Protokoll:
16181

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 181

  • date_rangeDatum: 7. Oktober 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 19:40 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/181 Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Detlef Dzembritzki (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursula Mogg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Ortwin Runde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19305 D 19307 C 19308 D 19310 C 19312 B 19313 C 19314 D 19315 D 19317 B 19318 A 19335 D 19336 A 19337 C 19339 D 19340 D 19342 B 19343 C 19345 C Deutscher B Stenografisch 181. Sitz Berlin, Dienstag, den I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag des Abgeord- neten Walter Riester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begrüßung des neuen Abgeordneten Thomas Mahlberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanis- tan (International Security Assistance Force, ISAF) unter Führung der NATO auf Grund- lage der Resolutionen 1386 (2001) und fol- gender Resolutionen, zuletzt Resolution 1833 (2008) vom 22. September 2008 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (Drucksache 16/10473) . . . . . . . . . . . . . . . . . T A B m D D J O D 19305 A 19305 B 19305 B Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Bernd Schmidbauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 19319 B 19320 A undestag er Bericht ung 7. Oktober 2008 t : agesordnungspunkt 2: bgabe einer Regierungserklärung durch die undeskanzlerin: zur Lage auf den Finanz- ärkten r. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Hans Eichel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . skar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . r. Norbert Röttgen (CDU/CSU) . . . . . . . . . 19321 C 19324 D 19325 D 19328 A 19330 A 19330 B 19330 D 19333 B Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 19347 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 181. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. Oktober 2008 19305 (A) ) (B) ) 181. Sitz Berlin, Dienstag, den Beginn: 15.4
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 181. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. Oktober 2008 19347 (A) ) (B) ) Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 07.10.2008 Fograscher, Gabriele SPD 07.10.2008 Fornahl, Rainer SPD 07.10.2008 Kleiminger, Christian SPD 07.10.2008 Klimke, Jürgen CDU/CSU 07.10.2008 Anlage Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Albach, Peter CDU/CSU 07.10.2008 Altmaier, Peter CDU/CSU 07.10.2008 Bahr (Münster), Daniel FDP 07.10.2008 Barnett, Doris SPD 07.10.2008 Barth, Uwe FDP 07.10.2008 Dr. Bauer, Wolf CDU/CSU 07.10.2008 Dr. Berg, Axel SPD 07.10.2008 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 07.10.2008 Binder, Karin DIE LINKE 07.10.2008 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 07.10.2008 Bodewig, Kurt SPD 07.10.2008 Bollen, Clemens SPD 07.10.2008 Brandner, Klaus SPD 07.10.2008 Bülow, Marco SPD 07.10.2008 Dağdelen, Sevim DIE LINKE 07.10.2008 Dörmann, Martin SPD 07.10.2008 Dr. Dressel, Carl- Christian SPD 07.10.2008 Edathy, Sebastian SPD 07.10.2008 Dr. h. c. Erler, Gernot SPD 07.10.2008 Ernstberger, Petra SPD 07.10.2008 Evers-Meyer, Karin SPD 07.10.2008 Faße, Annette SPD 07.10.2008 Flach, Ulrike FDP 07.10.2008 Flosbach, Klaus-Peter CDU/CSU 07.10.2008 F F D G G G G G G G H H D H H H H H H H D J K A (C (D Anlage zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten ricke, Otto FDP 07.10.2008 ritz, Erich G. CDU/CSU 07.10.2008 r. Gerhardt, Wolfgang FDP 07.10.2008 leicke, Iris SPD 07.10.2008 loser, Günter SPD 07.10.2008 oldmann, Hans- Michael FDP 07.10.2008 radistanac, Renate SPD 07.10.2008 riefahn, Monika SPD 07.10.2008 riese, Kerstin SPD 07.10.2008 ünther (Plauen), Joachim FDP 07.10.2008 änsel, Heike DIE LINKE 07.10.2008 eil, Hubertus SPD 07.10.2008 r. Hemker, Reinhold SPD 07.10.2008 erlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.10.2008 erzog, Gustav SPD 07.10.2008 eß, Petra SPD 07.10.2008 iller-Ohm, Gabriele SPD 07.10.2008 ochbaum, Robert CDU/CSU 07.10.2008 off, Elke FDP 07.10.2008 umme, Christel SPD 07.10.2008 r. Jahr, Peter CDU/CSU 07.10.2008 ung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 07.10.2008 elber, Ulrich SPD 07.10.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 19348 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 181. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 7. Oktober 2008 (A) (C) (B) ) Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 07.10.2008 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 07.10.2008 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Scharfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.10.2008 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Kröning, Volker SPD 07.10.2008 Dr. Küster, Uwe SPD 07.10.2008 Lange (Backnang), Christian SPD 07.10.2008 Lehn, Waltraud SPD 07.10.2008 Lenke, Ina FDP 07.10.2008 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 07.10.2008 Dr. Lippold, Klaus W. CDU/CSU 07.10.2008 Löning, Markus FDP 07.10.2008 Dr. Luther, Michael CDU/CSU 07.10.2008 Maisch, Nicole BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.10.2008 Mark, Lothar SPD 07.10.2008 Marks, Caren SPD 07.10.2008 Merz, Friedrich CDU/CSU 07.10.2008 Müntefering, Franz SPD 07.10.2008 Nahles, Andrea SPD 07.10.2008 Dr. Pfeiffer, Joachim CDU/CSU 07.10.2008 Pieper, Cornelia FDP 07.10.2008 Piltz, Gisela FDP 07.10.2008 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 07.10.2008 Reichenbach, Gerold SPD 07.10.2008 Rupprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 07.10.2008 Schäfer (Bochum), Axel SPD 07.10.2008 D S S D S S D D S S S S T U V D W D W Z Z Z Z (D r. Schavan, Annette CDU/CSU 07.10.2008 chieder, Marianne SPD 07.10.2008 chily, Otto SPD 07.10.2008 r. Schmidt, Frank SPD 07.10.2008 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 07.10.2008 cholz, Olaf SPD 07.10.2008 r. Schwall-Düren, Angelica SPD 07.10.2008 r. Schwanholz, Martin SPD 07.10.2008 egner, Kurt CDU/CSU 07.10.2008 panier, Wolfgang SPD 07.10.2008 pieth, Frank DIE LINKE 07.10.2008 taffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.10.2008 illmann, Antje CDU/CSU 07.10.2008 lrich, Alexander DIE LINKE 07.10.2008 oßhoff, Andrea Astrid CDU/CSU 07.10.2008 r. Wetzel, Margrit SPD 07.10.2008 icklein, Andrea SPD 07.10.2008 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 07.10.2008 istuba, Engelbert SPD 07.10.2008 apf, Uta SPD 07.10.2008 eil, Martin FDP 07.10.2008 immermann, Sabine DIE LINKE 07.10.2008 öller, Wolfgang CDU/CSU 07.10.2008 S chauerte, Hartmut CDU/CSU 07.10.2008 181. Sitzung Berlin, Dienstag, den 7. Oktober 2008 Inhalt: Redetext Anlage zum Stenografischen Bericht Anlage
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618100000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich. Vor Eintritt in die Tagesordnung habe ich zwei
Mitteilungen zu machen:

Der Kollege Walter Riester hat am 27. September
seinen 65. Geburtstag gefeiert. Im Namen des ganzen
Hauses möchte ich ihm dazu auch auf diesem Wege
noch einmal herzlich gratulieren und alle guten Wünsche
übermitteln.


(Beifall)


Zweitens. Die Kollegin Hildegard Müller hat am
1. Oktober auf ihre Mitgliedschaft im Deutschen Bun-
destag verzichtet. Als Nachfolger begrüße ich herzlich
den Kollegen Thomas Mahlberg.


(Beifall)


Alle guten Wünsche für die jetzt beginnende parlamen-
tarische Arbeit!

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 1 auf:

Beratung des Antrags der Bundesregierung

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Redet
Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an dem Einsatz der Interna-
tionalen Sicherheitsunterstützungstruppe in

(International Security Assistance Force, ISAF)

auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001)

und folgender Resolutionen, zuletzt Resolution
1833 (2008) vom 22. September 2008 des Si-
cherheitsrates der Vereinten Nationen

– Drucksache 16/10473 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit u
Entwicklung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

(C (D ung 7. Oktober 2008 5 Uhr Es liegt hierzu ein Entschließungsantrag der Fraktion ie Linke vor. Nach einer interfraktionellen Vereinba ung sind für die Aussprache eineinviertel Stunden voresehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so ereinbart. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zuächst dem Bundesminister des Auswärtigen, Frankalter Steinmeier. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Unser Engagement in Afghanistan geht jetzt ins
chte Jahr. Ich weiß: Das ist eine Probe für die Geduld
nd die langfristige Kraft der Weltgemeinschaft. Des-
alb sage ich vorab drei Dinge: Erstens. Die Gründe, die
ns 2001 nach Afghanistan geführt haben, gelten. Zwei-
ens. Wir haben uns verpflichtet gegenüber einem Volk,
as in 30 Jahren Krieg und Bürgerkrieg geschunden
orden ist. Drittens. Wir wussten von Anfang an um die
chwere der Aufgabe. Deshalb gilt gerade jetzt: Ein ge-
ebenes Wort muss gelten.

ext

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sind mitten auf dem Weg. In Afghanistan sind wir
mit so etwas wie einer doppelten Realität konfrontiert.
Auf der einen Seite haben wir durchaus viel erreicht.
85 Prozent der Bevölkerung haben jetzt Zugang zu ei-
nem Arzt oder einem Krankenhaus in ihrer unmittelba-
ren Nähe – das war in Afghanistan vorher noch nie so –;
übrigens auch dank vieler Tausend Kilometer Straßen
und Brücken, die gebaut worden sind. Mehr als die
Hälfte des minenverseuchten Afghanistans ist inzwi-

Auch das macht das Leben in Afghanis-
Regionen sicherer. Der Wiederaufbau
hen Regionen ebenfalls durchaus voran,
nur in Kabul. Ich selbst habe das Beispiel
Hilfe
nd

schen geräumt.
tan in manchen
kommt in manc
und zwar nicht






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
des Krankenhauses in Masar-i-Scharif gesehen. Dieses
Provinzkrankenhaus ist das zweitgrößte medizinische
Lehrkrankenhaus im ganzen Land. 250 Krankenschwes-
tern werden dort jährlich ausgebildet.

Wir reden über ein Land, in dem vor sieben Jahren
noch Menschen gesteinigt worden sind und Musik ver-
boten war. All denjenigen, die unsere Erfolge immer
noch kleinreden wollen, muss man entgegnen: Jedes
Stück Land, das ein Bauer wieder bestellen kann, jedes
Kind, das in die Schule geht, jedes neue Krankenhaus
und jeder Kilometer Straße sind auch ein kleiner Sieg
der Menschlichkeit.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, keiner ist naiv: Natürlich
ist der Weg länger und steiniger, als wir alle uns das er-
hofft haben. Jedes zivile Opfer und jedes Selbstmordat-
tentat sind ein Rückschlag, und die Rückschläge haben
zugenommen – auch im Norden. Weder die internatio-
nale Staatengemeinschaft noch die afghanische Regie-
rung – auch das ist wahr – haben die Korruption oder
den Anbau und Handel mit Schlafmohn bisher wirklich
in den Griff bekommen. Im Süden und Osten verunsi-
chern nach wie vor – oder im Augenblick noch mehr –
Terroristen die Bevölkerung, weil die Grenzen zu Pakis-
tan faktisch ungesichert sind.

Das ist die Lage, wie sie sich ungeschminkt darstellt.
Die Fragen lauten: Welche Schlussfolgerungen ziehen
wir aus dieser Lage? Sollen wir wirklich gehen, wenn es
schwierig ist, wie manche es fordern? Sollen etwa Nie-
derländer, Norweger, Polen und Finnen den Job machen,
weil wir uns aus der Verantwortung stehlen? Wenn Län-
der wie wir gingen, dann wäre das nicht nur eine Verlet-
zung der Solidarität all denen gegenüber, die da bleiben,
sondern es wäre noch schlimmer: Wir würden das Ziel
aufgeben, für das wir sechs, fast sieben Jahre in Afgha-
nistan gemeinsam gearbeitet haben. Unser Aufenthalt
dort war nie und ist kein Selbstzweck. Wir hatten und
haben ein klares Ziel: Wir wollen, dass die Menschen in
Afghanistan die Zukunft ihres Landes möglichst schnell
wieder in die eigenen Hände nehmen und selbst für
Sicherheit in ihrem Land sorgen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir ziehen dabei mit vielen Afghanen an einem
Strang. Das haben Sie in Gesprächen bei Afghanistan-
Reisen und auch bei Besuchen afghanischer Politiker
und Experten hier bei uns selbst erlebt. Diese sagen: Wir
wollen und wir können die Vorsorge für die eigene Si-
cherheit leisten. Aber jetzt brauchen wir noch die Hilfe
der internationalen Staatengemeinschaft, und wir müs-
sen uns vor allen Dingen darauf verlassen können, dass
diese Hilfe in der nächsten Zeit noch geleistet wird. Da-
rum geht es: Verlässlichkeit und Vertrauen. Dafür müs-
sen auch wir stehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Das ist der Grund dafür, dass wir uns bei unserem SAF-Einsatz, um den es heute geht, vor allen Dingen uf die Ausbildung und Ausstattung der afghanischen icherheitskräfte konzentrieren. Es ist eine gute Enticklung, dass inzwischen bei 70 Prozent aller Sichereitsoperationen in Afghanistan einheimische Sichereitskräfte mitwirken. Außenminister Spanta hat mir das or kurzer Zeit noch einmal berichtet. Das zeigt, dass ir insoweit auf dem richtigen Weg sind und auf diesem eg weiter vorangehen müssen. Das ist der Grund, weshalb wir vorschlagen, im ächsten Jahr bis zu 4 500 Soldatinnen und Soldaten im ahmen des ISAF-Mandats einzusetzen. Das sind in der at 1 000 Soldatinnen und Soldaten mehr als bisher. Wir rauchen sie nicht nur für die Ausbildung der einheimichen Soldaten, sondern auch für die Absicherung der ommenden Präsidentschaftsund Parlamentswahlen n Afghanistan. Zudem verdoppeln wir die Zahl deutscher Polizisten m Rahmen der europäischen Polizeimission EUPOL. as ist ein deutlicher deutscher Beitrag, der auch mit lick auf die Bitte um Zustimmung zu ISAF zu berück ichtigen ist. Ein Wort noch zu den Kritikern des Einsatzes, die es ibt und die sich lautstark äußern. Bleibt bei der Kritik itte redlich! iemand verfährt im Augenblick im Hinblick auf Afhanistan nach dem Motto „Weiter so“. Wir haben unser ngagement immer wieder jährlich überprüft, auch geeinsam mit Ihnen. Wir haben überprüft, was weiterhin otwendig ist und was entbehrlich geworden ist. Wir äufen gerade nicht, wie es in mancher öffentlichen Kriik heißt, Auftrag auf Auftrag. Deshalb lautet mein Vorchlag, den Sie gelesen haben: Lasst uns, wenn wir über as ISAF-Mandat entschieden haben und wenn die Beraungen in der NATO weitergegangen sind, Ja zu WACS und Nein zu Einsätzen, die nicht mehr geraucht werden, sagen. Das ist das Gegenteil von „Weier so“ und von dem, was Sie hier manchmal kritisieren. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben ganz bewusst darauf verzichtet, eine Art
orratsbeschluss für einen möglichen AWACS-Einsatz
u erbitten, über den in der Sommerpause diskutiert
urde, zu dem Sie aber in dem Antrag, über den wir
eute diskutieren, nichts finden – wohl wissend, dass die
ATO-Diskussion stattfindet, aber noch keine Be-

chlüsse der NATO vorliegen. Gleichwohl hat der zivile
uftverkehr in Afghanistan erheblich zugenommen;
fghanistan verfügt jedoch ganz ohne Zweifel über kein

usreichendes Bodenradar, um den gewachsenen Flug-
erkehr so zu überwachen, dass die Luftfahrzeuge in
fghanistan wirklich sicher abheben und wieder am Bo-
en landen können. Deshalb brauchen wir auch
WACS; aber das ist nicht Gegenstand der Entscheidun-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
gen, die in dieser Woche im Deutschen Bundestag zu
treffen sind.

Ich habe auch gesagt – das haben Sie gesehen –, dass
der Einsatz von KSK nach meiner Auffassung in
Afghanistan entbehrlich geworden ist. Wir haben in den
letzten drei Jahren keine KSK-Soldaten zur Verfügung
gestellt. Deshalb hielte ich persönlich es auch für richtig,
wenn KSK-Einsätze im Rahmen des OEF-Mandates im
Verlaufe dieses Jahres ausliefen.

Meine Damen und Herren, ich komme zum Ende und
sage: Die Bundesregierung hat erst vor wenigen Tagen
in ihrem aktualisierten Afghanistan-Konzept den lang-
fristigen und vor allen Dingen umfassenden Stabilisie-
rungsansatz, der den Wiederaufbau einschließt, vorge-
tragen und bekräftigt. Alle anderen in Afghanistan
vertretenen und engagierten Staaten folgen diesem An-
satz. Zu ihm gehört ganz ausdrücklich, dass wir die
Nachbarn Afghanistans mit in den Blick nehmen, sie so-
gar noch sehr viel stärker einbeziehen. Selbstverständ-
lich meine ich damit vor allen Dingen Pakistan, ein
Schlüsselland für die Sicherheit und Stabilität der ge-
samten dortigen Region.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen Pakistan dahin bringen, eine positive
Rolle bei der Stabilisierung sowie beim Wiederaufbau
der gesamten Region zu spielen. Deshalb habe ich mich
mit anderen am Rande der Generalversammlung der
Vereinten Nationen in der vergangenen Woche darum
gekümmert, Pakistan in eine Gruppe einzubinden, die
diesen Prozess vorantreibt. Das reiht sich in die Bemü-
hungen ein, die wir von deutscher Seite im vergangenen
Jahr während unserer G-8-Präsidentschaft bereits gestar-
tet haben und die durch die innenpolitischen Ereignisse
in Pakistan unterbrochen worden sind; das haben Sie
mitverfolgt. Ich sehe jetzt gute Chancen – erste Anzei-
chen dafür gibt es –, dass wir mit der neuen Regierung in
Pakistan zu einem geordneten Austausch zwischen dem
pakistanischen Präsidenten, dem afghanischen Präsiden-
ten und den Ministerebenen darunter kommen. Bei der
Reise nach Pakistan, die ich in etwas mehr als zwei Wo-
chen unternehmen werde, werde ich versuchen, diesen
positiven Ansatz, den es zwischen den beiden Ländern
gibt, weiterhin zu stützen.

Meine Damen und Herren, die Verlängerung des
ISAF-Mandats ist kein „Weiter so“, sondern sie ist auf
die Bedürfnisse des nächsten Jahres zugeschnitten: Wir
schicken mehr Soldaten. Wir konzentrieren uns auf die
Ausbildung von Soldaten und Polizisten. Wir steigern
die Ausgaben für zivilen Wiederaufbau auf jetzt immer-
hin 170 Millionen Euro, weil wir wollen – das sage ich
Ihnen aus tiefer Überzeugung –, dass die Menschen in
Afghanistan den Fortschritt tatsächlich spüren, sehen
und erleben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Zum Schluss sage ich all jenen Danke, die sich häufig
unter Einsatz ihres Lebens für den Wiederaufbau und die
Stabilisierung Afghanistans einsetzen. Das sind unsere
Soldatinnen und Soldaten, Polizisten und zivilen Auf-

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(C (D auhelfer. Ich weiß, wir alle miteinander wissen, dass eren Aufgabe im vergangenen Jahr nicht einfacher georden ist, im Gegenteil. Wir wissen auch, Kollege ung, was wir der Bundeswehr dort abverlangen, und wir rauern um diejenigen, die für den Einsatz in Afghanisan mit dem Leben bezahlt haben. Allen, die den Menchen dort helfen, damit sich das Leben der Bevölkerung n Afghanistan verbessert, schulden wir Dank und Anerennung. Sie alle haben, wie ich finde, die Unterstütung dieses Hohen Hauses verdient. Darum bitte ich Sie erzlich um Ihre Zustimmung zur Verlängerung des SAF-Mandats. Herzlichen Dank. Für die FDP-Fraktion erhält nun der Kollege r. Werner Hoyer das Wort. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der ntrag der Bundesregierung auf Verlängerung des SAF-Mandats liegt seit nunmehr etwa vier Stunden vor. och heute, nach der anschließenden Debatte über die age auf den Finanzmärkten, werden die mitberatenden usschüsse mit der Beratung beginnen. Heute Abend ird auch der Auswärtige Ausschuss beraten und in der ächsten Woche entscheiden. Das ist ein ganz schön portlicher Ansatz. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Das stimmt!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618100100

(Beifall bei der FDP)

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1618100200

ch frage mich: Wenn AWACS in diesen Antrag nicht
hineingerührt“ worden ist, warum hat man ihn dem Par-
ament dann nicht etwas früher vorlegen können?


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Zumindest ist damit klar, worüber wir heute nicht re-
en: Wir reden nicht über AWACS; dadurch fällt die
ntscheidung, diesem Antrag zuzustimmen, manch ei-
em vielleicht etwas leichter. Wir reden heute auch nicht
ber OEF. Der Minister hat eben auf KSK Bezug ge-
ommen. Ich denke, er meinte KSK im Rahmen von
EF und nicht etwa auch KSK im Rahmen von ISAF;


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja, natürlich!)


as muss noch geklärt werden. Denn selbstverständlich
ibt es auch im Rahmen von ISAF Situationen, die einen
esonderen Schutz erforderlich machen. In einem sol-
hen Fall ist KSK nach meiner Auffassung das Mittel
er Wahl.

Meine Damen und Herren, wir sprechen heute über ein
ichtiges Mandat, im Grunde genommen über eine Fort-

chreibung dessen, was es bereits gibt. Wir, die Freien De-
okraten, tragen die Aufstockung um 1 000 Soldatinnen

nd Soldaten mit; die Begründung ist schlüssig.






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Wir haben allerdings einige kritische Anmerkungen
zu machen. Das tue ich aber nicht, ohne vorher namens
der Freien Demokraten allen, die sich in Afghanistan be-
mühen und dort für uns eine sehr wichtige Aufgabe er-
füllen, ganz herzlich Dank zu sagen. Das gilt insbeson-
dere für die Angehörigen unserer Streitkräfte – um sie
geht es heute –, die dort eine hervorragende Arbeit leis-
ten. Dieser Dank gilt völlig unabhängig von der Tatsa-
che, dass wir auch kritische Anmerkungen machen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Warum sind wir eigentlich mit Soldaten, Aufbauhel-
fern, Polizisten und anderen Kräften in Afghanistan ver-
treten? Wir sind dort nicht, um anderen, auch nicht ande-
ren im Bündnis, einen Gefallen zu tun. Wir sind dort
auch nicht nur aus Solidarität mit den Afghanen; sie ist
ein wichtiger Punkt, aber nicht der entscheidende. Wir
sind in Afghanistan um unserer eigenen Interessen und
unserer eigenen Sicherheit willen. Das müssen wir unse-
ren Bürgerinnen und Bürgern auch immer wieder deut-
lich vor Augen führen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen, warum wir nach Afghanistan gegangen
sind. Wir wissen auch, was passieren würde, wenn wir
das Land Hals über Kopf verlassen würden. Wir würden
den Kräften Spielraum eröffnen, die nicht nur ihr eige-
nes Land terrorisieren, sondern den Terror von Afgha-
nistan aus auch zu uns tragen würden. Um das zu verhin-
dern, müssen wir dort weitermachen. Wir dürfen unseren
Beitrag allerdings nicht im Sinne eines „Weiter so“ leis-
ten; dazu sind schon einige wichtige Anmerkungen ge-
macht worden.

Herr Minister, ich verhehle keineswegs die Erfolge,
die erzielt worden sind, sehe aber natürlich auch die
Schwachstellen. Bei der Polizeiarbeit hat die Bundes-
republik Deutschland eine Führungsrolle übernommen.
Ich finde, dieses Kapitel ist für Deutschland ein ziemlich
dunkles Kapitel.


(Beifall der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Denn das, was in diesem Bereich von der Bundesregie-
rung geleistet wird – das gilt nicht für die Polizeibeam-
ten vor Ort, die eine Superarbeit leisten –, kommt einem
politischen Offenbarungseid ziemlich nahe.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Die Bundesregierung hat uns einen Schlingerkurs
vorgeführt, den ich beachtlich finde. Noch im Jahre 2004
hat sie voller Stolz gesagt, sie sei, wie es damals hieß,
am Aufbau eines multiethnischen Polizeidienstes, und
zwar landesweit und auf allen Ebenen, beteiligt. Heute
wird so getan, als hätte man nie etwas anderes als die
Beratung des afghanischen Innenministeriums im Sinn
gehabt. Dieser Schlingerkurs rächt sich.

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(C (D Ich denke, wir werden darüber nachdenken müssen, b wir es bei unserem Beitrag zur europäischen Polizeiruppe belassen können oder ob wir nicht doch auf den roßen Wunsch unserer amerikanischen Freunde eingeen sollten, auch bilateral mit ihnen gemeinsam etwas zu nternehmen; denn von ihnen wird der Großteil des Polieiaufbaus geleistet. Wir müssen uns darüber hinaus die Frage stellen, ob ir uns im Hinblick auf unsere Verantwortung bei der ntsendung von Polizeibeamten nicht in eine vergleichare Situation begeben sollten wie bei der Entsendung on Soldatinnen und Soldaten. Es darf nicht der Einruck entstehen, als würde das Parlament die Verantworung gegenüber den zu entsendenden Polizeibeamtinnen nd Polizeibeamten geringer einschätzen als die Verantortung, die wir qua Parlamentsbeschluss für die Solda innen und Soldaten der Bundeswehr übernehmen. Ich in der Auffassung, dass wir uns überlegen sollten, ob ir hier im Hinblick auf die Bundespolizei nicht eine eue Rechtsgrundlage schaffen sollten. Dann würde uch das ständige Gezeter mit den Ländern aufhören. Letzte Bemerkung in meinem sehr kurzen Beitrag. m 4. November 2008 werden wir eine neue Weichen tellung der amerikanischen Politik erleben. Es wird keieswegs egal sein, wer dort das Amt des Präsidenten bernehmen wird. In jedem Fall gehe ich aber davon us, dass die Bereitschaft zur Kooperation mit den Nacharländern Afghanistans zunehmen wird. Das halte ich uch für außerordentlich wichtig. Am Beispiel Pakisans sehen wir doch – der Herr Minister hat das bereits esagt –: Ohne die Zusammenarbeit bzw. das Zusamenwirken mit den Nachbarn Afghanistans wird es icht funktionieren. Wir haben den dringenden Ruf gehört, mit dem Iran usammenzuarbeiten. Es wäre schön, wenn er in der age wäre, einmal direkt mit den Amerikanern zu reden. s gibt das Angebot der Shanghai Cooperation Organiation, und wir wissen, dass es ohne Russland und China icht funktionieren wird. Ich meine, die Bundesregierung sollte im Bündnis ihen Beitrag dazu leisten, dass dieser Ansatz in und für fghanistan, der internationaler als der bisherige ist, tat ächlich Wirklichkeit wird. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618100300

Dr. Peter Ramsauer, CDU/CSU-Fraktion, ist der

ächste Redner.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Neue Töne der CDU/CSU!)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1618100400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir
ebattieren heute in erster Lesung über eine Verlänge-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
rung des Afghanistan-Mandats, zum siebten Mal, seit
wir diese Mission begonnen haben. Ich finde es richtig
und wichtig, dass wir dies jedes Jahr in dieser ausführli-
chen parlamentarischen Weise tun. Entsprechend dem,
was der Herr Außenminister gerade gesagt hat, geht es
nämlich nicht um ein „Weiter so“; vielmehr müssen wir
uns im Hinblick auf die deutsche Öffentlichkeit und alle
Belange unserer Soldatinnen und Soldaten immer
wieder, Jahr für Jahr, gründlich und sorgfältig vergewis-
sern, ob unsere „Marschrichtung“, unsere politische
Richtung, die Richtung des Einsatzes – es geht darum,
wie er ausgestaltet ist und erfolgreich sein soll –, richtig
und verantwortbar ist.

Im Zusammenhang mit dieser Verlängerung müssen
wir uns fragen, worauf wir in den nächsten 14 Monaten
insbesondere Wert legen müssen. Wir dürfen es uns bei
der Beantwortung dieser Frage in der Tat nicht leicht
machen; denn unsere Soldatinnen und Soldaten – es sol-
len 1 000 mehr werden – halten auch für uns alle den
Kopf hin.

Aus all den Gründen, die der Herr Außenminister
schon vorgetragen hat und die uns allen bekannt sind,
sage ich ein klares Ja zu dieser Verlängerung des Man-
dats und auch zu einer Aufstockung der Zahl unserer
Soldatinnen und Soldaten von 3 500 auf 4 500.

Den Gegnern dieser Verlängerung sei ein kleiner – er
ist zwar nicht maßgeblich, aber immerhin doch bemer-
kenswert – Hinweis gegeben: In wenigen Wochen wer-
den wir uns auch mit der Verlängerung von OEF aus-
einanderzusetzen haben. Ende des vorletzten Jahres, also
beim vorletzten Mandat, betrug die Zahl der Soldatinnen
und Soldaten im Rahmen von OEF 1 800. Diese werden
wir voraussichtlich auf 800 reduzieren. Wenn man sich
die Zahlen der beiden Mandate anschaut, die ja in gewis-
ser Weise in einem politischen Zusammenhang zu be-
trachten sind, dann stellt man fest, dass wir bei ISAF die
Zahl der Soldatinnen und Soldaten in derselben Größen-
ordnung erhöhen, wie wir sie bei der OEF reduzieren.

Wir können überhaupt nicht erwarten – ich hoffe, dass
das die Gegner dieses Einsatzes auch nicht tun –, dass
wir die Probleme, die es in Afghanistan zu lösen gibt,
über Nacht lösen. In all den Debatten – auch jetzt gerade
wieder in unserer Fraktion – ist auch die Frage erörtert
worden, ob man das nur militärisch erreichen kann oder
ob das auch nichtmilitärisch möglich ist. Eines ist völlig
klar: Die Probleme in Afghanistan werden wir niemals
allein militärisch lösen können. Aber wir können ohne
die militärische Komponente die Probleme dort eben-
falls nicht lösen und die Aufbau- und Stabilisierungs-
arbeit, die wir uns vorgenommen haben, nicht leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Unsere Absicht ist es – man kann es nicht oft genug
sagen –, die dortigen Strukturen im Bereich der eigenen
militärischen Kompetenzen und Fähigkeiten, der Ver-
waltungskräfte, der Polizei, der Infrastruktureinrichtun-
gen und im Bildungswesen so zu stärken, dass in Afgha-
nistan eine selbsttragende Stabilität erzeugt wird.
Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass unsere Sicher-

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(C (D eitskräfte für sich selbst und zur Erfüllung der gesamen Aufbauarbeit entsprechende Möglichkeiten und Resourcen haben. Ein wichtiger Aspekt ist vor allen Dingen, dass wir ei den militärischen und polizeilichen Sicherheitskräfen in Afghanistan hinreichend Sicherheit schaffen und ür eine ausreichende Entlohnung sorgen, damit die dorige Korruption und die schlimme Praxis des Seitenechselns – manchmal je nach Tageszeit: am Tag für die inen und in der Nacht für die anderen – nachhaltig unerbunden werden. Erst dann, wenn wir alle diese Aufgaen erfüllt haben, werden unsere Soldaten nach Hause urückkehren können. Jetzt komme ich zu einem Punkt, der in den letzten agen auch durch mich angestoßen worden ist; auch Sie, err Außenminister Steinmeier, haben ihn gerade ange prochen. Ich frage Sie: Gibt es hier jemanden im Hause, er möchte, dass unsere Soldatinnen und Soldaten auf auer in Afghanistan bleiben? Ich glaube, das will kein inziges Mitglied des Deutschen Bundestages. Aber wir ind es der deutschen Öffentlichkeit schuldig, dass wir nsere Zielrichtung dartun. Wir müssen deutlich mahen, worauf wir abzielen und wohin das Ganze führt. Ich bin froh, dass wir vorletztes Jahr darauf gedrunen haben, dass unsere Soldaten zum 30. November aus em Kongo nach Hause zurückkehren. Ich bin froh, dass ir darauf gedrungen haben, dass wir beim UNIFILinsatz klare Voraussetzungen schaffen, und wir reduieren unsere Kräfte dort weiter. Ich bin froh – der Balkan ist ein hervorragendes Beipiel –, dass man erfolgreich auf ein Ende oder die Berenzung eines solchen Einsatzes hinarbeiten kann und ass wir dort, insbesondere in Bosnien, den Einsatz unerer Soldaten immer stärker zurückfahren können. Ich habe einer Agenturmeldung entnommen, dass uch CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer eine Beristung des Einsatzes fordert. Das ist völliger Quatsch. ine Befristung fordert niemand. ines muss klar sein – ich greife in diesem Zusammenang Ihre Frage auf, Herr Steinmeier, ob wir gehen solen, wenn es schwierig wird –: Wenn es schwierig wird, ann ist auf die Deutschen in Afghanistan Verlass; dann erden wir dort die entsprechende Flankierung leisten. ber wenn dort die Aufgaben so zu Ende gebracht sind, ass wir das Land den eigenen Kräften überlassen könen – egal, ob das in fünf oder acht Jahren der Fall sein ird; man kann sicherlich den Zeitpunkt heute nicht estlegen –, dann ist auch die Zeit für den militärischen insatz der Bundeswehr dort abgelaufen. Man kann nicht oft genug betonen, dass wir neben en militärischen Anstrengungen auch den ganzen Beeich der nichtmilitärischen Anstrengungen eher beflüeln und ausbauen denn begrenzen müssen. Ich habe mir on den beteiligten Ressorts die Zahlen vorlegen lassen, ie viel Geld wir jeweils im militärischen und im nichtilitärischen Bereich einsetzen. In diesem Jahr – aller Dr. Peter Ramsauer dings bis zum Ende des noch laufenden Mandats gerechnet; die Monate des Anschlussmandats sind also noch nicht berücksichtigt – geben wir für den militärischen 428 Millionen Euro und für den nichtmilitärischen Bereich, einschließlich humanitärer Ausgaben, 163 Millionen Euro aus. Ich bin sofort dafür – wenn uns das in den Haushaltsberatungen, die in den kommenden Wochen vor uns liegen, gelingt –, den nichtmilitärischen Bereich weiter zu stärken. Gerade Bildung und Sicherheit stellen die Grundlagen für nachhaltige Veränderungen und Stabilität in Afghanistan dar. Was den schon angesprochenen Schlafmohnanbau angeht: In 21 der 34 Provinzen in Afghanistan wird Mohn angebaut. Aber das tun die Bauern nicht aus Jux und Tollerei. Vielmehr müssen sie so den kärglichen Lebensunterhalt für ihre armen Familien bestreiten. Wir müssen alles daransetzen, eine alternative Wertschöpfungskette in Gang zu setzen. Es geht nicht – das wurde bereits versucht –, die Bauern dazu zu bringen, Weizen anzubauen, ohne ihnen gleichzeitig den Absatz zu sichern. Keiner der dortigen Bauern, die Weizen statt Mohn anbauen und anschließend keinen Zentner verkaufen, wird so schnell noch einmal Weizen anbauen. Wir müssen also dort die Wertschöpfungskette und die Absatzkette für alternative pflanzliche Produkte sicherstellen. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Opiumproduktion und den Mohnanbau werden wir niemals aus Afghanistan hinausbomben können. Wir müssen vielmehr auf Mittel des zivilen Aufbaus, unter anderem auf Beratung, setzen, um den Bauern Stück für Stück eine vernünftige Alternative zu geben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte noch einen Punkt aus Ihrer Rede aufgrei-
fen, Herr Außenminister. Die Probleme in Afghanistan
werden wir niemals lösen können, wenn wir nicht auch
– Sie haben die Lage und die Zusammenhänge hervorra-
gend beschrieben – die Probleme im Nachbarland Pakis-
tan lösen; denn dort ist in zunehmendem Maße das neue
Rekrutierungsfeld und das Aufmarschgebiet der Taliban.
Nach Angaben des pakistanischen Religionsministers ist
heute in Pakistan – das ist eine erschreckende Zahl –
jede zehnte der mindestens 15 000 Koranschulen fun-
damentalistisch und extremistisch ausgerichtet. Die so
ideologisch Ausgebildeten gehen dann in Militärcamps,
um militärisch ausgebildet zu werden. Sie sind für die
Taliban der personelle Nachschub in Afghanistan. Das
können wir auf Dauer nicht hinnehmen. Wir müssen die
zivilen Schulen wesentlich stärker ausbauen. Das ist un-
sere Aufgabe als Europäer und insbesondere als Deut-
sche. Arme pakistanische Eltern schicken ihre Kinder
viel lieber in zivile Schulen als in die Koranschulen. Die
Koranschule ist allerdings oft die einzige Alternative.
Das darf nicht so bleiben. Wenn es stimmt – viel spricht
dafür –, dass diese 15 000 Koranschulen maßgeblich aus
saudi-arabischen Quellen finanziert werden, dann muss
ich sagen: Das dürfen wir nicht hinnehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Herr Kollege Ramsauer. Ich weiß, meine Redezeit ist zu Ende. Wir fühlen uns dem Aufbau in Afghanistan verpflichet. Ich darf für meine Fraktion klar bekennen, dass wir u diesem Aufbau stehen. Aber wir wollen auch klarmahen, wohin die Reise geht und unter welchen Bedinungen wir diesen Einsatz eines Tages beenden werden. Das Wort erhält nun die Kollegin Monika Knoche für ie Fraktion Die Linke. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618100500
Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1618100600

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618100700


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618100800

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine werten Herren

nd Damen! Diese notwendige Sondersitzung des Deut-
chen Bundestages zu Afghanistan gibt es nur, weil wir
inke nicht bereit waren, einem Fristverzicht zuzustim-
en und diese wichtige, zentrale Frage deutscher Au-

enpolitik unter „ferner liefen“ in anderen Debatten ab-
uhandeln.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir Abgeordnete sollen die Zustimmung zur Statio-
ierung von weiteren 1 000 Soldaten in Afghanistan
eben. Wir haben auf die gesamte Lage eine andere
icht als die vorgetragenen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Das stimmt!)


ch bin der Auffassung, dass es Zeit für eine wahrhaftige
ilanz ist.

Insgesamt 55 000 NATO-Soldaten, darunter bald
500 deutsche, sollen dort für Sicherheit und Aufbau

orgen. Wozu haben die vergangenen sieben Jahre ISAF-
räsenz geführt? Was braucht Afghanistan, und mit wel-
hen Mitteln sind die Ziele zu erreichen? Dazu nenne ich
inige Fakten: Haben nach dem 11. September circa
00 CIA-Agenten und 350 US-Elitesoldaten die Tali-
anregierung gestürzt und blieb die Zahl der ISAF-Sol-
aten bei unter 10 000, so ist bereits Mitte 2008 die Zahl
on 65 000 Soldaten erreicht. Weitere Aufstockungen
ind angekündigt, weitere Jahre der Präsenz avisiert.
enn die USA gewählt haben, werden Afghanistan und
ohl auch Pakistan zu den zentralen Orten des soge-
annten Krieges gegen den Terror werden.

Der ISAF-Oberkommandierende, General McNeill,
agte dieser Tage – Zitat –, es brauche 400 000 Soldaten,
m Afghanistan zu befrieden. Er sagte allerdings auch,
r sei der Auffassung, dass dieser Krieg bereits verloren
st. Aber unsere Minister Herr Jung und Herr Steinmeier
ennen noch nicht einmal die wahren Opferzahlen.
eshalb nenne ich sie hier: 2007 waren 8 000 Tote zu
eklagen, davon 1 500 Zivilisten. Laut UN sind dieses






(A) )



(B) )


Monika Knoche
Jahr schon mehr als 4 600 Menschen ums Leben gekom-
men, darunter 1 450 Zivilpersonen. Die Zahl der bewaff-
neten Anschläge stieg von 9 000 im Jahr 2007 um 40 Pro-
zent in diesem Jahr. Die USA teilen mit, dass in Afgha-
nistan derzeit mehr amerikanische Soldaten als im Irak
sterben. Die Sicherheitslage in Afghanistan ist so drama-
tisch wie nie zuvor, und da behauptet unsere Regierung
doch tatsächlich, dass immer mehr Soldaten zu immer
mehr Sicherheit und Stabilität führen. Das ist doch Vor-
täuschung falscher Tatsachen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die afghanische Bevölkerung wird fremde Truppen auf
Dauer nicht akzeptieren. Wer ihre Kultur kennt, weiß
das. Der Widerstand wird größer und härter. Mehr
fremde Soldaten bedeuten eine Stärkung der fundamen-
talistischen Kräfte.


(Beifall bei der LINKEN)


Was macht die Taliban stark? Es ist der Krieg gegen
sie. In Afghanistan werden deutsche Soldaten mittler-
weile auch nicht mehr als Samariter in Uniform angese-
hen. Die Soldaten spüren das. Sie sind bewaffnet, sie
sind bedroht, und sie sind sehr nervös. Gerade erst haben
deutsche ISAF-Soldaten an einer Straßensperre eine
Frau und zwei Kinder umgebracht.


(Zuruf von der FDP: Das ist doch wohl nicht zu fassen!)


Es ist offenkundig: Das Militär ist der falsche Helfer für
dieses Land.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es erweist sich immer mehr, dass die Zusage einer be-
dingungslosen Solidarität mit den USA falsch war und
einen zu hohen Preis hat. Das heißt, die USA verstärken
ihre Dominanz in der NATO. Das heißt auch, dass sich
Deutschland den amerikanischen Interessen innerhalb
der NATO immer mehr beugt. Und das heißt für uns,
dass sich Deutschland von diesen US-geleiteten Interes-
sen in der NATO endlich emanzipieren muss.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es ist nämlich nicht richtig, dass die Bündnisverpflich-
tungen zwangsläufig dazu führen, dass man militärisch
tätig werden muss. Es ist jetzt die zentrale Aufgabe der
Politik, eine Exitstrategie zu entwickeln. Die Exitstrate-
gie beginnt für uns mit dem Abzug der Bundeswehr aus
Afghanistan.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Deutschland sollte sich ausschließlich zivil engagieren.
Aufgaben gibt es genug. Der Polizeiaufbau wurde ge-
nannt. Dabei hat sich Deutschland wahrlich blamiert.
Ein funktionierendes Rechtswesen gibt es in dem Land
nicht, aber es wird mit lokalen Kriegsherren zusammen-
gearbeitet, um für eine fragwürdige Stabilität zu sorgen.
Das muss aufhören; denn es handelt sich bei den Kriegs-

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(C (D erren um Fundamentalisten, die Frauen unterdrücken nd die Einhaltung der Menschenrechte nicht gewähreisten. Es sind dieselben Kräfte, die für den Drogenanau verantwortlich sind. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


iemand kann hier glaubhaft versichern, dass es einen
ivilen Aufbau gibt, solange der Alltag von Hungertod
estimmt wird, die Müttersterblichkeit derart hoch ist, es
ädchenhandel gibt, Selbsttötungen von Witwen statt-

inden und die Armut immer mehr wächst. All das hat
ich, seit die ISAF ihr „Zivillabel“ trägt, in den Le-
ensalltag der Bevölkerung eingebrannt. 3,5 Milliarden
ollar wurden bisher für das Militär ausgegeben. Bis
010 soll es lediglich 1 Milliarde Dollar für den Zivi-
aufbau sein.

Das alles ist die Wirklichkeit, während Sie von Stabi-
ität reden. In Afghanistan kann von demokratischen
reiheiten keine Rede sein. Eine belastbare soziale Infra-
truktur ist nicht entstanden. Die Hilfsgelder sind – das
issen Sie ganz genau – in dunkle Kanäle geflossen oder
leich wieder an die Geberländer zurückgeflossen. Die
SA haben Karzai mithilfe des Petersberger Prozesses
nter Rot-Grün installiert. Und für was steht diese
arzai-Regierung? Sie steht für Korruption.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ch frage: Geht es der NATO denn überhaupt wirklich
m die Selbstbestimmung Afghanistans? Wenn dem so
äre, dann würde – das schlussfolgern wir – alle politi-

che und diplomatische Kraft darauf verwandt, Friedens-
irgas ins Leben zu rufen, die demokratischen Kräfte zu
tärken, ein funktionierendes Rechts- und Polizeiwesen
ufzubauen und Frauen gemäß der UN-Resolution 1325
ine zentrale Stellung beim Aufbau des Staates einzuräu-
en.

Angesichts all der zunehmenden Sicherheitsprobleme
ann nur gesagt werden: Mehr Militär bedeutet in der
raxis mehr Unsicherheit und mehr Gewalt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


fghanistan braucht dringend einen Friedensprozess und
ine politische Konfliktlösung. Die Anrainerstaaten müs-
en in diesen Friedensplan einbezogen werden. Das sind
n unseren Augen Pakistan, Iran, Indien, China und
ussland. Es muss – ja, auch das – mit den Taliban gere-
et werden; aber es darf ihnen auf gar keinen Fall Macht
n einer Regierung eingeräumt werden. Afghaninnen
nd Afghanen wollen nicht von den Taliban terrorisiert
erden. Aber sie wissen und sie sagen, dass sie selber
it ihnen fertig werden müssen. Denn sie haben eines

elernt: Solange der Krieg gegen Terror geführt wird,
erden die Taliban, werden die fundamentalistischen
räfte erstarken. Das widerspricht aller Zivilpolitik, die
ir hier im Deutschen Bundestag zu vertreten haben.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Monika Knoche
Wohin Militär und Kriegslogik führen, sieht man in
Afghanistan. Deshalb sagen wir – das zum Schluss noch
zu Ihnen, Herr Steinmeier –: Natürlich soll Deutschland
sich nicht am ausgeweiteten Antiterrorkampf beteiligen.
Doch eines funktioniert nicht: Sie wollen die ISAF zur
Stabilisierungstruppe hochstilisieren und Zustimmung
erreichen, indem Sie die ohnehin zurzeit nicht vorhan-
dene deutsche Beteiligung an OEF-Operationen in
Afghanistan infrage stellen. Im Klartext heißt das: mehr
für ISAF. Aber keine OEF? Dahinter ist ein dickes Fra-
gezeichen zu setzen; denn wie man hört, operiert das
KSK im Rahmen der ISAF in Afghanistan. Wem wollen
Sie hier erzählen, dass Sie einen Ausstieg aus dem Anti-
terrorkampf vornehmen wollen? Das ist einfach nicht
richtig, und nicht legitim, das vor dem Deutschen Bun-
destag zu vertreten.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Peter Struck [SPD]: Wie lange redet die eigentlich? Was ist mit der Redezeit?)


Was also ist von all dem zu halten, was insbesondere
Sie, Herr Steinmeier, heute noch einmal gesagt haben?
Ich meine, davon ist nichts zu halten. Ich plädiere dafür,
dass die deutsche Politik einen Richtungswechsel voll-
zieht, dass sie jetzt einen ernsthaften Exitplan entwickelt,
dass sie alle Kraft darauf verwendet, mit den friedlichen
und demokratischen Kräften in Afghanistan zusammen-
zuarbeiten, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618100900

Frau Kollegin.


Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618101000

– dass sie mit allen diplomatischen Mitteln für einen

Friedensplan wirbt und dass sie endlich von der falschen
Logik abrückt, immer mehr Militär dorthin zu schicken.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618101100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Kerstin Müller,

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Keine Frage, Frau Knoche, die Sicherheitslage in Afgha-
nistan hat sich verschärft – auch im Norden, auch im
deutschen Verantwortungsbereich. Da gibt es nichts zu
beschönigen. Aber die Frage ist: Was folgt daraus? Was
ist die Konsequenz? Ich sage hier sehr deutlich – das
steht für mich und meine Fraktion fest –: Ein Sofortab-
zug, so wie Sie ihn hier noch einmal gefordert haben,
wird keine Friedens-Jirgas zur Folge haben, wie Sie dies
geschildert haben, sondern bedeutet im Norden den Aus-
bruch eines Bürgerkrieges und im Süden die Rückkehr
der Taliban. Das finde ich unverantwortlich.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as ist vor allen Dingen gegenüber den Afghanen unver-
ntwortlich. Sie finden deshalb in Afghanistan kaum je-
anden, der den Abzug der internationalen Truppen for-

ert.

Noch etwas: Es sind vor allem die demokratischen
räfte, die Vertreterinnen von Frauenorganisationen, de-
en die Angst in den Augen steht, wenn das Thema Ab-
ug angesprochen wird. Es ist klar, warum. Sie müssen
ämlich um ihr Leben fürchten, wenn die Taliban zu-
ückkehren.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau so ist das!)


Ich möchte an Folgendes erinnern: Es ist erst ein paar
age her, da wurde die ranghöchste Polizistin im Bezirk
andahar von den Taliban ermordet. Warum? Weil sie

ine Frau ist und weil Frauen nach der Ideologie der Ta-
iban im öffentlichen Leben nichts zu suchen haben.
iesen Frauen müssen Sie erklären, warum es in ihrem

nteresse sein soll, dass wir sofort abziehen und Chaos
nd Terror hinterlassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Allerdings sind es gerade die fortschrittlichen Kräfte
das können sicherlich viele von denen bestätigen, die
eisen nach Afghanistan gemacht haben –, die massive
ritik an der Karzai-Regierung äußern und von der in-

ernationalen Gemeinschaft enttäuscht sind. Sie sind em-
ört über Kollaborationen mit den alten Warlords; sie
ind enttäuscht, dass von den Aufbaumitteln in Milliar-
enhöhe immer noch viel zu wenig vor Ort ankommt.

Meine Damen und Herren von der Bundesregierung,
ch glaube, dass es angesichts der sich verschärfenden
icherheitslage einerseits und der extrem schlechten
timmungslage in der Bevölkerung andererseits wichtig

st, endlich einen Kurswechsel einzuleiten. Wenn man
as nicht tut, dann – so befürchte ich – wird dieser Ein-
atz scheitern, und das wollen wir alle hier nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ganz zentral ist dabei, dass endlich mit den Partnern
n der NATO, vor allen Dingen mit den Amerikanern,
arüber geredet wird, dass der Antiterroreinsatz OEF be-
ndet wird. Es reicht nicht, dass in den NATO-Papieren
on einer „comprehensive“, also von einer ganzheitli-
hen Strategie die Rede ist, wenn sich in der Realität der
fghanen nichts ändert. Es reicht auch nicht, dass Sie,
err Außenminister, der OEF keine KSK-Einheiten
ehr zur Verfügung stellen wollen. Das war zwar über-

ällig, ist aber leider halbherzig; denn damit hat man im-
er noch nicht den strategischen Dissens geklärt, der
it den Partnern im Bündnis besteht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Amerikaner setzen vor allen Dingen auf aggres-
ive Gegnerbekämpfung. Das heizt die Gewaltspirale an






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

und hat viele zivile Opfer zur Folge. Ich möchte an einen
Bericht von Human Rights Watch erinnern; er ist im
September erschienen. Darin wird aufgezeigt, dass sich
die Zahl der Zivilopfer verdreifacht hat, vor allen Din-
gen durch ungeplante Luftangriffe. Laut UNAMA gab
es noch nie so viele Opfer wie im August dieses Jahres.
Das hat, auch wenn 90 Prozent der Anschläge im Süden
und Osten passieren, eine verheerende delegitimierende
Wirkung auf den gesamten Afghanistan-Einsatz. Dies
wird auch im Norden wahrgenommen; die Menschen
diskutieren darüber. Auch die Menschen in Afghanistan
wollen einen Strategiewechsel und nicht, dass das Ganze
nach Pakistan ausgeweitet wird. Daher brauchen wir
endlich diesen Kurswechsel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Allein ISAF muss sich darauf konzentrieren, den Schutz
der afghanischen Bevölkerung und den Wiederaufbau zu
sichern.

Das Problem ist: Sie sind sich in der Koalition leider
nicht so richtig über die Linie einig. Wir haben gerade
Herrn Ramsauer gehört. Er will eine Exitstrategie, meint
damit aber keine Befristung. Was damit gemeint ist, ver-
stehen nur die Bayern.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich habe es nicht verstanden.

Herr von Klaeden fordert dagegen mehr Soldaten.
Der Außenminister will die KSK zurückziehen. Der Ver-
teidigungsminister hingegen fordert AWACS. Und die
Bundeskanzlerin schweigt. Ich fordere die Bundeskanz-
lerin auf, das Chaos in der Koalition in Sachen Afgha-
nistan zu beseitigen und offensiv gegenüber den Verbün-
deten und der Öffentlichkeit für den notwendigen
Kurswechsel einzutreten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Statt AWACS und noch mehr Soldaten einzusetzen,
muss der zivile Wiederaufbau endlich absolute Priorität
erhalten; sonst verschärft sich die Schieflage zwischen
militärischem und zivilem Beitrag weiter. Da reicht es
nicht, die zivilen Ausgaben leicht zu erhöhen. Entwick-
lungsorganisationen wie VENRO und Caritas haben es
noch einmal dargelegt: Eine massive Aufstockung der
Mittel ist erforderlich, um eine nachhaltige Entwicklung
in Afghanistan zu erreichen. Wir fordern zudem, dass
auch das deutsche zivile Engagement in das Mandat auf-
genommen wird. Übrigens sind wir uns hier mit dem
Deutschen Bundeswehr-Verband einig, der diese Forde-
rung heute auch aufgestellt hat.

Wenn wir das Ganze zum Erfolg führen wollen, muss
die Devise also lauten: Nicht kleckern, sondern klotzen.
Wenn es uns nicht gelingt, die Herzen der Afghanen zu
gewinnen, dann, befürchte ich, wird der Einsatz schei-
tern. Wir sollten alles versuchen, um das zu verhindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Detlef Dzembritzki [SPD])


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(C (D Ich erteile das Wort dem Kollegen Detlef zembritzki, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die ebatte zeigt, dass im Haus eine große Übereinstimung darüber herrscht, wie mit dem ISAF-Mandat um ugehen ist. Es gibt eine Fraktion, die das völlig anders ieht. Frau Kollegin Knoche, Sie haben die Situation eies Nachkriegslandes beschrieben. Einige Ihrer Bemerungen – das ist überhaupt nicht zu bestreiten – sind siherlich zutreffend. Es wäre auch überraschend, wenn an Afghanistan, das 30 Jahre Bürgerkrieg und Okku ation erlebt hat, nach einer solch langen Phase, die wir ier zu betrachten haben, als ein befriedetes Land beeichnen könnte, in dem sämtliche Strukturen funktioieren und die Aufbauarbeit abgeschlossen ist. Ich denke, die Regierung ist der Aufforderung geolgt, hier alles zu tun, um für eine friedliche Entwickung Impulse zu geben. Das konnten wir tatsächlich erleen. Der Außenminister hat in seiner realistischen arstellung beschrieben, wie sich die Regierung eingeracht hat. Ich erinnere an die Diskussion, die wir im usammenhang mit der Paris-Konferenz geführt haben. uf dieser Konferenz wurde eine Art Zwischenbilanz ezogen; vor allen Dingen hat die internationale Geeinschaft erneut bekräftigt, dass sie sich auch in Zu unft in Afghanistan engagieren will. Es ist unbestritten, ass wir im Rahmen unseres internationalen Engageents – ich habe das hier schon des Öfteren eingefordert – ehr tun sollten, um die Effektivität, die Kooperation, ie Koordination zu verbessern. Ich hoffe, dass im Zuammenhang mit den Aktivitäten des UN-Repräsentanen, Herrn Eide, weitere erkennbare Impulse gesetzt weren. Wir sind uns einig, dass die Hilfe zur Eigenverantortung in Afghanistan im Vordergrund stehen muss. ch denke, dass alle Aktivitäten, die von uns eingebracht erden, diesem Ziel dienen. ir müssen an dieser Stelle noch einmal deutlich mahen, dass die afghanische Regierung, Präsident Karzai, icht aus der Verantwortung entlassen werden kann, dass ie einen Gutteil Bringschuld gegenüber der internatioalen Gemeinschaft und insbesondere gegenüber der afhanischen Bevölkerung tragen muss. Wir müssen immer wieder den Finger in die Wunde egen, dass nämlich die Korruption im Land nicht genüend bekämpft wird, dass es eine mangelnde Bereitchaft der Regierung gibt, sich des Problems des Droenanbaus anzunehmen. In dieser Situation sollte die nternationale Gemeinschaft ihre Interessen gemeinsam tärker einbringen. Ich höre, dass Regierungsumbildunen in Kabul anstehen: Möglicherweise wird der Innen Detlef Dzembritzki minister ausgetauscht; möglicherweise soll der Bildungsminister in diesem Bereich tätig werden. Eventuell werden dort Schritte eingeleitet, die in unserem Sinne sind. Aus meiner Sicht – das ist auch schon von anderen Kollegen angesprochen worden – ist es absolut notwendig, die regionale Zusammenarbeit zu verstärken. Wir müssen die großen Nachbarn, Pakistan und Iran, viel stärker mit einbeziehen. Die Lage in Pakistan ist nach den Wahlen und der Regierungsbildung nicht unbedingt einfacher geworden. Andererseits ist es aber so, dass es in den Provinzen Verantwortungsträgerinnen und -träger gibt, die sich nicht dem Fundamentalismus angeschlossen haben, sondern ganz bewusst auf Säkularisierung, Veränderung und Reformen setzen. Ich denke, dass solche Kräfte massiv unterstützt werden müssen. In der Diskussion darüber, ob wir uns für die Verlängerung des ISAF-Mandats – ich glaube, in großer Mehrheit wird das der Fall sein – aussprechen sollten, ist zu unterstreichen, dass diejenigen recht haben, die sagen: Militärisch ist das Land nicht zu gewinnen. Wir können dieses Land nur gewinnen, wenn wir den zivilen Aufbau bewerkstelligen, wenn wir die entsprechenden Infrastrukturen und vor allen Dingen die Instrumente für eine innere Sicherheit schaffen. Ich finde, dass wir nicht immer nur über Polizei und Militär sprechen und dabei die Justiz vernachlässigen dürfen. Herr Dr. Hoyer, Sie hatten angesprochen, dass man für die Polizei ebenfalls ein Mandat vorsehen sollte. Darüber kann man diskutieren. Vielleicht sollten wir uns aber bei dieser besonderen Herausforderung, die in Afghanistan zu meistern ist, auf völlig andere Konzepte einlassen und ein Paket schnüren und festlegen, wie wir uns die Zusammenarbeit in Afghanistan vorstellen. Wenn Sie davon sprechen, dass die Polizisten einbezogen werden sollen, fragt man sich: Was ist mit den zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich manchmal noch beträchtlicheren Risiken aussetzen? (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre genau dieses Mal gut gewesen!)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618101200

(Beifall bei der SPD)

Detlef Dzembritzki (SPD):
Rede ID: ID1618101300

(Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es!)


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


– Herr Kollege Nachtwei, ich finde es äußerst ange-
nehm, in dieser Debatte die große Kollegialität von
jenen zu spüren, die sich intensiv mit Afghanistan be-
schäftigt haben. Denn deren Meinungen und Einschät-
zungen weisen eine unwahrscheinlich große Schnitt-
menge auf. Deswegen sollte man weiter daran arbeiten.
Mein Bemühen ist, die Opposition an unsere Seite zu be-
kommen, weil es wirklich absolut schädlich wäre, wenn
es in dieser Frage eine Polarisierung gäbe.

Die Herausforderung besteht darin, dass wir mit einer
stärkeren Verbindlichkeit und größerer Effektivität in
diesen zivilen Aufbau einsteigen und dass wir die Bevöl-
kerung stärker einbeziehen – wie zum Beispiel die Kana-

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(C (D ier, die mit Benchmarking-Systemen operieren. Ich öchte mich bei der Bundesregierung dafür bedanken, ass die Informationen weitaus besser und intensiver georden sind. Aber eine noch stärkere Einbeziehung äre möglich. Ich möchte nun zum Ende kommen, da meine Redeeit abgelaufen ist. Meine persönliche Erfahrung ist das habe ich schon einmal gesagt –: Mehr Informatio en tragen zu mehr Verständnis bei. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ehrliche Informationen sind wichtig!)


urückgehaltene Informationen tragen zu Missverständ-
issen und Unsicherheit in der deutschen Bevölkerung
ei. Wir sollten mit der Afghanistan-Politik nicht deut-
che Innenpolitik, sondern wirklich Außenpolitik ma-
hen, eine Außenpolitik, die sich gegenüber der UN und
en Afghanen solidarisch verhält.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618101400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Birgit Homburger

on der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1618101500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

ußenminister hat vorhin in seiner Einführung deutlich
emacht, dass wir heute in erster Lesung über die Ver-
ängerung des ISAF-Mandats sprechen. Er hat aber in
iesem Zusammenhang auch zwei andere Punkte ange-
prochen: die Beteiligung an der Operation Enduring
reedom und die Frage der AWACS-Aufklärung.

Herr Minister, an dieser Stelle muss ganz deutlich ge-
agt werden, dass natürlich darüber gesprochen werden
ann, ob das Mandat für 100 KSK-Soldaten im Rahmen
er Operation Enduring Freedom verlängert wird oder
icht, zumal diese seit Jahren nicht im Einsatz waren
nd auch nicht mehr eingesetzt werden sollten; so viel
ar ja klar. Das wird aber in der Absicht gemacht, zu

uggerieren, dass eine Beteiligung an der Operation
nduring Freedom in Afghanistan nicht mehr stattfindet.

Sie sollten so ehrlich sein, dem Deutschen Bundestag
nd der deutschen Öffentlichkeit zu sagen: Wenn es zu
er AWACS-Aufklärung, für die Sie sich einsetzen,
ommt, wird nicht zwischen ISAF und OEF oder zwi-
chen zivil und militärisch unterschieden werden kön-
en.


(Beifall der Abg. Monika Knoche [DIE LINKE] und Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


s wird alles umfassen. Das bedeutet, dass man dadurch
elbstverständlich am OEF-Mandat beteiligt ist. Herr

inister, das sollten Sie in aller Deutlichkeit sagen.






(A) )



(B) )


Birgit Homburger

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir haben hier und heute viel über den Aufbau ge-
hört. Wir haben gehört, dass der Aufbau Fortschritte
macht. Gleichzeitig verschlechtert sich allerdings die
Sicherheitslage. Die Gespräche, die ich im Rahmen ei-
nes Delegationsbesuchs in der vergangenen Woche in
Afghanistan führen konnte, bestärken mich in dem Ein-
druck, dass der Fortschritt für die Verschärfung der
Sicherheitslage ursächlich ist. Die Taliban, die Aufstän-
dischen werden dadurch, dass sich die Situation verbes-
sert, geradezu herausgefordert, Widerstand zu leisten.
Deswegen steigt die Bedrohung für Polizisten, Entwick-
lungshelfer, Landarbeiter oder auch Lehrer.

Es gibt aber auch ermutigende Zeichen der Zivilcourage.
Ein Beispiel aus der letzten Woche: Im Süden Afghanis-
tans ist eine Schule mit internationaler Hilfe aufgebaut
worden. Als die Taliban kamen und diese Schule mit
Bulldozern niedermachen wollten, hat sich die Bevölke-
rung dazwischengestellt und gesagt: Nein, wir wollen,
dass diese Schule betrieben wird. – Das zeigt: Die Men-
schen wollen den Fortschritt. Wir sollten sie dabei unter-
stützen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Erfolg in Afghanistan ist nicht allein mit immer
mehr Militär zu erreichen; aber die militärische Absi-
cherung ist notwendig. Keine Krankenschwester, kein
Lehrer, kein Entwicklungshelfer kann auf Dauer ohne si-
cheres Umfeld arbeiten. Darum brauchen wir die militä-
rische Absicherung nach wie vor. Es gibt viele Beispiele.
So wurde zum Beispiel versucht, Straßen zu blockieren.
Erst nachdem das Militär die Straßen von den Aufständi-
schen freigeräumt hatte, konnte UNAMA mit dem Wie-
deraufbau weitermachen. Genau diesen Weg müssen wir
weitergehen. Dafür brauchen wir schlicht und ergreifend
auch das Militär.

Frau Kollegin Knoche, ich komme jetzt einmal auf
Sie zu sprechen. Sie haben gesagt, dass Zivilpersonen
ums Leben gekommen sind. Das ist in der Tat richtig
und bedauerlich. Wir alle haben hier mehrfach deutlich
gemacht, dass alles getan werden muss, um Schäden an
der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Sie aber haben
suggeriert, das Militär habe das verursacht. Das stimmt
natürlich in keiner Weise. Es sind deutlich mehr Zivilis-
ten durch Selbstmordattentate und Anschläge ums Leben
gekommen. Das Militär bedroht die Zivilbevölkerung
nicht. Wir alle haben heute ein Schreiben der Gesell-
schaft für bedrohte Völker erhalten. Ich zitiere:

Nun auf halbem Wege die Mission abzubrechen, ist
keine glaubwürdige Alternative, da ohne die
Schutztruppe die Sicherheit der Zivilbevölkerung
nicht gewährleistet ist.

Dem schließe ich mich an.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Der Ansatz der vernetzten Sicherheit – diesbezüglich
formulieren wir eine deutliche Bitte an die Bundesregie-

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(C (D ung – ist richtig. Wir haben dieses Thema mehrfach hier esprochen und beschlossen, den Wiederaufbau in den ittelpunkt zu stellen. Nur, mehr Geld allein reicht icht. Es mangelt auch nicht an Papieren, sondern, eine Damen und Herren von der Regierung, an der msetzung. Beim PAT in Taloqan haben wir folgende ituation: Die Bundeswehr ist vor Ort. Es handelt sich m eine Region, die dringend der Unterstützung beim iederaufbau bedarf. Wir haben dieser Region Unter tützung zugesagt. Den ganzen Sommer über aber war ie zuständige Stelle vom BMZ, vom Entwicklungshileministerium, nicht besetzt. Wir haben wertvolle Zeit erloren, die wir dringend für die Durchführung ziviler aßnahmen gebraucht hätten. Solche Fehler bei der Ko rdination dürfen der Bundesregierung nicht passieren. ie müssen zukünftig vermieden werden. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es ist wichtig, dass wir die Zeit, die wir haben – sie
äuft uns ein Stück weit davon –, nutzen, um für selbst-
ragende Sicherheit zu sorgen. Deswegen sage ich an
ieser Stelle ganz deutlich: Herr Minister, Sie haben vor-
in gesagt, dass die Bundesregierung beschlossen hat,
ie Zahl der Polizisten zu erhöhen. Wir stehen diesbe-
üglich voll auf Ihrer Seite. Ich möchte aber auch deut-
ich machen: 60 deutsche Polizisten wurden zugesagt,
m Augenblick sind aber nur 33 vor Ort. Hinzu kommt,
ass die meisten dieser Polizisten nicht mit der dringend
rforderlichen Polizeiausbildung beschäftigt sind. Sie
ind im Bereich der strategischen Beratung mit der Aus-
rbeitung von Papieren beschäftigt. Das ist eine Fehl-
llokation von Ressourcen. Sie haben gesagt, dass Sie
rkannt haben, dass an dieser Stelle gehandelt werden
uss. Wir möchten Sie bitten, diesen Worten endlich Ta-

en folgen zu lassen. Ändern Sie die Struktur der Hilfe
eim Polizeiaufbau! Das ist dringend notwendig, damit
ir Sicherheit in Afghanistan ermöglichen können.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618101600

Das Wort erhält nun der Bundesminister der Verteidi-

ung, Dr. Franz Josef Jung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich denke, angesichts dieser Debatte fragen sich
iele Bürgerinnen und Bürger: Warum sind so viele Sol-
atinnen und Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan?
ei all dem, was hier vorgetragen wird, darf meines Er-
chtens nicht aus dem Blickfeld geraten, dass die An-
chläge des 11. September 2001 in New York von Af-
hanistan ausgegangen sind und dass wir in Afghanistan
ast 30 Millionen Menschen von der Terrorherrschaft der
aliban befreit haben, aber auch, dass wir heute eine in-

ernationale Bedrohungslage haben und es deshalb we-
entlich klüger ist, die Gefahren an der Quelle zu beseiti-






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
gen, dort, wo sie entstehen, bevor sie in wesentlich
größerer Dimension unser eigenes Land erreichen. Des-
halb ist der Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten zur
Stabilisierung in Afghanistan auch ein Beitrag für die Si-
cherheit der Bürgerinnen und Bürger in der Bundesrepu-
blik Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich denke, dass unsere Strategie der vernetzten Si-
cherheit oder, wie wir es jetzt in der NATO durchgesetzt
haben, des Comprehensive Approach, des umfassenden
Ansatzes, richtig ist. Ohne Sicherheit keine Entwick-
lung, aber ohne Entwicklung auch keine Sicherheit! Wir
müssen die Herzen und die Köpfe der Menschen dort ge-
winnen. Das gelingt uns mit unserer Strategie. Ich war
gerade in Afghanistan. Wenn Sie beispielsweise von
Kunduz nach Faizabad fliegen und die Menschen Ihnen
zuwinken und sich freuen, dass die Bundeswehr dort im
Einsatz ist, wenn Sie mit dem Gouverneur sprechen,
Frau Knoche, der Ihnen sagt, dass 90 Prozent der Bevöl-
kerung für den Einsatz der Bundeswehr dankbar sind,
dann wird deutlich, dass diese Strategie richtig ist.

Frau Knoche, Sie haben hier versucht, den tragischen
Zwischenfall am Kontrollpunkt politisch zu instrumenta-
lisieren. Der Gouverneur hat mir gesagt: Schuld war der
Fahrer, der mit hoher Geschwindigkeit auf die Gruppe
zugefahren ist. Hier musste die Schutzfunktion vonsei-
ten unserer Soldaten ausgeübt werden. Ich weise Ihre
Unterstellung mit Nachdruck zurück und unterstütze un-
sere Soldaten in diesem schwierigen Einsatz für unsere
Sicherheit.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich denke, unser Einsatz kann sich sehen lassen. Aber
unser Ziel – das war ein Punkt, den wir auf dem Gipfel
in Bukarest beschlossen haben – ist eine Gesamtstrate-
gie; ich habe es Erfolgsstrategie genannt. Das heißt im
Klartext: Wir brauchen ausgebildete afghanische Streit-
kräfte und Polizisten. Deshalb ist unsere Absicht, die
Ausbildung zu verstärken. Wir wollen im nächsten Jahr
7 500 afghanische Streitkräfte ausbilden. Wir werden
unseren Einsatz für die Ausbildung der Polizei verdop-
peln, weil es letztlich darum geht, Afghanistan in die
Lage zu versetzen, selbst für seine Sicherheit zu sorgen,
und damit auch eine Erfolgsstrategie, eine Gesamtstrate-
gie für Afghanistan umzusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Lassen Sie mich hinzufügen: Wir haben, denke ich,
schon viele Erfolge erreicht. Wir haben allein im Norden
Afghanistans 830 Projekte umgesetzt, die Infrastruktur,
Energie, Wasserversorgung, Schulen, Kindergärten und
Krankenhäuser umfassen. Ich war jetzt in der Amani-
Oberschule. Dort können Sie sehen, wie Schülerinnen
und Schüler fröhlich zusammen lernen; sie haben eine
Zukunftsperspektive. Sie müssen doch zur Kenntnis
nehmen, Frau Knoche, dass unter den Taliban Mädchen
überhaupt nicht in die Schule durften.

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(C (D (Monika Knoche [DIE LINKE]: Wer hat die Taliban in die Regierung gebracht?)


Million Kinder war damals in den Schulen; jetzt sind
ast 7 Millionen Kinder in den Schulen. Wir haben
0 Prozent der Gesundheitsversorgung sichergestellt.
Millionen Flüchtlinge sind nach Afghanistan zurück-

ekehrt. In einer Umfrage haben die Menschen bestätigt,
ass sie sich auch und gerade durch unseren Einsatz wie-
er sicherer fühlen. Man darf die Erfolge, die durch un-
eren Einsatz zur Stabilisierung in Afghanistan erreicht
orden sind, nicht verschweigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Meine Damen und Herren, unsere Soldatinnen und
oldaten absolvieren dort einen riskanten Einsatz, ver-
unden mit Gefahren für Leib und Leben. Wir haben in
iesem Einsatz bereits 28 Soldaten verloren. Ich denke,
s ist wichtig, immer wieder darzustellen, vor welchen
erausforderungen die Bundeswehr dort steht. Meines
rachtens kann uns der Einsatz unserer Soldatinnen
nd Soldaten mit Dankbarkeit erfüllen. Sie sind dort in
iner Art und Weise engagiert, dass der Ansatz der ver-
etzten Sicherheit umgesetzt und das Ansehen der Bun-
esrepublik Deutschland gemehrt wird. Ich bin unseren
oldatinnen und Soldaten dankbar für ihren Einsatz, den
ie im Interesse unserer Sicherheit leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Herr Lafontaine, weil Sie gerade hier sind, spreche
ch Sie sehr konkret an. In den Gesprächen mit den Sol-
aten spüre ich immer wieder, dass sie es geradezu als
ine Unverschämtheit empfinden, wenn Sie unsere Sol-
atinnen und Soldaten in die Ecke von terroristischen
ktivitäten rücken. Dies ist eine Beleidigung unserer
oldaten und hat meines Erachtens mit der Realität
ichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wegen der mit dem Einsatz verbundenen Gefahren ist
s notwendig, dass wir alle Voraussetzungen schaffen,
amit unsere Soldaten ihren Auftrag dort gut erfüllen
önnen. Wir haben mittlerweile über 700 geschützte
ahrzeuge in Afghanistan, mehr als alle anderen Natio-
en dort. Wir haben die Aufklärung verstärkt. Wir haben
usätzliche Verstärkungstruppen dorthin geschickt, weil
ir aufgrund der Verschärfung der Sicherheitslage, die
nbestritten eingetreten ist, mehr Flexibilität brauchen.
eshalb wollen wir auch die Mandatsobergrenze um
000 erhöhen, allerdings nicht, um sofort 1 000 Solda-

en mehr dorthin zu schicken, sondern um flexibler zu
ein, um in der Ausbildung und für eine eventuelle Ver-
tärkung zum Schutz unserer Soldaten mehr tun zu kön-
en. Auch die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr
ollten wir im Blick behalten.

Ebenso wichtig ist es aber, dass wir die Situation in
akistan im Blick behalten. Ich war gerade in Pakistan
nd habe dort sowohl mit dem Ministerpräsidenten als






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
auch dem Außenminister, dem Verteidigungsminister
und dem Generalstabschef gesprochen. Meines Erach-
tens ist es gut und richtig, wenn wir in Kooperation mit
Pakistan, Afghanistan und der NATO dafür sorgen, dass
die bestehende Situation an der Grenze zwischen Afgha-
nistan und Pakistan sicherer wird; denn das Grenzgebiet
ist ein Rückzugsgebiet für die Taliban und dient dem
Nachschub von terroristischen Aktivitäten nach Afgha-
nistan. Deshalb ist es richtig, wenn wir hier zu einer Ko-
operation kommen, auch im Interesse des Schutzes unse-
rer Soldatinnen und Soldaten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte Sie
um Ihre Unterstützung für den Einsatz unserer Soldatin-
nen und Soldaten in Afghanistan; denn dieses Land darf
nicht zurückfallen und wieder zum Ausbildungscamp für
den Terrorismus werden. Wer heute einen Rückzug pro-
pagiert, gefährdet damit auch die Sicherheit unserer Bür-
gerinnen und Bürger. Für ihren gefährlichen Einsatz im
Interesse unserer Sicherheit haben unsere Soldatinnen
und Soldaten eine breite Unterstützung dieses Hohen
Hauses verdient.

Haben Sie recht herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618101700

Winfried Nachtwei ist der nächste Redner für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618101800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ist

der Aufbau in Afghanistan gescheitert? Wer das behaup-
tet, verzerrt die Wirklichkeit in Afghanistan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Diejenigen, die in Masar, in Herat, in Kundus und an an-
deren Stellen in Afghanistan waren, haben es erlebt: Es
geht einiges voran; das ist unbestreitbar. Wer einen So-
fortabzug fordert, setzt diese Fortschritte aufs Spiel und
fordert de facto einen Rückfall Afghanistans in die frü-
hen 90er-Jahre, in den Bürgerkrieg.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Der Aufbau verläuft jedoch viel zu langsam. Er findet
viel zu wenig in der Fläche – auf dem Land – statt, und
ist auch angesichts des rasanten Bevölkerungswachs-
tums viel zu schwach. Außerdem ist er aufgrund der im-
mer schlechteren Sicherheitslage akut gefährdet.

Im Süden und im Osten des Landes sind inzwischen
einige Zehntausend Soldaten im Einsatz. Dennoch hat
die Zahl der Zusammenstöße und Anschläge zugenom-
men; in vielen Distrikten herrscht eine Situation, die ei-
nem asymmetrischen Krieg gleicht. Im Norden und im

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(C (D esten des Landes sind viel weniger Soldaten im Einatz, nur einige Tausend. Sie haben es vor allem mit Anriffen einsickernder aufständischer Gruppen zu tun, geen die sie sich wehren müssen. Im Rahmen von ISAF ässt man sich allerdings nicht darauf ein, auf die Aktioen der Aufständischen kriegerisch zu reagieren. Man andelt nach wie vor sehr besonnen. Das haben wir vor rt beobachten können. In Afghanistan sind zwei Dynamiken festzustellen: ine negative, destruktive Dynamik und eine positive, onstruktive Dynamik. Mein inzwischen leider sehr verärteter Eindruck ist, dass die negative Dynamik zurzeit eutlich größer ist als die positive. Soll ein solch negatier Trend gestoppt und umgekehrt werden, bedarf es anz besonderer Anstrengungen: auf afghanischer, auf nternationaler und auf deutscher Seite. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was tut die Bundesregierung? Ich sage ausdrücklich:
ie Verlängerung des ISAF-Mandats ist richtig und
nverzichtbar. Die Aufstockung der Obergrenze des
undeswehrkontingents ist im Hinblick auf die Flexibi-

ität, die Wahlen und die Ausbildungsunterstützung mili-
ärisch plausibel. Wie wir wissen, führt das Militärische
llein aber nicht zum Erfolg. Daher frage ich: Was ge-
chieht darüber hinaus? Was das Afghanistan-Konzept
er Bundesregierung angeht, muss ich sagen: Nachjus-

ieren reicht nicht aus. In diesem Konzept wird lediglich
ier und da nachjustiert. Insgesamt setzen Sie aber Ihre
albherzige Afghanistan-Politik fort. „Halbherzigkeit“
st übrigens ein Begriff, den die Einsatzkräfte vor Ort
erwendet haben, nicht etwa ein Wortgebilde der Oppo-
ition.

Wo ist nach sieben Jahren Afghanistan-Engagement
ine ehrliche und ungeschönte Bestandsaufnahme? An
ieser Stelle schließe ich die Fehler und Fehleinschät-
ungen, zu denen es unter Rot-Grün gekommen ist und
ie wir mitverantworten müssen, ausdrücklich ein. Wenn
an in der Afghanistan-Politik Glaubwürdigkeit zurück-

ewinnen will, dann muss man schließlich auch sagen,
o man sich selbst geirrt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wo ist der regionale Stabilisierungsansatz, in dessen
ahmen nicht nur Pakistan – davon war gerade die Rede
, sondern auch Indien, Iran und die zentralasiatischen
nrainer einbezogen werden? Wo ist die Klärung des

aktischen strategischen Dissenses zwischen den ver-
chiedenen Teilnehmerstaaten der NATO? Wo sind im
inblick auf das deutsche Engagement die realistischen
nd ehrgeizigen Ziele, durch die Perspektiven für die
erantwortungsübergabe im Sicherheitsbereich und für
inen Abzug in absehbarer Zeit eröffnet werden? Wo ist
ie Aufbauoffensive – hier spielt die Förderung der
andwirtschaft eine große Rolle –, und wo ist eine aus-
ewogene zivil-militärische Zusammenarbeit?

Afghanistan braucht einen langen Atem. Kai Eide und
ie ISAF-Generale haben betont, dass uns die Zeit weg-
äuft. Die meisten hier im Saal sind sich einig: Wir wol-






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
len die Menschen in Afghanistan nach 30 Jahren Krieg
nicht im Stich lassen. Aber eine Politik, die den Ernst der
Lage nicht erkennen lässt, untergräbt den Sinn dieses
Einsatzes und den Sinn des Engagements der vielen fan-
tastischen Leute, die vor Ort im Einsatz sind: der Diplo-
maten, der Soldaten, der Polizisten und der Entwick-
lungshelfer.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618101900

Die Kollegin Ursula Mogg hat nun das Wort für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1618102000

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir diskutieren

heute in erster Lesung über die Fortsetzung unseres
ISAF-Mandats, und ich denke, wir haben jeden Grund,
das mit großer Ernsthaftigkeit zu tun. Die Präsenz heute
im Plenum des Deutschen Bundestages ist für mich ein
Beleg dafür, dass Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen,
dies auch so sehen.

Ich hatte in der vergangenen Woche die Gelegenheit,
mich vor Ort in Afghanistan zu informieren und viele
Gespräche zu führen. Deshalb ist es mir ein besonderes
Bedürfnis, zu Beginn meines Beitrages diese Ernsthaf-
tigkeit und all die Fragen anzusprechen, um die es im
militärischen und sicherheitspolitischen Bereich im Kern
geht. Ich will auch noch einmal darauf hinweisen, wa-
rum wir in Afghanistan sind. Ich habe nämlich in vielen
Debatten den Eindruck gewonnen, dass in der Öffent-
lichkeit in Vergessenheit geraten ist, weshalb wir in
Afghanistan sind. Wir sind in Afghanistan, weil durch
die Ereignisse am 11. September 2001 all unsere sicher-
heitspolitischen Vorstellungen, die wir bis dahin hatten,
auf den Kopf gestellt wurden.

Wir diskutieren über diese Fragen auf der Basis eines
UN-Mandats, das gerade wieder verlängert worden ist.
Wir beziehen uns auf ein Konzept, das mit dem Namen
Petersberg verbunden ist, wir beziehen uns auf den
Afghanistan Compact und auf die Konferenz in Paris. Es
ist mir auch ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass be-
reits in dem Namen dieses Mandats, ISAF, enthalten ist,
dass es um „Assistance“ geht, um die Unterstützung der
afghanischen Bevölkerung. Es handelt sich also nicht
um einen Anspruch, militärisch vorzugehen. Dass ein
langer Atem für diesen Einsatz gebraucht wird, haben
viele Vorredner bereits angesprochen. Ich erinnere mich
noch sehr gut an Präsident Karzai in Bukarest, wo er mit
Blick darauf, dass Afghanistan kein Failed State, son-
dern ein Destroyed State ist, ebenfalls einen langen
Atem gefordert hat.

Wir beraten heute über 1 000 zusätzliche Soldaten für
dieses Mandat. In den Debatten, die wir führen, wird im-
mer wieder die Frage gestellt, ob die Aufstockung eine

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(C (D eitere Militarisierung unseres Einsatzes bedeutet. Ich öchte ausdrücklich sagen: Nein, das bedeutet sie nicht. Sie alle kennen den Vergleich mit dem, was wir auf em Balkan, im Kosovo, militärisch geleistet haben, und ie kennen die Größenverhältnisse. Für Kosovo haben ir in der Spitze über 4 500 Soldaten gesprochen. Über o viele Soldaten diskutieren wir heute auch für Afghaistan. Das Kosovo ist so groß wie das Bundesland Hesen. Unser Zuständigkeitsbereich in RC North ist halb so roß wie die gesamte Bundesrepublik. Im Übrigen müssen wir uns immer wieder verdeutlihen, dass wir im Deutschen Bundestag über den Einsatz er Bundeswehr und militärischer Mitteln diskutieren. ir diskutieren aber nicht – Herr Kollege Hoyer, hier in ich sehr nahe bei Ihnen – über die Einsätze unserer olizisten im Rahmen eines Mandats, auch nicht über en Einsatz unserer NGOs und auch nicht über all das, as unsere Diplomatinnen und Diplomaten in Afghanis an leisten. An dieser Stelle sei erwähnt, dass „Mandatsoberrenze“ aus der Sicht der Soldatinnen und Soldaten das nwort des Jahres 2008 ist. Vor wenigen Tagen hat mir n Afghanistan eine Soldatin berichtet, dass sie vier Wohen lang auf gepackten Koffern saß und fortgesetzt unerschiedliche Nachrichten darüber erhalten hat, ob sie un in den Einsatz geht oder nicht. Das ist für die Soldainnen und Soldaten in der Tat eine schwierige Situation. Warum sind weitere Soldatinnen und Soldaten in fghanistan nötig? Sie sind notwendig, weil wir mehr lexibilität brauchen, um auf unvorhergesehene Sichereitslagen reagieren zu können. Daneben wollen wir uns n geeigneter Weise auf die Situation rund um die Präsientschaftswahl im kommenden Jahr vorbereiten. Das st also absolut nachvollziehbar. Es wird viel gefordert, zum Beispiel, dass wir ein usstiegsszenario haben müssen. Liebe Kolleginnen nd Kollegen, ein solches Szenario gibt es. Das haben ir in Bukarest beschlossen, und zwar entlang der Frage, ie wir in Afghanistan in der Lage sind, Polizeiund ilitärkräfte auszubilden und aufzubauen. Dafür gibt es uch Zeitlinien. Insofern kann ich nur dringend raten, all as zu berücksichtigen, was wir schon in der Vergangeneit diskutiert und beschlossen haben. Es wird auch viel über das Verhältnis von zivilen nd militärischen Mitteln diskutiert, die wir einsetzen. s wurde schon angesprochen, dass wir eine militärische lankierung brauchen, wenn wir im zivilen Bereich tätig erden wollen; ohne diese Flankierung geht es leider icht. Es ist mir aber auch ein Anliegen, darauf hinzueisen, dass wir die Mittel für den zivilen Bereich aufestockt haben, aber dass es nicht allein um mehr Geld ehen kann. Die Mittel müssen auch abfließen und in rojekte umgesetzt werden können. Ich gestehe offen und ehrlich: Die Sicherheitsund erteidigungspolitikerinnen und -politiker der SPDraktion hätten sich bei der Bekämpfung des Droenanbaus ein bisschen mehr Butter bei die Fische Ursula Mogg gewünscht. Es geht nicht darum, Felder abzubrennen oder den Bauern die Existenzgrundlage zu nehmen, sondern darum, beispielsweise Wege zu sperren oder Labore stillzulegen. Dazu hätten wir uns ein bisschen mehr gewünscht als die Formulierung im Antrag der Bundesregierung zu der Mandatsverlängerung. Daran sollten wir weiter arbeiten. Mit Blick auf die Zeit komme ich zum letzten Punkt. Die Bundesregierung hat in Bukarest folgende Erklärung unterschrieben: Wir stützen uns – ich zitiere – auf einen mittelfristigen, internen politisch-militärischen Plan – in Übereinstimmung mit dem Afghanistan Compact und der nationalen afghanischen Entwicklungsstrategie –, der regelmäßig aktualisiert wird und auf dessen Grundlage wir die Fortschritte messen werden. Frau Kollegin! – Ich bin gleich fertig. – Jetzt kommt mein allerletzter Gedanke: Eine Mandatsdebatte ist auch immer dazu geeignet, eine Evaluierung herbeizuführen. Aber die zitierte Formulierung aus der Erklärung von Bukarest ist für uns Anlass, eine jährliche Evaluierung in einer formalisierten Form zu fordern. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und Ihre Geduld, Herr Präsident. Das Wort erhält nun der Kollege Gert Winkelmeier. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hätte mir für heute gewünscht, dass ein Redner der Regierungsfraktion klipp und klar erklärt hätte: Seit Wochen steht der Termin für die erste Lesung der ISAFMandatsverlängerung fest. Es ist eine Frechheit, dass der Antrag der Bundesregierung zur Mandatsverlängerung dem Parlament erst vier Stunden vor der Sondersitzung des Bundestages vorgelegt wird. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618102100
Ursula Mogg (SPD):
Rede ID: ID1618102200

(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618102300
Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618102400

Das ist eine grobe Missachtung der ersten Gewalt, und
ich bitte den Herrn Bundestagspräsidenten, dies gegenü-
ber der zweiten Gewalt mit der gebotenen Deutlichkeit
zu rügen.

Seit sieben Jahren hören wir an dieser Stelle immer
dieselben Argumente, wenn es um den Bundeswehrein-
satz in Afghanistan geht. Gemessen daran müsste es dort
inzwischen blühende Landschaften, eine sich selbst tra-
gende Wirtschaft und eine afghanische Bevölkerung ge-
ben, die sicher leben kann und deren materielle Grund-
bedürfnisse gedeckt sind. Die Realität sieht – das wissen

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(C (D ir alle – anders aus. Das einzige, was dort blüht, sind ohnfelder. eren Erträge finanzieren das süße Leben der Warlords, ie auch in der afghanischen Regierung sitzen, und manher Gouverneure in den Provinzen. Im Jahr 2008 zählt ISAF wöchentlich zehnmal so iele Anschläge wie 2005 pro Monat. Die UN-Mission n Afghanistan berichtet über einen fast 40-prozentigen nstieg ziviler Toter durch den Krieg im ersten Halbjahr 008. Nun kann man einwenden, dass die Mehrzahl dieer Opfer auf Kosten der Aufständischen geht; das betreite ich gar nicht. Aber erstens gibt es jährlich Hunerte von Opfern durch die Luftnahunterstützung der SAF-Bodentruppen, die stets auch Unbeteiligte trifft. weitens führt dieses Vorgehen dem Widerstand ständig eue Kräfte zu. Ich frage mich, wann hier begriffen ird, dass das die Ursache für die dramatische Ver chlechterung der Lage ist. Dafür müsste allerdings endich der Charakter des Krieges in Afghanistan zur Kenntis genommen werden. Der einstige Auftrag von ISAF, die afghanische Reierung beim Wiederaufbau des Landes zu unterstützen, st doch unter der De-facto-Führung der USA längst zur einen Aufstandsbekämpfung degeneriert. Die Afghanen ehren sich ganz einfach gegen westliche Fremdbestimung und eine Regierung, die sie als nicht repräsentativ nsehen. Hat sich einmal jemand von den Mandatsbefürortern gefragt, was US-Bürger machen würden, wenn hnen ausländische Truppen ihre Vorstellungen von Deokratie aufzwingen wollten? Es geht nicht um die Bekämpfung des Terrorismus. s geht vielmehr um die Beherrschung eines Landes, das us US-Sicht eine strategische Schlüsselstellung gegenber China, Russland, Iran und den zentralasiatischen hemaligen Sowjetrepubliken einnimmt. m neuen Feldhandbuch 3-7 für die US-Armee wird lasklar und arrogant der Auftrag der Armee definiert: ekämpfung der Feinde – ich wiederhole: Bekämpfung er Feinde –, die Amerikas Zugang zum Rest der Welt nd seinen globalen Einfluss begrenzen wollen. Sich an olchen Kriegen zu beteiligen, kann nicht im deutschen nd europäischen Interesse liegen. Wir erleben im Übrigen seit einigen Wochen, wie uch ISAF unter der Führung der USA den schon immer ragilen Nuklearstaat Pakistan vorsätzlich durch Anriffe auf sein Territorium destabilisiert. Die möglichen olgen können alles in den Schatten stellen, was wir um Beispiel aus der Geschichte Kambodschas kennen, as 1970 auf dieselbe Weise ins Chaos gestürzt wurde. enn es dazu kommt, trägt die Bundesregierung die itverantwortung auch dann, wenn sie militärisch nicht eteiligt ist. Allein deswegen darf es ein „Weiter so!“ icht geben. Gert Winkelmeier Unter dem Druck der Wähler scheint nun wenigstens die CSU nachdenklich geworden zu sein, wenn sie von der Bundesregierung eine Ausstiegsstrategie erwartet. Was Herr Ramsauer hier gesagt hat, ist allerdings das genaue Gegenteil. Ich muss feststellen, dass Herr Ramsauer für die CSU mit gespaltener Zunge spricht. Worauf es jetzt ankommt, ist nicht die Aufstockung des deutschen Kontingents. Vielmehr kommt es auf die Unterstützung von Entwicklungen in Afghanistan an, die bereits seit Monaten im Gang sind. Ich meine die Initiative von Präsident Karzai, mithilfe befreundeter Staaten wie Saudi-Arabien zu einer Verhandlungslösung im Dialog mit den Taliban zu kommen. Von der Bundesregierung ist hierzu bisher jedoch wenig zu vernehmen. Sie sollte sich aktiv für einen sofortigen Waffenstillstand einsetzen und hierbei Unterstützung leisten, anstatt ihren siebenjährigen Irrweg im Schlepptau der USA weiter zu verfolgen. Vielen Dank. Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Bernd Schmidbauer, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich will zwei Punkte richtigstellen. Frau Knoche, alle Fraktionen dieses Hauses waren mit dem Vorgehen, der heutigen Beratung und den weiteren Beratungen in der nächsten Woche, einverstanden. Für Sie mag es bedauerlich sein, aber Sie waren es ganz bestimmt nicht, die uns getrieben haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618102500

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bernd Schmidbauer (CDU):
Rede ID: ID1618102600

Ich will feststellen: Der Verlauf der Debatte ist ein Er-
gebnis vieler Beratungen in den Ausschüssen und im
Deutschen Bundestag. Es gab wohl noch kein Thema,
über das alle Fraktionen so ausführlich und mit so großer
Übereinstimmung in den Ausschüssen debattiert haben.
Das gilt auch im Hinblick auf die Opposition, die
Grünen und die FDP. Wir haben die Argumente im Aus-
schuss ausgetauscht, insbesondere die kritischen Argu-
mente, die zum Einsatz in Afghanistan vorgetragen
wurden. Ich finde, das ist eine hervorragende Ausgangs-
situation für unsere Soldatinnen und Soldaten in Afgha-
nistan. Sie können sicher sein, dass hier zu weit über
90 Prozent Übereinstimmung über ihren Einsatz und
ihre schwere Mission besteht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, es hat sich
sicher einiges getan, was die Sicherheit anbelangt, aber
man darf nicht pauschal urteilen. Die Zahl der An-
schläge im ganzen Land hat insgesamt zugenommen,
wobei die Zahl der Anschläge im Süden des Landes um
40 Prozent zugenommen hat, im Norden aber, wo wir

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(C (D erantwortung tragen, nur 2 Prozent dieser Anschläge tattfinden. Das sage ich nicht zur Beruhigung, sondern ch will deutlich machen, wie sehr sich die Lage veränert und dass wir uns auf diese Situation einstellen müsen. Pakistan, diese fragile Atommacht, ist sicher ein beonders wichtiger Punkt, dem wir auf internationaler bene eine besondere Bedeutung beimessen müssen. er Herr Außenminister ist darauf eingegangen und hat esagt, dass es nicht nur Gespräche gibt, sondern auch reffen, und dass wir gemeinsam Fortschritte erreichen üssen; denn ohne eine Lösung der Probleme im afgha isch-pakistanischen Grenzgebiet werden wir nicht voankommen, ohne ein Ende des Terrors in den Grenzgeieten wird es keine Ruhe im Süden und Südosten fghanistans geben. Das sind Rückzugsgebiete für etwa 5 terroristische Gruppierungen. Es stellt sich auch die Frage, was sich eigentlich in nserem Land getan hat. Gewinnt die Propaganda des errors die Oberhand? Erzielt der Terror durch Propaanda und durch Drohungen gegen die Bundeswehr, urch das Aufbauen von Druck Erfolge? Werfen Wahlen n unserem Land – ein weiterer Aspekt – einen Schatten uf die anstehenden Entscheidungen? Der Populismus eht um. Wir hören die Schlagworte und haben diese uch heute wieder „genossen“. Ich finde, wir müssen uns inig sein. Das ist meine Einschätzung, das ist die Einchätzung unserer Fraktion, und das ist die Einschätzung er beiden verantwortlichen Minister. Ich bin besonders ankbar, dass in dieser Frage kein Blatt Papier zwischen ie Position der beiden Minister passt. Das ist gut so, nd das tut uns bei der kritischen Auseinandersetzung ut. Wir müssen unser Engagement verstärken. Es ist ichtig – das wurde vom Verteidigungsminister ausge ührt –, dass wir die Zusammenarbeit mit unseren Partern verstärken. Wir müssen eine bessere Kooperation it der afghanischen Regierung und den ISAF-Partnern nstreben. Dabei muss ich sagen, dass die Bemerkungen ber den Präsidenten – Stichwort „Schlafmohn“ – nicht um ersten Mal hier fallen. Es ist bewundernswert, dass iele Redner verschiedener Fraktionen dies in den Auschussberatungen noch viel deutlicher angesprochen haen. Es ist Propaganda, bei dem Stichwort „Schlafohn“ auf Kinder usw. zu verweisen. Wir brauchen eine trategie gegen den Drogenanbau. Wir haben in Südmerika gesehen, dass das oft nicht einfach ist. Ein wichtiger Punkt ist, dass wir noch größere Antrengungen bei der Ausbildung der Armee und der olizei unternehmen. Diesen Punkt habe ich hier schon ehrfach angesprochen. Frau Homburger hat gesagt, ie langsam das vorangeht, wie gering die Fortschritte ind und dass die Führung in diesem Bereich oft von eier Nation auf die andere übergeht. Wir müssen endlich n Zusammenarbeit mit den Partnern zu einer verstärkten usbildung kommen. Das ist notwendig. Wer über eine xitstrategie redet, muss wissen, dass wir uns militärisch ur dann zurückziehen können, wenn die Afghanen iese Arbeit selber in die Hand nehmen und für Sichereit sorgen können. Bernd Schmidbauer (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Wenn wir über Exitstrategie reden, dann hoffe ich nicht,
dass manche meinen, dass wir unsere zivilen Anstren-
gungen beenden. Zivile Anstrengungen sind aber nur
dann möglich, wenn sie in einem sicheren Umfeld erfol-
gen. Nur dann können zivile Projekte vermehrt durchge-
führt werden.

Ein Schwerpunkt der Debatte betraf den Strategie-
wechsel und die Minimierung des Risikos für unsere
Soldaten. Es geht, sehr verehrter Herr Verteidigungs-
minister, um eine bessere und vielleicht noch stärkere
Aufklärung, insbesondere im Norden. Diese Komponente
ist nur langsam verstärkt worden. Aber wer die Sprengfal-
len und Anschläge beklagt, der muss auch sehen, dass
diese durch eine verstärkte Aufklärung möglicherweise
verhindert werden können. Wir haben hier sehr viel getan.
In diesem Bereich sind inzwischen 40, 50 Soldaten als
Aufklärer tätig; aber das ist noch viel zu wenig.

Wir sollten uns nicht dem Druck des Terrors beugen
oder uns durch Wahlen den klaren Blick trüben lassen
und auf halbem Weg umkehren. Unser Fazit muss viel-
mehr sein, dass der Terror bekämpft werden muss. Von
dort gingen alle Anschläge, die im Westen erfolgt sind,
aus; dadurch sind die meisten Todesopfer zu beklagen.
Ich bin der Meinung, es war noch nie so wichtig wie
heute, diese Brutstätten des Terrors zu bekämpfen.
Afghanistan muss unsere ganze Solidarität spüren. Mit
Schlagworten wie „Exitstrategie“ oder „Nichtbeteili-
gung“ ist niemandem geholfen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618102700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlage auf
der Drucksache 16/10473 an die in der Tagesordnung
aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Entschlie-
ßungsantrag auf der Drucksache 16/10479 soll an diesel-
ben Ausschüsse, jedoch nicht an den Haushaltsausschuss
überwiesen werden. Sind Sie damit einverstanden? –
Das ist offensichtlich der Fall. Dann sind die Überwei-
sungen so beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf:

Abgabe einer Regierungserklärung durch die
Bundeskanzlerin zur Lage auf den Finanz-
märkten

Interfraktionell ist vereinbart worden, dass die Aus-
sprache im Anschluss an die Regierungserklärung an-
derthalb Stunden dauern soll. – Ich höre hierzu keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
die Frau Bundeskanzlerin.

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Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1618102800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Lage

uf den internationalen Finanzmärkten ist ernst. Sie ist in
ieser Form noch nie da gewesen. Sie stellt vieles, was
ls selbstverständlich galt, infrage. Sie bestätigt man-
hes, was mit Gier, verantwortungsloser Spekulation
nd Missmanagement im Finanzsektor verbunden wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Heute ist nicht die Stunde, die Lage schwarzzumalen.
ber es ist wahrlich auch nicht die Stunde, die Lage

chönzureden. Es ist die Stunde, zweierlei zu schaffen:
um einen sehr kurzfristig zu denken, zu bewerten und
ann zu entscheiden, also klassisches Krisenmanage-
ent zu leisten, wie es die Bundesregierung zum Bei-

piel mit dem Rettungsplan für die Hypo Real Estate ge-
acht hat und macht und wozu wir auch weiter jederzeit

ereit sein müssen. Zum anderen ist es die Stunde, über
en Tag hinaus zu denken, zu bewerten und zu entschei-
en, das heißt, eine neue Systematik für das Zusammen-
irken aller im Finanzsektor Tätigen zu entwickeln, also

ine Zukunftsperspektive zu gestalten und präventiv zu
andeln.

Beides, das klassische Krisenmanagement von Tag zu
ag wie auch die Entwicklung der Zukunftsperspektive
ber den Tag hinaus, macht die Bundesregierung. Ich
öchte mich bei denen im Parlament, die dabei hilfreich

ind, für die Unterstützung bedanken und auch für den
eist, in dem wir die Unterrichtung der Fraktionen bis-
er vorgenommen haben.

Meine Damen und Herren, was stand am Anfang? In
en USA wurden über Jahre hinweg in unverantwortli-
her Weise Immobilienkredite an Bankkunden vergeben,
ei denen keine Aussicht auf normale Rückzahlung des
arlehens bestand. Alle Beteiligten verließen sich auf

tändig steigende Immobilienpreise und niedrige Zinsen.
ie Risiken aus diesen Krediten wurden weiterverkauft,
eu verpackt, weltweit gestreut und waren damit der
eim der weltweiten Finanzmarktkrise. Traditionsreiche

nvestmentbanken mit klangvollen Namen sind in den
SA von einem auf den anderen Tag vom Markt ver-

chwunden. Aus der amerikanischen Immobilienkredit-
rise ist inzwischen eine globale Finanzmarktkrise ge-
orden. Das Vertrauen – die wichtigste Währung der
inanzmärkte – ist verloren gegangen. Die Banken miss-

rauen sich gegenseitig und gewähren sich kaum noch
redite. Angesichts der besonders engen Verflechtung
er Akteure im Finanzbereich sind inzwischen auch so-
ide Institute von der Finanzmarktkrise betroffen, und
eutschland ist davon nicht ausgenommen.

In dieser Situation ist es von entscheidender Bedeu-
ung, das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Fi-
anzmärkte schnell und entschlossen zurückzugewin-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Dazu sind kurzfristige Maßnahmen notwendig. Wo-
rum geht es bei diesen kurzfristigen Maßnahmen?

Erstens ging es in Deutschland darum, die Hypo Real
Estate in einer akuten Notlage zu retten. Nichts zu tun,
hätte nicht nur für den Pfandbriefmarkt, sondern auch in
viel tieferer Weise unabsehbare Schäden gehabt. Alle
Fachleute haben uns gesagt, dass dies ein „systemisches
Risiko“, wie man das in der Fachsprache nennt, hervor-
rufen würde. Deshalb haben private Banken und vor al-
lem die Bundesregierung eine Bürgschaft zur Verfügung
gestellt. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit beim
Haushaltsausschuss bedanken, der das Ganze sehr gut
begleitet hat. Ich will allerdings noch darauf hinweisen,
dass wir im Zusammenhang mit dieser Bürgschaft auch
darauf Wert gelegt haben, dass dafür ein Entgelt genom-
men werden kann. Das heißt, dass dieses Institut das
Geld nicht einfach umsonst vom Staat bekommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es ging also darum, den Liquiditätsbedarf der HRE zu
decken. Als am Wochenende noch einmal bislang unbe-
kannte Liquiditätsbedarfe aufgetreten sind, mussten wir
Neuverhandlungen beginnen, die allerdings so enden
konnten, dass der Bürgschaftsrahmen, der in der vergan-
genen Woche gegeben wurde, nicht überschritten wer-
den musste. Das ist gelungen, weil die Bundesbank da-
bei sehr hilfreich war.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)


Meine Damen und Herren, wir haben dann darauf ge-
drungen – wieder zusammen mit anderen –, dass das
Management der HRE ausgewechselt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


Das ist heute geschehen. Wir glauben, dass das die not-
wendige Voraussetzung dafür ist, dass wieder Vertrauen
in dieses Institut entstehen kann. Wir setzen darauf, dass
das auch gelingt.

Ich will an dieser Stelle darauf hinweisen: Wir haben
heute im Kabinett darüber gesprochen, dass es in
Deutschland sehr wohl rechtliche Grundlagen gibt, um
Manager und Aufsichtsräte in die Haftung zu nehmen.
Wir stellen allerdings fest, dass diese gesetzlichen Rege-
lungen so gut wie nicht genutzt werden. Ich glaube, wir
alle sollten darauf schauen, wie wir es dazu bringen kön-
nen, dass sie besser genutzt werden, oder wie wir Ge-
setze so ändern, dass sie genutzt werden. Auch das halte
ich für absolut zwingend.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben zweitens im akuten Krisenmanagement am
Samstag ein Treffen der europäischen Mitglieder der
G-8-Gruppe mit dem EZB-Präsidenten und Jean-Claude
Juncker gehabt. Wir haben dabei die Übereinstimmung
gefunden, dass die Europäische Zentralbank Liquidität
in ausreichendem Maße zur Verfügung stellt. Das ist in
diesen Zeiten ausgesprochen wichtig.

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(C (D Wir haben uns in Paris drittens darüber geeinigt, dass ie Bilanzierungsregeln denen der amerikanischen tandards anzugleichen sind. (Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr! Und zwar schnell!)


as ist eine der wichtigsten Maßnahmen für unsere Ban-
institute gerade auch in Deutschland.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr richtig!)


ir haben im Augenblick keinen fairen Wettbewerb
wischen dem amerikanischen Bereich und dem europäi-
chen. Es wird jetzt darum gehen – denn es geht hier um
age und nicht um Monate –, dass wir nicht über das
ormale Rechtsetzungsverfahren – Richtlinie, Europäi-
ches Parlament, nationale Umsetzung – vorgehen, son-
ern einen Weg finden, dass die europäischen Staaten
ies schnell anwenden können. Ich danke dem Finanz-
inister, dass er die Bemühungen hierfür bereits begon-

en hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Viertens wissen wir, dass wir in einem europäischen
innenmarkt agieren. Natürlich stellt sich die Frage, wie
ationale Aktionen mit europäischen zu verzahnen
ind. Dazu will ich sagen, welche Wege aus meiner Sicht
icht geeignet sind. Nicht geeignet ist der irische Weg,
nabgestimmt eigene Bankinstitute unter einen Schirm
u stellen, andere internationale Institute, die auch lange
n Irland Steuern gezahlt haben, nicht in diesen Schirm

iteinzubeziehen und damit natürlich Wettbewerbsver-
erfungen hervorzurufen, die aus meiner Sicht im Bin-
enmarkt nicht akzeptabel sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ein aus deutscher Sicht ebenfalls nicht akzeptabler
eg ist, dass 27 Mitgliedstaaten einen Schirm spannen

nd alle in einen Fonds einzahlen, um dann mit
7 Staaten das entsprechende Krisenmanagement in den
eweiligen Mitgliedstaaten zu betreiben. Ich glaube, das
st der Fähigkeit zu schnellen Aktionen nicht zuträglich.
eshalb lehnen wir diesen Weg ab.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir brauchen aber natürlich ein kohärentes, ein ge-
einsames Vorgehen. Deshalb war es eine wichtige Bot-

chaft des Ecofin-Rates, dass sich alle Mitgliedstaaten
erpflichten, Finanzinstitutionen, die systemische Risi-
en hervorrufen können, wenn sie in eine Schieflage ge-
aten, im jeweiligen Mitgliedstaat und darüber hinaus zu
tützen. Darauf müssen wir uns in Europa verlassen kön-
en. Deshalb haben wir das bei der HRE gemacht, des-
alb haben Frankreich und Belgien das bei der Dexia ge-
acht, deshalb haben die Beneluxländer das bei Fortis

emacht; ich könnte auch britische Beispiele aufzählen.
as ist Verlässlichkeit in Europa, die wir natürlich drin-
end brauchen.

Fünftens. Im Zusammenhang mit dem Treffen in Pa-
is hat die Kommission erklärt, dass sie in den Beihilfe-
erfahren – zum Beispiel, wenn Landesbanken Stützun-
en erhalten – die Spielräume voll und flexibel






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
ausschöpfen will. Ich glaube, das ist in diesem Zusam-
menhang ein ganz wichtiges Signal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


All diese Maßnahmen dienen nicht etwa der Rettung
von Institutionen als Selbstzweck – deshalb gibt es keine
Blankoschecks – oder dem Schutz von Managern, die
Fehlleistungen erbracht haben. Nein, alle diese Maßnah-
men dienen dem Funktionieren unserer Wirtschaft und
vor allen Dingen den Bürgerinnen und Bürgern in unse-
rem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dazu gehört auch die am Sonntag vom Bundesfinanz-
minister und mir abgegebene Erklärung im Namen der
Bundesregierung, dass kein Sparer um seine Einlagen
fürchten muss. Ich sage hier noch einmal: Diese Erklä-
rung gilt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das
Vertrauen in unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsord-
nung. Die soziale Marktwirtschaft – das ist meine feste
Überzeugung – ist das beste Wirtschafts- und Sozialmo-
dell, das es gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der LINKEN: Das sehen wir ja gerade!)


Wie jede Krise bietet auch diese Krise des Finanzsektors
eine Chance. Sie bietet die Chance, dass alle innerhalb
und außerhalb Deutschlands die internationale Dimen-
sion der sozialen Marktwirtschaft erkennen, verstehen
lernen und den Anspruch erheben, sie gestalten zu wol-
len. Dafür haben wir während unserer G-8-Präsident-
schaft, konkret beim Gipfel in Heiligendamm, gekämpft.
Damals – das muss man im Rückblick sagen – war es
vergebens; jetzt erkennt aber eigentlich auch der Letzte,
wie nötig es schon damals gewesen wäre, Vorschläge zu
unterbreiten und Maßnahmen zu treffen. Deshalb sind
die gleichen Vorschläge – natürlich ausgeweitet – Teil
der Langfriststrategie der Bundesregierung für die Ge-
staltung der sozialen Marktwirtschaft in ihrer internatio-
nalen Dimension.

Wir wissen – deshalb können wir hier nicht nur natio-
nal handeln –, dass dafür ein abgestimmtes europäisches
und internationales Handeln erforderlich ist. Dies haben
wir immer wieder betont, zum Beispiel bei der Transpa-
renzinitiative, vertreten durch die Finanzminister sowie
die Staats- und Regierungschefs.

Wir haben im September mit dem französischen
Staatspräsidenten in einer gemeinsamen Erklärung
Deutschlands und Frankreichs alle europäischen und in-
ternationalen Positionen zur Lösung der Probleme fest-
geklopft und sie dann in einem Treffen mit dem briti-
schen Premierminister und dem italienischen
Ministerpräsidenten konkretisiert.

Wir haben uns für Maßnahmen im internationalen Be-
reich eingesetzt. Dabei berufen wir uns in besonderer

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(C (D eise auf das, was von den Finanzministern mit ausgerbeitet wurde: die Vorschläge, die das Forum für inanzmarktstabilität im April 2008 den G-7-Finanzinistern, die ein wenig an der Ausarbeitung beteiligt aren, vorgelegt hat. Daraus ergeben sich die entspre henden Ziele. Es geht um die Verbesserung des Liquiditätsmanageents. Es geht um die Behandlung außerbilanzieller isiken; wir haben bei der IKB schmerzhaft miterlebt, elche Folgen sich daraus ergeben. Es geht um die Beertung illiquider Vermögensgegenstände. Es geht um ransparenzregeln auf den Finanzmärkten, und es geht m den Umgang mit Ratings. Die G-8-Staatsund Regierungschefs haben im Juli 008 einen Fortschrittsbericht des Forums entgegengeommen und gebilligt. Allerdings muss ich sagen: Auch m Sommer war der Enthusiasmus über diese Regeln zumindest auf der Ebene der Staatsund Regierungs hefs – noch nicht so groß, wie er hätte sein müssen. Wir können allerdings feststellen, dass bei der Umsetung bereits erste und auch wesentliche Fortschritte zu erzeichnen sind. Zahlreiche weitere Vorschläge des Foums sollen bis Ende 2008 verwirklicht werden. Der undesfinanzminister wird in den nächsten Tagen nach merika reisen und diese Diskussion natürlich fortset en. Die Bundesregierung wird also an der Spitze derjeigen stehen, die solche Regelungen fordern. Bis Ende 2008 müssen vergleichbare Arbeiten auf euopäischer Ebene abgeschlossen werden. Dazu gehört nsbesondere die neue Regulierung von Ratingagentuen; denn diese haben einen erheblichen Anteil an den alschen Bewertungen, wie wir sie jetzt erleben. Man muss vor allem darauf achten, dass das Finanzystem selbst die richtigen Anreize setzt. Wir brauchen inanzmärkte und adäquate Mechanismen, die nicht nur us Regulierungen, sondern auch aus Anreizen bestehen. iese Anreize müssen so gesetzt werden, dass eine ein eitige Fokussierung der Banken auf kurzfristige Unterehmensstrategien verhindert werden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Eine Ursache der Krise war, dass Kredite vergeben
urden, die erst nach Jahren fällig waren. Die Bonus-

ahlungen wurden aber bereits nach einem Jahr ausge-
chüttet, ohne dass man wusste, ob für dieses Produkt
ach seiner Bewährungsprobe überhaupt eine Zahlung
ingeht. Das ist ein Unding und darf so nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Daraus resultiert, dass für die Vergütung der Manager
er langfristige Unternehmenserfolg und nicht die Kurz-
riststrategie das entscheidende Kriterium sein sollte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Ich bin zuversichtlich, dass durch die Umsetzung der
Empfehlung des Forums, die Vorschläge der Europäi-
schen Union und das Setzen richtiger Anreizstrukturen
die Grundlage dafür geschaffen wird, dass eine ver-
gleichbare Krise in Zukunft nicht mehr entstehen kann.
Das heißt, dass wir eine Architektur bekommen, in der
sich solche Fehler verbieten.

Wir müssen in dieser Situation kritisch hinterfragen,
ob die Bankenaufsicht ihren Aufgaben gerecht gewor-
den ist.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen eine vorausschauende Aufsicht, die sich
aufbauende Fehlentwicklungen rechtzeitig erkennt und
die dann auch handelt. Dafür müssen Strukturen über-
prüft und gegebenenfalls verbessert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Das gilt für den nationalen Bereich, aber natürlich auch
für den europäischen und für den internationalen Be-
reich.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb wird die Bundesregierung überlegen – in Bezug
auf die nationale Ebene –, ob das Zusammenspiel zwi-
schen BaFin und Bundesbank noch effizienter gestaltet
werden kann. Es muss auch sichergestellt werden, dass
die internen Entscheidungsstrukturen schnelle Reaktio-
nen möglich machen. Wir sollten an dieser Stelle keine
Schnellschüsse machen, aber wir sollten konsequent an
dieser Frage arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, diese Krise bietet die
Chance, besser zu verstehen, dass auf der einen Seite
Freiheit und auf der anderen Seite Ordnung keine
Gegensätze sind, sondern dass sie in der sozialen Markt-
wirtschaft zusammengehören. Wir wollen die mensch-
liche soziale Marktwirtschaft. Das ist eine Marktwirt-
schaft, die dem Menschen und dem Einzelnen dient.

Es gibt wahrlich nichts zu beschönigen. Dafür bietet
die Lage keinen Anlass. Die langfristigen Auswirkun-
gen der Finanzmarktkrise sind heute noch nicht abseh-
bar. Das gilt auch für die Auswirkungen auf unser
Wachstum und unser Land. Wir sind eine exportorien-
tierte Wirtschaft. Wir müssen uns mit gestiegenen Ener-
gie- und Nahrungsmittelpreisen auseinandersetzen.

Ich sage in dieser schwierigen Stunde aber auch:
Deutschland ist stark.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deutschland hat sich in den letzten Jahren sehr gut auf-
gestellt. Daran haben viele mitgewirkt. Deutschland ist
für den globalen Wettbewerb gerüstet. Ich bin der festen
Überzeugung, dass uns das helfen wird, die Folgen der

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(C (D inanzmarktkrise, auch wenn es nicht einfach wird, zu eistern. Der Reformkurs der Bundesregierung war und ist daür unabdingbar, und er macht sich bezahlt. Das umfasst ie Haushaltskonsolidierung, die Senkung der Lohnzuatzkosten, die Reaktionen auf die demografischen Vernderungen unserer Gesellschaft – ich erinnere an die ente mit 67 – und die konsequenten Investitionen in ildung und Innovation. Ich glaube, dass auch die Erebnisse der Sitzung des Koalitionsausschusses in der etzten Woche ein weiterer Beleg dafür sind. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage ausdrücklich: Gerade in dieser Situation wer-
en wir diesen Weg konsequent fortsetzen. Es wäre das
llerfalscheste Signal, jetzt von dem Kurs abzuweichen.
as Ziel ist, Vertrauen zurückzugeben, Vertrauen zu

tärken; denn Vertrauen, das ist die Währung, in der ge-
ahlt wird. Ich glaube, dass jeder von uns – wir in die-
em Hause, vor allen Dingen aber die Akteure im Lande –
inen Beitrag dazu leisten kann, dass Vertrauen wieder-
ergestellt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie Bundesregierung ist entschlossen, diesen Weg ruhig
nd besonnen, aber mit aller Entschlusskraft zu gehen.

Lassen Sie mich zum Abschluss eines sagen: In die-
en Tagen der Krise gibt es viele, die bis an den Rand der
elastbarkeit arbeiten. Ich möchte all denen zum
chluss dieser Regierungserklärung noch einmal ein
ankeschön sagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


b es in der Bankenaufsicht, in den Ministerien oder
um Teil auch in den privaten Banken ist – wir brauchen
kteure, die sich für unser Land einsetzen. Es ist gut,
ass es sie gibt. Deshalb bin ich auch optimistisch, dass
ir diesen Weg weitergehen können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618102900

Für die FDP-Fraktion spricht nun der Kollege

r. Guido Westerwelle.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1618103000

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Die Regierungserklärung und die Tatsache, dass
ie Regierungserklärung hier stattfindet, ist eine ange-
essene und auch notwendige Reaktion auf die wirklich

ußerordentlich angespannte Lage. Vor allen Dingen vor
em Hintergrund der Garantieerklärung, die die Bundes-
anzlerin und der Bundesfinanzminister den Bürgerin-
en und Bürgern am Sonntag gegeben haben, will ich
rklären, dass es in diesem Hause keine Auseinanderset-
ung zwischen Regierung und Opposition hierüber gibt.






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Es geht hier nicht um einen Parteienstreit, sondern da-
rum, dass die Bürgerinnen und Bürger darauf vertrauen,
dass die Sparguthaben sicher sind. Die Bundesregie-
rung sagt, sie steht dafür ein. Wir fügen hinzu: Auch wir
von der Opposition stehen dafür ein. Darauf wissen die
Bürgerinnen und Bürger sich zu verlassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist notwendig, weil die Bürgerinnen und Bürger
durch eine ungewöhnliche Maßnahme geschützt werden
müssen. Wir wollen hier aber genauso klarmachen: Wir
schützen mit diesen Steuergeldern und diesen Zusagen
die Bürgerinnen und Bürger. Wir schützen die Sparer
und ihre Einlagen. Wir schützen aber nicht die Jobs eini-
ger Banker. Vor allen Dingen sind wir nicht bereit, zuzu-
sehen, dass diejenigen, die privat, in der Wirtschaft so
versagt haben, damit auf Kosten von Steuergeldern ver-
goldet davonkommen. Das ist notwendig und muss hier
auch klar angesprochen werden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aber, meine Damen und Herren, ich will Ihnen ge-
nauso sagen: Das Prinzip Verantwortung, das Sie hier
anmahnen, gilt natürlich nicht nur für diejenigen, die
sich in der Wirtschaft falsch verhalten haben, sondern
das Prinzip Verantwortung gilt ausdrücklich auch für
diejenigen, die bei der Staatsaufsicht absolut dilettan-
tisch gearbeitet haben, und zwar nicht seit Wochen, son-
dern in Wahrheit seit über einem Jahr.


(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist eine Frechheit von einer Partei, die gegen jede Regulierung ist!)


Frau Bundeskanzlerin, Sie sprechen davon, dass die
Bundesregierung daran arbeite und sich darüber Gedan-
ken mache, wie die Staatsaufsicht verbessert werden
könne. Ich will genauso klar sagen: Wenn Sie Defizite
bei der Bankenaufsicht beklagen, beklagen Sie Defizite
bei der Bundesregierung, also bei sich selbst. Sie tragen
die politische Verantwortung für die Bankenaufsicht.
Wenn Sie die Bankenaufsicht kritisieren, dann kritisieren
Sie die Regierung, der Sie vorsitzen.


(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Das muss gerade die FDP sagen, die gegen jede Aufsicht ist!)


Vertrauen stärkt nur, wer Rede und Antwort steht.
Vertrauen stärkt nur, wer auch mit den Risiken offen um-
geht, statt sie zu verschleiern. Auch das muss an dieser
Stelle klar gesagt werden: Vertrauen riskiert, wer von
Stein zu Stein stolpert, wer die Wahrheit nur scheibchen-
weise herausrückt. Sie hätten durch Schaden längst klug
sein können. Die Salamitaktik, die Sie beim KfW-/IKB-
Skandal an den Tag gelegt haben, ist dieselbe, die wir
bezüglich Hypo Real Estate fast von Tag zu Tag erleben.


(Ludwig Stiegler [SPD]: So ein Unsinn!)


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(C (D ir wissen nicht, was die Bundesregierung weiß oder zu elchem Zeitpunkt Sie über das Ausmaß der Affäre Be cheid wussten. Wir wissen aber, dass Sie Ihrer Verantortung als Bankenaufsicht endlich besser gerecht erden müssen. Das ist keine wohlfeile Kritik im Nachinein, sondern diesen Systemfehler haben wir von Anang an, schon seit Jahren in diesem Hause immer und mmer wieder angemahnt. (Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Jetzt reicht es aber!)


Spannend ist, wie jetzt die Sozialdemokraten und die
rünen beim Thema Bankenaufsicht und vor allen Din-
en angesichts der mangelnden Bankenaufsicht ihre
wischenrufe machen. So möchte ich es vorsichtig for-
ulieren. Ich sage Ihnen das deswegen, weil ein einziger
lick in das Archiv des Deutschen Bundestages eines
eigen wird: Diese Doppelstruktur und das bürokratische
egeneinander von zwei Bankenaufsichten ist in diesem
ause von Union und von FDP kritisiert worden. Sie ha-
en es 2002 als Rot-Grün gemeinsam mit den Stimmen
er PDS hier beschlossen.

Ich bleibe dabei: Leider hatten wir mit unseren Be-
enken recht. Diese Bankenaufsicht lähmt sich selbst.
ie muss endlich vereinheitlicht werden und unter einen
olitischen Hut kommen. Dieser ist aus unserer Sicht die
undesbank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618103100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Eichel?


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1618103200

Selbstverständlich. Bitte sehr.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618103300

Herr Kollege Eichel, bitte.


Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1618103400

Herr Kollege Westerwelle, ist Ihnen nicht in Erinne-

ung, dass die Änderung der Bankenaufsicht nur mit Zu-
timmung des Bundesrates möglich war? Diese Zustim-
ung konnte übrigens nur erreicht werden, nachdem die
DU/CSU-regierten Bundesländer und die, die mit Ih-
en in Koalition waren, die entsprechende Sitzung des
undesrates verlassen hatten. Anderenfalls hätte nicht
inmal dieses Gesetz die Zustimmung des Bundesrates
efunden. Das ist die Wirklichkeit. Sie, FDP und CDU/
SU, haben im Bundesrat ohne Ende blockiert.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP)


ch war mit dem Vorschlag für eine Einzelstruktur in das
esetzgebungsverfahren gegangen. Das ist die Wirklich-
eit und nicht das, was Sie jetzt erzählen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1618103500

Herr Kollege Eichel, ich kann verstehen, dass Sie mit

Ihren damaligen Schandtaten heute nichts mehr zu tun
haben wollen.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


Aber ich sage das hier mit großer Klarheit. Ich war
schon damals Parteivorsitzender, und ich weiß, wie die
Verhandlungen damals abliefen. Ich will Ihnen sagen,
wie in der Debatte hier im Deutschen Bundestag gefoch-
ten wurde: „Die FDP ist der Auffassung, dass die
Deutsche Bundesbank die Bankenaufsicht übertragen
bekommen sollte. Die Doppelzuständigkeit hat sich nach
unserer Auffassung nicht bewährt.“

Das ist hier alles vorgetragen worden. Sie waren ge-
warnt, Sie wussten, dass das ein Konstruktionsfehler ist.
Reden Sie sich nicht heraus. Sie haben sich aus politi-
schen Gründen für diese Doppelstruktur entschieden.
Seit Jahren warnen wir davor, dass dies keine funktionie-
rende Aufsicht ist. Ich sage es Ihnen mit großer Klarheit:
Eine Staatsaufsicht, die jede Sparkassenfiliale haarklein
untersucht, aber bei einem DAX-Unternehmen in einen
Dornröschenschlaf fällt, hat versagt, und dafür tragen
diejenigen Verantwortung – auch Sie, Herr Kollege
Eichel.


(Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Setzen! Sechs!)


Jede Volksbank wird durchsucht, jede Sparkasse wird
schikaniert, aber bei den DAX-Unternehmen schaut man
nicht hin.


(Beifall bei der FDP – Lachen bei der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist unverschämt!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618103600

Herr Kollege Westerwelle, gestatten Sie eine weitere

Frage des Kollegen Eichel?


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1618103700

Ich bitte Sie; selbstverständlich, Herr Kollege Eichel.


Hans Eichel (SPD):
Rede ID: ID1618103800

Herr Kollege Westerwelle, wir können das ja zusam-

men noch einmal nachprüfen. Ist Ihnen bekannt, dass es
der damalige Bundesbankpräsident Tietmeyer ausdrück-
lich abgelehnt hat, für die Bundesbank die Bankenauf-
sicht zu übernehmen, weil er eine Interessenkollision ge-
sehen hat? Ist Ihnen außerdem bekannt, dass auch der
folgende Bundesbankpräsident, nachdem klar war, dass
wir zu Recht das Zukunftsmodell einer Allfinanzaufsicht
wählen, erklärt hat, dass eine Allfinanzaufsicht nicht von
der Bundesbank ausgeübt werden kann? Das ist nämlich
die Wirklichkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]:Der hat keine Ahnung!)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1618103900

Herr Kollege Eichel, ich habe da ein ganz anderes

Parlamentsverständnis: Die Gesetze werden vom Deut-

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(C (D chen Bundestag gemacht, mit oder ohne Zustimmung es Bundesbankpräsidenten. Noch tragen wir für die Geetze Verantwortung. Herr Kollege Eichel, da Sie gefragt haben, was mir ales bekannt sei, frage ich Sie: Ist Ihnen eigentlich beannt, dass das, was Sie hier immer noch vertreten, von hrem Nachfolger im Amt des Finanzministers längst icht mehr vertreten wird? Es wird zur Beseitigung geau dieser Doppelstruktur kommen, besser spät als nie. ätten Sie früher gehandelt, hätten Sie diesen Unfug icht beschlossen, wäre uns möglicherweise einiges an osten für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler er part geblieben. (Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Eine Frechheit! Die Aufsicht beschuldigen, nur um seine Banker zu schützen!)


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und
erren, das Problem an dieser Stelle liegt nicht nur im
eschichtlichen Streit. Vielmehr hat dies Auswirkungen
ür die Gegenwart; dieses Denken verfolgt uns in Wahr-
eit immer noch, leider auch in der neuen Regierungs-
oalition. Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, als Sie
m November des letzten Jahres hier im Deutschen Bun-
estag einen Gesetzentwurf eingereicht haben, der auch
eschlossen wurde, jetzt mit den Stimmen der neuen
ehrheit: „Nach fünf Jahren Allfinanzaufsicht durch die
undesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht besteht
ein Zweifel, dass sich deren Konzept voll bewährt hat.“

Werden Sie doch wenigstens jetzt aus dem Schaden
lug.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Es ist eine Frechheit, die Aufsicht zu beschuldigen!)


as ist das Mindeste, was die Bürgerinnen und Bürger
on Ihnen verlangen können.


(Beifall bei der FDP)


Nun heißt es an dieser Stelle, die Staatsbehörde mit
600 Mitarbeitern solle zur Prüfung nicht in der Lage

ewesen sein, weil die zu prüfende Tochter schließlich
n Irland ihren Sitz habe. Auch darauf muss man kurz
ingehen. Was heißt das denn? Das heißt, dass der deut-
che Steuerzahler ein Bürgschaftspaket von 35 Milliar-
en Euro schnürt und im Gegenzug nicht einmal ver-
angt, dass diejenigen, die eine Bürgschaft bekommen,
omplett alle ihre Bücher offenlegen.

Es ist doch ein bemerkenswerter Vorgang, dass eine
andvoll Prüfer einer privaten Bank innerhalb von Ta-
en Löcher finden, die einer Staatsaufsicht seit Monaten
erborgen geblieben sind. Das zeigt abermals: Das ist
taatsversagen, und dafür trägt die Regierung Verant-
ortung,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist eine falsche Anschuldigung! Es ist eine Frechheit, so etwas zu behaupten!)


nd bei allem staatstragenden Verantwortungsbewusst-
ein der FDP werden wir Sie aus dieser Verantwortung






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
nicht entlassen, meine sehr geehrten Damen und Herren
von der Bundesregierung, trotz aller weihevollen Reden
hier.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben bei der Bankenaufsicht bisher nur Krisen-
reaktion, aber nie Krisenprävention betrieben. Sie ha-
ben in vielen Bereichen auch noch nicht die Konsequen-
zen gezogen, die aus unserer Sicht gezogen werden
müssten. Wie wir wissen, gibt es Ratingagenturen – das
ist für diejenigen, die in diesem Thema nicht so tief drin
sind, natürlich ein Buch mit sieben Siegeln –: private
Agenturen, die die Wertigkeit von Banken und anderen
Unternehmungen einschätzen. Viel zu oft und viel zu re-
gelmäßig mussten wir darauf hinweisen, dass hier Inter-
essenskollisionen vorgezeichnet sind.

Unser Vorschlag, eine unabhängige Stiftung zu grün-
den, gewissermaßen eine Stiftung Warentest für den
Finanzmarkt, liegt auf dem Tisch. Mich würde sehr inte-
ressieren, welche Vorschläge die Bundesregierung selbst
macht, um dafür zu sorgen, dass Ratingagenturen in Zu-
kunft keine so große Macht mehr haben und nicht mehr,
wie es manchmal der Fall war, interessengeleitet agie-
ren.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, es ist richtig und absolut not-
wendig – darüber haben Sie gesprochen –, dass die
Bilanzierungsregeln auch kurzfristig verändert werden
müssen. Ich habe Ihnen schon gestern gesagt – dabei
bleibt es auch –: Hier haben Sie unsere volle Rücken-
deckung. Wenn Sie Maßnahmen ergreifen, um im Rah-
men unseres nationalen Rechts schneller handeln zu
können, weil man nicht immer auf die Zustimmung aller
europäischen Länder warten kann, werden wir auch dies
mittragen; denn wir wissen, dass dieses Problem eine
schnelle Lösung erfordert.

Frau Bundeskanzlerin, Sie müssen aber auch zur
Kenntnis nehmen, worüber wir in diesem Hohen Hause
nur zwei Tage vor der Landtagswahl in Bayern gespro-
chen haben, als es um die Neuregelung der Bilanzricht-
linien, das sogenannte Bilanzrechtsmodernisierungsge-
setz, ging. Genau das, was Sie jetzt zu Recht kritisieren,
steht in Ihrem eigenen Gesetzentwurf, den wir vor etwas
mehr als einer Woche beraten haben. Wir sagen Ihnen
schon seit langer Zeit, gerade im Hinblick auf das Ver-
trauen: Halten Sie an den bewährten Prinzipien des deut-
schen Handelsgesetzbuches fest. Sie selbst sind aller-
dings gerade dabei, in Deutschland amerikanische
Prinzipien, vor denen wir in diesem Hause gewarnt ha-
ben, einzuführen. Auch das gehört zur Wahrheit.


(Beifall bei der FDP)


Schließlich würden wir gerne einmal erfahren, Frau
Bundeskanzlerin: Was wird jetzt eigentlich aus dem
Haushalt? Wir haben heute eine Regierungserklärung
gehört, in der Sie viele Problemkreise beschrieben ha-
ben. Aber dazu, was für die Regierung politisch-hand-
werklich daraus folgt, ist bisher nichts gesagt worden.
Was bedeutet die jetzige Krise für den Bundeshaushalt,
den wir gerade beraten?


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


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(C (D Zumindest Ihren eigenen Bundeshaushalt müssen Sie hrlich aufstellen. Sie wissen, dass Sie nicht die Einnahen bekommen, die Sie in die Finanzplanung geschrie en haben. Da Sie wissen, dass Sie nicht die geplanten innahmen erzielen werden, müssen Sie in den nächsten ochen und Monaten mit uns gemeinsam zumindest da an arbeiten, dass der Haushalt ehrlich wird und dass die usgaben reduziert werden. Es kann gar nicht anders ein. Das Mindeste, was man von Ihnen erwarten darf, st, dass Sie Ihre Finanzplanung umstellen. Jeder weiß, ass diese Finanzkrise nicht ohne Auswirkungen auf die irtschaft und damit auch nicht ohne Auswirkungen auf en Bundeshaushalt bleibt. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben die Ergebnisse der
oalitionsrunde gelobt; das ist Ihr gutes Recht. Aller-

ings wissen und spüren wir, dass diese Finanzmarkt-
rise auch zu einem Problem für die reale Wirtschaft
erden wird. Weil das so ist, muss die Politik jetzt alles
nternehmen, was Wirtschaft und Wachstum stärkt, und
lles unterlassen, was Wirtschaft und Wachstum
chwächt. Dass Sie trotzdem durch Ihre Gesundheitspo-
itik die Lohnzusatzkosten erhöhen, ist in diesen Zeiten
in schwerer Fehler.


(Beifall bei der FDP)


ass Sie trotzdem bei der Erbschaftsteuer einen An-
chlag auf die Familienunternehmen vorbereiten,


(Widerspruch bei der SPD)


st ein schwerer Fehler.


(Beifall bei der FDP)


us dieser Verantwortung werden wir Sie nicht entlas-
en. Die FDP kennt ihre staatspolitische Verantwortung.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


ir, die Opposition, werden nicht darum herumkom-
en, auch Sie an Ihre Verantwortung zu erinnern.

Es reicht nicht, zu sagen, dass diese oder jene Maß-
ahme möglich ist. Sie haben keinen Plan A, Sie haben
uch keinen Plan B. Sie stolpern von Problem zu Pro-
lem. In Wahrheit fehlt es an Konzepten. Solche sind
ber das Mindeste, was man hier heute bei allem, was
ir gemeinsam gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern

u schultern haben, auch erwarten darf. So können Sie
ns nicht davonkommen.


(Anhaltender Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Mit so einem Dampfplauderer gibt es keine Gemeinsamkeit! So ein Schmarrer!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618104000

Nächster Redner ist der Kollege Joachim Poß für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1618104100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Kollege Westerwelle, Sie sind der Brandstifter, der sich
hier als Biedermann verkleidet. Nichts anderes wird
durch Ihre Praxis belegt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie wollen von der Verantwortung Ihrer Freunde in
der Wirtschaft ablenken.


(Dirk Niebel [FDP]: Unverschämtheit!)


Das ist doch ganz deutlich geworden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie wollen von der Verantwortung derjenigen ablenken,
von denen Sie Ihre Parteispenden erhalten. Das ist doch
die Realität in der Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Wie tief die Sozialdemokraten gesunken sind!)


Ihre Ideologie ist in diesen Tagen doch in Scherben zer-
brochen, Herr Westerwelle. Nichts anderes ist gesche-
hen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie wissen doch ganz genau: Mit den Investmentbanken
und den Finanzmärkten ist auch Ihre ganze neoliberale
Ideologie des Marktradikalismus zusammengebro-
chen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dirk Niebel [FDP]: Sie sind ja Lafontaine!)


Herr Westerwelle, mit Ihrem ganzen Gerede von der
unbeschränkten Marktfreiheit haben Sie sich und allen
anderen das Diktat der Finanzmärkte über Jahre hinweg
schöngeredet.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie regieren doch seit zehn Jahren!)


Heute zeigt sich, dass nur ein wirtschaftlich starker
Staat, wie ihn die Sozialdemokraten wollen,


(Lachen bei der LINKEN)


den Bürgerinnen und Bürgern und auch Märkten das bie-
ten kann, was sie als unverzichtbaren Gegenstand ge-
nauso wie die echte Freiheit brauchen, nämlich Sicher-
heit.


(Beifall bei der SPD)


Ich empfehle allen, die noch bis vor wenigen Tagen
mit abenteuerlichen Programmen für Steuersenkungen
durchs Land gerannt oder für staatliche Verschuldungs-

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(C (D erbote ohne jede Ausnahme eingetreten sind, sich das lles noch einmal ganz genau zu überlegen. er in der Krise Ausgabenkürzungen fordert, der muss konomisch gesehen ja mit dem Klammerbeutel gepuert sein, Herr Westerwelle. Das ist doch unglaublich. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])


Sie schieben jetzt der Finanzaufsicht eine Verantwor-
ung für diese Situation zu, die sie nun wahrlich nicht
erschuldet hat. Das kann nicht unwidersprochen blei-
en. Ihre Partei war stets gegen eine Verschärfung jed-
eder Aufsicht; das wissen wir alle, die wir hier mit die-

en Fragen zu tun haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ie wollten die Aufsicht geradezu lahmlegen und haben
ede Beschwerde aus dem Bankenbereich aufgenommen
nd im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages
orgetragen. Sie haben das Recht verwirkt, hier so zu re-
en, wie Sie vorhin geredet haben, Herr Westerwelle.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir danken Frau Merkel und dem Bundesfinanz-
inister Peer Steinbrück für das hervorragende Krisen-
anagement in den letzten Wochen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der FDP)


ie Bundesregierung hat gezeigt, dass sie entschlossen
nd fähig ist, zu handeln, und zwar mit Augenmaß und
m vollen Bewusstsein ihrer Verantwortung gegenüber
en steuerzahlenden Bürgerinnen und Bürgern. Die Bun-
eskanzlerin und der Bundesfinanzminister können sich
abei – da bin ich mir ganz sicher, Herr Kauder – auf die
eschlossene Unterstützung der Koalitionsfraktionen
erlassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


iese Geschlossenheit in Regierung und Koalition ist
in wichtiges Element der Stabilität in einer Zeit, in der
ertrauen gerade auf den sensiblen Finanzmärkten zu ei-
em äußerst knappen Gut geworden ist.

Ein weiteres Element der Stabilität – und zwar unmit-
elbar auf dem deutschen Finanzmarkt angesiedelt – sind
nsere Sparkassen und Volksbanken. Vor allem ihnen
st es zu verdanken, dass die Turbulenzen der Weltfi-
anzmärkte bisher noch nicht zu einer Kreditklemme für
ie deutschen Unternehmen, insbesondere den Mittel-
tand, geführt haben.






(A) )



(B) )


Joachim Poß

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Unsere Sparkassen und Volksbanken haben in der
Vergangenheit die besinnungslose Renditejagd des an-
gelsächsisch dominierten Weltfinanzsystems nicht mit-
gemacht, sondern sich weiterhin auf ihre Kunden als Ba-
sis eines soliden Bankgeschäfts konzentriert. Dafür sind
sie teilweise belächelt, ja beschimpft worden.

Heute zeigt sich: Das Bankgeschäft ohne Kundenein-
lagen in völliger Abhängigkeit von den Launen der Ka-
pitalmärkte zu betreiben, mag zwar die Gewinne in gu-
ten Zeiten erhöhen; in Krisenzeiten führt ein solches
Geschäftsmodell aber geradewegs in die Katastrophe.
Die großen Investmentbanken der Wall Street – die
Ikonen dieses von Renditegier getriebenen Turbokapita-
lismus – sind untergegangen, aufgekauft oder sie ver-
suchen sich gerade durch die Umwandlung in Geschäfts-
banken ein Leben nach dem Tod zu verschaffen.

Vergessen wir nicht: Die großen privaten Banken in
Deutschland waren vor gar nicht langer Zeit auch noch
ganz auf dem Investmentbankentrip. Die Filialkunden in
Cottbus oder im Ruhrgebiet waren für die Herren
Ackermann und Co halt nicht ganz so sexy wie die smar-
ten Händler in London, New York und Hongkong, mit
denen man immer aberwitziger konstruierte Wertpapiere
handeln und bei dieser Gelegenheit ebenso aberwitzige
Gehälter und Bonuszahlungen kassieren konnte.


(Beifall bei der SPD)


Etwas anderes sollten wir ebenfalls nicht vergessen:
Bis heute betreiben die Lobbyisten dieser privaten Ban-
ken ihre Arbeit in Brüssel, um über den Umweg der EU
den Sparkassen und Volksbanken in Deutschland die
Existenzberechtigung streitig zu machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Mit Unterstützung der FDP!)


Der Verzicht auf die Renditejagd bei den Sparkassen
und Volksbanken wird dabei schamlos als Wettbewerbs-
verzerrung zulasten der Privatbanken umgedeutet. Diese
Lobbyisten haben zu viel Unterstützung in der Kommis-
sion. Das muss sich ändern.


(Beifall bei der SPD)


Die deutsche Haltung dazu ist klar.

Wenn jetzt also gerade die privaten Banken in
Deutschland und überall sonst auf der Welt nach Rettung
durch den Staat – das heißt den Steuerzahler – rufen,
dann muss das, so meine ich, zwei ganz unmittelbare
Konsequenzen haben. Erstens müssen die privaten Ban-
ken ihre Brüsseler Wühlarbeit umgehend einstellen und
die Existenz des dreigliedrigen Bankenwesens in
Deutschland endlich akzeptieren.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Zweitens muss das Thema der exzessiven Gehälter in
Vorständen und Handelsräumen nicht nur diskutiert,
sondern geregelt werden. Beim letzten Thema scheint

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(C (D ich in den letzten Tagen einiges zu bewegen. In den SA und in der EU wird die Begrenzung der Topgehäl er offenbar als selbstverständlich für ein zwingendes egleitinstrument der Rettungsaktion betrachtet. Den Äußerungen des lieben Kollegen Röttgen zuolge ist das Thema Verantwortung und Bezahlung der anager neuerdings auch ein Kernanliegen seiner Parei. Das finden wir Sozialdemokraten gut. (Beifall bei der SPD – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das habe ich aber nirgendwo gesagt!)


s fällt uns allerdings auf, dass das erst seit ein paar Ta-
en so ist.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist aber nicht so!)


Als wir im Frühjahr im SPD-Präsidium konkrete Ge-
etzesvorschläge zum Thema Managergehälter be-
chlossen haben, haben Sie, Herr Röttgen, das noch als
nseriös bezeichnet.


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist unseriös!)


uch verehrte Frau Merkel und Herr Glos ließen sich im
etzten Dezember im Manager-Magazin dafür feiern,
ass sie bei der Begrenzung von Managergehältern
massiv auf die Bremse“ treten. Hoffentlich kommen
ir schnell von der Bremse herunter und gemeinsam zu
rgebnissen.


(Beifall bei der SPD)


Nicht nur wegen der zeitlichen Nähe zum Tag der
eutschen Einheit am letzten Freitag lohnt es sich in die-

em Zusammenhang, noch einmal an die Haltung der
DP zum Thema Managervergütung zu erinnern. Herr
esterwelle, noch im Frühjahr haben Sie jeglichen Ein-

riff verdammt und von einer „DDR … ohne Mauer“ ge-
prochen. Das ist derselbe Herr Westerwelle, der seine
ede mit antikapitalistischen Tönen eröffnet hat. So
laubwürdig ist dieser Mann.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein! Bitte nicht! Das geht zu weit! Zu viel der Ehre! – Zuruf von der FDP: Der Mann hat Logorrhö!)


Was heißt „Das geht zu weit“? – Herr Westerwelle, Sie
ollten sich selbst prüfen – vielleicht gehen Sie eine Wo-
he ins Kloster und in sich –


(Heiterkeit bei der SPD)


nd genau darüber nachdenken, wie Ihr Verhältnis zu
ahrheit und Praxis ist. Das Auseinanderklaffen von
eden und Handeln ist bei keinem Politiker in Deutsch-

and so offenkundig wie bei Ihnen; das muss ich festhal-
en.


(Beifall bei der SPD)


Die Bundeskanzlerin hat wichtige Stichworte für das
enannt, was jetzt zu regeln ist. Wir arbeiten gut. In den
etzten Monaten wurden viele Vorarbeiten geleistet. Auf-
ichtsstrukturen und Eigenkapitalregeln zum Beispiel
üssen so verbessert werden, dass sich bestimmte Ent-






(A) )



(B) )


Joachim Poß
wicklungen, die sich als krisenverursachend oder krisen-
verschärfend erwiesen haben, künftig nicht wiederholen
können.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618104200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Koppelin?


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1618104300

Ja, bitte.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1618104400

Herr Kollege Poß, da Sie von Wahrheit und Heu-

schrecken gesprochen haben und meinen, der FDP das
eine oder andere vorhalten zu müssen, richte ich an Sie
folgende Frage: Ist meine Information richtig, dass die
Sozialdemokraten dem Verkauf der Anteile an der IKB
an Lone Star, eine Heuschrecke, im Verwaltungsrat der
KfW zugestimmt haben?


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1618104500

Ich weiß nicht, was diese Frage mit der Debatte und

den Äußerungen von Herrn Westerwelle zu tun hat.


(Lachen bei der FDP – Jürgen Koppelin [FDP]: Es geht um Wahrheit!)


Die Sozialdemokraten haben – genauso wie die Vertreter
anderer Parteien – der Lösung zugestimmt, die als mög-
lich galt. Genaueres kann ich nicht sagen; denn ich war
bei der Abstimmung nicht dabei. Herr Koppelin, Sie wa-
ren wohl dabei und müssten es besser wissen. Ihre
Glaubwürdigkeit erhöht sich nicht dadurch, dass Sie sich
aus Alibigründen in die Oppositionsrolle begeben haben,
weil Sie mit dem Schicksal der KfW nichts zu tun ha-
ben wollen. Nicht anders ist das zu werten, Herr
Koppelin.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618104600

Herr Kollege, auch der Kollege Brüderle hat den

Wunsch, eine Zwischenfrage zu stellen. Gestatten Sie?


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1618104700

Ja, natürlich.


Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1618104800

Herr Kollege Poß, ist Ihnen in Erinnerung, dass 2004

die grün-rote Bundesregierung unter Kanzler Schröder
mit dem sogenannten Investmentmodernisierungsgesetz
erst die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass
Hedgefonds in Deutschland tätig werden können? Sie
haben doch den Weg dafür frei gemacht.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)



Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1618104900

Lieber Kollege Brüderle, Sie wissen, dass das nicht

im Widerspruch zu dem steht, was wir sagen. Ein Pro-
blem wie Hedgefonds können wir nur international
lösen. Dazu haben Frau Merkel und Herr Steinbrück ent-
sprechende Vorschläge gemacht. Vor dem Investment-
modernisierungsgesetz war es Bundeskanzler Schröder,

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(C (D er sich mit diesem Thema befasst hat. Vom historischen blauf her liegen Sie mit Ihren Entlastungsfragen gänz ich schief. Ich verstehe Ihre Schmerzen. Ihr Vorsitzener sah heute nicht sehr gut aus. Wir haben viel Vorarbeit geleistet. Ein besonders ringliches Anliegen ist – Frau Merkel hat bereits darauf ingewiesen –, eine kurzfristige Änderung der Bilanzieungsvorschriften in Europa herbeizuführen. Genauso ie in den USA muss verhindert werden, dass vorüberehend nicht mehr handelbare Wertpapiere in den Bankilanzen sofort als Totalverlust abgeschrieben werden üssen. Gestatten Sie mir eine letzte Bemerkung. Das Verrauen und die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger um weiteren Krisenmanagement der Bundesregierung erden nicht zuletzt davon abhängig sein, dass dabei bernommene Lasten zwischen dem Staat und dem Banensektor, aber auch – was den staatlichen Anteil angeht – nter den Steuerzahlern gerecht verteilt werden. Ich sage ies ganz bewusst vor dem Hintergrund der Diskussion ber die Erbschaftsteuer. Ich halte es für nur schwer rträglich, dass wir möglicherweise gezwungen sind, teuergelder zur Rettung gestrauchelter Banken, ihrer nteilseigner und Gläubiger einzusetzen, und gleichzeig einige in diesem Haus – auch beim Koalitionspartner – ersuchen, die Erbschaftsteuer ganz abzuschaffen oder us ihr auf Biegen und Brechen eine Art Grundsicherung ür Vermögensmillionäre zu machen. Das passt nicht in ie Zeit. Das passt auch nicht zu einer Volkspartei. Für die Fraktion Die Linke spricht nun der Kollege skar Lafontaine. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618105000


Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618105100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren!


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommt Poß II!)


m Mittelpunkt dieser Debatte steht das Wort „Ver-
rauen“. Die Bundeskanzlerin hat gesagt, dass die wich-
igste Währung der Finanzmärkte das Vertrauen sei. Ich
abe in den letzten Jahren nicht beobachten können, dass
ertrauen die Grundlage des Handelns der Finanzmärkte
ar. Die Finanzmärkte haben sich mehr und mehr zu

pekulativen Märkten entwikkelt, und spekulative
ärkte basieren auf allem anderen, aber nicht auf Ver-

rauen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ertrauen war lange Zeit das Kapital der Banken, bevor
s die Finanzmärkte in der gegenwärtigen Form gab.
ber wenn das Vertrauen in die Banken zerstört ist,






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
wenn die Sparerinnen und Sparer kein Vertrauen mehr in
die Banken haben, dann können in unserer Ordnung nur
noch zwei Instanzen handeln: Die eine ist die Zentral-
bank – sie kann durch ihr Handeln Vertrauen herstellen –,
die andere ist die Bundesregierung.

Ich will jetzt von der Bundesregierung sprechen. Ver-
trauen schafft man nicht, indem man verharmlost. Ich
stelle hier für meine Fraktion fest: Sie haben viel zu
lange die Krise verharmlost und sich insoweit schuldig
gemacht, als das Vertrauen der Bevölkerung in das Han-
deln der Regierung verloren gegangen ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Damit dieser Satz nicht so stehen bleibt, zitiere ich, was
der Finanzminister vor wenigen Tagen gesagt hat:

Deshalb und weil die Verhältnisse bei uns andere
sind, ist ein ähnliches Programm

– wie in den USA –

in Deutschland oder Europa weder notwendig noch
sinnvoll.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bleibt richtig!)


Nach wie vor ist wahr: Die Finanzmarktkrise ist vor
allem ein amerikanisches Problem!

Am Anfang der Krise, als jeder wusste, dass die Situa-
tion hochgefährlich war, hat die Regierung kein Ver-
trauen dadurch geschaffen, dass der Finanzminister die
Lage völlig falsch eingeschätzt hat. Das ist die Wahrheit;
sie ist hier dokumentiert.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Während andere von „Massenvernichtungswaffen“ spra-
chen – derjenige, der dieses Wort geprägt hat, kennt sich
auf den internationalen Finanzmärkten aus; er sprach
auch die Vernetzung der Produkte an –, hieß es hier
noch, das sei ein Problem der USA. Die Kanzlerin hat
sich dieser nun wirklich lächerlichen Analyse ange-
schlossen; das heißt, Sie haben zu Beginn, vor einigen
Tagen überhaupt nicht überblickt, worum es hier über-
haupt geht. Ich will das in aller Klarheit für meine Frak-
tion hier feststellen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Hauptsache, Sie überblicken alles!)


Ich zitiere die Welt, die nicht im Verdacht steht, Ihnen in
irgendeiner Form kritisch gegenüberzustehen:

Das Chaos ist groß. Wochenlang hatten die Kanzle-
rin und ihr Finanzminister die Krise kleingeredet.

Das ist die Wahrheit, und deshalb haben Sie kein Ver-
trauen geschaffen, sondern Sie haben die Unsicherheit in
der Bevölkerung verstärkt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nachdem Sie festgestellt haben, dass diese Verharmlo-
sung ein Fehler war, und nachdem Sie von den Ereignis-

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(C (D en überrollt worden sind, haben Sie eben kein fachlich olides Krisenmanagement zustande gebracht. Aus Zeitründen möchte ich nicht auf die IKB eingehen, sondern uf die HRE, und ich möchte sagen, was nach meiner uffassung falsch gelaufen ist. Es ist noch akzeptabel, ass man in einer Situation von international vernetzten ärkten nicht kurzfristig alle Löcher feststellen kann, ie auftreten können. Das möchte ich zunächst von nieandem erwarten. Aber wenn man zumindest das Pro lem erkannt hat – das hat schon in den Zeitungen getanden –, dass der Fehler gemacht wurde, mit urzfristigem Geld langfristige Kredite zu finanzieren, nd wenn dann ein Finanzminister von der „Abwickung“ des Unternehmens spricht, dann zeigt das, dass er iesem Problem fachlich überhaupt nicht gewachsen ist. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ann ist er Mitverursacher dafür, dass dieses Institut in
mmer größere Schwierigkeiten gerät. Ich hätte mir nicht
orstellen können, dass ein Bundesfinanzminister im
usammenhang mit einem DAX-Unternehmen und sol-
hen Volumina, die hier zur Rede standen, von „Abwick-
ung“ spricht und damit einen völlig falschen Terminus
n die Öffentlichkeit bringt.

Das geht auf diese Art und Weise weiter: Nun haben
ir im Fernsehen erlebt, wie die Kanzlerin neben dem
inanzminister stand und sagte, dass sie die Spareinla-
en garantieren. Zunächst würde jeder in diesem Hause
agen – das will ich auch für meine Fraktion ausdrück-
ich sagen –, dass er erleichtert wäre, wenn mit diesem

ort die Dinge geklärt wären. Wer wäre da nicht er-
eichtert? Dies wäre natürlich vertrauensbildend. Aber
anach ging doch der ganze Zirkus erst los. Ich rede
ewusst von Zirkus; denn zuerst hörte man von 586 Mil-
iarden Euro, dann von über 700 Milliarden Euro, dann
on vielleicht 1 Billion Euro, dann von 1,5 Billionen
uro und von bis zu 2 Billionen Euro. So schafft man
och kein Vertrauen. So schürt man nur Unsicherheit un-
er den Sparerinnen und Sparern, die überhaupt nicht

ehr wissen, was sie von all dem halten sollen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir Abgeordneten wurden gefragt: Wie soll das denn
ehen? Dazu haben Sie überhaupt kein Wort gesagt. Sie
aben wahrscheinlich selbst keine Vorstellung davon.
ie anderen europäischen Staaten haben Ihnen ja mitt-

erweile vorgehalten, dass Ihre Vorgehensweise völlig
nproduktiv gewesen sei. Es war Unilateralismus, der in
iesem Falle zu Schäden in anderen Volkswirtschaften
ühren wird. Die Kritik, die heute in Europa an Ihrer
orgehensweise geübt worden ist, ist mehr als berech-

igt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wollen Sie die Sparer nicht schützen?)


s ist wirklich kein Ausweis von Stärke, dass Sie auf
iesen gravierenden Fehler nicht einmal eingegangen
ind. Stattdessen haben Sie hier so getan, als würden Sie
uropäisch abgestimmt handeln. Sie haben damit ande-






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
ren Staaten in Europa große Probleme bereitet. So
schafft man kein Vertrauen auf den Finanzmärkten.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist absoluter Stuss!)


In den Zeitungen steht, dass Notenbanker auf die
Frage, was die Kanzlerin und der Finanzminister ge-
meint haben, antworten, dass sie nicht wissen, was ge-
meint ist, und dass Sie es wahrscheinlich selbst nicht
wissen. Daran sieht man, dass man mit einer solchen
Vorgehensweise kein Vertrauen schafft. Ich hätte mir
nicht vorstellen können, dass in einer solchen Situation
so vorgegangen wird. Wenn man eine solche Garantie
abgibt – wie gesagt, die Absicht ist löblich –, dann muss
doch ein Mindestmaß an Vorstellung darüber herrschen,
was damit eigentlich gemeint war.

Sie haben hier den irischen Weg kritisiert. Das ist
nun wirklich eine Frechheit, Frau Bundeskanzlerin.


(Jörg Tauss [SPD]: Was?)


Wenn Sie den irischen Weg der einseitigen Garantie für
die eigenen Banken kritisieren, aber gleichzeitig hin-
sichtlich der Ersparnisse den gleichen Weg gehen, dann
sind Sie völlig unglaubwürdig. Genau das wird Ihnen
auf europäischer Ebene vorgehalten.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Volker Kauder [CDU/CSU]: Mannomann!)


Ebenso fahrlässig wie das fehlerhafte Vorgehen bei
den Spareinlagen, wo bis zum heutigen Tage niemand
hier in der Lage ist, zu sagen, was überhaupt gemeint ist,
ist es, von einem „Plan B“ zu reden, wenn man erstens
kaum Vorstellungen hat, wie dieser aussehen soll, und
zweitens eigentlich Beruhigung in die Märkte bringen
will. Was macht denn jemand, der über die Finanzströme
bei den Banken zu entscheiden hat, wenn er auf der ei-
nen Seite hört, die Spareinlagen sollen garantiert wer-
den, aber nicht weiß, wie das zu geschehen hat, und auf
der anderen Seite hört, es gibt einen Plan B in Reserve,
auch wenn das später, wie üblich, wieder revidiert wird?
Dadurch wird doch ein Abwarten in den einzelnen Insti-
tutionen bewirkt, was gerade das Gegenteil von dem ist,
was wir eigentlich gebrauchen könnten. Wir brauchen
Sicherheit, Verlässlichkeit und zumindest eine Grund-
lage für die Planungen der Kreditinstitute. Wenn Sie von
einem Plan B sprechen, dann müssen alle Verantwortli-
chen in diesen Instituten abwarten, wie dieser wohl aus-
sieht und wie sie damit optimal für ihre Bank entschei-
den können. Insofern war das ein Fehler.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich möchte ein Zitat aus den Zeitungen des heutigen
Tages nennen, das einen wirklich umhaut. Der Bundes-
finanzminister, der in dieser Regierung verantwortlich
ist, die Krise zu managen, hat ernsthaft gesagt, er hätte
sich vor einer Woche nicht vorstellen können, dass Tur-
bulenzen bei isländischen Banken Auswirkungen bei uns
haben. Wenn Sie das so gesagt haben, dann muss ich
feststellen, dass Sie nicht die blasseste Ahnung von den

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(C (D echanismen auf den internationalen Finanzmärkten aben. Das ist eine traurige Feststellung, aber ich muss as hier ganz klar sagen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Peter Struck [SPD]: Aber Sie haben Ahnung!)


Herr Kollege Struck, von Ihnen verlangt man so etwas
icht. Aber von einem Bundesfinanzminister sollte man
rwarten können, dass er die Vernetzung der interna-
ionalen Finanzmärkte kennt.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


enn Sie bisher so gearbeitet haben, Herr Finanzminis-
er, dann haben Sie sich durch diese Aussage bis auf die
nochen blamiert. Es tut mir leid, dass ich Ihnen das
ier in dieser Klarheit vorhalten muss.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Weil die internationalen Finanzmärkte so verflochten
ind, brauchen wir jetzt eine internationale Zusam-
enarbeit. Ohne internationale Zusammenarbeit – wie

esagt, mit Ihrer Vorgehensweise bei den Spareinlagen
aben Sie gegen dieses Prinzip verstoßen – ist in die
inanzmärkte keine Ordnung zu bringen. Die Kritik auf
er europäischen Ebene ist eindeutig: Die Europäer be-
lagen, dass die Bundesregierung hier zu wenig koope-
iert.

Nun komme ich zu einem Punkt, der in der heutigen
ebatte zu kurz gekommen ist. Die Realwirtschaft
richt mittlerweile ein. Man hätte erwarten können, dass
rgendetwas dazu gesagt wird, was man tun will, um die-
en Einbruch zu verhindern. Dass dazu nichts gesagt
orden ist, lässt wiederum Zweifel aufkommen, ob Sie
as Ausmaß der Krise überhaupt erkennen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Angesichts dessen, dass jetzt im gesamten Automo-
ilbereich die Nachfrage einbricht, dort bereits Leute
ntlassen werden, Produktionen für Wochen stillgelegt
erden, demnächst die Weiterverarbeiter an der Reihe

ind und auch in anderen Branchen Entlassungen ange-
ündigt werden, sieht man an einer klitzekleinen Ent-
cheidung, dass Sie überhaupt nicht verstanden haben,
orum es geht: Wer in dieser Situation die Arbeitslo-

enversicherungsbeiträge senkt, weiß überhaupt nicht,
as auf dieses Land zukommt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ie werden die Arbeitslosenversicherungsbeiträge bald
ieder anheben müssen; das sage ich Ihnen voraus. Das

st eine völlig unverantwortliche Vorgehensweise.

Insofern ist es bedauerlich, dass in dieser schwierigen
ituation kein Einvernehmen zwischen Frankreich und
eutschland herrscht. Das, was die französische Politik

eit Wochen fordert, nämlich ein konzertiertes Vorge-
en der europäischen Staaten anzustreben, um die
onjunkturelle Krise zu bewältigen, ist bislang von der






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
deutschen Politik verhindert worden. Diese Vorgehens-
weise wird auf unsere Konjunktur in erheblichem Um-
fang zurückschlagen.

Wir sagen hierzu: Wir brauchen jetzt ein Gegensteu-
ern des Staates; das heißt eine andere Fiskalpolitik. Ich
kann also die Aussage nur unterstreichen: Wer in dieser
Situation sagt – Sie haben das wieder getan, Frau Bun-
deskanzlerin –: „Wir werden den Haushalt weiter konso-
lidieren und an unseren Haushaltszielen festhalten“, lässt
erhebliche Zweifel aufkommen, ob er verstanden hat,
was in der Welt überhaupt los ist und was auf Deutsch-
land zukommen wird.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Außer Ihnen hat sowieso niemand in der Welt etwas verstanden! Selbstgerecht!)


Ein Gegensteuern wäre eine expansive Fiskalpolitik,
eine Lohnpolitik, die nicht wie in der Krise 1929/1930
auf einen Kürzungswettlauf hinausläuft, sondern auf
Produktivität und Preissteigerung orientiert ist und,
wenn es denn geht, vielleicht sogar ein Anheben der
Hartz-IV-Sätze. Das würde sich nämlich direkt stabili-
sierend auf die Konjunktur auswirken. Wer von den
Hartz-IV-Empfängern versteht denn noch, dass in
Deutschland sofort zig Milliarden für Pleitiers bereitge-
stellt werden, aber nicht ein paar Hundert Millionen
Euro für Hartz-IV-Empfänger?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Letzte Bemerkung. Sie haben heute die Managerhaf-
tung angesprochen. Ich möchte ganz leise daran erin-
nern, dass dies von meiner Fraktion immer wieder vor-
gebracht worden ist und dass wir für diesen Vorschlag
als sozialistische Neidhammel diffamiert worden sind.
Ich will mich gar nicht darüber lustig machen. Meine
Vermutung ist nur die, dass Sie populistisch von Ihrer ei-
genen Verantwortung ablenken wollen. Sie sollten sich
den gleichen Kriterien stellen, die Sie den Managern ge-
genüber aufstellen, um zu deren Entlassung aufzufor-
dern. Angesichts der Fahrlässigkeit, mit der Sie mit
Bürgschaftszusagen usw. umgehen, sollten Sie diese
Kriterien an sich selbst anlegen. Das hieße dann auch,
Ihre eigene Zuständigkeit infrage zu stellen. Sie haben
also kein Risikomanagement betrieben, das Vertrauen
schafft, sondern haben Ängste und Unsicherheiten in der
Bevölkerung geschürt. Das ist leider ein Politikversagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618105200

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Norbert Röttgen

für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Röttgen (CDU):
Rede ID: ID1618105300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

In einem bin ich mir ganz sicher: Das, was die Bürgerin-

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(C (D en und Bürger von uns als ihren Politikern in dieser rnsten Lage des Landes ganz sicher nicht erwarten, ist, ass wir uns in politischer Rechthaberei und im Austraen kleinkarierter parteipolitischer Streitigkeiten ergeen. eider haben wir das hier überwiegend demonstriert. Die zentralen Begriffe dieser Debatte sind „Verrauen“ und „Verantwortung“. Ich glaube, dass das nforderungen sind, die die Bürger an uns adressieren. ie erwarten nicht, dass wir nur Anforderungen an die irtschaft stellen. Weil das so ist, möchte ich folgende Fragen stellen, ie zum Thema gehören: Wie können wir die Krisenbeältigung, die stattfindet, den Bürgern gegenüber recht ertigen? Was findet warum statt? Was sind die Lehren, ie wir, die Politik, aus dieser Krise ziehen? Diese Kapiel liegen in unserer originären politischen Verantworung, zu der wir uns äußern müssen und an der wir geessen werden. Zur Krisenbewältigung. Ich glaube, dass dies das ebot der Stunde ist. Es geht nicht um Schuldsuche in er Vergangenheit, sondern darum, Gefahren abzuwehen. Natürlich müssen wir uns den Bürgern gegenüber echtfertigen, wenn sie uns fragen: Wie kommt ihr dazu, uf einmal in so großen Dimensionen, auch wenn es nur icherheiten sind und kein Bargeld fließt, Institute zu tützen? Das muss gerechtfertigt werden. Darum möchte ch unterstreichen: Es geht bei dieser Krisenbewältigung icht darum, ein einzelnes Unternehmen zu retten; es eht nicht um einzelne Banken und Institute. Es geht berhaupt nicht um private Interessen, sondern um die unktionsfähigkeit und Stabilität des Finanzmarktes insesamt. Es geht um unsere Volkswirtschaft. Es war kein geringerer als Friedhelm Hengsbach, der or kurzem darauf hingewiesen hat, dass die Stabilität nd Funktionstüchtigkeit des Finanzmarktes ein öffentlihes Gut sei. Ich möchte es sogar zuspitzen: Hier steht as Gemeinwohl zur Debatte. Darum ist es die Aufgabe es Staates, das Gemeinwohl zu gewährleisten; denn der chaden für die Bürger wäre dramatisch, wenn wir nicht andeln würden. arum geht es: nicht um private Interessen, sondern um nteressen des öffentlichen Gemeinwohls. Es geht darum, dass durch politische Aktion, durch taatliches Handeln dieser Koalition und der Politik, das ertrauen ersetzt wird, das die Marktakteure zerstört haen. Das ist eine schwierige, ungekannte Herausfordeung. Ich möchte für die Koalitionsfraktionen hier ausrücklich betonen: Die Regierung und die Koalition aben geschlossen und besonnen gehandelt und zugleich ntschlossen agiert, in ständiger Kooperation und Abprache mit dem Parlament. Ich finde, dass das Parlaent nicht so sehr die Aufgabe hat, sich zu bedanken; ch bedanke mich im Namen der beiden Koalitionsfrak Dr. Norbert Röttgen tionen bei der Bundeskanzlerin, beim Bundesfinanzminister, bei der Bundesregierung für die exzellente Arbeit, die schwierigste Arbeit, die bislang geleistet worden ist. Das hat dem Land gutgetan und den Interessen der Bürgerinnen und Bürger gedient. Das Instrument ist in der Sache dargestellt worden – wahrscheinlich kann man es nicht oft genug tun –: Es sind weder 26 Milliarden Euro noch 35 Milliarden Euro irgendwohin geflossen; vielmehr geht es um eine Bürgschaft, um die Gewährung einer Sicherheit, damit der Kreislauf wieder fließt. Es ist wichtig, zu sagen, dass es darum geht. Man kann nicht ausschließen, dass die Bürgschaft in Anspruch genommen wird. Das ist ein Teil der Wahrheit; das weiß heute keiner. Darum ist es wichtig, den Bürgern zu sagen: Wenn es dazu kommt, dann ist gewährleistet, dass das Unternehmen mit einem Bilanzwert von 400 Milliarden Euro, das von dieser Bürgschaft profitiert, mit Mann und Maus die Summe zurückzahlen wird, mit allen Vermögenswerten, über das es verfügt; bevor der erste Euro Gewinn erzielt wird, muss jede Schuld und jede Bürgschaft an den Bund zurückgezahlt werden. Es wird kein Gewinn auf Kosten der öffentlichen Hand erzielt. Ich möchte, so gut wir das jetzt schon können, etwas zu den Lehren sagen, die wir daraus ziehen müssen. Ich finde, dass Schnellschüsse nicht das Gebot der Stunde sind; wir müssen aber darüber diskutieren, welche Lehren wir heute schon daraus ziehen können. Was wissen wir schon heute? Dazu können wir einiges sagen. Als Erstes wird reflexartig gesagt – auch ich werde gleich etwas dazu sagen –, wir brauchten mehr Regulierung. Ja, wir brauchen sie; aber ich nenne das nicht an erster Stelle. Ich warne gleichzeitig vor der Illusion, dass wir mit Regulierung jede nächste Krise, die Entstehung von neuen Krisen und Problemen, verhindern können. Das können wir nicht; denn wir reagieren immer auf das, was wir kennen, nicht auf die nächste Krise. Die Grenzen des Gesetzgebers sollten wir beachten. Nein, ich möchte Ihnen an allererster Stelle meine persönliche Überzeugung vortragen – ich hoffe, dass sie von manchen geteilt wird –: Diese Krise zeigt an allererster Stelle, dass kein Regelwerk, schon gar nicht die Wirtschaft bestehen kann, wenn die einzelnen wirtschaftlichen Akteure glauben, frei von moralischer Bindung, frei von unternehmerischer Ethik, ohne gesamtgesellschaftliches Verantwortungsgefühl agieren zu können. Dort fängt es an. Der Staat kann durch Regulierung nie ersetzen, was von verantwortlichen Wirtschaftsakteuren an moralischer Selbstverpflichtung nicht mehr empfunden wird. Nach unserer Überzeugung gehört der Vorrang der ethi s w m W L L d w k D d z m d f S b r D p D d g a i l n z a n d E e d O g W A p A (C (D chen Dimension unmittelbar und originär zur Marktirtschaft, und zwar an allererster Stelle. Nach christdeokratischer und christlich-sozialer Vorstellung ist irtschaft keine moralfreie Zone. Die Sozialisten und Populisten werden nicht in der age sein, die Marktwirtschaft zu diskreditieren. Eine ehre dieser Krise ist folgende: Wenn es jemand schafft, en Markt zu diskreditieren, dann sind das die verantortungslosen Akteure des Marktes selbst. Sie allein önnen so etwas bewirken. aher würde ich mich freuen, wenn in Deutschland in ieser Situation vonseiten der Wirtschaft bald ein Wort ur ethischen Gebundenheit wirtschaftlicher unterneherischer Tätigkeit zu hören wäre. Die Uhr läuft auch ort. Ich glaube, dass an dieser Stelle ein solches Wort ällig ist. Eine weitere Lehre ist, dass diese Krise etwas über die ystemfrage aussagt. Der Sozialismus ist passé; das haen wir in Deutschland und auch darüber hinaus erfahen. Diese Variante stellt sich nicht mehr. ie Krise zeigt: Liberale Marktgläubigkeit ist ebenfalls assé. ie Krise zeigt, dass die soziale Marktwirtschaft, die zu en elementaren geistigen Grundlagen der CDU/CSU ehört, aktueller ist als je zuvor in diesem Land. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Soziale Marktwirtschaft bedeutet Markt. Die Lehre
us dieser Krise ist nicht, den Markt abzuschaffen. Das
st eine geradezu dumme These, die, außer in Ihren Ideo-
ogiebüchern, nirgendwo mehr vertreten wird.

Die Lehre ist, den Markt zu ordnen. Wir sind nicht
ur für den Markt, weil die Erfahrung zeigt, dass er effi-
ienter ist und besser funktioniert; das trifft zwar zu, ist
ber nicht alles. Wir sind für den Markt als Werteord-
ung. Wir sind für die soziale Marktwirtschaft, weil sie
em Freiheitsrecht und der Verantwortungspflicht des
inzelnen als Werteordnung am besten gerecht wird.

Aus dieser Erkenntnis in Bezug auf die Systemfrage
rgibt sich unmittelbar eine politische Konsequenz als
as Gebot dieser Stunde: Diese Vorstellung von sozialer
rdnung der Marktwirtschaft muss international durch-
esetzt werden. Das ist kein neuer Imperialismus. Die
elt hat jetzt die Chance, das System und den gerechten
usgleich, von dem unser Land und unsere Menschen
rofitiert haben, weltweit durchzusetzen. Das ist die
ufgabe der Stunde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Renate Künast [BÜND Dr. Norbert Röttgen NIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch ein doppelter Rittberger!)





(A) )


(B) )


Darüber sollten wir uns freuen. Es ist so etwas wie die
Rückkehr der Politik in die Gestaltung der Globalisie-
rung. Das ist eine große Aufgabe.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es ist außerdem eine aktuelle Legitimation Europas.
Deutschland wird es nicht alleine schaffen. Europa aber
kann es schaffen. Wenn man sich anschaut, was wir viel-
leicht versäumt haben, komme ich zu dem Schluss: Wir
haben die originär europäische Kulturvorstellung nicht
heftig genug vertreten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie reden wie Westerwelle!)


Die Bundeskanzlerin hat es in Heiligendamm getan und
versucht, sie durchzusetzen. Die europäische Stimme
hätte in der Vergangenheit stärker werden können. In
Zukunft muss sie stärker werden – für eine gerechte Ord-
nung der Weltwirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das müssen wir leisten, und zwar mit allem, was dazu-
gehört: Transparenz, Eigenkapital, Rating und Risiko-
management. All das gehört dazu. Das ist die Ordnung
von Wirtschaft, die wir brauchen.

Ich möchte eine letzte Bemerkung zum Thema unter-
nehmerisches Risiko und staatliche Regulierung ma-
chen. Auch hier gilt, dass wir in Bezug auf die Konse-
quenzen das Maß bewahren sollten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah! Jetzt geht es wieder rückwärts!)


Ich bin der festen Überzeugung, dass Risikobereitschaft
zum Unternehmertum dazugehört. Es ist nicht die Auf-
gabe des Staates, eine Ex-post-Kontrolle über unterneh-
merische Risikoentscheidungen allgemein durchzufüh-
ren; das ist meine feste Überzeugung.

Ich bin aber auch der Meinung, dass wir es hier nicht
nur mit unternehmerischen Entscheidungen privaten
Charakters zu tun haben. Friedhelm Hengsbach hat ge-
sagt – er hat es als Warnung an die Finanzakteure und
-experten verstanden –: Die Stabilität und Funktionsfä-
higkeit des Finanzmarktes sind öffentliches Gut. –
Durch das verantwortungslose Verhalten bestimmter Ak-
teure in Amerika und Europa ist öffentlicher Schaden
entstanden. In den Fällen, in denen es nicht um den
Schaden einer Gesellschaft geht, sondern in denen unse-
rer Gesellschaft und unserem Staat Schaden zugefügt
wird, haben wir ein unzulängliches Haftungsregime.
Bislang stellen wir nämlich nur auf die gesellschafts-
rechtliche Haftung ab. Hier braucht es öffentlich-rechtli-
che Schadenersatzansprüche. Wenn öffentliche Güter
fundamentaler Art gefährdet oder beschädigt werden,
was wir jetzt erleben – es kann zum Kollaps kommen –,
dann sind auch strafrechtliche Sanktionen an der Tages-
ordnung. Die braucht es auch.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen eine Verbesserung der unternehmensin-
ernen Aufsicht. Die Bundeskanzlerin hat die Staatsauf-
icht zu Recht angesprochen. Das Thema Aufsichtsräte
zw. unternehmensinterne Kontrolle gehört aber auch
uf die Tagesordnung der Politik. Hier gibt es Hand-
ungsbedarf.

Ich will das Gesagte in einem Appell zusammenfas-
en, der die allermeisten hier verbinden sollte: Wir ma-
hen zurzeit bittere Erfahrungen. Das Ende und die Di-
ension der Erfahrungen und des Schadens sind noch

icht absehbar. Wir müssen das bewältigen, die Gefah-
en in den Griff kriegen, bannen und meiden. Nutzen wir
ls gewählte Politiker dieses Landes diese Krise aber
uch dazu, eine Kultur des Maßes und eine soziale Ord-
ung der Wirtschaft durchzusetzen. Die CDU/CSU-Bun-
estagsfraktion jedenfalls wird an diesem Werk mit-
rbeiten und ist entschlossen, hieraus die Lehren zu
iehen.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618105400

Das Wort zu einer Kurzintervention hat nun der Kol-

ege Gregor Gysi.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618105500

Herr Röttgen, Sie haben auf Bücher von uns hinge-

iesen, obwohl Sie, wie ich glaube, noch kein einziges
uch von uns gelesen haben. Sie haben sich zum wie-
erholten Male über unser Verhältnis zum Markt geäu-
ert, und zwar völlig falsch. Wir nehmen wie Sie die Ge-
chichte zur Kenntnis.


(Zuruf des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU])


Lassen Sie mich zu Ende sprechen. Ich habe Ihnen
uch zugehört. – Wir wissen sehr wohl, aus welchen
olitischen und ökonomischen Gründen der sogenannte
taatssozialismus gescheitert ist.

Deshalb sage ich Ihnen: Die Marktwirtschaft hat ih-
en Platz, und zwar dort, wo sie durch ihre Instrumente
afür sorgt, dass die Qualität steigt und die Kosten sin-
en. Das haben wir sehr wohl begriffen. Die Auseinan-
ersetzung bezieht sich auf ganz andere Felder. Wo wir
onopole haben, gibt es keine Marktwirtschaft. Wenn
an diese Unternehmen privatisiert, wird nur abgezockt.
as ist die eine These, die wir aufstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die zweite These bezieht sich auf ein ganz kompli-
iertes Feld. Ich sage Ihnen: Ich möchte nicht, dass an
üstung so viel verdient wird; denn solange an Rüstung

o viel verdient werden kann, hören Kriege nicht auf.
as ist eine große Sorge von mir. Die darf ich doch wohl
och artikulieren!






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Das Dritte betrifft die öffentliche Daseinsvorsorge,
Herr Röttgen. Sie sind dafür, Krankenhäuser, Schulen
und alles mögliche andere zu privatisieren. Ich sage Ih-
nen: Ich möchte nicht, dass sich eine Schülerin oder ein
Kranker rechnen muss. Das sind die Differenzen, um die
es geht.

Lassen Sie mich als Letztes eines sagen, weil Sie ein
Plädoyer für die soziale Marktwirtschaft gehalten haben:
Die neoliberalen Parteien im Bundestag haben in den
letzten Jahren die soziale Marktwirtschaft immer stärker
beeinträchtigt. Das waren Union, SPD, FDP und Grüne.
Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618105600

Das Wort hat nun der Kollege Fritz Kuhn für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Fritz Kuhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618105700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Bundeskanzlerin hat die soziale Markt-
wirtschaft als das beste Wirtschaftssystem bezeichnet,
und Herr Röttgen hat in die gleiche Richtung geredet.
Damit nichts durcheinandergeht, möchte ich eines klar
feststellen, Frau Merkel: Was wir gegenwärtig auf den
europäischen und internationalen Finanzmärkten erle-
ben, hat mit sozialer Marktwirtschaft nichts, aber auch
gar nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Das ist doch der entscheidende Punkt.

Die Bürgerinnen und Bürger im Land stellen fest,
dass Schulen nicht saniert werden, dass Kindergarten-
plätze fehlen, dass im Bereich des Sozialen vieles im
Argen liegt. Wenn sie jetzt feststellen, dass man mit Mil-
liarden private Banken sanieren muss, dann fragen sie
zu Recht: Wo ist denn der soziale Wirtschaftsstil, den
Walter Eucken und Alfred Müller-Armack damals be-
schrieben haben? Deswegen kommen wir um eine Dis-
kussion darüber, dass es massive soziale Defizite in
unserer Marktwirtschaft gibt, die auch durch die Finanz-
märkte ausgelöst wurden, meines Erachtens nicht herum.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dies – dazu möchte ich Klares von der Bundesregierung
hören – kann mit einem Wirtschaftsstil, der sich sozial
nennt, kurzfristig, mittelfristig und langfristig nicht
funktionieren, wenn es so ist, dass die Gewinne privat
bleiben und auch in der Zukunft privat bleiben sollen,
aber Risiken und Verluste sozialisiert und der Allge-
meinheit aufgedrückt werden. Das akzeptieren und ver-
stehen die Bürgerinnen und Bürger meines Erachtens zu
Recht nicht. Sie wollen von uns eine Antwort auf die
Frage, wie das in Zukunft jenseits des Managements der
aktuellen Krise anders werden kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Die Marktwirtschaft, Herr Röttgen, kann im Sinne soialer Ziele nie funktionieren, wenn es keine Transpaenz gibt. Beim Finanzmarkt gab es keine Transparenz. ie kann auch nicht funktionieren, wenn die Verursacher on falschem wirtschaftlichen Handeln nicht dafür hafen. Das ist doch das eigentliche moralische Problem, as wir jetzt haben: Wenn wir nicht aufpassen, wird man n Zukunft sagen, man müsse nur den Mist groß genug nrichten, dann wird der Staat schon garantieren und icht anders können. Wir sind der Meinung, dass der taat eingreifen muss, wenn die systemischen Risiken iner Bankenpleite so groß wären, dass die Allgemeineit großen Schaden nimmt. Wir sagen deshalb im Unerschied zur Linkspartei, die übrigens nichts Praktisches azu gesagt hat, was man bezüglich der HRE tun soll: ir sind der Meinung, Herr Finanzminister, dass das rste Rettungspaket und auch das zweite an einer entcheidenden Stelle ein schweres Strukturdefizit hatten: urch Bürgschaft wurde staatliches Geld in Aussicht estellt, aber es wurde nicht dafür gesorgt, dass der Staat ann auch mitzureden hat, was bei der HRE in Zukunft eschieht. Deswegen glauben wir, dass eine intelligente Form on Teilverstaatlichung der bessere Weg gewesen wäre. enn dann wäre klar gewesen, dass der Staat von zuünftigen Profiten etwas bekommt, und vor allem wäre ann die Abwicklung – oder wie auch immer Sie es nenen wollen – in staatlicher Hand gewesen. Das wäre in iesem Fall vernünftig gewesen. Es ist doch ein Stück us dem Tollhaus, dass Sie, Herr Bundesfinanzminister, it Geld gewunken haben und es in Form einer Bürg chaft auf den Tisch gelegt haben, aber über die Ziele er Sanierung zwischen Ihnen und der HRE und deren anagement kein Einverständnis erzielt worden ist. Sie aben Abwicklung gesagt, und die haben Sanierung vertanden. Ich frage mich: Wie ist da verhandelt worden, enn im Zusammenhang mit dem Rettungspaket nicht as Ziel, um das es ging, auf den Tisch gelegt worden t? Also sage ich noch einmal: Wenn sich die Botschaft on der Rettungsaktion verbreitet, dass Sie mit Geld auselfen, aber faktisch keinen Einfluss ausüben wollen, ie es die Holländer, die Belgier, die Engländer und die merikaner gemacht haben, dann entsteht in der Zuunft ein großer Schaden. Nächster Punkt. Die Bankenaufsicht in Deutschland at versagt. Deswegen müssen wir sie ändern. Wir chauen doch seit letztem Sommer zu, wie sich die Krise n den USA entwickelt, aber wir schauen nicht genau ach, welche Institute es in Deutschland gibt und wie die ystemischen Risiken aussehen. Deswegen kann man icht einfach sagen, dass die Bankenaufsicht viel geareitet habe. Vielmehr hat sie an entscheidender Stelle ersagt. Fritz Kuhn (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ja!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Deswegen muss sie vom Kopf auf die Füße gestellt und
gründlich reformiert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, Sie haben mit dem Finanzminister eine
Garantie für die privaten Sparvermögen in Deutsch-
land ausgesprochen. Sie werden gewusst haben, warum
Sie das tun. So etwas macht man ja nicht ohne Not, son-
dern weil es Schwierigkeiten gibt. Wir verstehen und ak-
zeptieren, dass so eine Garantie ausgesprochen wird.
Denn die Verunsicherung im Land war offensichtlich
sehr groß. Aber eines können wir als parlamentarische
Fraktion im Deutschen Bundestag nicht akzeptieren,
nämlich dass Sie nicht sagen, wie Sie diese Garantie
operationalisieren wollen. Sie sprechen eine Garantie
aus, die im schlimmsten Fall ein Volumen von bis zu
1 000 Milliarden Euro hat, aber Sie gehen nicht einmal
her – ich verstehe ja noch, dass Sie kein Gesetz machen
wollen – und bringen dies in einer Form in den Deut-
schen Bundestag ein, in der der Deutsche Bundestag
über Ihre Garantie entscheiden und ein Backing dafür
geben könnte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist klar, warum Sie dies nicht tun. Es ist leichter, zu
sagen, dass Sie als Bundeskanzlerin etwas für einen Fall
garantieren wollen, von dem Sie hoffen, dass er nicht
eintritt, als diese Garantie zu operationalisieren und in
diesem Hause zu sagen, wie es gehen soll.

Mich hat heute früh in der S-Bahn eine Frau auf das
Thema angesprochen. Es ist übrigens immer gut, S-Bahn
zu fahren; in solchen Zeiten ist es besonders gut. Sie hat
mir folgende Frage gestellt, die ich sehr intelligent fand:
Wie kann eine Bundesregierung, die es bei hohen Steu-
ereinnahmen nicht schafft, einen Haushalt zu konsolidie-
ren, über 1 000 Milliarden Euro garantieren? – Das ist
natürlich eine Frage, der Sie sich hier stellen müssen. Ich
habe pflichtgemäß gesagt, das habe nicht direkt etwas
miteinander zu tun. Aber es ist doch wichtig, zu verste-
hen, dass die Leute sich solche Fragen stellen, und daher
ist es erforderlich, dass Sie sich in diesem Hohen Hause
das Commitment für die Garantie abholten, die Sie ge-
ben; denn wenn es schiefgeht, müssen ja wir Abgeordne-
ten über die Mittel im Haushalt entscheiden, über die Sie
gerade Garantien abgegeben haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen kommen Sie daraus nicht so schlank heraus,
wie Sie es offensichtlich vorhatten.

Ich komme zum Schluss und knüpfe an Herrn
Röttgen an: Diese wirklich elementare Finanzkrise
– manchmal, wenn man die Augen schließt und nach-
denkt, merkt man erst, was da jetzt alles wirtschaftlich
und hinsichtlich der Investitionen auf die schiefe Ebene
kommen kann – ist nicht automatisch eine Chance der
Erneuerung der Politik in Deutschland. Dafür gab es mir
schon wieder zu viel Hin- und Hergeschiebe;
Westerwelle sprach von Politikversagen, andere spra-
chen von Marktversagen. In der Marktwirtschaft versa-

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(C (D en immer beide, zuerst die Märkte wegen ihrer Gier nd Renditeerwartungen von 25 Prozent, aber immer uch der Staat, weil er die Regeln, die ordnungspolitichen Rahmenbedingungen nicht richtig gesetzt hat. Wir von den Grünen setzen darauf, dass eine Renaisance der Politik, also eine Erneuerung der Politik ber das wirtschaftliche Diktat hinaus, möglich ist. Aber azu muss jetzt, wenn das Krisenmanagement erfolgeich abgeschlossen werden kann, schnell ein neues egelsystem her, das wirklich klare Regulierungen auch ür die Finanzmärkte vorsieht. Dafür werden wir jedenalls eintreten. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618105800

Nächster Redner ist der Kollege Reinhard Schultz für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1618105900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich bin der Auffassung, dass diese Krise, die
ich seit über einem Jahr immer mehr zuspitzt – das ist
on den meisten Vorrednern ebenfalls vorgetragen wor-
en –, eine sehr grundsätzliche politische Dimension hat,
eil das Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft
eu austariert wird.

Das ist ein Lernprozess, der nicht ganz einfach ist,
rstens nicht für uns, die Akteure, die verschiedenen po-
itischen Parteien, im Verhältnis zur Wirtschaft, aber
weitens und erst recht nicht in der internationalen Di-
ension, weil eine rein nationalwirtschaftliche Betrach-

ung entschieden zu kurz greift und wir nur im europäi-
chen Rahmen oder sogar im Weltverbund bestimmte
inge auf die Schiene bringen können, um das Verhält-
is neu auszutarieren, um Regeln zu finden, unter denen
ich Markt dann entfaltet.

Ich bin sehr froh darüber, dass unser Finanzminister,
eitdem die IKB-Krise losgetreten worden ist, seit
erbst letzten Jahres sofort in die Spur gekommen ist
nd jede Gelegenheit auf internationaler Ebene genutzt
at – insofern trifft auch nicht zu, was Herr Westerwelle
der erst recht Herr Lafontaine vorgetragen haben –, um
eben dem Aspekt des Ratings folgende Fragen anzu-
prechen: Was gehört in die Bilanz eines Unternehmens
nd erst recht einer Bank hinein? Wie kann man interna-
ionale Sicherungssysteme schaffen?

Damit wurde ein Prozess initiiert, der anfangs nur
ehr schwerfällig in die Gänge kam und erst dadurch an
empo zunahm, weil auch die Krise sich weiter zu-
pitzte,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)

denn es gab natürlich wenig Begeisterung in den USA,
wenig Begeisterung in Großbritannien oder überall da,
wo man besonders intensiv an die Freiheit des Finanz-
marktes glaubte, weil man daran auch besonders viel
verdiente. Dieser Lernprozess hat sich erst durch die dra-
matische Zuspitzung beschleunigt, sodass ein internatio-
naler Dialog über das Verhältnis von politischen Regeln
und internationalem Markt überhaupt erst sinnvoll ge-
führt werden kann. Diesen Zeitpunkt haben wir jetzt
Gott sei Dank erreicht. Daran hat die Bundesregierung,
daran haben der Finanzminister und die Bundeskanzlerin
einen erheblichen Anteil. Das muss man zunächst ein-
mal würdigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der zweite Punkt bezieht sich auf folgende Fragen:
Was heißt Krisenmanagement? Was heißt Krise? Im
Hinblick auf die deutsche Szene gibt es doch sehr unter-
schiedliche Elemente zu beobachten. Wir haben die
IKB, wo mit krimineller Energie ökonomische Fakten
über den Zustand der Bank verschleiert, über Jahre aus
dem Bilanzkreislauf herausgenommen und vor den Wirt-
schaftsprüfern verheimlicht und sogar vor dem eigenen
Aufsichtsrat im Dunkeln gehalten worden sind, was erst
im Nachhinein sehr mühselig, sozusagen mit bergbauli-
chen Methoden, ans Tageslicht gebracht werden musste.

Ein anderes Beispiel ist die Hypo Real Estate, bei
der es zu einer Liquiditätskrise kam. Hier hat man be-
herzt gehandelt. Dann musste man allerdings feststellen,
dass ein Bankvorstand zu dem Zeitpunkt, als er mit Re-
gierung und Finanzaufsicht verhandelt hat, nicht in der
Lage war, die Dimension dieser Liquiditätskrise auch
nur halbwegs genau zu benennen. Er hat schlicht und
einfach vergessen, Commercial Papers in einer Größen-
ordnung von 20 Milliarden Euro zu berücksichtigen, die
man nach Irland vergeben hatte; in diesem Zusammen-
hang ist immer wieder von Irland die Rede. Diese Nach-
richt ereilte ihn erst, nachdem sich die Bundesbank die
Unterlagen genauer angesehen hat. Das ist Versagen des
Managements.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Hier stellt sich natürlich die Frage: Wo ist in einer sol-
chen Situation die Aufsicht? Ich sage es einmal so: Die
Aufsicht kann nur das prüfen, was sie prüfen darf. Wenn
es zulässig ist, wesentliche ökonomische Tatbestände ei-
nes Unternehmens in Länder oder Zweckgesellschaften,
die außerhalb der Bilanz geführt werden und in denen
man nicht einmal prüfen darf, zu verlagern, dann kann
die deutsche Bankenaufsicht, egal wie sie aufgestellt ist,
nichts unternehmen. In einem solchen Fall wird sie ge-
nauso hinter die Fichte geführt wie manch ein Aufsichts-
rat oder Wirtschaftsprüfer. Diese Regeln müssen wir än-
dern.


(Beifall bei der SPD)


Der wichtigste Punkt ist: Wir müssen dafür sorgen, dass
sich künftig alle Risiken und alle ökonomischen Aktivi-
täten einer Bank in der Bilanz niederschlagen.

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(C (D Der zweite wichtige Punkt ist: Alle wichtigen Aktiviäten einer Bank müssen mit einem Mindesteigenkapialanteil unterlegt sein. Es kann nicht sein, dass Luftummern in der Größenordnung mehrerer Milliarden uro hinund hergeschoben werden, ohne dass sich diees Risiko im Hinblick auf die Eigenkapitalausstattung es Bankhauses in irgendeiner Form niederschlägt. as zerstört jedes Risikobewusstsein des verantwortlihen Vorstands, weil das sozusagen ein Risiko zum ulltarif ist. Das ist nicht der Sinn von Basel II und nicht er Sinn von Risikomanagement, wie wir es uns vortellen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir uns generell edanken darüber machen müssen, inwieweit be timmte Geschäfte, die durch Schulden finanziert weren, überhaupt noch möglich sein sollen; auch darüber uss geredet werden. Denn sie haben eine Schuldenkas ade zur Folge, die irgendwann auch den Staat einholt. n den USA ist das im Großformat zu beobachten, im leinformat inzwischen aber leider auch bei uns. Der vierte wichtige Punkt betrifft die Krisenprävenion. Wir müssen uns darauf einigen, dass es in Zukunft erboten sein soll, spekulative Geschäfte bzw. Wettgechäfte auf die Entwicklung der Kurse von Wertpapieren bzuschließen, möglicherweise sogar mit der Absicht, iese durch die Begleitmusik, die man macht, in Grund nd Boden zu stampfen, um sich hinterher darüber zu undern, dass möglicherweise ein ganzer Wirtschafts weig zusammengebrochen ist. Leerverkäufe – diese nregung hat auch Peer Steinbrück in einer der letzten ebatten gemacht – müssen grundsätzlich auf den Prüf tand gestellt werden. Ich bin der Meinung, sie gehören erboten, eil sie ein unökonomisches Mittel sind, das in die phäre des Kasinos gehört, nicht aber in die Sphäre von anken und Finanzdienstleistern. Ich glaube, dass wir in unserer Diskussion bereits ber das Stadium des reinen Krisenmanagements hinaus ind – natürlich wird uns das Krisenmanagement auch in en nächsten Tagen und Wochen noch beschäftigen – nd dass wir uns schon in einer breiten Diskussion über ie Perspektiven befinden, wie der Regelungsrahmen ür den Finanzmarkt und die Banken in Zukunft ausehen soll. Über diese Perspektiven müssen wir uns icht erst noch Gedanken machen, sondern große Bauteine sind bereits jetzt erkennbar, sowohl im nationalen ahmen als auch im internationalen Dialog; darüber bin ch sehr froh. Ich bin davon überzeugt, dass wir sehr iele unserer Vorschläge werden durchsetzen können, enn wir uns gemeinsam anstrengen. Ein Beispiel sind die Ratings. Ich erinnere mich daan, welche Erfahrungen einige von uns machten, als sie n den USA waren und verschiedene Finanzakteure fragen: Was ist eigentlich an der Immobilienblase dran? Uns urde gesagt: Erst einmal nichts. – Allerdings bahnte sie Reinhard Schultz sich schon an, und die Fachwelt sprach darüber. Außerdem fragten wir: Seht ihr keinen Bedarf, die Ratingagenturen zu regulieren? Auf diese Frage antwortete uns ein ziemlich alter Senator – im Vergleich zu ihm ist Otto Schily ein sehr junger Politiker –: Die Ratingagenturen sind doch diejenigen, die nach der Schlacht die Verwundeten erschießen. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


So viel zum Problembewusstsein, das die führenden
Ökonomen der USA an den Tag legten. Daran hat sich
inzwischen Gott sei Dank etwas geändert.

Ich finde, es ist verantwortungslos, wenn sich Rating-
agenturen Kenntnisse anmaßen bzw. vorgaukeln, über
Kenntnisse zu verfügen, die sie gar nicht haben können,
zum Beispiel über neue strukturierte Finanzprodukte.
Kein Mensch weiß, wie sie sich entwickeln und was da-
rin enthalten ist. Dafür fehlen statistische und empirische
Reihen, die das Wesen des Ratings überhaupt ausma-
chen. Das sind aus der Hüfte geschossene Prognosen, die
eigentlich nur den Zweck erfüllen, den Besteller der Pro-
gnose zufriedenzustellen und das Honorar zu kassieren.
Ich finde, das kann nicht als Ersatz für eine funktionie-
rende und eigenverantwortliche Risikovorsorge in den
Banken und bei den Finanzdienstleistern gelten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube schon, dass wir darüber reden müssen,
welche Möglichkeiten wir der Bankenaufsicht künftig
geben. Wir müssen sie ihr aber auch geben. Sie kann
sich nämlich nur in dem Rechtsrahmen bewegen, den sie
vorfindet. Ich bin Freund einer prozessbegleitenden
Finanzaufsicht, wenn es sich um Häuser handelt, die
eine Bedeutung für das gesamte System haben. Das ist
aber eine völlig andere Aufstellung, nämlich ungefähr so
wie die Großbetriebsprüfung, die sich in dem Großbe-
trieb regelrecht einnistet und ständig vor Ort ist. So et-
was müssen wir erreichen. Ich glaube, ansonsten wird
immer wieder eine Situation auftreten, in der wir bekla-
gen müssen, dass die Bankenaufsicht etwas nicht mitbe-
kommen hat, weil sie es gar nicht mitbekommen konnte.

Herr Westerwelle, ich denke, hier müssen wir alle ein
bisschen ehrlicher sein, und wir dürfen nicht so tun, als
ob die armen Beamten, die die Gesetze zu vollziehen ha-
ben, die Verantwortlichen sind. Wir sind die Verantwort-
lichen; denn den Rahmen für die Finanzaufsicht setzen
wir.


(Jörg van Essen [FDP]: Das hat er doch gesagt!)


Dieser war bislang zureichend und ist es aus heutiger
Sicht nicht mehr. Das hat aber überhaupt nichts damit zu
tun, ob das die Bundesbank oder die BaFin ist. Das ist
völlig egal. Es geht darum, wie tief die Bankenaufsicht
in den operativen Prozess überraschend eingreifen darf.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich finde es gut,
dass der Finanzminister und die Bundeskanzlerin ge-

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(C (D einsam die politische Erklärung abgegeben haben, ass die Spareinlagen sicher sind, egal was passiert. as ist ein sehr wichtiges Signal. Dass das im weiteren rozess – zum Beispiel hinsichtlich der Einlagensicheung der drei Säulen – gesetzgeberisch weiter unterlegt erden muss, ist doch gar keine Frage. Darüber werden ir auch reden. Entscheidend ist aber doch das Signal ieser Koalition, dass die Spareinlagen sicher sind, egal as passiert und welche Überraschungen noch auf uns ukommen. Wir werden alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, amit das Versprechen auch eingehalten werden kann. ehr kann man im Augenblick von der Bundesregie ung kaum erwarten. Wir alle sind aufgefordert, daran itzuwirken, dass erstens das Einhalten des Verspre hens nicht notwendig wird und dass zweitens die erforerlichen gesetzgeberischen Voraussetzungen geschafen werden, wenn es doch eingehalten werden muss. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Eduard Oswald [CDU/CSU]: So ist es!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618106000

Nächster Redner ist der Kollege Alexander Bonde für

ie Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618106100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir haben heute einen denkwürdigen Auftritt vom Kol-

egen Westerwelle erlebt, der hier den Kampf für die
ankenaufsicht und gegen das Spekulantentum ausge-

ragen hat.


(Jörg Tauss [SPD]: Mutig!)


etzt stellt sich natürlich die Frage, ob sich jemand als
obin Hood eignet, der seit Jahrzehnten der Sheriff von
ottingham der deutschen Politik ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


r muss sich natürlich auch die Frage stellen lassen, wa-
um er, wenn er es mit dem Untersuchen und dem Verän-
ern der Bankenaufsicht so ernst meint, hinsichtlich des
ntersuchungsausschusses, bei dem es um die KfW,
ie IKB und auch die jetzigen Vorgänge geht, eigentlich
o zögert. Ich finde, wer hier gackert, der muss das Ei
uch legen, Herr Westerwelle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Um was geht es heute in dieser Debatte? Wir haben
m Kern die Frage zu beantworten, mit welchem Ziel
olitik ihr Krisenmanagement hinsichtlich dieser
chwierigen Finanzkrise verfolgt. Ich finde, wir müssen
ier sehr genau aufpassen, damit wir nicht die falschen
ignale im Hinblick auf die Frage setzen, um wen es ei-
entlich geht, wen die Politik also retten bzw. stützen
ill.






(A) )



(B) )


Alexander Bonde
Ich denke, das Signal muss sein, dass es die Aufgabe
der Bundesregierung ist, zu sichern, dass die Menschen
nicht zum Opfer dieser Finanzkrise werden, und dass es
nicht ihre Aufgabe ist, zu sichern, dass die Banken, die
diese Krise zum Teil als Täter herbeigeführt haben,
schuldfrei aus dieser herauskommen. Am Ende muss es
also darum gehen, wie man die kleinen Leute und die
funktionierenden Institutionen, die man für das tägliche
Leben und Wirtschaften braucht, schützen kann.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)


Aber es geht nicht darum, wie man es erreicht, dass
die Banker aus ihrer Verantwortung entlassen werden
und dass schlechte Banken trotzdem am Markt bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Kanzlerin, da haben Sie vom Leipziger Parteitag
bis hierher einen langen Weg hinter sich.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte nicht wissen, was auf Ihrem Parteitag damals
mit Rednern passiert wäre, die Ihre heutigen Thesen vor-
gestellt hätten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Aber schenken wir uns das. Ich glaube, dass viel Wahres
daran ist und dass Sie im Kern ähnlich argumentieren
wie wir.

Man muss aber genau hingucken, wie Ihr Krisen-
management genau aussieht. Sie haben heute festge-
stellt, es könne nicht sein, dass die Hypo Real Estate
vom Staat mit einer Bürgschaft gerettet wird, ohne dass
der Staat etwas davon hat. Die Wahrheit ist: Was eine
Gebühr für die Bürgschaft angeht, ist nichts verhandelt
oder fixiert. Es gibt nichts außer der lauen Aussage, man
wolle noch einmal darüber reden. Das verbirgt sich hin-
ter der Fassade Ihrer Ankündigung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben gesagt, Sie verlangen mehr Verantwor-
tung und Haftung von Managern und Bankern, die in
der Krise versagt haben. Auch da zeigt der Abgleich:
Hypo-Real-Estate-Chef Funke, der – nachdem er uns ta-
gelang ein paar Milliardenlöcher nicht richtig erklären
konnte – heute nach wochenlangem Hin und Her endlich
zurückgetreten ist, geht mit einer saftigen Rente in Höhe
von 70 Prozent seines Gehaltes ab sofort.


(Joachim Poß [SPD]: Dafür kann aber der Finanzminister oder die Kanzlerin nichts!)


Das ist nicht das, was ich unter Verantwortung verstehe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich erwarte von der Bundesregierung, die eine solche
Bank rettet – ob sie abgewickelt wird, wissen wir bis
heute nicht –, dass der Staat Einfluss nimmt, wenn er
handelt, und solche Ungerechtigkeiten, die draußen kein
Mensch versteht, abstellt. Auch das ist ein Versagen in-
nerhalb des Krisenmanagements.

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(C (D enn Sie haben versäumt, auf die Frage Einfluss zu nehen, wer wie und zu welchen Konditionen operiert, und war mit einer dicken staatlichen Bürgschaft im Hinterrund, von der wir alle hoffen, dass sie niemand braucht. ber sie wird vom Staat gewährt, und daher kann es kein ensch verstehen, dass Herr Funke mit der Staatsknete ls Bürgschaft im Hintergrund jetzt mit goldenen Löffeln n den Ruhestand geht. Ich finde, dass die Debatte über die Verantwortung er Banken, die wir führen, Folgen haben muss. Wir üssen analysieren, was konkret passiert ist. Es kann icht sein, dass Herr Ackermann und andere einerseits ie Rettung der HRE fordern, aber andererseits bis zum chluss in Kauf nehmen, dass die Rettung scheitert, weil ie beim Anteil der Banken um jede einzelne Million eilschen und selbst bei der Rettung bis zum Schluss die ockermentalität nicht ablegen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube insofern, Sie müssen gut aufpassen, dass
ie in der Frage, wie Sie in der Rettung verfahren, keine
idersprüche zu dem herstellen, was Sie hier zu Recht

ormuliert haben. Sie werden auch aufpassen müssen,
ass Sie mit dem, was Sie vorhaben, nicht langfristig an-
elegte notwendige Strukturmaßnahmen hintertreiben.
ir alle wissen, dass Krisenmanagement notwendig ist.
ber wenn die Krise vorbei ist, müssen auch die not-
endigen Strukturänderungen erfolgen. Wir werden Sie

ehr genau daran messen, was gilt, Frau Merkel: der
undestag in Berlin oder der Parteitag in Leipzig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618106200

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht nun der Kollege

teffen Kampeter.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1618106300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Diese Debatte macht deutlich, dass neben der
inanzkrise die Einordnung der Veränderungen und He-
ausforderungen in die gesellschaftspolitische Debatte
ehr wichtig ist. Wir haben als Christliche Demokraten
nd Christlich-Soziale Union immer sehr viel Wert da-
auf gelegt, dass wir dem Leitbild der sozialen Markt-
irtschaft verpflichtet waren. Die ersten Grundlagen-

ntscheidungen sind von Adenauer und Erhard in den
0er-Jahren getroffen worden. Die zentrale Bewährungs-
robe nach der Grundsatzentscheidung war die deutsche
iedervereinigung, als wir zwei unterschiedliche Wirt-

chafts- und Gesellschaftssysteme auf der Basis der
ozialen Marktwirtschaft vereinigt haben.

Jetzt wird sich die soziale Marktwirtschaft angesichts
er wohl schwerwiegendsten finanzwirtschaftlichen Ver-
erfungen im 21. Jahrhundert mit einer ähnlichen Quali-
t, wie ich glaube, erneut bewähren müssen. Es ist jetzt
nsere staatspolitische Aufgabe, diese Herausforderungen






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
anzunehmen und unser Wirtschafts- und Gesellschaftssys-
tem gegenüber diesen schlimmen Herausforderungen zu
verteidigen, fortzuentwickeln und die richtigen Antwor-
ten auf die Fragen der Menschen zu formulieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte an dieser Stelle als Leitbild ein Motiv von
Wilhelm Röpke, einem großen Theoretiker der sozialen
Marktwirtschaft, aufgreifen, das er zum Titel eines Bu-
ches gemacht hat: Maß und Mitte. Wir stehen als Christ-
liche Demokraten und als Christlich-Soziale Union auch
im 21. Jahrhundert für Maß und Mitte ein. Vieles, was
wir heute kritisch beurteilen, hat nichts, aber auch gar
nichts mit unserem Leitbild von Maß und Mitte zu tun.
Deshalb müssen wir es auch nicht verteidigen. Rendite-
ziele in Höhe von 25 Prozent, Gier, hemmungsloses Ab-
zocken und verantwortungsloses Handeln in der Finanz-
wirtschaft, all dies sind Exzesse, die mit unserem
Verständnis von einer freiheitlichen und sozialen Wirt-
schafts- und Gesellschaftsordnung nichts zu tun haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will an dieser Stelle deutlich machen: Wir vertei-
digen nichts, was unanständig ist. Nicht alles können wir
mit unmittelbarem staatlichen Handeln verändern. Es hat
aber nichts mit Maß und Mitte zu tun, wenn heutzutage
Erträge in den angelsächsischen Ländern ohne Risiko
und Verantwortung erwirtschaftet werden. Es hat nichts
mit Maß und Mitte zu tun, wenn sich die Entlohnung
nicht nach dem langfristigen, sondern nach dem kurz-
fristigen Erfolg bemisst. Und es hat auch nichts mit Maß
und Mitte zu tun, wenn viele in den Unternehmen bei
Schwierigkeiten in finanziell gut ausgestattete Pensions-
fonds flüchten und nicht bereit sind, Verantwortung für
das zu übernehmen, was sie angerichtet sowie den Men-
schen in unserem Land und darüber hinaus zugemutet
haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will deutlich machen, dass Maß und Mitte für un-
sere staatliche Reaktion ein wichtiger Maßstab sind.
Deswegen ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es
diese Bundesregierung war, die bereits in Heiligen-
damm auf die Bedeutung der sozialen Marktwirtschaft
für die internationale Ebene hingewiesen und bestimmte
Herausforderungen gegenüber anderen Ländern, die an-
derer Auffassung waren, deutlich gemacht hat. Es ist ein
Ausweis der Politik von Maß und Mitte, dass wir bei-
spielsweise bei der Sanierung von Unternehmen Einfluss
nehmen wollen. Warum ist denn heute der Vorstandsvor-
sitzende von Hypo Real Estate zurückgetreten? Das ge-
schah, weil diese Bundesregierung gesagt hat: Mit dem
Personal und dem Aufsichtsrat sind wir nicht bereit, eine
Sanierung durchzuführen. Das zeigt: Dort, wo wir ein-
greifen, nehmen wir gestaltend Einfluss. Wer wie Sie,
Herr Kuhn, etwas anderes behauptet, sagt bewusst die
Unwahrheit und will in die Irre führen. Das ist nicht un-
ser Verständnis von Sanierung. Wir wollen im Interesse
der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes Einfluss neh-
men.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Es hat auch etwas mit Maß und Mitte zu tun, dass wir ie größte Bürgschaft nicht für die Investoren oder die roßanleger übernehmen. Vielmehr haben die Bundesanzlerin und der Bundesfinanzminister den Kleinanleern, den Sparerinnen und Sparern, in diesem Land geagt: Unsere Sorge gilt nicht zuvorderst dem großen apital, sondern dem Sparbuch. Auch das ist ein Auseis der Politik von Maß und Mitte und macht unsere esellschaftspolitische Grundkonzeption ganz besonders eutlich. Ich will an dieser Stelle meine Verwunderung zum usdruck bringen, dass der Kollege Lafontaine außer elbstgerechter Inszenierung nur den Vorschlag, die artz-IV-Sätze anzupassen, zur Bewältigung der Finanzrise gemacht hat. (Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Sie haben nicht zugehört! Sagen Sie mal!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn der Weltökonom Lafontaine demnächst auf einem
-7-Gipfel oder in Washington verkündet: „Wir lösen
ie Finanzkrise, indem wir die Hartz-IV-Sätze anheben“,


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Jetzt wird es peinlich!)


ann mag das für die Betroffenen eine gute Botschaft
ein. Das ist aber keine ursachenadäquate Lösung, son-
ern Populismus, eine selbstgerechte Augenwischerei,
ine Inszenierung eines mit dieser staatspolitischen Auf-
abe hoffnungslos Überforderten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir müssen aber auch feststellen, dass wir noch nicht
uf alle Herausforderungen Antworten gefunden haben.
ie Liquiditäts- und Vertrauenskrise hält an. Wir er-

ahren, dass weitere Banken durch die Vertrauenskrise in
ine schwierige Situation getrieben werden. Deswegen
st die Frage berechtigt, ob wir mit dem Einzelfallma-
agement weitermachen können. Ich verstehe die Äuße-
ungen des Bundesfinanzministers dahin gehend, dass
ir uns künftig in Bezug auf strategische Fragen besser
appnen müssen. Deswegen ist eine Übereinkunft mit
en Akteuren des Finanzmarktes wichtig. Wir müssen
ystemische Krisen mit einem umfassenderen System
eantworten. Wir sind am Anfang einer Debatte, und wir
üssen eingestehen, dass wir nicht auf jede Herausfor-

erung in dieser Krise eine Antwort haben. Aber es ist
er entschlossene politische Wille in Deutschland und in
llen europäischen Staaten, die Funktionsfähigkeit des
inanzmarktes im Interesse aller Menschen, die hier
ohnen und arbeiten, aufrechtzuerhalten. Wir brauchen

unktionsfähige Finanzmärkte, und wir als Staat sind be-
eit, diese Funktionsfähigkeit tatsächlich zu garantieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir als Christlich Demokratische Union und wir als
hristlich-Soziale Union sind der Auffassung, dass jetzt
ie Stunde der Politik ist. Wir wollen diese Krise bewäl-
igen. Wir sagen den Bürgerinnen und Bürgern in unse-
em Land, dass vor allen Dingen sie es sind, die im Mit-






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
telpunkt unseres Handelns stehen. Wir glauben, dass,
wie Norbert Röttgen es ausgedrückt hat, das öffentliche
Gut „funktionsfähiger Finanzmarkt“ in unser aller Inte-
resse ist. Ein funktionsfähiger Finanzmarkt garantiert,
dass wir Lohn- und Gehaltszahlungen abwickeln kön-
nen, dass der Sozialstaat funktioniert und dass der kleine
Mittelständler seine Maschine finanzieren kann. Wir alle
sind auf die Finanzmärkte und auf ein funktionsfähiges
Bankensystem angewiesen. Es geht hier nicht um den
Schutz einiger weniger Reicher und die Sicherung ihrer
Existenz, sondern es geht um die Zukunft unseres Lan-
des, es geht um Maß und Mitte in unserer Volkswirt-
schaft und in unserem Gesellschaftssystem.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es geht um die Frage, ob die Menschen uns zutrauen, die
Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Die Regie-
rungserklärung der Bundeskanzlerin hat deutlich ge-
macht, dass wir als Koalition diese staatspolitische He-
rausforderung im Interesse der Menschen annehmen und
an der Bewältigung der Probleme weiter arbeiten wer-
den.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618106400

Nächster Redner ist der Kollege Ortwin Runde für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1618106500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich muss sagen: Die Entwicklung und die Dramatik die-
ser Krise sind etwas, was ich so nicht vorhergesehen
habe. Diese Exzesse an den Finanzmärkten, das Einstür-
zen der Kreditpyramiden und die wellenförmige Aus-
weitung der Krise habe ich in dieser Form und Dramatik
nicht vorhergesehen. Es mag andere geben, die das alles
schon vorher gewusst haben.

Ich freue mich, dass die Kollegen von der CDU/CSU
sagen, es sei jetzt die Aufgabe der Politik, die Krise zu
bewältigen und das Vertrauen wiederherzustellen. In die-
sem Zusammenhang möchte ich einen Einwand zu
Herrn Röttgen machen: Die Orientierung an der sozialen
Marktwirtschaft und die Berufung auf die Ethik der so-
zialen Marktwirtschaft sind immer etwas, was aus einer
Gesellschaft heraus kommt, aus dem Wertesystem unse-
rer Gesellschaft. Aber angesichts des globalen Wirt-
schaftssystems und der globalen Finanzmärkte zu glau-
ben, mit der Ethik unseres rheinischen Kapitalismus die
Erlösung bringen zu können, ist ein bisschen wenig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Da bin ich sehr viel näher bei Helmut Schmidt, der
sagte: Seefahrt braucht Regeln, und zwar internationale
Regeln. Luftfahrt braucht Regeln, und zwar internatio-
nale Regeln. Es gilt auch, dass die internationalen Fi-

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(C (D anzmärkte international durchsetzungsfähige Regeln rauchen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


a gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen
ns, Herr Westerwelle: Das können keine Regeln sein,
ie die Märkte selbst entwickeln; denn wir haben erlebt,
ohin das führt.


(Beifall bei der SPD)


s müssen Regeln sein, die für alle gelten und die aus-
ahmslos gelten. Das heißt, es darf keine nicht regulier-
en Bereiche in den Finanzmärkten geben; sonst bekom-

en wir die Probleme nicht in den Griff.

Ich finde aber den Ansatz von Herrn Röttgen und
errn Kampeter bezogen auf unsere gesellschaftliche Si-

uation und als Leitlinie für eigenes Verhalten zielfüh-
end. Dabei geht es darum, eine funktionsfähige Finanz-
truktur als öffentliches Gut zu sehen und entsprechend
u behandeln. Wenn das die Leitlinie ist, werden wir bei
en Schritten, die wir gehen müssen, gut vorankommen.
ch bin voller freudiger Erwartung, was die Zusammen-
rbeit angeht.


(Beifall bei der SPD)


as gilt auch für die Anreizsysteme, nicht nur auf der
orstandsebene, sondern auch auf der Mitarbeiterebene.
iese sollen, wie ich höre, in Richtung Nachhaltigkeit
nd Vermeidung von Exzessen verändert werden. Da
erden wir, unter Rückgriff auf Vorarbeiten, Regulie-

ung und Ergebnisse erreichen können.

Ebenfalls begrüße ich unsere Übereinstimmung in
em Punkt, dass es bei den Ratingagenturen keine Inte-
essengegensätze zwischen Bewertung und Beratung ge-
en darf. Darauf müssen wir hinwirken, und das werden
ir auch tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


uch in Bezug auf die Eigenkapitalunterlegung und an-
ere Punkte gibt es weitgehend Übereinstimmung. Da-
an kann man konkret arbeiten. Das unterscheidet sich
esentlich von dem, was in den vergangenen Jahren die
iskussion bestimmt hat, nämlich ein „level playing

ield“ gegenüber den angloamerikanischen Akteuren
erzustellen, was schlicht Deregulierung bedeutete.

Ebenso bin ich froh, dass wir gemeinsam der Auffas-
ung sind, dass wir uns mit den Differenzen zwischen in
er Realwirtschaft erreichbaren Renditen von 8 bis
2 Prozent und, wie Herr Kampeter eben noch sagte, der
inanzwirtschaft mit Renditeerwartungen zwischen
5 und 35 Prozent beschäftigen müssen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist immer gelobt und als Vorbild hingestellt worden!)


enn da besteht eine Diskrepanz und Nichtbalance. Das
uss in die Balance gebracht werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Ortwin Runde
Es gibt entsprechende Möglichkeiten, da heranzugehen.
Auch da bin ich sehr gespannt auf die gemeinsame Ar-
beit.

Schon auf der Ebene der Feuerwehrfunktion wird
deutlich, dass wir die Probleme ohne europäische
Dimension nicht lösen können. Wenn ich mir die Insel-
lösungen anschaue – in Island, als unverdächtige Insel,
das durch Garantien, die es gewährt hat, inzwischen im
Staatsbankrott zu landen droht, aber auch in Irland –,
habe ich Sorge. DEPFA, Ormond Quay – woher kam
denn der ganze „Segen“? Wie ist es gekommen, dass
deutsche Banken dort ihre Tochtergesellschaften ange-
siedelt haben? Wegen des Vorteils von nur 12,5 Prozent
Steuern!


(Joachim Poß [SPD]: Steueroasen!)


Anschließend haben wir das Ganze auszubaden. Ich bin
der Meinung, wir müssen auf der europäischen Ebene zu
Vereinbarungen und Abstimmungen kommen, auch
schon bei den Feuerwehraktivitäten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das gilt auch für die Garantien. Denn wenn diese Ga-
rantien sehr unterschiedlich sind, haben wir dort eine
Arbitrage, wie die Banker das immer so schön nennen.
Das bezieht sich auf die Frage: Was machen wir mit den
Banken, die in der Krise sind? Wie werden sie saniert?
Wie werden sie herangezogen? Welche Kontrolle übt der
Staat aus, was setzt er an Steuerung ein, was macht er
zur Sicherung der Gelder von Steuerzahlern im Sanie-
rungserfolgsfall? Dies wird meines Erachtens europa-
weit geregelt werden müssen. Ebenso werden wir auf
europäischer Ebene an die Frage herangehen müssen,
wie wir der Befeuerung einer Krise durch Leerverkäufe
begegnen können; auch das gehört zum Feuerwehrbe-
reich. Diesen Leerverkäufen muss ein Ende gesetzt wer-
den. Auch halte ich sehr viel von dem, was Reinhard
Schultz gefordert hat, nämlich ein Verbot solcher sys-
temdestabilisierender Instrumente.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden – das wird sehr schnell wirksam werden
müssen – an die Bilanzierungsvorschriften herangehen
müssen. Wir müssen das, was die SEC an der Wall Street
gemacht hat, ganz schnell in Europa umsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden dies nicht allein in Deutschland machen
können, weil alle deutschen Gesellschaften europäisch
aufgestellt sind. Hier halte ich sehr viel von Bilanzie-
rungsvorschriften, die dicht am HGB orientiert sind.

Wenn wir im Geiste dieser Diskussion ans Handeln
gehen und dies in den Alltag übersetzen, dann sind wir
in der Tat in der Lage, eine etwas bessere Ordnung der
Finanzmärkte zu erreichen. Das wäre schon ein wichti-
ges Ergebnis.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Letzter Redner in dieser Debatte ist nun der Kollege artholomäus Kalb für die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618106600


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1618106700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Als letzter Redner in dieser Debatte will ich zu-
rst der Frau Bundeskanzlerin, dem Bundesfinanzminis-
er und auch dem Präsidenten der Deutschen Bundes-
ank, Professor Weber, ganz herzlich für die enorme
rbeit danken, die in den letzten Tagen und Wochen zu

eisten war.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Den Sanio darfst du nicht vergessen!)


Und natürlich auch den Mitarbeitern der verschiedenen
äuser, die mitgeholfen haben, die Krise, soweit es in

hrer und in unserer Hand lag, zu bewältigen.

Die internationale Finanzkrise hat, wie heute schon
um Ausdruck gebracht worden ist, nicht nur bei den
arktteilnehmern zu einer Vertrauenskrise geführt. Zum

eil ist die Vertrauenskrise ihrerseits Ursache für Weite-
ungen des Problems. Gerade in den letzten Tagen haben
ns viele Bürgerinnen und Bürger besorgt gefragt, wie
icher ihre Einlagen und Gelder sind. Deswegen ist die
usage der Frau Bundeskanzlerin und des Bundesfinanz-
inisters von vorgestern und heute in der Regierungs-

rklärung sehr wichtig. Die Menschen müssen wissen:
ie brauchen keine Sorge zu haben. Das ist eine wichtige
oraussetzung dafür, dass nicht weitere Auswirkungen
nd Unsicherheiten in den Markt kommen. Wir müssen
afür sorgen, dass wieder Ruhe in die Märkte einkehrt.
ir müssen dafür sorgen, dass die Nervosität beseitigt
ird und Vertrauen zurückkommt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Jeder von uns ärgert sich natürlich über die grandio-
en Fehlleistungen im Management vieler Finanzinsti-
ute. Kritik und Ärger sind verständlich und berechtigt.
ie Schuldigen müssen – auch das ist heute schon gesagt
orden – stärker als bisher zur Verantwortung gezogen
erden. Trotzdem müssen wir jetzt mit Besonnenheit an
er Problemlösung arbeiten. Es geht um die Stabilität
es Finanzsystems. Es geht um die Begrenzung negati-
er Auswirkungen auf die Realwirtschaft, auf unsere
nternehmen, auf den Mittelstand und auf die Arbeits-
lätze. Letztlich geht es auch darum, dass die Menschen
n finanzieller Sicherheit leben können, dass sie mit
inanzieller Sicherheit rechnen können und dass die klei-
en Leute keine Sorge haben müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ir handeln nicht im Interesse der Bankmanager, son-
ern im Interesse der Bürgerinnen und Bürger.

Die Maßnahmen, die im Falle der Hypo Real Estate
onkret ergriffen werden mussten, sind notwendig und
ichtig, um weitere negative Folgen zu vermeiden. Dazu






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
gibt es keine Alternative. Viele Institutionen und Bürger
wären unmittelbar betroffen, auch wenn es manche noch
gar nicht wissen.

Über den Tag hinaus müssen wir uns aber den ande-
ren Aufgaben zuwenden; das ist in der Debatte heute
schon angesprochen worden. Es geht um die Verbesse-
rung der Finanzaufsicht und vor allen Dingen um die
Koordinierung der Finanzaufsicht auf internationaler
und globaler Ebene. Alleingänge helfen nicht weiter. Die
Bundesregierung hat, wie schon erwähnt, bereits wäh-
rend der G-7-/G-8-Präsidentschaft und der EU-Ratsprä-
sidentschaft einige wichtige Themen, was die Regeln
des Finanzmarktes betrifft, auf die Tagesordnung ge-
setzt, was seinerzeit noch brüsk insbesondere von den
USA, aber auch von anderen zurückgewiesen wurde.
Heute wären manche froh, wenn man früher auf den
Kurs der Bundesregierung eingeschwenkt wäre.

Vorhin wurde schon von einem Kollegen ein Beispiel
dafür genannt, wie arrogant man behandelt worden ist.
Als ich in einem kleinen Kreis von Fachleuten im Früh-
sommer das Thema Leerverkäufe angesprochen habe
und gefragt habe, ob es sinnvoll sein könne, dass mit
spekulativer Absicht ganze Unternehmen in die Knie ge-
zwungen werden, hat man nur schnodderig geantwortet:
So sind nun einmal Börsen. – Diese Antwort hilft uns
aber nicht weiter. Auch hier ist unser entschiedenes Han-
deln dringend notwendig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Man kann nur staunen, welche Finanzprodukte mit
welchen Kunstnamen von wem auf den Markt gebracht
worden sind. Nicht einmal die Fachleute konnten diese
Dinge durchschauen, schon gar nicht anderen erklären.
Vieles lief außerhalb der Bilanzen.

Merkwürdig ist, dass die USA ursprünglich mit Nach-
druck gefordert haben, bei Basel II schnell zu einer Eini-
gung zu kommen, sich aber, als es beschlossen war, ge-
wehrt haben, Basel II im eigenen Bereich umzusetzen.
Basel II lässt keine Aktivitäten, keine Zweckgesellschaf-
ten außerhalb der Bilanzen zu.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Basel II enthält ferner strenge Regeln zur Eigenkapi-
talunterlegung.

Ich füge hinzu: Vielleicht ist es jetzt nicht der richtige
Zeitpunkt, aber zu gegebener Zeit müssen wir über eine
weitere Verschärfung und Verbesserung der Eigenkapi-
talregeln befinden. Das betrifft insbesondere den Bereich
des Interbankenverkehrs; das möchte ich anmahnen.
Hier ist erheblicher Handlungsbedarf gegeben.

Vorhin ist hier schon die Rolle der Ratingagenturen
angesprochen worden. Es kann nicht sein, dass, wie ver-
mutet wird, ein und dieselben Leute zugleich in den Auf-
sichtsräten von Bankunternehmen und von Ratingagen-
turen sitzen. Es kann beispielsweise nicht sein, dass sich
Ratingagenturen an der Strukturierung der Produkte, die
auf den Markt geworfen werden, beteiligen und diesen
Produkten hinterher – das haben wir erlebt – wie ein
Fleischbeschauer den Stempel „Triple A“ aufdrücken.

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(C (D inzu kam der blinde Glaube an das Urteil der Ratinggenturen, der sich als grob fahrlässig herausstellt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


uch diese Dinge gehören international auf den Prüf-
tand. Der Bundesfinanzminister ist in einer vorherge-
enden Debatte auf die Frage eingegangen, wie weit wir
m Internationalen Währungsfonds und in anderen Insti-
utionen hier vorankommen können.

Unsere Bankmanager müssen wieder lernen, nach den
rundsätzen ordentlicher, umsichtiger Kaufleute zu ar-
eiten und zu handeln.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Maß und Mitte!)


Kollege Kampeter hat schon vorhin gesagt: „Maß und
itte“. Das heißt: Kurzfristiges Renditedenken, kurz-

ristige Renditeerwartungen und hohe Boni dürfen nicht
as Handeln bestimmen; vielmehr müssen wieder Tu-
enden wie Seriosität, Solidität, langfristige Wertorien-
ierung und Nachhaltigkeit das Handeln bestimmen.


(Beifall des Abg. Ortwin Runde [SPD])


Zusammenfassend möchte ich sagen: In allererster
inie brauchen wir wieder Vertrauen. Heute und in die-
en Tagen ist von der Bundesregierung Wichtiges dazu
eigetragen worden. Dazu gehört: Die Aufsicht muss
erbessert sowie international und global koordiniert
erden. Stellung, Urteil und Geschäftsgebaren der Ra-

ingagenturen müssen einem kritischen Urteil unterzo-
en werden. Die Bilanzierungsvorschriften müssen, wie
orhin vorgetragen, modifiziert werden. Es darf keine
ktivitäten außerhalb von Bilanzen geben. Die Eigenka-
italregeln müssen verbessert werden. Wir müssen auch
ie Fragen klären: Wer darf welche Finanzprodukte
mittieren? Wer darf sie unter welchen Voraussetzungen
aufen?

Die Anreizsysteme bei den Banken dürfen nicht zu
iner Kurzfristorientierung führen, sondern müssen wie-
er auf Nachhaltigkeit und langfristige Werterhaltung
usgerichtet werden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wir kommen darauf zurück!)


ie Haftungsregeln, die für die Verantwortlichen gelten,
üssen verschärft werden. Das deutsche Universalban-

ensystem und das Dreisäulensystem haben sich be-
ährt; sie müssen erhalten und gestärkt werden und dür-

en nicht wieder von manchen in Zweifel gezogen
erden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ch sage noch einmal: Bankmanager müssen wieder ler-
en, zu handeln wie ein umsichtiger Kaufmann.

Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Willkommen zurück im Klub!)







(A) (C)



(B) (D)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618106800

Ich schließe die Aussprache.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes-
tages auf Mittwoch, den 15. Oktober 2008, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und
schließe die Sitzung.