Protokoll:
16047

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 47

  • date_rangeDatum: 7. September 2006

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:43 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/47 Einzelplan 11 Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ Bundesministerium für Arbeit und So- ziales Franz Müntefering, Bundesminister BMAS Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Ronald Pofalla (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Helmut Holter, Minister (Mecklenburg-Vorpommern) . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Waltraud Lehn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diana Golze (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Falk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Laurischk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Reinke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Monika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Singhammer (CDU/CSU) . . . . . . . Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4592 C 4596 B 4597 D 4600 C 4603 C 4605 A 4606 D 4608 C 4609 C 4621 A 4622 B 4623 D 4626 A 4627 D 4628 D 4630 B 4631 C 4632 D 4633 D Deutscher B Stenografisch 47. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisung . . . . . . Tagesordnungspunkt 1 (Fortsetzung): a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2007 (Haushaltsgesetz 2007) (Drucksache 16/2300) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010 (Drucksache 16/2301) . . . . . . . . . . . . . . . . K S H D M C 4591 A 4592 A 4592 B 4592 B Markus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4610 D undestag er Bericht ung 7. September 2006 t : laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . tefan Müller (Erlangen) (CDU/CSU) . . . . . ans-Joachim Fuchtel (CDU/CSU) . . . . . . . . Einzelplan 17 Bundesministerium für Familie, Senio- ren, Frauen und Jugend r. Ursula von der Leyen, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . iriam Gruß (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4611 D 4613 A 4614 B 4615 C 4617 A 4618 D 4619 C 4620 C Ina Lenke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4635 A 4635 C II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. September 2006 Krista Sager (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sönke Rix (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ole Schröder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Kerstin Griese (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Einführung des Elterngeldes (Drucksache 16/2454) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Angelika Brunkhorst, Michael Kauch, Horst Meierhofer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Exportaktivitäten deutscher Unternehmen im Technolo- giebereich erneuerbarer Energien sach- gerecht unterstützen (Drucksache 16/1565) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Generelle Altschuldenent- lastung auf dauerhaft leer stehende Wohnungen (Drucksache 16/2078) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Barbara Höll, Dr. Gesine Lötzsch, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Grunderwerbsteuerbefrei- ung bei Fusionen von Wohnungsunter- nehmen und Wohnungsgenossenschaf- ten in den neuen Ländern (Drucksache 16/2079) . . . . . . . . . . . . . . . . e) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht über die aktualisierten Stabili- täts- und Konvergenzprogramme 2005 der EU-Mitgliedstaaten (Drucksache 16/1218) . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zur Errichtung einer „Bundesstif- tung Baukultur“ (Drucksachen 16/1945, 16/1990) . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Hüseyin-Kenan Aydin, Dr. Diether Dehm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Dauergeneh- migungen für Militärflüge aufheben (Drucksache 16/857) . . . . . . . . . . . . . . . . . c d e f g T a 4636 D 0000 A4637 B 4638 D 4639 D 4641 A 4642 B 4642 C 4642 C 4642 D 4642 D 4643 A 4643 A ) Antrag der Abgeordneten Volker Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Mei- nungs- und Versammlungsfreiheit für Lesben und Schwule in ganz Europa durchsetzen (Drucksache 16/1667) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ulla Jelpke, Sevim Dagdelen, Monika Knoche, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Flüchtlingen aus Nahost Schutz bieten (Drucksache 16/2341) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Lukrezia Jochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Bundespolitik soll im Streit um die Waldschlösschenbrücke vermitteln (Drucksache 16/2499) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Gesine Lötzsch, Petra Pau, Dr. Hakki Keskin, Dr. Gregor Gysi und der Fraktion der LIN- KEN: Fertigstellung des Mauerparks im Bereich der ehemaligen innerstädti- schen Grenze in Berlin (Drucksache 16/2508) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Ulrike Höfken, Rainder Steenblock, Matthias Berninger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Forderung der EU nach Transparenz bei Subventionen im Agrarbereich voll- ständig umsetzen und die Neuausrich- tung der Förderung vorbereiten (Drucksache 16/2518) . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: ) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Bundesministeri- ums der Finanzen: Entlastung der Bundesregierung für das Haushalts- jahr 2004 – Vorlage der Haushalts- und Vermögensrechnung des Bun- des (Jahresrechnung 2004) – – Unterrichtung durch den Bundesrech- nungshof: Bemerkungen des Bundes- rechnungshofes 2005 zur Haus- halts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Feststel- lungen zur Jahresrechnung 2004) (Drucksachen 15/5206, 16/820 Nr. 28, 16/160, 16/413 Nr. 1.3, 16/2025) . . . . . . . 4643 A 4643 B 4643 B 4643 C 4643 C 4643 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. September 2006 III b) Beschlussempfehlung und Bericht des Haushaltsausschusses – zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungshofes: Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haus- haltsjahr 2004 – Einzelplan 20 – – zu dem Antrag des Präsidenten des Bundesrechnungshofes: Rechnung des Bundesrechnungshofes für das Haus- haltsjahr 2005 – Einzelplan 20 – (Drucksachen 15/5005, 16/820 Nr. 27, 16/500, 16/2026) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 15 Bundesministerium für Gesundheit Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Heidi Knake-Werner, Senatorin (Berlin) Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Ewald Schurer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans Georg Faust (CDU/CSU) . . . . . . . . Jella Teuchner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 30 Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Petra Sitte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ilse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Cornelia Pieper (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . K K D S M K E S P U J L B U U U H B Z E e z g ( Z A H t A W A w w ( W 4644 A 4644 B 4647 A 4648 C 4650 D 4652 B 4653 C 4656 B 4658 A 4660 A 4662 A 4663 D 4664 D 4665 D 4667 C 4669 B 4671 A 4672 B 4674 A 4675 A 4676 D 4678 B 4680 B 4681 D 4682 B 4682 C ai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) laus-Peter Willsch (CDU/CSU) . . . . . . . . . Volker Kröning (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ernst Dieter Rossmann (SPD) . . . . . . . . . Einzelplan 16 Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit igmar Gabriel, Bundesminister BMU . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . atherina Reiche (Potsdam) (CDU/CSU) . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Hinz (Essen) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . osef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . utz Heilmann (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Kurt Hill (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ernhard Schulte-Drüggelte (CDU/CSU) . . . usatztagesordnungspunkt 2: rste Beratung des von der Bundesregierung ingebrachten Entwurfs eines Ersten Geset- es zur Änderung des Erneuerbare-Ener- ien-Gesetzes Drucksache 16/2455) . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: ntrag der Abgeordneten Peter Bleser, Ursula einen, Klaus Brähmig, weiterer Abgeordne- er und der Fraktion der CDU/CSU sowie der bgeordneten Mechthild Rawert, Waltraud olff (Wolmirstedt), Ulrich Kelber, weiterer bgeordneter und der Fraktion der SPD: Die eltweit letzten 100 westpazifischen Grau- ale schützen Drucksache 16/2510) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung olfgang Tiefensee, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4684 A 4685 B 4686 A 4687 C 4689 D 4692 A 4693 C 4696 A 4697 B 4698 C 4700 B 4701 D 4703 A 4704 A 4705 C 4707 D 4708 A 4708 B 4708 D 4710 C 4710 C 4710 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. September 2006 Jan Mücke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dorothée Menzner (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) (FDP) . . . . . . . . . . Dirk Fischer (Hamburg) (CDU/CSU) . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaas Hübner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingo Schmitt (Berlin) (CDU/CSU) . . . . . . . . . Petra Weis (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörg van Essen (FDP) zur Abstimmung über die Beschluss- empfehlung zu dem Antrag: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2004 – Vorlage der Haushalts- und Vermögensrech- nung des Bundes (Jahresrechnung 2004) – (Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ute Koczy, Undine Kurth (Quedlinburg), Cornelia Behm, Sylvia Kotting-Uhl, Bärbel Höhn, Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, Peter Hettlich und Ulrike Höfken (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Ab- stimmung über den Antrag: Die weltweit letz- ten 100 westpazifischen Grauwale schützen (Zusatztagesordnungspunkt 3) . . . . . . . . . . . . 4713 A 4714 C 4716 C 4717 C 4719 A 4721 A 4722 C 4724 B 4725 D 4727 A 4728 A 4729 D 4731 B 4732 D 4733 A 4733 C 4733 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. September 2006 4591 (A) ) (B) ) 47. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. September 2006 4733 (A) ) (B) ) für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ropabank abwenden – Das Öl- und Gasprojekt Sachalin Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * A V A l p u d f r G d d s d d w z t – S W e t O g s s v d e u Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 07.09.2006 Bär, Dorothee CDU/CSU 07.09.2006 Bätzing, Sabine SPD 07.09.2006 Bellmann, Veronika CDU/CSU 07.09.2006 Brand, Michael CDU/CSU 07.09.2006 Goldmann, Hans- Michael FDP 07.09.2006 Groneberg, Gabriele SPD 07.09.2006 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 07.09.2006 Hilsberg, Stephan SPD 07.09.2006 Höfer, Gerd SPD 07.09.2006* Homburger, Birgit FDP 07.09.2006 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2006 Dr. Jung, Franz Josef CDU/CSU 07.09.2006 Kühn-Mengel, Helga SPD 07.09.2006 Kunert, Katrin DIE LINKE 07.09.2006 Meckel, Markus SPD 07.09.2006 Meierhofer, Horst FDP 07.09.2006 Pflug, Johannes SPD 07.09.2006 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 07.09.2006 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 07.09.2006 Dr. Staffelt, Ditmar SPD 07.09.2006 Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 07.09.2006 Zapf, Uta SPD 07.09.2006 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jörg van Essen (FDP) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Entlastung der Bundesregierung für das Haushaltsjahr 2004 – Vorlage der Haus- halts- und Vermögensrechnung des Bundes (Jahresrechnung 2004) (Tagesordnungspunkt 3 a) Namens der Fraktion der FDP erkläre ich, dass unser otum „Enthaltung“ lautet. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Ute Koczy, Undine Kurth (Quedlinburg), Cornelia Behm, Sylvia Kotting- Uhl, Bärbel Höhn, Winfried Hermann, Dr. Anton Hofreiter, Peter Hettlich und Ulrike Höfken (alle BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Antrag: Die weltweit letzten 100 westpazifischen Grauwale schützen (Zusatztagesordnungspunkt 3) Wir begrüßen es, dass sich die große Koalition end- ich mit den gravierenden Auswirkungen des Ölförder- rojektes Sachalin II auf die Artenvielfalt beschäftigt nd die Bundesregierung zum Handeln auffordert. Lei- er lässt der Antrag die notwendige Klarheit in den Auf- orderungen an die Bundesregierung vermissen. Es eicht nicht aus, die Schädigung der akut bedrohten rauwalpopulation „soweit irgend möglich“ zu vermei- en. Zudem suggeriert der Antrag der Koalition, dass urch Umweltauflagen der Osteuropabank – Europäi- che Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, EBWE – ie Umweltschäden und insbesondere das Aussterben er letzten westpazifischen Grauwalpopulation abzu- enden seien. Dies entspricht nicht der Realität. 75 Pro- ent des Projekts wurden bereits realisiert. Das Konsor- ium Sakhalin Energy Investment Company Ltd. – SEIC hat beim Bau von Sachalin II bereits gegen zahlreiche tandards verstoßen, die für die Osteuropabank und die eltbank – IFC – grundsätzlich zu den Voraussetzungen iner Finanzierungsbeteiligung zählen. Dazu gehört un- er anderem, dass mit der Umsetzung des Projekts vor rt begonnen wurde, ohne die Umweltbeeinträchtigun- en anhand einer Umweltverträglichkeitsprüfung unter- uchen zu lassen. Die Folgen für die Natur und die Men- chen vor Ort sind katastrophal. Schlimmeres ist nur zu erhindern, wenn das Projekt gestoppt wird. Keinesfalls arf solcherart Umweltfrevel mit einem Kredit der Ost- uropabank finanziert werden. Anders als die große Koalition fordern wir deshalb in nserem Antrag „Schaden von der Reputation der Osteu- 4734 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 47. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 7. September 2006 (A) (C) (B) ) II als Lackmustest für die Einhaltung internationaler Umwelt- und Sozialstandards“ – Drucksache 16/1668 – vom 31. Mai 2006 die Bundesregierung auf, die Kredit- vergabe an das Konsortium Sakhalin Energy Investment Company zu verweigern. Das Fördergebiet um die Pazifikinsel Sachalin ist das einzige sommerliche Nahrungsgebiet der verbliebenen Grauwalpopulation. Vergeblich warnen internationale Fachleute, dass Lärm und Verschmutzung durch die Bohrinseln, ihre Versorgungsschiffe und die Seepipe- lines die Wale regelrecht verhungern ließen. Setzen wir uns nicht für den Erhalt dieses Nahrungshabitats ein, ris- kieren wir das Aussterben dieser Art. Die Koalition hat zudem die Dramatik der Ereignisse vor und auf Sachalin nicht in ihrem vollen Ausmaß er- kannt. Gefährdet sind nicht nur die letzten 100 westpazi- fischen Grauwale. Gefährdet ist die gesamte Artenviel- falt Sachalins. Quer durch die ganze Insel wurde eine 800 Kilometer lange unterirdische Pipeline verlegt, um das Öl an den Hafen der Aniva-Bucht zu befördern. Beim Bau der Pipelines wurden hunderte Flussläufe fahrlässig verschlammt und große Mengen Bauschutts in der sensiblen Aniva-Bucht verklappt. Existenziell ge- fährdet ist dadurch auch die Wirtschaft auf Sachalin, die zu über 30 Prozent vom Fischfang abhängig ist. Die Fänge der lokalen Fischer sind seit dem Bau der Pipeline stark zurückgegangen. Die Osteuropabank verbindet ihre Kreditzusagen mit der Einhaltung international gültiger Sozial- und Um- die EBWE hätte eine Beteiligung an Sachalin II Signal- wirkung auch für andere Banken. Eine Entscheidung der Osteuropabank für eine Finanzierungsbeteiligung an Sa- chalin II würde ein starkes Signal der Aufweichung von Standards an zukünftige ähnliche Erschließungsvorha- ben aussenden. Zudem würde die Osteuropabank durch einen Ölunfall vor oder auf dem stark erdbebengefährde- ten Sachalin in besonders akutem Maße an Reputation verlieren. Jetzt hat sich auch das russische Umweltaufsichtsamt der vehementen nationalen und internationalen Kritik angeschlossen. Aufgrund der Nichteinhaltung von Um- weltstandards musste der Bau der Pipelines bereits im August 2006 vorübergehend eingestellt werden. Am 5. September 2006 hat das russische Ressourcenministe- rium zudem bekannt gegeben, dass es eine Klage gegen den Weiterbau des Projekts eingereicht hat. Die russi- sche Regierung bezieht damit klar Stellung. Deutschland sollte hinter dieser Position nicht zurückfallen. Jetzt ist es an der Zeit, dass sich die Bundesregierung im Auf- sichtsrat der Osteuropabank gegen eine Kreditvergabe einsetzt. Deutschland darf die verheerenden Umweltver- stöße von Sakhalin Energy Ltd, nicht im Nachhinein le- gitimieren. Würde die Bundesregierung im Aufsichtsrat der Osteuropabank für eine Kreditvergabe stimmen, täte sie genau das. Obwohl die Absicht der großen Koalition, die letzten 100 Grauwale vor dem Aussterben zu bewahren, richtig ist, geht uns der Antrag nicht weit genug. Aufgrund der weltstandards. Aufgrund der im Regelfall äußerst auf- merksamen Prüfung von Finanzierungsanträgen durch b s (D eschriebenen Mängel kann dem Antrag nicht zuge- timmt werden. 91, 1 0, T 47. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 7. September 2006 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene
Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

1 Weitere Überweisungen im vereinfachten Verfahren
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrach-

ten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung einer
„Bundesstiftung Baukultur“
– Drucksachen 16/1945, 16/1990 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolfgang Gehr-
cke, Hüseyin-Kenan Aydin, Dr. Diether Dehm, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN
Dauergenehmigungen für Militärflüge aufheben
– Drucksache 16/857 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss

Redet
c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker Beck

(Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Marieluise Beck (Bre-

men), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Meinungs- und Versammlungsfreiheit für Lesben und
Schwule in ganz Europa durchsetzen
– Drucksache 16/1667 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Innenausschuss
Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
Union

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla Jelpke, Se-
vim Dagdelen, Monika Knoche, weiterer
und der Fraktion der LINKEN
Flüchtlingen aus Nahost Schutz bieten
– Drucksache 16/2341 –

(C (D ung 7. September 2006 0 Uhr Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Rechtsausschuss e)

Jochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra Sitte, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion der LINKEN
Bundespolitik soll im Streit um die Waldschlösschen-
brücke vermitteln
– Drucksache 16/2499 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Gesine
Lötzsch, Petra Pau, Dr. Hakki Keskin, Dr. Gregor Gysi
und der Fraktion der LINKEN
Fertigstellung des Mauerparks im Bereich der ehema-
ligen innerstädtischen Grenze in Berlin
– Drucksache 16/2508 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike Höfken,
Rainder Steenblock, Matthias Berninger, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN
Forderung der EU nach Transparenz bei Subventio-

ext
nen im Agrarbereich vollständig umsetzen und die
Neuausrichtung der Förderung vorbereiten
– Drucksache 16/2518 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
Union (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

2 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten
Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Erneu-
erbare-Energien-Gesetzes
– Drucksache 16/2455 –

ngsvorschlag:
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

schuss
für Wirtschaft und Technologie
Abgeordneter
Überweisu
Ausschuss
Finanzaus
Ausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter Bleser, Ursula
Heinen, Klaus Brähmig, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Mechthild Ra-
wert, Waltraud Wolff (Wolmirstedt), Ulrich Kelber, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD
Die weltweit letzten 100 westpazifischen Grauwale schüt-
zen
– Drucksache 16/2510 –

Von der Frist für den Beginn der Beratung soll, soweit
erforderlich, abgewichen werden.

Außerdem mache ich auf eine nachträgliche Aus-
schussüberweisung im Anhang zur Zusatzpunktliste auf-
merksam:

Der in der 43. Sitzung des Deutschen Bundestages
überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzlich
dem Finanzausschuss (7. Ausschuss) zur Mitberatung
überwiesen werden.

Zweites Gesetz der Bundesregierung zur
Änderung des Gesetzes zur Verbesserung der
personellen Struktur beim Bundeseisenbahn-
vermögen und in den Unternehmen der Deut-
schen Bundespost

– Drucksache 16/1938 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Arbeit und Soziales

Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann ist das so beschlossen.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2007

(Haushaltsgesetz 2007)


– Drucksache 16/2300 –

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundes-
regierung

Finanzplan des Bundes 2006 bis 2010

– Drucksache 16/2301 –

Ich erinnere daran, dass wir am Dienstag für die heu-
tige Aussprache insgesamt elf Stunden beschlossen ha-
ben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wahnsinn!)


Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit
dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Arbeit und Soziales, Einzelplan 11. Zur Eröffnung er-
teile ich das Wort dem Herrn Bundesminister Müntefe-
ring.

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(C (D Herr Müntefering, wenn Sie wegen Ihrer gegenwärtien Gehund Stehbehinderung vom Platz aus reden öchten, dann ist es Ihnen unbenommen. – Bitte schön. Franz Müntefering, Bundesminister für Arbeit und oziales: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich edanke mich für die Möglichkeit, von meinem Platz us zu sprechen. Gott sei Dank bin ich auf den Fuß und icht auf den Kopf gefallen. as Reden werde ich schon hinbekommen. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir gleich sehen!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


In den letzten Tagen haben die Bundeskanzlerin und
er Finanzminister die großen Linien der Politik erläu-
ert. Es bleibt dabei: Wir wollen den Haushalt konsoli-
ieren. Dazu muss auch dieser Einzelplan seinen Teil
eitragen. Wir wollen, dass Arbeitslosigkeit reduziert
ird; da sind wir auf einem guten Weg. Wir wollen, dass
nsere Sozialsysteme stabilisiert werden. Wir sind 2006
abei, ein gutes Stück voranzukommen. Der Haushalts-
ntwurf für das Jahr 2007 eröffnet die Möglichkeit, die-
en Weg im Jahr 2007 weiterzugehen.

Im Jahr 2006 – das wurde schon gesagt – ist die Zahl
er Arbeitslosen zurückgegangen. Die Beitragseinnah-
en der Arbeitslosenversicherung und übrigens auch der
entenversicherung sind gestiegen. Das ist ein Zeichen
afür, dass sich am Arbeitsmarkt einiges tut. Nicht nur
m Bereich des Arbeitslosengeldes I, sondern auch im
ereich des Arbeitslosengeldes II sind die ersten positi-
en Signale vorhanden. Die Tatarenmeldungen von vor
cht bis zwölf Wochen über die Kosten im Bereich des
rbeitslosengeldes II werden sich nicht so erfüllen, wie

s damals von manchen befürchtet worden ist. Dies ist
ine gute Tendenz. Diesen Weg wollen wir auch im
ächsten Jahr weitergehen.

Es gibt eine Sorge, die wir alle miteinander haben,
ämlich die, ob es für die jungen Menschen in unserem
and im Herbst hinreichend viele Ausbildungsplätze
ibt. Wir haben in den letzten Wochen gemeinsam mit
er Wirtschaft, mit großen und kleinen Unternehmen so-
ie mit dem Handwerk, versucht, zusätzliche Ausbil-
ungsplätze zu schaffen. Die Situation ist noch nicht be-
riedigend. Deshalb müssen wir Druck machen und allen
lar machen – das ist ganz wichtig –, dass die jungen
enschen, wenn sie aus der Schule kommen, eine
hance haben müssen, einen Ausbildungsplatz zu fin-
en.

Die Bundesagentur für Arbeit sorgt im Moment dafür,
ass es für 5 000 junge Menschen aus Familien mit Mi-
rationshintergrund zusätzliche außerbetriebliche Aus-
ildungsplätze gibt. Denn diese haben es besonders
chwer am Arbeitsmarkt. Möglicherweise werden es
ehr als 5 000 sein, die hier in besonderer Weise geför-

ert werden. 14 000 Ausbildungsplätze für Ostdeutsch-






(A) )



(B) )


Bundesminister Franz Müntefering
land werden vom Ministerium der Kollegin Schavan fi-
nanziert.

Die Bundesagentur hat eine Förderquote von
42 000 bis 43 000 außerbetrieblichen Ausbildungsplät-
zen und die Argen haben eine solche von 3 000 bis
4 000. Das Unterteilen des Arbeitsmarktes in die Berei-
che Arbeitslosengeld I und Arbeitslosengeld II hat auch
dazu geführt, dass in dem Bereich der Argen die Zahl
der Ausbildungsplätze und die Zahl der Vermittlungen
gegenüber dem früheren Engagement der BA abgenom-
men haben. Deshalb müssen wir an dieser Stelle noch
einmal Druck machen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte Sie heute darüber informieren, dass ich
veranlasse, dass die Zahl der Plätze im Bereich EQJ
– das ist die Einstiegsqualifizierung für Jugendliche –
zum 1. Oktober von 25 000 auf 40 000 angehoben wird.
Das sind noch einmal 15 000 Jugendliche mehr, die eine
Chance bekommen, in diesem Jahr in diese Qualifizie-
rung hineinzukommen. Das, finde ich, ist eine richtige
und wichtige Entscheidung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das gibt unser Haushalt her. Das hat auch etwas mit der
Entwicklung des Jahres zu tun. Die Kosten kommen ab
1. Oktober auf uns zu. Wir werden das Angebot der
40 000 EQJ-Plätze bis zum Jahre 2007 weiterführen,
möglichst auch darüber hinaus, damit die Jugendlichen
sich auch darauf einstellen können.

Diese Plätze richten sich besonders an solche Jugend-
liche, die es schwer haben, aufgenommen zu werden. Sie
machen eine Art Praktikum und bekommen dafür knapp
200 Euro Bundesmittel, gewissermaßen als Ausbil-
dungsvergütung, und wir zahlen Sozialversicherungsbei-
träge für diese jungen Menschen.

60 Prozent von ihnen sind im letzten Jahr nach einem
halben Jahr in eine ordentliche Ausbildung übernommen
worden. Das ist eine gute Quote. Den Weg wollen wir
weitergehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Diese 40 000 sind meiner Meinung nach eine gute Zahl
für den Ausbildungsmarkt insgesamt.

Ich möchte hier ankündigen, dass wir uns neben der
Notwendigkeit, dass wir uns Gedanken über die jungen
Menschen machen, die aus der Hauptschule kommen,
auch Gedanken darüber machen müssen, was mit denje-
nigen passiert, die beispielsweise von der Hochschule
kommen. Ich sehe mit großer Sorge – das wird zurzeit
recherchiert –, dass eine Art Praktikamethode um sich
greift, die nicht toleriert werden kann. Darum müssen
wir uns kümmern.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Praktika im klassischen Sinne des Wortes sind sinn-
voll, wenn junge Menschen für kurze Zeit die Chance
haben, sich in einen Beruf hineinzulernen und hineinzu-
denken. Wenn aber manche Unternehmen – längst nicht

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(C (D lle, Gott sei Dank! –, diese Möglichkeit nutzen, um ollzeitarbeit, die es bei ihnen gibt, von Menschen erleigen zu lassen, die man Hospitanten, Volontäre oder raktikanten nennt, und ihnen kein Geld dafür gibt, dann st das nicht in Ordnung. Das müssen wir nötigenfalls och etwas nachdrücklicher erklären, als es bisher in uneren Gesetzen steht. s gibt erfreulicherweise einen Zusammenschluss von 00 namhaften Firmen in Deutschland, die das erkannt nd zugesagt haben, dass sie das ganz fair handhaben ollen. Mit denen zusammen möchten wir eine Organi ation schaffen, damit klar wird, dass diese Entwicklung ei den Praktika, die nicht richtig ist, aufhört und dass ir da zu ordentlichen Ergebnissen kommen. Die jungen eute, die von der Hochschule kommen, dürfen an der telle nicht „missbraucht“ werden, sondern müssen eine hrliche Chance bekommen. Unternehmen, die Arbeit aben, sollen die Leute einstellen, ihnen Geld bezahlen einen ordentlichen Lohn geben – und sollen sie nicht issbrauchen auf so genannten Praktikaplätzen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall im ganzen Hause)


In den vergangenen Tagen haben wir es schon gehört:
ir wollen dadurch noch einmal Druck machen, dass
ir einen Teil der Mittel aus dem 25-Milliarden-Pro-
ramm für die energetische Gebäudesanierung vorzie-
en. Die Anträge für das Jahr 2006 sind längst gestellt
nd genehmigt. Nun wollen wir dafür sorgen, dass es da
einen Abbruch gibt. Die energetische Gebäudesanie-
ung bleibt auch angesichts der Energiekosten, die wir
aben, hoch interessant.

Ich würde es sehr begrüßen, wenn Bund, Länder und
emeinden sich noch einmal zusammensetzen und auch
ie öffentlichen Gebäude in eine solche Aktion einbezie-
en würden. Das wäre eine wirklich gute Sache für Ende
ieses Jahres, Anfang nächsten Jahres.

Öffentliche Investitionen können natürlich längst
icht alles, was man für die Konjunktur tun muss, leis-
en. Aber wir haben in Deutschland Arbeit. Wir leben an
erschiedenen Stellen von der Substanz, auch was die
ebäude angeht. Wenn Bund, Länder und Gemeinden
emeinsam darangehen, sehr schnell die energetische
ebäudesanierung und die Modernisierung von Kinder-
ärten, Schulen, Hochschulen und öffentlichen Gebäu-
en zu forcieren, dann ist das auch noch einmal ein zu-
ätzliches Angebot für das Handwerk in Deutschland
nd für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Den Weg
üssen wir weitergehen. Es ist doppelt sinnvoll, dass
ir das vorantreiben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Im Januar werden die Arbeitslosenversicherungs-
eiträge von 6,5 Prozent auf 4,5 Prozent sinken. Das
urde in den letzten Tagen intensiv diskutiert, vor allen
ingen vor dem Hintergrund, dass die Bundesagentur
ns einen erfreulichen Überschuss für dieses Jahr mel-
et. Ich bin dafür, dass wir damit ganz nüchtern umge-
en. Wenn dauerhaft ein weiterer Überschuss bei der






(A) )



(B) )


Bundesminister Franz Müntefering
Agentur gesichert ist, dann bin ich dafür, dass man die
Beiträge weiter senkt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Ich bitte aber, das Wort „wenn“ mitzuhören. Ich möchte
eine mittelfristige Finanzplanung der BA bis zum Jahre
2010 haben. Ich möchte nicht, dass wir im Verlauf der
Legislaturperiode, im Jahre 2008 oder im Jahre 2009, ei-
nen neuen Zuschuss des Bundes geben müssen, weil
dann kein Überschuss mehr da ist. Das will ich bitte ge-
klärt haben, ehe wir mal schnell daran gehen, Geld aus-
zugeben. Es ist auch, glaube ich, solide, dass wir das in
dieser Weise machen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich habe erste Berechnungen dazu gesehen; da war
das keineswegs selbstverständlich. Man muss berück-
sichtigen, dass 3,1 Milliarden Euro des Überschusses der
Agentur aus dem Einmalvorgang der 13. Zahlung resul-
tieren. Wir haben die Zahlung der Sozialversicherungs-
beiträge vom 1. auf den 30. oder 31. eines Monats umge-
stellt. Deshalb gibt es in diesem Jahr 13 Zahlungen.
Dieser Überschuss wird im nächsten Jahr fehlen. Des-
halb muss man im Umgang mit diesen Mitteln vorsichtig
sein.

Aber: Da soll nichts weggenommen werden. Wenn-
gleich diese etwas überhöhte Debatte der letzten Tage
darüber, wem das Geld eigentlich gehört, vielleicht doch
noch einmal vor folgendem Hintergrund gesehen werden
muss: Seit 1988 – die Kanzlerin hat es gestern auch ge-
sagt – hat die Agentur jedes Jahr einen Zuschuss ge-
braucht.


(Dirk Niebel [FDP]: Das wundert mich gar nicht!)


– Herr Niebel, seit Sie weg sind, ist es etwas besser ge-
worden.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das bestätigen alle. Vielleicht hat es ja etwas mit Ihnen
zu tun, dass der Überschuss jetzt aufgetreten ist.

In den letzten zehn Jahren hat die Agentur Zuschüsse
in Höhe von 38,8 Milliarden Euro gebraucht, im Schnitt
also etwa 4 Milliarden Euro pro Jahr. In diesem Jahr hat
sie keinen gebraucht. Jetzt macht man sich groß und for-
dert: Dieses Geld muss sofort zurückgegeben werden.
Dazu sage ich: Vorsicht, wir sollten an dieser Stelle ehr-
lich miteinander umgehen.

Die Initiative „50 plus“ führen wir fort. In diesem
Herbst werden wir auch im Parlament und in den Frak-
tionen intensiv darüber sprechen. Ich glaube, dass wir
auf diesem Gebiet eine gute Entwicklung haben. Ziel der
Koalition ist es, dass im Jahre 2010 50 Prozent derer, die
55 Jahre und älter sind, in Deutschland noch in Beschäf-
tigung sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D hr Anteil liegt zurzeit bei 45,4 Prozent. Diese Zahl müsen wir langsam aber sicher erhöhen, und zwar nicht nur, eil das im Rahmen der Lissabonstrategie so beschlos en wurde, sondern auch, weil das sinnvoll ist und wir iese Altersklasse in besonderer Weise brauchen. Wir werden uns im nächsten Jahr um das Thema der usätzlichen Altersvorsorge zu kümmern haben. Herr rüderle hat mit dem, was er gestern dazu erzählt hat, eine völlige Unkenntnis zum Ausdruck gebracht. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist nichts Neues!)


Sie können ihm mitteilen: Bei der Altersvorsorge
äuft es gut. Die betriebliche Altersvorsorge und die
iesterrente gewinnen. Hunderttausende kommen hinzu
im letzten Jahr 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen –, die
etzt auch nach Riester sparen.

In Deutschland muss ein Bewusstsein dafür entste-
en, dass neben die gesetzliche Rente ein privates Ren-
ensparen treten muss. Das muss selbstverständlich wer-
en. Wir müssen das staatlicherseits unterstützen. Die
iesterrente unterstützen wir beispielsweise dadurch,
ass wir einen erhöhten Kinderzuschlag in Höhe von
00 Euro zahlen und das Bauen oder Kaufen von
ohneigentum in die Riesterrente einschließen; denn

in Eigenheim bzw. eine Wohnung ist ein Gut, das man
m Rahmen der Altersvorsorge gut gebrauchen kann. Al-
ersvorsorge muss im Laufe dieser Legislaturperiode zu
iner festen Größe in den Köpfen der Menschen werden.
er in Deutschland in den Beruf geht, muss eigentlich

leichzeitig mit privater Altersvorsorge beginnen.

In diesem Zusammenhang appelliere ich an die Tarif-
arteien, dafür zu sorgen, dass dieses Thema in die Tarif-
erhandlungen einbezogen wird.


(Beifall bei der SPD)


er letzte Metall-Tarifvertrag ist da sehr gut. Da haben
ie Unternehmen und die Arbeitnehmer Regelungen ge-
unden, die alle Arbeitnehmer einschließen. Wenn uns
as flächendeckend gelingt, muss man nicht mehr da-
über sprechen, ob die Riesterrente obligatorisch sein
ollte. Wenn man das im Rahmen der Tarifverträge re-
elt, sind auch die niedrigen Einkommensgruppen ein-
ezogen sowie diejenigen, die aus eigenem Impuls he-
aus keinen Vertrag über eine Riesterrente abschließen
ürden. Dieses Moment der privaten Altersvorsorge
ird uns im nächsten Jahr noch intensiv beschäftigen.

In den nächsten Wochen werden wir im Rahmen der
ebatte über die Rentenreform über die Anhebung des
enteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahre sprechen.
as ist zu präzisieren. Wir müssen das Gesetz erarbei-

en. Anfang nächsten Jahres werden wir die entsprechen-
en Beschlüsse zu fassen haben. Darüber wird es sicher
och hinlängliche Diskussionen geben. Ich bin aber si-
her, dass wir auf einem vernünftigen Weg sind. Bisher
onnte man in Deutschland zwischen 60 und 65 Jahren
n Rente gehen. Wenn man früher ging, musste man na-
ürlich einen Abschlag hinnehmen. Dieses Fenster wer-
en wir auf das Alter zwischen 62 und 67 Jahren vergrö-
ern. Wer früher geht, muss weiterhin einen Abschlag






(A) )



(B) )


Bundesminister Franz Müntefering
hinnehmen. Angesichts der Tatsache, dass die Menschen
länger leben, und das relativ gesund, dass die jungen
Leute später in die Jobs gehen als meine Generation, ist
es, so glaube ich, gerechtfertigt zu sagen, dass wir diese
Veränderung bei der gesetzlichen Altersrente Schritt für
Schritt bis zum Jahr 2029 durchsetzen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


In den vergangenen Wochen ist darüber spekuliert
worden, ob die Renten erhöht werden können. Auch bei
diesem Thema empfehle ich Vorsicht. Die Höhe der
Rentenversicherungsbeiträge, die eingehen, sagt nichts
über mögliche Rentenerhöhungen aus. Rentenerhöhun-
gen sind an die Entwicklung der Löhne und Gehälter ge-
bunden. Im Moment sind die Zahlen, die ich dazu be-
komme, hochambivalent; anders kann man das nicht
nennen. Denn ob es aufgrund der Arbeitsplätze, die es in
diesem Jahr zusätzlich gibt, zu einer höheren Lohn-
summe kommt und um wie viel die Löhne eigentlich
steigen, wird man erst sehen, wenn man ein Stück weiter
ist. Deshalb empfehle ich an dieser Stelle Vorsicht.

Ich sage aber den Rentnerinnen und Rentnern in
Deutschland: Wenn es nach den geltenden Gesetzen,
also ausgerichtet an der Entwicklung der Löhne und Ge-
hälter, Möglichkeiten zur Rentenerhöhung gibt, werden
wir sie natürlich nutzen. Wir werden die Karte des Nach-
holfaktors nicht vor dem Jahre 2010 ziehen. Wenn es die
Chance zur Rentenerhöhung gibt, werden wir die Renten
erhöhen; ob es möglich ist, wird man sehen. Auch wenn
Zeitungen mit ganz großen Buchstaben schön lange Ta-
bellen dazu drucken und anschließend schreiben, ich
würde mich weigern, den Menschen die Rente zu geben,
dann sage ich hier – die offene Debatte muss ich beste-
hen; das weiß ich –: Es gibt ein Gesetz, und wenn laut
Gesetz die Renten erhöht werden müssen, dann werden
sie erhöht, und wenn nicht, dann in diesem Jahr noch
nicht. Die Karte des Nachholfaktors werden wir jeden-
falls nicht ziehen. Das sollten die Menschen bei uns im
Land wissen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gab in den letzten Tagen den Rat – es soll angeb-
lich ein sachverständiger Rat sein –, dass man die
345 Euro Hartz IV bzw. das Arbeitslosengeld II kürzen
soll. Ich weise darauf hin, dass das Kabinett am 23. Au-
gust dieses Jahres beschlossen hat, dass wir auf der
Grundlage der EVS, der Einkommens- und Verbrauchs-
stichprobe, bei der Sozialhilfe in Höhe von 345 Euro
bleiben. Das werden Bundestag und Bundesrat noch zu
beschließen haben.

Diese Entscheidung zur Sozialhilfe ist keine Dau-
menpeilung, keine Willkür, sondern gründet auf der Er-
fahrung der vergangenen Jahre. Es wird nichts gekürzt
– es kann gar nichts gekürzt werden –, und da die Sozial-
hilfe die Referenzgröße für das Arbeitslosengeld II ist,
sehe ich auch nicht, wie man beim Arbeitslosengeld II
unter das Existenzminimum gehen könnte. Der Irrtum
dessen, was da als sachverständig kommt, ist: Wenn man
eine Kürzung um 30 Prozent vornehmen würde und den

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(C (D enschen, denen die Zahlungen gekürzt werden, sagen ürde, sie könnten dafür arbeiten, betrifft das nur 50 000 Personen – das schätzen die Sachverständigen elbst –, aber nicht die anderen 4 Millionen. Wir können icht 4 Millionen Menschen sagen, dass wir um 30 Proent kürzen, aber nicht wissen, wo sie zusätzliches Geld urch Arbeit herbekommen können. Deshalb finde ich, ass wir in dieser Frage eine klare Antwort geben müsen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden in diesem Herbst eine intensive Debatte
ber den Niedriglohnbereich führen. Dazu wird es
das ist im Kabinett so vereinbart worden – Anhörun-

en unter der Leitung meines Hauses geben, und zwar
um Kombilohn, zum Mindestlohn, zum Zuverdienst,
um dritten Arbeitsmarkt und zur Effizienzverbesserung
er Umsetzung im Bereich des Arbeitslosengeldes II.
as sind die fünf großen Themen, die behandelt werden
üssen. Die Fraktionen wurden dazu angeschrieben.
ir werden Ende September mit diesen Beratungen be-

innen.

Etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen bei uns im
and arbeiten im Niedriglohnbereich. Das heißt, sie er-
alten einen Lohn, der unterhalb der Grenze liegt, die
us unserer Sicht akzeptabel ist. Wir müssen uns mit die-
em Thema beschäftigen. Ich weiß, dass es dazu viele
ragezeichen gibt. Ich meine aber, dass wir eine offene
nd klare Debatte darüber führen sollten. Denn es ist
weifellos so, dass viele Menschen bei uns im Land die
rfahrung machen: Oben ist der Deckel drauf, der freie
all nach unten ist eröffnet. Löhne in Höhe von 4 Euro,
,50 Euro und 3 Euro pro Stunde – auch die habe ich ge-
ehen – sind aus meiner Sicht sittenwidrig. Deshalb
uss man als Politiker etwas dazu sagen und versuchen,

s zu ändern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will abschließend ein Wort zu unserer europäi-
chen Aufgabe sagen. Ich war Anfang der Woche bei ei-
er ASEM-Konferenz. Dort tagten Arbeitsminister aus
em asiatischen und dem europäischen Raum. Wir wer-
en natürlich während unserer europäischen Präsident-
chaft im nächsten Jahr von Deutschland aus ganz be-
onders auf die soziale Dimension Europas zu achten
aben. Wer die Zustimmung zu Europa haben will – das
ann man aus den Abstimmungen in Frankreich und in
en Niederlanden lernen; Abstimmungen, die wir nicht
estehen mussten –, muss erreichen, dass die Menschen
ieder das feste Gefühl haben können, dass Europa sich

ür sie lohnt, dass Europa so, wie es sich aufstellt, eine
oziale Dimension hat. Diese Aufgabe müssen wir uns
ornehmen. Wer Europa gut will, muss wollen, dass
uropa den Menschen vermitteln kann, dass es mehr ist
ls eine Idee von Wettbewerb und Markt, dass es auch
ine Idee des Zusammenlebens und der sozialen Dimen-
ion der Gesellschaften ist.






(A) )



(B) )


Bundesminister Franz Müntefering

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn uns das im nächsten Jahr gelingt – damit werden
wir uns auch im Rahmen der G 8 beschäftigen müssen –,
dann haben wir, glaube ich, unseren Teil dazu beigetra-
gen, dass Deutschland und Europa insgesamt einen gu-
ten Weg nehmen.

Ich bin für das Jahr 2007 ganz zuversichtlich, dass
wir auf der Grundlage des vorliegenden Entwurfs einen
guten Weg gehen können. Alle Spötter sind schon ein
bisschen leiser geworden. Als ich in den vergangenen
Tagen die Oppositionsreihen beobachtet habe, habe ich
zunehmend das Gefühl bekommen, dass Ihnen das Pul-
ver ausgeht


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der FDP)


– das war heute Morgen Ihre erste Reaktion –, weil Sie
genau merken, dass wir Recht haben. Wir haben in die-
sem Jahr, im Jahr 2006, mit unserer Politik des Ansto-
ßens bzw. der Impulsgebung am Arbeitsmarkt und den
daraus folgenden Konsequenzen einen Weg begonnen,
der die Chance eröffnet, aus der Sparkurve herauszu-
kommen und das zu erreichen, was wir wollen; einen so-
liden Haushalt, Arbeitslosigkeit runter und stabile Sozi-
alsysteme. Wir sind auf dem richtigen Weg.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604700100

Für die folgenden Redner gilt natürlich, dass sie wie-

der vom Rednerpult aus sprechen.


(Heiterkeit – Volker Kauder [CDU/CSU]: Es sei denn, sie haben etwas am Fuß!)


Als nächste Rednerin hat die Kollegin Dr. Claudia
Winterstein von der FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1604700200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr verehrter Herr Minister, über die Haushaltsrisiken
haben Sie verständlicherweise nicht gesprochen. Deswe-
gen will ich das an dieser Stelle tun. Ihre Haushaltspla-
nung für das Jahr 2007 erweist sich nämlich erneut als
unsolide. Ihr Haushaltsentwurf ist eine Quelle massiver
Haushaltsrisiken. Das galt für den Haushalt des Jahres
2006 und das gilt auch für Ihren Haushaltsentwurf 2007.
Wohin man schaut, drohen Haushaltslöcher.

Ich beginne mit dem schlimmsten Fehler, den Sie ma-
chen. Die Kosten für das Arbeitslosengeld II sind im
Haushaltentwurf für das Jahr 2007 wieder zu gering an-
gesetzt. Das hat nun schon Methode. 2005 haben 10 Mil-
liarden Euro gefehlt und 2006 werden statt 24,4 Milliar-
den Euro wahrscheinlich 27 Milliarden Euro gebraucht.
Dennoch setzen Sie für 2007 lediglich 21,4 Milliarden
Euro an. Sie lügen sich in die Tasche. Denn die Zahl der
Leistungsempfänger ist 2006 ebenso wie 2005 ständig
gestiegen. Bisher gibt es keine Anzeichen für eine

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(C (D rendwende. Hier liegt das größte Haushaltsrisiko Ihres tatentwurfs. Es droht ein Haushaltsloch von etwa 3,5 Milliarden uro. Wenn sich das nur zur Hälfte bewahrheitet, dann st der Haushalt 2007 erneut verfassungswidrig. enn nach dem Haushaltsplan liegen die Investitionen m gerade einmal 1,5 Milliarden Euro über der Neuverchuldung. Dringend nötig sind deshalb weitere Reforen bei Hartz IV. Die Koalition aber schiebt diese De atte schon seit Monaten vor sich her. Die Union spricht on einer Generalrevision, die SPD nur von Nachbesseungen. Tatsächlich aber geschieht nichts. (Jörg van Essen [FDP]: Genauso ist es! – Klaus Brandner [SPD]: Und was wollen Sie?)


(Beifall bei der FDP)


Von dem angekündigten Gesamtkonzept zu den The-
en Kombilohn, Mindestlohn und Hartz IV ist bisher

icht einmal ein grober Rahmen zu erkennen.


(Klaus Brandner [SPD]: Was wollen Sie denn konkret?)


ie Koalition ist uneinig und hilflos.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Es könnte auch sein, dass die FDP hilflos ist!)


Nächster kritischer Punkt: die Beteiligung des Bundes
n den Unterkunftskosten der Empfänger des Arbeits-
osengeldes II. 2006 hat der Bund hierfür nach großem
treit 3,9 Milliarden Euro gezahlt. Das war erheblich
ehr als das, was nach den Berechnungen der Bundesre-

ierung notwendig und berechtigt gewesen wäre. Diesen
rieden haben Sie sich teuer erkauft. Jetzt holt Sie dieses
roblem in voller Schärfe ein: Auf der einen Seite stehen
ie Länder, die 2007 ganze 5,5 Milliarden Euro haben
ollen, auf der anderen Seite steht die Bundesregierung,
ie im Haushaltsentwurf 2007 lediglich 2 Milliarden
uro eingeplant hat. Hier droht wiederum ein milliar-
enschweres Haushaltsloch.


(Beifall bei der FDP)


ür die FDP will ich klar sagen: Es darf nicht sein, dass
ich der Bund noch einmal in der Weise über den Tisch
iehen lässt, wie es 2006 der Fall war.


(Beifall bei der FDP)


Ein weiterer kritischer Punkt: der Aussteuerungs-
etrag. Der Bund verlangt von der Bundesagentur für
rbeit eine Strafzahlung in Höhe von 10 000 Euro für

eden Arbeitslosen, der vom Arbeitslosengeld I in das
rbeitslosengeld II wechselt. Dieser Aussteuerungsbe-

rag wird im Haushaltsentwurf für das Jahr 2007 mit
,1 Milliarden Euro und damit um 1,1 Milliarden Euro
öher als im Haushalt 2006 angesetzt. Das schafft wie-
erum ein Haushaltsrisiko; denn in diesem Jahr musste
er erwartete Wert bereits von 5 auf 4 Milliarden Euro
orrigiert werden. Damit liegt er wahrscheinlich immer
och zu hoch: Man geht mittlerweile eher von 3,7 Mil-
iarden Euro aus. Sie lügen sich also wieder in die Ta-






(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein
sche. Wo bleiben denn hier Haushaltsklarheit und Haus-
haltswahrheit, Herr Müntefering?


(Beifall bei der FDP)


Es geht hier aber auch um ein grundsätzliches Pro-
blem: Mit dem Aussteuerungsbetrag bereichert sich der
Bund unzulässig aus Beitragsgeldern.


(Beifall bei der FDP)


Forderungen, den Aussteuerungsbeitrag auch noch zu
erhöhen, lehnt die FDP deshalb eindeutig ab, ebenso wie
andere Ideen, Beitragsgelder einfach in den Bundeshaus-
halt umzuleiten.

Damit meine ich zum Beispiel die Debatte über die
Verwendung der Überschüsse der Bundesagentur.


(Beifall bei der FDP)


Diese Gelder dürfen nicht zur Haushaltskonsolidierung
genutzt werden. Die Bundesagentur hat völlig Recht,
wenn sie hier mit Klage droht. Die Mittel der Bundes-
agentur stammen aus den Beiträgen der Versicherten und
der Arbeitgeber. Von diesem Geld hat der Bund die Fin-
ger zu lassen!


(Beifall bei der FDP)


Wenn die Bundesagentur Überschüsse erwirtschaftet,
müssen diese Mittel den Beitragszahlern zurückgegeben
werden, also muss der Beitragssatz gesenkt werden, um
so Arbeitgeber und Arbeitnehmer direkt zu entlasten.

Nun hat die Bundesagentur für 2006 einen Über-
schuss von etwa 9 Milliarden Euro zu erwarten. Mit die-
sem Polster kann sie für 2007 die Senkung des Beitrags
zur Arbeitslosenversicherung von 6,5 auf 4,5 Prozent
absichern. Ein Großteil dieses Überschusses fließt also
richtigerweise in die Senkung des Beitragssatzes. Aus
der Sicht der FDP muss das aber für den gesamten Über-
schuss gelten. Er muss für die Senkung des Beitragssat-
zes genutzt werden, für nichts anderes.


(Beifall bei der FDP – Klaus Brandner [SPD]: Worüber reden Sie eigentlich?)


Leider wird das in der Koalition nicht mit der notwendi-
gen Klarheit gesehen. Der Kollege Schneider von der
SPD zum Beispiel hat bei der Veröffentlichung der
neuen Zahlen gleich erklärt, es käme jetzt darauf an, die-
sen Überschuss der Bundesagentur in den Bundeshaus-
halt zu überführen. Herr Schneider, auch als Haushälter
dürfen Sie sich nicht so weit vergessen, Beitragsmittel
einfach in die Taschen des Staates umzuleiten.


(Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)


Nächster Punkt: Arbeitsmarkt. Die Zahlen sind ein
wenig besser geworden – das freut uns alle –, allerdings
fürchten die Sachverständigen, dass diese erfreuliche
Entwicklung gleich im nächsten Jahr durch Mehrwert-
steuererhöhung und Konjunktureinbruch wieder ge-
stoppt wird. Jedenfalls sind die leichten Verbesserungen
kein Grund, sich auszuruhen. Wo sind also die notwendi-
gen Reformen des Arbeitsmarktes? Fehlanzeige, in je-
der Hinsicht! Die große Koalition glänzt hier durch
Nichtstun.

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(C (D Beim Kündigungsschutz distanziert sich die Koaliion inzwischen sogar von ihrem eigenen Koalitionsverrag: Die SPD will ohnehin überhaupt keine Reform, und ie Union hat inzwischen eingesehen, dass das, was im oalitionsvertrag steht, weniger statt mehr Flexibilität ringen würde, und will diese Verschlimmbesserung nun uch nicht mehr. Stattdessen gerät die Regierung immer weiter auf die chiefe Bahn einer Debatte über einen generellen Minestlohn. Gerade hat das Kabinett die Ausweitung des ntsendegesetzes auf die Gebäudereiniger beschlossen. er nächste Versuch, das Entsendegesetz auszuweiten, ird sicher nicht lange auf sich warten lassen. Minister üntefering hat seine Zielrichtung ja ganz offen präsen iert. Er hat gesagt: Da muss man jetzt versuchen, das Feld Zug um Zug aufzurollen. r will also ein Entsendegesetz für alle Branchen, einen ückenlosen Mindestlohn. Ich kann hier nur wiederhoen: Ein Mindestlohn ist maximaler Unsinn: Entweder ist r zu niedrig – dann ist er wirkungslos – oder er ist zu och – dann vernichtet er Arbeitsplätze. Herr Minister, das Fazit ist für mich klar: Ihr Hausaltsentwurf enthält die größten Risiken für den Gesamtaushalt. Dabei müsste Ihr Hauhalt als der größte Eineletat gerade mit besonderer Sorgfalt gestaltet sein. eider ist das Gegenteil der Fall. Danke. Das Wort hat jetzt der Kollege Ronald Pofalla von der DU/CSU-Fraktion. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kol eginnen und Kollegen! Seit einem Dreivierteljahr führt ngela Merkel die neue Bundesregierung. Ich finde, die ebatte zu diesem Haushalt gibt Anlass, deutlich zu saen, dass die Zwischenbilanz auf dem Arbeitsmarkt autet: Deutschland hat die Trendwende geschafft. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604700300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ronald Pofalla (CDU):
Rede ID: ID1604700400

ach langer, langer Zeit sind die Fakten wieder positiv.
um ersten Mal seit fünf Jahren, also seit 60 Monaten,
teigt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen
eschäftigungsverhältnisse wieder an. 60-mal hat Nürn-
erg mitgeteilt, dass es immer weniger sozialversiche-
ungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse gibt. Nun
erzeichnen wir bereits drei Monate hintereinander wie-
er einen Anstieg. 128 000 sozialversicherungspflichtige
eschäftigungsverhältnisse mehr als vor einem Jahr sind
ach meiner festen Überzeugung ein außerordentlich
ositives Signal, das wir auch entsprechend zur Kenntnis
ehmen sollten.






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Daneben gibt es eine weitere Entwicklung, nämlich
bei der Anzahl der Erwerbstätigen. In diesem Bereich
haben wir den dritthöchsten Stand im Nachkriegs-
deutschland erreicht. Durch diese Entwicklung wird
ebenfalls deutlich, dass sich in den letzten Wochen und
Monaten auf dem Arbeitsmarkt Beachtliches verändert
hat. Verglichen mit dem August des Vorjahres haben wir
in Deutschland 430 000 Arbeitslose weniger. Das ist ein
echt positives Signal für den Arbeitsmarkt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Verbesserungen sind aber nicht vom Himmel
gefallen. Die Abschaffung der Ich-AG ist in Kraft; hier
gibt es endlich ein solides und Erfolg versprechendes
Förderkonzept. Die Personal-Service-Agenturen sind
von der Bildfläche verschwunden, weil sie ineffizient
waren und staatliche Gelder verschleudert haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bei Hartz IV haben wir als große Koalition, wie ich
finde, eine grundlegende Kurskorrektur vorgenommen.
Dass wir die Einstandspflicht der Eltern für ihre Kinder
wieder eingeführt haben, war ein erster richtiger Schritt.
Damit sind nach Auffassung der CDU/CSU-Bundestags-
fraktion alte Fehler korrigiert worden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Daneben haben wir gemeinsam verabredet, die Unter-
nehmen am Standort Deutschland zu stärken und um
über 5 Milliarden Euro zu entlasten. Das zeigt: Es wurde
viel getan.

Es bleibt aber auch noch viel zu tun. Zur Zwischenbi-
lanz gehört deshalb auch die Aussage, dass wir den Kurs
weiter halten müssen. Nach meiner Überzeugung müs-
sen wir das Tempo an verschiedenen Stellen sogar erhö-
hen; denn die Herausforderungen sind nach wie vor groß
– hier dürfen wir uns nicht täuschen –, weil uns die Zah-
len am Arbeitsmarkt noch nicht zufrieden stellen kön-
nen.

Wir haben nach wie vor über 4 Millionen Arbeitslose.
Diesen 4 Millionen Arbeitslosen stehen gerade einmal
600 000 offene Stellen gegenüber. Über 1 Million Bür-
ger sind ein Jahr oder länger arbeitslos. Fast doppelt so
viele sind ohne jede berufliche Bildung. Rund
80 000 Jugendliche – diese Zahl finde ich besonders be-
drückend – verlassen Jahr für Jahr unsere Schulen ohne
Abschluss. Diese Zahlen zeigen, dass es heute für Mil-
lionen Menschen heißt: passive Stütze statt beruflicher
Perspektive. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist der
Auffassung, dass sich das in Deutschland in den nächs-
ten Monaten ändern muss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Durch die zitierten Fakten werden aber nicht nur die
Herausforderungen beschrieben, vor denen wir stehen.
Sie sind auch der Weckruf für all diejenigen, die sich
nach wie vor für einen Mindestlohn aussprechen. Ich

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(C (D anke daher Franz Müntefering, dass er bereits auf dem GB-Bundeskongress im Mai 2006 klare Worte gegen en gesetzlichen Mindestlohn gefunden hat. (Andrea Nahles [SPD]: Freuen Sie sich nicht zu früh, Herr Pofalla!)


r hat sich nicht nur auf dem DGB-Bundeskongress ent-
prechend aufgestellt, Frau Nahles, sondern er hat auch
ie Kraft besessen, die unfreundlichen Reaktionen auf
em DGB-Bundeskongress hinzunehmen und dennoch
ie, wie ich finde, glasklare und richtige Position zu ver-
reten, dass ein gesetzlicher Mindestlohn mit dieser gro-
en Koalition in dieser Legislaturperiode nicht zu ma-
hen ist. Herzlichen Dank an Franz Müntefering!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Waltraud Lehn [SPD] – Beifall bei der FDP)


Die Wirklichkeit sieht doch folgendermaßen aus:
enn wir in Deutschland einen gesetzlichen Mindest-

ohn einführen würden, würden wir Hunderttausende
on Arbeitsplätzen vernichten, weil hier – Gott sei
ank – immerhin mehr als 1 Million Menschen im
iedriglohnbereich arbeiten. Von daher ist für uns als
DU/CSU-Bundestagsfraktion klar: Für uns ist ein ge-

etzlicher Mindestlohn völlig inakzeptabel. Diejenigen,
ie diese Forderung weiterhin aufstellen, werden sich an
ns die Zähne ausbeißen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


iese klare Position der Union wird auch im aktuellen
utachten des Sachverständigenrates bestätigt.

Die Kernbotschaften des neuen Gutachtens des Sach-
erständigenrates lauten:

Erstens. Der Weg in den Mindestlohn ist falsch. – Für
nsere Fraktion kann ich nur sagen: Dem stimmen wir
u.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Der Weg über den Kombilohn ist richtig. –
em stimmen wir ebenfalls zu.

Drittens spricht sich der Sachverständigenrat in dem
utachten, das morgen der Öffentlichkeit vorgestellt
erden wird, für echte Strukturreformen am Arbeits-
arkt aus; darauf lege ich für die CDU/CSU-Bundes-

agsfraktion großen Wert. Der Sachverständigenrat
acht, wie ich finde, zu Recht deutlich, dass wir die

trukturelle Arbeitslosigkeit in Deutschland nur dann
irksam werden bekämpfen können, wenn wir grundle-
ende Strukturreformen am Arbeitsmarkt vornehmen.
uch an dieser Stelle gibt es Zustimmung vonseiten der
DU/CSU-Bundestagsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich empfehle allen, die das Gutachten des Sachver-
tändigenrates vorschnell mit einer Fundamentalkritik
berzogen haben, sich die Details dieses Gutachtens an-
usehen. Es ist vernünftig, allen Arbeitslosen ein Ar-
eitsangebot zu unterbreiten. Genau das haben wir für
ie Jugendlichen bereits gemeinsam beschlossen. Es ist






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla
richtig, dass denjenigen, die ein Arbeitsangebot ableh-
nen, die Sozialleistungen deutlich gekürzt werden. Diese
Position haben wir vonseiten der CDU/CSU-Bundes-
tagsfraktion schon immer vertreten.

Es entspricht genau unserer Philosophie, dezentral zu
entscheiden. Der Sachverständigenrat hat in seinem Gut-
achten vorgeschlagen – diese Position haben wir als
Unionsfraktion schon seit mehreren Jahren vertreten –,
dass der eigentliche Kernbereich des Arbeitsmarktes vor
allem für die Langzeitarbeitslosen und für die Gering-
qualifizierten von den Kommunen organisiert werden
soll. So gesehen ist dies ein bemerkenswertes Gutachten,
das wir uns vonseiten der CDU/CSU-Bundestagsfrak-
tion noch einmal ansehen werden, um daraus in den Ge-
sprächen in der Koalition die richtigen Konsequenzen zu
ziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dieses Gutachten ist an einer Stelle falsch wiederge-
geben worden. Sie alle haben in den Zeitungen gelesen,
dass der Sachverständigenrat beim Arbeitslosengeld II
eine generelle Kürzung von 30 Prozent vorschlägt. In
dem Gutachten steht, dass allen Arbeitsfähigen in
Deutschland ein Arbeitsangebot unterbreitet werden soll
und dass denen, die dann dieses Arbeitsangebot nicht an-
nehmen, 30 Prozent der Leistungen gekürzt werden sol-
len. Genau das halten wir vonseiten der Unionsfraktion
für richtig.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie das mal Herrn Müntefering! Er hat gerade etwas anderes erzählt! Sie sollten gelegentlich mit dem Minister reden!)


Unser gemeinsames Ziel ist: Wir wollen die Trend-
wende auf dem Arbeitsmarkt verstetigen. – Dass Sie,
Herr Kuhn, als jemand, der in der vergangenen Regie-
rungskoalition auch für das Thema Arbeitsmarkt zustän-
dig war, dazwischenreden, wundert mich.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Ministerschelte war das!)


Wenn zu Ihrer Regierungszeit die Daten, die ich gerade
genannt habe – 430 000 weniger Arbeitslose und
130 000 neue sozialversicherungspflichtige Beschäfti-
gungsverhältnisse –, so gewesen wären,


(Waltraud Lehn [SPD]: Das kommt nicht von heute auf morgen!)


dann hätten Sie doch vonseiten der Grünen in Deutsch-
land Freudenfeste organisiert. Deshalb sollten Sie an
dieser Stelle besser schweigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die große Koalition wird im Herbst verschiedene
Projekte angehen müssen. Wir werden ein Kombilohn-
modell entwickeln müssen. Für die über 50-Jährigen
und für die unter 25-Jährigen haben wir eine gute Grund-
lage geschaffen. Auf dieser Grundlage werden wir Ge-
ringqualifizierten über 50 Jahren und Geringqualifizier-
ten unter 25 Jahren ganz gezielt die Möglichkeit bieten,
wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Unser Ziel
sollte sein, über ein solches Kombilohnmodell in den

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(C (D ächsten Jahren bis zu 200 000 Menschen wieder in den rbeitsmarkt zu bringen. Wir werden uns mit dem Bereich aktiver Arbeitsarktpolitik zu befassen haben. Ich sage es glasklar: ie Bundesagentur schlägt selber vor, von den 80 Instruenten, die ihr zur Verfügung stehen, auf zehn herunter ugehen, um die verbleibenden Instrumente wirkungsoller im Arbeitsmarkt einzusetzen. Das entspricht der bsicht der Unionsfraktion, die Arbeitsmarktinstruente so zu bündeln, dass sie endlich Wirkungen im Ar eitsmarkt zeigen. Dafür werden wir uns einsetzen. Wir müssen uns auch mit Optimierungen im Zusamenhang mit Hartz IV befassen. Es kann nicht sein, ass Arbeitsagenturen bei Arbeitslosen, die sich krankelden, erst nach sechs Monaten nachforschen, ob sie atsächlich nicht arbeiten können. Es kann nicht sein, ass Vermittler nur in vier von zehn Fällen Hinweisen achgehen, dass ein Langzeitarbeitsloser gegen Auflaen verstößt. Es kann nicht sein, dass bei Ausländern in ehr als jedem fünften Fall noch nicht einmal geprüft ird, ob eine deutsche Arbeitserlaubnis vorliegt. Wir werden über Effizienzsteigerungen bei den Überrüfungsmechanismen im Zusammenhang mit Hinweien auf Missbrauchsfälle reden müssen, eil die Leistungskraft derer, die diese Kontrollen urchführen, erhöht werden muss. Es geht um Steuergeler, die für das Arbeitslosengeld II eingesetzt werden. eshalb muss die Überprüfungspraxis der Bundesagen ur deutlich verbessert werden. Wir werden auch über den Kündigungsschutz zu reen haben. Ja. – Werfen Sie mal einen Blick in die Studie der eltbank, die in den letzten Tagen veröffentlicht worden st! Danach liegt Deutschland auf Platz 129, hinter Länern wie Papua-Neuguinea, Jamaika, Trinidad oder obago. (Jörg van Essen [FDP]: Ja, verdammt schlecht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Widerspruch bei der LINKEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)


in zentraler Grund für diesen Platz der Bundesrepublik
eutschland – das ist zumindest die Auffassung der
DU/CSU-Bundestagsfraktion – ist der Kündigungs-

chutz.


(Beifall des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


ir brauchen beim Kündigungsschutz weitere deutliche
lexibilisierungen, wenn wir den Arbeitsmarkt in Bewe-
ung bringen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will noch zwei Bereiche nennen, die über den
oalitionsvertrag hinausgehen, aber über die wir unserer






(A) )



(B) )


Ronald Pofalla
Ansicht nach in der großen Koalition reden sollten. Die
Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht in diesen Tagen ei-
nen ersten Entwurf für ein Arbeitsgesetzbuch. Im
Grunde wird in allen Analysen, die sich mit dem Ar-
beitsmarkt befassen, deutlich, dass die unübersichtliche
Anzahl der Gesetze und Verordnungen sowie die Recht-
sprechung im Arbeitsrecht das Ziel richtig erscheinen
lassen, in der Bundesrepublik Deutschland ein Arbeits-
gesetzbuch zu schaffen.

Wir haben im Einigungsvertrag festgelegt, dass wir in
Deutschland ein Arbeitsgesetzbuch schaffen wollen. Wir
sind der Auffassung, dass die große Koalition das Ziel in
Angriff nehmen sollte, in dieser Legislaturperiode über
ein Arbeitsgesetzbuch zu beraten und es nach Möglich-
keit auch zu verabschieden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der zweite Bereich ist die Arbeitnehmerbeteiligung.
Der Bundespräsident hat zu Beginn des Jahres angeregt,
dass wir uns mit der Frage der Arbeitnehmerbeteiligung
befassen sollten. Die Bundes-CDU hat Anfang des Jah-
res eine Kommission unter Leitung von Karl-Josef
Laumann eingesetzt, die jetzt ihre Ergebnisse veröffent-
licht hat. Aus diesen Ergebnissen wird deutlich, dass wir
sehr wohl die Chance haben, Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer stärker an den Erträgen und am Kapital
der Unternehmen zu beteiligen.

Wir sind der Auffassung, dass die große Koalition im
Verlauf dieser Legislaturperiode auch das Ziel in Angriff
nehmen sollte, sich mit der Frage der Verbesserung der
Arbeitnehmerbeteiligung zu befassen; denn wir sind der
festen Überzeugung, dass ein zusätzliches Standbein für
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geschaffen
werden kann, indem sie am Produktivvermögen der Un-
ternehmen in Deutschland beteiligt werden. Wir jeden-
falls wollen dieses Ziel in Angriff nehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Erlauben Sie mir eine abschließende Anmerkung zu
den Überschüssen der Bundesagentur. Ich bin dem
Bundesarbeitsminister außerordentlich dankbar, dass er
gerade so deutlich Stellung bezogen hat. Um es klar zu
sagen: Auf der Basis eines Überschusses in Höhe von
8,8 Milliarden Euro fehlten uns in den Jahren 2007,
2008 und 2009 lediglich 1,2 Milliarden Euro pro Jahr,
um eine zusätzliche Senkung des Arbeitslosenversiche-
rungsbeitrags um 0,5 Prozentpunkte sicherzustellen. Ich
finde, dass wir uns im kommenden Herbst die Zahlen
genau ansehen sollten; denn möglicherweise fällt der
Überschuss der Bundesagentur für Arbeit höher aus als
8,8 Milliarden Euro. Aber selbst wenn es dabei bleibt:
Wir geben in Deutschland 15 Milliarden Euro für Ar-
beitsmarktinstrumente aus. Diese große Koalition sollte
daher, wenn der Überschuss der Bundesagentur für Ar-
beit nicht ausreicht, den Arbeitslosenversicherungsbei-
trag zusätzlich um 0,5 Prozentpunkte zu senken, –


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604700500

Herr Pofalla, denken Sie an die Zeit.

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(C (D – darüber nachdenken, woher die für diese Senkung enötigte 1 Milliarde Euro kommen soll. Dazu sollte iese Koalition eigentlich die Kraft haben. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Ronald Pofalla (CDU):
Rede ID: ID1604700600

ir, die Unionsfraktion, sprechen uns jedenfalls für eine
enkung des Arbeitslosenversicherungsbeitrags auf
Prozent aus.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604700700

Das Wort hat jetzt der Minister für Arbeit, Bau und

andesentwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpom-
ern, Helmut Holter.


(Beifall bei der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Es scheint Wahlkampf zu sein!)



(Mecklenburg-Vorpomern)

Stimmt, Herr Niebel, es ist auch Wahlkampf. – Sehr

eehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr
eehrter Herr Pofalla, Ihre Botschaft, dass eine Trend-
ende am Arbeitsmarkt eingetreten sei, nehmen die
enschen im Lande so nicht wahr.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Das ist in Mecklenburg-Vorpommern auch nicht so!)


ie nehmen vielmehr zwei Dinge wahr, die in den letzten
agen von Berlin aus verbreitet wurden:

Erstens. Die Bundesagentur für Arbeit hat einen gro-
en Überschuss. Aber sie bzw. die Arbeitsgemeinschaf-
en sind nicht in der Lage, weitere arbeitsmarktpolitische

aßnahmen zu genehmigen, weil das Geld fehlt. Das
erstehen die Bürgerinnen und Bürger nicht, genauso
enig wie ich.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Der Sachverständigenrat hat – ich bin Ih-
en dankbar, Herr Müntefering, dass Sie das klargestellt
aben – eine Senkung des Arbeitslosengeldes II um
0 Prozent empfohlen. Das hat nichts mit dem Wahl-
ampf in Mecklenburg-Vorpommern zu tun, sondern da-
it, dass dies den Unmut breiter Schichten der Bevölke-

ung hervorruft, und zwar nicht nur derjenigen, die vom
rbeitslosengeld II leben müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Dass dem so ist, will ich Ihnen an einem Beispiel zei-
en. Sie kennen sicherlich nicht Dirk Susemihl. Er ist je-
enfalls ein Mecklenburger, der als Koch in großen Ho-
els und auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet hat und nun
rbeitslosengeld II empfängt und vergeblich Arbeit

ucht. Er schreibt Bewerbungen, erhält aber nur Absa-
en. Er gibt nicht auf und wendet sich an einen privaten
ermittler. Dieser sagt ihm: Bring mir einen Vermitt-

ungsgutschein; dann habe ich einen Job für dich. Die






(A) )



(B) )


Minister Helmut Holter (Mecklenburg-Vorpommern)

Arbeitsagentur erklärt hingegen: Du kannst keinen Ver-
mittlungsgutschein bekommen, weil kein Geld da ist. –
Solche Widersprüche müssen aufgelöst werden. Meine
Heimatzeitung, die „Schweriner Volkszeitung“, hat das
Ende August unter der Überschrift „Arbeitsamt blockiert
Jobs“ dokumentiert. Das ist dort nachzulesen. Das ist ei-
gentlich ein riesengroßer Skandal.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich rede nicht über diejenigen, die nach Arbeit lech-
zen, sondern über diejenigen, die ein Arbeitsangebot ha-
ben, dieses aber nicht annehmen können, weil einige
Euro fehlen, um einen Vermittlungsgutschein oder einen
Bildungsgutschein auszustellen. Dirk Susemihl ist kein
Einzelfall. Ich könnte Ihnen über viele ähnlich gelagerte
Fälle in Mecklenburg-Vorpommern berichten. So ent-
steht der Eindruck: Die in Berlin veralbern uns im Land.
Damit muss meines Erachtens Schluss gemacht werden.
Über Alternativen darf nicht nur diskutiert werden. Viel-
mehr müssen auch welche angepackt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich rede im Moment noch nicht einmal über die Lang-
zeitarbeitslosen, sondern über die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaften, die ebenfalls
aufgebracht sind, weil sie mit den politischen Entschei-
dungen nicht umgehen können. Was bedeutet es denn,
230 Millionen Euro von 1,1 Milliarden Euro, die zuvor
gesperrt wurden und den Arbeitslosen nicht zugute kom-
men, freizugeben? Das ist nur ein Tropfen auf den hei-
ßen Stein, um nun all die Maßnahmen, die schon lange
vorbereitet wurden, in Gang zu setzen. Ich fordere Sie
auf: Geben Sie den Rest der 1,1 Milliarden Euro eben-
falls frei, damit die Langzeitarbeitslosen endlich in den
Genuss von arbeitspolitischen Maßnahmen kommen!


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe den Eindruck – schließlich geht es um eine
Haushaltsdebatte –, dass Sie Arbeitsmarktpolitik unter
haushälterischen Gesichtspunkten betreiben und nicht
aus Sicht der Betroffenen, die das Geld bitter nötig ha-
ben.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist irgendwie wie beim Autofahren: Einmal wird ge-
bremst, ein anderes Mal Gas gegeben. Einmal sperren
Sie, ein anderes Mal geben Sie frei.

Jeder, der schon einmal mit einem solchen Fahrer ge-
fahren ist, weiß: Das schlägt mächtig auf den Magen.
Mit einem solchen Stil sollte Schluss gemacht werden.
2006 sollte das Desaster sein Ende finden, damit Pla-
nungssicherheit für die Arbeitsgemeinschaften, die Pro-
jektträger, die Beschäftigungsgesellschaften und für all
diejenigen Langzeitarbeitslosen, die in solchen Projek-
ten arbeiten wollen, gewährleistet ist; denn das Ar-
beitsangebot, von dem Herr Pofalla gerade gesprochen
hat, ist in strukturschwachen Regionen gar nicht so vor-
handen. Auch das gehört zur Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Ich will mich dem Einzelplan 11 zuwenden. Ihnen, err Müntefering – davon bin ich überzeugt –, wird es icht gelingen, mit diesem Einzelplan Ihre Glaubwürigkeit zu stärken. Es wurde bereits gesagt: Der Austeuerungsbetrag soll um 27,5 Prozent erhöht werden. as heißt, Sie gehen davon aus, dass mehr Arbeitslose us dem Arbeitslosengeld I in das Arbeitslosengeld II echseln werden. Was für eine Politik ist das? Sie plaen von vornherein ein, dass die Langzeitarbeitslosigkeit n Deutschland zunehmen wird. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Unglaublich!)


m Übrigen kenne ich keine Versicherung in Deutsch-
and, die die Gelder, die die Versicherten aufgebracht ha-
en, für andere Zwecke als die der Versicherten verwen-
en will.


(Beifall bei der LINKEN)


ch verstehe absolut nicht, warum von der Arbeitslosen-
ersicherung ein Aussteuerungsbetrag an den Bund ge-
ahlt werden soll. Dieses Geld, nicht nur der Über-
chuss, muss den Versicherten zugute kommen. Sie
aben es bitter nötig. Ich bitte Sie daher, dieses Prinzip
och einmal grundlegend zu überdenken.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie wollen aber auch die Mittel für das
rbeitslosengeld II um 3 Milliarden Euro und die Betei-

igung des Bundes an den Kosten der Unterkunft um
,6 Milliarden Euro kürzen. Sie planen also, die Kom-
unen stärker zur Kasse zu bitten, obwohl bei diesen
irklich nichts mehr zu holen ist. Ich weiß nicht, in wel-

he Taschen Sie da greifen wollen. Auf der anderen
eite wollen Sie die Leistungen für die Langzeitarbeits-

osen kürzen.

Es ist richtig, dass Sie mit 6,5 Milliarden Euro
0 Millionen Euro mehr für Leistungen zur Eingliede-
ung in Arbeit bereitstellen. Gleichzeitig planen Sie aber
on vornherein 1 Milliarde Euro für Mehrausgaben beim
rbeitslosengeld II ein. Sie wollen also Mittel für die
assiven Leistungen vom Mittelansatz für die aktiven
eistungen abzweigen. Wir brauchen das Geld aber für
ie aktiven Leistungen. Sie betreiben ein reines Hin- und
ergeschiebe. Ich fordere Sie auf: Machen Sie damit
chluss! Sorgen Sie dafür, dass eine klare Haushaltspla-
ung zur Verfügung steht und ausreichend Geld für ar-
eitsmarktpolitische Maßnahmen vorhanden ist! Fassen
ie neuen Mut und leiten Sie eine Wende in der Arbeits-
arkt- und Beschäftigungspolitik in Deutschland ein!


(Beifall bei der LINKEN)


Einige von Ihnen, vielleicht alle, wissen, dass ich
iese Wende schon seit Jahren gefordert habe, speziell
ür den Osten. Inzwischen ist Langzeitarbeitslosigkeit
ber nicht nur ein Thema in den neuen Ländern; es steht
n der gesamten Bundesrepublik auf der Tagesordnung.
eswegen stellt sich eine große Frage: Was machen wir
it all denen, die keine Chance auf Vermittlung in regu-

äre Arbeitsverhältnisse haben? Ich bin bereit, über alle
odelle zu diskutieren; das ist sicherlich bekannt. Aber

ollen diejenigen, die die Chance auf Vermittlung nicht






(A) )



(B) )


Minister Helmut Holter (Mecklenburg-Vorpommern)

haben, dauerhaft von Hartz IV, von 345 Euro, leben?
Können Sie sich das vorstellen? Schließen Sie Ihre Kon-
ten, geben Sie mir alle Ihre Scheckkarten; Sie erhalten
Ihre Miete und die Kosten für Telefon, Wasser und
Licht. Nehmen Sie 345 Euro und versuchen Sie, ohne
Empfänge und irgendwelche Einladungen einen Monat
durchzukommen. Ich garantiere Ihnen: Am 10. des Mo-
nats werden Sie um einen Notgroschen bitten. Sie wer-
den mit 345 Euro nicht klarkommen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen müssen wir über andere Wege reden.

Wir müssen über sozialversicherungspflichtige Be-
schäftigungsverhältnisse reden, auch über die, die durch
öffentliche Kassen unterstützt werden. Ich rede ganz be-
wusst vom öffentlich geförderten Beschäftigungs-
sektor. Damit stehe ich nicht alleine. Der DGB fordert
dies, in der Bundesagentur für Arbeit wird darüber ge-
sprochen, auch beim Bündnis 90/Die Grünen. Es ist
auch ein Thema im Ombudsrat. Kurt Biedenkopf ist
nicht linksparteiverdächtig, er gehört der CDU an. Will-
kommen an Bord!

Es gibt inzwischen viele, die über öffentlich geför-
derte Beschäftigung in Deutschland reden. Ich stelle ei-
nen Stimmungswandel bei all denen fest, die sich ehrlich
und ernsthaft mit Arbeitslosigkeit in Deutschland aus-
einander setzen. Es gibt keinen anderen Weg, als eine so-
zialversicherungspflichtige Beschäftigung anzubieten,
die mit Steuermitteln finanziert wird. Die Langzeitar-
beitslosen – das ist hinreichend bekannt – nehmen zwar
gern einen 1-Euro-Job an. Das ist aber so etwas Ähnli-
ches wie ein Freigang aus dem Gefängnis Arbeitslosig-
keit, in dem sich die Langzeitarbeitslosen unverschuldet
befinden. – Es ist wie mit dem Wetter, Herr Pofalla: Es
gibt die gefühlte und die gemessene Temperatur. Die
Statistik ist das eine, das wirkliche Leben ist das andere.
Wir müssen dazu beitragen, dass sich die Gefühlswelt
der Menschen verändert.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist bereits angesprochen worden, dass wir uns im
Wahlkampf befinden. Es gibt nicht nur Umfragen zum
Wahlverhalten in Mecklenburg-Vorpommern und in Ber-
lin, sondern es wird auch gefragt, was das größte Pro-
blem für die Menschen ist. Ich bin nun der dienstälteste
Arbeitsminister in Deutschland und bin in dem Land mit
der höchsten Arbeitslosigkeit.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das spricht nicht für Sie!)


– Warten Sie einmal ab! Ich komme noch dazu, keine
Sorge. – Deswegen, meine Damen und Herren von der
FDP und der CDU/CSU, rede ich über alternative Wege
aus der Arbeitslosigkeit; denn all das, was bisher gelau-
fen ist, zeigt keine Wege aus der Arbeitslosigkeit. Mei-
ner Auffassung nach – das bestätigen die Umfragen – ist
die Arbeitslosigkeit das größte Problem. Dann kommt
erst einmal eine ganze Zeit gar nichts, dann folgen Ab-
wanderung, Unsicherheit, Umweltschäden und andere
Dinge, die eher als marginal erachtet werden können.

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(C (D eswegen geht es darum, Alternativen nicht nur zu disutieren, sondern auch umzusetzen. Ich fordere Herrn Müntefering auf, Mut zu haben. ir beide hatten Gelegenheit, darüber zu diskutieren. ir haben eine inhaltliche Nähe in den Fragen, was man achen muss, festgestellt. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sehr interessant!)


Ich habe auch zu meinen Kollegen von der CDU/CSU
n manchen Fragen eine inhaltliche Nähe. Das ist gar
icht mein Problem. Ihr Problem, Herr Niebel, ist, dass
ie Alternativen durch die parteipolitische Brille begut-
chten. Das bringt den Arbeitslosen doch überhaupt
ichts.


(Beifall bei der LINKEN)


Es stellt sich die Frage, ob es ausreichend gemeinnüt-
ige Tätigkeiten im Lande gibt, um all diejenigen, die
rbeiten können und arbeiten wollen, in Arbeit zu brin-
en. Es mangelt doch nicht an der Marktfähigkeit der
rbeitslosen, sondern es fehlt an fähigen Arbeitsmärk-

en. Es ist die Aufgabe der Politik, solche Arbeitsmärkte
u organisieren, damit die Menschen eine Chance auf
rbeit haben.


(Beifall bei der LINKEN)


ch stelle ein Umdenken fest, nicht nur im linken Lager,
ondern auch in anderen Bereichen. Ich hoffe, dass wir
emeinsam an einem Strang ziehen können.

Axel Troost, jetzt Abgeordneter hier im Deutschen
undestag, ist einer der Väter der gemeinwohlorientier-

en Arbeitsförderprojekte in Mecklenburg-Vorpom-
ern. Kornelia Möller, die arbeitsmarktpolitische Spre-

herin der Linksfraktion, hat mit ihm gemeinsam einen
ntrag zur öffentlich finanzierten Beschäftigung ge-

chrieben. Ich unterstütze diesen Antrag und ich bitte
ie: Legen Sie die parteipolitische Brille ab und prüfen
ie den Antrag – Herr Andres, wir beide hatten Gelegen-
eit, viel über diese Fragen zu diskutieren – auf die
achbarkeit hin! Überwinden Sie die ideologischen und

rdnungspolitischen Schranken! Es ist nicht zuerst eine
rage des Geldes, sondern eine Frage des politischen
illens, ob ein solcher Weg gegangen werden kann oder

icht. Ich fordere Sie auf, diesen Weg zu gehen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern die Rechte
er Betroffenen gestärkt. Wir haben regionalisiert, wir
aben Regionalbeiräte gebildet und haben den Betroffe-
en Sitz und Stimme bei der Vergabe von Fördermitteln
egeben. Das ist kein Plädoyer für Kommunalisierung.
a unterscheiden wir uns deutlich von der CDU/CSU.
s geht vielmehr um die Demokratisierung der Entschei-
ung.


(Beifall bei der LINKEN)


s geht darum, dass die Betroffenen mitmachen können.
ch meine, unsere Republik braucht eine stärkere Demo-
ratisierung der Arbeitsmarktpolitik.






(A) )



(B) )


Minister Helmut Holter (Mecklenburg-Vorpommern)

Nun, meine Damen und Herren von der FDP und der
CDU/CSU, gehört es nach meiner Auffassung zu den
Lebenslügen in Deutschland, dass die Massenarbeitslo-
sigkeit konjunkturell bedingt ist und mit den herkömmli-
chen Instrumenten wirkungsvoll zu bekämpfen ist.
Selbst wenn ihre Zahl von 80 auf zehn reduziert wird, es
bleibt bei den herkömmlichen Instrumenten. Einige da-
von sind gut; die lehne ich nicht ab. Die Experten sagen
für Mecklenburg-Vorpommern voraus, dass nur eine
bzw. einer von zwei Arbeitslosen wieder eine Stelle auf
dem regulären Arbeitsmarkt finden wird. Für Zehntau-
sende oder gar Hunderttausende in der Bundesrepublik
ist der Zug längst abgefahren. Die Arbeitsmarktforscher
sagen, dass in den nächsten 15 Jahren in Ostdeutschland
eine weitere Million Arbeitsplätze wegfallen wird. Des-
wegen bin ich der Überzeugung, dass an der öffentlich
finanzierten Beschäftigung kein Weg vorbeiführt. Las-
sen Sie uns gemeinsam diesen Weg gehen. Es gibt genug
Arbeit, die ein Unternehmen, das nach privatwirtschaft-
lichen Prinzipien arbeitet, überhaupt nicht machen kann
und auch nicht machen soll; wir müssen da differenzie-
ren. Es ist wichtig, dass über gemeinnützige Tätigkeiten
ein Beitrag zur Strukturentwicklung geleistet wird. Las-
sen Sie uns dazu die Mittel aus Brüssel, Berlin, Nürn-
berg, den Ländern und den Kommunen bündeln, damit
dieser Weg eröffnet werden kann. Dann stellt sich die
Frage nach den Finanzen nicht mehr, dann ist die Finan-
zierung gesichert.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich bin der Überzeugung – schauen wir nach Schwe-
den –, dass wir in Skandinavien sehen können, wie der
Weg zur öffentlich finanzierten Beschäftigung aussieht.
Lassen Sie die Bremse los! Ich bitte Sie: Ziehen Sie Leh-
ren aus Hartz IV, aber nicht in der Richtung, die ich ein-
gangs kurz geschildert habe, die zurzeit in Deutschland,
konkret auch in Mecklenburg-Vorpommern, diskutiert
wird. Sie gehen einen Irrweg. Wir brauchen uns über
Rechtsextremismus und über gute Wahlergebnisse der
NPD nicht zu wundern, wenn Sie diesen Weg weiter be-
schreiten.


(Beifall bei der LINKEN)


Deswegen fordere ich Sie zur Umkehr auf. Machen Sie
eine Arbeitslosen- und Beschäftigungspolitik für die
Menschen, mit den Menschen und nicht gegen sie. Dass
das bisher nicht geschieht, genau das spüren die Men-
schen in Mecklenburg-Vorpommern und in ganz
Deutschland.

Ich bitte Sie, sich ein Herz zu fassen, Mut zu haben,
ordnungspolitisch-ideologische Schranken zu überwin-
den und den Weg hin zu mehr öffentlich geförderter Be-
schäftigung zu gehen. Das ist ein Gebot der Vernunft.
Die Menschen im Lande sind auf diese Vernunft ange-
wiesen, damit sie ein Leben in Würde führen können, ein
Leben, in dem sie durch ihrer Hände Arbeit ihren Le-
bensunterhalt verdienen können. Nur eine Politik, die
darauf abzielt, ist eine wirkliche Arbeitsmarktpolitik.
Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern und in
ganz Deutschland haben sie bitter nötig.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

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(C (D Das Wort hat die Kollegin Brigitte Pothmer vom ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr olter, jetzt haben wir den Wahlkampfteil hinter uns und etzt können wir uns wieder der Auseinandersetzung ber die Arbeitsmarktpolitik zuwenden. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604700800

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604700900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ja, es ist
ichtig: Der Arbeitsmarkt profitiert derzeit tatsächlich
on dem konjunkturellen Aufschwung. Ich will hier
eutlich sagen: Das freut uns alle sehr. Aber 4,3 Millio-
en Arbeitslose und mehr sind wirklich kein Grund, sich
ier gegenseitig auf die Schultern zu klopfen und zu fei-
rn, wie es sich vonseiten der großen Koalition angedeu-
et hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Belebung auf dem Arbeitsmarkt kommt doch
usschließlich denjenigen zugute, die erst seit kurzer
eit arbeitslos sind. Die wirklichen Problemgruppen auf
em Arbeitsmarkt, die Langzeitarbeitslosen, profitieren
avon in keiner Weise.

Zusätzlich ist der Anteil an Ausbildungsplätzen noch
inmal um 2 Prozent zurückgegangen. Herr Müntefe-
ing, Sie reagieren auf den öffentlichen Druck, indem
ie die Anzahl der Plätze des EQJ-Programms ein wenig
rhöhen. Dazu kann ich Ihnen nur sagen: Gut, dass Sie
berhaupt etwas tun; aber das ist zu wenig. Die Dimen-
ion dieses Problems und die Dimension Ihrer Lösung
assen in keiner Weise zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Betrachten wir doch einmal ganz nüchtern die Ursa-
hen für diesen Aufschwung. Es fängt bei den Jobs an,
ie wegen der Fußballweltmeisterschaft zusätzlich ent-
tanden sind. Weitere Jobs sind durch die Vorzieheffekte
ufgrund der anstehenden Mehrwertsteuererhöhung ent-
tanden. Das Wichtigste ist aber: Dieser Aufschwung ist
ie erste Dividende der Reformpolitik der rot-grünen
egierung.


(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)


ieser Aufschwung ist vor allen Dingen nicht das Er-
ebnis der aktiven Arbeitsmarktpolitik dieser Regierung.

Herr Pofalla, Sie kommen jetzt daher und tun so, als
ei es vor allen Dingen Angela Merkel, die diese Trend-
ende herbeigeführt hat. Dazu kann ich wirklich nur sa-
en: Da lacht doch die Koralle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Herr Müntefering, Sie sagen: Die Richtung stimmt.
Ich frage Sie, welche Richtung eigentlich? Ich glaube,
die staunende Öffentlichkeit wäre Ihnen wirklich außer-
ordentlich dankbar, wenn Sie das einmal erläutern könn-
ten. Hier ist doch in keiner Weise irgendeine klare Rich-
tung zu erkennen: in Sachen Mindestlohn, in Sachen
Kombilohn, in Sachen Kündigungsschutz. Sie haben uns
doch gerade vorgeführt, dass Sie in dieser Koalition
noch nicht einmal in der Lage sind, ein Sachverständi-
gengutachten einheitlich zu interpretieren. Herr Pofalla
sagt: In diesem Sachverständigengutachten steht, dass es
gar nicht darum gehe, die Regelsätze flächendeckend zu
senken. Herr Müntefering sagt hier: Die Regelsätze wer-
den überhaupt nicht gesenkt. Dennoch sagen Sie uns
hier: Die Richtung stimmt.

Wenn es in dieser Koalition Einigkeit gäbe, dann kä-
men wir tatsächlich auch einmal voran. Wenn Sie sich in
Sachen Mindestlohn verständigen könnten, dann gäbe
es nicht nur diese Minibewegungen, dann hätten wir
diese Regelung nicht nur auf die Gebäudereiniger, son-
dern auch auf die Zeitarbeitsfirmen – sie hatten diesen
Wunsch – ausgedehnt. Dann wären wir einen Schritt vo-
rangekommen.

Herr Müntefering, Sie sagen, jetzt sei es an der Zeit,
Druck im Kessel zu machen. Ich habe das Gefühl: Ihr
Druck im Kessel ist nichts anderes als heiße Luft.

Betrachten wir einmal das Programm für mehr Be-
schäftigung Älterer! Ihre Initiative „50 plus“ sieht
Lohnkostenzuschüsse von 30 bis 50 Prozent vor. Herr
Müntefering, das ist geltende Gesetzeslage, und zwar
seit 2001. Das Problem besteht aber darin, dass die Re-
gelung bisher leider wenig Anwendung gefunden hat,
nämlich nur in 8 200 Fällen. Sie behaupten jetzt, dass
Sie damit 50 000 bis 70 000 Menschen in Arbeit bringen
wollen. – So weit zur Seriosität Ihrer Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Weiter geht es. In kleinen und mittleren Unternehmen
soll die Bundesagentur für Arbeit Weiterbildungskosten
übernehmen. Das finden wir richtig. Diese Regelung
wollten wir ausdehnen. Das Problem besteht nur darin:
Die große Koalition hat beschlossen, diese Regelung auf
2006 zu begrenzen.

Nächster Punkt: Entgeltsicherung. Das ist ebenfalls
geltende Gesetzeslage. Herr Müntefering, wenn Sie auf
diese Art Druck im Kessel machen, reicht das nicht ein-
mal aus, um das Teewasser heiß zu bekommen.

Betrachten wir noch einmal die Neuregelung zum
Kündigungsschutz! Dazu hat Herr Pofalla heute noch
etwas gesagt. Keiner will sie, nicht die Gewerkschaften,
nicht die Wirtschaft. Auch Sie, Herr Müntefering, sagen
in öffentlichen Interviews immer wieder, dass die gel-
tende Regelung besser ist. Warum, verdammt noch mal,
nehmen Sie die Neuregelung dann nicht vom Tisch?

Das Problem besteht eigentlich in der Bunkermentali-
tät dieser Regierung. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass
Koalitionsrunden die Beratung mit der Fachwelt erset-
zen. Kritik wird niedergebügelt. Gefundene Kompro-
misse werden selbst dann durchgesetzt, wenn alle längst

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(C (D issen, dass sie kein Beitrag zur Lösung des Problems ind. Das muss sich ändern. Wenn es in Ihrer Arbeitsmarktpolitik überhaupt Konequenz und eine klare Linie gibt, dann bei der Umwidung von Hartz-IV-Regelungen zu einem Teil der Straf esetzgebung. Den Druck auf Arbeitslose zu erhöhen nd den Kreis der Leistungsempfänger immer weiter inzuschränken, das schafft aber keine Arbeitsplätze. (Kornelia Möller [DIE LINKE]: Damit habt ihr begonnen!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Formel „Fördern und Fordern“ ist unter Ihrer Regie-
ung zu einer hohlen Phrase geworden, die bei den Be-
roffenen wirklich nur noch Bitterkeit auslöst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Joachim Fuchtel [CDU/CSU]: Da lacht doch die Koralle!)


Ich frage Sie: Was bleibt denn vom Fördern, wenn
ualifizierungsprogramme für Erwerbslose immer wei-

er zusammengestrichen werden? Von einer durchgrei-
enden Senkung der Lohnnebenkosten, von der Gering-
ualifizierte wirklich profitieren würden, haben Sie sich
ängst verabschiedet.

Die Kanzlerin hat uns von der Opposition gestern
orgeworfen, wir hätten keine Alternativen.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Das ist doch so!)


ür uns trifft das in keiner Weise zu. Unser Modell einer
rogressiven Staffelung der Sozialabgaben würde die
instellungshürden für Langzeitarbeitslose und Berufs-
nfänger tatsächlich senken. Nehmen Sie diese Vor-
chläge doch einmal ernst und setzen Sie sich damit aus-
inander!

„Mehr Druck im Kessel“, an dieser Stelle stimmt die
ormel – leider, kann ich da nur sagen. Dieser Druck
ichtet sich nämlich nicht gegen die Arbeitslosigkeit,
ondern gegen die Arbeitslosen. Sie piesacken die Job-
uchenden, wo Sie nur können. Aber neue Jobs und Zu-
angschancen für Langzeitarbeitslose im ersten Arbeits-
arkt entstehen nicht. Wo ist denn Ihr Vorschlag zur
chaffung sozialversicherungspflichtiger Beschäfti-
ungsverhältnisse im dritten Sektor? Auch dazu gibt es
on unserer Seite einen Vorschlag. Ich bin gespannt, wie
ie darauf reagieren.

Stattdessen konfrontiert uns Ihr Spitzenpersonal in
er Sommerpause mit dem gesammelten Mumpitz der
roßen Koalition. Steinbrück fordert Urlaubsverzicht für
rbeitslose. Riester empfiehlt, keine Autos zu kaufen.
öder will den Arbeitslosen Hausarrest erteilen. Tiefen-
ee will sie als unbewaffnete Busbegleiter auf Streife
chicken. Meinen Sie das, wenn Sie sagen, die Richtung
timme? Nichts für ungut, Herr Müntefering, aber das ist
och einfach unwürdig. Davon sollten Sie sich distanzie-
en, und zwar nachdrücklich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B)


Brigitte Pothmer
Das Drama der großen Koalition sind nicht wirklich
die widerstreitenden Auffassungen; das gehört zur de-
mokratischen Normalität. Aber nicht zu ertragen ist die
geschwätzige Sprachlosigkeit, die diese Regierung uns
zumutet. Sie sind orientierungslos und versuchen auch
noch, uns diese Orientierungslosigkeit als konzeptionel-
len Pragmatismus zu verkaufen.

Herr Müntefering, Sie haben gesagt, Sie wollen nicht
an den Wahlversprechen gemessen werden, sondern an
der Koalitionsvereinbarung. Soll ich Ihnen mal etwas sa-
gen? Die Koalitionsvereinbarung interessiert letztlich
keinen Menschen. Sie werden an der Frage gemessen, ob
Sie einen Beitrag zur Lösung der Probleme in diesem
Lande bzw. in Ihrem Fall einen Beitrag zur Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit leisten. Im Moment deutet nichts
darauf hin, dass Sie in der Lage sind, dem Notstand ab-
zuhelfen.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604701000

Das Wort hat jetzt die Kollegin Waltraud Lehn von

der SPD-Fraktion.


Waltraud Lehn (SPD):
Rede ID: ID1604701100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich wende

mich zunächst an Minister Holter. Herr Minister, dass
Sie hier eine parteipolitische und wahlkampforientierte
Rede halten, ist völlig in Ordnung. Das würde ich Ihnen
wirklich nie vorwerfen. Wenn Sie aber in diesem Zusam-
menhang alle anderen in diesem Haus aufrufen, ideolo-
giefrei zu denken, dann ist das, mit Verlaub, lächerlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie bei der CDU/CSU)


Ich will Ihnen sagen, was ich besonders problema-
tisch finde. Sie haben hier ausschließlich Forderungen
an den Staat und an den Steuerzahler und die Steuerzah-
lerin formuliert. Aber Sie haben nicht ein einziges Mal
die Verantwortung der Wirtschaft oder der Unterneh-
men, die ebenso für die Schaffung und Erhaltung von
Arbeitsplätzen verantwortlich sind, thematisiert. Wer
hier so fahrlässig eine Rede hält, der disqualifiziert sich
an dieser Stelle in ideologischer Hinsicht selbst.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, eine der erfreulichsten
Botschaften dieses Sommers ist ohne Frage die positive
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Wir haben es ge-
schafft, rund 450 000 Menschen zusätzlich in Arbeit zu
bringen. Erstmalig ist es auch gelungen, bei der Zahl der
Langzeitarbeitslosen einen Abbau zu erreichen. Das
reicht nicht aus; das ist sicherlich zu wenig. Diese Ent-
wicklung muss fortgesetzt werden. Dazu ist eine Viel-
zahl von Anstrengungen notwendig. Aber es hat sich ge-
zeigt, dass es Perspektiven für die Menschen in diesem
Land gibt. Wenn wir vor sechs Monaten, einem Jahr
oder zwei Jahren gesagt hätten, dass wir es schaffen
würden, im Laufe eines Jahres fast 500 000 Menschen

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(C (D usätzlich in Arbeit zu bringen, dann hätte die ganze Reublik Kopf gestanden. Das darf man wirklich nicht leinreden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


llerdings ist das nichts, was nur mit der neuen Koali-
ion zu tun hätte.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Doch, doch!)


aran hat auch die alte Koalition durchaus ihren Anteil;
as will ich der Vollständigkeit halber hinzufügen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Bisher war es gut, Frau Kollegin!)


Wir wollen diese erfolgreiche Entwicklung fortsetzen
nd wir tun das sehr konsequent. Wir fahren die Ver-
chuldung weiter zurück; das ist ein wichtiges Signal.

ir investieren zusätzliche Mittel vor allem in Bildung;
uch das ist ein wichtiges Signal. Wir konzentrieren uns
uf das Wesentliche. Das bedeutet für die Arbeitsmarkt-
olitik, dass wir uns weiterhin gezielt für die einsetzen,
ie unserer besonderen Unterstützung und Hilfe bedür-
en. Das sind die Menschen, die lebensälter sind. Die
nitiative „50 plus“, die aufgelegt wurde, wird auf ihre

irkung hin untersucht und ausgebaut werden. Außer-
em richten wir uns mit Angeboten an die jungen Men-
chen, die nicht nur eine Perspektive brauchen, sondern
ich überhaupt erst einmal an die Anforderungen des Ar-
eitsmarktes gewöhnen müssen. All dies setzen wir fort.
ll dies bauen wir aus. Ich glaube, es ist gut so, dass wir
as tun.

An dieser Stelle möchte ich allerdings auch darauf
inweisen, dass die Unternehmen in einer Zeit, in der es
hnen nun wirklich nachweislich und merklich besser
eht, in der Pflicht sind, gerade für die jungen Menschen
ehr zu tun.


(Beifall bei der SPD)


ch finde es schon schlimm, dass die Zahl der Ausbil-
ungsplätze zurückgeht. Ich selber habe in diesem
ommer erlebt, wie Unternehmer bei der Bundesagentur
or Ort oder den Argen auflaufen und fragen: Was be-
omme ich denn, wenn ich einen Auszubildenden ein-
telle? – Die Entwicklung, dass der Staat noch etwas ge-
en muss, damit jemand ausbildet, ist nicht positiv und
uss sehr kritisch hinterfragt werden. Ausbildung muss
ieder eine Selbstverständlichkeit für jedes Unterneh-
en in diesem Land werden.

Auch bei den Arbeitsmarktinstrumenten müssen wir
ieder für mehr Klarheit sorgen. Es existiert zurzeit eine
ielzahl sehr unterschiedlicher Instrumente. Diese sind
nterschiedlich sinnvoll, unterschiedlich wirksam und
erden unterschiedlich genutzt. Wir brauchen dringend

ine Konzentration auf geeignete Instrumente und die
eiterentwicklung sinnvoller Instrumente. Letztlich
uss es darum gehen, bei Fehlentwicklungen gegenzu-

teuern und unsinnige Maßnahmen abzuschaffen.
)






(A) )



(B) )


Waltraud Lehn
Alles in allem ist der Trend jedoch gut; wir sollten ihn
fortsetzen. Ich sage aber auch: Die positiven Nachrich-
ten der letzten Monate sollten uns nicht dazu verleiten,
uns schon am Ende unseres Weges zu wähnen. Einige
Nachrichten der letzten Wochen bereiten mir da durch-
aus Sorge:

Mir geht es zunächst um den vom Minister angespro-
chenen Überschuss bei der Bundesagentur. An unse-
ren Koalitionspartner gerichtet sage ich: Man muss wis-
sen, dass rund 4 Milliarden Euro dieses Überschusses
– unabhängig davon, ob er nun insgesamt 8 Milliarden
oder 9 Milliarden Euro beträgt – nur damit zusammen-
hängen, dass es ausnahmsweise 13 Beitragszahlungen
gegeben hat. Darüber hinaus muss man wissen, dass un-
gefähr 6 Milliarden bis 6,5 Milliarden Euro benötigt
werden, um die bereits beschlossene Senkung des Bei-
trags zur Arbeitslosenversicherung umzusetzen. Wenn
nun die Arbeitsagentur jedes Jahr Mittel in einer Grö-
ßenordnung von erheblich mehr als 6,5 Milliarden Euro
erwirtschaften würde – diese Summe muss die Arbeits-
agentur selber erwirtschaften; sonst kann das, was wir
beschlossen haben, gar nicht funktionieren –, dann kann
man in der Tat darüber nachdenken, ob und wie man die-
sen Überschuss an die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer bzw. die Versicherten weitergibt.

Ein weiteres Problem will ich ansprechen: die Kosten
der Unterkunft für Arbeitslosengeld-II-Empfänger.
Frau Winterstein hat es richtig dargestellt; dieses Pro-
blem ist noch nicht vom Tisch. In diesem Zusammen-
hang sind 2 Milliarden Euro etatisiert worden. Sie wis-
sen: Es wurde ausgehandelt, dass sich der Bund mit
29,1 Prozent an diesen Kosten beteiligt. Das Ziel dieser
Beteiligung war es, die Kommunen im Zuge der Refor-
men um 2,5 Milliarden Euro zu entlasten. Mit weiteren
2,5 Milliarden Euro aus Verbesserungen bei der Gewer-
besteuer wollte man den Kommunen helfen, mehr Geld
vor Ort zu investieren, übrigens gerade in den Ausbau
von Kinderbetreuungseinrichtungen.

Voraussetzung war und ist, dass die Länder zu einer
vollen Weitergabe der Entlastungsbeträge an die Kom-
munen bereit sind. Das ist inzwischen überwiegend der
Fall. Aber ich finde es schon bemerkenswert, dass bei-
spielsweise Nordrhein-Westfalen den Kommunen bis-
lang circa 25 Prozent der Entlastung vorenthält. Dass
dieses Geld natürlich in den Kommunen fehlt, ist durch-
aus ein Problem.

Im Haushalt 2007 stellen wir, wie gesagt, den Kom-
munen 2 Milliarden Euro zur Verfügung. Wir wissen:
Die Länder, die Städte und Gemeinden fordern deutlich
mehr. Ich sage an dieser Stelle aber ganz klar: Alles in
allem ist die Entlastung der Kommunen viel höher, als
ursprünglich gemeinsam vereinbart und erwartet worden
ist. Denn allein bei der Gewerbesteuer werden die Städte
und Gemeinden in diesem Jahr voraussichtlich 12 Mil-
liarden Euro mehr einnehmen als noch 2003. 5 Milliar-
den Euro standen als Entlastung im Raum; 12 Milliarden
Euro plus die Entlastungsbeiträge für die Kosten der Un-
terkunft sind es tatsächlich geworden.

Nun ist das nicht in jedem Land oder in jeder Kom-
mune gleich. Deshalb scheint es mir geboten, die Vertei-

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(C (D ungsgerechtigkeit zwischen den Ländern, aber auch inerhalb der Länder aufzugreifen, und zwar von den ändern selbst. Diese Verantwortung haben sie und dieer Verantwortung sollten sie auch gerecht werden. Verantwortung ist auch ein gutes Stichwort für ein aneres wichtiges Thema in diesem Bereich. Wir haben en Arbeitsgemeinschaften und Optionskommunen 005 und 2006 rund 6,5 Milliarden Euro für die aktive rbeitsmarktpolitik bereitgestellt. Diese Hausnummer ann sich sehen lassen. Im Jahr 2005 wurden aber nur 6 Prozent dieser Mittel genutzt. Selbst wenn man beücksichtigt, dass diese Agenturen noch aufgebaut weren mussten und dass sich die Arbeitsgemeinschaften ntwickeln mussten, muss man kritisieren – Herr Holter, ören Sie gut zu –, dass nach meinen Informationen, die on gestern Abend 18 Uhr datieren, bis zum heutigen ag nur 2,6 Milliarden Euro dieser 6,5 Milliarden Euro bgeflossen sind. Wer sich dann hier hinstellt und meint, agen zu können – obwohl sich der Bundeshaushalt in iner Notlage befindet und die Verschuldungsgrenze berschritten ist –, man könne davon nicht 1 Milliarde uro sperren, der hat wirklich Scheuklappen auf den Auen. Klar ist, dass das nicht in jeder Kommune und in jeder egion gleich ist. Aber Sie müssen einmal darüber disutieren, wie man das Geld anders verteilen kann. Wir ind immer für ein Gespräch offen. Ich prognostiziere hnen – ich sage: leider –, dass die Mittel für die aktive rbeitsmarktpolitik auch in diesem Jahr nicht in dem mfang ausgegeben werden, wie ich mir das wünsche nd wie sich die Mehrheit in diesem Haus das wünscht. ch glaube, wir haben im Rahmen des Möglichen und es wirtschaftlich Verantwortbaren gehandelt. Vielen Dank. Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Heinrich Kolb von er FDP-Fraktion. (Beifall bei der FDP – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Jetzt sind wir gespannt!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604701200


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1604701300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ar zu erwarten, dass die Vertreter der Koalition hier
elbstzufrieden verkünden, der Aufschwung sei da, er
abe den Arbeitsmarkt erreicht und wir seien auf einem
uten Weg.


(Klaus Brandner [SPD]: Das stimmt ja auch!)


Ich will für meine Fraktion klar sagen, Herr Brandner:
uch wir freuen uns über die Chance auf einen Auf-

chwung.


(Beifall des Abg. Klaus Brandner [SPD])


uch wir freuen uns über jeden Arbeitslosen, der eine
eue Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt gefun-
en hat und der damit die Chance bekommt, auf Dauer
ein eigenes Auskommen zu sichern. Allein, es sind zu






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
wenig Menschen, die davon profitieren. Herr
Müntefering, obwohl der Aufschwung in Deutschland
nach den neuen Zahlen der OECD sogar 2,2 Prozent
Wachstum in diesem Jahr bringen könnte, bleibt sein Ef-
fekt auf den Arbeitsmarkt und auf die Finanzierung der
sozialen Sicherungssysteme ausgesprochen schwach.
Man könnte auch sagen, dass es ein Aufschwung ohne
Wirkung ist.


(Beifall bei der FDP)


Ich will das an Zahlen belegen. Es ist alarmierend,
wenn im Jahresvergleich die Arbeitslosenzahl zwar um
426 000 gesunken ist, die Zahl der sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten im gleichen Zeitraum aber nur
um 129 000 zugenommen hat. Das sollten doch eigent-
lich kommunizierende Röhren sein: Wer nicht mehr ar-
beitslos ist, sollte eine Beschäftigung gefunden haben.
Offensichtlich treten aber viele Menschen aus dem Ar-
beitsmarkt aus. Herr Müntefering, unser Bestreben muss
es sein, neue Beitragszahler zu generieren, weil nur so
die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme gewährleis-
tet werden kann.


(Beifall bei der FDP)


Fast noch alarmierender ist es, wenn trotz des leichten
Anstiegs der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Be-
schäftigungsverhältnisse das Beitragsaufkommen sta-
gniert. Das kann man bislang am Beispiel der Renten-
versicherung im laufenden Jahr feststellen.

Herr Müntefering, die allgemeinen Beitragseinnah-
men beliefen sich von Januar bis Juli des Jahres 2005 auf
95,546 Milliarden Euro, im Vergleichszeitraum dieses
Jahres auf 105,772 Milliarden Euro. Mithin ergab sich
ein Plus von 10,2 Milliarden, was fast ausschließlich auf
den Einmaleffekt des 13. Monatsbeitrags zurückzufüh-
ren sein dürfte. Sie hatten zwar nur 9,6 Milliarden Euro
veranschlagt, aber der Durchschnitt der Pflichtbeiträge
im letzten Jahr lag deutlich über 11 Milliarden Euro, so-
dass man sagen kann: Bei den eigentlichen Pflichtbeiträ-
gen aus der regulären Beschäftigung treten Sie auf der
Stelle.

Die Erklärung für dieses Phänomen dürfte darin lie-
gen, dass sich ein Trend fortsetzt, der nach einem statis-
tischen Taschenbuch des Bundesministeriums für Ge-
sundheit und Soziale Sicherung – damals hieß es noch
so – schon seit Jahren anhält: Die Zahl der sozialversi-
cherungspflichtigen Vollzeitstellen bewegt sich deutlich
nach unten, während gleichzeitig die Zahl der sozialver-
sicherungspflichtigen Teilzeitstellen zunimmt. Im Klar-
text: Mehr Menschen sind sozialversicherungspflichtig
beschäftigt, aber das Beitragsaufkommen insgesamt
bleibt konstant.

Wenn diese Analyse zutrifft, liebe Kolleginnen und
Kollegen, dann haben wir ein Problem;


(Jörg van Essen [FDP]: So ist es!)


dann wird es nämlich wahrscheinlich, dass zutrifft, was
der Schätzerkreis schon im Mai errechnet hat: Das Defi-
zit aus laufenden Einnahmen und Ausgaben der Renten-
versicherung wird 4,6 Milliarden Euro betragen. Das

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(C (D eißt, dass die Zusatzeinnahme durch den 13. Monatseitrag schon in diesem Jahr ein gutes Stück wieder verchlungen wird und die Nachhaltigkeitsrücklage am nde des Jahres gerade noch bei 7,3 Milliarden Euro lieen wird. Und, Herr Müntefering, es gibt Grund zur Annahme das sage ich hier sehr deutlich, darüber soll man nicht inweggehen –, dass die Situation im Jahre 2007 noch chlechter aussehen wird. Es gibt keinen Grund anzuehmen, dass das Defizit in der Rentenversicherung, as wir in den letzten Jahren hatten – in den letzten Jahen betrug es zwischen 4 und 5 Milliarden Euro –, im ächsten Jahr niedriger sein wird. Es gibt zusätzliche Riiken, von denen ich hier nur drei nennen möchte. Das erste Risiko haben Sie selbst geschaffen: Die entenversicherungsbeiträge für die Empfänger von rbeitslosengeld II haben Sie mit dem SGB-III-Ände ungsgesetz um 2 Milliarden Euro gekürzt. Es ist unchwer vorherzusagen, dass diese Maßnahme das Defizit er Rentenversicherung entsprechend erhöhen wird. Die Beiträge, die die Rentenversicherung zur Kranenversicherung der Rentner zahlen muss, werden sich ls Folge der Gesundheitsreform schon im Jahre 2007 rhöhen. Das kann man heute noch nicht auf Cent und uro genau sagen. Es ist aber unschwer vorherzusagen, ass sich das in der Größenordnung von 1 Milliarde uro bewegen wird. Die Risiken aus dem Urteil des Bundessozialgerichtes u den Abschlägen bei den Erwerbsminderungsrenten elaufen sich nach einem Schreiben Ihres Staatssekretärs iemann, Herr Minister, im Jahre 2007 auf 500 Millioen Euro, die der Nachzahlungen für die Jahre von 2002 is 2006 auf rund 1 Milliarde Euro. Wenn Sie mitgerechnet haben: Das sind 4,5 Milliaren Euro. Das ist schon mehr, als Sie aus der Beitragsanebung ab 1. Januar 2007 – das sind nämlich gerade einal 4 Milliarden Euro – erwarten dürfen. Das heißt, man uss kein Prophet sein, um vorauszusagen: Schon Ende 007 ist der Einmaleffekt des 13. Monatsbeitrages verrühstückt, wird die untere Schwelle der Nachhaltigeitsrücklage schon wieder angekratzt oder gar unterchritten. Damit ist es wahrscheinlich, dass im Jahre 008 ein einmaliger Bundeszuschuss von 800 Millionen uro nicht ausreichen und eine erneute Beitragserhöung notwendig wird. Das nenne ich eine Katastrophe. as ist nur noch eine Verwaltung des Mangels; mit einer eordneten Rentenpolitik hat das wirklich nichts, aber uch gar nichts mehr zu tun. Was lernen wir aus alledem, liebe Kolleginnen und ollegen? Zur Lösung der Probleme der sozialen Siche ungssysteme reicht offensichtlich auch ein Wachstum on bis zu 2,2 Prozent nicht aus. Es verbietet sich daher ine Politik, die über eine Erhöhung der Mehrwertteuer sogar noch eine Abschwächung dieses Wachsums in Kauf nimmt. Dr. Heinrich L. Kolb Ich fordere Sie auf, die Mehrwertsteuererhöhung auch vor dem Hintergrund kräftig sprudelnder Steuerquellen rückgängig zu machen. Und: Fangen Sie endlich mit einer grundlegenden Reform des Arbeitsmarktes an, damit nicht nur die vorhandene Arbeit neu verteilt wird, sondern zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Worauf warten Sie eigentlich noch? Herr Pofalla hat gesagt, er habe die Studie der Weltbank gelesen, wonach Deutschland in einem Ranking zur Frage „Wo ist es einfach, einen Arbeiter einzustellen?“ auf Platz 129 der Welt liegt. Wenn die Bundesregierung Kenntnis von diesen Fakten hat, dann finde ich es skandalös, dass Sie, Herr Bundesminister, vor einer Neuregelung des Kündigungsschutzes zurückscheuen. Ich frage provokativ: Soll denn die größte Reform des Kündigungsschutzes, die Sie, Herr Pofalla, vollmundig angekündigt haben, ersatzlos gestrichen werden? Das kann ja wohl nicht sein. Herr Pofalla, das, was Sie diesbezüglich in den Koalitionsvertrag geschrieben haben, war nicht das Gelbe vom Ei. Das zeigt übrigens auch, wie wenig Ahnung Sie, ein führender Vertreter der Union, davon haben, welche Fragen aus Sicht des Mittelstandes in unserem Land ausschlaggebend sind, wenn es darum geht, ob ein zusätzlicher Mitarbeiter eingestellt wird. Herr Müntefering, Sie haben in diesen Tagen geäußert, man solle das Thema Kündigungsschutz nicht überbewerten. Deshalb weise ich Sie auf eine ganz aktuelle Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung hin: Auf die Frage nach den Einstellungsbarrieren, also warum der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt nur eine begrenzte Wirkung entfaltet, nannten 59 Prozent der befragten Unternehmer den Kündigungsschutz. Herr Minister, an solchen Fakten dürfen und können Sie nicht vorbeigehen. Es ist traurig: Die Union ist bei der Reform des Arbeitsmarktes vollständig auf Tauchstation gegangen. Herr Pofalla – zum Mitschreiben –: Entscheidend ist nicht die Frage, ob wir eine Befristung oder eine Verlängerung der Probezeit brauchen. Wir brauchen beides. Wir brauchen die Möglichkeit zur Befristung der Probezeit und die Möglichkeit zu einer Verlängerung. Wir müssen alle Maßnahmen ergreifen, die die Chance für neue Arbeitsplätze in diesem Land bieten. Zu Ihrer verfehlten Politik hätte man noch vieles sagen können. Ich will noch einmal ein Zitat anführen, das ich schon im Frühjahr dieses Jahres vorgetragen habe und das sich leider bewahrheitet hat. Damals hat die „Financial Times Deutschland“ Folgendes geschrieben: Diese Koalition wird Gesetze verabschieden, die sie mit dem Etikett „Reform“ versehen wird. Aber zu echten Strukturreformen, die die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft verbessern, wird es nicht kommen … Die bittere Wahrheit ist, dass Politiker M v D B w z s l l d d w V x F Ü s d d B D w n k g B ß t m S z w i s J n (C (D wie Merkel oder Steinbrück zu echten Reformen entweder nicht fähig sind oder kein Interesse daran haben. an muss sagen: Leider wahr. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat nun der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe on der CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! ie soziale Sicherung ist der größte Ausgabenblock im undeshaushalt, das gilt auch für 2007. Im nächsten Jahr erden für Sozialausgaben rund 135 Milliarden Euro ur Verfügung gestellt. Das ist über die Hälfte der Geamtausgaben des Bundes. Das zeigt, dass der vorgeegte Haushalt in hohem Maße ein Instrument des soziaen Ausgleichs ist. Dazu bekennen wir uns. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604701400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1604701500

Jeder weiß, dass Arbeitsmarktpolitik nicht nur durch
en Bundeshaushalt bestimmt wird. Die Beitragsmittel
er Bundesagentur für Arbeit kommen hinzu. Seien
ir doch einmal ehrlich: Jeder, der in der Vergangenheit
erantwortung getragen hat, hätte sich doch solche Lu-
usdiskussionen gewünscht, wie wir sie jetzt über die
rage führen, was wir mit den Überschüssen machen.
ber Jahrzehnte hinweg haben wir uns mit der Frage be-

chäftigt, wo wir das Geld hernehmen, um Defizite zu
ecken. Aufgrund der Rahmenbedingungen, die wir
urch unsere Politik gesetzt haben, haben wir in diesem
ereich jetzt Überschüsse.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as ist eine gute Entwicklung. Die Überschüsse werden
ir im Sinne der Beitrags- und Steuerzahler nutzen.

In diesem Zusammenhang muss man Gegensätze
icht künstlich aufbauen; denn niemand hat gesagt, es
önne auf gar keinen Fall eine Senkung von Beiträgen
eben; es hat aber auch niemand gesagt, es müsse eine
eitragssatzsenkung um jeden Preis geben. In der gro-
en Koalition arbeiten wir gemeinsam daran, eine wei-
ere Absenkung der Lohnnebenkosten finanzierbar zu

achen. Im Detail gibt es sicherlich Unterschiede: die
enkung der Lohnnebenkosten ist ein besonderes Her-
ensanliegen der Union. Auf diesem Weg wollen wir
eitergehen. Das ist die richtige Botschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Hinsichtlich der Mittel für den Arbeitsmarkt sieht es
m Haushalt in der Tat schwieriger aus. Für die rein pas-
ive Leistung Arbeitslosengeld II werden wir in diesem
ahr voraussichtlich 27 Milliarden Euro ausgeben. Im
ächsten Jahr sind im Vergleich dazu rund 6 Milliarden






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Euro einzusparen. Einsparungen in Höhe von 4 Milliar-
den Euro erwarten wir infolge der Reformgesetze im Be-
reich des Sozialgesetzbuches II. Sie werden im nächsten
Jahr ihre volle Wirkung entfalten. Da bleibt in der Tat
ein Risiko. Es wird umso einfacher, dieses Risiko zu be-
grenzen, je besser es uns gelingt, diese Finanzlücke
durch wachsende Beschäftigung und abnehmende Ar-
beitslosigkeit zu schließen. Auf diesem Weg befinden
wir uns. Die Signale vom Arbeitsmarkt sind sehr positiv
und stimmen hoffnungsvoll.

Ich muss sagen, der Kollege Kolb und die Kollegin-
nen und Kollegen von der FDP tun mir manchmal ein
bisschen Leid.


(Widerspruch bei der FDP)


Wir machen es Ihnen ja nicht leicht. Ich erinnere mich:
Wie waren die Zahlen im Mai? Da gab es den höchsten
Rückgang der Arbeitslosigkeit in einem Mai seit der
Wiedervereinigung. Da haben Sie, Herr Kolb, gesagt,
dass aber die Zahl der sozialversicherungspflichtig Be-
schäftigten zurückgehe. Im Juli hatten wir den ersten
Rückgang der Arbeitslosigkeit in einem Juli seit der
Wiedervereinigung. Da sagten Sie: Aber es gibt nur
50 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungs-
verhältnisse mehr. Das war Ihnen zu wenig. Jetzt haben
wir im August fast 130 000 sozialversicherungspflich-
tige Beschäftigungsverhältnisse mehr und einen Rück-
gang der Arbeitslosigkeit um mehr als 400 000. Das sind
doch positive Zahlen und Fakten. Sie müssen immer
akrobatischer werden, um unsere Politik schlecht reden
zu können. Wir sind auf dem richtigen Weg. Das zeigen
diese Zahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich ist dieser Trend nicht überall in der gleichen
Art und Weise feststellbar. Ich vermute, Sie, Herr Kolb,
werden weiter Anstrengungen unternehmen, um noch
ein Haar in der Suppe zu finden. Aber ich sage Ihnen
ganz deutlich: Wir sind auf dem richtigen Weg, auch
wenn der sich nicht überall gleich auswirkt. Wir haben
eben von Herrn Holter ein beeindruckendes Geständnis
gehört: längste Amtszeit als Arbeitsminister und höchste
Arbeitslosigkeit. Das ist in der Tat sehr beeindruckend.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage Ihnen, Herr Holter: Mit Ihrem Vorschlag, die
volkseigenen Betriebe wieder aufleben zu lassen, wer-
den wir die Probleme nicht lösen. Deswegen werden wir
das, was Sie uns mit Ihren ideologischen Scheuklappen
vorgemacht haben, nicht machen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Sie können genauso Beispiele aus Berlin nennen: Rot-
Rot erhöht die Arbeitslosigkeit; Rot-Rot erhöht die Ar-
mut. Das ist Ihre Botschaft, die Sie uns heute wieder ein-
drucksvoll verkündet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Kollege Brauksiepe, erlauben Sie eine Zwi chenfrage des Kollegen Fricke? Aber gern. Sie müssen sich aber nicht angesprochen ühlen, wenn ich über rot-rote Politik spreche. Nein, das tue ich nicht. Ich wollte Ihnen nur die Mü en ersparen, sich an einer Stelle abzuarbeiten, an der es icht wirklich notwendig ist. Herr Kollege Brauksiepe, könnten Sie mir Folgendes rklären: Sie sagen, Sie seien hinsichtlich des Arbeitsarktes – ich würde mir für alle Arbeitslosen wünschen, ass es so wäre – auf dem richtigen Weg. Warum steigt ann im Haushalt der Aussteuerungsbetrag bzw. die ich dahinter verbergende Zahl der Menschen, die von LG I in ALG II kommen? Denn wenn der Weg richtig äre, müsste dieser Betrag bzw. diese Zahl doch sinken, üsste es weniger Leute geben, die lange oder länger in rbeitslosigkeit sind. Herr Kollege, Sie haben mit dem Hinweis auf den ussteuerungsbetrag in der Tat auf ein Risiko auf der innahmeseite im Haushalt hingewiesen. Sie haben dait vollkommen Recht. Ich sage auch nicht, dass man etzt einfach, gerade wie es einem passt, an der Schraube rehen kann. Ich finde, dass es erst einmal eine gute achricht ist, dass der Aussteuerungsbetrag nicht so och ist, weil es uns in diesem Jahr durch die Rahmenedingungen, die wir gesetzt haben, gelungen ist, mehr enschen aus dem Arbeitslosengeld I in Arbeit zu brin en. Darum geht es uns. Ich sage Ihnen voraus: Wenn dieser Trend sich fortetzt, dann heißt das, dass die Entwicklung auf dem Areitsmarkt insgesamt weiter so positiv ist, dass sich das uch auf den Bundeshaushalt auswirken wird. Dann erden auch Sie als Vorsitzender des Haushaltsaus chusses ganz bestimmt Ihre Freude an unserer Politik aben. Wir müssen natürlich bei dem, was wir in Zukunft achen, bei den arbeitsmarktpolitischen Maßnahen, die wir ergreifen, darauf achten, dass sie nicht zu ehr Ausgaben führen. Das heißt aber nicht, dass Leis ungen gekürzt werden müssen. Es heißt vielmehr, dass or allem bei Hartz IV noch stärker auf die Eingliedeung in den regulären Arbeitsmarkt, auf ein Leben ohne ördergelder geachtet werden muss, und dass wir artz IV nicht als ein sozialpolitisches Reparaturinstruent für alle Defizite in Familie, Bildungswesen oder ei der Integrationspolitik heranziehen dürfen. Es heißt darüber hinaus auch, dass wir bei dem Paket, as wir im Herbst schnüren werden, indem wir das Entendegesetz ausweiten, genau das, was Sie von der FDP Dr. Ralf Brauksiepe hier als Drohgebilde an die Wand gemalt haben, nicht tun. Das Entsendegesetz auszuweiten bedeutet doch, tariflichen Vereinbarungen mehr Raum und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu geben. Genau darum geht es uns. Wir wollen keine gesetzlichen Regelungen; für uns gehen tarifliche Regelungen vor gesetzlichen Regelungen. Wir sind auf einem guten Weg, das mit dem Koalitionspartner so zu vereinbaren. Ich bin für die Signale dankbar, die wir dazu bekommen haben. Wir werden uns insbesondere verstärkt darum bemühen müssen, Langzeitarbeitslose in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Wir werden Schwerpunkte bei den älteren und den jüngeren Langzeitarbeitslosen setzen. Das, was Minister Müntefering unter dem Stichwort „50 plus“ angekündigt hat, passt in ein solches Gesamtkonzept. (Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Ach! Das ist doch nichts Neues!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604701600
Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1604701700
Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1604701800

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1604701900

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es muss unser gemeinsames Ziel sein, sowohl ältere
Arbeitslose, die Arbeitslosengeld I beziehen, vorher al-
lerdings gut verdient haben, möglichst schnell wieder in
Beschäftigung zu bringen – das ist ein wichtiges Ele-
ment dieser Initiative –, als auch aus der Gruppe der
Langzeitarbeitslosen bestimmte Teilgruppen anzuspre-
chen, Ältere wie Jüngere, die zwar keine guten Einkom-
mensperspektiven haben, die aber bereit sind, durch ei-
gener Hände Arbeit ihren Lebensunterhalt zu sichern. Es
muss möglich sein, ihnen durch einen Kombilohn von
staatlicher Seite eine Unterstützung zu geben. Daran ar-
beiten wir.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Und was sagen Sie zum Stichwort „58 plus“?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich in
diesem Zusammenhang etwas zum Gutachten des Sach-
verständigenrates sagen. Uns geht es nicht um eine
Kürzung der Regelsätze. Aber wir bekennen uns dazu,
dass wir durch die Reformmaßnahmen, die wir ergriffen
haben, deutlich gemacht haben: Diejenigen, die sich
nicht an die Spielregeln halten, müssen mit Leistungs-
kürzungen rechnen. Diese Entscheidung war richtig.
Dazu stehen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bin der Meinung, dass man sich sehr genau anse-
hen muss, wie sich der Sachverständigenrat zu den Hin-
zuverdienstregelungen geäußert hat. Mir scheint das,
was ich hierzu gehört habe, sehr beachtenswert zu sein.
Auf eines müssen wir achten: Es darf in der Tat nicht da-
rum gehen, dass sich jemand, der Transferleistungen be-
zieht, fragt: Was kann ich hinzuverdienen, ohne dass mir
die Transferleistung gekürzt wird? Es muss wirklich da-
rum gehen, dass diejenigen, die bereit sind, viele Stun-
den lang für einen geringen Lohn zu arbeiten, um von
den Transferleistungen unabhängig zu werden, unter-
stützt werden. An diesem Leitmaßstab müssen wir uns
bei den Reformen, die wir anpacken, orientieren.

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(C (D Lassen Sie mich noch ein paar Worte zu den Renteninanzen sagen. Auch hier macht sich die positive wirtchaftliche Entwicklung durchaus bemerkbar. Wir weren bei dem Kurs bleiben, auf den wir uns verständigt aben: Im nächsten Jahr muss der Rentenbeitrag leicht rhöht werden. Gleichzeitig werden wir das, was wir uns nter dem Stichwort „Rente mit 67“ vorgenommen und m Koalitionsvertrag und darüber hinaus verabredet haen, Stück für Stück in praktische Politik umsetzen. Das st ein moderater Weg, der den Interessen der Rentner nd der Beitragszahler gerecht wird. Ende Oktober dieses Jahres werden uns verlässliche ngaben zur tatsächlichen Wirtschaftsund Arbeitsarktentwicklung vorliegen. Vor diesem Hintergrund erden wir als große Koalition im Herbst dieses Jahres nsere Vorstellungen dazu vorlegen. Sie alle sind herzich eingeladen, daran konstruktiv mitzuwirken. Völlig klar ist: Wir werden nicht im Bundestag poliisch darüber entscheiden, ob es zu einer Rentenerhöung kommt oder nicht. Wir haben politisch entschieen, dass wir den Rentnerinnen und Rentnern in dieser egislaturperiode keine zusätzlichen Lasten durch eine entenkürzung aufbürden werden; das ist wahr. Rentenrhöhungen können wir weder beschließen noch verprechen. Klar ist aber: Wenn wir weiterhin den Weg des irtschaftlichen Aufschwungs und der finanziellen Kon olidierung beschreiten, dann ist das gut für die Entwickung der Renten. Daran arbeiten wir. Hier bitte ich um hre Unterstützung. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604702000

Das Wort hat jetzt der Kollege Markus Kurth vom

ündnis 90/Die Grünen.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604702100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Brauksiepe, Sie haben wieder ein Bild gezeichnet,
as den Eindruck vermittelt, dass fast alles eitel Sonnen-
chein ist. Was mich betrübt und besorgt, ist, dass ange-
ichts dieser positiven Darstellung von teilweise durch-
us begrüßenswerten Entwicklungen am Arbeitsmarkt
in Bereich im Schatten bleibt: die Langzeitarbeits-
osigkeit insbesondere junger Menschen bzw. derjenigen
nter 25 Jahren.

Vor dem Hintergrund der Situation dieser Gruppe, die
mmer größer wird und sich immer weiter vom Arbeits-
arkt entfernt, sehen die Bewertungen des Überschusses

er Bundesagentur für Arbeit und der nicht verausgabten
ittel im Rahmen des Sozialgesetzbuches II ganz an-

ers aus.


(Beifall der Abg. Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Einer der wenigen, der dieses Problem angesprochen
at, ist Herr Pofalla. Er hat gesagt: 80 000 junge Leute
ehen Jahr für Jahr ohne Abschluss von der Schule. Die






(A) )



(B) )


Markus Kurth
40 000 Schulabgänger, die die Schule mit einem relativ
schlechten Hauptschulabschluss verlassen, muss man ei-
gentlich noch hinzuzählen.

Ich will Ihnen auch die neuesten Zahlen des Instituts
der deutschen Wirtschaft Köln, das erst jüngst eine Un-
tersuchung zum Qualifikationsniveau durchgeführt hat,
nicht vorenthalten. Daraus geht hervor: Zum ersten Mal
in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist
die Aufwärtsmobilität bei der Bildung unterbrochen.
Zum ersten Mal ist eine jüngere, nachkommende Gene-
ration – formal – nicht besser qualifiziert als eine ältere
Generation. Im Jahr 2004 haben 22 Prozent der Berufs-
schüler die Berufsschule ohne Abschluss verlassen.
Zehn Jahre zuvor waren es 15 Prozent. Das heißt, unten
wird eine immer größere Gruppe abgehängt. Damit sei
es der Zahlen an dieser Stelle genug. Diese Situation ist
bildungspolitisch, sozialpolitisch und letzten Endes auch
ökonomisch eine Bedrohung. Ich komme zu dem
Schluss, dass wir da konzentriert investieren müssen.
Selbstverständlich ist an dieser Stelle staatliches Han-
deln und Fördern gefragt.

Vor diesem Hintergrund werde ich natürlich schon stut-
zig – sollten wir alle stutzig werden! –, wenn 1,2 Milliar-
den Euro des Überschusses der Bundesagentur für
Arbeit aus nicht verausgabten Fördermitteln, aus Ein-
sparungen im Bereich des Sozialgesetzbuches III stam-
men. Man sollte stutzig werden, wenn, wie Waltraud
Lehn sagt, nur 2,6 Milliarden Euro abgerufen worden
sind. Das muss einen schon merkwürdig stimmen! Die
1,1 Milliarden Euro, die Sie gesperrt haben, haben doch
nur dazu geführt, dass der Griffel in vielen Job-Centern
schnellstens hingeworfen wurde – leider! – und erst jetzt
wieder aufgenommen wird, anstatt an dieser Stelle zu
fördern!

Die Frage ist nicht nur, wie viel Geld ausgegeben
wird. Ich glaube, man muss sich angesichts der Dramatik
der Situation auch genau anschauen, wofür das Geld
ausgegeben wird; nicht nur die Menge, sondern auch die
Art und Weise der Ausgaben sind wichtig. Dass den Ju-
gendlichen unter 25 Jahren, denen eine Ausbildung, eine
Nachqualifizierung fehlt, dann 1-Euro-Jobs, so genannte
Mehraufwandsentschädigungsjobs, angeboten werden,
erfüllt mich mit tiefer Sorge. Ich halte das für skandalös.
Andere Mittel sind wichtig! Sie sprechen an dieser Stelle
vom öffentlich geförderten Beschäftigungssektor. Auch
das Land Berlin – um einmal ein Land mit einer Regie-
rungsbeteiligung der PDS/Linkspartei zu nennen – stellt
36 000 solche Mehraufwandsentschädigungsjobs. Wo
bleiben denn die vernünftigen, sozialversicherungs-
pflichtigen Arbeitsgelegenheiten, wo bleiben ordentliche
Qualifizierungsmöglichkeiten in den Bereichen, in de-
nen Sie die Möglichkeit haben, solche anzubieten?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bei den Ausschreibungsverfahren – ich muss es noch
einmal ansprechen – zielen wir vorbei, wir sparen auf
Kosten dieser jungen Menschen. Ich will ein Beispiel
– mehr erlaubt mir meine Redezeit nicht – nennen: Ich
habe vor einigen Wochen das Jugendausbildungs-
zentrum in Münster besucht. Es wird vom Sozialdienst
Katholischer Männer betrieben. Dort hat man eine Werk-

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(C (D tatt für Zweiradmechanik eingerichtet, die so gut ist, it so guten Werkzeugen ausgestattet ist – übrigens über penden vom Lions Club und vom Bistum, nicht aus öfentlichen Mitteln –, dass die IHK, die Industrieund andelskammer in Münster, sämtliche Gesellenprüfunen in dieser Werkstatt abhält. Dort wurde eine überberiebliche Ausbildung angeboten. Diese Werkstatt steht seit zwei Monaten leer: Man hat ie Ausschreibung verloren, obwohl die Werkstatt qualiativ am besten war – da hat man sich beim regionalen inkaufszentrum noch einmal rückversichert –, weil nur er Preis den Ausschlag gegeben hat. Wohin gehen die ugendlichen jetzt? Der Anbieter, der die Ausschreibung ewonnen hat, hat eine Halle bezogen, in der „Werkcken“ stehen. Da feilen jetzt die jungen Menschen, die raxisnah in der Zweiradmechanikwerkstatt arbeiten önnten, an Metallklötzchen herum, die am Ende des rbeitstages in die Tonne geworfen werden. Wenn wir eiterhin nach dieser Art von Ökonomik mit der Kreatiität und dem Potenzial unserer jungen Menschen unter 5 Jahren umgehen, werden wir uns in zehn Jahren noch mgucken. Dann werden wir sehen, wie die Folgen der chönen Einsparungen, über die wir hier jetzt reden, mit ewaltigen Mehrkosten auf uns zukommen werden. underttausende der heute jungen Leute werden uns ann vorwerfen: Ihr habt uns mit eurer damaligen Sparolitik um unsere Chancen gebracht! Dagegen stehen ir, Bündnis 90/Die Grünen. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Andrea Nahles [SPD])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604702200

Das Wort hat jetzt der Kollege Klaus Brandner von

er SPD-Fraktion.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1604702300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kollegin-

en und Kollegen! Die Einbringung des Bundeshaus-
alts nach der Sommerpause dient immer dazu, voraus-
uschauen, welche Aufgaben vor uns liegen und welche
nstrengungen im kommenden Halbjahr, aber auch im
ächsten Haushaltsjahr von uns zu bewältigen sind. Die
roße Koalition – um es ganz deutlich sagen – hat be-
eits vieles auf den Weg gebracht. Sie setzt den unter der
orgängerregierung begonnenen Reformkurs konse-
uent fort, sie setzt auf Kontinuität. Wir können feststel-
en, dass die Reformen greifen: Die Konjunktur zieht
n, die Wachstumsprognosen sind sehr positiv, der posi-
ive Trend auf dem Arbeitsmarkt setzt sich fort, wir
aben mehr Erwerbstätige, mehr sozialversicherungs-
flichtig Beschäftigte, weniger Konkurse und die Ar-
eitslosigkeit geht zurück.

Die Bundeskanzlerin hat diese Daten gestern gewür-
igt und der Bundesarbeitsminister, der Vizekanzler, hat
iese Daten heute ebenfalls gewürdigt. Lieber Herr Po-
alla, eigentlich passen diese guten Daten nicht so ganz
n Ihren Beitrag hinein. Der Erfolg der großen Koalition
ann sich sehen lassen, was die harten Daten und Fakten
eigen. Ich glaube, das ist das Ergebnis harter Arbeit. Es






(A) )



(B) )


Klaus Brandner
wurde gut zusammengearbeitet und es gab Profilierun-
gen in der Sache und nicht so sehr im Hinblick auf par-
teitaktische Überlegungen.


(Beifall bei der SPD)


Ich will ganz deutlich sagen: Diesen Weg müssen wir
konsequent fortsetzen, wenn wir für die Menschen in
diesem Land das leisten wollen, was sie von uns, der
großen Koalition, in der die große Zusammenarbeit an-
gesagt ist, erwarten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die bösen Kleinen!)


Ich weiß, dass die schlechte Presse, die man manchmal
erhält, den einen oder anderen nervös macht. Ich sage Ih-
nen aber: Ich glaube bestimmt und bin davon überzeugt,
dass wir auf einem guten Weg sind. Mit der Koalitions-
vereinbarung haben wir eine gute Grundlage dafür ge-
schaffen.

Zu dem, was hier bezüglich der Ich-AG angespro-
chen wurde, sage ich ganz deutlich, dass wir ein erfolg-
reiches arbeitsmarktpolitisches Instrument noch erfolg-
reicher gemacht haben, indem wir durch gesetzliche
Veränderungen eine Existenzförderung in bestimmten
Bereichen möglich gemacht haben. Wir als große Koali-
tion messen der Existenzförderung von Arbeitslosen
eine große Bedeutung bei, weil damit die Menschen eine
Beschäftigungschance erhalten, die sie ohne eine solche
Aktivität nicht gehabt hätten.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU])


Wir setzen dabei ganz deutlich auf die Wirkung der
gesetzlichen Maßnahmen und auf Evaluation. Wir sind
bereit, Konsequenzen aus unseren Schritten und auch
aus den Fehlern zu ziehen, die in einem mutigen Gesetz-
gebungsverfahren durchaus gemacht werden dürfen;
denn wer nichts anpackt, der macht auch nichts falsch
und der sitzt die Probleme aus. Das ist in diesem Land
lange genug geschehen. Deshalb bauen wir darauf, dass
wir in einer großen Gemeinschaft die Kraft haben, Fehl-
entwicklungen schnellstens zu korrigieren, weil nur das
den Menschen in diesem Land hilft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sprachen davon, dass es im Bereich der Arbeits-
marktpolitik mehr dezentrale Entscheidungen geben
müsse. Die Sozialdemokraten sind für dezentrale Ent-
scheidungen nach klaren Strukturvorgaben. Das ist im-
mer unsere Position gewesen. Wir dürfen in diesem Zu-
sammenhang nicht vergessen, dass der Einfluss der
CDU und der CSU im Bundesrat auch schon während
der Zeit, in der Rot-Grün die Bundesregierung gestellt
hat, derart stark war, dass sie Strukturen mit geschaffen
haben, die nachkorrigiert werden müssen und innerhalb
deren die Dezentralität und die Entscheidungskompetenz
an Bedeutung gewinnen müssen. Es muss aber auch klar
sein: Wer die Musik bezahlt und die Strukturen veran-
lasst, der muss auch die Verantwortung dafür bekom-
men, diese Entscheidungen systematisch umsetzen zu
können. Das sollten wir aufgreifen. Ich halte das für

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(C (D ichtig. Lassen Sie mich insofern sagen, dass Sie uns ier an Ihrer Seite haben, wenn Sie die Arbeit effizient oranbringen wollen. Sie haben den Kündigungsschutz angesprochen. Die ituation ist schon ein bisschen aberwitzig. Unser Land st Exportweltmeister und weist eine äußerst hohe Prouktivität und Produktqualität auf, was nur mit flexiblen nd guten Arbeitskräften zu erreichen ist. Diese Arbeitsräfte haben einen Anspruch auf soziale Sicherheit. iese wird man aber nicht mit einem dauernden Gerede ber den Kündigungsschutz erreichen, als sei der Kündiungsschutz die Bremse für das Beschäftigungswachsum in diesem Land. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU])


Deshalb sage ich klar: Die Menschen haben einen
nspruch auf Sicherheit und sind nicht nur Kostenfakto-

en. Die SPD hat keine Notwendigkeit gesehen, an dem
ündigungsschutz etwas zu verändern, weil wir in den

etzten Jahren gerade für kleine und mittlere Betriebe
orrekturen vorgenommen haben. Wir haben somit ein
echt geschaffen, durch das es aufgrund der verankerten
efristungsmöglichkeiten die größte Flexibilität gibt.
as, was wir in der Koalitionsvereinbarung festgelegt
aben, ist die Grundlage. Alles, was darüber hinausgeht
um es deutlich zu sagen –, wird mit der SPD nicht zu
achen sein.


(Beifall bei der SPD)


Ich will an dieser Stelle ganz unmissverständlich sa-
en: Wenn die Wirtschaft nach großmundigen Forderun-
en erklärt, dass sie das, was im Koalitionsvertrag an
eiteren Regelungen vorgesehen ist, nicht braucht und
ir alles so lassen sollen, wie es ist, weil sie mit der ak-

uellen Rechtslage zufrieden ist und den Grad der Flexi-
ilität als ausreichend hoch ansieht, dann sollten wir alle
emeinsam sagen: Die Situation ist so, wie sie ist, gut.
etzt müssen wir die Debatte um den Kündigungsschutz
eenden und uns anderen wesentlichen Themen in die-
em Land zuwenden.


(Beifall bei der SPD)


Hier ist auch das Stichwort Mindestlohn gefallen.
ir sind sehr dafür, dass die Tarifvertragsparteien stark

ind und tarifliche Regelungen organisieren, weil tarifli-
he Regelungen einen Mindestlohn bedeuten. Das ent-
pricht unserer Verfassung und dem Grundsatz, dass in
eutschland vorrangig die Tarifvertragsparteien dafür

uständig sind, die Höhe von Löhnen und Gehältern so-
ie die Arbeitsbedingungen zu bestimmen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Richtig!)


Wir müssen aber auch feststellen, dass es in der tarif-
olitischen Landschaft zu einer Erosion gekommen ist.
eshalb ist die große Koalition – das ist genau das, was
ollege Brauksiepe mit seinem Zwischenruf sagen
ollte – auf dem Weg, durch mehr Allgemeinverbind-

ichkeit und eine umfassendere Entsendegesetzgebung
a, wo es zu Erosionen kommt und aufgrund der Öff-






(A) )



(B) )


Klaus Brandner
nung des europäischen Marktes Probleme entstehen kön-
nen, gesetzlich einzugreifen. Diesen Weg werden wir
vorrangig gehen.


(Zuruf des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


– Herr Kolb, hören Sie gut zu. Wenn es am Ende Berei-
che gibt, in denen die Tarife und Löhne auf ein unsozia-
les und sittenwidriges Niveau sinken, dann darf der Staat
nicht den Nachtwächter spielen und nur zuschauen, wie
dort etwas vor sich geht, was er sich nicht wünscht, son-
dern dann muss sich der Staat seiner Verantwortung stel-
len. Diesen Weg werden wir gemeinsam gehen müssen.
Das wollte ich heute Morgen einmal deutlich anspre-
chen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604702400

Herr Kollege Brandner, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Heinrich Kolb?


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1604702500

Bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604702600

Bitte, Herr Kolb.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1604702700

Herr Kollege Brandner, können diese Eingriffe auch

bedeuten, dass diese Arbeitsplätze am Ende und in der
Konsequenz entfallen? Die niedrigen Löhne, über die
Sie sprechen, beispielsweise im Friseurhandwerk in
Sachsen, sind tariflich vereinbart. Wenn Sie jetzt per Ge-
setz einen deutlich höheren Mindestlohn vorgeben, wird
es offenkundig dazu kommen, dass diese Arbeitsplätze
künftig so nicht mehr bestehen. Nehmen Sie diese Kon-
sequenz in Kauf?


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1604702800

Erster Punkt. Herr Kolb, diese Vermutung muss nicht

eintreten. Sie beabsichtigen, mit dieser Unterstellung
von vornherein vorzugeben, dass Mindestlöhne Arbeits-
plätze gefährden würden. Im europäischen Ausland wur-
den dazu ganz andere Erfahrungen gemacht.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da sind aber auch die Mindestlöhne niedriger!)


Der zweite Punkt. Für diese Bundesregierung und ins-
besondere für meine Fraktion möchte ich deutlich sagen:
Wenn wir einen Mindestlohn vereinbaren, werden wir
das nicht ohne die gesellschaftlich relevanten Kräfte tun.
So wurde auch in Großbritannien vorgegangen, wo es
eine „Low Pay Commission“ gibt, in der Wissenschaft-
ler, Gewerkschafter und Vertreter von Unternehmerver-
bänden gemeinsam Normen festsetzen. Sie dürfen nicht
davon ausgehen, dass wir ein solches Projekt blind von
oben verordnen,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Doch, leider muss ich genau davon ausgehen!)


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(C (D ondern wir werden ein solches Projekt beteiligungsorintiert angehen. Wenn Sie dann auf der Seite derjenigen ind, die sich ins Abseits stellen, kann ich daran nichts ndern. Ich will Ihnen nur sagen: Wir werden einen solhen Schritt sehr behutsam, aber auch sehr beharrlich nd klar konturiert vornehmen, damit die Menschen in iesem Lande wissen: Mit uns ist Sozialdumping nicht u machen. Zum Kombilohn ist vieles gesagt worden. Wir haben ehr viele Kombilohnmodelle und dabei bleibt es auch. ir werden gut daran tun, diese Modelle zu systematiieren. Kombilohn ist weder ein Schimpfwort noch eine underwaffe oder Zauberformel. Wir müssen dabei an er Sache orientiert unsere Arbeit machen. Arbeitslosen önnen wir mit arbeitsmarktpolitischen Instrumenten der Kombilohn ist ein arbeitsmarktpolitisches Instruent – am ehesten zu einem Arbeitsplatz verhelfen. eshalb möchte ich diese Debatte gerne unaufgeregt ühren. Ich komme zu dem, was der Sachverständigenrat aneblich zur Senkung des Arbeitslosengeldes gesagt hat. err Pofalla, ich möchte gerne etwas zu Ihren Worten nmerken, die wir heute Morgen hören konnten. Es eißt, der Sachverständigenrat fordere bei Ablehnung eies Arbeitsangebotes eine Kürzung der Leistungen. Es stimmt mich schon ein bisschen nachdenklich, ass man einen Sachverständigenrat braucht, der in eiem Gutachten öffentlich etwas fordert, was wir schon n vielen Gesetzgebungsverfahren festgeschrieben haen. ür solche Feststellungen, verehrter Herr Pofalla, brauhen wir weder einen Sachverständigenrat, noch brauhen wir politisch kluge Aussagen dazu. Um es klipp und klar zu sagen: Wir haben in den artz-IV-Gesetzen gemeinsam mit der CDU/CSU Sank ionsregelungen beschlossen. Wer ein zumutbares Areitsangebot ablehnt, hat keinen Anspruch auf Finanzieung, und zwar weder nach SGB III noch nach SGB II. ir haben im SGB-II-Fortentwicklungsgesetz diese Prais noch einmal verändert und die gesetzlichen Rahmenedingungen für eine weiter vereinfachte Anwendung eschaffen. Deshalb betrachte ich es ein bisschen als lop, wenn man öffentlich so tut, als könnte in diesem and jemand Geld bekommen, ohne sich dafür der geellschaftlichen Verantwortung stellen zu müssen. Insoern ist die heutige Debatte eine sehr gute Gelegenheit, m festzustellen, dass – wenn das Sachverständigengutchten tatsächlich zu diesem Ergebnis kommen sollte – ein Handlungsbedarf besteht. Dass der Bundesminister eindeutig festgestellt hat, ass es beim Regelsatz keinen Änderungsbedarf gibt, ist ine weitere klare Botschaft für die Menschen in diesem ande, die durch eine solche Debatte verunsichert weren. Damit muss Schluss gemacht werden. Ich glaube, Klaus Brandner wir müssen uns verstärkt den inhaltlichen Aufgaben widmen. Dann werden wir das Land nach vorne bringen. Lassen Sie mich noch drei kurze Stichworte nennen. Das wird schwierig, Herr Kollege, weil der Blick auf die Uhr deutlich macht, dass dafür keine Zeit mehr zur Verfügung steht. Es sind nur einige Stichworte. – Wir müssen das Thema der Leistungsgeminderten bzw. der Langzeitarbeitslosen aufgreifen. Wir müssen die Ausbildungssituation für die Jugend offensiv angehen und wir müssen deutlich machen, dass Überschüsse in der Bundesagentur nicht in den Haushalt fließen. Diese Überschüsse konnten durch die Arbeitsmarktpolitik erwirtschaftet werden und sie müssen auch in diesem Bereich bleiben. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Vorsitz: Präsident Dr. Norbert Lammert)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604702900

(Heiterkeit bei der SPD)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1604703000


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604703100

Nächster Redner ist der Kollege Stefan Müller für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Stefan Müller (CSU):
Rede ID: ID1604703200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

beraten heute in erster Lesung des Bundeshaus-
halts 2007 den Einzelplan 11 mit einem Volumen – das
ist schon angesprochen worden – von 122 Milliarden
Euro. Das ist der größte Einzeletat im Bundeshaushalt.
Er deckt knapp 50 Prozent des gesamten Ausgabevolu-
mens ab. Allein dadurch wird deutlich, welchen Stellen-
wert die Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in diesem Land
hat. Daran möchte auch niemand etwas ändern.

Die große Koalition hat sich vorgenommen, den
Haushalt des Bundes zu konsolidieren und vor allem die
Neuverschuldung zu reduzieren. Wir tun das nicht zum
Selbstzweck; wir schlagen diesen Weg vielmehr deswe-
gen ein, weil wir es uns nicht mehr leisten können, unse-
ren Kindern immer mehr Belastungen aufzuwälzen, die
sie später irgendwann einmal tragen müssen. Dieser Weg
ist richtig. Ich wünsche mir deshalb, dass die Opposition
diesen Weg unterstützt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])


Dieser Weg geht aber nicht völlig spurlos an der Ar-
beitsmarkt- und Sozialpolitik vorbei. Es wird umso
schwieriger, als wir erkennen müssen, dass die Ausga-
ben im Sozialbereich durch gesetzlich bedingte Fehlent-
wicklungen immer weiter angestiegen sind. Nur wenige
in diesem Hause werden bestreiten, dass es im Sozial-
recht, insbesondere bei den Hartz-IV-Gesetzen, Fehlan-
reize gegeben hat und die Ausgaben im SGB -II-Bereich

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(C (D mmer weiter angestiegen sind. Ich will gar nicht von eistungsmissbrauch reden, was uns von einer bestimm en Seite dieses Hauses immer wieder unterstellt wird. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nein, ihr wollt das so!)


er Missbrauch wird vielleicht gar nicht in einem so
roßen Umfang betrieben, wie es immer wieder darge-
tellt wird.

Letzten Endes geht es aber um eine ungerechtfertigte
nanspruchnahme von Leistungen, die an sich vom Ge-
etzgeber seinerzeit nicht beabsichtigt war. Wir haben in
iesem Jahr durch zwei Änderungsgesetze zum SGB II
ereits gesetzgeberisch darauf reagiert, natürlich mit
em Ziel, die Ausgaben weiter einzuschränken. Es ist
ber kein Selbstzweck, die Ausgaben in diesem Bereich
eiter einzuschränken. Wir wollen vielmehr die immer
napper werdenden finanziellen Mittel auf die konzen-
rieren, die wirklich Hilfe brauchen. Es ist mir sehr wich-
ig, an dieser Stelle noch einmal klar zu machen, dass es
m die Menschen geht, die wirklich hilfsbedürftig sind,
nd nicht um andere, die vielleicht Hilfe in Anspruch
ehmen, obwohl sie sie gar nicht brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben auf die Situation der weiterhin ansteigen-
en Ausgaben auch im Bundeshaushalt 2006 reagiert;
as wurde bereits angesprochen. Der Haushaltsaus-
chuss hat eine qualifizierte Haushaltssperre in Höhe
on 1,1 Milliarden Euro im Einzelplan 11 verhängt. Ich
ill nicht verhehlen, dass dies bei den Kommunen für
ewisse Probleme gesorgt hat; das ist keine Frage. Jeder
at das in seinem Wahlkreis erlebt. Die Optionskom-
une in meinem Wahlkreis, die gute Arbeit leistet, stand

ft genug vor dem Problem, Geld für Integrationsleis-
ungen ausgeben zu müssen, ohne zu wissen, wie viel
eld unter dem Strich tatsächlich fließt. Das hat aber
azu geführt – so ehrlich sollten wir uns gegenüber
chon sein –, dass sich die Kommunen einmal kritisch
ngesehen haben, wofür die Gelder ausgegeben werden.
berall dort, wo das Geld nicht dringend für die Inte-
rationsarbeit gebraucht wird, hat es offensichtlich
andlungsspielräume gegeben, das Geld wieder zurück-

ugeben. Ich bin allen Beteiligten dankbar, dass An-
trengungen unternommen wurden, die Mittel, die einige
ommunen nicht abrufen, an die Kommunen weiterzu-

eiten, die zusätzlich Geld brauchen. Mein Dank geht in
iesem Fall an das Ministerium sowie an die Kollegin-
en und Kollegen des Haushaltsausschusses, die das
etztendlich unterstützt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Haushaltsausschuss hat in dieser Woche die
aushaltssperre teilweise aufgehoben. Die freigegebe-
en Gelder stehen nun wieder zur Verfügung, um an
ommunen mit Mehrbedarf verteilt zu werden. Ent-

cheidend sind aber zwei Dinge: Wir haben dafür ge-
orgt, dass es Einsparungen im Bereich des SGB II
eben kann. Trotzdem können die Kommunen, die nach-
eislich gute Arbeit leisten, ihre Tätigkeit fortsetzen. Ich

inde, das ist für diese Kommunen ein sehr gutes Signal.






(A) )



(B) )


Stefan Müller (Erlangen)


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben bei den arbeitsmarktpolitischen Instrumen-
ten erste Maßnahmen für einen effizienteren Einsatz der
Mittel ergriffen. Kollege Brandner hat bereits auf den
neuen Gründungszuschuss hingewiesen. Dabei geht es
darum, mit weniger Geld Existenzgründungen von Ar-
beitslosen noch besser zu fördern. Ich finde, wir sind
dort auf einem guten Weg. Wir werden weitere Schritte
machen, die dazu dienen, die arbeitsmarktpolitischen In-
strumente noch besser auszurichten, das heißt, beste-
hende Instrumente zu verbessern, sie dort, wo es sinnvoll
ist, zusammenzufassen und insgesamt effizienter zu ge-
stalten. Sollte es die Möglichkeit geben, in diesem Be-
reich etwas einzusparen, dann sollten wir das tun. Aber
es geht nicht um Einsparungen um ihrer selbst willen,
sondern darum, knapper werdende Mittel an diejenigen
effizienter zu verteilen, die Unterstützung brauchen.

Es ist unbestritten – das wurde schon angesprochen –,
dass es bestimmte Personengruppen in diesem Land
gibt, die besondere Unterstützung brauchen, zum Bei-
spiel ältere Menschen bzw. ältere Arbeitnehmer. Wir alle
wissen um die Probleme dieser Gruppe in Deutschland.
Wir erleben in persönlichen Gesprächen das Leid der äl-
teren Menschen – ich finde allerdings, es ist schwierig, bei
über 50-Jährigen von älteren Menschen zu sprechen – und
erfahren, dass es Menschen gibt, die arbeiten wollen,
aber nicht arbeiten können, weil ihre Beschäftigungs-
perspektiven so schlecht sind. Es ist das erklärte Ziel
dieser Koalition, die Beschäftigungsperspektiven für
die Älteren in unserem Land deutlich zu verbessern.
Der Bundesarbeitsminister hat bereits die Initiative
„50 plus“ vorgestellt. Das ist die richtige Richtung. Wir
werden das im kommenden Herbst politisch auf den
Weg bringen.

Eines ist aber auch klar: Alleine etwas politisch auf
den Weg zu bringen, ist eine Sache. Die andere Sache
ist, dass wir in diesem Land einen Bewusstseinswechsel
brauchen. Jemand, der älter als 50 Jahre ist, darf nicht
zum alten Eisen gehören. Auch in der Wirtschaft muss
sich die Erkenntnis durchsetzen, dass eine gesunde Mi-
schung aus älteren und jüngeren Mitarbeitern für die Be-
triebe von Vorteil ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Klaus Brandner [SPD]: Glückauf!)


Wir haben arbeitsreiche Monate hinter uns und ar-
beitsreiche Monate vor uns. Ich glaube, dass wir auf
einem guten Weg sind. Alle sind eingeladen, an diesem
Weg mitzuwirken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604703300

Zum Schluss der Beratung über diesen Geschäftsbe-

reich erhält das Wort der Kollege Hans-Joachim Fuchtel
für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die eutige Beratung hat gezeigt, dass die haushaltspolitiche Musik in diesem Jahr ganz eindeutig im Haushalt es Vizekanzlers spielt (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: In Dur oder Moll?)

Hans-Joachim Fuchtel (CDU):
Rede ID: ID1604703400

nd dass es erhebliche Risiken in diesem Haushalt gibt.
ch möchte die Opposition jedoch beruhigen: Wir wer-
en im Herbst in der Koalition eine Reihe von Maßnah-
en ergreifen, mit denen diese Risiken eingeschränkt
erden.

Am wenigsten brauchen wir dabei die Belehrung von
en Grünen. Sie sind jetzt seit neun Monaten nicht mehr
n der Regierung. Ist Ihnen aufgefallen, dass jetzt das

aastrichtkriterium eingehalten wird, und ist Ihnen auf-
efallen, dass der Arbeitsmarkt sich zu beleben beginnt?


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil wir daran gearbeitet haben!)


s gibt über 400 000 Arbeitslose weniger. Über
30 000 zusätzliche versicherungspflichtige Beschäfti-
ungsverhältnisse sind entstanden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zahlen müssen zur Kenntnis genommen werden!)


ch an Ihrer Stelle wäre ganz ruhig; denn kaum sind Sie
eg, geht es aufwärts mit Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Minister Holter aus Mecklenburg-Vorpommern
st nicht mehr hier.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Er ist zum Wahlkampftermin!)


as ist eine Unverschämtheit, nachdem er hier eine poli-
isch deplacierte Rede als Bundesratsmitglied gehalten
at. Wir haben daran erkannt, dass sich die PDS aus-
chließlich im ALG II einigelt. Das ist reine sozialisti-
che Politik. Ihren Wählern kann man nur zurufen: Stei-
en Sie aus dem sinkenden Schiff aus, steigen Sie in
inen Dampfer, der Fahrt aufnimmt! Unterstützen Sie
ine Politik, die auf Arbeitsplatzschaffung im ersten Ar-
eitsmarkt ausgerichtet ist


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie hätten zuhören sollen!)


nd nicht den zweiten Arbeitsmarkt kultiviert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie hätten besser zuhören sollen! – Katja Kipping [DIE LINKE]: Wenn es um Arbeitsmarktpolitik geht, sind Sie ein U-Boot, das untertaucht!)


Dem Kollegen Kolb von der FDP möchte ich sagen:
ie sind lange genug im Geschäft und wissen, dass sich
ine konjunkturelle Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt
erzögert niederschlägt. Deshalb sollten Sie noch ein
isschen warten, bevor Sie alles geißeln. Wir haben die






(A) )



(B) )


Hans-Joachim Fuchtel
richtigen Weichenstellungen vorgenommen und nur we-
gen Ihrer Oppositionsbrille können Sie das nicht sehen.
Ansonsten müssten Sie uns in diesem Bereich zustim-
men.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Erfreulicherweise ist heute anders als noch bei der
letzten Haushaltsberatung, als ich das hier schon einmal
für die Unionsfraktion gesagt habe, ganz klar geworden:
Wenn sich Spielräume eröffnen, den Beitrag weiter zu
senken, dann müssen diejenigen, die den Beitrag einge-
zahlt haben, von Beitragssenkungen profitieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Klaus Brandner [SPD])


Wir dürfen die Leistungsträger nicht frustrieren, wir
müssen sie unterstützen. Spätestens seit Kurt Beck das
so deutlich erkannt hat, glaube ich wirklich daran, dass
wir gemeinsam als Koalition eine weitere Beitragssen-
kung erreichen.

Schwieriger ist es mit dem Bereich des Arbeitslosen-
gelds II. Hier ist ganz klar, dass es eine Reihe von Fehl-
entwicklungen gibt, denen wir entgegenwirken müssen.
Ich fürchte, mit den bisherigen Reformen haben wir nur
die Milchzähne der Fehlentwicklungen gezogen.


(Katja Kipping [DIE LINKE]: Die fallen normalerweise von allein aus!)


Jetzt müssen wir noch weitere Zähne ziehen, um auf die
Ebene zu kommen, die mein Kollege soeben dargestellt
hat: dass diejenigen Unterstützung bekommen, die sie
brauchen, und diejenigen, die sich selbst helfen können,
verpflichtet werden, sich in entsprechendem Maß tat-
sächlich selber zu helfen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bin überzeugt, dass es notwendig ist, darüber zu
reden, wer bei den Arbeitsgemeinschaften eigentlich
den Hut aufhat. In diesem Herbst muss geklärt werden,
wer den Hut aufsetzt und damit die Verantwortung für
diesen großen Sektor trägt. Wir wollen schließlich wis-
sen, wer die Verantwortung trägt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es kann nicht sein, dass der eine bestellt und der andere
zahlt. In solchen Fällen wird es zu teuer. Das muss ge-
klärt werden. Wenn wir das schaffen, werden wir viel
Geld sparen. Wir sind in unseren Haushaltsansätzen auf
Reduzierungen eingestellt.

Ein weiterer Aspekt umfasst die Eingliederungshil-
fen. Dazu kann ich nur sagen: All das, was hier erzählt
wurde, geht an der Sache vorbei. Tatsache ist, dass
6,5 Milliarden Euro im Haushalt standen. Tatsache ist,
dass wir 1,1 Milliarden Euro gesperrt haben. Tatsache
wird sein – damit sage ich etwas, was heute noch nicht
gesagt worden ist –, dass wir auch in diesem Bereich ei-
nen Überschuss von mindestens 1,5 Milliarden Euro am
Ende des Jahres haben werden. Das ist die Realität.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


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(C (D Es ist völlig falsch, dass hier gejammert wird, man abe das Geld nicht richtig ausgegeben. Alle, die zusätziches Geld benötigen, werden durch unsere haushaltsolitischen Maßnahmen dieser Tage bedient werden. Es st eine Unverschämtheit, dass dies hier falsch dargetellt wird. Es ist reiner Wahlkampf, den Sie hier verantalten. Wir werden feststellen – wir haben jetzt 240 bis 50 Millionen Euro entsperrt –, dass wir am Ende des ahres einen Riesenüberschuss haben werden. Ich bin espannt, ob dann all diejenigen, die erst das Geld angeordert, aber nicht ausgegeben haben und die uns in der ffentlichkeit gegeißelt haben, hierher kommen und sich ntschuldigen. Das wäre eigentlich die richtige Fordeung, die wir stellen müssten. Wir werden auf eines achten müssen: Es wird leider ehr viel getrickst und in gewissen Bereichen gestaltet, as wir so nicht wollen. Wenn Sie gestern die „Welt“ elesen haben, dann werden Sie festgestellt haben, dass s Arbeitsgemeinschaften gibt, die sogar Führerscheine inanzieren und Zuschüsse von bis zu 2 500 Euro für utos geben. So haben wir uns die Eingliederungshilfe icht vorgestellt. Sie muss anders angelegt werden, dait man das dem Steuerzahler erklären kann. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


s kann doch nicht sein, dass man Jobfinderprämien ein-
ührt, wie das jetzt in einigen Arbeitsgemeinschaften ge-
acht wird. Es kann nicht sein, dass selbst diejenigen,

ie einen Job gefunden haben, ohne den Kundenservice
u nutzen, im Nachhinein 1 000 Euro erhalten, nur weil
ie jetzt einen Job haben. Es geht doch nur darum, genug
tatistische Fälle zu haben, um die Existenzberechtigung
u belegen. So geht es nicht. Wir werden die Hilfen auf
ie Fälle begrenzen, die wirklich Unterstützung brau-
hen.

Ein Letztes: Wir müssen mit all unseren Maßnahmen
arauf hinwirken, dass es nicht zu Mitnahmeeffekten
m Arbeitgeberlager kommt, und verhindern, dass die
rbeitgeber nur dann ausbilden und nur dann einstellen,
enn sie Zuschüsse erhalten. Wir brauchen die Solidari-

ät aller. Wir appellieren an alle, gemeinsam in eine
ichtung zu gehen, damit es nicht zu solchen Mitnahme-
ffekten kommen kann. Wenn wir es schaffen, Solidari-
ät herzustellen, dann werden wir auch im Sozialetat mit
eniger Geld auskommen. Das ist die Aufgabe. Herr
inister, wir haben einen arbeitsintensiven Herbst vor

ns. Sie können sicher sein, dass wir von der Unions-
raktion unseren Beitrag leisten werden, eine solide
inanzierung Ihres Etats sicherzustellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604703500

Weitere Wortmeldungen zu diesem Geschäftsbereich

iegen nicht vor.

Wir kommen damit zum Geschäftsbereich des Bun-
esministeriums für Familie, Senioren, Frauen und
ugend, Einzelplan 17.


(Unruhe)







(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
– Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wäre schön, wenn
diejenigen, die sich nun anderen Verpflichtungen wid-
men müssen, dazu beitragen könnten, dass die nötige
Konzentration im Plenum für den neuen Geschäftsbe-
reich hergestellt wird.

Das Wort erhält zunächst die Bundesministerin Ur-
sula von der Leyen. Frau von der Leyen, bitte schön.

Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend:

Vielen Dank. – Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich.
Aber wir debattieren im Augenblick den Bundeshaushalt
und da geht es vorrangig um Geld. Es macht mich ehr-
lich gesagt stolz und glücklich, dass unser Politikbereich
derjenige ist, der den zweithöchsten prozentualen Auf-
wuchs in diesem Jahr gehabt hat. Dies ist ein klares Zei-
chen: Wir investieren in Familie; Investition in Familie
ist eine Zukunftsinvestition.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben allen Grund dazu: wenig Kinder, ein sich
abzeichnender Fachkräftemangel, ungenutzte Poten-
ziale älterer Menschen. Das sind ernst zu nehmende Vor-
boten dafür, welche Umstellungen vor uns liegen. Diese
Umstellungen müssen wir bewältigen. Deshalb kann
eine nachhaltige Familienpolitik keine Politik sein, die
an dem festhalten will, was schon immer so war. Eine
nachhaltige Familienpolitik ist vielmehr eine Politik, die
nicht nur den Istzustand betrachtet, sondern auch aus den
stattfindenden Veränderungen lernt und Schlüsse zieht.
Es geht um die Gestaltung dessen, was auf uns zu-
kommt.

Ziel muss dabei sein, dass der für uns hohe Wert von
Familie – die inneren Bindungen – auch in einer moder-
nen Welt lebbar ist. Wir brauchen vorwiegend vier
Schwerpunkte: eine Politik, die das Zusammenleben
von Männern und Frauen mit Kindern in einer globali-
sierten Welt möglich macht; eine Politik, die lebhafte
Beziehungen zwischen Älteren und Jüngeren fördert;
eine Politik für die Integration von in unsere Gesell-
schaft neu Hinzugezogenen; vor allem eine Politik, die
Kindern vom Lebensanfang an Chancen auf Bildung und
Chancen auf Erziehung gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Bereits in diesem Jahr haben wir die Weichen dafür
ganz konkret gestellt. Es ist klar: Das war mit vielen Dis-
kussionen verbunden. Dabei haben wir Vertrautes auf
den Prüfstand gestellt. Wir haben eingefahrene Denk-
muster infrage gestellt. Aber wenn wir Familie und ihre
Werte auch am Anfang des 21. Jahrhunderts lebbar ma-
chen wollen, dann müssen wir jetzt handeln. Ich nenne
hier nur vier der wichtigsten Weichenstellungen, die sich
auch im Haushalt 2007 niederschlagen: das Elterngeld,
die Mehrgenerationenhäuser, das Aktionsprogramm
„Frühe Hilfen für Eltern und Kinder“ und das Programm
„Jugend für Vielfalt und Demokratie“.

Das höhere Volumen des Einzelplans 17 für das kom-
mende Jahr geht eindeutig auf das Elterngeld zurück.

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(C (D ch will Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich freue mich und ich in stolz darauf, dass es explizit in das Investitionsproramm aufgenommen worden ist. Das ist der richtige kzent. Investition heißt auch investieren in Familie und icht nur in greifbare Güter oder in Beton Gegossenes. nvestition heißt vor allem investieren in die Menschen, hre Beziehungen und die Entfaltung dieser Beziehunen. Das Elterngeld macht auch sehr klar – ich glaube, das st wichtig –, dass die Gesellschaft junge Menschen bei iner ihrer wichtigsten Entscheidungen im Leben nicht llein lässt, sondern sie gezielt unterstützt. Das heißt, jeer junge Vater und auch jede junge Mutter kann jetzt m Lebensanfang der Zeit für sein Kind oder für ihr ind oberste Priorität beimessen, ohne den bisherigen inkommensverlust hinzunehmen. Zeit ist Geld und das lterngeld schafft Zeit für Kinder. Damit erfüllt das Elterngeld zwei Kernanliegen: Die edürfnisse der Kinder und die beruflichen Perspektiven er Eltern werden gemeinsam betrachtet. Sie werden icht mehr in Konkurrenz zueinander gestellt. Damit sihert das Elterngeld Wahlfreiheit, nämlich die Freiheit, ei den Kindern zu sein, und die Möglichkeit zu arbeien. Natürlich muss dieser Gedankengang nach dem ersen Lebensjahr weitergesponnen werden. Das bedeutet: usbau familienentlastender Netze, Ausbau der Kinderetreuung und der Tagespflege, familienfreundliche Areitsstrukturen. Dies alles ist unerlässlich, wenn man ein eschlossenes Konzept haben will. Wir haben noch eien – im internationalen Vergleich – langen Weg vor ns. Ich will hier auch ganz klar sagen: Auf diesem Weg üssen viele Akteure tätig werden; denn diese Felder ind keine originären Handlungsfelder des Bundes. Der und kann unterstützen, zum Beispiel durch verbesserte bsetzbarkeit der Kinderbetreuungskosten und der hausaltsnahen Dienstleistungen, aber Länder, Kommunen, reie Träger und Arbeitgeber tragen ebenfalls einen Teil er Verantwortung und diesen müssen wir auch einforern. Zur Familienpolitik gehört selbstverständlich auch ine Politik für ältere Menschen und ihre Potenziale, or allem für das, was diese vielen kompetenten, leisungsbereiten und verantwortungsbewussten älteren enschen zu geben bereit sind. Wir wissen aus vielen ntersuchungen, dass sie zu geben bereit sind, und zwar icht nur im materiellen Sinne, sondern auch in dem ichtigen immateriellen Sinne. Wir müssen gerade vor dem Hintergrund des demorafischen Wandels Familie weiter denken, in weiteren imensionen. Familie ist natürlich der Ort, wo zualler rst Alltagssolidaritäten erfahren und erlernt werden. ber man kann sich nicht mehr allein auf die Kernfami ie beschränken. Man kann vielmehr, wenn man es richig bedenkt und auch richtig gestaltet – das ist mir wichig –, jene, die Kinder haben, mit jenen verbinden, die eine Kinder haben. Die Beziehungen zwischen beiden Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen Gruppen dürfen unter keinen Umständen allein auf finanzielle Dinge verkürzt werden. Jeder hat Familie. Jeder hat eine Herkunftsfamilie. Nicht alle, aber viele haben eine eigene junge Familie. Die Kunst besteht darin – das muss unsere Aufgabe sein –, zu erreichen, dass sich sowohl die Familie als auch die vielen Angebote für die einzelnen Generationen in die Nachbarschaft öffnen. Unter ein Dach sollen auch jene eingeladen werden, die keine eigenen Kinder haben oder deren Kinder zum Beispiel weit weg wohnen. Das ist der Grundgedanke des Aktionsprogramms der Mehrgenerationenhäuser. Sie sollen Drehscheiben für bürgerschaftliches Engagement sein. Sie sollen genauso Drehscheiben für Dienstleistungen rund um die Familie sein, also in einem modernen Sinne das leisten, was früher Dorfstrukturen oder Großfamilien geschafft haben. Die Ausschreibung für die ersten 50 Häuser wurde vor kurzem gestartet. Im kommenden Jahr wollen wir mit den Mehrgenerationenhäusern in die Fläche gehen. 20,5 Millionen Euro sind dafür im Haushalt veranschlagt. Lassen Sie mich aus dem Bereich der Politik für Kinder und Jugendliche noch zwei wichtige Punkte herausgreifen. Die frühen Hilfen für Eltern und Kinder schützen und fördern die Kinder, die am Lebensanfang besonderen sozialen und besonderen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. Inzwischen ist das Servicebüro ausgeschrieben, das heißt, wir können jetzt mit der Arbeit beginnen, die vielen innovativen Ansätze zu vernetzen, die es in Ländern und Kommunen schon gibt, um systematisch eine Art Frühwarnsystem genau für diese Kinder zu entwickeln, sodass sie am Lebensanfang nicht allein gelassen werden. Man kann auch das Programm „Jugend für Vielfalt und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ als eine Art Frühwarnsystem bezeichnen. Mit dem neuen Programm werden nach Auslaufen der Programme „Civitas“ und „Entimon“ für Maßnahmen zur Stärkung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie dauerhaft 19 Millionen Euro festgeschrieben. Das neue Programm ist nicht einfach nur eine Fortsetzung der alten Programme. Wir haben aus den Erfahrungen gelernt und setzen insbesondere auf die Entwicklung integrierter lokaler Strategien und die Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort. „Lernen von guten Erfahrungen“ ist auch ein Stichwort, das sich für die EU-Ratspräsidentschaft anbietet, die im ersten Halbjahr 2007 ansteht. Das wird ein spannender Prozess werden. Ganz Europa ist vom demografischen Wandel betroffen, aber unterschiedlich. Wir sehen deutliche Unterschiede in der Entwicklung der nordund westeuropäischen Länder, die sehr viel früher und sehr viel flexibler auf den Geburtenrückgang reagiert haben. Wir sehen andere Entwicklungen in den mittelund südeuropäischen Ländern. Dieses halbe Jahr ist eine ganz besonders gute Chance, nicht nur im Bereich der Jugendpolitik – da auch –, sondern auch in anderen Politikfeldern – ich nenne beispielhaft die Frage: Wie gehen w t L a b c h g K d d m K z K c e d m B E L s d S m F n d F f t h w i D d r d n d S S g (C (D ir in einer alternden Gesellschaft mit dem Potenzial älerer Menschen um? – voneinander zu lernen, weil die änder in der EU einerseits unterschiedlich, andererseits ber dann doch sehr ähnlich sind, auf ähnlichen Wurzeln eruhen, ähnliche Chancen haben, aber auch mit ähnlihen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. 2007 ist das Europäische Jahr der Chancengleicheit. Deshalb sage ich auf unseren Politikbereich bezoen: Es geht ganz klar um die Chance für jeden – ob ind, Mann oder Frau, ob Jung oder Alt, ob mit Zuwanerungshintergrund oder ohne –, sein oder ihr Leben und ie Lebensziele selbstständig zu entwickeln. Das kann an aber nur auf der Basis der eigenen Fähigkeiten und ompetenzen. Unsere Aufgabe ist es, den Rahmen dafür u schaffen, dass junge Menschen die Fähigkeiten und ompetenzen, die ihnen innewohnen – in unterschiedli her Form; aber sie wohnen ihnen inne –, von Anfang an ntfalten können, zum Blühen bringen können. Sie weren später genügend schwierige Entscheidungen fällen üssen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen die Chance auf ildung und Erziehung von Anfang an zu geben. Über diese Chance werden wir im nächsten Jahr auf U-Ebene diskutieren können. Wir werden von anderen ändern lernen können. Wir können aber auch sehr konequent mit unseren eigenen Vorstellungen den Folgen es demografischen Wandels Rechnung tragen. Ich bitte ie dafür um Ihre Mithilfe und freue mich auf die geeinsame Arbeit. Vielen Dank. Das Wort erhält nun die Kollegin Miriam Gruß für die DP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin en und Kollegen! Fangen wir mit dem Positiven an; enn das ist schnell abgearbeitet. Die Ankündigung von rau Ministerin von der Leyen, ein Kompetenzzentrum ür Familienleistungen einzurichten und dafür die Mitel in diesen Haushalt einzustellen, begrüßen wir. Ich abe es an dieser Stelle schon einmal gesagt: Der Aufand, der in Deutschland für Familien betrieben wird, st enorm hoch, der Ertrag jedoch sehr bescheiden. as muss sich ändern. Die FDP versteht unter Familienförderung etwas aneres als das Gießkannenprinzip. Wir müssen da die ichtigen Akzente setzen, wo Familien Leistungen am ringendsten benötigen. Für alle ein bisschen hilft keiem weiter. Zu hoffen bleibt, dass aus den Erkenntnissen ieses Kompetenzzentrums sinnvolle und durchdachte chlüsse gezogen werden, sodass die Familien an den tellen unterstützt werden und Leistungen dort effektiv ebündelt werden, wo es wirklich notwendig ist. Miriam Gruß Dafür hat Ihnen, sehr geehrte Frau Ministerin, der grenouillesche, das heißt der richtige Riecher gefehlt. Ein weiteres „Viel Lärm um nichts“ können Sie den Familien nicht zumuten. Wir wollen jungen Menschen in Deutschland Mut machen, sich für Kinder zu entscheiden. Dafür müssen wir ihnen aber auch Verlässlichkeit und Vertrauen in die Unterstützung bieten, die ihnen zur Verfügung steht. Ein Elterngeld alleine reicht da nicht aus. Kinder sind ein wertvolles, aber auch teures Gut. Jeder, der Kinder hat, weiß, was ich meine. Die Kosten für Familien sind eklatant, wenn sie Kinder haben. Die Ausgaben für ein Kind sind von 1998 bis heute um mehr als 10 Prozent gestiegen. Durchschnittlich 549 Euro gibt eine Familie laut Statistischem Bundesamt pro Kind im Monat aus. Wir reden hier lediglich über die Grundversorgung. Da ist kein Klavierunterricht, keine Reitstunde oder gar ein gemeinsamer Familienurlaub enthalten. (Nicolette Kressl [SPD]: Golfstunden! Das ist doch die Welt der FDP!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604703600

(Beifall bei der FDP)

Miriam Gruß (FDP):
Rede ID: ID1604703700

(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gestern in der
Haushaltsdebatte gesagt: Es geht um die Menschen und
darum, ihnen das zu geben, was sie brauchen. – Ein
schöner Satz; aber, verehrte Damen und Herren von der
Bundesregierung, mit Ihrer Politik nehmen Sie den Men-
schen das, was sie brauchen.


(Beifall bei der FDP)


Die Mehrwertsteuererhöhung wird insbesondere
Familien treffen. Sie bedeutet für viele Familien in
Deutschland schlichtweg eines: Verzicht, Verzicht auf
den neuen Schulranzen, Verzicht auf Spielzeug, Verzicht
auf eine Feier zum Kindergeburtstag. Denn all dies ma-
chen Sie um 3 Prozentpunkte teurer.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Pfui!)


Mehr als 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche in
Deutschland leben nach Angaben des Kinderschutzbun-
des schon jetzt auf Sozialhilfeniveau. Damit hat sich die
Zahl der armen Kinder seit 2004 verdoppelt. Die Situa-
tion dieser jungen Menschen wird sich durch die Steuer-
erhöhung weiter verschlechtern.

Um Familien und Kinder in Deutschland zu fördern,
kommt es darauf an, die richtigen Prioritäten zu setzen.
Diese kann ich im Einzelplan 17 nicht erkennen. Die
Mehrausgaben für das Elterngeld sind nur ein Beispiel
dafür. Es nützt den Familien nämlich nichts, wenn sie
nach dem ersten Geburtstag des Kindes keine
Anschlussbetreuung haben.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen früher ansetzen, bevor wir später viel für das
zahlen, was wir heute versäumt haben.

Ganz elementar dafür ist meiner Ansicht nach eine
Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz. In der

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(C (D ergangenen Woche habe ich an alle Fraktionen und an ie kinderund jugendpolitischen Sprecher einen Brief eschrieben, um eine interfraktionelle Initiative zu staren. Die Zeit ist reif dafür, über Parteigrenzen hinweg en Schutz und die Rechte der Kinder in das Grundgeetz aufzunehmen. Bis heute habe ich viel positives eedback erhalten. Eine Rückmeldung der Fraktionen, ie die Bundesregierung stützen, steht allerdings noch us. Ich warte gespannt auf deren Antwort und darauf, as ihnen die Kinder in Deutschland wert sind. Denn as steht nicht im Einzelplan 17. (Beifall bei der FDP – Iris Gleicke [SPD]: Wie viele Kinder haben Sie eigentlich?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604703800

Das Wort erhält nun die Kollegin Christel Humme für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1604703900

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

ie Frau Ministerin hat gerade darauf hingewiesen: Das
ahr 2007 wird das Europäische Jahr der Chancengleich-
eit. Auf den entsprechenden Internetseiten ist nachzule-
en:

Ziel der Europäischen Kommission ist es, Diskri-
minierungen wirksam zu bekämpfen, Vielfalt als
positiven Wert zu vermitteln und Chancengleich-
heit für alle zu fördern.

as passt gut: Chancengleichheit ist ein zentraler Maß-
tab sozialdemokratischer Politik und wird es auch in
ukunft bleiben. Mit dem Haushalt 2007 – Frau Ministe-

in, auch Sie haben das gesagt – sind wir im Hinblick auf
en Aspekt der Chancengleichheit sehr gut aufgestellt.

Trotz der notwendigen Haushaltskonsolidierung sind
ie Mittel im Einzelplan 17 um 16 Prozent aufgestockt
orden. Mit diesen zusätzlichen Mitteln werden wir das
lterngeld – das haben wir gerade gehört – finanzieren.
nser Elterngeld wird die Chancengleichheit für Frauen
nd Männer am Arbeitsplatz fördern. Väter können zu-
ünftig in den Betrieben leichter sagen, dass sie Famili-
narbeit übernehmen wollen. Frauen werden bei der Ein-
tellung und bei Beförderungen bessere Chancen haben.
enn nun wird es auch für die männlichen Mitbewerber

ttraktiver, Elternzeit zu nehmen. Diskriminierende Rol-
enzuweisungen am Arbeitsplatz und in der Familie wer-
en mit dem Elterngeld endlich aufgebrochen.

Ich meine, dass der Vorschlag des Bundesrates – wir
erden über das Elterngeld in den nächsten 14 Tagen zu
iskutieren haben –, den Anspruch auf den Geschwister-
onus auf drei Jahre zu verlängern, völlig falsch ist.
enn das würde bedeuten, dass die betroffenen Frauen

ine wesentliche Benachteiligung am Arbeitsplatz erfah-
en würden. Wir alle wissen doch: Je länger die Baby-
ause dauert, desto schwieriger ist für Frauen der Wie-
ereinstieg in den Job. Dann helfen anschließend auch
eine so genannten Wiedereinsteigerprogramme, ganz






(A) )



(B) )


Christel Humme
zu schweigen von den Folgen für die späteren eigenstän-
digen Rentenansprüche der Frauen.

Ich begrüße es daher sehr, dass Sie, Frau Ministerin,
in dieser Richtung eine klare Position bezogen haben
und den Vorschlag des Bundesrates ablehnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Junge Frauen um die 30 sind zu über 95 Prozent – das
wissen wir – berufstätig. In diesem Alter entscheiden sie
sich für oder gegen Kinder. Diese Frauen brauchen un-
sere Unterstützung mit besseren Rahmenbedingungen
für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dafür set-
zen wir uns ein und das meinen wir, wenn wir von echter
Wahlfreiheit für Frauen und Männer sprechen.

Das alleine – Frau Golze, auch das wissen wir – reicht
natürlich nicht.


(Miriam Gruß [FDP]: Mein Name ist Gruß!)


– Entschuldigung. Frau Gruß, ich kann verstehen, dass
Sie nicht verwechselt werden wollen. – Zu mehr Chan-
cengleichheit von Frauen und Männern – das ist eine
Binsenwahrheit – gehört ein gutes und verlässliches Be-
treuungsangebot auch für Kinder unter drei Jahren, wie
es uns die europäischen Nachbarstaaten vormachen.

Der aktuelle Bericht der Bundesregierung zur Umset-
zung des Tagesbetreuungsausbaugesetzes zeigt, dass es
Fortschritte gibt. Danach ist das Betreuungsangebot in
Westdeutschland für unter Dreijährige tatsächlich gestie-
gen, aber eben nur von 4,2 Prozent auf 9,6 Prozent in
vier Jahren. Wir stellen leider immer noch fest: Der Fort-
schritt ist vielerorts noch eine Schnecke. Die Länder und
Kommunen sind an dieser Stelle gefordert, in den nächs-
ten zwei Jahren noch größere Anstrengungen zu unter-
nehmen.


(Ina Lenke [FDP]: Dann soll das Geld auch kommen!)


– Ich sage gleich noch etwas dazu, Frau Lenke, weil ich
weiß, dass Sie dazu immer wieder etwas hören wollen.


(Ina Lenke [FDP]: Das ist auch richtig!)


Sollte der bedarfsgerechte Ausbau der Kinderbetreu-
ung nicht erfolgen, werden wir einen Rechtsanspruch
auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige im Ge-
setz formulieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das haben wir im Koalitionsvertrag vereinbart, und das
werden wir auch umsetzen.

Frau Lenke und Frau Gruß, Kommunen brauchen na-
türlich auch Geld. Sie haben in der Haushaltsdebatte ge-
betsmühlenartig darauf abgestellt, dass wir die Mehr-
wertsteuer zurücknehmen sollten. Beantworten Sie mir
aber einmal die Frage, wie die Betreuung finanziert wer-
den soll. Denn ein Drittel des Mehrwertsteueraufkom-
mens geht an die Länder und es sind die Länder und die
Kommunen, die die Betreuung organisieren und umset-
zen müssen.

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(C (D Mit der Verwendung der Mehreinnahmen im Hausalt haben wir zwei wichtige Ziele erreicht: Konsolidieung auf der einen Seite und Zukunftsinvestitionen in ehr Bildung und Betreuung auf der anderen Seite, was erade im Interesse der Familien, ihrer Kinder und der achfolgenden Generationen liegt. Darin unterscheiden ir uns wesentlich. Wir haben ein Zukunftskonzept und ie sagen Nein dazu. Das reicht uns natürlich nicht. Frau Kollegin Humme, darf Ihnen die Frau Kollegin enke eine Zwischenfrage stellen? Bitte. Bitte schön. Frau Humme, wir beide sind schon etwas länger im undestag. Ich erinnere mich daran, dass die Zusamenlegung von Arbeitslosenund Sozialhilfe den Komunen 1,5 Milliarden Euro zur Betreuung von Kindern nter drei Jahren einbringen sollte. Ich habe im Rahmen on verschiedenen Initiativen immer wieder die alte und ie neue Bundesregierung danach gefragt. Aber ich habe eine Antwort bekommen. Ich frage Sie, warum Sie icht mehr von dieser Finanzierungsart sprechen, sonern warum Sie jetzt davon sprechen, dass die Einnahen aus der Mehrwertsteuererhöhung für die Kinderbe reuung verwendet werden sollen. Ich möchte weiterhin erne wissen, wo das steht. Die Entlastung der Kommunen ist im Rahmen der artz-IV-Gesetzgebung zugesagt worden. Sie waren daei, als wir im letzten Jahr entschieden haben, dass die ommunen vom Bund mehr Geld zur Verfügung gestellt ekommen. Die Aufgabe der Kommunen ist es, einen eil dieser Einsparungen – diese gibt es; sie sind auch in einem Kreis gegeben; sie stehen definitiv auf dem Pa ier – für die Kinderbetreuung zu verwenden. Frau Lenke, Sie als Kommunalpolitikerin – Sie lassen eine Gelegenheit aus, dies zu betonen – issen ganz genau, dass wir als Bund keinerlei Möglicheit haben, jede Kommune zu verpflichten, die Gelder so inzusetzen, dass sie für die Investition in die Zukunft nserer Kinder genutzt werden können. Ich gebe zu, dass as ein Problem ist. Aber wir haben den Kommunen das enötigte Geld für die Betreuung gegeben. Ich glaube, a könnte sich einiges bewegen. Es gibt Gemeinden, die as genutzt haben. Darauf sind wir stolz. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604704000
Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1604704100
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604704200
Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1604704300
Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1604704400

(Ina Lenke [FDP]: Nicht mehr!)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604704500

Ich merke, dieses Thema muss im Ausschuss noch

vertieft werden. Darf denn nun auch die Kollegin Deli-
göz eine Zwischenfrage stellen?


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1604704600

Bitte schön.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604704700

Frau Humme, Sie haben die 9 Prozent zitiert. Stim-

men Sie mir zu, dass dieser Anteil regional sehr unter-
schiedlich ausfällt, dass gerade im Süden unseres Lan-
des, wo die Defizite am größten sind, dieser Anteil nach
wie vor nur bei 2 bis 3 Prozent liegt und dass dort etwas
getan werden muss?

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch fragen,
wie Sie zu der Idee der Grünen stehen, über Absenkung
– nicht Abschaffung – des Ehegattensplittings einen
Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung für unter Dreijäh-
rige teilzufinanzieren? Wie stehen Sie zu dieser Idee, zu-
mal auch Ihr Finanzminister sich bereits sehr positiv ge-
genüber dieser Idee geäußert hat?


Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1604704800

Vielen Dank, Frau Deligöz. Ich nehme an, dass Sie

mit den 9 Prozent die Quote von 9,6 Prozent bei Betreu-
ungsplätzen für unter Dreijährige meinen.

Richtig ist, dass an dieser Stelle schon eine Menge ge-
schehen ist und wir regional sehr große Unterschiede ha-
ben. In Städten in Ostdeutschland haben wir 37 Prozent,
in Westdeutschland aber ein hohes Defizit. Viele Kom-
munen haben gute Ansätze. Ich denke etwa an die Kom-
mune Leer, in der das Kinderangebot auch von unseren
Initiativen nach vorne gebracht wurde.

Sie haben vollkommen Recht: Wir brauchen zusätzli-
che Mittel. Sie wissen, dass alle Parteien darüber nach-
denken, wie man zusätzliche Mittel akquirieren kann –
Mittel, die vielleicht auch nicht zielgenau zu den Fami-
lien kommen, die Kinder haben. Da werden wir sicher-
lich – das Ministerium tut das auch – eine Menge zu un-
tersuchen und zu überlegen haben. Dazu gehört meiner
Ansicht nach auch, das Ehegattensplitting auf den Prüf-
stand zu stellen und zu überlegen, ob das nicht zielge-
nauer für die Betreuung eingesetzt werden kann. Reicht
Ihnen das?


(Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


– Gut.


(Beifall bei der SPD)


Diese Zwischenfragen machen gleichzeitig deutlich:
Wenn wir Familienpolitik betreiben wollen, dann brau-
chen wir Partner, wir brauchen die öffentliche Hand –
das ist klar. Bund, Land und Kommune müssen da zu-
sammenwirken, aber wir brauchen auch die Unterneh-
men. Diesen Appell dürfen wir nicht vergessen, denn wir
brauchen auch die privaten Initiativen. Das ist gar
keine Frage. Denn Chancengleichheit ohne familien-

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(C (D reundliche Arbeitsbedingungen ist meiner Ansicht nach icht zu machen. Von daher danke ich der Frau Ministerin, dass unsere llianz für Familie weitergeführt und das Konzept der okalen Bündnisse fortgesetzt wird. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ich bin froh, dass
as Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz seit dem
8. August nach langem Ringen endlich in Kraft ist.
uch das wird die Chancengleichheit von Frauen und
ännern stärker in den Mittelpunkt rücken. Denn

rauen sind es, die immer noch weniger verdienen. Wir
onnten das heute in der Presse nachlesen und bestätigt
ekommen. Frauen sind in den Führungsetagen noch im-
er nur mit der Lupe zu finden. Ich denke, das muss

ich dringend ändern.

Neben dem guten Allgemeinen Gleichbehandlungs-
esetz brauchen wir einen tatsächlichen Mentalitätswan-
el und Verhaltensänderungen. Darum bin ich froh, dass
n unserem Haushalt, im Einzelplan 17, die Gleichstel-
ungsstelle mit 2,8 Millionen Euro etatisiert ist. Damit
etzen wir im Jahr der Chancengleichheit 2007 ein wich-
iges Signal, vor allem für die Frauen.

Chancengleichheit für alle schließt auch ein – das ist
in wichtiger Punkt –, unsere Anstrengungen zur
rmutsprävention fortzusetzen. Oft erleben wir – das

st leider so, es ist nicht von der Hand zu weisen –, dass
as Familieneinkommen so gering ist, dass es nicht für
en Unterhalt der Kinder reicht. Dann zahlen wir – das
aben wir durchgesetzt, das ist auch gut so – einen Kin-
erzuschlag. Je nach Einkommen sind das bis zu
40 Euro zusätzlich zum Wohn- und Kindergeld.


(Ina Lenke [FDP]: Das sind noch nicht einmal 10 Prozent!)


Ich weiß, das Instrument ist sehr kompliziert. Darum
öchten wir schnell erreichen, dass es einfacher und fle-

ibler gestaltet wird. Wir haben das Ziel, nicht nur
50 000 Kinder mit diesem Instrument zu erreichen,
ondern in Zukunft 420 000. Ich hoffe, dass wir im Rah-
en der Haushaltsdebatte und darüber hinaus zu einem

uten Weg finden, genau das zu erreichen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich bleibe dabei: Der Ausbau der Betreuung, das El-
erngeld und damit eine höhere Erwerbsquote von
rauen sind immer noch die besten Instrumente, Fami-

ienarmut zu bekämpfen.

Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, Chancengleich-
eit – das haben wir auch vorhin von der Ministerin ge-
ört – ist nicht ohne bessere Bildungschancen realisier-
ar. Unser Ziel sind die qualitativ gute Betreuung und
ildung von Anfang an. Das ist die Voraussetzung für
inen besseren Spracherwerb und einen besseren Inte-
rationsprozess. Wir wollen nicht, dass die Herkunft
ber den Bildungsabschluss und damit über die Zukunfts-
hancen unserer Kinder entscheidet.






(A) )



(B) )


Christel Humme
Unser Ziel ist die Chancengleichheit für Frauen und
Männer, für alle Kinder, aber auch – was in einer älter
werdenden Gesellschaft immer wichtiger wird – für äl-
tere Menschen. Dass nur noch jeder zweite Betrieb – wir
haben das heute morgen in mehreren Reden gehört –
Mitarbeiter beschäftigt, die älter als 50 Jahre alt sind, ist
personalpolitisch unklug und gesellschaftspolitisch ein
Skandal. Deshalb unterstütze ich Bundesarbeitsminister
Franz Müntefering, der die Beschäftigungschancen der
Älteren verbessern will.

Ich unterstütze auch die Bundeskanzlerin Angela
Merkel. Sie hat eine interessante Bemerkung gemacht.
Im Rahmen einer Veranstaltung hat sie vorgeschlagen
– Sie haben schon darauf hingewiesen –, Kinderrechte
in die Verfassung aufzunehmen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich denke, das ist ein Projekt, das wir gemeinsam in An-
griff nehmen können. Dieses Projekt wäre ein gutes Si-
gnal für das kommende Europäische Jahr der Chancen-
gleichheit.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604704900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Diana Golze, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Diana Golze (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604705000

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Kinder, Jugendliche und Fa-
milien haben es in der Bundesrepublik nur so lange gut,
wie nett lächelnde Politikerinnen und Politiker ihnen
versichern, dass gerade ihr Wohl im Mittelpunkt des In-
teresses stehe.

Wenn der Bundeshaushalt aufgestellt wird, ist es da-
mit aber schnell vorbei. Die schwarz-roten Sozialpoliti-
ker ziehen jeden Tag mit neuen Zumutungen durchs
Land. Für Kinder und Jugendliche halten sie bestenfalls
die Perspektive auf eine Rente mit 67 bereit. Dazu bieten
sie ihnen einen desolaten Ausbildungsmarkt, Jugendar-
beitslosigkeit und 1-Euro-Jobs. Die Familien müssen
über die Mehrwertsteuererhöhung die Steuergeschenke
für Unternehmen und Vermögende finanzieren.

Davon unbeeindruckt lächelt die Jugend- und Fami-
lienministerin von der Leyen in die Kameras. Ihr An-
spruch lautet: Die Politik kann und muss geeignete Rah-
menbedingungen für Familien schaffen. Nach der
Lektüre des zweiten Haushalts aus dem Hause von der
Leyen kann ich nur sagen: Diese Politik ist ein Zukunfts-
risiko für viele Kinder und Jugendliche in diesem Land.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Einzelplan 17 erhält einen Aufwuchs in Höhe
von knapp 726 Millionen Euro. Wir alle kennen den
Grund: das Elterngeld. Aus der Sicht der Koalition ist

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(C (D as eine familienpolitische Innovation. Ich nenne das Elerngeld eine sozialpolitische Mogelpackung. Es beachteiligt Eltern mit niedrigem oder gar keinem rwerbseinkommen und wird dazu beitragen, die Kinerarmut zu verschärfen. Eine dreiviertel Milliarde Euro immt diese Regierung in die Hand, um Gutund Beserverdienenden den Zugang zu steuerfinanzierten Soialleistungen zu ermöglichen. Die wirklich Bedürftigen ind davon teilweise ausgeschlossen. Das ist die sozialnd familienpolitische Logik von Schwarz-Rot. Während Frau von der Leyen beim Elterngeld aus em Vollen schöpft, müssen sich viele andere Bereiche n Bescheidenheit üben. Die Mittel für den Kinderund ugendplan des Bundes werden sogar leicht gekürzt. Für as Bundesprogramm zur Stärkung von Vielfalt, oleranz und Demokratie – ehemals unter den Namen Civitas“ und „Entimon“ bekannt – hat das Familieninisterium keinen Euro mehr als in den Jahren zuvor brig. Und das alles, während Neonazibanden durch ecklenburg-Vorpommern und Berlin ziehen und die ortigen Wahlkämpfer aller demokratischen Parteien in ngst und Schrecken versetzen. Die mit viel Mühe und Bundesmitteln seit dem ahr 2001 aufgebauten Projekte gegen Rechts, die moilen Beratungsbüros und Opferberatungsstellen werden hne Perspektive im Regen stehen gelassen. Weil es bis eute keine Ausschreibung gibt, darf getrost davon ausegangen werden, dass im ersten Halbjahr 2007 eine eutliche Förderlücke entsteht. Die Mitarbeiter gehen in iesen Tagen zum Arbeitsamt. Die Kündigungen für die üroräume sind unterschrieben. Mit den Mehrkosten für ie Wiederbeschaffung dieser Infrastruktur werden nappe Mittel verschwendet. Das nenne ich einen unverntwortlichen Umgang mit öffentlichen Mitteln. Ich möchte meinen Beitrag insbesondere nutzen, um uf einen der größten sozialpolitischen Skandale der Geenwart einzugehen: die dramatisch zunehmende Kinerarmut in der Bundesrepublik. Ich zitiere aus Ihrem oalitionsvertrag: Wir wollen materielle Kinderarmut reduzieren und hierzu den Kinderzuschlag mit Wirkung ab dem Jahr 2006 weiterentwickeln … Wir wollen den Berechtigtenkreis ausweiten, um weitere Kinder zu erreichen und ihren Eltern zu ermöglichen, ohne Bezug von ALG II für sie zu sorgen. Wer den Einzelplan 17 aufschlägt, in dem sich eine olche Weiterentwicklung niederschlagen müsste, findet elbst für das Jahr 2007 die unveränderte Summe von 50 Millionen Euro. Das Problem drängt. Den Betroffenen ist nicht damit eholfen, dass die Bundeskanzlerin erklärt, durch die eformen der letzten Jahre sei die Armut nur besser ichtbar geworden. Ich frage mich, was Frau Merkel von hrem eigenen Wahlkreis eigentlich weiß, in dem mehr ls jedes vierte Kind von Sozialgeld lebt. Diana Golze (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Sie weiß eine ganze Menge!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


Ich will Ihnen gerne ein Beispiel aus den alten Bun-
desländern nennen. Einem Papier der Arbeitsgemein-
schaft der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege Aachen
ist folgendes Zitat entnommen:

Es ist ein erheblich anwachsender Zulauf bei der
Aachener Tafel und bei Möbel- und Kleiderkam-
mern zu verzeichnen, d. h. Menschen können mit
den Finanzmitteln nicht mehr im gebotenen Um-
fang ihren Lebensunterhalt sicherstellen … Die
Aachener Zeitung hat inzwischen eine breit ange-
legte Spendenaktion ins Leben gerufen, um für
Kinder ausreichende Mahlzeiten zur Verfügung
stellen zu können. Besonders in sozial belasteten
Stadtvierteln scheitert die Bereitstellung eines Mit-
tagessens für Kinder in Kindertagesstätten immer
häufiger an den fehlenden Finanzmitteln der El-
tern … In den Kindertagesstätten wird zunehmend
festgestellt, dass keine wetterfeste Kleidung, keine
Winterjacken, Schals und Mützen vorhanden sind.

Doch Kinderarmut hat mehr Gesichter als nur die
mangelnde materielle Versorgung des Kindes. Wie eine
Langzeitstudie des Frankfurter ISS belegt, hat Armut für
Kinder weitere Dimensionen: fehlende soziale Kontakte
und daher unzureichend entwickelte soziale Kompeten-
zen, Auswirkungen auf den Gesundheitszustand und die
körperliche Entwicklung und auch mangelnde Versor-
gung im kulturellen Bereich. Alle fünf Dimensionen
wirken sich negativ auf die Zukunftsperspektiven der be-
troffenen Kinder aus.

Der Kinderzuschlag, den weiterzuentwickeln Sie
sich vorgenommen hatten, hat das Ziel, zu verhindern,
dass Eltern wegen ihrer Kinder auf den Bezug von
ALG II oder Sozialgeld angewiesen sind. Das ist eine
gute Idee, leider schlecht umgesetzt. Die Geschichte des
Kinderzuschlags im Bundeshaushalt liest sich wie folgt:
Im Jahr 2005 wurde er mit 217 Millionen Euro veran-
schlagt. Weil aber die Regeln so schwierig und undurch-
schaubar waren, wurden neun von zehn Anträgen abge-
lehnt und der Etat im Jahr 2006 um 67 Millionen Euro
gekürzt. Denn das Geld wurde nicht abgerufen. Diese
Kürzung wird nun im Jahr 2007 fortgeschrieben. Allen
großmütigen Ankündigungen zum Trotz: Die Kinder-
armut steigt und der Kinderzuschlag sinkt. Das ist
schwarz-rote Haushaltslogik.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke hat im Juni ein Konzept vorgelegt, das ei-
nen Ausbau des Kinderzuschlags mit dem Einstieg in
eine bedarfsorientierte Kindergrundsicherung verbin-
det. Wir wollen alle Kinder aus der Sozialhilfe herausho-
len. Alle Kinder unter 18 Jahren sollen in Zukunft ein
Kindergeld erhalten, das ihnen in voller Höhe zugute
kommt. Gleichzeitig wollen wir den Kinderzuschlag zu
einem einkommensabhängigen Instrument ausbauen,
das jedem Kind den Zugang zu einem soziokulturellen
Existenzminimum in Höhe von 420 Euro garantiert.
Nach unseren Berechnungen würden von diesem Kon-

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(C (D ept circa 2,1 Millionen Familien mit 3,1 Millionen Kinern profitieren. Unser Konzept ist im Vergleich zum heutigen Kinderuschlag sehr viel einfacher und garantiert den Betroffeen ein Armut verhinderndes Leistungsniveau. Es ist mit iner gerechten Steuerpolitik – hiermit beantworte ich hre Frage – ohne weiteres finanzierbar. Schließlich eröglicht es erhebliche Einsparungen bei Sozialgeld und rbeitslosengeld II. Es kostet auch weniger, als die Bunesregierung mit ihrer Steuerreform den Unternehmen ls Geschenk hinterherwerfen will. Das beste Rezept gegen die Arbeitslosigkeit von moren ist die Armutsverhinderung von heute. Die Verhinerung von Kinderarmut ist eine Investition in die Zuunft, die perspektivisch die sozialen Kassen entlasten nd stabilisieren wird. Demnächst steht unser Konzept in diesem Hause zur bstimmung. Ich hoffe, Sie erinnern sich dann an Ihren oalitionsvertrag. Sie können sich sicher sein, dass wir m Hinblick auf die Karte der Kinderarmut des Paritätichen Wohlfahrtsverbandes dasselbe tun wollen wie Sie, ämlich zu verhindern, dass im Osten, aber auch in einien Hochburgen der Kinderarmut im Westen rote Fleken zu sehen sind. Die Geduld der Menschen im Land it dieser Regierung hat sicher bald ein Ende. Vielen Dank. Ich erteile das Wort der Kollegin Britta Haßelmann, ündnis 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin, vorhin sagten ie, dass Sie für eine nachhaltige Familienpolitik stehen, n der nicht immer alles so bleiben kann, wie es ist. Das st aus meiner Sicht ein frommer Wunsch, insbesondere enn ich in Richtung CDU/CSU sehe und mir die konrete Politik, die Sie im Moment machen, vor Augen ühre; ich werde gleich noch darauf zu sprechen komen. Wie es schon beim ersten Haushalt, den Sie vorgelegt aben, der Fall war, müssen wir auch angesichts dieses aushaltsentwurfs zur Kenntnis nehmen, dass Sie sich ieler Themen des Einzelplans 17 überhaupt nicht richig angenommen haben. Ich frage mich, ob wir uns, enn wir über Ihren Etat, den Etat des Einzelplans 17, prechen, bis zum Ende der Regierungszeit von Union nd SPD ausschließlich mit den Themen Elterngeld und ehrgenerationenhäuser als den einzigen Akzent dieser egierung beschäftigen müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Otto Fricke [FDP]: Wie viel kostet es denn?)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604705100
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604705200






(A) )



(B) )


Britta Haßelmann
Familie, ältere Menschen, Frauen und Jugend, all diese
Aspekte zusammen bilden doch die Kernelemente Ihres
Ministeriums und sind der Auftrag für unser politisches
Handeln. Oder etwa nicht?


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Haben Sie denn nicht zugehört?)


– Ich habe der Ministerin sehr gut zugehört.

Einen Ihrer vier Schwerpunkte wollen Sie nun bei der
Jugend setzen.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Sie müssen mal Ihr Skript anpassen!)


Ich frage mich allerdings: Wie passt das damit zusam-
men, dass Sie die Mittel für die Jugendsozialarbeit
kürzen? Sie sollten sich einmal genauer mit der Jugend-
politik beschäftigen! Sie kürzen die Mittel für die Ju-
gendsozialarbeit.


(Zuruf von der CDU/CSU: An welcher Stelle denn?)


Dabei dachte ich, wir alle wissen, dass die Jugendsozial-
arbeit von zentraler Bedeutung ist: zur Herstellung von
Chancengerechtigkeit und zur Ermöglichung der erfolg-
reichen Teilhabe junger Menschen am gesellschaftlichen
Leben.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Wo kürzen wir denn bei der Jugendsozialarbeit?)


An dieser Stelle, meine Damen und Herren von der
großen Koalition, nehme ich Sie in die Pflicht. Sie könn-
ten zeigen, wie wichtig Ihnen dieses Thema wirklich ist.
Aber hier passt etwas nicht zusammen. Erinnern Sie sich
nur daran, wie wir hier im Parlament über die Ereignisse
im Zusammenhang mit der Rütli-Schule diskutiert ha-
ben. Betroffenheits- und Sonntagsreden, wie sie damals
gehalten wurden, passen nicht dazu, dass Sie nun die
Mittel für die Jugendsozialarbeit kürzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Christel Humme [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Genau! Stimmt gar nicht!)


Meine Damen und Herren von SPD und Union, an-
ders als noch im letzten Haushalt, in dem die Ansätze für
die Gleichstellungs- und Seniorenpolitik zugunsten des
Ansatzes für die Familienpolitik gekürzt wurden, schla-
gen Sie jetzt von vornherein vor, alles in einem Topf zu-
sammenzuführen. Sie wollen zwar ein paar Unterpunkte
bilden, damit das, was Sie tun, nicht so sehr auffällt.
Dennoch beabsichtigen Sie, diese Ansätze zusammenzu-
führen, damit alles wunderbar deckungsgleich ist.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was haben Sie gegen Schwerpunktbildung?)


Dann nennen Sie das Ganze „Förderung von gesell-
schaftspolitischen Maßnahmen der Familien- und
Gleichstellungspolitik sowie für die ältere Generation“.
Diesen Schritt begründen Sie damit, dass Sie dem ver-
stärkten generationen- und politikübergreifenden An-

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(C (D atz Ihres Ministeriums folgen. An dieser Stelle will ich hnen sagen: Mein Eindruck ist, dass auch Sie sich, Frau inisterin, auf diese Weise auf ganz leisen Sohlen von iner engagierten Frauenund Gleichstellungspolitik in iesem Hause verabschieden. Wir beobachten schon seit geraumer Zeit – meine ollegin Schewe-Gerigk weiß das nur zu gut –, dass die leichstellungspolitik in allen Debatten, die über dieses hema geführt werden – ob im Familienausschuss oder n öffentlichen Äußerungen –, ausschließlich darauf reuziert wird, die Bedeutung der Vereinbarkeit von Famiie und Beruf zu betonen. Das ist richtig und gut. Aber das ist nicht das, was wir mit Gleichstellungsolitik verbinden. Es gibt eine Reihe von Fragen, die ofensiv gestellt werden müssten. Dabei geht es zum Beipiel um Folgendes: gleicher Lohn für gleiche Arbeit, rauen und Führungspositionen und den Abschied vom lleinverdienermodell. Diese Stichworte machen deut ich, wie wichtig es ist, darüber zu diskutieren und hier olitische Akzente zu setzen. Um noch eines oben draufzusetzen, sage ich: Die öfentliche Diskussion und unser politisches Handeln zeien, wie notwendig es ist, in diesem Hause und im zutändigen Ausschuss weiterhin über Gleichstellung zu iskutieren und Akzente zu setzen. Denken Sie nur an ie dümmlichen Äußerungen einer TV-Journalistin zur olle der Frau, die für alle emanzipierten Frauen und änner eine Beleidigung sein muss. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Familienministerium hält sich sehr bedeckt,
enn es um neue Initiativen zur Gleichstellungspolitik
eht. Vermutlich hängt Ihnen, Frau Ministerin, noch das
ingen um die zwei Vätermonate – bereits das höchste
er emanzipatorischen Gefühle für die Konservativen in
hrer Fraktion – nach.

Lassen Sie mich jetzt zum Elterngeld kommen. Sie
achen mit dem Elterngeld den zweiten Schritt vor dem

rsten. Wir Grünen werden nicht müde, zu betonen: Wir
rauchen eine flächendeckende Kindertagesbetreuung
nd einen Rechtsanspruch auf Betreuung ab dem ersten
ebensjahr. Wir haben keinen Anlass, Frau Humme, bei
er Kinderbetreuung Entwarnung zu geben.


(Christel Humme [SPD]: Das habe ich nicht gesagt!)


atürlich ist dank der Initiativen von Grünen und SPD
it dem Tagesbetreuungsausbaugesetz der Betreuungs-

usbau in Gang gekommen. Das ist auch gut so. Aber
as kann uns doch nicht zufrieden stellen. Wir brauchen
ehr Betreuungsplätze und die Ausweitung des Rechts-

nspruches,


(Ina Lenke [FDP]: Wir brauchen mehr Markt und Wettbewerb!)


ns zwar jetzt und nicht erst in ein paar Jahren.






(A) )



(B) )


Britta Haßelmann

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Miriam Gruß [FDP])


Wir können nicht sagen, wir führen erst einmal das El-
terngeld ein, warten einmal ab und sehen irgendwann,
wie wir bei diesem Thema weiterkommen.


(Christel Humme [SPD]: Sie haben mir nicht zugehört!)


Wir Grüne schlagen Ihnen vor, das Ehegattensplit-
ting abzuschmelzen, es in ein Individualsplitting umzu-
wandeln und die frei werdenden 2 Milliarden Euro für
eine Kinderbetreuungskarte vorzusehen, durch welche
Eltern vom Bund eine Geldleistung zur Inanspruch-
nahme von Kinderbetreuung erhalten. Es ist also ganz
einfach, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Christel Humme [SPD]: So einfach ist es auch nicht! – Nicolette Kressl [SPD]: Und wer sammelt das Geld ein? – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was ist mit den älteren Frauen, die davon nicht so profitieren?)


Ich werbe bei Ihnen für diese Idee um Zustimmung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn es wirklich so ist – wie die Kanzlerin gestern
betonte –, dass Sie den Menschen nicht vorschreiben
wollen, wie sie zu leben haben, dann frage ich mich, wa-
rum Sie von der Union so stur sind und so viel Behar-
rungsvermögen zeigen, wenn es um das Ehegattensplit-
ting geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Weil eine Abschaffung ungerecht ist!)


Das Gleiche gilt für das Elterngeld. Hier privilegie-
ren Sie ganz offensichtlich das Alleinverdienermodell.
Dazu, Frau Ministerin, haben Sie nichts ausgeführt. Da-
bei hat die Anhörung zum Elterngeld sehr deutlich ge-
macht, dass beispielsweise Eltern, die sich dafür ent-
scheiden, gemeinsam und gleichzeitig Kindererziehung
und Berufstätigkeit zu verbinden, durch die Elterngeld-
regelung ganz klar benachteiligt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn Sie den Menschen wirklich nicht vorschreiben
wollen, wie sie zu leben haben, müssen Sie bereit sein,
die Elterngeldregelung für den Fall, dass beide Eltern
auf Teilzeit gehen, nachzubessern. Sonst werden Sie Ih-
rem Anspruch nicht gerecht, über den gesetzlichen Rah-
men nicht nur, wie bisher, das Einernährermodell zu för-
dern.

Ein weiteres Beispiel von wegen „Sie schreiben nie-
mandem vor, wie er zu leben hat“ und „Es herrscht
Wahlfreiheit“ ist der Geschwisterbonus von 36 Mona-
ten, der immer noch nicht vom Tisch ist.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Anders als bei Ihnen!)


Frau Humme hat darüber gesprochen und gesagt, im
Moment will nur der Bundesrat das. Wer hat denn im

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(C (D undesrat die Mehrheit? Der Bundesrat wird bestimmt urch die CDU/CSU-Ministerpräsidenten. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das ist auch gut so!)


as ist kein Niemand, der das fordert. Ihre Ministerprä-
identen wollen die 36 Monate Geschwisterbonus; das
uss man ganz deutlich sagen.

Jede und jeder von uns weiß, dass die Möglichkeiten,
n den Beruf zurückzukehren, die Karrierechancen und
ie Altersvorsorge mit der Auszeit vom Beruf, die je-
and nimmt, schlechter werden; Sie haben vorhin auch

arüber gesprochen. Mit dem erklärten Ziel des Eltern-
eldes ist das nicht zu vereinbaren.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das stimmt auch nicht!)


m Übrigen kostet diese Forderung – das ist jetzt schon
lar, das ist errechnet – über 100 Millionen Euro. Des-
alb, Frau Ministerin, können Sie sicher sein, dass die
rüne Fraktion an dieser Stelle alles dafür tun wird, dass
ie Regelung, die von der CDU/CSU verlangt wird,
icht in Kraft tritt. Ich fordere die große Koalition auf:
etzen Sie ein eindeutiges Zeichen, verabschieden Sie
ich von dieser Regelung!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss möchte ich auf den Zivildienst einge-
en. Mit Wehr- und Einberufungsgerechtigkeit hat das,
as sich in diesem Bereich abspielt, nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])


ir haben das in diesem Haus schon einige Male thema-
isiert. In diesem Haushalt stellt sich aber, was Wehr-
nd Zivildienst angeht, nicht nur die Gerechtigkeits-
rage. Schauen Sie sich den Etat einmal an: Die Ansätze
timmen nicht annährend überein mit dem, was wir an
ienstpflichtigen zur Verfügung haben. Sie haben da

lso eine kleine Sparbüchse angelegt. Ich rate Ihnen,
och einmal darüber nachzudenken, die Jugendsozial-
rbeit, die die jungen Menschen leisten können, aufzu-
tocken. Das wäre eine Maßnahme. Legen Sie keine
parschatulle an für Dinge, die wir nicht brauchen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Ministerin, meine Damen und Her-
en, wir erwarten, dass Sie eine ausgewogene Politik für
lle Generationen machen und dass sich dies nicht nur in
onntagsreden widerspiegelt; denn dann würde sich auf-
rund Ihrer Behandlung der Programme Elterngeld, Ge-
chwisterbonus und Ehegattensplitting an der Familien-
olitik langfristig leider nichts ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Nicolette Kressl [SPD]: Abwarten!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604705300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ilse Falk für die

DU/CSU-Fraktion.






(A) )



(B) )


Ilse Falk (CDU):
Rede ID: ID1604705400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eine Haushaltsdebatte bedeutet das Ringen darum, wie
das Geld, das der Staat durch direkte und indirekte Steu-
ern einnimmt, in kluger und umsichtiger Weise den
Menschen wieder zugute kommen kann. Wir erleben das
nun schon seit drei Tagen und finden immer wieder Bei-
spiele dafür. Wir streiten um Geldsummen, deren Höhe
wir uns oft gar nicht mehr selber vorstellen können, und
begründen, warum welche Ausgabe im jeweiligen Haus-
haltsplan gerechtfertigt ist.

Unser Problem ist, dass der Haushalt in sich zwar ein
logisches Zahlenwerk ist, dass sich die Begründung der
einzelnen Ausgaben aber hartnäckig jeder mathemati-
schen Beweisbarkeit entzieht. Das ist natürlich auch
beim Einzelplan 17 nicht anders. Ich will aber trotzdem
den Versuch unternehmen, deutlich zu machen, warum
es gerade bei diesem Haushalt ein hohes ökonomisches
Interesse an der Bereitstellung von Mitteln geben muss.
Gerade dieses Ministerium der Generationen spiegelt
Veränderungen in der Gesellschaft wie ein Seismograf
wider, auf die es zu reagieren gilt, wenn nicht alles noch
viel teurer werden soll.

Eine Vorbemerkung zu den wichtigsten Veränderun-
gen der letzten Jahrzehnte: Männer und natürlich beson-
ders auch Frauen leben neue Lebensentwürfe, weil ihnen
Bildung, Wissenschaft und Forschung völlig neue Per-
spektiven eröffnet haben. Neue Lebensentwürfe bedeu-
tet, dass die Familien neue Formen des Miteinanders
finden müssen. Niedrige Geburtenraten und hohe Le-
benserwartung – gemeinhin als demografischer Wandel
bekannt – fordern uns mächtig heraus. Traditionelle For-
men der Arbeit und lebenslanges Verweilen in demsel-
ben Beruf werden seltener. Weil wir von diesen Verände-
rungen wissen, müssen wir uns damit befassen, was wir
durch diese Veränderungen gewinnen, was wir mögli-
cherweise verlieren und was wir von dem Vertrauten auf
jeden Fall bewahren sollten.

Fangen wir mit dem Beginn des Lebens an. Wir wis-
sen, dass Kinder zuallererst die Beziehung zu ihren
Eltern suchen und dass sie gerade in ihrer ersten Lebens-
phase feste Bezugspersonen und eine liebevolle Zuwen-
dung brauchen, damit sie ihre Talente entfalten können.
Zuwendung bedeutet Anwesenheit, also Zeit. Deshalb
müssen die Eltern ihr Leben so gestalten können, dass
sie Zeit für ihre Kinder haben und dass Familie tatsäch-
lich auch gelebt werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb sollten wir uns freuen, wenn sich Mütter oder
Väter auf ihre Rolle einlassen und zum Beispiel von dem
neuen Elterngeld und den damit einhergehenden Väter-
monaten in möglichst großer Zahl Gebrauch machen.


(Renate Gradistanac [SPD]: Jawohl!)


Ich gehe jetzt nicht auf die Einzelheiten ein. Die Mi-
nisterin hat schon einiges dazu gesagt und das steht bei
der Verabschiedung demnächst auch noch einmal ganz
groß auf der Tagesordnung. Ich will nur so viel sagen:
Das Elterngeld und die Vätermonate sind für uns speziell

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(C (D it der Hoffnung verbunden, dass gerade auch Väter die elegenheit und Chance haben, das Abenteuer Kind und aushalt zu erleben, wodurch sie lernen, die Leistungen er Mütter besser wertzuschätzen, und wodurch sie ihre rfahrungen hoffentlich nutzbringend für alle in die Areitswelt tragen können. Das heißt also: hoher Nutzen ür das Miteinander in der Gemeinschaft und großer Geinn für die Kinder. ine weitere Folge sind positive Auswirkungen auf die ereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit, die von en allermeisten Frauen nun einmal so gewünscht wird. Liebe Kolleginnen und Kollegen, weil wir wissen, ass die Verwirklichung des Wunsches, zwei Berufsfeler miteinander zu vereinbaren, die Zeit für die Familie napper werden lässt und die Kräfte unter Umständen uch überfordert – ich glaube, das müssen wir uns ab nd zu auch einmal eingestehen –, muss die Inanpruchnahme von Dienstleistungen leichter und auch elbstverständlicher werden. urch die Bereitstellung flexibler Kinderbetreuung urch Tagesmütter, Kita oder Hilfen zu Hause, durch die ollständige Absetzbarkeit der Kosten für sozialversiherungspflichtig Beschäftigte im Privathaushalt wie in edem Betrieb (Beifall des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU] und der Abg. Sibylle Laurischk [FDP])


(Renate Gradistanac [SPD]: Ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


nd durch Förderung von Dienstleistungszentren, in de-
en bezahlbare Teilzeitangebote für den Haushalt abge-
ufen werden können, entlasten wir Eltern von den Auf-
aben, die andere ebenso gut oder vielleicht sogar besser
rledigen können, und verschaffen wir ihnen Freiräume,
ie für das entspannte Miteinander in der Familie not-
endig sind.

Die Konsequenz ist: Die Nachfrage von Dienstleis-
ungen schafft Arbeitsplätze und damit natürlich auch
orteile für diejenigen, die sich zwar selber diese Hilfe
icht leisten können, aber Arbeit suchen. Wir haben hier
it der verbesserten Absetzbarkeit von Kinderbetreu-

ngskosten und haushaltsnahen Dienstleistungen rück-
irkend zum 1. Januar dieses Jahres erste Schritte getan.
ber von der Verwirklichung der Idee „Haushalt als Be-

rieb“ sind wir leider doch noch ein ganzes Stück ent-
ernt.

Wir haben es im privaten Haushalt mit einem riesi-
en Schwarzarbeitsmarkt zu tun. Deshalb sollten wir al-
es daransetzen, attraktive Angebote für reguläre Arbeit
u machen.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Vollkommen richtig!)


as wäre nicht nur gut investiertes Geld, sondern es
önnte auch dazu ermutigen, den so lange diskreditieren
rbeitsplatz Haushalt aufzuwerten, sowohl als Ausbil-
ungsberuf, als anspruchsvolle Fortentwicklung zu
elbstständiger Haushaltsführung als auch für einfachere






(A) )



(B) )


Ilse Falk
Arbeiten für Menschen mit eher praktischen Fähigkei-
ten. Das Ziel sind der Abbau von Schwarzarbeit und die
Schaffung neuer sozialversicherungspflichtiger Arbeits-
plätze.

An dieser Stelle ein Wort zu der immer wieder ange-
sprochenen Kinderarmut. Kinderarmut ist immer ab-
hängig von der Lebenssituation der Eltern. Es spiegelt
sich in den Zahlen wider, dass wir es mit einer hohen Ar-
beitslosigkeit zu tun haben. Deshalb ist das Wichtigste,
was wir für die Kinder tun können, um sie aus der Armut
herauszuholen, all unsere Kraft darauf zu verwenden,
Arbeitsplätze zu schaffen, und zwar auch im Bereich
Haushalt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


Bleiben wir einen Moment bei der Wirtschaft. Auch
sie kann dazu beitragen, Fehlentwicklungen und hohe
Folgekosten zu vermeiden. Familiengerechte Arbeits-
plätze und Betriebsstrukturen, die auch die Wahrneh-
mung von Familienaufgaben zulassen, müssten im
ureigenen Interesse der Unternehmen liegen. Gerade Ar-
beitgeber sollten nicht unterschätzen, wie wichtig gute
Rahmenbedingungen für das Aufwachsen von Kindern
sind, damit sie später einmal – da sollten die Unterneh-
men ganz egoistisch sein – tüchtige Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen oder aber verantwortungsvolle
Chefs werden, die wir uns in stärkerem Maße wünschen.


(Iris Gleicke [SPD]: Allerdings!)


Sowohl Tugenden wie Pflichterfüllung, Pünktlichkeit
und gegenseitiger Respekt als auch das Verständnis von
ethischer Unternehmensführung werden im Elternhaus
grundgelegt. Darüber hinaus erwarten wir von Unterneh-
mern, dass sie sich, wenn nicht bereits geschehen, noch
stärker der Ausbildung Jugendlicher annehmen. Ich
weiß, es wird vielfach beklagt, dass Jugendliche nicht
die nötigen Voraussetzungen mitbrächten, die für eine
Erfolg versprechende Ausbildung nötig seien. Aber weil
eben alles mit allem zusammenhängt, müssen wir die
Defizite aufzeigen und Hilfestellung geben. Deshalb bin
ich dem Arbeitsminister dankbar, dass er gerade Jugend-
lichen, die besondere Schwierigkeiten haben, einen Aus-
bildungsplatz zu finden, mehr Chancen auf dem Arbeits-
markt eröffnen will.

Weil wir wissen, dass die Unsicherheit der Eltern in
der Erziehung häufig groß ist und ihnen eine Vielzahl
von Miterziehern das Leben noch zusätzlich schwer
macht, müssen wir sie in ihrer Erziehungskompetenz
stärken und sie ermutigen, die ihnen – ganz altmodisch –
zuvörderst obliegende Pflicht der Erziehung verantwor-
tungsvoll wahrzunehmen. Politik muss aber auch mit der
Verbesserung frühkindlicher und schulischer Bildung,
der Qualifizierung der Erziehenden, der Stärkung der
Lehrkräfte und der Verbesserung des schulischen Um-
felds Ernst machen. Diese Bereiche finden sich zwar
nicht alle im Bundeshaushalt wieder, aber es spielt eben
alles zusammen.

Wo Fehlentwicklungen zu befürchten sind oder be-
reits sichtbar werden, brauchen wir mehr präventive An-
gebote, damit nicht aus kleinen Anfängen große Schädi-

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(C (D ungen entstehen. Erziehungsberatung und ambulante rziehungshilfen sind teuer, aber immer noch preiswer er als Reparaturmaßnahmen. as gilt natürlich auch für den Bereich – die Ministerin at ihn vorgestellt – der aufsuchenden Hilfen, das heißt, amilien werden zu Hause aufgesucht, weil diese Fami ien nicht zu den Hilfseinrichtungen kommen und sie aners nicht zu erreichen sind. Wir müssen Familien egleiten, um die Kinder aus dem Teufelskreis der Areitslosigkeit ihrer Eltern, in dem sie aufwachsen, zu bereien. Die aufsuchende Hilfe ist hochkomplex und kosteninensiv. Dabei ist es sehr wichtig, die Kinder im Blick zu ehalten. Es lohnt sich für die Kinder und die Eltern. ber – das kann man immer wieder feststellen – es lohnt ich auch für die Kasse. Was für das Aufwachsen der Kleinkinder gilt, setzt ich in allen Altersstufen fort. Jugendliche brauchen in er schwierigen Phase des Erwachsenwerdens eine gute ischung aus Begleitung und Herausforderung, damit ie ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln. Hier etzt der Einzelplan 17 wichtige Akzente, zum Beispiel it der Förderung vielfältiger Angebote der Jugend rbeit, der Finanzierung von Freiwilligenjahren und aßnahmen zur Unterstützung bürgerschaftlichen ngagements. Mittel zur Integration junger Menschen mit uwanderungsgeschichte dienen der Konfliktprävention benso wie der Verbesserung ihrer Ausbildungschancen. as alles sind wertvolle Investitionen in die Zukunft. Im Bundeshaushalt 2007 sind mehr als 5 Milliarden uro für die Generationen veranschlagt. Darüber hinaus erden jährlich etliche Milliarden – die Zahlen schwanen – für staatliche Maßnahmen und Leistungen für Failien in unterschiedlichen Lebenslagen aufgewendet. ir unterstützen das Familienministerium ausdrücklich n seinem Vorhaben, dieses Geld effektiver einzusetzen. as System staatlicher Familienleistungen soll sortiert nd bilanziert werden. Es wird geprüft, ob wir künftig ie Ausgaben in einer Familienkasse bündeln, um sie geauer und zielgerichteter einsetzen zu können. Ich komme zum Schluss. Unternehmensbilanzen ann man auf Euro und Cent nachrechnen. Soziale Bianzen hingegen bilden Zukunftsfähigkeit ab. Lassen Sie ns öfter die gesellschaftlichen Zusammenhänge in den lick nehmen, damit wir die knapp gewordenen Finanzittel klug anlegen. Die Sozialhaushälter aller Ebenen erden es uns danken. Das Wort hat nun die Kollegin Sibylle Laurischk, DP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau inisterin, ich möchte vorab etwas zu Ihren Ausfüh ungen anmerken. Das Elterngeld wirft nach meinem Sibylle Laurischk Dafürhalten verfassungsrechtliche Fragen auf, die noch zu klären bleiben. Dazu wird gerade die FDP in der Zukunft noch einiges zur Diskussion beisteuern. Darauf möchte ich kurz hinweisen, weil die Haushaltsmittel in diesem Bereich deutlich aufgestockt werden. Zur Kinderarmut haben Sie nach meinem Dafürhalten nichts Substanzielles gesagt. Dabei ist die Kinderarmut ein Problem, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ich hätte mir durchaus vorstellen können, dass Sie zum Beispiel auf das Unterhaltsvorschussgesetz oder auf den Kinderzuschlag eingegangen wären. Sie verantworten auch die Mittel für die Integration junger Zuwanderinnen und Zuwanderer. Diese Mittel werden wie im Vorjahr – ich zitiere aus den Anmerkungen zum Haushaltsplan – „bedarfsgerecht“ veranschlagt. 19 Prozent eines Jahrgangs von Schülern mit Migrationshintergrund verlassen die Schule ohne Abschluss. Damit wächst ein großer sozialer Sprengsatz heran. Die Bedeutung von Integration durch Spracherwerb hat auch der Bundesinnenminister in seiner Haushaltsrede für seinen Bereich „Integrationskurse für Erwachsene“ deutlich gemacht. Aber auch er stockt die Ansätze für die Integrationskurse 2007 nicht auf. Ich weise an dieser Stelle insbesondere darauf hin, dass die Integrationskurse für Mütter und Kinder mit Migrationshintergrund nicht ausreichend wahrgenommen werden können, weil die notwendigen Mittel fehlen. Ich halte es für wichtig, dass Sie sich als Frauenund Familienministerin gerade um diese Möglichkeiten verstärkt kümmern. Das Abhalten eines Integrationsgipfels reicht eben nicht aus. An dieser Stelle möchte ich auf etwas hinweisen, was mich in der jüngsten Berichterstattung sehr erschüttert hat. Die Situation muslimischer Frauen ist mittlerweile so schwierig, dass sich eine Anwältin in Berlin, die diese Frauen vertritt, nicht mehr in der Lage sieht, ihren Beruf auszuüben, weil sie ebenfalls Angriffen ausgesetzt ist. Ich meine, dass die Frauenministerin der Bundesrepublik zu diesem Thema etwas hätte sagen müssen. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604705500

(Beifall bei der FDP)

Sibylle Laurischk (FDP):
Rede ID: ID1604705600




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


Es ist nach meinem Dafürhalten eine sehr bedenkliche
Entwicklung, wenn eine Anwältin, die als Mitglied der
Anwaltschaft Organ der deutschen Rechtspflege ist, ih-
ren Beruf wegen integrationspolitisch fragwürdigen Zu-
ständen in Deutschland aufgibt. Wir müssen in dieser
Frage ganz intensiv arbeiten. Egal welches Ministerium
oder welcher Ausschuss, wir sind hier als Abgeordnete
gefordert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin der Meinung, dass junge Migrantinnen und
Migranten vom Europäischen Jahr der Chancengleich-
heit für alle 2007 profitieren sollten. Sie haben ausge-
führt, dass Sie ein Programm „Jugend für Vielfalt und
Demokratie“ auflegen wollen. Wir hoffen auf ein schlüs-
siges Konzept. Das von uns sehr kritisierte so genannte

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(C (D leichstellungsgesetz allein darf nicht als ausreichend etrachtet werden. Hier muss mehr getan werden. Das Europäische Jahr der Chancengleichheit für alle uss auch für Senioren von Bedeutung sein. Wir for ern die Bundesregierung auf darzulegen, wie sie vorgeen will, damit auch Senioren angesprochen werden und n ihrer gesellschaftspolitischen Bedeutung stärker veretzt werden. Sie sprechen zwar ständig von Mehrgeneationenhäusern. Aber das reicht uns als seniorenpolitiche Aussage nicht aus. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ie Formen der Altersdiskriminierung beispielsweise
ind subtil. Das ist insbesondere auf dem Arbeitsmarkt
u spüren. Wir wissen, dass der Altenbericht einige Lö-
ungsvorschläge beinhaltet. Dazu haben Sie bislang
och nichts gesagt. Das Verzögern der Vorlage des Al-
enberichts kritisieren wir ausdrücklich.

Frau von der Leyen, Familienpolitik muss alle Gene-
ationen und beide Geschlechter umfassen. Nur dann hat
as bewährte Netz Familie eine Chance, seinen Mitglie-
ern und Angehörigen Halt und Perspektive zu geben.
rau Ministerin, es bleibt viel zu tun.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604705700

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Spanier für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1604705800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Gerade in Haushaltsdebatten
st es sehr schwer, Wiederholungen zu vermeiden. Auch
ch werde es nicht schaffen; aber ich erlaube mir deswe-
en, auf die grundsätzlichen Fragen nicht näher einzuge-
en.

Frau Ministerin von der Leyen ist auf die demografi-
che Entwicklung und deren Auswirkungen eingegan-
en. Das erspare ich mir.

Ich will mich auf einige wenige Punkte konzentrieren.
rau Ministerin, ich möchte – Sie ahnen es wahrschein-

ich – eine Anmerkung zur Seniorenpolitik machen. Sie
aben vorhin mit Vehemenz, ja geradezu mit Verve von
en Potenzialen, der Leistungsfähigkeit und den Kompe-
enzen der Älteren gesprochen. Das hat mir gut getan.


(Heiterkeit im ganzen Hause – Beifall bei der SPD)


Vom finanziellen Volumen her geht es – wenn man
en Betrag beispielsweise mit dem Zuschuss zur Renten-
ersicherung in Höhe von 78,4 Milliarden Euro ver-
leicht – um eine ganz bescheidene Summe. Es sind ge-
ade einmal 10 Millionen Euro. Übrigens bewegen wir
ns damit auf dem finanziellen Niveau zuzeiten von Rot-
rün. Nichtsdestotrotz ist es Aufgabe des Ministeriums
nd des zuständigen Ausschusses, dafür zu sorgen, dass
ichtige gesellschaftliche Impulse gegeben werden und






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier
dass neue Initiativen, die in der Gesellschaft entstehen,
aufgegriffen und unterstützt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es handelt sich zwar nur um 10 Millionen Euro. Aber
die damit finanzierten Maßnahmen sind in gesellschafts-
politischer Hinsicht durchaus wichtig.

Ich will kurz auf drei Bereiche eingehen. Zur Fortset-
zung der Baumodelle der Alten- und Behinderten-
hilfe: Insgesamt sind es nun bundesweit 39 Projekte.
Hinzu gekommen sind elf Projekte, die unter der Über-
schrift „Das intelligente Heim“ laufen. Das finde ich
sehr gut; denn die Technikunterstützung des Lebens älte-
rer, aber auch behinderter Menschen wird dabei in den
Blickpunkt gerückt. Auch dabei geht es nur um beschei-
dene 2,5 Millionen Euro. Darin stecken aber viele Anre-
gungen. Das erinnert mich an Klostergründungen, als
Mönche ins Land geschickt wurden, die dann eine breite
Öffentlichkeit erreichten.

Neu ist das Modellprogramm „Neues Wohnen – Bera-
tung und Kooperation für mehr Lebensqualität im Al-
ter“. Dessen Budget ist noch kleiner, dennoch ist das ein
wichtiger Ansatz. Es sollen zehn Projekte bundesweit
gefördert werden. Dabei geht es um ganz wichtige The-
men, neue Kooperationsmodelle, damit auch andere Be-
teiligte in den Stadtquartieren zusammengebracht wer-
den können. Mit dem Projekt „Wohnen im Stadtteil“
erreichen wir eine Nähe zum Programm „Soziale Stadt“.
Wir müssen dabei darauf achten, was bezüglich der In-
novationen von überregionaler Bedeutung ist. Auch die-
ses Programm zielt in die richtige Richtung und wird
hoffentlich – ich bin mir sogar sicher – wichtige Impulse
geben.

Ich kann nicht umhin, auf das Aktionsprogramm
„Mehrgenerationenhaus“ zu sprechen zu kommen. Es
ist mit 88 Millionen Euro in unserem kleinen Etat ein di-
cker finanzieller Brocken. Man darf die Mehrgeneratio-
nenhäuser jedoch nicht mit Erwartungen überfrachten.
Mit ihnen werden wir nicht die Probleme und Verwer-
fungen unserer Gesellschaft lösen können, das erwartet
auch niemand. Der Ansatz ist jedoch richtig und da er
heute schon mehrfach beschrieben worden ist, werde ich
nicht weiter darauf eingehen. Stattdessen will ich ein
paar konkrete Anmerkungen machen.

Die ersten 50 Mehrgenerationenhäuser sollen dem-
nächst bewilligt werden. Die Bewerbungen laufen. Ich
habe mir sagen lassen, dass eine große Anzahl von
Onlinebewerbungen eingegangen ist. Das ist sehr erfreu-
lich. Bis zum 20. September läuft die erste Tranche. Ich
bin darauf gespannt, wie die Beurteilung ausfallen wird.
Ich hoffe, wir stimmen darin überein, dass es sich hier
um ein lernendes Programm handelt und man auch prü-
fen sollte, ob es wirklich 27 Kriterien sein müssen, die
man bei der konkreten Vergabe einhalten muss. Ich
möchte darum bitten, die Erfahrungen aus der ersten
Tranche zu nutzen, um hier möglicherweise wichtige
Veränderungen vornehmen zu können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Da es sich hier um einen vagen Begriff handelt, öchte ich ein paar weitere Anmerkungen machen. Es oll sich um einen „offenen Tagestreff“ handeln. Ein weentlicher Bestandteil ist ferner, dass vier Generationen erücksichtigt werden müssen. Zuerst habe ich gestutzt. s geht um Kinder und Jugendliche, Erwachsene, die lteren, also 50 plus, und die Hochbetagten. Jeder mag ich einordnen. Ich erachte es als wichtig, dass gleichzeiig die frühe Förderung von Kindern hier mit verankert erden soll. Ein entscheidendes Bewertungskriterium st, dass Ehrenamtliche und Hauptamtliche auf gleicher ugenhöhe miteinander umgehen. Dieses Kriterium ird sicherlich auch angelegt werden. Ich bin der Meinung, dass die Entscheidungen, die etzt anstehen, transparent gemacht werden müssen. In einem Wahlkreis gibt es mehrere Bewerbungen. Ich in in dieser Angelegenheit völlig neutral. (Sibylle Laurischk [FDP]: Davon gehe ich aus!)


(Beifall der Abg. Iris Gleicke [SPD])


ie Bewerber werden darauf achten, ob sie wirklich
leich behandelt werden. Ich mahne die Gleichbehand-
ung nicht an, sondern setze einfach voraus, dass das
ntscheidungsverfahren die notwendige Transparenz
at.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


elbstverständlich gehört dazu, dass wir regelmäßig
ber den weiteren Fortgang informiert werden.

Bei der Entscheidung ist es sicherlich hilfreich, dass
ine Kooperationsgruppe eingerichtet wird, die eine Art
eiratsfunktion übernehmen soll. Vielleicht sollte man
ber darüber nachdenken, Frau Ministerin, ob wir wirk-
ich noch zwei zusätzliche Gremien brauchen. Brauchen
ir noch einmal einen Nachhaltigkeitsrat? Es gibt im
eutschen Bundestag einen Beirat für nachhaltige Ent-
icklung. Warum soll er sich nicht auch mit unseren
hemen befassen? Wir haben einen Nachhaltigkeitsrat
ei der Bundesregierung verankert. Man sollte noch ein-
al darüber nachdenken, ob ein zusätzlicher Nachhaltig-

eitsrat nicht überflüssig ist. Wenn das Kompetenznetz-
erk wirklich ein neues Gremium wird, sozusagen

nstitutionalisiert wird, dann hätte ich meine Bedenken.
ingegen Fachleute zusammenbringen, das kann man
achen. Das wollte ich mit auf den Weg geben. Zu ei-

em „lernenden Programm“ gehört auch, dass man kriti-
che Nachfragen stellen kann und das eine oder andere
berprüft.

Wir werden uns mit der Lage der älteren Generation
icherlich noch ausführlicher befassen, wenn wir den
ünften Bericht zur Lage der älteren Generation hier im
aus diskutieren.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Hoffentlich bald!)


Da gebe ich Ihnen Recht. – Deswegen möchte ich zwei
nregungen geben. Die Situation der älteren Migranten

st ein Schwerpunkt in dem fünften Altenbericht. Man
ollte auch einmal auf die Lage der älteren Menschen






(A) )



(B) )


Wolfgang Spanier
mit geistiger Behinderung eingehen. Es hat historische
Gründe, auf die ich nicht näher eingehen muss, dass jetzt
zum ersten Mal Menschen mit geistiger Behinderung in
das Seniorenalter hineinwachsen. Wir sollten überlegen,
ob wir Impulse setzen können, um die besonderen Be-
dürfnisse dieser älteren Menschen zu berücksichtigen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ganz zum Schluss noch eine Bemerkung, die ich mir
nicht verkneifen kann. Als ich zur Einbringung des
Haushalts 2006 eine kleine Rede halten durfte, bin ich
auf das Heimgesetz eingegangen. Wir waren uns alle ei-
nig, wie das geregelt werden sollte.


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das Heimgesetz muss Bundesrecht bleiben!)


Mittlerweile ist die Föderalismusreform in Kraft. Leider
hat es sich ergeben, dass die Länder mit 14 : 2 Stimmen
nicht bereit waren, auf unsere übereinstimmende Vor-
stellung einzugehen.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Leider!)


Das ist bedauerlich. Wir hätten die Chance gehabt, nicht
nur die stationäre Altenhilfe, sondern auch die ambu-
lante Altenhilfe durch eine Modifizierung des Heimge-
setzes zu fördern und zu unterstützen. Ich hoffe, dass die
16 Länderparlamente diese Aufgabe sobald wie möglich
in Angriff nehmen. Da wir alle den Ländern und den
Länderparlamenten zumindest parteipolitisch verbun-
den sind, würde ich Sie bitten, das zu unterstützen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604705900

Das Wort erhält nun die Kollegin Elke Reinke, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Elke Reinke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604706000

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Frau von der Leyen, Sie haben sich für Ihre Regie-
rungszeit große Ziele gesteckt. Sie wollen junge Fami-
lien in der Phase der Familiengründung unterstützen
– sprich: Elterngeld eingeführt –, den Zusammenhalt
zwischen den Generationen mit den Mehrgenerationen-
häusern stärken und Sie wollen sich mehr um die Kinder
kümmern, die auf der Schattenseite des Lebens geboren
wurden.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig!)


Über das erschreckende Ausmaß der bestehenden Kin-
derarmut hat meine Kollegin Diana Golze bereits ge-
sprochen. An Ihrer Stelle, Frau Ministerin, hätte ich
mich zuerst dieser Herausforderung gestellt. Ich bin sehr
gespannt, welche Antworten Ihr Ministerium auf dieses
dringende Problem entwickelt.

Frau Ministerin, Sie haben erreicht, dass wieder mehr
über Familien gesprochen wird. Ich habe aber den Ein-

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(C (D ruck, dass Sie damit nicht die Familien von Geringverienenden, Erwerbslosen, Studierenden und Auszubilenden meinen. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


ch finde einige Ihrer Grundgedanken richtig. Sie erklä-
en, dass Sie bei der Drehscheibe Mehrgenerationen-
aus sozialpolitische Maßnahmen mit arbeitsmarktpoliti-
chen Instrumenten verbinden wollen. Herausgekommen
st allerdings eine Mischung aus einem ausgeweiteten
iedriglohnsektor und ehrenamtlicher Arbeit. Ihr
ienstleistungsunternehmen Mehrgenerationenhaus ist
ichts anderes als eine moderne Fassung der alten
ienstmädchengesellschaft.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch die Leute, die zu Armutslöhnen diese Arbeit ver-
ichten müssen, haben oftmals Kinder, die dann wieder
m Schatten der Armut groß werden müssen.


(Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Blödsinn, dein Name sei PDS! – Christel Humme [SPD]: Meinen Sie das alles ernst?)


ür Sie, Frau von der Leyen, ist das Mehrgenerationen-
aus eine Antwort auf das Verschwinden der traditionel-
en Großfamilie. Sie wollen auf der einen Seite künstlich
amilien erzeugen, auf der anderen Seite werden Fami-

ien durch eine völlig verfehlte Arbeitsmarktpolitik zer-
issen. In Sachsen-Anhalt ist das völlig normal. Für die
iedrigverdienenden ist es zumutbar, dass sie von ihren
amilien getrennt werden.

In meinem Bekanntenkreis ist ein fünffacher Fami-
ienvater mehrere Jahre lang quer durch die Bundesrepu-
lik zu verschiedenen Arbeitsorten gefahren, um seine
amilie zu versorgen.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Ja, und?!)


or einem Jahr hat er seine Arbeit verloren. Jetzt hat er
eit und er hat neue Zukunftsängste. Die Bundesagentur

ür Arbeit fordert ihn jetzt auf, seine Wohnung zu verlas-
en, weil sie nicht mehr angemessen ist. Jahrelang hat er
ersucht, diesen Wohnsitz zu erhalten. Er hat alles ver-
ucht, damit seine Familie in diesem Umfeld bleiben
ann. Nun wird sie aus diesem sozialen Umfeld heraus-
erissen. Die Agentur wird ihm auch keine neue Stelle
ermitteln, weil es genug jüngere Arbeitssuchende gibt,
ie nun ebenfalls wochenlang durch die Republik reisen.
ie erklärt er seinem ältesten Sohn, dass er jetzt eine
enehmigung braucht, wenn er aus dem Haushalt der
ltern ausziehen will?

Nur zur Erinnerung: Durch den Arbeitslosengeld-II-
ezug des Vaters ist die Familie jetzt eine Bedarfsge-
einschaft. Nun kommen Sie mir nicht damit, dass Sie

agen: Das ist ein Einzelfall. Ich kann Ihnen etliche die-
er Fälle schildern; daran sind Familien zerbrochen.
enn Sie mit offenen Augen durch Ihren Wahlkreis ge-

en, dann werden Sie Fälle dieser Art sicherlich eben-
alls sehen.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Elke Reinke
Machen wir es uns nicht zu einfach. Als gewählte
Volksvertreter sollten wir Probleme offen benennen. Un-
bequeme Wahrheiten auszusprechen, ist kein Populis-
mus, im Gegenteil: Unsere Wähler und Wählerinnen
erwarten klare Worte. Ihre Ankündigung zu den Mehr-
generationenhäusern hat ein reges Interesse bei vielen
freien Trägern und sozialen Institutionen hervorgerufen.
Sie hofften auf qualifizierte Arbeitsplätze und auf finan-
zielle Unterstützung, um neue Projekte zu entwickeln
bzw. um bestehende auszubauen. Das war in meinem
Wahlkreis nicht anders.

Doch nach genauem Studium der Ausschreibungsun-
terlagen blieb von der geweckten Erwartung nicht allzu
viel übrig. Eine Förderhöhe von jährlich 40 000 Euro für
ein Projekt hört sich nach sehr viel an. Von diesem Be-
trag sind 50 Prozent für Personalkosten vorgesehen. Da-
von kann man gerade einmal eine halbe Stelle finanzie-
ren, wenn man nach Tarif zahlt. Die Förderung ist
teilweise an fragwürdige Bedingungen gebunden. Pro-
jektteilnehmer werden unter anderem aufgefordert, Wer-
befahrten zu anderen Mehrgenerationenhäusern zu ver-
anstalten. Das Ganze ist also nichts anderes als eine gut
durchdachte Propagandaveranstaltung für Ihr Ministe-
rium.


(Beifall bei der LINKEN)


Ihr Mehrgenerationenhaus könnte – aber nur, wenn es
finanziell solide ausgestattet wäre – als ein soziales Zen-
trum funktionieren. Hier könnten Jüngere und Ältere,
Menschen mit und ohne Behinderung lernen, respektvoll
und gleichberechtigt zusammenzuleben.

Es gibt viele Tätigkeitsfelder, durch die Familien un-
terstützt werden können und durch die gleichzeitig neue
Erwerbsarbeit entsteht, die so dringend benötigt wird.
Sie argumentieren, dass sich viele ältere Bürger mehr so-
ziale Nähe wünschen und gerne gebraucht werden wol-
len. Senioren bieten nicht nur Hilfe an. Immer mehr
ältere Menschen brauchen Unterstützung, weil das Pro-
blem der Altersarmut immer prekärer wird. Diese Ent-
wicklung hat Ihre Regierung mit der Fortentwicklung
von Hartz IV und der Halbierung der Rentenbeiträge für
ALG-II-Empfänger verstärkt.

Wenn die Regierung keine armutsfesten Min-
destrenten einführt, dann werden Ihre Mehrgeneratio-
nenhäuser noch einen ganz anderen Schwerpunkt be-
kommen: Ältere Menschen müssen untereinander die
Solidarität ersetzen, die die Gesellschaft ihnen gegen-
über nicht mehr aufbringt.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


Ein Dialog zwischen den Generationen ist notwendig.
Dazu muss der Staat keinen künstlichen Familienersatz
schaffen. Sie können sich ein Programm in dieser Form
sparen. Sie könnten mit diesem Geld dem Ziel einer be-
darfsdeckenden und beitragsfreien Kinderbetreuung ein
großes Stück näher kommen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das Wort hat nun die Kollegin Monika Lazar, Bünd is 90/Die Grünen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich öchte mich in meinem Beitrag auf das Bundesproramm gegen Rechtsextremismus, für Vielfalt und oleranz beziehen. Frau Bundesministerin von der eyen hat dankenswerterweise schon dieses neue Proramm erwähnt. Allerdings ist die Aussicht für viele Akeure leider nicht so rosig, wie das hier geschildert urde. Nach monatelanger Unklarheit darüber, ob das Geld anz gestrichen, gekürzt oder für neue Inhalte ausgegeen werden soll, blieb der Ansatz für 2007 nun doch betehen. Das ist erfreulich. Aber wie geht es jetzt weiter? Ende 2006 laufen die bisherigen Bundesprogramme Civitas“ und „Entimon“ nach fünfjähriger Modellphase us. Diese Modellphase war ausgesprochen erfolgreich. ürgerinnen und Bürger lernten in Projekten vor Ort, ivilcourage zu zeigen. Es gab Aufklärung, unter ande em in Schulen und Behörden. Opfer rechtsextremer Gealt bekamen endlich spezifische Hilfe. Viel Erfahrung nd Fachwissen liegen jetzt vor. Der Bund ist nun in der erantwortung, die gewachsenen Strukturen auch wei erhin zu unterstützen. (Iris Gleicke [SPD]: Vor allen Dingen aber auch die Länder, Frau Kollegin! Thüringen!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604706100
Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604706200

Selbstverständlich. Darüber sind wir uns einig.


(Iris Gleicke [SPD]: Gut!)


as ist doch überhaupt kein Problem. Ich bin ja erst am
nfang; darauf komme ich noch.

Bundesfinanzmittel zur Stärkung der Zivilgesellschaft
ind im Entwurf 2007 wieder eingeplant. Die entschei-
ende Frage ist: Für welche Projekte und auf welchem
eg soll dieses Geld ausgegeben werden? Dazu sind die

orstellungen der Bundesregierung leider noch unkon-
ret. Was wird etwa aus den mobilen Beratungsteams,
en Netzwerkstellen und der Opferberatung


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Diana Golze [DIE LINKE])


nd was aus Aussteigerprojekten wie „Exit“? Für sie
eht die Zitterpartei weiter, auch wenn im Haushalt die
leiche Summe zur Verfügung stehen wird. Viele Träger
ind stark verunsichert, müssen Büros schließen und sich
rbeitslos melden; Kollegin Golze hat dankenswerter-
eise auch darauf schon hingewiesen. Sollen sich etwa
ie Rechtsextremen ab dem nächsten Jahr freuen, wenn
ie engagierten Aufklärer nicht mehr vorhanden sind?
ch kann und will mir das nicht vorstellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])


Natürlich müssen sich auch die Länder an der Finan-
ierung angemessen beteiligen.


(Iris Gleicke [SPD]: Allerdings!)







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(B) )


Monika Lazar
Wir wissen, dass nicht alle das tun. Thüringen gibt da
leider ein sehr schlechtes Beispiel.


(Iris Gleicke [SPD]: Das ist wohl wahr!)


Ich hoffe, ab nächstem Jahr tut sich da etwas. Aber es
sieht nicht allzu gut aus.

In Sachsen zum Beispiel haben etliche Projekte Geld
aus dem Programm „Weltoffenes Sachsen“ erhalten,
aber oft erst, nachdem dieses durch das Bundespro-
gramm „Civitas“ gefördert wurde. Durch das neue Bun-
desprogramm, das Anfang 2007 beginnt, entsteht aber
ein Übergangszeitraum. Dann wird es für die Projekte
schwierig, da es Anfang des Jahres Zusagen weder vom
Bund noch vom Land gibt. Diese Lücke muss noch ge-
schlossen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch beim Antragsverfahren sind Veränderungen
angedacht. Künftig sollen nur noch die Kommunen An-
träge auf Fördergelder stellen dürfen. Ich halte es für
richtig, dass die Verantwortung der Kommunen gestärkt
wird. Leider aber sind viele Kommunen und Landkreise
oft noch Teil des Problems. Ihnen fehlt die Sensibilität
für das Thema oder, schlimmer noch, sie teilen die An-
sichten. Gerade dort aber ist die Arbeit gegen Rechts-
extremismus nach wie vor notwendig. Wenn jedoch freie
Träger selbst keine Förderanträge mehr stellen können,
besteht die Gefahr, dass sie zu Bittstellern werden.

Deshalb brauchen wir ein gemeinsames Recht für
Kommunen und Träger vor Ort, Fördermittel zu beantra-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Diana Golze [DIE LINKE])


Nur so können sich beide auf Augenhöhe gleichberech-
tigt gegenüberstehen. Nur so wird es auch eine inhaltli-
che Auseinandersetzung geben, die gleichberechtigt ab-
laufen kann.

Es gibt in den Ländern und Kommunen viele Aktio-
nen, um die Zukunft der Strukturprojekte abzusichern.
Aktiv sind dabei Menschen aus allen demokratischen
Parteien. Zum Beispiel hat die CDU-Landtagsfraktion
von Mecklenburg-Vorpommern in einem Brief vom
15. August an Bundeskanzlerin Merkel geschrieben
– ich zitiere –:

Leider zeigt sich, dass die demokratische Grund-
ordnung in unserem Land noch nicht tief genug ver-
ankert ist, als dass sie nicht doch noch ins Wanken
geraten kann.

Diese Warnung sollte auch die Bundesregierung ernst
nehmen und den gefährlichsten Feinden unserer Demo-
kratie, den Rechtsextremen, keinen Raum lassen. Zu die-
sem Kampf gehört, die Initiativen zu stärken, inhaltlich
und finanziell.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In dem Brief heißt es weiter:

In den letzten Monaten hat die CDU-Landtagsfrak-
tion mit unterschiedlichen Partnern eine Reihe

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(C (D kleinteiliger Veranstaltungen … organisiert. Dabei haben uns die kompetenten Mitarbeiter des mobilen Beratungsteams … durch Detailkenntnis und Kompetenz geholfen. Wir halten deren Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern auch in der Zukunft für unerlässlich und wünschen uns, dass der Bund hier auch künftig seinen finanziellen Beitrag leistet. as ist eine sehr eindeutige Aussage. Leider gibt es noch keine Antwort von der Bundesanzlerin. Ich hoffe, sie will nicht abwarten, ob die NPD m 17. September in den Landtag von Mecklenburgorpommern einzieht, um dann gegebenenfalls hektisch u reagieren. Ich hoffe ebenfalls, die Bundesregierung findet rechteitig Lösungen für die Strukturprojekte, damit sie sich anz auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren können nd nicht länger als Bittsteller von Tür zu Tür laufen üssen. So viel sollte unsere Demokratie uns allen wert ein. Alle Bürgerinnen und Bürger müssen sich für unere Demokratie einsetzen. Auch die Politik muss ihre ufgaben erledigen. Wir haben jetzt die Chance, Zivil ourage nicht nur moralisch, sondern auch finanziell zu nterstützen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604706300

Ich erteile das Wort dem Kollegen Johannes Sing-

ammer, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1604706400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die Familie steht vor einer Renaissance. Wir wollen
iejenigen unterstützen, die in einer Familie zusammen-
eben. Die erste finanzwirksame Entscheidung des Haus-
alts 2006 war die bessere steuerliche Anrechenbarkeit
er Kinderbetreuung. In diesem Haushalt, dem Haushalt
007, spielt das Elterngeld eine zentrale Rolle.

Wir wollen – und tun das auch – eine moderne Fami-
ienpolitik betreiben, allerdings keine Familienpolitik
hne Grundsätze. Wir wissen, Familie ist nicht das Idyll
m Winkel. Harte Realität ist auch, dass immer mehr
hen geschieden und weniger geschlossen werden, viele
enschen zeitlebens kinderlos bleiben und die Öffent-

ichkeit immer öfter über spektakuläre Fälle von Kindes-
isshandlung diskutiert.

Für die ganz große Mehrheit der Menschen in
eutschland ist das Zusammenleben in der Familie

rotzdem erwünscht, erhofft und auch alternativlos. In ei-
er vor kurzem veröffentlichten Umfrage des Allens-
ach-Instituts wurde untersucht, welche Gruppe sich als
esonders glücklich empfinde. Ich glaube, es erstaunt
enig, dass sich vor allem Eltern mit kleinen Kindern

rotz aller Probleme als besonders glückliche Gruppe
mpfinden. Deshalb macht es Sinn, Familienpolitik zu
etreiben und diese als roten Faden zu betrachten. Denn






(A) )



(B) )


Johannes Singhammer
wenn es den Familien in unserem Land gut geht, dann
geht es auch unserem Land gut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir wissen, dass sich die Lebensmodelle von Fami-
lien in den vergangen Jahrzehnten mehr verändert haben
als in den vergangenen Jahrhunderten.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie darauf reagieren!)


Dem tragen wir Rechnung: mit der Einführung des El-
terngelds, mit der Förderung der besseren Vereinbarkeit
von Familie und Beruf, mit dem besseren Schutz von
Kindern vor Vernachlässigung und mit der besseren Ein-
bindung der älteren Generation durch die Nutzbarma-
chung der Potenziale des Alters vor dem Hintergrund ei-
ner veränderten demografischen Alterspyramide.

Wichtig ist aber auch – lassen Sie mich das an dieser
Stelle sagen –, dass es beim Haushalt, bei der Einbrin-
gung des Haushalts, der Diskussion darüber und der Ent-
scheidung über die Ausgaben, nicht ausschließlich da-
rum geht, Realitäten zur Kenntnis zu nehmen und zu
verwalten, sondern auch darum, zu gestalten. Zum Ge-
stalten gehört, dass nicht auf Leitbilder verzichtet wird.
Familienpolitik und Leitbilder gehören zusammen. Es
lohnt sich, die Leitbilder wieder in den Fokus zu rücken,
die unser Grundgesetz aus gutem Grund gewählt hat. In
Art. 6 des Grundgesetzes steht:

Ehe und Familie stehen unter dem besonderen
Schutze der staatlichen Ordnung.

Das ist auch gut so.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah! Jetzt kommen wir mal zur Sache!)


– Wenn Sie die Verfassung ändern wollen, sollten Sie
das hier sagen. Wir wollen das nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir folgen dem Grundsatz der Wahlfreiheit.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Herr Singhammer, das steht da nicht drin!)


– Gleich komme ich noch zu Ihnen.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Drohen Sie uns bitte nicht!)


Der Grundsatz der Wahlfreiheit bedeutet für uns vor
allem, dass es in der Verantwortung der Eltern liegt, wie
sie ihre Kinder betreuen und erziehen.

Für uns ist es wichtig, dass sich die Väter und Mütter
entscheiden können, ob sie sich ganz der Familie wid-
men oder wie sie Familie und Erwerbsarbeit miteinander
verbinden. Wir haben in der Vergangenheit überwiegend
auf die Betreuung der Kinder innerhalb der Familie ge-
setzt. Wegen der veränderten gesellschaftlichen Bedin-
gungen fördern wir heute zugleich die Betreuung außer-
halb der Familie.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


erade diese Frage wird sich vermehrt im Zusammen-
ang mit der Einführung des Elterngeldes stellen.

Eines sage ich Ihnen aber auch – um einmal Wahlfrei-
eit an einem praktischen Beispiel zu dokumentieren –:
rau Haßelmann, Sie haben das Ehegattensplitting an-
esprochen. Sie wollen das Ehegattensplitting zum Teil
chleifen


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Schleifen? – Sibylle Laurischk [FDP]: Das ist ein Vorschlag der CDU/ CSU! Der Vorschlag kommt aus Ihren Reihen!)


nd begründen das mit einem besonderen Zugewinn an
umanität. Ich bitte Sie, auch einmal an die Millionen
on Frauen zu denken, die in der Vergangenheit einen
nderen Lebensentwurf gewählt haben


(Nicolette Kressl [SPD]: Aber nicht immer freiwillig! – Sibylle Laurischk [FDP]: Die nach zehn Jahren Ehe zu mir sagen: Hätte ich das gewusst!)


nd die jetzt, nachdem die Kinder aus dem Haus sind
Sie wollen ja das Ehegattensplitting erkennbar daran

nüpfen, ob Kinder im Haus sind oder nicht – und weil
ie sich ganz der Kindererziehung gewidmet haben, ein
esentlich geringeres Alterseinkommen haben als ihr
hemann. Wenn Sie das Ehegattensplitting jetzt schlei-

en, dann treffen Sie Millionen dieser Frauen. Das ist
ein Zugewinn an Humanität, sondern – das sage ich Ih-
en an dieser Stelle – eine ganz grobe Ungerechtigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604706500

Herr Kollege Singhammer, gestatten Sie eine Zwi-

chenfrage der Kollegin Deligöz?


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1604706600

Ich gestatte eine Zwischenfrage, wenn Sie die richtige

rage stellen, Frau Deligöz.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben nicht Sie zu entscheiden!)



Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604706700

Herr Singhammer, ich stelle Ihnen immer die richtige

rage; das wissen Sie doch.

Geben Sie mir Recht, wenn ich sage: Eine Familie mit
wei Einkommen – die Frau ist womöglich als Verkäufe-
in im Supermarkt tätig, der Mann als Fernfahrer; beide
erdienen also nicht viel – hat, obwohl beide Ehepartner
rbeiten, um ihrer Familie einen Mindestunterhalt zu ge-
ährleisten – denn beide sind keine Großverdiener –,
ichts vom Ehegattensplitting. Denn bei einem etwa
leich hohen Einkommen ist der Betrag, der sich aus
em Ehegattensplitting ergibt, für diese Familie null. Im
leichen Zug hat ein sehr gut verdienender Ehemann






(A) )



(B) )


Ekin Deligöz
– ein Bundestagsabgeordneter, sagt meine Kollegin
Schewe-Gerigk – mit einer Frau, die nicht erwerbstätig
und zu Hause ist, bei diesem Einkommen Vorteile von
bis zu 8 000 Euro, und dies auch ohne Kinder.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das weiß Herr Singhammer!)


Dies ist ungerecht gegenüber Kinder erziehenden Eltern,
die trotz ihres niedrigen Einkommens die Kosten für ihre
Kinder tragen müssen.

Stimmen Sie mir darin zu, dass es ein Aspekt der Ge-
rechtigkeit ist, Familien, die die Verantwortung überneh-
men, Kinder zu erziehen, staatlich mehr zu unterstützen
als diejenigen, die keine Kinder haben! Das müsste doch
eigentlich auch in Ihrem Programm stehen. Denn auch
Sie definieren „Familie“ als den Ort, wo Menschen mit-
einander und füreinander Verantwortung übernehmen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604706800

Frau Kollegin, Sie hatten sich zu einer Zwischenfrage

gemeldet.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604706900

Das ist eine Zwischenfrage. Ich würde gern wissen,

ob mir Herr Singhammer da zustimmt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604707000

Wenn ich mir nicht notiert hätte, dass ich Ihnen zu ei-

ner Zwischenfrage das Wort erteilt habe, könnte ich das
gar nicht mehr als solche erkennen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Deswegen wäre es gut, wenn nach der bestellten guten
Frage nun auch eine gute Antwort erfolgte.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604707100

Ich habe ja von Ihnen gelernt, dass gut Ding Weile

braucht, Herr Lammert. Von daher stelle ich jetzt meine
Frage.


(Zuruf der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Das war liebenswürdig von mir gemeint.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1604707200

Das hat auch jeder so verstanden. Es muss jetzt auch

wirklich damit sein Bewenden haben. Der Kollege Sing-
hammer sollte den Teil der Ausführungen, die er als
Frage verstanden hat, beantworten.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604707300

Dann stelle ich meine Frage: Wie vereinbaren Sie das

mit Ihren CSU-Grundsätzen? Diese Gerechtigkeitsfrage
würde mich sehr interessieren.

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(C (D Frau Kollegin Deligöz, ich werde mich bemühen, Ihre ragen umfassend zu beantworten. Zunächst einmal haben Sie danach gefragt, ob das hegattensplitting bei dem von Ihnen skizzierten Beipiel eines Ehepaares, das über ein gleich hohes Einommen verfügt, zu Begünstigungen führt. (Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist null!)

Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1604707400

as ist ganz klar zu beantworten – das ist nichts
eues –: In diesem Fall nicht.

Dann haben Sie danach gefragt, ob es gerecht sei,
enn ein Partner mehr und der andere weniger verdient
nd diese Unterschiede im Rahmen des Ehegattensplit-
ings als Vorteil zu Buche schlagen. Dazu möchte ich Ih-
en sagen, dass dieses Zerrbild, das hier gelegentlich
emalt wird – oft werden der Zahnarzt und die Zahnarzt-
attin bemüht, die aus dem Vorteil, den das Ehegatten-
plitting bietet, Tennisstunden bezahlen kann –, so nicht
utrifft. In einer Untersuchung wurde vor kurzem ganz
lar festgestellt, dass das Ehegattensplitting zielgenau
en Familien mit Kindern Vorteile bringt. Damit dient es
enau der Gruppe, der es dienen soll. Dabei bleibt es.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)


Ob Ihnen das passt oder nicht: Es ist so.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


Es kommt noch ein entscheidender Grund hinzu. Ehe-
artner übernehmen in der Ehe eine ganz besondere
erantwortung füreinander, auch unterhaltsrechtlich.
eshalb ist es richtig – das Bundesverfassungsgericht
at dies wiederholt festgestellt –, dass diese besondere
erpflichtung einen besonderen Schutz braucht. Des-
alb ist das Ehegattensplitting zu Recht eingeführt wor-
en. – Ich denke, ich habe Ihre Fragen damit gut beant-
ortet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlecht beantwortet! – Weiterer Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Und die Quelle der Untersuchung?)


Wahlfreiheit – ich möchte auf diesen Punkt zurück-
ommen – erfordert natürlich auch finanzielle Gerech-
igkeit für Familien. Das ist heute schon angesprochen
orden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604707500

Herr Kollege Singhammer, es gibt noch eine Zwi-

chenfrage der Kollegin Lenke.


Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1604707600

Aber sehr gerne.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604707700

Bitte schön.


Ina Lenke (FDP):
Rede ID: ID1604707800

Herr Singhammer, ich möchte noch einmal auf das

Ehegattensplitting zurückkommen. Sie sagen, die Ehe
solle geschützt werden und Kinder sollten vom Staat ge-
fördert werden. In meiner Frage geht es um die finan-
zielle Förderung der Kinder durch den Staat.

Bitte beantworten Sie mir die Fragen: Finden Sie es
richtig, dass Alleinerziehende mit Kindern vom Ehegat-
tensplitting nicht profitieren? Finden Sie es weiterhin
richtig, dass auch eine Frau, die genauso viel verdient
wie ihr Mann und die gleichzeitig die Kinder erzieht,
keinen Vorteil durch das Ehegattensplitting hat?

Das Ehegattensplitting wurde vor 30 oder 40 Jahren
eingeführt, als die Ehefrau zu Hause blieb, Kinder be-
kam und Kinder erzog, während der Ehemann erwerbs-
tätig war. Sind Sie mit mir darin einig, dass wir jetzt eine
Vielfalt von Lebensgemeinschaften haben, auf die die-
ses von Ihnen vielleicht präferierte Modell nicht passt?


(Christel Humme [SPD]: Frau Lenke, das ist aber nicht die Position der FDP!)



Johannes Singhammer (CSU):
Rede ID: ID1604707900

Frau Kollegin Lenke, ich denke, ich habe vorweg ei-

nen Teil Ihrer Frage schon beantwortet. Bei der ganzen
Diskussion gefällt mir nicht – gestatten Sie mir noch
diese Bemerkung –, dass wir uns mit der Frage beschäf-
tigen, wo wir bei der Familie und bei der Ehe noch ein
paar Millionen Euro einsparen können.


(Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Richtig!)


Ich finde diese ganze Richtung falsch. Ich bin der Mei-
nung, dass wir uns überlegen sollten, wie wir noch mehr
für die Familien und gerade für die Kinder tun können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Menschen draußen im Lande erwarten, dass wir ge-
nau darauf und nicht darauf, wo man in diesem Bereich
noch Geld einsparen kann, den Fokus setzen. Das sage
ich im Hinblick auf die Frauen, die eine andere Lebens-
entscheidung getroffen haben und die unter einer Ände-
rung besonders leiden würden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wahlfreiheit erfordert aber auch finanzielle Gerech-
tigkeit für Familien. Das Deutsche Jugendinstitut hat
vor kurzem eine Studie vorgelegt, in der nachgewiesen
wird, dass es allein aufgrund des Geburtenrückgangs
im Jahr 2010 weniger Kinder geben wird und deshalb für
die Beibehaltung des Status quo hinsichtlich der Kinder-
tagesbetreuung weniger Ausgaben nötig sind. Das be-
trifft alle politischen Ebenen, auch die Kommunen. Das
Deutsche Jugendinstitut beziffert die Minderausgaben
auf 3,6 Milliarden Euro.

Unsere Botschaft ist klar: Niemand, der mit Finanz-
planung zu tun hat und für geordnete Haushaltsführung

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(C (D orge trägt – das ist weiß Gott ein schwieriges Unterfanen –, sollte der süßen Versuchung erliegen, durch imer weniger Kinder sich zu immer mehr Einsparungen uf dem Rücken der Familien verführen zu lassen. Zu nde gedacht würde diese Form des Einsparens uns alle rösteln lassen. Eine derartige Rendite – das Wort traut an sich in diesem Zusammenhang gar nicht in den und zu nehmen – wäre zynisch und alles andere als lug. Moderne Familienpolitik auf Grundlage eines famiienpolitischen Leitbildes wird den Herausforderungen m besten gerecht. Ich möchte zum Schluss an dieser telle der Familienministerin herzlich danken. Ihr ist es n den vergangenen Monaten gelungen, die Familienolitik dahin zu bringen, wo sie hingehört, nämlich ins entrum des politischen Geschehens. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604708000

Das Wort hat jetzt der Kollege Otto Fricke von der

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1604708100

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Bundeshaushalt und Familie, Senioren und Kinder:
rau Ministerin, ich glaube, Sie müssen in der nächsten
eit neben der Frage der Programme, die Sie vorstellen
mittlerweile sind es fast unüberschaubar viele gewor-
en, sie werden haushälterisch inzwischen ja auch zu-
ammengezogen –, mehr und mehr Ihre Aufgabe darin
ehen, die Umstellung unserer Sozialsysteme den Fa-
ilien, den Kindern und insbesondere den Senioren
den kommenden Senioren – klarzumachen.

Ich weiß, dass das haushaltärisch nicht in Ihren Haus-
alt fällt. Aber es wird Ihre wesentliche Aufgabe sein,
icht nur darüber zu reden, wie man das alles verbessern
ill, und mit Ihrer hellen und klaren Stimme zu sagen,
ie wichtig Familie und Kinder sind, sondern auch klar-

umachen, was alles auf die betroffenen Personenkreise
n Zukunft zukommen wird.


(Beifall bei der FDP)


Ich vermisse Ihre Stimme bei der Unterstützung des
parkurses. Es muss Kindern, Familien und Senioren
lar sein: Sparen heißt in eurem Interesse dauerhafte Si-
herheit. Ich gehe davon aus, dass Sie diese Position ver-
reten. Ich glaube aber, dass es dringend notwendig ist,
as unseren Bürgerinnen und Bürgern zu erklären.


(Beifall bei der FDP)


Zur Antidiskriminierungsstelle, die Frau Humme
ngesprochen hat: Frau Humme, sie ist schon im aktuel-
en Haushalt enthalten. Sie ist zwar gesperrt, aber sie ist
rin.


(Zuruf der Abg. Christel Humme [SPD])







(A) )



(B) )


Otto Fricke
Insofern ist das nichts Neues und nichts Besonderes.
Sie haben die Hoffnung geäußert, dass das Geld nun tat-
sächlich auch richtig eingesetzt wird. Ich kann nur davon
abraten, die Antidiskriminierungsstelle im nächsten Jahr
schon in Kraft zu setzen. Ich sehe, dass wir in den Minis-
terien schon am ersten Korrekturgesetz – wahrscheinlich
auch am zweiten Korrekturgesetz – arbeiten, weil so viel
Murks gemacht worden ist. Die Justizministerin hat in
der Debatte sogar indirekt zugegeben, dass diese Stelle
erst dann kommen sollte, wenn das Gesetz auch in der
Form vorliegt, wie es im Übrigen von den Koalitions-
fraktionen tatsächlich gewollt ist, und nicht, wie es
fälschlicherweise beschlossen worden ist.


(Christel Humme [SPD]: Komische Interpretation von Politik!)


Ich komme zum Elterngeld: Ja, es ist richtig, es ist
gut, dass dieses Elterngeld kommt. Aber was ist denn
das Elterngeld? Da habe ich ein Problem. Dient es der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder ist es, wie ich
oft höre, eine Sozialleistung? Das macht sich deutlich
fest an der Frage des Elterngeldes für Hartz-IV-Empfän-
ger.

Sie können mich jetzt in die böse Ecke stellen und be-
haupten, ich würde es den Hartz-IV-Empfängern nicht
gönnen, dass sie Elterngeld bekommen. Wenn das El-
terngeld die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum
Ziel hat, dann dürfen wir es bei Hartz IV nicht machen.
Wenn Sie aber zu dem Ergebnis kommen, dass die
Hartz-IV-Empfänger mit Kindern zu wenig Geld be-
kommen und es deswegen für diesen Personenkreis not-
wendig ist, Elterngeld zu geben, dann sollten Sie sagen:
Die Leistungen aus Hartz IV sind für Eltern zu wenig.


(Beifall bei der FDP – Kerstin Griese [SPD]: Man kann Vereinbarkeit auch sozial gestalten!)


Das können Sie auch an der Antwort auf die Frage fest-
machen: Was ist denn nach dem ersten Jahr? Ist es nach
dem ersten Jahr, in dem die Leistung gegeben wurde, auf
einmal so, dass die Eltern, die Hartz-IV-Empfänger sind,
genügend Geld haben? Ich glaube kaum, dass Kinder
nach einem Jahr auf einmal weniger Geld kosten. Jeder
von uns weiß doch: Je älter Kinder werden, umso mehr
Geld kosten sie und umso mehr sollten sie uns auch wert
sein.


(Beifall bei der FDP – Christel Humme [SPD]: Diese Sätze verstehen die Familien auf keinen Fall!)


– Sie sagen, das verstünden die Familien nicht. Sie mei-
nen, wenn Sie das Geld rausgeben, verstünde das jeder.
Als Haushälter weiß ich: Wenn ich heute gebe und mor-
gen nichts habe, dann ist das schlecht. Wenn ich heute
weniger gebe, aber morgen noch etwas habe, dann ist
das gut. Das ist wahrscheinlich der Unterschied zwi-
schen der Haushaltspolitik Ihrer Art und der Haushalts-
politik einer liberalen Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich komme – Herr Singhammer hat es gerade in einer eise angesprochen, der ich nicht ganz zustimmen ann – zu dem Buch, das heute vorgestellt worden ist. (Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Um Gottes willen! – Nein! – Christel Humme [SPD]: Warum quälen Sie uns?)


Welche Reaktionen! Keine Angst! Ich halte von der
osition von Frau Herman nichts. Aber ein Bundestag,
er sich mit der Frage, warum dieses Buch so gut läuft,
icht beschäftigt, der macht einen Fehler.


(Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er Jurist sagt: Hör immer der anderen Seite zu! Das gilt
uch hier, auch wenn das nicht mein Familienbild und
icht mein Frauenbild ist! Emanzipation ist meiner Mei-
ung nach dringend notwendig gewesen. Sie zurückzu-
rehen wäre ein Fehler für unsere Gesellschaft. Aber Sie
achen die Rollladen runter und sagen: Das ist schlecht.
uch das ist ein Fehler. Schauen Sie lieber nach, wo die

alschen Denkansätze in diesem Bereich liegen! Wo
äuft es falsch? Dann müssten Sie eines sehen: Weder
on konservativer noch von sozialdemokratischer Seite
ann ein bestimmtes Familienbild vorgegeben werden.
n diesem Land muss jeder Bürger im Bereich Familie
ie für ihn richtige Lösung finden. Tut er das nicht, wird
r auf Dauer nicht glücklich sein. Und das ist es doch,
as wir erreichen wollen: Wir wollen glückliche und zu-

riedene Familien. Jeder soll auf seinem Weg glücklich
erden.


(Beifall bei der FDP)


Zum Schluss will ich noch etwas zur Seniorenpolitik
agen. Frau Ministerin, es ist richtig – auch Herr Spanier
at Recht –, auf diesem Gebiet passiert etwas. Es gibt
ber ein Problem: Im Bundestag sitzen zu wenig „Äl-
ere“. Herr Spanier hat gesagt, er wäre mit seinen drei-
ndsechzigeinhalb Jahren schon ein Senior. Das stimmt
och nicht. Sie stehen doch voll im Leben. Mit „Senior“
aben Sie mit dreiundsechzigeinhalb Jahren doch noch
ichts zu tun.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604708200

Herr Kollege Fricke, erlauben Sie eine Zwischenfrage

er Kollegin Sager?


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1604708300

Aber selbstverständlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604708400

Frau Sager, bitte.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604708500

Danke schön. – Ich möchte auf Ihre Ausführungen

on eben zurückkommen. Herr Kollege, viele Frauen be-
lagen zu Recht, dass es verdammt schwer ist, Familie
nd Beruf unter einen Hut zu bringen. Könnte es sein,
ass der Grund dafür nicht nur im Mangel an Kinderbe-
euungseinrichtungen und Ganztagsschulen liegt? Müss-






(A) )



(B) )


Krista Sager
ten nicht die Unternehmen angesichts des demografi-
schen Wandels deutlich familienfreundlicher werden?
Sollten nicht gerade die Vertreter des Turbokapitalismus
dafür werben, dass die Unternehmen familienfreundli-
cher werden?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1604708600

Liebe Frau Kollegin, bis auf die Aussage zum Turbo-

kapitalismus, die ich nicht ganz einordnen konnte, weil
ich nicht weiß, wen Sie damit gemeint haben,


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


stimme ich Ihnen ausdrücklich zu.

Ich komme auf meinen Redebeitrag zurück.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Frau Ministerin, gehen Sie auf das ein, was von den
Senioren in Zukunft erwartet wird. Wenn Sie die Pla-
nungen von Herrn Müntefering zur Rente mit 67 und zur
Hinterbliebenenrente unterstützen, dann sollten Sie den
Bürgern sagen, warum das unterstützenswert ist. Halten
Sie sich nicht zurück; warten Sie nicht, bis die Wolken
vorübergezogen sind. Es ist Ihre Aufgabe, klarzuma-
chen, was der Staat zukünftig noch leisten kann.

Es ist fast nicht nötig, Ältere zu fördern. Sie können
das nämlich selber. Als Beispiel nenne ich Ihnen unseren
Kollegen Schily. Er wird nächstes Jahr 70 Jahre alt und
hat im letzten Jahr seine erste Legislaturperiode angetre-
ten. Wir mussten ihn nicht fördern. Er ist angetreten,
weil er die entsprechenden Fähigkeiten hatte und sagte:
Es geht um meinen Einsatz für die Politik. Ihre Aufgabe
ist es, den Bürgern in unserer Gesellschaft das klar zu
machen. Wenn Sie das vorhaben, haben Sie unsere Un-
terstützung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604708700

Das Wort hat jetzt der Kollege Sönke Rix von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sönke Rix (SPD):
Rede ID: ID1604708800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

weiß nicht, ob ich mich jetzt dafür entschuldigen muss,
dass ich erst 30 Jahre alt bin.


(Zuruf von der SPD: Das ändert sich!)


Herr Fricke, Frau Herman wird sich sicher dafür bedan-
ken, dass Sie Werbung für ihr Buch gemacht haben. Ich
bin aber froh, dass Sie in Ihrer Antwort auf die Zwi-
schenfrage Frau Sager Recht gegeben haben und nicht
letztendlich doch Frau Herman.

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(C (D Die Lesung des Bundeshaushalts ist für die einen ein ehr trockenes Geschäft. Für die anderen hängt ihre perönliche Zukunft daran, weil sie Angestellte einer Einichtung sind oder weil sie dort nachmittags betreut weren bzw. eine warme Mahlzeit erhalten. Manchmal ängt aber auch die Zukunft einer ganzen Einrichtung der des gesamten Bereichs der Kinderund Jugendhilfe aran. Hier wurden bereits einige Informationen über den inzelplan preisgegeben. Ich bin in der glücklichen age, Ihnen und denen, die es vor allem betrifft, zu saen, dass es im Bereich der Kinderund Jugendpolitik m Vergleich zum Haushalt 2006, den wir vor der parla entarischen Sommerpause verabschiedet haben, nur leine Unterschiede gibt. Natürlich hätte ich größere reude daran gehabt, zu verkünden, dass die Mittel aufestockt wurden. Geld ist aber nicht alles. Es nützt ichts, schlechtem Geld noch gutes Geld hinterher zu erfen. Genau das passiert, wenn man keine Ideen mehr hat. erade die sind in der Kinderund Jugendpolitik mehr enn je gefragt. Kinder und Jugendliche sind eigenstänige Persönlichkeiten mit vielfältigen Fähigkeiten. Sie aben eigene Rechte. Die Stärkung der Persönlichkeit nd die individuelle Förderung müssen das Ziel aller inderund jugendpolitischen Maßnahmen sein. Alle Kinder und Jugendlichen sollen von Anfang an ie gleichen Voraussetzungen erhalten, damit sie die hancen haben, ihre vielfältigen Fähigkeiten und Ta ente zu entwickeln. Unser Ziel ist eine gute Qualität von ildung, Erziehung und Betreuung von Anfang an. ir brauchen dazu ein Gesamtsystem, das auf die Be ürfnisse von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet ist. enn hier viele kleine Zahnräder ineinander greifen, ann auf einen großen teuren Reifen getrost verzichtet erden. Kinder brauchen andere Kinder, um Beziehungserfahungen sammeln zu können. Denn sie sollen sich emoional, sozial und kognitiv gut entwickeln. Der Ausbau er Kinderbetreuung ist daher von elementarer Bedeuung. Eine qualifizierte frühe Förderung ergänzt die Bilungsangebote über das Elternhaus hinaus. Sie ermögicht den Kindern eine echte Chancengleichheit bei ildung und Erziehung. Absolut notwendig sind dabei ie Qualifizierung der Tagespflege und die Weiterenticklung der Qualität der Kinderbetreuung. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Bei der notwendigen Modernisierung des schulischen
ernens spielt die Einrichtung von Ganztagsschulen
ine entscheidende Rolle. Ganztagsschulen bieten mehr
eit und Raum, jedes Kind individuell zu fördern. Dabei

st die Kinder- und Jugendhilfe ein zentraler Partner. Von
hren Erfahrungen in der Bildungsarbeit, in Kindertages-
tätten, in kulturellen Einrichtungen, Sport- und Freizeit-
erbänden sowie in der Schul- und Jugendsozialarbeit
ann die Entwicklung eines durchgängigen Bildungs-
ngebotes nur profitieren.






(A) )



(B) )


Sönke Rix
Eine kurze Anmerkung: Frau Haßelmann, Sie haben
vorhin von einer Kürzung der Mittel für die Jugend-
sozialarbeit gesprochen. Dort ist nur eine Neustrukturie-
rung vorgenommen worden. Die Summe ist immer noch
die gleiche.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Richtig!)


Nicht alle Kinder haben die gleichen Zugänge zu Bil-
dung. Dies gilt vor allem für Kinder und Jugendliche
aus sozialen Brennpunkten und mit Migrationshin-
tergrund. Rund 12 Prozent der Jugendlichen mit Migra-
tionshintergrund haben keinen Schulabschluss. Zudem
finden sie auch mit Schulabschluss seltener einen Aus-
bildungsplatz. Die Konsequenz daraus ist der Aufenthalt
in schulischen und berufsvorbereitenden Warteschleifen.
Damit es nicht so weit kommt und die Jugendlichen
keine wertvolle Zeit verlieren, muss früher angesetzt
werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein Ausbau der Frühprogramme für Kinder und Ju-
gendliche mit Migrationshintergrund ab dem Kindergar-
ten, so, wie wir ihn vereinbart haben, ist der erste und
wichtigste Schritt. Denn wir alle wissen: Bildung ist der
Grundstein jeglicher Integration. Dies gilt auch für die
berufliche Integration, die besonders Hauptschülerinnen
und Hauptschülern schwer fällt. Von ihnen bleiben circa
9 Prozent eines Jahrgangs ohne Schulabschluss. Ihre
Chancen auf eine berufliche Integration sind deshalb er-
heblich schlechter.

Für Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunk-
ten und mit Migrationshintergrund gilt gleichermaßen:
Die Spirale von Armut und mangelnden Bildungschan-
cen muss durchbrochen werden. Die grundlegende Be-
reitschaft, sich für die eigene berufliche Zukunft zu en-
gagieren, muss bei den Jugendlichen geweckt, gefördert
und – das füge ich bewusst hinzu – gefordert werden.
Das Prinzip der ausgestreckten Hand muss dabei Grund-
lage allen politischen Handelns sein.

Werte, die in der Arbeitswelt geschätzt werden, wie
etwa Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Durchhaltever-
mögen, müssen bereits früh in der Erziehung und Bil-
dung vermittelt werden. Es ist unabdingbar, die Situation
benachteiligter junger Menschen zu verbessern. Gerade
diese jungen Menschen brauchen ausgezeichnete Ent-
wicklungs- und Bildungsangebote. Sonst verbauen wir
ihnen jeden Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zukunftsweisende Politik für Kinder und Jugendliche
wird durch eine ganzheitliche Familienpolitik ergänzt,
die den Zusammenhalt der Generationen fördert und
stärkt und damit den Zusammenhalt der gesamten Ge-
sellschaft sichert. Geteilte Werte und gelebte Gemein-
samkeit schlagen Brücken, auch zwischen den Genera-
tionen.

Erziehung bedeutet, Kinder stark für das Leben zu
machen, ihnen zu helfen, ihren Platz in unserer Gesell-
schaft zu finden und eigenverantwortlich zu handeln.

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(C (D lle Kinder verfügen über besondere Stärken, Talente nd Neigungen. Unsere politischen Entscheidungen üssen wir daran messen lassen, ob sie den Interessen er Entwicklung der nachfolgenden Generationen geecht werden, dem Wohle von Kindern und Jugendlichen ienen und den Zusammenhalt der Generationen und dait der gesamten Gesellschaft fördern und stärken. Meine Kolleginnen und Kollegen, Kinderund Juendpolitik ist eine Querschnitts-, Langzeitund Zuunftsaufgabe. Leider ist dieser Haushaltsansatz nicht er größte des gesamten Zahlenwerks. (Dr. Ole Schröder [CDU/CSU]: Aber größer geworden ist er!)


erade weil das so ist, sind alle handelnden Akteure ge-
ordert, aus den vorhandenen Mitteln mit Kreativität,
infallsreichtum und engagierter Arbeit das Maximum
erauszuholen.

Ich danke an dieser Stelle allen, die sich jeden Tag um
ie Kinder- und Jugendarbeit in unserem Land verdient
achen, und bitte sie, dies gemeinsam mit allen Betei-

igten auch weiterhin zu tun.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604708900

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Ole Schröder von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Ole Schröder (CDU):
Rede ID: ID1604709000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Mit dem Haushaltsentwurf 2007 setzen wir ein
eutliches Signal für Familien und Kinder. Mit dem
lterngeld erreichen wir eine deutliche Verbesserung

ür Familien und Kinder. Hierfür sind erstmalig 1,6 Mil-
iarden Euro eingestellt worden.

Trotz der Erhöhung des Volumens des Einzelplans 17,
edingt durch das Elterngeld, aber auch durch die Mehr-
enerationenhäuser, steht natürlich auch dieser Haushalts-
ntwurf unter dem allgemeinen Konsolidierungsdruck.
o haben wir beispielsweise die Verwaltungsausgaben
er institutionell geförderten Zuwendungsempfänger um
irca 2,2 Prozent gekürzt.

Frau Haßelmann, bei der sozialen und beruflichen
ntegration haben wir allerdings nicht gekürzt. Dieses
apitel ist mit 12,1 Millionen Euro gleich hoch geblie-
en. Wir haben innerhalb dieses Bereichs allerdings eine
mschichtung vorgenommen, und zwar von der Jugend-

ozialarbeit – minus 400 000 Euro – hin zum Titel „Ju-
end und Arbeit“, um in diesem Rahmen ein Programm
ür Schulverweigerer zu finanzieren.

Für den von Ihnen genannten Titel „Jugendsozialar-
eit“ wird dennoch weiterhin genauso viel Geld ausge-
eben wie bisher. Das ist möglich, weil es dem Ministe-
ium gelungen ist, Gelder aus dem EU-Sozialfonds zu
enerieren. Diese Gelder fließen direkt in die geplanten
rogramme. Insofern ist die Befürchtung, die Sie eben






(A) )



(B) )


Dr. Ole Schröder
geäußert haben – dass wir hier sparen würden –, unbe-
gründet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Darauf können wir aber in den Beratungen sicherlich
noch eingehen.

Nach wie vor müssen wir uns fragen, ob wir in
Deutschland 20 Zivildienstschulen brauchen; sie kosten
immerhin 47 Millionen Euro. In diesem Haushaltsent-
wurf sind an dieser Stelle erneut Mehrausgaben in Höhe
von 500 000 Euro zu verzeichnen. Vor dem Hintergrund
der Überkapazitäten in unseren Zivildienstschulen zeigt
sich hier deutliches Einsparpotenzial. Darauf sollten wir
in den Beratungen noch einmal zu sprechen kommen.
Das Ministerium arbeitet bereits an entsprechenden Ver-
besserungsvorschlägen. Ich denke, dass wir hier in guter
Zusammenarbeit zu vernünftigen Lösungen kommen
werden.

Zudem werden wir auch die Entwicklung des Kin-
derzuschlages genauer beobachten müssen. Gegenwär-
tig wird ein Volumen von 150 Millionen Euro dafür ver-
anschlagt. Das entspricht der Höhe der Ausgaben, die
nach der derzeitigen Rechtslage zu erwarten sind. Aber
wir sollten darauf drängen, die im Koalitionsvertrag ver-
einbarte Weiterentwicklung in diesem Bereich energisch
anzupacken. In diesem Zusammenhang denke ich vor al-
len Dingen an die immens hohen Verwaltungsaufwen-
dungen. Hier können wir sicherlich Geld einsparen, da-
mit mehr Geld für die Kinder zur Verfügung gestellt
werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir als Haushälter haben
die Aufgabe, uns auch die kleinen Titel genau anzusehen
und sie intensiv zu kontrollieren. Das tun wir. Doch bei
aller Liebe zum Detail, die wir im Haushaltsausschuss
haben: Noch viel wichtiger ist es, ein familienpoliti-
sches Gesamtkonzept zu erstellen. Liebe Kolleginnen
und Kollegen, eine verbesserte Ausgestaltung der Fami-
lienpolitik ist wesentlich für die Zukunft unserer Gesell-
schaft. Wir haben schon in der letzten Debatte, zum
Haushalt 2006, intensiv darüber diskutiert. Die Famili-
enpolitik der letzten Jahre ist immer noch zu ineffektiv,
zu ineffizient, zu intransparent und zum Teil, wie ich
meine, ungerecht. Ihre Systematik weist Schwächen auf,
gerade im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.
Das Problematische ist, dass durch den Förderdschun-
gel der vielen familienpolitischen Maßnahmen eigent-
lich keiner mehr richtig durchblickt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Sibylle Laurischk [FDP]: Ganz interessant!)


Nicht umsonst hat das Bundesverfassungsgericht schon
vor drei Jahren in seinem Urteil zur verfassungsrechtli-
chen Prüfung des Kinderunterhaltsrechts mehr Norm-
klarheit gefordert. Das sollten wir umsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Geld sollte den Kindern und Eltern zugute kommen
und nicht in der Förderbürokratie versickern. Die unter-
schiedlichen familienpolitischen Leistungen müssen da-

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(C (D er gebündelt werden. Wir brauchen ein Gesamtpaket, in em die Anzahl der unterschiedlichen Fördermaßnahen reduziert und die unnötige Bürokratie in der Fami ienpolitik abgebaut wird. Letztendlich sind es drei Säuen, die wir brauchen: eine einkommensunabhängige eistung wie das Kindergeld, um die Grundsicherung jees Kindes zu gewährleisten; einkommensabhängige eistungen wie das Elterngeld und die steuerliche Be ücksichtigung von Kindern, um auch Berufstätigen die ealisierung ihres Kinderwunsches zu erleichtern; und atürlich, drittens, bedarfsabhängige Leistungen zur bernahme der Kosten für Kinderbetreuung, wodurch ie Wahlfreiheit garantiert wird und die Schwarzarbeit m Betreuungssektor vermieden werden kann. Was wir icht brauchen, sind 50 verschiedene monetäre Leistunen, die man nur noch nachvollziehen kann, wenn man icke wissenschaftliche Studien von über 100 Seiten zu ate zieht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Eine solche Bündelung der Maßnahmen ist auch sinn-
oll, um ein weiteres wichtiges Projekt der Koalition zu
rgänzen: die einheitliche Familienkasse, eine Kasse
euen Typs, eine einheitliche Anlaufstelle.

Frau Familienministerin, ich bin gespannt, was die
on Ihnen jetzt ausgeschriebene Evaluation der familien-
olitischen Maßnahmen bringen wird. Nur, eins ist klar:
etztendlich entscheiden nicht die Gutachten, sondern
ntscheidend ist der politische Mut, dieses Reformpro-
ekt auf den Weg zu bringen. Ich hoffe, dass Sie weiter
o mutig voranschreiten. Wir werden Sie dabei unterstüt-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604709100

Das Wort hat jetzt Kollegin Kerstin Griese von der

PD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1604709200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

ill zum Abschluss unserer Debatte etwas dazu sagen,
as der rote Faden unserer Politik für Kinder und Ju-
endliche, für Familien, für die Gleichstellung von
rauen und Männern, für die Solidarität der Generatio-
en und für die Unterstützung des zivilgesellschaftlichen
ngagements ist. Uns geht es um den Zusammenhalt in
er Gesellschaft. Es geht um den Einsatz füreinander
nd um mehr und bessere Chancen von Anfang an. Des-
alb begrüße ich es wie schon meine Vorredner, dass
ieser wichtige Haushaltstitel gestärkt wird.

Es geht uns Sozialdemokraten – ich glaube, das kön-
en Sie alle hier teilen – um die wichtige Frage: Was hält
ie Gesellschaft zusammen? Was stärkt die Menschen,
amit sie sich füreinander und miteinander engagieren,
ei es in der Familie, im Stadtteil, in der Schule, in der
usbildung, im Arbeitsleben oder zwischen den Genera-

ionen? Uns geht es – dafür brauchen wir keine Bücher,






(A) )



(B) )


Kerstin Griese
wie sie heute erscheinen – nicht darum, jemandem einen
Lebensentwurf aufzuzwingen.


(Otto Fricke [FDP]: Gut!)


Es geht uns darum, Freiheit und Gerechtigkeit – das
gehört immer zusammen – herzustellen, damit ein soli-
darisches Zusammenleben möglich ist, und es geht dabei
um die Verantwortung füreinander.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Es geht darum, dass wir Menschen stärken, damit sie
nicht wegsehen, wenn Kinder schlecht behandelt werden
oder wenn Rechtsextremisten jemanden anpöbeln.

Ganz besonders sind diese großen Werte, über die wir
hier reden, gefragt, wenn es um die Schwächsten in der
Gesellschaft geht, nämlich die Kinder, deren Chancen in
Deutschland immer noch viel zu sehr davon abhängen,
welche und ob überhaupt Bücher im Regal der Eltern
stehen und in welchem Stadtteil sie aufwachsen. Meine
Vorredner haben schon viel dazu gesagt. Weniger Bil-
dungschancen bedeuten weniger Zukunftschancen. Ge-
nau da setzen wir an. Auf frühe Förderung und Unter-
stützung kommt es an, auf Mehrgenerationenhäuser und
den Ausbau von Bildung und Betreuung.

Frau Golze, ich will auf das eingehen, was Sie zur
Kinderarmut gesagt haben. Ja, in Deutschland leben
2,5 Millionen Kinder von ALG II, also schon längst
nicht mehr von Sozialhilfe, was deutlich weniger wäre.
Betroffen ist jedes sechste Kind in Deutschland. Das ist
schlimm, aber nicht mit Kinderarmut gleichzusetzen.
Kinderarmut kann man nämlich nicht allein materiell
und statistisch und vor allen Dingen nicht mit dem
ALG-II-Satz begründen. Es ist ja auch nicht so, dass wir
in den letzten Jahren weniger Geld für die Familien aus-
gegeben haben. Die Leistungen sind kontinuierlich ge-
stiegen. Wir müssen alle gemeinsam – da stimme ich
Herrn Schröder zu – darüber nachdenken, wie man die-
ses Geld zielgerichteter ausgeben kann.

Kinderarmut macht sich insbesondere durch eine feh-
lende Förderung der Kinder und durch fehlende Bil-
dungsanreize durch das Elternhaus bemerkbar. Hier
müssen wir ansetzen. Wir müssen auf Bundesebene ver-
stärkt Chancengleichheit ermöglichen und viel früher
damit beginnen. Ich appelliere dabei aber auch an die
Länder, weil sie für die Schulpolitik zuständig sind. Ich
glaube, Kinderarmut muss durch mehr Bildungschancen
und mehr Möglichkeiten zur Aufnahme einer Erwerbstä-
tigkeit für die Eltern bekämpft werden. Das ist die nach-
haltigste Lösung.

Wenn Alleinerziehende ihr Leben selbst in die Hand
nehmen können sollen, dann muss die Politik dafür sor-
gen, dass es ein gut funktionierendes Netz an Kinderbe-
treuungsmöglichkeiten, mehr Familienfreundlichkeit am
Arbeitsplatz und gezielte finanzielle Hilfen gibt. In die-
sem Sinne tun wir sehr viel für die Bekämpfung von
Kinderarmut.

Wir als SPD haben schon vor Jahren in der Regierung
damit begonnen, Kindern früher und mehr Chancen auf
Bildung und Betreuung zu geben. Sie kennen das Er-

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(C (D ebnis: mehr Ganztagsgrundschulen. Ich bin froh, dass ir endlich den Einstieg in den Ausbau der Betreuung ür unter 3-Jährige geschafft haben, und zwar auch in estdeutschland. Wir warten nicht ab, Frau Haßelmann. ie erste Evaluation liegt vor; der Ausbau beginnt. enn Sie in die Kommunen gehen, dann sehen Sie das elbst. Alle bemühen sich, den Bedarf zu erheben. Wir ind uns sicherlich einig, dass wir alle das gerne noch ehr viel schneller hätten. Ich bin aber froh, dass nun ndlich mit dem Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten ür unter 3-Jährige begonnen wird. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich muss aber sagen, dass man die Schwerpunkte in
RW zurzeit leider etwas anders setzt. Dort ist die FDP
brigens mit in der Regierung. Durch die massiven Kür-
ungen der Zuschüsse für die Kindergärten haben wir
ort in den Kommunen ein großes Problem. Die Kom-
unen, denen es am schlechtesten geht, müssen diese
ürzungen nun auf die Eltern abwälzen. Das ist keine
amilienfreundlichkeit.


(Beifall bei der SPD – Sibylle Laurischk [FDP]: Wo kommen denn die Schulden her? – Otto Fricke [FDP]: Von wem haben wir das denn übernommen?)


Das habt ihr eingeführt.

Wir führen gerade eine Debatte darüber, dass sich
eistung wieder lohnen muss. „Leistung muss sich wie-
er lohnen“ ist früher eher von der rechten Seite des
auses als Ruf erklungen. Ihnen ging es dabei meistens
m weniger Staat. Die Debatte hat sich aber geändert.
ie Menschen wollen nämlich, dass die Gesellschaft
nd der Staat mehr Verantwortung übernehmen. Deshalb
age ich heute als Sozialdemokratin: Leistung muss sich
ohnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen darum etwas tun, damit unsere Gesellschaft
icht mehr so starr und undurchlässig ist. Wir müssen
ehr in die Chancen für Kinder investieren. Die Leis-

ungsträger in unserer Gesellschaft sind eben auch die
ütter und Väter in der Mitte der Gesellschaft, die Beruf

nd Familie erfolgreich vereinbaren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Otto Fricke [FDP])


Durch das Elterngeld, das wir einführen, wird genau
iese Mitte der Gesellschaft unterstützt. Herr Fricke, es
ibt keinen Gegensatz zwischen der Vereinbarkeit von
amilie und Beruf und der Sozialpolitik; wir haben bei-
es gemeinsam geschafft. Das Elterngeld wird nämlich
nsbesondere denen zugute kommen, die geringe und
ittlere Einkommen erzielen. Der übergroße Teil geht

n diese Einkommensschichten. Das heißt, wir haben
eides sinnvoll miteinander verbunden.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU])







(A) )



(B) )


Kerstin Griese
Ich halte die Geringverdienerregelung, die wir im
Rahmen der Ausgestaltung des Elterngelds vorgeschla-
gen haben, bis heute für eine der besten Regelungen. Da-
von können sich die Sozial- und Arbeitsmarktpolitiker
einiges abschauen. Es ist nämlich der richtige Ansatz da-
für, dass sich Arbeit wieder lohnt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Das ist so bürokratisch!)


Mit diesem Konzept werden übrigens auch einmal die
Männer als Leistungsträger angesprochen. Sie werden
durch das Elterngeld darin unterstützt, sich mehr um ihre
Rolle als Elternteil zu kümmern und genauso Verantwor-
tung zu tragen wie die Frauen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604709300

Frau Kollegin Griese, erlauben Sie eine Zwischen-

frage des Kollege Otto Fricke?


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1604709400

Wenn er keine Werbung für Bücher macht, dann

gerne.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604709500

Bitte schön, Herr Fricke.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1604709600

Nein, ich glaube, das Buch kursiert im Moment in an-

deren Reihen.


(Nicolette Kressl [SPD]: Nicht bei uns!)


Geschätzte Kollegin Griese, Sie sagten gerade, dass
das Elterngeld eine Sozialleistung ist. Wenn das so ist
und wenn auch die CDU/CSU das als eine Sozialleistung
ansieht, dann hätte ich von Ihnen doch gerne eine Ant-
wort auf die Frage, warum die Zahlung dieser Sozialleis-
tung nach einem Jahr abrupt endet.


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1604709700

Geschätzter Kollege Fricke, Sie haben mir nicht rich-

tig zugehört. Ich habe gesagt: Das Elterngeld ist eine
Verbindung beider Komponenten, der Vereinbarkeit von
Familie und Beruf und einer sozial gerechten Ausgestal-
tung. Es ist nämlich so, dass 63 Prozent der Elterngeld-
zahlungen Familien mit kleinen und mittleren Einkom-
men zugute kommen. Das ist ein Beweis für die sozial
gerechte Ausgestaltung dieser Leistung. Das Neue an
unserer Politik ist, dass wir an beides denken, an die Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf und an soziale Gerech-
tigkeit.

Leistungsträger in unserem Land sind auch die vielen
ehrenamtlich engagierten Menschen. In Deutschland
sind das 23 Millionen. Sie sind der Kitt, der unsere Ge-
sellschaft stark macht. Ein gutes Beispiel dafür sind die
Freiwilligendienste, die wir mit diesem Haushalt weiter
ausbauen; es sollen weitere Plätze geschaffen werden.
Dass es noch immer mehr Bewerbungen von jungen

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(C (D enschen als freie Plätze gibt, ist ein erfreuliches Zeihen. Das gilt auch für den internationalen Jugendausausch, den wir weiter fördern. Ich will angesichts der ktuellen Lage nur einen Satz zum deutsch-israelischen ugendaustausch sagen, der unter schwierigen Bedinungen weitergeführt werden muss. Wir alle hoffen, dass n dieser Region die Waffen schweigen. Ich möchte deen danken, die sich weiterhin für den deutsch-israelichen Jugendaustausch und diese Begegnungen engagieen; denn wir brauchen diese Arbeit. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Ein Thema, das uns ebenfalls sehr wichtig ist, ist die
rbeit gegen Rechtsextremismus. Ich bin sehr froh,
ass wir gemeinsam durchgesetzt haben, dass die Mittel
n Höhe von 19 Millionen Euro für das Programm „Ju-
end für Vielfalt, Toleranz und Demokratie – gegen
echtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antise-
itismus“ langfristig zur Verfügung stehen werden. Das

st notwendig. Es geht eben nicht um Strohfeuerpro-
ramme, sondern es geht um eine langfristige Versteti-
ung der Arbeit, wie wir das im Koalitionsvertrag fest-
ehalten haben.

Ich bin froh – das war uns als SPD sehr wichtig –,
ass der Schwerpunkt auf der Arbeit gegen Rechts-
xtremismus liegt; denn wir alle wissen, wie hoch dort
as Gefahrenpotenzial ist.

Für uns ist eine kontinuierliche und nachhaltige Ar-
eit für Demokratie und Toleranz die beste Prävention.
ll das kann nur funktionieren, wenn die Projekte und

nitiativen vor Ort unterstützt werden. Ich habe in die-
em Sommer einige Bürgerbündnisse und mobile Bera-
ungsteams besucht und konnte mich davon überzeugen,
n welcher gesellschaftlichen Breite dort gearbeitet wird:
arteiübergreifend mit Kirchen, Verbänden und Verei-
en. Ich danke auch den vielen Menschen, die sich bei
er Ministerin dafür eingesetzt haben, dass diese Arbeit
ortgeführt wird.

Wir als SPD wollen, dass erfolgreiche Arbeit fortge-
ührt werden kann. Die Struktur von mobilen Bera-
ungsteams, Opferberatungsstellen und Netzwerkstellen
ildet einen überregionalen Hintergrund, vor dem sich
ehr viele Menschen ehrenamtlich engagieren können.
iese Arbeit ist wichtig und muss sicherlich weiterent-
ickelt werden. Aber sie darf nicht beendet werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)


Gerade angesichts der aktuellen Situation müssen wir
achsam sein. Wir erleben in Berlin und Mecklenburg-
orpommern, wie Menschen im Wahlkampf von Rechts-
xtremen belästigt und fotografiert, wie Autokennzei-
hen aufgeschrieben werden, wie sie sogar bedroht und
erfolgt werden. Das ist Mitgliedern meiner Partei mehr-
ach passiert. Das zeigt uns, dass wir alle gemeinsam da-
ür einstehen müssen, dass rechtsextreme, rassistische
nd Menschen ausgrenzende Parteien nicht noch einmal
n die Landtage einziehen dürfen.






(A) )



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Kerstin Griese

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Viele von Ihnen haben Patenschaften für Projekte wie
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ über-
nommen. Ich nenne hier auch das Netzwerk für Demo-
kratie und Courage in Sachsen; Sachsen ist übrigens das
Bundesland mit der höchsten Dichte an organisierten
Rechtsextremen. Die Arbeit gegen Rechtsextreme, die
von der Zivilgesellschaft geleistet wird, ist wichtig. Ich
halte auch die Idee der Kollegin Lazar für unterstützens-
wert, uns zu überlegen, ob wir ausschließlich Kommu-
nen oder auch Verbünden von Trägern die Möglichkeit
geben, Projekte zu beantragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss, nur noch ein paar Sekunden.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604709800

Eine Minute ist nicht mehr drin.


Kerstin Griese (SPD):
Rede ID: ID1604709900

Frau Laurischk, wir sind nicht die Bösen. Der Titel

für die Integration junger Zuwanderinnen und Zuwan-
derer ist in unserem Haushalt weder gekürzt noch gestri-
chen worden. Er liegt weiterhin bei einem Volumen von
66 Millionen Euro. Ich habe mich noch einmal erkun-
digt: Kein Projektträger, der um Unterstützung gebeten
hat, ist zurückgewiesen worden. Wenn Sie das im Innen-
ausschuss kritisieren wollen, können Sie das dort tun.
Da, wo es um die Integration junger Migranten geht, ha-
ben wir die Mittel in gleicher Höhe für die Weiterfüh-
rung der Arbeit bereitstellen können.


(Sibylle Laurischk [FDP]: Da muss mehr getan werden!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604710000

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Ich rufe deshalb die Tagesordnungspunkte 2 a bis 2 e
sowie die Zusatzpunkte 1 a bis 1 g auf:

2 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einfüh-
rung des Elterngeldes

– Drucksache 16/2454 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales

(C (D Verteidigungsausschuss Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO b)

lika Brunkhorst, Michael Kauch, Horst Meierho-
fer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP

Exportaktivitäten deutscher Unternehmen im
Technologiebereich erneuerbarer Energien
sachgerecht unterstützen

– Drucksache 16/1565 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und
Technologie (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Heidrun
Bluhm, Dr. Gesine Lötzsch, Dr. Dietmar Bartsch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Generelle Altschuldenentlastung auf dauer-
haft leer stehende Wohnungen

– Drucksache 16/2078 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Heidrun
Bluhm, Dr. Barbara Höll, Dr. Gesine Lötzsch,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Grunderwerbsteuerbefreiung bei Fusionen
von Wohnungsunternehmen und Wohnungs-
genossenschaften in den neuen Ländern

– Drucksache 16/2079 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Finanzausschuss

e) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Bericht über die aktualisierten Stabilitäts- und
Konvergenzprogramme 2005 der EU-Mit-
gliedstaaten

– Drucksache 16/1218 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
ZP 1 a)Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errich-
tung einer „Bundesstiftung Baukultur“

– Drucksachen 16/1945, 16/1990 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Wolf-
gang Gehrcke, Hüseyin-Kenan Aydin,
Dr. Diether Dehm, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der LINKEN

Dauergenehmigungen für Militärflüge aufhe-
ben

– Drucksache 16/857 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Verteidigungsausschuss

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Volker
Beck (Köln), Irmingard Schewe-Gerigk, Marie-
luise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN

Meinungs- und Versammlungsfreiheit für Les-
ben und Schwule in ganz Europa durchsetzen

– Drucksache 16/1667 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Innenausschuss
Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulla Jel-
pke, Sevim Dagdelen, Monika Knoche, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN

Flüchtlingen aus Nahost Schutz bieten

– Drucksache 16/2341 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe (f)

Auswärtiger Ausschuss
Innenausschuss
Rechtsausschuss

e) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Lukrezia Jochimsen, Katja Kipping, Dr. Petra
Sitte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
LINKEN

Bundespolitik soll im Streit um die Wald-
schlösschenbrücke vermitteln

– Drucksache 16/2499 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Kultur und Medien (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

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Dr. Gesine Lötzsch, Petra Pau, Dr. Hakki Keskin,
Dr. Gregor Gysi und der Fraktion der LINKEN

Fertigstellung des Mauerparks im Bereich der
ehemaligen innerstädtischen Grenze in Berlin

– Drucksache 16/2508 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

g) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Höfken, Rainder Steenblock, Matthias Berninger,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Forderung der EU nach Transparenz bei Sub-
ventionen im Agrarbereich vollständig umset-
zen und die Neuausrichtung der Förderung
vorbereiten

– Drucksache 16/2518 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen
Union (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte.

Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an
ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b auf. Es
andelt sich um die Beschlussfassung zu Vorlagen, zu
enen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 3 a:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– zu dem Antrag des Bundesministeriums der
Finanzen

Entlastung der Bundesregierung für das
Haushaltsjahr 2004 – Vorlage der Haus-
halts- und Vermögensrechnung des Bundes

(Jahresrechnung 2004)


– Unterrichtung durch den Bundesrechnungshof

Bemerkungen des Bundesrechnungshofes
2005
zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des

(einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung 2004)


– Drucksachen 15/5206, 16/820 Nr. 28, 16/160,
16/413 Nr. 1.3, 16/2025 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Bernhard Brinkmann (Hildesheim)


Wer stimmt für Nr. 1 der Beschlussempfehlung, Ertei-
ung der Entlastung für das Haushaltsjahr 2004? –






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Dann haben dieser
Beschlussempfehlung alle Fraktionen zugestimmt bei
Gegenstimmen der Fraktion die Linke.1)

Wer stimmt für Nr. 2 der Beschlussempfehlung, Auf-
forderung an die Bundesregierung? Ich bitte um das
Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Dann ist
die Beschlussempfehlung einstimmig angenommen.

Tagesordnungspunkt 3 b:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)


– zu dem Antrag des Präsidenten des Bundes-
rechnungshofes

Rechnung des Bundesrechnungshofes für
das Haushaltsjahr 2004
– Einzelplan 20 –

– zu dem Antrag des Präsidenten des Bundes-
rechnungshofes

Rechnung des Bundesrechnungshofes für
das Haushaltsjahr 2005
– Einzelplan 20 –

– Drucksachen 15/5005, 16/820 Nr. 27, 16/500,
16/2026 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Otto Fricke
Norbert Barthle
Petra Merkel (Berlin)

Dr. Gesine Lötzsch
Anja Hajduk

Wer stimmt für Nr. 1 der Beschlussempfehlung, Fest-
stellung der Erfüllung der Vorlagepflicht? Ich bitte um
das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist einstimmig angenommen.

Wer stimmt für Nr. 2 der Beschlussempfehlung, Ertei-
lung der Entlastung? Ich bitte um das Handzeichen. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist ebenfalls einstimmig angenommen.

Damit setzen wir die Haushaltsberatungen fort. Wir
kommen nun zum Geschäftsbereich des Bundesministe-
riums für Gesundheit, Einzelplan 15.

Als erster Rednerin erteile ich das Wort der Gesund-
heitsministerin Ulla Schmidt.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1604710100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

Etat des Bundesgesundheitsministeriums ist im Ver-
gleich zu anderen ein kleinerer Einzeltitel. Es ist aber
dennoch ein Haushalt, aus welchem sehr wichtige, für
die Menschen in unserem Land sogar existenziell wich-
tige gesundheitspolitische Aufgaben erfüllt werden müs-
sen.

Ich nenne an erster Stelle den Kampf gegen Aids, der
mit 13,7 Millionen Euro der umfangreichste operative

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k1) Anlage 2

(C (D osten ist. In den letzten Jahren steigen die Zahlen der euinfektionen nicht nur in anderen Regionen der Welt, ondern auch in Europa und bei uns in Deutschland wieer an. Das muss uns alle zur Wachsamkeit aufrufen und acht sehr deutlich, dass Aufklärung und Information erstärkt werden müssen. Wir haben deshalb die Mittel ür die Aidsprävention um fast ein Drittel erhöht und erden entsprechende Forschungsprojekte fördern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für uns steht die Bekämpfung von Aids auch wäh-
end der anstehenden EU-Ratspräsidentschaft im Mittel-
unkt der Vorhaben des Ministeriums. Dabei steht für
ns die politische Bedeutung der Aidsbekämpfung im
ordergrund. Das heißt insbesondere, dass die politisch
ührenden in dem betreffenden Land Verantwortung
bernehmen müssen. Denn wir wollen verdeutlichen:
ids ist kein gesundheitspolitisches Randthema, sondern
at allergrößte soziale und wirtschaftliche Bedeutung für
ie Zukunft Europas, insbesondere die Zukunft Ost-
uropas. Dabei darf nicht nur bei der Unterstützung der-
enigen, die bereits erkrankt sind, angesetzt werden.
ielmehr muss auch auf Prävention gesetzt werden, um
ie Menschen von Infektionen zu schützen. Im Rahmen
er deutschen Präsidentschaft werden wir im März
ächsten Jahres in Bremen die große internationale Kon-
erenz „Verantwortung und Partnerschaft – gemeinsam
egen HIV/Aids“ veranstalten, mit der wir diese Zusam-
enhänge verdeutlichen wollen. Es kommt uns darauf

n, dass politisch Verantwortliche gemeinsam mit der
ivilgesellschaft diesen Kampf aufnehmen.

Auch die Mittel für die Bekämpfung des Drogen-
nd Suchtmittelmissbrauchs haben wir um 2 Millio-
en Euro für die Fortsetzung der Jugendkampagne
rauchfrei!“ erhöht. Die Zahl der Jugendlichen, die rau-
hen, ist in den letzten Jahren – Gott sei Dank – kontinu-
erlich gesunken. Aber sie ist noch immer viel zu hoch.
eshalb wollen wir den Kampf gegen das Rauchen fort-

etzen. Ich hoffe, dass die Debatte über „rauchfrei!“ in
nserem Land fortgeführt wird, und zwar auch durch die
nitiativen des Deutschen Bundestages.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir haben in unserem eigenen Bereich bereits Ernst ge-
acht. Das Bundesgesundheitsministerium ist das erste

auchfreie Ministerium. Ich hoffe, dass wir Nachahmer
inden werden.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Reform der Pflegeversicherung werden wir an-
acken, wenn die Gesundheitsreform unter Dach und
ach ist. Wir werden die Finanzierung der Pflegeversi-
herung auf langfristig tragfähige Fundamente stellen
owie notwendige Anpassungen und Verbesserungen
ornehmen. Wir werden schrittweise die Höhe der Leis-
ungen anpassen. Wir wollen vor allem die Menschen
nterstützen, die oft bis an die Grenzen ihrer Belastbar-
eit zu Hause, im Familien- oder im Verwandtenkreis






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
pflegebedürftige Angehörige, Partnerinnen und Partner
oder Freundinnen und Freunde, zum Beispiel demenziell
erkrankte Menschen, rund um die Uhr betreuen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ohne die Leistungen der Familien wäre gar nicht daran
zu denken, das zu schultern, was die Gesellschaft im
Pflegebereich zu tun hat. Wir, die Koalition, werden hier
entsprechende Schwerpunkte setzen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wann können wir damit rechnen?)


– Herr Kollege, ich habe gesagt: Wenn wir die Gesund-
heitsreform verabschiedet haben, wird im kommenden
Jahr die Reform der Pflegeversicherung auf den Weg ge-
bracht.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Falls Sie den Unterschied zwischen „wenn“ und „falls“ nicht kennen, sollten Sie das einmal nachlesen!)


– Gut, dann sage ich: nachdem die Gesundheitsreform
verabschiedet ist.

Zu den wichtigsten Vorhaben in dieser Legislatur-
periode zählt die Gesundheitsreform. Die Koalition hat
gestern beschlossen, der Reform drei weitere Monate
Zeit für Beratung und Erörterung zu verschaffen. Es ist
richtig, dass wir hier im Hause über die sehr umfängli-
che Materie – mit der Reform werden immerhin in vie-
len Bereichen des Gesundheitswesens grundsätzlich
neue Ansätze für mehr Qualität, Transparenz und Effi-
zienz auf den Weg gebracht und die privaten Kranken-
versicherungen in den Wettbewerb einbezogen – inten-
siv beraten. Dafür brauchen nicht nur wir Zeit. Vielmehr
wollen wir allen, Ihnen und den Verbandsvertretern, aus-
reichende Beratungs- und Anhörmöglichkeiten geben,
um Vorschläge einzubringen und die Interessen zu arti-
kulieren. Ich halte es daher für eine richtige Entschei-
dung der Koalitionsfraktionen, das In-Kraft-Treten der
Reform um drei Monate auf den 1. April 2007 zu ver-
schieben. Das ist verkraftbar; denn auch der Bundesrat
braucht Zeit für seine Beratungen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Gegner der Reform, die unterschiedliche Interes-
sengruppen vertreten, sollten das nicht als Zeichen dafür
werten, dass die Reform nicht kommt. Das vermuten of-
fensichtlich so manche. Ich kann Ihnen versichern: Sie
kommt. Sie wird am 1. April 2007 starten. Der Gesund-
heitsfonds startet 2008 und parallel dazu wird ein verein-
fachter und verbesserter, weil an den Krankheitsrisiken
orientierter Risikoausgleich eingeführt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zurzeit wird mit besonderer Heftigkeit der neue
Gesundheitsfonds diskutiert. Dabei werden gezielt Le-
genden in die Welt gesetzt, um den Ansatz schlechtzure-
den. Was ist die Grundidee des Fonds? Die Grundidee
besteht darin, dass die gesetzliche Krankenversicherung

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(C (D it über 70 Millionen Versicherten eine Solidargemeinchaft ist. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Bürgerversicherung!)


ie Leistungen, die von der gesetzlichen Krankenversi-
herung finanziert werden,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Einheitskasse!)


erden unabhängig vom Portemonnaie des Versicherten
rbracht. Das heißt, jeder Versicherte erhält auf der Höhe
es medizinischen Fortschritts das, was medizinisch not-
endig ist. Das ist das Herzstück des Sozialstaates. Die-

es System kann nur funktionieren, wenn sich alle zu
leichen und fairen Bedingungen an der Finanzierung
eteiligen. Der Gesundheitsfonds sichert die Solidarge-
einschaft so ab, wie es in § 1 des SGB V steht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Bisher sind wir noch ohne Fonds ausgekommen! Wofür brauchen wir den Fonds?)


Ich möchte eines klarstellen: Mit dem Gesundheits-
onds wird keine neue Behörde geschaffen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nein, 20 Behörden!)


ch sage das hier noch einmal, weil das immer gern über-
ört wird. Der Gesundheitsfonds ist sinnvoll und unbü-
okratisch. Er ist ein Finanzierungsverfahren. Über den
esundheitsfonds fließen, wie vorgesehen, die Steuer-
ittel zur Stützung der beitragsfreien Mitversicherung

on Kindern in die gesetzliche Krankenversicherung.
er für einen fairen Ausgleich der unterschiedlich ver-

eilten Krankheitsrisiken und der unterschiedlichen Ein-
ommen der Versicherten notwendige Prozess wird
urch den Fonds gestärkt. Die dazu notwendige Verwal-
ungsarbeit wird wie bisher von den bewährten Experten
es Bundesversicherungsamtes geleistet. Sie führen
eute den Risikostrukturausgleich durch; dieser wird
eiterentwickelt. Beim Einzug der Beiträge der Arbeit-
eber und der Versicherten wird sich der Fonds auf die
achkundigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
rankenkassen stützen.

Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen ist es schwie-
ig, vieles von dem, was Lobbyisten heute dazu sagen,
u verstehen. Man kann es vielleicht als Desinformation
ezeichnen. Ich bin mir aber nicht sicher; vielleicht ist es
uch nur die Angst vor Transparenz, Effizienz und vor
ehr Wahl- und Wechselmöglichkeiten, die wir den Ver-

icherten eröffnen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, obwohl alle Interes-
engruppen das Wort Patient im Munde führen, spricht
einer derer, die die Eckpunkte kritisieren, davon, was
ie Menschen in diesem Land berührt. Sie fragen sich:
ird es für meinen Arzt, der in Ruhestand geht, einen
achfolger geben? Wird das Gesundheitssystem bezahl-
ar bleiben? Erhalte ich die Behandlung und die Medika-
ente, die ich brauche? Kann das die Gesundheitsreform






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
sicherstellen? Wie sieht es mit der Gerechtigkeit bei der
Vergabe von Terminen aus? – Ich nehme diese Fragen
sehr ernst.

Die Frage, ob es der Politik gelingt, die Rahmen-
bedingungen so zu setzen, dass das, was für meine Ge-
neration selbstverständlich war – wir konnten uns immer
in ärztliche Behandlung begeben und haben das erhalten,
was medizinisch notwendig war –, auch für unsere Kin-
der und Enkelkinder selbstverständlich bleibt, ist die
Kernfrage des Sozialstaats. Diese Frage hat die Koali-
tion mit Ja beantwortet. Deshalb haben wir uns sehr in-
tensiv damit auseinandergesetzt, wie wir eine gute Ver-
sorgung in allen Teilen dieses Landes sicherstellen
können und was getan werden muss, damit kranke Men-
schen eine gute Behandlung erhalten. Das ist der Grund,
warum wir die medizinische Versorgung von Menschen
mit seltenen oder schweren Erkrankungen verbessern,
indem wir beispielsweise die Krankenhäuser für die am-
bulante Versorgung öffnen. Das ist der Grund, warum
wir die palliativmedizinische Versorgung verbessern;
denn wir wollen, dass schwerstkranke Menschen auch in
der Phase des Sterbens zu Hause betreut, gepflegt und
versorgt werden können und nicht gezwungen sind, in
Krankenhäuser zu gehen, wenn sie es nicht müssen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist der Grund, warum wir Vater/Mutter-Kind-Kuren
zu Pflichtleistungen der Krankenkassen machen, und das
ist der Grund, warum empfohlene Impfungen von den
Krankenkassen bezahlt werden müssen; denn wir wol-
len, dass in diesem Land eine gute Durchimpfungsrate
besteht, damit die Menschen vor Krankheiten geschützt
sind.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist auch der Grund, warum wir dafür sorgen, dass
die geriatrische Rehabilitation zur Pflichtleistung der
Kassen wird; denn wir wollen, dass in einer älter wer-
denden Gesellschaft auch die 65-Jährige und der 70-Jäh-
rige nach einem Sturz oder einem Schlaganfall alle Be-
handlungen bekommen, damit ihre Selbstständigkeit so
lange wie möglich gewährleistet ist.

Darüber zu reden, wäre Aufgabe auch dieses Parla-
ments;


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nur zu!)


denn das sind die Dinge, die die Menschen interessieren.
Das wäre die Aufgabe, um die sich die Krankenkassen
kümmern müssten und über die sie reden müssten. Die
Krankenkassen sollten gute Versorgungsangebote orga-
nisieren, den Menschen Wahl- und Wechselmöglichkei-
ten einräumen und ihnen Tarifangebote machen. Ferner
sollten sie neue Instrumente nutzen, die wir den Akteu-
ren in die Hand geben, zum Beispiel Rabattverhandlun-
gen, Ausschreibungen, Einzelverträge, besondere Ver-
sorgungsangebote, die Verpflichtung zum Hausarzttarif,
die Förderung der integrierten Versorgung und die Ein-
beziehung der Pflege und der nicht ärztlichen Berufe.
Unser Ziel ist es, das auf den Weg zu bringen. Wir sind
davon überzeugt, dass der Gesundheitsfonds, der die Fi-

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(C (D anzströme transparent macht und der dafür sorgt, dass er einzelne Versicherte wesentlich besser als heute verleichen kann, was ihm seine Kasse für seine Beiträge ietet, dazu beiträgt, dass der Wettbewerb um gute Quaität in der Versorgung angestoßen wird. Ich sage noch eines abschließend, weil die Zeit zu nde geht. (Heiterkeit – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Hoffentlich!)


So kann man auch mit kleinen Sachen manchen Leuten
reude machen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


as hängt immer von den Ansprüchen ab, die man sel-
er hat.


(Otto Fricke [FDP]: Die haben wir bei Ihnen heruntergeschraubt!)


Ein wichtiges Ziel, das wir mit dieser Reform errei-
hen wollen und das für mehr Frauen und Männer in die-
em Land Bedeutung hat, als es vielleicht manchen hier
m Hause bewusst ist, besteht darin, dass niemand in die-
em Land ohne Versicherungsschutz ist. Dies ist eine
ichtige Aufgabe gerade für die Generation Praktikum.
nsere Kinder erhalten heute nicht mehr mit der glei-

hen Selbstverständlichkeit wie wir nach der Berufsaus-
ildung eine sozialversicherungspflichtige Beschäfti-
ung und ihr Krankenversicherungsschutz ist nicht
arantiert, weil es viele Formen der Beschäftigung gibt.
ier setzen wir an und ermöglichen jedem in diesem
and einen Krankenversicherungsschutz, weil wir wis-
en, dass er gerade bei veränderten Erwerbsbiografien
in Bindeglied ist. Eine der Grundlagen für Freiheit, Ge-
echtigkeit, Bildung und auch für Teilhabe an der Er-
erbstätigkeit und am gesellschaftlichen Leben ist, dass
an seine Gesundheit so gut wie möglich schützen kann

nd dass man Hilfe erhält, wenn man krank ist. Das ist
ine der wichtigsten Aufgaben für mich, die wir mit die-
er Reform angehen.

Wenn wir in den kommenden Zeiten intensiv in die
ebatte einsteigen, dann würde ich mich freuen, wenn

lle ihre Erfahrungen einbrächten, damit wirklich eine
ebatte darüber entsteht, was wir in diesem Lande brau-

hen, damit die Menschen eine gute gesundheitliche
ersorgung haben, und wie die Institutionen des Ge-
undheitswesens so transparent, effizient und unbürokra-
isch organisiert werden können, dass möglichst jeder
uro nur da eingesetzt wird, wo er den Patientinnen und
atienten zugute kommt. Das wäre schon ein guter Er-
olg.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604710200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Claudia Winter-

tein von der FDP-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1604710300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Ministerin, Ihre Rede hat wenig Neues gebracht.
Statt hohler Worte hätten Sie uns im Parlament und auch
den Menschen in unserem Lande lieber einen Gesetzent-
wurf vorlegen sollen. Die Reform ist wieder einmal ver-
schoben. Ob das nun an der Unfähigkeit Ihres Ministeri-
ums oder an den Streitereien in der Koalition oder an den
Wahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern liegt,
weiß man nicht. Wahrscheinlich spielt alles eine Rolle.

Also sind wir im Prinzip nicht viel weiter als noch vor
dreieinhalb Monaten, als wir an dieser Stelle über den
Haushalt 2006 gesprochen haben. Jetzt zeigen Sie mit
dem Gesundheitsfonds, dass diese große Koalition ein-
fach nicht funktionieren kann. Zwei Große haben ver-
sucht, sich zu einigen. Sie haben aus zwei völlig gegen-
sätzlichen Konzepten einen Kompromiss gezimmert.
Das Ergebnis ist Ihnen gründlich misslungen, Frau Mi-
nister.


(Beifall bei der FDP)


So diskutieren wir ein Machwerk, wie es stümperhaf-
ter und unbefriedigender kaum sein könnte. Niemand
braucht diesen Fonds, nur Sie, Frau Schmidt, und auch
noch Frau Merkel. Stirbt der Fonds, wackelt die Koali-
tion.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Blödsinn! Beides Blödsinn!)


Sie haben sich in eine Situation gebracht, in der Sie
kaum noch handlungsfähig sind. Ihre Hilflosigkeit zeigt
sich vor allem in Ihrem Umgang mit der Kritik an der
Gesundheitsreform. Kritik an diesem Versuchsballon
gibt es reichlich: von den Krankenkassen, von Wissen-
schaftlern, von den Sozialverbänden, von der Wirtschaft,
vom Koalitionspartner, auch aus den eigenen Reihen und
sogar vom Wissenschaftlichen Beirat, der sich das Mo-
dell dieses Fonds ausgedacht hat.


(Detlef Parr [FDP]: Keine Ausnahme!)


Frau Ministerin, leider ignorieren Sie diese Kritiker
beharrlich, anstatt sich mit den Bedenken konstruktiv
auseinander zu setzen. Die Verunsicherung und das Un-
verständnis, das Sie damit in der Bevölkerung erzeugen,
scheinen Ihnen völlig gleichgültig zu sein; denn 80 Pro-
zent der Deutschen sind gegen Ihre Reform. Aber Politik
für die Menschen sieht anders aus.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte die wichtigsten Kritikpunkte hier einmal
aufgreifen.

Zum Thema Wettbewerb. Sie haben Ihrer Gesund-
heitsreform den Namen „Gesetz zur Stärkung des Wett-
bewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung“ ge-
geben. Schaut man sich den Inhalt an, kann man über
diesen Namen eigentlich nur lachen. Es müsste heißen:
Gesetz zur staatlichen Lenkung der gesetzlichen Kran-
kenversicherung.


(Beifall bei der FDP)


Das wäre wesentlich passender.

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(C (D Ein wichtiges Mittel, sich im Wettbewerb abzugrenen, nehmen Sie den Krankenkassen, wenn zukünftig as Ministerium über die Beitragssätze entscheidet. Dait stellen Sie das deutsche Gesundheitssystem endgül ig unter die vollständige Kontrolle des Staates. Bei eldnot braucht die Regierung dann nur noch zu ent cheiden: entweder Beiträge herauf oder Versorgung erunter. Selbst den letzten Funken von Wettbewerb, die leine Prämie, ersticken Sie unter den geplanten Bedinungen. Damit streichen Sie nicht nur den letzten Rest DU aus dem Konzept, vielmehr nehmen Sie den Kranenkassen auch den letzten Rest von Autonomie. Der neue Spitzenverband, in den Sie die Kassen zwinen wollen, verfolgt den gleichen Zweck; das Ministeium bestimmt, die Kassen folgen. Das ist das Gegenteil on Wettbewerb, Selbstbestimmung und Vertragsfreiheit m Gesundheitswesen. Das ist zentralstaatlicher Gesundeitssozialismus. Höhere Kosten und weniger Transpaenz sind die Folgen. Zum Thema Bürokratie. Frau Ministerin, im gleihen Atemzug, in dem Sie den Wettbewerb abbauen, auen Sie neue Bürokratie auf, und das völlig ohne Not. enn das Einziehen und das Verteilen der Beiträge über ie Kassen funktioniert gut. Bisher konnten Sie nicht beründen, was durch den Fonds als zentrale Geldsammeltelle eigentlich besser werden soll. Im Gegenteil: Durch en neuen Fonds werden beim Bundesverwaltungsamt eue Ressourcen benötigt. Auch das kostet wieder Geld. Zum Thema Haushaltsrisiko. Ungeklärt ist nicht nur ie Frage nach der Entschuldung der Krankenkassen um Start des Fonds; unberechenbar sind auch die Hausaltsrisiken: Ausgabensteigerung, Kürzung der Bundesittel, Mehrwertsteuererhöhung. Bereits für 2007 erwar en die Krankenkassen eine Finanzierungslücke von twa 7 Milliarden Euro. Die Regierung zwingt die Kasen zu Beitragssatzerhöhungen. Es ist schon seltsam: Im aushalt 2007 kürzen Sie den Steuerzuschuss an die rankenkassen auf 1,5 Milliarden Euro, um ihn dann 009 wieder auf 3 Milliarden Euro zu erhöhen. Dabei issen Sie nicht, woher Sie mittelund langfristig überaupt die 15 Milliarden Euro für die Kindermitversicheung nehmen sollen. Steht da nicht schon wieder die ächste Steuererhöhung vor der Tür? Genauso wenig können Sie sagen, wie Sie zum Start es Fonds ein ausreichendes Finanzpolster schaffen wolen, damit die Versicherten nicht gleich wieder über die rämie und höhere Beitragssätze stärker belastet weren. Die Horrorzahl von 16 Prozent geistert schon durch en Raum. Dabei war doch das löbliche Ziel der großen Koaliion, die Arbeitskosten zu senken und die Beitragssätze ur gesetzlichen Krankenkasse zu reduzieren. Es gechieht aber das Gegenteil. Schon im nächsten Jahr steien die Beitragssätze zur Krankenversicherung um minestens einen halben Prozentpunkt. Dabei ist der urchschnittssatz mit 14,2 Prozent schon jetzt wieder uf dem Niveau, auf dem er vor Ihrem letzten Reformersuch 2004 war. Dr. Claudia Winterstein Wie sollen in Deutschland Arbeitsplätze entstehen, wenn wir nicht endlich damit aufhören, den Faktor Arbeit weiter derart zu belasten? Das ist keine solide Politik, sondern rot-schwarze Planlosigkeit auf dem Rücken der Beitragsund Steuerzahler. Das Unbehagen der Bürger über Ihre Gesundheitsreform scheinen Sie zu spüren, Frau Ministerin; es spiegelt sich jedenfalls im Haushaltsentwurf für Ihr Ministerium wider. Sie versuchen, konzeptionslose, handwerklich ungenügende Politik durch lautes Getöse nach außen zu überdecken. Viel zu viel Geld fließt in die Selbstdarstellung, in Kampagnen und Werbung. Über 6 Millionen Euro wollen Sie für Öffentlichkeitsarbeit ausgeben, so wie zum Beispiel für die jüngste Anzeigenkampagne zur Gesundheitsreform. Während Sie den Krankenkassen vorwerfen, Beitragsgelder zu verschwenden, geben Sie 2,5 Millionen Euro für Zeitungsanzeigen aus – und das, um dem Bürger ein unfertiges Reformprojekt zu verkaufen. Das gilt auch für die Präventionskampagne. Sie soll mit über 3 Millionen Euro ein Gesetz unterstützen, das es überhaupt noch nicht gibt. Sie geben an dieser Stelle Steuergelder aus, ohne dem Bundestag einen Gesetzentwurf vorgelegt zu haben. Sie lassen sich beraten, wie Sie Ihr Image in der Öffentlichkeit verbessern. Dabei wären Sie am besten beraten, Frau Schmidt, die Kritik der Krankenkassen und anderer aufzunehmen und die Reform entsprechend umzuarbeiten. Gute Politik braucht keine teuren Kampagnen. Die Anforderungen an eine Gesundheitsreform sind im Prinzip recht einfach: Stabilität der Beiträge, Durchblick für die Patienten und Zukunftsfestigkeit für eine älter werdende Gesellschaft. Diesen Anforderungen werden wir nur über neue Strukturen und wirklichen Wettbewerb im Gesundheitswesen gerecht, nicht durch Ihre Staatsmedizin. Die FDP hat ein Konzept für einen wirksamen, bezahlbaren und langfristigen Versicherungsschutz vorgelegt: freie Wahl von Kasse und Tarif für jeden Bürger, damit Wettbewerb ins System kommt, sozialer Ausgleich über Steuermittel, (Elke Ferner [SPD]: Welche Steuermittel, bitte schön?)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Detlef Parr [FDP]: Richtig! Unsinnig!)


(Beifall bei der FDP)


damit alle gut versichert sind und der Faktor Arbeit ent-
lastet wird, sowie Bildung von Altersrückstellungen, um
der demografischen Herausforderung gerecht zu werden.

Wir müssen die Ursachen der entsprechenden Pro-
bleme angehen. Durch Ihre jährlichen so genannten
Jahrhundertreformen werden aber nicht einmal die
Symptome beseitigt. Ich fordere Sie noch einmal auf,
Frau Ministerin: Nehmen Sie die Kritik ernst! Noch be-
steht die Möglichkeit, eine Reform zu entwerfen, die den

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(C (D amen verdient: mit mehr Wettbewerb, mehr Wahlfreieit und besserer Zukunftsabsicherung. Ihr zentralisticher Einheitsfonds reduziert die Vielfalt, erhöht die osten und schafft keinerlei Perspektive für die Zukunft. Das Wort hat jetzt der Kollege Wolfgang Zöller von er CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Grüß Gott, meine sehr geehrten Da en und Herren! Wenn man die Diskussionen der letzen Tage und Wochen verfolgt hat, konnte man den Einruck gewinnen, wir würden eine Gesundheitsreform it dem Ziel anstreben, einen möglichst bürokratischen onds zu schaffen und nach Möglichkeit alle Beteiligten u verärgern. ür wie dumm halten Sie eigentlich die Beteiligten, die ich wirklich bemühen, die gute medizinische Versorung, die wir in Deutschland haben, zu erhalten bzw. och zu verbessern und langfristig bezahlbar zu gestalen? (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das müsste man an der Reform aber sehen!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604710400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1604710500

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wir machen doch keine Reform um der Reform wil-
en. Wir stellen endlich einmal den Patienten in den Mit-
elpunkt unseres Handelns.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Den Eindruck hat man aber nicht!)


s ist erstmals eine Reform, bei der keine notwendigen
eistungen gekürzt oder gestrichen werden. Es ist erst-
als eine Reform, bei der die Versorgung aus einer
and kommt und ein entscheidendes Stück vorangetrie-
en wird. Der Patient wird nicht mehr zwischen den ver-
chiedenen Versorgungsebenen oder den Sozialsystemen
in und her geschoben, je nach Lage des Budgets. Wir
urchbrechen endlich auch die starren Abgrenzungen
wischen stationär und ambulant und binden in der
ntegrierten Versorgung sogar die Pflegeversicherung
it ein. Damit wollen wir eine umfassende Behandlung

anzer Krankheitsbilder und somit eine optimale Versor-
ung der Patienten gewährleisten.

Eine ausgewogene Reform muss natürlich die Ein-
ahme- und die Ausgabenseite betrachten. Wir können
ns in den Sozialsystemen zu Tode reformieren, wenn
ir den Arbeitsmarkt nicht in den Griff bekommen.
,5 Millionen weniger sozialversicherungspflichtige Ar-
eitsplätze bedeuten nun einmal 6,5 Milliarden Euro
innahmen weniger.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Deswegen wollten Sie das abkoppeln! Davon ist jetzt keine Rede mehr!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
Eines sollten wir auch nicht unterschätzen: 1 Million
junger Menschen hat Deutschland verlassen. Wenn Sie
nach dem Grund fragen, bekommen Sie die Antwort:
wegen der Abgabenlast und der Bürokratie. Also müssen
wir doch an diese Ursachen herangehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren von
der Opposition, ist es umso erfreulicher, dass jetzt hier
eine Trendwende erkennbar ist. Über 400 000 Arbeits-
lose weniger, über 120 000 neue sozialversicherungs-
pflichtige Arbeitsplätze, die Prognosen des Wirtschafts-
wachstums erstmals nach oben korrigiert – das sind doch
positive Signale, die uns auch eine Perspektive für die
Zukunft geben.

Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung hat
sich die Finanzsituation verbessert. Einen wichtigen
Beitrag hierzu hat unsere erste Reformmaßnahme, das
Arzneimittelwirtschaftlichkeitsgesetz, geleistet. Denn
entgegen der auch von Ihnen vorgetragenen Kritik, die
von anderen Seiten noch verstärkt wurde, hat sie bereits
bestimmte Wirkungen entfaltet. Allein die Möglichkeit,
dass die Versicherten von Zuzahlung befreit sind, wenn
sie preisgünstige Arzneimittel wählen, hat dazu geführt,
dass bei über 2 000 Arzneimitteln die Preise um bis zu
40 Prozent gesenkt wurden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Dafür waren wir immer!)


Das zeigt, dass Wettbewerb besser ist als staatliche Re-
gulierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, allerdings ist
bei einem hohen Anspruch an die Leistungsfähigkeit un-
seres Gesundheitswesens auch klar, dass wir einen
Schritt hin zu mehr Eigenverantwortung gehen müs-
sen. Diesen Schritt werden die Menschen aber nur ak-
zeptieren, wenn die Gesundheitsleistungen effizient und
in hoher Qualität erbracht werden. Hinsichtlich der Er-
höhung von Effizienz und Qualität durch mehr Wettbe-
werb im Gesundheitswesen sehe ich erhebliche Verbes-
serungsmöglichkeiten, die wir Ihnen mit unserem Gesetz
vorstellen werden.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Wenn wir das Gesetz mal hätten, dann könnten wir ja auch mitreden!)


Wir brauchen eine Erhöhung der Transparenz und
Abbau der Bürokratie in allen Bereichen; da sind wir uns
einig. Wir werden zum Beispiel die Information der Ver-
sicherten über Leistungsangebote und die Qualität der
Leistungserbringer verbessern. Oder nehmen wir die
vertragsärztliche Versorgung: Hier werden wir die Ver-
gütung ambulanter ärztlicher Leistungen auf feste Preise
bei weitgehender Pauschalierung umstellen. Die derzei-
tige Budgetierung ist dann nicht mehr notwendig.

Neben der Erhöhung der Transparenz haben wir uns
auch für den Bürokratieabbau entschieden. Ärzte, Pfle-
gekräfte und Krankenhäuser werden sich künftig wieder
mehr auf die Versorgung der Patienten konzentrieren

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(C (D önnen. Dazu werden wir zum Beispiel die Wirtschaftichkeitsprüfungen vereinfachen. Wir werden einen weentlich einheitlicheren und entbürokratisierten Rahmen ür die Chronikerprogramme schaffen. Wir werden dann icht mehr 1 500 verschiedene, sondern vielleicht nur och sieben bis zehn Programme haben. Wir brauchen aber nicht nur mehr Transparenz und eniger Bürokratie, sondern auch mehr Entscheidungsnd Wahlmöglichkeiten für die Versicherten. (Beifall der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU])


ierbei möchte ich besonders auf die Veränderungen bei
er Kostenerstattung hinweisen. Denn gerade diese kann
davon sind wir überzeugt – das Kostenbewusstsein
tärken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


aher können die Krankenkassen künftig Tarife im Zu-
ammenhang mit der Kostenerstattung anbieten. Gleich-
eitig werden die Kostenerstattungsmöglichkeiten er-
eitert.

Neben der Kostenerstattung sind weitere Veränderun-
en geplant. So werden die Kassen für spezielle Versor-
ungsformen gezielte Tarife anbieten, zum Beispiel
ausarzttarife. Gleichzeitig werden die Selbstbehaltta-

ife für Pflichtversicherte geöffnet. Auch mit diesen Ver-
nderungen werden wir das Kostenbewusstsein der Ver-
icherten fördern.

Zur privaten Krankenversicherung.


(Detlef Parr [FDP]: Jetzt wird es spannend!)


est steht: Die private Krankenversicherung bleibt als
ollversicherung erhalten. Das heißt aber nicht, dass es
ier keine Veränderungen geben wird. Auch hier soll der
ettbewerb gestärkt werden. Daher werden wir den
echsel der Versicherten innerhalb der PKV künftig da-

urch erleichtern, dass wir die Altersrückstellungen
ransportabel machen.

Ein Punkt kommt, wie ich meine, immer noch zu
urz: Dabei geht es um die Solidarität und die Eigenver-
ntwortung. Solidarität heißt nicht nur, dass die Solidar-
emeinschaft für mich einzutreten hat, sondern auch,
ass ich mich der Solidargemeinschaft gegenüber solida-
isch verhalten muss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Beifall bei der FDP)


ieses Bewusstsein muss gestärkt werden.

Ich bin in der letzten Zeit in den Medien wegen mei-
er Äußerung, dass sich Übergewichtige – man hat auf
ich geschaut und gesagt, ich sei sowieso zu dick –

ventuell an den Behandlungskosten beteiligen sollen,
iemlich beschimpft worden. Ich wiederhole an einem
eispiel, was ich damit gemeint habe: Ein junger 25-jäh-

iger Mensch kommt zum Arzt und sagt: Herr Doktor,
ch habe Probleme; ich brauche auf der rechten Seite
ine neue Hüfte. Darauf sagt der Arzt: Wenn ich Sie mir
o betrachte, dann meine ich, dass Sie mindestens






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller
140 Kilogramm schwer sind. Nein, sagt der Patient,
150 Kilogramm. Dazu der Arzt: Eine Hüftoperation wird
wenig bringen. Wenn Sie nicht bereit sind, Ihr Gewicht
zu reduzieren, werden Sie in einem halben Jahr auf der
anderen Seite eine neue Hüfte benötigen. Darauf be-
kommt der Arzt die Antwort: Sie haben das gefälligst zu
machen; schließlich zahle ich meinen Beitrag.

In diesem Zusammenhang habe ich gefragt, ob man
nicht das Bewusstsein etwas stärken könnte, indem man
sagt: Es könnte sein, dass der Patient an den durch be-
stimmte Essgewohnheiten entstehenden Kosten prozen-
tual beteiligt wird. Das gilt im Übrigen genauso für das
Rauchen und das Trinken im Übermaß.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wir brauchen in diesem System mehr Ehrlichkeit,
und zwar angefangen vom Missbrauch mit Versicherten-
karten bis hin zu den Abrechnungen. Wir tun in der Dis-
kussion so, als sei immer nur eine Gruppe betroffen. Es
ist aber nicht nur eine Gruppe davon betroffen.

Ich will an einem Beispiel klar machen, dass alle am
System Beteiligten betroffen sind: Wir haben in den
Krankenhäusern eine leistungsgerechte Vergütung ein-
geführt, die zum Beispiel Folgendes vorsieht: Eine nor-
male Geburt wird mit rund 900 Euro vergütet,


(Ute Kumpf [SPD]: Das ist günstig!)


ein Kaiserschnitt, also eine komplizierte Geburt, mit
rund 2 000 Euro. Mit welchem Ergebnis? Plötzlich ha-
ben etliche Krankenhäuser nur noch Kaiserschnittgebur-
ten zu verzeichnen. Ist das medizinisch notwendig?

Jetzt wäre es verkehrt, zu sagen, daran sei nur einer
schuld; deshalb habe ich dieses Beispiel gewählt. Über-
legen wir einmal, wer daran schuld sein könnte: Ist es
die Krankenhausverwaltung, die sagt: „Macht das in die-
ser Richtung; dann haben wir mehr Einnahmen“? Ist es
der Arzt, der sagt: „Dafür bekomme ich eine höhere Ver-
gütung“? Ist es die schwangere Frau, die den Kaiser-
schnitt wählt, weil sie aufgrund von Zeitungsberichten
meint, dies sei die modernste Methode? Oder ist es viel-
leicht so, dass viele Ärzte aus Haftungsgründen diese
Methode so oft anwenden?

Diesen Punkt spreche ich aus folgendem Grund an:
Vor zehn Tagen hat ein Mann einen Arzt, der vor
19 Jahren seine Tochter zur Welt gebracht hat, mit der
Begründung verklagt, dass seine Tochter zweimal durch
das Abitur gerauscht ist und dass der Arzt deswegen bei
der Geburt etwas verkehrt gemacht haben muss. Ich
glaube, man müsste einmal den Arzt, der bei der Geburt
des Vaters dabei war, fragen, ob er nicht etwas verkehrt
gemacht hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt müssen die Krankenhäuser diesem Fall nachge-
hen. Da kommen wir aber an einen kritischen Punkt: In
Deutschland ist die medizinische Versorgung mit immer
mehr bürokratischem und finanziellem Aufwand ver-

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(C (D unden, nur um Haftungsabsicherungen zu gewährleisen. So bekommen wir langsam eine Amerikanisierung nseres Gesundheitswesens. Ich bitte alle Beteiligten – vom Versicherten über den rzt bis zur Politik –, ihr Möglichstes zu tun, dass nur as Notwendige von der Solidargemeinschaft und nicht as Wünschenswerte finanziert wird. eute ist das leider nicht der Fall, sonst hätte ich diese eispiele nicht erwähnen müssen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brauhen ein Umdenken in unserer Gesellschaft. Neben den enannten Veränderungen sehen unsere Eckpunkte noch eitere Reformschritte vor. Alle diese Maßnahmen stel en langfristig die Weichen für die zukünftige Entwickung unseres Gesundheitswesens. Wir schaffen die trukturen, welche die Leistungsfähigkeit des Systems urch mehr Eigenverantwortung, Freiheit und Wettbeerb und damit durch mehr Effizienz stärken. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Detlef Parr [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604710600

Das Wort hat jetzt die Senatorin für Gesundheit,

oziales und Verbraucherschutz des Landes Berlin, Frau
eidi Knake-Werner.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Den ganzen Tag PDS-Wahlkampf!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604710700

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr geehrten Damen und Herren! Ein Blick auf

ie Situation der Länder kann auch diesem Haus nicht
chaden. Ich kann das beurteilen, weil ich beide Seiten
ut kenne.

Nach einer im „Stern“ veröffentlichten Forsa-Um-
rage sprechen sich 78 Prozent der Befragten für einen
topp der geplanten Gesundheitsreform aus. Der Patient,
err Zöller, hat nämlich begriffen, wie Sie ihn in den
ittelpunkt stellen. Der Patient hat Sorge, dass es für ihn

eurer und risikoreicher wird, wenn er krank wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Ministerin, die Terminverschiebungen sind doch
ängst keine Kalenderfrage mehr. Die Koalition ist in
esentlichen Punkten völlig zerstritten. Wenn Sie ehr-

ich wären, würden Sie nicht die Termine, sondern die
ckpunkte ändern.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen eine Gesundheitsreform, die nicht die
atlosigkeit verlängert, sondern die die Probleme end-

ich löst. Gestatten Sie mir, für die weitere Beratung ei-
ige Hinweise aus Ländersicht zu geben.

Bei der jetzt anstehenden Gesundheitsreform erleben
ir eine ähnlich gesundheitspolitisch unverantwortliche






(A) )



(B) )


Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner (Berlin)

Fehlleistung wie einst bei Rot-Grün. Selbst die wenigen
strukturell sinnvollen Vorhaben, die die Ministerin in die
Eckpunkte hat retten können, wiegen bei weitem nicht
auf, dass der großen Koalition für eine grundlegende Ge-
sundheitsreform der Mut fehlt. Zuversicht bei der Re-
form der Finanzierung der gesetzlichen Krankenversi-
cherung lassen Sie durchgängig vermissen.

Dass in einer Koalition Kompromisse gemacht wer-
den müssen, ist mir nicht gänzlich unvertraut. Aber dass
man aus den Verhandlungen mit dem Gegenteil von dem
herauskommt, mit dem man hineingegangen ist, ist
schon etwas ungewöhnlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Gerade die SPD hat versprochen, die Krankenkassenbei-
träge zu senken, erstens durch die Einbeziehung weiterer
Einkommensarten zur Finanzierung des Gesundheitssys-
tems und zweitens durch eine stärkere Steuerfinanzie-
rung.

Jetzt passiert exakt das Gegenteil. Als Erstes streichen
Sie die Steuerfinanzierung zusammen. Jetzt liegt sie
nur noch bei 1,5 Milliarden Euro gegenüber vorher
4,2 Milliarden Euro. Damit nicht genug: Sie werden den
Krankenkassenbeitrag nicht ändern, sondern Sie werden
ihn erhöhen.

Statt einer höheren Steuerfinanzierung bürden Sie
dem System durch die Mehrwertsteuer noch zusätzliche
Kosten von 900 Millionen Euro auf. Dabei wird es nicht
bleiben.


(Elke Ferner [SPD]: Gibt das Land Berlin seinen Anteil zurück?)


– Zum Land Berlin könnte ich Ihnen eine ganze Menge
sagen.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Wir wollten etwas Landesspezifisches hören! Darauf warten wir noch!)


– Darauf komme ich noch. – Während Sie den Arbeitge-
bern einen stabilen Beitrag für die Zukunft garantieren,
müssen die Versicherten mit zusätzlichen Lasten rech-
nen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist nur die halbe Wahrheit!)


Was daran sozial, was daran solidarisch ist, das würde
ich gerne verstehen.

So wie Ihre Planungen aussehen – alle Fachleute be-
stätigen das –, werden die meisten Kassen nicht umhin
können, den Versicherten einen Zuschlag aufzubürden.
Wahrscheinlich wird es auch dabei nicht bleiben, son-
dern die Kassen werden gezwungen sein, am Leistungs-
katalog zumindest für die Kranken zu streichen. Das ist
sozial und gesundheitspolitisch unverantwortlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Gleichzeitig, meine sehr verehrten Damen und Herren
– in diesem Punkt hat sich die Union leider komplett
durchgesetzt –, verzichten Sie auf sämtliche Maßnah-
men, mit denen das System ohne zusätzliche Kosten zu
sanieren wäre. Sie scheuen sich, die international einma-

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(C (D igen Renditen der Pharmaindustrie anzutasten. Sie nicken beim Abbau von Verbandsinteressen und Stanesprivilegien ein. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Die Pharmaindustrie ist die einzige Industrie, die Sie noch in Berlin haben!)


ie holen die Besserverdienenden eben nicht in die Soli-
argemeinschaft zurück. Auch daran ist gar nichts soli-
arisch.


(Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Völlig verquer!)


Was noch schlimmer ist: Sie haben das angekündigte
ernstück der Gesundheitsreform, nämlich die grundle-
ende Reform der Kassenfinanzierung, in den Sand ge-
etzt. Ihre Gesundheitsreform ist eben keine einheitliche
olidarveranstaltung. Sie ist ein neuer Risikofaktor für die
rankenkassen. Sie sollen zwar alle mit gleichen Beiträ-
en ausgestattet werden; aber das macht nur Sinn, wenn
leichzeitig ein zeitgemäßer Risikostrukturausgleich
ommt. Nach allem, was man hört, soll er auf das Jahr
009 verschoben werden.

Die Kassen sollen sich entschulden, was natürlich je-
en Kassen gewaltige Schwierigkeiten bereitet, die
chon seit Jahren unterfinanziert sind – siehe Risiko-
trukturausgleich. Aus Berliner Sicht kann ich Ihnen sa-
en, mit welchen Risiken wir zu rechnen haben. Kassen
ie die Berliner AOK mit ihrer äußerst prekären Versi-

hertenstruktur, deren Probleme mit dem jetzigen Risi-
ostrukturausgleich überhaupt nicht abgebildet sind,
erden sich nicht in der vorgesehenen Frist am eigenen
chopf aus der Schuldenfalle ziehen können.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: So ist es!)


Über 400 Millionen Euro müsste das AOK-System
ufbringen, um die Berliner AOK zu entschulden – und
as trotz langjähriger Sanierungsbemühungen in Berlin
elbst. Das kann nicht funktionieren und das weiß auch
ie Gesundheitsministerin. Deshalb tut das Bundesmi-
isterium alles, um die Aufsicht führenden Länder dafür
n Haftung zu nehmen und ihnen den schwarzen Peter
uzuschieben. Wie erklärt sich sonst, dass uns der zu-
tändige Staatssekretär aus dem Gesundheitsministerium
n einem Schreiben auffordert, bei unserer AOK – wört-
ich – „dafür Sorge zu tragen, dass die zwingend not-
endigen Maßnahmen zur Entschuldung umgesetzt wer-
en“? Das ist eine völlig unmissverständliche Ansage:
ir sollen die Kassen zwingen, schon jetzt die Versi-

herten mit Sonderbeiträgen zu belasten – ob prozentual
der durch die kleine Kopfpauschale, das ist für die Kas-
en eine Wahl zwischen Pest und Cholera.


(Beifall bei der LINKEN)


Ist Ihnen eigentlich bewusst, welcher Teufelskreis da-
it eröffnet wird? Natürlich ist Ihnen das bewusst: Die
assen mit den ungünstigsten Versicherungsstrukturen
Sie wissen, dass das die großen Versicherungsgemein-

chaften sind – werden die höchsten Sonderzahlungen
erlangen müssen. Im Wettbewerb werden sie dadurch
eiter zurückfallen, jüngere und risikoärmere Versiche-

ungsgruppen verlieren und infolgedessen noch ungüns-
igere Kostenstrukturen haben.






(A) )



(B) )


Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner (Berlin)

Wir von der Linkspartei sind durchaus der Meinung,
dass man die Anzahl der Kassen reduzieren kann. Ob es
aber der richtige Weg ist, ihre Anzahl dadurch zu verrin-
gern, dass man viele von ihnen in den Ruin treibt, das
wage ich zu bezweifeln.


(Beifall bei der LINKEN – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Wer hat denn die Aufsicht? Sie wissen doch, dass die Schulden abgebaut werden müssen! – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Wer hat denn zugelassen, dass Schulden gemacht wurden?)


– „Wer hat die Aufsicht?“ Das ist ja eine ganz tolle
Frage.

Wir sind für einen gezielten Bürokratieabbau.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Ach ja, jetzt wechseln wir das Thema!)


Es ist aber keine intelligente Lösung, wenn man für die
Verwaltung des Gesundheitsfonds eine neue Behörde
aufbaut und damit mehr Bürokratie aufbaut.

Wenn der Wettbewerb zwischen den Kassen nicht
mehr auf der Ebene der Leistungen geführt wird, son-
dern es darum geht, wer die niedrigsten Kopfpauscha-
len hat, werden wir am Ende eine zutiefst gespaltene,
unsolidarische Kassenstruktur erhalten. Dann würde die
Zweiklassenmedizin auch in der gesetzlichen Kranken-
versicherung festgeschrieben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604710800

Frau Knake-Werner, erlauben Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Spahn von der CDU/CSU-Fraktion?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604710900

Natürlich.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604711000

Bitte.


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1604711100

Frau Senatorin, Sie haben gerade die Schulden der

AOK Berlin erwähnt. Ich frage mich, wie es passieren
konnte, dass die AOK Berlin widerrechtlich einen so ho-
hen Schuldenberg hat anhäufen können und mit welchen
Entscheidungen seitens der Aufsicht das zusammen-
hängt.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Die Ursachen hat sie doch wohl gerade genannt! Dann haben Sie nicht zugehört!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604711200

Das hat mit der Aufsicht nichts zu tun.


(Zurufe von der FDP: Ach!)


Das hat etwas mit der ungeheuer komplizierten Struktur
im Land Berlin zu tun. Ich darf Sie vielleicht daran erin-
nern, dass 1989 die Mauer gefallen ist und wir eine Ver-
einigung zweier völlig intakter Gesundheitssysteme
vollzogen haben.

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(C (D ir hatten zum Beispiel die Aufgabe, die Anzahl der rankenhausbetten von 46 000 auf heute 19 600 zu reuzieren. Diese Anzahl liegt unterhalb des Bundesurchschnitts. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das entbindet Sie doch nicht von der Aufsicht!)


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Vor 17 Jahren!)


Wir haben eine Fülle struktureller Veränderungen
orgenommen, um die Kassen zu entlasten. Das reicht
ber nicht aus, wenn die Versichertenstruktur so kompli-
iert ist wie die bei der AOK Berlin. Das räumt sogar
ie Gesundheitsministerin ein.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Klares Aufsichtsversagen! Wenn Sie überfordert sind, sollten Sie Ihr Amt niederlegen, Frau Kollegin!)


Es wird – das ist schon völlig klar – keine Reform des
assenwesens geben und keine Einbindung der privaten
rankenversicherung. Was ist daran solidarisch? Statt-
essen bestehen zusätzliche Risiken für jene Kassen, die
orrangig die Armen versichern und mit hohen Morbidi-
ätsraten, einem ungünstigen Altersaufbau und einem
ohen Anteil an Chronikern zu kämpfen haben. Für den
isikostrukturausgleich sind nicht wir verantwortlich,

ondern der Bund.

Die Leidtragenden dieser Stückwerkreform werden
icht nur die Versicherten und die Kassen sein, sondern
uch die Krankenhäuser. Dazu ein weiteres Beispiel
us Berlin: Ich bin zuständig für das größte öffentliche
rankenhausunternehmen in der Bundesrepublik, Vi-
antes. Mithilfe eines Sanierungskurses haben wir die
rivatisierung und Zerschlagung öffentlicher Kranken-
äuser erfolgreich verhindert.


(Beifall bei der LINKEN)


m dies möglich zu machen, hat sich das Land mit
30 Millionen Euro an der Entschuldung beteiligt. Die
3 000 Beschäftigten haben im Rahmen eines Notlagen-
arifvertrages einen jährlichen Einkommensverzicht in
öhe von 35 Millionen Euro hingenommen. Zudem hat
as Unternehmen die Kassen um 120 Millionen Euro
ntlastet, indem eine Budgetabsenkung um 20 Millionen
uro jährlich akzeptiert wurde. Das ist unser Beitrag zur
enkung der Belastung der Kassen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Eine wirklich mitreißende Rede!)


Seit 2005 schreibt dieses Unternehmen schwarze
ahlen. Trotz der Veränderung bei den Bereitschafts-
iensten und der Umstellung auf den TVöD haben wir
ute Chancen, auch weiterhin schwarze Zahlen zu
chreiben – bis zu Ihrer Reform.

Denn nun werden die Krankenhäuser mit weiteren
anierungsbeiträgen und Kürzungen belastet; hinzu
ommt die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Roundabout
ind das bei meinem Krankenhausunternehmen Vivantes
9,5 Millionen Euro.






(A) )



(B) )


Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner (Berlin)


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ihres? Ich dachte, das gehört den Bürgerinnen und Bürgern!)


Damit ist ein Abrutschen in die roten Zahlen vorpro-
grammiert. Aber das ist es nicht allein. Vielmehr erhöht
das erneut den Druck zur Privatisierung. Das kann die
Linke nicht widerstandslos hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Linke oder das Land Berlin, für das Sie hier sprechen? – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Ist Berlin neuerdings die Linkspartei? Das war vor 20 Jahren so!)


– Nein, das war auch vor 20 Jahren nicht so; die Links-
partei ist bekanntermaßen eine neue Partei.


(Weitere Zurufe)


– Regen Sie sich doch nicht so auf! Ich spreche hier als
Gesundheitssenatorin von Berlin, auch im Namen der
Linken hier im Hause. Das ist doch völlig selbstver-
ständlich.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das Enttäuschendste an der gegenwärtigen Debatte
zur Gesundheitsreform ist für mich, dass wochenlang
über Kosten gestritten wird und dabei auf der Strecke
bleibt, was eigentlich wichtig ist und hier immer von der
Ministerin und Herrn Zöller hervorgehoben wird, näm-
lich, wie es gelingen kann, eine gute, ganzheitliche Ver-
sorgung für die Patientinnen und Patienten zu organisie-
ren.

Ich finde, dass gerade bei der integrierten Versorgung
die Verlängerung der Ratlosigkeit nicht mehr reicht. Wir
brauchen endlich stabile Rahmenbedingungen, damit
ambulant und stationär arbeitende Ärzte, Reha- und
Pflegeeinrichtungen nicht länger nebeneinander und
doppelt arbeiten, sondern endlich zusammen und abge-
stimmt versorgen. Dazu braucht es lediglich eine Um-
schichtung der Mittel – das wissen alle – im Interesse
der integrierten Versorgung. Es geht eben nicht um mehr,
sondern um anders und sinnvoller. Dafür gilt es, sich ein-
zusetzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein letzter Gedanke: Leider ist in der Debatte über die
Gesundheitsreform untergegangen, dass Gesundheits-
förderung und Prävention immer noch die humansten
Wege zur Kostendämpfung sind. Die Ministerin hat ge-
rade gesagt, dass Nichtraucherschutz und Aidspräven-
tion dabei natürlich einen hohen Stellenwert haben müs-
sen. Ich sage ganz klar: Es ist völlig unverantwortlich,
dass die Blockierer von gestern auch heute noch das ge-
rade aus Ländersicht notwendige Präventionsgesetz ver-
hindern können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604711300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgitt Bender von

Bündnis 90/Die Grünen.

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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es gibt ine gute Nachricht: ie Kanzlerin hat die Notbremse gezogen. Die Gesundeitsreform hat jetzt Zeit bis zum Frühjahr. Das heißt, ie Koalition kann noch einmal anfangen. Das sollten ie auch tun. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604711400

(Jörg Tauss [SPD]: Viele!)


Die schlechte Nachricht lautet: Der Gesundheits-
onds ist noch nicht vom Tisch. Er gehört aber runter
on der Tagesordnung, weil damit kein einziges notwen-
iges Ziel der Reform erreicht und auch kein einziges
ersprechen der Koalition eingelöst wird. Die Finanzie-

ungsbasis wird dadurch nicht gestärkt, sondern ge-
chwächt, der Wettbewerb wird nicht gestärkt, sondern
eseitigt, das Geld nicht in bessere Behandlung und Ver-
inderung von Krankheiten gesteckt, sondern in mehr
ürokratie. Das kann es doch noch nicht gewesen sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Wie kommen Sie auf das alles?)


Zur Finanzierung, Herr Kollege Tauss. Was bringt
er Fonds? Ich wäre durchaus bereit, Ihnen zuzugeste-
en, dass er bei entsprechendem politischen Willen viel-
eicht etwas bringen könnte. Bringt er die Einbeziehung
er Privatversicherten, also eine Bürgerversicherung
ach holländischem Vorbild? Nein. Die PKV bleibt wie-
er schön unter sich; Solidarität wird dadurch nicht ge-
tärkt, sondern geschwächt.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Falsch!)


ringt der Fonds eine Ausweitung der Finanzierungs-
asis? Nein. Er bringt weiterhin nur Beiträge auf Ar-
eitseinkommen. Das ist keine nachhaltige Finanzie-
ung.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Auch falsch!)


Bringt der Fonds mehr Steuermittel? Nein. Die Re-
orm verspricht im Vergleich zum Istzustand weniger
teuermittel. Dafür sieht der Fonds einen staatlich ver-
rdneten Einheitsbeitrag vor, der schon im nächsten Jahr
,5 Prozent höher liegen wird als der derzeitige.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


st das, werter Herr Kollege, die versprochene Senkung
er Lohnnebenkosten? Was nach der Reform übrig
leibt, sind Beitragssatzerhöhungen. Dieser Fonds ist
hre Kapitulation vor Ihren selbst gesetzten Politikzie-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Bei dieser Reform waren Sie aber selbst mit dabei, Frau Bender! – Zuruf von der Birgitt Bender CDU/CSU: Eine sehr verkürzte Sichtweise ist das!)





(A) )


(B) )


Meine Damen und Herren, es ist viel von Wettbe-
werb die Rede. Ihr Gesetzentwurf, den Sie dem Parla-
ment noch nicht vorgelegt haben, trägt die Überschrift
„Wettbewerbsstärkungsgesetz“. In der Tat wäre es not-
wendig, den Wettbewerb zu stärken.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh ja! Weil Sie da mit herumgewurschtelt haben!)


Aber welche Folgen hätte er tatsächlich, Herr Kollege
Barthle? Gegenwärtig ist es doch so, dass die gesetzli-
chen Krankenkassen unterschiedliche Beitragssätze ha-
ben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ja! Genau das haben Sie immer bekämpft!)


Sie variieren in einer Größenordnung von etwa
2,5 Prozentpunkten.


(Jörg Tauss [SPD]: Sind Sie etwa neidisch?)


Das heißt, es gibt einen Wettbewerb um niedrige Bei-
tragssätze.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Den werden wir auch in Zukunft haben!)


In Zukunft würde es einen staatlich festgesetzten Ein-
heitsbeitrag geben, aber keinen Wettbewerb.

Vor allem die rechte Seite dieses Hauses sagt immer:
Den Wettbewerb wird es dann durch die Kopfpauschale
geben.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Zusatzprämie!)


Was aber dabei herauskommt, wenn man eine Kopfpau-
schale mit einem Überforderungsschutz in Höhe von
1 Prozent des Haushaltseinkommens erhebt, das haben
Ihnen die Kassen doch vorgerechnet.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gerade haben Sie sich noch gegen den Lohnbezug der Krankenkassenbeiträge ausgesprochen! An sich müssten Sie unser Prämiensystem dann doch befürworten!)


Die AOK hat Ihnen dargelegt – Herr Kollege, ich habe
noch nicht gehört, dass Sie das widerlegen können –,
dass die AOK Mecklenburg-Vorpommern, nur um eine
Kopfpauschale von rechnerisch 10 Euro erheben zu kön-
nen,


(Elke Ferner [SPD]: Ja, ja! Aber nur, wenn die Kassen einen festen Beitrag erheben!)


ihren Beitrag tatsächlich bei 41,66 Euro festsetzen
müsste, um dem Überforderungsschutz Rechnung zu tra-
gen. Doch selbst dann könnte sie nicht 100 Prozent des
rechnerischen Einkommens realisieren.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Haben Sie das jetzt selber verstanden?)


Daran können Sie erkennen, dass das nicht funktioniert.

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Das funktioniert nur mit einer festen Prämie!)


Sie, Herr Kollege Zöller, haben in erfrischender und
ankenswerter Offenheit gesagt, dass diese Form der
opfpauschale nicht praktikabel ist. Hier kann ich Ihnen
ur zustimmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


or allem ist sie kein Beitrag zu mehr Wettbewerb. Denn
ozu würde sie führen? Menschen mit geringem Ein-
ommen müssten zunächst einmal den staatlich verord-
eten Einheitsbeitrag zahlen, der für alle gleich hoch ist.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein! Der ist prozentual! Das ist doch verkehrt, was Sie da sagen!)


ann müssten Menschen mit geringem Einkommen die
opfpauschale zahlen – so es sie denn gäbe –, und zwar
is zur Grenze ihrer persönlichen Überforderung, also
is zu 1 Prozent ihres Haushaltseinkommens, also 7, 8
der 10 Euro. Mehr würden sie bei keiner Kasse zahlen.


(Elke Ferner [SPD]: Das hängt doch davon ab, ob die Kasse fest oder prozentual erhebt!)


arum sollten Menschen mit geringem Einkommen
ann eigentlich die Krankenkasse wechseln? Wo ist
enn hier der Wettbewerb?


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Nun warten Sie es doch erst einmal ab!)


Wie sieht es für die gut verdienenden GKV-Mitglie-
er aus? Sie müssten, um dem Überforderungsschutz
echnung zu tragen, eine sehr hohe Kopfpauschale zah-

en; ich erinnere an die von mir erwähnten 41,66 Euro.
hnen würde man das Signal geben: nichts wie weg aus
er gesetzlichen Krankenversicherung, rein in die PKV!


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


enn billiger als Einheitsbeitrag plus Kopfpauschale ist
ie PKV allemal.

Sie wollen, dass die PKV als Vollkostenversicherung
estehen bleibt. Dazu kann ich nur sagen: Wettbewerb
ar gestern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Jetzt sprechen Sie sich ja fast für die solidarische Gesundheitsprämie aus, Frau Kollegin!)


n Zukunft wird es, jedenfalls nach den Plänen der
oalition, weniger Wettbewerb denn je geben.

Der Wettbewerb um Beiträge wäre auf Eis gelegt.
urch die Erhebung einer Kopfpauschale würde die
osition der gesetzlichen Krankenkassen im Wettbewerb
it der PKV verschlechtert. Das würde bedeuten: Eine
opfpauschale – so es sie denn gäbe – mit Überforde-

ungsschutz wird es nicht geben.






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Warum sprechen Sie denn ständig von der Kopfpauschale? Wo steht denn das, was Sie da sagen?)


Eine Kopfpauschale – so es sie denn gäbe – ohne Über-
forderungsschutz wäre eine soziale Drohung und als sol-
che abzulehnen.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Man merkt, dass Sie es nicht verstanden haben!)


Im Übrigen: Wollten die Kassen Ihre berühmte Kopf-
pauschale tatsächlich erheben, müssten sie, um über-
haupt planen zu können, zunächst einmal die Haushalts-
einkommen ihrer Versicherten erheben.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Ja, genau! Sehr richtig!)


Dazu würden sie eine Datei benötigen, die alle Haus-
haltseinkommen enthält; diese sind den Kassen bisher
allerdings nicht bekannt.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie machen sie das denn mit der Überforderungsklausel, Frau Kollegin?)


Eine Datei, die die Haushaltseinkommen aller gesetz-
lich Versicherten ausweist, Frau Kollegin Widmann-
Mauz, haben nicht einmal die Finanzämter.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie machen sie es denn bei der Zuzahlung, Frau Kollegin?)


Hier kann ich nur sagen: Datenschutz und Bürgerrechte
lassen grüßen. Entspricht das etwa Ihrem Motto „Mehr
Freiheit wagen“?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Dass man so schnell vergessen kann, was man selbst einmal aufgeschrieben hat!)


Diese Reform würde nicht zu mehr Freiheit und mehr
Wettbewerb führen. Sie hätte einheitsfinanzierte Kassen
in einem Einheitsverband zur Folge. Hier regiert die
Staatsgläubigkeit. Dass das kein zukunftstaugliches Mo-
dell sein kann, sollte die Bundeskanzlerin eigentlich aus
ihrer eigenen Biographie wissen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie scheint aber nichts daraus gelernt zu haben.

Übrigens muss man politisch keine Verehrerin der
Selbstverwaltung der Kassen sein, um diese Reform ab-
zulehnen. Wir Grünen wissen, dass diese Art von Selbst-
verwaltung nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Die be-
rufsständische Struktur der Krankenkassenverbände ist
heutzutage überholt. Nur, die Alternative ist nicht ein
staatlich gesteuertes Gesundheitswesen mit Direktzu-
griff des Bundesgesundheitsministeriums.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das will ja auch niemand!)


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(C (D Was wir brauchen, ist Wettbewerb. Auch Wettbewerb m Beiträge – den schaffen Sie gerade ab –, Wettbewerb ber vor allem als Suchprozess, nach mehr Qualität, ach mehr Wirtschaftlichkeit, die den Patienten zugute ommt, zu suchen. Dafür sehe ich in Ihrem Konzept eine Ansätze. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Sie haben noch nicht alles gelesen! Das war wohl zu anstrengend!)


elbst die Möglichkeit, dass Kassen Direktverträge ab-
chließen – die es ja gibt und die Sie angeblich auch
ollen –, machen Sie de facto platt. Wie wird es denn

ein? Da hocken die Kassen in Zukunft zwangsweise in
hrem Dachverband, einem Monopolisten, zusammen
nd müssen sich mit ihren Konkurrenten absprechen, be-
or sie einen Direktvertrag mit den Ärzten abschließen.


(Elke Ferner [SPD]: Unsinn, Frau Bender, Unsinn!)


as glauben Sie, was dabei herauskommt? Die Blo-
kade als Dauerzustand. Ich sage es noch einmal: Da-
urch entsteht nicht mehr Wettbewerb, sondern dadurch
abe ich gar keinen Wettbewerb mehr.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Wir brauchen auch mehr Wettbewerb auf der Anbie-
erseite, da mögen Sie schreien, so viel Sie wollen; Sie
ühlen sich offensichtlich getroffen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie haben unser Konzept nicht einmal gelesen!)


ieser Wettbewerb findet nicht statt: Weiterhin müssen
lle rezeptpflichtigen Arzneimittel von den Kassen er-
tattet werden. Auf dem Apothekenmarkt auch nichts
eues. Gewiss, Sie wollen die Arzneimittelpreisver-
rdnung liberalisieren. Das ist schön. Aber das wird nur
irken, wenn gleichzeitig die zunftartige Struktur des
pothekenmarkts aufgebrochen wird. Es gibt zwar ver-

inzelt die Erkenntnis in dieser Republik, dass wir mehr
ettbewerb bei der Arzneimitteldistribution brauchen,

llein, in die Politik der Koalition hat diese Erkenntnis
och keinen Eingang gefunden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


eswegen halten wir die so genannte Reform für nutzlos
nd untauglich.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wie man so ahnungslos sein kann!)


Kommen Sie mir ja nicht mit dem Platzhalterargu-
ent, das immer gestreut wird, nach dem Motto „So ma-

hen wir’s jetzt, doch nach der nächsten Wahl macht die
DU daraus ihre Kopfpauschale in Reinform


(Jörg Tauss [SPD]: Nur, wenn sie die Mehrheit hat!)


zw. die SPD macht daraus die Bürgerversicherung.“


(Zuruf von der SPD: Natürlich die SPD!)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Was ist das für ein Konzept? Erst jagen Sie eine Reform-
attrappe mit Bürokratieaufschlag durch die Republik,
dann wollen Sie drei Jahre damit verbringen, der Mor-
genröte der Originalumsetzung Ihrer Parteitagsbe-
schlüsse entgegenzuträumen, oder wie?


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist doch kein politisches Konzept! Ich kann nur sa-
gen: Ministergehälter sind kein Überbrückungsgeld für
die Zeit bis zum nächsten Wahltag, sondern diese Gehäl-
ter werden für geleistete Arbeit gezahlt. Deswegen müs-
sen Sie die politische Arbeit, gezielt einen Kompromiss
in Ihrer großen Koalition zu finden, auch leisten. Darauf
warten wir noch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wie wir auf die von Ihnen angekündigte Reform der Pflegeversicherung! Wir warten immer noch!)


Zum Abschluss. Man kann in gewisser Weise froh
sein: Reform verschoben; Fonds sowieso verschoben;
selbst wenn feststehen sollte, dass er zum 1. Januar 2009
kommt, wird er nicht kommen; denn wer glaubt schon,
dass Sie ausgerechnet im Wahljahr die Chuzpe haben, so
etwas einzuführen? Trotzdem hätte dieses Vorgehen ei-
nen hohen Preis: Denn wenn feststeht, dass dieser Fonds
Gesetz wird, dann werden Vorbereitungen getroffen,
dann werden Umstellungen vorgenommen, denen ge-
genüber sich der Aufwand für die Umstellung auf
Hartz IV bescheiden ausnimmt. Der Unterschied ist nur:
Für die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozial-
hilfe gab es gute Gründe. Für die Einführung eines Ge-
sundheitsfonds gibt es überhaupt keinen guten Grund –
außer der Gesichtswahrung der großen Koalition.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Für diesen Unsinn Gelder zu binden, Energien zu bin-
den, heißt, Gelder zu verschwenden, die man dringend
bräuchte für eine Verbesserung des Gesundheitswesens
und der Prävention. Deswegen sage ich Ihnen im Namen
der Grünen: Gehen Sie zurück auf Los! Ziehen Sie kein
Geld ein! Fangen Sie noch einmal an, zusammen über
Wege zu mehr Solidarität und mehr Wettbewerb nachzu-
denken! Wir hätten Ihnen ein Konzept dafür vorzuschla-
gen; aber wir wissen, dass Sie Kompromisse suchen
müssen. Die Bremer Stadtmusikanten haben gesagt: „…
etwas Besseres als den Tod findest du überall“. – Ich
sage der Koalition: Was Besseres als diese Reform fin-
den Sie allemal. Also tun Sie es auch!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604711500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Carola Reimann von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1604711600

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Veränderungen im Ge-

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(C (D undheitsbereich werden ja von einem besonders großen ffentlichen Interesse und oft auch von einem besonders roßen Getöse begleitet. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Lauterbach!)


Leider wird dabei oft auch der Eindruck vermittelt,
it einer wirklich großen, umfassenden und mutigen
eform könne man alle Probleme unseres Gesundheits-

ystems mit einem Schlag für alle Zeit loswerden. Diese
äufig verbreitete Erwartung muss enttäuscht werden;


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


enn unser Gesundheitssystem unterliegt einem ständi-
en Entwicklungsprozess, den wir auch wollen und der
urch unterschiedliche und zum Teil auch schwer kalku-
ierbare Faktoren wie dem medizinisch-technischen
ortschritt beeinflusst wird. Angesichts dieses kontinu-

erlichen Prozesses müssen wir deshalb auch die gesetz-
ichen Rahmenbedingungen kontinuierlich weiterentwi-
keln.

Aus diesem Grund muss die aktuell diskutierte Ge-
undheitsreform auch im Zusammenhang mit der letzten
eform in 2004, mit dem Gesetz zur Modernisierung der
esetzlichen Krankenversicherung – kurz: GMG –, be-
rachtet werden. Kollegin Bender, hier haben wir erste
chritte hin zu mehr Wettbewerb, mehr Qualität und
ehr Wirtschaftlichkeit unternommen. Durch die vorge-

egten Eckpunkte zur Gesundheitsreform werden diese
m GMG festgelegten Instrumente für mehr Qualität und

ehr Wettbewerb aufgegriffen, verstärkt und ergänzt.


(Beifall bei der SPD)


Im Bereich der Strukturreformen sind wir mit gro-
en Schritten vorangekommen. Ich will ein paar Bei-
piele dafür nennen: In der integrierten Versorgung wird
n Zukunft auch die Pflege enthalten sein. Wir werden
ie Chroniker-Programme weiterentwickeln. Der Kol-
ege Zöller hat etwas dazu gesagt. Wir werden die Kran-
enhäuser weiter öffnen. Es wird endlich eine Kosten-
utzen-Bewertung für Arzneimittel und auch ein neues
onorarsystem für niedergelassene Ärzte geben.


(Beifall bei der SPD)


esonders hervorheben möchte ich die erweiterten Mög-
ichkeiten für die Kassen, Verträge abzuschließen. Da-
unter fallen zum Beispiel Rabattverhandlungen, aber
uch die Ausschreibung von Arzneimittelwirkstoffen
nd Hilfsmitteln. Kollegin Bender, das stärkt den Wett-
ewerb unter den Anbietern.


(Beifall bei der SPD)


Bei allen Reformen im Gesundheitsbereich wird be-
ürchtet, dass es zu Ausgrenzungen aus dem Leistungs-
atalog kommt. Bei dieser Reform ist das Gegenteil der
all. Wir haben insbesondere für sehr alte und sehr
ranke Menschen wichtige Bereiche aufgenommen. Ich
enne in diesem Zusammenhang die Palliativmedizin
nd die geriatrische Reha, die jetzt Pflichtleistungen im
eistungskatalog sind.






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
Kolleginnen und Kollegen, die Strukturreformen, die
in der öffentlichen Diskussion leider allzu häufig ver-
nachlässigt werden und auch finanzrelevant sind, sind
wichtige Bestandteile der Gesundheitsreform. Im Zen-
trum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht aber vor al-
lem der Gesundheitsfonds. Es ist ein offenes Geheim-
nis, dass wir Sozialdemokraten in einigen Punkten, wie
zum Beispiel bei der Steuerfinanzierung und auch bei
der Einbeziehung der privaten Krankenversicherung,
wesentlich weitergehende Vorstellungen haben.


(Beifall bei der SPD)


Viel ist auch über den Startzeitpunkt des Fonds be-
richtet und diskutiert worden. Für mich sind aber die Vo-
raussetzungen für einen funktionierenden Fonds ent-
scheidender. Um das Ziel des Fonds, für mehr
Wirtschaftlichkeit und Wettbewerb im Gesundheitswe-
sen zu sorgen, erreichen zu können, brauchen wir als un-
verzichtbare Voraussetzung einen zielgenauen morbidi-
tätsorientierten Risikostrukturausgleich.


(Beifall bei der SPD)


Ich will das kurz erläutern: Im Fondsmodell ist vorge-
sehen, dass die Kassen einen Betrag pro Versicherten aus
dem Fonds erhalten. Dieser Betrag ist in seiner Höhe un-
abhängig vom eingezahlten Versichertenbeitrag. Der
entscheidende Punkt ist, dass zu diesem Betrag ein Zu-
schlag hinzukommt, durch den das Krankheits- und
Morbiditätsrisiko des Versicherten abgebildet wird.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha! Das steht in den Eckpunkten aber nicht drin!)


Das ist eine Art Morbi-Zuschlag. Der Gesamtbetrag, den
die Krankenkasse aus dem Fonds erhält, muss für einen
chronisch Kranken somit höher sein als für einen jungen
gesunden Versicherten. Das steht durchaus in den Eck-
punkten.


(Beifall bei der SPD)


Damit dieser Morbiditätszuschlag exakt ermittelt
werden kann, brauchen wir mit dem Start des Gesund-
heitsfonds einen zielgenauen, morbiditätsorientierten Ri-
sikostrukturausgleich.


(Beifall bei der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Heißt das, dass der Fonds erst 2009 eingeführt wird?)


Wir alle wissen, dass die Krankheitsrisiken der Versi-
cherten in den verschiedenen Kassen – Stichwort Wett-
bewerb – sehr ungleich verteilt sind. Die eine Kranken-
kasse weist eine große Zahl von alten und kranken
Menschen und damit teure Versicherte auf, während eine
andere Kasse vor allem jüngere und gesunde Mitglieder
hat. Dieses Problem haben wir insbesondere mit Blick
auf die Wechsel zwischen den gesetzlichen Krankenver-
sicherungen immer wieder thematisiert.

Zu einem fairen Wettbewerb zwischen den Kassen
um die bessere Versorgung und nicht um die besten Risi-
ken, also die gesündesten und solventesten Versicherten,
kommen wir nur, wenn die Risiken durch Morbiditätszu-
schläge pro Versicherten ausgeglichen werden.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D ehlt dieser Ausgleich, bleibt es bei dem schädlichen ettbewerb um junge und gesunde Versicherte. Diesen ettbewerb wollen wir nicht. Was wir brauchen, ist ein Wettbewerb um den besten ervice, die beste Qualität der Versorgung und die beste etreuung für die Versicherten. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Hans Georg Faust [CDU/CSU])


nser Ziel ist es, dass jeder Versicherte für eine Kasse
leich wichtig ist, egal ob jung oder alt, wohlhabend
der nicht, gesund oder krank. Nur so entsteht ein gesun-
er Wettbewerb um die beste und kostengünstigste Ver-
orgung im Land und nur dann erhalten wir eine klare
nformation über die wirkliche Leistungsfähigkeit einer
rankenkasse.

Darüber hinaus ist der zielgenaue, morbiditätsorien-
ierte Risikostrukturausgleich auch für die Reform der
rztlichen Vergütung von Bedeutung; denn wenn man
it der neuen Art der Vergütung der Ärzte das Morbidi-

ätsrisiko von den Ärzten weg auf die Krankenkassen
erlagert, braucht man einen angemessenen Ausgleich
wischen den Kassen.


(Beifall bei der SPD)


s wird also deutlich: Große Teile der Gesundheitsre-
orm entfalten nur dann ihre gewünschte Wirkung, wenn
ir gleichzeitig einen solchen zielgenauen, morbiditäts-
rientierten Risikostrukturausgleich einführen.

Um den jetzigen Risikostrukturausgleich in diese
ichtung weiterentwickeln zu können – das will ich an
ieser Stelle sagen –, brauchen wir eine aktuelle Daten-
rhebung, die zum Beispiel Entlassdiagnosen in Kran-
enhäusern, Wirkstoffverordnungen und Diagnosen im
mbulanten Bereich erfasst. Die entsprechende Verord-
ung zur Datenerhebung existiert seit geraumer Zeit. Sie
uss noch in diesem Jahr vom Bundesrat auf den Weg

ebracht werden.

Die Verschiebung der Einführung der Gesundheitsre-
orm war hier schon Thema. Ich appelliere aber an alle
eteiligten, den Startschuss für den Risikostrukturaus-
leich nicht weiter zu verschieben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


uch wenn die Bundeskanzlerin gestern Abend im Koa-
itionsausschuss vorgeschlagen hat,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Sitzung war nicht öffentlich!)


as In-Kraft-Treten der Gesundheitsreform auf das Früh-
ahr des nächsten Jahres zu verschieben, um eine aus-
ührliche Beratung zu ermöglichen – das begrüßen wir
lle –,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aus voller Überzeugung!)


ntlässt das alle Beteiligten nicht aus der Verantwortung,
ie Vorbereitungsarbeiten, zum Beispiel die Datenerhe-
ung, die man notwendigerweise braucht, um weiterar-
eiten zu können, zeitnah auf den Weg zu bringen.






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
Schließlich ist die Einführung – damit komme ich zum
Schluss – eines solchen zielgenauen, morbiditätsorien-
tierten Risikostrukturausgleichs für einen funktionieren-
den Fonds unverzichtbar.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1604711700

Das Wort hat jetzt der Kollege Daniel Bahr von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1604711800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Liebe Ministerin Schmidt, ich war gestern
Abend auf einer Veranstaltung des AOK-Bundesverban-
des, auf der Sie eine Rede gehalten haben. Es war etwa
gegen 20 Uhr, als Sie das Wort ergriffen haben. Sie ha-
ben erklärt, dass die Einigung hinsichtlich der Gesund-
heitsreform kurz bevorsteht, und haben deutlich ge-
macht, warum es so nötig sei, dass diese Reform zum
1. Januar 2007 in Kraft tritt. Eben habe ich von Ihnen ge-
hört, warum es so nötig und sinnvoll sei, dass man sich
etwas mehr Zeit nimmt, sodass die Gesundheitsreform
erst zum 1. April 2007, also drei Monate später, in Kraft
tritt. Frau Ministerin Schmidt, ich kann mir diesen Sin-
neswandel nicht erklären, aber Sie müssen eine wunder-
bare Nacht erlebt haben.


(Beifall des Abg. Heinz Lanfermann [FDP] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Nacht der Bundesministerin ist nicht Gegenstand der parlamentarischen Beratung!)


Die Kanzlerin hat endlich die Notbremse in einem
Zug gezogen, der in voller Fahrt Richtung Einheitskasse
und Staatsmedizin steuerte. Das, meine Damen und Her-
ren von der Union, ist das bisher Beste, was die Union in
diesen Verhandlungen zur Gesundheitsreform erreicht
hat. Die Kanzlerin hat das Vorpreschen der Ministerin
zunächst gestoppt. Aber ein Verschieben allein macht
die Gesundheitsreform nicht besser.

Frau Schmidt, da rächt sich im Übrigen auch, dass Sie
der Öffentlichkeit Arbeitsentwürfe aus dem Ministerium
vorgestellt haben und damit Fakten schaffen wollten, die
weit über die Eckpunkte hinausgegangen sind. So haben
Sie provoziert, dass die Kanzlerin Sie hier ausgebremst
hat. Aber die Union stellt auch fest, dass sie zwar eine
CDU-Kanzlerin hat, aber eine SPD-geführte Bundes-
regierung erlebt.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Meine Damen und Herren von der Koalition, Sie soll-
ten diese Pläne einstampfen und noch einmal neu ver-
handeln. Diese Gesundheitsreform kann nur besser wer-
den.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Ich kann mich noch an die Verhandlungen erinnern. rei Monate lang hat die Arbeitsgruppe unter der Füh ung von Herrn Zöller und Frau Schmidt verhandelt. Daei ist ein mehrere hundert Seiten umfassendes Papier erausgekommen, das – weil man sich nicht in allen unkten einigen konnte – an die Spitzengruppe um die anzlerin weitergegeben wurde. In dem Papier, das ich ekam, stand auf Seite 1: Politisch noch klärungsbedürfige Punkte sind kursiv und fett geschrieben. Als ich Seite 2 des Papiers, des Ergebnisses dieser rbeitsgruppe nach drei Monaten Verhandlungen, aufeschlagen habe, habe ich gleich den ersten Punkt geunden, in dem sich die Arbeitsgruppe nicht einigen onnte. Da stand – fett und kursiv geschrieben –: Am Ende der Verhandlungen noch einzufügen: Hinweise auf Grundsätze und Ziele dieser neuen Reform. Wenn Sie nach dreimonatigen Verhandlungen die Erebnisse in der Fachgruppe vorlegen, aber noch nicht inmal wissen, welche Ziele Sie erreichen wollen, dann ann das Verhandlungsergebnis in keiner Weise Ihren nsprüchen gerecht werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


ir fällt dabei nur ein Spruch von Mark Twain ein:
Kaum verloren wir das Ziel aus den Augen, verdoppel-
en wir unsere Anstrengungen.“

Die Gründe für die Gesundheitsreform waren doch
lar: steigende Beitragssätze für die Krankenversiche-
ung, die in diesem Jahr zu verzeichnen waren, und eine
ltersentwicklung in Deutschland, die dazu führt, dass
ie Kosten im Gesundheitswesen in den nächsten Jahren
endenziell steigen.

Das Problem waren also die steigenden Kranken-
assenbeiträge. Was erleben denn die Versicherten im
ächsten Jahr als erste Auswirkung des Kompromisses
ieser Koalition? Steigende Krankenkassenbeiträge! Die
ohnzusatzkosten werden nämlich nicht gesenkt; sie
teigen vielmehr massiv. Die Krankenkassenbeiträge
erden auf über 15 Prozent steigen.

In Ihrem eigenen Koalitionsvertrag vom November
etzten Jahres – er ist noch gar nicht so alt – steht als Ziel
er Koalition unter Punkt 2.1 die Senkung von Lohnzu-
atzkosten. In diesem Punkt wird angekündigt, „die Bei-
räge zur gesetzlichen Krankenversicherung mindestens
tabil zu halten und möglichst zu senken“.

Meine Damen und Herren von der Koalition, Sie ha-
en sich von Ihrem eigenen Ziel der Senkung oder der
tabilisierung der Lohnzusatzkosten längst verabschie-
et. Die Lohnzusatzkosten werden weiter den Arbeits-
arkt belasten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Den Druck auf den Beitragssatz haben Sie im Übri-
en selbst zu verantworten. Die Mehrwertsteuererhö-
ung um 3 Prozentpunkte wird die gesetzliche Kranken-






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

versicherung um etwa 800 Millionen Euro belasten. Die
Senkung des Bundeszuschusses aus der Tabaksteuerer-
höhung, der in diesem Jahr noch über 4 Milliarden Euro
beträgt und im nächsten Jahr auf 1,5 Milliarden Euro
sinkt, wird den Druck zu einer Beitragssatzerhöhung
verstärken.

Wenn Sie jetzt angeben, dass Sie etwas gegen die Bei-
tragssatzerhöhung tun mussten, dann ist festzustellen,
dass Sie von der Koalition für die Beitragssatzerhöhung
im nächsten Jahr selbst verantwortlich sind.

Des Weiteren war von einem Gesetz die Rede, das
sich zunächst einmal positiv anhört: das Wettbewerbs-
stärkungsgesetz. Frau Schmidt und Herr Zöller haben
behauptet, dass mit diesem Gesetz mehr Wettbewerb
erreicht werden soll. Ist es denn mehr Wettbewerb, wenn
künftig nicht mehr einzelne Krankenkassen die Höhe ih-
res Beitragssatzes im Wettbewerb zueinander festlegen?
Ist es mehr Wettbewerb, wenn der Zusammenhang zwi-
schen Beitrag und Leistung verloren geht? Ist es mehr
Wettbewerb, wenn ein bundeseinheitlicher Beitragssatz
von der Politik festgesetzt wird? Ist es mehr Wettbewerb,
wenn künftig die Produktvielfalt in der privaten Kran-
kenversicherung über einen Zwang zum Basistarif kom-
plett abgeschafft wird?


(Jörg Tauss [SPD]: Von Wettbewerb im Gesundheitswesen haben Sie keine Ahnung! Haben Sie noch nie gehabt!)


Ist es mehr Wettbewerb, wenn die Kürzungen für Apo-
theker schon vor den Verhandlungen mit den Kassen
feststehen? Ist es mehr Wettbewerb, wenn künftig ein
Bundeskrankenkassenverband bundeseinheitliche Vor-
gaben macht? Ist es mehr Wettbewerb, wenn künftig die
Kassen alle freiwilligen Leistungen streichen werden,
um keinen Zusatzbeitrag verlangen zu müssen?

Das ist allenfalls ein Wettbewerb, der darauf abzielt,
keinen Zusatzbeitrag zu verlangen. Es ist allenfalls ein
Wettbewerb, was die Kostenfrage angeht. Wir werden
feststellen, dass es keinen Wettbewerb um die richtige
Versorgung und die richtige Leistung gibt; es wird allen-
falls zu einem Wettbewerb kommen, bei dem die Kran-
kenkassen an allen Ecken und Enden sparen. Sie werden
damit aber keinen Anreiz für den dringend nötigen Wett-
bewerb um innovative Versorgungsformen schaffen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Es gibt einen Wettbewerb zwischen der FDP und den Lobbyisten!)


Die vorliegenden Pläne bedeuten nicht nur die Ab-
schaffung der heutigen gesetzlichen Krankenversiche-
rung, sondern auch der heutigen privaten Krankenversi-
cherung als Vollversicherung. Gesetzliche und private
Krankenversicherung werden vereinheitlicht. Dieses Ge-
setz stärkt nicht den Wettbewerb. Es ebnet den Weg in
ein staatliches und zentralistisches Gesundheitswesen.

Was den Gesundheitsfonds angeht, hat Frau Schmidt
ausgeführt, dass keine neue Behörde geschaffen wird.
Tatsächlich werden 20 neue Behörden geschaffen, weil
regionale Einzugsstellen eingeführt werden sollen. Es

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(C (D uss eine neue Verwaltungsstruktur geschaffen werden, m 70 Millionen Versichertenkonten anzulegen. Der Zuammenhang zwischen Beitrag und Leistung geht verloen, weil ein bundeseinheitlicher Beitrag anonym an iese Behörden gezahlt wird. Die Bundesregierung wird en Beitragssatz festlegen. Wie wollen Sie das als Geundheitsministerin denn machen? Da sage ich Ihnen oraus: Wenn Sie sich im Oktober die Zahlen anschauen nd zu dem Schluss kommen, dass die Krankenkasseneiträge und damit die Lohnzusatzkosten im nächsten ahr steigen müssen, dann wird es doch politischen ruck geben, weil man diese Belastung für den Arbeitsarkt nicht will. Was tut man? Da die Bundesregierung n Zukunft die Höhe des Beitragssatzes in der gesetzlihen Krankenversicherung festlegt, wird es jährlich ein ostendämpfungsgesetz geben, um zu verhindern, dass m nächsten Jahr der Beitragssatz steigt. Ob das unser esundheitswesen tatsächlich weiterbringt, bezweifle ch sehr; denn das ist Gesundheitspolitik nach Zuteilung nd Kassenlage. Ähnlich verhält es sich bei Ihren Vorschlägen zur ntschuldung. Gut wirtschaftende Krankenkassen, die ich nicht verschuldet haben – vielleicht weil die Aufichtsbehörden in den Bundesländern darauf geachtet aben –, sollen nun bestraft werden, weil sie ihre Rückagen bzw. Überschüsse, die sie aufgebaut haben, den rankenkassen, die nicht vernünftig gewirtschaftet haen, zur Verfügung stellen müssen. Das bereitet den Weg n die Einheitskasse, und zwar schon bevor der Gesundeitsfonds besteht. Meine Damen und Herren von der Union, Sie behaupen, der Gesundheitsfonds sei unbedingt notwendig, um ehr Wettbewerb zwischen den Krankenkassen zu erreihen. Aber die Zusatzprämie, die Sie einführen wollen, st schon längst tot – auch im Eckpunktepapier –, und war dadurch, dass sie maximal nur 1 Prozent des Hausaltseinkommens betragen darf. Ich sage Ihnen voraus: eine einzige Krankenkasse in Deutschland wird eine usatzprämie verlangen; denn es bedeutet zu viel Aufand und verursacht zu viele Kosten, eine solche Zu atzprämie einzufordern. (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Es geht doch ums Sparen!)


(Beifall bei der FDP)


Dann denken Sie nochmal darüber nach, Frau Wid-
ann-Mauz. – Wir brauchen den von Ihnen geplanten
esundheitsfonds gar nicht; denn mit ihm lässt sich kein

inziges Problem lösen. Im Gegenteil: Der Gesundheits-
onds wird dem Gesundheitswesen nur neue Probleme
ereiten. Deshalb sollten Sie schleunigst Abstand von
hren Plänen nehmen.


(Beifall bei der FDP)


Der letzte Punkt. Frau Schmidt hat eben gesagt, sie
ache die Reform für die Enkelkinder, für ein nachhalti-

es System. Ich kann nur feststellen, dass die geplante
eform weder einen Beitrag zur Verbesserung der Situa-

ion auf dem Arbeitsmarkt leistet noch für eine Entkopp-
ung der Finanzierung des Gesundheitswesens von den
rbeitskosten sorgt. Auch Vorsorge in Form von






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

Rückstellungen für die steigenden Kosten durch eine al-
ternde Bevölkerung wird nicht betrieben. Im Gegenteil:
Sie greifen das System an, das Rückstellungen für die
steigenden Kosten im Alter gebildet hat, nämlich die pri-
vate Krankenversicherung. Stampfen Sie Ihre Pläne
schleunigst wieder ein! Verhandeln Sie lieber neu! Es
kann nur besser werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604711900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Annette Widmann-

Mauz, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1604712000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Die große Koalition geht mit der Gesundheitsreform
eine der größten und wichtigsten Reformen in dieser Le-
gislaturperiode an. Sie ist gleichzeitig eines der größten
Reformvorhaben in der gesetzlichen und der privaten
Krankenversicherung. Das ist kein kleiner Schritt. Das
zeigt die aufgeregte Debatte heute hier im Haus, genauso
wie manche Aufgeregtheit draußen und die Besorgnisse
der Menschen in den vergangenen Wochen. Deshalb gilt
für uns: Sorgfalt und Gründlichkeit gehen vor Schnellig-
keit. Auch wenn Sie noch so sehr daran herummäkeln,
Herr Bahr: Wir sind die Herren des Verfahrens und wer-
den diesen Weg bis zum Gesetzentwurf und zur Verwirkli-
chung der Reform konsequent gehen.

Manche Besorgnis über steigende Beiträge im nächs-
ten Jahr hat gar nichts mit der aktuellen Reform oder
dem Haushalt zu tun. Vielmehr rührt sie her aus den
Sünden der Vergangenheit. Ich erinnere nur an das Bei-
tragssatzsicherungsgesetz. Liebe Kolleginnen und Kol-
legen von den Grünen, damals hatten Sie die Verantwor-
tung. Sie haben mit diesem Gesetz den gesetzlichen
Krankenkassen verboten, den Beitrag zu erheben, den
sie zur Deckung ihrer Ausgaben benötigten, und haben
sie damit in die Verschuldung getrieben. Heute tun Sie
so, als ob Sie damit nichts zu tun hätten. Aber das ist
nicht richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben immer gesagt: Die Schulden von heute
sind die Beitragssatzerhöhungen von morgen. Mit der
Gesundheitsreform im Jahr 2003 haben wir den Kran-
kenkassen einen klaren Weg der Entschuldung vorgege-
ben.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir uns sogar einig!)


Die Krankenkassen wissen seit 2003, dass Ende nächs-
ten Jahres der Hammer fällt. Wenn sie nun meinen, ihre
Schulden abbauen zu müssen, dann resultieren die Bei-
tragssatzerhöhungen aus der Vergangenheit. Diese Erhö-
hungen haben aber mit der aktuellen Reform gar nichts
zu tun.

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(C (D Bei der letzten Reform haben die Versicherten sowie ie Patientinnen und Patienten die Hauptlast getragen. ieses Mal werden die Patienten nicht die Leidtragenen sein. Im Gegenteil: Für die Patienten wird sich die edizinische Versorgung in vielerlei Hinsicht verbes ern. Wir haben schon viel darüber gehört, was diese oalition bereits in diesem Jahr im Arzneimittelbereich uf den Weg gebracht hat. Im ersten Quartal lagen die teigerungsraten noch bei 10,5 Prozent. Im ersten Halb ahr sind sie auf 5,1 Prozent zurückgegangen. Wenn wir ns die Juliausgaben anschauen, stellen wir fest: Der msatz ist um 3,5 Prozent zurückgegangen. Das sind rste Erfolge. Diese Erfolge werden wir fortsetzen. Wir erden eine Kosten-Nutzen-Bewertung einführen; denn ie ist ein Schutz vor überhöhten Preisen, die in keinem erhältnis zum Nutzen für den Patienten stehen. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten wir schon früher haben sollen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


abattverträge werden wir einführen und damit den
ettbewerb stärken. Vom Hersteller bis zum Apotheker
ird es Vertragsfreiheit geben, die auch zum Nutzen der
undinnen und Kunden in der Apotheke sein wird.

Die Palliativversorgung ist ein wichtiges Thema,
eil sie eine humane Antwort auf die Forderung nach
terbehilfe ist. Patientinnen und Patienten haben jetzt ei-
en konkreten Anspruch auf Leistungen wie Schmerz-
herapie sowie pflegerische und ärztliche Versorgung,
m die letzten Tage ihres Lebens menschenwürdig in der
ertrauten Umgebung mit ihren Angehörigen verbringen
u können. Das ist konkrete Hilfe beim Sterben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das Thema Mutter-/Vater-Kind-Kur ist angespro-
hen worden. Was haben wir erlebt? Die Eltern sind auf
en Instanzenweg geschickt worden. So kann man natür-
ich Kostenreduktion durch Zermürbungstaktik betrei-
en. Jetzt ist diese Kur eine Pflichtleistung, eine klare
erbesserung für die Mütter und Väter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Denken wir an die Schnittstelle zwischen Kranken-
nd Pflegeversicherung. Wer kennt den Sturz oder den
chlaganfall im Alter nicht? Wie oft wurde die Rehabili-

ation mit dem Hinweis, das sei nicht mehr nötig, der Pa-
ient komme ohnehin in die Pflege, verweigert? So wur-
en die Kosten auf die Pflegeversicherung gewälzt.
uch hier ist in der Vergangenheit viel zu wenig gesche-
en, um die Selbstständigkeit der Menschen zu erhalten.
ie Rehabilitation wird jetzt zur Pflichtleistung. Ich
önnte noch viele weitere Beispiele nennen.

Unser Ziel ist die Sicherstellung einer guten medizi-
ischen Versorgung in ganz Deutschland. Wir gehen
ämlich dem Problem der Unterversorgung im ambulan-
en Sektor nach. Warum stehen immer weniger Ärzte in

ecklenburg-Vorpommern zur Versorgung zur Verfü-
ung? Bei Vergütungsunterschieden von bis zu 100 Pro-
ent innerhalb Deutschlands ist das doch überhaupt kein
under. Warum werden die Wartelisten bei den Ärzten






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
immer länger? Sie werden es, weil eine leistungsge-
rechte und verlässliche Honorierung in Euro und Cent
ein entscheidender Faktor ist. Sie entscheidet nämlich
nicht nur über das Ein- und Auskommen des Arztes,
sondern auch über das Hierbleiben oder Auswandern der
deutschen Ärzte.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir gehen die Probleme an. Wir tun das nicht, damit in
erster Linie die Ärzte mehr verdienen können, sondern
damit die Patientinnen und Patienten in unserem Land
überall gut versorgt sind und ärztliche Angebote finden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Wenden wir uns dem Thema Transparenz zu. Mit
der Umstellung der Finanzierung auf den Gesundheits-
fonds können Versicherte in Zukunft die Leistungsfähig-
keit und die Angebote ihrer Krankenkasse besser beur-
teilen. Sie können nämlich wirklich vergleichen. Kommt
meine Krankenkasse mit den durchschnittlichen Kran-
kenkosten aus oder braucht sie einen Zusatzbeitrag?
Kann sie sogar etwas an die Versicherten zurückzahlen?
Ist der Preis für die gebotene Leistung angemessen? Bie-
tet mir eine andere Krankenkasse ein interessanteres An-
gebot für den Beitrag? Mehr Transparenz bewirkt mehr
Wettbewerb. Dort, wo Wettbewerb herrscht, gibt es An-
gebote und Auswahl und damit ein Mehr an Wahlmög-
lichkeiten für die Versicherten in unserem Land.

Selbstbehalttarife, die wir aus den unterschiedlichsten
Lebensbereichen, auch aus der privaten Versicherungs-
wirtschaft, kennen, Kostenerstattungstarife, Hausarztta-
rife und integrierte Versorgungsverträge sind weitere
Stichworte. Es wird also mehr Wahlmöglichkeiten ge-
ben, und zwar nicht nur in der gesetzlichen Versiche-
rung, sondern auch in der privaten. Auch hier beenden
wir die lebenslange Bindung an das Unternehmen. Man-
che sprechen sogar von einer Gefangenschaft. Wir eröff-
nen auch hier Wechselmöglichkeiten durch die Mit-
nahme der Altersrückstellung.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wenigstens etwas!)


Wer schreit draußen eigentlich am lautesten? Die
Besitzstandswahrer melden sich laufend zu Wort.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Sie stehen vor unseren Abgeordnetentüren und wir hören
sie auf den Plätzen der Republik. Ich sage Ihnen ganz
klar: Wer unter der Decke im Dunkeln gut zu munkeln
hatte, der scheut natürlich Licht, Bewegung und Frisch-
luft, er scheut Transparenz und Wettbewerb, ob es in der
Selbstverwaltung ist oder untereinander. Ich kann das
subjektiv durchaus verstehen. Diese Reflexe erinnern
mich an den Werbesong „Ich will so bleiben, wie ich
bin.“ Sie alle haben jetzt die junge, blonde, hübsche Frau
im Gedächtnis,


(Heiterkeit – Jörg Tauss [SPD]: Ich habe nur meine Frau im Gedächtnis!)


aber Sie wissen genau, dass die Zielgruppe völlig anders
aussieht, nämlich nicht so gut. In unserem Gesundheits-

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(C (D esen ist es ähnlich. Auch hier brauchen wir Anstrenungen, um fit zu werden. Diese sind notwendig. Im Vordergrund der Kassenstrategie stand doch bisang zunächst einmal der Versicherte, der viel Geld mit n die Kasse bringt. Erst danach ging es um die Frage, ie man den Patienten gut und vor allen Dingen effizient nd kostengünstig versorgen kann. Die Jagd nach den ungen Gutverdienern ist in unserem heutigen System ngelegt. Schauen Sie sich die Verknüpfung der DMP it dem Risikostrukturausgleich an. Sie ist doch so an elegt gewesen, dass alle am Ende finanzielle Vorteile atten, aber die Versorgung überhaupt nicht in dem entprechenden Maße besser wurde. Das sind Fehlanreize, ie wir beenden müssen. Schauen Sie sich die intransparenten Strukturen an. ch weiß nicht, wieviel mein Arztbesuch kostet und was ein Arzt von der Kasse für die Leistung erhält, die er n mir erbringt. Wir kennen nur Punkte, aber wir kennen eine Preise. Unter diesen Deckmänteln konnten neben ester Medizin und hervorragender Versorgung in eutschland trotzdem Verantwortungslosigkeit, Selbstedienung, Bürokratie, Funktionärstum und Verschwenung in vielen Bereichen entstehen. Wir können dies och nicht negieren. Deshalb braucht das deutsche Geundheitswesen Frischluft und Bewegung; denn dieses ystem soll und muss in Zukunft in einer älter werdenen Gesellschaft noch mehr leisten können. Die Medizin ird durch technische Innovation in Zukunft noch mehr eisten müssen. Wir müssen dieses System fit machen. azu gibt es überhaupt keine Alternative. Das fängt bei den Kassen an. Der Fonds wird die agd auf die jungen Gutverdiener beenden und den Blick uf die Patientinnen und Patienten richten, weil die asse für jeden Versicherten die gleiche Pauschale mit isikoadäquaten Zuschlägen aus dem Fonds erhält. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Also doch nicht mobilitätsorientiert!)


amit dieses auch klar ist: Wir haben heute einen Risi-
ostrukturausgleich und nur weil wir einen Fonds ein-
ühren, fällt dieser nicht weg. Wir werden mit dem
onds wieder einen Risikostrukturausgleich haben.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber keine Mobilitätsorientierung, oder?)


azu stehen wir. Sonst funktioniert der Wettbewerb in
nserem System nicht.

Schauen wir uns an, welche Auswirkungen das auf
ie Kassenkapazitäten hat. Kundenorientierung wird in
ukunft im Mittelpunkt stehen. Das ist wichtig. Es wird
ngebote wie Vertragstarife und Wahltarife für die Ver-

icherten in unserem Land geben; denn ihr Kostenbe-
usstsein soll und muss geschärft werden, damit Zusatz-
eiträge möglichst vermieden werden können, und
ahltarife sollen die individuellen Wünsche abbilden.
ir wollen die Sensibilität für den Preis fördern und dies

elingt durch den Wettbewerb.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604712100

Frau Kollegin, denken Sie an Ihre Redezeit?


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1604712200

Der Aufwand für dieses Fitnessprogramm ist erheb-

lich, aber der Aufwand lohnt sich. Dieser Umbau unse-
res Gesundheitswesens bedeutet soziale Gerechtigkeit
mit den Mitteln von Markt und Transparenz.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604712300

Das Wort hat der Kollege Ewald Schurer, SPD-Frak-

tion.


Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1604712400

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und

Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die
öffentliche Diskussion über die Gesundheitsreform hat
sich noch nicht unmittelbar auf die Gestaltung des
Einzelplans 15 im Haushalt 2007 ausgewirkt. Dennoch
möchte ich hier vorweg sagen: Ich finde es politisch
richtig und ich finde es gut, dass wir mit der Verschie-
bung um ein Vierteljahr, die gestern beschlossen worden
ist, ein Stück weit den Druck von dieser Diskussion neh-
men, um mehr Zeit für politisch klare Festlegungen und
Definitionen für eine tragfähige Reform des Gesund-
heitswesens für die Zukunft zu bekommen. Es geht da-
rum, für eine zukunftsfeste Qualität der Versorgung der
Menschen auf guter ökonomischer Grundlage zu sorgen.

Als Haushälter möchte ich bewusst die Grundsatz-
frage ansprechen, dass die Beitragsfinanzierung im
System auch künftig unverzichtbar sein wird. Notwen-
dig ist ein Diskurs darüber, inwieweit mit Steuermitteln
versicherungsfremde Leistungen – Schwerpunkt ist die
beitragsfreie Mitversicherung von Kindern – erbracht
werden können. An dieser Stelle gibt es einen ersten Be-
zugspunkt zum aktuellen Haushalt. Im Vergleich zum
Haushalt 2006 ist er diesbezüglich zwar um
2,7 Milliarden Euro kleiner, veranschlagt für solche
Zwecke aber immer noch 1,5 Milliarden Euro. Wie wir
wissen, plant diese Koalition auf Basis der nun vorlie-
genden Eckpunkte vom Juli dieses Jahres, dass der Etat
2008 vermutlich wieder Mittel in Höhe von 1,5 Milliar-
den Euro – in der Zukunft wird vielleicht sogar mehr
Geld zur Verfügung stehen – bereitstellen wird.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es beim
geplanten Gesundheitsfonds eben auch um Folgendes
geht: Wenn man Steuermittel langfristig einsetzen
möchte, dann geht dem eine Grundsatzentscheidung vo-
raus. Als Haushälter muss ich anmerken, dass eine sol-
che Grundsatzentscheidung sich an den Erfahrungen, die
wir in anderen Sozialsystemen gemacht haben, messen
lassen muss. Sicherlich ist es gut zu wissen, welche
Finanzierungsangebote wir derzeit im Bereich der Al-
ters- und Rentenversicherung haben. Wenn man künftig
versicherungsfremde Leistungen, speziell die Mitversi-
cherung von Kindern – dafür habe ich Verständnis – mit
Steuermitteln finanzieren möchte, dann muss man sich

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(C (D achliche Aspekte vergegenwärtigen und darüber im laren sein, dass das natürlich gewisse Dimensionen at. Eine dieser Dimensionen ist ganz eindeutig: Trotz aler Probleme beinhaltet eine Steuerfinanzierung in der at im Prinzip eine Verbreiterung der Bemessungsgrund age. an muss über den Faktor Arbeit hinaus – ich beziehe ich auf die engere Definition dieses Begriffs; ich vereise auf die hier dargestellten Probleme – andere Fianzierungsformen nutzen. Wir sollten künftig in der age sein, über den Steuertopf eine Art solidarische itfinanzierung zu bewerkstelligen. Das ist wichtig. ie ich in einer Schrift des BDI gelesen habe, wäre das m Prinzip eine „solidarisch motivierte Steuer“. Kollege Kampeter, ich bin für alle guten Vorschläge ffen, manchmal sogar für die Ihrigen. Es gibt fachliche Gründe, diese Steuerdimension einubringen. Als Haushälter möchte ich davor warnen, mit teuermitteln künftig inflationär umzugehen. Es geht um as richtige Verhältnis von Beitragsfinanzierung und eiem Additiv „Steuermittel für die versicherungsfremden eistungen“. Ich möchte auch davor warnen, die priva en Haushaltseinkommen mit einem Zusatzbetrag oder iner Zusatzprämie von mehr als 1 Prozent zu belasten. as würde die Versicherten und die Patientinnen und Pa ienten mit Sicherheit überbelasten. Wenn wir eine solide inanzierungspolitik betreiben wollen, dann können wir ns das nicht leisten. Die große Koalition – da bin ich mir sicher – will das icht. Wir wollen ein Gesundheitssystem, das auch künfig monetär berechenbar ist. Der Bundeshaushalt braucht erechenbare Grundlagen. Ständig beliebige Definitioen nach Kassenlage – die Regierung will sie eindeutig icht – nützen ihm nicht. Gesundheitsreform und Buneshaushalt sind wie kommunizierende Röhren. Wir rauchen klare politische Festlegungen, die auch mittelristig tragfähig sind. Das ist notwendig, um solide arbeien zu können. In diesem Zusammenhang erscheint es mir als Hausälter dringend geboten, über die löblichen Ansätze dieer Gesundheitsreform hinaus auch für die Zukunft kosenwirtschaftliche Hebungen – ich habe keinen besseren egriff – einzufordern. Über die jetzigen Ansätze hinaus uss die integrierte Versorgung auf Dauer auf alle Pa ientinnen und Patienten und auf alle Bereiche dieses ektors ausgeweitet werden, damit die milliardenschween Effizienzreserven, die im System theoretisch und raktisch vorhanden sind – alle Experten sagen das –, eneriert werden können. Die Ansätze – nach einem chwierigen Prozess haben Union und SPD einen Komromiss geschlossen; das muss man einmal sagen – müs Ewald Schurer sen weiterentwickelt werden, damit die Arzneimittelund Medikamentenpreise in Deutschland auf ein vernünftiges europäisches Mittelmaß kommen. Es ist nicht gut, wenn wir erleben müssen, dass gewisse Medikamente in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Staaten weit überteuert angeboten werden. Schließlich – das ist von den Kolleginnen und Kollegen schon gesagt worden; das ist eine sozialdemokratische Komponente; sie anzusprechen kann und darf man mir nicht nehmen –: Ein Risikostrukturausgleich wird nur dann wirklich gegeben sein, wenn auch die Beteiligung der privaten Krankenkassen gesichert ist. Dazu gibt es im Prinzip keine Alternative. Der Kollege Zöller hat schon von der Solidarität im System gesprochen. Wenn er das im nächsten Vierteljahr noch ein Stück weiterentwickelt, bin ich da ganz optimistisch. Die Reform hat auch wirklich gute Ansätze. Noch einmal in aller Kürze: Die allgemeine Versicherungspflicht, ein sehr wichtiges Projekt der Sozialpolitik allgemein, muss gelobt werden. Dass geriatrische Patienten und Pflegebedürftige, die an chronischen Krankheiten leiden, künftig Ansprüche nach dem Leistungskatalog haben, ist wichtig; dass Mutteroder auch Vater-KindKuren Pflichtleistung werden, ebenfalls. Dass empfohlene Impfungen künftig Gegenstand des Katalogs sind, ist wirklich absolut notwendig. Ganz wichtig noch – das ist von der Kollegin Widmann-Mauz schon gesagt worden –: Dass im Eckpunktepapier der Leistungsanspruch auf Palliativversorgung definiert werden soll, ist ohne Alternative, weil das menschliche Leben auch am Schluss mit Würde begleitet werden muss. Im eigentlichen Haushalt – das noch zum Schluss – haben wir, wenn man von den 1,5 Milliarden Euro zur globalen Abgeltung bei der GKV absieht, was sozusagen ein durchlaufender Posten ist, diesmal noch 425 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist in dem Bereich ein Aufwuchs um 26 Millionen Euro. Warum? Ich sage es in aller Kürze: Damit werden unter anderem notwendige Baumaßnahmen des Ministeriums in Bonn sowie für das Paul-Ehrlich-Institut, das BfArM und das RobertKoch-Institut bewältigt, die dringend notwendig sind. Hierfür werden insgesamt 46 Millionen Euro – das ist diesmal ein größerer Posten – zur Verfügung gestellt. Herr Kollege, Sie denken bitte an die Redezeit. Sonst reden Sie auf Kosten Ihrer Kollegin. Recht herzlichen Dank. Ganz zum Schluss möchte ich noch auf eines hinweisen. Man hat immer auch eine Vision. M s e a p z S g w d s F H d w b s s c P P V A w i S c g h s g (C (D (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, hat Schmidt gesagt!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU])


(Heiterkeit bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604712500
Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1604712600

eine Vision bei dieser Gesundheitsreform ist: Der Ge-
undheitsfonds wird aufgebaut;


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist eine super Vision!)


r wird mehr oder minder virtuell aufgebaut. Wir greifen
uf die bewährten Strukturen und die qualifizierten Ka-
azitäten der gesetzlichen Kassen beim Beitragseinzug
urück. Wir bauen keine unnötige Bürokratie auf.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604712700

Herr Kollege!


Ewald Schurer (SPD):
Rede ID: ID1604712800

Ganz zum Schluss noch eine Überzeugung – lassen

ie mich das bitte noch sagen –: Der Risikostrukturaus-
leich wird dann zu einem vollen Erfolg werden,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das kann keiner so gut sagen wie die Frau Dr. Reimann!)


enn es uns gelingt, die PKV künftig voll und ganz in
iesen Risikostrukturausgleich einzubeziehen. Diese Vi-
ion wird eines Tages Wahrheit werden.

Ich bedanke mich für die große Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604712900

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Hans Georg

aust, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1604713000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Mit den Eckpunkten zur Gesundheitsreform,
en zurzeit erfolgenden Konkretisierungen und dem Ent-
urf zur Änderung des Vertragsarztrechts sind wir da-
ei, unser altehrwürdiges Gesundheitssystem effizienz-
teigernd zu verändern und umfassend zu modernisieren.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


Im Mittelpunkt dieser großkoalitionären Kraftan-
trengung steht der Versicherte, vor allem der Versi-
herte, der als Patient Hilfe benötigt. Doch wo sucht der
atient in seiner Not Hilfe? Er sucht sie nicht bei der
olitik, nicht bei der Krankenkasse, auch nicht bei der
erbraucherberatung; nein, er sucht diese Hilfe beim
rzt in der Praxis oder auch im Krankenhaus.

Wenn ich dieses Kernelement unseres Gesundheits-
esens, den Arzt-Patienten-Kontakt, betrachte, dann

st das Ergebnis durchaus zwiespältig. Auf der einen
eite gilt: gute Erreichbarkeit tags und nachts, noch flä-
hendeckende Versorgung, breites Leistungsangebot von
ut ausgebildeten und, wie wir wissen, auch im Ausland
och geschätzten Ärzten. Auf der anderen Seite gilt:
tark reglementiert, abgeschottete Sektoren, übermäßi-
er Dokumentations- und Bürokratieaufwand. Für Ärzte






(A) )



(B) )


Dr. Hans Georg Faust
und Krankenhäuser besonders belastend ist die Unge-
wissheit über eine angemessene Honorierung in Gegen-
wart und Zukunft.

Wir tun etwas und wir tun das Richtige. Im Vertrags-
arztrechtsänderungsgesetz werden die Liberalisierungen
und Flexibilisierungen, die die Ärzte sich selbst erarbei-
tet haben, in Gesetzesform gegossen. Dadurch wird die
vertragsärztliche Berufsausübung effizienter und moder-
ner gestaltet. Ärzten ist es zukünftig erlaubt, Kollegen
ohne Begrenzung und auch fachgebietsübergreifend ein-
zustellen. Sie können ihre Tätigkeit an weiteren Orten
ausüben und – was ich im Interesse von sektorenüber-
greifenden Versorgungsmodellen für besonders wichtig
halte – sowohl in der eigenen Praxis als auch im Kran-
kenhaus in Teilzeit tätig sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Das sind richtige und wichtige Schritte, die spät kom-
men, aber sie kommen, genauso wie die Erleichterungen
bei der Einforderung der Praxisgebühr. Die Eckpunkte
der Gesundheitsreform tragen der berechtigten Forde-
rung der Ärzte nach einer angemessenen Honorierung
weitgehend Rechnung.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


Eine Gebührenordnung mit festen Preisen in Euro und
Cent wird eingeführt und die Mengensteuerung neu ge-
ordnet.

Jedem Gesundheitspolitiker, aber auch den Ärzten ist
klar, dass es keine ungesteuerte Leistungsausweitung ge-
ben kann.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha! Also doch Budgetierung!)


Auf der anderen Seite aber müssen krankheitsbedingte
Mehrausgaben von der Solidargemeinschaft, mithin den
Krankenkassen, und nicht von den Ärzten getragen wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Peter Friedrich [SPD])


Mit den gesetzestechnischen Ausformulierungen im
neuen Reformgesetz sind wir dann auf einem guten Weg,
wenn wir von den Budgets wegkommen.


(Beifall der Abg. Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU] – Heinz Lanfermann [FDP]: Ist doch alles gedeckelt!)


Die Regelungen zur integrierten Versorgung schaf-
fen in unseren abgeschotteten Gesundheitsteilsystemen
viele Brücken, Durchlässe und Übergänge. Hierzu set-
zen wir die finanziellen Anreize so, dass die ökonomi-
schen Ergebnisse in die gleiche Richtung weisen wie die
medizinischen Ziele. In diesem Zusammenhang, meine
Damen und Herren, ist die Debatte um die so genannte
doppelte Facharztschiene vollkommen überflüssig.
Wenn es gelingt, den ambulanten und den stationären
Sektor so zu vernetzen, dass der Arzt, der es in einer sek-
torenübergreifenden Kooperation am besten kann und

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(C (D m effizientesten macht, auch der ist, zu dem der Patient utomatisch geleitet wird, dann ergeben sich von selbst trukturen, die einen gesetzgeberischen Eingriff überlüssig machen. Noch ein Wort zu den Ärzten in den Krankenhäusern. it den Tarifabschlüssen werden sich die Arbeitsund inanzbedingungen für die Ärzte in den Krankenhäusern eutlich verbessern. Aber ob alle Krankenhäuser das eisten können, da habe ich meine großen Zweifel. Denn ie Krankenhäuser befinden sich in der Konvergenzhase des Zweiten Fallpauschalenänderungsgesetzes nd damit ordnet sich die Krankenhauslandschaft in eutschland neu. Krankenhäuser kooperieren mehr mit inander, verteilen die Aufgaben, verdichten ihre Leisungen und machen mehr ambulant. Das führt zu Betenabbau und Spezialisierung und immer häufiger auch u Trägerwechseln, eine Entwicklung, meine Damen nd Herren, die vorhersehbar war und die wir in weiten ereichen auch so gewollt haben. Zusätzlichen Druck dadurch auszuüben, dass den rankenhäusern pauschal ein Sanierungsbeitrag von Prozent abverlangt wird, führt, wenn dieser Vorschlag icht modifiziert wird, zu weiterer Ausdünnung der rankenhauslandschaft in der Fläche. Die Länder haben us Gründen der Daseinsvorsorge ein Netz erreichbarer rankenhäuser für ihre Bürger gespannt. Wenn dieses etz durch ökonomischen Druck an vielen Stellen reißt, erden die Kosten für das Flicken der Maschen über Si herstellungszuschläge für die Krankenkassen höher ein als der jetzige Pauschalgewinn. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir befinden ns unabhängig von den Lösungen für die Detailfragen it unseren Gesetzeswerken auf einem richtigen Weg. ier geht mit Sicherheit Sorgfalt vor Schnelligkeit. Ich edenfalls bin der festen Überzeugung, dass nach gründicher und eingehender Beratung und Verbesserung im etail die Patienten, ihre Ärzte und auch die Krankenäuser davon profitieren werden. Vielen Dank. Nächste Rednerin ist die Kollegin Jella Teuchner, PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! In einem sind wir uns, glaube ich, alle einig: enn man von einem Titel absieht, ist der Einzelplan 15 n diesem Haushalt relativ unspektakulär. Spektakulär das wurde in der heutigen Debatte recht deutlich – ist llerdings der Titel „Pauschale Abgeltung für versicheungsfremde Leistungen“. Werden den Krankenkassen 006 dafür noch 4,2 Milliarden Euro zur Verfügung getellt, sollen 2007 dafür noch 1,5 Milliarden Euro zur Jella Teuchner Verfügung stehen und 2008 soll dieser Titel ganz entfallen. Geplant war ja, Mittel, die durch die Tabaksteuererhöhung generiert werden, den Krankenkassen zur Verfügung zu stellen. Die erhofften Mehreinnahmen konnten aber nicht realisiert werden. Im Haushaltsbegleitgesetz 2006 wurde deshalb festgelegt, diese Mittel zurückzufahren. Dies wurde beschlossen, bevor die Eckpunkte zur Gesundheitsreform vorgelegt wurden. (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren gerade einmal sechs Tage!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604713100

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Jella Teuchner (SPD):
Rede ID: ID1604713200




(A) )


(B) )


In diesen Eckpunkten ist nun vorgesehen, dass diese
Mittel, beginnend 2008 mit 1,5 Milliarden Euro,


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weniger als jetzt!)


stetig ausgebaut werden sollen.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit welchen Mitteln soll denn das gemacht werden?)


Zu Recht: Rund 5 Milliarden Euro haben die Kranken-
kassen 2005 für Maßnahmen ausgegeben, die in der Ver-
ordnung über die Verteilung der pauschalen Abgeltung
als versicherungsfremde Leistungen definiert sind.

Dieser eine Titel macht deutlich: Wir stehen mit der
Umsetzung der Eckpunkte in der Pflicht, die Finanzie-
rung der gesetzlichen Krankenkassen verlässlich zu re-
geln. Gerade dieser Titel ist es auch, der bei Kassen, Ver-
bänden und in der Politik große Bedenken gegenüber
den Eckpunkten auslöst. Diese Bedenken müssen ernst
genommen werden.

In den Eckpunkten ist ein Gesundheitsfonds vorge-
sehen, über den in Zukunft die Beiträge der Arbeitneh-
mer und Arbeitgeber sowie Steuerzuschüsse an die
Krankenkassen über risikoadjustierte Prämien weiterge-
geben werden sollen. Wir ersetzen also funktionierende
Strukturen durch ein neues System. Wir sind uns alle da-
rin einig, dass die erste Aufgabe dabei ist, dass diese
neuen Strukturen auch funktionieren. Alles andere wäre
grob fahrlässig und würde das bewährte System der ge-
setzlichen Krankenkassen in seinem Bestand gefährden.

Die zweite Aufgabe ist, vor dem Hintergrund einer
Finanzierungslücke von fast 7 Milliarden Euro bei den
Krankenkassen eine verlässliche Finanzierung der Kran-
kenkassen zu organisieren. Das stellt ganz klare Anfor-
derungen an den Gesundheitsfonds:

Erstens. Alle Schulden der Krankenkassen müssen bis
zum Start des Fonds getilgt sein.

Zweitens. Der Fonds muss beim Start 100 Prozent der
anfallenden Ausgaben abdecken können.

Drittens. Die Organisation muss so gewährleistet sein,
dass der Beitragseinzug funktioniert.

Viertens. Der morbiditätsorientierte Risikostruktur-
ausgleich muss gewährleistet sein.

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(C (D Fünftens. Der Steuerzuschuss muss abgesichert sein. Sonst droht statt eines Wettbewerbs um eine effiziente nd gute Versorgung ein reiner Preiswettbewerb. Dies arf nicht passieren. Dies stellt aber auch Aufgaben an die Haushaltspoliik. Es ist schwierig zu erklären: In den Eckpunkten saen wir, eine Steuerfinanzierung versicherungsfremder eistungen sei notwendig. Gleichzeitig fahren wir ge ade die Steuerfinanzierung trotz gestiegener Steuereinahmen zurück. Wir versuchen, bei den Arzneimitteln osten zu sparen; gleichzeitig belasten wir als eines von wei europäischen Ländern, die auf Arzneimittel den ollen Mehrwertsteuersatz erheben, die Krankenkassen erade hier durch die Mehrwertsteuererhöhung. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wohl wahr! – Zuruf von der LINKEN: Ganz genau!)


Es ist uns allen bewusst, dass wir nicht mehr ausge-
en können, als wir haben. Wir müssen aber die Wirkun-
en des Haushalts und der Gesundheitsreform, wenn wir
chon beides gleichzeitig im Bundestag beraten, gemein-
am betrachten, damit wir unsere Ziele und eine verläss-
iche Finanzierung der Krankenkassen erreichen. Alles
ndere wäre für uns grob fahrlässig.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604713300

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Nor-

ert Barthle, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1604713400

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Als letzter Redner geht es häufig nach der De-
ise: Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht
on allen. Insofern ist es ganz gut, dass ich als Haushäl-
er zu diesem Thema sprechen darf und etwas zum Haus-
alt sagen kann.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Wir sind hier in einer Haushaltsdebatte! – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sie klären jetzt die Haushaltsrisiken!)


Erlauben Sie mir einige wenige Vorbemerkungen.
en Auftritt der Senatorin Knake-Werner, die hier eine

angweilige und inhaltlich falsche Rede


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Beides stimmt!)


ehalten hat, um Wahlkampf für die PDS in Berlin zu
etreiben, und die schnell aus dem Plenum entschwun-
en ist, noch bevor diese Debatte beendet ist, fand ich
nglaublich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Da die PDS auf diese Art und Weise Wahlkampf macht,
kann ich nur hoffen, dass die Berliner Wählerinnen und
Wähler dies entsprechend würdigen.

Frau Kollegin Bender, wir schätzen Sie alle. Wir wis-
sen, dass Sie seit langer Zeit in diesem Metier tätig sind,
und sprechen Ihnen Kompetenz zu. Sie haben hier eine
Rede gehalten, in der Sie den Eindruck erwecken, als
hätten Sie nie etwas mit Gesundheitspolitik zu tun ge-
habt. Das ist schon etwas eigenartig. Da sollten Sie sich
an die Nase packen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Kollege Bahr, in Ihrer Rede haben Sie genau das
verstärkt, was Sie beklagen. Sie haben Verunsicherung
betrieben.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Überhaupt nicht!)


Denn Sie bauen Pappkameraden auf und argumentieren
gegen Dinge, die noch gar nicht entschieden sind. Was
soll das eigentlich?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das steht in den Eckpunkten!)


Ich wünsche mir von allen Beteiligten, dass in den
Debatten die fixierten Eckpunkte nicht so interpretiert
werden, wie es der Opposition gerade ins Konzept passt,
sondern dass man darüber an der Sache orientiert und
auf der Basis der getroffenen Entscheidungen diskutiert.

Ich bin froh, dass die Frau Ministerin überwiegend
zum Haushalt gesprochen hat. Das war wohltuend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Auch ich möchte auf den Haushalt zu sprechen kommen.

Wenn man den durchlaufenden Posten „Zuschuss an
die GKV“ abzieht, dann ist der Gesundheitsetat ein
kleiner und feiner Etat. 425 Millionen Euro bei einem
Gesamtvolumen des Bundeshaushalts in Höhe von
267 Milliarden Euro bedeuten gerade einmal einen An-
teil von 1,6 Promille. Mit diesen 1,6 Promille steuern
und regeln wir einen Markt, in dem rund 240 Milliarden
Euro umgesetzt werden. Das entspricht nahezu dem Vo-
lumen des gesamten Bundeshaushalts. Das ist insgesamt
gesehen nicht schlecht.

Wir betonen immer wieder, dass das Thema Gesund-
heit die Menschen fundamental berührt. Deshalb ist es
auch nachvollziehbar, dass so viele Debatten häufig mit
großer Leidenschaftlichkeit und Aufgeregtheit geführt
werden. Die Weltgesundheitsorganisation definiert Ge-
sundheit als den Zustand vollkommenen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlbefindens. Gesundheit ist
also nicht allein das Fehlen von Krankheiten und Gebre-
chen. Nach dieser Definition bin ich häufiger krank, als
ich es bisher wusste.

Diese Definition macht aber auch deutlich, wo die
Schwierigkeiten in diesem Metier liegen, nämlich in der
unscharfen Abgrenzung von Krankheit und Gesundheit:
Welche Maßnahmen und Leistungen tragen zur Gesund-
heit bei und müssen erstattet werden? Bei diesem Thema

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(C (D önnen wir künftig sicherlich noch viel Kreativität beeisen. Der Beitrag des Kollegen Zöller hat dies schon ezeigt. Lassen Sie mich auf die Frage zurückkommen, die mmer wieder an uns gerichtet wird: Warum wird der uschuss an die GKV innerhalb von zwei Jahren von ,2 Milliarden Euro auf null abgeschmolzen? Ganz einach: Wir korrigieren einen Webfehler der Vorgängerreierung. Denn die pauschale Abgeltung versicherungsremder Leistungen der GKV, für die zwischen 2004 und 007 insgesamt 9,2 Milliarden Euro in die GKV geflosen sind, ging einher mit der schrittweisen Erhöhung der abaksteuer. Aber nachdem sich Tanken für die Rente nd Rauchen für die Gesundheit nicht als annähernd so rfolgreich, wie vom damaligen Finanzminister Eichel rwartet, herausgestellt haben, war es nachvollziehbar, ass man hier umsteuert. Deshalb fließen letztmals 2007 ,5 Milliarden Euro als Einnahme in die GKV. Gleichzeitig aber schaffen wir den Einstieg in den ystemwechsel. Das ist die entscheidende Neuerung inerhalb des Gesundheitswesens. Denn zur Finanzierung er beitragsfreien Versicherung der Kinder in der GKV tellen wir nach heutiger Planung ab 2008 1,5 Milliarden uro und ab 2009 3 Milliarden Euro zur Verfügung. Die oalition ist sich auch darüber einig, dass dieser Betrag eiter erhöht werden soll. Allerdings geht dies nur in tufen; das geht nicht auf einen Schlag. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Woher nehmen Sie das Geld, Herr Barthle?)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Kollege Bahr, ein Anfang wurde gemacht. Das ist
er entscheidende Punkt. Ein chinesisches Sprichwort
esagt: Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten
chritt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Das muss der Kollege Bahr noch begreifen!)


eswegen ist es sehr richtig, es so zu machen.

Natürlich beklagen die Kassen diese Kürzung. Aber
ur Wahrheit gehört eben auch, dass durch das Arzneimit-
lversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz – ein kompli-

ierter Name – eine Entlastung von 1,5 Milliarden Euro
ür die Kassen pro Jahr erwartet werden darf. Im Jahre
009 kommen zu den 3 Milliarden Euro Steuerzuschuss
lso noch Einsparungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro
inzu. Mit diesen 4,5 Milliarden Euro ist die Kürzung um
,2 Milliarden Euro bereits im Jahre 2009 überkompen-
iert. Auch das muss man zur Kenntnis nehmen.

Ich finde es übrigens schon bemerkenswert, dass es
ns gelungen ist, innerhalb von zwei Jahren die Kürzung
on Steuermitteln in Höhe von 4,2 Milliarden Euro, die
ls Zuschuss in ein soziales Sicherungssystem geflossen
ind, durch andere Maßnahmen auszugleichen. Das ist
twas, was uns mancher Haushälter nicht zugetraut
ätte.

Die zweite Frage, die immer wieder an uns herange-
ragen wird, lautet: Warum wird eigentlich der Arbeit-
eberbeitrag eingefroren und den Arbeitnehmern die






(A) )



(B) )


Norbert Barthle
Mehrkosten aufgebürdet, wenn in diesem System mehr
auf Steuerfinanzierung umgestellt werden soll?


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das macht ihr doch gar nicht!)


Ich sage klipp und klar: Die Entwicklung gebietet die-
ses. Wir haben immer weniger sozialversicherungs-
pflichtige Beschäftigte, auch wenn dieser Trend etwas
umgedreht werden konnte. Langfristig wird es aber al-
lein aufgrund der demografischen Entwicklung so sein,
dass die Schere zwischen Beitragseinnahmen in den so-
zialen Sicherungssystemen und dem Bruttoinlandspro-
dukt immer weiter auseinandergeht. Deshalb ist es not-
wendig, an dieser Stelle umzusteuern, um auch für den
Arbeitsmarkt Entlastung zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nebenbei bemerkt: Es geht hier auch immer um die
Frage, ob eine stärkere Steuerfinanzierung sozial ge-
recht sei. Wir erfahren da immer wieder Kritik aus dem
linken Teil des Hauses. Das, meine Damen und Herren,
kann ich nicht verstehen. Bisher beteiligen sich am Soli-
darausgleich innerhalb der GKV weitgehend die Versi-
cherten, zum Teil auch die PKV-Versicherten. Finanzie-
ren wir stärker über Steuermittel, dann gilt der Satz, dass
starke Schultern mehr tragen als schwache Schultern.
Denn dann beteiligen sich aufgrund der Steuerprogres-
sion die Gutverdiener überdurchschnittlich an diesem
Ausgleich. Dasselbe gilt für die Unternehmen, denn die
bezahlen auch Steuern.

Was an diesem Vorgehen unsolidarisch sein soll, ent-
zieht sich meiner Erkenntnis – im Gegenteil: Das ist So-
lidarität der Starken mit den Schwachen im besten Sinne
des Wortes.


(Jörg Tauss [SPD]: Barthle macht linke Politik!)


– Nein, das ist sinnvolle Politik für die gesellschaftliche
Entwicklung von morgen.

Zu dem Vorwurf, dass sich die PKV-Versicherten stär-
ker an dem GKV-Ausgleich beteiligen sollen, kann ich
nur sagen: Meiner Ansicht nach ist die PKV-Versiche-
rung ein gut funktionierendes System.


(Beifall des Abg. Daniel Bahr [Münster] [FDP] – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur für die, die rein dürfen!)


Ein Rentnerehepaar, das 800 Euro pro Monat an Bei-
trägen an die private Krankenversicherung bezahlt,
würde bei einem Wechsel in die GKV 150 Euro bezah-
len. Stellen Sie sich das so vor? Wenn es so ist, dann
müssen Sie das auch sagen.

Wir Haushälter haben in den anstehenden Beratungen
die Aufgabe, diesen Bundeshaushalt sorgfältig durchzu-
forsten. Es gibt sicherlich ein Thema, bei dem wir mit
Ihnen, Frau Ministerin, nicht ganz einig sind: Das sind
die Personalkosten. Ihr Haus hat sehr hohe Personal-
kosten.

Wir Haushälter waren und sind uns einig, dass wir
den Personalabbau kontinuierlich fortführen müssen.
Dazu wird es notwendig sein, dass man nicht mehr mit

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(C (D em Rasenmäher Personal einspart, sondern dass man ezielt Aufgabenkritik betreibt, insbesondere in den achgeordneten Behörden. Ich denke an DIMDI, an ZgA oder was auch immer. Da gibt es sicherlich noch ie eine oder andere Einsparmöglichkeit. Ansonsten kann man zu dem Haushalt sagen: Die Miisterin hat die Prävention hervorgehoben. Das ist die ichtige Weichenstellung. Da hat sich etwas verändert. azu stehen wir. Frau Ministerin, wir Haushälter stehen hnen in fairer und vertrauensvoller Zusammenarbeit zur eite, immer dann, wenn Sie Richtiges vorhaben. Fairess und Vertrauen bilden ohnehin die gute Basis für ine Zusammenarbeit. Danke. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Der Nachsatz ist wichtig!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604713500

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wir kommen deshalb zu dem Geschäftsbereich des
undesministeriums für Bildung und Forschung,
inzelplan 30. Das Wort hat die Bundesministerin
r. Annette Schavan.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bil-
ung und Forschung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr verehrten Damen und Herren! Diese Bundes-

egierung – das zeigt der Einzelplan 30 – hat die Kraft
ur wirklichen Priorität für Bildung, Wissenschaft und
orschung, weil wir, beide Regierungsfraktionen ge-
einsam, das als die Grundlage einer überzeugenden In-

ovationspolitik verstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir investieren deutlich mehr Geld. Wir konzentrie-
en Kräfte. Wir optimieren Konzepte und stellen an
ichtigen Stellen und bei wichtigen Themen die Wei-

hen neu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Hinter dem Einzelplan 30 steckt ein breites Spektrum
n Themen, die für die junge Generation von zentraler
edeutung sind und die wichtig sind mit Blick auf die
ukunftsfähigkeit unseres Landes. Das sind nämlich
hemen, mit denen vielfältige Chancen, Potenziale und
ynamik verbunden sind.

Der Haushalt verzeichnet gegenüber 2006 einen
uwachs von 500 Millionen Euro. Das entspricht 6,2 Pro-
ent. Allein im Bereich Projektförderung konnten wir ei-
en Zuwachs um 14,4 Prozent auf 2,62 Milliarden Euro
rreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wer von Ihnen erlebt hat, wie schwierig es in der Ver-
angenheit war, in diesem Bereich die notwendigen






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
Mittel aufzubringen, der weiß, welche Bedeutung die-
sem 6-Milliarden-Programm im Rahmen des 25-Milliar-
den-Investitionsprogramms, das wir in dieser Legislatur-
periode aufgelegt haben, zukommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Projekte, die hinter den Zahlen stehen, widerle-
gen die Aussage von Frau Hajduk, wonach die Regie-
rung die Umorientierung Richtung Forschung und Zu-
kunft nicht leiste. Im Übrigen widerlegen sie auch die
Aussage von Herrn Kuhn, dass wir – er bezog das auf
die berufliche Bildung – nicht konkret würden. Nein,
dieser Haushalt zeigt: Wir werden sehr konkret. Denn
wir sind davon überzeugt: Politik wird nicht durch
Schlagzeilen gemacht. Politik wird vielmehr dort be-
deutsam, wo wir unsere Ideen umsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Im Bereich der beruflichen Bildung werden wir kon-
kret. Ich weise Sie nur darauf hin, dass der Mittelzu-
wachs 23 Prozent beträgt. Das macht Programme wie
„Jobstarter – Für die Zukunft ausbilden“ möglich, das
mit 100 Millionen Euro gefördert wird. Eine weitere
Aufstockung der Fördermittel für dieses Programm auf
125 Millionen Euro ist mit Blick auf ganz spezielle The-
men im Bereich KMU – 10 000 Ausbildungsplätze für
Jugendliche aus Migrantenfamilien, weitere 13 000 Aus-
bildungsplätze für die neuen Länder – vorgesehen.

Im Herbst dieses Jahres werden wir spüren – das weiß
ich aus den Gesprächen, die ich in den letzten Tagen ge-
führt habe –, dass sich die besseren Wirtschaftsdaten
auch auf den Ausbildungsmarkt auswirken. Damit tritt
genau das ein, was wir in den vergangenen Jahren immer
wieder gesagt haben. Aus der unmittelbaren Beziehung
zwischen Arbeitsmarkt und Ausbildungsmarkt schließen
die Experten in den letzten Tagen, dass wir in diesem
Jahr voraussichtlich deutlich mehr Ausbildungsplätze
zur Verfügung haben als im letzten Ausbildungsjahr.
Auch das ist ein wichtiges Signal an die jungen Leute in
Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir werden konkret im „Hochschulpakt“, der „Excel-
lenzinitiative“ und im „Pakt für Forschung und Innova-
tion“. Wenn Sie die Mittel, die im Haushalt bereitgestellt
wurden, was im Haushalt schon drinsteckt und das, was
seitens der Länder investiert wird, zusammenzählen,
dann merken Sie, dass das für die universitäre und die
außeruniversitäre Forschung in den nächsten Jahren ei-
nen wirklichen Schub bedeutet.

Wir werden konkret in der Hightechstrategie. Wir
werden noch Gelegenheit haben, in diesem Hohen
Hause ausführlich darüber zu diskutieren. Ich glaube,
wir haben auch auf diesem Gebiet gemeinsam etwas ein-
gelöst, was seit vielen Jahren in Deutschland diskutiert
wird. Die Frage war: Wie muss eine forschungspoliti-
sche Strategie aussehen, in deren Fokus die Entwicklung
neuer Produkte, Strategien, Dienstleistungen und Ver-
fahren steht?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ch danke allen, die daran mitgewirkt haben. Das, was heute vorliegt, ist nicht das Ende. Es ist vielehr das Drehbuch. Es enthält alle Details, eine klare tärkenund Schwächenanalyse, klare Zieldefinitionen, inen Zeitplan und einen Investitionsplan. Diese Regieung und die sie tragenden Fraktionen setzen dafür 5 Milliarden Euro ein. Das ist ein neues Kapitel der Inovationspolitik in Deutschland. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden konkret im Bereich der Weiterbildung
nd der Bildungsforschung und den Geisteswissenschaf-
en. Im Bereich der Weiterbildung werden wir in den
ächsten Monaten – das ist ein erstes Ergebnis des Inno-
ationskreises – das Thema Grundbildung angehen und
ine Reihe von Einzelaktivitäten zur klareren Erfassung
on Standards der Grundbildung unterstützen. Es geht
abei um Alphabetisierungskonzepte, die damit ver-
undene Didaktik und die damit wiederum verbundene
usbildung. Angesichts von 4 Millionen funktionellen
nalphabeten müssen wir sehr viele konkrete Fragen

tellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir nehmen Verantwortung wahr. Wir werden
onkret und leisten damit unseren Beitrag in Europa zum
-Prozent-Ziel. Denn wir wollen nicht zuletzt mit Blick
uf die europäische Präsidentschaft Deutschlands im
ächsten Jahr Motor für den Forschungsstandort Europa
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich abschließend ein Thema aufgreifen,
as auch zu diesem Einzelplan gehört. Es geht um die
ebenswissenschaften. Dazu sage ich mit der gleichen
eidenschaft: Auch hier nehmen wir in Europa Verant-
ortung wahr. Es geht um eine gute Balance zwischen
orschung und Forschungsfreiheit auf der einen Seite
nd unseren Pflichten und Überzeugungen im Bereich
es Lebensschutzes auf der anderen Seite. Ich spreche
amit die im 7. Forschungsrahmenprogramm geplanten
erfahren und die Beratungen zur Stammzellforschung
n. Ich sage ganz deutlich: Ich lehne es ab, embryonale
tammzellforschung zum Lackmustest für Forschungs-
reundlichkeit in Deutschland zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Deutschland ist bei der Stammzellfor-
chung in der Weltspitze.


(Ulrike Flach [FDP]: Das nützt nichts!)


iemand soll uns weismachen, dass man, wenn man in
ragen der embryonalen Stammzellforschung mit einem
tichtag arbeitet, nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Das

st schlicht falsch.

Drittens. Wir haben in der Diskussion über das
. Forschungsrahmenprogramm, nachdem das Europäi-
che Parlament, wie ich finde, fälschlicherweise be-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Dr. Annette Schavan
schlossen hat, dass sämtliche bioethische Regelungen
nicht mehr in ein spezifisches Programm genommen
werden, sondern in das eigentliche Forschungsrahmen-
programm – das ist etwas, was der Ministerrat nicht
mehr ändern konnte


(Cornelia Pieper [FDP]: Vielleicht auch nicht wollte!)


und nun nicht mehr ändern wird –, ein viertes Verbot
durchgesetzt. Die Kommission erklärt sich in einer Pro-
tokollerklärung verbindlich dazu, keine Projekte zur Fi-
nanzierung aus EU-Mitteln vorzulegen, in denen
menschliche Embryonen für die Gewinnung von embry-
onalen Stammzellen vernichtet werden müssen. Damit
sind wir ein Stück weiter, wenngleich – das sage ich al-
len Kritikern; es gibt jetzt Kritiker von beiden Seiten –
mir ein europäischer Stichtag lieber gewesen wäre. Er
war nicht durchsetzbar. Es wurde aber mehr Lebens-
schutz als im 6. Forschungsrahmenprogramm erreicht.

Zugleich wurde in diesen Debatten sehr deutlich, dass
für Europa wie für Deutschland gilt: Wir dürfen nicht
nur dieses Segment sehen. Wir müssen die ganze Band-
breite sehen. Wir investieren in die vielfältige Forschung
mit adulten Stammzellen und in viele erfolgreiche Pro-
jekte in Deutschland, vor allem in der Entwicklungsbio-
logie.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Bundeskanzlerin hat gestern davon gesprochen,
dass Leitlinie unserer Regierungspolitik sein muss,
Zukunft nicht zu verbrauchen. Im Einzelplan 30 stecken
viele Chancen, Zukunft nicht zu verbrauchen, sondern
auf Zukunft vorzubereiten, vor allem mit Blick auf die
nächste Generation, aber eben auch mit Blick auf die In-
novationsfähigkeit Deutschlands.

Ich danke allen Mitgliedern des Haushaltsausschusses
und unseres Fachausschusses sehr für die bisherige gute
Beratung. Ich danke vor allen Dingen den Kolleginnen
und Kollegen aus den Regierungsfraktionen für die Un-
terstützung bis hierher, nicht nur in dieser Haushaltsbe-
ratung, sondern auch bei allen damit verbundenen Pro-
jekten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604713600

Das Wort hat die Kollegin Ulrike Flach, FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU])



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1604713700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Bei kaum einem anderen Thema sind sich zumindest
oberflächlich alle in diesem Lande so einig, dass wir in-
vestieren und etwas machen müssen, wie bei dem gro-
ßen Thema Bildung, Forschung und Innovation und bei
dem Ziel, das wir alle haben, nämlich 3 Prozent des
Bruttoinlandproduktes für diesen Bereich auszugeben.

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(C (D Insofern, Frau Schavan, muss ich an dieser Stelle saen, obwohl dies der Opposition manchmal schwer fällt: ie sind deutlich weiter auf dieses Ziel zugegangen als hre Vorgängerin. Sie haben diesen Haushalt eindeutig erbessert. Sie machen auch – das muss man als FDP sehen; vor inem halben Jahr haben wir noch darüber gesprochen zumindest den Versuch, die klassischen rot-grünen elder – Hätschelkinder wie das schöne Thema „Chanengleichheit der Frauen“ und die „Deutsche Stiftung riedensforschung“ – zu kürzen und Titel, die wir, die DP, immer für wichtig gehalten haben, kräftig zu erhöen. Das betrifft zum Beispiel die naturwissenschaftliche rundlagenforschung, die IuK-Technologie und die For chung an den Fachhochschulen. Ich bin allerdings gespannt, ob Sie sich im Kreise der DU/CSU durchsetzen werden. Ich erinnere mich noch ehr gut, dass die Friedensforschung bereits im letzten ntwurf dieses Etats zunächst gestrichen worden war, ass sie dann allerdings doch wieder aufgenommen urde. (Jörg Tauss [SPD]: Ja, die ist schon wieder drin! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Genau! Die ist auch jetzt wieder drin! Aber nur um des Friedens willen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ir kennen das berühmte strucksche Gesetz. Es kommt
ieles in das Parlament hinein. Wir wollen einmal sehen,
ie es wieder herauskommt. Ich vermute, an dieser
telle werden Sie Schwierigkeiten bekommen.

Wir halten es für richtig, dass Sie auf dem Weg sind,
ie Akademien zu einer schlagkräftigen Organisation
usammenzuführen. Nur, Frau Schavan – nehmen Sie
ir das nicht übel –: Das Ganze als „Konzil“ zu bezeich-

en, das ist bei aller Liebe eher ein Hinweis darauf, aus
elchem beruflichen Bereich Sie kommen, hat aber we-
iger etwas Zukunftsfähiges. Übrigens finde ich es sehr
rstaunlich, dass die Damen und Herren der SPD diesen
egriff mittragen.


(Jörg Tauss [SPD]: Der Geist und wir gehören zusammen!)


Leider enden an dieser Stelle die Freundlichkeiten der
DP. Frau Pieper wird gleich sicherlich noch einige
andfeste Ausführungen zu diesen Aspekten machen.
enn man Ihren Etat betrachtet, findet man darin, be-

leitet von der Hightechbroschüre, die Sie uns vorgelegt
aben, sehr viele schöne Worte und sehr viel Hochglanz.
ber im Großen und Ganzen handelt es sich dabei, was

hre Ziele angeht, um die Nebel von Avalon.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle will ich auf einen weiteren Punkt zu
prechen kommen: die Sicherheitsforschung. Ich erin-
ere mich noch an die Zeiten, als ich im Forschungsaus-
chuss für genau dieses Thema kämpfte. Wie ich sehe,
ickt Frau Burchardt begeistert. Wir beide waren näm-
ich immer völlig gegensätzlicher Meinung; die SPD war






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
damals leider auf Ihrer Seite. Vor kurzem habe ich aller-
dings den Medien entnommen, dass Sie im November
dieses Jahres endlich ein Projekt zu diesem Thema vor-
stellen wollen. Dafür nehmen Sie 12 Millionen Euro in
die Hand.

Ich bin gespannt, Frau Schavan, was dabei heraus-
kommt. Denn ich glaube nicht, dass die große Koalition
in dieser Frage so stark zusammenhalten wird, dass Sie
Ihre Vorstellungen tatsächlich werden umsetzen können.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie kommen Sie denn darauf, Frau Flach? – Ilse Aigner [CDU/CSU]: Doch, doch!)


Sollte es dennoch so sein, Herr Tauss, wird die FDP die
erste Fraktion sein, die Ihnen zustimmt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Dann stimmen Sie ruhig schon einmal zu!)


Es gibt noch ein weiteres sehr wichtiges Thema, das
wir Haushälter mit großem Interesse beobachten: den
Hochschulpakt.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh ja! Ein ganz spannendes Thema ist das!)


Uns interessieren vor allem die Fragen: Wie geht das
Ganze weiter? Was passiert eigentlich mit den berühm-
ten Overheadkosten? Ich entnehme den Diskussionen,
die die Staatssekretäre am gestrigen Tage geführt haben,
dass sich bei diesem Thema wieder nichts bewegt hat.

Frau Pieper und ich hatten plötzlich ein Déjà-vu.


(Cornelia Pieper [FDP]: Stimmt!)


Denn das Gleiche haben wir, als Frau Bulmahn Ministe-
rin war, unzählige Male erlebt. Offensichtlich sind die
Verantwortlichen der Länder wieder einmal stärker als
die Verhandlungsführer des Bundes.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Da warten wir doch erst einmal ab!)


Offensichtlich ist es immer wieder das gleiche Spielchen
– das richtet sich insbesondere an die Kolleginnen und
Kollegen der SPD –: Der Föderalismus führt dazu, dass
man gerne und ausführlich diskutiert. Dann geht man
nach Hause und nichts ist dabei herausgekommen.


(Beifall bei der FDP – Ilse Aigner [CDU/ CSU]: Stimmt ja gar nicht!)


Daher, Frau Schavan, sage ich Ihnen: Wenn Sie an
dieser Stelle nicht nachsteuern, wird der Hochschulpakt
wahrscheinlich in die Binsen gehen. Zumindest wird er
sich nicht so entwickeln, wie wir es uns erhoffen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sie meinen wohl: wie sich das die FDP erhofft! – Nicolette Kressl [SPD]: Deshalb wollen Sie es ja auch nicht!)


Nun möchte ich noch auf einen anderen Aspekt hin-
weisen: Die Helmholtz-Gemeinschaft hat in den letzten

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(C (D onaten zu Recht überlegt, was sie mit ihren orschungszentren in Jülich und Karlsruhe macht. ier wird erneut deutlich, dass Sie mit den Ländern icht zurechtkommen. (Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/CSU]: Was? Wie kommen Sie denn darauf?)


In wenigen Tagen findet eine Feierstunde statt, in de-
en Rahmen Ministerpräsident Rüttgers zu diesem
hema sprechen wird. Die Helmholtz-Gemeinschaft
öchte in Jülich in Zusammenarbeit mit dem Standort
achen ein High Performance Computing Center, sozu-

agen eine Research School, eröffnen. Aber, Frau Scha-
an, es fehlt Geld. Bitte nehmen Sie von dem Aufwuchs
n Ihrem Etat 1,2 Millionen Euro in die Hand und drän-
en Sie den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-
estfalen, das Gleiche zu tun.


(Jörg Tauss [SPD]: Dort ist doch Herr Pinkwart Ihr Zukunftsminister! Sie sind ja putzig! – Klaus Hagemann [SPD]: Sie sind dort doch in der Regierung!)


as dortige Wissenschaftsministerium tut das.


(Beifall bei der FDP)


An dieser Stelle muss man eines sagen: Koalitionen
üssen zusammenhalten und das tun, was sie auch vor

er Wahl tun wollten: das Land nach vorne bringen. Hier
aben Sie die Möglichkeit, einen Leuchtturm zu setzen,
er deutlich über das hinausgeht, was Sie uns in Ihrer
roschüre schriftlich darzustellen versucht haben.


(Beifall bei der FDP)


Lassen Sie mich zum Abschluss – Frau Pieper wird
leich noch auf viele andere Aspekte eingehen – ein
ort zum Thema Stammzellforschung sagen. In Brüssel

aben Sie im Prinzip eine Niederlage erlitten. Wir sind
ehr froh darüber, dass Sie diese Niederlage erlitten ha-
en. Natürlich sind wir nicht froh über das, was im Mo-
ent hier abläuft, und wir sind auch nicht froh über die
ignale, die aus dem Forschungsministerium im Hin-
lick auf die Stammzellforschung herauskommen. Ich
age an dieser Stelle noch einmal sehr deutlich – auch in
ichtung Kollegin Sitte –: Wir werden in den nächsten
agen erneut eine Mehrheit in diesem Parlament zu fin-
en versuchen,


(Jörg Tauss [SPD]: Mit der Kollegin Sitte?)


m zumindest den Stammzellstichtag, den wir brauchen,
amit unsere Forscher vorankommen, durchzusetzen.
ir wollen keine Kriminalisierung in diesem Lande.


(Beifall bei der FDP)


Wir werden das auch gegen Ihren erklärten Willen
urchkämpfen, Frau Schavan. Deswegen glaube ich, wir
erden über dieses Thema noch viele anregende Diskus-

ionen führen. Im Endeffekt muss etwas herauskommen,
as gut für die Forscher ist und gut für dieses Land.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604713800

Nächster Redner ist der Kollege Klaus Hagemann,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1604713900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Flach,
lassen Sie mich zu Ihrer Bitte an die Frau Ministerin, die
Maßnahme in Jülich zu unterstützen, spontan bemerken:
Sie müssen als FDP einen schwachen Stand in der Koali-
tion in Nordrhein-Westfalen haben, wenn Sie die Bun-
desministerin bitten müssen, eine Maßnahme in NRW zu
unterstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Nur Mut, Frau Flach!)


Das beweist mir jedenfalls Ihre Sorge.

Mehr Sorgen bereitet mir in diesem Zusammenhang
das Folgende: Wir haben Ende vergangenen Jahres eine
Menge Geld – Verpflichtungsermächtigungen im Um-
fang von 586 Millionen Euro – für die Beseitigung von
Atomabfällen von Forschungsreaktoren bewilligt. Doch
jetzt zeigt sich, dass auch das nicht ausreicht, dass wei-
tere erhebliche Belastungen auf die öffentliche Hand zu-
kommen.


(Jörg Tauss [SPD]: Eure Kernkraft! – Ulrike Flach [FDP]: Das war gestern, Herr Hagemann! Hier geht es um morgen!)


Das macht deutlich, dass die Kernkraft nicht so billig ist,
wie es die Atomwirtschaft und die FDP immer darstel-
len, Frau Flach.


(Beifall bei der SPD)


Bei der gestrigen Diskussion über den Einzelplan 04
– Kanzleramt – hieß es – Frau Ministerin hat es schon
dargelegt –: Die Zukunft nicht verbrauchen. Wir be-
schäftigen uns heute beim Einzelplan 30 mit dem Ge-
genteil: Wie gestalten, wie schaffen wir Zukunft und wie
sichern wir die Zukunft mit den Mitteln der Gegenwart?


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Wir haben hierfür in der Vergangenheit unter der Füh-
rung der SPD im Bundesministerium für Bildung und
Forschung gute Voraussetzungen geschaffen, damit
diese Bemühungen weitergehen können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das Ganztagsschulprogramm läuft sehr gut. Die entspre-
chenden Mittel werden jetzt auch von den südlichen
Bundesländern abgerufen. Auch die Exzellenzinitiative,
um die wir lange gekämpft haben und bei der wir schon
wesentlich weiter sein könnten, läuft jetzt gut. Ferner sei
der Pakt für Forschung und Innovation erwähnt; entspre-
chende Steigerungen sind vorgesehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D etzt ist die SPD an der großen Koalition beteiligt und ir können einen weiteren Aufwuchs feststellen, den wir it den zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen önnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Insgesamt haben wir für Forschung und Bildung, wenn
an die Mittel aus allen Einzelplänen zusammenrechnet,

und 12 Milliarden Euro vorgesehen. 8,5 Milliarden Euro
avon sind im Einzelplan 30 des Ministeriums für For-
chung und Bildung vorgesehen. 850 Millionen Euro
ntfallen auf das Ganztagsschulprogramm, 3 Milliarden
uro sind in den übrigen Einzelplänen vorgesehen. Pro-
entual haben wir eine Steigerung von 6,2 Prozent, wäh-
end der Gesamthaushalt nur um 0,2 Prozent wächst.
as sind Zukunftsinvestitionen in Forschung und Ent-
icklung.

Wenn man mit den Verantwortlichen der Forschungs-
rganisationen redet, sagen sie: Deutschland ist ein guter
orschungsstandort,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ber es müssen mehr Anstrengungen unternommen wer-
en. Es sind mehr Anstrengungen erforderlich, um den
tandard erhalten und verbessern zu können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Cornelia Pieper [FDP]: Sie sagen es!)


Die Bundesrepublik Deutschland wendet
,52 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung
nd Entwicklung auf, während es im EU-25-Durch-
chnitt 1,82 Prozent sind. Wir könnten sagen: Wir liegen
eutlich vorne, wir können uns zurücklehnen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Nein!)


Richtig, liebe Kollegin Aigner. Das können wir nicht,
ir müssen noch weiter voran.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Schauen wir uns die Zahlen der USA an. Dort ist es
twas mehr, nämlich 2,6 Prozent. In Japan sind es
,1 Prozent. Dieses Ziel müssen auch wir anstreben.
eswegen hat die Koalition gemeinsam ein Programm

ufgelegt, um dieses 3-Prozent-Ziel zu erreichen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die Koalition hat vereinbart, 6 Milliarden Euro für
ie Forschung zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Frau
lach, mit diesem 6-Milliarden-Euro-Programm werden
ben nicht nur bunte Broschüren mit schönen Bildchen
uf Hochglanzpapier gedruckt – Informationen sind aber
otwendig –, sondern wir haben die 6 Milliarden Euro
ür die nächsten Jahre obendrauf gepackt und die Mittel
ür die einzelnen Programme deutlich erhöht. Das ist der
ichtige Weg, den wir auch konsequent weitergehen wer-
en. So viel Kritik haben Sie hier ja auch gar nicht ge-
bt.






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Ulrike Flach [FDP]: Was machen Sie eigentlich 2010?)


Frau Ministerin, ich möchte noch einmal unser star-
kes Interesse anmelden: Wir vom Haushaltsausschuss
– ich kann hier für meine Fraktion reden – möchten wei-
terhin beteiligt werden und wissen, was im Einzelnen
geschieht. Deshalb bitten wir um die notwendige Be-
richterstattung. Wir sind froh, dass es im Rahmen dieser
Forschungsinitiative, wie ich glaube, zum ersten Mal ge-
lungen ist, einen abgestimmten Plan und ein abgestimm-
tes Konzept über die Ressortgrenzen hinaus vorzulegen.
Ich sage es noch einmal: Wir wollen auch weiterhin be-
teiligt sein und informiert werden.

Wir bitten Sie, immer wieder eine Art Evaluierungs-
bericht vorzulegen, aus dem hervorgeht, wohin die Mit-
tel geflossen sind, wofür sie verwendet worden sind, wie
viel Geld wohin gegeben worden ist und wer von diesen
Mitteln profitiert. Diese Fragen werden wir im Fachaus-
schuss immer wieder stellen, damit wir über die Verwen-
dung informiert werden. Wir bitten in diesem Zusam-
menhang auch darum, die Mittel jetzt schnell
herauszugeben, damit mit ihnen gearbeitet werden kann;
denn die Zeit drängt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, nach der
Vereinbarung ist vorgesehen, dass sowohl der Bund
– darüber habe ich gesprochen – als auch die Länder und
die Wirtschaft ihre Anteile leisten müssen;


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


denn nicht nur der Bund ist hier mit einem halben Pro-
zent gefordert, sondern natürlich sind auch die Länder
mit einem halben Prozent gefordert, während die Wirt-
schaft mit zwei Prozent beteiligt ist. Hinter vorgehalte-
ner Hand hört man immer wieder, dass sowohl die Län-
der als auch die Wirtschaft Probleme haben werden, ihre
Ziele zu erreichen.


(Ulrike Flach [FDP]: Auch die SPD-regierten Länder, Herr Hagemann?)


Hier muss der notwendige Druck von Ihnen und von der
Kanzlerin auch auf die Wirtschaft erfolgen, damit das
gemeinsam vereinbarte Ziel erreicht werden kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jörg van Essen [FDP]: Sie Staatsfetischist!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604714000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Kröning?


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1604714100

Ja.


Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1604714200

Herr Hagemann, Sie haben die Stichwörter 3-Prozent-

Strategie und Aufteilung zwischen den staatlichen Ebe-
nen und der Wirtschaft angesprochen. Können Sie dem
Plenum und insbesondere auch der Bundesministerin be-

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(C (D tätigen, dass der Haushaltsausschuss vor der Sommerause darum gebeten hat, dass bis zur Mitte der Somerpause Nachweis darüber geführt wird, dass und vor llen Dingen auch wie das geschieht, damit die 3-Proent-Strategie bis 2010 aufgeht? Können Sie dem Hause uch bestätigen, dass dieser Nachweis durch die Bundesegierung bisher nicht geführt worden ist und dass uns as bei den Beratungen über die Einzelpläne beschäftien wird? Herr Kollege Kröning, ich kann das bestätigen. Wir aben uns ja schon öfter darüber unterhalten, zumal ja uch große Teile im Einzelplan des Wirtschaftsministerims enthalten sind. Ich habe auch noch einmal die Bitte n die Regierung gerichtet, dass wir als Haushaltsauschuss stärker in die Berichterstattung und in die Evaluerung einbezogen werden und dass uns die Ergebnisse orgelegt werden. Ich wiederhole und mache deutlich: ie Fragen, wofür die Mittel verwendet worden sind, ie viele Mittel zur Verfügung gestellt wurden und wer avon profitiert, müssen beantwortet werden. Das ist uner Ziel und darum bitten wir Sie. Verehrter Kollege röning, deswegen kann ich Ihre Fragen mit Ja beantorten. Meine sehr verehrten Damen und Herren, in diesen rogrammen werden natürlich auch die Forschungspräien für kleine und mittlere Unternehmen erwähnt; enn 40 Prozent der Unternehmen – so ist zu vernehmen – assen im Ausland forschen. Wir sollten dafür sorgen, ass diese Forschungen in den Fachhochschulen und niversitäten unseres Landes erfolgen. Der Gedanken nsatz ist sicherlich interessant. Uns interessiert jetzt ur, wie dies konkret ausgestaltet werden soll, (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das interessiert uns auch!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1604714300

ie der Mehrwert entstehen soll, damit es nicht zu Mit-
ahmeeffekten kommt, sondern zusätzliche Leistungen
n der Forschung erbracht werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es gibt interessante Ansätze der Hochschulrektoren-
onferenz. Sie schlägt vor, den Fachhochschulen mehr
eld für die Forschung zur Verfügung zu stellen, und

war zusätzlich zu dem Geld, das – Frau Ministerin, wir
inden das sehr positiv – für das Programm FH³ zur Ver-
ügung gestellt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Schavan hat die Anregung der DFG aufgegrif-
en, eine Vollkostenfinanzierung zu gewährleisten, so-
ass nicht nur die Projektkosten, sondern auch die allge-
einen Kosten, die Verwaltungskosten bezuschusst
erden. Darüber sollten wir nachdenken. Wir sollten

ber auch darlegen: Es darf nicht sein, dass nur der Bund
einen Anteil erhöht und die Länder ihren Anteil zurück-
ahren.






(A) )



(B) )


Klaus Hagemann

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Es muss nachgewiesen werden, dass hier mehr Geld zur
Verfügung gestellt wird. Das ist sicherlich der entschei-
dende Punkt. Gerade bei den Overheadkosten bitte ich,
dies zu berücksichtigen. Bevor wir das Programm begin-
nen, sollte das Ministerium entsprechende Vorlagen prä-
sentieren.

Goethe hat in seinem Werk „Wilhelm Meisters Wan-
derjahre“ formuliert:

Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch an-
wenden; …

Er hat die Entwicklungen, die sich heute vollziehen, gut
vorausgesehen. Wenn der Bund, die Länder, die öffentli-
che Hand erhebliche Mittel für die Forschung zur Ver-
fügung stellen, müssen wir uns fragen, welche Produkte
damit entwickelt werden, wie viele neue Arbeitsplätze
und Ausbildungsplätze entstehen.

Wir erinnern uns an das negative Beispiel des MP3-
Players. Er wurde von einer deutschen Forschungsorga-
nisation, der Fraunhofer-Gesellschaft, entwickelt. Der
Wirtschaft wurde angeboten, ihn zu produzieren. Leider
war kein deutsches Unternehmen bereit, dies zu tun.
Man ist dann nach Amerika gegangen. Die dortige Wirt-
schaft ist das Risiko eingegangen. Dort sind die Arbeits-
plätze geschaffen worden, dort wird produziert. Gerade
dieses Beispiel ist abschreckend. Mit dem 6-Milliarden-
Euro-Programm wollen wir erreichen, dass so etwas
nicht noch einmal geschieht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Unfähige Wirtschaft!)


Im Einzelplan 30 beschäftigen wir uns mit der Frage,
wie wir die Zukunft gestalten wollen. Natürlich brau-
chen wir auch dafür gut ausgebildete Wissenschaftler.
Deswegen gilt es, auch über die Lehre nachzudenken.
Dank der Bemühungen insbesondere meines Kollegen
Tauss ist es im Rahmen der Verfassungsreform gelun-
gen, dass die Länder bereit sind, Gelder des Bundes an-
zunehmen.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Entsprechende Regelungen sind bei der Reform des
Grundgesetzes getroffen worden. Die Annahme der Gel-
der wird auch durch den Hochschulpakt 2020 gewähr-
leistet.

Der erste Ansatz beträgt 160 Millionen Euro. Wir
können in der mittelfristigen Finanzplanung eine stei-
gende Tendenz feststellen. Hinzu kommen die Mittel aus
dem Hochschulbauprogramm. Frau Ministerin, unserer
Meinung nach kann eine Freigabe der Mittel erst erfol-
gen, wenn konkrete Vorlagen da sind. Hier sind zunächst
einmal die Länder gefordert, sich untereinander abzu-
stimmen. Sie müssen ein abgestimmtes Konzept zu der
Frage, was sie wollen, vorlegen. Das geht uns hier im

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(C (D undestag weniger an. Interessant ist, dass sich die Läner jetzt mit 16 : 0 einigen müssen. Das heißt, sie sind ezwungen, eine gemeinsame Vorlage zu erarbeiten. (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Ein echter Fortschritt!)


Eine gerechte Verteilung der Finanzlasten der Län-
er entsprechend dem Anteil der Studierenden ist unse-
er Meinung nach dringend erforderlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Da müssen sie sich erst einmal einigen!)


nvestitionsmittel des Bundes kann es meiner Ansicht
ach nur geben, wenn die Länder – das ist wichtig – zu-
ätzliche Studienplätze schaffen und sie finanzieren. Das
öchte ich deutlich herausstellen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Entschließungsantrag der CDU/CSU und SPD zur
rundgesetzänderung auf Drucksache 16/2052 heißt es:
ine quantitative Steigerung der Zulassungszahlen ist
otwendig. Daran sollten wir uns orientieren. Wir sollten
uch sehen, dass die Studierendenzahlen in den nächsten
ahren um 25 bis 30 Prozent ansteigen werden. Deswe-
en ist schnelles Handeln erforderlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich fasse zusammen: Notwendig sind aus meiner
icht die Freigabe der Mittel, ein klares und faires Kon-
ept und Vereinbarungen zwischen den Ländern. Die
ufgabenverteilung muss gerecht erfolgen und auch

wischen Bund und Ländern müssen entsprechende Ver-
inbarungen getroffen werden.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604714400

Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1604714500

Vielen Dank, Frau Präsidentin.

Ich komme zum Schluss. Ich denke, dass wir sowohl
urch den Hochschulpakt als auch durch die Erhöhung
er Mittel für Stipendien und ein sicheres BAföG der
ungen Generation demonstrieren können, dass wir Inte-
esse daran haben, ihre Zukunft zu sichern und zu gestal-
en, und dass nicht nur Interesse bei einigen Ländern be-
teht, durch Studiengebühren bei den Studenten
bzukassieren. In diesem Sinne hoffe ich auf gute Bera-
ungen im Ausschuss.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604714600

Das Wort hat die Kollegin Petra Sitte, Fraktion Die

inke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604714700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das

Bundesministerium für Bildung und Forschung nimmt
mit einer Etathöhe von 8,25 Milliarden Euro den fünften
Rang unter den Einzelhaushalten ein. Höhere Etats sind
für Arbeit und Soziales, für die Bundesschuld, für Ver-
kehr und Bau und für das Verteidigungsministerium ver-
anschlagt.

Im Koalitionsvertrag wurden Bildung und Wissen-
schaft als „Schlüssel zur Zukunft“ bezeichnet. Für Bil-
dung und Wissenschaft gibt diese Regierung in der
Summe aber nur ein Drittel des Verteidigungshaushaltes
aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Es liegt klar auf der Hand: Diese Entwicklung geht in
die falsche Richtung.

Gemessen an den zivilisatorischen Herausforderun-
gen müsste das Haushaltsvolumen für Bildung und For-
schung eigentlich wesentlich höher sein.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Wie war das denn in der DDR?)


Wie sonst, wenn nicht durch Bildung, Wissenschaft und
Wirtschaft werden wichtige Grundlagen der Gesellschaft
konditioniert? Haushalt ist eben ein Bestandteil von Ge-
sellschaftspolitik. Die soziale Frage ist nicht mehr von
Bildungs- und Wissenschaftspolitik zu trennen. Deswe-
gen muss ein Haushalt auch Ungleichheiten abbauen. Er
muss dazu beitragen, dass viele in dieser Republik an
solchen gesellschaftlichen Ressourcen wie Bildung und
Arbeit teilhaben können.


(Beifall bei der LINKEN)


Im jüngsten Bericht zur technologischen Leistungsfä-
higkeit Deutschlands wird gefordert, dass Bund und
Länder in Vorlage gehen. Darin heißt es:

Die grüne Welle für Forschung und Technologie,
Bildung und Wissenschaft in den öffentlichen
Haushalten ist nicht nur auf dem Papier festzu-
schreiben, sondern konsequent in der notwendigen
Umschichtung der öffentlichen Haushalte von
Bund und Ländern umzusetzen.

Die Steigerungen der Ausgaben für Bildung und For-
schung in diesem Haushalt – so begrüßenswert sie alle-
mal sind – bleiben nicht nur hinter dem Wünschenswer-
ten, sondern auch hinter den Erfordernissen zurück.


(Beifall bei der LINKEN)


Eines muss deutlich gesagt werden: Die aktuelle Aus-
gabensteigerung kompensiert zunächst nur den Rück-
gang der staatlichen Forschungsbeteiligung früherer
Jahre. Der Anteil des Staates an der Forschungsfinanzie-
rung ging nämlich in den Jahren 1995 bis 2004 von
37,9 Prozent auf 30,4 Prozent zurück. Die angekündig-
ten 6 Milliarden Euro für zukunftsträchtige Forschungs-
und Entwicklungsinvestitionen sind also nicht wirklich
zusätzliches Geld.

Anlässlich dieses Programms sagte die Bundesfor-
schungsministerin – ich zitiere –:

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(C (D Bildung und Forschung werden in Deutschland die neue Gerechtigkeit schaffen. ch zitiere weiter: Mit einer ausgezeichneten Bildung für alle Menschen schaffen wir die neue Gerechtigkeit. (Beifall bei der SPD – Jörg Tauss [SPD], an die CDU/CSU gewandt: Guter Satz! Sie können klatschen! Es war Frau Schavan!)


a höre ich im Übrigen auch die Vorsitzende der CDU-
rundsatzkommission heraus.

Es wird Sie also nicht wundern, wenn wir an dieser
telle die Frage stellen, welche bildungs- und for-
chungspolitischen Weichenstellungen konkret in Rich-
ung einer ausgezeichneten Bildungssituation gestellt
erden. Wie steht es um die Referenzprojekte der so ge-
annten neuen Gerechtigkeit?

Ich komme als erstes zur Föderalismusreform, der
Mutter aller Reformen“, wie es der Ministerpräsident
us Bayern in der ihm eigenen Bescheidenheit formu-
ierte. Die Föderalismusreform ist beschlossene Sache.
on allen Seiten unbestritten wird deutlich angemahnt
nd beklagt, dass der Bund in der Bildungspolitik we-
entliche Kompetenzen verloren hat. Die gemeinsame
ildungsplanung ist stark beschnitten. Das Ganztags-

chulprogramm als beispielgebender bildungspoliti-
cher Impuls wäre künftig nicht mehr möglich, weil Sie
in Kooperationsverbot verankert haben. Die Abschaf-
ung der Gesetzgebungskompetenz für das Hochschul-
ahmengesetz verhindert künftig bundesweit geltende

indestregelungen über Ziele und Aufgaben von Hoch-
chulen.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Man merkt schon ein bisschen, dass Sie aus einem zentralistischen System kommen!)


Nein, mein Guter, daran ganz bestimmt nicht.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Die Abweichungsmöglichkeiten der Bundesländer im
ereich der Hochschulzulassung und Hochschulab-

chlüsse werden die Mobilität der Studierenden ein-
chränken. Die millionenschwere Gemeinschaftsaufgabe
Hochschulbau“ läuft aus. Modellversuche von Bund
nd Ländern im Bildungsbereich sowie Hochschulson-
erprogramme, die gerade für die Förderung von Frauen
n der Wissenschaft wichtig sind, werden künftig nicht
ehr möglich sein. Das ist ein echter Verlust. Zu diesem
chluss kommt man, wenn man bedenkt, dass schon
eute viele Bundesländer nicht in der Lage sind, diese
ewährten Instrumente fortzuschreiben.


(Jörg Tauss [SPD]: Frau Kollegin, das ist falsch!)


Das ist nicht falsch.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604714800

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Tauss?






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604714900

Was bleibt mir anderes übrig?


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604715000

Bitte, Herr Tauss.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604715100

Sie könnten Nein sagen; das wäre die Alternative.

Aber ich bedanke mich, dass Sie meine Frage zulassen.
Möglicherweise dient sie der Klarstellung.

Liebe Kollegin Sitte, Sie haben gerade gesagt, Hoch-
schulsonderprogramme seien künftig nicht mehr mög-
lich. Darf ich Sie bitten, sich den neuen Art. 91 b zu Ge-
müte zu führen, der ausdrücklich die von Ihnen
angesprochenen Dinge ermöglicht? Dort haben wir eine
neue echte Gemeinschaftsaufgabe begründet. Die Hoch-
schulrektorenkonferenz sagt, das sei eine gute Lösung.
Würden Sie das konzedieren?


Dr. Petra Sitte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604715200

Herr Tauss, Sie wissen genauso gut wie ich, dass in

der Debatte über die Föderalismusreform daran Kritik
geübt wurde; denn nun ist ein Abstimmungsprozess zwi-
schen dem Bund und 16 Bundesländern notwendig. Alle
16 Bundesländer müssen nun die gleichen Prioritäten
setzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das war immer so!)


– Nein. Man braucht eine einstimmige Entscheidung der
Länder.


(Jörg Tauss [SPD]: Das war in der Vergangenheit auch so!)


Ob das für das ausgesprochen erfolgreiche Programm
„Frauen in der Wissenschaft“ gut ist, bezweifle ich. Sie
wissen sicherlich, wie hoch der Anteil der Professorin-
nen in diesem Land ist, dass der Anteil promovierter
Frauen in einem Missverhältnis zum Anteil der Frauen
unter den Professoren steht – man kann durchaus von ei-
nem Bruch sprechen – und dass die Lösung dieses Pro-
blems keine Priorität bei einem Finanzminister in der
Bundesrepublik Deutschland haben wird.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: So pessimistisch bin ich nicht! Die sind alle durchgegendert! Keine Sorge!)


– Das ist zu hoffen.

Das erste große Referenzprojekt der Bundesregierung
wird nicht mehr Gerechtigkeit in Bildung und Wissen-
schaft bringen, sondern Unterschiede vertiefen. Das be-
deutet nichts anderes als Ungerechtigkeiten. Schon jetzt
starke Bundesländer und Universitäten werden davon
profitieren. Aber die anderen werden nicht nur abgekop-
pelt. Vielmehr wird sich ihr Rückstand noch vergrößern.
Risikogruppen werden wachsen und sehen sich schließ-
lich mit der Tatsache konfrontiert, dass sie von zuneh-
mend geringer werdenden so genannten Leistungsgrup-
pen unterstützt werden müssen. Das halte ich für ein
falsches gesellschaftliches Konzept.

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(C (D Als zweites großes Referenzprojekt gilt der Hochchulpakt 2020. Darüber laufen noch die Verhandlunen zwischen den Ländern. (Jörg Tauss [SPD]: Zwischen Bund und Ländern!)


(Beifall bei der LINKEN)


ber schon jetzt ist klar, dass die Probleme, die die Fö-
eralismusreform verursacht, durch diesen Pakt nicht
ompensiert werden können.


(Cornelia Pieper [FDP]: So ist es!)


er Bund sieht laut eigener Planung bis 2010 rund
Milliarde Euro für den Hochschulpakt vor. Im Haus-

alt 2007 sind dafür 160 Millionen Euro eingestellt. Bis
014 wird sich die Zahl der Studierenden – so die Prog-
ose der Kultusministerkonferenz – auf 2,7 Millionen
rhöhen. Nun hat der Wissenschaftsrat seinerseits be-
echnet, was sich daraus finanziell ergibt, und festge-
tellt, dass allein in diesem Jahr 400 Millionen Euro ein-
estellt werden müssten. Es sind aber nur 160 Millionen
uro. Wir haben es also schon jetzt mit einer großen Dif-

erenz zu tun.


(Jörg Tauss [SPD]: 160 Millionen vom Bund!)


Ja, sicher.

Zudem ist dieser Ansatz schon jetzt völlig überfrach-
et; denn die Kapazitäten sollen spürbar ausgebaut wer-
en und 16 Bundesländer sollen daran partizipieren.
arüber hinaus soll die Forschung gefördert und die
onderprogramme sollen ausgeglichen werden. Das
unktioniert natürlich nicht. Das heißt, es wird keinen
irksamen Beitrag zur Reduzierung der Unterfinanzie-

ung des Hochschulwesens geben.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Woher wissen Sie das jetzt alles?)


Das weiß jeder.

Die Studienbedingungen werden sich unter dem An-
turm neuer Jahrgänge verschlechtern. Die individuelle
oziale Situation jedes Einzelnen bzw. jeder Einzelnen
ird sich auf den nächsten Bildungsgang auswirken. In-

ofern bleiben die angekündigten Investitionen in die
öpfe wohl eher eine Worthülse. Auch hier zeigt sich
eine neue Gerechtigkeit.


(Beifall bei der LINKEN)


In der letzten Woche hat Frau Schavan eine High-
echstrategie verkündet. Auch diese sollte als Referenz-
rojekt für neue Gerechtigkeit sorgen.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Was?)


eben der Bereitstellung wachsender Mittel für Grund-
agenforschung war es überfällig – da stimme ich Ihnen
u –, Voraussetzungen für die bessere Umsetzung von
orschungsergebnissen zu schaffen.

Eine Strategie aus einem Guss, wie Sie es selbst for-
uliert haben, gehört auch zu unserem Konzept. Inso-

ern ist diesem Ansatz zuzustimmen. Natürlich bringt
ie Bündelung von Wissenschaft und Wirtschaft am






(A) )



(B) )


Dr. Petra Sitte
Ende mehr Arbeitsplätze. Selbstverständlich begünstigt
sie den Wandel in strukturschwachen Gebieten. Das
weiß jemand besonders gut, der – wie ich – aus einem
Gebiet kommt, in dem innerhalb weniger Jahre
60 000 Arbeitsplätze allein in zwei Betrieben weggefal-
len sind.

Nichtsdestotrotz bedarf aber gerade die Förderung
von Hochtechnologien auch einer gesellschaftlichen
Debatte. Die Risiken und Chancen von geförderten
hochsensiblen Technologien werden heute kaum noch
thematisiert. Ich erwähne hier nur die Gentechnik und
die Sicherheitsforschung. Wenn man dazu irgendetwas
sagt, bekommt man sofort den Vorwurf, ideologische
Scheuklappen zu tragen.


(Beifall der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich finde aber, das gehört in die öffentliche Debatte und
nicht nur in Innovationskreise. Es werden eben nicht nur
Steuergelder ausgegeben – das allein wäre schon Grund
genug –, sondern es werden auch Grundlagen unseres
gesellschaftlichen Zusammenlebens berührt – ob das so-
ziale und ökologische Nachhaltigkeit betrifft oder De-
mokratie und Bürgerrechte.


(Jörg Tauss [SPD]: Deswegen machen wir doch Technikfolgenabschätzung!)


Ich will an dieser Stelle einmal anmerken: Eine For-
schungsförderung, die ausschließlich unter dem Primat
der Ökonomie und der Verwertbarkeit von Forschungs-
ergebnissen für neue Märkte steht,


(Jörg Tauss [SPD]: Tut sie doch nicht!)


kann grundsätzlich natürlich nicht zuerst auf Gerechtig-
keit abzielen. Innovation ist eben nicht nur, wenn der
Markt laut Hurra schreit. Da sind schon Zweifel ange-
bracht, ob diese Forschungspolitik mit ihren Ergebnissen
am Ende allen Menschen in diesem Lande zugute
kommt.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Aber nicht, solange wir an der Regierung sind!)


Abschließend möchte ich mich zwei Referenzprojek-
ten widmen: der beruflichen Ausbildung – die haben
auch Sie erwähnt – und der beruflichen Weiterbildung –
die haben Sie zum wiederholten Male nicht erwähnt.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das stimmt doch nicht!)


Zum Pakt für Ausbildung will ich nur sagen: Es fehlen
nach wie vor 140 000 Plätze. Alles, was Sie dazu gesagt
haben, stellt quasi einen Tropfen auf den heißen Stein
dar. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, gerade in diesem Be-
reich als Integrationsleistung vermehrt Mittel einzustel-
len.

Zum Thema Weiterbildung will ich sagen: Wir ha-
ben einen akuten Fachkräftemangel. Zudem gibt es Tau-
sende Arbeitslose, die über eine abgeschlossene Lehre

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(C (D der eine abgeschlossene Hochschulausbildung verfüen. Natürlich müssten diese Leute als Erste in die Weierbildung aufgenommen werden. Was passierte? Es am das Leben und es kamen die Bundesanstalt für Areit und Hartz IV daher, und 40 000 Leute im Bereich er beruflichen Weiterbildung verloren innerhalb kürester Zeit ihre Beschäftigung. Die, die übrig geblieben ind, arbeiten zum großen Teil in prekären Beschäftiungsverhältnissen zu Niedriglöhnen. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da haben Sie Recht!)


ezeichnend für diese Entwicklung ist, dass man inzwi-
chen sogar von „pädagogischen Wanderarbeitern“
pricht. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Daran
uss unbedingt etwas geändert werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will an dieser Stelle noch erwähnen, was ich im
ereich der Weiterbildung als „Krönung“ empfinde:
ass nämlich die mittelfristige Finanzplanung vorsieht,
en ohnehin schon sehr geringen Anteil der Weiterbil-
ung weiter zu reduzieren. Das halte ich für falsch. Wir
erden das auch in den Ausschussberatungen themati-

ieren. An dieser Stelle bedürfte es eigentlich eines Bun-
esgesetzes für berufliche Weiterbildung. Aber – um auf
hre Frage zurückzukommen, Herr Tauss – Bund und
änder haben es abgelehnt, sodass ein Rahmengesetz
eiter fehlen wird. Es bleibt bei einem dramatisch unter-

inanzierten System.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, das alles kann eigentlich
icht die „neue Gerechtigkeit“ sein, von der Sie gespro-
hen haben, Frau Schavan. Ich meine, diese Art „neue
erechtigkeit“ ist nichts anderes als die Fortsetzung der

lten Ungerechtigkeit mit neuen Mitteln.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604715300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Priska Hinz, Bünd-

is 90/Die Grünen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

öchte mit einer positiven Feststellung beginnen: Es ist
ut, dass die Mittel für den Bildungs- und Forschungs-
aushalt in diesem Jahr erhöht wurden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


as freut uns sehr. Trotzdem bleibt richtig, was meine
ollegin Hajduk gestern gesagt hat: In der Finanzpla-
ung werden die Mittel verstetigt, sie werden aber nicht
eiter erhöht. Von daher gibt es keinerlei absehbare wei-

ere Investitionen in die Zukunft, was diesen Bereich an-
eht.






(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)

Natürlich ist es erfreulich, dass auch der Ansatz bei
der beruflichen Bildung erhöht wurde. Das ist aber auch
kein Problem, da er im letzten Jahr stark gekürzt wurde.
Jetzt kann man sich natürlich auf den Lorbeeren ausru-
hen und sagen: Da gibt es eine Erhöhung um 23 Prozent.

Nach wie vor zu wenig Geld fließt allerdings in die
Benachteiligtenförderung. Im Haushalt sind 67 Millio-
nen Euro veranschlagt. Damit sind wir noch längst nicht
auf dem Niveau von 2005. Frau Schavan, das Programm
für die „Zweite Chance“, für die Sie seit einem Dreivier-
teljahr werben, suchen wir immer noch vergebens. Die
Zielgruppe dieses Programms ist es, die am meisten der
Förderung bedarf. Wenn die Kanzlerin es ablehnt, dass
die BA-Überschüsse, die jetzt einmalig angefallen sind,
auch für diese Zielgruppe eingesetzt werden, dann heißt
das, dass vielleicht mehr zusätzliche Ausbildungsplätze
in diesem Jahr zur Verfügung gestellt werden, aber wie-
der mehr Jugendliche auf der Straße bleiben als im letz-
ten Jahr. Das ist das Grundproblem Ihrer Ausbildungs-
politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Natürlich fehlt es an einer strukturellen Reform des
Berufsbildungssystems. Ihr Innovationskreis hat noch
nichts in Richtung Modularisierung und besserer Zertifi-
zierung von Ausbildungsabschnitten zustande gebracht.
Doch das müsste dringend eingeführt werden, um den
jungen Menschen die Gelegenheit zu geben, überhaupt
eine Ausbildung zu machen.

Das Thema Weiterbildung haben Sie erwähnt, aber
nur im Sinne von Standardsetzung. Ihr Innovationskreis
beschäftigt sich mit Qualitätssicherungsmanagement.
„Wissensbasiert“ ist Ihr Lieblingswort. Aber es wird
kein Cent mehr für Weiterbildung ausgegeben. Das, was
Sie ins Fenster hängen, ist das Bildungssparen. Bil-
dungssparen kann ein Baustein im Rahmen einer gesam-
ten Weiterbildungsstrategie sein, aber man kann nicht
einseitig den Individuen die alleinige Verantwortung für
die Weiterbildung aufbürden; denn dann können wieder
nur bestimmte Menschen, die ein hohes Einkommen ha-
ben, Weiterbildung finanzieren und die anderen bleiben
außen vor. Wir jedenfalls werden Ihnen bei diesem
Thema noch Nachhilfe geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Schwerpunkt der Ministerin soll die Forschungs-
politik sein. Sie haben die Hightechstrategie vorge-
stellt. Wir fragen uns, warum eigentlich eine Bauchla-
denförderung eine gezielte Innovationsstrategie sein
soll.


(Ulrike Flach [FDP]: Da haben Sie wirklich Recht!)


Alles wird jetzt unter das Thema Hightechstrategie sub-
sumiert. Wir haben vor allem drei Kritikpunkte an dieser
Hightechstrategie.

Erstens. Alle Forschungsbereiche werden nach dem
Kriterium der sofortigen Verwertbarkeit eingeordnet.
Frau Sitte hat schon darauf hingewiesen. Es besteht na-
türlich das Problem, die Forschung und kleine und mitt-
lere Unternehmen zusammenzubringen und gute Ideen

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(C (D nd Innovationen schnell in Produkte umzusetzen. Aber ie Lösung kann nicht heißen, bei der Förderpolitik die rundlagenforschung zu vergessen. (Jörg Tauss [SPD]: Bei der Grundlagenforschung haben wir auch was!)


ir brauchen auch einen Erkenntnisgewinn. Der ist
ringend notwendig. In der Hightechstrategie wird aber
or allen Dingen Ihre Technikzentriertheit deutlich. Das
ann man der Hochglanzbroschüre wunderbar entneh-
en.


(Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Jahr für Jahr haben wir einen Aufwuchs!)


Mein zweiter Kritikpunkt. Die öffentlichen Mittel
erden nicht auf zukunftsträchtige Bereiche konzen-

riert. Wenn Sie jetzt 11 Millionen Euro für Fusionsfor-
chung ausgeben wollen,


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Sehr zukunftsträchtig!)


tatt vorrangig das Geld für Klimaforschung und erneu-
rbare Energien auszugeben, dann ist das eine falsche
eichenstellung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir haben doch jetzt im Haushalt wieder das Problem,
ass die Kosten für den Rückbau der Versuchsanlage auf
35 Millionen Euro steigen. Das ist ein Fass ohne Bo-
en. Jetzt wollen Sie auch noch Geld in die Fusionsfor-
chung stecken. Das ist ein völlig falscher Ansatz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Ja gut, aber da kommt kein Abfall raus! Das muss man auch sagen!)


Agrogentechnik ist kein Heilsbringer. Die Mehrheit
er Bundesbürger und -bürgerinnen wollen das auf die-
er Basis hergestellte Zeug nicht essen; sie wollen kein
enfood. Also lassen Sie die Finger von der Agrogen-

echnik und der zusätzlichen Förderung dieses Berei-
hes!

Warum wollen Sie so viel Geld in die Raumfahrttech-
ik stecken, anstatt die Mobilitätsforschung und inte-
rierte Verkehrskonzepte zu fördern? Warum gibt es
aum Mittel für Innovationen im Dienstleistungssektor?
chließlich leben wir in einer wissensbasierten Gesell-
chaft und es ist zu erwarten, dass in diesem Sektor neue
rbeitsplätze entstehen. Solche Weichenstellungen ver-
issen wir in Ihrer Hightechstrategie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Drittens. Ein Grundproblem ist, dass Sie Ihr Verspre-
hen, die Geistes- und Sozialwissenschaften in Ihre
ightechstrategie einzubeziehen, nicht einlösen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Die Mittel sind fast verdoppelt!)


hre Hightechstrategie ist technologiefixiert. Sie wollen
or allen Dingen Unternehmensentwicklungen unterstüt-
en. Das sieht man auch bei der Sicherheitsforschung.
ber es ist nicht nötig, Unternehmen zu unterstützen, die






(A) )



(B) )


Priska Hinz (Herborn)

dank ihrer technischen Apparate schon jetzt sehr viel
Geld verdienen.

Wir haben noch viele Fragen zur Forschungsprämie.


(Ulrike Flach [FDP]: Ich auch!)


Kollege Hagemann hat vieles vorweggenommen. Wir
werden dem nachgehen, damit es nicht zu Mitnahmeef-
fekten kommt und tatsächlich Innovationen finanziert
werden können.

Wir haben vor allen Dingen noch viele Fragen dazu,
wie Sie eigentlich Nachwuchsförderung betreiben wol-
len, Frau Schavan. „In kluge Köpfe investieren, kluge
Köpfe gewinnen“ ist Ihr Motto. Aber zu dieser Ziel-
gruppe gehören augenscheinlich nicht die Frauen. Die
Mehrzahl der Frauen in den Nachwuchsbereichen wird
von der Vereinbarung „Realisierung der Chancengleich-
heit für Frauen in Forschung und Lehre“ nicht mehr pro-
fitieren können; denn das wurde ersatzlos gestrichen.
Das ist eine falsche Politik.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir glauben, dass mehr Geld im Haushalt allein nicht
ausreicht, um eine zukunftsträchtige und innovative Po-
litik zu machen. Deshalb können wir diesen Haushalt
nicht unterstützen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604715400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ilse Aigner, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Sagen Sie was Schönes zur Frauenförderung!)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1604715500

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kol-

legen! Liebe Frau Kollegin Hinz, Ihr Vorwurf, Frau
Ministerin Schavan tue nichts für die Geisteswissen-
schaften, ist vollkommen aus der Luft gegriffen, um
nicht zu sagen: absurd. Die Geisteswissenschaften haben
in den letzten Jahrzehnten wahrscheinlich keinen so star-
ken Aufwuchs erfahren. Man kann das so wirklich nicht
im Raum stehen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der Hightechstrategie! Sie sollten zuhören!)


Der Haushalt 2007 ist eigentlich der erste Haushalt
der großen Koalition. Der Haushalt 2006 war mehr ein
Übergangshaushalt. Ich wage, hier zu sagen: Dieser
Haushalt ist ein neuer Start. Mit den fünf Buchstaben des
Wortes „Start“ lassen sich fünf Themen verbinden: S wie
Sanieren, T wie Technologien, A wie Anreize, R wie Re-
formen und T wie Talente.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Wir wollen hoffen, dass die Redezeit dafür ausreicht!)


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(C (D Zum ersten Punkt. Ich glaube, wir brauchen nicht rnsthaft darüber zu diskutieren, dass der Bundeshausalt saniert werden muss. Die Bundesregierung wird ies Schritt für Schritt realisieren. Wie in einer Firma eicht Sanieren allein nicht aus; vielmehr muss eine irma auch in die Zukunft investieren. Das tut auch iese Bundesregierung; sie investiert in die Zukunft. Wir aben mit dem Koalitionsvertrag, wie schon erwähnt, in Programm aufgelegt, das vorsieht, in dieser Legislaurperiode 6 Milliarden Euro in Forschung und Entwickung zu investieren. uch dies wird die Bundesregierung – zusätzlich – chritt für Schritt realisieren. Der Haushalt des Forschungsministeriums erfährt ine enorme Steigerungsrate von über 6 Prozent. Dies ind über 500 Millionen Euro zusätzlich. Mein Dank gilt ier der Frau Ministerin und dem Bundesfinanzministeium, aber auch den Kolleginnen und Kollegen des aushaltsausschusses. Es ist relativ leicht, Umschich ungen zu fordern. Umso schwieriger ist es, das zu realiieren. Deshalb kann man nicht oft genug betonen, dass s in diesem Haushalt eine konkrete Umsteuerung hin zu ukunftsinvestitionen gibt. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Hightech statt Hausbau!)


(Jörg Tauss [SPD]: Zusätzlich!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Geld allein ist aber nicht alles. Auch deshalb haben
ir diese Hightechstrategie entwickelt. Damit komme

ch zum Stichwort „Technologien“. Bei der Verfolgung
ieser Hightechstrategie ist zum ersten Mal ressortüber-
reifend zusammengearbeitet worden. Man hat mir be-
ichtet, dass in diesem Frühjahr alle an der Nanotechno-
ogie beteiligten Ministerien dieser Bundesregierung
um ersten Mal an einem Tisch gesessen haben, um sich
ber dieses Thema zu verständigen und eine Innova-
ionsstrategie festzulegen. Das wird eine Kernaufgabe
er Bundesregierung sein. Wie die Frau Ministerin ge-
agt hat, ist es der Startschuss und eigentlich das Dreh-
uch für die nächste Zeit. Am Ende dieser Legislatur-
eriode werden wir damit mehr für Forschung getan
aben und wir sind hoffentlich auf einem guten Weg in
ine innovative Gesellschaft.


(Jörg Tauss [SPD]: Da leuchtet die Zukunft hervor! – Ulrike Flach [FDP]: Wo holen Sie denn die 1,5 Millionen Arbeitsplätze her?)


Richtig ist auch, dass neue Themenfelder dazugekom-
en sind, weil neue Herausforderungen entstanden sind.
m Montag jähren sich zum fünften Mal die verheeren-
en Attentate von New York. Es folgten Attentate in
panien und in England. Die EU hat dieses Thema auf-
egriffen und im 7. Forschungsrahmenprogramm die
icherheitsforschung aufgenommen. Wir müssen dies
uf nationaler Ebene flankieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Mit dem neuen Programm zur Sicherheitsforschung
ntwickeln wir das zivile Potenzial unserer Industrie auf






(A) )



(B) )


Ilse Aigner
einem weltweit wachsenden Sektor. Wie sehr dies im In-
teresse der Menschen ist, ist uns erst im Juli wieder – lei-
der – vor Augen geführt worden. Ich denke an die Kof-
ferbomben, die Gott sei Dank nicht explodiert sind.
Leider wollen dies offensichtlich einige im Haus immer
noch zum Tabu erklären.

Die Menschen haben dafür kein Verständnis.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie wollen und sie brauchen Sicherheit – Sicherheit vor
terroristischen Anschlägen, vor Verbrechen und auch
zum Schutz der Privatsphäre im vollelektronischen Zeit-
alter. Es ist richtig, dass wir bis zum Ende der Legisla-
turperiode 100 Millionen Euro in diesen Bereich inves-
tieren. Es ist höchste Zeit.


(Jörg Tauss [SPD]: Aber nicht nur für den Bereich! Tsunami und Wichtigeres ist noch dabei! – Ulrike Flach [FDP]: Weiß das auch die SPD?)


– Nicht nur. Sehr geehrter Dispatcher, es ist ein neuer
Schwerpunkt.

Mit der Hightechstrategie kommen nicht nur neue
Themen, sondern es gibt auch neue Instrumente. Die will
ich unter den Begriff der Anreize subsumieren. Wir spre-
chen hier von der Vollkostenfinanzierung und von der
Forschungsprämie. Wir gehen damit neue Wege, etwas
weg von staatlichen Steuerungsinstrumenten und mehr
hin zu wissenschafts- und wirtschaftsgetriebener For-
schung im Wettbewerb der Besten. Damit ist eindeutig
unsere Handschrift erkennbar.

Der so genannte Overhead auf eingeworbene Mittel
der Deutschen Forschungsgemeinschaft stärkt die Hoch-
schulforschung und ist das zentrale Angebot des Bundes
für den Hochschulpakt.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das werden wir dann noch besprechen!)


Mit diesem Aufschlag zur Deckung der Gemeinkosten
der Universitäten besteht noch mehr Anreiz, sich um
diese Mittel zu bemühen.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber sie müssen sich einigen, Frau Aigner!)


Die Forschungsprämie ist ein Kernelement der
Hightechstrategie.


(Cornelia Pieper [FDP]: Wo habt ihr die denn in den Haushalt eingestellt?)


Sie ist im Prinzip eine Art Overheadfinanzierung für
Mittel, die man nicht aus dem öffentlichen Bereich, son-
dern von der Wirtschaft akquiriert. Einig sind wir uns,
glaube ich, darüber: Wir brauchen die Wirtschaft zur Er-
reichung des 3-Prozent-Ziels.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie muss zwei Drittel des Volumens bringen. Deshalb
müssen wir die Anreize entsprechend setzen.

Mit der Forschungsprämie konzentrieren wir uns auf
den Mittelstand. Warum konzentrieren wir uns auf den

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(C (D ittelstand? Die Großindustrie forscht weitestgehend elbstständig. Der Mittelstand weiß oft überhaupt nicht, as die Forschungsinstitutionen für ihn überhaupt leis en können. Also Konzentration der Forschungsprämie uf den Mittelstand, damit das Rückgrat unserer Wirtchaft, der Mittelstand, bei Forschung und Entwicklung inen entscheidenden Schub nach vorn bekommt. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Cornelia Pieper [FDP]: Eigentlich richtig!)


Wichtig dabei ist, dass dies ein sehr unbürokratisches
nstrument ist. Die Mittel werden nicht vergeben, weil
in Programm aufgelegt wird, sondern weil aus der Wis-
enschaft heraus ein Gedanke entsteht und dann gemein-
am mit den Forschungseinrichtungen ein Projekt entwi-
kelt wird. Damit wird sozusagen aus dem eigenen
nsatz heraus Forschung und Entwicklung betrieben.


(Ulrike Flach [FDP]: Wann geht es denn los, Frau Aigner?)


Es geht bald los; ganz ruhig. Wir werden den Antrag
emnächst einbringen bzw. die Vorbereitungen sind
chon getroffen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch ein-
al darauf hinweisen, dass das Volumen des FH-Pro-

ramms innerhalb von zwei Jahren verdreifacht wird,
ämlich von 10 auf 30 Millionen Euro. Das ist eine rie-
ige Leistung. Wir sind uns einig darüber, glaube ich,
ass die Fachhochschulen der Motor schlechthin für den
ittelstand vor Ort sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich komme zum vierten Punkt: Reformieren ist wich-
ig. Eine Reform hat uns direkt betroffen, die Föderalis-

usreform. Trotz aller Unkenrufe ist sie gut gelungen.


(Jörg Tauss [SPD]: Es hätte schlimmer kommen können! – Widerspruch bei der FDP)


Doch, sie ist gut gelungen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Cornelia Pieper [FDP]: Da gebe ich Frau Aigner ausnahmsweise mal nicht Recht!)


ie Verantwortlichkeiten im Bildungs- und Forschungs-
ereich wurden klar zugeordnet. Mit der Einigung über
en Hochschulpakt haben wir eine verfassungsrechtliche
rundlage geschaffen, auf der wir gemeinsam unter an-
erem Programme zur Sicherung der Kapazitäten aufle-
en können.

Damit bin ich bei meinem letzten Punkt, nämlich den
alenten. Ich glaube, das ist ein Punkt, der der Frau Mi-
isterin ganz besonders am Herzen liegt. Sie betont im-
er wieder, dass wir in unserem Land ohne die Talente

berhaupt nicht – jetzt hätte ich fast gesagt: überleben
önnen. Sie sind eigentlich die Basis. Aus diesem
runde müssen wir sie fördern. Deshalb werden wir den
ochschulpakt gemeinsam mit den Ländern aufstellen.


(Ulrike Flach [FDP]: Dazu brauchen Sie eine lange Zeit!)







(A) )



(B) )


Ilse Aigner
Das geschieht in diesem Herbst. Die Länder müssen da
ihren eigenen Beitrag leisten.


(Beifall bei der SPD)


Das gilt aber nicht nur für die Hochschulausbildung,
sondern wir müssen auch im Bereich der beruflichen
Bildung entsprechend die Weichen stellen. Hier gibt es
mit „Jobstarter“ und „EQJ“ Programme, mit denen wir
dafür sorgen, dass diejenigen, die noch nicht versorgt
sind, unterkommen.

Für mich ist aber viel wichtiger, dass Strukturrefor-
men nach dem neuen Berufsbildungsgesetz auch durch-
geführt werden. Die gestuften Ausbildungen, die der
Kollege Schummer gemeinsam mit dem Kollegen Brase
vorangebracht hat und die schon in der letzten Legisla-
turperiode eingeführt wurden,


(Jörg Tauss [SPD]: Vor allem die Anerkennung von Abschlüssen!)


müssen auch umgesetzt werden, damit junge Menschen
die Chance erhalten, überhaupt in einen Betrieb einstei-
gen zu können. Dies ist auch ein Beitrag zur Sicherung
des schon angesprochenen Fachkräftenachwuchses,
den wir dringend brauchen und der in den nächsten Jah-
ren fast zur Mangelware werden könnte. Deshalb wer-
den wir unser Augenmerk darauf richten.

Sehr geehrte Damen und Herren, noch einmal zusam-
mengefasst: S wie Sanieren, T wie Technologien, A wie
Anreize, R wie Reformen und T wie Talente – S-t-a-r-t:
der Start in eine gute Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604715600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Cornelia Pieper,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1604715700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eigentlich wollte ich zu Beginn meiner Rede nicht auf
die Föderalismusreform eingehen. Aber nachdem
meine Vorrednerin dieses Thema aufgegriffen hat, muss
ich es tun. Ich glaube, dass diese Föderalismusreform
gerade für uns Bildungs- und Forschungspolitiker nicht
der große Wurf ist, sondern eher nach hinten losgehen
wird.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Denn es kommt in der globalen Welt von heute darauf
an, dass wir fit werden für den Wettbewerb, dass der eu-
ropäische Bildungsraum gestärkt wird, dass eine natio-
nale Bildungs- und Forschungsstrategie entwickelt wird.
Frau Ministerin, Sie haben in Ihren Reden vor Verbän-
den, die ich gelegentlich verfolgen konnte, selbst aus-
drücklich Wert darauf gelegt, dass Deutschland sich an
europäischen, an internationalen Maßstäben ausrichtet.
Aber mit dieser Föderalismusreform, mit dieser Zersplit-
terung der Bildungslandschaft ist das in Zukunft aus
meiner Sicht nicht mehr leistbar.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Herr Meinhardt, helfen Sie uns mal ein bisschen!)


Meine Damen und Herren, wir reden heute über den
aushalt. Aber ich glaube, es ist wichtig, festzuhalten,
ass Sie, Frau Ministerin, Ihrer Verantwortung als Bun-
esbildungsministerin nicht gerecht geworden sind, seit
ie in diesem Amt sind. Denn Sie haben Bereiche ver-
achlässigt, die für die Zukunft vieler Arbeitsloser, ins-
esondere Langzeitarbeitsloser, in diesem Land ent-
cheidend sind, ebenso für viele junge Menschen, die
einen Schulabschluss schaffen und keine Berufsausbil-
ung machen können. Das sind in Deutschland
Prozent; jedes Jahr verlassen 82 000 junge Menschen

hne Schulabschluss die Schule. Für diese Menschen ist
ie Weiterbildung eine wichtige Säule der Bildungspo-
itik; für sie ist es die Zukunft. So schaffen sie es viel-
eicht überhaupt noch, in den Arbeitsmarkt zu kommen
zw. zurückzukehren. Unter Ihnen, Frau Ministerin, ist
iese vierte Säule, die Weiterbildung, zum fünften Rad
m Wagen der Bildungspolitik dieser Bundesregierung
eworden.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich will es einmal auf den Punkt bringen: Der Titel für
eiterbildung und lebenslanges Lernen ist gegenüber

en Istausgaben 2005 um 12 Prozent, mehr als
Millionen Euro, gekürzt worden. Dabei ist Weiterbil-

ung – ich sage es noch einmal – der Schlüssel zum Er-
olg auch bei der Bekämpfung der Langzeitarbeitslosig-
eit. Seit dem Jahr 2000 sind die jährlich neu
egonnenen Maßnahmen von 520 000 um mehr als
00 000 reduziert worden. Das ist ein Armutszeugnis für
ie Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jörg Tauss [SPD]: Herr Niebel fordert die völlige Einstellung! – Gegenruf des Abg. Patrick Meinhardt [FDP]: Das einzig Sinnvolle, Herr Tauss!)


Lieber Herr Tauss, hören Sie mir zu! Da können Sie et-
as lernen.

Was ich von manchen Bürgerinnen und Bürgern, die
ich an die Arbeitsagentur wenden, da so zu hören be-
omme! Eine Frau wollte eine Maßnahme zur Umschu-
ung zur Altenpflegerin machen und konnte sogar eine
instellungsgarantie des Trägers vorweisen. Von der
undesagentur hat sie einen Brief mit der Ablehnung der
inanzierung dieser Weiterbildungsmaßnahme mit der
egründung bekommen – ich zitiere –: Zudem ist zu be-

ücksichtigen, dass die Dame X nach Abschluss der Um-
chulung in der Altenpflege bereits 46 Jahre alt ist.
rfahrungsgemäß haben Umschulungsabsolventen in
ieser Branche ohne Berufserfahrung im Vergleich zu
üngeren Berufsanfängern ungünstigere Einstiegschan-
en. Auch die Vorlage von Einstellungszusagen ändert
ieran prinzipiell nichts.


(Uwe Barth [FDP]: Pfui! – Irmingard ScheweGerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nicht zu fassen!)







(A) )



(B)


Cornelia Pieper
Meine Damen und Herren, wir reden hier vom lebens-
langen Lernen. Eine 46 Jahre alte Frau ist jung. Wir alle
sollten uns weiterbilden, egal wie alt wir sind. Ändern
Sie also diese Strategie in Ihrer Arbeitsmarkt- und Bil-
dungspolitik!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Hochschulpakt. Frau Ministerin, hier wurde vie-
les angesprochen. Ich möchte fragen, wie es um den
Hochschulpakt steht. Können Sie nach der von Ihnen
unterstützten Föderalismusreform überhaupt noch die
nötigen Initiativen entfalten? Da stellen sich mir viele
verfassungsrechtliche Fragen. Wann kommt der Pakt
konkret?

Wir haben gehört, dass der Studierendenberg anwach-
sen wird. Das heißt, es geht vorwiegend um die Finan-
zierung zusätzlicher Stellen in der Hochschullehre.
Wenn man den Schlüssel von einem Professor auf
20 Studierende zugrunde legt, dann würde das 35 000
neue Stellen bedeuten. Die Spitzenuniversitäten in den
Vereinigten Staaten haben eine Relation von 1 : 10; an
dieser Stelle ist das einmal erwähnenswert. Bei uns liegt
der Schlüssel bei 1 : 60. Da gibt es noch viel zu tun.

Das bedeutet, Sie müssen hier zulegen. Sie müssen
mehr Finanz- und Investitionsmittel für die Hochschulen
einstellen. Das Centrum für Hochschulforschung der
Bertelsmann-Stiftung hat im Juni dieses Jahres in einem
Gutachten bereits für 2007 ein Defizit von 36 000 Studi-
enplätzen in Gesamtdeutschland aufgezeigt. Auch auf-
grund der demografischen Entwicklung muss man be-
rücksichtigen, dass gerade in den neuen Bundesländern
eine ganz andere Situation eintreten wird. Im Westen
wird der Studentenberg wachsen. An den Hochschulen im
Osten Deutschlands jedoch werden zukünftig mehr Stu-
dienplätze zur Verfügung stehen: bis 2009 15 000 freie
Studienplätze, so wurde errechnet. In den alten Bundes-
ländern dagegen wird es ein Defizit von 46 000 geben.

Wir von der FDP erwarten von Ihnen eine Zukunfts-
initiative für die Hochschulen in den neuen Bundes-
ländern mit einem gezielten Hochschulmarketing nach
der Devise „Go east!“, damit junge Studierende aus den
alten Bundesländern mehr in Erwägung ziehen, auch an
Universitäten in den neuen Bundesländern zu gehen.


(Beifall bei der FDP)


Die Weichenstellungen in diesem Haushalt werden
zeigen, ob Deutschland die forschungsbasierte Techno-
logienation in Europa und der Welt sein kann. Ich finde,
Sie gehen mit viel zu viel Ängstlichkeit und vielen ideo-
logischen Prestigeprojekten voran, Frau Ministerin. Sie
blockieren Initiativen auf europäischer Ebene. Sie haben
sich im Zusammenhang mit der Stammzellforschung Ih-
rer Initiative im Rahmen des 7. EU-Rahmenforschungs-
programms gerühmt. Wir verurteilen dies; denn so kann
man nicht Innovationsmotor in Europa sein. Der Motor
stockt doch, wenn Sie in der Grünen Gentechnik und der
Stammzellforschung, die in der regenerativen Medizin
bzw. der Gesundheitsforschung ein wichtiger Bereich
ist, nicht vorangehen, wenn auch ethische Auflagen


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(C (D dies ist auch für uns Liberale wichtig – notwendig ind. toßen Sie das Tor endlich auf und seien Sie nicht so ngstlich! Frau Kollegin, beachten Sie bitte Ihre Redezeit. Frau Präsidentin, natürlich weiß ich, dass meine Re ezeit zu diesem Beitrag vorbei ist. Ich komme jetzt zum nde, möchte aber auf Folgendes hinweisen: Auch eine Vorredner haben länger geredet. Frau Pieper, das entspricht nicht der Wahrheit. Ich itte Sie jetzt wirklich, Ihren Schlusssatz zu sagen. Sehr gern, Frau Präsidentin. Frau Ministerin, wir erwarten von Ihnen in Zukunft ehr Mut in der Bildungsund Forschungspolitik. Dann erden auch wir Sie unterstützen. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Nicolette Kressl, SPD raktion. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604715800
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1604715900
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604716000
Cornelia Pieper (FDP):
Rede ID: ID1604716100

(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1604716200


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1604716300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man
kann den Grund für etwas Zukünftiges legen – denn
Zukunft kann man bauen.

as ist ein Zitat eines meiner Lieblingsschriftsteller,
ntoine de Saint-Exupéry. Auf was, wenn nicht auf den
aushalt für Bildung und Forschung, kann dieses Zitat
bertragen werden und symbolhaft gelten?


(Beifall bei der SPD)


Dieses Zitat gilt zunächst für das Volumen an sich,
ämlich für den Aufwuchs um 6,2 Prozent. Wenn wir
as von uns initiierte IZBB – ich finde, es ist immer
och ein wichtiges Programm –, das in einem anderen
inzelplan steht, zu dem Haushalt hinzunehmen, dann

iegen wir insgesamt bei 9,4 Milliarden Euro für Bil-
ung, Forschung und Wissenschaft. Das ist schon ein
anz wichtiges Ziel, das wir in vielen Jahren erreicht ha-
en.


(Beifall bei der SPD)


Ob wir einen guten Grund für den Erfolg von For-
chung, Wissenschaft und Bildung bauen, hat natürlich
)






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
nicht nur etwas mit dem Finanzvolumen zu tun, sondern
auch damit, wie gut und klug dieser Grund aufgebaut ist.
Denn Innovationen und Entwicklungen in diesem Be-
reich – ich will es einmal bildlich sagen – wachsen nie
für sich allein. Es gehören immer ganz viele Elemente
zusammen, damit wir hier erfolgreich sein können. Wir
müssen sehr vieles im Bereich Bildung und Forschung
verzahnen. Auch dafür gibt es in diesem Haushalt gute
Ansatzpunkte.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt)


Ich will drei Beispiele dafür nennen. Da ist zunächst
die Hightechstrategie. Es ist völlig richtig und ein guter
Schritt, den schon in den letzten Jahren erfolgreichen
Ansatz, Schlüsseltechnologien aufzugreifen, jetzt
ressortübergreifend zu verfolgen. Damit erfolgt die Kon-
zentration auf das Wesentliche.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In diesem Zusammenhang wird auch über eine For-
schungsprämie gesprochen. Wir haben diesen Punkt
zwar noch nicht festgezurrt. Aber ich möchte dazu sa-
gen, dass wir dies ausdrücklich unterstützen.


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Aber wie in solchen Fällen üblich liegen die kritischen
Punkte immer im Detail. Wir werden darüber noch mit-
einander zu diskutieren haben; denn wir wollen, dass es
für die mittelständischen Unternehmen hier einen erfolg-
reichen Ansatz gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604716400

Frau Kollegin, die Kollegin Flach möchte Ihnen gerne

eine Zwischenfrage stellen. Lassen Sie sie zu?


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1604716500

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604716600

Bitte schön.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1604716700

Danke schön, Frau Kollegin. – Sie haben zu Recht

darauf hingewiesen, dass es sich im Prinzip nicht um
viel Neues handelt, sondern dass einfach der Versuch ge-
startet worden ist, Punkte endgültig zusammenzuführen.
Das haben wir alle schon immer eingefordert. Die Mi-
nisterin hat erklärt, mit dieser Strategie würden
1,5 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Können
Sie mir erklären, warum diese Maßnahme im Gegensatz
zur Vergangenheit in den nächsten Jahren greifen wird?


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1604716800

Sehr geehrte Frau Flach, ich kann mich überhaupt

nicht daran erinnern, dass Frau Ministerin Schavan ge-
sagt hat, dass diese Maßnahme jetzt sofort greifen wird.

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(C (D ie wissen doch, dass der Aufbau von Arbeitsplätzen urch Investitionen in die Forschung erfolgen soll. Sie aben vorhin davon gesprochen, dass wir die Grundlaenforschung fördern müssen. Jetzt wollen Sie ernsthaft ehaupten, Frau Schavan und wir wüssten nicht, dass es eit braucht, bis diese Arbeitsplätze geschaffen werden. nsere Strategie fördert jetzt den Aufbau von Arbeitslätzen. Aber es ist ein fortwährender Prozess, den wir emeinsam weiterentwickeln wollen. Insofern kann ich ie Logik Ihrer Frage nicht erkennen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Darf ich noch eine Anschlussfrage stellen?)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1604716900

Wenn die Präsidentin es erlaubt.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604717000

Frau Kollegin, der von Ihnen besonders geschätzte

ollege Tauss möchte Ihnen gerne eine weitere Zwi-
chenfrage stellen. Lassen Sie diese zu?


(Zuruf von der FDP: War das jetzt süffisant gemeint?)


itte schön, Herr Tauss.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1604717100

Frau Kollegin Kressl, ich möchte da gerne noch ein-

al nachfragen. Die Frage der Kollegin Flach impliziert,
ass dieser Punkt bisher nicht zur Kenntnis genommen
orden ist. Sollten wir uns nicht einmal darüber unter-
alten, welche Investitionen in Forschung und Entwick-
ung beispielsweise in den letzten Jahren zu neuen Ar-
eitsplätzen beigetragen haben? Die Firmen, vor allem
ie großen, machen heute Umsätze in Bereichen, die es
or fünf Jahren noch gar nicht gegeben hat. Auch im Ex-
ort stellen wir das fest.

Aus meiner oder unserer Region kenne ich die genaue
ahl nicht. Da möchte ich die Kollegin Kressl fragen, ob
ie diese kennt. Nach meiner Kenntnis sind allein in mei-
em Wahlkreis 12 000 sozialversicherungspflichtige Ar-
eitsplätze im letzten Jahr neu entstanden. Teilen Sie
eine Auffassung, dass der Pessimismus der Kollegin
lach an dieser Stelle nicht ganz zutreffend ist?


Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1604717200

Sehr geehrter, geschätzter Herr Kollege Tauss!


(Jörg Tauss [SPD]: Lieber!)


ch glaube, die Frage von Frau Flach war nicht von Pes-
imismus geprägt, eher von dem allerdings vergeblichen
ersuch, die Strategie, die wir bisher hatten, in Misskre-
it zu bringen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ach wo!)


ch möchte Ihre Frage anhand eines konkreten Beispiels
eantworten: Wir haben sehr konkrete Zahlen über Ar-
eitsplätze, die durch die Förderung neuer Energietech-
ologien entstanden sind. Erst in der letzten Woche
aben wir erfahren, dass wir in kurzer Zeit






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl
40 000 Arbeitsplätze durch die Investitionen im Bereich
neue Energien, Solartechnik aufgebaut haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Damit haben wir kein Problem.


(Jörg Tauss [SPD]: In anderen Bereichen auch!)


Wir sind davon überzeugt, dass es Sinn macht, bei der
Hightechstrategie – ich habe das schon erwähnt – auf be-
stimmte Schlüsseltechnologien zu setzen. Dazu gehört
auch das Programm in der Sicherheitsforschung. Da-
rüber wurde schon gesprochen. Wir stimmen dem auch
zu.

Für uns allerdings – darauf werden wir sehr genau
achten – gehört die Atomenergie – dazu gibt es unter-
schiedliche Positionen in den Fraktionen – nicht zu den
zukunftsfähigen Schlüsseltechnologien. Ich erinnere an
die Summe, die Herr Hagemann genannt hat, die wir im
Moment für den Rückbau von Kerntechnikanlagen aus-
geben müssen. Für uns ist es sehr wichtig, dass nicht
durch die Hintertür bei der Sicherheitsforschung Kern-
forschung mitfinanziert wird. Das möchte ich auch noch
einmal für unsere Fraktion sehr deutlich sagen.


(Beifall bei der SPD)


Frau Hinz, Sie haben gesagt, das sei nur technologie-
orientiert. Es ist mir überhaupt nicht klar, wie Sie bei
diesem Haushalt zu dieser Aussage kommen. Wir setzen
in diesem Bereich noch einmal 50 Prozent Aufwuchs
drauf. Ich halte es für wichtig, das zu tun. Denn man
muss sehen: Innovationen entstehen aus Überschneidun-
gen. Der Bereich der Geistes-, Sozial- und Kulturwissen-
schaften leistet einen enormen Beitrag zur Förderung
von Innovation, auch wenn das nicht sofort ablesbar ist.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb unterstützen wir den Zuwachs in diesem Be-
reich ausdrücklich. Diese wissenschaftliche Arbeit ist
für die Zukunftsfähigkeit eines Landes genauso wichtig
wie die auf den ersten Blick rein ökonomisch orientierte
Wissenschaft. Beide müssen zusammenarbeiten. So wer-
den wir erfolgreicher sein, als wenn wir getrennt in
Schubladen arbeiten und denken.


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte, weil ich gesagt habe, dass es neben dem
Volumen auch immer eine Verzahnung geben muss,
noch einmal darauf hinweisen, wie eng die Hochschul-
politik und die Ausbildungspolitik miteinander ver-
zahnt sind.

Wir wissen seit Jahren, dass es einen Verdrängungs-
wettbewerb von Abiturientinnen und Abiturienten im
Ausbildungsbereich gibt. Ich habe kein Problem damit,
wenn junge Menschen aus Überzeugung eine Ausbil-
dung beginnen.

Was wir aber nicht zulassen dürfen, ist, dass die jun-
gen Menschen eine Berufsausbildung beginnen, weil sie
ihre Chancen nach einer akademischen Ausbildung so

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(C (D chlecht einschätzen. Ich bin dem Arbeitsund Sozialinister dankbar, dass er heute Morgen die Frage „Ge eration Praktikum“ noch einmal sehr offensiv angeprochen hat. Das betrifft nicht nur ein Feld. Die Unsicherheit von tudierenden oder Abiturienten wirkt sich darauf aus, ob ie in den Ausbildungsmarkt gehen. (Jörg Tauss [SPD]: Die Studiengebühren auch noch!)


(Beifall bei der SPD)


ie Tendenz, dass inzwischen nur noch Realschüler in
erufen genommen werden, bei denen früher Haupt-

chüler eine Chance hatten, ist schlecht. Wir können da
icht einfach zusehen. Das ist einer der Gründe, warum
ir eine gute Hochschulpolitik brauchen; denn gute
ochschulpolitik – über den Hochschulpakt wird Herr
ossmann noch etwas sagen – wirkt sich eben auch auf
em Ausbildungsmarkt aus. Wir müssen das Thema in
einer Verzahnung sehen. Nur so können wir eine gute
ildungs- und Forschungspolitik machen.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich noch etwas zum Thema Ausbildung
agen. Die Zahlenbasis ist so unsicher wie selten zuvor.

ir fürchten, dass die Zahl der Unternehmen, die ihre
reien Ausbildungsplätze der Bundesagentur für Arbeit
elden – man spricht von der Einschaltquote –, gegen-

ber den letzten Jahren gesunken ist. Daraus folgern wir,
ass die BA-Zahlen weniger aussagekräftig sind. Das
ndert aber nichts daran, dass wir mit sehr viel Engage-
ent in die Nachvermittlungsphase gehen müssen. Wir
üssen uns auch um die Jugendlichen kümmern, die
ich sage das in Anführungszeichen – ein ganz speziel-

es Problem haben, die weniger akzeptiert werden, weil
ie etwa einen Migrationshintergrund haben oder – das
uss man ehrlicherweise hinzufügen – nicht ausbil-

ungsreif sind.

Ich will an die Debatte von heute Morgen anknüpfen.
ranz Müntefering hat heute Morgen angekündigt, die
ahl der Einstiegspraktika von 25 000 auf 40 000 erhö-
en zu wollen. Das betrifft zwar nicht diesen Haushalt,
ber es ist mit ihm verzahnt. Auch hier sind wir auf dem
ichtigen Weg. Ich finde es gut, dass in diesem Zusam-
enhang zusätzliche Mittel investiert werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


um Thema Einstiegsqualifikationen muss man aber
uch Folgendes sagen: Sie wurden Teil des Ausbildungs-
akts, weil wir wissen, dass es Jugendliche gibt, die
chwierigkeiten haben, einen Ausbildungsplatz zu fin-
en. Wir wollen aber nicht, dass verstärkt Realschüler
nd Abiturienten in diese Maßnahmen geholt werden. Es
ird auf die IHKs ankommen. Sie müssen bei der Ver-
ittlung der Unternehmen sehr genau hinschauen. Es

ibt sehr viele IHKs, die sich auf diesem Gebiet schon
ngagieren. Wie gesagt: Einstiegsqualifikationen sind
ichtig, aber sie müssen zielgenau eingesetzt werden. In
en nächsten Wochen werden wir hier genau hin-
chauen.






(A) )



(B) )


Nicolette Kressl

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Zusammenfassend sage ich – Frau Präsidentin, das ist
meine letzte Bemerkung –: Wir sind sicher, dass das
Fundament, auf dem die Zukunftsfähigkeit basiert, mit-
tels dieses Haushalts weiter gestärkt wird. Frau Ministe-
rin, die SPD-Fraktion unterstützt Sie ausdrücklich bei
der Umsetzung dieser Programme und beim Thema Ver-
zahnung. Das wird umso besser gelingen, je stärker Re-
gierung und Parlament verzahnt zusammenarbeiten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604717300

Das Wort hat der Kollege Kai Gehring, Bündnis 90/

Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604717400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Stellen Sie sich vor, es ist Geburtstag und fast niemand
feiert ihn. So geschehen vor wenigen Tagen, als das
BAföG 35 Jahre alt wurde. Frau Ministerin Schavan war
das Jubiläum des wichtigsten bildungspolitischen Förde-
rungsinstrumentes lediglich ein paar kühle Zeilen wert.
Deutlicher kann man seine Abneigung gegenüber die-
sem Instrument kaum zeigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Ich habe es noch nicht einmal gewusst!)


Dabei sorgt das BAföG bis heute dafür, dass mehr
junge Menschen, vor allem aus einkommensschwachen
Haushalten, studieren können. Die Ausbildungsförde-
rung ist ein zentraler Baustein für mehr Zugangsgerech-
tigkeit und eine höhere Bildungsbeteiligung. Es ist be-
zeichnend, dass Sie darüber in Ihrer heutigen Rede kein
Wort verloren haben. In Ihrem Haushaltsentwurf kürzen
Sie die Ausgaben für die BAföG-Empfänger um insge-
samt 32 Millionen Euro. Das, was Sie bei der Begabten-
förderung richtigerweise drauflegen, nehmen Sie den
Schülern und Studierenden aus einkommensschwachen
Familien offensichtlich in dreifacher Höhe weg.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für Ihre Kürzungen gibt es zwei mögliche Erklärun-
gen. Entweder Sie planen Leistungseinschränkungen für
BAföG-Empfänger – –


(Ute Kumpf [SPD]: Was erzählen Sie denn da, Kollege Gehring? – Jörg Tauss [SPD]: Wo?)


– Schauen Sie doch einmal in Ihren Haushaltsentwurf.
Beim „BAföG – Schülerinnen und Schüler“ ist ein Mi-
nus von 10 Millionen vorgesehen und beim „BAföG –
Zuschüsse an Studierende“ soll um 22 Millionen Euro
gekürzt werden. So steht es jedenfalls in Ihrem Entwurf.

Also entweder planen Sie Leistungseinschränkungen
– das wäre angesichts der Einführung von Studiengebüh-
ren in vielen Ländern ein weiterer Rückschlag für ein-
kommensschwache Studierende – oder Sie rechnen mit

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(C (D inkenden Studierendenzahlen und haben Ihr Ziel, die tudierendenquote auf 40 Prozent eines Jahrgang zu teigern, längst wieder aufgegeben. Dies wäre ein fatales ignal für den Wissensstandort Deutschland. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Sie haben ja richtige Verschwörungstheorien!)


Dass Sie dieses Ziel, die Anhebung der Studierenden-
uote auf 40 Prozent, längst aufgegeben haben, lässt
uch Ihr Haushaltsansatz für den Hochschulpakt ver-
uten. Zunächst einmal ist vollkommen unklar, wofür

enau die eingestellten 160 Millionen Euro ausgegeben
erden sollen. Erwarten Sie etwa, dass der Bundestag
60 Millionen Euro freigibt, ohne zu wissen wofür? Le-
en Sie endlich ein Konzept für den Hochschulpakt vor,
rau Schavan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie wollen Sie den dringend notwendigen Ausbau
on Studienplätzen fördern? Welche Konsequenzen zie-
en Sie aus der Föderalismusreform und daraus, dass
ooperationen zwischen Bund und Ländern – anders als
ie es ursprünglich wollten – möglich bleiben? Halten
ie gebetsmühlenartig an Ihrer Umwegfinanzierung fest,
lso nach dem Motto: „Der Bund gibt Geld für die For-
chung und die Länder finanzieren die zusätzlichen Stu-
ienplätze“, oder haben Sie endlich eingesehen, dass
uch der Bund per Wissenschaftsförderung über den
euen Art. 91 b des Grundgesetzes direkt in den Ausbau
er Studienplatzkapazitäten investieren kann und dies
ngesichts steigender Studierendenzahl dringend muss?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir Grüne haben schon im Februar dieses Jahres ein
onzept und einen umfassenden Forderungskatalog für

inen Hochschulqualitätspakt vorgelegt. Von Ihnen ist
is heute nichts Substanzielles dazu gekommen.


(Jörg Tauss [SPD]: Hey! Das ist vermessen! Schauen Sie sich einmal beispielsweise unser tolles 10-Punkte-Programm an!)


Das ist kein Regierungspapier, oder?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In jedem Fall muss wesentlich mehr Geld in den de-
ografie- und bedarfsgerechten Ausbau der Studien-
latzkapazitäten investiert werden, als von Ihnen im
aushalt veranschlagt worden ist. Der Wissenschaftsrat

ieht auf Basis einer eher konservativen Kalkulation für
as nächste Jahr einen Bedarf von zusätzlich 400 Millio-
en Euro für mehr Studienplätze. Frau Sitte hatte vorhin
chon darauf hingewiesen. Das ist übrigens eine Zahl,
rau Schavan, die Sie sich in Interviews zu Eigen ge-
acht haben. Dennoch stellen Sie lediglich 160 Millio-

en Euro für den Hochschulpakt zur Verfügung. Noch
or wenigen Monaten hatten Sie in der mittelfristigen
inanzplanung 210 Millionen Euro veranschlagt. Nun

st es ein Viertel weniger; soviel zum Thema nachhaltige
aushaltspolitik.

Damit gestehen Sie Ihre eigene Konzeptionslosigkeit
eim Hochschulpakt und auch den schleppenden Fort-






(A) )



(B) )


Kai Gehring
gang der Verhandlungen ein. Das Treffen in der Som-
merpause musste ja abgesagt werden, weil alle im Ur-
laub waren.


(Jörg Tauss [SPD]: Nein! Die haben alle nachgedacht!)


Ich hoffe, dass Sie sich jetzt schnell wieder zusammen-
setzen, um Lösungen zu erarbeiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht beim Kapazitätsaufbau nicht nur um Zahlen,
sondern vor allen Dingen darum, wer in die Hochschu-
len kommt und wer draußen bleiben muss.

Sie haben die Mittel für die Juniorprofessur im Haus-
haltsentwurf auf null gesetzt. Ich fände es sehr spannend,
zu wissen, ob das wirklich im Hochschulpakt enthalten
sein soll. Es stellt sich die Frage, ob diese im Hochschul-
pakt eingeplant sind. Das wäre dann finanzpolitische
Augenwischerei.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604717500

Herr Kollege, ich bin sehr gespannt auf Ihren letzten

Satz.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604717600

Mein letzter Satz. BAföG und Hochschulpakt zeigen

aus unserer Sicht: Bei den wichtigen hochschulpoliti-
schen Instrumenten herrschen in Ihrem Haus entweder
Rotstift oder Konzeptionslosigkeit vor.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604717700

Als nächstes hat das Wort der Kollege Klaus-Peter

Willsch, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1604717800

Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine sehr verehr-

ten Damen und Herren! Liebe Kollegen! Als letzter Red-
ner der CDU/CSU in dieser Debatte über den Einzelplan
„Bildung und Forschung“ muss ich natürlich auf einige
Punkte eingehen, die von Vorrednern hervorgehoben
wurden.

Frau Hinz, Sie haben sich darüber beklagt und die Ge-
fahr an die Wand gemalt, dass die Gleichberechtigung
der Frauen ins Hintertreffen geraten könnte. Ich bin
jetzt von zehn Rednern in dieser Debatte der dritte
Mann. Wenn dieses Parlament einigermaßen Spiegel un-
serer Gesellschaft ist, dann ist es um die Frauen in For-
schung und Bildung nicht schlecht bestellt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eigentlich haben Sie ein höheres Niveau!)


Das ist ein weiter Weg, den ich jetzt gehe, aber ich will
dies ansprechen, um zu verdeutlichen, wie dürftig die
Kritik und die Argumente gegen den Entwurf waren, die
vonseiten der Opposition vorgetragen wurden. Sie haben

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(C (D irklich die letzten Punkte, die Sie irgendwie finden onnten, herangezogen. Es hätte diesem Parlament gut etan und es wäre ein schönes Zeichen für die Bevölkeung gewesen, wenn Sie gesagt hätten, dass wir in der rage, dass wir für Bildung und Forschung mehr tun üssen, in diesem Haus übereinstimmen nd dass wir der Auffassung sind, auf dem richtigen eg zu sein. Stattdessen haben Sie künstlich an irgendelchen Punkten herumgekrittelt. Das führt uns aber icht weiter. Einen Punkt, Frau Hinz, will ich noch ansprechen: Sie aben gesagt, die Grundlagenforschung würde ins intertreffen geraten. Diese Aussage halte ich nun wirk ich für abwegig. Sie wissen, dass wir die Mittel für die roßen Forschungsorganisationen seit Jahren um jährich 3 Prozentpunkte erhöhen. (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Ja, ja! Aber wann hat das denn begonnen? – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und der Rest des Haushalts wird dann unter „Hightech“ subsumiert!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ören Sie sich einmal an, wie das von denjenigen, die in
iesem Bereich arbeiten, beurteilt wird. Professor
lynek, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, hat

azu gesagt: Das 6-Milliarden-Euro-Programm wird ei-
en positiven Impuls für Deutschland als Innovations-
tandort setzen. Gerade die Grundlagenforschung ist ein
otor für Innovationen und damit auch für Wertschöp-

ung und die Entstehung neuer Arbeitsplätze. – Besser
ätte auch ich das nicht formulieren können.

Hier schlagen Sie Schlachten, die niemand angefan-
en hat. Denn gerade die Mittel für die Grundlagenfor-
chung werden auf wirklich sinnvolle Weise vom Parla-
ent bereitgestellt und vom Ministerium eingesetzt. Ich

laube, in dieser Frage hätte uns etwas mehr Gemein-
amkeit und Übereinstimmung auch in der öffentlichen
ahrnehmung und Darstellung gut getan.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Ich will noch eines nachtragen – denn offensichtlich
st das in der Sommerpause untergegangen –: Lieber
ollege Hagemann, Sie haben in einer Ihrer kurzen Zwi-

chenfragen, die Sie im Wechselspiel mit dem Kollegen
röning gestellt haben, nach der Umsetzung gefragt.
er entsprechende Bericht liegt uns vor. Am 20. Juli die-

es Jahres wurde er unseren Büros zugesandt.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber der sagt ja nun wirklich nicht gerade viel aus, Herr Willsch!)


ch habe eine Kopie dieses Berichts, die ich Ihnen gleich
eben werde, bei mir, sodass auch Sie ihn sich an-
chauen können. Lassen Sie uns dann in der Arbeits-
ruppe und im Ausschuss in aller Ruhe beraten, wie die
msetzung in Zukunft angegangen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ulrike Flach [FDP]: Soll das etwa alles sein? Das ist ein erbärmlicher Bericht!)







(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch
Eines muss klar sein: Wir brauchen in Zukunft noch
mehr helle Köpfe in Deutschland. Im Hinblick auf die
Lohnkosten können wir in Europa nämlich keinen Wett-
bewerb gewinnen. Wir müssen, was die Ideen betrifft,
besser und schneller sein, und wir müssen in der techni-
schen Entwicklung vorne sein. Vor allem – das Schöne
ist, dass wir das in dieser Deutlichkeit nun erstmals in
der parlamentarischen Beratung zum Haushaltsentwurf
festgehalten haben – müssen wir all das zusammenfüh-
ren und in Form einer Strategie, der Hightechstrategie,
dafür sorgen, dass die Ideen, die bei uns entwickelt wur-
den, in Patente, in die Produktion, in neue Verfahren, in
den Markt und somit auch in den Export fließen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604717900

Herr Kollege, der Kollege Kröning würde Ihnen

gerne eine Zwischenfrage stellen.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1604718000

Jederzeit, Herr Kollege.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604718100

Bitte schön.


Volker Kröning (SPD):
Rede ID: ID1604718200

Frau Präsidentin! Herr Kollege Willsch, da meine

Zwischenfrage Ihre Redezeit verlängert, dürften Sie ei-
gentlich kaum dagegen sein.

Sie haben eben den Bericht von Mitte Juli dieses Jah-
res in den Händen gehalten. Könnten Sie daraus bitte zi-
tieren, wie die Bundesregierung sicherzustellen gedenkt,
dass die Länder ihren Beitrag von 0,5 Prozent und wie
die Wirtschaft ihren Beitrag von 2 Prozent bis zum
Jahr 2010 leisten? Seien Sie doch so nett, dem Hause das
vorzutragen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das steht da nicht drin!)



Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1604718300

Herr Kollege Kröning, ich danke Ihnen für Ihre Zwi-

schenfrage. Aber ich bin nicht geneigt, die mir für die
Antwort auf Ihre Zwischenfrage eingeräumte Zeit dafür
zu verwenden, diesen Vermerk vorzulesen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Das steht da auch gar nicht drin!)


Er ist mir nämlich zu lang. Ich gebe ihn Ihnen oder dem
Kollegen Hagemann ja gleich. Dann können wir uns in
Ruhe austauschen. Aber ich bitte um Verständnis dafür,
dass ich das nicht für die richtige Form des parlamentari-
schen Umganges halte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Hightechstrategie habe ich bereits angesprochen
und die Notwendigkeit betont, Ideen in Patente umzu-
wandeln und diese Patente auf den Markt zu bringen.
Hier ist bereits ein gutes Stück Arbeit geleistet worden.

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(C (D icherlich werden wir in der Detaillierung im Haushaltsusschuss noch ausführlicher darüber diskutieren. Das st genau der Weg, den wir gehen müssen, wenn wir uner Ziel erreichen wollen, 3 Prozent des Bruttoinlandsroduktes unseres Landes für Forschung und Entwickung zu mobilisieren und dieses Geld so einzusetzen, ass es sich in zusätzlichen Arbeitsplätzen niederschlägt. eshalb unterstützen wir den Weg, den die Regierung ingeschlagen hat. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine geschätzte Kollegin Aigner ist schon darauf
ingegangen, dass die Sicherheitsforschung in diesem
usammenhang ein wichtiger Aspekt ist. Ich denke, die-
es Thema sollten wir wirklich sehr ernst nehmen. Denn
uf diesem Feld haben die Bürger ganz besonders hohe
rwartungen an uns, und zwar zu Recht.

Schon im vordemokratischen Staat war die Gewähr-
eistung der Sicherheit der Einwohner die höchste und
ornehmste Pflicht eines Staates. Das ist nach wie vor
o, insbesondere angesichts der Bedrohungsszenarien,
ie wir erleben und die zum Teil dafür sorgen, dass wir
prachlos sind und um Antworten ringen müssen. In ei-
em solchen Fall können wir nicht ganz selbstverständ-
ich sagen, dass sich schon alles regeln wird. Des Öfte-
en müssen wir leider zur Kenntnis nehmen, dass das
eben riskant ist – jeden Tag. Gleichwohl hat der Bürger
inen Anspruch darauf, dass wir uns ihm gegenüber ver-
ntwortlich zeigen, auch durch die Förderung von mit
issenschaftlicher Akribie betriebener Sicherheitsfor-

chung, und das Menschenmögliche tun, um die Sicher-
eit zu gewährleisten. Das werden wir tun: Wir werden
eutschland so sicher machen, wie das eine Regierung,
ie das ein Parlament in einem Land überhaupt organi-

ieren kann. Deshalb ist es wichtig, dass die Sicherheits-
orschung einen Schwerpunkt darstellt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Aber nicht nur Paranoia! Richtige Sicherheit!)


Ich möchte auf einen kleinen Dissens, den es unter
artnern geben kann – sonst wäre das Leben langweilig –,
ingehen. Lieber Kollege Hagemann, Sie haben die Kos-
en für die Entsorgung des besagten Nuklearmaterials
eklagt. Sie wissen, dass nicht alles davon mit Kern-
nergie zu tun hat, sondern dass es um Material aus al-
en möglichen Bereichen der Grundlagenforschung geht.


(Jörg Tauss [SPD]: Mit Fehlentwicklungen der Kernkraft hat es zu tun! – Gegenruf des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Von Radioaktivität im Krankenhaus hat der noch nichts gehört!)


n diesem Zusammenhang erlaube ich mir die Bemer-
ung – auch wenn es im Koalitionspapier erst einmal an-
ers steht, wird man darüber diskutieren dürfen –, dass
s besonders ärgerlich ist, dass wir, wenn schon die Kos-
en da sind, auf die Erträge aus diesem Bereich verzich-
en wollen. Die könnten wir ganz leicht mitnehmen,


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer bekommt denn die Erträge?)







(A) )



(B) )


Klaus-Peter Willsch
wenn wir uns dafür entschieden, die Kernkraftwerke ein
bisschen länger laufen zu lassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das wäre gut für unser Land, das wäre gut für die Ener-
gieversorgung unserer Bürger, die dadurch kostengünsti-
gen Strom bekämen. Jedenfalls wäre das klüger, als
wenn man sie stattdessen mit Atomstrom aus Frankreich
versorgt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir sind es, die exportieren!)


Bei diesem Thema werden wir geistig beweglich bleiben
müssen,


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist altes Denken!)


über dieses Thema werden wir unter Partnern weiter
streiten müssen.

Mit der Forschungsprämie betreten wir Neuland. Ich
bin im Sommer immer in meinem ganzen Wahlkreis un-
terwegs, besuche vor allen Dingen Firmen. Wir haben
Ausbildungsplätze mobilisiert und dabei auch über die
Forschungsprämie gesprochen. Sie ist sehr positiv auf-
genommen worden, es gab sehr positive Resonanz. Denn
mit der Forschungsprämie rücken die Unternehmen stär-
ker in das Blickfeld der universitären und der außeruni-
versitären Forschungseinrichtungen. Zum Zweiten gibt
es mit Blick auf KMU einen erheblichen Aufwuchs der
Forschung durch Fachhochschulen. Denn häufig hat der
Betrieb vor Ort bereits eine Kooperation mit Werkstu-
denten, mit Studenten, die ihre Diplomarbeit schreiben,
oder Absolventen, die ihre Doktorarbeit schreiben, kennt
die Leute schon, und sieht jetzt eine neue Möglichkeit,
die Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung zu
intensivieren. Genau das ist es, was wir in Deutschland
brauchen. Den Schwerpunkt auf KMU zu setzen, war
deshalb völlig richtig. Wir werden uns, wenn es um die
Feinsteuerung geht, sicher noch verschiedentlich im
Haushaltsausschuss mit diesem Thema beschäftigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich warte geradezu sehnsüchtig auf die Frage der Prä-
sidentin nach meinem letzten Satz.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604718400

Ja.


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1604718500

Ich erspare Ihnen die Mühe, mich insofern zu ermah-

nen. – Ich will zum Schluss ein kleines Schmankerl brin-
gen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604718600

Aber nur ein ganz kleines!


Klaus-Peter Willsch (CDU):
Rede ID: ID1604718700

Ein ganz kleines. – Die „Bild“-Zeitung hat am letzten

Freitag Millionen von Lesern verkündet: Wer faul ist,
kann eigentlich nichts dafür. Wissenschaftler der Univer-
sität Minnesota haben das Stubenhockergen gefunden.

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(C (D s sorgt für einen Orexin-A-Mangel, der Trägheit herorruft. – Ich finde, wir sollten es uns in Deutschland icht so leicht machen. Wir sollten anpacken, wir sollten lle zusammen sagen: Jawohl, wir können es noch und ir wollen wieder nach vorne. Wenn wir so weiterma hen wie bisher im Bereich Bildung und Forschung, bin ch mir sicher, dass wir mit dieser neuen Regierung nach orne kommen und Deutschland wieder an die Spitze ringen. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604718800

Es spricht der Kollege Dr. Dieter Rossmann, SPD-

raktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1604718900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ls allerletzter Redner seitens der SPD-Fraktion muss
ch noch einmal an die letzte Parlamentsdebatte anknüp-
en, als wir die Föderalismusreform verabschiedet ha-
en. Der Sprecher des kleinsten Koalitionspartners, der
SU, Herr Dr. Ramsauer, hat letztens erklärt, die SPD

ei fürchterlich unzuverlässig, weil sie bei der Föderalis-
usreform nicht Ruhe gegeben hätte, bis sie noch etwas

urchgesetzt hatte.


(Jörg Tauss [SPD]: Das hat Herr Ramsauer gesagt?)


ir freuen uns, dass wir die Kooperation des Bundes mit
en Ländern im Wissenschaftsbereich durchsetzen
onnten. Es ist uns ein Bedürfnis, Ihnen, Frau Aigner, zu
agen: Sie haben den Kopf damals hochgereckt, Sie dür-
en ihn aufbehalten. Es ist gut, dass wir an dieser Stelle
emeinsam etwas frei geschlagen haben, damit es einen
uten Hochschulpakt geben kann.


(Beifall bei der SPD)


Nach diesem Lob für Frau Aigner will ich umgekehrt
eicht süffisant sagen: Sie haben sich ja viel Mühe mit
em Start gegeben. Wir können aber ganz selbstbewusst
agen: Wir laufen schon seit langem, nämlich seit 1998,
rfolgreich – und nun laufen Sie mit. Das mag gut sein.


(Ulrike Flach [FDP]: Das darf nicht wahr sein! – Jörg Tauss [SPD]: Die haben den Stab von den Grünen übernommen!)


an kann das auch anhand von Zahlen deutlich machen:
lle in diesem Raum wissen, dass die Zahlen für Bil-
ung und Forschung bis 1998 nach unten gingen, weil
DU/CSU und FDP regiert haben. Seit 1998 gehen sie
ach oben, weil die SPD regiert, und zwar zuerst mit den
rünen und danach mit der CDU/CSU. – Insoweit kön-
en wir das abwandeln, was uns gestern Ihr Fraktions-
orsitzender ins Stammbuch schreiben wollte, der
einte, es sei immer dann gut, dass die SPD regiert,
enn die CDU/CSU dabei sei. Wir sagen es jetzt anders:






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann
Es ist immer gut für Bildung und Forschung, wenn die
SPD in Deutschland regiert.


(Beifall bei der SPD)


Ich komme auf den Ausgangspunkt zurück, nämlich
auf die Föderalismusreform, mit der uns in der Tat eine
gemischte Speise aufgetischt worden ist. Wir haben aus-
drückliche Kompetenzen in der Bildungsforschung und
in der Bildungsberichterstattung. Daneben haben wir
große Verantwortung und Kompetenz in der beruflichen
Bildung und wir haben die Förderkompetenz im Hoch-
schulbereich. Zu diesen drei Punkten möchte ich einige
Anmerkungen machen und auch das in meine Ausfüh-
rungen aufnehmen, was von den verschiedensten Kräf-
ten hier gesagt worden ist.

Frau Ministerin, für den Bereich der Bildungsfor-
schung haben Sie meine ausdrückliche Anerkennung
dafür, dass die Mittel dort beträchtlich steigen und es da-
mit zu einer Unterfütterung für die nationale Bildungs-
berichterstattung kommt. Dieses Instrument sollten wir
nutzen. Wir Sozialdemokraten können uns gut vorstellen
– bei Ihnen ist das sicherlich nicht anders –, dass der na-
tionale Bildungsbericht Gegenstand einer Parlamentsbe-
ratung wird. Wir fordern von hier aus auf, dass das auch
in allen Länderparlamenten geschieht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn es eine nationale Bildungsverantwortung gibt,
dann müssen sich Bund und Länder gemeinsam bemü-
hen, aus diesem Instrument etwas zu machen und die
Bildungsforschung in den Blick zu nehmen.

Wir haben heute bei der Beratung über den Haushalt
des Arbeits- und Sozialministers gehört, dass es bezüg-
lich der beruflichen Bildung eine breite Zustimmung
für die Nutzung der verschiedensten Instrumente gibt. Es
ist wichtig, dass auch etwas umgesetzt wird. An dieser
Stelle äußere ich meine ausdrückliche Freude darüber,
dass es in der Sommerpause gelungen ist, für Jugendli-
che mit Migrationshintergrund zusätzliche Plätze in der
überbetrieblichen Ausbildung zu mobilisieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das schafft Vertrauen darin, dass dem inhaltlichen An-
liegen, das damals während der Rütli-Debatte vorge-
bracht wurde, entsprochen wird. Bisher sind es
5 000 Plätze und es kommen noch 2 500 hinzu. Dabei
muss es nicht bleiben; denn wir haben eine ganz große
Verantwortung dafür, in diesem Bereich Verlässlichkeit
zu erreichen und für Qualifikation zu sorgen.

Wir erkennen ausdrücklich an, dass die Ministerin
den Anteil derer, die von der Hochbegabtenförderung
profitieren und ein entsprechendes Stipendium erhalten
– das bezieht sich auf den beruflichen und akademischen
Bereich –, von 0,7 Prozent auf 1 Prozent anheben will.
Dies wird von uns mitgetragen. Das ist eine richtige Ent-
wicklung. Das andere große Förderwerk, das wir in
Deutschland haben, das BAföG, darf darunter aber nicht
leiden.

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(C (D m das hier gegenüber den Grünen einmal ausdrücklich larstellen: Es leidet nicht, denn es ist ein Leistungsgeetz und wenn dort nachfinanziert werden muss, dann ird dort nachfinanziert. Die SPD hat im Koalitionsver rag durchgesetzt, dass es ein Leistungsgesetz bleibt. azu steht sie auch. (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stellt sich nur die Frage, warum der Haushaltstitel verringert wurde!)


(Beifall bei der SPD)


ir werben allerdings dafür, das BAföG weiterzuentwi-
keln.

Wir haben jetzt die Chance, einen guten Hochschul-
akt zu entwickeln, in den wir das aufnehmen, was
chon im Pakt für Forschung und Innovation und mit der
xzellenzinitiative unter der Regierung von Schröder
nd Bulmahn auf den Weg gebracht wurde. Dies findet
n der Hightechinitiative und im Hochschulpakt eine
ortsetzung.

Es wird vielfach gefragt, welches die wesentlichen
lemente des Hochschulpakts seien. Man kann das nicht
agen, bevor man nicht in die abschließenden Verhand-
ungen mit dem Partner eingetreten ist. Es hat hier Zwei-
el gegeben, ob die diese Koalition tragenden Fraktionen
er CDU/CSU und der SPD die Ministerin nachdrück-
ich darin unterstützen, Entsprechendes einzufordern:
on der Wirtschaft, wenn es um Forschung geht, und
on den Ländern, wenn es um Hochschulbildung geht.
ir wollen hier noch einmal ausdrücklich sagen: Sie ha-

en jede Rückendeckung dafür, dass in diesen Bereichen
in Gemeinschaftswerk zwischen Bund und Ländern
ntsteht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es mag bei den jeweiligen Akzenten unterschiedliche
einungen geben. Folgende Elemente des Hochschul-

aktes zeichnen sich aber ab:

Erstens. Die Vollkostenfinanzierung wird Teil eines
olchen Hochschulpakts sein.

Zweitens soll eine Förderung über Lecturer möglich
ein. Vielleicht kann man die Juniorprofessur als weite-
es Element einbeziehen.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


s geht also um die unmittelbare Förderung von Lehre.

Dritte Komponente wird die Förderung von Frauen
ein müssen, weil die Frauen einen wesentlichen Anteil
er wachsenden Studierendenzahl darstellen werden. Es
eht hierbei um wesentliche Ressourcen, die sich end-
ich auch in einem erfolgreichen Studium entfalten kön-
en müssen.


(Beifall bei der SPD)


Viertes Element ist die Stärkung der Fachhochschu-
en. Die Fachhochschulen sind ganz wichtige Ausbil-
ungsträger im Hochschulbereich; sie haben eine lange
radition. Momentan kann man ein Zusammenwachsen
eobachten, sodass man alte Debatten über Gesamthoch-






(A) )



(B) )


Dr. Ernst Dieter Rossmann
schulen fast vergessen kann. Wir sagen von uns aus:
Man sollte natürlich auch Aspekte wie die Erforschung
besserer Lehre berücksichtigen.

Eines ist wichtig: Es darf nicht nur ein Pakt der Quan-
tität entstehen; es muss auch ein Pakt der Qualität wer-
den.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Man sollte deutlich machen, dass hier zwei Elemente
miteinander verbunden werden: Auf der einen Seite wer-
den die Ingenieur- und Naturwissenschaften ausgebaut;
auf der anderen Seite werden die Mittel für die Geistes-
und Sozialwissenschaften verdoppelt. Da diese Kompo-
nente hinzukommt, handelt es sich um eine ganzheitli-
che Strategie. Wir sind darauf angewiesen, dass an den
Hochschulen der Zukunft berufsbezogen, wissenschafts-
orientiert, gleichzeitig aber auch gesellschaftlich und so-
zial verpflichtet studiert wird. Diese Koalition geht da-
ran, die Umsetzung dieses Vorhabens materiell zu
unterfüttern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Aussage in Bezug auf Kapazitäten und Qualitäten
ist uns wichtig, weil wir – ohne das mit Häme zu beglei-
ten – wissen, in welch unterschiedlichem Maße die
Länder bisher daran beteiligt sind, Studienplätze zur
Verfügung zu stellen und Wissenschaftsressourcen zu
mobilisieren: Bayern hat ein Prä bei der Mobilisierung
von Wissenschaftsressourcen, aber nicht bei der Ausbil-
dung von Studierenden. Wir haben Stadtstaaten, die sich
in beiden Bereichen, vor allen Dingen im Ausbildungs-
bereich, stark engagieren. Wir haben ein großes Flächen-
land wie NRW, das sich vor allen Dingen bei den Stu-
dienplatzkapazitäten engagiert.

Es wird ein Kunststück sein – aber wir werden Sie da-
bei unterstützen –, die verschiedenen Interessen so unter
einen Hut zu bringen, dass der Hochschulpakt tatsäch-
lich als Botschaft für die Zukunft in Deutschland wirken
kann. Sie sollen von uns jede Unterstützung bekommen.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604719000

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.


Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD):
Rede ID: ID1604719100

Noch eine kleine Bemerkung: Vielleicht wären wir

schon weiter, wenn man sich in diesem Hause früher auf
eine kleine, aber wichtige, milliardenschwere Verände-
rung hätte einigen können: Hightech statt Hausbau. Wir
hätten schon drei Jahre weiter sein können. Dass wir es
jetzt erreichen, freut uns auch. Die Hightechinitiative ist
auf gutem, gemeinsamem Boden gewachsen.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604719200

Damit ist die Aussprache zu diesem Geschäftsbereich

abgeschlossen.

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(C (D Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesinisteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktor icherheit, Einzelplan 16. Außerdem rufe ich die Zusatztagesordnungspunkte 2 nd 3 auf: P 2 Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes – Drucksache 16/2455 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung P 3 Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter Bleser, Ursula Heinen, Klaus Brähmig, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Mechthild Rawert, Waltraud Wolff rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Die weltweit letzten 100 westpazifischen Grauwale schützen – Drucksache 16/2510 – Wir warten, bis die Abgeordneten die Plätze gewechelt haben. – Als erster Redner hat das Wort der Bundesinister Sigmar Gabriel. Sigmar Gabriel, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute ormittag hat das Umweltbundesamt seinen Jahresbe icht vorgestellt. Eines der wichtigsten Schwerpunkttheen dieses Jahresberichtes lautet: Umweltschutz als Motor für Innovationsund Infrastrukturpolitik. ie wissenschaftliche Botschaft des UBA ist eindeutig: ie Zukunft für Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg iegt im Umweltschutz. Wer das ignoriert, gefährdet den irtschaftlichen Erfolg des Exportweltmeisters Deutsch and und damit Tausende von Jobs in unserem Land. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn aus insgesamt 6,5 Milliarden Menschen auf
ieser Erde demnächst 9 Milliarden werden und immer
ehr Menschen auf begrenzte Rohstoffe und Energiere-

erven zugreifen, deren Preise dadurch ständig anstei-
en, dann drohen nicht nur extreme wirtschaftliche Ge-
ahren für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland, weil
ich die Preissteigerungen auf die Produkte auswirken,
ie wir auf dem Weltmarkt absetzen müssen – wenn sich
änder wie China in neomerkantilistischer Weise Roh-
toffquellen kaufen, dann ist das für ein Land wie die
undesrepublik eine wirtschaftliche Gefahr –, sondern






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
es droht auch die Zunahme von Krieg und Bürgerkrieg
um Rohstoffquellen.

Die Alternativen liegen auf der Hand – sie sind weder
teuer noch unerreichbar –: mehr Effizienz in der Nut-
zung von Energie und Rohstoffen und verstärkter Ein-
satz von natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen
statt der Abhängigkeit von begrenzten und damit knap-
per werdenden Rohstoffen. Damit wächst nicht nur die
Unabhängigkeit von knappen und teuren Rohstoffen;
vielmehr können wir beginnend bei dem Rohstoffeinsatz
und dem Produktdesign auch die Gesundheits- und Um-
weltgefahren immer weiter abbauen und die Schwierig-
keiten bei der Nachnutzung oder Entsorgung immer wei-
ter reduzieren.

Die Einsatzgebiete sind praktisch unbegrenzt. So
forscht beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für
Luft- und Raumfahrttechnik am Forschungsflughafen
Braunschweig über den Ersatz von Metall und Kunst-
stoff durch Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen
im Flugzeugbau. Die Weiße Biotechnologie nutzt Mi-
kroorganismen und Enzyme, um schadstoffhaltige Pro-
zesse zum Beispiel in der Chemieindustrie zu ersetzen.
Sie ermöglicht zudem den völlig unproblematischen
Einsatz der Gentechnik, weil sie dort nur in geschlosse-
nen Kreisläufen eingesetzt wird.


(Jörg Tauss [SPD]: Das haben wir alles erforscht!)


Die Nanotechnologie kann eine erhebliche Verringerung
des Energie- und Rohstoffeinsatzes ermöglichen. – Ge-
rade ein Hochtechnologieland wie Deutschland kann
diese Alternativen nutzen und daraus enormen wirt-
schaftlichen Erfolg ziehen. Sie sind eine Riesenchance
für wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplätze, aber
auch für die Sicherung der natürlichen Lebensgrundla-
gen für uns und die künftigen Generationen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


In diesem Sinn verstehen die Regierungskoalition und
das Bundesumweltministerium ihre Arbeit in dieser Le-
gislaturperiode. Der Haushaltsentwurf 2007 setzt erneut
entsprechende Schwerpunkte. Ich will nur einige Bei-
spiele nennen.

Das erste Beispiel sind die erneuerbaren Energien.
Die Haushaltsansätze für Forschung und Entwicklung
erneuerbarer Energien wurden und werden unter dieser
Bundesregierung kontinuierlich und deutlich aufge-
stockt. 2005 haben sie noch 45 Millionen Euro betragen.
2006 waren es bereits 83 Millionen Euro. 2007 sind es
88 Millionen Euro und bis 2009 erfolgt ein jährlicher
Aufwuchs um 5 Millionen Euro. Auch der Abfluss der
Haushaltsmittel ist in diesem Bereich trotz des späten In-
Kraft-Tretens des Haushaltes 2006 bis Ende August mit
einem vergleichbaren Volumen bewältigt worden: 2005
waren es 25,3 Millionen Euro; 2006 waren es in nur we-
nigen Wochen – genau gesagt: in sieben Wochen –
25 Millionen Euro. Vorliegende Anträge werden seit
Jahresanfang kontinuierlich bewertet und die Bewilli-
gung wird vorbereitet.

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(C (D In diesem Bereich ist ein riesiges Jobwunder zu vereichnen. Es sind 170 000 dauerhafte Arbeitsplätze im ngenieurwesen, für Facharbeiter und Kaufleute entstanen. Ich habe eben noch einen Teil der Debatte über den aushalt der Kollegin Schavan mitverfolgt. Wir beraten m Zusammenhang mit den erneuerbaren Energien auch ie Frage der Erhöhung der Ausbildungskapazitäten. In er letzten Gesprächsrunde ist uns mitgeteilt worden, ass in der Branche der erneuerbaren Energien in den ächsten Jahren rund 2 500 zusätzliche Ausbildungslätze entstehen werden. Ich wünschte mir, dass sich anere Branchen daran ein Beispiel nehmen würden. Dann inge es uns besser. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das zweite Beispiel ist das Marktanreizprogramm.
ei der Beratung des Haushaltes gibt es zwei Botschaf-

en. Die gute Botschaft lautet: Das Marktanreizpro-
ramm entwickelt sich insbesondere im Bereich der er-
euerbaren Wärme ungeheuer rasant. Im ersten Halbjahr
006 wurden doppelt so viele Anträge gestellt wie im
esamten Vorjahreszeitraum. Bereits jetzt sind es
5 Prozent mehr als im gesamten Jahr 2004.

Ich weiß, dass bei den letzten Haushaltsberatungen ei-
ige Kollegen darauf hingewiesen haben, dass es hier
ittelabflussprobleme gibt. Das hatte damit zu tun, dass

as Programm noch nicht so bekannt war. Außerdem
aren damals die Rohstoffpreise niedriger. Das Pro-
ramm hat nun sehr großen Zulauf und schafft Arbeits-
lätze im Handwerk. Das führt aber zu folgenden Pro-
lemen: Da beim BAFA momentan kistenweise neue
nträge eingehen – es sind 1 300 pro Tag; im Wesentli-

hen betreffen sie den Bereich der erneuerbaren Wärme –,
ind die begrenzten Mittel in Höhe von 180 Millionen
ro Jahr relativ schnell am Ende. Wir haben diesen An-
atz zwar im letzten Haushaltsjahr verstetigt. Aber wir
erken, dass wir an unsere Grenzen stoßen. Wenn wir

ier industriepolitisch und ökologisch genauso erfolg-
eich sein wollen wie im Bereich des erneuerbaren
troms, dann werden wir in den nächsten Monaten da-
über nachdenken müssen, wie wir die Entwicklung ver-
tetigen können und welche Konzepte notwendig sind,
m das begrenzte Mittelvolumen so zu organisieren,
ass wir der sich abzeichnenden Tendenz nachkommen
nd damit sowohl etwas für das Klima als auch etwas für
ie Arbeitsplätze im Handwerk tun können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das Förderprogramm für erneuerbare Wärme ist das
ine. Das andere ist das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm. Bei diesem Programm, das für den Umweltbe-
eich wichtig ist und beim Kollegen Tiefensee ressor-
iert, lässt sich die gleiche Entwicklung beobachten. Der
inanzminister hat bereits angekündigt, dass in diesem
ahr 350 Millionen Euro – aus den Folgejahren vorgezo-
en – zusätzlich zur Verfügung gestellt werden, damit es
icht zu einem Antragsstau kommt.

Das dritte Thema ist die Ressourceneffizienz. Es ist
öchste Zeit, dass wir uns mit dem Thema Effizienz stär-






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
ker als in der Vergangenheit auseinander setzen. Die
Weltmarktpreise für importierte Rohstoffe im Euroraum
sind von 2000 bis 2005 um 81 Prozent gestiegen. Die
beste Möglichkeit, hiergegen etwas zu unternehmen, ist,
effizienter mit Rohstoffen und Energie umzugehen.
Schließlich sind 40 Prozent der Kosten im produzieren-
den Gewerbe Materialkosten. Die durchschnittlichen
Lohnkosten liegen dagegen nur bei rund 25 Prozent. An-
gesichts dessen bin ich verwundert, warum wir täglich
darüber diskutieren, wie wir den Faktor Arbeit preiswer-
ter machen können, was meistens dadurch geschieht,
dass Menschen arbeitslos gemacht werden. Wir sollten
stattdessen darüber reden, wie sich die Material- und die
Energieeffizienz erhöhen lassen. Es ist doch besser,
wenn wir Megawattstunden arbeitslos machen als Men-
schen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der LINKEN sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Für das Bundesumweltministerium steht die Arbeit im
Bereich „Forschung und Energie“ im Mittelpunkt, genau
wie die Debatte in der EU über die Ökodesignrichtlinie
sowie der Dialog mit Gewerkschaftern und Unterneh-
mern über eine stärkere Material- und Rohstoffeffizienz.

Das vierte Thema ist der Klimaschutz. Ich wiederhole
das, was ich in der Debatte über den Nationalen Allo-
kationsplan und in Fragestunden gesagt habe. Ursprüng-
lich war für die zweite Periode des Emissionshandels zur
Reduzierung der Treibhausgase, zur Verbesserung des
Klimaschutzes und zum Erreichen der Klimaschutzziele
in Deutschland eine Reduzierung der CO2-Gase um
21 Prozent bis 2012 geplant. Das werden wir sicherlich
schaffen. Damals wurde prognostiziert, dass man in der
zweiten Handelsperiode rund 500 Millionen Tonnen
CO2 emittieren muss. Wir haben einen Nationalen Allo-
kationsplan vorgelegt, der 471 Millionen Tonnen CO2
vorsieht, also deutlich ambitionierter ist als das, was in
der letzten Legislaturperiode als notwendig vorhergesagt
wurde. Damals hatten wir eine Reduzierung von
3 Millionen Tonnen CO2. Nun sind es 15 Millionen Ton-
nen, die wir sozusagen als Senkung eingebaut haben.
Damals musste die Energiewirtschaft 3 Prozent Senkung
tragen. Nun sind es 15 Prozent. Ich halte das für einen
außerordentlichen Erfolg dieser Regierungskoalition.
Denjenigen, die behaupten, wir täten nichts, und das Jahr
2005 mit relativ geringer Emission herausgreifen, sage
ich: Wir können und dürfen uns nach den europäischen
Vorgaben nicht auf ein Jahr verlassen. Vielmehr müssen
wir die Durchschnittszahlen von 2002 bis 2006 zugrunde
legen.

Zum Thema Auktionierung: Ich wünsche mir, dass
wir schnell zu einer Auktionierung kommen. Aber dann
brauchen wir vorher Wettbewerb auf dem Strommarkt.
Sonst steigen die Preise weiter. Wir hätten dann nicht
mehr Geld und würden den Verbrauchern das Geld nur
schneller aus der Tasche ziehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


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(C (D Das fünfte Thema ist das nationale Naturerbe. Eine erausragende Zusage der Bundesregierung ist die Festegung, dass insgesamt 125 000 Hektar gesamtstaatlichepräsentative Naturschutzflächen des Bundes unenteltlich in eine Bundesstiftung eingebracht oder an die undesländer übertragen werden. Wenn man weiß, dass ie Kenntnisse der Natur in Zukunft stärker gebraucht erden, um die Industriepolitik abzusichern und zur eige gehende Rohstoffe zu ersetzen, dann muss man afür sorgen – das ist die Konsequenz –, dass die Artenielfalt möglichst groß ist. Man sollte es schon aus Resekt vor der Schöpfung tun, die bewahrt werden muss. er aber nur in der ökonomischen Kategorie denkt, dem uss man sagen: Wenn du willst, dass Wirtschaft erfolg eich ist, dann darfst du nicht hinnehmen, dass die Rohtoffquellen der Zukunft zerstört werden, indem die Arenvielfalt immer mehr abnimmt. Deswegen wird das rojekt, 125 000 Hektar Flächen in eine Bundesstiftung inzubringen, nicht nur von der Naturschutzszene seit angem gefordert. Es ist eines der wichtigsten Projekte, ie wir in den nächsten Jahren weiter voranbringen wolen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Ich kann Sie leider nicht verstehen. Das Klatschen war
auter als Ihr Zwischenruf. Ich glaube, das ist auch be-
echtigt. Aber Sie werden zu diesem Thema ja mit Si-
herheit noch Wesentliches beitragen.

Eine letzte Bemerkung zum Thema Atomenergie. Ich
ill angesichts der Debatte über Forsmark und Bruns-
üttel nur sagen, dass es bei der Haltung der Bundesre-
ierung bleibt. Wir wissen, dass es sich dabei um eine
ritische Technologie handelt, und wir werden – das ist
ie gemeinsame Position beider Koalitionsparteien – auf
ie Sicherheit keinen Rabatt geben. Daran gibt es keinen
weifel.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben den Betreiber von Brunsbüttel aufgefor-
ert, uns die technischen Nachweise für seine Behaup-
ung zu erbringen, es gäbe bei ihm keine Wechselrichter-
roblematik wie in Forsmark, weil eine andere
echnologie verwendet werde. Er hat diese Nachweise
is heute nicht erbracht und hat sich entschieden, zu sa-
en: Wir werden die gesamte Technik austauschen, um
ns überhaupt nicht mehr davon abhängig zu machen. –
as zu kritisieren, halte ich für einen relativ abenteuerli-

hen Vorgang; denn das ist der Beweis dafür, dass es
ichtig war, nach Forsmark den Betreibern nicht zu hun-
ert Prozent zu glauben, sondern ihren Behauptungen
achzugehen und sie zu prüfen.

Die Betreiber von Brunsbüttel haben nachgemeldet,
ass es doch mehr Probleme gebe, als sie ursprünglich
edacht haben. Wir haben den Druck auf dem Kessel ge-
alten, um im Ergebnis eine Lösung zu finden. Jetzt zu
agen: „Ihr müsst die abschalten“, und dabei zu ignorie-
en, dass es trotz eines denkbaren Ausfalls der Wechsel-
ichter eine gesicherte Notstromversorgung gibt, heißt,
en Bund zur Willkür aufzufordern. Das gab es früher






(A) )



(B) )


Bundesminister Sigmar Gabriel
nicht – das ist vernünftig gewesen – und das wird es
auch unter der neuen Regierung nicht geben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Es bleibt dabei: Wir geben beim Thema Sicherheit
keinen Rabatt. Es bleibt auch bei der Koalitionsverein-
barung. Ich habe, wie gesagt, der vorhergehenden De-
batte gelauscht. Mir fiele zum Thema Strompreise eini-
ges ein, insbesondere die Tatsache, dass wir noch
Kernenergie nutzen und die Preise trotzdem steigen. Ich
verstehe daher nicht, dass man sagen kann, dass durch
die Nutzung der Kernenergie die Preisstabilität gewähr-
leistet werde. Wir erleben derzeit das Gegenteil.

Meine Redezeit ist um. Ich bin mir aber sicher, dass
wir hier noch gelegentlich über dieses Thema zu spre-
chen haben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604719300

Das Wort hat der Kollege Michael Kauch, FDP-Frak-

tion.


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1604719400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Blicken

wir auf das Jahr 2007 – über diesen Haushalt beraten wir
heute –, so sind vor allem die deutschen Präsident-
schaften in der Europäischen Union und in der Gruppe
der G-8-Staaten von herausragender Bedeutung. In die-
sen Präsidentschaften geht es um nicht mehr und nicht
weniger als um einen Planeten, den wir für unsere kom-
menden Generationen lebenswert erhalten wollen.

Es geht darum, die anstehenden Veränderungen der
wirtschaftlichen Strukturen durch Innovationen zu be-
schleunigen, damit – das ist unser Ziel – Europa weiter-
hin einer der Technologieführer in der Welt bleibt.


(Beifall bei der FDP)


Deshalb muss Deutschland eine Priorität seiner Präsi-
dentschaften auf die Themen Energiesicherheit und
Klimaschutz setzen. Beides ist untrennbar miteinander
verbunden. Dabei geht es aber nicht nur um die Aufga-
ben des Bundesumweltministers und des Bundeswirt-
schaftsministers. Ich würde mich freuen, wenn die Kanz-
lerin selbst diesen Themen in den Präsidentschaften, die
vor uns liegen, das notwendige Gewicht gibt.


(Beifall bei der FDP)


Die jüngsten Zahlen zeigen, wie dringlich schnelles
weltweites Handeln ist; denn nach einer aktuellen Studie
der Internationalen Energieagentur werden die CO2-
Emissionen bis 2050 um 137 Prozent steigen, wenn wir
nichts verändern. Es geht also kaum noch um Reduzie-
ren, sondern es geht darum, den Anstieg zu verringern,
der vor uns liegt. Das erfordert eine globale Klima-
schutzoffensive mit dem Ziel einer CO2-armen Wirt-
schaft. Vor allem Energieeffizienz und die CO2-Abschei-
dung bei Kohlekraftwerken haben global die größten
Einsparpotenziale für CO2.

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(C (D Diese Potenziale sind nach der Studie der Internatioalen Energieagentur übrigens größer als die der Techologien, derentwegen wir uns im Parlament regelmäßig ie Köpfe einschlagen, größer als die von Kernenergie nd größer als die von erneuerbaren Energien, zuminest in globaler Sicht. Deshalb brauchen wir den Ausbau rneuerbarer Energien. Wir brauchen aber auch die Forchung für andere Elemente des Energiemixes, den wir ür die Stabilisierung der globalen CO2-Emissionen rauchen. achen wir uns nichts vor: Die Kohle, die Tausende von ilometern breit in der Erde Chinas liegt, wird verbrannt erden. Die Frage ist, mit welcher Technologie. Da könen wir Deutsche unseren Beitrag leisten. Die nationale wie die internationale Energieforchung sind deshalb von essenzieller Bedeutung. Umso edauerlicher ist es, dass die Bundesregierung zwar auf er einen Seite ein großes Tamtam mit dem Energiegipel veranstaltet, auf der anderen Seite aber immer noch icht ein eigenes Programm, eine eigene Strategie zur mweltfreundlichen Energienutzung und Energieerzeuung vorgelegt hat. Hier stochern Sie weiterhin im Neel. Die deutsche Präsidentschaft sollte bestrebt sein, die nternationale Kiotogemeinschaft möglichst schnell auf eitere Staaten zu erweitern und den Emissionshandel uf weitere Sektoren der Volkswirtschaft auszuweiten. aher sollte die EU-Ratspräsidentschaft die Kommis ion darin bestärken, den Emissionshandel auch auf den uftverkehr auszuweiten. Ich möchte der deutschen Präidentschaft mit auf den Weg geben, dass das Europäiche Parlament ein Modell vorgeschlagen hat, das geade nicht die Einbeziehung des Luftverkehrs in den missionshandel vorsieht, sondern ein separates Hanelssystem. Dieses hätte die einzige Wirkung, den Lufterkehr zu verteuern, ohne eine wirkliche ökologische irkung zu erzielen. Ich bitte Sie, dieses Modell zu ver indern und auf die Vorschläge der Europäischen Komission zurückzukommen. Die Bundesregierung muss erst einmal ihre Hausaufaben in Deutschland erledigen, und zwar vor allem in ezug auf den Nationalen Allokationsplan II. Hier ann man nur feststellen, dass die Bundesregierung weierhin, wie auch in dieser Zuteilungsperiode, den Enerieversorgern milliardenschwere Geschenke zulasten er Verbraucher macht, indem sie die Zertifikate zu 00 Prozent kostenlos abgibt. Herr Gabriel, auch in nderen Ländern gibt es noch nicht den perfekten Wettewerb auf den Energiemärkten. Ich stelle aber fest: Däemark versteigert 10 Prozent und Großbritannien verteigert 8 Prozent. Sie aber wollen nichts versteigern. ffensichtlich wollen Sie die Geschenkpolitik fortset en. Michael Kauch (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Herr Gabriel, wir wollen die Emissionszertifikate in
dem Umfang versteigern lassen, wie es die EU zulässt.
Das wäre im Interesse auch der Verbraucherinnen und
Verbraucher. Die Zertifikate sind sowieso in die Energie-
preise eingerechnet. Wenn Sie sie versteigern würden,
könnten Sie die eingenommenen Mittel nutzen, um die
Stromsteuer zu senken. Das würde die Strompreise für
die Verbraucherinnen und Verbraucher senken und nicht
steigern.


(Beifall bei der FDP)


Ich möchte auch die Kolleginnen und Kollegen von der
Linkspartei dazu einladen, unser Modell zu unterstützen;
denn die Senkung der Stromsteuer würde genau dem
entgegenwirken, was Sie heute öffentlichkeitswirksam
vorangestellt haben, nämlich dem Umstand, dass die ho-
hen Energiepreise die Armut in Deutschland fördern.

Es gibt ein weiteres Problem mit dem Nationalen
Allokationsplan II, das ein wenig versteckt ist. In Ihrem
Plan steht, dass Neuanlagen, die bis 2012 gebaut wer-
den, keinen Erfüllungsfaktor haben, also hundertprozen-
tig ausgestattet werden. Haben Sie eigentlich geprüft, ob
diese hundertprozentige Ausstattung über 14 Jahre lang
nicht gleichzeitig bedeutet, dass Sie für diese Kraft-
werksbetreiber auch nach 2012 nicht versteigern dürfen?
Bedeutet das, dass Sie bereit sind, künftigen Parlamen-
ten die Verpflichtung aufzuerlegen, auch über 2012 hi-
naus Geschenke in zwei- und dreistelliger Milliarden-
höhe zu verteilen, aus der sie möglicherweise nicht mehr
herauskommen? In einer Haushaltsdebatte muss auch
einmal gefragt werden, inwieweit Sie durch diesen Na-
tionalen Allokationsplan künftige Parlamente in ihrer
Haushaltspolitik – aus meiner Sicht in die falsche Rich-
tung – binden.


(Beifall bei der FDP)


Wir begrüßen ausdrücklich, dass die deutsche Präsi-
dentschaft einen Schwerpunkt auf die Artenvielfalt und
den Schutz der Urwälder und der Meere legen will. Hier
sind erhebliche Anstrengungen erforderlich, auch um
das genetische Reproduktionspotenzial unseres Planeten
für kommende Generationen zu erhalten. Wenn Sie diese
Strategie verfolgen, dann wünsche ich mir aber auch,
dass Sie Anträge erarbeiten, die mehr Substanz haben als
der, den Sie uns heute zu den Grauwalen vorlegen. Im
Feststellungsteil steht zwar viel Richtiges; dennoch fal-
len die Schlussfolgerungen recht dünn aus.


(Beifall des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Kommen wir zu dem Gesetzentwurf, der auf Ihre Ini-
tiative hin hier mit beraten wird, nämlich dem zur Ände-
rung des EEG. Dieser Gesetzentwurf ist ein Eingeständ-
nis dessen, dass die mit dem EEG verbundenen Kosten
für energieintensive Unternehmen offensichtlich zu hoch
sind. Auf der anderen Seite haben Sie hier auch ein biss-
chen Etikettenschwindel betrieben; denn dieser Gesetz-
entwurf ist natürlich kein Gesetzentwurf zur Kostensen-

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(C (D ung. Dieser Gesetzentwurf ist ein Gesetzentwurf zur mverteilung von Kosten und Belastungen. Sie wollen die finanziellen Lasten für energieintenive Unternehmen zwar verringern; Sie verschweigen ber, dass das Mehrkosten für alle anderen bedeutet. Die ostensenkung für die einen läuft also darauf hinaus, ass den anderen noch tiefer in die Tasche gegriffen ird. Sie treffen die Geringverdiener, die schon heute on den staatlich verteuerten Strompreisen besonders etroffen sind. Für die FDP ist Umweltpolitik auch ein erechtigkeitsthema. Deshalb schlagen wir uns bei der EG-Reform auf die Seite der Verbraucherinnen und erbraucher und sagen Nein zu Ihrer Kostenverschieungspolitik. Vielen Dank. Das Wort hat die Kollegin Katherina Reiche, CDU/ SU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ine Debatte zum Haushalt, auch zu dem des Umweltinisteriums, bietet die Möglichkeit, einen gewissen olitischen Ausblick zu geben, in diesem Fall einen Auslick auf die umweltpolitische Agenda. Der Bundesmweltminister hat einige Punkte angesprochen, auf die ch später noch eingehen werde. Zunächst möchte ich noch einiges zur Diskussion ber die Sicherheit deutscher Kernkraftwerke sagen. estern war dieses Thema Gegenstand einer Sondersit ung des Umweltausschusses. Wie Sie, Herr Minister, eine ich, dass wir mit diesem Thema sehr ernsthaft mgehen müssen. Aber gerade deshalb eignet es sich ben nicht für politische Possenspiele. Ich halte es für nverantwortlich, dass in den vergangenen Wochen der ersuch unternommen wurde, die Sicherheit deutscher ernkraftwerke grundsätzlich infrage zu stellen. Auslö er der Debatte – das haben Sie bereits ausgeführt – war ine Betriebsstörung im schwedischen Kernkraftwerk orsmark. Unbestritten ist, dass es dort einen ernsten orfall gab. Aber ich kann mich doch des Eindrucks icht erwehren, dass dieser Vorfall als Alibi benutzt ird, um ungerechtfertigte Vorverdächtigungen auszu prechen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dummes Zeug! Lesen Sie die Zeitungen anders herum?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604719500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1604719600

ir müssen die Diskussion hier versachlichen.

Sowohl das Umweltministerium – das hat der Minis-
er eben deutlich gesagt – als auch die zuständigen Auf-
ichtsbehörden haben erklärt, dass Forsmark auf
eutschland nicht übertragbar ist und dass die Sicher-






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

heitsstandards deutscher Kernkraftwerke den gesetzli-
chen Vorschriften entsprechen.

Wie angekündigt, wird gemeinsam mit den Ländern
eine Sicherheitsprüfung der Stromversorgung in den
Kernkraftwerken durchgeführt, Stichwort „Wechselrich-
ter“. Ich begrüße das ausdrücklich. Ich erwarte von den
Betreibern der Kernkraftwerke auch, dass sie sich hieran
aktiv beteiligen. Aber bevor die Ergebnisse nicht vorlie-
gen, können wir auch keine Schlüsse ziehen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten vorliegen!)


Ich finde, an diese Reihenfolge müssen wir uns halten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für das kommende Jahr hat der Bundesumweltminis-
ter eine Überprüfung der Atomaufsicht in Deutschland
durch die Internationale Atomenergie-Organisation an-
gekündigt. Prinzipiell ist jede Initiative zu begrüßen, die
darauf abzielt, die Sicherheitsüberprüfung und die Infor-
mationssysteme in Deutschland noch weiter zu verbes-
sern. Aber genau das muss dann auch im Mittelpunkt
stehen und darf am Ende nicht zu einem Streit über Zu-
ständigkeiten führen. Die Aufsichtsbehörden der Länder
verfügen über eine hohe Kompetenz und wir sollten sie
auch in Zukunft nutzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Am vergangenen Sonntag haben Sie, Herr Gabriel, in
der „Welt am Sonntag“ ein neues Standortsuchverfahren
für die Endlagerung radioaktiver Abfälle vorgeschla-
gen. Ich möchte ganz deutlich sagen, auch an dieser
Stelle, dass das nicht die Position der Unionsfraktion ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Herr Minister, ich hätte mir gewünscht, dass Sie mit uns
das Gespräch suchen, bevor Sie Ihre Vorstellungen in die
Öffentlichkeit tragen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In der „Welt“ ist es ja ein Gespräch mit euch! – Ulrich Kelber [SPD]: So wie Sie jetzt?!)


Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ist
vereinbart, dass wir in dieser Legislaturperiode die Lö-
sung der Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle zü-
gig und ergebnisorientiert angehen wollen. Der Koali-
tionsvertrag gilt – da bin ich ganz auf Ihrer Seite. Das
muss umgesetzt werden.

Ein neues Standortsuchverfahren widerspricht dem
Gedanken des Koalitionsvertrags aber diametral;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


denn es führt zu weiteren Verzögerungen. Es ist weder
sinnvoll, noch ist es notwendig. Von den zusätzlichen
Aufwendungen und Kostenbelastungen für den Haushalt
möchte ich gar nicht reden. Von „zügig und ergebnisori-
entiert“ kann man bei einem solchen Verfahren nicht
sprechen.

Der Erkundung in Gorleben aus den 70er-Jahren wa-
ren verschiedene Standortsuchen und eine Vielzahl

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(C (D issenschaftlicher Studien vorausgegangen. Bis zum eutigen Tag hat eine Vielzahl wissenschaftlicher Beleituntersuchungen stattgefunden; wahrscheinlich lieen sich die Bände über Kilometer aufreihen. Alle Stuien bisher haben die Eignung von Gorleben als ndlager bestätigt und niemals infrage gestellt. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


So hat beispielsweise das Bundesamt für Strahlen-
chutz, immerhin eine Behörde des Umweltministe-
iums, noch im November 2005 festgestellt, dass zur
ndlagerung radioaktiver Abfälle keines der möglichen
irtsgesteine in Deutschland einem anderen vorzuzie-

en ist.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aber das widerspricht gerade Ihrer Argumentation!)


uch die aktuelle Studie der Bundesanstalt für Geowis-
enschaften und Rohstoffe vom August dieses Jahres un-
erstreicht die Eignung des Salzstocks in Gorleben als
ndlager. Von einer politischen Standortauswahl kann an
ieser Stelle überhaupt nicht gesprochen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nun wird als Begründung für eine neue Standortaus-
ahl immer wieder auf die Schweiz verwiesen. Ich
öchte noch einmal deutlich machen, dass für uns dieser
ergleich hinkt. Die Schweiz steht heute an der Stelle,
n der Deutschland bereits in den 70er-Jahren war.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


enn jetzt die Landesregierung von Baden-Württem-
erg zu Recht dafür plädiert, verschiedene Standorte zu
uchen, dann bittet sie die Schweiz, das zu tun, was wir
n Deutschland bereits in den 70er-Jahren gemacht ha-
en. Insofern brauchen wir diese erneute Suche nicht. Da
aren wir vor 30 Jahren schon.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das wird durch Wiederholung nicht richtiger! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von keiner Sachkenntnis getrübt!)


Die Endlagerung radioaktiver Abfälle ist eine natio-
ale Verantwortung und zu der bekennen wir uns auch.
nabhängig davon, Herr Kelber, wie man zur Nutzung
er Kernenergie steht:


(Ulrich Kelber [SPD]: Muss man seriös bleiben! Das stimmt!)


ir haben uns darauf verpflichtet, die Endlagerfrage in
ieser Legislaturperiode zu lösen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie wärs denn mit Ihrem Wahlkreis?)


wischenlager, in denen radioaktive Abfälle lagern,
erden de facto zu Endlagern.


(Ulrich Kelber [SPD]: Bitte?)


inzu kommen Abfälle aus medizinischen Einrichtun-
en und aus den Forschungsanstalten. Wir müssen uns






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

um dieses Problem kümmern, auch in dieser Legislatur-
periode.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben hierzu eine klare Position; die möchte ich
abschließend zu diesem Thema vortragen: Wir wollen
keine weitere Verzögerung bei der Endlagerfrage. Wir
wollen, dass die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
wieder aktiv aufgenommen wird. Dazu gehört eine groß-
zügige Besucherregelung. Wir wollen, dass der Schacht
Konrad in Betrieb genommen wird und die Arbeiten
hierfür zügig beginnen. Wir wollen, dass das Morato-
rium in Gorleben aufgehoben wird; denn die Untersu-
chungsergebnisse stehen der Eignungsfeststellung nicht
entgegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In den kommenden Wochen werden wir mit dem Zu-
teilungsgesetz die Rahmenbedingungen für den Handel
mit Emissionsberechtigungen für die zweite Handels-
periode zwischen 2008 und 2012 festlegen. Mit dem Zu-
teilungsgesetz werden die Voraussetzungen für den Bau
von neuen Kraftwerken und die Erneuerung von Kraft-
werksparks geschaffen. Das ist ökologisch sinnvoll, das
ist ökonomisch geboten; denn neue und effiziente Kraft-
werke werden durch ihre geringere CO2-Emission einen
Beitrag zu mehr Klima- und Umweltschutz leisten.

Gleichzeitig brauchen wir neue und zusätzliche Er-
zeugungskapazitäten, um mehr Wettbewerb in den
Strommarkt zu bekommen. Ich werbe deshalb an dieser
Stelle dafür, dass die Energieversorgungsunternehmen,
die beim Energiegipfel hohe Investitionen zugesagt ha-
ben, diese Zusage auch einhalten.

Mit dem Nationalen Allokationsplan wurden im
Juni dieses Jahres bereits wichtige Weichenstellungen
vorgenommen. Insbesondere die deutlich höhere CO2-
Minderungspflicht für die Energiewirtschaft im Ver-
gleich zur Industrie ist aus unserer Sicht ein wichtiger
Schritt, um Mitnahmeeffekte, die so genannten Wind-
fall-Profits, zulasten der Stromverbraucher zu vermei-
den. Damit wird auch anerkannt, dass sich die Industrie
im internationalen Wettbewerb befindet, aber der Strom-
markt hier in Deutschland nur unzureichend Wettbewerb
ermöglicht. Nach Schätzungen der energieverbrauchen-
den Industrie entstehen der Energiewirtschaft durch
Windfall-Profits Zusatzgewinne von fast 5 Milliarden
Euro. Diese belasten natürlich die Stromverbraucher und
unsere Wirtschaft.

Wir werden im Gesetzgebungsverfahren zu prüfen
haben, ob dieser Schritt ausreicht, um Windfall-Profits
zu vermeiden, oder ob weitergehende Maßnahmen not-
wendig sind. Auch das muss man ergebnisoffen prüfen.
Wir müssen auf jeden Fall sicherstellen, dass die Strom-
verbraucher nicht noch mehr belastet werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In diesem Zusammenhang begrüße ich auch die Ent-
scheidung der Bundesnetzagentur zur Senkung der
Netzentgelte in der vergangenen Woche. Auch das ist
ein wichtiger und richtiger Schritt für mehr Wettbewerb
auf dem Strommarkt. Der Wettbewerb funktioniert noch

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(C (D icht; das habe ich gesagt. Der Netzzugang muss verbesert werden. Ein stärkerer Wettbewerb auf dem Stromarkt entlastet Wirtschaft und Verbraucher. Gerade un ere Unternehmen, die sich in einem schwierigen nternationalen Umfeld befinden, sind auf wettbewerbsähige Strompreise angewiesen. Wir werden deshalb in den kommenden Monaten neen dem Zuteilungsgesetz weitere Schritte zu unternehen haben – da möchte ich insbesondere das Infrastruk urplanungsbeschleunigungsgesetz ansprechen –, um inen schnellen Netzausbau zu ermöglichen; denn die etzkapazitäten sind für einen funktionierenden Wettbeerb wahrscheinlich mindestens so entscheidend wie die rzeugerkapazitäten. Die Netzkapazitäten stoßen, zuindest in manchen Bereichen, schon heute an ihre renzen und sind damit eine Markteintrittsbarriere. Die en Zustand wollen wir beenden. An dieser Stelle möchte ich noch auf die Diskussion ber die Förderung von erneuerbaren Energien im ärmebereich eingehen. Herr Minister hat es bereits ngesprochen: Vor wenigen Wochen hat das Bundesamt ür Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mitgeteilt, dass die ittel für das Marktanreizprogramm für dieses Jahr beeits ausgeschöpft seien und dass keine weiteren Zusaen mehr gegeben werden könnten. Das Programm hatte in Volumen von 180 Millionen Euro. Anträge für insgeamt 160 000 Investitionsvorhaben wurden gestellt, 0 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Das zeigt, ass dieses Marktanreizprogramm ein wirklicher Erfolg st. Es ist ein effizientes Förderinstrument mit einem ehr geringen Anteil an öffentlichen Mitteln, die ein hoes Wachstum für erneuerbare Energien im Wärmemarkt rmöglichen. Berechnungen zeigen, dass auf 1 Förderuro 10 Euro an privaten Investitionen kommen. Deshalb bitte ich darum, dass wir bei der Diskussion ber neue Instrumente für die Förderung der Energie im ärmebereich darauf achten, dass wir das, was wir er eicht haben, erstens nicht kleinreden und zweitens ausiebig nutzen; denn es zeigt, dass unser Instrument am arkt funktioniert. ir müssen überprüfen, ob wir mit den Mitteln, die für 007 eingestellt sind, eine verlässliche Förderung über as ganze nächste Jahr ermöglichen können, damit die örderung nicht unterbrochen werden muss und die arktentwicklung sowie die entstandenen Arbeitsplätze esichert werden können. Meine Damen und Herren, abschließend einige Worte um Nationalen Naturerbe. Wir haben uns besonders em Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen verpflichet. Ich finde es sehr schön, Herr Minister, wenn auch Sie on der „Bewahrung der Schöpfung“ sprechen; das höen wir äußerst gern. (Lachen der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


m Juni dieses Jahres hat der Bund den Ländern und der
eutschen Bundesstiftung Umwelt ein Flächenangebot






(A) )



(B) )


Katherina Reiche (Potsdam)

im Umfang von 100 000 Hektar vorgelegt, die diesen
unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden sollen. Da-
mit die Sicherung des Nationalen Naturerbes gelingt,
kommt es jetzt darauf an, dass die möglichen Träger das
Angebot des Bundes umfassend nutzen. Einige Länder
haben Bedenken hinsichtlich einer Übernahme der Flä-
chen bekundet. Ich hoffe aber, dass diese Bedenken sehr
schnell geklärt und ausgeräumt werden können; denn die
Sicherung des Nationalen Naturerbes ist eine große
Chance, die wir uns nicht entgehen lassen sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, in den kommenden Mona-
ten stehen wir in der Umweltpolitik vor wichtigen Wei-
chenstellungen und Entscheidungen. Wir als Unions-
fraktion in dieser Koalition werden uns engagiert und
aktiv einbringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604719700

Das Wort hat die Kollegin Eva Bulling-Schröter,

Linksfraktion.


(Beifall bei der LINKEN)



Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604719800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Vor der Bundes-
republik liegt die Aufgabe, den CO2-Ausstoß und Roh-
stoffverbrauch drastisch – ich wiederhole: drastisch und
nicht nur ein bisschen – zu reduzieren. Dabei muss auf
Risikotechnologien wie Atomkraft und Grüne Gentech-
nik verzichtet werden,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


weil sie nichts anderes als gefährliche Scheinalternativen
sind. Einen solchen Prozess zu steuern, ist alles andere
als einfach.

Die zweite Aufgabe ist jedoch nicht weniger an-
spruchsvoll. Eine verantwortliche Regierung muss dafür
sorgen, dass der Wandel möglichst fair, also sozial ge-
recht, stattfindet. Das ist keine Nebenbedingung, son-
dern Voraussetzung für eine zukunftsfähige Politik.


(Beifall bei der LINKEN)


Gemessen daran hat die Koalition unserer Meinung
nach versagt. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes sta-
gniert seit Jahren.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! 2005 gab es einen super Rückgang!)


Das Tempo der Materialeinsparungen ist viel zu gering.


(Ulrich Kelber [SPD]: Schnellster Rückgang in Europa!)


Der Umweltminister lässt sich von den Atomkonzernen
wie ein Tanzbär an der Nase herumführen.

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(C (D Stichwort „Energiepreise“; dies wurde schon angeprochen. Wie wollen Sie, Herr Gabriel, den Bürgerinen und Bürgern erklären, dass die Strompreise das weite Jahr hintereinander im zweistelligen Prozentbeeich steigen, die Gewinne der Stromversorger aber exlodieren? Das versteht niemand mehr; zumindest der leine Verbraucher versteht es nicht. abei geht es nicht nur um sich verteuernde Rohstoffe die sind nämlich gar nicht so teuer geworden, dass es iesen Preisanstieg rechtfertigen würde; dies dient nur ls Begründung für steigende Preise –, sondern auch um berhöhte Netzentgelte und Monopolprofite im Stromrzeugungsbereich. Über die redet im Übrigen kaum och jemand. Es geht zu einem gehörigen Teil auch um xtraprofite, die diese Bundesregierung den EVUs freiillig in den Rachen wirft. Ich frage mich, welche glaubhaften Schritte die oalition unternimmt, um die leistungslos im Emis ionshandel erzielten Sondergewinne abzuschöpfen. ass die verschenkten Zertifikate zu den jeweiligen arktpreisen in den Strompreis eingehen, mag sich icht verhindern lassen. Aber dass die Bundesregierung uch in Zukunft störrisch auf eine zumindest anteilige ersteigerung der Zertifikate – und damit auch auf Mil iardeneinnahmen – verzichten will, ist eine unverzeihiche Ignoranz zulasten des Bundesetats und der Stromunden. ber wer allein im Juli von Eon Parteispenden in Höhe on 250 000 Euro erhält, hat vielleicht etwas Beißhemung. Um das glaubhaft zu machen und für jeden, den ies interessiert, verweise ich auf die Drucksache 16/2440: ie SPD hat von Eon 150 000 Euro und die CDU 00 000 Euro erhalten. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Hört! Hört! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Bloß kein Neid!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


llerdings hat die CDU gleich noch 200 000 Euro von
er Deutschen Bank bekommen.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit Ihrem Auslandsvermögen?)


rau Reiche, ich glaube, auch Ihre Rede wurde von den
roßen Atomkonzernen geschrieben.

Wir haben heute ein Sechspunkteprogramm vorge-
tellt. Für die Schaffung sozial gerechter Energiepreise
ordern wir neben der Versteigerung der Zertifikate als
ofortmaßnahme eine Windfall-Profit-Tax, also eine
teuer auf Sondergewinne, Extraprofite aus dem Emis-
ionshandel, wie dies auch in Schweden und Finnland
ngedacht ist. Die angestrebten Einnahmen in Höhe von
ast 5 Milliarden Euro sollen einen Energieeffizienz-
onds speisen und der sozialen Abfederung einkom-
ensschwacher Haushalte bei steigenden Energiekosten

ienen; da besteht zu Ihnen, Herr Kauch, eine Differenz.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Eva Bulling-Schröter
Dieser Energieeffizienzfonds könnte Arbeitsplätze
schaffen und die brauchen wir. Überdenken Sie dies also
bitte!

Wir fordern weiterhin die Beibehaltung bzw. Wieder-
einführung der Preisaufsicht für Strom- und Gastarife.
Daneben halten wir eine Ausdehnung der Regulierungs-
aufsicht auf den Bereich des Stromgroßhandels und der
Regelenergiemärkte für notwendig. Den Wettbewerb al-
lein über die Netze zu organisieren, scheint angesichts
der hohen Konzentration bei der Erzeugung kaum mög-
lich.

Natürlich müssen die Übertragungsnetze eigentums-
rechtlich von den vier großen EVUs getrennt werden.
Wir sagen: am besten in gesellschaftliches Eigentum.


(Beifall bei der LINKEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Volksleitungen!)


Zur Stärkung der Verbraucherrechte schlagen wir
schließlich vor, den bei uns föderal organisierten Ver-
braucherschutz um einen nach Branchen organisierten
zu ergänzen. Das Vorbild in Großbritannien mit seinen
Consumer Watchdogs ist ein Erfolgsmodell. Energy-
watch, Water Voice oder Postwatch geben den Verbrau-
chern auf der Insel durch ihre umfassenden Rechte eine
starke Stimme.


(Ulrich Kelber [SPD]: So wie die RWE-Tochter in London? Die Wasserpreise in Großbritannien sind viel höher!)


Eine ähnlich starke Stimme wollen wir hier im Parla-
ment haben. Was den Einzelplan 16 angeht, sollten wir
verhindern, dass der Etat bis 2010 um 3 Prozent gesenkt
wird.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604719900

Das Wort hat die Kollegin Sylvia Kotting-Uhl, Bünd-

nis 90/Die Grünen.


Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604720000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister, der Umwelthaushalt 2007 steigt auf den
ersten Blick um 0,4 Millionen Euro. Angesichts der He-
rausforderungen viel zu wenig, reizt es mich zu sagen.
Aber die Wahrheit sieht noch einmal ganz anders aus.
Beamtenpensionen sind es, die ab 2007 in den Fachhaus-
halten etatisiert werden. Rechnet man sie heraus, sinkt
der Umweltetat effektiv um 1 Million Euro.

Das solcherart ausgerüstete Innovationsministerium
soll damit unter anderem dem zentralen Problem des
Klimawandels begegnen, der sich inzwischen, wie wir
alle wissen, in ganz anderer Dramatik darstellt als die
grünen Schwarzseherinnen und Schwarzseher es immer
prognostiziert haben. Die global diskutierte Strategie
„Weg vom Öl“ ist hier der zentrale Baustein. Trotzdem
machen wir mehr oder weniger so weiter wie bisher. Mit
5 Millionen Euro mehr für Forschung pro Jahr – das ent-
spricht einem Forschungsvorhaben im Jahr – kann man
die Zukunftsaufgaben nur halb anpacken.

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(C (D Das Markteinführungsprogramm für erneuerbare nergien kürzen Sie um über 3 Prozent, obwohl die Mit el bereits Mitte dieses Jahres aufgebraucht waren. Geen die noch viel umfangreicheren Kürzungen bei Ihrem ollegen Seehofer – das Markteinführungsprogramm Nachwachsende Rohstoffe“ wird um über 34 Prozent ekürzt – hören wir von Ihnen keinen Widerspruch. Anesichts der Steuerorgie bei den Biokraftstoffen und anesichts dieser Zahlen frage ich mich, was Sie dem Kliawandel handfest entgegensetzen wollen, wenn Sie ich nicht der Lieblingsargumentation Ihres Koalitionsartners anschließen wollen. 2008 sind wir Gastgeber der 9. Vertragsstaatenkonfeenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt. as ist gut und bietet vielleicht sogar eine Chance für ie Erkenntnis auch bei Ihnen, dass Schutz der Bioiversität und Grüne Gentechnik nicht zusammenpasen. Zum Stichwort Artenschutz noch eine Bemerkung um Antrag „Ölprojekt Sachalin II und Grauwale“. Dieem Antrag fehlt die nötige Klarheit. Die abzusehende chädigung nur so weit wie möglich zu vermeiden, eicht uns für eine Zustimmung nicht aus. Zurück zur Vertragsstaatenkonferenz. Was nicht geht, st, deren Finanzierung zulasten der E-und-E-Vorhaben uf dem Gebiet des nationalen Naturschutzes zu mahen. Sie streichen hier 650 000 Euro, die dem gern geannten Nationalen Naturerbe und dem Erhalt der Artenielfalt dienten. Nebenbei bemerkt fließen diese usgaben in strukturschwache Regionen, wo sie Areitsplätze schaffen. Als Sie damals ankündigten, das Umweltministerium um Innovationsministerium machen zu wollen, eränzte Reinhard Loske, dass es auch ein Verteidigungsinisterium sei. Man kennt ja seine Pappenheimer. Was en Atomausstieg betrifft, geben Sie ständig den Erzngel Gabriel. Jetzt hätten Sie die Chance zu zeigen, ass Ihr Schwert auch scharf ist. (Ulrich Kelber [SPD]: Ich dachte, ihr seid Pazifisten!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


eisen Sie die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein an,
runsbüttel abzuschalten, bis der Sicherheitsnachweis
achvollziehbar erbracht ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie fordern immer wieder Aufklärung, setzen Fristen,
ber lassen sie verstreichen. Sie lassen sich am 8. August
on Vattenfall versichern, in Brunsbüttel gebe es keine
echselrichter. Am 23. August akzeptieren Sie den Irr-

um der Betreiber und setzen den 28. August als neue
rist. Jetzt haben wir den 7. September. Wir haben einen
etreiber, der falsche Aussagen gemacht hat – er hat sich
geirrt“. Ich frage dieses Hohe Haus allen Ernstes: Wol-
en wir annehmen, dass dieser Betreiber seine Anlage
icht kennt, und auf dieser Annahme unser Vertrauen in
eine Zuverlässigkeit gründen?






(A) )



(B) )


Sylvia Kotting-Uhl
Wir haben einen Minister, der sein Nichthandeln da-
mit begründet, dass – ich zitiere –

nach den Angaben der schleswig-holsteinischen
Atomaufsicht auch bei dem Misslingen der Nach-
weisführung kein Zustand vorliegt, aus dem sich
Gefahren ergeben könnten. Die Störfallbeherr-
schung sei durch redundante Notstromdiesel garan-
tiert, unabhängig von der Funktion der Wechsel-
richter.

Nun frage ich Sie: Befriedigt Sie das? Mich nicht!


(Zuruf von der LINKEN: Isar II müsste aber auch schon lange vom Netz sein!)


Es kann doch hier nicht darum gehen, in dieser Situation
nachgeschobene „Feldwegerklärungen“ zu akzeptieren,
die nicht einmal alle Vattenfall-Verantwortlichen verste-
hen können – die nicht einmal den Unterschied zwischen
Wechselstrom und Gleichstrom kennen – und die in kei-
ner Weise erklären können, warum denn die Wechsel-
richter überhaupt ausgewechselt werden müssen, wenn
sie doch gar keinen Schaden anrichten können.

Es geht hier vielmehr um die Frage: Wie bewerten wir
dieses gesamte Sicherheitssystem? Und zum Gesamtsys-
tem des Vertrauens in die Sicherheit gehört doch wohl
auch die Glaubwürdigkeit des Betreibers.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich vertraue einem Betreiber nicht, der mit falschen Fak-
ten kommt, Fristen ignoriert und seine Verpflichtungen
nicht erfüllt.


(Ulrich Kelber [SPD]: Seien Sie ehrlich! Trittin hätte doch auch nicht abgeschaltet!)


– Jetzt kommen mir wieder alle damit – auch Minister
Gabriel hat sich in der Presse so eingelassen –, dass man
Dutzende Beispiele nennen kann, in denen Vorgänger
Trittin Vergleichbares getan habe. Dazu sage ich Ihnen:
Ich hätte von einem Minister Trittin in diesem Fall ge-
nauso eine bundesaufsichtliche Weisung gefordert.


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Sehr schwaches Argument!)


Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jürgen Trittin alles ge-
tan hätte, um Vattenfall in diesem Fall das Handwerk zu
legen. Wir reden hier vom Betreiber einer Risikotechno-
logie und nicht von einem Currywurststand.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


So, und in dieser Situation, in der es nur darum gehen
kann, Strommengenübertragungen von einem Reaktor
auf einen anderen im eigentlichen Sinne des Atomkon-
senses zu diskutieren – Übertragungen von alten auf
neue Reaktoren, um mehr Sicherheit zu generieren –,
kommt Ihr unnachahmlicher Kollege Wirtschaftsminis-
ter Glos und fordert erneut eine Laufzeitverlängerung für
AKWs! Da kann ich nur sagen: Gutes Timing! Sie spre-
chen sich wohl überhaupt nicht ab.


(Ulrich Kelber [SPD]: Frau Kotting-Uhl, etwas anderes fällt Ihnen nicht ein?)


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(C (D Sie wollen also die Kampfansage der EVUs um Laufeitverlängerungen just zu einem Zeitpunkt unterstützen, ei dem sich zeigt, dass sie nicht einmal ihren laufenden etrieb im Griff haben. Dazu kann ich nur sagen: Re pekt für dieses Ausmaß an Realitätsferne! So etwas haen die Fundis unter den Grünen zu ihren besten Zeiten icht zustande gebracht. Wir als Opposition werden Ihnen als Regierung diees Chaos nicht durchgehen lassen. Klären Sie, was sie ollen. Einigen Sie sich in der Energiefrage, der ent cheidenden Frage dieses Jahrhunderts! Und Sie, Miniser Gabriel, handeln Sie! Lassen Sie sich nicht nachsaen, Sie seien ein zahnloser Tiger, ein flammenloser rzengel! Nutzen Sie die Reichweite, die ein Minister at, zum Wohl von Umwelt und Menschen! Ich danke Ihnen. Das Wort hat die Kollegin Petra Hinz für die SPD raktion. Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! iebe Kolleginnen! Die Bundestagswahlen sind noch icht ein Jahr vorüber, wir beraten jetzt die erste Lesung es Haushalts 2007. Frau Kotting-Uhl, es wundert mich chon sehr, dass Sie hier all das, was im Einzelplan 16 zu rogrammen steht, dermaßen niedermachen. Es wundert ich schon sehr, dass Sie das, was Rot-Grün in den zu ückliegenden sieben Jahren auf den Weg gebracht hat, n dieser mit wenig Sachkenntnis angereicherten Form ortragen. Ich kann nur sagen: Sie haben das Thema abolut verfehlt! ie haben Ihre Politik der zurückliegenden Legislaturpeiode damit eindeutig niedergemacht. Denn an den chwerpunkten hat sich überhaupt nichts geändert – im egenteil, es ist eine Fortsetzung. Wir sollten die Tatsache „20 Jahre Umweltministeium“ meiner Meinung nach einmal zum Anlass nehen, um einen Bogen über diese Zeit zu spannen. Es ist ämlich interessant, in welcher Weise das Budget in den urückliegenden Jahren einen Zuwachs erfahren hat. nschließend komme ich auf die Frage der Atomkraft zu prechen, liebe Frau Reiche. Vor 20 Jahren, 1986, gab es diesen Einzelplan noch berhaupt nicht. 1987 ist das Ressort dann mit 236 Milionen gestartet. Heute, zum Entwurf des Haushalts 007, reden wir über ein Budget von 790 Millionen uro. Die Flächen des Nationalerbes, die Millionen wert ind und die darüber hinaus auch noch Arbeitsplätze chaffen, sind darin noch in keiner Weise berücksichtigt. Petra Hinz Aber das wird hier nicht erwähnt, denn es passt nicht in die Bilanz der Grünen. Ich möchte auf ein weiteres Ereignis aufmerksam machen, das sich in diesem Jahr zum 20. Male gejährt hat, und zwar auf den Reaktorunfall in Tschernobyl, Frau Reiche. Heute diskutieren wir noch immer über die Auswirkungen von Tschernobyl. Sie haben sich zur Atomkraft positiv geäußert. Darüber sollten Sie einmal mit Ihren Haushältern sprechen. Im Zusammenhang mit Tschernobyl haben wir im Haushaltsentwurf rund 5,9 Millionen Euro etatisiert. Im Jahr 2008 – als Fachpolitikerin sollten Sie das eigentlich wissen; aber die Haushälter wissen es definitiv – müssen wir über einen zusätzlichen Betrag für die Sanierung des Sarkophags diskutieren. So viel zum Thema Sicherheit von Atomkraft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Ulrich Kelber [SPD]: Nee, aber Sie!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604720100

(Beifall bei der SPD)

Petra Hinz (SPD):
Rede ID: ID1604720200

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Zuruf des Abg. Lutz Heilmann [DIE LINKE])


Der jüngste Zwischenfall in Schweden, in Forsmark,
macht doch deutlich, dass wir verstärkt Energie einspa-
ren und in die Gewinnung alternativer Energien inves-
tieren müssen. Basiert diese Politik etwa auf falschen
Informationen bzw. einer falschen Wahrnehmung? Ver-
schleiern wir tatsächlich etwas? Ich glaube, Sie versu-
chen aus ideologischen Gründen zu verschleiern.


(Beifall bei der SPD)


Frau Reiche, in der großen Koalition haben wir uns
diese Aufgabe gemeinsam vorgenommen, obwohl wir
wissen – Sie haben es der Öffentlichkeit heute exempla-
risch vorgeführt –, dass einige damit Schwierigkeiten
haben. Es liegt aber in unserer Verantwortung, eine klare
Strategie zu erarbeiten. Wir müssen mögliche Wege sicht-
bar machen und die Basis für Investitionsentscheidungen
schaffen. Damit bringen wir ein Stück weit Nachhaltig-
keit in die Debatte. Ich sprach gerade das 20-jährige
Jubiläum des Bundesumweltministeriums an. Nachhal-
tigkeit sollte Ihnen ein Begriff sein, gerade im Zusam-
menhang mit dem Agendaprozess.

Wir müssen alles daran setzen, um uns in der Energie-
versorgung so unabhängig wie möglich zu machen. Die
Diskussion, die wir führen, geht über die Minderung des
CO2-Ausstoßes hinaus. Genau darum geht es in einer
Diskussion über nachhaltige Energiegewinnung. Auf die
Frage, wie die Energieversorgung der Bundesrepublik
langfristig aussehen könnte, müssen wir kurz- bis mittel-
fristig eine Antwort geben.

Der Begriff Nachhaltigkeit wird sehr oft, teilweise in-
flationär gebraucht. Das Bekenntnis zur nachhaltigen
Entwicklung, das am Anfang der 90er-Jahre stand, die
Agenda 21, war ein Impuls für die Stärkung des Be-
wusstseins für die Zusammengehörigkeit der Welt. Da-
mit war ein internationaler Aufbruch verbunden. Dieser
Impuls muss stärker genutzt werden. Im Rahmen der
Geberkonferenzen – auch das ist bereits gesagt worden –
müssen Projekte genauer hinterfragt werden. Von Zeit zu
Zeit muss auch eine Zwischenbilanz gezogen werden.

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(C (D ieses Thema wird im Rahmen der Haushaltsberatungen icherlich eine Rolle spielen. Das Know-how im Bereich der Zukunftstechnoloien wird – das hat der Minister gerade angesprochen – eltweit nachgefragt. Das ist ein Pfund, mit dem man uchern kann. In diesem Bereich haben rund 70 000 Menschen Arbeit gefunden. Außerdem konnen hier über 2 000 Ausbildungsplätze realisiert werden. Internationales Verhandeln ist Grundlage für besseres erstehen. Trotzdem stellen sich die Fragen „Wer mit em?“ und vor allem „Unter welchen Bedingungen ann Entwicklung stattfinden?“. Wir brauchen weitere ertrauensbildende Maßnahmen. Wir müssen die Enticklungsund Schwellenländer davon überzeugen, ass Nachhaltigkeit auch etwas mit ihrer Zukunft zu tun at. Der Gedanke, der der Agenda zugrunde liegt, ist zuunftsweisend, nicht nur in der Umweltpolitik. Das ist m Haushaltsentwurf nachzulesen. Im Haushaltsentwurf ist für die internationale usammenarbeit, insbesondere für die Konferenzen, ie im nächsten Jahr stattfinden – auch wegen der notendigen Sicherheitsmaßnahmen –, ein Mehrbedarf be ücksichtigt worden. Im Rahmen der Haushaltsberatunen – das hat der Minister gerade angesprochen – erden wir die Effizienz und Effektivität der Zielvereinarung überprüfen. Zur Unterlegung des Wirtschaftswachstums sowie zur tärkung von Zukunftsbereichen wurde mit dem Hausalt 2006 ein 25-Milliarden-Euro-Impulsprogramm mgesetzt. Für Forschung und Entwicklung stehen im uE-Programm rund 6 Milliarden Euro zur Verfügung. in Hinweis an das Ministerium: Ich würde mir wünchen, dass für dieses Programm über das hinaus, was ot-Grün für diese Querschnittsaufgabe in der vergangeen Legislaturperiode beschlossen hat, in den anderen essorts Mittel zur Verfügung gestellt würden, die von en Projekten abgeschöpft werden könnten. Für das KfW-CO2-Gebäudesanierungsprogramm teht bis 2009 jährlich 1 Milliarde Euro zur Verfügung, m die energetische Gebäudesanierung zu intensivieen. Das ist ein Impulsgeber für die Baukonjunktur. Den irtschaftlichen Aufschwung setzen wir somit auch im ereich des Klimaschutzes fort. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Schwerpunkte im Programmhaushalt seien kurz ge-
annt: Der Programmhaushalt des BMU umfasst rund
56 Millionen Euro. 62,9 Prozent des Gesamtvolumens
ehen allein in den Bereich der erneuerbaren Energien.
as macht 287,2 Millionen Euro aus. Auf die anderen
ereiche will ich gar nicht eingehen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bereich Reaktor-
icherheit und Strahlenschutz. Hier liegt uns das Gut-
chten des Wissenschaftsrates zur Prüfung vor. Ich sage
ll denen, die zu einem voreiligen Ergebnis kommen:
ir handeln hier im Rahmen von Gesetzen. Daher
üssen Vorhaben überprüft werden. Angesichts der






(A) )



(B) )


Petra Hinz (Essen)

Tatsache, dass der Wissenschaftsrat in einer solchen Art
und Weise an die Öffentlichkeit tritt, muss man einfach
zur Kenntnis nehmen, dass die Behörde entsprechend
den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die wir geschaf-
fen haben, arbeitet. Wenn wir eine Veränderung wollen,
müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert
werden.


(Beifall bei der SPD)


Zu den Standorten des Ministeriums und der nachge-
lagerten Behörden: Hier werden in der nächsten Zeit
zwei große Bauvorhaben vorgenommen. Bis Mai 2008
sollen der künftige Sitz des BMU in Berlin fertig gestellt
werden


(Ulrich Kelber [SPD]: Der zweite Dienstsitz!)


– also der zweite Dienstsitz – und in Bonn die Sanierung
des BMU, des alten Abgeordnetenhauses, für
8 Millionen Euro realisiert werden. Ich sage ganz klar:
Unser föderaler Staat muss sich auch in den Standorten
der Ministerien und der nachgelagerten Behörden wider-
spiegeln. Trotzdem gilt auch hier der Leitsatz: Effizienz,
Effektivität und Zielorientierung sind Maßstab der Haus-
haltsberatungen, sowohl fachlich als auch fiskalisch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Auf die Beratungen, Frau Reiche, freue ich mich schon
sehr.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604720300

Das Wort hat Ulrike Flach für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1604720400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sie müssen mir zugestehen, dass ich etwas irritiert bin,
hier mitten in die Beratungen des Koalitionsausschusses
hineingeraten zu sein.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: So ist die Tradition bei uns!)


– Ja, so ist das offensichtlich.

Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass der Haushalt
ein bisschen die Diskussionen widerspiegelt, die hier ge-
rade stattgefunden haben.

Frau Reiche, das, was ich als Haushälter beim Etat
von Herrn Gabriel erkenne, lässt nicht darauf schließen,
dass Sie, die CDU/CSU, bisher Ihre Positionen in ir-
gendeiner Weise haben durchsetzen können.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist ausgeglichen!)


Das, was hier vorliegt, ist mit Ausnahme der besonderen
Betonung der Energieeffizienz – das gebe ich zu; das ist
ein neues Hobby des derzeitigen Umweltministers – im

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(C (D rinzip ein Abklatsch der alten trittinschen Überlegunen. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Die gut waren!)


Insofern denke ich, dass es ein guter Schritt ist, dass
ie CDU/CSU nach fast einem Jahr offensichtlich aufge-
acht und bereit und willens ist, Positionen zu vertreten,
ie nicht mehr die alten rot-grünen sind. Unsere Unter-
tützung haben Sie an dieser Stelle sicherlich.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das reicht von den Sitzen her nicht!)


Haushalterisch – Frau Hinz hat schon einiges zu den
erschiedenen Zahlen gesagt – möchte ich sagen: Aus
icht eines Haushälters ist dies ein positiver Haushalt.
enn er gehört zu den wenigen Etats, die eine – wenn

uch nur äußerst geringfügige – Steigerungsrate auf-
eisen, er steigt nämlich um ganze 0,1 Prozent auf
90 Millionen Euro.

Eine Frage müssen Sie, Herr Gabriel, uns noch beant-
orten, nämlich die, warum Sie im letzten Jahr für 2007

in um 23 Millionen Euro geringeres Haushaltsvolumen
rognostiziert haben. Das haben Sie schon jetzt übertrof-
en. Wenn Sie so weitermachen, werden Sie wahrschein-
ich den Etat mit den proportional größten Steigerungen
aben.

Herr Gabriel, Sie scheinen ja – ich habe es gerade
chon gesagt – die grünen Hobbys gern zu übernehmen.
ie schreiben ganz ausdrücklich, dass Sie auch in Zu-
unft Projekte planen wie die Wiedereinbürgerung des
isents im Rothaargebirge,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Rotationsbeweidung in Rheinland-Pfalz und – das ist
ines meiner Lieblingsprojekte – die Himmelsteiche in
hüringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Herr Gabriel, genau wie Herr Trittin verzetteln Sie
ich damit in Projekten, die man im Rahmen der Födera-
ismusreform längst unserer lieben Ex-Landwirtschafts-

inisterin Frau Höhn an die Hand gegeben hat. Das sol-
en doch die Länder selber machen.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin nicht mehr zuständig, deshalb macht er es selber!)


arum müssen wir, der Bund, uns mit diesen Themen
esonders belasten, während Sie gleichzeitig zum Bei-
piel für Forschungsprogramme im Bereich der Biodi-
ersität überhaupt nichts


(Beifall bei der FDP)


der – sagen wir es einmal so – ausgesprochen wenig
un? Hier gibt es große Konkurrenz; die Grünen werden

ir zustimmen. Die Amerikaner beispielsweise haben
or wenigen Wochen ein millionenschweres For-
chungsprogramm aufgelegt. Einerseits finden wir in Ih-






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
rem Haushaltsentwurf schöne kleine Projektchen, die
sich noch an der alten Klientelpolitik anlehnen, anderer-
seits versäumen wir den Anschluss an internationale
Forschungsprojekte.


(Beifall bei der FDP)


Bemerkenswert ist übrigens, dass Sie sowohl beim
Personalabbau als auch bei der Erbringung der globalen
Minderausgabe ganz offensichtlich einen Sonderweg ge-
hen. Anstatt, wie beschlossen, 1,5 Prozent der Stellen
abzubauen, kommt es zu einem Ausbau der Planstellen
um 1,8 Prozent.


(Ute Kumpf [SPD]: Tja!)


Dazu muss ich als Haushälter sagen – man liest ja gerne,
was in den Medien geschrieben wird –: Mich hat es
schon beunruhigt, als ich vor wenigen Tagen las, dass
Sie in Ihrer Umweltabteilung eine neue Unterabteilung
und vier neue Referate schaffen wollen. Wenn das nicht
nur dazu dienen soll, gewissermaßen eine Gegenposition
aufzubauen, um wieder einmal Herrn Glos zu ärgern


(Widerspruch bei der SPD – Ute Kumpf [SPD]: Das machen wir nie! Wir ärgern keine Bayern! Die stehen unter Naturschutz!)


– es handelt sich schließlich um die Klimaschutzabtei-
lung –, dann weiß ich nicht, wozu das in Zeiten, in denen
wir eigentlich in genau diesem Personalbereich sparen
sollten, gut sein soll.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Wie viele neue Stellen sind denn dafür geschaffen worden?)


Diese Erblast Ihres Vorgängers, Herr Gabriel, die uns
immer wieder erfreuende, ständige und kontroverse
Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Energieminis-
ter des Landes, dem Wirtschaftsminister, setzen Sie ganz
offensichtlich mit großer Lust fort.


(Ulrich Kelber [SPD]: Ja, ja! Wichtige Fakten lassen Sie immer gerne weg!)


Wir Liberalen beobachten das nun schon seit etlichen
Jahren.

Aber in einem Punkt stimme ich Frau Reiche aus-
drücklich zu: Es ist geradezu verantwortungslos, wie Sie
mit dem Thema „atomare Endlager“ umgehen.


(Beifall bei der FDP)


Ich sage ganz bewusst „verantwortungslos“; denn es ist
weder unter umwelt- noch unter finanzpolitischen Ge-
sichtspunkten hinnehmbar, dass der Steuerzahler die Of-
fenhaltungskosten ungenutzter Endlager finanzieren
soll. Frau Reiche hat die Position der CDU/CSU zu die-
sem Punkt sehr deutlich dargestellt. Sie können sicher
sein, dass wir Ihnen an dieser Stelle zustimmen werden.
Als Oppositionspolitikerin wäre ich allerdings glücklich,
wenn ich endlich erfahren würde, was die Regierung
wirklich denkt.

Als Haushälter sage ich Ihnen: Sie haben im Haushalt
nicht vorgesorgt. Dort ist zwar von wunderschönen
1,5 Millionen Euro die Rede, die angeblich für die Er-

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(C (D undung weiterer Standorte vorgesehen sind. Aber dainter verbergen sich – wenn man sich das genau anieht, stellt man das fest – stinknormale abfallspezifische aßnahmen. Für die Durchführung eines Auswahlverahrens sind null Euro veranschlagt. Angesichts dessen uss man sich vor Augen halten, was wir in der „Welt m Sonntag“ und in den anderen Zeitungen lesen, in deen Sie sich ausbreiten, und wie die harte Realität in Ihem Haushalt aussieht. Frau Hinz, darüber werden wir im Haushaltsauschuss reden müssen. Dann werden wir vielleicht erfahen, welchen Punkten die CDU/CSU zustimmen wird, amit die für die Erkundung weiterer Standorte zusätzich erforderlichen Millionen tatsächlich in den Haushalt ingestellt werden können. as wird spannend. Sie können sich sicher sein: Unsere nterstützung haben Sie dafür nicht. Das Wort hat Josef Göppel für die CDU/CSU-Frak ion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Jetzt kommt endlich einmal Fachverstand! Ein guter Mann! – Ute Kumpf [SPD]: Ja! Ein bayerischer Mann!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604720500


Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1604720600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Ein-

ringung des Haushalts möchte ich eine Stellungnahme
ugrunde legen, die die Vorsitzende unserer „Arbeits-
ruppe Umwelt“, Frau Dött, abgegeben hat, und zwar
ur neuesten Allensbach-Umfrage, wonach der Umwelt-
chutz eine immer geringere Rolle spielt. Sie hat gesagt:
ie vielen Erfolge, die wir im Umweltschutz erreicht ha-
en, dürfen uns nicht blind machen gegenüber den He-
ausforderungen, die noch bestehen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


enau das ist in der Tat der Spagat, den wir Politiker
achen müssen.

Wir erleben, dass der Klimawandel auch unser Land
mmer stärker ergreift. In großen Teilen Süddeutschlands
st eine Borkenkäferkalamität zu verzeichnen, wie wir
ie in den letzten 50 Jahren nicht erlebt haben. Im Au-
ust dieses Jahres habe ich Waldbauern an Kahlflächen
it Tränen in den Augen gesehen, weil das, was 70 oder

0 Jahre lang gewachsen war, nun auf einen Schlag vom
arvester beseitigt wurde. Wir hatten die große Hitze im

uli und wir haben den August erlebt.


(Zuruf von der SPD: Ja! Den Tornado in Nürnberg!)


Richtig, es ist sogar ein Tornado über Nürnberg gefegt;
icht wie über Berlin nur im Film, sondern tatsächlich.






(A) )



(B) )


Josef Göppel
Es wird also langsam auch für die Großstädter ungemüt-
lich.

Da stellt sich natürlich die Frage: Wie stellen wir es
an, dass die Leute mitgehen, wie können wir sie in der
Umweltpolitik mitnehmen? Den Leuten zu sagen „Tut
dies, lasst das!“, das hatten wir schon – mit begrenztem
Erfolg. Wir müssen zusammen überlegen, wie wir den
Leuten Wege aufzeigen können, wie sie dem enormen
Druck durch immer weiter steigende Kosten für Gas, Öl
und Benzin entkommen können. Für viele Familien be-
deutet das finanziell immer mehr Einschnürungen. Hier
müssen wir Wege aufzeigen. Dafür braucht man Ge-
meinsamkeit, aber man braucht auch einen langen Atem.
Ich denke schon, dass diese Regierung diesen langen
Atem hat und klar erkennbar in die richtige Richtung
geht.

Es gibt die aktuelle Diskussion über die Rolle des
Staates. Die Unionsparteien arbeiten an neuen Grund-
satzprogrammen. Das wäre übrigens auch für die ande-
ren nicht schlecht.


(Ute Kumpf [SPD]: Wir sind schon längst dabei, Herr Göppel! – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir schon gemacht!)


– Kommt darauf an, wann!


(Ute Kumpf [SPD]: Was ist mit der CSU?)


– Die CSU ist mitten dabei, wir machen es ganz gründ-
lich. – Die Rolle des Staates in der inneren Sicherheit ist
unverzichtbar, in den Augen aller. Auch im Verbraucher-
schutz ist die Rolle des Staates unverzichtbar. Ich bin der
Meinung, wir brauchen die Rolle des Staates auch in der
Umweltpolitik.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Ich darf eine kurze Anleihe beim Fußball machen: Man
kann nicht 22 Mann ohne einen Schiedsrichter aufs
Spielfeld schicken.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


– Das ist unsere Position. – Ein guter Schiedsrichter
kann das Spiel über viele Züge laufen lassen; aber wenn
es darauf ankommt, muss er eben da sein.

Ich möchte exemplarisch die Verknüpfung zwischen
Agrarpolitik und Naturschutz ansprechen. Aufgrund
der Beschlüsse zum Haushalt der Europäischen Union
kommt auf einzelne Länder eine Kürzung von bis zu
35 Prozent der Mittel der so genannten Säule II der
Agrarpolitik zu. Wir müssen aus diesen Säule-II-Mitteln
aber auch die Natura-2000-Gebiete finanzieren, Herr
Minister Gabriel. Wir alle haben viel Ärger gehabt mit
den FFH-Gebieten. Nun sind sie aber gemeldet und es ist
wichtig, dass das Vertrauen vieler Landwirte in den Na-
turschutz nicht enttäuscht wird, indem wir androhen,
jetzt hoheitlich festzulegen, was sie zu tun haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D o können wir die Vertragsnaturschutzprogramme nicht ortführen. Deswegen müssen wir gemeinsam eine Löung finden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Ich möchte dies auch im Hinblick auf das Markt-
nreizprogramm und auf das Gebäudesanierungspro-
ramm sagen, mit denen wir ähnliche Zwecke verfolgen.
nsere Haushälter haben für das Gebäudesanierungs-
rogramm eine Verpflichtungsermächtigung über zu-
ätzliche 350 Millionen Euro ausgesprochen. Ich denke,
s ist unsere Aufgabe, jetzt in den Haushaltsberatungen
u überlegen, was wir beim Marktanreizprogramm im
aushalt des Umweltministeriums tun können. Stop and
o ist keine gute Sache, so etwas wirkt sich sehr negativ
us. Deshalb müssen wir versuchen, Stetigkeit in die
inge zu bringen. Herr Minister Gabriel, da möchte ich
ie ausdrücklich unterstützen. Wir können dafür nicht
eue Umlagen von den Leuten erheben. Aber wir müs-
en versuchen, Wege zu finden, um eine Stetigkeit in die
örderung zu bekommen. Sie macht jetzt im Schnitt
och 10 Prozent aus. Ich meine, wir sollten nicht unter
0 Prozent gehen, sonst wird es nur noch symbolisch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


Der Deutsche ist eben so: Er will eine Anerkennung
eitens des Staates, die ihm sagt, dass der Staat das, was
r tut, für richtig hält. Genau das erfolgt mit dieser För-
erung, deswegen ist sie auch so erfolgreich. Das gehört
u den größten Erfolgen dieser Koalition. Wenn dieser
rfolg konsequent weitergeführt werden kann, ist das für
nser Land und für viele Menschen ein hoffnungsvoller
usweg aus der Kostenfalle.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie ich bereits am Anfang sagte: Wir brauchen Perspek-
iven für die Menschen, wie sie einerseits Kosten einspa-
en und andererseits etwas Gutes für die Umwelt tun
önnen.

Ich möchte noch ein Wort zu den Biokraftstoffen sa-
en; denn jetzt steht ja auch das Quotengesetz an. Wir
on der Unionsfraktion sind nicht der Meinung, dass die
einen Biokraftstoffe eine technologische Sackgasse
ind, wie es manche sagen. Die reinen Biokraftstoffe ha-
en die höchste Wertschöpfung in den ländlichen Räu-
en. Das müssen wir auch bedenken. So lange syntheti-

che Biokraftstoffe nur in Labormengen zur Verfügung
tehen, kann man nicht sagen, dass die anderen eine
echnologische Sackgasse sind.

Man sollte die Förderpolitik so ansetzen, dass die ver-
chiedenen technischen Optionen offen bleiben. Ich
enke, das ist wichtig. Gerade bei den Biokraftstoffen
nd der Biomasse im Rahmen der Wärmeerzeugung gibt
s sehr große positive Effekte für die ländlichen Räume.
amit wird ökologischer Nutzen – CO2-Einsparung –
it sozialem und ökonomischem Nutzen verbunden;

enn eine gleichmäßige Siedlungsverteilung im ganzen
and und lebendige und pulsierende ländliche Räume
ind wichtige Werte an sich.






(A) )



(B) )


Josef Göppel

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])


Zusammenfassend möchte ich sagen: Herr Minister
Gabriel, Sie haben mit der Unionsfraktion wohlwol-
lende, aber aufmerksame Begleiter für Ihre Politik; denn
wir möchten diese wertgebundene Umweltpolitik auch
durch Ihr Haus verwirklicht sehen. So möchten wir an
die Umweltpolitik herangehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604720700

Das Wort hat der Kollege Lutz Heilmann, Linksfrak-

tion.


(Beifall bei der LINKEN)



Lutz Heilmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604720800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister! Herr Kollege Göppel, ich danke Ihnen für
Ihre Rede. Vieles von dem, was Sie eben erwähnt und
ausgeführt haben, kann ich ganz einfach nur unterstüt-
zen. Leider sieht die praktische Politik Ihrer Fraktion
und der großen Koalition aber ein bisschen anders aus.

Ein Wort zu der Reaktion auf die Vorhaltung meiner
Kollegin zu den Parteispenden der Energiekonzerne. Mir
fällt eigentlich nur ein Sprichwort ein: Getroffene Hunde
bellen.

Nun aber zum Thema. In der gestrigen Rede der
Kanzlerin hörten wir wieder von der Nachhaltigkeit.
Dazu gehört nach allgemeinem Verständnis auch der
Naturschutz. Mit 23 Millionen Euro ist der Haushalts-
ansatz für den angewandten Naturschutz im Vergleich zu
2006 annähernd gleich geblieben. Ist also alles in But-
ter? Ich denke, nein. Seit 1999 wurde der Haushalt für
den angewandten Naturschutz nahezu halbiert. Das wirft
die Frage auf, wie viel Ihnen der Naturschutz eigentlich
wert ist.

Ein Beispiel: Für die Vertiefung von Außen- und Un-
terweser sowie von Außen- und Unterelbe sind allein im
Jahre 2007 21 Millionen Euro eingeplant. Insgesamt
kostet allein die unsinnige Elbvertiefung den Bund
250 Millionen Euro.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wer sagt denn, dass das unsinnig ist?)


Die Beeinträchtigung der Flora-Fauna-Habitat-Gebiete
entlang der Flussmündungen ist Ihnen offensichtlich
egal, ganz zu schweigen von den noch nicht abzuschät-
zenden Auswirkungen auf den Hochwasserschutz. Der
Hochwasserschutz interessiert Sie aber ohnehin meist
nur vor Wahlen. Wir brauchen aber keine Wahlkämpfer
in Gummistiefeln, wir brauchen einen nachhaltigen und
effektiven Hochwasserschutz.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor einer Woche
trat die Föderalismusreform in Kraft. Wir denken, dass

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(C (D as kein guter Tag für die Bundesrepublik Deutschland nd erst recht nicht für den Naturschutz war. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


inerseits kann dieses Hohe Haus jetzt anspruchsvolle
orgaben im Naturschutz machen, andererseits können
ie Länder davon abweichen, wenn sie ihnen nicht pas-
en. Der aktuelle Entwurf der hessischen Landesregie-
ung für ein neues Naturschutzgesetz wird beispiels-
eise als brutalstmöglicher Angriff auf den Naturschutz
ezeichnet. Der Entwurf der schleswig-holsteinischen
andesregierung wird als „eine Kriegserklärung gegen
en Naturschutz“ bezeichnet. Das zeigt deutlich, wohin
ie Reise geht.

Herr Minister, eigentlich müsste man Sie bedauern.
ollten Sie hier effektive Gesetze vorschlagen, zeigen
hnen die Länder am Ende den berühmten Mittelfinger.
ein, erwarten Sie aber kein Bedauern von uns, denn die
erantwortung dafür liegt auch bei Ihnen. Sorgen ma-
hen mir vielmehr die schützenswerten Arten und Ge-
iete, die beim Wettlauf um die so genannten besten
ettbewerbsbedingungen auf der Strecke bleiben wer-

en. Noch gibt es allerdings die EU-Naturschutzrichtli-
ien, die wesentlich strengere Schutzvorschriften als das
undesnaturschutzgesetz enthalten. Noch verhindern
iese, dass schützenswerte Gebiete in Deutschland als
mgehungsstraßen, Gewerbegebiete oder Flughäfen en-
en.

Ich sage Ihnen: Ihr Vorgehen, das Rollback des Natur-
chutzes, hat Methode. Nachdem Sie mit der Föderalis-
usreform den Naturschutz auf nationaler Ebene aufs
bstellgleis geschoben haben, machen Sie sich jetzt an
en europäischen Naturschutz heran. So soll der
chleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry
arstensen als „00-Harry“ im Auftrage seiner Majestät,
er Kanzlerin, dafür sorgen, dass die hinderlichen EU-
aturschutzrichtlinien abgeschwächt werden. Ich frage
ich allerdings, was Sie, Herr Minister, dazu sagen und
elche Rolle Sie dabei spielen. Offensichtlich treffen die
resseberichte zu – der überwiegende Teil Ihrer heutigen
ede hat das deutlich gemacht –, nach denen Sie bald
nergieminister werden wollen.

Alles in allem: Beim Naturschutz ist nichts in Butter.
tändige Haushaltskürzungen und ständige Änderungen

n der Naturschutzgesetzgebung haben nichts mit nach-
altiger Politik zu tun.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604720900

Herr Kollege, gerne hätten wir Ihnen zum 40. Ge-

urtstag eine Minute geschenkt. Sie haben Ihre Rede
ber pünktlich beendet. Deshalb „nur“ eine Gratulation
on unserer Seite!


(Beifall)


Das Wort hat die Kollegin Bärbel Höhn, Bündnis 90/
ie Grünen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt

(Ute Kumpf [SPD]: Sie bekommen keine Minute!)



Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604721000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Heilmann, es wäre schön, wenn ich Ihre Minute bekom-
men könnte. Die Kollegen sind da offensichtlich anderer
Meinung. Ich habe heute auch nicht Geburtstag; das
gebe ich gerne zu.

Haushaltsberatungen sind immer die wichtigsten Be-
ratungen im Parlament, weil dabei auch über die kom-
mende Politik entschieden wird, und zwar mit der Mehr-
heit des Parlamentes. Deswegen ist es wichtig, dass man
Grundsatzdebatten führt, und zwar – Herr Göppel hat
das deutlich gemacht – auch über die Fraktionsgrenzen
hinweg. Herr Minister Gabriel, deshalb ist es auch sinn-
voll, nach einem Dreivierteljahr im Amt Bilanz zu zie-
hen: Was haben Sie gut hinbekommen? Was nicht?

Wenn ich es mir vor Augen führe, kann ich sagen:
Minister Gabriel ist durchaus gut gestartet. Er gab sich
freundlich und wortreich und machte ordentlich insze-
nierte Auseinandersetzungen mit dem Kollegen Glos.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


– Ich weiß nicht, ob Sie jetzt noch weiter klatschen. –
Sie haben das gut gemacht. Es ist gut, ein bisschen zu
sticheln. Sie haben gute, grüne Inhalte rübergebracht.
Das ist nicht schlecht.

Die entscheidende Frage nach einem Dreivierteljahr
ist aber: Was ist von dem, was Sie gesagt haben, am
Ende in die Tat umgesetzt worden?


(Ute Kumpf [SPD]: Viel!)


Dazu muss ich sagen: Sie laufen Gefahr, ein Ökorhetori-
ker zu werden; denn das, was Sie sagen, entspricht nicht
dem, was Sie tun. Diesen Vorwurf müssen Sie sich gefal-
len lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte das an mehreren Beispielen deutlich ma-
chen. Nehmen wir die erneuerbaren Energien als Bei-
spiel. Es ist toll, was Sie dazu – auch zur Energieeffi-
zienz – auch heute gesagt haben. Man kann jeden Satz
nur unterschreiben. Wir brauchen – da haben Sie Recht –
mehr Energieeffizienz. Es ist sinnvoll, dass die Tonne
Öl, nicht der Mensch arbeitslos wird.

Aber was haben Sie getan? Herr Göppel hat zu Recht
darauf hingewiesen, dass die Gelder aus dem Markt-
anreizprogramm gut abfließen, insbesondere weil die
Öl- und Gaspreise steigen und die Leute investieren. An-
statt aber die Mittel dafür zu erhöhen und den Leuten da-
mit mehr Gelder zur Verfügung zu stellen, damit sie wei-
terhin die Anreizprogramme nutzen, kürzen Sie bei
diesem Programm. Das ist nicht gut; es ist das Gegenteil
von dem, was Sie vorhin gesagt haben. Sie sorgen näm-
lich nicht für mehr Energieeffizienz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


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(C (D Wie könnten Sie für mehr Energieeffizienz sorgen? m Koalitionsvertrag steht, Sie wollten ein regeneraties Wärmenutzungsgesetz schaffen. Das wäre fantasisch. Es ist nämlich notwendig, um gerade bei den Bauen Wärme und damit auch Gas und Öl einzusparen. Was aben Sie gemacht? Es liegt nicht einmal ein Referenenentwurf vor. Große Worte, wenige Taten, Herr Miniser Gabriel: Das ist das Problem mit Ihnen. Sie haben gesagt, Biokraftstoffe müssten aus ihrer ische heraus. Das ist richtig. Aber Herr Göppel hat sehr indrücklich geschildert, was wirklich passiert ist: Geade beim ländlichen Raum, wo Arbeitsplätze entstehen nd wo wir es schaffen, vom Öl wegzukommen, haben ie sich von Ihrem Parteikollegen Steinbrück über den isch ziehen lassen. Er hat für einen kurzfristigen Antieg der Steuereinnahmen – wobei sie viel höher ausfalen würden, wenn er auf die Investitionstätigkeit in dieem Bereich und auf die Arbeitsplätze gebaut hätte – ichtige Investitionen im ländlichen Bereich gestoppt nd Sie haben nichts dagegen unternommen, Herr Gabiel. Das ist ein schwerer Fehler. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Kauch [FDP])


Deshalb ist es wichtig, dass Sie in diesem Punkt auf
errn Göppel hören. Er vertritt nämlich eine gute Posi-

ion.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)


Man muss versuchen, wirklich voranzukommen. Was
etzt geschieht, beschränkt sich nämlich auf die Unter-
tützung der Großen. Den Kleinen und dem Mittelstand
äre es zugute gekommen, wenn Sie die Steuerbefrei-
ng beibehalten hätten. Aber nein: Mit Ihrem Ansatz
auch mit der Pflichtbeimischung – fördern Sie nur die
roßen, aber nicht die Kleinen. Das ist falsch.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Kauch [FDP])


Für die Großen haben Sie ein großes Herz. Auch da-
ei sind Sie verbal wieder radikal. Sie wettern nämlich
egen die Marktmacht der großen Energiekonzerne. Das
st auch richtig. Damit haben Sie Recht. Ich kann viele
itate anführen, die richtig sind. Was aber tun Sie? Sie
erabschieden einen Nationalen Allokationsplan, mit
em Sie letzten Endes ein Förderprogramm für den Neu-
au von Kohlekraftwerken auflegen. Davon profitieren
ie Großen.

Sie nutzen auch nicht die Möglichkeit der Versteige-
ung von Emissionszertifikaten. Damit hätten Sie
00 Millionen Euro in den Haushaltsplan einbringen
önnen. Stattdessen schenken Sie diese 700 Millionen
uro den großen Konzernen. Das ist nicht in Ordnung,
or allem, wenn Sie beim Mittelstand kürzen. Das geht
icht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie können nicht hier als Retter der Verbraucher auf-
reten und gleichzeitig allein im Bereich der Emissions-
ertifikate anders handeln. Als ich das gehört habe, habe






(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
ich gedacht: Eine solche Unverschämtheit darf man doch
nicht dulden. Dass Energieunternehmen Emissionszerti-
fikate geschenkt bekommen und diese Geschenke sozu-
sagen, als ob sie Kosten verursacht hätten, mit 5 Milliar-
den Euro in die Bilanz aufnehmen und das den
Verbrauchern bei den Preisen berechnen, muss endlich
aufhören.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


5 Milliarden Euro für die großen Energieunternehmen
können wir uns auch im Hinblick auf die Energiepreise
für die Wirtschaft und die Verbraucher nicht leisten.

Ich komme zum nächsten Punkt, zur Atomkraft. Ich
habe mir aufgeschrieben, was Sie heute dazu gesagt ha-
ben: Wir werden bei der Sicherheit keinen Rabatt
geben. – Sie machen aber das Gegenteil. Sie haben ge-
sagt, Sie hätten Vattenfall aufgefordert, bis Montag den
Sicherheitsnachweis zu liefern. Damit war der 28. Au-
gust gemeint. Er ist lange vorbei. Was hat es eigentlich
für Konsequenzen, dass der Sicherheitsnachweis nicht
geliefert wurde? Null! Das ist der Rabatt, den Sie geben.
Sie haben zwar gerade gesagt, Sie würden keinen Rabatt
gewähren, aber tatsächlich geben Sie den Unternehmen
Rabatt.

Als nächster Termin ist der 20. September festgelegt
worden. Auch bis dahin wird das Unternehmen den Si-
cherheitsnachweis nicht erbringen. Weil es das nicht
kann, kündigt es an, nachzurüsten und Änderungen vor-
zunehmen. Die Tatsache, dass ein Unternehmen Ände-
rungen ankündigt, bedeutet doch, dass es ein Problem
gibt. Was machen die Schweden im Falle eines Pro-
blems? Sie schalten vorübergehend die Anlagen ab. Ha-
ben wir hier ein niedrigeres Sicherheitsniveau als in
Schweden? Das möchte ich gerne wissen; denn das darf
nicht sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Herr Kelber hat es gestern
in der „Financial Times Deutschland“ gut auf den Punkt
gebracht:

Vattenfall braucht offenbar Wochen, um sein eige-
nes Kraftwerk zu verstehen. Das ist Besorgnis erre-
gend.

Ich zitiere weiter:

Die Frage ist, ob Vattenfall überhaupt in der Lage
ist, eine Risikotechnologie wie ein Kernkraftwerk
zuverlässig zu betreiben.

Herr Gabriel, Sie hätten die Verpflichtung gehabt, zu
überprüfen, ob dieser Anlagenbetreiber noch zuverlässig
ist. Sie hätten bei Herrn Kelber nachfragen können. Es
geht nicht nur um Rhetorik, sondern auch um das, was
Sie tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb ist es auf Dauer entscheidend, dass Sie verläss-
lich sind, auch in Ihren Positionen. Das bedeutet: Sie
müssen genauso handeln, wie Sie reden. Das erwarten
wir und daran werden wir Sie messen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604721100

Ich erteile das Wort Kollegen Ulrich Kelber, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1604721200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Debatten leben davon, dass man aufeinander ein-
eht und nicht nur das vorliest, was man vorbereitet hat.
eswegen möchte ich auf meine Vorredner eingehen.
rau Kotting-Uhl und Frau Höhn, seien Sie mir nicht
öse, aber Frau Reiche hat die bessere Oppositionsrede
ehalten.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


s ist, glaube ich, kein Zufall, dass die Grünen heute
wei Rednerinnen aufgeboten haben, die erst mit der
etzten Wahl in das Parlament eingezogen sind. Sie ha-
en wahrscheinlich gedacht, dass wir dann nicht in der
age sind, Ihre Aussagen mit Ihrer Politik abzugleichen.
ber für Politikerinnen und Politiker gilt nicht die
nade der späten Wahl. Meine Damen von den Grünen,
ie sitzen hier nicht als Einzelpersonen, sondern sind für
ie Politik der Partei verantwortlich, die Sie vertreten.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir stellen uns der Verantwortung!)


Ich möchte auf ein paar Punkte eingehen. Die Mittel
ür das Marktanreizprogramm seien im Vergleich zum
etzten Jahr gekürzt worden. Auch durch Wiederholun-
en werden falsche Behauptungen nicht richtig. Man
uss sich den Haushaltsplan nur genau anschauen. Ich

ann mich noch sehr gut daran erinnern, wie es 2005 um
as Marktanreizprogramm – damals unter Verantwor-
ung eines grünen Umweltministers – bestellt war und
elche heftige Kritik es intern gegeben hat. Damals
urden die Ausgaben für die Forschung – diese waren
icht einmal halb so hoch wie in diesem Jahr – und für
as Marktanreizprogramm deckungsfähig gemacht. Da-
it man Aufträge an verschiedene Institute vergeben

onnte, zu denen man mehr oder weniger gute Bezie-
ungen unterhielt,


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja wohl eine Unterstellung!)


urde das Marktanreizprogramm geplündert. Mitte des
ahres war auf einmal gar kein Geld mehr da. Die Bran-
he war hochgefährdet. In den Handwerksbetrieben gab
s Entlassungen. Das Ganze wurde damals ohne Beteili-
ung des Parlaments gemacht. Das beenden wir, indem
ir diese Deckungsfähigkeit aufheben und mehr Geld in
as System stecken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ein weiteres Beispiel. Ich bedauere, dass die gestrige
ondersitzung nicht öffentlich war.






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trotzdem haben Sie dagegengestimmt!)


– Sie wissen ja, wie es in einer Koalition zugeht. Es gab
einmal eine andere Sondersitzung eines Ausschusses.
Damals hat unser grüner Koalitionspartner darauf be-
standen, dass wir dem Antrag der Opposition, diese Sit-
zung öffentlich zu machen, nicht zustimmen. Leider ist
es in einer Koalition so, dass man, wenn man sich nicht
einig ist, nicht zustimmt; das wissen Sie. Damals haben
Sie uns dazu gezwungen. Nun hat uns unser heutiger
Koalitionspartner dazu gezwungen. Es wäre sicherlich
besser gewesen, wenn die Sitzung öffentlich gewesen
wäre.

In der gestrigen Sondersitzung haben Sie gesagt, man
müsse bei den Atomkraftwerken endlich durchgreifen;
denn schon 1999 und 2002 sei es in Biblis, Philippsburg
und Brunsbüttel zu ähnlichen Störfällen gekommen. Wie
hieß denn damals der Umweltminister?


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Trittin!)


Welche Partei hat ihn gestellt und wie hat er reagiert? Er
hat nach Recht und Gesetz gehandelt und geprüft, ob der
Störfall ausreicht, das betreffende Kernkraftwerk abzu-
schalten und dem Betreiber Vorschriften zu machen. Er
ist damals zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie der
jetzige Umweltminister.

Sie haben mich richtig zitiert. Ich stehe zu meiner
Meinung. Das ist einer der Gründe, warum ich nach wie
vor den Atomausstieg für dringend notwendig halte.
Aber man muss sich auch um die Details kümmern. An-
sonsten muss man Steuergelder als Entschädigung für
ungerechtfertigte Stilllegungen ausgeben.

Sie kennen sicherlich den Unterschied zwischen deut-
schen Atomkraftwerken und dem Atomkraftwerk in
Forsmark. Aber für die Öffentlichkeit erkläre ich ihn
noch einmal. In Forsmark war hinter den Generatoren,
den Wechselrichtern, kein Back-up-System mehr. In
Brunsbüttel beispielsweise gibt es noch weitere Gas-
turbinen und Systeme. Das ist der Unterschied zwischen
den beiden Reaktoren und der Grund, warum wir anders
als die schwedischen Aufsichtsbehörden reagieren müs-
sen. Frau Höhn, es wäre gut gewesen, wenn Sie als ehe-
malige zuständige Ministerin dies der Öffentlichkeit er-
klärt hätten.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Des Weiteren wird behauptet, das Budget sinke ange-
sichts der Pensionsänderungen und vor allem im Natur-
schutz laufe gar nichts. Sie orientieren sich offenbar nur
an den Zahlen, nicht aber an den Inhalten. Einer solchen
Haushaltsgläubigkeit bin ich noch nicht begegnet. Wir
überantworten in diesem Jahr 1,25 Milliarden Quadrat-
meter dem Naturschutz. Der Wert dieser Fläche geht ver-
mutlich in die Hunderte Millionen Euro. Das steht nicht
im Haushalt. Aber Sie sagen, er sei von 23 auf 22,9 ge-
sunken. Das darf doch nicht wahr sein! Wie können Sie
einen solchen Schritt – 1,25 Milliarden Quadratmeter als
nationales Naturschutzerbe in Deutschland – so bewer-
ten? Ich finde, es ist sehr schade, dass Sie sich nur noch
an Zahlen und nicht mehr an den Inhalten orientieren.

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(C (D Sie haben Pech, dass ich Verhandlungspartner von ürgen Trittin und Rainer Baake war, als es um den AP I ging. Natürlich finde ich es nicht gut, dass jeand, der ein altes Kraftwerk betreibt und dann ein eues baut, besser gestellt ist als jemand, der nun ein eues baut. Aber diese Regelung war kein Kompromiss wischen Grünen und SPD. Damit ist Jürgen Trittin vielehr direkt zu uns gekommen. Das war der Entwurf der rünen. Die Vier-plus-zehn-Regelung ist originär grün. ir haben diese Regelung nicht herausbekommen, weil ir Zusagen gemacht haben. Sie ist jedenfalls originär rün; das muss festgehalten werden. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist absolut falsch! Das wissen Sie auch!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich mache Ihnen ein Angebot: Ich gehe in mein Archiv
nd liefere Ihnen meinen Brief an Jürgen Trittin sowie
eine Antwort auf die Frage, die wir vor der Verabschie-
ung des NAP I dem federführenden Ministerium ge-
tellt haben: Was ist die Gefahr der Einpreisung? Die
ntwort des grünen Umweltministers war: Es gibt keine
efahr der Einpreisung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber daraus kann man lernen! Lernen Sie doch mal daraus!)


Man muss solche Sachen einfach einmal dazusagen.

Der zweite Punkt sind die 5 Milliarden Euro Wind-
all-Profits.

Frau Flach, Sie haben bezüglich der Umorganisation
er Energieabteilung im Ministerium gesagt, Sie wür-
en als Haushälterin erwarten, dass endlich einmal Per-
onal gespart wird und keine zusätzlichen Ausgaben ent-
tehen. Dazu darf ich sagen: Ich erwarte, dass eine
aushälterin den Haushaltsentwurf liest. Dann wüssten
ie, dass das eine Umorganisation ist und keine einzige
usätzliche Stelle dafür im Haushalt steht.


(Widerspruch der Abg. Ulrike Flach [FDP])


itte lesen Sie den Haushaltsentwurf einmal durch.
enn das, was ich sage, nicht stimmt, dann machen Sie

s öffentlich und sagen Sie: Kelber hat die Unwahrheit
esagt. – Gehen Sie den Haushaltsentwurf durch; als
aushälterin sollten Sie das tun. So eine billige Rhetorik
aben Sie doch gar nicht nötig.


(Beifall bei der SPD)


Die beste Oppositionsrede war die Rede von Frau
eiche. Ich weiß – das sage ich als Vater von kleinen
indern –, dass sie wegen ihres Kindes – der Stoffhase
ar ja auch für das Kind und nicht für Frau Reiche –

etzt nicht hier sein kann. Man muss trotzdem einmal et-
as zu Ihrer Rede sagen. Diesen Sommer hatte ich
anchmal das Gefühl, wenn der Minister einatmet,

ommt gleich die Pressemitteilung: „Reiche gegen Ein-
tmen“.

Wenn die SPD und der Minister in der Atomaufsicht
ine Politik machen, die zwischen den Extremaussagen






(A) )



(B)


Ulrich Kelber
beider Seiten liegt – die einen sagen: „Sie müssten längst
stilllegen, Sie tun nichts“, die anderen sagen: „Sie nutzen
das aus, um gegen die Atomenergie zu stänkern“ –, dann
macht man das, glaube ich, richtig.

Mir machen einige Dinge allerdings Sorgen; darauf
kann vielleicht der Koalitionspartner noch eingehen.
Wenn nach dem, was in Schweden passiert ist, die Erst-
reaktion eines Betreibers lautet, es gebe gar keine Aus-
wirkungen, dann die Atomaufsichten gebeten werden,
Stellung zur Sicherheit der Anlagen zu beziehen, und
manche Atomaufsichten – wie die in Niedersachsen –
praktisch nur Kopien von dem weitergeben, was die Be-
treiber ihnen vorlegen, also keine eigenen Erkenntnisse
haben, dann der Betreiber plötzlich sagt, es gebe zwar
Ähnlichkeiten, es sei aber alles okay, und noch etwas
später sagt, man müsse umbauen, dann muss man doch
zumindest Zweifel haben, ob die Betreiber mit dieser Ri-
sikotechnologie auf Dauer richtig umgehen und ob es
nicht der bessere Weg wäre, aus dieser Risikotechnolo-
gie auszusteigen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber die Positionen in der Koalition unterscheiden
sich in der Tat, und zwar auch in der Frage des End-
lagers. Es gibt da zwei Unterschiede.

Erstens. Die Zwischenlager haben entsprechende Ge-
nehmigungen. Wer sich ein bisschen in der Atomenergie
auskennt weiß, dass viele Brennstäbe gar nicht sofort in
ein Endlager transportiert werden dürfen, sondern erst
einmal vor Ort bleiben müssen. Von daher könnte man
die Zwischenlager gar nicht auflösen.

Der zweite Unterschied ist ebenfalls ganz deutlich.
Dieser Unterschied hängt an wenigen Buchstaben: Die
Union will ein geeignetes Endlager haben; wir wollen
das geeignetste Endlager in Deutschland haben.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Das gibt es nicht!)


Das ist der Unterschied zwischen unseren Ansätzen: Wir
wollen alles an jeder Stelle überprüfen. Wer das eben-
falls möchte, darf davor keine Angst haben. Das ist
meine feste Überzeugung.


(Beifall bei der SPD)


Letzter Punkt. In einer Haushaltsdebatte, in der man
über die Themen Umweltschutz, Geld und Volkswirt-
schaft redet, kommt man natürlich am Thema Energie
nicht vorbei. Mich stört die Debatte der letzten Tage ein
bisschen. Da wurde über die Netzregulierung gespro-
chen; im Augenblick wird in der Tat ganz gut daran ge-
arbeitet. Dabei stellte sich die Frage, ob wir die Preise
für die Endkunden in den Ländern weiter regulieren soll-
ten. Ich halte das für ziemlich blödsinnig.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich auch!)


Ich nenne als Beispiel einmal Stadtwerke, die 80 Prozent
ihres Stroms vom Versorger RWE beziehen müssen.
Welche Endkundenpreise sollen die denn nehmen, wenn
RWE den Strompreis erhöht?

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(C (D Das Problem sind also nicht die Netzkosten oder die ndkundenpreise, sondern ist das Oligopol bei der tromerzeugung. ie größten Vier haben 80 bis 90 Prozent des Markts. eswegen muss man sich überlegen, wie man mit die em Oligopol umgeht. Die Begründung, die staatlichen bgaben seien gestiegen, ist falsch. Die Abgaben sind eit 2003 nicht mehr gestiegen. Genau in der Zeit seit 003 ist die größte Abzocke bei den Strompreisen pasiert. Eine andere Begründung sind die Weltmarktpreise. ch habe heute noch einmal eine Karte gesehen, auf der ingezeichnet ist, wo die höchsten Endkundenpreise ind: in Baden-Württemberg – höchster Atomenergieaneil, kein Weltmarktpreis – und Ostdeutschland – höchser Braunkohleanteil, auch kein Weltmarktpreis. Genau a, wo die Weltmarktpreise nicht dominieren, aber wo ie Oligopole dominieren, sind auch die Endkundenreise am höchsten. Es muss daher unser Ziel sein, alle Gesetze dahinehend zu prüfen, ob sie das Oligopol oder die Oligoolisten, die es bilden, fördern oder ob sie den Wettbeerb fördern. Wir brauchen einen Monopol-TÜV für nsere Energiewirtschaftsgesetze. Das hat sich in den etzten Tagen noch einmal deutlich gezeigt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Als Bonner Abgeordneter weise ich darauf hin, dass
in Bonner Unternehmen, die Telekom, ein Leidtragen-
er von Regulierung ist. Man kann aber von der Situa-
ion bei der Telekommunikation lernen. Wir sollten uns
in einfaches Ziel setzen: Die drei oder vier größten Un-
ernehmen in der Stromerzeugung sollten keinen größe-
en Marktanteil als 50 Prozent haben, das größte Unter-
ehmen nicht mehr als 25 Prozent. Bis dieses Ziel erfüllt
st, ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es mehr

ettbewerber und mehr Kapazitäten gibt. Dann klappt
s auch wieder mit den Strompreisen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604721300

Zu einer Kurzintervention erteile ich Kollegin Ulrike

lach das Wort.


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1604721400

Die Intervention soll kurz sein, Herr Kelber. Sie ha-

en gesagt, Haushälter sollten zumindest den Haushalt
esen. Dass ich eben dieses getan habe, wollte ich Ihnen
eweisen. Ich habe in meiner Rede darauf hingewiesen,
ass wir in diesem Ministerium anders als in anderen
inisterien einen Aufwuchs an Personal haben und dass

ies nicht im Sinne von uns Haushältern insgesamt ist.
ir haben eine absolute Zahl – über das ganze Ministe-

ium verteilt – von 47,9 Stellen und wir haben im Minis-
erium selbst 12 Stellen plus. Ich habe dann angefügt:
or diesem Hintergrund finde ich es verwunderlich, dass
)






(A) )



(B) )


Ulrike Flach
ein eigenes Referat gebildet wird. Wir werden den Mi-
nister in den Beratungen über den Haushalt befragen,
was da passiert ist. – Das ist das, was ich gesagt habe.
Ich denke, daran ist nichts Unseriöses.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604721500

Kollege Kelber.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1604721600

Ich finde es erst einmal gut, dass Sie richtiggestellt

haben, dass es da keinen Zusammenhang gibt. Das war
vorhin in Ihrer Rede nicht der Fall. Sie haben erst über
diese Abteilung gesprochen und dann gesagt, Sie
wünschten sich eigentlich, dass nicht zusätzliche Stellen
eingerichtet werden. Sie haben versucht, das in einen
Zusammenhang zu bringen. Jetzt ist das richtiggestellt.

Eines müssen Sie doch zugestehen: Wer neue Aufga-
ben definiert, muss auch beantworten, wie diese erfüllt
werden. Die neuen Stellen sind zum Beispiel im Bereich
des Emissionshandels angesiedelt. Hat Ihre Partei nicht
immer gesagt, wir seien zu spät mit dem Emissionshan-
del gestartet? Muss sich eine nationale Aufsichtsbehörde
nicht um das nationale Naturschutzerbe kümmern, bei
1,25 Milliarden Quadratmetern? Sie müssen das mit
Aufgabenkritik begleiten


(Otto Fricke [FDP]: Für jede neue Aufgabe ein neues Referat!)


und dürfen nicht rhetorisch zwei Dinge, die nicht zusam-
mengehören, in einen Zusammenhang bringen. Das ist
unfair und das ist auch unredlich.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604721700

Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Kurt Hill, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hans-Kurt Hill (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604721800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

ren! Das EEG ist der Schlüssel für die zukunftsfähige
Energiewirtschaft. Wind, Wasser, Sonne, Biomasse und
Erdwärme garantieren einerseits Klimaschutz und ma-
chen uns andererseits unabhängiger von Öl und Gas.
Diese sorgen für sinkende Energiepreise und Hundert-
tausende neuer Arbeitsplätze, wie wir es auch eben ge-
hört haben. Aber hat unser Wirtschaftsminister Glos in
der Sache etwas nicht verstanden? Darauf angesprochen,
dass die Politik die hohen Strompreise mitverursacht,
sagte er – ich zitiere das „Handelsblatt“ von gestern –:

Wir haben aber bald Gelegenheit dazu, daran etwas
zu ändern. Im Koalitionsvertrag ist vorgesehen, im
nächsten Jahr die Vergütungssätze des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes zu überprüfen und gegebenen-
falls anzupassen.

Ich kann nur sagen: Wenn er die Anhebung der Ver-
gütung damit meint, dann ist das okay; denn mehr erneu-

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(C (D rbare Energien bedeuten sinkende Strompreise. Sonne, ind und Co. machen gerade einmal 5 Prozent der tromrechnung aus. Ich sage an die Adresse der Koaliion gerichtet: Wenn Sie wirklich etwas für die gebeutelen Stromkunden in diesem Jahr tun wollen, dann neh en Sie endlich die Mehrwertsteuererhöhung zurück. amit können Sie den Menschen in Deutschland wirk ich einen Gefallen tun. Herr Minister, Sie sind in der Sache etwas konkreter. ach unserer Ansicht wird die Strom fressende Industrie öllig unnötig von der EEG-Umlage befreit. Erstens ahlen die Zeche die Verbraucher und zweitens schadet as den erneuerbaren Energien. Im Ergebnis entsteht so er Eindruck, erneuerbare Energien seien teurer, obwohl as Gegenteil der Fall ist. Im Umwelthaushalt 2007 wird die Solarförderung m 5 Millionen Euro gekürzt. Wieso? Die Fördermittel aben, wie wir wissen, noch nicht einmal in diesem Jahr usgereicht. Endlich wollen die Menschen Solaranlagen uf die Dächer schrauben und Sie, Herr Gabriel – ich erstehe es nicht –, kürzen die Mittel. Das entspricht icht dem Zitat aus dem Jahresbericht des Umweltbunesamtes, das Sie vorgetragen haben. Im Entwurf zur Änderung des EEG wird auf der aneren Seite endlich ein Anlagenregister eingeführt – nd das ist gut so. Dass die Bundesnetzagentur die Sache n die Hand nimmt, ist auch gut. Es darf aber nicht sein, ass ausgerechnet die Netzbetreiber die Daten führen, err Kelber. Das wäre absolut schlecht. Ihnen gehören ie Netze; sie machen ungeniert Kasse bei den Stromunden; sie behindern den Zugang der erneuerbaren nergien in ihre Netze. Es kann doch nicht wahr sein, ass Sie hier Erzeugung und Netze zusammenführen, wo ntflechtung das Gebot der Stunde ist. Datenmeldung uss Sache der Anlagenbetreiber sein. Zum guten Schluss soll offenbar das Gesetz im Rükenwind der heutigen Haushaltsdebatte durchgewunen werden. Ich sage Ihnen: Nicht mit uns. Wir werden m Ausschuss darüber noch zu reden haben. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Das steht doch gar nicht im Gesetz, was Sie jetzt vorgetragen haben!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604721900

Das Wort hat nun Kollege Bernhard Schulte-Drüg-

elte, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Bernhard Schulte-Drüggelte (CDU):
Rede ID: ID1604722000

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Herr Kelber, ich möchte zu Beginn Ihre Einschät-
ung der Rede von Katherina Reiche etwas korrigieren.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bernhard Schulte-Drüggelte
Ich möchte darauf hinweisen: Wir sind in einer Koalition
– es ist schon einige Zeit her, dass sie gebildet worden
ist –; vielleicht sollte man Sie daran erinnern. Ich meine,
es war eine sehr gute Rede.


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Die von Herrn Kelber!)


Sie hat klar dargestellt, wie die CDU/CSU denkt. Viel-
leicht ist es richtig, auch das einmal zur Kenntnis zu neh-
men.

Weil wir in einer Koalition sind, möchte ich zunächst
unsere Gemeinsamkeiten darstellen. Wir haben gemein-
sam unsere Hausaufgaben gemacht. Vorhin wurde be-
klagt, dass das nicht geschehen sei. Unsere Kanzlerin hat
das aber klar zum Ausdruck gebracht. Ich möchte zum
Haushalt sagen: Die Maastrichtkriterien werden zum
ersten Mal wieder eingehalten. Die Wachstumsraten sind
gut. Es gibt wieder mehr sozialversicherungspflichtige
Beschäftigte und weniger Insolvenzen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Bei der Bundesagentur für Arbeit gibt es erstmals seit
1988 wieder einen Überschuss. Das sind Leistungen der
Koalition, die unsere neuen Freunde einmal anerkennen
sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Kurzum, SPD und Union haben ihre ehrgeizigen
Konsolidierungsziele umgesetzt. Durch den vorliegen-
den Einzelplan 16 wird der eingeschlagene Weg fortge-
setzt. Wir leisten da einen guten Beitrag.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr! Es könnte noch besser sein!)


– Das war eine gute Bemerkung, Steffen. –


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Während der Gesamthaushalt um 2,3 Prozent steigt,
steigt der Haushalt des Umweltministeriums nur um
0,1 Prozent. Das macht deutlich, dass die Konsolidie-
rungsziele, die wir uns gesetzt haben, konsequent umge-
setzt werden: sparsame Haushaltsführung; alle Aufgaben
stehen auf dem Prüfstand; der Staat nimmt sich zurück.

Der Anteil der Forschungsmittel am Programmhaus-
halt wird jedoch erhöht: von 30,7 Prozent in diesem Jahr
auf 32 Prozent 2007. Das ist eine langfristige Entwick-
lung – das wurde schon vorhin gesagt –: Die Ausgaben
2006 betragen circa 140 Millionen Euro und sie sollen
im Jahr 2010 156 Millionen Euro erreichen.

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass der BMU-
Haushalt nur leicht ansteigt. Ein Teil des Mehrbedarfs
ergibt sich daraus, dass Deutschland im nächsten Jahr
die EU-Ratspräsidentschaft und den G-8-Vorsitz inne-
hat, mit all den Verpflichtungen, die daran geknüpft sind.
Ich meine, beides sind Ereignisse, auf die wir uns freuen
und die wir nutzen können und sollten.

Ich möchte jetzt auf Punkte zu sprechen kommen, bei
denen wir vielleicht nicht immer einer Meinung sind.
Anfangen möchte ich jedoch mit einem Punkt, bei dem
wir wahrscheinlich übereinstimmen: Ich meine den

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(C (D ampus der Vereinten Nationen in Ihrer Heimatstadt, err Kelber, der im Juli von UNO-Generalsekretär Kofi nnan und unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel eineweiht wurde. Zurzeit arbeiten gut 600 Experten aus aler Welt in Bonn für die Vereinten Nationen. Ich halte inen weiteren Ausbau für richtig und auch für erforderich. Aber im Haushalt 2007 sind keine Ausgaben für en VN-Campus vorgesehen. Ich möchte auf einen Bericht des Bundesrechnungsofs hinweisen, nach dem langfristig erhebliche Mittel ür die Bewirtschaftung notwendig sind. Die Regierung uss eine Lösung in der Frage finden, wer das mittel nd langfristig schultern soll. Es müssen entsprechende apazitäten vorgehalten werden. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das muss Herr Tiefensee machen! Er hat zu viel Geld!)


Der nächste Punkt ist der Emissionshandel; wir ha-
en darüber gesprochen. In der Sache bin ich wieder ein-
erstanden. Aber bei 100 Stellen und einem Volumen
on 11 Millionen Euro stellt sich schon die Frage, ob das
icht im Haushalt dargestellt werden sollte, wenn man
aushaltsklarheit und -wahrheit als Ziel hat.

Ich möchte zu einem Punkt kommen, bei dem die
bereinstimmung nicht so groß ist. Petra Hinz hat
erade über die Qualität von Kernkraftwerken gespro-
hen und Tschernobyl erwähnt. Sie erinnern sich viel-
eicht an manche Bilder von früher, wenn Kernkraft-
erke besetzt wurden. Da wurden vorzugsweise
ernkraftwerke in Deutschland besetzt. Das hatte unter

nderem den Grund, dass die Besetzer den Eindruck hat-
en, das seien sicherere Anlagen; sonst hätten sie sich
icht draufgesetzt. Ich will nur deutlich machen: Es gibt
ualitätsunterschiede.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mein Gott! Was für ein Humor!)


Das ist so!


(Zuruf des Abg. Ulrich Kelber [SPD])


Ich mache das jetzt so wie Ihr Kollege und sage: Wenn
ie etwas wissen wollen, dann stellen Sie eine Zwi-
chenfrage!

Die Frage der Endlagerung von radioaktiven Stoffen
öchte ich auch kurz ansprechen. Im Koalitionsvertrag

st vereinbart, dass wir eine Lösung finden wollen. Ich
öchte Herrn Minister Gabriel zitieren. Er hat im „Han-

elsblatt“ gesagt: Wenn sich an dem jetzigen Urteil
ichts ändere, habe man fünf Monate Zeit, um den Be-
inn des Ausbaus anzuordnen. – Das bezog sich auf die
ntscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum
chacht Konrad.

Wir werden also in diesem Jahr Rechtsklarheit zum
chacht Konrad bekommen. Wir werden wissen, ob das
erwaltungsgericht grünes Licht gibt. Wenn ja, dann
tellt sich natürlich die Frage – das hat Frau Flach gerade
esagt –, ob die entsprechenden Mittel im Bundeshaus-
alt bereitstehen.






(A) )



(B) )


Bernhard Schulte-Drüggelte
Katherina Reiche hat die Vorgeschichte zu Gorleben
angesprochen. Wir müssen klar feststellen, dass es dazu
selbstverständlich verschiedene Meinungen gibt. Alle
bisherigen Untersuchungsergebnisse haben aber ganz
eindeutig gezeigt, dass der Salzstock geeignet ist.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir wollen aber den geeignetsten!)


Deshalb sage ich aus der Sicht eines Haushälters: Ich bin
gegen eine weitere Suche und für die Aufhebung des
Moratoriums. Damit ist noch einmal klargestellt, dass
wir da unterschiedlicher Auffassung sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir können nicht weiter Geld rausschmeißen!)


Ich möchte jetzt einem Ihrer Parteifreunde ausdrück-
lich zustimmen, nämlich dem Finanzminister Stein-
brück. Er hat sich einmal als Treuhänder der Steuerbür-
ger bezeichnet. Das ist, finde ich, eine sehr gute
Bezeichnung. Man sollte treuhänderisch mit Steuergel-
dern umgehen. Das gilt auch hier, selbst wenn im Be-
reich der Endlagerung ein Großteil der Kosten refinan-
ziert wird. Ich möchte hinzufügen, dass wir das Problem
nicht wie eine heiße Kartoffel von Generation zu Gene-
ration weitergeben sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Genau deshalb müssen wir den besten Standort und nicht nur einen guten finden!)


Petra Hinz hat gerade noch einmal das Bundesamt
für Strahlenschutz angesprochen. Ich möchte erneut,
wie bei der letzten Haushaltsrede, deutlich auf das kriti-
sche Urteil hinweisen, das der Wissenschaftsrat über das
Bundesamt getroffen hat, besonders im Hinblick auf die
Fachbereiche „Sicherheit in der Kerntechnik“ und „Si-
cherheit nuklearer Entsorgung“. Es gibt da auch Berei-
che, die als sehr gut beurteilt worden sind, aber diejeni-
gen, die uns hier besonders interessieren, sind als sehr
schlecht beurteilt worden, gerade was die wissenschaftli-
che Kompetenz angeht.


(Widerspruch bei der SPD)


– Ich habe es durchgelesen.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt eine grundlegende
Neuausrichtung. Es ist eine Expertengruppe eingesetzt
worden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


Ich begrüße das und freue mich darüber, dass Konse-
quenzen gezogen worden sind. Ich hoffe jedenfalls – um
das einmal ganz freundlich zu formulieren –, dass die
Experten unabhängig und in der Lage sind, objektiv Be-
richt zu erstatten.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sagen Sie etwas zu den Kriterien des Wissenschaftsrates!)


Deshalb möchte ich es bei diesen Punkten belassen.
Ich freue mich auf die weiteren Beratungen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sehr gut! Sehr sachlich und kompetent!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604722100

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 16/2455 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
raktionen der CDU/CSU und der SPD auf Druck-
ache 16/2510 mit dem Titel „Die weltweit letzten
00 westpazifischen Grauwale schützen“. Dazu liegen
ir persönliche Erklärungen von neun Kolleginnen und
ollegen der Grünen vor.1) Wer stimmt für diesen An-

rag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der
ntrag ist mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD bei
nthaltung von FDP, Bündnis 90/Die Grünen und einem
twas unklaren Erscheinungsbild links, zwischen Zu-
timmung und Enthaltung changierend


(Eva Bulling-Schröter [DIE LINKE]: Ja, genau!)


dann habe ich das richtig beobachtet –, angenommen.

Wir kommen nunmehr zum Geschäftsbereich des
undesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtent-
icklung, Einzelplan 12. Ich erteile das Wort dem Bun-
esminister Wolfgang Tiefensee.


(Unruhe)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, könnten Sie den
echsel etwas geräuschärmer vollziehen, damit der
undesminister eine Chance hat, gehört zu werden. – Ich
laube, jetzt geht es.

Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren Abgeordnete! Liebe Gäste! Wir
ommen zum Einzelplan 12, einem der schwergewich-
igsten auch im Haushalt des Jahres 2007. Ein starkes,
elbstbewusstes Land investiert auch im Jahr 2007 stark
nd vorausschauend und sorgt damit für eine nachhaltige
irkung in Bezug auf die Belebung der Wirtschaft, die

chaffung neuer Arbeitsplätze und den regionalen und
ozialen Zusammenhalt in unserer Republik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist nicht selbstverständlich. Die Bundesregierung
at, wie die Mittelfristplanung zeigt, die zu diesem
weck herangezogen werden kann, durch ihre Koali-

ionsvereinbarung vom November 2005 dafür Sorge ge-
ragen, dass die Gelder nicht zuletzt im Einzelplan 12
nd hier im investiven Bereich verstetigt, ja zum Teil

Anlage 3






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Tiefensee
aufgestockt werden, damit Planungssicherheit entsteht
und die Bauvorhaben zügig vorangetrieben werden. Wir
investieren in die Straße, in die Schiene, in die Binnen-
wasserstraßen und gemeinsam mit den Ländern in die
Flughäfen. Wir investieren in die Seehäfen. Wir setzen
Akzente bei der Städtebauförderung mit dem Programm
„Soziale Stadt“. Wir sorgen dafür, dass neue Technolo-
gien zum Durchbruch kommen und innovative Produkte
gestärkt werden und ihren Markt finden. Mit all dem
verfolgen wir eine Strategie; die Maßnahmen finden sich
in den Einzelpositionen unseres Etats wieder.

Bevor ich das in der knapp bemessenen Zeit im Ein-
zelnen erläutere, möchte ich einen herzlichen Dank an
die richten, die im Vorfeld der Haushaltsplanerstellung
dazu beigetragen haben, dass wir dieses Ergebnis in wei-
ten Teilen im Konsens vorlegen können. Mit Blick auf
die schwierigen Gespräche über den Investitionsrahmen-
plan 2006 bis 2010 darf ich der Hoffnung Ausdruck ver-
leihen, dass wir die dort vorgesehenen Maßnahmen in
gleichem Einvernehmen sehr zügig in Gang setzen, da-
mit sie ihre Wirkung entfalten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Strategie im Verkehrsbereich bis zum 31. Dezem-
ber 2007 wird im Investitionsplan niedergelegt, den wir
mit dem Masterplan „Güterverkehr und Logistik“
untersetzen wollen. Wir folgen damit dem Ansatz, jedem
Verkehrsträger eine optimale Unterstützung zu geben,
damit er seine Wirkung entfaltet, und zwar jeweils ein-
zeln und in der Vernetzung. Wir wollen das Rückgrat der
Wirtschaft, die Mobilität, und den Aufwärtstrend der Lo-
gistikbranche unterstützen und somit im Einzelnen unse-
ren Beitrag dazu leisten, dass Arbeitsplätze entstehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Der Verkehrsbereich hat auf dem Finanzniveau von
8,8 Milliarden Euro eine Verstetigung erfahren. Rechnet
man die Gelder von rund 1,7 Milliarden Euro im Rah-
men des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes hinzu
und berücksichtigt weitere Positionen im Technologie-
bereich, dann ergibt sich ein Volumen von 10,7 Milliar-
den Euro allein bei den Investitionen in die Verkehrsträ-
ger innerhalb und außerhalb der Stadt.

Wir wollen im Jahr 2007 den Binnenwasserstraßen
ein leichtes Prä einräumen, weil wir glauben, dass deren
Ausbau nachhaltig unterstützt werden muss, da sie im
Modal Split mit immerhin einem Anteil von 12 Prozent
am Güterverkehr einen nachhaltigen Beitrag zur Mobili-
tät leisten.


(Beifall bei der SPD – Zuruf der Abg. Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir wollen dabei – das sage ich auch in Richtung
Bündnis 90/Die Grünen – die Umweltverträglichkeit in
Korrelation zu den Verkehrserfordernissen bringen. Ich
denke, dass wir sowohl beim Ausbau der Binnenwasser-
straßen als auch beim Ausbau der seewärtigen Anbin-
dung unserer Häfen sehr klug, sehr besonnen und sehr
bedacht vorgehen.

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(C (D Wir werden im Bereich der Straße Projekte mit neuen inanzierungsinstrumenten fördern. Es besteht im Hausalt die Möglichkeit – ich nenne das Beispiel der A 8, er Strecke von München nach Augsburg –, gemeinsam it der Wirtschaft eine höhere Effizienz zu erreichen. Es st erklärtes Ziel der Bundesregierung, auch privates Kaital zu akquirieren. Wir wollen durch eine Aufstockung der Mittel Verehrsprojekte auf der Schiene vorantreiben, beispielseise die Strecke Karlsruhe–Basel oder die Verkehrsrojekte „Deutsche Einheit“ 8.1 und 8.2, (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So kriegt jeder was! Alle sind zufrieden und nirgends reicht es!)


ie die Anbindung insbesondere der ostdeutschen Län-
er verbessern sollen.

Wir werden nicht nur im investiven Bereich etwas für
ie Schiene tun. Auch mit unseren strategischen Ent-
cheidungen zur DB AG und deren Teilprivatisierung
erden wir nicht zuletzt mit Blick auf den Haushalt in
en Jahren 2006 und 2007 die Weichen stellen. Dies ist
eute nicht das Thema und meine Redezeit reicht nicht:
ber wir werden die Koalitionsvereinbarung auch in
iesem Punkt zügig umsetzen und unseren Beitrag dazu
eisten, dass Mobilität auch in Zukunft möglich ist und
ie Deutsche Bahn AG im Wettbewerb zwischen Straße
nd Schiene und auf der Schiene sowie im nationalen
nd europäischen Wettbewerb gestärkt wird und auch in
ukunft als Wettbewerbspartner zieht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Bereich der Binnenwasserstraßen setzen wir auf
ie Erweiterung der Schleusen, auf umweltverträgliche
lussbaumaßnahmen beispielsweise der Elbe, um den
ustand vor dem Hochwasser herzustellen. So erhoffen
ir uns Impulse für die Wirtschaft.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass wir die Mittel
ür den Stadtumbau Ost und Stadtumbau West, den
enkmalschutz, die Grundprogramme der Städtebauför-
erung, aber auch für das Programm „Soziale Stadt“
icht nur verstetigen, sondern aufstocken. Sie haben es
m Haushalt gelesen: In den Jahren 2006, 2007, 2008
nd 2009 wird für diesen Bereich mehr Geld zur Verfü-
ung stehen.

Ein entscheidendes Programm, das seine Wirkung be-
eits entfaltet, ist das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s ist ein optimales Programm in der Verbindung von
ittelstandsförderung, Verbesserung der Umwelt und

ntlastung des Mieters bei den Nebenkosten. Im Zeit-
aum von 2005 bis 2006 wurde noch ein Finanzvolumen
n Höhe von 200 Millionen Euro gefeiert. Angesichts
er Tatsache, dass mittlerweile 1,4 Milliarden Euro pro






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Tiefensee
anno zur Verfügung stehen, wird deutlich, dass diese Re-
gierung hinsichtlich Mittelstandsförderung, Umwelt-
schutz und Mieterinteressen nachdrücklich Akzente
setzt.

Die Wohneigentümer rennen der Kreditanstalt für
Wiederaufbau – bildlich gesprochen – die Bude ein und
fragen dieses Programm nach. Daher haben wir uns ent-
schlossen, die Mittel bereits im Jahre 2006 um
350 Millionen Euro aufzustocken, indem wir die Ver-
pflichtungsermächtigung zeitlich nach vorne ziehen. Da-
mit erreichen wir, dass die Anträge, die jetzt quasi auf
Halde liegen, noch im vierten Quartal beschieden wer-
den können. Die erhöhte Nachfrage ist vermutlich teil-
weise auch eine Reaktion auf die geplante Erhöhung der
Mehrwertsteuer, die gegebenenfalls zu einer Delle füh-
ren könnte. Mit dieser Maßnahme haben wir angemes-
sen darauf reagiert. Das CO2-Gebäudesanierungspro-
gramm ist eine der Erfolgsstorys neben dem Aufwuchs
der Investitionsmittel insgesamt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Für den Stadtumbau Ost und für den Stadtumbau
West legen wir zusätzlich 36 Millionen Euro auf. Beim
Programm „Soziale Stadt“ sind es 40 Millionen Euro pro
anno, verstetigt über die nächsten Jahre, wie man an der
Mittelfristplanung erkennen kann. Das zeigt, welche Ak-
zente wir mit unseren Investitionen setzen wollen.

Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas zum Aufbau
Ost und zur Unterstützung der ostdeutschen Länder sa-
gen. Neben der Verbesserung der Infrastruktur setzen
wir konsequent die Gelder aus dem Solidarpakt II ein.
Wir fördern die Städte und die Wohnquartiere nachhal-
tig, damit sich der zarte Aufschwung Ost, der im verar-
beitenden Gewerbe erkennbar ist, verstetigt. Die Investi-
tionszulage, die im Haushalt des Bundesfinanzministers
etatisiert ist, soll an dieser Stelle noch einmal erwähnt
werden. Pro anno werden den mittelständischen Unter-
nehmen des Ostens 600 Millionen Euro zur Verfügung
gestellt, damit sie Arbeitsplätze schaffen und zum Wirt-
schaftswachstum im Osten beitragen können. Dieser As-
pekt wird nach wie vor im Mittelpunkt der Politik der
Bundesregierung stehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Um das Wachstum, das in ganz Deutschland, aber be-
sonders in den neuen Bundesländern zu beobachten ist,
weiter zu fördern, kümmern wir uns um neue Technolo-
gien. Deutschland ist auf vielen Feldern Technologie-
führer. Ich nenne beispielsweise die Wasserstoff- und
Brennstoffzellentechnologie. Auch wenn es darum geht,
neue Antriebssysteme oder neue Kraftstoffe zu entwi-
ckeln, sind wir führend. Ich nenne als Stichwort BTL,
die synthetischen Biokraftstoffe. All das wollen wir för-
dern, indem wir die Forschungsmittel in diesem Bereich
aufstocken. Beispielsweise sollen in dieser Legislatur-
periode rund 200 Millionen Euro, 50 Millionen Euro pro
anno, für das Wasserstoff- und Brennstoffzellenpro-
gramm eingesetzt werden.

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(C (D Wir investieren in Galileo, um dieses europäische rojekt voranzutreiben, mit dessen Hilfe speziell in den euen Bundesländern mit der Entwicklung von neuen rodukten neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Ich in davon überzeugt, dass es unser Haus erreichen kann, ass wir bei den Antriebssystemen, bei den neuen Krafttoffen, beim Satellitennavigationssystem, aber auch in er Bauforschung, bei der Entwicklung neuer Baustoffe, euer Wohnformen sowie neuer Bautechnologien Techologieführer bleiben. Damit können wir in diesem Beeich weiterhin Akzente setzen. Dieser Haushalt stellt eine Verstetigung des Haushales 2006 dar und findet seine Fortführung in den Jahren 008 und 2009. Damit wollen wir erreichen, dass der ittelstand, der das Rückgrat unserer Gesellschaft ist, efördert wird. Wir wollen damit ferner erreichen, dass usätzliche Arbeitsplätze entstehen. Außerdem wollen ir die Technologieführerschaft unseres Landes ausauen. Es gibt aber auch Beiträge, die die Verwaltung selbst eistet, indem sie sich zurücknimmt und den Gürtel ener schnallt. Das sind zwei Seiten einer Medaille: mehr nvestieren – die Bundesregierung hat ein entsprechenes Programm mit einem Volumen von 25 Milliarden uro aufgelegt – und im eigenen Haus sparen. Die Bunesverwaltung spart hier 1 Milliarde Euro pro Jahr ein. ieses Sparen gilt selbstverständlich auch für ein Haus, as in besonderem Maße Personal zur Verfügung stellt. enken Sie insbesondere an die Schifffahrtsverwaltung! as bedeutet für ein solches Haus, einen großen Beitrag u leisten: mehr Arbeitszeit, Halbierung des Weihnachtseldes, Sonderbelastungen für die Beamten und Angetellten. Ich möchte das hier noch einmal deutlich unterstreihen. Auch wenn wir den Bürgern manches abverlangen üssen, auch wenn wir den Unternehmen zumuten, dass ie zum Teil mehr Abgaben, mehr Steuerlast zu tragen aben, findet das seine Entsprechung, insbesondere auch n unserem Hause, indem wir den Gürtel enger schnalen. Das wird weithin in der Bevölkerung nicht gesehen nd soll an dieser Stelle besonders für ein personalintenives Haus wie das meinige noch einmal deutlich untertrichen werden – mit Dank an die Mitarbeiterschaft, die rotz immer umfangreicher werdenden Aufgaben diese u leisten im Stande ist. Ich denke, dass wir in den Beratungen im Detail diees oder jenes vielleicht noch verändern, aber im Grundatz diesem Entwurf folgen. Ich bedanke mich für die onstruktive Zusammenarbeit bis hierher und wünsche en weiteren Beratungen nicht nur zum Haushalt, sonern auch zur Strategie – Güterverkehr, Logistik, eutsche Bahn AG, Strategien bei Kraftstoffen, An riebssystemen und dergleichen mehr – einen möglichst reiten Konsens. Ich werde meinen Beitrag dazu leisten. Vielen Dank. Ich erteile das Wort Kollegen Jan Mücke für die FDP Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her ren! Investitionen sind das Rückgrat für Wachstum und Beschäftigung. Mit diesem an sich zutreffenden Satz eröffneten Sie, sehr geehrter Herr Minister, Ihre Rede zur Haushaltsdebatte 2006, was zeitlich noch nicht so weit entfernt liegt. Wenn man sich die Zahlen für den Haushalt 2007 genau ansieht, wird deutlich, dass der Anspruch, den Sie hier kundgetan haben, und die in Wirklichkeit auseinander klaffen. Der Haushaltsentwurf sieht Investitionen für Bundesfernstraßen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro vor. Meine Damen und Herren, anders als man nach der recht optimistisch gehaltenen Rede des Ministers denken könnte, haben wir jedoch keinen Zuwachs im Vergleich zum Haushaltsjahr 2006 zu verbuchen. Im Gegenteil: Sie stellen über 329 Millionen Euro weniger für den Bundesfernstraßenbau zur Verfügung, im Vergleich zum Jahre 2005 sind es sogar 724 Millionen Euro weniger. Sie verabschieden sich – anders kann man das nicht deuten – damit heimlich, still und leise von Ihren vollmundigen Plänen und Absichten, die vor allen Dingen in den Koalitionsvereinbarungen vom letzten Jahr nachzulesen sind. Der Bundesverkehrswegeplan 2003 sah jährliche Investitionen von 5,2 Milliarden Euro für Bundesfernstraßen vor. Ihre Koalitionsvereinbarung aus dem Jahre 2005 – sie ist noch nicht ganz ein Jahr alt – sprach von einer deutlichen Erhöhung und Verstetigung der Investitionen im Laufe der aktuellen Legislaturperiode. Das Gegenteil ist der Fall. Der Verfall der deutschen Autobahnen wird bedauerlicherweise weitergehen. Sehr geehrter Herr Minister, das gleiche Schicksal ereilt Ihren bereits jetzt angekündigten Masterplan „Logistik“, bevor dieser richtig fertig ist. Sie kommen zu dem zutreffenden Ergebnis – ich zitiere Ihr Haus in der „Deutschen Verkehrszeitung“ vom 24. August –, dass sich die Priorisierung beim Erhalt und Ausbau der Infrastruktur stärker als bisher an den Anforderungen der verladenden Wirtschaft orientieren muss. Schauen wir uns die Zahlen an. Die Straße schultert etwa 70 Prozent des Güterverkehrs und sogar 80 Prozent des Personenverkehrs. Von den 8,75 Milliarden Euro Gesamtinvestitionen in die Infrastruktur des Bundes entfallen jedoch nur 4,5 Milliarden Euro auf die Fernstraßen. Das sind gut 51 Prozent. 2006 waren es noch 4,8 Milliarden Euro, sprich 54 Prozent. Sie erkennen also einen Trend, der die Förderung der Bundesfernstraßen eher abnehmen lässt. g s s F u P z a S g c E I c B d d E t H z – d s l h ß d n B s w – R i r h M (C (D Diese Art von stärkerer Priorisierung und Verstetiung ist für mich kaum noch nachvollziehbar, offenichtlich für Sie selber auch nicht. Nach § 5 Abs. 1 Ferntraßenausbaugesetz sind Sie verpflichtet, einen ünfjahresplan zum Ausbau der Fernstraßen vorzulegen, m Investitionen langfristig planbar zu machen. Dieser lan soll von 2006 bis 2010 gelten. Das Jahr 2006 ist war zu drei Viertel vorbei, dieser Fünfjahresplan liegt ber immer noch nicht vor. Ich kann ja verstehen, dass ie, wie vielleicht alle ostdeutschen Abgeordneten, geenüber Fünfjahresplänen eine gewisse Skepsis entwikelt haben. (Iris Gleicke [SPD]: Das hat sich nach 16 Jahren gelegt!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604722200

(Beifall bei der FDP)

Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1604722300

(Zuruf von der FDP: Hört! Hört!)


(Beifall bei der FDP)


s wäre aber gut, wenn Sie, sehr geehrter Herr Minister,
hrer gesetzlichen Pflicht nachkommen und einen sol-
hen Fünfjahresplan endlich vorlegen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Besonders unverständlich ist die Entwicklung bei den
undesfernstraßen, wenn man sich vor Augen hält, dass
ie Investitionssumme inzwischen zu einem großen Teil
urch Mauteinnahmen finanziert wird. Fast jeder vierte
uro – das entspricht über 1 Milliarde Euro – für Investi-

ionen im Bereich Bundesfernstraßen stammt nicht aus
aushaltsmitteln, sondern wird bereits jetzt nutzerfinan-

iert.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg Tauss [SPD]: Guter Erfolg! Erfreulich!)


Natürlich. – Heute ist aber keine Rede mehr davon,
ass die Mauteinnahmen eigentlich auch dazu dienen
ollten, zusätzliche Projekte zu ermöglichen. Von zusätz-
ichen Projekten ist heute nicht mehr die Rede.


(Beifall bei der FDP – Jens Ackermann [FDP]: Das ist leider wahr! – Iris Gleicke [SPD]: Lasst uns das, was wir angefangen haben, zu Ende bauen! Das wäre ein echter Fortschritt!)


Vielmehr dümpeln die Investitionen weiter vor sich
in und das Investitionsdefizit wird von Jahr zu Jahr grö-
er. Lieber Herr Tiefensee, wenn Sie weiterhin der Bun-
esspatenstichminister bleiben wollen, wenn Ihr Spaten
icht einrosten soll, dann müssen Sie in dem Bereich
undesfernstraßen erheblich mehr Geld investieren,

onst wird Ihnen dieser Titel wahrscheinlich aberkannt
erden.


(Iris Gleicke [SPD]: Ihre Rede folgt dem Motto „Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken“! Erst zusätzliche Maßnahmen fordern, dann zu wenig Geld haben!)


Sie können gleich gerne sprechen.


(Iris Gleicke [SPD]: Ich wollte dazwischenrufen!)


In Ihrem Masterplan Logistik präferieren Sie den
ückzug des Staates aus dem Dienstleistungsbereich. Es

st schon interessant, mit welchen Argumenten Sie ande-
erseits beim Thema Bahn das Integrationsmodell hoch-
alten. Sie manifestieren damit endgültig, dass der Bund
ehrheitseigentümer eines Logistikunternehmens wird.






(A) )



(B) )


Jan Mücke
Warum soll es aber Aufgabe des Bundes sein, Hafenter-
minals und Logistikkonzerne zu betreiben?


(Jens Ackermann [FDP]: Sozialisierung!)


Es kann doch nicht im Sinne eines effektiven Wettbe-
werbs im Verkehrsbereich sein, dauerhaft einen Staats-
konzern zu verankern, der auf Kosten des Steuerzahlers
konkursfest ist und Vorzugskonditionen bei der Finan-
zierung genießt.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was Sie mit dieser Politik beabsichtigen, zumindest be-
wirken oder billigend in Kauf nehmen, ist eine klare Ver-
zerrung des Wettbewerbs zulasten privater Unterneh-
men. Das sieht man gerade in der Logistikbranche
deutlich.

Sie haben sich wahrscheinlich die Vision von Herrn
Mehdorn zu Eigen gemacht, mit dem Konzern Deutsche
Bahn einen Globalplayer aufzustellen. Gerade uns Ost-
deutschen – ich komme noch einmal auf unsere gemein-
same Herkunft zu sprechen – müsste eigentlich bekannt
sein, dass die Größe allein relativ wenig über die Wett-
bewerbsfähigkeit eines Unternehmens aussagt.


(Jens Ackermann [FDP]: Sehr wahr!)


Große Unternehmensverbünde hatten wir zu DDR-Zei-
ten auch. Entscheidend sind effiziente Strukturen und ein
erstklassiges Produkt. Das erwarten wir von der
Bahn AG.

Damit komme ich zu dem, was heute über die Ticker
gelaufen ist. Sie haben die Opposition freundlicherweise
zu einem klärenden Gespräch über den Börsengang der
Bahn, insbesondere über die Bahnimmobilien, eingela-
den. Die Zuordnung dieser Immobilien ist in der letzten
Zeit häufig Thema in den Medien gewesen. Ich möchte
an dieser Stelle noch einmal erklären, dass der Brief von
Herrn Mehdorn unseres Erachtens keineswegs alle Fra-
gen beantwortet hat. Die Grundstückszuordnung ist nach
wie vor eine offene Frage. Wir erwarten, dass die Immo-
bilien der Deutschen Bahn AG entsprechend § 25 des
Deutsche Bahn Gründungsgesetzes zugeordnet werden.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Solange diese Fragen nicht endgültig beantwortet
sind und Ihr Haus nicht endgültig Position bezogen hat,
wie die Grundstücke zugeordnet werden sollen, steht für
uns der Untersuchungsausschuss weiter im Raum.


(Beifall bei der FDP, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Für uns ist entscheidend, wie die Bundesregierung
den Investitionshaushalt im Bereich Verkehr in Zukunft
gestalten wird. Das ist unseres Erachtens eine Zukunfts-
branche. Wir werden Sie gern unterstützen, wenn Sie
vernünftige Investitionsentscheidungen treffen. Wenn
Sie allerdings wie beispielsweise in diesem Jahr ganz
massiv zulasten der Straße einsparen, werden Sie keine
Unterstützung für Ihren Haushaltsentwurf finden.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Peter Friedrich, DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! iese Koalition hat über ihre Arbeit von vier Jahren folenden Dreiklang gestellt: Sanieren, Reformieren, Inestieren. Wir haben das große Glück, dass wir mit dieem Einzelplan in erster Linie für das Investieren uständig sind. Ich denke, dass der Einzelplan 12 im aushalt 2007 einen starken Beitrag dazu leistet, dass rt. 115 des Grundgesetzes eingehalten werden kann, in em steht: Die Investitionen müssen höher sein als die reditaufnahme. Das schaffen wir nicht zuletzt damit, ass über die Hälfte des Haushaltes des Ministers für erkehr, Bau und Stadtentwicklung in Investitionen geht nd dass über die Hälfte der investiven Ausgaben des undes im Verkehrund Baubereich stattfinden. Wir wissen, dass es sich dort nicht nur um wichtige ufgaben des Wirtschaftsstandortes Deutschland hanelt, sondern auch um die Zukunft des Lebensqualitätstandortes Deutschland. Es ist nicht unwichtig, wie wir der Minister hat es gesagt – den regionalen und soziaen Zusammenhalt unserer Städte und Gemeinden getalten. Es ist nicht unwichtig, wie die Mobilität der Bürerinnen und Bürger im Alltag gesichert wird. Aber es eht bei diesen Investitionen nicht nur darum, Lebensualität für die Zukunft zu sichern, sondern sie haben uch einen sehr guten Nebeneffekt: Wir sichern dadurch rbeitsplätze in der Gegenwart. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604722400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Hans-Peter Friedrich (CSU):
Rede ID: ID1604722500

Zum ersten Mal seit sieben Jahren werden in diesem
ahr die Umsätze in der Bauwirtschaft steigen. Die Bau-
irtschaft rechnet auch im kommenden Jahr mit einer
ositiven Entwicklung. Natürlich gibt es – das werden
ie sofort entgegenhalten – eine Sonderkonjunktur auf-
rund des Wegfalls der Eigenheimzulage und der Erhö-
ung der Mehrwertsteuer.

Wir haben mit dem KfW-CO2-Gebäudesanierungs-
rogramm einen starken Stabilisator eingezogen, der

nsbesondere für das Bauhandwerk ein warmer Regen
st. Dieses Programm ist – der Minister hat es gesagt –
in außerordentlicher Erfolg. Wir hatten uns als Ziel vor-
enommen, ein Investitionsvolumen in Höhe von etwa
Milliarden Euro anzuregen. Dies ist gleich im ersten
nlauf deutlich überschritten worden. 1 Milliarde Euro

nvestitionen bedeuten die Sicherung von 25 000 Ar-
eitsplätzen in diesem Land. Ich denke, das kann sich se-
en lassen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Gestern habt Ihr 100 000 gesagt!)


Gleichzeitig entlasten wir durch die CO2-Einsparun-
en unsere Umwelt. Wir sparen Energiekosten und ver-
essern den Substanzwert des Gebäudebestandes in die-






(A) )


)

Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)

sem Land, wobei sich drei Viertel aller Anträge auf Ein-
und Zweifamilienhäuser beziehen.

Das zeigt, dass das der richtige Weg ist und dass wir
keine teueren staatlichen Konjunkturprogramme brau-
chen, sondern nur Anreize, damit die Menschen ihr pri-
vates Kapital mobilisieren und investieren. Ich denke,
angesichts der momentan nicht gerade überwältigenden
Anzahl attraktiver Anlagemöglichkeiten in Deutschland
sind viele bereit, zu sagen: Jawohl, ich investiere in mein
eigenes Häuschen oder in meine eigene Wohnung.

Deswegen sollten wir alle dafür sorgen, dass auch der
Wohnungsbau als Altersvorsorge möglichst bald riester-
fähig gemacht wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Anliegen, das wir
gemeinsam verfolgen sollten. Denn die Erarbeitung ei-
ner Eigentumswohnung oder eines kleinen Häuschens
sind Altersvorsorge und Eigentumsbildung in Eigenver-
antwortung der Menschen. Das sollte der Staat entspre-
chend unterstützen und würdigen.

Wir erreichen CO2-Einsparungen; wir erreichen Ener-
gieeinsparungen. Dies schaffen wir auch mithilfe eines
weiteren Instruments, das uns die Europäische Union
vorschreibt, nämlich des so genannten Energieauswei-
ses. Der Energieausweis ist sinnvoll. Denn er soll doku-
mentieren, wie hoch der Energieverbrauch und die Ener-
giekosten sind, die der potenzielle Käufer oder Mieter
einer Wohnung oder eines Hauses zu erwarten hat.

Es macht Sinn, ihn in einer Phase, in der die Energie-
kosten besonders hoch und gewissermaßen zu einer Art
zweiten Miete geworden sind, als Marktkriterium einzu-
führen. Ich warne aber sehr davor, in diesem Zusammen-
hang unnötige Kosten zu produzieren, die die Eigentü-
mer von Häusern und Wohnungen belasten.


(Beifall des Abg. Otto Fricke [FDP])


Ich bin deswegen sehr froh, dass sich der Bundes-
minister für Verkehr und der Bundesminister für Wirt-
schaft auf die Wahlfreiheit zwischen zwei Varianten des
Energieausweises verständigt haben: zwischen dem Be-
darfsausweis, der relativ teuer ist, weil er kompliziert
und aufwendig herzustellen ist, und dem Verbrauchsaus-
weis, der relativ günstig ist und diesen Zweck für eine
Übergangszeit, bis sich das Ganze am Markt etabliert
hat, genauso gut erfüllen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das entspricht im Übrigen auch unserem Ziel, EU-Vor-
schriften eins zu eins umzusetzen und nicht draufzusat-
teln.

Was die Verkehrsinfrastruktur angeht, stimme ich den
Kollegen, die vor mir gesprochen haben, uneinge-
schränkt zu, auch denen der Opposition. Wenn man in-
vestieren möchte, kann man nie genug Geld haben; es ist
eigentlich immer zu wenig. Aber ich denke, dass wir es
geschafft haben.

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(C (D Lieber Herr Minister, ich sage Ihnen: Herzlichen lückwunsch zu Ihren erfolgreichen Verhandlungen mit em Bundesfinanzminister! Sie haben es trotz leerer assen bzw. knapper Finanzmittel geschafft, eine dauerafte Erhöhung der Investitionsmittel im Verkehrsbeeich durchzusetzen. Wir haben einen verlässlichen Rahmen für die eplanten Projekte im Bundesverkehrswegeplan gechaffen. Wir arbeiten mit Hochdruck an einem Plaungsbeschleunigungsgesetz. Zudem bemühen sich die oalitionsfraktionen – der Minister hat das angedeutet – m eine weitere Aktivierung privaten Anlagekapitals im erkehrsbereich. Hier müssen wir die eine oder andere ürde beiseite räumen. Heute Nachmittag hat sich zu iesem Thema eine Expertenrunde getroffen und interesante Vorschläge gemacht. Natürlich, Herr Kollege Mücke, erwarten auch wir, ass die Fünfjahrespläne zügig vorgelegt werden. Aber ründlichkeit geht vor Schnelligkeit; (Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meinen Sie nicht eher die Entwicklung zur Langsamkeit? – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ich breche gleich in Tränen aus!)


uch das ist ein wichtiges Prinzip. Gerade in Zeiten
napper Kassen muss man sich genau überlegen, wo
an investiert. Deswegen ist es richtig, dass wir die
ünfjahrespläne sehr sorgfältig vorbereiten.

Trotzdem sollten wir aufhören, den Erfolg der Ver-
ehrspolitik einzig und allein daran zu messen, wie viele
eue Spatenstiche gemacht werden. Das ist eine etwas
erengte Perspektive.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as eigentlich Entscheidende ist, den Bestand an Stra-
en, der von Jahr zu Jahr zunimmt, zu sichern und zu er-
alten. Deswegen fließen noch in diesem Jahr
,7 Milliarden Euro aus dem Haushalt für das Jahr 2007
n die Erhaltung des bestehenden Straßennetzes. Zu-
ammen mit den Erhaltungsmaßnahmen im Rahmen von
rweiterungsarbeiten sind es 2 Milliarden Euro.

Wir müssen der Bevölkerung deutlich machen, wie
ichtig es ist, den ständig zunehmenden Bestand zu er-
alten, und klar sagen, dass das Mehraufwendungen zur
olge hat, was dazu führt, dass die Investitionen knapper
usfallen. Ich denke, die Bevölkerung, die ein Interesse
aran hat, dass die Straßen in gutem Zustand und ver-
ehrssicher sind, versteht das.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sollten sich in den nächsten Wochen unerwarteter-
eise Haushaltsspielräume auftun, verspreche ich Ihnen,


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Dann sparen wir! Ja, ja!)


ass wir wie ein Mann hinter dem Bundesverkehrsminis-
er stehen

(B)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof)


(Ludwig Stiegler [SPD]: Eine Frau ist auch dabei!)


und fordern werden, dass die anstehenden Investitionen
in den Verkehrshaushalt fließen.

Die Unionsfraktion wird die Bundesregierung bzw.
den Verkehrsminister bei den Zukunftsvorhaben im Zu-
sammenhang mit der Umsetzung des Koalitionsvertra-
ges nachhaltig unterstützen. Dazu zählt die Sicherung
des Luftverkehrsstandortes Deutschland. Dazu gehört
auch, dass wir die Qualität und die Kapazität der deut-
schen Flughafeninfrastruktur sichern und ausbauen so-
wie die Vermarktung des Logistikstandortes Deutsch-
land voranbringen. Und dazu gehört, dass wir die
wirtschaftliche Basis für die Fuhrunternehmer in unse-
rem Lande sichern. Man darf die Unternehmen nicht im-
mer nur mit neuen Kosten belasten – wie es etwa bei der
Maut der Fall war –, sondern man muss ihnen auch Ent-
lastungen zukommen lassen, und zwar dann, wenn es
möglich ist, und dort, wo man sie ihnen zugesagt hat.
Auch daran müssen wir mit Hochdruck arbeiten.

Es gilt, alle Verkehrsträger, also auch die Binnen-
schifffahrt, zu stärken. Ich habe vorhin die Umweltde-
batte verfolgt. Ich werde nie begreifen, warum ausge-
rechnet die Grünen dagegen sind, die Möglichkeiten, die
Binnenschifffahrt zu nutzen, zu verbessern. Die Binnen-
schifffahrt ist ein ökologisch höchst verträglicher Ver-
kehrsträger, den wir mit halber Ladung über den Rhein-
Main-Donau-Kanal fahren lassen,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur die Landschaft wird wegplaniert!)


weil überall versucht wird, den Donauausbau zu blockie-
ren. Wie kann es ökologisch sein, den Verkehrsträger
Binnenschifffahrt zu behindern?


(Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schon einmal etwas von Hochwasser gehört?)


Ich glaube, die selbst ernannten Oberökologen sollten in
dieser Frage umdenken.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!)


Schließlich geht es darum, die Struktur des Verkehrs-
trägers Schiene zu sichern. Dafür erwarten wir, wie es
guter Brauch ist, die Unterstützung des ganzen Hauses.
Wir wollen eine gemeinsame Linie suchen.

Wir nehmen die Stadtentwicklung, den Bau, Verkehr,
Logistik als Zukunftsaufgaben fest in den Blick.

Bis zur endgültigen Verabschiedung des Haushaltes
gibt es immer Änderungen im Detail. Aber ich glaube,
man kann sagen: Die Richtung stimmt.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aber nur im Kreiselkompass!)


Vielleicht können Sie sich als Opposition dazu durchrin-
gen, diesen Haushalt entgegen den Ritualen auch einmal
zu loben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegin Dorothée Menzner, raktion Die Linke. Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Liebe olleginnen und Kollegen! Die Fraktion Die Linke fragt ich, ob es sinnvoll ist, in althergebrachter Weise ganze afetten von Anträgen zur Änderung des Haushaltes einubringen. CDU/CSU und SPD haben hier eine robuste ehrheit. Daher lassen wir doch das Spiel mit den sinn osen Anträgen und konzentrieren wir uns hier und heute uf das Wesentliche! Zurzeit wird in München der Transrapid gepuscht. it viel Trara wird dort dem Transrapid die Bresche ge chlagen. Die 100 Millionen Euro, die die Regierung im ächsten Jahr dafür einplant, würden wir besser sparen. weierlei am geplanten Transrapid ist nämlich grunderkehrt: Erstens. Sollte er tatsächlich Wirklichkeit weren, muss der Steuerzahler auch zukünftig weitere Hunerte Millionen Euro in ihn stecken. Zweitens. Jede ahn, die in einer Sackgasse endet, wird nur wenig Verehr an sich ziehen. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich glaube, Sie sind mit der Situation in München nicht vertraut!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604722600

(Beifall bei der LINKEN)

Dorothee Menzner (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604722700

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wer nun einwendet, der Transrapid sei ein Touristen-
agnet, möge – so ist unsere Überzeugung – den Trans-

apid aus Kulturmitteln bezahlen! Verkehrswirtschaftlich
st für uns klar: Fluggäste mit viel Gepäck, Begleitende,
uschauer oder Dienstpersonal ziehen es allemal vor,
as Auto zu nutzen und nicht Fahrpreise zu zahlen, die
nter Umständen weit teurer sind als ihr Flugticket, erst
echt wenn sie mit ihrem ganzen Gepäck und Geraffel
uch noch mühsam umsteigen müssen, weil es keinen
nschluss gibt. Flughafenbahnen kommen nur infrage,
m einen Flughafen von mehreren Seiten ans Verkehrs-
etz anzubinden.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Welch eine Unkenntnis!)


ieses Problem ist übrigens auch beim künftigen Flug-
afen Schönefeld BBI bislang nicht gelöst.

Kommen wir nun zu dem verkehrspolitischen Thema,
as uns zurzeit am meisten beschäftigt, das am meisten
iskutiert wird und auch von der Öffentlichkeit deutlich
ahrgenommen wird: der Zukunft der Bahn. Die Men-

chen, die Wirtschaft, alle brauchen vernünftige Lösun-
en. Doch was tun wir hier? Wir haben uns mit dem
RIMON-Gutachten befasst, haben Anhörungen durch-
eführt. In allen Fraktionen gibt es nach wie vor mannig-
ache Bedenken. Drei möchte ich hier herausgreifen.
rstens: magere Erlöse, egal nach welchem Modell wir
ie Bahn verkaufen. Zweitens: kaum Hinweise, wie wir
ann die Ziele der Bahnreform erreichen wollen. Drit-
ens die Erkenntnis, dass vage Planungsdaten der






(A) )



(B) )


Dorothée Menzner
DB AG die Grundlage für den 500-seitigen Zahlensalat
sind, der mehr Fragen aufwirft, als Antworten gibt, Fra-
gen, die da lauten: geminderte Bilanzwerte, versteckte
Werte, bleibende Schulden.

Auch dazu an dieser Stelle drei Zahlen: Seit 1994 in-
vestierten die Steuerzahler über 70 Milliarden Euro in
die Bahn. Trotzdem liegt die Bilanzsumme nur bei
50 Milliarden Euro. Wieso? Beide Zahlen stehen in kras-
sem Gegensatz zum aktuellen Wiederbeschaffungswert,
der mit 200 Milliarden Euro zu veranschlagen ist. Kein
Kaufmann und keine Kauffrau würden so rechnen.

Wir meinen, dass nach diesem ganzen Zahlensalat die
Notbremse zu ziehen ist und dass wir endlich gemein-
sam aufräumen, Transparenz schaffen und klären müs-
sen, was eigentlich die Grundlage ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wurschteln dagegen weiter, während die Bahn ver-
hackstückt werden soll. Die Diskussion darüber geht in
Richtung eines Integrations- oder eines Eigentumsmo-
dells. Aber eigentlich werden die Entscheidungen schon
ganz woanders vorbereitet. Das nennt sich dann Len-
kungsausschuss und läuft – man merke – ohne Beteili-
gung der Opposition.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, jeder, der den Haus-
halt liest oder der tagtäglich auf die Straßen schaut,
weiß, dass eines der größten Probleme der Güterver-
kehr ist. Wenn wir schon zuschauen, wie die Produktion
aus Deutschland abwandert, dann müssen wir auch den
Konsequenzen ins Auge schauen. Ich meine Seeschiffe
mit 6 000, 8 000 und zukünftig 10 000 Containern, die
tagtäglich in den Nordseehäfen anlegen. Soll das heißen,
dass jeder weitere Container einen weiteren Laster auf
deutschen Straßen bedeutet? Wollen wir da nicht lieber
gemeinsam die Weichen in Richtung einer vernünftigen
Verkehrspolitik und in Richtung einer vernünftigen Bahn
stellen?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Statt dieser Flickschusterei wäre das eine Aufgabe und
wäre das ein gemeinsames Konzept wert.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wollen wir die in Hamburg stehen lassen?)


Ich appelliere an Sie, hier gegenzusteuern und Nach-
haltigkeit zu entwickeln. Behalten wir die Bahn im Bun-
deseigentum, stellen wir ihren wirklichen Wert fest und
finden wir die milliardenschweren Logistikfirmen, die
sofort zu Geld gemacht werden können, das wir dann in
den Streckenausbau stecken können.

Herr Minister, liebe Kolleginnen und Kollegen, ge-
statten Sie mir zum Schluss noch eine kurze Bemerkung
zum Einzelplan 60. Auch hier hat die Regierung nicht
korrekt gearbeitet. Die Regierung wollte die Gelder für
Bahn und Bus kürzen. Doch was finde ich jetzt in dem
Entwurf für den Haushalt 2007? Da steht immer noch
der ungekürzte Betrag von 7,266 Milliarden Euro. Dazu
stelle ich fest: Wir beschließen hier gegen die Stimmen

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(C (D er Linksfraktion eine Kürzung, aber die ungekürzte ahl findet sich im neuen Haushalt 2007. Für uns geht iese Schlamperei in Ordnung. Wir waren von Anfang n dagegen und freuen uns, dass auch Sie offensichtlich ingesehen haben, dass die Kürzung der Regionalisieungsmittel nicht nötig ist. Ich erteile das Wort Kollegen Winfried Hermann, ündnis 90/Die Grünen. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wie viele andere, habe auch ich der Bundesanzlerin gestern aufmerksam zugehört. Mir ist aufgeallen, dass sie einen Satz gleich mehrfach gesagt hat. Er autet: „Wir dürfen unsere Zukunft nicht verbrauchen.“ (Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sehr guter Satz!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604722800
Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604722900

ie hat viel gesagt und nicht allem können wir zustim-
en. Diesem Satz stimmen wir aber ausdrücklich zu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der CDU/CSU)


Es ist das Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und zur nach-
altigen Entwicklung. Ich nehme diesen Anspruch ernst.
ch will dies einmal am Beispiel dieses Ministeriums kri-
isch durcharbeiten; denn ich glaube schon, dass der
eitspruch der Kanzlerin natürlich auch der Leitspruch
es Ministers in einem Ministerium sein muss, in dem es
n der Tat um die Zukunft geht. Zweifellos ist das Minis-
erium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung das Zu-
unftsministerium par excellence. Es stellt sich natürlich
ie Frage, ob alles, was dort getan und entschieden wird,
ukunftsfähig ist. Sind die Investitionen, von denen Sie
lle hier so stolz gesprochen haben, wirklich Zukunftsin-
estitionen?

Herr Minister, Sie haben viel von Arbeitsplätzen,
irtschaftlichkeit und Verkehrspolitik gesprochen. Aus

nserer Sicht haben Sie aber zu wenig davon gespro-
hen, dass zur Nachhaltigkeit auch ökologische Aspekte
nd der Klimaschutz gehören. Das ist deutlich zu kurz
ekommen. Trotzdem will ich ganz unumwunden sagen,
ass es in Ihrem Etat einen Bereich gibt, den wir aus
icht der Grünen nur loben können. Das Gebäudesanie-
ungsprogramm, das jetzt auf 1,4 Milliarden Euro auf-
estockt wurde, ist absolut positiv. Das ist zukunftsge-
ichtete Investitionspolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich kann mir allerdings eine spitze Bemerkung gegen-
ber den Genossinnen und Genossen nicht ersparen: Es
reut uns, dass es Ihnen gelungen ist, sich selbst zu mehr
urchzuringen. – Nicht alle verstehen das.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wir haben das schon verstanden!)







(A) )



(B) )


Winfried Hermann
Ich muss erläutern: Die Grünen haben jahrelang genau
diese Aufstockung gefordert; die Sozialdemokraten ha-
ben immer gesagt, das gehe nicht. Jetzt haben Sie sich
im Ringen mit sich selbst für eine Aufstockung entschie-
den. Herzlichen Glückwunsch! Wir sind jetzt jedenfalls
ein Stück weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Wenn das mal keine Geschichtsklitterung war!)


Das Lob, das man zum Gebäudesanierungsprogramm
äußern muss, kann man nicht auf den Bereich Verkehrs-
politik übertragen. Herr Minister, Sie haben einige Pro-
jekte, die es schon seit Jahren gibt und die unter Rot-
Grün angeleiert wurden, fortgeführt. Es geht dabei um
die Frage, wie man den Bereich Verkehr nachhaltiger ge-
staltet, etwa mit neuen Antriebssystemen und neuen
Treibstoffen. Damit beschäftigen wir uns schon seit Jah-
ren. Es fehlt aber wirklich ein großer strategischer Wurf,
der erkennbar zeigt, wie wir im Bereich Mobilität, der zu
90 Prozent vom Öl abhängig ist, entsprechend der Stra-
tegie der Bundesregierung vom Öl wegkommen. Hier
muss es noch deutliche Nachbesserungen geben; hier ist
noch viel zu tun. Sie haben in diesem Bereich kein zu-
kunftsfähiges Programm.

Nächster Bereich: Infrastruktur. Alle haben angespro-
chen, wie wichtig die Infrastruktur für die Zukunft der
Gesellschaft ist. Nehmen wir das zuletzt angesprochene
Beispiel: der Bereich Gütertransport. Ist es unter dem
Gesichtspunkt, dass wir Schienenverkehr zur Anbindung
an die Seehäfen brauchen, weil der Verkehr dort massiv
wächst, nicht dringend notwendig, in diesen Bereich zu
investieren? Ich weise auf die Verbindung durch das
Rheintal in die Schweiz hin. Ist es nicht einsichtig, dass
wir genau dort schwerpunktmäßig investieren müssen?
Das geschieht leider nicht. Man setzt weiter auf Projekte
wie die Strecke Nürnberg–Erfurt, die genau das nicht
leisten, aber das Geld abziehen, das wir dringend für
eine nachhaltige Logistikpolitik brauchen.

Herr Kollege Fischer, Sie verstehen nicht, warum die
Grünen gegen den Flussausbau sind. Wir sind dagegen,
weil wir keine eindimensionalen Ökologen sind. Bei der
Ökologie geht es nämlich nicht nur um Emissionen und
Energieverbrauch. Vielmehr gehören auch Natur- und
Gewässerschutz sowie Gewässerökologie dazu. Sie kön-
nen nicht an der Donau und an Teilen der Elbe einen na-
tur- und landschaftsverträglichen Flussausbau, der einen
vernünftigen Schiffverkehr zulässt und sich auch noch
ökonomisch rechnet, betreiben. Die entsprechenden
Transporte kann man – das ist unsere Überzeugung – mit
der Bahn bei weitem preiswerter und ökologischer be-
werkstelligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist objektiv falsch!)


Sie setzen im Bereich Infrastruktur unserer Meinung
nach immer noch zu sehr auf neue, große Projekte.

Wenn Sie, Herr Friedrich, sagen, man müsse auch an
den Erhalt denken, sagen wir: Richtig. Es freut uns,
dass Sie hier umdenken. Spitz nachgetragen: Wenn ich

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(C (D n die vollmundigen Forderungen der CDU/CSU in Opositionszeiten denke – Sie wollten viel mehr Straßennd Schienenbau betreiben – und dann die bescheidenen nvestitionsansätze sehe, die alle hinter dem, was es uner Rot-Grün gab, zurückbleiben, erkenne ich: Sie haben ndlich dazugelernt. Sie wissen nun, dass man nicht nur ins draufsetzen muss, sondern auch gestalten muss. Aus nserer Sicht steht aber zu wenig Geld für die Sanierung ereit. Auch das ist eine Investition in die Zukunft. Wir üssen mehr für den Erhalt unserer umfangreichen In rastruktur tun und nicht immer noch eins draufsetzen, eil die Sanierung später vielleicht nicht mehr finanziert erden kann. Ich komme zum letzten Punkt, zu einer großen, wichigen Zukunftsentscheidung: die Privatisierung der eutschen Bahn. Wir sind uns mit der FDP und mit der inkspartei völlig einig: Es kann keinen Börsengang hne eine vollständige, lückenlose Aufklärung der Afäre um Immobiliengeschäfte der Deutschen Bahn – es ab Fehlzuweisungen – geben. Alles, was damit zusamenhängt, muss hiebund stichfest aufgeklärt werden. onst kann es keinen Börsengang geben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben jetzt die ersten Antworten – mehr als bis-
er –, aber es ist noch längst nicht alles aufgeklärt. Viele
ragen sind noch auf dem Tisch. Solange sie auf dem
isch sind und keine Antworten folgen, sind wir der
einung, dass die Einsetzung eines Untersuchungsaus-

chusses nötig ist. Das ist völlig klar. Im Moment liegen
ns einige Antworten vor, aber das ist zu wenig, um
irklich einschätzen zu können, was da passiert ist. Man
uss den Eindruck haben, dass über Jahre hinweg das
echt verletzt wurde und dass es noch keine Korrekturen
ab. Es ist auch noch nicht erkennbar, welche Korrektu-
en Sie vornehmen wollen und wie Sie die ökonomi-
chen Nachteile für den Bund ausgleichen wollen.

Da Sie nun in der Koalition heftig über die Art und
eise der Privatisierung streiten, möchte ich Ihnen ein

aar Zukunftsfragen mitgeben, die in der Debatte bisher
berhaupt nicht berücksichtigt werden.

Bei all Ihren Modellen, die Sie durchspielen, stellt
ich die Frage, durch welche Entscheidungen die Zu-
unft verbaut wird. Wenn man ein beträchtliches Volks-
ermögen wie das Schienennetz zu Niedrigstpreisen ab-
ibt, weil es an der Börse nichts wert ist, dann ist das
rbe verschleudert und die Zukunft verbaut. Wenn man
eispielsweise langfristige Verträge macht, über die Sie
ei den verschiedenen Modellen diskutieren – es ist im-
er von einem langfristigen Nießbrauchrecht über

0 Jahre die Rede –, dann bedeutet das den Ausschluss
ukünftiger Politikgenerationen von der politischen Ent-
cheidung, wie der Schienenverkehr in Deutschland ge-
taltet wird.

Ein langfristiger Vertrag mit einer Laufzeit von
0 Jahren behindert die Politik und den Wettbewerb und
chadet letztendlich dem Schienenverkehr, weil sich auf
er Schiene kein Wettbewerb und kein Wachstum entwi-






(A) )



(B) )


Winfried Hermann
ckeln können. Das alles sind nur Schutzkonzepte zum
Erhalt der Deutschen Bahn AG.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Eine vernünftige ökologische und nachhaltige Zu-
kunftsinvestitionspolitik, Infrastrukturpolitik und Ver-
kehrspolitik müssen sich aber über Einzelinteressen hin-
wegsetzen und den Schienenverkehr im Geiste einer
nachhaltigen Mobilitätspolitik und des Klimaschutzes
betreiben. Das wäre zukunftsfähig. Insofern müssen Sie
in der Debatte noch einiges nachlegen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604723000

Ich erteile das Wort Kollegen Uwe Beckmeyer, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1604723100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Ich denke, dass wir mit dem Haushalt des
Einzelplans 12 einen wesentlichen Schlüssel für die öko-
nomische Entwicklung dieses Landes in der Hand ha-
ben. Dieser Haushalt ist in seiner Wirkung sicherlich ei-
ner der einflussreichsten Faktoren für die Stärkung des
Wirtschaftsstandortes Deutschland. Insofern ist er insbe-
sondere im Hinblick auf die Entfaltung dieser Wirkung
zu betrachten.

Was heißt das? Die Infrastruktur ist im Grunde ge-
nommen das Rückgrat unserer Ökonomie bzw. unseres
gesamten Wirtschaftssystems. Mit den Investitionen in
dieses Wirtschaftssystem und in die Verkehrsinfrastruk-
tur unseres Landes geben wir meines Erachtens starke
– wenn nicht sogar die stärksten – Impulse für die Ver-
besserung unserer Wirtschaftskraft und damit auch für
die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Das erreichen wir
nicht nur durch die Investitionen selbst, sondern auch
durch die Wirkungen, die diese Investitionen in Deutsch-
land entfalten.

Unser gemeinsames politisches Ziel ist es doch wohl,
alle Kräfte zu stärken, die diese positiven wirtschaftli-
chen Effekte entfalten. Wenn wir Verkehrsinfrastruktur
ausbauen, instand halten und optimieren, sorgen wir da-
für, dass dieser wirtschaftliche Aufschwung nachhaltig
wird. Wir ermöglichen, stabilisieren und verstärken ihn.
Das ist umso wichtiger, als der Haushalt mit einem Aus-
gabeplafond von 24 Milliarden Euro ausgestattet ist. Das
entspricht einer Steigerung um 307 Millionen Euro in
absoluten Zahlen bzw. einem Plus von 1,3 Prozent. Auch
das sollte an dieser Stelle erwähnt werden.

Der Einzelplan 12 ist mit Abstand der größte Investi-
tionshaushalt des Bundes. Rund 53,2 Prozent der inves-
tiven Ausgaben des Bundes sind Investitionen in den
Verkehrs- und Baubereich. Die Investitionen in diesem
Einzelplan betragen rund 12,5 Milliarden Euro.

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(C (D Zu den Ausgabeschwerpunkten ist festzustellen – das st nach der Diskussion in den zurückliegenden Jahren icherlich erfreulich –, dass wir in den Bereichen chiene, Wasserstraße, Fernstraße und bei den Mitteln m Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetes gute Werte zu verzeichnen haben. Das wird in der ffentlichkeit gelegentlich anders gesehen. Mein Freund nd Kollege Fischer hat sich gestern in einer Pressemiteilung von Pro Mobilität entsprechend geäußert. Er hat ber nur bedingt Recht; denn wir müssen berücksichtien, von welchen Ausgangsund Plandaten sich der aushalt in den letzten Jahren entwickelt hat. Ich kann ich noch gut daran erinnern, dass der Planungszeit aum in den Diskussionen in diesem Hause Unzufriedeneit hervorgerufen hat. Ich glaube, der Koalition ist es un gelungen, die Quelle der Unzufriedenheit bei den nvestitionen in die Verkehrsinfrastruktur zu beseitigen. ie Investitionsansätze betreffend die Verkehrsinfra truktur nehmen in den kommenden Jahren deutlich zu. as ist ein sichtbarer Erfolg. Sie können das alles nach esen. (Beifall bei der SPD – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das wird durch dauernde Wiederholungen nicht besser!)


Mit dem wirtschaftlichen Wachstum nimmt bislang
er Transportbedarf zu. Dieser Umstand darf nach
einer Meinung verkehrspolitisch nicht einfach hinge-

ommen werden. Meine feste Überzeugung ist, dass
iese Wachstumsprozesse mittelfristig entkoppelt wer-
en müssen; denn eine innovative Verkehrspolitik ver-
angt – genauso wie die europäische Verkehrspolitik –
ach einer vernünftigen Antwort. Eine innovative und
achhaltige Verkehrspolitik sichert einerseits einen ho-
en Grad an Mobilität und sorgt andererseits dafür, dass
ie Belastungen für Menschen und Umwelt möglichst
ering sind.


(Beifall bei der SPD)


Wir Sozialdemokraten setzen gemeinsam mit unse-
em Koalitionspartner auf eine vorausschauende, inte-
rierte Verkehrspolitik des Bundes, basierend auf einer
ernünftigen Kombination unterschiedlicher Verkehrs-
räger. Was wir brauchen, ist ein ökonomisch effizientes,
ozial angemessenes und ökologisch verträgliches Mobi-
itätsangebot. Das ist im Koalitionsvertrag ausdrücklich
nterstrichen und damit die Richtschnur für den Ver-
ehrshaushalt – insbesondere für die Ausgaben –, über
en wir heute in erster Lesung beraten.

Es gibt aber auch den grundgesetzlichen Allgemein-
ohlauftrag der Bahn. Diesen Infrastrukturauftrag, der

uch volkswirtschaftliche Implikationen hat, nehmen
ir sehr ernst. Eine integrierte Verkehrspolitik basiert

uf einem intakten, zukunftsfähigen Wasserstraßensys-
em, einem adäquaten Fernstraßensystem sowie einem
m Allgemeinwohl und insbesondere an den Verkehrs-
edürfnissen orientierten Schienensystem der Eisenbah-
en. Diese Netze wollen wir gut unterhalten, wo nötig,
usbauen und dem Bedarf entsprechend unserer zentra-
en Lage in Mitteleuropa anpassen.






(A) )



(B) )


Uwe Beckmeyer
Das Bruttoanlagevermögen unserer Bundesfern-
straßen inklusive der Brücken hat nach der Statistik des
Verkehrsministeriums – Stand 2004 – einen Wert von
mindestens 478 Milliarden Euro. Der Wert des Schie-
nennetzes beträgt laut dieser Statistik 130 Milliarden
Euro und der unserer Wasserstraßen rund 40 Milliarden
Euro. Würde man eine reine Ertragswertberechnung
der Wertermittlung zugrunde legen, hätte das Autobahn-
netz vor der Einführung der LKW-Maut den Wert null
gehabt und wäre selbst nach der Einführung der Maut
nur gut 3 Milliarden Euro wert. Sie werden sich sicher-
lich fragen, ob es sein kann, dass der Bruttoanlagewert
478 Milliarden Euro und der Ertragswert nur 3 Milliar-
den Euro beträgt. Sicher, das kann sein. Es kommt im-
mer darauf an, wen Sie fragen: den Bauunternehmer, der
ein Bauwerk erstellen soll, oder den Kapitalverwerter,
der private Kapitalgeber interessieren will. Ich will hier
gerne – wir kennen das aus dem Ausschuss – die rhetori-
sche Frage nach dem Wert des Kölner Doms oder der
Dresdner Frauenkirche wiederholen. Nach der Ertrags-
wertmethode wären sie jeweils nur ihre Klingelbeutel-
kollekte wert.

Ich sprach vorhin von der großen Bedeutung der Ver-
kehrsinfrastruktur für den wirtschaftlichen Aufschwung
in Deutschland. Sie ist natürlich in erster Linie in ihrer
volkswirtschaftlichen Bedeutung für unser Land zu su-
chen. So wird es auch in Zukunft bleiben. Deshalb wird
aus Sicht des Bundes eine pure Fixierung auf den Er-
tragswert der Bewertung unserer Infrastrukturnetze nicht
gerecht. Ich sage dies gerade mit Blick auf eine mögli-
che Kapitalprivatisierung der Deutschen Bahn AG.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir wollen auch in Zukunft den freien Verkehrsmarkt
im Rahmen des EU-Binnenmarktes fördern. Wettbewerb
innerhalb und zwischen den Verkehrsträgern bleibt unser
gemeinsames Ziel. Kabotage gab es überall. Regulierung
gab es auf allen Feldern der Transportlogistik; ich
glaube, wir haben sie nach und nach auf allen Feldern
abgeschafft. Das Spannungsverhältnis zwischen Regu-
lierung und Wettbewerb auszutarieren, ist eine Heraus-
forderung, die der modernen Verkehrspolitik künftig
teilweise noch bevorsteht.

Ich will noch etwas zu den Risiken, aber auch zu den
Chancen sagen. Ich meine hierbei Risiken nicht im
Sinne von Haushaltsrisiken. Verkehrspolitik hat natür-
lich darüber hinaus vieles zu berücksichtigen – die unsi-
chere weltpolitische Lage, drastisch steigende Ölprei-
se –, was uns immer wieder bedroht, ob international
oder europäisch. Insofern ist es wichtig – gerade wenn
man an die Rohstoffpreise denkt –, dass man innovative
Forschungsprojekte für alternative Antriebsformen und
Antriebsstoffe weiter unterstützt und fördert. Ich denke,
das versteht sich von selbst.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zu den Chancen. Der Minister hat vorhin mit Recht
auf den Masterplan „Güterverkehr und Logistik“
hingewiesen. Es ist eine riesengroße Chance für
Deutschland, dieses Feld national so zu besetzen, dass

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(C (D ier alle – die gesamte Branche, aber auch die nationale olkswirtschaft – etwas davon haben. Ich glaube, wir aben eine gute Ausgangslage, um uns in dieser Frage irklich nach vorne zu arbeiten und unsere Potenziale so u bündeln und auszutarieren, dass wir daraus den bestöglichen Effekt erzielen. Zum Thema Forschung und Innovation gibt es vieles u sagen. Ich will nur einen ganz kleinen Teil ansprehen, und zwar die Erforschung von umweltfreundlicheen Motoren für die Binnenschifffahrt. Wir Sozialdemoraten sind entschlossen, es nicht nur bei der Forschung u belassen, sondern auch zur Implementierung solcher otoren zu kommen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der letzte Punkt, auf den ich eingehen möchte – ich
öchte meinen nachfolgenden Kollegen nicht die Zeit

tehlen –, bezieht sich auf die Akzeptanz der Verkehrs-
olitik. Wir haben im letzten Haushalt – ich denke, wir
ollten das fortsetzen – zusätzliche Mittel für die Lärm-
ekämpfung eingestellt. Wir haben hierfür richtig Geld
n die Hand genommen und haben die Ansätze verdop-
elt. Ich glaube, das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD)


ir müssen den Lärm an der Quelle und auch den Lärm
n den Bundesverkehrswegen bekämpfen. Ansonsten
ekommen wir in Deutschland für Verkehrswege keine
kzeptanz des Bürgers – und wir brauchen diese Akzep-

anz. Ich glaube, es ist wichtig, an dieser Frage zu arbei-
en und etwas Zusätzliches zu tun. Wir sollten vielleicht
uch noch einmal über die Rahmenbedingungen – wie
ird Lärm eigentlich empfunden, wie wird er bewertet,
ie wird er gemessen? – nachdenken. Es kann nicht

ein, dass die Leute sagen: „Ich höre das“, aber dann
ird am Ende der Lärm nicht nach dem Gehör oder nach
er gemessenen Lautstärke bewertet, sondern er wird be-
echnet. Auch das zeigt, wie schwierig es sein kann, Ak-
eptanz herzustellen.

Ich habe noch 26 Sekunden, in denen ich etwas zum
nfrastrukturbeschleunigungsgesetz sagen will. Wir wol-
en ganz entschieden dieses Thema so behandelt wissen,
ass dieses Gesetz zum 1. Januar 2007 seine volle Wir-
ung entfaltet.


(Beifall bei der SPD)


ch glaube, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Damit will
ch schließen.

Herzlichen Dank, meine sehr geehrten Damen und
erren. – Herr Präsident, ich habe zwei Minuten meiner
ollegin überlassen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604723200

Ich wollte mich schon wundern, dass Sie uns zwei
inuten schenken, aber Sie haben sie gleich weiter ver-

eilt.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Ich erteile das Wort dem Kollegen Joachim Günther,
FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1604723300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

diskutieren heute den Haushaltsplan 2007. Ich möchte
mich vorrangig mit dem Bereich Wohnungswesen und
Städtebau auseinander setzen. Hier enthält der Haus-
haltsplan – das sage ich klar vorweg – einen positiven
Ansatz. Die im Vergleich zum Vorjahr um 260 Millionen
Euro erhöhten Investitionen – so muss man das ja
sehen – lassen zumindest die Überzeugung aufkommen,
dass die Bundesregierung das Vorhaben ernst nimmt,
den politischen Stellenwert des Bauwesens wieder an-
steigen zu lassen.

Sie als Koalitionsparteien hatten der Bauwirtschaft
das Versprechen gegeben, dass Sie die Rahmenbedin-
gungen so gestalten würden, dass die Bauwirtschaft wie-
der schwarze Zahlen schreiben kann und dass man es auf
dem Arbeitsmarkt merkt. Herr Minister, Ihre Rede war
absolut positiv; sie hatte noch etwas von der Euphorie
der Weltmeisterschaft.

Das ist ja nicht schlecht, aber als Opposition müssen
wir auf den einen oder anderen Punkt hinweisen, mit
dem man vorsichtig umgehen sollte. So hat zum Beispiel
der Kollege Friedrich gesagt, die Zahl der Bauauftrags-
eingänge sei im Vergleich zum Vorjahr höher gewesen.
Das stimmt, und zwar um 0,2 Prozent. Aber zu dieser
Wahrheit gehört noch etwas anderes. Im gleichen Zeit-
raum sank im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Be-
schäftigten im Bauhauptgewerbe um 28 000.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Ja, ja!)


Das bedeutet, dass diese 28 000 Beschäftigten im Bau-
hauptgewerbe arbeitslos geworden sind. Ich hoffe, dass
es nur eine Episode in der Sommerpause war, als Sie
sagten, man könne diese Arbeitslosen als Hilfssheriffs
einstellen. Ich gehe davon aus, dass es mittelfristig gelin-
gen wird, diese wieder in Arbeit zu bringen. Diese Zah-
len machen deutlich, dass die grundlegenden Rahmenbe-
dingungen noch nicht geändert worden sind.


(Beifall bei der FDP)


Stattdessen steht uns die Mehrwertsteuererhöhung um
3 Prozentpunkte bevor. Herr Minister, Sie selbst haben
schon angekündigt, dass eine konjunkturelle Delle zu er-
warten ist. Hoffen wir, dass es wirklich nur eine Delle
wird und kein Rückgang der Konjunktur.

In diesem Zusammenhang sind viele Maßnahmen zu
erwähnen, die die Bauwirtschaft schon in der Vergan-
genheit beeinträchtigt haben. Die muss man nennen,
wenn man über neue Steuererhöhungen spricht. Ich
denke an die Abschaffung der Eigenheimzulage, die
ohne Kompensation – darum geht es mir – erfolgt ist.
Wir haben vorgeschlagen, das Wohneigentum in die ge-
förderte Altersvorsorge einzubeziehen. Da gibt es An-
sätze, aber nach wie vor kein Ergebnis. Es gibt einen
umstrittenen Referentenentwurf. Wann kommt die Vor-
lage, die zugesagt wurde?

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(C (D Ich erinnere an den Wegfall der degressiven AfA im ietwohnungsbau und an die Verschlechterung bei den bschreibungen für sanierungsbedürftige und denkmaleschützte Gebäude durch das Haushaltsbegleitgesetz 004. All das hat die Bauwirtschaft in den vergangenen ahren belastet. Auch wir haben diesen Maßnahmen zum rößten Teil zugestimmt, aber nur deshalb, weil wir im egenzug eine umfassende Steuerreform gefordert haen, die im Ergebnis die Senkung der Steuerund Abgaenlast für den Bürger bewirkt. Dann kann man so etwas ufheben. Hier aber wurde nur abgeschöpft und das ist icht in unserem Sinne. Es gibt ein weiteres Thema, das Herr Steinbrück im ommer in die Diskussion geworfen hat. Ich meine die bschaffung der Wohnungsbauprämie. Ich hoffe, dass as genauso wie die Forderung nach dem Verzicht auf rlaub gemeint war, dass er es also nicht ernst genomen hat. Wir als FDP werden in der jetzigen Situation uf keinen Fall der Abschaffung der Wohnungsbaupräie zustimmen; denn wir können nicht die Haushaltssa ierung auf dem Rücken der Bürger betreiben, die privaes Wohneigentum erwerben wollen. Dass sich die Bundesregierung verstärkt dem Thema zukunftsorientierte Stadtentwicklung“ zuwenden will, inde ich sehr positiv. Sie haben das als zentrales Thema er deutschen EU-Präsidentschaft angekündigt. Das Ziel iner nachhaltigen Stadtentwicklung muss weiter verolgt werden. Das war das Ziel von vielen Akteuren, die uf diesem Gebiet tätig waren. Ich hoffe, dass die Aktiitäten sich nicht auf die Umbenennung des Ministeiums beschränken, das jetzt auch das Wort „Stadtenticklung“ in seiner Bezeichnung trägt, sondern dass irkliche Schritte erfolgen. Die Stärkung der Innen tädte ist ein wichtiges Kernthema. Hier bedarf es eines msteuerungsprozesses und noch vieler Anstrengungen. ie Erhöhung der Fördermittel für diesen Prozess in stund Westdeutschland begrüßen wir. Wir müssen ber auch darauf achten, dass sie zielgerichtet und effekiv eingesetzt werden. So werden zum jetzigen Zeitpunkt ber 60 Prozent der Mittel für den Rückbau – sprich: briss – eingesetzt. Ich sage bewusst: Sie müssen dafür um jetzigen Zeitpunkt eingesetzt werden. Wenn man ine positive Entwicklung auf diesem Feld einleiten will, ann muss man langsam umsteuern und von dem Abrissrogramm zu einem Umbauprogramm, an dem alle Imobilienbesitzer beteiligt sind, kommen. Auch das ist in en Städten von großer Bedeutung. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Peter Hettlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf des Abg. Rainer Fornahl [SPD])


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Wollen Sie mir sagen, dass dieser Herr uns gefragt hat,
ls er das umgebogen hat? Es geht doch darum, dass wir
uch die privaten Immobilienbesitzer einbeziehen wol-
en. Ich glaube, dass wir in dieser Beziehung im Aus-
chuss des Bundestages weiter sind als die Kollegen in
anchen Ländern.






(A) )



(B) )


Joachim Günther (Plauen)

Die Städte müssen für Menschen jedes Alters attrak-
tiv gestaltet werden. Das erfordert eine Umgestaltung
sowohl der sozialen Struktur als auch der Verkehrsinfra-
struktur in den Städten.

Die älteren Menschen müssen integriert werden. Ein
stetiges Anliegen von uns, der FDP, im Zusammenhang
mit dem Thema Stadtumbau war es, die Interessen der
– das möchte ich bewusst betonen – privaten Hauseigen-
tümer in dieses Programm zu integrieren. Herr Tiefensee,
ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie dies auch per-
sönlich auf dem Zentralverbandstag von Haus & Grund
zugesagt haben. Wir warten jetzt darauf, wie sich das in
Verordnungen und Erlassen niederschlägt.

Erfreulich ist auch die erhöhte Zuweisung für den
Denkmalschutz Ost. Wir alle wissen: 90 Millionen
Euro reichen auch hier nicht aus. Aber sie sind ein Si-
gnal dafür, dass der Denkmalschutz im politischen
Blickfeld bleibt. Die Innenstädte haben dadurch zwei
Chancen: zum einen, ihre Attraktivität zu erhöhen, und
zum anderen, sichere Arbeitsplätze in Handwerksbetrie-
ben zu schaffen. Das ist wichtig. Das muss verfestigt
werden. Aber vergessen Sie bitte nicht: Auch hier haben
wir erst vor kurzem abgebaut, ehe wir jetzt wieder etwas
aufbauen. Man sollte also immer erst die Ausgangsbasis
betrachten. Das ist das Entscheidende.


(Beifall bei der FDP)


Mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2004 wurden die Ab-
schreibungsmöglichkeiten verschlechtert. Jetzt hat man
schon wieder ein wenig den Eindruck, dass über dem
Ganzen ein Damoklesschwert schwebt. Ich verweise nur
auf § 15 b des Einkommensteuergesetzes: Soll er wirk-
lich auch den Bereich des Denkmalschutzes erfassen?
Darüber sollten wir noch einmal ausführlich diskutieren.

In diesem Zusammenhang muss auch die geplante Än-
derung von § 23 Einkommensteuergesetz – die Besteue-
rung privater Veräußerungsgeschäfte – genannt werden.
Sowohl die allgemeine Besteuerung als auch die ge-
plante Bemessungsgrundlage können in diesem Zusam-
menhang aus unserer Sicht einfach nicht akzeptiert wer-
den. Weil aufgrund der Abschreibungsmöglichkeiten für
denkmalgeschützte Gebäude nach zwölf Jahren nur noch
ein minimaler Buchwert besteht, würde die Differenz
zwischen Veräußerungspreis und Buchwert zu einer sehr
hohen Steuerbelastung führen. Glauben Sie im Ernst,
dass in diesem Bereich dann noch große Investitionen
stattfinden?


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das ist das Hexeneinmaleins der großen Koalition für den Haushalt!)


Lassen Sie uns über den Bereich „denkmalgeschützte
Wohnungsgebäude“ bitte noch einmal im Ausschuss dis-
kutieren! Es ist ein wichtiger Punkt. Zu den bereits vor-
handenen finanziellen Engpässen in diesem Bereich
würden weitere hinzukommen. Das wäre eine weitere
schwere Belastung. Dem würden zumindest wir sehr kri-
tisch gegenüberstehen.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Zur Energieeinsparverordnung und zu den Energieässen könnte noch einiges gesagt werden. Kollege riedrich von der CSU, Ihr Wort in Gottes Ohr. Ich offe, dass es eine Einigung zwischen den Ministern geeben hat. Ich glaube es nicht. Es liegt noch nichts vor. ir werden auf jeden Fall aufpassen, dass eine Pflicht zu edarfsausweisen keine Kostenlawine in der Immobi ienwirtschaft auslöst. Wir wissen, was alles auf die Imobilienwirtschaft zukommen kann. Dem wollen wir ntgegensteuern, und das mit allen Möglichkeiten, die ir hier zur Verfügung haben. Leider ist meine Redezeit schon abgelaufen; Sie kenen das. Somit kann ich nur noch sagen: Ich freue mich uf die konstruktiven Gespräche im Ausschuss. Herzlichen Dank. Nun hat Kollege Dirk Fischer, CDU/CSU-Fraktion, as Wort. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! ie Mobilität der Gesellschaft ist eine wichtige Vorausetzung für Fortschritt, Wohlstand, Wachstum und Bechäftigung. Allein die Mobilitätswirtschaft hat 7 Millioen Arbeitsplätze. Die Logistikbranche boomt und es erden weitere Arbeitsplätze entstehen. Die Automobil ndustrie und ihre Zulieferer sichern fast jeden siebten rbeitsplatz in unserem Land. Grundlage dieser Entwicklung ist unsere gute Infratruktur, die wir erhalten und stärken müssen. Dafür ist otwendig, solide finanzielle Rahmenbedingungen zu chaffen. Natürlich sind Zielsetzungen in der Sache geeben, die sich aus dem ergeben, was wir uns unter einer oliden und das Stabilitätskriterium einhaltenden Fianzpolitik vorstellen. Wir kennen unsere Pflichten, die n einer soliden Haushaltsführung begründet sind. Dem trägt die große Koalition Rechnung und sie wird eshalb bis 2009 – im Vergleich zur letzten mittelfristien Finanzplanung der rot-grünen Bundesregierung – usätzlich 4,3 Milliarden Euro für Infrastrukturmaßnahen bereitstellen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604723400

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dirk Fischer (CDU):
Rede ID: ID1604723500

er Bau der Verkehrswege sichert Beschäftigung in der
auwirtschaft, sodass zusätzlich große Beschäftigungs-

mpulse gegeben sind.

Im Einzelnen stellen wir 2007 Investitionsmittel zur
erfügung von 4,5 Milliarden Euro für den Straßenbau,
,5 Milliarden Euro für die Schiene – zusätzlich zu den
rassenerlösen, der Schienenmaut, von fast 4 Milliarden
uro – und 740 Millionen Euro für die Wasserstraßen.

nsgesamt stehen 2007 aus dem Bundeshaushalt also
und 8,8 Milliarden Euro für Verkehrsinvestitionen zur
erfügung.






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)

Auch in den Folgejahren 2008 bis 2010 wird dieses
Niveau für die Investitionen bereitgestellt. Zudem müs-
sen natürlich die Mittel für weitere Verkehrsprojekte wie
Transrapid, Galileo und Flughafen BBI sowie die Mittel
des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes gesehen
werden. Wenn man sie hinzuzählt, steht in den Jahren
2007 bis 2010 ein stetiges Volumen von rund 10,7 Mil-
liarden Euro pro Jahr bereit. Wir haben vereinbart, diese
Mittel flexibel, ohne ideologische Scheuklappen den
drei Verkehrsträgern – Straße, Schiene und Wasserstra-
ßen – zugute kommen zu lassen.

Mit dieser konstanten Investitionslinie wird Kontinui-
tät für die Planung und die Baudisposition geschaffen.


(Jan Mücke [FDP]: Das ist ja nicht konstant!)


Die Aufteilung der Mittel erfolgt nach der Priorität,
kurzfristig große Beschäftigungsimpulse zu geben. In
diesem Jahr konnte dies aufgrund der Anzahl vieler
kleinteiliger Projekte am schnellsten im Straßenbau er-
reicht werden. Deswegen wurden die zusätzlichen Mittel
2006 überdurchschnittlich stark auf diesen Bereich kon-
zentriert. Ab dem Jahr 2007 und den Folgejahren liegt
der Investitionsschwerpunkt stärker beim Schienennetz
und den Wasserstraßen. Die Gesamtinvestitionen im Be-
reich der Wasserstraßen steigen 2008 auf 800 Millionen
Euro und erreichen im Jahr 2009 über 850 Millionen
Euro. Damit sind auch die dringenden Ersatzinvestitio-
nen zur Erhaltung des vorhandenen Wasserstraßennetzes
abgesichert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Gleichzeitig können begonnene Ausbaumaßnahmen
fortgeführt werden.

Ich sage es deutlich: Auch im Bereich der Schiene
kommt der Bund seiner Infrastrukturverantwortung
nach. Der Bundestag soll im Herbst dieses Jahres ent-
scheiden, ob die Kapitalprivatisierung der Deutschen
Bahn Aktiengesellschaft mit oder ohne Netz vorgenom-
men wird.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Oder gar nicht!)


Verschiedene Varianten wurden in einem Gutachten von
Booz Allen Hamilton untersucht und im Fachausschuss
in diversen Anhörverfahren eingehend diskutiert und
hinterfragt.

Während der Vorstand der DB AG eine Kapitalpriva-
tisierung mit Netz favorisiert, hat sich meine Fraktion
für das so genannte Eigentumsmodell als Kompromiss-
modell positioniert und wird in Gesprächen mit dem
Koalitionspartner versuchen, zu einer vernünftigen Lö-
sung zu kommen. Bei diesem Modell bleibt das steuerfi-
nanzierte Netz im Eigentum des Bundes und kann dann
der Bahn auf vertraglicher Basis zur Nutzung überlassen
werden.

In diesem Zusammenhang müssen wir uns darüber
klar werden, welche Vor- und Nachteile für den Bundes-
haushalt mit dieser Entscheidung verbunden sind. Der
Bruttowiederbeschaffungswert des Netzes beläuft sich
auf rund 220 Milliarden Euro, das Nettoanlagevermögen

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(C (D uf circa 130 Milliarden Euro. Laut Gutachten würde ine Privatisierung von 49,9 Prozent einen Erlös erbrinen, der lediglich zwischen 5 und 8,7 Milliarden Euro iegt und nach der Mehrjahresplanung der DB AG im nternehmen bleiben soll. Darüber hinaus basiert die Mehrjahresplanung der B AG darauf, dass der Bund wie bisher für seinen An eil vollständig auf Dividendenausschüttung verzichtet. as heißt, die DB AG hat für sich entschieden, dass der undeshaushalt überhaupt nichts bekommt. Würde man diese Parameter verändern, würde die lanung der DB AG für den Weg zur Kapitalprivatisieung entscheidend verändert werden müssen. Dies kann ach meiner Einschätzung auch nicht ohne Wirkung auf en gedachten Zeitablauf bleiben. (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dorothée Menzner [DIE LINKE])


Würde man eine materielle Privatisierung mit Netz
ornehmen, würden die einmaligen Privatisierungser-
öse in einem krassen Missverhältnis zu dem Nettoanla-
evermögen des Netzes stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch muss Ihnen, für mich ganz individuell gesprochen,
agen: Ich habe als Parlamentarier schlicht und ergrei-
end keine Lust, mir die Verscherbelung eines so gewal-
igen Staatsvermögens unserer Steuerzahler vorwerfen
u lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Renate Blank [CDU/CSU]: Das wäre eine Verschleuderung!)


Außerdem soll der Bund sich gegenüber der DB AG
a verpflichten, in den nächsten zehn Jahren 25 Milliar-
en Euro für das Bestandsnetz zur Verfügung zu stellen.
arüber hinaus sind in diesem Zeitraum weitere
5 Milliarden Euro für Neu- und Ausbau fällig. Diese
ohen Summen, die der Bund gegenwärtig und auch zu-
ünftig für die Schiene bereitstellen muss, um seiner In-
rastrukturverantwortung gerecht zu werden, zeigen es
eutlich: Der Bund würde bei einem Börsengang der
ahn mit Netz nicht nur die Hälfte seines Eigentums an
er Eisenbahninfrastruktur unwiderruflich aus der Hand
eben; letztlich würde der Bund das Netz an private In-
estoren faktisch verschenken, ohne dabei den Bundes-
aushalt zu entlasten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was bliebe, verehrte Kolleginnen und Kollegen, von
em Verkaufserlös, wenn wir viel höhere Milliardenbe-
räge wieder zurück in das Unternehmen pumpen müss-
en? Zudem bekämen private Miteigentümer dieser fast
ollständig aus Steuermitteln finanzierten Infrastruktur
inen Einfluss auf die Infrastrukturentwicklung, der zu






(A) )



(B) )


Dirk Fischer (Hamburg)

ihrem relativ geringen finanziellen Engagement in kei-
nem Verhältnis stünde.

Gleichzeitig würden wir eine Grundlage für außeror-
dentlich hohe Haushaltsrisiken schaffen. Was passiert,
wenn der Bund das Netz wieder zurückkaufen muss,
weil es, wie in England geschehen, verrottet ist? Wie
hoch sind dann die Belastungen für den Bundeshaushalt?
Mit Sicherheit wird der Preis ein Vielfaches des heutigen
Verkaufserlöses betragen.

Das steuerfinanzierte Netz muss daher auch in Zu-
kunft bei seinem Geldgeber Bund bleiben und darf nicht
zum Spekulationsobjekt für Renditeerwartungen der
Shareholder werden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das Eigentumsmodell ist dafür unseres Erachtens
der richtige Weg. Wir vermeiden Sollbruchstellen bei
der Bewirtschaftung des Netzes, da der integrierte tägli-
che Ablauf erhalten bleibt. Dafür wird jeder heute beste-
hende Arbeitsplatz auch in der Zukunft benötigt werden.
Die angeblichen Synergieeffekte eines integrierten Kon-
zerns würden weitestgehend erhalten bleiben, jedenfalls
dann, wenn man nicht wie Investmentbanker die Verhin-
derung von Wettbewerb als Synergieeffekt betrachtet.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Bund kann weiterhin aktiv seine Infrastrukturverant-
wortung wahrnehmen, unabhängig von Interessen priva-
ter Eigentümer. Unkalkulierbare Haushaltsrisiken wer-
den vermieden, wenn der Konzern in eine finanzielle
Schieflage oder in den Zugzwang von Kapitalerhöhun-
gen gerät. Denn wegen Art. 87 e Grundgesetz müsste der
Bund bei einem integrierten Konzern dauerhaft Mehr-
heitsaktionär eines globalisierten, immer stärker diversi-
fizierten Logistikkonzerns bleiben, der schon heute Um-
satz und Ertrag mehrheitlich nicht im Schienenverkehr
erzielt.

Mit dem Eigentumsmodell stellen wir auch zukünftig
sicher, dass die Haushaltsmittel für die Schiene wie bei
den anderen Verkehrsträgern im Interesse der Volkswirt-
schaft, im Sinne der Verkehrsbedürfnisse unserer Bevöl-
kerung und damit zum Wohle der Allgemeinheit einge-
setzt werden können.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604723600

Ich erteile das Wort Kollegin Heidrun Bluhm, Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1604723700

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister! Das zu-
künftige Bild der Bevölkerungsentwicklung ist, in Ad-
jektiven ausgedrückt: weniger, bunter, grauer,

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(C (D ereinzelter. Gemeint ist damit der demografische Wanel, der sich in den nächsten Jahren auch in der Bundesepublik Deutschland vollziehen wird. Der Einwohnerückgang wird bis zum Jahr 2020 0,5 Prozent betragen, is zum Jahr 2050 sogar 5 Prozent. Dieser Prozess ist ehr differenziert zu betrachten. Im Westen beträgt der inwohnerrückgang bis 2020 im Durchschnitt 3,5 Proent, im Osten allerdings 16,5 Prozent. Der Anteil der ber 60-Jährigen wird von 2005 bis 2020 von 24,7 Proent auf 29,1 Prozent wachsen, so die Prognosen. Diese Zahlen zeigen, dass die Probleme in Osteutschland verstärkt auftreten werden. Das bedeutet ür die Fraktion Die Linke erstens: Der Stadtumbau Ost ann und muss die Vorreiterrolle für Gesamtdeutschland innehmen. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


er Haushaltsansatz 2007 im Bereich der Städtebauför-
erung beträgt für Ostdeutschland 131 Millionen Euro.
as bedeutet eine Verschiebung von circa 10 Millionen
uro zugunsten des Stadtumbaus West – das begrüßen
ir durchaus –, bedeutet aber für den Osten einen im
ergleich zu 2006 verminderten Ansatz um 19 Millionen
uro.

In den nächsten Jahren wird und muss in den westli-
hen Bundesländern ebenfalls eine höhere Förderung
ingeplant werden. Wir alle wissen, dass in den Regio-
en, in denen Industrieanlagen zurückgebaut werden,
tädtebauliche Missstände bestehen, die beseitigt werden
üssen. Wir brauchen auch hier eine entsprechende För-

erung. Ich gehe davon aus, dass das Ministerium das
hnlich sieht.

Unser Vorschlag wäre, im Haushaltsplan nur noch
ine Position mit zwei deckungsfähigen Untertiteln zu
ilden, so wie es bereits in der Bauministerkonferenz
iskutiert worden ist. Das hätte folgende Vorteile: Wir
ätten erstens ein Ende der Ost-West-Diskussion, wenn
ir mit einem neuen Haushaltstitel „Allgemeine Städte-
auförderung“ und dann nur mit den Untertiteln „Ost“
nd „West“ arbeiten würden. Zweitens stünden uns nicht
bgerufene Mittel einzelner Länder zur Verfügung und
önnten unkompliziert in andere transferiert werden.
rittens hätten wir weniger Haushaltsreste. Wir könnten
iertens den Verwaltungsaufwand reduzieren und fünf-
ens gäbe es auch auf der Basis der Föderalismusreform
inen schnelleren Austausch von Lösungen zwischen
en Ländern.

Zweitens muss unserer Meinung nach die Kompatibi-
ität der Förderprogramme verbessert werden. Trotz
er Erfolgsstory „Städtebauförderung Ost“ hat sich in
en vergangenen Jahren gezeigt, dass es hier Probleme
ibt. Auch diese müssen angegangen werden; auf einige
enige will ich eingehen.

Trotz der zusammengeführten Förderprogramme
eim Rückbau, bei der Wohnungsmodernisierung, der
ohnumfeldverbesserung und der CO2-Gebäudesanie-

ung gibt es keine Förderung für den Rückbau der tech-
ischen Infrastruktur. Das heißt, die Einbeziehung der






(A) )



(B) )


Heidrun Bluhm
Versorgungsträger ist hier mangelhaft oder sie fehlt zum
Teil.

Die Idee, Herr Tiefensee, die Sie auf dem GdW-Kon-
gress angedeutet haben, nämlich eine Aufsplittung der
Rückbauförderung in Höhe von jetzt 60 Euro je Qua-
dratmeter Wohnfläche in 40 Euro für den Wohnungs-
rückbau und 20 Euro für den Rückbau der technischen
Infrastruktur, hat in der Fachlobby nicht nur zu positiven
Reaktionen geführt. Auch wir sind der Auffassung: Das
wird nicht funktionieren. Denn damit wird der allge-
meine Wohnungsrückbau für viele Bauunternehmen
nicht mehr finanzierbar. Letztlich werden auch weniger
Fördermittel abgerufen werden. Das Fördererfordernis
wird nicht zu dem gewünschten Erfolg, den wir damit
realisieren wollten, führen.

Wir brauchen auch die Kompatibilität der GA-Förde-
rung und der Städtebauförderung. Unser Vorschlag: Öff-
nen Sie die allgemeine Städtebauförderung auch für den
Rückbau der technischen Infrastruktur. Der Vorteil wäre:
Es gäbe mehr Planungssicherheit für die den Prozess
steuernden und beteiligten Kommunen und es käme zur
Auflösung der starren Rolle der Versorger.

Des Weiteren können Förderprogramme wie EFRE
und die allgemeine Städtebauförderung nicht in einem
Programmgebiet Anwendung finden. Die Umsetzung
der integrierten Stadtentwicklungskonzepte wird damit
zum Flickenteppich. Unser Vorschlag: Aufhebung der
starren Förderkriterien innerhalb der einzelnen Förder-
programme zur Herstellung der Kompatibilität.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir fordern drittens, eine ressortübergreifende För-
derung zu organisieren. Die ISEKs, die integrierten
Stadtentwicklungskonzepte, sind mehr als eine Förde-
rung in Beton. Sie erfordern ein abgestimmtes Vorgehen
im Straßenbau, im ÖPNV sowie bei der sozialen und
kulturellen Infrastruktur. Deshalb unser Vorschlag:
Schluss mit der Einzelförderung, wie es im Zusammen-
hang mit dem GVFG, den Regionalisierungsmitteln, der
Schulbauförderung oder sozialen Programmen der Fall
ist. Lassen Sie uns alle einzelnen Förderprogramme zah-
lenmäßig zusammenfassen. Lassen Sie uns die starren
Förderkriterien aufheben. Packen wir alles in einen Topf
und nennen wir das Kind: kommunale Investitionsförde-
rung.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Vorteil: Damit stärken wir die kommunale Selbst-
verwaltung und reduzieren den Verwaltungsaufwand bei
Bund und Ländern. Damit schaffen wir moderne und zu-
kunftsfähige Städte, die ihre Investitionen nachhaltig in
Innovation sowie in die Bedürfnisse der Bürgerinnen
und Bürger flexibel einsetzen und die nicht nur in Beton
investieren.

Lassen Sie mich noch eine Bemerkung zu den Kosten
der Unterkunft – das ist Einzelplan 11 – machen. Die
Rückwirkungen auf die Stadtquartiere durch Zwangsum-
züge und Entmischung werden letztlich auch die inte-
grierten Stadtentwicklungskonzepte nicht greifen lassen.
Wenn die Kommunen keine Unterstützung durch den

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(C (D und bekommen, dann brauchen sie letztlich noch mehr ördermittel im Bereich Städtebauförderung, um damit ie jetzt schon bestehenden integrierten Stadtentwickungskonzepte nachschreiben zu können. Damit und urch Reduzierungen in anderen Bereichen können die egativen sozialen Folgen von Hartz IV gemildert weren. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften ist 2006 im Verleich zu 2005 um 220 000 gestiegen. Die Berechnunen des Deutschen Städteund Gemeindebundes zeigen, ass der Bundesanteil 5,7 Milliarden Euro und nicht, wie m Haushaltsansatz geplant, 2,0 Milliarden Euro betraen muss. Hier ist zu erkennen, wo das Defizit liegt und ohin es führt. Letztlich werden die Lasten zu Ungunsten der Komunen und der kommunalen Haushalte verschoben. Dait werden die Kommunen überlastet. Auch hier ist eine essortübergreifende Betrachtung erforderlich. Die fiskaische Ressortbetrachtung muss durch eine ganzheitliche etrachtung ersetzt werden. Diesem Anspruch muss sich uch die Bundesregierung stellen. Lassen Sie mich zum Schluss deutlich machen: Es ommt für uns darauf an, ressortübergreifend dahin geend tätig zu werden, dass endlich die restlichen Altchulden im Bereich der Wohnungsförderung gestrichen erden nd dass wir die Fristverlängerung für die Grunderwerbteuerbefreiung für Wohnungsunternehmen und für Einelpersonen über den 31. Dezember 2006 hinaus ermögichen. Danke schön. Ich erteile das Wort Kollegin Anna Lührmann, Bünd is 90/Die Grünen. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Die Entscheidung über die Art des Börsenanges der Bahn ist ohne Zweifel die wichtigste verehrspolitische Entscheidung der letzten Jahrzehnte. Für ns Grüne sind die Ziele dabei ganz klar: Wir wollen ehr Verkehr auf der Schiene und die staatlichen Mittel ür den Schienenverkehr sollen so effizient wie möglich ingesetzt werden. Als Haushälterin ist es meine Aufgabe – dieser idme ich mich auch in den Beratungen zu diesem Ein elplan –, zu überprüfen, ob die Zahlen hinsichtlich der arianten des Börsenganges, die wir Parlamentarier als ntscheidungsgrundlage bekommen, stimmen oder ob s da Ungereimtheiten gibt. Momentan muss ich feststelen – darüber ist öffentlich schon mehrfach diskutiert orden –, dass die Zahlen, die uns von der Regierung ur Verfügung gestellt werden, nicht stimmig sind. Es Anna Lührmann gibt noch eine Reihe von Fragen, die vor der Entscheidung über die Art des Börsengangs unbedingt geklärt werden müssen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Donnerwetter!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604723800
Anna Lührmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1604723900




(A) )


(B) )


Ich will in der verbleibenden Redezeit zwei Beispiele
nennen. Da ist zunächst einmal die schon oft erwähnte
Immobilienzuordnung. Wir haben einen recht umfang-
reichen Bericht des Ministeriums dazu bekommen. Aber
nach meinem ersten Studium dieses Berichts in den letz-
ten 24 Stunden ergeben sich für mich eine ganze Reihe
von Fragen, weil viele entscheidende Komplexe gar
nicht erst angesprochen werden.

Ich will einen Fragenkomplex, der nicht behandelt
wurde, anschneiden, damit sich die Parlamentarierinnen
und Parlamentarier, die sich in diese Materie noch nicht
eingearbeitet haben, eine Vorstellung davon machen
können, um welche Summen es hier geht. Im Jahre 2001
wurden verschiedene Immobilien und Grundstücke
– darüber ist ebenfalls schon oft berichtet worden – in ei-
ner Immobilienverwertungsgesellschaft mit Namen
Aurelis zusammengefasst. Das ist mit Blick auf eine
Aufgabenteilung eigentlich eine sinnvolle Sache. Diese
Gesellschaft hat einen beachtlichen Verkehrswert in
Höhe von 2,3 Milliarden Euro.

Aber es ist nicht klar, aus welchen Konzernsparten
diese Immobilien stammen. Kamen sie vom Netz? Ka-
men sie von der Holding? Kamen sie von verschiedenen
Betriebsbereichen? Auf all das haben wir bisher keine
Antworten bekommen. Es ist eine sehr entscheidende
Frage, weil diese Gesellschaft momentan Gewinne
macht, die in die Bilanz des Konzerns eingestellt wer-
den, und weil es auch um die spannende Frage geht
– wenn es, so wie Sie von der CDU-Fraktion gerade ge-
sagt haben, zu einem Eigentumsmodell kommt –, was
mit dieser Gesellschaft hinterher passiert. Diese Frage ist
auch deshalb so spannend, weil dieser Gesellschaft ein
Entwicklungswert von 8 bis 12 Milliarden Euro zuge-
schrieben wird. Sie hat einen Verkehrswert von
2,3 Milliarden Euro und einen Entwicklungswert von
8 bis 12 Milliarden Euro. Es geht also um gewaltige
Summen.

Und Sie vom Verkehrsministerium sagen uns im
Haushaltsausschuss, es würde keine Rolle spielen, wo
die Gewinne der Gesellschaft, wo die Gewinne generell
von Immobilienverkäufen eingestellt werden. Meine Da-
men und Herren, das spielt aber sehr wohl eine Rolle.
Wir müssen das aufklären und feststellen, bevor wir über
einen Börsengang entscheiden,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


damit wir wissen, was passiert und wie wir auch für den
Steuerzahler die beste Möglichkeit finden können. Das
spielt auch eine Rolle – da kann man die Argumente von
Herrn Mehdorn und Herrn Wiesheu anführen –, wenn es
darum geht, Vorteile für den DB-Konzern zu bekommen.
Dann wird sehr wohl damit argumentiert, dass es unter-
schiedliche Buchungsmöglichkeiten zwischen den ver-

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(C (D chiedenen Sparten gibt. Es wird argumentiert, es würen so viele Schulden auf dem Netz liegen. Herr Wiesheu hat öffentlich gesagt, dass 15 Milliaren Euro Schulden auf dem Netz liegen würden, die der und zu übernehmen hätte. Nach Ansicht der Bahn acht es einen Unterschied, wo die Schulden verbucht erden. Es wird bei der Bahn aber kein Unterschied geacht, wo die Erlöse verbucht werden. Das kann doch icht stimmen. eshalb müssen wir das möglichst bald nachprüfen. Ein dritter Punkt kommt hinzu, der mich als Haushälerin besonders stark interessiert, nämlich die Frage, wie iel staatliche Zuschüsse für die Instandhaltung und rneuerung des Netzes ausgegeben werden. In den etzten Jahren ist etwas Erstaunliches passiert, was der echnungshof aufgedeckt hat, und das, obwohl der echnungshof – das muss man dazu sagen – momentan icht befugt ist, die Unterlagen der Bahn zu prüfen. Das ist vielleicht eine Sache, bei der wir darüber achdenken sollten, das zukünftig zu ändern, damit wir ls Parlamentarier auch unabhängige Zahlen und Daten ekommen. Der Rechnungshof hat uns also darauf geracht – das hat das Ministerium auch bestätigt –, dass er Eigenanteil der DB Netz AG bei der Finanzierung es Schienennetzes in den letzten Jahren konstant gesunen ist. Das wird immer mit dem Argument verbunden, ie Eigenmittelsituation und das Betriebsergebnis von B Netz seien so schlecht. Das heißt, es macht doch eien Unterschied, wie in den verschiedenen Sparten Geinne und Verluste verbucht werden – das als kleiner erkposten zwischendurch. Aber gut, der Eigenanteil ist gesunken. Ich habe als aushälterin bisher keine Antwort darauf bekommen, ie groß der Eigenanteil in letzter Zeit wirklich ist. Ein tichwort zur Informationspolitik des Ministeriums: ie haben uns einen Bericht vorgelegt, in dem steht – ich rlaube mir, diesen einen Sachverhalt vorzutragen –, ass 153 Millionen Euro für Bestandsinvestitionen in eier Vereinbarung mit der Bahn zugesagt worden sind. er naive Leser denkt sich: Zugesagt, das heißt auch be ahlt. Wenn man das nachprüft, stellt man fest, dass an der leichen Stelle für die Jahre zuvor noch steht, dass die elder auch ausgezahlt worden sind. Meine Damen und Herren, eine transparente Informaionspolitik, mit der wir als Haushälter etwas anfangen önnen, sieht anders aus. a wird uns klar gesagt, wann welche Zahlungen geflosen sind, wer wann etwas aufgrund welcher rechtlichen rundlage zugesagt hat. Ich kann momentan nicht beur eilen, wie viel DB Netz wirklich in das Netz investiert. ch würde das aber gerne wissen, bevor ich mitentcheide, wer was mit dem Netz in nächster Zeit anstellen oll. Anna Lührmann Für mich ist es ganz klar: Die Regierung hat das an der Stelle in der Hand. Wir brauchen die notwendigen Informationen, um Entscheidungen verantwortungsvoll treffen und auch um verantwortungsvoll staatliche Zuschüsse ins Netz zu geben zu können. Dafür brauchen wir bessere und transparentere Informationen. Entweder wir erhalten diese Informationen im Haushaltsausschuss bzw. im Verkehrsausschuss auf dem normalen parlamentarischen Weg oder wir müssen – wenn uns nichts anderes übrig bleibt, weil die Regierung verschleiert – zu dem Mittel des Untersuchungsausschusses greifen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





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Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604724000

Jetzt hat das Wort Kollege Klaas Hübner, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Klaas Hübner (SPD):
Rede ID: ID1604724100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Einmal mehr ist der Verkehrshaushalt der größte In-
vestitionshaushalt des Bundes. Das haben viele Redner
vor mir bereits gesagt. Fast zwölfeinhalb Milliarden
Euro sind für Investitionen im Verkehrs- und Baubereich
gebunden.

Eine Maßnahme, die schon viele vor mir genannt haben,
will auch ich herausstreichen, aber in einen anderen Zusam-
menhang stellen: das CO2-Gebäudesanierungspro-
gramm. Die FDP hat in der Generaldebatte am Mittwoch
unterstellt, die Koalition würde keine Mittelstandspolitik
betreiben. – Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist ein
exzellenter Beitrag zur Mittelstandspolitik.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Die KfW hat heute berichtet, dass sie im Zeitraum von
Januar bis August dieses Jahres insgesamt rund
182 000 Kredite gewährt hat und damit ein Investitions-
volumen in Höhe von rund 9,6 Milliarden Euro ausge-
löst hat.

Die FDP hat Anfang des Jahres gesagt, dass wir mit
diesem Programm nur ein Wachstumsstrohfeuer entzün-
den würden. Angesichts dieser Zahlen müssen auch Sie
einsehen: Wir haben ein Leuchtfeuer entzündet. Es ist
gut, dass wir dieses Programm fortführen und die Mittel
dafür aufstocken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das Programm ist darüber hinaus ein gutes Beispiel
für eine ganzheitliche, konsistente Politik. Selten gab es
ein Programm, das ressortübergreifend so viele Freunde
gefunden hat: Der Bundesumweltminister freut sich über
den wachsenden Beitrag der Gebäudeeigentümer zum
Klimaschutz; der Arbeitsminister und der Wirtschafts-
minister freuen sich über die Sicherung von Arbeit und
Beschäftigung im Baugewerbe; der Bauminister kann
mit Recht stolz darauf sein, gemeinsam mit der KfW
eine hervorragende Initiative angestoßen zu haben.

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(C (D Eine weitere – zukünftige – Erfolgsgeschichte ist in iesen Tagen in der Presse besprochen worden: der lughafen Berlin Brandenburg International. Am ergangenen Dienstag wurde der erste Spatenstich für ieses ambitionierte Projekt gesetzt. Die Hauptstadtreierung kann sich damit aus dem Mittelfeld der Bundesiga in die Champions League europäischer Großflughaen spielen. Dieses wichtige Infrastrukturprojekt bietet ine Perspektive für mehr Arbeitsplätze, für die Wirtchaft und den Tourismus in Ostdeutschland. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Damit sobald wie möglich das erste Flugzeug vom
ann drittgrößten Flughafen Deutschlands abheben
ann, sorgt der Bund für Planungssicherheit. Wir haben
7 Millionen Euro Gesellschaftsbeiträge in den Ver-
ehrshaushalt eingestellt. Der auf den Bund entfallende
esamtanteil in Höhe von 112 Millionen Euro ist damit

ichergestellt.

Wir haben aber mehr getan. Wir stellen zur Realisie-
ung der Schienen- und Straßenanbindung Investitions-
ittel in Höhe von insgesamt 650 Millionen Euro bereit.
eitgleich zur Eröffnung des neuen Flughafens sollen
ie ersten Züge vom Berliner Hauptbahnhof direkt unter
as Flughafengebäude fahren, und das in einer Fahrzeit
on nur 20 Minuten.


(Beifall bei der SPD – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Leider ohne ICE-Anschluss!)


Wenn wir über die Schiene reden, müssen wir aber
uch über die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG
eden. Ich denke, wir müssen aufpassen, dass wir uns
icht in Bahnbefürworter und Bahngegner aufspalten.
ch unterstelle allen in diesem Hause, dass sie Bahnbe-
ürworter sind. Wir alle wollen eine starke Bahn haben.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Starke Bahnen!)


nsofern müssen wir uns verantwortungsvoll mit den
inzelnen Fragen auseinander setzen. In der Koalition
aben wir Folgendes vereinbart: Wir wollen sicherstel-
en, dass die Bahn insofern weiterhin ein integrierter
onzern bleibt, als sie die Bewirtschaftung des Netzes in

edem Fall vornimmt. Was wir noch zu prüfen haben, ist
ie Eigentumsfrage. Wer wird bzw. bleibt Eigentümer
es Netzes?

Drei Modelle sind momentan in der Diskussion: Zwei
odelle gehen davon aus, dass der Bund Eigentümer
ird. Das ist das so genannte Nießbrauchmodell. Wenn

ch den Kollegen Fischer vorhin richtig verstanden habe,
avorisieren Sie das Eigentumsmodell. Das dritte Modell
einhaltet eine so genannte Call Option, das heißt, die
ahn bleibt Eigentümer des Netzes, der Bund erhält aber
ine Call Option, kann sich das Netz zu einem bestimm-
en Zeitpunkt zu einer fest definierten Summe aneignen.

Das sind die drei Varianten, die momentan zur Dis-
ussion stehen. Ich denke, wir werden in den nächsten
wei Wochen darüber zu diskutieren haben. Wir werden
ine gute Variante finden. Ich mache keinen Hehl daraus,






(A) )



(B) )


Klaas Hübner
dass unsere Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen
ist und dass die Haushaltspolitiker der SPD-Fraktion
nach dem momentanen Kenntnisstand eher einer Vari-
ante zuneigen, durch die das Eigentum an den Bund
übergeht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber die Entscheidung ist am Ende des Monats zu fäl-
len.

Herr Minister, Sie haben uns, glaube ich, einen sehr
guten Etat zur Beratung vorgelegt. Wir werden verant-
wortungsvoll damit umgehen. Ich bin mir sicher, dass
wir dann auch mit einem guten Etat in die zweite und
dritte Lesung gehen können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604724200

Ich erteile das Wort Kollegen Ingo Schmitt, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ingo Schmitt (CDU):
Rede ID: ID1604724300

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Wenn wir uns heute mit dem wichtigen Thema
„Aufbau Ost“ beschäftigen, so erwarten viele zunächst
eine Rückschau auf die Leistungen und Ergebnisse der
Angleichung der Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse
zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Dies
ist natürlich ein wichtiges Kernstück der Bestandsauf-
nahme, lässt aber, nur für sich betrachtet, wichtige und
wertvolle Aspekte außer Acht. Denn der Aufbau ist aus
heutiger Sicht nicht nur eine eindirektionale Förderung
mit dem Bestreben einer gezielten und gewollten Verän-
derung, sondern auch die Rückwirkung des sich verän-
dernden Gebietes auf andere Regionen.

Zunächst blicken wir auf die konkreten Fakten in den
neuen Ländern als Ergebnis einer konsequenten Förder-
politik. Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, den
Aufbau Ost weiter voranzubringen. Dies ist nach wie vor
eine große Herausforderung. Ich bin stolz, heute sagen
zu können, dass wir einen Teil unseres Versprechens be-
reits in den ersten Monaten der großen Koalition einlö-
sen konnten. Mit dem Investitionszulagengesetz 2007
haben wir den Weg für eine verlässliche und dauerhafte
Förderung in Ostdeutschland freigemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit einem jährlichen Volumen von rund 600 Millio-
nen Euro werden bis zum Jahre 2009 bei einer Förder-
quote von circa 20 Prozent Investitionen in Höhe von
10 Milliarden Euro angestoßen. Daneben trägt auch die
Förderpolitik des Bundesforschungsministeriums maß-
geblich zum Aufbau Ost bei. Mit der Innovationsinitia-
tive „Unternehmen Region“ wurden im letzten Jahr
Projekte mit insgesamt 90 Millionen Euro gezielt unter-
stützt. Es wäre wünschenswert, wenn dieses Programm

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(C (D uch in Zukunft im bisherigen Umfang fortgeführt weren kann. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn neben dem Mut ist vor allem die Möglichkeit zu
nnovation und Ideenverwirklichung notwendige Vo-
aussetzung für eine positive Wirtschaftsentwicklung. In
iesem Zusammenhang möchte ich mich auch nach-
rücklich für den weiteren Ausbau des Wissenschafts-
tandorts Ost aussprechen. Das zu 95 Prozent staatlich
etragene Max-Planck-Institut hat bis zum Jahr 2000
ein selbst gesetztes Ziel, in den neuen Ländern mit
bensoviel Instituten vertreten zu sein wie im alten Bun-
esgebiet, erfüllt.

Durch diese neue Ansiedlung von renommierten For-
chungseinrichtungen zieht es mittlerweile viele junge

issenschaftler aus Gebieten weit über die Grenzen
eutschlands hinaus unter anderem nach Halle, Leipzig
nd Jena. Dort, wo viel investiert wird und gute Hoch-
chulen oder Institute entstehen, siedeln sich häufig auch
nternehmen an. Mehr denn je ist eine gute Ausbildung
ultiplikator für Wachstum.

Wachstum einer Volkswirtschaft kann aber nur dort
ntstehen, wo auch Volk ist. Genau das ist ein ostdeut-
ches Sorgenkind. Die demografische Entwicklung in
en neuen Ländern – sie wurde hier bereits angespro-
hen – ist besorgniserregend. Während der Bevölke-
ungsrückgang zwischen 1990 und 2004 7,5 Prozent be-
rug, wird bis zum Jahr 2020 ein weiterer Verlust von 10
is 15 Prozent der Bevölkerung erwartet. Dass insbeson-
ere junge und gut ausgebildete Menschen diese Regio-
en verlassen, verschärft das Problem und fordert prag-
atische und schnell greifende Konzepte von Bund und
änder gleichermaßen.

Im Zusammenhang mit dieser Forderung müssen wir
ber zugleich nach den Ursachen für diese dramatische
bwanderungsdynamik fragen. Eine Rolle spielt die
ohe Arbeitslosigkeit, deren Reduzierung nach wie vor
nser zentrales Ziel sein muss. Im August dieses Jahres
etrug sie in Ostdeutschland 16,7 Prozent. Damit ist sie
napp doppelt so hoch wie in den alten Ländern.

Dass der Arbeitsmarkt Ost viele Potenziale in sich
irgt und durchaus wettbewerbsfähig ist, zeigt die
üngste Mitteilung des Statistischen Bundesamtes: Wäh-
end eine Arbeitsstunde in Sachsen-Anhalt nur
0,84 Euro kostet, kostet sie in Hamburg, Herr Kollege
ischer, satte 31,80 Euro.


(Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Ja! Das ist teuer bei uns!)


ch möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die
inführung eines Mindestlohns gerade in den neuen
ändern kein geeignetes Mittel zur Schaffung von mehr
rbeitsplätzen darstellt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Ingo Schmitt (Berlin)

Denn gerade in Ostdeutschland würde dieses Instru-
ment insbesondere die Existenz mittelständischer Unter-
nehmen gefährden. Man bedenke, dass 80 Prozent der
ostdeutschen Unternehmen weniger als 20 Beschäftigte
haben. Hier bestünde eindeutig die Gefahr der Abwan-
derung der Arbeit in Richtung Osteuropa. Denn warum
sollte sich ein Unternehmer in den neuen Ländern ansie-
deln, wenn ein paar Kilometer weiter östlich kein
Mindestlohn gezahlt werden muss? Hier könnte ein Kom-
bilohnmodell zum Einsatz kommen. Deshalb ist es drin-
gend an der Zeit, dass insbesondere im Interesse der Pro-
blemgruppen auf dem Arbeitsmarkt, der unter 25-Jährigen
und der über 50-Jährigen, zielorientiert über ein solches
Modell diskutiert wird.

Ein zusätzlicher Wachstumsfaktor ist eine gut funk-
tionierende Infrastruktur. Ostdeutschland muss hier dop-
pelte Lasten tragen, da zum einen die teilungsbedingten
Defizite und zum anderen die durch die EU-Erweiterung
anfallenden Verkehrsströme bewältigt werden müssen.
Darum sind die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ zü-
gig abzuschließen


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


und darum ist das Infrastrukturplanungsbeschleuni-
gungsgesetz, wie im Koalitionsvertrag versprochen, in
Kraft zu setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei allem Fortschritt und aller Erneuerung dürfen wir
auch Vergangenes nicht übersehen. Es wird Zeit, dass
die Opfer der SED-Diktatur endlich eine angemessene
Entschädigung erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In knapp einem Monat, am 3. Oktober, feiern wir den
16. Jahrestag der deutschen Einheit. In diesem Zusam-
menhang werden wir zum 16. Mal der Opfer des DDR-
Regimes gedenken: der während der kommunistischen
Diktatur Inhaftierten, deren Leid nicht in Worte zu fas-
sen und nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Diesen Men-
schen müssen wir eine Würdigung ihres Einsatzes zu-
kommen lassen: für ihren Mut, sich für mehr
Demokratie und Freiheit und für die Menschenrechte
einzusetzen.

Die Rentennachzahlungen an die ehemals dem SED-
Staat nahe stehenden Personen kosten den Steuerzahler
jährlich rund 3 Milliarden Euro. Für die Pensionen der
Opfer müssen lediglich 71 Millionen Euro aufgewandt
werden. Deswegen richte ich an unseren Koalitionspart-
ner, aber auch an Sie, Herr Minister, die herzliche Bitte,
diesen Weg mitzugehen und Ihre Unterstützung zu si-
gnalisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nachdem wir Ostdeutschland in vielen Bereichen iso-
liert betrachtet haben, müssen wir nun aber auch danach
fragen, welchen Einfluss der Standort Ost auf Gesamt-

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(C (D eutschland bzw. auf ganz Europa hat. Denn dort, wo etas Neues entsteht bzw. wo Altes neu entsteht, entfalten ich Wirkungen auf die umliegenden Regionen. Deshalb st die Frage nach dem Projekt „neue Länder“ immer uch eine Frage nach dem Projekt „Gesamtdeutschland“. enn ein durch Arbeitslosigkeit und Wirtschaftsflaute ebeutelter Osten behindert auch das Wachstum in ganz eutschland. In europäischer Hinsicht eröffneten uns die neuen änder das Tor zum Osten und ließen Deutschland ins entrum der EU rücken. Das ist eine Schlüsselfunktion, ie für uns ein Sprungbrett zu den Zukunftsmärkten Mitelund Osteuropas darstellt. Für mögliche Investoren ist as ein klarer Standortvorteil. Nun gilt es, diese Chancen urch eine verlässliche Politik, die sowohl Gesamteutschland als auch unsere Position in der EU weiter tärkt, zu nutzen. Lassen Sie mich abschließend einen Punkt erwähnen, er schon von vielen Kollegen angesprochen wurde ich habe in den Beiträgen aller Kollegen, die sich zu iesem Thema geäußert haben, nur Positives gehört –: as Gebäudesanierungsprogramm. In diesem Zusamenhang sollte berücksichtigt werden, dass bestimmte aumaßnahmen insbesondere in den neuen Bundeslänern bis zum Jahre 1990 gar nicht möglich waren. Desegen sollten wir gemeinsam einen Vorstoß unternehen, die heutige Baujahrsgrenze von 1983 zukünftig auf ie Zeit nach 1990 zu verlegen. Das ist die Bitte an Sie, err Minister; vielleicht können wir diesen Weg geeinsam gehen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604724400

Das Wort hat nun Kollegin Petra Weis, SPD-Fraktion.


Petra Weis (SPD):
Rede ID: ID1604724500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

offe, dass ich fast zum Schluss dieser Debatte nieman-
en über Gebühr langweile, wenn meine Anmerkungen
um Einzelplan 12 für das Jahr 2007 sich nicht wesent-
ich von dem unterscheiden, was ich noch vor kurzer
eit an dieser Stelle über den Vorgängerhaushalt gesagt
abe. Das hat aus meiner Sicht zum einen damit zu tun,
ass wir in der Stadtentwicklungspolitik in einer über-
eugenden Kontinuität stehen, zum anderen damit, dass
as, was wir mit der Verabschiedung des diesjährigen
aushalts vor wenigen Wochen begonnen haben, sich

chon jetzt auszuwirken beginnt. Das sind – das ist
chon angesprochen worden – die erfolgreichen Städte-
auförderungsprogramme, von der „Sozialen Stadt“ über
en „Stadtumbau Ost“ und den „Stadtumbau West“ bis
in zum „Städtebaulichen Denkmalschutz“. Dass wir im
ichte des demografischen Wandels die Weichen für
ine nachhaltige Stadt- und Regionalplanung stellen und
abei vor allem vier Schwerpunkte unterstützen, ist nur
olgerichtig. Ich meine den Umbau der sozialen Infra-
truktur, die Schaffung von alten- und familiengerechten
tadtquartieren, die Gestaltung urbaner Freiräume und






(A) )



(B) )


Petra Weis
nicht zuletzt – auch das ist schon angesprochen worden –
die dringend notwendige Vernetzung der verschiedenen
Politikfelder und Fachressorts im Zuge einer wahrhaft
integrierten Stadtentwicklungspolitik.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dass wir das auch 2007 mit einem erweiterten Fi-
nanzrahmen untermauern können, ist ebenso erfreulich
wie politisch vernünftig. Die Umsetzung des Programms
„Stadtumbau West“ zeigt darüber hinaus, dass wir den
Städten hier ein unverzichtbares Instrument in die Hand
gegeben haben, auf den wirtschaftlichen Strukturwandel
in Verbindung mit einem signifikanten Bevölkerungs-
rückgang angemessen zu antworten. Von besonderem
Wert ist dabei – das ist jedenfalls meine Erfahrung –,
dass die Städte zur Entwicklung von städtebaulichen
Konzepten ermutigt werden, die sie mittelfristig und
nachhaltig in die Lage versetzen, auf Veränderungspro-
zesse nicht mehr allein zu reagieren, sondern sie mithilfe
zukunftsträchtiger Konzepte zu antizipieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Minister Tiefensee hat in einem anderen Zusammen-
hang kürzlich davon gesprochen, dass Realitätssinn
und strategisches Denken unerlässliche Anforderungen
an eine Stadtentwicklungspolitik sind, die eine zeitge-
mäße Antwort auf den demografischen Wandel sein will.
Sosehr ich dieses Begriffspaar für geeignet halte, die He-
rausforderungen zu beschreiben, würde ich gerne ein
zweites hinzufügen: Kreativität und Mut. Damit meine
ich Kreativität zu gelegentlich sicherlich auch unkon-
ventionellen Lösungen und Mut zur Zukunftsgestaltung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Demografischer Wandel ist nämlich keine gesell-
schaftliche Katastrophe, sondern letztendlich eine
Chance für intelligente Gesellschaftspolitik, zu der die
Stadtentwicklung, wie ich meine, einen unverzichtbaren
Beitrag leistet. Das gilt auch und vor allem vor dem Hin-
tergrund der unterschiedlichen Entwicklungen in Ost-
und Westdeutschland; darauf hat Kollege Schmitt ja ge-
rade hinwiesen.

Auch ich komme nicht um ein paar wenige Worte
zum CO2-Gebäudesanierungsprogramm herum, des-
sen Erfolgsgeschichte mir fast unheimlich ist. Der hohe
Zuspruch, den das Programm bundesweit gefunden hat,
macht deutlich, dass man mit intelligenten Anreizen
– Kollege Friedrich hat sich ähnlich geäußert – den Zie-
len des Energiesparens und des Klimaschutzes ebenso
gerecht werden kann wie der Steigerung der Wohnquali-
tät, des Immobilienwertes und nicht zuletzt der Siche-
rung und Schaffung von Arbeitsplätzen im Handwerk
und im Baubereich. Die energetische Gebäudesanierung
ist inzwischen eine der tragenden Säulen für Arbeit und
Beschäftigung, von der neben den Beschäftigten selbst
auch kleine und mittlere Betriebe profitieren. Kollege
Hübner hat darauf hingewiesen, er hat von einem Leucht-
feuer gesprochen – nicht von einem Strohfeuer! –; diesen
Vergleich kann ich nur nachdrücklich unterstützen. Kol-
lege Friedrich hat darauf hingewiesen, dass man das
CO2-Gebäudesanierungsprogramm immer im Zusam-

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(C (D enhang mit der Einführung des Gebäudeenergieauseises sehen muss. Kollege Günther hat seine Skepsis aran formuliert, dass wir mit diesem Projekt langsam u einem erfolgreichen Ende kommen. Ich bin mir absout sicher, dass das so ist. Ich bin mir noch viel sicherer, ass wir die Menschen davon überzeugen können, dass s ein gutes Konzept ist, wenn wir relativ ideologiefrei n die Sache herangehen und zunächst eine Wahlmögichkeit anbieten; wir werden à la longue sehen, welches odell sich durchsetzt. Auch auf die Förderung von Innovation und Qualiät beim Bauen ist schon hingewiesen worden. Die Forchungsinitiative „Zukunft Bau“ im Rahmen des 6-Miliarden-Euro-Sonderprogramms für Forschung und ntwicklung und der runde Tisch „Bauforschung“ sind afür gute Beispiele. Das Gleiche gilt für die erneute ittelbereitstellung für den allgemeinen Forschungs chwerpunkt Bau. Gestatten Sie mir eine Anmerkung, die jetzt nicht so ehr persönlich gemeint ist, aber ich möchte sie machen, eil ich Berichterstatterin bin. Liebe Kollegin Blank, ich laube, zur Qualität und zur Wettbewerbsfähigkeit des eutschen Bauwesens gehört auch, dass wir jetzt die undesstiftung Baukultur auf den Weg bringen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch empfinde eine gewisse Form der Vorfreude, dass wir
ier in wenigen Wochen hoffentlich noch einmal darüber
iskutieren werden. Ich wünsche mir, dass wir das dann
u einer etwas prominenteren Tageszeit als heute zu die-
er späten Stunde tun können.

Natürlich würde es mich auch im Anschluss an das,
as der Kollege Schmitt gesagt hat, reizen, noch etwas

um Thema Aufbau Ost zu sagen. Das verbietet mir
ber die Redezeit. Ich denke, wir können dieses Quer-
chnittsthema der Bundespolitik auch im Rahmen der
ebatte über den Bericht der Bundesregierung zum
tand der Deutschen Einheit in Zukunft nachholen.

Ich will aber noch auf einen kleinen feinen Titel im
usammenhang mit Ostdeutschland hinweisen, nämlich
uf die Initiative „Wirtschaft trifft Wissenschaft“. Wenn
ir zunächst in Ostdeutschland dazu beitragen, dass der
ransfer von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen
ur wirtschaftlichen Anwendung gelingt, dann glaube
ch, dass wir den regionalen Akteuren damit ein sehr gu-
es Angebot machen. Ich darf mir hierzu noch folgende
emerkung erlauben: Sollte sich das Programm als er-

olgreich herausstellen, dann kann ich mir auch vorstel-
en, dass wir in Zukunft einmal darüber reden, ob sich
as nicht auch auf vergleichbare Regionen in West-
eutschland übertragen lässt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will noch ganz kurz einwerfen, dass dieser Haus-
altsentwurf erstmals auch die Ergebnisse der Födera-
ismusreform widerspiegelt. Ich kann nur hoffen und






(A) )



(B) )


Petra Weis
wünschen, dass die Bundesländer die jährlichen Kom-
pensationszahlungen in Höhe von rund 518 Millionen
Euro im Rahmen der sozialen Wohnraumförderung tat-
sächlich für die Gestaltung und Umsetzung von kreati-
ven und nachhaltigen Programmen nutzen. Ich hoffe
sehr, dass das sozusagen ein Grundstein für einen weiter-
führenden Dialog zwischen dem Bund, den Ländern und
letztendlich auch den Gemeinden ist; denn wir alle wis-
sen ja, dass man das Thema „Stadtentwicklung und
Wohnungspolitik“ als eine staatliche Gemeinschaftsauf-
gabe aller Ebenen begreifen muss.

Ich denke, dass mit diesem Haushaltsentwurf eine
gute Grundlage für eine moderne, den ökonomischen,
sozialen und demografischen Gegebenheiten angepasste
Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik gelegt ist.
Dass ich jetzt nicht alle Themenbereiche angesprochen
habe, die Ihnen und vielleicht auch mir wichtig sind,
liegt in dem begrenzten Zeitbudget begründet. Manche
Themen werden wir in Zukunft hier in diesem Hause
noch einmal aufrufen. Dazu zählen die Novellierung des
Baugesetzbuches und das Thema, welches vorhin schon
angesprochen worden ist, nämlich die Einbeziehung des
Wohneigentums in die staatlich geförderte private Al-
tersvorsorge.


(Beifall der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


Ich hoffe wie immer, dass wir diese Diskussionen of-
fen, konstruktiv und kritisch führen und dass wir dabei
immer im Kopf haben, dass es Sinn macht, die Stadtent-
wicklungspolitik als etwas zu begreifen, das wir mög-
lichst im Konsens angehen sollten. Das Thema eignet
sich wirklich dazu, Bestandteil einer modernen Gesell-
schaftspolitik zu sein. In diesem Sinne freue ich mich
auf die Debatten der nächsten Wochen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604724600

Als letztem Redner des heutigen Abends erteile ich

dem Kollegen Bartholomäus Kalb, CDU/CSU-Fraktion,
das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir erwarten jetzt eine zusammenfassende Debatte!)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1604724700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Einzelplan 12, der jetzt im Entwurf vorliegt,
macht deutlich, dass es der Koalition in besonderer
Weise darum geht, die Investitionen wieder zu verstär-
ken. Herr Minister, Sie haben das vorhin sehr zutreffend
dargestellt. Es geht nicht nur darum, dass wir wieder in
der Lage sind, Art. 115 des Grundgesetzes einzuhalten,
sondern es geht auch darum – darüber haben wir vor ein
oder zwei Jahren schon diskutiert –, den Substanzver-
zehr, der eingesetzt hat, aufzuhalten und Substanzsiche-
rung und Substanzmehrung zu betreiben. Ich glaube,
hier ist ein ganz wesentlicher Schritt in Richtung einer

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(C (D uten und positiven Entwicklung gelungen. Das ist auch em Prinzip der Nachhaltigkeit geschuldet. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Infrastruktur- und die Verkehrsnetze sind die Le-
ensadern eines Landes, sind auch die Lebensadern der
olkswirtschaft. Gegenüber den zugegebenermaßen sehr
eprimierenden Zahlen der mittelfristigen Finanzpla-
ung des Jahres 2004 ist es der großen Koalition hier ge-
ungen, die Mittel in einem großen Maß zu erhöhen und
u verstetigen. Ich gebe zu, Herr Kollege Mücke: Wir
önnen uns durchaus vorstellen, hier oder dort, insbe-
ondere im Straßenbau, für mehr Investitionen einzutre-
en. Wir müssen schauen, ob sich in den Beratungen
och Möglichkeiten eröffnen, die Mittel zu erhöhen. Ich
uss jedoch sagen: Die Spielräume, auch die Umschich-

ungsmöglichkeiten, werden gering sein.

Ich sage das auch vor dem Hintergrund, dass unsere
traßeninfrastruktur durch die heißen Sommerwochen
n diesem Jahr in besonderer Weise in Mitleidenschaft
ezogen wurde. Hier steigt, wie vorhin dargestellt
urde, der Unterhaltsaufwand in besonderem Maße, so-
ass die Gefahr besteht, dass wir mit neuen Maßnahmen,
uch mit Lückenschlüssen, die lange auf eine Realisie-
ung warten, nicht vorankommen. Gleichzeitig stellt sich
ie Situation so dar, dass der Verkehrsträger Straße sehr
iel zur Staatsfinanzierung beiträgt. Ich verweise hierbei
uf die Maut und die Steuern aus diesem Bereich.

Wir sollten unter dem Eindruck der gestiegenen Un-
erhaltungskosten einen Blick auf die Diskussionen wer-
en, die in Europa über die Erhöhung des zulässigen Ge-
amtgewichtes bei LKW geführt werden. Befürworter
ögen sagen: Wir erhöhen einfach die Zahl der Achsen.

ch glaube, diese Rechnung geht nicht auf. Es geht näm-
ich nicht nur um statische, sondern auch um dynami-
che Lasten. Es geht um die enge Abfolge und damit um
ie Knet- und Walkwirkung, die zu berücksichtigen ist.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist ja sehr wissenschaftlich!)


Wer in den letzten Wochen und Monaten die Auto-
ahnauf- und -abfahrten und die dort entstandenen Schä-
en besichtigt hat, der kann sich das ungefähr vorstellen,
hne Physiker zu sein.

Ich brauche zum Thema CO2-Minderungspro-
ramm nicht mehr viel zu sagen. Es wurde von allen
ednern angesprochen; gestern schon wurde es von un-

erem Fraktionsvorsitzenden hoch gelobt. Das belegt:
enn man die richtigen Anreize setzt, werden sie von

en Menschen genutzt und die Wirtschaft springt an. Da-
on gehen positive Impulse aus, und zwar im Hinblick
uf die CO2-Minderung, auf Energieeinsparung und ins-
esondere auf den Arbeitsmarkt. Das sollte in besonde-
er Weise gewürdigt werden. Es findet auch entspre-
hende Würdigung; viele sind mittlerweile ganz stolz.
ollege Hübner hat es erwähnt: Wir haben in dieser Wo-

he im Haushaltsausschuss die Weichen dafür gestellt,
ass kein Strömungsriss entsteht und zügig weiterge-
acht werden kann – dafür sollen Mittel in Höhe von






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
350 Millionen Euro vorgezogen werden –, weil es sich
wirklich um ein sehr nützliches Programm handelt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Anna Lührmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Die Bundeskanzlerin hat gestern ausgeführt – ich
habe es, soweit ich das in der Eile konnte, sinngemäß
mitgeschrieben –: Aus Ideen müssen wieder Produkte
werden. Es hat keinen Sinn, wenn aufgrund unserer
Ideen in anderen Ländern Produkte entstehen. Das muss
wieder bei uns geschehen. – Diese Sätze sind ausdrück-
lich zu unterstreichen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)


Ich greife nur einen Aspekt heraus: Was die Kanzlerin
gesagt hat, gilt auch für die bei uns entwickelte Idee des
Transrapids, der Magnetschwebebahntechnologie.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Wir sollten hier versuchen, bald Nägel mit Köpfen zu
machen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Verhand-
lungen zwischen dem Bundesministerium und der Baye-
rischen Staatsregierung bald erfolgreich zum Abschluss
gebracht würden, sodass dieses Projekt in die Tat umge-
setzt werden kann. Wir sollten beweisen, dass wir aus
Ideen, aus Entwicklungen nutzbringende Anwendungen
im Lande schaffen können, wodurch wir uns internatio-
nal Marktchancen eröffnen.

In dieser Debatte ist heute schon viel über den anste-
henden Börsengang der DB AG gesprochen worden. Ich
mache keinen Hehl daraus, dass ich eine differenzierte
Meinung dazu habe. Es hätte keinen Sinn, den Mei-
nungsbildungsprozess, der in der Fraktion und innerhalb
der Koalition stattfindet, weiter auszutragen. Mir geht es
nur darum, darauf zu achten, dass wir durch den anste-
henden Prozess keine Effizienz- und Wettbewerbsver-
luste der Schiene und unseres Unternehmens erleiden,
und die Interessen der Beschäftigten zu berücksichtigen.
Es muss auch deutlich gemacht werden – das will ich als
Haushälter tun –, dass ich nicht die Erwartung einiger
meiner Kollegen an einige Modelle, zum Beispiel an das
Eigentumsmodell, teile, dass der Bundeshaushalt da-
durch entlastet wird. Der Bund wird vielmehr auch in
Zukunft erhebliche finanzielle Verantwortung haben. Ich
sehe keine Möglichkeiten, die finanziellen Risiken des
Bundes zu mindern.


(Zuruf des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


– Ich will diese Diskussion hier nicht führen. Ich will nur
darauf hinweisen, dass man keinen falschen Hoffnungen
anhängen sollte.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich erinnere nur daran, dass der Schienenmarkt in Eu-
ropa ab Januar liberalisiert wird. Wir müssen darauf ach-
ten, dass wir dann nicht noch mit der Diskussion über
die Gestaltung der Umstrukturierung und einen mögli-
chen Börsengang beschäftigt sind.


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(C (D (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Mach doch nicht alles, was dir die Deutsche Bahn erzählt!)


Nein. – Ich möchte nicht erleben, dass wir noch über
ie Frage der Aufteilung diskutieren, während andere
ereits die Märkte in Europa unter sich aufteilen. Das ist
icherlich vernünftig und richtig.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as widerspricht auch nicht der Linie, auf die wir uns
emeinsam geeinigt haben.

Ich möchte abschließend noch ein Thema aufgreifen,
err Minister.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604724800

Herr Kollege, gerade Sie als letzter Redner sollten

hre Redezeit nicht unbedingt überziehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1604724900

Herr Präsident, erlauben Sie mir eine abschließende

emerkung. Der Bundesminister ist kritisiert worden,
eil er vorgeschlagen hat, unter Umständen Hartz-IV-
mpfänger als Begleiter in öffentlichen Verkehrsmit-

eln einzusetzen. Ich glaube, es ist durchaus zumutbar
nd richtig, dass jemand, der gesund ist und Transfer-
eistungen bekommt, für gemeindienliche Tätigkeiten
ingesetzt werden kann. Arbeit ist nach meiner Überzeu-
ung nicht nur eine Bürde, sie gehört auch zu einem er-
üllten Leben.


(Zuruf des Abg. Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP])


Wenn ich noch auf den Zuruf eingehen darf – –


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604725000

Nein, Herr Kollege, Sie sollten zum Schluss kommen.


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1604725100

Viele im ländlichen Raum wären froh und dankbar,

enn in den Schulbussen Begleiter wären, die sich ein
isschen kümmern würden. Das hat nichts mit Terroris-
usbekämpfung zu tun.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1604725200

Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Freitag, den 8. September 2006, 9 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche einen heite-
en Abend und eine gute Nacht.