbeitsgemeinschaft der ermessungsverwaltungen ein. Die Länder werden in ürze mit Unterstützung des Bundesamtes für Kartograhie und Geodäsie den satellitengestützten Positionieungsdienst – SAPOS – der AdV für Navigation und ermessung bundeseinheitlich realisieren. Der Vertrag ierzu wurde vor kurzem auf der Hannover Messe untereichnet. In Ihrem Antrag findet sich kein Wort darüber. Sie erlieren kein Wort über die für Notfallund Katastrohendienste notwendigen georeferenzierten Hausnumern, die parzellenscharf nachgewiesen werden können. uch hierzu liegt von den Ländern ein unterschriftsreifer ertrag vor. Warum haben Sie in Ihrem Antrag kein Wort über die Shuttle Radar Topography Mission“ verloren? Wo bleien Ihre Aussagen über und die Finanzmittel für Galileo? ie Geodateninfrastruktur muss in einem dauerhaften ezug zur Erde stehen. Wer Ihren Antrag nach fachlichen Gesichtspunkten urchforstet, dem bleiben nur folgende Rückschlüsse übig: Erstens. Sie bejubeln die Leistungen, die durch muige Entscheidungen der Kohl-Regierung angestoßen urden. Zweitens. Sie bejubeln Metainformationssysteme für eodatenbestände in Bundeszuständigkeit, obwohl dies eute bei einer modernen Verwaltung bereits zur Selbsterständlichkeit gehört, und zwar auch deshalb, weil es m eine zigfache Aufsplitterung in vielfältige Fachkometenzen geht. Drittens. Sie bejubeln die Leistungen der Länder, lasen in Ihrem Antrag aber dennoch nichts unversucht, die entralisierung zu fördern. Marion Seib Viertens. Sie fordern einen so genannten G2B-Moderator. Damit wollen Sie das Projektmanagement implantieren, das Ihnen in der Studie empfohlen wurde. Sie bleiben aber die Auskunft über die Ausschreibungsbedingungen zur Besetzung dieser Stelle schuldig. Haben Sie etwa schon einen Bewerber in der Hinterhand? Fünftens. Ihre Forderung gegenüber Ihrer Regierung nach einer schnellen Realisierung der Datenbereitstellung lässt die Vermutung aufkommen, dass es hier auch um Vertriebsmonopole für Softwaresysteme geht. Wenn dem so wäre, bliebe die Frage offen, welche Ausschreibung wo gelaufen ist, um dieses Problem zu lösen. Sechstens. Die aus einer vom Wirtschaftsminister wahrscheinlich freihändig vergebenen nordrhein-westfälischen Studie abgeschriebenen Handlungsempfehlungen geben auch keine Auskunft darüber, wie beim Erfassen, Handeln und Verwalten der Geoinformationen die privaten Dienstleister und die Wissenschaft eingebunden werden sollen. Meine zentrale Forderung lautet deshalb: Der Interministerielle Ausschuss für Geoinformationswesen muss für Wirtschaft und Wissenschaft geöffnet werden. Dies brächte Transparenz. Deshalb, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen, wäre es besser gewesen, Sie hätten hier nicht nur Beschreibungen von Verwaltungssituationen geliefert, sondern klar dargestellt, auf welchen Wegen Sie die Länder fördern wollen, damit diese ihren Zuständigkeiten besser nachkommen können. Es wäre wichtig gewesen, bekannt zu geben, welche Instrumente Sie den Ländern dazu an die Hand geben wollen. Schade um die vertane Chance. Vielen Dank. Ich schließe damit die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen, Drucksache 15/809, mit dem Titel „Nutzung von Geoinformationen in Deutschland voranbringen“. Wer von Ihnen stimmt für diesen Antrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/CSU bei Enthaltung der FDP angenommen. Ich rufe die Zusatzpunkte 5 und 6 auf: ZP 5 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer, Doris Barnett, Dr. Axel Berg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt, Hans-Josef Fell, Undine Kurth weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Internationale Konferenz für Erneuerbare Energien – Drucksache 15/807 – ZP 6 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Hermann Scheer, Doris Barnett, Dr. Axel A k d d h w I E g P s f g e W e E z d E r b d s g n m g n w l o E d v M w (C (D Berg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Michaele Hustedt, Volker Beck Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Initiative zur Gründung einer Internationalen Agentur zur Förderung der Erneuerbaren Energien (International Renewable Energy Agency – IRENA)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504013700

– Drucksache 15/811 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch, dann verfahren wir auch so.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat zunächst
er Abgeordnete Hermann Scheer.


Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1504013800


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die bei-
en Anträge stehen in einem gedanklichen Zusammen-
ang, wie sich unschwer feststellen lässt. Ich möchte so-
ohl dazu, welchen Sinn die Konferenz hat, als auch zu

RENA, der Internationalen Agentur zur Förderung der
rneuerbaren Energien, einige begründende Worte sa-
en. Ich möchte auch sagen, warum wir vonseiten des
arlaments die Initiativen unterstützen und vorantreiben
ollten.

1992, als die Agenda 21 verabschiedet worden ist,
ehlte in diesem berühmten und ansonsten sehr wichti-
en und guten Dokument die Bezugnahme auf das Welt-
nergieproblem, obwohl es das Schlüsselproblem für die
eltökologie und für die Entwicklung vieler Länder von

ntscheidender Bedeutung ist. Bekanntlich geht ohne
nergie nichts. Es ist unvorstellbar und auch vom Poten-
ial her unmöglich, die Energieversorgung, wie sie heute
ominant ist und bei der die Industrieländer die meiste
nergie verbrauchen, auf die ganze Welt zu übertragen.

Zehn Jahre später wurde auf der Rio-plus-10-Konfe-
enz in Johannesburg dieser Mangel der Agenda 21 beho-
en. Es bildete sich sogar eine andere Art der Koalition
er Willigen, eine Gruppe von Ländern – inzwischen
ind es über 100 –, die gesagt haben: Wir müssen hier so-
ar mehr tun, als in dem Schlussdokument von Johan-
esburg vereinbart wurde. Aber die Situation ist nun ein-
al so: Auch wenn der Geist inzwischen williger

eworden ist, sind die Initiativen, bezogen auf die inter-
ationale Situation, noch weitgehend schwach. Weltweit
ächst der Energiebedarf immer noch wesentlich schnel-

er als der Zuwachs der Nutzung Erneuerbarer Energien,
bwohl es zwei objektive Grenzen des herkömmlichen
nergieeinsatzes gibt, die mit der Reservelage und mit
er Belastbarkeit der Ökosphäre zusammenhängen.

Deswegen wird diese Konferenz im Wesentlichen
ier Aufgaben haben:

Erstens. Das Zutrauen in die weit unterschätzten
öglichkeiten der Erneuerbaren Energien muss gestärkt
erden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Hermann Scheer
Zweitens. Es darf nicht nur darüber diskutiert werden,
welche Nachteile finanzieller oder ökonomischer Art
– vermeintliche ökonomische Belastungen – es unmög-
lich machen würden, beschleunigt Erneuerbare Energien
einzuführen. Gesprochen werden muss auch über die
ökonomischen Vorteile umfassender Art, damit sie den
Entscheidungsträgern und den Gesellschaften dieser
Welt klar werden. Angesichts der extremen Energieim-
portabhängigkeit von Drittweltländern, die sich diese gar
nicht mehr leisten können, muss neben dem umweltpoli-
tischen Aspekt auch über den entwicklungspolitischen
Aspekt gesprochen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Drittens. Da, wo Initiativen stattgefunden haben,
müssen die Erfolge der Politik einem Vergleich unterzo-
gen werden, damit im Sinne eines produktiven Weltföde-
ralismus der eine vom anderen die guten Ansätze lernen
kann.

Viertens. Es muss darüber gesprochen werden, was
aus eigener Kraft realisiert werden kann. Denn es ist un-
denkbar, die Weltenergieversorgung nur mit den her-
kömmlichen Methoden gesonderter Förderprogramme
oder Subventionen auf Erneuerbare Energien umzustel-
len, was das eigentliche Ziel ist. Die Wirtschaftsordnun-
gen müssen sich darauf entsprechend einrichten, gerade
wenn sie die Vorteile erkennen.

Was die Einrichtung einer Internationalen Agentur für
Erneuerbare Energien angeht, so ist dafür ein zwingen-
des Erfordernis gegeben, das international bisher noch
nicht ausreichend erkannt worden ist. UN-Organisatio-
nen haben viele Aufträge, aber sie sind nicht auf diese
Frage spezialisiert, auch nicht von ihrem Statut her. Es
gibt im internationalen Institutionensystem eine Reihe
von Regierungsorganisationen, die sich mit der Energie-
versorgung beschäftigen, etwa die Internationale Atom-
energieagentur, die sich die Atomenergieförderung zur
Aufgabe gemacht hat, oder die Internationale Energie-
agentur, deren eigentliche Aufgabe die Sicherheit der
Versorgung mit fossilen Energien ist. Eine Regierungs-
organisation – nur um diese geht es mir; Nichtregie-
rungsorganisationen für erneuerbare Energien gibt es
kontinental und weltweit – für diesen speziellen Bereich
gibt es aber noch nicht.

Es ist ein nicht mehr tragbarer Zustand, dass sich der
Förderung der Energien, auf denen die Hoffnung der
Welt liegt und liegen muss, keine institutionelle Kraft
widmet, die dies vorantreibt. Mit der Einrichtung einer
solchen Agentur geht es zunächst einmal darum, die „in-
stitutionelle Waffengleichheit“, um den Begriff hier ein-
mal zu benutzen, herzustellen. Eine Agentur, die von ih-
ren Statuten her auf Erneuerbare Energien konzentriert
ist, wäre weltweit ebenso ein Signal, wie es in den 50er-
Jahren, als man die Weltenergiezukunft noch bei der
Atomenergie suchte, die 1957 gegründete Internationale
Atomenergieagentur war. Wer die Notwendigkeit einer
IRENA bestreitet, müsste konsequenterweise – das muss
man allen sagen – gleichzeitig die Forderung erheben,
die Internationale Atomenergieagentur aufzulösen,

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


umindest soweit es um ihr technisches Entwicklungs-
rogramm geht. Wir leisten jährlich einen Mitgliedsbei-
rag in Höhe von 25 Millionen Euro. Die Hälfte des ge-
amten Budgets der IAEA geht in die technischen
ntwicklungsprogramme, also in die Ausbildung und
as Training von Wissenschaftlern und Experten – welt-
eit, bis nach Afrika, obwohl dort nie ein solches Kraft-
erk stehen wird –, welche sich der Förderung der
tomenergie widmen.

Eine solche Agentur muss wesentlich dazu beitragen,
ass das überwunden wird, was eine weltweite Einfüh-
ung Erneuerbarer Energien hauptsächlich verhindert.

an braucht für eine weltweite Einführung Erneuerbarer
nergien aufgrund ihres dezentralen Charakters näm-

ich viele Menschen, die damit umzugehen gelernt ha-
en. Es muss die Ausbildung von Ingenieuren, Architek-
en, Handwerkern und Wissenschaftlern – das, was man
nternational die „human capacity“ nennt – vorangetrie-
en werden. Das ist eine globale Ausbildungsaufgabe.

Es geht nicht um Projektförderung oder die Finanzie-
ung; dafür gibt es schon Institutionen. Es geht darum,
ass man subsidiär dort tätig wird, wo bisher nichts ge-
chehen ist. Es gibt zwar hier und dort Initiativen, aber
enn man die globale Landkarte betrachtet, ist in dieser
chlüsselfrage eigentlich bisher noch nicht viel gesche-
en. Deshalb bedürfen wir einer solchen Initialzündung.
it dieser deutschen, aber weltweit angelegten Initiative
achen wir einen großen Schritt nach vorne. Sie ist in-

ernational angelegt. Alle Länder sind eingeladen, dort
itglied zu werden, auch wenn dem am Anfang nicht

lle folgen werden. Bei der IAEA waren es am Anfang
7 Mitglieder, nun sind es 130. Diese Entwicklung wird
ei der Agentur für Erneuerbare Energien mindestens
enauso positiv sein.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504013900


Das Wort hat die Abgeordnete Kristina Köhler.


Dr. Kristina Köhler (CDU):
Rede ID: ID1504014000


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die ent-
cheidende Frage in der heutigen Debatte ist nicht, ob es
innvoll ist, den Transfer Erneuerbarer Energien in Ent-
icklungs- und Schwellenländer zu fördern. Natürlich

st das sinnvoll;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn die Sicherstellung einer Versorgung mit nachhalti-
er Energie in diesen Ländern ist eine der grundlegenden
oraussetzungen für deren wirtschaftliche und soziale
ntwicklung, für Armutsbekämpfung und Friedens-
icherung sowie für die Erschließung künftiger Export-
ärkte, wovon nicht zuletzt die westlichen Industriena-

ionen profitieren werden. Die entscheidende Frage ist






(A) )



(B) )


Kristina Köhler (Wiesbaden)

vielmehr, mit welchen Instrumenten und mit welchen
Kosten-Nutzen-Relationen wir das tun wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen also die verschiedenen Instrumente mit-
einander vergleichen und gegeneinander abwägen. Ge-
nau das vermisse ich in Ihrem Antrag. Wenn es Ihnen
tatsächlich um Klimaschutz, Ressourcenschonung, Ar-
mutsbekämpfung und eine langfristige Energieversor-
gung gehen würde, wie Sie in Ihrem Antrag schreiben,
dann würde sich die von Ihnen geplante Agentur nicht
ausschließlich dem Transfer Erneuerbarer Energien wid-
men.


(Ulrike Mehl [SPD]: Sondern?)


Der Aufbau einer Versorgung mit Erneuerbaren Energien
ist Teil eines nachhaltigen Energieversorgungskonzeptes,
aber eben nicht mehr als ein Teil. Die einseitige Ausrich-
tung auf Erneuerbare Energien ist der falsche Weg, um
eine nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Was ist beispielsweise mit den immensen CO2-Ein-
sparpotenzialen, die durch die Weiterentwicklung fossi-
ler Technologien erreicht werden können, was teilweise
wesentlich kostengünstiger ist als der Ausbau bei den
Erneuerbaren Energien? Wollen Sie dies den Entwick-
lungsländern vorenthalten?


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: So jung und schon so alt! Das ist ja schrecklich!)


Was ist mit den konventionellen Energien, die Ressour-
cen schonend und wirtschaftlich eingesetzt werden kön-
nen, was in den Entwicklungsländern sehr sinnvoll sein
könnte? Davon ist in Ihrem Antrag kein Wort zu finden.
Wirtschaftlichkeit und Kosteneffizienz gehören auch
zu einer nachhaltigen Energiepolitik und dürfen nicht
hinter ideologischen Scheuklappen und einer unkriti-
schen Euphorie für Erneuerbare Energien verschwinden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wirtschaftlichkeit und Kosteneffizienz werden wir
aber nur mit einem Energiemix erreichen sowie mit einer
an Effizienzgesichtspunkten orientierten Förderung Er-
neuerbarer Energien. Wir wollen doch nicht auf interna-
tionaler Ebene die Fehler wiederholen, die wir in
Deutschland mit unserer Subventionspolitik beispiels-
weise bei der Windenergie machen. Diese Art der Sub-
ventionspolitik ist kein Exportschlager.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Neben einer differenzierten Betrachtungsweise ver-
misse ich bei Ihnen auch eine realistische Bestandsauf-
nahme. Eine Initiative zur Gründung einer internationa-
len Agentur zur Förderung Erneuerbarer Energien ist ja
nun kein sonderlich origineller Gedanke.


(Anke Hartnagel [SPD]: Aber sinnvoll!)


Es gibt weltweit sehr viele Institutionen und Projekte,
die sich dieser Frage widmen. Ich möchte Ihnen nur fünf
davon nennen: Es gibt erstens das Deutsche Windener-

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(C (D ie-Institut, das sich der Ausund Weiterbildung im usland widmet. Zweitens gibt es das Internationale ransferzentrum für Umwelttechnik, das sich seit 1996 enau dem widmet, was Sie für diese Agentur vorsehen. rittens gibt es die Vereinten Nationen, die im Rahmen er UNEP-Programme an der Erforschung und Durchetzung Erneuerbarer Energien arbeiten. Viertens gibt es as 1990 gegründete UNEP Collaborating Centre on Enrgy and Environment, das sich dem Wissenstransfer ber Erneuerbare Energien widmet. Fünftens gibt es das on der UN initiierte AREED-Projekt in Afrika, durch as regionale Unternehmen, die sich im Bereich der Ereuerbaren Energien engagieren wollen, unterstützt weren. Statt mit IRENA nun eine zusätzliche, kostenintenive Institution zu schaffen, wäre es sehr viel sinnvoller, iese bestehenden Institutionen besser miteinander zu ernetzen und ihre Agenda, wo nötig, zu erweitern. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ieser Meinung ist übrigens auch das Darmstädter Öko-
nstitut.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Erstaunlicherweise, aber es ist so!)


ugegeben: Eine neue Agentur zu schaffen lässt sich na-
rlich sehr viel publikumswirksamer inszenieren, als

ine Institution auszubauen, die es bereits gibt. IRENA
t ja auch ein sehr schöner Name. Wir sollten uns von

chönen Namen aber nicht zu viel versprechen. Dies
eigt ebenfalls die vor allen Dingen durch Wohlklang
eeindruckende Task Force Erneuerbare Energien,
ie 2001 von der G 8 auf der Weltenergiekonferenz in
uenos Aires initiiert wurde. Damals wurde ein Finanz-
edarf bis zum Jahre 2020 von mehreren 100 Milliarden
S-Dollar veranschlagt. Schauen wir in den Koalitions-
ertrag, stellen wir fest, dass Sie für den Ausbau Erneu-
rbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz
den Entwicklungsländern in den nächsten fünf Jahren
weils 500 Millionen Euro veranschlagen. Dies ist nun
irklich nur ein äußerst kleiner Bruchteil der von der
ask Force Erneuerbare Energien veranschlagten
umme. An dieser Stelle zeigt sich, wie weit der rot-
rüne Anspruch und die finanzielle Wirklichkeit ausein-
nder klaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn Nachhaltigkeit mehr sein soll als eine Wort-
ülse, dann müssen wir die umwelt- und entwicklungs-
olitischen Instrumente einer Kosten-Nutzen-Analyse
nterziehen. Einer solchen Analyse hält IRENA nicht
tand.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Argumente auch nicht!)







(A) )



(B) )


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504014100


Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Michaele Hustedt.


Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504014200


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Vor-
bereitungen für die Internationale Konferenz für Erneu-
erbare Energien, zu der Bundeskanzler Schröder in Jo-
hannesburg eingeladen hat, laufen auf Hochtouren. Über
100 Länder haben schon signalisiert, dass sie dabei sein
wollen. Mit ihnen zusammen werden wir die Agenda
dieser internationalen Konferenz festlegen.

Ich glaube, das ist ein bedeutender Hoffnungsschim-
mer. Wenn wir in die Zeit nach dem großen Aufbruch in
Rio zurückblicken, stellen wir fest, dass die Umweltkon-
ferenzen deutlich an Dynamik verloren haben. Nunmehr
haben wir einen neuen Ansatz gewählt, indem wir sagen:
Lasst uns diejenigen zusammensuchen, die nicht immer
über die Lasten klagen, wenn es um den Klimaschutz
geht, sondern die sich – zum Beispiel für die wirtschaft-
liche Entwicklung – auch etwas davon versprechen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bundeskanzler Schröder hat der Staatengemeinschaft
diesen Ansatz angeboten. Dieser wird auch aufgegriffen,
aber leider nicht von Ihnen. Ich finde es sehr bedauerlich
und schade, dass Sie sich an der IRENA abgekämpft
– dazu sage ich gleich noch etwas –, zur Konferenz aber
kein einziges Wort gesagt haben.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Kommt noch! Wir machen das arbeitsteilig!)


Ich möchte Sie ausdrücklich dazu einladen, dass wir als
Parlament diese Konferenz gemeinsam begrüßen, auf
den Weg bringen und positiv begleiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit dieser Konferenz wollen wir zeigen, dass sich
Klimaschutz auch wirtschaftlich lohnt und er eine
Chance für die wirtschaftliche Entwicklung bietet. Er
bietet die Chance, vom Öl wegzukommen; das ist aktuell
eine sehr wichtige Diskussion. Wir müssen die Abhän-
gigkeit von krisengeschüttelten Regionen überwinden.
Im „long run“ wollen wir erst 50 Prozent und dann
100 Prozent der Bevölkerung mit Strom, Wärme und
Treibstoff von heimischen Erneuerbaren Energieträgern
versorgen. Wir wollen auch aufzeigen, dass die Erneuer-
baren Energien ein großes Potenzial zur Bekämpfung
der Armut haben. Viele Menschen in der Welt sind eben
noch nicht an große Energieversorgungssysteme ange-
schlossen. Die dezentralen Erneuerbaren Energien bieten
eine gute Chance, diese Menschen preiswert in den Ge-
nuss von Strom und Wärme kommen zu lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir hoffen, dass diese Konferenz eine Aufbruchstim-
mung initiiert, damit die Staaten zusammenarbeiten und
Bremser keine Chance mehr haben, um so den Klima-
schutz voranzutreiben.

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(C (D In diesem Zusammenhang halte ich die IRENA für in absolut notwendiges Instrument. Sie verlangen, die nstrumente abzuwägen. Was haben wir denn gemacht? eit Jahren wägen wir die Instrumente ab, und zwar so ange, bis sie auf dem Niveau sind, in dem Sie jetzt in die iskussion einsteigen. Wir sind nach den Jahren der Abägung zu dem Ergebnis gekommen: Zusätzlich zu den estehenden Institutionen bedarf es einer IRENA, gerade eil es für den atomaren und den fossilen Bereich verleichbare Institutionen gibt. Damit ziehen wir gleich nd machen deutlich: Bei der weltweiten Vertretung der onzepte der Erneuerbaren Energien soll Waffengleicheit herrschen. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ine entsprechende Institution für die fossilen Energien
falls Sie das nicht wissen – gibt es doch längst.

Die IRENA soll in bilateralen Gesprächen gegründet
erden. Wir werden versuchen, möglichst viele Staaten
avon zu überzeugen, diese internationale Agentur mit
ns zusammen zu gründen. Sie soll vor allen Dingen
azu dienen, den Technologie- und den Know-how-
ransfer zu organisieren. Hermann Scheer hat eben
ollkommen richtig gesagt, dass es einen großen Unter-
chied macht, ob man große Kraftwerke baut oder de-
entral Erneuerbare Energien einsetzen möchte. Es
edarf umfassender Schulungsprogramme für die Men-
chen vor Ort, damit sie eine Biogasanlage auch fahren
önnen; denn so einfach ist das nicht.

Die IRENA soll darüber hinaus dazu dienen, den
rive, der von dieser Konferenz ausgeht, kontinuierlich
eiterzutragen, damit auf diese Weise neue Impulse und
ebatten über die richtigen Instrumente angeregt wer-
en. Es ist nun nicht mehr die Zeit, darüber zu diskutie-
en, ob wir eine IRENA brauchen, sondern es ist Zeit,
ie Ärmel hochzukrempeln, um mit den Ländern der
elt, die mit uns gemeinsam vorangehen wollen, diese

nstitution zu gründen.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504014300


Es spricht jetzt die Abgeordnete Angelika
runkhorst.


Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1504014400


Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-
egen! Im Sinne einer guten internationalen Politikkoor-
inierung bestehen bei der FDP gegen die Internationale
onferenz zur Förderung Erneuerbarer Energien, die für
ächstes Jahr in Bonn geplant ist, prinzipiell keine Be-
enken. Ich muss allerdings dazu sagen, dass uns die
ile und die Kombination mit dem Antrag zur IRENA,
er Internationalen Agentur zur Förderung Erneuerbarer
nergien, stutzig macht. Wir fragen uns in diesem Zu-
ammenhang: Gibt es nicht schon genügend außerparla-
entarische Gremien in Deutschland, deren Bedeutung






(A) )



(B) )


Angelika Brunkhorst
oftmals wirklich fragwürdig ist? Die FDP kritisiert, dass
unter dieser Regierung verstärkt eine Entparlamentari-
sierung politisch wichtiger Entscheidungsbereiche statt-
findet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Kolleginnen und Kollegen der Fraktionen der
SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen haben uns also
mit der IRENA noch kurz vor Ostern ein Kaninchen aus
dem Hut gezaubert. Das stellt sich für uns so dar: Wir
müssen noch schnell einen Antrag machen, damit wir
das Parlament im Boot haben und frei nach dem Mär-
chen vom Hasen und dem listigen Igel sagen können:
Wir sind schon hier. Ich meine, es mangelt Ihnen an der
gebotenen Sorgfalt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Erstens. Die Einrichtung dieser Internationalen Agen-
tur ist präjudizierend für ähnliche Einrichtungen in ande-
ren Politikbereichen.


(Anke Hartnagel [SPD]: Wie kommen Sie denn darauf? Die gibt es schon!)


Eine Gründung ist mit erheblichem Finanzbedarf ver-
bunden, und zwar bei einem ständig sinkenden Umwelt-
budget.

Zweitens. Die Frage, ob man die IRENA überhaupt
braucht oder ob diese Funktion nicht von dem ohnehin
geplanten Begleitkreis für die internationale Konferenz
in Bonn übernommen werden kann, stellt sich hier ganz
dringend. Da die Kollegin von Bündnis 90/Die Grünen,
Frau Hustedt, eben erklärt hat, IRENA sei so wichtig,
frage ich mich: Warum wurde der Antrag nicht dem übli-
chen Beratungsverfahren im Umweltausschuss unterzo-
gen?

Drittens. Eine Spezialagentur für spezifische Energie-
arten leidet aus Sicht der Liberalen an demselben Man-
gel wie das EEG insgesamt: Es werden selektiv einzelne
Energieformen bevorzugt. Dies führt zu einer Ungleich-
behandlung der Energieträger, die wir uns angesichts der
anstehenden Probleme der globalen Klima- und Energie-
politik nicht leisten können.

Lassen Sie mich das präzisieren: Zum einen wissen
wir nicht, was IRENA eigentlich kosten soll. Das wollen
Sie der Regierung überlassen. Dieses Vorgehen ist nicht
rechtmäßig. Ich denke, wenn der Bundestag über die
Einrichtung der Agentur abstimmen soll, müssen Sie
dem Parlament einen bezifferbaren Vorschlag machen.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Beim einem Gesetz, aber nicht bei einer Resolution!)


Zum anderen ist der Antrag, wie ich meine, parlamenta-
risch unangemessen, weil Sie es ohne weiteres der Re-
gierung überlassen wollen, die Agentur einzusetzen.
Eine weitere Spezifizierung findet nicht statt.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das muss ja auch nicht sein!)


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(C (D ch denke, das ist der Bedeutung des Themas nicht angeessen. Die Liberalen werden einen solchen Blankoscheck uf keinen Fall ausstellen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat die Kollegin Anke Hartnagel. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Ich bin etwas erstaunt darüer, wie die Debatte gegenwärtig vonseiten der CDU/ SU und der FDP geführt wird. Ich kann mich daran er nnern, dass in der jüngsten Sitzung des Umweltauschusses festgehalten wurde, man wolle gemeinsam an ie Überarbeitung des EEG herangehen und man sei sich inig über die Bedeutung der nachhaltigen Energien. ber die Argumente in dieser Diskussion verfolgen die ntgegengesetzte Richtung. Das verstehe ich nicht. (Beifall bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist dann aber nicht richtig verstanden worden! Das EEG hat nichts mit IRENA zu tun!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504014500
Anke Hartnagel (SPD):
Rede ID: ID1504014600

Ich glaube schon. Es hat durchaus mit nachhaltigen
nergien zu tun. Es geht darum, die Versorgung mit
achhaltigen Energien auf internationaler Ebene – ob in
steuropa oder in Entwicklungsländern – mit vernünfti-
en Konzepten umzusetzen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Aber nicht so!)


arum geht es.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Grundsätzlich ja!)


Das bedeutet eigentlich, dass Sie, wenn Sie das EEG
berarbeiten wollen, den nachhaltigen Energien eine
roße Priorität einräumen wollen. Aus Ihren Ausführun-
en geht das aber nicht hervor.

Ich verstehe auch Ihre Äußerung nicht, Frau
runkhorst, dass das Parlament nicht beteiligt werde.
chließlich können wir die Agentur gar nicht einsetzen.
ch denke, dass es richtig ist, einen Antrag einzubringen,
dem die Regierung aufgefordert wird, dies zu tun. Da-

on sollten wir nicht abrücken. Eine Entpolitisierung
ann ich nicht erkennen; denn die Parlamentarier sind
ehr wohl an der Vorbereitung beteiligt. Insofern weiß
h nicht, worin die Entpolitisierung bestehen soll.

Ich möchte noch einige Ausführungen machen. Die
örderung regenerativer Energien ist untrennbar mit der
rmutsbekämpfung verknüpft. Wir, die Industrielän-
er, tragen dabei eine große Verantwortung. Deswegen
t es notwendig, dass wir uns gemeinsam mit den Ent-
icklungsländern an einen Tisch setzen.






(A) )



(B) )


Anke Hartnagel
Die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns der Welt-
gemeinschaft wurde gerade in Johannesburg wieder
deutlich. Bundeskanzler Schröder hat dort zu einer inter-
nationalen Konferenz nach Deutschland eingeladen.
Schon im kommenden Frühjahr – ich begrüße es, dass es
so schnell geht – wird diese Konferenz stattfinden. Das
heißt, diese Bundesregierung nimmt ihre Verantwortung
wahr.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die deutschen Erfolge bei der Förderung Erneuerbarer
Energien sind nicht ohne Grund auf dem Johannesburger
Gipfel als weltweit beispielhaft bewertet worden.

Zur Konferenz: Wichtig für das Parlament ist – ich
habe das eben bereits ausgeführt –, dass neben der Deut-
schen Energie-Agentur, deutschen Organisationen und
Unternehmen, die auf dem Gebiet der Erneuerbaren
Energien tätig sind, Umweltschutzverbänden und Organi-
sationen der Entwicklungszusammenarbeit auch die Par-
lamentarierinnen und Parlamentarier aller Fraktionen in
die weitere Vorbereitung der Konferenz einbezogen wer-
den. Wir Parlamentarierinnen und Parlamentarier haben
also die Möglichkeit der kritischen und konstruktiven Be-
gleitung zur Vorbereitung der Konferenz. Nutzen wir
diese Chance, liebe Kolleginnen und Kollegen, anstatt
uns zu beklagen, dass wir nicht beteiligt würden!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit dieser Konferenz geben wir einen internationalen
Anstoß zum weltweiten Ausbau der Erneuerbaren Ener-
gien. Zukunftsenergien sind das Mittel, Armut zu be-
kämpfen und gleichzeitig Klima und Umwelt zu schüt-
zen. Denn eines muss uns allen klar sein: Zwei
Milliarden Menschen haben derzeit keinen Zugang zu
Energie. Das muss man sich vorstellen. Dieser Zugang
ist aber unerlässlich für den wirtschaftlichen Fortschritt,
die Entwicklung eines Gesundheitswesens und eines Bil-
dungssystems, kurz gesagt: für die Bekämpfung der Ar-
mut. Erst wenn es den Entwicklungsländern gelingt, ihre
heimische Erneuerbare Energie zu nutzen, werden Sie
aus der Energie- und damit aus der Armutsfalle heraus-
kommen. Um auch dies klar zu sagen: Atomenergie
kann hierbei nicht die Lösung sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch fossile Energien sind keine Alternative. Wie
sich die Abhängigkeit gerade vom Öl auswirkt, können
wir momentan täglich am Fernseher verfolgen. Wenn die
Weltgemeinschaft die globale Energiewende mit allen
ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einleitet, können
Konflikte um erschöpfliche – sprich: fossile – Energie-
träger vermieden werden. Das verdeutlicht: Erneuerbare
Energien haben eine friedenstiftende Wirkung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Lassen Sie mich noch einen Punkt unterstreichen. Es
kann nicht darum gehen, dass die Industrieländer den
Entwicklungsländern ihre Technologien aufdrängen. Wir

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(C (D önnen und müssen voneinander lernen. Ein Export von now-how ist natürlich wichtig, aber er macht nur Sinn, enn die ökonomischen, ökologischen und kulturellen egebenheiten in den jeweiligen Ländern berücksichtigt erden. Darum ist es auch so wichtig, dass auf der Kon erenz nicht nur die Regierungsvertreter aller beteiligten änder zusammenkommen, sondern auch Nichtregie ungsorganisationen und Interessenvertreter der privaen Wirtschaft. Darüber hinaus ist es ein ebenso wichtier Schritt, dass parallel zur Konferenz die Initiative für ine Internationale Agentur für Erneuerbare Energien, ie IRENA, realisiert wird. Ich komme zum Schluss und möchte nur noch eine emerkung machen. Wir können all diese Probleme und orhaben, die wir jetzt dargelegt haben, nur bewältigen nd die globale Energiewende nur dann vorantreiben, enn wir uns gemeinsam anstrengen. Die Konferenz nd die internationale Agentur sind entscheidende chritte auf diesem Wege. Ich bitte Sie, meine Damen nd Herren von der Opposition, das zu bedenken und in hre Überlegungen einzubeziehen. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504014700


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Ralf Brauksiepe.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1504014800


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
it zunehmendem Abstand zur Kioto-Konferenz wird

mmer deutlicher, wie bedeutsam die damals gefassten
eschlüsse waren, die ganz wesentlich von der damali-
en Bundesumweltministerin Angela Merkel geprägt
nd initiiert worden sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In der Kontinuität dieser Politik sind wir auch heute
est entschlossen, die vorhandenen Potenziale für den
usbau Erneuerbarer Energien weltweit zu nutzen. An-
esichts von zwei Milliarden Menschen, die weltweit
einen regelmäßigen Zugang zu Energie haben, haben
ir dazu gar keine Alternative. Deswegen, Frau Kolle-
in Hustedt, ist der Begriff der „Waffengleichheit“, den
ie hier eingeführt haben, der völlig falsche Ansatz. Es
eht nicht darum, die einen Energieträger als Waffe ge-
en die anderen einzusetzen. Wir brauchen sie alle, wenn
ir zwei Milliarden Menschen ohne Zugang zu Energie
it Energie versorgen wollen. Das ist unser Ansatz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Angelika Brunkhorst [FDP])


Dabei ist es notwendig, mit dem gebotenen Augen-
aß vorzugehen. Ich verstehe, dass Sie uns nicht glau-

en, aber ich bitte Sie, das zur Kenntnis zu nehmen, was
eispielsweise die Europäische Kommission in der
orbereitung des Johannesburg-Gipfels im letzten Jahr






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
völlig zu Recht festgestellt hat. Dort heißt es, dass – ich
zitiere –

der erwartete Anstieg des Energieverbrauchs in den
Entwicklungsländern nicht hauptsächlich durch die
erneuerbaren Energien abgedeckt werden kann, die
für viele dieser Länder derzeit unerschwinglich
sind.

Deswegen ist es so notwendig, sämtliche Maßnahmen
zur Steigerung der Energieeffizienz bei allen Energie-
trägern weltweit entschlossen zu nutzen.

Zur Vollständigkeit dieser Situationsbeschreibung ge-
hört eben auch, dass die fossilen Energieträger, die in
vielen Entwicklungsländern unter günstigen geologi-
schen Rahmenbedingungen reichlich vorhanden sind,
bei der Energieversorgung der Menschen gerade auch in
den Entwicklungsländern eine unverzichtbare Rolle
spielen und auch in Zukunft spielen werden. Deswegen
kann es nicht darum gehen, eine ideologisch geprägte
Debatte über Wert oder Unwert einzelner Energieträger
zu führen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Entscheidend ist doch vielmehr, dass die Energieversor-
gung einer weiterhin wachsenden Weltbevölkerung auf
Nachhaltigkeit aufgebaut wird. Nachhaltigkeit ist aber
kein Synonym für Erneuerbare Energien. Auch hier ver-
weise ich Sie auf das, was die Europäische Kommission,
die Sie in Ihre Planungen einbeziehen wollen, dazu fest-
gestellt hat: Die traditionelle Form des Einsatzes von Bio-
masse in weiten Teilen Afrikas ist eben nicht nachhaltig.
Ähnliches kann man über die Wasserkraft sagen. Außer-
dem wird kein verantwortlicher Politiker ernsthaft den
Versuch unternehmen wollen, den Entwicklungslän-
dern, die sich selbst preiswert mit fossilen Energieträ-
gern versorgen können, die Nutzung der vorhandenen
Potenziale auszureden. Es geht hier also auch um die
Entwicklung und Verbreitung von Technologien für eine
möglichst saubere Nutzung von Kohle, Öl und Gas.

Frau Kollegin Hartnagel, Sie waren in der letzten Le-
gislaturperiode ja noch nicht Mitglied des AwZ. Deshalb
sage ich Ihnen: Der AwZ hat zum Beispiel Anhörungen
zum Thema Megacities durchgeführt, die ein immer
größer werdendes Problem in den Entwicklungsländern
sind. Man wird nicht alle Megacities nur mit Erneuerba-
ren Energien versorgen können. Hier braucht man einen
sinnvollen Energiemix. Genau um den geht es uns.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Anke Hartnagel [SPD]: Es geht nicht um die Megacities!)


Jetzt komme ich auf die für das nächste Jahr geplante
internationale Konferenz für Erneuerbare Energien zu
sprechen. Frau Kollegin Hustedt, in meiner Fraktion sind
fast fünfmal so viele Abgeordnete wie in Ihrer. Deswe-
gen muss nicht jeder von uns – ich bitte um Ihr Verständ-
nis – das gesamte Thema abarbeiten. Ich möchte Ihnen
nur so viel dazu sagen: Wir unterstützen grundsätzlich
diese Konferenz und sind auch bereit, in dem von Ihnen
angeregten nationalen Begleitkomitee engagiert mitzuar-

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(C (D eiten, weil wir uns aus Erfahrung versprechen, dass solhe Konferenzen auch dringend benötigte Impulse für as politische Handeln in der Zeit danach setzen werden. Ich möchte Ihnen aber auch deutlich sagen, was uns n Ihrem Antrag zu dieser internationalen Konferenz tört. Hieran wird wieder die Tatsache sehr deutlich das werfe ich Ihnen vor –, dass Sie alle wichtigen gloalen Fragen letztlich immer unter innenpolitischen Asekten beantworten. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as begann ja mit dem von Ihnen gerühmten Besuch des
undeskanzlers in Johannesburg. Der wahlkämpfende
undeskanzler hat seine damalige Rede ganz bewusst in
eutscher Sprache gehalten, obwohl Deutsch keine Kon-
erenzsprache war. Er hat dies nicht getan, weil er nicht
n der Lage gewesen wäre – das war nicht das Problem
, einen fünfminütigen englischsprachigen Text vom
latt abzulesen. Er hat das vielmehr getan, weil sich

eine Rede nicht in erster Linie an die Teilnehmer der
onferenz in Johannesburg, sondern an die deutsche Öf-

entlichkeit gerichtet hat. Die Art und Weise, wie Sie
limapolitik betreiben, ist das Problem.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


aher müssen wir Ihren Antrag ablehnen, in dem Sie be-
aupten – ich weiß, das tut weh –, dass der Bundeskanz-
er mit dieser Art des Auftretens großen Anklang gefun-
en hätte. Seine Art hat auf die Teilnehmer dieser
onferenz eher abstoßend gewirkt. Für uns ist es auch
icht akzeptabel – um es ganz deutlich zu sagen –, dass
ie versuchen, durch die Schaffung oder die Nutzung
olcher internationalen Ereignisse davon abzulenken,
ass Sie Ihre Hausaufgaben nicht erledigen.


(Anke Hartnagel [SPD]: Sie haben überhaupt nichts begriffen!)


Zum Abschluss möchte ich Ihnen ein paar einschlä-
ige und beeindruckende Zahlen zu den Ausgaben des
undesministeriums für wirtschaftliche Zusammenar-
eit und Entwicklung im Bereich der bilateralen techni-
chen und finanziellen Zusammenarbeit im Jahr 1998
nd – damit Sie vergleichen und sehen können, wohin es
eht – im Jahr 2003 nennen. Die Ausgaben für den Um-
elt- und Ressourcenschutz im Entwicklungshilfehaus-
alt betrugen 1998 420 Millionen Euro, 2003 nur noch
72 Millionen Euro. Für Bildung wurden 1998 146 Mil-
ionen Euro ausgegeben. 2003 sind es nur noch 111 Mil-
ionen Euro. Die Ausgaben für die Bevölkerungspolitik
etrugen 1998 69 Millionen Euro, 2003 nur noch
8 Millionen Euro.


(Ulrike Mehl [SPD]: Nehmen Sie mal die Zahlen von 1997!)


ie Ausgaben für Energieerzeugung und -versorgung in
er Entwicklungszusammenarbeit – das ist ein ganz
ichtiger Kernbereich – betrugen 1998 133 Millionen
uro. Im Haushalt 2003 sind nur noch 72 Millionen






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Euro eingestellt. Das ist die bittere Realität Ihrer Politik.
Wir werden es nicht zulassen, dass Sie von diesem Ver-
sagen durch internationale Konferenzen und festliche
Empfänge ablenken. Nicht Reden, sondern Handeln ist
gefragt. Darauf kommt es an und daran werden wir Sie
messen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504014900


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf
Drucksache 15/807 mit dem Titel „Internationale Konfe-
renz für Erneuerbare Energien“. Wer stimmt für diesen
Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen ge-
gen die Stimmen von CDU/CSU und FDP angenommen
worden.

Abstimmung über den Antrag der Fraktionen von
SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 15/811
mit dem Titel „Initiative zur Gründung einer Internatio-
nalen Agentur zur Förderung der Erneuerbaren Ener-
gien“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt da-
gegen? –


(Anke Hartnagel [SPD]: Beschämend, das ist richtig beschämend!)


Enthaltungen? – Auch dieser Antrag ist mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von
CDU/CSU und FDP angenommen worden.

Ich rufe den Zusatzpunkt 7 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter H.
Carstensen (Nordstrand), Albert Deß, Helmut
Heiderich, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU

Hürden für die Biotechnik abbauen

– Drucksache 15/803 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Wider-
spruch erhebt sich dagegen nicht. Dann verfahren wir so.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
der Abgeordnete Helmut Heiderich.


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1504015000


Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! Zu Beginn der heutigen Plenarsitzung hat der Bun-
destag über die technologische Leistungsfähigkeit unse-
res Landes debattiert. Dabei sind von führenden
Personen der rot-grünen Koalition deutliche und hehre
Worte vorgetragen worden. Zwei Beispiele: „Aus unse-
rem Land muss mehr an technologischen Innovationen
kommen“, äußerte Ex-Grünen-Chef Kuhn. „Wir wissen,
dass Technologie in großem Stil gekauft werden muss,
weil wir sie nicht mehr selbst haben“, sagte SPD-Frakti-
onschef Müntefering. Seine Folgerung lautete: „Eine

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(C (D reite Aufbruchstimmung für technologische Innovatioen ist deshalb notwendig.“ In diesem Ton ging es eine anze Zeit lang weiter. Solche Worte hören wir zwar gern, aber wir hören sie uch schon seit langem. ann allerdings, wenn es um die Umsetzung, um praktiches Handeln, geht – auch das ist heute Morgen schon esagt worden –, bleibt von alledem relativ wenig übrig. egativstes Beispiel dafür ist die Biotechnik. Mehrfach hat Ihr Bundeskanzler die Biotechnologie ls die Schlüsseltechnologie dieses Jahrhunderts beeichnet. Doch zumindest im Bereich der Biotechnik alten Sie diesen Beritt verschlossen. Sie haben diese echnologie weggeschlossen und unternehmen alles, um en Schlüssel versteckt zu halten. Dabei hat Ihre Bunesregierung selbst im europäischen Ministerrat erklärt, as Moratorium zur Forschung und Entwicklung genechnisch verbesserter Pflanzen sei rechtswidrig. Die undesregierung hat die europäische Vereinbarung von issabon, in der gesamten Biotechnik bis zum ahre 2010 weltweit führend zu sein, mit ausgehandelt nd ohne Wenn und Aber unterschrieben. Doch das politische Handeln sieht völlig anders aus: as Moratorium, also der Stopp von Forschung, Enticklung und wirtschaftlicher Anwendung, hat die Aufruchstimmung und die Aufholjagd der 90er-Jahre in eutschland wie in Europa beendet. So ist nach Feststel ung der EU zum Beispiel die Zahl der Freisetzungsanräge in der Forschung seit 1998 um sage und schreibe 6 Prozent zurückgegangen. In Deutschland ist sie sogar och stärker zurückgegangen. Die EU-Kommission tellte in ihrem Forschungsfortschrittsbericht vom März 003 – er ist nur wenige Tage alt – fest, dass die neu geründeten, jungen Unternehmen der Biotechnikbranche darauf haben auch die Regierungsfraktionen heute orgen hingewiesen – stark einbrechen, Insolvenz erlei en oder gänzlich ins Ausland verschwinden. Deshalb, so meinen wir, muss sich die Bundesregieung intensiv für die umgehende Aufhebung des Moratoiums einsetzen. ie darf diese Aufhebung nicht wieder an neue, aufchiebende Bedingungen knüpfen, wie es Ministerin ünast vor wenigen Tagen mit der Feststellung andeu ete, erst müssten alle EU-Richtlinien, die es in diesem ufgabenfeld gebe, in Kraft sein, dann könne man da über reden. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das wäre atsächlich das Ende jeder positiven Entwicklung in dieem Technologiebereich. an denke nur daran, dass die Bundesregierung die Umetzung der EU-Richtlinie seit 1998 vor sich herschiebt. azu hat die EU in ihrem Fortschrittsbericht gesagt, dies remse jede weitere Entwicklung in diesem Bereich. Am 24. April 2003, also in genau 14 Tagen, veranstalt die EU-Kommission eine Tagung über die neuesten Helmut Heiderich Forschungsergebnisse zur Koexistenz von gentechnischem und nicht gentechnischem Pflanzenbau. Auch das ist ein Grund, weshalb wir diesen Antrag heute in das Plenum eingebracht haben. Die Bundesregierung ist nun gefordert, eine zügige Verabschiedung von Leitlinien auf der Grundlage gesicherter Erkenntnisse zu fordern und zu fördern. Sie ist jedoch nicht gefordert, Detailfragen, zum Beispiel nach den Einzelheiten der Haftungsregelungen, zur Vorbedingung für die weitere Entwicklung zu machen. Es würde Jahre dauern, bis sich die gesamte EU auf detaillierte Bestimmungen tatsächlich einigen könnte. In diesem Bereich muss jetzt nach dem Subsidiaritätsprinzip gehandelt werden, zumal wir in Deutschland bereits ein umfassendes und ausreichendes Haftungsrecht für all diese Fragen haben. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also nein! Sonst immer europäisch und jetzt will er das Subsidiaritätsprinzip!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


– Verehrte Frau Höfken, interessanterweise hat das sogar
Ihr Kollege Trittin festgestellt und bestätigt. Wie ich ei-
ner Meldung des VWD vom 24. März dieses Jahres ent-
nehme – sie ist also ganz aktuell –, hat er Folgendes ge-
sagt – ich zitiere –:

Auch für die EU-weite Regelung von Schäden
durch gentechnisch veränderte Organismen (GVO)

sei von deutscher Seite kein Bedarf. In Deutschland
… sei dieser Bereich durch die zivilrechtliche Haf-
tung geregelt.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das trifft nur einen anderen Sachverhalt!)


Also, auch Herr Trittin hat gelegentlich einmal Recht.
Ich glaube, dort hat er eine richtige Äußerung getroffen.
Ich meine, an dieser Stelle eine neue Diskussion und
eine Verzögerungsdebatte zu eröffnen würde Deutsch-
land und die Europäische Union von ihren selbst ge-
steckten Zielen für den Zeitraum bis 2010 vollends ab-
bringen.

Wo heute Forschung und Entwicklung verschwinden
– dessen müssen wir uns doch immer bewusst sein –,
verschwinden morgen auch die Arbeitsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich meine, Sie müssten aus Erfahrung klug geworden
sein.

Es kann auch nicht hingenommen werden – ich greife
ein tagesaktuelles Thema auf –, was die – ich sage das
ganz bewusst – Krawallorganisation Greenpeace vor-
gestern wieder angestellt hat. Erstmals hat das
Robert Koch-Institut nach ausführlicher wissenschaftli-
cher und rechtlicher Prüfung den Versuchsanbau eines
pilzresistenten GVO-Weizens genehmigt, und das – bitte
hören Sie gut zu! – für ein Areal von zehn mal 19,5 Me-
tern; das entspricht der Größe eines Vorgartens. So viel
ist vom großflächigen Programm des Kanzlers von der
EXPO 2000 offensichtlich übrig geblieben. Damals war

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(C (D on dem Anbau auf einer Fläche von 10 000 Hektar die ede. Diesen Anbau hat man der Industrie auch zugesihert. Was wir jetzt sehen, ist das Ergebnis von zweieinalb Jahren Regierungshandeln in diesem Land. Aber – deswegen habe ich es eben gesagt – Greeneace hat dieses Versuchsfeld bereits wieder zerstört und nbrauchbar gemacht. as geschah mit der interessanten und, wie ich finde, unlaublichen Begründung, die von uns, dem Gesetzgeber, eschaffenen rechtlichen Regeln seien für Greenpeace icht ausreichend. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, das sagen die!)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ungeheuer!)


reenpeace hat sein eigenes Rechtsverständnis, welches
ber dem des Deutschen Bundestages steht! Greenpeace
eint aus diesem Verständnis heraus, man könne Felder

erwüsten und das Eigentum anderer Leute beschädigen.
ch glaube, das kann so nicht hingenommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ch fordere auch von Ihnen, von den Fraktionen der Grü-
en, der SPD, aber auch von der Bundesregierung, dass
ie sich von diesem Handeln deutlich distanzieren und
lar sagen, dass es in Deutschland nicht so weitergehen
arf.

Man darf nicht immer wieder das Argument hervor-
olen – es kam heute Morgen vom Kollegen Fell, der
erade gegangen ist –, die Bevölkerung wolle keine
entechnik und deswegen brauche man sie nicht weiter-

uentwickeln. Dies ist falsch, weil wir seit Jahren Tau-
ende Tonnen an gentechnisch erzeugten Futtermitteln
ach Deutschland importieren und in der Landwirtschaft
nd in der Industrie einsetzen.


(Zuruf des Abg. Gustav Herzog [SPD])


Ich habe Sie akustisch leider nicht verstehen können.


(Gustav Herzog [SPD]: Hat der Verbraucher diese Tonnen bestellt?)


Verbraucher haben die bestellt – richtig –,


(Lachen des Abg. Matthias Weisheit [SPD])


ämlich Verbraucher, die als Landwirte diese Mittel ein-
etzen; ich komme gleich noch darauf zurück. Verehrter
err Kollege, Sie werden heute kaum noch einen Käse

us dem Regal nehmen können, der nicht mit gentech-
isch hergestelltem Lab erzeugt worden ist; Sie wissen
as alles.


(Matthias Weisheit [SPD]: Das hat mit Biotechnik nichts zu tun!)


ie wissen, dass Produkte der Gentechnik längst im
ande vorhanden sind. Sie behaupten aber immer, das
ei etwas, was man in diesem Land nicht einführen
ürfe.

Durch das Moratorium, das durch Ihre Bundesregie-
ung mit verursacht ist, haben die Bürger bis heute kei-
erlei praktischen Vergleich zwischen Produktlinien un-






(A) )



(B) )


Helmut Heiderich
terschiedlicher Art. Deswegen kann man mit diesem
Argument im Prinzip gar nicht kommen.

Obwohl dieser Vergleich bis heute nicht möglich ist,
zeigen die Umfragen aus neuester Zeit, dass die Akzep-
tanz der Gentechnik zunehmend größer wird. Das zei-
gen nicht nur die Umfragen in Deutschland; das zeigen
auch Umfragen in der EU im Übrigen. Sie kennen die
letzte Allensbach-Studie zu diesem Thema. Auch in der
grünen Gentechnik – das ist darin ausdrücklich abgefragt
worden – sehen die Menschen inzwischen mehr Vorteile
als Nachteile.

Wir sind deshalb als Entscheidungsträger aufgeru-
fen, dem aktuellen Argument des EU-Forschungskom-
missars Busquin vom vergangenen Freitag zu folgen.
Busquin hat das folgendermaßen formuliert – ich zi-
tiere –:

Neue gentechnische Verfahren bieten ein immer
größeres Potenzial für die umweltfreundliche, ver-
braucherorientierte Sortenzüchtung.

Diesem Argument braucht man nichts hinzuzufügen.

In den 90er-Jahren – ich will noch einmal daran erin-
nern – haben wir mit dem Bio-Regio-Wettbewerb eine
tolle Aufholjagd geschafft: Neue Unternehmen entstan-
den, Netzwerke wurden geknüpft, private und öffentli-
che Forschungsaktivitäten waren weltweit an der Spitze
dabei. Auch hierbei lässt es die Bundesregierung an
Fortsetzung fehlen. Insbesondere fehlt es an Konzepten,
um die bisher erreichten Erfolge zu verstetigen und den
Spitzenleistungen, die in einzelnen Regionen erreicht
worden sind, auch international das Mithalten im Wett-
bewerb zu ermöglichen.

Dies ist nicht nur eine Frage des Geldes, das ist auch
eine Frage der Konzeption und es ist eine Frage des
Sichkümmerns um die Probleme. Ich möchte Sie von
hier aus dazu aufrufen: Suchen Sie jetzt nicht wieder
nach Ausreden, um Entwicklungen zu verhindern, füh-
ren Sie nicht wieder Diskussionen auf grundsätzlichen
ideologischen Ebenen, sondern handeln Sie, um die von
uns und von Ihnen selbst gesteckten Ziele der europäi-
schen Agenda 2010 – das Wort ist inzwischen Mode ge-
worden – zu erreichen,


(Beifall bei der CDU/CSU)


damit wir Zukunftsentwicklung und Arbeitsplätze bei
uns im Lande schaffen und von den Entwicklungen in
anderen Regionen des Erdballs nicht weiter abgehängt
werden! Meine Damen und Herren, ich hoffe, Sie stim-
men dementsprechend unserem Antrag zu.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Matthias Weisheit [SPD])



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504015100


Für die Bundesregierung hat jetzt der Parlamentari-
sche Staatssekretär Matthias Berninger das Wort.

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(C (D Ma Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Um leich mit einer Legendenbildung aufzuräumen: Herr ollege Heiderich, nicht das Moratorium hat den Anau gentechnisch veränderter Pflanzen in Europa getoppt, sondern eine klare Entscheidung der Verbraucher. ieses Moratorium ist auf Druck einiger Regierungen in rüssel zustande gekommen, weil die Verbraucherinnen nd Verbraucher die schleichende Einführung der grüen Gentechnik, die in anderen Teilen der Welt möglich ar, in Europa nicht wollten. (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen die Freiheit gerichtet!)

Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504015200

Ich bin froh darüber, dass wir in der erweiterten Euro-
äischen Union einen Binnenmarkt von beinahe einer
alben Milliarde Menschen haben, die es sich nicht ge-
allen lassen, dass irgendwelche großtechnologischen
nternehmen ihnen Dinge vorsetzen, sondern die als
erbraucherinnen und Verbraucher ihren klaren Willen
um Ausdruck bringen. – Das also führte vor einigen
ahren zu dem Moratorium.

Im Übrigen ist es nur ein De-facto-Moratorium, weil
ie Kommission rein rechtlich jederzeit die Möglichkeit
ätte, es zu umgehen. Sie ist aber klug beraten, es nicht
u tun. Sie weiß, dass die Bürgerinnen und Bürger in Eu-
opa als Verbraucherinnen und Verbraucher überhaupt
ein Interesse daran haben, dass große multinationale
onzerne ihre Belange in den Vordergrund schieben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Es ist nicht richtig, was Sie da sagen! Das wissen Sie doch!)


Ein zweiter wichtiger Punkt: Sie haben gesagt, die
kzeptanz für die grüne Gentechnik werde größer. Ein
lick in die Reihen der Union macht zweierlei deutlich:
ie Akzeptanz ist nicht so besonders groß, denn es ist
aum jemand da.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Bei Ihnen sind es auch nicht sehr viel mehr!)


emerkenswerter ist aber, dass sich die Kolleginnen und
ollegen aus dem Agrarausschuss verstecken. Ich suche

ie hier vergeblich.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Wir sind da!)


Die von der Union. – Ich weiß auch, warum sie sich
erstecken: Weil die Position, die die Union in ihrem
ntrag formuliert, nicht einmal vom Deutschen Bauern-
erband getragen wird.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Der sitzt aber auch nicht in unserer Fraktion!)


Die Schleusen für die grüne Gentechnik zu öffnen
ürde bedeuten, dass man die Interessen derjenigen






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Matthias Berninger
Landwirte, die gentechnikfrei produzieren wollen – die
Mehrheit der Bäuerinnen und Bauern in Deutschland
wollen gentechnikfrei produzieren –, den Interessen der-
jenigen opfert, die sagen, dass sie das Neue einmal aus-
probieren wollen. Die Bundesregierung setzt auf Wahl-
freiheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Nicht nur sie!)


Um Wahlfreiheit sicherzustellen, muss man aber gerade
bei der Einführung der Gentechnik dafür Sorge tragen,
dass diejenigen, die sich für gentechnikfreien Anbau ent-
scheiden, das auch tun können, ohne wirtschaftlichen
Schaden zu erleiden.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Richtig!)


Nehmen Sie die große Gruppe der Landwirte, die
heute beispielsweise Raps anbaut, welcher dann nachher
in Margarine verarbeitet wird. Große Konzerne wie Uni-
lever zum Beispiel haben sich ja entschieden, gentech-
nikfreie Margarine auf den Markt zu bringen. Wenn in ei-
ner Region, die für Unilever produziert, jemand damit
anfangen würde, gentechnisch veränderten Raps in gro-
ßem Stil anzubauen, weil er wie der Kollege von der
Union der Meinung ist, man müsse jetzt einmal richtig
loslegen, haben alle anderen ein massives wirtschaftli-
ches Problem. Das ist der Grund, warum Bundesministe-
rin Künast sehr klar sagt: Die Fragen, wie die Koexistenz
von gentechnikfreier und auf Gentechnik basierender
Produktion verbindlich geregelt wird und wie klar doku-
mentiert wird, wo gentechnisch veränderte Organismen
angebaut werden, sind so wichtig und zentral, dass sie
erst geklärt werden müssen, bevor man das Moratorium
aufhebt.


(Beifall des Abg. Friedrich Ostendorff [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Diese Auffassung wird von vielen europäischen Regie-
rungen geteilt.

Ich will noch eines hinzufügen: Hierbei handelt es
sich nicht, wie Sie meinen, um eine Verzögerungstaktik;
vielmehr hat die Bundesregierung ihre Hausaufgaben
bezüglich der Frage, wie Koexistenz realisiert werden
kann, gemacht. Wir haben uns im Gegensatz zu Ihnen
massiv dafür eingesetzt, dass klare Kennzeichnungs-
regeln eingeführt werden. Ich freue mich, wenn sich Eu-
ropäisches Parlament und Kommission auf klare Grenz-
werte für die Kennzeichnung gentechnisch veränderter
Organismen verständigen.

Dazu noch eine Bemerkung: Als wir die Kennzeich-
nungspflicht eingeführt haben, sagte die Gentechnik-
lobby, das sei kein Problem, und forderte, alle gentech-
nikfreien Produkte zu kennzeichnen, die gentechnisch
produzierten sollten stattdessen einfach so auf den Markt
kommen. Sie wäre also damit einverstanden gewesen,
alle gentechnikfreien Produkte zu kennzeichnen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht! Ist schlicht falsch!)


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(C (D Nach der gleichen Philosophie soll nun der Anbau etrieben werden: Jeder soll zwar gentechnikfrei anauen können, aber derjenige, der das unbedingt will, oll selber dafür sorgen, dass seine Produkte nicht von entechnisch veränderten Produkten beeinflusst werden. as kann es ja wohl nicht sein: Obwohl die breite Mehreit der Landwirte für gentechnikfreien Anbau ist, soll ie von einer Minderheit, die zusammen mit Monsanto nd anderen großen Unternehmen versucht, die Genechnik einzuführen, gezwungen werden, ihre Produkionsmethoden zu verändern und wirtschaftlichen Schaen hinzunehmen. Das ist unausgewogen (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und bauernfeindlich!)


nd widerspricht den Verbraucherrechten und auch dem
echt auf Wahlfreiheit. Das ist der Grund, warum wir
ier eine Regelung vonseiten der Kommission erwarten
nd gemeinsam mit der Kommission für eine einheitli-
he europäische Regelung eintreten.

Egal, was wir machen und wie wir handeln, immer er-
ebt die Opposition die Forderung nach einheitlichen eu-
opäischen Regelungen. In ihrem Antrag zur Freigabe
er Gentechnik heißt es dann aber plötzlich: Subsidiari-
ät sei nötig, wir sollten einmal Tempo machen und nicht
uf europäische Regelungen warten.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau, national! Pfui!)


iese Doppelzüngigkeit kritisiere ich. Sie ist auch der
rund dafür, warum ich glaube, dass Sie mit Ihrer Poli-

ik nicht die Interessen der bäuerlichen Landwirtschaft,
ondern die Interessen einer Agrarindustrie vertreten, die
n großen Strukturen organisiert ist. Sie werden Ver-
tändnis dafür haben, dass wir ein solches Vorgehen ab-
ehnen.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Wir reden gerade von deutschen Unternehmen und nicht von der Agrarindustrie!)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504015300


Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Christel Happach-
asan.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1504015400


Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!
err Kollege Berninger, Sie haben, wie ich meine, an
en Problemen Deutschlands vorbei- und ausschließlich
ür eine rot-grüne Klientel geredet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie verspielen mit Beiträgen wie dem, den Sie gerade ab-
egeben haben, Deutschlands Zukunft.

Ich will das durchaus näher begründen: Deutschland
roht gemeinsam mit elf anderen Ländern eine Klage
or dem Europäischen Gerichtshof, wenn nicht umge-






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan
hend die EU-Richtlinie über die Freisetzung von gen-
technisch veränderten Organismen umgesetzt wird. So
lautete eine Meldung von heute. Schade, dass Sie nicht
näher darauf eingegangen sind. Auch wenn dies nicht
das erste Klageverfahren wäre, stellt sich für mich die
Frage, welchen Sinn es macht, diese Klage abzuwarten,
statt endlich die Richtlinie umzusetzen. Die Bundesre-
gierung konnte in ihrer Antwort auf meine Kleine An-
frage keine einzige Schädigung von Mensch oder Um-
welt durch transgene Pflanzen benennen. Sie haben die
Antwort unterschrieben, Kollege Berninger. Die grüne
Gentechnik führt somit nicht zu Gesundheits- oder Um-
weltschäden. Das ist eine gute Nachricht, wenn auch
nicht für Rot-Grün. Schließlich werden in sieben Län-
dern auf fast 60 Millionen Hektar transgene Pflanzen an-
gebaut. Es gibt somit ausreichende und offensichtlich
gute Erfahrungen im Umgang mit transgenen Pflanzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der Anbau von goldenem Reis in Asien kann helfen,
Menschen vor Erblindung zu schützen.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)


Goldener Reis ist eine transgene Sorte. Es gibt somit
sehr gute Gründe, den Anbau von transgenen Pflanzen
zu fördern, statt ihn zu verhindern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


In der Öffentlichkeit – auch dazu hätte ich Ausführun-
gen von einem Vertreter der Bundesregierung erwartet –
setzt sich allmählich die Meinung durch, dass gentech-
nisch veränderte Pflanzen kein erhöhtes Risiko bedeu-
ten. Auch der äußerst diskrete Umgang der Bundesregie-
rung mit den Ergebnissen einer Allensbach-Studie, die
Ende 2001 veröffentlich wurde und dies belegt, kann da-
ran nichts ändern. Es gibt somit auch eine öffentliche
Akzeptanz für einen verantwortungsvollen Umgang mit
transgenen Pflanzen.

Der Zickzackkurs der Bundesregierung bei der grü-
nen Gentechnik ist nicht zu übersehen. Schröder wollte
den kritischen Dialog, herausgekommen ist eine Funda-
mentalopposition. Aber inzwischen plant Ministerin
Künast den geordneten Rückzug. Die Forderung nach
Nulltoleranz für zufällige Beimischungen wird von ihr
nicht aufrechterhalten. Gut so! Der Schwellenwert von
0,9 Prozent ist akzeptiert. Nun will die Ministerin über
Haftungsregelungen eine neue Hürde aufbauen.

Dabei ist Deutschland auch in dieser Frage kein rechts-
freier Raum. Kollege Heiderich hat darauf hingewiesen.
Es wird zu prüfen sein, inwieweit unterschiedliche Züch-
tungsmethoden unterschiedliche rechtliche Regelungen
erfordern. Ministerin Künast hat im „Spiegel“ erklärt,
dass Verbraucher, die sich für gentechnikfreie Lebensmit-
tel entscheiden, auf keinen Fall mehr zahlen sollen – eine
tolle Forderung. Dabei weiß sie genau, dass schon jetzt
das Gegenteil gilt. GVO-freies Soja kostet pro Tonne zwi-
schen 5 und 25 Euro mehr als anderes Soja, so die Ant-
wort der Bundesregierung auf meine Anfrage. Trotzdem
sagt Ministerin Künast im „Spiegel“ solchen Unsinn.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Na, na!)


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(C (D Die grüne Gentechnik – das zeigt der Zickzackkurs er Regierung – ist für Rot-Grün ein äußerst schwieriges hema. Die SPD wird an ihrem Erfolg beim Abbau der rbeitslosigkeit gemessen – bisher Fehlanzeige. Die rünen bedienen mit etwas mehr Erfolg die Klientel der edenkenträger. Zusammen reicht es weder in Hessen och in Niedersachsen zur Regierung. Neue Arbeitslätze können in einem Hochlohnland wie Deutschland sbesondere in der Entwicklung und Anwendung neuer echnologien entstehen. Wir brauchen neue Arbeitslätze; das sollte in diesem Hause jedem klar sein. Bei der roten Gentechnik haben in Hessen gerade die rünen dafür gekämpft, dass Deutschland seine For chungsergebnisse nur zu einem geringen Anteil zur ntwicklung von marktfähigen Produkten nutzen onnte. Bei der grünen Gentechnik tun sich die Grünen abei hervor, die Entwicklung von Produkten und auch ie notwendige Forschung ins Ausland zu verdrängen. afür gibt es konkrete Beispiele. Ich fordere meine Kol egen aus Schleswig-Holstein auf, für Arbeitsplätze in nserem gemeinsamen Bundesland zu kämpfen. Frau Kollegin, achten Sie bitte auf die Zeit, Sie sind chon weit drüber. Ja, ich komme zum Schluss. – Ein führendes nordeutsches Pflanzenzuchtunternehmen, das in Schleswigolstein und in Mecklenburg-Vorpommern jeweils einen tandort hatte, hat die Entwicklung transgener Sorten ach Kanada ausgelagert. (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: So sieht die Realität aus!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504015500
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1504015600

ämpfen Sie für Arbeitsplätze in unserem Land!

Mit Ihrer Politik kann es nicht gelingen, Arbeitsplätze
ei uns zu erhalten. Die SPD wird sich entscheiden müs-
en, ob sie ihre Politik an den Interessen der Menschen

Lande oder an denen ihres grünen Koalitionspartners
usrichtet.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504015700


Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Matthias
eisheit.


Matthias Weisheit (SPD):
Rede ID: ID1504015800


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
er vorliegende Antrag ist von der Überschrift her eine
ogelpackung; denn in der Überschrift steht Biotechnik,

m Antrag selber ist ausschließlich von grüner Gentech-
ik die Rede.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Ist das keine Biotechnik?)







(A) )



(B) )


Matthias Weisheit
– Doch, natürlich, aber Biotechnik ist sehr viel weiterge-
hend als grüne Gentechnik. Sie hätten anstandshalber
doch wenigstens hineinschreiben können, um was es Ih-
nen geht. Weil Sie das nicht getan haben, ist es eine Mo-
gelpackung.

Sie haben mit dem Lab und den Fermenten ein bio-
technologisches Beispiel gebracht, Herr Heiderich; dafür
war ich Ihnen richtig dankbar. Das ruft in der Tat in der
Bevölkerung keine Probleme hervor. Aber bei dem, was
an Saatgut und Pflanzen auf den Acker kommt, sieht es
schon anders aus. Europaweite Umfragen zeigen, dass
die Skepsis und die Ablehnung der grünen Gentechnik
im Vergleich zur Befürwortung weit überwiegen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Lassen Sie die Praxis zu! Dann können die Bürger selbst entscheiden!)


Ich komme zum nächsten Punkt. Die zur Verabschie-
dung anstehende EU-Kennzeichnungs- und Rückver-
folgbarkeitsverordnung ist ein wichtiger Fortschritt,
weil sie eine Kennzeichnung auch für gentechnisch ver-
änderte Futtermittel vorschreibt. Vom In-Kraft-Treten
dieser Verordnung hängt die von Ihnen, Frau Happach-
Kasan, angemahnte Umsetzung der EU-Freisetzungs-
richtlinie ab, die im Vergleich zur alten, bereits abgelös-
ten Regelung hinsichtlich der Monitoring-Anforderun-
gen einen erhöhten Sicherheitsstandard bietet. Sobald
die EU-Rückverfolgbarkeitsverordnung steht, werden
wir diese Richtlinie umsetzen. Es sind zwar noch klei-
nere Auseinandersetzungen mit dem Parlament zu er-
warten. Aber ich hoffe, dass die noch offenen Fragen ge-
löst werden können. Anschließend, wenn also diese
Voraussetzungen erfüllt sind, und nicht vorher kann man
die Richtlinie umsetzen und das De-facto-Moratorium
aufheben.

Lassen Sie mich noch etwas zur Haftungsfrage sa-
gen. Die in Ihrem Antrag vertretene Ansicht, dass sich
das Haftungsrisiko nur auf wirtschaftliche Schäden be-
schränkt und dass die Frage des Haftungsrisikos bei uns
gelöst sei, kann ich nicht teilen. Die Zulassungsverfah-
ren dienen dazu, Schäden für die menschliche Gesund-
heit und für die Umwelt zu vermeiden. Man kann sie
aber nicht völlig ausschließen.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf den vom
Bundestag in Auftrag gegebenen Bericht des Büros für
Technikfolgenabschätzung „Risikoabschätzung und
Nachzulassungsmonitoring transgener Pflanzen“ vom
November 2000. Darin heißt es, dass es sich bei den
Umweltwirkungen von Freisetzungen um „unspezifische
biologische Phänomene handelt, die von einer Vielzahl
wechselwirkender Faktoren abhängig sind und die trotz
teilweise jahrzehntelanger Forschung in vielen Aspekten
nur unvollständig verstanden sind“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich ([CDU/CSU]: Das ist ÖkoInstitut Freiburg!)


Wenn dem so ist, dann ist die Frage nach der Haftung
nicht ganz so einfach zu beantworten.

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(C (D Umweltschäden lassen sich nicht von vornherein auschließen. Ich bin daher der Meinung, dass wir bei der aftung auf europäische Regelungen drängen müssen nd dass wir uns nicht auf nationale Regelungen bechränken dürfen. Ich finde es übrigens ganz toll, dass ie im Zusammenhang mit der Koexistenz das Subsidiaitätsprinzip anwenden wollen. Wenn wir das machen ürden, dann wären Sie die Ersten, die schreien würden: ettbewerbsnachteile für die deutsche Landwirtschaft! Das kann nicht unser Ziel sein. Das Ziel muss vielehr sein, Mindestvereinbarungen auf europäischer bene zu haben. Zum Beispiel machen Pollen nicht an en Grenzen halt. Für den im Elsass angebauten Raps der Mais existiert die Grenze am Rhein nicht. Die Polen können einfach zu uns herüberfliegen. Beispiele von rößeren Dimensionen: Staub gelangt ab und zu von der ahara über das Mittelmeer und die Alpen bis zu mir ach Hause. Über London befinden sich immer wieder ewaltige Pollenkonzentrationen von Raps, obwohl in ondon und in der direkten Umgebung kein Raps angeaut wird. Im Hinblick auf Haftungsregelungen muss an also internationale – zumindest europäische – Ver inbarungen treffen und kann diese Fragen nicht bloß uf der nationalen Ebene regeln. Ihrer Forderung nach Aufhebung des Moratoriums nd der Wiederaufnahme der Zulassung von gentechisch veränderten Pflanzen können wir so lange nicht ntsprechen, solange die Verordnung zur Kennzeichnung nd Rückverfolgbarkeit noch kein geltendes Recht ist nd die Freisetzungsrichtlinie noch nicht umgesetzt ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Sie sind selber in der Verantwortung!)


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Ich habe doch gesagt, dass man sie jetzt umsetzen
ann.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Sie setzen sie doch nicht um!)


Doch, wir werden sie umsetzen; Sie werden sich noch
undern.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Prima!)


uch steht noch die Klärung von Fragen bezüglich Ko-
xistenz und Haftung aus. Es geht nicht nur um Rechts-
icherheit für die Gentechnikbranche, sondern auch um
larheit und Rechtssicherheit für Bauern und Ver-
raucher.

Mich wundert es schon, dass auf dem vorliegenden
ntrag die Namen aller CDU/CSU-Verbraucherschützer

tehen, die ansonsten sehr kritisch sind, was den Ver-
raucherschutz angeht. In diesem Zusammenhang haben
ie ihre Vorbehalte wohl völlig vergessen.

Es muss klar sein: Wenn ich als Verbraucher – aus
elchem Grund auch immer – keine gentechnisch verän-
erten Produkte haben will, dann muss ich mich darauf
erlassen können, dass in dem Lebensmittel, in dem Pro-
ukt, das ich einkaufe, kein gentechnisch veränderter
rganismus enthalten ist.






(A) )



(B) )


Matthias Weisheit

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dann muss man 0,0 machen!)


– Natürlich beinhalten solche Produkte zugegebenerma-
ßen gentechnisch veränderte Organismen bis zu dem
festgelegten Grenzwert von 0,9 Prozent. Auf genau diese
Argumentation konnte man warten: Ein bisschen lasst
ihr ja zu; dann könnt ihr es ja ganz zulassen. Das ist die
Strategie, die einmal ein Konzern gefahren hat: Sie woll-
ten sich auf die Gentechnik einlassen und haben ver-
sucht, solche Produkte zu verkaufen. Das ist ihnen nicht
gelungen. Deshalb haben sie dies schnell wieder einge-
stellt.

Durch die Hintertür geht das nicht. Für den Verbrau-
cher muss klar sein, welche Produkte er kauft.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Das ist doch unstreitig!)


Mich wundert es, wie gesagt, dass die Namen aller Ver-
braucherschützer der CDU/CSU auf dem Antrag stehen.
Dass Ihr Name, Herr Heiderich, darauf steht, hat mich
natürlich nicht gewundert.

Es bleibt noch ein Punkt, der mich angesichts Ihrer
Forderungen etwas stutzig gemacht hat: die klare Unter-
stützung der Biotechbranche. Zunächst einmal ist das
wieder eine Mogelpackung. Nach Lesen des Antrages
stellt sich die klare politische Unterstützung der grünen
Gentechnikbranche bzw. von ein paar Saatgutherstellern
heraus, die sich darauf spezialisiert haben. Dies zu tun,
so meine ich, ist weder Sache einer Regierung noch Sa-
che des Parlamentes. Wenn wir die richtigen Rahmen-
bedingungen schaffen – wir sind gerade dabei –, dann
muss die Branche selber für Akzeptanz sorgen. Das ist
wohl der richtige Weg.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Aber Ihr Bundeskanzler hat das doch gefordert!)


Wenn Sie die Unterstützung so verstehen sollten
– auch das könnte man herauslesen –, dass die Regie-
rung zur Werbeagentur für diese Branche werden soll,


(Lachen des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


dann wäre das schon aus sachlichen Gründen ein Grund
genug, Ihren Antrag abzulehnen.

Ich hätte noch eine Redezeit von zwei Minuten. Ich
verzichte darauf, weil ich den vorliegenden Antrag von
vornherein für nicht beratungswürdig gehalten habe. Wir
müssen aber darüber beraten.

Ich danke für die Aufmerksamkeit und verschenke die
restlichen zwei Minuten meiner Redezeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Wunderbar!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504015900


Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 15/803 mit dem

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(C (D itel „Hürden für die Biotechnik abbauen“. Wer stimmt ür diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält ich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der Koalitionsraktionen bei Zustimmung von CDU/CSU und FDP abelehnt. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf: Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahre 2001 – Drucksache 15/230 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Auswärtiger Ausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat das ort für die Bundesregierung der Parlamentarische taatssekretär Gerd Andres. G Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der üstungsexportbericht 2001, den ich Ihnen hier kurz orstellen will, ist der dritte seiner Art. Mit ihm legt die undesregierung dem Deutschen Bundestag Rechen chaft über die Rüstungsexportpolitik des Jahres 2001 b. Diese Debatte findet vor dem Hintergrund des Kriees im Irak statt. Dies verleiht dem Rüstungsexportbeicht besondere Aktualität. Der neue Bericht zeigt, dass ie Bundesregierung im Jahre 2001 wieder eine verantortungsvolle Rüstungspolitik verfolgt hat, gerade auch it Blick auf Staaten in der Konfliktregion, deren Politik ur besonderen Sorge Anlass gibt. Bei aller Zurückhaltung sind jedoch gleichzeitig die ündnispolitischen Verpflichtungen unseres Landes zu erücksichtigen. Deutschland muss, insbesondere im ahmen von EU und NATO, als verlässlicher Kooperatinspartner für gemeinsame Rüstungsprojekte zur Verfüung stehen und übernommene Verpflichtungen in dieem Rahmen erfüllen. Diese Haltung, die Offenheit egenüber EU-, NATOund der NATO gleichgestellten ändern – dabei handelt es sich um Australien, Japan, euseeland und die Schweiz – einerseits und die Zu ückhaltung gegenüber sonstigen Ländern andererseits, rägt das mit dem Rüstungsexportbericht 2001 unterreitete Zahlenmaterial. Der Bericht soll die Exportkontrollpolitik der Bunesregierung transparent machen. Die Darstellung der echtlichen und politischen Entscheidungsgrundlagen ür die Rüstungspolitik steht dabei im Mittelpunkt. Diese arstellung wird durch tabellarisch aufbereitetes Parl. Staatssekretär Gerd Andres Zahlenmaterial sowohl zu erteilten Ausfuhrgehmigungen als auch zu tatsächlichen Ausfuhren ergänzt. Im Interesse der Transparenz ermöglicht der Bericht zudem einen Überblick über die Entwicklung der Genehmigungen und tatsächlichen Ausfuhren in den Jahren 1996 bis 2001. Das Bild wird, wie schon im Vorjahr, durch eine Strafverfolgungsstatistik, Abschnitte über an andere Länder geleistete militärische Ausrüstungshilfen sowie über neu abgeschlossene regierungsamtliche Kooperationen im Rüstungsgüterbereich mit deutscher Beteiligung ergänzt. Ein besonderes Kapitel des Rüstungsexportberichts ist der Genehmigungspolitik bei der Ausfuhr von Kleinwaffen gewidmet. Damit würdigt die Bundesregierung die herausgehobene Bedeutung der Kleinwaffenproblematik. Im Jahr 2001 hat zu diesem Thema eine große UN-Konferenz in New York stattgefunden, bei der wir uns zusammen mit unseren europäischen Partnern für eine stringente Exportpolitik bei dieser Waffenkategorie eingesetzt haben. Im Nachgang beteiligt sich Deutschland maßgeblich an verschiedenen internationalen Initiativen zu dieser Problematik. Diese Bemühungen werden auf der UN-Folgekonferenz im Juli 2003 in New York ihre Fortsetzung finden. Ich möchte nun kurz auf die Zahlen des Berichts eingehen. Mir ist natürlich bewusst, dass es nie ganz unproblematisch ist, mit Statistiken einen Nachweis führen zu wollen – vor knapp zwei Stunden haben wir hier eine Parlamentsdebatte zu anderen Fragen der Statistikführung gehabt –; das gilt insbesondere dann, wenn die Datenbasis schmal und daher anfällig für zufällige Schwankungen ist. Dies ist bei den Zahlen des Rüstungsexportsberichts der Fall. Sie zeigen allerdings – insoweit lässt sich in der Tat eine klare Aussage treffen –, dass der Anteil der Rüstungsexporte an den deutschen Gesamtausfuhren sehr gering – um nicht zu sagen: außerordentlich gering – ist. Das Zahlenwerk lässt aber darüber hinaus den restriktiven Ansatz unserer Exportkontrollpolitik erkennen. Bei den Kriegswaffen, also den Rüstungsgütern, die, grob gesprochen, als Waffen angesehen werden können, liegen statistische Daten für die tatsächlich erfolgten Ausfuhren vor. Der Anteil der tatsächlich erfolgten Ausfuhren lag im Jahr 2001 bei nur 0,06 Prozent. Er ist damit gegenüber dem Vorjahr erneut gesunken, und zwar um 0,11 Prozent. Der Gesamtwert aller ausgeführten Kriegswaffen betrug 718,4 Millionen DM. Da sich der Bericht auf das Jahr 2001 bezieht, spreche ich nicht von Euro, sondern von D-Mark. Auch dieser Wert ist gegenüber dem Vorjahr, also dem Jahr 2000, erneut zurückgegangen, und zwar um 46 Prozent. Bei den Genehmigungen für Ausfuhren liegen für alle Rüstungsgüter, also sowohl für Kriegswaffen als auch für alle sonstigen Rüstungsgüter, statistische Angaben vor. Im Berichtsjahr wurden Einzelausfuhrgenehmigungen im Wert von 7,209 Milliarden DM erteilt. Dieser Wert liegt deutlich über dem Wert des Vorjahres. Die Genehmigungswerte für die Ausfuhr in EU-, NATOund gleichgestellte Länder blieben dabei praktisch unverändert. f d l n a s d d g o m d r g A E f d d c s l u B R i r d h w i – r w E I w e n U n a a h (C (D Dagegen haben sich die Genehmigungswerte für Ausuhren in die anderen Länder, die so genannten Drittläner, mehr als verdoppelt. Dafür kann ich eine Erklärung iefern: Diese Steigerung beruht im Wesentlichen auf eier Genehmigung für die Lieferung von drei U-Booten n Südkorea. Auch hinter dieser Verdoppelung verbirgt ich also kein großartiger, schlimmer Tatbestand, sonern er ist damit einfach erklärt. Auch für Sammelausfuhrgenehmigungen ist ein eutlicher Anstieg zu verzeichnen. Diese Genehmigunen werden für Ausfuhren im Rahmen von Kooperatinsprojekten mit EUund NATO-Ländern erteilt. Sie eröglichen den vereinfachten Warenaustausch zwischen en Kooperationspartnern und stellen somit unter andeem ein wichtiges Instrument für die Entwicklung einer emeinsamen europäischen Rüstungsindustrie dar. Der nstieg beruht unter anderem auf den Fortschritten im urofighter-Programm, für das verstärkt auf Sammelaus uhrgenehmigungen zurückgegriffen wurde. Der Rüstungsexportbericht beschäftigt sich erneut mit en viel beachteten internationalen Vergleichsstatistiken, ie ein Länderranking vornehmen. Unsere Untersuhungen führen zu dem Ergebnis, dass bislang ein seriöer Vergleich der bedeutenden Exportländer nicht mögich ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Statistiken nterschiedliche Begrifflichkeiten verwenden und in der ewertung einzelner Ausfuhren sehr unterschiedlichen egeln folgen. Transparenz und Vergleichbarkeit setzen nsoweit eine gewisse internationale Harmonisierung voaus. Wir unterstützen entsprechende Bestrebungen, och sind greifbare Ergebnisse in diesem Zusammenang nur in kleinen Schritten zu erwarten. Bei aller somit gebotenen Vorsicht – – Frau Kollegin, enn Sie etwas leiser telefonieren könnten, dann müsste ch Ihr Gespräch nicht mithören. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie könnten auch ein bisschen engagierter vortragen! – Heiterkeit)

Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1504016000




(A) )


(B) )


(Abg. Ilse Falk [CDU/CSU] telefoniert)


Ich halte das für eine schwierige Materie. Eine schwie-
ige Materie muss man hier nicht echauffiert oder sonst
ie vortragen.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Er muss beim Lesen nachdenken!)


s geht vielmehr darum, die Fakten darzustellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


m Übrigen: Wenn die Kollegin Interesse hätte, dann
ürde sie zuhören und nicht telefonieren. Das ist ja auch

in Problem.

Bei aller somit gebotenen Vorsicht dürfte Deutschland
ach meiner Einschätzung aber um einiges hinter den
SA, Russland, Frankreich und wohl auch Großbritan-
ien liegen. Das schließt nicht aus, dass hier auch noch
ndere Länder zu nennen wären, deren Statistiken sich
ber einer vergleichenden Betrachtung gänzlich entzie-
en.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

(Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: Also etwa Nordkorea!)


– Stimmt, Herr Kollege Polenz.

Hauptempfänger deutscher Rüstungsgüter sind in al-
lererster Linie unsere EU- und NATO-Partner. Mehr als
80 Prozent des Gesamtwertes der erteilten Genehmigun-
gen entfallen auf Ausfuhren in EU-, NATO- und gleich-
gestellte Länder. Dies lässt zum einen die grundsätzlich
restriktive Genehmigungspolitik gegenüber den anderen
Ländern erkennen. Zum anderen wird dadurch aber auch
die Einbindung Deutschlands in partnerschaftliche Ko-
operationen deutlich, was sich insbesondere an dem ho-
hen Wert für Sammelausfuhrgenehmigungen ablesen
lässt.

Wie gesagt, die Berufung auf Statistiken ist nie ganz
unproblematisch. Der Rüstungsexportbericht, den ich Ih-
nen hier kurz vorgestellt habe, zeigt nach meiner Über-
zeugung aber durchaus, dass die Bundesregierung eine
überlegte und äußerst zurückhaltende Exportkontrollpo-
litik betrieben und damit die Vorgaben der von ihr ge-
schaffenen politischen Grundsätze erfüllt hat. Dass sie
damit auch ihre aus der Kooperation mit anderen Län-
dern erwachsenen Verpflichtungen zu berücksichtigen
hatte, habe ich bereits erwähnt.

Meine Damen und Herren, wir sind gut beraten, wenn
wir diese Politik auch in Zukunft mit Augenmaß fortset-
zen. Genau das werden wir auch tun.

Ich danke Ihnen herzlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504016100


Das Wort hat der Kollege Erich Fritz von der CDU/
CSU-Fraktion.


Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1504016200


Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-
gen! Herr Staatssekretär, Sie haben gerade die Begriffe
Aktualität und Transparenz benutzt. Aktuell ist dieser
Bericht nun wirklich nicht. Er war im Mai im Ministe-
rium fertig. Im Juni konnten wir die Zahlen von SIPRI
lesen; da war schon klar, dass Deutschland im Jahr 2001
mit Ausfuhren in Höhe von 675 Millionen US-Dollar der
fünftgrößte Rüstungsexporteur gewesen ist. Im Dezember
haben wir dann den Bericht der Bundesregierung bekom-
men. Seit dem 18. Dezember liegt er jetzt dem Bundestag
vor. Dieser Rüstungsexportbericht 2001 kommt also
schon sehr spät, noch später als die ersten beiden Be-
richte, die auch schon spät vorgelegt wurden. Woran
mag das gelegen haben? Der eigentliche Vorlagetermin
wäre zur Zeit der Bundestagswahl gewesen. Das passte
vielleicht nicht ganz gut. Rot-Grün konnte und wollte
den Wählern und Wählerinnen wahrscheinlich nicht so
einfach sagen, dass das, was sie zur Rüstungsexportpoli-
tik versprochen hatten, in ihrer Regierungszeit nicht um-
gesetzt wurde. Es wird weiter gemacht wie bisher, was ja
nichts anderes belegt, als dass auch in der Vergangenheit

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(C (D n diesem Bereich bereits eine sehr verantwortungsvolle nd restriktive Politik gemacht wurde. Dem Rüstungsexportbericht zufolge sind die Einzelenehmigungen von 5,6 Milliarden DM im Jahr 2000 uf 7,2 Milliarden DM im Jahr 2001 gestiegen. Die ammelausfuhrgenehmigungen sind von 3,7 Milliaren DM in 2000 auf 7,5 Milliarden DM in 2001 gestieen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der Exorte, die nach dem Außenwirtschaftsgesetz genehmigt erden müssen, damit um 29 Prozent. Sie haben zum erhältnis zwischen Genehmigungen und Ausfuhren etas gesagt, das wir gerne zugestehen wollen. Die deutschen Rüstungsexporte bewegen sich also eiter auf einem durchaus gewohnten Niveau. Deutsch and rangiert nach wie vor an fünfter Stelle nach den SA, Russland, Frankreich und Großbritannien. Ich will m Folgenden einmal versuchen, die Aussagen im Rüsungsexportbericht mit Ihren eigenen Ansprüchen zu ergleichen. Die Kriterien Menschenrechtsstatus, innergesellchaftliche Lage und regionale Sicherheit im Empfänerland haben im Jahr 2001 sicher keine ausreichende erücksichtigung gefunden. So hat es auch diesmal Lie erungen in die Türkei oder nach Israel gegeben. Die ürkei ist das fünftwichtigste Bestimmungsland bei er eilten Einzelgenehmigungen und achtgrößter Empfäner kommerzieller Ausfuhren von Kriegswaffen. Israel st der neuntgrößte Empfänger kommerzieller Ausfuhren on Kriegswaffen. Es wurden außerdem Ausfuhrlizenen für Kleinwaffen wie Sturmund Maschinengewehre, istolen und Munition erteilt, auch in offensichtliche risengebiete wie Bangladesch mit 129 Genehmigunen und Nepal mit neun Genehmigungen. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat den rot-grüen Versuch, der Öffentlichkeit mit der Verabschiedung er politischen Grundsätze für den Import von Kriegsaffen und sonstigen Rüstungsgütern weiszumachen, es äbe wenige exklusive Kriterien, ohnehin von Anfang n als eine sehr populistische Maßnahme angesehen. Es eht nämlich in jedem Einzelfall um eine Abwägung, ob s außenpolitisch sinnvoll ist, eine Genehmigung zu ereilen oder nicht. Darum kommt niemand herum, selbst enn er sich noch so schöne Kriterien gibt. Einen voll tändigen objektiven Entscheidungskatalog kann es emnach nicht geben. Wie inkonsequent die Politik von ot-Grün ist und wie weit Anspruch und Wirklichkeit useinander liegen, zeigen die genannten Lieferungen. Ein weiteres Beispiel ist Taiwan. Das Exportverbot, o können wir Pressemitteilungen vom 29. Januar 2003 ntnehmen, ist nicht so restriktiv, wie es die Bundesreierung vorgibt. Während die Bundesregierung den unsch des Kieler U-Boot-Herstellers HDW und seines S-Partners nach Lieferung von U-Booten bzw. U-Bootntrieben nach Taiwan abgelehnt und dabei auf ihre in-China-Politik verwiesen hat, – die wir teilen –, ist ur gleichen Zeit die Zahl der Genehmigungen für die ieferung von Rüstungsgütern von 17 Genehmigungen n 2000 auf 34 Genehmigungen in 2001 angestiegen. ohlgemerkt: Es mag gute Gründe für diese Genehmi ungen geben und wir wollen sie gar nicht kritisieren. Es Erich G. Fritz geht nur darum, dass immer bestimmte Ansprüche erhoben und hehre Ziele formuliert werden, die in der Praxis oft nicht so eingehalten werden, wie Sie es den Menschen weismachen wollen. Bei den Entwicklungsländern – auch dieser Frage muss man nachgehen – stimmt tatsächlich das, was der Staatssekretär vorgetragen hat. Die meisten Exporte gehen zwar in NATO-Staaten und NATO-vergleichbare Staaten, in Industrieländer und an osteuropäische Übergangsstaaten; aber immerhin gibt es auch Kriegswaffenlieferungen im Wert von 3,9 Millionen DM – zugegebenermaßen keine bedeutende Größenordnung – in Entwicklungsländer. Zu diesen Ländern gehören Südafrika, Tansania, Thailand oder Ecuador, bei denen eine Lieferung nicht ganz unproblematisch ist. Im Übrigen ist in der Zukunft mit einem Anstieg von Kriegswaffenexporten in Drittländer zu rechnen. Es sind nämlich bereits Verträge abgeschlossen worden, die bisher nur keinen Niederschlag im Rüstungsexportbericht gefunden haben. Diese Exporte beschränken sich aber – Gott sei Dank – auf den Marinebereich, sodass sich Befürchtungen, die man unter entwicklungspolitischen Gesichtspunkten anführen kann, nicht stellen. Als Empfängerländer sind Südafrika und Malaysia zu nennen. Zur Frage der Transparenz. Im Rüstungsexportbericht bleibt nach wie vor vieles im Dunklen. Der Bericht schlüsselt zwar genehmigte Listenpositionen sowie Anzahl und Gesamtwert der Genehmigungen nach Empfängerländern auf – das ist Anlage 5 –, aber eine weitere Aufschlüsselung innerhalb der Listenpositionen erfolgt nur teilweise. Unzureichend sind auch die Informationen hinsichtlich der genauen Beschreibung und der Stückzahl der genehmigten und tatsächlich gelieferten Güter sowie hinsichtlich des Endverbleibs. Angesichts dessen, dass die Kollegen von den Grünen und der SPD vor der Bundestagswahl dazu gesagt haben, man wolle das sehr verfeinern und verbessern – ich denke nur an die Äußerungen von Herrn Wend, im Wirtschaftsausschuss –, muss ich feststellen: Nichts ist in dieser Hinsicht passiert. Damit es in dieser Frage kein Missverständniss gibt, möchte ich betonen: Das sind keine Forderungen, die die CDU/CSU-Fraktion erhoben hat. Es sind vielmehr Ihre eigenen Kriterien, an denen ich Sie messe. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Herr Fritz ist links von uns!)





(A) )


(B) )


Wir sind der Meinung, dass wir in der Rüstungsex-
portkontrollpolitik vor allen Dingen gegenüber der Öf-
fentlichkeit klarstellen müssen: Es ist ein Politikbereich,
in dem sich Außenpolitik, nationale Interessen und
Bündnisinteressen mit wirtschaftlichen Interessen ver-
binden, die wirtschaftlichen Interessen aber nicht im
Vordergrund stehen dürfen. Aber vom Umsatz her, der in
diesem Bereich erzielt wird, und dessen Bedeutung für
die Außenwirtschaft kann wirklich niemand behaupten,
dass wir darauf abstellen würden. Sie aber stellen immer
eine überhöhte Moral auf, der Sie regelmäßig nicht ge-
recht werden. Das ist kein guter Weg, weil Sie auf diese
Weise falsche Signale geben.

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(C (D Wir fordern – Herr Staatssekretär, das ist die Antwort uf Ihre Frage – eine gemeinsame europäische Rüsungspolitik. Das tun wir nicht erst seit heute. Ich finde s schön, dass sich die Bundesregierung in dieser Woche urch mehrere Äußerungen dazu bekannt hat, unter den euen sicherheitspolitischen Bedingungen einiges von em zu tun, was sie bisher versäumt hat. Ich halte es uch für sinnvoll, über die Einrichtung einer europäschen Rüstungsagentur nachzudenken. Das halte ich für inen sinnvollen Ansatz, der im Übrigen von der CDU/ SU-Fraktion – ich nenne nur Karl Lamers; aber auch ndere haben daran mitgewirkt – entwickelt worden ist. ir brauchen über die Dual-Use-Verordnung hinaus eine emeinsame europäische Exportregelung. Die bisherien Selbstverpflichtungen reichen nicht aus. Wir brauhen eine einheitliche Struktur bei der europäischen üstungsindustrie. Denn wir müssen feststellen, dass es n einigen Ländern – Deutschland gehört nicht dazu –, ntsprechend der ursprünglichen Ausrichtung der Rüsungswirtschaft, noch immer Überkapazitäten gibt und ass dies nach wie vor zu einem Exportdruck führt. iese müssen wir gemeinsam abbauen. Wir müssen die edürfnisse auf das ausrichten, was im Bündnis und was ür eine Gemeinsame Außenund Sicherheitspolitik und ine europäische Verteidigungspolitik nötig ist. Um das alles müssen wir uns ernsthaft bemühen; enn es geht auch darum, ob man entscheidenden politichen Einfluss behält. Ich denke zum Beispiel an die usstattung der neuen NATO-Mitglieder. Wir haben uns war sehr für deren Mitgliedschaft eingesetzt, haben es ber nicht geschafft, dass der Auftrag für die Moderniierung der polnischen Luftwaffe an die EADS geht. r ist an Lockheed Martin gegangen. Dabei kommt die rage auf, ob wir nicht aus künstlicher Zurückhaltung eraus Chancen versäumen, die nicht nur wirtschaftliche öglichkeiten eröffnet hätten, sondern auch politische influssnahme und Gestaltung möglich gemacht hätten. Zusammenfassend möchte ich sagen: Es müsste doch öglich sein, wenn Nichtregierungsorganisationen das chaffen, dass auch eine Regierung in der Lage ist, den undestag zeitnah über die Exportpolitik zu informieren. ch hoffe, dass die nächsten beiden Berichte nicht erst in ineinhalb Jahren folgen, sondern in wenigen Monaten. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504016300


Das Wort hat jetzt der Kollege Winfried Nachtwei
om Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504016400


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
lle empfinden sicher Freude und Erleichterung über den
ollaps des Saddam-Hussein-Regimes und über das
nde der Kämpfe um Bagdad. Angesichts der vielen
ausenden Verletzten und Toten, die diese Invasion ge-
ostet hat, und angesichts der vielen frühen Fehler, die
um Wachsen dieses Regimes und zur Katastrophe die-






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
ses Krieges beigetragen haben, ist die Freude für viele
aber durch Zorn getrübt.

Der Angriff auf den Irak wurde mit seiner Kriegspoli-
tik und seinem Streben nach Massenvernichtungswaffen
begründet. Doch woher hatte der Irak diese Fähigkeiten?
Der Irak konnte seine zerstörerischen Fähigkeiten nur
aufbauen, weil ihm in den 80er-Jahren Staaten in Ost
und West, von der Sowjetunion über die USA und
Frankreich bis zur Bundesrepublik, entscheidend dabei
halfen. Wenn wir Krisen- und Kriegsvorbeugung heute
ernst nehmen, müssen wir auch eine restriktive Rüs-
tungsexportpolitik betreiben. Das ist kein Moralismus,
sondern ein weitsichtiger Realismus.


(Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Angesichts der engen europäischen und transatlanti-
schen Verflechtungen wird die internationale Exportkon-
trolle immer wichtiger. Sie von der Opposition drängeln
immer wieder – heute haben Sie das natürlich nicht ge-
tan –, wir müssten die Regeln für die deutschen Rüs-
tungsexporte lockern, um kooperationsfähig zu sein. Das
führt in die falsche Richtung.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Wo machen wir das denn? Das ist völlig falsch! Das können Sie nicht belegen!)


In einem größeren und zusammenwachsenden Europa
brauchen wir eine europäische Rüstungsexportpolitik,
die sich am Anspruch der gemeinsamen Außen- und Si-
cherheitspolitik, der Kriegsverhütung, orientiert.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504016500


Herr Kollege Nachtwei, erlauben Sie eine Zwischen-
frage des Kollegen Polenz?


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504016600


Er ist doch gleich an der Reihe, seine Rede zu halten.
In die kann er alles, was er sagen möchte, hineinpacken.


(Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: Dann mache ich eine Kurzintervention! Das dauert länger! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: So viel zur Wahrheit!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504016700


Es wird keine Zwischenfrage zugelassen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504016800


Wie die so genannten Denial-Konsultationen zeigen,
gibt es durchaus Staaten, die mit bestimmten Exportge-
nehmigungen noch zurückhaltender als die Bundesrepu-
blik umgehen. Mit den überarbeiteten politischen Grund-
sätzen haben wir einen guten Rahmen für die
Rüstungsexporte geschaffen.

Als Parlamentarier nehmen wir zur Kenntnis, dass
sich das Export- und Genehmigungsvolumen im Be-
richtszeitraum in der bisherigen Bandbreite bewegt. Bei
der tatsächlichen Ausfuhr von Kriegswaffen haben wir

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(C (D inen erfreulichen Tiefstand erreicht; sie liegt so tief wie eit vielen Jahren nicht mehr. 93 Prozent der tatsächlihen Ausfuhr von Kriegswaffen gehen in NATOund U-Staaten. Bei den Genehmigungen zur Ausfuhr von üstungsgütern insgesamt gab es einen Anstieg um insesamt 29 Prozent. Der Grund, die Lieferung von drei -Booten an Südkorea, ist vorhin genannt worden. Im Jahre 2001 machte die Ausfuhr von Rüstungsgüern 0,06 Prozent des deutschen Gesamtexportes aus. aut einer Statistik des Londoner Instituts für Strategiche Studien hatte Deutschland im Jahre 2000 einen arktanteil von 2 Prozent an den internationalen Waf enlieferungen. Das sind Belege dafür, dass die Bundesepublik eine im internationalen Vergleich restriktive üstungsexportpolitik betreibt. n Teilbereichen – in etlichen Empfängerländern und vor llem im Bereich der Kleinwaffen – tun sich aber nichtsestoweniger Probleme auf: Zum Beispiel wurden in der Kohl-Ära Lizenzen für leinwaffenproduktionen, die nicht mehr rückholbar ind, grob fahrlässig nach Saudi-Arabien vergeben. ieraus ergeben sich deutliche Konsequenzen für künf ige Lizenzvergaben. Für mich ist es nicht nachvollziehar, dass es aktuell Lieferungen von kleinen Waffen und leinen Kriegswaffen an dieses saudi-arabische System ibt. (Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: Herr Fischer hat zugestimmt!)


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Wie schon immer!)


Ein anderes Beispiel sind die Kleinwaffen. Es ist aus-
esprochen zu begrüßen, dass die Bundesregierung
00 000 ausgemusterte G-3-Gewehre der Bundeswehr in
en nächsten Jahren zerstören wird. Beunruhigend ist
ber der deutliche Anstieg der Exporte von Kleinwaffen.
s wirkt für mich auch nicht beruhigend, dass ein erheb-

icher Teil der Handfeuerwaffen in die USA, die Heimat
on Michael Moore, geht.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Eine restriktive und transparente Rüstungsexportpoli-
ik braucht einen wirksamen Rechtsrahmen. Heute ist es
o, dass im Außenwirtschaftsgesetz und im Kriegswaf-
enkontrollgesetz unterschiedliche Genehmigungsstan-
ards stehen. Die Ausfuhr von Kriegswaffen ist verbo-

en, es sei denn, es gibt dafür eine ausdrückliche
enehmigung. Nach dem Außenwirtschaftsgesetz ist die
usfuhr von Rüstungsgütern, die nicht als Kriegswaffen
efiniert sind, jedoch grundsätzlich zu genehmigen. Die
undesregierung muss häufig vor Gericht nachweisen,
ass der beantragte Export zu einer konkreten Störung
es Zusammenlebens der Völker führt oder die auswärti-
en Beziehungen erheblich stört. Diese Praxis ist unserer
uffassung nach untragbar. Die Freiheit des Handels
arf nicht für Rüstungsgüter gelten. Wir brauchen eine
egelung, wonach jegliche Ausfuhr von Rüstungsgütern
iner Genehmigung bedarf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
Lassen Sie mich zum Schluss noch auf das bisher vor-
liegende Format der deutschen Rüstungsexportberichte
eingehen. Hier hat sich in den vergangenen Jahren si-
cherlich einiges verbessert. Aus bündnisgrüner Sicht ist
der Informationsgehalt des Berichts jedoch immer noch
verbesserungsfähig. Unser Ziel ist es, dass sich der deut-
sche Exportbericht mindestens an den jeweils transpa-
rentesten Beispielen anderer EU- oder NATO-Partnern
anlehnt.

Vor dem Hintergrund der Weiterverbreitung von Mas-
senvernichtungswaffen wird es zunehmend wichtiger,
dass künftige Rüstungsexportberichte verstärkt auf den
Bereich von Dual-Use-Exporten eingehen. Restriktive
Rüstungsexportkontrolle, vertragsgestützte Abrüstungs-
und Rüstungskontrolle sowie Nichtverbreitung sind zen-
trale Elemente einer vorbeugenden und gemeinsamen
Sicherheitspolitik. Sie angesichts des abschreckenden
Beispiels des Irakkriegs zu stärken ist das Gebot der
Stunde.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504016900


Das Wort hat der Kollege Harald Leibrecht von der
FDP-Fraktion.


Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1504017000


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren!

Im internationalen Rüstungshandel der 90er-Jahre
... spielen Deutschland und die deutsche Industrie
nur eine marginale Rolle ... Anders als die öffentli-
che Diskussion oft nahe legt, gilt dies insbesondere
für den Export konventioneller Waffensysteme in
Entwicklungsländer.

Zu diesem Ergebnis kam die Stiftung Wissenschaft und
Politik im Juni 2001. Diese Aussage hat natürlich unver-
ändert Gültigkeit. Das wird seitens der FDP ausdrück-
lich begrüßt.


(Beifall bei der FDP)


Wir waren und sind der Auffassung, dass Rüstungsex-
porte weltweit reduziert und Rüstungsexportkontrollen
auf regionaler und internationaler Ebene konsequent
ausgebaut werden müssen.

Wir reden heute über den Rüstungsexportbericht
2001. Herr Andres, besonders aktuell ist er nicht; das ha-
ben wir schon gehört. Die gerade zitierte Aussage der
Stiftung Wissenschaft und Politik bezog sich auf die
90er-Jahre, also auf die Zeit, als Deutschland noch von
CDU/CSU und der FDP regiert wurde. Wir alle können
uns noch sehr gut daran erinnern, wie es damals vonsei-
ten der SPD und der Grünen massive Kritik ob der ex-
tensiven Rüstungsexportbewilligungen der Bundesregie-
rung gab.

Was hat sich seither geändert?

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(C (D (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einiges!)


ibt es unter Rot-Grün weniger Rüstungsexporte? Es hat
ich zwar etwas geändert, aber es gibt nicht weniger
üstungsexporte. Geändert hat sich vor allem, dass die
üstungsexportpolitik von Rot-Grün inkonsequent ist.
adurch kommt es immer wieder zu größeren außenpo-

itischen Irritationen.

Man könnte bei der Rüstungsexportpolitik der Bun-
esregierung durchaus den Eindruck bekommen, dass
ei Kaufanfragen seitens der NATO-Partner ein beson-
ers strenger Maßstab angelegt wird. Ich erinnere nur an
ie türkische Anfrage zum Kampfpanzer Leopard 2, die
ach langem Hin und Her letztendlich zur Ablehnung
urch die Bundesregierung führte. Demgegenüber er-
ielt die Republik Korea Rüstungsgüter in Milliarden-
öhe. Ich möchte hier nur am Rande anmerken, dass die
ürkei damals mit Nebelwurfkörpern und anderen
leinteilen abgespeist wurde. Ich glaube, das sagt viel
ber das Verständnis dieser Regierung von NATO-Part-
erschaft aus.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])


In diesem Zusammenhang kann auch die obskure Art
nd Weise der Lieferung der „Patriot“-Raketen, die auf
em Weg nach Israel einen Umweg über Holland ma-
hen mussten, nicht mehr verwundern.

Rüstungsexporte werden auf absehbare Zeit weiter
tattfinden. Das ist uns klar; davon bin ich überzeugt.
ber natürlich bin ich darüber nicht erfreut.

Deutschland muss und wird auf diesem Pfad unverän-
ert eine marginale Rolle spielen. Das ist aber beileibe
ein rot-grünes Verdienst. Wäre diese Bundesregierung
erantwortungsbewusst, hätte sie längst eine engere Zu-
ammenarbeit mit allen EU-Partnern auf den Gebieten
er Rüstungsentwicklung, der Rüstungsproduktion,
eim Rüstungsexport, bei der Rüstungskontrolle wie
uch bei der Abrüstung angestrebt.

Herr Andres, Sie haben vorhin zu Recht bemängelt,
ass es viel zu wenig Zusammenarbeit und gemeinsam
ormulierte Kriterien gibt.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Das war Selbstkritik!)


ber Sie stellen schließlich die Regierung. Sie können
nsofern Abhilfe schaffen und das Thema mit Ihren Kol-
egen in anderen EU-Staaten erörtern.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])


Rüstung muss in ihrer Gesamtheit gesehen werden
tatt in einzelnen Teilen. Ich glaube, dass auch Deutsch-
and hierbei zu Kompromissen bereit sein muss. Als

itglied der EU muss Deutschland eine europäische
üstungsindustrie anstreben und als Grundlage hierfür

inheitliche europäische Kriterien für den Rüstungsex-
ort schaffen. Es reicht nicht, wenn die Regierung beim
hema Rüstungsexport den Mund voll nimmt, aber nicht
ntsprechend handelt.






(A) )



(B) )


Harald Leibrecht
Die Bundesregierung muss sich auch den Vorwurf der
„taz“ gefallen lassen, die am 4. Februar feststellte: „Der
deutsche Rüstungsexport boomt weiter.“ Diese Aussage
wie auch der Bericht, dessen Lektüre ich empfehle, ma-
chen deutlich, wie sehr die Wähler in diesem Bereich
von der rot-grünen Regierung enttäuscht sind.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504017100


Das Wort hat jetzt der Kollege Johannes Pflug von der
SPD-Fraktion.


Johannes Pflug (SPD):
Rede ID: ID1504017200


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich hatte ursprünglich geglaubt, der vorliegende
Bericht sei ziemlich unstrittig. Ich habe mich aber eines
Besseren belehren lassen müssen. Der Kollege Fritz hat
angemahnt, dass dieser Bericht zu spät kommt.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Aber sicher!)


Zugegeben, Herr Kollege Fritz, er kommt relativ spät.
Aber ich habe mich bei dieser Gelegenheit gefragt, wann
wir wohl den ersten Bericht der Regierung Kohl zu ihren
Rüstungsmaßnahmen vorgelegt bekommen. Darauf war-
ten wir bis heute.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Das musste jetzt kommen!)


Im Übrigen diskutieren wir die Berichte – derzeit liegt
uns der dritte Bericht vor – nur deshalb, weil wir damals
aufgrund des Antrags der Türkei auf Panzerlieferung die
Konsequenzen gezogen haben, dass dafür politische
Grundsätze formuliert werden müssen. Das haben wir
auch getan.


(Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Die gab es vorher auch schon! – Gegenruf des Abg. Gernot Erler [SPD]: Aber die waren 20 Jahre alt!)


– Aber sie sind dann, wie ich meine, durchaus vernünftig
überarbeitet worden. Herr Kollege Fritz, auch Sie hätten
1992, als Ihre Regierung Panzer nach Saudi-Arabien ge-
liefert hat, einen guten Anlass gehabt, die Grundsätze zu
überarbeiten. Es hätte sich sicherlich eine spannende
Diskussion ergeben, wenn uns daraufhin ein Rüstungs-
bericht vorgelegt worden wäre.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es wäre gut, wenn er uns jetzt noch nachgeliefert würde.
Ich kann Ihnen für die Koalition versichern, dass wir so-
gar noch heute, nach elf Jahren, über diesen Bericht dis-
kutieren würden.


(Ruprecht Polenz [CDU/CSU]: Nein! – Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Trotzdem ist das ein Geschichtsbuch, das jetzt vorgelegt wird!)


Man muss das schon richtig würdigen. Auch dass der
Kollege Leibrecht von der FDP plötzlich die „taz“ zi-

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(C (D iert, halte ich für durchaus bemerkenswert. Man geinnt den Eindruck, dass damit versucht wird, bei einer nstrittigen Materie noch irgendetwas zu finden, an dem an herummäkeln kann. Aus unserer Sicht – das möchte ich betonen – hat die undesregierung mit der Verabschiedung der politi chen Grundsätze für den Export von Kriegswaffen nd sonstigen Rüstungsgütern für eine erhebliche Veresserung der Transparenz in der Rüstungspolitik georgt. Die Entscheidungen über Rüstungsexportvorhaben erden durchaus unter außen-, sicherheitsund bündnisolitischen Interessen unter Beachtung der Menschenechte gewürdigt, Herr Kollege Fritz. Ihre Bemerkung, ass Ihre Ausführungen keine Forderung der Unionsraktion darstellen, habe ich zunächst nicht verstanden. ch war völlig verwirrt und habe zunächst geglaubt, Ihr edebeitrag entspreche der Politik der CDU/CSU. Sie aben das aber richtig gestellt; Sie haben sich gewisseraßen als neutraler Beobachter geäußert. Nehmen Sie itte zur Kenntnis, dass es sich um einen Abwägungsorgang zwischen den von mir genannten verschiedenen elangen – der Außenund Sicherheitspolitik und den ündnispolitischen Interessen unter Beachtung der Menchenrechte wie auch der ökonomischen Interessen – andelt. Die Forderung, auch die ökonomischen Interesen zu beachten, ist Ihnen sicherlich nicht fremd. Mit Ausfuhrvorhaben, die im Hinblick auf das Empängerland oder das Rüstungsgut von besonderer Bedeuung sind, wird der Bundessicherheitsrat befasst. Zuätzlich zu den bisher in diesem Gremium vertretenen essorts nimmt nun auch – das ist ebenfalls neu – das undesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit nd Entwicklung teil, um besonderen entwicklungspoliischen Aspekten Rechnung zu tragen. Die Bundesregierung hat mit den neuen Richtlinien ine optimale Balance bei diesem sicherlich nicht einfahen Thema gefunden. Mit den neuen Richtlinien ist es ach unserer Meinung gelungen, das Verfahren bei den üstungsexporten an zusätzliche politische Kriterien anupassen und dabei gleichzeitig die Wettbewerbsfähigeit der deutschen Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Mehr ransparenz und klare Kriterien sind kein Nachteil, sonern ein guter Vertrauensschutz für die deutsche Wirtchaft, auch hinsichtlich der Kooperationsfähigkeit der eutschen Unternehmen in einer doch stark zusammenachsenden internationalen Rüstungswirtschaft. (Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Das ist ein eigenes Kapitel!)


(Beifall bei der SPD)


ntgegen der in solchen Debatten immer wieder vorge-
agenen Kritik – gerade vonseiten der Opposition – ha-
en sich die Richtlinien nach unserer Auffassung durch-
us bewährt.

Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass der
tzte Bericht in der Folge der Aussprachen in den zu-

tändigen Ausschüssen verbessert wurde. Zusätzliche In-
ormationen wurden damals aufgenommen. So wird zum






(A) )



(B) )


Johannes Pflug
Beispiel über eine Strafverfolgungsstatistik, über militä-
rische Ausrüstungshilfen, die andere Länder erhielten,
sowie über neu abgeschlossene regierungsamtliche Ko-
operationen im Rüstungsbereich mit deutscher Beteili-
gung berichtet. Ebenfalls neu ist im Rüstungsexportbe-
richt ein Kapitel über die Genehmigungspolitik bei der
Ausfuhr von Kleinwaffen.

Ich will Ihnen ersparen, die Zahlen noch einmal auf-
zulisten. Der Staatssekretär hat das gemacht. Ich halte
fest, dass aus unserer Sicht gerade die neuen Kriterien
beachtet worden sind und dieses auch für das Parlament
ein wesentlicher Fortschritt ist.

Der Rüstungsexportbericht belegt, dass die Bundesre-
gierung entsprechend ihrem Bekenntnis in ihren politi-
schen Grundsätzen eine restriktive Exportkontrollpolitik
betrieben hat. Herr Andres hat darauf aufmerksam ge-
macht. Sie verfolgt gleichzeitig eine Politik, die dem Ge-
danken der Kooperation, insbesondere mit unseren euro-
päischen Nachbarn, Rechnung trägt. Deshalb findet
diese Politik auch unsere volle Zustimmung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504017300


Das Wort hat jetzt der Kollege Ruprecht Polenz von
der CDU/CSU-Fraktion.


Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1504017400


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie
mich zwei kurze Vorbemerkungen machen. Herr Kollege
Pflug, ich teile Ihre Leidenschaft für rückwärts gewandte
Debatten nicht. Wir sollten uns doch einig sein, dass wir
gemeinsam den Wunsch haben, über die nächsten Be-
richte zeitnäher zu diskutieren. Das sollte machbar sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Das ist keine unzumutbare Forderung! – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay!)


Die zweite Vorbemerkung: Ich würde gerne sehen,
dass ein Wunsch der Kirchen bei der Erstellung der
künftigen Berichte aufgegriffen wird. Die haben vorge-
schlagen, dass bei Rüstungsexporten außerhalb der
NATO in dem Bericht die zugrunde liegenden außen-
und sicherheitspolitischen Gesichtspunkte erläutert wer-
den sollten. Das wäre auch ein Beitrag zu etwas mehr
Transparenz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


Der Bericht hat ja eine recht gemischte Presse bekom-
men. Man musste bis Dezember zurückgehen, um sich
das Presseecho anzuschauen. Der „Stern“ hat geschrie-
ben: „Die rot-grüne Bundesregierung von Kanzler
Gerhard Schröder hat im Jahr 2001 den Waffenexport
spürbar erleichtert.“ Das „Handelsblatt“ hatte die
Schlagzeile: „Rot-Grün auf Zickzackkurs – 34 Rüs-
tungsexporte nach Taiwan.“ Die „Frankfurter Rund-
schau“ hat geschrieben: „Weniger Kriegswaffen expor-
tiert.“

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(C (D (Gernot Erler [SPD]: Was lesen Sie, Herr Kollege! Ich bin erstaunt!)


Die Schlagzeilen spiegeln die Wirklichkeit. Die Rüs-
ungsexportpolitik der Bundesregierung ist keineswegs
o klar und stringent, wie es die Vorredner hier gern dar-
estellt hätten.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Das war eine massive Kritik! – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss sich nur etwas Mühe beim Lesen des Berichts geben!)


Ich meine auch, dass wir jetzt nicht künstlich Unter-
chiede herbeireden sollten, die es in der Sache nicht
ibt. Deshalb will ich doch festhalten: Wir haben eine
reite Übereinstimmung im Bundestag, dass Deutsch-
and eine restriktive Rüstungsexportpolitik betreiben
oll.


(Beifall des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])


Die vorhin nicht zugelassene Zwischenfrage, Herr
ollege Nachtwei, wäre gewesen, dass Sie bitte eine
uelle für Forderungen der Union hätten benennen sol-

en, die Restriktionen zu lockern. Die hätten Sie wahr-
cheinlich nicht benennen können,


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einige Kollegen im Verteidigungsausschuss!)


enn dem Rüstungsexportbericht liegt der Verhaltens-
odex der Europäischen Union zur Waffenausfuhr
ugrunde. Dieser Kodex stammt vom 8. Juni 1998 und
urde von der damaligen CDU/CSU-geführten Bundes-

egierung maßgeblich mit herbeigeführt. Der europäi-
che Code of Conduct ist dann durch die politischen
rundsätze ergänzt worden, auf die Sie von der Regie-

ungsseite alle so stolz sind. Unklar bleibt allerdings
uch bei der Lektüre des Berichts, ob sich für die Geneh-
igungspraxis aus diesen politischen Grundsätzen ir-

endetwas konkret ergeben hat, was sich nicht auch aus
em europäischen Verhaltenskodex sowieso ergeben
ätte. Es gibt dazu im Bericht keine Angaben.

Nur an einer Stelle wird auf die besondere Bedeutung
es Punktes III.7 der Grundsätze hingewiesen. Nach
em 11. September sei deutlich geworden, dass bei Ex-
ortentscheidungen auch berücksichtigt werden müsse,
b das Empfängerland bisher den Terrorismus oder die
nternationale Kriminalität unterstützt habe. Wenn dem
o sei, dürfe in solche Länder nicht exportiert werden.
ch bin ziemlich sicher, dass das auch die europäischen
erhaltenskodizes nicht erlauben.


(Gernot Erler [SPD]: Die sind bloß nicht verbindlich, Herr Kollege!)


Falls die politischen Grundsätze der Bundesregierung
atsächlich etwas anderes bewirken würden, als der euro-
äische Verhaltenskodex sowieso vorschreibt, dann
önnte es – damit möchte ich mich jetzt auseinander set-
en – Probleme mit dem Ziel geben, die Rüstungspolitik
er Europäer stärker als bisher zu koordinieren. Dieses
iel ist sinnvoll; denn die Leistungs- und Wettbewerbs-






(A) )



(B) )


Ruprecht Polenz
fähigkeit der europäischen Rüstungsindustrie lässt sich
nur so erhalten und verbessern. Wir brauchen mehr Ko-
operation, Zusammenschlüsse und Fusionen innerhalb
der europäischen Rüstungsindustrie. Das bedeutet,
dass die Konzerne umgebaut werden müssen. Bisher hat
man in Projekten gedacht und die Aufgaben auf Firmen
in verschiedenen Ländern verteilt.

In Zukunft wird man innerhalb der länderübergreifen-
den Konzerne Strukturen verändern und Kompetenzzen-
tren schaffen, in denen bestimmte Fähigkeiten – zum
Beispiel die Mikroelektronik oder die Stealth-Technik –
gebündelt werden. Die Zulieferung erfolgt dann inner-
halb europäischer Firmen und nicht mehr zwischen euro-
päischen Ländern. Es wird nur der Firmenstandort – da-
rauf kommt es mir an – diese Umstrukturierung
überleben, der zulieferfähig ist. In Zukunft wird es also
konzerninterne Zulieferungen von Rüstungsgütern nach
Großbritannien, Spanien oder Frankreich geben. Die
Entscheidung über eine eventuelle Ausfuhr in Drittlän-
der wird dann in diesen Ländern getroffen, und zwar im
Rahmen des europäischen Code of Conduct und nicht
nach den politischen Grundsätzen der Bundesregierung.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist das, was die nicht kapieren!)


Eine europäische Verteidigungsunion und ein europäi-
scher Beschaffungsmarkt sind nur machbar, wenn ein
Teil der nationalen Souveränität im Vertrauen auf gleich
gerichtete Interessen innerhalb Europas aufgegeben wird
und wenn es einen europäischen Binnenmarkt für Rüs-
tungsgüter gibt. Daran wird kein Weg vorbeigehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nur dieser Weg wird dazu führen, dass Europa für seine
Verteidigung auch die Basis einer leistungsfähigen
Rüstungsindustrie erhalten kann, dass wir in Europa
schrittweise unnötige Doppel- und Dreifachstrukturen
im Verteidigungsbereich zugunsten gemeinsamer Ein-
richtungen aufgeben können, dass angesichts knapper
Kassen die Haushalte entlastet werden können und dass
der europäische Pfeiler innerhalb der NATO tragfähiger
und belastbarer gestaltet werden kann. Das bedeutet aber
für die Rüstungsindustrie und die Rüstungsexportpolitik
den Verzicht auf einen deutschen Sonderweg innerhalb
Europas.

Wir brauchen – damit komme ich zum letzten Punkt –
auch mehr Stetigkeit in der Rüstungsexportpolitik
nach dem Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen. Wenn
die Ausfuhr von Rüstungsgütern in ein Drittland geneh-
migt worden ist, dann müssen damit grundsätzlich auch
die späteren Lieferungen von Ersatzteilen und notwendi-
gem Zubehör genehmigt werden. Denn welche Folgen
hat es, wenn das anders gehandhabt wird, weil zum Bei-
spiel das Bestimmungsland Jahre später auf einmal zu
einer Krisenregion gehört? Gerade das ist ja der Fall, für
den das betreffende Land mit der Waffenbeschaffung
vorsorgen wollte. Wenn dann die Ersatzteile nicht gelie-
fert werden können, dann wird sich künftig nicht nur das
betreffende Land andere Lieferanten suchen. Das wird
sich auch bei anderen Interessenten herumsprechen, die

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(C (D ich dann dreimal überlegen werden, ob sie ein solches isiko eingehen oder von vornherein auf eine Bestellung erzichten. Das sind Zielkonflikte, um die Sie sich nicht herumogeln können nach dem Motto, Herr Staatssekretär: er Rüstungsexportbericht ist für die Grünen und im erteidigungsausschuss kümmern wir uns um eine euroäische Rüstungsagentur und nicht mehr um das, was ir Herrn Nachtwei und seinen Kollegen versprochen aben. Zu der Forderung nach mehr Stetigkeit gehört auch, ass nicht nur die Entscheidungen selbst nach sachlichen ründen getroffen werden müssen. Auch die Entscheiungsverfahren dürfen nicht durch sachwidrige Erwäungen bestimmt werden. So ist der Termin einer Bunestagswahl kein sachlich erhebliches Kriterium für üstungsexporte; schon gar nicht darf der Termin eines rünen Parteitages irgendwelchen Einfluss auf den Zeitunkt der Entscheidung über Rüstungsexporte haben. Es ibt aber immer wieder Klagen darüber – dies spricht ich herum –, dass signalisiert werde, der Antrag könne rst nach einem grünen Parteitag positiv beschieden weren. Ich fasse zusammen, meine Damen und Herren: Es esteht bei uns allen eine grundsätzliche Übereinstimung darin, dass Deutschland weiterhin eine restriktive üstungsexportpolitik betreiben muss. Dabei können wir ber keinen Sonderweg in Europa einschlagen, wenn wir uf dem Weg zu einer europäischen Rüstungsindustrie eiter vorankommen wollen. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/230 an die in der Tagesordnung aufge ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Verordnungsfähigkeit von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung – Drucksache 15/800 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat der Kollege Horst Schmidbauer von der SPD-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Sehen Sie es mir bitte nach, dass wir am heutigen Tag eine gewisse Genugtuung empfinden. Wir haben über viele Jahre Hindernisse ausgeräumt und Steine beseitigt, die den Weg zu einer Positivliste auch in Deutschland verbauten. Wir sind sicher, dass am heutigen Tage auch in Deutschland eine Erfolgsstory für die Positivliste beginnt. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Gott bewahre uns vor dem Schwachsinn!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall des Abg. Erich G. Fritz [CDU/CSU])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504017500




(A) )


(B) )

Horst Schmidbauer (SPD):
Rede ID: ID1504017600

Wir empfinden Genugtuung, weil wir gleich dreimal
positive Wirkung erzielen: Wir stellen auf dem schwieri-
gen Sektor der Arzneimittel in Deutschland Transparenz
her, wir bewirken eine Qualitätsverbesserung und wir
können mit der Positivliste letztendlich auch Geld spa-
ren.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie wissen genau, dass das Gegenteil der Fall ist!)


Diese Genugtuung empfindet sicherlich auch jemand,
der heute hier nicht anwesend ist, sondern sich wahr-
scheinlich in Heidelberg aufhält. Es handelt sich um
Professor Ulrich Schwabe, der für die Kommission
verantwortlich war. Es ist ihm sicherlich sehr wichtig,
dass sein Lebenswerk jetzt mit dieser Positivliste ge-
krönt wird. Wir haben natürlich nicht vergessen, Kollege
Zöller, dass Sie von der CDU/CSU mit Herrn Seehofer
an der Spitze Professor Schwabes Lebenswerk seinerzeit
zerstört haben.


(Lachen bei der CDU/CSU)


Professor Schwabe hatte die Positivliste 1995 fertig.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Vier Großkonzerne hätten noch geliefert und 600 kleine Betriebe hätten Sie kaputtgemacht!)


Sie haben seinerzeit einen Rechtsbruch begangen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was? – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Vorsicht, Herr Schmidbauer!)


Obwohl die Positivliste beschlossen war, haben Sie sie
durch den Staatssekretär schreddern lassen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das war eine gute Tat!)


Diese geschredderte Positivliste haben Sie seinerzeit
– diese makabre Geschichte zeigt auch Ihr Parlamenta-
rismusverständnis – dem Geschäftsführer eines Pharma-
verbandes als Geburtstagsgeschenk übergeben. Das war
am 15. Mai 1995. Diesen Tag sollte man nicht vergessen.

Wir haben Anlass, Professor Schwabe für seine Kom-
missionsarbeit zu danken. Er hat es in einer Zeit, in der
wir in diesem Parlament mit Kommissionen nicht durch-
gehend positive Erfahrungen machen, erreicht, dass die

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(C (D ommission zur Erarbeitung der Positivliste einen eintimmigen Beschluss gefasst hat. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das kommt darauf an, wen ihr in die Kommission hineinsetzt!)


a die Kommission nicht unbedingt homogen zusam-
engesetzt ist, spricht dies für den verantwortlichen Lei-

er dieser Kommission, für Professor Schwabe, der es
it seiner fachlichen Kompetenz und seiner hohen per-

önlichen Integrität fertig gebracht hat, dass diese Posi-
ivliste einstimmig auf den Weg gebracht worden ist. Da-
it bekommt sie Gewicht und dem Anliegen wird
achdruck verliehen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ist sie jetzt zustimmungspflichtig oder nicht?)


Es gibt eine weitere große Gruppe, die das Einbringen
ines Gesetzentwurfs, der die Einführung einer Positiv-
iste vorsieht, in den Deutschen Bundestag mit Genug-
uung zur Kenntnis nimmt, nämlich die deutsche Ärzte-
chaft.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Die Osteoporosekranken sind es nicht! Das stimmt! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Erklären Sie das mal den Osteoporosekranken!)


ch darf in Erinnerung rufen, dass die deutsche Ärzte-
chaft auf mehreren Ärztetagen seit 1999 die Positivliste
efordert hat.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Weil Sie sie budgetieren!)


ch zitiere aus dem Beschluss des 102. Deutschen Ärzte-
ages 1999:

Die Delegierten des 102. Deutschen Ärztetages un-
terstützen eine am jeweiligen aktuellen Wissens-
stand orientierte Liste verordnungsfähiger Arznei-
mittel als ein wirkungsvolles Mittel zur rationellen
Arzneitherapie.

Begründung:

Eine derartige, von einer unabhängigen Kommis-
sion zu erarbeitende Liste trägt zu einer Arzneimit-
telverordnung bei, die allen Patienten eine an den
Maßstäben von Notwendigkeit, Sicherheit und Kos-
tenbewusstsein orientierte Therapie garantiert.

Eine derartige Positivliste führt zudem zur besseren
Abstimmung zwischen stationärer und ambulanter
Arzneimitteltherapie.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Erklären Sie das einmal den Osteoporosekranken!)


iese Forderung zieht sich wie ein rotes Band bis zum
tzten Ärztetag. Ich bin froh darüber, dass wir damit ei-
em wichtigen Anliegen der Ärzteschaft in Deutschland
ndlich Rechnung tragen können.


(Beifall bei der SPD – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Es sollte doch um die Patienten gehen! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Horst Schmidbauer Ihnen geht es um die Ärzte, nicht um die Patienten!)





(A) )


(B) )


Ich möchte aus einem Urteil des Bundesverfassungs-
gerichts zitieren:

Die durch Information bewirkte Transparenz dient
damit zugleich der Qualität und Vielfalt der Pro-
dukte und einer am Nachfrageverhalten orientierten
Preisbildung von Seiten der Anbieter.

Ist der Markt unübersichtlich und fallen – wie im
System der gesetzlichen Krankenversicherung –
Nachfrage, Anspruchsberechtigung und Kostentra-
gung auseinander, kann ein – an den Regeln des
Marktes gemessen – rationales Verhalten der betei-
ligten Personen auch dadurch bewirkt werden, dass
die Angebotsvielfalt strukturiert wird, indem die
Klassifizierung in identische, teilidentische oder
vom Nutzen her ähnliche Produkte erkennbar wird.
Dann ermöglicht ein Preisvergleich, der auf eine
Standardmenge bezogen wird, eine Entscheidung
unter Berücksichtigung der Kosten-Nutzen-Rela-
tion.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Interessant ist, dass nicht einmal jemand von der Regierung da ist!)


Die Orientierung an den Bedingungen des Preis-
wettbewerbs ist der vom Gesetzgeber vorgesehene
Weg, um den Gesetzesadressaten die Beachtung des
ihnen rechtlich vorgegebenen Grundsatzes der
Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen. Dies dient dazu,
das Leistungssystem der Krankenversicherung
funktionsfähig zu halten.

Weiter heißt es:

Die Berufsfreiheit der Pharmaunternehmen wird
nicht berührt.

Ich habe aus dem Urteil des Bundesverfassungsge-
richts zur Festsetzung von Festbeträgen für Arznei-
mittel zitiert. Ich sage ganz deutlich: Das Bundesverfas-
sungsgericht hat uns das Gebot auferlegt, Transparenz in
Deutschland herzustellen und die Qualität erfassbar und
nachvollziehbar zu machen. In diesem Urteil des Bun-
desverfassungsgerichts steht ganz deutlich, dass im Inte-
resse der Funktionsfähigkeit des solidarischen Systems
für die Krankenkassen ein Wirtschaftlichkeitsgebot be-
steht. Diesem Gebot haben wir uns zu stellen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ihre Liste wird die Kassen teuer zu stehen kommen!)


Zusammengefasst: Ich glaube, wir schaffen damit
endlich Transparenz in Deutschland. Die Anzahl der
Arzneimittel in Deutschland soll von 40 000 auf 20 000
zurückgehen. Damit sorgen wir für einen überschauba-
ren Bereich.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Dann brauchen Sie nach Ihrer Rechnung nur noch die Hälfte!)


Ich kann dieses Gejammer und Getöse nicht mehr hören;
schließlich sind wir mit diesen 20 000 Arzneimitteln in
Europa nach wie vor an der oberen Grenze. Ich möchte

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(C (D uf zwei andere europäische Länder verweisen: In Großritannien gibt es 14 021 Arzneimittel und in Schweden 502. ngesichts dessen haben wir allen Anlass dazu, zu saen: Wir bringen das Minimum dessen auf den Weg, was ir an Transparenz schaffen müssen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Erika Lotz [SPD]: Hört! Hört!)


Zur Qualität: Der Nutzen von Arzneimitteln ist an-
and kontrollierter Studien zweifelsfrei belegt. Wir sind
en Menschen angesichts der schwierigen Situation
angelnder Transparenz Hilfe schuldig. Allem Gejam-
er zum Trotz wird es dabei bleiben, dass wir Geld spa-

en werden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ich nehme Sie im nächsten Jahr beim Wort! Sie werden gar nichts sparen! Sie werden mehr bezahlen!)


,7 Milliarden Euro werden ersetzt. Wir wissen natür-
ich, dass ein Substitutionseffekt da ist,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aha! Teurere Arzneimittel mit höheren Nebenwirkungen für die Patienten!)


ass auch andere Arzneimittel verordnet werden. Aber
ch denke, man kann sich auf die Fachleute verlassen.
ie Fachleute sagen: Netto bleiben 800 Millionen Euro
brig. Das ist ein Betrag, den wir zu berücksichtigen ha-
en. Es geht nicht nur um Transparenz und Qualität, son-
ern auch um einen wirtschaftlichen Effekt.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Es fragt sich nur, ob positiv oder negativ! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Staatsmedizin, Listenmedizin, das ist Ihre Richtung!)


Wegen der medizinischen Notwendigkeit, der Sicher-
eit und der günstigen Kosten ist es wichtig, dass wir die
rzneimittel-Positivliste jetzt auf den Weg bringen. Es

st ein guter Weg, der auch rechtlich sauber und abgesi-
hert ist. Wenn alle dem Gebot des Bundesverfassungs-
erichts folgen würden, dann hätten wir auch keine Pro-
leme im Land.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504017700


Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Wolf Bauer von
er CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Wolf Bauer (CDU):
Rede ID: ID1504017800


Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Es
äre jetzt natürlich ganz reizvoll, wie in der vorigen Wo-

he auch, auf die SPD einzugehen, aber, Herr
chmidbauer, nur eine Bemerkung dazu: Ich habe immer
edacht, dass wir Politik für Bürger machen. Seit wann






(A) )



(B) )


Dr. Wolf Bauer
machen wir denn Politik, um Lebenswerke zu voll-
enden? Das ist wirklich etwas Neues.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie wissen genauso wie ich, dass die frühere Gesund-
heitsministerin Andrea Fischer mit der Einführung der
Positivliste gescheitert ist. Sie hat nachher zwar die
Grundlage dafür geschaffen, aber mit der Einschrän-
kung, dass eine Positivliste im Bundesrat zustimmungs-
bedürftig ist.

Nun gibt es eine Rechtsförmlichkeitsprüfung des
Bundesjustizministeriums. Sie bestätigt letztlich auch,
dass die Zustimmung des Bundesrats notwendig ist.
Wenn Sie uns jetzt Rechtsbruch vorwerfen, dann ist das
schon interessant; denn Ihre Gesundheitsministerin will
mit einem Trick versuchen, am Bundesrat vorbeizukom-
men. Wenn überhaupt, dann ist das der Rechtsbruch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aber lassen wir es einmal dahingestellt sein, ob die
fragwürdige Konstruktion, die jetzt vorgesehen ist, je-
mals Gesetz wird. Viel interessanter ist, was die Bundes-
gesundheitsministerin eigentlich damit erreichen will.
Mittlerweile wird zugegeben – ursprünglich war das
nicht so –, dass es nicht nur um Qualitätssteigerung,
sondern auch um Kostendämpfung geht. Das ist auch in
Ordnung; wir haben nichts dagegen. Nur ist das Instru-
ment der Positivliste – wie übrigens alle anderen Instru-
mente, die Sie bisher vorgestellt haben – völlig un-
brauchbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist völlig uninteressant, wie viele Medikamente
letztlich auf dem Markt sind; wichtig ist nur, dass wir
dem Arzt die Möglichkeit geben, das einzusetzen, was
für die Therapie seines Patienten letztlich das Richtige
ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Besser, als es in der gestrigen Ausgabe der „FAZ“
zum Thema Positivliste formuliert worden ist, kann man
es gar nicht formulieren – das erinnert an das, was Sie
zum Lebenswerk gesagt haben, Herr Schmidbauer –:

Herzensangelegenheiten … vernebeln die Sinne
und verschleiern den Blick auf die Realität.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


Wir könnten noch lange über die Zahlen und das Ein-
sparvolumen streiten, das erreicht werden soll. Da es
ein schöner Abend ist, will ich davon absehen. Nur noch
so viel – das ist vielleicht ganz interessant –: Nach mei-
nen Informationen soll bei einer Anhörung des BMGS
am 17. März 2003 der neue Abteilungsleiter Franz
Knieps gesagt haben, dass jedwede wirtschaftliche Be-
trachtungsweise der Positivliste weitgehend Spekulation
ist.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Richtig! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Schmidbauer ist laut Knieps ein Spekulant!)


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(C (D as stimmt auch wieder nicht mit dem überein, was hier esagt worden ist. Woher will das Gesundheitsministerium wissen, welhe Substitutionseffekte sich einstellen? Erstens steht fest, dass mit der Einführung der Posiivliste schwach wirkende Arzneimittel durch stärkere rsetzt werden. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Mit stärkeren Nebenwirkungen!)


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)


oll dann etwa auf Spatzen nur noch mit Kanonen ge-
chossen werden? Ist das eine sinnvolle Gesundheitspo-
tik? Induzierte Substitutionseffekte, die der Erkran-
ungsschwere nicht angemessen sind, sind als
ualitätsverschlechterung und nicht als Qualitätsverbes-

erung anzusehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zweitens steht fest, dass die Nebenwirkungen eines
rzneimittels mit der Stärke seiner Wirkstoffe überpro-
ortional steigen.


(Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Wo steht denn das? – Weiterer Zuruf von der SPD: Das steht da doch gar nicht drin! – Gegenruf des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie kennen die eigene Liste nicht!)


ch weiß nicht, warum Sie das wollen. Das kann doch
uch nicht Sinn und Zweck der Sache sein.

Drittens steht fest, dass Ärzte und Patienten in aller
egel auf teurere Medikamente ausweichen und dass es
nter dem Strich keine Ersparnis gibt. Was da mögli-
herweise an zusätzlichen Kosten auf uns zukommt, ist
ar nicht bekannt. Offensichtlich soll es auch gar nicht
ekannt gemacht werden.

ch will Ihnen damit nur sagen: Das Problem – ich habe
s eben schon einmal angesprochen – kann relativ ein-
ach gelöst werden. Warum soll der Arzt nicht entschei-
en, welches Medikament für seinen Patienten das rich-
ge und sinnvollste ist? So einfach ist das letztendlich.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist Therapiefreiheit!)


Ihr Gesetzentwurf ist übrigens auch ein typisches Bei-
piel dafür, was die SPD unter Stärkung der Patienten-
echte versteht. Wir können hier einmal demonstrieren,
ass genau das Gegenteil der Fall ist. Arzt und Patient
üssen die Entscheidungsfreiheit hinsichtlich einer The-

apie haben, denn die, welche für den einen Patienten
ine zweckmäßige therapeutische Alternative ist, kann
ür einen anderen, Herr Schmidbauer, zum Beispiel ein
llergiebedingtes Risiko beinhalten, das bis hin zum al-
rgischen Schock führen kann. Man muss doch einfach
erücksichtigen, dass man nicht alles per Listenmedizin
egeln kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Mehr als bedenklich ist auch, dass über eine solch
omplizierte Materie nicht Spezialisten, sondern dem-






(A) )



(B) )


Dr. Wolf Bauer
nächst Parlamentarier entscheiden müssen. Es handelt
sich ja hier um ein Gesetz, das letztendlich vom Parla-
ment beschlossen werden muss. Das ist eine sehr frag-
würdige Konstruktion. Sie wissen doch genau wie wir
auch, dass sehr viele Facharztgruppen dagegen Sturm
laufen: Nehmen Sie die Internisten, Diabetologen, Kin-
derärzte, Dermatologen, Orthopäden usw.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die wollen sie doch alle abschaffen!)


Sie tun das zu Recht, denn sie befürchten, dass sie ihre
Patienten nicht mehr optimal und individuell versorgen
können. Durch die Ausgrenzung von Arzneimitteln wer-
den insbesondere chronisch Kranke betroffen, die ihre
Arzneimittel dann aus eigener Tasche bezahlen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wollen die Koalitionsfraktionen wirklich, dass unsere
GKV-Versicherten immer mehr zu Patienten zweiter
Klasse werden? Offensichtlich wird das angestrebt.


(Zuruf von der SPD: Schämen Sie sich für diese Panikmache!)


In der „Ärzte Zeitung“ von heute wird nicht nur ganz
speziell davor gewarnt, einen Wirkstoff wie zum Bei-
spiel Benfotiamin für Diabetiker auszugrenzen, sondern
es wird auch ganz allgemein gesagt – ich zitiere –:

Es sei ein Rückschritt in der Diabetesbehandlung
zu erwarten, wenn die Positivliste Wirklichkeit
werde …

Weil wir gerade bei den Antidiabetica sind, lassen Sie
mich noch auf Folgendes hinweisen: Acarbose – be-
kannter unter dem speziellen Namen Glucobay – wird
im Entwurf der Positivliste von 2001 noch aufgeführt.
Seit April 2002 wird es in den jeweiligen Entwürfen
nicht mehr aufgeführt, obwohl sich die Aufnahmekrite-
rien im Gesetz in der Zwischenzeit nicht verändert ha-
ben. Interessanterweise ist allerdings die Acarbosebe-
handlung wichtiger Bestandteil aller existierenden
Leitlinien zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2.
Also auch das stimmt nicht überein.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es! – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Da weiß die Rechte nicht, was die Linke tut!)


Interessanterweise werden Patienten, die Acarbose ver-
ordnet bekommen, nicht von Disease-Management-
Programmen ausgeschlossen. Auf der einen Seite wol-
len Sie zwar diese Disease-Management-Programme,


(Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Qualität!)


auf der anderen Seite konterkarieren Sie sie aber mit der
Positivliste. An diesem Beispiel ist auch zu erkennen,
dass die Positivliste und Disease-Management-Pro-
gramme nicht aufeinander abgestimmt sind. Die Kompa-
tibilität ist nicht gewährleistet.

Das Durcheinander wird komplett, wenn demnächst
noch das Zentrum für Qualität in der Medizin hinzu-
kommt. Man kann sich hier wirklich des Eindrucks nicht
erwehren, dass auch in diesem Bereich im Gesundheits-

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(C (D inisterium die eine Abteilung nicht weiß, was die anere vorhat bzw. tut. Das wiederum liegt natürlich an der ührungsschwäche der Leitung, die ja mittlerweile hier ertreten ist. Alles muss heute auf Evidenz basieren: Immer mehr eglementierung, immer mehr Bürokratismus, immer ehr Einfluss des Staates sind demzufolge die evidenz asierten Leitlinien der Gesundheitspolitik von Rotrün. Auf dem Arzneimittelmarkt brauchen wir aber wie m gesamten Gesundheitswesen statt mehr Regulierung ehr Wettbewerb. Zusammen mit mehr Transparenz nd Eigenverantwortung des Einzelnen wird sich auch ier Qualität durchsetzen und damit auch das effizieneste Arzneimittel. Auch brauchen wir nicht immer neue Institutionen nd Kommissionen. Bei der Vielfalt – das hat ja auch ei Ihnen eben ein wenig angeklungen – ist dann demächst wohl eine Kommissionskoordinierungskommision erforderlich. (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Schon wieder eine! – Heiterkeit bei der CDU/CSU)


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


elche Institutionen haben wir bereits und welche sollen
och kommen, immer vorausgesetzt, dass Rot-Grün mit
einer Regulierungswut so weitermacht? Es beginnt mit
iner Ethikkommission, dann haben wir ein Bundesinsti-
ut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das Arznei-
ittel zulässt; wir haben den Bundesausschuss der Ärzte

nd Krankenkassen; wir haben die Arzneimittelkommis-
ion der deutschen Ärzteschaft und letztendlich eine
ommission, die die Negativliste aufstellt.


(Horst Schmidbauer [Nürnberg] [SPD]: Die fällt ja weg!)


ie letztgenannte Kommission soll jetzt umgewandelt
erden in ein Institut für Arzneimittelverordnung, das
ie Positivliste herausgibt.

Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumenta-
ion und Information wird die Positivliste erarbeiten. Al-
ein dieser Bürokratismus wird 540 000 Euro kosten.
uch das ist letztlich kein Einsparpotenzial.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Rürup hat auch 1 Million Euro gekostet und nichts gebracht!)


ch will gar nicht davon sprechen, dass demnächst das
entrum für Qualität in der Medizin hinzukommen soll.

Meine Damen, meine Herren von der linken Seite des
auses, der Masterplan Bürokratieabbau dieser Bundes-

egierung lässt bei all dem, was wir hier zu erwarten ha-
en, grüßen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nicht zuletzt aus dieser Auflistung ist unschwer zu er-
ennen, dass eine zeitnahe Aktualisierung der Positiv-
iste mehr als problematisch ist. Nicht alle gerade zuge-
assenen patentgeschützten Arzneimittel sind auf der
ositivliste zu finden. Ich sage es noch einmal: Zugelas-
en sind sie, aber aufgeführt nicht. Das BMGS führt






(A) )



(B) )


Dr. Wolf Bauer
damit das bewährte Zulassungsinstrumentarium, ja die
Existenzberechtigung seiner eigenen Behörde, nämlich
des BfArM, ad absurdum.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)


Es ließe sich auch zu diesem Bereich noch viel sagen.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass die Positivliste
– das wird von vielen bestätigt – Arbeitsplätze gefährdet
und wahrscheinlich zum Arbeitsplatzabbau führen
wird. Sie müssen daran denken, dass vor allem mittel-
ständische Betriebe betroffen sind,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Die haben sie sowieso vergessen!)


weil sie durch eine eingeschränkte Produktpalette beson-
ders darunter leiden.

Ich komme nun noch zu den Alternativen. Zuvörderst
brauchen wir endlich das Gesamtkonzept für die
Gesundheitspolitik, das wir seit Jahren immer wieder
eingefordert haben. Das ist Aufgabe der Regierungsko-
alition bzw. der Bundesregierung selbst. Nun ist ange-
kündigt, dass es demnächst kommen wird – ich hoffe,
bald.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das Konzept XY ungelöst!)


Es macht auch keinen Sinn, dass permanent Struktu-
ren zerschlagen werden, ohne dass man weiß, was man
dagegengesetzt haben will. Ich denke dabei zum Beispiel
an das Budgetaufhebungsgesetz, das zwar durchgeboxt
worden ist, bei dem aber keiner die Folgen kannte. Das
Ganze ist ins Gegenteil umgeschlagen.

Wenn ich von bewährten Strukturen spreche, dann
meine ich natürlich auch die Negativliste. Wir können
doch mit der Negativliste alle Probleme lösen, die ins
Haus stehen,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es! Die kennen die eigenen Gesetze nicht, das ist das Problem!)


und wir können sie damit effektiver lösen.

So bleibt mir nur, noch einmal auf die „FAZ“ vom
9. April zurückzukommen, in der es heißt – da kann ich
nur beipflichten –: Das gesamte Gesetz gehört in den
Schredder und nicht ins Parlament.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504017900


Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgitt Bender von
Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1504018000


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der
Positivliste werden die in Deutschland auf dem Markt
befindlichen 40 000 Arzneimittel auf die reduziert, die
wirksam und zweckmäßig einsetzbar sind und deswegen
auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung ver-
ordnet werden dürfen. Es handelt sich um ein Instru-

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(C (D ent, das mehr Qualität, mehr Wirtschaftlichkeit und ehr Transparenz bringt. Deswegen sollten wir uns da auf verständigen können. Ich sage ausdrücklich an die Adresse der Opposition: ch denke nicht, dass die Positivliste im Jahre 2003 noch in Thema für Kulturkämpfe sein sollte. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ir sind nicht mehr im Jahre 1995. Das Schreddern mag
amals für Sie wichtig gewesen sein, aber heute sollten
ie das mit etwas kühlerem Kopf betrachten.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Es geht weder um Lebenswerke noch um Kulturkämpfe, sondern um die Versorgung!)


Herr Kollege Bauer, die Positivliste ist nun gerade
ein Beispiel für die von Ihnen immer wieder beschwo-
ene Staatsmedizin,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Was denn sonst?)


ondern sorgt schlicht und ergreifend für mehr Rationali-
t im Leistungsgeschehen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Was ist denn daran rational?)


ielleicht sollte es Ihnen zu denken geben, dass die
rzte dafür sind.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Hören Sie doch mal auf die Patientengruppen!)


ie hören doch sonst so gerne auf die Leistungserbrin-
er.

Im Übrigen stimmt auch Ihr Einwand nicht, alles
ürde teurer, weil immer nur nach teureren Medikamen-
n gegriffen würde, wenn ein bestimmter Wirkstoff
icht mehr auf der Positivliste zu finden sei. Woher neh-
en Sie das? Auf der Positivliste befinden sich Wirk-

toffe nicht nur mit einem breiten Wirkungsspektrum,
ondern auch unterschiedlicher Preisklassen. Es gibt so-
ar ein Nebeneinander der klassischen Schulmedizin
nd der alternativen Arzneimittel. Das heißt, hier beste-
en therapeutische Alternativen. Es gibt überhaupt kei-
en Anlass, anzunehmen, dass ausgerechnet durch die
ositivliste alles teurer würde. Im Gegenteil, wir ver-
prechen uns davon Einsparungen.

Dementsprechend befürchtet die Pharmaindustrie
inbußen. Wahr ist, dass einige Betriebe tatsächlich Ein-
ußen erleiden werden; das ist nicht zu bestreiten. Aber
h erinnere auch daran, dass die gesetzliche Kranken-
asse natürlich kein Instrument der Wirtschaftsförderung
arstellt.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Aber auch nicht der Arbeitsplatzvernichtung!)


ir sollten uns aber auch vor Augen halten, dass der Wi-
erstand der Pharmaindustrie gegen die Positivliste im
runde genommen kurzsichtig ist; denn eine Verbesse-

ung der Arzneimittelqualität in Deutschland ist wichtig
ür die internationale Wettbewerbsfähigkeit.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Was ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten pas-
siert? Deutschland war einmal berühmt dafür, die Apo-
theke der Welt zu sein. Aber in den letzten 20 Jahren hat
die deutsche Arzneimittelindustrie stark an Boden verlo-
ren. Warum? Weil auf dem deutschen Markt alles absetz-
bar war und deswegen der Impuls für Innovationen
fehlte. Selbst eine vom VFA in Auftrag gegebene Studie
zeigt, dass von den fünf Ländern, die deutlich höhere
Forschungsaktivitäten als Deutschland zeigen, drei Län-
der eine Marktregulierung durch eine Positivliste ken-
nen. Es geht also nicht darum, die Pharmaindustrie von
dieser Positivliste zu verschonen. Es liegt eher in ihrem
eigenen längerfristigen Interesse, dass dafür gesorgt
wird, dass Qualität den Markt in Deutschland bestimmt.
Auch die Versicherten und die Patientinnen und Patien-
ten haben daran ein großes Interesse.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir folgen dem Beispiel dieser drei Länder und darü-
ber hinaus dem Beispiel von Belgien, Finnland, Frank-
reich, Griechenland, Italien, Österreich, Portugal, Spa-
nien und der Schweiz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
dieser Weg so katastrophal sein soll, wie von der Oppo-
sition behauptet.

Ich will hervorheben – das ist ein wichtiger Punkt –,
dass die Positivliste auch die Therapievielfalt sichert.
Sowohl die Arzneimittel der Schulmedizin als auch die
alternativen Arzneimittel finden sich auf dieser Liste. Ich
will deutlich sagen, dass die Polemik gegen die angebli-
che Schamanenmedizin – entsprechende Briefe haben
uns dieser Tage erreicht – völlig fehl am Platz ist. Dieje-
nigen, die solche Briefe schreiben, sollten sich vor Au-
gen halten, dass diese Mittel von großen Teilen der Be-
völkerung gewünscht und angewandt werden und dass
sie in der Regel preiswerter und ärmer an Nebenwirkun-
gen sind. Ich sage aber auch deutlich: Sie wirken.

Lassen Sie mich an dieser Stelle noch bemerken, dass
der Vorschlag der Rürup-Kommission, nicht rezept-
pflichtige Arzneimittel künftig von der Erstattung aus-
zunehmen bzw. mit 100 Prozent Zuzahlung zu belegen,
keine gute Idee ist. Allein die Frage, was gefährlich ist,
entscheidet über die Rezeptpflicht. Das gehört zum Ge-
fahrenabwehrrecht. Vielmehr entscheidet die Frage, was
von Nutzen ist, darüber, ob die Kosten für ein Arzneimit-
tel von der Krankenkasse getragen werden. Deswegen
sollten wir hier keine Änderung vornehmen.

Das Nebeneinander verschiedener Therapieansätze
auch im Arzneimittelbereich schafft produktive Konkur-
renz. Die Opposition behauptet doch immer, sie sei für
Wettbewerb. Genau den gibt es hier. Deswegen ist die
Positivliste ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der
Leistungen unseres Gesundheitswesens.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504018100


Der Kollege Dr. Dieter Thomae hat wegen der ver-
schobenen Debatte gebeten, seine Rede zu Protokoll ge-

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(C (D en zu dürfen1)

chließe ich die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/800 an den in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschuss vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 11 auf:

Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung der
§§ 1360, 1360 a BGB

– Drucksache 15/403 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist es so beschlossen.

Als erste Rednerin hat die Kollegin Sabine Bätzing
on der SPD-Fraktion das Wort.


Sabine Bätzing (SPD):
Rede ID: ID1504018200


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Bei allem gebührenden Respekt vor der Geset-

esinitiative des Bundesrates muss ich heute leider fest-
tellen: Aus dem Süden gibt es nichts Neues. So hat der
ns vorliegende Gesetzentwurf, der auf Initiative von Ba-
en-Württemberg eingebracht wurde, denselben Wort-
aut wie ein Gesetzentwurf aus der 14. Legislaturperiode,
er der Diskontinuität verfiel. Hoffnungen, dass es sich
ierbei um eine echte Verbesserung der Rechtsstellung
on Ehepaaren handeln würde, müssen – leider – begra-
en werden.

Aber lassen Sie mich von vorne anfangen: Vor dem
intergrund des erforderlichen Bürokratieabbaus und
er von uns allen kritisierten Paragraphendichte liegt es
n der Verantwortung der Gesetzgeber, kritisch zu prü-
en, ob ein neues Gesetz überhaupt erforderlich ist.
on daher überlegt man zunächst immer: Welches Ziel
oll das neue Gesetz verfolgen? Diese Frage habe auch
h mir gestellt.

Zugegeben, der erste flüchtige Blick in den Gesetz-
ntwurf kann einem die Realität verklären. So könnte
an meinen, dass mit diesem Gesetz wirklich etwas zur
erbesserung der Rechtsstellung des haushaltsfüh-
enden Ehegatten im Verhältnis zum erwerbstätigen
artner getan wird, soll doch jedem Ehegatten ein
Recht auf angemessene Teilhabe an den Einkünften, die
em Unterhalt zu dienen bestimmt sind“, zuerkannt wer-
en und ist doch daneben ein Anspruch auf Erteilung der
uskunft über die Einkommens- und Vermögenssitua-

ion vorgesehen. Klingt plausibel! So plausibel, dass
an Hoffnung schöpfen kann für die Ehen, in denen der

rwerbstätige Partner bisher auf dem Portemonnaie sitzt
nd es nur widerwillig öffnet? – Nein, nicht wirklich.
enn bei genauerem Vergleich erkennt man, dass genau
iese Möglichkeiten, wie sie hier gefordert werden, be-
eits bestehen. Sie sind überflüssig.

Anlage 2






(A) )



(B) )


Sabine Bätzing
Die §§ 1360 und 1360 a BGB legen bereits ausdrück-
lich fest, dass die Ehegatten einander zum Unterhalt ver-
pflichtet sind.


(Dirk Manzewski [SPD]: So ist es!)


Darüber hinaus besagt sogar die ständige Rechtspre-
chung dazu, dass der angemessene Unterhalt der Familie
alles umfasst, was nach den Verhältnissen der Ehegatten
erforderlich ist, um die Kosten des Haushaltes zu bestrei-
ten und die persönlichen Bedürfnisse der Ehegatten zu
befriedigen, sogar einschließlich eines Taschengeldes.
Die Rechtsstellung der Eheleute wird durch den Gesetz-
entwurf also de facto nicht verbessert. Auch die Umbe-
nennung des Auskunftsanspruches führt zu keiner ech-
ten Verbesserung der bestehenden Rechtslage.


(Beifall bei der SPD)


Ändert man also nur die Verpackung und gibt dem
Kind einen anderen Namen oder was bringt der Gesetz-
entwurf den Ehepartnern wirklich? „Partner“ ist in die-
sem Zusammenhang ein gutes Stichwort. Denn benötigt
eine Partnerschaft, eine intakte Ehe – nur über diese
sprechen wir bei den Regelungen der §§ 1360 ff. BGB –
zusätzliche Regelungen und Eingriffe vom Staat? Trauen
wir unseren Ehepaaren nicht mehr zu, ihre persönlichen
Angelegenheiten – dazu zähle ich auch die familiären Fi-
nanzverhandlungen – in eigener Verantwortung mit dem
nötigen Vertrauen und Respekt in ihren eigenen vier
Wänden zu führen?


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wäre schön!)


Ich gebe – wenn auch ungern – zu, dass es immer
noch Ehen gibt, in denen den Frauen zu Monatsbeginn
das knapp bemessene Haushaltsgeld auf dem Küchen-
tisch abgezählt wird. Wenn es hoch kommt, gibt es dazu
vielleicht noch ein Taschengeld. Zweifelsohne entspricht
dies nicht der modernen Auffassung von einer partner-
schaftlichen Beziehung. Aber werden wir diese Fami-
liensituation durch neue Paragraphen verändern können,
neue Paragraphen, die – ich betone es noch einmal – in-
haltlich nichts Neues konkret regeln, sondern nur etwas
klarstellen? Pure Worthülsen sollen also plötzlich den
Alleinverdienern die Spendierhosen überstülpen. Ent-
schuldigen Sie, meine Damen und Herren, aber daran
habe ich große Zweifel.


(Beifall bei der SPD)


Noch mehr Zweifel an dem Entwurf kommen jedoch
auf, wenn man dessen Begründung und die anschlie-
ßende Erläuterung zu den Auswirkungen des Gesetzes
auf die Länderhaushalte liest. So wird in der Begrün-
dung gesagt, dass die Ehepartner durch die Gesetzesän-
derung dazu ermutigt würden, vor Gericht ihren Ehepart-
ner zum Beispiel auf Kontenauskunft zu verklagen, da
der Anspruch nun im Gesetz klargestellt sei. Wir haben
vorhin von Vertrauen und Respekt in einer intakten Ehe
gesprochen. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass man
eine Auskunft von seinem Ehepartner vor Gericht ein-
klagt? – Nein. Selbst der Bundesrat als Gesetzesinitiator
glaubt daran in letzter Instanz nicht. In der Begründung
ist er von seiner eigenen Argumentation noch halbwegs

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(C (D berzeugt, bei den finanziellen Auswirkungen weist er ber darauf hin, dass die Anzahl der entsprechenden Geichtsverfahren und damit die Kosten aufgrund der voresehenen Änderungen kaum zunehmen werden. Da frage ich mich: Was denn nun? Ist dies alles nur chöne Fassade und Augenwischerei? Wenn es uns wirkich um eine Verbesserung der Situation der Hausfrauenhe geht, können wir es uns nicht erlauben, uns solche aulen Eier ins Nest zu legen. Damit werden wir unserer erantwortung nicht gerecht. Schritte, die zur Verbesserung der Rechtsstellung des aushaltsführenden Ehegatten im Verhältnis zum ererbstätigen Partner beitragen, werden wir begrüßen. (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Was sind denn Ihre Vorschläge?)


ber Regelungen mit alleinig klarstellendem Charakter
ollten sich in unser bewährtes System einfügen.

Partnerschaft, Vertrauen und Respekt sind die Grund-
agen einer intakten Familie. Davon lebt eine Ehe. Sind
ie nicht vorhanden, helfen auch keine Paragraphen und
eeren Worthülsen.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504018300


Das Wort hat jetzt die Kollegin Ute Granold von der
DU/CSU-Fraktion.


Ute Granold (CDU):
Rede ID: ID1504018400


Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren Kol-
egen! Der über das Land Baden-Württemberg und den
undesrat eingebrachte Gesetzentwurf zur Änderung der
§ 1360 und 1360 a BGB trägt dem Gedanken der ehe-
ichen Teilhabe am Familienunterhalt in verbesserter

eise Rechnung und stärkt so die Ehe in ihrem Wesen
ls gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Mann und
rau, verfassungsrechtlich geschützt in den Art. 6 und 3
rundgesetz.

Der Gesetzgeber hat bewusst auf ein Leitbild der Ehe
erzichtet und es den Eheleuten überlassen, eine ange-
essene Regelung für das partnerschaftliche Zusam-
enleben zu finden. So ist es nur natürlich, dass eine
ielzahl von Lebensformen in unserer sich stetig wan-
elnden Gesellschaft mittlerweile Realität ist.

Die Erwerbstätigkeit beider Ehepartner ist heute ein
ehrheitlich gewählter Lebensentwurf. Neben Doppel-

erdiener- und Zuverdienerehen – in der Regel arbeiten
ier die teilzeitbeschäftigten Ehefrauen mit – sind ein
rittel der Ehen so genannte Haushaltsführungsehen, in
enen nur ein Ehepartner – in 80 Prozent der Fälle ist es
er Mann – erwerbstätig ist. Den Familien- und Haus-
rauen – natürlich auch den in diesem Beruf arbeitenden

ännern, aber auch den Teilzeiterwerbstätigen – steht
ufgrund der derzeitigen Gesetzeslage ein Anspruch auf
in angemessenes Wirtschaftsgeld in eigenständiger Ver-
altung, bemessen nach den ehelichen Lebensverhält-
issen, zu. Aus der Verpflichtung zur ehelichen Lebens-






(A) )



(B) )


Ute Granold
gemeinschaft leitet sich, von der Rechtsprechung
anerkannt, ein Informationsanspruch in groben Zügen
über den wesentlichen Bestand des Vermögens und der
Einkünfte ab.

Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil
vom 28. Februar 2002 zum nachehelichen Ehegattenun-
terhalt festgestellt – ich zitiere –:

Kindererziehung und Haushaltsführung stehen
gleichwertig neben der Beschaffung des Einkom-
mens. Daraus erfolgt der Anspruch auf gleiche Teil-
habe am gemeinsam Erwirtschafteten während und
nach der Ehe.


(Joachim Stünker [SPD]: Haben wir schon!)


Art. 6 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 3 Abs. 2
Grundgesetz schützt die Ehe als Lebensgemein-
schaft gleichberechtigter Partner.

Kommen den Ehegatten gleiches Recht und gleiche
Verantwortung bei der Ausgestaltung ihres Ehe-
und Familienlebens zu, so sind auch die Leistun-
gen, die sie jeweils im Rahmen der von ihnen in ge-
meinsamer Entscheidung getroffenen Arbeits- und
Aufgabenzuweisungen erbringen, als gleichwertig
anzusehen; so haben beide Ehegatten grundsätzlich
auch Anspruch auf gleiche Teilhabe am gemeinsam
Erwirtschafteten, das ihnen zu gleichen Teilen zu-
zuordnen ist. Dies gilt nicht nur für die Zeit des Be-
stehens der Ehe, sondern entfaltet seine Wirkung
auch nach Trennung und Scheidung der Ehe.

Die Konsequenz hieraus für den Gesetzgeber ist, was
heute Gegenstand der Beratung ist. Was für Trennung
und Scheidung bereits gesetzlich geregelt ist, muss auch
während der Ehe gelten: Auskunftspflicht beider Part-
ner über ihr Einkommen, um ihnen gleichberechtigt eine
Übersicht über ihre finanzielle Situation zu ermöglichen.
Transparenz in finanziellen Angelegenheiten ist ein klei-
ner Schritt zu mehr Partnerschaftlichkeit in der Ehe. Da-
mit wird ein Signal gesetzt, das gesellschaftspolitisch
vonnöten ist.

Wer moniert, dass solche Selbstverständlichkeiten
nicht in gesetzliche Regelungen aufgenommen werden
sollen, muss sich fragen, warum andere Selbstverständ-
lichkeiten, etwa dass Ehefrauen in der Ehe nicht verge-
waltigt werden dürfen, vor noch nicht allzu langer Zeit
in das Strafgesetzbuch aufgenommen wurden.

Die Erfahrung der Fachverbände in ihrer alltäglichen
Beratungspraxis zeigt, dass die Familien- und Haus-
frauen über die finanziellen Verhältnisse oft nicht oder
nur unzureichend informiert sind, was sich im Übrigen
bei späteren Trennungen in sich mittlerweile häufenden
Auskunftsklagen bei Familiengerichten bestätigt. Noch
gravierender ist, dass in nicht wenigen Fällen unzurei-
chende finanzielle Mittel zur Haushaltsführung und zum
persönlichen Bedarf zur Verfügung stehen.

Gerade vor dem Hintergrund der Gleichwertigkeit
von Familien- bzw. Hausfrauen und erwerbstätigen
Ehegatten müsste zumindest die Klarstellung einer
Selbstverständlichkeit hier ohne Debatte möglich sein,
nämlich das Recht auf angemessene Teilhabe an den

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(C (D inkünften, die dem Familienunterhalt zu dienen betimmt sind – auch wenn nur einer der Ehegatten über olche Einkünfte verfügt. Im Steuerrecht beim Ehegattensplitting, im Versorungsausgleich und beim Zugewinn ist die Teilhabe am emeinsam Erwirtschafteten gesetzlich geregelt. Wir haen jetzt die Chance, dies im Gesetz klarzustellen und die icht Erwerbstätige – in der Regel ist es die Ehefrau – echtlich zu stärken, ihre Stellung als haushaltsführende artnerin aufzuwerten, so wie es das Verfassungsgericht ereits festgeschrieben hat. Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang noch eine emerkung: Lassen wir ganz schnell das entwürdigende aschengeld für die Familienund Hausfrauen in der ersenkung verschwinden! In einer partnerschaftlichen he ist kein Platz für Bittsteller. Die Basis ist vielmehr leichberechtigung: Beteiligung statt Taschengeld; denn etzteres bekommen Kinder. Wir diskutieren dieser Tage über den Bericht der Bunesregierung zum Stand der Beseitigung jeder Form der iskriminierung von Frauen und das Bemühen um leichberechtigung und Gleichstellung. Heute haben wir ie Möglichkeit, einen kleinen Beitrag zu leisten, ein Sinal zu setzen, eine gesetzliche Klarstellung vorzunehen, die nichts kostet, die aber einen großen Erfolg ringt: nämlich endlich die Aufwertung der Hausfrauentigkeit. Gleichberechtigung ist doch nur dann wirklich ewährleistet, wenn Gleichwertigkeit besteht und die ahmenbedingungen stimmen. Der Beitrag des hausaltsführenden Ehegatten in der Partnerschaft ist ebenso iel wert wie der des in Teilzeit oder Vollzeit tätigen hegatten. ir haben uns als Politiker und Gesetzgeber um alle Leensformen zu kümmern, damit die Wahlfreiheit auch irklich eine solche ist. Herzlichen Dank. Das Wort hat jetzt die Kollegin Irmingard Scheweerigk vom Bündnis 90/Die Grünen. Irmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504018500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der
orgelegte Gesetzentwurf bezieht sich auf Ehen, in de-
en eine traditionelle Rollenteilung zwischen den Ge-
chlechtern besteht: Der Mann verdient das Geld, die
rau bleibt zu Hause. Der Entwurf zielt darauf ab, die Si-

uation der nicht erwerbstätigen Ehegatten zu verbes-
ern. Zu 75 Prozent sind das die Frauen.

Erfreulicherweise – da gebe ich Ihnen Recht, Frau
ätzing – hat sich innerhalb der letzten Jahre einiges
um Positiven verändert; denn zunehmend teilen vor al-
em jüngere Paare gleichberechtigt ihre Aufgaben und






(A) )



(B) )


Irmingard Schewe-Gerigk
ihr Einkommen – aber eben nur die jüngeren. Dennoch
ist heute noch in 27 Prozent der Ehen nur ein Ehegatte
erwerbstätig, in der Regel der Mann. 1997, als der Ge-
setzentwurf geschrieben wurde, waren es noch 31 Pro-
zent. Aber auch wenn dieser Trend anhält, müssen wir
alles dafür tun, den partnerschaftlichen Umgang der
Ehegatten miteinander zu stärken. Sehr verehrte Kolle-
ginnen und Kollegen, hier haben wir ein gemeinsames
Ziel. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob der von Ihnen
vorgeschlagene Weg auch zielführend ist.

Obwohl Ehefrauen seit 1977 das Recht haben, ohne
Zustimmung des Ehemannes berufstätig zu sein, über-
nimmt noch immer fast jede dritte Ehefrau ausschließ-
lich Hausarbeit und Kindererziehung. In Zahlen ausge-
drückt sind das in der Bundesrepublik Deutschland
knapp 4 Millionen Frauen. Dies tun viele allerdings
nicht freiwillig; denn Untersuchungen haben gezeigt,
dass 70 Prozent der nicht erwerbstätigen Mütter gerne
neben der Kindererziehung weiterhin ihrem Beruf nach-
gehen würden.


(Beifall der Abg. Ina Lenke [FDP])


In vielen Familien ist durch diese Aufgabenteilung
auch die Dominanz in den Familien klar festgeschrieben,
ganz nach dem Motto: Wer das Geld hat, hat das Sagen.
Fakt ist, dass jede zweite Hausfrau mit ihrer finanziellen
Beteiligung nicht zufrieden ist. Hier setzt der vorlie-
gende Gesetzentwurf an: Er will Hausfrauen in Finanz-
fragen rechtlich besser stellen. Frauen sollen ein Teilha-
berecht an den Einkünften des Ehegatten sowie einen
Anspruch auf Auskunft über den Verdienst des Partners
haben.

Durch das vorgesehene Teilhaberecht würde der nicht
erwerbstätigen Ehegattin signalisiert, dass sie für ihren
persönlichen Bedarf nicht nur Bittstellerin für ein Ta-
schengeld ist, das ihr der Ehemann großzügig überlässt,
sondern dass ihr selbstverständlich der angemessene Teil
der Einkünfte zusteht. Problematisch könnte in diesem
Zusammenhang jedoch die rechtliche Stellung gegen-
über Gläubigern werden. Denn wird der Ehefrau ein
symbolisches Teilhaberecht eingeräumt, würde es künf-
tig Gläubigern der Ehefrau erleichtert, den Unterhaltsan-
spruch zu pfänden. Das müssen wir eingehend prüfen,
wenn wir eine tatsächliche Verbesserung für die Frauen
erreichen wollen.

Das zweite Element des Entwurfs, das Auskunfts-
anspruchsrecht der nicht verdienenden Ehegattin,
schätze ich als Vorteil für die Frauen ein. Derzeit exis-
tiert ein allgemeiner Informationsanspruch über das Ein-
kommen und das Vermögen des Ehemannes. Der Ehe-
mann kann aber darauf verweisen, dass sein Geld seine
Sache sei. Mit der Einführung eines echten Auskunftsan-
spruchs soll dieses Informationsdefizit der nicht verdie-
nenden Ehefrau aufgehoben werden. Eine getrennt le-
bende oder geschiedene Ehegattin besitzt dieses Recht
und ich sehe nicht ein, weshalb eine Ehefrau weniger
Rechte haben sollte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ich frage mich aber: Was passiert konkret in der Prais, wenn ein Mann der Ehefrau nicht sagen will, wie och sein Einkommen ist, oder wenn er bewusst falsche ussagen macht? Ein Recht auf Einsicht der Bankbelege at die Ehefrau auch nach diesem Gesetzentwurf nicht. ier bleibt den Frauen dann nur der Weg zum Gericht. uch wenn vielleicht nicht viele Frauen diesen Schritt agen, so ist es doch wichtig, dass faktisch die Möglicheit besteht. Trotzdem bin ich sicher, dass sehr viel mehr hefrauen entsprechende Informationen einfordern weren, wenn sie wissen, dass sie auch das Recht dazu haen. Man kann nicht von symbolischem Recht sprechen, ie es zum Teil gemacht wird. Ich glaube, es ist eine tärkung der Frauen in dieser Situation. Zusammenfassend kann man sagen: Das Ziel des Geetzes, eine rechtliche Stärkung der nicht erwerbstätigen hefrauen, wird von meiner Fraktion unterstützt. Allerings gibt es weiteren Klärungsbedarf, damit die Regengen nicht zu einem Bumerang für die Frauen werden. ch glaube, es wird wichtig sein, dass wir in den Auschussberatungen mit den Berichterstatterinnen und Beichterstattern nach Wegen suchen, wie wir diesem Ziel ahe kommen. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit aln Kolleginnen des Hauses mit dem Ziel, die Rechte der icht erwerbstätigen Ehefrauen zu stärken. Obwohl es mer weniger werden, was sicherlich erfreulich ist, leibt dies ein wichtiges Ziel. Herzlichen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504018600


Das Wort hat die Kollegin Sibylle Laurischk von der
DP-Fraktion.


Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1504018700


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Ge-
etzentwurf des Bundesrates enthält eine klarstellende
nderung der §§ 1360 und 1360 a BGB, der zufolge die
osition des nicht erwerbstätigen Ehegatten als haus-
altsführender oder lediglich hinzuverdienender Partner
erbessert und gestärkt werden soll. In der Regel handelt
s sich dabei um Ehefrauen, wobei nicht zu verkennen
st, dass angesichts einer sich ändernden gesellschaftli-
hen Haltung zur Ehe auch zunehmend Männer den
aushalt führen oder lediglich hinzuverdienen, während
ie Ehefrau Hauptverdienerin ist. Aufgrund einer sich
tändig verschärfenden Arbeitsmarktsituation wird dies
n Zukunft noch häufiger der Fall sein, zumal Frauen in
unehmendem Maße gut ausgebildet sind.

In § 1353 BGB steht die Definition der ehelichen Le-
ensgemeinschaft, worin auch die wechselseitige Ver-
ntwortung festgelegt ist. Daraus ist seitens der Recht-
prechung ein Auskunftsanspruch auf Unterrichtung
ber die wechselseitige Einkommenssituation in groben
ügen definiert worden. Im Unterschied hierzu gibt das
ürgerliche Gesetzbuch den getrennt lebenden oder ge-

chiedenen Ehegatten einen Auskunftsanspruch im






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(B) )


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Detail, der einklagbar und durchsetzbar ist. Die Aus-
kunftsrechte von getrennt lebenden und geschiedenen
Ehegatten sind also rechtlich stärker normiert.

Man kann zu Recht große Zweifel haben, ob ein Aus-
kunftsanspruch unter Ehegatten, wie im Bundesratsent-
wurf vorgeschlagen, in der Rechtspraxis umzusetzen ist.
Ein Ehepartner, der Informationen über das Einkommen
seines Partners haben will, würde sich im Interesse des
Rechtsfriedens sehr überlegen, ob er oder sie zur Durch-
setzung eines Auskunftsanspruchs den anderen tatsäch-
lich verklagen will. Es bleibt also die Frage zu stellen,
wo die Bedeutung der Gesetzesvorlage liegt und ob
diese rechtspolitisch klug ist.


(Dirk Manzewski [SPD]: Genau!)


Wenn die Zielsetzung tatsächlich die ist, Ehepartnern
die wechselseitigen Auskunftsklagen schmackhaft zu
machen, ist eine Ergänzung der §§ 1360 und 1360 a
BGB kritisch zu beurteilen.


(Joachim Stünker [SPD]: Sehr gut!)


Es kann nicht Aufgabe des Gesetzgebers sein, Eheleute,
die grundsätzlich zu vertrauensvollem und solidarischem
Handeln aufgerufen sind, miteinander in Streit zu füh-
ren. Sollte aber Zielsetzung sein, ein Signal zu setzen,
das die Eheleute in gemeinsamer Verantwortung umset-
zen müssen, dann ist die vom Bundesrat vorgeschlagene
Ergänzung der § § 1360 und 1360 a BGB möglicher-
weise sinnvoll.

Die gesellschaftliche Realität sieht mittlerweile so
aus, dass immer weniger Ehen geschlossen werden und
Ehen immer häufiger geschieden werden. Außerdem ist
die demographische Entwicklung in Deutschland ein-
deutig so, dass immer weniger Kinder geboren werden.
Frauen werden zunehmend älter, bis sie sich erstmals
entschließen, ein Kind zu bekommen. 40 Prozent der
Akademikerinnen in Deutschland haben keine Kinder.
Diese demographisch problematische Entwicklung
hängt auch damit zusammen, dass die so genannte Haus-
frauen- und Hinzuverdienerehe für Frauen an Bedeutung
verliert. Die Ehe bietet zunehmend nicht mehr den trag-
fähigen Boden, um Kinder zu erziehen, ohne die Dop-
pelbelastung der Berufstätigkeit auf sich zu nehmen,
weil die Entscheidung zu einer solchen Familienführung
den Frauen – aber nicht nur ihnen – schwer fällt. Dabei
ist sicherlich auch von erheblicher Bedeutung, dass
Frauen eine Entscheidungsbasis für die Wahl brauchen,
Hausfrau oder eine nur in geringem Umfang berufstätige
Frau und Mutter sein zu wollen.

Aber auch in einer ganz anderen familiären Situation
brauchen sie klare Informationsmöglichkeiten hin-
sichtlich ihrer Unterhaltsansprüche, nämlich um die Ent-
scheidung treffen zu können, wenn sie wegen der Ver-
sorgung alter Eltern oder sonstiger hilfsbedürftiger
Familienmitglieder zu Hause bleiben wollen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504018800


Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.

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(C (D Eine eindeutige Entscheidungsbasis aufgrund detailierter Informationsmöglichkeiten über das Familieneinommen brauchen Frauen und Männer nicht zuletzt auch ei einer eigenständigen und selbstbewussten Vermöensplanung, die nur dann ernsthaft möglich ist, wenn ie in Kenntnis aller wirtschaftlichen Faktoren getroffen erden kann. Der Gesetzentwurf aus Baden-Württemerg – ich freue mich über die Anwesenheit von Frau inisterin Werwigk-Hertneck – berücksichtigt unter die em Aspekt die Situation von Eheleuten, die gleichbeechtigt in der Ehe leben wollen und sich nicht gegen die he entscheiden wollen. Es bleibt zu hoffen, dass aus dem Bundesjustizminiserium neue Vorschläge kommen. – Frau Bätzing, Sie atten ja gerügt, dass nichts Neues vorgelegt worden sei. Ich wünsche mir, dass die Bundesjustizministerin den esetzentwurf aus dem Bundesrat aktiv fördert und ihn icht in der familienpolitischen Schublade liegen lässt. Danke schön. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1504018900


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504019000


Das Wort hat der Kollege Joachim Stünker von der
PD-Fraktion.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1504019100


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir beschäftigen uns heute mit einem Gesetz-

ntwurf des Bundesrates, der von Baden-Württemberg
ingebracht worden ist. Dieser stimmt mit dem Gesetz-
ntwurf überein, mit dem wir uns am 13. Oktober 2000,
lso noch in der letzten Wahlperiode, in erster Lesung
eschäftigt haben. Damals herrschte Übereinstimmung
arüber – das war in allen Reden nachzulesen; ich habe
ir die Mühe gemacht –, dass niemand diesen Entwurf
eiterverfolgen wollte. Der Entwurf war damals bereits

n erster Lesung durchgefallen – und das, wie ich meine,
u Recht.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Das ist schlichtweg falsch!)


Seinerzeit hat die von uns allen sehr geschätzte Kolle-
in Margot von Renesse, die in ihrer zwölfjährigen Mit-
liedschaft im Deutschen Bundestag, was die Gleichstel-
ung von Mann und Frau angeht, sehr segensreich
ewirkt hat, folgende Überschrift gefunden: Man will et-
as für Frauen tun. Aber man will in Wirklichkeit nur so

un, als ob man etwas täte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Man will das klarstellen, was schon lange geltendes
echt ist. Das ist in den Reden heute Abend auch wieder
eutlich geworden, es sei denn, ich bin intellektuell nicht
n der Lage gewesen, diesen zu folgen. All das, was vor-
etragen wurde, ist schon heute geltendes Recht, gel-
ende Rechtsprechung und in einer intakten Ehe kein
roblem. Von daher stellt sich die Frage, warum man mit






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
einem neuen Satz 3 im § 1360 BGB bestehendes Recht
noch einmal klarstellen muss.


(Ina Lenke [FDP]: Weil es notwendig ist!)


Eine solche Gesetzgebung ist letzten Endes unsinnig


(Ina Lenke [FDP]: Sie ist nicht unsinnig!)


und für das juristische Handwerk absolut fatal.


(Beifall bei der SPD – Ina Lenke [FDP]: Dass da auch noch Frauen mitmachen, wundert mich sehr!)


Es stellt sich die Frage nach der praktischen Rele-
vanz einer solchen Klarstellung, die laut der Begrün-
dung in das Gesetz hineingeschrieben werden soll. Fra-
gen wir also, ob es in der Lebenswirklichkeit praktische
Gründe dafür gibt! Laut einer repräsentativen Umfrage
des Forsa-Instituts, die im Auftrag der Zeitschrift „Frau
im Spiegel“ durchgeführt wurde, wirtschaften nur noch
16 Prozent der deutschen Frauen mit Haushaltsgeld und
lediglich 12 Prozent erhalten Taschengeld. In der Mehr-
zahl der Partnerschaften sind die Haushaltsfinanzen
mittlerweile ein Gemeinschaftsthema geworden.


(Dirk Manzewski [SPD]: Richtig!)


85 Prozent der Frauen treffen gemeinsam mit ihrem
Partner Entscheidungen über Anschaffungen,


(Dirk Manzewski [SPD]: Das ist der Spiegel einer modernen Ehe!)


83 Prozent der Frauen sind über den Verdienst des Man-
nes im Bilde und 61 Prozent müssen keine Rechenschaft
darüber ablegen, wofür sie Geld ausgeben. Das ist die
moderne Ehe.


(Beifall bei der SPD)


Sie haben heute ein tradiertes und überkommenes Bild
von der Ehe dargestellt, wie es der Wirklichkeit im
21. Jahrhundert letzten Endes nicht mehr entspricht.


(Dirk Manzewski [SPD]: So sind halt die Vorstellungen der Union!)


Denjenigen, die immer nach Entbürokratisierung ru-
fen, sage ich Folgendes: Wir als Gesetzgeber sollten uns
wirklich davor hüten, mit gesetzgeberischen Maßnah-
men in die durch Art. 6 Grundgesetz geschützte Privat-
heit der intakten Ehe – darum geht es hier – hineinzure-
gieren.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504019200


Herr Kollege Stünker, erlauben Sie eine Zwischen-
frage der Kollegin Lenke?


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1504019300


Nein. – Lassen Sie mich zum Abschluss noch zwei
Dinge dazu sagen:

Erste Anmerkung: Frau Ministerin, wenn Sie Ihren
Gedanken, eine Klarstellung im § 1360 BGB vorzuneh-
men, logisch zu Ende denken, dann müssten Sie konse-
quenterweise zu der Meinung kommen, auch das eheli-
che Güterrecht entsprechend ändern zu wollen. Ihrer

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(C (D egründung ist aber zu entnehmen, dass Sie genau das icht wollen. Diesen Schritt wollen Sie letzten Endes icht gehen. Das eine geht aber nicht ohne das andere. Meine zweite Anmerkung dazu: Ich war neun Jahre ng Familienrichter. Frau Kollegin Laurischk, es ist mir irklich schleierhaft, wie sich die Gerichte einer solchen egelung in der Praxis annehmen sollen. Wenn wir solhe Prozesse fördern, sollten wir uns im Ergebnis auch ber den nachehelichen Ehegattenunterhalt und über uskunftsansprüche bei getrennt Lebenden unterhalten. (Ina Lenke [FDP]: Typisch Mann! – Sibylle Laurischk [FDP]: Sie haben nicht zugehört!)


ür diese haben wir das alles im Gesetz geregelt.

Mit dem Vorschlag, den Sie hier vorlegen, geben Sie
en Frauen Steine statt Brot.


(Lachen der Abg. Ina Lenke [FDP])


ie tun genau das, was Frau von Renesse gesagt hat: Sie
un so, als würden Sie etwas tun. In Wirklichkeit ist das
in retardierter Vorschlag.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504019400


Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Norbert Röttgen
on der CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1504019500


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei
em vorliegenden Gesetzentwurf zum Familienrecht, der
om Bundesrat in den Bundestag eingebracht worden ist
nd auf eine Initiative des Landes Baden-Württemberg
urückgeht, geht es um eine gesellschaftspolitische
rage. Es geht um die Gesellschaftspolitik, weil dieser
esetzentwurf die wirtschaftliche und finanzielle Aner-
ennung der Haushaltstätigkeit in der Ehe und damit in
er Regel auch in der Familie beinhaltet. Diese Tätigkeit
ird in vier von fünf Fällen von der Ehefrau geleistet;
ie Ehemänner sind immer noch in der Minderheit.


(Ina Lenke [FDP]: Richtig!)


Das Interessante und ein wenig auch das Erschre-
kende an dieser Debatte ist, dass es offensichtlich Un-
erschiede in der Beurteilung der sozialen Wirklichkeit
ibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir haben auch heute wieder unverbindliche Schönwet-
erreden über die Partnerschaft, den Wert der Haushalts-
ätigkeit und die Anerkennung, die ihr zukommt, gehört.


(Joachim Stünker [SPD]: Das ist geltendes Recht!)


uch Sie haben heute wieder eine solche Rede auf teil-
eise sehr bescheidenem Niveau gehalten, wie ich sagen
uss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Röttgen
Frau Bätzing hat gerühmt, dass die Ehefrau in der Wirk-
lichkeit sogar ein Taschengeld bekommen könne. Welch
eine Großtat im 21. Jahrhundert! Der Kollege Stünker
hat erklärt, wir hätten nur noch moderne Ehen, in der
alle gleichberechtigt partizipieren, alles sei bestens, es
gebe überhaupt keine Defizite in der Anerkennung und
daher auch keinen Handlungsbedarf. Das bestätigt im
Grunde nur meine generelle These, dass die eigentlich
strukturkonservative Fraktion auf der linken Seite dieses
Hauses angesiedelt ist. Sie sind die Status-quo-Partei.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Stünker [SPD]: Lesen Sie einmal nach, was der Herr Pofalla dazu gesagt hat!)


Wir haben uns überlegt: Lohnt es sich überhaupt, hier
darüber zu reden? Wir waren der Auffassung, dass es gut
ist, heute darüber zu debattieren. Ich wusste aber gar
nicht, wie gut das ist. Frau Schewe-Gerigk, ich teile
nicht alles, was Sie gesagt haben.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das kommt schon mal vor!)


Dies gilt insbesondere für die Tatsache – ich will es ein-
mal freundlich formulieren –, dass Sie sich ein Urteil
darüber anmaßen, wie andere ihre Ehe führen sollen. Ich
führe keine Alleinverdienerehe. Aber in der Familie mei-
ner Frau gibt es ein solches Modell. Meine Schwägerin
hat sich als promovierte Akademikerin aus freier Wahl
dafür entschieden und sagt: Wir haben vier Kinder und
das ist es, was ich mir wünsche. Ich finde, keiner sollte
sich das Recht herausnehmen, darüber ein Urteil zu spre-
chen. Überlassen Sie diese autonome Entscheidung den
Ehepartnern!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das hat mich an Ihrem Beitrag gestört. Aber ich glaube,
dass sich das nicht unbedingt im Gesetzentwurf auswir-
ken muss; denn er gilt nur für diejenigen, die sich für
eine solche Lebensweise entscheiden.

Es gibt eine Diskrepanz zwischen den unverbindli-
chen Reden und der sozialen, wirtschaftlichen und finan-
ziellen Wirklichkeit; das ist überhaupt nicht zu bestrei-
ten. Reden Sie einmal mit Anwälten für Familienrecht!
Sie werden Ihnen bestätigen, dass Ehefrauen quer durch
alle Bevölkerungsschichten oft noch nicht einmal wis-
sen, was ihr Ehemann im Monat verdient. In den Bera-
tungen vor der Scheidung werden die Ehefrauen gefragt,
ob sie die Steuererklärung nicht unterschrieben hätten,
weil man dann die Höhe des Verdienstes hätte sehen
müssen. Die Antwort ist dann, dass sie die Steuererklä-
rung ohne hinzuschauen unterschrieben hätten. Das ist
die Wirklichkeit, nicht nur, aber auch in Deutschland.
Dass Sie in der SPD generationen- und geschlechtsüber-
greifend davor die Augen verschließen, ist eine erschre-
ckende Tatsache; das muss ich schon sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dirk Manzewski [SPD]: Sie sind völlig weltfremd!)


In dieser Sache hat es übrigens eine rechtliche Verän-
derung gegeben. Die Kollegin Granold hat aus der Ent-

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(C (D cheidung des Bundesverfassungsgerichts zitiert. Am 8. Februar 2002 hat das Bundesverfassungsgericht in ieser Sache geurteilt (Joachim Stünker [SPD]: Das ist Rechtsprechung!)


nd im Grunde genommen genau das beschlossen, was
etzt im Gesetzentwurf steht. Das sollten Sie sich einmal
urchlesen. Das Bundesverfassungsgericht ist also mit
einer Wertung auf der Seite des Bundesrates.

Das Verdienstvolle des Gesetzentwurfs des Bundes-
ates ist, dass die Ebene der schönen und folgenlosen

orte verlassen und das Mittel des Rechts gewählt wird,
m der Anerkennung Ausdruck zu geben. Das ist das
ntscheidende, das ist die wesentliche Veränderung. Die
öglichkeiten des Gesetzgebers, auf die soziale Wirk-

ichkeit und das Bewusstsein einzuwirken und Anerken-
ung zu verschaffen, sind begrenzt. Es ist die privatauto-
ome Entscheidung der Eheleute, wie sie ihre Ehe
estalten. Man kann gesellschaftliche Anerkennung
icht rechtlich erzwingen. Aber das, was der Gesetzge-
er kann, nämlich mit der Ausdrucksform des Rechts
nerkennung zu verschaffen, sollte er tun. Das ist unsere
uffassung. Darum befürworten wir diesen Gesetzent-
urf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir appellieren an die einzige Fraktion dieses Hauses,
ie den Gesetzentwurf ablehnt, sich konstruktiv an der
eratung zu beteiligen. Verweigern Sie bitte nicht nur
eswegen die Unterstützung, weil Sie diesen Entwurf
icht eingebracht haben.


(Dirk Manzewski [SPD]: Sie müssen sich gefallen lassen, dass Sie ein Wendelhals sind!)


assen Sie uns hier zusammenarbeiten! Ich freue mich
arüber – das will ich hier zum Ausdruck bringen –, dass
lle anderen Fraktionen diesem Gesetzentwurf grund-
ätzlich – über Details muss geredet werden – positiv
egenüberstehen. Das ist ein gutes Signal. Es stimmt
offnungsvoll, dass am Ende ein gutes Ergebnis heraus-
ommt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504019600


Das Wort hat jetzt die Justizministerin des Landes
aden-Württemberg, Corinna Werwigk-Hertneck.


(Badenürttemberg)


Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ginge mit
iesem Gesetzentwurf, wenn er Gesetz würde, ein Ruck
urch die Machos oder handelt es sich dabei um „eine
rt Gedichtvortrag zum Muttertag“,


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU)


ie es Margot von Renesse in der Bundestagsdebatte am
3. Oktober 2000 formuliert hat? Ich habe das Protokoll






(A) )



(B) )


Ministerin Corinna Werwigk-Hertneck (Baden-Württemberg)

auch gelesen, Herr Stünker. Darin steht etwas völlig an-
deres, als Sie ausgeführt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Joachim Stünker [SPD]: Das ist eine wilde Behauptung, die Sie aufstellen! – Gegenruf der Abg. Ina Lenke [FDP]: Sie haben es nicht richtig gelesen!)


Ich nehme es jungen Frauen nicht übel, wenn sie den
idealen Traum der partnerschaftlichen Ehe postulieren.
Aber ich bin doch etwas verwirrt, was die SPD zu die-
sem Thema wirklich meint; denn ich habe auch die Stel-
lungnahme der Bundesregierung aus diesem Jahr sorg-
fältig gelesen, aus der ein anderes Ehebild hervorgeht.
Danach muss sich diese Regelung – also der Gesetzes-
vorschlag des Bundesrates – nämlich in ein „bewährtes
System des Familienunterhaltes einfügen. In diesem
System stehen sich die Ehegatten nicht mit individual-
rechtlichen, auf die persönliche Nutzenmehrung gerich-
teten Ansprüchen gegenüber, sondern sie stellen ihre
persönlichen Interessen hinter die Verwirklichung der
gemeinsamen und partnerschaftlich bestimmten Ziele
der Familie zurück“,


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hört sich aber gut an!)


und zwar in der Regel auf Kosten der Frauen!

Ich war 20 Jahre lang Fachanwältin für Familienrecht
und habe selbst Beratungen durchgeführt. Was Sie sag-
ten, Herr Dr. Röttgen, ist völlig richtig. Die Anwaltschaft
kann die genannten Beispiele bestätigen.

Das Bundesverfassungsgericht hat deswegen in Über-
einstimmung mit der vorherigen Rechtsprechung eine
angemessene Teilhabe gefordert; insofern haben Sie
Recht, Herr Stünker. Aber wie wird eine solche Teilhabe
erreicht? Es gibt keinen Auskunftsanspruch. Auch wenn
zum Beispiel eine Professorenfrau, die zwar ihren Mann
liebt und gerne mit ihm Weltreisen macht, aber immer
noch mit 500 Euro Taschen- bzw. Haushaltsgeld aus-
kommen muss, selbst wenn die Kinder bereits das Stu-
dium abgeschlossen haben, zaghaft nachfragt, wie viel
ihr Mann verdient, dann ist es wichtig, dass er seine Ge-
haltsabrechnung vorzeigt.


(Joachim Stünker [SPD]: Dafür gehen wir zum Gericht!)


Mit der im vorliegenden Gesetzentwurf getroffenen
Klarstellung und der Bezugnahme auf § 1605 BGB wird
diese Auskunftspflicht geregelt. Sicherlich fällt es vie-
len Männern schwer, ihre Verhältnisse offen zu legen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU])


Darauf hat übrigens auch eine sehr alte ehemalige Bun-
destagsabgeordnete, Frau Dr. Diemer-Nicolaus, hinge-
wiesen, als sie hörte, dass ich diesen Gesetzentwurf er-
neut auf die Tagesordnung des Bundesrates setzen ließ.
Sie hat mir erzählt: Frau Kollegin, ich habe es schon
1957 versucht, aber die Männer wollten den Frauen da-
mals noch keine Einsicht in die Unterlagen gewähren.

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(C (D Sie haben Recht, Herr Stünker: Die Hausfrauenehe ntspricht längst nicht mehr allen ehelichen Lebensverältnissen. Die Zahl der partnerschaftlichen Beziehunen nimmt zum Glück zu, aber es gibt noch sehr viele hen, in denen das anders ist. Wir Politikerinnen und Po itiker sprechen immer wieder gerne davon, die Familien u stärken. Dann müssen wir aber auch Frauen stärken, ie sich ganz für die Familie entscheiden. Sonst bleiben s wieder einmal nur hohle Worte. Herr Stünker, Ihre Meinung, dass auch die Errungenchaftsgemeinschaft erwogen und die Zugewinngeeinschaft daher wieder auf den Prüfstand gestellt wer en müsste, teile ich nicht. Ich meine vielmehr, Ihre rgumentation entlarvt eine bestimmte Denkweise. enn wenn man nur wissen will, wie viel Geld monat ich zur Verfügung steht, dann heißt das noch lange icht, dass der gesamte gesetzliche Güterstand geändert erden muss. r muss vielleicht auf europäischer Ebene geändert weren. Ich trete sehr dafür ein, dass wir Überlegungen daüber anstellen, wie ein europäisches Gesetzbuch konziiert werden könnte. Dabei geht es um äußerst wichtige amilienrechtliche Fragen. Ich werbe dafür, das über den Bundesrat eingebrachte esetzesvorhaben – es ist sehr wichtig; deswegen beanke ich mich dafür, dass ich als Beauftragte des Bunesrates hier sprechen kann – zu unterstützen und angeessen zu beraten. Sie, Frau Schewe-Gerigk, haben wie auch Frau Renesse vor zweieinhalb Jahren – ver prochen: Wir werden das Vorhaben wohlwollend und rnsthaft prüfen. Ich hoffe daher sehr, dass wir in den eiteren Beratungen ein Stückchen vorankommen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1504019700


Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 15/403 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
ages auf morgen, Freitag, den 11. April 2003, 9 Uhr,
in.

Die Sitzung ist geschlossen.