Protokoll:
18071

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 71

  • date_rangeDatum: 28. November 2014

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:04 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/71 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 71. Sitzung Berlin, Freitag, den 28. November 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6747 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6747 B I.18 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksachen 18/2812, 18/2823 . . . . . . . 6747 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6747 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6748 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6750 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6751 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6754 C Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6758 B Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6759 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6760 B Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6761 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6763 B Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6763 D Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6764 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6765 D Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6766 C Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6767 C I.19 Einzelplan 32 Bundesschuld Drucksache 18/2821 . . . . . . . . . . . . . . . . 6769 A I.20 Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung Drucksache 18/2822 . . . . . . . . . . . . . . . . 6769 A I.21 Haushaltsgesetz 2015 Drucksachen 18/2824, 18/2825. . . . . . . . 6769 B Tagesordnungspunkt II: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsge- setz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002, 18/2802, 18/2805, 18/2806, 18/2807, 18/2808, 18/2809, 18/2810, 18/2811, 18/2812, 18/2813, 18/2814, 18/2815, 18/2817, 18/2818, 18/2821, 18/2822, 18/2823, 18/2824, 18/2825 . . . . . . . . . . . . . . 6769 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 6770 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6771 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6774 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6775 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6777 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6778 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6779 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6780 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6781 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 6783 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6784 D Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6786 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6787 D Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6789 A Namentliche Abstimmungen . . . . . . . 6790 C/D Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6792 A, 6794 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6797 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6799 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushalts- gesetz 2015) (Tagesordnungspunkt I.a) Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6799 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6800 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6801 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6802 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 6747 (A) (C) (D)(B) 71. Sitzung Berlin, Freitag, den 28. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 6799 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 28.11.2014 Becker, Dirk SPD 28.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 28.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 28.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 28.11.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 28.11.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 28.11.2014 Groth, Annette DIE LINKE 28.11.2014 Dr. Högl, Eva SPD 28.11.2014 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 28.11.2014 Kermer, Marina SPD 28.11.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 28.11.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 28.11.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 28.11.2014 Nahles, Andrea SPD 28.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 28.11.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.11.2014 Poß, Joachim SPD 28.11.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 28.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 28.11.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 28.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 28.11.2014 Dr. Verlinden, Julia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.11.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 28.11.2014 Wicklein, Andrea SPD 28.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 28.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 28.11.2014 Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) (Tagesordnungspunkt I.a) Dr. Sascha Raabe (SPD): Meine Enthaltung zum Gesamthaushalt 2015 liegt darin begründet, dass ich ei- nerseits dem Einzelplan 23 aufgrund seiner deutlich zu geringen Aufwüchse aus Gewissengründen nicht zustim- men kann. Andererseits bejahe ich ausdrücklich die an- deren Einzelpläne, in denen wichtige sozialdemokrati- sche Anliegen verwirklicht werden. Deshalb kann ich dem Gesamthaushalt weder zustimmen noch ablehnen und werde mich enthalten. Das Jahr 2015 ist für die Entwicklungspolitik und vor allem für die ärmsten Menschen dieser Erde ein beson- deres Jahr. Zum einen ist es das Zieljahr der sogenannten Millenniumsentwicklungsziele – MDGs. Zum anderen ist es auch das Zieljahr der verbindlichen Selbstver- pflichtung der europäischen Mitgliedstaaten aus dem Jahre 2005, in dem diese zugesagt hatten, ihren Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit am Brutto- nationaleinkommen bis 2015 auf 0,7 Prozent – ODA- Quote – zu steigern. Auch Deutschland hat sich 2005 ausdrücklich unter der damaligen rot-grünen Regierung zu diesem Ziel verpflichtet. Von 2005 bis 2009 gab es deutliche Aufwüchse im Entwicklungshaushalt – Einzel- plan 23 –, um diesem Ziel näherzukommen. Nach Über- nahme der schwarz-gelben Regierung wurden diese Aufwüchse leider nicht fortgeschrieben. Die SPD-Bun- destagsfraktion hatte deshalb stets in ihren Haushaltsan- trägen einen Aufwuchs von einer Milliarde Euro pro Jahr gefordert, um das 0,7-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2015 doch noch erreichen zu können. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD für die lau- fende 18. Wahlperiode steht: Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 6800 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 (A) (C) (D)(B) Wir halten an dem Ziel fest, 0,7 Prozent des Brutto- nationaleinkommens für öffentliche Entwicklungs- zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Wir wer- den uns diesem Ziel durch jährliche Steigerungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Bundeshaushaltes annähern. Wir wol- len Deutschland weiter auf einen Finanzierungs- pfad zum 0,7-ODA-Ziel führen. Leider sind diese finanziellen Vereinbarungen des Koalitionsvertrages im Einzelplan 23 für das Jahr 2015 mit seinem geringen Aufwuchs von rund 65 Millionen Euro nicht annähernd umgesetzt, um dieses Ziel zu er- füllen. Gegenwärtig hat Deutschland eine ODA-Quote von nur rund 0,38 Prozent. Alleine um die Quote von 0,38 Prozent zu halten, müssten aufgrund des jährlichen Wirtschaftswachstums, der jährlichen Inflation und des dadurch jährlich steigen- den Bruttonationaleinkommens die ODA-anrechnungs- fähigen Ausgaben um etwa 300 Millionen Euro pro Jahr steigen. Mit dem Haushalt 2015 wird aufgrund der ge- ringen Aufwüchse im Einzelplan 23 die ODA-Quote im Jahr 2015 hingegen voraussichtlich sogar noch sinken. Angesichts über 2 Milliarden armer Menschen, 1,2 Mil- liarden extrem armer Menschen und über 800 Millionen hungernder Menschen, die zu Tausenden täglich an den Folgen von extremer Armut sterben, kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass Deutschland sich hier seiner Verantwortung und seinem selbst gege- benen Versprechen gegenüber den Ärmsten der Armen entzieht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben beispielsweise gerade in den durch Ebola betroffenen Ländern, in denen das Gesundheitssystem größtenteils zusammengebrochen ist, durch mehr Mittel für Entwick- lungszusammenarbeit gerettet werden könnten, ist das Gesamtvolumen des Einzelplans 23 beschämend. Dies zeigt auch die Absenkung des GAFTM auf nunmehr le- diglich 210 Millionen Euro. De facto kommt dies einer Kürzung um 35 Millionen Euro im Vergleich zum Vor- jahr gleich. Und dies vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen, die HIV/Aids, Malaria und vor al- lem Tuberkulose nach wie vor darstellen. Mehr Investi- tionen in Diagnosemöglichkeiten und Behandlungen würden helfen, die gefährliche Lungenkrankheit zu ver- drängen – aber dazu wäre eine großzügigere Finanzie- rung notwendig. Andere europäische Länder wie Großbritannien ha- ben das 0,7-Prozent-Ziel längst erreicht, obwohl sie grö- ßere wirtschaftliche und finanzielle Gesamtprobleme zu stemmen haben als Deutschland. Deshalb geht von die- sem Entwicklungshaushalt auch ein fatales Signal an diejenigen europäischen Länder aus, die wie Deutsch- land ihre Verpflichtungen bisher nicht erfüllt haben. Denn andere Länder werden sich auf das schlechte Bei- spiel Deutschlands berufen und auf ihre vergleichsweise schwierigere wirtschaftliche Lage verweisen. Aus all diesen vorgenannten Gründen ist mir eine Zu- stimmung zum Haushalt 2015 nicht möglich. Stefan Rebmann (SPD): Ich bejahe den Gesamt- haushalt 2015 sowie die daran enthaltenen Einzelpläne ausdrücklich, dies gilt jedoch nicht für den Einzelplan 23 für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Meine Vorbehalte gegenüber dem Einzelplan 23 be- gründe ich wie folgt. Das Jahr 2015 ist für die Entwicklungspolitik und vor allem für die ärmsten Menschen dieser Erde ein beson- deres Jahr. Zum einen ist es das Zieljahr der sogenannten Millenniumsentwicklungsziele – MDGs. Zum anderen ist es auch das Zieljahr der verbindlichen Selbstver- pflichtung der europäischen Mitgliedstaaten aus dem Jahre 2005, in dem diese zugesagt hatten, ihren Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit am Brutto- nationaleinkommen bis 2015 auf 0,7 Prozent – ODA- Quote – zu steigern. Auch Deutschland hat sich 2005 ausdrücklich unter der damaligen rot-grünen Regierung zu diesem Ziel verpflichtet. Von 2005 bis 2009 gab es deutliche Aufwüchse im Entwicklungshaushalt – Einzel- plan 23 –, um diesem Ziel näherzukommen. Nach der Übernahme der schwarz-gelben Regierung wurden diese Aufwüchse leider nicht fortgeschrieben. Die SPD-Bun- destagsfraktion hatte deshalb stets in ihren Haushaltsan- trägen einen Aufwuchs von einer Milliarde Euro pro Jahr gefordert, um das 0,7-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2015 doch noch erreichen zu können. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD für die lau- fende 18. Wahlperiode steht: Wir halten an dem Ziel fest, 0,7 Prozent des Brutto- nationaleinkommens für öffentliche Entwicklungs- zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Wir wer- den uns diesem Ziel durch jährliche Steigerungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Bundeshaushaltes annähern. Wir wol- len Deutschland weiter auf einen Finanzierungs- pfad zum 0,7-ODA-Ziel führen. Leider sind diese finanziellen Vereinbarungen des Koalitionsvertrages im Einzelplan 23 für das Jahr 2015 mit seinem geringen Aufwuchs von rund 62 Millionen Euro nicht annähernd umgesetzt, um dieses Ziel zu er- füllen. Gegenwärtig hat Deutschland eine ODA-Quote von nur rund 0,38 Prozent. Alleine um die Quote von 0,38 Prozent zu halten, müssten aufgrund des jährlichen Wirtschaftswachstums, der jährlichen Inflation und dem dadurch jährlich stei- genden Bruttonationaleinkommen die ODA-anrech- nungsfähigen Ausgaben um etwa 300 Millionen Euro pro Jahr steigen. Mit dem Haushalt 2015 wird aufgrund der geringen Aufwüchse im Einzelplan 23 die ODA- Quote im Jahr 2015 hingegen voraussichtlich sogar noch sinken. Angesichts über 2 Milliarden armer Menschen, 1,2 Mil- liarden extrem armer Menschen und über 800 Millionen hungernder Menschen, die zu Tausenden täglich an den Folgen von extremer Armut sterben, kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass Deutschland sich hier seiner Verantwortung und seinem selbst gege- benen Versprechen gegenüber den Ärmsten der Armen Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 6801 (A) (C) (D)(B) entzieht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben beispielsweise gerade in den durch Ebola betroffenen Ländern, in denen das Gesundheitssystem größtenteils zusammengebrochen ist, durch mehr Mittel für Entwick- lungszusammenarbeit gerettet werden könnten, ist das Gesamtvolumen des Einzelplans 23 beschämend. Dies zeigt auch die Absenkung des GAFTM auf nunmehr le- diglich 210 Millionen Euro. De facto kommt dies einer Kürzung um 35 Millionen Euro im Vergleich zum Vor- jahr gleich. Und dies vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen, die HIV/Aids, Malaria und vor al- lem Tuberkulose nach wie vor mit sich bringen. Mehr Investitionen in Diagnosemöglichkeiten und Behandlun- gen würden helfen, die gefährliche Lungenkrankheit zu verdrängen – aber dazu wäre eine großzügigere Finan- zierung notwendig. Andere europäische Länder wie Großbritannien ha- ben das 0,7-Prozent-Ziel längst erreicht, obwohl sie grö- ßere wirtschaftliche und finanzielle Gesamtprobleme zu stemmen haben als Deutschland. Deshalb geht von die- sem Entwicklungshaushalt auch ein fatales Signal an diejenigen europäischen Länder aus, die wie Deutsch- land ihre Verpflichtungen bisher nicht erfüllt haben. Denn andere Länder werden sich auf das schlechte Bei- spiel Deutschlands berufen und auf ihre vergleichsweise schwierigere wirtschaftliche Lage verweisen. Ich stimme dem Gesamthaushalt zwar zu, ich lehne den Einzelplan 23 aber dennoch ab. Gabi Weber (SPD): Ich bejahe den Gesamthaushalt 2015 sowie die daran enthaltenen Einzelpläne ausdrück- lich, dies gilt jedoch nicht für den Einzelplan 23 für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Meine Vorbehalte gegenüber dem Einzelplan 23 be- gründe ich wie folgt. Das Jahr 2015 ist für die Entwicklungspolitik und vor allem für die ärmsten Menschen dieser Erde ein beson- deres Jahr. Zum einen ist es das Zieljahr der sogenannten Millenniumsentwicklungsziele – MDGs. Zum anderen ist es auch das Zieljahr der verbindlichen Selbstver- pflichtung der europäischen Mitgliedstaaten aus dem Jahre 2005, in dem diese zugesagt hatten, ihren Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit am Brutto- nationaleinkommen bis 2015 auf 0,7 Prozent – ODA- Quote – zu steigern. Auch Deutschland hat sich 2005 ausdrücklich unter der damaligen rot-grünen Regierung zu diesem Ziel verpflichtet. Von 2005 bis 2009 gab es deutliche Aufwüchse im Entwicklungshaushalt – Einzel- plan 23 –, um diesem Ziel näherzukommen. Nach der Regierungsübernahme durch die schwarz-gelbe Koali- tion wurden diese Aufwüchse leider nicht fortgeschrie- ben. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte deshalb stets in ihren Haushaltsanträgen einen Aufwuchs von einer Mil- liarde Euro pro Jahr gefordert, um das 0,7-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2015 doch noch erreichen zu können. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD für die lau- fende 18. Wahlperiode steht: Wir halten an dem Ziel fest, 0,7 Prozent des Brutto- nationaleinkommens für öffentliche Entwicklungs- zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Wir wer- den uns diesem Ziel durch jährliche Steigerungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Bundeshaushaltes annähern. Wir wol- len Deutschland weiter auf einen Finanzierungs- pfad zum 0,7-ODA-Ziel führen. Leider sind diese finanziellen Vereinbarungen des Koalitionsvertrages im Einzelplan 23 für das Jahr 2015 mit seinem geringen Aufwuchs von rund 65 Millionen Euro nicht annähernd umgesetzt, um dieses Ziel zu er- füllen. Gegenwärtig hat Deutschland eine ODA-Quote von nur rund 0,38 Prozent. Alleine um die Quote von 0,38 Prozent zu halten, müssten aufgrund des jährlichen Wirtschaftswachstums, der jährlichen Inflation und des dadurch jährlich steigen- den Bruttonationaleinkommens die ODA-anrechnungs- fähigen Ausgaben um etwa 300 Millionen Euro pro Jahr steigen. Mit dem Haushalt 2015 wird aufgrund der ge- ringen Aufwüchse im Einzelplan 23 die ODA-Quote im Jahr 2015 hingegen voraussichtlich sogar noch sinken. Angesichts über 2 Milliarden armer Menschen, 1,2 Mil- liarden extrem armer Menschen und über 800 Millionen hungernder Menschen, die zu Tausenden täglich an den Folgen von extremer Armut sterben, kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass Deutschland sich hier seiner Verantwortung und seinem selbst gege- benen Versprechen gegenüber den Ärmsten der Armen entzieht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben beispielsweise gerade in den durch Ebola betroffenen Ländern, in denen das Gesundheitssystem größtenteils zusammengebrochen ist, durch mehr Mittel für Entwick- lungszusammenarbeit gerettet werden könnten, ist das Gesamtvolumen des Einzelplans 23 beschämend. Dies zeigt auch die Absenkung des GAFTM auf nunmehr le- diglich 210 Millionen Euro. De facto kommt dies einer Kürzung um 35 Millionen Euro im Vergleich zum Vor- jahr gleich. Und dies vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen, die HIV/Aids, Malaria und vor al- lem Tuberkulose nach wie vor darstellen. Mehr Investi- tionen in Diagnosemöglichkeiten und Behandlungen würden helfen, die gefährliche Lungenkrankheit zu ver- drängen – aber dazu wäre eine großzügigere Finanzie- rung notwendig. Andere europäische Länder wie Großbritannien ha- ben das 0,7-Prozent-Ziel längst erreicht, obwohl sie grö- ßere wirtschaftliche und finanzielle Gesamtprobleme zu stemmen haben als Deutschland. Deshalb geht von die- sem Entwicklungshaushalt auch ein fatales Signal an diejenigen europäischen Länder aus, die wie Deutsch- land ihre Verpflichtungen bisher nicht erfüllt haben. Denn andere Länder werden sich auf das schlechte Bei- spiel Deutschlands berufen und auf ihre vergleichsweise schwierigere wirtschaftliche Lage verweisen. Ich stimme trotz meiner grundsätzlichen Kritik am Einzelplan 23 dem Gesamthaushalt 2015 wegen seiner in vielen anderen Bereichen richtigen und notwendigen Schwerpunktsetzung aber dennoch zu. 6802 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 (A) (C) (B) Anlage 3 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/642 Nr. A.2 Ratsdokument 5784/14 Drucksache 18/897 Nr. A.3 Ratsdokument 6943/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/2845 Nr. A.9 Ratsdokument 12873/14 Drucksache 18/2845 Nr. A.10 Ratsdokument 13188/14 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 71. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 12 Verkehr und digitale Infrastruktur EPL 32 Bundesschuld EPL 60 Finanzen TOP I Haushaltsgesetz 2015 TOP II Haushaltsgesetz 2015 (3. Beratung) Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807100000

Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie sehr herzlich zum Abschluss unserer Haus-
haltsberatungen, die wir heute Morgen zunächst mit dem
Einzelplan 12 fortsetzen, bevor wir dann heute Mittag zu
den Schlussabstimmungen kommen.

Wir setzen, wie gesagt, die Haushaltsberatungen – Ta-
gesordnungspunkt I – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für

(Haushaltsgesetz 2015)


Drucksachen 18/2000, 18/2002

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unter-
richtung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018

Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826

Zunächst kommen wir zu Tagesordnungspunkt I.18:

Einzelplan 12
Bundesministerium für Verkehr und digitale
Infrastruktur

Drucksachen 18/2812, 18/2823

Berichterstatter sind die Abgeordneten Eckhardt
Rehberg, Bettina Hagedorn, Roland Claus und Sven-
Christian Kindler.

Hierzu liegen drei Entschließungsanträge der Frak-
tion Die Linke sowie zwei Entschließungsanträge der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, über die wir heute
nach der Schlussabstimmung abstimmen werden.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen. – Auch hierzu
stelle ich Einvernehmen fest. Dann verfahren wir so.
Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
Kollegen Roland Claus für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1807100100

Guten Morgen, Herr Präsident! Guten Morgen, meine

sehr verehrten Damen und Herren! Wir beraten heute
über den Etat des Bundesministeriums für Verkehr und
digitale Infrastruktur. Es ist der wichtigste und größte In-
vestitionsetat des Bundes. Da wird es nicht verwundern,
wenn wir nach den umfangreichen Haushaltsberatungen
hier kundtun, dass wir sehr viele Entscheidungen zur
Verbesserung dieser Investitionstätigkeit im Ausschuss
durchaus einvernehmlich getroffen haben. Im Titel des
Etats dieses Ministeriums steht „digitale Infrastruktur“.
Das steht drauf, ist aber nicht drin; darauf komme ich
noch zu sprechen.

Ich habe in diesen Beratungen erneut viel gelernt,
zum Beispiel über christliche Nächstenliebe.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Das ist gut!)


Die Nächstenliebe von CDU und CSU, so habe ich ge-
lernt, endet oft schon an den Grenzen der eigenen Partei.
Das sehen wir am überbordenden Populismus der CSU
im Kampf gegen die Stromtrassen, wo die Nächstenliebe
an den Grenzen Bayerns endet, meine Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der LINKEN)


Das sehen wir – umgekehrt – bei Eingriffen des Bundes-
finanzministers in den Verkehrsetat des CSU-Bundes-
ministers Dobrindt. Da lobe ich mir doch meine Glau-
bensgemeinschaft der Linken.


(Heiterkeit bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Einige Einzelpositionen. Herr Bundesminister
Dobrindt, Sie haben, wie auch der Bundesminister für
Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, für mehr pri-
vate Investitionen in die öffentliche Infrastruktur gewor-





Roland Claus


(A) (C)



(D)(B)

ben und sich dafür eingesetzt. Die Linke hat nichts dage-
gen; auch sie will das. Der einzige Unterschied ist: Sie
wollen bei denen betteln gehen oder mit denen Ge-
schäfte machen. Wir wollen die Reichen in diesem Land
gerecht besteuern. Das macht den Unterschied aus.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deshalb sagen wir Ihnen noch einmal: Markenzeichen
linker Haushaltspolitik sind nicht neue Schulden, son-
dern ist eine gerechte Besteuerung.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will ein Wort zum Flughafen Berlin Brandenburg
sagen. Meine Fraktionskollegin Gesine Lötzsch, die be-
kanntlich auch Vorsitzende des Haushaltsausschusses ist,
hat der Bundesregierung sieben sehr konkrete Fragen zu
einem in den Medien zitierten Geheimpapier zum Flug-
hafen gestellt. Hier die Antwort – Zitat; Absender ist der
Staatssekretär Steffen Kampeter –:

Bei dem vertraulichen Papier handelt es sich aus-
weislich der Pressemitteilung der Flughafen Berlin
Brandenburg GmbH um ein illegal entwendetes in-
ternes Papier, in dem interne Überlegungen im Hin-
blick auf die Bewältigung des langfristigen Passa-
gierwachstums abgebildet sind, die zurzeit nicht zur
Entscheidung anstehen. Dem Bundesministerium
für Verkehr und digitale Infrastruktur liegt diese in-
terne Unterlage nicht vor.


(Heiterkeit bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, das zwingt zu Nachfragen.
Die Nachfragen lauten: Warum gibt sich ein Bundes-
ministerium als Miteigentümer mit einer Pressemittei-
lung der Flughafengesellschaft zufrieden? Warum wird
der Zustand, dass ein brisantes Papier nicht vorliegt,
nicht abgestellt?


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So etwas kann man doch einfordern! Warum gibt sich
ein Bundesfinanzministerium dazu her, eine offenkun-
dige Desinformation eins zu eins an das Parlament wei-
terzuleiten – und das auch noch für Informationstätigkeit
zu halten?


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist doch nur noch Absurdistan vom Platz der Repu-
blik.

Nächster Punkt: Pkw-Maut. Bekanntlich sind Linke
und ADAC generell gegen dieses Vorhaben und halten
das für falsch. Es ist sozialpolitisch falsch, es ist europa-
politisch falsch, es ist verkehrspolitisch falsch.

Herr Minister, Sie standen nun vor dem Problem, dass
im Haushalt für das Jahr 2015 noch keine Mittel für den
Aufbau der notwendigen Logistik eingestellt worden
waren, und Sie mussten beim Haushaltsausschuss und
beim Bundesfinanzministerium gewissermaßen betteln
gehen. Man hat Ihnen dann berechnet, dass dafür eine
größere Summe notwendig ist. In der abschließenden
Sitzung des Haushaltsausschusses haben Sie zwar eine
Menge Geld bekommen, aber das ist nur ein Drittel des-
sen, was erforderlich ist. Insofern sagen wir Ihnen: Be-
enden Sie diese Geisterfahrt der Pkw-Maut, Herr Minis-
ter!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Digitale Infrastruktur: Steht drauf, aber ist nicht drin.
Bei den Haushaltsberatungen haben wir eine ganze
Menge zu Vorhaben und Projekten zur Digitalisierung in
der Wirtschaft gehört. Der Bundeswirtschaftsminister
hat das Bündnis „Zukunft der Industrie“ vorgestellt, im
Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
steht eine Menge digitaler Programme, und selbst der
Bundesagrarminister hat viele dieser Programme in sei-
nem Haushalt. Was ist allen diesen Projekten gemein-
sam? Gemeinsam ist ihnen, dass nirgendwo das Bundes-
ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
beteiligt ist. Das ist ein Armutszeugnis, Herr Bundes-
minister.


(Beifall bei der LINKEN – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das ist Neuland!)


Sehr geehrter Herr Dobrindt, in Ostdeutschland gab
es Mitte der 90er-Jahre einen Nachwendeslogan. Er
hieß: „Das Chaos ist aufgebraucht, es war unsere
schönste Zeit.“ Heute stelle ich fest: Das Chaos hat eine
neue Heimstatt gefunden: das Bundesverkehrsministe-
rium.


(Heiterkeit bei der LINKEN)


Nur: Auf eine schöne Zeit warten wir vergeblich.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807100200

Eckhardt Rehberg ist der nächste Redner für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michael GrosseBrömer [CDU/CSU]: Eckhardt, beschreib jetzt mal die schönen Zeiten! – Gegenruf des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die gibt es leider nicht!)



Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1807100300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Vielleicht kommen wir jetzt wirklich zum Ver-
kehrsetat, zu den Verkehrsinvestitionen. – Herr Kollege
Claus, ich gehöre lieber einer Fraktion aus CDU und
CSU als einer obskuren Glaubensgemeinschaft an.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit der CSU?)


Wir werden es von 2014 bis zum Ende der Legislatur-
periode schaffen, bei den Verkehrsinvestitionen von
8,7 Milliarden Euro einen Aufwuchs um 4 Milliarden
Euro zu realisieren – ohne Steuererhöhungen und ohne





Eckhardt Rehberg


(A) (C)



(D)(B)

neue Schulden. Das unterscheidet uns von der Glaubens-
gemeinschaft der Linken.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie haben in den Haushaltsberatungen Änderungs-
anträge vorgelegt, mit denen Sie 54 Milliarden Euro
neue Schulden machen wollten. Das ist der Unterschied:
Wir geben mehr für Investitionen aus, aber wir wollen
den Bürgern dabei nicht in die Tasche greifen, und wir
sorgen damit auch für Generationengerechtigkeit, indem
wir nämlich anfangen, nicht auf Kosten unserer Kinder
und Kindeskinder zu leben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Richtig ist, dass wir in diesem Etat erhebliche Verän-
derungen vorgenommen haben. Richtig ist auch, dass
wir das ganz überwiegend einvernehmlich beschlossen
haben. Deswegen bedanke ich mich nach durchaus kriti-
schen und konstruktiven Gesprächen mit der SPD gerade
bei meiner Berichterstatterkollegin Bettina Hagedorn,
aber auch bei Sven Kindler und Roland Claus ganz aus-
drücklich dafür, dass nach meiner Wahrnehmung in der
Bereinigungssitzung, in der wir über 80 Deckblätter ab-
gestimmt haben, über zwei Drittel davon einvernehmlich
abgestimmt worden sind. Ich darf daher sagen, dass
Hagedorn und Rehberg doch wohl keine ganz so
schlechte Arbeit im Einzelplan 12 geleistet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Martin Burkert [SPD]: Das stimmt!)


Wir haben mehr Geld für Radwege, mehr Geld für
Lärmschutz und mehr Geld für Verkehrssicherheit mobi-
lisiert. Wir haben in den Haushaltsberatungen insgesamt
500 Millionen Euro bar umgeschichtet und Verpflich-
tungsermächtigungen in Höhe von 15 Milliarden Euro
ausgebracht. Das heißt, wir haben Vorsorge getroffen,
damit mehr in die Schiene investiert werden kann; in der
LuFV sind nicht mehr nur 3 Milliarden Euro, sondern
sogar noch 1 Milliarde Euro mehr, also 4 Milliarden
Euro, vorgesehen. Das heißt, in den nächsten Jahren
werden aus dem Bundeshaushalt 5 Milliarden Euro mehr
in die Schiene fließen. Wenn wir dann noch das Seeha-
fenhinterlandprogramm II mit eingebunden haben wer-
den, werden wir an dieser Stelle wirklich etwas für den
Verkehrsträger Schiene getan haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben weiter dafür gesorgt, dass die deutschen
Airlines durch die Gebührenerhöhung aufgrund der
Situation bei der Deutschen Flugsicherung nicht über-
mäßig belastet werden. Ich bin dem Bundesfinanzminis-
terium ausgesprochen dankbar, dass wir einen Kompro-
miss dahin gehend gefunden haben, in den nächsten fünf
Jahren das Eigenkapital bei der Flugsicherung um
500 Millionen Euro zu erhöhen, im kommenden Jahr um
50 Millionen Euro und in den folgenden Jahren um
112,5 Millionen Euro. Dies stärkt ganz bedeutend den
Luftfahrtstandort Deutschland und schützt die deutschen
Airlines vor zu starken Gebührenerhöhungen.

Wir haben dafür gesorgt – das war, Kollegin
Hagedorn, schon ein Kraftakt –, dass das Brennstoff-
und Wasserstoffzellenprogramm für die nächsten drei
Jahre ausfinanziert wird. Es gab eine Lücke von 66 Mil-
lionen Euro. Wir haben es durch Umschichtungen von
Barmitteln und Verpflichtungsermächtigungen geschafft,
dass dieses aus meiner Sicht wichtige Programm – es ist
technologisch wichtig, ökologisch wichtig, aber auch für
die ökonomische Zukunft Deutschlands wichtig – in den
nächsten drei Jahren weiterlaufen kann.

Ich kann an Sie nur den dringenden Appell richten:
Wenn wir über das Zukunftsprogramm in Höhe von
10 Milliarden Euro reden, dann dürfen wir den Blick
nicht nur auf die Gebäudesanierung und die Verkehrsin-
vestitionen richten; vielmehr gehören nach meiner Auf-
fassung auch neue Technologien bei der Verkehrsmobili-
tät zwingend dazu.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein Thema, das mir persönlich sehr wichtig ist, ist die
maritime Wirtschaft und ihre nationale Bedeutung; sie
ist nicht nur für die Küste wichtig. Wir haben hier einen
ersten Aufschlag gemacht und gesagt, dass wir Modell-
projekte bei alternativen Kraftstoffen fördern wollen. Ab
dem 1. Januar kommenden Jahres werden die verschärf-
ten Bestimmungen für die SECA-Gebiete in Ost- und
Nordsee gelten. Das heißt, dass dann nur normaler Die-
sel verwendet werden darf. Dieser ist um etwa 60 Pro-
zent teurer als der bisher verwandte. Deswegen ist es
wichtig, dass wir uns nach einer Zeit, in der einige zwi-
schen Nass- und Trockenscrubber geschwankt sind, end-
lich dem Thema LNG ganz massiv widmen.

Wir haben gemeinsam gesagt: Wir wollen von den
7,5 Millionen Euro in diesem Bereich einen großen Teil
anlegen: für Investitionen in Infrastruktur, aber auch
– wir müssen noch darüber hinausgehen – für Modell-
projekte, gerade im Bereich Fährreedereien. In der Ost-
see besteht die große Gefahr, dass irgendwann für die
Fahrt von Kiel nach Tallinn nicht mehr das Schiff, son-
dern der Lkw genommen wird. Deswegen müssen wir
hier unterstützen. Das wird gut angelegtes Geld sein.
Wir wollen, dass dieses Programm nicht nur im nächsten
Jahr ausfinanziert ist, sondern auch in den Folgejahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, es wird mit
diesem Haushalt bei der Darstellung der Verkehrsinves-
titionen im Bundeshaushalt einen Paradigmenwechsel
geben. Wir haben schon am 16. Oktober beschlossen,
dass Straße, Wasserstraße und Schiene eine gemeinsame
Abbildung im Bundeshaushalt finden werden. Wir fol-
gen damit einer Anregung des Bundesrechnungshofs.
Jede Kollegin und jeder Kollege wird dadurch zukünftig
im Bundeshaushalt nachvollziehen können, mit welchen
Kosten ein Land ein Straßenprojekt angemeldet hat, wie
teuer es war, als es in den Straßenbauplan eingestellt
worden ist, und wie groß die Kostensteigerungen sind.

Man wird dem Haushalt auch entnehmen können, wo-
rauf sich die Kostensteigerungen begründen. Sind das
Baukostensteigerungen? Sind es ökologisch veranlasste
Maßnahmen? Ich halte das für sehr wichtig. Wir geben





Eckhardt Rehberg


(A) (C)



(D)(B)

viel Geld für Verkehrsinvestitionen aus und wollen sie
noch weiter steigern.

Wir werden im Jahr 2018 mit den Einnahmen der
Lkw-Maut den Forderungen der Daehre- und der
Bodewig-Kommission entsprechen. Aber mehr Geld al-
leine wird nicht reichen, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen. Wir müssen auch die Kosten transparent machen.
Es kann nicht sein, dass der Aufwuchs bei den Finanz-
mitteln durch Ausgleichsmaßnahmen wie beispielsweise
Wildbrücken aufgebraucht wird. Ja, wir brauchen dieses
Geld für mehr Beton und mehr Lärmschutz.


(Lachen bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist das Entscheidende. Mehr Geld zu haben – das al-
leine wird nicht reichen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein weiterer Punkt: Wir werden bei der VIFG, der Ver-
kehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft, die Steuer-
mittel und die Mautmittel zusammenfassen. Dann wird
es möglich sein, ganz konkret für jede Maßnahme zu je-
dem Zeitpunkt die Kosten nachzuvollziehen. Wir wer-
den dann auch dem Bundesrechnungshof die Daten ge-
ben können, wie sich bei kameralistischen Vorhaben die
Kosten für Erhaltungsmaßnahmen und Betriebsdienst
entwickeln. Dann kann man endlich auch seriös und
ohne ideologische Scheuklappen ÖPP-Projekte mit ka-
meralistischen Projekten vergleichen. Ich glaube, das ist
zwingend geboten. Diese Maßnahme – ich bedanke
mich beim Ministerium für die Unterstützung – wird we-
sentlich zur Kostentransparenz bei den Verkehrsinvesti-
tionen beitragen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte zum Schluss ein Thema ansprechen, das
uns angesichts der Wichtigkeit und Wertigkeit der deut-
schen Seeschifffahrt – 90 Prozent unserer Exporte wer-
den über die deutschen Seehäfen abgewickelt – in den
nächsten Monaten zwingend beschäftigen muss. Eine
der traditionsreichsten deutschen Reedereien, eine Ree-
derei aus Buxtehude, wird 40 Schiffe ausflaggen. Das tut
sie nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil sie keine an-
dere Chance sieht. Denn ein Schiff unter deutscher
Flagge hat 50 Prozent höhere Personalkosten als ein
Schiff unter dänischer oder holländischer Flagge. Bei
40 Schiffen unter deutscher Flagge sind das Mehrkosten
von 15 bis 20 Millionen Euro.

Deswegen müssen wir etwas tun. Ich appelliere an die
norddeutschen Länder: Wir brauchen mindestens die
gleichen Rahmenbedingungen, die es in Holland, in
Schweden und in Dänemark gibt. Deswegen fordere ich
die norddeutschen Länder auf – ich weiß, dass der Frei-
staat Bayern auch mitmachen würde –, sich dafür einzu-
setzen – es gibt da ja eine Bundesratsinitiative –, dass
wir bei den Personalkosten zu einem 100-prozentigen
Lohnsteuereinbehalt statt der bisherigen 40 Prozent
kommen. Wenn wir in dieser Frage nichts tun – das gilt
auch für die Schiffsbesetzungsverordnung –, dann wer-
den wir in einem oder zwei Jahren erleben, dass Schiffe
statt unter deutscher Flagge unter holländischer, däni-
scher oder maltesischer Flagge fahren. Ich spreche das
deswegen an: Die deutsche Flagge ist Voraussetzung,
damit wir das maritime Know-how in Deutschland er-
halten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807100400

Das Wort erhält nun der Kollege Sven-Christian

Kindler.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir haben viele Probleme und viele Heraus-
forderungen im Verkehrsetat. Der Nahverkehr ist unter-
finanziert. Bestehende Verkehrswege und Brücken zer-
fallen und werden gesperrt. Es gibt das Klimaproblem.
Wir haben krasse Kostensteigerungen bei ÖPP und
Großprojekten, Stichwort BER. Herr Minister Dobrindt,
Sie sind nun ein Jahr im Amt. In was haben Sie die
meiste Zeit und Energie in diesem einen Jahr hineinge-
steckt? Das war der Irrsinn mit der Pkw-Maut. Das löst
aber keines der zentralen Probleme im Verkehrsbereich.
Das zeigt deutlich: Sie sind in Ihrem Amt als Verkehrs-
minister, Herr Dobrindt, nicht wirklich angekommen.
Sie machen noch immer viel zu viel CSU-Parteipolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Für mich als Haushälter ist in dieser Haushaltsdebatte
von zentraler Bedeutung, ob es überhaupt Mehreinnah-
men durch die Pkw-Maut gibt. Das können wir nicht so-
lide überprüfen, weil Sie uns die Datengrundlage nicht
offenlegen, Herr Dobrindt. Es ist zu klären: Wie viele
Pendler gibt es, die wahrscheinlich Jahresvignetten kau-
fen werden? Wie viele Urlauber gibt es, die wahrschein-
lich Zehntagesvignetten kaufen werden? Wie viele
Zweimonatsvignetten werden voraussichtlich verkauft
werden? Was ist mit Geschäftsreisenden und Einkäu-
fern? Alle diese Fragen habe ich im Haushaltsausschuss
gestellt, nicht einmal, nicht zweimal, sondern dreimal.
Sie haben dreimal die Antwort verweigert. Sie haben
keine Datengrundlage geliefert. Entweder haben Sie die
Daten nicht, oder Sie glauben selber, dass die Daten
nicht stimmen. Deswegen fordere ich Sie auf, Herr
Dobrindt – Sie haben gleich noch die Gelegenheit, hier
zu reden –: Schaffen Sie endlich Klarheit im Parlament!
Hören Sie auf mit dieser Intransparenz!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Viel wahrscheinlicher ist, dass das eintritt, was der
ADAC vorhersagt, der seine Datengrundlage offengelegt
hat; sie scheint sehr valide. Der Verkehrswissenschaftler
Ratzenberger, der auch Studien für das Bundesverkehrs-
ministerium erstellt hat, hat klar aufgezeigt, dass es
wahrscheinlich zu keinen Mehreinnahmen durch die
Pkw-Maut kommen wird, dass es sich um ein Nullsum-





Sven-Christian Kindler


(A) (C)



(D)(B)

menspiel handelt. Ich finde, eine Abgabe, die nichts
bringt außer Riesenbürokratie, ist wirklich ein Stück aus
dem Tollhaus, Herr Dobrindt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Diese Pkw-Maut richtet sich nicht nur gegen unsere
europäischen Nachbarn. Die Niederlande und Österreich
erwägen, später gegen uns zu klagen. Auch beim Daten-
schutz ist es katastrophal. Glauben Sie im Ernst, dass
nach der Einführung der elektronischen Erfassung die
Landesinnenminister und der Bundesinnenminister so-
wie die Sicherheitsbehörden und die Polizei nicht massi-
ven Druck ausüben werden, um auf diese Daten zuzu-
greifen? Wir wissen doch aus der Geschichte: Überall
dort, wo es Daten gibt, gibt es Datenmissbrauch. Der
beste Datenschutz ist Datenarmut. Diese Totalüberwa-
chung bei der Pkw-Maut lehnen wir Grüne entschieden
ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Fassen wir zusammen: riesige Bürokratie, keine
Mehreinnahmen, europafeindlich und Totalüberwa-
chung. Diese Pkw-Maut ist schlicht verantwortungslos.
Daher fordere ich Sie auf, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen von der Union und lieber Herr Dobrindt: Stoppen
Sie diesen Irrsinn bei der Pkw-Maut!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Wir müssen uns stattdessen ernsthaft um die Pro-
bleme kümmern. Wir müssen die Lkw-Maut nun schnell
auf alle Straßen und Lkw ausweiten. Das kann mittelfris-
tig bis zu 4 Milliarden Euro Mehreinnahmen bringen.
Das Problem ist, dass Sie das gerade verhindert haben;
denn Sie haben den Vertrag mit den Konzernen und Toll
Collect durch einen Hinterzimmerdeal am Parlament
vorbei verlängert, obwohl Sie selber wissen, dass die
Ausweitung auf alle Bundesstraßen bei diesem Kon-
strukt massiv gefährdet ist. Es birgt Prozessrisiken; es
können später Klagen von Konkurrenten kommen. Ehr-
lich gesagt, so wie Sie das angelegt haben, gefährden Sie
massiv den Verkehrsetat und die Einnahmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen fordern wir Sie auf: Ziehen Sie die Call-Op-
tion! Übernehmen Sie endlich Verantwortung! Sorgen
Sie dafür, dass wir Mehreinnahmen bei der Lkw-Maut
bekommen, dass diese Maut auf alle Straßen und Lkw
ausgeweitet wird! Das wäre gerecht und sinnvoll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Worum haben Sie sich gekümmert? Sie haben sich
nicht um den Nahverkehr gekümmert. Die Dynamisie-
rung der Regionalisierungsmittel kommt im nächsten
Jahr nicht. Das führt später zu einer De-facto-Kürzung
beim Schienenpersonennahverkehr und dazu, dass Län-
der und Kommunen wahrscheinlich ihr Angebot ein-
schränken müssen und wir dann Zugstreichungen zu be-
klagen haben. Das ist Ihre Verantwortung, weil Sie sich
nicht darum gekümmert haben. Sie haben dem Finanz-
minister freie Hand gelassen. Herr Dobrindt, Sie lassen
den Nahverkehr im Regen stehen, obwohl die Fahrgast-
zahlen steigen. Das finde ich wirklich verantwortungs-
los.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Man kann sehen, was Ihnen, Herr Dobrindt, neben der
Pkw-Maut wichtig ist: Das sind neue Straßen. Wenn Sie
mehr Geld kriegen, bauen Sie neue Straßen. Im Sommer
haben Sie 27 neue Straßen begonnen, Gesamtkosten
1,7 Milliarden Euro. Elf Straßen sollten im Rahmen des
Bundesverkehrswegeplans überprüft werden. Sie haben
das gestoppt und Fakten geschaffen. Herr Dobrindt, Sie
haben sich selber eine Straße in Ihrem Wahlkreis geneh-
migt. Alle Ihre Sonntagsreden vom Erhalt sind nichts
wert, weil Sie, wenn Sie neues Geld kriegen, auf neue
Straßen setzen.

Deswegen fordere ich Sie auf: Hören Sie auf mit die-
ser Spatenstichpolitik, Herr Dobrindt, hören Sie auf mit
dieser Neubau-vor-Erhalt-Politik!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir Grüne haben einen Antrag für eine echte Ver-
kehrswende vorgelegt. Wir wollen den Erhalt von Schie-
nen, Straßen und Brücken, dafür aber beim Neu- und
Ausbau von Straßen kürzen. Wir wollen keine ÖPP-Pro-
jekte mehr, wir wollen die Verkehrsverlagerung auf die
Schiene, wir wollen, dass Radfahrer und Fußgänger in
Kommunen gefördert werden, und wir wollen einen gu-
ten Nahverkehr. Wir Grüne streiten für eine zukunftsfä-
hige ökologische und realistische Verkehrspolitik, und
die ist dringend notwendig.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807100500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Bettina Hagedorn

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1807100600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Wir sprechen hier über den Verkehrsetat, der mit über
23 Milliarden Euro der viertgrößte Einzeletat in diesem
Bundeshaushalt und der größte Investitionshaushalt des
Bundes ist. Ich füge hinzu: Und das ist gut so.

Investitionen in den Verkehr, in Straße, allerdings
nicht zu vergessen auch in Schiene und in Wasserwege
– da sind wir uns in dieser Großen Koalition einig –,
sind dringend erforderlich, und wir werden uns gemein-
sam anstrengen, diese Investitionen weiter zu versteti-
gen. Das ist wichtig für Deutschland, das ist wichtig für
unsere Wirtschaft. Wir sind eine Riesenexportnation, wir
sind ein Transitland, und wenn bei uns der Verkehr





Bettina Hagedorn


(A) (C)



(D)(B)

stockt, kann das nicht gut sein für unser Land. Darum
werden wir uns da gemeinsam engagieren.

Aber wir werden auch gemeinsam auf das Kleinge-
druckte achten müssen. Mehr Geld alleine wird nicht rei-
chen. Darüber sind wir uns sogar weitestgehend in die-
sem Hause einig; denn es kommt vor allen Dingen
darauf an, dass die zu tätigenden Investitionen zielge-
richtet und effizient dort erfolgen, wo sie wirklich die
Nadelöhre in dieser Republik beseitigen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Minister, in diesem Haushalt 2015 bildet sich
1 Milliarde Euro aus dem 5-Milliarden-Euro-Paket, das
wir in unserem Koalitionsvertrag verankert haben, ab.
Die teilt sich auf in round about 600 Millionen Euro für
die Straße, 300 Millionen Euro für die Schiene und
100 Millionen Euro für die Wasserwege. Das ist genau
die Aufteilung 60 zu 30 zu 10, die wir für die verschie-
denen Verkehrsträger wollen, und zwar nicht nur in die-
sem Haushalt, sondern auch in Zukunft. Wir als Koali-
tion wollen in den nächsten Jahren 7 Milliarden Euro
zusätzlich investieren. Ihr Haus wird daran mit Sicher-
heit einen großen Anteil haben; da braucht man kein
Prophet zu sein. Diese Aufteilung von 60 zu 30 zu 10 für
neue Investitionen wollen wir, wie gesagt, beibehalten;
denn die ist uns Sozialdemokraten extrem wichtig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben aber auch – mein Kollege Eckhardt
Rehberg hat das hier schon ausgeführt; darum kann ich
mich kurzfassen – erhebliche Umschichtungen in diesem
Haushalt 2015 vorgenommen haben, worauf wir ge-
meinsam stolz sind – Umschichtungen, die unseren
Schwerpunkten entsprechen. Wir hoffen, dass Sie, Herr
Minister, unseren gemeinsamen Willen, der sich in den
Schwerpunktsetzungen im Etat 2014 und 2015 niederge-
schlagen hat, mit in den Blick nehmen, wenn Sie den
Haushalt 2016 aufstellen. Wir müssten nicht mehr so
viel nachbessern, wenn von vorneherein diese Schwer-
punkte berücksichtigt würden.

Worauf wir auch gemeinsam stolz sind, ist, dass wir
es geschafft haben, diese Schwerpunktsetzung ohne eine
Erhöhung der Verschuldung hinzubekommen. Es ge-
schah alles durch Umschichtungen, wie hier schon dar-
gestellt wurde.

Ich will exemplarisch ein paar nennen:

Dabei geht es einmal um den Lärmschutz. Wir haben
20 Millionen Euro zusätzlich für freiwillige Lärmschutz-
maßnahmen an Straße und Schiene vorgesehen. Das tun
wir das zweite Mal in Folge. Bei Schienentrassen ist das
Hauptnadelöhr bei uns in Deutschland für die Akzeptanz
der Menschen, dass wir Lärmschutz gewährleisten, ins-
besondere beim Güterverkehr.

Ich will darauf verweisen, dass in den letzten vier Jahren
der Vorgängerregierung hierfür konstant 100 Millionen
Euro pro Jahr zur Verfügung gestanden haben und wir
jetzt das zweite Mal in Folge die Mittel für diese Investi-
tionen auf 130 Millionen Euro pro Jahr erhöht haben.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das gilt auch für die Lärmschutzmaßnahmen an Straßen.
Hierfür stellen wir 10 Millionen Euro mehr zur Verfü-
gung.

Der Radwegebau in Deutschland hat bei der Großen
Koalition Priorität. Zu Zeiten der Vorgängerregierung
standen hierfür 60 Millionen Euro pro Jahr zur Verfü-
gung. Das hört sich zwar nach viel an. Wir sind aber
deutlich ehrgeiziger und haben bereits im Jahr 2014 da-
raus 80 Millionen Euro gemacht. Nun folgt ein erneutes
Plus von 10 Millionen Euro. Insgesamt stellen wir also
90 Millionen Euro für Radwege zur Verfügung. Ich sage
Ihnen: Das kann sich sehen lassen; denn das entspricht
einer satten Erhöhung um 50 Prozent gegenüber der ver-
gangenen Legislaturperiode.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wichtig ist uns gemeinsam – der Kollege Eckhardt
Rehberg hat darauf verwiesen –, dass durch die Investi-
tionen im Verkehrsetat die Mobilität – ich nenne hier die
Schlagworte „Energiewende“ und „alternative Kraft-
stoffe“ – und die entsprechende Infrastruktur in den
Blick genommen werden. Lieber Eckhardt Rehberg, die
Umschichtung von 64 Millionen Euro bei den Verpflich-
tungsermächtigungen für die Folgejahre – damit halten
wir die Zusage des Bundes gegenüber der Wirtschaft ein,
500 Millionen Euro aus dem Verkehrsetat bereitzustellen –,
war eine gemeinsame Kraftanstrengung. Ich bin froh,
dass wir das geschafft haben. Dies dient insbesondere
der Infrastruktur von Wasserstofftankstellen und dem
ÖPNV. So können moderne emissionsfreie Bussysteme
geschaffen werden wie zum Beispiel in Hamburg und
anderen Großstädten. Das sind Maßnahmen, die mit die-
sen Mitteln finanziert werden sollen. Es ist ein gutes Si-
gnal, dass wir das gemeinsam geschafft haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Lieber Eckhardt Rehberg, da wir beide aus dem Nor-
den kommen, muss ich erwähnen, dass nicht nur nord-
deutsche Abgeordnete froh über diese Investitionen sind.
Auch Abgeordnete aus der ganzen Republik werden bei
genauem Hinsehen sicherlich feststellen, dass Investitio-
nen, die dem Funktionieren unserer Häfen an Nord- und
Ostsee zugutekommen, letzten Endes Investitionen zu-
gunsten der gesamten Wirtschaft und Logistik in
Deutschland sind; denn enorm viele Güter – das gilt
auch für den Süden unserer Republik – können nur dann
reibungslos importiert werden können, wenn die Hafen-
infrastruktur gut funktioniert. Deshalb haben wir für die
Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie zusätzlich 19 Millio-
nen Euro vorgesehen. Das sichert die Zukunft unserer
Wirtschaft und stärkt die Transportlogistik, verringert
Emissionen und erhöht die Innovationsfähigkeit in unse-
rem Land. Natürlich wird dadurch auch der maritime
Standort Deutschland gestärkt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Bettina Hagedorn


(A) (C)



(D)(B)

Ich will auch das betonen, was wir in zwei Haushalts-
sitzungen gemeinsam beschlossen haben: Mehr Transpa-
renz im Verkehrsetat ist ein wichtiger Meilenstein, den
der Haushaltsausschuss auf den Weg gebracht hat. Wir
haben über Jahre hinweg – ich bin auch Vorsitzende des
Rechnungsprüfungsausschusses – die Berichte des Bun-
desrechnungshofs zustimmend zur Kenntnis genommen,
in denen aufgezeigt wurde, wie wenig transparent die
Struktur dieses Einzelplans ist und wie wenig deshalb
das Parlament in der Lage ist, seine wichtigste Aufgabe
zu erfüllen, nämlich die Regierung zu kontrollieren.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei ÖPP haben wir keine Transparenz!)


Da wir es beim Verkehrsetat mit einem so großen Etat
zu tun haben, ist es enorm wichtig, an dieser Stelle mehr
Transparenz zu schaffen. Es gibt viele Schritte auf dem
Weg zum Ziel, Kollege Kindler. Aber auch Sie werden
uns zugestehen – Sie sind ja auch Mitglied des Rech-
nungsprüfungsausschusses –, dass wir jetzt wichtige
Schritte in die richtige Richtung gehen. Es geht darum,
dass wir alle Infrastrukturmaßnahmen – für Schienen-
und Wasserwege wie auch für Straßen – ab dem Haus-
halt 2016 einheitlich darstellen werden.

Ich zitiere aus unserem Beschluss: Wir erwarten, dass
ab dem Haushalt 2016 im Verkehrsetat die aktuell erwar-
teten Gesamtausgaben dargestellt werden, die bereits
verausgabten, die bereits für das Haushaltsjahr veran-
schlagten und die für die Folgejahre eingeplanten Mittel,
und zwar jeweils aufgeschlüsselt nach Haushaltsstellen,
aus denen das Projekt finanziert wird, und unter Einbe-
ziehung von Finanzierungsbeiträgen Dritter.

Das bedeutet in diesem Fall nichts anderes, als dass
Sie alle in Zukunft genau nachvollziehen können, wie
viele Mittel für welches Verkehrsprojekt in Ihrem Wahl-
kreis vorgesehen sind, wie sich diese Kosten darstellen,
und vor allem, ob diese explodieren. Ich glaube, das ist
ein wichtiger Beitrag.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwi-
schen Bund und Bahn, kurz: LuFV II, ist für Deutsch-
land ein ganz wichtiger Punkt. Man muss an dieser
Stelle darauf hinweisen, dass wir zwar mit einem Plus
von 300 Millionen Euro, die gegenfinanziert sind, für
das nächste Haushaltsjahr und die Folgehaushaltsjahre
Vorsorge getroffen haben – wiederum durch Umschich-
tungen und durch Verpflichtungsermächtigungen in den
Folgejahren –, dass sich aber der Rechnungsprüfungs-
ausschuss nächste Woche Freitag mit diesem Thema
noch ausführlich beschäftigen wird. Der Haushaltsaus-
schuss wird am 3. Dezember 2014 dazu noch eine Anhö-
rung durchführen. Letzten Endes werden wir im Haus-
haltsausschuss am 17. Dezember 2014, so haben wir es
uns vorgenommen, entscheiden. Erst dann, wenn diese
Ausschüsse ihre Zustimmung gegeben haben, ist die
Vertragsverlängerung sozusagen freigeschaltet.

Ohne diesen Beratungen vorgreifen zu wollen, will
ich sagen, dass wir uns in den letzten Jahren sehr inten-
siv mit der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung II
befasst haben. Der Rechnungsprüfungsausschuss hat
dazu 19, ich betone: 19, Beschlüsse gefasst. Im Ergebnis
kann man schon sagen – das bestätigt auch der Bundes-
rechnungshof –, dass es durch diese Beschlüsse sehr
wohl Einfluss im Hinblick auf eine Verbesserung der
Abkommen zwischen Verkehrsministerium und Bahn
gegeben hat. Es gibt im Zuge der Vertragsverlängerung
Möglichkeiten der Konkretisierung, wenn in der Zukunft
weitere Qualitätskennzahlen verbessert werden können.
Damit werden wir uns schwerpunktmäßig noch beschäf-
tigen.

Wir werden es dann allerdings mit einem Vertrags-
werk zu tun haben, das Investitionen in Höhe von
28 Milliarden Euro in die Schiene in den nächsten Jah-
ren verbindlich festschreibt. Hier eingebunden ist die
Bahnrendite im nächsten Jahr mit 700 Millionen Euro.
Das heißt, Schiene investiert in Schiene. Das, was bei
der Bahn verdient wird, kommt dem Schienennetz zu-
gute. Das ist eine alte Forderung des Parlaments, und
auch das setzen wir mit dieser Verlängerung ein Stück
weit um.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Kollegen haben hier schon über die Pkw-Maut ge-
sprochen. Ich will nicht allzu viel meiner Redezeit da-
rauf verwenden. Ich will nur alle darauf hinweisen, dass
wir mit dem Entwurf des Haushalts 2015 ungefähr
54 Millionen Euro freigeschaltet haben, um im Vorgriff
auf ein mögliches Gesetz einfach die Maßnahmen si-
cherzustellen, vor allen Dingen im personellen Bereich,
die erforderlich sind, um so etwas ab 2015 vorbereiten
zu können. Klar ist auch, dass das gegenfinanziert ist.
Klar ist darüber hinaus, dass, wenn die Pkw-Maut ab
2016 kommt, diese Kosten in einem Kreislauf refinan-
ziert werden, sprich: den Steuerzahler nicht belasten sol-
len. Wichtig ist bei der Pkw-Maut sicherlich, dass wir in
einem geordneten Verfahren sind, das aber lange noch
nicht beendet ist.

Uns als Sozialdemokraten ist vor allen Dingen eins
wichtig – das will ich hier deutlich sagen –: Wenn das
Gesetz zur Pkw-Maut eingebracht wird, dann muss
gleichzeitig das Gesetz zur Entlastung bei der Kfz-
Steuer eingebracht werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Forderung nach EU-Konformität muss natürlich für
beide Gesetze gleichermaßen gelten. Das, Herr Minister,
werden Sie hoffentlich sicherstellen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU])


Die große Schwester der Pkw-Maut ist allerdings die
Lkw-Maut. Ihr gebührt viel mehr Aufmerksamkeit, je-
denfalls unter dem Aspekt der Einnahmen und der Si-
cherung der Investitionen im Verkehrsbereich. Wir
haben dazu in unserem Koalitionsvertrag konkrete Ver-
einbarungen getroffen. Es ist und bleibt unser Ziel, den
Verkehrsinvestitionsetat ab 2018 um 2 Milliarden Euro
pro Jahr nachhaltig zuverlässig aufzustocken. Das
braucht unsere Infrastruktur dringend.





Bettina Hagedorn


(A) (C)



(D)(B)

Es ist kein Geheimnis, dass wir uns gewünscht hätten,
dass man möglicherweise noch intensiver prüft, ob das
Ziehen der Call-Option nicht der richtige Weg gewesen
wäre. Sie haben sich anders entschieden, Herr Minister;
das ist Ihr gutes Recht. Wir haben das in diesem Haus-
halt auch nachvollzogen, indem wir die Verlängerung
des Vertrages mit Toll Collect über Verpflichtungs-
ermächtigungen von knapp 1,6 Milliarden Euro über die
nächsten Jahre sichergestellt haben.

Wichtig ist mir aber auch, festzustellen, dass Sie, Herr
Dobrindt, durch die Entscheidung, die Sie getroffen ha-
ben, zum Erfolg gezwungen sind. Wir haben uns
schließlich vorgenommen, dass die Lkw-Maut statt auf
13 000 Kilometern bundesweit nun auf 40 000 Kilome-
tern bundesweit erhoben wird. Alle Bürgerinnen und
Bürger in diesem Land sind sich sicherlich sofort da-
rüber einig, dass es gerade der Lkw-Verkehr ist, der die
Qualität unserer Straßen enorm belastet. Darum ist die
Lkw-Maut sehr breit akzeptiert.

Sie haben zugesagt, dass wir das mit Toll Collect zum
1. Januar 2018 hinbekommen. Wir vertrauen darauf,
dass Sie das schaffen.


(Herbert Behrens [DIE LINKE]: Vorsicht mit dem Vertrauen!)


Wir sind an Ihrer Seite. Wir müssen dieses ehrgeizige
Ziel miteinander aber auch wirklich erreichen.


(Beifall bei der SPD – Martin Burkert [SPD]: Wir schreiten Seit‘ an Seit‘!)


Es sind hier die 7 Milliarden Euro angesprochen wor-
den, die der Haushaltsausschuss als Verpflichtungs-
ermächtigung ausgebracht hat mit Blick auf den Investi-
tionshochlauf, wie Sie es gerne nennen, den wir uns
gemeinsam vorgenommen haben und der auch erforder-
lich ist. Es ist noch nicht ganz ausgemacht, welche Res-
sorts an diesen 7 Milliarden Euro in welchem Umfang
beteiligt werden. Eines ist mir wichtig, Herr Minister: Es
ist klar, dass Ihr Haus mit Sicherheit in erheblichem Um-
fang daran partizipieren wird, weil nicht nur Investitio-
nen im Verkehrsbereich, sondern auch Investitionen in
die digitale Infrastruktur erforderlich sind; das ist in die-
ser Koalition unstrittig.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben einen Antrag eingebracht! Da können Sie ja zustimmen!)


Allerdings möchte ich folgenden Hinweis im Namen
der SPD geben: Uns ist nicht nur wichtig, dass es mehr
Geld gibt, sondern uns ist vor allen Dingen wichtig, wie
wir das gemeinsam ausgeben. Dafür ist der Koalitions-
vertrag die Grundlage. Wir legen Wert darauf, dass
80 Prozent der Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur
zugunsten von national wirksamen Projekten fließen und
dass das Geld, das jetzt fließen wird, nicht – ich sage es
einmal so – in Tüddelchen verplempert wird für Ortsum-
gehungen.


(Unruhe bei der CDU/CSU)

Nichts gegen Ortsumgehungen und die Menschen, die
dafür streiten, aber es sind keine national prioritären Pro-
jekte.


(Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist das!)


Es ist wichtig – wir sind es der Wirtschaft schuldig –,
dass das Geld in national prioritäre Projekte fließt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Rede!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807100700

Das Wort hat nun der Bundesverkehrsminister.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Es ist in der Tat eine historische Woche; denn
wir bringen die Haushaltswende und die Investitions-
wende zusammen.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Investitionsquote sinkt im Haushalt, Herr Dobrindt!)


13 Milliarden Euro Investitionen im Verkehrshaushalt,
keine neuen Schulden im Gesamthaushalt – das ist die
Wachstumsformel für Deutschland, meine Damen und
Herren, und der Weg, den wir gemeinsam gehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Martin Burkert [SPD] – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Investitionen sinken im Haushalt!)


Wir geben damit ein klares Bekenntnis ab zu Investi-
tionen in die Mobilität – eine Kernaufgabe des Staates.
Wir schaffen mehr Gerechtigkeit, und wir schaffen
Spielräume für zukünftige Generationen. Das ist ein
Dreiklang – er bildet einen roten Faden durch unseren
gesamten Haushalt –: Investitionen, Gerechtigkeit,
Wohlstand ohne neue Belastungen für die nachfolgenden
Generationen.

Meine Damen und Herren, wenn man das alles be-
trachtet, dann kann man sich über manche Äußerungen,
die hier vonseiten der Linken zurzeit gemacht werden,
wirklich nur wundern. Lieber Herr Claus, ich weiß nicht,
woran Sie denken, wenn Sie sagen, es wäre doch einfach
nur sinnvoll, neue Schulden zu machen,


(Widerspruch des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])


wenn Sie einfach sagen,


(Roland Claus [DIE LINKE]: Das Gegenteil! – Weitere Zurufe von der LINKEN)


es wäre besser, die Investitionen über neue Schulden zu
finanzieren. Das ist ökonomisch verblendet und politisch





Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)

verantwortungslos. Glauben Sie einfach: Die Schulden
von heute sind die Steuern von morgen. Es gibt keine
Schulden zum Nulltarif, lieber Herr Claus.


(Beifall bei der CDU/CSU)


An was glauben Sie eigentlich in Ihrer Glaubensge-
meinschaft?


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE])


Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das, an was Sie heute
glauben wollen, nicht noch kurzsichtiger ist als das, was
Ihre glücklosen Vorgänger mit der Planwirtschaft ge-
macht haben.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind sich CSU und Linkspartei ziemlich ähnlich!)


Ich kann Ihnen sagen: Generationengerechtigkeit ist eine
Art der Gerechtigkeit, die Sie offensichtlich nicht ver-
standen haben. Wir leben diese Gerechtigkeit, meine Da-
men und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Martin Burkert [SPD])


Wir gehen den Weg der Verantwortung. Wir schaffen
die Haushaltswende und die Investitionswende. Die
Menschen in Deutschland gehen diesen Weg auch aktiv
mit, weil sie wissen, dass die Finanzierung eines Haus-
halts, der schwerpunktmäßig auf Investitionen setzt, die
Wachstum in Deutschland erzeugen, ein Wohlstandspro-
gramm für Deutschland ist. Investitionen in die Infra-
struktur schaffen Wachstum, schaffen Wohlstand.

Lieber Herr Kindler, ich habe aufmerksam verfolgt,
was Sie nicht nur jetzt gerade in Ihrem Beitrag, sondern
auch auf Ihrem grünen Parteitag am Wochenende alles
erzählt haben.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Guter Parteitag, oder? Das hat Sie doch gefreut!)


Dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur
in Deutschland würden verschleppt, hieß es da.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, die Investitionsquote sinkt ja auch! Die Investitionen sinken, Herr Dobrindt!)


Ich sage Ihnen: Erstens liegen Sie falsch, zweitens sind
Sie doch der Erfinder der Investitions- und Infrastruktur-
flaute.


(Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich lache mich kaputt!)


Schauen Sie doch mal dorthin, wo Sie regieren, bei-
spielsweise nach Baden-Württemberg: Die Straßen-
investitionsmittel werden gekürzt.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind so hoch wie noch nie zuvor!)


Im letzten Jahr haben Sie Mittel des Bundes für den Stra-
ßenbau sogar zurückgegeben, weil Sie sie nicht verbaut
gekriegt haben, meine Damen und Herren. Das ist doch
Ihre Bilanz.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind hier nicht auf dem CSU-Parteitag! – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lassen Sie sich mal die richtigen Zahlen geben!)


– Bevor Sie unqualifiziert dazwischenrufen, schauen Sie
lieber mal ins Haushaltsgesetz:


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren super qualifizierte Zwischenrufe, Herr Dobrindt! Sie müssen mal zuhören!)


Der Einzelplan meines Ministeriums ist mit Abstand der
größte Investitionshaushalt im Bund:


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Investitionsstau! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Investitionen sinken, Herr Dobrindt!)


55 Prozent Investitionen in die Infrastruktur. Wir schrei-
ben den Investitionsschlüssel 50+ in den nächsten Jahren
fort: Bis 2017 fließen 57 Prozent der Mittel direkt in In-
vestitionen.

Sie haben den Irrtum der Vergangenheit, den Sie
heute noch fortsetzen, nämlich den Glauben daran, dass
man Wachstum und Wohlstand von der Infrastruktur ent-
koppeln könnte, zum Programm erhoben.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welcher Parallelwelt leben Sie eigentlich? – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Einfach mal was Konkretes zu Ihrem Etat sagen!)


Deswegen haben Sie auch Verantwortung dafür, dass wir
einen erheblichen Nachholbedarf bei der Infrastruktur
haben; denn Sie haben es aus ideologischen Gründen
versäumt, in den Straßenbau, in den Schienenbau, in die
Wasserstraßen zu investieren. Wir vollziehen dies jetzt
nach. Ich sage Ihnen an dieser Stelle, weil Sie sich auch
darüber immer auslassen: Machen Sie nicht den gleichen
Fehler, wenn es jetzt darum geht, den Sprung in die Di-
gitalisierung zu schaffen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben da einen Antrag vorgelegt! Sie haben da nichts im Haushalt!)


Sie wollen ja Big Data zum großen Angstwort erheben.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben einen Antrag, Herr Dobrindt! Haben Sie den gelesen?)


Ich kann Ihnen sagen: Es wird kein Wirtschaftswachs-
tum ohne Datenwachstum geben.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Datenwachstum bei der PkwMaut! Das meinen Sie doch nicht wirklich, oder?)






Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)

Wer das Datenwachstum vom Wirtschaftswachstum ent-
koppeln will, der wird unsere Gesellschaft vom Wohl-
stand abkoppeln; das wäre das Ergebnis Ihrer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie unseren Antrag gelesen, Herr Dobrindt? 1 Milliarde für Breitband!)


„Connectivity and Data“, also Vernetzung von Daten
– darum geht es. Es geht hier um eine Chancendiskus-
sion mit Blick auf die Digitalisierung


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben einen Antrag vorgelegt, Herr Dobrindt! Stimmen Sie dem zu?)


und nicht um die grüne Kontinuität im Irrtum. Das müs-
sen Sie sich mal merken, Herr Kindler.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geht’s noch platter? – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie mal zu Ihrem Etat!)


Ich habe in meinem Haus einen Investitionshochlauf
gestartet, der die Investitionswende bei der Infrastruktur
mit einem 5-Milliarden-Euro-Paket eingeleitet hat, das
wir übrigens über diese Legislaturperiode hinaus fort-
schreiben.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor allen Dingen im Neubau! – Gegenruf des Abg. Eckhardt Rehberg [CDU/ CSU]: Sven, du weißt genau, dass das nicht stimmt! So ein Unsinn! Guck mal in den Haushaltsplan rein!)


Wir haben eine Weiterentwicklung der ÖPP, der öffent-
lich-privaten Partnerschaften, im Bereich der Autobah-
nen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807100800

Es würde die Debatte ein bisschen für alle erleichtern,

wenn nicht viele den Ehrgeiz hätten, gleichzeitig zu re-
den. Im Augenblick hat der Bundesverkehrsminister das
Wort.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn er was sagen würde!)


Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Ich habe ganz offensichtlich einen sehr wunden Punkt
bei Ihnen getroffen, Herr Kindler, dass Sie sich so aufre-
gen müssen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn er mal was Konkretes sagen würde, wären wir beeindruckt! – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nett wären ein paar konkrete Sachen! – Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie was zu Ihrer Politik?)

– Ich bin einfach Ihrer Aufforderung gefolgt, heute Stel-
lung zur Verkehrspolitik in Deutschland zu nehmen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Pkw-Maut! Wir reden hier über die Pkw-Maut! Darüber wollen wir was wissen! – Gegenruf des Abg. Norbert Barthle [CDU/CSU]: Hören Sie einfach mal zu!)


Da müssen Sie damit rechnen, dass ich mich auch mit
Ihren Beiträgen auseinandersetze.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, dann sagen Sie mal was zur Pkw-Maut!)


Wir haben es geschafft, durch öffentlich-private Part-
nerschaften wichtige Infrastrukturprojekte auf den Weg
zu bringen. Ein aktuelles Beispiel dafür, wie dies gelin-
gen kann, ist die A 7 – eine zentral wichtige Autobahn –,
wo zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein eine
fünfte und sechste Spur gebaut wird, mit Kosten von
1,6 Milliarden Euro. Wir gehen diesen Weg der öffent-
lich-privaten Partnerschaften weiter.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Völlig unwirtschaftlich!)


Wir bereiten die Einführung der Infrastrukturabgabe
vor, mit der wir mehr Gerechtigkeit in der Finanzierung
unserer Straßen schaffen. Damit werden wir zukünftig in
einer Wahlperiode 2 Milliarden Euro mehr an Mitteln
zur Verfügung haben, die direkt auch in die Infrastruk-
turfinanzierung fließen. Wir stärken damit die Nutzer-
finanzierung. Deswegen ist die Infrastrukturabgabe fair,
sinnvoll und gerecht.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Datengrundlage!)


Sie wird am 17. Dezember im Kabinett beraten. Lieber
Herr Kindler, wir haben dabei den höchsten Daten-
schutz, den es in diesem Bereich je gegeben hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich stelle fest: Sie legen ein unglaubliches Maß an
Heuchelei an den Tag. Sie fordern eine sogenannte intel-
ligente Maut, bei der Sie den Autofahrer je nach Ort und
Tageszeit unterschiedlich bepreisen wollen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit den Vignetten? Was ist denn mit den Pendlern? – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht denn das?)


Sie wollen zu jeder Zeit wissen, auf welchem Kilometer
Straße er sich aufhält. Sie fordern damit den gläsernen
Autofahrer, und genau den wollen wir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo steht das?)


Ich weiß, dass die Wahrheit wehtut.





Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch! Nennen Sie doch mal die Quelle!)


Wir leiten die Ausweitung der Lkw-Maut ein; das ist
ebenfalls angesprochen worden. Sie soll ab dem nächs-
ten Jahr auch auf vierspurigen Bundesstraßen gelten und
auch die Lkw-Klassen von 7,5 bis 12 Tonnen einbezie-
hen. Dadurch wird alleine noch in dieser Wahlperiode
knapp 1 Milliarde Euro zusätzlich in den Verkehrshaus-
halt fließen. Wir werden das umsetzen, was wir gemein-
sam vereinbart haben, nämlich ab 2018 die Lkw-Maut
auf alle Bundesstraßen und damit auf 40 000 Kilometer
auszudehnen.


(Martin Burkert [SPD]: Ja!)


Das wird uns jedes Jahr möglicherweise an die 2 Milliar-
den Euro an zusätzlichen Einnahmen bringen.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben die Lkw-Maut zunächst gesenkt! Sie verzichten auf Einnahmen!)


Es war daher richtig, den Vertrag mit dem Unterneh-
men Toll Collect zu verlängern. Das ist die richtige Maß-
nahme, um die Einnahmen aus der Lkw-Maut auch für
die Zukunft zu sichern. Das Risiko, das mit einem Wech-
sel verbunden wäre, ist eindeutig zu hoch. Zurzeit neh-
men wir 4,4 Milliarden Euro durch die Lkw-Maut ein.
Wer nicht sicherstellen kann, dass dies technisch und
haftungsrechtlich in den nächsten Jahren möglich ist,
setzt jedes Jahr 4,4 Milliarden Euro aufs Spiel. Wir ge-
hen den richtigen Weg. Wir sichern die Einnahmen, in-
dem wir den Vertrag mit Toll Collect verlängern.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht!)


Wir haben ein Sonderprogramm zur Brückenmoder-
nisierung aufgelegt. Bis 2017 soll 1 Milliarde Euro in die
Instandsetzung fließen. Wir haben mit der Deutschen
Bahn eine Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung
geschlossen.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Haben Sie geschlossen? Das ist ja interessant!)


In den nächsten fünf Jahren werden dadurch 28 Milliar-
den Euro investiert. Das ist absolutes Rekordniveau. Das
ist quasi ein eigenes Konjunkturpaket für unser Land.
Wir haben außerdem ein Programm für die Seehafen-
Hinterland-Anbindung in Höhe von 300 Millionen Euro
initiiert, um die Engstellen im Schienennetz aufzulösen
und mehr Kapazität zu schaffen.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wird weiter zur Fehlallokation kommen! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie einmal den Bundesrechnungshofbericht dazu! Der ist knackig!)


Im Zuge der Netzallianz Digitales Deutschland haben
die innovationswilligen Unternehmen vereinbart, dass
die private Wirtschaft im kommenden Jahr 8 Milliarden
Euro in den Breitbandausbau investiert. Im Gegenzug
dazu haben wir uns verpflichtet, dass wir die Erlöse aus
der Versteigerung der Digitalen Dividende II, die wir im
nächsten Jahr erzielen werden, überall dort in die Netze
investieren, wo es Wirtschaftlichkeitslücken, wo es
weiße Flecken gibt. Dadurch schaffen wir es, dass unser
Land erfolgreich ist.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Null Euro haben Sie in Ihrem Haushalt!)


Das gute Zusammenspiel von Investitionen aus der Wirt-
schaft und den Investitionen des Staates ergibt ein Mil-
liardenprogramm für den Breitbandausbau.


(Sven-Christian Kidler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nichts im Haushalt!)


Damit sorgen wir dafür, dass 2018 überall in Deutsch-
land 50 Megabit pro Sekunde zur Verfügung stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist ein Teil der Bilanz von dem, was wir in den letz-
ten Monaten erreichen konnten.

Die Investitionen in die Infrastruktur wurden massiv
gesteigert. Wir werden dies noch weiter ausbauen. Mit
dem Investitionshochlauf ab 2018 werden wir eine Stei-
gerung der Investitionslinie um 40 Prozent erreichen.
Wir haben eine Dynamik im Breitbandausbau, die dafür
sorgt, dass wir überall die Digitaloffensive starten kön-
nen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gehen Sie mal in den ländlichen Raum, und schauen Sie sich da mal um!)


Wir haben insgesamt eine Modernisierung unseres
Landes angestoßen,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Durch die PKW-Maut, oder wie? Wo leben Sie?)


wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war. Ver-
kehrsnetze, Datennetze, Wachstum, Wohlstand – das ist
die Aufgabe, die sich diese Große Koalition gestellt hat.
Deshalb sage ich ganz deutlich: Diese Investitionen in
unsere Infrastruktur sind zwar noch nicht die Garantie
für Wachstum und Wohlstand, aber ohne diese Investi-
tionen gibt es garantiert kein Wachstum und keinen
Wohlstand. Deswegen gehen wir diesen Weg konsequent
weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir befördern die Digitalisierung, gerade auch im Be-
reich der Mobilität. Mehr Kapazität in bestehenden Net-
zen gelingt durch Digitalisierung. Als Beispiel nenne ich
den Einstieg in die Mobilität 4.0: Unterstütztes autono-
mes Fahren, unterstützte autonome Verkehre auf den
Straßen werden von uns mit den Plattformen „Digitale
Netze“ und „Cars & Data“ sowie runden Tischen zum
automatisierten Fahren aktiv begleitet.

Wir sind dabei, ein „Digitales Testfeld Autobahn“
einzurichten, bei dem wir die Kommunikation zwischen





Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)

den Autos sowie zwischen Auto und Infrastruktur dar-
stellen können. Durch unsere wissenschaftliche Beglei-
tung sorgen wir dafür, dass die Chance auf ein digitales
Wirtschaftswunder in Deutschland ergriffen wird. Wir
wollen nicht diejenigen sein, die in Deutschland die gu-
ten, schönen Anwendungen in einer digitalen Welt nur
nutzen, sondern wir wollen vor allem auch diejenigen
sein, die sie mit entwickeln. Die Wertschöpfung, die sich
daraus ergibt, soll Deutschland erreichen und nicht allein
in anderen Regionen der Welt stattfinden.

Es geht schlussendlich darum, meine Damen und
Herren, ob wir in Europa und in Deutschland eine Da-
tenkolonie von anderen sein wollen, die die Daten hier
erheben, sie woanders veredeln und uns die entsprechen-
den Produkte verkaufen, was zur Folge hat, dass die
Wertschöpfung woanders passiert. Wir wollen Big Data
als Chance begreifen. Wir wollen die Anwendungen hier
entwickeln und die Wertschöpfung in Deutschland hal-
ten. Wir wollen Wohlstand auch mit Daten und Digitali-
sierung in Deutschland erreichen. Das sicherzustellen,
ist die Aufgabe meines Hauses, und wir werden gemein-
sam dieses digitale Wirtschaftswunder in Deutschland
schaffen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Roland Claus [DIE LINKE]: Oh!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807100900

Herbert Behrens hat nun das Wort für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Herbert Behrens (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1807101000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrter Herr Verkehrsminister, diese Begriffe sind
ja kaum zu toppen: Sie haben von der historischen Haus-
haltswende und vom digitalen Wirtschaftswunder ge-
sprochen. Ich denke, viel mehr geht nicht.

Aber setzen wir uns doch mal mit den konkreten
Aspekten auseinander. Sie sagten, diese Haushaltswende
werden Sie mit einem Fünf-Punkte-Plan erreichen. Spre-
chen wir also über Planwirtschaft! Sie sagten, dass Sie
mit fünf Punkten beides zusammenbringen wollen: die
Haushaltswende und gleichzeitig den Investitionsschub,
den Sie brauchen, um wirklich eine nachhaltige Ver-
kehrs- und digitale Infrastrukturpolitik an den Tag zu le-
gen.

Wenn wir uns diesen Fünf-Punkte-Plan ansehen, dann
sehen wir allerdings mehr Sprechblasen als konkrete Er-
gebnisse.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Was?)


Wir sehen viele Hinweise auf 2018, aber nur wenige auf
den Haushalt 2015. Sie sprechen von 5 Milliarden Euro
jährlich, Sie verschweigen aber, dass damit nicht 2015
gemeint ist, sondern 2018 mit anschließender Versteti-
gung dieser Mittel in Höhe von 5 Milliarden Euro. Das
Programm wächst also erst auf, Sie sprechen von „Inves-
titionshochlauf“ – auch einer dieser Begriffe, die Sie neu
einführen. Sie sprechen von mehr Transparenz, aber an
diesen Stellen machen Sie Nebelpolitik. Es ist nämlich
nicht erkennbar, wann es die 5 Milliarden Euro wirklich
und real gibt – jetzt oder erst in Zukunft?

Als zweiten Punkt führen Sie auf, dass die Nutzer-
finanzierung eingeführt werden soll. Sie weisen auf die
Lkw-Maut hin, verschweigen an der Stelle allerdings,
dass es sich dabei einfach nur um ein dringend not-
wendiges Nachbessern handelt. Durch ein neues Ver-
kehrswegegutachten hat sich nämlich herausgestellt,
dass wir auf jeden Fall etwas ändern müssen, wenn wir
bei der Lkw-Maut nicht 1,5 Milliarden Euro weniger
Einnahmen generieren wollen. Das ist ein Versuch,
eine Lücke bei den Mauteinnahmen von 1,1 Milliarden
Euro zu schließen. Das hat damit zu tun, dass Sie jetzt
die 7,5-Tonner und künftig zusätzlich 1 100 Kilometer
an Bundesstraßen einbeziehen. Im Haushalt 2015 sind
also viel mehr Luftnummern als wirklich reale Politik zu
finden.

Der einzig konkrete Punkt in Ihrem Fünf-Punkte-Plan
ist der dritte Punkt: ÖPP-Projekte massiv auszuweiten.
Darauf haben Sie einen deutlichen Schwerpunkt gelegt,
obwohl der Bundesrechnungshof bei der Überprüfung
von sechs im Bau befindlichen ÖPP-Projekten festge-
stellt hat, dass durch Kosten, die bei öffentlichen Bauten
nicht entstanden wären, ein Schaden von 2 Milliarden
Euro zulasten des Bundeshaushaltes entstanden ist. Das
ist viermal so viel, wie Ihre angebliche Infrastrukturab-
gabe, die ja eigentlich eine Ausländermaut ist, pro Jahr
bringen würde. Trotzdem setzen Sie in Ihrem Haushalt
auf neue Projekte. Eine dritte Staffel soll in Gang gesetzt
werden und massiv mit Milliardenbeträgen finanziert
werden. Das ist der falsche Weg,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Teuer und gefährlich!)


hat aber bei Ihnen eine eindeutige Priorität. Das lehnen
wir ab. Wir wollen keine Privatisierung der öffentlichen
Infrastruktur. Wir brauchen eine staatliche, eine verläss-
liche Infrastruktur.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie betonen außerdem den Erhalt vor Neubau. Auch
da haben Sie gegenteilige Entscheidungen getroffen. Die
1,6 Milliarden Euro für 27 Neubauprojekte, die Sie in
der Sommerpause auf den Weg gebracht haben, sind ein
Zeichen dafür.

Die digitale Infrastruktur soll – mit mäßigen Einnah-
men vermutlich – auf den Weg gebracht werden. Auch
das wird enorm schwierig.

Herr Dobrindt, Sie haben in Bezug auf Ihren Haus-
haltsplan 2015 gesagt, Sie würden damit die historische
Haushaltswende begleiten. Sie haben einen Plan ausge-
arbeitet. Allerdings wissen wir, dass Planwirtschaft ganz
schön in die Hose gehen kann.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Herbert Behrens


(A) (C)



(D)(B)

Der Unterschied bei Ihrer Planwirtschaft ist: Es ist be-
reits von Anfang an erkennbar, dass sie in die Hose ge-
hen wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807101100

Nun erhält der Kollege Martin Burkert für die SPD-

Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1807101200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

diesen Haushaltsberatungen – das ist schon angespro-
chen worden – wird auch die Leistungs- und Finanzie-
rungsvereinbarung auf den Weg gebracht. Mit der
LuFV II sorgen wir für mehr Qualität in unserem Schie-
nennetz. Wir haben endlich mehr Geld für die Schiene;
auch das wurde erwähnt. Das ist sehr wichtig. Wir wer-
den ab dem 1. Januar 2015 noch genauer auf die Ver-
wendung dieser Mittel schauen.

Ich bin in diesem Zusammenhang sehr dankbar, dass
wir gemeinsam mit dem Bundesrechnungshof eine gute
und vernünftige Lösung gefunden haben. Zu den aus
meiner Sicht erfolgreich abgeschlossenen Verhandlun-
gen zwischen dem Verkehrsministerium und der DB AG
darf ich Ihnen, Herr Minister Dobrindt, aber auch Herrn
Kefer von der Deutschen Bahn AG herzlichen Glück-
wunsch sagen. Es waren harte Verhandlungen. Frau Bär,
vielleicht können Sie Herrn Jacobs im Ministerium, der
die Verhandlungen begleitet hat, meinen herzlichen
Dank ausrichten.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Kommentar vom Bundesrechnungshof ist aber nicht positiv! Der ist alles andere als positiv!)


Das ist ein Werk, das wir damals auf den Weg gebracht
haben, das jetzt fortgeschrieben wurde und das es ver-
dient, erwähnt zu werden.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Ist es jetzt abgeschlossen oder nicht?)


Wir haben im Rahmen der LuFV I in den letzten Jah-
ren festgestellt, dass es Verbesserungsbedarf gibt. Neben
der besseren finanziellen Ausstattung haben wir Dinge
gemacht, die dringend notwendig waren; das kann si-
cherlich auch die Opposition nicht leugnen. Mit dem
Fünfjahresplan über Instandhaltung und Reparatur des
Schienennetzes können wir den Sanierungsstau bei
Bahnhöfen, Brücken, Tunneln, Schienen, Weichen sowie
Elektro- und Datenleitungen auflösen. Das wird ange-
gangen und abgearbeitet.

Wir haben die nächsten Jahre jährlich 4 Milliarden
Euro zur Verfügung. Das sind 1,3 Milliarden Euro mehr
pro Jahr als bisher. Vielen Dank an die Haushälter. Ich
glaube, hier ist es gelungen, etwas für die Schiene zu
tun. Auch das muss man an diesem Tag einmal sagen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will noch weitere positive Punkte nennen.

Mit härteren Anforderungen und stärkeren Kontrollen
stellen wir die Weichen für eine höhere Qualität des Ei-
senbahnbetriebs. So verpflichtet sich die Bahn ab 1. Ja-
nuar 2015 mit dieser LuFV II, 875 Brücken teilweise
oder komplett zu sanieren. Andernfalls drohen Strafzah-
lungen; auch das haben wir deutlich gemacht.

Ich begrüße ausdrücklich, dass die Notrufsäulen, die
mit Blick auf einen sicheren Betrieb auch einen infra-
strukturellen Bezug haben, aus dem Bereich „Station
und Service“ ausgenommen werden.

Auch die Verbesserung der Qualitätskennziffer Bahn-
steighöhe, Herr Behrens und Herr Minister, ist in der Tat
ein weiterer historischer Schritt am heutigen Tag, weil
wir eine einheitliche Bahnsteighöhe von 76 Zentimetern
festschreiben. Diese Norm wird wahrscheinlich erst in
hundert Jahren am letzten Bahnhof erfüllt sein,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


aber die Fahrzeugindustrie begrüßt das sehr, weil das für
ihre Planung wichtig ist.


(Beifall der Abg. Kirsten Lühmann [SPD])


Ein ebenso wichtiger und guter Schritt ist – auch das
will ich sagen; meine Kollegin Bettina Hagedorn hat es
schon erwähnt –, dass die Netzerlöse über die Bahndivi-
dende wieder in vollem Umfang der Schiene zugute-
kommen.

Aber ich will hier auch sagen, dass trotzdem noch ei-
nige Fragen offenbleiben. Zunächst muss man feststel-
len, dass am Ende dieses Jahres, also noch im Dezember,
der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG dem Bahnvor-
stand die Unterschriftsgewährung ermöglichen muss.
Hier ist die Frage: Was geschieht eigentlich, wenn die
Dividende nicht in der vorgesehenen Höhe gezahlt wer-
den kann? Herr Kampeter, ich will hier ein deutliches
Wort an das Finanzministerium richten. Wenn das der
Fall sein sollte, dann bitte ich schon, den Koalitionsver-
trag zugrunde zu legen, weil wir dort vereinbart haben,
dass erst die Instandhaltung, sprich: die LuFV, kommt
und dann Aus- und Neubau. Ich glaube, das sollten wir
hier noch einmal deutlich erwähnen; denn so sicher er-
scheint mir diese Dividende noch nicht.


(Beifall bei der SPD)


Ich will mich bei den Haushältern ausdrücklich dafür
bedanken, dass es am 3. Dezember dieses Jahres noch
einmal eine Anhörung gibt. Ich halte es für sehr wichtig,
Herr Rehberg und Frau Hagedorn, dass diese noch statt-
findet, bevor die Beschlussfassung erfolgt. Herr
Rehberg, ich habe genau zugehört, was Sie in diesem
Zusammenhang zum Thema Schiffe gesagt haben. Ich
bin da bei Ihnen. Personalkosten sind ein Problem. Da-
rüber werden wir uns sicher unterhalten müssen. Aber
ich sage in Richtung des Ministers: Herr Minister, viel-
leicht sollten wir einmal überlegen, ob wir Züge ausflag-
gen. Da könnten wir in Bezug auf die Personalkosten et-





Martin Burkert


(A) (C)



(D)(B)

was tun. Auch die Bahn braucht jeden Euro; das nur am
Rande.

Zurück zur Leistungs- und Finanzierungsvereinba-
rung. Auf keinen Fall darf geschehen, dass wir, was die
Dividende angeht, Druck aufbauen, der dann am Schluss
auf das Personal abgewälzt wird. Ich glaube, auch darauf
müssen wir schauen. Und wir müssen Obacht geben,
dass keine Deckelung der Trassenpreise erfolgt, wie das
im letzten Entwurf zum Eisenbahnregulierungsgesetz
vorgesehen war – das steht ja auch noch an –, weil dann
die DB Netz AG ihre Gestaltungsmöglichkeiten verliert
und die Berechnungen zur LuFV gefährdet sind. Auch
dazu an dieser Stelle einen Fingerzeig.

Zudem muss die Personalplanung angepasst werden.
1,3 Milliarden Euro mehr bedeuten mehr Personal bei
der DB Netz AG, aber auch beim Eisenbahn-Bundesamt.
Da sind wir in der Verpflichtung, weil diese Behörde
dem Ministerium untersteht. Es wäre falsch, wenn die so
wichtigen LuFV-Mittel nicht verbaut werden könnten,
weil beim EBA die Kapazitäten fehlen.

Meine Damen und Herren, es gibt also noch Luft nach
oben. Bitte verstehen Sie mich hier nicht falsch. Mögli-
che Unsicherheiten aufzuzeigen, heißt nicht, den LuFV-
Entwurf generell infrage zu stellen. Wir müssen nur Ob-
acht geben.

Zum Schluss möchte ich noch zwei Punkte nennen.

Die Erstellung einer Kapazitätskennziffer und eines
Parameters, der über die Oberflächenbeschaffenheit der
Gleise Auskunft gibt, ist eine große Herausforderung,
aber auch wünschenswert. Diese sollen Auskunft geben,
wie wir die LuFV weiterentwickeln. Auch in puncto
Schienenlärm ist das ein ganz wichtiger Punkt. Und wir
brauchen weitere Anstrengungen im Bereich Barriere-
freiheit, Herr Minister. Wir müssen es ernst damit mei-
nen, dass die Bahnhöfe in unserem Land barrierefrei
werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir bekommen Geld, und wir sollten dieses nutzen.
Insofern freue ich mich, wenn die LuFV am 1. Januar
2015 hoffentlich in Kraft tritt. Sie bleibt ein wichtiges
Instrument. Die Große Koalition hat sie weiterentwi-
ckelt. Ich hoffe, dass die Opposition der LuFV am Ende
zustimmt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807101300

Das Wort erhält nun der Kollege Stephan Kühn für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her-
ren! Herr Minister Dobrindt, mit Ihrer Parteitagsrede
wird es Ihnen nicht gelingen, Ihre miserable Bilanz als
Verkehrsminister zu kaschieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Abstand zwischen Ihren Ankündigungen und Ihrem
tatsächlichen Handeln ist in etwa so groß wie der Ab-
stand von der Raumstation ISS zur Erde.

Sie haben mit dem Bundesverkehrswegeplan ein
neues Prioritätenkonzept angekündigt. Die Engpassbe-
seitigung bei hochbelasteten Korridoren und Hauptach-
sen sollte im Vordergrund stehen. In der Kategorie „Vor-
dringlicher Bedarf plus“ sollten 80 Prozent der Mittel für
überregional bedeutsame Projekte gebündelt werden.
Die guten Vorsätze haben aber nicht lange gehalten: Im
Sommer wurden 27 neue Projekte begonnen – am Parla-
ment vorbei. Die Hälfte davon waren Ortsumfahrungen
ohne überregionale Bedeutung. Oder ist es jetzt etwa so,
dass Projekte, die in Ihrem Wahlkreis oder in dem Wahl-
kreis Ihrer Parteifreunde liegen, automatisch Projekte
mit überregionaler Bedeutung sind?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der Bundesverkehrswegeplan bleibt also weiter ein
Selbstbedienungsladen für Wahlkreisabgeordnete ohne
Kasse. Die neuen Prioritäten sind nichts anderes als Lip-
penbekenntnisse.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wo bleibt Ihre Investitionsoffensive zur Schaffung
zusätzlicher Kapazitäten im Schienengüterverkehr? Die
Anzahl der neuen Schienenprojekte in diesem Jahr be-
trägt null; sie ist nicht messbar.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Blamabel! Wirklich blamabel!)


Statt des Investitionshochlaufs, von dem Sie sprechen,
werden die Mittel für Bahnprojekte gekürzt. Statt
1,5 Milliarden Euro wie in diesem Jahr stehen im nächs-
ten Jahr nur rund 1 Milliarde Euro zur Verfügung. Statt
mit zusätzlichem Geld die Erhöhung der Mittel entspre-
chend der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung
mit der Bahn zu finanzieren, geht die Erhöhung zulasten
der Bedarfsplanprojekte. Das ist ein Skandal.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])


In den nächsten drei Jahren werden so 900 Millionen
Euro von laufenden Vorhaben abgezogen. Die Bauvor-
haben werden also weiter in die Länge gezogen. Im
Oberrheintal zwischen Basel und Karlsruhe wird be-
kanntlich seit 1987 gebaut. Ich frage mich: Welches Da-
tum wollen Sie im übernächsten Jahr Ihrer Kollegin aus
der Schweiz bei der Eröffnung des Gotthard-Basistun-
nels nennen? 2025? 2030? 2035?


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor oder nach dem BER?)


– Vielleicht kommt die Eröffnung des Hauptstadtflugha-
fens noch knapp davor. Das kann sein.





Stephan Kühn (Dresden)



(A) (C)



(D)(B)


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die kommt leider wahrscheinlich nie!)


Während die Nutzung der Bahn als umweltfreundli-
cher Verkehrsträger durch das Anheben der Umlage
nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz verteuert wird,
senken Sie die Mautsätze. Die Einnahmen sinken in die-
ser Legislaturperiode um 1,4 Milliarden Euro. Das kön-
nen Sie durch die Ausweitung der Maut auf weitere gut
1 000 Kilometer Bundesstraßen und auf Lkw ab 7,5 Ton-
nen nicht kompensieren.

Der Vertrag mit Toll Collect soll jetzt verlängert wer-
den, und Toll Collect soll gleich auch noch die techni-
sche Vorbereitung der Ausweitung der Maut für die Zeit
nach 2018 leisten. Damit ist die Systementscheidung ge-
fallen. Ich bezweifle, dass sich die Wettbewerber das ge-
fallen lassen; denn diese Vertragsausweitung findet ohne
Ausschreibung statt. Da sehe ich erhebliche Risiken.

Mit der Toll-Collect-Entscheidung ist auch klar: Es
wird keine Maut für Fahrzeuge zwischen 3,5 und
7,5 Tonnen geben. Es ist nicht nachvollziehbar, warum
diese Fahrzeuge ausgenommen werden. Sie verzichten
somit jährlich auf Einnahmen von 900 Millionen Euro,
Herr Dobrindt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Neben dieser Lücke bei der Maut haben wir dann
künftig auch noch zwei unterschiedliche Mauttechniken:
Toll Collect und die E-Vignette. Damit haben Sie ein
richtig schönes Mautchaos angerichtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es lohnt sich eigentlich nicht, etwas zum Thema Pkw-
Maut zu sagen. Für Sie vielleicht nur ein Hinweis: Auf
unserem Parteitag – Sie haben ihn vermutlich verfolgt,
aber vermutlich nicht vollständig – gab es einen Antrag,
der jede Form von Pkw-Maut ablehnt. Diesen Antrag
will ich Ihnen zur Kenntnis geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Beim Thema Pkw-Maut kann man Helmut Kohl zitieren:
Entscheidend ist, was hinten rauskommt. – Bei der CSU-
Maut ist das ziemlich klar: Nichts. Sie haben noch nicht
einmal einen Gesetzentwurf vorgelegt. Am 1. Januar
2016 soll die Maut aber scharfgestellt werden. Ich sage
jetzt einmal: Bei der Neujahrsparty bin ich gerne dabei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man würde sich, ehrlich gesagt, wünschen, dass Sie
wenigstens halb so viel Engagement für die Sicherung
der Nahverkehrsfinanzierung aufbringen wie für die
Pkw-Maut. Im Aktionsplan Klimaschutz 2020 der Bun-
desregierung wird die Nahverkehrsfinanzierung als zen-
trale Säule genannt. Was machen Sie aber? Sie kürzen
faktisch die Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr.
Sie haben eigens ein Gutachten erstellen lassen, um den
Bedarf festzustellen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807101400

Herr Kollege.
Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Ich komme zum Schluss. – Im kommenden Jahr wä-
ren 350 Millionen Euro mehr erforderlich, als im Haus-
halt eingestellt sind. Was machen Sie aber mit dem Gut-
achten? Sie stellen es nicht etwa den Verkehrs- und
Haushaltspolitikern in der Haushaltsdebatte zur Verfü-
gung, sondern es liegt weiter im Ministerium herum. So
setzen Sie die Nahverkehrsfinanzierung aufs Spiel. Eine
nachhaltige Verkehrspolitik sieht anders aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807101500

Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege

Reinhold Sendker das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Reinhold Sendker (CDU):
Rede ID: ID1807101600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

ist schon sehr erfreulich, dass Einnahmen und Ausgaben
im Bundeshaushalt erstmals seit 45 Jahren wieder über-
einstimmen. Der erste Haushaltsausgleich seit 1969 ver-
dient es, auch in dieser Debatte gewürdigt und nicht dis-
kreditiert oder schlechtgeredet zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Denn gerade mit Blick auf die Bewältigung der Lasten
aus der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise und
weitere Anstrengungen in den zurückliegenden Jahren
ist der Haushaltsausgleich 2015 ein ganz herausragendes
Ergebnis unserer Politik und damit ein Erfolg unserer
Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Sebastian Hartmann [SPD])


Trotz des sogenannten Sparpakets ist auch in den zu-
rückliegenden Jahren intensiv in den Verkehrsinfrastruk-
turbereich investiert worden. Bis 2017 baut sich die In-
vestitionslinie auf insgesamt 12 Milliarden Euro weiter
auf. Ab 2018 sind weitere Haushaltsmittel in Höhe von
1,8 Milliarden Euro vorgesehen. Die zuletzt angespro-
chene Maut, bestehend aus Lkw- und Pkw-Maut, ver-
spricht uns zusätzliche Einnahmen von mehr als 2 Mil-
liarden Euro per annum. Damit wird sich das Delta der
Unterfinanzierung auf Sicht mehr und mehr schließen.
Wenn wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, nach vielen
Jahren der Unterfinanzierung – spät, aber nicht zu spät –
zu einer befriedigenden Verkehrsinfrastrukturfinanzie-
rung zurückfinden, dann ist auch diese positive Entwick-
lung auf unseren Koalitionsvertrag zurückzuführen und
nicht zuletzt – das sei in dieser Stunde deutlich gesagt –
auch auf das erfolgreiche Agieren unseres Ministers
Alexander Dobrindt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für die verbleibenden Jahre dieser Wahlperiode, 2015
bis 2018, benötigen wir ohne Zweifel weitere Haushalts-





Reinhold Sendker


(A) (C)



(D)(B)

mittel, vor allem für dringendste Erhaltungsmaßnahmen.
Lieber Kollege Kühn, da sollten Sie Ihr eigenes Credo
„Erhalt geht vor Neubau“ nicht diskreditieren oder skan-
dalisieren.


(Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun wir ja nicht! Aber Sie haben zusätzliches Geld angekündigt!)


Erhalt geht vor Neubau!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Martin Burkert [SPD]: Jawohl, Herr Kampeter! Erhalt vor Neubau!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Deutschen Bun-
destag ist nun über zusätzliche wachstumsfördernde und
-stärkende Investitionen zu reden. Im Verkehrsbereich
sind sie nicht nur ganz dringend erbeten, sondern was
den volkswirtschaftlichen Wachstumsschub angeht, sind
diese Gelder bei Straßen, Schienen und Bundeswasser-
wegen ganz hervorragende Investitionen. Das sind aller-
beste Zukunftsinvestitionen. Wir sollten sie hier deutlich
einfordern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nach unseren Erkenntnissen können wir aber nicht
auf die Option der öffentlich-privaten Partnerschaft ver-
zichten, soweit sie sich im Einzelfall als wirtschaftlicher
darstellt. Und: Ja, das tut sie. Die viel gehörte und auch
heute wieder vorgetragene Behauptung, ÖPP führe zu
einer Verteuerung von Investitionen, kann ja so nicht
nachgewiesen werden.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lesen Sie mal den Bericht des Bundesrechnungshofs!)


Politik – diese Empfehlung gebe ich Ihnen, Herr Kollege –
beginnt mit der Betrachtung und Wahrnehmung der
Realität. Da ist doch die entscheidende Frage: Was ist
vorher berechnet worden, und was wurde tatsächlich
verausgabt? Ich habe diese Frage gestellt und vom
Ministerium und von der Verkehrsinfrastrukturfinanzie-
rungsgesellschaft, der VIFG, eine übereinstimmende
Antwort erhalten.

Schauen wir uns doch einmal die Zwischenrechnung
an. Für den Zeitraum seit Beginn der Konzessionen im
Jahre 2007 bis Ende 2013 – bis dahin kann die Betrach-
tung derzeit ja nur gehen – sind ursprünglich 665 Millio-
nen Euro berechnet worden. Demgegenüber wurden tat-
sächlich 667 Millionen Euro abgerechnet. Ich stelle fest:
Plan- und Rechnungsergebnis sind fast passgenau.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber Sie müssen doch die verschiedenen Alternativen sehen!)


Die Abweichung beträgt nicht, wie vom Rechnungshof
irgendwie prognostiziert, 1,9 Milliarden Euro, sondern
bislang gerade einmal ganze 2 Millionen Euro. Das ist
fürwahr ein himmelweiter Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Quatsch! So können Sie das doch nicht sehen! Sie müssen das richtig vergleichen!)


Ferner ist, Herr Kollege Kindler – da sollten Sie sich
informieren –, überhaupt nicht erkennbar, dass es bei
den ausstehenden Abrechnungen der Projekte zu einer
größeren Abweichung kommen könnte.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie verschleudern da wirklich Steuergeld!)


So stelle ich fest, dass die Einschätzung des Rechnungs-
hofes wohl eklatant danebenliegt, dass das Ministerium
absolut richtig gerechnet hat und richtige Projektdaten
angesetzt hat


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Blödsinn!)


und – schließlich – dass die ÖPP-Beschaffungsvariante
ihre Wirtschaftlichkeit sehr wohl nachweisen kann.

Dass die Qualität der fertiggestellten Straßenbaupro-
jekte ohnehin ein hohes Lob verdient und gerade die
deutlich kürzeren Bauzeiten im Bereich der ÖPP zu sehr
positiven volkswirtschaftlichen Nutzeneffekten führen,
wissen wir. Deshalb kann es doch nicht richtig sein, dass
bei einer fortbestehenden klassischen Unterfinanzierung
im Verkehrsbereich eine solche Beschaffungsvariante
nicht geprüft wird.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt die Schuldenbremse!)


Nein, ÖPP gehört dazu!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Unsere Große Koalition hat nach einem Jahr bereits
viel erreicht. Ich nenne vor allem die 5 Milliarden Euro
an zusätzlichen Haushaltsmitteln. Das war ohne Zweifel
ein starker Aufschlag. Daneben nenne ich noch einmal
die Herstellung der Überjährigkeit und die zukünftig
mögliche komplette Mittelbewirtschaftung durch unsere
VIFG mit weiteren nennenswerten Vorteilen für das
Ministerium, für die Auftragsverwaltungen und für das
Parlament.

Lieber Kollege Eckhardt Rehberg, es ist völlig rich-
tig: Dies ist weiß Gott ein gewaltiger Paradigmen-
wechsel. Er bewirkt nicht nur eine deutlich bessere
Kostendarstellung, sondern auch eine sehr positive Ent-
wicklung. Dies ist ein besonderer Erfolg unserer seit ei-
nem Jahr bestehenden Koalition.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Außerdem haben wir erreicht, dass durch die Maut-
ausweitung und durch die Absenkung der Mautpflicht-
grenze auf 7,5 Tonnen schon in dieser Legislatur nach
Schätzungen zusätzliche Einnahmen in Höhe von
870 Millionen Euro generiert werden. Ferner nenne ich
die Instandhaltung des Schienennetzes, die Vereinbarun-
gen zur LuFV II und die Stärkung der Innovationskraft
der Deutschen Flugsicherung mit einem 500-Millionen-
Euro-Programm bis 2019. Schließlich blicke ich auch
auf wichtige aktuelle Haushaltsakzente: erneut in der
Lärmsanierung an Straße und Schiene, erneut bei unse-





Reinhold Sendker


(A) (C)



(D)(B)

ren Radwegen, bei unserer Verkehrssicherheit, ferner bei
der Förderung der Zukunftstechnologien und des Um-
weltschutzes, bei der Mobilitäts- und Kraftstofftechnolo-
gie sowie beim NIP, dem Nationalen Investitionspro-
gramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.

Wenn man sich das alles vor Augen führt, kann man
abschließend nur feststellen: Dies war und ist ein sehr er-
folgreicher Auftakt unserer Koalition in der Verkehrs-
politik für unser Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Als weiteres Großprojekt steht nun der Bundesver-
kehrswegeplan 2015 an. Die Koalition hat darüber hi-
naus noch vieles auf der Agenda, allen voran die flä-
chendeckende Breitbandversorgung mit 50 Megabit pro
Sekunde in 2018 für den halbstädtischen und den ländli-
chen Raum.

Ländliche Regionen – das wissen wir – erzielen in
Bezug auf ihre Wirtschaftskraft bemerkenswerte Ergeb-
nisse, und es muss uns einfach gelingen, sie durch bes-
sere Rahmenbedingungen weiter zu stärken. Lassen Sie
mich hinzufügen: Wir brauchen auch einen weiteren
Ausbau und Neubau der regionalen Straßen. Das gilt
ganz besonders für die zentralen und wichtigen Ortsum-
gehungen. Darauf können wir nicht verzichten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Ja, wir wollen und werden unsere Verkehrsinfrastruk-
tur mit den eben genannten Ansätzen und hoffentlich auch
mit zusätzlichen Investitionen weiter voranbringen – für
mehr Sicherheit und vor allen Dingen auch, wie es unser
Minister gesagt hat, für mehr Wachstum und Wohlstand
für die Menschen in unserem Land.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807101700

Für die Fraktion Die Linke hat nun die Kollegin

Sabine Leidig das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1807101800

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Ich will

ganz kurz noch einmal zur LuFV Stellung nehmen:
Rund 4 Milliarden Euro zahlt der Bund ab 2015 an die
Deutsche Bahn AG für den Erhalt der Infrastruktur. Das
ist deutlich mehr als bisher und im Grunde auch sehr
richtig.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Bahn bietet ein wichtiges Gut an. Brücken, Tunnel,
Gleise und Bahnhöfe müssen flächendeckend in Schuss
gehalten werden. Aber genau das geschieht nicht.

In den vergangenen vier Jahren sind aufgrund der
Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung rund 10 Mil-
liarden Euro für die Pflege der Infrastruktur an den
Bahnkonzern geflossen. Trotzdem steigt die Zahl der
maroden Bahnbrücken, es gibt mehr Langsamfahrstel-
len, und die Zahl der Verspätungsminuten hat, wie wir
jetzt gerade durch die Große Anfrage herausgefunden
haben, mit über 3,5 Millionen ein Rekordniveau erreicht.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Im Fernverkehr! Im Nahverkehr ist sie gesunken!)


Der Zustand der meisten kleinen Bahnhöfe im Land
ist erbärmlich; das ist das, was die Reisenden als Erstes
wahrnehmen. Konzern und Management der Deutschen
Bahn AG sind auf privatwirtschaftliche Bilanzziele ge-
polt; das ist uns in der Anhörung noch einmal deutlich
vor Augen geführt worden. Wie wir sehen, ist das im
Grunde volkswirtschaftlicher Unsinn, übrigens genauso
wie das Megaprojekt Stuttgart 21, bei dem Milliarden
versenkt werden.

Der Zustand der Infrastruktur verschlechtert sich seit
Jahren. Der Anlagebestand ist in der Laufzeit der jetzi-
gen LuFV um 1 300 Kilometer Gleise, 5 000 Weichen
und 38 Bahnhöfe reduziert worden. Aber die Infrastruk-
tursparten der Bahn haben zwischen 2009 und 2013
2 Milliarden Euro Gewinne an den Konzern ausgeschüt-
tet und fast 1 Milliarde Euro weniger investiert, als sie
an Wertverlust abgeschrieben haben.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807101900

Frau Kollegin Leidig, darf Ihnen der Kollege Burkert

eine Zwischenfrage stellen?


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1807102000

Aber ja.


Martin Burkert (SPD):
Rede ID: ID1807102100

Frau Kollegin Leidig, nachdem Sie erst die LuFV da-

für gelobt haben, dass uns 28 Milliarden Euro mehr zur
Verfügung stehen, und dann aufgeführt haben, was damit
alles gemacht werden muss – in einigen Punkten zu
Recht; wobei man anführen muss, dass die Zahl der Ver-
spätungsminuten im Schienenpersonennahverkehr ge-
sunken ist; das gehört zur Ehrlichkeit dazu –, frage ich
Sie an dieser Stelle, ob die Fraktion Die Linke in der Sit-
zung des Ausschusses für Verkehr und digitale Infra-
struktur am nächsten Mittwoch der Beschlussfassung
über die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zu-
stimmen wird oder nicht.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1807102200

Wir fordern – dazu haben wir auch einen Entschlie-

ßungsantrag vorgelegt –, dass nachverhandelt wird.
Denn in der Anhörung im Verkehrsausschuss haben alle
Experten, inklusive des von der CDU benannten Exper-
ten von der Bahnindustrie, gesagt: Die jetzige Verhand-
lungsgrundlage ist so, wie sie der Bundesminister para-
phiert hat, nicht gut und reicht nicht aus.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich finde, das müssen Sie sich zu Herzen nehmen. Wozu
machen wir sonst eine Anhörung und laden hochkarätige
Leute, Expertinnen und Experten für unser Bahnsystem,





Sabine Leidig


(A) (C)



(D)(B)

ein, wenn wir dann deren Anregungen nicht berücksich-
tigen?


(Beifall bei der LINKEN – Martin Burkert [SPD]: Dann wissen wir ja Bescheid! – Kirsten Lühmann [SPD]: Selbst der Bundesrechnungshof hat zugestimmt!)


Insofern müssen wir sehen, was dabei herauskommt.

De facto gab es während der Laufzeit der letzten
LuFV – damit fahre ich in meiner Rede fort – in Bezug
auf das Schienennetz massive Desinvestitionen. Das ist
das Gegenteil dessen, was hier angeblich alle wollen.
Diese Verhältnisse müssen sich ändern. Dafür hat der
Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn AG Verant-
wortung. Wenn die Bürgerinnen und Bürger so viel
Steuergeld für die Bahn aufbringen, dann haben Bundes-
regierung und Bundestag dafür zu sorgen, dass die Ge-
genleistung stimmt. Mit der neuen Vereinbarung, der so-
genannten LuFV II, wird das nicht gelingen. Ich sprach
gerade davon, dass dies in der Expertenanhörung darge-
legt worden ist. Der Bundesrechnungshof hat eine expli-
zit sehr kritische Stellungnahme dazu vorgelegt. Er emp-
fiehlt, die LuFV II so nicht abzuschließen.

Sie haben gerade darauf hingewiesen, dass der Rech-
nungsprüfungsausschuss und der Haushaltsausschuss
sich damit noch befassen werden. Dennoch haben wir
gehört, dass der Bundesverkehrsminister die Vorlage pa-
raphiert hat; das mussten wir in der Zeitung lesen. Ich
weiß nicht, was das heißt. Sie sagen, das Ganze ist nicht
abgeschlossen. Andere sagen, das Ganze ist abgeschlos-
sen. Ich finde, das ist gegenüber der Bevölkerung nicht
verantwortlich. Außerdem ist das eine Ohrfeige fürs Par-
lament.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In unserem Entschließungsantrag verlangen wir,
nachzuverhandeln. Ich hoffe, dass Sie hier alle zustim-
men. Sie sollten dem Antrag nach dem jetzigen Stand
der Debatte alle zustimmen können. Darüber hinaus sind
wir Linken allerdings der Meinung, dass die Bahn end-
lich von diesem unseligen Privatisierungskurs wegmuss;
denn statt Bilanzgewinne brauchen wir eine klare Aus-
richtung des Unternehmens am Gemeinwohl: für den
langfristigen Erhalt und auch für den Ausbau der Schie-
neninfrastruktur.

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807102300

Kirsten Lühmann erhält nun das Wort für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Kirsten Lühmann (SPD):
Rede ID: ID1807102400

Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen!

Anfang 2013 wurde in der Sendung mit der Maus in
25 Minuten erklärt, wie man eine Spannbetonbrücke
baut. Das war zwar rechtzeitig vor der Fertigstellung un-
seres Koalitionsvertrages, in dem wir einen deutlichen
Hochlauf an Mitteln für den Bau von Verkehrsinfrastruk-
tureinrichtungen beschlossen haben, aber es war natür-
lich nicht rechtzeitig, um Menschen, die sich dadurch für
einen Beruf in dieser Branche interessiert haben und ihn
eventuell auch ergreifen wollen, also zukünftige Fach-
leute, für die Umsetzung unserer Pläne einzusetzen. Das,
was wir im Koalitionsvertrag versprochen haben, halten
wir. Das zeigt auch dieser Haushalt. Die zusätzlichen
Mittel für Straße, Schiene und Wasserstraße sind darin
nämlich abgebildet.

Meine Vorredner haben es bereits gesagt: Auch aus
dem vom Finanzminister für das nächste Jahr angekün-
digten Investitionsprogramm werden unbestritten wich-
tige Teile in die Verkehrsinfrastruktur und in den Breit-
bandausbau fließen. Nachdem wir mit viel Geld das
Spatenstichprogramm, das von der letzten Bundesregie-
rung aufgelegt wurde, ausfinanziert haben, haben wir
jetzt endlich die Spielräume, vermehrt Geld in den Er-
halt zu geben, zum Beispiel in den Bau von Spannbeton-
brücken, und das ist auch gut so, meine Kollegen und
Kolleginnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es gibt ein neues Spatenstichprogramm! Es gibt 27 neue Straßen! Das ist ein neues Spatenstichprogramm!)


Der Haushalt zeigt auch: Der Verkehr wird seinen
Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung
leisten. Es wurde mehrfach erwähnt: 2015 haben wir die
letzten Mittel für das Nationale Innovationsprogramm
Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie in den
Haushalt eingestellt. Damit sind alle Programme bis
2017 ausfinanziert.

Wasserstoff und Sauerstoff werden für sich oder zu-
sammen zu einer unerschöpflichen Quelle von
Wärme und Licht werden, von einer Intensität, die
die Kohle überhaupt nicht haben könnte; das Was-
ser ist die Kohle der Zukunft.

Das schrieb Jules Verne im Jahr 1874 in seinem Roman
Die geheimnisvolle Insel. Nun, liebe Kolleginnen und
Kollegen, 140 Jahre später, sind wir mit unserem Pro-
gramm auf einem guten Weg, Wasserstoff als Antriebs-
stoff flächendeckend auf deutschen Straßen einzusetzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein weiterer wichtiger Baustein der Kraftstoffstrate-
gie ist die Verlängerung der Steuerbegünstigung von
Erdgas und Autogas über das Jahr 2018 hinaus. Diese
Entscheidung ist zeitnah nötig. Denn im nächsten Jahr
werden bei vielen Busunternehmen und Spediteuren
Kaufentscheidungen für Flotten fällig. Der höhere An-
schaffungspreis für die CO2-sparenden Erdgasfahrzeuge
lohnt sich nur dann, wenn über die gesamte Nutzungs-
dauer verlässlich mit geringeren Betriebskosten geplant
werden kann. Schon jetzt gibt es Hersteller, die in ihrer





Kirsten Lühmann


(A) (C)



(D)(B)

Angebotspalette keine Erdgasfahrzeuge mehr führen.
Erste Erdgastankstellen schließen. Liebe Kollegen, liebe
Kolleginnen, das können wir nur dadurch vermeiden, in-
dem wir zügig diese Entscheidung treffen. Daran müs-
sen wir alle gemeinsam arbeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Im Bereich öffentlicher Personennahverkehr müssen
wir, glaube ich, noch nacharbeiten. Wir feiern in diesem
Jahr 20 Jahre Bahnreform. Einiges ist noch zu verbes-
sern, aber insgesamt gibt es eine positive Entwicklung,
insbesondere im Nahverkehr. Denn unsere damalige
Entscheidung, Nahverkehr als Daseinsvorsorge zu defi-
nieren, ihn aus Steuermitteln zu finanzieren und den
Ländern die Verteilung dieser Mittel zu übertragen, war
eine gute und erfolgreiche Entscheidung. Das zeigen die
Fahrgastzahlen, die seit 20 Jahren kontinuierlich steigen.
Sie sind von 8,6 Milliarden Personen pro Jahr auf
9,9 Milliarden Fahrgäste im letzten Jahr gestiegen.

Die Vereinbarung zu dieser Finanzierung galt bis
2014, und beinhaltete eine jährliche Steigerung um
1,5 Prozent. Die Verhandlungen zwischen Bund und
Ländern sind noch nicht abgeschlossen. Beide haben ei-
nen Gutachter beauftragt. Beide Gutachter haben unter-
schiedliche Zahlen für den Finanzbedarf vorgelegt.
Beide Gutachter haben aber auch einen deutlich höheren
Finanzbedarf als die im Haushalt veranschlagten
7,3 Milliarden Euro für 2015 ermittelt.


(Beifall bei der SPD – Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben einen Antrag vorgelegt!)


Ich bin mir sicher, dass die Verhandlungen zwischen
Bund und Ländern im nächsten Jahr erfolgreich abge-
schlossen werden. Bis dahin gelten die alten Bedingun-
gen – ich denke, darin sind wir uns einig –, also 7,3 Mil-
liarden Euro plus 1,5 Prozent Preissteigerung. Die
Preissteigerung ist im Haushalt noch nicht abgebildet.
Aber ich bin mir sicher, Herr Minister Dobrindt, Sie
werden eine Lösung finden, damit das Geld auch im
nächsten Jahr fließen kann. Dafür haben Sie unsere un-
eingeschränkte Unterstützung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben hier oft über die Wichtigkeit des Breit-
bandausbaues gesprochen, zuletzt in der Debatte zu un-
serem Antrag. Es ist gut, dass sich Bund und Länder
jetzt geeinigt haben, dass die Erlöse aus den Frequenz-
versteigerungen von beiden Seiten in den Breitbandaus-
bau investiert werden. Wir haben einen Haushaltstitel
geschaffen, der sicherstellt, dass die Erlöse auch da an-
kommen, wo sie dringend benötigt werden. Wir werden
diesbezüglich ein Programm auflegen, das sich auf den
Netzaufbau im ländlichen Raum konzentriert. Dieses
Programm korrespondiert auch mit dem neuen Europäi-
schen Fonds für Strategische Investitionen, EFSI. Es ist
wichtig, dass wir dieses Geld aus der EU sowohl für den
Breitbandausbau als auch für Verkehrsinvestitionen nut-
zen und rechtzeitig entsprechende Projekte in Brüssel
anmelden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nach den Haushaltsberatungen warten aber weitere
Aufgaben auf uns, zum Beispiel die Umsetzung unserer
Vereinbarung zur Lkw-Maut. 2015 werden wir eine Er-
weiterung auf Lkw ab 7,5 Tonnen haben und zusätzliche
1 100 Kilometer Bundesstraßen bemauten. Aber, liebe
Kolleginnen und Kollegen, Regeln machen nur dann
Sinn, wenn ihre Einhaltung auch überwacht wird. Unter-
suchungen haben gezeigt: Die Bereitschaft, sich an Re-
geln und Vorschriften zu halten, steigt, wenn es ein ho-
hes Risiko gibt, erwischt zu werden, wenn man gegen sie
verstößt. Nun hat uns die EU bescheinigt: Bei den soge-
nannten Unterwegskontrollen von Lkw können wir noch
besser werden. Das liegt nicht an denen, die diese Auf-
gabe für uns durchführen, also an den Männern und
Frauen des Bundesamtes für Güterverkehr, die im Stra-
ßenkontrolldienst Hervorragendes für mehr Sicherheit
leisten und im Mautkontrolldienst dafür sorgen, dass
Mauteinnahmen in voller Höhe fließen. Ich möchte hier
ausdrücklich diesen Männern und Frauen für ihren wich-
tigen und auf den Autobahnen gefährlichen Dienst dan-
ken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Haushalt sieht für die Durchführung dieser zu-
sätzlichen Kontrollen 30,5 zusätzliche Stellen vor. Ange-
sichts der momentanen Situation beim Personal müssen
wir sehr aufmerksam beobachten, ob dieser Stellenauf-
wuchs ausreichend ist. Wir werden ein Auge darauf ha-
ben. Es muss funktionieren; denn wir wollen, dass si-
chere Fortbewegung kein Konzept bleibt, sondern für
die Menschen erlebbar wird. Auch dazu hat dieser Haus-
halt wichtige Impulse gesetzt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807102500

Tabea Rößner hat nun das Wort für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1807102600

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Herr Minister, Ihr Haus ist ja das Ministerium für Ver-
kehr und digitale Infrastruktur. Deshalb beraten wir
heute abschließend auch über den Haushalt für die digi-
tale Infrastruktur. Nur, da gibt es nichts zu beraten. Sie
haben zwar einen Titel geschaffen, aber da steht nichts
drin. Sagen wir es offen und ehrlich, wie es ist: Sie stel-
len keinen Cent für den Breitbandausbau in Deutschland
für das nächste Jahr zur Verfügung.

Wo also investieren Sie in die Zukunft?


(Zuruf von der SPD: Überall!)






Tabea Rößner


(A) (C)



(D)(B)

Sie setzen den technologischen Fortschritt aufs Spiel.
Sie lassen die ländlichen Regionen zurück, und Sie ris-
kieren sogar den Erfolg der Energiewende. Das ist ver-
antwortungslos.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dafür, dass die digitale Agenda ein Schwerpunkt die-
ser Bundesregierung sein soll, ist das nicht nur wenig,
sondern gar nichts. Sie pokern mit Einnahmen aus einer
Frequenzversteigerung, von der noch keiner weiß, wann
sie kommt und wie viel sie bringen wird. Vom Gewinn
müssen Sie auch noch Entschädigungen zahlen, zum
Beispiel an Mikrofonanlagenbetreiber, die sich neue An-
lagen zulegen müssen. Und Sie müssen die Einnahmen
mit den Ländern teilen. Da bleibt von dem Ungefähren
nicht mal die Hälfte. Ich frage Sie: Was ist das eigentlich
für eine unseriöse Politik, mit ungewissen Einnahmen
aus einer Versteigerung in der Zukunft zu planen? Sie
können doch auch nicht Ihr Eigenheim mit einem mögli-
chen Lottogewinn finanzieren. Das haut Ihnen doch je-
der Buchhalter um die Ohren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Herbert Behrens [DIE LINKE])


Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen:
Sie, Herr Dobrindt, sind der große Verlierer dieser Haus-
haltsrunde. Das, was Sie hier machen, ist mutlos und zu-
kunftsvergessen. Wir können nicht immer nur warten:
auf die Unternehmen und ihre Investitionen, auf Erlöse
aus Versteigerungen, auf ein Wunder, das weiße Flecken
tilgt. Wir müssen handeln, und zwar jetzt! Wenn wir
nicht wollen, dass dieses Land den Anschluss komplett
verliert, müssen wir das jetzt endlich tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Herbert Behrens [DIE LINKE])


Wir Grüne haben vorgelegt: 1 Milliarde Euro für den
Breitbandausbau. Diese eine Milliarde hatten Sie ur-
sprünglich einmal eingeplant, aber dann aus dem Koali-
tionsvertrag gestrichen. Mit dieser Milliarde, die wir nun
über unseren Entschließungsantrag zur Verfügung stel-
len wollen, machen wir Ihre Hausaufgaben.

Wir wollen in die Förderung investieren. Damit kön-
nen erste Regionen, wo sich Investitionen für die Unter-
nehmen nämlich nicht lohnen, angeschlossen werden,
vielleicht sogar im Wahlkreis des Ministers in Bayern.
Des Weiteren stellen wir Bürgschaften über die KfW in
Aussicht, damit investitionswillige Unternehmen bes-
sere Chancen auf Kredite von ihrer Hausbank haben.
Wenn Sie Ihren Job nicht tun, dann muss halt die Oppo-
sition ran.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Roland Claus [DIE LINKE])


Außerdem wollen wir einen Baustellenatlas, auf dem
geplante größere Tiefbauarbeiten verzeichnet sind.
Wenn bei ohnehin aufgerissenen Straßen Kabel oder
Leerrohre mitverlegt werden, können die Kosten für den
Breitbandausbau deutlich gesenkt werden.
Wir sind der Meinung: Deutschland braucht Breit-
band. Ohne schnelles Netz wird die Wirtschaft abge-
hängt. Ohne Anschluss verlieren viele Bürgerinnen und
Bürger den Anschluss. Wir meinen es ernst mit der Ener-
giewende. Wir brauchen mehr Energieeffizienz. Dazu
brauchen wir Breitband, zum Beispiel um Smart Mete-
ring, energieeffiziente Serverparks oder eine effizientere
Logistik voranzubringen.

Eine konkrete Milliarde Euro für eine konkrete Zu-
kunft statt Konjunktive mit Frequenzversteigerungen –
das legen wir vor. Nun sind Sie am Zug.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807102700

Letzter Redner zu diesem Einzelplan ist der Kollege

Ulrich Lange für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1807102800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja,

nach einem Jahr Verkehrspolitik unter unserem Minister
Alexander Dobrindt und unserer gemeinsamen Großen
Koalition kann man eines sagen: eine echte Spitzenbi-
lanz!


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Märchenstunde!)


LuFV II geschafft! WSV-Reform geschafft! Investitions-
hochlauf begonnen! Vertiefung und Verbreiterung der
Lkw-Maut auf dem Weg! Mehr Geld für Lärmschutz!
Mehr Geld für Radwege! Mehr Geld für Verkehrssicher-
heit! Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, das ist eine Erfolgsbilanz.


(Beifall bei der CDU/CSU – Roland Claus [DIE LINKE]: Lärmschutz braucht man bei Ihrer Rede!)


Liebe Kollegen der Grünen, lieber Kollege Kindler,
lieber Kollege Kühn, Ihre Haushaltsreden waren Frust-
reden.


(Martin Burkert [SPD]: Das ist eine Bewerbungsrede!)


Sie haben uns hier Frustreden aus der Mottenkiste der
Mobilitätsverweigerung geboten. Mehr war das nicht.


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE] – Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So starke Worte!)


Wir brauchen eine leistungsfähige Verkehrsinfra-
struktur, wir brauchen den Ausbau und den Neubau un-
serer Verkehrswege – wenn man sich die Verkehrspro-
gnosen anschaut.


(Zuruf der Abg. Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])






Ulrich Lange


(A) (C)



(D)(B)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind uns doch
hier alle einig. Wir sind doch überwiegend Verkehrspoli-
tiker, und wenn wir zusammenstehen, sagt jeder: Natür-
lich haben wir Nachholbedarf, natürlich ist hier ein ho-
her Investitionsbedarf gegeben.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frisches Geld halt!)


Dabei ist völlig egal, welche Kommission tagt oder wer
uns dies bestätigt. Damit ist auch eines klar: Wir Ver-
kehrspolitiker arbeiten, ja – ich sage es so deutlich –, wir
kämpfen um mehr Geld von den zusätzlichen Milliar-
den.

Liebe Kollegin Lühmann, ich gebe Ihnen recht bei
dem, was Sie zu Jahresbeginn gesagt haben – ich zitiere –:

Die Unterfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur
kann nur mit deutlich mehr Geld aus dem Bundes-
haushalt beseitigt werden.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Ja!)


Wir wissen uns, lieber Kollege Burkert, in dieser Frage
Seit’ an Seit’, um Ihre Worte von vorhin zu zitieren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Martin Burkert [SPD]: „Seit’ an Seit’“, das ist zutiefst sozialdemokratisches Gedankengut!)


Wir haben vieles erreicht. Wir haben die Leistungs-
und Finanzierungsvereinbarung II in intensiven Gesprä-
chen und einer, wie ich denke, sehr guten Anhörung bei
uns im Verkehrsausschuss beschlossen, genehmigen
werden wir sie am 3. Dezember. Wir machen dabei et-
was ganz Wichtiges – auch Kollege Burkert hat das
schon angesprochen –, wir sehen nämlich ausdrücklich
für die Achillesferse Brücken eine Qualitätskennziffer
vor und pönalisieren im Zweifel auch Versäumnisse. Das
heißt, wir sind auf dem richtigen Weg.

Lieber Bundesminister, wir haben mit dem Bahn-
TÜV und dem damit effizienteren und schnelleren Zu-
lassungsverfahren ein Gesetz auf den Weg gebracht, das
wir alle dringend brauchen. Denn was hatten wir mehr,
als Diskussionen darüber, wie lange es dauert – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807102900

Darf der Kollege Gastel Ihnen eine Zwischenfrage

stellen?


Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1807103000

Ja. Ich hätte den Satz aber auch noch zu Ende gespro-

chen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807103100

Dem steht auch nichts im Wege, Herr Kollege.


Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1807103200

Herr Kollege, wenn Sie wollen, dann bitte.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Großzügig!)


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1807103300

Vielen Dank. Ich werde dann auch einmal eine Zwi-

schenfrage von Ihnen zulassen, während ich rede.

Es ist sehr oft die LuFV II erwähnt und von der Re-
gierungskoalition gelobt worden. Sie hatten gerade das
Thema Brücken angesprochen. Wir haben ja einen mas-
siven Verfall bei den Brücken zu verzeichnen, auch
schon während der Laufzeit der LuFV I. Selbst die Bun-
desregierung musste auf eine Kleine Anfrage meiner
Fraktion hin einräumen, dass es da massive Fehlallokati-
onen gibt.

Jetzt sagten Sie, für Brücken würden Qualitätskenn-
ziffern vergeben und es gebe Pönalisierungen. Herr Kol-
lege, Sie wissen aber auch, dass nur ein kleiner Teil der
Brücken entsprechend erfasst wird, nämlich nur knapp
1 000 von insgesamt 25 000 Brücken. Glauben Sie allen
Ernstes, dass man, wenn man so etwas mit der LuFV II
machen will, dann tatsächlich Fehlallokationen vermei-
det, also erreicht, dass das Geld wirklich für den Erhalt
der Brücken verwendet wird? Was ist dann mit den an-
deren 24 000 Brücken? Auch an diese müssen wir heran-
gehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Martin Burkert [SPD]: Die sind noch nicht 100 Jahre alt!)



Ulrich Lange (CSU):
Rede ID: ID1807103400

Lieber Kollege Gastel, ich wusste nicht, dass alle

25 000 Brücken circa 100 Jahre alt und vom Einsturz be-
droht sind.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber mindestens doppelt so viele, wie in der LuFV II stehen!)


Vielmehr sind genau solche Brücken herausgesucht wor-
den, und genau für die Brücken wird jetzt Verantwortung
übernommen,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur für die Hälfte!)


die dringend sanierungsbedürftig sind. Es ist sogar vor-
geschrieben, in welcher Form an den Brücken die Sanie-
rung vorgenommen werden muss. Wir halten das für ei-
nen richtigen, guten und ausreichenden Ansatz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Leider nur für die Hälfte!)


Wir haben zusätzliches Geld für den Lärmschutz be-
reitgestellt, weil, wie wir alle wissen – wir reden ja gerne
darüber, dass Verkehre auf die Schienen verlagert wer-
den sollen –, Schienenverkehr nur dann akzeptiert wird,
wenn der Lärmschutz für die Menschen gewährleistet
ist, die entlang der Bahntrassen wohnen. Genau diese
Akzeptanz wollen wir damit fördern. Ich denke, dieses
Geld ist gut angelegt.


(Beifall der Abg. Kirsten Lühmann [SPD] – Kirsten Lühmann [SPD]: Das sehe wohl nur Ulrich Lange ich so! Aber wenn wir beide das so sehen, ist das ja okay!)





(A) (C)


(D)(B)


– Wir sehen das so.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch den Luftver-
kehr stärken wir. Das ist schon angesprochen worden.
Mit einer halben Milliarde Euro über fünf Jahre für die
Deutsche Flugsicherung leisten wir einen wesentlichen
Beitrag dazu, dass die drohenden hohen Gebührenerhö-
hungen für die Luftfahrtunternehmen vermieden oder
abgeschwächt werden. Das ist wichtig angesichts der Si-
tuation des Luftverkehrs in Deutschland. Im Luftverkehr
stellt sich eine enorme Herausforderung. Das haben wir
in den vergangenen Tagen und Wochen sehr deutlich zu
spüren bekommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Martin Burkert [SPD]: Vor allem wegen Bodennebels!)


Wir haben die Reform der WSV geschafft. Das war ja
keine Selbstverständlichkeit. Ich glaube aber, das war
ein guter und richtiger Prozess. Also ist auch das ein
Punkt in der positiven Bilanz.

Ferner wird die Nutzerfinanzierung weiterentwickelt.
Die Verlängerung des Betreibervertrags mit Toll Collect
sichert – so hat es der Minister vorhin bereits ausgeführt –
die Einnahmen aus der Verbreiterung und Vertiefung der
Lkw-Maut. Wir wollen darüber hinaus die Lkw-Maut
weiter ausdehnen: ab 2018 auf alle Bundesstraßen. Das
ist ein wesentlicher Baustein zur Infrastrukturfinanzie-
rung. Ich glaube, auch da sind wir uns einig.

Wir bringen aber auch die Infrastrukturabgabe auf
den Weg, zum einen, um die Gerechtigkeitslücke zu
schließen, zum anderen, weil wir der Meinung sind, dass
500 Millionen Euro Mehreinnahmen netto kein Witz
sind, sondern auch einen wesentlichen Baustein zur In-
frastrukturfinanzierung darstellen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Woher wissen Sie das, dass das so kommt?)


Wir finanzieren Radwege, lieber Kollege Kindler. Wir
freuen uns, wenn wir gemeinsam auf dem „Radweg
Deutsche Einheit“ von Bonn nach Berlin oder von Berlin
nach Bonn radeln werden. Wir glauben, dass es 25 Jahre
nach dem Mauerfall ein wunderbares Signal ist, einen
solchen „Radweg Deutsche Einheit“ in unserem Vater-
land einzurichten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Dank der Verkehrsprognose 2030 wissen wir, dass die
Verkehre stark zunehmen werden. Deshalb, liebe Kolle-
ginnen und Kollegen, investieren wir und nehmen auch
Geld für die Verkehrssicherheit in die Hand. Verkehrs-
sicherheit heißt: Präventionsprogramme, Projekte für
Fahranfänger, Reduzierung der Zahl der Verkehrstoten.
Ich will keinen Hehl daraus machen – das wissen wir
alle –, dass die Haupttodesfalle die Landstraße ist; dort
geschehen die meisten Unfälle. Da sind Präventionspro-
gramme das eine. Wir müssen aber andererseits auch zu-
geben, dass teilweise nur bauliche Maßnahmen Abhilfe
schaffen, indem dort Gefahrenstellen entschärft werden,
sei es durch Zwei-plus-eins-Ausbau, sei es dadurch, dass
man – liebe Kollegin Hagedorn, auch das gehört zur Ver-
kehrssicherheit – Verkehre aus den Orten nimmt; das
Wort dafür heißt „Ortsumfahrung“.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Wir bringen den Breitbandausbau deutlich voran. Das
Kursbuch Netzausbau der Netzallianz, lieber Bundes-
minister, liebe Staatssekretärin Dorothee Bär, ist ein kla-
rer Kompass auf dem Weg zu dem in unserem Koali-
tionsvertrag verankerten Ziel, dass auch in der Fläche für
jeden mindestens 50 Megabit pro Sekunde möglich sein
sollen. Das, was jetzt folgen muss und wird, sind das
Breitbandinfrastrukturausbaugesetz und natürlich die
Verwendung des Geldes aus der Digitalen Dividende II.
Wir sagen dazu ganz deutlich: Wir werden auf die Ver-
sorgungsauflage achten; denn sie hat Auswirkungen auf
den ländlichen Raum. Die Breitbandversorgung im länd-
lichen Raum ist eine unserer Hauptaufgaben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da macht ihr nichts! Kein Geld im Haushalt!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, zusätzlich zur Ver-
fügung stehende Mittel sind im Verkehrsetat und im Etat
für die digitale Infrastruktur sehr gut angelegt – für Er-
halt und für Neubau. Damit diese Debatte nicht schräg
wird, darf ich hier noch einmal darauf hinweisen, dass
wir 2005 1,4 Milliarden Euro in den Erhalt gegeben ha-
ben und für 3 Milliarden Euro neu gebaut haben. Der
Bundeshaushalt 2015 sieht aber nur noch 1,2 Milliarden
Euro für den Neubau vor und 2,8 Milliarden Euro für
den Erhalt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind
also längst auf der Straße des Erhalts; aber wir dürfen
den Neubau nicht aus dem Auge verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dort, wo wir baureife Projekte aus einem 2003 von
der rot-grünen Koalition konsentierten Bundesverkehrs-
wegeplan haben, sollen und dürfen diese Projekte umge-
setzt werden. Dort, wo wir Erhalt vornehmen müssen,
werden wir ihn vornehmen. Bestes Beispiel dafür ist die
Rheinbrücke in Leverkusen, wo man sogar gesetzlich tä-
tig wird, damit wir in den Erhalt gehen können.

Wir glauben, wir gehen den richtigen Weg. Wir ver-
abschieden einen guten Verkehrshaushalt. Wir haben
eine starke Investitionshochlaufperspektive. Deutsch-
land braucht Mobilität für Wohlstand. Das ist unser poli-
tisches Projekt.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1807103500

Ich schließe die Aussprache.





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) (C)



(D)(B)

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan
des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infra-
struktur in der Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist der
Einzelplan mit den Stimmen der Koalition gegen die
Stimmen der Opposition angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.19 auf:
Einzelplan 32
Bundesschuld
Drucksache 18/2821

Berichterstatter sind die Abgeordneten Norbert
Barthle, Johannes Kahrs, Gesine Lötzsch und Sven-
Christian Kindler.

Eine Aussprache hierzu ist nicht vorgesehen, sodass
wir über diesen Einzelplan gleich in der Ausschussfas-
sung abstimmen können. Wer für diese Beschlussemp-
fehlung stimmt, den bitte ich um das Handzeichen.


(Unruhe)

– Es gibt offenkundig noch ein kleines Orientierungspro-
blem. Wir reden im Augenblick über den Einzelplan 32
– Bundesschuld – in der Fassung des Haushaltsausschus-
ses. Wer dem zustimmt, den bitte ich um das Handzei-
chen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Mit
der Mehrheit der Koalition gegen die Opposition ist die-
ser Einzelplan angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.20 auf:
Einzelplan 60
Allgemeine Finanzverwaltung
Drucksache 18/2822

Berichterstatter sind die gerade genannten Abgeord-
neten sowie zusätzlich die Kollegen Norbert
Brackmann, Thomas Jurk, Hans-Ulrich Krüger und
Tobias Lindner.

Zu dem Einzelplan 60 liegen ein Änderungsantrag
und ein Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke
vor. Über den Entschließungsantrag werden wir nach der
Schlussabstimmung abstimmen.

Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kommen
gleich zur Abstimmung über den Einzelplan 60 in der
Ausschussfassung.

Zunächst stimmen wir über den Änderungsantrag der
Fraktion Die Linke auf der Drucksache 18/3327 ab. Wer
stimmt für diesen Änderungsantrag? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Damit ist der Änderungs-
antrag gegen die Stimmen der Antragsteller mit den
Stimmen des Hauses im Übrigen abgelehnt.

Schließlich gelangen wir zur Abstimmung über den
Einzelplan 60 – Allgemeine Finanzverwaltung – in der
Ausschussfassung. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Der Einzelplan 60 ist mit
den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Op-
position angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt I.21 auf:
Haushaltsgesetz 2015
Drucksachen 18/2824, 18/2825
Die Berichterstatter für das Haushaltsgesetz 2015 so-
wie für den Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 sind
die Abgeordneten Norbert Barthle, Johannes Kahrs,
Gesine Lötzsch und Sven-Christian Kindler.

Eine Aussprache ist in der zweiten Beratung nicht
vorgesehen.

Wir kommen jetzt in zweiter Lesung zur Abstimmung
über das Haushaltsgesetz 2015 in der Ausschussfassung.

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Die
Linke auf der Drucksache 18/3329 vor. Wer stimmt für
diesen Änderungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Damit ist der Änderungsantrag mit den
Stimmen der Koalition bei Stimmenthaltung der Frak-
tion Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.

Jetzt kommen wir zur Abstimmung über das Haus-
haltsgesetz 2015 in der Ausschussfassung. Wer stimmt
dafür? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Das
Haushaltsgesetz 2015 ist in zweiter Beratung mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposi-
tion angenommen.

Wir kommen zum Finanzplan des Bundes 2014 bis
2018 auf den Drucksachen 18/2001 und 18/2002. Der
Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
der Drucksache 18/2826, den Finanzplan zur Kenntnis
zu nehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Möchte jemand dagegen stimmen? Oder sich
enthalten? – Das ist nicht der Fall. Damit hat das Haus
den Finanzplan des Bundes für die Jahre 2014 bis 2018
einvernehmlich zur Kenntnis genommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt II auf:

Dritte Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für

(Haushaltsgesetz 2015)


Drucksachen 18/2000, 18/2002, 18/2802, 18/2805,
18/2806, 18/2807, 18/2808, 18/2809, 18/2810,
18/2811, 18/2812, 18/2813, 18/2814, 18/2815,
18/2817, 18/2818, 18/2821, 18/2822, 18/2823,
18/2824, 18/2825

Es wurden ein gemeinsamer Entschließungsantrag
der Fraktionen Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen,
sieben Entschließungsanträge der Fraktion Die Linke so-
wie acht Entschließungsanträge der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen eingebracht, über die wir nach der
Schlussabstimmung abstimmen werden.

Über das Haushaltsgesetz und einen Entschließungs-
antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen werden wir
später namentlich abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 96 Minuten vorgesehen – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der
Kollegin Gesine Lötzsch,


(Beifall bei der LINKEN)






Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) (C)



(D)(B)

der ich bei dieser Gelegenheit stellvertretend für alle
Mitglieder des Haushaltsausschusses den Dank des Hau-
ses übermitteln möchte. In bewährter Form hat uns der
Haushaltsausschuss in die Lage versetzt, konzentriert
und prägnant über die Vorlagen nicht nur zu reden, son-
dern auch abzustimmen, wie wir das heute Mittag ab-
schließend tun werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bitte schön, Sie haben das Wort.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1807103600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Gäste auf den Tribünen! Zuerst möchte ich
mich einmal bei allen ehrlichen Steuerzahlern und
Steuerzahlerrinnen in unserem Land bedanken; denn
ohne sie könnten wir keine Haushaltsverhandlungen füh-
ren und keinen Haushalt beschließen. Da können ja alle
mal klatschen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gleichzeitig möchte ich mich allerdings bei den Steuer-
zahlern für diese Bundesregierung entschuldigen, die es
Steuerbetrügern immer noch sehr einfach macht, Steuern
zu hinterziehen. Damit muss endlich Schluss sein, meine
Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich hatte bei der Kanzlerin schriftlich angefragt, ob
sie überhaupt schon ein einziges Mal öffentlich zum
skandalösen Steuerhinterzieher Juncker Stellung genom-
men hat. Immerhin soll allein für Deutschland ein Scha-
den von mindestens 30 Milliarden Euro entstanden sein,
weil deutsche Konzerne mithilfe von Luxemburg den
deutschen Staat betrügen konnten.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wo haben Sie das denn her?)


Nein, die Kanzlerin hat sich natürlich nicht kritisch zu
Herrn Juncker geäußert. Dafür hat sie stellvertretend den
Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
scharf kritisiert, obwohl der gar nichts Illegales gemacht
hat. Er hat nur das Streikrecht wahrgenommen. Die
Kanzlerin meinte, sich in einen Streik einmischen zu
müssen. Sie sagte: „Aber es gibt eine Gesamtverantwor-
tung.“ Ich frage mich und Sie: Warum gibt es keine ver-
gleichbare Aussage der Kanzlerin zu den Steuersparmo-
dellen von Herrn Juncker?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der müsste doch auf den Titelseiten angeprangert wer-
den, nicht ein Gewerkschaftsfunktionär.

Meine Damen und Herren, wie will diese Bundes-
regierung den ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuer-
zahlern eigentlich noch erklären, dass sie weiter Steuern
zahlen sollen, wenn gleichzeitig große Konzerne ihre
Steuerlast im Ausland auf 1 Prozent eindampfen lassen
können? Ich sage Ihnen: Herr Juncker ist nicht unser ein-
ziges Problem. Die Bundesregierung hat es versäumt,
dafür zu sorgen, dass Steuerhinterziehung in ganz Eu-
ropa bekämpft wird. Steuersparmodelle gibt es weiterhin
in Irland, in den Niederlanden und in Großbritannien.
Damit haben wir eine Verantwortung: Wir müssen dafür
sorgen, dass europaweit Steuerhinterziehung – oder, wie
es jetzt neudeutsch heißt, Steuervermeidung – nicht
mehr möglich ist, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es gibt nur zwei seriöse Wege, zu einem ausgegliche-
nen Haushalt ohne neue Schulden zu kommen: Entweder
müssen die Ausgaben gekürzt werden oder die Einnah-
men erhöht werden. Ich finde, wir müssen uns alle mal
klarmachen: Wenn wir wirklich einen zukunftsgerech-
ten, ausgeglichenen Haushalt haben wollen, dann müs-
sen wir dafür sorgen, dass unsere Einnahmen deutlich
erhöht werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Dabei ist der erste Schritt, dass wir endlich wirksam die
Steuerhinterziehung und die Steuervermeidung bekämp-
fen. Dann ist der zweite Schritt, dass wir endlich bei
denjenigen Steuern erheben, die riesige Vermögen ange-
häuft haben und nach der Krise noch reicher sind als vor
der Krise, und zwar so, dass es nach Recht und Gesetz
geht.


(Beifall bei der LINKEN)


Äußerst erstaunt war ich, Herr Schäuble, als Sie am
Dienstag in Ihrer Rede davon sprachen, dass Sie keine
Investitionslücke in Deutschland erkennen können.


(Johannes Kahrs [SPD]: Immerhin haben Sie zugehört! Das ist selten bei Ihnen! – Gegenruf des Abg. Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Das machen wir immer!)


Sie haben sich dabei auf den Sachverständigenrat bezo-
gen. Der Sachverständigenrat – man höre und staune –
überschreibt sein aktuelles Gutachten mit dem Spruch:
„Mehr Vertrauen in Marktprozesse“.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Guter Slogan!)


Da frage ich mich: Leben diese Professoren eigentlich in
einer anderen Welt?


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: In der Realität!)


Wir erleben doch fast täglich, wie die Märkte versagen.
Wir haben uns immer noch nicht von der Finanzkrise
2008 erholt, und schon kommen die Marktradikalen wie-
der aus ihren Verstecken und predigen Theorien, die die
Wirklichkeit bereits bitter widerlegt hat. Damit sollte
doch endlich Schluss sein.


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Piketty lesen!)






Dr. Gesine Lötzsch


(A) (C)



(D)(B)

Die OECD hat das für Deutschland prognostizierte
Wachstum halbiert und hat festgestellt, dass die Euro-
Zone „in gewisser Weise ein Schwachpunkt für die Welt-
wirtschaft“ ist. Die OECD empfiehlt, die Ausgaben für In-
frastruktur, Kinderbetreuung und Bildung zu erhöhen.

Ich glaube, wir sollten nicht nur auf die Bundesrepu-
blik Deutschland schauen, sondern auch auf Europa. Wir
haben eine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die Kri-
senländer nicht weiter in der Krise bleiben. Wenn wir
nach Griechenland schauen, dann sehen wir, dass dort
die Bruttoinvestitionen im Vergleich zu 2007 in ihrer
absoluten Höhe um die Hälfte reduziert wurden. Die
griechische Wirtschaftsleistung ist eingebrochen. Die
Arbeitslosigkeit ist dramatisch hoch. Die Staatsschul-
denquote ist jenseits von Gut und Böse.


(Max Straubinger [CDU/CSU]: Darum brauchen die noch mehr Schulden, oder was?)


Wir brauchen eine Kurskorrektur; denn Deutschland hat
als die stärkste Volkswirtschaft innerhalb der Europäi-
schen Union eine Verantwortung, die über unser Land
hinausgeht.


(Beifall bei der LINKEN)


Es geht aber nicht nur um die vielen Krisen in Europa.
Es geht auch um die menschlichen Tragödien vor den
Toren unseres Kontinents. Wenn Sie schon nicht auf die
Linke hören wollen, dann hören Sie doch wenigstens auf
den Papst.


(Johannes Kahrs [SPD]: So weit ist es schon mit Ihnen gekommen, dass Sie den Papst zitieren! – Max Straubinger [CDU/CSU]: Die Linke und der Papst! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wenn Atheisten den Papst zitieren!)


Der Papst sagte kürzlich vor dem EU-Parlament:

Man kann nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zu
einem großen Friedhof wird!

Mit „man“ ist auch die Bundesregierung, mit „man“ ist
auch Deutschland gemeint. Hier müssen wir unsere Ver-
antwortung wahrnehmen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nein, wir als Linke können uns mit dem Selbstlob der
Bundesregierung, von dem wir in dieser Woche reichlich
gehört haben, nicht anfreunden. Dieser Bundeshaushalt
wird den großen Herausforderungen, die vor Deutsch-
land, Europa und der Welt liegen, nicht gerecht. Er ist
weder sozial noch ökologisch nachhaltig. Darum lehnen
wir ihn ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Zu Beginn meiner Rede habe ich den ehrlichen Steu-
erzahlerinnen und Steuerzahlern gedankt. Jetzt möchte
ich als Vorsitzende des Haushaltsausschusses vor allen
Dingen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Aus-
schusssekretariats, die hier im Saal Platz genommen ha-
ben, sehr herzlich danken.


(Beifall im ganzen Hause)

In den 53 Stunden der Haushaltsberatungen wurden
777 Anträge beraten und über 1 000 Abstimmungen
durchgeführt. Es wurden etliche Liter alkoholfreien
Glühweins getrunken, und darum ist dieser Haushalt
fehlerfrei zustande gekommen.

Man muss wissen, welche großen Leistungen die Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeiter vollbringen, sowohl was
die Anzahl der Anträge als auch was die Anzahl der
Menschen, die sich während der Ausschusssitzungen im
Raum aufhalten, angeht. Manchmal ist der Raum wäh-
rend der Beratung voller als die Berliner S-Bahn im Be-
rufsverkehr. Dass Sie dabei nicht den Überblick verlie-
ren, das kann man nicht genügend würdigen, meine
Damen und Herren.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich möchte mich natürlich auch bei allen Kolleginnen
und Kollegen und allen Mitgliedern des Haushaltsaus-
schusses bedanken, die in fleißiger, engagierter, manch-
mal etwas rauflustiger, aber am Ende doch immer fried-
licher Art versucht haben, gemeinsam zu Lösungen zu
kommen. Ich bedanke mich auch bei den Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeitern der Abgeordneten, der Arbeits-
gruppen und bei den Haushaltsreferaten der Ministerien.

Lassen Sie mich abschließend sagen: Wir haben in
diesem Jahr zwei Haushalte beraten. Es ist fast ein biss-
chen schade, dass es im nächsten Jahr wahrscheinlich
nur eine Haushaltsberatung geben wird.

Vielen Dank.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807103700

Als nächster Redner hat der Kollege Ralph Brinkhaus

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1807103800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

man sich die Reden der Linken in den letzten Tagen und
jetzt die Rede von Frau Lötzsch angehört hat,


(Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Die waren gut! – Johannes Kahrs [SPD]: Das hast du echt gemacht?)


stellt sich die Frage: Können Sie von der Linken mir ein
Land auf dieser Welt nennen, in dem das ganze Paket
aus Sozialleistungen, Fürsorge für Schwache der Gesell-
schaft, medizinischer Versorgung und allem, was dazu
gehört, besser ist als in Deutschland? Wenn Sie mir diese
Frage nicht beantworten können, dann frage ich Sie: Wo
möchten Sie denn dann lieber leben?


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wir bleiben hier! – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Keine Hoffnung! Wir bleiben hier! – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In den skandinavischen Ländern!)






Ralph Brinkhaus


(A) (C)



(D)(B)

Es ist total okay, wenn Sie als Opposition Kritik üben.
Aber die Skandalisierung, die Sie dauernd betreiben,
diese Übertreibung, diese Maßlosigkeit in der Argumen-
tation, das ist auf Dauer unerträglich. Das können wir
nicht dulden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eines muss man Ihnen ins Stammbuch schreiben:
Alle Versuche, einen sozialistischen oder kommunisti-
schen Weg einzuschlagen und so das Paradies auf Erden
zu schaffen, sind bisher in einer großen Tragödie geen-
det. An Ihrer Stelle wäre ich als Partei, deren Namen un-
ter einer dieser großen Tragödien steht, ganz vorsichtig,
ein Urteil über andere zu fällen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der LINKEN – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja KalterKrieg-Rhetorik!)


Nichtsdestotrotz ist heute ein großer Tag der Freude.
Ich war gestern auf einer Veranstaltung. Dort sagte je-
mand zu mir: Mensch, das ist doch ein großer Tag für
euch alle.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn man so einen Haushalt verteidigen muss, das ist doch peinlich!)


Im Laufe dieser Woche ist in der Mühseligkeit der ein-
zelnen Debatten etwas untergegangen: dass heute wirk-
lich ein großer historischer Tag ist. Generationen von
Abgeordneten, sowohl hier als auch in Bonn, haben ver-
sucht, einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen,
aber es ist ihnen nicht gelungen. Zwölf Finanzminister
haben hier vor Wolfgang Schäuble gesessen und ver-
sucht, einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen.
Auch ihnen ist es nicht gelungen, aber heute stehen wir
hier und haben es geschafft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Wenn ich sage „wir“, dann meine ich nicht nur die
Politik, sondern vor allem die Bürgerinnen und Bürger
sowie die Unternehmerinnen und Unternehmer, die da-
für gesorgt haben, dass wir die Einnahmen bekommen,
um diesen Haushalt aufstellen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Wenn ich aber feststelle, dass es die Unternehmerin-
nen und Unternehmer sowie die Bürgerinnen und Bürger
sind, die es geschafft haben, diesen Haushalt hinzube-
kommen, dann muss ich auch sagen, dass wir ihnen auch
eine Perspektive aufzeigen müssen, wie es mit diesem
Haushalt weitergeht, und ich denke, in diesem Haushalt
sind viele solcher Perspektiven angelegt. Wir haben auch
sehr viel für die Zukunft getan. Ich werde gleich darauf
zu sprechen kommen, was wir in diesem Haushalt für
die Zukunft getan haben.

Die Aussage, wir haben es geschafft, bedeutet auch,
dass wir es hier in der Politik geschafft haben. An dieser
Stelle möchte ich unserem Koalitionspartner, der SPD,
mit dem wir dieses Projekt durchgezogen haben, Danke
sagen; denn das war nicht ganz selbstverständlich. Wir
wissen genau, dass es viele in Ihren Reihen gibt, für die
der ausgeglichene Haushalt nicht das Lieblingsprojekt
Nummer eins ist.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Wir wissen auch – das möchte ich auch überhaupt nicht
schlecht bewerten –, dass es den einen oder anderen gibt,
der gern mehr Geld ausgegeben oder es an anderer Stelle
eingesetzt hätte. Insofern ist es nicht hoch genug einzu-
schätzen, dass Sie sich an den Koalitionsvertrag gehalten
haben, an das, was wir gemeinsam vereinbart haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Im Gegenzug können Sie von uns auch erwarten, dass
wir uns an den Koalitionsvertrag halten, auch wenn da-
rin das eine oder andere Projekt steht, welches nicht un-
ser Lieblingsprojekt ist; auch das muss man an dieser
Stelle sagen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist es!)


Ich möchte mich aber auch bei den Kollegen von der
FDP, die nicht mehr hier sind, bedanken, die in der letz-
ten Legislaturperiode diesen Weg der Haushaltskonsoli-
dierung mit uns eingeschlagen haben. Das war gut und
wichtig.

An eines möchte ich noch einmal erinnern: Wo stan-
den wir denn am Beginn der letzten Legislaturperiode,
2009? Wir waren in einer Situation, in der wir gerade
eine der schwersten Bankenkrisen seit den 1930er-Jah-
ren überstanden hatten, in einer Situation, in der wir den
schwersten Wirtschaftseinbruch in der Zeit der Bundes-
republik erlebt hatten. Wir waren in einer Situation, in
der wir in einer Staatsschuldenkrise gestanden haben,
die im Übrigen immer noch nicht überwunden ist. Wir
stehen heute in einer Situation, in der wir Krisen im
Mittleren und Nahen Osten sowie in der Ukraine erle-
ben, die uns das Leben – auch wirtschaftlich – sehr, sehr
schwer machen.

Trotzdem haben wir es geschafft, die Nettoneuver-
schuldung in Höhe von 50 Milliarden Euro auf null her-
unterzubringen. Das ist gar nicht hoch genug anzuerken-
nen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nun können Sie sagen, dies sei nicht das Verdienst
christdemokratischer Finanzminister oder einer christde-
mokratischen Bundeskanzlerin.


(Johannes Kahrs [SPD]: Immerhin ist das schon eine Erkenntnis!)


Nein, ich sage Ihnen: Das ist ihr Verdienst; denn es ist
kein Zufall, dass es ein christdemokratischer Finanz-
minister ist, der diesen Haushalt so vorlegt; denn ausge-
glichene Haushalte und eine solide Haushaltsführung
sind der Markenkern der Union, meine Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU)






Ralph Brinkhaus


(A) (C)



(D)(B)

Nun kann der eine oder andere sagen: Ihr habt Glück
gehabt, ihr habt niedrige Zinsen und hohe Steuereinnah-
men. – Dann lassen Sie uns den Blick einmal woanders
hinwenden, wo die Zinsen ebenfalls niedrig und die
Steuereinnahmen hoch sind: in mein Heimatbundesland
Nordrhein-Westfalen. Dort wird unter gleichen Bedin-
gungen der Haushalt gegen die Wand gefahren. Auch
das gehört zur Wahrheit. Es ist nicht selbstverständlich,
dass man in dieser Situation einen ausgeglichenen Haus-
halt hinbekommt. Nein, im Gegenteil: Es ist eine große
Leistung, die wir hier vollbracht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jetzt gibt es den einen oder anderen, der versucht, uns
diesen Tag madig zu reden, indem er sagt: Ein ausgegli-
chener Haushalt, die schwarze Null, das ist ein Fetisch.
Meine Damen und Herren, es ist kein Fetisch. Es ist eine
Frage unseres Selbstverständnisses und der Generatio-
nengerechtigkeit, und zwar deshalb, weil wir uns schon
überlegen müssen, was wir hinterlassen.

Wir haben im Bereich der Sozialversicherungssys-
teme – auch dies gehört zur Ehrlichkeit – nicht unbe-
dingt immer nur – zumindest aus der Perspektive der
Entlastung der kommenden Generationen – sehr gute
Entscheidungen getroffen. Umso wichtiger ist es, dass
unsere Haushälter dafür sorgen, dass der Kernhaushalt
sauber bleibt, dass wir ausgeglichene Haushalte haben
und keine zusätzlichen Schulden für die Zukunft ma-
chen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Bettina Hagedorn [SPD] – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Versteckte Schulden!)


Aber ein ausgeglichener Haushalt ist kein Dogma, das
sage ich als Haushaltspolitiker der Union. Es wird im-
mer wieder Situationen geben – und wir hatten eine sol-
che Situation im Jahr 2009 –, in denen der Staat in die
Speichen greifen muss, wo wir stützen und helfen müs-
sen. Wir müssen uns auch ehrlich in die Augen schauen.
Es kann auch die eine oder andere geopolitische Situa-
tion geben, in der wir darüber nachdenken müssen, was
wir machen. Nichtsdestotrotz bedeutet das, dass wir in
der heutigen Zeit, wo dies möglich ist, darauf achten
müssen, den Haushalt auszugleichen. Das haben wir bei
diesem Haushalt gemacht.

Heute ist ein Tag der Freude und des Feierns. Blicken
wir einmal 45 Jahre zurück, als irgendwann Ende der
60er-Jahre im Plenarsaal in Bonn am Ende einer Haus-
haltswoche Kollegen von uns gesessen haben. Sie haben
zwar keinen Haushaltsentwurf mit einer Null einge-
bracht, aber eigentlich einen ganz guten Entwurf vorge-
legt. Sie sind samstags in ihre Wahlkreise zurückgefah-
ren und haben gedacht: Mensch, jetzt haben wir etwas
Tolles gemacht. Wir können glücklich und zufrieden
sein. – Dann kamen die 70er- und die 80er-Jahre, und
der Schulden-Tsunami brach über uns herein.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das für eine Rede? Was ist das für eine harte Kritik an Helmut Kohl gerade?)

Es ist daher wichtig für uns, dass wir diesen ausgegli-
chenen Haushalt zukunftsfest machen. Das heißt, dass
wir uns nicht darauf ausruhen, was wir bisher erreicht
haben, sondern nach vorne schauen. Wenn ich sage, dass
wir nach vorne schauen, dann heißt das, dass wir zwei
Dinge im Blick behalten müssen – ganz einfach –: die
Ausgaben und die Einnahmen. Bei den Ausgaben müs-
sen wir darauf achten – und das machen unsere Haushäl-
ter –, dass wir nicht der Versuchung erliegen, hier und da
noch etwas zu draufzulegen oder hier und da noch eine
Stelle aufzubauen.


(Andreas Mattfeldt [CDU/CSU]: Genau so ist es!)


Wir müssen weiter darauf achten, dass wir das Geld,
das wir ausgeben, auch effizient ausgeben. Wir müssen
schauen, welche Gegenleistung wir dafür bekommen.

Ich möchte heute gar nicht so sehr über die Ausga-
benseite reden, sondern mehr über die Einnahmenseite.
Bei der Einnahmenseite ist eines richtig: All das, was
wir ausgeben, muss vorher eingenommen werden. Wir
haben in den letzten Monaten aus gutem Grund sehr viel
verteilt und ausgegeben. Angesichts der Tatsache, dass
wir einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen, ist es heute
und hier an der Zeit, dass wir uns wieder einmal mehr
über das Einnehmen und Erwirtschaften unterhalten.

Wenn ich eben gesagt habe, dass alles von Bürgerin-
nen und Bürgern und von Unternehmerinnen und Unter-
nehmern erwirtschaftet wird, dann bedeutet das auch,
dass wir ihnen den Freiraum geben müssen, dies zu er-
wirtschaften. Da müssen wir uns – in der Sprache der
Grünen ausgedrückt – ehrlich machen: In den letzten
Monaten haben wir, aus gutem Grund, an der einen oder
anderen Stelle sehr viel Last und Bürokratie auf die Un-
ternehmen abgewälzt. Deswegen gilt für uns die Devise:
Wir halten uns natürlich an das, was im Koalitionsver-
trag steht. Auf der anderen Seite muss es dann aber auch
genug sein mit der Belastung der Wirtschaft und der
Menschen, die arbeiten.


(Johannes Kahrs [SPD]: Luftverkehrsteuer, sage ich da nur!)


Wenn wir uns über das Erwirtschaften unterhalten,
dann müssen wir uns Gedanken darüber machen, wer
denn den Haushalt in 30 oder 40 Jahren erwirtschaftet.
Mit 43 Millionen Menschen, die in Lohn und Arbeit ste-
hen, haben wir eine Rekordzahl erreicht. Egal was wir
machen: In 30 Jahren werden es nur noch rund 30 bis
32 Millionen Menschen sein. Das bedeutet, dass die vier
Schultern, die die Last heute tragen und dafür sorgen,
dass der Staat rundläuft, zu drei Schultern werden. Das
müssen wir im Hinterkopf behalten. Das werden wir
durch Familienpolitik auch nicht wettmachen können.

Wir müssen uns über unsere demografische Entwick-
lung unterhalten. Wir müssen die Potenziale heben, die
wir in unserem Land haben. Ich nenne da die Erwerbstä-
tigkeit von Frauen und Migranten sowie eine gute Zu-
wanderung. Wir können es uns nicht mehr leisten, dass
Jugendliche ohne Schul- und Berufsabschluss ins Leben
gehen. Ich erwähne auch, dass wir die Erwerbstätigkeit
von Älteren steigern müssen. Die Rente mit 63 war dies-





Ralph Brinkhaus


(A) (C)



(D)(B)

bezüglich nicht unbedingt nur hilfreich. Es sollte uns
umso mehr Verpflichtung sein, an anderen Stellen dafür
zu sorgen, dass auch ältere Menschen in Lohn und Ar-
beit stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nichtsdestotrotz: Was vier Schultern getragen haben,
müssen bald drei Schultern tragen. Deshalb müssen wir
produktiver und innovativer werden. Auch dazu finden
sich im Haushalt einige Ansätze. Wir sind in diesem
Land gar nicht schlecht aufgestellt. Wir haben eine tolle
Forschungs- und Bildungspolitik. Wir haben tolle Spit-
zenforschungsinstitute. Wir sind nicht nur Fußballwelt-
meister, sondern auch Patentweltmeister. Wir haben
mittlerweile eine erwähnenswerte Start-up-Szene, die
wir fördern müssen. Wir haben tolle Familienunterneh-
men. Wir haben gute Großunternehmen. Wir haben dank
der dualen Berufsausbildung eine gut ausgebildete Ar-
beitnehmerschaft; auch daran sollten wir ein bisschen
mehr arbeiten. Wir haben, auch wenn das an der einen
oder anderen Stelle hier bestritten wird, immer noch eine
der besten Infrastrukturen der Welt; wir müssen daran
arbeiten, dass auch das fortgeschrieben wird. Wir haben
also sehr gute Ausgangsbedingungen.

Wir haben viel über die digitale Welt gesprochen. Es
wird immer gesagt, Deutschland sei schlecht aufgestellt.
Nein, wir haben die Industrie 4.0. Was bei den Amerika-
nern Facebook, Amazon und Google ist, das ist unsere
Fertigungsautomatisierung und Prozesstechnologie. In
diesem Bereich sind wir gut. Im Übrigen, Frau Lötzsch,
haben Sie ja gesagt, dass wir einen guten Glühwein ha-
ben, den wir Haushälter an der einen oder anderen Stelle
leeren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei dem Haushalt kann das teuer werden!)


Meine Damen und Herren, wir sind in Deutschland
sehr gut aufgestellt. Wir haben sehr gute Perspektiven
für die Zukunft, und es hängt davon ab, was wir daraus
machen. Trotzdem glaube ich, dass viele Menschen in
diesem Land beunruhigt in die Zukunft blicken. Sie se-
hen die Zukunft nicht unbedingt als Chance, sondern als
Bedrohung. Unsere Aufgabe als Politik ist es, diesen
Trend umzukehren, indem wir den Menschen zeigen,
dass Deutschland nicht nur ein Land ist, das wirtschaft-
lich gut aufgestellt ist, sondern auch ein Land, in dem
man sehr gut leben kann. Wenn wir daraus etwas Ver-
nünftiges machen, dann haben wir auch eine gute Zu-
kunft. Wenn wir uns einmal in der Welt umschauen,
müssen wir ganz ehrlich sagen: Wer, wenn nicht wir, soll
denn optimistisch in die Zukunft blicken und zuversicht-
lich sein?

Meine Damen und Herren, der Haushalt, den wir hier
vorlegen und den wir heute verabschieden, ist ein zuver-
sichtliches Zeichen für die Zukunft, ist ein optimisti-
sches Zeichen für die Zukunft, aus dem wir viel machen
können. Insofern ist heute ein guter Tag für unser Land.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807103900

Vielen Dank. – Als nächste Rednerin hat Anja Hajduk

das Wort.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1807104000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich möchte aus aktuellem Anlass als ersten
Punkt die Bund-Länder-Finanzbeziehungen ansprechen.
Sie, Herr Schäuble, und die Große Koalition haben sich
dafür entschieden, das Ganze in einer Hinterzimmerver-
anstaltung auszukungeln. Ich muss Ihnen ganz ehrlich
sagen: Die Berichterstattung der letzten Tage hat ge-
zeigt, dass man die Zukunft unseres Föderalismus so
nicht gut diskutieren kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Statt unseren Föderalismus vor dem Hintergrund der He-
rausforderungen, die auf uns zukommen, zu betrachten
– Megatrend Europa, demografische Veränderung, so-
zialräumlicher Wandel mit Weg- und Hinzug innerhalb
Deutschlands –, wird über diese Herausforderungen
überhaupt nicht gesprochen. Sie reduzieren die Neuord-
nung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen darauf, um
den Soli zu schachern, und das dann auch noch völlig in-
transparent, wie gesagt, im Hinterzimmer. Dafür werden
Sie keine Akzeptanz finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Wenn man den Soli erhalten will – dafür kann es gute
Gründe geben; dem verschließen wir Grüne uns nicht –,
dann bedarf es einer ehrlichen und guten Neubegrün-
dung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, die die-
sen Soli seit Jahren zahlen und die im Moment erwarten,
dass er ausläuft. Und wenn er nicht ausläuft, dann kön-
nen die Einnahmen nicht einfach nur zwischen Bund und
Ländern verschoben werden, sondern dann muss man
auch sagen, wofür man sie verwenden will: Was ist die
Begründung, die nachhaltig und langfristig einen sol-
chen Zuschlag rechtfertigt?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweiter Punkt. Kommen wir zum Haushalt 2015. Wir
Grünen kritisieren nicht, dass dieser Haushalt ausgegli-
chen ist. Das ist gut. Das ist ein richtiges Ziel. Das ist vor
dem Hintergrund unserer Gesamtverschuldung, aber
auch unserer demografischen Perspektiven eine richtige
Zielsetzung, und es ist gut, dass Sie daran festhalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber Sie müssen sich doch auch die Frage stellen – das
muss doch wirklich erlaubt sein, sich das zu fragen –:
Wie haben wir eigentlich diesen ausgeglichenen Haus-
halt hinbekommen, auf wessen Kosten? Insgesamt muss
man feststellen, dass Sie milliardenschwere Kosten in
die Zukunft verschieben. Wenn Sie die Ausgaben in der
Rentenpolitik sauber finanziert hätten, zum Beispiel für





Anja Hajduk


(A) (C)



(D)(B)

die Mütterrente, dann ständen jetzt minus 6,7 Milliarden
im Haushaltsplan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Diese Ausgaben wälzen Sie auf die Rentenkasse ab und
wissen genau, dass die Zeche in der nächsten Legislatur-
periode, das heißt in der Zukunft, gezahlt werden muss.
Die Rente mit 63 ist arbeitsmarktpolitisch und demogra-
fisch unsinnig. Das haben zum Glück viele Leute aufge-
schrieben. Das Trauerspiel ist, dass Sie es sich nicht ein-
gestehen wollen.

Auf wessen Kosten ist dieser Haushalt ausgeglichen?
Der Haushalt ist natürlich nur ausgeglichen, wenn man
nicht auf die Vermögensbilanz schaut. Aber wenn wir
einmal schauen, wie wir eigentlich mit dem öffentlichen
Vermögen umgehen, dann stellen wir fest, dass nicht ge-
sichert ist, dass wir es erhalten. Mit einer mangelhaften
Investitionstätigkeit wird die Vermögensbilanz in den
nächsten Jahren weiter negativ bleiben, statt dass Sie
diese Entwicklung jetzt endlich umkehren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das einzig Gute an diesen Haushaltsberatungen ist,
bezogen auf diesen Punkt, dass Sie diesen Mangel jetzt
peu à peu eingestehen. Minister Schäuble, Sie handeln in
meinen Augen immer sehr planvoll. Ich meine daher,
dass ich ebenso wie die Bevölkerung einfach einmal kri-
tisch darüber nachdenken darf, wie es kommt, dass ein
so planvoll handelnder Finanzminister mit so viel Erfah-
rung am Ende der Haushaltsberatungen ganz hektisch so
ein 10-Milliarden-Investitionsprogramm aus dem Ärmel
schüttelt? Dieses Programm wurde nicht nur kurzfristig
vorgelegt, es ist auch unausgearbeitet, es ist noch nicht
einmal gegenfinanziert, es steht einfach so als Verpflich-
tungsermächtigung im Finanzplan. Daran sieht man
doch: Das ist ein Eingeständnis Ihrer falschen finanz-
politischen Strategie. Und ich sage Ihnen jetzt schon:
Die 10 Milliarden Euro werden nicht reichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


Wir Grüne fühlen uns in unserer Kritik, dass es an In-
vestitionen in die Zukunft mangelt, durch viele Ökono-
men bestätigt. Ganz aktuell fühlen wir uns bestätigt
durch das Gutachten, dass Minister Gabriel in Auftrag
gegeben hat. In der Studie, die Herr Enderlein und Herr
Pisani-Ferry vorgelegt haben, geht es um ein deutsch-
französisches Reformpaket. Was steht da zum Beispiel
drin? Mit sehr guten Argumenten wird ganz klar gesagt
– dass es einen höheren Bedarf an öffentlichen Investi-
tionen gibt, dass aus gesamtgesellschaftlicher Sicht na-
türlich auch Anreize für private Investitionen gesetzt
werden müssen, das wissen wir –, dass die öffentlichen
Investitionen steigen müssen. In der Studie wird vorge-
schlagen, in den nächsten Jahren rund 24 Milliarden
Euro zu investieren. Wir Grüne legen Ihnen heute ein In-
vestitionsprogramm vor, nach dem 2015 5 Milliarden
Euro mehr investiert werden sollen. In den nächsten vier
bis fünf Jahren sollen – damit sind wir genau auf Linie
der Studie – 20 bis 25 Milliarden Euro mehr investiert
werden. Wir stellen das dar, und zwar ohne neue Schul-
den. Damit kein Zweifel aufkommt: Das geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Minister Gabriel hat gestern in Paris verkündet, dass
er dieses Gutachten nicht ins Regal stellen wird. Das ist
gut so. Ich denke, wir können heute einen ersten Schritt
machen, indem Sie unserem Entschließungsantrag zu-
stimmen. Dazu fordere ich Sie auf. Es geht um Zukunfts-
investitionen. Es geht um den Energiesparfonds, die di-
gitale Infrastruktur und einen besseren Kitaausbau.
Außerdem brauchen wir die Perspektive, dass es in
Deutschland mehr Beschäftigungsanreize gibt, damit wir
nicht in einen Fachkräftemangel hineinlaufen. Es gibt
sehr viel zu tun.

Deswegen kann ich zum Schluss nur sagen – darüber
hilft auch kein Glas Glühwein hinweg –: Dieser Haus-
halt ist zwar ausgeglichen. Wenn man ihn aber genauer
betrachtet, stellt man fest, dass er dennoch zukunftsver-
gessen ist, und das darf er nicht bleiben.

Schönen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Demnächst können wir Glühwein da vorne hinstellen!)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807104100

Vielen Dank. – Als nächster Redner spricht Johannes

Kahrs.


(Beifall bei der SPD)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1807104200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir haben in dieser Woche häufig gehört,
dass das ein historischer Haushalt ist. In diesem Haus-
halt werden keine neuen Schulden gemacht. Ich glaube,
dass das etwas ist, was man gar nicht hoch genug bewer-
ten kann. Das Wort „historisch“ ist, wie gesagt, häufig
genug gefallen. Der alte Goethe hat einmal geschrieben:

… ich erscheine mir selbst immer mehr und mehr
geschichtlich.

Man kann über die Historie reden, aber das ist, glaube
ich, nicht der entscheidende Punkt. Das eigentlich Wich-
tige ist – und nur dadurch wird es vielleicht historisch –,
dass das der Anfang einer langen Geschichte sein muss
und nicht der Schlusspunkt. Wichtig ist, dass wir auch in
den nächsten Jahren, 2016, 2017, 2018, 2019, 2020,
keine neuen Schulden machen, trotz der Risiken, die
auch dieser Haushalt birgt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für uns ist wesentlich, dass man durchhält. Wir müs-
sen diesen Vorsatz durchziehen, in der Gegenwart wie in
der Zukunft. Das muss in den Etats aller Ministerien do-
minieren. Man muss aber trotzdem investieren. Wir ha-
ben als Sozialdemokraten immer dafür gekämpft, dass
man – jawohl – keine neuen Schulden macht, aber auch
schaut, wie man das Geld für ein Investitionsprogramm





Johannes Kahrs


(C)



(D)(B)

zusammenbekommt. Wir freuen uns, dass das geklappt
hat, dass wir uns da durchsetzen konnten. Im Kern ist
das die richtige Mischung: auf der einen Seite sparen
und keine neuen Schulden machen und auf der anderen
Seite in die Infrastruktur in diesem Land investieren.
Das hat etwas mit Zukunft zu tun. Keine Schulden ma-
chen und in die Zukunft investieren, das hat auch etwas
mit Generationengerechtigkeit zu tun, liebe Kolleginnen
und Kollegen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei
den Kolleginnen und Kollegen von der Union im Haus-
haltsausschuss bedanken. Der Kollege Norbert Barthle
und alle, die da mitgetan haben, haben das sehr solida-
risch, sehr vernünftig und in einem angenehmen Um-
gang miteinander gemacht. Ich habe mich immer sehr
darüber gefreut. Es ist wichtig, dass man auf der Arbeits-
ebene hervorragend zusammenarbeitet. Deswegen: Mein
ganz herzlicher Dank an die Arbeitsgruppe der CDU/
CSU und an das Finanzministerium! Herr Schäuble, das
war eine erfolgreiche, gute und sehr zuverlässige Zu-
sammenarbeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sehen wir uns die Opposition an. Wir haben ja in den
letzten Tagen gehört: All das, was von den Grünen kam,
war etwas freudlos. Ich kann ja verstehen, dass Sie nicht
gerne in der Opposition sind. Dass man natürlich immer
etwas kritisieren kann und dass nicht alle Wünsche er-
füllt werden, ist klar. Das ist so, wenn man einen Haus-
halt ohne neue Schulden auf den Weg bringt. Ich kann
das alles nachvollziehen. Im Kern ist das, was Sie sagen,
allerdings nicht wirklich überzeugend.

Was die Linken angeht, muss ich sagen: Frau Lötzsch
hat ganz darauf verzichtet, auf Inhalte einzugehen, son-
dern allen Beteiligten gedankt; ich finde, auch das ist in
Ordnung.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ha, ha, ha!)


Das zeigt allerdings, wie das, was von den Linken ge-
kommen ist, zu bewerten ist. Ein reines Wünsch-dir-
was-Paket bringt eben nichts.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Realismus! Purer Realismus!)


Deswegen, glaube ich, ist das alles halbe Höhe und nicht
so wild.

Der Kollege Brinkhaus, der als stellvertretender Frak-
tionsvorsitzender der Union vor mir geredet hat, hat
dann den kommunistischen Weg der Linken kritisiert.
Ehrlich gesagt, Kollege Brinkhaus: Das ist eine etwas
große Keule. Angesichts dessen, was da abgeliefert wor-
den ist, geht es auch gerne ein bisschen kleiner.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


An dieser Stelle möchte ich sagen – das ist in einer
Haushaltsrede eigentlich nicht üblich –: Ich finde, dass
der Kollege Brinkhaus vor solchen Sitzungen deutlich
weniger Glühwein zu sich nehmen sollte.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)

Wir haben auf der Arbeitsebene ein hervorragendes Mit-
einander. Aber es geht mir zunehmend auf den Zeiger
und es ist zunehmend unerträglich, dass sich Redner der
Union – ich mache das jetzt einmal an ihm als stellver-
tretendem Fraktionsvorsitzenden fest – hier hinstellen,
bei jeder Gelegenheit der SPD eine mitgeben und bei
jeder Gelegenheit das Land Nordrhein-Westfalen angrei-
fen. So, Herr Kollege Brinkhaus, ist eine gute Zusam-
menarbeit in der Koalition nicht möglich. So funktio-
niert das nicht. So findet das auch in der Arbeitsgruppe
gemeinsam mit der CDU/CSU nicht statt.


(Beifall bei der SPD – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Los! Weiter so!)

Ihr vergiftetes Lob von oben herab nach dem Motto:
„Na ja, es ist schön, dass Sie Kurs gehalten haben; aber
wir wissen, dass Sie eigentlich etwas ganz anderes wol-
len“ entspricht eigentlich nicht der Art und Weise, in der
wir zusammenarbeiten. Außerdem kam von Ihnen die
Aussage, man habe auch viel Glück gehabt, und deswe-
gen seien der Haushalt und die wirtschaftliche Lage jetzt
so gut und die Steuereinnahmen so hoch. Herr
Brinkhaus, weil wir gerade dabei sind, uns gegenseitig
die Wahrheit zu sagen:


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Besser zuhören!)


Mit Glück hat das gar nichts zu tun.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Was habe ich denn gesagt?)


Das war die gute Arbeit von Rot-Grün. Das war Gerhard
Schröder. Das war die Agenda. Das war die damalige
Wirtschaftspolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Axel E. Fischer [KarlsruheLand] [CDU/CSU]: Das ist ja eine tolle Märchenstunde!)


Das waren die Reformen, von denen wir noch heute zeh-
ren. Sie haben dazu geführt, dass die Steuereinnahmen
jetzt so hoch sind. Nur deshalb ist es dem Finanzminister
überhaupt möglich, einen solchen Haushalt vorzulegen.


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Hallo?)


Ihre Politik unter Schwarz-Gelb hat sich darin er-
schöpft, Steuererhöhungen zu beschließen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hallo? – Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Jetzt ist es aber langsam genug!)


Ihre Steuererhöhungen unter Schwarz-Gelb – denken Sie
nur an die Luftverkehrsteuer – haben dazu geführt, dass
die deutsche Luftfahrtindustrie in eine Krise gekommen
ist.

(A)






Johannes Kahrs


(A) (C)



(D)(B)


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Aber Sie wissen schon noch, mit wem Sie in der Koalition sind, oder?)


Vielleicht sollten Sie an dieser Stelle einmal einen Gang
herunterschalten.


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Schalten Sie mal besser runter! – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wollen Sie nicht mal etwas zu Inhalten sagen, Herr Kollege?)


Es kann nicht angehen, dass solche kleinen Nickeleien
immer wieder das Klima vergiften. Deswegen: Herr
Brinkhaus, es wäre gut, wenn Sie Ihrer Verantwortung
als stellvertretender Fraktionsvorsitzender gerecht wer-
den


(Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Los! Zeig’s ihm!)


und nicht in jeder Debatte Nordrhein-Westfalen erwäh-
nen würden – da scheinen Sie persönlich etwas ja noch
nicht verwunden zu haben – und zu dem zurückkehren
würden, was in Ihrer Arbeitsgruppe vorzüglich gemacht
wird: zu einer guten Zusammenarbeit in der Koalition,
die diesen Haushalt erst ermöglicht hat.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Das ist ja ein tolles Klima in der Koalition!)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807104300

Als nächster Redner spricht der Bundesminister der

Finanzen, Dr. Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Herr Kollege Kahrs, ich bin gerade von Frau
Kollegin Zypries belehrt worden, dass Sie keinen Glüh-
wein trinken. Jetzt wundert mich nichts mehr. Wahr-
scheinlich haben Sie ein bisschen gefroren.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, gegen Ende dieser Haus-
haltsdebatte möchte ich mich zunächst bei allen Kolle-
ginnen und Kollegen der Koalition und der Opposition
für die intensive Debatte und für die Arbeit am Haushalt
bedanken. An diesem Ergebnis haben viele ihren Anteil.
Ich will mich auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern im Haushaltsausschuss, in den Fraktionen und
auch im Finanzministerium herzlich bedanken. Es war
viel Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist kein schlechter Tag. – Herr Kollege Kahrs, Sie
sind auf die Vergangenheit eingegangen und haben bei
Ihrem Dank an den früheren Bundeskanzler Schröder
Willy Brandt und Helmut Schmidt gar nicht erwähnt.
Das finde ich nicht zureichend. Wenn schon, dann alle!


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Jetzt sollten wir aber ernst werden. – Liebe Kollegin-
nen und Kollegen, heute geht es um mehr als nur um ein
mehr oder minder bedeutsames Ereignis; es geht um eine
Verpflichtung, eine Benchmark, eine Selbstverpflichtung
für die Zukunft. Wir sollten uns überhaupt keine Illusio-
nen machen: Was wir heute beschließen, der Erfolg, den
wir heute erzielen, ist die Verpflichtung für morgen. Da-
ran werden wir alle und auch unsere Nachfolger gemes-
sen werden. Das ist gut so und gewollt. Ein entscheiden-
der Anker ist, dass wir das Vertrauen in unsere
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erhalten.

Der Kollege Brinkhaus hat, wie ich finde, ganz zu
Recht darauf hingewiesen, dass eine unserer großen He-
rausforderungen die Veränderungen sind, die sich
schneller, als viele glauben, durch die demografische
Entwicklung ergeben – global wie auch in unserem eige-
nen Land. Es ist wichtig, dass wir uns darauf einstellen,
und darum ist es so entscheidend, dass wir keine neuen
Schulden machen; denn wenn wir unsere Verantwortung
für künftige Generationen ernst nehmen, dann müssen
wir damit anfangen, nicht immer weitere Schulden zu-
lasten der nächsten Generationen aufzubauen. Das ist ein
Beitrag zur Generationengerechtigkeit.

Übrigens, Frau Kollegin Hajduk: Wenn wir, wie Sie
gesagt haben, so furchtbar in die Sozialkassen gegriffen
hätten, dann wäre es schwer, zu erklären, dass wir ent-
sprechend der gesetzlichen Formel zur Rentenberech-
nung die Rentenversicherungsbeiträge zum 1. Januar
2015 absenken können


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Richtig!)


und die Renten im Durchschnitt gleichzeitig stärker stei-
gen als in den letzten zehn Jahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


Wenn Sie die Finanzen des Bundes, der Länder, der
Kommunen und der gesetzlichen Sozialversicherungen
zusammen betrachten, dann sehen Sie, dass wir gesamt-
staatlich einen Überschuss haben, auch weil die gesetzli-
chen Sozialversicherungen über deutliche Reserven ver-
fügen. Auch das kann man nicht völlig ignorieren.

Zudem haben Sie in den letzten Tagen den Eindruck
erweckt – Sie wissen das aber besser –, die Investitions-
ausgaben im Bundeshaushalt 2015 würden gegenüber
2014 und 2013 in absoluten Beträgen sinken. Ich ver-
weise jetzt gar nicht auf die neue Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnung, sondern möchte nur darum bitten, dass
so sachkundige Kolleginnen und Kollegen wie Sie


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Finanzplan, Herr Schäuble!)


– Herr Kollege Kindler, Sie fallen vielleicht nicht darun-
ter; aber Frau Hajduk fällt darunter –


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Herr Schäuble!)






Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) (C)



(D)(B)

nichts Falsches sagen. Frau Hajduk, Sie wissen, dass das
Absinken der nominalen Investitionsausgaben aus-
schließlich damit zu tun hat, dass wir in den Jahren 2012
und 2013 jeweils 8,5 Milliarden Euro und im Jahre 2014
4,25 Milliarden Euro in den ESM eingestellt haben.
Diese Zahlungen gelten als Investitionen. Wenn Sie
diese Zahlen herausrechnen, dann sehen Sie, dass wir
keinen Rückgang, sondern eine leichte Zunahme der In-
vestitionen zu verzeichnen haben. Da aber die Ausgaben
insgesamt nicht steigen, ist das auch angemessen. Des-
wegen erfolgt diese öffentliche Darstellung wider besse-
res Wissen, und das sollte man nicht tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807104400

Herr Minister, lassen Sie eine Zwischenfrage der Kol-

legin Hajduk zu?

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Ja, gerne.


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807104500

Frau Hajduk.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1807104600

Herr Minister, mir geht es bei dieser Auseinanderset-

zung mit Sicherheit nicht um statistische Tricksereien.
Das, was Sie zum ESM-Anteil gesagt haben, auch die
Begründung, warum die Investitionen sinken oder eben
nicht, ist richtig; das will ich gar nicht leugnen. Wir be-
ziehen uns aber – ich glaube, das ist erlaubt – auf die
Zahlen des BMF. Unser Hauptanliegen ist, dass die In-
vestitionstätigkeit, auch die im Bereich der öffentlichen
Investitionen, noch weiter gesteigert werden muss, und
in dieser Überzeugung fühlen wir uns durch den Verlauf
der Debatte bestätigt.

Weil Sie mich mit Blick auf unser Argument, was den
Griff in die Sozialkassen angeht, angesprochen haben,
möchte ich einen weiteren Punkt anführen. Uns ist be-
wusst, dass die finanzielle Situation der Sozialkassen im
Moment gut ist, auch die der Rentenkasse. Aber Sie und
ich wissen auch, dass das daran liegt, dass Ursache dafür
die unglaublich hohe Zahl der Beschäftigten aufgrund
der aktuellen demografischen Lage ist. Wir wissen aber
genau, dass sich das noch in diesem Jahrzehnt ändern
wird. Deswegen möchte ich, dass Sie anerkennen, dass
die von Ihnen vorgeschlagene Finanzierung der Mütter-
rente auf lange Sicht nicht tragfähig ist, schon gar nicht
vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung,
und deswegen die Sozialkassen noch vor Ende des Jahr-
zehnts unter Druck setzen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Frau Kollegin Hajduk, zunächst einmal bin ich der
Meinung, dass die Mütterrente eigentlich Aufgabe des
Ausgleichs innerhalb der Generationen ist: Diejenigen,
die keine Kinder großgezogen haben, haben im Zweifel
höhere Rentenansprüche als diejenigen, die Kinder groß-
gezogen haben. Es ist daher richtig, dass diese Rente aus
dem System finanziert wird und nicht ausschließlich aus
Mitteln des Bundeszuschusses. Zweitens. In der Finanz-
planung, die Sie gerade, am Ende der zweiten Lesung,
einstimmig zur Kenntnis genommen haben, ist eine Er-
höhung des Bundeszuschusses zur gesetzlichen Renten-
versicherung im Jahre 2018 bereits enthalten. Insofern
ist dem, was Sie sagen, Rechnung getragen worden. –
Nehmen Sie doch Platz, wenn Sie mögen.

Ich möchte gerne noch auf zwei Bemerkungen, die
Sie gemacht haben, eingehen. Es ist richtig – darüber
streiten wir gar nicht –: Wir müssen im Rahmen der
finanzpolitischen Möglichkeiten nachhaltiges Wachstum
erzielen. Wir glauben, dass wir das besser ohne Steuer-
erhöhungen erreichen, weil Steuererhöhungen das
Wachstum dämpfen würden. Wenn wir aber darin über-
einstimmen, dass wir dieses Wachstum ohne neue Schul-
den finanzieren wollen, dann ist der Spielraum ein be-
grenzter. In diesem begrenzten Spielraum wollen wir
alles, was irgend möglich ist, zur Verstärkung der Inves-
titionen tun. Deswegen habe ich – das habe ich im Haus-
haltsausschuss auch so erläutert – die Präsentation der
Ergebnisse der Steuerschätzung, in der keine schwache
Entwicklung vorausgesagt wurde – dennoch sind die
Zahlen ein bisschen schlechter als vor einem halben
Jahr; daraus wäre wieder eine schlechte Nachricht ge-
worden, was zu einer wirtschaftspolitisch komplizierten
Situation geführt hätte –, mit der Botschaft verbunden:
Wir können, wenn wir uns anstrengen und diese Finanz-
politik fortsetzen, auch bei einer leicht revidierten Steu-
erschätzung mehr für Investitionen tun.

Darüber müssen wir übrigens auch mit den Ländern
reden. Natürlich unterstütze ich sehr, dass wir über die
Bund-Länder-Finanzbeziehungen in einem größeren und
aufgabenbezogenen Zusammenhang intensiv diskutie-
ren. Bis jetzt ist die Diskussion im Wesentlichen von den
Ministerpräsidenten der Länder geführt worden. Die
Vertreter der Länder – das letzte Treffen war am Vortag –
sind sich immer nur in einem einig – normalerweise kön-
nen sie sich auf nichts einigen; beim Thema Länder-
finanzausgleich klagen immer einige in Karlsruhe –,
nämlich dass der Bund bezahlen soll. Das können sie mit
16 : 0 Stimmen beschließen. Das ist aber ein bisschen
einfach. Auch Herr Kretschmann ist da nicht besser.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Debatte müssen wir vertiefen. Deswegen haben
wir den Vorschlag gemacht, darüber nachzudenken: Wie
können wir den Föderalismus stärken? Als die Bundes-
bank vorgeschlagen hat, die Länder könnten ein Zu-
schlagsrecht erhalten, um ihre Steuereinnahmen selber
zu gestalten, machte sich sofort Entsetzen breit. So viel
Verantwortung wollten sie nicht. Den Ländern ist es lie-
ber, mehr Geld vom Bund zu fordern, als selber für sol-
che Entscheidungen Verantwortung zu übernehmen.

Wir müssen auch über die Zuordnung von Aufgaben
vernünftiger reden.





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) (C)



(D)(B)


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Beziehen Sie uns doch mal in die Diskussion ein, und geben Sie die Hinterzimmerveranstaltungen auf!)


– Wir machen gar keine Hinterzimmerveranstaltungen.
Die Ministerpräsidenten tagen unter sich. Unter den
16 Ministerpräsidenten sind zu wenige von der Union;
das haben die Wähler bei den Landtagswahlen so ent-
schieden. Aber gut.

Diese Diskussionen werden wir intensiver und offen-
siver führen müssen, weil es von zentraler Bedeutung ist,
dass unser gesamtstaatliches System trotz begrenzter
finanzieller Mittel auch in der Zukunft funktionsfähig
bleibt. Insgesamt haben wir im weltweiten Vergleich ein
Steuersystem, das die Wettbewerbsfähigkeit unserer
Wirtschaft ermöglicht. In diesem Rahmen müssen wir
für nachhaltiges Wachstum sorgen. Zu diesem Zweck
müssen wir darauf achten, dass wir Vertrauen nicht zer-
stören; wir müssen es immer wieder aufbauen. Das tun
wir mit diesem Haushalt in Deutschland.

Das tun wir auch in Europa, indem wir die Initiative
des neuen Präsidenten der Europäischen Union für mehr
Investitionen in Europa unterstützen. Das, was jetzt an-
gekündigt worden ist, muss aber um die von uns in Auf-
trag gegebene Liste der Projekte, in die investiert werden
kann, ergänzt werden. Ich habe es satt, dass wir in Eu-
ropa immer Schaufensterdiskussionen über große Sum-
men führen, und wenn man später nachfragt, was von
den Vorhaben verwirklicht worden ist, dann ist das Er-
gebnis immer beklagenswert. Entscheidend ist, dass das
auch umgesetzt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Noch entscheidender ist: Wenn wir in Europa die Di-
gitale Agenda und die Energieunion als zentrale Anlie-
gen wollen, dann muss auch in Europa die entspre-
chende Regulierung vorgenommen werden, damit beides
verwirklicht werden kann. Das sind die Voraussetzun-
gen, und ich hoffe, dass im Dezember mit der Abrun-
dung der Initiative der große Schwung auch in die euro-
päische Politik kommt. Das werden mein Kollege
Gabriel und ich übrigens nächsten Dienstag mit unseren
französischen Kollegen im Deutsch-Französischen
Finanz- und Wirtschaftsrat intensiv besprechen.

Man sollte übrigens wissenschaftliche Gutachten zu-
nächst einmal ernst nehmen, und die höchste Instanz, die
wir in Deutschland haben, ist der Sachverständigenrat
zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwick-
lung. Frau Kollegin Lötzsch, Sie haben früher im Sozia-
lismus immerhin noch versucht, wissenschaftliche Er-
kenntnisse in Ihre Diskussionen einzubeziehen. Wie Sie
sich aber heute verhalten haben, war unter jedem Ni-
veau.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das war jetzt unter Ihrem Niveau, Herr Minister!)


Wir müssen das doch ernst nehmen. Wir haben in
Deutschland nicht die behauptete Investitionslücke. Wir
sind in den Ausgaben für Forschungsinvestitionen
spitze. Wir tun mehr für die Bildung, als es in früheren
Legislaturperioden je der Fall war. Wir haben die Länder
durch die Übernahme des BAföG von diesen Kosten ent-
lastet, damit sie mehr für die Schulen und Hochschulen
tun können. Das ist der Weg, den wir Schritt für Schritt
gehen. Das bringt uns voran, und das wird uns auch in
Europa gelingen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir leben in keiner
einfachen Zeit. Die geopolitischen Risiken sind anders,
als wir es vor diesem Gedenkjahr 2014 erwartet haben.
Die Herausforderungen sind groß. Wir sind in Deutsch-
land in keiner schlechten Lage. Das ist wahr; das lässt
sich nicht bestreiten, und das ist gut. Wir haben in
Europa die Chance – wenn wir uns alle zu Solidarität,
Disziplin und zum Einhalten dessen, was wir uns gegen-
seitig versprochen haben, verpflichten –, dass wir auch
Europa voranbringen und dass Europa seinen Beitrag
leistet, in einer Welt, die nicht einfacher wird, in der die
Zusammenhänge durch die Globalisierung komplizierter
werden, unserer Verantwortung gerecht zu werden, für
unsere Werte von Freiheit, Demokratie, Menschenrechte
und soziale und ökologische Nachhaltigkeit einzutreten.
Das ist unsere Herausforderung. Dazu leistet dieser
Haushalt einen wichtigen Beitrag. Deswegen bitte ich
Sie um Ihre Zustimmung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807104700

Als nächster Redner spricht Roland Claus.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1807104800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

man Bundesminister Schäuble zuhört, wie ich es eben
interessiert getan habe, kann ich gelegentlich ein gewis-
ses Verständnis für die Kabinettskollegen aufbringen,
die – ob mit oder ohne Glühwein –, wenn sie Wolfgang
Schäuble begegnen, an den Faust’schen Prolog denken.
Sie alle kennen den Text:

Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern und hüte
mich, mit ihm zu brechen.

Vereidigt sind Sie, liebe Kabinettsmitglieder, aber nicht
auf Kabinettsdisziplin, sondern auf das Wohl dieser Re-
publik. Mit diesem Haushalt haben Sie dem Wohl der
Republik aber nicht genutzt, sondern geschadet.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein Gespenst ging in dieser Haushaltswoche im Ple-
narsaal um. Ich meine das Gespenst der schwarzen Null.
Es hätte nur noch gefehlt, dass Sie uns vorschlagen, den
Bundesadler abzumontieren und die schwarze Null auf-
zuziehen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Ich glaube, das hatten einige von Ihnen ernsthaft vor.
Aber Sie haben sich nicht getraut, das dem Bundestags-





Roland Claus


(A) (C)



(D)(B)

präsidenten anzutragen. Denn ihm gelingt es meistens,
Schaden vom Hohen Hause abzuwenden.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Meistens, ja! Nicht immer!)


Dennoch merkt man Ihnen bei aller Beschwörung der
schwarzen Null das schlechte Gewissen an. Auch Sie
merken, dass notwendige Investitionen in die Zukunft
dem Spardiktat zum Opfer fallen. Beleg für Ihr schlech-
tes Gewissen ist das aus dem Ärmel gezauberte 10-Mil-
liarden-Euro-Investitionsprogramm. Es ist vor seiner
Verkündung nicht einmal Gegenstand im Kabinett gewe-
sen. Es gibt keine Deckung dafür. Null Inhalte sind bis-
her benannt worden. Das kann man Ihnen so nicht
durchgehen lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir kritisieren diesen Etat auch als einen Haushalt der
sozialen Spaltung. Sie haben nicht an einer einzigen
Stelle die Mehreinnahmen thematisiert. Das haben nur
wir von der Fraktion Die Linke getan. Wir haben aber in
diesem Land enorm gewachsene private Reichtümer; das
kann doch niemand bestreiten. Jetzt warnt die Europäi-
sche Zentralbank vor der unseligen Entwicklung der
Schattenbanken. Wir sagen Ihnen: Geld, das als Ein-
nahme aus der Vermögensteuer in den Landeshaushalten
ankommt, kann nicht zum Zocken bei Hedgefonds ver-
wendet werden. So einfach ist das manchmal.


(Beifall bei der LINKEN)


Enttäuschend ist der Etat auch für Ostdeutschland. Sie
hätten mit dem Haushalt die Rentenlücke zwischen Ost
und West bei der sogenannten Mütterrente schließen
können; das wäre möglich gewesen.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Absolut!)


Die Linke hat einen entsprechenden Antrag gestellt.
25 Jahre nach der friedlichen Revolution noch immer
eine Spaltung zwischen Ost und West bei den Erzie-
hungsleistungen zuzulassen, passt nicht in die Zeit. Das
wollen wir nicht hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Neben den Beschwörungen der guten Zusammenar-
beit in der Koalition mit Ausnahme des Kollegen Kahrs
– aber seine Platte kennen wir schon – wurde gelegent-
lich gesagt, es gebe eine uneingeschränkte Unterstüt-
zung in der Koalition. Aus Erfahrung weiß ich: Immer
wenn solche enormen, gewaltigen Begriffe bemüht wer-
den, um eine Zusammenarbeit beschwörend schönzure-
den, steht es in der Wirklichkeit um diese Zusammen-
arbeit nicht gut.


(Beifall bei der LINKEN)


Wider besseres Wissen ist der Fraktion Die Linke im-
mer wieder unterstellt worden, sie wolle neue Schulden
machen. Deshalb muss ich zum Schluss wiederholen:
Das Markenzeichen linker Haushaltspolitik gegenüber
der schwarzen Null sind nicht neue Schulden, sondern
sozial gerechte Steuern. Dafür treten wir ein.


(Beifall bei der LINKEN)


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807104900

Als nächste Rednerin spricht Bettina Hagedorn.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1807105000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Da hier sowohl von Frau Hajduk als auch vom
Bundesfinanzminister die Bund-Länder-Finanzbezie-
hungen angesprochen wurden, obwohl sie nicht wirklich
Kern des Haushalts 2015 sind, möchte ich, Herr
Schäuble, mit Verlaub nur auf eine Kleinigkeit hinwei-
sen. Sie haben gesagt, dass sich die Länder in der Regel
16 : 0 einig sind, wenn es gegen den Bund geht, nach
dem Motto: Wenn wir mehr bekommen, ist alles gut. –
Da haben Sie recht. Wir alle wissen, dass dem so ist, un-
abhängig davon, wie die Mehrheitsverhältnisse im Bun-
desrat oder im Bundestag sind und wer gerade Finanz-
minister ist. Indes ist mir eines wichtig: Die Länder, die
den Vorschlag in die Diskussion eingebracht haben, den
Solidaritätszuschlag in die Steuern zu integrieren, haben
in Wahrheit, Herr Schäuble, einen Vorschlag aufgegrif-
fen, den Sie selber gemacht haben. Insofern müsste in-
nerhalb Ihrer Reihen erst einmal geklärt werden, ob die-
jenigen in Ihrer Fraktion, die nun den Vorschlag der
Ministerpräsidenten als angebliche Steuererhöhung vom
Tisch wischen, in Wahrheit Ihren Vorschlag infrage stel-
len. Wir sind gespannt auf das Ergebnis dieses Prozes-
ses.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Nun zum Haushalt 2015, über den wir abschließend
beraten. Zu Recht ist die ganze Woche darauf hingewie-
sen worden, dass es ein großer Erfolg des Parlaments
und insbesondere des Haushaltsausschusses mit Blick
auf die nächsten Generationen ist, dass wir keine neuen
Schulden machen. Das ist die eine Seite der Medaille,
die sehr wichtig ist. Noch wichtiger ist mir, dass diese
Große Koalition wie schon die letzte Große Koalition ih-
ren gemeinsamen Kerninhalt nicht vergessen hat, näm-
lich dass es ein sinnvolles Ziel ist, keine neuen Schulden
zu machen, aber dass wir auch die Investitionen in die
Infrastruktur unseres Landes nicht zu kurz kommen las-
sen dürfen. Auch das wollen wir in den nächsten drei
Jahren auf den Weg bringen.


(Beifall des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Damit, Herr Schäuble, spreche ich die 7 Milliarden
Euro an, die wir ab 2016 investieren wollen. Ich möchte
nicht nur unterstreichen, dass dieses gemeinsame Ziel
richtig für unser Land ist, sondern will auch darauf hin-
weisen, dass allein mit der Bereitstellung dieser zusätzli-
chen Milliarden das Ziel, das wir verfolgen, natürlich
noch nicht erreicht ist. Es gilt, ein paar Bedingungen zu
erfüllen. Dabei ist immer ein Blick in unseren Koali-
tionsvertrag hilfreich.

Herr Lange, Ihr Verkehrsfachmann, weist in seinen
Presseerklärungen immer darauf hin, dass es in erster Li-





Bettina Hagedorn


(A) (C)



(D)(B)

nie um Investitionen in den Straßenbau und Ortsumge-
hungen gehen soll; er hat es vorhin wieder erwähnt. Wir
als Sozialdemokraten möchten deswegen unterstreichen:
Ja, das auch, aber wir haben dazu eine feste Verabre-
dung, nämlich dass 40 Prozent der neuen Investitionen
grundsätzlich in die Schiene und die Wasserwege zu er-
folgen haben. Die Straße ist eine sehr wichtige Infra-
struktur in unserem Land; aber nur die Verknüpfung von
sinnvollen Logistikketten zwischen Schiene, Häfen und
Straßen führt letzten Endes dazu, dass wir im Sinne der
Energiewende emissionsärmere Verkehre organisieren
können. Darum müssen wir in alle drei Verkehrssysteme
gleichzeitig investieren, und das wollen wir gemeinsam
tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Vergessen wollen wir ebenfalls nicht, dass auch die
Investitionen in den Erhalt – Erhalt vor Neubau – in un-
serem Koalitionsvertrag fest verabredet sind, weil nur
dadurch die Nachhaltigkeit und der pflegliche Umgang
mit der Infrastruktur, die schon jetzt massiv gefährdet
ist, garantiert werden können. Wir alle wissen, dass ge-
rade zentrale Systeme wie Brücken massiv gefährdet
sind. Sie, Herr Dobrindt, haben schon ein Brückenpro-
gramm angekündigt; allerdings gemessen an dem, was
wir tatsächlich investieren müssen, muss noch eine kräf-
tige Schippe draufgelegt werden. Das muss ein Schwer-
punkt der Investitionsausgaben in der Zukunft sein.

Dazu gehört aber auch, dass wir die Voraussetzungen
für die geplanten Ausgaben schaffen müssen. Woran
hakt es denn bisher, dass wir gar nicht so viel ausgeben,
wie wir uns eigentlich vorgenommen haben? Fakt ist
nämlich, dass nicht immer mit mehr Geld der richtige
Weg beschritten werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir müssen leider feststellen, dass viele Investitionen
deshalb nicht vorankommen – obwohl das Geld zur Ver-
fügung steht –, weil es schlicht an den personellen Kapa-
zitäten an den entscheidenden Stellen fehlt, um das Geld
auszugeben.

Da zeigen Sie von der Union gern auf die Länder, und
auch ich sage, dass in den Ländern in den letzten Jahren
massiv Planungskapazitäten in den Straßenbauverwal-
tungen abgebaut worden sind. Das war kein Sparen, son-
dern ein Kürzen am verkehrten Ende. Aber richtig ist
auch, dass der Bund ebenfalls über enorme Planungska-
pazitäten verfügt. Diese haben übrigens in den letzten
Jahren unter der Vorgängerregierung leider einen massi-
ven Kahlschlag erlitten. Da müssen wir umsteuern. Wir
können nur mehr Geld im Bereich der Wasserwege, aber
auch im Bereich der Schiene ausgeben, wenn wir eine
Fachkräfteoffensive bei der Wasser- und Schifffahrtsver-
waltung und beim Eisenbahn-Bundesamt starten. Wir
tun das schon, aber wir müssen uns noch mehr anstren-
gen als bisher. Das muss nachhaltig sein. Die Botschaft
muss angesichts des Fachkräftemangels sein: In diesen
staatlichen Institutionen gibt es nachhaltig gute, qualita-
tiv hochwertige Arbeitsplätze, die auch sicher sind. Wir
wollen gerade die Menschen, die im technischen Bereich
arbeiten, also Ingenieure, Techniker, Planer – auch Juris-
ten sind da erforderlich –, in die Verwaltung des Bundes
holen.

Wichtig ist mir natürlich auch, Herr Minister, dass
wir, wenn wir den Menschen zusätzliches Geld für die
nächsten Jahre im Infrastrukturbereich zusagen, uns ehr-
lich machen und einräumen, dass damit nicht alle Wün-
sche erfüllt werden können.

Im kommenden Jahr haben wir gemeinsam den Bun-
desverkehrswegeplan vor der Brust. Das Ministerium
leistet dazu wichtige Vorarbeiten. Dabei wird die Kos-
tenkalkulation noch einmal kritisch überprüft. Das ist
auch dringend erforderlich, weil wir immer wieder von
Kostenexplosionen insbesondere bei Großprojekten hö-
ren. Die Akzeptanz der Menschen für Investitionen wird
nicht gestärkt, wenn diese den Eindruck haben, dass der
Staat nicht anständig und preiswert bauen kann.

An dieser Stelle müssen wir uns gemeinsam ehrlich
machen getreu dem Motto: Der Euro kann nur einmal
ausgegeben werden. Darum ist es wichtig, dass wir ge-
meinsam die national erforderlichen Infrastrukturpro-
jekte definieren, eine Rangfolge festlegen und diese
dann gemeinsam erfolgreich umsetzen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Hört! Hört! Vergessen, Bettina!)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807105100

Vielen Dank. – Als nächster Redner hat Dr. Tobias

Lindner das Wort.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Geschätzte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In
etwa 45 Minuten haben es die Kollegen von CDU/CSU
und SPD hinter sich. Die Haushaltsberatungen, die die
Große Koalition in den vergangenen vier Tagen fast als
Nullverschuldungsfestspiele in diesem Haus zelebriert
hat, kommen an ein Ende. Es bleibt aber die Frage: Was
folgt danach?

Manche Kollegen – Herr Brinkhaus, Sie haben es
heute auch getan – sprechen ja schon fast vom Beginn
einer neuen Ära oder Epoche. Herr Schäuble, Sie haben
am Dienstag in der allgemeinen Finanzdebatte davon ge-
sprochen, dass dieser Haushalt wenig wert sei, wenn wir
es nicht in Zukunft schaffen würden, Einnahmen und
Ausgaben in der Waage zu halten. Verlässlichkeit und
Vertrauen waren die von Ihnen gewählten Worte.

Ich will Ihnen an diesem Punkt gar nicht widerspre-
chen. Natürlich wäre dieser Haushalt eine Eintagsfliege,
wenn man es nicht schaffen würde, Einnahmen und Aus-
gaben in der Waage zu halten. Dass wir das im kommen-
den Jahr schaffen, liegt vor allem an der guten konjunk-
turellen Lage und an den Steuereinnahmen. Dies müsste
aber auch in Zukunft gegeben sein.





Dr. Tobias Lindner


(A) (C)



(D)(B)

An dieser Stelle, meine Damen und Herren von der
Großen Koalition, versagt Ihr eigener Haushaltsentwurf
für das Jahr 2015 kläglich;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


denn Sie setzen gerade nicht die Schwerpunkte, die Sie
setzen müssten, damit es den Menschen in Deutschland
in 5, in 10 oder in 15 Jahren noch so gut geht, dass sich
Einnahmen und Ausgaben die Waage halten können. Ihr
Haushalt ist eben nicht die Grundlage für eine schulden-
freie Zukunft in Deutschland. Im Gegenteil: Er ver-
schiebt Schulden in die Zukunft. Er ist ein Widerspruch
zu dem Ziel, das Sie selbst ausgegeben haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Null in Ihrem Haushalt – ich kann es nur noch-
mals sagen – steht für null Fortschritt bei Investitionen.
Sie steht für null Breitbandausbau. Sie steht auch für null
Anstrengungen bei der Energiewende. Liebe Kollegin-
nen und Kollegen, das sind die Nullen in diesem Haus-
halt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Hochjauchzend und frohlockend, fast schon wie eine
Monstranz haben Sie von der Großen Koalition diese
Null in den letzten Tagen vor sich hergetragen. Meine
Damen und Herren, der Kater nach der Feier wird aber
kommen. Es ist nun einmal so: Wenn man abends zu viel
Glühwein trinkt und es einem schmeckt und wenn man
nicht wahrhaben will, was am nächsten Morgen passiert,
dann wird man eben doch eines Besseren belehrt. Auch
für Sie von CDU/CSU und SPD wird der Tag kommen,
an dem Sie begreifen werden, dass Haushaltspolitik aus
mehr besteht als dem Summenstrich unter der Rechnung
und der Null. Wichtig sind vor allem die Zahlen und die
Inhalte dazwischen. Das haben Sie eben nicht beachtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle begehen Sie Arbeitsverweigerung,
liebe Kolleginnen und Kollegen. An einer Stelle haben
Sie hier einen völlig falschen Eindruck verbreitet. Es
wird oft so getan, als sei jetzt alles gut, als würde der
Haushalt 2015 den Menschen keine Rechnung schicken.
Das ist mitnichten so. Es wird vielleicht keine Rechnung
aus dem Jahr 2015 von den zukünftigen Generationen
bei den Banken ankommen. Die Rechnung für diesen
Haushalt wird aber schneller kommen als Sie denken.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bereits im kommenden
Jahr wird die erste Rechnung in Form von Zusatzbeiträ-
gen bei den Versicherten der gesetzlichen Krankenversi-
cherung ankommen, weil Sie in den Gesundheitsfonds
greifen. Das ist eine der Rechnungen, die aus Ihrem
Haushalt folgt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Thomas Jurk [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! Quatsch!)


In wenigen Jahren wird die nächste Rechnung bei den
Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern der gesetzli-
chen Rentenversicherung ankommen, weil Sie die Rente
mit 63 und die Mütterrente schlecht und falsch finanziert
haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es wird noch eine weitere Rechnung kommen. Diese
Rechnung wird vermutlich, Herr Schäuble – ich glaube,
da trete ich Ihnen nicht zu nahe –, nicht mehr bei Ihrer
Generation ankommen, aber bei meiner: Es wird die Ge-
neration der heute 30- bis 40-Jährigen sein. Sie werden
in Zukunft ein Vielfaches dessen aufwenden müssen,
was heute notwendig gewesen wäre, um Straßen, Schie-
nen, Brücken oder Schulen zu sanieren. Das ist die
Rechnung Ihres Haushaltes, und der Absender auf der
Rechnung ist „Große Koalition“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir Grüne haben in diesen Haushaltsberatungen ge-
zeigt, dass man am Ende eben nicht nur ohne neue
Schulden auskommen kann, sondern dass es vor allem
auch möglich ist, Haushaltspolitik in Richtung Zukunft
auszurichten. Wir priorisieren, was Ausgaben betrifft.
Wir kämpfen gegen Verschwendung. Wir sparen, und
wir streichen bei umweltschädlichen Subventionen. Wir
nutzen die entstehenden Spielräume und investieren in
die Bereiche, die Deutschland zukunftsfähig, nachhaltig
und gerecht machen. Wir brauchen endlich wieder
Schwung bei der Energiewende. Deshalb steht Bünd-
nis 90/Die Grünen für einen Energiesparfonds in diesem
Haushalt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Damit Infrastruktur eben nicht auf Beton beschränkt
bleibt, ist es nötig, viel weiter zu denken. Daher nehmen
wir es ernst mit dem „Internet für alle“. Wir machen
Ernst mit dem Breitbandausbau und haben vorgeschla-
gen, in diesem Haushalt dafür 1 Milliarde Euro bereitzu-
stellen. Sie haben an dieser Stelle nichts getan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es braucht in Deutschland eine sichere Rohstoffver-
sorgung mit dem wichtigsten Rohstoff unserer Gesell-
schaft: Das sind Bildung und Betreuung. Auch an dieser
Stelle haben Sie nichts getan,


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Quatsch! Unsinn!)


während wir Grüne Vorschläge gemacht haben, wie man
dieses Land zukunftsfähig macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, das wäre ein Haushalt
ohne neue Schulden, aber mit Zukunft. Ihr Etatentwurf
für 2015 ist das Gegenteil dessen, und deshalb werden
wir ihn nachher ablehnen.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist eine Fehlentscheidung!)


Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) (C)



(D)(B)


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807105200

Vielen Dank. – Als nächster Redner hat der Kollege

Dr. Hans Michelbach das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1807105300

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen!

Deutschland kann heute auf eine starke Erfolgsbilanz
blicken. In Europa steht kein anderes großes Land so gut
da. Das ist ein wesentliches Verdienst dieser Bundesre-
gierung und unserer Regierungskoalition. Was wahr ist,
muss wahr bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Den Kurs einer nachhaltigen, zukunftsfähigen und
verlässlichen Finanz-, Haushalts- und Wirtschaftspolitik
werden wir konsequent weiterführen. Dieser Haushalt ist
die Vertrauensbasis für die Zukunft. Der Haushalt 2015
gibt die richtigen Antworten auf die Herausforderungen
in Deutschland. Er ist die Grundlage für Vertrauen, Zu-
kunftssicherung und weiteren Erfolg.

Deutliche Beweise dafür gibt es genügend: die abneh-
mende Staatsquote und die Priorität der Privatwirtschaft,
die steigenden Investitionen in Infrastruktur, Forschung
und Entwicklung, keine Steuererhöhungen, Stärkung der
Kommunalfinanzen, Sicherung des Finanzmarktes und
– historisch herausragend – der Verschuldungsstopp zur
Förderung von Nachhaltigkeit der Finanz- und Haus-
haltspolitik in Deutschland. Das ist ein Meilenstein in
der deutschen Finanzgeschichte. Dafür gebühren dem
Bundesfinanzminister, Dr. Wolfgang Schäuble, Re-
spekt, Anerkennung und Dank und keine Dämonisie-
rung. Herr Claus, es ist doch nur peinlich, was Sie hier
vollzogen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich wiederhole unser Grundprinzip. Der Haushalt 2015
steht für den einfachen Zusammenhang: Solide Finanz-
politik schafft Vertrauen, und Vertrauen schafft wiede-
rum Wachstum.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Doch gibt es in diesem Hause leider immer noch
Leute, die der vermehrten Schuldenaufnahme das Wort
reden, die glauben, dass Schuldenmachen zu Wachstum
führt und dass noch mehr Schulden noch mehr Wachs-
tum bedeuten.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wer denn?)


Meine Damen und Herren Keynesianer und Schuldenba-
rone hier in der Opposition oder in den rot-rot-grünen
Bundesländern oder in Europa, Sie sind auf dem Holz-
weg. Ein Investitionsprogramm auf Pump und Steuer-
erhöhungen sind einfach kontraproduktiv.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Damit lassen sich auch keine Leistungsbilanzdefizite in
Frankreich und Italien ausgleichen. Das Einzige, was
durch mehr Schulden wächst, ist – das ist die Erfahrung –
der Schuldenberg, meine Damen und Herren, und den
können wir nicht gebrauchen. Den sollten wir hiermit für
die Zukunft abgeschafft haben.

Ein Schuldenberg vernichtet Gestaltungsmöglichkei-
ten. Sie können das in den europäischen Ländern sehen,
die über ihre Verhältnisse leben. Jene, die auf Wachstum
durch Schulden setzen, verlieren zunehmend Wettbe-
werbsfähigkeit und Wachstumsdynamik. Die von der
EU-Kommission jetzt wieder angedachte Aufweichung
des Stabilitäts- und Wachstumspakts – für zwei große
Volkswirtschaften, für Frankreich und Italien – halte ich
für einen falschen Weg. Das kann nicht die Zukunft sein.
Das Erfolgsrezept sind Nachhaltigkeit und Strukturrefor-
men. Das ist der Weg, der letzten Endes auch diese Län-
der aus ihrem Leistungsbilanzdefizit herauskommen
lässt. Deswegen muss dieser Weg gegangen werden,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Sonja Steffen [SPD])


Er erfordert natürlich Anstrengungen und manch un-
populäre Maßnahme.

Wir haben den richtigen Weg beschritten. Deswegen
verzeichnen wir Rekordbeschäftigung und steigende Re-
aleinkommen. Das muss man einmal deutlich sagen: Wir
haben Steuermehreinnahmen, weil wir Lohnsteigerun-
gen in Deutschland haben. Wir müssen unseren Arbeit-
geberinnen und Arbeitgebern sowie unseren fleißigen
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dafür danken,
dass wir letzten Endes einen Beschäftigungsrekord ha-
ben. Das ist ein großer Erfolg, auch für den Haushalt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Thomas Jurk [SPD])


Wir werden auch die Investitionsmaßnahmen weiter
voranbringen. 10 Milliarden Euro werden für zusätzliche
Investitionen freigemacht. Da gibt es natürlich einen en-
gen Zusammenhang. Nur wer ordentlich wirtschaftet,
schafft neue Spielräume für Investitionen, die wir zu un-
serer Zukunftssicherung dringend benötigen. Das Fazit
dieses Haushalts ist, dass er dem Bundesfinanzminister
überhaupt die Chance gibt, ein solches Investitionspro-
gramm von 10 Milliarden Euro hier vorzuschlagen. Das
alles hat einen Hintergrund, und den muss man sehen.
Wir müssen und wir werden uns ins Zeug legen, um die
Wachstumsdynamik zu stabilisieren, um weiter Wachs-
tumsdynamik zu erzeugen. Das ist der Weg.

Meine Damen und Herren, wir brauchen dazu An-
reize. Wir brauchen private Investitionen, und für diese
privaten Investitionen braucht es natürlich insbesondere
Vertrauen. Hierzu müssen wir entstandene Verunsiche-
rungen ausräumen. Hierzu müssen wir in der internatio-
nalen und nationalen Steuerpolitik weiter vorangehen.
Gemeinsam mit der OECD werden mit den BEPS-Pro-
jekten die Trockenlegung von Steueroasen sowie die
umgehende Beseitigung von Steuerdumping und Wett-
bewerbsverzerrungen in Europa angegangen. Wir for-
dern das, was gerade auch von den G 20 beschlossen
wurde: mehr Transparenz bei den Rulings. Wir können
keinen schädlichen Steuerwettbewerb in der Europäi-
schen Union gebrauchen und hinnehmen. Deswegen ist
das, was wir beschlossen haben, nämlich der automati-





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) (C)



(D)(B)

sche Austausch von Steuerdaten – über 50 Länder haben
sich dazu verabredet –, ein Meilenstein in der Steuer-
politik. Hierdurch entstehen Steuertransparenz und Steu-
ergerechtigkeit. Dieser automatische Austausch ist der
richtige Weg, um letzten Endes Steuerhinterziehung zu
bekämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


Ich glaube, wir sind uns darüber einig: Der Staat muss
die Steuern erhalten, die ihm zustehen. Deshalb muss
uneingeschränkt der Grundsatz gelten: Die Gewinne
werden dort versteuert, wo sie erwirtschaftet werden.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Ja!)


Deswegen ist es wichtig, dass wir neben den internatio-
nalen steuerpolitischen Herausforderungen auch die na-
tionalen steuerpolitischen Herausforderungen angehen.
Dazu gehören natürlich die Erweiterung von Spielräu-
men und Wachstumspolitik. Wir sollten nicht zuerst fra-
gen, wie wir das Geld weiter verwenden können, zum
Beispiel den Soli – darüber ist ja ein trefflicher Streit
entstanden –, sondern wir sollten zuerst fragen, wie wir
es schaffen, durch eine Wachstumspolitik Spielräume zu
erreichen, um in den 20er-Jahren den Soli schrittweise
abbauen zu können. Das ist die richtige Politik für
Wachstum und für Leistungsgerechtigkeit. Denn Leis-
tung muss sich in diesem Land lohnen, meine Damen
und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir werden, wenn es weitere Spielräume gibt, bei den
Fragen der Gebäudeinvestitionen zur energetischen Sa-
nierung, der Forschung und Entwicklung und des Ri-
siko- und Wagniskapitals natürlich die richtige Antwort
geben.

Die Generationenbrücke bei der Erbschaftsteuer muss
für die Betriebe erhalten bleiben.

Wir müssen natürlich auch die heimlichen Steuer-
erhöhungen in den Blick nehmen. Denn wenn bei Lohn-
steigerungen ungünstige Steuertarife und Preisentwick-
lungen zusammentreffen, führt dies oft dazu, dass nicht
mehr Geld in der Tasche des Arbeitnehmers landet. Inso-
fern kann eine Steuerbremse wachstums- und leistungs-
fördernd wirken und den Konsum im Inland stärken. Da-
mit werden wir uns ganz konstruktiv auseinandersetzen
und werden entsprechend handeln, wenn es die notwen-
digen Spielräume dafür gibt.

Zum Abschluss, meine Damen und Herren. Um eine
positive Haushaltsentwicklung zu erreichen, ist es not-
wendig, dass wir immer wieder eine Basis für Vertrauen
in die internationalen Finanzmärkte schaffen. Ein stabi-
les Finanzsystem ist entscheidend für Wachstum und In-
vestitionen. Deswegen haben wir die Bankenunion auf
den Weg gebracht, mit der wir einen großen Schritt vor-
angekommen sind. Überwachungs- und Abwicklungs-
konzeptionen, Schonung der Steuerzahler – die Banken-
union ist der große Wurf; das ist eine Regulierung für
den Finanzmarkt, mit der wir uns sehen lassen können.
Meine Damen und Herren, nachdem ich nunmehr seit
20 Jahren dem Finanzausschuss bzw. dem Haushaltsaus-
schuss angehören darf, werde ich mir für diesen Erfolg
heute einen Frankenwein gönnen, natürlich auch einen
Glühwein.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ah!)


Für den Frankenwein möchte ich absolut werben. Er ist
etwas zu schade, um daraus Glühwein zu machen;


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Glühwein und Frankenwein passen nicht zusammen. –
Ich glaube, wir alle können darauf anstoßen, dass heute
ein guter Tag ist. Ich stoße auf die Frau Bundeskanzlerin,
auf den Bundesfinanzminister und alle Kolleginnen und
Kollegen an.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807105400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, alles gerne – nur

nicht im Plenarsaal.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich erteile jetzt als nächstem Redner Herrn Kollegen
Thomas Jurk das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Thomas Jurk (SPD):
Rede ID: ID1807105500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Über die schwarze Null wurde hier schon ausführlich de-
battiert. Ich will deshalb nur ganz kurz anmerken: Wir
setzen mit diesem Haushalt den Koalitionsvertrag um,
der vor ziemlich genau einem Jahr zwischen CDU, CSU
und SPD vereinbart wurde. Dies und nichts anderes er-
warten die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes von
einer Regierung und den sie tragenden Fraktionen.

Nun eine längere Anmerkung, die nicht jedem hier
gefallen wird. In dieser Woche und auch heute wurde
von zahlreichen Oppositionspolitikern die Investitions-
quote im Bundeshaushalt angesprochen – zugegebener-
maßen ein durchaus sehr wichtiger Indikator. Dabei gab
es allerdings die abenteuerlichsten Behauptungen. Bei-
spielsweise hielten uns die Grünen vor – sie haben die-
sen Unsinn sogar in ihren Entschließungsantrag ge-
schrieben, welchen wir deshalb nachher ablehnen
werden –, dass die Investitionsquote von über 10 Prozent
auf 9,3 Prozent in 2018 sinken würde.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf 8,3 Prozent im Finanzplan! Schauen Sie sich doch den Finanzplan an!)


Die Linke behauptet sogar, die Investitionsquote sinke
auf 8,3 Prozent. Da hat Ihnen wohl jemand einen alten
Fünfjahresplan der Staatlichen Plankommission der
DDR untergejubelt.





Thomas Jurk


(A) (C)



(D)(B)


(Lachen und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ach nee!)


– Herr Bartsch, Sie fühlen sich gerade getroffen. Sie
nahmen das Wort „blamabel“ in den Mund.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ja!)


Blamabel, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist
in diesem Zusammenhang allerdings nur die Ahnungslo-
sigkeit der Opposition.


(Beifall der Abg. Johannes Kahrs [SPD] und Helmut Heiderich [CDU/CSU] – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Holen Sie doch die Schulnoten wieder hervor!)


Denn bei der Berechnung der Investitionsquote im Bun-
deshaushalt werden gemäß unserer Haushaltssystematik
die 7er- und 8er-Titel addiert und ins Verhältnis zu den
Gesamtausgaben gesetzt.

Ich will Ihnen noch einmal verdeutlichen, worauf
Bundesfinanzminister Schäuble bereits kurz eingegan-
gen ist. Auch die Mittel für die Beteiligung Deutsch-
lands am Grundkapital des Europäischen Stabilitätsme-
chanismus, ESM, stehen in einem 8er-Titel. Konkret
geht es um den Titel 836 24 im Kapitel 6002, der 2014
immerhin einen Ansatz von 4,3 Milliarden Euro hat. Das
ist ziemlich bedeutsam; denn nur deshalb liegt die Inves-
titionsquote im Bundeshaushalt in diesem Jahr, also
2014, bei gut 10 Prozent. Spätestens jetzt sollte Ihnen
aufgefallen sein, dass Ihr Jahresvergleich der Investi-
tionsquoten völlig irreführend ist. Wenn nach Ihrer fa-
mosen Rechnung die Investitionsquote im kommenden
Jahr, also 2015, im Vergleich zu diesem Jahr, 2014,
sinkt, so ist das ausschließlich darauf zurückzuführen,
dass Deutschland im nächsten Jahr nicht mehr in den
ESM einzahlen muss, und nicht etwa darauf, dass weni-
ger Geld für Investitionen in Deutschland zur Verfügung
steht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Noch einmal zum Mitschreiben: Mit unserem 10-Mil-
liarden-Euro-Paket steigt die Investitionsquote von
8,6 Prozent in diesem Jahr auf 8,9 Prozent im kommen-
den Jahr, auf 9,7 Prozent im Jahr 2016 und auf 9,8 Pro-
zent im Jahr 2017. Das ist die Realität. Aber mit dieser
Realität wollen Sie von der Opposition nichts zu tun ha-
ben. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Realitätsver-
weigerer. Sie täuschen und tricksen und versuchen, uns
als Investitionsbremser zu diffamieren; erfolglos, wie ich
anmerken möchte.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das legen Sie fest?)


Da ich vermute, dass die Opposition die Realität im-
mer noch nicht verstanden hat, will ich Ihnen die Investi-
tionen im Bundeshaushalt in absoluten Zahlen nennen –
wir haben das so schön dargestellt, als Säulendiagramm,


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wow!)

sehen Sie mal, das ist doch positiv, es beginnt 2013 und
setzt sich fort –:


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich kann auch etwas hochhalten!)


2014 25,6 Milliarden Euro, 2015 26,5 Milliarden Euro,
2016 30,3 Milliarden Euro und 2017 31,3 Milliarden
Euro. Damit stelle ich fest: Der Bund investiert so viel
wie zuletzt vor 20 Jahren. Ich finde, es ist eine beachtli-
che Leistung dieser Koalition, dass wir diese Investitio-
nen tätigen, ohne neue Schulden zu machen. Darin un-
terscheidet sich die jetzige Situation auch entscheidend
von der von vor 20 Jahren; denn damals – daran will ich
gerne erinnern – wurden die Investitionen fast vollstän-
dig durch neue Schulden finanziert,


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sieh an!)

die wir heute noch teuer zurückzahlen müssen. Jetzt da-
gegen können wir die notwendigen Investitionen endlich
ohne neue Schulden finanzieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Regierungskoalition investiert mehr, und sie
finanziert das nicht mit neuen Schulden. Wir halten uns
also nicht nur bei der schwarzen Null, sondern auch bei
der Steigerung der öffentlichen Investitionen an das, was
wir im Koalitionsvertrag miteinander vereinbart haben.

Erlauben Sie mir eine weitere Anmerkung, die nicht
jedem gefallen wird. In dieser Woche hat die Opposition
hier mehrfach gefordert, dass die Koalition den Zu-
schuss für den Gesundheitsfonds anheben soll. Herr
Kindler sprach in diesem Zusammenhang von der „Plün-
derung des Gesundheitsfonds“, sein Kollege Lindner hat
das eben noch einmal bekräftigt. Das zeigt: Die Opposi-
tion hat null Ahnung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Versicherten zahlen die Zeche dafür!)


Sie schlagen ernsthaft vor, dass wir die Liquiditätsre-
serve des Gesundheitsfonds durch neue Schulden auffül-
len sollen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, mal die Anträge lesen! Ganz solide gegenfinanziert!)


Das ist mehr als absurd.
Kommen wir doch einmal auf die Realitäten zu spre-

chen, Kollege Kindler. Eine Erhöhung des Bundeszu-
schusses in den Gesundheitsfonds sorgt lediglich dafür,
dass die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds, die
schon jetzt bei rund 13 Milliarden Euro liegt, weiter an-
wächst.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Null Ahnung!)


Von den Reserven der Krankenkassen, die Ende des Jah-
res bei 16 Milliarden Euro liegen werden, will ich erst
gar nicht reden.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch das ist wahr!)






Thomas Jurk


(A) (C)



(D)(B)

Für Ihren Vorschlag sollen wir auf die schwarze Null
verzichten, also Schulden machen, und künftig noch
Zinsen für die im Gesundheitsfonds gebunkerten Geld-
berge zahlen?


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das ist unredlich!)


– Aber das steht doch in Ihrem Antrag. – Mit Verlaub:
Dieser Vorschlag ist Unfug, auch wenn Sie es jetzt nicht
wahrhaben wollen. Lesen Sie es nach. Sie dürfen sich
nicht wundern, dass wir diesen Vorschlag ablehnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie doch auf, die Unwahrheit zu verbreiten! Das ist doch nicht nötig! Ist das arrogant!)


Falls Sie das nicht verstehen, dann können Sie gerne
eine Nachhilfevorlesung über die Finanzierung unseres
Gesundheitssystems bei meinem geschätzten Fraktions-
kollegen Professor Lauterbach buchen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Große Koalition, große Arroganz! – Johannes Kahrs [SPD], an das BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN gewandt: Ich vermittle! – Christine Lambrecht [SPD]: Aber nur gegen Provision!)


Ich komme zum Schluss. Wir geben im Bundeshaus-
halt künftig mehr Geld für Investitionen aus, sowohl
absolut als auch relativ gesehen. Wir investieren mehr
Mittel in Bildung und Forschung. Wir entlasten die
Kommunen und stärken so deren Finanzkraft. Wir stär-
ken die Innovationsförderung. Gerade bei privaten In-
vestitionen in neuartige Technologien hat dies eine
enorme Hebelwirkung. Damit stärken wir Wachstum
und Beschäftigung in Deutschland, und das ist gut.

Ich möchte noch ein Stichwort aufgreifen, das Frau
Kollegin Hagedorn in ihrer Rede gerade nicht unterbrin-
gen konnte: das Thema Glühwein.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor der Rede habt ihr viel Glühwein getrunken!)


Angesichts der bevorstehenden Temperaturen – daran
können die Grünen auch nichts ändern – können wir an
diesem Wochenende gerne mit einem Glühwein ansto-
ßen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807105600

Langsam sehe ich mich zur Klarstellung genötigt: Im

Deutschen Bundestag wird nicht ständig Glühwein ge-
trunken.


(Heiterkeit)


Als nächster Redner hat der Kollege Carsten Körber
das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Carsten Körber (CDU):
Rede ID: ID1807105700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Bundeskanzlerin!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten
Damen und Herren auf den Besuchertribünen!


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und an den Rundfunkempfangsgeräten!)


Die Beratungen zum Bundeshaushalt 2015 sind beendet.
Es war ein langer, zum Teil auch mühsamer Weg. Dieser
hat sich jedoch gelohnt. Das Ergebnis all unserer Mühe
ist die schwarze Null, die nun im Haushaltsgesetz steht –
erstmals seit 45 Jahren. Dieser Haushalt ist deshalb
wahrhaft historisch.

Das Ergebnis unserer Beratungen zeigt, dass die
schwarz-rote Koalition ihr Wort gehalten hat, das sie vor
der Sommerpause beim Beschluss des Haushalts von
2014 gegeben hat: Wir haben eine Nettokreditaufnahme
von null gehalten. Mehr noch, wir haben den Regie-
rungsentwurf sogar um 400 Millionen Euro abgesenkt.

Zugleich haben wir bei den wichtigen Kernthemen
– ich nenne hier Verkehrsinfrastruktur, Bildung, innere
Sicherheit, aber auch Kultur und Hochwasserschutz –
mehr investiert, als im Regierungsentwurf ursprünglich
vorgesehen war. Wir haben also aus einem ohnehin
schon sehr guten Regierungsentwurf einen noch besse-
ren gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Bettina Hagedorn [SPD]: Das stimmt!)


– Richtig, liebe Bettina Hagedorn. – Das ist ein Erfolg,
auf den wir stolz sein können, und ich sage Ihnen: Wir
sind es auch.

Liebe Kollegen von der Opposition, wir wissen natür-
lich alle, dass Sie jetzt murren und schimpfen müssen;
und natürlich tun Sie das auch, das ist Ihr Job – alles
okay. Aber ich behaupte, Sie tun dies wider besseres
Wissen.


(Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Niemals!)


– Ach, doch. – Aber das nur am Rande.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Haushalt wider besseres Wissen!)


Es ist wie es ist: Die schwarze Null steht, und so wird
es auch bleiben – ein klarer Beweis, dass wir als Regie-
rungskoalition in der Lage waren, deutliche Prioritäten
zu setzen. Wir setzen das solide Haushalten fort, das wir,
die Union, schon 2005 begonnen haben. Das ist gut für
unser Land, für unsere Bürgerinnen und Bürger sowie
für unsere Wirtschaft, für Wachstum und Beschäftigung.
Besonders gut für uns alle in diesem Land ist es, dass
Sie, liebe Opposition, nicht regieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir regieren in sieben Bundesländern!)


Der an langeweilegetränkter Verzagtheit und Bedeu-
tungslosigkeit kaum zu unterbietende Bundesparteitag
der Grünen am vergangenen Wochenende





Carsten Körber


(A) (C)



(D)(B)


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Waren Sie dort?)


hat eindrucksvoll gezeigt, dass in Hannover niemand ge-
tagt hat, der ernsthaft den Anspruch haben kann, Regie-
rungspartei zu sein.


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war übrigens in Hamburg, nicht in Hannover!)


Vielleicht, meine lieben Freunde von den Grünen, hätte
da ja eine Runde Glühwein geholfen, um die Stimmung
ein wenig zu heben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Allerdings stoßen in das gleiche, leider sehr traurig
klingende Horn parallel die hanebüchenen Versuche ei-
ner deutsch-deutschen Geschichtsklitterung, mit denen
jetzt ein linker Möchtegernministerpräsident in Thürin-
gen sein wahres Gesicht gezeigt hat. Da sage doch noch
ein beleidigter Linker, Biermann hätte neulich im Deut-
schen Bundestag nicht recht gehabt.


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fahren Sie mal in den Bundesrat rüber!)


Liebe Opposition, es ist ein Segen für dieses Land, dass
Sie im Bund nichts zu melden haben, und die Menschen
in diesem Land wissen das auch.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Schlechter als Sie können wir es gar nicht machen!)


Aber wir dürfen bei unserer Haushalts- und Finanz-
politik nicht nur ins Inland schauen, wenn es darum geht,
Wirkung und Erfolg zu beziffern. Der Blick über unsere
Grenze hinaus, der Blick nach Europa ist von entschei-
dender Bedeutung. Unsere Politik zeigt seit Jahren, dass
es richtig und notwendig ist, zuerst die Systeme in Ord-
nung zu bringen und sie wieder in die richtige Richtung
zu trimmen, anstatt einfach nur viel Geld in die Hand zu
nehmen, ansonsten aber alles falsch weiterlaufen zu las-
sen.

Schlechtem Geld wirft man kein gutes hinterher. Es
ist gerade nicht der richtige, sondern der absolut falsche
Weg – so wollen es einige andere Staaten aber –, die of-
fensichtlichen Probleme unter Bergen von geliehenem
Geld zu verstecken und darauf zu hoffen, dass es schon
irgendwann irgendwie wieder gut werden wird. All das
geschieht dann unter dem Siegel staatlicher Konjunktur-
hilfe. Das aber ist in Wahrheit keine Konjunkturhilfe,
vor allem keine besonnene und schon gar keine kluge.
Nein, das ist Schuldenpolitik unterster Schublade.

Eine solche Politik, die auch in diesem Hause von der
Opposition in den letzten Jahren immer wieder gefordert
wurde, ist keine kluge Politik, sondern lediglich der zum
Himmel schreiende Versuch, vor der Wirklichkeit zu
flüchten und jedermann zu zeigen, dass einem die Kraft
für die nötigen und dringend erforderlichen Reformen
fehlt.

(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt beschimpfen Sie aber gerade Ihren Koalitionspartner!)


Das allerdings ist nicht die Politik der Union. Das ist der
Versuch der Politik von Leuten, die besser nicht regieren
sollten.

Deutschland hat eine besondere Verantwortung für
das Gelingen Europas. Deshalb gehen wir mit unserer
Haushaltspolitik mit gutem Beispiel voran. Nur so kann
nachhaltiges Wachstum in Europa entstehen. Deshalb ist
es gut und richtig, den Reformdruck aufrechtzuerhalten,
und zwar nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch
in Europa.

Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir Handlungsfä-
higkeit bewiesen. Das ist wichtig für die Glaubwürdig-
keit unseres Staates. Denn nur ein Staat, der in guten
Zeiten Vorsorge für schlechte Zeiten trifft, wird auch
langfristig ein starker und handlungsfähiger Staat sein.
Und dass unser Staat handlungsfähig bleibt, wollen wir
doch wohl alle.

Lassen Sie es mich an dieser Stelle einmal ganz klar
und deutlich sagen: Langfristig wird nur die Politik er-
folgreich sein, die nicht jedem alle Wünsche erfüllt, son-
dern die Politik, die das Nötige tut. Dabei müssen wir
die Bürger mitnehmen. Deshalb müssen wir immer wie-
der erklären, warum wir dieses und jenes tun, dafür an-
deres aber lassen.

Exakt das haben wir in der nun zu Ende gehenden
Haushaltswoche getan.


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Bravo!)


Ich freue mich, dass wir nun einen zukunftsträchtigen,
solide durchfinanzierten und in seinen Zahlen sinnvollen
und klugen Haushalt verabschieden werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807105800

Als nächste Rednerin hat die Kollegin Sonja Steffen

das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Sonja Steffen (SPD):
Rede ID: ID1807105900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Wir sind uns alle
am Ende dieser Haushaltswoche bewusst, dass dies
keine Haushaltswoche wie jede andere war. Das sagt
man wahrscheinlich nach jeder Haushaltswoche, aber
ich finde schon, dass diese Haushaltswoche einige be-
sondere Aspekte gezeigt hat.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Finde ich auch!)


Ich möchte an dieser Stelle an die gestrige Debatte er-
innern, als der Wirtschaftsminister mit seinem Etat an
der Reihe war. Ich glaube, alle, die hier waren – das wa-





Sonja Steffen


(A) (C)



(D)(B)

ren viele –, konnten sich vergewissern, dass Parlament
sehr lebendig sein kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


So wünscht man sich das für die Zukunft. Ich glaube,
unserem Präsidenten Lammert hat das auch besonders
gut gefallen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Wir haben auch heute eine lebendige Debatte erlebt.
Wir haben gesehen, dass es auch innerhalb einer Koali-
tion Kontroversen geben kann.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Was?)


Letztendlich stehen wir hier aber alle zusammen und
werden gleich einen tatsächlich historischen Haushalt
verabschieden. Das Wort „historisch“ ist in dieser Wo-
che so oft gefallen, dass es einem fast wie Goethe ergeht,
der kurz vor seinem Tod an Wilhelm von Humboldt
schrieb – ich zitiere –: „… ich erscheine mir selbst im-
mer mehr und mehr geschichtlich …“ – Dafür fühle ich
mich erstens noch ein wenig zu jung, und zweitens soll-
ten wir diesen Haushalt 2015 nicht als Ende eines Pro-
zesses betrachten, sondern vielmehr als Anfang. Es ist
natürlich nicht verkehrt, zurückzublicken und zu sagen:
So etwas gab es in der Geschichte dieses Landes noch
nie, und deswegen ist es eine beachtliche Leistung. Viel
wichtiger aber ist es, nach vorne zu blicken und zu sa-
gen: Das ist erst der Anfang, der Konsequenzen haben
muss. Das Haushalten ohne Schuldenmachen sollte eine
historische Wendemarke sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dann haben wir wirklich etwas geleistet.

Ich bin seit 2013 Mitglied des Haushaltsausschusses.
Ich muss sagen – ich denke, ich spreche für alle Kolle-
ginnen und Kollegen –: Wir haben tatsächlich ein hartes
Jahr hinter uns. Wir haben zwei Haushalte verabschie-
det. Unsere Ausschussvorsitzende, Frau Lötzsch, hat
vorhin schon eine Statistik aufgemacht. Sie hat gesagt
– das gilt jetzt, glaube ich, nur für einen Haushalt –, dass
wir 777 Anträge und über 1 000 Abstimmungen zu be-
wältigen hatten. Wenn man diese Zahlen verdoppelt,
dann kann man sich, glaube ich, ein Bild davon machen,
wie viel wir in diesem Jahr gearbeitet haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die anderen aber auch!)


– Ja, alle anderen natürlich auch, auch die Fachpolitike-
rinnen und Fachpolitiker, die hervorragende Vorarbeit
geleistet haben, selbstverständlich auch die Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter aus den Ministerien.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das ist jetzt gerade nochmal gutgegangen!)


Es ist in dieser Woche schon so viel gedankt worden.
Gestatten Sie mir aber an dieser Stelle, einen besonderen
Dank auszusprechen. Er gilt unserer Ausschussvorsit-
zenden, Frau Lötzsch. Wahrscheinlich wird Herr Barthle
darauf auch noch eingehen. Ich will ihm nicht vorgrei-
fen. Dennoch möchte ich mich an dieser Stelle für die
wirklich hervorragende und souveräne Leitung, vor al-
lem der Bereinigungssitzung, bedanken.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich finde es übrigens nicht sehr schade, dass es im
kommenden Jahr nur eine Bereinigungssitzung geben
wird und dass wir nur einen Haushalt verabschieden
müssen. Ich denke, das alles wird dennoch viel Arbeit
sein. Darauf freuen wir uns alle schon.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zwei schlechte Haushalte reichen!)


Meine Damen und Herren, wahrscheinlich werden
Sie alle in dieser Woche davon gehört haben – man liest
es auch überall –: Deutschland ist eines der lebenswer-
testen Länder der Welt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ergibt sich aus vielen Studien, unter anderem aus
dem Better Life Index der OECD. Ich finde, das zeichnet
sich auch ein Stück weit in diesem Haushalt ab. Deshalb
mag ich die Schwarzmalerei der Opposition nicht so be-
sonders gern; denn ich glaube schon, dass man Probleme
an der einen oder anderen Stelle auch herbeireden kann.

Herr Barthle, mir ist aus der gesamten Zeit, die wir
miteinander verbracht haben, eine Situation besonders
im Gedächtnis geblieben – jetzt greife ich Ihnen schon
wieder vor; wahrscheinlich werden Sie gleich noch kurz
darüber reden wollen –: Als wir in der Bereinigungssit-
zung mitten in der Nacht noch einmal die Rechnung auf-
gemacht haben und tatsächlich schwarz auf weiß gelesen
haben, dass es keine Nettokreditaufnahme mehr gibt,
dass da nur noch drei Striche stehen, da hat Herr Barthle
kurz die Geschichte erzählt, dass es, als er in den Bun-
destag kam, damals sein Ziel war, dass es irgendwann
einmal tatsächlich keine Neuverschuldung mehr gibt.
Das haben wir jetzt erreicht. Diese Geschichte hat mich
sehr beeindruckt.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Freut mich!)


Ist der Haushalt zukunftsvergessen? Das wurde heute
auch geäußert. Meiner Meinung nach ist er es nicht. Ich
denke, ich vertrete hier die große Mehrheit dieses Hau-
ses. Ich will jetzt nicht noch einmal alle Punkte auflisten,
die in diesem Haushalt enthalten sind und die richtungs-
weisend und zukunftsorientiert sind. Ich gebe nur ein
paar Stichworte: die Entlastung der Länder und Kommu-
nen ab 2015 für Bildungsaufgaben, für Krippen, für Ki-
tas, die alleinige Finanzierung des BAföG ab 2015 durch
den Bund, Investitionen für die Verkehrsinfrastruktur
und den Städtebau. Ich will es dabei bewenden lassen;
das alles haben wir heute schon gehört.

Eines will ich noch ansprechen – das betrifft meinen
Etat –: die Entwicklungszusammenarbeit. Wir haben er-
reicht, dass wir 7 Milliarden Euro für Investitionen in
den kommenden Jahren quasi parken konnten. Mir ist es





Sonja Steffen


(A) (C)



(D)(B)

an dieser Stelle ein persönliches Anliegen, darauf hinzu-
weisen, dass wir angesichts der Krisen in der Welt, die
wir im Moment erleben, die Entwicklungszusammenar-
beit nicht vergessen sollten; denn man kann auch in die-
sem Bereich sehr sinnvolle Investitionen tätigen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])


Ganz zum Schluss will ich noch sagen: Ich finde, wir
sollten alle unsere Ausschussmitarbeiter, die dort hinten
sitzen und denen allen schon gedankt worden ist, irgend-
wann in der nächsten Zeit zum Glühwein einladen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807106000

Vielen Dank. – Als letzter Redner in dieser Debatte

hat Norbert Barthle das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1807106100

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Wer in
einer langen Haushaltsdebattenwoche als letzter Redner
an das Rednerpult tritt, der weiß: Alles ist gesagt, nur
noch nicht von mir. Ich will nicht alles wiederholen, was
schon gesagt worden ist; aber jedem, der es noch nicht
mitbekommen hat, will ich sagen: Erstmals in der Ge-
schichte der Bundesrepublik Deutschland steht im Haus-
haltsgesetz der Satz:

Im Haushaltsjahr 2015 nimmt der Bund zur De-
ckung seiner Ausgaben keine Kredite auf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Tatsächlich?)


Mit dieser gesetzlichen Verpflichtung erreichen wir erst-
mals seit 1969 einen ausgeglichenen Haushalt.


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807106200

Der Kollege ich offensichtlich schlecht zu hören. Ich

bitte die Kolleginnen und Kollegen, etwas leiser zu sein,
und ich bitte darum, das Mikro aufzudrehen.


Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1807106300

Danke. – Zur Erinnerung: Seit 1969 haben wir knapp

900 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Das gilt
für alle, die in diesem Hohen Haus vertreten sind, inklu-
sive derer, die nicht mehr da sind – ich meine die FDP –,
mit Ausnahme der Linken, die nie daran beteiligt waren.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Genau!)


Das allerdings betrachte ich als Glücksfall für dieses
Land, lieber Kollege Bartsch;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

denn wenn ich mir vor Augen führe, dass Sie alleine für
das kommende Jahr 54 Milliarden Euro Mehrausgaben
beantragt haben,


(Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Aber ohne neue Schulden!)


kann ich leicht hochrechnen, was das für die vergange-
nen Jahre bedeutet hätte. Der Schuldenberg wäre wahr-
scheinlich doppelt so hoch. Es ist gut, dass wir damit
jetzt endlich Schluss machen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieses Signal, das
wir aussenden, kommt in Europa und in der Welt an. Ich
kann das daran ablesen, dass ich in dieser Woche so
viele Anfragen von Journalisten, von Investoren, von In-
teressierten aus aller Welt bekommen habe wie noch nie.
Bei mir waren Journalisten aus Japan, aus Frankreich,
aus Italien, aus England, aus Belgien war der Finanz-
minister da usw. usf. Alle fragen mich: Wie habt ihr das
eigentlich hingekriegt? Dann erkläre ich in aller Ruhe,
dass man dazu einen langen Atem braucht,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Sozialkassen plündert!)


dass man eine langfristige solide Politikstrategie verfol-
gen muss, dass man keine Politik von heute auf morgen
machen darf und bei den Ausgaben Disziplin wahren
muss. Das verstehen alle. Deshalb verstehe ich nicht,
warum unsere Opposition das nicht versteht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Die wollen das nicht!)


Irgendwie wollen die das nicht kapieren. Die reden im-
mer noch von Tricksereien und von Schattenhaushalten,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


wo keine sind. Unterhalten Sie sich vielleicht einmal mit
ausländischen Journalisten. Die erklären Ihnen, wie das
geht. Dann müssen wir das nicht tun. Vielleicht begrei-
fen Sie es dann.

Wenn man sich auf internationaler Ebene umhört,
stellt man fest, dass immer wieder gesagt wird, Deutsch-
land müsse in Sachen Investitionen mehr tun. Ich bin
froh, dass Herr Draghi, der Präsident der EZB, in seiner
Rede in Helsinki noch einmal klar zum Ausdruck ge-
bracht hat, dass eine expansive Fiskalpolitik in Deutsch-
land falsch wäre. Er hat klipp und klar gesagt: Auch
wenn Deutschland jetzt 10 oder 20 Milliarden Euro
mehr Schulden machen würde, dann würde das den an-
deren 350 Millionen Mitbewohnern in der Europäischen
Union nicht helfen, keinen Deut. Deshalb ist die Art, wie
wir unsere Politik gestalten und in Zukunft gestalten
wollen, richtig.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Zur Frage der Investitionsquote haben meine Vorred-
ner mit Blick auf den ESM das Notwendige gesagt. Ich
will aber noch einen Aspekt hinzufügen: Wenn wir be-
trachten, was diese Koalition und die Koalition der vo-
rangegangenen Legislaturperiode an Entlastungen für





Norbert Barthle


(A) (C)



(D)(B)

Länder und Kommunen beschlossen hat und beschließt,
stellen wir fest, dass das eine Entlastung in Höhe von
70 Milliarden Euro ist. Bei großzügiger Berechnung al-
ler Mischfinanzierungstatbestände ist es sogar eine Ent-
lastung in Höhe von annähernd 100 Milliarden Euro für
Länder und für Kommunen, vor allem für Kommunen.
Das schafft Spielraum für Investitionen vor Ort. Ich
kann nur an die Länder und die Kommunen appellieren –
leider ist das nicht überall gleich –, dass sie diesen Spiel-
raum für Investitionen vor Ort nutzen und die Mittel
nicht unter konsumtiven Ausgaben verschwinden lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die
Debatte um den Soli. Der Finanzminister hat das Rich-
tige gesagt. Ich will hinzufügen: Soli kommt von Solida-
rität. Solidarität bedeutet eigentlich, dass diejenigen, die
helfen können, denjenigen helfen, die Hilfe brauchen.
Mich wundert, dass die Länder Solidarität ganz anders
definieren, nämlich so: Keiner soll weniger bekommen,
jeder will mehr, und ein anderer soll es bezahlen. Das ist
ein eigenartiges Verständnis von Solidarität, das wir
nicht nachempfinden können. Darüber muss man noch
ernsthaft reden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, es wurde bereits gedankt.
Gedankt wurde insbesondere der Haushaltsausschuss-
vorsitzenden Gesine Lötzsch. Sie macht wirklich einen
klasse Job.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn da drüben alle so wären, dann sähe es anders aus.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Wir sind alle so!)


Herzlichen Dank für Ihre Arbeit auch Ihnen, Herr
Majewski, und all Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
tern. Ich schließe mich dem Dank meiner Vorredner um-
fassend an. Da wurde eine klasse Arbeit geleistet. Ein
herzliches Dankeschön!

Wir haben eine historische Woche erlebt. Wir been-
den diese historische Woche mit einer historischen Ab-
stimmung, die gleich im Anschluss erfolgen wird. Ich
darf an dieser Stelle noch daran erinnern, dass der heu-
tige Tag noch aus einem zweiten Grund ein historischer
Tag ist. Denn genau heute vor 25 Jahren hat Helmut
Kohl seinen Zehnpunkteplan zur Wiederherstellung der
deutschen Einheit vorgestellt. Auch daran sollten wir
denken.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807106400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich schließe jetzt

die Aussprache.

Auch wenn schon viel Dank ausgesprochen worden
ist, will auch ich den Haushältern – allen Haushältern –
ausdrücklich danken. Sie haben zwei große Haushalte
beraten müssen. Chapeau! Ohne Ihre Arbeit könnten wir
all das, was wir umsetzen wollen, nicht umsetzen. Auch
im Namen des Hauses sage ich vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)


Wir kommen zur Schlussabstimmung über das Haus-
haltsgesetz 2015. Es ist namentliche Abstimmung ver-
langt. Ich erinnere daran, dass nach dieser namentlichen
Abstimmung eine weitere namentliche Abstimmung er-
folgen wird, und dann gibt es noch mehrere einfache Ab-
stimmungen über Entschließungsanträge.

Bevor wir zu der ersten namentlichen Abstimmung,
der Schlussabstimmung über das Haushaltsgesetz 2015,
kommen, bitte ich die Schriftführerinnen und Schriftfüh-
rer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind alle
Plätze an den Urnen besetzt? – Die Plätze sind besetzt.
Dann eröffne ich die Abstimmung.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu
beginnen. Das Ergebnis der namentlichen Abstimmung
wird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Ich weise noch darauf hin, dass zu dieser namentli-
chen Abstimmung drei persönliche Erklärungen vorlie-
gen.2)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir setzen jetzt die
Abstimmungen fort und kommen zu den Entschlie-
ßungsanträgen.

Zunächst stimmen wir über den Entschließungsantrag
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 18/
3278 ab, zu dem namentliche Abstimmung verlangt
wird. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer
wiederum, ihre Plätze an den Urnen einzunehmen. Sind
die Plätze an den Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich
eröffne die namentliche Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
auf Drucksache 18/3278.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich erinnere Sie da-
ran, dass jetzt gleich noch sehr viele einfache Abstim-
mungen folgen werden. Von daher sollten nicht alle jetzt
schon das Plenum verlassen.

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme noch nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der
Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh-
lung zu beginnen. Das Ergebnis dieser Abstimmung
wird Ihnen ebenfalls später bekannt gegeben.3)

1) Ergebnis Seite 6792 A
2) Anlage 2
3) Ergebnis Seite 6794 B





Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn


(C)



(D)(B)

Damit kommen wir jetzt zur Abstimmung über meh-
rere Anträge, die uns vorliegen. Wir kommen zunächst –
ich möchte die Kolleginnen und Kollegen bitten, sich für
die Abstimmungen zu setzen – zur Abstimmung über ei-
nen gemeinsamen Entschließungsantrag der Fraktionen
Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen auf der Druck-
sache 18/3287. Wer stimmt für diesen Entschließungs-
antrag? – Das ist die Opposition. Wer stimmt dagegen? –
Das ist die Koalition. Gibt es Enthaltungen? – Das ist
nicht der Fall. Dann ist der Entschließungsantrag mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposi-
tion abgelehnt worden.

Wir stimmen jetzt nacheinander über sieben Ent-
schließungsanträge der Fraktion Die Linke ab, zunächst
über den Entschließungsantrag auf Drucksache 18/3276.
Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Die
Linke. Wer stimmt dagegen? – Die Koalition. Wer ent-
hält sich? – Bündnis 90/Die Grünen. Dann ist der Ent-
schließungsantrag mit den Stimmen der Koalition gegen
die Stimmen der Linken bei Enthaltung von Bündnis 90/
Die Grünen abgelehnt worden.

Ich komme zum Entschließungsantrag auf Drucksa-
che 18/3286. Wer stimmt für diesen Entschließungsan-
trag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Da-
mit ist dieser Entschließungsantrag mit den Stimmen der
Koalition gegen die Stimmen vonseiten der Linken und
bei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt
worden.

Ich komme zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 18/3322. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
gen? – Gibt es jemanden, der sich enthält? – Das ist nicht
der Fall. Dann ist auch dieser Entschließungsantrag mit
den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Op-
position abgelehnt worden.

Ich komme zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 18/3323. Wer stimmt für diesen Entschließungs-
antrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Keine. Dann ist auch dieser Entschließungsantrag mit
den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Op-
position abgelehnt worden.

Ich komme zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 18/3324. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer
stimmt dagegen? – Enthält sich jemand? – Der Ent-
schließungsantrag ist mit den Stimmen der Koalition ge-
gen die Stimmen der Opposition abgelehnt worden.

Entschließungsantrag auf Drucksache 18/3328. Wer
stimmt für diesen Entschließungsantrag? – Wer stimmt
dagegen? – Wer enthält sich? – Damit ist auch dieser
Entschließungsantrag auf der Drucksache 18/3328 mit
den Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Lin-
ken bei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen abge-
lehnt worden.

Ich komme zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 18/3330. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Damit ist dieser Antrag mit
den Stimmen der Koalition und den Stimmen von Bünd-
nis 90/Die Grünen bei Gegenstimmen der Linken eben-
falls abgelehnt worden.
Wir kommen jetzt zur Abstimmung über sieben Ent-
schließungsanträge der Fraktion Bündnis 90/Die Grü-
nen.

Zunächst lasse ich über den Entschließungsantrag auf
Drucksache 18/3285 abstimmen. Wer stimmt dafür? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen gibt es keine. Da-
mit ist dieser Entschließungsantrag mit den Stimmen der
Koalition und den Stimmen der Linken abgelehnt wor-
den gegen die Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen.

Ich komme zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 18/3309. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Damit ist dieser Entschlie-
ßungsantrag ebenfalls abgelehnt worden mit den Stimmen
der Koalition gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke
und Bündnis 90/Die Grünen.

Ich komme zum Entschließungsantrag auf Druck-
sache 18/3310. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dage-
gen? – Wer enthält sich? – Damit ist dieser Antrag eben-
falls abgelehnt worden mit den Stimmen der Koalition
gegen Stimmen von Bündnis 90/Die Grünen und bei
Enthaltung der Fraktion Die Linke.

Jetzt stimmen wir ab über den Entschließungsantrag
auf Drucksache 18/3311. Wer stimmt für diesen Antrag? –
Wer stimmt dagegen? – Enthält sich jemand? – Das ist
nicht der Fall. Damit ist auch dieser Entschließungs-
antrag abgelehnt worden mit den Stimmen der Koalition
gegen die Stimmen der Opposition.

Wir stimmen jetzt ab über den Entschließungsantrag
auf Drucksache 18/3325. Wer stimmt für diesen Ent-
schließungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Gibt es
Enthaltungen? – Das ist nicht der Fall. Damit ist auch
dieser Entschließungsantrag abgelehnt worden mit den
Stimmen der Koalition gegen die Stimmen der Opposi-
tion.

Wir kommen zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag auf Drucksache 18/3326. Wer stimmt da-
für? – Wer stimmt dagegen? – Enthält sich jemand? –
Damit ist dieser Entschließungsantrag ebenfalls abge-
lehnt worden mit den Stimmen der Koalition gegen die
Stimmen der Opposition.

Wir kommen zur letzten Abstimmung über einen Ent-
schließungsantrag. Das ist der Entschließungsantrag auf
der Drucksache 18/3331. Wer stimmt dafür? – Wer
stimmt dagegen? – Enthält sich jemand? – Auch nicht.
Damit ist dieser Entschließungsantrag ebenfalls abge-
lehnt worden mit den Stimmen der Koalition und den
Stimmen der Fraktion Die Linke gegen die Stimmen von
Bündnis 90/Die Grünen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bis zum Vorliegen
der Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen unter-
breche ich jetzt die Sitzung. Die unterbrochene Sitzung
wird wiedereröffnet, wenn die Abstimmungsergebnisse
vorliegen. Ich hoffe, die Präsidentin und die Schriftfüh-
rer sind nicht die Einzigen, die dann noch hier sind. Von
daher wäre es nett, wenn einige Kolleginnen und Kolle-
gen noch bleiben würden. Ansonsten wünsche ich denje-
nigen Kollegen, die jetzt gehen, ein hoffentlich erholsa-
mes Wochenende.


(Unterbrechung von 13.03 bis 13.04 Uhr)


(A)







(A) (C)



(B)


Dr. h.c. Edelgard Bulmahn (SPD):
Rede ID: ID1807106500

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die von den Schrift-

führerinnen und Schriftführern ermittelten Ergebnisse
der namentlichen Abstimmungen liegen vor. Ich gebe
sie Ihnen jetzt zur Kenntnis.
Zunächst die namentliche Abstimmung über die Fest-
stellung des Bundeshaushaltsplanes für das Haushalts-
jahr 2015: Abgegeben wurden 588 Stimmen. Mit Ja ha-
ben gestimmt 474, mit Nein haben gestimmt 113, und
1 Kollege hat sich enthalten. Damit ist der Gesetzent-
wurf angenommen.

(D)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 588;
davon

ja: 474
nein: 113
enthalten: 1

Ja

CDU/CSU

Stephan Albani
Katrin Albsteiger
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Julia Bartz
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr. André Berghegger
Dr. Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexandra Dinges-Dierig
Alexander Dobrindt
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Jutta Eckenbach
Hermann Färber
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei
Dr. Astrid Freudenstein
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Dr. Michael Fuchs
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr. Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr. Stefan Heck
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Frank Heinrich (Chemnitz)

Mark Helfrich
Uda Heller
Jörg Hellmuth
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Christian Hirte
Dr. Heribert Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M. Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Erich Irlstorfer
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Andreas Jung
Dr. Franz Josef Jung
Xaver Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Dr. Georg Kippels
Volkmar Klein
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Kordula Kovac
Gunther Krichbaum
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Roy Kühne
Günter Lach
Uwe Lagosky
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Barbara Lanzinger
Dr. Silke Launert
Paul Lehrieder
Dr. Katja Leikert
Dr. Philipp Lengsfeld
Dr. Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr. Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr. Claudia Lücking-Michel
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr. Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Matern von Marschall
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer (Altötting)

Reiner Meier
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Jan Metzler
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Marlene Mortler
Elisabeth Motschmann
Dr. Gerd Müller
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Philipp Murmann
Dr. Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr. Georg Nüßlein
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr. Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr. Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Ronald Pofalla
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Kerstin Radomski
Alexander Radwan
Alois Rainer
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer (Saalstadt)

Dr. Wolfgang Schäuble
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Heiko Schmelzle
Christian Schmidt (Fürth)

Gabriele Schmidt (Ühlingen)

Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff





Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn


(A) (C)



(D)(B)

Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder


(Wiesbaden)

Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr. Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Erika Steinbach
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Antje Tillmann
Astrid Timmermann-Fechter
Dr. Hans-Peter Uhl
Dr. Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Nina Warken
Kai Wegner
Albert Weiler
Marcus Weinberg (Hamburg)

Dr. Anja Weisgerber
Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese (Ehingen)

Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-
Becker

Oliver Wittke
Dagmar G. Wöhrl
Barbara Woltmann
Heinrich Zertik
Emmi Zeulner
Dr. Matthias Zimmer
Gudrun Zollner

SPD

Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heike Baehrens
Ulrike Bahr
Heinz-Joachim Barchmann
Dr. Katarina Barley
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Dr. Matthias Bartke
Sören Bartol
Bärbel Bas
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Burkhard Blienert
Willi Brase
Dr. Karl-Heinz Brunner
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Martin Burkert
Dr. Lars Castellucci
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr. Daniela De Ridder
Dr. Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Petra Ernstberger
Saskia Esken
Karin Evers-Meyer
Dr. Johannes Fechner
Dr. Fritz Felgentreu
Elke Ferner
Dr. Ute Finckh-Krämer
Christian Flisek
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Ulrich Freese
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Bettina Hagedorn
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Sebastian Hartmann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Dirk Heidenblut
Hubertus Heil (Peine)

Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr. Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz (Essen)

Thomas Hitschler
Matthias Ilgen
Christina Jantz
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Christina Kampmann
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Cansel Kiziltepe
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe
Birgit Kömpel
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr. Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Michelle Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Ulli Nissen
Thomas Oppermann
Mahmut Özdemir (Duisburg)

Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Detlev Pilger
Sabine Poschmann
Florian Post
Achim Post (Minden)

Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Simone Raatz
Martin Rabanus
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Andreas Rimkus
Sönke Rix
Dennis Rohde
Dr. Martin Rosemann
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth (Heringen)

Susann Rüthrich
Bernd Rützel
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr. Hans-Joachim

Schabedoth
Axel Schäfer (Bochum)

Dr. Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr. Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt (Aachen)

Matthias Schmidt (Berlin)

Dagmar Schmidt (Wetzlar)

Carsten Schneider (Erfurt)

Ursula Schulte
Swen Schulz (Spandau)

Frank Schwabe
Stefan Schwartze
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Rainer Spiering
Norbert Spinrath
Svenja Stadler
Martina Stamm-Fibich
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Carsten Träger
Rüdiger Veit
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Gabi Weber
Bernd Westphal
Dirk Wiese
Waltraud Wolff


(Wolmirstedt)

Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Stefan Zierke
Dr. Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

Nein

DIE LINKE

Jan van Aken
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz





Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn


(A) (C)



(B)

Eva Bulling-Schröter
Roland Claus
Dr. Diether Dehm
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Dr. André Hahn
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Sigrid Hupach
Ulla Jelpke
Susanna Karawanskij
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Cornelia Möhring
Norbert Müller (Potsdam)

Dr. Alexander S. Neu
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold (Havelland)

Richard Pitterle
Martina Renner
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Dr. Kirsten Tackmann
Azize Tank
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Dr. Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Katrin Werner
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann


(Zwickau)


BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Luise Amtsberg
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Dr. Franziska Brantner
Agnieszka Brugger
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Katharina Dröge
Harald Ebner
Dr. Thomas Gambke
Matthias Gastel
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Stephan Kühn (Dresden)

Christian Kühn (Tübingen)

Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Dr. Tobias Lindner
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Irene Mihalic
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Dr. Konstantin von Notz
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth (Augsburg)

Corinna Rüffer
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Ulle Schauws
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr. Wolfgang Strengmann-

Kuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Doris Wagner
Dr. Valerie Wilms

Enthalten

SPD

Dr. Sascha Raabe

(D)



(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Das ist kein Grund zum Klatschen, kein Grund!)


Jetzt trage ich das Ergebnis der namentlichen Abstim-
mung über den Entschließungsantrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen zur dritten Beratung des Gesetz-
entwurfes der Bundesregierung vor: Hier wurden
588 Stimmen abgegeben. Mit Ja haben gestimmt 114,
mit Nein haben gestimmt 473, und es gab wiederum
1 Enthaltung. Damit ist dieser Entschließungsantrag ab-
gelehnt worden.
Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 589;
davon

ja: 114
nein: 474
enthalten: 1

Ja

SPD

Rüdiger Veit

DIE LINKE

Jan van Aken
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Heidrun Bluhm
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Roland Claus
Dr. Diether Dehm
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Dr. André Hahn
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Inge Höger
Andrej Hunko
Sigrid Hupach
Ulla Jelpke
Susanna Karawanskij
Kerstin Kassner
Katja Kipping
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert
Caren Lay
Sabine Leidig
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Stefan Liebich
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Cornelia Möhring
Norbert Müller (Potsdam)

Dr. Alexander S. Neu
Thomas Nord
Petra Pau
Harald Petzold (Havelland)

Richard Pitterle
Martina Renner
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Dr. Kirsten Tackmann
Azize Tank
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Dr. Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Katrin Werner
Hubertus Zdebel
Pia Zimmermann
Sabine Zimmermann


(Zwickau)


BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Luise Amtsberg
Kerstin Andreae
Annalena Baerbock
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Dr. Franziska Brantner
Agnieszka Brugger
Ekin Deligöz
Katja Dörner
Katharina Dröge
Harald Ebner
Dr. Thomas Gambke
Matthias Gastel
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Anja Hajduk
Britta Haßelmann
Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn
Dieter Janecek
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Tom Koenigs
Sylvia Kotting-Uhl
Oliver Krischer
Stephan Kühn (Dresden)






Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn


(A) (C)



(D)(B)

Christian Kühn (Tübingen)

Renate Künast
Markus Kurth
Monika Lazar
Steffi Lemke
Dr. Tobias Lindner
Nicole Maisch
Peter Meiwald
Irene Mihalic
Beate Müller-Gemmeke
Özcan Mutlu
Dr. Konstantin von Notz
Friedrich Ostendorff
Cem Özdemir
Lisa Paus
Brigitte Pothmer
Tabea Rößner
Claudia Roth (Augsburg)

Corinna Rüffer
Manuel Sarrazin
Elisabeth Scharfenberg
Ulle Schauws
Dr. Gerhard Schick
Dr. Frithjof Schmidt
Kordula Schulz-Asche
Dr. Wolfgang Strengmann-

Kuhn
Hans-Christian Ströbele
Dr. Harald Terpe
Markus Tressel
Jürgen Trittin
Doris Wagner
Dr. Valerie Wilms

Nein

CDU/CSU

Stephan Albani
Katrin Albsteiger
Peter Altmaier
Artur Auernhammer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Julia Bartz
Günter Baumann
Maik Beermann
Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Sybille Benning
Dr. André Berghegger
Dr. Christoph Bergner
Ute Bertram
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexandra Dinges-Dierig
Alexander Dobrindt
Michael Donth
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Hansjörg Durz
Jutta Eckenbach
Hermann Färber
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Thorsten Frei
Dr. Astrid Freudenstein
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Dr. Michael Fuchs
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Thomas Gebhart
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Cemile Giousouf
Josef Göppel
Ursula Groden-Kranich
Hermann Gröhe
Klaus-Dieter Gröhler
Michael Grosse-Brömer
Astrid Grotelüschen
Markus Grübel
Manfred Grund
Oliver Grundmann
Monika Grütters
Dr. Herlind Gundelach
Fritz Güntzler
Olav Gutting
Christian Haase
Florian Hahn
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Matthias Hauer
Mark Hauptmann
Dr. Stefan Heck
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Frank Heinrich (Chemnitz)

Mark Helfrich
Uda Heller
Jörg Hellmuth
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Ansgar Heveling
Peter Hintze
Christian Hirte
Dr. Heribert Hirte
Robert Hochbaum
Alexander Hoffmann
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Dr. Hendrik Hoppenstedt
Margaret Horb
Bettina Hornhues
Charles M. Huber
Anette Hübinger
Hubert Hüppe
Erich Irlstorfer
Thomas Jarzombek
Sylvia Jörrißen
Andreas Jung
Dr. Franz Josef Jung
Xaver Jung
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Steffen Kanitz
Alois Karl
Anja Karliczek
Bernhard Kaster
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Dr. Georg Kippels
Volkmar Klein
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Markus Koob
Carsten Körber
Kordula Kovac
Gunther Krichbaum
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Roy Kühne
Günter Lach
Uwe Lagosky
Dr. Karl A. Lamers
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Barbara Lanzinger
Dr. Silke Launert
Paul Lehrieder
Dr. Katja Leikert
Dr. Philipp Lengsfeld
Dr. Andreas Lenz
Philipp Graf Lerchenfeld
Dr. Ursula von der Leyen
Antje Lezius
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Andrea Lindholz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Wilfried Lorenz
Dr. Claudia Lücking-Michel
Dr. Jan-Marco Luczak
Daniela Ludwig
Karin Maag
Yvonne Magwas
Thomas Mahlberg
Dr. Thomas de Maizière
Gisela Manderla
Matern von Marschall
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer (Altötting)

Reiner Meier
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Jan Metzler
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Karsten Möring
Marlene Mortler
Elisabeth Motschmann
Dr. Gerd Müller
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Philipp Murmann
Dr. Andreas Nick
Michaela Noll
Helmut Nowak
Dr. Georg Nüßlein
Wilfried Oellers
Florian Oßner
Dr. Tim Ostermann
Henning Otte
Ingrid Pahlmann
Sylvia Pantel
Martin Patzelt
Dr. Martin Pätzold
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Ronald Pofalla
Eckhard Pols
Thomas Rachel
Kerstin Radomski
Alexander Radwan
Alois Rainer
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Lothar Riebsamen
Josef Rief
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht
Anita Schäfer (Saalstadt)

Dr. Wolfgang Schäuble
Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Jana Schimke
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Heiko Schmelzle
Christian Schmidt (Fürth)

Gabriele Schmidt (Ühlingen)

Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Dr. Kristina Schröder


(Wiesbaden)

Bernhard Schulte-Drüggelte
Dr. Klaus-Peter Schulze
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Christina Schwarzer
Detlef Seif
Johannes Selle





Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn


(A) (C)



(D)(B)

Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Tino Sorge
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Dr. Wolfgang Stefinger
Albert Stegemann
Peter Stein
Erika Steinbach
Sebastian Steineke
Johannes Steiniger
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Rita Stockhofe
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Sabine Sütterlin-Waack
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Astrid Timmermann-Fechter
Dr. Hans-Peter Uhl
Dr. Volker Ullrich
Arnold Vaatz
Oswin Veith
Thomas Viesehon
Michael Vietz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Sven Volmering
Christel Voßbeck-Kayser
Kees de Vries
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Nina Warken
Kai Wegner
Albert Weiler
Marcus Weinberg (Hamburg)

Dr. Anja Weisgerber
Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Marian Wendt
Waldemar Westermayer
Kai Whittaker
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Heinz Wiese (Ehingen)

Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Oliver Wittke
Dagmar G. Wöhrl
Barbara Woltmann
Heinrich Zertik
Emmi Zeulner
Dr. Matthias Zimmer
Gudrun Zollner

SPD

Niels Annen
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Heike Baehrens
Ulrike Bahr
Heinz-Joachim Barchmann
Dr. Katarina Barley
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Klaus Barthel
Dr. Matthias Bartke
Sören Bartol
Bärbel Bas
Uwe Beckmeyer
Lothar Binding (Heidelberg)

Burkhard Blienert
Willi Brase
Dr. Karl-Heinz Brunner
Edelgard Bulmahn
Marco Bülow
Martin Burkert
Dr. Lars Castellucci
Petra Crone
Bernhard Daldrup
Dr. Daniela De Ridder
Dr. Karamba Diaby
Sabine Dittmar
Martin Dörmann
Elvira Drobinski-Weiß
Siegmund Ehrmann
Michaela Engelmeier
Petra Ernstberger
Saskia Esken
Karin Evers-Meyer
Dr. Johannes Fechner
Dr. Fritz Felgentreu
Elke Ferner
Dr. Ute Finckh-Krämer
Christian Flisek
Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
Ulrich Freese
Sigmar Gabriel
Michael Gerdes
Martin Gerster
Iris Gleicke
Angelika Glöckner
Ulrike Gottschalck
Kerstin Griese
Gabriele Groneberg
Michael Groß
Uli Grötsch
Wolfgang Gunkel
Bettina Hagedorn
Rita Hagl-Kehl
Metin Hakverdi
Ulrich Hampel
Sebastian Hartmann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Dirk Heidenblut
Hubertus Heil (Peine)

Gabriela Heinrich
Marcus Held
Wolfgang Hellmich
Dr. Barbara Hendricks
Heidtrud Henn
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz (Essen)

Thomas Hitschler
Matthias Ilgen
Christina Jantz
Frank Junge
Josip Juratovic
Thomas Jurk
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Christina Kampmann
Ralf Kapschack
Gabriele Katzmarek
Ulrich Kelber
Cansel Kiziltepe
Arno Klare
Lars Klingbeil
Dr. Bärbel Kofler
Birgit Kömpel
Dr. Hans-Ulrich Krüger
Helga Kühn-Mengel
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Hiltrud Lotze
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Dr. Matthias Miersch
Klaus Mindrup
Susanne Mittag
Bettina Müller
Michelle Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Ulli Nissen
Thomas Oppermann
Mahmut Özdemir (Duisburg)

Aydan Özoğuz
Markus Paschke
Christian Petry
Jeannine Pflugradt
Detlev Pilger
Sabine Poschmann
Florian Post
Achim Post (Minden)

Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Dr. Simone Raatz
Martin Rabanus
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Andreas Rimkus
Sönke Rix
Dennis Rohde
Dr. Martin Rosemann
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Michael Roth (Heringen)

Susann Rüthrich
Bernd Rützel
Johann Saathoff
Annette Sawade
Dr. Hans-Joachim

Schabedoth
Axel Schäfer (Bochum)

Dr. Nina Scheer
Marianne Schieder
Udo Schiefner
Dr. Dorothee Schlegel
Ulla Schmidt (Aachen)

Matthias Schmidt (Berlin)

Dagmar Schmidt (Wetzlar)

Carsten Schneider (Erfurt)

Ursula Schulte
Swen Schulz (Spandau)

Frank Schwabe
Stefan Schwartze
Andreas Schwarz
Rita Schwarzelühr-Sutter
Dr. Carsten Sieling
Rainer Spiering
Norbert Spinrath
Svenja Stadler
Martina Stamm-Fibich
Sonja Steffen
Peer Steinbrück
Christoph Strässer
Kerstin Tack
Claudia Tausend
Michael Thews
Franz Thönnes
Wolfgang Tiefensee
Carsten Träger
Ute Vogt
Dirk Vöpel
Gabi Weber
Bernd Westphal
Dirk Wiese
Waltraud Wolff


(Wolmirstedt)

Gülistan Yüksel
Dagmar Ziegler
Stefan Zierke
Dr. Jens Zimmermann
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

Enthalten

SPD

Daniela Kolbe





Vizepräsidentin Edelgard Bulmahn


(A) (C)



(B)

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf Mittwoch, den 3. Dezember 2014, 13 Uhr, ein.
Ein schönes Wochenende! Die Sitzung ist geschlos-
sen.