Protokoll:
15069

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 69

  • date_rangeDatum: 23. Oktober 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:21 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/69 b) Antrag der Abgeordneten Klaus Brähmig, Jürgen Klimke, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Rahmenbedingungen für Ge- schäftsreisen verbessern (Drucksache 15/1329) . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Ernst Burgbacher, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion der FDP: Rahmenbedingungen, Infrastruktur und Marketing für Wassertourismus in Deutschland verbessern (Drucksache 15/1595) . . . . . . . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Tourismus zu dem Antrag der Abgeordneten Klaus Ernst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Klaus Brähmig CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Antrag der Abgeordneten Peter H. Carstensen (Nordstrand), Dr. Christian Ruck, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Verantwortung für die Sicherung der Welternährung übernehmen – Chancen der grünen Gentechnik nutzen (Drucksache 15/1216) . . . . . . . . . . . . . . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU Renate Künast, Bundesministerin BMVEL . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) 5888 B 5888 C 5903 B 5905 A 5907 C 5907 C 5908 D Deutscher B Stenografisch 69. Sitz Berlin, Donnerstag, den I n h a l Gratulation zum 60. Geburtstag des Abgeord- neten Eckhart Lewering . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Absetzung der Tagesordnungspunkte 6 a und b, 18 und 20 b . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Unterrichtung durch die Bundesregie- rung: Tourismuspolitischer Bericht der Bundesregierung – 14./15. Legis- laturperiode (Drucksache 15/1303) . . . . . . . . . . . . . W E U D E B J A W B 5887 A 5887 A 5887 D 5888 A 5888 B Brähmig, Ernst Hinsken, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Schaffung einer familien- undestag er Bericht ung 23. Oktober 2003 t : freundlichen, verkehrsentlastenden und wirtschaftsfördernden Fe- rienregelung (Drucksachen 15/934, 15/1286) . . . . . olfgang Clement, Bundesminister BMWA . rnst Hinsken CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ndine Kurth (Quedlinburg) BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rnst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . runhilde Irber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Klimke CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . nnette Faße SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ilhelm Josef Sebastian CDU/CSU . . . . . . . ettina Hagedorn SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . 5888 C 5888 D 5891 A 5893 A 5894 D 5896 C 5898 C 5900 B 5901 C 5902 D CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . 5910 C 5911 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober 2003 Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . . . . . . . . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . Dr. Herta Däubler-Gmelin SPD . . . . . . . . . . . Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . . . . René Röspel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Heiderich CDU/CSU . . . . . . . . . Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christa Reichard (Dresden) CDU/CSU . . . . . Reinhold Hemker SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Peter H. Carstensen (Nordstrand) CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Höfken BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Steuerän- derungsgesetz 2003 – StÄndG 2003) (Drucksachen 15/1621, 15/1798) . . . . b) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung des Be- schlusses (2002/187/JI) des Rates vom 28. Februar 2002 über die Er- richtung von Eurojust zur Verstär- kung der Bekämpfung der schweren Kriminalität (Eurojust-Gesetz – EJG) (Drucksache 15/1719) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Interna- tionalen Übereinkommens von 1974 zum Schutz des menschlichen Le- bens auf See und zum Internationa- len Code für die Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafenanlagen (Drucksache 15/1780) . . . . . . . . . . . . . d) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Fünfunddreißigsten Strafrechts- änderungsgesetzes zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates i Z T 5913 C 5915 B 5916 C 5917 B 5917 D 5919 A 5919 D 5921 B 5922 C 5924 A 5925 A 5925 C 5926 C 5927 C 5928 A 5928 C 5929 A 5929 A 5929 A der Europäischen Union vom 28. Mai 2001 zur Bekämpfung von Betrug und Fälschung im Zusam- menhang mit unbaren Zahlungsmit- teln (35. StrÄndG) (Drucksache 15/1720) . . . . . . . . . . . . . e) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 28. November 2002 zur Änderung des Europol-Übereinkommens und des Protokolls über die Vorrechte und Immunitäten für Europol, die Mitglieder der Organe, die stellver- tretenden Direktoren und die Be- diensteten von Europol (Drucksache 15/1648) . . . . . . . . . . . . . f) Erste Beratung des von der Bundesre- gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 13. April 2000 zwischen der Bundes- republik Deutschland und der Fran- zösischen Republik über die Fest- legung der Grenze auf den ausgebauten Strecken des Rheins (Drucksache 15/1650) . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 2: a) Antrag der Abgeordneten Marion Seib, Katherina Reiche, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Für mehr Wettbewerb und Flexibili- sierung im Hochschulbereich – der Bologna-Prozess als Chance für den Wissenschaftsstandort Deutschland (Drucksache 15/1787) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Peter H. Carstensen (Nordstrand), Dr. Peter Paziorek, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Multita- lent nachwachsender Rohstoff effi- zient fördern (Drucksache 15/1788) . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Abgeordneten Ursula Heinen, Julia Klöckner, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Verbraucher aufklären und schützen – Innovation und Vielfalt in der Produktentwicklung und Werbung für Lebensmittel erhalten (Drucksache 15/1789) . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 20: a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Einführung 5929 B 5929 B 5929 C 5929 C 5929 D 5929 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober 2003 III einer Übergangsregelung zum Kind- schaftsrechtsreformgesetz für nicht miteinander verheiratete Eltern (Drucksachen 15/1552, 15/1807) . . . . c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- nes … Gesetzes zur Änderung luft- verkehrsrechtlicher Vorschriften (Drucksachen 15/1469, 15/1793) . . . . d) Zweite Beratung und Schlussabstim- mung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes zu dem Vertrag vom 5. März 2002 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizeri- schen Eidgenossenschaft über den Verlauf der Staatsgrenze in den Grenzabschnitten Bargen/Blum- berg, Barzheim/Hilzingen, Dörf- lingen/Büsingen, Hüntwangen/Ho- hentengen und Wasterkingen/ Hohentengen (Drucksachen 15/1187, 15/1717) . . . . e) Beschlussempfehlung des Rechtsaus- schusses: Übersicht 4 über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache 15/1614) . . . . . . . . . . . . . f–j) Beschlussempfehlungen des Petitions- ausschusses: Sammelübersichten 65, 66, 67, 68 und 69 zu Petitionen (Drucksachen 15/1701, 15/1702, 15/1703, 15/1704, 15/1705) . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 3: Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu dem Antrag der Ab- geordneten Sibylle Laurischk, Rainer Funke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Sorgerecht für nicht- eheliche Kinder vor In-Kraft-Treten der Kindschaftsrechtsreform regeln (Drucksachen 15/757, 15/1807) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 5: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu der Un- terrichtung durch die Bundesregie- rung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die U R K H P D C P W D K z T G G M B 5930 A 5930 A 5930 B 5930 C 5930 C 5930 D Entwicklung der Streitkräftepoten- ziale (Jahresabrüstungsbericht 2002) (Drucksachen 15/1104, 15/1800) . . . . b) Antrag der Abgeordneten Uta Zapf, Petra Ernstberger, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Marianne Tritz, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN: Verhin- derung der Proliferation von Massenvernichtungswaffen durch Abrüstung und kooperative Rüs- tungskontrolle (Drucksache 15/1786) . . . . . . . . . . . . . ta Zapf SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . uprecht Polenz CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . erstin Müller, Staatsministerin AA . . . . . . . arald Leibrecht FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Ernstberger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl A. Lamers (Heidelberg) DU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . infried Nachtwei BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Theodor Freiherr von und u Guttenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 7: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Verbraucherschutz, Er- nährung und Landwirtschaft – zu der Unterrichtung durch die Bundes- regierung: Waldzustandsbericht 2002 – Ergebnisse des forstlichen Umwelt- monitorings – – zu dem Entschließungsantrag der Abgeordneten Gabriele Hiller-Ohm, Sören Bartol, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Cornelia Behm, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Wald- zustandsbericht 2002 – Ergebnisse des forstlichen Um- weltmonitorings – (Drucksachen 15/270, 15/745, 15/1027) . abriele Hiller-Ohm SPD . . . . . . . . . . . . . . . eorg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . . . atthias Berninger, Parl. Staatssekretär MVEL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5932 A 5932 A 5932 B 5934 B 5936 B 5937 B 5938 A 5939 D 5941 B 5942 A 5943 A 5944 B 5944 C 5946 C 5947 C IV Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober 2003 Georg Schirmbeck CDU/CSU . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan FDP . . . . . . . . . Cajus Caesar CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Albert Deß CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des Art. 232 § 2 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche (Drucksache 15/1490) . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Manzewski SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Wanderwitz CDU/CSU . . . . . . . . . . . Franziska Eichstädt-Bohlig BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Günther (Plauen) FDP . . . . . . . . . . . Wolfgang Spanier SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 9: Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Ernst Burgbacher, Dirk Niebel, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Ju- gendarbeitsschutzgesetzes (Drucksachen 15/756, 15/1593) . . . . . . . . Wolfgang Grotthaus SPD . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Meckelburg CDU/CSU . . . . . . . . . Josef Philip Winkler BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Burgbacher FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Gradistanac SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 10: Antrag der Abgeordneten Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Bundesgrenzschutz für die EU- Osterweiterung tauglich machen (Drucksache 15/1328) . . . . . . . . . . . . . . . . Günter Baumann CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär BMI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . R H T L F D H D G T D ( C B C G D T U N B A L A E A N ü r ( 5948 D 5949 B 5950 A 5951 A 5952 B 5952 C 5953 C 5955 C 5956 B 5957 A 5957 D 5958 A 5959 A 5961 A 5962 A 5963 C 5965 A 5965 B 5966 B 5967 A 5967 D alf Göbel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Peter Kemper SPD . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der CDU/CSU: Neue EU-Wertpapierdienstleistungs- richtlinie (Drucksache 15/1564) . . . . . . . . . . . . . . . . eo Dautzenberg CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . lorian Pronold SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Andreas Pinkwart FDP . . . . . . . . . . . . . . ubert Ulrich BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon CDU/CSU . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 15: Erste Beratung des vom Bundesrat einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung des Hochschulrahmengesetzes (HRG ÄndG) (Drucksache 15/1498) . . . . . . . . . . . . . . . r. Peter Frankenberg, Minister Baden-Württemberg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Matschie, Parl. Staatssekretär MBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristoph Hartmann (Homburg) FDP . . . . . . rietje Bettin BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . homas Rachel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . te Berg SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten nja Hajduk und Krista Sager (beide BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung ber den Entwurf eines Gesetzes zur Ände- ung luftverkehrsrechtlicher Vorschriften Tagesordnungspunkt 20 c) . . . . . . . . . . . . . . 5968 D 5969 D 5971 B 5971 C 5972 C 5973 D 5974 B 5975 B 5976 C 5976 C 5978 A 5979 C 5980 A 5981 B 5982 C 5983 D 5983 D 5985 A 5985 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober 2003 5887 (A) ) (B) ) 69. Sitz Berlin, Donnerstag, den Beginn: 9.0
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    ung 7 (C): Unter „Enthalten“ me „Petra Pau“ zu strei- chschulen in Fächern, die legt sind, 50 Prozent ihrer nnen. Zurzeit liegt dieser : Hört! Hört!) Recht bisher nicht einmal sammenhang. Dieser Tatsache t bei seinen Empfehlungen für Hochschulzugangs Rechnung. Jetzt frage ich Sie: Warum u wir jetzt, unmittelbar vorher, i Gesetz durchpeitschen, das alle ist? Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober 2003 5985 (A) ) (B) ) verkehrs“ im Grundgesetz. Die Zwecke der Zivilluftfahrt fiskalpolitische Gesichtpunkte. In einem solchen Fall Begriff der „Luftfahrt“ entspricht dem Begriff des „Luft- d urch strukturpolitische, arbeitsmarktpolitische oder Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Anja Hajduk und Krista Sager (beide BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Entwurf eines … Geset- zes zur Änderung luftverkehrsrechtlicher Vor- schriften (Tagesordnungspunkt 20 c) Erstens. Der Bund hat die ausschließliche Gesetz- gebungskompetenz für den „Luftverkehr“, Art. 73 Nr. 6 des Grundgesetzes. Das Recht der Enteignung auf dem Gebiet des Luftverkehrs unterfällt nach Art. 74 Abs. 1 Nr. 14 des Grundgesetzes der konkurrierenden Gesetz- gebung. Zweitens. In § 28 Abs. 1 LuftVG hat der Bundesge- setzgeber die Enteignung für „Zwecke der Zivilluftfahrt“ für zulässig erklärt. Mit dem Begriff „zivil“ wird eine Abgrenzung zur militärischen Luftfahrt gezogen. Der u t l t „ d F g § s n o w c L § L r e n s G g h g d d f g a n g w f t v g b E A s G A E h l ö e s z l Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bülow, Marco SPD 23.10.2003 Dümpe-Krüger, Jutta BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 23.10.2003 Feibel, Albrecht CDU/CSU 23.10.2003 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 23.10.2003 Gleicke, Iris SPD 23.10.2003 Hartnagel, Anke SPD 23.10.2003 Lange (Backnang), Christian SPD 23.10.2003 Raab, Daniela CDU/CSU 23.10.2003 Sauer, Thomas SPD 23.10.2003 Schmidt (Fürth), Christian CDU/CSU 23.10.2003 Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 23.10.2003 Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 23.10.2003 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 23.10.2003 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht mfassen alles, was – ausgehend von der Verkehrsfunk- ion des LuftVG – dem allgemeinen Verkehr der Zivil- uftfahrt dient. Im Rahmen dieser Zweckbestimmung un- erfallen insbesondere auch Flugplätze dem Begriff der Zivilluftfahrt“. Dies gilt sowohl für Flughäfen und Lan- eplätze, die dem allgemeinen Verkehr dienen, als auch lughäfen und Landeplätze für besondere Zwecke, so enannte Sonderflughäfen oder Sonderlandeplätze nach § 38, 49 LuftVZO ). Drittens. In § 28 Abs. 2 LuftVG hat der Bundesge- etzgeber eine Regelung für das Enteignungsverfahren ormiert, wenn Planfeststellungs-, Plangenehmigungs- der Genehmigungsverfahren stattgefunden haben. Alle eiteren Regelungen zu Enteignungsverfahren für Zwe- ke der Zivilluftfahrt hat der Bundesgesetzgeber den ändern überlassen. Dementsprechend verweist auch 28 Abs. 3 LuftVG auf die Enteignungsgesetze der änder. Viertens. Der durch den Gesetzentwurf des Bundes- ates zur Änderung luftverkehrsrechtlicher Vorschriften inzufügende Satz 2 in § 28 Abs. 1 LuftVG „Die Befug- is der Länder, Enteignungen für Sonderflugplätze vorzu- ehen, bleibt unberührt.“ bestätigt lediglich die bisherige esetzeslage auf Bundesebene, was auch die Bundesre- ierung in ihrer Stellungnahme vom 20. Juni 2003 fest- ält. Die Befugnis der Länder, Regelungen für Enteignun- en für Sonderflugplätze vorzusehen, erweitert insbeson- ere nicht die Zweckbestimmung solcher Enteignungen, ie auch auf Landesebene nur für Zwecke der Zivilluft- ahrt erfolgen können. Soweit der Bundesrat in der Be- ründung seines Gesetzentwurfs davon ausgeht, dass es uch möglich sein muss, „Enteignungen für in erster Li- ie private Zwecke“ durchzuführen, wenn „hierdurch zu- leich industrielle und wirtschaftliche Ziele gefördert erden sollen, die dem Gemeinwohl dienen“, kann dies ortbestehen. Jedenfalls lässt sich eine solche Auswei- ung von Enteignungszwecken auf dem Gebiet des Luft- erkehrs oder der Zivilluftfahrt nicht mit der vorgeschla- enen Hinzufügung des Satzes 2 in § 28 Abs. 1 LuftVG egründen. Fünftens. Auch landesgesetzliche Regelungen zur nteignung für Sonderflugplätze müssen sich an Art. 14 bs. 3 des Grundgesetzes messen lassen. Enteignungen ind nur zum Wohle der Allgemeinheit und nur durch esetz oder aufgrund eines Gesetzes zulässig, das auch rt und Ausmaß der Entschädigung regelt. Dient eine nteignung dem Wohl der Allgemeinheit, so ist es uner- eblich, ob sie zugunsten eines Privaten oder der öffent- ichen Hand erfolgt, ob also ein Privater oder ein Träger ffentlicher Verwaltung als Unternehmer tätig wird. Bei inem Zusammenfallen öffentlicher mit privaten Interes- en an der Enteignung ist eine solche grundsätzlich auch ulässig, wenn die privaten Interessen mit den öffent- ichen nur mittelbar verbunden sind, so zum Beispiel 5986 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 69. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober 2003 (A) (C) (B) (D) müssen aber durch den Landesgesetzgeber nach Art. 14 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes folgende vom Verfas- sungsgericht – BVerfGE 74.264 L 2, Boxbergentschei- dung – formulierten Maßstäbe erfüllt sein: Ein Gesetz muss den nur mittelbar zu verwirklichen- den Enteignungszweck deutlich und konkret umschrei- ben. Es muss also eine genaue landesgesetzliche Be- schreibung des Enteignungszwecks vorliegen, sodass die Entscheidung über die Zulässigkeit der Enteignung nicht in die Hand der Verwaltung gegeben wird. Ein Gesetz muss die grundlegenden Enteignungs- voraussetzungen und das Verfahren zu ihrer Ermittlung festlegen. Es bedarf deshalb differenzierter materieller und verfahrensrechtlicher Regelungen, die sicherstellen, dass den Grundsätzen der Verhältnismäßigkeit und der Gleichheit vor dem Gesetz zwischen dem Gemeinwohl- interesse, den Interessen des zu Enteignenden und des Begünstigten im Einzelfall Rechnung getragen wird und insbesondere die Erforderlichkeit der Enteignung sorg- fältig geprüft werden kann. In einem Gesetz müssen die Regelungen zur dauer- haften Sicherung des verfolgten Gemeinwohlziels fest- gelegt sein. Der Gemeinwohlbezug der Tätigkeit des Privaten darf also kein bloßer Reflex auf seine privatnüt- zige Tätigkeit bleiben, sondern es muss durch eine recht- liche Bindung des Privaten eine dauerhafte Sicherung des die Enteignung rechtfertigenden Gemeinwohls erfol- gen. 53 91, 1 69. Sitzung Berlin, Donnerstag, den 23. Oktober 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506900000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Der Kollege Eckhart Lewering feiert heute seinen

60. Geburtstag. Ich gratuliere im Namen des Hauses sehr
herzlich und wünsche alles Gute.


(Beifall)

Interfraktionell ist vereinbart worden, die verbundene

Tagesordnung um die in einer Zusatzpunktliste aufge-
führten Punkte zu erweitern:

ZP 1 Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der CDU/CSU
Haltung der Bundesregierung zu Berichten über Äuße-
rungen des Bundesumweltministeriums, die Vernichtung
von Arbeitsplätzen durch das Dosenzwangspfand sei poli-
tisch gewollt (siehe 68. Sitzung)


ZP 2 a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Marion Seib,
Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der CDU/CSU
Für mehr Wettbewerb und Flexibilisierung im Hochschul-
bereich – der Bologna-Prozess als Chance für den Wissen-
schaftsstandort Deutschland
– Drucksache 15/1787 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)


Redet
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter H. Carstensen

(Nordstrand), Dr. Peter Paziorek, Bernhard Schulte-

Drüggelte, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/
CSU
Multitalent nachwachsender Rohstoff effizient fördern
– Drucksache 15/1788 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ursula
Klöckner, Uda Carmen Freia Heller, weiterer
und der Fraktion der CDU/CSU

(C (D ung 23. Oktober 2003 0 Uhr Verbraucher aufklären und schützen – Innovation und Vielfalt in der Produktentwicklung und Werbung für Lebensmittel erhalten – Drucksache 15/1789 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union ZP 3 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses ordneten Sibylle Laurischk, Rainer Funke, Ina Lenke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Sorgerecht für nichteheliche Kinder vor In-Kraft-Treten der Kindschaftsrechtsreform regeln – Drucksachen 15/757, 15/1807 – Berichterstattung: Abgeordnete Christine Lambrecht Ute Granold Irmingard Schewe-Gerigk Sibylle Laurischk ZP 4 Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit Homburger, Dirk Niebel, Daniel Bahr und der Fraktion der FDP Reform der Arbeitsstättenverordnung muss zu einem echten Bürokratieabbau für Unternehmen in Deutschland führen – Drucksache 15/1699 – ext Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Innenausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Von der Frist für den Beginn der Beratung soll, soweit erforderlich, abgewichen werden. Des Weiteren ist vereinbart worden, die Tagesordnungspunkte 6 a und 6 b – Mautvertrag und Güterkraftverkehrsgewerbe –, 18 – Normenflut begrenzen – und 20 b – Änderung des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes – abzusetzen. Der Tagesordnungspunkt 15 – Änderung des Hochschulrahmengesetzes – soll bereits heute als letzter Tagesordnungspunkt aufgerufen werden. hte ich Sie darüber informieren, dass die der Rentengesetze morgen gegen 11 Uhr . Heinen, Julia Abgeordneter Sodann möc erste Beratung aufgerufen wird Präsident Wolfgang Thierse Außerdem mache ich auf nachträgliche Überweisun gen im Anhang zur Zusatzpunkteliste aufmerksam: Der in der 43. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesene nachfolgende Gesetzentwurf soll zusätzlich dem Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe zur Mitberatung überwiesen werden: Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung aufsichtsrechtlicher Bestimmungen zur Sanierung und Liquidation von Versicherungsunternehmen und Kreditinstituten – Drucksache 15/1653 – überwiesen: Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Haushaltsausschuss Der in der 51. Sitzung des Deutschen Bundestages überwiesene nachfolgende Antrag soll zusätzlich dem Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Mitberatung überwiesen werden: Gesetzentwurf der Bundesregierung über die Zustimmung zur Änderung der Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank – Drucksache 15/1654 – überwiesen: Finanzausschuss Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Haushaltsausschuss Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einverstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a bis 3 d auf: a)





(A) )


(B) )


gierung
Tourismuspolitischer Bericht der Bundesre-
gierung – 14./15. Legislaturperiode
– Drucksache 15/1303 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Kultur und Medien

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus
Brähmig, Jürgen Klimke, Ernst Hinsken, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Rahmenbedingungen für Geschäftsreisen ver-
bessern
– Drucksache 15/1329 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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(C (D Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Haushaltsausschuss c)

Burgbacher, Angelika Brunkhorst, Hans-Michael
Goldmann, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der FDP
Rahmenbedingungen, Infrastruktur und Mar-
keting für Wassertourismus in Deutschland
verbessern
– Drucksache 15/1595 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Tourismus (f)

Sportausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(19. Ausschuss)

Brähmig, Ernst Hinsken, Edeltraut Töpfer, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Schaffung einer familienfreundlichen, ver-
kehrsentlastenden und wirtschaftsfördernden
Ferienregelung
– Drucksachen 15/934, 15/1286 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Bettina Hagedorn

Zum tourismuspolitischen Bericht der Bundesregie-
ung liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion der
DP vor.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für

ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.
Ich eröffne die Aussprache und erteile Bundesminis-

er Wolfgang Clement das Wort.

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
nd Arbeit:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich habe das Vergnügen, Ihnen den tourismus-
olitischen Bericht der Bundesregierung zu erläutern
nd damit auch zu den Anträgen, die zur Tourismuspoli-
ik in Deutschland gestellt worden sind, Stellung zu neh-
en.
Wir sind uns darüber im Klaren, dass der Tourismus

iner der wichtigsten Motoren unserer Dienstleistungs-
irtschaft und damit ein handfester Wirtschaftsfaktor ist.
ch denke, wir stimmen auch in der Zielsetzung überein,
en Tourismus in Deutschland und die Wettbewerbsfä-
igkeit unserer Tourismuswirtschaft zu stärken. Gerade
n der jetzigen wirtschaftlichen Phase ist dies von außer-
rdentlicher Bedeutung.
Die Reisetätigkeit – ob Urlaubsreisen oder Reisen zu

eschäftlichen Zwecken – steuert etwa 8 Prozent zum
ruttoinlandsprodukt in Deutschland bei. Diese Zahl
ühren sich wenige vor Augen. Vom Tourismus insge-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

samt hängen direkt und indirekt etwa 2,8 Millionen Ar-
beitsplätze ab. Allein in der Hotellerie und in der Gastro-
nomie in Deutschland werden etwa 1 Million Menschen
beschäftigt. Die Tourismuswirtschaft hat sich zu einem
außerordentlich wichtigen Ausbildungssektor entwi-
ckelt. Etwa 100 000 junge Leute werden in diesem Be-
reich ausgebildet.

Wenn man den Tourismus von einem anderen Blick-
winkel aus betrachtet, dann stellt man fest, dass Deutsch-
land neben den USA interessanterweise die wichtigste
touristische Quellregion der Welt ist. Das hört sich etwas
vornehm an. Es bedeutet, dass viele Deutsche außerhalb
der Bundesrepublik Deutschland Urlaub machen. Als je-
mand, der aus dem Ruhrgebiet kommt und die Sehnsucht
des Reviermenschen nach Mallorca und nach anderen
Regionen kennt, weiß ich, was das bedeutet: Ziemlich
viel Kraft und Geld werden ins Ausland getragen.

Unser Land ist aber gleichzeitig ein bedeutendes Ziel
für den Tourismus, und zwar in zunehmenden Maße so-
wohl für uns Deutsche selbst – das werde ich noch zei-
gen – als auch für Gäste aus dem Ausland. Die Bundes-
bürger bewegen bei Reisen in Deutschland jährlich etwa
100 Milliarden Euro.

Wichtig ist, dass Deutschland als Messestandort
weltweit an Platz eins steht, was die nach Deutschland
kommenden ausländischen Gäste anbelangt. Hier neh-
men wir eine absolut führende Position im weltweiten
Vergleich ein.


(Beifall bei der SPD)

Die unternehmerischen Strukturen in der Tourismus-

branche sind sehr vielgestaltig. Wir haben einerseits die
Big Players des Tourismus wie TUI – wahrscheinlich
weltweit das größte Tourismusunternehmen –, Thomas
Cook und REWE-Touristik. Wir haben mit der Lufthansa
und der Deutschen Bahn auch Unternehmen, die ganz
überwiegend im Tourismussektor tätig sind. Andererseits
haben wir auch sehr ausgeprägte kleine und mittelständi-
sche Strukturen in Form von Hotels und Gaststätten, Rei-
severanstaltern und Reisebüros, Busunternehmen und
Reedereien. Sie alle sind für die Tourismuswirtschaft von
außerordentlicher Bedeutung.

Das heißt zugleich, dass die Tourismuswirtschaft wie
andere mittelständisch strukturierte Bereiche unserer
Wirtschaft von den mittelstandspolitischen Initiativen
der Bundesregierung profitiert, etwa von unseren Bemü-
hungen zur Unterstützung von Existenzgründung oder
um Bürokratieabbau. Sie sind für den kleinstrukturierten
Reisebürosektor ebenso wichtig wie für Hotels und Res-
taurants. Nehmen Sie als ein ganz kleines Beispiel den
Abbau von statistischen Verpflichtungen der Unterneh-
men.

Über die allgemeine Wirtschaftspolitik hinaus unter-
nehmen wir einige Anstrengungen, um den Deutsch-
landtourismus gezielt voranzubringen. Reisen in und
nach Deutschland kommen nämlich nicht nur der Touris-
muswirtschaft unmittelbar zugute, sondern auch anderen
Branchen, etwa dem Einzelhandel, der Konsumgüter-
industrie, dem Fahrzeugbau oder anderen. Letztlich birgt
das Kommen von Gästen aus dem Ausland immer auch

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(C (D ie Chance der Imagewerbung für den Standort Deutschand, das heißt für die Landschaft, die Produkte, die ienstleistungen, also insgesamt für unser Land. Was tun wir nun konkret? Die tragende Säule der ourismuspolitik des Bundes ist die Deutsche Zentrale ür Tourismus mit Sitz in Frankfurt am Main. Diese ZT wirbt im Auftrag der Bundesregierung im Ausland ür Deutschland als Reiseund Urlaubsziel. Die Bundesegierung hat die Arbeit der DZT, die aus dem Haushalt es Wirtschaftsund Arbeitsministeriums finanziert ird, bewusst ausgebaut. Wir haben in diesem Jahr die uwendungen an die DZT erneut erhöht, auf jetzt 3,5 Millionen Euro. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich denke, dass der Erfolg uns Recht gibt: Die DZT
rbeitet vorzüglich und hat sich in den letzten Jahren
das ist, wie ich erfahren habe, allgemein anerkannt –
it professioneller Arbeit hohe Anerkennung bei uns in
er Politik ebenso wie in der Wirtschaft erworben. Auch
ie Zahlen, die sie mit beeinflusst, sprechen eine deutli-
he Sprache: Die Anzahl der Übernachtungen ausländi-
cher Gäste hat in den sieben Jahren von 1996 bis 2002
m 17,4 Prozent, bis zum Jahr 2000 – da kam der Rück-
chlag durch terroristische Anschläge und anderes – so-
ar um ein Viertel zugenommen. Deutschland ist als
eiseziel im Aufwind.
Wir unterstützen über die Deutschlandwerbung hinaus

ie mittelständische Tourismuswirtschaft, um sie noch
istungsfähiger und besser zu machen. Wir tun das mit
echt bescheidenen Haushaltsmitteln. Ich meine, dass wir
amit recht fruchtbare Anstöße geben können. Ich nenne
ls Beispiele den so genannten barrierefreien Tourismus.
abei geht es um Reisen von Menschen mit Behinderun-
en, denen wir besondere Aufmerksamkeit schenken.
as wirkt sich sehr positiv auf die touristischen Möglich-
eiten von behinderten Menschen aus. Wir haben ebenso
Themenbereich naturnaher Tourismus Akzente ge-

etzt und damit den Deutschlandtourismus gestärkt. Im-
erhin verbrachten 58 Prozent der Deutschen im vergan-
enen Jahr ihren Urlaub in Deutschland. Dieser
ourismus wurde natürlich besonders auch durch die
emperaturen begünstigt.
Wir machen mit der Tourismuspolitik natürlich nicht

n unseren Grenzen Halt. Eine wichtige Aufgabe sehen
ir darin, neue Quellmärkte zu erschließen, also Gäste
us dem Ausland für Reisen nach Deutschland zu gewin-
en. Ein besonders hervorhebenswertes Ereignis ist ge-
iss der Abschluss eines Memorandum of Understand-
g mit der Volksrepublik China Mitte letzten Jahres.
s ermöglicht jetzt zum ersten Mal chinesischen Bürge-
innen und Bürgern, private Gruppenreisen nach
eutschland zu unternehmen. Wir sind ein ganz klein
enig stolz darauf, als erstes Mitgliedsland der Europäi-
chen Union einen solchen Status im Reiseverkehr mit
hina erreicht zu haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Es ist völlig klar, dass China ein besonders interessanter
Quellmarkt, wie es so wunderschön heißt, ist und ange-
sichts des in der nächsten Zeit wachsenden Potenzials
eine besondere Aufmerksamkeit verdient.

Wir bemühen uns in ähnlicher Weise um die immer
interessanter werdenden Märkte in Mittel- und Ost-
europa; auch diese Märkte sind nicht zu unterschätzen.
Die Länder in dieser Region sind sowohl als Zielländer
für den Tourismus aus Deutschland als auch als Quell-
länder, deren Bürger in zunehmender Zahl unser Land
besuchen, interessant. Die Zahlen, was gerade den Tou-
rismus aus den Beitrittsländern Mittel- und Osteuropas
angeht, sind sehr ermutigend.

Aber ebenso wichtig ist, darauf hinzuweisen, dass die
Lage nicht immer nur rosig ist. Terroranschläge, der
Irakkrieg und die Lungenkrankheit SARS hatten die
Tourismuswirtschaft schwer getroffen. Wir haben mit
unseren Mitteln und Möglichkeiten versucht, vor allen
Dingen die Sicherheit im Flugreiseverkehr zu erhöhen.
Nachdem wir einige dieser Herausforderungen gemeis-
tert haben, scheint es so zu sein, dass die Reiseveranstal-
ter und die Fluggesellschaften die Talsohle durchschrit-
ten haben.

Beim Gipfeltreffen der Tourismuswirtschaft vor we-
nigen Wochen in Berlin hat sich gezeigt – das haben die-
jenigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Parlament,
die sich für die Tourismuswirtschaft besonders interes-
sierenm miterlebt –, dass die Zuversicht in die weitere
Entwicklung zurückgekehrt ist.

Ich möchte auch noch gerne darauf hinweisen, dass
wir uns in Deutschland angewöhnen sollten, bestimmte
Ereignisse als imagefördernde Werbung für unser Land
und damit auch für tourismuspolitische Belange stärker
zu nutzen, als es bisher der Fall war. Ich denke beispiels-
weise an ein Ereignis wie die Fußballweltmeisterschaft
2006. Die Bedeutung dieses Ereignisses ist uns vielleicht
nicht ausreichend bewusst. In anderen Staaten wird der
Stellenwert eines solches Ereignisses mehr zur Kenntnis
genommen.

Wahrscheinlich ist die Fußballweltmeisterschaft 2006
– unsere Nationalmannschaft wird ja daran teilnehmen;
wir hoffen, dass sie bis dahin noch einige Fortschritte er-
zielt – das wichtigste Ereignis für die Bundesrepublik
Deutschland innerhalb dieses Jahrzehnts, was das Anse-
hen Deutschlands und das Interesse für Deutschland an-
geht. Es wird innerhalb dieses Jahrzehnts vermutlich
kein Ereignis geben, das weltweit eine solche Aufmerk-
samkeit auf Deutschland ziehen wird wie die Fußball-
weltmeisterschaft 2006. Angesichts eines solchen Ereig-
nisses empfiehlt es sich, alle Register zu ziehen und zu
zeigen, was wir in Deutschland leisten können. Wir soll-
ten also alles tun, um diese Fußballweltmeisterschaft,
deren Austragungsorte in allen Regionen Deutschlands
liegen, zu einer groß angelegten Werbeveranstaltung für
Deutschland zu machen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Dann müssen unsere Frauen spielen! – Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



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(C (D Herr Kollege Benneter, Ihr Hinweis ehrt Sie ganz esonders; ich vermute, dass Sie deshalb diesen Zwichenruf gemacht haben. Ich gratuliere der Frauenationalmannschaft. Ich sprach aber von der Fußballeltmeisterschaft der Männer, was man mir verzeihen öge. (Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland kann
in großartiges touristisches Ereignis für unser Land
erden. Das Beherbergungsgewerbe rechnet mit zusätz-
ich 5 Millionen Übernachtungen. Ich denke, dass wir
ieses Ereignis nutzen sollten, um noch mehr für
eutschland zu werben. Die Deutsche Zentrale für Tou-
ismus bemüht sich schon darum.
Ich möchte noch drei Anmerkungen zu Anträgen der
ppositionsfraktionen zum Tourismus machen. Zum ei-
en fordern Sie eine Stärkung der Förderung von Ge-
chäftsreisen in die Bundesrepublik. Die DZT, die schon
rwähnte Deutsche Zentrale für Tourismus, ist dabei, in
nger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kongress-
üro, dem alle renommierten deutschen Tagungs- und
ongressstandorte Deutschlands angehören, das Thema
Tagungen, Kongresse und Geschäftsreisen“ sehr inten-
iv zu bearbeiten. Die DZT hat die Werbung im Ausland
ür 2003 ausdrücklich unter dieses Thema gestellt.
Zum Thema Wassertourismus. Es ist zweifellos

ichtig, dass wir in Deutschland bisher nicht genügend
on dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Im Vergleich
it den Niederlanden, mit Großbritannien, den USA und
anada nutzen wir das Potenzial des Wassertourismus in
eutschland bisher nicht ausreichend. In den Städten
nd Ländern müssen in diesem Bereich noch erhebliche
nvestitionen getätigt werden; das gilt auch für das Land,
ür das ich bis vor einiger Zeit die politische Verantwor-
ung getragen haben. Wir können in diesem Bereich er-
eblich mehr Tourismus, auch internationalen Touris-
us, auf uns ziehen. Wir wollen uns jetzt vor allen
ingen auf softe Themen wie die Charterscheinregelung
nd die bundesweite Einführung der „Gelben Welle“
onzentrieren.
Mit der neuen Sommerferienregelung, die die Mi-

isterpräsidentenkonferenz für das Jahr 2005 schon auf
en Weg gebracht hat, sind einige Kolleginnen und Kol-
egen noch ein wenig unzufrieden. Die Ferienspanne
iegt jetzt bei 85 Tagen; das ist nicht das Maximum – sie
önnte auf 90 Tage ausgedehnt werden –, allerdings
chon deutlich mehr als bei der Ferienregelung, die für
ieses Jahr galt und die nicht besonders günstig war, wie
u Recht allgemein festgestellt wurde. Die Regelung, die
ir jetzt vorliegen haben, ist dagegen eine deutliche Ver-
esserung. Deshalb schlage ich Ihnen vor, mit dieser
euregelung erst einmal Erfahrungen zu sammeln, an-
tatt sie schon jetzt infrage zu stellen.
Zum tourismuspolitischen Bericht habe ich die Bitte,

ass wir möglichst gemeinsam daran weiterarbeiten, den
ourismus in unserem Land zu stärken. Ich denke, es
ohnt sich für unser Land und für alle, die in der Touris-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

muswirtschaft besondere Interessen haben, wenn wir
auch bei diesem Thema an einem Strang ziehen.

Ich danke Ihnen sehr.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war eine historische Rede!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506900100

Ich erteile das Wort dem Kollegen Ernst Hinsken,

CDU/CSU-Fraktion.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1506900200

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen, ver-
ehrter Herr Präsident, der Sie gestern Ihren 60. Geburts-
tag feiern konnten, auf das Herzlichste – sicherlich im
Namen aller hier Versammelten – zu gratulieren.


(Beifall)

Nun zur Sache. Die Haupturlaubszeit und die Reise-

zeit sind vorbei. Heute wird tourismuspolitisch Bilanz
gezogen. Verehrter Herr Minister Clement, Sie haben
versucht, vieles schönzumalen. So ist es aber nicht. Ich
werde Ihnen den Beweis dafür bringen. Ich bin dankbar
dafür, dass gerade heute die Möglichkeit besteht, diese
Debatte im Rahmen der Kernzeit durchzuführen; denn
dadurch wird die Bedeutung der Tourismuswirtschaft für
die Bundesrepublik Deutschland besonders unter Beweis
gestellt.

Machen wir alle uns nichts vor: Der Tourismus ist die
Leitökonomie der Zukunft. Es gab im vergangenen
Jahr weltweit 715 Millionen Reisende. Die WTO rech-
net mit jährlichen Steigerungsraten von 12 Prozent.
Weltweit sind 225 Millionen Menschen im Tourismus
beschäftigt. Nach den Rückschlägen durch SARS und
andere Umstände – Sie, Herr Minister Clement, haben
das angesprochen – ist der Tourismus dabei, sich wieder
zu erholen.

Ich möchte es nicht versäumen, auch einige Zahlen zu
nennen, die speziell für uns in der Bundesrepublik
Deutschland von besonderer Bedeutung sind. 140,6 Mil-
liarden Euro Umsatz im Tourismus entsprechen 8 Pro-
zent unseres Bruttoinlandsproduktes. Zählt man den vor-
und nachgelagerten Bereich hinzu, kommt man auf circa
2,8 Millionen Beschäftigte. Das sind dreimal so viel Be-
schäftigte wie im Baugewerbe, viermal so viel Beschäf-
tigte wie in der Automobilindustrie bzw. sechsmal so
viel Beschäftigte wie in der chemischen Industrie. Zu-
dem – das ist mir besonders wichtig, gerade in der heuti-
gen Zeit – stellt die Tourismuswirtschaft 107 000 Aus-
bildungsplätze.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, ein bisschen Werbung ist
in diesem Falle durchaus angebracht: Vom Kochlehrling
zum Hoteldirektor, solche Karrieren sind im Tourismus
kein Einzelfall.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Mit Meisterbrief!)


ier gibt es die Möglichkeit dazu. Wir müssen die jun-
en Leute nur motivieren.
Leider ist nicht zu leugnen, dass der Tourismus auch

ei uns in einer schweren Krise steckt. Wir haben Grund
ur Sorge: 52 Prozent der Deutschen haben in diesem
ommer keine Urlaubsreise angetreten. Große Reisever-
nstalter schreiben dicke Verluste: Der eine muss fest-
tellen, dass sein Verlust doppelt so hoch ist wie im
ergangenen Jahr; der andere – ohne jetzt Namen zu nen-
en – verzeichnet einen gar zwölfmal so hohen Verlust.
Wir müssen uns gerade heute die Frage stellen: Was

ält die Leute vom Reisen ab? Erstens ist es die Kon-
umzurückhaltung, zweitens die Konjunkturflaute, drit-
ens die Angst um den Arbeitsplatz und viertens die
rbeitslosigkeit. Für diese vier Posten ist die Bundesre-
ierung verantwortlich; das möchte ich besonders unter-
treichen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Bei der wichtigsten Zielgruppe in Sachen Tourismus,
ei der Gastronomie, ist es besonders katastrophal. Der
msatz im vergangenen Jahr lag bei minus 7,2 Prozent.
erehrter Herr Minister Clement, das Jahr 2002 war das
chlechteste Jahr für die Gastronomie seit 1949. Leider
ahr! Seit 1974 ist die Anzahl der Betriebe von 274 000
uf 248 000 geschrumpft. Auch hier also ein Minus von
0 Prozent, obwohl die Bevölkerungszahlen nach oben
euten.
Ein probates Mittel, um dem Gastronomiegewerbe zu

elfen, wäre die Harmonisierung der Mehrwertsteuer-
ätze. Herr Minister Clement, bereits auf der ITB 1999
at Ihr Vorgänger, Herr Bundesminister Müller, ange-
ündigt, dass er sich dafür verwenden werde. Geschehen
st nichts. Alles Schall und Rauch! Ein entsprechender
ichtlinienvorschlag, aus Brüssel kommend, liegt bei Ih-
en auf dem Tisch. Aber Bundesfinanzminister Eichel
ritt auf die Bremse. Obwohl auch Tourismuspolitiker
er SPD und insbesondere unser wichtigster Bündnis-
artner in der Europäischen Union, Frankreich, eine sol-
he Reduzierung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie
efürworten, wird das nicht gemacht.


(Renate Gradistanac [SPD]: Wer soll das bezahlen?)


Wie ist es zu rechtfertigen, Herr Schmidt, dass die
ehrwertsteuer für Leistungen im Hotelbereich in zwölf
ändern der EU niedriger ist als bei uns in der Bundesre-
ublik Deutschland? In Frankreich liegt sie bei 5,5 Pro-
ent und in Österreich bei 10 Prozent. Aber wir sind mit
6 Prozent Spitze.
Warum ist in zehn Ländern der Europäischen Union

er Mehrwertsteuersatz für Angebote von Freizeitparks
iedriger als bei uns? Warum ist in acht Ländern der Eu-
opäischen Union der Mehrwertsteuersatz für Leistun-
en in der Gastronomie niedriger als bei uns? Wettbe-
erbsverzerrungen über Wettbewerbsverzerrungen!






(A) )



(B) )


Ernst Hinsken

Wir alle sind aufgefordert, dem entgegenzusteuern

und dafür zu sorgen, dass bestimmte Wirtschaftsbereiche
bei uns im Vergleich zu denen in anderen Ländern in der
Europäischen Union nicht weiter durch Steuern belastet
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Eine ganz besondere Herausforderung steht vor der
Tür: Die EU wird erweitert. Tschechien, Ungarn und Po-
len treten ein. Diese behalten aber ihre niedrigeren
Mehrwertsteuersätze bei. Deshalb fordere ich nochmals,
darüber nachzudenken, ob es nicht gewisse Korrekturen
geben sollte.

Auch bei den Kur- und Heilbädern ist ein schärferer
Wind zu erwarten. Wir sind darüber besorgt, dass bei der
Leistungserbringung im In- und Ausland keine einheitli-
chen Qualitätsstandards vorhanden sind. Darum sollten
wir ganz besonders besorgt sein. Unsere deutschen Kur-
orte brauchen vor allen Dingen zusätzliche Einnahmen
über die Gemeindefinanzreform, um Geld für den Aus-
bau und den Erhalt ihrer Infrastruktur zur Verfügung zu
haben, damit sie mit den Kurorten in anderen Ländern
konkurrieren können.


(Renate Gradistanac [SPD]: Stimmen Sie zu!)

Der Gesundheitstourismus gewinnt an Bedeutung.

Im Jahr 2030 wird die Zahl der über 60-Jährigen von
heute 17 Millionen auf 26 Millionen angestiegen sein.
Schon heute gibt es in der Bundesrepublik Deutschland
3,3 Millionen Mitbürger, die älter als 80 Jahre sind. Vor
allem die frönen dem Gesundheitstourismus. Aber die
Rahmenbedingungen müssen stimmen.

Die Senioren gelten übrigens schon heute als Wachs-
tumsmotor des Tourismus. 2002 sind mehr als 12 Millio-
nen Deutsche über 60 Jahre mindestens einmal im Jahr
in den Urlaub gefahren; das waren 67 Prozent. Schätzun-
gen gehen davon aus, dass in 20 Jahren 80 Prozent der
Senioren in den Urlaub fahren werden. Sie brauchen ein
auf sie zugeschnittenes Angebot und der Tourismusbe-
reich benötigt von uns den politischen Flankenschutz,
also Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, für Seni-
oren besondere Programme aufzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch etwas

ausführen, was im Zusammenhang mit dem Tourismus
besonders wichtig ist: Wir brauchen einen funktionieren-
den Verkehr. Speziell spreche ich hier das Auto an; denn
60 Prozent der Deutschen wählen das Auto, um in Urlaub
zu fahren. Verehrter Herr Minister Clement, durch die
Ökosteuer haben Sie das Autofahren nicht gerade billiger
gemacht. Insofern ist es ein kleiner Luxus, mit dem Auto
in den Urlaub zu fahren. Als Beleg dafür nehme ich einen
Hamburger, Herr Kollege Klimke, der bereit ist, seinen
Urlaub im Berchtesgadener Land zu verbringen. 1 000 Ki-
lometer hin, 1 000 Kilometer zurück und ein paar Kilome-
ter dazwischen ergeben einen Spritverbrauch von etwa
200 Litern. Mit der Ökosteuer ziehen Sie dem Bürger
200 mal 15 Cent aus der Tasche. Das sind sechs gute Mit-
tagessen, die Sie dem Bürger nicht gönnen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Lächerlich!)


n diesem Zusammenhang erteile ich der von verschie-
ener Seite geforderten PKW-Maut eine Absage, weil
ie weitere Umsatzeinbrüche beim Gastronomiegewerbe
it sich brächte.
Eine Bemerkung zur Bustouristik: Verehrter Herr
inister Clement, Sie haben dieses Thema hier nur ganz
napp abgehandelt, obwohl 6 000 mittelständische Un-
ernehmen mit über 65 000 Beschäftigten im Bustouris-
ikgewerbe tätig sind. Gerade in der jetzigen Zeit ist es
ichtig, ein Bekenntnis zur Bustouristik abzulegen, weil
er Bus nach wie vor das sicherste Verkehrsmittel in der
undesrepublik Deutschland ist; er ist 62-mal sicherer
ls das Auto.
An dieser Stelle muss ich auch die Bürokratie anspre-

hen. Es passt nicht zusammen, meine Damen und Her-
en, wenn ewig von Bürokratieabbau gesprochen, aber
ichts getan wird. 5 000 Gesetze und 85 000 Verordnun-
en machen insbesondere der Tourismuswirtschaft zu
chaffen. Es ist doch ein Ding der Unmöglichkeit, dass
emand, der in einem Hotel unter Kopfweh leidet, auf-
rund des deutschen Arzneimittelrechts von der Hotelre-
eption keine Kopfschmerztablette bekommen kann und
n die nächste Apotheke, die ein paar Kilometer entfernt
ird, verwiesen werden muss. Hier sind wir alle gefor-
ert, etwas zu unternehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deutschland ist Messeplatz Nummer eins. Zwei Drittel

ller internationalen Messen finden hier statt. Zusammen
ind hier 220 000 Aussteller betroffen, die 17 Millionen
esucher anlocken. Wir müssen für den Messetourismus
ehr tun, um unseren Rang, wichtigster Messeplatz der
anzen Welt zu sein, behalten zu können. Dies geht nicht
on selbst; vielmehr ist es erforderlich, das Notwendige
u tun.
Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.
erade die mittelständische Tourismuswirtschaft ist auf
ünstige Rahmenbedingungen wie zu verkraftende Steu-
rn, Arbeitsmarktflexibilität, zügige Genehmigungsver-
ahren, weniger Bürokratie, eine ergänzende Ferienrege-
ung usw. angewiesen. Wir dürfen nicht nur über den
ourismus reden, sondern müssen auch entsprechend
andeln. Es ist das Gebot der Stunde, dass wir seitens
er Politik die vernünftigen Rahmenbedingungen schaf-
en.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig! Das können die nicht!)


ch fordere uns alle, insbesondere aber die Bundesregie-
ung, vertreten durch Sie, Herr Minister Clement, auf,
as Notwendige zu tun, damit dieser wichtige Wirt-
chaftszweig auch in der Bundesrepublik Deutschland
ieder richtig in Schwung kommt.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506900300

Ich erteile das Wort der Kollegin Undine Kurth,

Bündnis 90/Die Grünen.
Undine Kurth (Quedlinburg) (BÜNDNIS 90/DIE

GRÜNEN):
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren auf den Besucherrängen! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Im Bericht der Bundesregierung sind eine
Menge Zahlen genannt worden; im Entschließungsan-
trag der FDP sind sie wiederholt worden und auch Herr
Hinsken hat sich eben zum Teil auf sie berufen. Diese
Zahlen belegen, einen welch wichtigen Wirtschaftsfak-
tor die Tourismuswirtschaft in unserem Lande darstellt.
Sie, Herr Minister, haben dankenswerterweise sehr klar
formuliert, dass der Tourismus zu den Schwergewichten
unserer Volkswirtschaft gehört und dass die Bundesre-
gierung diesen Wirtschaftszweig sehr ernst nimmt.

Herr Hinsken, ich kann nicht recht verstehen, warum
Sie diesen Wirtschaftszweig und seine momentanen
Chancen schlechtreden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich werde Ihnen eine Zeitung überreichen,

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Reichen Sie sie mal her!)

der man nicht nachsagen kann, dass sie den Grünen oder
Rot-Grün besonders freundlich gesonnen ist. Diese Zei-
tung schreibt auf der Titelseite: Reisebranche kann hof-
fen, Umsatzplus von 5 Prozent möglich.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Von Hoffnungen allein konnte noch niemand leben!)


Ich glaube nicht, dass ein Wirtschaftszweig so etwas ver-
künden würde, wenn er diese Hoffnung nicht hätte. In al-
ler Regel neigt man doch dazu, eher zu klagen und viele
Änderungen zu fordern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich kann wirklich nicht verstehen, wie Sie diese Zahlen
heranziehen konnten, um eine Branche, die für unser
Land wichtig ist, schlechtzureden.

Reisen ist unbestritten eine der schönsten Seiten des
Lebens und obwohl der Tourismussektor nicht nur aus
Urlaubsreisen besteht, sind Fernweh und Urlaubswunsch
die wichtigsten Impulse, um diesen zu einem führenden
und schnell wachsenden Wirtschaftszweig weltweit zu
machen. Gleichzeitig müssen wir aber auch zur Kenntnis
nehmen: Der Tourismus ist ein sehr anfälliger Wirt-
schaftszweig, der auch Zufällen unterworfen ist. Politi-
sche Unruhen, Terroranschläge, spektakuläre Entführun-
gen, Krankheiten wie SARS, Naturkatastrophen in den
Zielregionen, aber auch konjunkturelle Schwankungen
in den Herkunftsländern der Touristen können die Nach-
frage nach einem Reiseland in kürzester Zeit zusammen-
brechen lassen. Die starken Konkurrenzen unter den
einzelnen Reiseländern und ihre zunehmende Aus-
tauschbauten machen die Situation zusätzlich schwierig

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(C (D nd lassen den Gast sehr leicht umschwenken. Dies wieerum kann zu dramatischen Folgen für die Tourismusegionen führen. Was heißt das auf unser eigenes Land bezogen? Was üssen wir tun, um dem Tourismus in Deutschland auf ie Beine zu helfen? Es wurde bereits gesagt, dass die achfrage nach deutschen Reisezielen erfreulicherweise estiegen ist. Deutsche reisen wieder verstärkt nach eutschland und das ist gut so. Die Umsatzzahlen in astronomie und Hotellerie stabilisieren sich; auch das t gut. Das zeigt: Wir haben die im Rahmen der Bundesuständigkeit gegebenen Möglichkeiten in den zurückegenden fünf Jahren ernsthaft und gut genutzt und die oraussetzungen für einen erfolgreichen Deutschlandurismus verbessert. Der Bericht der Bundesregierung okumentiert das. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Aber auch international haben wir deutliche Anstren-
ungen unternommen, um die Zukunftsfähigkeit, also
ie Nachhaltigkeit des Tourismus – auch ich möchte das
iel bemühte Wort verwenden – zu sichern. Ich nenne
eispielhaft den im Herbst 2002 mit Unterstützung der
undesregierung überarbeiteten Entwurf der Richtlinie
ür Tourismus und Biodiversität, der jetzt der
. Vertragsstaatenkonferenz mit der Empfehlung zur An-
ahme vorliegt. Der Entwurf ist eine Art Leitfaden für
ie Tourismusentwicklung. Er bezieht sich auf alle For-
en und Aktivitäten des Tourismus, sowohl auf den tra-
itionellen konservativen Massentourismus als auch auf
en Ökotourismus. Darüber hinaus bezieht er sich auf
lle geographischen Regionen.
Wir beweisen mit solchen Aktivitäten, dass wir uns

er ökologischen Konsequenzen des Tourismus und der
araus resultierenden Aufgaben sehr wohl bewusst sind
nd auch handeln wollen. Wir alle wissen: Für den Tou-
ismus ist intakte Natur ein überaus wichtiger Faktor.
ie von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen
hrlich durchgeführte Reiseanalyse bestätigt, dass der
unsch, Natur zu erleben, zu einem der wichtigsten
eisemotive der Deutschen zählt. Fakt ist aber auch,
ass der Tourismus in erheblichem Maße zu den vorhan-
enen Umweltproblemen beiträgt.
Ich meine damit zum Beispiel seine allgemeinen Aus-
irkungen auf das Klima; sie stellen den direkten Bezug
ur Ökosteuer her. Der von Deutschland ausgehende
ourismus verursachte 1999 mehr als 75 Millionen Ton-
en Treibhausgasemissionen. Die chemische Industrie,
ie allgemein zu den großen Emittenten zählt, hat im
leichen Zeitraum 37,5 Millionen Tonnen, also die
älfte, emittiert. Ich glaube, das verdeutlicht die Dimen-
ion des Problems, vor dem wir stehen.
80 Prozent der Treibhausgase, die aus dem Tourismus

esultieren, verursacht der Flugverkehr. Wenn die Prog-
osen der Reiseanalysen zutreffen, wird sich dieses Pro-
lem in Zukunft noch verschärfen. Auch aus diesem
rund werden wir Bemühungen, attraktive Urlaubs-
ngebote in Deutschland zu schaffen, unterstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Undine Kurth (Quedlinburg)


Uns ist aber klar: Auch wer nicht das Flugzeug nutzt,

muss nicht unbedingt „sündenfrei“ reisen. Immer noch
werden 70 Prozent der inländischen Urlaubsreisen
– diese Zahl liegt mir vor – mit dem Auto angetreten,
nicht einmal 20 Prozent der Gäste reisen mit der Bahn.
Das kann man nicht als Erfolg verkaufen. Wenn es uns
gelingt, attraktive und zuverlässige Serviceangebote zu
machen, schaffen wir es vielleicht, mehr Kunden zur
Bahn zu bringen. Herr Klimke könnte dann eventuell die
Bahn nutzen und sich ein Essen mehr leisten. Damit
wäre doch allen geholfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Das Fahrrad!)


– Das Fahrrad wäre noch eine wunderbare Ergänzung.
Es ist in unser aller Interesse, wenn wir nicht in erster

Linie daran denken, den Urlaub mit dem Auto billiger zu
machen, sondern überlegen, ob es andere Möglichkeiten
gibt, den Urlaubsort bequem, gut und zuverlässig zu er-
reichen. Schließlich bleibt das nahezu sprichwörtliche
Ökogewissen der Deutschen auch im Urlaub erhalten.
84 Prozent der Deutschen legen Wert auf umweltfreund-
liches Verhalten im Urlaub. Deshalb war es richtig, die
Dachmarke Viabono für umweltorientierte touristische
Angebote zu entwickeln. Sie bietet Verbraucherinnen
und Verbrauchern in Bezug auf natur- und umweltver-
trägliche touristische Angebote eine einfache Entschei-
dungshilfe.

Ich appelliere von dieser Stelle aus noch einmal an
alle Hoteliers, Gastronomen, Betreiber von Bauernhö-
fen, Campingplätzen, Naturparks und Heilbädern sowie
an die Kommunen: Sie alle sollten überlegen, ob sie
diese Dachmarke nicht der Natur und ihren Gästen zu-
liebe sowie zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die ostdeutschen Länder können hiervon besonders pro-
fitieren. Hier entstanden in den letzten Jahren durch För-
derungen und sehr viel Eigeninitiative zahlreiche neue,
moderne touristische Angebote, die sich für eine Verbin-
dung mit Viabono geradezu anbieten.

Die zur Überweisung anstehenden Anträge will ich
angesichts der Kürze der Zeit nicht im Einzelnen behan-
deln. Wir haben dazu in den Ausschüssen sicherlich aus-
giebig Zeit. Ich möchte nur eines versichern: Wir werden
sinnvolle Vorschläge nicht ignorieren, billige Polemik
aber freundlich zurückweisen.

Ich möchte noch etwas anderes ansprechen, wofür
sich die Vielschichtigkeit der eben erwähnten Anträge
gut als Beispiel eignet: Hätten wir jetzt ausreichend Zeit,
würden wir über Geschäftsreisen, die Ferienregelungen
und über den Wassertourismus debattieren, und das si-
cher auch zu Recht. Das sind jeweils Aspekte des Tou-
rismus, die erheblich in andere Politikfelder hineinrei-
chen und die klar machen: Tourismus ist eine
Querschnittsaufgabe. Querschnitt sollte aber nicht hei-
ßen: Jeder macht irgendetwas, alle machen es gleichzei-
tig, aber keiner hat den Überblick.

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(C (D Deshalb glaube ich, noch einmal betonen zu müssen: m Moment gibt es viele gute tourismuspolitische Anätze in den einzelnen Ressorts. Sie werden nebeneinaner entwickelt. Seien wir ehrlich: Wir alle sind schon eiigermaßen erstaunt, wenn wir von einem uns bisher öllig unbekannten Modellprojekt eines Ressorts erfahen. Ich frage mich und Sie, ob es nicht an der Zeit ist, ieser Zersplitterung der Verantwortung für die Entwickung des Tourismus zumindest auf Bundesebene entgeenzuwirken. Mir erscheint es als eine erhebliche Vereudung finanzieller und personeller Ressourcen, wenn n jedem Bundesressort die Tourismuspolitik neu erfunen wird. (Beifall des Abg. Klaus Brähmig [CDU/CSU] und des Abg. Ernst Burgbacher [FDP])


Es freut mich, dass Sie applaudieren, dass wir da einer
einung sind.
Eine Bündelung der Ressourcen und der Verantwor-

ung im eigentlich zuständigen Wirtschaftsministerium
rscheint mir nicht nur sinnvoll, sondern auch erstre-
enswert. Ich weiß, dass dazu Umstrukturierungen erfor-
erlich sind, und ich weiß, dass das nicht einfach sein
ird. Das kann aber nicht dazu führen, dass man eine als
otwendig erachtete Aufgabe nicht angeht. Ich glaube,
ass wir gemeinsam versuchen sollten, auf diesem Ge-
iet etwas zu erreichen, um die vielen guten Ansätze, die
s bereits gibt, weiterzuführen und um für diesen wirk-
ch wichtigen Wirtschaftszweig in unserem Land etwas
u erreichen.
Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Aufmerksam-

eit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506900400

Ich erteile dem Kollegen Ernst Burgbacher, FDP-

raktion, das Wort.

Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1506900500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und liebe Kolle-

en! Ich glaube, die Ausgangsbasis dessen, worüber wir
eute reden, ist tatsächlich ziemlich kompliziert.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: So ist es!)

er weltweite Tourismus hat eine große Krise, bedingt
urch den 11. September 2001, den Irakkrieg, SARS und
ndere Dinge, hinter sich. Im Augenblick gibt es An-
altspunkte dafür, dass es uns gelingt, diese Krise ein
tück weit zu überwinden. Das bezieht sich aber leider
eniger auf die Binnennachfrage. Von daher erfordert
ie Situation eine sehr differenzierte Betrachtungsweise.
Es gibt einige Bereiche, die mir wirklich Sorgen be-

eiten. Das ist zunächst der Hotel- und Gaststättenbe-
eich, der für mich die Basis jeglichen Tourismus in
eutschland ist. Wenn es im Hotel- und Gaststättenbe-
eich nicht stimmt, brauchen wir über den Tourismus ei-
entlich nicht zu reden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

Wir müssen zusehen – die Entwicklungen in diesem
Punkt betrachte ich mit großer Sorge –, dass sich die Er-
tragslage bei den Betrieben wieder so entwickelt, dass
sie investieren können. Denn sonst werden sie die Quali-
tät nicht bieten können, die sie bieten müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch bei den Reisebüros ist die Situation schwierig.
In dieser Branche gab es, wie wir wissen, eine Krise, die
weiterhin besteht. Niemand weiß im Augenblick, wie
sich die Veränderungen bei der Buchung von Pauschal-
reisen – ich nenne nur das Internet – und andere Verän-
derungen auf die Reisebüros auswirken werden. Auch in
dieser Branche stehen viele Tausende von Arbeitsplätzen
auf dem Spiel.

Es gibt etwas, um das wir, Herr Minister, uns wirklich
noch einmal kümmern müssen, nämlich um die Ferien-
regelung. Wir alle miteinander hatten bei der Ferienre-
gelung ja schon einen Erfolg erzielt. Aber die Erfahrung
in diesem Jahr hat gezeigt, dass das nicht ausreicht. Wir
müssen dieses Thema noch einmal problematisieren und
versuchen, die Gesamtzeit etwas auszuweiten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es wird viel Kriti-

sches in dieser Zeit gesagt. Lassen Sie mich deswegen
auch einmal ein paar lobende Worte sagen. Ich möchte
die leistungsfähige Abteilung Tourismus im Bundesmi-
nisterium für Wirtschaft und Arbeit mit ihren hoch enga-
gierten Mitarbeitern loben.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bitte Sie, Herr Minister, dieses Lob weiterzugeben.
Hier wird hervorragende Arbeit geleistet. Das wissen
wir aus unserer Ausschussarbeit.

Ich möchte auch Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen
der anderen Fraktionen im Tourismusausschuss, loben.
Vieles haben wir gemeinsam versucht. Manches ist uns
nicht ganz gelungen. In manchen Fragen sind wir poli-
tisch weit auseinander. In manchen Punkten haben Sie
leider in der eigenen Fraktion keine Mehrheit gefun-
den. – Schade.


(Beifall bei der FDP)

Einiges aber ist uns gemeinsam gelungen: Ich freue

mich nach wie vor, dass wir es vor allem auf intensiven
Druck der FDP in der letzten Legislaturperiode geschafft
haben, dass das Haus einstimmig die Trinkgeldbesteue-
rung abgeschafft und damit ein deutliches Zeichen ge-
setzt hat.


(Beifall bei der FDP)

Ich freue mich, dass wir im Bereich der touristischen Be-
schilderung wenigstens einen kleinen Schritt weiterge-
kommen sind, auch wenn wir, liebe Kollegin Faße, erheb-
lich mehr gewollt haben. Zumindest dieser kleine Schritt
ist uns aber gelungen. Gemeinsam haben wir Einiges für
das Schaustellergewerbe in Deutschland getan.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Auf anderen Gebieten allerdings waren wir weniger
rfolgreich. Vier Jahre lang haben wir gegen die unsin-
ige Rücknahme der 630-Mark-Regelung gekämpft.
etzt haben wir eine solche Regelung wieder, zwar mit
ehr Bürokratie, aber immerhin haben Sie nach fünf
ahren gelernt. Es ist ein Befreiungsschlag für die Bran-
he, dass es jetzt wenigstens die Minijobs gibt. Wenn Sie
as fünf Jahre vorher nicht abgeschafft hätten, wäre die
ranche heute in einer viel besseren Lage.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich sage auch Lob für den Haushalt, was die Deut-

che Zentrale für Tourismus anbetrifft. Ich finde es
ut, dass es gelungen ist, die Mittel dafür zu erhöhen. Ich
öchte an dieser Stelle aber auch sagen: Was gestern im
ourismusausschuss geschehen ist, kann ich nicht mit-
ragen. Bei einem Haushaltstitel wurden 100 000 Euro
raufgelegt, danach wurden 200 000 Euro in manchen
ereichen bei drei Organisationen zweckgebunden für
lientel der Grünen. Diese Klientelpolitik werden wir
icht mitmachen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es gibt Bereiche, bei denen wir leider nicht weiterge-
ommen sind: bei den Sperrzeiten insbesondere für die
ußengastronomie und beim Jugendarbeitsschutzgesetz;
as wird sich vielleicht heut Mittag noch zeigen.
Es gibt Vieles, was nach wie vor zu tun ist. Einiges ist

esonders wichtig.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)

azu zählt die Förderung des barrierefreien Tourismus.
ir haben in der letzten Legislaturperiode eine Große
nfrage dazu gestellt. Daraus müssen wir jetzt etwas ma-
hen. Wir haben einen Antrag zum Wassertourismus vor-
elegt. Ich will dem Kollegen Hinsken beim Thema Bus-
ourismus ausdrücklich zustimmen: Es kann nicht sein,
ass der Bustourismus durch ungerechtfertigte Wettbe-
erbsverzerrungen, zum Beispiel durch die Ökosteuer,
enachteiligt ist. Das werden wir immer anmahnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Bei allen positiven Zeichen: Tourismuspolitik von
ot-Grün ist nach wie vor ideologisch zu verbrämt. Sie
st viel zu mutlos. Die Rahmenbedingungen sind völlig
alsch gesetzt. Hierzu gibt es übrigens ein schönes Zitat
on Wilhelm Busch: Froh schlägt das Herz im Reisekit-
el, vorausgesetzt man hat die Mittel.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

enau das ist das Problem.
Ich möchte Ihnen einen Satz aus einem vor zwei Wo-

hen erschienenen Prognos-Gutachten zitieren. Dort
eißt es:

Die Reiseausgaben der Deutschen stiegen in den
90er-Jahren kontinuierlich, stagnierten 2001 und






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

sanken 2002 und 2003 geringfügig. Damit wurde
der mit 25 Prozent Marktanteil wichtigste europäi-
sche Quellmarkt ähnlich stark von exogenen Markt-
entwicklungen betroffen wie andere Quellmärkte.
Die gegenwärtige Entwicklung in Deutschland wird
dabei von „hausgemachten“ wirtschaftlichen Hemm-
nissen stärker tangiert als die Entwicklung in den
meisten anderen europäischen Staaten, die bereits
wieder auf Wachstum eingeschwenkt sind.

Herr Minister, hier wird deutlich gesagt: Sie tragen die
Verantwortung dafür, dass es uns im Gegensatz zu all
unseren Nachbarn nicht gelingt, beim Tourismus wieder
aus dem Tief herauszukommen, und dass die Nachfrage-
flaute bei uns nach wie vor bestimmend ist. Das müssen
Sie auf Ihre Kappe nehmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben es nicht geschafft, Bürokratie abzubauen.
Die FDP hat die Aktion „Bürokratie abbauen – Wir ma-
chen es einfacher“ gestartet. Wir haben jede Woche ei-
nen konkreten Vorschlag für Bürokratieabbau gemacht.
Leider haben Sie so gut wie keinem zugestimmt. Wir er-
warten, dass Sie endlich nicht nur reden, sondern auch
handeln.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben nicht dereguliert, sondern mehr reguliert.
Vor allem bei den Reformen im Arbeitsrecht, die für
das Gewerbe wichtig sind, sind sie total blind. Wenn wir
an das Arbeitsrecht nicht herangehen, werden wir die
Probleme dieser Branche nicht lösen können.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum
Schluss im Bild des Tourismus bleiben: Die Regierung
nimmt uns seit 1998 auf eine Abenteuerreise mit. Dabei
gab es durchaus einige schöne Strecken; das sei zugege-
ben. Insgesamt war es jedoch eine Abenteuerreise. Die
Reisenden wollen aber etwas anderes. Herr Minister, sie
wollen das Ziel kennen und wissen, wohin es geht. Das
ist das Entscheidende. Die Reisenden wollen auch wis-
sen, wie lang eine solche Reise dauern wird.


(Dirk Niebel [FDP]: Bis 2006!)

Sie lassen sich nicht ewig auf den Sankt-Nimmerleins-
Tag vertrösten. Es muss ja keine Pauschalreise sein, bei
der alles vorbestimmt ist. Die Reisenden sind sehr wohl
bereit, auch einmal steile Berge zu überqueren und Bau-
stellen in Kauf zu nehmen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Aber nur mit der entsprechenden Ausrüstung! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Nur, wenn es eine Seilbahn gibt!)


Sie wollen dann aber auch wissen, dass sie nach einer
abschätzbaren Zeit an dem richtigen Ziel ankommen.
Genau das ist Ihr Problem: Weder Zeit noch Ziel sind be-
kannt. Deshalb wäre es die beste Maßnahme für den
Deutschlandtourismus, wenn wir der Regierung eine

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(C (D ahrkarte in die Opposition schenken und wieder die ichtigen Leute an das Steuer lassen würden. Herzlichen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Fahrkarte in die Opposition ohne Rückfahrschein!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506900600

Ich erteile Kollegin Brunhilde Irber, SPD-Fraktion,

as Wort.

Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1506900700

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Dies ist eine Sternstunde für die Tourismuspo-
itiker des Deutschen Bundestages, weil wir den touris-
uspolitischen Bericht in der Kernzeit debattieren kön-
en. Das freut uns und ist der Bedeutung des Tourismus
ngemessen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir danken der Bundesregierung für diesen sehr aus-
agekräftigen Bericht,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Was? – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das ist er nicht!)


n dem erstmals auch der Gender-Gedanke berücksich-
igt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

n dem Bericht wird der Tourismus unter anderem auch
ls Wirtschaftsfaktor behandelt. Minister Clement hat
ies soeben sehr ausführlich dargelegt. Deshalb kann ich
arauf verzichten.
Ich möchte hier heute auf die Rolle des Parlaments

nd insbesondere auf die der Regierungsfraktionen für
en Tourismus in Deutschland ausführlicher eingehen.
Unser Bestreben war und ist es, den Stellenwert des

ourismus für Wachstum und Beschäftigung bei den
ntscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft ins Be-
usstsein zu bringen. Deshalb kann es als Erfolg bezeich-
et werden, dass es gelungen ist, bei den Fraktionen des
eutschen Bundestages mehr Aufgeschlossenheit für
ourismusthemen zu erzielen, was auch durch gemein-
chaftliche Anhörungen mit verschiedenen anderen Aus-
chüssen zum Ausdruck kommt. Dafür möchte ich mich
ei den Kolleginnen und Kollegen bedanken.


(Beifall bei der SPD)

Erfreulich ist auch, dass der Tourismus nun als Fach-

ereich beim Deutschen Industrie- und Handelskammer-
ag und beim BDI etabliert ist. Wir erhoffen uns hiervon
tarke Wachstumsimpulse für den Deutschlandtouris-
us.
Eine Erfolgsstory ist auch das von der Bundesregie-

ung initiierte länderübergreifende Inlandsmarketing
urch die Deutsche Zentrale für Tourismus, das nun
eit drei Jahren besteht und das sich insbesondere bei der






(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

Hochwasserkatastrophe im letzten Jahr als Instrument
für die betroffenen Regionen positiv ausgewirkt hat. Ich
hoffe, dass es diese Zusammenarbeit auch über 2006 hi-
naus geben wird.

Ein Blick zurück sei mir dennoch erlaubt. Zur Zeit
unserer Regierungsübernahme war die touristische Situ-
ation von Stagnation und rückläufigen Zahlen geprägt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jetzt ist das der Fall!)


– Nein, Herr Vorsitzender, so ist es nicht. Wenn Sie sich
die Zahlen anschauen, dann werden Sie eines Besseren
belehrt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In Ihrer Regierungszeit hatten Sie geplant, die Mittel
für die Deutsche Zentrale für Tourismus um 11 Millio-
nen DM – damals haben wir noch in D-Mark gerechnet –
auf 25 Millionen DM zu kürzen. Dies wäre ein Kahl-
schlag gewesen.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Die Unwahrheit wird nicht durch ständiges Wiederholen zur Wahrheit!)


Das haben wir aufgrund der Änderung der Mehrheitsver-
hältnisse in diesem Haus stoppen können.


(Beifall bei der SPD)

Wir haben den Haushaltsansatz für die Deutsche Zen-

trale für Tourismus von einstmals 25 Millionen DM, die
Sie angepeilt hatten, im Jahre 2004 auf 24,474 Millionen
Euro erhöht.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Eine rückwärts gewandte Betrachtung! Die hilft uns nicht weiter!)


Damit haben wir das Ergebnis im Vergleich zu Ihnen fast
verdoppelt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Unter anderem der guten Arbeit der DZT ist es zu ver-

danken, dass wir im Jahre 2002 fast 38 Millionen Über-
nachtungen von Ausländern in Deutschland hatten. Hierzu
nur ein Zahlenvergleich: Von 1998 bis zum Jahr 2002 hat
sich die Zahl der Übernachtungen in Deutschland trotz
SARS, trotz des Irakkriegs, trotz der Ereignisse vom
11. September 2001 insgesamt um 24 Millionen erhöht.
Dies ist ein Faktum, das Sie nicht wegdiskutieren können.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Innerdeutsch!)

– Das sind die insgesamt getätigten Übernachtungen in
Deutschland. Nur das ist eine aussagekräftige Zahl.


(Beifall bei der SPD)

Die Maßnahmen der DZT geben der Branche vielfa-

che Wachstumsimpulse. Dadurch werden zielgerichtet
Potenziale für den Deutschlandtourismus erschlossen.
Ich möchte mich deshalb auch bei Frau Schörcher von
der Deutschen Zentrale für Tourismus und ihren Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern bedanken.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Im Bund-Länder-Ausschuss „Tourismus“ wurde vor iner Woche eine Studie der DZT mit ersten Zahlen, Dan und Fakten zum Inlandstourismus vorgestellt. Ein rgebnis dieser Repräsentativbefragung bestätigt: Uraub in Deutschland ist in. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Es jammern aber alle, dass nichts mehr geht! Sie haben mit den Gastronomen schon lange nicht mehr gesprochen!)


Die aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes
estätigen dies. Nach der Statistiknovelle, die wir ange-
egt haben und nach der seit Januar dieses Jahres erst-
als die Zimmerauslastung erfasst wird, ist die Auslas-
ng der Zimmer im ersten Halbjahr kontinuierlich von
7 Prozent im Januar auf 43 Prozent im Juli gestiegen.
ie strafen sich also Lügen mit Ihren Aussagen, die Sie
ier getroffen haben.


(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Im Sommer steigen die Zahlen immer an!)


nsgesamt kommt man damit für das erste Halbjahr auf
ine Auslastung von 37 Prozent, bei den Hotels auf mehr
ls 40 Prozent. Das ist mehr, als in Ihrer Regierungszeit
u verzeichnen war.


(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Das ist gar nicht wahr!)


Von Januar bis August wurden 234 Millionen Gäste-
bernachtungen gezählt; das entspricht in etwa dem Vor-
hresergebnis. Die Zahl der Gästeübernachtungen im
ugust ist im Vergleich zu dem entsprechenden Vorjah-
esmonat um 6 Prozent bzw. zum Juli dieses Jahres um
Prozent höher.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Alles Milchmädchenrechnungen!)


er Auslandstourismus hat im August sogar um
Prozent zugenommen. – Aber ich möchte mich jetzt
icht weiter mit Zahlen aufhalten.
Deutschland ist ein sicheres Reiseland. Deshalb ent-

cheiden sich viele Gäste, zu uns zu kommen. Die Bun-
esregierung hat in der Zeit nach dem 11. September
001 und den vielen anderen Ereignissen mit umfangrei-
hen Sicherheitsmaßnahmen dafür gesorgt, dass unser
and ein sicheres Reiseland bleibt.
Deutschland hat von der Ferienwohnung bis zum

ünf-Sterne-Hotel gute Unterkünfte, eine gute Küche,
östliche Weine und ein gutes Bier, das sich internatio-
al messen lassen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eutschland hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
ir sind zwar bei den Dienstleistungen bestimmt noch
eine Weltmeister, aber wir stärken Qualität durch ver-
chiedene Modellprojekte, die der Bund finanziert hat.
amit kommen wir dem Ziel „Der Kunde ist König“ nä-
er. Deshalb gilt mein Dank allen Dienstleistern im Tou-
ismus.

(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Deutschland hat hohe Spritpreise! Das haben Sie vergessen!)







(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

In der vergangenen Legislaturperiode haben wir die

Trinkgeldbesteuerung abgeschafft.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Auf Initiative der FDP!)


– Dass dies auf Initiative der FDP geschah, ist ein Mär-
chen. Aber die FDP hat uns dabei unterstützt.


(Jörg van Essen [FDP]: Viermal mussten wir es einbringen!)


Dadurch haben wir die Beschäftigten im Hotel- und
Gaststättengewerbe motiviert, höchste Leistungen zu er-
bringen. Dies gilt auch für die Betriebsrente, die durch
die Zusammenarbeit der Gewerkschaft Nahrung-Ge-
nuss-Gaststätten und des DEHOGA eingeführt wurde.

Auf die Mehrwertsteuer will ich nicht mehr eingehen.
Da befinden wir uns in Europa in einem guten Mittel-
feld. Diese Sache ist es nicht wert, dass man sich damit
noch einmal auseinander setzt; das alles haben wir schon
längst abgehandelt.

Deutschland hat vielfältige attraktive touristische An-
gebote und eine gute Verkehrsinfrastruktur, die durch
den Bundesverkehrswegeplan noch einmal verbessert
werden wird. Deshalb kommen viele ausländische Gäste
zu uns. China wurde schon erwähnt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Viele fahren zum Tanken in die Nachbarländer!)


Deutschland hat ein interessantes Kulturangebot.
Gerade Ostdeutschland hat die Chance, im Tourismus
weiter voranzukommen. Leider wird hierzu im Bericht
nichts ausgeführt. Wir werden in einer gemeinsamen
Anhörung mit dem Kulturausschuss entsprechende Ak-
zente setzen.

Deutschland hat – Frau Kollegin Kurth hat es schon
angesprochen – viel Natur zu bieten. Familienurlaub in
Deutschland wird unser nächstes Thema sein. Ich freue
mich, dass wir mit unserem Antrag im Sommer dieses
Jahres gerade im Bereich des barrierefreien Tourismus
Schwerpunkte gesetzt haben.

Ich sehe, dass meine Zeit abläuft.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506900800

Es ist doch nur Ihre Redezeit.


(Heiterkeit)



Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1506900900

Ich komme zum Schluss. – In Deutschland wird sich

das Freizeitverhalten verändern. Deshalb erwarten wir
uns von der von uns in Auftrag gegebenen Herbststudie
„Zukunftstrends im Tourismus“ neue Grundlagen für die
Tourismuspolitik und die Branche. Ich denke, dass wir
diese Klientel im Sinne von mehr Wachstum und Be-
schäftigung stärken können.

Qualität und Qualitätssteigerung, das ist der rote Fa-
den, der sich durch unsere Politik zieht. Nur mit Qualität
werden wir uns auf dem heiß umkämpften Markt be-

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(C (D aupten können. Deshalb werden wir nicht nur gewerbeolitischen Forderungen nachkommen, sondern langfrisige Ziele in der Tourismuspolitik setzen, damit das, was m Bericht steht, wahr wird, dass der Tourismus einereits ein Instrument der Völkerverständigung und andeerseits ein Markt der Zukunft ist. Wir wollen erreichen, ass sich dies in Deutschland auszahlt. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506901000

Ich erteile das Wort Kollegen Jürgen Klimke, CDU/
SU-Fraktion.


Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1506901100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Beim Stu-

ieren des Berichtes, aber auch während der einführen-
en Worte von Minister Clement bin ich bisweilen an
en Katalog eines unseriösen Reiseanbieters erinnert
orden, gegen den wir als Bürger und Politiker immer
ettern.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Bisher lief es eigentlich ganz gut!)


arin wird ein Zimmer mit Meerblick versprochen, aber
as Meer liegt 20 Minuten zu Fuß entfernt.
Man kann Ihnen nur den Abschluss einer Schadens-

rsatzversicherung empfehlen; denn der Bericht formu-
iert Ziele, die nicht erreicht werden können. Es handelt
ich um Scheinangebote. Ich darf das an vier Beispielen
elegen.
Ein Beispiel haben wir angesprochen – im Bericht
ird es nicht erwähnt, Herr Minister –, nämlich die Situ-
tion der Geschäftsreisenden. Dieses Reisesegment
ird von der Bundesregierung ignoriert. Dabei geht es
m 10 Millionen Geschäftsreisende, von denen jeder
2 Reisen im Jahr unternimmt. Das sind 50 Milliarden
uro Umsatz im Jahr. Das ist fast ein Drittel des Ge-
amtumsatzes.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Hinzu kommt noch Folgendes: Im Gegensatz zu den
rlaubsreisen, bei denen drei Viertel des Geldes im Aus-
and ausgegeben werden, bleiben 70 Prozent des Geldes,
ür Geschäftsreisen im Inland. Somit schaffen und si-
hern Geschäftsreisen bundesweit ganzjährig Arbeits-
lätze, die direkt oder indirekt von diesen Ausgaben ab-
ängig sind. Das muss immer wieder deutlich gemacht
erden.
Aber trotz vollmundiger Versprechen, die wir vorhin

och einmal gehört haben, nämlich dieses Marktsegment
u fördern, wird nichts getan. Es heißt in dem Bericht:
Darüber hinaus profitiert die Tourismuswirtschaft von
en allgemeinen wirtschaftspolitischen Initiativen der
undesregierung, …“


(Lachen des Abg. Ernst Hinsken [CDU/CSU])







(A) )



(B) )


Jürgen Klimke

Das ist schlicht und einfach eine Drohung für den Tou-
rismus.


(Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Wo er Recht hat, hat er Recht, der Kollege Klimke!)


Schauen Sie sich unseren Antrag an, was die Ge-
schäftsreisen betrifft! Richten Sie die Auslandswerbung
über die DZT stärker auf Geschäftsreisen aus! Wer
Deutschland beruflich besucht, der kommt auch später
sicherlich mit seiner Familie hierher. Hier besteht also
Zuwachspotenzial.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Reduzieren Sie die Bürokratie – das ist ein wichtiges
Thema, das wir hier immer wieder angesprochen
haben – durch eine Vereinfachung der steuerlichen Be-
handlung von Bewirtungs-, Hotel- und Mietwagenbele-
gen! Das alles ist im Moment fürchterlich bürokratisch.
Ich weiß das. Ermöglichen Sie bessere Ausbildungs-
möglichkeiten für Spezialisten im Bereich der Ge-
schäftsreisen und professionalisieren Sie dieses Arbeits-
platzpotenzial! Denn auch hier ist der Tourismus eine
Jobmaschine. Weitere Anregungen, Herr Minister, kön-
nen Sie unserem Antrag entnehmen.

Mein zweiter Punkt betrifft das Defizit beim Haupt-
stadtmarketing. Im gesamten Bericht findet sich kein
Wort dazu.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist aber traurig!)


Ich fordere: Berlin muss als deutsche Hauptstadt touris-
tisch endlich in der ersten Liga spielen,


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das muss das touristische Flaggschiff sein!)


genauso wie Rom, London, Paris oder auch New York,
obwohl Letzteres nicht Hauptstadt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Bundesregierung aber sagt: Das sollen andere ma-
chen, zum Beispiel die Berlin Tourismus Marketing
GmbH, bei der wir gestern gewesen sind und die ihre
Arbeit im Übrigen hervorragend macht. Aber Berlin ist
fast pleite und hat kein Geld. Zu sagen: „Andere sollen
die Arbeit machen“ reicht nicht. Was Berlin fehlt, ist ein
Netzwerk von Land, Bund und Tourismuswirtschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dass eine solche Symbiose funktioniert, zeigt das

Beispiel Hamburg. Ich will mich hier nicht dem Ver-
dacht aussetzen, meine hanseatische Eitelkeit zu befrie-
digen, aber der Erfolg spricht für sich. Dieses Jahr wird
in Hamburg die Zahl der Besucher auf 5 Millionen stei-
gen. Hamburg hat als einzige Region in Deutschland mit
6 Prozent einen starken Zuwachs, während die Zahlen
für Gesamtdeutschland um 4 Prozent zurückgegangen
sind. Das muss doch Gründe haben. Es wird auf die
Musicals verwiesen, aber das Entscheidende ist das so
genannte One-Stop-Shopping, das heißt: Alles aus einer
Hand. So wird die Hamburger Tourismuszentrale von
den wichtigsten Interessenvertretern der Stadt mitgestal-

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(C (D et. Die Wirtschaftsbehörde ist eng mit der Tourismusentrale verbunden, aber bevormundet sie nicht. Was ichtig ist: Wo Hamburg draufsteht, ist auch Hamburg rin. Hamburg wird als Marke verkauft. Genauso brauhen wir ein Label „Hauptstadt Berlin“ nd eine Schnittstelle zwischen dem Land und dem und, mit der dieses Hauptstadtmarketing unterstützt erden kann. Das heißt nicht, dass wir unendlich viel eld dort hineinstecken wollen. Nein, wir müssen einach kreativer sein und die Potenziale nutzen. Wir haben ie DZT, die das intensiver machen könnte, wir haben eutsche Botschaften im Ausland, wir haben Auslandsandelskammern, wir haben die Goethe-Institute und die olitischen Stiftungen. (Brunhilde Irber [SPD]: Ja, das gibt es alles! Das ist nichts Neues!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ier stärker zu kooperieren und Berlin stärker als Haupt-
tadt zu vermarkten ist eine ganz wichtige Sache,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

erade jetzt, wo die EU-Osterweiterung Berlin große
hancen bietet, sich stärker als das Zentrum in Mittel-
uropa zu profilieren.
Das dritte Beispiel ist die Ostseekooperation. Auch

ier verliert sich die Bundesregierung in Ankündigun-
en. Es gebe keine einheitliche Linie, kein einheitliches
mage, beklagte sie. Wird sie jedoch aktiv? – Nein.


(Brunhilde Irber [SPD]: Doch!)

Um in der Ostseepolitik Profil zu zeigen, muss auch

n dieser Frage eine Zusammenarbeit der Anrainerstaa-
en notwendig werden. Es gilt auch hier, die Ostsee als
arke zu verkaufen. In Brüssel gibt es den so genannten
lub Méditerranée. In ihm sind all diejenigen vertreten,
ie ein Interesse am Mittelmeer und an dessen Vermark-
ung haben. Deutschland liegt aber nicht am Mittelmeer,
ondern an der Ostsee.


(Zurufe von der SPD: Auch an der Nordsee!)

An der Nordsee, aber auch an der Ostsee. Ich rede jetzt
ber die Ostsee.
Schaffen wir doch einen Club Mare Balticum, zum
eispiel unter Einbindung der Russen! Damit hätten wir
in geeignetes Instrument, um europäischen Belangen
ehr Aufmerksamkeit zu sichern.


(Brunhilde Irber [SPD]: Das zeigt doch, dass ihr sonst nichts zum Kritisieren gefunden habt!)


Tourismus darf, wie wir wissen, nicht nur auf Europa
eschränkt sein. Auch die Entwicklungsländer sind ein
ohnendes Ziel. In diesem Zusammenhang müssen aber
uch Themen wie Ausbeutung, soziokulturelle und öko-
ogische Beeinträchtigung, mangelnde Sicherheit für
ouristen und – das ist besonders tragisch – die sexuelle
usbeutung von Kindern berücksichtigt werden. An die-
er Stelle ist der Bericht der Bundesregierung sehr aus-
ührlich.






(A) )



(B) )


Jürgen Klimke

Wir unterstützen wirkungsvolle Maßnahmen zum

Schutz von Kindern. Bei dieser Form der Ausbeutung
handelt es sich nicht um Kavaliersdelikte. Es sind viel-
mehr Straftatbestände, die auch in der Bundesrepublik
konsequent verfolgt werden müssen.

Ansonsten gilt: Internationaler Tourismus kann nur
funktionieren, wenn er nachhaltig und langfristig ist,
wenn die lokalen Wirtschaftssysteme integriert werden
und die Bevölkerung vor Ort in die Planung und Reali-
sierung von Projekten einbezogen wird.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506901200

Kollege Klimke, Sie müssen zum Ende kommen.

Jürgen Klimke (CDU):
Rede ID: ID1506901300

Ich komme zum Schluss, Herr Präsident. – Ich darf

das Bild des Reisekatalogs, das ich zu Beginn meiner
Rede erwähnt habe, noch einmal aufgreifen. Der Bericht
enthält viele Scheinangebote, ein paar Ankündigungen,
Lockangebote und vielleicht einige Ausrufungszeichen.
Aber der Tourismus als Jobmaschine ist viel zu wenig
berücksichtigt worden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506901400

Ich erteile der Kollegin Annette Faße, SPD-Fraktion,

das Wort.

(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Die kommt von der Nordsee!)



Annette Faße (SPD):
Rede ID: ID1506901500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Polemik und Schlechtreden helfen der Branche
nicht.


(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Vernünftige Politik machen! Eine gute Politik machen! Dann läuft es!)


Was Sie heute Morgen betreiben, wird keinen Boom und
Aufwuchs bringen. Die Menschen werden vielmehr sa-
gen: Mein Gott, warum soll ich eigentlich in Deutsch-
land Urlaub machen?

Die Bundesregierung hat einen hervorragenden Be-
richt vorgelegt, in dem hervorragende Zukunftsperspek-
tiven dargestellt werden. Ich möchte allen Menschen, die
uns heute zuhören, Mut machen: Urlaub in Deutschland
lohnt sich!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Daran haben wir nicht gezweifelt!)


Ich möchte zu einem speziellen Bereich des Touris-
mus Stellung nehmen, und zwar zum Wassertourismus.
Wassersport und Tourismus auf unseren Wasserstraßen
haben seit 1990 stark an Bedeutung gewonnen. Auf
diese Entwicklung hat die Bundesregierung umgehend

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(C (D eagiert und in ihren tourismuspolitischen Berichten dem assertourismus einen eigenen Punkt gewidmet. Es gibt in Deutschland ein Wasserwandernetz von irca 10 000 Kilometern Länge. Damit verfügen wir ber eines der attraktivsten Wassersportgebiete inneralb Europas. eben den Bundeswasserstraßen gibt es die Landesgeässer und viele Fließgewässer, die nur von Kanus und uderbooten befahrbar sind. Schätzungen zufolge gibt s in Deutschland über 6,3 Millionen Wassersportler. twa 17 Millionen Bundesbürger verbringen ihre Freieit oder ihren Urlaub in, an oder auf dem Wasser. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Und unter Wasser!)


(Beifall der Abg. Brunhilde Irber [SPD])


Ja, auch unter Wasser. Manchmal würde ich auch Sie
anz gern einmal unter Wasser sehen, Herr Hinsken.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Als Tiefseetaucher!)


Die Wassersportwirtschaft nimmt mit einem Umsatz
on 1,7 Milliarden Euro eine gute Position ein. Die Zah-
en sprechen für sich. Wir haben erkannt, dass sich die-
er Wirtschaftszweig zu entwickeln lohnt und dass in
iesem Bereich neue Arbeitsplätze geschaffen werden
önnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die rot-grüne Bundesregierung wird dieses touristi-

che Marktsegment weiter fördern. Für Bau, Betrieb und
nterhaltung der Wasserstraßen wenden wir jährlich
ber 1 Milliarde Euro auf. In der Erschließung histori-
cher und romantischer Kanäle liegen weitere Möglich-
eiten. Ein gutes Beispiel dafür ist der Finowkanal nord-
stlich von Berlin, der gemeinsam mit dem Land
randenburg für den Wassersport erschlossen wird.
Die zunehmende Nutzung unserer Wasserstraßen er-

ordert allerdings auch angemessene Regelungen. Ohne
egeln geht es nicht; zu viele allderdings behindern die
irtschaftliche Entwicklung. An dieser Stelle möchte
ch als Beispiel dafür, dass wir bereits Regelungen ver-
ndert bzw. gestrichen haben, den so genannten Charter-
chein nennen, den die Bundesregierung im Jahr 2000
zunächst als Feldversuch – eingeführt hat. Der Bun-
esverkehrsminister hat im April dieses Jahres den
rsten Ergebnisbericht vorgelegt. Aus diesem ist eine
erordnung hervorgegangen, die gestern im Verkehrs-
usschuss beschlossen wurde. Es steht fest, dass sich der
harterschein bewährt hat.


(Beifall bei der SPD)

omit ist die Befristung aufgehoben und die Ausdeh-
ung auf geeignete, weitere Wasserstraßen im Osten un-
eres Landes vorgenommen worden. Auch an den bishe-
igen Regelungen betreffend die Personenzahl und die
änge eines Bootes haben wir Korrekturen vorgenom-
en. Dies ist ein Zeichen gerade für den Osten unseres
andes, wo es sehr viele Wasserstraßen gibt.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Annette Faße

Die Erfordernisse der Sicherheit werden dabei weiter be-
achtet. Wir haben die entsprechenden Regelungen erwei-
tert: Im Bereich der Schleusen und des Begegnungsver-
kehrs gelten neue Kriterien.

Wie vielfältig die Urlaubsform „Wassertourismus“
ist, verdeutlicht die Grundlagenuntersuchung zum Was-
sertourismus, die das Wirtschafts- und Arbeitsministe-
rium in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse jetzt
vorliegen. Neben dem Wassertourismus im engeren
Sinne, zu dem Wasserwandern, Kanutourismus, Segeln,
Motorbootfahren, Surfen, Wasserski, Tauchen sowie An-
geln und Fischen gehören, gibt es den Wassertourismus
im weiteren Sinne, der alle Aktivitäten am Wasser wie
beispielsweise Strand- und Campingtourismus sowie
Ruderbootverleihe umfasst. Maritime Großveranstaltun-
gen, Werftbesichtigungen und Schifffahrtsmuseen wer-
den in der Untersuchung als „mit dem Wassertourismus
verbundene Segmente“ bezeichnet. Gerade die Großver-
anstaltungen, wie wir sie von der Küste her kennen, ha-
ben Magnetwirkung. Der ganze Bereich der Fahrgast-
schifffahrt, von der Kreuzfahrtschifffahrt über die
Flussschifffahrt bis hin zu der Fährschifffahrt, ist ein
sehr wichtiges Segment für Nord- und Ostsee, Herr Kol-
lege Klimke. Schon im Jahr 1998 gab es tourismuspoliti-
sche Kontakte betreffend den Ostseeraum. 1999 gab es
die ersten Modellprojekte. Sie sollten fairerweise zuge-
ben, dass auch das im tourismuspolitischen Bericht ent-
halten ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben noch etwas vergessen, Frau Kollegin Faße! Auch die Bundesregierung schwimmt den Bach herunter!)


Lassen Sie mich die Forderungen zum Wassertouris-
mus nennen, die sich aus dem Bericht ergeben. Landes-
weite Entwicklungskonzepte gibt es leider nicht in allen,
sondern nur in einigen Bundesländern. Wir haben uns
auch mit Regelwerken auseinander zu setzen, die kei-
nem ausländischen Gast verständlich zu machen sind. So
ist es einem ausländischen Gast kaum zu vermitteln,
dass sein Angelschein nur für die Gewässer eines Bun-
deslandes gilt und dass er einen Gesetzesverstoß begeht,
wenn er die Grenze zu einem anderen Bundesland über-
schreitet und dort angelt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Nach der öffentlichen Anhörung werden wir an diesem
Wochenende in Cuxhaven eine Veranstaltung mit aus-
ländischen Gästen durchführen; denn bei diesem Thema
können wir von England, Irland, den Niederlanden und
Frankreich lernen.

Ich möchte gerne noch ein paar abschließende Sätze
sagen. Verkehrspolitik und Tourismuspolitik – Herr
Hinsken hat in seiner Art schon darauf hingewiesen –
haben sehr viel miteinander zu tun.

Erstens. Wir sollten ganz deutlich darstellen, dass die
Sicherheit der Busse auch nach den Unglücken, mit de-
nen wir leider leben müssen, weiterhin große Priorität
hat. Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Bun-
desländern gehandelt. Dort, wo es notwendig ist, werden
wir die entsprechenden Regelungen ändern. Die Sicher-

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(C (D eit unserer Gäste in den Bussen zu gewährleisten bleibt eiterhin ein vorrangiges Ziel. Zweitens. Es gibt zum ersten Mal einen nationalen adwegeplan. Für seine konsequente Umsetzung haben ir im Haushalt des Bundesverkehrsministeriums jeeils 2 Millionen Euro über drei Jahre eingestellt. Wir aben auch eine personelle Verstärkung gefordert. Herr insken, Verkehr und Tourismus bedeuten nicht auschließlich Auto und Tourismus. Es gibt auch viele anere Verkehrsmittel. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Es gibt auch den Kinderwagen, Frau Kollegin!)


ir sollten gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Gäste
owie unsere Bürgerinnen und Bürger das Verkehrsmit-
el nutzen können, das sie gerne nutzen möchten.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506901600

Ich erteile das Wort Kollegen Wilhelm Josef

ebastian, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Wilhelm Josef Sebastian (CDU):
Rede ID: ID1506901700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!
er Bericht der Bundesregierung und die heutige De-
atte zeigen uns die wirtschaftliche Bedeutung des Tou-
ismus in unserem Land. Aber es ist auch zu konstatie-
en, dass sich Dinge verändert haben, nicht nur durch
en 11. September 2001, sondern auch durch die wirt-
chaftliche Lage in unserem Land. Aber es heißt ja so
chön: Jede Krise bietet auch eine Chance. – Viele Men-
chen in unserem Land haben nun entdeckt, wie schön
eutschland wieder ist oder auch immer gewesen ist.
rlaub im eigenen Land hat große Vorzüge.
Als ich die Ausführungen von Frau Irber eben gehört

abe, fiel mir ein Lied ein, das vor Jahren ein großer
chlager war – ich singe es Ihnen einmal vor –:


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Wir singen mit!)


Wann wirds mal wieder richtig Sommer?“

(Brunhilde Irber [SPD]: Es war ein schöner Sommer!)

ine Zeile hieß: „Denn schuld daran ist nur die SPD!“


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Als ich Ihnen eben gelauscht habe, habe ich gedacht,
ie hätten sagen wollen, der schöne Sommer dieses Jah-
es sei allein der SPD zu verdanken.


(Annette Faße [SPD]: Natürlich! So ist das! – Dr. Klaus Rose [CDU/CSU]: Bitte noch ein Lied!)


ein, so ist das wirklich nicht.






(A) )



(B) )


Wilhelm Josef Sebastian

Der großartige Sommer, den wir gemeinsam erlebt

haben, hat vielen Menschen einfach Anlass gegeben, zu
Hause zu bleiben oder Urlaub im eigenen Land zu ma-
chen. Nordsee, Ostsee, Bayerischer Wald, Eifel, Erzge-
birge, unzählige Urlaubsziele in unserem Land haben
besonderen Reiz. Die Bedürfnisse der Menschen sind
natürlich anders geworden. Viele Junge fahren immer
noch in den Süden, wollen da sein, wo etwas los ist.
Aber Ältere – dazu zähle ich mich auch schon –


(Widerspruch bei der CDU/CSU – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Wann ist man älter?)


haben mehr das Bedürfnis, geruhsame Tage zu erleben,
gut zu essen, guten Wein zu trinken. Das ist in unserem
Land ganz hervorragend möglich.

Wir reden seit einigen Wochen über die Strukturver-
änderungen im Gesundheitswesen. Dabei spielt Touris-
mus für mich auch eine Rolle;


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

denn in unserem Land gibt es hervorragende Heilbäder
und Kurorte, die die Menschen dazu einladen, etwas für
ihre Gesundheit zu tun. Wir wissen, dass wir zukünftig
selbst sehr viel mehr Vorsorge für unsere Gesundheit
treffen müssen und auch mit höheren Eigenanteilen
rechnen müssen.

Das verändert natürlich auch die Landschaft der Kur-
orte und Heilbäder. Die Heilbäder allein sind in der
Kürze der Zeit nicht in der Lage, die sich verändernden
Anforderungen zu erfüllen. Hinzu kommt – Ernst
Hinsken hat es angesprochen –, dass es durch die EU-
Erweiterung einen stärkeren Wettbewerb gibt. Es muss
dafür Sorge getragen werden, dass er unter gleichen Be-
dingungen stattfindet,


(Beifall bei der CDU/CSU)

dass es nicht zu Verschiebungen kommt,


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Vor allem für Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern!)


dass nicht in anderen Ländern, in denen andere Stan-
dards gelten, Leistungen mit unseren Mitteln gleich ho-
noriert werden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig!)

Ein wichtiger Bestandteil des Tourismus – darauf hat

eben schon die Kollegin Faße hingewiesen – ist der
Wassertourismus in Deutschland. Ich will kurz darauf
eingehen, weil wir bereits im Mai einen Antrag zum
Wassertourismus in Deutschland eingebracht haben.
Heute steht der Antrag der Kollegen der FDP auf der Ta-
gesordnung. Das Thema ist zeitgemäß. Nicht umsonst
steht das Motto „Faszination Wasser“ im kommenden
Jahr im Zentrum der Aktivitäten der Tourismusver-
bände. Es ist unser Anliegen, auf die Bedeutung dieses
äußerst breit gefächerten touristischen Segments auf-
merksam zu machen, um den Wassertourismus in
Deutschland zu einem noch höheren Stellenwert zu ver-
helfen.

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(C (D Wenn man bedenkt, dass es in Europa 40 000 Kilomeer Wasserwege gibt, davon allein 10 000 Kilometer in eutschland, dann erkennt man: Das ist eine große hance. Aber es muss zu mehr Gemeinsamkeiten komen. Vor nicht allzu langer Zeit hat die zuständige und-Länder-Kommission eine einheitliche Beschildeung gefordert. Minister Clement hat heute Morgen geagt, dass man auf dem Weg ist, die so genannte Gelbe elle einzuführen. Hier ist gesagt worden, dass für eine inheitliche Beschilderung in der Bundesrepublik 40 000 Euro notwendig sind. Das ist, gemessen an den esamtausgaben, ein minimaler Betrag. Jeder in den ourismus investierte Euro bringt das Doppelte und reifache an Wirtschaftswachstum mit sich. Es ist imer ein gut angelegter Euro – bei aller Knappheit, die ir haben. Wassersport lässt sich vielfältig beschreiben. Eben ist esagt worden, mit welchen Dingen er zu tun hat. Es eht aber nicht nur um die, die den Wassersport ausüben, ondern auch um die, die sozusagen begleitend tätig ind. Die Gastronomie und viele andere, beginnend vom ootsbauer bis hin zum Reiseveranstalter, partizipieren aran. Ich kann ebenso erfreut feststellen, dass sich der eutsche Industrieund Handelstag dieser Dinge angeommen hat. Er fordert eine moderne Infrastruktur am asser, kreative Wassersportangebote und vor allen ingen ein professionelles Marketing. Diese Dinge müsen wir gemeinsam verbessern; denn – man schaue auf nsere Nachbarn! – die Konkurrenz ist groß. Ich komme zum Schluss. Wir sollten nicht nur reden, ondern auch handeln. Gerade die Regierung hat in der ergangenheit oftmals zu wenig gehandelt. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der CDU/CSU: Für den Josef noch ein Lied!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506901800

Ich erteile der Kollegin Bettina Hagedorn, SPD-Frak-

ion, das Wort.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1506901900

Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Ich beschäftige mich hier mit dem An-
rag der CDU/CSU zur Ferienregelung. Diese Regelung
sie ist von der Kultusministerkonferenz schon 1999 be-
chlossen worden – hat uns in diesem Jahr in den Ur-
aubsregionen in Deutschland erstmals zu schaffen ge-
acht. Im Antrag der CDU/CSU wird ein Problem
eschrieben. Ich unterstreiche gerne: Die CDU/CSU
ird hier, in diesem Haus, breite Unterstützung finden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist gut!)

as ist auch kein Wunder, Herr Hinsken, weil die in die-
em Antrag enthaltene Problembeschreibung weitestge-
end abgeschrieben worden ist. Die SPD-Fraktion im
undestag hat anlässlich der ITB, die in diesem Jahr im






(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn

März in Berlin stattgefunden hat, das Thema Ferienrege-
lung auf die Tagesordnung gesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie hat dieses Problem im Verbund mit den Tourismus-
verbänden in Deutschland lange vor Ihnen behandelt.
Außerdem hat sie ihre engen Kontakte zu den Ländern
– es war ein Kultusministerbeschluss; also waren die
Länder diejenigen, die erfolgreich handeln konnten – ge-
nutzt, um etwas voranzubringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wir wollen das auch! Da pflichten wir Ihnen bei!)


– Sehr geehrter Herr Hinsken, wenn Sie „Wir wollen das
auch!“ sagen, dann darf ich Sie daran erinnern, dass ich
schon am 4. Juni, als wir dieses Thema im Ausschuss für
Tourismus behandelt haben, an Sie appelliert habe, sich
in den verbleibenden drei Wochen bei den Ministerpräsi-
denten der Länder des Südens – das Problem liegt bei
Bayern und Baden-Württemberg – dafür einzusetzen,
dass sie sich gegen die Kultusminister durchsetzen und
den Beschluss der Wirtschaftsministerkonferenz vom
14./15. Mai dieses Jahres umsetzen.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Das haben wir alles gemacht! Wir machen eine neue Anhörung! Da brauchen wir Ihre Unterstützung!)


Das haben Sie offenbar entweder versäumt oder Sie wa-
ren bei den Ministerpräsidenten, denen Sie politisch
nahe stehen, nicht erfolgreich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Ich kann Ihnen die Briefe alle zeigen! Wir waren sehr aktiv!)


Am 26. Juni hat die Ministerpräsidentenkonferenz
letzten Endes einen Beschluss gefasst, der eindeutig in
die richtige Richtung geht, auch wenn er keine Maximal-
lösung ist. Die Forderung der Wirtschaftsministerkonfe-
renz ist mit der des Antrags der CDU/CSU-Fraktion ab-
solut identisch. Leider ist es so, dass Sie sich aufgrund
der mangelnden Unterstützung der CDU- oder CSU-
regierten Länder nicht durchsetzen konnten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506902000

Gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Hinsken?


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1506902100

Ja.


Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1506902200

Verehrte Frau Kollegin Hagedorn, sind Sie bereit, zur

Kenntnis zu nehmen, dass sich insbesondere der bayeri-
sche Ministerpräsident Edmund Stoiber nachhaltig für
eine neue Ferienregelung verwandt hat? Sind Sie zudem
bereit, uns bei einem neuen Anlauf, die Ferienregelung
auf mindestens 90 Tage auszuweiten, zu unterstützen?

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(C (D (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Herr Hinsken als Jubelperser! – Weiterer Zuruf von der SPD: Frau Hohlmeier hat es abgelehnt!)



Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1506902300

Herr Hinsken, die Federführung in der Wirtschafts-
inisterkonferenz – ihr lag ein Antrag vor, der mit dem,
en Ihre Fraktion hier vorgelegt hat, identisch ist – hatte
er schleswig-holsteinische Minister für Wirtschaft, Ar-
eit und Verkehr, Bernd Rohwer. Die Wirtschaftsminis-
erkonferenz ist dieser Vorlage auch gefolgt, die Minis-
erpräsidentenkonferenz leider eben nicht. Ich habe hier
as Ergebnisprotokoll der Besprechung der Regierungs-
hefs der Länder am 26. Juni 2003 in Berlin. Ich möchte
ie darauf aufmerksam machen, dass es dort heißt:

Die Regierungschefs der Länder nehmen den modi-
fizierten Vorschlag der Kultusministerkonferenz
vom 12. Juni 2003 zur Regelung der Sommerferien-
termine zustimmend zur Kenntnis.
Protokollerklärung der Länder Schleswig-Holstein
und Mecklenburg-Vorpommern:

ich muss an dieser Stelle nicht erwähnen, von wem
iese Länder regiert werden –


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Doch! Erwähnen Sie das ruhig noch ein bisschen! So lange ist das nicht mehr!)

Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
unterstützen die von der Wirtschaftsministerkonfe-
renz mit Beschluss vom 14./15.05.2003 vorgeschla-
gene Neuregelung der Sommerferientermine.

ie sehen, hierfür gibt es eine breite Koalition.

(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Sehen Sie, da war Stoiber dabei! Sie haben mich jetzt bestätigt! Dafür danke ich Ihnen! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Die baden-württembergische SPD ist die fußkranke SPD! – Gegenrufe von der SPD)


Es wäre schön, wenn ich jetzt weitersprechen dürfte.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506902400

Sie dürfen.


Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1506902500

Ungeachtet der Tatsache, dass Frau Irber schon zu
echt darauf hingewiesen hat, dass es ausgesprochen
ositive Anzeichen für eine Verbesserung der Situation
ei den Übernachtungszahlen gibt – das Sommerhoch
Michaela“ hat sicherlich ein Stück weit dazu beigetra-
en –, muss, um die ganze Wahrheit darzustellen, selbst-
erständlich auch gesagt werden, dass die Sommer-
erienregelung, die 1999 beschlossen worden ist,
egative Auswirkungen gehabt hat, die wir dieses Jahr
um ersten Mal gespürt haben. Die Zahlen von 2003 hät-
en nämlich noch besser sein können. Das soll nicht un-
rwähnt bleiben.






(A) )



(B) )


Bettina Hagedorn

Auf der Basis der Zahlen von Schleswig-Holstein

– die bundesweiten Zahlen liegen mir noch nicht vor –
kann ich feststellen, dass es in den Monaten von Januar
bis Juli ein deutliches Minus von 5 bis 8 Prozent an
Übernachtungen in Pensionen, Ferienwohnungen und
Jugendherbergen gegeben hat. Man könnte auch andere
Einrichtungen betrachten; ich habe aber diese Unterbrin-
gungsmöglichkeiten zum Beleg herangezogen, weil sie
unter anderem für Familien besonders interessant sind.
Das Minus bei den Übernachtungszahlen in diesem Zeit-
raum hängt natürlich mit der Ferienregelung zusammen,
weil sich ja erst Ende Juli 41 Millionen Einwohner Ba-
den-Württembergs, Bayerns und Nordrhein-Westfalens
fast gleichzeitig auf den Weg in die Ferien begeben
konnten. Das hat zu dramatischen Engpässen in unseren
Ferienregionen, auch in Schleswig-Holstein und Meck-
lenburg-Vorpommern, geführt und stellte natürlich auch
ein Ärgernis für die betroffenen Urlauberinnen und Ur-
lauber dar. Ich würde mich freuen, wenn die Länder-
chefs, die in den südlichen Ländern Verantwortung tra-
gen, einen Beitrag zu einer weiteren Optimierung der
Sommerferienregelung leisten würden.


(Beifall der Abg. Brunhilde Irber [SPD])

Tatsache ist aber auch, dass das Supersommerwetter im
August die Gesamtstatistik noch einmal deutlich verbes-
sern wird. Bei den Übernachtungsformen, die ich gerade
angesprochen habe, verzeichnen wir in Schleswig-Hol-
stein für diesen Zeitraum teilweise ein Plus von bis zu
18 Prozent.

Zu Ihrem Antrag ist schließlich noch zu sagen: Das
Urheberrecht, die Probleme richtig erkannt zu haben, die
Sie in Ihrem Antrag darstellen, können Sie nicht für sich
beanspruchen


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist nicht das Entscheidende! Entscheidend ist, was herauskommt!)


und die Lösungsvorschläge, die Sie dazu machen, sind
völlig kontraproduktiv. Wir können unter anderem des-
halb Ihrem Antrag nicht zustimmen, weil darin gefordert
wird, dass sich der Bund in eine Sache einmischt, für die
die Zuständigkeit allein bei den Ländern liegt. Meine
Damen und Herren von der CDU/CSU, wir haben ge-
rade vor einer Woche gemeinsam eine Kommission ins
Leben gerufen, die die Zuständigkeiten zwischen Bund
und Ländern parteiübergreifend und im Dialog zwischen
Bund und Ländern neu definieren soll. Da können wir ja
gemeinsam über diese Dinge diskutieren. Aber sich jetzt
von Bundesseite, wie Sie es wünschen, in eine Länder-
angelegenheit einzumischen, ist sicherlich nicht der rich-
tige Weg. Ein solches Vorgehen würde von den Ländern
mit Sicherheit auch nicht begrüßt werden.

Darüber hinaus regen Sie an, dass Vertreter der Tou-
rismuswirtschaft in Zukunft bei Beschlüssen der Kultus-
minister ein Wörtchen mitreden sollen. Damit würden
wir ein völlig systemfremdes Element einführen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Da haben Sie Recht!)


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(C (D as ist auch nicht nötig, weil die Ministerpräsidentenonferenz auf Vorschlag von Frau Simonis bereits am 7. März dieses Jahres beschlossen hat, dass die Kultusinisterkonferenz nur im Einvernehmen mit der Wirtchaftsministerkonferenz eine neue Beschlusslage hereiführen soll. Das ist richtig; das ist gut so. Dabei handelte es sich ber um eine Initiative von Frau Simonis und nicht um ine, die von Ihrer Seite ausgegangen ist. Vor diesem Hintergrund – ich muss zum Schluss ommen – möchte ich noch eines sagen: Sie werden mit icherheit, wenn es um eine weitere Optimierung geht, ie SPD-Fraktion, die Tourismusverbände und insbesonere auch die Länder Schleswig-Holstein und Mecklenurg-Vorpommern an Ihrer Seite haben. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das würde uns überraschen! Die Frau Irber hat etwas anderes gesagt!)


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist gut so!)


(Beifall bei der SPD)


Es wäre schön, wenn Sie mich ausreden lassen wür-
en. – Der Kompromiss, den jetzt die Ministerpräsiden-
en erreicht haben, wird ja für eine deutliche Verbesse-
ung der Terminierung der Ferienzeiten sorgen. Das
edeutet bei 1,05 Millionen Übernachtungen und einem
urchschnittspreis von 69 Euro pro Ferientag ein Plus
ür die Tourismuswirtschaft von 385 Millionen Euro,
as ab 2005, wenn die neue Ferienregelung greift, zu er-
ielen sein wird.
Es wäre allerdings viel besser gewesen, wenn sich die
irtschaftsminister der Länder Schleswig-Holstein und
ecklenburg-Vorpommern durchgesetzt hätten. Dann
äre es nämlich zu einer Ferienregelung gekommen, die
n den nächsten Jahren bis 2010 im Durchschnitt für sie-
en weitere Ferientage gesorgt hätte. Das hätte zu einem
eiteren Plus von 420 Millionen Euro pro Jahr aufseiten
er Tourismuswirtschaft geführt.
Sie sehen: Wir werden mitarbeiten, die von Herrn
urgbacher hier genannten hausgemachten Hemmnisse,
ie es in Deutschland gibt, zu beseitigen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Schön wär’s!)

er von Ihnen so gerne erzeugte Eindruck, dass für diese
emmnisse immer die SPD-geführte Bundesregierung
uständig ist,


(Ernst Burgbacher [FDP]: So ist es leider!)

st von mir an dieser Stelle widerlegt worden. Wie so häu-
ig gilt: Der Knüppel liegt bei den Ländern des Südens.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Der Knüppel liegt beim Bund!)


s wäre schön, wenn Sie Ihren Einfluss geltend machen
ürden, an dieser Stelle für Bewegung zu sorgen.
Danke.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506902600

Ich erteile dem Kollegen Klaus Brähmig, CDU/CSU-

Fraktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Klaus, auf geht’s!)



Klaus Brähmig (CDU):
Rede ID: ID1506902700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die CDU/

CSU-Bundestagsfraktion begrüßt den tourismuspoliti-
schen Bericht der Bundesregierung und dankt ausdrück-
lich den Mitarbeitern des Tourismusreferats im Supermi-
nisterium für Wirtschaft und Arbeit.

Dieser Bericht ist eine wichtige Grundlage für die Dis-
kussion über die richtigen Strategien, die notwendig sind,
Deutschland als Tourismusstandort zu stärken. Bisher
wird unser Land in der Öffentlichkeit meist nur als Indus-
triestandort wahrgenommen. Diese einseitige Sichtweise
ist aber angesichts der beeindruckenden Umsatz- und Be-
schäftigungszahlen im Tourismusbereich nicht gerechtfer-
tigt.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig!)

Die Kollegen, die vor mir gesprochen haben, haben da-
rauf schon hingewiesen. So steht Deutschland im inter-
nationalen Reiseverkehr bei den Gästeankünften im-
merhin auf Platz 10. Wie wir diese Position halten und
sogar verbessern können ist Inhalt der heutigen Debatte.

Grundsätzlich mangelt es dem vorgelegten Bericht
aber an Strategien für die Zukunft; er ist fast ausschließ-
lich rückwärts gewandt. Der Teil, der die Ziele und die
Instrumente der Tourismuspolitik der Bundesregierung
darstellen soll, ist mit nicht einmal einer halben Seite
nun wirklich sehr knapp, wenig wegweisend und nicht
sehr konkret.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)


Zusätzlich werden ernsthafte Probleme der Touris-
musbranche wie etwa die Wettbewerbsverzerrung durch
unterschiedliche Mehrwertsteuersätze im Gastgewerbe
innerhalb der EU, die Ökosteuer oder die Probleme bei
der Nutzung von Urheberrechten totgeschwiegen. Die
CDU/CSU-Fraktion schlägt deshalb grundsätzlich die
jährliche Vorlage des Tourismusberichts vor, der ne-
ben einer reinen Marktbeschreibung auch Zukunftsper-
spektiven und Handlungsempfehlungen aufzeigen sollte.
Ich nenne zum Beispiel die Probleme bezüglich der De-
mographie, Entwicklung der Kaufkraft, Reiseverhalten,
neue Trends und anderes mehr.

In Verbindung mit fundiertem und umfassendem Zah-
lenmaterial – ich nenne zum Beispiel das OSGV-Touris-
musbarometer – könnte der Bericht als grundlegende
Planungshilfe für die gesamte Branche dienen. Die Bun-
desregierung widmet sich auch anderen Bereichen mit
jährlichen Berichten. So gibt es den Waldzustandsbe-
richt, den Migrationsbericht, den Agrarbericht und einen
Strahlenbelastungsbericht. Warum soll es nicht einen
jährlichen Tourismusbericht geben? Leider wird dem
Tourismus vonseiten der Bundesregierung nicht die Be-

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(C (D eutung beigemessen, die ihm eigentlich zukommen üsste. Sehr geehrter Herr Minister Clement, Sie haben in Ih er Rede das Ruhrgebiet erwähnt. Ich bin der festen berzeugung: Gerade Rhein und Ruhr sind touristisch och sehr unterentwickelt. Dort gibt es riesige Poteniale. Wie in den letzten 20 Jahren der Strukturwandel erade im Bereich von Tourismus und Dienstleistung ollzogen wurde, ist schon sehr respektabel. Im Rahmen der engen deutsch-französischen Zusamenarbeit ist Ihnen sicherlich aufgefallen, dass es in Frankeich wie in vielen anderen Ländern einen Staatssekretär ür Tourismus gibt. Da der Tourismus in Deutschland twa denselben Anteil am Bruttoinlandsprodukt wie in rankreich hat, bleiben wir bei unserer Forderung, dass s auch in Ihrem Hause einen Staatssekretär geben ollte, der sich hauptsächlich dem Tourismus widmet. (Ernst Burgbacher [FDP]: Aber nicht namens Schlauch!)


it der Koordination tourismuspolitischer Fragestellun-
en in den Bundesressorts und der Verbesserung der
ommunikation mit den zuständigen Ressorts in den
undesländern dürfte ein Staatssekretär ausreichend
usgelastet sein.
In diesem Zusammenhang muss festgestellt werden,

ass auch das Fachreferat Tourismus im Bundeswirt-
chaftsministerium logistisch und personell zu schlecht
ufgestellt ist. Durch die Zusammenlegung der Ressorts
irtschaft und Arbeit ist die Bedeutung dieses Referats
och weiter geschrumpft. Aus diesem Grund fordert die
DU/CSU eine deutliche Stärkung der Stellung des Tou-
ismusreferats innerhalb dieses Bundesministeriums.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ine der volkswirtschaftlich wichtigsten Branchen muss
uch von einem schlagkräftigen Team betreut werden.
Herr Clement, Sie empfinden zwar durchaus Sympa-

hie für den Tourismus, doch weder Sie noch Ihr Vorgän-
er haben sich mehr als einmal im Jahr im zuständigen
usschuss blicken lassen. Diese Aussage sollten Sie
uch als Einladung auffassen.
Wie wichtig es für die Tourismusbranche wäre, dass

eim Bund eine zentrale Anlaufstelle zur Koordinierung
er Tourismuspolitik installiert würde, zeigt sich am
eispiel der Sommerferienregelung. Ich habe gestern
en Vorschlag gemacht, eine weitere Anhörung der be-
roffenen Branche zu diesem Thema durchzuführen und
emeinsam mit den Ländern nach weiteren Lösungen zu
uchen. Ich lade alle Kolleginnen und Kollegen dazu ein.
Das Statistische Bundesamt meldet für den Juli 2003 ge-

enüber dem Vorjahresmonat – da gab es noch keinen Ein-
luss des Hochwassers; dieser kam erst im August – einen
eutlichen Rückgang bei den Übernachtungszahlen, und
war um insgesamt 4 Prozent auf – in Euro ausgedrückt –
0 Millionen Euro. Diese Entwicklung beruht ausschließ-
ich auf der sinkenden Zahl von Übernachtungen inlän-
ischer Gäste. Zu Recht hat der Deutsche Hotel- und
aststättenverband darauf hingewiesen, dass das unter






(A) )



(B) )


Klaus Brähmig

anderem die katastrophalen Folgen der neuen Ferienre-
gelung sind. Wegen der Verkürzung des Sommerferien-
zeitraums auf 75 Tage durch die Kultusministerkonfe-
renz konnten in der ersten Hälfte des Monats Juli
wesentlich weniger Bundesbürger in Urlaub fahren.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Ja, so ist es!)

Ein Teil der Betten hat daher leer gestanden. Im August
gab es dank des Jahrhundertsommers einen großen An-
sturm auf deutsche Reiseziele: Die Zimmer hätten dop-
pelt oder dreifach vergeben werden können.

Mit dem Beschluss der Kultusministerkonferenz vom
Juni 2003 zu einer Neufeststellung der Ferienregelung
von 2005 bis 2010 sind die Probleme aus Sicht der
CDU/CSU und der Tourismuswirtschaft noch immer
nicht befriedigend gelöst. Zu dem von der CDU/CSU
geforderten Gesamtferienzeitraum von 90 Tagen gibt es
keine Alternative.


(Beifall bei der CDU/CSU – Brunhilde Irber [SPD]: Wer hat denn das verhindert?)


Die Bundesregierung muss koordinierend tätig werden,
wenn auch – das ist uns klar – in vielen Fragen die Zu-
ständigkeit bei den Bundesländern liegt.

In der Tourismuspolitik beobachten wir seit einigen
Jahren ein Phänomen, das wir auch aus anderen Politik-
bereichen kennen: Hinweise auf sich abzeichnende Pro-
bleme und Meldungen über eine negative Entwicklung
quittiert die rot-grüne Bundesregierung mit der Argu-
mentation, die Opposition rede unser Land schlecht und
betreibe Panikmache.


(Brunhilde Irber [SPD]: So ist es ja auch! – Peter Dreßen [SPD]: So seid Ihr! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist wirklich unerhört!)


Tatsache ist aber, dass Hotels, Gaststätten, Reisebüros
und Reiseveranstalter gegenwärtig unter der allgemeinen
Konsumzurückhaltung, der weit verbreiteten Angst
um die Arbeitsplätze sowie steigenden Steuern und Ab-
gaben leiden.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wenn die Leute kein Geld mehr haben, können sie nicht mehr in Urlaub fahren!)


Die kurzatmigen Reformversuche der Bundesregierung,
die ohne übergreifendes Konzept eine Notfalllösung
nach der anderen produziert, verunsichern die Bevölke-
rung zusätzlich. Die Folgen: Es wird weniger gereist und
viel weniger ausgegeben.


(Brunhilde Irber [SPD]: Das stimmt nicht!)

Die nur leicht rückgängigen Übernachtungszahlen

zeigen aber noch lange nicht den dramatischen Ernst der
Lage.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

Die Umsatzeinbrüche führen zu Entlassungen, Be-
triebsauflösungen in der Tourismuswirtschaft, im Ein-
zelhandel und auch im Handwerk sowie im Dienstleis-
tungssektor.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig!)


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(C (D m Moment steht pro Tag 1 Million Betten leer, wie der EHOGA neulich anmerkte. Es geht aber nicht nur daum, dass die Betten belegt werden, sondern wichtig ist uch, von wem und zu welchem Preis sie belegt werden. as gilt nicht nur für das Hotel oder die Pension, sonern für die gesamten Dienstleistungsund Einzelhanelsunternehmen in einer Stadt oder Region. So sind twa ausländische Gäste, Geschäftsreisende oder Messend Kongressbesucher besonders ausgabefreudig und aben mehr Kaufkraft als andere. Meine Damen und Herren, um diese Potenziale wirk am auszuschöpfen, gibt es die Deutsche Zentrale für ourismus, die – mit Unterstützung des Bundes – im usland für Reisen nach Deutschland wirbt. Ich möchte n dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, sehr gehrte Frau Kollegin Irber, dass falsche Sachverhalte auch ann nicht richtig werden, wenn man sie ständig wiederolt. (Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Bei der Rede von Frau Irber hat vieles nicht gestimmt!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Während wichtige Konkurrenzländer ihre öffentli-
hen Ausgaben für touristische Vermarktung massiv er-
öhen, bleibt der Mittelansatz im Bundeshaushalt 2004
ür die DZT mit einer Erhöhung um 1 Million Euro auf
4,5 Millionen Euro vergleichsweise sehr gering.


(Brunhilde Irber [SPD]: Ihr habt gestrichen und nicht erhöht!)


panien zum Beispiel investiert in die nationale Touris-
uswerbung fast viermal so viel öffentliche Mittel wie
eutschland, Großbritannien fast dreimal so viel und
elbst das kleine Österreich fast doppelt so viel. Beim
ergleich der Pro-Kopf-Ausgaben für die öffentliche
örderung des Auslandsmarketings bildet Deutschland
nerhalb der Europäischen Union sogar mit Abstand
as Schlusslicht.
Den Glauben an die Macht des Marketings hat die

ot-grüne Bundesregierung schon, aber nur dann, wenn
s um die eigenen Interessen geht.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Unsinn!)

ür ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit will sich die Bundes-
egierung für 2004 einen satten Zuwachs, von 78 Millio-
en Euro auf 88 Millionen Euro, genehmigen – Selbstbe-
ienung vom Feinsten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Ernst Burgbacher [FDP]: Unerhört!)


In diesem Zusammenhang lehne ich auch einen Sub-
entionsabbau nach Rasenmähermethode, wie im Koch/
teinbrück-Papier vorgeschlagen, ab.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aha!)

ei den DZT-Mitteln handelt es sich nicht um eine
ünstliche Maßnahme zur Lebensverlängerung eines
icht wettbewerbsfähigen Industriezweiges, sondern um
nvestitionen in eine Zukunftsbranche, die vor allem
em Mittelstand in Deutschland zugute kommen.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jawohl!)







(A) )



(B) )


Klaus Brähmig

Neben den positiven wirtschaftlichen Effekten ist eine

intensivere Werbung für den Tourismusstandort
Deutschland grundsätzlich auch eine verbesserte Image-
werbung, die Deutschland insgesamt als Wirtschafts-,
Wissenschafts-, Kultur- und Verkehrsstandort sichert
und stärkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Mehr Werbung für den Tourismusstandort Deutschland
ist auch deswegen wichtig, weil der Tourismus eine be-
sonders arbeitsplatzintensive Branche mit Beschäfti-
gungspotenzialen auch für gering qualifizierte Arbeit-
nehmer ist. Der große Vorteil ist: Diese Arbeitsplätze
sind nicht exportierbar. Produziert werden müssen diese
Dienstleistung und der Service an Ort und Stelle, also
hier in Deutschland.

Sehr geehrter Herr Minister Clement, wenn Sie die
Jobmaschine Tourismus wieder flottmachen wollen,
müssen Sie als Wirtschaftsminister endlich das Steuer
herumreißen. Wir brauchen eine Aufbruchstimmung
sowie klare Signale für mehr Wachstum und Beschäf-
tigung statt eines kleinkarierten Stopfens von Haushalts-
löchern ohne übergreifendes Konzept. Die Tourismus-
branche wird zu den ersten Gewinnern in unserem Land
gehören, wenn die Verunsicherung der Verbraucher und
die Angst um den Arbeitsplatz von hoffnungsvolleren
Zukunftsaussichten abgelöst werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Peter Dreßen [SPD]: Jetzt übertreiben Sie aber mal nicht!)


Meine Damen und Herren, es gibt keine rechte oder
linke Tourismuspolitik, sondern nur eine gute oder
schlechte Politik. Es gibt in unserem Land viel zu tun.
Lassen Sie uns dies gemeinsam anpacken!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506902800

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

den Drucksachen 15/1303, 15/1329 und 15/1595 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Der Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP auf Drucksache 15/1799 soll an dieselben Aus-
schüsse wie die Vorlage auf Drucksache 15/1303 über-
wiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist
der Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Tagesordnungspunkt 3 d, Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Tourismus, Drucksache 15/1286, zu
dem Antrag der Fraktion der CDU/CSU mit dem Titel
„Schaffung einer familienfreundlichen, verkehrsentlas-
tenden und wirtschaftsfördernden Ferienregelung“. Der
Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/934
abzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit den Stimmen der SPD und
des Bündnisses 90/Die Grünen gegen die Stimmen der
CDU/CSU und der FDP angenommen.

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(C (D Ich rufe den Tagesordnungspunkt 4 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter H. Carstensen Christa Reichard ter und der Fraktion der CDU/CSU Verantwortung für die Sicherung der Welternährung übernehmen – Chancen der grünen Gentechnik nutzen – Drucksache 15/1216 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen eter Carstensen, CDU/CSU-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Erst einmal auch von mir nachträglich erzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich habe Ihen kein Geschenk mitgebracht. Aber ich bin gestern exra zum Friseur gegangen, weil ich Ihnen ordentlich geenübertreten wollte. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Peter H. Carstensen (CDU):
Rede ID: ID1506902900

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Planungs-
icherheit ist in der Politik ein hoher Wert. Die Bundes-
egierung ist von Planungssicherheit weit entfernt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie Halbwertszeit einiger Beschlüsse – ob das in der So-
ial-, in der Renten-, aber auch in der Agrarpolitik ist –
ird immer geringer. Nur in einem Bereich kann man
ich darauf verlassen, dass die Feindbilder gleich blei-
en: in der Agrarpolitik.


(Zurufe von der SPD: Oh!)

Eines der größten Feindbilder der Regierungskoali-

ion ist die grüne Gentechnik. Wer eine Zukunftstech-
ologie, wie es die Biotechnologie ist, derart ideologisch
nd mit Vorurteilen behandelt, wie es die Bundesregie-
ung tut, macht sich doppelt schuldig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

um einen werden Investitionen zurückgehalten und
um anderen werden Forschungs- und Entwicklungsar-
eiten nicht mehr von deutschen Wissenschaftlern und
tudenten an den heimischen Universitäten durchge-
ührt. Diese wandern vielmehr ins Ausland ab.






(A) )



(B) )


Peter H. Carstensen (Nordstrand)


Die Bundesregierung wird damit nicht nur ihrer natio-

nalen Verantwortung nicht gerecht, sondern verhält sich,
auch global betrachtet, verantwortungslos.

Die Gentechnik ist eine der Schlüsseltechnologien
der Zukunft und wird helfen, die Welternährung im
21. Jahrhundert zu sichern. Dies ist im Übrigen nicht
nur meine private Einschätzung, sondern auch die Auf-
fassung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisa-
tion der Vereinten Nationen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Fatal und makaber an der momentanen Politik sind

zwei Dinge: Zum Ersten werden die Auswirkungen nicht
heute, sondern erst übermorgen sichtbar, wenn uns die
Entwicklung der Weltbevölkerung dazu zwingen wird,
die Erträge pro Hektar auf ein Vielfaches des heutigen
Niveaus zu steigern. Zum Zweiten werden die Leidtra-
genden einer falschen Weichenstellung von heute nicht
die Länder der Weichensteller wie die satte Bundesrepu-
blik sein, sondern die Länder Afrikas und Südostasiens.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, ich habe mich gefragt, wie Menschen, die in
der Verantwortung stehen, gegen gute Argumente so re-
sistent sein können. Wenn die besseren Argumente seit
1998 immer wieder von der Opposition kommen,


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

dann kann ich es ja begreifen, wenn eine Regierung sie
nicht zur Kenntnis nimmt. Aber ich habe kein Verständ-
nis für die Taubheit, wenn die gleichen Argumente aus
den Reihen von Wissenschaftlern an die Regierung he-
rangetragen werden und sie trotzdem nicht zur Kenntnis
genommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Vonseiten der Grünen und von Teilen der SPD – ich

sage ganz bewusst: von Teilen der SPD – wird immer
wieder gern behauptet, wir würden das Argument der Si-
cherung der Welternährung nur instrumentalisieren, um
unsere Vorstellungen in den Gesetzgebungsverfahren
durchzudrücken.


(Matthias Weisheit [SPD]: Was anderes tut ihr doch nicht! – Manfred Helmut Zöllmer [SPD]: So ist es doch auch!)


Dazu kann ich nur sagen: Das stimmt. – Aber wenn wir
dieses Argument nicht einmal mehr vorbringen dürfen
und über grüne Gentechnik nicht gesprochen werden
darf, lieber Kollege Weisheit, obwohl 820 Millionen
Menschen auf dieser Erde hungern, dann ist dies ein
trauriges Faktum.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Für die Union ist die grüne Gentechnik ein zentrales

Instrument, um die Ernährung der Weltbevölkerung im
21. Jahrhundert sicherzustellen.


(Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Weil Sie engstirnig sind!)


– Engstirnig? Also sind diejenigen, die sich öffnen, eng-
stirnig, während diejenigen, die von Ideologie behaftet

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(C (D ind, offen sind. Liebe Frau Kollegin Wolff, Sie sind anz schön weit von der Wirklichkeit entfernt. Ich wiederhole: Für die Union ist die grüne Gentech ik ein zentrales Instrument, um die Ernährung der Weltevölkerung im 21. Jahrhundert sicherzustellen. (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Guten Appetit!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ber bitte unterstellen Sie uns nicht, dass wir die Kom-
lexität des Hungers nicht verstünden und davon über-
eugt wären, dass die grüne Gentechnik das einzige In-
trument zur Lösung des Hungerproblems ist. Spätestens
eit der grünen Revolution in Asien wissen wir aber,
ass die Weitergabe von Wissen und Technologie ein
ehr wirksamer Ansatzpunkt ist, mit dem der gordische
noten des Hungers zerschlagen werden kann. Die
rüne Revolution ist vor allem durch die Entwicklung
rtragreicher Reissorten vorangetrieben worden.
Wir müssen uns darauf einstellen, dass im Jahre 2020

wischen 7 und 8 Milliarden Menschen auf der Erde le-
en werden. Diese Bevölkerung ausreichend mit Nah-
ung, Wasser, Gesundheitsdiensten, Bildung und Arbeit
u versorgen ist die größte globale Herausforderung der
ommenden Jahre. Dieser Herausforderung werden Sie
icht mit Flächenstilllegung und Extensivierung gerecht,
ondern dadurch, dass wir auf den begrenzten Flächen
ie Produktion um 60 Prozent erhöhen.
Meine Damen und Herren, die Frage ist erlaubt, wel-

he Probleme die Gentechnik mit sich bringen kann. Seit
ehn Jahren wird sie angewandt und wir machen den
enschen immer noch vor, dass es bei uns überall von
entechnik freie Nahrung gäbe. Wir haben bei uns einen
eißen Kreis. Aber diejenigen, die Verantwortung über-
ehmen wollen, dürfen sich nicht nur fragen, was passie-
en wird, wenn Gentechnik eingesetzt wird, sondern sie
üssen sich genauso fragen, welche Folgen es haben
ird, wenn Gentechnik nicht eingesetzt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

eswegen empfinde ich es schon als makaber, dass die
eichen und Satten dieser Welt denjenigen eine neue
echnologie vorenthalten, die sie brauchen.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506903000

Ich erteile Bundesministerin Renate Künast das Wort.

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt wird es für die Gentechnik Nacht!)

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-

chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-

en! Nach übereinstimmender Auffassung aller internati-
nalen Hilfsorganisationen und der Vereinten Nationen
ind die Hauptursachen für Hunger und Armut fehlender
ugang zu Ressourcen wie Land, Saatgut und dem Le-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

bensmittel Nummer eins, Wasser, das Fehlen geeigneter
Lager- und Transportbedingungen, unfaire Handelsbe-
dingungen und eine unfaire Agrarpolitik sowie Krieg,
Korruption und Misswirtschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man muss deshalb meines Erachtens sagen, dass
800 Millionen von Hunger bedrohte Menschen Folge ei-
nes tief greifenden Politikversagens sind. Ich freue
mich deshalb, aus den Worten des Herrn Carstensen
schließen zu können, dass auch er für eine Agrarwende
innerhalb der EU ist. Na endlich, Herr Carstensen!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn wir bei der Bekämpfung des Hungers erfolg-
reich sein wollen, müssen wir bei den konkreten Lebens-
und Arbeitsbedingungen der Menschen ansetzen. Wir
stellen fest: Von den über 800 Millionen Menschen, die
auf der Welt hungern, leben 70 Prozent im ländlichen
Raum; das muss man sich auf der Zunge zergehen las-
sen: 70 Prozent der Hungernden leben dort, wo Mann
und Frau normalerweise Lebensmittel produzieren.

Das besonders Perfide daran ist, dass sie zu einem
großen Teil sogar in der Landwirtschaft arbeiten. Aber
sie arbeiten auf großen Plantagen zu extremen Hunger-
löhnen, mit denen sie ihre Familien nicht ernähren kön-
nen. Sie arbeiten meist auf Plantagen, die Futtermittel
herstellen. Herr Carstensen, es sollte uns christlich Erzo-
genen eigentlich in der Seele wehtun, dass man in der
Sojaproduktion zum Beispiel, statt das Produkt zu nut-
zen, um viele Menschen zu ernähren, das Prinzip um-
dreht und Soja dem Tierfutter beimischt. Statt mit dieser
Menge Soja zehn oder 20 Menschen zu ernähren, landet
das Fleisch später als kleines Steak auf unseren Tellern.
Das tut mir in der Seele weh.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albert Deß [CDU/CSU]: Dann sollten Sie bei der WTO eine andere Richtung vertreten!)


Das ist falsch organisiert, weil man die gleiche Menge
Soja, statt sie durch das Tier zu schicken, nutzen könnte,
um viel mehr Menschen zu ernähren.

Für diese Menschen ist nicht die erste Sorge, wie sie
jedes Jahr ohne Nachbaurecht das teure gentechnisch
veränderte Saatgut kaufen können, sondern ihre Frage
lautet: Wie kann ich hier und heute die Ernährung mei-
ner Familie organisieren?


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ich werde Ihnen dazu etwas sagen!)


Wir wissen, dass die teure grüne Gentechnik für den
kommerziellen Landbau entwickelt wurde und ent-
sprechend designed ist. Deshalb ist die erste gentech-
nisch veränderte Pflanze Soja, Futtersoja.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Was ist dagegen einzuwenden?)


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(C (D roduktentwicklungen zur Bekämpfung des Hungers der enschen standen nicht im Vordergrund. Sonst hätte als rstes gentechnisch verändertes Maniok entwickelt weren müssen; denn das essen die Menschen zum Beispiel n Afrika. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Was ist mit Golden Rice?)


och es ging nicht darum, Produkte im Interesse der
ungrigen zu entwickeln.
Es ist mir ehrlich gesagt mittlerweile egal, wie oft Sie

ie ideologische Keule ins Feld führen.

(Albert Deß [CDU/CSU]: Ihnen ist alles egal, Frau Künast!)

ie Gentechnikfirmen haben Soja für das Tierfutter und
icht die Nahrungsmittel entwickelt, die die Menschen
n den Regionen gewöhnt sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie sagen oft – das steht auch in vielen Werbebro-

chüren –, dass zum Beispiel Vitamin-A-haltiger Reis
er große Retter in Hungergebieten sei, um mangel-
rnährte Menschen vor Blindheit zu schützen.


(Albert Deß [CDU/CSU]: So ist es!)

andana Shiva, die alternative Novelpreisträgerin, hat
ie Sache klar auf den Punkt gebracht, als sie fragte:
enn sich die Menschen in diesen Gebieten nicht ein-
al normalen Reis kaufen können, wie sollen sie sich ei-
entlich gentechnisch veränderten Reis als Saatgut kau-
en können? Das ist eine logische Frage.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ist der teurer?)

r ist teurer, weil man das dazu passende Herbizid
raucht


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Er ist normal!)


nd weil die Menschen dort kein Nachbaurecht haben.

(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Natürlich haben sie das! Es ist falsch, was Sie sagen, Frau Künast!)


ie dürfen den Samen nicht selber herstellen, sondern
ind wegen der Patentrechte verpflichtet, jährlich neu zu
aufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


eshalb ist er teurer.

(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist falsch!)

Das ist nicht falsch. Die in dem von Ihnen so geschätz-
en Landwirtschaftsministerium tätigen Mitarbeiter ha-
en es recherchiert; deshalb kann es nur richtig sein,
err Carstensen. Sie selber sagen doch immer, ich soll
uf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören. Das
ue ich.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

Wir wollen etwas anderes: Wir wollen Hilfe zur

Selbsthilfe und nicht neue finanzielle Abhängigkeiten.
Deswegen haben wir und hat auch unsere Entwicklungs-
hilfepolitik hier einen ganz anderen Ansatz. Ich will Ih-
nen sagen, wie das geht: So hat beispielsweise der brasi-
lianische Staatspräsident Lula mit einem Aktionsplan
zur Bekämpfung von Hunger angefangen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Er hat gerade Gentechnik genehmigt!)


Auch Sierra Leone hat damit angefangen. Wir meinen,
dass nicht immer nur die Eliten in einem Land von Geld
profitieren sollen, sondern dass Aktionspläne zur Be-
kämpfung von Hunger tatsächlich ein zwingender Be-
standteil von Good Governance werden sollen. Deshalb
gibt es jetzt zum Beispiel in Sierra Leone mithilfe der
GTZ entsprechende Projekte. Dabei geht es darum, das
regionale Saatgut der Menschen zu sichern und sie im
Kampf gegen Hunger zu unterstützen.

Ich meine – das muss ich an die Adresse der Kolle-
ginnen und Kollegen von der CDU/CSU sagen –, Sie
versuchen, mit dem Stichwort Hungerbekämpfung ein
Deckmäntelchen über Ihre Position zur Gentechnik zu
legen.


(Beifall der Abg. Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie versuchen, an dieser Stelle unter dem Schlagwort
„Verantwortung für die Welternährungssituation“ eine
ganz andere Diskussion zu führen. Das ist aus mehreren
Gründen falsch: Wir müssen zunächst – das ist meine
Leitlinie – Wahlfreiheit für die Landwirte hier herstel-
len. Ihr Text enthält die Aussage: Wir sollen hier ver-
stärkt mit Gentechnik veränderte Pflanzen anbauen, da-
mit wir das Welthungerproblem lösen können.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Nein, das steht nicht drin! – Albert Deß [CDU/CSU]: Sie kennen die einfachsten Zusammenhänge nicht!)


– In Ihrem Antrag steht hinter einem Spiegelstrich, die
Bundesregierung solle dafür Sorge tragen, hier mehr
gentechnisch veränderte Pflanzen anzubauen, damit so
ein Beitrag zur Sicherstellung der Welternährung geleis-
tet werden kann.

Ich sage Ihnen: Die hiesigen Landwirte wollen das zu
70 Prozent nicht. Wir müssen hier also die Wahlfreiheit
geben und an dieser Stelle entsprechende Regeln einfüh-
ren.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506903100

Frau Ministerin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Carstensen?
Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-

schutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Bitte.

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1506903200

Bitte schön.

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(C (D Frau Ministerin, sind Sie bereit, zur Kenntnis zu nehen, dass unser Antrag nicht auf die Ausweitung des nbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen in der undesrepublik Deutschland zielt, sondern dass wir daür sorgen wollen, dass gerade unsere Forschungseinichtungen in diesem Bereich wieder wesentlich mehr un können, damit sie ihre Ergebnisse an die Länder der ritten Welt weiterleiten können? (René Röspel [SPD]: Die Dritte Welt als Experimentierfeld!)

Peter H. Carstensen (CDU):
Rede ID: ID1506903300

Renate Künast, Bundesministerin für Verbraucher-
chutz, Ernährung und Landwirtschaft:
Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Sie die For-

chung an dieser Stelle ausweiten wollen. Ich glaube
uch, dass es durchaus gute Forschungsergebnisse gibt.
s sollte allerdings nicht wieder für die Tierhaltung, son-
ern mit Blick auf eine Lösung der Probleme der Men-
chen vor Ort geforscht werden.


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Sie sind so einseitig!)


err Carstensen, die Frage lautet: Was will man über die
ene von Pflanzen wissen?
Unter einem Spiegelstrich fordern Sie aber auch den
nbau grüner Gentechnik hier in Europa, damit ein Bei-
rag zur Bekämpfung des Welthungers geleistet werden
ann. Jetzt habe ich Ihren Antrag nicht hier, sondern nur
eine eigene Rede, sodass ich Ihnen die entsprechende
assage aus Ihrem Antrag nicht vorlesen kann.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Soll ich Ihnen den geben?)


ch habe beides in Ihrem Antrag wiedergefunden.
Ich meine, Sie sollten den Mut haben, die Debatten

ber Welternährung einerseits und über die Gentechnik
ier und ihre Bedingungen andererseits zu trennen. Sie
ollten auch wissen, dass Sie neue Abhängigkeiten
chaffen, wenn Sie hier Nahrungsmittel für andere pro-
uzieren.
Der richtige Weg heißt Hilfe zur Selbsthilfe. Genauso
achen wir unsere Entwicklungshilfepolitik. Die Men-
chen sollen in ihren Ländern, in ihren Regionen Nah-
ungsmittel anbauen können. Wenn sie hungern, dann
ollen sie Lebensmittel aus ihren jeweiligen Regionen
nd nicht aus dem Überfluss des Nordens zukaufen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ch meine, dass die katholische Soziallehre an dieser
telle nicht falsch ist. Auch sie betont: Hilfe zur Selbst-
ilfe ist das Prinzip.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Kein Widerspruch!)

In Großbritannien zum Beispiel, einem Land, das nun
irklich nicht verdächtig ist, eine kritische Haltung zur
oten oder grünen Gentechnik einzunehmen, haben neu-
ste Befragungen unter Wissenschaftlern ergeben – auf
iese Untersuchungen hat Herr Carstensen gar nicht Be-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Künast

zug genommen; ich würde mich freuen, wenn Sie auch
so etwas einmal sehen würden –, dass sich die grüne
Gentechnik negativ auf die Artenvielfalt auswirkt. Da
wir alle christlich erzogen sind, gehe ich davon aus, dass
auch die CDU/CSU die Artenvielfalt erhalten möchte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nach all dem kann man meines Erachtens nur eines
sagen: Der Einsatz gentechnisch veränderten Saatguts
zur Bekämpfung von Hunger will gut überlegt sein. Wir
sollten uns an dieser Stelle genau überlegen, ob wir gut
beraten wären, über die Köpfe anderer hinweg zu agie-
ren. Es gilt auch, die Wahlfreiheit der Menschen, die
hungern, zu berücksichtigen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Darauf können die gerne verzichten!)


– Herr Carstensen, die haben selber viele gute Forderun-
gen wie zum Beispiel die, dass wir unsere Agrarpolitik
ändern, damit sie Produkte anbauen können und darüber
zu Deviseneinnahmen kommen, um in ihren Ländern die
hungernde Bevölkerung in den Städten zu ernähren.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Sie fahren doch nach Brasilien! Sie wissen doch, wie die Schlachtordnung ist!)


– Genau, für solche Gespräche fahre ich nach Brasilien.
Ich werde bestimmt mit vielen Informationen für Sie zu-
rückkommen.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist sehr schön!)


In Ihrem Antrag hat mich am meisten die Aufforde-
rung irritiert, im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit Frei-
landversuche zu genehmigen und zu unterstützen. Ich
komme ja auf brillante Ideen, aber auf den Gedanken,
Freilandversuche mit Gentechnik zwecks Öffentlich-
keitsarbeit durchzuführen, bin ich nun nicht gekommen
und möchte auch nach Lektüre Ihres Antrags nicht da-
rauf kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Das ist die Ideologie!)


Die größten Ursachen von Hunger und Elend kann
man nur beheben, indem man den Menschen in den Län-
dern selbst die Möglichkeit gibt, Anbau zu betreiben.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Damit wir hier zu einem Ergebnis kommen, müssen wir
die guten und positiven WTO-Verhandlungen unterstüt-
zen. Es muss ein Recht auf Nahrung geben. Diese Län-
der müssen – unterstützt durch unsere Entwicklungshilfe
und wirtschaftliche Zusammenarbeit – dafür sorgen,
dass die Menschen ihre Lebensmittel selber produzieren
können. Darin liegt die Lösung und nicht darin, zu ver-
suchen, Umwege über die grüne Gentechnik zu gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Christel appach-Kasan, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! rau Künast, Pflanzenzuchtunternehmen richten ihre trategie nach ihren eigenen Verdienstmöglichkeiten aus nd das ist auch gut so. Ansonsten müssten wir den Mitrbeitern Sozialhilfe bezahlen. Sie, Frau Künast, richten Ihre Strategie nach den grü en Klientelinteressen satter Menschen aus. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506903400
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1506903500

(Zuruf von der CDU/CSU: So sieht es aus!)

eswegen haben die Menschen der armen Länder bei Ih-
en keine Chance. Das kann man sehr deutlich daran er-
ennen, dass Sie in einer solchen Debatte als Erstes die
rage der Wahlfreiheit thematisieren. Als ob derjenige,
er Hunger hat, gerne wählen möchte!


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Zynisch!)


r möchte einfach nur essen und satt werden, nichts an-
eres.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie haben hier Hilfe zur Selbsthilfe propagiert. Das ist

ichtig. Das ist übrigens ein liberales Prinzip. Aber neh-
en Sie bitte zur Kenntnis: 6 Millionen Kleinbauern in
en Schwellenländern und in der Dritten Welt bauen be-
eits transgene Pflanzen an und haben damit gute Erfah-
ungen gemacht; denn jedes Jahr werden es mehr.


(Beifall bei der FDP)

Haben Sie die FSE, die Farm Scale Evaluations,
irklich einmal gelesen? Dabei geht es nicht um Nega-
ivwirkungen transgener Organismen, sondern um nichts
eiter als um Unkrautmanagement. Dort, wo weniger
eikräuter wachsen und es weniger Tiere und Insekten
ibt, die auf diesen leben, sind die Erträge höher. Von
aher ist dieses Beispiel absolut ungeeignet.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Ernährungsprobleme in der Dritten Welt sind
roß. Ursache sind die Armut und die Verantwortungslo-
igkeit totalitärer Regime – dazu zählt zum Beispiel das
ommunistische Regime in Nordkorea –, aber auch die
achsende Weltbevölkerung, der kaum vermehrbare
ckerflächen gegenüberstehen. Daraus ergibt sich die
otwendigkeit, die Intensität der landwirtschaftlichen
roduktion zu steigern, damit alle Menschen statt wer-
en.
Die Probleme bei der Welternährung konnten in den

etzten Jahrzehnten deutlich verringert werden. Es wur-
en neue Sorten entwickelt. Wir können erwarten, dass
it gentechnischen Methoden Erträge weiter gesichert
nd die Qualität der Nahrungsmittel weiter verbessert






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

wird. Deutsche Unternehmen wollen sich ihrer Verant-
wortung bei der Entwicklung neuer Sorten stellen. Dafür
brauchen sie praktikable Rahmenbedingungen, die ihnen
die rot-grüne Regierung noch immer verweigert.

Der Bundeskanzler ist einmal angetreten, im kriti-
schen Diskurs eine verantwortbare Position zur Gentech-
nik zu finden. Im Zuge von BSE hat ihn der Mut verlas-
sen. Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, allein Ihre
Abwesenheit dokumentiert:


(Albert Deß [CDU/CSU]: Wo ist er denn?)

Welternährung ist nicht Ihr Thema,


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


grüne Gentechnik ist es auch nicht mehr.

(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sie las sen aber auch nichts aus!)

Sie haben grüne Gentechnik wegen BSE kurz vor dem
erfolgreichen Abschluss gestoppt. Schade!


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Wo ist denn Herr Westerwelle?)


– Herr Westerwelle weiß, dass ich eine gute Rede halte.
Er muss nicht hier sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dennoch muss der Streit zwischen Frau Künast und
Herrn Clement sowie Frau Bulmahn endlich im Sinne
der grünen Gentechnik entschieden werden. Herr Bun-
deskanzler, nehmen Sie Ihre Richtlinienkompetenz
wahr, sprechen Sie ein Machtwort, beenden Sie die Gra-
benkämpfe und bringen Sie diese Innovation in Deutsch-
land voran!


(Beifall bei der FDP)

Mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung mit der grünen

Gentechnik zeigt: Die grüne Gentechnik ist verantwort-
bar, durch ihr Innovationspotenzial hilft sie, in Deutsch-
land Arbeitsplätze zu schaffen, und sie ist zur Verbesse-
rung der Ernährung der Menschen in den ärmsten
Ländern der Erde ethisch geboten. Daher unterstützt die
FDP den Antrag der CDU/CSU-Fraktion im Grundsatz.

Herr Kollege Carstensen, in einem Punkt widerspre-
chen wir dem Antrag aber ausdrücklich:


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Ui!)

Kennzeichnungsschwellenwerte oberhalb der techni-
schen Machbarkeitsgrenze sind anders, als Sie es sagen
und als Sie es in Ihrem Antrag fordern, sehr wohl akzep-
tabel.


(Beifall bei der FDP)

Bei der Festlegung der Schwellenwerte müssen die tech-
nischen Machbarkeitsgrenzen berücksichtigt werden,
aber nicht mehr. Dabei orientiert man sich am Umwelt-
und Gesundheitsschutz.

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(C (D Transgene Pflanzensorten werden geprüft wie andere, ie haben dieselben Risiken wie andere und sie verhalten ich in der Umwelt wie andere, auch wenn die Grünen einen, etwas anderes behaupten zu müssen. Eine Sonerstellung transgener Sorten ist daher durch nichts geechtfertigt. as sieht auch Staatssekretär Catenhusen, SPD, aus dem orschungsministerium so. In einem Interview in der Zeit“ hält er gesonderte Haftungsregelungen für den mgang mit transgenen Sorten für nicht erforderlich. Ihr taatssekretär hat Recht. Wer Recht hat, soll auch Recht ehalten. Gesundheitsschäden werden in unserer Gesellschaft umeist durch falsche Ernährung und Umweltschäden, nsbesondere durch den Schadstoffeintrag, verursacht. as haben auch die Bürgerinnen und Bürger erkannt. eswegen finden sie es gut, wenn mit gentechnischen ethoden Pflanzen und Tiere gezüchtet werden, die geen Schädlinge immun sind. Nach einer Umfrage, die om Bundespresseamt in Auftrag gegeben wurde, sind 6 Prozent dafür. Die Grünen sind dagegen. Aber: Welhe in der Zeit seit ihrer Gründung etablierten Zukunftsechnologien haben die Grünen jemals befürwortet? urzzeitig oder längerfristig wurden abgelehnt: die riedliche Nutzung der Kernenergie, der Computer – der eschluss existiert noch immer –, das Handy, der Transapid, die PET-Flaschen und die rote Gentechnik. (Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Bei der SPD kommt noch der Fernseher dazu!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Danke, Herr Carstensen.
Der jetzige Außenminister hat im Hessischen Landtag

ie Turnschuhe eingeführt und den Bau der Anlage zur
entechnischen Herstellung von Humaninsulin 14 Jahre
ang verzögert. Mit dieser Lebensleistung wurde er dann
ußenminister.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem Kulturpessimismus der Grünen wären die
rnährungsprobleme Europas nie gelöst worden.


(Beifall bei der FDP)

aher ist der Kulturpessimismus der Grünen auch nicht
eeignet, den Menschen in den ärmsten Ländern der
rde zu helfen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Genau! Das ist die Wahrheit!)


och immer folgen die Grünen ganz treu Karl Valentin:
ie Zukunft war früher auch besser.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Kann man wirklich so flach sein?)


Warum unterstützt eine SPD, die sich immer auf ihre
oziale Verantwortung beruft, diese Politik? Sie ist un-






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

ethisch, weil sie verhindert, dass die Möglichkeiten der
grünen Gentechnik zur Entwicklung leistungsfähiger
Sorten genutzt werden. Sie ist umweltfeindlich, weil sie
die Potenziale der grünen Gentechnik zur Verminderung
des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln nicht nutzt. Sie
ist verbraucherfeindlich, weil sie sich nicht am Wunsch
der Verbraucher nach sicheren Lebensmitteln orientiert
– transgene Sorten werden besser geprüft als andere.
Schließlich ist sie unsozial, weil sie die Abwanderung
von Arbeitsplätzen ins Ausland fördert.

Ich fordere die SPD auf, eine derartig dem Gemein-
wohl zuwiderlaufende Politik des grünen Koalitionspart-
ners zu verhindern.


(Beifall bei der FDP)

Laufen Sie den Grünen nicht wie die Lemminge hinter-
her und springen Sie nicht in den Abgrund!

In den letzten zehn Jahren wurden transgene Sorten
mit sehr interessanten und für die Ernährungssituation
der Menschen in den ärmsten Ländern der Erde wichti-
gen Eigenschaften entwickelt. Golden Rice ist das be-
kannteste Beispiel; es gibt einige andere mehr. Die
Frage, ob transgene Sorten verantwortbar sind, ist beant-
wortet: Sie sind verantwortbar. Inzwischen stellt sich die
Frage, ob es ethisch verantwortbar ist, den Landwirten in
den Entwicklungsländern diese Sorten weiter zu verwei-
gern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Professor von Weizsäcker hat in seiner Rede zum Car-
tagena-Protokoll über ein Beispiel aus Indien berichtet, bei
dem sich der Anbau einer transgenen Sorte nicht bewährt
haben soll. Das mag so sein. Vor solchen Sorten muss aber
niemand geschützt werden. Professor von Weizsäcker, ich
bedauere sehr, sagen zu müssen: Dieses einzige Beispiel in
Ihrer Rede zum Cartagena-Protokoll war unter Ihrem Ni-
veau. 6 Millionen Landwirte haben im vergangenen Jahr
transgene Kulturpflanzen angebaut. 75 Prozent davon wa-
ren Kleinbauern in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Ihre Anzahl ist von Jahr zu Jahr gestiegen.

Der Beauftragte für Welternährungsfragen des Evan-
gelischen Entwicklungsdienstes stuft den Beitrag der
grünen Gentechnik zur Sicherung der Welternährung als
gering ein und sieht die Gefahr der Abhängigkeit der
Kleinbauern von Patentinhabern. Die Realität sieht an-
ders aus. Den theoretischen Vorbehalten stehen ganz
konkrete Vorteile der grünen Gentechnik gegenüber, wie
zum Beispiel sichere Ernten durch Bt-Mais in China.
Das Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften in
München hat einen Leitfaden entwickelt, mit dem trans-
gene Sorten nach ökologischen, ökonomischen und so-
zialen Kriterien individuell bewertet werden können. Ein
solcher Leitfaden ist ethisch sehr viel wertvoller als die
grüne Fundamentalopposition gegen die grüne Gentech-
nik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Er ermöglicht es, die Eignung einzelner Sorten zu be-
werten, statt alle pauschal zu verdammen. Eine wach-
sende Weltbevölkerung stellt steigende Anforderungen

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(C (D n die Landwirtschaft. Diese Herausforderungen können ir nur meistern, wenn wir Armut und totalitäre Regime ekämpfen – Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist überschritten. – ich bin beim letzten Satz – und die Intelligenz sowie en Erfindungsreichtum von Menschen für die Weiterntwicklung der Landwirtschaft nutzen. Die grüne Genechnik kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Herta Däublermelin, SPD-Fraktion. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506903600
Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1506903700

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506903800


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1506903900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
err Carstensen und Frau Happach-Kasan, ich schätze
ie beide sehr. Aber ich muss sagen: Nach Ihren beiden
edebeiträgen ist, glaube ich, auch dem letzten Zuhörer
lar, worum es Ihnen heute Morgen geht: Es geht um das
lte Ritual: „Wie beschimpft die Opposition die Regie-
ung?“ und das wieder möglichst laut in der Öffentlich-
eit. Ich finde es außerordentlich schade, dass Sie die
ichtige und ernste Frage der Bekämpfung des Welthun-
ers und die Frage, was wir dazu beitragen können, mit
iesem Ritual vermischen. Das tut dem Thema nicht gut
nd das tut auch dem Deutschen Bundestag nicht gut.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dabei sind und waren wir schon weiter. Die Frage des
elthungers und seiner Bekämpfung beschäftigt Sie ge-
auso wie uns im Agrarausschuss. Gerade gestern haben
ir über einen Antrag – übrigens der SPD – zur Frage
er Landreform geredet, die selbstverständlich mit der
rage der Bekämpfung des Welthungers zu tun hat; denn
n den Entwicklungsländern bedarf es insbesondere der
icherung von bäuerlichen Familienexistenzen und einer
ernünftigen Sozialstruktur. Das fehlt jedoch in Ihrem
ntrag; das wissen Sie auch.
Gerade gestern hat der Kollege Deß von der CDU/
SU einen sehr bemerkenswerten Beitrag geleistet. Er
at darauf hingewiesen, dass auch im Zusammenhang
it der Zuckerordnung sehr sorgfältig auf die Sicherung
er bäuerlichen Familienbetriebe und damit den Aufbau
on Sozialstrukturen in der Dritten Welt geachtet werden
uss, die für die Bekämpfung des Welthungers dringend
rforderlich sind. Wo ist denn das in Ihrem Antrag?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen Dr. Herta Däubler-Gmelin [Nordstrand] [CDU/CSU]: Lesen Sie den doch einmal!)





(A) )


(B) )


Ich habe den Eindruck, dass Sie wieder einmal eine
polemische Diskussion und keine seriöse Diskussions-
grundlage gesucht haben. Ich kann das nur bedauern und
alle auffordern, das im Zuge der weiteren Diskussion zu
ändern; denn es ist doch völlig klar: Das Recht auf Nah-
rung gehört zu den Grundrechten jedes Menschen. Da-
rüber wird sich dieses Haus doch wohl auch im Klaren
sein.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Sind wir doch auch!)


Wenn Sie, Herr Carstensen, was ich gut finde, die Do-
kumente der FAO zitieren, dann tun Sie es doch bitte
richtig.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Dann zitieren Sie erst einmal unseren Antrag richtig!)


Ich lese es Ihnen gerne noch einmal vor. In der letzten
Woche, nämlich am 16. Oktober, war Welternährungs-
tag. Am Welternährungstag hat der Generaldirektor der
FAO ausdrücklich dazu aufgefordert, gemeinsam eine
Allianz gegen den Hunger zu bilden, die die Ursachen
für den Hunger bekämpft. Zu den Ursachen des Hun-
gers gibt es eine Menge an wirklich wichtiger internatio-
naler Übereinstimmung. So weist zum Beispiel der Welt-
ernährungsgipfel deutlich darauf hin, dass „Hunger
sowohl Ursache als auch Auswirkung von extremer Ar-
mut ist, durch den die Armen dieser Welt davon abgehal-
ten werden, von neuen Entwicklungen zu profitieren“.
Das müssen wir berücksichtigen und angehen.

Da spielt natürlich auch die deutsche Agrarpolitik und
die europäische Agrarpolitik eine große Rolle. Wir alle
wissen ganz genau, dass die Agrarmärkte der Entwick-
lungsländer auch durch die Subventionen der EU beim
Agrarexport mit kaputt gemacht werden. Mit den Über-
legungen, das zu ändern, haben wir uns in diesem Som-
mer beschäftigt. Mich ärgert, dass die CDU den deut-
schen Bauern immer wieder erklärt, das gehöre zu der
schlechten Agrarpolitik dieser Regierung oder der EU.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

– Sehen Sie, das ist gerade die Widersprüchlichkeit, die
mich dazu bringt, zu sagen: Es geht Ihnen eben um Pole-
mik und Rituale, nicht etwa um die Sicherung der Welt-
ernährung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Quatsch!)


Zur Stabilisierung der Märkte – bitte akzeptieren
Sie auch das – sind Landreformen in vielen Teilen der
Welt notwendig. Wenn Sie das genauso sehen, dann un-
terstützen Sie es doch.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das tun wir doch auch! Sagen Sie einmal etwas zum Antrag!)


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(C (D Wichtig sind auch Technologieund Wissenstranser. Wer will das denn bestreiten? Wir alle wissen, dass ie Erwartungen an die Biotechnologie – ich meine nicht ur die grüne Gentechnik, Sie müssen den Gesamtbeeich sehen – sehr hoch sind. Wir dürfen aber nicht nur iese Erwartungen sehen, sondern wir müssen auch die rfahrungen und Probleme zur Kenntnis nehmen. Diese erden übrigens in allen internationalen Dokumenten außer Ihrem Antrag – auch diskutiert. Das ist auch erorderlich, um das Thema richtig anzugehen. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Carstensen? Später gerne. Zunächst möchte ich ein paar Punkte, ie vielleicht seine Zwischenfrage beantworten werden, eiter ausführen. Aber keine Sorge, die Zeit für Ihre wischenfrage habe ich noch. Richtig seriös wäre es, wenn Sie diese Aspekte in Ih em Antrag nennen würden. Aber auch Ihr Beitrag hat ezeigt, dass Sie daran kein Interesse haben. Ihr Antrag st eine ärgerliche Mischung aus Einbahnstraßendenken er vermittelt den Eindruck, als könne man mit einem nopfdruck und der richtigen Technik die Welternähungsprobleme lösen – (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das sagt doch keiner!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506904000
Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1506904100

nd Vernebelungstaktik, wo es um klare Feststellungen
ehen müsste, zum Beispiel bei der Kennzeichnungs-
flicht. Darauf werde ich gleich noch eingehen. Au-
erdem liest sich Ihr Antrag streckenweise wie der Wer-
ewaschzettel der entsprechenden Industrie, die ihr
rodukt verkaufen will. Das gilt auch für Functional
ood, die ja mit Gentechnik nicht zwangsweise etwas zu
un haben muss. Diese Art von Lebensmitteln wird heute
chon vielfach ohne Gentechnik hergestellt.
Ich finde Ihren Antrag deswegen so ärgerlich, weil

er Generalsekretär der Vereinten Nationen in seinem
üngsten Bericht, der jetzt in der Generalversammlung
iskutiert wird, den Industrieländern viel konkreter
ichtiges und Verpflichtendes ins Stammbuch geschrie-
en hat. Er hat deutlich gemacht, dass die Abhängigkeit
er Entwicklungsländer nicht vergrößert werden darf,
ondern vermindert werden muss. Was aber finden wir in
hrem Antrag? Die Bundesregierung soll sicherstellen,
ass Kleinbauern nicht abhängig werden, sagen Sie und
ollen gleichzeitig deren Abhängigkeit von Patenten er-
öhen. Auch Ihr Widerstand gegen die EU-Agrarreform
uss in diesem Zusammenhang benannt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie müssen einmal laut sagen, was Sie wollen, und sich
icht in Unverbindlichkeiten ergehen. Lesen Sie einmal
ach, was Genetiker aus Äthiopien vom „Goldenen
eis“ und vor allem von seinen Auswirkungen auf die
rnährungslage oder die Sozialstruktur im ländlichen






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin

Raum halten. Das ist doch keineswegs nur positiv, son-
dern sehr problembehaftet.

Ich komme zu einem Punkt, der mich zusätzlich är-
gert: Ihre Äußerungen zur Kennzeichnungspflicht. Da
habe ich Frau Happach-Kasan überhaupt nicht verstan-
den. Ich habe immer gedacht, Sie würden mit mir die
Grundauffassung teilen, dass die Wahlfreiheit der Land-
wirte und der Verbraucher ein hohes Gut ist. Wenn Sie
die grüne Gentechnik mit Schwellenwerten einführen
wollen, von denen Sie gerade gesprochen haben, hat we-
der der Verbraucher noch der Landwirt irgendeine
Chance zu Wahlfreiheit. Sie als Biologin müssten das
eigentlich laut sagen. Ich halte nichts davon, den Men-
schen – unter welchem Vorwand auch immer – ein X für
ein U vorzumachen. Wer Wahlfreiheit und die Chance
für Koexistenz will, darf bei der Kennzeichnung nicht
über die technische Nachweisgrenze gehen.


(Abg. Helmut Heiderich [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage. Ich bedaure es sehr, dass die Union in ihrem Antrag einen sehr vagen Begriff von „technischer Machbarkeit“ benutzt und nicht klar herausstellt, dass der Grenzwert von 0,1 Prozent beim Saatgut – das muss jetzt entschieden werden – die Grundlage für Wahlfreiheit und Koexistenz ist. Frau Kollegin, inzwischen wollen zwei Kollegen eine Zwischenfrage stellen. Herr Kollege Carstensen, bitte schön. Frau Kollegin, ich habe den Eindruck, dass Sie unse ren Antrag nicht richtig gelesen haben. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das soll es öfter geben!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506904200
Peter H. Carstensen (CDU):
Rede ID: ID1506904300
Ich habe weiterhin den Eindruck, dass Sie mir nicht zu-
gehört haben. Ich habe in meiner Rede darauf hingewie-
sen – das ist Ihnen vielleicht entgangen –, dass die grüne
Gentechnik für die Union ein Instrument ist und sie sehr
wohl um die Komplexität des Themas Hunger weiß.
Können Sie mir aufgrund Ihres landwirtschaftlichen
Sachverstands sagen, wie Sie den Herausforderungen
der nächsten Jahre begegnen wollen? Die FAO spricht
davon, dass wir eine Steigerung der Erträge um 60 Pro-
zent brauchen, davon notwendigerweise 80 Prozent
durch eine Steigerung des Flächenertrags. Wie wollen
Sie diese Steigerung erreichen, wenn Sie den Entwick-
lungsländern nicht moderne Technologien zur Verfü-
gung stellen?

Lassen Sie mich bitte eine letzte Frage stellen. Wenn
das Thema so wichtig ist, wieso gibt es eigentlich keinen
Antrag zu diesem Bereich von der Koalition?


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Das wollte ich auch fragen!)


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(C (D arum haben Sie nicht die Möglichkeit genutzt, Ihre osition in einem Antrag deutlich zu machen? Wieso ibt es denn einen Streit zwischen dem Wirtschaftsinister und dem Umweltminister und dem Verbrauherschutzministerium? Die Forschungsministerin und er Wirtschaftsminister sagen, wir müssten viel mehr eld in die neuen Biotechnologien investieren, anderereits aber wird die Biotechnologie abgeblockt. Wir könen Ihre Politik nicht mehr begreifen. Können Sie uns as erklären? Lieber Herr Carstensen, es würde eine Antwort viel eichter machen, wenn nicht aus jedem Wort herauszuören wäre, dass Sie die Antwort eigentlich gar nicht ineressiert. (Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Das ist nicht fair!)

Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1506904400

ch will es dennoch probieren. Lassen Sie mich noch
inmal wiederholen: Ich habe jedem Wort, das Sie vor-
in gesagt haben, ehrfürchtig, so wie es der Respekt vor
hnen gebietet, zugehört. Natürlich haben Sie auch die-
en Satz vorgetragen. Jetzt haben Sie ihn wiederholt. Ich
in froh darum, weil er dadurch vielleicht eine größere
edeutung bekommt. Er hat vorher auch nicht länger ge-
auert als wenige Sekunden und Sie haben insgesamt
und 7,5 Minuten geredet. Das war der einzige Satz.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Ich habe nur sechs Minuten geredet!)


ber die Frage Ihrer Gewichtung und der damit verbun-
enen Wertigkeit sollten Sie jetzt vielleicht noch einmal
achdenken.
Der zweite Punkt ist folgender: Eine seriöse Ausei-

andersetzung mit dem Hungerproblem – Sie wissen,
ass ich gerade bei der FAO in Rom war – zeigt, dass es
n der Tat richtig ist, dass die Erwartung von Mitte der
0er-Jahre, man könne die Zahl der Menschen, die auf
er Welt Hunger leiden, bis 2015 halbieren, im Moment
keptisch beurteilt wird. Wenn man sich anschaut, wel-
he Länder der Welt bei der Verbesserung der Hungersi-
uation Erfolg haben und welche Länder nicht, dann
tößt man auf das auch von Frau Happach-Kasan, aller-
ings in falschem Zusammenhang, erwähnte Indien.
Indien ist ein Land, das seit Jahren GMOs einsetzt,

as Nahrungsmittel exportiert und ein steigendes Hun-
erproblem hat, trotz all der hervorragenden Ergebnisse,
ie Indien unzweifelhaft erreicht hat. Schon dieses
üsste jedem sagen, dass das Hungerproblem, was auch
uf dem World Food Summit gesagt wurde, ein Vertei-
ungs- und Armutsproblem ist. Dass die Technik und der
echniktransfer aus den verschiedenen Zonen der Welt
ine Rolle spielen, ist gar keine Frage, aber keine ent-
cheidende. Schauen Sie doch einmal in den Bericht des
N-Generalsekretärs! Dann werden Sie genau das fest-
tellen. Ich will Ihnen die Passage gerne zitieren, damit
ie nicht meinen, ich würde etwas Falsches sagen. Der
eneralsekretär schreibt in seinem Bericht an die Gene-
alversammlung der Vereinten Nationen:






(A) )



(B) )


Dr. Herta Däubler-Gmelin

Biotechnology has yet to deliver products in agri-
culture, health industry and environment in develo-
ping countries.

(Zurufe von der CDU/CSU und FDP: Oh!)


– Er spricht nun einmal Englisch. Ich finde gut, dass Sie
so deutlich machen, dass Sie es verstehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich übersetze es aber bei Bedarf auch gerne. Er führt
fort: Es gibt ein bisher ausgesprochen begrenztes Inte-
resse des privaten Sektors, transgene Produkte von eini-
germaßen großer Bedeutung an die sich entwickelnden
Länder zu übergeben.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Natürlich!)

Das sind die Probleme, mit denen wir es zu tun haben.
Da geht es um Geld und Gewinne, nicht um die Über-
windung des Welthungers. Das ist in Ihrem Antrag, der
durch Einbahnstraßendenken gekennzeichnet ist, leider
Gottes in keiner Weise ersichtlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506904500

Herr Kollege Heiderich, ich gehe wegen Ihrer Reak-

tion davon aus, dass Ihre Frage bereits vom Kollegen
Carstensen gestellt worden ist. Bitte schön, Frau Kolle-
gin, Sie können fortfahren.


Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1506904600

Frau Happach-Kasan hatte sich auch noch gemeldet.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506904700

Frau Happach-Kasan hat sich zu einer Kurzinterven-

tion gemeldet, wenn ich das richtig verstanden habe.

Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1506904800

Ich bitte um Entschuldigung.
Lassen Sie mich noch einmal Folgendes sagen: Ich

fände es ausgesprochen gut, es gäbe in diesem Haus ei-
nige Zukunftsthemen, die wir von allen Seiten mit ver-
gleichbarer Seriosität behandeln würden, und – –


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


– Zur Seriosität gehört auch, Herr Goldmann, dass man
zunächst einmal die erste Hälfte eines Satzes anhört, be-
vor man gleich in Jubel oder Klagen ausbricht. Die Be-
kämpfung des Welthungers und die Frage, was wir dazu
beitragen können, gehört ohne Zweifel zu den wichtigen
Zukunftsthemen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Deswegen gibt es diesen Antrag!)


Wie gesagt, das Recht auf Nahrung – dazu gehört auch
die Sicherung der Pflanzen und der so genannten geneti-
schen Ressourcen in allen Ländern – ist ein Menschen-
recht.

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(C (D Deswegen – das darf ich noch ausführen, bevor Frau appach-Kasan ihre Kurzintervention vorträgt – sind hre Ausführungen zur Artenvielfalt und deren Sicheung problematisch. Ich bin sicher, dass wir noch öfter ber dieses Thema diskutieren werden. Aber wenn Sie ie neue Studie, die in England erstellt wurde, einfach btun, werden wir nicht vorankommen. Ich hatte gestern die Gelegenheit, mit einigen engli chen Kollegen zu reden. Auch die Biologen bzw. Moleularbiologen oder Genetiker unter ihnen nehmen sich ie Zeit, die Studie sehr sorgfältig zu prüfen, bevor sie ie bewerten. Das sollten auch wir tun. Danke schön. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Helmut Heiderich [CDU/ CSU]: Das tun wir auch!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506904900

Ich erteile der Kollegin Dr. Christel Happach-Kasan

u einer Kurzintervention das Wort.

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1506905000

Liebe Frau Däubler-Gmelin, Sie haben mich als Bio-

ogin nach meiner Meinung gefragt, wofür ich ausge-
prochen dankbar bin. Denn ich meine, dass gerade in
er grünen Gentechnik Biologiekenntnisse sehr wohl
on Bedeutung sind.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist hilfreich für Juristen!)


Ich habe mich in der Tat mit den Farm Scale Evalua-
ions beschäftigt. In diesem Zusammenhang habe ich
ich mit Botanikern auseinander gesetzt und mich über
ie tatsächlichen Ergebnisse informiert. Festzustellen ist,
ass die Ergebnisse nicht so eindeutig sind, wie Sie und
uch Ministerin Künast es darstellen.
Aus den Ergebnissen geht schlicht und ergreifend her-

or, dass bei dem Anbau von herbizidtolerantem Raps
ie Menge der Unkräuter sinkt. Wenn es in einem Raps-
eld weniger Beikräuter gibt, ist auch weniger Nahrung
ür Insekten vorhanden, die auf solchen Beikräutern
eben. Von daher ist es richtig, dass die Artenvielfalt in
inem Rapsfeld – in dem allerdings ohnehin in erster
inie Raps wachsen soll – dadurch sinkt. Gleichzeitig
teigt aber auch der Ertrag, weil der Boden verstärkt dem
aps zugute kommt statt den Beikräutern.


(René Röspel [SPD]: Das steht aber nicht im Gutachten!)


Das ist eine Frage des Unkrautmanagements; es geht
abei nicht darum, auf welche Art und Weise die Herbi-
idtoleranz in einem Rapsfeld hergestellt wurde. Das ist
it gentechnischen Methoden wie auch mit anderen
uchtmethoden möglich. Im Ergebnis kommt es zu einer
eringeren Artenvielfalt im Rapsfeld. Das bedeutet aber
icht, dass sie außerhalb des Rapsfeldes ebenfalls sinkt.
Von daher rate ich Ihnen Frau Kollegin: Beschäftigen

ie sich doch ein bisschen gründlicher mit dieser The-
atik und fragen Sie auch einen Botanikprofessor nach






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

der Frage der Artenvielfalt im Rapsfeld, unabhängig da-
von, ob es sich bei der angebauten Pflanze um eine
transgene Sorte handelt oder nicht!

Ich darf auch darauf hinweisen, Frau Däubler-
Gmelin, dass sich der Antrag der CDU/CSU-Fraktion
auch mit der Sicherung der Welternährung befasst. Wenn
wir diese Aufgabe Ernst nehmen, dann spielt die Wahl-
freiheit, die nur in satten Gesellschaften, nicht aber in
der Dritten Welt ein Thema ist, in diesem Zusammen-
hang keine Rolle.

Das gilt auch für die Kennzeichnungspflicht. Sind Ih-
nen die Zahlen bekannt, wie viele Menschen in den
ärmsten Ländern der Erde lesen und schreiben können?
Was hilft diesen Menschen eine Kennzeichnung, wenn
sie hungrig sind und nicht lesen können?

Sie sprechen Punkte an, die in der Auseinanderset-
zung in Deutschland an Relevanz gewonnen haben, weil
wir eine reiche und satte Gesellschaft sind und es uns
leisten können, die Trennung von aus transgenen Pflan-
zen und aus anderen Pflanzen hergestellten Lebensmit-
teln zu fordern.

Ich bitte Sie herzlich, das Thema Welternährung in
den Mittelpunkt zu stellen, statt sich an Fragen abzu-
kämpfen, die nur in der Auseinandersetzung innerhalb
Deutschlands ein Rolle spielen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506905100

Zur Erwiderung hat nun Frau Kollegin Dr. Däubler-

Gmelin das Wort.

Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD):
Rede ID: ID1506905200

Frau Happach-Kasan, Sie wissen, dass ich immer für

Ratschläge dankbar bin. Aber darf ich Ihre geschätzte
Aufmerksamkeit auf den letzten Spiegelpunkt auf
Seite 3 des Antrags der CDU/CSU lenken. Dort wird auf
die Frage der Kennzeichnung ziemlich ausführlich ein-
gegangen. Darauf habe ich mich bezogen. Vielleicht
sollten Sie – wenn ich das zurückgeben darf – den An-
trag einfach einmal lesen. Dann werden Sie feststellen,
dass die Frage der Kennzeichnung sehr wohl angespro-
chen wird. Dort, wo der Kennzeichnungsschwellenwert
als klare Voraussetzung für Wahlfreiheit und Koexistenz
eine Rolle spielen sollte, muss man sich festlegen. Man
kann man nicht argumentieren – das tun Sie bedauerli-
cherweise –: Einerseits, andererseits, ich meine aber gar
nichts! Wer so verfährt, nimmt unseren Bauern jede
Chance für Wahlfreiheit und Koexistenz.

Ich darf Sie darauf hinweisen, dass zum Beispiel der
Träger des Alternativen Nobelpreises des letzten Jahres,
ein Biologe und Genetiker aus Äthiopien, der sicherlich
auch Ihren strengen fachlichen Ansprüchen genügt, sehr
deutlich die Mängel des Goldenen GV-Reises kritisiert
hat. Er meinte auch, das die Grundsätze von Wahlfreiheit
und Nichtabhängigkeit, auf die wir für unsere Bauern
Wert legen, auch für die Bauern in den sich entwickeln-
den Ländern gelten müssten. Er wies auch deutlich auf
die Probleme von GMO beispielsweise für Auswirkun-
gen auf die Sozialstruktur und die Abhängigkeit von ge-
werblichen Schutzrechten hin. Er befürchtet sogar, dass

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(C (D ich das Armutsproblem durch den Einsatz der grünen entechnik vielfach verschärfen werde – aber auch das st zunächst nur eine Meinung –, und weist außerdem arauf hin, dass man die Bedeutung der Artenvielfalt, lso der Biodiversität, selbstverständlich auch unter bioogischen Gesichtspunkten zur Kenntnis zu nehmen abe. Das ist das, was auch ich tue und empfehle. Lassen Sie mich nochmals deutlich sagen, dass bei ei em Schwellenwert über der technischen Nachweisbareit für die Kennzeichnung von Futtermitteln die Chancen ür Wahlfreiheit und Koexistenz nicht mehr bestehen. Das st so. Und darüber, welche der Erwartungen an Biotechologie und grüne Gentechnik tatsächlich erfüllbar sein önnen, sollten wir – dafür habe ich plädiert – sehr sorgältig beraten. Lassen Sie mich noch einen letzten Punkt zu der Stu ie aus England ansprechen. Ich habe es mir angewöhnt, ass ich eine neue Studie – die jetzt vorliegende ist in der at im Internet zu bekommen und ist sehr dick – erst einal lese und sie dann mit Kollegen und Fachleuten bepreche. Da die Studie aus England erst in dieser Woche eröffentlicht wurde, wird man noch Zeit benötigen, um ie genau einzuschätzen. Ich denke, dazu wird in unseem Ausschuss jede Möglichkeit bestehen. Wenn Sie, rau Happach-Kasan, diese Studie offenbar per Handuflegen bewerten können, dann sage ich Ihnen: Ich ann das nicht und bisher hat nur Carlo Schmid so etwas eschafft. Danke schön. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506905300

Nächster Redner ist der Kollege Helmut Heiderich,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1506905400

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! In we-

igen Tagen trifft sich die FAO in Rom, um dort erneut
ber den „Kampf gegen den Hunger“ zu debattieren. Sie
ird dort sicherlich die Forderungen betreffend die Nut-
ung der Bio- und Gentechnik fortschreiben, die sie be-
eits beim Weltgipfel im vergangenen Jahr formuliert
at. Frau Künast und Frau Däubler-Gmelin, auch das ist
estandteil der Forderungen internationaler Organisatio-
en. Warum wird genau dieser Punkt von Ihnen in allen
hren Reden unterschlagen? Auch das sollten Sie eigent-
ich erwähnen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

enn alle Fachleute kommen weltweit übereinstimmend
u dem Ergebnis, dass diese Technologie in den nächsten
ahrzehnten wichtige Beiträge zur Ernährung der Welt-
evölkerung leisten kann. Wir behaupten nicht, dass sie
ie Ernährung der Weltbevölkerung alleine sicherstellen
ann. Aber sie kann, wie gesagt, einen Beitrag leisten.
enn man sie verhindert, dann verhindert man auch eine
ositive Entwicklung.






(A) )



(B) )


Helmut Heiderich

Zwei Entwicklungen stehen unverrückbar fest: Ers-

tens. Die Weltbevölkerung wird sich in absehbarer Zeit
mehr als verdoppeln. Zweitens. Die verfügbare landwirt-
schaftliche Nutzfläche pro Kopf wird auf weniger als die
Hälfte zusammenschrumpfen. Als Fachleute behaupten
wir nicht, dass diese Herausforderungen alleine mit der
Biotechnik zu meistern seien. Aber sie werden auch
nicht alleine durch Ihren Antrag zur Landreform sowie
das, was Sie jetzt vorgetragen haben, gemeistert werden.
Die Erfolge der grünen Revolution haben jedenfalls ge-
zeigt, wie deutlich solche neuen Technologien zur Be-
kämpfung des Hungers beitragen können.

Die Biotechnik steht noch am Anfang, obwohl sie be-
reits auf 60 Millionen Hektar eingesetzt wird. Aber sie
bietet unendlich viele Möglichkeiten, die wir uns gerade
erst zu erarbeiten beginnen. Trotzdem, Frau Künast, blo-
ckiert die Bundesregierung deren Erforschung, Entwick-
lung und Anwendung in Deutschland bereits seit Jahren.
Was Sie eben zu den Grenzwerten vorgetragen haben,
Frau Däubler-Gmelin, wird diese Blockade weiter erhö-
hen.

Ich bringe Ihnen einmal eine Warnung der deutschen
Wissenschaft zur Kenntnis, die aktuell an uns gerichtet
worden ist: Mit diesen neuen Gentechnikregeln von Frau
Künast wird Forschung zur grünen Gentechnik in
Deutschland nicht mehr möglich sein. – Die Leute wis-
sen, wovon Sie reden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Inzwischen ist die Bundesregierung in sich völlig zer-

stritten. Die BMBF-Ministerin Bulmahn hat am Montag
dieser Woche erklärt: Nach weltweiten Schätzungen wird
im Jahr 2020 jede zweite Innovation mit einem biotechno-
logischen Verfahren zusammenhängen. – Der BMWA-
Minister Clement – er war vorhin noch hier – sagte im
Mai 2003 in Washington: Ich werde mit Nachdruck da-
für eintreten, dass Europa sein De-facto-Moratorium bei
gentechnisch veränderten Produkten aufgibt. – Liebe
Frau Däubler-Gmelin, würden Sie sagen, dass auch diese
beiden jede Seriosität in der Diskussion um dieses
Thema vermissen lassen, oder haben Sie da eine andere
Messlatte, als wenn Sie über uns reden?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die positiven Einstellungen werden durch die ideolo-

gische Verklemmung von BMVEL-Ministerin Künast
ständig ausgebremst und konterkariert. Die Ministerin
redet öffentlich zwar immer von Wahlfreiheit, meint da-
mit aber wohl eher, dass sich jeder in diesem Lande ih-
rem einseitigen Weltbild völlig unterwerfen müsse.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Bevormundung meint sie!)


Sie haben uns vorhin vorgeworfen, dass wir Polemik
in die Diskussion hineinbringen. Ich sage Ihnen: Die
Rede von Frau Künast war eine einzige Attacke auf un-
seren Antrag und auf die Auffassung der CDU/CSU-
Bundestagsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast, Bundesministerin: Das stimmt! – Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das w K d w g b e e E k P V D n f n g z d F t S G b v w f tr F s v n ja U e F n e A lä g n K n n d c k w (C (D ist auch richtig so! – Friedrich Ostendorff [BÜND-NIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat er gut erkannt!)


Ich will einige wenige Beispiele dazu vortragen, wie
ir nach unserer Auffassung die Biotechnik hilfreich im
ampf gegen den Hunger einsetzen könnten. Ich meine,
ass wir als Technologienation genau an dieser Stelle et-
as leisten müssen, damit die Entwicklungsländer trans-
ene Innovationen in ihren landesüblichen Pflanzenan-
au einbringen können. Die Labors haben ja schon
iniges entwickelt, zum Beispiel Süßkartoffeln mit einer
ingebauten Virusresistenz, wodurch die heute üblichen
rtragsverluste von bis zu 80 Prozent vermieden werden
önnen, oder Bananenpflanzen, die gegen den Sigatoka-
ilz resistent sind. Auf Hawaii ist der Papaya-Ringspot-
irus durch Gentechnik erfolgreich bekämpft worden.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Kein Viehfutter!)


ie Papayaproduktion auf Hawaii ist heute überhaupt
ur noch möglich, weil eine solche Veränderung stattge-
unden hat. Aber das interessiert Frau Künast natürlich
icht. Sie redet lieber mit anderen, statt sich solche Ar-
umente anzuhören.
Ein weiteres Beispiel ist die Bekämpfung der Wur-

elunkräuter in der Saharazone in Afrika. Heute müssen
ie Menschen dort, im Wesentlichen die Kinder und die
rauen, jeden Tag auf das Feld gehen und diese Unkräu-
er von Hand ausreißen. Trotzdem müssen sie am
chluss einen Ernteverlust hinnehmen. Frau Däubler-
melin, wo ist da Ihr Blick auf die Sozialstruktur? Ha-
en Sie auch einmal über dieses Thema nachgedacht?


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es gibt eine ganze Menge Möglichkeiten, die bereits

orhandenen Entwicklungen auch zum Nutzen der Ent-
icklungsländer umzusetzen, aber wir müssen etwas da-
ür tun. Da frage ich Sie, Frau Künast: Wo sind der Bei-
ag Ihres Ministeriums und der Beitrag Deutschlands als
orschungsnation, um den Entwicklungsländern in die-
er Frage zu helfen? Eines ist doch klar: Die großen pri-
aten internationalen Organisationen kümmern sich zu-
ächst um die weit verbreiteten Nahrungsmittel, weil sie
ihren Ertrag erzielen müssen. Aber wir mit unseren
niversitäten und Institutionen hätten die Möglichkeit,
twas für die für die Entwicklungsländer so wichtigen
rüchte und Nahrungsmittel zu entwickeln und mit ih-
en gemeinsam so umzusetzen, dass diese Technik dort
rfolgreich angewendet werden kann. Hier liegt unsere
ufgabe. Wir sollten einiges tun, um den Entwicklungs-
ndern, wie Sie gesagt haben, Hilfe zur Selbsthilfe zu
eben.
Gerade die kleinen Landwirte dort brauchen keine

eue technische Ausstattung. Sie müssen keine großen
apitalinvestionen vornehmen, um mit dem biotech-
isch fortentwickelten Saatgut Erfolge erzielen zu kön-
en. Es geht doch nicht an, dass wir uns verpflichten,
en Entwicklungsländern zu helfen – in der letzten Wo-
he haben wir den Entwurf eines Gesetzes zu dem Proto-
oll von Cartagena verabschiedet –, und gleichzeitig,
enn es um diese Fragen geht, außen vor bleiben und






(A) )



(B) )


Helmut Heiderich

lieber über Bürokratieabbau in Deutschland statt über
Erfolge für die Entwicklungsländer diskutieren. Hier
sind wir in der Pflicht und hier muss die Bundesregie-
rung endlich etwas tun.

Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506905500

Nächster Redner ist der Kollege René Röspel, SPD-

Fraktion.

René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1506905600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Den Hunger in der Welt bekämpfen, das ist eine
Vorstellung, die wir alle teilen. Den Hunger in der Welt
mit grüner Gentechnologie bekämpfen, das ist eine
große, eine sehr interessante Herausforderung. Aber ist
es eine realistische Herausforderung? Diese Frage muss
erlaubt sein. Ist der Hunger in der Welt zum Beispiel
nicht eher – Frau Ministerin Künast und auch Herta
Däubler-Gmelin haben darauf hingewiesen – ein Pro-
blem der ungerechten Verteilung? Müsste dieses Pro-
blem nicht politisch gelöst werden?


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Auch!)

Kann man ein politisches Problem mit einer technischen
Antwort lösen?


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Unter anderem!)

Ich glaube, auch das ist eine interessante Frage.

Ich habe meine Zweifel, ob grüne Gentechnologie die
richtige Antwort auf diese Frage ist. Ich will das auch
begründen. Wir haben einigen Optimismus gehört. Wenn
man optimistisch ist, dann kann man sagen, dass der ver-
stärkte Anbau gentechnisch veränderter Organismen und
Nahrungsmittel die Produktion der Entwicklungsländer
erhöhen könnte. Aber ist diese optimistische Sicht realis-
tisch? Ich stelle diese Frage, weil der Zeitraum der Er-
fahrungen, die wir mit grüner Gentechnologie haben, ge-
messen an der Evolution sehr klein ist. Ist es nicht
geradezu notwendig, Pro und Kontra in einer Angele-
genheit, die möglicherweise nicht rückholbar ist, abzu-
wägen?

Herr Carstensen und Sie von der FDP haben heute
wie üblich behauptet, wir seien vorurteilsbehaftet und
ideologieverblendet. Es wird langsam langweilig. Es war
fast herausragend, dass Herr Heiderich auch einmal ein
paar positive Beispiele genannt hat. Ich will Ihnen einige
Argumente nennen, die mindestens zum Nachdenken an-
regen sollten.

Mein Kollege Ernst Ulrich von Weizsäcker hat letzte
Woche von dieser Stelle von seiner Reise nach Indien in
diesem Monat berichtet. Er traf dort Bauern, die eine
gentechnisch veränderte Baumwollart anpflanzen. Die-
ser Baumwollart wurde ein Gen aus einem Bodenbakte-
rium eingepflanzt, das das Insektizid gegen den ärgsten
Feind selbst produziert. Dieses Saatgut ist zwar viermal
so teuer wie das bisher verwandte konventionelle; aber
die Mittel für die höheren Kosten sollten dadurch wieder

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(C (D ereinkommen, dass die Bauern weniger Pestizide einetzen müssen. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen; das Gegenteil t eingetreten. Der Pestizideinsatz der Bauern ist größer eworden, weil auch andere Schädlinge auftraten, und er Ernteertrag war deutlich geringer als beim Einsatz es konventionellen Saatgutes. Den Schaden haben nun ie Bauern in Indien, die weit weg von diesem Hause ind. Ich glaube, das muss man berücksichtigen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Bt-Insektengiftgen ist übrigens eines der Vorzei-
eprodukte der grünen Gentechnologie. Auch wird im-
er propagiert, wie sinnvoll der Einsatz des so genann-
n Bt-Maises gegen den ärgsten Feind des Maises, den
aiszünsler, sein könne. Man ist zunächst geneigt, zu
lauben, dass man im Vergleich zu normalen Maispflan-
en weniger Pestizide, also weniger Insektengift, aus-
ringen muss.
Bt ist übrigens das einzige im ökologischen Landbau

ugelassene Gift. Es wird bei Befall der Pflanzen in sei-
er inaktiven Kristallform auf die Felder versprüht. Erst
Magen der Insekten wird es – diese interessante Vari-

nte kennen wahrscheinlich die wenigsten – in die ak-
ve, giftige Form umgewandelt. Wenn es von den Insek-
n nicht aufgenommen wird, dann wird es vom
onnenlicht binnen weniger Stunden zerstört; das Gift
ann nicht mehr aktiv werden und es bilden sich keine
esistenzen.
Genau das ist der elementare Unterschied zum gen-
chnisch veränderten Mais; er produziert dieses Gift
ämlich ständig in seiner aktiven Form. Untersuchungen
aben gezeigt, dass dieses Gift nach der Ernte im Pflan-
enabfall noch persistent ist. Das führt schlicht und ein-
ach dazu, dass die Gefahr sehr groß ist, dass die Schad-
sekten Resistenzen ausbilden. Wenn Resistenzen
usgebildet werden, dann bedeutet das automatisch das
us für den ökologischen Landbau und die Nutzung des
t-Giftes.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506905700

Herr Röspel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Heiderich?

René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1506905800

Ja.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506905900

Herr Kollege Heiderich, bitte, Sie haben das Wort.

Helmut Heiderich (CDU):
Rede ID: ID1506906000

Herr Kollege Röspel, da Sie hier über die Frage des
t-Maises sprechen, sind Ihnen sicherlich auch die Stu-
ien aus Nordamerika bekannt, die genau zu diesem
roblem der Resistenzen gemacht worden sind. Im End-
rgebnis hat man in allen Studien festgestellt, dass es
elbst dort nicht zu solchen Resistenzen gekommen ist,
o man keine Refuges, also Bt-Mais-freien Zonen,






(A) )



(B) )


Helmut Heiderich

eingerichtet hat. So hat sich das Problem, das Sie eben
angesprochen haben, in der landwirtschaftlichen Praxis
nicht bewahrheitet.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1506906100

Das stimmt in dieser Konsequenz nicht. Es gibt zwar

in der Tat diese Studien, es gibt aber auch andere Stu-
dien, die zu anderen Ergebnissen gekommen sind. Das
hat dazu geführt, dass die US-amerikanische Umweltbe-
hörde, die für die Zulassung zuständig ist, die EPA, den
Anbau von Bt-Mais nur zulässt, wenn ein Insektenresis-
tenz-Managementprogramm nachgewiesen wird. Das
wiederum beinhaltet, dass auf 20 Prozent jeder Anbau-
fläche konventioneller Mais angebaut werden muss. Der
wissenschaftliche Beirat bei der EPA hat übrigens einen
Anteil von 50 Prozent gefordert, das heißt, man hätte auf
der Hälfte der Fläche konventionellen Mais anbauen
müssen, um sicherstellen zu können, dass es zu keinen
Resistenzen kommt. Gerade aufgrund der Erkenntnisse
in den USA, dass es Resistenzen gibt, hat die EPA, die
nun wirklich nicht technikfeindlich ist, dieses Manage-
ment in den USA vorgeschrieben.

An diesem Punkt wird deutlich, dass diese Technolo-
gie schlicht und einfach nicht dazu geeignet ist, unter in
Entwicklungsländern herrschenden Bedingungen ange-
wandt zu werden. Dort gibt es in der Regel wenig große
Flächen. Außerdem setzt diese Technologie ein Vorge-
hen und eine Kenntnis von Landwirtschaft voraus, die
üblicherweise in den kleinbäuerlichen Strukturen nicht
vorhanden sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt übrigens andere Wege – es wird ja immer nach
Alternativen gefragt –: 65 000 Kleinbauern in Bangla-
desh versuchen künftig, ohne Chemie Landwirtschaft zu
betreiben, das heißt auch ohne Abhängigkeit von Impor-
ten und großen Konzernen. Sie bauen im Wechsel
Früchte wie Zwiebeln, Knoblauch, Rettich, Linsen, Kar-
toffeln, Kürbisse und Zuckerrohr an. Statt Kunstdünger
nehmen sie stickstoffhaltige Hülsenfrüchte oder Was-
serhyazinthen; man kann immer noch dazulernen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
Sie bezeichnen in Ihrem Antrag an anderer Stelle – das
haben wir heute schon mehrfach gehört – den so genann-
ten goldenen Reis als mögliche Waffe gegen Vitamin-
A-Mangel, der ja leider sehr häufig Kinder in der Dritten
Welt betrifft. Was ist das nun für ein Reis? In diesen hat
man gentechnisch Betacarotinmoleküle eingebaut, die
die Vorstufe von Vitamin A darstellen. Die Chemiker
und Biologen, verehrte Kollegin von der FDP, wissen,
dass Betacarotin ein fettlösliches Molekül ist. Das heißt,
Sie können es nur für den Körper verfügbar machen,
wenn Sie geeignete fettreiche Nahrung zu sich nehmen.
Deswegen essen wir den Salat mit Öl, um diese Mole-
küle überhaupt mobilisieren zu können. Nun gibt es aber
gerade in den Bereichen, wo Vitamin-A-Mangel kombi-
niert mit anderen Mangelerscheinungen auftritt, keine
Möglichkeit, sich fettreich zu ernähren. Das heißt, wer
will, dass Golden Rice als Mittel gegen Mangelerschei-
nungen geliefert und angebaut wird, muss auch für fett-

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(C (D eiche Ernährung sorgen, damit dessen Wirkungen überaupt mobilisiert werden können. Ansonsten wird etacarotin vom Körper ausgeschieden, ohne dass es in itamin A umgewandelt wurde. Das ist schlicht und einach wissenschaftliche Erkenntnis, die berücksichtigt erden muss. Golden Rice bringt also auch Schwierigeiten mit sich. Das Verrückte an dieser ganzen Geschichte ist: Der rsprünglich in den Entwicklungsländern angebaute eis, der braune Reis, enthält in seiner Schale genug etacarotin und sogar Vitamin A. Er ist aber von dem in er westlichen Zivilisation bevorzugten weißen Reis erdrängt worden. Dadurch, dass kein brauner Reis mehr ngebaut bzw. dieser nicht mehr ungeschält gegessen ird, entstand das Vitamin-A-Problem. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eines ist allen Technologien gemeinsam, die wir in
ie Dritte Welt exportieren: Sie werden einheimische,
tandortgerechte, bodenständige, traditionelle Verfahren
nd Saatgute verdrängen und neue Abhängigkeiten von
roßen Konzernen der ersten Welt schaffen und wahr-
cheinlich kleinbäuerliche Strukturen dauerhaft zer-
tören. Es ist nicht zu erwarten, dass diese teure Techno-
ogie den Entwicklungsländern dauerhaft gratis zur
erfügung gestellt wird. Das Eigeninteresse der Indus-
rieländer wird natürlich bestehen bleiben. Einige Kolle-
en und ich haben das gestern wieder direkt erfahren
önnen.
Wir hatten Besuch von einem Reisbauern aus Thai-

and. Dieser Besuch wurde vermittelt von einer Organi-
ation, die nicht unbedingt verdächtig ist, der Gentech-
ik mit Vorurteilen zu begegnen, nämlich von Misereor,
em Hilfswerk der katholischen Kirche. Dieser Reis-
auer aus Thailand hat uns nicht nur die Situation seiner
amilie, sondern auch die Situation von 5 Millionen
leinbauern in der Region, in der er lebt, geschildert.
iese Bauern leben vom Anbau des Jasminreises. Das
st ein Reis mit einem besonderen Aroma, der in die
SA exportiert wird. Damit erzielen die Bauern einen
eil ihrer Erlöse.
Die USA versuchen nun im Rahmen eines For-

chungsprojekts, diesen Reis mit gentechnischen Verfah-
en an die klimatischen Bedingungen in den USA anzu-
assen. Gelingt der Anbau in den USA, wird den
hailändischen Bauern die Existenzgrundlage entzogen.
ann werden wir wieder eine Debatte führen und uns
ahrscheinlich überlegen, mit welchen gentechnischen
ethoden wir diesen Bauern helfen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Regelmäßig erscheinen neue wissenschaftliche Ar-
eiten zu den Auswirkungen der Gentechnologie auf
ie Umwelt, manchmal mit gegensätzlichen Aussagen:
endelsohn et al. relativieren in der September-Ausgabe
on „Nature Biotechnology“ die Auswirkungen von Bt-
flanzen auf die Umwelt. In Großbritannien gibt es die
eltweit größte Studie zu den Auswirkungen gentech-
isch veränderter Nutzpflanzen. Im Rahmen dieser Stu-






(A) )



(B) )


René Röspel

die wird von massiven Auswirkungen auf die Vielfalt
von Ackerkräutern und auf die Insektenfauna gespro-
chen. Wir wissen also nicht eindeutig, welche Folgen
das Ausbringen von gentechnisch veränderten Pflanzen
in die Natur haben kann.

Ich habe vor einigen Wochen zusammen mit Herrn
Bundestagspräsident Thierse von der Aktion „Mensch“
das Ergebnis der Kampagne „www.1000fragen.de“
überreicht bekommen. Eine der Fragen hat mich sehr be-
eindruckt: Dürfen wir ein Spiel spielen, dessen Regeln
wir nicht verstehen? Wenn wir nicht wissen, welche
Konsequenzen es haben kann, ein Gen aus einem Bo-
denbakterium in eine höhere Pflanze einzubauen, ist es
dann nicht sinnvoller, eher zurückhaltend zu sein? Soll-
ten wir nicht gerade gegenüber den Entwicklungsländern
aufhören, zu glauben, dass unsere Technologie besser sei
als ihre Tradition?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Mein letzter Punkt. Sie sprechen in Ihrem Antrag da-

von, dass Gentechnik helfen könnte, Pflanzen zum Bei-
spiel gegen Salz toleranter zu machen. Vielleicht sind
die Entwicklungsländer schon weiter, als wir glauben.
Ein thailändischer Forscher hat sich die 7 000 einheimi-
schen Reissorten vorgenommen und hat 230 Varietäten
unter salzhaltigen Bedingungen in seinem Institut ange-
baut. Vier Sorten haben diese salzhaltigen Bedingungen
ertragen. In ihrem Anbau liegt die Zukunft in dieser salz-
haltigen Region: ohne Gentechnik und mit Sorten, die
die einheimischen Bauern bezahlen können und die sie
selbst vermehren können, weil diese Sorten seit Jahrhun-
derten an die dortigen Bedingungen angepasst sind.

Ich hoffe, ich habe Ihnen ein wenig erläutern können,
warum ich glaube, dass wir das Problem der Welternäh-
rung nicht technisch lösen können. Die wichtigsten Ur-
sachen haben andere schon erwähnt. Technik hilft da
wenig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506906200

Nächster Redner ist der Kollege Albert Deß, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1506906300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Antrag der CDU/CSU-Fraktion zur Bedeu-
tung der grünen Gentechnik für die Welternährung gibt
Gelegenheit, auf die Chancen der modernen Biotechno-
logie hinzuweisen und die Öffentlichkeit erneut über die
unsinnige Bremserrolle von Rot-Grün bei der Nutzung
dieser Zukunftstechnologie aufzuklären.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dass immer noch über 800 Millionen Menschen,

hauptsächlich in den Entwicklungsländern, an Unter-
ernährung leiden, ist schlichtweg ein Skandal. Neben

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(C (D igenen Anstrengungen der betroffenen Länder ist die ölkergemeinschaft politisch und moralisch gefordert, lles zu tun, um die Eigenversorgung der von Unterrnährung betroffenen Länder zu verbessern. Ein Mittel zur Hungerbekämpfung stellt ohne Zweifel er Einsatz der grünen Gentechnik zur Produktivitätsteigerung in den Entwicklungsländern dar. Diese moerne Technologie, Herr Kollege Röspel, ergänzt die onventionellen Verfahren zur Ertragssteigerung. Für ine gesicherte Ernährung der rasant wachsenden Weltevölkerung ist der Einsatz der grünen Gentechnik unerzichtbar. Jüngstes Beispiel ist die genetische Schaffung des so enannten Goldenen Reises – er wurde gerade schon ngesprochen – durch Professor Ingo Potrykus von der echnischen Hochschule in Zürich und Professor Peter eyer von der Universität Freiburg. Beide Biologen haen die Gene von Reispflanzen so verändert, dass sie itamin A produzieren. Diese revolutionäre Entwickung ist für mehr als 2 Milliarden Menschen in der Driten Welt, die sich hauptsächlich von Reis ernähren, von rößter Bedeutung. 400 Millionen Menschen hat die eineitige Ernährung krank gemacht. Denn herkömmlichem eis fehlt das lebenswichtige Vitamin A. Wegen dieses itaminmangels wird jedes Jahr rund eine halbe Million inder blind geboren. Wie das ZDF am 29. Juli 2003 in „Frontal 21“ ein rucksvoll berichtete, kann laut Professor Potrykus mit iner Tagesration von 200 Gramm von diesem Goldenen eis der Vitamin-A-Mangel für rund 2 Milliarden Menchen beseitigt werden. Wenn hier behauptet wird, dass adurch eine Abhängigkeit von Konzernen geschaffen erde, ist das – das sage ich mit aller Deutlichkeit – geade in diesem Fall eine glatte Lüge und nichts anderes. ieser Goldene Reis geht kostenlos, ohne Einschränkunen und ohne irgendeine Limitierung an die Reiszüchter n den Entwicklungsländern und wird zurzeit weiterentickelt, um dort die notwendigen lokalen und regionaen Sorten für die Bevölkerung herzustellen. Wie wollen ie hier eine Abhängigkeit erklären, wenn die Patente ostenlos dorthin geliefert werden? Vitamin-Gene werden in traditionelle Reissorten ein ekreuzt. Reisforscher sprechen von einem historischen reignis: Goldener Reis werde – Rot-Grün wird das icht verhindern – die Gesundheit der Menschen verbesern. In den USA gelten die Erfinder schon als Nobelreiskandidaten. Die Heimatländer der Erfinder aber, eutschland und die Schweiz, bewilligen ihnen nicht inmal Forschungsgelder. So kann man mit seinen führenden Wissenschaftlern icht umgehen. Deshalb fordere ich die rot-grüne Bunesregierung auf, ihre ideologischen Scheuklappen abulegen und die Forscher Professor Ingo Potrykus und rofessor Peter Beyer als Nobelpreisträger vorzuschlaen. Albert Deß Die selbst ernannten Menschheitsbeglücker von Greenpeace aber kritisieren den Goldenen Reis als Trojanisches Pferd der Saatgutindustrie und beschwören angebliche Gefahren. Wie der genannte ZDF-Bericht zeigt, bringt Greenpeace aber nicht Frieden, sondern Unfrieden: So zerstörte kürzlich eine Greenpeace-Gruppe ein gentechnisches Versuchsfeld in Gotha, das vorher von den zuständigen Bundesbehörden genehmigt worden war. Wo, Frau Ministerin Künast, bleibt Ihre eindeutige Distanzierung von diesem Gesetzesbruch? Frau Künast lehnt die Gentechnik als Mittel zur Hun gerbekämpfung ab, schließt sich der Desinformation von Greenpeace an und behauptet in dieser ZDF-Sendung sogar, dass die grüne Gentechnik nur den Interessen der internationalen Saatguthersteller diene. Frau Künast, wenn Sie etwas für die Kleinbauern in der Dritten Welt tun wollen, dann – ich habe das gestern in der Ausschusssitzung angesprochen – müssen Sie sich bei der WTO für eine ganz andere Richtung einsetzen, als sie heute verhandelt wird. Denn wenn die Agrarmärkte vollständig liberalisiert werden, werden die Leidtragenden die Kleinbauern in den Entwicklungsländern sein, weil dann nur noch die Agrarkonzerne in den Industrieländern und in den Entwicklungsländern überleben werden. Aber dazu habe ich von Ihnen nichts gehört. Biologen in der Dritten Welt halten die Ablehnung der grünen Gentechnik als Mittel zur Welthungerbekämpfung zu Recht für westliche Arroganz und werfen den Industrieländern vor, den weltweiten Hunger nicht ernst zu nehmen. Ein Professor aus Nairobi sagte in dieser Sendung: Das reiche Europa hat die Wahl: Genfood – ja oder nein? Segen oder Fluch? – Hungerländer haben sie nicht. Wir sollten den Ländern, in denen Hunger herrscht, helfen, indem wir ihnen die Ergebnisse unserer Forschung kostenlos zur Verfügung stellen, damit sie den Hunger im eigenen Land besser bekämpfen können. Dies wäre wirkungsvolle Entwicklungshilfe. Eines sage ich in aller Deutlichkeit: Mit sozialistischen Ideen lässt sich der Hunger in der Welt nicht bekämpfen. Da kann mit grüner Gentechnik wesentlich mehr erreicht werden. Wie unglaubwürdig die Bundesregierung ist, möchte ich an einem Beispiel darstellen. Bundeskanzler Schröder besuchte im Juni 2000 die Saatgutfirma KWS. Er sprach dort den Forschern und Unternehmern im Bereich der grünen Gentechnik höchstes Lob aus und bot ihnen an, dass der Staat und die Wirtschaft gemeinsam ein Anbauund Forschungsprogramm fördern. Das ist doch genau das Gegenteil von dem, was heute von Rot-Grün vorgetragen wird. Aber Widersprüche gehören zu dieser Bundesregierung; das sind wir gewohnt. d m w B K C z d s I g d f w t w V h m h G u f s l K f g r d h h n m (C (D Wir werden mit unserem Antrag dafür sorgen, dass in er Öffentlichkeit über die grüne Gentechnik im Zusamenhang mit der Welternährung sachgerecht diskutiert ird. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Renate Künast, Bundesministerin: Was?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506906400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Höfken,
ündnis 90/Die Grünen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506906500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Ich bedanke mich ganz herzlich bei der CDU/
SU-Fraktion für die Möglichkeit, diese Debatte heute
u führen. Damit hört der Dank aber auch schon auf;
enn ich finde Ihre Argumente wirklich gruselig. Sie
ind voller Ideologie.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


hre Ideologie, die Sie unter dem Deckmantel, das Hun-
erproblem in der Welt – das nehme ich Ihnen übel – mit
er Gentechnik lösen zu wollen, verbreiten, finde ich in-
am. Das ist ein leeres Versprechen, von dem keiner satt
ird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich gehe noch einmal – eigentlich wollte ich es nicht
un – auf den Golden Rice, diese angebliche Wunder-
affe, ein. Erstens wird er – das Bundesministerium für
erbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft hat
ier nachgeforscht – nicht kostenlos abgegeben.
Zweitens ist diese Art von Zwangsmedikation – das
öchte ich den Ausführungen meines Kollegen Röspel
inzufügen – keineswegs positiv für die menschliche
esundheit. In der EU wurden extra, von Deutschland
nterstützt, Grenzwerte in Bezug auf Betacarotin einge-
ührt, weil die Verwendung von Betacarotin für die Ge-
undheit problematisch ist.
Drittens beinhaltet das Recht auf Nahrung die Mög-

ichkeit – damit komme ich noch einmal auf die WTO-
onferenz in Cancun zurück; das möchte ich den Aus-
ührungen der Ministerin hinzufügen –, die Zwangsbe-
lückung in Form von gentechnisch veränderten Nah-
ungsmittelhilfe zurückzuweisen, wie das Sambia nach
en Problemen, die in Mexiko bestehen, zu Recht getan
at. Das betrifft darüber hinaus die Aspekte der Nach-
altigkeit. Denn die Ackerflächen gehen doch aufgrund
icht standortgemäßer Bewirtschaftung verloren. Hier
uss etwas getan werden.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)







(A) )



(B) )


Ulrike Höfken

Erneuerbare Energien wären zum Beispiel ein gutes Mit-
tel, um die Armut in diesen Ländern bekämpfen zu hel-
fen und die Hilfe zur Selbsthilfe voranzutreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Albert Deß [CDU/CSU]: Gerade dazu brauchen wir die Gentechnik!)


Den Ausführungen über Indien will ich hinzufügen:
Dort ist gerade die gentechnisch veränderte Sorte eines
Partners von Monsanto zurückgewiesen worden, weil sie
die lokalen bzw. regionalen Sorten gefährdet, die eine
bessere Resistenz gegen einen dort vorherrschenden
Schädling haben.

Damit komme ich zum Thema Resistenzen – Sie be-
rücksichtigen offensichtlich überhaupt nicht die in die-
sem Zusammenhang gewonnenen Erkenntnisse –: In den
USA – davon hat der Kollege Röspel gesprochen – gibt
es die Erkenntnis, dass es drei neue Mutationen gibt, und
zwar im Zusammenhang mit dem Bt-Mais. Auch hier
gibt es warnende Schilder, die in Anbaumanagementplä-
nen gipfeln und die in allen betroffenen Ländern – auch
bei uns – eingeführt werden müssten.

Ich möchte auf die Studie aus Großbritannien zu spre-
chen kommen. Sie ist die aktuellste; einige Teile liegen
seit längerem vor. In ihr werden wesentliche Punkte dar-
gestellt: Erstens ist der Einsatz von gentechnisch verän-
derten Agrarprodukten und Lebensmitteln – das
deckt sich übrigens mit unseren Erkenntnissen – unwirt-
schaftlich, weil sie unverkäuflich sind. Der Markt will
sie nicht; der LEH lehnt sie ab.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Das wissen Sie doch nicht!)


– Aber natürlich. Es gibt Dutzende von Untersuchungen
in Großbritannien. – Sie sind zweitens unwirtschaftlich,
weil sie nicht zu gesicherten höheren Erträgen führen;
die entsprechenden Studien kann man zuhauf wiederho-
len. Zudem führen sie zu geringeren Kosten.

Sie sind drittens umweltschädlich; sogar die Vögel
sind bedroht. Die Auskreuzungen sind wesentlich be-
drohlicher, als bisher angenommen. Bisher ging man
von 800 bis 900 Metern aus. Jetzt ist in Großbritannien
von 26 Kilometern die Rede. Das heißt, man muss diese
Erkenntnisse einbeziehen.

Das „Handelsblatt“ schreibt heute: „Die Gentechnik
ist tot.“ Es verweist darauf, dass Monsanto Großbritan-
nien verlassen hat. Ich sage einmal: Monsanto hat es
wahrscheinlich getan, weil es sowieso pleite ist.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Wir brauchen – das ist für uns wichtig – klare Rege-
lungen zur Sicherung der gentechnikfreien Produk-
tion; dies ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Koa-
litionsvertrages. Sie ist die Voraussetzung für die
Wahlfreiheit der Verbraucher, die Sie doch alle wollen.
All das, was an gesetzlichen Rahmenbedingungen dazu-

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(C (D ehört, ist keine Formalität, sondern zwingende Notwenigkeit: (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


erursachergerechte Haftung, Standortregister, Monito-
ing, Schutz der ökologisch sensiblen Gebiete. All dies
ehört zur Wahlfreiheit. Wer sich diesen Regelungen
on der Industrieseite widersetzt – die uns immer gesagt
at, die Koexistenz sei möglich, jetzt aber plötzlich
weifel äußert und anders lautende Aussagen trifft –, der
uss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass dies ein An-
riff auf die Demokratie, die Souveränität der Menschen
nd die Freiheit von Unternehmern und Verbrauchern
st. Der Mensch ist, was er isst; das ist seine Intimsphäre.
er sie verletzt, verletzt damit auch die Persönlichkeits-

echte des Menschen.
Deswegen begrüßen wir mit allem Nachdruck, dass

ie Ministerin Künast in Umsetzung der Freisetzungs-
ichtlinie ein neues Gentechnikgesetz


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ein Behinderungsgesetz!)


n die Diskussion und in die Ressortabstimmung ge-
racht hat. Ihnen, insbesondere denen, die vor allem die
irtschaft im Auge haben, lege ich nahe, was die Bau-
rn sagen. Sie sagen, sie brauchten den Frieden in den
örfern, sie brauchten Schwellenwerte – die 0,1 Mikro-
ramm sind gerade nach den britischen Studien wich-
ig –,


(Albert Deß [CDU/CSU]: Das sagt Greenpeace!)


ie es in der Praxis ermöglichen, dass man die Food- und
eed-Verordnung tatsächlich einhalten kann. Ferner sa-
en die Bauern, sie wollten keine Kosten für diejenigen,
ie gentechnikfrei produzieren. Ich füge hinzu: Wir wol-
n auch nicht, dass der Bundeshaushalt mit weiteren
osten belastet wird.
Der Bundesverband für Verbraucherschutz lehnt

benfalls jede Maßnahme ab, die die Wahlfreiheit der
erbraucher gefährden könnte.
In diesem Sinne werden wir in die Diskussion gehen,

m den Schutz der gentechnikfreien Produktion zu-
ächst einmal national zu gewährleisten; die EU hat sich
um Regelungen herumgedrückt.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506906600

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist zu Ende.


Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506906700

Wir werden – auch unterstützt von der heutigen Dis-

ussion; hier bin ich ganz zuversichtlich – damit erfolg-
eich sein.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506906800

Nächste Rednerin ist die Kollegin Christa Reichard,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Christa Reichard (CDU):
Rede ID: ID1506906900

Frau Präsidentin! Verehrte Damen und Herren! Ich

beginne mit einer Meldung von gestern: In Deutschland
haben mittlerweile jedes fünfte Kind und jeder dritte
Teenager Übergewicht. Die meisten essen zu viel, zu fett
oder zu süß. Mit einer groß angelegten Kampagne will
Bundesverbraucherministerin Renate Künast nun dem
Übergewicht der Jugend in Deutschland zu Leibe rü-
cken. Die Welternährungsorganisation meldet zur selben
Zeit, dass über 800 Millionen Menschen an Hunger lit-
ten und weitere 1,5 Milliarden von Mangelernährung be-
troffen seien, und sagt, es seien verstärkte Anstrengun-
gen erforderlich, um das Millenniumsziel überhaupt
noch erreichen zu können. Diese Meldungen zeigen uns,
dass sowohl der Mangel als auch der Überfluss Pro-
bleme bereiten.

Wir können und dürfen nicht zusehen, wenn Millio-
nen von Menschen hungern. Im Gegenteil, wir im rei-
chen Norden stehen gerade deshalb in der Verantwor-
tung, weil wir mit unserem wissenschaftlichen und
technischen Know-how dazu beizutragen können, diese
Not entscheidend zu lindern. Fruchtbares Ackerland ist
in den meisten Entwicklungsländern ein knappes Gut,
das durch Wüstenbildung sogar zusätzlich gefährdet ist.
Daher muss auf derselben Fläche eine höhere Ernte er-
zielt werden, möglichst ohne Böden und Grundwasser
stärker zu belasten. Dafür brauchen wir auch neue An-
sätze und müssen die Erkenntnisse von Wissenschaft
und Forschung für diese Aufgaben nutzbar machen. Na-
türlich sind gute Regierungsführung, der Zugang zu
Wasser und Land und funktionierende Märkte von gro-
ßer Bedeutung; das will hier niemand infrage stellen.
Aber es wird eben auch die grüne Gentechnik gebraucht.
Sie schließt keine der anderen Strategien aus.

Mit unserem Antrag wollen wir besonders die Chan-
cen der grünen Gentechnik bei der Bekämpfung von
Hunger und Mangelernährung in den Mittelpunkt einer
parlamentarischen Debatte stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Durch gentechnische Methoden können Pflanzen gegen
tierische Schädlinge, aber auch gegen Virus- und Pilz-
erkrankungen resistent werden. Der Verlust von Ernten
ließe sich entscheidend reduzieren. Gentechnik kann
helfen, Pflanzen in Bezug auf Einflüsse von Dürre und
Salz tolerant zu machen, sodass sie auch auf schlechten
Böden besser wachsen können. Auch die Qualität von
Nahrungsmitteln ließe sich deutlich verbessern.

Wir haben es schon mehrfach gehört: Durch Vita-
minanreicherung im Reis könnte die Kindersterblichkeit
um etwa ein Viertel gesenkt werden. Das glaubt nicht ir-
gendwer, sondern das ist die Einschätzung der Weltge-
sundheitsorganisation.

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(C (D (Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein!)


Besonders hervorheben möchte ich die positiven Um-
eltaspekte. Resistente Pflanzen können zu einem deut-
ch reduzierten Einsatz von chemischen Pflanzenschutz-
nd mineralischen Düngemitteln führen. Dagegen
pricht auch nicht das eine oder andere Beispiel, bei dem
as nicht der Fall ist. Aber durch diese Technik erhalten
ir Chancen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie helfen uns, Böden und Grundwasser vor Belastungen
u schützen.
Ist Ihnen, verehrte Kolleginnen und Kollegen von der
oalition, eigentlich klar, dass die grüne Gentechnik
uch große Chancen für den Naturschutz bietet? Ertrag-
eiche Sorten können helfen, die Rodung von Regenwäl-
ern und Savannen zu verhindern. Sie leisten damit ei-
en Beitrag zum Klimaschutz.


(Lachen des Abg. Matthias Weisheit [SPD])

Das ist überhaupt nicht zum Lachen, Herr Kollege.
Vor allem aus ideologischen Gründen verschließen

ie die Augen vor dieser Schlüsseltechnologie. Lassen
ie mich auf ein Beispiel aus meinem Wahlkreis verwei-
en.


(Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dort sind die Regenwälder!)


ort will die Bundesanstalt für Züchtungsforschung
ach langjähriger, öffentlich finanzierter Forschung gen-
eränderte Apfelbäume freisetzen, um die Resistenz ge-
en Schädlinge zu testen. Grüne Bundestagsabgeordnete
ämpfen nun gegen die Freisetzung dieser Bäume und
tellen damit den Erfolg dieser Investition infrage.


(Renate Künast, Bundesministerin: Das stimmt nicht!)


m den Erhalt dieser Forschungseinrichtung hatte ich
ich vor Jahren erfolgreich bemüht


(Beifall des Abg. Helmut Heiderich [CDU/ CSU])


nd bin über die zukunfts-, forschungs- und standort-
eindliche Aktion dieser Abgeordneten entsetzt.
Natürlich dürfen wir mögliche Risiken nicht außer
cht lassen. Auch die Risikobewertung muss Teil der
orschung sein und bleiben. Das ist doch selbstverständ-
ch. Ich fordere die Bundesregierung auf, die Öffent-
chkeit endlich objektiv und nicht einseitig über die
rüne Gentechnik zu informieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ch erwarte, dass das angekündigte 100-Millionen-Euro-
rogramm für Biotechnologieunternehmen, das am
ontag dieser Woche verkündet wurde, auch für die
örderung der grünen Gentechnik eingesetzt wird.
Angesichts der Potenziale der grünen Gentechnik für

ie Welternährung und die Umwelt ist eine Politik, wel-






(A) )



(B) )


Christa Reichard (Dresden)


che Forschung, Entwicklung und Anwendung der grü-
nen Gentechnik hemmt, einfach verantwortungslos. Wir
haben die Chance, einen Beitrag gegen Hunger und
Mangelernährung zu leisten. Nutzen wir sie!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506907000

Nächster Redner ist der Kollege Reinhold Hemker,

SPD-Fraktion.


Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506907100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Im Antrag, über den wir heute debattieren, wird mit
Recht auf den Welternährungsgipfel des Jahres 1996 und
seine Abschlusserklärung verwiesen. Es wird im Antrag
deutlich, dass die Nachfolgekonferenz im Jahr 2002
noch einmal die Brisanz der Welternährungskrise be-
wusst gemacht hat. In der Abschlusserklärung wurde
auch betont, dass weltweit kaum Fortschritte erzielt wur-
den.


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: So ist es!)


Vor allem wurden die Rahmenbedingungen national
und international nicht so verbessert, dass mit besseren
Produktionsbedingungen für Nahrungsmittel sowohl in
quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht zu rechnen
ist. Der im Antrag erwähnte so genannte versteckte Hun-
ger, also Mangelernährung, konnte nicht eingeschränkt
werden.

Die Bemühungen im Rahmen des Welternährungs-
programms, auf das verwiesen wird, für und in be-
stimmten Notstandsgebieten haben im Übrigen dazu bei-
getragen – zum Teil mit Miniüberlebensrationen aus
gentechnisch verändertem Mais bzw. Soja –, dass die
Zahl der Verhungerten bzw. Verhungernden vorüberge-
hend zurückgegangen ist und weiter zurückgeht, Herr
Carstensen. Allerdings wurden und werden damit keine
Chancen für ein lebenswertes Leben eröffnet. Aber – das
ist das Entscheidende – insgesamt ist die Produktions-,
Verteilungs- und damit auch die Versorgungssituation
zurzeit so, dass – darauf ist schon hingewiesen worden –
die Ziele des Aktionsprogramms 2015 weltweit auch
nicht annähernd erreicht werden können. Das ist das
eigentliche Problem und der eigentliche Skandal.

Ein Mangel an Nutzung der Chancen der grünen Gen-
technik bestand und besteht in diesem Zusammenhang
– so stellt es auch die FAO dar – nicht, wie es die CDU/
CSU in ihrem Antrag direkt oder indirekt unterstellt.
Aber es besteht nach wie vor ein Mangel darin, die
Auswirkungen der Kolonialzeit abzustellen und die Be-
dingungen der Globalisierung sowie die ungerechte
Welthandelsordnung mit tief sitzenden spürbaren struk-
turellen Problemen zu ändern. Dafür müssen wir uns
einsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/CSU]: Stimmt! Gar keine Frage!)


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(C (D Hinzu kommt, dass sich die Besitzund Eigentumserhältnisse nicht geändert haben. Diese wurden oft soar politisch und ökonomisch stabilisiert und verstärkt. as ist ein weiterer Skandal. So führen zum Beispiel ehlende Bestimmungen über Mindestbetriebsflächen, as Fehlen einer Grundsteuer in vielen Ländern, fehleleitete Subventionen und Steuervorteile und die allemeine Orientierung der bestimmenden Gesetze am rinzip des Großfarmbetriebes weiterhin zu einer ungeechten Landverteilung. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Deß? Gerne. Herr Kollege Hemker, ich bin Ihrer Meinung, dass in ielen Entwicklungsländern die Besitzund Eigentumserhältnisse nicht in Ordnung sind. Aber sind Sie mit ir der Meinung, dass in Simbabwe durch die Verändeung der Besitzverhältnisse, die dort vorgenommen woren ist bzw. wird, die Ernährungssicherung für das Land erstärkt wird, sodass dort die Einkommenssituation der evölkerung verbessert wird? Lieber Kollege Deß, Sie wissen, dass ich in letzter eit an der Erarbeitung vieler Anträge beteiligt war, in enen auf die skandalöse Landverteilung sowie die daaus resultierenden Konflikte hingewiesen worden ist. inen solchen Konflikt gibt es in der Tat in Simbabwe m Zusammenhang mit den schlimmen und ungerechten ethoden des Regimes und der Mobilisierung von junen Kräften, den so genannten Green Bombers, die abeits aller gesellschaftlichen Strukturen gelebt haben und eswegen mobilisiert werden können. Genau deswegen darauf verweise ich noch einmal – geht es darum, die trukturellen Bedingungen grundsätzlich zu verbessern, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506907200
Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506907300
Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1506907400
Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506907500

amit nicht Diktatoren oder solche Leute wie in Sim-
abwe, zum Beispiel Herr Mugabe, diese Menschen mo-
ilisieren können. Das ist unser Anliegen. Darum geht es
ei jeder Welternährungsdebatte.
Es muss klar sein, dass der größte Teil der Bevölke-

ung – das gilt und galt übrigens auch in Simbabwe –
einen direkten Zugang zu eigenen nutzbaren Landflä-
hen hat. Oder sie haben wie in vielen Entwicklungslän-
ern viel zu kleine Flächen – und dann auch noch ohne
esitztitel – für eine angemessene, effiziente Produk-
ion.
Daraus folgt nicht nur für mich – darüber müssen wir

ei einem solchen Antrag wie dem heute vorliegenden
iskutieren –: Die Welternährungskrise ist vor allem
urch strukturelle Probleme bedingt. Dieser Aspekt
uss folglich auch bei den Reformbemühungen als






(A) )



(B) )


Reinhold Hemker

wesentliche Ursache berücksichtigt werden, an denen
sich im Übrigen unser Ministerium für Verbraucher-
schutz, Ernährung und Landwirtschaft und das Ministe-
rium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
lung seit fünf Jahren international und national sehr
intensiv beteiligen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Neben dem Regelungsrahmen der Konvention über
biologische Vielfalt und des Cartagena-Protokolls – da-
rüber wurde hier vor einiger Zeit debattiert – ist für die
Reformen, die Lösungsansätze und Programme die Ver-
einbarung für die Schaffung eines internationalen
Rechts auf Nahrung von entscheidender Bedeutung.
Lieber Kollege Carstensen, dazu haben wir im Übrigen
vor einigen Monaten bereits einen Antrag vorgelegt.

Ich hoffe nun, dass durch den Druck der USA und der
international im GVO-Bereich tätigen Konzerne die an-
stehenden Vereinbarungen nicht aus wirtschaftlichen
und politischen Eigeninteressen boykottiert und das Set-
zen auf GVO-Produkte einseitig verfolgt wird, wie das
teilweise in der Vergangenheit der Fall war.

Für die Lösungen bedarf es politischer Entscheidun-
gen für umfassende Agrar- und Bodennutzungsrefor-
men, die nicht durch ein einseitiges – da bedanke ich
mich insbesondere bei dem Kollegen René Röspel, weil
er die Details schon dargestellt hat – technisches Kon-
zept ersetzt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hinzu kommt: Politische Entscheidungen zur Be-
kämpfung der Welternährungskrise müssen zunächst in
den Industrieländern getroffen werden; auch darauf ist
schon hingewiesen worden. Diese müssen darauf zielen,
dass Subventionen für solche Produkte Schritt für Schritt
gekürzt werden, die von uns aus in den Export und in
den Handel gehen, und dass der Import solcher Produkte
gefördert wird, die mit dem Transfair-Siegel ausgestattet
sind und die aus den Ländern der Dritten Welt zu uns
kommen.

Die Bekämpfung der Hungerkrise sollte also vor al-
lem durch eine Optimierung der Landnutzung erfolgen,
die unter anderem durch eine effektivere und am Stand-
ort ausgerichtete Gestaltung der Bodennutzung, durch
Qualifizierung der Farmbesitzer und der Arbeiter, durch
Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsaspektes und
durch verbesserte Arbeitsbedingungen erreicht werden
kann.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506907600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Carstensen?


Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506907700

Ja, gerne.

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(C (D Herr Kollege Hemker, Sie wissen, dass ich Ihnen erne zuhöre, weil Sie sehr sachkundig und sehr überlegt eden. Ich stimme Ihnen zu, dass bei der Bekämpfung es Hungers in der Welt eine ganze Reihe von Maßnahen notwendig sind. Aber können Sie mir erläutern, waum Sie noch immer gegen eine dieser Maßnahmen in iesem großen Bündel, nämlich die technische Maßahme Gentechnologie – sie stellt eine bestimmte Faette dar –, argumentieren? Lieber Kollege Carstensen, Sie verweisen in Ihrem ntrag darauf – und zwar, wie ich finde, ein wenig kriisch –, dass sich zum Beispiel die Consultative Group of nternational Agricultural Research mit diesen Fragen eschäftigt. Weiter schränken Sie sich insoweit ein, als ie sagen, insbesondere die Förderung der grünen Techologie müsse weiter ausgebaut werden, was auch die inschätzung dieses Institutes ist. Dieses Institut wird brigens von den USA gefördert; ich nenne nur die ockefeller-Stiftung. Das müssen wir hier aber nicht im etail besprechen, sondern können das auf die Auschussberatungen verschieben. Sie erwähnen an dieser Stelle aber nicht, dass es eine eihe von internationalen Instituten gibt, die sich zum eispiel für die Weiterentwicklung traditioneller Saatutsorten einsetzen und zum Beispiel durch Mischung der durch Verzicht auf Monokulturen bessere Ergebisse erreichen als diejenigen Institute, zu denen hier eute auch schon kritische Anmerkungen zu hören waen. Bei der Bekämpfung der Welternährungskrise geht es icht nur darum, sich hinter die FAO und diese Institute u stellen, sondern man muss sich zunächst auf die Rahenbedingungen konzentrieren und darf nicht einen eil besonders hervorheben und besonders positiv dartellen. Wir haben doch das Problem, lieber Kollege arstensen, dass für all die Maßnahmen zur Bodennutungsund Landreform und zur Unterstützung der interationalen Institute noch kein Geld vorhanden ist, aber ass sich auf der anderen Seite viele Konzerne mit Unerstützung zum Beispiel der US-amerikanischen Regieung oder der kanadischen Regierung dafür einsetzen, ie grüne Gentechnik weiter nach vorne zu bringen. Eientlich besteht gar kein Mangel bei der Förderung der rünen Gentechnik. Stattdessen sollte etwas mehr für die erbesserung der Rahmenbedingungen getan werden. as ist ein anderer Ansatz. Sie haben vorhin darauf hingewiesen, wir hätten zu ieser Frage keine parlamentarischen Initiativen entwikelt. Das stimmt einfach nicht. Sie haben in Ihrer Interention eben sogar Initiativen genannt. Wir haben vor en Verhandlungen in Cancun einen sehr umfangreichen ntrag vorgelegt, in dem wir auf die Rahmenbedingunen eingegangen sind. Wir haben einen Antrag zur Boennutzungsund Landreform vorgelegt; darüber haben Reinhold Hemker wir gestern im Fachausschuss sogar noch gesprochen. Es gibt darüber hinaus einen Antrag von uns – er ist noch nicht in der parlamentarischen Beratung, ist aber schon eingebracht –, der sich mit der Frage Recht auf Nahrung beschäftigt; darauf hat Frau Ministerin Künast in ihrer Eingangsrede dankenswerterweise hingewiesen. So gesehen, lieber Kollege Carstensen, haben wir das Gesamtkonzept dargestellt; in diesem Zusammenhang wäre auch über Ihren Antrag zu diskutieren. Aber dass Sie diese Diskussion so eng führen, das lehnen wir ab. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Peter H. Carstensen (CDU):
Rede ID: ID1506907800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506907900

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Ich möchte Ihnen deswegen sagen: Es kommt jetzt
darauf an, dass wir dies in der parlamentarischen De-
batte und dann in den Debatten in den Ausschüssen deut-
licher machen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506908000

Herr Kollege Hemker, sehen Sie bitte einmal auf die

Uhr.

Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506908100

Ich beantworte doch die Frage des Kollegen

Carstensen.

(Heiterkeit bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506908200

Nein, Sie beantworten die Frage des Kollegen

Carstensen schon lange nicht mehr. Ich habe genau da-
rauf geachtet, dass die Uhr während Ihrer Beantwortung
angehalten wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506908300

Ich war der Meinung, dass ich noch die Frage beant-

wortet habe.
Ich werde dem Kollegen Carstensen dies im Aus-

schuss noch einmal erläutern, damit er versteht, in wel-
chem Gesamtzusammenhang nicht nur mein, sondern
unser politisches Engagement steht.

Ich komme zum Abschluss.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506908400

Nein, Herr Kollege Hemker, Ihre Redezeit ist deutlich

abgelaufen. Bitte schließen Sie schnell ab.

Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506908500

Ja, ich schließe mit drei ganz kurzen Hinweisen aus

einem Papier ab.

(Lachen bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506908600

Herr Kollege Hemker, ich lasse diese drei kurzen

Hinweise nicht mehr zu. Ihre Redezeit ist abgelaufen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Gut. Dann sage ich nur noch: FAO ist eben nicht nur GMO (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Aus ist aus, Hemker!)

Dr. Reinhold Hemker (SPD):
Rede ID: ID1506908700
nd Welternährung ist mehr als Gentechnik. Schauen Sie
ich die Erklärung von „Misereor“ und „Brot für die
elt“ sehr genau an!


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ausschalten!)


ort wurden kritische Anmerkungen für die Öffentlich-
eit gemacht.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506908800

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

ibylle Pfeiffer, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1506908900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

oodoo, Zauberei, schwarze Magie, Hexenwerk –
anchmal könnte man meinen, man spräche von sol-
hen Machwerken, wenn die grüne Gentechnik ange-
chnitten wird.
Mittlerweile sind wir weit davon entfernt, sachlich

ber die Gentechnik – gar nicht zu sprechen von der grü-
en Gentechnik – diskutieren zu können. Ich muss sa-
en: leider. Die Medien spielen auf dieser Klaviatur
benso gerne mit. Horrorszenarien werden aufgemalt
nd damit Emotionen sowie Ressentiments in der Bevöl-
erung geschürt, die für meine Begriffe der Sache nicht
erecht werden, sondern ihr eher schaden.
Die Prämisse der Bundesregierung, unter der sie ihre
altung zu diesem Thema darlegt, scheint Handeln
urch Nichthandeln zu sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Albert Deß [CDU/CSU]: Das sind wir von dieser Regierung schon gewohnt! – Uta Zapf [SPD]: Na, na, na!)


m Falle des De-facto-Moratoriums auf europäischer
bene hat die Bundesregierung ebenso durch Nichtstun
eglänzt. Der Vorstoß von Wirtschaftsminister Clement
n diesem Frühjahr war, wie ich meine, richtig. Was ist
amit geschehen? Er wurde unter Protest von Rot-Grün
egraben.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506909000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage der
ollegin Höfken?






(A) )



(B) )



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1506909100

Ja, gerne.

Ulrike Höfken-Deipenbrock (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506909200

Frau Kollegin, im „Handelsblatt“ steht heute, dass die

Versicherungen in Großbritannien das Risiko im Zusam-
menhang mit der Gentechnik ähnlich bewerten wie das
Risiko des Terrorismus oder die Gefährdungen durch
Contergan und ähnliche Dinge. Würden Sie das auch als
Voodoo bezeichnen?


(Peter H. Carstensen [Nordstrand] [CDU/ CSU]: Das ist das, was sie meinte!)



Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1506909300

Das bezeichne ich nicht als Voodoo, aber es passt zu

dem, was ich vorhin gesagt habe, dass Medien nämlich
sehr gerne – fast ausschließlich und in erster Linie –
Horrorszenarien aufnehmen. Deshalb wurde das logi-
scherweise auch als Erstes aufgenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Übrigen stellt unsere Frau Ministerin für Verbrau-

cherschutz Künast Unternehmen der Biotechnologie öf-
fentlich an den Pranger. Frau Ministerin Künast, das ha-
ben Sie auch heute wieder getan. Haben Sie unseren
Antrag überhaupt gelesen? Sie haben nämlich nur herz-
lich wenig dazu gesagt, dass die grüne Gentechnik als
Chance begriffen werden kann. Lehrer würden in diesem
Zusammenhang sagen: Thema verfehlt.

Sie haben mit Recht auf Risiken hingewiesen. Chan-
cen, die zweifelsohne auch vorhanden sind, haben Sie
aber mit keinem Wort erwähnt. Sie haben es ungeprüft
abgelehnt, zur Kenntnis zu nehmen, dass Chancen exis-
tieren. Das halte ich für Ideologie pur.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es ist der falsche Weg, Unternehmen der Biotech-

nologie schlechtzureden. Die deutschen Unternehmen
der Biotechnologie verlieren ihre Kompetenz, betroffene
Unternehmen wandern ins Ausland ab und der Standort
Deutschland ist um Arbeitsplätze wesentlich ärmer. Dies
nimmt die Bundesregierung billigend in Kauf. Das ist
eine falsche Politik. Sie hilft Deutschland nicht und sie
verdeckt die vorhandenen Chancen der grünen Gentech-
nik völlig. Die Politik ist ideologisch motiviert. Uns,
liebe Frau Kollegin Höfken, Ideologie vorzuwerfen halte
ich doch für etwas verfehlt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich plädiere daher vehement dafür, dass wir zu einer

sachlichen und offenen Auseinandersetzung über das
Thema zurückkehren. Dabei – das sehe ich genauso wie
Sie, meine Damen und Herren von Rot-Grün – dürfen
die Risiken nicht außen vor bleiben. Jede Medaille hat
zwei Seiten, auch diese. Es lohnt sich, beide zu betrach-
ten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506909400

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Deß?

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(C (D Gerne. Frau Kollegin Pfeiffer, ich habe vor kurzem gelesen, ass die Grünen vor etwa 20 Jahren einen Parteitagseschluss gefasst haben, mit dem sie sich gegen die Einührung der EDV-Technik ausgesprochen haben. Meine rage ist: Sind Sie mit mir der Meinung, dass die Grünen it ihrem Widerstand gegen die grüne Biotechnologie eltweit genauso scheitern werden, wie sie mit ihrem iderstand gegen die Einführung der EDV-Technik gecheitert sind? Herr Kollege Deß, jeder, der Zukunft nicht zur Kennt is nimmt, jeder, der, ideologisch verbrämt, sich die Zuunft selbst verbaut, jeder, der Zukunftstechnologien icht als Chance begreift, wird zwangsläufig scheitern; as ist keine Frage. (Beifall bei der CDU/CSU – Albert Deß [CDU/CSU]: So sehe ich das auch!)

Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1506909500

(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ach, um die Ecke!)

Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1506909600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1506909700

Wir sind uns darin einig, werte Kolleginnen und Kol-
egen, dass die Themen Welternährung und Gesundheit,
unger und Armut auch uns betreffen. Grüne Gentech-
ik kann unter anderem oder auch – das bitte ich zur
enntnis zu nehmen: unter anderem oder auch – als Er-
änzung oder Lösung dafür dienen. Diese Ergänzungen
ur Kenntnis zu nehmen ist, denke ich, auch Ihre Auf-
abe, die Aufgabe von Rot-Grün. Dies sage ich auch im
nschluss an das, was Kollege Deß eben gesagt hat.
Die grüne Gentechnik könnte dem versteckten Hun-

er den Kampf ansagen. Die vielfältigen Möglichkeiten
uss Politik zur Kenntnis nehmen, müssen wir zur
enntnis nehmen. Wir dürfen sie nicht von vornhinein
blehnen. Es geht nicht an, dass wir sie nicht zur Kennt-
is nehmen oder überhaupt nicht darüber diskutieren. Im
egenteil: Man sollte ihnen in Teilbereichen nachgehen.
Ich fordere Sie auf, genau das zu tun, nämlich von Ih-

er kategorischen Ablehnung zurückzukehren zu einer
achlich geführten Diskussion, damit wir nicht mehr
ber Hexenwerk, Teufelswerk, schwarze Magie und
hnliches reden müssen.
Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Schwarze Magie ist keine Ideologie! Sie haben jetzt viermal „ideologisch“ gesagt, aber nicht ein einziges Sachargument geliefert!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506909800

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 15/1216 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
o beschlossen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a bis 19 f sowie

die Zusatzpunkte 2 a bis 2 c auf:
19 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur

(Steueränderungsgesetz 2003 – StÄndG 2003)

– Drucksachen 15/1621, 15/1798 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umset-
zung des Beschlusses (2002/187/JI) des Rates
vom 28. Februar 2002 über die Errichtung von
Eurojust zur Verstärkung der Bekämpfung der
schweren Kriminalität (Eurojust-Gesetz – EJG)

– Drucksache 15/1719 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Internationalen Übereinkommens
von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens
auf See und zum Internationalen Code für die
Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafen-
anlagen
– Drucksache 15/1780 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

d) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Fünfunddreißigsten
Strafrechtsänderungsgesetzes zur Umsetzung
des Rahmenbeschlusses des Rates der Euro-
päischen Union vom 28. Mai 2001 zur Be-
kämpfung von Betrug und Fälschung im Zu-
sammenhang mit unbaren Zahlungsmitteln

(35. StrÄndG)

– Drucksache 15/1720 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss

e) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Pro-
tokoll vom 28. November 2002 zur Änderung
des Europol-Übereinkommens und des Proto-
kolls über die Vorrechte und Immunitäten für
Europol, die Mitglieder der Organe, die stell-

Z

(C (D vertretenden Direktoren und die Bediensteten von Europol – Drucksache 15/1648 – Überweisungsvorschlag: Innenausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union f)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver-
trag vom 13. April 2000 zwischen der Bundes-
republik Deutschland und der Französischen
Republik über die Festlegung der Grenze auf
den ausgebauten Strecken des Rheins
– Drucksache 15/1650 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

P 2 Weitere Überweisungen im vereinfachten Ver-
fahren

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Marion
Seib, Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Für mehr Wettbewerb und Flexibilisierung im
Hochschulbereich – der Bologna-Prozess als
Chance für den Wissenschaftsstandort
Deutschland
– Drucksache 15/1787 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Peter H.
Carstensen (Nordstrand), Dr. Peter Paziorek,
Bernhard Schulte-Drüggelte, weiterer Abgeord-
neter und der Fraktion der CDU/CSU
Multitalent nachwachsender Rohstoff effizient
fördern
– Drucksache 15/1788 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

c) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ursula
Heinen, Julia Klöckner, Uda Carmen Freia
Heller, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Verbraucher aufklären und schützen – Inno-
vation und Vielfalt in der Produktentwicklung
und Werbung für Lebensmittel erhalten
– Drucksache 15/1789 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfachten

Verfahren ohne Debatte. Interfraktionell wird vorge-
schlagen, die Vorlagen an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse zu überweisen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 20 a und 20 c bis
20 j sowie den Zusatzpunkt 3 auf:
20 a) Zweite und dritte Beratung des von der Bundesre-

gierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Einführung einer Übergangsregelung zum
Kindschaftsrechtsreformgesetz für nicht mit-
einander verheiratete Eltern
– Drucksache 15/1552 –

(Erste Beratung 63. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)

– Drucksache 15/1807 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Christine Lambrecht
Ute Granold
Irmingard Schewe-Gerigk
Sibylle Laurischk

c) Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat
eingebrachten Entwurfs eines … Gesetzes zur
Änderung luftverkehrsrechtlicher Vorschrif-
ten
– Drucksache 15/1469 –

(Erste Beratung 63. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

(14. Ausschuss)

– Drucksache 15/1793 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Dr. Peter Danckert

d) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des
von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 5. März
2002 zwischen der Bundesrepublik Deutsch-
land und der Schweizerischen Eidgenossen-
schaft über den Verlauf der Staatsgrenze in
den Grenzabschnitten Bargen/Blumberg,
Barzheim/Hilzingen, Dörflingen/Büsingen,
Hüntwangen/Hohentengen und Wasterkingen/
Hohentengen
– Drucksache 15/1187 –

(Erste Beratung 53. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärti-
gen Ausschusses (3. Ausschuss)

– Drucksache 15/1717 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Petra Ernstberger
Bernd Schmidbauer
Dr. Ludger Volmer
Harald Leibrecht

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(C (D e)

ausschusses (6. Ausschuss)

Übersicht 4
über die dem Deutschen Bundestag zugeleite-
ten Streitsachen vor dem Bundesverfassungs-
gericht
– Drucksache 15/1614 –

f) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 65 zu Petitionen
– Drucksache 15/1701 –

g) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 66 zu Petitionen
– Drucksache 15/1702 –

h) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 67 zu Petitionen
– Drucksache 15/1703 –

i) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 68 zu Petitionen
– Drucksache 15/1704 –

j) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 69 zu Petitionen
– Drucksache 15/1705 –

P 3 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Rechtsausschusses (6. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Sibylle Laurischk,
Rainer Funke, Ina Lenke, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion der FDP
Sorgerecht für nichteheliche Kinder vor In-
Kraft-Treten der Kindschaftsrechtsreform re-
geln
– Drucksachen 15/757, 15/1807 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Christine Lambrecht
Ute Granold
Irmingard Schewe-Gerigk
Sibylle Laurischk

Es handelt sich um Beschlussvorlagen, zu denen
eine Aussprache vorgesehen ist.
Tagesordnungspunkt 20 a: Abstimmung über den von

er Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur
inführung einer Übergangsregelung zum Kindschafts-
echtsreformgesetz für nicht miteinander verheiratete El-
ern, Drucksache 15/1552. Der Rechtsausschuss emp-
iehlt unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 15/1807, den Gesetzentwurf in der Aus-






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Stimmenthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in
zweiter Beratung mit den Stimmen des gesamten Hauses
angenommen.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Stimmenthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist mit den Stimmen des gesamten Hauses
angenommen.

Zusatzpunkt 3: Unter Buchstabe b seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 15/1807 empfiehlt der
Rechtsausschuss, den Antrag der Fraktion der FDP auf
Drucksache 15/757 mit dem Titel „Sorgerecht für nicht-
eheliche Kinder vor Inkrafttreten der Kindschaftsrechts-
reform regeln“ für erledigt zu erklären. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men des ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 20 c: Abstimmung über den Ge-
setzentwurf des Bundesrates zur Änderung luftverkehrs-
rechtlicher Vorschriften, Drucksache 15/1469. Zu die-
sem Tagesordnungspunkt liegen zwei schriftliche
Erklärungen nach § 31 GO vor.1) Der Ausschuss für Ver-
kehr, Bau- und Wohnungswesen empfiehlt auf
Drucksache 15/1793, den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
Beratung mit den Stimmen des ganzen Hauses angenom-
men.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses angenom-
men.

Tagesordnungspunkt 20 d:
Zweite Beratung

und Schlussabstimmung über den von der Bundesregie-
rung eingebrachten Gesetzentwurf zu dem Vertrag vom
5. März 2002 mit der Schweizerischen Eidgenossen-
schaft über den Verlauf der Staatsgrenze in bestimmten
Grenzabschnitten, Drucksache 15/1187. Der Auswär-
tige Ausschuss empfiehlt auf Drucksache 15/1717, dem
Gesetzentwurf zuzustimmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erhe-
ben. – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ge-
setzentwurf ist mit den Stimmen des ganzen Hauses an-
genommen.

Tagesordnungspunkt 20 e: Beschlussempfehlung des
Rechtsausschusses auf Drucksache 15/1614 zur

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t1) Anlage 2

(C (D bersicht 4 über Streitsachen vor dem Bundesverfasungsgericht. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussmpfehlung ist mit den Stimmen des ganzen Hauses ngenommen. Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des Pe itionsausschusses. Tagesordnungspunkt 20 f: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 65 zu Petitionen – Drucksache 15/1701 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 65 ist mit den Stimmen des anzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 20 g: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 66 zu Petitionen – Drucksache 15/1702 – Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? – Enthaltunen? – Sammelübersicht 66 ist mit den Stimmen des anzen Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 20 h: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 67 zu Petitionen – Drucksache 15/1703 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 67 ist mit den Stimmen der oalition gegen die Stimmen der CDU/CSU und der DP angenommen. Tagesordnungspunkt 20 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 68 zu Petitionen – Drucksache 15/1704 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 68 ist mit den Stimmen der PD, des Bündnisses 90/Die Grünen und der CDU/CSU egen die Stimmen der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 20 j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 69 zu Petitionen – Drucksache 15/1705 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 69 ist mit den Stimmen der Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner SPD, des Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP gegen die Stimmen der CDU/CSU angenommen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 5 a und 5 b auf: a)





(A) )


(B) )



(3. Ausschuss)

gierung
Bericht der Bundesregierung zum Stand der Be-
mühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung
und Nichtverbreitung sowie über die Entwick-

(Jahresabrüstungsbericht 2002)

– Drucksachen 15/1104, 15/1800 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Rolf Mützenich
Ruprecht Polenz
Dr. Ludger Volmer
Harald Leibrecht

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Uta

(Ingolstadt)

der SPD sowie der Abgeordneten Winfried
Nachtwei, Marianne Tritz, Volker Beck (Köln),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Verhinderung der Proliferation von Massen-
vernichtungswaffen durch Abrüstung und
kooperative Rüstungskontrolle
– Drucksache 15/1786 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
gin Uta Zapf, SPD-Fraktion.


Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1506909900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gestern war ein guter Tag für die Politik der Nichtver-
breitung. Wir alle haben mit Erleichterung das Ergebnis
der Gespräche der drei europäischen Außenminister
– Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands – mit
Teheran zur Kenntnis genommen und die gute Nachricht
in den Ausschüssen diskutiert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


Iran sagt zu, das Zusatzprotokoll der Internationalen
Atomenergie-Organisation zu zeichnen, das weit rei-
chende Inspektionen der Atomanlagen ermöglicht. Iran
sagt außerdem zu, dieses Protokoll schon vor der Ratifi-
zierung zu implementieren. Iran sagt weiterhin zu, die
Urananreicherung und Wiederaufarbeitung auszusetzen

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(C (D nd volle Transparenz bezüglich seines Atomproramms herzustellen. Dies ist ein großartiger Erfolg einer weisen Dialog nd Verhandlungsdiplomatie. Ich möchte Herrn Außeninister Fischer und seinen beiden Kollegen ausdrückich von dieser Stelle aus danken. Dies ist ein schöner rfolg. Frau Staatsministerin, wir bitten Sie, das weiterusagen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


n dieser Stelle sagen wir aber auch der IAEO für ihre
tringenten Bemühungen Dank, Iran zu einer völligen
ffenlegung der Nuklearprogramme zu bewegen. Dieses
rgebnis ist möglicherweise ein dramatischer Wende-
unkt in der Frage der Eindämmung von nuklearer Proli-
eration, vorausgesetzt, diese Vereinbarungen werden
uch umgesetzt. Iran muss seine Zusagen schnell und
hne Abstriche erfüllen. Es muss darauf verzichten,
inen geschlossenen Brennstoffkreislauf aufzubauen,
nd damit auch auf die Option verzichten, waffenfähiges
paltmaterial zu produzieren. Tut es dies nicht, steht
icht nur die Stabilität einer ganzen Region auf dem
piel, sondern auch das ohnehin gefährdete Gefüge des
ichtverbreitungsregimes.
Mich erfüllt die Hoffnung, dass dieses Lösungsmo-

ell auch ein Lösungsmodell für den schwierigen Fall
ordkorea sein kann. Mit dem KEDO-Prozess wurde
in solcher Versuch bereits früher unternommen. Er ist
eider gescheitert. Aber wir haben keine andere Chance,
ls einen Dialog und eine Verhandlungslösung zu su-
hen.
Präemptive Militärschläge stellen keine Lösung dar,
eder für Nordkorea noch für Iran oder sonst ein ande-
es Land. Sie sind völkerrechtswidrig und führen zur Es-
alation und zur Destabilisierung. Sie unterminieren das
ystem kollektiver Sicherheit, das Grundlage der UN-
harta ist. Es gibt keine Alternative zur Stärkung multi-
ateraler Rüstungskontrollregime, wenn die Verhinde-
ung der Proliferation von Massenvernichtungswaffen
nser Ziel ist. Diese Regime müssen gestärkt werden. Es
st völlig richtig, wenn die USA die kollektive Verant-
ortung aller Teilnehmerstaaten für die Einhaltung der
ichtverbreitungs- und Abrüstungsverträge einklagen,
ie es der Vertreter der USA, Herr Rademaker, soeben
or dem Ersten Ausschuss der UN gemacht hat. Gelin-
en kann dies allerdings nur, wenn alle Teilnehmerstaa-
en ohne Ausnahme ihre Verpflichtungen vollständig er-
üllen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


Die Umsetzung der Vertragsbestimmungen, aber auch
ie Fortentwicklung der Verträge angesichts neuer
erausforderungen ist notwendig. Daran besteht über-
aupt kein Zweifel. Die Universalisierung, also das
rängen auf Beitritt aller Staaten zu den Konventionen,
uss ein zentrales Anliegen multilateraler Rüstungskon-
rolle sein.






(A) )



(B) )


Uta Zapf

Lassen Sie mich das einmal am Beispiel des Nicht-

verbreitungsvertrages durchdeklinieren. Vor 30 Jahren
hatte man noch befürchtet, dass um das Jahr 2000 etwa
25 Staaten über Nuklearwaffen verfügen würden. Tat-
sächlich haben aber viele Staaten ihre heimlichen Nukle-
arprogramme aufgegeben und sind dem Nichtverbrei-
tungsvertrag beigetreten, zum Beispiel Südafrika,
Brasilien und Argentinien. Im Jahr 1995 gelang es, die-
sen Vertrag unbegrenzt zu verlängern. Das ist ein wichti-
ger Punkt.

Nicht zuletzt der Abrüstungsprozess zwischen den
großen Nuklearmächten mag dazu beigetragen haben,
aber vor allen Dingen auch das Versprechen der Atom-
mächte, alle Atomwaffen abzurüsten. Ein schrittweiser
Prozess der Einlösung der Abrüstungsverpflichtungen
aus dem Art. VI zeichnete sich ab. Der Atomteststopp-
vertrag lag auf dem Tisch, ein Mandat zum Abkommen
über den Stopp der Produktion waffenfähigen Spaltmate-
rials – das ist der so genannte Cut-off – wurde diskutiert.
Im Jahr 2000 einigte sich die Überprüfungskonferenz auf
13 Punkte zur Stärkung des Nichtverbreitungsvertrages
und zur Einlösung dieser Verpflichtungen.

Seither aber gab es leider fast keine Fortschritte. Der
Atomteststoppvertrag ist nicht in Kraft getreten, Ver-
handlungen zu einem Cut-off finden nicht statt, der
ABM-Vertrag ist aufgekündigt worden, der START-II-
Vertrag zur Abrüstung strategischer Waffen wird nicht in
Kraft treten. Dafür ist ein Vertrag zwischen Moskau und
den USA geschlossen worden, der keine bindende Ver-
pflichtung zur Abrüstung von Nuklearwaffen enthält.
Die Umsetzung dieses Vertrages ist umkehrbar, nicht ve-
rifizierbar und nicht transparent.

Indien, Pakistan und Israel sind die einzigen Staaten,
die dem Nichtverbreitungsvertrag nicht beigetreten sind.
Sie entwickeln stattdessen ihre nukleare Rüstung weiter.
Nordkorea hat den Nichtverbreitungsvertrag aufgekün-
digt und droht mit nuklearer Aufrüstung. Japan und
Saudi-Arabien stellen Überlegungen an, sich nukleare
Abschreckungspotenziale zuzulegen. In den USA wer-
den Forschungen zur Entwicklung neuer, operativer Nu-
klearwaffen angestellt und es ist vielleicht nur noch eine
Frage der Zeit, dass das Testmoratorium fällt.

Kolleginnen und Kollegen, das alles zeigt, dass es
Zeit für neues Denken in der Nichtverbreitungspolitik ist
und dass neue Instrumente notwendig sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die bereits erwähnten 13 Punkte aus dem Überprüfungs-
vertrag von 2000 sind zum Teil überholt. Das ist deutlich
erkennbar. Deshalb müssen diese 13 Punkte – auch wenn
nicht alle obsolet geworden sind – überprüft werden. Es
gibt dazu bereits Vorschläge, zum Beispiel von der
Middle Powers Initiative, die ich allen Abrüstern und
Abrüsterinnen zur Lektüre empfehle.

Ich bitte die Bundesregierung an dieser Stelle ganz of-
fiziell, in diesem Jahr im Ersten Ausschuss der Resolu-
tion der New Agenda Coalition zuzustimmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D s gibt nicht einen Punkt in dieser Resolution, den wir it unserer Politik nicht voll unterstützen würden und en die Bundesregierung ablehnen müsste. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Regierungsbank nickt!)


Das ist hervorragend; noch eine gute Nachricht.
Es gibt keinen Multilateralismus à la carte. Bisherige
bkommen können nicht selektiv genutzt werden.
onsensbildung – so mühsam sie ist – ist nicht ein Aus-
aufmodell des Kalten Krieges, wie der bereits erwähnte
ssistant Secretary of State der USA, Rademaker, vor
em Ersten Ausschuss der VN erklärt hat. Sie ist viel-
ehr eine zwingende Notwendigkeit, wenn man die
elt nicht in gute Staaten und Schurkenstaaten aufteilen
ill.
Multilateralität bedeutet, die Sicherheitsbedürfnisse

ller Staaten zu beachten, Stabilität durch Vertrauensbil-
ung zu fördern sowie Transparenz und Überprüfbarkeit
er Einhaltung von Verpflichtungen zu garantieren. Die
eteiligung an multilateralen Abkommen muss eine
in-win-Situation für alle gewährleisten. Ich glaube, für
as jetzt verabredete Prozedere mit dem Iran liegt der
harme genau darin, dass für beide Seiten eine absolute
in-win-Situation entsteht. Nur dann kann die
noncompliance“ – das heißt die Nichteinhaltung von
erträgen – mit Fug und Recht von der internationalen
taatenwelt sanktioniert werden.
Die Verhinderung der Proliferation von Massenver-

ichtungswaffen auf Staatenebene bleibt die größte He-
ausforderung der Nichtverbreitungspolitik. Aber ein
eiteres Kernanliegen zukünftiger Nichtverbreitungspo-
itik muss die Sicherung von atomaren, chemischen und
iologischen Stoffen vor unbefugtem Zugriff, zum Bei-
piel durch Terroristen, sein.
In diesem Zusammenhang möchte ich die G-8-Initia-

ive „Globale Partnerschaft“ hervorheben, die auf die-
em Felde eine hohe Priorität besitzt. Jeder einzelne
taat, der über solche Stoffe verfügt, trägt selber große
erantwortung für ihre Sicherung. Aber es ist auch in
nserem eigenen Interesse, anderen Staaten bei der Si-
herung dieser Stoffe zu helfen, wenn das für diese
taaten – an dieser Stelle ist Russland namentlich zu
ennen – mit großen Schwierigkeiten verbunden ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen möchte ich noch einmal darauf hinweisen,
ass wir in diesem Bereich schon sehr viel getan haben,
um Beispiel mit der Anlage in Gorny zur Vernichtung
hemischer Waffenbestände in Russland. Wir werden
as im Rahmen der G-8-Initiative in Kambarka weiter-
ühren, wo ein ähnliches Projekt aufgelegt wird. Wir
erden des Weiteren in die Sicherung nuklearer Stoffe
insteigen. Ich halte das für einen sehr wichtigen Be-
eich, in dem wir in Zukunft noch mehr tun sollten.
Darüber hinaus gibt es ein Projekt im Zusammenhang
it der Entsorgung von U-Booten, die in der Saida-
ucht liegen. Das alles sind sicherlich sinnvolle Pro-
ekte. Ich bin dankbar dafür, dass die Bundesregierung






(A) )



(B) )


Uta Zapf

einen Beitrag von 1,5 Milliarden Euro über zehn Jahre
zugesagt hat, mit denen diese Projekte vorangetrieben
werden sollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie mich
noch kurz die neue Proliferation Security Initiative
anführen, die den illegalen Transfer von Massenvernich-
tungswaffen verhindern und zur Stärkung und Verbes-
serung internationaler Nichtverbreitungsinitiativen bei-
tragen soll. Wichtig ist, dass die Bundesregierung und
die anderen europäischen Regierungen – dafür bedanke
ich mich – darauf dringen, dass dies immer im Rahmen
des internationalen Rechts geschieht. Das ist ein wichti-
ger Punkt.

Der Jahresabrüstungsbericht 2002 zeigt Erfolge und
die Wichtigkeit multilateraler Nichtverbreitungsabkom-
men, aber auch Stagnation, die Rückschläge und die Ge-
fährdung des Erreichten auf. Kooperative Sicherheit
– das sollte ein Leitgedanke sein – ist kein veraltetes
Modell des Kalten Krieges, sondern eine Chance, auch
den neuen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu
begegnen. Dazu möchten wir mit unserem gemeinsamen
Antrag von Rot-Grün einen Beitrag leisten.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506910000

Nächster Redner ist der Kollege Ruprecht Polenz,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1506910100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch die

Unionsfraktion fand, dass gestern, als die Nachricht über
das Einlenken der iranischen Regierung kam, ein guter
Tag war. Wir sehen das als einen ersten wichtigen Schritt
an, der zu Hoffnungen berechtigt. Ich hoffe – ich glaube,
das tun wir alle –, dass man im Rückblick das, was ges-
tern gelungen ist, als einen entscheidenden Durchbruch
bezeichnen wird. Auch wir zollen der Leistung unserer
Diplomaten und des Außenministers Anerkennung.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Sehr gut! Weiter so, Herr Kollege!)


Es gibt aber auch ein Jubiläum. Fast auf den Tag ge-
nau vor 20 Jahren, am 22. Oktober 1983, hat die große
Demonstration gegen die Nachrüstung und gegen den
NATO-Doppelbeschluss auf den Bonner Hofgartenwie-
sen stattgefunden.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wohl wahr! – Gernot Erler [SPD]: Da war ich dabei! – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Aber auf der falschen Seite!)


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(C (D amals gab es einen tiefen Konflikt darüber, ob Abrüsung einseitig oder gleichgewichtig und kontrolliert erolgen solle. Unsere Position – Frieden schaffen mit mmer weniger Waffen – erschien damals vielen Deonstranten als unglaubwürdig und illusionär; das weiß ch noch genau. Heute wird in dem von der Bundesregieung vorgelegten Jahresabrüstungsbericht 2002 der Mosauer Vertrag, der im Jahre 2002 zur strategischen Abüstung zwischen den USA und Russland geschlossen urde und der eine Reduzierung der Zahl der nuklearen ffensivwaffen um zwei Drittel bis zum Jahre 2010 vorieht, richtigerweise als Erfolg verbucht. Heute könnte lso die Formel „Frieden schaffen mit immer weniger affen“ unser aller gemeinsames Ziel beschreiben. rundsätzlich gibt es ja eine große Übereinstimmung im nterausschuss „Abrüstung und Rüstungskontrolle“. Im Antrag der Koalitionsfraktionen wird festgestellt, ass sich die Rüstungskontrolle in einer Krise befindet. ch stimme dieser Feststellung ausdrücklich zu. Es gibt inen neuen Rüstungswettlauf in Asien und im Nahen sten. Besonders besorgniserregend ist dabei, dass er uch eine nukleare Dimension hat; denn Nordkorea und ran streben – vermutlich oder tatsächlich – nach Atomaffen. Welches sind die Ursachen für die Krise der Rüsngskontrolle? Erstens. Die bestehenden Mechanismen er Rüstungskontrolle wurden für den Ost-West-Konlikt entwickelt. Man hat auf eine gleichwertige gegeneitige Abrüstung und gegenseitige Kontrolle gesetzt. an ging außerdem von der Grundprämisse einer geenseitigen Abschreckung aus. Man unterstellte sich dait gegenseitig ein kalkulierbares und rationales Verhaln. Zweitens. Die Mechanismen, die wir bisher kennen, urden im Hinblick auf die Rüstung von Staaten entickelt. Man hat gemeinsam bestimmte Kategorien von assenvernichtungswaffen und Trägersystemen verbo en. Man hat multilaterale Abkommen geschlossen, mulilaterale Überprüfungen festgelegt und gemeinsame Intitutionen wie etwa die IAEO zur Überwachung und ontrolle geschaffen. Aber heute – das macht die veränerte Lage aus – gibt es zusätzliche oder veränderte onfliktlagen und Bedrohungswahrnehmungen. Innertaatliche Kriege, also Bürgerkriege, werden von den isher bestehenden Rüstungskontrollregimen gar nicht rfasst. Die Privatisierung des Krieges wird davon nicht rfasst. Wir haben das Problem von Terrorismus und ailed States, also zerfallenen Staaten, sowie das Prolem der Verbindung von Terrorismus und Staaten, die ns Sorgen machen, die von den Amerikanern „Rough tates“ genannt werden. Wenn man über die Krise der Rüstungskontrollbemü ungen spricht, muss man sich natürlich auch mit den rsachen für die Hochrüstung und für die zunehmenden üstungsanstrengungen auseinander setzen. Es sind im esentlichen fünf Ursachen: Erstens: die jeweilige Bedrohungswahrnehmung. Zweitens: das Streben nach Vormacht, nach Einfluss, ach Prestige. Ruprecht Polenz Drittens: innenpolitischer Machterhalt. Denken wir nur daran, dass Saddam Hussein nicht nur die eigenen Streitkräfte zur Absicherung der diktatorischen Herrschaft gedient haben; er hat sogar die Massenvernichtungswaffen unter diesem Aspekt eingesetzt. Viertens: Unternehmer in Sachen Gewalt, die Rüstung als lukratives Geschäft betreiben. Denken wir zum Beispiel an die Situation der Warlords in Afghanistan. Fünftens: terroristische Ziele einschließlich des Strebens nach Massenvernichtungswaffen. Ich komme zu einem sehr schwierigen Punkt, der aus meiner Sicht ebenfalls eine Ursache für Rüstung sein kann, wahrscheinlich auch schon ist. Ich meine die Nebenwirkungen – so will ich es einmal nennen – unserer Sicherheitsstrategien. Wenn die Streitkräfte von klassischer Landesverteidigung auf Interventionsfähigkeit umgestellt werden, wenn wir aus humanitären Gründen intervenieren – aus unserer Sicht völlig berechtigt; wir haben es auch gemeinsam beschlossen –, dann bedeutet das in der Wahrnehmung mancher Dritte-Welt-Staaten – wie man verkürzt sagen könnte – natürlich eine latente Bedrohung und führt zu zusätzlichen Rüstungsanstrengungen. Auch die Erforschung so genannter Mini-Nukes, durch die die Schwelle eines Atomwaffeneinsatzes gesenkt wird – jetzt nur auf der Forschungsebene, aber es besteht die Gefahr, dass das dann auch operativ umgesetzt wird –, ist sicherlich eher rüstungstreibend als rüstungsbegrenzend. Natürlich gehört in diesen Kontext auch die Diskussion über Prävention und Präemption. Der Koalitionsantrag stellt also zu Recht fest, dass sich die Rüstungskontrolle in einer Krise befindet und deshalb neuer Impulse bedarf. Er umfasst 21 Punkte und – ich habe es gezählt – 13 Unterpunkte. Das zeigt auf der einen Seite, dass Sie ganz fleißig waren, und auf der anderen Seite zeigt es natürlich auch die Dichte des bisherigen Regelwerks. Im Grunde lauten die Vorschläge, die Sie zur Weiterentwicklung machen, in aller Regel: mehr von demselben, dasselbe noch etwas besser. Das sage ich gar nicht kritisch. In die Richtung geht es im Wesentlichen. Dass Sie die Bundesregierung ausdrücklich auffordern, finanzielle Zusagen auch einzuhalten – das habe ich mit etwas Schmunzeln gesehen –, versteht in diesem Hause angesichts der finanzpolitischen Unzuverlässigkeit der Bundesregierung nun wirklich jedermann. (Uta Zapf [SPD]: Wir wollten Ihnen doch etwas zum Schmunzeln geben!)





(A) )


(B) )


– Klar, aber es kommt noch mehr.
Sie haben in Ihrem Antrag eine Strategie, die präemp-

tive Militärschläge zulässt, ausdrücklich abgelehnt. Das
ist angesichts der Diskussion um das Solana-Papier
eine, glaube ich, voreilige Festlegung. In dem Papier
steht immerhin, dass man in Europa eine strategische
Kultur entwickeln soll, die ein frühzeitiges, rasches und,
wenn nötig, robustes Eingreifen begünstigt. In dem So-
lana-Papier heißt es auch: Für eine normgestützte Welt-
ordnung gilt, dass die Gesetze mit den Entwicklungen

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(C (D ie Proliferation, Terrorismus und globale Erwärmung chritt halten müssen. Auch in einem anderen Punkt haben Sie sich meines rachtens falsch festgelegt. Sie fordern Beschlüsse des N-Sicherheitsrats als zwingende Voraussetzung für ie Verhängung von Sanktionen. Das geht weit über das egenwärtige Völkerrecht hinaus. Das gegenwärtige ölkerrecht lässt Sanktionen auch ohne Beschluss des N-Sicherheitsrats zu. Ich weiß nicht, ob es klug ist, ass sich die Europäische Union beispielsweise eines olchen Instruments begibt, so wie Sie das in Ihrem Anrag fordern. Um zu Abrüstungserfolgen zu kommen, müssen auch ie neuen Konflikte angegangen werden. Im Hinblick uf Failed States ist Nation Building erforderlich. Geforert ist eine Antiproliferationpolitik mit Exportkontrolen, aber auch dem Abfangen von Lieferungen von Masenvernichtungswaffen zum Beispiel auf hoher See. Da ind Sie schon an einem Punkt, an dem das Völkerrecht eiterentwickelt werden muss. Auch bei der Terrorismusbekämpfung werden Sie hne den Gedanken der Prävention nicht weiterkommen. ort ist eine Weiterentwicklung des Völkerrechts erforerlich. In der Präventionsdebatte geht es nämlich vor llen Dingen um die letzten beiden Punkte: Antiprolifeation und Terrorismusbekämpfung. Natürlich muss jede efundene Regelung – an diesem Punkt sind wir uns siherlich einig – allgemein gelten, also auch für Indien nd Pakistan, und sie darf nicht konflikteskalierend wiren. Um zu erreichen, dass weitere Staaten, die miteinan er im Konflikt stehen, abrüsten, dürfte es darauf anommen, ob und wieweit es gelingt, den Grundgedanken urchzusetzen, dass man Sicherheit nicht gegen oder vor inem anderen Staat gewinnen kann, sondern nur miteiander. Nun komme ich auf den Nahen Osten zurück. Man ollte die Bundesregierung auffordern, sich für nahöstlihe Rüstungskontrollgespräche stark zu machen. Es hat ie nach der Nahostkonferenz von Madrid von 1992 bis 995 schon gegeben. Die Veränderungen, die im Irak zutzt stattgefunden haben, und auch die Veränderungen, ie sich im Iran hoffentlich abzeichnen, könnten ein Moentum für solche Gespräche darstellen. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich mache mir keine Illusionen: Ein Abkommen zur
brüstung ist im Nahen Osten vorläufig nicht zu errei-
hen; aber ein Forum könnte dazu dienen, Bedrohungs-
ahrnehmungen der beteiligten Staaten auf den Tisch
u bringen. Syrien könnte, anders als damals, bereit
ein, teilzunehmen. Es hat nämlich selbst vorgeschla-
en, die amerikanischen Vorwürfe, man habe Massen-
ernichtungswaffen, nicht bilateral mit den Amerika-
ern, sondern im internationalen Rahmen zu behandeln.
atürlich müssten, anders als damals, auch der Iran und






(A) )



(B) )


Ruprecht Polenz

der Irak – notfalls die dortige Übergangsregierung –
dazu eingeladen werden.

Solche nahöstlichen Rüstungskontrollgespräche wä-
ren auch eine Chance für die USA und den Iran. Es gibt
aus unterschiedlichen Gründen für beide Regierungen
bisher keine offiziellen Möglichkeiten, sich in bilatera-
len Gesprächen auszutauschen; aber im multilateralen
Rahmen könnte man Positionen gegenseitigen Interesses
klären.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506910200

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.

Ruprecht Polenz (CDU):
Rede ID: ID1506910300

Ich komme zum Schluss.
Letztlich wäre eine solche Initiative – an ihr müssten

Europäer und Amerikaner nämlich in jedem Fall teilneh-
men – auch ein Signal, dass Frieden und Sicherheit im
Nahen Osten ein gemeinsames transatlantisches Inter-
esse ist.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506910400

Für die Bundesregierung hat jetzt die Staatsministerin

Kerstin Müller das Wort.
Ke
Kerstin Müller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506910500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nicht erst

seit dem 11. September 2001 wissen wir, dass sich die
Sicherheitslage seit dem Ende des Kalten Krieges völ-
lig verändert hat. Wir sind mit ganz neuen, komplexe-
ren sicherheitspolitischen Herausforderungen konfron-
tiert – Kollege Polenz hat einige davon erwähnt –: mit
der Terrorismusgefahr, regionalen Instabilitäten, der
Gefahr der Verbreitung von Massenvernichtungswaf-
fen, Failed States. Angesichts dieser neuen, komplexe-
ren Herausforderung brauchen wir die Rüstungskont-
rolle mehr denn je.

Da dabei kein Staat im Alleingang Aussicht auf Er-
folg haben kann, setzt die Bundesregierung auf Zusam-
menarbeit und natürlich auf Konfliktprävention, und
das vor allem im multilateralen Rahmen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich stimme den Prämissen des Koalitionsantrages
ganz ausdrücklich zu. Ein Ansatz, der allein auf militäri-
sche Mittel zur Gewährleistung von Sicherheit setzt, ist
verfehlt. Wir müssen die zur Verfügung stehenden inter-
nationalen Rüstungskontrollmechanismen effektiv nut-
zen und verbessern, um adäquate und wirksame Antwor-
ten auf die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen
zu finden und um vor allem das Risiko zu mindern, dass
Terroristen Zugriff auf solche Waffen erhalten könnten.

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(C (D Die Gespräche der Außenminister Frankreichs, Großritanniens und Deutschlands vorgestern in Teheran urden hier erwähnt. Diese Gespräche haben uns geeigt, dass eine kooperative Sicherheitspolitik mit den itteln der Diplomatie erfolgreich sein kann, auch wenn s schwierig ist. Der Iran hat sich zur vollen Kooperation it der IAEO sowie zur Zeichnung und Umsetzung des usatzprotokolls klar bekannt. Er hat zugesagt, alle Akivitäten zur Urananreicherung und zur Wiederaufbereiung vorläufig zu suspendieren. Damit werden zentrale orderungen der internationalen Gemeinschaft in der Tat orerst erfüllt. Ich glaube, das Ergebnis eröffnet wirklich die Chance ür eine längerfristige Lösung und dafür, dass internatioales Vertrauen wieder hergestellt werden kann. Es tärkt aber auch insgesamt das Nichtverbreitungsregime zw. den Nichtverbreitungsvertrag. Wir hoffen wirklich, ass es nun auch zur Umsetzung dieser Zusagen kommt. arauf wird vor allen Dingen die IAEO, darauf werden ber auch wir achten. Das Beispiel zeigt: Abrüstung, Rüstungskontrolle und ichtverbreitung sind der beste Ansatz für friedliche ösungen auf globaler wie regionaler Ebene. Es muss ehr denn je darum gehen, die vorhandenen Instrumenarien im Abrüstungsund Nichtverbreitungsbereich zu tärken. Darum bemüht sich die Bundesregierung. Angeichts neuer Rüstungswettläufe – das wurde schon erähnt – hoffe ich wirklich, dass wir dabei mit den Miteln der Diplomatie in Zukunft erfolgreich sein werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Im Kampf gegen Proliferation spielen aber auch die
usfuhr von kleinen und leichten Waffen, zugehöriger
unition und entsprechender Herstellungsausrüstung
owie die Lieferungen von Dual-use-Gütern in Drittlän-
er eine sehr große Rolle. Sie erlauben, dass ich auch in
er Debatte zum Jahresabrüstungsbericht auf dieses
hema eingehe. Hier leistet die Bundesregierung einen
ichtigen Beitrag, weil sie auf diesem Feld eine äußerst
estriktive Rüstungsexportpolitik betreibt. So sollen un-
er anderem künftig in Drittländern außerhalb von
ATO und EU keine neuen Herstellungslinien für Klein-
affen oder entsprechende Munition mehr eröffnet wer-
en. Ferner beabsichtigen wir, den Exportgrundsatz „neu
ür alt“ anzuwenden, wo immer dies möglich ist. Das
eißt, Lieferverträge sollen so gestaltet werden, dass au-
er Dienst gestellte Kleinwaffen zu vernichten sind und
o dem Weiterverkauf entzogen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir haben für diese Politik auch auf der Ersten VN-
onferenz zum Kleinwaffenaktionsprogramm im Juli
ieses Jahres in New York nachdrücklich geworben und
ns für die Kontrolle von Rüstungsexporten und Waffen-
ermittlungsgeschäften eingesetzt. Dies ist uns eine zu-
iefst humanitäre Verpflichtung wie auch unsere fortge-
etzten Bemühungen für ein umfassendes Verbot von
ntipersonenminen.






(A) )



(B) )


Staatsministerin Kerstin Müller

Außerdem ist die Genehmigungspraxis der Bundesre-

gierung bei der Ausfuhr von Dual-use-Gütern, die neben
ihrem regulären zivilen Zweck auch für Massenvernich-
tungswaffenprogramme missbraucht werden könnten,
seit langem sehr restriktiv; sie genießt nicht zuletzt des-
wegen internationale Wertschätzung. Mit Blick auf die
fortgesetzten Beschaffungsversuche einiger Staaten und
auf die Gefahr des Zugriffs von Terroristen auf Massen-
vernichtungswaffen arbeiten wir hier aktuell an einer
Verschärfung bei der Umsetzung der einschlägigen In-
strumentarien der Exportkontrolle.

Meine Damen und Herren, zum Schluss will ich Ih-
nen allen noch einmal für Ihre Unterstützung bei dieser
schwierigen Aufgabe der Abrüstung, Rüstungskontrolle
und Nichtverbreitung danken. Ich hoffe, dass wir auch
zukünftig mit Ihrem Rückhalt rechnen können, wenn es
darum geht, diese Herausforderungen als ein prioritäres
Aufgabenfeld für die EU fest zu verankern. Da stehen
wir am Anfang. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir
auch hier weiterkommen und zukünftig eine wichtige
Rolle bei Abrüstung und Rüstungskontrolle spielen wer-
den.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506910600

Das Wort hat jetzt der Kollege Harald Leibrecht von

der FDP-Fraktion.


Harald Leibrecht (FDP):
Rede ID: ID1506910700

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Proliferation von Massenvernichtungswaf-
fen zu verhindern ist wichtiger und dringlicher als je zu-
vor. Das hat die aktuelle Situation im Iran gezeigt. Ich
selber war vor wenigen Tagen mit dem Auswärtigen
Ausschuss im Iran, um mir selbst ein Bild über die Lage
vor Ort zu machen. Während dieses Besuchs versuchte
die iranische Führung, uns davon zu überzeugen, dass
sie mit ihrem Nuklearprogramm nur zivile Nutzung
anstrebt. Wie Sie wissen, waren wir jedoch anderer Mei-
nung. Inzwischen scheint die iranische Regierung umzu-
denken: Sie wird das Zusatzprotokoll zum Atomwaf-
fensperrvertrag unterschreiben und Inspektionen vor
Ort zustimmen. Dies, meine lieben Kolleginnen und
Kollegen, ist in der Tat ein bemerkenswerter Erfolg un-
seres Außenministers und seines britischen und seinem
französischen Amtskollegen. Hierfür drücke ich die An-
erkennung auch der FDP-Fraktion aus.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wie Sie wissen, ist die FDP mit der derzeitigen deut-
schen Außenpolitik nicht immer einverstanden, so auch
in der Frage des Kunduz-Einsatzes in Afghanistan. Am
Dienstag hat sich gezeigt, dass eine einheitliche europäi-
sche Außenpolitik erfolgreich sein kann. Bei aller Zu-
versicht muss ich dennoch sagen: Der Iran muss den
Worten jetzt Taten folgen lassen. Ich hoffe nicht, dass
der Iran irgendwann sein Atomwaffenprogramm fort-

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(C (D etzt. Das jetzt zugesagte Aussetzen des Programms timmt zwar optimistisch, lässt aber Hintertüren offen. uch ohne dieses Nuklearprogramm geht vom Iran eine otenzielle militärische Gefahr aus. Wie Sie wissen, verügt der Iran über Langstreckenraketen, die Israel erreihen können. Das Beispiel Iran zeigt, wie schnell eine nternationale Bedrohung von einem Land ausgehen ann, wenn es Massenvernichtungswaffen entwickelt der herstellt. Wir müssen in diesem Bereich die Ursachen sozusa en an der Wurzel packen. Ohne Material und Knowow aus dem Ausland wäre selbst ein Land wie der Iran aum in der Lage, ein Nuklearprogramm voranzutreien. Ob durch Unterstützung russischer Unternehmen der durch Unterstützung aus Nordkorea: Immer wieder eisen Spuren in diese Länder, wenn es um Nuklearproramme geht. Wir müssen dazu beitragen, dass Rüsungsexporte, die der Herstellung von Massenvernichungswaffen dienen, endlich unterbunden werden. Iran ist abrüstungspolitisch ein wichtiges Thema, aber ei weitem nicht das einzige. Der Abrüstungsbericht der undesregierung für 2002 ist schön aufgearbeitet und iest sich in weiten Teilen wie eine einzige Erfolgsstory. ass dieser Bericht aber nicht nur schön, sondern leider uch schönfärberisch geschrieben ist, zeigt schon die atsache, dass die Regierungsfraktionen zum Abrüsungsbericht heute einen eigenen Antrag einbringen. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat mit parlamentarischer Demokratie zu tun!)


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist eine!)


n diesem Antrag ist die Aussage enthalten – Herr
olenz hat schon darauf hingewiesen –:

Die Rüstungskontrolle befindet sich in einer Krise
und bedarf deshalb neuer Impulse.

as ist wohl wahr.
Viele der unzähligen Abrüstungsabkommen stam-
en in der Tat aus der Zeit, als die Welt noch in Ost und
est geteilt war. Sie passen heute nicht mehr. Für die
ewältigung der neuen Herausforderungen sind diese
bkommen unzureichend. Das ist der Grund dafür, dass
inzelne – wie wir wissen: ganz maßgebliche – Länder
ich nicht mehr auf die multilateralen Instrumente der
üstungskontrolle verlassen, sondern auf Bedrohungen
nzwischen unilateral reagieren.
Abrüstungspolitik braucht deshalb – mehr als ein

ahrzehnt nach dem Ende des Ost-West-Konflikts –
ringend eine Bestandsaufnahme. Damit meine ich nicht
ine Auflistung der unterschiedlichen Instrumente; diese
uflistung ist in dem Abrüstungsbericht enthalten. Ich
eine eher eine ehrliche und kritische Auseinanderset-
ung mit den Fragen, was diese Instrumente heute noch
eisten können, wie wir sie an grundlegend veränderte
ituationen anpassen können und wie neue Instrumente
öglicherweise aussehen sollten. Genau das bietet der
brüstungsbericht eben nicht.






(A) )



(B) )


Harald Leibrecht

In der ersten Lesung des Abrüstungsberichts haben

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Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1506910800


Wir müssen die vorhandenen Abrüstungs- und
Nichtverbreitungsinstrumente stärken und schärfen.

Ich fordere die Bundesregierung auf, das nicht nur anzu-
kündigen, sondern auch in diesem Bereich zu handeln
und gleichzeitig mit den Partnern auf internationaler
Ebene zu prüfen, ob wir möglicherweise neue, effekti-
vere Instrumente brauchen.

Gerne hätte ich in diesem Abrüstungsbericht gelesen,
was vonseiten der Bundesregierung getan wird, um Rüs-
tungskontrollen in Zukunft zu verbessern.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie gestern im Unterausschuss gehört!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506910900

Das Wort hat jetzt die Kollegin Petra Ernstberger von

der SPD-Fraktion.


Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1506911000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Lieber Kollege Leibrecht, es gibt eine ganz
einfache Möglichkeit, nämlich unserem Antrag zuzu-
stimmen.


(Uta Zapf [SPD]: Richtig!)

Auch ich möchte, wie schon viele Vorrednerinnen

und Vorredner, Erleichterung über und Dank für den Er-
folg zum Ausdruck bringen, den die Außenminister
Frankreichs, Deutschlands und Großbritanniens auf ihrer
Iran-Mission errungen haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Man stelle sich nur einmal vor, was passiert wäre, wenn
der Erfolg ausgeblieben wäre. Der Iran gehört nämlich
zu den Unterzeichnern des Nichtverbreitungsvertrages.
Die Glaubwürdigkeit vertragsgestützter Abrüstung und
Rüstungskontrolle steht und fällt doch mit der Bereit-
schaft der Staaten, die Verträge, die sie unterschrieben
haben, einzuhalten. Ein Vertragsbruch bzw. der Ausstieg
aus diesem Nichtverbreitungsvertrag hätten sowohl für
die Region als auch für die Politik der Rüstungskontrolle
zu unabsehbaren Konsequenzen führen können. Sogar
eine Eskalation bis hin zu einem Krieg wäre denkbar ge-
wesen.

Im Augenblick können wir aufatmen; aber es ist kei-
nesfalls so, dass alle Fragen geklärt wären. Das Zusatz-
protokoll bezüglich der Safeguards der IAEO ist noch
nicht unterschrieben. Die Urananreicherung ist lediglich
ausgesetzt. Es bleiben also noch offene Fragen. Es ist
eine Tür aufgestoßen worden; jetzt muss weitergearbei-
tet werden.

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(C (D Wir begrüßen die Schritte der drei Außenminister, eil sie zur Deeskalation beigetragen haben. Sie haben ezeigt, dass die Europäer in der Frage der Nichtweitererbreitung von Nuklearwaffen handlungsfähig sind und rfolgreich sein können, wenn sie in den Zielen und bei en einzusetzenden politischen Mitteln einig sind und an inem Strang ziehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen macht es Sinn, die Politik der Deeskalation
eiterzuentwickeln. Staaten dagegen zu einer „Achse
es Bösen“ zu zählen ist in meinen Augen wenig hilf-
eich und kann das Gegenteil von Deeskalation bewir-
en. Wir dürfen deshalb nicht darin nachlassen, nach
egen einer politischen Einbeziehung zu suchen, auch
enn uns der Charakter von bestimmten Regimen nicht
efällt. E kommt auf die richtige Mischung aus politi-
chem Druck und politischer Einbeziehung an.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Abrüstungsbericht der Bundesregierung enthält
ahlreiche Beispiele dafür, was unter Einbeziehung zu
erstehen ist, und zahlreiche Gründe dafür, warum hier-
urch Sicherheit und Stabilität zu gewinnen sind. Die
ichtigste Maßnahme, um die Sicherheit durch Abrüs-
ungs- und Rüstungskontrollverträge zu erhöhen, ist die
niversalisierung bereits bestehender Abkommen.
s müssen alle beitreten, liebe Kolleginnen und Kolle-
en, eben auch „die Bösen“.
Bei der Nichtverbreitung von Atomwaffen ist das be-

eits weitestgehend gelungen. Nach dem Beitritt Kubas
um Nichtverbreitungsvertrag im letzten Jahr sind es ei-
entlich nur noch drei Staaten, die nicht beigetreten sind
nd sich somit auch nicht den Verpflichtungen des Ver-
rages unterworfen haben, nämlich Indien, Pakistan und
srael. Es ist sicherheitspolitisch sinnvoll, auch diese drei
taaten nicht auszugrenzen oder mit Sanktionen zu bele-
en; man muss ihnen vielmehr Möglichkeiten der Mit-
irkung beim internationalen Dialog und eine Mitspra-
he bei Entscheidungen über globale Sicherheitsfragen
inräumen.
Indien hatte sich früher beklagt, bei wichtigen inter-

ationalen Sicherheitsfragen keine Beachtung zu finden.
as hat sich geändert – seit den indischen Atomtests.
iese Verquickung können wir nicht wollen. Deshalb
üssen wir künftig mehr tun, um sie unattraktiv zu ma-
hen.
Bei den beiden anderen Massenvernichtungswaffen,

en C- und B-Waffen, sowie den Trägersystemen ist
och längst keine Universalität erreicht. Insbesondere
ie Länder des Nahen und Mittleren Ostens müssen ge-
rängt werden, die Verträge zu unterzeichnen und den
araus erwachsenden Verpflichtungen nachzukommen.
Der Abrüstungsbericht 2002 ist – wie alle seine Vor-

änger – informativ und eine gute Basis für die Arbeit in
nserem Unterausschuss. In diesem Jahr ist er besonders
on den Terrorangriffen am 11. September 2001 und den
ntwicklungen im Irak geprägt. Er spiegelt die Bemü-






(A) )



(B) )


Petra Ernstberger

hungen der Einzelstaaten und der verschiedenen interna-
tionalen Organisationen und Allianzen um die Bekämp-
fung des Terrorismus wider und thematisiert
insbesondere die Möglichkeit, dass Massenvernich-
tungswaffen in die Hände von Terroristen gelangen.

Für die Beurteilung all dieser Maßnahmen ist es
zweckmäßig, sich die bisherigen Daten über den Einsatz
von Massenvernichtungswaffen durch Terroristen vor
Augen zu halten. In den letzten 25 Jahren hat es vier sig-
nifikante Angriffe von Terroristen, also nicht von Staa-
ten, gegeben, die Giftgas, Krankheitserreger oder radio-
aktives Material als Waffe eingesetzt haben. Der erste
Fall war 1984, als eine religiöse Sekte im Zusammen-
hang mit Lokalwahlen den Salat eines Restaurants in
Oregon mit Salmonellen vergiftete: 751 Erkrankte. Der
zweite Fall war 1990, als die Liberation Tigers of Tamil
Eelam, die LTTE, die Streitkräfte von Sri Lanka mit
Chlorgas angriffen: 60 Verletzte. Der dritte Fall fand
1995 statt, als die japanische Aum-Shinrikyo-Sekte
die U-Bahn von Tokio mit flüssigem Sarin angriff. Der
letzte Fall fand im September 2001 nach den Terroran-
schlägen in den USA statt, als es Angriffe mit Milz-
brand- und Anthraxbriefen gab. Im Abrüstungsbericht
werden zusätzlich Ricinfunde in Großbritannien und
Blaupausen zum Bau radiologischer Waffen bei nicht
näher charakterisierten Terroristen thematisiert.

Dies ist eigentlich eine relativ schmale Datenbasis für
verallgemeinerbare Kenntnisse über die Bereitschaft von
Terroristen, Massenvernichtungswaffen zu erwerben, zu
produzieren oder sie direkt einzusetzen. Entsprechend
beliebig erscheinen die im Abrüstungsbericht aufgeführ-
ten Maßnahmen, um dieser Problematik Herr zu werden.
Einleuchtend und relativ naheliegend sind alle Maßnah-
men, die sich auf die Sicherung von nuklearen Materia-
lien, Nuklearwaffen und chemischen Substanzen sowie
auf die Vernichtung von C-Waffen in Russland beziehen.
Frau Kollegin Zapf hat bereits die Global Partnership er-
wähnt, die ein Erfolgsmodell Deutschlands ist, weil wir
im Rahmen der Anlage in Gorny Vorarbeit für die Ver-
trauensbildung mit Russland geleistet haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dies ist wirklich gut angelegtes Geld; denn die Kon-
trolle der Risikobestände von hoch angereichertem
Uran, Plutonium und der chemischen Waffen in Russ-
land ist besonders vordringlich. Ebenso bedeutsam wäre
es, einen Vertrag über ein Verbot der Produktion von
spaltbarem Material für Waffenzwecke abzuschließen.
Auch das Thema Cut-off-Abkommen hat Frau Kollegin
Zapf bereits angesprochen. Diese Verträge, über die im
Prinzip schon seit 1978 verhandelt wird, scheitern im-
mer wieder daran, dass die Interessenlage Chinas und
der USA sehr unterschiedlich ist.

Es ist sehr anzuerkennen, dass im vorliegenden Abrüs-
tungsbericht nicht nur die Erfolge und die positiven Schritte
der bisherigen Abrüstungsarbeit dargestellt, sondern auch
verpasste Chancen thematisiert werden. Zu einer dieser ver-
passten Chancen gehört die Uneinigkeit über ein brauchba-
res Kontrollregime für den B-Waffen-Vertrag und den
Teststoppvertrag, die beide nach wie vor noch nicht in

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(C (D raft sind, obwohl hierfür bereits vor längerer Zeit in ien eine Kontrollbehörde geschaffen wurde. Die so genannten neuen Bedrohungen, das heißt die efahr der Weiterverbreitung von Massenvernichtungsitteln, der Terrorismus und die unkontrollierte Macht on kriminellen Organisationen in schwachen oder zerallenden Staaten, haben neue Anforderungen an die üstungskontrolle gestellt. Die Staatenwelt muss sich nsgesamt sicher sein, dass die Verträge, die die Staaten nterschreiben, auch wirklich eingehalten werden. Dafür üssen die entsprechenden Überprüfungsmechanismen eutlich erweitert werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Wenn wir all dies nicht hätten und nicht weiter forcie-
en würden, wäre die Alternative, Zwangsmittel einzu-
etzen oder militärische Gewalt anzuwenden. Aber wir
brüster können, so glaube ich, einstimmig sagen: Ab-
üstung durch Krieg ist für uns völlig unakzeptabel.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


iese Position, liebe Kolleginnen und Kollegen, können
ir aber nur durchhalten, wenn es uns gelingt, Abrüs-
ng durch Verträge als eine realistische Strategie darzu-
tellen, die zum Erfolg führt.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506911100

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Karl Lamers von

er CDU/CSU-Fraktion.

Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1506911200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir reden

eute über den Jahresabrüstungsbericht 2002.

(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Schon eine ganze Weile!)

üstung und Abrüstung haben schon immer in der Ge-
chichte die Geister bewegt. Der britische Journalist und
chriftsteller Gilbert Keith Chesterton hat einmal gesagt
ich empfehle dieses Zitat Ihrer Aufmerksamkeit –:

Es ist nur verständlich, dass die Wölfe die Abrüs-
tung der Schafe verlangen, denn deren Wolle setzt
dem Biss einen gewissen Widerstand entgegen.


(Heiterkeit bei der SPD)

So kann es natürlich nicht gehen, meine Damen und
erren. Abrüstung heißt nicht, dass die Starken die
chwachen zur Abrüstung zwingen, um anschließend
mso leichtere Beute zu haben. Abrüstung heißt, Ver-
rauen zu bilden, Stabilität zu schaffen und Sicherheit zu
tärken.


(Beifall des Abg. Dr. Friedbert Pflüger [CDU/ CSU])

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])






(A) )



(B)


Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)


Das wichtigste abrüstungspolitische Ereignis dieser

Tage war in der Tat die Nachricht aus Teheran, dass der
Iran eingelenkt und sein nukleares Anreicherungspro-
gramm ausgesetzt habe. Das hört sich gut an. Ich bitte
die Bundesregierung, dafür zu sorgen, dass dies im Er-
gebnis auch gut wird;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


denn der Iran gehört nach dem vorliegenden Abrüs-
tungsbericht zu den so genannten Problemstaaten, deren
Nuklearprogramm nicht eindeutig eine militärische Nut-
zung ausschließt. Der Verdacht ist gewiss nicht von der
Hand zu weisen, der Iran entwickle Nuklearwaffen – ein
Alptraum für die ganze Welt!

Alle Zeitungen haben es berichtet: Der britische, deut-
sche und französische Außenminister haben die Zusiche-
rung des Iran erreicht, entsprechende Nuklearprogramme
auszusetzen und nur noch friedliche Atomenergienutzung
zu betreiben. Ich erlaube mir nur die Frage: Wo war So-
lana? Wäre es nicht besser gewesen, Europa mit einzu-
beziehen?


(Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Gut! Sehr guter Hinweis!)


Unabhängig davon gibt ihnen der Erfolg Recht.
Meine Damen und Herren, dieses Beispiel zeigt, was

gemeinsamer, entschlossener und entschiedener Druck
in einer solchen Angelegenheit erreichen kann, wenn
Amerikaner und Europäer gemeinsam Seite an Seite
deutlich machen, dass sie nicht bereit sind, den Appetit
von weiteren Staaten auf Atomwaffen hinzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU]: Richtig! Absolut richtig!)


Genau dies ist im Fall Iran geschehen. Da haben alle
an einem Strang gezogen: Die Amerikaner auf ihre
Weise und die Europäer, die bemerkenswerterweise
diesmal zusammenstanden: Deutschland, Frankreich
und Großbritannien.

Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass man aus Fehlern
lernen kann. Wie man sieht, mit Erfolg: Im Irak war die
Weltgemeinschaft gespalten. Besser gesagt, sie wurde
gespalten, nicht zuletzt durch den deutschen Bundes-
kanzler,


(Zuruf des Abg. Winfried Nachtwei NIS 90/DIE GRÜNEN)


der im Wahlkampf erklärte – das müssen Sie sich anhö-
ren, Herr Nachtwei –, egal was die Waffeninspektionen
zutage förderten, Deutschland werde sich auf keinen Fall
an Maßnahmen gegen den Irak beteiligen, auch nicht im
Rahmen der Vereinten Nationen.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bis jetzt war Ihre Rede eigentlich gut!)


Das war schlimm; denn hier wurde Außenpolitik innen-
politisch instrumentalisiert und die Weltgemeinschaft

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(C (D urch eine neue Achse Berlin–Paris–Moskau gespalten. ies hat der Abrüstung einen Bärendienst erwiesen. olche Spaltungen nützen immer dem, den man eigentch zur Ordnung rufen will. Das war damals Saddam ussein. Ich freue mich, dass es im Iran jetzt offensichtlich anders t. Für mich ist diese Erkenntnis auch die Quintessenz aus inem persönlichen Gespräch mit dem Chief Inspector ans Blix im Dezember des vergangenen Jahres in New ork, der sagte, die Weltgemeinschaft habe bei der Abüstung nur dann Erfolg, wenn sie wirklich zusammentehe. Aber gerade dies war damals nicht der Fall. Vielicht hätten wir den Krieg verhindern können, wenn wir laubwürdig, geschlossen und mit einer Stimme aufgeeten wären. (Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht gemeinsam in Gefolgschaft! So ist die Sache!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, die Bundesregierung ver-
olgt nach ihren eigenen Worten einen kooperativen und
räventiven sicherheitspolitischen Einsatz. Das geht in
rdnung. Ich frage aber, ob sie hier nicht schon wieder
inen Gegensatz zur Haltung unserer amerikanischen
reunde aufbaut, wenn sie in diesem Bericht wörtlich
usführt, dass „der Schwerpunkt des US-Ansatzes ... in
aßnahmen zur Counterproliferation sowie militäri-
cher Abschreckung“ liege, die sich alle Optionen der
och entwickelten US-Militärtechnologie offen halte.“
m es klar zu sagen: Ich sehe darin keinen Gegensatz,
ür mich gehört beides zusammen.
Wir alle wollen eine Welt mit weniger Waffen. Wir
ollen keine weitere Verbreitung von atomaren, biologi-
chen und chemischen Kampfmitteln. In Afghanistan hat
ie Weltgemeinschaft ein Zeichen gesetzt, dass sie nicht
illens ist, Gewalt und Terrorismus hinzunehmen. Auch
Irak gibt es ein entsprechendes Signal. Die Welt hat
beiden Fällen Verantwortung übernommen. Ein
cheitern hier wie dort würde das Ende jeder Abschre-
kung bedeuten und nur die Falschen ermuntern.
Im Jahresabrüstungsbericht sind Erfolge, aber auch
efizite und Schattenseiten aufgelistet worden. Bezüg-
ch des Iraks habe ich darauf hingewiesen, dass es die
öglichkeit gegeben hätte, gemeinsam erfolgreich zu-
ammenzustehen. Nordkorea ist jetzt in der Tat ein Kri-
enherd. Ich meine, wir sind alle gut beraten, der nord-
oreanischen Regierung ein deutliches Signal zu geben.
uch hier muss die Weltgemeinschaft zusammenstehen.
ordkorea braucht keine Nuklear- und Langstrecken-
affen, um in der Zukunft bestehen zu können, sondern
eis, Brot und Energie.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)

n dieser Welt sind alle Verantwortlichen aufgerufen,
em Konfrontationskurs Nordkoreas so zu begegnen,
ass es nicht zu einer Katastrophe kommt. Reden wir
iteinander und zeigen wir dem Regime in Nordkorea
ie Grenzen auf!
)






(A) )



(B) )


Dr. Karl A. Lamers (Heidelberg)


Lassen Sie mich abschließend noch eine Bemerkung zu

den Ausführungen über die Entwicklung des Streitkräfte-
potenzials in Deutschland machen. In dem Bericht steht
etwas von Reform der Bundeswehr. Von neuen Prioritä-
ten und Herausforderungen ist die Rede. Dann aber
kommt die Sache mit dem Geld. Wir haben gestern im
Verteidigungsausschuss deutlich gemacht, dass wir den
Verteidigungshaushalt ablehnen, Herr Staatssekretär – Sie
wissen das, Sie sind ein ehrlicher Mensch –,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


weil wir überzeugt sind, dass Sie mit diesem Haushalt in
Höhe von 24,3 Milliarden Euro die alten und neuen Auf-
gaben der Bundeswehr nicht bewältigen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir brauchen einen klaren Auftrag der Bundeswehr

und, daraus abgeleitet, das dafür notwendige Geld. Das,
was Rot-Grün macht, geht auf keinen Fall. Es können
nicht immer mehr Aufgaben und Einsätze mit deutlich
weniger Geld bestritten werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

So kann man Verteidigungs- und Sicherheitspolitik in
diesem Land nicht gestalten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506911300

Herr Kollege, Sie haben Ihre Redezeit weit überzo-

gen. Ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen.

Dr. Karl A. Lamers (CDU):
Rede ID: ID1506911400

Einen Satz noch. – Lassen Sie mich mit Robert

Schuman enden, der einmal gesagt hat: Die Abrüstung
der Geister muss der Abrüstung der Waffen vorausge-
hen.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Fangen Sie mal damit an!)


Das entspricht auch meiner Überzeugung.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506911500

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1506911600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Bundesregierung hat erneut einen umfangreichen Be-
richt zur Abrüstung vorgelegt. Großen Raum nehmen
darin die Massenvernichtungswaffen, deren Nichtver-
breitung und Rückbau ein. Meine dreiminütige Rede be-
zieht sich weniger auf das, was Sie an Positivem auflis-
ten, sondern mehr auf das, was Sie schwammig
umschreiben oder ganz verschweigen.

Erstes Beispiel: Sie verweisen darauf, dass Nordkorea
aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgetreten ist. Sie
kritisieren das zu Recht und warnen vor den unkalkulier-
baren Risiken. Sie verschweigen aber, dass Indien, Pa-

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(C (D istan und Israel, ebenso mutmaßlich Kernwaffen besitende Staaten, dem Vertrag bislang überhaupt noch nicht eigetreten sind. Sie verschweigen darüber hinaus, dass ie USA an der Entwicklung einer neuen Generation von ernwaffen arbeiten, dafür neue Testgelände erschließen nd so eklatant gegen bestehende Verträge verstoßen. Ich vermisse auch eine eindeutige Position zum Ein atz von uranangereicherter Munition durch die USA nd Großbritannien wie jüngst im Irakkrieg. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Hinzu kommt: Die Wahrscheinlichkeit ist riesengroß,
ass sich weitere Länder in ein nukleares Abenteuer
türzen, nachdem die USA völkerrechtswidrig einen Er-
berungskrieg gegen den Irak geführt haben. Diese Be-
rohungen sind nicht minder groß als die von Ihnen auf-
elisteten. Daher gehören auch sie in einen seriösen
ericht.
Zweites Beispiel: Sie schreiben mehrfach über bes-

ere Kontrollen, um Rüstungsexporte einzudämmen.
ie widmen sich in Abschnitt VII des Berichts den so
enannten Kleinwaffen, leichten Waffen und Antiperso-
enminen. Das tun Sie wiederum zu Recht; denn die be-
affneten Konflikte der vergangenen Jahre, zum Bei-
piel in Afrika, wurden zu einem großen Teil mit solchen
leinwaffen ausgetragen. Jemand hat sie einmal die
assenvernichtungsmittel der heutigen Kriege genannt.
Zu den am meisten exportierten und eingesetzten
leinwaffen aber zählt neben der Kalaschnikow das
eutsche G3-Schnellfeuergewehr von Heckler & Koch.
avon wurden 7 Millionen exportiert. In 17 Ländern
ird es in Lizenz gebaut und in 64 Ländern wird es ein-
esetzt. Sie erklären, Sie wollen Rüstungsexporte ein-
ämmen. Gut, dann fangen Sie zu Hause, hier in
eutschland an und nehmen Sie endlich auch Ihre eige-
en Richtlinien ernst.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


emnach untersagen Sie sich nämlich selbst, Rüstungs-
üter in Krisenregionen zu exportieren. Sie tun es den-
och unvermindert, wie auch das Beispiel Israel zeigt.
Drittes und letztes Beispiel: Sie widmen im vorlie-

enden Bericht dem internationalen Terrorismus viel
latz. Das war zu erwarten. Das macht den Bericht aller-
ings nicht besser. Die PDS im Bundestag bleibt dabei:
en Kampf gegen den Terrorismus kann man gewinnen,
inen Krieg dagegen nicht; denn Krieg löst keine Pro-
leme, Krieg schafft neue Probleme. Deshalb ist auch
ie NATO-Strategie falsch, die Sie im Bericht loben,
benso die Militarisierung der EU.
Da wir hier über wirkliche Abrüstung reden: Die lau-

ende Hoch- und Umrüstung der Bundeswehr ist das Ge-
enteil davon. Das steht auch nicht in dem Bericht, ge-
ört jedoch dazu.
Ein letzter Punkt: Eigentlich hätten wir schon heute
orgen in der Kernzeitdebatte, als wir hier das weite
hema Tourismus behandelt haben, über einen echten






(A) )



(B) )


Petra Pau

Abrüstungsschritt reden müssen, nämlich darüber, end-
lich das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide zu
schließen, statt in ein solches Tourismusgebiet einen
Bombenabwurfplatz hineinzupflanzen.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506911700

Das Wort hat jetzt der Kollege Winfried Nachtwei

vom Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506911800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sie

gestatten, dass auch ich mit gestern anfange, allerdings
mit gestern vor 20 Jahren, als Hunderttausende von
Menschen in der damaligen Bundesrepublik auf die
Straße zogen, um gegen neue Atomwaffen in der Bun-
desrepublik zu protestieren. So viele Positionen sich
sonst auch in der Zwischenzeit geändert haben mögen:
Dieser Protest damals war und ist richtig. Es war ein
Protest gegen den Wahnwitz der Atomrüstung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Heute, 20 Jahre danach, ist der Ost-West-Konflikt
Gott sei Dank überwunden und sind die riesigen Atom-
waffenarsenale erheblich abgebaut worden. In diesem
Zusammenhang kann ich allerdings nicht verstehen, wa-
rum laut Presseberichten noch 64 Atombomben mit ei-
ner Sprengkraft von 600 Hiroschima-Bomben in der
Bundesrepublik lagern. Dies ist ein Überbleibsel des
Kalten Krieges und meiner Auffassung nach nicht zu
rechtfertigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Zugleich stellt die Verbreitung von Massenvernich-
tungswaffen an neue staatliche und nicht staatliche Ak-
teure eine neue Herausforderung dar. Der Jahresabrüs-
tungsbericht der Bundesregierung macht deutlich, wie
vielfältig die Bemühungen um Rüstungskontrolle, Ab-
rüstung und Nichtverbreitung sind und dass diese sehr zu
Unrecht im Schatten öffentlicher Aufmerksamkeit ste-
hen.

Auch ich will hier nur zwei gute Beispiele nennen, die
weitgehend unbekannt sind: Das ist erstens die G-8-Ini-
tiative „Globale Partnerschaft“, die im vorigen Jahr
von Kanzler Schröder und Präsident Putin angestoßen
wurde, um mit den Altlasten des Kalten Krieges im Be-
reich der Massenvernichtungswaffen aufzuräumen. Die
Bundesrepublik leistet in diesem Bereich hervorragende
Beiträge. Das erste gemeinsame deutsch-russische Pro-
jekt zur Chemiewaffenvernichtung ist das einzige Pro-
jekt in Russland, welches in diesem Bereich überhaupt
funktioniert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Das zweite gute Beispiel ist die Selbstverpflichtung er Bundesregierung, alle ausgemusterten Kleinwaffen er Bundeswehr, eben gerade die G3-Gewehre, zu verichten. Das sind Hunderttausende von Gewehren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir müssen aber auch sehr nüchtern feststellen: Das
etzte Jahr war ein schlechtes Jahr für Rüstungskontrolle,
brüstung und Nichtverbreitung von Massenvernich-
ungswaffen. Die verschiedenen Aspekte sind – das ist
chon genannt worden – der deutliche Anstieg der Welt-
üstungsausgaben, die zerfallenen Staaten mit der priva-
isierten Gewalt, Rüstungswettlauf in Asien und – leider
reibend bei der Krise der Rüstungskontrolle – die US-
egierung, die mit der Nuclear Posture Review und der
ntwicklung von Kleinstatomwaffen die Schwelle für
en Einsatz von Atomwaffen deutlich absenkt und deren
o genannter Präventivkrieg gegen den Irak ein Schlag
egen das Völkerrecht und die multilaterale Abrüstung
ar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ch kann nicht verstehen, Kollege Lamers, und zwar
eute noch weniger als damals, dass Sie dieser Art von
ölkerrechtswidrigem Krieg im Grunde genommen noch
mmer zustimmen. Das sprechen Sie nicht ehrlich und
ffen aus, aber Sie äußern hier indirekt Zustimmung.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ziemlich offen!)


Vor dem Hintergrund der neuen Herausforderungen
nd der Krise der Rüstungskontrolle ist der Antrag der
oalitionsfraktionen von besonderer und höchster
ktualität. In ihm wird die Krise der Rüstungskontrolle
artnerschaftlich, aber deutlich beim Namen genannt. Er
acht deutlich, dass neue Impulse unbedingt notwendig
ind, um zu einer Stärkung und Universalisierung der
ultilateralen Abkommen zu kommen.
Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, das In-

trument der multilateralen Rüstungskontrolle und
ichtverbreitung wirksamer zu machen. Wodurch soll es
irksamer gemacht werden? Erstens kann das über den
olitischen Dialog geschehen, bei dem die Sicherheits-
nteressen der anderen Seite wahrgenommen werden und
ei dem man nicht einfach davon ausgeht, dass die ande-
en die Bösen sind, die dann sozusagen platt gemacht
erden. Zweitens kann die Verifikation, also die Über-
rüfung, mit Sanktionsmöglichkeiten dazu beitragen.
ber politisch wirksam werden diese Maßnahmen nur,
enn sie auf dem Boden des Völkerrechts und mit der
tärke des Rechts durchgeführt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich empfinde es als ausgesprochen ermutigend, dass
ich die Europäische Union mit ihrem Entwurf einer Si-
herheitsstrategie auf diesem Weg befindet. Ich emp-
inde es als ausgesprochen ermutigend, dass die Außen-






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei

minister von Großbritannien, Frankreich und der
Bundesrepublik auf dieser Basis gegenüber dem Iran
agiert haben und einen ersten Durchbruch erzielt haben.
Schließlich finde ich es ermutigend, dass wir in der
Frage Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbrei-
tung in diesem Hause – vor allem der erste Sprecher der
Unionsfraktion hat das deutlich gemacht – weitgehend
an einem Strang ziehen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506911900

Das Wort hat nun der Kollege Karl-Theodor Freiherr

von und zu Guttenberg von der CDU/CSU-Fraktion.

Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

(CDU/CSU):


Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Verehrter Herr Kollege Nachtwei, ich unter-
stütze Sie bei dem, was Sie in Ihrem letzten Satz gesagt
haben, dass wir in vielen Punkten weitgehend an einem
Strang ziehen.

Ich will nicht auf gestern zurückblicken, weil ich die
Bewertung mit allen in diesem Hause teile. Ich will aber
einen Blick zurück in den vergangenen Juni werfen so-
wie einige Kritikpunkte nennen, die sich insbesondere
auf den Antrag, den wir heute behandeln, beziehen. Im
vergangenen Juni war ein hörbarer Seufzer der Erleich-
terung in der Bundesregierung zu vernehmen, dass end-
lich und ohne eigenes Zutun der Entwurf einer
europäischen Sicherheitsstrategie auf den Weg ge-
bracht wurde. Diese Strategie in Form des Solana-Pa-
piers enthält, wie wir gehört haben, wichtige Ansätze zur
Abrüstung und Rüstungskontrolle. Diese Strategie ist in
ihren wesentlichen Inhalten auf die einvernehmliche Zu-
stimmung der derzeitigen und kommenden europäischen
Mitglieder gestoßen. Im Dezember ist aller Voraussicht
nach eine Entscheidung bezüglich dieses Papiers zu er-
warten.

Es gibt viele Punkte in Ihrem Antrag, die sehr lobens-
wert sind. Es verwundert aber doch, dass nur vier Mo-
nate später und so kurz vor jenem Dezember ein Antrag
zur Beratung vorliegt, der in elementaren politischen
und strategischen Punkten insbesondere im Be-
gründungsteil eine Abstimmung mit den Vorschlägen
Solanas nicht erkennen lässt. So schließt der Text des
Solana-Papiers – es mag vielleicht ein wenig schwärme-
risch sein, aber nicht minder bedeutsam – mit einem Ap-
pell an die transatlantische Zusammenarbeit, nämlich die
europäische und die amerikanische Sicherheitsstrategie,
die ebenfalls essenzielle Abrüstungs- und Rüstungskon-
trollfragen umfasst, aufeinander abzustimmen.

Diesbezüglich ist es lohnend, den Begründungsteil Ih-
res Antrags zu überprüfen. Im Ergebnis bietet er – das
kann ich Ihnen leider nicht ersparen – ein ärmliches
Bild, weil hier erneut lediglich Pauschalurteile und Ver-
urteilungen mit einer Konzentration auf die Vereinigten
Staaten abgegeben werden. Die „nationale Sicherheits-

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(C (D trategie“ der Vereinigten Staaten wird wie immer olzschnittartig – das mussten wir so oft hören – auf den egriff Präemption verkürzt. Ähnlich wird die „Strategie ur Bekämpfung von Massenvernichtungswaffen“ beandelt. Ich glaube, wir werden in dieser Zeit aufpassen üssen, dass wir unsere Stammtische durch den sprachichen Stil nicht aufrüsten. Das wäre der falscheste Beirag, den wir mit der Begründung eines durchaus richtien Antrages leisten könnten. Frau Zapf, die vielen durchaus begrüßenswerten und icht unvernünftigen Einzelforderungen – Ruprecht olenz hat sie benannt – erfahren mit einer solchen Umantelung eine bedauerliche Abwertung. (Uta Zapf [SPD]: Das ist doch überhaupt nicht wahr!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn Sie diese Diktion in Ihrem Antrag beibehalten,
ann leisten Sie einen erneuten Beitrag zur Pflege der
ransatlantischen Verwerfungen. Das wünscht niemand
n unserem Haus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wie auf diese Weise die notwendige Zusammenfüh-

ung und Feinabstimmung der beiden vorhandenen gro-
en Strategien bewerkstelligt werden sollen, bleibt Ihr
eheimnis. Allerdings ist es dann konsequent – diesen
unkt konnte ich auch nicht finden –, dass kein wirklich
berzeugender Zusammenhang innerhalb der Bedro-
ungstrias Proliferation, internationaler Terrorismus und
ailed States hergestellt wird. Damit fällt es leicht, jegli-
hem Einsatz von militärischen Mitteln, so wie Sie es
un, scharf entgegenzutreten und diesem im Forderungs-
eil durch ein geradezu apodiktisches Nichtnennen eine
ntsprechende Wertung zuteil werden zu lassen.


(Uta Zapf [SPD]: Sie müssen mal den Antrag lesen!)


as mag Ihrer respektablen Überzeugung sicher sehr
ntsprechen. Allerdings muss man die Frage stellen, ob
an in diesem Gesamtzusammenhang damit einen euro-
äischen Konsens herstellt.
Sie schreiben in Ihrem Antrag: Der Deutsche Bundes-

ag fordert die Bundesregierung auf – ich darf das zitie-
en –,

die Erarbeitung einer europäischen Nichtverbrei-
tungs- und Sicherheitsstrategie zu nutzen, um die
Bedeutung vertraglich verankerter und kooperativer
Rüstungskontrolle zu stärken …

chön und gut und richtig. Weiterhin steht in Ihrem An-
rag, dass die internationale Gemeinschaft geschlossen
uf Verletzungen von Abrüstungs- und Nichtverbrei-
ungsregeln reagieren soll.
Wenn Ihr Beitrag zur Geschlossenheit im Begrün-

ungsteil in der Nichtbeachtung gewisser gemeinsamer
europäischer und amerikanischer – Erkenntnisse be-
teht, nämlich dass beispielsweise – was sicherlich nie
ünschenswert ist – als Ultima Ratio auch der Einsatz
ilitärischer Mittel nicht ausgeschlossen werden kann,






(A) )



(B) )


Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg

dann leisten Sie – ich sage es noch einmal – keinen ge-
wichtigen Beitrag zu jener Geschlossenheit und für die
Zusammenführung dieser Strategien. Deshalb darf man
schon die Frage stellen – in eineinhalb Monaten stehen
wir möglicherweise vor ihr –: Wollen Sie nun Solana
oder nicht? Ich erwarte von der Bundesregierung und der
rot-grünen Koalition irgendwann eine Festlegung, damit
wir wissen, woran wir hier sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


Sie fordern zu Recht ein multilaterales Handeln. Ef-
fektiver Multilateralismus gründet sich gelegentlich aber
auch auf einen angemessenen Tonfall und entsprechende
Umgangsformen mit unseren Partnern. Beides lassen Sie
in diesem Antrag – wiederum im Begründungsteil – ver-
missen. Effektiver Multilateralismus verbietet auch un-
reflektierte Pauschalierungen wie Kritiklosigkeit. Natür-
lich muss, darf und soll Kritik auch gegenüber unseren
Partnern möglich sein. Das müssen wir uns ohne Frage
gegenseitig gestatten. Wir müssen nur sehr aufpassen,
dass wir in all diesen Dingen Kritik nicht zur Manie wer-
den lassen, nämlich dann, wenn man die Suppe vor lau-
ter Haaren nicht mehr schmeckt.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Genau!)

Das transatlantische Verhältnis bzw. der Atlantik scheint
in meinen Augen aber noch voll von Haaren zu sein.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506912000

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärti-

gen Ausschusses zum Jahresabrüstungsbericht 2002 der
Bundesregierung, Drucksachen 15/1104 und 15/1800.
Der Ausschuss empfiehlt, den Bericht zur Kenntnis zu
nehmen und die Bundesregierung zu bitten, mit der jähr-
lichen Berichterstattung fortzufahren. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist bei Enthaltung
der beiden fraktionslosen Abgeordneten angenommen.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 15/1786 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 7 auf:
Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft (10. Ausschuss)

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung
Waldzustandsbericht 2002
– Ergebnisse des forstlichen Umwelt-
monitorings –

– zu dem Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Gabriele Hiller-Ohm, Sören Bartol,

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(C (D Dr. Herta Däubler-Gmelin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Cornelia Behm, Volker Beck und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Waldzustandsbericht 2002 – Ergebnisse des forstlichen Umweltmonitorings – – Drucksachen 15/270, 15/745, 15/1027 – Berichterstattung: Abgeordnete Gabriele Hiller-Ohm Cajus Caesar Cornelia Behm Dr. Christel Happach-Kasan Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Als erste Rednerin hat die ollegin Gabriele Hiller-Ohm von der SPD-Fraktion das ort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie sieht s in unseren Wäldern aus? Aus dem vorliegenden Beicht der Bundesregierung wird deutlich: Seit 1995 hat ich der Zustand unserer Wälder nicht weiter verschlechert. Das in Deutschland befürchtete Waldsterben konnte estoppt werden. Das ist ein Erfolg, aber leider auch nur in sehr schwacher Trost; denn noch immer sind zwei on drei Bäumen in unseren Wäldern krank. Die rotrüne Bundesregierung hat deshalb in den letzten Jahren norme Anstrengungen zum Schutz der Wälder unterommen. Bedauerlicherweise ist jedoch schon heute abusehen, dass sich die Situation auch im kommenden ahr kaum verbessern wird. Woran liegt das? Ich bin mir sicher, wir alle hier ha en die südeuropäischen Sommermonate bei uns in eutschland sehr genossen. Für viele Wälder sind die olgen dieses Sommers mit lang anhaltender Trockeneit jedoch katastrophal. In einigen Regionen sind ganze ulturen und Jungbestände von Aufforstungen abgestoren. Die Trockenheit hat zu einer massiven Vermehrung er Borkenkäfer geführt. Die Käfer haben den durch die ürre gestressten Bäumen vor allem in strukturarmen onokulturen im wahrsten Sinne des Wortes den Saft bgedreht. Um das Problem der massenhaften Ausreitung der Borkenkäfer in den Griff zu bekommen, ussten die befallenen Bäume vorzeitig abgeholzt und erkauft werden. Das wiederum führt zu einem Überanebot, drückt auf die Holzpreise und zwingt einige orstbetriebe in die Knie. Sind wir der Situation hilflos ausgeliefert? – Nein, eine Damen und Herren, das sind wir nicht. Wir könen etwas tun und wir müssen etwas tun, damit unsere älder die zunehmenden Klimaschwankungen, zum Gabriele Hiller-Ohm Beispiel Dürre und Sturm, langfristig besser überstehen. (Cajus Caesar [CDU/CSU]: Dann tun Sie doch was!)


(Köln), Ulrike Höfken, weiterer Abgeordneter

Gabriele Hiller-Ohm (SPD):
Rede ID: ID1506912100




(A) )


(B) )


Wir brauchen dafür keine aufwendigen Aufforstungspro-
gramme, keine teuren und umweltbelastenden Pesti-
zideinsätze, zum Beispiel gegen die Borkenkäferplage
oder gegen schädlichen Pilzbefall. Wir brauchen auch
keine flächendeckenden Düngungen. Sie sind nicht nö-
tig, um unsere Wälder in wetterextremen Zeiten wach-
sen zu sehen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Wovon sprechen Sie eigentlich?)


Die Lösung ist recht einfach: Wir müssen den ein-
geschlagenen Weg der naturnahen Bewirtschaftung
unserer Wälder konsequent fortsetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es hat sich gezeigt, dass Mischwälder mit naturnahem
Wirtschaftskonzept Trockenperioden deutlich besser
überstehen als Monokulturen. Die gefährlichen Killerkä-
fer haben in einem Mischwald sehr viel geringere Chan-
cen, sich auszubreiten. Auch Jungbestände, die sich
selbst angesamt haben, sind durch Wetterextreme in der
Regel nicht gefährdet. Das Geld für Neuanpflanzungen
können wir hier also einsparen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Haushaltssanierung auf Kosten des Waldes! So habe ich mir das vorgestellt!)


Es ist deshalb richtig, naturnahe Waldbewirtschaftung
im Bundeswaldgesetz verpflichtend festzuschreiben.
Dafür setzen wir uns ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Georg Schirmbeck [CDU/ CSU]: Mit Bürokratie den Wald retten!)


Wir brauchen starke, widerstandsfähige Wälder.

(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Jawohl!)


Monokulturen sind in Deutschland Kunstwälder. Sie ge-
hören nicht in unser Land. Sie sind zu anfällig, zu teuer
und deshalb betriebs- und volkswirtschaftlich höchst
problematisch.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist wie im Bundestag! Dort sind auch nur Menschen, die anfällig sind!)


Wälder bilden die wirtschaftliche Grundlage für die
vielen Waldbauern und die Holz verarbeitende Industrie
in unserem Lande. Daher ist es ein wichtiges Ziel – dies
haben wir in unserem vorliegenden Antrag genau be-
schrieben –, die Rahmenbedingungen für die Forst-
und Holzwirtschaft in Deutschland zu verbessern.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das ist schon gut!)


Mehr als 700 000 Arbeitsplätze hängen an diesem wich-
tigen Wirtschaftszweig. Das sind mehr als in der chemi-

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(C (D chen Industrie, im Kohlebergbau und in der Stahlerzeuung zusammen. Auf diese Arbeitsplätze werden wir icht verzichten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir müssen uns noch mehr anstrengen, die Waldwirt-
chaft voranzubringen und als wichtigen Wirtschaftsfak-
or in Deutschland zu stärken. Wie können wir das errei-
hen?


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sparen!)

ir müssen die Schadstoffeinträge weiter reduzieren;
as ist gar keine Frage. Wir brauchen hohe Qualitäts-
tandards, um auf dem Markt bestehen zu können. Ich
enne ein Beispiel: Der Möbelriese Ikea – er ist uns al-
en bekannt – will zukünftig nur noch Massivholzmöbel
it Qualitätssiegel auf höchstem Niveau verkaufen. An-
ere Unternehmen stehen ebenfalls in den Startlöchern.
ir dürfen dieses deutliche Signal hin zu hochwertigen
ertifizierungsstandards in Deutschland nicht verschla-
en.


(Beifall bei der SPD)

ir müssen uns massiv anstrengen, damit genügend ent-
prechend zertifiziertes Holz aus Deutschland zur Verfü-
ung steht; denn die Konkurrenz – da bin ich mir ganz
icher – schläft nicht, während wir in Deutschland im
ezänk um Qualitätsstandards wichtige Marktchancen
us den Augen zu verlieren drohen. Die Möbelindustrie
ird ihr Holz dann aus europäischen Nachbarländern be-
iehen. Da ist man im Übrigen schon sehr viel weiter als
ei uns. Der englische Staatswald ist bereits nach FSC
ertifiziert. Aber auch über die EU hinaus gibt es immer
ehr Bestrebungen, sich hohen Standards zuzuwenden.
n Russland gibt es immer mehr zertifizierte Betriebe.
as sollte uns aufrütteln.
Wir brauchen hohe Qualitätsstandards. Wir müssen

ns zur Stärkung der heimischen Forst- und Holzwirt-
chaft aber auch gegen ruinöse internationale Wettbe-
erbsverzerrungen zur Wehr setzen. Ich bin sehr froh,
ass sich auf EU-Ebene endlich etwas bewegt und die
itgliedstaaten einen Aktionsplan gegen illegale Holz-

mporte erarbeiten. Billigholzimporte schwächen den
uropäischen und auch den heimischen Holzmarkt und
efährden den Bestand der letzten Urwälder auf unserer
rde.
Die Waldbestände vor allem in den Entwicklungslän-

ern sind durch Raubbau enorm zurückgegangen. In
en letzten fünf Jahren wurde eine Waldfläche von der
röße Frankreichs vernichtet. Sie ist unwiederbringlich
erloren. In Deutschland nehmen die Waldbestände Gott
ei Dank wieder zu.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Sie haben nichts dafür getan!)


ns steht ein jährliches Potenzial von rund 60 Millionen
ubikmetern Holz zur Verfügung. 20 Millionen Kubik-
eter bleiben jedoch zurzeit ungenutzt. Das bedeutet,
ass noch enorme Kraftreserven zum Klimaschutz in un-






(A) )



(B) )


Gabriele Hiller-Ohm

seren Wäldern schlummern. Diese Kraftreserven müssen
wir mobilisieren.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ja!)

So sichern wir Arbeitsplätze, stützen die heimische
Forst- und Holzwirtschaft und tun gleichzeitig etwas für
die Umwelt.


(Beifall bei der SPD – Cajus Caesar [CDU/ CSU]: Wann fangen Sie damit an?)


Wie machen wir das? Das ist eigentlich ganz einfach.
Holz ist genug da.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ja!)

Am Absatz mangelt es. Wir fördern also den Absatz. Wir
schmieden ein weitreichendes Aktions- und Organisati-
onsbündnis in Deutschland, die Charta Holz, um Holz
vor allem in den Bereichen Wohnen, Bauen und Heizen
aus seinem derzeitigen Schattendasein herauszuholen.


(Beifall bei der SPD)

Die Skandinavier machen uns vor, wie es geht. Sie

verbrauchen pro Kopf zwei- bis dreimal so viel Holz wie
wir. Da sind also noch enorme Potenziale. Holz als nach-
wachsender Bau- und Heizstoff wird bei uns leider noch
nicht so akzeptiert und hat sich noch nicht so durchge-
setzt, wie es nötig wäre. Das wollen wir ändern. Das
macht ökonomisch und ökologisch Sinn. Das machen
wir mit der Charta Holz. Die rot-grüne Bundesregie-
rung hat mit der Charta Holz einen wichtigen Prozess in
Gang gesetzt. Im Dezember sollen die ersten Ergebnisse
vorliegen. Ich bin sehr gespannt und ich bin guter Hoff-
nung, dass wir hier einen Schritt weiterkommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist schon erstaunlich: In Deutschland wird ganz offen-
sichtlich der Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Von Rot-Grün vor allem!)


Obwohl wir tolle Waldbestände in Deutschland haben,
wird Holz bei Bauvorhaben häufig sträflich benachtei-
ligt.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Ich habe es verwendet, Frau Kollegin!)


Ich nenne ein Beispiel: Es lag ein Angebot vor, die Mes-
sehalle in München in Holzbauweise zu errichten, das
sogar noch 20 Millionen Euro günstiger als ein anderes
Angebot war. Trotzdem hat man sich gegen dieses Ange-
bot entschieden. Woran liegt das? Ganz offensichtlich ist
die Stahl- und Betonlobby in Deutschland besser aufge-
stellt als die Forst- und Holzwirtschaft. Diese Schieflage
wollen wir mit der Charta Holz ein wenig geraderücken.
Die hohe Qualität von Holz auch bei Großkonstruktio-
nen ist inzwischen bewiesen. Ich nenne als Beispiel das
Holzgroßbauprojekt auf dem ehemaligen EXPO-Ge-
lände. Diese Halle erhielt das größte Holzdach Europas.
Es geht also.

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(C (D Holz sollte nicht nur bei Neubauten verstärkt zum uge kommen, auch bei Renovierungsund Sanierungsaßnahmen gibt es einen enormen Bedarf an Holz. In eutschland sind zurzeit 25 Millionen Wohnungen moernisierungsbedürftig. Da könnte man Holz sehr gut insetzen. Auch als Heizstoff ist Holz eine Alternative u Kohle, Öl und Gas. (Albert Deß [CDU/CSU]: Seit langem bekannt!)


arum nutzen wir diesen attraktiven nachwachsenden
ohstoff nicht noch viel stärker?


(Cajus Caesar [CDU/CSU]: Sie sind doch an der Regierung!)


un wir es doch! – Ich hoffe, dass wir mit der Charta
olz den Durchbruch in Deutschland schaffen werden,
nd bedanke mich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506912200

Das Wort hat jetzt der Kollege Georg Schirmbeck von

er CDU/CSU-Fraktion.

Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1506912300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Frau Kollegin Hiller-Ohm, wenn Sie heute die
harta Holz statt eines prosaischen Entschließungsan-
rags vorgelegt hätten, dann wären wir einen Schritt wei-
er. Ich kann Ihnen nur zustimmen, dass Holz ein idealer
austoff ist und wir Holz viel stärker energetisch nutzen
önnten. Aber diese Feststellung, über die wir uns alle
inig sind, braucht man nicht zum siebenundzwanzigs-
en Mal zu wiederholen. Man muss vielmehr konkrete
chritte einleiten, damit die Marktnachteile, die zurzeit
orhanden sind – was Sie über die Lobby ausgeführt ha-
en, kann man auch nur unterstreichen –, ausgemerzt
erden und wir damit einen Schritt weiterkommen.
Wir sprechen heute über den Waldzustandsbericht

002. Die Daten, die darin enthalten sind, stammen teil-
eise aus dem Jahr 2001 und berücksichtigen nicht die
eale Lage. Frau Hiller-Ohm, Sie haben richtig gesagt,
ass der Sommer für alle, die Urlaub machen wollten,
ut, für den Wald aber eine Katastrophe war. Deshalb ist
ie Lage erheblich schlechter, als sie in dem jetzt vorlie-
enden Bericht, den wir hier diskutieren, zum Ausdruck
ommt.
Aber was braucht der Wald? Notwendig sind konkrete
aßnahmen, wenn wir auf die bestehende Situation rea-
ieren wollen. Ich nenne Ihnen ein konkretes Beispiel,
o Sie als Regierung etwas bewegen können. Viele
euanpflanzungen, die gefördert worden sind, sind in
iesem Jahr nicht hochgekommen. Wenn im nächsten
ahr die Anpflanzung wiederholt werden muss, stellt
ich die Frage, ob dafür in allen Bundesländern erneut
ördermittel fließen. Wenn Ihre Ministerin gemeinsam
it der Agrarministerkonferenz und den Bundesländern
n diesem Zusammenhang entsprechende Regelungen
rarbeiten würde, dann wäre das eine konkrete Hilfe.






(A) )



(B) )


Georg Schirmbeck

Aber wie sieht die reale Lage aus? Festzustellen ist,

dass diese Fördermittel, die im Rahmen der Gemein-
schaftsaufgabe bereitgestellt werden, gekürzt werden.
Das heißt, auch in diesem Bereich, in dem Fördermittel
aus dem Bundeshaushalt und aus den Landeshaushalten
zur Verfügung gestellt werden


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber doch nicht dafür! – Matthias Weisheit [SPD]: Sie haben dem FDP-Antrag zugestimmt, der noch mehr Kürzungen enthielt!)


– ich komme gleich auf diesen Punkt zu sprechen –, ist
aufgrund der Kürzungen keine zusätzliche Maßnahme
möglich.

Entlarvend war Ihre Äußerung, dass im Wald nicht
gedüngt werden soll. Unter Düngen verstehen Sie doch
wahrscheinlich das Waldkalken. Es ist die erklärte Aus-
sage Ihrer Bundesregierung, dass die Waldkalkungen
für die Waldböden, die teilweise sauer wie Essig sind,
noch über einen sehr langen Zeitraum notwendig sind.
Faktisch finden aber in diesem Jahr keine Waldkalkun-
gen mehr statt, weil die Spitzenfinanzierung nicht mehr
sichergestellt ist. Wir wissen, dass eine hundertprozen-
tige Finanzierung bei der derzeitigen Gesetzeslage nicht
möglich ist. Die Mitfinanzierung über die Kommunen,
die in der Vergangenheit üblich war, ist nicht mehr mög-
lich, weil die Kommunen wegen Ihrer Wirtschafts- und
Finanzpolitik pleite sind. Faktisch finden keine Kalkun-
gen mehr statt, sodass eine sinnvolle Sanierungsmaß-
nahme nicht mehr umgesetzt wird.

Das, was Sie auf den Weg bringen könnten, wenn Sie
es denn wollten – das gehört zu Ihren Regierungsaufga-
ben –, unterlassen Sie. Sie schaden damit unserem Wald.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie haben ausgeführt, Ikea werde zukünftig nur noch
gutes Holz aus zertifizierten Beständen verarbeiten. Sie
sollten in diesem Zusammenhang auch zur Kenntnis
nehmen, dass im Privatwald durch die Initiative der Ei-
gentümer mittlerweile 60 Prozent des Bestandes nach
PEFC zertifiziert sind, das das in Europa vorherrschende
System ist. Nehmen Sie einmal zur Kenntnis, dass im
Privatwald diejenigen, die ein besonderes Interesse am
Wald haben, aus eigenem Antrieb tätig sind!

In Ihrem Entschließungsantrag fordern Sie, Systeme
zur Zertifizierung zu unterstützen, die pestizidfrei wirt-
schaften. Sie sollten den Grafen Hatzfeld fragen, ob das
für die FSC-Zertifizierung zutrifft. Die Umsetzung Ihrer
Forderung hätte zur Folge, dass es in Deutschland gar
kein System zur Zertifizierung mehr gäbe. Sie sollten in-
sofern die Realität berücksichtigen, statt Forderungen zu
stellen, die an den Fakten vorbei gehen.

Nach wie vor besteht ein wesentliches Problem darin,
dass die Schadstoffe durch die Luft eingetragen werden.
Von entscheidender Bedeutung für die Luftqualität sind
die vom Verkehr verursachten Belastungen. Ich habe ge-
lesen, dass Sie den Verkehr durch geeignete Maßnahmen
– Genaueres bleibt, wie üblich, im Dunkeln – reduzieren

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(C (D ollen. Ich weise in diesem Zusammenhang darauf hin, ass Ihre Regierung angegeben hat, dass der Verkehr sowohl von LKW als auch von PKW – in den nächsten ahren noch drastisch zunehmen wird. Die Realität sieht lso anders aus. Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Jawohl, Herr Präsident. – Insofern helfen uns Ihre rosaischen Ausführungen nicht weiter. Sie müssen vielehr endlich handeln, soweit konkrete Regierungsmaßahmen erforderlich sind. Für die Sicherung der Qualität nseres Waldes brauchen wir keine Worte, sondern Taen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Albert Deß [CDU/CSU]: Da hat ein Fachmann gesprochen!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506912400
Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1506912500


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506912600

Für die Bundesregierung spricht jetzt der Parlamenta-

ische Staatssekretär Matthias Berninger.
Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506912700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

ege Schirmbeck, dann wollen wir einmal von den Re-
en zu den Taten kommen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Ja!)

Ich glaube, dass der Wald es verdient, dass wir inner-

alb dieses Hauses einen Konsens entwickeln, nämlich
ass die Waldpolitik eine stärkere Aufmerksamkeit ver-
ient, als sie in den vergangenen Jahren gelegentlich
orhanden war. Denn mir fällt immer wieder auf, dass
iejenigen, die sich für den Wald interessieren – sowohl
ie Waldbesitzer als auch die Umweltschützer –, viel
ehr gemeinsame Interessen haben als Streitpunkte.
ennoch ist die politische Diskussion hauptsächlich von
em Streit geprägt.
Es ist das konkrete Ziel der Bundesregierung, auf den
emeinsamkeiten aufzubauen. Deswegen habe ich mich
ehr darüber gefreut, dass wir in der Diskussion über das
ationale Waldprogramm ein sehr umfangreiches Papier
eider Seiten bekommen haben, das sich mit der Frage
er Zukunft unseres Waldes befasst.
Ein wesentlicher Bestandteil – Frau Hiller-Ohm hat

arauf hingewiesen – ist die naturnahe Waldwirtschaft.
enn sich beide Seiten einig sind, dass die Zukunft dem
aturnah bewirtschafteten Wald gehört, also einem
ald, der sich selber regenerieren kann, in dem die
aumarten wieder von selbst wachsen und bei dem man
icht auf Monokulturen, sondern auf Vielfalt und auf
flanzen setzt, die standortverträglich sind, dann rechne
ch fest damit, dass Sie unserem Entwurf eines Bundes-
aldgesetzes, den wir noch vorlegen werden, zustimmen






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

werden; denn genau in diesem Gesetzentwurf werden
wir die naturnahe Waldbewirtschaftung zum künftigen
Standard erheben. Schließlich wollen wir nicht, dass sich
die Fehler der Vergangenheit – das sind die großen
Monokulturen – in der Zukunft fortsetzen. Diese Fehler
bereiten uns ja hauptsächlich Sorgen.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Von welchem Zeitraum reden Sie denn? Wovon reden Sie denn? Von Buchen?)


Wann immer Stürme über das Land hinweggefegt sind,
wiesen die Monokulturwälder die Hauptschäden auf.
Auch bei der momentanen Diskussion über die Probleme
mit dem Borkenkäfer – dazu gibt es eine Anfrage der
Abgeordneten Happach-Kasan – stellt man fest, dass das
Hauptproblem bei den Wäldern besteht, die wir künftig
nicht mehr wollen. Unterstützen Sie also unser Ansin-
nen, naturnahe Waldwirtschaft künftig nach vorne zu
bringen.

Ein weiteres Beispiel ist die Naturverjüngung von
Wäldern. Jeder, der sich mit Wäldern auskennt, weiß,
dass der zu hohe Wildbestand uns in den allermeisten
Wäldern große Probleme bereitet, weil dadurch die Na-
turverjüngung enorm erschwert wird. Nun wird aus dem
Bundesjagdgesetz, dessen Reform eine notwendige
Maßnahme ist, um die Naturverjüngung der Wälder
nach vorne zu bringen, ein heiliger Gral gemacht. Ange-
sichts dessen, was hier abläuft, kann ich manchmal nur
den Kopf schütteln. Auch bei dieser sehr konkreten
Maßnahme könnte die CDU/CSU-Fraktion im Deut-
schen Bundestag statt eine Lobby, die Einzelinteressen
vertritt, die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer sowie
die Umweltverbände in Deutschland sehr tatkräftig un-
terstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Albert Deß [CDU/CSU]: Die Jäger sind ganz anständige Menschen! Sie sind keine Lobby!)


– Herr Kollege Deß sagt gerade, dass die Jäger ganz an-
ständige Menschen seien. Diese Meinung teile ich voll-
kommen. Wir wollen durch die Reform des Bundesjagd-
gesetzes auch nicht die Jagd verbieten, sondern die
Jägerinnen und Jäger in die Lage versetzen, den Wald so
zu bewirtschaften und in ihm so zu jagen, dass letztend-
lich das Gleichgewicht zwischen Wald auf der einen
Seite und Tieren auf der anderen Seite zu einer Verbesse-
rung der Situation führt. Hier brauchen wir in der Tat die
Unterstützung der Jägerinnen und Jäger, nicht aber der-
jenigen, die meinen, dass ein Gesetz, das 1934 vom
Reichsjägermeister Göring geschaffen worden ist, bis in
alle Zukunft zu gelten habe.

Ausweislich des Waldzustandsberichts 2002 ist der
Gesundheitszustand der Eichen relativ gut. Meine bei-
den Vorredner haben schon darauf hingewiesen, dass es
nächstes Jahr aufgrund der besonderen Situation in die-
sem Jahr – es herrschte sehr große Trockenheit – Pro-
bleme geben wird. Das kann man schon jetzt aufgrund
der Daten für den Waldzustandsbericht 2003 sagen. Die
Situation wird insbesondere für die Eichen ernster. Wir
werden hier mit großen Problemen zu kämpfen haben.

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(C (D iese kann man in der Tat durch Emissionsminimierung ekämpfen. Wenn es stimmt, dass der Verkehr zunimmt, ann ist auf jeden Fall eine Politik notwendig, die für ine Verteuerung von Treibstoffen sorgt sowie Innovatinen wie zum Beispiel Benzin sparende Autos fördert. ier brauchen wir Ihre Unterstützung und nicht Ihre Behrung, Herr Kollege Schirmbeck. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Cajus Caesar [CDU/CSU]: Bei Ihnen wird immer nur abkassiert!)


ies ist nur eines von vielen Beispielen, die mir einfal-
n, auf die alle ich aber aus Zeitgründen nicht eingehen
ann.
Wichtig ist mir, dass es uns gelingt, gemeinsam das
rodukt Holz stärker nach vorne zu bringen. Ich denke,
uch das ist ein Feld, auf dem wir mit der Charta Holz
emeinsame Initiativen ergreifen können. Ich teile Ihre
iesbezügliche Einschätzung: Der Worte sind viele ge-
echselt. Wir sollten versuchen, den Streit zwischen
erschiedenen Zertifizierungsorganisationen produktiv
ufzulösen. Das bedeutet aber, dass wir Standards defi-
ieren sollten, an die sich alle halten müssen. Das wird
ie Bundesregierung mit der Vorlage einer nationalen
eschaffungsrichtlinie in den nächsten Monaten tun.
Wir werden Ihnen 2003/04 – das ist im Koalitionsver-

ag verankert – die Entwürfe eines Bundeswaldgesetzes
nd eines Bundesjagdgesetzes, Zertifizierungsstandards
ür den Wald sowie den Entwurf einer Charta Holz vor-
gen, die helfen wird, gerade die ökonomischen Fragen
es Waldes zu beantworten. Wir haben die Hoffnung,
ass wir mit diesen Maßnahmen etwas für die Waldpoli-
k tun. Ich habe die herzliche Bitte, dass wir dafür die
nterstützung des ganzen Hauses bekommen.
Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506912800

Herr Kollege Berninger, erlauben Sie noch sozusagen

ine Abschlussfrage des Kollegen Schirmbeck?
Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506912900

Ja.

Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1506913000

Herr Staatssekretär, habe ich Sie richtig verstanden,

ass Sie durch die nationale Beschaffungsrichtlinie prak-
isch FSC-Standards festschreiben wollen?
Ma
Matthias Berninger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506913100

Nein. Ich glaube, dass ich mich anders ausgedrückt

abe. Ich möchte, dass wir durch die nationale Beschaf-
ungsrichtlinie Standards definieren, die die naturnahe
aldwirtschaft befördern.






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Matthias Berninger

Ich bin für Wettbewerb der Zertifizierungsorganisa-

tionen. Alle die, die diese Standards einhalten können,
sollen bei der nationalen Beschaffung besonders berück-
sichtigt werden. Wir sind nicht nur für die Forsten, son-
dern auch für den Verbraucherschutz zuständig. Was wir
nicht wollen, ist eine nationale Beschaffungsrichtlinie,
an deren Ende Etikettenschwindel steht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen eine Zertifizierung unterstützen, die eine na-
turnahe Waldbewirtschaftung fördert.

Ich wünsche mir, dass möglichst viele Waldbauern in
Deutschland und auch möglichst viele in Deutschland tä-
tige Zertifizierungsorganisationen mitmachen. Bei der
Zertifizierung gilt das, was in der Waldpolitik insgesamt
gilt: Der Konsens unter denen, die sich da bemühen, ist
eigentlich größer als der Dissens. Wir streiten uns bei der
Zertifizierung in einem Kleinkrieg über mehrere Fragen,
die wir im Detail im Ausschuss diskutieren können und
von denen ich glaube, dass sie lösbar sind. Die Bundes-
regierung wird in Abstimmung von Wirtschaftsministe-
rium, Umweltministerium und Verbraucherschutzminis-
terium handeln. Die Zertifizierungsorganisationen
können, denke ich, einen Kompromiss finden, an dessen
Ende steht: Mehr Holz aus Wäldern, die naturnah be-
wirtschaftet werden, wird bei der Beschaffung des Bun-
des und hoffentlich auch der Länder und der Kommunen
berücksichtigt.

Herzlichen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506913200

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Christel Happach-

Kasan von der FDP-Fraktion.


Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1506913300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist hier ein kleiner, aber offensichtlich ausgesprochen
waldinteressierter Kreis. Ich hoffe, dass wir ihn in Zu-
kunft etwas vergrößern können.


(Albert Deß [CDU/CSU]: Alle anderen befinden sich beim Waldspaziergang!)


Herr Berninger, Sie haben die Maßnahmen angespro-
chen, die sich die Bundesregierung vorgenommen hat.
Ich möchte dazu anmerken: Global betrachtet ist der ille-
gale Holzeinschlag in vielen Wäldern anderer Erdteile
das gravierende, das ganz große Problem. An diesem
Problem ändern wir nichts, wenn wir in Deutschland
weitere Regelungen schaffen. Ihr Waldgesetz wird wei-
tere Regelungen und zusätzliche Standards zur Zertifi-
zierung enthalten. Wir brauchen ein bisschen mehr Ver-
trauen in unsere Waldbesitzer, die ihre Wälder in
Jahrzehnten ordentlich entwickelt haben. Stattdessen
sollen sie mit weiterer Bürokratie belastet werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Der Wald wächst, die Holzbodenfläche nimmt zu nd der Holzvorrat nimmt ebenfalls zu. Die Apokalypse es Waldsterbens ist erkennbar nicht eingetreten. Rotrün hat daran, glaube ich, keinen Anteil. (Beifall bei der FDP und der CDU/ CSU – Lachen des Abg. Matthias Weisheit [SPD])


Gleichzeitig – darum kann man nicht herumreden –
erden in alten Waldformen deutliche Schäden beo-
achtet. Das ist kein Widerspruch. Das eine schließt das
ndere nicht aus. Darüber kann auch eine Äußerung von
inisterin Künast nicht hinwegtäuschen. Sie hat davon
esprochen, dass der Trend gestoppt ist. Leider ist er es
icht.
Der Zustand der Waldböden ist besorgniserregend.
ie Schadstoffeinträge haben die Waldflächen großflä-
hig verändert und in ihrer Funktionsfähigkeit stark be-
inträchtigt. Als Gegenmaßnahme empfiehlt der Bericht
aldkalkungen. Ich möchte Ihnen vorlesen, was die
hemalige Ministerin Martini in Rheinland-Pfalz gesagt
at:

Nichtstun gibt die Waldböden teilweise irrepara-
blen Schäden preis und gefährdet die Nachhaltig-
keit der Waldwirtschaft und die Qualität unserer
Wasserressourcen.

Ich fordere die Regierungskoalition auf, die Maßnah-
en gegen Waldschäden, die im Bericht genannt wer-
en, auch zu realisieren. Dazu gehören Waldkalkungen.
afür brauchen wir angesichts der schlechten Ertrags-
ituation der Wälder eine öffentliche Förderung. Außer-
em muss deutlich gemacht werden: Nur gesunde
aldböden können gesunde Wälder tragen. Anders

unktioniert es nicht.
Der heiße Sommer hat dramatische Borkenkäferschä-

en in den Wäldern zur Folge gehabt. Die Schadbilder,
ie ich in den vergangenen Wochen gesehen habe, sind
usgesprochen schlimm. Es steht zu befürchten, dass für
inige Bestände der Kahlschlag der einzige Weg ist, die
oraussetzungen für die Neubegründung von Wald zu
chaffen. Die Borkenkäferkalamität hat aber auch deut-
ich gemacht, dass die eigentlichen Probleme in Fehlern
ergangener Jahrzehnte liegen – es gibt Wälder, die
icht stabil sind; es gibt Monokulturen, die so nicht wei-
er betrieben werden können; deswegen werden wir ja so
roße Schäden haben –, dass FSC und die Polarisierung
wischen zwei Zertifizierungssystemen nicht die Ant-
ort sind, die wir brauchen.
Frau Hiller-Ohm, Sie haben darauf abgehoben, dass

ie die Arbeitsplätze im Wald erhalten wollen. FSC-
olz erzielt zurzeit einen geringeren Preis als anderes
olz. Damit ist es kaum geeignet, die Arbeitsplätze im
ald zu erhalten.
Solange die Zertifizierungssysteme nicht darauf Rück-

icht nehmen, dass in Deutschland eine sehr kleinteilige
truktur gegeben ist – 1,3 Millionen Waldbesitzer –, und
olange nicht sichergestellt ist, dass die Standards in den
inzelnen Länder gleich sind, kann ein solches Zertifi-
ierungssystem meines Erachtens keinen Bestand haben.






(A) )



(B) )


Dr. Christel Happach-Kasan

Ich fordere die Regierung auf, die Berichte, die sie

verfasst, auch wirklich zur Kenntnis zu nehmen. Wir
können es uns nämlich sparen, Geld für solche Berichte
auszugeben, wenn sie hinterher nicht konsequent umge-
setzt werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506913400

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Schluss.

Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1506913500

Ein Satz zum Antrag der Regierungskoalition: Er

enthält – ich habe ihn in meiner ersten Rede bewertet –
durchaus Sinnvolles – das will ich hier deutlich sagen –,
aber es fehlt sehr viel und einiges ist überflüssig.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506913600

Das Wort hat jetzt der Kollege Cajus Caesar von der

CDU/CSU-Fraktion.

Cajus Julius Caesar (CDU):
Rede ID: ID1506913700

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Der Bedeutung des Waldes muss zukünftig mehr Beach-
tung geschenkt werden.

Schauen wir uns die positiven Wirkungen des Waldes
an. Ich nenne hierzu die Stichworte Luft, Wasser, Klima,
Boden, Artenvielfalt und, nicht zu vergessen, die Wirt-
schaft; die rund 800 000 Arbeitsplätze in diesem Bereich
sind nicht zu vernachlässigen.

Der Waldzustandsbericht beinhaltet eine Analyse und
eine Zustandsbeschreibung. Beides ist richtig und wich-
tig. Wo sind aber die Taten der Regierung? Wir suchen
sie vergebens. Außer Papier und Reden findet man herz-
lich wenig.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben Erfolge bei der Schadstoffreduzierung zu

verzeichnen; aber in der Statistik werden nicht umsonst
die Zeiten der CDU/CSU-geführten Regierung wesent-
lich einbezogen. Von 1990 bis 2000 ist die Emission von
Schwefeldioxiden um 85 Prozent zurückgegangen; die
Emission von Stickoxiden ist um 41 Prozent zurückge-
gangen.


(Lachen des Abg. Matthias Weisheit [SPD] – Matthias Weisheit [SPD]: Weil die DDR platt gemacht wurde!)


Dennoch gibt es dringenden Handlungsbedarf; aber
Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, die notwendi-
gen Dinge auf den Weg zu bringen. Die Bodenversaue-
rung schreitet weiter voran: 80 Prozent der Flächen wei-
sen einen pH-Wert unter 5 auf. Einige Standorte weisen
einen pH-Wert unter 3 auf. Sie wissen: Ein Sinken des
pH-Wertes um zwei Punkte bedeutet eine Verhundertfa-
chung der Versauerung. Das hat eine Verdrängung von
Pflanzennährstoffen, einen Verlust an Vitalität, die An-

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(C (D eicherung von Schwermetallen, einen Verlust von Arenvielfalt und, Herr Staatssekretär, insbesondere eine erringerung des Laubholzanteils zur Folge; denn erade das Laubholz benötigt einen hohen pH-Wert. arüber sollten Sie nachdenken. Verehrte Kollegin, Sie haben vorhin vorgetragen, dass öglichst keine Düngung und damit keine Waldkalung auf ganzer Fläche vorgenommen werden soll. Ich arf Ihnen darstellen, was die Regierung auf eine Anrage von mir aus diesem Jahr geantwortet hat: Die Bodenschutzkalkung ist – neben Luftreinhaltemaßnahmen – die einzige praktikable Maßnahme, um weiteren Bodenschäden durch Nährstoffauswaschung und Bodenversauerung entgegenzuwirken. ie haben es doch erkannt. Tun Sie auch etwas! Tatsache ist auch: Die Kalkungsfläche der Staatswäl er ist von 70 000 Hektar auf 39 000 Hektar zurückgeangen. Die Kalkung der Privatwälder wurde ausgeweiet. Die entsprechenden Bundesmittel sind von ,5 Millionen Euro auf 4,4 Millionen Euro zurückgeganen. Das sind die tatsächlichen Zahlen, die die Bundesegierung hier auf den Tisch legt. Das können wir nicht innehmen. Wir von der Union wollen uns für die ,3 Millionen Waldbesitzer in der Bundesrepublik eutschland weiterhin einsetzen und sie unterstützen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


„Keine Zukunft vermag gutzumachen, was man in der
egenwart versäumt.“ Das hat Albert Schweitzer gesagt.
s ist ein Zitat, das Sie sich zu Herzen nehmen sollten.
ie führen stattdessen immer mehr Bürokratie und Be-
astungen – Steuern, wie die Ökosteuer, sowie Gesetze,
erordnungen, Leitbilder, Richtlinien, Verbote, Gebote
nd Festsetzungen – ein. Das sind Ihre Handlungsvorga-
en. Sie legen mit der Novellierung des Bundeswaldge-
etzes und des Bundesjagdgesetzes noch eins drauf. Sie
ollen dem einzelnen kleinen Waldbesitzer vorschrei-
en, auf welchem Quadratmeter er welche Pflanze in
elcher Größe und von welcher Sorte pflanzen soll.
Gleichzeitig vernachlässigen Sie Ihre internationale
erantwortung. Wo sind denn die Gelder für den Tro-
enwald, wo täglich Tausende von Hektar verloren ge-
en? Sie kürzen sie doch! Das ist nicht unsere Politik;
as ist nicht die Politik der Union.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir wollen Taten statt Worte: Wir wollen, dass mehr
orschung sowie Marketing für Holz und Wald – es tut
eiden gut – betrieben wird, dass die vielfältigen Ein-
atzmöglichkeiten des nachwachsenden Rohstoffes
olz ausgenutzt werden. Das wollen wir voranbringen.
s wäre ein Beitrag zur Reduzierung von CO2, zum Kli-aschutz und zur Verbesserung der Ertragslage. Es för-
ert die Waldpflege und stärkt insbesondere unseren
ändlichen Raum.
Dies ist eine Chance für unser Holz, für unseren
ald, für die Biomasse. Diese haben es verdient.






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Cajus Caesar

Sie sind gefordert, Ihrer Verantwortung gerecht zu

werden: Bewahren Sie das Erbe eines gesunden Waldes
für die Bürger unseres Landes, aber auch für unsere Kin-
der.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506913800

Abschließend hat der Kollege Albert Deß von der

CDU/CSU-Fraktion das Wort.


Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1506913900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Entschließungsantrag der Koalitionsfraktio-
nen SPD und Grüne zum Waldzustandsbericht 2003,
über den wir hier bereits im April ausführlich debattiert
haben, bringt nur wohlfeile Waldlyrik. Der Wald wird
dort fast ausschließlich unter dem Ökoaspekt betrachtet.
Die Umweltfunktion des Waldes ist aber nur die eine
Seite. Genauso wichtig ist die wirtschaftliche Funktion
des Waldes.

Fast ein Drittel unseres Landes ist mit Wald bewach-
sen. Durch die Aufforstung weiterer Flächen nimmt die
Waldfläche in Deutschland im Gegensatz zu anderen
Ländern, wo leider riesige Waldflächen gerodet werden,
zu. Allein in Bayern wurden in den vergangenen zehn
Jahren 20 000 Hektar neue Waldfläche geschaffen. Der
Aufwuchs von 1 Festmeter Holz entzieht der Atmo-
sphäre 1Tonne Kohlendioxid. Wird Holz nach dem Auf-
wuchs zum Beispiel beim Bau verwendet, bleibt dieses
CO2 für lange Zeit gebunden. Der vermehrte Einsatz vonHolz in den verschiedensten Bereichen, verbunden mit
einer sinnvollen Waldwirtschaft, gibt uns die Möglich-
keit, eine noch bessere CO2-Bilanz zu erreichen. Weilich immer großen Wert darauf lege, dass Reden und
Handeln zusammenpassen, habe ich beim Umbau mei-
nes Wohnhauses im vergangenen Winter möglichst viel
Holz verwendet; das Ganze schaut auch noch gut aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Solche Männer braucht das Land! Vorbildlich!)


Nur wenn wir das Ökosystem des Waldes bewahren
und stärken, können wir seine für uns ebenso wichtigen
Funktionen als Erholungsraum und Erwerbsgrundlage
dauerhaft nutzen. Der Wald bietet vielfältige Möglich-
keiten zur Entspannung und schafft Einkommen und Ar-
beitsplätze in der Forst- und Holzwirtschaft. Es ist ein
Fortschritt, dass selbst von den Grünen, den Panikma-
chern und -profiteuren der Nation, nicht mehr der
Alarmruf „Waldsterben!“ in den Mund genommen wird.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es gab in den 80er-Jahren fast keine Veranstaltung der
Grünen, in der das Thema Waldsterben nicht auf der Ta-
gesordnung stand.


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(C (D (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig zu Recht!)


Der Wald stirbt!“ war eine der unverantwortlichen Pa-
olen zu dieser Zeit. Ich bin froh, dass sich die Waldbe-
itzer davon nicht entmutigen ließen und die Pflege ihrer
ngeblich hoffnungslos erkrankten Wälder nicht aufge-
eben haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dank grüner Umweltpolitik!)


ie haben trotz der grünen Panikmache weiter in die
älder investiert. Damit haben sie einen großen Beitrag
azu geleistet, dass die Situation unseres Waldes trotz
egativer Umwelteinflüsse nicht schlechter geworden
st. Unser Dank gilt deshalb den Waldbauern und den
orstbesitzern, den echten Grünen, die durch unermüdli-
he Arbeit unseren Wald pflegen und erhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Von den selbst ernannten grünen Aposteln braucht
ich die Holz- und Forstwirtschaft nicht vorwerfen las-
en, dass sie den ökologischen Aspekt des Waldes nicht
eachtet. Die Forst- und Holzwirtschaft war es, die den
egriff der Nachhaltigkeit geprägt und seit langem ihre
raxis danach ausgerichtet hat. Nachhaltigkeit in der
orstwirtschaft lässt sich aber nur mit den Betroffenen,
or allem den rund 1,3 Millionen Kleinwaldbesitzern,
erwirklichen und nicht gegen sie.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: So ist es!)

nsere Waldbauern brauchen keine Belehrungen von
achunkundigen, die mit Modulationsmitteln dem Wald
elfen wollen, die vorher meinen Berufskollegen aus der
asche gezogen wurden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Waltraud Wolff [Wolmirstedt] [SPD]: Aber jetzt mal ganz langsam!)


ie Waldbauern wären schon zufrieden, wenn sie bei der
ewirtschaftung ihrer Waldflächen von Rot-Grün nicht
tändig schikaniert würden.
Überflüssig ist auch die besonders von den Grünen

eforderte Novellierung des Jagdrechts. Ich bin kein
äger. Deshalb kann ich ohne Hintergedanken sagen:
ier wollen sich die grünen Ideologen eine neue Spiel-
iese schaffen, auf der sie ihren Vorurteilen gegen die
agd und Jäger freien Lauf lassen können. Das Jagdrecht
st untrennbar mit dem Eigentum an Grund und Boden
erbunden und darf nicht angetastet werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind

ns alle einig, dass bei der Novellierung des Energieein-
peisegesetzes die Biomasse einen höheren Stellenwert
rhalten kann. Wenn die Bundesregierung und Rot-Grün
ies vorhaben, dann werden wir als Opposition bei die-
em Punkt konstruktiv mitarbeiten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506914000

Herr Kollege Deß, kommen Sie bitte zum Schluss!






(A) )



(B) )



Albert Deß (CSU):
Rede ID: ID1506914100

Ja, Herr Präsident, ich komme zum Schluss. – Die

thermische Verwertung von Holz bietet eine interessante
Perspektive. Wir sollten die Möglichkeiten, die damit
verbunden sind, nutzen.

Ich möchte mich zum Schluss bei allen bedanken, die
heute gekommen sind, um bei dieser Walddebatte dabei
zu sein. Ich möchte mich besonders, ohne dass ich damit
andere zurücksetzen will, bei meinen drei Fraktionskol-
legen Ulla Heinen, Gitta Connemann und Peter Bleser
bedanken, die auf meinen Wunsch hin gekommen sind,
obwohl sie einen anderen wichtigen Termin gehabt hät-
ten.


(Unruhe bei der SPD)

Vielen Dank, dass ihr gekommen seid.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506914200

Herr Kollege Deß, die Anwesenheit von Kollegen be-

darf keines besonderen Dankes. Das gehört zu ihren
Aufgaben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP] – Matthias Weisheit [SPD]: Die haben da zu sein! – Albert Deß [CDU/CSU]: Zu diesem Tagesordnungspunkt ist das aber nicht selbstverständlich!)


Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-

schusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Land-
wirtschaft auf Drucksache 15/1027 zum Waldzustands-
bericht 2002 und zu dem Entschließungsantrag der
Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
hierzu. Der Ausschuss empfiehlt, in Kenntnis des Wald-
zustandsberichts 2002 auf Drucksache 15/270 den Ent-
schließungsantrag auf Drucksache 15/745 anzunehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschluss-
empfehlung


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Das Zweite ist die Mehrheit!)


ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen von CDU/CSU- und FDP-Fraktion angenom-
men.

Ich darf fragen, ob es eine andere Meinung gibt? – Das
ist nicht der Fall.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Zählen Sie mal durch!)


– Sie können sicher sein, dass abgezählt wurde.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 auf:

Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Aufhebung des

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(C (D Art. 232 § 2 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche – Drucksache 15/1490 – Überweisungsvorschlag: Rechtsausschuss Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Verkehr, Bauund Wohnungswesen Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Sind Sie dait einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist es so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache. Als erstem Redner gebe ch dem Kollegen Dirk Manzewski von der SPD-Frakion das Wort. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am heuti en Tag debattieren wir den Gesetzentwurf des Bundesats zur Aufhebung der in den neuen Ländern geltenden onderregelung zur Verwertungskündigung, die dort usgeschlossen ist. Hintergrund des Gesetzentwurfs ist nsbesondere die in den neuen Ländern bestehende Leertandsproblematik und damit ein wichtiges und durchaus omplexes Problem. Der Gesetzentwurf reagiert dabei uf eine Entwicklung, die vor einer Dekade in dieser chärfe sicherlich kaum vorhersehbar gewesen ist. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands stand dem esetzgeber noch ein ganz anderes Bild vor Augen. Daals befürchtete man eine Welle von Kündigungen in en neuen Ländern und damit die Verdrängung von Mieern aus ihren Wohnungen, aus ihrer vertrauten Umgeung. Das sollte vermieden werden. Deshalb hat man für as Gebiet der neuen Länder ein Verbot der Verwerungskündigung in das Einführungsgesetz zum Bürgerlihen Gesetzbuch aufgenommen. Heute tut sich mit den erheblichen Leerständen in en Städten und Kommunen Ostdeutschlands allerdings in völlig anderes Szenario auf. Eine Verdrängung von ietern ist angesichts des großen Angebots von Miet aumwohnungen derzeit nicht zu befürchten. Ganz im egenteil: Die Wohnungswirtschaft bei uns im Osten irbt um jeden Mieter. Bereits im Rahmen der Mietrechtsreform vor etwas ber zwei Jahren hatte die Bundesregierung den neuen undesländern signalisiert, dass sie das Verbot im Rahen der Reform aufheben würde, wenn sich die Länder arauf einigen könnten. Dazu kam es damals jedoch nicht. Nach der Reform ab es stattdessen vonseiten der Länder Vorschläge für in spezielles Sonderkündigungsrecht mit ganz neuen tädtebaulichen Tatbestandsmerkmalen. Ein solches onderkündigungsrecht war unter den Ländern aber leier nicht konsensfähig. Über den Vorschlag des Bundesrates, der jetzt auf em Tisch liegt und der in der Vergangenheit bereits aniskutiert worden ist, sollten wir nun ernsthaft nachdenen. Die hinter der Aufhebung des Verbots der Verwerungskündigung stehende Intention ist klar: Damit würde Dirk Manzewski für noch aus der DDR stammende Mietverträge der vermutlich letzte große mietrechtliche Unterschied zwischen Ost und West beseitigt. Die Aufhebung des Verbots würde also mitnichten zu einer Sonderbehandlung bzw. Schlechterstellung ostdeutscher Mieter mit Altverträgen führen. Sie würden lediglich gleich behandelt werden wie alle anderen Mieter. Wichtig ist für mich als Rechtspolitiker aber auch der verfassungsrechtliche Aspekt, den wir hier sicherlich nicht aus den Augen verlieren sollten. Das Verbot der Verwertungskündigung berührt nämlich das in Art. 14 des Grundgesetzes geschützte Eigentumsrecht, das auch für Vermieter gilt. Beschränkungen der Rechte von Eigentümern müssen verhältnismäßig sein. Angesichts des zunehmend entspannten Wohnungsmarktes in Ostdeutschland sehe ich die Verhältnismäßigkeit des Verbots der Verwertungskündigung mittlerweile infrage gestellt. Wir sollten also sorgfältig prüfen, ob nicht die Aufhebung des Verbots inzwischen schon allein mit Blick auf das Eigentumsrecht der Vermieter verfassungsrechtlich geboten ist. Von der Pflicht zur sorgfältigen Prüfung entbindet uns meiner Auffassung nach auch nicht die Rechtsprechung zur so genannten Abrisskündigung. Diese Rechtsprechung hat bisher nur in extremen Einzelfällen eine Kündigung durch den Vermieter ermöglicht, nämlich dann, wenn ein einziger Mieter in einem großen und ansonsten leer stehenden Wohnkomplex verblieben war. Eine Prognose, ob diese Rechtsprechung auch in anderen Fällen zu einer zulässigen Kündigung führt – wenn zum Beispiel der Leerstand nicht 90 Prozent, sondern nur 75 Prozent oder 80 Prozent beträgt und der Abriss vom Grundsatz her genehmigt ist –, ist nicht möglich. Unklar ist auch, wie die Rechtsprechung bei einem Fortbestehen des Verbots der Verwertungskündigung mit den übrigen von der Verwertungskündigung erfassten Fällen, wie etwa dem einer umfassenden Sanierung, umgeht. Voraussichtlich für das nächste Jahr können wir zu diesem Themenbereich eine Stellungnahme des Bundesgerichtshofes erwarten, dem diesbezüglich gerade ein Urteil des Landgerichtes Gera zur Entscheidung vorliegt. Unabhängig von dieser Entscheidung meine ich, dass uns deswegen nicht die Hände gebunden zu sein brauchen, hier gesetzgeberisch aktiv zu werden. Ganz im Gegenteil, denn wenn der BGH die Rechtsprechung zur Abrisskündigung nicht bestätigen sollte, bliebe bei einer Aufhebung des Verbots der Verwertungskündigung die Möglichkeit, auf diese zurückzugreifen. Damit stünden in der Praxis in jedem Fall verlässliche Instrumentarien zur Verfügung, mit denen auf das Leerstandsproblem reagiert werden könnte. Den Mieterschutz sehe ich hierdurch – das ist meine Meinung als Rechtspolitiker – nicht gefährdet. In der Regel werden Mietverhältnisse in Abrissfällen ohnehin einvernehmlich beendet. Ist dies nicht der Fall, bleibt ein ausreichender Mieterschutz auch bei Aufhebung des Verbots der Verwertungskündigung sichergestellt; der Kollege Spanier wird das in dieser Debatte noch näher ausführen. Die Hürden für eine Verwertungskündigung sind bereits so hoch, dass der Mieter hinreichend ge s z K s – s s v n g d d P – S a I i g § G R d d D n h a r n t t u h a t u s t (C (D chützt ist. Im Übrigen gibt es noch die so genannte Soialklausel, also das Recht zum Widerspruch gegen die ündigung, und den Räumungsund Vollstreckungschutz. Ich meine deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen damit komme ich zum Abschluss –, dass wir dem Geetzentwurf des Bundesrates aufgeschlossen gegenübertehen und ihn ausführlich diskutieren sollten. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dirk Manzewski (SPD):
Rede ID: ID1506914300




(A) )


(B) )


(Marco Wanderwitz [CDU/CSU]: Hört! Hört!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506914400

Das Wort hat jetzt der Kollege Marco Wanderwitz

on der CDU/CSU-Fraktion.


Marco Wanderwitz (CDU):
Rede ID: ID1506914500

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Zu-

ächst, Herr Kollege Manzewski, sei mir gestattet, Fol-
endes zu sagen: Ich finde es sehr erfreulich, dass von
er SPD-Fraktion jetzt – im Gegensatz zu der Debatte,
ie wir im Juli dieses Jahres geführt haben – zumindest
rüfbedarf gesehen wird.


(Dirk Manzewski [SPD]: Da habe ich noch nicht geredet, Herr Kollege!)


Sie haben damals nicht geredet, das ist richtig. – Wenn
ie das schon etwas früher erkannt hätten, dann hätte
uch die Prüfung schon etwas eher erfolgen können.
Nichtsdestotrotz: Da ich nicht sicher bin, ob das auch

hre Kolleginnen und Kollegen erkannt haben, glaube
ch, dass zu der Entstehung dieser Regelung noch eini-
es gesagt werden sollte.
Die hier in Rede stehende Sonderregelung des Art. 232
2 Abs. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen
esetzbuch erweist sich – das habe ich bereits in meiner
ede im Juli gesagt – zunehmend als Hemmschuh für
ie weitere wohnungswirtschaftliche Entwicklung in
en neuen Ländern.
iese Regelung verbietet es dem Vermieter, sich bei ei-
em vor dem 3. Oktober 1990 abgeschlossenen Mietver-
ältnis – das betrifft noch eine große Zahl an Mietern –
uf ein berechtigtes Interesse für eine Kündigung zu be-
ufen, wenn er durch die Fortführung des Mietverhält-
isses an einer angemessenen wirtschaftlichen Verwer-
ung gehindert wäre. Die Anwendung des Kündigungs-
atbestandes in § 573 BGB, den Sie schon ansprachen
nd der dies ermöglichen würde, ist für diese Mietver-
ältnisse nach der genannten Vorschrift ausdrücklich
usgeschlossen.
Durch diese besondere Rechtslage wird es den Eigen-

ümern erschwert, Gebäude grundlegend zu sanieren,
m- oder neu zu gestalten, abzureißen bzw. in ihrer Ge-
amtgröße oder in ihrem Gesamtzuschnitt den geänder-
en Verhältnissen auf dem Wohnungsmarkt anzupassen.






(A) )



(B) )


Marco Wanderwitz

Diese Vorschrift gilt, wie schon ausgeführt, nur für

die neuen Länder; sie geht auf den Einigungsvertrag zu-
rück. Zweck war es, wie ebenfalls schon richtig ange-
sprochen, Mieter von preisgünstigem Wohnraum in An-
betracht der herrschenden Wohnungsknappheit in der
ehemaligen DDR vor Kündigung zu schützen. Fortge-
führt wurden aber auch – ich denke, das sollten wir hier
erwähnen – die mietrechtlichen Schutzvorschriften des
ZGB der ehemaligen DDR, in denen aufgrund der völlig
anderen Eigentümerstruktur im Bereich des Wohnrau-
mes eine Kündigungsmöglichkeit zur Verwertung des
Grundstücks nicht vorgesehen war.

Wenn man sich nochmals die Wohnraumsituation zum
Zeitpunkt der Wiedervereinigung vergegenwärtigt, so
hatte diese Regelung zu diesem Zeitpunkt durchaus ihre
Berechtigung. Mittlerweile hat sich jedoch auf dem Woh-
nungsmarkt vieles grundlegend verändert – und das nicht
erst im letzten halben Jahr. Wir sollten beispielsweise die
in großem Umfang getätigten Sanierungen oder die vielen
Neubauten und nicht zuletzt den seit Ende der 90er-Jahre
wieder erhöhten Abwanderungsdruck im Osten nicht
aus den Augen verlieren. Allein in den letzten vier Jah-
ren ist der Leerstand, bezogen auf das Gebiet der neuen
Länder, um mehr als 300 000 Wohnungen auf nunmehr
rund 1,2 Millionen Wohnungen angestiegen. In einigen
Gebieten steht fast jede fünfte Wohnung leer. Damit ein-
hergehend steht genügend preiswerter, sanierter Wohn-
raum zur Verfügung.

Der Ausschluss der Verwertungskündigung führt nun
dazu, dass Vermieter, wenn sich Mieter weigern auszu-
ziehen – das sind nach meiner Einschätzung leider keine
Einzelfälle –, die Gebäude in mehr oder weniger unver-
ändertem Zustand erhalten müssen. Mit den Mietein-
künften kann aber vielfach nur ein kleiner Teil der Kos-
ten für die Gebäudeunterhaltung abgedeckt werden.
Gerade die kommunalen Wohnungsbaugenossenschaf-
ten und -gesellschaften, die in den neuen Ländern in sehr
großer Zahl vorhanden sind, sind in ihrer Existenz oft-
mals dadurch bedroht, dass gerade Plattenbauten, aber
auch andere Altbauten nicht abgerissen werden können.

Vielfach bleibt nur die Möglichkeit, den letzten verblie-
benen Mieter mit großzügigen Umzugsprämien – wenn
man sie so bezeichnen will; wenn man mit den Betroffe-
nen spricht, ist teilweise von fünfstelligen Summen die
Rede – dazu zu bewegen, auszuziehen. Aber selbst da-
rauf lassen sich Mieter teilweise nicht ein. Sie bestehen
vielmehr darauf, in ihrer Wohnung wohnen zu bleiben.
Eigentümer müssen dann Vermögensverluste hinnehmen,
denen sie mangels Verkäuflichkeit des Grundstücks – das
ist leider traurige Realität – nicht ausweichen können.

Ich sage Ihnen ganz deutlich: Diese Sonderregelung
gefährdet den Erfolg des „Stadtumbaus Ost“ insgesamt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Eine Wohnungsgenossenschaft, die ein zum Abriss aus-
gewähltes Quartier derzeit nicht leer ziehen kann, wird
resignieren und nicht Jahre später, wenn die Rechtslage
geändert wurde, wieder mit neuen Planungen beginnen
und neue Konzepte entwerfen – falls es diese Genossen-

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(C (D chaft dann überhaupt noch gibt. Die Entwicklung der ietpreise – auch das sei an dieser Stelle gesagt – ge ährdet bereits jetzt den Wohnungsmarkt in den neuen ändern nicht unerheblich. Deshalb ist eine Aufhebung der Sonderregelung ge oten, zumal es sich um die einzig verbliebene mietechtliche Sonderregelung in den neuen Ländern seit berführung des Mietrechts des ZGB in unser BGB im ereich des Kündigungsschutzes handelt. Ich möchte in diesem Zusammenhang Folgendes klar tellen: Es geht uns nicht – das konnte ich jüngst in der Mieter-Zeitung“ des Deutschen Mieterbundes lesen – um in „Sonderkündigungsrecht Ost“. Wir wollen – ganz im egenteil – ein nicht mehr zu rechtfertigendes „Sonderecht Ost“ aufheben und damit die Rechtslage in Ost und est in einem Rechtsgebiet vereinheitlichen, in dem kein achgerechter Grund mehr für unterschiedliche Regelunen besteht. Durch die Aufhebung dieser Sondervorschrift – Kol ege Manzewski hat es angesprochen – werden keine beechtigten Interessen der Mieter verletzt. Zum einen etzt § 573 Abs. 2 Nr. 3 BGB dem Kündigungsrecht des ermieters enge Grenzen, weil nur dann gekündigt weren darf, wenn der Vermieter andernfalls erhebliche irtschaftliche Nachteile erlitte. Zum anderen sind die ieter durch zu beachtende Kündigungsfristen gechützt. Außerdem bleibt ihnen die Möglichkeit, der ündigung zu widersprechen, wenn diese für sie eine nzumutbare Härte bedeutete. Diese Schutzmechanisen haben sich in den alten Ländern selbst in Gebieten, n denen Wohnungsknappheit vorherrscht, als praktikael und zureichend erwiesen. Mit den Kündigungsmöglichkeiten des allgemeinen ietrechts kann die gerade die neuen Länder betreffende eerstandsproblematik wesentlich entschärft werden, da uch Kündigungen zum Zwecke des Gebäudeabrisses eröglicht würden. Nun verweist die Bundesregierung – so t sie es zum Beispiel in der Debatte im Juli – auf verinzelte Rechtsprechung aus jüngster Zeit, in der die uffassung vertreten wird, der bloße Gebäudeabriss sei eine wirtschaftliche Verwertung. Diese Rechtsprechung st aber – so meine ich – ersichtlich aus der Not geboren. ur dadurch, dass die Gerichte davon ausgegangen sind, er bloße Abriss sei kein Fall der Verwertungskündiung, war der Weg eröffnet, die Kündigung von Altmieterhältnissen trotz des Ausschlusses der Verwertungsündigung zumindest auf die Generalklausel stützen zu önnen. Hätte man, was meiner Auffassung nach zutrefender ist, auch die Abrisskündigung der aufzuhebenden ondervorschrift unterworfen, wäre ein Rückgriff auf ie Generalklausel nicht möglich gewesen. Diese Rechtsprechung wird im Übrigen in der Litera ur gerade deshalb zu Recht heftig kritisiert. Wenn ein ermieter berechtigt ist, zur wirtschaftlichen Verwertung u kündigen, muss dies schon nach dem Zweck der Künigungsregel erst recht gelten, wenn es darum geht, ohne ukrativere Nutzungsmöglichkeit künftige wirtschaftlihe Einbußen abzuwenden, die ohne den Gebäudeabriss weifellos einträten. Marco Wanderwitz Zudem lagen den beiden in diesem Zusammenhang bekannt gewordenen Entscheidungen der Amtsgerichte Halle-Saalkreis und Jena ausgesprochene Extremfälle zugrunde. Auch darüber haben wir in diesem Hause schon gesprochen. In beiden Fällen waren die Gebäude elfgeschossige Plattenbauten, die bis auf einen letzten verbliebenen Mieter leer gezogen waren. In dem Fall, über den das Amtsgericht Halle-Saalkreis zu befinden hatte, standen jährliche Mieteinnahmen von 4 000 Euro Kosten zur Unterhaltung des Gebäudes in Höhe von mehr als 50 000 Euro gegenüber. Daher lässt sich sicherlich nicht behaupten, dass eine Aufhebung der Sonderregelung angesichts veränderter Rechtsprechung obsolet geworden sei, zumal die weitere Entwicklung im Unklaren bleibt und von einer einheitlichen Entscheidungspraxis noch keine Rede sein kann. Insoweit ist die Stellungnahme der Bundesregierung zum vorliegenden Gesetzentwurf des Bundesrates, dem eine Initiative der Freistaaten Sachsen und Thüringen sowie des Landes Sachsen-Anhalt zugrunde liegt – drei der neuen Bundesländer konnten sich also einigen –, zumindest schwer nachvollziehbar. Es heißt dort: Es sollte aber im weiteren Verfahren geprüft werden, ob angesichts der Rechtsprechung eine Gesetzesänderung erforderlich ist. Ich habe ihre Initiative anders, nämlich eher dahin gehend verstanden, dass es um eine sorgfältige Prüfung des vorliegenden Antrages gehe. Das, was die Bundesregierung hier in ihrer Stellungnahme schreibt – sie stellt das Ob und nicht das Wie infrage –, trifft das Problem also nicht. Das Abschaffen einer Sonderregelung und damit die Geltung einer vorhandenen gesetzlichen Regelung im gesamten Bundesgebiet ist doch besser geeignet, Rechtssicherheit zu schaffen, als eine sich langsam entwickelnde Rechtsprechung, die stets nur den Einzelfall betreffen kann. Außerdem wäre es für Sie, Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen, doch eine schöne Sache, statt zu reden und zu prüfen – dies tun Sie auch auf diesem Gebiet schon eine ganze Weile – einmal etwas mit uns zusammen zu machen. Den Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion „Stadtentwicklung Ost – Mehr Effizienz und Flexibilität, weniger Regulierung und Bürokratie“ haben Sie abgelehnt. Geben Sie sich doch zumindest heute einmal ob der überschaubaren Materie einen Ruck, sachpolitisch und nicht ideologisch zu handeln. – Dieses Eindrucks kann man sich zumindest bei den Ländern nicht erwehren, deren Regierungen sich diesem Antrag verweigert haben. Die Sonderregelung begegnet auch im Hinblick auf die Eigentumsgarantie des Art. 14 Grundgesetz verfassungsrechtlichen Vorbehalten. Ich verkenne nicht, dass der Eigentümer in Anbetracht der Sozialpflichtigkeit des Eigentums umso größere Einschränkungen seiner Eigentumsbefugnisse hinnehmen muss, je stärker das Eigen t e b g l n z a f m z v s v G m t R h v d O V l a g e d o h d f w g m k c d s I h W w I m s k (C (D umsobjekt soziale Funktionen erfüllt. Stets muss aber in sachlicher Grund für solche Einschränkungen gegeen sein. Sachliche Gründe dafür, die Verwertungskündigung änzlich auszuschließen, sind aber nicht mehr ersichtich, schon gar nicht, wenn die Beschränkung auf die euen Bundesländer begrenzt ist, in denen im Gegensatz u manchen Großstädten in den alten Bundesländern usreichend Wohnraum zur Verfügung steht. Jeder, der ür eine Angleichung der Lebensverhältnisse eintritt, üsste schon aus diesem Grunde den Antrag unterstüten. Der Schutzzweck einer früher berechtigten Sonderorschrift hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ich meine, wir ollten sie daher aufheben. Danke schön. Das Wort hat die Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig om Bündnis 90/Die Grünen. Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)





(A) )


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(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506914600
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
üssen sehen: Wir haben es hier mit zwei Themen zu
un, die sich überlagern. Das eine ist der Anspruch,
echtsgleichheit zwischen Ost und West im Mietrecht
erzustellen – ich habe volles Verständnis dafür, dass das
or allem den Rechtspolitikern sehr wichtig ist –, das an-
ere ist der Anspruch, die Probleme des Leerstands im
sten und des Stadtumbaus Ost mit dem Instrument der
erwertungskündigung zu lösen. Ich möchte sehr deut-
ich für Prüfung und Nachdenklichkeit werben und das
uch begründen.
Zunächst zur Seite des Eigentümers: Ich finde es in

ewisser Weise schwierig, wenn der Eigentümer sagt,
ine angemessene wirtschaftliche Verwertung könne nur
adurch vollzogen werden, dass er ein Haus abreißen
der einen Teil des Gebäudes zurückbauen muss. Das
at einen komischen Beigeschmack. Ähnlich ist es auf
er Seite des Mieters: Auch er hat ein eigenartiges Ge-
ühl, wenn ihm zur Verwertung des Objekts gekündigt
ird und er weiß, dass es um den Abriss des Hauses
eht.
Es sollte also wirklich geprüft werden, ob das Instru-
ent Verwertungskündigung für diesen Zweck – man
ann sicher darüber diskutieren, ob es für andere Zwe-
ke sinnvoll ist – das richtige Instrument ist. Man sollte
ies vor allem vor dem Hintergrund tun, dass ein we-
entlicher Unterschied zwischen Ost und West besteht:
m Osten gibt es einen dramatischen Leerstand – darauf
aben meine beiden Vorredner schon hingewiesen –, im
esten hat es ihn in dieser Weise nie gegeben; die Ver-
ertungskündigung war dort glücklicherweise nie ein
nstrument, das in großem Umfang eingesetzt werden
usste. Dort gab es sie nur für Einzelfälle. Wir wün-
chen dem Westen, dass er nie in eine solche Situation
ommen wird.






(A) )



(B) )


Franziska Eichstädt-Bohlig

Mein Hauptanliegen ist: Wir müssen beim Stadtumbau

Ost – das ist eine schwierige Situation für Vermieter und
Mieter – dafür sorgen, dass der soziale Frieden gewahrt
wird. Insofern müssen wir prüfen, welches das richtige In-
strument ist. Auf der einen Seite darf der Vermieter nicht
in die Situation geraten, dass noch der berühmte letzte
oder vorletzte Mieter in seinem Haus wohnt und er die
Kosten für die Bewirtschaftung des ganzen Hauses tragen
muss. Auf der anderen Seite aber müssen auch die Inter-
essen des Mieters bei einer Kündigung gewahrt bleiben.
Nur dann werden die Mieter – das ist bisher der Fall – in
konstruktiver Weise am Stadtumbauprozess mitwirken.
Wir dürfen also nicht ein Instrument beschließen, das den
sozialen Frieden, der zurzeit beim Stadtumbau herrscht,
gefährdet. Von daher werbe ich dafür, dass wir mit diesem
Instrument sehr achtsam umgehen


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


und nicht besserwisserisch vorab behaupten, das eine
oder andere wäre das Richtige.

Ich muss gestehen, dass ich zu denjenigen gehöre, die
meinen, eine Kündigung aus berechtigtem Interesse er-
füllt diese Kriterien. Richtig ist – das wurde hier bereits
gesagt –, dass wir noch nicht wissen, wie es mit der
Rechtsprechung weitergehen wird. Das muss noch ge-
klärt werden.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass wir wahrschein-
lich im Zuge der Novellierung des Baugesetzbuches die
Möglichkeit eröffnen, Stadtumbaugebiete qua kommu-
naler Satzung definieren zu können. Auch insofern soll-
ten wir prüfen, welches rechtliche Instrument geeignet
ist, entsprechend zu reagieren.

Ich möchte also dafür werben, dies zu prüfen und sich
die Stellungnahme des Bundesgerichtshofes anzusehen.
Anschließend können wir § 573 BGB zur Entscheidung
bringen. Ich glaube nicht, dass es hilft zu sagen:
Rechtsangleichung ist automatisch ein sinnvolles Instru-
ment für den Umgang mit dem Stadtumbau Ost. So ein-
fach ist es nicht. Wir brauchen den Interessenausgleich
zwischen Vermieter und Mieter. Insofern melde ich deut-
lichen Beratungsbedarf bei diesem sensiblen Thema an.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506914700

Das Wort hat jetzt der Kollege Joachim Günther von

der FDP-Fraktion.

Joachim Günther (FDP):
Rede ID: ID1506914800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

vorliegende Gesetzentwurf des Bundesrates entspricht
den Vorstellungen der FDP. Das in den neuen Bundes-
ländern geltende Sonderrecht, das die Möglichkeit einer
Verwertungskündigung ausschließt, wird der heutigen
Situation nicht mehr gerecht und sollte schnellstmöglich
verschwinden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Bereits in den parlamentarischen Debatten zur ietrechtsreform 2001 haben wir darauf hingewiesen, ass sich dieses Sonderrecht erledigt hat und es daher chnell aus dem Gesetz herausgenommen werden sollte. uch zu diesem Zeitpunkt war das Wohnungsüberangeot im Osten Deutschlands schon bekannt und wussten ir, dass es dort einen wachsenden Leerstand an Wohungen geben würde. Inzwischen sind es 1,4 Millionen eer stehende Wohnungen. Zum Glück hat sich die Einicht in diese Richtung verändert. Ich finde es gut, dass ie mit uns darüber diskutieren wollen. Aber die Leerstandsproblematik in den neuen Län ern hat sich weiter verschärft. Das muss man ganz deutich sagen. Trotz des Programms Stadtumbau Ost, das ir von seinem Grundanliegen her unterstützen, wächst er Leerstand schneller, als Wohnungen im Osten eutschlands abgerissen werden. Das ist das Problem. Heute geht es darum, den geplagten Wohnungsunter ehmen aus einer groben Einengung ihres Verfügungsechts herauszuhelfen. Die bekannten Fälle aus den mtsgerichten Halle und Jena haben bereits verdeuticht, dass die rechtlichen Hemmnisse auf dieser Strecke ach wie vor groß sind. Dazu gehört auch die hier in ede stehende Möglichkeit, Mietern zu kündigen, die reiwillig nicht bereit sind, ihre Wohnung in einem zum briss vorgesehenen Gebäude zu räumen. Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen: Ein lfgeschossiger Wohnblock in Erfurt mit 176 Wohneineiten ist für den Abriss vorgesehen. Die meisten Mieter aren bereit umzuziehen. Ein Mieter blieb wohnen. Nach eltendem Recht musste das Wohnhaus weiter betriebsirtschaftlich erhalten werden, was die Gesellschaft jährch 77 000 Euro kostete. Der eine Mieter von 176, der och dort gewohnt hat, hat eine Warmmiete von 310 Euro Monat gezahlt. Das kann sich kein Unternehmen mehr isten. Deshalb muss sich hier etwas ändern. Dass sich die Wohnungsunternehmen hierbei um oziale Abfederung bemühen, haben sie zur Genüge beiesen. Diesem Mieter in Erfurt wurden eine vergleichare Wohnung im Nachbarhaus, sogar ein Reihenhaus lus 20 000 Euro Abstandszahlung angeboten. Ich finde as ungerecht gegenüber den Mietern, die aufgrund der ituation bereit waren auszuziehen. Dieser Ausnutzung üssen wir einen Riegel vorschieben. as Gesetz schreibt die soziale Abfederung vor. Das rauchen wir nicht weiter auszuführen. Im Übrigen ist ir kein Wohnungsunternehmen bekannt, das bei solhen Umzügen bisher Druck auf die Mieter in der Form usgeübt hat, möglichst viele finanzielle Vorteile zu ereichen. Im Gegenteil. Sie haben mehr als den Umzug beahlt und haben mit den Mietern ordentlich gesprochen. Deshalb bin ich froh über den Entwurf des Bundesra es. Ich würde mich aber genauso freuen, Frau Eichstädtohlig, wenn wir nicht sehr lange über diesen Entwurf iskutierten, sondern noch in diesem Jahr zu einem Erebnis kämen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Marco Wanderwitz [CDU/CSU]: Das wäre schön!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1506914900

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich jetzt dem Kollegen Wolfgang Spanier von der
SPD-Fraktion das Wort.


Wolfgang Spanier (SPD):
Rede ID: ID1506915000

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Ich betrachte den Gesetzentwurf des Bundesrates aus dem
Blickwinkel eines Wohnungspolitikers. Es ist sicherlich
unsere gemeinsame Überzeugung, dass wir zwischen den
Rechten der Eigentümer und den Rechten der Mieter eine
Balance zu wahren haben. Deswegen war es richtig und
vernünftig, dieses Verbot einer Verwertungskündigung
in den Einigungsvertrag einzubauen. Schließlich war die
Situation damals eine völlig andere; vor allen Dingen
wollten wir Mieterinnen und Mieter nicht verunsichern
und verängstigen.

Problematisch finde ich es allerdings, Mieterschutz-
rechte mit der jeweiligen Situation am Wohnungsmarkt
in Zusammenhang bringen zu wollen. Ich finde, beides
müssen wir unabhängig voneinander betrachten. Deswe-
gen ist für mich auch der Hinweis auf den wachsenden
Leerstand nicht das entscheidende Argument, um hier
über die Aufhebung des Verbots der Verwertungskündi-
gung neu nachzudenken.

Vielmehr müssen wir die Eigentümerrechte unter dem
Aspekt des Stadtumbaus sehen. Das ist für mich ent-
scheidend. Wir müssen nämlich nicht nur die finanziel-
len, sondern auch die rechtlichen Voraussetzungen dafür
schaffen, dass das Programm zum Stadtumbau Ost, das
so erfolgreich angelaufen ist, zum notwendigen Erfolg
führt. Zur Schaffung rechtlicher Voraussetzungen gehört
– Frau Eichstädt-Bohlig hat das bereits angesprochen –,
dass Änderungen im Baugesetzbuch vorgenommen und
Regelungen wie die, um die es heute geht, überprüft
werden.

Dass wir uns im Rahmen der Mietrechtsreform nicht
über eine Änderung verständigen konnten, lag schlicht
und einfach daran, dass sich in dieser Frage damals auch
die neuen Bundesländer uneins waren. Das hat die Re-
gierung in ihrer Gegenäußerung noch einmal bekräftigt.
Heute ist die Situation anders, was wiederum eine ganz
andere Voraussetzung ist.

Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass die
Rechtsprechung gezeigt hat, dass Abrisskündigungen
durchgesetzt werden können,


(Joachim Günther [Plauen] [FDP]: Unter welchen Kosten!)


und dass der BGH möglicherweise im nächsten Jahr eine
Grundsatzentscheidung in dieser Frage treffen wird.
Dennoch stimmen wir mit den Rechtspolitikern in der
Koalition überein, dass wir, wie die Bundesregierung
schon angekündigt hat, die neuen Sachverhalte sorgfältig
prüfen müssen. Das ist kein fauler Kompromiss, sondern
ist angesichts der Güterabwägung das einzig Sinnvolle.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


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(C (D Für sehr problematisch halte ich alle Überlegungen zu inem Sonderkündigungsrecht, auch wenn man es nur ür bestimmte Stadtquartiere aussprechen wollte. Ich laube, die Kernfrage, um die es in den nächsten Wohen geht, ist, ob wir das Verbot aufheben wollen oder icht. Wichtig beim Stadtumbau ist, dass die Vermieter mit ieser schwierigen Situation – es ist eine schwierige Siuation, nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für ie Mieterinnen und Mieter – sorgsam umgehen; das hat rau Eichstädt-Bohlig bereits gesagt. In der Regel tun ie Unternehmen das auch, zum Beispiel durch das Anebot guter Ersatzwohnungen, durch Umzugshilfen etc. ir müssen aber auch erkennen – das ist vollkommen ichtig –, dass wir es nicht zulassen dürfen, dass einzelne ieter die Möglichkeit zur Blockade erhalten. Die Ex rembeispiele, die genannt worden sind, sind natürlich ehr als ärgerlich. Aber in der Regel laufen solche Voränge einvernehmlich ab. Wir haben zu prüfen, ob die guten Mieterschutz echte, die wir glücklicherweise haben, auch in dieser esonderen Situation des Stadtumbaus Ost ausreichen. as wird in den nächsten Wochen in den anstehenden itzungen der Ausschüsse in Ruhe abzuwägen und zu eraten sein. Ich denke, dass es am Ende eine Regelung eben wird, die einen vernünftigen rechtlichen Rahmen ür den Stadtumbau im Osten und demnächst sicherlich uch stärker im Westen unseres Landes bringen wird, die ber auf der anderen Seite die gesicherten Mieterschutzechte an keiner Stelle auch nur im geringsten in Frage tellt. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506915100

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwur-

es auf Drucksache 15/1490 an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
st die Überweisung so beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 9 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Ernst Burgbacher, Dirk Niebel, Klaus
Haupt, weiteren Abgeordneten und der Fraktion
der FDP eingebrachten Entwurfs eines … Geset-
zes zur Änderung des Jugendarbeitsschutzge-
setzes
– Drucksache 15/756 –

(Erste Beratung 48. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für Wirtschaft und Arbeit (9. Ausschuss)

– Drucksache 15/1593 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Wolfgang Grotthaus






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die

Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
FDP fünf Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Wolfgang Grotthaus, SPD-Fraktion.


Wolfgang Grotthaus (SPD):
Rede ID: ID1506915200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Das Thema, so scheint mir, ist unerschöpflich.
Gegen eine entsprechende Gesetzesänderung hat sich die
Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine An-
frage der FDP sowie auf Schreiben der DEHOGA und
der NGG schon des Öfteren ausgesprochen. Zuletzt ha-
ben wir noch am 5. Juni dieses Jahres hier im Plenum
darüber diskutiert. Man könnte also meinen, das Thema
sei ausdiskutiert.

Ich sage gleich zu Beginn, dass wir diesen Antrag der
FDP ablehnen werden. Damit könnte die Diskussion für
uns beendet sein, weil wir uns schon beim letzten Mal zu
dieser Thematik ausgetauscht haben. Da ich aber davon
ausgehe, dass die FDP ihre Argumente noch einmal vor-
tragen wird, will ich die Gelegenheit nutzen und dies für
die SPD auch tun.

Neue Erkenntnisse liegen aufgrund der Kürze der Zeit
natürlich nicht vor. Es stellt sich die Frage, was die FDP
mit ihrem Antrag will. Gemäß ihrem Gesetzentwurf
möchte die FDP-Fraktion den Beginn der Nachtruhe
für Jugendliche im Hotel- und Gaststättengewerbe so-
wie im Schaustellergewerbe von bisher 22 Uhr auf
24 Uhr und an den Abenden vor Berufsschultagen von
bisher 20 Uhr auf 21 Uhr heraufsetzen. Mit den Ände-
rungen – so die Argumentation – soll eine bessere Aus-
schöpfung des Ausbildungspotenzials in diesen Bran-
chen ermöglicht und so der Jugendarbeitslosigkeit
entgegengewirkt werden. In dem Antrag heißt es weiter
weiter:

Zudem werden die Möglichkeiten von Haupt- und
Realschülern für eine Ausbildung … verbessert.
Die früheren Reifeprozesse und veränderten per-
sönlichen Nachtruhezeiten der über 16-Jährigen
lassen diese punktuelle Lockerung der Vorschriften
zu, ohne dass der notwendige Schutz der arbeiten-
den Jugendlichen gefährdet würde.

Dies hört sich erst einmal gut an, vor allem dann, wenn
man bedenkt, dass es insbesondere um Ausbildungs-
plätze für junge Menschen geht.

Wenn man sich die uns vorliegenden Zahlen einmal im
Detail ansieht, dann erkennt man, dass sie jedoch eine ganz
andere Sprache sprechen. Mit den FDP-Maßnahmen wird
keine Steigerung der Zahl der Ausbildungsplätze erreicht
werden. Allerdings, so halten wir für uns fest, würden da-
mit die Grundwerte des Jugendarbeitsschutzgesetzes
über Bord geworfen. Die FDP spricht von einer Locke-
rung, ich spreche von einer Aushöhlung des Jugendar-
beitsschutzgesetzes. Die Gewährleistung einer ausrei-
chenden Nachtruhe ist insbesondere für junge
Menschen, die in der Entwicklung stehen, wichtig. Im
Jugendarbeitsschutzgesetz wird den Besonderheiten im

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(C (D aststättenund Schaustellergewerbe durch Ausnahmeegelungen zur Nachtruhe schon jetzt Rechnung getraen. Die Nachtruhe vor Berufsschultagen soll sicherstelen, dass Jugendliche am Folgetag ausgeruht und ufnahmefähig am Berufsschulunterricht teilnehmen önnen. Was sagen die Zahlen? Im Gegensatz zu anderen ranchen, in denen durchgängig ein Rückgang an Ausildungsplätzen feststellbar ist, konnte im Hotelund aststättengewerbe ein Plus von 0,3 Prozent neu abgechlossener Ausbildungsverträge verzeichnet werden. richt man diese Aussage konkret auf das Gaststättengeerbe herunter, dann erkennt man, dass es im Jahre 2002 dies sind die letzten Zahlen, die mir vorliegen – 1 900 Ausbildungsplätze gab. Dies bedeutet eine Steierung von fast 50 Prozent in den vergangenen zehn ahren. Ich meine, man sollte dem Gewerbe einmal Daneschön sagen, dass es sich für junge Menschen engaiert einsetzt. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Ernst Burgbacher [FDP]: Sie könnten aber noch viel mehr tun!)


Herr Burgbacher, Sie sagen, dass da noch viel mehr ge-
an werden kann. Auch wir sind dieser Auffassung. Es
leibt dem Hotel- und Gaststättengewerbe selbst über-
assen, hier noch mehr zu tun. Dies wird sich aber nicht
n einer oder zwei Stunden festmachen lassen. – Diese
ervorragende Ausbildungsleistung erfolgte trotz des
eltenden Jugendarbeitsschutzgesetzes. Negative Aus-
irkungen auf die Ausbildungsbereitschaft sind deshalb
icht zu erkennen.
Die vorliegenden Daten belegen zudem, dass volljäh-

ige Auszubildende bei der Einstellung gegenüber
aupt- und Realschülern nicht bevorzugt werden. Die
ranche bildet erheblich mehr Haupt- und Realschüler
ls Abiturienten aus. Einige Beispiele: Bei den Restau-
antfachleuten sind rund 78 Prozent Haupt- und Real-
chüler, bei den Fachkräften im Gaststättengewerbe sind
s rund 70 Prozent und bei den Hotelfachleuten sind es
4 Prozent usw. usf. Hier ist nicht die Differenz zu er-
ennen, die Sie in Ihrem Antrag formuliert haben.
Die geltenden Regelungen stellen somit kein Ausbil-

ungshindernis dar. Es erscheint mir deshalb wichtig, an
ieser Stelle nochmals auf den besonderen Wert des Ju-
endarbeitsschutzgesetzes im Arbeitsrecht hinzuweisen.
in wie auch immer verändertes Ausgehverhalten als
egründung für eine Gesetzesänderung heranzuziehen
st nicht stichhaltig. Mögliche Freizeitaktivitäten beein-
lussen weder die besondere Schutzbedürftigkeit Ju-
endlicher im Erwerbsleben noch den Schutzzweck des
esetzes. Zudem, so meine ich, besteht ein wesentlicher
nterschied darin, dass die Jugendlichen die Dauer ihrer
reizeitaktivitäten selbst bestimmen können, während
ie sich einer täglichen Arbeitszeit bis 24 Uhr nicht ent-
iehen können.
Ich fasse zusammen: Die SPD-Fraktion wird den An-

rag aus zwei Gründen ablehnen. Zum einen erreichen
ir mit den von der FDP vorgeschlagenen Maßnahmen
icht das angestrebte Ziel. Die zugrunde gelegte Bewer-






(A) )



(B) )


Wolfgang Grotthaus

tung, das geltende Recht behindere die Schaffung von
Ausbildungsplätzen, habe ich anhand der dargestellten
Zahlen widerlegt. Zum anderen ist die Begründung, die
Jugendarbeitsschutzregelung aufgrund veränderten Frei-
zeitverhaltens vernachlässigen zu dürfen, mehr als dürf-
tig. Dies gilt für den gesamten Antrag der FDP: Er ist
mehr als dürftig. Deswegen lehnen wir ihn ab.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506915300

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang

Meckelburg, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Wolfgang Meckelburg (CDU):
Rede ID: ID1506915400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Es geht bei dem Antrag nur vordergründig um
die Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Das ei-
gentliche Anliegen des FDP-Antrages ist es, an einer
Stelle eine Korrektur vorzunehmen, durch die ein
Hemmnis abgebaut werden kann, um so die Schaffung
von mehr Ausbildungsplätzen zu ermöglichen.

Es ist nicht ganz stichhaltig, Herr Grotthaus, dass Sie
sagen, in diesem Bereich seien es plus 0,3 Prozent. Was
hindert uns daran, durch eine Regelung einen Beitrag
dazu zu leisten, dass in dem Bereich plus 0,5 oder plus
0,6 Prozent neue Arbeits- bzw. Ausbildungsplätze ent-
stehen?


(Wolfgang Grotthar [SPD]: Nicht von einer Stunde abhängig!)


Der Antrag geht in die richtige Richtung; denn er zielt
darauf ab, ein Stellschräubchen zu korrigieren, wodurch
ein Hemmnis, das im Gaststätten- und Hotelgewerbe ge-
sehen wird, abgebaut werden kann.

Da ich eine relativ lange Redezeit habe, möchte ich
den Versuch unternehmen, in die Betrachtung die Situa-
tion einzubeziehen, in der wir uns momentan befinden.
Wir haben in dieser Woche das Herbstgutachten der
Wirtschaftsforschungsinstitute bekommen. Darin wird
festgestellt, dass die Zahl der Erwerbstätigen in diesem
Jahr alles in allem um rund 600 000 niedriger sein wird
als im Jahre 2002. Des Weiteren wird festgestellt, dass
wir in diesem Jahr im Schnitt 4,4 Millionen Arbeitslose
haben werden und dass diese Zahl um rund 330 000 über
der des letzten Jahres liegen wird.

Nun sagte die Bundesregierung, vertreten durch Mi-
nister Clement, gestern in der Ausschusssitzung und
auch hier im Plenum, dass wir in diesem Jahr im Schnitt
4,39 Millionen Arbeitslose haben werden. Laut Herbst-
gutachten werden wir im nächsten Jahr 4,45 Millionen
Arbeitslose haben, während die Bundesregierung die
Zahl von 4,36 Millionen nennt. Auf den Streit, ob es um
60 000 nach oben oder um 30 000 nach unten geht, will
ich mich gar nicht einlassen. Aber die Frage, ob es im
nächsten Jahr 30 000 Arbeitslose weniger sein werden,

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(C (D ie es die Auffassung der Bundesregierung ist, oder ob s 50 000 mehr sein werden, wie es die Verfasser des erbstgutachtens sagen, zeigt, über welche Größenordung wir bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit reen. Das ist eine Marge, bei der es sich wirklich lohnt, n jeder Stelle zu schauen, ob wir nicht noch ein paar tellschräubchen haben, durch die wir Hilfestellung leisen können. Wenn Sie die Situation am Ausbildungsmarkt ver olgt haben, dann wissen Sie, dass diese in diesem Jahr esonders schwierig war. Ende September waren – das ind die Eckdaten, die immer Ende September kommen – 4 800 Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Es gibt aber och 35 000 Bewerber, die als nicht vermittelt gelten. uch diese Zahlen zeigen, dass es uns wirklich jeden chmalz Wert sein muss, ein bisschen darüber nachzuenken, ob wir nicht an kleinsten Stellen, sozusagen als estfall für die Flexibilität der Fraktionen Rot-Grün, tellschräubchen ändern können. Ich glaube, der Antrag geht in die richtige Richtung. s geht nämlich nicht darum, Herr Grotthaus, wie Sie esagt haben, den Jugendarbeitsschutz auszuhöhlen oder en Gesundheitsschutz auszusetzen. Es geht auch nicht, ie das in der ersten Lesung von einem Vertreter der rünen gesagt worden ist, um Ausbeutung oder Frühkaitalismus. Ich finde, wir sollten uns solche Vokabeln icht an den Kopf werfen. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe noch ein paar neue mitgebracht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es geht allein um die Frage, ob in bestimmten Fällen
eränderungen möglich sind. Ich will an einem konkre-
en Beispiel verdeutlichen, worum es geht. Die Frage ist,
b ein 17-jähriger Kochlehrling im Hotel- und Gaststät-
engewerbe um 22 Uhr den Löffel fallen lassen, durch
en Hinterausgang seinen Arbeitsplatz verlassen und
urch den Vordereingang wieder hineinkommen kann,
m dort zu essen und ein Bier zu trinken, weil er bis
4 Uhr ausgehen darf. Dieser Fall ist möglich.


(Renate Gradistanac [SPD]: Das ist doch seine Privatsache, oder?)


ch will das Freizeitverhalten der jungen Leute nicht als
egründung heranziehen. Ich möchte aber darauf hinwei-
en, dass wir offensichtlich beim Jugendarbeitsschutz
nd beim Jugendschutz mit zweierlei Maß messen. In
eiden Gesetzen sind Schutzgrenzen verankert.
Es stellt sich die Frage, ob dieser 17-Jährige im Hotel-

nd Gaststättengewerbe einen Ausbildungsplatz be-
ommt, weil dort bis 23 Uhr gearbeitet wird. Betriebe
es Hotel- und Gaststättengewerbes klagen zunehmend
arüber, dass dies ein Ausbildungshemmnis für Haupt-
nd Realschüler darstellt. Schauen wir uns einmal das
usbildungseintrittsalter im Hotel- und Gaststättenge-
erbe an! Ich nenne Ihnen die Zahlen. Im Bereich der
achleute für Systemgastronomie sind 85 Prozent
8 Jahre oder älter. Bei Hotelkaufleuten sind fast 90 Pro-
ent 18 Jahre oder älter. Selbst bei den Hotelfachleuten






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg

sind 63 Prozent über der Grenze von 18 Jahren. So
könnte man alle Berufsgruppen durchgehen. Das heißt,
die Auszubildenden sind überwiegend 18 Jahre alt.

Diese Regelung ist eine Bremse für Haupt- und Real-
schüler.


(Ernst Burgbacher [FDP]: So ist es!)

Sie sind nämlich wesentlich jünger. Dadurch entsteht
eine Hürde bei der Einstellung. Es geht also darum, diese
Hürde abzubauen, nicht darum den Jugendschutz auszu-
höhlen. Diese Zahlen haben wir übrigens nicht erfunden,
sondern sie stammen vom Bundesinstitut für Berufsbil-
dung.

Es geht einfach um die Frage, ob wir nicht auch den-
jenigen eine Chance geben wollen, die mit 16 oder
17 Jahren ihren Haupt- oder Realschulabschluss ge-
macht haben und nun eine Ausbildung beginnen wollen.
Die FDP stellt einen Antrag, Jugendliche bis 24 Uhr ar-
beiten zu lassen. Wir als CDU/CSU haben schon in der
ersten Lesung einen Vermittlungsvorschlag gemacht
und vorgeschlagen, die Grenze bei 23 Uhr festzulegen.
Wir wollen nicht um Stunden feilschen, sondern diese
Grenze bei 23 Uhr gibt es schon. Sie wissen, dass in
mehrschichtigen Betrieben auch 17-jährige Auszubil-
dende bis 23 Uhr arbeiten müssen.

Nun frage ich mich ernsthaft, wie Sie das mit dem
Gesundheitsschutz und dem Jugendarbeitsschutz in
Übereinstimmung bringen wollen. Ich möchte Ihnen ein
Beispiel nennen, um zu zeigen, dass diese Regelungen
unlogisch sein können: Es ist erlaubt, dass bei
McDonald’s die Ausbildung bis 23 Uhr dauert. In dem
kleinen Restaurant nebenan aber ist dies nicht möglich.
Mit Gesundheits- und Jugendarbeitsschutz hat diese Re-
gelung nichts zu tun; denn in dem kleinen Restaurant ist
ein Auszubildender nicht schützenswerter oder weniger
gesund als bei McDonald’s.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Grund, das abzuschaffen!)


– Nein, das ist kein Grund, das abzuschaffen, aber ernst-
haft darüber nachzudenken. Warum ist die Arbeit bis
23 Uhr in dem einen Bereich erlaubt und in dem anderen
nicht? Warum ermöglichen wir nicht auch den kleinen
und mittelständischen Betrieben, in denen nicht mehr-
schichtig gearbeitet wird, Ausbildungsplätze dadurch
bereitzustellen, dass Jugendliche länger arbeiten dürfen?
An dieser Stelle lohnt sich die Überlegung.

Für mich ist das der Testfall, ob Sie sich an dieser
wirklich kleinen Stelle, die von der Logik des Jugendar-
beitsschutzes vorgegeben ist – dort ist die Uhrzeit von
23 Uhr festgeschrieben –, bewegen. Das zeigt, wie re-
formfähig wir in Deutschland sind, wenn Rot-Grün an
der Regierung ist.

Ich fasse zusammen: In dem einen von Ihnen ge-
schützten Bereich in Betrieben, in denen mehrschichtig
gearbeitet wird, können Jugendliche im Alter von
17 Jahren bis 23 Uhr arbeiten, dort gilt der Jugendar-
beitsschutz und der Gesundheitsschutz für Jugendliche.
In dem anderen Bereich liegt diese Grenze bei 22 Uhr.

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(C (D ogisch begründen können Sie das nicht mehr. as ist dasselbe Alter und das ist dieselbe Gruppe. Es andelt sich einfach nur um einen anderen Betrieb. (Renate Gradistanac [SPD]: Sie haben wenig Erfahrung mit der Arbeitswelt der kleinen Betriebe!)


(Renate Gradistanac [SPD]: Als Ausnahme!)


en Testfall haben wir leider in der zweiten und dritten
esung nicht hinbekommen können, in der Ausschuss-
eratung auch nicht. Deswegen ist das ein Bereich, in
em wir auch mit kleinen Kompromissen nicht weiter-
ommen. Wir reden nicht über die großen Reformen der
genda 2010, nicht über Hartz III und Hartz IV. Das
ind große Gesetze. Da kann man sich an vielen Stellen
chwer tun. Wir reden über ein kleines Stellschräubchen,
ber eine Bestimmung, mit der wir einen Beitrag leisten
önnten, in diesen kleinen Gastronomiebereichen 300,
00 oder 500 Ausbildungsplätze mehr zu schaffen. Das
ird nicht gelingen, weil Sie Gesundheits- und Jugend-
rbeitsschutz auf zweierlei Art und Weise interpretieren.
n dem einen Bereich darf man bis 23 Uhr arbeiten, im
nderen nicht.


(Renate Gradistanac [SPD]: Ihnen fällt jetzt auch nichts Neues mehr ein!)


ogisch ist das jedenfalls nicht mehr zu begründen.
Wir haben uns im Ausschuss für die 23-Uhr-Grenze

tatt der von der FDP vorgeschlagenen 24-Uhr-Grenze
usgesprochen, um Ihnen eine Brücke zu bauen. Aber
elbst dazu waren Sie nicht bereit. Ich kann das jeden-
alls keinem Vertreter des Hotel- und Gaststättengewer-
es erklären


(Renate Gradistanac [SPD]: Ich kann das! – Wolfgang Grotthaus [SPD]: Das müssen Sie uns überlassen! Wir machen das schon!)


nd auch keinem 16- oder 17-Jährigen, der mit einem
ormalen Hauptschul- oder Realschulabschluss dort eine
usbildungsstelle haben möchte, sie aber nicht be-
ommt, weil das als Ausbildungshemmnis angesehen
ird. Wenn Sie das versuchen, wird Ihre Logik durchei-
ander geraten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will das jetzt nicht weiter ausführen. Ich wollte an

iesem einfachen Beispiel nur zeigen, wo wir die Mög-
chkeit hätten, etwas zu ändern. Selbst bei solch kleinen
tellen gibt es starre Fronten, keine wirkliche Beratung
Ausschuss, kein Aufeinander-Zugehen. Wir werden

ns heute der Stimme enthalten,

(Wolfgang Grotthaus [SPD]: Ach nee!)


eil wir die 24-Uhr-Grenze nicht wollen. Wir sehen das
roblem auch. Ich war in der vorletzten Periode Bericht-
rstatter für Jugendarbeitsschutz und weiß, worüber ich
ede. Ich lasse mir von Ihnen nicht vorwerfen, dass wir
en Jugendarbeitsschutz aushöhlen, ganz bestimmt
icht. Wir haben deswegen als Vermittlungsvorschlag
ie 23-Uhr-Grenze angeboten. Die ist im Gesetz schon
orgesehen. Sie hätten leicht mitmachen können. Aber






(A) )



(B) )


Wolfgang Meckelburg

offensichtlich ist die Zusammenarbeit auch an kleinen
Stellen nicht gewollt.

Wir haben noch die Möglichkeit, das über den Vermitt-
lungsausschuss zu korrigieren. Ich vermute aber, dass
wir das da auch nicht hinbekommen werden, weil dann
andere Größenordnungen eine Rolle spielen. Ich bedau-
ere, dass selbst solch kleine Schritte nicht möglich sind,
weil Sie nicht mit uns den Versuch gemacht haben, diese
Logik ins Gesetz zu bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Gradistanac [SPD]: Jetzt vergießen Sie aber Krokodilstränen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506915500

Der nächste Redner ist der Kollege Josef Winkler,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Renate Gradistanac [SPD]: Es hätte keine zwölf Minuten gebraucht, um das zu sagen!)



Josef Philip Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506915600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Zunächst ein Wort an den Kollegen
von der CDU/CSU-Fraktion. Wenn Sie Ihre Reformfä-
higkeit dadurch beweisen, dass Sie sich, wenn zwei Vor-
schläge auf dem Tisch liegen, enthalten, dann gute
Nacht, Deutschland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Meckelburg [CDU/ CSU]: Ich habe einen Vermittlungsvorschlag gemacht!)


Jetzt zur FDP. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf
wollen Sie, meine Damen und Herren von der FDP, den
Beweis antreten, das unser jetziges Jugendarbeitsschutz-
gesetz geändert werden muss, weil es zu starr sei, nicht
mehr gut genug sei und sich zulasten der jungen Men-
schen auswirke. Die Änderungen, die Sie vorschlagen,
wurden jetzt schon mehrfach vorgetragen. Damit wollen
Sie erreichen, dass die Ausbildungsmöglichkeiten für
Haupt- und Realschüler verbessert werden. Der Ju-
gendarbeitsschutz soll aufgeweicht werden, weil der aus
Ihrer Sicht frühere Reifeprozess von Jugendlichen eine
Lockerung angeblich zulässt.

Ich sage Ihnen klipp und klar: Es stimmt laut Statistik
überhaupt nicht, dass Haupt- und Realschüler benachtei-
ligt sind, weil Unternehmer angeblich volljährige Aus-
zubildende bevorzugen, die in der besonders arbeitsin-
tensiven Phase zwischen 23 und 24 Uhr eingesetzt
werden könnten. Alle vorliegenden Daten belegen, dass
Abiturientinnen und Abiturienten bei der Einstellung im
Hotel- und Gaststättengewerbe eben nicht bevorzugt
werden.


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Über 18 Jahre!)


Fast drei Viertel aller Auszubildenden sind Haupt- und
Realschüler. Ich kann Ihnen das noch einmal aufschlüs-
seln. Es geht nicht nur um das Alter, sondern auch da-
rum, welcher Ausbildungsgang besucht wurde. 78 Pro-

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(C (D ent der Auszubildenden im Bereich der estaurantfachleute sind Hauptund Realschüler. Im astgewerbe sind es immer noch 70 Prozent. nter den Hotelfachleuten sind es 64 Prozent, unter den achleuten für Systemgastronomie 57 Prozent und selbst ei den Hotelkaufleuten ist es noch ein gutes Drittel. Was die FDP bewogen hat, in ihren Antrag auch noch as Schaustellergewerbe mit aufzunehmen, bleibt ihr eheimnis. (Renate Gradistanac [SPD]: Das war ein Versehen! – Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist wegen Westerwelle! Der fährt gerne Karussell!)


nseres Wissens hat sich kein einziger Schausteller ge-
enüber der Bundesregierung für eine Verkürzung der
achtruhe ausgesprochen. Insofern ist der angebliche
edarf völlig aus der Luft gegriffen. Weil beide Ge-
erbe in § 14 des Gesetzes geregelt sind, haben Sie sich
ahrscheinlich gedacht – so erkläre ich mir das –, man
önne das in einem Abwasch regeln. Ich meine, das war
chludrig gearbeitet, meine sehr verehrten Damen und
erren von der FDP.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist schon mehr als abenteuerlich, dass das verän-
erte Ausgehverhalten von Jugendlichen dafür herhal-
n soll, sinnvolle Regelungen zum Schutz der arbeiten-
en Jugend abzuschaffen. Es liegt in der Natur der
ache, dass sich das Ausgehverhalten in den letzten
ahrzehnten verändert hat. Dass meine Großeltern ein
nderes Unterhaltungsprogramm haben als ich oder als
s meine Kindern haben werden, verstehen wir sicher-
ch alle.
Dadurch wird aber kein Sinnzusammenhang nach

em Motto „Wer mit 16 Jahren in die Disko gehen kann,
er kann auch bis 24 Uhr kellnern“ erkennbar. Es ist ein
öllig neuer Aspekt, wenn Sie Arbeit und Freizeitverhal-
n in einen Sinnzusammenhang bringen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Sie sollten den Antrag einmal lesen!)


Ich habe das bisher immer so verstanden, dass das
ine Entspannung und Vergnügen und das andere Kon-
entration und harte Arbeit bedeutet.


(Birgit Homburger [FDP]: Wer feiern kann, kann auch arbeiten!)


hre Aussage, wenn das eine möglich sei, dann müsse
uch das andere erlaubt sein, tragen wir nicht mit. Denn
der persönlichen Freizeitgestaltung kann sich jeder
elbst entscheiden und gehen, wann er will. Aber hin-
ichtlich der täglichen Arbeitszeit ist das doch wohl in
en seltensten Fällen möglich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Jetzt müssen Sie nur noch erklären, warum in der Systemgastronomie 23 Uhr richtig ist!)







(A) )



(B) )


Josef Philip Winkler

Wenn man dann noch berücksichtigt – das wurde be-

reits erwähnt –, dass eine Steigerung um fast 50 Prozent
auf über 90 000 Ausbildungsverhältnisse stattgefunden
hat, ohne dass das Gesetz geändert wurde, dann wird Ihr
Gesetzentwurf endgültig zur Lachnummer.

Die CDU/CSU hat in der ersten Beratung im Juni
festgestellt: Wir müssen die Jugend vor diesem Gesetz
schützen. Richtig ist hingegen, dass wir die Jugendlichen
mit diesem Gesetz schützen müssen,


(Renate Gradistanac [SPD]: Vor der FDP!)

und zwar zum einen, damit die Ausbildungsqualität er-
halten bleibt, und zum anderen, weil junge Menschen
besonders geschützt werden müssen, damit ihre Ent-
wicklung ungestört verläuft und ihre Gesundheit nicht
gefährdet wird.

Meine Damen und Herren, hier soll ein Gesetz geän-
dert werden, das sich in der Praxis bewährt hat. In Wirk-
lichkeit geht es der Opposition nicht um den Abbau von
Jugendarbeitslosigkeit, sondern um den Abbau von Ih-
nen lästigen Schutzrechten für junge Menschen und da-
mit auch von Arbeitnehmerrechten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Meckelburg [CDU/ CSU]: Unsinn!)


Gerade weil junge Menschen in der Regel das
schwächste Glied einer Kette sind, werden wir das nicht
zulassen. Insofern lehnen wir den Gesetzentwurf ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Meckelburg [CDU/ CSU]: Dann nehmen Sie das für die Systemgastronomie auch mit heraus!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506915700

Nächster Redner ist der Kollege Ernst Burgbacher,

FDP-Fraktion.

Ernst Burgbacher (FDP):
Rede ID: ID1506915800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lieber Herr Winkler, Sie hätten die Werturteile, die Sie
gebracht haben, besser weglassen und sich stärker auf
Ihre eigenen Argumente konzentrieren sollen.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe heute Morgen in der Tourismusdebatte fest-
gestellt, dass ein Problem von Rot-Grün darin besteht
– das ist manchmal unerträglich –, dass Sie manchmal
eine ideologisch verbrämte Politik betreiben. Sie haben
gerade den Beweis dafür angetreten.


(Beifall bei der FDP)

Es geht doch nicht um die Ausweitung von Arbeits-

zeiten und um den Abbau von Jugendschutzrechten. Sie
haben vorhin ausgeführt, Herr Grotthaus, Grundwerte
des Jugendarbeitsschutzgesetzes würden über Bord ge-
worfen. Was soll dieser Unsinn? Es geht doch um etwas
ganz anderes. Es gibt Schutzvorschriften und selbstver-
ständlich bekennen wir uns alle zum Jugendschutz wie

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(C (D um Jugendarbeitsschutz. Wenn sich solche Schutzechte aber darin auswirken, dass Jugendlichen Chancen enommen werden, dann müssen sie infrage gestellt erden. Das tun wir auch, und zwar in sehr verantworungsvoller Weise. Ich nenne Ihnen einige Beispiele. Zunächst zu den ahlen, die Sie beide genannt haben: Die Prozentzahlen ind völlig unsinnig; denn die Praxis sieht anders aus. In er Praxis wird ein Hauptoder Realschüler nicht nur bgelehnt, vielmehr wird ihm geraten, ein oder zwei ahre zu überbrücken und es erneut zu versuchen, wenn r 18 Jahre geworden ist. In der Zwischenzeit besucht er ann eine Schule, wie Sie das übrigens zum System mahen. (Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as ist die Praxis, die auch Sie einmal zur Kenntnis neh-
en sollten. Mir wird niemand den Sinn einer Regelung
rklären können, wonach ein Jugendlicher, der einen
usbildungsplatz will, noch ein, zwei Jahre etwas ande-
es machen muss, nur weil er angeblich noch nicht alt
enug für eine Ausbildung im Hotel- und Gaststätten-
ewerbe ist.
Ich möchte auf zwei konkrete Beispiele eingehen.
Erstens. Viele Hotels, vor allem die Spitzenhotels,

ehmen praktisch nur noch Abiturienten, und zwar nicht
eil sie Abiturienten generell bevorzugen, sondern weil
ie, wenn sie jüngere Schulabgänger nehmen, Probleme
it dem Alter der jugendlichen Auszubildenden bekom-
en. – Sie sollten nicht den Kopf schütteln. Sie sollten
ich lieber die Praxis einmal anschauen.
Zweitens. Als ich in bestimmten Betrieben – ich kann

hnen gerne die Namen der betreffenden Betriebe nen-
en, aber nicht jetzt – darauf hingewiesen habe, dass ein
eil der Belegschaft, der noch nach 23 Uhr arbeitet,
eine 18 sei, wurde mir gesagt, dass die Betreffenden
ur eingestellt worden seien, weil die Eltern versprochen
ätten, nichts dagegen zu unternehmen. Auch das ist
raxis. Ich meine, dass man aus einer sich verändernden
ituation Konsequenzen ziehen muss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja auch kein Betriebsschutzgesetz, sondern ein Jugendschutzgesetz!)


Verändertes Ausgehverhalten bedeutet nicht nur,
ass Jugendliche durchschnittlich länger aufbleiben. Ich
öchte natürlich keinen direkten Zusammenhang zwi-
chen Freizeit und Arbeitszeit herstellen. Aber dass es
uch hier wesentliche Verschiebungen gibt, sollte man
chon zur Kenntnis nehmen. Übrigens hat die Kollegin
omburger völlig Recht, wenn sie Sie auffordert, sich
eber um die Einhaltung von Lärmschutzvorschriften in
en Diskos zu kümmern. Aber hieran wagen Sie sich
icht.
Auch in der Gastronomie hat sich vieles verändert,
eil sich die Zeiten, zu denen man essen geht, nach hin-
en verschoben haben. Es war früher bei uns nicht üb-






(A) )



(B) )


Ernst Burgbacher

lich, spät zu essen. Das bürgert sich aber immer mehr
ein. Die Hauptarbeitszeiten der Restaurants sind also
später.


(Brunhilde Irber [SPD]: Dann sollen sie Erwachsene einstellen!)


Zeigen Sie mir bitte die jungen Menschen, die im Hotel-
und Gaststättengewerbe lernen und die um 22 Uhr, wenn
der Betrieb brummt, sagen: Tschüs, ich muss jetzt ge-
hen. – Die meisten jungen Menschen bleiben natürlich.
Das wollen sie auch selber; denn zum Glück gibt es
nicht nur ideologisch verbildete Jugendliche, die das Ge-
setz unter dem Arm tragen, sondern auch Jugendliche,
die in den Betrieben vernünftig mitarbeiten wollen.


(Beifall bei der FDP)

Ich weiß, dass das nicht in Ihr Weltbild passt. Deshalb
machen Sie auch nichts.


(Brunhilde Irber [SPD]: Sie stellen das Gesetz als etwas Schlechtes dar! Das ist unlauter!)


Wo wir nur können, drehen wir im Augenblick an den
Stellschrauben, um Jugendlichen mehr Chancen zu ge-
ben. Hier könnte man eine Veränderung vornehmen, die
niemandem schaden und nichts kosten würde. Trotzdem
macht man nichts. Man belastet die Menschen, wie man
will. Aber hier, wo man etwas machen könnte, tut man
nichts, weil es nicht ins Weltbild passt.

Lassen Sie mich noch ein paar Takte zur CDU/CSU
sagen. Ganz ehrlich, ich verstehe Ihr Verhalten nicht
ganz. Herr Dr. Göhner hat während der ersten Lesung
eine flammende Rede zugunsten unseres Vorschlags ge-
halten. Er wollte sogar noch über ihn hinausgehen. Sie
haben das im Prinzip auch heute wieder getan. Daher
verstehe ich nicht ganz, warum Sie unserem Gesetzent-
wurf nicht zustimmen wollen. Natürlich können wir über
den Kompromissvorschlag reden, den Beginn der Nacht-
ruhe für Jugendliche im Hotel- und Gaststättengewerbe
und im Schaustellergewerbe auf 23 Uhr festzulegen.
Aber nach allem, was Sie gesagt haben, müssten sie un-
serem Gesetzentwurf eigentlich zustimmen.

Ich halte es für bedenklich, mit welcher Nonchalance
über einen Vorschlag hinweggegangen wird – er wird
sogar lächerlich gemacht –, der Jugendlichen zusätzliche
echte Ausbildungschancen bieten könnte, wenn er um-
gesetzt würde. Ich stelle wieder einmal fest: Die FDP ist
die einzige Partei mit einem klaren Kurs. Ich bin ganz si-
cher, dass wir in dieser Legislaturperiode noch einmal
darüber diskutieren werden. Wie in so vielen anderen
Fällen werden Sie uns auch hier wieder folgen und das,
was wir vorgeschlagen haben, mit zeitlichem Verzug
umsetzen. Wir werden Sie dabei unterstützen. Dann kön-
nen Sie wieder sagen, dass Sie es gewesen seien. Das
wird uns aber völlig egal sein, wenn nur unser Vorschlag
im Interesse der jungen Menschen umgesetzt wird, die
einen Ausbildungsplatz suchen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin enate Gradistanac, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Heute werden ir in zweiter und dritter Lesung den Gesetzentwurf der DP zur Änderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes abehnen. Dafür gibt es gute Gründe. Ich meine, dass wir inen anderen Blickwinkel haben. Er ist stärker werterientiert. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506915900
Renate Gradistanac (SPD):
Rede ID: ID1506916000

Herr Burgbacher, Sie von der FDP haben die Forde-
ung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes
ins zu eins übernommen,


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das stimmt überhaupt nicht!)


nd zwar völlig unreflektiert. Sie beklagen, dass durch
as starre Arbeitsrecht das Ausbildungspotenzial im
aststätten- und Schaustellergewerbe nicht ausgeschöpft
erden kann. Nach der bestehenden Ausnahmeregelung
das haben wir heute schon oft gehört – dürfen Jugend-
iche ab 16 Jahren bereits jetzt bis 22 Uhr und im Schicht-
etrieb bis 23 Uhr arbeiten. Sie fordern, darüber hinaus
ie Beschäftigung bis 24 Uhr zu ermöglichen. Dass ein
edarf für eine solche Gesetzesänderung besteht, ist völ-
ig aus der Luft gegriffen. Ich rate Ihnen, mehr mit den
ugendlichen und Auszubildenden zu sprechen


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das mache ich ständig, und zwar nicht nur mit gewerkschaftlich gebundenen, sondern auch mit normalen!)


nd nicht immer nur die Sicht der Arbeitergeber und der
rbeitgeberinnen darzustellen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Als Jugend- und Tourismuspolitikerin freut es mich,
ass die Ausbildungsquote gerade im Gastgewerbe mit
2 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der Wirt-
chaft liegt.


(Birgit Homburger [FDP]: Trotz Rot-Grün!)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506916100

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Meckelburg?

Renate Gradistanac (SPD):
Rede ID: ID1506916200

Nein. Was er sagen will, habe ich vorher schon gehört.
Im Jahr 2002 gab es im Hotel- und Gaststättenge-
erbe 91 968 Ausbildungsverhältnisse.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist hervorragend!)


Ja.

(Ernst Burgbacher [FDP]: Ja!)







(A) )



(B) )


Renate Gradistanac

Während die Zahl der Beschäftigten in der Branche
deutlich zurückgegangen ist, wurde die Zahl der Ausbil-
dungsplätze in den vergangenen zehn Jahren um fast
50 Prozent gesteigert. Drei Viertel aller Auszubilden-
den – ich führe das noch einmal an; Herr Winkler hat es
schon vorhin im Einzelnen deutlich gemacht – sind
Haupt- und Realschülerinnen und -schüler.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Ernst Burgbacher [FDP]: Das Alter!)


Diese Daten belegen, dass volljährige Auszubildende,
also Abiturientinnen und Abiturienten, im Hotel- und
Gastgewerbe nicht bevorzugt werden.

Seit circa acht Jahren – das wissen auch Sie – werden
verstärkt Abiturientinnen und Abiturienten für Aus-
bildungsberufe mit neuen Zusatzqualifikationen, die
speziell auf Abiturientinnen und Abiturienten zuge-
schnitten sind, geworben.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist doch gar nicht das Problem!)


Ich nenne die Hotelfachfrau oder den Hotelfachmann
mit Euroqualifikation, das heißt mit Kenntnissen in
drei Fremdsprachen und im Hotelmanagement. Damit
soll – das haben Sie vorhin auch kurz erwähnt – die
Qualität unseres Tourismusstandorts gesteigert werden.

Mit großer Sorge erfüllt mich, dass 60 Prozent nach
der Ausbildung die Branche wechseln. Beunruhigend ist
auch die hohe Zahl derer, die – das gehört, finde ich,
ebenfalls in diesen Zusammenhang – ihre Ausbildung
abbrechen. Die Quote der vorzeitig gelösten Ausbil-
dungsverhältnisse im Verhältnis zu den neu abgeschlos-
senen Ausbildungsverträgen insgesamt lag in Baden-
Württemberg im Jahr 2001 bei 22 Prozent. Die Quote im
Hotel- und Gaststättenbereich ist mehr als doppelt so
hoch. Sie liegt bei 46,4 Prozent. Das muss man sich ein-
mal vorstellen!


(Brunhilde Irber [SPD]: Hört! Hört!)

Als Gründe nennen die Jugendlichen insbeson-

dere – ich beziehe mich auf die Antwort der Landesregie-
rung von Baden-Württemberg auf eine Große Anfrage
der SPD aus dem Jahr 2002 –: Es gibt Schwierigkeiten
mit den Vorgesetzten, mit den Ausbildern. Die Ausbil-
dung entspricht nicht ihren Vorstellungen. Dabei wird
explizit erwähnt: unattraktive Arbeitszeiten, keine Wo-
chenarbeitszeitpläne.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Thema! Darüber reden wir doch gar nicht! Wir reden doch über etwas ganz anderes!)


– Sie müssen sich einmal überlegen, wie das alles so zu-
sammenkommt. – Darüber hinaus werden finanzielle
Gründe angeführt. Das hat etwas damit zu tun, dass die
Bezahlung geringer ist als beispielsweise in der Indus-
trie. Es geht also darum, wie attraktiv wir diese Berufe
gestalten. Ich bin der Meinung, dass Sie da ein Stück
rückwärts gehen.

Auffällig ist, dass es eklatante Verstöße gegen das be-
stehende Jugendarbeitsschutzgesetz gibt. Das ist inner-

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(C (D alb und außerhalb der Branche bekannt. Sie haben hier eispiele dafür genannt, auf welche Ideen Arbeitgeber ommen. Darüber hinaus kritisiert der Bericht der Bunesregierung über Kinderarbeit in Deutschland insbeondere die Ausbeutung von Kindern im Gaststättenbeeich. (Ernst Burgbacher [FDP]: Wir reden doch nicht über Kinder!)


Aber da gibt es doch eine Tendenz!

(Ernst Burgbacher [FDP]: Jetzt wird es doch hanebüchen! Jetzt wird es lächerlich! Argumentiert doch mal! – Gegenruf des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie doch mal zu, was sie zu sagen hat! Wie unhöflich! Sie hat doch völlig Recht!)


Ich habe da wohl einen wunden Punkt getroffen.
Herr Burgbacher, Sie führen an – Sie haben es heute
ieder getan –, dass sich das Freizeitverhalten der Ju-
endlichen verändert hat. Das Argument, das da immer
ieder kommt, lautet: Wer nachts in die Disko gehen
ann, kann in dieser Zeit auch arbeiten. – In meiner Frei-
eit entscheide ich, wie lange ich ausgehe oder wie lange
ch aufbleibe. Wenn die Arbeitszeit bis 24 Uhr geht,
ann ich mich dem nicht entziehen.
Wir haben der Branche geholfen, indem wir die

rinkgeldbesteuerung abgeschafft und Minijobs ermög-
icht haben. Übrigens, späte Arbeitszeiten sind natürlich
uch mit Minijobs sehr gut auszufüllen. Anstatt dem Fe-
isch der Flexibilisierung beim Jugendarbeitsschutzge-
etz anzuhängen, könnte ich mir vorstellen, dass man die
usammenarbeit bei der Bekämpfung der Schwarzar-
eit, deren Umfang gerade im Hotel- und Gaststättenge-
erbe beschämend groß ist, fördert.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506916300


rau Kollegin, Sie haben Ihre Redezeit überschritten.

Renate Gradistanac (SPD):
Rede ID: ID1506916400

ie bundesweite Schwerpunktaktion von Zoll und Bun-
esanstalt für Arbeit Ende August 2003 hat ergeben,
ass bei jeder vierten beschäftigten Person Anhalts-
unkte für das Vorhandensein von Unregelmäßigkeiten
estehen. Sie hätten einmal mithelfen sollen, dagegen
orzugehen.
Danke.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506916500

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von der

raktion der FDP eingebrachten Gesetzentwurf zur
nderung des Jugendarbeitsschutzgesetzes, Druck-
ache 15/756. Der Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
mpfiehlt auf Drucksache 15/1593, den Gesetzentwurf






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die diesem Gesetzent-
wurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist in zweiter Beratung mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen bei Enthaltung der CDU/CSU und gegen die
Stimmen der FDP abgelehnt. Damit entfällt nach unserer
Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 10 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Wolfgang Bosbach, Hartmut Koschyk, Thomas
Strobl (Heilbronn), weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der CDU/CSU
Bundesgrenzschutz für die EU-Osterweite-
rung tauglich machen
– Drucksache 15/1328 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Auswärtiger Ausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Günter Baumann, CDU/CSU-Fraktion.


Günter Baumann (CDU):
Rede ID: ID1506916600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Am 1. Mai 2004 wird die Europäische Union
zehn neue Mitglieder aufnehmen. Deutschland wird da-
mit ins geographische Zentrum des vereinten Europas
rücken.

Dieser Prozess erfüllt uns angesichts der Vergangen-
heit Europas, von Kriegszeiten und von Vertreibungen
gekennzeichnet, mit großer Freude und natürlich auch
mit Hoffnungen. Das vereinte Europa bietet für alle be-
teiligten Länder, auch für die gegenwärtig wirtschaftlich
recht schwachen Regionen Ostdeutschlands, große
Chancen.

Es birgt aber auch Risiken. Diesen Risiken können
und müssen wir durch gezielte Maßnahmen frühzeitig
begegnen, zum Beispiel durch eine Verbesserung der Ar-
beit des Bundesgrenzschutzes. Das ist der Kerngedanke
des Antrages „Bundesgrenzschutz für die EU-Osterwei-
terung tauglich machen“, den die CDU/CSU-Fraktion
dem Deutschen Bundestag heute vorlegt.

Die Grenzsicherheit ist – ich denke, da stimmen wir
überein – ein unverzichtbarer Faktor der inneren Sicher-
heit. Das haben die Fahndungsergebnisse des BGS ge-
rade in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen;
aber der Grenzschutz steht heute angesichts der EU-Er-
weiterung vor neuen großen Herausforderungen, auf die
er aus unserer Sicht noch nicht ausreichend vorbereitet
ist. Ich erinnere an die gegenwärtigen Probleme der or-

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(C (D anisierten internationalen Kriminalität: Schleusungen, enschenhandel und Schmuggel gefährlicher Güter. Die ntsprechenden Zahlen brauche ich nicht zu wiederhoen, da wir sie hier bereits letzte Woche diskutiert haben. Da die Beitrittsstaaten den Schengenstandard noch icht sofort umsetzen können, darf es in den kommenen Jahren beim Bundesgrenzschutz keinen Abbau geen; vielmehr müssen wir ihn technisch wie personell uf das notwendige Niveau bringen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dabei sind wir – das möchte ich eindeutig feststel-
en – in den vergangenen Jahren ein großes Stück voran-
ekommen. An dieser Stelle möchte ich den Chef der Ge-
erkschaft der Polizei des Bundes, Knut Paul, zitieren:

Der BGS ist eine spezialisierte Fahndungspolizei
geworden mit Erfahrungen bei der Identitätsfest-
stellung, der Bekämpfung illegaler Einwanderung
und bei Abschiebemaßnahmen. Diese Fähigkeiten
wollen wir ausbauen.

Die Erfolge des BGS bei der verdachtsunabhängigen
ersonenkontrolle haben wir hier bereits letzte Woche
iskutiert und, wie ich finde, auch parteiübergreifend ge-
ürdigt. Wer noch einmal das Plenarprotokoll vom ver-
angenen Donnerstag zur Hand nimmt, der kann erken-
en, dass es eine breite parlamentarische Mehrheit für
ie Erweiterung dieser Befugnisse gab.
Das Protokoll dokumentiert aber auch die sicherheits-

olitische Selbstblockade innerhalb der Regierung. Der
undesinnenminister sprach sich nämlich ausdrücklich
afür aus – Zitat –, „dass wir das Gesetz unbefristet gel-
en lassen sollten“.
Im Gesetzentwurf der Bundesregierung ist eine
efristung von dreieinhalb Jahren vorgesehen. Wir von
er CDU/CSU fordern fünf Jahre.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In Ihrem Antrag steht das aber nicht! – Hans-Peter Kemper [SPD]: Sie wollen entfristen! Lesen Sie Ihren Antrag!)


iese Diskrepanz zwischen Rot-Grün bzw. der Regie-
ung und uns sollte geklärt werden. Ich denke, wir soll-
en uns hier auf eine Frist einigen.


(Fritz Rudolf Körper, Parl. Staatssekretär: Genau!)


enn der Bundesinnenminister eine sicherheitspoliti-
che Koalition der Vernunft in einzelnen Punkten wirk-
ch will – ich denke, Herr Staatssekretär Körper, da sind
ir uns einig –, steht die CDU/CSU mit ihrem sachlich
undierten Antrag für eine solche Übereinkunft zur Ver-
ügung.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Unser Antrag geht auch auf die Notwendigkeit ein,

ie Bekämpfung der organisierten Kriminalität besser zu
ernetzen. Eine technische Voraussetzung dafür ist und
leibt der Digitalfunk. Ich möchte, Herr Staatssekretär,
en Disput der vergangenen Woche nicht fortsetzen,
ber es ist absolut erfreulich – das haben wir diese






(A) )



(B) )


Günter Baumann

Woche im Innenausschuss diskutiert –, dass das Bundes-
innenministerium 2004 mit der Ausschreibung begin-
nen will und dafür 5 Millionen Euro einstellt. Dies ent-
spricht der Aufgabe des Bundesinnenministers: Er muss
unserer Meinung nach bei der Verbesserung der sicher-
heitspolitischen Infrastruktur das Tempo vorgeben. Ge-
wiss haben dann auch die Länder hierbei einen wichti-
gen Teil der Verantwortung mitzutragen. Herr
Staatssekretär, Sie können aus dieser Debatte mitneh-
men, dass wir mit den von uns regierten Ländern spre-
chen werden, um dieses Vorhaben anzuschieben.

Deutschland muss in diesen zentralen Bereichen der
modernen Sicherheitstechnik endlich vorwärts kom-
men. Der viele Hickhack der letzten Jahre hat uns über-
haupt nichts gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es wäre auch ein wichtiges Signal für die noch im Auf-
bau befindliche EU-Grenzschutzagentur, wenn man sol-
che Voraussetzungen schaffte. Es muss jetzt darum
gehen, durch gezielte Investitionen in unsere Bundes-
polizei BGS Maßstäbe für einen europäischen Grenz-
schutz zu setzen, der den Gefahren von Morgen effektiv
begegnen kann. Bitte stimmen Sie unserem Antrag zu.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506916700

Nächster Redner ist der Parlamentarische Staatssekre-

tär Fritz Rudolf Körper.
Fr
Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1506916800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zur Ein-

führung von lagebildorientierten Kontrollen des Bundes-
grenzschutzes liegen in der Tat zwei Gesetzentwürfe vor,
die jeweils eine Befristung vorsehen: der Koalitionsan-
trag dreieinhalb Jahre mit einer entsprechenden Evaluie-
rungsmöglichkeit und der Antrag der CDU/CSU fünf
Jahre. Ich bin der Meinung, dass diese Differenz von an-
derthalb Jahren hinsichtlich der Befristung sich nicht
dazu eignet, zu streiten.


(Beifall bei der SPD – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Wir nehmen unseren!)


Bevor man auf die Frage der Einstellung und sachli-
chen Orientierung des Bundesgrenzschutzes auf die Er-
weiterung der EU eingeht, sollte man – das ist ganz
wichtig – das Verfahren kennen. Eine Mitgliedschaft in
der EU bedeutet noch lange nicht, dass man auch Mit-
glied des Schengenverbundes ist. Hier ist für die neuen
EU-Mitgliedstaaten ein von der Ratsgruppe entwickeltes
Prüfungsverfahren vorgesehen. Dies dient insbesondere
der Sicherheit in Europa. Von daher ist es gut, dass es
dieses Verfahren gibt.


(Beifall bei der SPD)

Es geht bei dem Verfahren darum, festzustellen, ob

das Schengenniveau erreicht ist und ob ein ordnungs-
gemäßer Betrieb des Schengener Informationssystems

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(C (D ewährleistet ist. Es ist aber auch zu prüfen, ob die so enannten gemeinsamen Schengenvisa ordnungsgemäß rteilt werden und ob grenzübergreifende Observation nd Nacheile möglich sind. Es geht also darum, diese riterien einzuhalten. Wir werden dafür Sorge tragen, ass bei den EU-Beitrittsstaaten diese Kriterien auch zuünftig eingehalten werden. Ich finde, dass wir auf diesen Prozess stolz sein kön en. Es ist ja nicht so, dass wir das Rad neu erfinden müsen. Diesen Prozess haben wir an den Westgrenzen nseres Landes schon vollzogen. So muss der Bundesrenzschutz eben auch an den anderen Grenzen seine Areit neu einrichten, wenn weitere Grenzkontrollen der ergangenheit angehören werden. Es gibt beispielsweise ach § 23 Abs. 1 Nr. 3 des Bundesgrenzschutzgesetzes ie Möglichkeit der verstärkten Kontrollen im grenznaen Raum, in der so genannten 30-km-Zone. Wir haben uch deswegen diesen Gesetzentwurf vorgelegt, weil wir ie Möglichkeit für lagebildorientierte Kontrollen in Züen und auf Bahnanlagen in der Zukunft schaffen wollen. Wenn man ein Resümee zieht, dann braucht man eine Befürchtungen zu haben, dass dieses Verfahren icht der Sache dient. Wir sind hier auf einem guten eg, insbesondere was die Arbeitsmöglichkeiten des undesgrenzschutzes anbelangt. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was ist mit dem Digitalfunk?)


(Beifall bei der SPD)


ngesichts der heutigen technischen und personellen
usstattung des Bundesgrenzschutzes kann man dank-
ar sein, dass wir diese Möglichkeiten geschaffen haben.


(Beifall bei der SPD)

Ich bin sehr froh, dass der Bundesgrenzschutz tech-

isch hochwertiges Gerät einsetzen kann, ob das im Be-
eich der Hubschrauber oder der Wärmebildtechnik der
all ist. Wir haben es erreicht, dass fast alle Angehörigen
es Bundesgrenzschutzes, die im operativen Bereich tä-
ig sind, mit Schutzwesten ausgestattet sind. Mit Blick
uf die Ausstattungsquote in den Länderpolizeien sage
ch: Auch darauf können wir stolz sein.


(Beifall bei der SPD)

Auch was die personelle Vorsorge anbelangt, können
ir uns sehen lassen. Wir haben nicht umsonst ein He-
ungsprogramm im Bereich des Bundesgrenzschutzes
nitiiert. Auch auf die Möglichkeit, diese Hebungen im
ersonalbereich vorzunehmen – die Beamtinnen und Be-
mten des Bundesgrenzschutzes leisten eine hervorra-
ende Arbeit –, sind wir stolz.


(Beifall des Abg. Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD])


Ich bin sicher, dass der Bundesgrenzschutz die inno-
ative Fähigkeit hat, sich auf neue Gegebenheiten einzu-
tellen. Wir haben Sorge dafür getragen, dass er dies er-
olgreich tun kann.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506916900

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Max Stadler,

FDP-Fraktion.

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1506917000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Der Bundesgrenzschutz arbeitet gut und erfolg-
reich.


(Martin Hohmann [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

Damit dies auch in Zukunft so bleibt – auch nach der
EU-Osterweiterung –, gilt das, was die FDP ansonsten
im Bereich der inneren Sicherheit als Maxime vertritt.
Wir brauchen die drei Säulen: eine optimale technische,
finanzielle und personelle Ausstattung des Bundesgrenz-
schutzes.


(Beifall bei der FDP)

Dann kommt lange nichts. Erst danach kommt die Frage,
ob denn neue gesetzliche Bestimmungen notwendig
sind.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
leider zeigen Sie immer die Tendenz, diese letzte, in
Wahrheit nachrangige Frage überzubetonen. Wenn man
Ihre Anträge liest, dann erkennt man, dass Sie dauernd
Gesetzesänderungen fordern, die man nur zum Teil
braucht und die daher manchmal entbehrlich sind.


(Beifall bei der FDP)

Ich komme zurück zur Ausstattung.
Erstens die technische Ausstattung. Herr Staatsse-

kretär, heute vertreten Sie die Bundesregierung. Sie sind
von einem etwas duldsameren Naturell als der Minister,


(Heiterkeit bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Was soll denn das heißen, Herr Stadler?)


sodass ich wage, folgenden Punkt anzusprechen: Wir brau-
chen so schnell wie möglich eine optimale Ausstattung des
Bundesgrenzschutzes im Bereich des Digitalfunks.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Das ist kein Vorwurf an die Bundesregierung, sondern
eine Willenserklärung von uns allen, dass Sie im Bund
und wir in den Ländern, in denen wir Mitverantwortung
tragen, dafür sorgen, dass diese Technik endlich einge-
führt und der versprochene Zeitpunkt – nämlich zur Fuß-
ballweltmeisterschaft 2006 – auch eingehalten wird.

Zweitens die finanzielle und personelle Ausstat-
tung. Das ist schon ein kritischer Punkt in Zeiten, in de-
nen die öffentliche Hand sparen muss. Die FDP ist der
Meinung, dass die Motivation, auch beim Bundesgrenz-
schutz, durch einseitige Sparmaßnahmen wie etwa die
Abschaffung oder Einschränkung von Urlaubs- und
Weihnachtsgeld nicht gefördert wird. Das heißt nicht,
dass man bei den Personalausgaben nicht sparsam sein
sollte. Aber der Kollege Burgbacher hat vor wenigen
Wochen an dieser Stelle ein neues Konzept für eine mo-
derne Beamtenbesoldung vorgestellt, das mehr auf Fle-
xibilität und Leistungsanreize setzt. Auch im Zusam-
menhang mit der Zukunft des Bundesgrenzschutzes ist
es notwendig, dass wir endlich darüber diskutieren und

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(C (D ass endlich die Anhörung dazu durchgeführt wird, die ir schon lange verlangen. (Beifall bei der FDP – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wir bereiten sie doch vor!)


Meine Damen und Herren, in diesen Zusammenhang
ehört übrigens auch die Modernisierung der Beförde-
ungsrichtlinien, die vom Bundesgrenzschutz-Verband
u Recht angemahnt wird.
Dagegen haben wir wenig Bedarf an neuen Gesetzen.

s ist richtig: Wenn die Kontrollen an der Grenze zwi-
chen Tschechien und Polen wegfallen, wird eine Schlei-
rfahndung im 30-Kilometer-Grenzraum erforderlich
erden. Das sehen auch wir so. Aber die Fortführung
er verdachtsunabhängigen Kontrollen, die die CDU/
SU in ihrem Antrag von letzter Woche befristet, in dem
eute vorliegenden Antrag unbefristet fordert – da ist die
oordinierung nicht ganz geglückt –,


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Ein bisschen widersprüchlich!)


uss mit einer kritischen Diskussion darüber verbunden
erden, dass die verdachtsunabhängigen Kontrollen
renzkontrollen ersetzen sollen und es deshalb einen
ezug dazu geben muss.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er spricht mir aus der Seele!)


a scheint uns das momentan geltende Recht verbesse-
ungsbedürftig. Dazu werden wir im Ausschuss Ausfüh-
ungen machen.


(Beifall bei der FDP)

Mein letzter Punkt.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506917100

Nein, Herr Kollege Stadler, Ihre Redezeit ist schon

berschritten.

Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1506917200

Ich komme zum Schluss. – In Richtung CDU/CSU

age ich: Ihren pauschalen Vorschlägen, dass zum Bei-
piel die Kompetenzen des Bundesgrenzschutzes an
ahnhöfen und Flughäfen ausgeweitet werden sollten,
erden wir sicher nicht zustimmen. Da müssen Sie
chon sagen, wie, was und warum.


(Beifall bei der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506917300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Silke Stokar, Bünd-

is 90/Die Grünen.

(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Frau Stokar, wir freuen uns auf Ihre Rede!)

Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN):
Ich bin nicht hier, um Ihnen Vergnügen zu bereiten.


(Lilo Friedrich [Mettmann] [SPD]: Ach, Frau Stokar!)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Am
ittwoch hat das italienische Parlament mit einer






(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn

Schweigeminute der 13 Flüchtlinge gedacht, die tot in
einem Fischerboot vor der Insel Lampedusa aufgefunden
wurden. Die Flüchtlinge, die auf dem Fischerboot ver-
hungerten und verdursteten, stammten vermutlich aus
Somalia. Sie waren auf dem Weg nach Europa. In der
anschließenden Debatte im italienischen Parlament
sprach Innenminister Pisanu zu Recht von einer Tragö-
die, die tonnenschwer auf dem Gewissen Europas laste.

Ich wähle diesen Einstieg, um deutlich zu machen,
dass wir auch im Deutschen Bundestag über die Dimen-
sion der europäischen Grenzpolitik und Grenzsiche-
rung diskutieren müssen und den Begriff des Schengen-
raums nicht auf die nationale Sicherheit Deutschlands
reduzieren dürfen, sondern den Schengenraum im euro-
päischen Kontext als Garant von Freiheit, Sicherheit und
Recht sehen müssen.

Mir fehlt bei dem CDU/CSU-Antrag der Bezug auf
die europäische Vereinbarung der vergangenen Jahre
und der Gedanke, dass es unsere Aufgabe ist – was Rot-
Grün durchaus so sieht –, die auf EU-Ebene getroffenen
Vereinbarungen zum Grenzschutzmanagement in Euro-
pa auf den deutschen BGS, die deutsche Bundespolizei,
zu übertragen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506917400

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Grindel?


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte heute keine Zwischenfragen beantworten.
Die letzten Zwischenfragen von Herrn Grindel haben
nicht zur Erhellung des Themas beigetragen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Lachen bei der CDU/CSU – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Wo sie Recht hat, hat sie Recht!)


Heute möchte ich meine Gedanken im Zusammenhang
vortragen. Herr Grindel, wenn Sie sich die Zeit nehmen,
zuzuhören, dann führt das vielleicht dazu, dass wir von
der CDU/CSU in Zukunft Anträge vorgelegt bekommen,
die nicht eine Klein-klein-Gesetzesveränderung für den
BGS darstellen, sondern das aufnehmen, was auf euro-
päischer Ebene beschlossen worden ist.

Ich beziehe mich auf den Beschluss des Rates der
Europäischen Union vom Juni 2002 hinsichtlich des
Plans für den Grenzschutz an den Außengrenzen der
Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Ich kann hier
nur anreißen, welche Herausforderung dies für den deut-
schen BGS bedeutet. Natürlich ist der Reformprozess
des BGS nicht abgeschlossen. Wir haben vielmehr noch
einige Punkte, zum Beispiel gemeinsame Standards in
der Ausbildung und den Aufbau der europäischen
Grenzpolizei, umzusetzen sowie die deutsche Beteili-
gung an der Finanzierung eines europäischen Grenzma-
nagements zu klären. Zumindest in den anderen nationa-
len Parlamenten wird über diese Punkte im Rahmen der
Grenzsicherung diskutiert. Auch bei uns sollte diese Dis-
kussion geführt werden.

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(C (D Eine weitere Vereinbarung auf der letzten Justizund nnenministerkonferenz in Brüssel betraf die Einführung iner europäischen Grenzschutzagentur, die wir hier msetzen müssen. Es würde sich lohnen, wenn wir uns m Innenausschuss einmal vom Innenministerium erläuern lassen würden – deswegen unterstütze ich Ihren orschlag einer Anhörung –, wie der Plan vom Juni 002, der rund 40 Seiten umfasst, sehr viele interessante aßnahmen enthält und von einem integrierten Konzept usgeht, umgesetzt werden soll. Damit könnten wir dem GS mehr Sicherheit und mehr Perspektive vermitteln. Lassen Sie mich zum Schluss eine Bemerkung zu 22 des BGS-Gesetzes machen: Wir tun uns wirklich einen Gefallen, wenn wir dies weiter öffentlich im Pleum erörtern. Die CDU/CSU hat letzte Woche einen Geälligkeitsantrag eingebracht – ich habe schon darauf ingewiesen –, in dem sie gesagt hat: Wir wollen eine efristung. In Ihrem heutigen Antrag schreiben Sie zum elben Paragraphen, dass sie ihn ohne weitere Diskusion entfristen wollen. Wir gehen an dieses Thema sachlich heran und sagen: ir führen eine Evaluierung durch. Dafür brauchen wir ur wenig Zeit. Nach der Evaluierung sollte zeitnah eine efristung erfolgen. Das ist sachgerecht. Es kann doch ei der Regelung solcher Befugnisnormen nicht darum ehen, wer dem Vorschlag des Innenministers parteipoliisch am nächsten kommt. Sie machen sich mit diesem orgehen lächerlich. Lassen Sie uns darüber sachlich im nnenausschuss diskutieren! Dann werden wir zu der Reelung kommen, dass zunächst eine erneute Evaluieung, dann eine kurze Befristung und schließlich eine ntscheidung erfolgen sollte. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Peinlich!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506917500

Nächster Redner ist der Kollege Ralf Göbel, CDU/
SU-Fraktion.

Ralf Göbel (CDU):
Rede ID: ID1506917600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Im nächsten Jahr wird die Europäische Union
m zehn weitere Länder erweitert. Es wird aber noch et-
iche Jahre dauern, bis die Beitrittsländer im Osten die
oraussetzungen, die im Schengen-Abkommen festge-
egt sind, erfüllen werden. Auch wenn dies der Fall sein
ird, wird die Sicherung der Binnengrenzen noch immer
ine wichtige und bedeutende Aufgabe sein.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Bis jetzt war alles richtig!)


Dass dies so sein wird, sehen wir schon heute. Denn die
igrationsströme nach Deutschland kommen nicht nur
us dem Osten, sondern auch aus dem Westen. Sie kom-
en zunehmend aus dem Schengen-internen Flugverkehr
Rahmen der Billigflüge. Deshalb ist es wichtig, unsere
icherheitsbehörden in die Lage zu versetzen, auch in Zu-
unft im europäischen Raum der Sicherheit, der Freiheit
nd des Rechts ihrer Aufgabe nachzukommen. Das ist Ziel






(A) )



(B) )


Ralf Göbel

des vorliegenden Antrags. Wir sollten die rechtlichen Re-
geln und Befugnisse überprüfen und die technischen, orga-
nisatorischen und personellen Vorbereitungen treffen.

Auf den offenen Dissens zwischen Minister Schily
und den Regierungsfraktionen, was die Befristung be-
trifft, will ich nicht weiter eingehen. Ich will nur sagen:
Ich finde es nicht lächerlich, wenn die CDU/CSU-Frak-
tion und der Bundesinnenminister der gleichen Auffas-
sung sind. Ich denke, auch das darf einmal vorkommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zum Digitalfunk – Herr Baumann hat es schon ange-

sprochen; ich will es hier nicht vertiefen – muss eines,
Herr Körper, auch gesagt werden: Das Schengen-Ab-
kommen betrifft auch den Digitalfunk.


(Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Leisten Sie Ihren Beitrag!)


Es ist doch ein etwas seltsamer Zustand, wenn wir zwar
darauf achten, ob die neuen Beitrittsländer die Schengen-
Voraussetzungen erfüllen, wir selber aber bei einer zen-
tralen Voraussetzung, bei der technischen Verfügbarkeit
des Kommunikationssystems, die Letzten in Europa sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dieter Wiefelspütz [SPD]: Herr Göbel, leisten Sie Ihren Beitrag!)


Der Wegfall der Außengrenzen wird mit einer erheb-
lichen Reduzierung der Zahl der Zollbeamten an der
Grenze verbunden sein. Damit wird natürlich auch ein
Teil des bisherigen Sicherheitsgefüges an der Grenze
wegbrechen. Die Bundesregierung hat im März dieses
Jahres in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage verspro-
chen, dass ein Konzept vorgelegt werden wird, aus dem
ersichtlich wird, wie die Kompensation stattfinden soll.
Es ist nun höchste Zeit, diese Konzeptphase endlich zu
Ende zu bringen und uns ein Konzept vorzulegen, wie
künftig die Sicherheit an der Grenze nach Wegfall des
Zolls gewährleistet sein wird.

Auf europäischer Ebene wird über die Schaffung
einer operativen Gemeinschaftsstruktur verhandelt; Frau
Stokar hat es erwähnt. Auch ich wäre sehr dankbar,
wenn die Bundesregierung von sich aus hier eine Kon-
zeption vorlegte und es im Deutschen Bundestag zu
einer Debatte über dieses Thema käme. Es geht dabei
um eine neue Organisation der Sicherheitsstruktur an
den Grenzen, aber auch um die Einführung weiterer
technischer Systeme.

In diesem Zusammenhang greife ich die heutige Tages-
presse auf und gehe auf die Einführung biometrischer
Identifikatoren in Visa und Aufenthaltstitel ein. Wir ha-
ben auch hierüber im Bundestag mehrfach gestritten. Bei
der Einbringung des Haushalts wurde uns erklärt, dass hier
noch Untersuchungsbedarf dahin gehend bestehe, welche
Methode zu wählen sei; deshalb seien nur Mittel für Mo-
dellprojekte in den Haushalt eingestellt worden. Unterdes-
sen schlägt die EU-Kommission in einem Verordnungsent-
wurf vom 24. September 2003 mit ausführlicher
Begründung und unter Bezug auf mehrere Studien vor, die
Gesichtsfelderkennung europaweit als zweites Merkmal
nach dem Fingerabdruck vorzusehen. Ich frage mich, ob
die Bundesregierung überhaupt davon wusste und, wenn
ja, warum wir immer noch Gelder bereitstellen, um die

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(C (D riserkennung zu erforschen. Wir haben beim Digitalfunk chon genug europäischen Flickenteppich erlebt; dies rauchen wir bei der Biometrie nicht zu wiederholen. Auf Bundesebene müssen die Kompetenzen gebün elt und die Zusammenarbeit unter den Bundesbehörden erbessert werden. Hierzu gibt es etliche ernst zu nehende Vorschläge, die einer vertieften Diskussion würig sind. Auf eine entsprechende Frage der CDU/CSUraktion antwortete die Bundesregierung – Bundestagsrucksache 15/722 – Folgendes: Die Zusammenarbeit zwischen dem BGS und dem BKA besteht auf enger partnerschaftlicher Grundlage innerhalb der gesetzlich zugewiesenen Zuständigkeiten. as, meine Damen und Herren, ist ein Satz, der einem ur dann einfallen kann, wenn wirkliche Zukunftsperpektiven fehlen. Erfolgreiche Polizeiarbeit bedeutet aber nicht nur gute chnische Ausstattung und ausreichende rechtliche Kometenzen. Der Erfolg hängt auch von der Motivation der itarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. In diesem Zu ammenhang lobe ich ausdrücklich die Arbeit der Beamnnen und Beamten des Bundesgrenzschutzes und der aneren Sicherheitsbehörden an der Grenze. Ich weise aber uch darauf hin, dass es vielfältige Verstimmungen unter en Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt, die nach Ausage der Personalvertretungen darauf zurückzuführen ind, dass Entscheidungsprozesse nicht transparent sind nd die interne Kommunikation verbesserungsbedürftig t. Auch aus eigenen Gesprächen mit Angehörigen des GS ist mir bekannt, dass viele nicht wissen, wie ihre perönliche Zukunft vor allem hinsichtlich ihrer weiteren ienstlichen Verwendung in den künftigen Strukturen des undesgrenzschutzes aussehen wird. Transparenz fördert Akzeptanz. Diesem alten Grund atz der Personalführung muss in diesem Zusammenang mehr Geltung verschafft werden. Die Sorgen der eschäftigten müssen ernster genommen werden. Vielen Dank. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege ans-Peter Kemper, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch teile die Freude meines Staatssekretärs Fritz Rudolf örper über den guten Ausbildungsund Ausrüstungstand des Bundesgrenzschutzes. Ich teile ebenso die reude meines Kollegen Günter Baumann über die künfige Osterweiterung. Damit enden unsere Gemeinsameiten, Kollege Baumann; enn die CDU/CSU versucht mit ihren Anträgen und ortbeiträgen, ein weiteres Mal den Eindruck zu Hans-Peter Kemper erwecken, als ob es schlecht um die innere Sicherheit der Bundesrepublik und damit auch um die Sicherheit der Menschen in der Bundesrepublik stehe. Die Fakten sind andere. Es gibt keine Sicherheitslecks. Die innere Sicherheit ist bei dieser Regierung und dieser Koalition in guten Händen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506917700

(Beifall bei der SPD)

Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1506917800

(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Zu wenig!)





(A) )


(B) )


Ihre Redebeiträge und Ihr Antrag dienen ausschließlich
dem Ziel, Unsicherheit zu verbreiten. Sie jagen den
Menschen Angst ein und veranlassen sie, ein Stück per-
sönlicher Freiheit aufzugeben. Angst ist ein schlechter
Ratgeber. Die Menschen geben mit der Einschränkung
der persönlichen Freiheit ein Stück Lebensqualität auf.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das stimmt aber nicht!)


Sie scheuen sich nicht einmal, diese Angstgefühle in
Richtung Osterweiterung zu lenken. Das ist einer Partei,
die sich einmal ihrer Europafreundlichkeit gerühmt hat,
ziemlich unwürdig.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Da Sie wiederholt die Aussage des Innenministers zur
Entfristung angesprochen haben, will ich auf diesen
Punkt eingehen. Das Bundesgrenzschutzgesetz ist geän-
dert worden. Der Bundesgrenzschutz hat die Möglich-
keit, auf Verkehrsflughäfen, Bahnanlagen und im grenz-
nahen Raum verdachtsunabhängig zu kontrollieren. Sie
haben zwei Anträge gestellt und ich möchte jetzt auf die
Diskrepanz hinweisen. In der letzten Woche haben Sie
einen Antrag gestellt – wir haben auch darüber disku-
tiert –, in dem Sie die Änderungen des Bundesgrenz-
schutzgesetzes auf fünf Jahre befristen wollten.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


In dieser Woche diskutieren wir über einen inhaltlich ähnli-
chen Antrag. Nun wollen Sie die Veränderungen des Bun-
desgrenzschutzgesetzes entfristen. Sie müssten sich zumin-
dest in der eigenen Fraktion einmal darüber klar werden,
was Sie wirklich bei der inneren Sicherheit wollen.


(Beifall bei der SPD – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Der Innenminister hat uns überzeugt, Sie nicht!)


Es gibt überhaupt keinen Streit darüber, dass die Verän-
derungen des Bundesgrenzschutzgesetzes richtig waren.
Die Erfolge liegen auf der Hand.

Sie fordern weiterhin mobile und flexible Einsatzein-
heiten im Grenzraum. Lesen Sie doch bitte nach, was
Sozialdemokraten und Gewerkschaft der Polizei bei der
Bundesgrenzschutzreform II, die von Ihrem Innenminister
zusammen mit Ihnen auf den Weg gebracht worden ist,
gefordert haben. Sie haben die Installierung flexibler und
mobiler Grenzschutzeinheiten gefordert. Dieser Forde-
rung sind Sie nicht gefolgt. Bei der Bundesgrenzschutzre-
form II haben Sie eine andere Variante gewählt und heute
beklagen Sie die Folgen Ihrer eigenen Fehlentscheidung.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Das ist fünf Jahre her! Die Welt ändert sich!)


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(C (D Die heutigen Gesetze reichen aus. Der Bundesgrenzchutz kann an den wichtigen Schnittstellen verdachtsnabhängige Kontrollen durchführen. Ich bin sicher, ass er das mit großem Einsatz und Erfolg tun wird. Wir aben eine engagierte und motivierte Bundespolizei und er Bundesgrenzschutz hat mein volles Vertrauen. Ich in sicher, dass er mit Rückendeckung der Politik – er ollte sich auch auf Ihre Rückendeckung verlassen könen – gute Arbeit leistet und den Aufgaben gerecht wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Übrigen will ich darauf verweisen, dass mit der
U-Osterweiterung im nächsten Jahr keinesfalls eine
eränderung der Grenzkontrollen einhergeht. Ganz im
egenteil: Ein Wegfall der Grenzkontrollen zu den Bei-
rittsstaaten ist frühestens im Jahr 2006 zu erwarten,
ämlich erst dann, wenn sie den Schengen-Standard er-
üllen. Das Theater, das Sie hier veranstalten, ist völlig
berflüssig.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Haben wir nicht gesagt!)


Zur Vermeidung von Sicherheitsdefiziten und Sicher-
eitslecks kann der Bundesgrenzschutz gemäß § 22 des
undesgrenzschutzgesetzes Personen anhalten und sie
emäß § 23 kontrollieren. Lagebildabhängig kann er
uch Kontrollen in Zügen und auf Flughäfen vorneh-
en. Das ist gut und richtig. Diese Instrumente sind ef-
ektiv und reichen aus.
Ich will Ihnen das erklären, damit Sie es richtig ver-

tehen.

(Lachen bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Zuhören!)

enn Sie einen Fisch in einem Fluss fangen wollen,
ann tun Sie das normalerweise an den Engstellen des
lusses, spätestens aber an der Flussmündung. Sie war-
en nicht, bis der Fisch das offene Meer erreicht hat, und
angen dann erst an, ihn zu suchen. Genau diese Instru-
ente hat der Bundesgrenzschutz


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Zum Angeln!)

ur Kontrolle oder – wenn Sie es so ausdrücken möch-
en – zum Angeln von Straftätern


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt fischen Sie im Trüben!)


n die Hand bekommen. Sie werden wirken und sie sind
ut.
Zum Ausbildungsstand möchte ich Ihnen eines sa-

en. In der Regierungszeit der rot-grünen Bundesregie-
ung hat es ein großes Stellenhebungsprogramm mit
iner Vielzahl von Beförderungen gegeben.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ein Hering im Karpfenteich!)


Herr Grindel, stellen Sie eine Zwischenfrage, dann
erde ich Ihnen diese beantworten, damit Sie daraus ler-
en. Aber hören Sie auf, dazwischenzuschreien.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wie gesagt, es hat eine Vielzahl von Stellenhebungen
it riesigen Beförderungsmöglichkeiten gegeben. Das






(A) )



(B) )


Hans-Peter Kemper

hat zu einem engagierten und zufriedenen Bundesgrenz-
schutz geführt. Sie sollten sich einmal mit den Leuten
unterhalten.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Das tun wir!)

Das Attraktivitätsprogramm des Bundesinnenministers
trägt zusätzlich dazu bei.

Ausbildung und Ausrüstung sind stark verbessert
worden. Schauen Sie sich einmal die GSG 9 an. Dort
gibt es gute Hubschrauber, moderne Wasserfahrzeuge
und anderes hochwertiges Einsatzgerät.


(Ralf Göbel [CDU/CSU]: Und offene Stellen!)

Der BGS See hat hervorragende Schiffe. Die Grenzein-
satzkräfte haben hervorragende Fahrzeuge und Wärme-
bildgeräte.

Im Übrigen möchte ich noch ein Wort zum BOS-
Funk sagen, weil das Thema wiederholt angesprochen
worden ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506917900

Herr Kollege, das eine Wort muss aber kurz und

knapp sein, bitte.

Hans-Peter Kemper (SPD):
Rede ID: ID1506918000

Ich werde nur ein kurzes Wort sagen, Frau Präsiden-

tin.

(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sagen Sie doch einfach 50 Prozent!)

Es ist so, dass die Bundesregierung sich bemüht, auch

den Bundesgrenzschutz mit dem BOS-Funk auszustat-
ten. Allerdings bejammern Sie die Blockade Ihrer eige-
nen Bundesländer. Sprechen wir mit den Bundesländern,
damit es hier keine Probleme mehr gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir sind auf einem guten Weg. Leisten Sie einen Bei-

trag dazu. Das können Sie am besten, indem Sie Ihren
überflüssigen Antrag mit einem Ausdruck des Bedau-
erns zurückziehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506918100

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

Drucksache 15/1328 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 11 auf:
Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Leo
Dautzenberg, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU
Neue EU-Wertpapierdienstleistungsrichtlinie
– Drucksache 15/1564 –

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(C (D Überweisungsvorschlag: Finanzausschuss Rechtsausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege eo Dautzenberg, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! In den vergangenen zehn ahren haben sowohl die internationalen als auch die uropäischen Finanzmärkte eine rasante Entwicklung urchgemacht. In Europa ist das Geschehen nicht zuletzt urch das Bemühen geprägt worden, den rechtlichen ahmen für einen echten europäischen Finanzmarkt zu chaffen. Maßgeblich für die angestrebte Finanzmarktntegration sind und waren dabei – neben unseren natioalen Aktivitäten – die Aktivitäten der Europäischen ommission. Mit dem Financial Services Action Plan, SAP, hat die Kommission 1999 eine offene Agenda für hre weiteren Aktivitäten im Bereich der Finanzmarktntegration vorgestellt. Jenseits des heute diskutierten Antrages will ich fest alten, dass wir als Deutscher Bundestag noch immer icht optimal auf die Europäisierung der Finanzmarktgeetzgebung reagiert haben. Angesichts der Tatsache, ass heute zwei Drittel der deutschen Kapitalmarktgeetzgebung auf europäischem Recht beruhen, ist klar, ass wir als nationaler Gesetzgeber nur dann eine hance haben, nachhaltigen Einfluss auf die Entwickung unserer Finanzmärkte zu nehmen, wenn wir die rozesse auf europäischer Ebene frühzeitig begleiten. rotz großer Fortschritte in diesem Bereich – ich darf saen: insbesondere auf unserer Seite des Hauses – bleibt ier noch viel Verbesserungspotenzial, wenn wir den Fianzplatz Deutschland in Europa optimal positionieren ollen. Die geplante EU-Wertpapierdienstleistungsrichtlinie ls Bestandteil des Financial Services Action Plan stellt nsgesamt ein sehr gutes Beispiel für das eben Gesagte ar. Dies beginnt leider damit, dass unser heute formal ingebrachter Antrag aufgrund der neuesten europäichen Entwicklungen – inzwischen gibt es im Rat einen ompromiss, der sich weit gehend an den Vorschlägen es Europäischen Parlamentes orientiert – nicht mehr in llen Punkten auf dem aktuellsten Stand ist. Dadurch ändert sich aber nichts an unserer inhalt ichen Positionierung. Wir werden durch Änderungsnträge, die wir den beratenden Ausschüssen in Kürze orlegen werden, lediglich einige Aktualisierungen vorehmen. Diese Tatsache zeigt deutlich, wie sich der Sach erhalt durch die Vorschläge der Europäischen Union Leo Dautzenberg innerhalb von wenigen Monaten ändern kann, was wir wiederum berücksichtigen müssen. Der Bundestag muss angesichts der Entwicklung auf der europäischen Ebene noch schneller agieren als bisher. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1506918200

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Beispielhaft für die eingangs beschriebene Entwick-
lung ist die geplante Wertpapierdienstleistungsrichtlinie
selbst. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Motivation für
diese Richtlinie. Die Vorgängerrichtlinie von 1993 ist
angesichts des besagten Wandels nicht mehr zeitgemäß.
Neue Produkte und Dienstleistungen, neue Handelsfor-
men und weitere Veränderungen haben in der Zwischen-
zeit eine Neufassung der Richtlinie unumgänglich ge-
macht.

Die Ziele der neuen EU-Wertpapierdienstleistungs-
richtlinie, mit der die Kommission eine weitere Stärkung
der europäischen Finanzmarktintegration erreichen will,
lassen sich dabei in drei Gruppen aufteilen. Als erstes
Ziel ist die Erweiterung des Anwendungsbereiches der
Richtlinie zu nennen. Als zweites Ziel ist die Stärkung
des Anlegerschutzes durch eine Garantie der bestmögli-
chen Orderausführung vorgesehen. Drittens hat die
Richtlinie zum Ziel, die Markteffizienz durch eine Har-
monisierung der Anforderungen an unterschiedliche
Handelssysteme zu sichern.

Vor welchem Hintergrund ist das dritte Ziel, Sicherung
der Markteffizienz, zu sehen? In den letzten Jahren
konnten wir eine zunehmende Fragmentierung der Wert-
papiermärkte beobachten. Diese ist vor allem darauf zu-
rückzuführen, dass Banken und Wertpapierdienstleis-
tungsunternehmen verstärkt Wertpapieraufträge von
Kunden nicht an Börsen weiterleiten, sondern auf insti-
tutsinternen bilateralen Systemen gegen eigenen Handels-
bestand bzw. gegen andere Kundenaufträge ausführen.

Diese so genannte Internalisierung ist für Anbieter
und Kunden zunächst attraktiv. Die Bank kann mit einer
erhöhten Kundenbindung, höheren Erträgen aus der
Ausnutzung des Spreads sowie der Einsparung von Bör-
sengebühren rechnen. Der Kunde kann seinerseits mit
einer Preisstellung rechnen, die mindestens so gut ist wie
der Referenzpreis an der Börse. Gleichzeitig kann er sich
über niedrigere Transaktionskosten freuen.

Für die Effizienz des Gesamtmarktes kann eine über-
mäßige Ausweitung der so genannten Internalisierung
jedoch dann negative Folgen haben, wenn den Börsen
dadurch zu viel Liquidität entzogen wird. Dieses Absin-
ken der Markteffizienz würde sich dann in Form einer
Qualitätsverschlechterung der Referenzpreise, die an der
Börse erzielt werden, widerspiegeln. Eine solche Ver-
schlechterung würde wiederum auch die Anbieter, vor
allem aber die Kunden von Internalisierungssystemen
treffen. Die Anleger im Internalisierungssystem wären
am Ende trotz der geschilderten Vorteile dieses Verfah-
rens insgesamt schlechter gestellt als bei üblicher Bör-
senabwicklung.

Da nicht nur Anleger, sondern auch emittierende Un-
ternehmen in Form höherer Kapitalkosten von einem
übermäßigen Liquiditätsentzug der Börsen betroffen wä-
ren, gilt es, Vorkehrungen zu treffen und zu einem ange-

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(C (D essenen Interessenausgleich zwischen Wertpapierienstleistungsunternehmen und Kunden zu kommen. Der dritte Punkt, den ich gerade angesprochen habe, st in der Diskussion um die Wertpapierdienstleistungsichtlinie mit der wichtigste Punkt. Wir wollen diesen ichtigen Interessen Rechnung tragen. Das Europäische arlament hat sich gemeinsam mit dem Rat auf den Weg egeben, diese Frage zu klären. Auch wir sollten, wie ir es in solchen Fragen häufig tun, interfraktionell inen Weg suchen. Deshalb bitte ich Sie, unseren Antrag u unterstützen. Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506918300

Nächster Redner ist der Kollege Florian Pronold,

PD-Fraktion.

Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1506918400

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und
erren! Der Antrag der Union ist ein gutes Beispiel dafür,
ass in unserem Haus nicht immer vernetztes Denken Ein-
ug hält. Heute haben wir den Waldzustandsbericht behan-
elt. Mit diesem Antrag haben Sie, liebe Kollegen von der
nion, unsinnigerweise einen Baum geopfert.


(Zustimmung beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen des Abg. Heinz Seiffert [CDU/ CSU])


Sie haben schon selber eingestanden, dass Ihr Antrag
in wenig hinterherhinkt. Denn bereits am 7. Oktober
at der Ecofin-Rat alle wesentlichen Dinge, die Sie in
hrem Entschließungsantrag fordern, beschlossen.
igentlich müssten wir diesen Antrag mit dem Vermerk
Erledigung durch Zeitablauf“ zu den Akten legen.

(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: 43,4 Milliar den Euro neue Schulden!)

s ist doch schön, zu sehen, dass die Bundesregierung
ie Neugestaltung der EU-Wertpapierdienstleistungs-
ichtlinie, über die wir heute reden, ernster als die Union
immt, weil sie nämlich rechtzeitig handelt und die Wei-
hen richtig stellt.


(Horst Schild [SPD]: Wie immer!)

Zur Zufriedenheit der Börsen- und Bankenwelt in
eutschland hat sie am 7. Oktober übrigens etwas er-
eicht, das breite Zustimmung findet und das, wie Sie si-
herlich wissen, nicht besonders leicht war, weil es im
cofin-Rat – das war ein seltener Moment – nur eine
ualifizierte Mehrheit dafür gegeben hat. Bei der Ab-
timmung haben sich also nicht alle Länder einheitlich
erhalten. Umso besser war es, dass die Bundesregie-
ung dort eine vermittelnde Position einnehmen konnte
nd einen Kompromiss zustande gebracht hat, der jetzt
icht nur von allen Seiten begrüßt wird, sondern der
uch dazu führt, dass Börsen und Banken auf dem EU-
arkt zukünftig gleichberechtigt behandelt werden.
Ich will jetzt gerne noch zu den einzelnen Punkten Ih-

er Forderung Stellung nehmen. Zu den Punkten 1 bis 5






(A) )



(B)


Florian Pronold

kann ich sagen: Im Großen und Ganzen wurden diese
– übrigens in Unkenntnis der Bundesregierung über Ih-
ren Entschließungsantrag – durch den Beschluss des
Ecofin-Rates bereits erfüllt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das wird vom ganzen Haus und natürlich auch von unse-
rer Seite geteilt.

Punkt 6 überrascht mich ein wenig, weil die Regulie-
rung der öffentlich-rechtlichen Börsenstruktur schon Ge-
genstand der Beratungen in diesem Hause war. Dies hat
mit der Wertpapierdienstleistungsrichtlinie überhaupt
nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Dann haben Sie es nicht verstanden, Herr Kollege!)


– Nein, das hat gar nichts damit zu tun.
Über das Thema „Stärkung des Finanzplatzes Deutsch-
land“ hat der Bundestag bereits einvernehmlich disku-
tiert. Ich weiß wirklich nicht, was das hier verloren hat.

Über die Anforderungen, die in den Punkten 8 bis 10
stehen, können wir im Finanzausschuss vielleicht noch
reden.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Aha!)

Unter Punkt 9, schreiben Sie, die Bundesregierung

möge sich dafür einsetzen,
dass über den vorliegenden Richtlinienvorschlag
hinaus gemeinsam mit den Verbänden der freien Fi-
nanzdienstleister Wohlverhaltensrichtlinien sowie
Aus- und Fortbildungsordnungen erarbeitet werden,
die weitgehend ohne staatliche Aufsicht ein Maxi-
mum an kostengünstigem Schutz bei privaten Anla-
geentscheidungen sicherstellen …


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig!)

Dieses Antragsdeutsch ist wirklich schön. Das brauchen
wir hier; denn das führt zu einer breiten Verständlichkeit
in der Öffentlichkeit.

Dies wirft hier eine entscheidende Frage auf, die Sie
offensichtlich sehr einseitig beantworten. Wir sehen es
anders. Wenn man die freien Finanzdienstleister näm-
lich etwas näher unter die Lupe nimmt, dann sieht man,
dass es dort nicht nur weiße Schafe, sondern auch viele
graue und schwarze Schafe gibt und dass es dort sehr
wohl einer sehr genauen Regelung bedarf. Die Richtlinie
lässt uns die Möglichkeit offen, diese auf nationaler
Ebene auch zu treffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Leo Dautzenberg [CDU/ CSU]: Ich habe die Frage doch an die Regierung gerichtet!)


Zusammenfassend kann man sagen: Die Forderun-
gen, die Sie hier eingebracht haben – ich weiß ja nicht,
ob Sie den Antrag selbst geschrieben haben –,


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Im Gegensatz zu anderen blickt er da durch!)


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(C (D ind von der Bundesregierung zum großen Teil bereits rfüllt worden. Wir können die Bundesregierung jetzt icht mehr mit einem Antrag auffordern, etwas zu tun, eil sie schon gehandelt hat. Wir könnten allenfalls das uropäische Parlament, welches das in zweiter Lesung eraten wird, auffordern. Ich glaube allerdings, dass das nüblich wäre. Wir werden den Antrag an den Finanzausschuss übereisen. Dort werden wir uns vielleicht auch den Anleerschutz und die grauen und schwarzen Schafe auf dem inanzdienstleistungsmarkt genauer anschauen. Ich enke, das wäre sinnvoll. (Hubert Ulrich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schwarze Schafe haben wir hier genug!)


(Ute Kumpf [SPD]: Genau!)


lle anderen Dinge sind bereits zur Zufriedenheit erfüllt
orden.
Ich glaube, Sie sollten Ihren Antrag umformulieren.
ie Sätze, in denen Sie die Bundesregierung auffordern,
olgendes durchzusetzen, zu streichen und zu ersetzen,
ollten Sie ändern in: Wir danken der Bundesregierung,
ass sie das alles schon umgesetzt hat.
Vielen Dank.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506918500

Nächster Redner ist der Kollege Professor
r. Andreas Pinkwart, FDP-Fraktion.

Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1506918600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Der Antrag der CDU/CSU-Fraktion gibt meiner
nsicht nach einen sehr wichtigen Impuls dafür, dass
ir uns im Plenum und im Ausschuss mit dieser wich-
igen Richtlinie über Wertpapierdienstleistungen aus-
inandersetzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Herr Kollege Pronold, Ihre Arroganz ziert Sie nicht

nbedingt; denn Sie hätten Ihre Regierung ermuntern
önnen, mit diesen Informationen in die Beratungen des
inanzausschusses zu gehen. Dann wären Sie tatsächlich
roaktiv tätig geworden. Sie sind uns in Ihrem zeitlich
ehr umfangreichen Beitrag allerdings eine Aussage
azu schuldig geblieben, was denn im Einzelnen bei den
unkten erreicht worden ist, die seitens der CDU/CSU-
raktion vorgetragen worden sind. Es bestünde ja auch
elegenheit, an dieser Stelle einmal auf die Punkte ein-
ugehen, die Gegenstand dieses Antrages sind.
Zielsetzung der Dienstleistungsrichtlinie ist es, den
nlegerschutz zu verbessern und eine EU-weite Tätigkeit
er Wertpapierhäuser sicherzustellen. Es soll also durch
ine Harmonisierung ein Beitrag für mehr Wettbewerb
nd für mehr Effizienz auf diesem wichtigen Wachs-
umssektor in Europa geleistet werden. Diese Ziele un-
erstützen wir nachdrücklich.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Man muss sich natürlich auch fragen, nach welchen

rinzipien wir zu mehr Wettbewerb und für mehr Effi-
)






(A) )



(B) )


Dr. Andreas Pinkwart

zienz auf den Märkten beitragen können. Voraussetzung
dafür sind Transparenz, Offenheit der Märkte und Rechts-
sicherheit. Letztere soll hier geschaffen werden.

In dem Antrag klingt an, dass neue Handelssysteme,
die sich im Intrabankenmarkt abspielen, zugelassen wer-
den sollen. Ich bin gespannt darauf, was uns die Bundes-
regierung im Finanzausschuss dazu sagen wird. Ich
frage mich, ob wir das tatsächlich tun werden oder ob
wir – ich sage das aus meiner Sicht – durch überhöhte
Anforderungen an die Transparenz, wie sie in dem An-
trag zum Teil vorgeschlagen werden, einen Markt, der
sich zumindest für private Anleger bislang noch gar
nicht so stark herausgebildet hat, möglicherweise bereits
in seinem Entstehen unterminieren. Ich möchte diese
Frage jedenfalls einmal in den Raum stellen. Deswegen
habe ich einige Vorbehalte, was die Transparenz im
Vorhandel anbetrifft. Es ist nicht etwa so, dass sie aus
Sicht des Anlegers nicht wünschenswert wäre, soweit es
sich um eine Marktinformation handelt. Marktinforma-
tionen, die von Anbietern kostenlos zur Verfügung ge-
stellt werden, mindern immer die Transaktionskosten
und steigern damit die Effizienz. Das begrüßen wir na-
türlich außerordentlich.

Wenn allerdings mit dieser Vorhandelstransparenz
auch eine Art Kontrahierungszwang für die preissetzen-
den Banken verbunden sein sollte, so könnte sie, gerade
was die privaten Anleger, aber auch was den Handel mit
großen Paketen anbetrifft, dazu führen, dass der europäi-
sche Markt für Finanzdienstleistungen im internationalen
Wettbewerb seine Standortvorteile verliert. Letzteres
wollen wir auf keinen Fall. Deswegen werden wir hier im
Hinblick auf die Internalisierung sehr kritisch im Finanz-
ausschuss nachfragen, Herr Pronold, was Ihre Regierung
auf diesem Gebiet in Brüssel so erfolgreich erarbeitet hat.


(Florian Pronold [SPD]: Das können Sie nachlesen!)


Wir haben unterschiedliche Signale dazu vernommen,
ob das tatsächlich gelungen ist. Wir werden jedenfalls in
den Beratungen Wert darauf legen, dass neue Handels-
systeme im Wettbewerb auch mit den Börsenmärkten
zugelassen werden, damit die Transaktionskosten für
alle Anleger gesenkt werden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506918700

Nächster Redner ist der Kollege Hubert Ulrich, Bünd-

nis 90/Die Grünen.

Hubert Ulrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506918800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Dautzenberg, Sie haben mit Ihrem Antrag
den Eindruck zu erwecken versucht, die Bundesregie-
rung bräuchte in dieser Frage ein wenig Nachhilfe von
der Opposition,


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Die braucht auf vielen Gebieten Nachhilfe!)


so als wären Dinge, die dringend gemacht werden müs-
sen, nicht gemacht worden. Diesen Eindruck hat schon

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(C (D er Kollege Pronold zu Recht zurückgewiesen. Ich eise ihn nochmals zurück. Ich denke, gerade wenn es um den Finanzplatz eutschland und um den Finanzmarkt insgesamt geht, at sich diese rot-grüne Bundesregierung nichts vorzuerfen. iese rot-grüne Bundesregierung hat den Finanzmarkt in en letzten Jahren enorm nach vorne gebracht. Ob es das ierte Finanzmarktförderungsgesetz, ob es die Schaffung er BaFin war, ob es – um ein aktuelles Beispiel zu nenen, das wir gestern im Ausschuss beraten haben – das Inestmentmodernisierungsgesetz war, mit dessen Hilfe wir tzt sogar Finanzmarktinstrumente wie Hedgefonds in eutschland zulassen, um den Produktionsund Veriebsstandort Deutschland zu stärken – all diese Dinge ind von dieser Bundesregierung auf den Weg gebracht orden. Dies wurde im Wesentlichen – das muss man benfalls sagen; Herr Dautzenberg, Sie haben es schon ngedeutet – zusammen mit der Opposition zustande geracht. In diesen Punkten wurden immer sinnvolle Abprachen getroffen und es wurde immer vernünftig mitinander umgegangen. Ich denke, das sollte so bleiben. (Zuruf von der CDU/CSU: Sie können ja zustimmen!)


(Beifall bei der SPD)


as Thema Finanzmarkt gebietet es, dass man im Parla-
ent relativ einig agiert.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Richtig!)

Man darf aber auch nicht vergessen, wie wichtig ge-

ade der Finanzmarkt für den Wirtschaftsstandort
eutschland ist. Man muss sich einmal die nüchternen
ahlen vergegenwärtigen, die den meisten nicht bekannt
ein dürften: In der Automobilbranche in Deutschland
rbeiten 1 Million Menschen. In der Finanzbranche
ind 1,5 Millionen Menschen tätig. 4,6 Prozent des Brut-
inlandsprodukts werden von der Finanzbranche erar-
eitet, nur 3 Prozent von der Automobilbranche. Unab-
ängig von der Tatsache, dass wir den Finanzmarkt
ringend brauchen, um unsere Unternehmen, insbeson-
ere die Mittelständler, durch die Finanzmärkte ordent-
ch zu kapitalisieren, egal ob durch Versicherungen,
anken oder Finanzdienstleister, werden eine ganze
enge Arbeitsplätze geschaffen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: So ist es!)

Aber der Antrag, den Sie heute gestellt haben, geht

ns Leere; das wissen Sie auch. So gut wie alles von
em, was Sie in diesem Antrag formuliert haben, hat die
undesregierung auf EU-Ebene bereits ausgehandelt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Nur nicht endgültig!)


ll diese Punkte sind bereits im Ecofin-Rat eingebracht
orden. Das, was Sie hier vorgelegt haben, ist ein weißer
chimmel. Sie rennen mit Ihrem Antrag offene Türen
in. Sie wissen: Nichts ist so alt wie die Zeitung von ges-
ern. Nichts ist so alt wie der Antrag vom letzten Monat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Nichts sieht so alt aus wie die heutige Regierung!)







(A) )



(B) )


Hubert Ulrich

Übertroffen werden kann das nur noch von der Tran-

funzeligkeit der FDP, die in den meisten Fragen völlig
abgetaucht ist. Herr Dr. Pinkwart, Sie könnten – das ha-
ben Sie eben vergessen – dem Running Gag des Deut-
schen Bundestages, Herrn Westerwelle, einen Aufbau-
lehrgang in Sachen Finanzmarkt sponsern. Wenn er beim
nächsten Mal in einem Container sitzt, kann er etwas
Neues erzählen. Das wäre vielleicht ganz hilfreich.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie haben kein einziges Argument mehr zur Hand! So weit sind Sie schon! Das ist sehr traurig! – Weiterer Zuruf von der FDP: Peinlich, so etwas!)


Doch nun zur Sache.

(Zuruf von der CDU/CSU: Endlich!)


Wie es der Kollege Pronold schon angedeutet hat,
halten wir es für sinnvoll, diesen Antrag nicht strittig zu
behandeln, sondern ihn im Finanzausschuss ernsthaft zu
beraten.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Ernsthaft!)

Vielleicht können wir mit einem unterstützenden Antrag
das, was die Bundesregierung auf diesem Feld an Erfol-
gen erzielt hat, deutlich machen. Ich muss es noch ein-
mal erwähnen: Diese gesamte Debatte wird auf europäi-
scher Ebene sehr strittig geführt. Es gibt die Südschiene
und die angelsächsische Schiene. Von dieser Seite wurde
mit aller Kraft versucht, das zu verhindern, was ansons-
ten auf EU-Ebene mittlerweile Konsens ist. Angesichts
dessen kann es sinnvoll sein, dass das Parlament erklärt:
Die Bundesregierung hat in diesem Bereich richtige und
gute Arbeit geleistet; wir unterstützen sie in diesem oder
jenem Punkt. – Insofern macht es Sinn, darüber im Aus-
schuss zu reden.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506918900

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Georg Fahrenschon, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1506919000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Lieber Herr Kollege Pronold, wenn Ihnen zu
diesem Thema nichts Besseres als der Vergleich mit dem
Waldschadensbericht einfällt, werden Sie beiden The-
men aus zwei Gründen nicht gerecht: Erstens. Der Wald-
zustandsbericht ist nicht so überzeugend, dass man da-
mit gute Witze machen kann. Zweitens – das müssten
Sie gerade als Vertreter der jungen Generation eigentlich
anerkennen –: Mit der Fragestellung, wie wir Wertpa-
pierdienstleistungen und damit Investment- und Anlage-
kultur in Deutschland behandeln, debattieren wir einen
wesentlichen Punkt, der für die junge Generation hin-
sichtlich der Sicherung ihrer Altersbezüge von wesentli-
cher Bedeutung ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D abei kommt dem Zusammenspiel zwischen Börsen inerseits und Banken andererseits große Bedeutung zu. Ich will deutlich machen – der Kollege Dautzenberg st dabei schon in Vorlage gegangen –, dass es uns als em Deutschen Bundestag darum geht, wie wir mit den ntwicklungen auf der europäischen Ebene umgehen, ie wir uns in einem der wesentlichen Bereiche für die eutsche Volkswirtschaft – Herr Kollege Ulrich, Sie haen die Zahlen genannt – positionieren und ob wir zulasen, dass Entwicklungen, die den deutschen Finanzmarkt n wesentlichen Teilen betreffen, ohne das Votum des eutschen Parlaments geschehen. Auch Ihr Vorwurf, wir wären zu spät dran, geht ins eere, denn Sie wissen genau, dass wir momentan in der ituation sind, dass einerseits das Europäische Parlaent, also der dafür zuständige Wirtschaftsund Wähungsausschuss, einen Richtlinienvorschlag erarbeitet at und andererseits der Ecofin, also die Vertretung der egierungen auf europäischer Ebene, einen gegensätzlihen Antrag erarbeitet hat. ie Stellungnahme des Europäischen Parlaments untercheidet sich in wesentlichen Punkten von der Stellungahme der Regierungen. Unsere Aufgabe ist es, uns damit useinander zu setzen, welchen Weg wir eher gehen woln, und der Bundesregierung an der einen Stelle den Rüken zu stärken, ihr aber vielleicht auch an anderer Stelle urch Beschlüsse Aufgaben mit auf den Weg zu geben nd zu prüfen, ob sie sie durchsetzen kann oder nicht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Florian Pronold [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Zuruf von der CDU/CSU: Eben!)


Ich will Ihnen ein konkretes Beispiel nennen. Wenn
ie die Zeit gehabt hätten, was offensichtlich nicht der
all war, hätten Sie sich mit der Beschlusslage auseinan-
er setzen können. So fordert zum Beispiel das Europäi-
che Parlament, dass systematische Internalisierer, also
iejenigen Banken, die eigene Systeme aufbauen, um
örsenhandel und börsenähnlichen Handel zu treiben,
ür Transaktionen in standardmäßigen Marktgrößen
inen verbindlichen Geld- und Briefkurs offen legen.
ie Vorstellung des Ecofin geht aber nur dahin, dass die-
elben Eigenhändler nur Kursofferten, also nur Quotes,
u veröffentlichen haben. Man muss genau lesen und
ich mit der Sache auseinander setzen. Dann kommt man
u dem Ergebnis, dass das Europäische Parlament ver-
indliche Handelspreise fordert, der Ecofin aber nur un-
erbindliche Angebote fordern will.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)

as ist ein wesentlicher Unterschied. Damit müssen wir
ns auseinander setzen und müssen möglicherweise der
undesregierung zum Schutz der Anleger und der Inves-
oren mit auf den Weg geben: Wenn schon Transparenz,
ann verbindliche Handelspreise.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie haben den Antrag und die weitere Debatte falsch

erstanden, wenn Sie glauben, wir wollten in diesem
eilbereich einfach nur auf die Regierung schimpfen.
ein, wir wollen so wie in vielen anderen Bereichen, die






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

den Finanzplatz angehen, zusammenarbeiten. Ich nenne
das Vierte Finanzmarktfördergesetz, das wir im Übrigen
gemeinsam hier im Hause in der letzten Legislaturpe-
riode beschlossen haben und das nicht strittig war,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sehr konstruktiv!)

ich nenne das Investmentmodernisierungsgesetz, das uns
momentan im Finanzausschuss beschäftigt und das wir
ebenfalls, soweit es sich momentan abzeichnet, gemein-
sam nach vorne bringen und verabschieden werden, und
ich nenne Basel II, das uns gemeinsam beschäftigt und
woran wir gemeinsam arbeiten wollen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Alles, was sinnvoll ist, machen wir mit!)


Nur weil Sie nicht vorbereitet sind, zu sagen, wir wären
zu spät dran, ist zu kurz gesprungen und wird dem
Thema nicht gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir müssen uns schon damit auseinander setzen, was
wir in diesem Bereich noch Gutes tun können, und müs-
sen uns fragen, ob wir an der einen oder anderen Stelle
nacharbeiten müssen.

Ich will Ihnen ein weiteres konkretes Beispiel nennen,
das uns beschäftigt. Die aktuelle Beschlusslage des Eco-
fin-Rates geht auf eine Initiative Hollands zurück, die
zum Ziel hat, dass den Internalisierern die Möglichkeit
gegeben wird, quasi einen Mengenrabatt auf Handelsge-
schäfte zu geben. Das führt dazu, dass jemand, der einen
Preis annimmt, gegenüber seinem Händler einen Men-
genrabatt vereinbaren kann, bevor er abschließt. Es
klingt im normalen Wirtschaftsleben ganz interessant,
wenn man für einen großen Kauf einen Mengenrabatt
haben will. Gerade in Bezug auf Börsenpreise und Bör-
senpreisfeststellungen ist aber die Tatsache, dass nach
dem Abschluss noch ein Mengenrabatt gegeben wird,
eine Preisverfehlung, die der anderen Öffentlichkeit
nicht mitgeteilt wird und deshalb den Preis verzerrt. Das,
lieber Herr Kollege Pronold, können wir meines Erach-
tens nicht durchgehen lassen. Es ist unsere Aufgabe als
deutsches Parlament, einzuschreiten und die Bundesre-
gierung mit einer anderen Position auszurüsten, um den
Börsenplatz Deutschland zu stärken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich möchte Ihnen zum Schluss noch ein Wort des
„Börsenpapstes“ André Kostolany mit auf den Weg ge-
ben. Er hat gesagt, dass in den 20er-Jahren in New York
an jeder Straßenecke aus Kaffeehäusern Banken ge-
macht wurden. Normale Finanzmarktarbeit sei erst dann
wieder zu machen, wenn aus den Banken, die vorher
Kaffeehäuser gewesen seien, wieder Kaffeehäuser wür-
den.

Vor diesem Hintergrund freuen wir uns auf die De-
batte mit Ihnen und wollen erneut zum Ausdruck brin-
gen, dass wir durchaus in der Lage sind, unseren Antrag
den Entwicklungen auf europäischer Ebene anzuglei-
chen und gemeinsam auf eine gute Wertpapierdienstleis-
tungsrichtlinie in Europa hinzuarbeiten.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Ich schließe die Aussprache. Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf rucksache 15/1564 an die in der Tagesordnung aufgeührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einerstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung o beschlossen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf: Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Siebten Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes – Drucksache 15/1498 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Minister ür Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baen-Württemberg, Professor Dr. Peter Frankenberg. Dr. Peter Frankenberg, Minister (Baden-Württem erg)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506919100
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der
undesrat hat am 11. Juli 2003 den Entwurf eines Sieb-
en Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengeset-
es beschlossen und dem Bundestag zugeleitet. Dabei
andelt es sich um eine Initiative aller 16 Bundeslän-
er.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

Das Ziel ist die Verstärkung der Auswahl der Studie-

enden durch die Hochschulen – primär die Universi-
äten – in Studiengängen mit bundesweitem Bewerber-
berhang, bei denen bisher die Zuweisung der
tudierenden an die Hochschulen über die ZVS erfolgte.
Warum sind wir – also alle 16 Bundesländer – für

ine verstärkte Auswahl der Studierenden durch die
ochschulen? In der Lehre – gerade in der universitären
ehre – muss die Verantwortlichkeit der Hochschulen
ür die Studierenden gestärkt werden. Notwendig ist
uch eine bessere Betreuung bzw. eine bessere Betreu-
ngsmentalität. Dies beginnt für die Hochschulen mit
er Auswahl ihrer Studierenden.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Christoph Hartmann [Homburg] [FDP])

Gerade in unseren Universitäten sind die Abbrecher-

uoten viel zu hoch. Diese Quoten zeigen, dass es zu
iele Studierende gibt, die entweder für die entsprechen-
en Studiengänge nicht motiviert oder nicht dafür geeig-
et sind. Es zeigt sich, dass das Abitur als alleiniges Pro-
noseinstrument für ein erfolgreiches Studium nicht
usreicht.


(Zuruf von der SPD: Sogar das baden-württembergische und bayrische nicht!)


Die Unterschiedlichkeit der schulischen Qualifika-
ionen und die immer stärkere Ausdifferenzierung der






(A) )



(B) )


Minister Dr. Peter Frankenberg (Baden-Württemberg)


Studiengänge machen es notwendig, die Passgenauigkeit
zwischen der Befähigung der Studierenden und dem An-
gebot der Hochschulen zu verbessern. Das Abitur bleibt
in unserem Gesetzentwurf ein wesentliches Kriterium.
Es geht aber nicht nur um die Studierfähigkeit, sondern
auch um die Berufsfähigkeit.

Durch den Numerus clausus ist eine Mentalität der
permanenten Notenverbesserung an unseren Schulen
entstanden. Aber man muss sich doch fragen, ob ein
Abiturient, der das Abitur mit 1,0 bestanden hat, schon
damit für das Medizinstudium geeignet ist. Es mag zwar
sein, dass er das Studium gut bewältigt, aber wird er
dann auch ein guter Arzt? Das kann eben nicht allein
über das Abitur festgestellt werden.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Christoph Hartmann [Homburg] [FDP])

Für die Studierenden bedeutet die verstärkte Selbst-

auswahl der Hochschulen, dass sie sich in ihrem Stu-
dienwunsch und in ihrer Qualifikation noch einmal sel-
ber überprüfen können. Wir, die Länder, legen zwei
Modelle vor. Wir haben sie aufeinander abgestimmt; sie
sind zeitlich getaktet. Den Studierenden wird kein Nach-
teil daraus entstehen, dass es zwei Modelle gibt.

Das eine Modell ist mit dem Namen Baden-Württem-
berg verbunden: Vorab vergeben die Hochschulen
50 Prozent der Studienplätze an Studierende, die sie
selbst auswählen. Weitere 25 Prozent der Studienplätze
werden an die Abiturbesten vergeben. Die übrigen
25 Prozent werden nach den bisherigen ZVS-Kriterien
vergeben.

Das so genannte Nordrhein-Westfalen-Modell be-
ginnt mit 25 Prozent der Studienplätze, die an die Abi-
turbesten vergeben werden. Dann folgt die 25-prozentige
Selbstauswahl durch die Hochschulen. Die übrigen
50 Prozent werden durch die ZVS vergeben.

Warum sollen in Deutschland nicht unterschiedliche
Verfahren, die aufeinander abgestimmt sind, zugelassen
werden? Nach fünf Jahren könnte evaluiert werden, wel-
ches Instrument wie gewirkt hat.

Die Kultusministerkonferenz hat sich in diesem Punkt
als funktionsfähig erwiesen. Wir haben uns in einem ein-
stimmigen Beschluss auf diese beiden Modelle geeinigt.
Die Umsetzung dieses Vorhabens wäre ein großer Schritt
vorwärts für die Autonomie der Hochschulen und die
Verbesserung der Lehrsituation an unseren Hochschu-
len.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Jetzt ist die Bundesregierung gefordert!)


– Sie sagen es, Herr Rachel. Ich wollte gerade zu den
Kritikpunkten der Bundesregierung kommen. Es scheint
fast, dass wir uns abgestimmt haben.


(Zuruf von der SPD: Der reine Zufall!)

– Richtig, das ist reiner Zufall.

Die Bundesregierung behauptet unter anderem, die
Quote sei zu gering. Aber eine 50-prozentige Auswahl-
quote ist im Vergleich zu der bisher nicht existierenden

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(C (D orrangigen Auswahlquote ein großer Schritt nach vorne. ie Bundesregierung macht sich übrigens viele Arguente von Baden-Württemberg zu Eigen. Wir haben bei en Verhandlungen über den Kompromiss auf der Kulusministerkonferenz nicht alles erreicht. Aber wir halten en nun vorliegenden Kompromiss für sehr vernünftig. in anderer war zwischen den Ländern nicht erreichbar. Es wird des Weiteren darauf hingewiesen, die Abgeiesenen könnten über das zweite Verfahren dennoch ufgenommen werden. Das ist rechtlich kaum anders achbar. Wenn man aber zu 50 Prozent die Bestgeeigneen ausgewählt hat, dann kann man vielleicht auch toleieren, dass der eine oder die andere, der bzw. die vorher bgewiesen worden ist, doch noch studiert. Außerdem wird gefragt, warum nicht auch diejenigen tudiengänge in ein solches Gesetz einbezogen würden, ei denen es keinen bundesweiten Bewerberüberhang ibt. Ich mache darauf aufmerksam, dass wir es hier mit inem Rahmengesetz zu tun haben. Warum soll ein solhes Gesetz etwas regeln, was gar kein bundesweites roblem ist? Für landesweiten Bewerberüberhang gibt s in den jeweiligen Ländern längst entsprechende Regeungen. So gibt es auch in Baden-Württemberg eine entprechende Selbstauswahlgesetzgebung. Es wird auch gefragt, warum die Detailkriterien nicht eregelt seien. Das ist eine typische Fragestellung für ein um Teil zur Überregulierung neigendes System. ir wollen den Hochschulen doch gar keine Detailrege ungen vorgeben. Es gibt zwar einen Grundsatzbeschluss, essen Eckpunkte in die jeweiligen Landesgesetzgebunen gefasst werden müssen. Aber die Hochschulen weren nach eigenen Detailkriterien auswählen müssen. Eine uristische Fakultät der Universität A kann andere Priärkriterien festsetzen als die der Universität B. Wir wolen damit den Wettbewerb der Hochschulen stärken. Wir ollen keine Gesetzgebung, die alles so gleichmacht, ass sich gleich nicht Professoren, sondern Computer mit er Auswahl beschäftigen könnten. Des Weiteren wird darauf hingewiesen, dass man erst en Beschluss des Wissenschaftsrates abwarten müsse. er Wissenschaftsrat ist genauso wie die HRK für eine erstärkte Selbstauswahl der Studierenden. Manche fragen dann noch, wer das machen solle. Ich laube, die vorlesungsfreie Zeit in unseren Universitäten st lang genug, dass sich Professorinnen und Professoren wei Wochen lang mit der Auswahl der Studierenden bechäftigen können. as lohnt sich, weil man dann die besten Studierenden at. Machen Sie den Weg für die Initiative der 6 Bundesländer frei! Das, was wir hier gemacht haben, st ein Ausweis positiven Föderalismus. Gehen Sie mit ns den Weg der Verbesserung der Lehrsituation an den ochschulen! Der jetzt vorgeschlagene erste Reformchritt ist groß genug. Wir, das heißt Baden-Württemerg, wären sicherlich weiter gegangen. Aber wir sind Minister Dr. Peter Frankenberg froh, dass die übrigen Länder wenigstens die Hälfte unseres Weges gegangen sind. Treten Sie mit uns, den 16 Ländern, für eine entscheidende Verbesserung unseres Hochschulsystems ein! Vielen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sehr gute Rede!)


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506919200

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

Christoph Matschie.

C
Christoph Matschie (SPD):
Rede ID: ID1506919300


Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Die Initiative des Bundesrates zur Ausweitung der Aus-
wahlrechte der Hochschulen begrüßen wir in ihrer
Zielstellung.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Aber ihr seid dagegen!)


Ich glaube, dass das sinnvoll ist. Die Hochschulen for-
dern dies übrigens schon seit Jahren. Der Bundesgesetz-
geber hat schon in der vierten Novelle zum HRG von
1998 erstmalig Auswahlrechte eingeräumt. Allerdings
müssen wir uns auch mit der Frage beschäftigen, Herr
Kollege Frankenberg, warum die Hochschulen bisher
nur in Ausnahmefällen von ihren Rechten Gebrauch ma-
chen. Ich werde auf diese paradoxe Situation gleich noch
zurückkommen.

Welchem Zweck soll das Auswahlrecht der Hoch-
schulen beim Zugang dienen? Wir sind der Meinung,
dass es uns um die Steigerung der Leistungsfähigkeit
des deutschen Hochschulsystems und insbesondere um
den Wettbewerb der Hochschulen gehen muss, der da-
bei unverzichtbar ist. Dazu gehört die Profilbildung in
der Forschung, aber auch in der Lehre. Im Bereich der
Lehre sind die bundesweit geltenden Rahmenprüfungs-
ordnungen aufgegeben worden. Es gibt nun eine Akkre-
ditierung der Studiengänge, die Profilbildung ermög-
licht und die sehr viel differenzierter die Situation der
jeweiligen Hochschule sowie die Zielstellungen wider-
spiegeln kann. Damit – das sehen wir ganz genauso –
kommt natürlich auch der Auswahl des Hochschulstand-
orts eine größere Bedeutung als bisher zu.

Wettbewerb im Bereich der Lehre bedeutet aber nicht
nur Profilbildung bei den Angeboten, sondern auch
Wettbewerb der Hochschulen um möglichst leistungs-
starke Studienbewerber. Auch dieser Wettbewerb muss
möglich sein.

Die KMK hat sich im März auf Eckpunkte verstän-
digt. Aus diesen Eckpunkten ist ein Gesetzentwurf ge-
worden, der jetzt vorgelegt worden ist. Ich bedaure aus-
drücklich, dass der Bund bei der Erarbeitung der
Eckpunkte und des Gesetzentwurfs nicht einbezogen
worden ist.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist doch Länderkompetenz!)


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(C (D s wäre gut gewesen, wenn wir in dieser Frage von ornherein zusammengearbeitet hätten. (Thomas Rachel [CDU/CSU]: Ihr blockiert doch!)


Auch wenn wir uns im Ziel der Neugestaltung des
ochschulzugangs einig sind, hat sich die Bundesregie-
ung gegen den Gesetzentwurf in der vorliegenden Fas-
ung ausgesprochen. Ich will Ihnen auch sagen, warum.
ir sind der Überzeugung, dass die Verfahren, die Sie
ewählt haben, nicht wirklich praktikabel sind. Dafür
öchte ich einige Gründe nennen:
Erstens. Sie haben die Abbrecherquoten angeführt.
enn man das Problem der Abbrecherquoten angehen
ill, dann muss man, glaube ich, die gesamte Studien-
ingangsphase in den Blick nehmen. Dazu gehört die
ulassung. Dazu gehört aber mehr. Dazu gehört die Aus-
estaltung der Eingangsphase, beispielsweise mit ver-
esserten Studienbedingungen und verbesserter Studien-
eratung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn wir über eine verbesserte Eingangsphase und
ber die Auswahl reden, dann sollten wir nicht nur über
ie zulassungsbeschränkten Studiengänge reden. Viel-
ehr – davon bin ich überzeugt – müssen wir über alle
tudiengänge reden, wenn wir über den Hochschulzu-
ang und die Auswahl von Studienanfängern reden.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Reines Ablenkungsmanöver!)


Der Wissenschaftsrat – das ist schon erwähnt wor-
en – erarbeitet zurzeit Empfehlungen für eine umfas-
ende Neuordnung des Hochschulzugangs. Ich kann
eim besten Willen nicht verstehen, warum Sie nicht be-
eit sind – Sie haben es auch heute nicht erklären
önnen –, diese Empfehlungen des Wissenschaftsrats,
ie Anfang kommenden Jahres vorliegen werden, abzu-
arten. Warum können wir nicht gemeinsam auf der Ba-
is der Empfehlungen des Wissenschaftsrats an diese
ufgabe herangehen und eine vernünftige Eingangs-
hase für das Studium gestalten?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Thomas Rachel [CDU/ CSU]: Weil es Zeit ist, endlich zu handeln!)


Herr Rachel, weil Sie so dazwischenrufen, sage ich Ih-
en: Die Länder sind an dieser Arbeit des Wissen-
chaftsrats beteiligt. Trotzdem legen sie einen eigenen
ntwurf vor, bevor der Wissenschaftsrat seine Arbeit be-
ndet hat.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das sollte Ihnen zu denken geben! – Erich G. Fritz [CDU/ CSU]: Das müsste gerade diese Regierung sehr gut verstehen!)


ch finde das zumindest nicht logisch.
Zweitens. Die Hochschulen haben sich bei dem bishe-

igen Verfahren darüber beklagt, dass Bewerber, die von
hnen im Auswahlverfahren abgelehnt wurden, im wei-






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Christoph Matschie

teren Zulassungsverfahren plötzlich doch in der Hoch-
schule ankommen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Gucken Sie mal ins Bundesverfassungsgerichtsurteil!)


Das Modell, das Sie uns präsentiert haben, hilft an dieser
Stelle überhaupt nicht weiter; im Gegenteil: Es wird
dazu führen, dass die eine Hälfte ausgewählt und die an-
dere Hälfte wieder nach dem üblichen Zulassungsver-
fahren zugeordnet wird. Damit sind die, die abgelehnt
worden sind, in aller Regel trotzdem in der Hochschule.
Dann fragt sich jede Hochschule: Warum mache ich
überhaupt ein Auswahlverfahren, wenn ich am Ende die
Studenten, die ich abgelehnt habe, doch in der Hoch-
schule habe?

Drittens. Ein erleichtertes Auswahlrecht – die Hoch-
schulen nehmen das Auswahlrecht bisher nicht wahr,
weil es für sie zu kompliziert ist – setzt praktikable
Auswahlverfahren voraus. Dazu sagt Ihr Gesetzentwurf
überhaupt nichts. Auch das bedauere ich sehr. Damit
wird an dem Problem, das die Hochschulen jetzt haben,
nichts geändert.

Im Übrigen ist ein Vorziehen des Bewerbungsschlus-
ses zur Problemlösung allein nicht ausreichend. Die
meisten Bewerber verfügen zu dem Zeitpunkt noch nicht
über das Ergebnis der Abiturprüfung.

Viertens. Der Verzicht auf Regelung der Kriterien
für die Auswahl ist aus meiner Sicht auch verfassungs-
rechtlich problematisch; denn er führt zu 16 unterschied-
lichen Auswahlregelungen in den 16 Ländern, die für die
Bewerber eigentlich kaum noch überschaubar sind. Wir
wollen aber einen überschaubaren und klar definierbaren
Zugangsweg. Den können Sie mit Ihrem Modell nicht
anbieten.

Ich komme zum Schluss. Die Bundesregierung wird
sich dafür einsetzen, dass wir möglichst schnell zu einer
durchdachten Neugestaltung des Hochschulzugangs
kommen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Dann können wir aber lange warten!)


Für mich sind dafür drei Bedingungen ausschlaggebend:
Das Auswahlverfahren muss gerecht sein. Es muss für
die Hochschulen praktikabel und es muss für die Bewer-
ber leicht durchschaubar sein.

Ich glaube, dass wir auf der Grundlage der Empfeh-
lung des Wissenschaftsrates zu einem entsprechenden
Modell kommen können. Ich fordere Sie noch einmal
auf: Versuchen Sie, ein solches Modell mit uns gemein-
sam zu entwickeln! Die Hochschulen werden es uns dan-
ken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506919400

Nächster Redner ist der Kollege Christoph Hartmann,

FDP-Fraktion.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wir brauchen in Deutschland eine grundlegende ochschulreform. Unser Bildungssystem ist auch im inblick auf das Studium von Bürokratisierung und taatlichen Eingriffen geprägt. Wir brauchen ein anderes ildungssystem, das einen wirklichen Wettbewerb zwichen den Bildungseinrichtungen ermöglicht, das die erantwortung auf die Schulen sowie auf die Hochschuen überträgt und das es nicht bei der Kultusbürokratie elässt. Wir brauchen eine autonome Verantwortung und rofilbildung der Hochschulen. Wer dazu aber Ja sagt, er muss den Hochschulen die Möglichkeit geben, sich ie Studenten selbst auszusuchen, und er muss auch den tudenten die Möglichkeit geben, sich ihre Hochschule elbst auszusuchen. Das kann die ZVS nicht leisten. Wer azu Ja sagt, der muss den Gesetzentwurf des Bundesraes ebenfalls begrüßen. Wir sind uns durchaus bewusst, dass das nicht der eisheit letzter Schluss ist. Es reicht uns, der FDP, nicht, ass sich die Hochschulen – je nach Modell – 25 Prozent zw. 50 Prozent der Studenten aussuchen dürfen. Wir ätten uns mehr gewünscht; aber es ist immerhin ein chritt in die richtige Richtung. err Staatssekretär, das ist besser als gar kein Schritt; eswegen müssen Sie diesem Gesetzentwurf zustimmen. Alle Gegenargumente, die Sie hier vorgebracht ha en, überzeugen nicht; denn wenn wir uns über das Ziel inig sind, dann sollten wir heute beginnen und die Reormen nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag oder auf as nächste Jahr verschieben. Wenn die von Ihnen reierten Länder zugestimmt haben, müssen wir das, was ie auch in diesem Haus gesagt haben, als reine Verzöerungstaktik entlarven. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Christoph Hartmann (FDP):
Rede ID: ID1506919500

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir müssen die Nachfragemacht der Studentinnen
nd Studenten und die Verantwortung der Hochschulen
tärken; denn wenn Studierende wirklich entscheiden
önnen, an welcher Hochschule sie studieren, dann be-
ommen wir, was wir brauchen: einen Wettbewerb der
ochschulen um möglichst qualifizierte Studierende.
Nur wenn das Hochschulrahmengesetz grundsätzlich

eformiert wird, können sich die Hochschulen wirklich
hne bürokratische Regelungsdichte entfalten. Wir brau-
hen – auch zur Finanzierung der Hochschulen – Markt-
echanismen. Wir sind für eine Verschiebung der Kom-
etenz, aber nicht hin zu den Bürokratien der Länder,
ondern hin zu den Hochschulen.


(Beifall bei der FDP)

Wer zu einer wettbewerbsfähigen Hochschul-

andschaft wirklich Ja sagt, der muss den Schritt zur






(A) )



(B) )


Christoph Hartmann (Homburg)


autonomen Verantwortung der Hochschulen gehen. Die-
ser Gesetzentwurf ist ein – wenn auch nur kleiner –
Schritt in die richtige Richtung; deswegen ist er zu unter-
stützen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506919600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Grietje Bettin,

Bündnis 90/Die Grünen.


Grietje Bettin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1506919700

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Die Lage an den Hochschulen ist wirklich
schlecht: Es fehlt an Personal; es fehlt eine vernünftige
Qualitätssicherung; in Deutschland herrscht ein echter
Akademikermangel; auch die Studienabbrecherquote in
Deutschland ist enorm hoch.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

Wir müssen unsere Politik – übrigens im Bund wie im

Land – daran messen lassen, ob es uns gelingt, diese zu-
kunftsgefährdenden Probleme, die wir alle, wie ich
denke, gleich einschätzen, gemeinsam zu lösen. Das ist
auch die Messlatte, die wir an das Hochschulrahmenge-
setz anlegen müssen. Das gilt insbesondere für das Recht
der Hochschulen, einen Teil ihrer Studierendenschaft
selbst auszuwählen. Ein solches Recht hat viele Vorteile:
Die Hochschulen können so die geeignetsten Bewerbe-
rinnen und Bewerber für ein Studienfach auswählen.
Das sind nicht immer jene Schülerinnen und Schüler, die
die beste Abiturnote haben.

Für ein solches Auswahlrecht müssen aus unserer
Sicht aber zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

Erstens. Das Auswahlrecht darf auf keinen Fall Men-
schen von einem Studium abschrecken oder abhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das hörte sich bei Herrn Matschie ganz anders an!)


Im Gegenteil: Wir wollen, dass mehr Menschen ein Fach
studieren, das ihren jeweiligen Begabungen entspricht.


(Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Wer entscheidet das?)


So können wir die Abbrecherquote senken und das Ni-
veau der Hochschulen insgesamt heben.

Zweitens. Das Auswahlverfahren verlangt einen enor-
men organisatorischen, zeitlichen und finanziellen Auf-
wand, vor allem aber erfordert es fachliche Sorgfalt. Das
alles aber gibt es nicht zum Nulltarif. Wenn durch das
Auswahlrecht Aufgaben von der ZVS an die deutschen
Hochschulen verlagert werden, müssen auch die finanzi-
ellen Mittel entsprechend umgelegt werden. Eine Rege-
lung bezüglich der Kompensation dieser Kosten fehlt
aber in dem Vorschlag des Bundesrates, den wir hier
heute diskutieren. Im Gegenteil: Die zusätzlichen Kos-
ten werden ausdrücklich den Unis und Fachhochschulen
aufgedrückt.

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(C (D (Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das kann doch nicht sein! Das ist gegen die Konnexität!)


it solchen unausgegorenen Konzepten führen Sie die
anze Idee des Auswahlrechts ad absurdum, gerade auch
ufgrund der großen Personalkrise an den Hochschulen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Eure Leute haben da zugestimmt! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Warum hat denn Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen zugestimmt?)


Sollten die Vorschläge des Bundesrates Wirklichkeit
erden, besteht die Gefahr, dass die Universitäten und
Hs bei der Auswahl ihrer Studenten auf Schmalspurlö-
ungen setzen, um den Aufwand möglichst gering zu
alten. Die Hochschulen würden somit gezwungen, nur
uf formale Gesichtspunkte wie etwa die Abiturnote zu
etzen; das wurde ja schon angesprochen.


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das wäre zu einfach!)


Bei der Auswahl der Studierendenschaft sollte aber
ur die tatsächliche Eignung der Bewerberinnen und
ewerber zählen. Die Eignung erwirbt man aber nicht
ur im Schulunterricht. Gerade Aktivitäten jenseits der
chule führen häufig zu einem fundierten Berufs-
unsch. Wenn eine Abiturientin mit dem Notenschnitt
,6 schon lange begeistert als Sanitäterin beim Roten
reuz arbeitet, sollte sie eher Medizin studieren dürfen
ls ein Einser-Abiturient, der kein Blut sehen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist ja eine interessante Theorie!)


enn solche Kriterien nicht Inhalt eines Auswahlverfah-
ens werden, dann brauchen wir die ganze Reform mei-
er Meinung nach nicht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein neues Auswahl-

echt für Hochschulen sehen wir Grüne als weiteren
chritt in Richtung Autonomie der Bildungsinstitution
ochschule. Deshalb muss das Auswahlrecht ein Recht
leiben. Wenn, wie in Baden-Württemberg, dieses Recht
ur Pflicht gemacht wird, dann bekommen wir Bürokra-
ie statt Autonomie.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Was heißt „bekommen“? Die ZVS ist gänzlich unbürokratisch?)


Wir Grüne wollen, dass die Fachbereiche selbst fest-
egen, ob und nach welchen Kriterien die besten Studie-
enden für ihre jeweiligen Studiengänge ausgewählt
erden sollen. Diese Kriterien müssen für Bewerberin-
en und Bewerber offen einsehbar und überprüfbar sein.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Herr Matschie will das aber bundesgesetzlich regeln!)


andeskinder dürfen durch die Kriterien weder bevor-
ugt noch benachteiligt werden und das Auswahlverfah-






(A) )



(B) )


Grietje Bettin

ren muss für die Bewerberinnen und Bewerber kostenlos
sein.

Ein Auswahlrecht kann aber nicht die einzige Maß-
nahme bleiben. Wir brauchen


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Eine neue Regierung!)


insbesondere schon in der Schule eine bessere Vorberei-
tung auf die Studien- bzw. Berufswahl. Unser Bildungs-
system muss auch für Begabte ohne Abitur durchlässiger
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Warum soll der talentierte Krankenpfleger von seiner
Oberärztin nicht zum Auswahlverfahren für ein Medi-
zinstudium vorgeschlagen werden können?


(Zuruf von der SPD: Zum Beispiel in Bayern!)

Es geht uns dabei nicht darum, das Abitur abzuwerten.
Es muss seinen Status als allgemeine Studienberechti-
gung beibehalten. Es muss uns darum gehen, die Bega-
bungsreserven in Deutschland zu erschließen. Die
Öffnung des Studiums für beruflich Qualifizierte ist
hierbei ein erster sehr wichtiger Schritt;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ein effektives Auswahlverfahren der Hochschulen ein
zweiter. Der Wissenschaftsrat wird hierzu Anfang
nächsten Jahres ausführliche Vorschläge machen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wo sind denn Ihre Vorschläge?)


Erst danach sollten sich Bund und Länder zusammenset-
zen, um gemeinsam die beste Lösung zu finden.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506919800

Nächster Redner ist der Kollege Thomas Rachel,

CDU/CSU-Fraktion.


Thomas Rachel (CDU):
Rede ID: ID1506919900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Die freie Auswahl der Studenten ist die dringlichste
Hochschulreform in Deutschland.

Das empfiehlt Gerhard Casper, emeritierter Präsident der
Stanford University. Casper wörtlich:

Universitäten sollen selbst entscheiden, wen sie für
geeignet halten.

Doch in Deutschland herrscht bei den NC-Fächern bis-
lang staatlicher Dirigismus. Nur die privaten Hochschu-
len dürfen ihre Studierenden selbst aussuchen. Die öf-
fentlichen Hochschulen hingegen haben einen viel zu
engen Gestaltungsspielraum.

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(C (D Die bestehende Praxis wird weder den Interessen der tudienbewerber noch den Interessen der Universitäten erecht. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


eshalb muss die Verteilung von Studienplätzen in den
ulassungsbeschränkten Studiengängen durch die ZVS
ringend reformiert werden. Die Unionsfraktion begrüßt
aher die Initiative der Kultusministerkonferenz unter
ührung von Baden-Württemberg, Bayern und Nord-
hein-Westfalen, das Auswahlrecht sowohl der Hoch-
chulen als auch das der bestqualifizierten Bewerberin-
en und Bewerber zu stärken. Herr Matschie, SPD-
eführte Bundesländer wie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-
estfalen und sogar Mecklenburg-Vorpommern sind da-

ür. Und Sie von der Bundesregierung? – Sie sitzen wie-
er einmal im Bremserhäuschen und sind dagegen.


(Michael Kretschmer [CDU/CSU]: Das ist doch typisch! – Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


Sie lehnen diesen Vorschlag mit fadenscheinigen Ar-
umenten ab. Für Sie gilt der Satz des ehemaligen Präsi-
enten der Westdeutschen Rektorenkonferenz, Professor
oellecke:

Jede Organisation entscheidet über die Aufnahme
ihrer Mitglieder. Davon gibt es zwei Ausnahmen:
die Gefängnisse und die Universitäten.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Ein toller Vergleich!)


iesen Zustand wollen Sie mit Ihrer Blockadehaltung
ortschreiben.


(Jörg Tauss [SPD]: Sie wollen die Unis zum Knast machen!)


Die Bundesratsinitiative schlägt zwei sinnvolle Modelle
or. Nach dem ersten Modell können die Hochschulen
orab bis zu 50 Prozent der gesamten Studienplätze ver-
eben. Nach dem zweiten Modell vergibt zuerst die ZVS
5 Prozent der Studienplätze an die Abiturbesten. Da-
ach vergeben die Hochschulen weitere 25 Prozent der
tudienplätze. Ihnen geht das angeblich nicht weit ge-
ug. Trotzdem machen Sie keinen eigenen Vorschlag.
ie wollen in Wirklichkeit die Veränderungen auf die
ange Bank schieben. Wir wollen aber jetzt weg vom
taatlichen Dirigismus und hin zu einem individuell an-
elegten Auswahlverfahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir wissen dabei die Hochschulrektorenkonferenz an
nserer Seite; denn sie fordert, „dass die Neuregelung
icht unnötig verzögert wird“.


(Jörg Tauss [SPD]: „Unnötig“!)

a sollte es in Ihren Ohren klingeln.
Von Ihnen, Herr Tauss, kommen in diesen Tagen nur

iefschläge für den Hochschulstandort Deutschland.
rst kürzen Sie die Mittel für den Hochschulbau um
35 Millionen Euro, sodass es im nächsten Jahr keinen
ochschulneubau in Deutschland geben wird. Seit






(A) )



(B) )


Thomas Rachel

Sonntag setzen Sie dem Ganzen noch die Krone auf, in-
dem Sie die Studienzeiten nicht mehr als Beitragszeiten
für die Rente mehr anerkennen wollen. Das ist ein Skan-
dal und ein Tiefschlag für die Studierenden in Deutsch-
land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie bestrafen gerade diejenigen, die mit persönlichem
Einsatz in ihre Qualifikation investieren.

Heute haben Sie die Gelegenheit, Ihre Reformfähig-
keit unter Beweis zu stellen. Nutzen Sie diese Chance!
Die Initiative des Bundesrates ist ausgewogen. Sie be-
rücksichtigt die Interessen der Studierenden wie die der
Hochschulen. Auch die SPD-geführten Länder wollen
das und geben Rückenwind. Warum wollen Sie da nicht
mitmachen?

Der jetzt erzielte Kompromiss ist ein wichtiger Schritt
nach vorne. Denn alle Erfahrungen zeigen, dass Studen-
ten besser motiviert sind, wenn sie sich ihren Studien-
platz selbst aussuchen können und nicht von der ZVS
gegängelt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Was ist besser für Universitäten und Fachhochschulen
als motivierte Studierende? Motivierte Studenten heißt
auch weniger Studienabbrecher.

Die Auswahl der Studierenden durch die Hochschulen ist
eine zentrale Voraussetzung für ein wettbewerbliches und
international konkurrenzfähiges Hochschulsystem. So
machen wir die deutschen Hochschulen stark im Wettbe-
werb um die besten Köpfe und diesen müssen wir ange-
hen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Erich G. Fritz [CDU/CSU]: Da kommt Herr Tauss schon einmal nicht infrage!)


Durch die Zuweisung an eine Hochschule durch die
ZVS wird den Studenten heute eine Entscheidung über
die Einschreibung praktisch genommen. Das ist plan-
wirtschaftliche Zuteilung, die wir beenden wollen. Da-
für wird die ZVS ihr Profil ändern müssen. In Zukunft
sollte sie sich als Serviceeinrichtung der Universitäten
gerade bei Mehrfachbewerbungen engagieren. Es muss
damit Schluss sein, dass überbesetzte Ministerialverwal-
tungen die Hochschulen „mithilfe von Kaskaden von
Verordnungen und Verwaltungsvorschriften wie nachge-
ordnete Behörden behandeln“. So Klaus Landfried bei
seiner Verabschiedung als Präsident der Hochschulrekto-
renkonferenz.

Geben Sie den Hochschulen deshalb die Chance zur
Profilbildung und zur Qualitätssteigerung durch Wettbe-
werb! Wenn Sie schon nicht selbst die Initiative ergriffen
haben, dann geben Sie den Hochschulen wenigstens mit
der Initiative des Bundesrates mehr Freiheit! Machen Sie
endlich Ernst mit der Stärkung des deutschen Hochschul-
standortes! Stimmen Sie der Bundesratsinitiative zu!

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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(C (D Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin Ute erg, SPD-Fraktion. (Jörg Tauss [SPD]: Jetzt wird es wieder geradegerückt!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506920000


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1506920100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

m wahren Leben habe ich häufiger einmal das letzte
ort, im Parlament heute zum ersten Mal; das ist auch
anz schön.
Es ist schon erstaunlich, welche Schwierigkeiten bei

ntscheidungen auftreten können, bei denen doch letzt-
ich alle – das unterstelle ich jetzt einmal – dieselben
iele haben: Bund, Länder und Hochschulen wollen den
ochschulstandort Deutschland voranbringen. Alle wol-
en, dass die Zulassung zum Hochschulstudium neu ge-
egelt wird.


(Jörg Tauss [SPD]: So ist es!)

lle sind sich einig, dass die Hochschulen mehr Autono-
ie brauchen, um institutionell gestärkt zu werden, ei-
ene Profile zu entwickeln und im Wettbewerb bestehen
u können. Alle wollen – folgerichtig –, dass Hochschu-
en in der Lage sind, einen Teil ihrer Studenten selbst
uszusuchen. Darüber hinaus wollen alle, dass es den
estqualifizierten Bewerbern und Bewerberinnen um ei-
en Studienplatz ermöglicht wird, den gewünschten Stu-
iengang und die gewünschte Hochschule auszuwählen.
ber die angestrebten Ziele besteht also keine
neinigkeit – über den Weg dorthin schon.
Der Bundesrat hat nun einen Gesetzentwurf vorge-

egt, mit dem die Vergaberegeln für bundesweit mit ei-
em Numerus clausus belegte Studiengänge – nur auf
olche bezieht er sich – neu geregelt werden sollen. Der
inimalkonsens, den die Länder gefunden haben, lautet:
wei Modelle stehen zur Auswahl – das so genannte
RW-Modell und das Baden-Württemberger Modell –
nd jedes Land soll nun selbst entscheiden können, wel-
hes Modell es einführen will.
Das ist wahrlich keine überzeugende Lösung. In einer

eit, in der unsere Bemühungen auf einen einheitlichen
uropäischen Hochschulraum abzielen – Stichwort
ologna-Prozess –, schaffen wir es noch nicht einmal in-
erhalb Deutschlands, in dieser Frage zu einer einheitli-
hen Lösung zu kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Typische Kleinstaaterei von denen!)


Abgesehen davon ist es das erklärte Ziel des Bundes-
ates, dass über den Gesetzentwurf auch noch ganz
chnell und endgültig entschieden wird, damit der Start
es neuen Zulassungssystems mit dem Wintersemester
004/2005 erfolgen kann.
Ist dieses Ziel aber realistisch zu erreichen? Wie sieht

s mit der konkreten Umsetzbarkeit aus? Das Baden-
ürttemberger Modell – es wurde gerade schon vorge-






(A) (C)



(B) )


Ute Berg
stellt – sieht vor, dass die Ho
bundesweit mit einem NC be
Studenten selbst aussuchen kö
Anteil bei 24 Prozent.


(Jörg Tauss [SPD] Die Hochschulen nehmen ihr rägt der Wissenschaftsrat eine Neuregelung des m alles in der Welt sollen m Hauruckverfahren ein s andere als überzeugend in diesem Umfang in Anspruch, weil sie vielfach noch keine objektiven, transparenten und gerichtsfesten Kriterien entwickelt haben und/oder den Aufwand, den die Auswahl von Studenten bereitet, insgesamt scheuen. Von bundesweit 225 Fakultäten, die NC-Fächer wie Medizin, Psychologie oder Betriebswirtschaft anbieten, machen bis jetzt nur 31 von ihrem Recht Gebrauch, Studierende auszusuchen. Davon wählen die meisten einfach nach dem Notendurchschnitt aus, weil sie – wie eben schon erwähnt – sonst überfordert wären. Angesichts dieser Situation sehe ich also keine Veranlassung, jetzt einen politischen Schnellschuss abzugeben, der womöglich an der Zielscheibe vorbeifliegt und dabei auch noch Schaden anrichtet. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Darum geht’s! – Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wieder Blockade und es bewegt sich wieder nichts in Deutschland!)


– Herr Rachel, Sie reden gerne – das weiß ich –, aber Sie
reden zu laut. Sie können gerne eine Zwischenfrage stel-
len, wenn Sie möchten.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Gegensatz zum
Bundesrat strebt die Bundesregierung transparente bun-
desweite Regelungen an, die den Hochschulzugang für
sämtliche Bewerberinnen und Bewerber und in allen
Studiengängen regeln.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Es gibt aber keinen Vorschlag!)


– Nein, es gibt noch keinen Vorschlag, weil wir nämlich
auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrates warten.
Das ist auch sehr sinnvoll.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Wissenschaftsrat wird sich voraussichtlich im
Januar 2004 umfassend zur Frage des Hochschulzugangs
äußern. Er arbeitet zurzeit – wie Sie wissen – entspre-
chende Empfehlungen aus, damit angehende Studenten
den für sie geeigneten Studiengang wählen und – das ist
wohl das Hauptziel – erfolgreich absolvieren können.

Die Vorbereitung auf die Berufswahl schon durch die
Schulen, die Verbesserung der Studierfähigkeit – auch
der Herr Minister hat eben darauf hingewiesen –, die Zu-
lassung zum „richtigen“ Studiengang und eine verbes-
serte Studieneingangsphase können eben nicht isoliert
betrachtet werden, sondern gehören in einen Gesamtzu-

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Berichtig
67. Sitzung (neu), Seite 579

ist der zuletzt aufgelistete Na
chen.

(D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN –Thomas Rachel [CDU/CSU]: Weil Sie fünf Jahre nichts auf die Beine gekriegt haben!)


arum sollen wir uns über die Empfehlungen des Wis-
enschaftsrates, eines wirklich hochkarätigen und all-
eits anerkannten Expertengremiums, einfach ignorant
inwegsetzen?
Meine Fraktion jedenfalls plädiert dafür, dieses Gut-

chten abzuwarten und zu prüfen. Dann allerdings soll-
en sich der Bund und die Länder in einem zügigen Ver-
ahren zu gemeinsamen Lösungen durchringen.


(Beifall bei der SPD)

s darf keine Hängepartie geben; da bin ich mit Ihnen,
err Rachel, einer Meinung. Denn das würde die Hoch-
chulen und die Studierenden zu Recht frustrieren.


(Christoph Hartmann [Homburg] [FDP]: Deswegen warten wir jetzt noch!)


Herr Hartmann, sehr richtig: Deshalb warten wir auf
ine fundierte Grundlage.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Meine Aufforderung an die Bundesregierung und an

ie Länder nach der Vorlage der Empfehlungen des Wis-
enschaftsrates, also mit dieser fundierten Grundlage,
autet: Es gibt viel zu tun. Packt es unverzüglich an!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1506920200

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzentwur-

es auf Drucksache 15/1498 an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es dazu
nderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf morgen, Freitag, den 24. Oktober 2003,
Uhr, ein.
Die Sitzung ist geschlossen.