Protokoll:
18052

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 18

  • date_rangeSitzungsnummer: 52

  • date_rangeDatum: 12. September 2014

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:27 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 18/52 Deutscher Bundestag Stenografischer Bericht 52. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. September 2014 I n h a l t : Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2015 (Haushaltsgesetz 2015) Drucksache 18/2000 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4791 A b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018 Drucksache 18/2001 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4791 B Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr und digi- tale Infrastruktur Alexander Dobrindt, Bundesminister BMVI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4791 B Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 4795 B Bettina Hagedorn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4796 B Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4797 D Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . 4799 B Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . 4801 B Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4802 B Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4804 B Reinhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4805 C Andreas Rimkus (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 4806 C Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 4807 D Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD) . . . . . . . . . 4809 A Eckhardt Rehberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4810 A Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2015 Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4811 B Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 4814 A Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4816 C Sven-Christian Kindler (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4818 D Dr. Peter Tauber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . 4820 B Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4822 A Martin Gerster (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4823 B Carsten Körber (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 4824 C Doris Barnett (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4825 D Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . 4827 A Kerstin Radomski (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 4828 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4830 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 4831 A Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4831 D Inhaltsverzeichnis Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 52. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. September 2014 4791 (A) (C) (D)(B) 52. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. September 2014 Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    (D) Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 52. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. September 2014 4831 (A) (C) (B) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten (D) Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 12.09.2014 Becker, Dirk SPD 12.09.2014 Bleser, Peter CDU/CSU 12.09.2014 Buchholz, Christine DIE LINKE 12.09.2014 Connemann, Gitta CDU/CSU 12.09.2014 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 12.09.2014 Dinges-Dierig, Alexandra CDU/CSU 12.09.2014 Dörner, Katja BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2014 Evers-Meyer, Karin SPD 12.09.2014 Färber, Hermann CDU/CSU 12.09.2014 Dr. Fechner, Johannes SPD 12.09.2014 Ferner, Elke SPD 12.09.2014 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 12.09.2014 Gabriel, Sigmar SPD 12.09.2014 Gohlke, Nicole DIE LINKE 12.09.2014 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2014 Heil (Peine), Hubertus SPD 12.09.2014 Dr. Hirte, Heribert CDU/CSU 12.09.2014 Kretschmer, Michael CDU/CSU 12.09.2014 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 12.09.2014 Leutert, Michael DIE LINKE 12.09.2014 Mihalic, Irene BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2014 Nahles, Andrea SPD 12.09.2014 Noll, Michaela CDU/CSU 12.09.2014 Ostendorff, Friedrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2014 Özdemir, Cem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2014 Pilger, Detlev SPD 12.09.2014 Dr. Reimann, Carola SPD 12.09.2014 Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.09.2014 Dr. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 12.09.2014 Schlecht, Michael DIE LINKE 12.09.2014 Strässer, Christoph SPD 12.09.2014 Dr. Tackmann, Kirsten DIE LINKE 12.09.2014 Thönnes, Franz SPD 12.09.2014 Ulrich, Alexander DIE LINKE 12.09.2014 Weinberg, Harald DIE LINKE 12.09.2014 Wöhrl, Dagmar G. CDU/CSU 12.09.2014 Zimmermann (Zwickau), Sabine DIE LINKE 12.09.2014 Zypries, Brigitte SPD 12.09.2014 Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 924. Sitzung am 11. Juli 2014 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Achtes Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch – Ergänzung personalrechtlicher Bestimmungen – Erstes Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto – Gesetz zur Änderung des Rindfleischetikettie- rungsgesetzes, des Legehennenbetriebsregisterge- setzes und des Tierschutzgesetzes Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Anlagen 4832 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 52. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. September 2014 (A) (C) (D)(B) – Gesetz zur Anpassung steuerlicher Regelungen an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsge- richts – Gesetz zur Anpassung von Gesetzen auf dem Ge- biet des Finanzmarktes – Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenver- sicherung (GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts- Weiterentwicklungsgesetz – GKV-FQWG) Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1. Zur Mitwirkung der Länder im Gemeinsamen Bun- desausschuss und im Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen a) Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem Gesetz der Gemeinsame Bundesausschuss den Auftrag erhält, ein fachlich unabhängiges wissenschaftliches Insti- tut für Qualitätssicherung und Transparenz im Ge- sundheitswesen als Stiftung des privaten Rechts zu gründen. Damit wird die Qualitätsentwicklung in der ambulanten und stationären Versorgung ge- stärkt und die Transparenz über die Behandlungs- qualität für Patientinnen und Patienten verbessert. b) Der Bundesrat bedauert, dass die Bundesregierung in ihrer Gegenäußerung die Beschlüsse des Bun- desrates zur Mitwirkung der Länder an der Quali- tätssicherung im Gemeinsamen Bundesausschuss und im Institut für Qualitätssicherung und Trans- parenz nicht unterstützt (vgl. Bundestagsdrucksa- che 18/1579). Die Ergebnisse des Instituts für Qualitätssiche- rung und Transparenz und deren Umsetzung zur Weiterentwicklung der Qualitätssicherung haben unmittelbare Auswirkungen auf die regionale am- bulante und stationäre Versorgung und damit auf die Zuständigkeit der Länder. Daher ist es notwen- dig, dass die Länder stärker in die Qualitätsent- wicklung und deren Umsetzung eingebunden wer- den. c) Der Bundesrat fordert daher die Bundesregierung auf, die Mitwirkungsmöglichkeiten der Länder im Gemeinsamen Bundesausschuss und im Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesund- heitswesen, wie in der Stellungnahme und Gegen- äußerung der Bundesregierung angekündigt, im Rahmen der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Kran- kenhausreform zu beraten, beziehungsweise im Rahmen weiterer Gesetzgebungsverfahren zur Ver- sorgungsstruktur zu berücksichtigen. 2. Zur Sicherstellung der Versorgung mit Geburtshilfe a) Der Bundesrat stellt fest: Zur Versorgung mit Hebammenhilfe hat die inter- ministerielle Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundesministeriums für Gesundheit ihren Be- richt vorgelegt. Ziel des Auftrages an die Arbeits- gruppe war es, die vielschichtige Problemlage der Hebammenhilfe zu sichten sowie Lösungsansätze zu identifizieren. Entsprechend werden in dem Bericht der intermi- nisteriellen Arbeitsgruppe die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Lösungsansätze zur Vorbereitung von politischen Entscheidungen bewertet. Anknüpfend an den Bericht enthält das GKV-Fi- nanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungs- gesetz – die umgehende gesetzliche Verpflichtung der Krankenkassen zur Zahlung eines Zuschlags für Geburtshilfeleistungen ab 1. Juli 2014, – die Einführung eines dauerhaften Sicherstel- lungszuschlags bei geringer Geburtenzahl ab 1. Juli 2015, – die Vereinbarung von Qualitätsanforderungen durch die Selbstverwaltung bis Ende 2014. Der Bundesrat begrüßt, dass mit den vorgesehenen gesetzlichen Regelungen einerseits kurzfristige Lösungen zur Sicherstellung einer flächendecken- den Versorgung mit Geburtshilfe vorgenommen werden. Andererseits bedauert der Bundesrat, dass hiermit keine dauerhaften und tragfähigen Lösun- gen für die vielschichtigen Probleme geschaffen werden. Die vorgesehenen Lösungen konzentrie- ren sich auf verpflichtende Vereinbarungen durch die Selbstverwaltung, den GKV-Spitzenverband und die Spitzenverbände der Hebammen. Spätes- tens mit dem drohenden Rückzug der Versiche- rungsanbieter ab Mitte 2016 entfällt die Grundlage für die vorgesehenen gesetzlichen Regelungen. b) Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung, aa) über die vorgesehenen kurzfristig wirkenden Lösungen hinaus dauerhafte und tragfähige Lösungen zur Sicherstellung einer flächende- ckenden Versorgung mit Geburtshilfe zu ent- wickeln und zu regeln, bb) eine Versicherungslösung für Haftpflichtschä- den bei der Geburtshilfe durch Hebammen zu entwickeln, die unter anderem durch eine breite Einbeziehung sowie gegebenenfalls ei- ner öffentlich-rechtlichen Absicherung der Ri- siken der derzeitigen Prämiendynamik entge- genwirkt und eine zusätzliche Belastung der Beitragszahler zur gesetzlichen und privaten Krankenversicherung vermeidet, cc) eine Versicherungslösung zu entwickeln, deren weiteres Ziel es ist, neben der Absicherung des Haftungsrisikos bei der Geburtshilfe durch Hebammen zudem perspektivisch eine allge- meine Haftpflichtabsicherung gegen Medizin- schäden zu ermöglichen. Dazu sollen weitere in der Diskussion befindliche Lösungsmög- lichkeiten geprüft werden – insbesondere, ob das Aufgabenspektrum der Berufsgenossen- schaften um eine solche Haftpflichtabsiche- rung für Gesundheitsberufe erweitert werden kann, Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 52. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. September 2014 4833 (A) (C) (D)(B) dd) bei der Prüfung, ob und wie mit der Einführung eines Verzichts auf Regress im Kranken- und Pflegebereich der weitere Anstieg der Haft- pflichtprämien wirkungsvoll begrenzt werden kann, die folgenden kritischen Einwände zu berücksichtigen: aaa)dass eine weitere Belastung der gesetzlich und privat Kranken- sowie Pflegeversicher- ten durch steigende (Zusatz-)Beiträge und Versicherungsprämien bei gleichzeitiger Entlastung der Anbieter von entsprechen- den Berufshaftpflichtversicherungen ver- mieden wird, bbb)dass eine solche Regelung präjudizie- rende Wirkung für andere Sozialversiche- rungszweige und andere Gesundheitsbe- rufe hat. 3. Zur Einrichtung von Schlichtungsausschüssen auf Landesebene Der Bundesrat stellt weiter mit Bedauern fest, dass auch seine Forderung nach Streichung der Regelung zur Einrichtung von Schlichtungsausschüssen auf Landes- ebene nicht aufgegriffen wurde. Der Bundesrat weist da- rauf hin, dass eine Verschiebung der Aufgaben auf die Schiedsstellen nach § 18a des Gesetzes zur wirtschaftli- chen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenhauspflegesätze nichts an der Grundsatzpro- blematik ändert, sondern zusätzliche rechtliche Unsi- cherheiten schafft. Der Bundesrat weist darauf hin, dass aus seiner Sicht von Anfang an erhebliche Zweifel an der Praktikabilität der getroffenen Regelung geltend ge- macht wurden. Der Bundesrat fordert daher erneut, die Regelung zu streichen oder sie praxisgerechter auszuge- stalten. – Gesetz zu dem Abkommen vom 2. Dezember 2010 zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und Georgien ande- rerseits über den Gemeinsamen Luftverkehrs- raum (Vertragsgesetz EU-Georgien-Luftverkehrs- abkommen – EU-GEO-LuftverkAbkG) – Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2014 (Haushaltsgesetz 2014) – Haushaltsbegleitgesetz 2014 – Gesetz zur Stärkung der Tarifautonomie (Tarif- autonomiestärkungsgesetz) – Gesetz zur Stabilisierung des Künstlersozialabga- begesetzes (Künstlersozialabgabestabilisierungs- gesetz – KSAStabG) – Gesetz zur Absicherung stabiler und fairer Leis- tungen für Lebensversicherte (Lebensversiche- rungsreformgesetz LVRG) – Gesetz zur Anpassung des nationalen Steuerrechts an den Beitritt Kroatiens zur EU und zur Ände- rung weiterer steuerlicher Vorschriften Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: a) Der Bundesrat begrüßt, dass in das vorliegende Ge- setz weitere wichtige steuerfachliche Anliegen der Länder, insbesondere Maßnahmen zur Eindämmung von missbräuchlichen Umstrukturierungs- und Um- gehungsfällen im Bereich der Ertragsteuern und Än- derungen bei der umsatzsteuerlichen Übertragung der Steuerschuldnerschaft in der Bauwirtschaft, aufge- nommen wurden. b) Der Bundesrat bewertet demgegenüber kritisch, dass die Bundesregierung in ihrer Gegenäußerung zur Stel- lungnahme des Bundesrates weniger als der Hälfte der Steueränderungswünsche der Länder zur Erleich- terung des Gesetzesvollzugs zugestimmt und im Üb- rigen lediglich eine Prüfung der vom Bundesrat als notwendig erachteten Maßnahmen zugesagt hat. c) Ferner kritisiert der Bundesrat, dass durch das Gesetz die Anwendung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes auf Hörbücher ausgedehnt wird. Die Neuregelung führt zu Steuerausfällen und zu neuen Abgrenzungs- problemen. Neue Ermäßigungstatbestände sollten nur nach einer generellen Revision aller Ermäßigungstat- bestände eingeführt werden. d) Der Bundesrat verknüpft seine Zustimmung zu dem vorliegenden Gesetz mit dem Verweis auf die Zusage der Bundesregierung, die übrigen Ländervorschläge zeitnah zu prüfen, damit diese noch im zweiten Halb- jahr 2014 in einem weiteren steuerlichen Gesetzge- bungsverfahren umgesetzt werden können. e) Der Bundesrat weist zudem mit Nachdruck darauf hin, dass im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD steuerpolitische Maßnahmen mit unmittel- baren Wirkungen auf die Verbesserung der Haushalte von Bund, Ländern und Kommunen vereinbart wor- den sind (Steuerpflicht der Veräußerungsgewinne aus Streubesitzanteilen, systemwidrige umwandlungs- steuerrechtliche Gestaltungen). Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, die diesbezüglichen Fragen ebenfalls zügig und in enger Zusammenarbeit mit den Ländern gesetzgeberisch aufzugreifen. – Gesetz zur Bekämpfung von Zahlungsverzug im Geschäftsverkehr und zur Änderung des Erneuer- bare-Energien-Gesetzes – Gesetz zur grundlegenden Reform des Erneuer- bare-Energien-Gesetzes und zur Änderung weite- rer Bestimmungen des Energiewirtschaftsrechts – Gesetz zur Einführung einer Länderöffnungsklau- sel zur Vorgabe von Mindestabständen zwischen Windenergieanlagen und zulässigen Nutzungen Der Bundesrat hat zudem in seiner 924. Sitzung am 11. Juli 2014 gemäß § 3 Absatz 1 Satz 2 Nummer 2, Satz 3 und 6 des Standortauswahlgesetzes Dr. h. c. Bernhard Fischer (Bundesverband der Deutschen Indus- trie) als Nachfolger des ausscheidenden Dr. Ralf Güld- ner (Bundesverband der Deutschen Industrie) zum Mit- 4834 Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 52. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. September 2014 (A) (C) (B) glied der „Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe“ gewählt. Die folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass sie gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absehen: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Strategiepapier der Bundesregierung zur internationa- len Berufsbildungszusammenarbeit aus einer Hand Drucksachen 17/14352, 18/641 Nr. 20 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 2013 Drucksachen 17/13650, 18/770 Nr. 29 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Berufsbildungsbericht 2014 Drucksache 18/1180 Ausschuss für Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch das Bundesministerium der Finanzen gemäß § 9a des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegen- heiten der Europäischen Union Beitritt Litauens zum Euroraum Drucksache 18/1730 (D) 52. Sitzung Inhaltsverzeichnis Epl 12 Verkehr und digitale Infrastruktur TOP 1 Schlussrunde Haushaltsgesetz 2015 Anlagen
Gesamtes Protokol
Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805200000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Wir setzen die Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für

(Haushaltsgesetz 2015)


Drucksache 18/2000
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsauschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2014 bis 2018

Drucksache 18/2001
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsauschuss

Am Dienstag haben wir für die heutige Aussprache
eine Redezeit von insgesamt drei Stunden und 12 Minu-
ten beschlossen.

Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit
dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ver-
kehr und digitale Infrastruktur, Einzelplan 12. Das
Wort hat Bundesminister Dobrindt. – Bitte schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Sehr geehrte Damen und Herren! Verehrte Kollegin-
nen und Kollegen! Verehrte Präsidentin! Der aktuelle
Bundeshaushaltsplan leitet eine neue Ära ein. Wir ma-
chen 2015 zum ersten Mal seit 1969 keine neuen Schul-
den mehr. Diesen Kurs werden wir auch in den folgen-
den Jahren halten. Es ist in der Tat ein historisches
Ereignis: Die große Haushaltswende ist geschafft wor-
den. Die schwarze Null steht; die schwarze Null bleibt.
Wir schaffen es mit dieser schwarzen Null, neue Gestal-
tungsspielräume und Generationengerechtigkeit zusam-
menzubringen.

Von vielen Seiten sind Empfehlungen zu hören, deren
Umsetzung neue Schulden und Steuererhöhungen nach
sich ziehen würde. Angesichts der Debatten darüber, ob
man nicht einfach die Investitionen hochschrauben
könne, indem man mit günstigem Geld neue Schulden
am Kapitalmarkt aufnimmt, kann ich Ihnen nur sagen:
Die Schulden von heute sind die Steuern von morgen.
Wer heute auf Schulden und auf die Aufnahme weiterer
Schulden setzt, der wird mittelfristig immer weniger
Mittel für Investitionen zur Verfügung haben. Das gehört
also zusammen. Schwarze Null und Investitionen sind
bei uns ein Paket.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir geben Wachstumsimpulse. Wir sorgen dafür, dass
Wachstum, Investitionen und Wohlstand auch in der Zu-
kunft gesichert sind. Gerade Investitionen in die Infra-
struktur sind die Grundvoraussetzung dafür. Die Siche-
rung der Attraktivität und der Zukunftsfähigkeit des
Innovations- und Investitionsstandortes Deutschland ste-
hen für uns ganz oben auf der Agenda.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie ist das denn im Haushalt?)


Wir werden die Infrastruktur stärken, Wachstum und
Wohlstand vorantreiben und auch weiterhin eine mo-
derne Infrastrukturpolitik betreiben. Infrastrukturpolitik
ist aktive Wohlstandspolitik. Der Zusammenhang zwi-
schen der Qualität der Infrastruktur und dem Wachstum
einer Gesellschaft ist inzwischen eindeutig bewiesen.
All diejenigen, die gemeint haben, sie könnten Wachs-
tum von Infrastruktur entkoppeln, sind der Lüge über-
führt worden.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch mal etwas zum Haushalt! – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was machen Sie für den Unterhalt der Infrastruktur?)


– Auch wenn Sie gerne dazwischenschreien, meine Kol-
legen von den Grünen, Sie haben sich in der Vergangen-





Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)

heit getäuscht. Die Investitionen in die Infrastruktur sind
notwendig für unseren Wohlstand und nicht hinderlich,
wie Sie es immer formuliert haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben aber nichts gemacht! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mal ganz konkret zum Haushalt!)


Jede Milliarde, die in die Verkehrsinfrastruktur inves-
tiert wird, schafft Wachstumsimpulse von bis zu 3 Mil-
liarden Euro. Das wollen wir erreichen. Weil auch die
Öffentlichkeit dies inzwischen erkannt hat und nicht den
falschen Behauptungen glaubt, die Sie mit Ihrer Ent-
kopplungstheorie über lange Zeit vertreten haben, steht
der Zustand der Infrastruktur ganz besonders im öffentli-
chen Interesse.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn mit dem Breitbandausbau? – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie können mit dem Haushalt doch nicht alles erhalten! Das ist ein Erhaltungsproblem! Wo ist denn das im Haushalt? – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erhaltung!)


Es ist inzwischen ein gesellschaftlicher Grundkon-
sens, dass in unsere Infrastruktur deutlich mehr inves-
tiert werden muss, auch in der Zukunft. McKinsey hat
das vor wenigen Monaten noch einmal sehr deutlich ge-
macht. Es sind die globalen Ströme, es sind die Wirt-
schaftsströme, es sind die Verkehrsströme und die Da-
tenströme, die über den Wohlstand einer Region mit
entscheiden. Deswegen ist es für uns ein gutes Zeichen,
dass wir wieder Logistikweltmeister geworden sind und
dass wir beim Weltwirtschaftsforum mit unserer Infra-
struktur und unseren Innovationen ganz weit vorne ste-
hen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da sind wir deutlich abgerutscht wegen der maroden Infrastruktur! Da waren wir schon deutlich besser!)


Wir haben in der Verkehrsprognose gezeigt, dass die
Verkehre weiter deutlich wachsen werden. 40 Prozent ist
die Wachstumsprognose im Bereich des Güterverkehrs.
Sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene sowie
auf den Wasserstraßen wird künftig ein deutlicher Zu-
wachs verkraftet werden müssen. Deswegen ist es uns
wichtig, deutlich zu machen, dass wir mit Blick auf eine
zukunftsfähige Infrastruktur für alle Verkehrsträger ei-
nen Investitionshochlauf starten. Wir bringen Haushalts-
wende und Investitionsanstieg zusammen.

Erstens. Das 5-Milliarden-Euro-Paket, das wir für
diese Wahlperiode zur Verfügung haben, wächst bis zum
Jahr 2017 sukzessive auf.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da gibt es nur Neubau! 500 Millionen Euro nur für Neubau im ersten Reformschritt! – Gegenruf des Abg. Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Sven, du weißt genau, dass das nicht stimmt! Das ist Unsinn, was du erzählst! Totaler Unsinn!)


Wir verstetigen dies übrigens mit der mittelfristigen
Finanzplanung bis in die nächste Wahlperiode hinein.
Zweitens. Wir steigern unser Engagement bei der Nut-
zerfinanzierung. Drittens. Wir stärken die Einbindung
von privatem Kapital. Viertens. Wir setzen klare Priori-
täten. Fünftens. Es gilt das Prinzip: Erhalt vor Neubau,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt ja nicht!)


um dafür zu sorgen, dass unsere bestehenden Netze in
einem guten Zustand bleiben.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn? Genau das Gegenteil ist der Fall!)


Dieser Investitionshochlauf führt dazu, dass wir im
Jahr 2017 eine Rekordinvestitionssumme von 12 Mil-
liarden Euro haben, was in der Vergangenheit so nie er-
reicht worden ist. Meine Damen und Herren, das heißt,
jeder Euro, der an dieser Stelle in die Infrastruktur inves-
tiert wird, fördert Arbeitsplätze, Wachstum und Wohl-
stand in Deutschland. Das, was wir tun, ist vernünftig,
richtig und gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es muss an der richtigen Stelle investiert werden! Das ist Ihr Problem!)


Wir werden diese hohe Investitionsquote auch nach
dieser Legislaturperiode immer wieder neu diskutieren
und, hoffe ich, auch immer wieder absichern. Es werden
zusätzliche Mittel in die Infrastruktur fließen. Ich kann
all denjenigen, die berechtigt immer wieder andere For-
derungen stellen, wie man Geld und Mittel verwenden
kann, nur zurufen: Wenn es in den nächsten Jahren in
unseren Haushalten zusätzliche Mittel gäbe, dann sollten
wir sie zuallererst in unsere Infrastruktur investieren und
nicht andere Ideen diskutieren, meine Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In den Erhalt!)


Die zweite Säule des Investitionshochlaufs ist die
Stärkung der Nutzerfinanzierung. Wir sind auf dem
Weg, die Lkw-Maut auszuweiten.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo denn? – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das dauert ein bisschen lange! Wir brauchen das Geld jetzt, und jetzt senken Sie!)


– Ich weiß gar nicht, warum Sie sich da so aufregen. Wir
wollen, dass die Unternehmen, die mit ihren Lkw einen
Nutzen aus den deutschen Straßen ziehen und erheblich
zum Verschleiß der Infrastruktur beitragen, stärker an
den Kosten beteiligt werden. Was ist denn die Kritik, die
Sie daran haben? Wer nutzt, der zahlt – das ist die Auf-
gabe, die wir hier erledigen.





Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es doch nicht! Das ist doch Quatsch! Das wissen Sie doch auch! Sie kriegen es nicht gebacken!)


Deswegen werden wir im nächsten Jahr sowohl die Lkw
zwischen 7,5 und 12 Tonnen in die Nutzerfinanzierung
mit einbeziehen


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und 3,5bis 7,5-Tonner bleiben mautfrei!)


als auch die Lkw-Maut auf weitere 1 000 Kilometer
vierspurige Bundesstraßen ausweiten. Das ist doch ein
richtiges Konzept.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden in den nächsten Wochen noch einmal ak-
tiv über die Infrastrukturabgabe, die sogenannte Pkw-
Maut, diskutieren.


(Roland Claus [DIE LINKE]: „Sogenannte Pkw-Maut“ heißt sie inzwischen!)


Ich kann Ihnen sagen, dass die Infrastrukturabgabe eine
hohe Akzeptanz in der Bevölkerung hat,


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


weil es um Gerechtigkeit bei der Finanzierung unserer
Straßen geht.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Laut DeutschlandTrend ist die Mehrheit dagegen! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: In welcher Welt leben Sie denn? Das nennt man Wahrnehmungsstörung! Die nordrhein-westfälische CDU ist einstimmig dagegen!)


Als Erstes muss die Gerechtigkeitslücke geschlossen
und dafür gesorgt werden, dass all die, die auf unseren
Straßen fahren, für die Nutzung zahlen; das ist die Reali-
tät.


(Beifall bei der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 61 Abgeordnete aus NRW, CDU, alle dagegen!)


Die Infrastrukturabgabe ist erstens fair und zweitens
sinnvoll.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Große Akzeptanz in der Bevölkerung“? Fahren Sie mal in die Grenzregionen!)


Fair ist sie, weil es in fast allen unseren Nachbarländern
auch so praktiziert wird. Gerade in den vergangenen Fe-
rienwochen konnten sicherlich viele feststellen, dass sie
in unseren Nachbarländern einen Anteil an den Kosten
für die Nutzung der Straße erbringen müssen. Auch ich
habe in den letzten Wochen ein paar Tage in Italien ver-
bracht, vier Stunden von meiner Heimat entfernt. Über
Österreich bin ich nach Italien gefahren. Mein Anteil an
der Finanzierung der Infrastruktur in diesen Ländern be-
trug 64 Euro.

(Stephan Kühn [Dresden] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hören wir jetzt schon zum fünften Mal!)


Ich finde, es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich
mich mit diesem Beitrag an den Kosten beteilige,


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fahren Sie mal in die Grenzregionen!)


denn ich bin auf einer guten Straße gefahren. Die gleiche
Selbstverständlichkeit erwarte ich von allen anderen, die
nach Deutschland kommen und gute Straßen nutzen
wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Ausland zahlen aber alle, Ausländer wie Inländer!)


Die Infrastrukturabgabe ist deswegen sinnvoll, weil
jeder Euro, der zusätzlich eingenommen wird, zweckge-
bunden in den Straßenbau investiert wird – 2,5 Milliar-
den Euro in einer Wahlperiode. Das ist in der Tat keine
Kleinigkeit. Wir haben vorher über ein 5-Milliarden-
Euro-Paket gesprochen – 2,5 Milliarden Euro wären
50 Prozent zusätzlich.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Bundesfinanzminister denkt darüber aber anders!)


Ich glaube, dass dieses Thema es allemal wert ist, ak-
tiv darüber zu streiten. Ich weiß, dass sich hier Mautbe-
fürworter und Mautverweigerer wie seit jeher gegen-
überstehen; das war so zu erwarten. Meine Damen und
Herren, wir sind gefordert, Mittel für mehr Investitionen
in unsere Straßen aufzubringen. Ich kann Ihnen an der
Stelle nur sagen: Vor dem Hintergrund all der anderen
Vorschläge, die mir gerne unterbreitet werden,


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wen meinen Sie? Herrn Schäuble?)


gerade auch in dieser Woche – die einen sagen: „Erhöht
die Steuern, und ihr habt mehr Geld!“, die anderen sa-
gen: „Macht mehr Schulden, und ihr habt mehr Geld!“ –,
möchte ich sagen: Schafft Gerechtigkeit auf den Straßen,
dann haben wir mehr Geld zum Investieren!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine höhere LkwMaut wäre gerecht! Und zwar möglichst schnell!)


Wie erarbeiten jetzt den Gesetzentwurf. Wir werden
diesen Gesetzentwurf dann im Oktober vorstellen und in
die Ressortabstimmung geben. Dann hat jeder die Gele-
genheit, ausreichend darüber mit mir und meinem Haus
zu diskutieren.

Wenn wir uns die fünf Punkte des Investitionshoch-
laufs anschauen, dann sehen wir, dass wir auf einen Mil-
liardenbetrag kommen, den wir über die Jahre sukzes-
sive aufbauen, und wir, was den Anteil des Bundes
betrifft, im Jahr 2018 sogar die von Daehre und Bodewig
definierte Zielmarke erreichen. Es sei darauf hingewie-
sen, dass sowohl Bund als auch Länder und Kommunen





Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)

aufgefordert sind, die zusätzlichen Investitionen in die
Infrastruktur in Höhe von 7,5 Milliarden Euro, die im-
mer im Raum stehen, zu erbringen. Unseren Anteil wer-
den wir mit dem Fünf-Punkte-Plan „Investitionshoch-
lauf“ erreichen. Das ist ein gutes Signal, vor allem an
unsere Partner, die Länder und die Kommunen, die auch
ihren Anteil erbringen müssen, um mehr Investitionen in
die Infrastruktur tätigen zu können, meine Damen und
Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden das private Kapital stärker einbinden, als
das in der Vergangenheit möglich war. Wir haben in den
vergangenen Tagen ein Projekt auf den Weg gebracht,
bei dem auf der A 7 zwischen Hamburg und Bordesholm
in Schleswig-Holstein auf einer Strecke von 60 Kilo-
metern Autobahn ein fünfter und sechster Fahrstreifen
zusätzlich gebaut werden soll. Die Gesamtfinanzie-
rungskosten dieses ÖPP-Projekts betragen 1,6 Milliar-
den Euro.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Wer verdient denn daran?)


Damit klar ist, um welche Summe es geht, wenn wir da-
rüber reden, dass wir unsere Autobahnen stärken wollen,
sage ich Folgendes: Wir haben 13 000 Kilometer Auto-
bahn. Für die genannten 60 Kilometer entstehen Kosten
in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Die reinen Baukosten
betragen 700 Millionen Euro. Uns ist es jetzt zum ersten
Mal gelungen, bei so einem ÖPP-Projekt durch eine Pro-
jektanleihe auch institutionelle Anleger an der Finanzie-
rung zu beteiligen. 400 Millionen Euro kommen aus die-
sem Bereich.

Ich habe in der Vergangenheit nur feststellen können,
dass wir gute Erfahrungen mit diesen ÖPP-Projekten ge-
macht haben.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagt der Bundesrechnungshof? Geldverschwendung! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal den Bundesrechnungshof! – Gegenruf des Abg. Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Der hat auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefuttert!)


Deswegen werden wir eine dritte Staffel ÖPP-Projekte
auf den Weg bringen, die einen Baubeginn noch in die-
ser Wahlperiode möglich machen. Ich weiß, dass wir in
jedem Einzelfall die Wirtschaftlichkeit nachweisen müs-
sen. Wir werden dies tun. Wegen der Kritik, die diesbe-
züglich immer im Raum steht, will ich es sehr deutlich
formulieren: Wer ÖPP grundsätzlich ablehnt, löst die
Stauprobleme auf den deutschen Straßen nicht, und den
größten volkswirtschaftlichen Schaden verursacht der
Stau in Deutschland. Dieses Problem muss gelöst wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die teuerste Variante, die Sie da wählen!)

Diese Bundesregierung steht für eine aktivierende
Mobilitätspolitik. Dazu gehört nicht nur, dass wir die
Kapazitäten im bestehenden Netz erhöhen, sondern
auch, dass wir dafür sorgen, dass die moderne Technik
stärker als bisher mit der Infrastruktur vernetzt wird.
Deswegen bauen wir eine digitale Teststrecke auf, auf
der die Vernetzung von Fahrzeugen und Straße und von
Fahrzeugen mit Fahrzeugen angeboten wird. Mithilfe
dieser digitalen Teststrecke kann eine Fahrerunterstüt-
zung entwickelt werden. Das heißt, dass, wenn sich auf
der Strecke vor Ihnen, die Sie nicht einsehen können, et-
was ereignet, ein Unfall zum Beispiel, Ihnen dies in
Echtzeit in Ihrem Fahrzeug gemeldet wird. Durch diese
Warnung in Ihrem Fahrzeug werden Sie in die Lage ver-
setzt, rechtzeitig zu reagieren.

Das ist aber nur mit einem schnellen Internet möglich,
mit einer schnellen Breitbandtechnologie. Deswegen ist
der Breitbandausbau eines der zentralen Elemente der
Digitalen Agenda, die die Bundesregierung mit dem
Bundesinnenminister, dem Bundeswirtschaftsminister
und dem Bundesverkehrsminister vorgestellt hat. Sie ha-
ben in der Vergangenheit immer danach gefragt, wie wir
den Breitbandausbau in Deutschland unterstützen und
finanzieren wollen. Ich habe die Antwort darauf gege-
ben:


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht in diesem Haushalt!)


Wir werden die freiwerdenden Funkfrequenzen im
nächsten Jahr an den Markt bringen.


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht doch gar nicht! Das ist vollkommen unrealistisch!)


Der Erlös wird Milliarden betragen. Damit werden wir
dafür sorgen, dass die Breitbandtechnologie dort ausge-
baut wird, wo wir bisher weiße Flecken haben, wo es
keinen wirtschaftlichen Ausbau gibt. Damit werden wir
dafür sorgen, dass die Menschen überall in Deutschland
ein schnelles Internet bekommen, liebe Freunde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch nicht! Nicht im Haushalt!)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805200100

Herr Minister, wenn Sie als Abgeordneter reden wür-

den, wäre spätestens jetzt der Zeitpunkt, um Sie an Ihre
Redezeit zu erinnern und Sie darauf aufmerksam zu ma-
chen, dass das alles zulasten Ihrer Fraktion geht.

Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr
und digitale Infrastruktur:

Vielen Dank, dass Sie mich darauf aufmerksam ge-
macht haben. Ich habe es für notwendig gehalten, die
Kollegen von den Grünen mit Fakten zu versorgen,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Bundesminister Alexander Dobrindt


(A) (C)



(D)(B)

damit sie in die Lage versetzt werden, zu verstehen, wie
das mit dem Investitionshochlauf in Deutschland funk-
tioniert.

Wir schaffen die Wende im Haushalt, und wir schaf-
fen den Investitionshochlauf.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Großer Klamauk, Herr Dobrindt!)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805200200

Vielen Dank. – Nächster Redner in der Debatte ist

Roland Claus, Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1805200300

Werte Frau Präsidentin! Ich habe den Eindruck, dass

der Bundesverkehrsminister ständig zulasten seiner
Fraktion unterwegs ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und zulasten des Landes! – Eckhardt Rehberg [CDU/CSU]: Wir tragen ihn aber gern!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Bun-
desminister Dobrindt, wenn Sie einem regulären Job
nachgehen würden, hätten Sie, glaube ich, längst die
eine oder andere Abmahnung bekommen. Sie haben ein
Hobby mit vier Buchstaben, das Sie mit Ihrem Parteivor-
sitzenden teilen. Ja, ich meine die Maut. Eines kann ich
nicht verstehen: Warum lässt man Ihnen durchgehen,
dass Sie Ihrem Hobby während der Arbeitszeit nachge-
hen?


(Beifall bei der LINKEN)


Weiter noch: Warum lässt die Kanzlerin zu, dass Sie Ih-
ren regulären Job als Infrastrukturminister nicht erledi-
gen? Ich finde, das ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mindestens in der Schärfe, wie es die Opposition vor-
getragen hat, gab es auch Kritik aus der Schwesterpartei
CDU. Jetzt muss man sich einmal anschauen, mit wel-
cher Sprache Horst Seehofer, der Parteivorsitzende der
CSU, darauf reagiert hat. Horst Seehofer hat gesagt:
Wenn die Landtagswahlen durch sind, ist das Ende der
Schonzeit erreicht. Wenn ich das richtig verstehe, han-
delt es sich hier um einen Begriff aus dem Jagdwesen.
Nach der Schonzeit darf abgeschossen werden.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Wenn das Schwesternliebe ist, na dann gute Nacht.


(Beifall bei der LINKEN)


Da kann man ja einmal mehr heilfroh sein, nicht Mit-
glied der CDU zu sein.

(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Weil die Linke gar keine Probleme hat! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Lesen Sie einmal das interne Papier!)


Man muss Ihnen das einmal vorrechnen: Gesetzt den
Fall, wir würden dieses Monster Pkw-Maut in der Tat
einführen, würde das 2 Prozent des Verkehrsetats ausma-
chen. Wieso, frage ich mich, darf es sein, dass ein Mit-
glied der Bundesregierung nur 2 Prozent Leistung bringt
gegenüber 98 Prozent Arbeitsverweigerung? Das darf
man nicht durchgehen lassen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die gesamte Verkehrsinfrastruktur des Bundes ist Ihr
Job, also auch die digitale Infrastruktur, aber diese gibt
es in Ihrem Haushalt noch nicht, Herr Minister. Ich bin
auch für den Etat des Bundeswirtschaftsministers zu-
ständig. In seinem Etat ist eine Reihe von Förderpro-
grammen zur digitalen Wirtschaft vorhanden. Ich hatte
den Eindruck, dass sich nach der ganzen Umsortierung
in der Bundesregierung das eine oder andere jetzt im
Verkehrsetat wiederfinden würde. Das ist nicht der Fall;
das bleibt alles schön im Wirtschaftsetat. So war natür-
lich das, was Sie, Herr Minister, hier zum Thema digitale
Infrastruktur vorgetragen haben, ausdrücklich nichts an-
deres als dünne Suppe.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will eine kleine Tour über Ihre Baustellen ma-
chen. Ich beginne mit der Wasser- und Schifffahrtsver-
waltung. Vier Jahre lang wurde unter dem Druck der
FDP in der Vorgängerregierung versucht, sie zu privati-
sieren. Sechs Berichte der Bundesregierung liegen uns
inzwischen zur Wasser- und Schifffahrtsverwaltung vor.
Wenn man sich den sechsten Bericht anschaut, bekommt
man den Eindruck, dass wir alles wieder auf Start setzen.


(Gustav Herzog [SPD]: Das stimmt nicht, Herr Kollege!)


Nun könnte man sagen: Es ist ja vielleicht nicht so
schlimm. Trotzdem muss man natürlich die Folgen be-
achten: Es gibt enorme Bauverzögerungen am Nord-Ost-
see-Kanal. Sie haben eine unsägliche Generaldirektion
der Schifffahrtsverwaltung in Bonn geschaffen, und die
Wasserstraßen im Osten der Republik haben Sie als
Restwasserstraßen klassifiziert. Sie haben also bleibende
Schäden angerichtet.


(Beifall bei der LINKEN)


Stichwort Lkw-Maut. Noch immer sind die Schaden-
ersatzleistungen von Toll Collect, die vor vielen, vielen
Jahren bei der Einführung der Maut – oder besser: der
Nichteinführung – aufgelaufen sind, nicht eingeklagt.
Hier bleiben dem Bund Milliardensummen vorenthalten.
Das kann man doch nicht hinnehmen. Die Aufgabe, nun
endlich einmal die Frage nach der zukünftigen Betrei-
bergesellschaft zu beantworten – wer wird diese Auf-
gabe wahrnehmen, nachdem die Verträge ausgelaufen
sind? –, lösen Sie nicht. Sie sitzen es aus. Das werden
wir als Parlament Ihnen nicht durchgehen lassen.





Roland Claus


(A) (C)



(D)(B)

Natürlich haben wir die Sanierung von Straßen, Brü-
cken und Schienenwegen als gemeinsame Aufgabe zu
schultern. Wir brauchen eine zukunftsfähige Infrastruk-
tur. Wenn wir uns ehrlich in die Augen schauen, müssen
wir sagen: Kein Haushalt des Bundes könnte diesen rie-
sigen Stau beim Investitionsbedarf rasch überwinden.
Aber eine Politik des Weiter-so wird die Probleme auch
nicht lösen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Nun sagen die Minister Gabriel und Dobrindt, dass
Sie privates Kapital heranziehen wollen. Die Linke sagt:
Das geht in Ordnung. Da gibt es nur einen kleinen Un-
terschied zwischen uns: Sie wollen bei den Privaten bet-
teln gehen oder mit denen Geschäfte machen. Wir sagen:
Lassen Sie uns über Einnahmen reden! Führen wir eine
gerechte Besteuerung ein, dann haben wir auch die Mög-
lichkeiten, seitens des Bundes eine vernünftige Infra-
struktur zu schaffen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der größte Investetat des Bundes und ein Riesen-
durcheinander in diesem Ministerium – das beweist ein-
mal mehr: Sie können nicht mit Geld umgehen und
schon gar nicht mit viel Geld.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805200400

Vielen Dank. – Für die SPD-Fraktion erhält jetzt

Bettina Hagedorn das Wort.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Bettina Hagedorn (SPD):
Rede ID: ID1805200500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Guten Morgen! Herr Minister, Sie haben hier Ihren
Etat vorgestellt, der der größte Investitionsetat innerhalb
unseres Bundeshaushalts ist. Er umfasst über 23 Milliar-
den Euro. Das ist eine große Summe, und gemeinsam
strengen wir uns an – Sie haben darauf hingewiesen –,
diese Summe zu erhöhen. Wir wollen diese Summe des-
halb erhöhen, weil wir alle wissen, dass wir die Infra-
struktur in diesem Land als Teil der Daseinsvorsorge
nicht vernachlässigen dürfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Darin sind wir uns einig. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist – auch darin sind wir uns einig –,
dass wir dafür noch mehr Geld brauchen. Wie das Geld
zu beschaffen ist, ist eine andere Frage. Sogar mit den
Grünen – so habe ich gelesen – sind wir darin einig.
Denn ihr Verkehrsminister Winfried Hermann, der ja
lange unser Kollege war, hat auf dem 2. Welt-Infrastruk-
turgipfel jüngst verkündet, dass 7,2 Milliarden Euro pro
Jahr zusätzlich benötigt werden. Das ist das Ergebnis der
Bodewig-Kommission. Das brauchen wir.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unstrittig!)

Darin sind wir uns einig. Aber woher nehmen und nicht
stehlen?

Herr Minister, Sie haben hier gerade ein paar Stich-
worte angesprochen, die aus Ihrer Sicht hilfreich sein
können. Ein Stichwort ist PPP. Wir haben in der Vergan-
genheit häufig darüber gesprochen. Ich will das heute
nicht allzu sehr vertiefen. Denn unser Koalitionsvertrag
gilt. Das haben Sie gesagt. Sie haben auch gesagt, dass
Sie das im Einzelfall nachweisen werden.

Sie haben auch das Beispiel der jüngsten PPP-Ver-
gabe im Volumen von 1,6 Milliarden Euro angespro-
chen. Der Wahrheit geschuldet ist aber, dass genau die-
ses Projekt in dem Bericht des Bundesrechnungshofs,
der im Mai veröffentlicht worden ist, noch mit 1,2 Mil-
liarden Euro angegeben war. Vor dem Hintergrund wer-
den wir uns genau anschauen müssen, dass es im Einzel-
fall auch wirklich nicht teurer wird. Denn das wäre nicht
im Sinne unserer Kinder und Enkel und wäre nicht gene-
rationengerecht. Volkswirtschaftlich klug wäre es schon
einmal gar nicht.


(Beifall bei der SPD – Herbert Behrens [DIE LINKE]: Dann liegt das Kind schon im Brunnen! Wir müssen es vorher entscheiden!)


Dazu muss man wissen, dass es bei diesem Streit, bei
dieser Auseinandersetzung immer um Wirtschaftlich-
keitsbetrachtungen geht. Dazu hat das Verkehrsministe-
rium in der Vergangenheit eine andere Auffassung als
der Bundesrechnungshof gehabt. Da ich Rechnungsprü-
fungsausschussvorsitzende bin, will ich Ihnen allen aber
nicht vorenthalten, dass sich das Finanzministerium in
der Vergangenheit auf die Seite des Bundesrechnungs-
hofs gestellt hatte.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So war es!)


Insofern werden wir darüber noch genau reden müssen.

Sie haben das Stichwort Lkw-Maut genannt. Das will
ich hier ausdrücklich auch tun. Denn in den letzten fünf
Jahren hat die Lkw-Maut mit Einnahmen von 22 Milliar-
den Euro zur Verstetigung der notwendigen Investitio-
nen beigetragen. Darum ist gerade die Lkw-Maut ein In-
strument, bei dem wir uns zu Recht im Koalitionsvertrag
darauf verständigt haben, dass wir da erheblich nachle-
gen wollen.

Sie haben angekündigt – das ist ein erster Schritt; wir
sind uns da einig –, die Ausweitung um zusätzliche
1 000 Kilometer Bundesfernstraße, die Absenkung auf
7,5 Tonnen – super! –, aber verständigt haben wir uns
auf die Ausweitung auf 41 000 Kilometer Bundesfern-
straße. Zum Hintergrund: Wir sind jetzt bei 13 000 Kilo-
metern. Da ist also noch eine Menge Luft.

Um das hinzukriegen – das Thema Toll Collect wurde
hier schon angesprochen –, spielt genau der Vertrag mit
Toll Collect, der bisher das nicht abdeckt, was wir uns
gemeinsam vorgenommen haben, eine wesentliche
Rolle. Herr Minister, wir wissen, dass Sie bis zum
15. Februar Zeit haben, um dort die Call Option zu zie-
hen. Wir haben von Ihnen noch nicht wirklich gehört, ob
Sie das eigentlich tun werden





Bettina Hagedorn


(A) (C)



(D)(B)


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


oder welchen Plan B Sie verfolgen.

Weil wir grundsätzlich über eine Verstetigung der
Einnahmen in Ihrem Etat ab 2017/2018 um roundabout
2 Milliarden Euro reden, und zwar auf Dauer und nach-
haltig, kann ich Ihnen nur sagen: Wir sind koalitionstreu,
und wir haben ein hohes Interesse daran, dass auch die-
ser Passus unseres Koalitionsvertrages erfüllt wird. Da-
bei unterstützen wir Sie.


(Beifall bei der SPD)


Wenn man wenig Geld hat, dann geht es immer auch
darum, dass man mit dem, was man haben könnte,
schlau umgeht. Da will ich den Blick auf eine andere
Einnahmequelle lenken: Das sind die EU-Fördertöpfe.
Verkehrskommissar Kallas hat gerade den Aufruf zur
nächsten EU-Förderperiode veröffentlicht. Der Kuchen
– so will ich mal salopp formulieren – ist in dieser För-
derperiode sehr viel größer als in der Vergangenheit: Mit
26 Milliarden Euro hat er sich nahezu verdreifacht. So-
mit sind auch die Chancen Deutschlands, an diesem För-
dertopf zu partizipieren, gestiegen; denn als Transitland
und große Exportnation im Herzen Europas haben wir zu
Recht sehr viele Verkehrswege – insbesondere die
Schiene und die Wasserwege sind hier in den Fokus zu
nehmen –, für die wir Fördermittel einwerben könnten.

Sie haben angekündigt, dass Sie – ich nenne, man
mag es mir nachsehen, jetzt ein Beispiel aus dem Land,
aus dem ich komme, aus Schleswig-Holstein; aber glau-
ben Sie mir: man könnte viele andere Beispiele aus der
ganzen Republik nennen – die 485 Millionen Euro, die
der Haushaltsausschuss dieses Jahr für den Neubau der
fünften Schleusenkammer des Nord-Ostsee-Kanals zur
Verfügung gestellt hat, für die EU-Förderperiode anmel-
den. Das freut uns. Im Hinblick auf die 265 Millionen
Euro für die Begradigung der Oststrecke gibt es aller-
dings noch keine Festlegung. Das verwundert uns, Herr
Minister. Denn für diese zusammen 750 Millionen Euro
könnte man 200 bis 300 Millionen Euro CEF-Mittel aus
Europa einwerben.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Scheint alles doch nicht so glatt zu gehen!)


Wir ermuntern Sie ausdrücklich, dies zu tun, und freuen
uns darauf, dass Sie uns vorlegen werden, wie Ihr Plan
an dieser Stelle aussieht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Nun komme ich zu einem Punkt, den man, wenn man
über knappes Geld redet, auch in den Blick nehmen
muss: Es geht darum, mit dem zur Verfügung stehenden
Geld zielgenau umzugehen. Auch dazu trifft unser Ko-
alitionsvertrag richtungsweisende Aussagen: dass wir ge-
rade bei den Neubauten – da meine ich jetzt die Straße –
80 Prozent der zur Verfügung stehenden Mittel auf prio-
ritäre Maßnahmen – auf Knoten, auf Engpässe; viele an-
dere Beispiele sind genannt worden – richten und nur
20 Prozent für regional wirksame Verkehrsprojekte aus-
geben wollen. Schon bei den Verhandlungen über den
Koalitionsvertrag haben wir erkannt, dass wir da manche
bittere Pille verteilen müssen; denn nicht alles, was in
den Ländern gewünscht wird, kann verwirklicht werden.

Ich will das hier vorab vortragen, weil wir als
Haushaltsausschuss leider konfrontiert wurden mit der
Tatsache, dass Sie im Sommer ohne Beteiligung des
Haushaltsausschusses und der Fachpolitiker für
1,645 Milliarden Euro 27 Neubauprojekte in ganz
Deutschland freigegeben haben, indem Sie sie in den
Straßenbauplan neu aufgenommen haben.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Großer Skandal! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hört sich aber nicht gut an!)


Ich kann verstehen, dass jeder einzelne Abgeordnete, der
in einem Wahlkreis lebt, der von einem dieser Projekte
profitiert, sich freut, ebenso die Menschen vor Ort; das
kann ich alles nachvollziehen. Es geht – das will ich aus-
drücklich sagen – nicht um eine Neiddebatte. Diese Ent-
scheidung von Ihnen ist final, das heißt, wir werden sie
nicht zurückholen können. Wir müssen aber darüber re-
den, ob das eigentlich – auch im Sinne unseres Koali-
tionsvertrages – der richtige Schritt war und das richtige
Signal.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn damit sind 1,645 Milliarden Euro festgelegt, wo-
durch sie vielen anderen prioritären Projekten, die uns
allen am Herzen liegen und die für unser Land wichtig
sind, entzogen werden.

Grundsätzlich sind die Haushälter sich einig: Sollten
wir in den nächsten Jahren neue Gestaltungsspielräume
gewinnen – im Moment lässt sich das nicht sagen –,
dann wollen wir sie der Infrastruktur zugutekommen las-
sen. Das setzt aber nicht nur ein vertrauensvolles Ver-
hältnis zu den Haushältern und den Fachpolitikern vo-
raus, sondern auch, dass Sie uns bei der politischen
Steuerung, bei der Kontrolle und bei der Transparenz
besser beteiligen als bisher.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805200600

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Sven-Christian

Kindler, Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Sehr geehrter Herr Minister Dobrindt! Ich
muss schon sagen, ich mache mir nach Ihrer Rede ernst-
hafte Sorgen. Sie haben hier behauptet, dass Sie über die
Fakten reden würden. Sie haben sich für diesen Haushalt
gelobt. Sie haben behauptet, Sie hätten nur gute Erfah-
rungen mit ÖPP gemacht, obwohl der Bundesrechnungs-
hof etwas völlig anderes sagt. Sie haben behauptet, dass





Sven-Christian Kindler


(A) (C)



(D)(B)

die Mehrheit der Bevölkerung die CSU-Maut unterstüt-
zen würde. Da frage ich mich schon: In welcher Parallel-
welt leben Sie eigentlich?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Das sieht alles nach einer großen Wahrnehmungsstörung
aus. Da mache ich mir große Sorgen, Herr Dobrindt.

Eine Parallelwelt herrscht bei Ihnen auch bei der digi-
talen Infrastruktur. Die Digitale Agenda ist wenig kon-
kret. Es gibt viele Überschriften, aber es passiert nichts.
Es herrscht ein großes Kompetenzwirrwarr in der Bun-
desregierung. Auch bei der Versteigerung der Lizenzen
ist wenig klar, und es gibt keine Einigung mit den Län-
dern. Es ist nicht klar, wann sie kommen soll. Was klar
ist – so viel zu Haushaltsklarheit und Haushaltswahrheit –:
Im Haushalt 2015 steht nichts zum Breitbandausbau.
Damit verschärfen Sie die digitale Spaltung unserer Ge-
sellschaft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Traurig! Traurig!)


Aber Sie versagen nicht nur bei der digitalen Infra-
struktur. Auch beim Erhalt von Verkehrswegen gibt es
nichts. Auch da ist ein großes Versagen festzustellen.

Worüber diskutiert dieses Land seit Monaten? Über
die unsinnige Schwachsinns-Pkw-Maut der CSU! Auch
in der Regierung wird munter diskutiert. Der Innen-
minister hält sie für verfassungsrechtlich problematisch.
Der Finanzminister befürchtet Verluste. Der Wirtschafts-
minister ist mal dafür, mal dagegen; er weiß nicht, was
er will. Horst Seehofer droht schon jetzt mit dem Ende
der Schonzeit – Kollege Claus hat gesagt, danach
komme die Jagdzeit – und wirft dem Finanzminister Sa-
botage vor. Die Kanzlerin duckt sich weg, wird sie aber
am Ende durchsetzen. Dieser Klamauk, diese Posse erin-
nert mich sehr stark an das Jahr 2010. Das erinnert sehr
stark an Schwarz-Gelb und „Gurkentruppe“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Dabei ist schon jetzt klar: Die Pkw-Maut wird ein großes
Bürokratiemonster. Sie wird nicht zu mehr Einnahmen
führen; da teilen wir die Ansicht des Finanzministers.

Was ich fatal finde – das kommt in der Debatte häufig
zu kurz –, ist, dass Sie als CSU sich am europäischen
Gedanken versündigen. Diese Woche hat der polnische
Staatspräsident hier im Deutschen Bundestag geredet.
25 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wollen
Sie als CSU die Schlagbaummentalität in Europa in
Deutschland wieder einführen.


(Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: Unfug!)


Ich fordere Sie auf: Hören Sie auf mit dieser ausländer-
feindlichen, dieser europafeindlichen Stimmungsma-
che! Hören Sie auf mit dieser geistigen Brandstiftung!

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr. Georg Nüßlein [CDU/CSU]: So ein Unfug! Also wirklich!)


Beerdigen Sie diese CSU-Maut! Stoppen Sie diese CSU-
Maut! Sie bringt nichts außer Ärger für die Koalition.
Sie können die CSU-Maut gerne für Miniaturautos in der
Bayerischen Staatskanzlei einführen. Aber auf deutschen
Straßen hat sie nichts zu suchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Halina Wawzyniak [DIE LINKE])


Die Alternative ist doch klar: die Ausweitung der
Lkw-Maut. Jetzt zu den Fakten, Herr Dobrindt.

Erstens. Die Einnahmen aus der Lkw-Maut sinken in
dieser Legislaturperiode; sie steigen nicht. Der Grund
dafür ist ein großes Versagen von Herrn Ramsauer, der
da nicht vorgesorgt hat.

Zweitens ist es so, dass Sie da große Probleme haben;
auch darauf haben Kollege Claus und Kollegin
Hagedorn hingewiesen. Es gibt ein Problem mit Toll
Collect; das ist ein Milliardenproblem, mit dem sich die
Gerichte beschäftigen. Wir wissen nicht, wie es mit der
Lkw-Maut weitergehen soll. Meine Befürchtung ist: Sie
lassen sich von den Konzernen erpressen.


(Reinhold Sendker [CDU/CSU]: Wie bitte? Das ist ja eine Frechheit!)


Sie wollen die Call-Option nicht ziehen. Da gibt es rie-
sige Risiken für die Einnahmeseite. Damit muss endlich
Schluss sein. Wir brauchen eine konsequente Auswei-
tung der Lkw-Maut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Im Übrigen finde ich dieses Sommertheater um die
CSU-Maut auch nicht lustig, wie es manche in der SPD
tun.


(Gustav Herzog [SPD]: Wir finden das überhaupt nicht lustig!)


Ich denke, es lenkt von den zentralen und ernsthaften
strukturellen Problemen ab, die wir bei der Verkehrsinf-
rastruktur haben. Jeden Tag verliert die Infrastruktur im
Bereich der Bundesfernstraßen 3,6 Millionen Euro an
Wert. Jede zweite Brücke ist marode. Als Beispiele
nenne ich die Rader Hochbrücke, die Brücke bei Lever-
kusen und die Brücken an der Sauerlandlinie. Wir wis-
sen: Jede dritte Eisenbahnbrücke ist marode und muss
dringend saniert werden. Es muss für einen Verkehrsmi-
nister doch klar sein, was im Fokus stehen muss: Nicht
die bescheuerte Pkw-Maut, sondern der Erhalt von
Schienen und Straßen muss für den Verkehrsminister
jetzt im Fokus stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Aber Ihr Fokus liegt nicht auf dem Erhalt; da kann ich
mich Bettina Hagedorn ganz klar anschließen. Im
Sommer haben Sie 27 neue Straßenprojekte begonnen,
am Haushaltsausschuss und am Straßenbauplan vorbei.





Sven-Christian Kindler


(A) (C)



(D)(B)

Die Gesamtkosten betragen 1,6 Milliarden Euro. Das
muss man sich einmal klarmachen: Elf Vorhaben davon
sollten vor dem kommenden Bundesverkehrswegeplan
noch geprüft werden, aber Sie schaffen einfach Fakten.
Niemand wird Ihnen angesichts dieser Politik glauben,
dass Sie ernsthaft priorisieren wollen. Niemand wird Ih-
nen glauben, dass Sie das Motto „Erhalt vor Neubau“
wirklich ernst nehmen, da es eine riesige Bugwelle ma-
roder Straßen und Schienen gibt, die wir vor uns her-
schieben, Sie aber immer neue Milliarden in neue Stra-
ßen pumpen. Das ist doch komplett absurd.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Verantwortungslos!)


Was auch keine Lösung ist, ist ÖPP. Der Bundesrech-
nungshof hat es klar gesagt: ÖPP ist eine milliarden-
schwere Verschwendung von Steuergeldern und eine
Umgehung der Schuldenbremse. Im Rechnungsprü-
fungsausschuss hat in der letzten Legislaturperiode auch
das Finanzministerium nicht zugestimmt. Ich kann
Bettina Hagedorn also nur unterstützen.

Das Konzept von ÖPP von Herrn Dobrindt ist falsch.
Aber auch ÖPP 2.0 von Herrn Schäuble und Herrn
Gabriel ist falsch. Denn die privaten Konzerne werden
viel höhere Zinskosten als der Bund haben. Die Versi-
cherungskonzerne werden nachher eine riesige Rendite
verlangen, die wir dann aus Steuergeldern bezahlen müs-
sen.

Für uns Grüne ist klar: Diese Schattenhaushalte und
diese Privatisierung öffentlichen Eigentums lehnen wir
ab. Das ist eine milliardenschwere Verschwendung von
Steuergeldern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir treten jetzt in die Haushaltsberatungen ein. Wir
werden Ihnen klare Alternativen vorlegen und Ihnen zei-
gen, wie man Erhalt im Haushalt umsetzen kann, wie
man vom Neubau in den Ausbau umschichtet, wie man
die Lkw-Maut ausweiten, wie man die Schiene stärken
und wie man dafür sorgen kann, dass wir endlich eine
Verkehrswende in Deutschland bekommen. Ich hoffe,
Sie kehren von Ihrem Wahnsinnskurs noch ab.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805200700

Vielen Dank. – Für die CDU/CSU spricht jetzt der

Kollege Arnold Vaatz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1805200800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Frau, Hagedorn, da ich Ihre Kritik nicht
ganz nachvollziehen konnte, habe ich mich eben noch
schnell schlaugemacht und bin zu dem Ergebnis gekom-
men, dass das Recht der Bundesregierung, den Straßen-
bauplan von 2014 unterjährig fortzuschreiben, auf einer
klaren Rechtsgrundlage beruht, die im Übrigen bereits
seit dem Jahr 1960 existiert.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist das!)


Diese korrespondiert mit einem Haushaltsvermerk, näm-
lich dem Vermerk Nummer 5 aus dem Kapitel 1209, den
Sie mit beschlossen haben. Das wollte ich zur Ergän-
zung Ihrer Ausführungen, liebe Frau Hagedorn, kurz
mitteilen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht die Sache nicht besser! – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat Ihnen denn das gerade aufgeschrieben? – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben beantragt, ihn zu streichen. Nur zu Ihrer Info, Herr Vaatz! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können sich gerne anschließen das nächste Mal!)


Wir reden in diesem Haushalt grundsätzlich über die
Position der Bundesregierung zu einem elementaren
Funktionsprinzip der Gesellschaft, nämlich zu dem Prin-
zip Mobilität. Wir wissen, dass die Mobilität eine der ab-
solut grundlegenden Voraussetzungen für Wachstum,
Wohlstand und eine gute Zukunft ist. Deshalb ist dieser
Haushalt auch ein zentraler Teil unserer Arbeit. „Mobili-
tät“ haben wir im Ministerium nun zum ersten Mal nicht
nur als Mobilität für Personen und für Güter, sondern
auch als Mobilität für Informationen verstanden. Diese
Zusammenfassung halte ich für sehr sinnvoll.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wie ist diese Mobilität zu gestalten? Wir müssen sie
bezahlbar, sicher und umweltverträglich gestalten. Sie
muss eine hohe Qualität haben. Das heißt, sie muss
nachhaltig gestaltet werden, sodass auch morgen und
übermorgen noch Mobilität möglich ist. Dazu brauchen
wir eine Menge Investitionen.

Wir alle in diesem Hause stellen übereinstimmend
fest: Bei der Finanzierung unserer Mobilitätsinfrastruk-
tur liegt manches im Argen. Wir sind etwas unterfinan-
ziert.


(Lachen des Abg. Herbert Behrens [DIE LINKE])


Deshalb zählt es zu unseren zentralen Aufgaben, dass
wir uns im Hinblick auf unsere Finanzierungsprinzipien
umsehen, welche Möglichkeit wir haben, um erstens mit
Geld rationeller umzugehen und zweitens unsere Aufga-
ben so präzise zu formulieren, dass ein sehr guter Preis-
Leistungs-Effekt herauskommt. Ich glaube, an der Stelle
sind wir tatsächlich weitergekommen.

Zum Ersten. Wir werden selbstverständlich weiter un-
sere konventionellen Mittel, unsere Budgetmittel, die öf-
fentlichen Mittel, für den Ausbau der Verkehrsinfra-
struktur nutzen müssen, und zwar effizient. Der Kollege
Eckhardt Rehberg wird in seinem abschließenden Bei-





Arnold Vaatz


(C)



(D)(B)

trag darauf hinweisen, wie wir mit den Mitteln, die wir
hatten, teilweise wirklich umgegangen sind. Dann über-
lasse ich es Ihnen, festzustellen, ob man das nicht auch
etwas günstiger hätte gestalten können.

Zum Zweiten. Neben den Haushaltsmitteln müssen
wir uns auch noch nach anderen Finanzierungsquellen
umsehen, und deshalb rückt das Thema Nutzerfinanzie-
rung natürlich immer stärker in den Fokus.

Wir haben hier in den letzten Jahren einiges getan,
aber ich glaube, dass wir hier noch stärker voranschrei-
ten müssen. Die Nutzerfinanzierung ist kein sensationel-
ler, einmaliger Vorgang, sondern sie hat eine lange Tra-
dition in Europa. Der größte Teil unserer Nachbarstaaten
geht diesen Weg seit langem. Wir grenzen an Polen, an
Tschechien, an Österreich, an die Schweiz und an Frank-
reich. All diese Länder praktizieren die Nutzerfinanzie-
rung, zu der wir mit Fahrzeugen, die in der Bundesrepu-
blik Deutschland zugelassen sind, übrigens schon seit
langem beitragen.

Deshalb kann es kein derart kritikwürdiges Beginnen
sein, wenn wir uns darum bemühen, zu erreichen, dass
auch Fahrzeuge, die aus diesen Ländern kommen und
für die in diesen Ländern Steuern gezahlt werden, bei
uns zur Nutzerfinanzierung beitragen, und zwar nach
Möglichkeit im selben Maße, wie wir das dort tun. Aus-
länderfeindliches Reden oder eine Stimmungsmache ge-
gen unsere Nachbarn kann ich darin nicht erkennen. Ich
glaube, das ist ein weit überzogener Vorwurf.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal die Nachbarn! Fragen Sie einmal die Grenzregionen! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fragen Sie einmal den stellvertretenden CDUBundesvorsitzenden Armin Laschet!)


Das ist eine grundsätzliche Frage der Gerechtigkeit, und
man muss die Möglichkeit haben, das zu diskutieren,
ohne ständig in die Ecke gestellt zu werden, was dazu
dienen soll, die Empörungsindustrie in diesem Land an-
zukurbeln.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wirklich gemein! – Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum beschimpfen Sie Herrn Laschet? – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Die nächste Frage, die sich uns stellt, lautet: Werden
wir auch privates Kapital akquirieren können, um unsere
Infrastrukturfinanzierung voranzubringen? Zu dem
Thema ÖPP wird der Kollege Sendker gleich unsere
Vorstellungen für die nächste Zeit vortragen. Ich denke,
auch das sind ganz wichtige Möglichkeiten zur Ergän-
zung unseres gesamten Finanzierungskomplexes.

Meine Damen und Herren, zum ersten Mal wird in
Deutschland jetzt ein wichtiges Verkehrsinfrastrukturpro-
jekt mit Projektanleihen finanziert, die durch die Projekt-
gesellschaft ausgegeben werden. Neu daran ist, dass erst-
mals nicht eine reine Kreditfinanzierung stattfindet,
sondern dass sich institutionelle Anleger – Versicherungen,
Förderbanken usw. – an einem langfristigen Engagement
in Deutschland interessiert zeigen, sich auch tatsächlich
engagieren und an unserer Infrastrukturfinanzierung be-
teiligen.

Auch die Europäische Investitionsbank hat ein Instru-
ment zur Verbesserung der Kreditwürdigkeit bereitge-
stellt, nämlich die EU-Projektanleiheninitiative. Sie wird
erstmals in Deutschland eingesetzt. Seitens der Europäi-
schen Investitionsbank wurde hier eine Garantie gege-
ben, wodurch die Finanzierungsmargen für den Bund
deutlich gesenkt werden konnten.

Das alles sind kleine, aber wichtige Schritte zur Ver-
besserung unserer Infrastrukturfinanzierung.

Die Verkehrsinfrastruktur – daran darf kein Zweifel
aufkommen – wird in der öffentlichen Hand bleiben.
Niemand denkt daran, sie zu privatisieren.


(Roland Claus [DIE LINKE]: Niemand!)


Herr Gysi hat sich ja mit dem Gedanken getragen, zur
Verewigung seines Namens eine Straße zu kaufen. Das
wird nicht funktionieren.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Das kann nur eine kleine Sackgasse sein!)


– Ich kann mir allerdings vorstellen, dass sich in
Deutschland irgendwann eine Sackgasse oder vielleicht
ein Kreisverkehr finden wird, die bzw. den man nach
Gysi benennen könnte. Das ist kein Problem; das sind
Sachen, die wir ohne Weiteres ertragen können.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Michael Grosse-Brömer [CDU/ CSU]: Das geht nur in England; es muss ja Linksverkehr sein!)


Die öffentliche Infrastruktur bleibt aber in öffentlicher
Hand. Herr Gysi braucht sich da also überhaupt nicht zu
bewerben.

Meine Damen und Herren, ein Punkt ist mir noch
ganz besonders wichtig: Nicht nur der Bund hat Infra-
strukturaufgaben, sondern auch die Länder haben Infra-
strukturaufgaben. Wir haben im Augenblick noch keine
Entscheidung darüber getroffen, wie es hier weitergeht.
Es gibt drei zentrale Finanzierungsinstrumente, nämlich
erstens die GVFG-Mittel, zweitens die Entflechtungs-
mittel und drittens die Regionalisierungsmittel.

Über die Zukunft dieser Zuwendungen müssen wir in
dieser Legislaturperiode eine Entscheidung fällen.


(Zuruf von der LINKEN: Das ist richtig!)


Diese Entscheidung sollten wir in großer Eintracht und
mit großer Verantwortung fällen; denn an dieser Stelle
entscheidet sich die Zukunft in unseren Kommunen. Es
geht auch um die Frage, wie bezahlbar die Mobilität für
die Bürger in Zukunft sein wird. Das halte ich für eine
ganz wichtige Sache.

Es ist eine Aufgabe und ein klarer Vorsatz der Regie-
rung und unserer Fraktion, die Fortschreibung dieser
Mittel in angemessenem Maße zu garantieren. Das be-

(A)






Arnold Vaatz


(A) (C)



(D)(B)

deutet natürlich auch, dass dann die entsprechende Infra-
strukturfinanzierung in den Kommunen erforderlich sein
wird, was wir unterstützen wollen. Das bedeutet, dass
die Länder, die im Augenblick die Anwendung der
GVFG-Mittel noch nicht gesetzlich fixiert haben, diese
Fixierung nach Möglichkeit so schnell wie möglich vor-
nehmen sollen.

Bei der digitalen Netzinfrastruktur – dazu eine letzte
Bemerkung – ist es besonders unbefriedigend, dass es in
der Breitbandversorgung ein spürbares Ost-West-Gefälle
gibt. Da muss Abhilfe geschaffen werden. Die Internet-
erreichbarkeit ist existenziell für die Zukunft der Räume,
besonders der ländlichen Räume. Sie wird Arbeitsplätze
schaffen, auch dezentral.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805200900

Herr Kollege Vaatz.


Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1805201000

Vielen Dank für den Hinweis; ich höre gleich auf. –

Das sind wir den Menschen schuldig. Ich glaube, wir ha-
ben auch in dieser Hinsicht einen guten Haushalt vorge-
legt und damit noch bessere strategische Voraussetzun-
gen für morgen geschaffen.

Vielen Dank, Frau Präsidentin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805201100

Herr Kollege Vaatz, es war nicht geplant, dass Sie

sich so mehr als eine Minute Redezeit zusätzlich ver-
schaffen. So ist die Regel nicht.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Ich dachte schon!)


Nächste Rednerin ist die Kollegin Sabine Leidig,
Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1805201200

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Ich will einen Punkt herausgreifen, den Gregor Gysi in
der Generaldebatte mit „Entstaatlichung“ überschrieben
hat. Wir haben gerade schon von dem Infrastrukturfonds
gehört, und genau darum geht es.

Sie haben eine heilige Kuh, und sie heißt „Die
schwarze Null“. Deshalb verzichten Sie seit Jahren da-
rauf, die notwendigen Investitionen für die Reparatur
von Straßen, für Schienen, Bahnhöfe und Schulen aufzu-
bringen. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere
Seite ist: „Europas Banken ertrinken in Geld“, so titelte
die Tageszeitung Die Welt am 30. August dieses Jahres.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Banken sollen am
Straßenbau verdienen“.

Meine Prognose ist, dass Sie mit diesem Konzept, mit
diesem großen Deal für große Banken, vor allen Dingen
große Straßen und große Autobahnprojekte bauen, aus-
geführt von großen Konzernen. Aber das ist eigentlich
genau das Gegenteil von dem, was wirklich nötig ist.


(Beifall bei der LINKEN)

Was ist geplant? Wirtschaftsminister Gabriel will ei-
nen Fonds aufbauen, dem Banken und Versicherungen
Geld leihen, um damit in Beton zu investieren – ÖPP:
öffentlich-private Partnerschaft. Ich hoffe, Kollegin
Hagedorn, dass Sie es als Vorsitzende des Rechnungs-
prüfungsausschusses schaffen, den Männerseilschaften,
die hinter diesem Projekt stehen, in die Quere zu kom-
men.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auf den ersten Blick scheint ÖPP eine clevere Idee zu
sein: Da ist Geld im Überfluss vorhanden, und hier fehlt
uns Geld. Auf den zweiten Blick aber ist es wieder ein
Milliardengeschäft für Banken und Versicherungen auf
Kosten der Allgemeinheit. Warum? Weil diese Kapital-
anleger höhere Zinsen vom Staat und noch dazu Garan-
tien bekommen sollen, dass diese höheren Zinsen der
Finanzwirtschaft über Jahre hinweg gezahlt werden. Ein
Aufschlag von 1 bis 2 Prozentpunkten auf die Verzin-
sung von normalen Staatsanleihen wird von der Regie-
rung in Aussicht gestellt: höhere Ausgaben also für den
Staat und damit auch höhere Steuern und Abgaben für
die Bürgerinnen und Bürger.

Würden wir in einer normalen Welt leben, dann wür-
den Bund, Länder und Kommunen die rekordniedrigen
Zinsen selbst nutzen, um ordentlich Kredite aufzuneh-
men und in nachhaltige Infrastruktur und damit in die
Zukunft zu investieren, so wie es jedes gute Unterneh-
men tut.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Gegensatz zu privaten Unternehmen braucht der
Staat keine Renditeanreize, wenn er eine Straßenbahn
baut oder eine Brücke repariert.

Das alles geht aber nicht, weil Sie mehrheitlich eine
Schuldenbremse beschlossen haben, die verbietet, dass
der Staat selbst Kredit für öffentliche Zukunftsinvestitio-
nen aufnimmt. So wird ein Goldesel für die Finanzwirt-
schaft geschaffen, die vor wenigen Jahren noch mit
Steuermilliarden gerettet wurde, und die Allgemeinheit
zahlt wieder drauf.

Die Linke hat sich als einzige Partei gegen diese ver-
kehrte Politik gestellt, und jetzt verlangen wir, dass mit
gerechten Steuern und Abgaben wenigstens ein Teil die-
ser gewaltigen privaten Geldvermögen zum Wohl der
Allgemeinheit abgeschöpft wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist auch notwendig für eine demokratische, soziale
und ökologische Infrastrukturpolitik.

Das Umweltbundesamt hat gerade eine Studie präsen-
tiert, die zeigt, wie eine Strategie für nachhaltige Mobili-
tät in Deutschland aussehen kann. Von der CDU/CSU-
Fraktion war niemand bei der Präsentation und aus dem
zuständigen Ministerium wohl auch keiner. Dabei wis-
sen Sie so gut wie wir, dass der Verkehrssektor als
Ganzes der schönen Nachhaltigkeitsstrategie der Bun-
desregierung komplett zuwiderläuft. Was fehlt, sind ver-





Sabine Leidig


(A) (C)



(D)(B)

nünftige Ziele zur Reduzierung von schädlichem Ver-
kehr, zur Verlagerung auf den öffentlichen Nahverkehr,
zur Förderung von Fuß- und Radverkehr.

Es fehlt die Beteiligung von Kommunen, von Stadt-
planerinnen und Stadtplanern, von Sozialpolitikern, von
Umweltverantwortlichen und anderen gesellschaftli-
chen Gruppen. Die Studie sagt auch: Viele kleinere Maß-
nahmen, die in die richtige Richtung gehen, nützen der
Allgemeinheit mehr als megateure Großprojekte. – Das
jedenfalls sagt das Umweltbundesamt, und wir können
dem nur zustimmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Weichen werden heute schon für 2050 gestellt. Ich
bitte Sie: Hören Sie endlich auf, mit aller Gewalt in die
falsche Richtung zu ziehen!

Zum Schluss kann ich Ihnen einen Sparvorschlag
nicht ersparen, der sich auf ein solches Megaprojekt be-
zieht. Die Bagger und Tunnelbohrer graben schon, aber
es ist nach wie vor unklar, ob Stuttgart 21 jemals in Be-
trieb gehen kann.


(Sören Bartol [SPD]: Oh nein!)


Es gibt bisher kein genehmigtes Brandschutzkonzept –
der Skandalflughafen Berlin lässt grüßen! Von den
4,5 Milliarden Euro, die als absolute Obergrenze galten,
sind die Kosten jetzt schon auf 6,8 Milliarden Euro ge-
stiegen. Das kann noch mehr werden. Bisher ist völlig
offen, wer die Mehrkosten trägt. Alle Beteiligten wei-
gern sich, aber sie können noch aussteigen. Jeder der
Vertragspartner – Stadt, Land, Bahn und Bund – kann
den Ausstieg in die Wege leiten. Hauptverantwortlich
waren und sind die Bundeskanzlerin und der Verkehrs-
minister. Als Eigentümer der Bahn muss der Bund Scha-
den für Bahn und Bürger abwenden.

Wir Linken sagen glasklar: Schluss mit dem teuren
Unsinn!


(Beifall bei der LINKEN)


Sorgen Sie dafür, dass aus dem privaten Kapitalüber-
schuss öffentlicher Wohlstand wird, wie es das Grundge-
setz verlangt! Legen Sie nachhaltige Ziele für die Ver-
kehrspolitik fest, und lassen Sie in den Kommunen
darüber entscheiden, was dafür notwendig ist! Denn die
sozialökologische Verkehrswende geht nur mit mehr De-
mokratie.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805201300

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Sören Bartol,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sören Bartol (SPD):
Rede ID: ID1805201400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine gute Ver-
kehrsinfrastruktur und eine flächendeckende Versorgung
mit schnellem Internet sichern die Mobilität und die
Wirtschaftskraft in unserem Land.


(Beifall des Abg. Johannes Kahrs [SPD])

Gut ausgebaute Straßen und – man muss es in dieser De-
batte sagen – Schienenwege sind die Voraussetzung da-
für, dass Unternehmen Arbeitsplätze in Deutschland
schaffen. Der Breitbandanschluss an das schnelle Inter-
net entscheidet inzwischen häufig über den Standort, an
dem sich Unternehmen ansiedeln. Damit sind Investitio-
nen in Verkehrswege und das schnelle Internet gleichzei-
tig auch Investitionen in die wirtschaftliche Zukunft.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, alle klugen Ideen
und Pläne für die weitere Digitalisierung unserer Gesell-
schaft werden wir nicht umsetzen können, wenn wir auf
der Datenautobahn im Stau stecken bleiben. Angesichts
der zu erwartenden großen Datenmengen wird der wei-
tere Ausbau des Breitbandnetzes über den Erfolg oder
das Scheitern der Digitalen Agenda der Bundesregierung
entscheiden.

Bei der flächendeckenden Versorgung mit schnellem
Internet bis 2018 setzen wir auf eine intelligente Kombi-
nation von mehr privaten Investitionen und zusätzlichen
Fördermitteln der öffentlichen Hand. In strukturschwa-
chen Regionen gibt es eine Wirtschaftlichkeitslücke, die
wir schließen müssen. Das erreichen wir teilweise durch
eine bessere Regulierung und natürlich auch durch die
Erschließung von Synergiepotenzialen. Am Ende brau-
chen wir jedoch zusätzliche Mittel aus dem Bundeshaus-
halt, um den Breitbandausbau voranzutreiben. Bundes-
minister Dobrindt plant, durch die Versteigerung von
Mobilfunkfrequenzen ungefähr 1 Milliarde Euro zusätz-
lich zu erlösen und in den Breitbandausbau zu investie-
ren. Das ist ein erster Schritt, den ich unterstütze. Da-
rüber hinaus erwarte ich aber auch weitere Ideen, wie
wir mehr staatliche Fördergelder mobilisieren können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn sich aktuell
drei Bundesminister Gedanken über die Frage der zu-
künftigen Investitionen in die Infrastruktur machen, so
zeigt das zumindest eins: Der Zustand unserer Straßen,
Schienen und Wasserwege steht bei dieser Koalition
ganz oben auf der Agenda.


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage es ganz deutlich: Der ist bei dieser Koalition
auch in guten Händen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ha, ha, ha, Sören! Da musst du ja selber lachen, Sören!)


Es gehört zur Wahrheit der vergangenen Jahrzehnte
dazu, dass, egal welche Partei in Regierungsverantwor-
tung war, zu wenig in die Verkehrsinfrastruktur inves-
tiert worden ist. SPD, CDU und CSU haben das erkannt
und beschlossen, bis 2017 die Investitionen in die Ver-
kehrswege auf 12 Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen.
Das sind im Vergleich zu 2013 dann immerhin 2 Milliar-
den Euro mehr pro Jahr.





Sören Bartol


(A) (C)



(D)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Uns ist bewusst, dass das nicht ausreicht.


(Roland Claus [DIE LINKE]: Opposition kannst du besser!)


Daher sind wir fest entschlossen, neben der Steuerfinan-
zierung die Nutzerfinanzierung bei den Verkehrsinvesti-
tionen auszubauen. Dabei sollten wir die Diskussion
nicht darauf verengen, ob sich am Ende Ausländer an
der Finanzierung deutscher Straßen beteiligen oder
nicht.


(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tun wir aber!)


Wir brauchen ein neues Finanzierungskonzept, das sich
nach meiner Meinung auf drei Säulen stützen muss: ers-
tens eine klare Prioritätensetzung, wo wir investieren,
zweitens eine verlässliche Steuer- und Nutzerfinanzie-
rung, bei der wir uns selber verpflichten, spätestens ab
2017 die 12 Milliarden Euro im Jahr zu investieren, und
drittens brauchen wir eine zusätzliche Mobilisierung pri-
vaten Kapitals; denn mit Steuer- und Mautmitteln allein
werden wir es am Ende nicht schaffen. Mit einem Aus-
bau der Nutzerfinanzierung können wir notwendige
Mehreinnahmen für mehr Investitionen in die Verkehrs-
wege mobilisieren. Diese müssen dann aber auch umge-
hend wieder zweckgebunden investiert werden. Ich
glaube, nur das wird Akzeptanz beim Autofahrer schaf-
fen.


(Beifall bei der SPD – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Es gibt aber auch noch andere Menschen als Autofahrer!)


Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Ausweitung der
Lkw-Maut auf alle Bundesfernstraßen bringt uns jedes
Jahr zusätzlich 2 Milliarden Euro. Das Bundesverkehrs-
ministerium muss so schnell wie möglich alle rechtli-
chen und organisatorischen Voraussetzungen dafür
schaffen. Ich glaube, ein weiteres Abwarten wäre gera-
dezu fahrlässig.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Herbert Behrens [DIE LINKE])


Die Ausweitung auf weitere vierspurige Bundesfernstra-
ßen und auf Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen kann nur der erste
Schritt sein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei der Pkw-Maut
gibt es keinen Zweifel an der Vertragstreue der SPD.


(Beifall des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Voraussetzung für unsere Zustimmung ist jedoch, dass
der Bundesfinanzminister und der Bundesverkehrs-
minister überzeugende Gesetzentwürfe vorlegen, die die
vielfach bestehenden Zweifel auch ausräumen. Entschei-
den wird am Ende der Deutsche Bundestag. Dabei gelten
für uns die Kriterien des Koalitionsvertrages: Kein deut-
scher Autofahrer darf zusätzlich belastet werden, und die
Regelung muss am Ende mit europäischem Recht ver-
einbar sein.


(Beifall bei der SPD)

Damit auch das klar gesagt ist: Es ist für mich eigent-
lich eine Selbstverständlichkeit, dass eine Pkw-Maut
nennenswerte Einnahmen bringt


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wird sie aber nicht!)


und nicht am Ende durch Bürokratiekosten wieder auf-
gefressen wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, private Anleger wie
Versicherungen, aber auch Kleinsparer suchen ange-
sichts der geringen Zinsen nach neuen Anlagemöglich-
keiten. Gleichzeitig – das sagte ich schon – werden wir
den Investitionsstau allein mit Mitteln aus dem Bundes-
haushalt wohl nicht auflösen können. Ich finde es gut,
dass Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sich des
Themas annimmt und zusammen mit Experten und Wirt-
schaftsvertretern beide Dinge zusammenbringen will.
Dabei wird es aber nicht um eine schlichte Ausweitung
von sogenannten ÖPP-Projekten gehen. Hierzu gibt es
ganz klare Vereinbarungen im Koalitionsvertrag. Eine
Beschaffung unter der Beteiligung von privaten Unter-
nehmen erfolgt nur dann, wenn der Bau dadurch für den
Steuerzahler auch wirklich günstiger wird.


(Beifall bei der SPD – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das passiert aber nicht!)


Das muss dann in jedem Einzelfall von unabhängiger
Seite geprüft werden. Wenn jetzt der Bundesverkehrs-
minister seine dritte Staffel vorlegt, werden wir bei
jedem einzelnen Projekt darauf achten. Ich finde, wir
sollten sowohl die Methodik wie auch die Wirtschaft-
lichkeitsuntersuchung für jedes Projekt veröffentlichen.
Ich glaube, nur Transparenz an dieser Stelle schafft am
Ende auch höhere Akzeptanz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, SPD, CDU und
CSU sind sich einig, dass der Erhalt unserer Verkehrs-
wege die absolut erste Priorität hat.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Davon sieht man leider nichts im Haushalt!)


Alles andere wäre gegenüber den nachfolgenden Gene-
rationen unverantwortlich.

Insbesondere bei der Schiene müssen wir mehr tun.


(Beifall bei der SPD)


Dazu müssen wir zügig mit der Deutschen Bahn eine
neue Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung ab-
schließen. Der Finanzierungsbeitrag für die Sanierung
zum Beispiel von Eisenbahnbrücken des Bundes muss
steigen. Im Gegenzug erwarte ich aber von der Deut-
schen Bahn, dass sie ihre Investitionen in den Erhalt
ebenfalls verstärkt und das Geld am Ende nach den Vor-
gaben des Eigentümers verwandt wird.


(Johannes Kahrs [SPD]: Der Rechnungshof prüft das!)






Sören Bartol


(A) (C)



(D)(B)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben in der
Koalition fest vereinbart, dass das Geld der Steuer- und
Mautzahler nicht wahllos nach Himmelsrichtung und
Herkunft von Abgeordneten und Ministern


(Gustav Herzog [SPD]: Und Staatssekretären!)


verteilt wird, sondern beim Neubau vorrangig in Pro-
jekte mit überregionaler nationaler Bedeutung investiert
wird. Mit dem neuen Bundesverkehrswegeplan muss ge-
nau dieses System um- und durchgesetzt werden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, als direkt gewählter
Wahlkreisabgeordneter bekenne auch ich mich trotz
vielfacher Wünsche der Bürgerinnen und Bürger vor Ort
– ich kenne das – zu diesem Grundsatz. Und ich kann
auch in diesem Forum nur sagen: Ich appelliere wirklich
an jeden einzelnen Abgeordneten – unabhängig davon,
ob er den Koalitionsfraktionen oder der Opposition an-
gehört –,


(Roland Claus [DIE LINKE]: Bei mir hat das keinen Sinn!)


dieses gemeinsame Ziel der Priorisierung endlich ernst
zu nehmen.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind alle gemeinsam dem Anspruch verpflichtet,
das Geld der Bürgerinnen und Bürger sinnvoll zu inves-
tieren. Dazu – und das geht nur so – braucht es die Un-
terstützung aller. Das heißt am Ende aber auch: Nicht
jeder Wunsch in diesem Hause ist finanzierbar und um-
setzbar.


(Dr. Valerie Wilms [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wohl wahr!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, Investitionen in die
Infrastruktur sind keine Frage der Ideologie, sondern
eine Frage der Notwendigkeit. In diesem Sinne wünsche
ich mir konstruktive Beratungen des jetzt vorliegenden
Haushaltsentwurfs.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805201500

Vielen Dank.

Das Wort hat Matthias Gastel, Bündnis 90/Die Grü-
nen.


Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805201600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Wissen Sie, liebe Kol-

leginnen und Kollegen, wissen Sie, Herr Minister, was
der Vorname Alexander bedeutet? – „Alexander“ kommt
aus dem Griechischen und heißt so viel wie „der Vertei-
diger“.

Ich finde, dieser Name passt zu Ihnen, Herr Minister.
Sie verteidigen Ihr Mautmodell gegen den Rest der Welt,
gegen die EU-Kommission, gegen den ADAC, gegen
die IHK, gegen den Koalitionspartner SPD, zunehmend
auch gegen die Schwesterpartei CDU und gegen die
Mehrheit der Bevölkerung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


An diesem Mautmodell gibt es aber nichts zu vertei-
digen. Ob es mit dem Europarecht vereinbar ist, weiß ich
nicht. Mit der Vernunft ist diese Maut jedenfalls nicht
vereinbar.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die CSU-Maut bringt viel Bürokratie und wenig Ein-
nahmen. Gegen den weiteren Zerfall der Verkehrsinfra-
struktur kann diese Maut nichts ausrichten; sie ist ein
Tropfen auf den löchrigen Asphalt.

Für den Erhalt der Straßen, Schienen und Wasserwege
werden jährlich zusätzlich 7,2 Milliarden Euro benö-
tigt – der Bedarf für die Brücken ist darin noch gar nicht
berücksichtigt. Bei den Brücken ist die Situation aber
besonders dramatisch. Deutschlandweit befinden sich
1 000 Brücken in einem so schlechten Zustand, dass
nichts anderes übrigbleibt, als sie abzureißen und neu
aufzubauen. Den Fahrgästen drohen mehr Langsamfahr-
strecken und längere Fahrtzeiten, dem Güterverkehr
lange und teure Umwege. Da braucht sich niemand da-
rüber zu wundern, dass das Weltwirtschaftsforum festge-
stellt hat, dass die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
unter diesem Zerfall der Verkehrswege leidet.

Und was macht diese Bundesregierung?

Erstens. Sie veranschlagt eine Bahndividende in Re-
kordhöhe als Einnahme in ihrem Haushalt. Gleichzeitig
ist das, was die Bahn vom Bund für den Erhalt der Infra-
struktur bekommt, aber bei weitem nicht ausreichend.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Die Bundesregierung erteilt noch vor der
Priorisierung im Bundesverkehrswegeplan Baufreigaben
für neue Straßen, anstatt bestehende Verkehrswege hin-
reichend zu unterhalten.

Drittens. Die Bundesregierung möchte im Straßenbau
verstärkt auf ÖPP setzen. Wir Grünen teilen die Auffas-
sung des Bundesrechnungshofs, dass uns all dies sehr
teuer zu stehen kommt. Denn private Investoren wollen
Rendite sehen. Werte, die von Generationen geschaffen
wurden, verlottern unter einer solchen Politik weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Minister, wie wäre es mit dem Ti-
tel „Alexander, der Verteidiger der bestehenden Ver-
kehrsinfrastruktur“? Gegen uns müssten Sie sich dann
nicht mehr verteidigen. Sie hätten uns an Ihrer Seite.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Uns auch!)


– Super. – Ich fürchte aber, dass Sie eines Tages als der
Minister in die Geschichtsbücher eingehen, der sich
ewig mit einer unsinnigen Maut beschäftigt hat, darüber
hinaus aber viele wichtige und drängende Themen ver-
nachlässigte. Sie sind der Minister für Mobilität, der für
den Stillstand steht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Matthias Gastel


(A) (C)



(B)

Wann kommt Bewegung in den Lärmschutz auf der
Schiene? Ein Drittel der Menschen sieht sich Schienen-
verkehrslärm ausgesetzt. Doch im Haushalt 2015 wer-
den die Mittel dafür gekürzt, und vor allem steht zu we-
nig für den Lärmschutz auf der Schiene zur Verfügung,
um dem enormen Nachholbedarf gerecht zu werden.

Das Ziel, den Schienenlärm bis 2020 zu halbieren, ist
so nicht zu erreichen. Wir alle reden davon, dass wir
mehr Güter auf die Schiene verlagern wollen. Das setzt
aber die Akzeptanz der Anwohnerinnen und Anwohner
voraus, und dafür müssen wir mehr Geld in die Hand
nehmen, um einen guten und effizienten Lärmschutz auf
der Schiene, vor allem den aktiven Lärmschutz, zu
finanzieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Minister, wann kommt Bewegung in die Förde-
rung des Radverkehrs? Im Nationalen Radverkehrsplan
ist ein Ziel definiert. Der Radverkehrsanteil soll 15 Pro-
zent betragen. Dieses Ziel war schon nahezu erreicht, als
es festgelegt wurde. Wo bleiben neue und ehrgeizige
Ziele für die Entwicklung des Radverkehrs, und wo blei-
ben die konkreten Maßnahmen dafür?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er hört gar nicht zu!)


Notwendig für den Radverkehr sind ausreichend aus-
gebaute Radwegeverbindungen, auch entlang der Bun-
desfernstraßen. Aber nur 40 Prozent dieser Straßen ha-
ben einen begleitenden Radweg. Dennoch hält die
GroKo am gekürzten Etatansatz für den Radwegeausbau
im Bundesetat fest. Dabei ist klar, was zu mehr Radver-
kehr führt: gut ausgebaute Wege und sichere Abstell-
anlagen. Der Bund könnte sich außerdem dafür starkma-
chen, dass die Fahrradmitnahme in den Zügen einfacher
wird als bisher.

Wann kommt Bewegung in die Finanzierung des öf-
fentlichen Nahverkehrs? Das GVFG läuft 2019 aus. Die
Kommunen sind ohne eine Nachfolgeregelung nicht in
der Lage, die notwendigen Investitionen in die Infra-
struktur von S-Bahnen und Straßenbahnen zu stemmen.

Ähnlich sieht es mit den Regionalisierungsmitteln
aus. Deren Niveau entwickelt sich weit unter den tat-
sächlichen Kostensteigerungen für den Schienennahver-
kehr. Für beides haben Sie Lösungen im Koalitionsver-
trag vereinbart. Wir warten darauf. Die Zeit drängt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrter Herr Minister, liebe GroKo, lassen Sie
das mit der CSU-Maut sein! Weiten Sie stattdessen die
Lkw-Maut aus, und setzen Sie die Mehreinnahmen für
den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur ein! Gehen Sie den
Lärmschutz auf der Schiene an! Schaffen Sie die Grund-
lage für mehr Radverkehr! Sichern Sie die Finan-
zierungsgrundlage für den öffentlichen Nahverkehr!
Beenden Sie den Stillstand! Leiten Sie endlich eine wer-
teerhaltende und ressourcensparende Mobilitätspolitik
ein!

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805201700

Vielen Dank. – Das Wort hat Reinhold Sendker,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Reinhold Sendker (CDU):
Rede ID: ID1805201800

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Es sind schon gewaltige Herausforderun-
gen, vor denen unser Land und unsere Volkswirtschaft in
der Verkehrsinfrastruktur in der Zukunft stehen. Dabei
wirken die 5 Milliarden Euro zusätzliche Mittel, die im
Koalitionsvertrag vereinbart wurden, weiterhin sehr
positiv.

So steigt gegenüber 2014 die Investitionslinie im Jahr
2015 um 352 Millionen Euro auf 10,8 Milliarden Euro.
Zum Ende der Legislaturperiode – das wurde eben schon
angesprochen – werden wir dann etwa 12 Milliarden
Euro erreicht haben. Das entspricht im Schnitt einer hal-
ben Milliarde Euro pro Jahr mehr für unsere Verkehrs-
infrastruktur. Sachlich gesehen ist das also eine sehr
positive Verstetigung der Investitionslinie.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Aber – das muss mit Blick in die Zukunft auch gesagt
werden – allein für die Erhaltung und Sicherung der Be-
standsnetze fehlen Milliardenbeträge. Blicken wir ein-
mal zurück auf den Zeitraum von 2001 bis 2013: In die-
sen zwölf Jahren gab es bei unseren Bestandsnetzen
einen Gesamtbedarf von 83 Milliarden Euro. 60 Milliar-
den Euro sind in etwa investiert worden. Bei diesem De-
fizit wäre es allerdings vermessen, nur Kritik zu üben.
Denn erstens ist in dieser Zeit tatsächlich enorm viel in-
vestiert worden. Zweitens wollen wir nicht übersehen,
dass die entstandene Leistungsdifferenz in all den Jahren
aufgebaut wurde, und drittens war eine Haushaltskonso-
lidierung nach den Jahren der weltweiten Finanz- und
Wirtschaftskrise zwingend erforderlich. Die Konsolidie-
rung hat nun mit dem ersten Haushaltsausgleich nach
45 Jahren durch unsere Koalition ein ganz herausragen-
des Ergebnis erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Sören Bartol [SPD])


Es bleibt die Perspektive, durch Optionen in der zu-
künftigen Haushaltsfinanzierung oder in der Nutzerfi-
nanzierung Mehreinnahmen zu erzielen. Vor allem be-
wahren wir durch eine gut aufgestellte Infrastruktur die
Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft. Deshalb
kann es nur unser Ziel sein, im internationalen Ranking
nicht weiter zurückzufallen, sondern diesen so wichtigen
Standortfaktor erneut zu stärken.

Deutschland ist zudem das große Drehkreuz für Per-
sonen- und Güterverkehre in Europa, Logistikweltmeis-
ter und Wachstumsmotor. Die Erfüllung des Anspruchs,
dass das so bleibt, verlangt auch im Hinblick auf den
prognostizierten Verkehrsaufwuchs in den nächsten Jah-

(D)






Reinhold Sendker


(A) (C)



(D)(B)

ren eine verbesserte Mittelausstattung. Die Bemautung
aller Bundesstraßen wird in Zukunft dazu beitragen.
Ferner weist der Bundeswirtschaftsminister auf den Ein-
satz privaten Kapitals hin; das ist in der Tat ein sehr
diskussionswürdiger Vorschlag. Aktuell bleibt es aber
dabei: Wir verfügen erstens über zu wenige Investitions-
mittel, und zweitens ist und bleibt für uns die Öffentlich-
Private-Partnerschaft eine starke Option. Da schaue ich
aktuell auf den Ausbau der A 9 in Thüringen mit einer
Bauzeit von nur knapp drei Jahren. Wir können das über-
all beobachten: ÖPP-Projekte im Straßenbau gehen deut-
lich schneller vonstatten. Das schafft volkswirtschaftli-
chen Nutzen. Genau darauf kommt es an.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das sieht das Deutsche Verkehrsforum übrigens ge-
nauso – ich zitiere –:

Nur den Zinsnachteil von privaten Unternehmen
gegenüber der öffentlichen Hand zu betrachten und
aus diesen höheren Finanzierungskosten die Un-
wirtschaftlichkeit von ÖPP-Projekten abzuleiten, ist
polemisch und falsch.

Vielmehr seien alle Effekte einzubeziehen: die Qualität,
die Bauzeit, die Folgekosten über den gesamten Lebens-
zyklus sowie ferner der volkswirtschaftliche Nutzen.
Folglich besteht mit dieser Beschaffungsvariante die
Chance, in der laufenden Legislaturperiode netto mehr
für unsere Verkehrsanlagen zu erreichen.

Verehrter Herr Kollege Kindler, die Menschen erle-
ben keine Parallelwelt, sondern, dass sie jeden Morgen
stundenlang im Stau stehen. Angesichts dessen sollen
wir ihnen sagen, dass sie noch 12 oder 14 Jahre länger
warten sollen, obwohl ein schnellerer Ausbau erreichbar
ist? Nach unserem Koalitionsvertrag hat diese Beschaf-
fungsvariante eine faire Chance im Wirtschaftlichkeits-
vergleich verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Darüber hinaus sind bei dringend notwendigen Erhal-
tungsinvestitionen für Autobahnbrücken und Bundes-
straßen Beschleunigungsverfahren sehr sinnvoll. Ich
nenne als Beispiel die Brücke auf der A 1 bei Leverku-
sen. Lieber Herr Minister, was Sie dort vor Ort mit Herrn
Landesminister Groschek aus Nordrhein-Westfalen ver-
einbart haben, spart uns möglicherweise anderthalb
Jahre; das ist bemerkenswert. Vielen herzlichen Dank
dafür!


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein anderes Thema ist die Verbesserung der Transpa-
renz in der haushalterischen Erfassung. Hier leistet die
Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft, die VIFG,
in der Bewirtschaftung der Lkw-Mautmittel mit tages-
aktuellen und projektbezogenen Informationen, die wir
sonst nirgendwo bekämen, sehr gute Arbeit. Insofern
freue ich mich auf die Diskussion mit den Vertretern der
VIFG in der nächsten Ausschusssitzung.

Der vorliegende Etatentwurf 2014 enthält auch einige
On-top-Positionen, darunter den Betriebsdienst „Straße“
oder das Bundeseisenbahnvermögen mit Blick auf mehr
Bedarfe in der Tarifrunde. Erfreulich ist auch, dass der
erhöhte Ansatz für unsere Radwege aus dem Jahr 2014
auf 2015 übertragen wird.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 80 Millionen statt 100 Millionen wie früher! Das ist weniger! Das ist eine Kürzung!)


– Es stimmt, es sind 80 Millionen Euro.

So fasse ich zusammen: Erstens. Der Einzelplan 12
ist nach wie vor mit Abstand der größte Investitions-
haushalt des Bundes. Zweitens. Unser Koalitionsvertrag
hat der Infrastruktur weitere Mittel zugeführt. Drittens.
Um der vorhandenen Unterfinanzierung wirkungsvoll
entgegenzutreten, unterstützen wir mit Nachdruck unse-
ren Minister beim Einwerben zusätzlicher Investitions-
und Finanzmittel.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805201900

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Andreas Rimkus,

SPD-Fraktion.


Andreas Rimkus (SPD):
Rede ID: ID1805202000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der britische Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke
hat einmal gesagt:

Was heute als Science-Fiction-Roman begonnen
wird, wird morgen als Reportage beendet.

Wenn dies gelingen soll, brauchen wir schon heute In-
vestitionen in Technologien von morgen. Dazu gehört
eine gesicherte Finanzierung der Projekte, die den Ver-
kehr von morgen gestalten sollen. Gute Verkehrspolitik
ist insofern kein Selbstzweck; sie ist für die Menschen
da. Mobilität ist doch eigentlich ein Grundbedürfnis, und
es gilt, die damit verbundenen sozialen, ökologischen
und ökonomischen Themenbereiche verlässlich zu ge-
stalten. Fossile Brennstoffe sind endlich, und ihr Einsatz
belastet unsere Umwelt. Es ist deshalb Aufgabe der Poli-
tik, die Energiewende gerade im Verkehrssektor zum Er-
folg zu führen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein besonderes Anliegen ist mir die Förderung der
Elektromobilität. Für eine zuverlässige und auskömmli-
che Finanzierung von Förderprojekten im Bereich der
Elektromobilität sollte der Energie- und Klimafonds die
Grundlage sein. Diese Verlässlichkeit kann er allerdings
nicht bieten. Wie auch der Bundesrechnungshof bereits
am 31. März dieses Jahres feststellte, sind die unsicheren
Einnahmen über den Emissionshandel – ich zitiere –
„nicht geeignet, um die politisch gewünschten zusätzli-
chen Ausgaben für die Energiewende und den Klima-
schutz dauerhaft verlässlich zu finanzieren“.





Andreas Rimkus


(A) (C)



(D)(B)

Darüber müssen wir offen reden; denn wir haben ja
ein gemeinsames Interesse an der erfolgreichen Weiter-
führung der laufenden Projekte.


(Beifall bei der SPD)


Dazu zählen beispielsweise das Förderprogramm
„Schaufenster Elektromobilität“ und die Modellregio-
nen, aber auch das Nationale Innovationsprogramm, das
sogenannte NIP, zu dessen Weiterführung sich Union
und SPD im Koalitionsvertrag bekannt haben. Mit dem
NIP haben wir ein Programm etabliert, das Leuchtturm-
projekte im Bereich der Brennstoffzellen- und der Was-
serstofftechnologie vorantreibt. Die für das NIP zur Ver-
fügung gestellten Mittel sollten daher über den gesamten
Förderzeitraum stabil bleiben. Ich finde es folgerichtig,
erfolgreich etablierte Strukturen und Expertisen inner-
halb dieser Projekte zu erhalten und nicht abzubauen;
denn diese müssten wir im nächsten Förderzeitraum erst
wieder mühsam aufbauen. Daran kämen wir nicht vor-
bei.

Eine gesicherte Finanzierung des NIP bedeutet also
nicht nur, die Zukunft unserer Mobilität zu gestalten,
sondern sie bedeutet auch Investitionen in zukunftsfä-
hige Arbeitsplätze und den Standort Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nicht ohne Grund ist der Verkehrsetat der größte In-
vestitionshaushalt des Bundes. Die Infrastruktur zu
erhalten und bedarfsgerecht auszubauen, ist eine der
wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Um den immer kom-
plexer werdenden Mobilitätsbedürfnissen der Bürgerin-
nen und Bürger gerecht zu werden und unseren Wirt-
schaftsstandort zu stärken und zu sichern, dürfen wir bei
den Innovationen aber nicht zurückbleiben.

Das gilt auch für die Raumfahrt. Ich kann mich noch
gut daran erinnern, wie ich als kleiner Junge gespannt
vorm Fernseher saß und den Start der Apollo 11 verfolgt
habe. Heute sind die Errungenschaften der Raumfahrt in
unserem Leben angekommen. Satelliten weisen uns den
Weg. Sie sagen uns, ob, wann und wo es regnen wird.
Sie geben uns Aufschluss über Umweltschäden. Für die
Verkehrspolitik sind satellitengeleitete Verkehrsströme
längst keine Vision mehr, sondern zukunftsfähige Kon-
zepte, an denen kluge Köpfe in Unternehmen und For-
schungseinrichtungen bereits tagtäglich arbeiten.

Erst kürzlich konnte ich mich in Bremen bei einem
Mittelständler von den hervorragenden und herausragen-
den Leistungen der Ingenieure überzeugen. Ich habe dort
Einblick in die Werkshallen bekommen, in denen die
Galileo-Satelliten zusammengebaut werden. Wir gestal-
ten mit Galileo ein GPS-System, das die Navigation ins-
gesamt verbessern soll. Das ist so, auch wenn man viel-
leicht den Eindruck hat, es bräuchte geradezu ein solches
Satellitensystem, um die Satelliten in der richtigen Um-
laufbahn abzusetzen.

Wie auch immer: Am Ende sind telematische Verkehrs-
leitung, -lenkung und -steuerung oder auch autonomes
Fahren nicht mehr Teil von Science-Fiction-Romanen,
sondern reportagenreif. Anhand eines Modellprojekts
am Frankfurter Flughafen sehen wir beispielsweise, wie
auch im Luftverkehr durch genaue Standortbestimmung
Flugzeuge verlässlicher auf definierte Flugrouten ge-
steuert werden können und somit eine Lärmreduktion für
die Anwohner möglich sein wird.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Infrastruktur
braucht Akzeptanz. Akzeptanz wächst durch Vertrauen.
Vertrauen wächst durch eine gute Geschichte. Lassen Sie
uns diese schreiben, eine Geschichte der guten Infra-
struktur, der modernen Mobilität, die wenige Ressourcen
verbraucht und wenige Emissionen verursacht.

Der Astronaut Edwin Aldrin sagte einmal: Wer auf
dem Mond gewesen ist, für den gibt es auf der Erde
keine Ziele mehr. – Ich war noch nie auf dem Mond, also
bleibe ich doch eher bei den irdischen Herausforderun-
gen, von denen ich einige wenige angesprochen habe.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine ganz persönliche Herausforderung war meine
erste Rede hier in diesem Hause. Es war mir eine Freude.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Ich habe noch
eine Minute Redezeit; ich hoffe, sie wird Ihnen gutge-
schrieben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805202100

Herr Kollege Rimkus, Sie waren vorbildlich, was die

Redezeit angeht. Wir alle gratulieren Ihnen ganz herzlich
zu Ihrer ersten Rede hier im Plenum des Deutschen Bun-
destages.


(Beifall)


Jetzt freut sich die Kollegin Veronika Bellmann, wenn
Sie ihrer Rede lauschen. – Bitte schön, Frau Bellmann.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1805202200

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Auch wenn Deutschlands konjunk-
turelle Aussichten nach wie vor gut sind, so zeigt uns die
fragile politische und wirtschaftliche Lage um uns he-
rum, dass eine gute wirtschaftliche Entwicklung keine
Selbstverständlichkeit ist. Wir müssen uns sehr darum
bemühen, dass Deutschland Stabilitätsanker in Europa
bleibt. Ein wichtiger Beitrag dazu ist ein Haushalt ohne
Neuverschuldung. Der Einzelplan 12 hat sich diesem
Ziel unterzuordnen.

Ein weiterer wichtiger Beitrag sind zukunftsorien-
tierte Investitionen. Zukunftsorientierte Investitionen
finden wir in unserem Haushalt in den Bereichen Ver-
kehr und digitale Infrastruktur. Sie sind eine große He-
rausforderung, ohne Zweifel. Bei der Digitalen Agenda
überwiegen im Wechselspiel von Chancen und Risiken
vielleicht eher die Chancen, die Chancen hinsichtlich der
Entstehung neuer Arbeitsplätze, der Entwicklung ländli-
cher Regionen, der medizinischen Versorgung usw.

Bei der Verkehrsinfrastruktur schieben wir einen sehr
großen Investitionsbedarf aufgrund vieler alter Risiken





Veronika Bellmann


(A) (C)



(D)

vor uns her. Auch wenn der Einzelplan 12 mit Abstand
der größte Investitionshaushalt des Bundes ist, besteht
hier doch ein erheblicher Nachholbedarf. Wir müssen
ganz entschieden den Substanzverzehr stoppen. Ja, die
Politik hätte früher gegensteuern können, wenn sie ge-
wollt hätte, wenn sie zeitig genug erkannt hätte, welche
große Bedeutung Verkehrsinfrastruktur für die Entwick-
lung der Volkswirtschaft hat. Spätestens in den 90er-Jah-
ren, als die Verkehrsprojekte „Deutsche Einheit“ im
Wesentlichen auf den Weg gebracht waren, hätte man
das machen können. Aber wir hatten Rot-Grün; das geht
vielleicht an Ihre Adresse, Herr Kindler.


(Sören Bartol [SPD]: Na, na, na! Das ist totaler Quatsch! Das ist ein bisschen einfach!)


Wir können uns noch alle an die damaligen Slogans erin-
nern wie „Rasen für die Rente“.

Ich möchte die Welt vom 3. September zitieren. Da
heißt es:

Nichts lag der damaligen rot-grünen Koalition fer-
ner, als das zusätzliche Geld für die Sanierung von
Straßen und Brücken zu verwenden. Wenn daher
heute Straßen und Brücken marode sind, dann ist
das nicht die Folge einer übermäßigen Nutzung
durch Pkw- und Lkw-Fahrer … Es ist vielmehr die
Folge einer Umverteilung ihrer Steuern in infra-
strukturfremde Bereiche … Der Sozialstaat frisst
den Infrastrukturstaat.


(Sören Bartol [SPD]: Das ist ein sehr differenzierter Beitrag!)


Diesem Missverhältnis gegenzusteuern, das gelingt
uns seit 2009 zunehmend; damals unter Verkehrsminis-
ter Ramsauer und jetzt unter Verkehrsminister Dobrindt.
Die Verkehrsminister seit 1998, Müntefering, Klimmt,
Stolpe, Tiefensee, Bodewig – er hat immerhin in einer
Kommission, die seinen Namen trug, die eigenen Ver-
säumnisse festgestellt – haben zu diesem Investionsstau
das Ihrige beigetragen.


(Sören Bartol [SPD]: Was hält die denn für eine Rede? Was soll das denn jetzt?)


Insofern ist das 5-Milliarden-Euro-Paket zusätzlicher
Verkehrsinvestitionen bis 2017 als Verpflichtung aus
dem Koalitionsvertrag zumindest ein Schritt in die rich-
tige Richtung.

Es ist gut, dass die Verkehrsinfrastruktur in der Priori-
tätenliste ganz nach oben aufgestiegen ist. Ein umfassen-
der Dialog ist angestoßen. Es gibt auch zunehmend Ak-
zeptanz in der Bevölkerung für eine Reform der
Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur. Wann hat es das
schon gegeben, dass dem Wort „Reform“ jemals mit Ak-
zeptanz begegnet wurde?

Richtig und wichtig ist es, Denkanstöße zu geben und
keine Denkverbote auszusprechen. Kontroverse Diskus-
sionen sind durchaus erwünscht. Tabu ist die Neuver-
schuldung; tabu ist auch die zusätzliche Belastung in-
ländischer Autofahrer. Es ist nicht einfach, aber der
Paradigmenwechsel ist möglich: hin zu niedrigeren Ver-
kehrssteuern, hin zu zweckgebundener Nutzerfinanzie-
rung, hin zu größerer Einbeziehung privater Kapitalge-
ber und privater Beteiligungsgesellschaften, hin aber
auch zur Kostenreduktion und zu mehr Kostentranspa-
renz; denn nicht jede Kostensteigerung ist nur auf die
Steigerung von Baupreisen zurückzuführen. Wir müssen
uns über die Qualität der Standards, über Planungsbe-
schleunigung, über die konsequente Einsetzung von
Kosten-Nutzen-Bewertungen bei Projekten aus dem
Bundesverkehrswegeplan, aber auch über die Neuorga-
nisation der Aufgabenträgerschaft und Auftragsverwal-
tung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden unterhal-
ten. In dieser Legislatur legen wir den Grundstein dafür.
Das, was der Koalitionsvertrag hergibt und was darüber
hinaus haushalterisch möglich ist, sollten wir tun.

Der Einzelplan 12 zeigt mit dem zusätzlichen Finanz-
paket von 5 Milliarden Euro und vor allem mit dem Mit-
teleinsatz, der flexibilisiert wird – Stichwort Überjährig-
keit –, in die richtige Richtung. Hier könnte ich mir auch
eine echte Mehrjährigkeit vorstellen, in deren Rahmen
Projekte über einen längeren Zeitraum als ein bis zwei
Jahre ausfinanziert werden.

In den Ausschussberatungen zum Bundeshaushalt – Ein-
zelplan 12 – gibt es noch viel zu tun. Auch hier gilt das
Struck’sche Gesetz: Keine Vorlage geht so aus dem Par-
lament heraus, wie sie hineingekommen ist. Prämisse al-
ler unserer Entscheidungen sollte sein: Mobilität ist ein
hohes Gut. Straßen, Schienen, Wasserwege und Luftver-
kehrswege sind die Lebensadern unserer Wirtschaft und
unseres Wohlstandes.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805202300

Frau Kollegin.


Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1805202400

Wir sollten uns darauf konzentrieren, beides zu erhal-

ten, nicht nur im politischen Reden, sondern auch im
politischen Handeln.


Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805202500

Denken Sie bitte an Ihre Redezeit.


Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1805202600

Mit Mut und Kreativität schaffen wir das auch im

Haushaltsjahr 2015.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805202700

Ich darf alle noch einmal daran erinnern, dass wir die

Redezeiten gemeinsam vereinbaren. Wenn jeder auch
nur eine Minute länger spricht, warten die nachfolgen-
den Redner oder irgendwann wird die Redezeit gekürzt.
Dann läuft das Plenum nicht so, wie wir es vereinbart
haben.

Die nächste Rednerin ist Dr. Birgit Malecha-Nissen
für die SPD-Fraktion. Sie kann jetzt mit gutem Beispiel
vorangehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(B)







(A) (C)



(D)(B)


Dr. Birgit Malecha-Nissen (SPD):
Rede ID: ID1805202800

Immer. – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte

Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Preiswert, effizient, klimafreundlich: Kein anderes Ver-
kehrsmittel für den Gütertransport ist so effizient und
klimaschonend wie der Schiffsverkehr. Rund 10 Cent
kostet zum Beispiel der Transport eines iPads oder Tab-
lets, die wir hier immer auf den Tischen sehen, auf dem
über 20 000 Kilometer langen Seeweg von Schanghai
bis Hamburg. Seeschifftransporte sind umwelt- und kli-
mafreundlich, weil eine große Gütermenge über große
Distanzen transportiert wird. Laut Seeverkehrsprognose
2030 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale
Infrastruktur wird der Umschlag der deutschen Seehäfen
von 2010 bis 2030 um 74 Prozent steigen. Deshalb sind
unsere See- und Binnenhäfen, unsere Bundeswasserstra-
ßen, ganz besonders der Nord-Ostsee-Kanal, von zentra-
ler Bedeutung für den Industriestandort Deutschland.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Es ist gut, dass das Geld für den Ausbau und den Neu-
bau der Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals zur Verfügung
steht.


(Johannes Kahrs [SPD]: Bravo!)


Jetzt muss vom Ministerium dringend ein klarer zeitli-
cher Ausbauplan vorgelegt werden. Sonst drohen durch
Zeitverlust weitere Kostensteigerungen.


(Beifall bei der SPD)


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen
und Kollegen, wir wissen: Für den reibungslosen Ver-
kehr auf den Bundeswasserstraßen ist die Wasser- und
Schifffahrtsverwaltung des Bundes zuständig. Sie hat die
notwendige Fach- und Regionalkompetenz. Und hier lag
das Problem: Jahrelang haben unausgegorene Reform-
pläne zu einem dramatischen Stellenabbau geführt; al-
lein von 2010 bis 2014 waren es 1 300 Stellen. Das hatte
vor Ort einen eklatanten Mangel an Fachpersonal zur
Folge.

2013 konnten 40 Prozent der Gelder für den Ausbau
unserer Bundeswasserstraßen nicht genutzt werden.
Deshalb begrüßen wir, die SPD und ich, ganz ausdrück-
lich den 6. Bericht des BMVI zur Reform der Wasser-
und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.


(Beifall bei der SPD)


Der Bericht bestätigt unsere jahrelangen Forderungen.
Viele Punkte, für die sich die SPD im Sinne der Beschäf-
tigten eingesetzt hat, sind jetzt berücksichtigt. Besonders
positiv ist, dass die Beschäftigten, die Personalräte in
den Reformprozess eingebunden sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es wird keinen weiteren Personalabbau geben. In den
Haushaltsberatungen 2014 wurde die Kehrtwende be-
reits durch den Haushaltsausschuss eingeleitet und eine
Einstellungsoffensive gestartet. Als erster Schritt wurden
35 zusätzliche Planstellen geschaffen. Für 2015 sind nun
50 weitere Planstellen vorgesehen.
Auch unsere Forderung, die regionale Kompetenz zu
erhalten, wurde berücksichtigt – wenn man schon einmal
bei den Wasser- und Schifffahrtsämtern am Nord-Ost-
see-Kanal war, weiß man, wie dringend die Bitte war,
die an uns herangetragen wurde –: Es werden künftig
18 übergeordnete Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter
geschaffen, bei Erhalt der bisherigen 39 Standorte. Da-
mit ist das Konzept im Vergleich zu früheren Vorschlä-
gen stark optimiert worden.


(Beifall bei der SPD)


Es besteht nun die Chance, dass die auch in dieser Legis-
laturperiode für die Wasserstraße zusätzlich zur Verfü-
gung stehenden 350 Millionen Euro auch eingesetzt
werden können.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen
und Kollegen, die Effizienz und die positive Klimabi-
lanz der Schifffahrt stehen und fallen mit einer gut funk-
tionierenden Hinterlandanbindung für unsere See- und
Binnenhäfen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen hängt
entscheidend von einer bedarfsgerechten Transport- und
Logistikkette ab. Laut Verkehrsprognose 2030 des
Ministeriums wird der Güterverkehr gegenüber 2010
insgesamt um 38 Prozent zunehmen. Unsere Infrastruk-
tur steht somit vor erheblichen Belastungsproben und In-
vestitionserfordernissen. Nur durch den Aus- und Neu-
bau der Schiene und die Ertüchtigung bestehender
Anlagen können wir den wachsenden Güterverkehr
künftig bewältigen. Nur so können wir einen Verkehrs-
kollaps auf unseren Straßen verhindern.


(Beifall bei der SPD)


Nicht zuletzt mit Blick auf die im Koalitionsvertrag
vereinbarten Ziele zum Klimaschutz kann die Devise bei
weiteren Transportwegen nur lauten: Weg von der
Straße, hin zur Schiene!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen benötigen wir dringend die Neuauflage des
Programms Seehafen-Hinterland-Anbindung, das 2015
beginnen und fünf Jahre dauern soll.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen
und Kollegen, unsere See- und Binnenhäfen mit ihrer
Hinterlandanbindung, unsere Bundeswasserstraßen,
ganz besonders der Nord-Ostsee-Kanal, haben für den
Industriestandort Deutschland eine herausragende Be-
deutung. Denn eines ist klar: Ohne unsere Häfen im Nor-
den bleiben auch die Regale der Supermärkte in Bayern
leer.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805202900

Vielen Dank. – Nächster Redner ist Eckhardt

Rehberg, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) (C)



(D)(B)


Eckhardt Rehberg (CDU):
Rede ID: ID1805203000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben
Wort gehalten. Erstens: Trotz aller Unkenrufe haben wir
nun die Überjährigkeit, die Mehrjährigkeit.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stimmt doch gar nicht!)


Herr Kollege, mit Kabinettsbeschluss, mit Erlass vom
BMF haben wir im zweiten Haushaltsjahr die Überjäh-
rigkeit, die Mehrjährigkeit. Jeder Cent, jeder Euro, der
nicht verbraucht wird, wird beim Einzelplan 12 nicht ab-
gezogen, sondern aus dem Gesamthaushalt finanziert.
Das Geld bleibt erhalten für die nächsten Jahre.


(Matthias Gastel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht bei dem entsprechenden Bundesland! Das ist der Unterschied!)


Das bedeutet Investitionssicherheit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben Wort gehalten beim Aufwuchs. Dieses Jahr
gibt es aus dem 5-Milliarden-Euro-Programm 1 Mil-
liarde Euro mehr. Ich glaube, es ist gut und richtig – Kol-
lege Bartol ist auf das eine oder andere eingegangen –,
dass wir eine schwarze Null haben. Wenn wir diese
schwarze Null in den nächsten Jahren halten wollen
– wir müssen sie halten, mit Blick auf Nachhaltigkeit
und Generationengerechtigkeit –, müssen wir uns Ge-
danken darüber machen, wie wir im Bereich der Ver-
kehrsinfrastruktur zu mehr Geld kommen.

Kollege Bartol, natürlich gab es Sündenfälle. Als die
Maut eingeführt worden ist, hat Rot-Grün die Steuermit-
tel für diesen Bereich gekürzt. Als wir den sogenannten
Mautkreislauf Straße eingeführt haben, hat Schwarz-
Gelb die Steuermittel gekürzt. Anfang der 2000er-Jahre
hatten wir Steuermittel in Höhe von 4,6 Milliarden Euro
zur Verfügung, und heute haben wir knapp 5 Milliarden
Euro für die Straße insgesamt. Das heißt, wenn wir in
Zukunft über Nutzerfinanzierung sprechen, muss klar
sein, dass dieses Geld obendrauf kommt. Im Gegenzug
dürfen keine Steuermittel eingespart werden. Das muss
in diesem Haus der Grundkonsens sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Sören Bartol [SPD]: Richtig!)


Noch ein Wort an uns alle und an das Bundesfinanz-
ministerium: Bei der Maut ist die mittelfristige Finanz-
planung um 200 Millionen Euro nach unten korrigiert
worden. Grund ist die Verkehrsmengenminderung und
die Reduzierung der Maut für Euro-6-Lkws. Dies feh-
lende Geld soll nicht ausgeglichen werden. Ich glaube,
es ist eine gemeinsame sportliche Aufgabe von Ver-
kehrspolitikern und Haushaltspolitikern, dafür zu sor-
gen, dass wir wieder zur alten Finanzplanung zurück-
kommen. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung,
dass die 200 Millionen Euro, die im kommenden Jahr
fehlen und nur teilweise ausgeglichen werden, wieder
obendrauf kommen. Die alte Finanzplanung muss die
Basis für die nächsten Jahre sein.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nächster Punkt. Wir haben Wort gehalten bei „Erhalt
vor Neubau“. Eine kleine Gedankenstütze: Rot-Grün hat
im Jahr 2000 920 Millionen Euro in den Erhalt und
2,5 Milliarden Euro in den Ausbau investiert. Im letzten
Jahr von Rot-Grün, 2005, waren es 3 Milliarden Euro für
den Neubau und 1 Milliarde Euro für den Erhalt. Heute,
2014 – das sind die Fakten; das ist ein Paradigmenwech-
sel, eingeleitet von Bundesverkehrsminister Dobrindt –,
werden 2,6 Milliarden Euro in den Erhalt und 1,4 Mil-
liarden Euro in den Neubau gegeben. Für das nächste
Jahr, für 2015, stehen im Sollansatz 2,8 Milliarden Euro
für den Erhalt und 1,4 Milliarden Euro für den Neubau.
Im Jahr 2018 wird das Verhältnis so aussehen: 3,1 Mil-
liarden Euro für den Erhalt und 2 Milliarden Euro für
den Neubau. Wir haben mit Dobrindt in der deutschen
Verkehrspolitik einen Paradigmenwechsel vollzogen. Es
wird deutlich mehr für den Erhalt ausgegeben und weni-
ger für den Neubau.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


Das sind die Fakten. Der eine oder andere Blick in den
Bundeshaushalt hilft.

Liebe Bettina Hagedorn, es ist seit 54 Jahren geübte
Praxis – das ist niedergelegt in der Bundeshaushaltsord-
nung und in den entsprechenden Haushaltsvermerken –,
dass man als Ministerium unterjährig Neubeginne in den
Straßenbauplan aufnehmen kann. Das hat Stolpe ge-
macht, und das hat Tiefensee gemacht. Insbesondere
nach einer Wahl, wenn eine Jährlichkeit der Haushalts-
beratungen nicht möglich ist, ist das wichtig. Diese
27 Projekte sind im Investitionsrahmenplan priorisiert.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Nein! Das stimmt nicht! – Gustav Herzog [SPD]: Nicht alle!)


– Sie sind priorisiert. Sie haben Baurecht. Das geht nicht
nach Himmelsrichtungen. Die 182 Projekte, über die der
Minister gesagt hat, dass sie unterfinanziert sind,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Elf sollten noch einmal neu hinzukommen!)


sind im Straßenbauplan zu finden.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nicht alle! Das stimmt nicht!)


Eines muss ich an die Adresse der Kolleginnen und
Kollegen sagen, die beklagen, dass in ihren Bundeslän-
dern keine Neubeginne möglich sind. Beispiel Schles-
wig-Holstein: In Schleswig-Holstein gibt es kein
Straßenbauvorhaben, das planfestgestellt ist und das
Baurecht hat, kein einziges. Wenn Sie nachschauen, wer-
den Sie feststellen, dass das bei dem einen oder anderen
Bundesland ebenso ist. Wenn ich kein Baurecht habe,
kann ich auch keine Neubeginne vornehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Eine letzte Bemerkung zum Thema ÖPP. Ich bedanke
mich bei Ihnen, Herr Kollege Hartmann, für die sachli-





Eckhardt Rehberg


(A) (C)



(D)(B)

che Leitung der Arbeitskreise, die sich in den letzten Ta-
gen mit dem Bundesrechnungshof und mit der VIFG un-
terhalten haben und weiter unterhalten werden. Wie
glaubwürdig ist eigentlich ein Bundesrechnungshof, der
bei Gesamtkosten von 5,1 Milliarden Euro für fünf ÖPP-
Projekte feststellt, dass man konventionell um 1,9 Mil-
liarden Euro kostengünstiger gebaut hätte? Wie glaub-
würdig ist so ein Bundesrechnungshof an dieser Stelle?


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr glaubwürdig! Er hat es sehr gut nachgewiesen und sehr gut dargestellt! – Gegenruf von der CDU/CSU: Nirgendwo nachgewiesen!)


Ein Zweites will ich Ihnen auch noch gesagt haben.
Eine Aussage des Bundesrechnungshofs letzte Woche
lautete: Das Projekt A 7 hätte außer der bayerischen
Landesbauverwaltung und außer der DEGES wohl keine
weitere Landesbauverwaltung stemmen können. Denn
die Länder haben in den letzten Jahren eines gemacht:
Sie haben massiv Personal, besonders Ingenieurperso-
nal, abgebaut und auf die DEGES übertragen. Wenn ich
hinter verschlossenen Türen die Aussage höre, dass das
Projekt A 7, so wie es heute konzipiert ist, konventio-
nell, also über die Landesbauverwaltung, einen Pla-
nungs- und Bauzeitraum von zehn bis zwölf Jahren er-
fordert,


(Zuruf von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


sage ich nur: Gute Nacht, Deutschland! Dann stehen wir
in zehn Jahren noch genauso im Stau wie heute.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1805203100

Vielen Dank. – Weitere Wortmeldungen zu diesem

Einzelplan liegen nicht vor.

Wir kommen damit zur Schlussrunde.

Wenn jetzt der Plätzetausch zügig vonstatten geht, er-
teile ich dem Parlamentarischen Staatssekretär Steffen
Kampeter das Wort. – Bitte sehr, Herr Staatssekretär, Sie
haben das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


S
Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1805203200


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein bisschen
irreführend ist der Titel dieser Debatte schon: Schluss-
runde. Wer glaubt, dass wir jetzt Schluss machen mit
vernünftiger Haushaltspolitik, der ist falsch gewickelt.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es ja leider! Ihr habt ja noch nicht einmal angefangen! Erst mal anfangen!)


Wir machen weiter. Das ist die Ansage zu Beginn dieser
Debatte.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wachstumsfreundliche Konsolidierung ist nicht nur
ein Ein-Tages-Geschäft, sondern eine kontinuierliche
Entwicklung. Die Kombination eines robusten, nicht an-
fälligen Haushaltsausgleichs mit strukturellen Anpas-
sungen ist ein besonderes Anliegen der von Angela
Merkel geführten Großen Koalition. Wir bringen diesen
robusten Haushaltsausgleich ohne Steuererhöhungen zu-
stande – auch ohne Steuersenkungen –, und wir machen
deutlich, dass wir den Anspruch haben, mit dem Geld,
das die Bürgerinnen und Bürger uns nach der geltenden
Rechtslage zur Verfügung stellen, auszukommen. Wir
müssen zwischen dem, was ganz, ganz wichtig ist, und
dem, was vielleicht nicht ganz so wichtig ist, unterschei-
den. Diese Priorisierung ist ein Markenkern unserer Fi-
nanzpolitik. Verlässlichkeit, Maß und Mitte, robuster
Haushaltsausgleich – daran halten wir fest.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will ganz klar sagen: Das ist kein Selbstzweck,
sondern die notwendige Voraussetzung für die Aufrecht-
erhaltung politischer Handlungsfähigkeit auf allen Ebe-
nen. Wir machen das nicht nur aus statistischen, sondern
vor allen Dingen aus politischen Gründen. Das gilt inter-
national, das gilt national, das gilt föderal und auch lo-
kal. Wir haben in den vergangenen Jahren in Europa er-
leben müssen, dass einige Staaten nicht mehr politisch
handlungsfähig waren, weil ihre Finanzen aus dem Ru-
der gelaufen sind. Wir hatten auch in Deutschland schon
einmal diese Entwicklung. Wir waren Sünder vor dem
europäischen Stabilitätspakt. Wolfgang Schäuble hat
seine Zeit als Finanzminister mit Prognosen von über
80 Milliarden Euro neuen Schulden in einem Jahr be-
gonnen. Diese hat er kontinuierlich abgebaut.

Es passiert immer einmal etwas, das nicht vorhergese-
hen ist. Ich will an dieser Stelle hervorheben: Als die
Flutkatastrophe kam und wir gemeinsam mit den Län-
dern auf diese nationale Herausforderung eine Antwort
finden mussten, haben wir einen nationalen Nothilfe-
fonds aufgelegt.

Wir haben sogar die Kosten der Länder vorüberge-
hend übernommen, ohne die Schuldenregel zu verletzen.
Robuster Haushaltsausgleich bedeutet auch gute Vor-
sorge, wenn es einmal nicht so läuft, wie man es geplant
hat. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, sollte
auch für die nächsten Jahre Maßstab sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dass Schulden nicht die Lösung von Problemen brin-
gen, sondern deren Ursache sind, zeigt ein Blick auf den
Föderalismus. Ich bin Nordrhein-Westfale.


(Sören Bartol [SPD]: Jetzt kommt es! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Bisher ging es!)


In Nordrhein-Westfalen haben wir Schwierigkeiten mit
dem Haushalt; das mag mit der Regierung zusammen-
hängen. Auf jeden Fall haben wir in Nordrhein-Westfa-
len große Schwierigkeiten. Regelmäßig muss das Ver-
fassungsgericht die Regierung zur Ordnung rufen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Schwarz-gelbe Folge! Schweres Erbe!)






Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


(A) (C)



(D)(B)

Wenn hier gesagt wird, wegen der schwarzen Null
würde es bei den Schulen nicht mehr anständig laufen
– es gibt noch weitere Argumente, die hier vorgetragen
worden sind –, will ich Ihnen erwidern: In Nordrhein-
Westfalen haben wir gerade Haushaltssperre.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir haben auch gerade Haushaltssperre!)


Da werden Sozialprojekte gestoppt, da werden Schulrei-
sen nicht mehr durchgeführt, da wird in diesem Zusam-
menhang sogar die Sanierung des Kölner Doms einge-
stellt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Skandalös!)


Das zeigt: Wenn du zu viele Schulden hast, dann
kannst du nicht mehr handeln. Wenn du den Haushalts-
ausgleich schaffst, dann kannst du auch bei unvorherge-
sehenen Ereignissen das Notwendige tun. Daran muss
man sich messen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Kollege Kahrs, ich muss ein zweites Beispiel
bringen. Es gibt ja auch andere Flächenländer, vergleich-
bar mit meinem Heimatland, zum Beispiel das Land, aus
dem der Bundesverkehrsminister kommt, Bayern.


(Zuruf des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


Bayern hat einen ausgeglichenen Haushalt. Die denken
über die Rückführung von Schulden nach.

Jetzt lassen Sie uns einmal nach Bayern gucken.
Sören Bartol hat vorhin in seiner Rede die digitale Infra-
struktur angesprochen. Für die Länder gibt es rund
2 Milliarden Euro Fördermittel für digitale Infrastruktur.
Das ist auch nach meiner Auffassung eine wichtige Zu-
kunftsinfrastruktur. Da muss man auf Länderebene auch
handeln. 1,5 Milliarden Euro von diesen rund 2 Milliar-
den Euro Fördermitteln für den Ausbau der Breitbandin-
frastruktur werden in Bayern eingesetzt.

Sie sehen: Ausgeglichener Haushalt und Schwer-
punktsetzung geht auch bei einem Flächenland in
Deutschland zusammen. Liebe Freunde, wir sollten uns
insgesamt – Bund, Länder und Gemeinden – an diesen
Beispielen orientieren und alle gemeinsam im föderalen
Bereich ausgeglichene Haushalte anstreben, weil wir
handlungsfähig bleiben wollen. Darum geht es.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein weiterer wichtiger Punkt in dieser Debatte war
die Rolle von Investitionen. Da konnte man ja gelegent-
lich den Eindruck gewinnen, hier in Deutschland ginge
es drunter und drüber. Beispielsweise die Insolvenzver-
walter des real existierenden Sozialismus haben die In-
vestitionsqualität in Deutschland ausgesprochen negativ
gemalt. Und bei manchen Reden von den Grünen habe
ich mich gewundert, wie sehr sie jetzt plötzlich für Stra-
ßen und Brücken eintreten.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU – SvenChristian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für den Erhalt, Herr Kampeter!)

In 24 Jahren Parlamentszugehörigkeit kann ich mich
nicht daran erinnern, dass diese Fraktion oder Vertreter
dieser Partei für irgendeine Infrastrukturentscheidung
auf die Straße gegangen sind. In der Regel sind sie dage-
gen gewesen.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der SPD – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Herr Kampeter!)


Aber in einer solchen Debatte muss es ja gelegentlich
noch Überraschungen geben. Durch manche Reden ha-
ben Sie von den Grünen sich direkt für die Automobilin-
dustrie als Geschäftsführer vorgeschlagen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist billig!)


Tatsache ist, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren: Die Investitionen in Deutschland sind in den ver-
gangenen Jahren relativ stabil bei 17 Prozent unserer
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gewesen. In Europa
ist das Bild sehr differenziert. Viele europäische Staaten
haben in den vergangenen Jahren ihre Investitionen zu-
rückgefahren. Das bedeutet: Nicht Deutschland ist das
Problem bei den Investitionen in Europa, sondern Eu-
ropa insgesamt.

Deswegen ist es auch richtig, dass wir auf der heute
beginnenden Tagung des Ecofin – ich darf hier
Wolfgang Schäuble deswegen auch entschuldigen, der
ansonsten gern an dieser Debatte teilgenommen hätte –
eine deutsch-französische Initiative für mehr Investitio-
nen in Europa starten. Das deutsch-französische Papier
verbindet das Bekenntnis zur wachstumsfreundlichen
Konsolidierung mit Wegen zur weiteren Mobilisierung
insbesondere von privatem, aber auch von möglichem
öffentlichen Kapital für die Infrastruktur und für andere
wichtige Zwecke in Europa.

Es geht dabei um rechtliche Rahmenbedingungen für
private Investitionen. Da kann man im Bereich der Tele-
kommunikationsinfrastruktur oder beim Abbau von Bü-
rokratie in Europa das eine oder andere noch verbessern.

Weiter geht es darum, dass wir die finanziellen Vo-
raussetzungen für die Finanzierung von Wachstum durch
private Investitionen verbessern. Bei dem Vorschlag zur
Bankenunion, an dem wir im Finanz- und im Haushalts-
ausschuss in vielen Sitzungen gearbeitet haben, geht es
um nichts anderes als darum, ein stabiles Finanzsystem
zu garantieren, das auch für private Investitionen für
mehr Wachstum insbesondere in der Peripherie sorgen
kann. Es geht auch um die Verbriefung von Krediten, da-
mit wir Kapital in den finanziellen Institutionen freibe-
kommen. Das ist ein sehr differenzierter Ansatz, den ei-
nes auszeichnet: Er wird nicht zu mehr Defiziten führen.
Anders als hier in der Debatte gelegentlich behauptet
wird, kann man nicht auf Dauer durch mehr Schulden
mehr Investitionen fördern. Stattdessen müssen wir
schauen, dass wir das private Kapital, das derzeit hände-
ringend nach Anlagemöglichkeiten sucht, dahin lenken,
wo es den größten Wachstumsbeitrag leisten kann; das
ist die Herausforderung für die europäische und die deut-
sche Politik. Man kann nicht einfach mit Schulden





Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


(A) (C)



(D)(B)

Wachstum finanzieren; das ist in der Vergangenheit
schiefgelaufen, das wird in der Zukunft schieflaufen.
Das intelligentere Konzept ist ein differenzierter Ansatz,
wie wir ihn heute in Mailand vorgestellt haben, meine
sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich glaube, man muss auch einmal an die Beschlüsse
der Vergangenheit in Sachen Investitionen erinnern: Wir
haben die Europäische Investitionsbank mit zusätzli-
chem Kapital ausgestattet, damit sie mehr europäische
Großprojekte finanziert. Da ist noch Raum nach oben für
die Europäische Investitionsbank, das Geld ist noch
nicht vollständig ausgegeben. Wir haben viele EU-Mittel
– die Strukturfonds wurden aufgestockt; wir haben in
diesem Bereich Treffsicherheit –, sodass wir ohne zu-
sätzliches Geld, durch eine bessere Umsetzung mehr für
Investitionen in Wachstum in Europa tun können. Lassen
Sie uns nicht jede Woche so tun, als würden wir das Rad
neu erfinden oder als sei in Deutschland alles in einer
schlechten Verfassung! Nutzen wir die vorhandenen
Mittel! Wir haben in den vergangenen Monaten den
Wachstumsbeitrag von Investitionen in den Mittelpunkt
der europäischen Politik gestellt. Deutschland ist dabei,
andere sind dabei: Gemeinsam werden wir mehr Wachs-
tum durch private und öffentliche Investitionen in Eu-
ropa schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Der Schlüssel bleiben jedoch die privaten Investitio-
nen. Öffentliche Investitionen können nur Vorleistungen
sein. Alexander Dobrindt hat es für den Verkehrsetat ge-
sagt: Die Investitionen steigen. – Auch die Investitionen
im Etat insgesamt steigen. Wir stellen 5 Milliarden Euro
für die Infrastruktur zur Verfügung. Wenn Sie in die Zei-
tungen blicken, werden Sie feststellen, dass sich auch im
privaten Bereich einiges tut: Die Ausrüstungsinvestitio-
nen, viele private Investitionen gehen mit zweistelligen
Steigerungsraten nach oben. Das gibt Vertrauen in die
Zukunft. Das mag an der Bundesregierung liegen – ich
weiß es nicht –; auf jeden Fall steigen die Investitionen.
Noch nie ist privat so viel für Forschung und Entwick-
lung ausgegeben worden wie im vergangenen Jahr. Das
sind positive Signale, die deutlich machen: Es gibt auch
in Deutschland ein Miteinander von öffentlichen und
privaten Investitionen. Trotz robuster Null, trotz klarem
Haushaltsausgleich, werden wir in dem Bereich „Bil-
dung und Forschung“ noch eine kräftige Schippe drauf-
legen. Frau Wanka, Sie sind diejenige, die da eine große
Verantwortung trägt für das Geld der Steuerzahlerinnen
und Steuerzahler. Gemeinsam mit den Ländern investie-
ren wir in die Köpfe, aber eben im Verbund von privater
und öffentlicher Hand. Das ist ein intelligentes Konzept,
das ist unsere Finanzpolitik, dafür sollten wir werben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Im Rahmen unserer wachstumsorientierten Konsoli-
dierung stellen wir auch den Gemeinden mehr Mittel zur
Verfügung. Wenn Sie sich einmal die öffentliche Statis-
tik anschauen, sehen Sie, dass gerade die Gemeinden
derzeit eine Schippe bei den kommunalen Investitionen
drauflegen. Das steht in einem gewissen Widerspruch zu
der Klage, dass die Gemeinden zu wenig Geld hätten.
Von Bund, Ländern und Gemeinden sind aber zurzeit die
Gemeinden diejenigen mit den größten Überschüssen.
Wenn wir die Finanzlage der Gemeinden verbessern,
dann steigern wir auch ihre Investitionskapazitäten; man
muss auf diesen Zusammenhang einmal hinweisen.
Übernimmt der Bund Sozialkosten, haben die Gemein-
den mehr Möglichkeiten, in die kommunale Infrastruk-
tur zu investieren. Das heißt, man kann nicht einfach sa-
gen: Wir steigern die Sozialausgaben. – Nein, wir
steigern gleichzeitig auch die Investitionskapazitäten der
Gemeinden. Das wollen wir. Da ist überhaupt die größte
Investitionskraft im öffentlichen Bereich. Das werden
wir weiterführen. Wir sind eine kommunalfreundliche
und damit investitionsfreundliche Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben auch verhandelt, dass die Länder mehr
Geld bekommen, insbesondere für den Bereich „Bildung
und Forschung“. Wir wollen aber, dass das Geld auch
dort ausgegeben wird. Es hat in dieser Haushaltsdebatte
an der einen oder anderen Stelle auch Fragen gegeben:
Wird es tatsächlich dafür ausgegeben, wofür es vorgese-
hen war? – Ich appelliere nachdrücklich an die Länder:
Wir können sicherlich viele Straßen bauen, die Breit-
bandversorgung verbessern und Ähnliches mehr. Aber
das Wichtigste in einem schrumpfenden Land, in dem
die Menschen immer älter werden, sind Investitionen in
unsere Schulen und Kindergärten, in unsere Hochschu-
len, in die Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Wenn
ich an der einen oder anderen Stelle sehe, dass die Gel-
der, die dafür vorgesehen sind, in den Haushalten der
16 Bundesländer versickern, dann stelle ich fest: Das ist
eine Sünde an den Zukunftsinteressen Deutschlands.
Deswegen sollten wir nicht nur formal und auf dem Pa-
pier sagen: „Wir geben Geld an die Länder für mehr Bil-
dung und Forschung“, sondern wir sollten auch gemein-
sam deutlich machen: Wir wollen, dass es auch da
landet. Verlässlichkeit und Vertrauen sind für diese Zu-
kunftsinvestitionen wichtig und notwendig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Investitio-
nen sind der Schlüssel für mehr Wachstum. Sie stellen
eine Unterstützung privater Investitionen dar und sichern
gute Rahmenbedingungen. Wir brauchen dieses wirt-
schaftliche Wachstum, um die robuste Finanzpolitik fort-
zusetzen. Die Haushaltspolitik allein hat nicht in allen
Bereichen Gestaltungsmöglichkeiten. Sie muss flankiert
sein von stabilitätsorientierter Sozialpolitik. Wir sind da-
rauf angewiesen, dass in vielen anderen Politikbereichen
in der mittelfristigen Perspektive auf mehr Wachstum
umgeschaltet wird. Nur wenn Deutschland stark bleibt
– wir sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt stark –, werden
wir auch die Herausforderungen der nächsten Jahre be-
wältigen können. Ein robuster, ausgeglichener Haushalt
ist eben kein Selbstzweck. Er ist eindeutig die Grundvo-
raussetzung dafür, dass wir handeln können. Wir wollen





Parl. Staatssekretär Steffen Kampeter


(A) (C)



(D)(B)

handeln, wir können handeln, und wir werden weiter
handeln.

In diesem Sinne: Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805203300

Vielen Dank, Herr Kollege Kampeter. – Schönen gu-

ten Morgen von mir!

Nächste Rednerin in der Debatte: Dr. Gesine Lötzsch
für die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1805203400

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Am Mittwoch fand vor dem Bun-
destag eine große Demonstration statt. 62 Linienbusse
aus dem ganzen Land waren nach Berlin gekommen.
Die Verkehrsunternehmen übergaben eine Resolution an
Bundestagsvizepräsident Singhammer, der sie dann an
mich weitergab, verbunden mit freundlichen Worten für
den Haushaltsausschuss. – Wir werden dieses Problem ja
lösen müssen.

In jedem Jahr müssen die öffentlichen Verkehrsunter-
nehmen mehr Fahrgäste befördern. Aber die öffentlichen
Mittel sind seit Jahren rückläufig. Ich weiß nicht, meine
Damen und Herren, ob jemand aus der Ministerriege
einmal im Berufsverkehr S-Bahn gefahren ist. Wenn
nicht, sollten Sie das unbedingt einmal tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Wann die S-Bahn kommt, ist nie ganz sicher. Wenn sie
dann kommt, ist sie so überfüllt, dass viele aus diesem
zweifelhaften Fahrerlebnis die Schlussfolgerung ziehen,
wieder mit dem Auto zu fahren. Das ist eine fatale Ent-
wicklung, die wir unbedingt stoppen müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir alle wissen, dass nicht nur der Nahverkehr unter
der schwarzen Null des Finanzministers leidet. Auch der
Fernverkehr ist von der anhaltenden Investitionsverwei-
gerung der Bundesregierung betroffen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Für den Verkehr sind die Länder zuständig!)


Im Musterland Bayern, das sich ja immer besonders po-
sitiv darstellt, sind 175 Bahnbrücken so beschädigt, dass
eine Instandsetzung gar nicht mehr möglich ist. In Ba-
den-Württemberg sind es 101 Brücken, die nicht mehr
repariert werden können. Man könnte diese Aufzählung
fortsetzen; das will ich hier nicht tun. Es geht aber auch
um die Sanierung von Schulen, von Stromnetzen, ja
auch von Straßen. Denn ganz ohne Straßen – das wissen
auch Linke und, wie ich schätze, auch Grüne – geht es in
unserem Land nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Meine Damen und Herren, das Institut für Makroöko-
nomie und Konjunkturforschung hat errechnet, dass in
den Jahren 2003 bis 2013 der Substanzverlust der Infra-
struktur 35 Milliarden Euro betragen hat. Das heißt
nichts anderes, als dass das Land zulasten einer schwar-
zen Null auf Verschleiß gefahren wurde. Das ist nicht
verantwortungsbewusst. Wir müssen den Investitions-
stau endlich auflösen, um nicht die Zukunft unseres Lan-
des zu verspielen.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Finanzminister hat in seiner Einbringungsrede
zum Haushalt häufig das Wort „Verlässlichkeit“ benutzt.
Aber dabei dachte er augenscheinlich weniger an die
27 Millionen Menschen, die jeden Tag mit dem öffentli-
chen Nahverkehr zur Arbeit oder zur Schule fahren.
Diese Menschen erwarten eine verlässliche Bundes-
regierung, die sich darum kümmert, dass auch der Nah-
verkehr verlässlich ist. Das ist eine der wichtigsten
Fragen, betrifft sie doch immerhin ein Viertel der Bevöl-
kerung. Ihr gegenüber ist die Bundesregierung nicht ver-
lässlich. Das muss sich ändern, meine Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Schäuble – er ist nicht anwesend – bezog das
Wort „Verlässlichkeit“ auch auf die Finanzmärkte. Ich
frage: Warum können wir uns sechs Jahre nach der größ-
ten Finanzkrise in der jüngeren Geschichte immer noch
nicht auf die Finanzmärkte verlassen? Warum dürfen auf
den Finanzmärkten wieder Produkte gehandelt werden,
die diese Krise mitverursacht haben? Das ist nicht in
Ordnung, und das muss beendet werden!


(Beifall bei der LINKEN)


Ich würde es gut finden, wenn wir uns auf einen gut
regulierten Finanzmarkt verlassen könnten, einen
Finanzmarkt, der keine Glücksspiele veranstaltet, son-
dern einen Beitrag zur Finanzierung unserer verschlisse-
nen Infrastruktur leistet. Das wäre der richtige Weg. Ich
erinnere Sie alle nur an die Finanztransaktionsteuer, die
schon 2010 Bestandteil des Zukunftspaketes war. 2 Mil-
liarden Euro sollten ab 2012 in die Bundeskasse fließen.
Bis heute ist davon kein einziger Cent angekommen.

Herr Schäuble hat jetzt einen bemerkenswerten Vor-
schlag gemacht: Er will den Wegfall des Solidaritätszu-
schlages durch die Erhöhung der Einkommensteuer aus-
gleichen. Da fragen wir doch: Warum hat er denn die
fehlenden Einnahmen aus der Finanztransaktionsteuer
nicht zum Beispiel durch eine höhere Besteuerung von
Dividenden ausgeglichen? Allein die Familien Porsche
und Piëch haben 2014 eine Dividendenausschüttung von
335 Millionen Euro erhalten. Wäre es nicht die Pflicht
einer Regierung, an der die SPD beteiligt ist, diesen
überbordenden Reichtum endlich zu begrenzen?


(Beifall bei der LINKEN)


Aber zurück zum Solidaritätszuschlag. Die Idee von
Herrn Schäuble und Herrn Scholz ist es, die Einkom-
mensteuer zu erhöhen und die kalte Progression abzu-
schaffen. So weit, so gut. Aber im Ergebnis soll es für
den Steuerzahler ein Nullsummenspiel werden. Das wie-
derum ist nicht gut.





Dr. Gesine Lötzsch


(A) (C)



(D)(B)

Ich sehe in der Abschaffung des Solidaritätszuschla-
ges allerdings zwei Vorteile:

Erstens besteht die Chance, dass wir endlich einmal
die Gelegenheit ergreifen, unser Steuersystem sozial ge-
rechter zu gestalten.

Zweitens – das ist für mich das Entscheidende – be-
steht die Chance, der allgemein verbreiteten Auffassung
zu begegnen, die Gelder aus dem Solidaritätszuschlag
seien Mittel, die aus dem Westen in den Osten fließen.
Das ist schon lange nicht mehr der Fall. Darum sollten
wir auch mit diesem falschen Namen endlich aufhören.


(Beifall bei der LINKEN)


Zurzeit speisen sich die Einnahmen aus dem Solidari-
tätszuschlag zu 67 Prozent aus Lohnsteuerzahlungen.
Ich denke, bei einer Neuregelung sollten endlich einmal
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steuerlich ent-
lastet werden. Es wäre an der Zeit, die Vermögensteuer
wieder einzuführen, eine Millionärssteuer zu erheben
und endlich die Erbschaftsteuer zu erhöhen. Dann hätten
wir auch mehr Geld in der Kasse.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, Herr Schäuble machte in
seiner Rede deutlich, dass er doch bereit ist, über höhere
Investitionen nachzudenken. Das ist gut. Nicht gut ist
aber, dass diese höheren Investitionen in erster Linie als
Renditen für Kapitaleigner gedacht waren. Der Bundes-
rechnungshof – das hat heute schon mehrfach eine Rolle
gespielt – hat Projekte, die in Öffentlich-Privater-Part-
nerschaft durchgeführt wurden, genau unter die Lupe ge-
nommen und kam zu dem Schluss, dass kommerzielle
Unternehmen eben nicht wirtschaftlicher arbeiten als öf-
fentliche Unternehmen. Im Gegenteil: Der Staat kann
gerade zurzeit viel einfacher an billiges Geld kommen
als kommerzielle Unternehmen.

Es gibt eine lange Liste von Public-private-Partner-
ship-Projekten, die zum Nachteil von Städten, Ländern
und Kommunen waren. Wir müssen uns alle nur an Fol-
gendes erinnern: Wie war es denn mit der Maut und Toll
Collect? Toll Collect, ein Konsortium von Deutscher Te-
lekom und Daimler-Benz, schuldet dem Staat noch heute
Unsummen an Geld.


(Roland Claus [DIE LINKE]: 5 Milliarden Euro!)


– Es sind 5 Milliarden Euro, ruft mein Kollege Claus
dazwischen. – Allein die Anwaltskosten für das Schieds-
verfahren betrugen für den Bund bisher 66,4 Millionen
Euro. Davon hätte man eine Menge Schulen sanieren
können. Ich glaube, das wäre eine bessere Verwendung
für dieses Geld gewesen.


(Beifall bei der LINKEN)


PPP-Projekte – so kann man zusammenfassen – sind
ein Fass ohne Boden und durch Parlamente eben nicht zu
kontrollieren. Darum raten wir als Linke Ihnen: Lassen
Sie endlich die Hände von diesem Unsinn!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Swen Schulz [Spandau] [SPD])

Der Finanzminister hat das Wort „Verlässlichkeit“
noch an einer anderen Stelle in seiner Rede verwendet,
und zwar ging es um das Wahlversprechen der Union,
auf Steuererhöhungen zu verzichten. Er sagte, das ge-
höre zu den verlässlichen Rahmenbedingungen für pri-
vate Investoren. Ich glaube, hier muss er sich noch ein
bisschen mehr überlegen; denn der Chef des DIW, des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, der gleich-
zeitig neuer Investitionsbeauftragter von Herrn Gabriel
ist, sprach von 500 Milliarden Euro, die bei deutschen
Unternehmen auf der hohen Kante liegen und eben nicht
investiert werden. Ich glaube, hier müssen Sie tätig wer-
den. Diese Investitionen werden in unserem Land sehr
dringend gebraucht.


(Beifall bei der LINKEN)


Es gibt aber auch immer mehr wohlhabende Men-
schen, die erkennen, dass sie einen größeren Beitrag für
unser Land leisten müssen. Ich finde, darauf sollten wir
auf keinen Fall verzichten. Allerdings erkennen dies
nicht alle. Steuerhinterziehung ist noch immer ein Sport
der Vermögenden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, na! Was hat das mit Sport zu tun?)


Trotz der großen Steuerskandale der letzten Jahre sagt
der Finanzminister, die strafbefreiende Selbstanzeige
habe sich bewährt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Hat sich auch bewährt!)


Es ist doch absurd, dass sich Steuerhinterzieher freikau-
fen können, während sogenannte Schwarzfahrer wegen
Beförderungserschleichung im Gefängnis landen. Das
ist ein Zustand, den wir nicht mehr länger hinnehmen
wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


In dieser Woche ist sehr viel über Außenpolitik ge-
sprochen worden – zu Recht. Über Waffenlieferungen in
Krisengebiete wurde häufig kontrovers diskutiert. Mei-
ner Meinung nach haben wir aber zu wenig über die
Ebolaepidemie gesprochen. 2 097 Tote – so viele Opfer
hat die Ebolaepidemie laut Weltgesundheitsorganisation
allein in den drei am schwersten betroffenen Ländern
Guinea, Liberia und Sierra Leone bisher gefordert. Die
Experten der Weltgesundheitsorganisation rechnen mit
einer sehr viel größeren Dunkelziffer, und eine positive
Tendenz ist bisher nicht in Sicht.

Das ist doch wirklich eine humanitäre Katastrophe.
Ich finde, hier reicht es nicht, nur wenige Kranken-
schwestern und Ärzte hinzuschicken, hier müssen wir
mehr tun. Das Mindeste ist auf jeden Fall, dass wir im
Einzelplan des Gesundheitsministeriums die Kürzung
der Mittel für internationale Aufgaben zurücknehmen.
Wir müssen uns hier mehr engagieren und dürfen nicht
immer nur über Waffenlieferungen in Krisengebiete re-
den.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Dr. Gesine Lötzsch


(A) (C)



(D)(B)

Ich will es Ihnen ganz deutlich sagen: Meine Fraktion
wird sich nie damit abfinden, dass Waffenlieferungen in
Krisengebiete für diese Bundesregierung immer eine hö-
here Priorität haben als die direkte humanitäre Hilfe. Wir
stehen für humanitäre Hilfe und gegen Waffenlieferun-
gen in Krisengebiete.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch, was Sie da sagen! Ein solcher Quatsch!)


– Herr Kauder, wenn Sie sich so erregen, dann kann das,
was ich sage, ja nicht ganz falsch sein; das ist ja wohl
ganz logisch.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ich rege mich überhaupt nicht auf! Ich wundere mich nur über manches dumme Geschwätz!)


Meine Damen und Herren, der Haushalt 2015 sollte
aus Sicht der Linken einen Beitrag dafür leisten, die so-
ziale Spaltung in unserer Gesellschaft, in Europa und in
der Welt zu verringern und unsere gemeinsame Zukunft
zu sichern. Bisher erfüllt dieser Haushaltsentwurf diesen
Anspruch nicht. Wir werden uns in den Haushaltsbera-
tungen dafür einsetzen, dass die Menschen, die von Ar-
beitslosigkeit betroffen sind, die eine bessere Bildung
wollen und die sich für ihre Gesundheit eine solide
Grundlage wünschen, von uns unterstützt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Diese Menschen machen sich nicht in allererster Linie
Sorgen um die schwarze Null.

Um es ganz klar zu sagen: Wir als Linke wollen keine
neuen Schulden; wir sind für den Schuldenabbau. Aber – –


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Ach! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Aber?)


– Ich erkläre Ihnen das „Aber“ gleich, weil ich Ihnen sa-
gen werde, wie wir uns das vorstellen.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805203500

Aber nicht mehr so lange, Frau Kollegin.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1805203600

Ich bin sofort fertig. Durch die Zwischenrufe wurde

meine Redezeit ja etwas verlängert.


(Lachen bei der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Das ist eine neue Interpretation!)


Ich bin aber sofort fertig.


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805203700

Bitte, Frau Kollegin.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1805203800

Wir wollen endlich ein gerechtes Steuersystem. Dann

ist unsere Zukunft auch zu sichern. Wir wollen, dass wir
mit einem gerechten Steuersystem genügend Einnahmen
haben, um unsere Zukunft für alle und nicht nur für ei-
nige wenige sozial gerecht zu sichern.
Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805203900

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Nächster Redner in der

Debatte: Johannes Kahrs für die SPD.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1805204000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Da hätten bei der CDU/CSU eben ein paar
mehr klatschen können, nicht wahr, Norbert Barthle,
Bartholomäus Kalb?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ich hab geklatscht! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Mal schauen, ob es sich lohnt! – Dr. André Hahn [DIE LINKE]: Bei der Linken?)


– Jetzt rede ich, da könnten alle zuhören.

Wir haben in den letzten Tagen gehört, wie sich die
Opposition diesen Haushalt vorstellt. Zur Erinnerung
– kleiner Sprung zurück –: Am Dienstag haben wir eine
grundsätzliche Debatte geführt. Da gab es zwischen al-
len hier vertretenen Fraktionen Einigkeit darüber, dass
wir keine neuen Schulden machen wollen. Ich fand das
gut, ich fand das bemerkenswert; da haben wir alle ge-
klatscht. Dann habe ich mir die anderen Tage angeguckt:
Mittwoch, Donnerstag und heute. In jeder dieser Debat-
ten hat die Opposition erklärt, wofür sie dringend mehr
Geld ausgeben möchte.


(Zuruf der Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE])


Ehrlich gesagt kann ich das teilweise sogar nachvoll-
ziehen; ich finde das alles gut. Es gibt immer gute Be-
gründungen, mehr Geld für Bildung, für Schulen, für Ki-
tas und für Entwicklungshilfe auszugeben.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht auf Ihrem Niveau!)


Im Einzelfall fällt mir immer eine gute Begründung da-
für ein. Am Ende gibt es stets viele Gründe, Schulden zu
machen. Die Frage ist: Will man am Ende Schulden ma-
chen? Diese Frage sollte man ehrlich beantworten.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Wenn man keine neuen Schulden machen will, dann
kann man nicht am Dienstag und auch am Freitag sagen,
man wolle keine neuen Schulden machen,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dazu sage ich gleich etwas!)


aber in der Diskussion über jeden Einzelplan tränen-
reich, mit etwas Pathos in der Stimme und mit viel Elan
mehr Geld fordern. Das passt nicht; das ist unglaubwür-
dig.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Dazu sage ich gleich etwas!)






Johannes Kahrs


(A) (C)



(D)(B)

– Dass der Kollege Kindler jetzt mit „Oh“ anfängt, ist
schön. Aber Kollege Kindler, Ihre Grünen waren hierbei
vorneweg, und Sie werden höchstwahrscheinlich gleich
auch nichts anderes sagen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben eine Gegenfinanzierung! – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind diejenigen, die regieren!)


Es ist doch so: Die Bundesregierung, wir alle, SPD
und CDU/CSU, haben einen Haushalt vorgelegt, der im
Kern solide ist, der viele Aufgaben beinhaltet und der
durchfinanziert ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nicht nur im Kern, sondern er ist grundsolide!)


– Auch grundsolide! Ich lasse den Kampfwert meiner
Rede gern durch Anregungen des Koalitionspartners
steigern, vom Kollegen Kauder sowieso gerne.


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Also, der Haushalt ist grundsolide. Da sind wir uns doch
wieder einmal einig. So einfach geht das in der Koali-
tion. Davon könnte sich Herr Dobrindt einmal eine
Scheibe abschneiden.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Im Ergebnis ist es so: Wir haben einen grundsoliden
Haushalt. Jetzt wird beklagt, dass wir hier und da nicht
mehr Geld ausgeben. Ich kann hier klar sagen: Es ist
nicht so, dass wir nur gespart haben; wir haben auch in-
vestiert. Das ist immer der Zweiklang. Es sind Investitio-
nen in Höhe von 23 Milliarden Euro vorgesehen, und am
Dienstag habe ich durchdekliniert, wofür wir dieses
Geld vernünftig und sinnvoll ausgeben und was wir in
diesem Jahr in den entsprechenden Jahresscheiben dafür
tun. Ich glaube, das hat auch jeder verstanden. Dieser
Regierung kann man deswegen positiv ins Stammbuch
schreiben, dass sie einen grundsoliden Haushalt aufstellt
und dass sie gleichzeitig da investiert, wo es notwendig
ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Natürlich kann man immer noch mehr verlangen. Das
verstehe ich; das hat die Opposition auch gemacht. Aber
das war ein fades Gemeckere. Angesichts der Presse-
resonanz kann man feststellen: So richtig gejubelt haben
die Zeitungen nicht, und so richtig nachvollziehbar fan-
den sie das Gemecker auch nicht. Man muss sich diesen
Haushalt einfach ansehen, durchlesen – ein Blick ins Ge-
setz erleichtert die Rechtsfindung – und kann dann fest-
stellen: Alles in Ordnung!

Da ich aber meinen geschätzten Koalitionspartner im-
mer lobe,


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Zu Recht!)


mit Norbert Barthle sehr gut zusammenarbeite


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ja!)

und auch die Reden von Steffen Kampeter immer gern
höre,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


sei es mir jedoch erlaubt, dass ich die Stellen, an denen
es schwierig wird, aufgreife. Der Kollege Brinkhaus hat
wie viele seiner Kolleginnen und Kollegen in den letzten
Tagen Nordrhein-Westfalen kritisiert.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Zu Recht!)


Er hat gesagt, dass die dortige Haushaltspolitik schwie-
rig sei.


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Genau! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war noch sehr freundlich!)


Auch der Kollege Steffen Kampeter hat das heute ge-
macht und erklärt, dass es in NRW eine Haushaltssperre
als Ausweis für unsolides Wirtschaften gebe.


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Ja!)


Kollege Steffen Kampeter hat aber eine Haushaltssperre
für den Bund für das Jahr 2014 durchgesetzt, unter der
alle Ministerien leiden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


Selbst der Kollege Ole Schröder kriegt gerade das Grin-
sen nicht aus dem Gesicht.


(Heiterkeit bei der SPD)


Das heißt also: Wenn man argumentiert, Steffen
Kampeter, dann muss man sauber argumentieren. Halte
Dich an uns. Wir können das.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])


Im Ergebnis muss man einfach einmal klar sagen: Nur
weil die Kolleginnen und Kollegen von CDU/CSU die
Niederlage in NRW immer noch nicht verschmerzt ha-
ben


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Nein!)


und weil sie sehen, was Rot-Grün dort macht – es wird
ein solider Haushalt aufgestellt und die Misswirtschaft
von fünf Jahre Schwarz-Gelb wird korrigiert –,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


und weil klar ist, dass Norbert Walter-Borjans einen gu-
ten Job macht, müssen sie nicht jedes Mal eine gute
Rede dadurch versauen, dass sie einen koalitionsfeindli-
chen Schlenker einbauen. Das kann doch keiner wollen.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wir machen keinen verfassungswidrigen Haushalt!)


Deswegen bitten wir inständig, diesen Unsinn zu lassen,
damit wir weiterhin völlig konstruktiv im Bund zusam-
menarbeiten können, was wir immer gerne wollen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Als Theater war das gut!)






Johannes Kahrs


(A) (C)



(D)(B)

Der Kollege Steffen Kampeter – wenn er in Fahrt
kommt, kommt er halt in Fahrt – hat gesagt, dass Private
alles das machen müssen, was man sich so wünscht. Ehr-
lich gesagt – auch du warst einmal ein anständiger Haus-
hälter –, das alles kann man tun. Das Problem bei der Sa-
che ist nur: Am Ende muss es sich rechnen. Beim
Rechnen darf man nie ganz vergessen: Wenn Private in-
vestieren, dann wollen sie meistens eine Rendite von
3 bis 4 Prozent. Die sei jedem gegönnt.

Man kann sich aber auch fragen, wie viele Zinsen der
Bund zahlt, wenn er Geld aufnimmt. Wenn es am Ende
stimmt, worauf sich CDU, CSU und SPD geeinigt ha-
ben, nämlich dass sich betriebswirtschaftlich für den
Bund jede einzelne Maßnahme rechnen muss, dann
sollte man jetzt nicht mit großem Getöse etwas ankündi-
gen oder wie ein Tiger losspringen, nur um am Ende als
Bettvorleger zu landen. Das heißt, wir müssen uns das
genau anschauen, wir müssen genau nachrechnen. Ich
persönlich finde es gut, wenn wir das hinbekommen;
aber wir müssen genau aufpassen, dass alles solide ist.
Ansonsten bekommen wir einen Haufen Ärger.

In den letzten Tagen gab es – das war zu hören und zu
lesen – einen Haufen Scheindebatten. Es wird gesagt,
Schäuble wolle den Soli abschaffen und dafür anderwei-
tig Steuereinnahmen erzielen. Heute wird ihm unter-
stellt, er habe gesagt, die Schuldenbremse aufweichen zu
wollen. Man kann dazu feststellen, dass weder der Bun-
desfinanzminister noch sein getreuer Knappe hier


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


je irgendetwas Zitierbares zu diesem Thema gesagt ha-
ben. Das heißt, die Presse schreibt irgendetwas, ohne
dass es belegt ist. Das heißt, wir sind im Stadium der
Spekulation.

Der Hintergrund ist allerdings ernsthafter. Wir müs-
sen die Bund-Länder-Finanzbeziehungen neu sortieren.
Darüber sind wir gerade in ersten Gesprächen. Deshalb
halte ich es für unschön, wenn immer wieder kleine Ver-
suchsballons gestartet werden, um zu schauen, über wes-
sen Kopf sie denn zerplatzen. Deswegen ist es in Ord-
nung, dass das Finanzministerium ganz sauber spielt und
weder der Finanzminister noch der geschätzte Kollege
Steffen Kampeter irgendetwas zu dem Thema sagen.
Vielmehr werden wir intern eine Debatte vorbereiten,
die am Ende für Bund und Länder gleichermaßen ver-
nünftige Ergebnisse zeitigen muss; denn wir alle wissen,
dass die Länder und die Kommunen Finanzprobleme ha-
ben.

Der Bund hat sie aber auch. Wenn man sich den Bun-
deshaushalt anschaut, dann stellt man fest: Der ist grund-
solide. Aber auch grundsoliden Dingen wohnen manch-
mal Risiken inne. Schauen wir uns doch einmal die
momentanen Zinsen an, und überlegen wir uns, wie hoch
die Zinsen vielleicht in drei, vier oder fünf Jahren sind.
Wenn sie dann so hoch sind, wie es im Durchschnitt der
vergangenen 20 Jahre üblich war, dann bekommen wir
ein Problem mit unserem Bundeshaushalt.

Gleichzeitig müssen wir in Rechnung stellen, dass
auch die wirtschaftliche Entwicklung nicht immer gut
verläuft. Das heißt, bei all dem, was wir hier tun, müssen
wir immer darauf achten, dass wir nicht nur die Wün-
sche der Kommunen und der Länder befriedigen, son-
dern dass der Bund auch seine Handlungsfähigkeit be-
wahren muss. Das ist etwas – das haben wir alle
gesagt –, was wir richtig und wichtig finden. Deswegen
muss die Debatte, die in diesem und im nächsten Jahr zu
führen ist, hochseriös und ernsthaft geführt werden;
denn wenn man dem Bund zu viele Lasten aufbürdet und
der Bund am Ende handlungsunfähig ist, dann ist das
weder für die Länder noch für die Kommunen gut.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Abschließend sei mir noch eine Bemerkung erlaubt:
Wir alle, die wir hier sitzen, egal in welcher Partei wir
sind, kennen die Länderhaushalte unserer Bundesländer.
Die meisten sind einmal kommunal aktiv gewesen, wir
alle kennen Kommunalhaushalte. Wir alle kennen Mi-
nisterpräsidenten oder Erste Bürgermeister, die einem
sagen, was sie so erwarten. Wichtig ist, dass man als
Bundestagsabgeordneter nicht vergisst, dass man in ers-
ter Linie eine Verantwortung für den Bund hat. Ich
glaube, das ist etwas, was hier keiner vergessen darf, bei
aller Sympathie für Kommunen und für Länder. Wir ha-
ben die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, diesen
Haushalt dauerhaft grundsolide aufzustellen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805204100

Vielen Dank, Herr Kollege. Auch dass Sie grund-

solide Ihre Redezeit eingehalten haben, ehrt Sie.

Nächster Redner in der Debatte: Sven-Christian
Kindler für Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Wir sind hier zwar im Deutschen Bundestag,
aber wir haben eine Gesamtverantwortung für den Bund,
für die Länder und für die Kommunen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Das bedeutet dann eben auch, Johannes Kahrs, dass man
für gerechte Finanzbeziehungen zwischen Bund, Län-
dern und Kommunen sorgen muss.

Natürlich hat Herr Schäuble einen Testballon in Rich-
tung Solidaritätszuschlag gestartet. Das macht doch
nicht ein einfacher Verwaltungsbeamter im BMF. Natür-
lich wurde das von Herrn Schäubles Pressestelle an die
Süddeutsche Zeitung gegeben.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das glaube ich nicht! Das war nicht sein Interesse!)


Ich sage auch klar: Das ist eine Debatte zur falschen
Zeit. Das ist eine Scheindebatte, eine Nebelkerze. Auch
in der Substanz ist der Vorschlag wenig aussagekräftig.
4 Milliarden Euro entsprechen einem Verschuldungs-
spielraum von 0,15 Prozent für die Länder. Das ist weni-





Sven-Christian Kindler


(A) (C)



(D)(B)

ger als das, was Sie den Kommunen bis 2018 bei der
Eingliederungshilfe versprochen haben. Das ist sehr we-
nig.

Darüber hinaus muss man sich doch fragen: Wie kann
man diese Finanzbeziehungen ordentlich regeln? Wie
kann man dafür sorgen, dass Länder entlastet und struk-
turschwache Regionen richtig unterstützt werden? Dabei
geht es auch um die Problematik der Altschulden, für de-
ren Tilgung der Soli in Zukunft genutzt werden muss,
gerade im Hinblick auf die Zinskosten. Das wäre ein
richtiger Vorschlag für die Bund-Länder-Finanzbezie-
hungen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Die gut gewirtschaftet haben, sind die Dummen!)


Sie als Große Koalition haben sich in dieser Woche in
den Debatten die ganze Zeit für Ihren Haushalt gelobt.
Es gab viel Selbstlob. Davon, dass man es oft wieder-
holt, wird es nicht wahrer, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen. Man muss immer noch feststellen: Sie nehmen zwar
keine neuen Schulden bei der Bank auf, aber Sie nehmen
immer noch Schulden auf bei den Krankenversicherun-
gen. Sie nehmen Schulden auf bei der Rentenversiche-
rung.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wir haben Überschüsse! Keine Schulden)


Sie nehmen Schulden auf bei der Infrastruktur, bei den
Investitionen. Das ist nicht generationengerecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Da haben wir milliardenschwere Überschüsse!)


Stichwort „Investitionen“. Man hat ja an den Reden
der Kollegen Kampeter und Kahrs gemerkt, dass der An-
griff ordentlich getroffen hat. Obwohl Sie Einzelpläne
genannt haben, bei denen Sie kleine und mittlere Sum-
men draufpacken, konnten Sie nicht erklären, warum der
Bund von 2014 bis 2018 in der Summe 111 Milliarden
Euro mehr Steuern einnimmt, die Ausgaben um rund
10 Prozent auf rund 330 Milliarden Euro steigen, aber
gleichzeitig die Investitionsquote von 10 auf 8 Prozent
sinkt. Wieso? Wieso versickert das Geld im Etat? Wa-
rum wird da nicht investiert? Das ist doch ein Armuts-
zeugnis für Ihre Haushaltspolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ja, es ist richtig, es geht natürlich auch um private In-
vestitionen, die wir anregen müssen. Da muss man sich
aber auch einmal fragen: Was macht diese Bundesregie-
rung eigentlich sonst noch? Viele private Investitionen
sind in den letzten Jahren vor allen Dingen in die Stär-
kung der erneuerbaren Energien bzw. in die Energie-
wende geflossen. Von 2000 bis 2012 waren es 166 Mil-
liarden Euro. 370 000 neue Arbeitsplätze wurden
geschaffen. Was haben Sie gemacht? Sie haben einen
riesigen Anschlag auf das EEG verübt und fahren die
Energiewende mit Ihrem Kohlekurs an die Wand. Da
kann ich einfach nur sagen: Das ist nicht nur ökologisch,
sondern vor allen Dingen auch wirtschafts- und finanz-
politisch schädlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Auch Subventionen sind Schulden!)


Wir müssen, glaube ich, diese Debatte zur Haushalts-
politik im europäischen Kontext sehen; darauf hat Herr
Kampeter ja auch abgezielt. Man muss aber sagen: Die
Initiativen der Bundesregierung haben in den letzten
Jahren nicht dazu geführt, dass in Europa oder auch in
Deutschland Investitionen gesteigert wurden, sondern
dazu, dass sie gesunken sind.

Wir haben schwierige Probleme in der Euro-Zone.
Diese muss man sehr differenziert betrachten. Ich kann
nicht auf alles im Einzelnen eingehen. Wir wissen auch:
Es gibt eine Stagnation in der Euro-Zone. Es gibt eine
große Massenarbeitslosigkeit. Es gibt gerade eine Inves-
titionsschwäche in der Euro-Zone, aber auch in Deutsch-
land. Natürlich muss Deutschland nicht alle diese Pro-
bleme allein lösen, aber Deutschland kann als größte
Volkswirtschaft in der Währungsunion seinen Teil tun,
indem man gerade jetzt Investitionen fördert und sich
anschaut, was eigentlich mit dem Leistungsbilanzüber-
schuss passiert. Deutsche Ersparnisse in Höhe von
400 Milliarden Euro wurden in den letzten Jahren im
Ausland verbrannt, weil sie schlecht angelegt waren.
Das ist weder gut für die deutschen Sparer noch für
Europa. Was wir in der jetzigen Krise brauchen, ist eine
konkrete sozial-ökologische Investitionsstrategie. Da
muss Deutschland noch viel mehr machen – auch im ei-
genen Land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich will noch etwas zu den privaten Investitionen im
Verkehrsbereich sagen. Herr Kampeter, der Finanzminis-
ter hat unsere Unterstützung, wenn er diese unsinnige
Ausländermaut torpediert. Die bringt nichts. Die gehört
gestoppt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir arbeiten konstruktiv zusammen!)


– Ja, wir arbeiten konstruktiv zusammen, Kollege
Kampeter; das ist schön.

Aber der Alternativplan – das ist ja das Problem – von
Herrn Schäuble ist noch viel schlimmer. Sie wollen flä-
chendeckend eine allgemeine Pkw-Maut für alle Auto-
fahrer einführen und flächendeckend die Infrastruktur
bei Verkehrswegen privatisieren. Dabei wissen wir
schon jetzt: ÖPP im Verkehrsbereich – das hat der Bun-
desrechnungshof klar aufgezeigt – ist ein Milliarden-
grab, eine milliardenschwere Verschwendung von Steuer-
geldern. Das wird auch bei ÖPP 2.0 von Herrn Gabriel
und Herrn Schäuble so sein. Denn die großen Versiche-
rungskonzerne erwarten eine hohe Rendite, aber haben
viel höhere Zinskosten als der Bund. Diese milliarden-
schwere Verschwendung von Steuergeldern ist nicht die





Sven-Christian Kindler


(A) (C)



(D)(B)

richtige Antwort auf den Investitionsstau in Deutsch-
land.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Konkret, Kollege Kahrs: Man kann Investitionen in
die Zukunft solide finanzieren und das auch konkret im
Haushalt darstellen, nämlich mit einer Gegenfinanzie-
rung. Gehen Sie doch einmal an die Ausgaben ran! Strei-
chen Sie 2015 1 Milliarde Euro beim Betreuungsgeld!
Und was ist mit der Verschwendung durch Rüstungspro-
jekte? – Da sind Milliarden zu holen. Und was ist mit ei-
nem Subventionsabbau im umweltschädlichen Bereich?
– Der Staat gibt jedes Jahr 50 Milliarden Euro für um-
weltschädliche Subventionen aus. Um 8 Milliarden Euro
könnte man sie sofort abbauen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Johannes Kahrs [SPD]: Was denn zum Beispiel?)


– Konkret: In den Bereichen stoffliche Nutzung von
Erdöl, schwere Dienstwagen, Flugindustrie, Agrardiesel,
Ausnahmen bei der Ökosteuer ist sehr viel zu holen. Da
müssen Sie rangehen! Trauen Sie sich endlich auch an
den Subventionsabbau!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805204200

Herr Kollege, Redezeit!


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch auf der Einnahmeseite besteht Potenzial; zum
Beispiel gehört die ungerechte Abgeltungsteuer abge-
schafft. Wir wollen Kapitaleinkommen endlich wieder
progressiv wie Arbeitseinkommen besteuern. Das ist ge-
recht, und das ist notwendig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Kathrin Vogler [DIE LINKE] – Volker Kauder [CDU/CSU]: Punkt!)


Wir werden Ihnen gute, solide und gegenfinanzierte
Alternativen für Zukunftsinvestitionen vorlegen. Wir
freuen uns auf die Haushaltsberatungen. Hoffentlich fol-
gen Sie unseren Vorschlägen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805204300

Vielen Dank, Herr Kollege Kindler. – Nächster Red-

ner in der Debatte ist Dr. Peter Tauber für die CDU/
CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Tauber (CDU):
Rede ID: ID1805204400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn man
das grundsolide Zahlenwerk des Bundeshaushalts 2015
in den Blick nimmt, dann kann man es machen wie der
Kollege Kindler und sich im Klein-Klein verlieren


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kollege Tauber! – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war grundsolide, was er vorgetragen hat! – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja ein bisschen billig!)


oder aber zunächst einmal einen Schritt zurück machen.
In der Tat muss man mit großen Worten immer vorsich-
tig sein; aber wenn man einen Schritt zurück geht und
dann auf diesen Haushaltsentwurf schaut, stellt man fest,
dass der Begriff „historisch“ angebracht ist.

Ich will Ihnen auch sagen, warum. Ich bin vor kurzem
40 geworden.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Als Kind dieser Republik habe ich nicht erlebt, dass es
die im Bundestag verantwortlichen Parteien bzw. die
Bundesregierung geschafft haben, einen Haushalt vor-
zulegen, der auf neue Schulden verzichtet hat. In über
40 Jahren ist das nicht gelungen. Das hat gar nichts mit
parteipolitischen Vorwürfen in die eine oder andere
Richtung zu tun. Alle tun gut daran, sich an die eigene
Nase zu fassen; zu den Kollegen von den Grünen
komme ich an entsprechender Stelle noch. Es ist histo-
risch, dass wir es im Jahr 2015 schaffen, denen, die
künftig entscheiden, Spielräume zu eröffnen, und denen,
die durch ihre Arbeit und ihre Steuern das Gemeinwesen
finanzieren, nicht noch zusätzliche Lasten aufzubürden.
Erstmals seit 1969 steht die schwarze Null im Bundes-
haushalt. Das ist eine große Leistung, die man gemein-
sam wertschätzen darf. Auch das hat nichts mit partei-
politischen Bewertungen zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich kann und will aber nicht verhehlen, dass wir als
Christdemokraten stolz darauf sind, dass wir mit
Wolfgang Schäuble als Bundesfinanzminister und
Angela Merkel als Bundeskanzlerin daran einen maß-
geblichen Anteil haben. Denn zur Wahrheit gehört, dass
es in der Vergangenheit eben nicht gelungen ist, diesen
Kurswechsel herbeizuführen. Auch da mag sich der eine
oder andere hier im Hause an die eigene Nase fassen.

Auf der Homepage vom Bündnis 90/Die Grünen steht
geschrieben – ich darf das zitieren –:

Der Haushalt 2015 ist geprägt von der Mut- und
Ideenlosigkeit der Bundesregierung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bravo! Lesen Sie weiter! Gutes Papier!)


Ich will Ihnen sagen – und das mag Sie nicht verwun-
dern –, dass ich zu einer völlig anderen Interpretation
komme: Dieser Bundeshaushalt ist im besten Sinne des
Wortes ein konservativer Haushalt; denn er zeichnet sich
durch einen maßgeblichen Wert aus, durch Ausgabendis-
ziplin. Wir haben nämlich in dieser Großen Koalition da-
rauf verzichtet, bei ständig steigenden Steuereinnahmen





Dr. Peter Tauber


(A) (C)



(D)(B)

ständig mehr Geld auszugeben. Das ist für sich genom-
men nichts Besonderes, aber es ist diesmal gelungen.
Anderen, die jetzt laute Reden halten, ist das nicht gelun-
gen, als sie Verantwortung hatten.


(Sabine Weiss [Wesel I] [CDU/CSU]: Richtig!)


Deswegen mahne ich immer ein bisschen zur Zurückhal-
tung.

Wir können noch einmal zurückblicken: Wie war es,
als die Grünen Verantwortung für einen Bundeshaushalt
hatten?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war sicher schrecklich!)


Das ist Gott sei Dank schon eine Weile her; es war im
Jahr 2005. Damals hatten Sie in Regierungsverantwor-
tung einen Bundeshaushalt zu verantworten, der eine
Neuverschuldung von sage und schreibe 31,4 Milliarden
Euro umfasste.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wahnsinn!)


Ich darf daran erinnern: 2005 war von der Euro-Krise
und der Finanz- und Wirtschaftskrise noch nicht die
Rede. Sie haben es einfach so geschafft, diesen Schul-
denbatzen noch auf den bereits existierenden Schulden-
berg obendrauf zu packen. Wenn man das in 10-Euro-
Noten umrechnet – damit das, was Sie damals gemacht
haben, einmal visualisiert wird –, dann kommen diese
10-Euro-Noten auf ein Gewicht von 2 260 Tonnen.
Wenn man sie aufeinanderstapelt, dann erreicht dieser
Stapel von 10-Euro-Noten eine Höhe von 314 Kilome-
tern. Das entspricht dem, was Sie damals ohne einen er-
kennbaren, nennenswerten Grund im letzten Jahr Ihrer
Regierungsverantwortung an neuen Schulden mit auf
den Weg gebracht haben. Deswegen wäre ich an Ihrer
Stelle ein bisschen leiser, wenn es darum geht, kleinzure-
den, dass wir auf neue Schulden verzichten.


(Beifall bei der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagen Sie zur Investitionsquote? – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen doch andere Schulden – bei der Rentenversicherung, bei der Infrastruktur!)


Andrea Nahles singt hier ganz gerne. Ich verkneife
mir das, weil ich ähnlich gut singe wie sie. Sie hätten da-
mals gesungen – das war Ihr Motto –: „Wir versaufen
unser Oma ihr klein Häuschen“. – Wir verzichten auf das
Singen. Wir machen lieber eine grundsolide Haushalts-
politik.

Wozu führt es, dass wir jetzt auf neue Schulden ver-
zichten? Das zeigt erstens, dass wir in Europa ein ver-
lässlicher Partner sind, ein Land, in dem man investieren
kann, weil die öffentliche Hand selbst auf ihre Ausga-
benpolitik achtet. Deswegen sind wir in Europa eben
auch an der Stelle, wo wir derzeit stehen. Das ist hart er-
arbeitet worden. Das muss man verteidigen und bewah-
ren, und das führt wiederum dazu, dass andere in unse-
rem Land investieren. Damit kommen wir zum zweiten
Signal: Obwohl wir keine neuen Schulden aufnehmen,
investieren wir selbst.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenig! Das wissen Sie doch auch mittlerweile!)


Auch das gefällt Ihnen vielleicht nicht in jedem Punkt.
Die Investitionen in Bildung und Forschung waren noch
nie so hoch wie jetzt, und wir schaffen das ohne neue
Schulden. Das sind echte Investitionen in die Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die CDU hat bereits 2007 in ihrem Grundsatzpro-
gramm beschlossen, dass wir ein Neuverschuldungsver-
bot einführen wollen. Keine zwei Jahre später haben wir
diese Forderung im Grundgesetz verankert, und sie
greift jetzt. Das ist eine echte politische Leistung, und es
ist die Grundlage für all das, was wir künftig erreichen
wollen. Sie haben recht – an der Stelle sind wir nicht
weit auseinander –: Sparen ist kein Selbstzweck. Darauf
zu verzichten, neue Schulden zu machen, ist nur dann
sinnvoll, wenn man die Spielräume für Investitionen in
die Zukunft nutzt, und zwar gerade für Investitionen in
Bildung und Forschung, wie wir es aktuell tun. Es ist
auch deswegen sinnvoll, weil dadurch Vertrauen in die
wirtschaftliche Stabilität und in die Zukunftschancen
wächst.

Volker Kauder hat es schon gesagt. Für die Union als
tragende Säule dieser Koalition gilt: Um künftig Spiel-
räume zu haben, müssen wir darauf achten, dass es, wie
es Manfred Rommel einst formuliert hat, mehr um die
Bestellung der Felder als um die Verteilung der Ernte
geht. Deswegen investieren wir. Deswegen fragen wir
uns, was wir tun müssen, um unsere Infrastruktur auf
Dauer zu sichern und aufrechtzuerhalten.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie fragen sich, haben aber keine Antworten!)


– Doch, dieser Haushalt ist eine Antwort darauf, Herr
Kindler.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, ist er nicht! Gucken Sie sich die Investitionsquote doch mal an! Sie finden sie im Haushalt!)


Deswegen habe ich Ihnen geraten, einen Schritt zurück-
zugehen und das Ganze in den Blick zu nehmen, statt
sich im Klein-Klein zu verlieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass Ihnen das nicht gefällt, weil wir die Probleme lö-
sen, kann ich verstehen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gucken Sie sich die Investitionsquote an! Sie sinkt!)


Aber auch dabei gilt für Sie: Der Erfolg der Pädagogik
liegt in der Wiederholung. Ich erkläre es Ihnen gerne
noch einmal fernab der Rede. Wir können uns nachher
gerne noch einmal zusammensetzen.





Dr. Peter Tauber


(A) (C)



(D)(B)

Es geht also bei diesem Haushalt nicht um blindes
Sparen, sondern um verantwortungsvolle Haushaltspoli-
tik und um vorausschauendes Investieren. Ich sage Ihnen
auch als Generalsekretär der CDU ganz ehrlich: Natür-
lich macht mich das ein Stück weit stolz. Dafür, dass wir
das alles ohne neue Schulden schaffen, danke ich
Wolfgang Schäuble und den anderen Mitgliedern der
Bundesregierung, aber auch den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern in den Ministerien, die mit spitzer Feder
dazu beitragen.

Ich bleibe bei dem, was ich eingangs gesagt habe:
Dieser Haushalt wird in die Geschichte eingehen. Ich
finde es sehr schön, dass die CDU dazu einen Beitrag
geleistet hat.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805204500

Danke, Herr Kollege. – Nächste Rednerin in der De-

batte ist Ekin Deligöz für Bündnis 90/Die Grünen.


Ekin Deligöz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805204600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sie wiederholen immer wieder, die Opposition könne
sich nicht über den Konsolidierungskurs im Haushalt
freuen. Ich kann das schon. Ich finde das richtig. Ich
finde das sehr anerkennenswert. Das erfordert Disziplin.
Das ist eine gute Leistung. Ich wäre eine schlechte Haus-
hälterin, wenn ich das nicht gut finden würde. Aber ge-
rade deshalb finde ich es komisch, dass Sie nun über das
Aufweichen der Vorgaben der Schuldenbremse reden.
Das passt nicht zusammen. Konsolidierung und Schul-
denbremse gehören zusammen. Keines der beiden dür-
fen wir aufgeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Als gute Haushälterin rede ich nicht nur über das Ob,
sondern auch über das Wie. Wir müssen immer fragen:
Wer bezahlt das eigentlich, diese Haushaltskonsolidie-
rung? Auf wessen Kosten geht das eigentlich? Woher
kommt das Geld? Das sind berechtigte Fragen. Herr
Tauber, ich glaube nicht, dass Sie etwas von Landwirt-
schaft und Ernte verstehen; da können Sie Herrn Rom-
mel noch so oft zitieren. Ich weiß aber, dass Sie Star-
Wars-Fan sind. Deshalb übersetze ich Ihnen das in die
Sprache der Jedis, damit auch Sie verstehen, worüber
wir eigentlich reden. Ihre vielzitierte schwarze Null
– das ist so etwas wie die schwarze Macht – wirft einen
langen schwarzen Schatten. Dieser Schatten senkt sich
auf die Sozialversicherungen, die Bildungsstätten und
die Verkehrswege. Das ist das Problem, das wir haben.
Das, was Sie hier machen, hat nichts mit dem zu tun,
was Han Solo gemacht hat, und entspricht auch nicht
den Grundsätzen des Jedi-Rittertums. Selbst Jabba the
Hutt würde das besser machen als Sie. Hören Sie auf,
solche geschwätzigen Reden zu halten!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie wollen diesen Schatten irgendwie verstecken. Des-
halb kommen Sie mit dem Lichtschwert der Haushalts-
konsolidierung. Wir nehmen aber den Schatten wahr; er
ist da. Er wird uns etwas kosten. Heute, morgen und
übermorgen wird diese Gesellschaft dafür bezahlen. Das
ist das Problem.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie nehmen Geld aus der Rentenkasse. Sie nehmen
Geld aus dem Gesundheitsfonds. Sie nehmen Geld, wo
wir eigentlich investieren müssten. Sie nehmen Geld aus
den Rücklagen der Bundesagentur für Arbeit. Dann le-
gen Sie auch noch einen Haushalt vor, der auf Sand ge-
baut ist und bei der kleinsten Krise zusammenbrechen
wird. Das sehen wir als Opposition. Da wir alle ständig
und überall über Generationengerechtigkeit sprechen:
Wir hinterlassen unseren Kindern nicht nur einen Haus-
halt, sondern auch die Infrastruktur.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Selbstverständlich ist es wichtig, dass wir heute für mor-
gen investieren. Wenn es in Schulen hineinregnet, wenn
viele Frauen nicht erwerbstätig sein können, weil Ganz-
tagskindergarten- und Ganztagsschulplätze fehlen, und
wenn Ausbildung nicht mehr finanziert wird und wir
deshalb morgen unter einem Fachkräftemangel leiden,
dann ist das ein Problem, dessen wir uns annehmen müs-
sen. Da können wir uns nicht hinter Ihrem Lichtschwert
verstecken. Das wäre unverantwortlich und hieße, zu
kurz zu springen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir über Investitionen reden, meinen wir nicht
nur Straßen. Nichtsdestotrotz reden wir auch – zu Recht –
über Straßen. Ich will Ihnen auch sagen, warum. Wir
sind auch gegen Geldverschwendung. Wir können im
Haushaltsausschuss noch nicht einmal so schnell zwin-
kern, wie Sie die Mittel für Berlin freigeben, ohne ein
einziges Mal zu hinterfragen, was mit diesem Geld pas-
siert und wie wir das besser kontrollieren können. Ja, wir
sind für den Erhalt der Infrastruktur, auch von Straßen.
Aber wir sind auch gegen die Verschwendung von Geld.
Beides gehört zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie reden über die Anerkennung der Lebensleistung
und haben entsprechende Änderungen bei der Rente vor-
genommen. Sie lassen das aber vorsichtshalber nur von
den Beitragszahlern und nicht von den Steuerzahlern fi-
nanzieren. Ihnen geht es nicht um eine echte Solidarisie-
rung, sondern nur um eine Teilsolidarisierung. Worüber
Sie aber nicht reden, ist die Armut in diesem Land. Eine
Diskussion über Kinderarmut oder alte Menschen, die
noch nicht einmal eine Rente beziehen können, findet
bei Ihnen nicht mehr statt. Wir reden nicht nur über In-
vestitionen, sondern auch über Reformen. Wir Grüne
sind für eine Garantierente, weil wir heute schon die
Probleme der Zukunft erkennen und heute der beste
Zeitpunkt ist, darauf zu reagieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Ekin Deligöz


(A) (C)



(D)(B)

Bildung halten wir alle für wichtig. Die 6 plus 3 Mil-
liarden Euro, die Sie da investieren, sind eine stolze
Summe. Die frühkindliche Bildung fällt dabei aber lei-
der hinten herunter. Gestern musste die Ministerin
Schwesig hier die doppelte Quadratur des Kreises hinzu-
legen versuchen, um zu erklären, wie sie überhaupt auf
die vielbeschworene zusätzliche 1 Milliarde Euro
kommt. Sie hat diese zusätzliche 1 Milliarde Euro ein-
fach nicht; sie hat noch nicht einmal die Hälfte davon
bekommen.

Ihr Kollege hat hier gesagt, bei Ihnen zähle die beruf-
liche Bildung genauso viel wie die Hochschulausbil-
dung. Was machen Sie? Sie kürzen bei der beruflichen
Bildung. Ehrlichkeit gehört zu einer ehrlichen Haus-
haltsplanung. Stehen Sie dazu: Sie sind an dieser Stelle
nicht ehrlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, dass wir zwar von einer Großen Koalition
reden können, aber nicht über einen großen Durchset-
zungswillen. Sie machen die Politik des kleinsten ge-
meinsamen Nenners. Nachdem ich jetzt die Vorrednerin
und Vorredner der Koalition gehört habe, komme ich zu
dem Ergebnis, dass Ihnen nicht viel anderes übrig bleibt,
als hier vorne Klamauk aufzuführen und die heute-show
in den Vormittag zu verlagern; denn Ihnen fällt an dieser
Stelle einfach nichts Besseres ein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, eines versprechen
Ihnen die Grünen definitiv: Wir machen Politik für öko-
logische Nachhaltigkeit, für Generationengerechtigkeit
und für die Zukunft. Das alles werden Sie an unseren
Vorschlägen wiedererkennen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805204700

Danke, Frau Kollegin Deligöz. – Nächster Redner in

dieser Debatte ist Martin Gerster aus Biberach für die
SPD.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Martin Gerster (SPD):
Rede ID: ID1805204800

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich denke, wir haben in dieser Woche eine intensive
Beratung hinter uns gebracht. Es war eine gute, ja, eine
sehr gute Woche hier im Plenum des Deutschen Bundes-
tages – mit einer Ausnahme: Für die Opposition war es
keine gute Woche. Denn das, was wir, die Große Koali-
tion aus CDU/CSU und SPD auf den Weg bringen, die-
sen neuen Haushalt, kann sich wahrlich sehen lassen. Es
ist eine Erfolgsgeschichte; es ist historisch: Erstmals seit
fast 50 Jahren liegt ein ausgeglichener Haushalt auf dem
Tisch. Wir werden nun in die Beratungen darüber ein-
steigen.

Wie wichtig das ist, habe ich gestern gemerkt, als ich
eine Gruppe von 50 jungen Leuten aus meinem Wahl-
kreis, aus Biberach und Umgebung, zu Besuch hatte, die
verschiedenen Jugendorganisationen angehören. Diese
jungen Leute haben gestaunt und gesagt: Toll, dass ihr
keine weiteren Schulden mehr macht. – Das mag daran
gelegen haben, dass diese Gruppe aus Oberschwaben
kam. Ich glaube aber, dass es bei der jungen Generation
bundesweit gut ankommt, dass wir nicht zu ihren Lasten
Politik machen, sondern ganz gezielt vorgehen, um un-
sere Ziele zu erreichen.

Natürlich haben wir das auch einer relativ günstigen
Wirtschaftsentwicklung, einer für den Bundeshaushalt
guten Zinslage und den vielen fleißigen Menschen in
diesem Land, die ehrlich ihre Steuern zahlen, zu verdan-
ken. An dieser Stelle muss man einmal klar benennen,
dass wir nur die Chance haben, einen ausgeglichenen
Haushalt zu verabschieden, weil es so viele fleißige
Leute gibt, die bereit sind, ihren Beitrag für unsere Ge-
sellschaft zu leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dazu gehört aber auch eine kluge Politik. Deswegen will
ich an dieser Stelle noch einmal sagen: Selbstverständ-
lich ist ein solcher Haushalt nicht. Bei den Beratungen
über die einzelnen Etats merken wir schon, dass nicht
alle Wünsche erfüllbar sind, dass zur schwarzen Null
hier und da ein dünner Rotstift gehört. Trotzdem glaube
ich, dass die Opposition diese Woche und auch insge-
samt einen recht schweren Stand hat. Da wird hier und
da genölt und gemeckert. Gleichzeitig sagt man aber: Ja
klar, auch wir wollen einen ausgeglichenen Haushalt.
Konkrete Veränderungen haben wir nicht wahrnehmen
können. – Das war insgesamt alles.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben nicht zugehört!)


Ich jedenfalls bin gespannt darauf, was in den Beratun-
gen im Haushaltsausschuss an Änderungsanträgen ein-
gehen wird. Darüber werden wir dann in den Beratungen
sprechen. Aber ich glaube nicht, dass das, was uns die
Opposition letztendlich vorlegen wird, substanziell an-
ders sein wird.

Ich denke, wir tun viel Gutes. Es ist doch nicht so,
wie es jetzt von einigen an die Wand gemalt wird, dass
wir alles kaputtsparen würden. Nein, im Gegenteil: Wir
haben, wenn man die ersten Monate der Großen Koali-
tion Revue passieren lässt, viel Gutes getan, auch für den
sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Ich
denke an die Einführung des flächendeckenden gesetzli-
chen Mindestlohns, an die Rente mit 63 oder die Miet-
preisbremse. Wir haben im Haushalt – um es ganz
konkret zu sagen – die Mittel für das Zentrale Innova-
tionsprogramm Mittelstand um 30 Millionen Euro auf-
gestockt; darüber redet die Opposition natürlich nicht.
Aus dem Bereich „Familie, Senioren, Frauen und Ju-
gend“ will ich das Thema Mehrgenerationenhäuser nen-
nen. Hier ein herzliches Dankeschön an die Ministerin
Manuela Schwesig dafür,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Martin Gerster


(A) (C)



(D)(B)

dass die 450 Mehrgenerationenhäuser in Deutschland
weiter finanziert werden. In meinem Wahlkreis in Bibe-
rach an der Riß habe ich feststellen können, dass in die-
sen Häusern hervorragende Arbeit gemacht wird. Sie
sind ein Dreh- und Angelpunkt im Stadtteil. Es wird In-
tegration befördert. Das ist der soziale Kitt. Das ist eine
richtig gute Sache. Ich bin froh, dass es gelungen ist, die-
ses Programm fortzuschreiben. Danke dafür an die bei-
den Haushälter Uli Gottschalck und Alois Rainer. Das ist
ein Beispiel, an dem wir zeigen können, dass die Große
Koalition gut zusammenarbeitet zum Wohle vieler Pro-
jekte in Deutschland, insbesondere im sozialen Bereich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will gerne konkret auf den Haushalt des Innern
eingehen, für den ich als Berichterstatter zuständig bin,
und ein paar Beispiele nennen, die zeigen, dass die
Große Koalition einfach gut unterwegs ist. Wir stehen
im Bereich des Innenministeriums vor großen Heraus-
forderungen. Es gibt zum Beispiel eine große Zahl von
Menschen, die einen Integrationskurs belegen wollen;
das ist doch eine sehr positive Entwicklung.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das wäre etwas für die Linken!)


Ich finde es gut, dass sofort nachgesteuert wird und im
Haushalt 244 Millionen Euro zur Verfügung stehen, da-
mit auch im nächsten Jahr die vielen Interessenten einen
Integrationskurs besuchen können. Ich finde, das ist eine
gute Sache; das wäre doch einmal ein Lob wert. Bei der
Beratung zu diesem Einzelplan wurde das sogar noch
kritisiert, weil der Kollege Volker Beck den Haushalts-
plan nicht richtig lesen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das muss einmal erwähnt und entsprechend gewürdigt
werden.

Ich nenne ein weiteres Beispiel. Uns stellt sich im Be-
reich des Einzelplans 06 die große Herausforderung,
dass man in diesem Jahr mit einer sehr hohen Zahl an
Erstanträgen auf Asyl rechnet; sie werden die Marke von
200 000 wahrscheinlich überschreiten. Ich finde es von
der Bundesregierung klug und sehr vorausschauend, für
das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wieder
entsprechend mehr Stellen einzuplanen. Im letzten Haus-
halt haben wir 300 Stellen zusätzlich auf den Weg ge-
bracht; jetzt stehen noch einmal 50 drin. Ich meine, wir
müssten darüber beraten, ob wir über die Zahl von
50 Stellen noch etwas hinausgehen können. Denn ich bin
schon der Meinung, dass wir es hinbekommen müssen,
dass jeder einzelne Antrag individuell geprüft wird, dass
aber die Menschen, die den Antrag stellen, nicht bis zu
einem Jahr warten müssen, bis sie die Entscheidung mit-
geteilt bekommen. Wir wollen – das haben wir im Koali-
tionsvertrag entsprechend verankert – die Bearbeitungs-
zeit auf drei Monate drücken. Deshalb steuern wir jetzt
bei der Stellenausstattung für das Bundesamt für Migra-
tion und Flüchtlinge entsprechend nach.

So setzt sich das fort bis in den Bereich des Sports, in
dem wir letztendlich auch wieder einen Mittelaufwuchs
haben. Zum Beispiel wird die Nationale Anti Doping
Agentur entsprechend finanziell ausgestattet. So kann
man den ganzen Haushalt durchdeklinieren.

Ich bin auf die Änderungsanträge von Bündnis 90/Die
Grünen und von den Linken gespannt. So viel Spielraum
wird da nicht sein.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Abwarten! – Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir kriegen das schon hin!)


Ich glaube, wir sind insgesamt gut unterwegs. Die Große
Koalition arbeitet gut. Der vorgelegte Haushalt ist prima.
Es war eine sehr gute Woche für SPD und Union und
eine schlechte Woche für die Opposition. Das spiegelt
sich in den Medien entsprechend wider. Mit diesen Ein-
drücken können wir alle ins Wochenende gehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805204900

Vielen Dank, Herr Kollege. – Nächster Redner in der

Debatte ist Carsten Körber für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Carsten Körber (CDU):
Rede ID: ID1805205000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! In den vergangenen Wochen und
Monaten hat sich die politische Weltkarte rasant verän-
dert. Wir erleben heute neue dramatische Konflikte. Das
führt auch bei uns in Deutschland zu Verunsicherung.
Bislang sind wir im eigenen Land durch diese Krisen mit
all ihrer brutalen Gewalt nur mittelbar und indirekt be-
troffen. Wir sind eines der sichersten Länder der Welt.
Sicherheit entzieht sich aber einer objektiven Bewer-
tung. Sie ist immer auch Vertrauenssache. In wirtschaft-
licher Hinsicht ist Vertrauen die Voraussetzung für In-
vestitionen und Wachstum. Es geht um Vertrauen in
unsere Gesellschaft, Vertrauen in unseren Staat und Ver-
trauen in unsere Werte. Als größte Volkswirtschaft Euro-
pas tragen wir hier eine ganz besondere Verantwortung.
Wir müssen dieses Vertrauen nicht nur erhalten. Nein,
wir müssen es stärken und weiter fördern.

Diese Prämisse muss sich auch in unserer Haushalts-
politik niederschlagen, und ich sage Ihnen: Das tut sie.
Wir legen einen ausgeglichenen Haushalt vor, den ersten
seit 45 Jahren. Das ist eine historische Zäsur. Die
schwarze Null aber ist kein Selbstzweck, sondern Vo-
raussetzung für Vertrauen. Unsere stabilitätsorientierte
Politik ist der richtige Weg für Deutschland. Sie ist der
richtige Weg für Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Fakten strafen all jene Lügen, die fordern, Investitio-
nen über zusätzliche Schulden zu finanzieren.

Vor wenigen Tagen war ich mit einer Delegation der
IHK in China. Dort schaut man voller Optimismus in die
Zukunft, und dort schaut man auch auf Deutschland. Wir





Carsten Körber


(A) (C)



(D)(B)

sind Vorbild. Ich will, dass das auch so bleibt. Aber wir
haben keine Rohstoffe. Wir haben eine alternde Gesell-
schaft, und wir haben eine Gesellschaft, die schrumpft.
Wie also können wir diesen Vorsprung halten? Wachs-
tum durch Innovation, das muss unser Weg bleiben –
heute, morgen und auch in Zukunft. Unser aller Wohl-
stand hängt davon ab. Deshalb brauchen wir auch in un-
serer Haushaltspolitik einen starken Fokus auf Investi-
tionen. Die Welt wartet nicht auf uns. Sie ändert sich
rasant. Das habe ich in China gesehen. Wir haben keine
Zeit, uns auszuruhen. Wir haben auch keine Zeit, uns auf
die Schultern zu klopfen.

Investitionen in die Schlüsselbereiche Bildung, Wis-
senschaft, Forschung, Entwicklung und Verkehrsinfra-
struktur sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit
unserer Volkswirtschaft. Wollen wir morgen noch mit an
der Spitze stehen, so müssen wir in unsere Infrastruktur
investieren und sie nicht nur in Schuss halten, sondern
auch stetig ausbauen und modernisieren. Hier darf der
Status quo kein Maßstab sein, nicht heute, nicht morgen
und auch nicht in Zukunft. Das weiß unsere Kanzlerin,
das weiß unser Finanzminister, und das weiß auch die
Regierung. Deshalb hat sie einen soliden Etatentwurf
vorgelegt.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):

Grundsolide!)

– Einen grundsoliden. Vielen Dank für den Hinweis. –
Wir stärken die Infrastruktur, wir stärken Investitionen in
Forschung und Entwicklung, wir stärken Bildung. Wir
tun dies, weil dies richtig und wichtig ist. Wir erhöhen
die Mittelansätze dort, wo es den natürlichen Ressourcen
in unserem Land, dem Wissen und den Fähigkeiten der
Menschen, am meisten nützt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Gerade als noch einigermaßen junger Haushälter sage
ich: Wir dürfen diesen Weg nicht verlassen. Im Gegen-
teil: Wir müssen ihn noch energischer und mit noch grö-
ßerer Bestimmtheit weitergehen, heute, morgen und
auch in Zukunft.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist hier kein CDU-Parteitag!)


Je solider und vernünftiger unsere Haushaltspolitik,
desto mehr Sicherheit und Vertrauen schaffen wir inner-
halb der Europäischen Union.

Viele Nationen der Welt nehmen sich an uns ein Bei-
spiel. Unser Wirtschaftssystem, vor allem aber auch un-
sere offene, freiheitliche Gesellschaft, unser Lebensmo-
dell entfalten weltweit eine ungeheure Anziehungskraft.
Doch es gibt auch andere, rückwärtsgewandte Kräfte:
25 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges müssen wir
wieder erleben, dass die Welt leider doch nicht so fried-
lich ist, wie wir es in Europa seit dem Fall der Mauer
lange glauben wollten. Fukuyamas These vom Ende der
Geschichte ist falsch. Der Totalitarismus ist nicht am
Ende. Nein, ein Blick auf die Weltkarte lehrt uns, dass
dieser sich wieder auszubreiten beginnt – wenn, ja, wenn
man ihm nicht entschlossen entgegentritt.
Unser Fraktionsvorsitzender Volker Kauder zitiert
gerne den großen Sozialdemokraten Kurt Schumacher,
wenn er sagt: Politik beginnt mit dem Betrachten der
Wirklichkeit. – Tun wir das, so müssen wir eben feststel-
len, dass es auf der Welt Menschen gibt, die von Terror,
Unterdrückung und Unfreiheit bedroht sind. Sie müssen
um Leib und Leben fürchten, nur weil sie frei und unab-
hängig sein wollen, so wie wir, oder weil sie einfach ihre
Werte und ihren Glauben leben wollen, so wie wir. Wir
müssen zusammen mit unseren europäischen und inter-
nationalen Partnern Antworten auf die Herausforderun-
gen unserer Zeit finden. Einen Schritt in diese Richtung
haben wir im Deutschen Bundestag vergangene Woche
getan.

Freiheit ist niemals kostenlos; sie hat ihren Preis. Ich
habe die Sorge, dass dieser Preis aktuell wieder steigt.
Wir müssen uns in unserer Politik, auch in unserer Haus-
haltspolitik, fragen, wie wir auf diese Herausforderun-
gen reagieren wollen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805205100

Vielen Dank, Herr Kollege Körber. – Nächste Redne-

rin in der Debatte: Doris Barnett.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1805205200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zu guter Letzt ist er eingebracht, der erste Haushalt ohne
Neuverschuldung, zum ersten Mal seit 1969. Dabei hät-
ten wir es ganz bestimmt schon in der letzten Großen
Koalition geschafft, wenn uns nicht die Lehman-Pleite
dazwischengekommen wäre.

Die daraus erwachsene Finanzkrise, die auch Europa
ganz schön erschüttert hat und unter der viele EU-Län-
der heute noch leiden, hat uns aber gezeigt, dass eine
gute Vernetzung auch das Gegenteil von „gut“ sein kann:
Weil unsere Volkswirtschaften so gut miteinander ver-
woben sind, gab es diesen Dominoeffekt. Aber wir ha-
ben daraus auch Konsequenzen gezogen, nämlich dass
die Banken nicht nur relevant sind, sondern auch mithaf-
ten sollen. Die Finanztransaktionsteuer wäre ein proba-
tes Mittel, um aus der computergesteuerten Raffgier und
Wettleidenschaft etwas Positives zu ziehen. Ich fürchte
aber, dass wir darauf leider noch etwas warten müssen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das trifft die Falschen!)


Zurück zur schwarzen Null im Haushalt 2015. Keine
neuen Schulden – darüber sollten wir uns eigentlich
freuen, wurde doch in allen Jahren vorher in den Haus-
haltsdebatten das Schuldenmachen, die Belastung der
nächsten Generationen, gegeißelt. Jetzt machen wir ei-
nen Haushalt ohne Schulden, und wieder ist es nicht
recht. Jetzt heißt es: Dass wir keine Schulden machen, ist
schlecht für die nachfolgenden Generationen. – Ja, was





Doris Barnett


(A) (C)



(D)(B)

soll es denn jetzt, bitte schön, sein: Schuldenmachen
oder Kaputtsparen?

Ich weiß sehr wohl, dass man mit viel mehr Geld auch
viel mehr machen kann,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Viel mehr Unsinn!)


zum Beispiel ein paar Ortsumgehungen mehr außerhalb
Bayerns bauen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was heißt das denn?)


Aber da unser Finanzminister nicht die Goldmarie ist,
sollten wir unsere Wünsche genau prüfen. Schließlich
gibt es Begehrlichkeiten und Notwendigkeiten, und um
Letztere sollten wir uns kümmern.

Angesichts der Krisen und menschlichen Katastro-
phen in der Welt ist es notwendig, dass wir uns schon in
diesem Jahr um mehr Geld für humanitäre Hilfe bemü-
hen. Erst recht gilt das für den viel zu gering ausgefalle-
nen Haushaltsansatz für 2015, den uns das Finanzminis-
terium vorgegeben hat. Hier kann unser Außenminister
sicher sein, dass er die Unterstützung des ganzen Hauses
hat. Ich bin der Meinung, dass die Regierung insgesamt
weiß, dass hier mehr Geld zur Verfügung gestellt werden
muss.

Es ist dringend angezeigt, dass wir mehr Geld in die
gesamte Infrastruktur stecken, haben wir doch einen er-
heblichen Investitionsstau. Nicht nur die Autobahnen
und Bundesstraßen gleichen streckenweise eher „Mogel-
pisten“, sondern auch die kommunalen Straßen haben ei-
nen hohen Sanierungsbedarf. In meiner Heimatstadt
Ludwigshafen ist die Hochstraße, die an die A 650 an-
schließt, dringend sanierungsbedürftig. Knapp 300 Mil-
lionen Euro kostet das, Stand heute. Baubeginn ist 2018,
und es ist eine achtjährige Bauzeit vorgesehen. Die
Stadt, die die Baulast tragen muss, kann das gar nicht aus
eigener Kraft stemmen. Gott sei Dank hat das Land
Rheinland-Pfalz sich verpflichtet, 25 Prozent der Kosten
zu tragen, und zwar unabhängig von der Höhe. Jetzt ist
es am Bund, sich zu verpflichten. Ich weiß aber auch,
dass Ludwigshafen nicht die einzige Stadt am Rhein ist,
die Hilfe für ihre Brücken vom Bund braucht.

Da fragt sich der kühle Rechner – nicht nur die
schwäbische Hausfrau –, woher das Geld kommen soll.
Klar, die Maut könnte Löcher stopfen helfen. Bevor wir
aber das Pkw-Maut-Kind, das gerade geboren wurde,
gleich mit dem Bade wieder ausschütten, sollten wir es
wenigstens einmal richtig das Licht der Welt erblicken
lassen. Entweder es geht an seinen Kinderkrankheiten
ein, was ja auch sein kann, oder es entwickelt sich doch
vernünftig und gerecht. Der große Bruder, die Lkw-
Maut, bringt da schon mehr mit auf die Waage. Das soll-
ten wir nutzen.


(Beifall bei der SPD)


Außerdem – das hat mein Fraktionsvorsitzender
schon vorgetragen – sollten wir in Sachen Verkehrsinfra-
struktur wenigstens mal überlegen, die alten Trampel-
pfade zu verlassen. Wir könnten ja einmal neue, kreative
Wege finden, wie das reichlich vorhandene Geld in unse-
rem Land statt höchst riskant höchst relevant angelegt
werden kann.


(Herbert Behrens [DIE LINKE]: Das haben wir doch schon gemacht!)


Zur Beruhigung der Gemüter will ich das wiederho-
len, was Thomas Oppermann bereits gesagt hat: Auto-
bahn und Schiene bleiben in öffentlicher Hand, und ÖPP
kommt nur dann infrage, wenn dieser Weg eindeutig der
wirtschaftlich bessere ist.


(Beifall bei der SPD)


Damit meine ich nicht die privaten Billigheimer, die ihre
Arbeitnehmer so schlecht bezahlen, dass sie zum Sozial-
amt gehen müssen.

Deshalb wäre es praktisch, wenn auch der Bund auf
Tariftreue achten könnte, statt weiterhin als zweites
Lohnbüro zu agieren. Klar, wir haben den Mindestlohn,
aber Tariflöhne sind besser, und sie sind auch ein Signal.
Schließlich sollen die jungen Menschen in der Schule
wissen, dass sich Anstrengung lohnt, dass das eine gute
Investition in sie selbst, in ihre eigene Zukunft ist. Des-
halb ist es gut, wenn es mehr Tarifverträge gibt, und es
ist richtig, dass wir dafür sorgen wollen, dass jeder mit
einem Abschluss die Schule verlässt und nicht, wie bis-
her, jedes Jahr 50 000 junge Menschen ohne Abschluss
und somit ohne Perspektive von der Schule gehen. Wir
werden alle brauchen, Männer und Frauen ohne und mit
Migrationshintergrund. Fachkräfte wachsen nun einmal
nicht auf den Bäumen, und auch Arbeitsministerin
Nahles hat sie nicht auf Abruf im Schrank. Deshalb ist es
notwendig und richtig, den Ländern mehr Mittel für Bil-
dung an die Hand zu geben. Deshalb trägt der Bund
nächstes Jahr alleine die Kosten für das BAföG, das wir
darüber hinaus auch noch erhöhen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist auch wichtig, dass die Kommunen entlastet
werden. Das machen wir bei den Kosten der Grund-
sicherung, den Kosten der Unterkunft und mit 1 Mil-
liarde Euro im Vorgriff auf das Bundesteilhabegesetz;
denn die Menschen wohnen nicht im Bund, sondern in
Städten und Gemeinden. Dort wird für den Zusammen-
halt gesorgt, für die Gemeinschaft, für das menschliche
Miteinander.

In den Kommunen wird auch ehrenamtliches Engage-
ment gelebt. Ich nenne hier ganz bewusst THW, Freiwil-
lige Feuerwehren und Rettungsdienste.


(Beifall bei der SPD)


Sie sind Teil des unverzichtbaren Zivil- und Katastro-
phenschutzes, und das, wie gesagt, im Ehrenamt. Darum
sollten wir alles tun, damit dieses Ehrenamt trotz Ab-
schaffung oder Einstellung – wie auch immer man es sa-
gen möchte – der Wehrpflicht nicht versiegt und der
Dienst attraktiv bleibt. Die Ausstattung, also der Fuhr-
park, sollte keine Oldtimersammlung sein; denn die
Mannschaften sollen ja Leben retten.


(Beifall bei der SPD)






Doris Barnett


(A) (C)



(D)(B)

Deshalb gebe ich den Hinweis an das Finanz- und an das
Innenministerium, die zugesagten, vom Parlament be-
schlossenen Mittel endlich freizugeben.


(Beifall bei der SPD)


Preiswerter als durch diese Organisationen können wir
Menschen und ihr Hab und Gut kaum schützen.

All das und mehr wollen wir stemmen, ganz ohne
neue Schulden. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber wer
sich kein Ziel setzt, der strengt sich auch nicht an. Wir
müssen uns aber anstrengen; denn es geht schließlich um
die Menschen in unserem Land. Sie erwarten zu Recht,
dass wir Politiker dafür sorgen, dass sie und auch ihre
Kinder sicher und gut leben können und ihre Kinder in
ihrer Zukunft auch noch etwas zum Gestalten haben.
Das ist jetzt jede Mühe wert.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805205300

Vielen Dank, Doris Barnett. – Nächster Redner in der

Debatte: Dr. Hans Michelbach für die CDU/CSU-Frak-
tion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1805205400

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Vor gut

sechs Jahren, im Jahr des Ausbruchs der internationalen
Finanz- und Wirtschaftskrise, schien das, was hier heute
zur Beratung vorliegt, wie eine ferne Illusion: ein Haus-
halt ohne neue Schulden, ohne Steuererhöhungen. Jetzt
ist Wirklichkeit geworden, was die Union versprochen
hat. Das ist ein Meilenstein, ein großer Erfolg für unser
Land. Das sollten wir heute noch einmal betonen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Die Union und die SPD, Herr Kollege! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber versprochen habt ihr es nicht!)


Dieser Haushalt 2015 ist vorbildlich, historisch und
zukunftsorientiert. Er ist das Ergebnis von Konsolidie-
rung, Wachstum und einer enormen Kraftanstrengung
der Bürgerinnen und Bürger, der Arbeitgeber und der
Arbeitnehmer in unserem Land. Dank an unsere fleißi-
gen Menschen, Dank an die Leistungsträger, Dank an
unsere Steuerzahler!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir ernten die Früchte einer soliden Finanz- und
Haushaltspolitik, die im Koalitionsvertrag vereinbart
wurde. Wir halten gemeinsam Kurs. Wir haben auch ge-
meinsam Kurs gehalten, als andere noch nach dem süßen
Gift von mehr Schulden riefen. Die Unbelehrbaren in
der Opposition – das haben wir heute wieder gehört –
tun es leider immer noch. Die Grünen haben die Neuver-
schuldung in der Vergangenheit stets kritisiert.

(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie zugehört in der Debatte?)


Jetzt gibt es die Neuverschuldung nicht mehr. Prompt
fordern sie Mehrausgaben auf allen Ebenen.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben eine Gegenfinanzierung vorgeschlagen! Haben Sie zugehört?)


Das ist unglaubwürdig und paradox. Straßenbau ist na-
türlich keine Geldverschwendung. Merken Sie eigent-
lich, dass Sie inzwischen nur noch die grüne Partei der
Widersprüche sind? Sie sollten sich wirklich einmal da-
rauf konzentrieren und einigen, in welche Richtung Sie
gehen wollen.


(Widerspruch des Abg. Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es ist klar, dass wir auch Antworten geben, wie es in
der Zukunft weitergehen muss. Die Aufgabe heißt jetzt,
neues Wachstum in der Konsolidierung und neue Gestal-
tungsfreiräume zu schaffen. Neues Wachstum in der
Konsolidierung ist das Rezept. Diese Konzeption wird
jetzt verfolgt. Ich halte es für wichtig, dass wir Impulse
setzen. Wachstumsimpulse sind notwendig.

Erstens. Wir brauchen Verlässlichkeit und eine Ver-
trauensbasis für Investoren für eine erfolgreiche Investi-
tionsoffensive. Ohne diese Vertrauensbasis geht es nicht.

Zweitens. Die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit.
Die Grunddynamik der deutschen Wirtschaft darf nicht
durch neue Regulierungen und Belastungen geschwächt
werden. Volker Kauder hat zu Recht gesagt: Es soll nun
mal gut sein. – Das ist genau das Richtige. Diese Bot-
schaft brauchen die Investoren und braucht die deutsche
Wirtschaft in dieser Zeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Drittens. Neue Wertschöpfungsketten sind durch die
Förderung von Neugründungen, Wagniskapital sowie si-
cherlich auch durch ein Freihandelsabkommen mit den
USA zu erreichen. Auch dieses wird zur Schaffung
neuer Wertschöpfungsketten benötigt.

Viertens. Die Erhaltung der Generationenbrücke für
Betriebe, Stichworte sind Erbschaftsteuer und Verfas-
sungsklage. Wir müssen den Übergang im Betriebsver-
mögen sichern, um auch hier Vertrauen zu schaffen und
das Einsetzen von Eigenkapital für Investitionen zu er-
reichen.

Fünftens. Natürlich keine Steuererhöhungen; Steuer-
vereinfachung und Steuerbremse müssen auf der Agenda
bleiben. Das erwarten die Menschen von uns. Natürlich
bedarf es hierzu neuer Spielräume, neuer Freiräume. Es
ist richtig, wenn der bayerische Finanzminister in der
nächsten Woche noch einmal einen Gesetzentwurf aus
der Schublade holt, bei dem es letztlich um den Abbau
der kalten Progression geht. Ich glaube schon, dass wir
diese Spielräume mit der Verfolgung unserer Konzeption
erreichen werden. Es ist ja jetzt bewiesen: Niedrige
Steuern bedeuten Steuermehreinnahmen. Das ist doch
der Beweis, dass es eben zu Wachstum kommt, wenn





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) (C)



(D)(B)

man Anreize schafft, und damit auch zu Steuermehrein-
nahmen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich halte nichts davon – das ist ja auch nicht bestätigt –,
im Rahmen der Länderfinanzausgleichsverhandlungen
gleichzeitig noch über eine Erhöhung der Einkommen-
steuer und der Körperschaftsteuer zu sprechen. Wir wol-
len keine Steuererhöhungen. Ich glaube, es ist wichtig,
dass wir dies auch verdeutlichen.

Sechstens. Die weitere Aufarbeitung der Finanzkrise
mit stabilen Banken für ein stabiles Europa ist notwen-
dig. Die europäische Staatsschuldenkrise fordert weiter
erhebliche Anstrengungen. Das alles ist noch nicht vor-
bei. Mit Haushaltsdefiziten gibt es kein höheres Wachs-
tum, und es bedarf Reformen und Ausgabendisziplin in
ganz Europa, meine Damen und Herren. Die EZB-Ret-
tungsversprechen und Aufkäufe von Kreditverbriefun-
gen dürften dazu führen, dass der Druck zu Reformen in
Europa nachlässt. Das wäre genau der falsche Weg, das
würde in Italien und in Frankreich nicht zu den notwen-
digen Reformen führen.

Die neueste Forderung der EZB nach Garantieüber-
nahmen durch die Länder und damit durch die Steuer-
zahler ist sicherlich kein Weg, den wir gutheißen, den
wir unterstützen wollen. Wir wissen, die EZB ist unab-
hängig. Wir müssen aber deutlich machen, dass wir
geldpolitische Maßnahmen verlangen und keine Staats-
finanzierung. Es darf keine neue Sozialisierung der Risi-
ken durch Finanztitel zur Staatsfinanzierung in Europa
geben, weil das ein Irrweg ist. Deutschland hat bewie-
sen, dass es anders geht, dass es erfolgreicher geht und
dass mit Konsolidierung Wachstum zu erreichen ist. Das
können wir mit diesem Haushalt ganz deutlich beweisen,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Zentraler Punkt für solides Wachstum bleibt die Re-
gulierung des Finanzsektors, bleibt der Kampf gegen die
Zocker im Finanzgewerbe. Man muss das so deutlich sa-
gen; denn es gibt ja schon wieder viele, die zocken.

Wir haben auf diesem Weg sicherlich vieles erreicht,
40 Maßnahmen in den vergangenen Jahren. Wir müssen
hier weiter vorangehen und jetzt zum ersten Mal die
Bankenunion umsetzen. Künftig werden die europäi-
schen Banken besser überwacht. Gefahren für die
Finanzstabilität werden frühzeitig erkannt. Das macht
unser europäisches Finanzsystem sicherer. Selbst sys-
temrelevante Banken können abgewickelt werden. Das
gehört zur Marktwirtschaft. Auch Banken müssen pleite-
gehen können, ohne dass der Steuerzahler die Zeche
zahlt, meine Damen und Herren.

Es gibt jetzt in der Bankenunion die Regelung, dass
erst einmal die Eigentümer und die Gläubiger haften,
wie sich das in einem marktwirtschaftlichen System ge-
hört. Deswegen ist die Bankenunion ein richtiger Weg in
die Zukunft. Deswegen müssen wir das in den nächsten
Wochen auch beschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das gilt gerade auch mit Blick auf den einheitlichen
europäischen Abwicklungsfonds. Da ist es uns natürlich
wichtig, dass das deutsche Drei-Säulen-Modell Berück-
sichtigung findet, dass die deutschen Sparkassen, die
Genossenschaftsbanken nicht über Gebühr belastet wer-
den. Denn sie finanzieren den Mittelstand. Es bedarf die-
ser Unterstützung für den Mittelstand.

Ich glaube, wir müssen natürlich insgesamt im Be-
reich der Schattenbanken neue Regulierungen durchfüh-
ren. Wir müssen den Schattenbankensektor auch trans-
parent machen. Es kann nicht so sein, dass alles in die
Hedgefonds fließt und dass Intransparenz die Systeme
gefährdet. Wir müssen Wettbewerbsverzerrungen zulas-
ten der mittelständischen Wirtschaft wegnehmen. Das
sind alles richtige Antworten –


Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805205500

Und wir müssen die Redezeit einhalten.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1805205600

– zum Thema „Wachstum in der Konsolidierung“,

sehr geehrte Damen und Herren.

Vielen Dank, Frau Präsidentin. Alles Gute!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805205700

Das wünsche ich Ihnen auch. Danke schön, Herr

Dr. Michelbach.

Letzte Rednerin in der Debatte ist Kerstin Radomski
für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Kerstin Radomski (CDU):
Rede ID: ID1805205800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben
es geschafft: Wir machen keine neuen Schulden. Darauf
sind wir als Koalition stolz; das haben wir – Herr Kahrs
hat es angedeutet – schon Anfang der Woche betont.
Stolz sind, glaube ich, wir alle, auch die Opposition. Es
ist gut, wenn wir keine neuen Schulden machen; das be-
deutet nämlich, dass wir unseren Kindern und Enkelkin-
dern nicht länger die Handlungsspielräume beschneiden,
sondern sie ein Stück von den Fesseln befreien, die wir
ihnen in der Vergangenheit durch immer mehr Schulden
auferlegt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nur auf dieser Grundlage werden kommende Generatio-
nen überhaupt in der Lage sein, ihr Leben nach den eige-
nen Vorstellungen zu gestalten. Insofern trifft zu, was
mein Fraktionskollege Norbert Barthle gesagt hat: Es
handelt sich um eine historische Zeitenwende.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Eine Politik ohne Schulden wirkt sich nicht erst in
ferner Zukunft aus. Wir haben in den vergangenen Jah-





Kerstin Radomski


(A) (C)



(D)(B)

ren überdeutlich erlebt, was es bedeutet, wenn Staaten
aufgrund von Verschuldung in die Abhängigkeit der
Finanzmärkte geraten: Ihnen wird dann auch jede Ge-
staltungsmöglichkeit genommen. In diesem Zusammen-
hang senden wir mit unserem ausgeglichenen Haushalt
ein wichtiges Signal nach Europa: Es ist möglich, ohne
neue Schulden auszukommen.

Schließlich ist es auch ein Gebot der Verantwortung,
mit dem Geld, das die Bürgerinnen und Bürger erwirt-
schaften, sorgfältig umzugehen. Politiker sind Treuhän-
der der Steuergelder und als solche dazu verpflichtet, da-
rauf zu achten, dass Gelder sinnvoll ausgegeben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Während es lange Zeit als normal, fast schon unver-
meidlich galt, dass der Staat sich immer weiter verschul-
det, haben diese Bundesregierung und diese Koalition es
geschafft, die eigentliche Normalität wiederherzustellen,
die Normalität, die wir unseren Kindern als verantwor-
tungsvollen Umgang mit Geld beibringen, nämlich nicht
mehr Geld auszugeben, als zur Verfügung steht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


Mit diesem Haushaltsentwurf nutzen wir vorhandene
Verschuldungsspielräume nicht aus und wahren gegen-
über der rechtlich möglichen Verschuldung einen Sicher-
heitsabstand. Mit unserer Haushaltspolitik übernimmt
die Koalition Verantwortung für nachfolgende Genera-
tionen und für die Stabilität unseres Landes.


(Johannes Kahrs [SPD]: Genau!)


Wir verzichten nicht nur auf neue Schulden, wir inves-
tieren auch.


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Mittel für Investitionen werden gesenkt!)


– Wir investieren in Bildung und Forschung, Herr
Kindler. Der Etat des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung wird 2015 noch einmal um 1,3 Milliar-
den Euro steigen. In der laufenden Legislatur stellen wir
für Bildung und Forschung insgesamt 9 Milliarden Euro
zusätzlich zur Verfügung. Ab dem kommenden Jahr
übernimmt der Bund – es ist mehrfach gesagt worden –
die Finanzierung des BAföGs. Mit den Ländern ist ver-
einbart – und wir hoffen, dass sich alle daran halten –,
dass die freiwerdenden Mittel vollständig für Schulen
und Hochschulen eingesetzt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Ekin Deligöz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf von der CDU/CSU: Unbedingt!)


Die positiven Auswirkungen unserer Förderpolitik im
Bildungsbereich können wir auch in den Wahlkreisen
ganz konkret beobachten. In meinem Wahlkreis etwa er-
hält die Hochschule Niederrhein bis 2018 voraussicht-
lich 87 Millionen Euro zusätzlich und konnte bzw. kann
damit in den Jahren 2011 bis 2015 Studienplätze für
4 350 Studierende schaffen. Das, meine Damen und Her-
ren, ist ganz konkrete Unterstützung für Bildung vor Ort
und für unser aller Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Johannes Kahrs [SPD]: Gute Landesregierung! – Gegenruf von der CDU/CSU: Bundesregierung!)


– Herr Kahrs, das sind zum großen Teil Bundesmittel.
Die Landesregierung gibt auch etwas dazu; aber der An-
teil schwindet, könnte man sagen.


(Helmut Heiderich [CDU/CSU]: Leider, leider!)


Vor zwei Wochen durfte ich gemeinsam mit Staatsse-
kretär Rachel der Hochschule Niederrhein einen Förder-
bescheid über 2 Millionen Euro übergeben für das Projekt
„Wissenschaftliche Weiterbildung und Wissenstransfer
für die Region“. Es soll deutlich werden, dass wir im Be-
reich „Bildung/universitäre Ausbildung“ nicht nur die
jungen Leute fördern wollen. Bei diesem Projekt geht es
darum, Berufstätige zu fördern und Menschen mit Fami-
lienpflichten, die wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen
und sich auf den Stand der Zeit bringen wollen. Es sind
Programme, die die Innovationsfähigkeit unseres Landes
erhalten.

Um die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes zu si-
chern, hat das Bundeskabinett zudem vor kurzem eine
Hightech-Strategie verabschiedet. Dafür stellen wir 14 Mil-
liarden Euro zur Verfügung. Sie sehen: Im Bildungs- und
Forschungsetat geben wir Geld für – man könnte fast sa-
gen – verschiedene Generationen aus. Es sind nicht nur
die Jungen, die davon profitieren, sondern alle Genera-
tionen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann unmöglich alle Maßnahmen und Projekte,
die zukunftsweisend sind, in einer Rede darstellen. Ich
bin nicht einmal in der Lage, alle Maßnahmen und Pro-
jekte, die den Bildungsetat betreffen, zu erläutern. Aber
eines können Sie erkennen: Wir schauen mit Augenmaß
darauf, welche Maßnahmen für die Menschen in unse-
rem Land richtig und zukunftsweisend sind und welche
Maßnahmen wir ohne neue Verschuldung umsetzen kön-
nen.

Gute Haushaltspolitik ist keine Selbstverständlichkeit.
An dieser Stelle wird Johannes Kahrs sicherlich ganz inte-
ressiert zuhören – ich nenne jetzt nur die Fakten –: Lan-
desregierungen ohne CDU-Beteiligung fällt es manch-
mal schwer, eine so gute Haushaltspolitik zu machen,
wie wir es im Bund tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Na, na, na! Bisher war die Rede ja gut!)


– Es geht weiter.

Ich komme aus NRW; Sie haben das vorhin angespro-
chen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Genau!)






Kerstin Radomski


(A) (C)



(B)

Dort hat der Finanzminister trotz steigender Steuerein-
nahmen jüngst eine Haushaltssperre verhängen müssen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir auch!)


Trotz massiver Verschuldung steigt der Forschungsetat
– damit komme ich auf das ursprüngliche Thema zurück –
nicht. Das, meine Damen und Herren, ist kein Ausdruck
verantwortungsvoller Politik an dieser Stelle.


(Beifall bei der CDU/CSU – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind hier nicht im Landtag NRW! Wir sind hier im Bundestag! – Johannes Kahrs [SPD]: Schwarz-gelbes Elend! – Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das war ein schwarz-gelber Schuldenhaushalt davor unter Rüttgers!)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805205900

Kommen Sie bitte zum Ende?


Kerstin Radomski (CDU):
Rede ID: ID1805206000

Wir werden in den Haushaltsberatungen genau prü-

fen, wo wir Ausgaben reduzieren können und welche In-
vestitionen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger in
Deutschland und auch zum Wohle der nachfolgenden
Generationen sind.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Claudia Roth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1805206100

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Ich schließe die Aus-

sprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 18/2000 und 18/2001 an den Haus-
haltsausschuss vorgeschlagen. Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisun-
gen so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung und einer Mammuthaushaltswoche.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 24. September 2014, 13 Uhr,
ein.

Die Sitzung ist geschlossen.

Kommen Sie gut nach Hause! Ein schönes Wochen-
ende und ein paar ruhige Stunden!