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ID1619800500

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/198 Deutscher Bundestag 21459 C Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Matthias Platzeck, Ministerpräsident (Brandenburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 21436 B 21438 A 21440 B 21442 A 21443 B 21444 D 21446 C 21448 B 21461 B 21462 C 21463 D 21465 A 21466 A 21467 A Stenografisch 198. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Joachim Poß, Klaus Brandner, Dr. Wolfgang Gerhardt und Norbert Geis . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Dr. Eva Högl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zu den Maßnah- men der Bundesregierung zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . A S T D D E D J 21425 B 21425 B 21425 C 21425 D 21431 A 21433 A er Bericht ung 14. Januar 2009 t : ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tanislaw Tillich, Ministerpräsident (Sachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 2: Vereinbarte Debatte: Aktuelle Lage im Nahen Osten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21449 B 21450 D 21452 A 21452 B 21454 A 21455 D 21457 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 21425 (A) ) (B) ) 198. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 11.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 21467 (A) ) (B) ) DIE GRÜNEN DIE GRÜNEN Heß, Petra SPD 14.01.2009 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ 14.01.2009 Lopez, Helga SPD 14.01.2009 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ 14.01.2009 Anlage Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 14.01.2009 Ahrendt, Christian FDP 14.01.2009 Bahr (Münster), Daniel FDP 14.01.2009 Barth, Uwe FDP 14.01.2009 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 14.01.2009 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 14.01.2009 Beckmeyer, Uwe SPD 14.01.2009 Bodewig, Kurt SPD 14.01.2009* Brüderle, Rainer FDP 14.01.2009 Brüning, Monika CDU/CSU 14.01.2009 Bülow, Marco SPD 14.01.2009 Connemann, Gitta CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 14.01.2009 Dyckmans, Mechthild FDP 14.01.2009 Edathy, Sebastian SPD 14.01.2009 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 14.01.2009 Gabriel, Sigmar SPD 14.01.2009 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.01.2009 Göppel, Josef CDU/CSU 14.01.2009 Gradistanac, Renate SPD 14.01.2009 Granold, Ute CDU/CSU 14.01.2009 Grasedieck, Dieter SPD 14.01.2009 Hänsel, Heike DIE LINKE 14.01.2009 Haibach, Holger CDU/CSU 14.01.2009 H H H H H J K D K K K K K K D K L D L L L D L A (C (D Anlage zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten inz (Essen), Petra SPD 14.01.2009 inz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 ofbauer, Klaus CDU/CSU 14.01.2009 off, Elke FDP 14.01.2009 üppe, Hubert CDU/CSU 14.01.2009 uratovic, Josip SPD 14.01.2009 auch, Michael FDP 14.01.2009 r. Kofler, Bärbel SPD 14.01.2009 olbow, Walter SPD 14.01.2009 ortmann, Karin SPD 14.01.2009 ossendey, Thomas CDU/CSU 14.01.2009 ramer, Rolf SPD 14.01.2009 ramme, Anette SPD 14.01.2009 retschmer, Michael CDU/CSU 14.01.2009 r. Küster, Uwe SPD 14.01.2009 urth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 ämmel, Andreas G. CDU/CSU 14.01.2009 r. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 14.01.2009** aurischk, Sibylle FDP 14.01.2009 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 14.01.2009 ink (Heilbronn), Michael FDP 14.01.2009 r. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 14.01.2009 ips, Patricia CDU/CSU 14.01.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 21468 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 (A) (C) (B) ) Mahlberg, Thomas CDU/CSU 14.01.2009 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Mast, Katja SPD 14.01.2009 Mattheis, Hilde SPD 14.01.2009 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 14.01.2009 Müller (Düsseldorf), Michael SPD 14.01.2009 Naumann, Kersten DIE LINKE 14.01.2009 Niebel, Dirk FDP 14.01.2009 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Rupprecht (Weiden), Albert CDU/CSU 14.01.2009 Scharf, Hermann-Josef CDU/CSU 14.01.2009 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Schmidt, Frank SPD 14.01.2009 Schmidt (Mülheim), Andreas CDU/CSU 14.01.2009 Schwabe, Frank SPD 14.01.2009 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 14.01.2009 Spieth, Frank DIE LINKE 14.01.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * ** Otto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 14.01.2009 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 14.01.2009 Piltz, Gisela FDP 14.01.2009 Rauen, Peter CDU/CSU 14.01.2009 Reiche (Cottbus), Steffen SPD 14.01.2009 Reichenbach, Gerold SPD 14.01.2009 Röspel, René SPD 14.01.2009 D T T U W W D (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der Westeuropäischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO r. Stinner, Rainer FDP 14.01.2009 auss, Jörg SPD 14.01.2009 euchner, Jella SPD 14.01.2009 lrich, Alexander DIE LINKE 14.01.2009 aitz, Christoph FDP 14.01.2009 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 14.01.2009 r. Wodarg, Wolfgang SPD 14.01.2009 198. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Norbert Lammert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    Nächster Redner ist der Bundesminister des Auswär-

    igen, Frank-Walter Steinmeier.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







    (A) )



    (B) )

    Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
    Auswärtigen:

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
    Herren! Wir leben in der Tat, Herr Westerwelle, in au-
    ßergewöhnlichen Zeiten. Die Weltwirtschaft ist in die
    schwerste Krise seit 80 Jahren gerutscht, und – das ist
    wichtig zu sagen – diese Krise wird um uns, wird auch
    um unser Land keinen Bogen machen. In dieser Situa-
    tion muss allen klar sein: Abwarten war und ist keine
    Option. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Krise gera-
    dezu wie ein Tsunami unsere industriellen Strukturen
    zerstört, dass wettbewerbsfähige Unternehmen schließen
    müssen, dass Entlassungswellen unser Land erschüttern.
    Deswegen muss und musste die Bundesregierung han-
    deln, und zwar schnell und entschlossen. Genau das ha-
    ben wir getan.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wer nach der Schuld fragt, liegt falsch. Es ist ja so:
    Weder die Ursachen der Finanzmarktkrise noch die Ur-
    sachen der Wirtschaftskrise kommen von hier oder sind
    hausgemacht. Wir können aber sehr wohl bei uns zu
    Hause etwas gegen die Krise und vor allen Dingen gegen
    die Folgen dieser Krise tun. Deshalb und nur deshalb
    verstärken wir öffentliche Investitionen. Wir sichern da-
    durch Arbeitsplätze. Wir verhindern Entlassungen durch
    Qualifizierung, durch Umschulung, durch Erweiterung
    und Erleichterung von Kurzarbeit. Wir entlasten Arbeit-
    nehmer und Arbeitgeber. Wir stärken private Nachfrage.
    Wir unterstützen Familien und Kinder. Das alles sind
    Maßnahmen, die sinnvoll und vernünftig sind, weil sie
    die Krisenfolgen abmildern, und das ist notwendig.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir mussten in diesen letzten drei Monaten ein ums
    andere Mal erleben, dass Märkte und noch mehr die Ak-
    teure und Claqueure auf diesen Märkten versagt haben.
    Wenn sie nicht weiterwussten und gar nichts mehr ging
    – das haben wir erlebt –, dann erscholl der Ruf nach dem
    Staat. Ich sage Ihnen angesichts von Finanzkrise und
    Wirtschaftskrise ganz ehrlich: Ich finde es sehr beruhi-
    gend, dass der Staat in Deutschland handlungsfähig ist
    und dass sich die Politik auch in diesen schwierigen Zei-
    ten ihrer Verantwortung stellt, nicht ausweicht, sondern
    das tut, was von ihr erwartet wird. Das ist gut für
    Deutschland. Das ist gut für die Politik in Deutschland.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir legen Ihnen heute in der Tat das größte Konjunk-
    tur- und Stabilitätsprogramm in der Geschichte der Bun-
    desrepublik vor. Es ist kein Diskussionsbeitrag, kein Pa-
    laver, sondern ein in den letzten drei bis vier Wochen gut
    vorbereitetes Paket. Nur so vorzugehen, das ist der Situa-
    tion angemessen.

    Ich sage mit großem Ernst – das meine ich auch so –:
    In diesem Jahr muss sich Politik bewähren. Politik muss
    Substanz liefern, muss Mut zur Verantwortung zeigen.
    Mit Show und Mätzchen werden wir in diesem Jahr ganz
    sicherlich nicht durchkommen.

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    (C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Herr Westerwelle, ich schätze Sie – Sie wissen das –
    ls politischen Gesprächspartner.


    (Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist ein Irrtum!)


    ch sage Ihnen aber ebenso deutlich: Mit Spötterei wer-
    en Sie hier nicht durchkommen.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    ch habe die von Ihnen verwendeten Begriffe einmal
    itgeschrieben: Wahlkampfklingelei, Schrott, Wettbe-
    erb der Hilflosigkeit, Flickschusterei. Sie können diese

    iesige Kraftanstrengung, die wir hier unternehmen, mit
    olchen Begriffen belegen. Helfen – das prophezeie ich
    hnen – wird Ihnen das politisch nicht. Deswegen sage
    ch Ihnen, Herr Westerwelle: Die FDP ist an den wichti-
    en Weggabelungen dieser Republik immer den Weg der
    ernunft gegangen. Ich hoffe und setze darauf, dass das
    uch bei dieser Anstrengung so sein wird.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich bin froh, dass wir in den letzten Jahren – das war
    icht immer ganz einfach, wie sich sicherlich alle erin-
    ern können – den Weg gegangen sind, unser Land zu
    odernisieren. Die Früchte dieser Politik sind eine

    tarke Wirtschaft, wie wir sie heute haben, Sozialkassen,
    ie wieder Reserven angesammelt haben – 17 Milliarden
    uro allein bei der Bundesagentur für Arbeit –, und kon-
    olidierte Haushalte. Nur diese Früchte unserer Politik
    ersetzen uns jetzt in den Stand, entschlossen zu han-
    eln.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    as zeigt wieder einmal: Politik muss auf Langfristig-
    eit angelegt sein. Das zahlt sich aus; nur dadurch wird
    olitik handlungsfähig.


    (Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


    Meine Damen und Herren, 50 Milliarden Euro sind in
    er Tat eine gewaltige Summe. Aber nicht allein die
    umme ist ein entscheidendes Merkmal dieses Konjunk-

    urprogramms. Vielmehr ist entscheidend, dass das Kon-
    unkturprogramm sinnvoll, wirksam und gründlich
    urchdacht ist. Wir reagieren eben nicht nur auf die
    rise, sondern wir nutzen sie ganz bewusst. Wir wollen
    nser Land auch in dieser Krise moderner machen. Des-
    alb darf man bei diesem Konjunkturprogramm nicht
    ur sehen, dass es mit 50 Milliarden Euro ausgestattet
    st, sondern man muss auch feststellen, dass es ein intel-
    igentes Konjunkturprogramm ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Wir legen mit diesem Programm einen Mix von Maß-
    ahmen vor, die sich gegenseitig verstärken und erst in
    er Kombination wirken. Wir investieren in Infrastruk-
    ur. Wir sichern und fördern Beschäftigung. Wir geben
    nreize für mehr Konsum. Wir gehen gezielt in die För-
    erung von Innovationen. Außerdem tun wir etwas für
    ie ökologische Erneuerung: durch die Umweltprämie






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
    für Altfahrzeuge, die Neuordnung der Kfz-Steuer, Maß-
    nahmen zur Energieeffizienz in den Gebäuden, die For-
    schungsprämie. Alle Maßnahmen zusammen dienen
    dazu, dass unsere Wirtschaft beim nächsten Aufschwung
    in den Zukunftsmärkten wieder vorne liegt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Nicht zuletzt ist dieses Programm auch ein klares Sig-
    nal an die Länder in Europa, nämlich das Signal: Wir
    nehmen unsere Verantwortung als stärkste Volkswirt-
    schaft in der Europäischen Union an. Wir nehmen Geld
    in die Hand, um diese schwierige Zeit durchstehen zu
    können, gemeinsam mit den anderen Europäern. Da-
    rüber reden wir in Europa.

    Europa ist wichtig; aber in dieser Situation, in der wir
    über ein nationales Programm reden, ist es vielleicht
    noch wichtiger, eine gemeinsame Kraftanstrengung in
    Deutschland, und zwar in der ganzen Gesellschaft, ein-
    zufordern. Politik kann diese Krise am Ende nicht allein
    bewältigen. Aber Politik kann – das habe ich gestern ge-
    sagt – in einer solchen Situation Vorbild sein, und das
    werden wir jetzt zeigen. Wie das geht, haben wir mit un-
    serem kommunalen Infrastrukturprogramm demons-
    triert. Das ist ein Bündnis mit Ländern und Kommunen,
    das für mich, auch im Sinne der Vorbildfunktion, ein
    Herzstück des gesamten Konjunkturpakets ist.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Bund gibt 10 Milliarden Euro, um in den Kom-
    munen eine Welle von Aufträgen für Handwerker und
    Bauwirtschaft auszulösen und Arbeitsplätze zu sichern.
    Wir betonen: Der Schwerpunkt soll darauf liegen, Kin-
    dergärten und Schulen zu verbessern. Denn da ist, wie
    wir alle wissen, noch viel zu tun. Noch nie in der Ge-
    schichte – das haben uns die Repräsentanten der Kom-
    munen gesagt – hat es einen solchen Schulterschluss von
    Bund, Ländern und Gemeinden wie in diesem Pro-
    gramm gegeben.

    Nachdem das gelungen ist, appelliere ich an alle, die
    jetzt an der Umsetzung arbeiten: Verzetteln wir uns bitte
    nicht wieder in ein Gezerre um Zuständigkeiten! Han-
    deln wir gemeinsam, so wie die Menschen es von uns er-
    warten! Genau so – und nur so – schaffen wir Vertrauen
    in diesem Lande.


    (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


    Ich bleibe auch dabei: Unser Programm hat zwei Be-
    standteile. Aus meiner Sicht sind es zwei Seiten dersel-
    ben Medaille. Wir geben jetzt einen kräftigen Impuls für
    die Konjunktur. Aber wir müssen mit Beginn des nächs-
    ten Aufschwungs genauso entschieden gegensteuern.
    Neuverschuldung und Tilgung gehören zusammen.
    Entsprechend zu handeln, sind wir uns und der nächsten
    Generation schuldig. Deshalb müssen wir es schaffen.

    Herr Westerwelle, wenn ich das noch ergänzen darf:
    Ich habe die feste Absicht, das noch zu erleben.


    (Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


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    (C (D enn ich mich erinnere, hat das Abtragen der Schulden es Erblastentilgungsfonds 14 Jahre gedauert. In 14 Jahen wäre ich 67 Jahre alt. Diese Lebenserwartung muss ir auch die Opposition zugestehen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Aber nicht mehr im Amt! – Gegenrufe von der SPD: Oh!)


    Ich sage noch etwas dazu, warum ich dieses Konjunk-
    urpaket wirklich für einen großen politischen Erfolg
    alte. Wir zeigen damit, dass sich wirtschaftliche Not-
    endigkeit und soziale Gerechtigkeit in diesem Paket er-
    änzen. Davon profitieren auch all die Menschen über-
    urchschnittlich, die in den letzten Jahren weniger zum
    uge gekommen sind: Menschen, die arbeiten gehen,
    amilien mit Kindern, 17 Millionen Rentner und auch
    ie 6- bis 13-jährigen Kinder von Langzeitarbeitslosen.


    (Beifall bei der SPD)


    Wir sind dafür eingetreten, dass vor allen Dingen die
    enschen mit kleinen und mittleren Einkommen von

    en Maßnahmen profitieren. Das erwartet man auch von
    ozialdemokraten. Darüber hinaus ist es auch unter
    onjunkturgesichtspunkten hochvernünftig. Warum?
    eil in einer Flaute nur die Maßnahmen wirksam sind,

    ei denen zusätzliches Geld tatsächlich im Konsum lan-
    et und eben nicht auf dem Sparbuch. Das ist der Grund,
    arum wir Bezieher kleiner Einkommen besonders be-
    ünstigen wollen. Sie wissen, am liebsten hätten wir es
    ber eine Senkung der Abgaben gemacht. Aber wenn es
    chon über Steuerentlastungen erfolgen soll, dann soll
    ies möglichst für die kleinen und mittleren Einkommen
    elten.

    Unter dem Strich kann man sagen: Gute Konjunktur-
    olitik und eine sozial gerechte Politik gehen zusammen;
    ie müssen kein Widerspruch sein. Das beweist unser
    aket. Deshalb kann ich dieses Paket nicht nur gut ver-

    reten, sondern bin hochzufrieden mit dem Gesamtergeb-
    is.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    So wichtig dieses Konjunkturpaket auch ist, es kann,
    emessen an den politischen Aufgaben, die vor uns lie-
    en, nur ein Zwischenschritt sein. Die Menschen erwar-
    en von der Politik ganz sicherlich Maßnahmen zur Stüt-
    ung der Konjunktur. Wenn wir – wie auch viele
    enschen im Lande – in dieser Situation von einer Zei-

    enwende sprechen, dann wollen sie wissen: Wie geht es
    arüber hinaus weiter? Wie stellen wir sicher, dass so et-
    as nicht noch einmal vorkommt? Wie sieht der politi-

    che Rahmen aus, mit dem wir wirksam dafür sorgen,
    ass der Ehrliche nicht der Dumme ist? Es geht um ei-
    en Rahmen, in dem wir die Stellschrauben so ausrich-
    en, dass Unternehmen wieder langfristig denken und
    angfristig investieren. Dafür zu arbeiten, dass ein sol-
    her Rahmen mit klaren Regeln und Maßgaben entsteht,
    as wird die große Aufgabe in diesem Jahr sein.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
    Wir können und müssen uns dabei klarmachen: Die
    Gründe für die Finanzkrise liegen ganz sicherlich in der
    übergroßen Risikobereitschaft und auch in der übergro-
    ßen Gier vieler Einzelner. Aber die Ursache ist natürlich
    eine andere: Dies war ein Finanzwirtschaftssystem, das
    auf dieses Verhalten nicht ausgelegt war, das Tür und
    Tor geöffnet und sogar Anreize für unverantwortliches
    Verhalten geboten hat. Mit anderen Worten: Wer eine
    Rendite von 25 Prozent erbringen muss, weil er anderen-
    falls seinen Job in der Finanzwelt verliert, handelt eben
    nicht so, wie das dem langfristigen Interesse der Unter-
    nehmen entspricht.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Darin liegt die Ursache der Krise. Da müssen wir heran.

    Diese Weltwirtschaftskrise konnte nur entstehen, weil
    in der internationalen Finanzwirtschaft ein Markt ohne
    Regeln mit zu wenig Aufsicht und zu wenigen Kontroll-
    mechanismen bestand, ein Markt, der sich seine Regeln
    sozusagen selber geschrieben hat. Sie wissen, nationale
    Politik allein ist dagegen machtlos.


    (Zurufe von der LINKEN: Oh!)


    Auf der internationalen Ebene bestand über viele Jahre
    hinweg nicht nur Handlungsunfähigkeit, sondern, wenn
    ich es richtig in Erinnerung habe – der Finanzminister
    wird es bestätigen –, Handlungsunwilligkeit.

    Jetzt, da wir eine Phase haben, in der Einsicht
    herrscht, könnte darin eine historische Chance liegen,
    die wir nutzen müssen. Wir müssen jetzt mit aller Kraft
    an einer Weltwirtschaftsordnung arbeiten, die Krisen
    dieses Ausmaßes in Zukunft verhindert.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Das geht nur international. Wer Markt und Gemeinwohl
    in eine neue Balance bringen will, muss noch viel stärker
    als bisher international handeln. Er muss sich in den zen-
    tralen Feldern der Wirtschafts-, der Finanz-, der Sozial-
    und der Umweltpolitik enger abstimmen. Deshalb ist es
    gut, dass sich die G-20-Staaten zusammengefunden ha-
    ben. Es ist gut, dass wir uns auf der europäischen Ebene
    vorher abstimmen und dann möglichst mit einer Stimme
    sprechen.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Aber ich sage auch: Die Nachricht von der neuen
    Zeit, die neue Antworten verlangt, muss auch in Brüssel
    bei den Institutionen der Europäischen Union ankom-
    men. Wenn die Europäische Union eine gute Zukunft ha-
    ben soll, dann dürfen die Kommissare und die leitenden
    Angestellten der Europäischen Union nicht mehr länger
    nur allein – auch das muss natürlich sein – das Lied vom
    ungehinderten Wettbewerb und vom freien Binnenmarkt
    singen, sondern müssen realisieren, dass etwas passiert
    ist. Die Menschen erwarten mehr, und deshalb muss
    auch Europa mehr leisten.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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    (C (D Krisenzeiten sind Gestaltungszeiten. Das gilt für jedes and, für jede Regierung und auch für jede Partei. Die ächsten 18 bis 24 Monate werden – ich bin mir da sehr icher – darüber entscheiden, wie die Weltwirtschaftsrdnung und die Gesellschaftsordnung in der Zukunft ussehen werden, jene Ordnungen, in denen unsere Kiner leben werden. Dies ist natürlich eine Aufgabe der undesregierung. Diese Aufgabe nehmen wir an. Wir erden schon im März bei der nächsten Zusammenkunft es Koalitionsausschusses auf der nationalen Ebene daüber beraten, was wir tun müssen, um Regeln für Transarenz und Kontrolle auf den Finanzmärkten zu schafen, und wie wir mit Managergehältern umgehen. All as werden wir tun. Aber dies, worüber ich rede, ist naürlich nicht nur eine Aufgabe der Politik und der Regieungen. Dies ist auch eine Aufgabe der Verbände, der irchen, der Gewerkschaften, also der ganzen Zivilge ellschaft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    ir sollten in diesem Zusammenhang einen engen Dia-
    og nicht nur mit der Opposition hier im Hause, sondern
    uch mit der Zivilgesellschaft als Ganzes führen. Ich bin
    ir sicher, dass das geht.

    Diesen Appell möchte ich auch an die Verantwortli-
    hen in der Wirtschaft richten. Das, was diese Krise aus-
    acht, ist eine tiefgreifende Legitimationskrise der in-

    wischen globalisierten Marktwirtschaft. Eine solche
    rise kann die Politik nicht allein überwinden. In den
    ielen Gesprächen, die ich in der letzten Zeit mit Wirt-
    chaftsvertretern führte, bemerkte ich, dass sie spüren,
    ass man hier etwas tut. Auch dort gibt es Bewegung,
    ewegung in den Köpfen. Auch dort suchen viele nach
    euen Orientierungen. Es gibt Manager in der Leitungs-
    bene, die erkennen, dass der kurzfristige Renditedruck
    es Kapitalmarktes die Unternehmen nicht immer nach
    orne gebracht hat, und deshalb für eine Neuordnung der
    ärkte offen sind. Ich finde es schade, dass sich bisher

    ur wenige aus der Wirtschaft öffentlich an dieser Dis-
    ussion beteiligen. Ich bin mir sicher, dass wir eine sol-
    he Diskussion brauchen, insbesondere in einer solchen
    ituation, in der deutlich wird, dass Fehler, die in der
    ergangenheit gemacht wurden, die Legitimität des
    irtschaftssystems und vor allen Dingen die Legitimität

    es politischen Rahmens, der dieses System trägt, be-
    ührt oder sogar beschädigt haben.

    Deshalb sage ich: Das Bekenntnis zur sozialen Markt-
    irtschaft ist notwendig – das fällt uns leicht –; aber das
    ekenntnis allein – da bin ich mir sicher – wird nicht
    usreichen.


    (Beifall bei der SPD – Andrea Nahles [SPD]: Richtig!)


    enn wir den Vertrauensverlust wirklich aufarbeiten
    ollen, dann müssen wir um Zustimmung und Akzep-

    anz werben. Ich bin überzeugt: Erfolgreich wird dieses
    erben nur dann sein – es gibt eine einzige Vorausset-

    ung –, wenn unser Handeln, auch unser Wirtschaften
    en Maximen dieser sozialen Marktwirtschaft wirklich






    (A) )



    (B) )


    Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
    entspricht, das heißt, wenn Rücksicht auf die Menschen
    genommen wird, auch und gerade in Zeiten der Krise.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Mich beeindruckt – damit komme ich zum Schluss –,
    dass einzelne Unternehmen – Siemens gehört dazu – ihre
    aus dem Unternehmen heraus verursachte Krise dazu
    nutzen, sich neu zu erfinden und neue Regeln der Nach-
    haltigkeit und Transparenz aufstellen, dabei aber eben
    auch – deshalb komme ich an dieser Stelle darauf zu
    sprechen – Arbeitsplätze garantieren und auf betriebsbe-
    dingte Kündigungen verzichten. Das nenne ich Verant-
    wortung für das Gemeinwohl in der Krise. Ich würde da-
    von in der deutschen Wirtschaft gerne noch mehr sehen,
    damit die Menschen merken: Auch die Wirtschaft meint
    es in dieser Situation ernst.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


    Der Weg durch eine solche Krise ist nicht einfach. Er
    bedarf einer Richtung. Wir sind im Augenblick gemein-
    sam dabei, den Kompass neu zu justieren. Die Bundesre-
    gierung hat ihren Beitrag dazu geleistet. Ich finde, sie hat
    einen guten Beitrag geleistet.

    Herzlichen Dank.


    (Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall bei der CDU/CSU)




Rede von Dr. Norbert Lammert
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

Oskar Lafontaine ist der nächste Redner für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Oskar Lafontaine


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

    ren! Die Bundesregierung stellt uns das nach ihren eige-
    nen Worten größte Konjunkturprogramm nach dem
    Kriege vor. Wenn die Öffentlichkeit diese Bemerkung
    hört, dann ist sie geneigt zu glauben, dass damit die ent-
    scheidende Antwort auf die Krise gegeben wird, der wir
    uns gegenübersehen.

    Dieses „größte Konjunkturprogramm nach dem
    Kriege“ – ich beziehe mich auf die Vorlage, um die es
    jetzt geht – umfasst pro Jahr – nur darüber kann man re-
    den, wenn man redlich argumentieren und die Öffent-
    lichkeit nicht täuschen will – 1 Prozent des Bruttosozial-
    produktes. Würde man das Konjunkturprogramm I
    hinzunehmen, wären es 1,2 bis 1,3 Prozent. Darüber re-
    den wir hier. Die Frage ist, ob diese Antwort ausreichend
    ist, um die Verwerfungen, die sich jetzt abzeichnen, auch
    nur teilweise abzumildern.

    Wenn man diese Größenordnung sieht, dann muss
    man sie mit zwei anderen Zahlen konfrontieren, die ich
    hier noch einmal in Erinnerung rufen will. Wir hatten in
    den letzten Jahren eine strukturelle Veränderung der
    Staatsausgaben in großem Umfang. Die strukturelle
    Veränderung hat die Bundesregierung selbst angegeben:
    Sie beträgt 118 Milliarden Euro pro Jahr. Das heißt, nach

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    (C (D uskunft der Bundesregierung geben wir im Vergleich um Jahre 2000 118 Milliarden Euro pro Jahr weniger us. Wenn man diese strukturelle Fehlentwicklung jetzt it Ihrem Konjunkturprogramm vergleicht, dann muss an zu dem Ergebnis kommen, dass Ungleichgewichte, ie sie in den letzten Jahren aufgebaut worden sind, mit iesem Strukturprogramm nicht beseitigt werden. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Die Staatsausgaben werden im Vergleich zu anderen
    ändern immer noch deutlich zu gering sein. Ich nenne
    wei Zahlen. Würden wir so viel Geld für Bildung aus-
    eben wie der Durchschnitt der OECD-Staaten, dann
    üssten wir pro Jahr 25 Milliarden Euro mehr ausgeben.
    ürden wir für die Infrastruktur so viel Geld ausgeben
    ie der Durchschnitt der Europäischen Gemeinschaft,
    ann müssten wir pro Jahr 25 Milliarden Euro mehr aus-
    eben. Das heißt, verglichen mit diesen Zahlen ist das
    etzige Konjunkturprogramm völlig unzureichend, weil
    s insbesondere in die öffentliche Infrastruktur viel zu
    enig investiert.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie waren doch der Verantwortliche damals, als die Quote zurückgegangen ist!)


    Zweiter Punkt. Das noch größere Ungleichgewicht,
    as sich aufgebaut hat und zu dem Sie keinen einzigen
    atz gesagt haben, ist die soziale Schieflage in der
    esellschaft. Allein bei den Löhnen gibt es ein Sinken

    er Lohnquote, das sich folgendermaßen umrechnet:
    ätten wir heute noch die Lohnquote des Jahres 2000,
    ann hätten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
    eutschland 140 Milliarden Euro pro Jahr mehr Ein-
    ommen. Das setzt sich fort über die Renteneinkommen
    nd natürlich auch über die sozialen Leistungen. Gegen
    iese Schieflage, gegen dieses große soziale Ungleich-
    ewicht unternehmen Sie mit Ihrem Konjunkturpro-
    ramm überhaupt nichts.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Der Treppenwitz ist, dass Sie es auch noch verschär-
    en. Das ist eine Dreistigkeit sondergleichen. Herr Bun-
    esaußenminister, Sie haben hier gesagt, dass Sie die
    ezieher der kleinen Einkommen mit diesem Konjunk-

    urprogramm stärken wollen. Sie tun doch das Gegen-
    eil; die Zahlen zeigen das eindeutig. Ich will Ihnen das
    etzt hier vorlegen. Es war richtig, dass der Bundes-
    inanzminister – leider ist er ja umgefallen – immer wieder
    arauf hingewiesen hat, dass die Hälfte der Haushalte in
    eutschland keine Lohn- und Einkommensteuern zah-

    en. Das ist die Hälfte der Haushalte, die das Geld am
    ötigsten brauchen. Seine Schlussfolgerung war richtig:
    enn man etwas zur Stärkung der Nachfrage tun will,
    uss man den Haushalten Geld geben, die es am nötigs-

    en brauchen, und nicht den Haushalten, die es nicht
    rauchen. Das ist der Fehler Ihres Konjunkturpro-
    ramms.






    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine

    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Nun kommen wir einmal zu den Zahlen. Man glaubt
    es kaum, wenn man es liest. Ich las heute in der Tages-
    zeitung Die Welt – das ist also keine bösartige Unterstel-
    lung der Fraktion Die Linke –: Für diejenigen mit
    17 500 Euro Jahresbrutto, die in Steuerklasse III sind
    und zwei Kinder haben, gibt es im Jahr eine Entlastung
    von 26,25 Euro. Für jemanden, der in derselben Steuer-
    klasse ist und 110 000 Euro Jahresbrutto hat – das ist
    etwa das, was ein Bundestagsabgeordneter an Einkom-
    men ausweisen kann –,


    (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wie viele Nebeneinkünfte haben Sie?)


    gibt es eine Entlastung von 379,33 Euro. Das heißt, Sie
    entlasten sich deutlich stärker, zehnfach stärker, als den-
    jenigen, der einen geringen Lohn hat. Das ist eine boden-
    lose Unverschämtheit.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Widerspruch bei der SPD)


    Das heißt, Sie haben überhaupt nicht erkannt, dass es
    in der jetzigen konjunkturellen Situation notwendig
    wäre, die sozialen Ungleichgewichte in unserer Volks-
    wirtschaft anzugehen. Deshalb sagen wir hier für die
    Fraktion Die Linke noch einmal: Es wäre viel sinnvoller
    gewesen, den gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von
    8,71 Euro wie in Frankreich einzuführen. Das hätte ei-
    nen viel größeren Wirkungseffekt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Es wäre viel sinnvoller gewesen, die Renten um
    4 Prozent anzuheben. Die Rentnerinnen und Rentner wa-
    ren in den letzten Jahren immer diejenigen, die auf Erhö-
    hungen verzichten mussten. Es wäre viel sinnvoller ge-
    wesen, den Hartz-IV-Satz auf 435 Euro anzuheben. Es
    ist doch nicht mehr nachvollziehbar, dass Sie einer Ge-
    schäftsbank mal eben 18 Milliarden Euro zuschieben,
    aber für die Hartz-IV-Empfänger keine 7 Milliarden
    Euro übrig haben. Das alles, was Sie hier vorlegen, ist
    doch bodenlos.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Können Sie kopfrechnen?)


    Man kann nicht über das hinwegsehen, was sich jetzt
    anbahnt. Sie, Frau Bundeskanzlerin, haben gesagt,
    Deutschland muss stärker werden. Es ist immer wunder-
    bar, wenn Sie von Deutschland sprechen; denn dann
    stellt sich jedes Mal die Frage, wer eigentlich gemeint
    ist. Deutschland sind doch die Arbeitnehmerinnen und
    Arbeitnehmer – die hatten aber Reallohnverluste zu ver-
    zeichnen. Deutschland sind doch die Rentnerinnen und
    Rentner – die hatten in den letzten Jahren aber eine im-
    mer geringere Kaufkraft. Deutschland sind doch die Be-
    zieher sozialer Leistungen – die hatten allerdings Kür-
    zungen zu verkraften. Jetzt wollen Sie denen, die in
    Zeiten einer wachsenden Wirtschaft Verluste zu ver-
    zeichnen hatten, weismachen, sie würden gestärkt aus
    dieser Rezession hervorgehen. Frau Merkel, wollen Sie

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    (C (D iese Auffassung ernsthaft vertreten? Wie wollen Sie das enn anstellen? Ich will Ihnen einmal etwas zum aktuellen Einkommen ines Stahlarbeiters sagen. Noch vor drei Monaten achte er Überstunden. Er verdiente ungefähr 4 000 Euro ro Monat und konnte teilweise sogar steuerfreie Sonerschichten fahren. Die fallen jetzt natürlich alle weg. r wurde auf Kurzarbeit gesetzt und erhält nur noch 7 Prozent seines Einkommens. Das sind in manchen ällen pro Monat fast 2 000 Euro weniger. Einen solchen tahlarbeiter entlasten Sie nach der Tabelle, die mir vor iegt, im Jahr um insgesamt rund 200 Euro. Das ist die irklichkeit, über die wir hier reden. Lassen Sie mich an ieser Stelle eine spannende Frage, mit der wir uns auch eschäftigen müssen, stellen: Wer bezahlt eigentlich die eche für die Milliardenschecks, die Sie verteilen? Wer ezahlt dafür die Zeche? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    So, wie Sie Ihre Steuerpolitik in den letzten Jahren
    ngelegt haben, werden Sie die Milliardenschulden, die
    ie jetzt auftürmen, nutzen, um Ihre Politik der brutalst-
    öglichen Umverteilung von unten nach oben fortzuset-

    en. Darauf muss die Linke hinweisen.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Wir müssen deshalb darauf hinweisen, weil Sie die
    atze in dieser Woche Gott sei Dank aus dem Sack ge-

    assen haben. Da sagte ein Abgeordneter der CDU: Jetzt
    üssen die Rentnerinnen und Rentner antreten, um diese
    illiardenschulden zu bezahlen.


    (Zurufe von der LINKEN: Pfui! – Hört! Hört!)


    a sagte ein Abgeordneter der SPD: Jetzt müssen die
    entnerinnen und Rentner antreten, um diese Milliar-
    enschulden zu bezahlen. Und da sagte ein Abgeordne-
    er der FDP: Jetzt müssen die Rentnerinnen und Rentner
    ntreten, um diese Milliardenschulden zu bezahlen. –
    uf der anderen Seite trauen Sie sich aber nicht, eine
    ermögensteuer zu erheben, und das, obwohl in dieser
    olkswirtschaft riesengroße Ungleichgewichte entstan-
    en sind. Das ist ein Skandal erster Ordnung.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


    Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Bundes-
    anzlerin hat in ihrer Rede ein einziges Mal das Wort
    Ungleichgewichte“ in den Mund genommen. An die-
    er Stelle wurde ich aufmerksam; denn ich war gespannt,
    as sie dazu sagt. Sie sagte, sie wolle die internationalen
    ngleichgewichte beseitigen. Mich würde wirklich inte-

    essieren, was Sie damit eigentlich meinen. Meinen Sie
    atsächlich, dass Sie die Exportüberschüsse Deutsch-
    ands abbauen wollen, oder was haben Sie mit „interna-
    ionalen Ungleichgewichten“ gemeint? Bevor Sie die in-
    ernationalen Ungleichgewichte abbauen, müssen Sie
    rst einmal die Ungleichgewichte im eigenen Land ab-
    auen:


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







    (A) )



    (B) )


    Oskar Lafontaine
    die sozialen Ungleichgewichte, die Ungleichgewichte
    bei den Einkommen und die Ungleichgewichte bei den
    Vermögen.

    Ich kann die Bevölkerung nur warnen. Ihren eigenen
    Jahreswirtschaftsberichten zufolge hat Ihre Politik der
    letzten Jahre zu folgender Entwicklung geführt – dies
    kann man der drittletzten Seite des Jahreswirtschaftsbe-
    richts entnehmen –: Die Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
    nehmer bekommen nichts dazu, die Rentnerinnen und
    Rentner bekommen nichts dazu, und die Sozialhilfeemp-
    fänger bekommen ebenfalls nichts dazu. Zuwächse haben
    nur die Bezieher von Vermögens- und Gewinneinkom-
    men zu verzeichnen, und zwar in einer Größenordnung
    von 7 Prozent. Wer, wenn es um steuerpolitische Maß-
    nahmen geht, nicht in der Lage ist, den Reichen ans Geld
    zu gehen, der hat bei der Bewältigung dieser Krise schon
    jetzt in dramatischer Weise versagt.


    (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])