Protokoll:
16198

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 198

  • date_rangeDatum: 14. Januar 2009

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:17 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/198 Deutscher Bundestag 21459 C Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Matthias Platzeck, Ministerpräsident (Brandenburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 21436 B 21438 A 21440 B 21442 A 21443 B 21444 D 21446 C 21448 B 21461 B 21462 C 21463 D 21465 A 21466 A 21467 A Stenografisch 198. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Joachim Poß, Klaus Brandner, Dr. Wolfgang Gerhardt und Norbert Geis . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Dr. Eva Högl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zu den Maßnah- men der Bundesregierung zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . A S T D D E D J 21425 B 21425 B 21425 C 21425 D 21431 A 21433 A er Bericht ung 14. Januar 2009 t : ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tanislaw Tillich, Ministerpräsident (Sachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 2: Vereinbarte Debatte: Aktuelle Lage im Nahen Osten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21449 B 21450 D 21452 A 21452 B 21454 A 21455 D 21457 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 21425 (A) ) (B) ) 198. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 11.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 21467 (A) ) (B) ) DIE GRÜNEN DIE GRÜNEN Heß, Petra SPD 14.01.2009 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ 14.01.2009 Lopez, Helga SPD 14.01.2009 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ 14.01.2009 Anlage Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 14.01.2009 Ahrendt, Christian FDP 14.01.2009 Bahr (Münster), Daniel FDP 14.01.2009 Barth, Uwe FDP 14.01.2009 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 14.01.2009 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 14.01.2009 Beckmeyer, Uwe SPD 14.01.2009 Bodewig, Kurt SPD 14.01.2009* Brüderle, Rainer FDP 14.01.2009 Brüning, Monika CDU/CSU 14.01.2009 Bülow, Marco SPD 14.01.2009 Connemann, Gitta CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 14.01.2009 Dyckmans, Mechthild FDP 14.01.2009 Edathy, Sebastian SPD 14.01.2009 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 14.01.2009 Gabriel, Sigmar SPD 14.01.2009 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.01.2009 Göppel, Josef CDU/CSU 14.01.2009 Gradistanac, Renate SPD 14.01.2009 Granold, Ute CDU/CSU 14.01.2009 Grasedieck, Dieter SPD 14.01.2009 Hänsel, Heike DIE LINKE 14.01.2009 Haibach, Holger CDU/CSU 14.01.2009 H H H H H J K D K K K K K K D K L D L L L D L A (C (D Anlage zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten inz (Essen), Petra SPD 14.01.2009 inz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 ofbauer, Klaus CDU/CSU 14.01.2009 off, Elke FDP 14.01.2009 üppe, Hubert CDU/CSU 14.01.2009 uratovic, Josip SPD 14.01.2009 auch, Michael FDP 14.01.2009 r. Kofler, Bärbel SPD 14.01.2009 olbow, Walter SPD 14.01.2009 ortmann, Karin SPD 14.01.2009 ossendey, Thomas CDU/CSU 14.01.2009 ramer, Rolf SPD 14.01.2009 ramme, Anette SPD 14.01.2009 retschmer, Michael CDU/CSU 14.01.2009 r. Küster, Uwe SPD 14.01.2009 urth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 ämmel, Andreas G. CDU/CSU 14.01.2009 r. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 14.01.2009** aurischk, Sibylle FDP 14.01.2009 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 14.01.2009 ink (Heilbronn), Michael FDP 14.01.2009 r. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 14.01.2009 ips, Patricia CDU/CSU 14.01.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 21468 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 (A) (C) (B) ) Mahlberg, Thomas CDU/CSU 14.01.2009 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Mast, Katja SPD 14.01.2009 Mattheis, Hilde SPD 14.01.2009 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 14.01.2009 Müller (Düsseldorf), Michael SPD 14.01.2009 Naumann, Kersten DIE LINKE 14.01.2009 Niebel, Dirk FDP 14.01.2009 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Rupprecht (Weiden), Albert CDU/CSU 14.01.2009 Scharf, Hermann-Josef CDU/CSU 14.01.2009 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Schmidt, Frank SPD 14.01.2009 Schmidt (Mülheim), Andreas CDU/CSU 14.01.2009 Schwabe, Frank SPD 14.01.2009 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 14.01.2009 Spieth, Frank DIE LINKE 14.01.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * ** Otto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 14.01.2009 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 14.01.2009 Piltz, Gisela FDP 14.01.2009 Rauen, Peter CDU/CSU 14.01.2009 Reiche (Cottbus), Steffen SPD 14.01.2009 Reichenbach, Gerold SPD 14.01.2009 Röspel, René SPD 14.01.2009 D T T U W W D (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der Westeuropäischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO r. Stinner, Rainer FDP 14.01.2009 auss, Jörg SPD 14.01.2009 euchner, Jella SPD 14.01.2009 lrich, Alexander DIE LINKE 14.01.2009 aitz, Christoph FDP 14.01.2009 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 14.01.2009 r. Wodarg, Wolfgang SPD 14.01.2009 198. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619800000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
herzlich zur ersten Sitzung des Deutschen Bundestages
im neuen Jahr, die hoffentlich ihren Beitrag dazu leisten
wird, dass das Jahr 2009 deutlich besser wird als viel-
fach erwartet.

Ich habe diese Sitzung gemäß Art. 39 Abs. 3 Satz 3
des Grundgesetzes in Verbindung mit § 21 Abs. 2 der
Geschäftsordnung des Bundestages auf Verlangen der
Bundeskanzlerin einberufen. Deswegen steht im Mittel-
punkt dieser Sitzung eine Regierungserklärung, die die
aktuellen wirtschaftlichen Perspektiven für das gerade
begonnene Jahr zum Thema haben wird.

Ich möchte einigen Kolleginnen und Kollegen zu ih-
ren runden Geburtstagen gratulieren, die sie über den
Jahreswechsel haben begehen können. Der Kollege
Joachim Poß hat am 27. Dezember seinen 60. Geburts-
tag gefeiert, und der Kollege Klaus Brandner ist ges-
tern ebenfalls 60 Jahre alt geworden.


(Beifall)


Der Kollege Dr. Wolfgang Gerhardt hat am 31. De-

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Redet
zember seinen 65. Geburtstag begangen, und der Kol-
lege Norbert Geis ist gestern 70 Jahre alt geworden.


(Beifall)


Ganz offenkundig kann ich im Namen des ganzen Hau-
ses allen Jubilaren noch einmal auf diesem Wege herz-
lich gratulieren und ihnen alles Gute für die Zukunft
wünschen.

Ich darf das Haus davon in Kenntnis setzen, dass der
Kollege Dr. Ditmar Staffelt mit Wirkung vom Montag
dieser Woche auf seine Mitgliedschaft im Deutschen
Bundestag verzichtet hat. Als Nachfolgerin begrüße ich
die Kollegin Dr. Eva Högl. Herzlich willkommen!


(Beifall)


Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

(C (D ung 14. Januar 2009 0 Uhr Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 1 auf: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin zu den Maßnahmen der Bundesregierung zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache im Anschluss an die Regierungserkläung zwei Stunden vorgesehen. – Darüber besteht offenundig Einvernehmen. Es ist damit so beschlossen. Ich erteile das Wort zur Abgabe einer Regierungserlärung der Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her en! Vor uns liegt ein schwieriges Jahr. Gerade deswegen st heute ein entscheidender Tag. Ich sage: Es ist ein guer Tag; denn mit dem Pakt für Beschäftigung und Stabiität in Deutschland gibt die Bundesregierung eine umassende Antwort auf die weltweite Wirtschaftsund inanzkrise, die uns alle Handlungsoptionen eröffnet. nd genau das ist gut für unser Land in einer solchen Si uation. ext (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1619800100

Bund, Länder und Kommunen werden ein Maßnah-
menpaket auf den Weg bringen, das es in der Geschichte
der Bundesrepublik Deutschland so noch nicht gegeben
hat. Zusammen mit den schon im Herbst beschlossenen
Maßnahmen werden wir über 80 Milliarden Euro einset-
zen. Das ist ein Impuls von mehr als 3 Prozent des Brut-
toinlandsprodukts, auf zwei Jahre gerechnet. Die Bun-
desregierung verfolgt dabei ein großes, ja ein
überragendes Ziel. Wir wollen die Krise nicht einfach
überstehen. Deutschland soll aus dieser Krise stärker

ster herauskommen, als es hineingeht.
e Krise als Chance nutzen.

bei der CDU/CSU und der SPD)
und zukunftsfe
Wir wollen dies


(Beifall Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Viele rufen nach kurzfristigen Stabilisierungsmaßnahmen in 2009. Wir wollen diese Maßnahmen gleichzeitig für einen Modernisierungsschub für das kommende Jahrzehnt nutzen. Viele rufen nach Aktionen, um jetzt Entlassungen zu vermeiden. Wir werden den Unternehmen nicht nur helfen, ihre Fachkräfte zu halten, sondern wir werden auch eine breite Qualifizierungsoffensive starten, um die Beschäftigungschancen im nächsten Aufschwung zu verbessern. Es werden schnelle Nachfrageimpulse gefordert, zum Beispiel durch zusätzliche Zahlungen an die privaten Haushalte. Wir bleiben nicht bei Einmalmaßnahmen stehen, sondern wir werden die Privathaushalte verlässlich und dauerhaft entlasten. Das ist unsere Leitlinie: Alles tun, um die Krise abzumildern, aber eben nicht dabei stehen bleiben, sondern die Chancen suchen und finden, die diese Herausforderung mit sich bringt. In den Mittelpunkt unserer Maßnahmen stellen wir die Arbeitsplätze: die vorhandenen Arbeitsplätze, die wir sichern wollen, und die künftigen, für die wir trotz aller Sorgen des Tages jetzt die Grundlagen legen wollen. Arbeit für die Menschen – daran richten sich alle unsere Maßnahmen aus. Jede der Maßnahmen trägt auf ihre Art und Weise dazu bei. Das ist unser Maßstab. Ich halte ihn mit Blick auf die Menschen in unserem Land für absolut richtig. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Richtig ist: Deutschland kann sich vor den Verwer-
fungen an den Finanzmärkten und auch vor dem welt-
weiten Wachstumseinbruch nicht abschotten. Wir erle-
ben die erste umfassende Krise der Weltwirtschaft in der
modernen Globalisierung. Diesmal sind nicht nur ein-
zelne Regionen, Länder oder Branchen davon erfasst,
nein, diese Krise geht rund um den Globus alle an.

Was zuerst Möglichkeit war und dann Wahrschein-
lichkeit wurde, das ist jetzt Gewissheit. Auch Deutsch-
land befindet sich infolge der weltweiten Krise in der
schwierigsten wirtschaftlichen Phase seit vielen Jahr-
zehnten. Glücklicherweise spüren das noch nicht alle in
unserem Land – ich hoffe, das bleibt auch so –, aber
manche Branchen, manche Bereiche trifft es dramatisch.
Gerade heute haben wir wieder gehört: Auftragseinbrü-
che im Maschinenbau um 30 Prozent allein im Novem-
ber 2008. Das sind Signale, die nicht übersehen werden
dürfen und zum Handeln auffordern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir im November schon gewusst!)


Weil das so ist, ist Nichtstun keine Alternative.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Weil das so ist, reichen die herkömmlichen Instrumente
nicht aus. Die Selbstheilungskräfte des Marktes können

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(C (D rst wieder voll wirken, wenn die Marktkräfte auch irklich funktionieren. Wenn zum Beispiel ein gesundes nternehmen mit Weltmarktführung für seine Investitioen heute keine Kredite bekommt oder nur Kredite zu onditionen, die ein rentables Wirtschaften nicht mehr öglich machen, weil die Banken sich untereinander och nicht richtig vertrauen, dann muss der Markt – das st unsere politische Aufgabe – wieder funktionstüchtig emacht werden. Wir müssen den Kräften des Marktes ilfestellung leisten, um sie gesunden zu lassen. eshalb sind Strohfeuerprogramme früherer Zeiten oder ar protektionistische Maßnahmen ungeeignet. Deshalb arf unsere Diskussion auch nicht darauf hinauslaufen, ass wir jetzt immer nur fragen: Ist das gut für deutsche rodukte? Wir sind in einer weltweiten Krise. Daher ist rotektionismus mit Sicherheit das falsche Denken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


enau deshalb werden wir für die Offenheit der Märkte
intreten.

Es ist sehr wichtig – das ist auch die Begründung un-
eres Handelns –, sich klarzumachen: Dies ist eine au-
ergewöhnliche Situation, für die die herkömmlichen
ehrbücher nicht ausreichen. Diese Einschätzung teilt
ie gesamte Bundesregierung, und nur sie erklärt unser
orgehen. Deswegen greift die Bundesregierung eben
uch zu außergewöhnlichen Maßnahmen.

Die Menschen in Deutschland können sicher sein:
ir handeln gut überlegt, und wir sind entschlossen,
eutschland mit aller Kraft gut durch die Krise zu brin-
en und unser Land, wo immer es möglich ist, stärker zu
achen. Dieses Ziel zu erreichen, das kann nur gelingen,
enn wir gleichzeitig an den wichtigsten Schlüsselstel-

en unserer Wirtschaft ansetzen. Die wichtigsten Schlüs-
elstellen, das sind die Innovationskraft der Unterneh-
en, die Kreativität und Ausbildung der Menschen und

ie Leistungsfähigkeit der öffentlichen Infrastruktur. An
enau diesen Schlüsselstellen setzt unser Maßnahmen-
aket an.

Erstens. Wir starten eine Investitionsoffensive von
und, Ländern und Kommunen im Bildungsbereich
nd bei der Modernisierung der Infrastruktur. Der Bund
ird zusammen mit den Ländern in den nächsten zwei

ahren knapp 20 Milliarden Euro zusätzlich einsetzen.
as wird ein richtiger und wichtiger Impuls für unsere

nfrastruktur sein. Dass wir dies auf den Weg gebracht
aben – zusammen mit den Ländern, zusammen mit den
ommunen –, das zeigt, dass unser Land handlungsfähig

st, nicht nur in der Bankenkrise, sondern auch, wenn es
arum geht, unser Land stärker zu machen. Dafür allen
eteiligten herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir wissen, dass die Kreativität der Menschen unsere
ichtigste Produktivkraft ist. Deshalb steht der Bil-
ungsbereich im Mittelpunkt der Investitionen; dafür
erden zwei Drittel der Investitionen, die von Bund und
ändern gemeinsam getätigt werden, bereitgestellt. Da-






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
bei geht es auch um die Verbesserung der Situation in
Kindergärten, in Schulen, in Fachhochschulen und
Hochschulen. Ich glaube, das ist genau das, was wir mei-
nen, wenn wir sagen: Wir wollen eine Bildungsrepublik
sein. Wir setzen jetzt die notwendigen, zusätzlichen Im-
pulse, um die Zukunft zu meistern.

Seit gestern höre ich: Es ist ja schön, wenn man die
Schulen renoviert. Aber was hilft das, wenn nicht ausrei-
chend Personal da ist? Deshalb füge ich gleich an dieser
Stelle hinzu: Der Bundesarbeitsminister hat dafür Sorge
getragen, dass im Bereich der Kleinkinderbetreuung
– hier erhöhen wir gerade die Zahl der Betreuungsplätze,
und hier entstehen neue Rahmenbedingungen – vorran-
gig Qualifizierung betrieben wird, genauso wie auch im
Pflegebereich. Wir werden diese Dinge kombinieren.
Aber es kann doch wohl nicht sein, dass wir die Schulen
nicht renovieren, weil vielleicht irgendwo noch ein Leh-
rer fehlt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Vielleicht kann dies dazu beitragen, dass mehr Lehrer
und Betreuer eingestellt werden.

Alles, was wir im Infrastrukturbereich machen, ver-
binden wir auch mit zusätzlichen Impulsen für Klima-
schutz und Energieeffizienz. Das bringt uns der Erfül-
lung unserer Klimaschutzziele näher. Das ist ein
wichtiger Beitrag für die Zukunft.

Um die Schwerpunkte schnell, effizient und sichtbar
umzusetzen, werden die Finanzhilfen unter dem Ge-
samtdach des kommunalen Investitionsprogramms zur
Verfügung gestellt. Wir vereinfachen das Vergaberecht,
damit Aufträge möglichst schnell vergeben werden kön-
nen. Das sichert nicht nur kurzfristig Aufträge für die
Wirtschaft und Arbeitsplätze, sondern es bringt für
Deutschland auch die Chance auf einen umfassenden
Modernisierungsschub. Ich sage: Das ist ein Qualitäts-
sprung, der sonst viele Jahre gebraucht hätte. Bei den
Besuchen, die ich gemacht habe, habe ich gespürt – das
wird jedem so ergangen sein –, dass gerade die kommu-
nalen Verantwortlichen sehr verantwortlich mitmachen


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja! Richtig!)


und dieses Programm sehr intensiv aufgreifen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zweitens handeln wir für eine gesicherte Kreditver-
sorgung der Wirtschaft, damit Investitionen und Inno-
vationen der Unternehmen trotz der Verwerfungen auf
den Finanzmärkten möglich bleiben. Dazu wird die Bun-
desregierung als Schwerpunkt ein besonderes Kredit-
und Bürgschaftsprogramm einrichten. Über das schon
heute laufende KfW-Sonderprogramm hinaus werden
wir mit einem Bürgschaftsvolumen von 100 Milliarden
Euro sicherstellen, dass die Kreditversorgung durch die
Banken auch funktioniert. Wir brauchen heute zusätz-
liche Absicherungen, damit die Banken ihrer Tätigkeit
nachkommen können.

Mithilfe der staatlichen Bürgschaften werden wir ein
Vielfaches an privaten Investitionen auslösen. Ziel die-
ses Bürgschaftsprogramms ist, dass keine gesunden,

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(C (D ettbewerbsfähigen Betriebe, die häufig mit ausgezeicheten Weltmarktpotenzialen ausgestattet sind, aufgrund er Verwerfung im Bankensektor verloren gehen. Das ist in vernünftiger Ansatz. Es geht nicht um Betriebe, die chwächen haben. Es geht um Betriebe mit herausragenem Potenzial, die zu jeder normalen Zeit sofort Kredite ekommen würden und die wir jetzt besonders schützen. Zur Stärkung der Innovationskraft der Wirtschaft geören auch eine Umweltprämie für die Automobilwirtchaft, die Umstellung der Kfz-Steuer zum 1. Juli 2009 uf CO2-Basis und eine besondere Forschungsförderung ür innovative Antriebstechnologien. Ich weiß sehr wohl, dass gerade das Thema Umwelträmie erhebliche Diskussionen auslöst, da man sich ragt: Ist es eigentlich gerechtfertigt, eine Branche in beonderer Weise zu stützen? Dies hat – das muss man der utomobilindustrie sagen – zum Teil auch damit zu tun, ass die Automobilindustrie mit ihren Zulieferern in den ergangenen Jahren nicht immer langfristig und nachaltig umgegangen ist – um das ganz freundlich zu saen. ir haben uns für die Umweltprämie entschieden, weil ie Automobilbranche gerade in Deutschland nicht irendeine Branche ist. Die großen Automobilunternehen bilden mit ihrem Netz von Zulieferern einen welteit einmaligen Technologieund Innovationscluster. ie gehören zur Kernsubstanz unseres Industrielandes eutschland. Weil wir diese Substanz nicht nur erhalten, sondern uch modernisieren wollen, sagen wir: Wir entschließen ns zu einer solchen außergewöhnlichen Hilfe. Deshalb ind die Hilfen so konzipiert, dass sie Anreize bieten, erbrauchsarme und klimafreundliche Fahrzeuge zu entickeln und zu kaufen; das gilt gerade für die CO2asierte Kfz-Steuer. Das ist aus meiner Sicht eine verretbare und akzeptable Hilfe, die gleichzeitig in die Zuunft führt. Zur Modernisierung der Infrastruktur gehört in unseem Land natürlich auch der Ausbau des Breitbandetzes. Wir wollen damit zeigen, dass alle Regionen uneres Landes von der Modernisierung profitieren üssen, gerade auch die ländlichen Räume, die bis jetzt icht ausreichend mit Breitbandtechnologie versorgt ind. Deshalb wird es darauf ankommen, unser Programm o umzusetzen, dass alle Regionen Deutschlands davon rofitieren können – nicht nur wichtige oder scheinbar ichtige Regionen, in denen Unternehmen angesiedelt ind oder die aus anderen Gründen bekannt sind. Ich inde, das ist ein wichtiges Signal mit Blick auf die Geechtigkeit in unserem Land, ein Signal an die Menschen nd vor allem an diejenigen, die in den Kommunen Verntwortung tragen und deren Engagement wir jetzt drinend brauchen. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel An dieser Stelle möchte ich sagen: Unsere Hilfen für Unternehmen sind nicht an deren Größe orientiert. Es geht nicht darum, ob ein kleines Unternehmen einen Arbeitsplatz, ein Mittelständler mehrere Hundert Arbeitsplätze oder ein DAX-Unternehmen Zehntausende Arbeitsplätze hat. Jeder Arbeitsplatz steht in unserem Bemühen an gleicher Stelle. Wir unterscheiden nicht; denn für uns sind alle wichtig. Drittens. Wir ergreifen Maßnahmen zur direkten Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplätzen, verbunden mit einer umfassenden Qualifizierungsoffensive. Bei allem Einsatz – wir wissen das –: Die Bundesregierung kann nicht versprechen, dass die Krise den Arbeitsmarkt weitgehend unberührt lässt. Das wäre vollkommen unredlich. Ich kann Ihnen aber versprechen, dass die Politik den Betrieben hilft, bis zum nächsten Aufschwung eine Brücke für die Arbeitnehmer zu bauen. Eine solche Brücke hat in unserem Programm eine ganz zentrale Bedeutung. Deshalb haben wir die Bezugsdauer von Kurzarbeitergeld bereits im Herbst verlängert und werden jetzt die Bedingungen dafür schaffen, dass die Betriebe dieses Instrument der Kurzarbeit auch nutzen können, indem wir 50 Prozent der Sozialversicherungskosten übernehmen und das Angebot machen, wenn Qualifizierung angefordert wird, dann auf Antrag bis zu 100 Prozent der Sozialversicherungskosten zu übernehmen. Das ist wieder die Kombination: Nicht einfach nur warten, nicht einfach nur nichts tun, sondern Anreize setzen, um sich auf die Zukunft vorzubereiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Das kann ein Beitrag sein, um zukünftigen Fachkräfte-
mangel zu überwinden, und so entsteht wieder eine
Chance, aus der Krise herauszukommen.

Wir wissen, dass die Qualifizierung nicht alleine von
den Betrieben geleistet werden kann. Deshalb kommt
der Bundesagentur für Arbeit und ebenso den Trägern
der Grundsicherung, bei denen Arbeitnehmer und Ar-
beitsuchende aktiviert und qualifiziert werden, eine er-
hebliche Bedeutung zu. Deshalb erweitern wir hier auch
den Umfang der Stellen.

Gerade an dieser Stelle zeigt sich, wie wertvoll es ist,
dass die Bundesagentur für Arbeit mit den Reformen der
letzten Jahre wirkungsvoll umorganisiert wurde und
schlagkräftiger geworden ist. Sie wird eine sehr wichtige
Säule im Einsatz für Beschäftigung und Qualifizierung
sein. Deshalb möchte ich von dieser Stelle aus den Mit-
arbeiterinnen und Mitarbeitern in Nürnberg und auch in
den Argen vor Ort ein ganz herzliches Dankeschön sa-
gen. Von ihnen wird in den nächsten Monaten viel ab-
hängen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Viertens. Die Privathaushalte und auch die Personen-
gesellschaften des Mittelstandes werden bei Steuern
und Abgaben spürbar und dauerhaft entlastet. Insge-
samt entlasten wir mit den gestrigen Beschlüssen die

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(C (D ürger bei Steuern und Abgaben in den nächsten zwei ahren um rund 18 Milliarden Euro. Bei der Einkomensteuer wird der Grundfreibetrag angehoben, der Ein angsteuersatz auf 14 Prozent gesenkt und eine Rechtserschiebung der Kurve vorgenommen. Damit wird der kalten Progression“ ein Stück weit Einhalt geboten. Ich möchte darauf hinweisen, dass eine solche Steuerenkung die Nachfrage insbesondere bei den arbeitenen, gut ausgebildeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitehmern mit niedrigen und mittleren Einkommen tärken wird. Genau diese sind durch die Wirkung der kalten Progression“ in besonderer Weise belastet. Künfig wird ihnen mehr von jedem mehr verdienten Euro leiben als bisher. Diese Steuersenkung – auch das will ich noch erwähen – entlastet auch viele Personengesellschaften gerade m Mittelstand. Mit dieser Steuersenkung geht es um ehr als nur um einen finanziellen Konjunkturimpuls. m Kern geht es mit dieser Maßnahme darum, die Leisungsgerechtigkeit und den Optimismus der Menschen u stärken. Deshalb ist sie eine wichtige Maßnahme in nserem Paket. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Entlastungen sind keine Einmalmaßnahme, son-
ern wirken dauerhaft, genauso wie die Senkung der
eiträge. Die paritätische Senkung der Beiträge zur
rankenversicherung um 0,6 Punkte wird sowohl Ar-
eitgeber als auch Arbeitnehmer noch einmal entlasten.
m den Umfang einmal darzustellen: Eine Familie mit

wei Kindern und einem Erwerbstätigen mit einem
urchschnittseinkommen von etwa 30 000 Euro wird im

ahr 314 Euro mehr zur Verfügung haben. Das ist ein
eitrag, um Vertrauen zu schaffen.

Ich will an dieser Stelle noch eines deutlich machen.
ir gehen in verschiedenen Schritten vor. Auch das ist

estern kritisiert worden. Aber worum geht es bei diesen
eitrags- und Steuersenkungen? Es geht darum, dass wir
ertrauen mit Blick auf den Konsum der Bevölkerung
chaffen. Glücklicherweise befinden wir uns in einer Si-
uation, in der die Inflationsrate und die Energiepreise in
iesem Jahr niedriger sein werden. Es gibt die Entlastun-
en für Familien ab 1. Januar. Es wird ab 1. Juli Renten-
rhöhungen und Erhöhungen bei den Leistungen für
artz-IV-Empfänger geben. Es gibt die steuerlichen Ent-

astungen und die Gesundheitskostenentlastungen, und
ann zum 1. Januar 2010 noch einmal mehr.

Das heißt, die Menschen können darauf vertrauen,
ass das ihnen zum Konsum zur Verfügung stehende
inkommen möglichst gleich oder höher sein wird. Das
tärkt dann die Konjunktur. Das ist ein innerer Impuls,
nd das ist unsere Philosophie: Nicht einmal, sondern
auerhaft Hoffnung geben, damit sich die Dinge mög-
ichst vernünftig entwickeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir tun das, weil uns wichtig ist, dass alle Bürger
püren: Es ist eine gemeinsame Herausforderung, und






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
deshalb soll es auch eine gemeinsame Chance geben. Je-
der wird gebraucht, und jeder soll gestärkt werden. Des-
halb ist der Mix aus Lohnzusatzkostensenkung und Steu-
ersenkung auch richtig, weil die unterschiedlichen
Bevölkerungsteile unterschiedlich betroffen sind. Es gibt
auch viele, die keine Steuern zahlen.

Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, ja, es ist richtig: Wir nehmen viel Geld in die
Hand. Wir nehmen sogar sehr viel Geld in die Hand.
Aber wir haben auch darauf geachtet, dass wir den rich-
tigen Zeitpunkt wählen. Wir sind bewusst nicht in einen
Überbietungswettbewerb auf europäischer Ebene einge-
stiegen. Wir sind der Überzeugung: Jetzt ist der richtige
Zeitpunkt. Wir brauchen mit unserer Antwort allerdings
den Vergleich mit den Initiativen anderer Länder wahr-
lich nicht zu scheuen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist wahr!)


Ich erinnere daran: Die Europäische Union hat – so
haben wir es im Rat beschlossen – ein gemeinsames euro-
päisches Programm mit einem Volumen von 200 Milliar-
den Euro gefordert. Deutschland ist jetzt mit 80 Milliar-
den Euro dabei. Wir leisten als größte Volkswirtschaft
unseren Beitrag. Ich finde das richtig. Aber ich finde,
wir alle können das auch selbstbewusst sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die volle Wirkung dessen, was wir hier zur Diskus-
sion stellen, entfaltet sich im Übrigen erst im Zusam-
menwirken aller Maßnahmen. Ich habe von den Schlüs-
selstellen gesprochen, an denen wir ansetzen müssen.
Sie erfordern verschiedene Maßnahmen. Wer nur auf die
eine oder andere Maßnahme setzt, der wird eine Halbie-
rung der Wirkung erleben.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Wer auf alle Maßnahmen setzt, der wird erleben, dass
sich die Wirkung vervielfacht. Das muss das Ziel sein;
denn eindimensionale Antworten sind in der Globalisie-
rung definitiv zum Scheitern verurteilt.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Gerade deswegen hat sich die Bundesregierung bewusst
für einen breiten und vernetzten Ansatz entschieden. Ge-
rade weil es heute keine isolierten nationalen Maßnah-
men mehr geben kann, möchte ich noch einmal betonen,
dass dieser Pakt für Beschäftigung und Stabilität nur die
eine Seite der Medaille, der internationalen Situation ist.
Die andere Seite der Medaille ist die aktive Gestaltung
der internationalen Ordnung. Ich werde nicht locker-
lassen – das gilt für die gesamte Bundesregierung –, bis
wir international eine neue Finanzmarktverfassung, ei-
nen fairen Freihandel, eine bessere Beachtung von sozia-
len Mindeststandards, einen Abbau der wirtschaftlichen
Ungleichgewichte und den Ausbau des internationalen
Klimaschutzregimes geschafft haben.

Die Gruppe der G-20-Länder wird – Großbritannien
hat in diesem Jahr den Vorsitz – am 2. April wieder ta-
gen. Ich habe die europäischen Teilnehmer dieser G-20-

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(C (D ruppe nach Berlin eingeladen, um dieses Treffen vorubereiten; denn die europäische Stimme wird von groem Gewicht sein. ahinter steht die Erkenntnis, dass wir für die Globaliierung keine ausreichende internationale Architektur aben. eshalb werde ich Anfang Februar mit den internationaen Organisationen, mit OECD, WTO, ILO, der Weltank und dem Internationalen Währungsfonds – genauso, ie wir das schon während unserer G-8-Präsidentschaft emacht haben –, wieder Gespräche führen, um alles mit en Aktivitäten der Vereinten Nationen zusammenzuühren. Wir brauchen eine bessere internationale Archiektur, die uns in Zukunft vor solchen Krisen wie der jetigen schützt. Deutschland muss dabei eine starke, eine ührende Rolle spielen. Ich rede nicht darum herum: Der Weg, den wir eingechlagen haben, um unser Land durch die Krise zu brinen, bringt eine deutliche Neuverschuldung mit sich, in iesem Jahr und auch im nächsten. Das muss klar gesagt erden. Darum brauchen wir nicht herumzureden. Wir aben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. uch ich habe sie mir nicht leicht gemacht. Ich will eutlich sagen: Es ist bisher die schwerste innenpolitiche Entscheidung, die ich als Bundeskanzlerin zu trefen hatte. Aber ich glaube, wir haben sie so getroffen, ass wir der außergewöhnlichen Dimension dieser Krise erecht werden. Eine solche Antwort ist nicht nur notendig, sondern definitiv geboten, weil nichts tun – da an möchte ich noch einmal erinnern – schwerstwieende Folgen hätte, nicht nur wegen des Rückgangs bei ufträgen und Arbeitsplätzen in der Krise, die an sich chon erhebliche Mindereinnahmen für die staatlichen assen bedeuten würde, sondern vor allem auch, weil zu iele Quellen unseres Wohlstands in Gefahr geraten ürden und versiegen könnten, weil im nächsten Auf chwung dann wichtige Firmen, wichtiges Know-how, ichtige Facharbeiter einfach nicht mehr da gewesen ären, um wieder neues Wachstum in Deutschland zu chaffen. Ich denke, wir alle sollten vermeiden, dass wir n eine Situation kommen, in der wir sagen müssen: Häten wir doch damals etwas getan, hätten wir das, was uns tark macht, gerettet. – In diese Situation möchten wir icht kommen, möchte ich nicht kommen. Deshalb haneln wir so, wie wir handeln. Die Neuverschuldung ist nicht Ausdruck einer falchen Politik, sondern sie ist Ausdruck der Krise selbst. ie ist Bestandteil der Herausforderung, die wir zu meis ern haben. Dafür werden wir – auch das ist schon heute bsehbar – viel Ausdauer und Geduld brauchen. Aber uch das können wir schaffen. Wer Schulden aufnimmt, uss sie zuverlässig tilgen. Wir haben im Übrigen beim rblastentilgungsfonds bewiesen, dass wir das können. r wurde 1995 eingerichtet und hatte damals einen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Schuldenstand von umgerechnet 171 Milliarden Euro. Jetzt ist er getilgt. Viele sagen, das habe 14 Jahre gedauert. Darauf sage ich: Aber es ist geschafft. – Um die Verlässlichkeit der Politik zu zeigen, muss man auch einmal sagen, wenn man so etwas geschafft hat. Die deutsche Einheit war doch keine Kleinigkeit. Wir können sagen, dass wir das gehalten haben, was wir versprochen haben. Daraus erwächst auch das Vertrauen, dass wir, wenn wir jetzt wieder einen Fonds einrichten und einen Tilgungsplan verabreden – der Finanzminister wird dazu Vorschläge machen –, die Schulden genauso tilgen, wie wir sie früher getilgt haben. Dafür stehe ich ein, dafür stehen wir ein. Wir werden darüber hinaus – auch angesichts dieser Krise – nach Beratungen in der Föderalismuskommission eine Schuldenbremse einführen, also für die zukünftigen, die normalen Zeiten verabreden, dass wir kein Defizit oberhalb von 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erlauben dürfen. Es ist interessant: Dinge, die fast unerreichbar schienen, scheinen jetzt wieder in Reichweite. Ich jedenfalls werde mit aller Intensität dafür eintreten – ich weiß, dass die Mitglieder der Föderalismuskommission das auch tun –, dass wir das jetzt schaffen und die Schuldenbremse ins Grundgesetz bringen, um für zukünftige Generationen ein klares Zeichen zu setzen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


In diesem Jahr wird die Bundesrepublik Deutschland
60 Jahre alt. Ein Drittel dieser Zeit, nämlich fast
20 Jahre, gehen Ost und West einen gemeinsamen Weg.
Vor 20 Jahren, am 9. November, war der Fall der Berli-
ner Mauer. Die beiden Daten, finde ich, zeigen uns, dass
Deutschland schon ganz andere Herausforderungen ge-
meistert hat. Das ist Grund zur Zuversicht; das ist Grund,
auf Deutschlands Kraft und Stärke zu vertrauen. Das Al-
lerwichtigste, so heftig der Wachstumseinbruch auch
ausfallen kann, ist: Dies ist keine Krise – das, finde ich,
ist die wichtige Botschaft – der ökonomischen, sozialen
oder finanziellen Grundstrukturen unserer Bundesrepu-
blik Deutschland.


(Lachen bei der LINKEN)


– Ich kann mir denken, dass Sie da lachen. Das ist ge-
rade der Unterschied zwischen uns.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Unsere Wirtschaft ist stark. Unsere Produkte sind
weltweit wettbewerbsfähig. Wir haben 1,5 Millionen
neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in den
letzten drei Jahren geschaffen. Das soziale Netz ist sta-
bil; es ist durch die Reformen der letzten Jahre gestärkt
worden. Wir hatten 2007 und 2008 einen ungefähr aus-
geglichenen Haushalt. Heute sind die Zahlen gekom-
men: Das Bruttoinlandsprodukt weist ein Wachstum von
minus 0,1 Prozent auf, die Verschuldung von Deutsch-

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(C (D and ist nahezu ausgeglichen. Das gibt uns mehr andlungsspielräume. Dies alles zeigt: Die soziale arktwirtschaft bewährt sich in der Globalisierung. eutschland ist im Kern gesund und stark. Finanzielle Exzesse und mangelndes soziales Verantortungsbewusstsein haben die Welt dagegen genau in iese Krise geführt. Nur wenn wir diese Ursache klar beennen, dann können wir die Welt tatsächlich gemeinam mit anderen Staaten aus dieser Krise führen. Dazu rauchen wir klare Grundsätze. Der Staat ist der Hüter es wirtschaftlichen und sozialen Ordnungsrahmens. er Wettbewerb braucht Augenmaß und soziale Verantortung. Das sind die Prinzipien unserer sozialen arktwirtschaft. Sie gelten bei uns, aber es hat sich ge eigt, dass genau das nicht reicht. Diese Prinzipien müsen weltweit beachtet werden. Erst das wird die Welt aus ieser Krise führen. Die Krise wird nicht spurlos an uns vorübergehen. Sie ird uns auch in der nächsten Zeit viel abverlangen. Es ommt jetzt mehr denn je auf den Zusammenhalt aller räfte in unserer Gesellschaft an, auf das, was wir Geeinsinn nennen: Betriebe und Behörden, Banken und parkassen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Verbände nd Bürgerinitiativen, jeder ist aufgerufen, wenn er ann, seinen Teil dazu beizutragen. Ich werde in den ächsten Monaten – wie auch die Mitglieder der Bunesregierung – immer wieder das Gespräch mit allen ruppen in der Gesellschaft suchen. Der Pakt für Beschäftigung und Stabilität bietet für eden einen Ansatzpunkt, seinen Teil der Verantworung wahrzunehmen. Er ist ein Pakt für alle, und deshalb st er ein Pakt für Deutschland, so haben wir ihn konziiert: für die Unternehmen, indem sie jetzt ihre Beschäfigten halten, für die Arbeitnehmer, indem sie sich weierqualifizieren, für die Ingenieure und Forscher, indem ie neue Ideen entwickeln und Innovationen vorantreien, für die ehrenamtlich Tätigen, indem sie mithelfen, nsere soziale Infrastruktur stabil zu erhalten, für die erbraucher, indem sie sich umweltbewusster verhalten. ertrauen wir auf das, was wir gut können, was wir viel eicht sogar besser können als andere! Das ist gerade etzt wichtig. Es ist mehr als manche denken; davon bin ch überzeugt. Ich sage Ihnen: Die Regierung hat jetzt viel Arbeit inter sich. Aber sie hat in den kommenden Monaten uch einiges an Arbeit vor sich. Ich sage Ihnen: Das weren wir mit Verantwortung, Kraft und Zuversicht und, ie ich hoffe, auch mit der Unterstützung dieses Hohen auses tun. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619800200

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem

ollegen Dr. Guido Westerwelle, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1619800300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Das ist in der Tat eine ganz außergewöhnliche Sit-
zung des Deutschen Bundestages und ein außergewöhn-
licher Tag, schon deshalb, weil wir Deutsche noch sehr
lange an dem abzahlen werden, was heute von der Re-
gierung vorgeschlagen wird und durchgesetzt werden
soll. Die wenigsten, die hier sitzen, werden den Zeit-
punkt erleben, an dem zurückgezahlt ist, was Sie heute
beschließen.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


In Wahrheit ist das nicht das größte Konjunkturpaket in
der Geschichte unseres Landes. Es ist bisher nichts ande-
res als das größte Schuldenpaket in der Geschichte un-
seres Landes.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, Sie sagen: Nichtstun ist keine
Alternative. Da haben Sie recht. Aber das Falsche zu
tun, ist auch keine Alternative, meine sehr geehrten Da-
men und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Regierung wird damit als eine Regierung der Re-
korde in die Geschichte eingehen. Sie stehen damit für
die größte Steuererhöhung in der Geschichte der Bun-
desrepublik Deutschland. Gleichzeitig werden Sie die
Regierung sein, die wie noch nie eine Regierung seit
Gründung der Republik Schulden gemacht hat.


(Beifall bei der FDP)


Wir werfen Ihnen nicht vor, dass die Krise da ist. Wir
haben Ihnen nie vorgeworfen, dass die Krise der Welt-
wirtschaft auch Deutschland trifft.


(Joachim Poß [SPD]: Das haben Sie auch gerade nötig!)


Was wir Ihnen vorwerfen, ist, dass Sie in guten Zeiten
nicht für die schlechten Zeiten vorgesorgt haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hätten Sie in Zeiten des Aufschwungs etwas an Über-
schüssen erwirtschaftet, wären Sie heute glaubwürdiger,
wenn Sie sagen, dass Sie Schulden machen müssen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gesagt, das sei keine
Zeit für die herkömmlichen Lehrbücher. Für die her-
kömmlichen Lehrbücher mag es nicht die Stunde sein;
aber für ein Lehrbuch wäre es die richtige Stunde, näm-
lich für Ludwig Erhards Wohlstand für alle. Das wäre
die richtige Lehre: sich auf die Kräfte der sozialen
Marktwirtschaft nicht nur in Worten, sondern auch in
Taten zu besinnen. Eine Lehre des Wirtschaftswunders,
eine Lehre der sozialen Marktwirtschaft ist: Aufschwung
gibt es nur, wenn sich Leistung für die Bürger lohnt.
Deswegen brauchen wir vor allen Dingen eine Entlas-

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(C (D ung durch ein einfaches und gerechteres Steuersystem it niedrigeren Tarifen. Das wäre das beste Konjunktur rogramm für diese Republik. Dazu fehlen Ihnen der ut und die Einigkeit. Die Schulden, die Sie in diesen Tagen beschließen nd durchsetzen wollen, verbauen die Zukunft, und was viel schlimmer ist – sie nehmen auch den Spiel aum für einen wirklichen Neuanfang. Sie wollen das rößte Schuldenpaket, das eine Regierung bisher vorgeegt hat, diesem Hohen Haus schmackhaft machen, inem Sie gleichzeitig sagen, Sie würden 2015 eine Schulenbremse einführen. Wer am selben Tag das größte chuldenpaket in den Deutschen Bundestag einbringt nd sagt, irgendwann werden wir eine Schuldenbremse inführen, der ist nicht glaubwürdig. Das glauben Ihnen icht einmal die eigenen Leute. Der haushaltspolitische precher der Unionsfraktion, Herr Kampeter – er sitzt in er ersten Reihe, geduckt, gebückt; eine Sorge, man kann es verstehen –, selbst sagt: eutschland öffnet die Schuldenschleusen; das ist eine orm von Konfettipolitik. Das ist das, was Herr ampeter sagt – nicht die FDP sagt das –, das sagt der aushaltspolitische Sprecher Ihrer Fraktion über das, as Sie hier heute vorlegen. Das ist kein gutes Zeugnis ür Ihren Koalitionskompromiss. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Unruhe bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das, was Sie vorlegen, ist ein Sammelsurium. Es ist
in Paket, das nicht wirken kann, weil es ihm einerseits
n der Linie fehlt und weil es andererseits an dem Mut
ehlt, die Entlastung der Bürgerinnen und Bürger durch-
usetzen. Das, was Sie bisher an Entlastung für die Bür-
erinnen und Bürger in dieser schweren Zeit vorschla-
en, ist nichts anderes als eine Steuerentlastung auf
aschengeldniveau. Damit kann man keine Wirtschaft
nspringen lassen. Ob es 5 Euro Steuerentlastung sind
der 15 Euro – wie Sie behaupten –, Deutschland wird
eswegen mit Sicherheit nicht in einen Konsumrausch
erfallen. Das ist zu kurz gesprungen. Sie flickschustern,
nstatt ein einfaches und gerechteres Steuersystem mit
iedrigeren Tarifen zu beschließen. Das müsste der zen-
rale Stein dieses Konjunkturpaketes sein; aber das tun
ie nicht.

Wir wissen natürlich, was dahintersteckt. Meine Da-
en und Herren, Sie sprechen viel von der Konjunktur,
ie sprechen viel von der Wirtschaft, aber was bei die-
em Paket in Wahrheit mitschwingt, sind vor allen Din-
en Ihr innerparteilicher und Ihr innerkoalitionärer Kon-
likt. In Wahrheit ging es um die Frage: Wie konnten Sie
n der Koalition noch einmal zueinanderfinden? Jeder
egte etwas auf den Tisch, damit am Schluss ein Paket
eschnürt werden konnte – teuer, mit Schulden für die
ürgerinnen und Bürger und mit wenig Wirkung. In
ahrheit ist es ein Paket, dessen – wenige – Entlastun-

en erst zur Mitte dieses Jahres wirken und in Kraft ge-
etzt werden sollen, ein Zufall, dass das wenige Wochen
or der Bundestagswahl ist. Mit diesem Paket kümmern
ie sich weniger um die Konjunktur als vielmehr um






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Ihre Wahlkampfinteressen, was man schon daran sieht,
dass nach der Bundeskanzlerin und meiner Wenigkeit
gleich der Kanzlerkandidat der SPD hier sprechen wird.
Allein die Rednerliste zeigt, worum es mit diesem Paket
in Wahrheit geht: viel Wahlkampf und wenig Zukunft
für Deutschland.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Schicksal ist: Es ist mutmaßlich der teuerste
Wahlkampf in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland, der hier in diesem Hause beschlossen wer-
den soll. Was ist zu tun? Aus unserer Sicht ist es notwen-
dig, dass es eine echte Entlastung der Bürgerinnen und
Bürger gibt bei den Steuern, bei den Abgaben und aus-
drücklich auch bei der Bürokratie.

Ich will zum Punkt Steuern noch etwas im Detail sa-
gen. In diesem Jahr wollen Sie die Bürgerinnen und Bür-
ger bei den Steuern um 3 Milliarden Euro entlasten. Wir
vergleichen das einmal mit dem, was in anderen Ländern
erörtert wird. Es sind allein 300 Milliarden Dollar, die
der künftige Präsident Obama beim Thema „Entlastung
der Bürgerinnen und Bürger“ auf den Tisch legt. Sie sa-
gen, wir hätten für Steuersenkungen kein Geld. Wer
wie Sie in diesem Paket für alles Geld hat – bis hin zu ei-
ner Abwrackprämie –, der kann nie wieder behaupten,
wir hätten kein Geld für Steuersenkungen. Sie wollen es
nicht. Sie können es nicht. Das sollen die Bürgerinnen
und Bürger wissen.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das ist der Unterschied zwischen dauerhaft und einmalig!)


Gleichzeitig erklären Sie, Sie würden die Beiträge zur
Krankenversicherung senken. Das ist, mit Verlaub ge-
sagt, nichts anderes als eine Veräppelung der Bürgerin-
nen und Bürger in dieser Republik. Wann hat es das in
Deutschland jemals gegeben, dass eine Gesundheits-
reform zum 1. Januar eines Jahres in Kraft tritt und dass
man bereits zwei Wochen später die Milliarden suchen
muss, um den gröbsten Schrott dieser Gesundheits-
reform wieder einigermaßen wegzukehren? Es ist eine
Veräppelung der Leute, wenn Sie ihnen per Gesundheits-
reform erst höhere Beiträge verordnen, um ihnen dann
eine Brosame als Entlastung zurückzugeben. Das ist
keine Entlastung. Was Sie hier beschließen, ist eine
Frechheit.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


2 500 Euro für alte Autos, 100 Euro fürs Kind, das ist
ein Wettbewerb der Hilflosigkeit – übrigens mit einer
sehr aussagekräftigen Schieflage. Was ist denn mit Ihren
Reden über Familie, wenn Sie in diesem Paket eine sol-
che Gewichtung vornehmen?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Joachim Poß [SPD]: Das ist Demagogie!)


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(C (D Ich will klar sagen: Es ist richtig, dass Sie in die Bilung investieren. Das unterstützen wir. Es ist ausdrück ich auch richtig, Frau Bundeskanzlerin, dass Sie darauf inweisen: Natürlich muss bei baulichen Maßnahmen benfalls etwas geschehen. Gleichzeitig ist es aber auch otwendig, darauf hinzuweisen, dass natürlich nicht nur er Putz an den Wänden bröckelt, sondern dass auch die ibliotheken und die Lehrmittel immer schlechter weren. Dies wird eine gemeinsame große Aufgabe sein, uch in der Bildungspolitik. Übrigens kann man an dem, as Sie zur Bildungspolitik beschließen, erkennen mindestens jetzt kann man es erkennen –, wie falsch ie Zerfledderung der Bildungslandschaft durch die Föeralismusreform gewesen ist. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist richtig, dass Sie die Mittel für Investitionen in
ie Infrastruktur erhöhen. Allerdings sind in den ver-
angenen zehn Jahren die Abgaben und Steuern für die
utofahrer und den Straßenverkehr von 37 auf 53 Mil-

iarden Euro gestiegen. Sie haben in unglaublichem
aße zugegriffen. Das Plus von 2 Milliarden Euro, das

etzt gewährt werden soll, haben die Autofahrer in den
etzten Jahren bereits x-fach eingezahlt.


(Beifall bei der FDP)


Schließlich fehlt aus unserer Sicht vor allen Dingen
er Ausstieg aus der ideologischen Energiepolitik. Al-
ein wenn man die Energieinfrastruktur modernisieren
ürde, könnten sich private Investitionsmittel in einem
olumen von 20 bis 40 Milliarden Euro bewegen lassen.
as würde den Staat nichts kosten, und es hätte große
irkung.

Meine Damen und Herren, dieses Paket ist nicht über-
eugend. Es ist ein Sammelsurium. Das Schlimme an
iesem Paket ist in Wahrheit, dass es schnell verpufft,
ber die Schulden bleiben: für viele Jahrzehnte, für die
ächsten Generationen. Es wird wenig bringen, unglaub-
ich viel kosten. Ich sage Ihnen gleichwohl zu: Es wird
n diesem Haus und auch in der anderen Kammer natür-
ich konstruktive Beratungen geben. Was in diesem Pa-
et sinnvoll ist, werden wir mittragen. Aber Sie können
icht erwarten, dass wir ein Paket unterstützen, mit dem
n Wahrheit die Steuern nicht gesenkt, die Schulden aber
rhöht werden und bei dem für die Konjunktur herzlich
enig herumkommt. Deutschland hat Besseres verdient

ls diese Flickschusterei der Großen Koalition.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619800400

Nächster Redner ist der Bundesminister des Auswär-

igen, Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Wir leben in der Tat, Herr Westerwelle, in au-
ßergewöhnlichen Zeiten. Die Weltwirtschaft ist in die
schwerste Krise seit 80 Jahren gerutscht, und – das ist
wichtig zu sagen – diese Krise wird um uns, wird auch
um unser Land keinen Bogen machen. In dieser Situa-
tion muss allen klar sein: Abwarten war und ist keine
Option. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Krise gera-
dezu wie ein Tsunami unsere industriellen Strukturen
zerstört, dass wettbewerbsfähige Unternehmen schließen
müssen, dass Entlassungswellen unser Land erschüttern.
Deswegen muss und musste die Bundesregierung han-
deln, und zwar schnell und entschlossen. Genau das ha-
ben wir getan.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wer nach der Schuld fragt, liegt falsch. Es ist ja so:
Weder die Ursachen der Finanzmarktkrise noch die Ur-
sachen der Wirtschaftskrise kommen von hier oder sind
hausgemacht. Wir können aber sehr wohl bei uns zu
Hause etwas gegen die Krise und vor allen Dingen gegen
die Folgen dieser Krise tun. Deshalb und nur deshalb
verstärken wir öffentliche Investitionen. Wir sichern da-
durch Arbeitsplätze. Wir verhindern Entlassungen durch
Qualifizierung, durch Umschulung, durch Erweiterung
und Erleichterung von Kurzarbeit. Wir entlasten Arbeit-
nehmer und Arbeitgeber. Wir stärken private Nachfrage.
Wir unterstützen Familien und Kinder. Das alles sind
Maßnahmen, die sinnvoll und vernünftig sind, weil sie
die Krisenfolgen abmildern, und das ist notwendig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir mussten in diesen letzten drei Monaten ein ums
andere Mal erleben, dass Märkte und noch mehr die Ak-
teure und Claqueure auf diesen Märkten versagt haben.
Wenn sie nicht weiterwussten und gar nichts mehr ging
– das haben wir erlebt –, dann erscholl der Ruf nach dem
Staat. Ich sage Ihnen angesichts von Finanzkrise und
Wirtschaftskrise ganz ehrlich: Ich finde es sehr beruhi-
gend, dass der Staat in Deutschland handlungsfähig ist
und dass sich die Politik auch in diesen schwierigen Zei-
ten ihrer Verantwortung stellt, nicht ausweicht, sondern
das tut, was von ihr erwartet wird. Das ist gut für
Deutschland. Das ist gut für die Politik in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir legen Ihnen heute in der Tat das größte Konjunk-
tur- und Stabilitätsprogramm in der Geschichte der Bun-
desrepublik vor. Es ist kein Diskussionsbeitrag, kein Pa-
laver, sondern ein in den letzten drei bis vier Wochen gut
vorbereitetes Paket. Nur so vorzugehen, das ist der Situa-
tion angemessen.

Ich sage mit großem Ernst – das meine ich auch so –:
In diesem Jahr muss sich Politik bewähren. Politik muss
Substanz liefern, muss Mut zur Verantwortung zeigen.
Mit Show und Mätzchen werden wir in diesem Jahr ganz
sicherlich nicht durchkommen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Westerwelle, ich schätze Sie – Sie wissen das –
ls politischen Gesprächspartner.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist ein Irrtum!)


ch sage Ihnen aber ebenso deutlich: Mit Spötterei wer-
en Sie hier nicht durchkommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ch habe die von Ihnen verwendeten Begriffe einmal
itgeschrieben: Wahlkampfklingelei, Schrott, Wettbe-
erb der Hilflosigkeit, Flickschusterei. Sie können diese

iesige Kraftanstrengung, die wir hier unternehmen, mit
olchen Begriffen belegen. Helfen – das prophezeie ich
hnen – wird Ihnen das politisch nicht. Deswegen sage
ch Ihnen, Herr Westerwelle: Die FDP ist an den wichti-
en Weggabelungen dieser Republik immer den Weg der
ernunft gegangen. Ich hoffe und setze darauf, dass das
uch bei dieser Anstrengung so sein wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich bin froh, dass wir in den letzten Jahren – das war
icht immer ganz einfach, wie sich sicherlich alle erin-
ern können – den Weg gegangen sind, unser Land zu
odernisieren. Die Früchte dieser Politik sind eine

tarke Wirtschaft, wie wir sie heute haben, Sozialkassen,
ie wieder Reserven angesammelt haben – 17 Milliarden
uro allein bei der Bundesagentur für Arbeit –, und kon-
olidierte Haushalte. Nur diese Früchte unserer Politik
ersetzen uns jetzt in den Stand, entschlossen zu han-
eln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as zeigt wieder einmal: Politik muss auf Langfristig-
eit angelegt sein. Das zahlt sich aus; nur dadurch wird
olitik handlungsfähig.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


Meine Damen und Herren, 50 Milliarden Euro sind in
er Tat eine gewaltige Summe. Aber nicht allein die
umme ist ein entscheidendes Merkmal dieses Konjunk-

urprogramms. Vielmehr ist entscheidend, dass das Kon-
unkturprogramm sinnvoll, wirksam und gründlich
urchdacht ist. Wir reagieren eben nicht nur auf die
rise, sondern wir nutzen sie ganz bewusst. Wir wollen
nser Land auch in dieser Krise moderner machen. Des-
alb darf man bei diesem Konjunkturprogramm nicht
ur sehen, dass es mit 50 Milliarden Euro ausgestattet
st, sondern man muss auch feststellen, dass es ein intel-
igentes Konjunkturprogramm ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir legen mit diesem Programm einen Mix von Maß-
ahmen vor, die sich gegenseitig verstärken und erst in
er Kombination wirken. Wir investieren in Infrastruk-
ur. Wir sichern und fördern Beschäftigung. Wir geben
nreize für mehr Konsum. Wir gehen gezielt in die För-
erung von Innovationen. Außerdem tun wir etwas für
ie ökologische Erneuerung: durch die Umweltprämie






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
für Altfahrzeuge, die Neuordnung der Kfz-Steuer, Maß-
nahmen zur Energieeffizienz in den Gebäuden, die For-
schungsprämie. Alle Maßnahmen zusammen dienen
dazu, dass unsere Wirtschaft beim nächsten Aufschwung
in den Zukunftsmärkten wieder vorne liegt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nicht zuletzt ist dieses Programm auch ein klares Sig-
nal an die Länder in Europa, nämlich das Signal: Wir
nehmen unsere Verantwortung als stärkste Volkswirt-
schaft in der Europäischen Union an. Wir nehmen Geld
in die Hand, um diese schwierige Zeit durchstehen zu
können, gemeinsam mit den anderen Europäern. Da-
rüber reden wir in Europa.

Europa ist wichtig; aber in dieser Situation, in der wir
über ein nationales Programm reden, ist es vielleicht
noch wichtiger, eine gemeinsame Kraftanstrengung in
Deutschland, und zwar in der ganzen Gesellschaft, ein-
zufordern. Politik kann diese Krise am Ende nicht allein
bewältigen. Aber Politik kann – das habe ich gestern ge-
sagt – in einer solchen Situation Vorbild sein, und das
werden wir jetzt zeigen. Wie das geht, haben wir mit un-
serem kommunalen Infrastrukturprogramm demons-
triert. Das ist ein Bündnis mit Ländern und Kommunen,
das für mich, auch im Sinne der Vorbildfunktion, ein
Herzstück des gesamten Konjunkturpakets ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Bund gibt 10 Milliarden Euro, um in den Kom-
munen eine Welle von Aufträgen für Handwerker und
Bauwirtschaft auszulösen und Arbeitsplätze zu sichern.
Wir betonen: Der Schwerpunkt soll darauf liegen, Kin-
dergärten und Schulen zu verbessern. Denn da ist, wie
wir alle wissen, noch viel zu tun. Noch nie in der Ge-
schichte – das haben uns die Repräsentanten der Kom-
munen gesagt – hat es einen solchen Schulterschluss von
Bund, Ländern und Gemeinden wie in diesem Pro-
gramm gegeben.

Nachdem das gelungen ist, appelliere ich an alle, die
jetzt an der Umsetzung arbeiten: Verzetteln wir uns bitte
nicht wieder in ein Gezerre um Zuständigkeiten! Han-
deln wir gemeinsam, so wie die Menschen es von uns er-
warten! Genau so – und nur so – schaffen wir Vertrauen
in diesem Lande.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich bleibe auch dabei: Unser Programm hat zwei Be-
standteile. Aus meiner Sicht sind es zwei Seiten dersel-
ben Medaille. Wir geben jetzt einen kräftigen Impuls für
die Konjunktur. Aber wir müssen mit Beginn des nächs-
ten Aufschwungs genauso entschieden gegensteuern.
Neuverschuldung und Tilgung gehören zusammen.
Entsprechend zu handeln, sind wir uns und der nächsten
Generation schuldig. Deshalb müssen wir es schaffen.

Herr Westerwelle, wenn ich das noch ergänzen darf:
Ich habe die feste Absicht, das noch zu erleben.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


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(C (D enn ich mich erinnere, hat das Abtragen der Schulden es Erblastentilgungsfonds 14 Jahre gedauert. In 14 Jahen wäre ich 67 Jahre alt. Diese Lebenserwartung muss ir auch die Opposition zugestehen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber nicht mehr im Amt! – Gegenrufe von der SPD: Oh!)


Ich sage noch etwas dazu, warum ich dieses Konjunk-
urpaket wirklich für einen großen politischen Erfolg
alte. Wir zeigen damit, dass sich wirtschaftliche Not-
endigkeit und soziale Gerechtigkeit in diesem Paket er-
änzen. Davon profitieren auch all die Menschen über-
urchschnittlich, die in den letzten Jahren weniger zum
uge gekommen sind: Menschen, die arbeiten gehen,
amilien mit Kindern, 17 Millionen Rentner und auch
ie 6- bis 13-jährigen Kinder von Langzeitarbeitslosen.


(Beifall bei der SPD)


Wir sind dafür eingetreten, dass vor allen Dingen die
enschen mit kleinen und mittleren Einkommen von

en Maßnahmen profitieren. Das erwartet man auch von
ozialdemokraten. Darüber hinaus ist es auch unter
onjunkturgesichtspunkten hochvernünftig. Warum?
eil in einer Flaute nur die Maßnahmen wirksam sind,

ei denen zusätzliches Geld tatsächlich im Konsum lan-
et und eben nicht auf dem Sparbuch. Das ist der Grund,
arum wir Bezieher kleiner Einkommen besonders be-
ünstigen wollen. Sie wissen, am liebsten hätten wir es
ber eine Senkung der Abgaben gemacht. Aber wenn es
chon über Steuerentlastungen erfolgen soll, dann soll
ies möglichst für die kleinen und mittleren Einkommen
elten.

Unter dem Strich kann man sagen: Gute Konjunktur-
olitik und eine sozial gerechte Politik gehen zusammen;
ie müssen kein Widerspruch sein. Das beweist unser
aket. Deshalb kann ich dieses Paket nicht nur gut ver-

reten, sondern bin hochzufrieden mit dem Gesamtergeb-
is.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


So wichtig dieses Konjunkturpaket auch ist, es kann,
emessen an den politischen Aufgaben, die vor uns lie-
en, nur ein Zwischenschritt sein. Die Menschen erwar-
en von der Politik ganz sicherlich Maßnahmen zur Stüt-
ung der Konjunktur. Wenn wir – wie auch viele
enschen im Lande – in dieser Situation von einer Zei-

enwende sprechen, dann wollen sie wissen: Wie geht es
arüber hinaus weiter? Wie stellen wir sicher, dass so et-
as nicht noch einmal vorkommt? Wie sieht der politi-

che Rahmen aus, mit dem wir wirksam dafür sorgen,
ass der Ehrliche nicht der Dumme ist? Es geht um ei-
en Rahmen, in dem wir die Stellschrauben so ausrich-
en, dass Unternehmen wieder langfristig denken und
angfristig investieren. Dafür zu arbeiten, dass ein sol-
her Rahmen mit klaren Regeln und Maßgaben entsteht,
as wird die große Aufgabe in diesem Jahr sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Wir können und müssen uns dabei klarmachen: Die
Gründe für die Finanzkrise liegen ganz sicherlich in der
übergroßen Risikobereitschaft und auch in der übergro-
ßen Gier vieler Einzelner. Aber die Ursache ist natürlich
eine andere: Dies war ein Finanzwirtschaftssystem, das
auf dieses Verhalten nicht ausgelegt war, das Tür und
Tor geöffnet und sogar Anreize für unverantwortliches
Verhalten geboten hat. Mit anderen Worten: Wer eine
Rendite von 25 Prozent erbringen muss, weil er anderen-
falls seinen Job in der Finanzwelt verliert, handelt eben
nicht so, wie das dem langfristigen Interesse der Unter-
nehmen entspricht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darin liegt die Ursache der Krise. Da müssen wir heran.

Diese Weltwirtschaftskrise konnte nur entstehen, weil
in der internationalen Finanzwirtschaft ein Markt ohne
Regeln mit zu wenig Aufsicht und zu wenigen Kontroll-
mechanismen bestand, ein Markt, der sich seine Regeln
sozusagen selber geschrieben hat. Sie wissen, nationale
Politik allein ist dagegen machtlos.


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)


Auf der internationalen Ebene bestand über viele Jahre
hinweg nicht nur Handlungsunfähigkeit, sondern, wenn
ich es richtig in Erinnerung habe – der Finanzminister
wird es bestätigen –, Handlungsunwilligkeit.

Jetzt, da wir eine Phase haben, in der Einsicht
herrscht, könnte darin eine historische Chance liegen,
die wir nutzen müssen. Wir müssen jetzt mit aller Kraft
an einer Weltwirtschaftsordnung arbeiten, die Krisen
dieses Ausmaßes in Zukunft verhindert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das geht nur international. Wer Markt und Gemeinwohl
in eine neue Balance bringen will, muss noch viel stärker
als bisher international handeln. Er muss sich in den zen-
tralen Feldern der Wirtschafts-, der Finanz-, der Sozial-
und der Umweltpolitik enger abstimmen. Deshalb ist es
gut, dass sich die G-20-Staaten zusammengefunden ha-
ben. Es ist gut, dass wir uns auf der europäischen Ebene
vorher abstimmen und dann möglichst mit einer Stimme
sprechen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber ich sage auch: Die Nachricht von der neuen
Zeit, die neue Antworten verlangt, muss auch in Brüssel
bei den Institutionen der Europäischen Union ankom-
men. Wenn die Europäische Union eine gute Zukunft ha-
ben soll, dann dürfen die Kommissare und die leitenden
Angestellten der Europäischen Union nicht mehr länger
nur allein – auch das muss natürlich sein – das Lied vom
ungehinderten Wettbewerb und vom freien Binnenmarkt
singen, sondern müssen realisieren, dass etwas passiert
ist. Die Menschen erwarten mehr, und deshalb muss
auch Europa mehr leisten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Krisenzeiten sind Gestaltungszeiten. Das gilt für jedes and, für jede Regierung und auch für jede Partei. Die ächsten 18 bis 24 Monate werden – ich bin mir da sehr icher – darüber entscheiden, wie die Weltwirtschaftsrdnung und die Gesellschaftsordnung in der Zukunft ussehen werden, jene Ordnungen, in denen unsere Kiner leben werden. Dies ist natürlich eine Aufgabe der undesregierung. Diese Aufgabe nehmen wir an. Wir erden schon im März bei der nächsten Zusammenkunft es Koalitionsausschusses auf der nationalen Ebene daüber beraten, was wir tun müssen, um Regeln für Transarenz und Kontrolle auf den Finanzmärkten zu schafen, und wie wir mit Managergehältern umgehen. All as werden wir tun. Aber dies, worüber ich rede, ist naürlich nicht nur eine Aufgabe der Politik und der Regieungen. Dies ist auch eine Aufgabe der Verbände, der irchen, der Gewerkschaften, also der ganzen Zivilge ellschaft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir sollten in diesem Zusammenhang einen engen Dia-
og nicht nur mit der Opposition hier im Hause, sondern
uch mit der Zivilgesellschaft als Ganzes führen. Ich bin
ir sicher, dass das geht.

Diesen Appell möchte ich auch an die Verantwortli-
hen in der Wirtschaft richten. Das, was diese Krise aus-
acht, ist eine tiefgreifende Legitimationskrise der in-

wischen globalisierten Marktwirtschaft. Eine solche
rise kann die Politik nicht allein überwinden. In den
ielen Gesprächen, die ich in der letzten Zeit mit Wirt-
chaftsvertretern führte, bemerkte ich, dass sie spüren,
ass man hier etwas tut. Auch dort gibt es Bewegung,
ewegung in den Köpfen. Auch dort suchen viele nach
euen Orientierungen. Es gibt Manager in der Leitungs-
bene, die erkennen, dass der kurzfristige Renditedruck
es Kapitalmarktes die Unternehmen nicht immer nach
orne gebracht hat, und deshalb für eine Neuordnung der
ärkte offen sind. Ich finde es schade, dass sich bisher

ur wenige aus der Wirtschaft öffentlich an dieser Dis-
ussion beteiligen. Ich bin mir sicher, dass wir eine sol-
he Diskussion brauchen, insbesondere in einer solchen
ituation, in der deutlich wird, dass Fehler, die in der
ergangenheit gemacht wurden, die Legitimität des
irtschaftssystems und vor allen Dingen die Legitimität

es politischen Rahmens, der dieses System trägt, be-
ührt oder sogar beschädigt haben.

Deshalb sage ich: Das Bekenntnis zur sozialen Markt-
irtschaft ist notwendig – das fällt uns leicht –; aber das
ekenntnis allein – da bin ich mir sicher – wird nicht
usreichen.


(Beifall bei der SPD – Andrea Nahles [SPD]: Richtig!)


enn wir den Vertrauensverlust wirklich aufarbeiten
ollen, dann müssen wir um Zustimmung und Akzep-

anz werben. Ich bin überzeugt: Erfolgreich wird dieses
erben nur dann sein – es gibt eine einzige Vorausset-

ung –, wenn unser Handeln, auch unser Wirtschaften
en Maximen dieser sozialen Marktwirtschaft wirklich






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
entspricht, das heißt, wenn Rücksicht auf die Menschen
genommen wird, auch und gerade in Zeiten der Krise.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mich beeindruckt – damit komme ich zum Schluss –,
dass einzelne Unternehmen – Siemens gehört dazu – ihre
aus dem Unternehmen heraus verursachte Krise dazu
nutzen, sich neu zu erfinden und neue Regeln der Nach-
haltigkeit und Transparenz aufstellen, dabei aber eben
auch – deshalb komme ich an dieser Stelle darauf zu
sprechen – Arbeitsplätze garantieren und auf betriebsbe-
dingte Kündigungen verzichten. Das nenne ich Verant-
wortung für das Gemeinwohl in der Krise. Ich würde da-
von in der deutschen Wirtschaft gerne noch mehr sehen,
damit die Menschen merken: Auch die Wirtschaft meint
es in dieser Situation ernst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Weg durch eine solche Krise ist nicht einfach. Er
bedarf einer Richtung. Wir sind im Augenblick gemein-
sam dabei, den Kompass neu zu justieren. Die Bundesre-
gierung hat ihren Beitrag dazu geleistet. Ich finde, sie hat
einen guten Beitrag geleistet.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619800500

Oskar Lafontaine ist der nächste Redner für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619800600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Die Bundesregierung stellt uns das nach ihren eige-
nen Worten größte Konjunkturprogramm nach dem
Kriege vor. Wenn die Öffentlichkeit diese Bemerkung
hört, dann ist sie geneigt zu glauben, dass damit die ent-
scheidende Antwort auf die Krise gegeben wird, der wir
uns gegenübersehen.

Dieses „größte Konjunkturprogramm nach dem
Kriege“ – ich beziehe mich auf die Vorlage, um die es
jetzt geht – umfasst pro Jahr – nur darüber kann man re-
den, wenn man redlich argumentieren und die Öffent-
lichkeit nicht täuschen will – 1 Prozent des Bruttosozial-
produktes. Würde man das Konjunkturprogramm I
hinzunehmen, wären es 1,2 bis 1,3 Prozent. Darüber re-
den wir hier. Die Frage ist, ob diese Antwort ausreichend
ist, um die Verwerfungen, die sich jetzt abzeichnen, auch
nur teilweise abzumildern.

Wenn man diese Größenordnung sieht, dann muss
man sie mit zwei anderen Zahlen konfrontieren, die ich
hier noch einmal in Erinnerung rufen will. Wir hatten in
den letzten Jahren eine strukturelle Veränderung der
Staatsausgaben in großem Umfang. Die strukturelle
Veränderung hat die Bundesregierung selbst angegeben:
Sie beträgt 118 Milliarden Euro pro Jahr. Das heißt, nach

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(C (D uskunft der Bundesregierung geben wir im Vergleich um Jahre 2000 118 Milliarden Euro pro Jahr weniger us. Wenn man diese strukturelle Fehlentwicklung jetzt it Ihrem Konjunkturprogramm vergleicht, dann muss an zu dem Ergebnis kommen, dass Ungleichgewichte, ie sie in den letzten Jahren aufgebaut worden sind, mit iesem Strukturprogramm nicht beseitigt werden. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Staatsausgaben werden im Vergleich zu anderen
ändern immer noch deutlich zu gering sein. Ich nenne
wei Zahlen. Würden wir so viel Geld für Bildung aus-
eben wie der Durchschnitt der OECD-Staaten, dann
üssten wir pro Jahr 25 Milliarden Euro mehr ausgeben.
ürden wir für die Infrastruktur so viel Geld ausgeben
ie der Durchschnitt der Europäischen Gemeinschaft,
ann müssten wir pro Jahr 25 Milliarden Euro mehr aus-
eben. Das heißt, verglichen mit diesen Zahlen ist das
etzige Konjunkturprogramm völlig unzureichend, weil
s insbesondere in die öffentliche Infrastruktur viel zu
enig investiert.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie waren doch der Verantwortliche damals, als die Quote zurückgegangen ist!)


Zweiter Punkt. Das noch größere Ungleichgewicht,
as sich aufgebaut hat und zu dem Sie keinen einzigen
atz gesagt haben, ist die soziale Schieflage in der
esellschaft. Allein bei den Löhnen gibt es ein Sinken

er Lohnquote, das sich folgendermaßen umrechnet:
ätten wir heute noch die Lohnquote des Jahres 2000,
ann hätten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
eutschland 140 Milliarden Euro pro Jahr mehr Ein-
ommen. Das setzt sich fort über die Renteneinkommen
nd natürlich auch über die sozialen Leistungen. Gegen
iese Schieflage, gegen dieses große soziale Ungleich-
ewicht unternehmen Sie mit Ihrem Konjunkturpro-
ramm überhaupt nichts.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Der Treppenwitz ist, dass Sie es auch noch verschär-
en. Das ist eine Dreistigkeit sondergleichen. Herr Bun-
esaußenminister, Sie haben hier gesagt, dass Sie die
ezieher der kleinen Einkommen mit diesem Konjunk-

urprogramm stärken wollen. Sie tun doch das Gegen-
eil; die Zahlen zeigen das eindeutig. Ich will Ihnen das
etzt hier vorlegen. Es war richtig, dass der Bundes-
inanzminister – leider ist er ja umgefallen – immer wieder
arauf hingewiesen hat, dass die Hälfte der Haushalte in
eutschland keine Lohn- und Einkommensteuern zah-

en. Das ist die Hälfte der Haushalte, die das Geld am
ötigsten brauchen. Seine Schlussfolgerung war richtig:
enn man etwas zur Stärkung der Nachfrage tun will,
uss man den Haushalten Geld geben, die es am nötigs-

en brauchen, und nicht den Haushalten, die es nicht
rauchen. Das ist der Fehler Ihres Konjunkturpro-
ramms.






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun kommen wir einmal zu den Zahlen. Man glaubt
es kaum, wenn man es liest. Ich las heute in der Tages-
zeitung Die Welt – das ist also keine bösartige Unterstel-
lung der Fraktion Die Linke –: Für diejenigen mit
17 500 Euro Jahresbrutto, die in Steuerklasse III sind
und zwei Kinder haben, gibt es im Jahr eine Entlastung
von 26,25 Euro. Für jemanden, der in derselben Steuer-
klasse ist und 110 000 Euro Jahresbrutto hat – das ist
etwa das, was ein Bundestagsabgeordneter an Einkom-
men ausweisen kann –,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wie viele Nebeneinkünfte haben Sie?)


gibt es eine Entlastung von 379,33 Euro. Das heißt, Sie
entlasten sich deutlich stärker, zehnfach stärker, als den-
jenigen, der einen geringen Lohn hat. Das ist eine boden-
lose Unverschämtheit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Widerspruch bei der SPD)


Das heißt, Sie haben überhaupt nicht erkannt, dass es
in der jetzigen konjunkturellen Situation notwendig
wäre, die sozialen Ungleichgewichte in unserer Volks-
wirtschaft anzugehen. Deshalb sagen wir hier für die
Fraktion Die Linke noch einmal: Es wäre viel sinnvoller
gewesen, den gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von
8,71 Euro wie in Frankreich einzuführen. Das hätte ei-
nen viel größeren Wirkungseffekt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es wäre viel sinnvoller gewesen, die Renten um
4 Prozent anzuheben. Die Rentnerinnen und Rentner wa-
ren in den letzten Jahren immer diejenigen, die auf Erhö-
hungen verzichten mussten. Es wäre viel sinnvoller ge-
wesen, den Hartz-IV-Satz auf 435 Euro anzuheben. Es
ist doch nicht mehr nachvollziehbar, dass Sie einer Ge-
schäftsbank mal eben 18 Milliarden Euro zuschieben,
aber für die Hartz-IV-Empfänger keine 7 Milliarden
Euro übrig haben. Das alles, was Sie hier vorlegen, ist
doch bodenlos.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Können Sie kopfrechnen?)


Man kann nicht über das hinwegsehen, was sich jetzt
anbahnt. Sie, Frau Bundeskanzlerin, haben gesagt,
Deutschland muss stärker werden. Es ist immer wunder-
bar, wenn Sie von Deutschland sprechen; denn dann
stellt sich jedes Mal die Frage, wer eigentlich gemeint
ist. Deutschland sind doch die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer – die hatten aber Reallohnverluste zu ver-
zeichnen. Deutschland sind doch die Rentnerinnen und
Rentner – die hatten in den letzten Jahren aber eine im-
mer geringere Kaufkraft. Deutschland sind doch die Be-
zieher sozialer Leistungen – die hatten allerdings Kür-
zungen zu verkraften. Jetzt wollen Sie denen, die in
Zeiten einer wachsenden Wirtschaft Verluste zu ver-
zeichnen hatten, weismachen, sie würden gestärkt aus
dieser Rezession hervorgehen. Frau Merkel, wollen Sie

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(C (D iese Auffassung ernsthaft vertreten? Wie wollen Sie das enn anstellen? Ich will Ihnen einmal etwas zum aktuellen Einkommen ines Stahlarbeiters sagen. Noch vor drei Monaten achte er Überstunden. Er verdiente ungefähr 4 000 Euro ro Monat und konnte teilweise sogar steuerfreie Sonerschichten fahren. Die fallen jetzt natürlich alle weg. r wurde auf Kurzarbeit gesetzt und erhält nur noch 7 Prozent seines Einkommens. Das sind in manchen ällen pro Monat fast 2 000 Euro weniger. Einen solchen tahlarbeiter entlasten Sie nach der Tabelle, die mir vor iegt, im Jahr um insgesamt rund 200 Euro. Das ist die irklichkeit, über die wir hier reden. Lassen Sie mich an ieser Stelle eine spannende Frage, mit der wir uns auch eschäftigen müssen, stellen: Wer bezahlt eigentlich die eche für die Milliardenschecks, die Sie verteilen? Wer ezahlt dafür die Zeche? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


So, wie Sie Ihre Steuerpolitik in den letzten Jahren
ngelegt haben, werden Sie die Milliardenschulden, die
ie jetzt auftürmen, nutzen, um Ihre Politik der brutalst-
öglichen Umverteilung von unten nach oben fortzuset-

en. Darauf muss die Linke hinweisen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir müssen deshalb darauf hinweisen, weil Sie die
atze in dieser Woche Gott sei Dank aus dem Sack ge-

assen haben. Da sagte ein Abgeordneter der CDU: Jetzt
üssen die Rentnerinnen und Rentner antreten, um diese
illiardenschulden zu bezahlen.


(Zurufe von der LINKEN: Pfui! – Hört! Hört!)


a sagte ein Abgeordneter der SPD: Jetzt müssen die
entnerinnen und Rentner antreten, um diese Milliar-
enschulden zu bezahlen. Und da sagte ein Abgeordne-
er der FDP: Jetzt müssen die Rentnerinnen und Rentner
ntreten, um diese Milliardenschulden zu bezahlen. –
uf der anderen Seite trauen Sie sich aber nicht, eine
ermögensteuer zu erheben, und das, obwohl in dieser
olkswirtschaft riesengroße Ungleichgewichte entstan-
en sind. Das ist ein Skandal erster Ordnung.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Bundes-
anzlerin hat in ihrer Rede ein einziges Mal das Wort
Ungleichgewichte“ in den Mund genommen. An die-
er Stelle wurde ich aufmerksam; denn ich war gespannt,
as sie dazu sagt. Sie sagte, sie wolle die internationalen
ngleichgewichte beseitigen. Mich würde wirklich inte-

essieren, was Sie damit eigentlich meinen. Meinen Sie
atsächlich, dass Sie die Exportüberschüsse Deutsch-
ands abbauen wollen, oder was haben Sie mit „interna-
ionalen Ungleichgewichten“ gemeint? Bevor Sie die in-
ernationalen Ungleichgewichte abbauen, müssen Sie
rst einmal die Ungleichgewichte im eigenen Land ab-
auen:


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
die sozialen Ungleichgewichte, die Ungleichgewichte
bei den Einkommen und die Ungleichgewichte bei den
Vermögen.

Ich kann die Bevölkerung nur warnen. Ihren eigenen
Jahreswirtschaftsberichten zufolge hat Ihre Politik der
letzten Jahre zu folgender Entwicklung geführt – dies
kann man der drittletzten Seite des Jahreswirtschaftsbe-
richts entnehmen –: Die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer bekommen nichts dazu, die Rentnerinnen und
Rentner bekommen nichts dazu, und die Sozialhilfeemp-
fänger bekommen ebenfalls nichts dazu. Zuwächse haben
nur die Bezieher von Vermögens- und Gewinneinkom-
men zu verzeichnen, und zwar in einer Größenordnung
von 7 Prozent. Wer, wenn es um steuerpolitische Maß-
nahmen geht, nicht in der Lage ist, den Reichen ans Geld
zu gehen, der hat bei der Bewältigung dieser Krise schon
jetzt in dramatischer Weise versagt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619800700

Nächster Redner ist der Kollege Volker Kauder für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1619800800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Es ist schon etwas Außergewöhnliches, wenn der Deut-
sche Bundestag zu einer außerordentlichen Sitzung zu-
sammenkommt und wenn er sich mit einem bestimmten
Thema nicht im Rahmen der ganz normalen Plenarde-
batten beschäftigt, sondern dafür eine Sondersitzung
durchführt.

Der Anlass, aus dem wir uns heute zusammenfinden,
rechtfertigt diese Sondersitzung auf jeden Fall. Es geht
nämlich um etwas Außergewöhnliches. Für den Fall,
dass Sie von der Linken oder der eine oder andere Abge-
ordnete der übrigen Oppositionsfraktionen es noch nicht
mitbekommen haben sollte – als ich mir Ihre Reden an-
gehört habe, habe ich diesen Eindruck zum Teil gewon-
nen –, sage ich Ihnen: Jeden Tag erreichen uns erneut
Meldungen darüber, was in der deutschen Wirtschaft los
ist. Ich kann über meinen Wahlkreis – es ist ein ländli-
cher Wahlkreis – und die dort ansässigen Zulieferer zur
Automobilindustrie sprechen. Dort wird Kurzarbeit an-
gemeldet. Es ist nicht so, dass wir es nur mit einer kon-
junkturellen Delle zu tun haben. Wir haben es mit einer
Wirtschaftskrise zu tun, die ganz außergewöhnliche
Maßnahmen erfordert. Dem wird die Große Koalition
gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Man kann im Hinblick auf das, was heute von der
Bundesregierung vorgestellt worden ist, durchaus unter-
schiedlicher Auffassung sein. Natürlich gehört es zu ei-
ner parlamentarischen Diskussion dazu, sich darüber
auseinanderzusetzen und zu diskutieren, welcher der
richtige Weg ist und ob die einzelnen Maßnahmen tat-
sächlich greifen.

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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, s ist aber in einer solchen Zeit überhaupt nicht angeracht, mit Häme und in einer Art und Weise zu diskuieren, die die Menschen nicht mehr als konstruktiven, oliden Beitrag zur Debatte in einer schwierigen Zeit erstehen. Es darf nicht sein, dass alles schlechtgemacht ird, nur weil es nicht von der eigenen Truppe voreschlagen worden ist. Das finde ich in der aktuellen Siuation nicht angemessen. Es handelt sich hier um eine Situation, die nicht nur nser Land betrifft. Wir haben es mit einer Weltwirtchaftskrise zu tun. Deshalb ist völlig klar, dass wir eine ntwort auf folgende Frage finden müssen: Wie können ir die Stabilität in der Weltwirtschaft wiederherstellen? s geht also nicht nur darum, eine nationale Antwort zu inden, sondern auch darum, die Antwort auf die Frage, ie internationale Stabilität hergestellt werden kann, zu uchen. Ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland, das tolz darauf war und auch in Zukunft stolz darauf sein ollte, Exportweltmeister zu sein und zu bleiben, weiß, ass diese Position nur erreicht und gehalten werden ann, wenn die Weltwirtschaft wieder in Ordnung ommt. Das wird nicht gelingen, wenn sich die großen irtschaftsnationen ihrer Verantwortung für die Weltirtschaft nicht bewusst sind. Dies gilt vor allem für die Vereinigten Staaten von merika, von denen diese ganze Krise ausgegangen ist. er neuen Administration und dem neuen amerikani chen Präsidenten Obama muss man deshalb sagen: Lasen Sie sich nicht darauf ein, was Ihnen der eine oder anere in Ihrem Land einreden will. Mit Protektionismus, em Abschotten der amerikanischen Märkte und dem inseitigen Stützenwollen der amerikanischen Industrie, ird dieses Problem, das aus den USA zu uns gekomen ist, nicht aus der Welt geschafft werden. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Andrea Nahles [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Bundeskanzlerin hat zu Recht darauf hingewie-
en, dass es natürlich auch darum geht, die Finanzmärkte
ieder in Ordnung zu bringen. Es sind nationale Maß-
ahmen notwendig, und diese wurden im vergangenen
ahr im Rahmen des ersten Konjunkturpakets ergriffen.
atürlich reicht dies aufgrund der weltweiten Verflech-

ung nicht. Deshalb glaube ich, dass ein weiterer Hin-
eis an die Vereinigten Staaten notwendig ist. Die Ent-
icklung erreichte einen Höhepunkt, als man Lehman
rothers in den Konkurs gehen ließ. Jetzt muss man da-

ür sorgen, dass im Finanzmarktbereich neues Vertrauen
ntsteht. Dabei hat auch Amerika die Aufgabe, sich nicht
ational abzuschotten. Ein Land, das ohne Finanzbezie-
ungen zu China nicht in die Zukunft gehen kann, muss
n dieser globalen Krise um seine Verantwortung in der

elt wissen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
Deshalb, Frau Bundeskanzlerin, bin ich Ihnen dankbar,
dass Sie auch die internationale Dimension deutlich ge-
macht haben.

Warum lege ich so großen Wert darauf, dies noch ein-
mal zu sagen? Es geht mir darum, deutlich zu machen,
dass diese Krise mehr ist als nur eine konjunkturelle Irr-
fahrt in den Nationalstaaten Europas. Der Hinweis, was
weltweit getan werden muss und was die Bundesregie-
rung jetzt in den Diskussionen über die Weltwirtschaft
anpackt, ist das eine. Das andere ist, auf die Herausfor-
derung auch national so zu reagieren, wie es in unseren
Möglichkeiten liegt.

In diesen Tagen wird sehr viel darüber gesprochen, ob
eine Maßnahme marktwirtschaftlich oder ordnungspoli-
tisch richtig ist und ob man dieses oder jenes machen
müsse. Ich glaube, in diesen Tagen muss zunächst ein-
mal eine ganz einfache Frage gestellt und dann beant-
wortet werden: Was erwarten die Menschen von unserer
sozialen Marktwirtschaft, unserer Demokratie und unse-
rem Land?


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Rüttgers!)


– Herr Kuhn, Sie haben schon bessere Beiträge einge-
worfen als jetzt. Daran merke ich, dass Sie noch nicht
auf dem Niveau meiner Ausführungen angekommen
sind.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Gott sei Dank!)


Ich glaube, die Antwort muss heißen: Die Menschen
erwarten von ihrem Staat, von ihrem Land Sicherheit in
existenziellen Fragen, und zwar in der äußeren und in
der inneren Sicherheit. Sie erwarten auch, dass dieser
Staat das Richtige für eine Grundentscheidung tut, die
den Menschen Sicherheit gibt, nämlich den Erhalt der
sozialen Marktwirtschaft auch in schwierigen Zeiten.
Darum geht es jetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die soziale Marktwirtschaft hat nicht nur eine ord-
nungspolitische Dimension, sondern sie hat auch gesell-
schaftliche Implikationen und Bedeutung. So haben wir
von der Union jedenfalls soziale Marktwirtschaft immer
verstanden. Das heißt in dieser konkreten Situation
zweierlei – das wird mit dem Paket auch gemacht –: Wir
tragen Verantwortung dafür, dass die Menschen in die-
sem Land mit einer Perspektive durch diese schwierige
Situation kommen können. Dass sie eine Perspektive ha-
ben, heißt: Wir müssen dafür sorgen, dass sie ihre Exis-
tenzgrundlage – nämlich ihren Arbeitsplatz – erhalten
können. Das ist das entscheidende Thema. Alles, was
wir machen, dient dazu, den Menschen zu helfen, durch
diese Krise zu kommen und mit der nötigen Stabilität in
die Zukunft schauen zu können. Das bedeutet, in unserer
nationalen Wirtschaft Arbeitsplätze zu erhalten. Genau
dies wird gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Das ist die Aufgabe der sozialen Marktwirtschaft: die xistenzgrundlage in unserer Gesellschaft zu sichern. as Programm auf seine Richtigkeit und Wirksamkeit u überprüfen – soweit man das heute überhaupt vorausagen kann, lieber Kollege Westerwelle –, heißt, zu fraen: Wird das Programm dem Maßstab gerecht, den enschen zu helfen, eine Perspektive zu haben, und Ar eitsplätze zu erhalten? Wenn man diesen Maßstab anegt, liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Opposition, nd in dieser Krise gutwillig seinen Beitrag leisten will, ürfte es sehr schwerfallen, Punkte zu finden, die diesem iel nicht dienen. Deswegen kann ich nur sagen: Die roße Koalition hat zum zweiten Mal außerordentlich asch gehandelt. In einem Wahlkampfjahr äußert sich der eine oder ndere. Für mich ist es nach fast 20 Jahren Mitgliedchaft im Deutschen Bundestag neben dem, was wir jetzt lles machen müssen, eine außerordentliche Erfahrung, ass es trotz Wahlkampfes, trotz einer kurz bevorstehenen Landtagswahl und trotz der Tatsache, dass wir uns in iesem Jahr neu positionieren und dass jeder in der Kolition versucht, seine Chancen zu nutzen, gelungen ist, in solches Programm – nicht unter parteipolitischen Geichtspunkten, sondern in Abwägung dessen, was dem and dient – aufzulegen. Ich finde, das muss deutlich geacht werden, enauso wie die Tatsache, dass diese Große Koalition nter Führung der Bundeskanzlerin ihre Aufgaben und hre Verantwortung ernst nimmt und dem Land dient. ie wichtige Botschaft lautet: Die Regierung sorgt für olide Stabilität in diesem Land. Die Menschen wissen, ass diese Regierung ihre Aufgaben auch in einem Suerwahljahr ernst nimmt. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin sicher, dass ns die aktuelle Krise in besonderer Weise fordern wird. enn ich in die Geschichte zurückblicke, weiß ich, dass ir immer wieder vor schwierigen Situationen standen nd diese immer gemeistert haben. Das ist allerdings nur ann möglich, wenn man zuversichtlich ist, dies zu chaffen, den Kompass richtig ausrichtet und sich daach orientiert. Wir haben einen Kompass und eine klare rientierung, die uns auch in schwieriger Zeit nicht vom eg abbringen, sondern auf dem Weg halten. Es sind nsere Überzeugungen von der sozialen Marktwirtchaft, die dieses Land in 60 Jahren stark und wettbeerbsfähig gemacht haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


abei bleibt es auch: sozial und Markwirtschaft. Wenn
as entsprechend umgesetzt wird, führt dies zu den rich-
igen Ergebnissen.

In diesem Jahr können wir auf 60 Jahre Bundesrepu-
lik Deutschland und auf bald 20 Jahre deutsche Einheit
urückblicken. Wenn man einen Blick zurückwirft, wird
an feststellen: Das ist eine einzigartige Erfolgsge-

chichte in diesem Land. An dieser Erfolgsgeschichte
aben alle, die im Deutschen Bundestag vertreten sind,
owohl in Oppositionszeiten als auch während der Re-






(A) )



(B) )


Volker Kauder
gierungsbeteiligung ihren Anteil, bis auf die ehemalige
PDS und die Linke, und das war auch immer gut so.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man die heutige Rede von Oskar Lafontaine ge-
hört hat, kann man nur sagen: Man kann und muss sich
in der Opposition mit dem auseinandersetzen, was die
Regierungsfraktionen vorlegen. Aber Ihr heutiges Ni-
veau, Herr Lafontaine, wird der konkreten Situation
nicht gerecht und ist für mich erneut ein Beweis dafür:
Sie dürfen in diesem Land keine Verantwortung tragen.
Das wäre ein großer und entscheidender Fehler.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe gesagt, dass 60 Jahre Bundesrepublik Deutsch-
land eine gemeinsame Erfolgsgeschichte darstellen, an
der alle, bis auf diejenigen, die ganz links sitzen, beteiligt
waren. Wir sind nun wieder in einer besonderen Situation
und stehen vor großen Herausforderungen. Ich bin si-
cher: Wir schaffen das. Ich lade Sie, meine Damen und
Herren von der Opposition, ein, erneut Ihren Beitrag
dazu zu leisten, dass die Erfolgsgeschichte auch im
60. Jahr der Bundesrepublik Deutschland weitergehen
kann. Ich bin deshalb dankbar, Herr Westerwelle, dass
Sie nicht gesagt haben: Wir lehnen im Bundesrat alles
einfach ab. – Der Bundesrat dient sicherlich der Vertre-
tung der Interessen der Bundesländer. Aber ich kann Ih-
nen nur sagen: Es gibt kaum ein anderes vom Deutschen
Bundestag beschlossenes Programm, das so viele Län-
derinteressen berücksichtigt wie das jetzige. Werden Sie
also in den Bundesländern, in denen Sie an der Regie-
rung beteiligt sind, den Länderinteressen gerecht!


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619800900

Ich erteile dem Kollegen Fritz Kuhn für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619801000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Frau Merkel, Ihr Versuch, in das Programm, das
heute vorliegt, mehr Sinn hineinzuinterpretieren, als drin
ist, hat uns bislang nicht überzeugt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will in aller Ruhe darstellen, woran das liegt.

Vorweg muss ich eine Bemerkung zu dem 100-Mil-
liarden-Euro-Schirm, den Sie jetzt für die Wirtschaft
aufspannen wollen, machen. Die Begründung, die von
Ihnen vorgebracht wurde, ist die Kreditklemme. Das
heißt, dass die Banken doch nicht Kredite für Investitio-
nen in dem Umfang bereitstellen, wie es nötig wäre. Ich
kann nur sagen: Diese Begründung kann doch jemanden,
der die letzten Wochen politisch einigermaßen mitver-
folgt hat, nicht überzeugen. Wir haben einen Finanz-
marktschirm von 480 Milliarden Euro für die Banken
mit dem Ziel und der Aufgabe aufgelegt, dass diese der
Wirtschaft Kredite zur Verfügung stellen. Jetzt tun sie es
nicht ausreichend. Und was machen Sie? Sie spannen

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(C (D infach noch einen Garantieschirm extra für die Wirtchaft auf, wobei dann Herr Glos entscheidet, was ein olider Betrieb ist. Das ist der falsche Weg. Wir sagen Ihnen ganz deutlich: Wenn der Finanzarktschirm nicht funktioniert, dann korrigieren Sie ihn. r funktioniert nicht, und das mit Ansage. Wir haben ihn amals abgelehnt, weil uns klar war, dass Sie gegenüber en Banken zu wenig Klarheit – Stichwort Teilverstaatlihung – praktizieren. Jetzt gibt es hintenherum einen weiten Schirm nach der Methode „Viel hilft viel“. Es ist ber Murks, was Sie da wieder angestellt haben. Jetzt wird die Commerzbank teilverstaatlicht, aber leichzeitig rühmt sich der Finanzminister, dass er zwar as Geld zur Verfügung stellen und Anteile kaufen will, ber keinen effektiven Einfluss auf das Geschäft der ommerzbank ausüben will. Wir haben bereits – auch as muss man zur Kenntnis nehmen, wenn man über illiardenbeträge redet – 18,2 Milliarden Euro des Bun es in der Commerzbank, einer Bank, die vielleicht geade einmal 4 Milliarden Euro wert ist. Die ganzen Erartungen, dass man mit einem wirtschaftlich positiven rgebnis herauskommt, sind absurd. In einer solchen Si uation kommen Sie mit einem weiteren Schirm für die irtschaft. Ich sage Ihnen klar, weil all das schuldenfi anziert ist: Man kann künftigen Generationen nicht erlären, warum Sie mit diesem Eintreten bei der Comerzbank der Allianz, die die Dresdner Bank loswerden ollte, das Risiko einer verhängnisvollen Fusion abnehen. Das macht aber jetzt der Staat. So kann man Ordnungspolitik nicht machen. Was Sie, rau Merkel, da machen, nenne ich einen ordnungspoli ischen Blindflug. Die berühmte schwäbische Hausfrau, ie Sie oft zitiert haben, wird mit dem Programm, das ie jetzt auf den Tisch gelegt haben, keine Konsumorgie eranstalten. Das kann ich Ihnen versprechen. Was Sie da machen, gleicht einem Sammelsurium: Milliarden Euro für die CSU – die hat sich schon ver bschiedet –, 9 Milliarden Euro für die SPD, und so haen Sie immer weiter eingesammelt. Sie sagen, das erde am Schluss zu einer klaren Richtung führen. Herr amsauer, das ist Geld künftiger Generationen. All das st über Schulden kreditfinanziert. Dieses Geld auszugeen, ist nach unserer Überzeugung nur dann legitim, enn es gezielt in solchen Bereichen ausgegeben wird, on denen auch die künftigen Generationen direkt etwas aben. eshalb sagen wir: Investitionsprogramm ja, aber konentriert auf Maßnahmen für Klimaschutz, Bildung und ur Herstellung sozialer Gerechtigkeit. Schauen wir uns einmal die Abwrackprämie an, die ie Umweltprämie nennen. Kolleginnen und Kollegen on der SPD, selten hat man mit dem Wort Umweltprä Fritz Kuhn mie mehr Schindluder getrieben als in diesem Zusammenhang. Man erhält 2 500 Euro für das Abwracken eines Autos, wenn man sich ein neues kauft. Es gibt aber keinerlei Auflagen, wie hoch der CO2-Ausstoß dieses neuen Autos maximal sein darf. Die EU-Abgasnorm Euro 4 sagt nichts über CO2, sondern nur etwas über andere Abgase. Das heißt, Sie subventionieren kräftig den Kauf klimaschädlicher Fahrzeuge. Das ist keine zukunftsweisende Investitionspolitik, sondern eine ganz miese Subventionspolitik im alten Stil. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Stellen Sie sich mal vor die baden-württembergischen Werkstore!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Konjunkturwirkung Ihrer Maßnahmen ist sehr
fragwürdig, Herr Kauder. Es ist nicht gesichert, dass die
Steuererleichterungen konjunkturell irgendetwas aus-
lösen. Es kann sein, dass die Leute das Geld sparen. Ich
sage Ihnen: Die Nachzahlungen zu den Heizkostenab-
rechnungen 2008, die dieser Tage eingehen, sind ein
Vielfaches von dem, was Sie an Steuererleichterungen
vorschlagen. Den Leuten kommt es darauf an, was sie im
Geldbeutel übrig haben. Deswegen sind wir skeptisch.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eine viel bessere konjunkturelle Wirkung hätten Sie
erzielen können, wenn Sie konzentriert denjenigen, die
wenig haben, geholfen hätten, zum Beispiel durch eine
Arbeitslosengeld-II-Erhöhung, durch eine konsequente
Haltung beim Mindestlohn und vor allem, indem Sie die
Lohnnebenkosten im Niedriglohnbereich gezielt senken.
Denn dort kommt es an und wirkt konjunkturell.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Aber beim Arbeitslosengeld II wird die Heizung bezahlt, und zwar zu 100 Prozent!)


Ich finde, Herr Kauder, was Sie im Bereich der Kran-
kenversicherung machen, ist der reine Hohn. Derzeit er-
höhen sich die Krankenversicherungsbeiträge man-
cher Krankenkassen um über 2 Prozentpunkte, und am
1. Juli sagen Sie den Leuten: Jetzt sinken sie wieder um
0,6 Prozentpunkte. Das nenne ich Voodoo-Ökonomie.
Sie müssen sich schon ungeheuer einen hinter die Binde
gießen, damit Sie glauben, dass die Leute so blöd sind,
deswegen dem Konsum zu verfallen, weil Sie eine sol-
che Zaubernummer vorführen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu den Investitionen. Gemessen an den
50 Milliarden Euro finden wir den Investitionsanteil des
Bundes mit 14 Milliarden Euro zu gering. Er ist zu we-
nig zielgerichtet und vor allem zu gering. Frau Merkel,
auf eine Frage gehen Sie nicht ein, nämlich ob das Geld
wirklich bei den Gemeinden ankommt. Das schieben Sie
auf die Länder, die dafür Sorge tragen sollen. Aber wir
wissen von der Kitafinanzierung, dass die Länder nicht

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(C (D lle Mittel des Bundes wirklich an die Gemeinden weiergegeben und auch den Eigenanteil nicht so wie ersprochen eingebracht haben. Deswegen sage ich: angfristig muss das Kooperationsverbot – ein Ergebnis er Föderalismuskommission I – wieder fallen. Es geht icht, dass der Bund seine Programme für die Kommuen in dieser komischen Art und Weise über die Länder bwickeln muss, ohne wirkliche Garantien zu haben, ass dies geschieht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


An einer Stelle in der Rede von Frau Merkel – sie hat
ich verdrückt – ging es um das Thema Bildung und Be-
on. Wir sagen: Wer wirklich in die Zukunft investiert,
er muss in Schulgebäude investieren. Das ist logisch.
ber Bildung ist mehr als Beton. Bildung ist auch die
ehre, die Ausbildung, die Betreuung und die Erzie-
ung. Wer in diesem Bereich nichts tut, wie Sie mit die-
em Programm, der kann nicht den Anspruch erheben, er
ürde in das Zukunftsfeld Bildung investieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


eswegen sage ich Ihnen klar: Kommen Sie endlich zu
inem vernünftigen Investitionsbegriff, der nicht nur die
chulgebäude umfasst, sondern auch das Lehrpersonal,
ie Hochschullehrer, die Kindergärtner und Kindergärt-
erinnen und Erzieher. Wir haben dafür den Bildungssoli
ls Finanzierungsquelle vorgeschlagen, weil wir der
einung sind, dass ohne neue Finanzierungsmittel die

anze Bildungsdiskussion, die Sie gelegentlich hier und
uf Bildungsgipfeln pathetisch führen, keinen realöko-
omischen Hintergrund hat.

Jetzt möchte ich auf das Konjunkturpaket und die da-
it verbundene Tilgung der Schulden eingehen. Erst

inmal ist festzustellen, dass der Begriff Tilgungsfonds
in Euphemismus ist. Tatsächlich nehmen Sie außerhalb
es Haushalts neue Kredite auf, von denen Sie jetzt noch
icht entschieden haben, ob und wie Sie sie tilgen wol-
en. Außerdem ist die Tilgungssumme nicht 50 Milliar-
en Euro, sondern nur 11,3 Milliarden Euro. Das ist eine
ogelpackung, die Sie im Zusammenhang mit der deut-

chen Einheit zelebrieren. Bislang liegt kein Konzept auf
em Tisch, wie Sie die Schulden wirklich tilgen wollen.
ur für einen Teil der Schulden haben Sie das bisher
ersprochen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun wollen Sie eine Schuldenbremse ab dem Jahr
015 vereinbaren. Diese Schuldenbremse ist rein aus
chlechtem Gewissen entstanden. Warum sagen Sie
icht in der Föderalismuskommission: Wir führen beim
und die Schuldenbremse ab 2010 ein? Sie beginnt dann
alt in einer Abschwungphase und nicht in einer Auf-
chwungphase. Bei dem Konzept der Ausgleichskonten
ür die Schuldenbremse ist es völlig egal, ob Sie im Ab-
chwung oder im Aufschwung starten. Nein, Sie geben
etzt das Geld aus und vereinbaren, dass eine Schulden-
remse erst später eingeführt wird. Über die Länder re-
en Sie nicht, weil Ihnen das Thema Altschuldenhilfe
ür die Länder unangenehm ist.






(A) )



(B) )


Fritz Kuhn
Ich ziehe ein Fazit: Sie handeln wie Alkoholabhän-
gige, die weiter trinken wollen und sagen: Jetzt trinken
wir noch fünf Jahre kräftig weiter, und dann unterwerfen
wir uns einem Trinkverbot. Herr Kauder, so einfach, wie
Sie es hier getan haben, kann man mit dem Geld künfti-
ger Generationen nicht umgehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss. Sie, Herr Steinmeier, haben
nicht den großen, superintelligenten Mix auf den Tisch
gelegt – das haben Sie gestern in der Öffentlichkeit an-
gekündigt –, sondern ein Sammelsurium aus Einzelinte-
ressen der Koalitionsparteien vorgelegt, in das Sie jetzt
Sinn hineinzuinterpretieren versuchen. Sie geben zu viel
Geld für zu wenig Richtung, für zu wenig Konjunktur-
effekte aus, und Sie schauen, dass Sie über den kalten Ja-
nuar kommen. In den nächsten Monaten wird man se-
hen, was daraus wird.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619801100

Nächster Redner ist der Ministerpräsident von Bran-

denburg, Matthias Platzeck.


(Beifall bei der SPD)



(Brandenburg)


Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-
ren! Man muss sich eigentlich ganz schön wundern. Die-
ses unser Land ist in einer außergewöhnlichen Situation:
Vor uns liegt vielleicht eines der kompliziertesten und
schwierigsten Jahre der bundesdeutschen Geschichte,
und die Bundesregierung macht das, was in solch einer
Situation von den Menschen im Land zu Recht erwartet
wird, nämlich zügig, entschlossen und klar zu handeln,
ohne dass sie dabei sagen kann – wir betreten nämlich
alle zusammen Neuland –, dass jede Maßnahme bis zum
Letzten ausgelotet ist und wir genau wissen, wie was
wirkt. Aber sie handelt! Und was hören wir von der ver-
sammelten Opposition in diesem Hohen Hause? Besser-
wisserei, Beckmesserei und Spötterei.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit dem Begriff „Beckmesserei“ sollten Sie vorsichtig sein, Herr Kollege!)


Das erwarten die Menschen in unserem Lande nicht,
meine Damen und Herren, und das haben sie auch nicht
verdient.

Verehrter Kollege Westerwelle, die Bundesregierung
mag ja an vielem schuld sein: An dieser Weltwirt-
schaftskrise ist sie mit Sicherheit nicht schuld.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Hören Sie mal zu, wenn ich hier spreche!)


Schuld an dieser Weltwirtschaftskrise sind eher die, de-
nen Sie immer gern das Feld geöffnet haben,

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Sie ohne Spielregeln agieren lassen wollten.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wer hier nicht zuhört, soll hier nicht sprechen!)


Sie haben einmal den Spruch geprägt: Auf jedem
chiff, das dampft und segelt, braucht es einen, der alles
egelt. Wenn ich Ihre Reden von vor einem Jahr mit de-
en vergleiche, die Sie im letzten Herbst gehalten haben
nd die Sie jetzt wieder halten, dann muss ich sagen:
as Schiff reißt das Ruder jedes Vierteljahr herum. Das

ut diesem Land nicht gut.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der FDP)


Belastbare Umfragen im Osten Deutschlands aus
en letzten Wochen zeitigen aus meiner Sicht Ergeb-
isse, die uns Sorgen machen müssen. 52 Prozent der
stdeutschen zwischen Rostock und Suhl sagen: Die so-

iale Marktwirtschaft ist für sie nicht mehr eine zukunfts-
ähige Organisationsform der Gesellschaft. 43 Prozent be-
ntworten die Frage, ob sie die sozialistische
lanwirtschaft wiederhaben wollen, mit Ja.


(Ina Lenke [FDP]: Sie sind doch Ministerpräsident! Machen Sie doch mal was!)


Ich glaube nicht, dass das wirklich so gemeint ist.
ber es drückt etwas aus: Es drückt Sorgen und auch

ine gewisse Ratlosigkeit aus. Das haben wir aus meiner
icht hochgradig ernst zu nehmen. Viele Menschen in
stdeutschland haben sich erst in den letzten Jahren aus
er schwierigen Phase der Nachwende hochgearbeitet,
aben eine Basis, ein Fundament geschaffen – nach ganz
chwierigen Jahren. Sie haben natürlich Angst, dass die-
es Fundament schon jetzt nicht mehr trägt.

Deshalb bin ich dankbar – das sage ich der Bundesre-
ierung ausdrücklich –, dass hier ganz klare Zeichen ge-
etzt wurden. Wenn man sich in dieser schwierigen Zeit
erschuldet, dann müssen Grundbedingungen erfüllt
ein: die Grundbedingungen der Nachhaltigkeit. Die
aßnahmen müssen möglichst viele erreichen. Es muss

as Thema Arbeitsplätze im Zentrum stehen. Ich finde
as in diesem Programm wieder.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s gibt diese und jene Maßnahme, zu der auch ich sage:
ein Gott! Aber in der Summe stimmt dieses Pro-

ramm. Ich werde mich mühen – meine Kollegen mit Si-
herheit auch –, dass wir es schnell und unbürokratisch
msetzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn ich eben einen Vorwurf an die Opposition ge-
ichtet habe, dann deshalb – das sage ich mit vollem
rnst –: Ein solches Programm in einer solch außerge-
öhnlichen Situation hat mehrere Wirkmechanismen.
iner ist mit Sicherheit die psychologische Ebene.


(Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Ministerpräsident Matthias Platzeck (Brandenburg)

Wir tun uns in Deutschland einen Tort an, wenn wir ein
so großes Programm auflegen, uns solch einen Rucksack
mit Schulden aufsetzen und das Ganze sofort wieder zer-
reden; denn dann ist dieser Wirkmechanismus zerstört,
und da hat Opposition in diesem Land eine große Verant-
wortung.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unglaublich!)


Wenn wir dabei sind, uns mit dieser Krise auseinan-
derzusetzen und sie zu bekämpfen, wenn wir also in der
Phase der Arbeit an den Folgen sind, dann sollten wir
nicht die Ursachen vergessen. Wir neigen dazu – wir
Menschen sind so gestrickt –, dass wir dann nur nach
vorn und nicht mehr nach hinten schauen. Hier ist eine
große Blase geplatzt. Hier ist eine Ideologie baden ge-
gangen, die des Neoliberalismus.


(Beifall bei der SPD – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: So ist es! – Widerspruch bei der FDP)


Ich sage ganz klar: Vor solchen Einflüssen war keiner
völlig gefeit, auch wir nicht immer.


(Zurufe von der LINKEN)


– Das sage ich ja ganz klar. Wer behauptet, er würde in
Jahrzehnten keine Fehler machen, der lügt per se.


(Beifall bei der SPD)


Die Frage ist aber: Welche Schlussfolgerungen ziehen
wir daraus? Unsere Schlussfolgerung muss sein, dass
dieses Spielfeld nie mehr ohne Regeln betreten werden
darf. Darauf haben die Menschen in unserem Lande ein
Anrecht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diese Regeln müssen so beschaffen sein, dass eines
klar ist: Wirtschaft hat eine einzige Funktion, Finanz-
markt hat eine einzige Funktion, nämlich das Leben der
Menschen zu ermöglichen und zu verbessern, und keine
andere.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wenn sie das nicht tut, hat sie ihr Ziel verfehlt. Dafür,
dass sie diese Funktion erfüllt, haben wir zu sorgen. Ich
bitte darum, dass das in Zukunft ganz klar im Blick ist.

Danke.


(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1619801200

Hermann Otto Solms ist der nächste Redner für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619801300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wenn man Ihnen, Herr Platzeck, folgt, ist an-

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(C (D cheinend die Opposition, jedenfalls solange sie die Reierung nicht lobt, schuld an der Krise. Das ist eine ganz eue Sichtweise. (Thomas Oppermann [SPD]: Sie machen es nur schlimmer!)


ie sind nun schon viele Jahre an der Regierung. Da sind
ie verantwortlich, genauso wie die Bundesregierung für
ie Bundespolitik verantwortlich ist. Sie können sich aus
hrer Verantwortung nicht davonstehlen.


(Beifall bei der FDP)


Wir erleben nach dem Steuererhöhungsrekord jetzt ei-
en neuen Ausgabenrekord, der mit einem Schulden-
ekord finanziert werden soll. Das Interessante daran ist,
ass die Ausgaben, die Sie jetzt beschließen wollen, so
usammengesetzt sind, dass sich jeder in der Koalition
iederfindet – jeder konnte seine Wünsche äußern –,
ass also für viele vieles, aber in Wirklichkeit für keinen
twas Richtiges getan wird. Es ist nicht alles falsch, was
ie vorschlagen, aber von dem Falschen ist zu viel und
on dem Richtigen ist zu wenig in diesem Paket.


(Beifall bei der FDP)


Wer soll Ihnen glauben? Es ist doch immer dieselbe
olitik. Sie verkünden jetzt, was populär ist und was bei
en Menschen vielleicht gut ankommt; die unangeneh-
en Dinge verschieben Sie auf den Sankt-Nimmerleins-
ag, 2015, übernächste Legislaturperiode. Das glaubt
och keiner.

Was haben Sie denn am Anfang dieser Legislatur-
eriode gemacht? Sie haben die größte Steuererhöhung
urchgesetzt mit dem Versprechen an die Bürger, dass
iese der Sanierung der öffentlichen Haushalte diene.
nd was haben Sie erreicht? Sie waren trotz des Auf-

chwungs, trotz der hohen Steuereinnahmen nicht in der
age, die öffentlichen Haushalte, insbesondere den Bun-
eshaushalt, zu sanieren; jedes Jahr weitere Schulden.
etzt, da Sie gesehen haben, es reicht nicht, ist es mit der
oral vorbei. Wenn man einmal das Falsche getan hat,

laubt man, man kann es immer tun. Nun greifen Sie
ieder den Steuerzahlern voll in die Tasche und be-

chließen diese Ausgaben, ohne zu sagen, wie das finan-
iert werden soll.

Seit drei Jahren reden Sie in der Föderalismuskom-
ission von einer Schuldenbremse. Legen Sie doch ei-

en Vorschlag auf den Tisch! Es würde zwingend zu die-
em Paket gehören, dass man sagte, wie hoch wir uns
etzt verschulden und wie wir die Schulden, die wir jetzt

achen, wieder tilgen werden. Auch dazu haben Sie
icht den Mut.


(Beifall bei der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Das kommt ja noch!)


eshalb ist es einfach nicht glaubwürdig, dass all dies
irklich zielführend ist.

Noch viel mehr verunsichert mich aber Ihr Verständ-
is von der Aufgabe des Staates in der sozialen Markt-
irtschaft. Ich sehe Sie auf direktem Weg in die kapita-

istische Staatswirtschaft.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Bleiben Sie ganz ruhig! Sind wir nicht! – Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Gibt es die überhaupt?)


Sie trauen sich alles zu. Sie glauben, der Staat könne al-
les. Die Bundesregierung suggeriert der Öffentlichkeit
eine Allgewalt und Allzuständigkeit, die sie natürlich
gar nicht hat. Der Staat hat in der sozialen Marktwirt-
schaft anders als im sogenannten Turbokapitalismus eine
fundamentale Aufgabe. Er hat nämlich die Aufgabe,
Spielregeln aufzustellen, damit fairer Wettbewerb mög-
lich ist, damit es keine Machtentfaltung auf den Märkten
gibt. Er hat auch die Aufgabe, die Einhaltung dieser Re-
geln zu überwachen.

Jetzt schauen wir uns einmal an, was der Staat getan
hat. Schauen wir es uns am Beispiel der Finanzkrise an.
Ihr liegt in hohem Maße Staatsversagen zugrunde. Na-
türlich haben auch Manager versagt. Aber der Staat hat
ihnen hierzu die Möglichkeit gegeben. Also Staatsversa-
gen auf breiter Front. Die Regeln für die Finanzmärkte
haben nicht mehr gestimmt. Die staatliche Bankenauf-
sicht hat auf breiter Linie versagt.


(Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Sie beaufsichtigen auch den Finanzmarkt, Herr Solms!)


Die Bundesregierung hat mitgemacht, als es darum ging,
dass amerikanische Ratingagenturen Unternehmen be-
werten dürfen, obwohl erkennbar war, dass es hier
Interessenkonflikte gab. Die Bundesregierung hat mit-
gemacht, als es darum ging, Bilanzierungsregeln durch-
zusetzen, die gar nicht deutscher Tradition entsprechen
und die Unternehmen zu kurzfristigem Denken verlei-
ten. Sie sehen also, das, was da auf breiter Front gelau-
fen ist, hat nicht gestimmt. Das muss korrigiert werden.

Wir haben dem Schirm für die Finanzmärkte zuge-
stimmt, weil es dabei darum ging, ein System, nämlich
den Finanzmarkt, zu sichern bzw. den Zusammenbruch
des Finanzmarktes zu vermeiden. Uns ging es nicht da-
rum, einzelne Banken zu schützen; nur, die Banken sind
zu dem Zeitpunkt eben Teil des Finanzmarktes gewesen.

Was die Bundesregierung jetzt macht, ist schon wie-
der falsch. Sie versucht, sich in die Strukturen der
Bankenwelt einzumischen. Notwendig wäre das, Herr
Steinbrück, bei den Landesbanken. Denen dürften Sie
keinen einzigen Cent Staatsmittel zur Verfügung stellen,
wenn es dort nicht zu Korrekturen kommt. Die Vorgänge
dort beweisen doch: Der Staat als Banker bzw. Unter-
nehmer ist nicht fähig, solche Aufgaben zu erfüllen. In
diesem Bereich wurden die größten Fehler gemacht.


(Beifall bei der FDP)


Dieses Feld muss man schon den Privatleuten überlas-
sen. Der Staat muss nur dafür sorgen, dass der Markt
richtig funktioniert und dass es nicht zu solchen Formen
der Machtausübung und der Entartung, wie es sie dort
gegeben hat, kommt. Hier hat der Staat versagt. Jetzt
geht es darum, das zu korrigieren.

Ich bin ja neugierig, wer bei dem Schutzschirm für
die Wirtschaft, den Sie jetzt aufspannen wollen, darü-
ber entscheidet, welche Firma wie viel Geld bekommt.
Als ob die Amtsräte in den Ministerien, die häufig noch

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(C (D ie eine Firma von innen gesehen haben, wüssten, ob ein nternehmen unterstützenswert ist oder nicht. Das kann icht funktionieren. Der Staat muss sich auf seine Aufaben beschränken. Das entspricht dem Ordoliberalisus, der Ordnungspolitik der sozialen Marktwirtschaft, ie wir sie gelernt und lange Zeit praktiziert haben. Zum Abschluss sage ich Ihnen: Die FDP wird ganz onsequent und prinzipientreu die Prinzipien der soziaen Marktwirtschaft verteidigen und auch in Zukunft als artei der sozialen Marktwirtschaft auftreten. Wer mit ns koalieren will, muss wissen: Gesellschaftspolitische eformen sind dringend notwendig. Herr Kollege Solms! Eine Steuerreform bleibt notwendig, auch wenn Sie as dafür notwendige Geld vorher verschwenden. Sie leibt notwendig; denn bei einer Steuerreform geht es ja icht nur um eine Steuersenkung, sondern auch um eine mgestaltung des Systems hin zu mehr Steuergerechtigeit und Steuereinfachheit. (Dr. Carl-Christian Dressel [SPD]: Nicht immer überziehen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619801400
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1619801500

iese Reformen werden mit der FDP nur zu machen
ein, wenn sie auf der Grundlage der Prinzipien der so-
ialen Marktwirtschaft erarbeitet und beschlossen wer-
en.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Dann wird es ja was mit uns!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619801600

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Ramsauer, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1619801700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Lieber Herr Kollege Kuhn,
ie Sie sehen, hat sich die CSU noch nicht verabschie-
et. In diesem Zusammenhang darf ich Sie herzlich vom
ayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer grüßen,


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: Sehr guter Mann!)


er nach den einführenden Reden nach Wildbad Kreuth
ilen musste, um dort kraftvoll Politik für Deutschland
nd Bayern zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Präsidentin, es war gut, dass Sie den Kollegen
olms haben ausreden lassen; denn am Ende wurde uns
ine viel differenziertere Betrachtungsweise dessen, was
ns heute und in den nächsten Wochen beschäftigt, zu-
eil.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
Herr Kollege Solms, ich stimme Ihnen in den beiden
wesentlichen Punkten gegen Ende Ihrer Ausführungen
vollkommen zu. Der erste Punkt ist, dass wir mit aller
Kraft und Konsequenz die richtigen Schlussfolgerungen
aus dem, was uns beschäftigt, ziehen müssen, um kraft-
voll aus der Krise zu kommen. Sie haben Beispiele ge-
nannt: die Bankenaufsicht und die Rolle der Rating-
agenturen, die genau betrachtet werden muss.

Auch in dem zweiten Punkt stimme ich vollkommen
mit Ihnen überein. Ich halte nichts davon, wenn sich der
Staat an Unternehmen der Realwirtschaft beteiligt. We-
der sind wir Politiker die besseren Manager, noch ist der
Staat der bessere Unternehmer. Deswegen sollten wir
eine solche Beteiligung besser unterlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Allerdings ist auch interessant, dass nicht wenige von
denen, deren allumfassendes Credo immer war, dass der
Staat die Wirtschaft und die Unternehmen vollkommen
in Ruhe lassen soll, jetzt diejenigen sind, die am lautes-
ten nach staatlichen Hilfen schreien. Auch das passt
nicht so recht zusammen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich bin sehr für eine Politik des Maßes und der Mitte,
des gesunden Menschenverstands mit einem Stück Pro-
grammatik, aber ohne Dogmatik. Wenn heute so und
morgen entgegengesetzt geredet und gehandelt wird,
passt das einfach nicht zusammen und steigert auch nicht
die Glaubwürdigkeit der Politik.

Ich finde, wir handeln zur richtigen Zeit, wir handeln
kraftvoll, und wir handeln besonnen. Dieser Dreiklang
schafft Vertrauen. Wir können uns in dieser Krise auch
etwas zutrauen. Wir dürfen nicht nur negativ reden. Viel-
mehr sollten alle, die es angeht, mutig in die Zukunft
schauen. Die Politik kann es aber nicht alleine richten.
Alle sind aufgefordert, ihren Anteil zur Bewältigung der
Krise zu leisten. Natürlich ist die Politik gefragt; aber
genauso sind die Unternehmen, die Arbeitnehmer, die
Banken und die Verbraucher gefragt. Alle zusammen
müssen ihren Beitrag leisten.

Deswegen hat es mich tatsächlich etwas geärgert, als
ich heute aus einer der oberen Chefetagen – ich kann es
ruhig sagen: es war der DIHK – die Aussage lesen
musste, es werde überall nur ein bisschen gemacht, aber
nichts richtig. Solche defätistischen Äußerungen kann
man sich wirklich sparen. Auch die Wirtschaft muss nun
konstruktiv nach vorne gehen. Das, was wir jetzt ma-
chen, machen wir ja nicht für uns, sondern um die Wirt-
schaft zu stärken, um ihr dort, wo es erforderlich ist, ein
Korsett zu geben. Darum möchte ich von dort, von de-
nen, die es angeht – dass die Opposition anders spricht,
ist klar –, eher positive Stimmen hören und nicht dieses
Beckmesserische.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [FDP])


Das, was wir uns vorgenommen haben, ist in ganz
Europa vorbildlich. Von den 200 Milliarden Euro, die
die Kommission vor wenigen Wochen zur Stärkung der
Wirtschaft beschlossen hat, erbringen wir Deutsche wohl

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(C (D en Löwenanteil. Wenn man alles zusammenrechnet, as wir seit Herbst geleistet haben – durch Mehrausgaen für Investitionen und durch Mindereinnahmen, die ir erzielen –, kommt man auf etwa 120 Milliarden uro. Wir sind es uns auch deswegen schuldig, weil wir als xportweltmeister – wir sind auch in der Krise nach wie or Exportweltmeister; die guten Daten belegen das – elbstverständlich in einer ganz besonderen weltwirtchaftlichen Verantwortung stehen. Auf uns sind atürlich die Blicke nicht nur Europas, sondern der geamten Welt gerichtet. Was wir jetzt tun, sichert unseren uten Ruf an den internationalen Märkten und stärkt das ertrauen in unser Land. Die Bausteine des Programms, über das wir jetzt disutieren, sind keine Wundermittel; das ist uns allen klar. ber es sind Maßnahmen, die eine rasche und dauerafte Wirkung erzeugen. Der Schirm, den wir in Form on Bürgschaften zusätzlich aufspannen, schafft Verrauen. Als gelernter Kaufmann weiß ich, was Vertrauen nter allen Marktpartnern für die Wirtschaft bedeutet. ie Investitionen, die wir anstoßen, geben Schübe mit ultiplikatorwirkung. Die Abgabensenkungen, die wir ornehmen, erzeugen zusätzliche Nachfrage. Sie haben sicherlich Verständnis dafür, wenn ich für eine Partei den Blick auf die verabredeten Lohnund inkommensteuersenkungen richte. Wer behauptet, as sei kein Mittel in der Konjunkturkrise, der irrt. teuersenkungen sind ein Klassiker der Konjunkturpoli ik, sogar mit Gesetzesrang. Dies ist nachzulesen im Stailitätsund Wachstumsgesetz, das seit den 60er-Jahren ilt. Das Volumen der jährlichen Steuerentlastung ab dem ächsten Jahr in Höhe von 6 Milliarden Euro – so haben ir es verabredet – ist höher als das Volumen der Entlas ung im Zuge der Unternehmensteuerreform im letzten ahr in Höhe von ungefähr 5 Milliarden Euro. Das Paket ann sich nicht nur aufgrund des Volumens sehen lassen, ondern es ist auch ein erster Schritt im Rahmen einer ängerfristig angelegten Philosophie der Einkommenteuersenkung über die Bundestagswahl hinaus. Auch ies ist wichtig zu sagen. Denn die Verbraucher – auch as ist heute schon häufig betont worden – richten ihr usgabeverhalten nach längerfristigen Sicherheiten und ach Vertrauenswürdigkeit aus. Ich will auch ein Wort an jene richten, denen das zu enig ist. Noch einmal: Es ist ein erster Schritt und um asst nicht all das, was wir uns mittelund langfristig ornehmen wollen. Herr Kollege Westerwelle, aber eies geht natürlich nicht, nämlich dass Sie erst kürzlich ie Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags um ,6 Prozentpunkte von durchschnittlich 14,9 auf 15,5 Proent als unzumutbar bezeichnet haben, jetzt aber so tun, ls sei die verabredete Beitragssenkung geradezu nichts. ntweder so oder so. Dr. Peter Ramsauer (Beifall bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Lieber so!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Zuruf des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Schauen Sie sich einmal die Familie eines Durch-
schnittsverdieners mit ein, zwei oder drei Kindern an,
wie sparsam es in solchen Familien oft zugeht und auch
zugehen muss. Diesen Familien ist es eben nicht egal, ob
am Monatsende 30, 40 oder 50 Euro netto mehr oder we-
niger in der Haushaltskasse sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Nun eine Bemerkung zum grundsätzlichen Ansatz.
Neulich hat jemand gesagt, es sei unverantwortlich,
wenn man dem Staat jetzt Geld in Form von Steuersen-
kungen wegnehmen würde. Was ist denn das für ein Ver-
ständnis vom Steuerstaat? Wer so etwas sagt, der meint
wohl, alles Steuergeld gehöre erst einmal dem Staat und
werde dann in Form von Almosen oder Taschengeld an
die Bürger verteilt. Wir haben ein umgekehrtes Ver-
ständnis vom Steuerbürger und vom Steuerstaat: Alles,
was erwirtschaftet wird, gehört zunächst einmal den
Steuerbürgern. Diesen muss so viel bleiben, wie es nur
irgendwie möglich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Bravo! Wir Liberale müssen zusammenhalten!)


– Hier klatscht die künftige Koalition.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das angesichts der ganzen Steuererhöhungen der letzten Jahre jetzt zu sagen, ist schon dreist! Mal wieder ein bisschen mehr Erdung!)


– Erdung – jawohl, Frau Kollegin Scheel!

Zum Stichwort „kalte Progression“. In den Jahren
2006 bis 2009 wird die kalte Progression nach altem
Recht den Steuerbürgern ein zusätzliches Volumen von
18 Milliarden Euro weggenommen haben.


(Thomas Oppermann [SPD]: Der WaigelBauch!)


Ist das nicht eine gewaltige Größenordnung? Mit den ge-
planten Steuersenkungen nehmen wir in einem ersten
Schritt einen Teil davon zurück. Wir können mit Fug und
Recht sagen: Der kalten Progression ist fürs Erste die
Schärfe genommen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Wir haben eine kleine Falte vom Waigel-Bauch geglättet!)


Wer es auf der einen Seite beklagt, dass wir in die kalte
Progression hineinwachsen – und das tun wir –, muss
auf der anderen Seite auch rühmen und loben, wenn wir
die Steuerbürger Stück für Stück und Schritt für Schritt
aus der kalten Progression wieder herausführen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Wann kommt denn der zweite Schritt?)


Meine Damen und Herren, ich glaube, wir sind auf
dem richtigen Weg. Wir gehen die richtigen Schritte.
Wer Zuversicht in die Konjunktur, wer Zuversicht in un-

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(C (D ere Wirtschaft, wer Zuversicht in die Sicherheit unserer rbeitsplätze schaffen will, muss in Deutschlands Zuunft und in Deutschlands Stärken investieren. Genau as tun wir. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es wäre richtig, wenn es so wäre! – Eduard Oswald [CDU/ CSU]: Gut, dass es die CSU gibt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619801800

Für die Linke gebe ich das Wort dem Kollegen

r. Gregor Gysi.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619801900

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

undeskanzlerin, die gerade wieder einmal den Saal ver-
ässt


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Herr Gysi, das ist doch unverschämt! – Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Ich komme gleich wieder!)


Frau Bundeskanzlerin, ich weiß, Sie kommen gleich
ieder; es wird auch höchste Zeit –, hat verkündet, dass
ier das größte Konjunkturprogramm in der Geschichte
eutschlands verabschiedet wird. Dies stimmt nicht,
eil das größte Konjunkturprogramm 1967 mit einem
olumen von 3,1 Prozent des Bruttosozialproduktes auf-
elegt wurde. Es geht nicht um 50 Milliarden Euro, Herr
uhn. Dieser Betrag bezieht sich auf zwei Jahre. Es sind

n einem Jahr nur 25 Milliarden Euro. Dies ist nur 1 Pro-
ent des Bruttosozialprodukts. Vergleicht man dies mit
nderen Ländern – die USA geben 6 Prozent des Brutto-
ozialproduktes aus, China sogar 25 Prozent des Brutto-
ozialproduktes –, dann sieht man eines sofort: Ihr Pro-
ramm ist kleinkariert und kann die Probleme dieser
esellschaft mit Sicherheit nicht lösen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es kommt auch zu spät. Wir haben bereits im Oktober
inen Antrag gestellt, der ein vernünftiges Konjunktur-
rogramm enthalten hat. Nehmen wir nur einmal die
ildung. Die FDP macht immer wieder den Fehler, alle
ukunftsfragen an den Schulden abzuarbeiten. Herr
esterwelle, das ist ein schwerwiegender Irrtum. Die
inder und die Enkelkinder von heute haben dann keine
ukunft, wenn sie keine vernünftige Bildung bekom-
en. Das ist das Entscheidende.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb haben wir verlangt, in diesem Jahr 15 Mil-
iarden Euro zu investieren. Jetzt nehmen Sie 3,25 Mil-
iarden Euro in die Hand. Wir brauchen aber nicht nur
anierte Schulen, bessere Bibliotheken und bessere
porthallen, Musikräume etc., sondern auch mehr Leh-
erinnen und Lehrer sowie kleinere Klassen. Aufhören
uss die soziale Ausgrenzung der Kinder aufgrund des

reigliedrigen Schulsystems.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Natürlich brauchen wir auch Investitionen in Kranken-
häuser, in eine Energiewende.

Ich hatte ja gehofft, dass sich die SPD einmal durch-
setzt oder zumindest Ideen entwickelt, wie man damit
beginnen kann, die soziale Schieflage in Deutschland zu
überwinden. Aber davon kann nicht im Geringsten die
Rede sein. Was ist denn während der Legislaturperiode
passiert? Sie haben zu Beginn des letzten Jahres die Kör-
perschaftsteuer für die Deutsche Bank von 25 auf
15 Prozent gesenkt. Das hat übrigens – das sollten Sie
heute einräumen – die Finanzkrise nicht verhindert, ob-
wohl Sie ja gepredigt haben, wie wichtig das wäre.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber Sie haben natürlich für die Bürgerinnen und Bürger
und die kleinen Unternehmen die Mehrwertsteuer um
3 Prozentpunkte erhöht. Damit und ebenso mit der Sen-
kung der Reallöhne und der Renten haben Sie die Kauf-
kraft in Deutschland geschmälert.

Herr Platzeck hält hier große Vorträge – auch er ist
natürlich schon gegangen; denn er interessiert sich ja
nicht wirklich für dieses Thema –,


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


dass wir die Anstrengungen der Regierung unterstützen
sollten, nachdem die Regierung diese Schieflage Schritt
für Schritt organisiert hat, und zwar unter SPD und Grü-
nen genauso wie unter der Union und der SPD. Das ist
die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Unsere Vorschläge sahen natürlich anders aus. Wir
haben gesagt: Wir müssen die Kaufkraft wirklich stär-
ken. Die Kaufkraft, Herr Westerwelle, kann man nicht
bei den Reichen und Vermögenden stärken, weil die Rei-
chen und Vermögenden nicht mehr kaufen, wenn sie
mehr Geld haben, sondern mit diesem Geld mehr
spekulieren. Vielleicht sparen sie ein bisschen mehr;
aber mehr machen sie ganz bestimmt nicht. Aber die
Hartz-IV-Empfängerin, die Rentnerin, die Geringverdie-
nerin und derjenige, der ein durchschnittliches Einkom-
men hat – also, wenn Sie so wollen, auch die Mitte der
Gesellschaft –, kauft mehr, wenn sie mehr Geld haben.
Bei denen setzen Sie aber nicht an, und das ist das Pro-
blem.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir haben vorgeschlagen, die Rente um 4 Prozent zu
erhöhen, den Sockelbeitrag für Hartz-IV-Empfängerin-
nen und Hartz-IV-Empfänger vor der Überwindung von
Hartz IV in einem ersten Schritt auf 435 Euro zu erhö-
hen und den gesetzlichen Mindestlohn einzuführen, was
Oskar Lafontaine schon ausgeführt hat. Führten wir in
Deutschland den gesetzlichen Mindestlohn ebenso wie
Frankreich ein, dann käme es zu einer Kaufkraftsteige-
rung. Die anderen Länder sind doch nicht bekloppt. Sie
tun immer so, als ob die anderen alle doof und Sie schlau
wären. Nein, die Länder, die den gesetzlichen Mindest-

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(C (D ohn eingeführt haben – Großbritannien, Frankreich und ndere Länder – haben recht. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


in Mindestlohn würde eine positive konjunkturelle Ent-
icklung in Deutschland auslösen. Das würde endlich

inmal die Binnenwirtschaft stärken. Seit Jahren haben
ie nur Politik für den Export gemacht. Wir müssen aber
ie Binnenwirtschaft stärken, wenn wir die Krise eini-
ermaßen überstehen und bewältigen wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt komme ich zu Ihrer Kompetenz. Herr
esterwelle, Sie haben im Fernsehen gesagt, dass Ihre

ustimmung zum Schutzschirm für die Banken in Höhe
on 480 Milliarden Euro Ausdruck Ihrer Kompetenz sei
Sie haben ihn gemeinsam mit Union und SPD be-
chlossen –, und unser Nein dazu sei Ausdruck unserer
nkompetenz. Über diese Kompetenz würde ich gerne
inmal reden. Sie stellen einen Schutzschirm auf, den so
ut wie niemand von denen, die ihn nutzen sollen, zur
nwendung bringt. Das ganze Geld liegt bereit, aber
iemand will es haben. Das ist bei einem kompetenten
orschlag selten der Fall. Wissen Sie, was der Konstruk-

ionsfehler ist? Wenn man einen solchen Schirm auf-
tellt, muss man die Banken verpflichten, Kredite zu ver-
eben. Das kann man nicht auf freiwilliger Basis
rganisieren.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ndere Länder machen das. Da müssen Sie einmal hin-
eisen.

Was macht die Regierung jetzt? Sie nimmt weitere
00 Milliarden Euro in die Hand. Sie sagt, die sind für
ndustrie und Arbeitsplätze. Aber sie nimmt sie für die
anken. Sie sagt den Banken: Wenn ihr nun endlich

reundlicherweise doch einmal einen Kredit gewährt,
ann haften die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für
en Fall, dass ihr das Geld nicht zurückbekommt. Dafür
chenken wir euch noch einmal 100 Milliarden Euro.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dazu sagen wir: Wenn die Banken ihre Pflichten nicht
rfüllen, müssen sie vergesellschaftet werden, damit wir
ndlich wieder ein funktionierendes Finanzsystem in
eutschland haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Zuruf des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU])


Ich wusste, dass Sie schreien würden. Herr Ramsauer,
etzt hätten Sie lieber nichts sagen sollen; denn Ihre
anzlerin hat inzwischen volkseigene Betriebe gefor-
ert. So weit gehen wir nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ie frühere DBD, die Bauernpartei, und die CDU der
DR haben sich bei Ihnen wohl durchgesetzt. Wir sa-
en: Wir wollen nicht, dass Opel zum Teil staatliches Ei-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
gentum wird, aber wir wollen, dass die Belegschaft bis
zu 49 Prozent Miteigentümer wird und mitzuentscheiden
hat. Das wäre ein vernünftiger Weg.


(Beifall bei der LINKEN)


Lassen Sie mich zum Schluss sagen, dass es natürlich
Unterschiede zwischen den vier anderen Fraktionen und
unserer Fraktion gibt. Ein Kernunterschied besteht bei
der Umverteilungsfrage. Sie alle, die Sie Regierungs-
verantwortung getragen haben und tragen, haben dafür
gesorgt, dass von unten nach oben, von Arm zu Reich
umverteilt wurde. Das ist die Wahrheit. Immer haben Sie
dafür gesorgt.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie denn in Berlin gemacht?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619802000

Herr Kollege Gysi!


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619802100

Die Fraktion Die Linke ist die einzige im Bundestag

– das macht unseren Reiz aus –, die sagt: Wir wollen
Reichtum begrenzen, um Armut wirksam zu bekämpfen.
Das wollen Sie nicht, und das trauen Sie sich nicht. Das
ist Ihr Problem.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619802200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Christine Scheel,

Bündnis 90/Die Grünen.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619802300

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Herr

Gysi, Sie brauchen sich hier überhaupt nicht so aufzu-
spielen. Man muss sich nur anschauen, wie es dort war,
wo Sie mitregiert haben. Sie waren ein Jahr lang Wirt-
schaftssenator in Berlin. In dieser Zeit haben wir erlebt,
wie Umverteilung von unten nach oben funktioniert. Das
sieht man auch jetzt noch in den Regionen, in denen Ihre
Partei an der Regierung beteiligt ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Anspruch und Wirklichkeit liegen bei Ihnen so weit aus-
einander wie Tag und Nacht.


(Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich finde, es ist richtig, wenn von den Koalitionsfrak-
tionen betont wird, dass wir jetzt in einer sehr schwieri-
gen Situation leben, dass ein sehr schwieriges Jahr,
eventuell auch ein paar schwierige Jahre auf uns zukom-
men. Es sind Krisenzeiten. Frank-Walter Steinmeier hat
gesagt: Krisenzeiten sind Gestaltungszeiten. Dazu sagen
wir Ja. Aber das Problem ist, dass Sie nicht gestalten.
Das ist die Kritik, die wir an diesem Programm haben.
Hier wird nicht ausreichend in die Zukunft investiert,
sondern es wird ein Sammelsurium von Maßnahmen
aufgelegt. Dabei hat man den Eindruck, dass bei der Ent-

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(C (D tehung dieses Pakets jede Fraktion ein paar Wünsche rei hatte und davon ein paar Wünsche übrig geblieben ind so nach dem Motto: Man darf zwei Wünsche nenen, einer wird erfüllt, und der Rest wird fallen gelassen. as wird dann zusammengeschustert und als Konjunk urpaket dargestellt. Das ist keine zukunftsorientierte olitik, sondern reine Wahlkampfrhetorik. Wenn betont wird, es gehe ja gar nicht um die umme, dann wundere ich mich schon, wenn darauf ingewiesen wird, dass es jetzt um 50 Milliarden Euro ettokreditaufnahme, 50 Milliarden Euro Neuverschulung geht. Die Große Koalition sagt: Im letzten Jahr haen wir das Investitionsprogramm I in Höhe von 0 Milliarden Euro beschlossen. Das sind also jetzt insesamt 80 Milliarden Euro für Investitionsprogramme, nd das entspricht 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukes. Ich glaube, genau darum geht es Ihnen. Sie wollen in uropa sagen: Wir haben hier Stärke gezeigt, wir nehen eine solche Summe in die Hand. Aber Sie müssen uch davon ausgehen, dass geschaut wird, ob diese Geler dort ankommen, wo sie hin sollen, und ob sie den Efekt erzielen, den sie erzielen sollen, nämlich Arbeitslätze zu erhalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen. enau das kritisieren wir an den einzelnen Maßnahmen; as funktioniert so nicht. Wenn wir uns das Konjunkturpaket genauer anchauen, sehen wir, dass maximal ein Drittel dieses Paets aus Investitionen besteht. Ich glaube, dass es ein roßer politischer Fehler ist, wenn man jetzt nicht in die echnologien investiert, die in der Zukunft auch die entprechenden Arbeitsplätze nach sich ziehen. (Andrea Nahles [SPD]: Wir tun das ja! Lesen Sie doch einfach mal, was wir gemacht haben!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ielmehr planen Sie hier Maßnahmen, die ziemlich ver-
ehrt sind. Ich nenne Ihnen ein Beispiel, das wir uns in
en letzten Tagen genauer angeschaut haben. Es ist doch
iemlich verrückt – Frau Nahles, da brauchen Sie gar
icht „Wir tun das ja!“ dazwischenzurufen –, jetzt herzu-
ehen und zu sagen: Wer einen Audi quattro 7 V10 TDI
auft,


(Andrea Nahles [SPD]: Schönes Auto!)


ekommt vom Staat insgesamt 5 500 Euro geschenkt:
500 Euro Abwrackprämie und 1 500 Euro Steuerer-

parnis pro Jahr für zwei Jahre. Dazu sagen wir: Hier
ird das falsche Signal gegeben. Vielmehr müssen wir

etzt eine CO2-orientierte Kfz-Besteuerung schaffen,
amit klar wird, was die Automobilindustrie für die Zu-
unft tun muss, und damit auch die Bürger und Bürge-
innen Planungssicherheit haben, wenn sie sich ein
eues Auto kaufen. Da braucht man keine Abwrackprä-
ie, sondern ganz klare politische Rahmenbedingungen,

ie von der Bevölkerung zu Recht erwartet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Christine Scheel
Die Menschen verstehen auch dieses permanente Hü
und Hott nicht. Sie haben die Steuern in den letzten Jah-
ren massiv erhöht. Dadurch hatten wir bezogen auf den
Bundeshaushalt über drei Jahre insgesamt 140 Milliar-
den Euro Steuermehreinnahmen. Es gab eine Anhebung
der Sozialversicherungsbeiträge; zwischendurch wur-
den sie wieder ein bisschen gesenkt. Wir haben einen
Gesundheitsfonds, den, wenn man sich die Interviews
anschaut, eigentlich niemand mehr will. Dieser Gesund-
heitsfonds bewirkt, dass zum 1. Januar 2009 der Kran-
kenversicherungsbeitrag auf 15,5 Prozent angehoben
wird. Nun wird gesagt: Lieber Arbeiternehmer, liebe Ar-
beitnehmerin, jetzt zahlst du 0,3 Prozent weniger Bei-
träge. – Und das ist dann ein Konjunkturprogramm. Man
versteht nicht, warum Sie die Beiträge erst auf 15,5 Pro-
zent erhöhen und dann wieder um 0,6 Prozent senken,
indem Sie Bundesmittel in das System geben wollen.
Die Leute werden ja verrückt; sie verstehen doch über-
haupt nicht mehr, was das soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus diesem Grund, denke ich, ist die Glaubwürdig-
keit dieses gesamten Paketes bei der Bevölkerung äu-
ßerst fragwürdig, und zwar zu Recht. Es ist nicht so, dass
die Leute den Eindruck haben, damit werde das, was für
die Zukunft notwendig ist, eingeleitet, nämlich ein
Strukturwandel hin zu innovativen Produkten, zu emis-
sionsfreien Kraftfahrzeugen, zu einer ausreichenden Ge-
bäudesanierung und zu einer vernünftigen Bildungspoli-
tik. Vielmehr hat man den Eindruck, es wird Geld in die
Hand genommen, von dem jeder ein bisschen bekommt,
damit in der Koalition Ruhe ist – sonst nichts.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619802400

Ich gebe das Wort der Kollegin Andrea Nahles, SPD-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1619802500

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen

und Herren! Ich wollte meine Rede mit dem Satz begin-
nen: Der Staat hat sich in der Krise als handlungsfähig
erwiesen. Diesen Satz muss ich nach dieser Debatte lei-
der korrigieren: Die Regierung hat sich in der Krise als
handlungsfähig erwiesen. Denn die Opposition lässt die
nötige Verantwortungsbereitschaft leider vermissen.


(Beifall bei der SPD)


Wie wir gehört haben, muss die Nachricht von der neuen
Zeit auch in Europa ankommen. Die Nachricht von der
neuen Zeit muss vor allem in den Reihen der Opposition
ankommen;


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte? Wenn sie bei Ihnen angekommen ist, Frau Nahles, ist das viel wert!)


denn dort ist sie leider noch nicht angekommen.

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(C (D Guido Westerwelle hat eine ehemals stolze Wirtchaftspartei zu einer Einpunktepartei gemacht, der es ur noch um Steuersenkungen für Spitzenverdiener eht. Sie haben offensichtlich noch immer nichts vertanden. Sie haben schon im Jahre 2005 Steuersenkunen gefordert. Damals hat Franz Müntefering für Auferksamkeit gesorgt, als er gewisse Finanzinvestoren ufgrund ihrer Praktiken mit Heuschrecken verglichen at. Daraufhin hat Guido Westerwelle gesagt, die wahre lage in diesem Land seien die Gewerkschaften, und elbstverständlich kräftige Steuersenkungen gefordert. Herr Westerwelle, mittlerweile hat sich herausgestellt, er in dieser Krise die wahre Plage war, ämlich diejenigen, die jahrelang 25 Prozent Rendite erlangt haben, obwohl über lange Strecken höchstens oder 10 Prozent Rendite realistisch sind. Es hat sich uch herausgestellt, dass Franz Müntefering recht hatte nd dass Sie unrecht hatten. Sie sind uns aber leider icht entgegengekommen, sondern plagen uns, wie ich eute erleben muss, immer wieder mit derselben Schalllatte. Das ist das Problem. Oskar Lafontaine hat heute eine interessante Frage ufgeworfen. Oskar Lafontaine fragte: Wem hilft das onjunkturpaket II, das wir heute beschließen? Er hat llerdings mit keinem einzigen Wort auf die konkreten rbeitsplätze Bezug genommen, die wir aufgrund der aßnahmen des Pakets, das wir heute beschließen, er alten. (Ludwig Stiegler [SPD]: Das stört die Demagogie!)


(Beifall bei der SPD)


ns geht es nämlich nicht nur um Steuerentlastungen.

Denjenigen, die jetzt arbeitslos würden, zum Beispiel
n der Stahlbranche, können wir Kurzarbeitergeld an-
ieten. Das ist zwar weniger, als sie bisher verdient ha-
en – das ist richtig –; aber es nützt den Menschen mehr,
enn sie ihren Job behalten, als wenn sie arbeitslos wer-
en, einen höheren Hartz-IV-Satz erhalten und zu Hause
itzen. Es nützt den Menschen auch mehr, wenn sie in
er Zeit der Kurzarbeit qualifiziert werden, als wenn wir
llgemeine Diskussionen über die von Oskar Lafontaine
rwähnten Lohnquoten führen.


(Beifall bei der SPD)


as sind nämlich Diskussionen, die den Menschen
ichts bringen.

Ich kann Ihnen sagen: Ja, das Jahr 2009 wird ökono-
isch kein gutes Jahr werden. Aber es kann ein gutes

ahr für Deutschland werden, wenn es uns gelingt, die
rundlagen für den nächsten Aufschwung zu schaffen.
s kann ein gutes Jahr für Deutschland werden, wenn
ir das tun, was in diesem konjunkturellen Umfeld
ichtig ist. Wir müssen an den richtigen Stellen investie-

en, nämlich dort, wo der größte Investitionsbedarf be-
teht: in den Kommunen. An der richtigen Stelle inves-
ieren, das bedeutet, dort zu investieren, wo wir die
ukünftigen Facharbeiter ausbilden: im Bildungsbereich.
ir müssen in die Menschen, die arbeitslos zu werden






(A) )



(B) )


Andrea Nahles
drohen, investieren, indem wir sie qualifizieren, statt sie
zu entlassen. Genau diese Weichenstellungen finden sich
in diesem Konjunkturpaket.


(Beifall bei der SPD)


Deswegen sage ich: Wenn wir jetzt die Weichen rich-
tig stellen, kann es ein gutes Jahr für Deutschland wer-
den. Wir müssen aber auch erkennen, dass wir aktiv et-
was tun müssen, um Arbeitsplätze zu sichern. Da nimmt
die Abwrackprämie mit Verlaub eine Schlüsselposition
ein, um eine Leitindustrie in diesem Land wieder flottzu-
machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Abwrackprämie ist ein Beitrag zum Erhalt von Ar-
beitsplätzen in diesem Land. Ich kann mir nicht vorstel-
len, dass es nicht auch in Wahlkreisen, in denen Sie, die
Grünen, Verantwortung tragen, Zulieferer gibt, denen
die Luft ausgeht und die in diesem Bereich dringend ei-
nen Impuls brauchen.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb ist das, was wir an dieser Stelle machen, richtig.

Wir tun sehr wohl etwas für die unteren Einkommen.
Hier ist mehrfach behauptet worden, dieses Programm
führe zu Entlastungen an der falschen Stelle. Was ist es
denn, wenn wir denen, die besonders viel Geld brau-
chen, nämlich den Familien mit Kindern, einen Kinder-
bonus geben? Dieses Geld führt zu einer kurzfristig
wirksamen Entlastung der Familien; es wird unmittelbar
in den Wirtschaftskreislauf zurückfließen. Deshalb ist
diese Maßnahme nicht nur gerecht und sinnvoll, sondern
setzt auch an der richtigen Stelle einen konjunkturellen
Impuls.


(Beifall bei der SPD)


Dementsprechend ist es auch richtig, den 6- bis 13-
jährigen Kindern von Arbeitslosengeld-II-Empfängern
auf Dauer mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Wir neh-
men hier mehr Geld in die Hand. Das ist wichtig, weil
man beobachten kann, dass sich die Länder in den letz-
ten Jahren immer mehr aus der Finanzierung der Lehr-
mittelfreiheit zurückgezogen haben. Damit wurden ins-
besondere diese Kinder in die Bredouille gebracht. An
dieser Stelle beschreiten wir den richtigen Weg: kon-
junkturell wirksam, aber auch gerecht, weil das Geld an
die Richtigen geht.


(Beifall bei der SPD)


Es geht auch darum, ein Paket für Arbeitsplätze zu
verabschieden. Nachdem wir ein Paket zur Rettung der
Banken verabschiedet haben, haben wir klar gesagt
– Frank-Walter Steinmeier hat das schon vor Monaten
angekündigt –: Wir brauchen auch einen Schutzschirm
für die Arbeitsplätze. Es geht uns aber nicht nur um Ar-
beitsplätze und Jobs; wir wollen tatsächlich mehr: Wir
wollen in dieser Krise gute Arbeit fördern. Ich bin froh,
dass es uns im Rahmen der Verhandlungen gelungen ist,
Mindestlöhne durchzusetzen: im Pflegebereich, für die
Wach- und Sicherheitsleute, die sich die Beine in den
Bauch stehen müssen, weil sie so viele Stunden machen

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(C (D nd so niedrige Löhne bekommen, für diejenigen, die im ereich Entsorgung arbeiten und einen sehr harten Job achen. Auch das ist mir ganz wichtig: Diejenigen, die als rste den Kündigungsbrief auf dem Tisch liegen hatten, ie Zeitarbeiter, erhalten in Zukunft eine Lohnunterrenze. Diejenigen, die sich jetzt in prekären Arbeitsverältnissen befinden, erhalten ein Signal der Sicherheit ür die Zukunft, damit Ausbeutung vermieden wird. Das ollte uns eine Leitplanke für das Jahr 2009 sein. Wir haben oft genug Krisen erlebt, in denen die Mitestimmung geschleift werden sollte, der Kündigungschutz abgebaut werden sollte. Wir haben oft genug erebt, dass Finanzinvestoren die Mitarbeiterinnen und itarbeiter vor allem als Kostenfaktor auf zwei Beinen erstanden haben. Ich glaube, dass das Jahr 2009 ökonoisch sehr schwierig wird, es aber ein gutes Jahr für eutschland sein kann, weil es eine Bank, ein natürli hes Korrektiv, einen Garant gegen Überhitzung und unealistische Spekulationen gibt: die Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmer, ihre Betriebsräte sowie die Gewerkchaften, die immer Garant für eine langfristige und achhaltige Unternehmensstrategie sind. Ich bin froh, agen zu können: Dieses Konjunkturpaket II stärkt Mitestimmung und baut sie nicht ab; es fördert Ausbilung, schafft neue Vermittlerstellen und organisiert mehr chutz für Leiharbeiter. Sie sagt allen, die entlassen weren müssen: Wir organisieren Kurzarbeit. Das heißt in iesem Fall: Sie investiert bei denen, die dieses Land zuerlässig aus der Krise herausarbeiten werden, nämlich ie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das Wort hat der Ministerpräsident von Sachsen, tanislaw Tillich. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und erren Abgeordnete! Deutschland steht wahrscheinlich or einer der bisher gewaltigsten Aufgaben. Bund und änder kommen gemeinsam ihrer gesamtstaatlichen erantwortung nach, und sie handeln mit aller Entchlossenheit. Ich kann mich nach der Debatte des Einrucks nicht erwehren, dass das einigen nicht passt. Es kommt nicht darauf an, zu lamentieren oder zu reen, sondern zu handeln. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Man muss aber wissen, wie man handeln will!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619802600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1619802700

er Bund und die 16 Länder haben im Herbst einen Ret-
ungsschirm für unser Bankensystem aufgespannt. Wir
andeln gemeinsam für Deutschland, und die Menschen
n diesem Land tragen auch gemeinsam die Lasten.






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen)

Der Bund und die 16 Länder schnüren nun ein bei-
spielloses Konjunkturpaket, damit unsere Wirtschaft gut
durch diese Rezession kommt und Strukturen und Ar-
beitsplätze erhalten bleiben. Unser Handeln ist ein ein-
drucksvoller Beweis, dass der Föderalismus Deutsch-
land stark macht.


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir noch sehen!)


– Doch, Herr Kuhn, wir wissen es. Wir Länder stehen in
einer besonderen Verantwortung. Denn es sind gerade
Einrichtungen in den Ländern und den Kommunen, in
die investiert werden soll: in Hörsäle, Klassenzimmer,
Jugendhäuser oder Krankenhäuser. Länder und Kommu-
nen kennen ihre Verantwortung, wenn es darum geht,
nachhaltig zu investieren.

Wir – die Länder und der Bund – haben uns einen Tag
vor Weihnachten das erste Mal im Kanzleramt zusam-
mengesetzt und analysiert, wo das Geld am besten wirkt.
Wir haben bis zum 2. Januar Vorhaben identifiziert und
diese mit dem Bund besprochen. Jetzt – keine zwei Wo-
chen später – ist das Paket in seinen wesentlichen Ele-
menten geschnürt.

Die Lage erfordert rasches Handeln, und wir, Bund
und Länder, handeln gemeinsam und rasch. Alle Maß-
nahmen haben ein Ziel, nämlich Deutschland weiter zu-
kunftsfest zu machen. Wir Länder werden dafür Sorge
tragen, dass jeder Euro schnell in die neuen Projekte
geht und damit Aufträge für Handwerker und mittelstän-
dische Unternehmen in den Regionen auslöst.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir tun das ohne Verschiebebahnhöfe. Wir nehmen
als Länder frisches Geld in die Hand, das wir noch oben
drauflegen. Noch einmal die Kasse aufzumachen, ist für
uns, die Länder, genauso hart wie für den Bund, für
einige sogar schmerzhaft. Denn der Spielraum in den öf-
fentlichen Haushalten ist extrem gering. Ich bin mir
sicher, dass wir diese Zitrone nicht beliebig oft ausquet-
schen können.

Wir haben in den vergangen Jahren den Haushalt
schon ein gutes Stück weit konsolidiert. Einige Länder
haben die Nettoneuverschuldung bereits auf null ge-
senkt. Es soll keiner glauben, dass uns das leichtgefallen
ist. Als Sachse weiß ich, wovon ich rede. Es war ein
Stück harter Arbeit. Dazu, dass sich aber Länder wie
Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern dieses Ziel
gesteckt und erreicht haben, kann ich nur sagen: Hut ab!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Bund hat die gleichen Prinzipien wie wir Länder:
den Haushalt zu konsolidieren. Aber in Zeiten wie die-
sen darf man sich nicht zum Sklaven der eigenen Regeln
machen. Deshalb handeln Sie, Frau Bundeskanzlerin,
und die gesamte Bundesregierung genau richtig. Die
Länder und der Bund sind sich einig: Wir müssen das
Konjunkturpaket so schnell wie möglich auf den Weg
bringen, damit es rasch wirken kann. Gerade wir Länder

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(C (D aben daran ein Interesse. Denn bei uns wird investiert. ei uns werden die Arbeitsplätze gesichert, und die achfrage wird belebt. Aus Ländersicht ist es ebenso dringend, zu überlegen, ann und wie wir die Schulden wieder tilgen. Ich füge inzu: Die Bürger in Deutschland haben ein Recht daauf, zu wissen, dass die Schulden des Staates im nächsen Aufschwung wieder geringer werden. Nur das chafft Vertrauen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wie beim letzten Aufschwung!)


Herr Westerwelle, das nimmt uns als Politiker in der
esamtheit in die Pflicht. Wir brauchen endlich eine
irksame Schuldenbremse, und zwar im Grundgesetz;
orthin gehört sie.


(Beifall bei der CDU/CSU)


as Schuldenmachen muss ein Ende haben. Sonst pa-
ken wir unseren Kindern und Enkeln immer neue
teine in den Rucksack, der schon heute auf sie wartet.

Der Deutschlandfonds hilft Unternehmen und baut
ine Brücke. Damit kommen sie über die bevorstehende
urststrecke. Aber ich bin mir mit meinen Vorrednern,

nsbesondere mit Ihnen, Herr Ramsauer, einig: Der Staat
st nicht der bessere Unternehmer. Hier heißt es, auf der
ut zu sein. Wenn der Staat Unternehmen hilft, kann das
ur ein einmaliger Impuls sein. Wenn ich einige höre,
ann ich nur davor warnen, jetzt die Geister zu rufen, die
ir später nicht mehr loswerden. Klarere Regeln sind si-

herlich notwendig. Aber es ist auch eindeutig: Die so-
iale Marktwirtschaft funktioniert, und wir können auf
ie vertrauen. Dass der Mindestlohn in Frankreich dazu
eitragen soll, dass die Krise um dieses Land einen Bo-
en macht, war mir im Übrigen neu und hat allein die
eise hierher gelohnt.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


Die Finanz- und Wirtschaftskrise ist eine Herausfor-
erung nicht nur für Deutschland, sondern für Europa in
änze. Überall in der Europäischen Union arbeiten die
egierungen daran, ihre Länder gut durch die schwierige
eit zu steuern. Wir sollten die konjunkturelle Talfahrt
utzen, um Schwung für den nächsten Aufschwung zu
olen. Die EU muss dafür sorgen, dass die europäischen
chlüsselindustrien fit für den weltweiten Wettbewerb
ind, wenn die Krise überwunden ist. Ebenso wichtig
ie die Lissabon-Ziele sind dabei die Regeln der euro-
äischen Wettbewerbspolitik. Gegenwärtig ist die eu-
opäische Wettbewerbspolitik zu stark auf einen Wettbe-
erb im europäischen Binnenmarkt fixiert. Immer öfter
onkurriert nur noch ein europäischer Standort oder eine
echnologie im weltweiten Wettbewerb. Gerade dort,
o Europa im Wettbewerb mit Asien und Amerika steht,
önnen wir nur gewinnen, wenn wir bei den Quer-
chnittstechnologien von strategischer Bedeutung euro-
äisch denken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen)

Deshalb gilt es, in der Krise die Chancen zu nutzen und
europäisch zu handeln. Dann wird Europa neue Kraft ge-
winnen, und dann kann Europa diese Krise bestehen.

Wir erleben im deutschen Mittelstand gerade einen
Generationenwechsel an der Spitze der Unternehmen.
Eine neue Generation von Unternehmern übernimmt
Verantwortung in einer sehr schweren Zeit. Ich bin mir
sicher: Diese Generation wird die Feuertaufe bestehen,
auch weil Bund und Länder geschlossen und entschlos-
sen handeln und diese Unternehmen unterstützen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich vertraue unseren Unternehmern deshalb, weil sie mit
ihrem ganzen Geschick, ihrem ganzen Mut, ihrer Ent-
schlossenheit und ihrem Verantwortungsbewusstsein da-
für kämpfen, das zu erhalten und fortzuführen, was Ge-
nerationen vor ihnen in Deutschland aufgebaut haben.

Deutschland ist stark. Deswegen bin ich überzeugt,
dass wir auch diese Situation meistern werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619802800

Ich schließe die Aussprache.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Vereinbarte Debatte

Aktuelle Lage im Nahen Osten

Das Wort hat der Bundesaußenminister Frank-Walter
Steinmeier.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Seit dem 27. Dezember wird in Gaza gekämpft.
Seit 19 Tagen gibt es Krieg, große Zerstörung und Hun-
ger. Verletzte und fast 1 000 Tote sind bislang zu bekla-
gen. Das Kämpfen geht weiter, in den letzten Tagen sogar
mit größerer Intensität als am Anfang der Auseinander-
setzung. Die Gegenwehr ist durchaus heftig. Die Luftan-
griffe werden fortgesetzt, begleitet von Operationen am
Boden. Ich habe mir selber in Rafah ein Bild von der
Heftigkeit der Kampfhandlungen machen können. Ich
habe eine Vorstellung, wie es den Menschen, die im Ga-
zastreifen geblieben sind, geht. Die Zivilbevölkerung lei-
det ganz ohne Zweifel, und aus der humanitären Krise
könnte eine humanitäre Katastrophe werden. Das kann
uns nicht kaltlassen, und das lässt uns nicht kalt. Die lei-
dende Zivilbevölkerung hat und braucht unser Mitgefühl.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben am vergangenen Wochenende intensiv mit
den Hilfsorganisationen in der Region gesprochen, auch
mit dem Internationalen Roten Kreuz. Noch sind ausrei-
chend Medikamente vorhanden, noch arbeitet die Mehr-

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(C (D ahl der Krankenhäuser und Krankeneinrichtungen notürftig unter den Bedingungen, die wir uns vorstellen önnen; aber ebenso klar war auch die Aussage, dass as, was gegenwärtig an Nahrungsmitteln in den Gazatreifen hineinkommt, nicht ausreichen wird, wenn der ampf noch länger dauern wird. Deshalb eines ganz klar orab: Die Kampfhandlungen müssen jetzt eingestellt erden, die Waffen müssen zum Schweigen gebracht erden. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich sage, obwohl ich als Außenminister weiß, dass
ns die Fernsehbilder, die wir allabendlich sehen, sehr
rschüttern und die Empörung sehr verständlich ist: Das
ird nicht ausreichen. Ich kenne keine Auseinanderset-

ung der jüngeren Zeit, die wir mit Presseerklärungen
nd Statements aus der Welt gebracht hätten. Es ist Ar-
eit erforderlich, und die Arbeit verlangt auch, sich da-
an zu erinnern, dass dieser Krieg, die Militäraktionen
sraels nicht vom Himmel gefallen sind. Sie wissen, dass
em Krieg insbesondere in der zweiten Hälfte des letzten
ahres eine geradezu täglich zunehmende Zahl von Ra-
etenangriffen aus dem Gazastreifen vorausging. Ich
abe öffentlich gesagt und stehe dazu: Keine Regierung,
uch und erst recht nicht die Regierung Israels, kann ei-
er solchen Bedrohung der eigenen Bevölkerung taten-
os zusehen. Es ist gerechtfertigt, sich dagegen zur Wehr
u setzen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ichtig ist sicher auch, dass diejenigen, die durch einen
aktischen Putsch die Loslösung des Gazastreifens vom

estjordanland für einige Zeit durchgesetzt haben und
afür die Verantwortung tragen, nicht die Verantwortung
ür die Menschen im Gazastreifen übernommen haben.
ie tragen mit dafür Verantwortung, dass der jetzige
affengang mit viel Leid für die Zivilbevölkerung zu-

tande kam. Schuldfragen sind in einer solchen Situation
ffentlich gestellt worden, aber die Klärung von Schuld-
ragen wird uns nicht zu der Einstellung der Kampfhand-
ungen führen. Das wird nur der Fall sein, wenn wir un-
eren Teil dazu beitragen, dass aus Initiativen wie
eispielsweise der des ägyptischen Präsidenten Mubarak
um Waffenstillstand ein Erfolg wird.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


n diesem Punkt sind wir noch nicht. Meine Gespräche
n Israel haben mir ganz klar gezeigt: Wir werden das,
as wir erhoffen und worauf wir täglich warten, nämlich
ie Einstellung der Kampfhandlungen, nur erreichen,
enn zwei Dinge gewährleistet sind: Erstens wenn Israel

ugesichert werden kann, dass es nach diesem Waffen-
ang ein erhöhtes Maß an Sicherheit für die israelische
evölkerung geben wird – deshalb muss sichergestellt
erden, dass eine Neubewaffnung der Hamas nicht in
ürzester Zeit wieder möglich sein wird –, und zweitens






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
– ich bin mir sicher, dass das ein Element für die Einstel-
lung der Kampfhandlungen ist, wenn die Einstellung
dauerhaft sein soll –, dass wir eine Regelung zur Öff-
nung der Grenzübergänge finden, die eine dauerhafte
Versorgung der Zivilbevölkerung wieder sicherstellt.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe in den letzten Tagen viele hässliche Kom-
mentare über das Tätigwerden der EU gelesen. Ich kann
mit all denen übereinstimmen, die darauf aufmerksam
machen, dass es schlecht ist, wenn die EU im Nahen Os-
ten mit unterschiedlichen Stimmen und konkurrierend
auftritt. Nur: Das ist nicht das Thema.

Stellen Sie sich vor, die gegenwärtige tschechische
Ratspräsidentschaft hätte sich nach dem Ausbruch der
Kampfhandlungen geweigert, in die Region zu fahren.
Die Kritik wäre nicht minder groß, sondern vielleicht
noch schärfer ausgefallen. Ich finde, man kann denjeni-
gen, die sich in einer damals – vor 10, 14 Tagen – noch
fast aussichtslosen Situation um Frieden bemühten, nicht
den Vorwurf machen, dass die Einstellung der Kampf-
handlungen nicht schon nach dem ersten Besuch, dem
ersten Gespräch stattfindet.

Das Wichtige ist, dass ein Dialog aufgenommen wird.
Den führen wir, und wir führen ihn unter den Europäern
so eng wie möglich miteinander. Ich selbst habe in mei-
nen Delegationen in Ägypten und Israel Mitglieder der
tschechischen Präsidentschaft gehabt. Das, was wir an
Gesprächen in Ägypten, Israel und in der Gesamtregion
führen, wird eng mit den französischen und britischen
Nachbarn abgestimmt.

Wo stehen wir? Das Schlüsselland Ägypten, das hier
große Verantwortung auf sich nimmt – auch mit Blick
auf die komplizierte Lage in der Arabischen Liga, wo
die Vermittlungsversuche Ägyptens auch nicht ohne Kri-
tik bleiben –, verdient jede Unterstützung, in den Direkt-
gesprächen mit Israel das zustande zu bringen, was wir
brauchen, nämlich die Voraussetzungen dafür, dass von-
seiten der Hamas versichert wird, dass kein weiterer Ra-
ketenbeschuss stattfindet, und Israel daraufhin die
Kampfhandlungen einstellen kann. Das ist schwierig ge-
nug.

In einer solchen Situation, in der die erhoffte Verein-
barung noch nicht zustande gekommen ist, habe ich
mich mit den Partnern in der Region auf fünf Punkte
verständigt: Wir brauchen einen Einstieg in einen Pro-
zess. Wenn der konsentierte Waffenstillstand nicht sofort
zu erhalten ist, dann müssen wir den Einstieg über eine
humanitäre Waffenruhe für einige Tage, besser für eine
Woche, noch besser für zwei Wochen hinbekommen.

Wir müssen dann die Zeit nutzen, um in einer solch
humanitären Waffenpause einerseits die Versorgung der
Bevölkerung sicherzustellen. Andererseits müssen wir
die diplomatischen Möglichkeiten nutzen, um zu Verein-
barungen zu vermehrter Sicherheit an der Grenze zwi-
schen Ägypten und dem Gazastreifen zu kommen und
auch um Maßnahmen zu vereinbaren, wie Waffen-

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(C (D chmuggel in der nächsten Zukunft effektiver verhindert ird. Wir können die Zeit nutzen, um in den Tagen der huanitären Waffenruhe entsprechende Vereinbarungen it Ägypten zu treffen. Wir können in einer nächsten hase die kontrollierte Öffnung der Grenzübergänge orbereiten. Wohlgemerkt: Wenn ich von Grenzübergänen spreche, dann meine ich nicht nur Rafah, nicht nur en Grenzübergang zwischen dem Gazastreifen und gypten, sondern die Grenzübergänge, die es zwischen aza und Israel gibt und über die die Mehrzahl der Güter ür die Versorgung der Bevölkerung läuft. Wir müssen – das scheint auf den ersten Blick abstrus u sein – uns auch Gedanken darüber machen, wie wir in inem weiteren und letzten Schritt diejenige Bevölkeung mit alternativen Einkommensmöglichkeiten versoren, die gegenwärtig vom Schmuggel an der Grenze estlich und östlich von Rafah lebt, ein für die Ägypter icht einfaches Problem, bei dem wir Europäer aber beilflich sein könnten. Ich bin mir sicher: Wenn man eien solchen Arbeitsplan verfolgt – wir sind derzeit dabei –, ann können damit die Voraussetzungen für einen baldöglichsten Waffenstillstand geschaffen werden. Gespräche dazu laufen. Ich werde morgen erneut in er Region sein. Ägypten hat die Unterstützung von der uropäischen Union und auch der deutschen Seite akeptiert. Die Unterstützung muss unter der Wahrung der gyptischen Souveränität stattfinden. Deshalb sind alle orschläge, von denen ich interessiert in der Öffentlicheit gehört habe, dass eine internationale Schutztruppe uf ägyptischem Boden stationiert werden soll, jenseits ller vorstellbaren Möglichkeiten. Ägypten besteht darauf, dass die Souveränität des andes und die Autorität der eigenen Grenzschutzpolizei ewahrt bleiben. Deshalb kann es für uns nur darum geen, mit Ausstattungshilfe, mit technischem Equipment, it Training, mit der Diskussion einer geeigneten renzschutzstrategie und Ähnlichem behilflich zu sein. ber das sind dann auch die Möglichkeiten, von denen ir und uns auch die israelische Seite sagt: Wenn Grenz chutz dadurch effektiver wird, dann ist das eine Mögichkeit für die Israelis, auch ihrerseits von einem Mehrert, von einem Mehr an Sicherheit für die israelische evölkerung auszugehen. Wir sind im Augenblick bei einem Zwischenstand. ch hatte gehofft, Ihnen heute bei dieser Debatte sagen u können, wie erfolgreich der Weg zum Waffenstilltand beschritten worden ist. Nun sind wir noch nicht so eit. Die Mühe, ihn schnellstmöglich zu erreichen, wird nhalten. Ich werde mich in den nächsten Tagen mit aneren weiter darum bemühen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie der Abg. Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619802900

Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Werner Hoyer,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1619803000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Bilder aus dem Gazastreifen, die wir jeden Abend
auf unsere Fernsehschirme transportiert bekommen,
können niemanden kaltlassen. Jedes unschuldige Opfer
in diesem furchtbaren Krieg ist eines zu viel.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der SPD)


Frieden, zumindest aber zunächst ein Schweigen der
Waffen, ist also dringend erforderlich. Alle, die sich da-
rum bemühen, verdienen Unterstützung. Es ist überhaupt
nicht im Sinne eines wechselseitigen Aufrechnens zu
verstehen, wenn ich zugleich darauf hinweise, dass wir
Europäer uns manchmal kaum vorstellen können, was es
für Bürger großer Teile Israels bedeutet, seit Jahren unter
der permanenten Bedrohung durch Qassam-Raketen
– sie schlagen tagtäglich ein – leben zu müssen. Ange-
sichts dessen erscheint es geradezu zynisch, dass diese
Raketen ob ihrer geringen technologischen Qualität in
manchen Medienberichten geradezu verniedlicht oder
verharmlost werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir müssen uns in die Gefühlslage der betroffenen
Menschen hineinversetzen. Dazu gehört das Gefühl der
permanenten Demütigung, unter dem die Menschen
nicht nur in Gaza, sondern in ganz Palästina leiden. Dazu
gehört eben auch – wenn man zum Beispiel Israel verste-
hen will –, zu erfassen, welche Bedeutung für die Men-
schen in Israel und für die Handlungsfähigkeit der israe-
lischen Regierung das nach wie vor ungeklärte Schicksal
des verschleppten Soldaten Gilad Schalit besitzt. Die
Waffen zum Schweigen zu bringen, lohnt also jede An-
strengung; aber das allein ersetzt die Perspektive für
Frieden und Stabilität nicht. Ein Waffenstillstand muss
auch genutzt werden können, um den politischen Pro-
zess wieder in Gang zu bringen, und umgekehrt wird es
ohne die Perspektive eines politischen Prozesses keinen
tragfähigen Waffenstillstand geben.


(Beifall bei der FDP)


Das setzt voraus, dass es gelingt, die Spirale von
Hass, Gewalt und wechselseitiger Demütigung zu durch-
brechen, die die Menschen zunehmend zur Verzweiflung
und eben auch zu mancher Verzweiflungstat bringt. Man
kann die Chancen, diesen Prozess wieder in Gang zu
bringen, natürlich nicht ermessen, wenn man nicht den
Kalender sieht, der für die jeweiligen Konfliktparteien
und auch für diejenigen, die hilfreich sein könnten, we-
sentlich ist. Zu den wichtigen Daten gehört natürlich der
israelische Wahltermin Anfang Februar. Es ist schon tra-
gisch, dass gerade sehr moderate Politiker, die in den
direkten und diskreten Kontakten mit der palästinensi-
schen Seite, aber auch zum Beispiel mit Syrien schon

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(C (D iemlich weit gekommen sind, jetzt offenbar unter inenpolitischen und wahltaktischen Zwängen stehen und lauben, besonders konsequent und mit erheblicher ärte gegen die Hamas vorgehen zu müssen. Zu den wichtigen Daten gehört natürlich auch der 0. Januar, der Tag, an dem Barack Obama sein Amt als merikanischer Präsident übernimmt und auch seine auenpolitische Agenda darstellt. Jeder weiß, dass ohne ein tarkes amerikanisches Engagement im Nahen Osten eine stabile Friedenslösung denkbar ist. Die Ausfühungen der zukünftigen amerikanischen Außenministein Hillary Clinton gestern im Senatshearing lassen da urchaus Hoffnung aufkommen. Dass man auf Obama u warten hat, ist für Europa aber keine Entschuldigung. ie EU ist durchaus gefragt. Das war nicht immer so, nsbesondere in Israel. Das hat sich nun geändert. Dem uss Europa gerecht werden. Sie waren sehr kollegial, diplomatisch, Herr Minister, egenüber den Außenministern und den übrigen Beteiigten aus Brüssel, die in der letzten Woche in der Konliktregion aufgetreten sind. An dem Anspruch gemesen, erschien mir jedoch der Auftritt der Europäischen nion in der letzten Woche unkoordiniert, konzeptions os und peinlich; ja, man schien überfordert zu sein. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Arnold Vaatz [CDU/CSU])


Es ist schon ziemlich erbärmlich, wenn die Außenmi-
ister aus gegenwärtiger, vorangegangener und zukünfti-
er Ratspräsidentschaft – übrigens ein Format, das es
eit Beginn dieses Jahrtausends eigentlich gar nicht mehr
ibt, die klassische Troika –, ergänzt um die Außenkom-
issarin und den Generalsekretär des Rates, in der Re-

ion um Termine und Medienaufmerksamkeit buhlen
nd der Nicht-mehr-Ratspräsident Nicolas Sarkozy zu-
leich in Kairo Gespräche führt, von denen wiederum
ein eigener Außenminister als Teil der genannten Troi-
a in Jerusalem zu diesem Zeitpunkt gar nichts weiß. So
cheitert die Europäische Union an ihrem eigenen An-
pruch in der Weltpolitik.

Da stimmt es dann fast schon hoffnungsfroh, Herr
inister, dass, wie Sie uns gestern versichert haben, Ihre
eise nicht nur in der Europäischen Union abgestimmt
ar, sondern sogar in der Bundesregierung.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Zweifel bleiben, aber es ist ja schon beruhigend zu
issen, dass die Bundeskanzlerin, wie ich jetzt doch

eststellen kann, über die Anstrengungen, die Sie unter-
ommen haben, offenbar nicht nur über die Medien in-
ormiert worden ist.

Schon allein humanitäre Überlegungen machen ein
chweigen der Waffen so überaus dringlich. Ich unter-
tütze Sie, Herr Minister, ausdrücklich, wenn Sie davor
arnen, den erforderlichen politischen Prozess wieder
on der Schuldfrage her aufrollen zu wollen. An wech-
elseitiger Schuldzuweisung, am Aufrechnen ist in der
ergangenheit schon fast alles gescheitert, was zum






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Frieden hätte führen können. Das Ergebnis eines mögli-
chen Friedensprozesses scheint doch eigentlich auf der
Hand zu liegen oder – vielleicht muss man es heute
schon so sagen – schien auf der Hand zu liegen, zumin-
dest dann, wenn alle Beteiligten die Vision des friedli-
chen Zusammenlebens von Israelis und Palästinensern in
zwei souveränen, zur Kooperation befähigten Staaten
nach wie vor teilen. Deswegen muss der Prozess vom
Ergebnis her definiert werden, nicht von den unüber-
brückbaren Gegensätzen bei der Schuldzuweisung her.

In den letzten Jahren ist bei den allermeisten Beteilig-
ten, denke ich, durchaus die Erkenntnis gereift, dass ei-
gentliche Stärke darin besteht, Kompromisse einzugehen
und gegenüber den eigenen Leuten durchzusetzen.

Oder ist die Zwei-Staaten-Lösung etwa schon ver-
spielt? Hat sich die Lage in Gaza bereits so sehr von der
auf der Westbank entfernt, dass die Zwei-Staaten-Lö-
sung schon unrealistisch geworden ist? Man kann nur
warnen.

Mancher fragt, warum denn das Zusammenleben
nicht in einem Staat möglich sein soll. Das, meine Da-
men und Herren, wäre das Ende von der Vorstellung des
jüdischen Staates Israel. Für das Existenzrecht des jüdi-
schen Staates Israel einzutreten – nicht für das Existenz-
recht Israels als Staat, in dem die jüdischen Israelis mehr
und mehr zur Minderheit im vermeintlich eigenen Staat
werden –, war und ist Staatsräson im Nachkriegs- und
Nach-Holocaust-Deutschland. Die Drei-Staaten-Lösung
mit einem jüdischen Israel, einem kaum zusammenhän-
genden Westbank-Territorium und einem aus eigener
Kraft und als eigenes Staatsgebilde nicht lebensfähigen,
eingemauerten Gaza, das ist ganz gewiss kein Konzept
für Frieden und Stabilität im Nahen Osten.

Wer an der Idee von der Zwei-Staaten-Lösung festhält
und die Spirale von Demütigung und Gewalt durchbre-
chen will, der muss also die Kraft aufbringen, der eige-
nen Bevölkerung die Opfer abzuverlangen, die dann
unausweichlich sind. Das bedeutet für Israel den schmerz-
lichen, aber völlig unverzichtbaren Rückzug aus den
Siedlungsgebieten auf der Westbank – eine Erkenntnis
von Ministerpräsident Olmert, die er leider erst jetzt ge-
äußert hat, da sein Abgang nur noch eine Zeitfrage ist –,
und das heißt für die Palästinenser: weitgehender Ver-
zicht auf die vollständige oder auch nur überwiegende
Rückkehr der Flüchtlinge in das Gebiet, das jetzt Israels
Kernland ist.

Wer soll eigentlich in der Lage sein, der eigenen Be-
völkerung solche unverzichtbaren Opfer mit der dafür
notwendigen Autorität abzuverlangen? Hoffen wir, dass
die israelischen Wähler im nächsten Monat die neue
Knesset-Mehrheit in die Lage versetzen, dies zu tun, und
hoffen wir, dass Gaza nicht der Todesstoß für die Regie-
rung von Präsident Abbas ist.

Jetzt schon scheint sich abzuzeichnen, dass das Kal-
kül, eine harte Haltung gegenüber den Raketenterroris-
ten der Hamas würde die Bevölkerung im Gazastreifen
von der Hamas-Führung entfremden, nicht aufgeht. Im
Gegenteil, ich fürchte, dass selbst diejenigen, für die
Hamas nicht in erster Linie eine Terrororganisation ist


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(C (D was Hamas zweifellos auch ist –, sondern ein gesellchaftliches, soziales und oft auch intellektuelles Netzerk, geradezu aus der Solidarität mit Abu Masin he ausgetrieben und in die Solidarität mit den Hardlinern er Hamas getrieben werden. Deshalb muss sich auch ie Bundesregierung fragen lassen, ob die undifferenierte Isolationspolitik gegenüber der ziemlich heteroenen Hamas eigentlich zielführend gewesen ist. Es ist Zeit für einen neuen Aufbruch. Es ist sehr zu egrüßen, wenn einige arabische Staaten bereit sind, daan konstruktiv mitzuwirken, allen voran Ägypten. Das st alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Immerhin ehen jene Staaten, die sich für eine umfassende Frieenslösung aussprechen, damit beträchtliche Risiken in, und es ist offenkundig, dass die Eskalation der Gealt in Gaza die friedenswilligen Staaten der Region vor rhebliche innenpolitische Herausforderungen stellt, ährend die Extremisten neues Material für ihre unse ige Propaganda erhalten. Auch dies ist ein Grund dafür, ass es wichtig ist, die Waffen so schnell wie möglich um Schweigen zu bringen. Meine Damen und Herren, Deutschland, dessen Einreten für das Existenzrecht des jüdischen Staates Israel ber jeden Zweifel erhaben ist und das zugleich ein groes Vertrauenspotenzial in der arabischen Welt besitzt, ann und muss hier eine Rolle spielen und seine guten ienste als ehrlicher Makler einbringen. Vielleicht wird eil einer Friedenslösung, nicht einer kurzfristigen Wafenruhe, auch eine militärische Absicherung von außen ein. Ich begrüße aber außerordentlich, Herr Minister, ass Sie klargemacht haben, dass diese Debatte viel zu rüh kommt. Weder sind wir an dem Punkt, wo man rundsätzlich über eine Blauhelmmission diskutieren önnte, noch ist erst recht eine deutsche Beteiligung daan vorstellbar. Wenn eine solche Friedensmission Ausicht auf Erfolg haben soll als Teil eines Friedenspakets, ann muss diese Blauhelmtruppe im Zweifel auch in der age sein, gegenüber den Konfliktparteien, die bereits etrennt worden sind, robust aufzutreten. Das ausgerechet deutschen Soldaten gegenüber Palästinensern oder sraelis abzuverlangen, ist nach meiner Auffassung ein bwegiger Gedanke. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619803100

Ich gebe das Wort dem Kollegen Eckart von Klaeden,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1619803200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle-

en! Angesichts des Leids der Zivilbevölkerung auf bei-
en Seiten sind wir alle entsetzt, in diesen Tagen insbe-
ondere über das Leid auf der palästinensischen Seite:
ber 900 Tote, davon ungefähr die Hälfte Zivilisten, und
ehrere Tausend Verletzte können, wie ich glaube, nie-
anden hier im Hause unberührt lassen. Deswegen un-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
terstützen wir die UN-Resolution 1860, die dazu führen
soll, dass es so schnell wie möglich zu einem dauerhaf-
ten Waffenstillstand kommt.

Bei allem Mitgefühl, das richtig und wichtig ist, kön-
nen wir aber als Abgeordnete, als Politiker hier nicht ste-
hen bleiben, sondern wir müssen die Frage nach der Ver-
antwortung und die Frage nach Ursache und Wirkung
stellen. Dazu gehören die Feststellungen, dass die Ha-
mas am 19. Dezember einen Waffenstillstand aufgekün-
digt hat, der durch Ägypten verhandelt war und den
Israel als unbegrenzt gültig angesehen hat, dass seitdem
mehrere Hundert Raketen und Mörsergranaten in Israel
eingeschlagen sind und dass seit dem Rückzug der israe-
lischen Truppen aus Gaza im Jahr 2005 über 10 000 Ra-
keten und Mörsergranaten im Süden Israels eingeschla-
gen sind.

Ich selber habe am 6. Januar dieses Jahres die Städte
Sderot und Beerscheba besuchen können, zwei Städte,
die seit Jahren unter diesem Raketen- und Granaten-
beschuss leiden. Bushaltestellen sind zu Betonunterstän-
den umgebaut worden, und auch auf den Schulwegen
gibt es entsprechende Unterstände für die Schulkinder.
Man verbindet damit die Hoffnung, dass sie innerhalb
der durchschnittlichen Vorwarnzeit von 15 Sekunden
diese Unterstände erreichen und vor einem möglichen
Raketenbeschuss geschützt sind.

Die von solchen Raketen zerstörten Klassenräume,
die ich ebenfalls besichtigen konnte, zeigen allerdings,
dass diese Vorsichtsmaßnahmen nicht immer erfolgreich
sind. Eine durchschnittliche Vorwarnzeit von 15 Sekun-
den bedeutet auch, dass sie manchmal länger und
manchmal kürzer ist. Als ich in Sderot war, sind allein
drei Raketen eingeschlagen, bei denen der Alarm erst
nach dem Einschlag ausgelöst werden konnte.

Ich habe bei den Menschen eine Mischung aus Verbit-
terung und Enttäuschung einerseits und Entschlossenheit
andererseits festgestellt. Verbitterung und Enttäuschung
resultieren daraus, dass sie gehofft hatten, dass nach der
monatelangen Waffenruhe die Vereinbarung eines Waf-
fenstillstandes in greifbare Nähe rückt. Die Entschlos-
senheit zeigt sich darin, dass die Menschen dem Terror
nicht weichen und der Hamas-Strategie widerstehen
wollen, die darauf ausgerichtet ist, zunächst die Bevöl-
kerung zu demoralisieren und dann nicht nur den Süden
Israels, sondern ganz Israel durch Raketenbeschuss für
Juden unbewohnbar zu machen. Das erklärt auch die
Entschlossenheit, mit der die Israelis ihr Recht auf
Selbstverteidigung wahrnehmen.

Der Raketenbeschuss hat nicht nur quantitativ, son-
dern auch qualitativ zugenommen. Es sind immer weni-
ger die sogenannten Qassam-Raketen und immer mehr
Katjuscha- und Grad-Raketen. Katjuscha-Raketen sind
in Deutschland besser bekannt unter dem Namen Stalin-
orgel. Grad-Raketen sind industriell hergestellte Rake-
ten, die die Qassam-Raketen und die Katjuscha-Raketen
in Bezug auf Reichweite, Zielgenauigkeit und Spreng-
kraft bei weitem übertreffen. Die Waffenruhe der letzten
Monate hat die Hamas intensiv genutzt, um im Gaza-
streifen mit diesen Raketen aufzurüsten. Deswegen ist es
folgerichtig, dass es für die israelische Seite keine Rück-

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(C (D ehr zum Status quo ante geben kann, sondern ein dauerafter Waffenstillstand aus ihrer Sicht nur möglich ist, enn eine effiziente Unterbindung des Waffenschmugels erreicht wird. Denn es existiert ein System von ehreren Hundert Tunneln, durch das nicht nur Waffen, ondern auch Ziegen und Kühe geschmuggelt werden; inmal war es sogar eine Giraffe für den Zoo von Rafah. ch erwähne das, damit man sich eine Vorstellung von em Ausmaß und der Stabilität dieser Infrastruktur mahen kann. Über 400 Tunneleingänge gibt es allein auf gyptischer Seite und mehrere Hundert Tunnel, durch ie dieser Schmuggel stattfindet. Deswegen ist es unter den vom Außenminister bechriebenen Voraussetzungen richtig und wichtig, dass ir unsere Unterstützung und Zusammenarbeit beim ufspüren, Verschließen und möglicherweise auch prengen dieser Tunnel anbieten. Dieser Aufgabe ommt mit Blick auf eine schnellstmögliche Erreichung ines dauerhaften Waffenstillstandes in der zeitlichen bfolge eine zentrale Bedeutung zu. Es ist gut, dass die gyptische Regierung dieses Problem erkannt hat und ach Jahren jetzt bereit ist, etwas dagegen zu unternehen. Die Frage einer internationalen Präsenz im Gazastreien ist angesprochen worden. Ich teile das, was der Kolege Hoyer gesagt hat. Ich würde diese Präsenz grundätzlich nicht ausschließen, bin in diesem Punkt aber eswegen besonders zurückhaltend, weil sich zunächst inmal die Frage des Mandats stellt. Eine bloße Bebachtermission wird wohl nicht infrage kommen. Das achvollziehbare Argument der Israelis lautet: Was auf ns an Granaten und Raketen abgeschossen wird, könen wir selber feststellen; das muss nicht noch durch ine internationale Präsenz erfolgen. – Ein Mandat üsste also beinhalten, den Waffenstillstand durchzuset en und zu überwachen. Aber spätestens dann wäre eine nternationale Präsenz in ähnliche Konflikte verwickelt, ie sie heute die israelische Armee im Gazastreifen zu estehen hat. Welche Schritte müssen als Nächstes gegangen weren? Der zweite Schritt nach dem Schließen der Tunnel, en ich für wichtig und unvermeidbar halte, ist die Beühung darum, arabische und islamisch geprägte Län er stärker in die Überwachung eines Waffenstillstandes inzubinden. Denn im Kern dieses Konflikts steht der ruderkrieg zwischen Hamas und Fatah. Wir dürfen ämlich nicht vergessen, dass der massive Raketenbechuss Israels vor allem nach dem blutigen Putsch der amas gegen die Fatah im Gazastreifen im Juni 2007 ugenommen hat. Fatah-Kämpfer wurden von der Haas ermordet, indem man ihnen zunächst in die Knie ge chossen hat und sie dann vom 14. Stockwerk geworfen at. Andere sind in demütigender Weise nur mit Unterosen bekleidet durch die Straßen von Gaza getrieben orden. Der Konflikt zwischen Hamas und Fatah ist im Kleien nichts anderes als der Konflikt zwischen moderaten nd fundamentalistischen Kräften, den wir in der islamichen Welt seit einiger Zeit vermehrt beobachten müsen. Wir können den moderaten Kräften diese Auseinan Eckart von Klaeden dersetzung mit den Fundamentalisten nicht abnehmen. Aber wir müssen sie – auch in unserem eigenen Interesse – mit allen Mitteln dabei unterstützen. Deswegen halte ich es für richtig, dass die moderaten Kräfte – wie es Ägypten mit der Hamas in Bezug auf die Waffenruhe getan hat – mit diesen fundamentalistischen Kräften verhandeln. Ich würde es aber für einen schweren Fehler halten, wenn wir die fundamentalistischen Kräfte durch die Teilnahme an direkten, offiziellen Verhandlungen legitimieren würden. Das Beispiel, das immer als Gegenargument angeführt wird, ist die PLO. Dieses Beispiel zeigt aber genau das, was ich meine. Die PLO ist 1964 angetreten – wie heute die Hamas –, Israel mit den Mitteln von Terror und Gewalt zu vernichten. Erst nach einer Reihe schwerer militärischer Niederlagen hat die PLO-Führung 1988 in Algier erkannt, dass man auf das Mittel von Terror und Gewalt verzichten muss. Sie hat durch die Anerkennung entsprechender UN-Resolutionen Israel als Staat indirekt anerkannt. Diesen Weg muss die Hamas gehen. Wer den Charakter der Hamas nicht kennt, der sollte einen Blick in die Charta der Hamas werfen, die nach wie vor Gültigkeit hat. In der Präambel ist von der Auslöschung Israels die Rede. Auf der Grundlage dieser Charta fordert die Hamas: Jeder Jude ist ein Siedler und es ist unsere Pflicht, ihn zu töten. Friedensinitiativen, insbesondere muslimische Friedensinitiativen, werden als Verrat abgelehnt: Friedensinitiativen ... widersprechen dem Grundsatz der Islamischen Widerstandsbewegung. In Art. 7 der Charta steht: Das Jüngste Gericht wird nicht kommen, solange Moslems nicht die Juden bekämpfen und sie töten. Dann aber werden sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, und die Steine und Bäume werden rufen: Oh Moslem, ein Jude versteckt sich hinter mir, komm’ und töte ihn! Solange die Hamas von diesen Passagen ihrer Charta nicht Abstand nimmt, wie es die PLO getan hat, so lange dürfen wir mit ihren Vertretern nicht direkt verhandeln und sie durch direkte, offizielle Verhandlungen legitimieren. Ich will einen letzten Punkt ansprechen. Selbstverständlich müssen wir alles dafür tun, die Fatah zu unterstützen. Dazu gehören auch die Punkte, die der Kollege Hoyer im Hinblick auf die Siedlungspolitik angesprochen hat, und entsprechende Aufforderungen unsererseits und seitens der internationalen Gemeinschaft an die israelische Regierung, diese illegale Siedlungstätigkeit so schnell wie möglich zu beenden. Wir müssen aber auch unsere Politik gegenüber der Fatah und gegenüber den Palästinensern überdenken. Bei meinem Besuch in Sderot habe ich festgestellt, dass a F V t J p D E l s d i D d D s e g V b g N m m n t o K v h g W z n I t (C (D lle Bürgerinnen und Bürger – häufig waren es junge rauen im Alter von 18 bis 20 Jahren – wissen, welche erantwortung sie für sich und für die Gemeinschaft zu ragen haben. Die internationale Gemeinschaft hat seit ahrzehnten den jeweiligen politischen Führungen auf alästinensischer Seite die Verantwortung für elementare aseinsfürsorge hinsichtlich Infrastruktur, Gesundheit, rnährung und Bildung abgenommen. Es ist für die pa ästinensische Bevölkerung daher sehr schwer, einen Zuammenhang zwischen der Politik ihrer Führung und en Einschränkungen oder Schwierigkeiten, die sich in hrem täglichen Leben ergeben, herzustellen. Herr Kollege von Klaeden, Ihre Redezeit. Frau Präsidentin, ich bin bei meinem letzten Satz. – eswegen kommt auch dieser Frage eine wichtige Beeutung zu. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Dr. Gregor Gysi, Fraktion ie Linke. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619803300
Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1619803400

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619803500


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1619803600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich ver-

tehe – ich habe hier schon darüber gesprochen –, dass
s im Umgang mit Israel Hemmungen und Beklemmun-
en aller Art gibt. Das hängt mit den ungeheuerlichsten
erbrechen der Deutschen an den Jüdinnen und Juden
is 1945 zusammen. Nur helfen all diese Verkrampfun-
en nicht, um einen wirksamen Beitrag zu leisten, den
ahostkonflikt zu lösen. Die Frau Bundeskanzlerin
einte ja, zu Beginn des Krieges ernsthaft erklären zu
üssen, dass die Verantwortung allein bei der palästi-

ensischen Führung im Gazastreifen läge. Das ist einsei-
ig und falsch,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


bwohl diese Führung eine Mitverantwortung trägt.

Es gab hier einmal eine Einigkeit, keine Waffen in
riegsgebiete zu liefern. Sie aber exportieren trotz des
erheerenden Krieges weiterhin Waffen nach Israel. Das
alte ich nun aber für indiskutabel. Ich hatte vergebens
ehofft, dass Sie, Herr Außenminister, hier erklären, die
affenlieferungen zumindest während des Krieges aus-

usetzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Natürlich ist es nicht hinnehmbar, wenn die palästi-
ensische Führung im Gazastreifen die Anerkennung
sraels ausschließt. Natürlich ist der Abschuss von Rake-
en vom Gazastreifen aus nach Israel scharf zu verurtei-






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
len, und jedes diesbezügliche Opfer beklagen wir. Natür-
lich ist es falsch, dass die Gaza-Führung das
Waffenstillstandsabkommen am 19. Dezember 2008 auf-
kündigte, weil dann die Frage entsteht, was sie denn statt
des Waffenstillstands wollte und will.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Die Frage hat sich doch beantwortet!)


Entscheidende Fehler hat aber auch die israelische
Regierung begangen. Zu einem Frieden kommt man
nicht, wenn man Gespräche mit der Führung im Gaza-
streifen ablehnt. Es ist völkerrechtswidrig und falsch,
den Gazastreifen so abriegeln zu wollen, dass die Bevöl-
kerung in Kollektivhaft genommen wird – ohne medizi-
nische Versorgung, ohne Lebensmittel.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das stimmt doch so nicht!)


Das Waffenstillstandsabkommen ist durch Israel verletzt
worden; denn Israel führte eine Militäraktion in einem
Versorgungstunnel des Gazastreifens durch.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Warum?)


Dabei gab es mehrere Tote. Auch die Gaza-Führung ver-
letzte das Abkommen.

Aber völlig inakzeptabel und maßlos überzogen ist
die Führung eines Krieges mit Bomben und Bodentrup-
pen durch Israel – und nun auch noch unter der völker-
rechtswidrigen Verwendung schrecklicher Phosphorwaf-
fen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Dabei hilft es der israelischen Regierung nicht, sich da-
rauf zu berufen, dass auch westliche Länder solche Waf-
fen verwenden; denn die Völkerrechtsverletzung eines
Staates berechtigt einen anderen Staat nicht, eine eben-
solche zu begehen. Der Krieg selbst ist völkerrechtswid-
rig, weil jede überzogene Militäraktion das Völkerrecht
verletzt. Ein völkerrechtswidriger Krieg ist ein Verbre-
chen gegen den Frieden.

Täglich wird die Lage im Gazastreifen für die Bevöl-
kerung unerträglicher. Es gibt schon über 900 Tote, von
denen mindestens die Hälfte Zivilisten sind, darunter
viele Frauen und fast 300 Kinder. Das Völkerrecht
schreibt im Krieg den Schutz der Zivilbevölkerung vor.

Natürlich weiß ich, dass der israelischen Regierung
und anderen Regierungen die Führung im Gazastreifen
nicht behagt. Das darf man als nachvollziehbar empfin-
den. Nur, nirgendwo im Völkerrecht ist geregelt, dass
dies zu einem Krieg berechtigt, dass ein anderes Land ei-
ner Bevölkerung vorschreiben darf, welche Führung sie
sich zu wählen hat oder welche Führung sie auch ohne
Wahlen haben darf. Man hat es einfach hinzunehmen.

Man kann nicht übersehen, dass Israel diesen verhee-
renden Krieg begonnen hat, bevor Barack Obama als
Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt
ist. Mit dem Kriegstreiber Bush geht so etwas viel leich-
ter. Aber das rechtfertigt diesen Krieg schon gar nicht.

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(C (D (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Oh mein Gott! Unerträglich!)


Leider gibt es Menschen in Israel, die hoffen, mittels
rieg eine Führung im Gazastreifen etablieren zu kön-
en, mit der dann leichter Verhandlungsergebnisse zu er-
eichen wären. Das ist ein Denken in militärischer Lo-
ik, das einem gravierenden Irrtum unterliegt. Dieser
rieg erzeugt so viel Tod, so viele Verletzte, so viel Not
nd Leid, dass daraus Hass in mehreren Generationen
ntstehen wird. Dieser Hass ist der schlechteste Partner
ür einen Frieden. Mit diesem Krieg erreicht man also
as Gegenteil von dem, was nicht wenige in Israel sich
rhoffen. Frieden erfordert Aufbau, kulturellen und
issenschaftlichen Austausch, gegenseitiges Interesse,
espekt und Anerkennung, wie es zum Beispiel der
eltberühmte Dirigent Daniel Barenboim in hervorra-
ender Art und Weise organisiert.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: In dieser Rede möchte er, glaube ich, nicht auftauchen!)


rieden braucht also das völlige Gegenteil von dem, was
in Krieg hervorbringt.

Wir brauchen nicht baldmöglichst einen Waffenstill-
tand, sondern sofort.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ede weitere Stunde Krieg bedeutet weitere Tote und
erletzte, ist inakzeptabel, nicht hinnehmbar. Die israeli-
chen Truppen müssen unverzüglich aus dem Gazastrei-
en abgezogen werden.

Aber wie kommen wir dahin? Wie kann im Nahen
sten endlich Frieden entstehen? Ich sage es hier klar:

ch glaube nicht, dass die Führungen in Israel, im
azastreifen und im Westjordanland in der Lage sind,
iesen so schnell wie möglich selbstständig auszuhan-
eln und zu gewährleisten. Ich glaube auch nicht, dass
ie bisherige Kommission mit Mitgliedern aus den USA,
ussland und der EU dazu in der Lage ist; denn sie hat
ersagt.

Es geht darum, drei Kernbeschlüsse der UNO zu Is-
ael und Palästina umzusetzen:

Erstens. Die UNO hat 1947 beschlossen, die Staaten
srael und Palästina zu bilden. Es gibt einen Staat Israel,
ber niemand weiß, in welchen Grenzen. Nach wie vor
ibt es keinen Staat Palästina.

Zweitens. Die UNO hat 1967 beschlossen, dass die
renzen von 1967 zwischen Israel und Palästina gelten

ollen.

Drittens. Die UNO hat mehrfach zum Waffenstill-
tand, zur Beendigung aller Kriege, zum Frieden aufge-
ufen.

Bundestag und Bundesregierung sollten nun die fünf
tändigen Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten
ationen, das heißt die Vereinigten Staaten von Ame-

ika, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und
ordirland, die Republik Frankreich, die Russische Fö-
eration und die Volksrepublik China, auffordern, ihrer






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
diesbezüglichen Verantwortung in jeder Hinsicht gerecht
zu werden. Der Wechsel zum Präsidenten Barack Obama
in den USA birgt die Chance für einen Neubeginn.

Was wären die Aufgaben der fünf ständigen Mitglie-
der des Sicherheitsrates?

Erstens. Sie haben unter strikter Wahrung des Völker-
rechts einen von ihnen garantierten Gewaltverzicht zwi-
schen Israel und Palästina durchzusetzen. Eine inter-
nationale Friedenstruppe, die sowohl in Israel als auch in
Palästina zu stehen hat, muss die gegenseitige Gewaltlo-
sigkeit gewährleisten. Eine Beteiligung deutscher Solda-
ten kommt für uns schon aus historischen Gründen, aus
den von mir anlässlich des Libanon-Krieges genannten
Gründen, die ich hier nicht wiederholen werde, nicht in
Betracht.

Zweitens. Die fünf ständigen Sicherheitsratsmitglie-
der müssen die Gründung eines lebensfähigen Staates
Palästina in den Grenzen von 1967 durchsetzen. Gebiets-
austausche kommen nur bei gegenseitigem Einverneh-
men von Israel und Palästina infrage.

Drittens. Weltweit, auch unter Beteiligung Deutsch-
lands, muss unverzüglich für Palästina eine Art Marshall-
plan aufgelegt werden, damit der Aufbau beginnen kann.
Die Menschen brauchen Bildung und Arbeit, sie brau-
chen Brot, sie brauchen Ehre und eine Zukunft, die sie
aktiv mitgestalten können, damit für sie Frieden und
nicht Kampf oder Krieg attraktiv wird, damit alle
Aggressoren und Terroristen bei ihnen keine Chance
mehr haben.

Viertens. Unter Einbeziehung vor allem von Ägypten,
Jordanien, Libanon und Syrien ist ein darüber hinausge-
hender Frieden ebenfalls durchzusetzen.

Fünftens. Dann können auch erfolgreiche Verhand-
lungen mit dem Iran geführt werden, statt dass mit Krieg
gedroht wird – um zu entspannen und keine weiteren
Konfliktzuspitzungen zuzulassen.

Alle Menschen in Israel und alle Menschen in Paläs-
tina haben jeweils ein Recht auf einen eigenen Staat in
klaren Grenzen. Sie haben ein Recht auf Frieden, auf Le-
ben, auf Gesundheit, auf Kultur und auf soziale Wohl-
fahrt. Die internationale Gemeinschaft muss aufhören
mit sinnlosen Appellen und beginnen, dies ernsthaft um-
zusetzen.

Gelingt eine Lösung des Nahostkonflikts, gelingt die
Herstellung eines wirklichen Friedens, dann kann der
Hass im Nahen Osten Schritt für Schritt abgebaut wer-
den, dann kann es eine gedeihliche Zusammenarbeit
geben. Dies wären ein großer Fortschritt für die Mensch-
heit und ein wesentlicher Beitrag zur Abrüstung zwi-
schen christlich, jüdisch und islamisch geprägten Län-
dern, auch zwischen der sogenannten Ersten und der
sogenannten Dritten Welt.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Ich gebe das Wort dem Kollegen Jürgen Trittin, ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich laube, wir alle blicken mit Entsetzen auf den Ausbruch nd die Eskalation der Gewalt im Gazastreifen. Für dieenigen, die mit Erschrecken darauf schauen, sage ich, ass diese Gewalt nicht vor 19 Tagen begonnen hat. Sie at auch nicht, wie einige weismachen wollen, vor drei ahren mit der Blockade des Gazastreifens begonnen. ie hat auch nicht aufgehört während der Waffenruhe; enn in dieser Zeit ist es dennoch zu extralegalen Tötunen und zu Raketenangriffen des Islamischen Dschihad ekommen. Die Gewalt ist auch älter als jene sieben ahre, seitdem aus dem Gazastreifen heraus Israel mit aketen angegriffen wird, sieben Jahre, in denen 2 Israelis getötet, über 600 verletzt und Tausende in ngst und Schrecken versetzt wurden. Lassen Sie mich angesichts mancher juristischer Ausührungen hierzu in aller Klarheit sagen: Der Beschuss on Dörfern, die gezielte Attacke von zivilen Personen it Raketen ist ein Kriegsverbrechen. Das ist durch kein ort des Völkerrechts gedeckt, und so muss man das uch behandeln. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619803700
Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619803800

it aller Klarheit: Keine Regierung der Welt kann so et-
as akzeptieren. Jede Regierung ist verpflichtet, eine

olche Bedrohung von der eigenen Bevölkerung abzu-
enden. Es gibt angesichts dieser Situation ein Recht

uf Selbstverteidigung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich sage das mit diesem Nachdruck; denn das festzu-
tellen ist etwas anderes, als den Fehler zu begehen, den
ie Bundeskanzlerin gemacht hat. Sie meinte nämlich, in
ieser Frage Unschuldige und Schuldige benennen zu
üssen, als sie festgestellt hat, dass die Verantwortung

ür die jüngste Entwicklung eindeutig und ausschließlich
ei der Hamas liege. Bei aller Schuld der Hamas, die
iemand in Abrede stellt: Diese einseitige Parteinahme
at nicht dazu beigetragen, diesen Konflikt möglichst
chnell zu beenden, musste sie doch als ein Stück Bestä-
igung der Entscheidung für die kriegerische Lösung
erstanden werden. Ich sage das mit dieser Nachdenk-
ichkeit, weil ich der festen Überzeugung bin, dass man
achdrücklich und glaubwürdig für das Selbstverteidi-
ungsrecht Israels eintreten und dennoch gegen den
rieg im Gazastreifen sein kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Diese Differenzierung müssen wir uns an dieser Stelle
chon erlauben, nicht nur, weil dieser Krieg nicht dazu
eführt hat, dass keine Raketen mehr fliegen – vorges-






(A)



(B) )


Jürgen Trittin
tern sind 19, gestern sind 20 auf Israel niedergegangen –,
sondern auch, weil wir uns ebenso der anderen Seite die-
ses Krieges widmen müssen. Wenn man die Lagebe-
richte des Auswärtigen Amtes als Grundlage nimmt, so
haben die 19 Tage dieses Krieges, der „Operation Blei-
gießen“ heißt – das ist der offizielle Titel –, 976 Tote,
darunter 311 Kinder, und 4 418 Verletzte zur Folge ge-
habt. Man kann, darf und soll nicht Leben gegen Leben
aufrechnen. Aber mir fällt es angesichts dieser Zahlen
schwer, mich mit dem Wort „unverhältnismäßig“ für
diese Reaktion zu begnügen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen brauchen wir einen sofortigen Waffenstill-
stand.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Man kann, lieber Kollege Gysi, ganz lange darüber
streiten, was das Völkerrecht für die einen wie für die
anderen hergibt, und ob es eine so extrem unverhältnis-
mäßige Reaktion rechtfertigt. Sicherlich wird niemand
bestreiten, dass Angriffe auf UN-Konvois, dass At-
tacken auf UN-Hilfswerksschulen, in die mittlerweile
25 000 Menschen flüchten mussten, höchst fragwürdig
sind.

An dieser Stelle ist festzuhalten, dass es sich um eine
doppelte Form der Geiselnahme der Bevölkerung im
Gazastreifen handelt: Die Hamas versteckt ihre Waffen
vielfach in Krankenstationen oder in den Reihen der Zi-
vilbevölkerung, und die Israelis gehen dagegen vor, was
wiederum Opfer unter der Zivilbevölkerung zur Folge
hat. Das große Elend der Menschen und vor allem der
Kinder im Gazastreifen ist der Grund, warum wir jetzt
sehr schnell einen Waffenstillstand brauchen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich meine, seit dem Beschluss des Sicherheitsrates
– es gibt ihn übrigens, lieber Kollege Gysi – ist die Sa-
che klar: Alle weiteren Intensivierungen des Krieges und
jede weitere Rakete sind mit diesem Beschluss des Si-
cherheitsrates unvereinbar.

Ich habe vorhin bereits darauf hingewiesen, dass ich
die Stellungnahme der Bundeskanzlerin für falsch halte.
Ich finde, dass der Bundesaußenminister nach dem De-
saster auf EU-Ebene mit seiner Reise einen richtigen
Schritt gemacht hat. Aber ganz im Ernst frage ich Sie:
Wo ist in diesem Konflikt eigentlich das Nahost-Quartett
geblieben? Wer hat Tony Blair einmal vor Ort gesehen?


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Tja!)


Was ist das für ein Vermittler, meine Damen und Herren,
der in den anderthalb Jahren seiner Tätigkeit nicht ein
einziges Mal im Gazastreifen war?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D An dieser Stelle treibt mich Unruhe um. Natürlich ibt es in den USA zurzeit ein Machtvakuum. Das ist roblematisch, weil wir alle wissen, dass die israelische egierung und die übrigen politischen Kräfte in Israel ehr genau beobachten, was dort passiert. Gerade in eier solchen Situation wäre es die Verantwortung der uropäer und die Verantwortung des Nahost-Quartetts ewesen, zu handeln, statt einfach abzutauchen und sich amit herauszureden, dass man schon einmal in der estbank gewesen ist. Nein, ich wünsche mir hand ungsfähige Europäer. Ich wünsche dem UN-Generalseretär Ban Ki-moon bei seinen Bemühungen, diesen onflikt zu beenden, allen Erfolg. Ich habe kein fertiges Konzept, lieber Kollege Gysi. inen perfekten Plan vorzulegen, fällt mir angesichts der ealität schwer. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber Vorschläge kann man doch wohl machen!)


uf dem Weg zu einem Waffenstillstand müssen aller-
ings zwei Grundsätze beachtet werden: Der erste
rundsatz ist, dass die legitimen Interessen aller Seiten
ewahrt werden müssen. Grundlage eines Waffenstill-
tands muss sein, dass Israel nicht länger beschossen
erden darf und dass der Waffenschmuggel beendet
erden muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der zweite Grundsatz ist das legitime Interesse der
alästinenser, in ihrem Alltagsleben nicht länger einer
trangulierenden und jede wirtschaftliche Entwicklung
ehindernden Blockade ausgesetzt zu sein, übrigens ei-
er Blockade, die den Waffenschmuggel in all den Jah-
en überhaupt nicht hat unterbinden können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Wahrheit ist: Die Hamas ist im Gazastreifen mili-
ärisch nicht zu besiegen. Ob sie tatsächlich die Mehrheit
er Palästinenser repräsentiert oder nicht, das wird viel
her durch die Lebensverhältnisse und durch die politi-
che und wirtschaftliche Entwicklung in der Westbank
ntschieden. Was eine politische Lösung angeht, bin ich
her pessimistisch.

Herr Hoyer, Sie haben zu Recht darauf hingewiesen,
ass das Zeitfenster für eine Zwei-Staaten-Lösung im-
er schmaler wird. Wo sind denn auf israelischer und

uf palästinensischer Seite die Regierungen, die ihrer
evölkerung die dafür notwendigen Kompromisse bei
er Besiedlung, bei der Rückkehr von Flüchtlingen,
eim Gewaltverzicht und bei Gebietsaustauschen zumu-
en können? Wir erleben, dass sich die israelische und
ie palästinensische Gesellschaft in dramatischer Art
nd Weise spalten und polarisieren. Davon zeugen der
alästinensische Bruderkampf und die militanten Aus-
inandersetzungen an israelischen Universitäten zwi-
chen arabischen und jüdischen Israelis. Daran wird
eutlich, dass das Zeitfenster für eine Zwei-Staaten-Lö-
ung immer schmaler wird. Das bedeutet: Wir brauchen
)






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
jetzt einen Waffenstillstand, sonst schließt sich das Zeit-
fenster.

Ich möchte eine Schlussbemerkung machen. Mir ist
es heute nicht leichtgefallen, hier zu reden. Zurzeit fin-
den in diesem Lande Demonstrationen statt: Die einen
zeigen Solidarität mit Israel, die anderen demonstrieren
gegen die Aggression Israels. Es ist zu skandalösen Vor-
gängen bei der Entfernung einer israelischen Flagge in
Duisburg gekommen.


(Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die haben die Flagge verbrannt!)


Ich will ganz persönlich sagen: Ich gehöre zu einer
Generation, die in der Auseinandersetzung mit ihren Vä-
tern über die Aufarbeitung des Holocaust durchgesetzt
hat, dass es in dieser Gesellschaft einen Grundkonsens
über die Solidarität mit und das Selbstbestimmungsrecht
von Israel gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Bundeskanzlerin hat einmal gesagt, das sei Staatsrä-
son. Ich möchte dieses Wort nicht verwenden. Ich wün-
sche mir eine Gesellschaft, in der wir eine solche Räson
nicht einklagen müssen, sondern in der sie als selbstver-
ständlicher Bestandteil der Gemeinschaft der Demokra-
ten verstanden wird.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Das Tragische an den letzten Tagen ist doch, dass die-
ser Krieg dabei ist, dieses Grundverständnis einer extre-
men Belastungsprobe auszusetzen. Ja, wir müssen die-
sen Krieg durch einen sofortigen Waffenstillstand
beenden, um das Elend zu beenden, das damit einher-
geht.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619803900

Herr Kollege Trittin!


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1619804000

Das würde auch dem deutsch-israelischen Verhältnis

und unserer Gesellschaft ein Stück weit helfen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619804100

Das Wort hat der Kollege Hans-Ulrich Klose, SPD-

Fraktion.


Hans-Ulrich Klose (SPD):
Rede ID: ID1619804200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Kollege Trittin, es geht mir wie Ihnen: Ich finde die
Debatte sehr schwierig, und zwar, weil ich ehrlich gesagt
nicht sicher bin, was man angesichts der Lage im Ga-

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(C (D astreifen und in Israel raten soll. Ein Waffenstillstand äre natürlich gut und unter humanitären Gesichtspunk en dringlich, insbesondere aus Sicht der im Gazastreifen eidenden palästinensischen Bevölkerung. Ich bin sicher, ass es einen Waffenstillstand geben wird; aber ich bin icht sicher, ob es ihn schnell geben wird, und ich bin berhaupt nicht sicher, ob es ein nachhaltiger Waffentillstand sein wird. Es war übrigens die Hamas – mehrere Kollegen haen darauf hingewiesen –, die, Herr Kollege Gysi, nach wischenfällen auf beiden Seiten den zuvor von Ägyp en ausgehandelten Waffenstillstand für beendet erklärte. arum sie das tat, ist nicht völlig klar, aber auch nicht so ichtig. Wichtig ist in der Tat, dass etwa seit Mitte De ember wieder Qassam-Raketen und industriell geferigte Raketen mit größerer Reichweite auf Israel abgechossen werden. Was das bedeutet, habe ich mir ähnlich wie andere ollegen im Sommer letzten Jahres in Aschkelon und derot angesehen. Insbesondere die Lage in Sderot war irklich eindrucksvoll. Dort hatte es bis zu diesem Zeitunkt fast 6 000 Raketeneinschläge mit, soweit ich weiß, 5 Toten und nahezu 600 Verletzten gegeben. Ein normaes Leben in einer Gemeinde ist unter solchen Verhältnisen völlig ausgeschlossen; das geht nicht. In Aschkelon aren es weit weniger Einschläge. Damals hatte es dort och keine Toten gegeben. Die Verunsicherung der Menchen war bei weitem noch nicht so weit vorangeschriten wie in Sderot. Beide Städte sind jetzt aber wieder betroffen, außerem große Städte wie Aschdod und Beerscheba. Die eichweite der Raketen ist inzwischen auf etwa 40 Kiloeter gestiegen. Auch aus dem Libanon sind vor ein aar Tagen Raketen auf Israel abgefeuert worden; uch sie hatten eine größere Reichweite. Das heißt doch m Klartext, dass der Streifen Israels, der noch außerhalb er Reichweite von Hisbollah und Hamas liegt, schmaler nd schmaler wird. Es ist nach meiner Einschätzung nur eine Frage der eit, bis das gesamte israelische Territorium gefährdet st. Das geht uns etwas an. Denn – das ist bereits von Ihen, Herr Dr. Hoyer, erwähnt worden – die Sicherheit es jüdischen Staates Israel ist, wie auch die Kanzlerin etont, Bestandteil unserer Staatsräson. Wenn das ernst emeint ist – was ich unterstelle –, dann muss auch aus nserer Sicht ein erneuerter Waffenstillstand dauerhaft nd mit Garantien versehen sein. Die Frage ist, ob sich Hamas jemals darauf einlassen ird. Der Kollege von Klaeden hat aus der Charta der amas zitiert. Ich kann nur allen Kolleginnen und Kolleen empfehlen, das gelegentlich nachzulesen. Ich zitiere och einige Sätze: Israel existiert und wird weiterhin existieren, bis der Islam es ausgelöscht hat, so wie er schon andere Länder vorher ausgelöscht hat. nde des ersten Zitats. Hans-Ulrich Klose Der Dschihad ist die persönliche Pflicht eines jeden Muslim, seit die Feinde Teile des muslimischen Landes geraubt haben. Angesichts des Raubes durch die Juden ist es unvermeidlich, dass ein Banner des Dschihad gehisst wird. Letztes Zitat: Für das Palästina-Problem gibt es keine andere Lösung als den Dschihad. Friedensinitiativen sind reine Zeitverschwendung, eine sinnlose Bemühung. Das war nur eine kleine Auswahl. Ich frage mich, ob man es angesichts solcher Programmaussagen – denn es sind Programmaussagen – den Israelis verdenken kann, dass sie jetzt alles tun, um die Hamas zu entwaffnen und den Waffenschmuggel nach Gaza zu stoppen. Wer diese Frage verneint, also das Selbstverteidigungsrecht Israels anerkennt, muss sich gleichwohl mit dem Argument der Unverhältnismäßigkeit auseinandersetzen. Israel, so wird immer wieder gesagt, reagiere unverhältnismäßig und scheue sich nicht, auf Zivilisten, auch auf Frauen und Kinder, zu schießen. Dieses Argument nehme ich ernst. Denn es geht um das Völkerrecht, dessen allgemein anerkannte Grundsätze bei uns Vorrang vor innerstaatlichem Recht haben. Ich nehme das ernst und bin doch zugegebenermaßen wieder ratlos: Wie sollen denn Zivilisten geschützt werden, wenn sie – wie wir in asymmetrischen Kriegen immer wieder beobachten – von der nichtstaatlichen Kriegspartei als Schutzschilde benutzt werden, wenn Munition und Waffen in Moscheen lagern und Raketen von Balkonen aus Wohnhäusern abgefeuert werden? Wir wissen, dass die Hamas – auch hier dem Beispiel der Hisbollah folgend – genau dies tut, was freilich die israelische Armee nicht von der Verpflichtung entbindet, die Zivilbevölkerung zu schonen. Das ist ein Dilemma, aus dem es keinen militärischen Ausweg gibt. Dieses Dilemma zu erzeugen, ist meines Erachtens das strategische Ziel der Hamas. Hamas will Israel vor den Augen der Welt zum Völkerrechtsbruch verleiten in der Hoffnung, auf diese Weise den politischen Krieg über die Medien zu gewinnen. Dabei scheut sich die Hamas – wie wir schon im Libanon gelernt haben – nicht vor inszenierten Gräuelszenen. Im Libanon war es damals – Sie erinnern sich sicherlich – der Mann mit dem grünen Helm, und im Fall Gaza ist es der vielfach zitierte norwegische Arzt. Lothar Rühl hat neulich in einem interessanten Artikel in der FAZ dieses Dilemma beschrieben. Ich darf kurz aus diesem Artikel zitieren: Die Begrenzung des Krieges ist notwendig, schon aus humanitären Gründen und nach dem Kriegsvölkerrecht, doch eine hohe Kunst mit großem Risiko. Bei fanatischen Feinden wie Hisbollah oder Hamas steigt dieses Risiko wegen der andersartigen Rationalität und den absolut gesetzten Zwecken dieser Kriegsparteien. Das gilt besonders, wenn der Gegner jeden dauerhaften Frieden ablehnt und – wie Hamas – das Existenzrecht Israels nicht anerkennt. „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ bedeutet dann in W g i c l s s r f t u E H d u t e C M h j s i d L d n t z d t s b t l O 1 ü z l n d l M g g h (C (D letzter Konsequenz Verzicht auf Erfolg und Verlust der Fähigkeit zur Abschreckung. enn man sich die Sicherheitslage Israels realitätsbezoen vor Augen führt, muss man sich fragen, ob sie nicht n großem Umfang darauf beruht, dass Israel Abschrekungspotenziale hat. Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. Mein voräufiges Fazit lautet: Wir brauchen einen Waffenstilltand. Aber es muss ein gesicherter Waffenstillstand ein. Deutschland hat Technik und Expertise zur Sicheung der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreien angeboten, Herr Außenminister. Das ist ein erster guer Schritt, reicht aber nicht aus. Das eigentliche Ziel nter Sicherheitsgesichtspunkten ist die kontrollierte ntwaffnung der Hamas. Ein parallel dazu anlaufendes ilfsprogramm für die palästinensische Bevölkerung ist ringlich und könnte zur Versöhnung zwischen Israelis nd Palästinensern beitragen. Auch wir sollten dazu beiragen. Ich sehe keine andere Lösung und auch diese her skeptisch. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Auch heute!)





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Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1619804300

Ich gebe das Wort der Kollegin Dorothee Bär, CDU/

SU-Fraktion.


Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1619804400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Trittin

at es bereits angesprochen – ich denke, das geht heute
edem so –: Es fällt nicht leicht, am heutigen Tag zu die-
er Thematik an das Rednerpult zu treten. Die Situation
m Nahen Osten hat sich seit Jahren zugespitzt. Im Sü-
en Israels und besonders im Gazastreifen hat sich eine
age entwickelt, die schließlich in die Tragödie mün-
ete, die wir derzeit erleben. Ich glaube, es geht nicht
ur mir, sondern wahrscheinlich allen so, die in den letz-
en Tagen – im Gegensatz zu Eckart von Klaeden oder
u unserem Bundesaußenminister – nicht vor Ort waren,
ass wir aufgrund der Bilder zwar einen sehr detaillier-
en Eindruck haben, dass das aber nicht ersetzen kann,
ich direkt vor Ort zu informieren.

Das Leid, das wir sehen, ist groß. Das müssen wir ne-
en möglichen Lösungen dauernd erwähnen. Es gibt un-
erschiedliche Angaben über die Zahl der Opfer. Aber
etztendlich ist es egal, wie viele Opfer es gibt. Jedes
pfer ist eines zu viel. So ist unter anderem von knapp
000 Toten die Rede. Ich möchte dabei die Zahl von

ber 300 Kindern hervorheben. Jedes Kind stellt ein Ein-
elschicksal dar. Jede Familie, die betroffen ist, durch-
ebt eine ganz furchtbare Zeit. Davor dürfen wir auf kei-
en Fall die Augen verschließen, genauso wenig wie vor
en 4 000 Verletzten, den zerstörten Häusern und Schu-
en sowie der mangelnden medizinischen Versorgung.

an sitzt hilflos vor dem Fernseher und sieht Reporta-
en, die zeigen, dass denjenigen, denen vielleicht noch
eholfen werden könnte, oft nicht mehr rechtzeitig ge-
olfen werden kann. Gerade unbeteiligte Zivilisten und






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(B) )


Dorothee Bär
die vielen Helfer vor Ort sind oft die Leidtragenden die-
ses Konflikts.

Die Menschen leben – das wurde bereits angespro-
chen – nicht erst seit einigen Monaten oder seit drei Wo-
chen, sondern schon sehr viel länger mit dieser Bedro-
hung. Wer miterlebt hat, dass Schüleraustausche, die seit
Jahren funktioniert haben, eingestellt wurden bzw. nur
noch einseitig stattgefunden haben, dass zum Beispiel
nur noch israelische Jugendliche zu uns in die Land-
kreise kommen, aber keine deutschen Schüler mehr nach
Israel geschickt werden, hat gemerkt, was das bedeutet.

Wir haben es bei der Hamas mit einer Terrororganisa-
tion zu tun, die die eigene Bevölkerung sehr stark als
Schutzschild missbraucht. Herr Klose hat bereits ange-
sprochen, was das bedeutet und was damit bezweckt
werden soll. Ein Gegner, der sich bewusst in Wohnhäu-
sern verschanzt und in sozialen Einrichtungen verbarri-
kadiert, nimmt nicht nur den Tod unschuldiger Men-
schen bewusst in Kauf, sondern versucht auch, daraus
politisch Kapital zu schlagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb ist das Vorgehen der Hamas auf das Schärfste
zu verurteilen.

Die humanitäre Katastrophe und das Leiden der Zivil-
bevölkerung lassen uns nicht kalt. Deswegen ist es am
wichtigsten, zivile Opfer zu vermeiden und die humani-
täre Versorgung sicherzustellen. Ohne Rücksicht auf
Verluste versucht die Terrororganisation Hamas, mög-
lichst viele palästinensische Opfer zu generieren, um da-
mit den Kampf, vor allem den um die Medien, zu gewin-
nen. Es wurden über 10 000 Raketen in den letzten acht
Jahren auf Israel gerichtet, und wir dürfen nicht dulden,
dass die Hamas die eigene Bevölkerung zugrunde rich-
tet, nur um Israels Ruf in der Weltöffentlichkeit zu rui-
nieren.

Nur mithilfe des vielfach angesprochenen Waffen-
stillstands können die Versorgung der notleidenden Be-
völkerung gewährleistet und weitere Todesopfer auf bei-
den Seiten vermieden werden. Dieser Waffenstillstand
ist besonders wichtig als erster Schritt in einem Frie-
densprozess, der endlich nachhaltig vollendet werden
muss. Deswegen unterstütze auch ich die Initiative
Ägyptens, als Vermittler zwischen Israel und der Hamas
zu fungieren. Ägypten kommt hier – das hat der Bundes-
außenminister angesprochen – als arabischem Anrainer-
staat eine besondere Verantwortung in diesem Konflikt
zu.

Die Angaben über die Zahl der Tunnel variieren. Mir
ist die Zahl von über 800 Tunneln unter der ägyptischen
Grenze bekannt, über die der Gazastreifen mit Waffen
versorgt wird. 500 davon wurden bereits zerstört. Dieser
Waffenschmuggel muss unbedingt unterbunden werden.
Anderenfalls bringt ein weiterer Waffenstillstand keine
Besserung. Die Aussetzung des Feuers würde von der
Hamas lediglich dazu genutzt werden, ihr Waffenarsenal
über die ägyptischen Tunnel wieder aufzustocken. Aus

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(C (D iesem Grund muss Ägypten härter gegen den Schmugel vorgehen. Ägypten ist aber insbesondere als islamisch geprägter taat in der Pflicht. Wir müssen auch aus diesem Grund ie Initiative Ägyptens weiter vorantreiben. Auch andere slamische Länder wie zum Beispiel Syrien, Jordanien nd Saudi-Arabien müssen sich am Nahost-Friedensproess aktiv beteiligen. Ich unterstütze die Initiative unseer Bundeskanzlerin – Ihre Kritik daran, Herr Trittin, ar unberechtigt, wenn auch die Rede sonst ganz gut ar –, gemeinsam mit dem französischen Staatspräsienten in engen Kontakten mit Israel und Ägypten Fortchritte auf dem Weg zu einem Waffenstillstand zu erreihen. Ich begrüße auch die Konkretisierung des von ußenminister Steinmeier bei seiner Reise übermittelten ngebots, insbesondere bei der Unterbindung des chmuggels über die Grenze zum Gazastreifen deutsche nterstützung zu leisten. Der Krieg im Nahen Osten muss endlich ein Ende finen. Für mich ist das unbedingte Bekenntnis zum Exisenzund Selbstverteidigungsrecht Israels wichtig. Das st und bleibt ein Eckpfeiler deutscher, insbesondere hristsozialer und christdemokratischer Außenpolitik. ir brauchen eine nachhaltige Lösung dieses Konflikts; enn dauerhafter Frieden ist nur mit einer politischen, icht allein mit einer militärischen Lösung machbar. Zum Schluss möchte ich noch das positive Engageent Daniel Barenboims würdigen. Damit hat er nicht ur in der unsäglichen Rede von Gregor Gysi Erwähung gefunden. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Dr. Rolf Mützenich ür die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! s gibt keinen Zweifel: Deutschland trägt weiterhin Verntwortung für Israel. Ich bin der festen Überzeugung, ass, wenn Deutsche das Wort „Israel“ in den Mund nehen, es einen anderen Klang hat, als wenn dies andere un; das ist gar keine Frage. Von dieser Schuld, von dieer Verantwortung werden wir uns nie wieder freimahen können. Ich habe daher immer mit großer Skepsis die Diskusionen verfolgt, die wir nach der deutschen Einheit haten, nämlich ob es eine normale Außenpolitik geben ann. Ich glaube, eine normale Außenpolitik, insbesonere gegenüber dieser Region, gegenüber Israel, aber uch unter Berücksichtigung dessen, was dort passiert st, wird es niemals geben können. Auf der anderen Seite age ich gleichzeitig: Man wird diese Schuld selbst urch gute Reden nicht zur Seite drängen, auch nicht ann, wenn man bestimmte Positionen übernimmt und artei ergreift. Selbst in diesem Zusammenhang wird an Schuld nicht abtragen können. Das kann man nur, ndem man Verantwortung übernimmt und konkrete Dr. Rolf Mützenich politische Wege aufzeigt, um die Existenz Israels in der Region sicher zu machen. Ich glaube, da haben wir als Deutsche und da hat die deutsche Sozialdemokratie in den letzten Jahrzehnten eine Menge bewegt. Es kommt darauf an, dass wir bei den Handlungsspielräumen und Handlungsmöglichkeiten, die wir haben, immer wieder das historische Verständnis unserer Schuld in Erinnerung rufen. Ich glaube, Kollege Gysi, es mangelt nicht an politischen Plänen, es mangelt nicht an politischer Schrittfolge, sondern es mangelt in dieser Region an politischem Willen, auch an dem Willen zum Kompromiss. Das ist genau das, was wir brauchen, und nicht neue Pläne. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Uschi Eid [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619804500
Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1619804600




(A) )


(B) )


Ein zweiter Aspekt, den ich gerne ansprechen
möchte, ist die Frage: Hilft es uns wirklich weiter,
Schwarz-Weiß-Bilder zu malen? Hilft es uns wirklich
weiter, über Schuld zu diskutieren? Oder müssen wir
nicht einfach feststellen: „Diese Situation ist nicht
schwarz-weiß, sondern leider grau. Sie hat ganz unter-
schiedliche Facetten, Verantwortungen und Akteure“? –
Deswegen hilft diese – das sage ich ganz bewusst – Ideo-
logisierung der Außenpolitik nicht weiter. Hier sollten
wir gerade in Deutschland aufpassen.


(Beifall bei der SPD)


Wir stehen offensichtlich vor einer Zeitenwende, in der
wir keine Ideologisierung der Außenpolitik von der an-
deren Seite des Atlantiks mehr haben. Die designierte
Außenministerin hat gestern im Senat ausgeführt, dass
sie keine ideologische Außenpolitik mehr betreiben will,
sondern der Diplomatie, der Politik eine Chance geben
will. Deswegen bitte ich darum, die Schwarz-Weiß-
Malerei zu unterlassen und zu überlegen, was wir mit di-
plomatischen Mitteln und einem neuen Realismus errei-
chen können.

Ich richte mich deshalb ganz konkret an den Bundes-
außenminister: Herzlichen Dank, dass Sie vor einigen
Tagen für die humanitäre Waffenruhe eingetreten sind,


(Beifall bei der SPD)


dass Sie eine Reise in diese Region gemacht, dort kon-
krete Angebote und Vorschläge für das Grenzmanage-
ment unterbreitet haben und jetzt wieder dorthin reisen
wollen.

Der dritte Aspekt, den ich ansprechen möchte, ist fol-
gender: Man kann immer wieder über die europäische
Außenpolitik schimpfen. Das tun wir auch; das ist keine
Frage. Aber sollten wir nicht vielleicht lieber darüber
diskutieren, wer zurzeit nicht in der Region ist, wer
keine Verantwortung übernimmt?


(Beifall des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


Ich bin in den 70er-Jahren mit Fernsehbildern groß ge-
worden, auf denen, als Krieg im Nahen Osten herrschte,
der amerikanische Präsident in den Hauptstädten vor Ort
die Gangway der Flugzeuge rauf- und runtergelaufen ist
und die ganze Zeit zu vermitteln versucht hat. Das haben
wir in den letzten sieben Jahren nicht mehr erlebt. Aber

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(C (D as brauchen wir wieder. Deswegen ist mein Appell an ie neue amerikanische Regierung, sich vom ersten Tag n diesem Kernkonflikt im Nahen Osten zu widmen und ösungsvorschläge zu machen. Man kann vielleicht icht in allen Dingen ehrlicher Makler sein, weil man uch Verantwortung für Israel übernimmt, aber nur eine eue amerikanische Administration unter Präsident bama und Außenministerin Clinton wird ausloten, was ier möglich ist. Ich glaube, das Motto „Entspannungsolitik in Zeiten neuer Spannungen“ ist für diese Region enau richtig. Wir brauchen Entspannungspolitik, wir rauchen Diplomatie, wir brauchen Kraftanstrengungen, m die vorliegenden Pläne umzusetzen. Ich glaube, enn die deutsche Bundesregierung das unterstützt, tun ir eine Menge dafür. Der vierte Aspekt: Langfristig werden wir die Hamas, ie Hisbollah und den Iran in dieser Region nur dann olitisch schwächen können, wenn der palästinensische taat Wirklichkeit wird. Das ist, glaube ich, das richtige olitische Mittel, um die Kräfte, die zu Gewalt bereit nd auch fähig sind, zu schwächen. Wir brauchen einen ebensfähigen palästinensischen Staat. Ich glaube, es war in großer Fehler, dass wir nicht auf den Vorschlag, verittelt insbesondere von Saudi-Arabien und der Arabi chen Liga, eingegangen sind. Es war ein historischer orschlag, als sich alle arabischen Staaten bereit erklärt aben, mit Israel – in den Grenzen von 1967 – Frieden u schließen. Das wird für Israel schwer sein; gar keine rage. Vielleicht wird es auch nicht genau diese Grenziehung sein. Dies ist mir und auch den moderaten arabichen Staaten bewusst. Aber dass über diesen Vorschlag er arabischen Staaten zu wenig gesprochen und dass nsbesondere zu wenig gehandelt worden ist, ist die roße Nachlässigkeit insbesondere der USA, vielleicht uch Israels. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Mut ufgebracht worden wäre. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


(Beifall bei der SPD und der FDP)


Zum Schluss – wenn ich dies noch sagen darf –: Ich
eiß, dass die Hamas ein gewaltbereiter Akteur ist. Lei-
er herrscht in dieser Region immer Gewalt; nicht nur
ie Hamas hat Gewalt in diese Region getragen. Wir
üssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die Hamas

ei den letzten Wahlen eine politische Mehrheit gehabt
at. Auch mit diesem Faktum müssen wir umgehen.

Ich glaube, wir täten gut daran, zu versuchen, mit den
onkreten Schritten, die Sie vorgeschlagen haben, Herr
teinmeier, ein neues Verhältnis zu unterschiedlichen
kteuren aufzubauen. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall

ine gute Reise, und ich hoffe, Sie haben Erfolg.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619804700

Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege

hilipp Mißfelder für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Philipp Mißfelder (CDU):
Rede ID: ID1619804800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Bilder, die uns tagtäglich erreichen, schockieren uns
und tragen dazu bei, dass der Nahostkonflikt auch hier
auf der Tagesordnung steht und die Gemüter der Men-
schen in Deutschland sehr bewegt.

Ich glaube, dass in dieser Debatte sehr gut zum Aus-
druck gekommen ist, mit welchen Unterschieden die
einzelnen Fraktionen zu diesem Konflikt stehen. Ich be-
grüße – mit Ausnahme der Positionierung der Linkspar-
tei hier – alle Statements der Vorredner. Herr Dr. Gysi,
auch wenn Sie versucht haben, das in eine rhetorisch ge-
schickte Form zu kleiden – was keine seltene Eigen-
schaft von Ihnen ist –, muss ich wirklich sagen: Ich habe
von Ihnen heute deutlichere Worte zur Positionierung
der Linkspartei erwartet, auch was das Selbstverteidi-
gungsrecht Israels angeht. Ich habe mir schon ge-
wünscht, dass sich Ihre Partei abgrenzt und deutlich sagt,
wie sie zu den Demonstrationen in Deutschland steht, an
denen auch der eine oder andere von der Linkspartei teil-
nimmt. Ich hätte mir von Ihnen wesentlich härtere Aus-
sagen gewünscht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD])


Ursache und Wirkung dürfen bei diesem Krieg nicht
verwechselt werden; das hat die Bundeskanzlerin aus
meiner Sicht zu Recht gesagt. Wir erleben, dass die ein-
zige Demokratie im Nahen Osten, nämlich Israel, unter
Druck gerät und dass von der Hamas versucht wird, die
Zivilbevölkerung dauerhaft zu terrorisieren. Es ist von
Vorrednern schon gesagt worden: Es geht nicht nur um
die Gebiete, die jetzt beschossen werden; vielmehr
nimmt die Reichweite der Raketen teilweise zu. Es ist
das Ziel der Terroristen, ganz Israel unbewohnbar zu
machen. Das stimmt nicht mit unserer Staatsräson über-
ein. Wir bekennen uns ganz klar zum Existenzrecht Isra-
els und unterstützen dies; deshalb sind wir bereit, dort an
der Seite Israels Partei zu ergreifen.

Seit dem Abzug der israelischen Armee aus dem Ga-
zastreifen im Jahr 2005 haben Kämpfer der Hamas Israel
bis zum heutigen Tag mit Tausenden von Raketen be-
schossen. Allein im vergangenen Jahr sind 1 570 Raketen
und 1 500 Mörsergranaten abgefeuert worden. Dieser
Terror kann eine demokratische Gesellschaft beeinflus-
sen und in ihr selbst Erosionsprozesse lostreten. Genau
das ist das Ziel, das die Terroristen verfolgen. Teilweise
haben sie es auch erreicht: Heute stellt man fest, dass der
Entschluss, nach Israel zu ziehen, bei jungen Israelis, die
auch den Pass eines anderen Staates haben, gar nicht so
ausgeprägt ist. Vielmehr sagen viele: Ich bleibe lieber in
dem Land, in dem ich sicher bin. – Allein die Tatsache,
dass junge Leute heute ihrer eigenen Sicherheit zuliebe
nicht bereit sind, in Israel zu leben, ist für uns eine Ver-
pflichtung, uns für diesen Friedensprozess einzusetzen
und zu versuchen, ihn wieder auf den richtigen Weg zu
bringen.

Ich begrüße die Initiativen, die auf europäischer
Ebene ergriffen werden. Ich begrüße das, was unsere
Bundeskanzlerin mit dem französischen Staatspräsiden-

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(C (D en vereinbart hat, und auch das aktive Handeln des Bunesaußenministers in den vergangenen Tagen und bei er heute anzutretenden Reise. Wir in Deutschland müsen aber auch sehen, wie sich die innerdeutsche Debatte ntwickelt. Ich habe versucht, herauszufinden, wie die einungsbildung in anderen europäischen Ländern aus ieht; das ist relativ schwierig. Allerdings stellt man eute fest, dass die Ressentiments gegenüber Israel auch n Deutschland nach wie vor sehr stark ausgeprägt sind. uch jüngste Umfragen – sie sind vom heutigen Tag – eigen, wie kritisch unsere eigene Bevölkerung das ieht. Deshalb müssen wir an dieser Stelle deutlich mahen – dabei spielen der Deutsche Bundestag als Organ nd die einzelnen Parlamentarier eine große Rolle –, ass zu unserer Staatsräson das Existenzrecht Israels geört und dass wir deshalb keinerlei Verbrüderung oder ympathie mit Terroristen zulassen dürfen. Es gibt befremdliche Vorgänge; Herr Trittin hat es orhin schon angesprochen. Wenn bei einer Demonstraion in Duisburg eine Israel-Fahne aus dem Fenster geängt wird, Steine fliegen und die Polizei mit Blick auf en wütenden Mob schon fast in vorauseilendem Gehoram nicht als Erstes die Steinewerfer festnimmt, sondern ersucht, in die Wohnung hineinzukommen, um die ahne einzuholen, dann muss ich mich wirklich fragen, elche Außenwirkung dieser Vorgang hat. Herr Trittin, ch bin Ihnen dankbar, dass Sie es angesprochen haben. o etwas darf sich nicht wiederholen. (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir dürfen Ursache und Wirkung nicht verwechseln.
eshalb müssen wir immer auf die Geschichte der
amas blicken, die an vielen Stellen deutlich gemacht
at, wie sie sich politische Agitation vorstellt. In der
ründungscharta der Hamas – Herr Kollege Klose und
err Kollege von Klaeden haben sie bereits zitiert; ich
ill es auch tun – steht:

Friedensinitiativen und sogenannte Friedensideen
oder internationale Konferenzen widersprechen
dem Grundsatz der Islamischen Widerstandsbewe-
gung. ... Für das Palästina-Problem gibt es keine an-
dere Lösung als den Jihad.

olange das die Position der Hamas ist, gibt es keine
öglichkeit, in direkte Verhandlungen mit ihr zu treten.
nsere Fraktion ist der Meinung, dass ein Friedenspro-

ess in Gang zu bringen ist, aber dafür bestimmte Vo-
aussetzungen gegeben sein müssen. Die Voraussetzung
ann nicht sein, das politische Programm der Hamas zu
kzeptieren.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1619804900

Ich schließe die Aussprache.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.






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Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 21. Januar 2009, 13 Uhr,
ein.

Die Sitzung ist geschlossen.