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ID1807105400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/71 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 71. Sitzung Berlin, Freitag, den 28. November 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt I: (Fortsetzung) a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002 . . . . . . . . 6747 A b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haushaltsausschusses zu der Unterrich- tung durch die Bundesregierung: Finanz- plan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksachen 18/2001, 18/2002, 18/2826 . 6747 B I.18 Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksachen 18/2812, 18/2823 . . . . . . . 6747 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6747 C Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6748 D Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6750 C Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6751 D Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6754 C Herbert Behrens (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 6758 B Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6759 A Stephan Kühn (Dresden) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6760 B Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 6761 C Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 6763 B Martin Burkert (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . 6763 D Kirsten Lühmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6764 B Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6765 D Ulrich Lange (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 6766 C Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6767 C I.19 Einzelplan 32 Bundesschuld Drucksache 18/2821 . . . . . . . . . . . . . . . . 6769 A I.20 Einzelplan 60 Allgemeine Finanzverwaltung Drucksache 18/2822 . . . . . . . . . . . . . . . . 6769 A I.21 Haushaltsgesetz 2015 Drucksachen 18/2824, 18/2825. . . . . . . . 6769 B Tagesordnungspunkt II: Dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsge- setz 2015) Drucksachen 18/2000, 18/2002, 18/2802, 18/2805, 18/2806, 18/2807, 18/2808, 18/2809, 18/2810, 18/2811, 18/2812, 18/2813, 18/2814, 18/2815, 18/2817, 18/2818, 18/2821, 18/2822, 18/2823, 18/2824, 18/2825 . . . . . . . . . . . . . . 6769 D Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 6770 A Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 6771 D Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6774 C Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6775 D Inhaltsverzeichnis II Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6777 B Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6778 A Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 6779 D Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6780 C Dr. Tobias Lindner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6781 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 6783 A Thomas Jurk (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6784 D Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6786 C Sonja Steffen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6787 D Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 6789 A Namentliche Abstimmungen . . . . . . . 6790 C/D Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6792 A, 6794 B Nächste Sitzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6797 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6799 A Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushalts- gesetz 2015) (Tagesordnungspunkt I.a) Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . 6799 C Stefan Rebmann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6800 C Gabi Weber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6801 A Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6802 A Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 6747 (A) (C) (D)(B) 71. Sitzung Berlin, Freitag, den 28. November 2014 Beginn: 9.00 Uhr
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    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 6799 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 28.11.2014 Becker, Dirk SPD 28.11.2014 Bellmann, Veronika CDU/CSU 28.11.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 28.11.2014 Feiler, Uwe CDU/CSU 28.11.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 28.11.2014 Grindel, Reinhard CDU/CSU 28.11.2014 Groth, Annette DIE LINKE 28.11.2014 Dr. Högl, Eva SPD 28.11.2014 Dr. Jüttner, Egon CDU/CSU 28.11.2014 Kermer, Marina SPD 28.11.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 28.11.2014 Dr. Malecha-Nissen, Birgit SPD 28.11.2014 Movassat, Niema DIE LINKE 28.11.2014 Nahles, Andrea SPD 28.11.2014 Nietan, Dietmar SPD 28.11.2014 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.11.2014 Poß, Joachim SPD 28.11.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 28.11.2014 Schön (St. Wendel), Nadine CDU/CSU 28.11.2014 Dr. Steinmeier, Frank- Walter SPD 28.11.2014 Tempel, Frank DIE LINKE 28.11.2014 Dr. Verlinden, Julia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.11.2014 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 28.11.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 28.11.2014 Wicklein, Andrea SPD 28.11.2014 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 28.11.2014 Zech, Tobias CDU/CSU 28.11.2014 Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den von der Bundesregierung eingebrachten Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bun- deshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) (Tagesordnungspunkt I.a) Dr. Sascha Raabe (SPD): Meine Enthaltung zum Gesamthaushalt 2015 liegt darin begründet, dass ich ei- nerseits dem Einzelplan 23 aufgrund seiner deutlich zu geringen Aufwüchse aus Gewissengründen nicht zustim- men kann. Andererseits bejahe ich ausdrücklich die an- deren Einzelpläne, in denen wichtige sozialdemokrati- sche Anliegen verwirklicht werden. Deshalb kann ich dem Gesamthaushalt weder zustimmen noch ablehnen und werde mich enthalten. Das Jahr 2015 ist für die Entwicklungspolitik und vor allem für die ärmsten Menschen dieser Erde ein beson- deres Jahr. Zum einen ist es das Zieljahr der sogenannten Millenniumsentwicklungsziele – MDGs. Zum anderen ist es auch das Zieljahr der verbindlichen Selbstver- pflichtung der europäischen Mitgliedstaaten aus dem Jahre 2005, in dem diese zugesagt hatten, ihren Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit am Brutto- nationaleinkommen bis 2015 auf 0,7 Prozent – ODA- Quote – zu steigern. Auch Deutschland hat sich 2005 ausdrücklich unter der damaligen rot-grünen Regierung zu diesem Ziel verpflichtet. Von 2005 bis 2009 gab es deutliche Aufwüchse im Entwicklungshaushalt – Einzel- plan 23 –, um diesem Ziel näherzukommen. Nach Über- nahme der schwarz-gelben Regierung wurden diese Aufwüchse leider nicht fortgeschrieben. Die SPD-Bun- destagsfraktion hatte deshalb stets in ihren Haushaltsan- trägen einen Aufwuchs von einer Milliarde Euro pro Jahr gefordert, um das 0,7-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2015 doch noch erreichen zu können. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD für die lau- fende 18. Wahlperiode steht: Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 6800 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 (A) (C) (D)(B) Wir halten an dem Ziel fest, 0,7 Prozent des Brutto- nationaleinkommens für öffentliche Entwicklungs- zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Wir wer- den uns diesem Ziel durch jährliche Steigerungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Bundeshaushaltes annähern. Wir wol- len Deutschland weiter auf einen Finanzierungs- pfad zum 0,7-ODA-Ziel führen. Leider sind diese finanziellen Vereinbarungen des Koalitionsvertrages im Einzelplan 23 für das Jahr 2015 mit seinem geringen Aufwuchs von rund 65 Millionen Euro nicht annähernd umgesetzt, um dieses Ziel zu er- füllen. Gegenwärtig hat Deutschland eine ODA-Quote von nur rund 0,38 Prozent. Alleine um die Quote von 0,38 Prozent zu halten, müssten aufgrund des jährlichen Wirtschaftswachstums, der jährlichen Inflation und des dadurch jährlich steigen- den Bruttonationaleinkommens die ODA-anrechnungs- fähigen Ausgaben um etwa 300 Millionen Euro pro Jahr steigen. Mit dem Haushalt 2015 wird aufgrund der ge- ringen Aufwüchse im Einzelplan 23 die ODA-Quote im Jahr 2015 hingegen voraussichtlich sogar noch sinken. Angesichts über 2 Milliarden armer Menschen, 1,2 Mil- liarden extrem armer Menschen und über 800 Millionen hungernder Menschen, die zu Tausenden täglich an den Folgen von extremer Armut sterben, kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass Deutschland sich hier seiner Verantwortung und seinem selbst gege- benen Versprechen gegenüber den Ärmsten der Armen entzieht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben beispielsweise gerade in den durch Ebola betroffenen Ländern, in denen das Gesundheitssystem größtenteils zusammengebrochen ist, durch mehr Mittel für Entwick- lungszusammenarbeit gerettet werden könnten, ist das Gesamtvolumen des Einzelplans 23 beschämend. Dies zeigt auch die Absenkung des GAFTM auf nunmehr le- diglich 210 Millionen Euro. De facto kommt dies einer Kürzung um 35 Millionen Euro im Vergleich zum Vor- jahr gleich. Und dies vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen, die HIV/Aids, Malaria und vor al- lem Tuberkulose nach wie vor darstellen. Mehr Investi- tionen in Diagnosemöglichkeiten und Behandlungen würden helfen, die gefährliche Lungenkrankheit zu ver- drängen – aber dazu wäre eine großzügigere Finanzie- rung notwendig. Andere europäische Länder wie Großbritannien ha- ben das 0,7-Prozent-Ziel längst erreicht, obwohl sie grö- ßere wirtschaftliche und finanzielle Gesamtprobleme zu stemmen haben als Deutschland. Deshalb geht von die- sem Entwicklungshaushalt auch ein fatales Signal an diejenigen europäischen Länder aus, die wie Deutsch- land ihre Verpflichtungen bisher nicht erfüllt haben. Denn andere Länder werden sich auf das schlechte Bei- spiel Deutschlands berufen und auf ihre vergleichsweise schwierigere wirtschaftliche Lage verweisen. Aus all diesen vorgenannten Gründen ist mir eine Zu- stimmung zum Haushalt 2015 nicht möglich. Stefan Rebmann (SPD): Ich bejahe den Gesamt- haushalt 2015 sowie die daran enthaltenen Einzelpläne ausdrücklich, dies gilt jedoch nicht für den Einzelplan 23 für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Meine Vorbehalte gegenüber dem Einzelplan 23 be- gründe ich wie folgt. Das Jahr 2015 ist für die Entwicklungspolitik und vor allem für die ärmsten Menschen dieser Erde ein beson- deres Jahr. Zum einen ist es das Zieljahr der sogenannten Millenniumsentwicklungsziele – MDGs. Zum anderen ist es auch das Zieljahr der verbindlichen Selbstver- pflichtung der europäischen Mitgliedstaaten aus dem Jahre 2005, in dem diese zugesagt hatten, ihren Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit am Brutto- nationaleinkommen bis 2015 auf 0,7 Prozent – ODA- Quote – zu steigern. Auch Deutschland hat sich 2005 ausdrücklich unter der damaligen rot-grünen Regierung zu diesem Ziel verpflichtet. Von 2005 bis 2009 gab es deutliche Aufwüchse im Entwicklungshaushalt – Einzel- plan 23 –, um diesem Ziel näherzukommen. Nach der Übernahme der schwarz-gelben Regierung wurden diese Aufwüchse leider nicht fortgeschrieben. Die SPD-Bun- destagsfraktion hatte deshalb stets in ihren Haushaltsan- trägen einen Aufwuchs von einer Milliarde Euro pro Jahr gefordert, um das 0,7-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2015 doch noch erreichen zu können. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD für die lau- fende 18. Wahlperiode steht: Wir halten an dem Ziel fest, 0,7 Prozent des Brutto- nationaleinkommens für öffentliche Entwicklungs- zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Wir wer- den uns diesem Ziel durch jährliche Steigerungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Bundeshaushaltes annähern. Wir wol- len Deutschland weiter auf einen Finanzierungs- pfad zum 0,7-ODA-Ziel führen. Leider sind diese finanziellen Vereinbarungen des Koalitionsvertrages im Einzelplan 23 für das Jahr 2015 mit seinem geringen Aufwuchs von rund 62 Millionen Euro nicht annähernd umgesetzt, um dieses Ziel zu er- füllen. Gegenwärtig hat Deutschland eine ODA-Quote von nur rund 0,38 Prozent. Alleine um die Quote von 0,38 Prozent zu halten, müssten aufgrund des jährlichen Wirtschaftswachstums, der jährlichen Inflation und dem dadurch jährlich stei- genden Bruttonationaleinkommen die ODA-anrech- nungsfähigen Ausgaben um etwa 300 Millionen Euro pro Jahr steigen. Mit dem Haushalt 2015 wird aufgrund der geringen Aufwüchse im Einzelplan 23 die ODA- Quote im Jahr 2015 hingegen voraussichtlich sogar noch sinken. Angesichts über 2 Milliarden armer Menschen, 1,2 Mil- liarden extrem armer Menschen und über 800 Millionen hungernder Menschen, die zu Tausenden täglich an den Folgen von extremer Armut sterben, kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass Deutschland sich hier seiner Verantwortung und seinem selbst gege- benen Versprechen gegenüber den Ärmsten der Armen Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 6801 (A) (C) (D)(B) entzieht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben beispielsweise gerade in den durch Ebola betroffenen Ländern, in denen das Gesundheitssystem größtenteils zusammengebrochen ist, durch mehr Mittel für Entwick- lungszusammenarbeit gerettet werden könnten, ist das Gesamtvolumen des Einzelplans 23 beschämend. Dies zeigt auch die Absenkung des GAFTM auf nunmehr le- diglich 210 Millionen Euro. De facto kommt dies einer Kürzung um 35 Millionen Euro im Vergleich zum Vor- jahr gleich. Und dies vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen, die HIV/Aids, Malaria und vor al- lem Tuberkulose nach wie vor mit sich bringen. Mehr Investitionen in Diagnosemöglichkeiten und Behandlun- gen würden helfen, die gefährliche Lungenkrankheit zu verdrängen – aber dazu wäre eine großzügigere Finan- zierung notwendig. Andere europäische Länder wie Großbritannien ha- ben das 0,7-Prozent-Ziel längst erreicht, obwohl sie grö- ßere wirtschaftliche und finanzielle Gesamtprobleme zu stemmen haben als Deutschland. Deshalb geht von die- sem Entwicklungshaushalt auch ein fatales Signal an diejenigen europäischen Länder aus, die wie Deutsch- land ihre Verpflichtungen bisher nicht erfüllt haben. Denn andere Länder werden sich auf das schlechte Bei- spiel Deutschlands berufen und auf ihre vergleichsweise schwierigere wirtschaftliche Lage verweisen. Ich stimme dem Gesamthaushalt zwar zu, ich lehne den Einzelplan 23 aber dennoch ab. Gabi Weber (SPD): Ich bejahe den Gesamthaushalt 2015 sowie die daran enthaltenen Einzelpläne ausdrück- lich, dies gilt jedoch nicht für den Einzelplan 23 für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Meine Vorbehalte gegenüber dem Einzelplan 23 be- gründe ich wie folgt. Das Jahr 2015 ist für die Entwicklungspolitik und vor allem für die ärmsten Menschen dieser Erde ein beson- deres Jahr. Zum einen ist es das Zieljahr der sogenannten Millenniumsentwicklungsziele – MDGs. Zum anderen ist es auch das Zieljahr der verbindlichen Selbstver- pflichtung der europäischen Mitgliedstaaten aus dem Jahre 2005, in dem diese zugesagt hatten, ihren Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit am Brutto- nationaleinkommen bis 2015 auf 0,7 Prozent – ODA- Quote – zu steigern. Auch Deutschland hat sich 2005 ausdrücklich unter der damaligen rot-grünen Regierung zu diesem Ziel verpflichtet. Von 2005 bis 2009 gab es deutliche Aufwüchse im Entwicklungshaushalt – Einzel- plan 23 –, um diesem Ziel näherzukommen. Nach der Regierungsübernahme durch die schwarz-gelbe Koali- tion wurden diese Aufwüchse leider nicht fortgeschrie- ben. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte deshalb stets in ihren Haushaltsanträgen einen Aufwuchs von einer Mil- liarde Euro pro Jahr gefordert, um das 0,7-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2015 doch noch erreichen zu können. Im Koalitionsvertrag von CDU und SPD für die lau- fende 18. Wahlperiode steht: Wir halten an dem Ziel fest, 0,7 Prozent des Brutto- nationaleinkommens für öffentliche Entwicklungs- zusammenarbeit zur Verfügung zu stellen. Wir wer- den uns diesem Ziel durch jährliche Steigerungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen des Bundeshaushaltes annähern. Wir wol- len Deutschland weiter auf einen Finanzierungs- pfad zum 0,7-ODA-Ziel führen. Leider sind diese finanziellen Vereinbarungen des Koalitionsvertrages im Einzelplan 23 für das Jahr 2015 mit seinem geringen Aufwuchs von rund 65 Millionen Euro nicht annähernd umgesetzt, um dieses Ziel zu er- füllen. Gegenwärtig hat Deutschland eine ODA-Quote von nur rund 0,38 Prozent. Alleine um die Quote von 0,38 Prozent zu halten, müssten aufgrund des jährlichen Wirtschaftswachstums, der jährlichen Inflation und des dadurch jährlich steigen- den Bruttonationaleinkommens die ODA-anrechnungs- fähigen Ausgaben um etwa 300 Millionen Euro pro Jahr steigen. Mit dem Haushalt 2015 wird aufgrund der ge- ringen Aufwüchse im Einzelplan 23 die ODA-Quote im Jahr 2015 hingegen voraussichtlich sogar noch sinken. Angesichts über 2 Milliarden armer Menschen, 1,2 Mil- liarden extrem armer Menschen und über 800 Millionen hungernder Menschen, die zu Tausenden täglich an den Folgen von extremer Armut sterben, kann ich es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass Deutschland sich hier seiner Verantwortung und seinem selbst gege- benen Versprechen gegenüber den Ärmsten der Armen entzieht. Wenn man bedenkt, wie viele Menschenleben beispielsweise gerade in den durch Ebola betroffenen Ländern, in denen das Gesundheitssystem größtenteils zusammengebrochen ist, durch mehr Mittel für Entwick- lungszusammenarbeit gerettet werden könnten, ist das Gesamtvolumen des Einzelplans 23 beschämend. Dies zeigt auch die Absenkung des GAFTM auf nunmehr le- diglich 210 Millionen Euro. De facto kommt dies einer Kürzung um 35 Millionen Euro im Vergleich zum Vor- jahr gleich. Und dies vor dem Hintergrund der enormen Herausforderungen, die HIV/Aids, Malaria und vor al- lem Tuberkulose nach wie vor darstellen. Mehr Investi- tionen in Diagnosemöglichkeiten und Behandlungen würden helfen, die gefährliche Lungenkrankheit zu ver- drängen – aber dazu wäre eine großzügigere Finanzie- rung notwendig. Andere europäische Länder wie Großbritannien ha- ben das 0,7-Prozent-Ziel längst erreicht, obwohl sie grö- ßere wirtschaftliche und finanzielle Gesamtprobleme zu stemmen haben als Deutschland. Deshalb geht von die- sem Entwicklungshaushalt auch ein fatales Signal an diejenigen europäischen Länder aus, die wie Deutsch- land ihre Verpflichtungen bisher nicht erfüllt haben. Denn andere Länder werden sich auf das schlechte Bei- spiel Deutschlands berufen und auf ihre vergleichsweise schwierigere wirtschaftliche Lage verweisen. Ich stimme trotz meiner grundsätzlichen Kritik am Einzelplan 23 dem Gesamthaushalt 2015 wegen seiner in vielen anderen Bereichen richtigen und notwendigen Schwerpunktsetzung aber dennoch zu. 6802 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71. Sitzung. Berlin, Freitag, den 28. November 2014 (A) (C) (B) Anlage 3 Amtliche Mitteilung Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unions- dokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Be- ratung abgesehen hat. Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz Drucksache 18/642 Nr. A.2 Ratsdokument 5784/14 Drucksache 18/897 Nr. A.3 Ratsdokument 6943/14 Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Drucksache 18/2845 Nr. A.9 Ratsdokument 12873/14 Drucksache 18/2845 Nr. A.10 Ratsdokument 13188/14 (D) Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 71. Sitzung Inhaltsverzeichnis EPL 12 Verkehr und digitale Infrastruktur EPL 32 Bundesschuld EPL 60 Finanzen TOP I Haushaltsgesetz 2015 TOP II Haushaltsgesetz 2015 (3. Beratung) Anlagen
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Michelbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)


    Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen!

    Deutschland kann heute auf eine starke Erfolgsbilanz
    blicken. In Europa steht kein anderes großes Land so gut
    da. Das ist ein wesentliches Verdienst dieser Bundesre-
    gierung und unserer Regierungskoalition. Was wahr ist,
    muss wahr bleiben.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Den Kurs einer nachhaltigen, zukunftsfähigen und
    verlässlichen Finanz-, Haushalts- und Wirtschaftspolitik
    werden wir konsequent weiterführen. Dieser Haushalt ist
    die Vertrauensbasis für die Zukunft. Der Haushalt 2015
    gibt die richtigen Antworten auf die Herausforderungen
    in Deutschland. Er ist die Grundlage für Vertrauen, Zu-
    kunftssicherung und weiteren Erfolg.

    Deutliche Beweise dafür gibt es genügend: die abneh-
    mende Staatsquote und die Priorität der Privatwirtschaft,
    die steigenden Investitionen in Infrastruktur, Forschung
    und Entwicklung, keine Steuererhöhungen, Stärkung der
    Kommunalfinanzen, Sicherung des Finanzmarktes und
    – historisch herausragend – der Verschuldungsstopp zur
    Förderung von Nachhaltigkeit der Finanz- und Haus-
    haltspolitik in Deutschland. Das ist ein Meilenstein in
    der deutschen Finanzgeschichte. Dafür gebühren dem
    Bundesfinanzminister, Dr. Wolfgang Schäuble, Re-
    spekt, Anerkennung und Dank und keine Dämonisie-
    rung. Herr Claus, es ist doch nur peinlich, was Sie hier
    vollzogen haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Ich wiederhole unser Grundprinzip. Der Haushalt 2015
    steht für den einfachen Zusammenhang: Solide Finanz-
    politik schafft Vertrauen, und Vertrauen schafft wiede-
    rum Wachstum.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Doch gibt es in diesem Hause leider immer noch
    Leute, die der vermehrten Schuldenaufnahme das Wort
    reden, die glauben, dass Schuldenmachen zu Wachstum
    führt und dass noch mehr Schulden noch mehr Wachs-
    tum bedeuten.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Wer denn?)


    Meine Damen und Herren Keynesianer und Schuldenba-
    rone hier in der Opposition oder in den rot-rot-grünen
    Bundesländern oder in Europa, Sie sind auf dem Holz-
    weg. Ein Investitionsprogramm auf Pump und Steuer-
    erhöhungen sind einfach kontraproduktiv.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Damit lassen sich auch keine Leistungsbilanzdefizite in
    Frankreich und Italien ausgleichen. Das Einzige, was
    durch mehr Schulden wächst, ist – das ist die Erfahrung –
    der Schuldenberg, meine Damen und Herren, und den
    können wir nicht gebrauchen. Den sollten wir hiermit für
    die Zukunft abgeschafft haben.

    Ein Schuldenberg vernichtet Gestaltungsmöglichkei-
    ten. Sie können das in den europäischen Ländern sehen,
    die über ihre Verhältnisse leben. Jene, die auf Wachstum
    durch Schulden setzen, verlieren zunehmend Wettbe-
    werbsfähigkeit und Wachstumsdynamik. Die von der
    EU-Kommission jetzt wieder angedachte Aufweichung
    des Stabilitäts- und Wachstumspakts – für zwei große
    Volkswirtschaften, für Frankreich und Italien – halte ich
    für einen falschen Weg. Das kann nicht die Zukunft sein.
    Das Erfolgsrezept sind Nachhaltigkeit und Strukturrefor-
    men. Das ist der Weg, der letzten Endes auch diese Län-
    der aus ihrem Leistungsbilanzdefizit herauskommen
    lässt. Deswegen muss dieser Weg gegangen werden,
    meine Damen und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Sonja Steffen [SPD])


    Er erfordert natürlich Anstrengungen und manch un-
    populäre Maßnahme.

    Wir haben den richtigen Weg beschritten. Deswegen
    verzeichnen wir Rekordbeschäftigung und steigende Re-
    aleinkommen. Das muss man einmal deutlich sagen: Wir
    haben Steuermehreinnahmen, weil wir Lohnsteigerun-
    gen in Deutschland haben. Wir müssen unseren Arbeit-
    geberinnen und Arbeitgebern sowie unseren fleißigen
    Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dafür danken,
    dass wir letzten Endes einen Beschäftigungsrekord ha-
    ben. Das ist ein großer Erfolg, auch für den Haushalt.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Thomas Jurk [SPD])


    Wir werden auch die Investitionsmaßnahmen weiter
    voranbringen. 10 Milliarden Euro werden für zusätzliche
    Investitionen freigemacht. Da gibt es natürlich einen en-
    gen Zusammenhang. Nur wer ordentlich wirtschaftet,
    schafft neue Spielräume für Investitionen, die wir zu un-
    serer Zukunftssicherung dringend benötigen. Das Fazit
    dieses Haushalts ist, dass er dem Bundesfinanzminister
    überhaupt die Chance gibt, ein solches Investitionspro-
    gramm von 10 Milliarden Euro hier vorzuschlagen. Das
    alles hat einen Hintergrund, und den muss man sehen.
    Wir müssen und wir werden uns ins Zeug legen, um die
    Wachstumsdynamik zu stabilisieren, um weiter Wachs-
    tumsdynamik zu erzeugen. Das ist der Weg.

    Meine Damen und Herren, wir brauchen dazu An-
    reize. Wir brauchen private Investitionen, und für diese
    privaten Investitionen braucht es natürlich insbesondere
    Vertrauen. Hierzu müssen wir entstandene Verunsiche-
    rungen ausräumen. Hierzu müssen wir in der internatio-
    nalen und nationalen Steuerpolitik weiter vorangehen.
    Gemeinsam mit der OECD werden mit den BEPS-Pro-
    jekten die Trockenlegung von Steueroasen sowie die
    umgehende Beseitigung von Steuerdumping und Wett-
    bewerbsverzerrungen in Europa angegangen. Wir for-
    dern das, was gerade auch von den G 20 beschlossen
    wurde: mehr Transparenz bei den Rulings. Wir können
    keinen schädlichen Steuerwettbewerb in der Europäi-
    schen Union gebrauchen und hinnehmen. Deswegen ist
    das, was wir beschlossen haben, nämlich der automati-





    Dr. h. c. Hans Michelbach


    (A) (C)



    (D)(B)

    sche Austausch von Steuerdaten – über 50 Länder haben
    sich dazu verabredet –, ein Meilenstein in der Steuer-
    politik. Hierdurch entstehen Steuertransparenz und Steu-
    ergerechtigkeit. Dieser automatische Austausch ist der
    richtige Weg, um letzten Endes Steuerhinterziehung zu
    bekämpfen.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Manfred Zöllmer [SPD])


    Ich glaube, wir sind uns darüber einig: Der Staat muss
    die Steuern erhalten, die ihm zustehen. Deshalb muss
    uneingeschränkt der Grundsatz gelten: Die Gewinne
    werden dort versteuert, wo sie erwirtschaftet werden.


    (Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Ja!)


    Deswegen ist es wichtig, dass wir neben den internatio-
    nalen steuerpolitischen Herausforderungen auch die na-
    tionalen steuerpolitischen Herausforderungen angehen.
    Dazu gehören natürlich die Erweiterung von Spielräu-
    men und Wachstumspolitik. Wir sollten nicht zuerst fra-
    gen, wie wir das Geld weiter verwenden können, zum
    Beispiel den Soli – darüber ist ja ein trefflicher Streit
    entstanden –, sondern wir sollten zuerst fragen, wie wir
    es schaffen, durch eine Wachstumspolitik Spielräume zu
    erreichen, um in den 20er-Jahren den Soli schrittweise
    abbauen zu können. Das ist die richtige Politik für
    Wachstum und für Leistungsgerechtigkeit. Denn Leis-
    tung muss sich in diesem Land lohnen, meine Damen
    und Herren.


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    Wir werden, wenn es weitere Spielräume gibt, bei den
    Fragen der Gebäudeinvestitionen zur energetischen Sa-
    nierung, der Forschung und Entwicklung und des Ri-
    siko- und Wagniskapitals natürlich die richtige Antwort
    geben.

    Die Generationenbrücke bei der Erbschaftsteuer muss
    für die Betriebe erhalten bleiben.

    Wir müssen natürlich auch die heimlichen Steuer-
    erhöhungen in den Blick nehmen. Denn wenn bei Lohn-
    steigerungen ungünstige Steuertarife und Preisentwick-
    lungen zusammentreffen, führt dies oft dazu, dass nicht
    mehr Geld in der Tasche des Arbeitnehmers landet. Inso-
    fern kann eine Steuerbremse wachstums- und leistungs-
    fördernd wirken und den Konsum im Inland stärken. Da-
    mit werden wir uns ganz konstruktiv auseinandersetzen
    und werden entsprechend handeln, wenn es die notwen-
    digen Spielräume dafür gibt.

    Zum Abschluss, meine Damen und Herren. Um eine
    positive Haushaltsentwicklung zu erreichen, ist es not-
    wendig, dass wir immer wieder eine Basis für Vertrauen
    in die internationalen Finanzmärkte schaffen. Ein stabi-
    les Finanzsystem ist entscheidend für Wachstum und In-
    vestitionen. Deswegen haben wir die Bankenunion auf
    den Weg gebracht, mit der wir einen großen Schritt vor-
    angekommen sind. Überwachungs- und Abwicklungs-
    konzeptionen, Schonung der Steuerzahler – die Banken-
    union ist der große Wurf; das ist eine Regulierung für
    den Finanzmarkt, mit der wir uns sehen lassen können.
    Meine Damen und Herren, nachdem ich nunmehr seit
    20 Jahren dem Finanzausschuss bzw. dem Haushaltsaus-
    schuss angehören darf, werde ich mir für diesen Erfolg
    heute einen Frankenwein gönnen, natürlich auch einen
    Glühwein.


    (Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ah!)


    Für den Frankenwein möchte ich absolut werben. Er ist
    etwas zu schade, um daraus Glühwein zu machen;


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Glühwein und Frankenwein passen nicht zusammen. –
    Ich glaube, wir alle können darauf anstoßen, dass heute
    ein guter Tag ist. Ich stoße auf die Frau Bundeskanzlerin,
    auf den Bundesfinanzminister und alle Kolleginnen und
    Kollegen an.

    Herzlichen Dank.


    (Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. h.c. Edelgard Bulmahn
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, alles gerne – nur

nicht im Plenarsaal.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich erteile jetzt als nächstem Redner Herrn Kollegen
Thomas Jurk das Wort.


(Beifall bei der SPD)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Thomas Jurk


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

    Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    Über die schwarze Null wurde hier schon ausführlich de-
    battiert. Ich will deshalb nur ganz kurz anmerken: Wir
    setzen mit diesem Haushalt den Koalitionsvertrag um,
    der vor ziemlich genau einem Jahr zwischen CDU, CSU
    und SPD vereinbart wurde. Dies und nichts anderes er-
    warten die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes von
    einer Regierung und den sie tragenden Fraktionen.

    Nun eine längere Anmerkung, die nicht jedem hier
    gefallen wird. In dieser Woche und auch heute wurde
    von zahlreichen Oppositionspolitikern die Investitions-
    quote im Bundeshaushalt angesprochen – zugegebener-
    maßen ein durchaus sehr wichtiger Indikator. Dabei gab
    es allerdings die abenteuerlichsten Behauptungen. Bei-
    spielsweise hielten uns die Grünen vor – sie haben die-
    sen Unsinn sogar in ihren Entschließungsantrag ge-
    schrieben, welchen wir deshalb nachher ablehnen
    werden –, dass die Investitionsquote von über 10 Prozent
    auf 9,3 Prozent in 2018 sinken würde.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auf 8,3 Prozent im Finanzplan! Schauen Sie sich doch den Finanzplan an!)


    Die Linke behauptet sogar, die Investitionsquote sinke
    auf 8,3 Prozent. Da hat Ihnen wohl jemand einen alten
    Fünfjahresplan der Staatlichen Plankommission der
    DDR untergejubelt.





    Thomas Jurk


    (A) (C)



    (D)(B)


    (Lachen und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ach nee!)


    – Herr Bartsch, Sie fühlen sich gerade getroffen. Sie
    nahmen das Wort „blamabel“ in den Mund.


    (Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ja!)


    Blamabel, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist
    in diesem Zusammenhang allerdings nur die Ahnungslo-
    sigkeit der Opposition.


    (Beifall der Abg. Johannes Kahrs [SPD] und Helmut Heiderich [CDU/CSU] – Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Holen Sie doch die Schulnoten wieder hervor!)


    Denn bei der Berechnung der Investitionsquote im Bun-
    deshaushalt werden gemäß unserer Haushaltssystematik
    die 7er- und 8er-Titel addiert und ins Verhältnis zu den
    Gesamtausgaben gesetzt.

    Ich will Ihnen noch einmal verdeutlichen, worauf
    Bundesfinanzminister Schäuble bereits kurz eingegan-
    gen ist. Auch die Mittel für die Beteiligung Deutsch-
    lands am Grundkapital des Europäischen Stabilitätsme-
    chanismus, ESM, stehen in einem 8er-Titel. Konkret
    geht es um den Titel 836 24 im Kapitel 6002, der 2014
    immerhin einen Ansatz von 4,3 Milliarden Euro hat. Das
    ist ziemlich bedeutsam; denn nur deshalb liegt die Inves-
    titionsquote im Bundeshaushalt in diesem Jahr, also
    2014, bei gut 10 Prozent. Spätestens jetzt sollte Ihnen
    aufgefallen sein, dass Ihr Jahresvergleich der Investi-
    tionsquoten völlig irreführend ist. Wenn nach Ihrer fa-
    mosen Rechnung die Investitionsquote im kommenden
    Jahr, also 2015, im Vergleich zu diesem Jahr, 2014,
    sinkt, so ist das ausschließlich darauf zurückzuführen,
    dass Deutschland im nächsten Jahr nicht mehr in den
    ESM einzahlen muss, und nicht etwa darauf, dass weni-
    ger Geld für Investitionen in Deutschland zur Verfügung
    steht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Noch einmal zum Mitschreiben: Mit unserem 10-Mil-
    liarden-Euro-Paket steigt die Investitionsquote von
    8,6 Prozent in diesem Jahr auf 8,9 Prozent im kommen-
    den Jahr, auf 9,7 Prozent im Jahr 2016 und auf 9,8 Pro-
    zent im Jahr 2017. Das ist die Realität. Aber mit dieser
    Realität wollen Sie von der Opposition nichts zu tun ha-
    ben. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Realitätsver-
    weigerer. Sie täuschen und tricksen und versuchen, uns
    als Investitionsbremser zu diffamieren; erfolglos, wie ich
    anmerken möchte.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das legen Sie fest?)


    Da ich vermute, dass die Opposition die Realität im-
    mer noch nicht verstanden hat, will ich Ihnen die Investi-
    tionen im Bundeshaushalt in absoluten Zahlen nennen –
    wir haben das so schön dargestellt, als Säulendiagramm,


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wow!)

    sehen Sie mal, das ist doch positiv, es beginnt 2013 und
    setzt sich fort –:


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich kann auch etwas hochhalten!)


    2014 25,6 Milliarden Euro, 2015 26,5 Milliarden Euro,
    2016 30,3 Milliarden Euro und 2017 31,3 Milliarden
    Euro. Damit stelle ich fest: Der Bund investiert so viel
    wie zuletzt vor 20 Jahren. Ich finde, es ist eine beachtli-
    che Leistung dieser Koalition, dass wir diese Investitio-
    nen tätigen, ohne neue Schulden zu machen. Darin un-
    terscheidet sich die jetzige Situation auch entscheidend
    von der von vor 20 Jahren; denn damals – daran will ich
    gerne erinnern – wurden die Investitionen fast vollstän-
    dig durch neue Schulden finanziert,


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Sieh an!)

    die wir heute noch teuer zurückzahlen müssen. Jetzt da-
    gegen können wir die notwendigen Investitionen endlich
    ohne neue Schulden finanzieren.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Die Regierungskoalition investiert mehr, und sie
    finanziert das nicht mit neuen Schulden. Wir halten uns
    also nicht nur bei der schwarzen Null, sondern auch bei
    der Steigerung der öffentlichen Investitionen an das, was
    wir im Koalitionsvertrag miteinander vereinbart haben.

    Erlauben Sie mir eine weitere Anmerkung, die nicht
    jedem gefallen wird. In dieser Woche hat die Opposition
    hier mehrfach gefordert, dass die Koalition den Zu-
    schuss für den Gesundheitsfonds anheben soll. Herr
    Kindler sprach in diesem Zusammenhang von der „Plün-
    derung des Gesundheitsfonds“, sein Kollege Lindner hat
    das eben noch einmal bekräftigt. Das zeigt: Die Opposi-
    tion hat null Ahnung.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Versicherten zahlen die Zeche dafür!)


    Sie schlagen ernsthaft vor, dass wir die Liquiditätsre-
    serve des Gesundheitsfonds durch neue Schulden auffül-
    len sollen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, mal die Anträge lesen! Ganz solide gegenfinanziert!)


    Das ist mehr als absurd.
    Kommen wir doch einmal auf die Realitäten zu spre-

    chen, Kollege Kindler. Eine Erhöhung des Bundeszu-
    schusses in den Gesundheitsfonds sorgt lediglich dafür,
    dass die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds, die
    schon jetzt bei rund 13 Milliarden Euro liegt, weiter an-
    wächst.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Null Ahnung!)


    Von den Reserven der Krankenkassen, die Ende des Jah-
    res bei 16 Milliarden Euro liegen werden, will ich erst
    gar nicht reden.


    (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch das ist wahr!)






    Thomas Jurk


    (A) (C)



    (D)(B)

    Für Ihren Vorschlag sollen wir auf die schwarze Null
    verzichten, also Schulden machen, und künftig noch
    Zinsen für die im Gesundheitsfonds gebunkerten Geld-
    berge zahlen?


    (Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Das ist unredlich!)


    – Aber das steht doch in Ihrem Antrag. – Mit Verlaub:
    Dieser Vorschlag ist Unfug, auch wenn Sie es jetzt nicht
    wahrhaben wollen. Lesen Sie es nach. Sie dürfen sich
    nicht wundern, dass wir diesen Vorschlag ablehnen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hören Sie doch auf, die Unwahrheit zu verbreiten! Das ist doch nicht nötig! Ist das arrogant!)


    Falls Sie das nicht verstehen, dann können Sie gerne
    eine Nachhilfevorlesung über die Finanzierung unseres
    Gesundheitssystems bei meinem geschätzten Fraktions-
    kollegen Professor Lauterbach buchen.


    (Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Große Koalition, große Arroganz! – Johannes Kahrs [SPD], an das BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN gewandt: Ich vermittle! – Christine Lambrecht [SPD]: Aber nur gegen Provision!)


    Ich komme zum Schluss. Wir geben im Bundeshaus-
    halt künftig mehr Geld für Investitionen aus, sowohl
    absolut als auch relativ gesehen. Wir investieren mehr
    Mittel in Bildung und Forschung. Wir entlasten die
    Kommunen und stärken so deren Finanzkraft. Wir stär-
    ken die Innovationsförderung. Gerade bei privaten In-
    vestitionen in neuartige Technologien hat dies eine
    enorme Hebelwirkung. Damit stärken wir Wachstum
    und Beschäftigung in Deutschland, und das ist gut.

    Ich möchte noch ein Stichwort aufgreifen, das Frau
    Kollegin Hagedorn in ihrer Rede gerade nicht unterbrin-
    gen konnte: das Thema Glühwein.


    (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vor der Rede habt ihr viel Glühwein getrunken!)


    Angesichts der bevorstehenden Temperaturen – daran
    können die Grünen auch nichts ändern – können wir an
    diesem Wochenende gerne mit einem Glühwein ansto-
    ßen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)