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ID1619803700

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    Vokabeln: 0
    1. tocInhaltsverzeichnis
      Plenarprotokoll 16/198 Deutscher Bundestag 21459 C Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . Matthias Platzeck, Ministerpräsident (Brandenburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Ulrich Klose (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Dorothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Philipp Mißfelder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 21436 B 21438 A 21440 B 21442 A 21443 B 21444 D 21446 C 21448 B 21461 B 21462 C 21463 D 21465 A 21466 A 21467 A Stenografisch 198. Sitz Berlin, Mittwoch, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Joachim Poß, Klaus Brandner, Dr. Wolfgang Gerhardt und Norbert Geis . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Dr. Eva Högl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: zu den Maßnah- men der Bundesregierung zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . A S T D D E D J 21425 B 21425 B 21425 C 21425 D 21431 A 21433 A er Bericht ung 14. Januar 2009 t : ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tanislaw Tillich, Ministerpräsident (Sachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 2: Vereinbarte Debatte: Aktuelle Lage im Nahen Osten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . ürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21449 B 21450 D 21452 A 21452 B 21454 A 21455 D 21457 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 21425 (A) ) (B) ) 198. Sitz Berlin, Mittwoch, den Beginn: 11.0
    2. folderAnlagen
      Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 21467 (A) ) (B) ) DIE GRÜNEN DIE GRÜNEN Heß, Petra SPD 14.01.2009 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ 14.01.2009 Lopez, Helga SPD 14.01.2009 Lührmann, Anna BÜNDNIS 90/ 14.01.2009 Anlage Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 14.01.2009 Ahrendt, Christian FDP 14.01.2009 Bahr (Münster), Daniel FDP 14.01.2009 Barth, Uwe FDP 14.01.2009 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 14.01.2009 Beck (Reutlingen), Ernst-Reinhard CDU/CSU 14.01.2009 Beckmeyer, Uwe SPD 14.01.2009 Bodewig, Kurt SPD 14.01.2009* Brüderle, Rainer FDP 14.01.2009 Brüning, Monika CDU/CSU 14.01.2009 Bülow, Marco SPD 14.01.2009 Connemann, Gitta CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 14.01.2009 Dyckmans, Mechthild FDP 14.01.2009 Edathy, Sebastian SPD 14.01.2009 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 14.01.2009 Gabriel, Sigmar SPD 14.01.2009 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 14.01.2009 Göppel, Josef CDU/CSU 14.01.2009 Gradistanac, Renate SPD 14.01.2009 Granold, Ute CDU/CSU 14.01.2009 Grasedieck, Dieter SPD 14.01.2009 Hänsel, Heike DIE LINKE 14.01.2009 Haibach, Holger CDU/CSU 14.01.2009 H H H H H J K D K K K K K K D K L D L L L D L A (C (D Anlage zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten inz (Essen), Petra SPD 14.01.2009 inz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 ofbauer, Klaus CDU/CSU 14.01.2009 off, Elke FDP 14.01.2009 üppe, Hubert CDU/CSU 14.01.2009 uratovic, Josip SPD 14.01.2009 auch, Michael FDP 14.01.2009 r. Kofler, Bärbel SPD 14.01.2009 olbow, Walter SPD 14.01.2009 ortmann, Karin SPD 14.01.2009 ossendey, Thomas CDU/CSU 14.01.2009 ramer, Rolf SPD 14.01.2009 ramme, Anette SPD 14.01.2009 retschmer, Michael CDU/CSU 14.01.2009 r. Küster, Uwe SPD 14.01.2009 urth (Quedlinburg), Undine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 ämmel, Andreas G. CDU/CSU 14.01.2009 r. Lamers (Heidelberg), Karl CDU/CSU 14.01.2009** aurischk, Sibylle FDP 14.01.2009 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 14.01.2009 ink (Heilbronn), Michael FDP 14.01.2009 r. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 14.01.2009 ips, Patricia CDU/CSU 14.01.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 21468 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 198. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 (A) (C) (B) ) Mahlberg, Thomas CDU/CSU 14.01.2009 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Mast, Katja SPD 14.01.2009 Mattheis, Hilde SPD 14.01.2009 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 14.01.2009 Müller (Düsseldorf), Michael SPD 14.01.2009 Naumann, Kersten DIE LINKE 14.01.2009 Niebel, Dirk FDP 14.01.2009 Nouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 14.01.2009 Rupprecht (Weiden), Albert CDU/CSU 14.01.2009 Scharf, Hermann-Josef CDU/CSU 14.01.2009 Schauerte, Hartmut CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Schmidt, Frank SPD 14.01.2009 Schmidt (Mülheim), Andreas CDU/CSU 14.01.2009 Schwabe, Frank SPD 14.01.2009 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 14.01.2009 Spieth, Frank DIE LINKE 14.01.2009 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich * ** Otto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 14.01.2009 Pfeiffer, Sibylle CDU/CSU 14.01.2009 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 14.01.2009 Piltz, Gisela FDP 14.01.2009 Rauen, Peter CDU/CSU 14.01.2009 Reiche (Cottbus), Steffen SPD 14.01.2009 Reichenbach, Gerold SPD 14.01.2009 Röspel, René SPD 14.01.2009 D T T U W W D (D für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der Westeuropäischen Union für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO r. Stinner, Rainer FDP 14.01.2009 auss, Jörg SPD 14.01.2009 euchner, Jella SPD 14.01.2009 lrich, Alexander DIE LINKE 14.01.2009 aitz, Christoph FDP 14.01.2009 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 14.01.2009 r. Wodarg, Wolfgang SPD 14.01.2009 198. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 14. Januar 2009 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
    • insert_commentVorherige Rede als Kontext
      Rede von Dr. Gregor Gysi


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (DIE LINKE.)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (DIE LINKE.)


      Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich ver-

      tehe – ich habe hier schon darüber gesprochen –, dass
      s im Umgang mit Israel Hemmungen und Beklemmun-
      en aller Art gibt. Das hängt mit den ungeheuerlichsten
      erbrechen der Deutschen an den Jüdinnen und Juden
      is 1945 zusammen. Nur helfen all diese Verkrampfun-
      en nicht, um einen wirksamen Beitrag zu leisten, den
      ahostkonflikt zu lösen. Die Frau Bundeskanzlerin
      einte ja, zu Beginn des Krieges ernsthaft erklären zu
      üssen, dass die Verantwortung allein bei der palästi-

      ensischen Führung im Gazastreifen läge. Das ist einsei-
      ig und falsch,


      (Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


      bwohl diese Führung eine Mitverantwortung trägt.

      Es gab hier einmal eine Einigkeit, keine Waffen in
      riegsgebiete zu liefern. Sie aber exportieren trotz des
      erheerenden Krieges weiterhin Waffen nach Israel. Das
      alte ich nun aber für indiskutabel. Ich hatte vergebens
      ehofft, dass Sie, Herr Außenminister, hier erklären, die
      affenlieferungen zumindest während des Krieges aus-

      usetzen.


      (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


      Natürlich ist es nicht hinnehmbar, wenn die palästi-
      ensische Führung im Gazastreifen die Anerkennung
      sraels ausschließt. Natürlich ist der Abschuss von Rake-
      en vom Gazastreifen aus nach Israel scharf zu verurtei-






      (A) )



      (B) )


      Dr. Gregor Gysi
      len, und jedes diesbezügliche Opfer beklagen wir. Natür-
      lich ist es falsch, dass die Gaza-Führung das
      Waffenstillstandsabkommen am 19. Dezember 2008 auf-
      kündigte, weil dann die Frage entsteht, was sie denn statt
      des Waffenstillstands wollte und will.


      (Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Die Frage hat sich doch beantwortet!)


      Entscheidende Fehler hat aber auch die israelische
      Regierung begangen. Zu einem Frieden kommt man
      nicht, wenn man Gespräche mit der Führung im Gaza-
      streifen ablehnt. Es ist völkerrechtswidrig und falsch,
      den Gazastreifen so abriegeln zu wollen, dass die Bevöl-
      kerung in Kollektivhaft genommen wird – ohne medizi-
      nische Versorgung, ohne Lebensmittel.


      (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das stimmt doch so nicht!)


      Das Waffenstillstandsabkommen ist durch Israel verletzt
      worden; denn Israel führte eine Militäraktion in einem
      Versorgungstunnel des Gazastreifens durch.


      (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Warum?)


      Dabei gab es mehrere Tote. Auch die Gaza-Führung ver-
      letzte das Abkommen.

      Aber völlig inakzeptabel und maßlos überzogen ist
      die Führung eines Krieges mit Bomben und Bodentrup-
      pen durch Israel – und nun auch noch unter der völker-
      rechtswidrigen Verwendung schrecklicher Phosphorwaf-
      fen.


      (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


      Dabei hilft es der israelischen Regierung nicht, sich da-
      rauf zu berufen, dass auch westliche Länder solche Waf-
      fen verwenden; denn die Völkerrechtsverletzung eines
      Staates berechtigt einen anderen Staat nicht, eine eben-
      solche zu begehen. Der Krieg selbst ist völkerrechtswid-
      rig, weil jede überzogene Militäraktion das Völkerrecht
      verletzt. Ein völkerrechtswidriger Krieg ist ein Verbre-
      chen gegen den Frieden.

      Täglich wird die Lage im Gazastreifen für die Bevöl-
      kerung unerträglicher. Es gibt schon über 900 Tote, von
      denen mindestens die Hälfte Zivilisten sind, darunter
      viele Frauen und fast 300 Kinder. Das Völkerrecht
      schreibt im Krieg den Schutz der Zivilbevölkerung vor.

      Natürlich weiß ich, dass der israelischen Regierung
      und anderen Regierungen die Führung im Gazastreifen
      nicht behagt. Das darf man als nachvollziehbar empfin-
      den. Nur, nirgendwo im Völkerrecht ist geregelt, dass
      dies zu einem Krieg berechtigt, dass ein anderes Land ei-
      ner Bevölkerung vorschreiben darf, welche Führung sie
      sich zu wählen hat oder welche Führung sie auch ohne
      Wahlen haben darf. Man hat es einfach hinzunehmen.

      Man kann nicht übersehen, dass Israel diesen verhee-
      renden Krieg begonnen hat, bevor Barack Obama als
      Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt
      ist. Mit dem Kriegstreiber Bush geht so etwas viel leich-
      ter. Aber das rechtfertigt diesen Krieg schon gar nicht.

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      (C (D (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Oh mein Gott! Unerträglich!)


      Leider gibt es Menschen in Israel, die hoffen, mittels
      rieg eine Führung im Gazastreifen etablieren zu kön-
      en, mit der dann leichter Verhandlungsergebnisse zu er-
      eichen wären. Das ist ein Denken in militärischer Lo-
      ik, das einem gravierenden Irrtum unterliegt. Dieser
      rieg erzeugt so viel Tod, so viele Verletzte, so viel Not
      nd Leid, dass daraus Hass in mehreren Generationen
      ntstehen wird. Dieser Hass ist der schlechteste Partner
      ür einen Frieden. Mit diesem Krieg erreicht man also
      as Gegenteil von dem, was nicht wenige in Israel sich
      rhoffen. Frieden erfordert Aufbau, kulturellen und
      issenschaftlichen Austausch, gegenseitiges Interesse,
      espekt und Anerkennung, wie es zum Beispiel der
      eltberühmte Dirigent Daniel Barenboim in hervorra-
      ender Art und Weise organisiert.


      (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: In dieser Rede möchte er, glaube ich, nicht auftauchen!)


      rieden braucht also das völlige Gegenteil von dem, was
      in Krieg hervorbringt.

      Wir brauchen nicht baldmöglichst einen Waffenstill-
      tand, sondern sofort.


      (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


      ede weitere Stunde Krieg bedeutet weitere Tote und
      erletzte, ist inakzeptabel, nicht hinnehmbar. Die israeli-
      chen Truppen müssen unverzüglich aus dem Gazastrei-
      en abgezogen werden.

      Aber wie kommen wir dahin? Wie kann im Nahen
      sten endlich Frieden entstehen? Ich sage es hier klar:

      ch glaube nicht, dass die Führungen in Israel, im
      azastreifen und im Westjordanland in der Lage sind,
      iesen so schnell wie möglich selbstständig auszuhan-
      eln und zu gewährleisten. Ich glaube auch nicht, dass
      ie bisherige Kommission mit Mitgliedern aus den USA,
      ussland und der EU dazu in der Lage ist; denn sie hat
      ersagt.

      Es geht darum, drei Kernbeschlüsse der UNO zu Is-
      ael und Palästina umzusetzen:

      Erstens. Die UNO hat 1947 beschlossen, die Staaten
      srael und Palästina zu bilden. Es gibt einen Staat Israel,
      ber niemand weiß, in welchen Grenzen. Nach wie vor
      ibt es keinen Staat Palästina.

      Zweitens. Die UNO hat 1967 beschlossen, dass die
      renzen von 1967 zwischen Israel und Palästina gelten

      ollen.

      Drittens. Die UNO hat mehrfach zum Waffenstill-
      tand, zur Beendigung aller Kriege, zum Frieden aufge-
      ufen.

      Bundestag und Bundesregierung sollten nun die fünf
      tändigen Mitglieder des Sicherheitsrates der Vereinten
      ationen, das heißt die Vereinigten Staaten von Ame-

      ika, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und
      ordirland, die Republik Frankreich, die Russische Fö-
      eration und die Volksrepublik China, auffordern, ihrer






      (A) )



      (B) )


      Dr. Gregor Gysi
      diesbezüglichen Verantwortung in jeder Hinsicht gerecht
      zu werden. Der Wechsel zum Präsidenten Barack Obama
      in den USA birgt die Chance für einen Neubeginn.

      Was wären die Aufgaben der fünf ständigen Mitglie-
      der des Sicherheitsrates?

      Erstens. Sie haben unter strikter Wahrung des Völker-
      rechts einen von ihnen garantierten Gewaltverzicht zwi-
      schen Israel und Palästina durchzusetzen. Eine inter-
      nationale Friedenstruppe, die sowohl in Israel als auch in
      Palästina zu stehen hat, muss die gegenseitige Gewaltlo-
      sigkeit gewährleisten. Eine Beteiligung deutscher Solda-
      ten kommt für uns schon aus historischen Gründen, aus
      den von mir anlässlich des Libanon-Krieges genannten
      Gründen, die ich hier nicht wiederholen werde, nicht in
      Betracht.

      Zweitens. Die fünf ständigen Sicherheitsratsmitglie-
      der müssen die Gründung eines lebensfähigen Staates
      Palästina in den Grenzen von 1967 durchsetzen. Gebiets-
      austausche kommen nur bei gegenseitigem Einverneh-
      men von Israel und Palästina infrage.

      Drittens. Weltweit, auch unter Beteiligung Deutsch-
      lands, muss unverzüglich für Palästina eine Art Marshall-
      plan aufgelegt werden, damit der Aufbau beginnen kann.
      Die Menschen brauchen Bildung und Arbeit, sie brau-
      chen Brot, sie brauchen Ehre und eine Zukunft, die sie
      aktiv mitgestalten können, damit für sie Frieden und
      nicht Kampf oder Krieg attraktiv wird, damit alle
      Aggressoren und Terroristen bei ihnen keine Chance
      mehr haben.

      Viertens. Unter Einbeziehung vor allem von Ägypten,
      Jordanien, Libanon und Syrien ist ein darüber hinausge-
      hender Frieden ebenfalls durchzusetzen.

      Fünftens. Dann können auch erfolgreiche Verhand-
      lungen mit dem Iran geführt werden, statt dass mit Krieg
      gedroht wird – um zu entspannen und keine weiteren
      Konfliktzuspitzungen zuzulassen.

      Alle Menschen in Israel und alle Menschen in Paläs-
      tina haben jeweils ein Recht auf einen eigenen Staat in
      klaren Grenzen. Sie haben ein Recht auf Frieden, auf Le-
      ben, auf Gesundheit, auf Kultur und auf soziale Wohl-
      fahrt. Die internationale Gemeinschaft muss aufhören
      mit sinnlosen Appellen und beginnen, dies ernsthaft um-
      zusetzen.

      Gelingt eine Lösung des Nahostkonflikts, gelingt die
      Herstellung eines wirklichen Friedens, dann kann der
      Hass im Nahen Osten Schritt für Schritt abgebaut wer-
      den, dann kann es eine gedeihliche Zusammenarbeit
      geben. Dies wären ein großer Fortschritt für die Mensch-
      heit und ein wesentlicher Beitrag zur Abrüstung zwi-
      schen christlich, jüdisch und islamisch geprägten Län-
      dern, auch zwischen der sogenannten Ersten und der
      sogenannten Dritten Welt.


      (Anhaltender Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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      (C (D Ich gebe das Wort dem Kollegen Jürgen Trittin, ündnis 90/Die Grünen. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich laube, wir alle blicken mit Entsetzen auf den Ausbruch nd die Eskalation der Gewalt im Gazastreifen. Für dieenigen, die mit Erschrecken darauf schauen, sage ich, ass diese Gewalt nicht vor 19 Tagen begonnen hat. Sie at auch nicht, wie einige weismachen wollen, vor drei ahren mit der Blockade des Gazastreifens begonnen. ie hat auch nicht aufgehört während der Waffenruhe; enn in dieser Zeit ist es dennoch zu extralegalen Tötunen und zu Raketenangriffen des Islamischen Dschihad ekommen. Die Gewalt ist auch älter als jene sieben ahre, seitdem aus dem Gazastreifen heraus Israel mit aketen angegriffen wird, sieben Jahre, in denen 2 Israelis getötet, über 600 verletzt und Tausende in ngst und Schrecken versetzt wurden. Lassen Sie mich angesichts mancher juristischer Ausührungen hierzu in aller Klarheit sagen: Der Beschuss on Dörfern, die gezielte Attacke von zivilen Personen it Raketen ist ein Kriegsverbrechen. Das ist durch kein ort des Völkerrechts gedeckt, und so muss man das uch behandeln. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


    Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Jürgen Trittin


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


      it aller Klarheit: Keine Regierung der Welt kann so et-
      as akzeptieren. Jede Regierung ist verpflichtet, eine

      olche Bedrohung von der eigenen Bevölkerung abzu-
      enden. Es gibt angesichts dieser Situation ein Recht

      uf Selbstverteidigung.


      (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


      Ich sage das mit diesem Nachdruck; denn das festzu-
      tellen ist etwas anderes, als den Fehler zu begehen, den
      ie Bundeskanzlerin gemacht hat. Sie meinte nämlich, in
      ieser Frage Unschuldige und Schuldige benennen zu
      üssen, als sie festgestellt hat, dass die Verantwortung

      ür die jüngste Entwicklung eindeutig und ausschließlich
      ei der Hamas liege. Bei aller Schuld der Hamas, die
      iemand in Abrede stellt: Diese einseitige Parteinahme
      at nicht dazu beigetragen, diesen Konflikt möglichst
      chnell zu beenden, musste sie doch als ein Stück Bestä-
      igung der Entscheidung für die kriegerische Lösung
      erstanden werden. Ich sage das mit dieser Nachdenk-
      ichkeit, weil ich der festen Überzeugung bin, dass man
      achdrücklich und glaubwürdig für das Selbstverteidi-
      ungsrecht Israels eintreten und dennoch gegen den
      rieg im Gazastreifen sein kann.


      (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


      Diese Differenzierung müssen wir uns an dieser Stelle
      chon erlauben, nicht nur, weil dieser Krieg nicht dazu
      eführt hat, dass keine Raketen mehr fliegen – vorges-






      (A)



      (B) )


      Jürgen Trittin
      tern sind 19, gestern sind 20 auf Israel niedergegangen –,
      sondern auch, weil wir uns ebenso der anderen Seite die-
      ses Krieges widmen müssen. Wenn man die Lagebe-
      richte des Auswärtigen Amtes als Grundlage nimmt, so
      haben die 19 Tage dieses Krieges, der „Operation Blei-
      gießen“ heißt – das ist der offizielle Titel –, 976 Tote,
      darunter 311 Kinder, und 4 418 Verletzte zur Folge ge-
      habt. Man kann, darf und soll nicht Leben gegen Leben
      aufrechnen. Aber mir fällt es angesichts dieser Zahlen
      schwer, mich mit dem Wort „unverhältnismäßig“ für
      diese Reaktion zu begnügen.


      (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


      Deswegen brauchen wir einen sofortigen Waffenstill-
      stand.


      (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


      Man kann, lieber Kollege Gysi, ganz lange darüber
      streiten, was das Völkerrecht für die einen wie für die
      anderen hergibt, und ob es eine so extrem unverhältnis-
      mäßige Reaktion rechtfertigt. Sicherlich wird niemand
      bestreiten, dass Angriffe auf UN-Konvois, dass At-
      tacken auf UN-Hilfswerksschulen, in die mittlerweile
      25 000 Menschen flüchten mussten, höchst fragwürdig
      sind.

      An dieser Stelle ist festzuhalten, dass es sich um eine
      doppelte Form der Geiselnahme der Bevölkerung im
      Gazastreifen handelt: Die Hamas versteckt ihre Waffen
      vielfach in Krankenstationen oder in den Reihen der Zi-
      vilbevölkerung, und die Israelis gehen dagegen vor, was
      wiederum Opfer unter der Zivilbevölkerung zur Folge
      hat. Das große Elend der Menschen und vor allem der
      Kinder im Gazastreifen ist der Grund, warum wir jetzt
      sehr schnell einen Waffenstillstand brauchen.


      (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


      Ich meine, seit dem Beschluss des Sicherheitsrates
      – es gibt ihn übrigens, lieber Kollege Gysi – ist die Sa-
      che klar: Alle weiteren Intensivierungen des Krieges und
      jede weitere Rakete sind mit diesem Beschluss des Si-
      cherheitsrates unvereinbar.

      Ich habe vorhin bereits darauf hingewiesen, dass ich
      die Stellungnahme der Bundeskanzlerin für falsch halte.
      Ich finde, dass der Bundesaußenminister nach dem De-
      saster auf EU-Ebene mit seiner Reise einen richtigen
      Schritt gemacht hat. Aber ganz im Ernst frage ich Sie:
      Wo ist in diesem Konflikt eigentlich das Nahost-Quartett
      geblieben? Wer hat Tony Blair einmal vor Ort gesehen?


      (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Tja!)


      Was ist das für ein Vermittler, meine Damen und Herren,
      der in den anderthalb Jahren seiner Tätigkeit nicht ein
      einziges Mal im Gazastreifen war?


      (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


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      (C (D An dieser Stelle treibt mich Unruhe um. Natürlich ibt es in den USA zurzeit ein Machtvakuum. Das ist roblematisch, weil wir alle wissen, dass die israelische egierung und die übrigen politischen Kräfte in Israel ehr genau beobachten, was dort passiert. Gerade in eier solchen Situation wäre es die Verantwortung der uropäer und die Verantwortung des Nahost-Quartetts ewesen, zu handeln, statt einfach abzutauchen und sich amit herauszureden, dass man schon einmal in der estbank gewesen ist. Nein, ich wünsche mir hand ungsfähige Europäer. Ich wünsche dem UN-Generalseretär Ban Ki-moon bei seinen Bemühungen, diesen onflikt zu beenden, allen Erfolg. Ich habe kein fertiges Konzept, lieber Kollege Gysi. inen perfekten Plan vorzulegen, fällt mir angesichts der ealität schwer. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber Vorschläge kann man doch wohl machen!)


      uf dem Weg zu einem Waffenstillstand müssen aller-
      ings zwei Grundsätze beachtet werden: Der erste
      rundsatz ist, dass die legitimen Interessen aller Seiten
      ewahrt werden müssen. Grundlage eines Waffenstill-
      tands muss sein, dass Israel nicht länger beschossen
      erden darf und dass der Waffenschmuggel beendet
      erden muss.


      (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


      Der zweite Grundsatz ist das legitime Interesse der
      alästinenser, in ihrem Alltagsleben nicht länger einer
      trangulierenden und jede wirtschaftliche Entwicklung
      ehindernden Blockade ausgesetzt zu sein, übrigens ei-
      er Blockade, die den Waffenschmuggel in all den Jah-
      en überhaupt nicht hat unterbinden können.


      (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


      Die Wahrheit ist: Die Hamas ist im Gazastreifen mili-
      ärisch nicht zu besiegen. Ob sie tatsächlich die Mehrheit
      er Palästinenser repräsentiert oder nicht, das wird viel
      her durch die Lebensverhältnisse und durch die politi-
      che und wirtschaftliche Entwicklung in der Westbank
      ntschieden. Was eine politische Lösung angeht, bin ich
      her pessimistisch.

      Herr Hoyer, Sie haben zu Recht darauf hingewiesen,
      ass das Zeitfenster für eine Zwei-Staaten-Lösung im-
      er schmaler wird. Wo sind denn auf israelischer und

      uf palästinensischer Seite die Regierungen, die ihrer
      evölkerung die dafür notwendigen Kompromisse bei
      er Besiedlung, bei der Rückkehr von Flüchtlingen,
      eim Gewaltverzicht und bei Gebietsaustauschen zumu-
      en können? Wir erleben, dass sich die israelische und
      ie palästinensische Gesellschaft in dramatischer Art
      nd Weise spalten und polarisieren. Davon zeugen der
      alästinensische Bruderkampf und die militanten Aus-
      inandersetzungen an israelischen Universitäten zwi-
      chen arabischen und jüdischen Israelis. Daran wird
      eutlich, dass das Zeitfenster für eine Zwei-Staaten-Lö-
      ung immer schmaler wird. Das bedeutet: Wir brauchen
      )






      (A) )



      (B) )


      Jürgen Trittin
      jetzt einen Waffenstillstand, sonst schließt sich das Zeit-
      fenster.

      Ich möchte eine Schlussbemerkung machen. Mir ist
      es heute nicht leichtgefallen, hier zu reden. Zurzeit fin-
      den in diesem Lande Demonstrationen statt: Die einen
      zeigen Solidarität mit Israel, die anderen demonstrieren
      gegen die Aggression Israels. Es ist zu skandalösen Vor-
      gängen bei der Entfernung einer israelischen Flagge in
      Duisburg gekommen.


      (Marieluise Beck [Bremen] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die haben die Flagge verbrannt!)


      Ich will ganz persönlich sagen: Ich gehöre zu einer
      Generation, die in der Auseinandersetzung mit ihren Vä-
      tern über die Aufarbeitung des Holocaust durchgesetzt
      hat, dass es in dieser Gesellschaft einen Grundkonsens
      über die Solidarität mit und das Selbstbestimmungsrecht
      von Israel gibt.


      (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


      Die Bundeskanzlerin hat einmal gesagt, das sei Staatsrä-
      son. Ich möchte dieses Wort nicht verwenden. Ich wün-
      sche mir eine Gesellschaft, in der wir eine solche Räson
      nicht einklagen müssen, sondern in der sie als selbstver-
      ständlicher Bestandteil der Gemeinschaft der Demokra-
      ten verstanden wird.


      (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


      Das Tragische an den letzten Tagen ist doch, dass die-
      ser Krieg dabei ist, dieses Grundverständnis einer extre-
      men Belastungsprobe auszusetzen. Ja, wir müssen die-
      sen Krieg durch einen sofortigen Waffenstillstand
      beenden, um das Elend zu beenden, das damit einher-
      geht.