Protokoll:
16137

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 137

  • date_rangeDatum: 18. Januar 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:44 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/137 DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14460 B DIE GRÜNEN: Perspektiven schaf- fen – Angebot und Struktur der be- ruflichen Bildung verbessern (Drucksachen 16/5730, 16/5732, 16/7754) b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Aufstieg durch Bildung – Qualifizie- rungsinitiative der Bundesregierung (Drucksache 16/7750) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Patrick Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der FDP: Mehr Michael Kretschmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . Dieter Grasedieck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 22: a) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskon- trolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der Streit- 14447 A 14447 B 14461 C 14462 C 14463 B 14464 C 14465 B Deutscher B Stenografisch 137. Sitz Berlin, Freitag, den 1 I n h a l Tagesordnungspunkt 21: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe Schummer, Ilse Aigner, Michael Kretschmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Willi Brase, Nicolette Kressl, Jörg Tauss, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD: Junge Menschen fördern – Ausbildung schaffen und Qualifizierung sichern – zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz (Herborn), Britta Haßelmann, Brigitte Pothmer, Josef Philip Winkler und der Fraktion BÜNDNIS 90/ D U O C K I P W V B Chancen durch bessere Bildung und Quali- fizierung (Drucksache 16/7733) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14447 C undestag er Bericht ung 8. Januar 2008 t : r. Annette Schavan, Bundesministerin BMBF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . we Barth (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laf Scholz, Bundesminister BMAS . . . . . . . ornelia Hirsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ai Gehring (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lse Aigner (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Meinhardt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . illi Brase (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ 14447 D 14449 C 14450 C 14452 C 14454 A 14455 B 14456 C 14457 D 14459 A kräftepotenziale (Jahresabrüstungsbe- richt 2006) (Drucksache 16/5211) . . . . . . . . . . . . . . . 14467 D II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 b) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Ent- schließungsantrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin- Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE zu der Unter- richtung durch die Bundesregierung: Be- richt der Bundesregierung zum Stand der Bemühungen um Rüstungskon- trolle, Abrüstung und Nichtverbreitung sowie über die Entwicklung der Streit- kräftepotenziale (Jahresabrüstungsbe- richt 2005) (Drucksachen 16/1483, 16/2999, 16/4594) c) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Norman Paech, Alexander Ulrich, Paul Schäfer (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Abzug der Atomwaffen aus Deutschland (Drucksachen 16/448, 16/4593) . . . . . . . . d) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Jürgen Trittin, Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abrüs- tung der taktischen Atomwaffen voran- treiben – US-Atomwaffen aus Deutsch- land und Europa vollständig abziehen (Drucksachen 16/819, 16/4592) . . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Jürgen Trittin, Winfried Nachtwei, Volker Beck (Köln), weiterer Ab- geordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Nuklearen Dammbruch verhindern – Indien an das Regime zur nuklearen Abrüstung, Rüstungskon- trolle und Nichtweiterverbreitung he- ranführen (Drucksachen 16/834, 16/4591) . . . . . . . . f) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Dr. Norman Paech, Monika Knoche, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine Unterstützung für die in- dische Atomrüstung (Drucksachen 16/1445, 16/4590) . . . . . . . g) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Winfried Nachtwei, Alexander Bonde, Volker Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Zivilbevöl- kerung wirksamer schützen – Streumu- nition ächten (Drucksachen 16/2749, 16/4589) . . . . . . . h D D D P W D E H A U G H A Z A D t A t ( D D D G J G C F 14468 A 14468 B 14468 D 14468 C 14468 C 14468 D ) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Abgeordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Keine neuen Raketen in Europa – statt- dessen Stärkung der globalen Sicherheit durch Rüstungskontrolle und Abrüs- tung (Drucksachen 16/5456, 16/7516) . . . . . . . r. Rolf Mützenich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . infried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olger Haibach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . lexander Bonde (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ta Zapf (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . ans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . ndreas Weigel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 9: ntrag der Abgeordneten Jörg Rohde, r. Heinrich L. Kolb, Dr. Karl Addicks, wei- erer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: ltersvorsorge für Geringverdiener attrak- iv gestalten Drucksache 16/7177) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . r. Ralf Brauksiepe (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . regor Amann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Jörg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . örg Rohde (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . regor Amann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . 14468 D 14469 A 14470 C 14471 C 14473 D 14476 A 14477 B 14479 C 14480 C 14482 A 14482 D 14484 A 14485 A 14486 A 14487 D 14488 A 14489 D 14490 B 14492 A 14494 A 14494 C 14495 B 14496 B 14497 B 14497 C 14498 B 14499 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 III Christine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Max Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Michael Hennrich (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Rolf Stöckel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Daniel Bahr (Münster) (FDP) . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU) . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . 14500 A 14500 B 14501 D 14503 C 14504 D 14518 A 14519 A 14520 C 14521 D 14523 C 14524 D Tagesordnungspunkt 24: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Waffengesetzes und weiterer Vorschriften (Drucksache 16/7717) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP) . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Petra Pau (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Gesundheit zu dem Antrag der Abgeordneten Frank Spieth, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Wiedereinführung der vollständigen Zuzahlungsbefreiungen für Versicherte mit geringem Einkommen im Wege der Härtefallregelung (Drucksachen 16/6033, 16/7435) . . . . . . . . . . Christian Kleiminger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Heinz Lanfermann (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Spieth (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 10: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Gesundheitsfonds stoppen – Bei- tragsautonomie der Krankenkassen be- wahren D E M P D C D N B A L A E ( e K r A N R u g s K H A A 14506 A 14506 B 14508 A 14509 B 14510 D 14511 C 14512 D 14513 A 14514 B 14515 B 14516 A 14516 D r. Konrad Schily (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . lke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ax Straubinger (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . eter Friedrich (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hans Georg Faust (CDU/CSU) . . . . . . . . hristian Kleiminger (SPD) . . . . . . . . . . . . . . r. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erichtigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung des Abgeordneten Jan Mücke FDP) zur Abstimmung über die Beschluss- mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses: eine Unterstützung für die indische Atom- üstung (Tagesordnungspunkt 22 f) . . . . . . . . nlage 3 euabdruck einer zu Protokoll gegebenen ede zur Beratung der Beschlussempfehlung nd des Berichts: Eintreten für die Beendi- ung der von den USA auferlegten Wirt- chafts-, Handels- und Finanzblockade gegen uba (136. Sitzung, Tagesordnungspunkt 16) eike Hänsel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14525 D 14527 A 14528 B 14529 B 14530 C 14531 D 14532 C 14533 D 14533 D 14535 A 14536 A 14536 B 14537 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 14447 (A) ) (B) ) 137. Sitz Berlin, Freitag, den 1 Beginn: 9.0
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    ngen ) 7. Absatz; der Zwischen- f von BÜNDNIS 90/DIE e Abschiedsrede! letzter Absatz; der zweite eht vielmehr darum, einen ergiewirtschaft zu verhin- eismacht, fossile Energie . ittel usw. – maßgeblich. t welche, über die zukünf- s spekulieren zu können, Start des Fonds. Seriöse und ich weiß nicht, woher iten plötzlich kommen. ster] [FDP]: Herr ach!) t, die Menschen zu verun- gegen die in diesem Hause rm zu machen. men aufnimmt. Für beide erhält nen festen Betrag von voraussic Doch nicht nur der Ausglei verbessert, was auch die regio trifft. Der neue Risikostruktur ebenfalls schwerwiegende und sche Krankheiten. Für unser Be es für eine chronisch kranke R gibt, nicht aber für die gesunde für die Kasse gleichermaßen att und eine Bundestagsabgeordne Zuschläge werden dann auf Ba hier bereits angesprochen worde Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 14535 (A) ) (B) ) DIE GRÜNEN Strothmann, Lena CDU/CSU 18.01.2008 Hinz (Herborn), Priska BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 18.01.2008 Steinbach, Erika CDU/CSU 18.01.2008 Stiegler, Ludwig SPD 18.01.2008 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Barnett, Doris SPD 18.01.2008* Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 Beck (Köln), Volker BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 Behm, Cornelia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 18.01.2008 Bollen, Clemens SPD 18.01.2008 Brüderle, Rainer FDP 18.01.2008 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 18.01.2008 Döring, Patrick FDP 18.01.2008 Drobinski-Weiß, Elvira SPD 18.01.2008 Duin, Garrelt SPD 18.01.2008 Dyckmans, Mechthild FDP 18.01.2008 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 18.01.2008 Glos, Michael CDU/CSU 18.01.2008 Golze, Diana DIE LINKE 18.01.2008 Griese, Kerstin SPD 18.01.2008 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 18.01.2008 Haustein, Heinz-Peter FDP 18.01.2008 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 18.01.2008 Dr. Hemker, Reinhold SPD 18.01.2008 Herlitzius, Bettina BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 Hinz (Essen), Petra SPD 18.01.2008 J K D K K L L L M N O O P P R S S S S S A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten ung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 18.01.2008 ampeter, Steffen CDU/CSU 18.01.2008 r. h. c. Kastner, Susanne SPD 18.01.2008 noche, Monika DIE LINKE 18.01.2008 rummacher, Johann- Henrich CDU/CSU 18.01.2008 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 18.01.2008 ötzer, Ulla DIE LINKE 18.01.2008 ührmann, Anna BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 öller, Kornelia DIE LINKE 18.01.2008 ouripour, Omid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 tte, Henning CDU/CSU 18.01.2008 tto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 18.01.2008 iltz, Gisela FDP 18.01.2008 oß, Joachim SPD 18.01.2008 oth (Heringen), Michael SPD 18.01.2008 cheelen, Bernd SPD 18.01.2008 chily, Otto SPD 18.01.2008 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 18.01.2008 eib, Marion CDU/CSU 18.01.2008 iebert, Bernd CDU/CSU 18.01.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 14536 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates Anlage 2 Erklärung des Abgeordneten Jan Mücke (FDP) zur Ab- stimmung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses: Keine Unterstützung für die indische Atomrüstung (Tagesordnungs- punkt 22 f, Drucksache 16/4590) Ich erkläre, dass die Fraktion der FDP der Beschluss- empfehlung zustimmt. Anlage 3 Neuabdruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts: Eintreten für die Beendigung der von den USA auferlegten Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade gegen Kuba (136. Sitzung, Tagesordnungspunkt 16) Heike Hänsel (DIE LINKE): Am 1. Januar wurde die kubanische Revolution 49 Jahre alt. Ich beglückwünsche die Kubanerinnen und Kubaner zu den sozialen Errun- genschaften, die sie in diesen 49 Jahren erkämpft haben. Ich selbst war mehrmals in Kuba und habe mit vielen Kubanerinnen und Kubanern diskutiert. Ich habe viele engagierte Kubanerinnen und Kubaner getroffen, die an der Überwindung der Defizite, die es in Kuba gibt, auch Defizite in der demokratischen Teilhabe, selbstbestimmt, ohne äußere Einmischung und ihren Vorstellungen ent- sprechend arbeiten. Ein Embargo, das sie stranguliert, oder politische Sanktionen, die sie „erziehen“ sollen, sind nicht akzeptabel. In diesen Tagen, in denen sich in Kuba ein Wechsel an der Staats- und Parteispitze vollzieht, in denen aber auch politische und wirtschaftliche Veränderungen vor- bereitet werden, haben sich die Begehrlichkeiten und Feindseligkeiten gegenüber Kuba seitens der US-Regie- r f d t E g A u H 2 d d h s b d d g n S u s r d d e d z b s ü k m g B c d U w d a t m a g E F M A s u I t d s w d A Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.01.2008 Veit, Rüdiger SPD 18.01.2008 Waitz, Christoph FDP 18.01.2008 Dr. Westerwelle, Guido FDP 18.01.2008 Willsch, Klaus-Peter CDU/CSU 18.01.2008 Wimmer (Neuss), Willy CDU/CSU 18.01.2008 Zeil, Martin FDP 18.01.2008 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D ung und der Exilkubaner nochmals verstärkt. Zugleich reue ich mich, dass auch in den USA die Stimmen aus er Zivilgesellschaft lauter werden, die ein Ende der des- ruktiven Kuba-Politik ihrer Regierung, insbesondere ein nde des Handels-, Wirtschafts- und Finanzembargos egen Kuba fordern. Ich beziehe mich hier auf einen ppell US-amerikanischer Künstlerinnen und Künstler, nter ihnen Sean Penn, Carlos Santana, Tom Waits und arry Belafonte. Wie in jedem Jahr seit 1992 so hat auch im Oktober 007 die Vollversammlung der Vereinten Nationen wie- er mit übergroßer Mehrheit das Embargo verurteilt, das ie USA über Kuba verhängt haben. Nie war die Mehr- eit gegen die USA in dieser Frage so groß: 184 Staaten timmten der Resolution zu, die die Aufhebung des Em- argos verlangt. Die USA fanden lediglich drei Verbün- ete. Ich finde es richtig, dass die Bundesregierung nicht azugehörte und dass Deutschland seit einigen Jahren im roßen Lager derer zu finden ist, die das Embargo ableh- en. Die kubanische Bevölkerung erfährt durch die US- anktionen ungeheure Einschränkungen. Alle sozialen nd wirtschaftlichen Bereiche der kubanischen Gesell- chaft werden durch das Embargo geschädigt. Der Wa- enaustausch mit den USA ist fast vollständig unterbun- en, der mit anderen Staaten wird behindert – teilweise urch geradezu absurde bis lächerliche Regelungen –, benso Kreditgeschäfte, ausländische Investitionen und amit die Weiterentwicklung bedeutender Wirtschafts- weige wie des Tourismus. Die kubanische Regierung eziffert den Schaden, der ihrem Land seit der Inkraft- etzung der Sanktionen im Jahr 1960 entstanden ist, auf ber 80 Milliarden US-Dollar. Diese Blockade ist völ- errechtswidrig und grausam. Sie muss fallen! Die US-Regierung hat sich bisher vom fast einstim- igen Votum der Vollversammlung nicht beeindruckt ezeigt. Wir finden es deshalb wichtig, dass sich die undesregierung dazu durchringt, ihre Kritik an der Blo- kade, die in ihrer exterritorialen Wirkung ja auch die eutschen Beziehungen zu Kuba berührt, gegenüber der S-Regierung direkt vorzubringen. Das wäre umso not- endiger, als der US-Präsident im Herbst die Schraube er Aggression noch ein Stückchen weitergedreht, Kuba ls „tropischen Gulag“ bezeichnet, die Aufrechterhal- ung der Blockade bestätigt und die Einrichtung eines illiardenschweren „Freiheitsfonds“ angekündigt hat, us dem ein Regime Change finanziert werden soll. Ich ehe davon aus, dass die Bundesregierung nicht auf die inladung des Präsidenten reagiert hat, sich an diesem onds zu beteiligen. Die US-Politik gegenüber Kuba ist eine unheilvolle ischung wirtschaftlicher Interessen, missionarischer nmaßung und totaler Ignoranz gegenüber der kubani- chen Gesellschaft. Diese Mischung ist hochgefährlich, nd sie entfaltet seit vielen Jahren destruktive Wirkung. ch appelliere an die Bundesregierung, sich dieser Poli- ik nicht nur passiv in der UN-Vollversammlung, son- ern ganz klar und deutlich in der direkten Auseinander- etzung mit der US-Regierung entgegenzustellen! Das äre auch ein wichtiges Signal in Richtung der Kräfte, ie in ganz Lateinamerika Träger eines neuen sozialen ufbruchs sind und die sich dabei auf die Solidarität Ku- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 14537 (A) ) (B) ) bas stützen. Wir brauchen einen völlig neuen, auf gleich- berechtigte Partnerschaft und solidarische Unterstützung abzielenden Ansatz in der deutschen Lateinamerikapoli- tik. Die Signale der Bundesregierung sind bislang unein- deutig. Von deutscher Kritik an der Kuba-Politik von Bush hat man bislang nichts gehört. Im EU-Rat zählte die Bundeskanzlerin während ihrer Präsidentschaft 2007 leider zu den Hardlinern gegen Kuba. Durchgesetzt hat sich in der EU glücklicherweise vorerst eine andere Hal- tung, die vor allem von Italien, Spanien und Belgien ge- tragen wurde und die auf Dialog setzt. So blieben die EU-Sanktionen gegen Kuba auch unter deutscher Rats- präsidentschaft weiter ausgesetzt. Zugleich bleibt der Anspruch der EU, in Kuba auf ei- nen „friedlichen Wandel“ hinwirken zu wollen, ein Hin- dernis für die Normalisierung der Beziehungen zu Kuba. Für eine vollständige Normalisierung der Beziehungen zwischen der EU und Kuba wäre es notwendig, dass die Sanktionen der EU nicht nur ausgesetzt, sondern endgül- tig aufgehoben werden und der gemeinsame Standpunkt der EU zu Kuba endlich aufgegeben und durch einen neuen Ansatz ersetzt wird. Auf der anderen Seite sehen wir durchaus, dass es in letzter Zeit einige positive Signale in der deutschen Kuba-Politik gab. Insbesondere begrüßen wir, dass das 2003 auf Eis gelegte Kulturabkommen zwischen Deutschland und Kuba nun sehr bald unterzeichnet wer- den soll. Auch in der Frage der Wiederaufnahme der Entwicklungszusammenarbeit hoffen wir auf mehr Be- wegung. Gerade auf dem Gebiet der Entwicklungszusammen- arbeit böten sich viele Felder einer fruchtbaren Zusam- menarbeit zwischen Deutschland und Kuba, von der auch Dritte profitieren könnten. Ich denke an den Be- reich der regenerativen Energien, an die Unterstützung des Austauschs von Fachleuten mit noch schwächeren Nachbarländern Kubas, an die Finanzierung von Stipen- dien kubanischer Universitäten für Studentinnen und Studenten aus Entwicklungsländern etc. Als Entwick- lungspolitikerin bin ich von der Bereitschaft der Kubanerinnen und Kubaner beeindruckt, ihre sozialen Errungenschaften auch mit anderen, viel schwächeren Gesellschaften zu teilen. In Haiti beispielsweise wird ge- rade mit kubanischer Hilfe ein groß angelegtes Alphabe- tisierungsprogramm durchgeführt. Kubanische Techni- kerinnen und Techniker bauen dort Solarkollektoren auf, Hunderte kubanische Ärztinnen und Ärzte, Krankenpfle- ger und -pflegerinnen versorgen die Bevölkerung selbst in entlegenen Regionen Haitis. Diese Süd-Süd-Solidari- tät verdient unsere Unterstützung und kann Vorbild für eine zukünftige Entwicklungszusammenarbeit sein. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 840. Sitzung am 20. De- zember 2007 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – – – – – – – – – – – m d n (C (D Gesetz über die Feststellung des Bundeshaushalts- plans für das Haushaltsjahr 2008 (Haushaltsgesetz 2008) Sechstes Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2007 (Nachtragshaushaltsgesetz 2007) Neuntes Gesetz zur Änderung des Versicherungs- aufsichtsgesetzes Siebenundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes Drittes Gesetz zur Änderung des Bundespolizei- gesetzes Zweiundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (22. BAföG- ÄndG) Gesetz über die elektromagnetische Verträglich- keit von Betriebsmitteln (EMVG) Gesetz über die umweltgerechte Gestaltung ener- giebetriebener Produkte (Energiebetriebene-Pro- dukte-Gesetz – EBPG) Gesetz zu dem Abkommen vom 26. Juli 2007 zwi- schen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten von Amerika über die Verarbeitung von Fluggastdatensätzen (Passenger Name Records – PNR) und deren Übermittlung durch die Fluggesell- schaften an das United States Department of Home- land Security (DHS) (PNR-Abkommen 2007) Zweites Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmer- Entsendegesetzes Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2007 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 17 02 Titel 632 01 – Aufwendungen für Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft – – Drucksachen 16/7261, 16/7376 Nr. 5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2007 Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapi- tel 60 03 Titel 632 01 – Zahlungen nach dem Strafrechtlichen Rehabilitie- rungsgesetz – – Drucksachen 16/7272, 16/7376 Nr. 6 – 14538 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 137. Sitzung. Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 (A) (C) (B) ) – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2007 Außerplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 12 25 Titel 870 01 – Inanspruchnahme des Bundes aus Baumaßnahmen für Gaststreitkräfte – – Drucksachen 16/7289, 16/7376 Nr. 7 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen der Freistellung preisgünstiger Arzneimittel von der Zuzahlung – Drucksachen 16/6045, 16/6369 Nr. 1.9 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zu den Auswirkungen des Gesetzes zur Einführung des Wohnortprinzips bei Honorarvereinbarungen für Ärzte und Zahnärzte – Drucksachen 16/6517, 16/6702 Nr. 4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/7070 Nr. A.3 Drucksache 16/7070 Nr. A.10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/7070 Nr. A.20 Ausschuss für Arbeit und Soziales Drucksache 16/5681 Nr. 1.44 Drucksache 16/7223 Nr. A.5 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/6389 Nr. 1.22 Drucksache 16/6715 Nr. 1.24 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 16/150 Nr. 1.48 Drucksache 16/6389 Nr. 1.4 Drucksache 16/6389 Nr. 1.5 Drucksache 16/6389 Nr. 1.6 mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 16/6041 Nr. 2.1 Drucksache 16/6715 Nr. 1.8 Drucksache 16/6715 Nr. 1.16 Drucksache 16/6715 Nr. 1.20 Rechtsausschuss Drucksache 16/4939 Nr. 2.13 Drucksache 16/6389 Nr. 1.8 Drucksache 16/6389 Nr. 1.98 (D Drucksache 16/6389 Nr. 1.26 Drucksache 16/6389 Nr. 1.85 Drucksache 16/6501 Nr. 1.5 Drucksache 16/6715 Nr. 1.1 Drucksache 16/6865 Nr. 1.6 Drucksache 16/6865 Nr. 1.7 Drucksache 16/7070 Nr. A.17 Drucksache 16/7070 Nr. A.18 Drucksache 16/7070 Nr. A.19 Drucksache 16/7070 Nr. C.1 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/481 Nr. 1.3 Drucksache 16/2555 Nr. 1.29 Drucksache 16/3060 Nr. 1.12 Drucksache 16/6041 Nr. 2.9 Drucksache 16/6041 Nr. 2.13 91, 1 0, T 137. Sitzung Berlin, Freitag, den 18. Januar 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613700000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich
begrüße Sie alle herzlich und wünsche uns einen guten
Tag und gute Beratungen.

Wir treten sofort in unsere Tagesordnung ein.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 21 a und b sowie
den Zusatzpunkt 8 auf:

21 a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Uwe
Schummer, Ilse Aigner, Michael Kretschmer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU sowie der Abgeordneten Willi
Brase, Nicolette Kressl, Jörg Tauss, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Junge Menschen fördern – Ausbildung
schaffen und Qualifizierung sichern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Priska Hinz

(Herborn), Britta Haßelmann, Brigitte Pothmer,

Josef Philip Winkler und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

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Redet
Perspektiven schaffen – Angebot und Struk-
tur der beruflichen Bildung verbessern

– Drucksachen 16/5730, 16/5732, 16/7754 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Uwe Schummer
Willi Brase
Patrick Meinhardt
Cornelia Hirsch
Priska Hinz (Herborn)


b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Aufstieg durch Bildung – Qualifizi
tiative der Bundesregierung

– Drucksache 16/7750 –

(C (D ung 8. Januar 2008 0 Uhr Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung P 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Patrick Meinhardt, Uwe Barth, Cornelia Pieper, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Mehr Chancen durch bessere Bildung und Qualifizierung – Drucksache 16/7733 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Das tößt offenkundig auf große Zustimmung. Dann ist das o beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst ie Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau ext Dr. Schavan. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Das Kabinett hat in seiner Sitzung am 9. Januar die Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“ verabschiedet. Damit sind folgende Ziele verbunden: erstens die Bildungschancen zu stärken, zweitens die Durchlässigkeit im Bildungssystem zu erhöhen, drittens die Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung zu fördern, viertens jedem Jugendlichen – so haben wir es auch im Koali reinbart – eine Chance auf Schulabualifizierte Ausbildung zu geben und tens mit den Ländern ein Maßnahmennbaren, das im Herbst 2008 beim Treffen erungsinitionsvertrag veschluss und q schließlich fünf bündel zu verei Bundesministerin Dr. Annette Schavan der Regierungschefs von Bund und Ländern verabschiedet werden wird. Mit der Qualifizierungsinitiative, die in zwei Stufen durchgeführt wird, sollen alle Akteure an einen Tisch gebracht werden. Die Initiative der beiden Regierungsfraktionen „Jugend – Ausbildung und Arbeit“ vom letzten Sommer wurde aufgegriffen und in gemeinsamer Verantwortung des Arbeitsund des Bildungsministeriums in konkrete Maßnahmen umgesetzt. Dieses Maßnahmenbündel, das vom Bund verantwortet wird, wird mit den Maßnahmen der Länder zusammengebracht und ist ein wichtiges, ja zentrales Reformwerk für die zweite Hälfte der Legislaturperiode unter der Überschrift „Aufstieg durch Bildung“. Denn wir wollen, dass jeder Jugendliche in Deutschland zu Abschluss und Qualifikation kommt. Im Einzelnen geht es bei der Initiative um Folgendes: Die Bildungschancen zu stärken heißt, vermehrt in die frühkindliche Bildung zu investieren und sie zu profilieren. Deshalb ist die flächendeckende Weiterbildungsinitiative für Erzieherinnen und Erzieher vorgesehen. Im ersten Durchgang sollen 80 000 der insgesamt 230 000 Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland weitergebildet werden, und zwar in gemeinsamer Verantwortung des Familienund des Bildungsministeriums, mit dem Deutschen Jugendinstitut und anderen Partnern. Es ist viel in Bewegung im Hinblick auf die Qualifikation derer, die in Kindertagesstätten arbeiten. Das ist wichtig, um Bildung in den frühen Jahren zu stärken. Dazu gehört die bessere organisatorische und konzeptionelle Verbindung zwischen Grundschulen und Kindertagesstätten. Wir werden die entsprechenden Bildungshäuser in mehreren Bundesländern begleiten und fördern. Hier entsteht künftig die erste gemeinsame Bildungsphase des Bildungssystems in Deutschland. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Initiative „Haus der kleinen Forscher“ wird aus-
gebaut. Bis 2010 sollen von dieser Initiative 10 000 Kin-
dertagesstätten erreicht werden. Wer will, dass sich mehr
Jugendliche in Deutschland für Naturwissenschaften und
Technik entscheiden, muss früh ansetzen und dafür sor-
gen, dass der Zugang zu Naturphänomenen und allem,
was in dieser Phase möglich ist, offen ist.

Bildungschancen stärken heißt Sorge dafür tragen,
dass jeder einen Schulabschluss macht. Die Kultusmi-
nisterkonferenz spricht von einer Halbierung der Zahl
der Schulabbrecher. Wir haben bereits einen leichten
Rückgang in den letzten Jahren erreicht. Nun ist ein
Schub notwendig. Dazu gibt es eine Reihe von Maßnah-
men: flächendeckende Praxisklassen, Einrichtung von
Ausbildungspaten, insgesamt 73 Projekte für rund 1 500
sogenannte harte Schulverweigerer, stärkere Zusammen-
arbeit, Erschließung des Potenzials überbetrieblicher Be-
rufsbildungsstätten für die Arbeit in den Abgangsklassen
vor allen Dingen an Hauptschulen. Ich finde, es ist ein
bildungspolitisch, gesellschaftspolitisch und jugendpoli-

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(C (D isch zentrales Ziel, dass jeder Jugendliche in Deutschand zu einem Schulabschluss kommt. Über die Gleichwertigkeit von beruflicher und allemeiner Bildung wird in Deutschland seit langem geprochen. Ich glaube, wir sind uns in diesem Hause eiig: Die berufliche Bildung in Deutschland, die duale usbildung, die Zusammenarbeit zwischen Unternehen und Schulen, ist ein Flaggschiff im deutschen Bil ungssystem und einer der zentralen Gründe, warum die ugendarbeitslosigkeit in Deutschland, verglichen mit nternationalen Werten, deutlich niedriger ist. Das Sysem der dualen Ausbildung muss gestärkt werden. leichwertigkeit muss erreicht werden. Wir wollen uns or allem um diejenigen kümmern, die in den letzten ahren keine Chance bekommen haben. So ist es im Inovationskreis „Berufliche Bildung“ beschlossen woren. Dort haben wir – genauso wie im Antrag der Regieungsfraktionen – gesagt, dass diese Gruppe in den ächsten Jahren eine zweite Chance braucht. Dafür weren Ausbildungsplätze geschaffen. Die Anregungen der raktionen werden aufgegriffen. Herr Kollege Scholz ird dazu gleich mehr sagen. Ich bin davon überzeugt, ass das eine große Chance ist, in den nächsten zwei, rei Jahren die Probleme, die sich in den letzten Jahren ngehäuft haben, zielgenau anzugehen. Jeder braucht erufliche Qualifikation. Es kann nicht sein, dass 5 Prozent der 20bis 29-Jährigen in Deutschland keien Berufsabschluss haben. iese Regierung und die sie tragenden Fraktionen haben ie Kraft, dieses Thema aufzugreifen. Dazu gehört die Stärkung sozialpädagogischer usbildungshilfen für Unternehmen, die eine zweite hance geben. Dazu gehören die Ausbildungsbausteine ür diejenigen, die abgebrochen haben und wieder in ine neue Ausbildung einsteigen werden. Um Gleichertigkeit zu schaffen, sind aber auch finanzielle An eize notwendig. Deshalb führen wir ein Aufstiegsstiendium für Absolventinnen und Absolventen der eruflichen Bildung ein, die ein Studium absolvieren ollen. Das ist ein ganz neues Instrument mit einer elternnabhängigen Förderung. Wir sagen begabten jungen euten aus der beruflichen Bildung: Ja, wir unterstützen en Weg ins Studium. Des Weiteren geht es um die strukturelle Weiterenticklung des Meister-BAföG. Eine 10-prozentige Erhöung ist erfolgt. Nun geht es darum, mehr Berufe und ehr Personen zu fördern, Familien stärker zu unterstüt en, die Fortbildungsmöglichkeiten für Migranten zu erbessern, Impulse für mehr Existenzgründungen und usätzliche Arbeitsund Ausbildungsplätze zu geben. 996 hat Jürgen Rüttgers das Meister-BAföG eingeführt. s ist ein wichtiges Signal für die Gleichwertigkeit von eruflicher und allgemeiner Bildung. Ich freue mich ich habe das gestern in einer Pressemitteilung gelesen –, Bundesministerin Dr. Annette Schavan dass es auch innerhalb der Fraktionen – die SPD-Fraktion hat Eckdaten vorgelegt – einen großen Konsens darüber gibt, das Meister-BAföG strukturell weiterzuentwickeln, den Kreis derjenigen, die anspruchsberechtigt sind, zu erweitern. Meine Damen und Herren, des Weiteren werden wir einzelne Maßnahmen auf den Weg bringen, die genau an den Stellen ansetzen, die heute immer wieder analysiert werden: Stichwort Naturwissenschaften, Interesse für Technik. Ich habe über die frühkindliche Bildung gesprochen. Die nächste wichtige Schnittstelle ist die Schnittstelle zwischen Schule und Studium. Deshalb ist es erforderlich, die Möglichkeit eines Freiwilligen Technischen Jahres in der Zeit zwischen Abitur und Studienbeginn einzuführen. In diesem Zusammenhang erwähne ich auch den nationalen Pakt zur Gewinnung von mehr jungen Frauen für naturund ingenieurwissenschaftliche Berufe, an denen sich rund 30 Unternehmen und große Verbände beteiligen werden, aber auch wichtige Maßnahmen für die Verbesserung der Chancen von Frauen im Bereich der Hochschulen. Als Stichworte nenne ich hier das Professorinnenprogramm sowie mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf das Programm zur Qualifizierung arbeitsloser Akademikerinnen und Akademiker, das gezielt für Berufsrückkehrerinnen geöffnet werden soll. Das Stärken von Bildungschancen bezieht sich auch auf das Lernen im Lebenslauf. Der „Innovationskreis Weiterbildung“ hat gute Impulse erarbeitet, übrigens unter Beteiligung der Länder. Wir werden analog zum Ausbildungspakt eine Weiterbildungsallianz begründen. Der Ausbildungspakt hat in den letzten Jahren viel Bewegung im Bereich der Ausbildung geschaffen. So soll es auch im Bereich der Weiterbildung sein. Konkrete Beiträge aller Partner werden mit Ländern, Kommunen – es gibt sehr innovative Ansätze in den Kommunen – und den Sozialpartnern vereinbart werden. Im Rahmen der Vertiefung des Konzepts „Lernende Regionen“ soll die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland von 43 auf 50 Prozent gesteigert werden. Noch in diesem Jahr werden wir mit den großen Stiftungen eine Initiative in Deutschland starten – das Einverständnis aller Beteiligten liegt vor –, um regionale Weiterbildungsstrukturen aufzubauen, letztlich also Sorge dafür zu tragen, dass im Bildungssystem das geschieht, was sich im Wissenschaftssystem schon anbahnt: Alle Bildungseinrichtungen müssen sich die Frage stellen, welchen Beitrag sie zu lebenslanger Bildung und zu lebenslangem Lernen im gesamten System leisten können. Meine Damen und Herren, ich bin davon überzeugt, dass es uns mit diesem Maßnahmenbündel, das schon jetzt auch andere Akteure einschließt, gelingen wird, an wichtigen Schnittstellen im Bildungssystem – in den frühen Jahren mit Blick auf die Gleichwertigkeit der unterschiedlichen Segmente des Bildungssystems, später an der Schnittstelle von beruflicher zu akademischer Bildung sowie von Schule und Studium – Veränderungen herbeizuführen, die zu einer deutlichen Verbesserung des Bildungssystems und vor allem – das ist ein zentra l d m A d n D d f Q b h W I H m D d T d k k P W d D S g f m n s n s f W b D (C (D es Anliegen – zu einer deutlichen Verbesserung der Bilungschancen für Jugendliche in Deutschland beitragen. Ich danke den anderen Häusern für die gute Zusamenarbeit und den Fraktionen für ihre Impulse in dem ntrag aus dem Juni 2007. Vielen Dank. Ich danke der Bundesministerin für die Einhaltung er Redezeit, was bei Mitgliedern der Bundesregierung icht immer der Fall ist. eswegen kann ich ohne unnötigen Verzug im Rahmen er vereinbarten Rednerliste dem Kollegen Uwe Barth ür die FDP-Fraktion das Wort erteilen. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die ualifizierungsoffensive der Bundesregierung ist kaum eschlossen, aber schon im Netz verfügbar. Wie man ört, ist auch die Hochglanzbroschüre bereits auf dem eg. ch kann direkt vor mir sehen, wie die Menschen zu ause am PC und am Küchentisch sitzen und das Werk it Spannung lesen. a lesen sie dann Sätze wie die folgenden: Exzellenz in er Bildung ist ein Auftrag aus unserer Geschichte und radition, der in die Zukunft übersetzt werden muss. Bilung und Qualifizierung sind der Schlüssel für die Zuunft unseres Landes und aller Bürgerinnen und Bürger. Das sind Sätze, die nun wahrlich keine neuen Erenntnisse darstellen und die sich in so ziemlich jedem arteiprogramm so oder so ähnlich finden lassen. Den mit der Offensive angestrebten Erkenntnisund issensgewinn, Frau Ministerin, wünsche ich vor allem em Erfinder des Wortes „Wissensbeschleunigung“. ieses Wort enthüllt für mich geradezu beispielhaft die innleere und vor allem den plakativen Charakter der anzen Veranstaltung. Allein über dieses Wort aus dem ür Bildung zuständigen Ministerium müsste man, wenn ehr Zeit wäre, länger reden. Die Zeit habe ich leider icht. „Wissensbeschleunigung“! Vor allem inhaltlich enttäuscht die Initiative. Die Anätze und Strategien sind für die Lösung der beschriebeen Probleme weitgehend ungeeignet. In dem Ziel, unere Bildungseinrichtungen wieder zur Weltspitze zu ühren und damit unseren Kindern Chancen im globalen ettbewerb zu eröffnen, sind wir uns völlig einig. Doch is dahin ist es ein weiter Weg. In einer Umfrage des IHK aus dem Jahr 2006 beklagte jedes zweite Unter Uwe Barth nehmen vor allem die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger. 12 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nicht alle Ausbildungsplätze, die zur Verfügung stehen, besetzen können, weil die Schulabgänger unzureichend ausgebildet sind. Gestern Abend hat der Präsident des Branchenverbunds der ostdeutschen Bauindustrie gesagt, dass 22,5 Prozent der Bewerber nicht hinreichend gut lesen oder rechnen können. Ich kann mir diese Zahl wirklich nicht vorstellen, aber der Mann macht einen seriösen Eindruck, und ich habe keinen Anlass, anzunehmen, dass er sich die Zahlen nur ausgedacht hat. Zur Lösung des Grundsatzproblems ist das, was Sie uns hier liefern, so brauchbar wie die Zahnspange für Rentner: wohl gut gemeint, aber zu spät angesetzt und deshalb oft ins Leere gehend. Die FDP hat mit ihrem eigenen Antrag „Mehr Chancen durch bessere Bildung und Qualifizierung“ ihre Vorschläge hier eingebracht. Auf der Suche nach Lösungsansätzen haben wir uns mit Akteuren auseinanderund vor allem zusammengesetzt. Herausgekommen ist ein gemeinsames Positionspapier mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, welches sich gerade den Defiziten im Umfeld der beruflichen Bildung widmet. Wir haben Ansätze formuliert, die den Bereich der vorschulischen und der schulischen Bildung umfassen, eine Neuorientierung auch im Bereich der dualen Berufsausbildung einschließen und schließlich auch die Hochschule und das lebenslange Lernen mit einbeziehen. Teilweise gibt es dabei durchaus Parallelen, aber auch Abweichungen und neue Ansätze. Wenn es darum geht, junge Menschen vor Schulversagen, vor mangelnder Ausbildungsreife und damit vor Perspektivlosigkeit zu schützen, dann ist ein Professorinnenprogramm wenig hilfreich. Auch Fortbildungsprogramme für Erzieherinnen und Erzieher gibt es hinreichend viele. Das Problem ist, dass aufgrund der engen Personaldecke an den Kindertagesstätten Erzieherinnen und Erzieher viel zu selten in der Lage sind, von den angebotenen Programmen Gebrauch zu machen. Ähnlich verhält es sich mit dem Aufstiegsstipendium für Berufsabsolventen. Natürlich müssen mehr Absolventinnen und Absolventen für ein Studium gewonnen werden. Doch scheitert dies in aller Regel nicht an den finanziellen oder rechtlichen Hürden eines Studiums. Alleine die begrenzten Studienplatzkapazitäten stehen diesem Ziel im Wege. Gerade deswegen müssen wir im Ausschuss gemeinsam bei den Verhandlungen zum Hochschulpakt II darauf drängen, dessen Volumen zu erhöhen, um hier etwas bewirken zu können. Frau Ministerin, zu Ihrem ursprünglichen Vorschlag, einen Ausbildungsbonus einzuführen, hatten sich Arbeitgeberverband und Handwerksvereinigung zu Wort gemeldet und vor Fehlsteuerungen und Mitnahmeeffekten gewarnt. Hier haben Sie tatsächlich reagiert und das gut funktionierende Modell eines im Übrigen FDP-ge f e I d f g 4 n n 1 t e d u l K S z D g h s B p d e e W l a d d s A d g k d d g v (C (D ührten Ministeriums aus Baden-Württemberg nahezu ins zu eins übernommen. Das ist in Ordnung. n Baden-Württemberg und Niedersachsen funktioniert er Ausbildungsplatzzuschuss gut, und er ist ein Erolgsmodell. Wir warten mit Spannung ab und hoffen emeinsam, dass möglichst viele der immerhin 00 000 vom Ausbildungsmarkt derzeit ausgeschlosseen Altbewerberinnen und Altbewerber von dieser Maßahme profitieren können. Ob letztlich die erhofften 00 000 Ausbildungsplätze entstehen, bleibt abzuwaren. Ich muss sagen, dass angesichts der aus meiner Sicht twas unsystematischen und praxisfernen Ausgestaltung es Paketes durchaus Skepsis angebracht ist. Vielen Dank. Das Wort erhält nun der Bundesminister für Arbeit nd Soziales, Olaf Scholz. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





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(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613700100

(Heiterkeit)


(Beifall bei der FDP)

Uwe Barth (FDP):
Rede ID: ID1613700200

(Jörg Tauss [SPD]: So schnell sind wir!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall des Abg. Volker Kröning [SPD])





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(Jörg Tauss [SPD]: Welcher Mann?)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Nichts als Gießkanne!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613700300

Olaf Scholz, Bundesminister für Arbeit und Sozia-
es:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Bildung, Ausbildung und Qualifizierung sind
chlüsselfragen im Hinblick auf die Chancen jedes Ein-
elnen und die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft.
eshalb ist die Qualifizierungsinitiative zu Recht ein
anz zentrales Vorhaben der Großen Koalition. Ich will
ier etwas zu den arbeitsmarktpolitischen Projekten die-
er Initiative sagen. Dabei stehen die Ausbildungs- und
erufschancen junger Menschen natürlich im Mittel-
unkt.

Unsere Marktwirtschaft lebt davon, dass derjenige,
er einen Beruf lernen will, das auch kann. Deshalb ist
s unsere zentrale Aufgabe, dass wir dieses Versprechen
rfüllen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir müssen jungen Menschen helfen, denen eine feh-
ende Ausbildung zum Stolperstein wird, obwohl sie mit
ller Macht eine Ausbildung wollen und sich intensiv
arum bemühen. Wir müssen auch diejenigen wieder auf
as Gleis Richtung Arbeitswelt setzen, die eine
chlechte Schulbildung haben und denen der Wert der
usbildung vielleicht erst vermittelt werden muss. Wir
ürfen uns nicht damit abfinden, dass es Jahr für Jahr
anze Hauptschulklassen gibt, deren Schüler allesamt
eine Lehrstelle finden. Wir sind schon daran gewöhnt,
ass solche Hauptschulklassen am Ende der Ausbil-
ungssaison in den Zeitungen abgebildet sind. Ich
laube, dass wir uns das nicht nur anschauen sollten;
ielmehr muss es für uns ein Ansporn zum Handeln sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass viele Ju-
gendliche beim ersten Kontakt mit dem Berufsleben nur
Ablehnung erfahren. Man muss sich auch die Reaktio-
nen der jungen Leute vorstellen, wenn einige abstrakt
davon reden, dass sie selbst nicht ausbildungsgeeignet
seien. Alle brauchen eine Chance, wenn sie sich anstren-
gen. Ich wiederhole: alle, auch schlechte Schüler und
auch solche, die keinen Abschluss erreicht haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen deshalb denen eine neue Perspektive ge-
ben, die schon lange einen Ausbildungsplatz suchen.
Wir werden die Berufswahlvorbereitung in den letzten
Jahren der Schule und den Übergang in Ausbildung bes-
ser gestalten. Außerdem werden wir die Förderung und
Begleitung während der Ausbildung verbessern. Den
Anstoß dazu haben – Ehre, wem Ehre gebührt – im Som-
mer die Koalitionsfraktionen gegeben.

Klar: Betriebliche Berufsausbildung ist in allererster
Linie eine Aufgabe der Unternehmen. Sie müssen sich
kümmern, übrigens schon aus wohlverstandenem Eigen-
interesse. Denn indem Unternehmen jungen Menschen
Chancen eröffnen und die Fachkräfte von morgen aus-
bilden, verbessern sie auch ihre eigenen Chancen im glo-
balen Wettbewerb und die unserer ganzen Volkswirt-
schaft.

Es darf daher in erster Linie nicht darum gehen, ob
sich Ausbildung betriebswirtschaftlich rechnet. Das tut
sie nicht immer. Trotzdem muss sie stattfinden.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Sie ist in jedem Falle volkswirtschaftlich der beste Weg,
Fachkräftemangel zu vermeiden. Sie entscheidet mit
darüber, ob wir, als Nation, unsere volkswirtschaftlichen
Potenziale nutzen können. Wer nicht ausbildet, soll über
Fachkräftemangel nicht klagen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Politik hilft den Unternehmen dabei, ihre Verant-
wortung wahrzunehmen. Wir haben gemeinsam mit den
Unternehmensverbänden den Ausbildungspakt ins Le-
ben gerufen, der jährlich 60 000 neue Ausbildungsplätze
bringen soll.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie wollten aber was anderes!)


Wir unterstützen jährlich 40 000 Plätze für betriebliche
Einstiegsqualifizierungen, aus denen zwei Drittel der
Teilnehmer in einen betrieblichen Ausbildungsplatz
wechseln – ein schöner Erfolg. Wir fördern Ausbildung
und Qualifizierung mit den Mitteln der aktiven Arbeits-
marktpolitik.

Der Erfolg ist sichtbar. Der Ausbildungsmarkt ent-
wickelt sich positiv. Die Zahl der neuen Ausbildungsver-
träge stieg 2007 um 8,6 Prozent gegenüber 2006.
625 900 Ausbildungsverträge wurden zum Stichtag
30. September 2007 neu für das Ausbildungsjahr 2007/
2008 abgeschlossen. Allein im Ausbildungspakt, von

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(C (D em schon die Rede war, wurden nach vorläufigen Zahen 79 200 Ausbildungsverträge im Jahr 2007 neu eingeorben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber es gibt einen sehr großen Handlungsbedarf.
ir brauchen noch mehr Ausbildungsplätze in Betrie-

en, bei Freiberuflern und in Verwaltungen, um allen
usbildungswilligen und -fähigen ein Angebot im dua-

en System zu machen. Ganz besonders müssen wir uns
m diejenigen kümmern, die seit längerem erfolglos
ach einem Ausbildungsplatz suchen.

Vor acht Jahren suchten rund 40 Prozent der gemelde-
en Bewerber seit längerem erfolglos eine Lehrstelle.
eute sind es bereits über 52 Prozent. Diese Bugwelle

st bei den Berufsberatern beinahe schon sprichwörtlich.
iele junge Menschen stecken in Ersatzmaßnahmen.
iese sind, wie die Einstiegsqualifizierung, hilfreich,

ber sie sind eben nur ein Ersatz und nicht das, was die
ungen Menschen eigentlich anstreben.

Ich will dazu ausdrücklich fragen: Was soll eigentlich
it jungen Leuten geschehen, die die Schule abge-

chlossen haben und nach einem Ausbildungsplatz su-
hen? Es finden wichtige und gute Dinge für sie statt,
ber nicht das, was sie eigentlich anstreben, nämlich
um es mit einem klassischen Wort zu sagen – endlich

ine Lehre. Das müssen wir für unsere jungen Leute bes-
er regeln.


(Beifall bei der SPD)


Das Kernstück des Konzepts „Jugend – Ausbildung
nd Arbeit“ ist deshalb ein Ausbildungsbonus, mit dem
ir bis 2010 rund 100 000 zusätzliche Ausbildungs-
lätze für Altbewerber schaffen wollen – gerade weil die
ltbewerberproblematik so groß ist, wie ich sie eben be-

chrieben habe. Darum haben wir auch großzügige Kri-
erien ausgesucht. Der Ausbildungsbonus richtet sich an
ltbewerber, die maximal über einen Realschul-

bschluss verfügen. Das Problem mit den Hauptschülern
st bekannt; ich habe es schon beschrieben. Aber die
chwierigkeit, eine Ausbildungsstelle zu finden, betrifft

mmer mehr auch Realschüler. Wir haben uns bewusst
ntschieden, nicht zu sagen: Wir nehmen den Noten-
urchschnitt: 3,5; wenn jemand schlechter ist, bekommt
as Unternehmen eine Förderung, wenn jemand besser
st, soll es sie nicht bekommen. Es würde auch absurde
ituationen in den Abgangsklassen der Schulen schaf-
en, wenn dann eventuell die Schüler mit ihren Lehrern
arüber verhandeln, ob sie nicht doch einen etwas
chlechteren Durchschnitt bekommen können.

Darum haben wir beschlossen, die ganze Gruppe ein-
ubeziehen und genügend andere Kriterien zu finden,
m Missbrauch und Mitnahmeeffekte zu verhindern. Er
oll sich an diejenigen richten, die bereits seit über zwei
ahren vergeblich auf der Suche nach einem Ausbil-
ungsplatz sind, und natürlich an diejenigen, die indivi-
uell benachteiligt sind – ein Kriterium, das die Arbeits-
ermittlung schon lange kennt und das hier immer weiter
ine Rolle spielen muss.






(A) )



(B) )


Bundesminister Olaf Scholz
Wenn ein Arbeitgeber für einen jungen Menschen aus
dieser Gruppe einen zusätzlichen Ausbildungsplatz
schafft – dadurch ist die Mitnahme von Leistungen für
etwas, das man sowieso geplant hat, weitgehend ausge-
schlossen –, dann bekommt er dafür einen Bonus von
4 000, 5 000 oder 6 000 Euro. Wir haben uns dabei an
der Hälfte der Ausbildungsvergütung für ein Jahr orien-
tiert. Es soll eine plakative Summe sein, damit der Auf-
ruf an die Unternehmerinnen und Unternehmer in die-
sem Land, zusätzliche Ausbildungsplätze für junge
Leute zu schaffen, die es schwer haben, einen Ausbil-
dungsplatz zu finden, verstanden wird und damit er auch
Wirkung hat. Ich bin froh, dass das jetzt möglich gewor-
den ist.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir unterstützen also diejenigen, die es in der Vergan-
genheit besonders schwer hatten, einen Ausbildungs-
platz zu finden.

Aber der Ausbildungsbonus ist nicht das Einzige, was
wir planen. Wir werden die Möglichkeiten der ausbil-
dungsbegleitenden Hilfen, etwa die sozialpädagogische
Unterstützung, ausbauen. Wir wollen so Chancen für
lernbeeinträchtigte und benachteiligte Jugendliche auf
einen Berufsabschluss schaffen. Wir werden die erfolg-
reichen Patenmodelle zum Anlass nehmen, den Einsatz
von Berufseinstiegsbegleitern besser und systematischer
zu machen. So wollen wir erproben, wie leistungsschwä-
chere Schüler beim Übergang in eine Ausbildung über
einen längeren Zeitraum individuell begleitet werden
können. Beides – sozialpädagogische Begleitung und
Einsatz von Paten – hilft einerseits den Betrieben, mit
jungen Leuten klarzukommen, die etwas weniger gut auf
den Betriebsalltag eingestellt sind, und andererseits den
jungen Auszubildenden, sich in der nicht ganz dem
Schulalltag entsprechenden Realität des Arbeitslebens
zurechtzufinden.


(Beifall bei der SPD)


Das ist ein Stück Realität, das wir damit zur Kenntnis
nehmen.

Jenseits all der Diskussionen, die notwendig sind,
versteht jeder von uns den Ausbilder, den Meister oder
den Chef, der sagt: Ich würde ja gern, aber wenn ich mir
all das anschaue, was ich da noch nebenbei machen
muss, komme ich zu dem Schluss, dass mich das über-
fordert. – Diese Leute wollen wir unterstützen und ihnen
sagen: Traut euch! Wir helfen euch, damit das auch
klappt. – Das ist ein gutes Bündnis, das Gesellschaft und
Betriebe schließen können, um den jungen Leuten zu
helfen. Wir sollten diesen Versuch weiter ausbauen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir wollen auch die Be-
rufsberatung mit zusätzlichen Berufsberatern und Ver-
mittlern weiter verstärken, weil wir es natürlich schaffen
müssen, dass die jungen Leute und die Ausbildungs-
plätze zueinanderkommen.

Letztlich geht es auch darum – meine Kollegin
Schavan hat darüber schon gesprochen –, die Ausbil-

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(C (D ungsförderung auch im Hinblick auf diejenigen ein bisshen zu verbessern, die aus der beruflichen Situation eraus für die Ausbildung zuständig sind. Alles zusammen hilft den jungen Leuten. Es hilft unerer Gesellschaft. Es ist ein Stück vorsorgender Sozialtaat und hat viel mit Zukunft zu tun. Hoffnung ist das ichtigste im Leben des einzelnen Menschen und einer esellschaft. Daran zu bauen und mitzuhelfen, dass die offnungen vieler Menschen erfüllt werden können, ist ine wichtige Aufgabe. Schönen Dank, meine Damen und Herren. Cornelia Hirsch ist die nächste Rednerin für die Frak ion Die Linke. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ei entlich heißt es ja: Einsicht ist der beste Weg zur Besseung. Bei Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren von der undesregierung, ist dies offensichtlich nicht der Fall. Auf der einen Seite kann man zwar daran, dass Sie die ualifizierungsinitiative gestartet haben, feststellen, ass bei Ihnen durchaus eine gewisse Einsicht vorhanden st. Schließlich beschreiben Sie da, dass Sie die Sorge haen, dass es zu einem Fachkräftemangel kommt. Sie chreiben sogar ganz konkret, dass schon jetzt gut ausgeildete Menschen fehlen. Anders und vielleicht auch für ie Zuhörerinnen und Zuhörer etwas deutlicher ausgerückt: Man kann das ganz klar als Einsicht werten, dass hre Bildungspolitik der letzten Jahre offensichtlich so iserabel war, dass das Bildungssystem komplett gegen ie Wand gefahren wurde und dass Sie jetzt die Konseuenzen spüren. (Beifall bei der LINKEN – Zurufe von der FDP: Schauen Sie sich einmal Berlin an!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613700400

(Beifall bei der LINKEN)

Cornelia Hirsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613700500

Wenn Einsicht bis zu einem gewissen Grad da ist,
uss man sich jetzt aber auf der anderen Seite überle-

en, wie es um die Besserung bestellt ist. Eine Besse-
ung ist nach wie vor nicht eingetreten. Das, was Sie in
er Qualifizierungsinitiative zusammengeschrieben ha-
en, stellt nichts weiter als ein mutloses Weiter-so dar,
epaart mit minimalen Trippelschritten und zahlreichen
nkündigungen, denen, wie wir aus den Sonntagsreden
er Bundesregierung wissen, jegliche Grundlage und
egliche Verbindlichkeit fehlen.


(Jörg Tauss [SPD]: Na, na, na!)


Die Linke sagt Nein zu so einer Qualifizierungsinitia-
ive. Wir fordern eine Qualifizierungsinitiative, die die-
en Namen auch wirklich verdient. Das würde zuerst
inmal bedeuten, dass man die Qualifizierungsinitiative,
ie Sie hier vorgelegt haben, in drei Bereichen auf eine
ollkommen andere Grundlage stellt.

Auf eine andere Grundlage stellen heißt zum Ersten:
uf eine andere finanzielle Grundlage. Frau Ministerin






(A) )



(B) )


Cornelia Hirsch
Schavan, Sie haben in der Presse davon gesprochen, dass
für die Qualifizierungsinitiative in den nächsten drei Jah-
ren 500 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Man ver-
gleiche einmal diese 500 Millionen Euro mit den Gel-
dern für andere bildungspolitische Programme wie zum
Beispiel für das Ganztagsschulprogramm. Hierfür wur-
den – selbst da sagen Expertinnen und Experten, dass
das noch zu wenig Geld ist – insgesamt 4 Milliarden
Euro zur Verfügung gestellt. Auf diesem Weg ist es dann
gelungen, dass zumindest in Ansätzen ein bisschen et-
was an den Schulen in Bewegung gekommen ist. Es ist
nun wirklich sehr interessant, wie Sie es schaffen wol-
len, mit 500 Millionen Euro etwas Ähnliches – und dann
auch noch bezogen auf das gesamte Bildungssystem – zu
erreichen. Die Linke glaubt nicht, dass das klappen wird.


(Zuruf von der CDU/CSU: Aus Prinzip nicht!)


Wir haben andere Vorschläge vorgelegt. Wir fordern
eine grundsätzlich andere Steuerpolitik. Man könnte bei-
spielsweise eine Börsenumsatzsteuer einführen. Auf die-
sem Weg könnte es gelingen, eine nachhaltige, bessere
Bildung zu finanzieren.


(Beifall bei der LINKEN – Uwe Barth [FDP]: Wo ist Ihr Antrag dazu?)


– Der liegt schon seit Urzeiten vor, Herr Barth; den hät-
ten Sie einmal lesen sollen, statt ihn, wie ich glaube, so-
fort abzulehnen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Man muss ja nicht alles lesen! – Uwe Barth [FDP]: Ich finde ihn auch gar nicht!)


Auf eine andere Grundlage stellen heißt zum Zwei-
ten: auf eine strukturell andere Grundlage. Frau Ministe-
rin Schavan, wenn Sie in jedem Interview, das Sie ge-
ben, das gegliederte Schulsystem lobpreisen, dann führt
das dazu, dass die Länder davon absehen, Schritte hin zu
einer anderen Bildung einzuleiten. Eine andere Bildung,
die Schluss macht mit einer Auslese, einer sozialen Se-
lektion, und stattdessen auf individuelle Förderung setzt,
dafür kämpft die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


Auf eine andere Grundlage stellen heißt zum Dritten:
auf eine politisch andere Grundlage. Ihr Ausgangspunkt
ist, dass die Wirtschaft ruft, ihr fehlten gut ausgebildete
Fachkräfte.


(Uwe Barth [FDP]: Das ist ja auch so!)


Die Linke sagt: Uns geht es um das Recht auf Bildung.
Das ist ein großer Unterschied. Denn in Ihrer Logik kann
es gut passieren, dass eine Absolventin das Pech hat, in
dem Jahr ihren Schulabschluss zu machen, in dem die
Wirtschaft ebendiese Töne gerade einmal nicht von sich
gibt. Dieser Absolventin wird von Ihnen dann gesagt: Es
tut uns leid; du wirst gerade nicht gebraucht. – Das kann
nun wirklich nicht der Anspruch einer demokratischen
Gesellschaft sein. Deshalb fordert die Linke ein Recht
auf Bildung.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn Sie die Qualifizierungsinitiative auf diese
Weise auf eine andere Grundlage gestellt hätten, dann

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(C (D ätten Sie auch wirklich mutige Schritte machen könen, um einen bildungspolitischen Schub zu geben. Da ch Sie nicht überfordern will, will ich nur fünf ganz onkrete Punkte anführen, (Uwe Barth [FDP]: Überfordern Sie uns bitte nicht!)


ie die Linke schon in mehreren Anträgen deutlich ge-
acht hat. Zur frühkindlichen Bildung werde ich nicht

prechen. Diesen Punkt wird nachher mein Kollege
olker Schneider aufgreifen.

Erstens. Herr Minister Scholz, was soll dieser Ausbil-
ungsbonus? Sie können doch nicht ernsthaft die jahre-
ange Ausbildungsverweigerung der Unternehmen jetzt
uch noch mit weiteren Steuergeschenken belohnen. Sie
aben vorhin gesagt: Wer nicht ausbildet, soll nicht über
ehlende Fachkräfte klagen. Das ist natürlich eine groß-
rtige Ankündigung. Die Linke würde es besser finden,
enn Sie wirklich Druck auf die Unternehmen ausüben
ürden. Die Linke sagt: Wer nicht ausbildet, soll zahlen.
ir fordern eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Frau Ministerin Schavan, Sie haben von so-
ialer Durchlässigkeit gesprochen. Auch da könnten Sie
anz konkrete Schritte gehen. Die Linke sagt: Wir brau-
hen jetzt dringend ein bundesweites Hochschulzulas-
ungsgesetz. Als wichtigster Punkt muss darin enthalten
ein, dass Absolventinnen und Absolventen aus dem Be-
eich der beruflichen Bildung das Recht auf Zulassung
u Hochschulen haben. – Sie nicken. Es wäre aber noch
esser, wenn ein entsprechender Antrag von Ihnen vor-
iegen würde.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Man kann nicht bei dieser unzureichenden
AföG-Novelle stehen bleiben.


(Willi Brase [SPD]: Es gibt eine Erhöhung von 10 Prozent! Sie haben dagegengestimmt! Erklären Sie das einmal dem Parlament und den Studentinnen und Studenten!)


uch da brauchen wir weitere Schritte. Stichpunkte
ind: Ausbau des Schüler-BAföG und eine schrittweise
ückführung des Darlehenszuschusses.

Ich habe noch zwei weitere Punkte. Da meine Redezeit
ast zu Ende ist, nur kurz: Wir brauchen schon jetzt einen
weiten Hochschulpakt, mit dem es wirklich gelingt, die
tudienplatzkapazitäten auszubauen. Und Punkt 5: Man
arf die Weiterbildung nicht mehr länger so stiefmütter-
ich behandeln, wie Sie es tun, sondern man muss endlich
in Bundesweiterbildungsgesetz auf den Weg bringen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das könnte dann ein bildungspolitischer Schub nach
orne sein. Dafür kämpft die Linke; dafür werden wir
uch weiter kämpfen. Ihre Qualifizierungsinitiative leis-
et dazu leider nur herzlich wenig.

Besten Dank.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613700600

Das Wort erhält nun der Kollege Kai Gehring für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613700700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Ministerin, es ist schon beeindruckend, mit wel-
chem Engagement Sie sich für die Vermarktung Ihrer na-
tionalen Qualifizierungsinitiative einsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Zu Recht!)


Auf sämtlichen Kanälen wird da die Lösung fast aller
Probleme verkauft: von Fachkräftemangel über Bil-
dungsungerechtigkeit bis hin zur Jugendgewalt. Ich hätte
mich gefreut, wenn Sie sich mit dem gleichen Engage-
ment um die Inhalte und um die Substanz Ihrer Initiative
gekümmert hätten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wer sich Ihren Papierstapel einmal genauer ansieht,
kommt schnell zu dem Ergebnis: Viel Lärm um herzlich
wenig! Was Sie da zusammengetragen haben, ist ein
Bauchladen an Modellversuchen, alten Pilotprojekten
und Vorschlägen an die Adresse der Länder. Darunter ist
kaum eine strukturelle Reform. Das ist keine Brücke auf
dem Weg zur Beseitigung des Fachkräftemangels. Ein
roter Faden fehlt völlig, ein grüner sowieso.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dabei wäre eine wirksame Initiative für bessere Bil-
dung und gerechtere Teilhabe nötiger denn je. Schließ-
lich haben viel zu wenig junge Menschen Zugang zu gu-
ter Bildung. Wir haben viel zu viele Schulabbrecher, zu
viele Jugendliche in Warteschleifen und zu wenig Stu-
dierende, sodass uns in Zukunft Hunderttausende Fach-
kräfte fehlen. Dazu haben Sie mit Ihrer zögerlichen Poli-
tik beigetragen.

Aber schauen wir uns Ihr Ankündigungspotpourri im
Einzelnen an. Sie haben vorhin beim Punkt frühkindli-
che Bildung angekündigt, 80 000 Erzieherinnen und Er-
zieher fortbilden zu wollen. Das ist wichtig; das klingt
gut. Welche Maßnahmen stehen aber dahinter? Dahinter
steht ein Internetportal, das Sie aufbauen wollen. Das
war’s. Das ist keine Qualifizierungsinitiative; das hat
schon fast den Charakter einer Täuschungsinitiative.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit einer Qualifizierungsinitiative, die diesen Namen
auch verdient, müssen Sie dafür sorgen, dass diejenigen,
die sich professionell um unsere kleinsten Kinder küm-
mern, endlich auf Hochschulniveau qualifiziert werden.
Dazu ist von Ihnen aber nichts zu hören.

Auch beim Hochschulzugang für beruflich Qualifi-
zierte formulieren Sie nur halbherzige Ziele und wir-
kungsarme Maßnahmen. Wir müssen den Weg zum
Campus von Hindernissen befreien, gerade auch für
Menschen ohne Abitur. Was steht in Ihrem Papier? Sie
wollen gerade einmal 1 000 Erwachsenen mit einem be-
ruflichen Ausbildungsabschluss ein Aufstiegsstipendium
zahlen.

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(C (D (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja lächerlich!)


as ist viel zu kurz gedacht und zu wenig gemacht. Wer
en Aufstieg durch Bildung wirklich ermöglichen will,
uss die Hochschulen endlich strukturell für möglichst

iele öffnen, auch für diejenigen, die nur einen Ausbil-
ungsabschluss erworben haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Strukturell öffnen heißt, dass man ein paar Dinge
ehr machen muss. Wir Grüne fordern das Ende der
tudiengebühren, weil sie Studienberechtigte und natür-

ich auch beruflich Qualifizierte vom Studium abschre-
ken. Wir wollen das Meister-BAföG zu einem Erwach-
enen-BAföG weiterentwickeln, das den zweiten und
ritten Bildungsweg wirklich öffnet. Wir brauchen klare
nd bundeseinheitlich geregelte Zugangswege zum Stu-
ium ohne Abitur.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Eine Übersicht über die verschiedenen Studienvo-
aussetzungen in den einzelnen Bundesländern – liebe
olleginnen und Kollegen, schauen Sie sich das einmal

n – umfasst derzeit mehr als 40 dichtgedruckte Seiten.
as ist noch weniger Substanz auf noch mehr Seiten als
ei Ihrer Qualifizierungsinitiative. Das ist aber vor allen
ingen eine Entmutigung für Bildungswillige, die an die
ochschule kommen wollen. Anstatt das Hochschulrah-
engesetz abzuschaffen, was Sie im Kabinett beschlos-

en haben, und den deutschen Hochschulraum weiter zu
erfleddern, sollten Sie zusammen mit den Ländern bun-
eseinheitliche und attraktive Zugangswege in die Hör-
äle ebnen. Das ist dringend erforderlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie wollen auch den Übergang von der Schule in die
ochschule erleichtern. Das ist schön. Es ist noch schö-
er, dass Sie nach anderthalb Jahren endlich unsere For-
erung, eine Servicestelle für eine effiziente Studien-
latzvergabe einzurichten, aufgreifen. Aber auch die
odernste Servicestelle kann letztlich nur Mangelver-
altung sein, wenn in diesem Land massenhaft Studien-
lätze fehlen. Eine wirksame Qualifizierungsinitiative
uss in allererster Linie mehr Geld in zusätzliche Stu-

ienplätze investieren. Ihr „Hochschulpäktchen“ ist nur
in erster Schritt. Wir wissen doch alle, dass dieser
ochschulpakt völlig unterfinanziert ist. Nehmen Sie

ndlich mehr Geld in die Hand, sonst stehen noch mehr
unge Menschen vor verschlossenen Hörsaaltüren oder
ommen nicht auf den Campus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


Natürlich haben Sie auch das freiwillige technische
ahr in Ihr Sammelsurium aufgenommen. Zur Bekämp-
ung des Fachkräftemangels trägt ein solches staatlich
limentiertes Langzeitpraktikum überhaupt nicht bei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nstatt für weitere Warteschleifen zwischen Schule und
usbildung 4 Millionen Euro zu verschwenden und da-

ür das Markenzeichen des Freiwilligenjahres zu miss-






(A) )



(B) )


Kai Gehring
brauchen, sollten Sie sich endlich wirksam gegen pre-
käre und unfaire Praktika einsetzen. Auch diesbezüglich
warten wir seit zweieinhalb Jahren auf Initiativen von
Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ganz am Ende Ihrer Vorlage zu einer Qualifizierungs-
initiative findet man eine alte Bekannte aus dem Bereich
Weiterbildung: die Weiterbildungsprämie. Sie wird seit
zweieinhalb Jahren von Ihnen angekündigt. Wir warten
noch immer auf eine Gesetzesinitiative. Wie sieht es mit
der Umsetzung aus? Nach wie vor Fehlanzeige! Sie soll-
ten endlich einmal in die Pötte kommen, Frau Schavan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn ich mir die Liste Ihrer unerfüllten Wünsche an
die Länder anschaue, kann ich nur festhalten: Der Bund
hat sich mit der schwarz-roten Föderalismusreform viel
zu sehr aus der Bildungspolitik verabschiedet. Das war
ein großer Fehler. Wir werden die Ganztagsschulen
künftig nicht mehr fördern können. Die Förderung wird
auslaufen. Mit dem Ausbau ist es dann wahrscheinlich
vorbei, wenn die Länder es nicht aufgreifen und forcie-
ren.

Frau Ministerin, Sie müssen beweisen, dass Sie nicht
nur Chefin des größten Ankündigungsressorts sind. Sie
müssen endlich einmal Taten folgen lassen und konkret
zur Umsetzung kommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Soll ich euch mal den grünen Kretschmann aus Baden-Württemberg zum Thema Föderalismus vorzitieren? Dann seht ihr aber blass aus!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613700800

Das Wort erhält nun die Kollegin Ilse Aigner, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Ilse Aigner (CSU):
Rede ID: ID1613700900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir debattieren heute über die Qualifizie-
rungsinitiative unserer Bundesregierung, erstellt unter
der Federführung unserer Ministerin Schavan zusammen
mit den Ministern Scholz und Glos. Sie ist ein wichtiger
Baustein für die Qualifizierung unserer jungen Men-
schen, für die Zukunft, für die Weiterbildung in unserem
Land und für die frühkindliche Bildung. Diese breite Pa-
lette wurde von der Bundesregierung auf den Weg ge-
bracht. Dafür ein ganz herzliches Dankeschön!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Cornelia Hirsch [DIE LINKE]: Zahlreicher Beifall!)


Ein wichtiger Baustein der Qualifizierungsinitiative
basiert auf unserem gemeinsam entwickelten Antrag
„Junge Menschen fördern – Ausbildung schaffen und
Qualifizierung sichern“. Hier geht es im Wesentlichen
um die berufliche Qualifizierung. Das duale Ausbil-
dungssystem ist eine der tragenden Säulen unseres Bil-

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(C (D ungssystems, fast ein Alleinstellungsmerkmal; das ist in positiver Punkt. Es ist eine wesentliche Voraussetung für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unseres andes und für die Unternehmerinnen und Unternehmer ine lohnende Investition in die Zukunft ihres Betriebes. s sichert den Nachwuchs an qualifizierten Fachkräften, er auch in der Zukunft so dringend benötigt wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Für uns – natürlich auch für die jungen Menschen
elbst – ist es wichtig, dass jeder junge Mensch eine
hance auf Ausbildung hat. Dazu muss einerseits das
ngebot an Ausbildungsplätzen stimmen. Andererseits
üssen die Auszubildenden die Möglichkeit und die Fä-

igkeit haben, eine Berufsausbildung aufzunehmen.

Es wurde schon angesprochen: Natürlich liegt die
chulausbildung in der Kompetenz der Länder. Deshalb
ird es im Herbst gemeinsam mit den Ländern eine Ini-

iative geben, durch die die Schulabbrecherquote deut-
ich gesenkt bzw. halbiert werden soll. Auch das
eschieht unter der Federführung unserer Ministerin
chavan.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es wurde hier schon viel gesagt; alle möglichen alten
orderungen wurden aufgewärmt. Ich will auf eines hin-
eisen: Es gab vor zwei Jahren 550 000 Ausbildungs-
lätze. Im aktuellen Ausbildungsjahr gibt es 626 000 Aus-
ildungsplätze. Das ist ein Plus von 14 Prozent und eine
iesige Leistung der Unternehmerinnen und Unterneh-
er.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Und der CDU!)


as zeigt, dass die wirtschaftliche Entwicklung die Ba-
is für die Schaffung neuer Ausbildungsplätze ist. Des-
alb sage ich ein herzliches Dankeschön an unsere Bun-
eskanzlerin. Unter ihrer Führung ist ein wirtschaftlicher
ufschwung entstanden, der sich direkt auf den Ausbil-
ungsstellenmarkt auswirkt. Ein herzliches Dankeschön!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Trotzdem ist durch die schlechte wirtschaftliche
ituation zu Beginn dieses Jahrzehnts leider eine – es ist
icht anders zu beschreiben – Bugwelle an sogenannten
ltbewerbern entstanden; dies wurde schon angespro-

hen.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind Jugendliche!)


ie Zahl der Altbewerber lag im Jahr 2006 schon bei
ber der Hälfte aller Bewerber, die in diesem Jahr die
chule beendet hatten, und ist letztendlich so hoch ge-
lieben. Deshalb müssen wir eines der Hauptaugen-
erke auf die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze

ür diejenigen richten, die schon länger als zwei Jahre
uf einen Ausbildungsplatz warten und sonstige Vermitt-
ungshindernisse aufweisen. Dies ist ein ganz wichtiger
unkt.






(A) )



(B) )


Ilse Aigner
Ich möchte dem Kollegen Uwe Schummer ganz herz-
lich dafür danken, dass er bereits 2003 auf diesen Punkt
hingewiesen hat. Ich zitiere aus dem entsprechenden
Protokoll:

Es wäre sinnvoller, diese Gelder in eine direkte Un-
terstützung von Ausbildungsbetrieben umzulenken.

Lieber Uwe Schummer, ich glaube, das war schon 2003
wegweisend.

Wir haben dies jetzt in der Qualifizierungsinitiative
umgesetzt. Bis zum Jahr 2010 sollen 100 000 neue Aus-
bildungsplätze für diese Jugendlichen geschaffen wer-
den. Der Hintergrund des Ganzen ist: Es ist für einen
Ausbilder deutlich schwieriger, jemanden mit Ausbil-
dungshemmnissen auszubilden. Er braucht ausbildungs-
begleitende Hilfen; diese sind vorgesehen. Er bekommt
auch in finanzieller Hinsicht eine Entlastung, um zusätz-
liche Ausbildungsplätze zu schaffen. Wir glauben, dass
das Geld hier besser eingesetzt ist, als wenn die Betrof-
fenen an einer Maßnahme nach der anderen teilnehmen;
denn diese haben sie alle schon durchlaufen. Deshalb ist
dieses Vorhaben ein Kernstück der Qualifizierungsinitia-
tive. Ich bedanke mich ganz herzlich, dass diese Rege-
lung umgesetzt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine weitere wichtige Maßnahme, die übrigens schon
eine Rolle spielt – auch das muss man hervorheben –, ist
die Einstiegsqualifizierung. Wir haben dieses Pro-
gramm mittlerweile auf 40 000 Plätze aufgestockt. Auch
hier zeigt sich: Von den jungen Menschen, die in die Be-
triebe kommen und ihre Fähigkeiten dort zeigen können
– vielleicht ist es für sie auch wichtig, dass sie von der
Schulbank wegkommen –, erhalten sehr viele, nämlich
60 bis 70 Prozent, anschließend eine Ausbildungsstelle.
Diese hervorragende Maßnahme hat großen Erfolg.
Auch das kann man, wie ich glaube, nicht oft genug sa-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, unsere Wirtschaft
braucht künftig noch mehr qualifiziertes Fachpersonal.
Deshalb ist eine Ausbildung eine gute Investition in die
Zukunft. Hierbei geht es um die Zukunftsfähigkeit unse-
rer Wirtschaft. Wir werden in der nächsten Zeit wahr-
scheinlich einen Fachkräftemangel zu verzeichnen ha-
ben. Deshalb dürfen wir niemanden abschreiben,
sondern müssen uns um jeden kümmern. Das hat sich
die Koalition zum Ziel gesetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613701000

Das Wort hat nun der Kollege Patrick Meinhardt,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und ollegen! Frau Kollegin Aigner, wir beraten heute nicht ur die Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung, (Ilse Aigner [CDU/CSU]: Ein guter Antrag ist das!)

Patrick Meinhardt (FDP):
Rede ID: ID1613701100

ondern wir beraten auch den besonders guten Antrag
er FDP-Fraktion mit dem Titel „Mehr Chancen durch
essere Bildung und Qualifizierung“.


(Beifall bei der FDP – Dieter Grasedieck [SPD]: Das hat aber noch keiner gemerkt!)


Dieser Antrag basiert auf einem gemeinsamen Posi-
ionspapier des Zentralverbandes des Deutschen Hand-
erks und der FDP-Bundestagsfraktion. Ich glaube, es

st gut und richtig, dass man, wenn es um die Frage geht,
ie eine gute Ausbildung und eine gute berufliche Bil-
ung in Deutschland funktionieren, dorthin schaut, wo
atsächlich Erfolge zu verzeichnen sind. Immerhin hat
er Mittelstand in der Bundesrepublik Deutschland, ob-
ohl das Handwerk in zwei Jahren 10 000 Arbeitsplätze
erloren hat, bei der Ausbildung einen Aufwuchs von
0 Prozent hinbekommen. Das zeigt uns, wie verant-
ortliche Ausbildungspolitik aussehen kann. Dafür
uss man dem Mittelstand in Deutschland dankbar sein.


(Beifall bei der FDP)


In unserem Positionspapier haben wir vor allem auf
rei Bereiche abgehoben:

Der erste Bereich, den ich ansprechen möchte, ist aus
nserer Sicht in dem Konzept der Bundesregierung völ-
ig unzureichend dargestellt. Wir haben kein Problem
amit, die Begriffe „Elite“ und „Leistung“ in den Mund
u nehmen. Wir brauchen leistungsfördernde Maßnah-
en, und wir brauchen auch bei der beruflichen Bildung

ine Hochbegabtenförderung. Warum ruft die Bundes-
egierung eigentlich keine Exzellenzinitiative „berufli-
he Bildung“ ins Leben? Dies ist in der Bundesrepublik
eutschland überfällig.


(Beifall bei der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Ich dachte, das soll die Wirtschaft machen! Das haben wir doch gerade gehört!)


Zum Zweiten ist es enorm wichtig, dass wir bei den
usbildungsberufen flexibel vorgehen, verstärkt in Mo-
ulen denken und mehr zwei- und dreijährige Ausbil-
ungsgänge anbieten. Durch die Flexibilisierung der
usbildung können wir dafür sorgen, dass jungen Men-

chen Alternativen, die sie im Augenblick noch nicht ha-
en, angeboten werden und dass ihnen der Einstieg in
ine Ausbildung ermöglicht wird. Das brauchen wir in
er Bundesrepublik Deutschland.

Wenn wir das umsetzen wollen, dann muss es zum
ritten zu einer Stärkung der überbetrieblichen Ausbil-
ung kommen. Hier verstehe ich die Bundesregierung
berhaupt nicht. Bei den Mitteln für die Förderung der
erbundausbildung hatten wir in den letzten sieben Jah-

en eine Reduzierung von 69 Millionen Euro auf 29 Mil-
ionen Euro zu verzeichnen. Gleichzeitig wissen wir,
ass 88 Prozent der Betriebe in der Bundesrepublik






(A) )



(B) )


Patrick Meinhardt
Deutschland, die ein bis neun Beschäftigte haben, im
Moment nicht ausbilden, weil sie häufig keinen vollen
Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen können. Wir
müssen in die Förderung der Verbundausbildung inves-
tieren, um kleinen und Kleinstbetrieben die Möglichkeit
zu geben, jungen Menschen aufgrund ihrer mittelständi-
schen Erfahrung eine Perspektive zu eröffnen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das haben wir doch extra mit hineingeschrieben!)


Die sogenannte Nationale Qualifizierungsinitiative,
Herr Kollege Tauss, soll drei Schwerpunkte haben: Alt-
bewerber, Weiterbildung, Schulabbrecherquote. Frau
Ministerin, ich frage mich: Wo ist Ihr Konzept bei der
Schulabbrecherquote? Ich erwarte von der Bundesregie-
rung, dass sie mehr tut, als zu verhandeln, bis am
Schluss irgendetwas herauskommt. Das Papier der Kul-
tusministerkonferenz ist, mit Verlaub gesagt, wieder ein-
mal reine Makulatur, reiner Prosatext. Die Bildungspoli-
tiker verwundert es nicht, dass so etwas bei der KMK
herauskommt; denn wer 60 Jahre für die Festlegung von
Bildungsstandards beim Abitur braucht, der ist nicht auf
der Höhe der Zeit. Solch einen trägen Bürokratiemoloch
kann sich die Bundesrepublik Deutschland schon lange
nicht mehr leisten.


(Cornelia Pieper [FDP]: Richtig!)


Er sollte schnell durch eine flotte, schlanke Bildungs-
konferenz ersetzt werden.


(Beifall bei der FDP)


Zur Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzie-
her. Die 80 000 Erzieherinnen und Erzieher sollen im
Rahmen einer Weiterbildungsoffensive die Möglichkeit
bekommen, ihre berufliche Fortbildung zu intensivieren.
Grundsätzlich ist das ein guter Ansatz. Ich habe mir ein-
mal die Mühe gemacht, das mit Ihrer Weiterbildungsini-
tiative zu vergleichen, für die für das Jahr 2008 gerade
einmal 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wer-
den. Jetzt machen wir eine ganz einfache Rechnung:
Wenn in diesem Zusammenhang für die Zahlung einer
Weiterbildungsprämie für alle Betroffenen in der Bun-
desrepublik Deutschland nur 15 Millionen Euro zur Ver-
fügung stehen,


(Jörg Tauss [SPD]: Für ein Internetportal! Korrekt bleiben! – Gegenruf des Abg. Uwe Barth [FDP]: Zuhören!)


dann kommt, Herr Kollege Tauss, unter dem Strich he-
raus, dass diese Mittel nur für die Erzieherinnen und Er-
zieher reichen würden; dann könnte niemand anders von
der Weiterbildungsinitiative profitieren. Einen Antrag
der Bundesregierung, diese Mittel zu erhöhen, gibt es
nicht. Doch ohne eine Erhöhung der Mittel ist die Wei-
terbildungsinitiative Makulatur.


(Beifall bei der FDP)


Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der
große Bereich der Altbewerber. Als Erstes möchte ich
sagen: Wir von der FDP sind froh, dass es keinen grund-
sätzlichen, mittelstandsfeindlichen, bürokratiefördern-
den Ausbildungsbonus geben wird.

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(C (D ies ist ein gutes Signal. Aber schauen wir uns nun Ihre ltbewerberinitiative an. Wenn man das Zeile für Zeile, atz für Satz, Seite für Seite Wort für Wort, Kollege Tauss – durchliest, sieht man: a wurde nichts anderes getan, als eins zu eins das Paier des FDP-Wirtschaftsministers von Baden-Württemerg, Ernst Pfister, abzuschreiben. chauen Sie sich das Papier des Wirtschaftsministers on Baden-Württemberg an, und Sie werden sehen: iese Initiative ist eins zu eins abgeschrieben worden. agen wir einmal, es ist ein gutes Zeichen, dass die Bunesregierung zumindest in diesem Bereich lernfähig ist nd mit liberalen Konzepten aus Baden-Württemberg ersucht, eine Initiative in die Wege zu leiten. Nichtsdestoweniger fehlt diesem Konzept bedauerliherweise eine ganze Reihe von Inhalten. Wir vermissen ei den Altbewerbern die Förderung durch sozialpädaogische Maßnahmen für all die Jugendlichen, denen ir helfen müssen, aus der Sackgasse herauszukommen. Deswegen kann ich für die FDP-Fraktion nur feststelen: Diese Qualifizierungsinitiative ist ohne System, hne roten Faden und ohne Ziel. Oder, Herr Kollege auss, um es in Worten Ihres ehemaligen Arbeitsminis ers Münte zu sagen: Altbewerber können Sie nicht, eiterbildung können Sie nicht, Qualifizierungsinitia ive können Sie nicht. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP – Christel Humme [SPD]: Was können Sie? – Jörg Tauss [SPD]: So einen Unfug hat der Münte nie gesagt!)


(Jörg Tauss [SPD]: Oh!)


(Jörg Tauss [SPD]: Wort für Wort!)


(Beifall bei der FDP)


(Jörg Tauss [SPD]: Gießkanne!)


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613701200

Das Wort erhält nun der Kollege Willi Brase, SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Willi Brase (SPD):
Rede ID: ID1613701300

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kolle-

en! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bin Frau
igner dankbar, dass Sie auf den Schummer-Ansatz hin-
ewiesen hat, der jetzt als Scholz-Bonus dafür sorgen
ird, dass 100 000 junge Leute in Deutschland eine Zu-
unftsperspektive bekommen. Ich glaube, das ist eine
ute Sache.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir von der Koalition wollen vor dem Hintergrund
nseres gemeinsamen Antrages mit der Qualifizierungs-
nitiative Ausbildung organisieren. Wir wissen, dass wir






(A) )



(B) )


Willi Brase
trotz guter Zahlen – über 60 000 zusätzliche Ausbil-
dungsplätze – noch weitere brauchen. Wenn das Jahr
2007 komplett abgerechnet wird, wird sich herausstel-
len, dass noch mehr Ausbildungsplätze geschaffen wur-
den. Wir werden dem drohenden Facharbeitermangel be-
gegnen und die Jugendarbeitslosigkeit weiter abbauen.
Nicht umsonst wurde der Quali-Kombi mit aufgenom-
men, der mit dafür sorgt, dass junge Leute unter
25 Jahren, die arbeitslos sind, eine vernünftige Perspek-
tive in unserem Lande erhalten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir sollten nicht vergessen: Die Bundesregierung hat
auch Vorschläge der Fachleute aufgegriffen. Im Haupt-
ausschuss des Berufsbildungsinstituts ist die Forderung,
zukünftig vor allen Dingen auch bei der Übergangs- und
Nachqualifizierung wesentlich stärker auf die betriebli-
che Ausbildung und Qualifizierung zu setzen, deutlich
diskutiert und ihre Umsetzung empfohlen worden, weil
dies besser und der richtige Weg ist sowie den jungen
Leuten eine vernünftige Perspektive gibt. Ich glaube,
eine solche Umsetzung ist richtig. Das müssen wir ma-
chen.


(Beifall bei der SPD)


Wir als SPD-Fraktion sagen: Der Ausbildungsbonus
ist auch ein Angebot an die Unternehmen, also die Ar-
beitgeber, sich ein Stück weit ihrer Verantwortung zu
stellen. Dieser Bonus wird durch ausbildungsbegleitende
und sozialpädagogische Hilfen unterstützt und begleitet.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Wenn die Unternehmen dieses Angebot in den nächs-
ten drei Jahren nicht ausreichend wahrnehmen, dann
müssen sie sich darauf einstellen, dass die Debatte über
die berufliche Bildung in eine andere Richtung geht,
nämlich in Richtung einer schulischen Ausbildung. Da-
für sind dann aber nicht die Jugendlichen verantwortlich,
sondern die Unternehmen, die keine Ausbildungsplätze
– auch nicht, wenn sie mit staatlichem Geld unterstützt
werden – zur Verfügung stellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Bildung und Qualifizierung sind für die Zukunft un-
seres Landes notwendig. Ich vermisse bei der Debatte et-
was, was wir bei der Diskussion über PISA schon mehr-
fach erwähnt haben. Ich will hier die Süddeutsche
Zeitung vom 3. Januar dieses Jahres zitieren – es ging
um eine Studie über Bildungschancen –:

Die Aussicht eines Arbeiterkindes, einen Hoch-
schulabschluss zu erreichen, sei um das Zwölffache
schlechter als die eines Akademikerkindes. Um die
Chancen benachteiligter Kinder zu verbessern,
empfiehlt der Forscher eine gezielte Frühförderung
sowie Ganztagsschulen.

Ich will gar nicht auf das Letzte, sondern auf das Erste
eingehen. Ich erinnere mich an meine Kinderzeit. Da-
mals war es häufig so: Wer einen bestimmten sozialen
Hindergrund, als Kind von Arbeitern, hatte, der ging


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(C (D das war klar – nicht auf das Gymnasium, sondern in ie duale Ausbildung, da es hieß: Dort gehört er hin. – olche Zustände dürfen und werden wir in diesem Land icht mehr akzeptieren. Das ist eine Verschwendung von otenzialen und stellt Menschen in eine Ecke, in die sie icht gehören. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es wird Aufgabe dieser Koalition sein, auf diesem
eg voranzugehen, um notwendige und bessere Chan-

en für Kinder – egal vor welchem Hintergrund – zu er-
öglichen.

Ich will einen weiteren Punkt ansprechen, der auf der
uropäischen Ebene und auch in der Debatte hier eine
olle spielt. Wir werden den deutschen Qualifizierungs-

ahmen entwickeln. Für die SPD will ich hier deutlich
esthalten: Wir werden das nicht unterstützen, wenn da-
it darauf abgezielt wird, das duale Prinzip – die im
esentlichen drei- und dreieinhalbjährige Ausbildung –

n ein- und halbjährige zertifizierte Module zu zersplit-
ern, wie es manche von der BDA gefordert haben. Dann
st das Berufsprinzip tot. Ich kann jeden nur davor war-
en, dieses hohe Gut aufs Spiel zu setzen. Wir brauchen
uch zukünftig das duale Prinzip in der beruflichen Aus-
ildung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein weiterer Punkt, der uns wichtig ist und der in der
ualifizierungsinitiative eine Rolle spielt, wird durch
as Stichwort „Weniger ist mehr“ beschrieben. Ich
laube, es macht Sinn, sich endlich zu überlegen, wie
ir die Vielfalt der Programme vor allen Dingen im
bergangsbereich ein Stück weit bündeln können. Es
ibt gute Beispiele vor Ort in den Regionen unseres Lan-
es. Lassen Sie uns diese aufgreifen! Wir brauchen nicht
och fünf, sechs oder sieben Sonderprogramme, sondern
ir müssen sie, wie wir das im Koalitionsantrag be-

chrieben haben, gemeinsam mit den Ländern bündeln,
nd wir müssen die wesentlichen Standards festschrei-
en, damit die Effektivität größer wird und wir mehr
eld für mehr Plätze haben. Das hilft den jungen Leuten.
eniger ist mehr – das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ein letzter Punkt. Das duale Ausbildungssystem in sei-
er Gesamtheit muss sich in den nächsten Jahren bewäh-
en. Die Ausbildungsbeteiligung der Unternehmen liegt
wischen 24 und 25 Prozent. Ich glaube, es ist genügend
otenzial vorhanden. Alle Untersuchungen des Bundes-

nstituts für Berufsbildung belegen: Sowohl in den alten
ie auch in den neuen Ländern gibt es einen Bereich von
5 bis 28 Prozent der Unternehmen, die fachlich, sachlich
nd finanziell in der Lage sind, auszubilden. Es kommt in
en Regionen vor Ort darauf an – Ausbildungsmärkte
ind regionale Märkte –, dafür zu sorgen, dass diese Un-
ernehmen stärker ausbilden. Wir können sie mit dem
usbildungsbonus für die vom Arbeitsminister schon be-

chriebenen Personen wunderbar unterstützen.






(A) )



(B) )


Willi Brase
Ich sage: Nutzen Sie diese Möglichkeiten! Das ist das
Beste für die berufliche Bildung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613701400

Ich erteile dem Kollegen Volker Schneider, Fraktion

Die Linke, das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Volker Schneider (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613701500

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Die Qualifizierungsinitiative ist ausweislich der
Unterrichtung der Bundesregierung auch eine Antwort
auf den drohenden Fachkräftemangel. Mir persönlich ist
bereits seit mindestens zehn Jahren bekannt, dass be-
dingt durch die Demografie im zweiten Jahrzehnt dieses
Jahrhunderts der Bedarf an Fachkräften in Deutschland
stark ansteigen wird.

In der uns vorliegenden Unterrichtung wird dieser
Trend wie folgt präzisiert:

Bis zum Jahr 2013 werden 330 000 Akademikerin-
nen und Akademiker im Bereich der gewerblichen
Wirtschaft – davon 70 000 Naturwissenschaftlerin-
nen und Naturwissenschaftler sowie 85 000 Ingenieu-
rinnen und Ingenieure – in den Ruhestand gehen. In
den nächsten Jahren werden in den Naturwissen-
schaften nach Prognosen mindestens 30 Prozent je-
des Absolventenjahrgangs fehlen.

Ähnliche Entwicklungen sind im Übrigen auch auf
der Ebene der Meister, der Techniker und bei einer Reihe
von Facharbeitern zu erwarten.

Wie bereits gesagt, ist dies alles lange bekannt und
daher alles andere als neu. Insoweit ist es mehr als er-
staunlich, wie die Wirtschaft sehenden Auges und ohne
frühzeitig vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen auf
diesen Fachkräftemangel zugesteuert ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Für Weitsicht sind wir zuständig! Die Wirtschaft kann das nicht!)


Wer sich nur noch am kurzfristigen Erfolg orientiert, wer
nur von Quartalsbericht zu Quartalsbericht denkt, für
den ist die Qualifikation von Mitarbeitern nur ein Kos-
tenfaktor, der den Gewinn schmälert. Wer so kurzfristig
denkt, ist zu einer langfristigen und nachhaltigen Ent-
wicklung von Unternehmen wahrlich nicht in der Lage.
Das ist kein Qualitätsbeweis für einen zu großen Anteil
der Führungskräfte in unserer Wirtschaft.

Nun soll die Politik es wieder richten. Es ist erstaun-
lich, was hier nun alles kurzfristig in Bewegung versetzt
werden soll. Jetzt entdecken Sie, worauf wir als Linke
gebetsmühlenartig hingewiesen haben – nämlich, dass
unser Bildungssystem in hohem Maße sozial selektiv
wirkt und dass dies nicht nur eine Beeinträchtigung des
Rechts auf Bildung bedeutet, das sich für uns aus dem
Recht auf freie Persönlichkeitsentfaltung ergibt, sondern
auch eine nicht mehr nachvollziehbare Vergeudung von
Ressourcen.

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(C (D Das liest sich bei Ihnen so: Deshalb müssen alle Potenziale genutzt werden. Es ist ein Kernelement von Zukunftsvorsorge, allen jungen Menschen eine Chance auf eine gute Ausbildung zu bieten, Kindern aus bildungsfernen Schichten verstärkt den Zugang zu höherer Bildung zu ermöglichen, für Frauen und Männer Bedingungen zu schaffen, unter denen sie die Anforderungen der eigenen Familie mit einer Ausbildung, einem Studium oder der Berufsausübung vereinbaren können. Mehr Menschen muss der Aufstieg durch Bildung ermöglicht werden. Wir brauchen Weiterbildungsmöglichkeiten für alle während des gesamten Lebenslaufs. Richtig so. Schade ist nur, dass es weniger das Recht uf Bildung, sondern mehr ökonomische Notwendigkeien sind, die Sie zu einer derart klaren Positionierung eranlassen. Auch hinsichtlich der Frage, worin die Bundesregieung die zentralen Weichenstellungen für die Zukunft ieht, können wir den von Ihnen genannten zentralen unkten nur zustimmen. Aber wie unterfüttern Sie denn diese hehren Ziele? a sehen wir noch erheblichen Diskussionsbedarf. Anesichts der mir zur Verfügung stehenden Zeit kann ich ur einige Punkte kurz ansprechen. Sie wollen zukünftig frühkindliche Betreuung mit ildung verknüpfen. Richtig und gut so! Dafür brauchen ie aber entsprechende Fachkräfte – und die bekommen ie nicht mit den Qualifizierungsmaßnahmen, die Sie ier vorschlagen. Wir brauchen auch in Deutschland achkräfte, die auf akademischem Niveau gebildet sind. usammen mit Österreich hinken wir weit hinter der eu opäischen Entwicklung hinterher. Das kostet Geld. Diees Geld in die Hand zu nehmen, sind Sie anscheinend icht bereit. Das gilt insbesondere auch für das, was Sie als frühe prachförderung vorschlagen. Spätestens hier brauhen wir entsprechend vorgebildete akademische Fachräfte. In Bezug auf das, was Sie mit den Bildungshäusern eabsichtigen, kann ich nur Vermutungen anstellen. Wir ls Linke sind ja auch für gemeinsames Lernen. ber doch bitte nicht gemeinsames Lernen von drei bis ehn, sondern gemeinsames Lernen von 6 bis 18! Das äre die Zielsetzung. Außerdem wollen Sie die regionalen Weiterbildungstrukturen stärken. Das ist auch ein sehr guter Ansatz. underbar; aber wieder einmal mehr mit Projekten, mit odellen, mit Stiftungen! Das führt uns doch nicht wei er. Was wir an dieser Stelle brauchen, sind verbindliche, Volker Schneider klare Strukturen – und die bekommen wir nur über ein bundesweites Weiterbildungsgesetz. Bemerkenswert finde ich, dass Sie in das Papier eine Weiterbildungsallianz hineinschreiben; denn das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Auch ohne eine solche Forderung müssten Wirtschaft und Politik an dieser Stelle zusammenarbeiten. Wenn Sie das dann auch noch im Sinne eines Ausbildungspakts ausgestalten wollen, lässt mich das als Linken das Übelste befürchten. Positiv hervorheben kann ich den Ausbau der überbetrieblichen Berufsbildungsstätten zu Kompetenzzentren. Allerdings merkt man an dieser Stelle wieder einmal, wie forschungslastig Ihre Bildungspolitik ist. Gänzlich unangebracht in diesem Papier ist allerdings Ihr Jubel über die Weiterbildungsaktivitäten der Bundesagentur für Arbeit. Sie bauen jetzt auf, was Sie zuvor demontiert haben. Sie sind jetzt noch nicht einmal wieder auf dem Stand von 2001. Das ist wahrlich kein Grund zum Jubeln. (Klaus Hagemann [SPD]: Belegen Sie das mal!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der SPD: Toll!)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Das Papier zur Qualifizierungsinitiative ist nicht das
schlechteste; es ist immerhin ein Einstieg in die Diskus-
sion. Jetzt müssten Sie sich noch in den weiteren Bera-
tungen bewegen. Optimistisch bin ich in diesem Punkt
nicht; meine Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen
leider etwas anderes.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613701600

Nächste Rednerin ist die Kollegin Brigitte Pothmer,

Bündnis 90/Die Grünen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613701700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich

möchte noch etwas zu dem Ausbildungsbonus sagen.
Die Bundesregierung verspricht, in den nächsten drei
Jahren 100 000 zusätzliche Ausbildungsplätze für Altbe-
werber zu schaffen. Erreicht werden soll das, indem sol-
che Ausbildungsplätze mit 4 000 bis 6 000 Euro geför-
dert werden.

Ich zitiere einmal, was die Bundesvereinigung der
Deutschen Arbeitgeberverbände zu diesem Programm
sagt: Dieser Ausbildungsbonus „schadet“ durch „Fehl-
anreize und Mitnahmeeffekte“ der Ausbildung. –
Schlechter kann ein Urteil des Nutznießers von ver-
meintlichen Wohltaten einer Regierung wohl nicht aus-
fallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Das ist aber eine höchst eigentümliche Begründung! Ausgerechnet BDA! Das ist ja lustig!)


– Herr Tauss, ich will das ein bisschen ausführen.

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(C (D Es hat durchaus Gründe, dass die BDA das sagt. Die riterien für den Ausbildungsbonus sind einfach zu eit gefasst, was dazu führt, dass mit diesem Bonus raktisch jeder Altbewerber und jede Altbewerberin, ogar die leistungsstarke Realschulabgängerin, gefördert erden kann. edingung für die Förderung ist nämlich, dass die Beerberinnen und Bewerber maximal einen Realschulab chluss haben, dass sie sich in diesem Jahr nicht zum rsten Mal um einen Ausbildungsplatz bewerben, dass ie fünf abgelehnte Bewerbungen vorlegen können oder n irgendeiner Weise einen persönlichen Nachteil haben. ch sage Ihnen: Bei diesen Kriterien ist praktisch jede nd jeder der 380 000 Altbewerberinnen und Altbewerer förderungsfähig. Es ist dann nicht allein davon abängig, dass jemand leistungsschwach und aus diesem rund förderungsbedürftig ist. Ich prognostiziere Ihnen: Dieses Programm wird uneheure Creamingeffekte hervorrufen; denn es werden n erster Linie die Leistungsstarken und diejenigen unter en 380 000 Altbewerberinnen und Altbewerbern davon rofitieren, die aufgrund der Tatsache, dass es zu wenig usbildungsplätze gibt, keinen Ausbildungsplatz haben nd nicht aufgrund der Tatsache, dass sie leistungschwach und in diesem Sinne förderungsbedürftig sind. Damit senden Sie auch ein falsches Signal an die Areitgeber. Denn was für ein Signal ist das an die Unterehmen, die in den letzten Jahren trotz schwieriger wirtchaftlicher Lage und ohne finanzielle Förderung ihrer erantwortung für Ausbildung nachgekommen sind und etzt nicht in der Lage sind, zusätzliche Ausbildungslätze zu schaffen? Dieses Programm zeigt den Unternehmen doch: Die ozial verantwortlich handelnden Unternehmen sind die ummen. Die FDP klatscht diesem Programm auch och Beifall. Ich finde, Sie sind ordnungspolitisch wirkich auf den Hund gekommen. Ich bin nicht gegen Eingliederungshilfen, wenn sie uf die leistungsschwachen Jugendlichen konzentriert erden. (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Jörg Tauss [SPD]: Genau das machen wir!)


(Jörg Tauss [SPD]: Nein!)


(Jörg Tauss [SPD]: Nein!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Tauss, wenn Sie das wollten, dann brauchten Sie
einen neuen Ausbildungsbonus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


rstens gibt es bereits eine ganze Reihe von ausbil-
ungsunterstützenden Maßnahmen in den Ländern, die
urch Ihr Programm überflüssig würden. Auch das ist
ine Form von Mitnahmeeffekten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer
Zweitens gab es bisher die Möglichkeit, unter dem Ti-
tel „Sonstige Maßnahmen“ im Rahmen des SGB II Aus-
bildungsplätze zu fördern. Aber die rigide Auslegung
des Bundesarbeitsministeriums hat dazu geführt, dass
diese gezielten Maßnahmen nicht mehr möglich sind.
Sie streichen diese sehr gezielten, konzentrierten Unter-
stützungsmaßnahmen. Aber gleichzeitig schaffen Sie ein
Programm, mit dem Sie im Grunde das Geld mit der
Gießkanne ausschütten, statt es für gezielte Förderung
einzusetzen. Das müssen Sie den Menschen erst einmal
erklären.

Lassen Sie mich den Unterschied deutlich machen. Der
Unterschied besteht darin, dass die gezielten einzelfall-
bezogenen Bonuszahlungen tatsächlich den benachtei-
ligten Jugendlichen geholfen haben. Der breit angelegte
Ausbildungsbonus dagegen hilft der Bundesregierung.
Das lässt sich zwar besser verkaufen. Aber das kann
doch nicht Sinn der Sache sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Alle Erfahrungen zeigen, dass ein Betrieb nur dann
einen Auszubildenden oder eine Auszubildende einstellt,
wenn er diese Person für geeignet hält. Sie glauben doch
nicht allen Ernstes, dass eine Person, die ein Betrieb für
ungeeignet hält, eingestellt wird, nur weil er eine Ein-
malzahlung von 4 000 oder 6 000 Euro bekommt. Er
stellt eine Person nur dann ein, wenn er sie für geeignet
hält, und dann nimmt er das Geld auch mit. Solche Mit-
nahmeeffekte können wir nicht wollen.

Insofern ist es nicht richtig, bei den Betrieben anzu-
setzen, wenn Sie etwas für die Benachteiligten tun wol-
len. Dann müssen Sie vielmehr bei den Benachteiligten
selber ansetzen und die ausbildungsbegleitenden Hilfen
deutlich verbessern. Aber dazu finden sich in Ihrem Pro-
gramm leider nur sehr vage Aussagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613701800

Frau Kollegin Pothmer, Sie müssen leider zum Ende

kommen.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613701900

Ich komme gleich zum Schluss.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613702000

Sofort.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613702100

Dann müssen Sie vor allen Dingen das Ausbildungs-

management für die kleineren Betriebe verbessern. Ge-
rade denen, die nicht viel Erfahrung mit Ausbildung ha-
ben, müssen Sie bei den bürokratischen Hürden helfen.

Mit diesem Programm werden Sie nicht in der Lage
sein, den Berg der Altbewerber abzubauen. Wenn Sie so
weitermachen, dann wird dieser Berg zu einer Wander-
düne. Dann können Sie Ihr Versprechen als Gipfelkreuz
obendrauf nageln.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Michael Kretschmer erhält nun das Wort für die DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kol egin Pothmer, Ihrem Ansehen und dem Ihrer Partei häten Sie mehr gedient, wenn Sie in der Sache etwas verünftiger und seriöser argumentiert hätten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613702200
Michael Kretschmer (CDU):
Rede ID: ID1613702300

Was wir mit dieser Qualifizierungsinitiative umset-
en, ist in der Tat ein breit angelegtes Programm von
inzelmaßnahmen für Menschen, die diesbezüglich
chwierigkeiten haben, nämlich die knapp 400 000 Alt-
ewerber. Das Programm ist mit denen abgestimmt, die
eit langem in diesem Bereich arbeiten. Deswegen wird
s auch tatsächlich Wirkung zeigen.

Es ist nicht nur das Recht, sondern auch die Aufgabe
er Opposition, etwas zuzuspitzen und auf vermeintliche
ehler hinzuweisen.


(Uwe Barth [FDP]: Auch auf richtige Fehler!)


ber man sollte dabei so vorgehen, Herr Kollege Barth,
ass diejenigen, die uns Sorgen machen, weil sie
chwierigkeiten und Probleme haben, und denen wir
ilfsangebote machen – die sie auch annehmen wollen –,
icht den Mut verlieren und die Kraft finden, diese
ilfsangebote anzunehmen. Aber die Art und Weise, wie
ier und an anderer Stelle die Diskussion geführt wird
auch von der FDP –, ist in vielen Fällen nicht dazu ge-

ignet, sondern nimmt den Menschen den Mut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ziel unserer Politik muss sein, solche Rahmenbedin-
ungen zu schaffen, dass tatsächlich jeder Jugendliche in
eutschland einen Ausbildungsplatz, einen Studienplatz
der zumindest die Möglichkeit einer weiterführenden
usbildung bekommt. Unsere Möglichkeiten im Bun-
estag dazu sind vielfältig. Wir haben zuerst die Auf-
abe, das wirtschaftliche Umfeld zu organisieren. Wir
ehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ausbildung
st eine Investition in die Zukunft der Jugendlichen, aber
uch der Unternehmen. Jetzt, wo die Zeiten besser sind,
o die Wirtschaft wieder wächst, steigt auch die Zahl
er Ausbildungsplätze, und zwar im Vergleich zum Vor-
ahr um ungefähr 10 Prozent bzw. um über 50 000. Das
st eine gewaltige Leistung. Ich danke der Bundesregie-
ung und der Koalition, dass sie durch eine kluge Politik
ies ermöglicht haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Damit komme ich zur Qualifizierungsinitiative. Wir
chaffen Hilfsangebote für diejenigen, die ausgebildet
erden wollen, aber auch für diejenigen, die ausbilden.
ierzu ist eine ganze Reihe von Maßnahmen aufgezählt
orden. Darauf will ich im Einzelnen nicht mehr einge-
en, wohl aber auf die Kritik. Sie haben die Kriterien ge-
annt und damit aus meiner Sicht deutlich gemacht, dass
s sich um ein Programm handelt, das zielgerichtet auf






(A) )



(B) )


Michael Kretschmer
diejenigen wirkt, die es schwer haben. Wer seit mehreren
Jahren einen Ausbildungsplatz sucht, ist dringend darauf
angewiesen, weitergebildet zu werden, eine Lösung zu
bekommen. Daher ist es richtig, dass wir hier zusätzlich
Geld in die Hand nehmen, obwohl es eigentlich die Auf-
gabe der Unternehmen ist. Natürlich können solche
Maßnahmen nur eine Ausnahme sein. Es kann nicht
richtig sein, dass der Staat im Bereich der dualen Ausbil-
dung den Unternehmen die Ausbildung in nennenswer-
tem Umfang finanziert.

Wir sind in diesem Bereich auf einem guten Weg.
Aber wir haben noch eine ganze Reihe von Problemen
zu lösen. Das Wesentliche ist, dass wir diejenigen, die
die Schule abschließen, in die Lage versetzen, sich den
richtigen Beruf auszusuchen. Hier habe ich in der Tat
große Sorgen. Wenn ich mit den jungen Leuten an den
Schulen in meinem Wahlkreis spreche, merke ich immer
wieder, dass sie nicht wissen, welche Berufe es gibt und
was sich hinter den verschiedenen Berufen verbirgt.
Deswegen ist ein wichtiger Baustein der Qualifizie-
rungsinitiative, junge Leute schon in ihrer Schulzeit in
die Unternehmen zu bringen, sodass sie einen Eindruck
von der Firma und vor allen Dingen von den Berufen be-
kommen. Ich halte das für einen wichtigen Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Das ist ein wichtiger Hinweis!)


– Herr Kollege Tauss, wir haben uns ja gemeinsam da-
rum bemüht.

In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinwei-
sen, dass der Bund nicht für alles zuständig ist. Im We-
sentlichen ist Bildungspolitik Länderpolitik.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Die Erfolge in den Bundesländern sind sehr unterschied-
lich, wenn es um Schulabbrecher und Berufsorientierung
geht. Ich glaube, dass wir in Sachsen besser sind als
manches andere Bundesland. Wir wollen uns unsere Er-
folge nicht kaputtreden lassen.


(Jörg Tauss [SPD]: Große Koalition!)


Wir kommen auch nicht weiter, wenn wir versuchen, ei-
nen Durchschnitt in Deutschland zu bilden. Vielmehr ist
es wichtig, das eine oder andere zu übernehmen – ein
gutes Beispiel ist Baden-Württemberg –


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Meinen Sie den großen Studienplatzabbau in Baden-Württemberg?)


und es anderen vorzuschlagen; das ist gar kein Problem.
Wir sollten die besten Beispiele aufgreifen und für eine
entsprechende Umsetzung sorgen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Stimmung in diesem Land hat sich verbessert.
Das merken wir überall, Gott sei Dank auch auf dem
Ausbildungsmarkt. Das ist ein gutes Zeichen für die jun-
gen Leute. Wir hoffen, dass es so weitergeht.

Vielen Dank.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613702400

Der Kollege Dieter Grasedieck ist der nächste Redner

ür die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dieter Grasedieck (SPD):
Rede ID: ID1613702500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren! Unsere Bundesregierung geht wahr-
ich mutige Schritte und bietet den Jugendlichen – auch
en benachteiligten Jugendlichen – und den Studenten
ilfen an. Zusätzliche Ausbildungsplätze, Frau Pothmer,
erden angeboten. Die Jugend braucht eine Chance, sie
raucht mehr Unterstützung, Hoffnung und Perspektive.
enau dies greifen wir als Koalition und als Bundes-

egierung auf. Die Herausforderung unseres Jahrhun-
erts, die Ausbildung einerseits und das lebenslange
ernen andererseits, wird hier in den entscheidenden
chritten angegangen.

Das Wissen ändert sich täglich. Genau deshalb brau-
hen wir eine breite Unterstützung. Neue Patente, neue
erichte aus den einzelnen wissenschaftlichen Fachbe-

eichen kommen täglich hinzu. Flugzeuge werden per
atellit gelenkt. Das war in den letzten Jahren ein ent-
cheidender Fortschritt. Wer hätte davon vor zehn Jahren
eträumt? Die Stärke und die Geschwindigkeit der Tai-
une können durch Satellitenbeobachtung vorherberech-
et werden. Auch das ist ein entscheidender Fortschritt.

Die Welt wird komplexer und komplizierter. Wenn
ie die Fertigung etwa im Schweißbereich der Auto-
obilindustrie von vor zehn Jahren und von heute ver-

leichen, dann erkennen Sie, dass die Schweißqualität
nd die Fertigungsgeschwindigkeit besser geworden
ind. Hier werden hochqualifizierte Industriemechaniker
ingesetzt. Heute arbeiten hochqualifizierte Zerspa-
ungsmechaniker an CNC-Maschinen: Die Arbeit unse-
er Facharbeiter ist theoretischer, komplexer und kom-
lizierter geworden. Weil wir in Zukunft noch mehr
ochqualifizierte Facharbeiter benötigen, haben wir die-
es Programm aufgelegt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das wird ihnen aber kaum helfen!)


Wir brauchen mehr Qualifizierung in den verschie-
ensten Bereichen. Wir brauchen mehr Ausbildungs-
lätze in Deutschland, weil wir in der Zukunft Export-
eltmeister bleiben wollen. Dazu wird jeder Jugendliche
ebraucht. Das muss die Botschaft dieses Antrags und
ieser Initiative der Bundesregierung sein.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Auf diesem Gebiet, meine sehr verehrten Damen und
erren, arbeiten wir erfolgreich auch gegen Jugendkri-
inalität. Da ist die Bundesregierung ganz sicherlich er-

olgreich. Sie geht mutige Schritte; das muss ich schon
agen, wenn ich mir die konkreten Maßnahmen unseres






(A) )



(B) )


Dieter Grasedieck
Ministers Scholz einmal ansehe. Es gibt 100 000 zusätz-
liche Ausbildungsplätze für Altbewerber – das ist er-
wähnt worden –, 200 zusätzliche Berufsberater werden
eingestellt. Auch das ist wichtig.


(Beifall bei der SPD)


Wir machen uns über das neue Patensystem Gedan-
ken. Berufsbegleiter sind hier eingesetzt worden. In mei-
nem Wahlkreis führe ich mit 14 Paten in Schulen ein Pa-
tensystem durch. Dort erfolgt eine Berufsbegleitung
durch Experten, unter denen Elektriker genauso wie In-
genieure, Maschinenbauer und Betriebswirte vertreten
sind. Wir überlegen uns gemeinsam, welcher Beruf für
den Schüler richtig ist. Dies wird mit den Jugendlichen
diskutiert, und es werden Bewerbungen geschrieben und
Bewerbungsgespräche vorbereitet. Das ist wirklich Inte-
grationsarbeit, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Deutschland braucht in der Zukunft kreative und in-
novative Fachkräfte. Schon heute werden von der Indus-
trie 50 000 Diplomingenieure gesucht; 85 000 werden es
bis 2013 sein, wie vorhin in der Debatte schon erwähnt
worden ist. Erforderlich ist eine kontinuierliche Verbes-
serung ihrer Qualifikation; denn auf der anderen Seite
sind noch 20 000 Ingenieure arbeitslos, weil bei ihnen
bestimmte Kenntnisse nicht vorhanden sind. Dies zeigt,
dass hier noch etwas aufgearbeitet werden muss. Auch
dies ist im Antrag festgelegt worden; wir brauchen in der
nächsten Zeit eine kontinuierliche Weiterbildung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Wissensexplosion, meine Damen und Herren, er-
fordert lebenslanges Lernen und mehr Ausbildungs-
plätze für junge Menschen. Eine schleichende Dequalifi-
zierung bei älteren Fachkräften muss verhindert werden.
Nur so können wir unseren Wissensvorsprung erhalten
und die Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern. Hier
sind die Bundesregierung und die Koalition auf dem
richtigen Wege.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613702600

Ich erteile dem Kollegen Uwe Schummer, CDU/

CSU-Fraktion, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1613702700

Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Es

wäre undenkbar, dass die arabischen Länder ihre Ölvor-
räte im Wüstensand versickern lassen oder die Südafri-
kaner ihre Goldnuggets in den Flussläufen belassen. Das
Potenzial, das wir in unserer Volkswirtschaft haben, be-
steht aus kreativen, motivierten und qualifizierten Men-
schen. Es ist gut, dass der Antrag „Junge Menschen för-
dern – Ausbildung schaffen und Qualifizierung sichern“
und auch die Qualifizierungsinitiative mit dem alten,
ewigen Kreislauf Schluss machen, nämlich: verheerende
Ausbildungsplatzlücken Mitte des Jahres, in den Mona-
ten Juni, Juli, August, dann der Reflex der einen Seite,

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(C (D ie eine Strafsteuer für diejenigen fordert, die nicht ausilden, und die Forderung der anderen Seite, die Ausbilungsvergütungen zu reduzieren, und am Ende dann ine Klinkenputzaktion, um Ausbildungsplätze zu mobiisieren. Nein, wir als Union und SPD haben überlegt, as wir jenseits der Reflexe und ohne Ideologie als roße Koalition entwickeln können, damit die Men chen konkret, praktisch und zeitnah eine Chance für ine Berufsausbildung bekommen. Diese Initiative ist as Ergebnis gemeinsamer Überlegungen. Im Zweijahresvergleich – das ist Markenzeichen der erkel-Regierung – sank die Zahl der Arbeitslosen um ,2 Millionen. Die Zahl der Erwerbstätigen liegt bei twa 40 Millionen. Zeitverzögert folgt nun auch der usbildungsmarkt. Mit 626 000 Ausbildungsverträgen aben wir einen der höchsten Stände in der letzten Zeit. ir hatten bereits im letzten Ausbildungsjahr eine Stei erung der Zahl der Ausbildungsplätze um 4,8 Prozent, n diesem Ausbildungsjahr haben wir eine weitere Steierung um 8,6 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen bis 5 Jahre sank im gleichen Zeitraum von 524 000 auf 41 000, also um 35 Prozent. Auch das ist eine wichtige otschaft für junge Menschen. Sie haben wieder ver tärkt eine berufliche Perspektive. So etwas geht nur im Zusammenwirken von Politik, irtschaft und den Sozialpartnern. In Deutschland in estieren die Unternehmen 30 Milliarden Euro jährlich ür die berufliche Qualifizierung. Jedes andere Land äre dankbar, wenn eine solche Mitfinanzierung durch ie Wirtschaft stattfinden würde. Auch dies ist ein Prä er starken dualen Ausbildung in unserem Lande. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ber 60 Prozent der Schulabgänger entscheiden sich für
inen der 341 Ausbildungsberufe. Es sind 1,5 Millionen
unge Menschen, die von 492 000 Betrieben qualifiziert
erden. Das ist nicht nur Wirtschaftskultur, das ist auch
usbildungskultur in Deutschland.

Der Ausbildungspakt ist ein Erfolgsmodell, auch
eil er von der Großen Koalition im letzten Jahr zeitlich
erlängert und qualitativ verbessert worden ist. Es war
ichtig, dass der drittstärkste Ausbilder, der Bundesver-
and der Freien Berufe, in den Ausbildungspakt eingetre-
en ist. Es ist ein Fehler – das sage ich als IG-Metaller –,
ass sich die Gewerkschaften immer noch nicht am Aus-
ildungspakt beteiligen.


(Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Weil das gescheitert ist! Nehmen Sie das zur Kenntnis!)


ewerkschaften gehören nicht in die Meckerecke; Ge-
erkschaften gehören an den Verhandlungstisch und

onst nirgendwohin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Seit 20 Jahren wiederholen Sie dasselbe!)







(A) )



(B) )


Uwe Schummer
– Kehlkopf ersetzt noch keinen Nachdenkkopf. Welche
politischen Pappnasen Sie sind, haben Sie am Mittwoch-
nachmittag sinnbildlich hier im Plenum gezeigt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jeder zweite Ausbildungsvertrag ist mit einem Men-
schen abgeschlossen worden, der vor mehr als zwölf
Monaten aus der Schule entlassen wurde. Wir müssen
deshalb neben den Schulabgängern auch die sogenann-
ten Altbewerber mit im Blick behalten. Ein wichtiges
Kind des Ausbildungspaktes sind die Einstiegsprak-
tika, die eine Weitervermittlungsquote von 74,7 Prozent
zu verzeichnen haben, davon 65,5 Prozent in eine klassi-
sche berufliche Ausbildung. Das zeigt den hohen Wert
dieser EQJ-Programme, der Einstiegspraktika. Wenn
diese jetzt mit Bausteinen der Ausbildung kombiniert
werden, dann bedeutet dies – kammerzertifiziert –, dass
diese Zeit auch verstärkt bei der Nachvermittlung aner-
kannt wird und den jungen Menschen nicht mehr Le-
benszeit verloren geht. Diese kann vielmehr effizient ge-
nutzt werden.

Der Qualifizierungskombilohn für langzeitarbeits-
lose Jugendliche aus der Werkstatt des Arbeitsministers
Karl-Josef Laumann ist ein weiteres wichtiges Instru-
ment, um den 341 000 verbliebenen jungen Langzeitar-
beitslosen eine Perspektive zu geben. Es wirkt unter-
schwellig und kann eine Brücke in eine spätere berufliche
Ausbildung sein.

15 Prozent der Schulabgänger werden von den Kam-
mern als nicht ausbildungsfähig bewertet. Ich kann nur
sagen: Auch da muss man vorsichtig sein. Ich habe er-
lebt, dass sogenannte nicht ausbildungsfähige junge
Menschen ihren Führerschein gemacht haben. Tausend
Fragen, Tausend Antworten – sie lesen motiviert und en-
gagiert die Bücher und bestehen eine hochkomplexe
theoretische Fahrprüfung. Sie sehen nämlich das Auto
vor der Tür und denken: Es lohnt sich. Ich habe ein Ziel;
ich möchte die Führerscheinprüfung bestehen. – Auch
dies ist eine Frage der Motivation. Es geht darum, ob
man sich um Menschen kümmert, ob man sie frühzeitig
auf die richtige Schiene setzt und ob man sie begleitet,
bis sie eine vernünftige Ausbildung durchlaufen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir wollen die Abbrecherquote von 20 Prozent sen-
ken, und zwar unter anderem dadurch, dass – finanziert
durch ein von Annette Schavan initiiertes 15-Millio-
nen-Euro-Programm – zwei Jahre vor der Entlassung ein
Schnupperkursus in einer überbetrieblichen Ausbil-
dungswerkstatt besucht werden kann. Wo sind denn un-
ter einem Dach Holzwerkstatt, Metallwerkstatt, Haus-
wirtschaft, Verwaltung und auch Gartenbau, sodass man
in 14 Tagen alle Berufsbereiche kennenlernen kann?
Wenn man diesen Kursus absolviert hat, kann man ein
Profiling für die nächsten zwei Jahre erstellen und klä-
ren, welche weiteren Betriebspraktika bis zum Ausbil-
dungsabschluss für eine zielgerichtete Berufsorientie-
rung und Berufsberatung sinnvoll sind. Ein Patenmodell
soll diese jungen Menschen begleiten und unterstützen.
Das heißt, nicht wenige Wochen, sondern zwei Jahre vor
der Entlassung müssen zielgerichtete Angebote entwi-

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(C (D kelt werden. Dieses Vorhaben wird systematisch umgeetzt. Ich möchte abschließend sagen: Die Wirtschaft kritiiert, dass aufgrund der mangelnden Ausbildung Aufräge in Höhe von 20 Milliarden Euro verloren gehen. ie 341 000 langzeitarbeitslosen Jugendlichen kosten ns etwa 8 Milliarden Euro an nicht gezahlten Steuern nd Beiträgen und an notwendigen Leistungsausgaben. as Teuerste ist Arbeitslosigkeit, und wir steuern dageen. Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der ollege Jörg Tauss, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! ieber Kollege Barth – Sie telefonieren gerade –, ich eiß gar nicht, was Sie gegen Wissensbeschleunigung aben. Das ist doch eigentlich ein schöner Begriff, der uch dieses Programm ziert. (Uwe Barth [FDP]: Dass Sie den schön finden, wundert mich nicht! Sie haben keine Ahnung! Das ist das Problem!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613702800

(Beifall bei der SPD)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1613702900

s ist übrigens kein neuer Begriff. Er stammt aus der
akroökonomie und den Sozialwissenschaften. Da kön-

en wir Ihr Wissen noch ein wenig beschleunigen; das
st nicht das Problem.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken,
elbstverständlich ist Bildung ein Wert an sich; das ist
berhaupt keine Frage. Allerdings müssen wir dem dro-
enden Fachkräftemangel entgegenwirken. Außerdem
üssen wir die Bildungspolitik in den Mittelpunkt der

ntegrationspolitik stellen. Das sind die zentralen He-
ausforderungen, die wir bewältigen müssen. Mit dieser
ualifizierungsinitiative haben diese Bundesregierung
nd die Große Koalition richtige Antworten gegeben.


(Beifall bei der SPD)


er Versuch, beide Ziele – Bekämpfung des Fachkräfte-
angels und Förderung der Integration – zu erreichen,

st die Grundlage dessen, was wir hier tun.

Natürlich sind damit auch Risiken verbunden; das ist
öllig klar. Wir sind bei einem großen Teil dessen, was
ir umsetzen müssen, auf die Länder angewiesen. Des-
egen bin ich nicht beglückt, dass die Bundesratsbank

usgerechnet während dieser Debatte sehr leer ist.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jawohl! Sehr richtig!)


ir hoffen, dass dies kein Zeichen dafür ist, dass sich
ie Länder nicht im entsprechenden Maße an dem, was
ir hier anbieten, beteiligen. Ich glaube – auch da kön-
en wir optimistisch sein –, sie werden es tun; denn auch
ie Länder wissen, dass wir uns einen bildungspoliti-
chen Stillstand bis zum Bildungsgipfel im Herbst nicht






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
leisten können. Dieses Jahr, also 2008, muss ein weiteres
Jahr des Aufbruchs sein.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Man kann zu dieser Großen Koalition sagen, was man
will. Frau Schavan und ich konnten uns in vielen bil-
dungspolitischen Fragen nie so richtig leiden. Wir haben
uns aber zu Beginn dieser Koalition zusammengesetzt,
um die Frage zu klären, was wir gemeinsam erreichen
wollen: Wir wollen gemeinsam, dass diese Große Koali-
tion am Ende ihrer Amtszeit dafür steht, dass Deutsch-
land im Bereich „Bildung, Wissenschaft und Forschung“
vorangebracht worden ist. Das ist unser gemeinsames
Ziel, an dessen Erreichung wir trotz vieler unterschiedli-
cher Auffassungen in der Sache arbeiten.


(Beifall bei der SPD)


Liebe Frau Kollegin Pothmer – Sie haben mich
menschlich richtig enttäuscht –, ich weise Ihre Kritik am
Ausbildungsbonus ganz entschieden zurück. Entschul-
digung! Joschka Fischer würde sich politisch sozusagen
im Grabe umdrehen. Ihr wart mal eine Partei der Sozial-
bewegungen. Lesen Sie das einmal nach: Der Koopera-
tionsverbund Jugendsozialarbeit begrüßt das aktuelle
Vorhaben, für jugendliche Altbewerber einen Ausbil-
dungsbonus zu schaffen. Unterschrieben haben das Deut-
sche Rote Kreuz, die Bundesarbeitsgemeinschaft Evan-
gelische Jugend, die Bundesarbeitsgemeinschaft der
regionalen Ausbildungsträger, der Paritätische Wohl-
fahrtsverband, der Internationale Bund für Sozialarbeit,
die Katholische Jugendsozialarbeit usw. Und die Grünen
zitieren die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitge-
berverbände! Ich bin ja völlig fertig, liebe Kolleginnen
und Kollegen! Das kostet einen richtig Nerven.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613703000

Herr Kollege Tauss, wir wollen nicht hoffen, dass Sie

völlig fertig sind, zumal Sie noch fünf Minuten Redezeit
haben.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1613703100

Fünf Minuten und 49 Sekunden, Herr Präsident.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613703200

Das wäre wirklich ein Jammer, zumal Ihnen die Kol-

legin Pothmer durch eine Zwischenfrage zu zusätzlicher
Redezeit verhelfen möchte.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1613703300

Kollegin Pothmer nimmt diese Kritik zurück; das

finde ich prima.


Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613703400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Tauss, ich möchte einen Versuch unternehmen, die per-
sönliche Enttäuschung, die ich Ihnen zugefügt habe, et-
was abzumildern.

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(C (D Menschliche! Diese menschliche Enttäuschung. – In dem Positions apier, das Sie gerade zitiert haben, wird ausdrücklich ritisiert, dass das im SGB II vorgesehene Instrument nämlich weitere Leistungen –, mit dem gezielt benach eiligte Jugendliche gefördert werden können, jetzt von er Bundesregierung unmöglich gemacht wird. In dieem Positionspapier wird ausdrücklich darauf hingewieen, dass neben dem Ausbildungsplatzbonus insbesonere an den persönlichen Nachteilen der Jugendlichen ngesetzt werden muss. Ich möchte deutlich machen, wie hoch Mitnahmeffekte sein können. Die Einstiegsqualifizierungen sind ier mehrfach lobend erwähnt worden. st Ihnen bekannt, Herr Tauss, dass bei diesen Einstiegsualifizierungen, die hier so hochgehalten werden und ie ausdrücklich auf Schulabbrecherinnen und Schulabrecher gerichtet werden sollten, mehr als 50 Prozent der ersonen mindestens einen Realabschulabschluss oder inen höheren Abschluss haben? So viel zu den zielgeichteten Maßnahmen dieser Bundesregierung. Nichts, ber auch nichts deutet darauf hin, dass das beim Ausbilungsbonus besser sein wird. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1613703500

(Uwe Barth [FDP]: Warum denn das?)

Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613703600

(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Frage?)


(Ernst Burgbacher [FDP]: Fragezeichen!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1613703700

Liebe Kollegin Pothmer, jetzt bin ich menschlich ein

isschen beruhigt, weil ich merke, dass es Ihnen nicht
m die Verlautbarung eines Verbandes aus der Wirt-
chaft geht, sondern um die Sache. Dazu kann ich Ihnen
agen: Damit rennen Sie offene Türen ein; denn genau
ber diesen Bereich, was die Frage des Anwendungsbe-
eichs von § 16 und anderes anbelangt, haben wir in der
ergangenheit vielleicht zu wenig diskutiert. Das wollen
ir nun ändern. Genau das steht übrigens in dem Schrei-
en; es liegt mir vor.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mir auch!)


n dem Schreiben heißt es:

Um dies … zu gewährleisten, bedarf es dringend
realitäts- und bedarfsorientierter Alternativen zur
bisherigen Ausschreibungspraxis …


(Willi Brase [SPD]: Sehr richtig!)


arüber haben wir mit der Bundesagentur bereits viel-
ach geredet. Wir haben nicht nur geredet, sondern auch
erbessert. – Ferner heißt es darin: Wir brauchen Aussa-
en zur Absicherung der Förderinstrumente in der Be-
achteiligtenförderung. – Auch dies ist in dem Pro-
ramm vorgesehen.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
Weil Sie auf die Realschülerinnen und Realschüler
abgehoben haben: Ich habe die Situation bei der Schaf-
fung eines Ausbildungsplatzes erlebt. In meinem Büro
hat sich eine junge Frau als Auszubildende beworben.
Sie hat einen ganz ordentlichen Realschulabschluss,
hatte aber trotzdem über mehrere Jahre hinweg keinen
Ausbildungsplatz bekommen. Sie war immer zweite Sie-
gerin. Sie war gar nicht schlecht, aber ihr wurde keine
Chance gegeben. – Von daher ist es natürlich richtig,
dass wir uns auch um Realschülerinnen und Realschüler
kümmern.

Klar ist dabei: Die Priorität muss natürlich bei denen
liegen, die keinen Schulabschluss oder sonstige Defizite
haben. Aber man kann doch die einen nicht gegen die
anderen ausspielen. Man muss für alle etwas tun, die in
den letzten Jahren nicht die Chance hatten, einen Ausbil-
dungsplatz zu bekommen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wir werden im Arbeitsausschuss miteinander voran-
kommen. Der Minister ist der Letzte, der dem im Wege
steht.


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sollen denn nun Schulabbrecher tun?)


Wir haben eine Diskussion geführt. Die Kollegin
Aigner war gar nicht zufrieden, als die SPD vom Scholz-
Bonus geredet hat. Sie hat gesagt, das sollten wir nicht
tun. Das mache ich jetzt auch nicht,


(Heiterkeit bei der SPD)


auch wenn ich es nicht schlecht finde, dass man Namen
mit Politik verbindet; Riester-Rente und wie auch im-
mer.


(Ilse Aigner [CDU/CSU]: Nein, das ist ganz schlecht!)


Aber in der Tat – auch das ist heute schon angeklungen –:
Es gibt viele Beteiligte. Wir könnten vom Schummer/
Brase-Bonus reden.


(Beifall der Abg. Ilse Aigner [CDU/CSU])


Wir könnten vom Müntefering-Bonus reden. Wie gesagt,
Scholz-Bonus gefällt mir ganz gut.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Riester-Bonus!)


Wenn dieser Begriff, egal mit welchem Namen er verse-
hen wird, dafür steht, dass für die Jugendlichen etwas
getan wurde und Hunderttausende Jugendliche, die bis-
her keine Chance hatten, aus der Statistik der Altbewer-
ber fallen und sich in betrieblichen Maßnahmen wieder-
finden, dann wäre das ein großer Erfolg. Dass wir daran
beteiligt sind, erfüllt uns natürlich mit großem Stolz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wollen das Instrument der Ausbildungspaten,
Frau Kollegin Pothmer, in den Mittelpunkt stellen. Hier
gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen. In diesem Zu-
sammenhang möchte ich auch noch einmal auf die von
Ihnen zitierten Arbeitgeberfreunde zurückkommen. Die
Vertreter der Arbeitgeber in der Bundesagentur für Ar-

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(C (D eit haben gemeinsam mit den Gewerkschaften ausrücklich gefordert, dass wir Beitragsmittel in die Hand ehmen, um einen Bonus zu schaffen und damit etwas ür die Altbewerber zu tun. Das Gemäkel aus Teilen der irtschaft kann ich also nicht ganz nachvollziehen. ber wir werden mit allen ruhig darüber diskutieren nd, wie ich glaube, diesem Projekt zum Erfolg verhelen. Wir sind allerdings in der Tat darauf angewiesen, ass die Betriebe mitmachen. Aus diesem Grunde wolen wir über alle Bedenken, die in diesem Zusammenang geäußert werden, sachlich diskutieren. Kolleginnen und Kollegen, über die 80 000 Erzieheinnen und Erzieher ist gesprochen worden. Was da gechieht, ist doch eine prima Geschichte. Ich bitte, hier nsbesondere eines zu sehen: Wir wollen dafür sorgen, ass ein Internetauftritt eingerichtet wird, über den Erieherinnen und Erziehern E-Learning-Angebote unterreitet werden sollen. Ich weiß gar nicht, was es daran ieder auszusetzen gibt. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Das reicht hinten und vorne nicht!)


ass dies nicht ausreicht, dass parallel dazu die Ausbil-
ung der Erzieherinnen und Erzieher verbessert werden
uss, ist natürlich eine Tatsache, die jeder von uns

ennt; darüber mäkelt im Grunde genommen auch kei-
er. Im Übrigen hat die Ministerin – auch das steht im
rogramm – gesagt, dass geprüft werden soll, das
ufstiegsfortbildungsförderungsgesetz für Sozialberufe
nd damit auch für Erzieherinnen und Erzieher zu öff-
en. Das finde ich prima. Die Ministerin hat gestern so-
ar angekündigt, dass sie das konkret in 2008 tun wolle.
a hat sie uns auf ihrer Seite. Die entsprechende Kritik,

iebe Kolleginnen und Kollegen, geht also ein Stück weit
ns Leere.

Wir müssen noch einen weiteren Aspekt, den ich
chon kurz angedeutet habe, ansprechen, nämlich die
ntegration junger Menschen, insbesondere solcher
it Migrationshintergrund. Eines müssen wir sehen
das steht in dem Bericht auch schwarz auf weiß drin –:

ugendliche mit Migrationshintergrund, also Kinder von
ltern, die aus dem Ausland zu uns gekommen sind, ha-
en bei gleicher Leistung nur eine halb so große Chance,
ine qualifizierte Berufsausbildung aufzunehmen, wie
eutschstämmige Jugendliche. Eine halb so große
hance! Das ist ein gesellschaftlicher Skandal; denn so
erden Bildungschancen ungerecht verteilt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kauder – leider sehe ich ihn gerade nicht –, wir
önnten die aktuelle Diskussion über den Populismus
on Koch in Hessen ein bisschen herunterholen und da-
it auch einen Konfliktpunkt in unserer Koalition berei-

igen, wenn einmal anerkannt würde, dass statt Weg-
perren, Abschieben und Vergessen die Sicherung echter
hancengleichheit in der beruflichen Bildung insgesamt
in wichtiger Beitrag gegen Gewalt in diesem Lande
äre.






(A) )



(B) )


Jörg Tauss

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch dies ist ein wichtiger Punkt, den wir mit unserer
Initiative erreichen wollen. Das finde ich gut; denn für
mich ist das beste Erziehungscamp nicht besser als ein
guter Ausbildungsplatz. Gute Ausbildungsplätze erset-
zen im Zweifel keine Erziehungsmaßnahmen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


aber wir brauchen möglichst viele davon, um Chancen-
gleichheit herzustellen und damit auch Jugendkrimina-
lität einzudämmen. All dies hängt nämlich logisch zu-
sammen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Im Übrigen ist es ja nicht nur eine soziale Tat, wenn
man Auszubildende einstellt. Ich habe vorhin von mei-
ner Auszubildenden geredet. Ich habe in dieser Woche
auch wieder einen jungen Menschen eingestellt. Es
macht doch Spaß, mit jungen Leuten zusammenzuarbei-
ten, die an der Schwelle zum Eintritt in das Berufsleben
sind, die neugierig und intelligent sind. Es geht doch
nicht nur um die Sicherung des Fachkräftebedarfs, es
geht im besten Sinne des Wortes auch um Zukunfts-
sicherung. Auch Leute meiner Generation, die mit die-
sen jungen Leuten zusammenarbeiten, können etwas ler-
nen und Spaß daran haben. Ausbildung stellt also nicht
nur eine Belastung dar. Sie macht natürlich Arbeit und
fordert einen heraus. Man sollte den Ausbildungsbetrie-
ben sagen: Liebe Leute, macht etwas für die Auszubil-
denden! – Ich habe den Eindruck – das hat auch der Aus-
bildungspakt gezeigt –, dass sich diese Erkenntnis in den
letzten Jahren in der Wirtschaft immer mehr durchge-
setzt hat.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, einen Punkt
möchte ich noch gerne ansprechen: Die Bundeskanzle-
rin, die ja heute Morgen hier freundlicherweise anwe-
send war und damit gezeigt hat, wie wichtig sie selbst
dieses Thema nimmt, wird zu einem Bildungsgipfel ein-
laden. Ich begrüße dies ausdrücklich. Ich sage das mit ei-
nem kleinen ironischen Nebenhieb, weil es noch gar
nicht so lange her ist, dass Frau Merkel im Rahmen der
Föderalismusdebatte sagte: Wenn der Tauss Schulpolitik
machen will, soll er doch in den Landtag gehen. – Ich
bin nicht in den Landtag gegangen und fühle mich hier
unverändert sehr wohl. Dass ich immer noch über Schul-
und Bildungspolitik reden kann und dass die Bundes-
kanzlerin zu einem Bildungsgipfel einlädt, das zeigt
doch, wie weit wir im Laufe der Debatte gekommen
sind. Ich begrüße diese Entwicklung sehr.


(Beifall bei der SPD)


Die Erfolgsgeschichte der Initiative für kleine For-
scherinnen und Forscher ist schon angesprochen wor-
den. Ich bedanke mich sehr bei den Wirtschaftseinrich-
tungen und vor allem bei der Helmholtz-Gemeinschaft,
die diese Initiative auf den Weg gebracht hat, um bei
Kindern sowie deren Erzieherinnen und Erziehern ihr In-

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(C (D eresse an den Naturwissenschaften frühzeitig zu weken. Das ist prima. Last, but not least. Was die Opposition heute vorgeragen hat, war allenfalls Gemäkel. Die Große Koalition ann auf dem Bildungssektor Impulse geben. Wir haben ies mit dem Hochschulpakt und der BAföG-Novelle etan. Wir setzen dies fort mit der Qualifizierungsinitiaive zur Stärkung des Ausbildungsbereiches insgesamt. ir wollen das Meister-BAföG ausweiten. Das alles erbessert die Chancengleichheit in unserem Bildungsystem, erzeugt Qualifizierungsperspektiven und sichert ie Zukunft in unserem Lande. Ich bin daher durchaus zufrieden. Wenn es dann auch och schnell geht und es keine Blockaden von Ländereite oder anderer Seite gibt, dann hat die Große Koaliion an dieser Stelle wirklich etwas bewirkt. Darauf könen wir gemeinsam stolz sein. Danke schön. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenbschätzung auf Drucksache 16/7754. Der Ausschuss mpfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschlussempfehlung die nnahme des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und PD auf der Drucksache 16/5730 mit dem Titel „Junge enschen fördern – Ausbildung schaffen und Qualifi ierung sichern“. Wer stimmt für diese Beschlussempehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich der timme? – Dann ist die Beschlussempfehlung mit den timmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen er Oppositionsfraktionen angenommen. Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt er Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/5732 mit em Titel „Perspektiven schaffen – Angebot und Strukur der beruflichen Bildung verbessern“. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – er enthält sich? – Damit ist auch diese Beschlussemp ehlung mehrheitlich angenommen. Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 21 b und zum usatzpunkt 8. Hier wird interfraktionell die Überweisung er Vorlagen auf den Drucksachen 16/7750 und 16/7733 n die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse orgeschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist er Fall. Dann ist das so beschlossen. Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 22 a bis 22 h uf: 22 a)


(Beifall des Abg. Uwe Barth [FDP])


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613703800
regierung

Bericht der Bundesregierung zum Stand der
Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung
und Nichtverbreitung sowie über die Entwick-






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert

(Jahresabrüstungsbericht 2006)

– Drucksache 16/5211 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

ordneten Paul Schäfer (Köln), Monika Knoche,
Hüseyin-Kenan Aydin, weiterer Abgeordneter
und der Fraktion DIE LINKE zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Bericht der Bundesregierung zum Stand der
Bemühungen um Rüstungskontrolle, Abrüstung
und Nichtverbreitung sowie über die Entwick-

(Jahresabrüstungsbericht 2005)

– Drucksachen 16/1483, 16/2999, 16/4594 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Uta Zapf
Harald Leibrecht
Dr. Norman Paech
Jürgen Trittin

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Dr. Norman Paech, Alexander Ulrich, Paul
Schäfer (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion DIE LINKE

Abzug der Atomwaffen aus Deutschland
– Drucksachen 16/448, 16/4593 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Dr. Rolf Mützenich
Harald Leibrecht
Dr. Norman Paech
Jürgen Trittin

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Winfried Nachtwei, Jürgen Trittin, Marieluise
Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Abrüstung der taktischen Atomwaffen voran-
treiben – US-Atomwaffen aus Deutschland
und Europa vollständig abziehen
– Drucksachen 16/819, 16/4592 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg

(C (D Dr. Rolf Mützenich Harald Leibrecht Dr. Norman Paech Jürgen Trittin e)

richts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus-
schuss) zu dem Antrag der Abgeordneten Jürgen
Trittin, Winfried Nachtwei, Volker Beck (Köln),
weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Nuklearen Dammbruch verhindern – Indien
an das Regime zur nuklearen Abrüstung, Rüs-
tungskontrolle und Nichtweiterverbreitung
heranführen

– Drucksachen 16/834, 16/4591 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Dr. Rolf Mützenich
Harald Leibrecht
Dr. Norman Paech
Jürgen Trittin

f) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Schäfer (Köln), Dr. Norman Paech, Monika
Knoche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Keine Unterstützung für die indische Atom-
rüstung

– Drucksachen 16/1445, 16/4590 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Uta Zapf
Dr. Werner Hoyer
Dr. Norman Paech
Jürgen Trittin

g) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)

Winfried Nachtwei, Alexander Bonde, Volker
Beck (Köln), weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Zivilbevölkerung wirksamer schützen – Streu-
munition ächten

– Drucksachen 16/2749, 16/4589 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Uta Zapf
Harald Leibrecht
Wolfgang Gehrcke
Jürgen Trittin

h) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)







(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Schäfer (Köln), Monika Knoche, Hüseyin-Kenan
Aydin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Keine neuen Raketen in Europa – stattdessen
Stärkung der globalen Sicherheit durch Rüs-
tungskontrolle und Abrüstung

– Drucksachen 16/5456, 16/7516 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Karl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
Dr. Rolf Mützenich
Dr. Werner Hoyer
Wolfgang Gehrcke
Jürgen Trittin

Zum Jahresabrüstungsbericht 2006 der Bundesregie-
rung liegt je ein Entschließungsantrag der Fraktion der
FDP und der Fraktion Die Linke vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung soll auch
diese Aussprache eineinhalb Stunden dauern. – Dazu
höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlos-
sen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst dem Kollegen Dr. Rolf Mützenich für die SPD-
Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Rolf Mützenich (SPD):
Rede ID: ID1613703900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Abrüstung

und Rüstungskontrolle sind lediglich Instrumente. Wenn
sie aber angewandt werden, können sie die Zusammen-
arbeit und das friedliche Zusammenleben stärken. Des-
wegen ist der politische Wille die Voraussetzung für Ab-
rüstung und Rüstungskontrolle. Leider hat es in den
vergangenen Jahren an diesem politischen Willen ge-
mangelt. Ich bin daher der Bundesregierung dankbar,
dass sie mit all ihren Kräften versucht, dafür einzutreten,
dass Abrüstung und Rüstungskontrolle vorangebracht
werden. Politische Initiativen sind notwendig. Diese ha-
ben wir unternommen.


(Beifall bei der SPD)


Auf der anderen Seite müssen wir natürlich feststel-
len, dass wir in einer Krise sind; das ist gar keine Frage.
Denn an diesem politischen Willen hat es immer wieder
gemangelt. Wir sind konfrontiert mit dem Aussetzen,
mit der Missachtung und auch mit der Kündigung von
Verträgen. Wir haben bei verschiedenen Gelegenheiten
schon darüber diskutiert. Gleichzeitig sind wir mit einer
großen Aufrüstung konfrontiert. Allein im vergangenen
Jahr betrugen die entsprechenden Ausgaben 900 Milliar-
den Euro. Daran hatten die USA einen Anteil von
42 Prozent.

Dennoch ist es gut, darauf hinzuweisen, dass – wie
ich gerade erwähnt habe – schon Initiativen unternom-
men worden sind. Ich möchte an erster Stelle daran erin-
nern, dass der Bundesaußenminister seit mehreren
Monaten versucht, zum Beispiel zum internationalen
Brennstoffkreislauf Vorschläge vorzulegen und sie mit

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(C (D en Partnern abzustimmen. Das hat viel mit dem Iran, ber auch mit der Diskriminierung innerhalb der internaionalen Gemeinschaft zu tun; Stichwort: Atomwaffenperrvertrag. Ich danke dem Außenminister für diese Iniiativen. er eine oder andere in diesem Saal würde das vielleicht ls Alleingang bezeichnen. Ich aber bin froh, dass dort in Außenminister arbeitet, der mit Mut, Kreativität und eharrlichkeit über den Tellerrand hinausschaut und die inge voranbringt. Vielen Dank! Ich glaube, wir sollten uns auch vergegenwärtigen, ass wir versuchen, Initiativen wie die globale Partnerchaft mit Russland voranzubringen. Im Abkommen von ayton zum Beispiel haben wir die Abrüstung und die üstungskontrolle verankert. Das war wichtig, damit das nstrument der Abrüstung und Rüstungskontrolle geutzt werden kann. Ich will an eine andere Erfahrung anknüpfen. Vergeenwärtigen wir uns einmal, wie Libyen und Nordkorea uf den Weg der Abrüstung gebracht worden sind: durch ialog, durch Verhandlungen und durch Gespräche. ine Voraussetzung war unabdingbar: Man musste die egime, die politischen Akteure anerkennen. Ich glaube, as sind wichtige Hinweise, wenn man versucht, gegenber dem Iran die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. as Atomwaffenprogramm, das in der jetzigen Gestalt öglicherweise verdächtig ist, ist natürlich abzulehnen. leichzeitig ist aber auf Dialog, Kooperation und Angeote zu setzen. Nordkorea und Libyen haben den richtien Weg gewiesen. Ich würde mich freuen, wenn die Bundesregierung nd die hier vertretenen Parteien es mit den Vertreterinen und Vertretern im amerikanischen Kongress schafen würden bzw. wenn die Bundeskanzlerin es mit der euen Präsidentin oder dem neuen Präsidenten schaffen ürde, die Rüstungsbegrenzungskultur, die für die ransatlantische Gemeinschaft immer gegolten hat, wieerzubeleben. Das gehört genauso dazu wie andere Iniiativen. Deshalb bin ich dankbar, dass der deutsche ußenminister zusammen mit dem norwegischen ußenminister in der NATO versucht, die Abrüstungs nitiative voranzutreiben. Auch das ist ein gutes Signal, as von dieser Regierungsbank ausgeht. Wer sich für Abrüstung und Rüstungskontrolle einetzt, darf dies nicht für die Innenpolitik missbrauchen. er eine oder andere Antrag, der heute hier vorliegt, eschäftigt sich eigentlich nur unter dem Aspekt der Inenpolitik mit diesem Thema. Ich glaube, deswegen bersieht der eine oder andere, dass zum Beispiel in amstein keine Atomwaffen mehr lagern. Er übersieht, ass Sozialdemokraten wie Peter Struck dafür eingetreen sind, dass in der NATO über die besondere Situation n Deutschland diskutiert wird. Ich fordere die Bundesegierung auf, dafür genauso einzutreten. Ich denke, das Dr. Rolf Mützenich ist der richtige Weg. Wir müssen aber auch sagen: Es geht nicht nur um die wenigen Atomwaffen, die in Deutschland lagern, sondern um die taktischen Kernwaffen insgesamt. Sie müssen einer Nulllösung zugeführt werden, genauso wie damals die Mittelstreckenraketen. Das wäre die richtige politische Antwort. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass wir
hin und wieder widersprüchliche Hinweise geben. Die
EU-Strategie gegen die Verbreitung von Massenvernich-
tungswaffen ist wichtig gewesen. Sie hat natürlich etwas
mit der Invasion im Irak zu tun, mit der Diskussion, die
die USA damals provoziert haben. Die Verbreitung von
Kernwaffen ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die
andere Seite der Medaille ist, dass die Kernwaffen-
mächte weiter qualitativ aufrüsten und sich gleichzeitig
nicht an vorhandene Verträge halten. Auch das muss
man ansprechen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: So ist es!)


Ich glaube, wir müssen die Kernwaffenstaaten von hier
aus auffordern, zu verhandeln, ihre Rüstungen zu be-
grenzen und abzurüsten. Das wäre die richtige Antwort.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich möchte versuchen, an dieser Stelle auf einen
zweiten Widerspruch in Europa aufmerksam zu machen.
Ich sehe mit Verwunderung, dass der französische Präsi-
dent bei seinen Besuchen im Nahen Osten immer wie-
der händeringend versucht, Atomkraftwerke anzubieten.
Das ist sein gutes Recht; das spreche ich ihm nicht ab.
Ich wäre aber dankbar, wenn er bei diesen doch etwas
aufdringlichen Verkaufstouren versuchen würde, auf das
Proliferationsrisiko hinzuweisen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deswegen wäre es gut, wenn die Bundeskanzlerin, wenn
sie diese Risiken auch sieht, mit dem französischen Prä-
sidenten darüber spräche. Eine gemeinsame europäische
Initiative an dieser Stelle wäre notwendig.

Zum Schluss möchte ich auf die Frage der Raketen-
abwehr aufmerksam machen. Gott sei Dank hat die
neue Regierung in Polen Gelassenheit gegenüber diesem
Thema an den Tag gelegt und versucht, alle Beteiligten
in diesen Prozess einzubinden. Ich glaube, die Bundesre-
gierung tut gut daran, die polnische Regierung dabei zu
unterstützen. Denn wir brauchen Vertrauensbildung. Da-
für sind Abrüstung und Rüstungskontrolle notwendig.
Dafür ist auch der Dialog mit allen Partnern in diesem
Verhältnis wichtig. Ich denke, da sind wir auf einem gu-
ten Weg.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Nächster Redner ist der Kollege Dr. Werner Hoyer, DP-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ies ist der Jahresabrüstungsbericht. Wenn man ihn liest nd mit den Berichten der letzten Jahre vergleicht, muss an sagen: Das sind eigentlich Kapitulationsurkunden er Völkergemeinschaft gegenüber dem, was abrüsungspolitisch erforderlich wäre. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1613704000

(Beifall bei der FDP)

Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1613704100

as sind Dokumentationen des Stillstandes. Wenn wir
m nächsten Jahr über den Jahresabrüstungsbericht 2007
eden, dann wird – das können wir jetzt, Anfang 2008,
chon sagen – darin das Gleiche stehen wie in dem Be-
icht für das Jahr 2006, über den wir heute debattieren.

Seien wir ehrlich: Die letzten zehn Jahre waren für
ie Abrüstungs- und Rüstungskontrollpolitik weitgehend
erlorene Jahre. Weder in den sieben Jahren rot-grüner
oalition noch in den bisher zwei Jahren der Großen
oalition hatte die Abrüstungs- und Nonproliferations-
olitik Konjunktur. Ich freue mich, dass jetzt Signale,
ass sich das ändern wird, zu sehen sind.

Es ist ein Fanal und für uns Europäer und übrigens
uch für die jüngere Generation von Außen- und Sicher-
eitspolitikern fast beschämend, dass es die Altmeister
er amerikanischen Außen- und Sicherheitspolitik sind
es handelt sich um William Perry, Henry Kissinger,
am Nunn und andere –, die uns jetzt darauf aufmerk-
am machen, dass wir hier einen riesigen Rückstand ha-
en. Der Weckruf in The Wall Street Journal dieser Wo-
he ist alarmierend. Ich zitiere:

Wir stehen in der Frage der Verbreitung nuklearer
Waffen und Technologien heute an einem entschei-
denden Punkt. Wir sehen uns konfrontiert mit der
ganz realen Möglichkeit, dass die Verbreitung die-
ser tödlichsten Waffen nicht mehr kontrollierbar ist.
Und die Maßnahmen, die dem international entge-
gengesetzt werden, sind eindeutig unzureichend.

Es ist spannend und ermutigend, dass diese Debatte
erade in den Vereinigten Staaten geführt wird. Wir soll-
en uns da nicht wegducken. Denn es sind ja – Herr

ützenich hat zu Recht darauf hingewiesen – gerade die
ffiziellen Atommächte, gerade auch die, die permanent
m Weltsicherheitsrat sitzen, die sich an der Glaubwür-
igkeit der globalen Abrüstungs- und Rüstungskontroll-
olitik versündigen. Natürlich ist es richtig, darauf hin-
uweisen, dass Länder wie der Iran den Nachweis führen
üssen, weder im Haupt- noch im Nebenzweck zivile
tomprogramme militärisch zu missbrauchen. Das ist
öllig richtig und notwendig. Aber wie viel glaubwürdi-
er wären wir – gerade wir im Westen –, wenn sich die
roßen Atommächte nicht nur um die Abwehr der Ambi-
ionen neuer Nuklearmächte kümmern würden, sondern






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
wenn sie Geist und Buchstaben der gültigen Rüstungs-
kontrollabkommen auch tatsächlich gerecht werden wür-
den?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was ist mit Deutschland? Deutschland hat ohne Wenn
und Aber auf den Besitz von und die Verfügung über
Atomwaffen verzichtet. Ich denke, das wird niemand än-
dern wollen. Das ist ein Kapital für unsere Außen- und
Sicherheitspolitik. Aber warum verkaufen wir das nicht
offensiver? Warum ergreifen Sie, Herr Minister
Steinmeier, nicht gemeinsam mit anderen nichtnuklearen
Staaten – starken Industrie- und Schwellenländern – die
Initiative, um gegenüber den Ländern der Dritten Welt
und anderen Schwellenländern deutlich zu machen: Es
gibt eine gute Perspektive in der Globalisierung, ohne
Atommacht zu sein.

Noch in den 90er-Jahren hat eine Reihe von Staaten
auf den Besitz von Atomwaffen verzichtet. Gegenwär-
tig entwickelt es sich in die andere Richtung. Die inter-
nationalen Vertragswerke, die eigentlich die unkontrol-
lierte Verbreitung verhindern sollten, scheinen zu
erodieren. Es ist also höchste Zeit, dass etwas geschieht.
Ich freue mich, dass die Bundesregierung jetzt offenbar
aktiver werden will.

Die Münchener Sicherheitskonferenz könnte eine
sehr gute Gelegenheit sein, auch von den Nuklearmäch-
ten einschließlich der engsten Verbündeten eine ent-
schlossene Abrüstungspolitik einzufordern. Herr Minis-
ter, nutzen Sie diese Chance. Nutzen Sie endlich Ihre
Möglichkeiten, Abrüstung und Rüstungskontrolle am
Ratstisch in Brüssel wieder zu einem Thema zu machen,


(Beifall bei der FDP)


zum Beispiel im Hinblick auf die Raketenabwehr und
die nukleare Roadshow, die der französische Staatspräsi-
dent in Nordafrika und an anderer Stelle unternimmt.
Nutzen Sie dieses Thema auch bei Ihren ernsthaften Ver-
suchen, die Ratifizierung des angepassten Vertrages über
konventionelle Streitkräfte in Europa doch noch voran-
zubringen. Ich glaube, dass wir uns hier in eine gewisse
Sackgasse begeben haben, aus der wir heraus müssen.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD])


Meine Damen und Herren, an Papieren fehlt es nicht,
auch nicht in Ihrer Partei, Herr Minister; der Kollege
Mützenich ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Der Lack-
mustest für die Glaubwürdigkeit der Abrüstungspolitik
der Bundesregierung wird aber demnächst anstehen,
wenn es um den amerikanisch-indischen Nukleardeal
geht. Dass dieser amerikanisch-indische Nukleardeal
ausgerechnet von Deutschland und unter deutschem Vor-
sitz abgesegnet werden könnte, ist eine abenteuerliche
Vorstellung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wenn das so läuft, dann gibt es bei der nuklearen Proiferation kein Halten mehr. Die Logik, die einige veranasst, zu sagen, wenn wir diesem Deal zustimmen, dann önnen wir die Inder vielleicht Schritt für Schritt an die roßen Abrüstungsund Rüstungskontrollabkommen eranführen, erweist sich als eine schiere Illusion, woon sich auch die Bundeskanzlerin bei ihrem Besuch in ndien überzeugen konnte. Diese Auffassung wird nämich von der Mehrheit im indischen Parlament nicht geeilt. Gerade weil eine Mehrheit im indischen Parlament iesen Deal nur mittragen will, wenn ein solcher abrüsungspolitischer und vermeintlich souveränitätsminderner Nebeneffekt ausgeschlossen wird, überwiegen, wie ie, Herr Mützenich, zu Recht gesagt haben, die Nach eile und die Risiken bei weitem. Deshalb wird Deutschlands Haltung zu diesem inisch-amerikanischen Abkommen der Lackmustest daür sein, was wir von Ihren guten Worten über eine neue brüstungspolitik für bare Münze nehmen können. Ich ünsche Ihnen und uns allen, dass Sie diesen Lackmus est bestehen. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Rolf Mützenich [SPD])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613704200

Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege

r. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg das Wort.


(CDU/ SU)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Kollege Dr. Hoyer, es ist tatsächlich eine
rfreuliche Entwicklung, dass ein Orchideenthema der
0er-Jahre, das uns nach dem Ende des Kalten Krieges,
ber auch noch um die Jahrtausendwende herum be-
chäftigt hat, nun in den Mittelpunkt unserer Aufmerk-
amkeit gerückt ist.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Eine Sensation geradezu!)


as zeigt letztlich aber auch die ganze Dramatik. Dass
ir dieses Thema heute nicht zum ersten Mal in der
ernzeit behandeln, ist genau der Fingerzeig, dessen es
edarf. Inhaltlich müssen wir aber mit Sicherheit noch
eiter fortschreiten. Die Stichworte Nordkorea und Iran

ind schon gefallen, und auch die Ereignisse, die wir ins-
esondere im letzten Jahr in Russland beobachten muss-
en, wurden bereits erwähnt.

Herr Hoyer, Ihr genereller Eindruck von den Abrüs-
ungsberichten der letzten Jahre, dass im Grunde eine
ewisse Stagnation festzustellen ist, ist nicht falsch. Das
ndert aber nichts daran – das will ich an dieser Stelle
eutlich machen –, dass wir gleichzeitig – wir wollen
ämlich niemandem den Mut nehmen – Ihren beiden
äusern, meine Herren Minister, eine erstklassige Arbeit

u attestieren haben, was die Erstellung dieser Berichte
nd die notwendigen Signale anbelangt, die aus Ihren
äusern kommen; gelegentlich darf man in diesen Tagen

a auch einmal loben. Unser Dank gilt den Damen und






(A) )



(B) )


Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
Herren, die sich auf dem Gebiet der Abrüstung engagie-
ren. Das ist kein leichtes Brot.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])


Die Entwicklung im rüstungskontrollpolitischen und
im abrüstungspolitischen Bereich wird in meinen Augen
von zwei wesentlichen Bewegungen bestimmt: von der
Wiederbelebung alter Konfliktmuster, die wir eigent-
lich schon an den Rand gedrängt sahen, und davon, dass
neue Bedrohungslagen entstehen, die in Teilen der Welt
zu einer Modernisierung gewisser Waffenarsenale füh-
ren. Diese neuen Bedrohungslagen haben unter anderem
dazu geführt, dass die Staaten in ihrer Gesamtheit, vor
allem aber die neuen, aufstrebenden Großmächte, nicht
bereit sind – zumindest in großen Teilen nicht bereit sind –,
auf die Erhaltung und den Aufbau ihrer Waffenarsenale
in dem Maße zu verzichten, wie wir alle in diesem
Hause uns das wohl wünschen würden. Selbstverständ-
lich wäre eine massenvernichtungswaffenfreie Welt
eine bessere Welt; darüber brauchen wir nicht zu spre-
chen. Aber wir haben die Realität zu sehen. Eine inter-
national optimierte Rüstungskontrolle ist in meinen
Augen zielgerichteter, als sich in utopische Schwärmerei
zu begeben, romantischen Träumereien nachzuhängen
und immer die Maximalforderung in den Raum zu stel-
len, ohne dabei die Schritte im Blick zu behalten, die ge-
macht werden müssen, um letztlich zu einem Ergebnis
zu kommen. Denn wir müssen ergebnisorientiert arbei-
ten.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schwärmerei?)


– Die Schwärmerei gilt nicht für die Fachleute, die wir
hier haben; aber sie gilt für gewisse Bewegungen, die die
Maximalforderung immer wieder gerne aufgreifen.

Es gab in den letzten Jahren bei aller Ernüchterung,
Herr Hoyer, einige kleinere Fortschritte zu verzeichnen,
gerade im Bereich der Rüstungskontrolle. So gingen ei-
nige Initiativen von europäischem Boden aus. Ein Punkt,
der in diesem Kontext gerne unterschätzt wird: Viele
Initiativen sind aus den Bürgergesellschaften Europas,
aus der Zivilgesellschaft heraus entstanden. Viele Ini-
tiativen haben sich im Bereich von Nichtregierungs-
organisationen entwickelt. Engagierte Bürger haben
Problemlagen aufgegriffen und zum Beispiel den rüstungs-
kontrollpolitischen Aspekt mit menschenrechtlichen
Grundgedanken zu koppeln gesucht. Gerade in unserem
Lande gibt es hier einige Initiativen, die hervorzuheben
sind. Ich will beispielhaft die Hamburger Erklärung nen-
nen, deren Zielsetzung sich insbesondere auf den Schutz
der Städte richtet, gekoppelt mit dem Anspruch, die Wir-
kungen von Streubomben zu vermeiden. Solche Initiati-
ven können durchaus Impulse setzen; das sollten wir
nicht aus dem Blick verlieren. Es ist wichtig, dass wir so
engagierte Menschen in unserem Lande haben. Dies sei
nur beispielhaft hierfür genannt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Paul Schäfer [Köln] [DIE LINKE])


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(C (D Trotz dieser Einflüsse dürfen wir eines nicht vergesen: Die Hauptakteure in diesem – ich setze das in Anührungszeichen – Spiel, und das ist fast ein zynischer nsatz, werden die Staaten bleiben. Die Nationalstaa en werden sich als Teil des internationalen Systems von hrer Aufgabe der Friedenssicherung nicht entbinden assen können, gerade mit Blick darauf, dass andere Iniiativen entstehen. Aufgrund dieser Erkenntnis müssen ir weiterhin den Schulterschluss mit denen, die wir als artner begreifen, suchen und uns mit unseren Partnern ber die Differenzen, die wir in gewissen Punkten haen, offen und klar austauschen. Wir müssen dabei weierhin die Europäische Union und insbesondere die ATO als gewachsene Plattform für rüstungskontrollolitische Aktivitäten betrachten und sie stärken; dies ercheint notwendig. Auch in der Zukunft wird es entscheidend sein, mit em Anspruch der Einigkeit mit unseren Partnern multiaterale Initiativen zu lancieren und durch internatioale Regime globale Ordnungsmechanismen zu schafen. Ich sage aber noch einmal: Die gebotenen brüstungsschritte sind an den sicherheitspolitischen ealitäten zu messen und nicht an dem, was wir uns öglicherweise letztlich wünschen würden. Auch die internationale Rüstungskontrolle kommt icht ohne Streitund Konfliktlinien aus, und diese Konlikte müssen ausgetragen werden. Aber wir müssen uch sehen, dass nicht alle Mitglieder der Staatenfamilie das gilt auch für enge Partner und solche, die wir uns ls enge Partner wünschen – immer von den gleichen ehren Motiven getragen sind, auch wenn sie genau iese Motive in den Vordergrund stellen. So kommt es, ass rüstungspolitische Abkommen von manchen Staaen bewusst mit sachfremden Erwägungen verknüpft und ls Druckmittel eingesetzt werden, leider teilweise mit rfolg. Das ist aber ein Ansinnen, dem wir mit Entschieenheit entgegenzutreten haben, gerade dort, wo enge artnerschaften, möglicherweise sogar strategische Parterschaften, bestehen oder gewünscht sind. Ich möchte hier beispielhaft die einseitige Aussetung des KSE-Vertrages durch Russland im verganenen Dezember nennen. Was hier geschehen ist, halte ch für eine traurige Entwicklung, die nicht zielführend st. Wir müssen in diesem gesamten Kontext durchaus uch die innere und außenpolitische Neuausrichtung usslands im Blick behalten und dort kritisch sein, wo ritik angebracht ist. Ich glaube, in diesem Punkt müs en wir kritisch sein. Auch hier kann man immer wieder heraushören, dass s auch innerhalb Russlands Kräfte geben kann – an Abüstung interessierte, in erster Linie zivilgesellschaftlihe Kräfte –, die es zu fördern gilt. Diese tun sich aber chwer, hier durchzudringen und bei diesem Punkt inerhalb ihres eigenen Landes Erfolge zu erlangen. Wir dürfen uns zudem keinem vordergründigen Kalkül eugen, den KSE-Vertrag und möglicherweise auch anere abrüstungspolitische Regime zur Erreichung anderer iele instrumentalisieren zu lassen. In unseren Augen Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg bleibt der Kreml weiterhin aufgefordert, seinen internationalen Verpflichtungen uneingeschränkt nachzukommen. Das umfasst die vollumfängliche Erfüllung der Istanbul-Commitments. Das ist ein Schritt, den wir weiterhin einzufordern haben. Es wird auch nicht zu Unrecht daran erinnert – auch in diesem Hause –, dass irgendwann einmal die Möglichkeit einer Ratifizierung gegeben sein könnte. Das ist richtig. Dies kann allerdings erst geschehen, wenn Russland im Gegenzug gleichzeitig seinen Verpflichtungen zum völligen Abzug aus Moldau und Georgien nachkommt. Die Istanbul-Commitments zählen für uns weiterhin und sollten auch eingefordert werden. Das bleibt richtig und wichtig. (Beifall bei der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein Munitionsdepot für Russland!)


(Beifall des Abg. Dr. Werner Hoyer [FDP])





(A) )


(B) )


Wir dürfen auch darauf hinweisen, dass von unseren rus-
sischen Partnern hinsichtlich INF und START I, das im
Jahre 2009 einer Neubestimmung bedarf, ebenfalls koo-
perative Schritte angebracht wären.

Es bedarf in diesem Kontext aber auch des Hinweises
von unserer Seite, dass wir insgesamt mit einer starken
und glaubwürdigen westlichen Stimme zu sprechen ha-
ben. Mit diesem Anspruch haben auch unsere Partner
und Freunde in den USA immer wieder zu kämpfen. Wir
dürfen das hier offen ansprechen und den Hinweis ge-
ben, dass wir uns an dem einen oder anderen Punkt noch
mehr Entgegenkommen und manchmal auch mehr Vor-
bildwirkung wünschen, um weitere Schritte einzuleiten.

Es ist richtig, dass es hier auch den einen oder ande-
ren erfreulichen Schritt gab, zumal im vergangenen Jahr.
Das hat in den Verhandlungen über INF und in einigen
Initiativen, die mit Blick auf START I langsam und sehr
schüchtern beginnen, seinen Niederschlag gefunden.
Wir dürfen aber den Hinweis wagen, dass es gerade im
Bereich der Rüstungskontrolle und der Abrüstung einige
Jahre gab, in denen die Vereinigten Staaten gelegentlich
einen unseligen Pfad des Unilateralismus gegangen sind.
Von daher nehmen wir eher erfreut zur Kenntnis, dass
der Weg wieder hin zu multilateralen Ansätzen führt, so-
dass hier letztlich mit Ergebnissen gearbeitet werden
kann.

Die Vereinigten Staaten stehen eben in besonderer
Verpflichtung, den Bestimmungen des Nichtverbrei-
tungsvertrages noch engagierter als bisher nachzukom-
men. Sie haben eine besondere Vorbildwirkung. Ich habe
das bereits benannt. Diesen Ansatz dürfen wir von unse-
rer Seite aus in aller Freundschaft immer wieder kund-
tun.

In diesem Kontext ist auch noch einmal der Abzug
von Atomwaffen aus Deutschland zu sehen. Das
kommt in dieser Debatte immer wieder. Ich glaube, auch
hier müssen wir realitätsnah handeln und agieren. Wir
haben immer wieder darin übereingestimmt, dass uns die
Zielsetzung eint, wir aber hinsichtlich der notwendigen
Schritte möglicherweise differieren. Ich glaube, dass wir
uns hier immer wieder deutlich machen müssen, welche
tatsächlichen Einflusssphären und Einflusspotenziale

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(C (D ir haben, um genau diese Schrittabfolge zu erreichen, ie es zwar schon gibt, die aber in meinen Augen noch eitergehen könnte. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum gucken Sie dabei gerade die SPD an?)


Ich gucke nicht nur die SPD an, sondern auch Sie, Herr
achtwei. Es war auch Ihr Außenminister, der im Jahre
005 gemeinsam mit dem Bundeskanzler Schröder die
ielsetzung der nuklearen Teilhabe nicht infrage ge-
tellt hat. Ich kann dabei also beide angucken.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Für Abrüstung hat er sich nie interessiert!)


Das gilt tatsächlich für alle – auch hinsichtlich der
erantwortung, die daraus erwächst.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN: Wo er recht hat, hat er recht!)


Das größte und virulenteste Thema in diesem Jahr
leibt der Iran. Dies wurde bereits angesprochen. Auf
iesem Feld werden wir mehr Kreativität brauchen als
as bisher Gegebene. Es bleibt richtig und wichtig, unter
em Dach der Vereinten Nationen gemeinsam eine Lö-
ung herbeizuführen. Deswegen halten wir auch eine
ritte Sanktionsrunde weiterhin für erforderlich, Herr
undesaußenminister. Wir werden aber auch alles aus-

chöpfen müssen, was uns an intellektuellen Impulsen
egeben ist, um weiterhin einem doch durchschaubaren
aktischen Spiel des Irans zu begegnen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613704300

Herr Kollege, Sie müssen zum Schluss kommen.


(CDU/ SU)

Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Der

National Intelligence Estimate“ der Geheimdienste der
ereinigten Staaten hat eine gewisse Entwarnung gege-
en, was mögliche Reaktionen anbelangt. Eine Entwar-
ung in Bezug auf das iranische Nuklearprogramm gibt
s in meinen Augen nicht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613704400

Nächster Redner ist der Kollege Paul Schäfer für die

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


Herr Kollege, Sie haben heute Geburtstag. Ich gratu-
iere Ihnen herzlich und wünsche Ihnen alles Gute.


(Beifall)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613704500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Wer die Abrüstungsberichte






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

seit längerem verfolgt hat, kann sich des Eindrucks nicht
erwehren, das alles schon mal irgendwie gelesen zu ha-
ben.

Zu diesem Déjà-vu gehört: Die Bundesregierung gibt
sich in ihrer Darstellung in allen Foren – A-Waffen,
B-Waffen, C-Waffen – erdenkliche Mühe, um den stag-
nierenden Rüstungskontrollprozess wieder in Gang zu
bringen – und sei es im Schneckentempo; die Bundesre-
gierung bzw. die Bundesrepublik will ja, nur die anderen
nicht.

Herr Außenminister, ich gestehe durchaus zu, dass
sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres Hauses
dort erdenkliche Mühe geben. Das soll hier auch aus-
drücklich gewürdigt werden.

Zu diesem Déjà-vu gehört aber auch: Die Bundesre-
gierung versucht krampfhaft, der Öffentlichkeit eine
Bettelsuppe als Bouillabaisse zu verkaufen. Es hilft doch
einfach nicht weiter, den Schluss zu ziehen, es gebe bei
der Rüstungskontroll- und Abrüstungspolitik eine ge-
mischte Bilanz. Es gibt keine gemischte Bilanz! Das ist
Schönfärberei; das ist Augenwischerei.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Tendenz ist eindeutig. Es wird wieder mehr Geld
für Waffen ausgegeben. Die Streitkräfte werden überall
radikal modernisiert, und die Geschäfte mit Waffenver-
käufen laufen weltweit wieder glänzend – egal in welche
Richtung wir schauen. Im Westen gehen die USA mit ih-
ren Kriegshaushalten mit weitem Vorsprung voran, die
NATO im Schlepptau. Um uns herum folgt die Europäi-
sche Union, die auch ein neues, militärisch gestütztes
Machtzentrum werden will, diesem Rüstungstrend,
wenn auch zögerlich. Im Osten steigert Russland seine
Militärausgaben. Im asiatisch-pazifischen Raum drohen
neue Rüstungswettläufe. Und allgemein investieren
alle die Staaten, die von dem Rohstoffboom der letzten
Jahre profitiert haben, nicht zuletzt in Rüstung.

Zumindest für mich und für die Linke hängt dies un-
verkennbar auch damit zusammen, dass die führenden
Militärmächte schon länger davon abgegangen sind,
Streitkräfte für die Zwecke der Verteidigung oder der
bloßen Abschreckung bereithalten zu wollen. Nein,
heute geht es allenthalben um Einsatzarmeen, um Inter-
ventionsstreitkräfte. Dafür muss in großem Stil umge-
rüstet werden.

Leider wird dieser Zusammenhang bei allen anderen
Kollegen in den übrigen Fraktionen systematisch ausge-
blendet. Wenn wir heute über Abrüstung bzw. Aufrüs-
tung reden wollen, ist dieser Zusammenhang aber zen-
tral.

Mit Abrüstung hat dieser Trend also gar nichts zu tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Das hat niemand anderes als der Bundesaußenminister in
unserer letztjährigen Debatte hier gesagt, indem er wört-
lich erklärt hat:

Abrüstung erscheint wie ein Stichwort aus vergan-
gener Zeit.

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(C (D Selbst mit Rüstungskontrolle hat die aktuelle Enticklung nichts zu tun. Bekanntlich geht es bei Rüs ungskontrolle ja um gesteuerte und ausgehandelte Rüsungsentwicklung. Das ist noch etwas völlig anderes als brüstung. Aber selbst diese Art der Rüstungskontrolle st gegenwärtig in einer tiefen Krise; Kollege Mützenich at es gesagt. In einem Bereich hatten wir substanzielle Einschnitte, nd zwar bei den Antipersonenminen. Gott sei Dank ind einige Hunderttausende davon zerstört worden. ies geschah aber auch aufgrund des Ottawa-Prozesses, lso angestoßen durch zivilgesellschaftliche Initiativen, ie in diesem Zusammenhang extrem wichtig sind. Ich freue mich, dass endlich auch einmal ein Kollege on der CDU ein positives Wort dazu findet und einäumt, dass diese Initiativen elementar sind, wenn wir brüstung voranbringen wollen. (Zuruf von der CDU/CSU: Das hat er nicht gesagt! Das ist eine sehr weitgehende Interpretation!)


Ansonsten frage ich mich aber: Wo ist die gemischte
ilanz?

Es ist gut, wenn sich Staaten Zentralasiens für atom-
affenfrei erklären. Aber welche Bedeutung hat das,
enn gleichzeitig die bestehenden Atommächte ihre
rsenale kräftig modernisieren und perfektionieren? Es

st ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn – das ist schon er-
ähnt worden – eine bemerkenswerte Reihe von ehema-

igen US-Außen- und -Verteidigungsministern ein kräfti-
es Umdenken in der atomaren Rüstungsfrage anmahnt.
ber wir wollen, dass sich endlich einmal im Amt be-

indliche Außen- und Verteidigungsminister für nukleare
brüstung einsetzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In der Frage der Nuklearwaffen ist – das ist uns,
laube ich, allen klar – ein kritischer Punkt erreicht. Wir
önnen uns in 2010 kein erneutes Scheitern der Überprü-
ungskonferenz leisten. Man muss über die Möglichkei-
en der Bundesrepublik Deutschland, etwas zu verän-
ern, reden. Lieber Herr Kollege Mützenich, da geht es
icht um Innenpolitik. Wenn man konstatiert, dass wir
uf diesem Feld die Situation einer umfassenden Stagna-
ion haben, dann stellt sich doch die Frage: Wie kann
an einen Ausweg finden? Was könnte ein Schritt sein,

m überhaupt wieder eine Dynamik anzustoßen? Ich
eine, dass eine Bundesregierung da couragiert sein und
ehr unternehmen muss als so einen kläglichen und zag-

aften Vorstoß wie Herr Fischer damals in der NATO.
ie Bundesregierung muss deutlich machen, dass die bei
ns in Büchel und Ramstein lagernden Atomwaffen
egmüssen.


(Beifall bei der LINKEN)


it dem Verzicht auf nukleare Teilhabe kann man
ann auch versuchen, die internationale Debatte zu be-
influssen.






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

Ich finde es gut, dass die Bundesregierung zusammen
mit Norwegen jetzt eine Initiative gestartet hat. Denn
ohne eine gravierende Änderung der Sicherheitsphilo-
sophie der NATO wird sich auch auf dem Feld der nuk-
learen Abrüstung nichts tun. Solange die NATO Nukle-
arwaffen für essenziell wichtig für unsere Sicherheit
hält, wird sich nichts bewegen.


(Dr. Rolf Mützenich [SPD]: Dann loben Sie doch einmal den Außenminister!)


Die Bundesregierung wird künftig, auch bei den nächs-
ten NATO-Gipfelkonferenzen, daran gemessen werden,
ob sie diesen Pfad wirklich verfolgt, ob sie nicht klein
beigibt und ob sie, gestützt auf Nichtregierungsorganisa-
tionen, auf die Middle-Power-Initiative und auf kritische
Parlamentariergruppen, Druck ausübt, damit die NATO-
Militärdoktrin an der Stelle geändert wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir müssen auch die Frage stellen: Wie sieht es bei
der konventionellen Rüstung aus? Mit welchen drama-
tischen Veränderungen wir es seit dem Ende der bipola-
ren Konfrontation zu tun haben, zeigt sich meines Erach-
tens gerade an der Entwicklung der konventionellen
Rüstung im europäisch-transatlantischen Raum. Der
Ausgangspunkt des KSE-Vertrages war, Überraschungs-
offensiven zu verhindern und deshalb schweres Gerät
abzubauen. Das sollte in Richtung strukturelle Nicht-
angriffsfähigkeit gehen. Das war die Idee. Wenn man
sich die heutige Entwicklung genauer ansieht, erkennt
man, dass sich das ins Gegenteil verkehrt hat. Heute geht
es um strukturelle Angriffsfähigkeit. Man will das nicht
so nennen; aber was ist Interventionsfähigkeit anderes?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Es geht um die Fähigkeit zum offensiven Eingreifen,
auch wenn es heute um andere Gegner geht, kleinere
Staaten, nichtstaatliche Akteure, Terroristen. Aber im
Sinne dieser offensiven Fähigkeiten sollen die Streit-
kräfte umgerüstet werden. Ich finde, dieser Entwicklung
muss man Einhalt gebieten.

Nun sagt selbst die Bundesregierung, dass neu ver-
handelt werden muss, dass eine neue Abrüstungsinitia-
tive geschaffen werden muss. Das finde auch ich. Man
muss damit beginnen, den Prozess der Ratifizierung des
KSE-Vertrages unverzüglich einzuleiten – sonst geht
nichts –, und man muss eine neue Abrüstungsidee prä-
sentieren; denn sonst wird nicht einmal der Status quo zu
halten sein. Davon bin ich überzeugt.

Der Kollege Mützenich hat im Dezember zu Recht
gesagt, dass wir ein KSE III brauchen. Ich finde, in die-
ser Richtung müssen wir weitergehen. Wir machen in
unserem Entschließungsantrag diesbezüglich konkrete
Vorschläge. Der erste Vorschlag ist, den Status quo in ei-
nem ersten Schritt als vertragliche Obergrenze festzule-
gen. Das dürfte doch völlig unkompliziert sein. Denn die
tatsächlichen Bestände liegen weit unter den jetzigen
Obergrenzen. Aber das wäre zumindest ein erster
Schritt, um wieder Bewegung in die Sache zu bringen
und deutlich zu machen, dass wir weiter vorangehen
wollen.

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(C (D Unser zweiter Vorschlag ist, die Bestände um ein rittel zu reduzieren. Das klingt zunächst einmal sehr topisch. Aber dass das utopisch klingt, zeigt meines Erchtens nur, wie unser Denken wieder von mehr Waffen nd mehr Geld für das Militär geprägt ist. Wenn man ich die Dinge anschaut, stellt man konkret Folgendes est: Über 50 000 Waffensysteme sind im KSE-Gebiet bgerüstet worden; fast dieselbe Menge ist durch einseiige Maßnahmen der Mitgliedsländer in den 90er-Jahren erschrottet oder abgerüstet worden. Wir haben aber imer noch eine Riesenmenge. Eine Verringerung um ein Drittel – es geht um ein Geiet vom Atlantik bis zum Ural – würde konkret bedeuen: Es gäbe immer noch über 15 000 Kampfpanzer, ber 18 000 Artilleriegeschütze, über 28 000 gepanzerte ampffahrzeuge, circa 4 500 Kampfflugzeuge, weit über 000 Kampfhubschrauber und noch immer fast 2 Mil ionen Soldaten unter Waffen. Ich finde, diese solcheraßen reduzierten Waffenarsenale sind mehr als genug, m die Sicherheit in diesem Raum zu garantieren. Ich will das kurz begründen. Erstens ist keine akute ilitärische Bedrohung dieser nördlichen Staaten von ußerhalb absehbar. Oder fühlt sich jemand von den Mahreb-Staaten, Syrien oder Jordanien bedroht? Zweitens. Die möglichen Spannungen zwischen den SE-Mitgliedstaaten – beispielsweise zwischen Grie henland und der Türkei oder Russland und Georgien – üssen durch nichtmilitärische, diplomatische Mittel elöst werden. Wir können es uns nicht mehr leisten, ass solche Konflikte mit Gewalt ausgetragen werden. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Wir brauchen in der Tat ein neues Koopera-
ionsverhältnis zu Russland. Ich halte es für keine gute
dee, wenn der NATO-Oberbefehlshaber mehr US-Trup-
en in Mitteleuropa belassen will und das mit der Vor-
orge gegenüber einem wiedererstarkten Russland be-
ründet. Positives Denken heißt, die Interessen der EU
nd Russlands in Übereinstimmung zu bringen. Dazu
ehören meines Erachtens die Neuverhandlungen über
üstungsreduzierungen.

Wie tief wir mittlerweile wieder in Rüstungswettläu-
en stecken, zeigt sich auch daran, dass Russland den
tatus seiner Atomwaffen wieder aufgewertet hat, weil
an die drückende Überlegenheit der NATO im konven-

ionellen Bereich kompensieren will. Das war früher ge-
au umgekehrt. Wollen wir dieses Spiel endlos weiter-
pielen?

Auch das Beispiel Raketenabwehr zeigt, in welcher
eise die Russen reagieren: Sie wollen neue Raketen

ufstellen, die die beiden Staaten Tschechien und Polen
edrohen. Das zeigt, dass wir uns wieder mitten in einem
üstungswettlauf befinden.

Wir brauchen eine echte und substanzielle Trend-
ende. Das heißt, die NATO muss als großer Rüstungs-
lock vorangehen. Wir brauchen eine Wiederbelebung
es Konzepts der gemeinsamen Sicherheit, und wir






(A) )



(B) )


Paul Schäfer (Köln)

brauchen eine neue kooperative Sicherheitsarchitektur in
Europa und damit die Revitalisierung der OSZE.


(Beifall bei der LINKEN)


Für die Linke ist das eine prinzipielle Angelegenheit.
Es geht nicht nur um die blutleeren Videosequenzen ei-
nes vermeintlichen Hightech-Krieges; vielmehr geht es
um Massenvernichtungswaffen, um Terrorwaffen, wie
die Gruppe um Hans Blix sie genannt hat. Es geht um
Angst und Schrecken verbreitende Brandbomben, um
Streumunition, die Zivilisten trifft, oder um mit abgerei-
chertem Uran gehärtete Munition, die Menschen über
mehrere Generationen schädigen kann.

Es geht auch darum, dass Rüstung auch im Frieden
tötet. Mit den dafür verwendeten Mitteln könnte man
sehr viele wichtige Aufgaben finanzieren. Abrüstung ist
ein Gebot der Moral und der Vernunft.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613704600

Nächster Redner ist der Kollege Winfried Nachtwei

für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613704700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Im Friedensgutachten 2007 schreibt Professor Harald
Müller von der Hessischen Stiftung Friedens- und Kon-
fliktforschung – ich zitiere –: Rüstungskontrolle, Abrüs-
tung und Nichtverbreitung liegen in einer beispiellosen
Agonie. Die Hinrichtung der Rüstungskontrolle stand
auf der Agenda einer Koalition von Neokonservativen
und militärgläubigen Nationalisten, die bis zu den Kon-
gresswahlen 2006 maßgeblich die Richtung der amerika-
nischen Sicherheitspolitik bestimmten. – Dass von der
weltweiten Rüstungskontrolle wenigstens noch – ich zi-
tiere weiter – Ruinen mit brauchbarer Substanz übrigge-
blieben seien, sei dem Widerstand anderer westlicher
Staaten wie Kanada, Schweden und Deutschland zu ver-
danken.

Im Jahresabrüstungsbericht wird deutlich, wie vielfäl-
tig die Politik in dem Bereich ist, wie zäh und mühsam
die Bemühungen auf diesem Feld sind und wie massiv
und zum Teil fast deprimierend die Gegentrends sind.
Deshalb finde ich es angebracht, gerade den Menschen
zu danken, die in diesem Bereich konkret arbeiten. Dazu
gehören hier im Auswärtigen Amt Botschafter Lüdeking
sowie diejenigen, die im Zentrum für Verifikationsauf-
gaben der Bundeswehr und vor Ort in Projekten zur De-
militarisierung, Demobilisierung und Reintegration tä-
tig sind, und die sich in Nichtregierungsorganisationen
gegen Streumunition, Landminen und Atomwaffen ein-
setzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


Wir sind uns alle einig, dass der Vertrag über kon-
ventionelle Streitkräfte in Europa ein Eckpfeiler der

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(C (D icherheit in Europa ist. Er ermöglichte in den 90er-Jahen – darauf wird zu Recht hingewiesen – eine beispielose Abrüstung im Frieden. Inzwischen droht dieser ckpfeiler aber einzustürzen. Am 12. Dezember setzte ussland den Vertrag einseitig außer Kraft. Das war so urzsichtig wie destruktiv. Nun geht es um nicht wenier, als dieses Vertragswerk zu retten. Kollege uttenberg, wer die Ratifizierungshindernisse – sie wa en sicherlich vor Jahren berechtigt – angesichts erhebich veränderter Kräfteverhältnisse zwischen der NATO nd Russland und angesichts dessen, dass es in Moldaien nur noch um ein Munitionsdepot geht, weiter an ührt, verkennt den Ernst der Lage. Es ist nun notwenig, ohne weiteres Hin und Her zur Ratifizierung zu ommen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)


Im letzten Jahr wurde das Ottawa-Abkommen zum
erbot von Antipersonenminen zehn Jahre alt. In der Tat

st das Ottawa-Abkommen ein beispielloser Erfolg aus
er Zivilgesellschaft heraus. Das hat es zuvor noch nie in
er Weltgeschichte gegeben. Inzwischen steht der huma-
itäre Skandal um die Streumunition im Mittelpunkt.
iese Munition wirkt unterschiedslos und trifft gerade
ie Zivilbevölkerung in Nachkriegsgebieten. Die Bun-
esregierung tritt für ein Verbot von Streumunition ein;
as ist gut so. Allerdings wird ihr Engagement ganz er-
eblich dadurch geschmälert, dass seit einem Bundestags-
eschluss, initiiert von der Großen Koalition – ich habe al-
rdings eher den Eindruck, dass manche Formulierungen
om Verteidigungsministerium kamen –, zwischen ge-
ährlicher und ungefährlicher Streumunition unterschie-
en wird. Ich sage ganz deutlich: Das ist humanitäre Au-
enwischerei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


s geht darum, die Bewegung gegen die Streumunition
reit anzulegen und wirksam zu machen sowie für eine
ollständige Ächtung von Streumunition einzutreten.

Zu Recht wird im Jahresabrüstungsbericht die Politik
egen die Verbreitung von Massenvernichtungswaf-
en und für nukleare Abrüstung an erste Stelle gesetzt.
ie Logik des Nichtsverbreitungsvertrages ist eigentlich
anz einfach: Der Verzicht auf den Erwerb von Atom-
affen ist nur möglich, wenn Atomwaffenstaaten ihr
ersprechen der nuklearen Abrüstung ernst nehmen und
umindest schrittweise einlösen. Von Letzterem kann
eit Jahren keine Rede mehr sein. Das Gegenteil findet
ogar statt. Der Prozess der Verbreitung von Nuklear-
affen bzw. der dafür notwendigen Technologie droht
darauf wurde schon mehrfach hingewiesen – völlig au-

er Kontrolle zu geraten. Der von Präsident Kennedy
ormulierte Albtraum einer Welt mit Dutzenden Atom-
affenstaaten droht allmählich Realität zu werden.

Was kann Deutschland, was kann die Bundesregie-
ung dagegen tun? Ich habe sicherlich kein Patentrezept.
ber ich möchte zwei Aspekte ansprechen, die dabei

ehr wichtig sind. Erstens. In der Bundesrepublik gibt es






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(B) )


Winfried Nachtwei
– das wurde schon mehrfach angesprochen – einige Dut-
zend amerikanische Atomwaffen. Verglichen mit den
80er-Jahren ist das sicherlich nur ein Rest. Aber im Hin-
blick auf die Nichtverbreitungspolitik der Bundesregie-
rung sind diese Atomwaffen ein enormer Klotz am Bein
der Glaubwürdigkeit unserer Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese Atomwaffen müssen – sie waren ethisch sowieso
nie verantwortbar und sind militärisch längst nicht mehr
zu begründen – abgezogen werden. Bringen Sie bitte ein
bisschen Mut auf – das gilt auch für den Verteidigungs-
minister, der erfreulicherweise an der Abrüstungsdebatte
teilnimmt –, und sorgen Sie dafür, dass diese Waffen ab-
gezogen werden, die nukleare Teilhabe aufgegeben wird
und alle taktischen Atomwaffen aus Europa verschwin-
den!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ein zweiter Aspekt ist das Abkommen zwischen den
USA und Indien über die Zusammenarbeit auf dem zivi-
len Nuklearsektor. Manchmal wird gesagt, mit diesem
Abkommen könne die Atomwaffenmacht Indien an das
System nuklearer Nichtverbreitung herangeführt wer-
den. Das Motiv ist gut; aber die Tatsachen sind andere,
und die Wirkung ist in völligem Gegensatz zu dem Mo-
tiv eine fundamentale Schwächung dieses Systems. Nun
kommt es in der Tat darauf an, wie sich die Bundesregie-
rung in der Nuclear Suppliers Group, in der Entschei-
dungen nur im Konsens möglich sind, hierzu verhält.
Bitte nutzen Sie die Möglichkeit, diesen Schlag gegen
nukleare Nichtverbreitung zu verhindern. Tun Sie dies
nicht, können Sie die ganze Glaubwürdigkeit Ihrer sonst
ehrlich gemeinten nuklearen Abrüstungspolitik in der
Pfeife rauchen. – Herr Minister, Sie haben jetzt direkt
das Wort dazu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Heiterkeit – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Aber er ist doch kein Pfeifenraucher!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613704800

Herr Kollege Nachtwei, die Worterteilung erfolgt im-

mer noch durch den amtierenden Präsidenten. – Für die
Bundesregierung hat nun Herr Bundesminister Dr. Frank-
Walter Steinmeier das Wort.


(Beifall bei der SPD – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie können jetzt Pfeifenraucher des Jahres werden! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Abgesehen davon ist das Rauchen im Deutschen Bundestag verboten!)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abge-
ordneten! Ich bedanke mich für die doppelte Wortertei-
lung am heutigen Morgen. – Ich erwarte nicht, dass die
Regierung von der Opposition grenzenlos gelobt wird.

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(C (D enn dies immerhin mit Blick auf die Mitarbeiterinnen nd Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes geschehen ist, ann will ich mich dafür ausdrücklich bedanken. Außerdem sage ich heute ausnahmsweise umgekehrt uch in Richtung der Opposition: Einen Großteil Ihrer ritik kann ich sogar nachvollziehen. Auch ich bin nicht ufrieden – ich kann und werde nicht zufrieden sein – it dem Stand, den der Abrüstungsbericht wiedergibt. err Hoyer, ich versichere Ihnen: Ich werde mich auch icht damit abfinden, dass dies so bleibt, wie es ist. Das ist letztlich der Grund dafür, warum ich in der ebatte, die wir hier vor einem Jahr geführt haben, agte, mir erscheine es so – Herr Schäfer, Sie haben es ben zitiert –, als redeten wir hier über ein Thema aus eier vergangenen Zeit oder über ein, wie Herr zu uttenberg gesagt hat, Orchideenthema, das die Reihen ier in diesem Hause und erst recht die Titelseiten der ageszeitungen nicht mehr fülle. Insofern bin ich froh, ass wir, was die letzten zwölf Monate angeht, miteinaner ein ganzes Stück vorangekommen sind. Nach der eobachtung der vielen Außenministertreffen, die ich uf europäischer Ebene und international hinter mir abe, glaube ich, sagen zu können, dass dies immerhin ieder ein Thema der Gespräche zwischen den Außeninistern geworden ist. Wenn ich die Zeitungen in den etzten Monaten richtig gelesen habe, dann ist auch die ensibilität der Öffentlichkeit gegenüber diesem Thema ieder gewachsen. Weil dies letztlich nicht nur meine, ondern auch Ihrer aller Arbeit ist, bedanke ich mich usdrücklich dafür, dass wir gemeinsam daran gearbeitet aben, dieses wichtige Thema wieder ganz nach vorn uf die Tagesordnung zu holen. Dies geht natürlich nie ganz ohne Streit und Kontroerse. Das wissen Sie, und das gilt gerade für dieses hema. Rückblickend für die letzten zwölf Monate sage ch: Manchmal mag es ja sogar Sinn haben, sich etwas on dem sicherheitspolitischen Mainstream zu entfernen nd das Schweigen, das gelegentlich mit ihm verbunden st, zu durchbrechen, wobei man aber stets versuchen ollte, realistisch zu bleiben und nicht naiv zu werden. ch rede über den Streit über Missile Defense. Damit keine neuen Missverständnisse in diesem Hoen Haus und anderswo aufkommen, sage ich dazu: Naürlich dürfen wir neue Gefahren und neue Bedrohunen, die entstehen, nicht ignorieren. Das ist unsere flicht; dafür haben wir uns gegenüber der deutschen evölkerung verbürgt. Aber wir müssen schon sehr geau hinschauen, ob unsere Reaktion auf die möglichereise wachsenden neuen Bedrohungen wirklich einen uwachs an Sicherheit bringt. Das ist der einzige Grund afür, weshalb ich im letzten Jahr gesagt habe, wir sollen noch einmal darüber nachdenken, von wem solche edrohungen ausgehen, mit welchen Risiken sie für uns erbunden sind und ob sie allein ein Risiko für Europa, uch ein Risiko für die USA oder, was in diesem Zusamenhang eine besondere Rolle spielt, auch ein Risiko für ussland darstellen. Mein schlichtes Plädoyer vor einem )


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Jahr war: Wenn das neue Bedrohungen sind, die auch
Russland betreffen, dann gibt es eigentlich gar keine
Notwendigkeit, hier Entscheidungen über den russischen
Kopf hinweg zu treffen, sondern das bedeutet, mindes-
tens den Versuch zu machen, Russland, das Objekt die-
ser neuartigen Bedrohungen sein könnte, in die Gegen-
wehr mit einzubeziehen.


(Beifall bei der SPD)


Niemand, auch ich nicht, kann Ihnen sagen, ob das
am Ende gelingen wird. Aber in der abrüstungspoliti-
schen Debatte, die wir heute Morgen führen, kann man
doch sagen, dass es immerhin ein Fortschritt gegenüber
dem Zustand von vor zwölf Monaten ist, dass sich die
USA und Russland jetzt in Gesprächen befinden, in de-
nen Vorschläge ausgetauscht werden, wie man sich ge-
meinsam gegen eine mögliche neuartige Bedrohung zur
Wehr setzt. Das ist ein Fortschritt gegenüber dem letzten
Jahr.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Diesen Fortschritt wünschte ich mir ausdrücklich
auch beim KSE-Vertrag, Herr zu Guttenberg. Das ist
mir ein wirkliches Anliegen. Ich sehe das Risiko für uns
Europäer eigentlich darin liegen, dass es sein könnte,
dass Teile der vertragschließenden Parteien – sowohl der
USA als auch Russlands – nicht mehr dasselbe Interesse
an der Erhaltung dieses Vertrages haben, wie das noch
zum Abschluss der Fall war.

Was bedeutet das für uns? Das heißt nicht, dass wir
uns jetzt zerknirscht hinsetzen können und diesen Pro-
zess beobachten können; vielmehr müssen wir daran er-
innern, dass dieser KSE-Vertrag im Grunde genommen
das Kernstück europäischer Abrüstungsarchitektur ist.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir dürfen für uns daraus ableiten, wenn die Bewertung
richtig ist, dass wir dieses Kernstück europäischer Ab-
rüstungsarchitektur auch durch den Willen der beiden
Hauptstädte Moskau und Washington nicht in Gefahr ge-
raten lassen dürfen. So ist es keine leichte Aufgabe, aber
immerhin haben wir uns dieser Aufgabe gestellt.

Wir sind die Ersten gewesen, die im Oktober des ver-
gangenen Jahres nach Bad Saarow eingeladen und er-
staunlicherweise die Feststellung gemacht haben, dass
all diejenigen, die sich bis dahin nicht zu Wort gemeldet
hatten, das gleiche Anliegen verfolgt haben, nämlich da-
nach zu suchen, wie der KSE-Vertrag in seiner Grund-
struktur erhalten bleiben kann und wie wir in einen Pro-
zess eintreten, in dem möglicherweise die Ratifizierung
Fortschritte macht. Nach Bad Saarow haben wir mittler-
weile zwei Folgekonferenzen gehabt, eine in Paris und
eine in Madrid. Wir haben von den Russen, denen wir
vorwerfen müssen, dass sie den gegenwärtigen Zustand,
in dem wir sind, provoziert haben, die Zusicherung, dass
sie trotz des Inkrafttretens des Moratoriums bei diesen
Gesprächen weiterhin präsent sein werden und nach ei-
ner Lösung suchen, die sich an den schon vorhin refe-
rierten Kriterien orientieren muss.

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(C (D Das Jahr 2008 wird uns abrüstungspolitisch nicht in uhe lassen, aber immerhin hat es mit einigen ganz posi iven Signalen begonnen, Signalen der Unterstützung. err Hoyer und viele andere von Ihnen haben den Artiel von Kissinger, Shultz, Perry und Sam Nunn über ine atomwaffenfreie Welt im Wall Street Journal ziiert. Das ist ein anspruchsvolles, aber nicht unrealistiches Programm, wie man dort hinkommt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nteressant ist auch – Sie alle, die Sie in den letzten Wo-
hen in den USA unterwegs waren, haben das mitbe-
ommen –, dass das nicht etwas ist, was isoliert für diese
ier Personen steht. Das ist ein Thema, das sich in der
merikanischen Öffentlichkeit, auch auf den Titelseiten
merikanischer Tageszeitungen, breitmacht. Deshalb, so
laube ich, dürfen wir durchaus hoffen, dass diese Stim-
en gerade im Zuge der Vorbereitung auf die Präsident-

chaftswahl zusätzlich Gehör finden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wenn wir bei Atomwaffen sind, dann sind wir auch
ei der Reform des Atomwaffensperrvertrags. Die
anze Thematik können wir jetzt hier nicht behandeln,
ber ich bin einig mit denen, die vorhin hier am Mikro-
on gesagt haben, dass wir es uns nicht noch einmal leis-
en können, dass eine nächste Überprüfungsperiode so
rgebnislos ausgeht wie die letzte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das setzt allerdings voraus, dass, erstens, die Atom-
ächte bereit sind, an einer Reform, die das Regime des
tomwaffensperrvertrages nachhaltig sichert, mitzuwir-
en, und dass, zweitens, wir, die wir auf Atomwaffen
erzichtet haben, mit Ideen zur Seite stehen, um eine Re-
orm möglich zu machen. Das ist der Grund dafür, dass
ir uns beteiligen, zum Beispiel mit Vorschlägen zur In-

ernationalisierung des Brennstoffkreislaufes. Auch hier
ann ich Ihnen ankündigen: Wir werden Ende März in
erlin eine Tagung veranstalten, auf der wir versuchen
ollen, in der internationalen Staatengemeinschaft bei
ragen wie dieser Mehrheiten zu bekommen.

Herr Hoyer, ich bin – wenn ich das sagen darf – nicht
hrer Meinung, dass in der Nuklearfrage Indien/USA der
ackmustest nur dann bestanden wird, wenn wir in der
uclear Suppliers Group bei einem schlichten Nein blei-
en. Warum sage ich das? Die Lage ist komplex, und sie
st unbefriedigend. Sie ist aber nicht deshalb unbefriedi-
end, weil wir dort eine Entscheidung zu treffen haben;
ie ist vielmehr deswegen unbefriedigend, weil der
tomwaffenstatus Indiens sich weit über den völker-

echtlichen Rahmen hinaus entwickelt hat.

Wir stehen jetzt vor der schwierigen Frage, wie wir
arauf eigentlich reagieren. Völlig klar ist: Wir müssen
on Indien gemeinsam verlangen, dass es Safeguard-Ab-
ommen mit der EU trifft, dass es die internationale






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Kontrolle sicherstellt und dass es sich auch zur nuklea-
ren Abrüstung als Ziel bekennt. Das alles ist zwar völlig
richtig, nur beantwortet es die Frage noch nicht.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Aber genau das will es doch nicht tun!)


Das gilt auch dann, wenn es sich im Augenblick eher an-
ders verhält, wie Sie ganz richtig beschreiben.

Wir müssen doch fragen: Wie reihen wir uns in das
System internationaler Kontrolle eigentlich ein? Das
war Gegenstand meiner Gespräche, die ich erst gestern
Vormittag in Wien mit al-Baradei geführt habe. Wir
müssen mit folgendem Sachverhalt verantwortungsvoll
umgehen: Wenn wir die Auffassung vertreten, dass wir
eine internationale Kontrolle unter dem Dach der Verein-
ten Nationen, ausgeübt durch die Internationale Atom-
energie-Organisation in Wien, brauchen, dann können
wir die Interessen einer VN-Behörde bei unseren eige-
nen Entscheidungen nicht ignorieren, auch nicht aus-
nahmsweise. Damit sage ich nicht, dass unsere Entschei-
dung vorprogrammiert ist. Ich sage nur: Wenn wir im
Übrigen dafür plädieren, den völkerrechtlichen Rahmen
und die Arbeit der Vereinten Nationen zu achten, dann
können wir diesen Aspekt hier nicht einfach außen vor
lassen. Damit sage ich nicht, dass die Entscheidung vor-
programmiert ist. Ich sage nur: Wir sollten das berück-
sichtigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich bedanke mich, dass Sie darauf hingewiesen ha-
ben, dass Fragen der Streumunition, der Kleinwaffen,
des Umgangs mit Landminen von dieser Bundesregie-
rung durchaus erfolgreich aufgegriffen worden sind.
Diese Fragen zu behandeln, bleibt eine Aufgabe für das
laufende Jahr. An all diesen Aufgaben wollen wir mit
großer Hartnäckigkeit arbeiten.

Ich komme zum Schluss. Abrüstungsarbeit bleibt
wichtig. Sie wird immer Mühsal der Ebene bedeuten und
nie schnelle Erfolge hervorbringen. Abrüstung wird ei-
nen wichtigen Beitrag zu Frieden und Stabilität aber nur
dann leisten können, wenn wir wieder lernen, stärker in
den Kategorien von regionalen Sicherheitsstrukturen
zu denken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb plädiere ich dafür, dass sich unsere Diskussion
nicht in Tagesfragen verliert. Regionaler Sicherheits-
strukturen bedarf es in Asien, im Mittleren Osten und
auch im Nahen Osten. Auch ich wünsche mir manchmal,
dass die Welt einfacher wäre, als sie es tatsächlich ist. Es
ist nur leider nicht so.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613704900

Das Wort hat nun für die FDP-Fraktion die Kollegin

Elke Hoff.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! Herr Minister Steinmeier, natürlich: Die elt ist nicht einfach. Wir werden uns verheben, wenn ir glauben, dass wir durch unsere Debatte hier die Welt nd die Arbeit für sie einfacher machen können. Ich atte in der Diskussion am heutigen Morgen den Einruck, dass wir hier in diesem Hause zwar in Nuancen nterschiedlicher Meinung sind, dass wir aber in den rundstrukturen der Abrüstungspolitik in vielen Punk en durchaus auf einer gemeinsamen Basis aufbauen önnen. Wenn Sie eine belastbare Analyse der neuen Berohungsszenarien vorlegen, wenn wir gemeinsam veruchen, alte Reflexe abzulegen, um zugunsten der Beältigung neuer Herausforderungen eine neue Politik zu etreiben und eine neue Diskussion zu führen, dann könen Sie sicherlich mit der Unterstützung dieses Hauses echnen. Wir diskutieren heute über den vorliegenden Jahresbrüstungsbericht. Wenn man ihn genauer liest, stellt an fest: Es wird auch hier vonseiten der Bundesregie ung der Eindruck erweckt, sie käme in Krisenzeiten ihen selbstgesteckten Zielen einer verantwortungsvollen brüstungsund Nichtverbreitungspolitik in vollem mfang nach. Wenn ich mir jetzt aber Ihre Worte vergegenwärtige, nsbesondere in Bezug auf das Thema, das der Kollege oyer und viele andere Kollegen mit Recht auf die genda gesetzt haben, nämlich wie sich die Bundesreierung in der Nuclear Suppliers Group zum Thema S-indisches-Nuklearabkommen verhält, bedaure ich es och sehr, dass Sie dazu hier im Plenum keine klaren orte gefunden haben. In dem Moment, in dem wir von er bisherigen Linie abweichen, legen wir an die Grundesten der Nichtverbreitung und des Nichtverbreitungsertrages wirklich Hand an. Wir werden hier ganz klar, wie viele andere Kolleginen und Kollegen des Hauses auch, darauf drängen, dass ie genauso wie andere Mitgliedstaaten – Irland und chweden haben beispielsweise grundlegende Bedenken ngemeldet – zu diesem Thema nicht weiterhin schweien wie die Bundeskanzlerin anlässlich ihres Indienbeuches, sondern uns Parlamentariern rechtzeitig darüber larheit verschaffen, wie Sie sich dann verhalten. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1613705000

Wir sind der Auffassung, dass die bilateralen Verein-
arungen zwischen Washington und Neu Delhi in ihrer
etzigen Form die Normen und Prinzipien der nuklearen
ichtverbreitung unterminieren und dass sie im Wider-

pruch zu dem stehen, was der Bundestag seit vielen
ahren und Jahrzehnten fordert. Durch Ihr Schweigen
ergeben Sie auch eine historische Chance, Indien tat-
ächlich an das Nichtverbreitungsregime heranzufüh-
en. Solche Fragen müssen im Vorfeld geklärt werden.

an kann es nicht dem Prozess danach überlassen, dass
an sich Schritt für Schritt auf den NPT zubewegt. Ich

enke, es ist ein Gebot der Fairness und der Verlässlich-
eit, im Vorfeld belastbare Signale und Reaktionen zu
inden.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Elke Hoff
Wenn so etwas wie nukleare Doppelstandards ent-
stünden, die kaum zu erklären wären, wenn wir über die
Schwierigkeiten mit Iran diskutieren, würden wir uns in
eine Position begeben, mit der wir die Funktion eines
ehrlichen Maklers im Bereich der Abrüstungspolitik ver-
lassen würden. Wir sollten uns davor hüten, unser gutes
und hohes Ansehen, das wir in der Welt auf diesem Ge-
biet haben, aufs Spiel zu setzen, um vielleicht an der ei-
nen oder anderen Stelle einer Vorstellung Nahrung zu
geben, die wir dann nicht erfüllen können.

Deutschland wird im Mai 2008 den Vorsitz haben.
Wir erwarten von der Bundesregierung daher, dass sie
den Vorsitz dazu nutzt, entsprechende abrüstungspoliti-
sche Bedingungen einzufordern.


(Beifall bei der FDP)


Die abrüstungspolitische Glaubwürdigkeit ist ein Kapi-
tal, das Deutschland nicht aufs Spiel setzen darf. Wenn
renommierte Außenpolitiker wie Henry Kissinger – ich
darf an dieser Stelle aber auch unseren ehemaligen Bun-
desaußenminister Hans-Dietrich Genscher erwähnen –
vor dem Zerfall der etablierten Nuklearordnung und vor
der drohenden Gefahr einer neuen Phase der nuklearen
Aufrüstung warnen, sollte dies für uns alle Anlass genug
sein, uns heute hier Gedanken darüber zu machen, wel-
chen Beitrag wir dazu leisten können.

Ich darf jetzt auf das Thema Iran noch kurz zu spre-
chen kommen, auch angesichts der Redezeit. – Für einen
dauerhaften Erfolg beispielsweise der Entschärfung der
iranischen Nuklearkrise werden die P 5 und Deutsch-
land, die in der nächsten Woche wieder in Berlin zu Be-
ratungen zusammenkommen werden, auch bereit sein
müssen, neue Wege und Anreize zu finden. Deswegen
bin ich froh, dass hier heute erwähnt worden ist, dass
über neue Strategien oder überhaupt über eine Strategie
diskutiert wird. Machen wir uns nichts vor! Die Signale
von Zerstrittenheit, die zurzeit gegenüber dem Iran aus-
gesendet werden, sind alles andere als hilfreich, wenn es
darum geht, in absehbarer Zeit zu einem Ergebnis zu
kommen.


(Beifall bei der FDP)


Solange einige Akteure hinter den Kulissen den An-
reicherungsstopp und einen potenziellen Regime-Change
immer noch miteinander verknüpfen und solange be-
schlossene Wirtschaftssanktionen in der Realität von vie-
len unterlaufen werden, wird die bisherige Drohkulisse
gegenüber dem Iran langfristig wenig Wert haben. Wenn
die eigene, die interne Glaubwürdigkeit dadurch infrage
gestellt wird, dann müssen wir uns doch nicht wundern,
wenn Iran mit seinen vielfältigen internationalen Wirt-
schaftsbeziehungen Möglichkeiten suchen wird, einen
Bypass zu finden. Das wird immer möglich sein; deshalb
muss über die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen nach-
gedacht werden, auch um die eigene Glaubwürdigkeit zu
erhalten.

Wir sind deshalb der Meinung, dass die Aufnahme
von bilateralen Verhandlungen zwischen Washington
und Teheran spätestens nach den US-Präsidentschafts-
wahlen zumindest in Erwägung gezogen werden muss,
zumindest angedacht werden sollte. Einen Erfolg bilate-

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(C (D aler Verhandlungen konnten wir ja im Zusammenhang it dem Atomprogramm Nordkoreas feststellen. Ich bin er Auffassung, dass Gespräche miteinander immer ützlich sind, gerade bei solch schwierigen Themen, dait, wie Sie, Herr Minister, es gesagt haben, die Welt etas einfacher wird. Dadurch wird nämlich die Möglicheit eröffnet, den gemeinsamen Bedenken, die beide artner haben – man muss alle Seiten ernst nehmen –, echnung zu tragen, auch durch neue strategische Über egungen: weg von den alten Reflexen, hin zu einer Abüstungspolitik, die der Realität auf unseren Welt gerecht ird. In diesem Bereich haben Sie unsere Unterstützung; enn wir alle haben ja das Interesse, Frieden zu schaffen. Ich hoffe sehr, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass s uns im Jahr 2008 gelingen wird, positive Signale zu enden, und dass wir nicht immer wieder feststellen üssen, dass letztendlich alle unsere guten Worte in ei er Sackgasse münden. Daran wollen wir alle gemeinam arbeiten. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613705100

Nächster Redner ist nun der Kollege Holger Haibach

ür die CDU/CSU-Fraktion.


Holger Haibach (CDU):
Rede ID: ID1613705200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir sind uns,
ie ich glaube, in der Analyse einig, dass sich die inter-
ationalen Abrüstungsbemühungen in einer Krise befin-
en. Ich würde sagen, dass diese Krise Ausfluss einer
nderen Krise ist, nämlich der Krise der internationalen
taatengemeinschaft insgesamt. Überall, wo in interna-

ionalen Strukturen agiert wird, sehen wir große Pro-
leme. Denken Sie nur an die Reform der UN oder an-
ere Dinge. All das wirkt sich eben auch an dieser Stelle
us.

Natürlich ist es richtig, dass dann einem Land wie
eutschland eine besondere Bedeutung zukommt. Herr
oyer hat darauf hingewiesen, dass wir dadurch, dass
ir uns – richtigerweise – entschlossen haben, Atom-
affen zu entsagen, in einer besonderen Position sind.
rau Hoff hat davon gesprochen, dass wir Deutsche so-
usagen die Position des ehrlichen Maklers übernehmen
önnen. Wir sollten uns aber davor hüten, deutsche Au-
enpolitik mit Erwartungen aufzuladen, die sie beim
esten Willen zu erfüllen nicht in der Lage ist. Wir ha-
en eine wichtige Aufgabe; das ist keine Frage. Wir soll-
n aber – das ist, wie ich glaube, auch wichtig, zu sehen –

ealistisch mit unseren Chancen und Möglichkeiten um-
ehen. Ich kann das gerne am Beispiel des amerika-
isch-indischen Deals festmachen.

Ich habe großes Vertrauen in diese Bundesregierung
nd gehe davon aus, dass sie sich nach besten Kräften
emüht. Aber wenn der Bundesaußenminister nach Neu-
elhi fliegt und seinem indischen Amtskollegen sagt:

Begebt euch einmal schön unter den Hut der internatio-






(A) )



(B) )


Holger Haibach
nalen Gemeinschaft“, so wird das – das ist mein Ein-
druck – wohl kaum dazu führen, dass das tatsächlich so-
fort so geschieht. Insofern müssen wir immer schauen,
welche Möglichkeiten wir haben, auch aufgrund der
Führungsrolle, die wir in der Nuclear Suppliers Group
haben, aber wir sollten uns nicht überschätzen.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass sich diese
ganze Debatte irgendwo zwischen Fatalismus und Idea-
lismus abspielt. So müssen wir – es ist richtig, was der
Bundesaußenminister da gesagt hat – versuchen, dazwi-
schen einen vernünftigen Weg zu finden. Die Politik der
Bundesregierung zeigt ja sehr deutlich, dass man sich
stark bemüht: Es gibt – das will ich an dieser Stelle auch
einmal sagen – quasi keine internationale Krise und
quasi keine internationale Vereinbarung, an der diese
Bundesregierung nicht maßgeblich beteiligt gewesen ist,
sei es der Nahostkonflikt, sei es der Atomstreit mit
Nordkorea, sei es die Krise der KSE.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Bewältigung hoffentlich!)


– Nicht an der Krise, sondern an der Bewältigung dieser
Krise. – Es gibt auch noch viele andere Bereiche, in de-
nen diese Bundesregierung beteiligt ist. All diejenigen,
die kritisieren, dass die Erfolge nicht so gewesen sind,
wie sie es sich gewünscht hätten, die dürfen nie außer
Acht lassen, dass wir nicht die einzig Beteiligten gewe-
sen sind. Dass die Bundesregierung einen großen Anteil
an der Beilegung von Konflikten gehabt hat, steht außer
Frage. Das sollten wir auch deutlich machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte einen zweiten Punkt erwähnen. Es wird
davon gesprochen, dass beispielsweise der amerika-
nisch-indische Nukleardeal eine Herausforderung für die
etablierte Nuklearordnung sei. Das ist zweifelsohne
richtig. Um dieses Thema müssen wir uns ernsthaft
kümmern. Es führt uns weiter zu der Frage, ob diese Nu-
klearordnung eigentlich unserer heutigen Zeit noch ge-
recht wird. Sie stammt aus einer Zeit, als es nur vier
Nuklearstaaten gab. Je nachdem, welchen Geheim-
dienstberichten man glauben will, kann man sagen, dass
es heute zehn, 15 oder 20 Staaten gibt, die in der Lage
sind, spaltbares Material und vielleicht Bomben zu pro-
duzieren. Da stellt sich die Frage, ob wir unser interna-
tionales Instrumentarium nicht an dieser Tatsache aus-
richten und weiterentwickeln müssen. Denn wir werden
kaum in der Lage sein, mit Instrumenten, die vor zehn
oder 20 Jahren wirkungsvoll gewesen sind, die Heraus-
forderungen der Zukunft zu meistern. Wir müssen viel-
mehr zu Veränderungen bereit sein.


(Beifall des Abg. Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/CSU])


Das heißt aber nicht, dass wir von unserem Ziel ablas-
sen, sondern dass wir die heutigen Gegebenheiten aner-
kennen.


(Uta Zapf [SPD]: Konkreter, bitte!)


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(C (D er Bundesaußenminister hat recht, wenn er sagt, dass ie Welt leider nicht so einfach ist, wie wir sie uns gerne achen würden, wenn wir es denn könnten. Dies gilt zum Beispiel auch – das ist ebenfalls schon om Kollegen zu Guttenberg deutlich gemacht worden – ür das Thema Raketenabzug aus Deutschland. Wir reen über amerikanische Waffen, die sich quasi auf ameikanischem Boden befinden und die unter NATO-Kurael stehen. Deshalb wird es für uns nicht einfach sein, zu agen, dass diese Raketen in Deutschland nicht statioiert bleiben können. Wir sind uns zwar im Ziel einig. ber Kollege zu Guttenberg hat schon klargemacht, dass ir in der Frage, auf welchem Weg wir das Ziel errei hen, unterschiedlicher Meinung sein können. Die klare Sicht auf die Dinge in der Welt, die die Bunesregierung bewiesen hat, kann man auch beim Thema treumunition relativ deutlich erkennen. Der vorgelegte reistufenplan ist ein wichtiger Schritt in die richtige ichtung. All diejenigen, die kritisieren, dass das zu weig ist und dass man Streumunition lieber heute als moren verbieten sollte, dürfen nicht übersehen, dass wir icht die einzigen sind, die das Heft des Handelns in der and haben. Die großen Staaten, die Streumunition prouzieren, haben sich in Wien bis zuletzt sehr stark dageen gewehrt, dass es überhaupt zu einer Vereinbarung ekommen ist. Insofern finde ich, dass auch an dieser telle die Bundesregierung ihre Bereitschaft zum Haneln und auch ihren Blick für das Machbare bewiesen at. Ein letzter Punkt, den ich in dieser Debatte ansprehen möchte. Es geht um die Frage, wie wir uns in den nternationalen Konflikten verhalten. Es geht dabei nicht ur um Russland und um den Raketenschild; es geht icht nur um Nordkorea. Viele kleine Konflikte zeigen, ass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen Wege ind: Einerseits müssen wir unsere Entschlossenheit zum andeln und andererseits die Bereitschaft zu Verhand ungen zeigen. Man kann über Nordkorea geteilter Meinung sein. ber eines ist klar: Der große Konflikt ist abgewendet. rotzdem darf man Nordkorea an dieser Stelle nicht aus er Verantwortung entlassen. Nordkorea ist seiner Beichtspflicht bis heute nicht nachgekommen. Die Frist ndete am 31. Dezember. Es ist daher richtig, dass dieser organg weiter beobachtet wird und zu internationalen onsequenzen führen muss. Ich glaube, dass wir hier eine Debatte führen, die icht viel öffentliche Aufmerksamkeit findet. Das gilt ür die Abrüstung genauso wie für die zivile Krisenpräention. All das sind keine Themen, die – wie man so chön auf Neudeutsch sagt – sexy sind. Interessantereise findet jede Diskussion über die Verlängerung von ilitäreinsätzen in den Medien wesentlich mehr Wider all als die Diskussion, die wir heute Morgen führen. ichtsdestoweniger entbindet dies nicht von unserer flicht, unsere Arbeit fortzusetzen. Holger Haibach – Entschuldigung, die Presse kontrollieren wir nicht. Wir haben Gott sei Dank ein freies Land. Das kann man zwar bedauern, man muss es aber zur Kenntnis nehmen. Wir sind alle aufgefordert, unsere Bemühungen voranzutreiben und unseren Teil dafür zu tun. Bleiben wir dabei aber realistisch und bewahren wir uns den klaren Blick für das, was machbar ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf von der LINKEN)





(A) )


(B) )



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613705300

Nächster Redner ist der Kollege Alexander Bonde für

die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Alexander Bonde (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613705400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Da das Außenbild der Koalition in Klima und Stil nicht
gerade von Abrüstung geprägt ist, ist es schön, dass zu-
mindest in dieser Debatte über große abrüstungspoliti-
sche Linien sowohl in der Koalition als auch im ganzen
Haus gewisse Gemeinsamkeiten festzustellen sind.

Der Jahresabrüstungsbericht 2006 liefert viel Interes-
santes. Es ist allerdings auch interessant, zu sehen, wie
wenig an der einen oder anderen Stelle steht, wo es dünn
wird, und festzustellen, wo die grundsätzlichen Linien,
über die wir uns einig sind, im konkreten Handeln mit
der einen oder anderen politischen Linie kollidieren. Das
eine oder andere Engagement ist wohl doch zu hinterfra-
gen. Der indische Nukleardeal ist angesprochen worden.

Wichtig ist aber auch die Frage der Streumunition.
Die Bundesregierung hat sich mit einem Trick, mit der
Aufteilung in gefährliche und ungefährliche Streumuni-
tion, aus der Bewegung herausgestohlen. Wenn man die-
sen Trick durchzieht, wird man bei der Streumunition
am Ende nur eine Modernisierung, aber keinen Ausstieg
aus der Nutzung dieser gefährlichen Munition erreichen.
Man muss bei dieser Koalition immer genau zwischen
den Zeilen lesen. Ich fürchte, dass Sie auf die Position
„Streumunition ist gefährlich – Punkt“ zurückgebracht
werden müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Wenn die Bundesregierung unsere gemeinsame Posi-
tion ernst nimmt, muss sie mehr offensive Initiativen
vorlegen. Wir bedauern sehr, dass im Rahmen der G-8-
und der EU-Ratspräsidentschaft in diesem Zusammen-
hang von Deutschland wenig zu hören war.

Ein Aspekt, der uns besonders irritiert, taucht im Ab-
rüstungsbericht in einem Nebensatz auf. Es geht um die
Frage der Planung von US-Raketenabwehrsystemen in
Europa. Ich zitiere aus dem Bericht:

Neben dem Investitionsbedarf für aktuelle Einsätze
werden umfangreiche Ressourcen für Entwicklung
und Aufbau eines nationalen Raketenabwehrsys-
tems und die Erzielung von sog. space dominance
verwendet.

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(C (D Ich finde, dass es einem Bericht wie diesem gut ansteen würde, sich mit den möglichen Konsequenzen ausinanderzusetzen. Herr Minister, was Sie hier gesagt haen, ist sehr wohltuend. Wir wüssten aber schon gerne, b das die Position der gesamten Bundesregierung ist. s war wohltuend, von Ihnen zu hören, dass Sie Gefah en sehen. Wir wüssten aber gerne, ob Sie die deutsche osition nun endlich in den europäischen Gremien ver reten, da die Diskussion dort schon eine ganze Weile äuft. Stoßen Sie dort Warnungen aus, und werden diese rnst genommen? Es ist ja kein Zufall, dass auf dem Höhepunkt des alten Krieges über die Beschränkung von Raketenabehrsystemen verhandelt wurde. Das war ein wichtiges lement, um aus der Rüstungsspirale – Abwehr und Abehr der Abwehr – auszubrechen. Mit dem, was im Moent auf dem Tisch liegt, kommen wir potenziell auf iese Position zurück. Das ist eine Fragestellung, die Euopa insgesamt betrifft, die im Moment aber im Rahmen on trilateralen Verhandlungen verhandelt wird. Ich ann nicht erkennen, dass die Bundesregierung alles tut, as in ihrer Macht steht, um diesen Prozess in einen eu opäischen Diskussionsprozess zu überführen. Diese ynamik birgt auch Gefahren; denn die Fragestellung etzt Anreize, Waffen, die in der Lage sind, diese Abehrsysteme zu überwinden, in größerer Stückzahl zu roduzieren. Die Diskussion über diese Planungen hat es Nationen ie Russland natürlich erleichtert, Modernisierungsproramme ihrer Waffensysteme nach innen zu legitimieen. Wir alle erinnern uns an den Auftritt von Präsident utin im letzten Jahr. Wenn wir uns hier in abrüstungspolitischen Linien eiig sind, erwarte ich von der Bundesregierung, dass ihre andlungen dann auch in diese Linien passen und dass an keine gegenteiligen Signale sendet in Debatten, die icht laut genug oder mit unklarer Position geführt weren, und dass man sie nicht offensiv konterkariert. Ich ünsche mir mehr abrüstungspolitische Reden von Ihen, auch außerhalb von abrüstungspolitischen Debaten, nämlich in den Gremien, in denen zum Schluss tatächlich entschieden wird, in welche Richtung diese elt läuft. Herzlichen Dank. Nächste Rednerin ist die Kollegin Uta Zapf für die PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Herr Hoyer, ich will Sie ein bisschen aufheitern; ie waren bei Ihrer Rede so deprimiert. (Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist nicht meine Art!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613705500
Uta Zapf (SPD):
Rede ID: ID1613705600

m 14. Januar dieses Jahres hat Barbados den Atom-
eststoppvertrag ratifiziert.






(A) )



(B) )


Uta Zapf

(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wow! Da sind wir beide ja jetzt sehr erleichtert!)


Das ist doch eine gute Nachricht. Aber vielleicht ist das
schon das Ende der guten Nachrichten. Ich denke, des-
halb sind wir hier auch so engagiert. Ich bin ein bisschen
erschrocken, Kollege zu Guttenberg, als Sie gesagt ha-
ben, das sei ein Orchideenthema.


(Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/ CSU]: Gewesen! In den 90er-Jahren!)


– Gut: gewesen. Das mag ja sein.

Ich teile diese Meinung nicht. Denn womit haben wir
es hier zu tun? Mit ganz harten sicherheitspolitischen
Realitäten. Wenn sich diese verschlechtern, wenn wir
nicht handeln, dann kann es tatsächlich zu einer Kata-
strophe kommen. Wenn Sie sagen, Visionen seien nicht
so wichtig, sondern die Schritte, die dorthin führen, dann
möchte ich gerne die ehemalige Außenministerin von
Großbritannien, Frau Beckett, zitieren, die sagt: Wir
brauchen Visionen, damit wir wissen, welche Schritte
wir unternehmen müssen, um dort hinzukommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/CSU]: Sie war sehr erfolgreich!)


Ich glaube, das ist was, was wir hier tun, was unser Au-
ßenminister tut und was wir in unseren Anträgen vor-
schlagen.

Wenn Shultz, Perry, Kissinger und Nunn in ihrem hier
schon zitierten Aufruf in The Wall Street Journal schrei-
ben, das das ganze System am Rande des Verderbens,
auf der Kippe steht, dann müssen wir das, denke ich,
sehr ernst nehmen. Wir müssen noch einmal ganz kon-
kret die Diskussion darüber führen, was wir machen
können. Dazu möchte ich gern ein paar ganz konkrete
Vorschläge machen.

Der erste betrifft die Frage, wie wir damit umgehen,
dass bestehende Abrüstungsverträge entweder überhaupt
gar nicht umgesetzt werden, zum Beispiel START II, oder
auf der Kippe stehen, zum Beispiel INF, also der Mittel-
streckenvertrag, dass andere wie START I auslaufen
oder dass andere ohne Verbindlichkeit sind, weil sie
schnell widerrufbar, schnell kündbar, nicht irreversibel
und nicht überprüfbar sind wie SORT. Es gibt einen Hin-
weis: Die USA und Russland haben in Bezug auf INF
eine Initiative zur Multilateralisierung dieses Vertrages
angekündigt. Ich denke, das ist eine gute Initiative.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Denn das gesamte Problem beschränkt sich nicht auf
diese beiden Staaten, sondern hat mittlerweile wesent-
lich größere Dimensionen erreicht. Wenn es gelingt,
diese Diskussion anzustoßen, könnten wir einen Schritt
weiterkommen. Für START I muss man mindestens eine
Verlängerung erwirken oder versuchen, einen Nachfol-
gevertrag auszuhandeln. Darauf sollten wir bei der Über-
prüfungskonferenz Hinweise geben. Die Folgeverträge
müssen im Gegensatz zu SORT unumkehrbar und über-
prüfbar sein.

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(C (D Ich lobe jetzt einmal mit wenigen Worten einige Iniiativen, wie zum Beispiel die Initiative zum Brenntoffkreislauf. Ich denke, das ist eine ganz wichtige Iniiative, bei der Deutschland eine ganz große Rolle espielt hat. Das müssen wir voranbringen. Man muss einmal ein bisschen hinter die Kulissen chauen. Warum ist Abrüstung so unpopulär und schwieig geworden? Ich glaube, es liegt an zweierlei. Es liegt or allen Dingen an der Rolle der Nuklearwaffen in den trategien. Wer Nuklearwaffen zu Einsatzwaffen erlärt, wird schlicht und ergreifend andere nicht zum Vericht auf diese Waffenkategorien überreden können. Ich glaube, das ist eine Aufgabe, über die auch inneralb der NATO diskutiert werden muss. Ich bin für die nitiative von Norwegen und Deutschland dankbar. Man uss die Bedeutung von Nuklearwaffen innerhalb der ATO in der Tat weit „herunterzonen“. Dabei muss man uch über den Abzug der hier stationierten amerikanichen Waffen reden. Lassen Sie mich noch etwas intensiver auf ein Thema ingehen, das mir immer sehr am Herzen gelegen hat es ist von manchen Kolleginnen und Kollegen bereits ngerissen worden –: Wie wird sich Deutschland in der uclear Suppliers Group in Bezug auf das US-indische bkommen verhalten? Das ist eine ganze schwierige ufgabe. Hier muss man mit sehr viel Fingerspitzenge ühl vorgehen. Kollege Haibach hat gesagt, die Nuklearordnung sei eraltet. Ja, sie ist veraltet. Es gibt aber viele Prinzipien, ie auch in einer neuen Nuklearordnung Bestand haben üssen. Das sind Prinzipien, die verhindern, dass Atomaffen unter dem Deckmäntelchen der zivilen Nutzung er Energie hergestellt werden. (Beifall bei der SPD und der FDP sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich glaube, wir müssen in der Nuclear Suppliers
roup in Bezug auf dieses Abkommen folgende Bedin-
ungen stellen: Indien muss den CTBT zeichnen, ein
eststoppmoratorium einhalten und die Produktion von
affenfähigem Material verbindlich stoppen. Ich meine,
an müsste von Indien auch verlangen, dass sich dieses
and ähnlich wie andere Staaten zur Abrüstung seiner
uklearwaffen und nicht etwa zur weiteren Aufrüstung
erpflichtet und sicherstellt, dass die vorhandenen Arse-
ale nicht mithilfe aus der zivilen Nutzung abgezweigten
zw. umgeleiteten Materials aufgestockt werden können.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist etwas anderes!)


Das wäre ein Weg, Indien näher an das Nichtverbrei-
ungsregime heranzuführen. Wenn das durchgesetzt wer-
en könnte, dann würde ich mich sehr freuen. Noch
ehr würde ich mich freuen, wenn wir in diesem Hause

inen gemeinsamen Antrag in diesem Sinne beschließen
önnten, weil das unserer Regierung ein Stück weit den
ücken stärken würde.

Danke sehr.






(A) )



(B) )


Uta Zapf

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/CSU])



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613705700

Nun hat der Kollege Gert Winkelmeier das Wort.


Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613705800

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren!

Beim Studium der Jahresabrüstungsberichte kann man
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die jeweili-
gen Bundesregierungen darin stets kräftig auf die eigene
Schulter klopfen. Nicht dass ich etwas dagegen hätte;
Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Wenn Sie
das aber machen, dann müssen Sie auch Substanzielles
vorweisen können. Daran hapert es gewaltig.

Die Bundesregierung betont immer wieder das seit Er-
langung der vollen Souveränität gewachsene Gewicht
Deutschlands innerhalb der Staatengemeinschaft. Sie
leitet daraus den Anspruch ab, in der Welt mehr als früher
mitzureden und mehr Verantwortung zu übernehmen.
Das ist an sich löblich. Doch eigenartigerweise hören wir
diese Begründungen meistens dann, wenn es darum geht,
militärische Einsätze zu rechtfertigen oder einen ständi-
gen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu fordern.

Ich frage mich, wo die Bereitschaft zur Übernahme
von Verantwortung beim Thema „Abrüstung und Rüs-
tungskontrolle“ bleibt. Hier könnte Deutschland interna-
tional punkten und sein Ansehen durch rüstungskontroll-
politische Initiativen weltweit signifikant verbessern,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


wenn auch nicht bei jedem seiner Verbündeten; das will
ich gerne eingestehen.

Exemplarisch für die Kluft zwischen dem Anspruch
und dem realen Handeln der Bundesregierung ist fol-
gender Vergleich: Auf Seite 4 des Jahresabrüstungsbe-
richts 2006 steht, es bleibe das vorrangige Ziel der Bun-
desregierung, „den internationalen Konsens … über die
… Dringlichkeit der Bekämpfung der Verbreitung von
Massenvernichtungswaffen zu bewahren.“

Doch diesem Ziel fehlt es am notwendigen Engagement.
Auf Seite 23 lesen wir im Zusammenhang mit dem Bio-
waffenübereinkommen:

Wegen der weiterhin großen Sprengkraft des The-
mas wurde die Einführung eines Verifikationsme-
chanismus für das BWÜ nicht weiter verfolgt.

Doch was nützt der Welt eines der umfassendsten
Waffenverbote, solange ein entsprechendes Kontroll-
system fehlt – und das seit über 30 Jahren! Wir wissen
alle, wer hier der Hauptbremser ist. Sie rühmen sich, die
Überprüfungskonferenz 2006 proaktiv vorbereitet zu ha-
ben. Nur, wo bleibt dieses Proaktive gegenüber der
NATO-Führungsmacht? Ist die Bundesregierung jemals
auf die Idee gekommen, die zynischen, menschenver-
achtenden Hoffnungen des Paul Wolfowitz anzupran-
gern, dass biologische Waffen eines Tages zu einem po-
litisch nützlichen Mittel werden könnten? Nein. Solche
Sätze stehen aber seit 2000 in einem offiziösen US-Stra-

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(C (D egiepapier. Bisher übt sich die Bundesregierung diesbeüglich in beredtem Schweigen. Mangelnde Konsequenz aus bündnistaktischen Grünen gibt es auch in vielen anderen Bereichen. Einige öchte ich ansprechen. So werden in Büchel in Rhein and-Pfalz beim Jagdbombergeschwader 33 noch immer merikanische taktische Atomwaffen vorgehalten. 18 Jahre ach Ende des Kalten Krieges und der Abschreckungstrategie der gesicherten gegenseitigen Vernichtung müsen diese Waffen endlich abgezogen werden. Das wäre in glaubwürdiges Signal, dass Deutschland seine Verflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag ernst nimmt. Ein anderes Beispiel: Unter den Blindgängern von treumunition haben weltweit Millionen unschuldiger ivilisten zu leiden. Auch hier agiert die Bundesregie ung halbherzig, weil sie an der Option für den Einsatz ieser Munition weiterhin festhält. Hier kann es aber icht nur darum gehen, wie Sie meinen, die Zivilbevölerung besser zu schützen. Nein, Streumunition ist gechtet. Sie gehört weltweit vernichtet. In diesem Sinne ollte die Bundesregierung auf die NATO-Führungsacht und andere Staaten einwirken. as ist der wirksamste Schutz für die Zivilbevölkerung. ch erwarte, dass Sie dem Beispiel Österreichs und Beliens folgen und Streumunition ohne Wenn und Aber chten. Das ist nachahmenswert, hier sollten Sie abrüsungspolitische Verantwortung übernehmen. Was ich in Ihren Abrüstungsberichten völlig verisse, ist die sogenannte DU-Munition; das ist Muni ion, die mit einem Mantel aus abgereichertem Uran umüllt ist. Die Bundeswehr hat so etwas nicht in ihren eständen; doch die USA und andere Bündnispartner etzen solche Munition ein und vergiften und verstrahlen it dem entstehenden Urandioxid ganze Landstriche. uch auf diesem Feld übernehmen Sie keine politische erantwortung. „Außenpolitik ist Friedenspolitik“, liest der Besucher uf der Homepage des Auswärtigen Amtes. Wer wollte em widersprechen? Eine erfolgreiche Friedenspolitik etzt aber international Vertrauen voraus. Ob dieses ertrauen durch eine halbherzige Abrüstungspolitik entteht, ist zu bezweifeln. Denn gleichzeitig wird die Buneswehr zur globalen Interventionsarmee umgebaut. Es st Abrüstungsscharlatanerie, wenn in der Bundeswehr ur Material abgerüstet wird, das nach dem Umbau zur eltweit agierenden Armee sowieso nicht mehr benötigt ird. Letzter Gedanke. Wir dürfen gespannt sein, ob sich ie Bundesregierung bei der anstehenden Ratifizierung es Vertrages von Lissabon zur militärischen Aufrüstung erpflichten wird. Eben das wäre kein abrüstungspolitiches Signal und widerspräche der Intention dieser Deatte. Vielen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Hans Raidel für die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall des Abg. Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Zuruf von der SPD: Machen wir doch!)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613705900


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1613706000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich glaube, auch die heutige Debatte zeigt, dass
Deutschland in Abrüstungsfragen ein wichtiger Schritt-
macher und Impulsgeber ist. Wir müssen unser Licht
durchaus nicht unter den Scheffel stellen.

Herr Minister, ich bedanke mich bei Ihrem Hause
sehr herzlich für die geleistete Arbeit. Es stimmt einfach
nicht, wenn hier festgestellt wird, dass sich Deutschland
an der Fortschreibung dieser wichtigen Ideen nicht kon-
sequent und nicht ausreichend beteilige. Das Gegenteil
ist der Fall. Wir können viele Beispiele dafür anfügen,
nicht nur aus dem Bereich der Abrüstung und Nichtver-
breitung; wir sind auch im Bereich der Kleinwaffen tä-
tig. Mit dem International Code of Conduct unterstützen
wir die Rüstungsexportkontrolle. Gerade an der Vernich-
tung von Munition und überzähligen Waffen sind wir
mit viel Geld und Engagement beteiligt, um beispiels-
weise Reste aus den vergangenen Kriegen, insbesondere
in Russland, zu beseitigen.

Der Vorwurf, wir würden in praktischen Fragen zu
wenig tun, trägt also mit Sicherheit nicht. Es ist natürlich
immer richtig, die Frage zu stellen. Wer keine Visionen
hat, ist kein Realist. Wir sind aber visionär und betrach-
ten die Dinge gleichzeitig realistisch. Das bedeutet na-
türlich, dass wir uns darüber Gedanken machen, wie die
einzelnen Probleme im sogenannten Krisenbogen zu se-
hen sind. Wir nehmen uns jedes einzelne Land vor, von
Indien angefangen über den Iran bis hin zu Pakistan und
anderen Ländern. Diese Themen sind uns geläufig und
bekannt.

Natürlich wissen wir, dass wir uns neu justieren müs-
sen. Wir wissen auch, dass wir insgesamt eine Neube-
wertung vorzunehmen haben, weil viele Instrumenta-
rien, die in der Vergangenheit richtig waren, heute
möglicherweise neu zu bewerten und einzuordnen sind.
Wir wissen, dass Verhandlungen und Dialog heute die
wichtigsten Instrumente sind und zum Erfolg führen,
dass Drohungen und Sanktionen nur selten wirksam sind
und dass zur Problemlösung neben Sicherheitsgarantien
auch Anreize gehören, die größer als die Furcht vor
Nachteilen sein müssen. Das ist ein ganz entscheidendes
Thema, das in dem Bereich Verhandlung und Dialog be-
sonders dargestellt werden muss.

Kofi Annan hat in seiner Abschlussrede als UN-Ge-
neralsekretär festgestellt, dass Abrüstungsschritte im
Rahmen der bestehenden Verträge über atomare, biolo-
gische und chemische Waffen sträflich vernachlässigt
worden sind. Sein Nachfolger stellt auch fest, dass die
Anstrengungen verstärkt werden müssen. Vielleicht
wäre es ja gut, wieder einmal den Vorschlag zu machen,
im Rahmen der UNO eine weltweite Konferenz durch-
zuführen, damit diesen wichtigen Themen wieder der

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(C (D tellenwert zugewiesen werden kann, der ihnen eigentich innewohnt. Sie wissen, dass es verschiedene Anäufe dafür gab. Sie alle sind damals gescheitert. Eine euauflage wäre aus meiner Sicht durchaus wichtig. Der nächste wichtige Punkt ist meiner Auffassung ach, die Amerikaner und die Russen, die die eigentlihen Key-Player bei diesen ganzen Themenkreisen sind, or einer Art Selbstisolation zu bewahren. Im Moment at man den Eindruck, als ob sie wichtige Abrüstungshemen mehr innenals außenpolitisch motiviert einfach ochstilisieren, wobei sich jeder mehr der eigenen Sache ls dem Ganzen verpflichtet fühlt. Es wurde darauf hinewiesen: Das war früher, in den 70erund 80er-Jahren, ls die großen Abrüstungsthemen zielführend verhandelt erden konnten, ein bisschen anders. Man muss die SA wieder an diese Rolle heranführen. Auch Russland uss begreifen, dass seine Position – es stellt zum Bei piel Zusammenhänge zwischen der Raketenstationieung und anderen Problemen her – letztlich nicht zielührend sein kann. Wir sollten die Genfer Verhandlungen wieder mit euem Leben erfüllen. Sie wissen, die einzelnen Reime, über die dort verhandelt wird, leiden derzeit alle ich sage es einmal ganz vorsichtig – an einer übermä igen Zurückhaltung der Akteure, sodass nicht einmal agesordnungen gestaltet werden. Sie haben auf das Scheitern der letzten Konferenz im ahr 2005 hingewiesen. Auch hier trifft der Vorwurf icht Deutschland. Wir haben mit unserer Arbeit dazu eigetragen, dass die einzelnen Regime nicht gänzlich bgelehnt worden sind, sondern wenigstens neue Anäufe vereinbart worden sind. Auch darauf haben Sie ingewiesen. Aus meiner Sicht ist wichtig, dass Deutschland hier icht alleine als Schrittmacher auftritt, sondern dass wir n all diesen Fragen den europäischen Kontext suchen; enn ich glaube, dass sich die Effektivität und die Effiienz stark erhöhen könnten, wenn wir europäisch mit iner Stimme sprächen, wenn wir hier eine gemeinsame prache hätten. Meines Erachtens sind wir durchaus der otor einer Europäisierung all dieser Aufgaben. Es wurde davon gesprochen, dass das Jahr 2008 zu eiem Jahr des Stillstandes werden könnte. Wir müssen ales tun, damit das nicht eintritt. In diesem Zusammenang gibt es zwei Eckpunkte. Das eine ist die räsidentschaftswahl in Russland, das andere die Wahl n Amerika. Man muss nun versuchen, das Rad weiterudrehen. Das Jahr 2009 wird dann die Nagelprobe brinen, inwieweit die neuen Regime bereit sind, sich als ey-Player wirklich auf diese Fragen einzulassen. Denn es ist richtig, wenn festgestellt wird, wer wann o welches Interesse hat und wer wen stützt. In diesen ereichen findet ein trickreiches Spiel statt. Die Frage Wer nützt wen aus?“ ist nicht unberechtigt, vor allem uch nicht folgende Frage: Woher kommt das Geld, um n unliebsamen Bereichen die Finanzvorlagen zu untertützen? Ich meine, dass Deutschland auf einem guten Weg ist. ir dürfen Stillstand und Rückschritt nicht zulassen. Hans Raidel Wir sollten uns weiterhin nicht beirren lassen, Herr Minister. Selbstverständlich gehören auch Seitenwind und Gegenwind dazu. Das Parlament gibt Ihnen und allen Einrichtungen der Bundeswehr sowie dem Außenministerium aber den notwendigen Rückenwind. Unser Ziel muss weiter sein, dass Deutschland in all diesen Fragen Motor, Schrittmacher und Impulsgeber ist. Wir helfen mit, wo wir helfen können. Dies liegt in unserem ureigenen Interesse. Vielen Dank. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Andreas Weigel für die SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Vielzahl der Anträge, die wir heute unter diesem Tagesordnungspunkt behandeln, kommt schon einem abrüstungspolitischen Rundumschlag gleich. Von einigen ist gelobt worden, dass wir das Thema Abrüstung an so prominenter Stelle im Bundestag behandeln. Tun wir dies aber immer nur dann, wenn sich eine bestimmte Anzahl von Anträgen angesammelt hat, so halte ich das für bedenklich. Aus meiner Sicht ist wichtig, dass wir aktuell Bezug auf das nehmen, was geschieht, und aktuelle Bewertungen vornehmen. Vor diesem Hintergrund ist es in meinen Augen sehr bedenklich, dass wir in dieser Woche in einigen Ausschüssen noch den Jahresabrüstungsbericht 2004 behandelt haben. In der Kürze der Zeit will ich mich auf das Thema Streumunition und insbesondere auf die laufenden Verhandlungen dazu konzentrieren. Ich habe durchaus berechtigte Hoffnungen – und viele in diesem Haus auch –, dass wir bei diesem Thema im Jahr 2008 zu einem erfolgreichen Abschluss kommen. Streumunition ist für die Szenarien des kalten Krieges gemacht. In der Realität ist ihre Wirkung verheerend. 98 Prozent der Opfer sind Zivilisten. Die Selbstzerstörungsmechanismen funktionieren unter realen Kampfbedingungen oftmals nicht so, wie wir uns das vorstellen, und versagen. Eine erst jüngst veröffentlichte Studie von norwegischen Militärexperten zum Libanon-Krieg 2006 hat belegt, dass die angegebene Blindgängerrate von 1 Prozent tatsächlich eine Blindgängerrate von 10 Prozent bedeutet. Wer sich von Ihnen in den letzten Wochen im PaulLöbe-Haus die Ausstellung „Explosives Erbe des Krieges“ angeschaut hat, wird gesehen haben, welche eindrucksvollen Erfolge wir in den letzten Jahren erzielen konnten, aber auch, vor welchen Herausforderungen wir noch stehen. Welche Herausforderungen wir noch zu bewältigen haben, konnte ich in den letzten Wochen bei einem meiner Besuche in Afghanistan selber erleben. In Afghanistan sind über 4 Millionen Menschen unmittel b M s n t r m b m w n m k f s o m V d d d s ti z w n v n Z e t d v a h V e 2 a t g z R h Ä g d U d O h (C (D ar durch Minen und Blindgänger bedroht. Projekte zur inenräumung führen dazu, dass Taliban das Räumper onal beschießen, sodass mittlerweile mehr Räumpersoal durch den Beschuss von Taliban als durch das Beseiigen von Minen ums Leben kommt. Vor vier Wochen haben wir im Unterausschuss „Abüstung“ eine öffentliche Anhörung zum Thema Streuunition durchgeführt. Die eingeladenen Experten ha en einhellig auf die Unzuverlässigkeit und die fehlende ilitärische Notwendigkeit von Streumunition hingeiesen. Die humanitären Schäden, die durch diese Muition verursacht werden, wiegen weit schwerer als der ilitärische Nutzen. Umstritten ist auch die Zuverlässig eit sogenannter alternativer Munitionstypen, die nicht ür Flächen-, sondern für Punktziele eingesetzt werden ollen. Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, muss das berste Ziel für uns ein umfassendes Verbot von Streuunition sein. Ziel ist, die Herstellung, Verbreitung und erwendung dieser Waffen zu sanktionieren. Es ist klar, ass man das nicht von heute auf morgen tun kann, sonern nur Schritt für Schritt. Ich glaube, das, was die Bunesregierung in dem Bereich getan hat und tut, kann sich ehen lassen und ist alles andere als eine trickreiche Polik. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613706100

(Beifall bei der SPD)

Andreas Weigel (SPD):
Rede ID: ID1613706200

Wenn wir aber Ausnahmen für alternative Munition
ulassen wollen, dann geht das meines Erachtens nur,
enn klare Bedingungen erfüllt werden. Ich will drei
ennen: erstens eine nachgewiesene hohe technische Zu-
erlässigkeit der alternativen Munition, zweitens die
achgewiesene Fähigkeit dieser Munition, militärische
iele tatsächlich punktgenau zu bekämpfen, und drittens
ine strikte Begrenzung der durch die Munition verstreu-
en Sprengköpfe.

Unsere Fraktion begrüßt einhellig den von der Bun-
esregierung entwickelten Dreistufenplan für einen uni-
ersellen Verzicht auf Streumunition. Er hat sich auch
ls nützliche Verhandlungsgrundlage herausgestellt. Er
at zu einem Aufbrechen der Blockade der Genfer UN-
erhandlungen im November 2007 beigetragen. Das war
in großer Erfolg, besonders wenn man bedenkt, dass
006 ein ähnliches Bemühen gescheitert ist.

Darüber hinaus haben – das ist heute schon mehrfach
ngesprochen worden – zivilgesellschaftliche Organisa-
ionen mit dazu beigetragen, dass wir im Rahmen des so-
enannten Oslo-Prozesses im vergangenen Jahr ein gan-
es Stück vorangekommen sind. Außerhalb des UN-
ahmens haben sich mittlerweile 140 Staaten an Ver-
andlungen über ein internationales Abkommen zur
chtung von Streumunition beteiligt. Das ist ein ermuti-
endes Zeichen, vor allen Dingen wenn man bedenkt,
ass es ein Jahr zuvor nicht einmal 50 Staaten waren.

Es ist wichtig, dass wir gemeinsam im Rahmen der
N-Verhandlungen, aber auch zivilgesellschaftlich an
iesem Thema arbeiten. Wir sollten im Rahmen des
slo-Prozesses im Mai 2008 in Dublin zu positiven Ver-
andlungsergebnissen kommen. Ich hoffe darauf, dass






(A) )



(B) )


Andreas Weigel
durch diese Ergebnisse, ähnlich wie im Ottawa-Prozess,
ein Schneeballeffekt entsteht und dass wir in Zukunft
Streumunition ächten und nicht mehr zum Einsatz brin-
gen müssen.


(Beifall bei der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1613706300

Ich schließe die Aussprache.

Zu Tagesordnungspunkt 22 a wird interfraktionell die
Überweisung der Vorlage auf Drucksache 16/5211 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Die Entschließungsanträge auf den Drucksa-
chen 16/7790 und 16/7791 sollen an dieselben Aus-
schüsse überwiesen werden. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Über-
weisungen so beschlossen.

Wir kommen nun zu einer Reihe von Abstimmungen.

Tagesordnungspunkt 22 b. Beschlussempfehlung des
Auswärtigen Ausschusses zu dem Entschließungsantrag
der Fraktion Die Linke zum Jahresabrüstungsbericht
2005 der Bundesregierung auf Drucksache 16/1483. Der
Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
Drucksache 16/4594, den Entschließungsantrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/2999 abzulehnen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer ist
dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
ist angenommen mit den Stimmen der Koalitionsfraktio-
nen, der FDP-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke.

Tagesordnungspunkt 22 c. Beschlussempfehlung des
Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion
Die Linke mit dem Titel „Abzug der Atomwaffen aus
Deutschland“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 16/4593, den Antrag
der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/448 abzuleh-
nen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
ist dagegen? – Enthaltungen? – Auch diese Beschluss-
empfehlung ist angenommen mit den Stimmen der Ko-
alitionsfraktionen, der FDP-Fraktion und der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen gegen die Stimmen der Fraktion
Die Linke.

Tagesordnungspunkt 22 d. Dabei geht es um die Be-
schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu
dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit
dem Titel „Abrüstung der taktischen Atomwaffen voran-
treiben – US-Atomwaffen aus Deutschland und Europa
vollständig abziehen“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/4592, den An-
trag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck-
sache 16/819 abzulehnen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist damit angenommen mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bei Enthaltung der
Fraktion der FDP und der Fraktion Die Linke.

Tagesordnungspunkt 22 e. Beschlussempfehlung des
Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion

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1)

(C (D ündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Nuklearen ammbruch verhindern – Indien an das Regime zur nuk earen Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtweitererbreitung heranführen“. Der Ausschuss empfiehlt in einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/4591, en Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf rucksache 16/834 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Wer ist dagegen? – Enthaltunen? – Dann ist auch diese Beschlussempfehlung angeommen mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen geen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ei Enthaltung der Fraktion der FDP und der Fraktion ie Linke. Tagesordnungspunkt 22 f. Beschlussempfehlung des uswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion ie Linke mit dem Titel „Keine Unterstützung für die inische Atomrüstung“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner eschlussempfehlung auf Drucksache 16/4590, den An rag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/1445 abulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – er ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp ehlung ist angenommen mit den Stimmen der Koaliionsfraktionen gegen die Stimmen der Fraktion Die inke bei Enthaltung der Fraktion der FDP1)

raktion Bündnis 90/Die Grünen.

Tagesordnungspunkt 22 g. Beschlussempfehlung des
uswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Zivilbevölke-

ung wirksamer schützen – Streumunition ächten“. Der
usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/4589, den Antrag der Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen auf Drucksache 16/2749 abzulehnen.
er stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer ist

agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st damit angenommen mit den Stimmen der Koalitions-
raktionen gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis 90/
ie Grünen bei Enthaltung der Fraktion der FDP und der
raktion Die Linke.

Tagesordnungspunkt 22 h. Wir kommen zur Abstim-
ung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen
usschusses zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit
em Titel „Keine neuen Raketen in Europa – stattdessen
tärkung der globalen Sicherheit durch Rüstungskon-

rolle und Abrüstung“. Der Ausschuss empfiehlt in sei-
er Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/7516, den
ntrag der Fraktion Die Linke auf Drucksache 16/5456

bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Die Be-
chlussempfehlung ist damit angenommen mit den Stim-
en der Koalitionsfraktionen und der FDP-Fraktion bei
egenstimmen der Linken und Enthaltung der Fraktion
ündnis 90/ Die Grünen.

Damit rufe ich den Zusatzpunkt 9 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Jörg
Rohde, Dr. Heinrich L. Kolb, Dr. Karl Addicks,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Anlage 2






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt
Altersvorsorge für Geringverdiener attraktiv
gestalten
– Drucksache 16/7177 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre dazu keinen Widerspruch. Dann verfahren wir so.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Dr. Heinrich Kolb von der FDP-Frak-
tion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1613706400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gestern hatten wir Gelegenheit, über die Rentenfinanzen
sozusagen aus der Gesamtperspektive zu debattieren.
Dabei wurde deutlich, dass sich die Liquidität der Ren-
tenversicherung zwar insgesamt verbessert hat, dass
diese Verbesserung jedoch nicht auf die gute konjunktu-
relle Entwicklung, sondern ausschließlich auf die Son-
dereffekte des Vorziehens der Fälligkeit der Sozialversi-
cherungsbeiträge und der Beitragssatzerhöhung Anfang
2007 zurückzuführen ist. Ein Verdienst der Bundesregie-
rung ist es also nicht.


(Beifall bei der FDP)


Heute befassen wir uns nun mit dem Thema Alters-
vorsorge aus der Perspektive des Einzelnen, und zwar
unter besonderer Berücksichtigung der Frage: Lohnt sich
die private Vorsorge auch für diejenigen Versicherten,
die vergleichsweise geringe Verdienste haben? Die Re-
gierung und vor allem Vertreter der SPD-Fraktion haben
gestern bestritten, dass es bei der privaten Vorsorge von
Geringverdienern überhaupt ein Problem gibt, und ha-
ben der Opposition vorgeworfen, die Menschen in un-
verantwortlicher Weise zu verunsichern. Dem halte ich
entgegen: Es gibt ein Problem bei der privaten Vorsorge
von Geringverdienern. Unverantwortlich ist alleine das
beschönigende Gerede der Bundesregierung, vor allem
der SPD.


(Beifall bei der FDP)


Sie stecken den Kopf in den Sand. Sie betreiben eine
Vogel-Strauß-Politik. Die Dummen sind dabei wieder
einmal diejenigen, die sich trotz eines geringen Ver-
dienstes nicht alleine auf den Staat verlassen wollen. Das
kann und darf nicht sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der Linken)


Dabei hat der ehemalige Bundesarbeitsminister
Walter Riester selbst gestern in einem Interview mit
Spiegel Online die Problematik grundsätzlich gut umris-
sen:

Wenn jemand in fortgeschrittenem Alter erkennen
sollte, dass er nach der Pensionierung ganz sicher
auf die Grundsicherung von 660 Euro im Monat an-

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(C (D gewiesen ist, dann macht es ökonomisch keinen Sinn, eine Riester-Rente abzuschließen. Aber das ist bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen nicht der Fall. Seine Einschätzung ist insofern richtig, als die private orsorge nach derzeitiger Rechtslage für diejenigen enschen keinen Sinn macht, die absehbar auf Grundsi herung angewiesen sein werden; denn ihre Altersvororge wird zu 100 Prozent mit der Grundsicherung verechnet. Diejenigen, die gering verdienen und deswegen ur geringe Rentenansprüche erwerben, erhalten somit m bestehenden System den Fehlanreiz, auf private Vororge gänzlich zu verzichten, weil sie sich nicht lohnt. iesen Fehlanreiz wollen wir mit unserem Antrag besei igen. Die FDP befasst sich übrigens mit diesem Problem icht erst seit gestern oder seit Anfang dieser Woche. ielmehr hat sie bereits im November letzten Jahres den ntrag eingebracht, der heute Grundlage der Beratungen st. Ich sage das deswegen, weil der Kollege Lafontaine laubte, die gestrige Debatte umwidmen und das Prolem thematisieren zu müssen. Herr Kollege Lafontaine nd Herr Kollege Gysi – Sie werden gleich noch reden –, eien Sie ganz ruhig! Die FDP hat das Problem klar auf em Schirm. ch sage Ihnen voraus – das sollte unsere gemeinsame offnung sein –: Nach dem Kurswechsel bei der abgaenfreien Entgeltumwandlung, bei der die Regierung rst jahrelang das Problem bestritt, um dann in einer pektakulären 180-Grad-Wende auf den zuvor allein von er FDP vertretenen Kurs einer unbefristeten Abgabenreiheit einzuschwenken, und nach dem Kurswechsel bei er Zwangsverrentung, bei der die Regierung erst auf ruck der Opposition einen unerträglichen Zustand weigstens ein Stück weit abmildern will, (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: In die falsche Richtung!)


(Beifall bei der FDP)


(Rolf Stöckel [SPD]: Aha!)


ird es auch bei der Riester-Rente für Geringverdiener
n absehbarer Zeit Bewegung bei der Regierung geben.
as ist auch gut so.


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von Union und SPD,
ller guten Dinge sind drei. Machen Sie es sich selbst
icht zu schwer; der Kollege Peter Weiß, der als renten-
olitischer Sprecher für diese Frage zuständig ist, hat be-
eits signalisiert, dass er Handlungsbedarf sieht, auch
enn sein Lösungsansatz jedenfalls für Geringverdiener
icht zielführend ist. Das Beste, was ich Ihnen empfeh-
en kann, ist: Stimmen Sie dem FDP-Vorschlag zu; denn
r ist ein Vorschlag mit Augenmaß. Im Folgenden werde
ch ihn noch näher erläutern.

Zuvor muss ich allerdings klarstellen, dass die gestern
ier gemachte Aussage des Kollegen Schaaf von der
PD – Herr Kollege, ich bitte Sie, zuzuhören –, man
üsse nur Mindestlöhne einführen und dann sei das Pro-






(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
blem gelöst, einfach nicht stimmt. Wir haben die Zahlen
in unserem Antrag aufgeführt; Sie sehen sie in der Be-
gründung. Ein Versicherter mit einem Monatsverdienst
von 1 850 Euro muss über 35 Jahre in die Rentenversi-
cherung einzahlen, um Grundsicherungsniveau zu errei-
chen. Bei 1 625 Euro Bruttomonatsverdienst sind es
40 Jahre, und ein Versicherter mit 1 450 Euro Monats-
verdienst muss 45 Jahre Beiträge einzahlen, um Grund-
sicherungsniveau zu erreichen.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Eingezahlt haben!)


– Ja, eingezahlt haben.

1 450 Euro brutto im Monat, Herr Schaaf, entspre-
chen bei einer 38,5-Stunden-Woche – Urlaubsbezahlung,
Feiertagsbezahlung, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld sind
eingerechnet – einem Stundenlohn von etwa 7,80 Euro.
Das liegt also deutlich über dem, was die SPD nach mei-
ner Kenntnis an Mindestlohn fordert. Diese Ausrede
zieht jedenfalls nicht, Herr Schaaf.


(Beifall bei der FDP – Rolf Stöckel [SPD]: Verelendungstheorie!)


Es zieht auch nicht der Hinweis auf eine angeblich
nur geringe Zahl von Betroffenen. Dass heute nur
2 Prozent der Menschen – etwa 370 000 – im Rentenal-
ter Grundsicherung beziehen, ist nicht mehr als ein ers-
tes Indiz. Dass der Kreis der künftig Betroffenen erheb-
lich größer sein wird, ergibt sich schon daraus, dass mit
dem von der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen
Rentenversicherungs-Nachhaltigkeitsgesetz das Renten-
niveau bis zum Jahr 2030 um rund 20 Prozent abgesenkt
wird. Dazu kommt, dass mehr und mehr Erwerbsbiogra-
fien längere Zeiten von Arbeitslosigkeit und insbeson-
dere ALG-II-Bezug enthalten, in denen für die Alters-
vorsorge so gut wie nichts getan wird.

Als Drittes muss der Trend weg von der Vollzeitbe-
schäftigung bedacht werden. Bereits ein Drittel aller
Beschäftigten arbeitet heute nicht mehr Vollzeit, hat ent-
sprechend niedrigere Bruttogehälter und wegen der Bei-
tragsäquivalenz der gesetzlichen Rente auch eine ent-
sprechend geringere Rentenerwartung.

Herr Schaaf, Sie müssen also nicht nur einen Min-
destlohn von 7,80 Euro fordern, sondern auch verlangen,
dass es nur noch Vollzeitarbeitsverhältnisse gibt, um si-
cherzustellen, dass das Problem, dass wir vortragen, in
Zukunft nicht mehr relevant wird.


(Beifall bei der FDP)


Man muss auch wissen, dass von den 10 Millionen
Riester-Sparern etwa 2,5 Millionen, also ein Viertel, ei-
nen Bruttojahresverdienst von 12 000 Euro und weniger
haben. Dieser Personenkreis ist aus heutiger Sicht ex-
trem gefährdet, im Alter in die Grundsicherung zu gera-
ten und damit der vollen Anrechnung nach heutiger Ge-
setzeslage zu unterliegen. Damit ist klar, dass gehandelt
werden muss.

Es muss heute gehandelt werden, weil Rentenfragen
Vertrauensfragen sind und lange Übergangszeiträume er-
forderlich sind. Wir müssen heute dafür sorgen, dass

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(C (D unge Menschen nicht am Sinn der privaten Vorsorge weifeln. Deswegen hat der Antrag, den wir als FDP orgelegt haben, ein klares Leitbild: Wer freiwillig für as Alter sparen soll, für den muss sich das Sparen auch ohnen. Anderenfalls spart niemand freiwillig. (Beifall bei der FDP – Anton Schaaf [SPD]: Was ist mit den Betriebsrenten?)


Das ist aus Sicht des Einzelnen irrational. Ihm vorzu-
chlagen, Herr Schaaf, er solle sparen, obwohl er nichts
avon hat, ist doch einfach irrational. Dies entbehrt doch
eder Grundlage und widerspricht den Erfahrungen des
äglichen Lebens. Ich werde den Verdacht nicht los
Herr Schaaf, ich spreche Sie an, weil Sie sich hier in

ie Debatte einschalten –, dass diejenigen, die das frei-
illige Sparen nicht attraktiv machen wollen, am Ende

twas ganz anderes im Sinn haben, nämlich ein Obliga-
orium, eine Riester-Pflicht. Dagegen allerdings spre-
hen wir uns ganz entschieden aus.


(Beifall bei der FDP)


Der Gedanke unseres Antrags ist auch: Derjenige, der
rivat für sein Alter vorsorgt, der also einen Riester-Ver-
rag abgeschlossen hat, muss mehr als derjenige haben,
er nichts getan hat und sich alleine auf den Staat ver-
ässt. Das ist eine Grundforderung der Gerechtigkeit.
as widerspricht nicht dem Subsidiaritätsprinzip der
ozialhilfe; im Gegenteil, das ergänzt das Subsidiaritäts-
rinzip in sinnvoller und gerechter Weise. Unser Vor-
chlag lautet also: Wer privat oder betrieblich für das Al-
er vorsorgt, der soll, wenn er Grundsicherung im Alter
ezieht, bis zu 100 Euro aus seiner Vorsorge monatlich
ls Freibetrag vorab behalten dürfen. Bei Beträgen, die
arüber hinausgehen, sollen 80 Prozent auf die Grundsi-
herung angerechnet werden. Das ist maßgeschneidert
ür die Bedürfnisse gerade von Geringverdienern, die
uch nach langer Riester-Sparzeit in der Regel über Be-
räge von 100, 150 oder 200 Euro im Monat aus zusätzli-
her privater Vorsorge nicht hinauskommen werden.
eswegen wird das den Interessen gerade dieser Men-

chen gerecht.

Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, unse-
em Antrag im Ausschuss und auch im Plenum zuzu-
timmen, damit die private Altersvorsorge, die ein wich-
iges Standbein der Alterssicherung in Deutschland ist,
icht in Misskredit gerät und sich die Menschen in unse-
em Lande, die sie gut gebrauchen können, weil sie ge-
ing verdienen, nicht von ihr abwenden.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613706500

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Ralf Brauksiepe

on der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1613706600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

DP legt uns heute einen Antrag vor, in dem sie uns auf-
ordert, etwas zu beschließen, was schon Realität ist;






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
denn der Antrag heißt „Altersvorsorge für Geringverdie-
ner attraktiv gestalten“. Was ist denn attraktiv, wenn
nicht eine Förderung von bis zu 90 Prozent für jeman-
den, der 5 Euro Eigenbeitrag im Monat leistet?


(Jörg Rohde [FDP]: Etwas, was man auch behalten darf!)


Das ist eine attraktive Förderung. Was ausgerechnet Sie
von der FDP geritten hat, hier den ansonsten völlig
selbstverständlichen Nachrangigkeitsgrundsatz bei einer
steuerfinanzierten Fürsorgeleistung aufzugeben, bleibt
Ihr Geheimnis.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das haben Sie bei der Zwangsverrentung auch gesagt, Herr Brauksiepe, und schauen Sie mal, wo Sie heute hinmarschieren!)


Es zeigt sich jedenfalls: Ordnungspolitik ist bei uns gut
aufgehoben und nicht bei Ihnen. Ihre Vorschläge haben
mit Ordnungspolitik nichts zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Die Pressemitteilungen der letzten Tage waren in die-
sem Zusammenhang wirklich sehr interessant. Ich will
ausdrücklich auf das verweisen, was das Bundesarbeits-
ministerium in Reaktion auf einen Bericht öffentlich er-
klärt hat.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613706700

Herr Kollege Brauksiepe, erlauben Sie eine Zwi-

schenfrage des Kollegen Kolb?


Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1613706800

Bitte schön. Sie waren schon eine Minute lang nicht

dran. Daher habe ich Verständnis für die Zwischenfrage.


Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1613706900

Herr Kollege Brauksiepe, nachdem Sie uns hier ge-

scholten und der ordnungspolitischen Nachlässigkeit ge-
ziehen haben, wollte ich fragen, wie Sie die Forderung
Ihres Fraktionskollegen Peter Weiß beurteilen, der doch
öffentlich gefordert hat, man solle die Hälfte der Riester-
Vorsorge bei der Anrechnung außen vor lassen. Das
müsste dann mindestens ebenso verwerflich sein. Wie
beurteilen Sie das?


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Deshalb darf er heute auch nicht reden!)



Dr. Ralf Brauksiepe (CDU):
Rede ID: ID1613707000

Herr Kollege Kolb, ich spreche hier als Sprecher der

CDU/CSU-Fraktion für den Bereich Arbeit und Sozia-
les. Was ich Ihnen sage, entspricht der Meinung der
CDU/CSU-Fraktion.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das erklärt, warum der Kollege Weiß nicht redet!)


Ich komme auf das zurück, was das Arbeitsministe-
rium zu einem Fernsehbericht, in dem von Recherchen
die Rede war – die Recherchen bestanden in einem Blick

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(C (D n das Gesetz –, erklärt hat. Ich will das hier vortragen, eil das völlig richtig ist: Armutsvermeidung erfolgt in der Erwerbsphase durch die Grundsicherung für Arbeitsuchende … und in der Ruhestandsphase durch die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung … ch betone: Armutsvermeidung. Ich will deutlich sagen: ein Sozialstaat der Welt ist perfekt, auch unserer nicht. ch bin weit davon entfernt, zu sagen, dass wir in jedem all Armut vermeiden können. Aber ich wäre dankbar, enn wir folgenden richtigen Grundsatz auch in anderen ebatten berücksichtigen würden: Derjenige, der arbei et und eine Familie ernähren muss und, um das zu könen, zusätzliche Sozialleistungen bekommt, ist nicht arm rotz Arbeit, sondern er bekommt diese Sozialleistung, amit Armut verhindert wird. Das Gleiche gilt für die rundsicherung. Das sollten wir in der Debatte immer edenken. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme auf den Gesetzentwurf zurück, den die da-
alige rot-grüne Regierung zu diesem Thema hier im

ahr 2000 eingebracht hat. Da hieß es ausdrücklich: Um
erschämte Armut, insbesondere im Alter, zu verhin-
ern, wird die Inanspruchnahme von Hilfe zum Lebens-
nterhalt dadurch erleichtert, dass auf den Unterhalts-
ückgriff gegenüber Kindern und Eltern verzichtet
ird. – Es ging um die Vermeidung von verschämter Al-

ersarmut. Wir hatten damals unsere Bedenken wegen
er unklaren Finanzierungslasten für die Kommunen. Da
aben wir leider recht behalten. Die Frage der Auftei-
ung der Finanzen gibt bis heute Anlass zu permanentem
treit zwischen Bund und Kommunen.

Aber es bestand doch Einigkeit darin: Arm ist insbe-
ondere derjenige im Alter, der verbriefte Rechte, die er
at, nicht in Anspruch nimmt, aus Scham, aus Unwis-
enheit oder aus anderen Gründen. Wer diese Leistungen
rhält, vermeidet, arm zu werden. Es ist falsch, in der
ebatte ständig den Umstand, dass jemand Transfers be-

ieht, damit gleichzusetzen, dass er arm ist. Transferbe-
ug ist kein Kennzeichen für Armut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Es gibt erstaunliche Pressemitteilungen. In einer Pres-
emitteilung der grünen Kolleginnen Christine Scheel
nd Irmingard Schewe-Gerigk, die ich gelesen habe,
ird erst einmal pflichtgemäß die Regierung be-

chimpft, und zwar für gesetzliche Zustände, die die rot-
rüne Bundesregierung herbeigeführt hat. Dann schrei-
en Sie: Wir waren schon immer der Auffassung, dass
ie private Altersvorsorge nicht auf die gesetzliche
rundsicherung angerechnet werden darf. – Das ist

chon erstaunlich. Sie haben in dem gemeinsamen Ge-
etzentwurf aus guten Gründen festgelegt, dass eine sol-
he Anrechnung erfolgt. In der Begründung steht:

Soweit das Kapital seiner Zweckbestimmung ent-
sprechend im Alter aufgelöst wird, werden die da-
raus erzielten Einnahmen auf die Sozialhilfe ange-
rechnet.






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
Sie selbst haben das im Jahr 2001 beschlossen, und
jetzt sagen Sie, Sie seien schon immer der Auffassung
gewesen, die private Altersvorsorge dürfe nicht auf die
gesetzliche Grundsicherung angerechnet werden. Für
wie dumm oder vergesslich halten Sie die Menschen ei-
gentlich, meine Damen und Herren von den Grünen?


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Herr Kollege Gysi, jetzt können Sie mit dem Klat-
schen aufhören; jetzt komme ich nämlich zu Ihnen im
Zusammenhang mit der Frage: Für wie dumm oder ver-
gesslich halten Sie die Leute eigentlich? Ihre Fraktion
hat sofort erklärt: Riester-Betrug sofort stoppen! Ich bin
zugegebenermaßen kein Jurist, aber so viel weiß ich: Be-
trug ist eine Straftat. Jemanden nur deswegen, weil er
anderer Meinung in der Sache ist, als Straftäter zu be-
zeichnen, ist eines Demokraten unwürdig.


(Beifall des Abg. Gerald Weiß [Groß-Gerau] [CDU/CSU])


Ich habe herausgesucht, wie eigentlich die rentenpoli-
tische Bilanz dieser Partei, die sich zurzeit „Die Linke“
nennt und die auch einmal anders hieß, aussieht. Im
Jahr 1989 hat der damalige SED-Chef, Erich Honecker,
aus Anlass des 40. Jahrestages der DDR einmal kräftig
etwas auf den Tisch gelegt


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was holen Sie da raus?)


und hat kräftig die Mindestrente in der DDR auf
330 Mark erhöht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ost!)


Ich wiederhole: sage und schreibe 330 Mark, natürlich
DDR-Mark. Die D-Mark wurde ja erst ein Jahr später
– gegen den ausdrücklichen Widerstand von Oskar
Lafontaine – mit der Währungsunion eingeführt.
330 DDR-Mark Mindestrente, das war Ihre Bilanz.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist ein Rohrkrepierer!)


Das ist das, was Sie vorzuweisen haben. 480 Mark
Höchstrente nach 45 Versicherungsjahren, das ist Ihre
Rentenpolitik. Sie sind die Letzten, die einen Grund ha-
ben, uns Betrug vorzuwerfen. Die deutsche Einheit war
ein Glücksfall für uns alle, und wir haben alle davon pro-
fitiert. Die DDR-Rentner haben in besonderem Maße
von der deutschen Einheit profitiert. Das ist eine Tatsa-
che.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Große Koalition muss nicht erst in Zukunft han-
deln, weil wir in diesen Fragen schon in der Vergangen-
heit gehandelt haben und es weiter tun. Wir stellen auch
in diesem Jahr erhebliche Zuschüsse für sämtliche Säu-
len der Alterssicherung zur Verfügung. Auch in diesem
Jahr sind im Bundeshaushalt fast 80 Milliarden Euro Zu-
schuss zur gesetzlichen Rentenversicherung vorgesehen.
Wir haben schon im letzten Jahr beschlossen, zur Stär-

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(C (D ung der betrieblichen Säule der Alterssicherung auch m nächsten Jahr und darüber hinaus die abgabenfreie ntgeltumwandlung für Betriebsrenten fortzuführen. ir haben auch die dritte Säule der Alterssicherung, die rivate Säule, attraktiver gemacht. Wir haben zum . Januar dieses Jahres die Kinderzulage in der sogeannten Riester-Rente von 185 auf 300 Euro erhöht. Das eißt, wir haben bereits gehandelt. Wir haben auch durch die bürokratische Entrümpeung des Riester-Instrumentariums dafür gesorgt, dass es eute rund 10 Millionen sogenannte Riester-Verträge ibt, Tendenz stark steigend. Wir wissen: Die allermeisen von denjenigen, die noch keinen solchen Vertrag haen, tun etwas. Die allermeisten sparen für das Alter. as ist auch richtig so. Die jungen Menschen planen eine Sozialhilfekarrieren. Sie überlegen sich als junge enschen nicht, was sie tun müssten, um am Ende mehr ls die Grundsicherung zu haben, sondern sie sorgen vor – nd das mit Recht. Die allermeisten handeln so. Jeder weiß: Die Chance auf eine Rente über Grundsiherungsniveau ist selbstverständlich umso größer, je ehr man privat tut. Deswegen muss die Botschaft laun: Man muss etwas für die private Altersvorsorge tun. – eswegen unterstützt der Staat das. Das ist genau die ichtige Politik. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ihr werdet euch bewegen! Da mache ich jede Wette!)


Wir sind in der Großen Koalition selbstverständlich
m Gespräch darüber, wie wir das sogenannte Riester-
nstrumentarium noch verbessern können. Dabei geht es
uch um die Förderung des Eigenheims im Zusammen-
ang mit der Altersvorsorge.

Wir erwarten für Ende März den dritten Armuts- und
eichtumsbericht der Bundesregierung. Der Bundes-
rbeitsminister hat ihn in dieser Woche im Ausschuss für
iesen Termin angekündigt. Wir werden dann konkrete
ktuelle Zahlen dazu haben, wie groß das Problem ist,
odass wir wissen, über wie viele Menschen wir jeweils
eden. Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die die Bun-
esregierung uns mitteilt, werden selbstverständlich ein-
ließen, wenn es darum geht, ob und gegebenenfalls an
elchen Stellen wir die private Altersvorsorge über die

chon heute bis zu 90-prozentige Bezuschussung hinaus
it staatlicher Förderung noch attraktiver machen kön-

en.

Völlig klar ist: Es ist richtig, dass man die Förder-
öglichkeiten nutzt, die schon jetzt da sind. Auch die
erbraucherschützer sagen vor dem Hintergrund der De-
atten in diesen Tagen völlig zu Recht: Niemand sollte
uf die Zulagen verzichten, die er für seine private Al-
ersvorsorge bekommt. Es ist richtig, sie in Anspruch zu
ehmen. Es ist politisch richtig, sie anzubieten. Es wäre
öllig falsch, auf die umfangreichen Fördermöglichkei-
en zu verzichten. Wir werden die Debatten fortsetzen,
enn die neuen Erkenntnisse aus dem dritten Armuts-
nd Reichtumsbericht vorliegen.

Völlig klar ist schon heute auch: Die Warnungen vor
em Abschluss eines Vertrages über eine Riester-Rente






(A) )



(B) )


Dr. Ralf Brauksiepe
sind völlig fehl am Platze. Das Gegenteil ist richtig.
„Bitte weiter riestern!“, so hat das Handelsblatt gestern
einen Beitrag überschrieben. Diesen Appell teilen wir.
Das ist genau der richtige Weg.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Allianz und Co. lassen grüßen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613707100

Das Wort hat der Kollege Dr. Gregor Gysi von der

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Brauksiepe hat hier von Erich Honecker gesprochen. Ich finde das interessant. Ich bin ihm in meinem Leben nie begegnet, aber die erste Reihe Ihrer beiden Parteien hatte ihn ja ständig auf dem Sofa. Ich hoffe, Sie erzählen mir mal, wie der so war. (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sie waren wahrscheinlich auch nie mit ihm in einer Partei!)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613707200

Davon abgesehen geht es heute um die Riester-Rente
und damit um die Veränderungen in der Rentenpolitik,
die allerdings von SPD und Grünen eingeleitet worden
sind. Sie haben die Rentenformel der gesetzlichen Rente
verändert. Sie haben gesagt: Die Rentenentwicklung
wird nicht mehr an die Produktivität gekoppelt. Sie be-
gründeten das mit der Demografie; aber ich sage Ihnen:
Produktivität schlägt Demografie. Das war Ihr entschei-
dender Fehler, und zwar ein Fehler, der auch zur Alters-
armut führt.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


1990 spiegelte die gesetzliche Rente 75 Prozent der
durchschnittlichen Löhne und Gehälter wider. Heute
sind wir bei 51 Prozent, angestrebt werden 40 Prozent.
Ergo haben Sie auch gewusst, dass Sie Altersarmut orga-
nisieren. Das ist das eigentliche Problem.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Alle Veränderungen, die damit in Zusammenhang ste-
hen, waren diesbezüglich durchdacht. Im Osten wird Al-
tersarmut ganz verschärft auftreten, aber ebenso im Wes-
ten. Auch das wissen Sie. Sie wird nicht bei den
heutigen Rentnerinnen und Rentnern auftreten – bei de-
nen ist es zum Teil schon schlimm genug –, sondern bei
denen, die jetzt arbeiten und die dann nur Anspruch auf
Minirenten haben.

Warum? Sie von SPD und Grünen waren nicht bereit,
die alte Formel aufrechtzuerhalten. Zu Beginn Ihrer Re-

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(C (D ierungszeit haben Sie sie zwar wieder eingeführt und ie Kohl-Formel abgeschafft. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Genauso ist es! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zurück zu Kohl!)


in Jahr später hat sich Schröder aber bei Union und
DP entschuldigt und die Kohl-Formel wieder einge-
ührt. Das war damals die Wahrheit.

Sie waren auch nicht bereit, zu sagen: Wir machen
ine Rentenreform und beziehen sämtliche Einkommen
n die Rentenzahlungen ein, so wie es in der Schweiz der
all ist.

Sie waren nicht bereit, die Beitragsbemessungsgren-
en anzuheben bzw. aufzuheben. Der große Vorteil wäre
och endlich einmal eine Entlastung der Mittelschicht;
enn die durchschnittlich Verdienenden müssen doch ei-
en höheren Prozentsatz bezahlen, weil Sie die Bezieher
oher Einkommen nicht in die gesetzliche Rentenversi-
herung einbeziehen. Kommen Sie mir ja nicht mit dem
rgument, dass das dann zu extrem hohen Rentenaus-

ahlungen führen würde. Man kann die Rentensteige-
ung abflachen. Das hat auch das Bundesverfassungsge-
icht im Rahmen einer solidarischen Versicherung
rlaubt. Es gäbe Lösungen. Sie aber sind den Weg der
rmutsrente gegangen, und zwar zum Nachteil der Ge-

ing- und Durchschnittsverdiener. Das ist das Problem.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Nun wussten Sie ja, dass damit eine geringere Rente
erbunden ist. So sind Sie auf die Idee der Riester-Rente
ekommen. In diesem Zusammenhang haben Sie sich
ntschlossen, die Geringverdiener und andere zu unter-
tützen, und deshalb die staatlichen Zuschüsse einge-
ührt. Nun ist es ja zum Ersten so, dass die staatlichen
uschüsse zunächst einmal der Allianz und anderen pri-
aten Versicherungen zugute kommen. Das kann man ja
icht leugnen. Zum Zweiten sparen Sie, sofern eine
iester-Rente vorhanden ist, bei den Ausgaben für die
rundsicherung, weil die Riester-Rente ja angerechnet
ird.


(Ute Kumpf [SPD]: Wir sparen? Die Steuerzahler sparen!)


rgo: Die Zuschüsse, die Sie jetzt zahlen, sparen Sie
päter, indem Sie weniger für die Grundsicherung auf-
enden müssen. Man muss nur einmal darauf hinwei-

en, damit diese Tatsachen auch der Bevölkerung be-
annt werden.


(Zurufe von der SPD)


Die Allianz Versicherung ist ja auch sehr dankbar. Ich
abe Ihnen das schon einmal dargelegt. Sie hat an Sie
0 001 Euro gespendet, an die Union 60 001 Euro, die
SU hat diese noch einmal extra bekommen. Die Grü-
en haben 60 001 Euro bekommen.


(Ute Kumpf [SPD]: Sie haben nichts gekriegt?)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Die FDP hat sich daneben benommen und hat nur
50 001 Euro bekommen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sehen Sie!)


Wir haben gar nichts bekommen. Ich halte es für wich-
tig, dass es noch eine Partei im Bundestag gibt, die nicht
von der Allianz gesponsert wird. Das sage ich Ihnen
auch ganz klar.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie können noch von Ihren eigenen Zinsen leben!)


Nun kommen wir auf das Beispiel aus der Sendung
Monitor. Worum ging es da eigentlich? Machen wir es
einmal ganz deutlich: Es geht um zwei Verkäuferinnen,
die beide ein Einkommen von 1 000 Euro haben. Beide
erhalten einen Werbebrief, in dem die Riester-Rente als
ganz toll dargestellt wird. Gerade weil sie so wenig ver-
dienen, sollten beide sie abschließen. Die eine entschei-
det sich dafür, die Riester-Rente abzuschließen und die
Beiträge zu zahlen. Die andere sagt, sie habe so wenig,
sie brauche das Geld, was sie für die Beiträge aufwenden
müsste, für Lebensmittel und schließt keinen Riester-
Vertrag ab. Beide bekommen später eine so geringe
Rente, dass sie davon gar nicht leben können. Ergo be-
kommen sie die Grundsicherung.


(Ute Kumpf [SPD]: Nein! Nicht wenn sie verheiratet sind!)


– Dazu, als Sozialleistung. – Nun sagen Sie den beiden:
In dem einen Fall wird die Riester-Rente angerechnet,
dadurch fallen die Zahlungen zur Sicherstellung der
Grundsicherung etwas geringer aus. In dem anderen
Fall, wo es keine Riester-Rente gibt, fallen die Zahlun-
gen zur Sicherstellung der Grundsicherung höher aus.
Beide bekommen aber am Schluss den gleichen Betrag.


(Rolf Stöckel [SPD]: Ja, so ist das mit Grundsicherung!)


Sie können doch nicht leugnen, dass die Verkäuferin, die
über Jahre Beiträge zur Riester-Rente gezahlt hat, sich
am Ende betrogen fühlt. Das ist doch einfach so.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Sie sagt sich nämlich: Hätte ich die Beiträge nicht be-
zahlt, bekäme ich höhere staatliche Sozialleistungen und
hätte früher Monat für Monat mehr ausgeben können.
Das ist doch ganz einfach.

Nun sagen Sie mir – das sagte auch schon Herr
Riester –, das ist wie bei Sparguthaben bzw. höherer ge-
setzlicher Rente. Das stimmt erstens bei höherer gesetz-
licher Rente nicht. Hier ist es ja zunächst einmal so, dass
man zu den Zahlungen verpflichtet ist; das ist ein großer
Unterschied zur Riester-Rente, die noch freiwillig ist.
Bei der gesetzlichen Rente muss ich zahlen, und mehr,
als ich zahlen muss, darf ich auch gar nicht zahlen. Das
ist hier der Unterschied. Zweitens stimmt es bei Spargut-
haben nicht: Diese haben Sie auch gar nicht beworben.
Aber Sie haben einen ungeheuren Werbefeldzug für die
Riester-Rente gestartet. Nirgendwo haben Sie geschrie-

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(C (D en: Geringverdiener, passt auf, wenn ihr später weniger ls die Grundsicherung erhaltet, nutzt euch das Ganze ar nichts. Dann habt ihr zwar die Beiträge bezahlt, aber hr bekommt keinen Euro mehr als diejenigen, die nicht ingezahlt haben. – Das haben Sie nie erklärt. Dazu darf an – das tut mir leid – Anlagebetrug sagen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wie könnte man das Problem lösen? Das ist ja auch
pannend. Jetzt wird die ganze Anrechnungsproblematik
rdnungspolitisch diskutiert. Es versteht zwar draußen
einer; das Gleiche gilt ja auch für die Formeln, die Sie,
err Brauksiepe, angeführt haben. Wer soll all das nach-
ollziehen?


(Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Einfacher Populismus ist immer nachvollziehbar!)


ber das ist ja egal. Wir diskutieren jetzt ordnungspoli-
isch darüber. Da ist ja auch etwas dran; das alles ist ja
ehr kompliziert, und man stellt sich die Frage, warum
as eine nicht angerechnet wird, aber das andere. Ergo
rauchen wir eine andere Herangehensweise: Sie müs-
en die alte gesetzliche Rentenformel wieder einführen.
ie müssen die Rentnerinnen und Rentner zukünftig
ieder an der gesellschaftlichen Produktivitätsentwick-

ung beteiligen. Das ist das Entscheidende.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Ich sage noch einmal: Wir müssen als Nächstes alle
inkommen zur Finanzierung der gesetzlichen Renten-
ersicherung heranziehen. Wir müssen das Grundprinzip
us der Schweiz übernehmen, wo man sagt: Es ist zwar
ahr, dass die Millionäre keine gesetzliche Rentenver-

icherung benötigen, aber die gesetzliche Rentenversi-
herung benötigt die Millionäre. Diesen Grundsatz müs-
en wir durchsetzen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wir müssen darüber hinaus – ich habe es schon gesagt –
ie Beitragsbemessungsgrenzen an- bzw. aufheben. Zu
iesen mutigen Schritten sind Sie aber nicht bereit, ob-
ohl sie für die Zukunft unserer Gesellschaft und für die
ukunft der Rentnerinnen und Rentner dringend erfor-
erlich wären. Neben diesen mutigen Schritten gäbe es
ber noch eine andere Möglichkeit. Sie könnten sagen:
er später eine Grundsicherung bekommt und ergo

ichts von seinen Beiträgen hat, der bekommt Schaden-
rsatz. Sie müssten dann die Beiträge mit Zinsen zurück-
ahlen. Das wäre übrigens ein Weg, der bei Betrug üb-
ich ist und deswegen nicht völlig aus der Welt ist.


(Heiterkeit bei der LINKEN)


iesen Weg werden Sie aber auch nicht gehen.

Nun werden Anrechnungsmodelle ins Spiel gebracht.
an könnte sie ausnahmsweise – nicht im Prinzip –

echtfertigen, weil es eine Fehlinformation durch die
undesregierung gab. Aber eine Lösung bringt auch das
icht. Eine Lösung gibt es nur, wenn Sie den mutigen






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
Weg gehen, die Rentnerinnen und Rentner wieder an der
Produktivitätsentwicklung zu beteiligen, und den Abge-
ordneten, Anwälten sowie den Ärztinnen und Ärzten sa-
gen, dass sie künftig ebenfalls in die gesetzliche Renten-
versicherung einzahlen müssen.

Wir können die Beiträge sogar senken, wenn die hö-
heren Einkommen herangezogen werden. Tun Sie also
endlich etwas für die Geringverdienenden und für die
Durchschnittsverdiener und nicht nur für die Topverdie-
ner, wie das bisher der Fall ist. Damit können wir den
– so nenne ich es – Anlagebetrug beseitigen. Es ist ein
Anlagebetrug, weil Sie die Geringverdienenden ge-
täuscht haben, indem Sie ihnen gesagt haben, dass es so
wichtig ist, diese Rente abzuschließen. Jetzt sagen Sie
aber: Ihr habt zwar einen Beitrag gegen Armut geleistet,
aber er nutzt euch nichts. — Das ist nicht hinnehmbar.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613707300

Das Wort hat der Kollege Gregor Amann von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613707400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Dr. Gysi, dass Ihre Partei möglicherweise
keine Spende von der Allianz bekommen hat, scheint
eine dramatische Erfahrung für Sie zu sein.


(Widerspruch bei der LINKEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist auch gut so!)


Denn Sie haben darüber schon mehrfach im Parlament
gesprochen. Da ich aber weiß, dass Sie von dem nicht
geringen Vermögen der SED genügend Geld in die Bun-
desrepublik Deutschland herüberretten konnten, hält
sich mein Mitleid in engen Grenzen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zu den großen historischen Errungenschaften der
Bundesrepublik Deutschland gehört die Beseitigung der
Altersarmut. Das bedeutet nicht, dass es in Deutschland
keine alten Menschen gibt, die in Armut leben. Aber es
ist bei uns kein Massenphänomen, wie es in anderen
Ländern der Fall ist und wie es zu anderen Zeiten in
Deutschland der Fall war.


(Zuruf von der LINKEN: Noch nicht!)


Nur knapp 3 Prozent der über 65-Jährigen leben heute
von der Grundsicherung im Alter. Das bedeutet umge-
kehrt, dass über 97 Prozent nicht auf staatliche Unter-
stützung zum Lebensunterhalt angewiesen sind. Andere
Bevölkerungsgruppen in der Bundesrepublik haben ein
deutlich höheres Armutsrisiko. Aber natürlich muss es
unser Bestreben sein, diesen Erfolg auch langfristig zu
sichern. Insofern ist das in der Überschrift des FDP-An-
trags formulierte Ziel in Ordnung. Wir sollten dabei al-
lerdings vermeiden – dabei schaue ich wieder nach links –,

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(C (D ngst zu schüren und die Menschen zu verunsichern. tattdessen sollten wir sehr seriös mit den Risiken umgeen, die zur Altersarmut führen können. Es gibt dabei zwei Problemfelder. Zum einen – Herr r. Gysi hat es schon angesprochen – sinkt das Versorungsniveau der gesetzlichen Rentenversicherung. Das st kein Geheimnis. Ich bin sogar dafür, das allen Menchen offen zu sagen. Denn es ist kein Betriebsunfall, ondern es ist das bewusst angestrebte Ziel von notwenigen Entscheidungen dieses Parlaments in den verganenen Jahren. Herr Kollege Amann, darf ich Sie unterbrechen? Der ollege Gysi würde Ihnen gerne eine Zwischenfrage tellen. Wenn es zum Erkenntnisgewinn der Linken beiträgt. Wie herum, werden wir sehen. – Ich habe eine Frage u einem Punkt, der schon ein bisschen zurückliegt. ürden Sie einräumen, dass der Hauptunterschied zwi chen der Riester-Rente und der gesetzlichen Rente dain besteht, dass bei der gesetzlichen Rente die Wirtchaft die Hälfte der Beiträge zahlt und bei der Riesterente die Wirtschaft gar nichts zahlen muss? Das ist der rund, warum die Riester-Rente anders organisiert woren ist. (Max Straubinger [CDU/CSU]: Das stimmt ja gar nicht!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613707500
Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613707600
Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613707700


Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613707800

Ich gebe zu, dass es bei der Riester-Rente keinen Ar-

eitgeberanteil gibt.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Danke schön! – Dirk Niebel [FDP]: Die Steuerzahler zahlen doch alle mit!)


ch habe nicht verstanden, worauf Sie mit Ihrer Frage hi-
auswollen. Ich will daher mit meinen Ausführungen
ortfahren.

Die Absenkung des Versorgungsniveaus der gesetzli-
hen Rente – davon sprach ich gerade – ist deshalb not-
endig, weil die Grundlage unseres umlagefinanzierten
entensystems seit Jahren einem dramatischen Wandel
nterworfen ist: auf der einen Seite die steigende Le-
enserwartung – Stichwort: Rentenbezugsdauer – und
uf der anderen Seite die sinkende Geburtenrate. Ohne
ie Reformen, die wir vollzogen haben, würde unsere
esetzliche Rentenversicherung über kurz oder lang zah-
ungsunfähig werden. Mit anderen Worten: Durch das
ewusst herbeigeführte Absinken des Rentenniveaus ha-
en wir überhaupt erst dafür gesorgt, dass zukünftige
entnergenerationen aus der gesetzlichen Rentenversi-
herung eine Rente beziehen können.






(A) )



(B) )


Gregor Amann

(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN: Das ist doch Unsinn!])


Das hat zu einem Paradigmenwechsel geführt. Die Al-
tersversorgung wird zukünftig auf drei Säulen beruhen
müssen: auf der gesetzlichen Rente, der privaten und der
betrieblichen Altersvorsorge.

Das zweite Problemfeld, mit dem wir uns natürlich
beschäftigen müssen, ist, dass die Zahl der Menschen
mit geringem Einkommen zunimmt. Nach dem Äquiva-
lenzprinzip bedeuten niedrige Löhne auch niedrige Ren-
tenansprüche. Die Zahl der Menschen mit Brüchen in
der Erwerbsbiografie nimmt zu, und die Zahl der Selbst-
ständigen und Scheinselbstständigen ohne irgendeine
Altersvorsorge steigt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Er gibt mir recht, Herr Schaaf!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613707900

Herr Kollege Amann, ich möchte Sie noch einmal un-

terbrechen. Der Kollege Spieth möchte gerne eine Zwi-
schenfrage stellen.


Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613708000

Bitte.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613708100

Bitte schön.


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613708200

Herr Kollege Amann, Sie sagten, dass die gesetzliche

Rentenversicherung angesichts der demografischen Ent-
wicklung und der Einkommensentwicklung zukünftig
nicht mehr in der Lage gewesen wäre, Rentenzahlungen
zu gewährleisten. Sind Sie wirklich so vermessen, zu be-
haupten, dass diejenigen, die auf der Grundlage von um-
fassenden Studien 1989, und zwar ausgerechnet am
9. November 1989, das Rentenreformgesetz verabschie-
det haben, genau darauf keine Rücksicht genommen ha-
ben? Mit Projektion auf das Jahr 2030 ist damals gesagt
worden: Wir machen eine Rentenreform – sie ist übri-
gens 1992 wirksam geworden –, damit wir in Zukunft ei-
nen Beitrag in Höhe von 28 Prozent fordern können,
aber paritätisch finanziert, von Arbeitgebern und Arbeit-
nehmern zu je 14 Prozent. In der Konsequenz sollte,
auch unter Berücksichtigung der demografischen Ent-
wicklung, eine lebensstandardsichernde Rente bezahlbar
sein. Das war damals der einheitliche Wille des Deut-
schen Bundestages. Das wurde am 9. November 1989
beschlossen.

Sind Sie nicht der Auffassung, dass durch die massi-
ven Veränderungen, die damals im Rentenrecht stattge-
funden haben, eine lebensstandardsichernde Rente hätte
gewährleistet werden können? Sind Sie nicht der Auffas-
sung, dass Sie mit der Einbeziehung der Riester-Rente
am Ende zwar auch einen Beitragssatz von 28 Prozent
erreichen werden, der Arbeitgeberbeitrag zur paritätisch
finanzierten Rente, die nicht mehr armutsfrei ist, aber

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(C (D ur noch 11 Prozent beträgt? Der Arbeitnehmer muss 7 Prozent leisten, nämlich 11 Prozent für die gesetzlihen Rentenversicherung und 6 Prozent für die private bsicherung. Sind Sie nicht auch der Auffassung, dass s nahe am Betrug der Öffentlichkeit ist, wenn man eute behauptet, die Rentenreform von 1992 wäre nicht ebensstandardsichernd gewesen und hätte all diese spekte nicht hinreichend berücksichtigt? Ich glaube, Sie haben gerade die Redezeit Ihres Kol egen überschritten, dem offiziell Redezeit eingeräumt urde. Ich bleibe bei meiner Meinung: Aufgrund des demorafischen Wandels käme das umlagefinanzierte System ehr wohl in Probleme und wäre auf Dauer nicht finanierbar. Natürlich gibt es Alternativen zur Absenkung es Rentenniveaus. Man kann natürlich auch den Beiragssatz entsprechend in die Höhe schrauben. Ich laube aber, dass das keine kluge Entscheidung wäre. a gibt es Grenzen, weil die Lohnnebenkosten eine olle spielen und Arbeit unter Umständen unbezahlbar achen. Wenn die Lohnnebenkosten steigen, steigt ja icht nur die Belastung der Arbeitgeber, sondern auch ie Belastung des einzelnen Arbeitnehmers, der das auch ezahlen muss. (Beifall bei der SPD – Zurufe von der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613708300

(Zurufe von der LINKEN)


Es kann doch nicht sein, dass zukünftige Beitragszah-
er quasi zu Sklaven zukünftiger Rentnergenerationen
erden und deren Rente bezahlen müssen. Da es für die
öhe des Rentenversicherungssatzes Grenzen gibt, ist

hre Alternative kein gangbarer Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Jörg Rohde [FDP])


Wir müssen sehr wohl darüber nachdenken, wie wir
ltersarmut in Zukunft verhindern können. Was ist not-
endig? Aufgrund der Kopplung von Löhnen und Ren-

en – diese Kopplung ist sehr sinnvoll, auch wenn der
bgeordnete Lafontaine in der gestrigen Aussprache
einte, diesen Zusammenhang ignorieren zu können; sie

st sinnvoll, weil Löhne und Renten die Einnahme- und
usgabenseite desselben Systems darstellen – ist die
ichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Altersar-
ut eine gute Wirtschaftspolitik, die für Wachstum und
eschäftigung sorgt. Hier hat diese Regierung einige Er-

olge vorzuweisen. Denn die daraus resultierenden
ohnsteigerungen führen auf der einen Seite zu mehr
innahmen der Rentenversicherung und auf der anderen
eite zu höheren individuellen Rentenansprüchen.

Es ist nicht Aufgabe der Politik, in Tarifverhandlun-
en einzugreifen. Dennoch wünsche ich den Gewerk-
chaften von dieser Stelle aus viel Erfolg für ihre Tarif-
erhandlungen in diesem Jahr. Angesichts des enormen






(A) )



(B) )


Gregor Amann
Anstiegs der Unternehmensgewinne und der Manager-
gehälter in der jüngsten Zeit ist sehr wohl ein finanzieller
Spielraum vorhanden, um die Arbeitnehmer am Wirt-
schaftsaufschwung zu beteiligen.

Genauso wichtig, um Geringverdiener vor Altersar-
mut zu schützen – um die geht es in dem Antrag –, ist
natürlich – da hatte Kollege Anton Schaaf gestern voll-
kommen recht, Herr Dr. Kolb – die Einführung eines flä-
chendeckenden Mindestlohns.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich habe es Ihnen doch vorgerechnet!)


Ich wiederhole: Höhere Löhne führen zu höheren Ren-
tenansprüchen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


All das sucht man im Antrag der FDP vergebens.
Stattdessen verstärken Sie die Verunsicherung der Men-
schen, denen in unverantwortlichen und schlecht recher-
chierten Medienberichten suggeriert wird, die private
Altersvorsorge in Form von Riester-Verträgen lohne sich
nicht für Geringverdiener. Dabei ist die staatliche Förde-
rung bei der Riester-Rente gerade für Geringverdiener
besonders attraktiv. Die Kombination von gesetzlicher
Rentenversicherung, Riester-Vertrag und einer betriebli-
chen Altersvorsorge wird verhindern, dass Menschen in
Altersarmut geraten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613708400

Herr Kollege Amann, es droht eine dritte Zwischen-

frage. Herr Kollege Rohde möchte Ihnen diese stellen.


Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613708500

Ja, gerne.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613708600

Bitte schön.


Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1613708700

Vielen Dank. – Herr Kollege Amann, Sie haben ge-

rade von schlecht recherchierten Medienberichten ge-
sprochen. Es gab mehrere Medienberichte, zum Beispiel
von Plusminus und Monitor.


(Ute Kumpf [SPD]: Es wird doch nicht besser, wenn man sie wiederholt!)


Diese Kritik wurde von den Magazinen zurückgewiesen.
Davon einmal abgesehen, wir haben bereits zwei Mo-
nate vorher eine Anfrage an die Bundesregierung gerich-
tet und eindeutige Aussagen erhalten, dass hier ein Pro-
blem besteht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist es!)


Die Frage, die Herr Gysi aufgeworfen hat und die auf
unserem Antrag basiert, lautet: Soll es möglich sein, dass
jemand, der eine Riester-Rente abschließt, später ge-
nauso viel hat wie jemand, der keine Riester-Rente ab-
schließt? Das ist die Kernfrage. Die Abgeordneten der

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(C (D PD und auch der Arbeitsminister sind der Beantworung dieser Frage bisher ausgewichen. eswegen frage ich Sie noch einmal ganz deutlich: Wie tehen Sie zu dieser Kernfrage? Wenn ich einmal davon ausgehe, dass die FDP nicht ur die Interessen der Versicherungswirtschaft vertritt das würde ich Ihnen auch nie unterstellen –, (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie haben doch viel mehr bekommen!)


(Anton Schaaf [SPD]: Nein, bin ich nicht!)


(Beifall bei der FDP)

Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613708800

ann müssen Sie, wenn Sie die Riester-Rente bei der
inkommensanrechnung nicht berücksichtigen, auf-
rund des Grundsatzes der Gleichbehandlung alle ande-
en Sparformen konsequent genauso behandeln.


(Jörg Rohde [FDP]: D’accord!)


ann dürfen Sie private Sparkonten, die Betriebsrente,
as Häuschen, das jemand hat, und die Aktien, die er
ich vielleicht im Laufe seines Lebens für die Altersvor-
orge gekauft hat, nicht berücksichtigen. Wenn Sie das
lles nicht berücksichtigen, dann verwandeln Sie die
rundsicherung im Alter zu einer bedarfsunabhängigen
rundrente.


(Anton Schaaf [SPD]: So ist es! Das ist dann das Bürgergeld durch die Hintertür! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Nicht umwandeln!)


as ist ein völlig anderes Konzept als das, das wir heute
aben. Das kann man wollen; aber dann sollten Sie das
uch sagen. Sie sollten den Menschen dann auch sagen,
as das kostet. Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Rohde [FDP]: Sie haben meine Frage nicht beantwortet!)


Aus meiner Sicht schon.

Die Grundsicherung ist keine allgemeine Grundrente,
err Rohde, sondern eine bedarfsorientierte Transfer-

eistung, die denen helfen soll, die es aus eigener Kraft
icht schaffen. Wir Sozialdemokraten stehen zu dieser
esellschaftlichen Solidaritätsleistung. Ja, wir haben sie
ogar zusammen mit den Grünen im Jahr 2003 einge-
ührt.

Aber die Forderung in Ihrem Antrag, bei der Bedürf-
igkeitsprüfung die private oder betriebliche Altersvor-
orge nicht oder zumindest nur teilweise zu berücksichti-
en, stellt – das habe ich gerade versucht zu sagen – das
achrangigkeitsprinzip unseres Sozialstaats auf den
opf. Denn diese Forderung räumt der aus Steuermitteln

inanzierten Fürsorgeleistung Vorrang ein vor der Eigen-
erantwortung des Einzelnen. Wenn man dies konse-
uent zu Ende denkt, gibt es überhaupt keinen Grund, ei-
enverantwortlich für seinen Lebensunterhalt zu sorgen,






(A) )



(B) )


Gregor Amann
solange es die Möglichkeit des Bezugs von Transferleis-
tungen gibt.

Da sich die FDP in dieser entscheidenden Frage er-
staunlicherweise mit der Linkspartei trifft und auf der-
selben Linie denkt


(Jörg Rohde [FDP]: Nein, nein! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Vorsicht! Wir sehen das Problem!)


– Sie haben die gleiche Gedankenwelt wie die Links-
partei –,


(Dirk Niebel [FDP]: Jetzt sind Sie aber wirklich auf dem Abstellgleis!)


erlauben Sie mir als Sozialdemokrat zum Abschluss ei-
nen gut gemeinten Rat: Ich weiß, dass es in Ihrer Partei
derzeit eine für mich durchaus nachvollziehbare große
Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Parteivorsitzenden
Guido Westerwelle gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Was ist los? – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Herr Amann, das ist jetzt aber wirklich lächerlich!)


Ich rate Ihnen dennoch, ihn nicht durch Oskar
Lafontaine zu ersetzen.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613708900

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Jörg Rohde von der FDP-Fraktion.


(Zurufe von der CDU/CSU: Ach nein! – Muss das denn sein?)



Jörg Rohde (FDP):
Rede ID: ID1613709000

Vielen Dank, Herr Präsident. – Als Erstes muss ich

den Vorwurf zurückweisen, dass wir mit Herrn
Westerwelle unzufrieden sind.


(Lachen bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN)


Ich möchte daran erinnern, dass wir gerade über einen
Antrag diskutieren, der von der FDP-Bundestagsfraktion
unter Führung von Guido Westerwelle erarbeitet worden
ist. Wir haben diesen Antrag im November letzten Jahres
gemeinsam verabschiedet. Das bedeutet, dass wir als
Gesamtfraktion hinter unserer Forderung stehen. Das
deckt sich nicht mit dem Populismus der Linksfraktion.
Vielmehr handelt es sich um einen sachorientierten Vor-
schlag, wie in einer speziellen Frage, deren Beantwor-
tung Sie eben ausgewichen sind, verfahren werden
könnte.

Ich möchte einen weiteren wesentlichen Unterschied
herausstellen: Bei der gesetzlichen Rentenversicherung
handelt es sich um eine Pflichtversicherung, während die
anderen Elemente, über die wir diskutieren, freiwilliger
Natur sind.

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(C (D ir brauchen einen Freibetrag, um einen Anreiz zu chaffen, damit die Leute freiwillig vorsorgen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Genau! Die SPD will aber lieber einen Zwang!)


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist das!)


uf diese Fragen hätte ich von den Vertretern der Regie-
ungsparteien gerne Antworten gehört.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613709100

Herr Amann, wollen Sie erwidern? – Bitte schön.


(Dirk Niebel [FDP]: Nehmen Sie das doch einfach so hin!)



Gregor Amann (SPD):
Rede ID: ID1613709200

Einen nicht unbeträchtlichen Teil Ihrer Kurzinterven-

ion haben Sie dazu genutzt, uns klarzumachen, wie zu-
rieden Sie mit Guido Westerwelle sind;


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja, genau! Ihr meuchelt eure Vorsitzenden doch einfach! Wir haben zumindest einen geringeren Verschleiß an Vorsitzenden als die deutsche Sozialdemokratie! – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Wer ist zurzeit eigentlich Vorsitzender der SPD?)


as nehme ich zur Kenntnis. Da ja immer böse Berichte
n den Zeitungen stehen, scheint es Ihnen ein großes An-
iegen zu sein, uns das mitzuteilen.

Zum inhaltlichen Teil Ihrer Kurzintervention. Ich
önnte Ihnen meine Rede jetzt noch einmal vorlesen; ich
eiß nicht, ob der Herr Präsident das zulassen würde.

ch überlasse es meinen beiden Kollegen, die nach mir
prechen werden, Ihnen noch einmal zu erklären, warum
as, was Sie vorschlagen, nicht sinnvoll ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Anton Schaaf [SPD]: Ach! Das ist doch hoffnungslos! Das haben wir gestern schon versucht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613709300

Jetzt hat das Wort die Kollegin Christine Scheel vom

ündnis 90/Die Grünen.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Jetzt kommt die Entschuldigung für die Pressemitteilung! – Heiterkeit bei der CDU/CSU und bei der FDP – Jörg Rohde [FDP]: Oder eine neue Erkenntnis! – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Jetzt holt sie die Erinnerung ein!)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613709400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

öchte hervorheben,


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Dass Sie es nicht waren!)


ass wir die Einführung der Grundsicherung im Alter






(A) )



(B) )


Christine Scheel

(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Sie waren schon immer gegen die Politik, die Sie gemacht haben!)


deswegen massiv unterstützt haben, weil dadurch ver-
schämte Altersarmut bekämpft werden kann. Menschen,
die ins Rentenalter kommen, werden angeschrieben und
darauf aufmerksam gemacht, dass sie möglicherweise
einen Anspruch auf Grundsicherung im Alter haben. Das
war ein Riesenfortschritt, den wir in diesem Hause ge-
meinsam beschlossen haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der zweite Erfolg ist, dass heute jeder Einzelne im-
mer wieder Mitteilungen bekommt, denen er entnehmen
kann, wie hoch seine Versorgungsansprüche im Alter
sind, sodass er sich darauf einstellen kann, zusätzlich
vorsorgen zu müssen; auch das ist ein Riesenfortschritt.
Dadurch wird gewährleistet, dass im Alter keine große
Überraschung in der Form auf einen zukommt, dass man
dann denkt: Um Himmels willen, ich habe mit etwas
ganz anderem gerechnet! – Vielmehr wird man jetzt kon-
tinuierlich unterrichtet und kann sich auf das, was einen
erwartet, einstellen.

Der dritte Punkt ist, dass bis auf die Linkspartei alle
wissen, dass wir aufgrund der demografischen Entwick-
lung


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Wir wissen es auch!)


und in Anbetracht der Frage, welche Beitragssätze in un-
serer Marktwirtschaft zumutbar sind,


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Sie müssen mehr Zeitung lesen!)


um die vorhandenen Arbeitsplätze erhalten zu können,
gemeinsam eine Stärkung der privaten und der betriebli-
chen Altersvorsorge beschlossen haben.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613709500

Frau Kollegin Scheel, Herr Spieth würde auch Ihnen

gerne eine Zwischenfrage stellen. – Sie wollen das
nicht?


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613709600

Nein. Da ich diese Debatte aufmerksam verfolgt

habe, habe ich gehört, was er vorhin gesagt hat. Ich ver-
mute, dass er jetzt wieder darlegen will, wie die Situa-
tion 1989 war. Dieses Argument kenne ich schon. Aus
diesem Grunde möchte ich gerne mit meinen Gedanken
fortfahren.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das hätte ich Ihnen doch nicht verwehren wollen, Frau Kollegin!)


Wichtig ist: Die private und die betriebliche Alters-
vorsorge müssen stark sein. Sie müssen in Zukunft vor
allem für junge Leute eine hohe Relevanz haben, damit
sie sich im Alter einen bestimmten Lebensstandard leis-
ten können und nicht nur auf die Leistungen der gesetz-
lichen umlagefinanzierten Rentenversicherung angewie-

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(C (D en sind. Diese Meinung teilen bis auf die Linkspartei lle Fraktionen hier; das sehe ich am Nicken der Kolleen. Das Handelsblatt hat gestern noch etwas anderes gechrieben, lieber Kollege Brauksiepe: „Koalition bangt m Ruf der Riester-Rente“. In der Tat besteht große Vernsicherung darüber, ob es Sinn macht, eine Riesterente abzuschließen. Doch wie die Koalition immer agt, brauchen wir die Bereitschaft der Leute, für das Aler zusätzlich vorzusorgen. Deshalb ist es ein Riesenprolem, wenn wir eine solche Debatte haben. Ich teile ein Stück weit die Zielsetzung des FDP-Anrages. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist schon mal ein guter Anfang!)


ie Altersvorsorge muss für Bürger und Bürgerinnen
it kleinem Einkommen in der Tat attraktiver gemacht
erden; das ist überhaupt keine Frage.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jawohl!)


er konkrete Vorschlag der FDP löst bei uns allerdings
eine Begeisterung aus.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie sieht denn Ihr Vorschlag aus?)


ir haben die komplizierten Hinzuverdienstregelungen
eim Arbeitslosengeld II immer kritisiert. Jetzt wollen
ie diese komplizierten Hinzuverdienstregelungen auf
ie private Altersvorsorge übertragen. Das kann es auch
icht sein. Deswegen trägt dieser Vorschlag zur Verwir-
ung bei.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir haben mit dem Bürgergeld noch ein grundsätzlich anderes Modell, Frau Kollegin Scheel! Wie ist denn Ihr Vorschlag?)


Wir Grünen haben uns immer für die Riester-Rente
ingesetzt. Damit wurde ein Kulturwandel, ein Bewusst-
einswandel in der Bevölkerung ausgelöst. Mittlerweile
ind, wie gesagt, 10 Millionen Riester-Verträge abge-
chlossen. Das ist auch gut so. Aber ich sage an dieser
telle ganz bewusst auch: Ich verstehe die Empörung,
ie durch die kritischen Fernsehsendungen in der Bevöl-
erung ausgelöst wurde, verstehe, dass man sich darüber
undert, dass man, obwohl man bereit ist, zusätzlich et-
as für das Alter zu tun, später nichts mehr davon haben

oll. Das ist das Problem, mit dem wir uns hier auseinan-
ersetzen müssen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wie ist denn Ihre Lösung, Frau Scheel? – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ihr Gesetz!)


Aus diesem Grund haben wir, wie Sie wissen, schon
ährend der rot-grünen Regierungszeit das Altersvor-

orgekonto vorgeschlagen. Wir haben damals in den zu-
tändigen Ausschüssen lange darüber diskutiert, wie ein
olches Altersvorsorgekonto funktionieren kann, auf das
an alle möglichen Verträge – die Riester-Rente, aber

uch andere Produkte – übertragen kann und das dann






(A) )



(B) )


Christine Scheel
bis zu einer bestimmten Größenordnung steuerfrei ge-
stellt wird.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das können wir ja machen!)


Als Größenordnung schwebten uns 3 000 Euro vor; das
liegt über dem heutigen Niveau. Wir haben vorgeschla-
gen, dass das dann geschützt ist, weil es sich um eine
freiwillige private Altersvorsorge handelt. Sie ist nicht
verpflichtend.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Also 100-prozentige Freistellung? – Gegenruf des Abg. Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur während der Ansparphase!)


Das ist die Idee, die wir hier eingebracht haben, weil wir
sehen, dass wir angesichts des rasanten Wandels in der
Arbeitswelt immer unstetere und unsicherere Erwerbs-
biografien haben.

Die Vorsorgesparer fragen sich natürlich zu Recht, ob
es sich überhaupt lohnt, zusätzlich etwas zurückzulegen,
wenn dies am Ende voll mit der Grundsicherung ver-
rechnet wird; denn zusätzliche Vorsorge ist ja nicht zum
Nulltarif zu haben.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Frau Scheel, Sie eiern herum!)


Die Stiftung Warentest hat letztens klassische Renten-
versicherungen verglichen. Wer 25 Jahre lang jedes Jahr
rund 1 000 Euro einzahlt, kann mit einer garantierten
Rente von 120 Euro im Monat rechnen. Ich denke, wir
sollten in den Ausschüssen durchaus überlegen, wie wir
mit solchen Zusatzrenten umgehen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sind im Ergebnis relativ nah bei uns, Frau Scheel! Da können Sie auch gleich zustimmen!)


Schwierig wird es für Bürger und Bürgerinnen mit
kleinem Erwerbseinkommen; sie werden trotz zusätz-
licher Altersvorsorge häufig kaum über das Niveau der
Grundsicherung hinauskommen. Gerade für diese Bür-
ger und Bürgerinnen haben wir die Riester-Rente einge-
führt, bei der für die kleinen Einkommen übrigens För-
derquoten von bis zu 90 Prozent vorgesehen sind – zu
Recht.


(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Im Schnitt sind es nur 25 Prozent!)


Wir müssen den Leuten aber sagen, dass es sich auch bei
sehr niedrigen und unsteten Erwerbseinkommen durch-
aus rechnet, ein paar Euros für das Alter beiseitezulegen.
Das ist der Punkt. Man kann nicht sagen: Pech gehabt,
selbst schuld! Deswegen haben wir das Altersvorsorge-
konto vorgeschlagen.

Klar ist aber auch, dass wir das Problem der Alters-
armut nicht allein mit einer Begrenzung der Verrechnung
der Altersvorsorge mit der Grundsicherung lösen können


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D nd dass aus nicht existenzsichernden Löhnen keine enten folgen können, die über der Grundsicherung lieen – auch dann nicht, wenn man 50 Jahre lang arbeitet. (Ute Kumpf [SPD]: So ist es! Das war schon immer so! – Jörg Rohde [FDP]: Arbeitslose haben auch ein Problem!)


arum brauchen wir eine Entlastung der Empfänger
leiner Einkommen. Dazu haben wir die Einführung un-
eres Progressivmodells – auch das hat etwas damit zu
un – und gleichzeitig eine höhere Bewertung der Ren-
enbeiträge von Geringverdienern gefordert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir fordern: Die umlagefinanzierte gesetzliche Rente
uss sicherer werden. Das heißt, wir brauchen ein ande-

es Bewertungssystem.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist die Axt an der Wurzel der gesetzlichen Rentenversicherung!)


Mit der Halbierung der Rentenbeiträge für Langzeit-
rbeitslose hat die Regierung im Übrigen dazu beigetra-
en, dass zukünftig mehr Bürgerinnen und Bürger im
lter Grundsicherung beziehen müssen. Sie haben das
it ausgelöst. In Zukunft werden also leider mehr als
Millionen Menschen Grundsicherung im Alter bezie-

en. Ich finde, wer Altersarmut heute und in Zukunft
ermeiden will, muss heute die entsprechenden Weichen
tellen.

Wir Grünen wollen die Rentenbeiträge von Gering-
erdienern höher bewerten und gute und attraktive Be-
ingungen für die betriebliche und private Altersvor-
orge schaffen; denn die Bürgerinnen und Bürger – vor
llem die jungen Leute – müssen bereits heute vorsor-
en. Wer eine gute Altersvorsorge will, braucht einen
angen Atem.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613709700

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

ollegen Frank Spieth. Ich erkläre aber gleichzeitig,
ass ich danach wegen der fortgeschrittenen Zeit an die-
em Freitagnachmittag keine weiteren Kurzinterventio-
en mehr zulassen werde. – Herr Spieth.


Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613709800

Danke, Herr Präsident. – Frau Scheel, ich bedauere

s, dass Sie mir nicht die Möglichkeit eingeräumt haben,
ine Zwischenfrage zu stellen, sodass ich mich zu einer
urzintervention melden musste; denn jetzt ist mein
eitrag etwas aus dem Zusammenhang gerissen.

Sie haben vorhin in etwa Folgendes gesagt: Jeder, der
on seinem Rentenversicherungsträger eine Rentenaus-
unft erhält, kann anhand der Rentenauskunft nachvoll-
iehen, welche Rente er auf der Grundlage seiner geleis-
eten Beiträge im Rentenalter haben wird. – Bis dahin ist
as gut und richtig.






(A) )



(B) )


Frank Spieth
Sie haben dann aber behauptet, dass der Betroffene
daraus ableiten kann, ob er mit seinem späteren Einkom-
men möglicherweise unterhalb der Grundsicherung lie-
gen wird, weshalb er Grundsicherungsleistungen erhal-
ten wird.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich nicht gesagt!)


– Sie haben aber den Eindruck erweckt. – Mit Verlaub:
Das ist aus der Rentenauskunft nicht zu erkennen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das habe ich nicht gesagt!)


Die zusätzlichen Einkommen, die möglicherweise neben
den aus den Beitragszahlungen resultierenden Renten-
leistungen entstehen, sind aus der Rentenauskunft nicht
zu ersehen. Insofern kann der oder die Betreffende aus
der Rentenauskunft auch nicht erkennen, ob er oder sie
ergänzende Leistungen zur Grundsicherung erhalten
wird.

Ich will nur dieser Aussage hier widersprechen, damit
in der Öffentlichkeit, bei den Menschen draußen am
Bildschirm, kein falscher Eindruck entsteht.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613709900

Frau Kollegin Scheel, zur Erwiderung. – Bitte.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613710000

Herr Kollege Spieth, entweder haben Sie mich be-

wusst falsch verstehen wollen, oder Sie haben mir nicht
zugehört.


(Dirk Niebel [FDP]: Ja, richtig! Beides stimmt!)


Ich habe gesagt, dass es gut ist, dass die Menschen
diese Auskunft bekommen. Sie haben jetzt ja auch bestä-
tigt, dass das eine gute Sache ist. Dann habe ich gesagt,
dass man aufgrund der Auskunft erkennen kann, wie die
eigene Situation ist. Es ist nicht Aufgabe der Rentenver-
sicherer, in diesem Stadium darauf hinzuweisen, ob je-
mand noch etwas tun soll oder nicht. Darum geht es
überhaupt nicht. Es geht darum, dass die Menschen ein-
schätzen können, welche Ansprüche sie aus der gesetzli-
chen Rentenversicherung bislang erworben haben –
nicht mehr und nicht weniger.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613710100

Das Wort hat jetzt der Kollege Max Straubinger von

der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1613710200

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Wir diskutieren in dieser Woche bereits das dritte Mal
über die Altersvorsorge der Menschen in unserem Land.


(Rolf Stöckel [SPD]: So ein Zufall! Sind irgendwo Landtagswahlen?)


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(C (D amit wiederholt sich manches. Das kann man den enschen aber natürlich nicht ersparen. Es gibt immer ieder verschiedene Anträge dazu, und es ist richtig, ass man darüber diskutiert. Der heutige Antrag der FDP-Bundestagsfraktion, iester-Renten-Sparverträge und auch die weitere priate und betriebliche Altersvorsorge gerade bei der rundsicherung nur zum Teil anzurechnen bzw. hier eien Freibetrag vorzusehen, mag insgesamt natürlich sehr opulär sein. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist auch richtig! Populär und richtig!)


enn jemand besser gestellt wird, ist es immer gut.

Trotzdem verweise ich darauf, dass wir an den
rundfesten unseres Sozialstaates und den daraus abge-

eiteten Prinzipien festhalten sollten;


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hatten Sie bei der Zwangsverrentung doch auch gesagt!)


enn nach unserer Meinung wird dies auch in die Zu-
unft hinein tragen. Das Äquivalenzprinzip in der ge-
etzlichen Rentenversicherung, das heute gerade von der
inken wieder angezweifelt worden ist, ist aufrechtzu-
rhalten. In Bezug auf die soziale Unterstützung der
enschen ist auch das Nachrangigkeitsprinzip aufrecht-

uerhalten. Schließlich ist dies eine Grundvoraussetzung
es Sozialstaates.

Die Menschen sollen selbst für ihr Leben im Alter
orgen können. In diese Lage müssen wir sie versetzen.
azu hat die Bundesregierung in den vergangenen zwei

ahren einen erheblichen Beitrag geleistet: mit dem Ab-
au der Arbeitslosigkeit, der Stärkung der wirtschaftli-
hen Entwicklung in Deutschland und den daraus erziel-
en Chancen für die Menschen in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Begründung der FDP ist, hiermit möglicher Al-
ersarmut vorzubeugen. Ich möchte den Faktor der Al-
ersarmut nicht geringschätzen. Dass wir aber in einem
er reichsten Länder der Welt permanent über Alters-
rmut bzw. über Armutsgrenzen und dergleichen mehr
iskutieren, wird in vielen Teilen Europas garantiert
icht verstanden. Trotzdem ist es natürlich die Aufgabe
es Sozialstaates, die entsprechenden unterstützenden
eistungen zu gewähren; Kollege Brauksiepe hat das ja
ereits dargestellt.

Vor allen Dingen sollten wir nicht von Armut spre-
hen, wenn es um die Grundleistungen für Menschen,
lso die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsunfä-
igkeit, geht. Wir geben den Menschen ein Gerüst, eine
nterste Auffanglinie, damit sie nicht in völlige Armut
allen, sondern auch im Alter ein menschenwürdiges
uskommen haben. Das ist das Prinzip unseres Sozial-

taates. Dies ist meines Erachtens hier besonders hervor-
uheben.

Werte Damen und Herren, ich halte es auch für be-
eutsam, darauf hinzuweisen, dass die Bundesregierung
nd die sie tragenden Fraktionen bereits einiges dazu
eigetragen haben:






(A) )



(B) )


Max Straubinger

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber erst nachdem wir Sie getrieben haben!)


durch die Stärkung der betrieblichen Altersversorgung,
den Anreiz der Entgeltumwandlung – dies wird auch
weiter fortgeführt – und natürlich durch die steuerliche
Förderung, die mit dem Riester-Sparen und der Rürup-
Rente – sie wurde heute überhaupt noch nicht genannt –
verbunden ist. Mit diesen drei Sicherungssystemen ist es
den vielen Menschen in unserem Land, die jeden Tag
hart arbeiten, möglich, über die sogenannte Alters-
armutsgrenze zu gelangen bzw. die Grundsicherung
nicht in Anspruch zu nehmen.

Frau Kollegin Scheel hat bereits deutlich gemacht,
was private Rentenversicherungen zu leisten imstande
sind. Sie hat nur vergessen, auch die zu erwartenden Ge-
winne anzuführen; denn damit wird natürlich ein weit
höheres Rentenniveau erzielt.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe von der garantierten Rente gesprochen!)


Wenn man bei den Riester-Sparverträgen die Gewinn-
erwartung mit einrechnet, sieht man, dass ein Durch-
schnittsverdiener, der in die gesetzliche Rentenversiche-
rung einzahlt und zugleich einen Riester-Vertrag
abgeschlossen hat, bereits nach 20-jähriger Beitragszah-
lung im Alter eine Anwartschaft erreichen wird, die über
der sogenannten Grundsicherung liegt. Dabei sind noch
nicht einmal die betriebliche Altersversorgung, private
Sparvermögen und andere möglicherweise über die
lange Lebensarbeitszeit hinweg erworbene Ansprüche
mit berücksichtigt. Dies herauszustellen, ist sehr bedeut-
sam. Von daher darf man nicht ständig von Armut reden.


(Jörg Rohde [FDP]: Es geht aber nicht um den Durchschnittsverdiener! Es geht um den Geringverdiener!)


Ich bin schon bestürzt über diese Auseinanderset-
zung, insbesondere darüber, wie sie von den Linken ge-
führt wird. So hat Herr Dr. Gysi heute in diesem Zusam-
menhang wieder ausgeführt, dass Riester-Verträge
Anlagebetrug seien.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Bestimmte!)


Das stimmt in keiner Weise. Im Gegenteil: Riester-Ver-
träge werden so weit wie möglich gefördert, mit bis zu
über 90 Prozent Förderleistung durch Steuergelder. Viele
Vorrednerinnen und Vorredner haben das bereits zum
Ausdruck gebracht. Steuergelder werden nicht nur von
Privatpersonen gezahlt, sondern auch von Unternehmen,
Herr Dr. Gysi. Deshalb ist hier festzustellen, dass auch
die Wirtschaft mit ihren Steuerlasten einen enormen Bei-
trag zur Förderung der Riester-Rente leistet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aber wenn hier schon von Betrug die Rede ist, dann
möchte ich auch anführen, dass die Betrogenen in unse-
rem Land die Menschen in der ehemaligen DDR unter
dem SED-Regime waren. Kollege Brauksiepe hat darge-
legt, dass Honecker nach 40 Jahren Kommunismus die

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(C (D indestrente auf 330 Ost-Mark angehoben hat. Nur hat er Kollege Brauksiepe eines dabei vergessen, nämlich ass sich die Bürgerinnen und Bürger in der DDR dafür ichts kaufen konnten. as ist entscheidend. Deshalb waren sie die Betrogenen. Erst unser gesetzliches Rentenversicherungssystem at auch für die Menschen im Osten Deutschlands eine ute, existenzsichernde, sogar weit über das Existenzinimum hinausgehende Grundlage geschaffen. Wir önnen gemeinsam stolz darauf sein, dass wir das ereicht haben. Deshalb kann ich nur dazu aufrufen, die Verunsicheung der Menschen zu beenden und sie aufzufordern, Alersvorsorge zu betreiben, mit Riester-Sparverträgen, mit ürup-Sparverträgen, mit Lebensversicherungen oder nderen Anlageformen. Uns geht es darum, diese Vielalt zu erhalten. Auch in diesem Sinne ist der Antrag der DP-Bundestagsfraktion kontraproduktiv. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Das Wort hat der Kollege Lothar Binding von der PD-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und ollegen! Wir diskutieren heute über eine sehr ernste rage, nämlich darüber, ob es nicht einzelnen Menschen n unserem Land trotz einer klugen Gesetzgebung sehr chlecht gehen kann. Wir müssen feststellen: Wir weren keine Gesetzgebung finden, bei der es allen Menchen immer gleich gut geht und die für alle Menschen n gleicher Weise gerecht ist. Wir müssen aber prüfen, ob ie Gesetzgebung auf Gerechtigkeit angelegt ist. Wir müssen erkennen, dass es einigen Menschen sehr chlecht geht. Deshalb müssen wir prüfen, ob wir ein esetz einführen sollten, um dies in Einzelfällen zu berwinden. Dabei müssen wir nach dem Preis fragen. ie FDP macht einen Vorschlag, der einen extrem hohen reis hat, nämlich den Preis, dass das Sozialstaatsprinzip er Nachhaltigkeit aufgegeben werden müsste. Das hätte ur Folge, dass es künftig nicht nur Einzelnen schlecht eht oder sie ungerecht behandelt werden, sondern es arüber hinaus auch vielen anderen sehr viel schlechter eht als heute. Deshalb ist der Ansatz der FDP nicht gut. ch warne alle Leute, denen es schlecht geht, davor, sich arauf zu verlassen, dass gerade die FDP die Armut zu berwinden hilft. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?)


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613710300

(Beifall bei der SPD)

Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1613710400






(A) )



(B) )


Lothar Binding (Heidelberg)

Das halte ich für ein gewisses Problem. Wenn man das
genauer untersucht, findet man möglicherweise heraus,
dass Sie langfristig doch auf dem Weg zum Bürgergeld
sind und die sonstigen Risiken privatisieren wollen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Es wäre nicht das Schlechteste, was den Menschen in diesem Land passieren könnte, wenn das FDP-Projekt in ein Bürgergeld umgesetzt würde!)


Das ist etwas, was wir natürlich nicht wollen.

Niemand kann behaupten, wir hätten kein Demogra-
fieproblem. Wir haben ein großes Demografieproblem,
aber das ist nicht unser einziges Problem.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Regierung ist auch ein Problem!)


Was wir nicht haben, ist ein Wohlstandsproblem. Im
Durchschnitt geht es allen wunderbar. Wir haben aller-
dings ein Problem mit der Verteilung von Produktivität;
das sehe auch ich so. Die Frage ist nur, ob man die Pro-
duktivität über Rentenversicherungsbeiträge und ein
Rentensystem so verteilen kann, dass es anschließend
gerecht zugeht. Das zu glauben, ist verrückt; denn das
wäre so etwas wie der Versuch, eine Länge in Kilo-
gramm zu messen. Das führt in der Regel nicht zu guten
Ergebnissen. Deshalb ist das der falsche Weg. Wir müs-
sen die Verteilung der Produktivität auf eine andere
Grundlage stellen: Sie muss auf der gerechten Verteilung
von Lohn und Arbeit basieren.

Was Ihre Äußerung angeht, Herr Gysi, 28 Prozent
Rentenversicherungsbeiträge seien möglich, das sei kein
großes Problem, sehe ich eine große Gefahr. Das ist lei-
der nicht ganz symmetrisch. Wenn die Lohnnebenkosten
in der Weise angehoben werden, dann erzeugt das Ar-
beitslosigkeit ohne Ende. Wenn dann später die Versi-
cherungsbeiträge wieder gesenkt werden, dann schafft
das noch längst keine Arbeit.


(Widerspruch der Abg. Dr. Barbara Höll [DIE LINKE])


Diese Asymmetrie birgt ein sehr großes Problem.

Ihre zweite Idee zeigt, dass Sie möglicherweise bezo-
gen auf die unterschiedliche Verantwortung in den Alters-
kohorten die langfristigen Überlegungen aus dem Blick
verloren haben. Wenn Sie jetzt die Versicherungspflicht-
grenze anheben wollen,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Beitragsbemessungsgrenze, nicht die Versicherungspflichtgrenze!)


um die Einnahmeseite zu stärken, dann sind Sie gezwun-
gen, in Zukunft das Äquivalenzprinzip aufzugeben.

Wenn man die Menschen heute verstärkt zur Kasse
bittet, dann muss man auch damit rechnen, dass sie künf-
tig höhere Ansprüche haben. Denn eines ist klar: Wenn
es um die Rente geht, dann reden wir eigentlich nie über
Geld. Denn das, was die gegenwärtige Generation erar-
beitet, bekommt demnächst die Generation, die bisher
ihre Eltern finanziert hat, die jetzt nicht mehr arbeiten.

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(C (D as wir heute einzahlen, hat mit dem, was wir künftig ekommen, nichts zu tun. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist ein bisschen wie von hinten durch die Brust ins Auge!)


Ja, von hinten durch die Brust ins Auge. Sie haben ge-
agt, dass Sie sich um das Niveau kümmern wollen, aber
ie müssen auch angeben, von welchem Niveau Sie
prechen. Man muss den Niveaubegriff definieren. Of-
en gestanden habe ich lieber 60 Prozent von 200 Pro-
ent als 70 Prozent von 100 Prozent.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber ihr senkt es doch ab! – Weiterer Zuruf von der FDP: Warum macht ihr dann das Gegenteil?)


an muss deutlich machen, worüber man redet. Bei der
rage des zukünftigen Niveaus wird festgelegt, wie viel
in Rentner bezogen auf die dann arbeitende Generation
at. Deshalb ist es tausendmal wichtiger, sich darum zu
ümmern, dass die Menschen in Zukunft viel verdienen
nd dass das Einkommen gerecht verteilt ist. Dann wird
s auch den Rentnern gut gehen. Vielleicht geht es ihnen
ann mit 30 Prozent besser als mit 50 Prozent bei einem
nderen Rentenniveau.


(Beifall bei der SPD)


Das Niveau ist eine entscheidende Frage. Deshalb ist
ns die Frage der Grundsicherung sehr wichtig. Denn
ir wollen erreichen, dass keiner die Grundsicherung
raucht. Das ist das eigentliche Ziel.


(Beifall bei der SPD)


Was die Grundsicherung von etwa 680 Euro monatlich
ngeht – dieser Betrag steht derzeit zur Diskussion –,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Riester ist von 660 Euro ausgegangen!)


äre es eine Ungerechtigkeit, jemandem, der Rentenein-
ahmen, Ersparnisse oder eine Riester-Rente hat, zusätz-
ich 680 Euro als Grundsicherung zu gewähren. Die vor-
eschlagene Änderung hinsichtlich der Anrechnung der
iester-Rente ist insofern schlecht.


(Dirk Niebel [FDP]: Nein! Nur ein Freibetrag!)


Wie wird denn ein Freibetrag begründet? Worin liegt
er Unterschied zwischen meiner Riester-Rente und
einem Sparbuch hinsichtlich der Anrechnungsmöglich-

eiten bei meiner künftigen Rente?


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie tun sich sehr schwer, diesen guten Vorschlag abzulehnen, Herr Binding!)


as wäre so unsystematisch, dass Sie damit ein Schlag-
icht darauf werfen, wie viel Ihnen gewisse Prinzipien
es Sozialstaats wert sind.


(Anton Schaaf [SPD]: So ist es! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Freiwilligkeit ist uns etwas wert! Sie wollen in Wahrheit auf das Obligatorium hinaus!)







(A) )



(B) )


Lothar Binding (Heidelberg)

– Darauf will ich kurz eingehen. Vielleicht wäre es sogar
gut. Wenn Sie sich mit Familien, denen es schlecht geht,


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wäre ihnen mit Zwang mehr geholfen, als wenn sie sich freiwillig absichern?)


ein bisschen auskennen würden, dann wüssten Sie, dass
eine solche Familie jeden Monat aufs Neue darauf ver-
zichtet, etwas anzusparen, und dies verschiebt, weil das
Geld zu knapp ist.


(Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])


– Du mit deinen Zwischenrufen! Du hast gestern einen
Zwischenruf formuliert. Der besagte etwas ganz Schlim-
mes.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Habt ihr das jetzt abgesprochen?)


– Ja, das haben wir abgesprochen. Es gibt keine Debatte,
in der der Kollege Niebel keinen unanständigen Zwi-
schenruf formuliert.


(Beifall des Abg. Anton Schaaf [SPD])


Gestern hat der Kollege Riester etwas sehr Ernsthaftes
gesagt:

Man sollte nicht immer weitere Bereiche der Er-
werbsarbeit aus der Versicherungspflicht heraus-
nehmen.

Dirk Niebel ist dazu der Zuruf „Zwangs-Riester!“ einge-
fallen. Die Bild-Zeitung hat schon einmal den Gedanken
mit derselben Überschrift kaputt gemacht.

Dirk, wir kennen uns gut. Deshalb möchte ich eine
persönliche Bemerkung machen: Dein Denken beruht
auf völlig anderen Grundsätzen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das stimmt! Ich bin liberal!)


Ich will das an drei Beispielen klarmachen. Du willst die
Bundesagentur für Arbeit abschaffen.


(Dirk Niebel [FDP]: Auflösen!)


Du hast den unanständigen Vergleich zwischen der Gro-
ßen Koalition und der Nationalen Front gezogen. Du
hattest auch keine Scheu, eine FDP-Zentrale im Arbeits-
amt, bei deinem Arbeitgeber, aufzumachen. Wer in ei-
nem solchen Korsett denkt und hier permanent solche
Zurufe macht wie du, hat für mich unter sozialen Ge-
sichtspunkten jede Glaubwürdigkeit verloren.


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte das gar nicht weiter vertiefen.

Sie sollten beim Alterseinkommen nicht regeln, was
Sie beim Arbeitseinkommen verweigern. Mit dieser For-
mel lässt sich gut beschreiben, warum Sie eine Lösung
für ein Problem vorgeben, dessen Ursachen Sie nicht be-
kämpfen wollen.


(Beifall bei der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Dann biete ich dem Kollegen wieder das Sie an! Ich hoffe, das steht auch im Protokoll! – d D A r d W n W I b s r s 2 k D v r r E m u m d d s a A I s b b D t p f (C (D Gegenruf des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE]: Wenn es hilft, Herr Niebel!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613710500

Das Wort hat jetzt der Kollege Michael Hennrich von

er CDU/CSU-Fraktion.


Michael Hennrich (CDU):
Rede ID: ID1613710600

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

amen und Herren Kollegen! Ich darf heute zu dem
ntrag der FDP mit dem Titel „Altersvorsorge für Ge-

ingverdiener attraktiv gestalten“ sprechen. Ich habe in
ieser Woche gelesen, dass die Apotheker in Nordrhein-
estfalen gegen die FDP Sturm laufen. Heute liegt uns

un ein Antrag zu den Geringverdienern vor. Verkehrte
elt!


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Als kleine Volkspartei decken wir die ganze Breite ab!)


ch freue mich aber, dass mittlerweile die sozialen Pro-
leme in unserem Land auch bei der FDP angekommen
ind. Ich bedauere nur, dass in Ihrem Antrag nicht die
ichtigen Relationen hergestellt wurden.

Wenn wir über das Thema Grundsicherung im Alter
prechen, sollten wir immer bedenken, dass es um
Prozent der Bevölkerung geht. 98 Prozent der Bevöl-

erung beziehen keine Grundsicherung im Alter.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Heute! Und in zehn Jahren?)


iese Leistung ist auf die gesetzliche Rente und Eigen-
orsorge – die meisten haben die notwendigen Vorkeh-
ungen bei der Altersvorsorge getroffen – zurückzufüh-
en. Das war Ihnen in Ihrem Antrag leider keiner
rwähnung wert. Es ist richtig, über das Thema Altersar-
ut zu sprechen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass wir

ns in Zukunft mehr Gedanken über das Rentenniveau
achen müssen, als es momentan der Fall ist, weil sich

ie Erwerbsbiografien der Menschen dramatisch verän-
ern. Aber wir sollten keine Schnellschüsse wagen. Sie
ind auf einen Zug aufgesprungen, der von Monitor und
nderen Medien in Gang gesetzt wurde.


(Jörg Rohde [FDP]: Wir haben es ins Rollen gebracht!)


ber das ist keine seriöse Rentenpolitik.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: 14. 11. 2007, das ist das Datum des Antrages!)


hnen fehlt ein schlüssiges Gesamtkonzept.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zuerst eine Bestandsaufnahme: Wir haben ein Alters-
icherungssystem, das sich über Jahre und Jahrzehnte
ewährt hat. Das wird uns von der OECD ausdrücklich
estätigt. Wir haben ein Drei-Säulen-System, einen
reiklang aus gesetzlicher Rente sowie privater und be-

rieblicher Altersvorsorge. Dieses System müssen wir
ermanent nachjustieren, das will ich überhaupt nicht in-
rage stellen. Wir haben insbesondere in den letzten Jah-






(A) )



(B) )


Michael Hennrich
ren unser Augenmerk auf die Situation der Geringver-
diener gerichtet. Ich möchte in diesem Zusammenhang
daran erinnern, dass im letzten Alterssicherungsbericht
ausdrücklich hervorgehoben wurde, dass das Rentenni-
veau für den Durchschnittsverdiener gleichbleibt und
dass es sich in den nächsten Jahren für den Geringver-
diener deutlich erhöht. Vor diesem Hintergrund passt Ihr
Antrag nicht.

Ich möchte an dieser Stelle deutlich hervorheben: Sie
wollen die Altersvorsorge für Geringverdiener attraktiv
gestalten. Vor vier Wochen haben wir im Parlament die
Dauer der Förderung der betrieblichen Altersvorsorge,
die Sozialversicherungsfreiheit der Entgeltumwand-
lung, verlängert, und zwar unbefristet.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber doch nicht freiwillig! Wir haben es euch jahrelang vorhalten müssen!)


– Wir sind der Gesetzgeber. Dann haben wir es freiwillig
gemacht.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Drei Monate vorher habt ihr noch das Gegenteil behauptet!)


Wir haben des Weiteren Verbesserungen bei der
Riester-Rente vorgenommen. Deswegen können Sie uns
nicht vorwerfen, dass wir nichts für Geringverdiener tun.

Ich möchte an einem Punkt deutlich machen, wie ab-
surd Ihr Antrag ist. Sie sagen, Geringverdiener, die in die
Riester-Rente oder in die betriebliche Altersvorsorge
einzahlen und zum Teil zu 90 Prozent vom Staat geför-
dert werden, sollten im Alter privilegiert werden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber nicht durchgängig, wie es Peter Weiß darstellt, sondern relativ gering!)


– Stopp, Moment, Herr Kolb! Diejenigen, die privat mit-
tels eines Sparbuchs sparen oder ohne staatliche Hilfe
eine Immobilie bauen und vermieten, werden bei Ihrem
Vorschlag nicht berücksichtigt. Sie werden sogar noch
einmal bestraft, weil sie mit ihren Steuern die spätere
Privilegierung mehr oder weniger fördern. Das ist das
Absurde an ihrem Vorschlag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Stimmt nicht! – Gegenruf des Abg. Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/ CSU]: Genau so ist es!)


Ein zweiter Aspekt. In Ihrem Antrag steht nichts zum
Thema Finanzierung, keine einzige Zahl dazu, was das
den Haushalt kostet.


(Jörg Rohde [FDP]: Es kostet doch nichts, es spart! – Lachen bei der CDU/CSU)


– Natürlich kostet es etwas. Über finanzielle Auswirkun-
gen steht nichts in Ihrem Antrag. Das müssen Sie einmal
seriös vorrechnen.


(Jörg Rohde [FDP]: Jederzeit!)


Ein dritter Aspekt. Sie haben in Ihrem Antrag im
Grunde genommen überhaupt nicht die Nachhaltigkeit,
die Sicherheit für die Zukunft deutlich gemacht. Wir

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(C (D üssen jetzt den Alterssicherungsbericht abwarten, der m Herbst erscheinen und uns verlässliche Zahlen daüber geben wird, wie sich das Rentenniveau in Zukunft ntwickeln wird. Wir wissen doch heute schon, dass wir it der Situation zu kämpfen haben werden, dass uns die rwerbstätigen ausgehen. Wie die künftigen Erwerbsiografien der Menschen aussehen werden, wissen wir eute nicht. Wir brauchen junge Kräfte. Da müssen wir as Geld hineinstecken, nicht aber in eine Alimentieung. Lassen Sie mich zum Schluss noch einen Aspekt erähnen, auf den Sie auch keine Antwort finden: die achrangigkeit. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da seid ihr noch im Zustand der Jungfräulichkeit!)


er Kollege Max Straubinger hat schon ganz deutlich
arauf hingewiesen. Wir haben den Grundsatz der Subsi-
iarität in der Sozialhilfe. Warum sagen Sie dann, dass
ie im Bereich der Rentenversicherung den Subsidiari-

ätsgrundsatz aushebeln wollen, und mit welcher Be-
ründung wollen Sie ihn in der Sozialhilfe belassen?


(Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])


Ja, aber beim Arbeitslosengeld II ist der fundamentale
nterschied der, dass wir für die Menschen einen Anreiz

chaffen wollen, dass sie in Arbeit gehen. Diese Situa-
ion haben wir bei der Rente nicht.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Es ist eine vorübergehende Leistung! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Schauen Sie sich mal an, was in § 82 des SGB XII drinsteht!)


eswegen ist dies überhaupt nicht miteinander ver-
leichbar. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie Ihren Antrag
n diesen vier Punkten überarbeiten. Dann können wir
ielleicht darüber diskutieren. Aber so, wie er vorliegt,
st er vollkommen unausgereift.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613710700

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

rteile ich dem Kollegen Rolf Stöckel von der SPD-
raktion das Wort.


(Beifall bei der SPD – Jörg Rohde [FDP]: Vielleicht kriege ich jetzt ja mal eine Antwort!)



Rolf Stöckel (SPD):
Rede ID: ID1613710800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Am

chluss dieser Debatte hebe ich eines hervor: Dass in ei-
igen Beiträgen die Systematik und die Prinzipien des
eutschen Sozialstaatssystems, der sozialen Sicherungs-
ysteme beleuchtet worden sind, ist ja nicht nur lehr-
eich, sondern auch für diejenigen wichtig, die in der
ektik einer solchen Debatte und mit Blick auf Einzel-
unkte den Überblick verlieren. Die deutschen Siche-
ungssysteme waren und sind erfolgreich. Gleichwohl
üssen sie weiterentwickelt werden. Dies haben wir






(A) )



(B) )


Rolf Stöckel
nicht nur mit der rot-grünen Bundesregierung unter
Gerhard Schröder begonnen, sondern auch in der Gro-
ßen Koalition mit den Kollegen der CDU/CSU sinnvoll
weitergeführt. Wir werden uns dieser Aufgabe in jedem
Jahr stellen müssen. Deswegen gibt es Evaluationen,
Statistiken und Alterssicherungsberichte.

Wir tun gut daran, dass unser Sozialstaat weiterhin
auf drei Säulen ruht: auf einer beitragsfinanzierten und
der Arbeitsleistung äquivalenten Sozialversicherung, auf
dem, was Menschen privat durch Arbeit und Sparen vor-
sorgen können, und auf einer steuerfinanzierten Grundsi-
cherung, die das menschenwürdige Existenzminimum
gewährleisten muss. Darüber kann man trefflich streiten,
was wir auch tun. Daran werden wir auch in diesem Jahr
weiter zu arbeiten haben.

Aber dass diese steuerfinanzierte, bedarfsabhängige
Grundsicherung das Prinzip der Subsidiarität, der Be-
darfsabhängigkeit – das sagt das Wort ja –, aber auch der
Hilfe zur Selbsthilfe und der Mitwirkungspflicht bein-
haltet, ist konstitutiv dafür, dass diejenigen, die Steuern
und Beiträge zahlen, also die Stärkeren, ihre Solidarität
mit den Schwächeren dokumentieren und diesen Sozial-
staat seit Jahrzehnten mittragen. Seit 1961 gelten diese
Prinzipien der Sozialhilfe.

Wir haben mit der Grundsicherung im Alter einen
Grundsatz der Subsidiarität verlassen. Bei der Unter-
haltspflicht wird das Einkommen oder das Vermögen der
Kinder unterhalb eines Betrages von 100 000 Euro nicht
angerechnet. Das begründet auch die Unterschiede zu
dem anderen Grundsicherungssystem für Erwerbsfähige
und dem System der Sozialhilfe. Diejenigen, die nicht
unter diese beiden Systeme fallen, sind nur noch eine ge-
ringe Anzahl. Ich glaube, dass wir deutlich machen
müssen, dass wir auf der einen Seite hier dem Subsidia-
ritätsprinzip Rechnung tragen, auf der anderen Seite aber
nicht anfangen, an allen möglichen Stellen dieses
Grundsicherungssystems das Subsidiaritätsprinzip ein-
zuführen. Wir könnten auch über die Anrechnung von
Kindergeld beim ALG II sprechen. Wir haben heute
schon über die Anrechnung diverser anderer Alterssiche-
rungsarten gesprochen.

Wenn Sie, Herr Kolb, sagen, das Bürgergeld wäre
nicht gut, dann kommen wir zum Kern der Sache.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was?)


Auch mit anderen Anträgen in diesem Hause werden das
Prinzip der Grundsicherung und das Prinzip der Subsi-
diarität infrage gestellt, und zwar entweder mit Blick auf
eine besonders gut verdienende Wählergruppe oder auf
die Parteiklientel oder auf die Älteren. Das soll schon in
allen Fraktionen vorgekommen sein.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ich finde das Bürgergeld fantastisch, wenn es nach liberalen Vorstellungen kommt!)


Das alles trägt dazu bei, nicht nur die Menschen zu ver-
unsichern, sondern auch insgesamt die Solidarität dieses
Systems zu untergraben. Letztendlich handelt es sich bei
dem ausreichenden, bedarfsunabhängigen Grundein-
kommen bzw. dem Bürgergeld um Hirngespinste und so-

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(C (D iale Utopien. Das wird etwa von den Grünen, der FDP nd von den Linken – ich erinnere auch noch an das Moell von Althaus von der CDU – in ganz unterschiedliher Weise vorgetragen, wobei eines allen Vorschlägen zw. Modellen, die gemacht werden, innewohnt, nämich dass die Finanzierbarkeit nicht nachgewiesen und in einer Weise sozial gerecht dargestellt werden kann. etztendlich führt das FDP-Modell des Bürgergeldes zu iner schlechten Absicherung und zu einem schlechten rundeinkommen, das nicht armutsfest ist, es sei denn, ie erhöhen die Steuern für diejenigen, die es zu finanieren haben, so, dass alle Ihre Vorschläge zu Flattax und ereinfachung des Steuerrechts Makulatur werden. Dieen inneren Widerspruch Ihrer Bürgergeldträume könen Sie nicht auflösen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir werden das machen, auch wenn ihr euch jetzt noch sträubt!)


etztendlich steht der Versuch dahinter, mit der attrakti-
en Vorstellung eines bedarfsunabhängigen Bürgergel-
es oder eines Grundeinkommens, das nicht finanziert
erden kann, jedenfalls nicht sozial gerecht, den Bür-
ern Sand in die Augen zu streuen und alle anderen Risi-
en, die dieser Sozialstaat zu tragen hat, zu privatisieren.
as machen wir Sozialdemokraten nicht mit.


(Beifall bei der SPD)


Wir machen uns jetzt auch keine Gedanken beispiels-
eise darüber – Kollege Hennrich ist darauf eingegan-
en –, wenn wir über die Risiken der Altersarmut in 10,
5 oder 20 Jahren reden, welche Beträge bei einem Ver-
ögen angerechnet werden. Wir setzen auf Aktivierung,

en Abbau von Arbeitslosigkeit, auf Qualifizierung, Bil-
ung und gute Arbeitsbedingungen auch für diejenigen,
ie jetzt gering entlohnte Dienstleistungen verrichten
nd für Hungerlöhne arbeiten müssen. Die SPD und die
ewerkschaften fordern bessere Arbeitsbedingungen,
indestarbeitsbedingungen, eine gerechte Entlohnung

nd eine Teilhabe der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
ehmer am wirtschaftlichen Wachstum und an den Pro-
uktivitätszuwächsen. Das bleibt die beste Alterssiche-
ung. Das bleibt die beste Versicherung dafür, nicht die
teuerfinanzierte Grundsicherung in Anspruch nehmen
u müssen.

Dass ein Magazin in einem Sender, der mit GEZ-Mit-
eln, also mit öffentlichen Gebühren, finanziert wird,
iejenigen, die im Moment von der GEZ-Gebühr wahr-
cheinlich befreit sind, die aber nicht ihr Leben lang von
er GEZ-Gebühr befreit sein sollen, verunsichert und
amit eine Kampagne fährt, die letztendlich etwas mit
er Landtagswahl in Hessen zu tun hat, finde ich schon
iemlich abseitig.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Medienschelte als Problemlösung! – Jörg Rohde [FDP]: Wir haben Zahlen der Bundesregierung!)


as gefährdet die soziale Sicherung und die Armutsbe-
ämpfung in Deutschland mehr als alles andere.

Insofern bleiben wir dabei, dass bei der steuerfinan-
ierten Grundsicherung das Nachrangigkeitsprinzip






(A) )



(B) )


Rolf Stöckel
grundsätzlich erhalten bleibt und dass wir durch einen
aktivierenden und vorbeugenden Sozialstaat, gute Ar-
beitsbedingungen und Mindestlöhne Vorsorge betreiben
und die Menschen befähigen müssen, eigenständig, aus
eigener Kraft, zu leben. Da, wo das aufgrund von Krank-
heit nicht möglich ist, haben diese Menschen weiterhin
unsere Solidarität, und zwar in Form einer menschen-
würdigen Grundsicherung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613710900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 16/7177 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 24 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Waffengesetzes und weiterer Vor-
schriften
– Drucksache 16/7717 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Sportausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wi-
derspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das
so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner das Wort dem Kollegen Reinhard Grindel von der
CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1613711000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das

Waffenrecht sorgt für einen verhältnismäßigen Aus-
gleich zwischen den Interessen der legalen Waffenbesit-
zer einerseits, also der Jäger, der Schützen, der Sammler
historischer Waffen, und dem Interesse am Schutz von
öffentlicher Sicherheit und Ordnung andererseits. Das
Waffenrecht allein ist kein Instrument zur Eindämmung
der wachsenden Gewaltkriminalität. Es muss aber zu
seiner Bekämpfung beitragen.

Insofern bewegen wir uns mit dem Gesetz zur Ände-
rung des Waffengesetzes nicht im politisch luftleeren
Raum, sondern wir müssen die aktuelle Debatte um die
Jugendkriminalität sehr genau im Blick haben. Deshalb
will ich als einen Schwerpunkt des neuen Waffenrechts
die Ächtung der sogenannten Anscheinswaffen hervor-
heben, die wir mit dem neuen § 42 a des Waffengesetzes
vornehmen.

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(C (D Die Koalitionsparteien beobachten mit Sorge, dass iese Anscheinswaffen nach wie vor von zu vielen, vor llen Dingen von Jugendlichen, gebraucht werden. Der mgang mit diesen Waffen, die Kriegsoder Polizeiwaf en originalgetreu nachgebaut sind, ist geeignet, die emmschwelle im Umgang mit Waffen schlechthin sinen zu lassen. Außerdem weisen alle Experten zu Recht darauf hin, ass von diesen Waffen ein erhebliches Drohpotenzial usgeht, weil sie zu kriminellen Zwecken eingesetzt erden können. Hinzu kommt, dass Polizeibeamte die äuschend echt wirkenden Nachbildungen im Einsatz mit chten Schusswaffen verwechseln und dann in einer vereintlichen Notwehrsituation von der Dienstwaffe Ge rauch machen könnten – mit verheerenden Folgen. Die Koalition wird mit der Änderung des Waffengeetzes alle rechtsstaatlich vertretbaren Maßnahmen bechließen, damit von Anscheinswaffen künftig keine Geahr ausgeht. Das ist kein Kinderspielzeug, und wir ollen, dass diese Waffen aus dem öffentlichen Straßenild verschwinden, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir haben uns bereits jetzt innerhalb der Koalitionsraktionen – auch im Lichte von Empfehlungen aus dem undesrat – darauf verständigt, die Regelung des An cheinsparagrafen dadurch noch einmal zu verschärfen, ass wir auf das Merkmal des schussoder zugriffsbereien Führens der Waffe verzichten und den Transport in inem verschlossenen Behältnis vorschreiben. Dadurch ird erreicht, dass nach dem Kauf einer solchen An cheinswaffe praktisch nur noch der Transport in der erschweißten Packungsfolie nach Hause und die Verendung dieser Waffe auf dem befriedeten Privatbesitz um möglich sind. Wir beziehen in den Anscheinspararafen neben Lang– das darf ich gerade der Opposition agen – auch Kurzwaffen ein; denn es sind zum Beispiel achbildungen von Faustfeuerwaffen, wie sie bei der olizei verwandt werden, im Umlauf. Insofern gehen wir ier auch auf Anregungen aus dem Bundesrat ein. Für den Verstoß gegen das Verbot des Führens von nscheinswaffen prüfen wir die Einführung einer Bußeldvorschrift; das tut das Bundesjustizministerium. Das st das, was der Gesetzgeber tun kann. Ich will von dieser Stelle aus einen Appell an die Elern richten – es schauen ja auch einige zu –: Auch Sie önnen durch intensive Gespräche mit Ihren Kindern azu beitragen, dass solche Waffen nicht verwandt weren. Das ist nicht nur eine Aufgabe des Gesetzgebers. Aus dem Kreis der Jäger sind wir darauf aufmerksam emacht worden, dass es jetzt offenbar modern ist, dass uch Jagdwaffen sich von ihrem äußeren Erscheinungsild dem von Kriegswaffen annähern und deshalb unter en Anscheinsparagrafen fallen könnten. Wir werden as mit einer Klarstellung ausschließen, wonach unter en entsprechenden Paragrafen nicht solche Waffen fal Reinhard Grindel len, die – wie wir es formulieren wollen – einen Antrieb durch heiße Gase erhalten. Der Entwurf der Änderung des Waffengesetzes enthält bisher keine Regelung zum Thema Softair-Waffen. Ich möchte betonen, dass sich die Koalitionsfraktionen darauf verständigt haben, zu einer Ergänzung des Regierungsentwurfs zu kommen. Wir wollen, dass nunmehr zum Spiel bestimmte Schusswaffen nur darunter fallen, wenn aus ihnen bauartbedingt auch starre Geschosse verschossen werden können, denen eine Bewegungsenergie von nicht mehr als 0,08 Joule mitgegeben wird. Wir erfassen damit einen ganz großen Teil der SoftairWaffen und wollen auch hier erreichen, dass diese aus dem öffentlichen Straßenbild zurückgedrängt werden. Das ist geboten, weil von diesen Softair-Waffen nicht unerhebliche Gesundheitsgefahren ausgehen; hier werden schließlich Plastikkugeln verschossen. Eine Ächtung dieser Softair-Waffen ist aber auch unter präventiven Gesichtspunkten notwendig. Ich komme auf den Ausgangspunkt meiner Überlegungen und den Hinweis auf die Debatte um Gewalttaten zurück. Wir können doch nicht vielfältige Überlegungen darüber anstellen, wie wir auf allen Ebenen und möglichst früh der wachsenden Gewaltbereitschaft und kriminellen Energie von Kindern und Jugendlichen begegnen können, und gleichzeitig zulassen, dass unter Einschluss von Gesundheitsrisiken mit Anscheinsoder Softair-Waffen auf öffentlichen Straßen und Plätzen in der Gegend herumgeschossen wird. Das wäre ein völlig falsches politisches Signal. Ich sage ausdrücklich: Dahinter haben wirtschaftliche Interessen, für die ich Verständnis habe, zurückzutreten. Angesichts der vielfältigen öffentlichen Debatten kann es niemanden überraschen, weder Produzenten noch Konsumenten, dass der Gesetzgeber in diesem Bereich entschlossen handelt. Insoweit kommen hier Fragen des Vertrauensschutzes nicht in Betracht. Dass solche veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen sehr wohl etwas bewirken können, zeigt das Beispiel der Gas-, Schreckschussund Signalwaffen. Wir haben diese Waffen im Rahmen der letzten Gesetzesnovelle waffenscheinpflichtig gemacht, was zu einer Reduzierung der Verkaufszahlen um rund 90 Prozent geführt hat. Insofern kann auch das Waffenrecht einen Beitrag zur Bekämpfung der Gewaltkriminalität leisten. Ich will an dieser Stelle erwähnen, dass der Deutsche Schützenbund sich mit der Bitte an uns gewandt hat, die Altersgrenze für das Schießen auf Schießständen unter qualifizierter Aufsicht von zwölf auf zehn Jahre zu senken, wie dies bereits bei der letzten Novelle des Waffengesetzes vorgesehen war, bevor der Amoklauf von Erfurt wiederum zu einer Korrektur dieses Vorschlags geführt hat. Ich habe durchaus Verständnis für die Argumentation des Schützenbundes, nach der eine Bedrohung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung nicht zu befürchten wäre. I d z v s n B T n u s f g S a V d s d s t w g S ß s M d g f c r l v d O v d f U n H a t E n h w w (C (D (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


n der Tat gibt es wissenschaftliche Studien, die belegen,
ass beim schießsportlichen Training nicht nur die Kon-
entrationsfähigkeit gesteigert wird, sondern auch der
erantwortungsvolle Umgang mit Waffen und der Re-
pekt vor Waffen erlernt werden. Ich kann ebenfalls
achvollziehen, dass der Deutsche Schützenbund auf die
edürfnisse der Nachwuchsarbeit hinweist und eine
eilnahme an der Jugendolympiade des IOC frühes Trai-
ing und Ausbildung voraussetzt.

Trotzdem, liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte ich
m Verständnis dafür, dass die Koalition diesen Vor-
chlag zur Änderung des Waffengesetzes nicht aufgrei-
en wird. Die Debatte über die Absenkung der Alters-
renzen für den Erwerb großkalibriger Waffen im
ommer 2007 hat gezeigt, dass wir es hier mit einem
usgesprochen sensiblen Thema zu tun haben, das voller
erunglimpfungspotenziale steckt. Gerade im Umfeld
er Debatte über die Jugendgewalt halte ich es für ausge-
chlossen, dass wir Innenpolitiker auch nur ansatzweise
ie Chance hätten, der Öffentlichkeit gegenüber ver-
tändlich zu kommunizieren, weshalb wir jetzt die Al-
ersgrenze für das Schießen mit Druckluftwaffen senken
ollen. Es besteht die Gefahr, dass wir hier falsche Si-
nale aussenden. Das würde möglicherweise auch den
chützenvereinen schaden. Deshalb muss es beim Schie-
en mit Laserwaffen bleiben und bei den Ausnahmevor-
chriften, die das Waffengesetz heute schon vorsieht.
eine Erfahrung ist die – ich will das hier hervorheben –,

ass in vielen Bereichen hiervon unbürokratisch und an-
emessen Gebrauch gemacht wird. Insoweit halte ich es
ür vertretbar, es bei dieser Regelung so zu belassen.

Gleichwohl will ich auch an dieser Stelle deutlich ma-
hen, was ich schon bei der letzten Debatte zum Waffen-
echt betont habe: Die Schützenvereine in Deutschland
eisten eine hervorragende Jugendarbeit, sie haben in
ielen Städten und Gemeinden eine große Bedeutung für
en Zusammenhalt im Dorf und das kulturelle Leben vor
rt. Sie haben es nicht verdient, unter eine Art General-
erdacht gestellt zu werden. Auch das will ich hier aus-
rücklich hervorheben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Außerdem schaffen wir mit der Änderung des Waf-
engesetzes die grundsätzlichen Voraussetzungen für die
msetzung des VN-Schusswaffenprotokolls. Durch ei-
ige Übergangsregelungen werden aber bürokratische
ürden für Jäger, die im Ausland jagen wollen, oder

uch für das Waffengewerbe vermieden.

Durch die Einführung entsprechender Blockiersys-
eme sorgen wir für die notwendige Sicherheit auch bei
rbwaffen, was durch den Wegfall des Erbenprivilegs
otwendig geworden ist. Wir wollen dabei – ich will das
ervorheben, Kollege Wolff, weil Sie das ansprechen
erden – Sammler nicht unangemessen belasten. Das
ill ich ausdrücklich betonen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Sehr gut!)







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Reinhard Grindel
Wegen des Auslaufens des Erbenprivilegs müssen wir
das Änderungsgesetz zum Waffenrecht zügig im Aus-
schuss beraten. Ich rufe dazu auf, dass wir das tun;
selbstverständlich gehört dazu auch die Durchführung
einer Anhörung. Ich sehe hier aber kein Problem, weil es
im Kern nicht um Ideologien geht, sondern darum, mehr
Sicherheit für unsere Bürger zu schaffen. Das wollen wir
mit dem vorliegenden Gesetzentwurf erreichen.

Herzlichen Dank fürs Zuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613711100

Das Wort hat der Kollege Hartfrid Wolff von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)


Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die aktu-

elle Diskussion über das Waffenrecht erscheint mir
schon etwas schräg. Wenn das bisherige Waffengesetz
überhaupt geändert werden muss, dann deshalb, weil das
geltende Waffenrecht vereinfacht und verständlicher
werden muss. Daran hat sich leider auch durch die rot-
grüne Waffenrechtsreform vom Jahre 2002 nichts geän-
dert. Im Gegenteil: Von Vereinfachung, Rücknahme der
Regelungsdichte, Übersichtlichkeit und Lesbarkeit kann
keine Rede sein. Die vom Kollegen Grindel gerade ge-
nannten Bereiche, in denen nachjustiert werden soll, las-
sen vermuten, dass hier keine klare Linie verfolgt wird,
sondern es nur um Änderungen an der einen oder ande-
ren Stelle geht. Bei der nun vorliegenden Novelle hätte
ich deshalb mehr Anstrengungen zur Entbürokratisie-
rung von der Bundesregierung erwartet.

Die amtierende Koalition meint, dass die neue Vor-
lage neben der Umsetzung internationalen Rechts den
Vollzug des Waffengesetzes erleichtern und Unklarhei-
ten und Lücken beseitigen würde. Die FDP hat jedoch
erhebliche Zweifel, dass die Bundesregierung ihr selbst
gestecktes Ziel erreicht. Der unübersichtliche Wust des
deutschen Waffenrechts wird nur bedingt geklärt und
zum Teil sogar unsinniger und unübersichtlicher.

So stellt sich mir schon die Frage, ob es sachlich wirk-
lich erforderlich ist, die bislang vorgesehene Kontrolle bei
der Verbringung von Schusswaffen ins Ausland nun zu
verdoppeln. Bringt es wirklich einen Sicherheitsgewinn,
wenn sich zwei Behörden damit beschäftigen?


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Natürlich! Zwei sind mehr als eine!)


Das Gleiche gilt für die neuen Buchführungs-
pflichten. Es ist geradezu possierlich, wie hübsch die
Ministerialbeamten im Gesetzentwurf jeden einzelnen
bürokratischen Zusatzaufwand auf eine vermeintlich un-
bedeutende Größe heruntergerechnet haben. Tatsächlich
ist hiermit aber eine zusätzliche Belastung für die knapp
kalkulierende mittelständische Wirtschaft verbunden.
Ein solcher Umgang mit Händlern und Herstellern am

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(C (D tandort Deutschland stellt eine Zumutung dar. Wo leibt da der klare Sicherheitsgewinn? (Dr. Peter Danckert [SPD]: Es geht aber um Waffen, Herr Kollege! Es geht nicht um Lebensmittel!)


an hat den Eindruck, dass hier der wirtschaftspoliti-
che Sachverstand der Bundesregierung, insbesondere
es Innenministeriums, auf der Strecke geblieben ist.

Darüber hinaus ist die Erweiterung der Kennzeich-
ungs- und Buchführungsregelungen eindeutig gegen
ie berechtigten Interessen der legalen Waffenbesitzer,
nsbesondere der Jäger, der Sportschützen und der
ammler von antiquarischen Waffen, gerichtet. Als Ziel-
ruppe werden nun auch die Erben genauer ins Visier
enommen. Man muss einfach einmal darauf hinweisen:
as Erbrecht ist eine grundrechtlich geschützte Position,
ie nicht einfach über Bord geworfen werden darf. Die
egründungen für Einschränkungen, die ich hier viel-

ach gehört habe, reichen mir nicht aus. Ich denke da
um Beispiel an den Einsatz von Blockiersystemen.


(Beifall bei der FDP)


Gerade bei historischen Waffen – ich freue mich, dass
er Herr Grindel an der Stelle Einsicht gezeigt hat – ist
ies doppelt absurd. Erstens wird der kulturhistorische
ert solcher Waffen durch Blockiersysteme herabge-

etzt oder gar völlig zerstört. Zweitens geht von vielen
ieser Waffen rein technisch schon keine Gefahr mehr
us. Hinzu kommt, dass die entsprechenden Kosten für
estimmte Sammlerstücke, bei denen die Blockiersys-
eme nur individuell handgefertigt werden können, so
och sein dürften, dass sie an den Wert der Waffe selbst
eranreichen. Welchen Sicherheitsgewinn versprechen
ie sich von solchen Regelungen bei antiquarischen
affen? Das verstehe ich nicht.

Angesichts des höchst zweifelhaften Sicherheitsge-
inns stellt sich nicht nur die Frage nach der Verhältnis-
äßigkeit, sondern auch die nach dem Respekt vor Ei-

entum und Freiheit.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach! Hängen Sie das einmal ein bisschen tiefer! Wir sind hier nicht in den USA, Herr Kollege Wolff!)


ch muss Ihnen sagen, es wundert mich nicht, dass dieser
espekt bei der SPD an der Stelle fehlt. Es freut mich
ber, dass es bei der Union gewisse Einsichten gibt. Al-
erdings würde ich mich freuen, wenn etwas mehr Frei-
eit zugelassen werden würde.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Freie Bürger, freies Waffenführen! Freies Schussfeld für Wolff!)


Herr Wieland, ich will es ganz deutlich sagen: Die
DP ist bereit, ernsthaft über dieses Thema zu reden,
enn es darum geht, die Sicherheit der Bürgerinnen und
ürger zu gewährleisten und zu verbessern.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Dann fangen Sie doch mal damit an!)







(A) )



(B) )


Hartfrid Wolff (Rems-Murr)

Waffengewalt muss wirksam bekämpft werden,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie denn?)


aber nicht mit dem Waffenrecht alleine.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber damit sollte man mal anfangen! Unglaublich!)


Die Antwort auf die Kleine Anfrage der FDP-Fraktion
hat gezeigt, dass nur 2 bis 3 Prozent aller im Zusammen-
hang mit Straftaten sichergestellten Schusswaffen aus le-
galem Besitz stammen. Angesichts der Tatsache, dass
97 oder 98 Prozent der Schusswaffenstraftaten bereits
am Waffengesetz vorbei begangen werden, ist das He-
rumdoktern am Waffengesetz nicht unbedingt eine wirk-
same Variante, sondern purer Aktionismus.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch des Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Lieber Herr Wieland, Problemlösungen im Bereich
der Kriminalität müssen deshalb nicht primär das Waf-
fenrecht, sondern insbesondere den Zusammenhang von
Straftat und Strafe sowie den Täter ins Blickfeld nehmen
und auch den Bereich der Kriminalprävention – schüt-
teln Sie doch nicht den Kopf! – umfassen; denn die Kri-
minalprävention ist an der Stelle einer der wesentlichen
Punkte.


(Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch eine Selbstverständlichkeit!)


Dazu haben wir noch keine Vorschläge gehört.


(Beifall bei der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Diese Rede simsen wir original in den Hamburger Wahlkampf!)


Die FDP wird bei diesem Gesetzesvorhaben die wei-
teren Beratungen sehr genau verfolgen und beobachten,
welche Änderungsvorhaben wirklich der Sicherheit und
der Klarstellung dienen


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die FDP als Lobby der Waffensammler!)


und welche insbesondere zur Vereinfachung beitragen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein Schuss daneben, ohne Schalldämpfer!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613711200

Das Wort hat die Kollegin Gabriele Fograscher von

der SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1613711300

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Das geltende Waffenrecht regelt detailliert und sehr

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(C (D estriktiv – das ist richtig – den Umgang mit Waffen wie essern und Schusswaffen sowie mit Munition. Es re elt Erwerb, Aufbewahrung, Handel und Transport von affen. Es definiert als verbotene Gegenstände neben chusswaffen zum Beispiel Würgehölzer, Springmesser nd Schlagringe. Es verbietet deren Besitz und das Inerkehrbringen. Die Regelungen des Waffengesetzes werden in der llgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Waffengesetz äher ausgestaltet. Diese regelt die Ausnahmen und die orschriften für den Umgang mit Waffen sowie die Ausestaltung von Schießstätten. In ihr ist auch die Abgrenung von erlaubnisfreien und erlaubnispflichtigen chusswaffen durch – unter anderem – die maximale chussenergie definiert. Nach dem Waffengesetz kann uch eine Spielzeugwaffe, zum Beispiel eine Softairaffe, mit der man Kunststoffkügelchen verschießt, eine chusswaffe sein. Immer wieder werden Forderungen nach einer Verchärfung dieses Waffenrechts laut, auch in der aktuellen ebatte. Ich finde schon, dass man die Vorschläge auf hre Praktikabilität hin untersuchen muss und dass man ich fragen muss, ob sie zu mehr Sicherheit für die Beölkerung führen. Allerdings muss hinter dem Sichereitsbedürfnis – Herr Wolff, auch diesen Punkt muss an erwähnen – das Interesse der Unternehmen bei der erstellung von Waffen zurückstehen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was tun wir in dem vorliegenden Entwurf? Wir über-
ehmen die Regelungen des VN-Schusswaffenproto-
olls und setzen die EU-Waffenrichtlinie in nationales
echt um. In § 24 des Waffengesetzes wird die vorge-

chriebene Art der Kennzeichnung von Waffen erwei-
ert, um Rückverfolgung und Herkunft der Waffen inter-
ational zu erleichtern. Das ist eine wichtige Hilfe zur
ufklärung von Straftaten. Ich möchte noch einmal da-

auf hinweisen, dass es eine Ausnahmeregelung für
ammlerwaffen geben wird.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Hoffentlich! – Gegenruf des Abg. Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Keine Sorge!)


Waffen dürfen künftig nur noch ins EU-Ausland ver-
racht werden, wenn zum einen eine Ausfuhrerlaubnis
nd zum anderen eine Einfuhrgenehmigung des Emp-
ängerstaates vorliegen.

Wir werden das Waffenrecht um ein Verbot zum Füh-
en von Anscheinswaffen ergänzen. Darunter fallen ne-
en Kriegswaffennachbildungen auch Kurzwaffen. An-
cheinswaffen sind nahezu echt aussehende Imitate von
chten Waffen. Von ihnen geht ein beträchtliches Droh-
nd Gefährdungspotenzial aus, weil selbst die Polizei im
rnstfall nicht erkennen kann, ob es sich um ein Imitat
der eine echte Waffe handelt. Wir werden das Führen
on Anscheinswaffen in der Öffentlichkeit verbieten.
ie Auflage, nach der diese Waffen nur noch in einem
erschlossenen Behältnis transportiert werden dürfen,






(A) )



(B) )


Gabriele Fograscher
soll ein deutliches Signal setzen: Diese Waffen haben im
öffentlichen Raum nichts zu suchen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ob das Führen von Anscheinswaffen in der Öffentlich-
keit zusätzlich bußgeldbewehrt werden kann, wird im
BMJ derzeit noch geprüft.

Auch wenn das Verbot des Erwerbs und des Handels
mit diesen Waffenimitaten wünschenswert wäre, muss
man hier die Frage nach der Verhältnismäßigkeit und der
Vereinbarkeit mit EU-Recht stellen. Erst wenn sich
zeigt, dass sich der jetzige Regelungsvorschlag in der
Praxis nicht bewährt, muss man über weitere Schritte
nachdenken.

Ein weiterer Punkt, den wir nach Auslaufen der Über-
gangsregelung im jetzigen Gesetz regeln wollen, ist das
sogenannte Erbenprivileg. Kann der Erbe einer Schuss-
waffe ein Bedürfnis nachweisen, ist er zuverlässig und
persönlich geeignet, so wird diese Waffe entsprechend
jeder käuflich erworbenen behandelt. Kann der Erbe das
Bedürfnis nicht nachweisen, muss er dafür sorgen, dass
die Waffe schussunfähig gemacht wird. Dazu wird die
Waffe in Zukunft nicht unumkehrbar zerstört werden
müssen, sondern mithilfe eines Blockiersystems, das in-
zwischen von der Industrie entwickelt wurde, schussun-
fähig gemacht. Damit wird die Waffe nicht zerstört, ihr
Wert bleibt erhalten. Für etwa 80 Prozent aller Waffen
gibt es inzwischen diese Blockiersysteme. Für Waffen,
für die es noch keine technische Lösung gibt, kann eine
Ausnahmegenehmigung beantragt werden. Ich denke,
dass wir damit eine praktikable und dem Sicherheitsbe-
dürfnis der Bevölkerung angemessene Regelung gefun-
den haben.

Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme zum Ge-
setzentwurf gefordert, dass mit der gelben Waffenbesitz-
karte keine verbandsfremden Waffen mehr erworben
werden dürfen. Dieser Empfehlung werden wir nicht fol-
gen. Sie würde unserer Ansicht nach die gelbe Waffen-
besitzkarte ad absurdum führen. Es bleibt dabei: Sport-
schützen können maximal zwei Waffen pro Halbjahr
erwerben, wenn sie Mitglied in einem anerkannten Ver-
band sind, seit mindestens zwölf Monaten aktiv sind und
die persönlichen Voraussetzungen erfüllen. Die Waffen-
behörde kann bei Auffälligkeiten, insbesondere bei An-
haltspunkten für bloßes Waffenhorten, intervenieren.

Fazit: Deutschland hat – und wird das auch in Zu-
kunft haben – eines der strengsten und restriktivsten
Waffengesetze weltweit, und das ist richtig und gut so.
Legale Waffenbesitzer wie Schützen, Jäger und Sammler
gehen verantwortungsvoll und zuverlässig mit ihren
Waffen um. Die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatis-
tik und des Periodischen Sicherheitsberichts zeigen, dass
legal erworbene Waffen und Sammlerwaffen eine unbe-
deutende Deliktsrelevanz haben. Sorgen machen uns die
illegalen Waffen, deren Dunkelziffer extrem hoch ist und
die sich vorwiegend in Händen von Kriminellen befin-
den. Dieses Problem kann ein noch so scharfes Waffen-
recht nicht lösen.


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Das stimmt leider!)


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(C (D Bei den anstehenden Beratungen werden wir auch die erliner Initiative nochmals ernsthaft prüfen (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sehr gut!)


nd versuchen, praktikable Lösungen zu finden. In der
erliner Initiative geht es darum, Messer, die eigentlich
ampfmesser oder Militärmesser sind, als Waffen zu de-

inieren und somit dem Waffenrecht zu unterwerfen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! Längst überfällig!)


ir wollen natürlich nicht, dass für Angler, Taucher, Jä-
er und andere die Ausübung ihres Hobbys unmöglich
ird. Gefährliche Messer, die ursprünglich aus dem mi-

itärischen Bereich kommen, haben aber im öffentlichen
aum unserer Städte und Gemeinden nichts zu suchen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich kann für meine Fraktion sagen, dass wir die Berli-
er Initiative zum Messerverbot genau prüfen werden.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist doch totaler Blödsinn! Was ist denn mit Küchenmessern?)


ie vorgeschlagenen Lösungen und die Definition nach
lingenlänge und -form bringen allerdings enorme Pro-
leme bei der Abgrenzung von Alltagsgegenständen mit
ich. Wir versuchen, eine Formulierung und Definition
u finden, die die gefährlichen Messer umfasst und
urch die sich das Führen dieser in der Öffentlichkeit
erbieten lässt.

Ich freue mich auf konstruktive Beratungen im Aus-
chuss und auf die Erkenntnisse durch die Anhörung, die
ir noch durchführen werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613711400

Das Wort hat die Kollegin Petra Pau von der Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613711500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

ieser Debatte geht es um zwei Anträge. Beide betreffen
as Waffenrecht. Durch den ersten, den sogenannten
erliner Entwurf, sollen Messer, Hieb-, Stich- und Stoß-
affen klassifiziert werden, die bisher nicht als Waffen
alten. Mit dem zweiten soll EU-Recht ins Binnenrecht
bernommen werden. Die Linke steht beiden Anträgen
rundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Ein schärferes
affenrecht ist zwar kein Garant für weniger Gewalt,

ber ein lockeres Waffenrecht leistet mehr Gewalt Vor-
chub. Das kann niemand wollen. Die Linke will es je-
enfalls nicht.






(A) )



(B) )


Petra Pau

(Beifall bei der LINKEN – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Ach! Das ist doch Blödsinn!)


Im Berliner Entwurf gibt es zwei entscheidende Kri-
terien: Hieb- und Stoßwaffen, Messer und Springmesser
müssen erstens eine bestimmte Klingenlänge ausweisen
und zweitens zugriffsbereit mitgeführt werden. Trifft
beides zu, so kann das geächtet werden. Dagegen gibt es
Kritik, zum Beispiel weil auch ein Messer, das einen hal-
ben Zentimeter kürzer ist, als vorgeschlagen wird, zur
Waffe werden kann. Andererseits kann man nicht jeden
Gegenstand, der zur Waffe taugt, als Waffe einstufen.
Man müsste sonst sogar das Flaschenbier verbieten.

Beim EU-Recht geht es darum, unerlaubten Handel
mit Waffen und Munition zu verhindern. Im Visier die-
ses Vorschlages ist zugleich die grenzüberschreitende or-
ganisierte Kriminalität. Auch bei diesem Ansinnen dürf-
ten die Fraktionen nicht grundsätzlich über Kreuz liegen.

Außerdem sollen weitere Waffen verboten werden,
zum Beispiel sogenannte Anscheinswaffen. Das sind
Waffen, denen man nicht ansehen kann, ob sie echt und
scharf, ob sie Sammelstücke oder Attrappen sind. Einer
Geisel dürfte es übrigens egal sein, ob eine scharfe oder
eine Scheinwaffe auf sie zielt. Insofern ist das ein ver-
nünftiger Vorschlag.

Es gibt noch weitere Punkte, über die ich gern disku-
tiert hätte, zum Beispiel das Waffenregister. Derzeit ist
es Ländersache, Waffen, deren Besitzer oder deren Her-
kunft zu erfassen. Ausnahmsweise denkt an dieser Stelle
die Linke – und nur in diesem Zusammenhang – über ein
bundesweites Zentralregister nach.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann man auch machen!)


Es gibt noch weitere Vorschläge. Manche sind so sim-
pel, dass man staunt. Auf dem Markt gibt es ein kleines
Sicherheitsschloss. Eingesetzt, verhindert es, dass Unbe-
fugte scharfe Waffen nutzen können, etwa Jagdgewehre
oder Sportpistolen. Eine entsprechende Maßnahme oder
Vorschrift könnte mehr Sicherheit schaffen.

Im Gesetzentwurf gibt es aber auch Formulierungen,
bei denen ich sage: Achtung und Vorsicht. So soll be-
straft werden können, wer beim Unterstützen von Vorbe-
reitungshandlungen von Bestrebungen, die auf Gewalt
gerichtet sind, ertappt wurde oder dessen verdächtigt
wird. Wer diese Aussage von schlichter Schönheit nicht
verstanden hat, braucht sich nicht zu grämen. Das ist ty-
pisches Rechtskauderwelsch. Aber es zielt darauf, dass
nicht ein Täter bestraft wird, sondern eine mögliche Un-
terstützung einer möglichen Vorbereitung von einer
möglichen Bestrebung einer Tat. Ich warne davor, na-
mens des Waffenrechtes Elemente des politischen Straf-
rechts auszuweiten. Es riecht förmlich nach § 129 Straf-
gesetzbuch. Er ist ein Fremdkörper und wird obendrein
gern missbraucht; Generalbundesanwältin Harms hat das
mehrfach demonstriert.

Kurzum: Die Linke wird die Gesetzesvorlage – wie
stets – konstruktiv mitberaten und mit eigenen Vorschlä-
gen bereichern; denn grundsätzlich gilt: Gewalt hat we-

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(C (D er in der Politik noch im Alltag etwas zu suchen. Gealt ist zu ächten. Deshalb ist ein gutes Waffenrecht so ichtig. Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt at die Kollegin Silke Stokar von Neuforn vom Bündis 90/Die Grünen das Wort. Silke Stokar von Neuforn (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613711600
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach den

ufgeregten Debatten der vergangenen Tage zum Thema
ugendgewalt habe ich eigentlich erwartet, dass der Bun-
esinnenminister mit der Reform des Waffenrechts einen
berzeugenden Beitrag zur Gewaltprävention vorlegt.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das ist der falsche Ansatz!)


m Gegenteil, das ist erneut der Beweis: CDU-Innen-
inister reden gerne über innere Sicherheit. Dann, wenn

ie konsequent handeln und real Verantwortung tragen
önnten, handeln sie aber nicht konsequent.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ich habe doch gerade erst beschrieben, dass wir das tun!)


Wir wollen uns nicht daran gewöhnen, dass das griff-
ereite Messer in der Tasche zu einem ganz normalen
eil unserer Alltagskultur wird.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist doch auch nicht so!)


ir sagen ganz klar: Das staatliche Gewaltmonopol
ird aufgeweicht, wenn der Rechtsstaat vor der zuneh-
enden Bewaffnung im öffentlichen Raum kapituliert.
eswegen unterstützen wir die Initiative des Berliner In-
ensenators Körting, der das Mitführen gefährlicher
esser im öffentlichen Raum verbieten will. Genau

azu, Herr Grindel, steht im Gesetzentwurf von Herrn
chäuble nichts. Genau dazu, Herr Grindel, haben auch
ie nichts gesagt.

Ich habe sehr wohl zur Kenntnis genommen – das ist
ein nächster Kritikpunkt –, dass Sie angekündigt ha-

en, die Regelungen im Bereich der Anscheinswaffen
erbessern zu wollen. Hier reicht es natürlich nicht aus,
ur Imitate von Kriegswaffen zu berücksichtigen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das sind mal wieder die Hardliner von den Grünen!)


Herr Wolff, Ihnen von der FDP möchte ich sagen: Wir
ind für Freiheits- und Bürgerrechte. Das Tragen von
affen im öffentlichen Raum ist aber kein Freiheits- und
ürgerrecht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as, was Sie hier gemacht haben, ist dumpfer Populis-
us.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Und was machen Sie?)







(A) )



(B) )


Silke Stokar von Neuforn
Das war nichts anderes als Lobbyarbeit,


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Völliger Unsinn!)


und zwar für Waffenhändler und Waffenbesitzer.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: So ein Quatsch!)


Die Zahlen, die Sie genannt haben, sind schon deswegen
falsch, weil ein Großteil der heute illegalen Waffen ein-
mal legal erworben worden ist. Sie haben in dieser Frage
null Problembewusstsein. Sie sind ein Lobbyist für die
Waffenindustrie und sonst gar nichts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Meine Damen und Herren, ich möchte noch auf das
Hamburger Beispiel der Reeperbahn eingehen, weil es
sehr deutlich zeigt, wie wenig es bringt, wenn wir nur
bestimmte Räume als waffenfreie Zonen definieren. Die
Zahl der Messerattacken in Hamburg ist dadurch nicht
zurückgegangen; denn schwere Körperverletzungen mit
dem Instrument Messer finden überall im öffentlichen
Raum statt: in der U-Bahn, in der Straßenbahn, vor Dis-
kotheken, vor Schulen und auf den Straßen. Das ge-
schieht nicht nur auf der Reeperbahn.

Ich finde es absolut absurd – in dieser Diskussion
macht sich der Staat einfach lächerlich –, wenn die Poli-
zei auf der Reeperbahn Waffen einzieht und der Ham-
burger Senat dafür sorgt, dass genau diese Waffen we-
nige Tage später bei der öffentlichen Onlineauktion des
Zolls, einer staatlichen Einrichtung, zu Dumpingpreisen
wieder auf den Markt gebracht werden. Ich frage mich,
ob die CDU-geführte Regierung in Hamburg wirklich so
sehr am Ende ist, dass sie ihren Haushalt in Ordnung
bringen muss, indem sie als öffentlicher Waffenhändler
auftritt. Angesichts dieser Beweise aus dem Umkreis der
Union stelle ich fest: So kann man mit den Themen Ju-
gendgewalt, Bewaffnung und innere Sicherheit nicht
umgehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Blanker Populismus!)


– Ich will Ihnen einmal ganz deutlich sagen: Wer den
Berliner Ansatz bzw. unseren Ansatz verfolgt,


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Ein populistischer Ansatz ist das!)


der will selbstverständlich nicht – dass Sie das dennoch
behaupten, gehört zu Ihrem Populismus – einem Pfad-
finder sein Taschenmesser wegnehmen.


(Lachen des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP])


Wir wollen auch Anglern, Campern und Jägern nicht
ihre Messer wegnehmen.


(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Das tun Sie aber!)


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(C (D ir wollen nur nicht hinnehmen – in dieser Frage haben ir übrigens den Großteil der Bevölkerung auf unserer eite –, dass es immer mehr junge Männer für ein selbsterständliches Recht halten, mit sehr gefährlichen Mesern, griffbereit in der Hosentasche, herumzulaufen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist doch verboten, Frau Stokar!)


ir können täglich in der Zeitung lesen – ich kenne das
us Hannover –, wie häufig es vorkommt, dass Jugendli-
he das Messer, das sie in der Tasche tragen, ziehen und
ndere Jugendliche damit verletzen, bis hin zur Todes-
olge.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Alles verbotene Waffen!)


ür dieses reale Problem bieten Sie keine Lösung an.

(Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP]: Werden Sie wieder sachlich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613711700

Kommen Sie bitte zum Schluss.


(BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)

Herr Präsident, ich komme zum Schluss. – Ich habe

ur Kenntnis genommen, dass die Koalitionsfraktionen
eim Gesetzentwurf des Ministers erheblichen Verbesse-
ungsbedarf sehen. Wir werden uns konstruktiv an den
eiteren Beratungen beteiligen. Wir sind der Auffas-

ung, dass wir eine Anhörung brauchen, weil die Kom-
etenz der Großen Koalition hier ganz offensichtlich
icht ausreichend ist.


(Lachen des Abg. Hartfrid Wolff [Rems-Murr] [FDP])


Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1613711800

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf

rucksache 16/7717 an die in der Tagesordnung aufge-
ührten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das scheint der Fall zu sein. Dann ist die
berweisung so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 26 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(14. Ausschuss)

Spieth, Klaus Ernst, Dr. Lothar Bisky, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE
Wiedereinführung der vollständigen Zuzah-
lungsbefreiungen für Versicherte mit gerin-
gem Einkommen im Wege der Härtefallrege-
lung
– Drucksachen 16/6033, 16/7435 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Carola Reimann






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wi-
derspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Christian Kleiminger von der SPD-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Christian Kleiminger (SPD):
Rede ID: ID1613711900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

einem sollten wir uns einig sein, nämlich dass für
Kranke und Menschen mit niedrigem Einkommen keine
Zutrittsbarrieren zu notwendiger medizinischer Versor-
gung errichtet werden dürfen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Werden sie auch nicht!)


In Ihrem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen der
Linken, behaupten Sie aber, dass ein Zusammenhang be-
stehe zwischen den Zuzahlungen einerseits und dem Ge-
sundheitszustand der sozial Schwächsten in unserer
Gesellschaft andererseits. Unbestritten gibt es eine Rela-
tion zwischen Armut und Krankheit. Arbeitslosigkeit,
schwierige Wohnsituationen, niedriges Bildungsniveau,
all das sind Ursachen dafür. Darum versuchen wir ja,
eine Politik zu machen, die genau an diesen Stellen an-
setzt, auch durch Prävention und Information; darauf
komme ich noch zurück. Im Hinblick auf Ihren Antrag
stellt sich jedoch eine andere Frage, nämlich: Inwieweit
besteht der von Ihnen behauptete Zusammenhang zwi-
schen einer Zuzahlungsbefreiung und dem Gesundheits-
zustand der Betroffenen? Trägt das, was Sie fordern,
wirklich dazu bei, dass es für Benachteiligte im Gesund-
heitswesen mehr soziale Gerechtigkeit gibt?

Zu diesem Themenfeld gibt es noch nicht besonders
viele aussagekräftige Untersuchungen. Auch der Ge-
sundheitsmonitor lässt keine belastbaren Schlüsse zu, ob
der Rückgang der Zahl der Arztkontakte mit der Vermei-
dung wichtiger oder unwichtiger Arztbesuche zu erklä-
ren ist. Man weiß nicht sicher, ob relevante Untersu-
chungen vermieden worden sind oder nur sogenannte
Bagatelluntersuchungen. Daher halte ich es für wichtig,
hierzu vermehrt Analysen durchzuführen.

Erinnern wir uns: Der Ausgangspunkt für die Einfüh-
rung von Zuzahlungen seinerzeit war doch, wie wir alle
wissen, die Erkenntnis, dass häufigere Arztbesuche nicht
in jedem Fall gesünder machen, dass man nicht bei je-
dem Husten gleich einen Doktor braucht. Dennoch wer-
den die Ärzte hierzulande häufiger aufgesucht als in vie-
len anderen europäischen Ländern. Bei der Einführung
der Regelung standen daher die Steuerungswirkungen
im Vordergrund. Das mag sehr technisch klingen; doch
die Absicht ist einfach: Die Versicherten – alle Ver-
sicherten – sollten ein stärkeres Kostenbewusstsein ent-
wickeln und von medizinischen Leistungen dem indi-
viduellen Bedarf entsprechend Gebrauch machen.

Nehmen wir das Beispiel Praxisgebühr: Mit ihrer
Hilfe sollte die Lotsenfunktion der Hausärzte gestärkt

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(C (D erden. Ergebnis ist, dass sowohl die Zahl der Praxisontakte allgemein als auch die Zahl der Facharztbesuhe ohne Überweisung zurückgegangen sind – meines rachtens nicht unbedingt zum Schaden der Menschen. Mit der Gesundheitsreform ist außerdem der Leisungskatalog der Kassen erweitert worden. Kinder sind eiter komplett von den Zuzahlungen ausgenommen. lle Versicherten haben einen Anspruch auf kostenlose rüherkennungsmaßnahmen und Vorsorgeuntersuchunen. All das gehört auch zur Wahrheit. Vor allem aber hier sehe ich wirklich noch einen großen Handlungs edarf – gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die osten für die Gesundheitsvorsorge auch durch eigenes erhalten zu mindern. Mit dem AVWG ist es möglich geworden, rezeptflichtige Medikamente zuzahlungsfrei zu erhalten. uch das Hausarztmodell ist ein gutes Instrument. Seit pril letzten Jahres ist jede Kasse dazu verpflichtet, ih en Versicherten diesen Tarif anzubieten. Ich weiß aus einen Gesprächen im Wahlkreis in Rostock auch, dass ei vielen, die eigentlich Aufklärung betreiben müssten, n diesem Punkt noch große Defizite herrschen. Das ührt dazu, dass immer noch zu wenige Menschen solche öglichkeiten nutzen und eigenverantwortlich für ihre esundheit vorsorgen. Hier stehen insbesondere die rzte, die Krankenkassen und die Apotheker in der Ver ntwortung, diese Angebote anzusprechen, die Vericherten zu informieren und sie vollständig aufzuklären. Erlauben Sie mir schließlich noch eine Bemerkung: s fällt natürlich auf, dass Sie sich in Ihrem Antrag in einer Form zur Finanzierung Ihres Vorschlags sowie zu en entstehenden Folgekosten äußern. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Wie wahr! Wie immer! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wer sollte denen denn dabei helfen? Von alleine kommen sie doch nicht darauf!)


as hätte ich schon erwartet, wenn Sie mehr Menschen
ie Zuzahlungen ersparen möchten. Eines will ich noch
inzufügen: Während wir hier über eine Zuzahlungsbe-
reiung diskutieren, hören wir in diesen Tagen Rufe aus
em Süden der Republik, mit denen sogar noch höhere
uzahlungen gefordert werden. Dem treten wir – das
ollte klar sein – genauso entschieden wie Ihrem Antrag
ntgegen.


(Beifall bei der SPD)


Wenn wir in Zukunft die notwendige medizinische
ersorgung für alle gewährleisten wollen, dann müssen
ir dafür sorgen, dass sich auch alle nach ihrer jeweili-
en wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit an den Kosten
es Systems beteiligen.


(Beifall bei der SPD)


u einer solidarischen Gesellschaft gehört umgekehrt
uch, dass Benachteiligte gestützt werden. Das müssen
ie. Hören Sie einmal kurz zu: Meiner Meinung nach
üssen wir das auch in unsere Überlegungen im Rah-
en der Diskussion über eine Anhebung des Regelsatzes

eim AGL II einfließen lassen.






(A) )



(B) )


Christian Kleiminger
Statt über weitere Zuzahlungsbefreiungen zu diskutie-
ren, sollten wir uns lieber überlegen, wie wir im Bereich
der Prävention auch Menschen mit niedrigem Einkom-
men oder mit Migrationshintergrund erreichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen dringend mehr niedrigschwellige Ange-
bote und breitere Informationen darüber. Es geht darum,
die Menschen zu erreichen, die keine Infobroschüren le-
sen und keine Infonummern wählen;


(Elke Ferner [SPD]: Wohl wahr!)


denn der soziale Status darf – da stimmen wir Ihnen ja zu –
nicht der entscheidende Negativfaktor für den Gesund-
heitszustand sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb sollen gerade durch das Präventionsgesetz,
das wir vorbereiten, in dieser Hinsicht neue Wege geeb-
net werden;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


denn durch Prävention wird die Gesundheit geschützt.
Diese vierte Säule im Gesundheitsweisen muss gestärkt
werden. Meines Erachtens werden auf diese Weise die
existierenden Unterschiede im Gesundheitsbereich viel
stärker abgebaut. So schaffen wir besser als mit einer
kurzfristigen Zuzahlungsbefreiung nachhaltig soziale
Gerechtigkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613712000

Das Wort hat nun Kollege Heinz Lanfermann, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Heinz Lanfermann (FDP):
Rede ID: ID1613712100

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Wir sprechen heute über die zum
1. Januar 2004 entfallene Zuzahlungsbefreiung für Här-
tefälle, wie sie in den §§ 61 und 62 des SGB V in der bis
zum 31. Dezember 2003 geltenden Fassung vorgesehen
war.

Eines gleich vorweg: Die FDP teilt dieses spezielle
Anliegen, für GKV-Versicherte mit geringem Einkom-
men wieder eine Härtefallregelung in das SGB V aufzu-
nehmen, um zu verhindern, dass eine notwendige medi-
zinische Versorgung wegen nicht aufbringbarer
Zuzahlungen unterbleibt.


(Zuruf der Abg. Elke Ferner [SPD])


Das haben wir übrigens – auch wenn Sie das viel-
leicht erstaunt, Frau Kollegin Ferner – im Jahr 2004 mit
unserem Antrag vom 14. Januar, Drucksache 15/2351,
deutlich gemacht, der die Abschaffung der Praxisgebüh-
ren forderte und sich auch mit der Arzneimittelzuzah-
lung befasste. In diesem Antrag hieß es wörtlich:

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(C (D Die Wiedereinführung der alten Härtefallregelung, die Menschen, die von Sozialhilfe leben, von der Zuzahlung befreit hat, ist ebenfalls unumgänglich. Es ist ungerecht, dass Sozialhilfeempfänger von dem Betrag, den sie zur Sicherung ihres Existenzminimums benötigen, ebenfalls zuzahlen müssen. Die Obergrenze von 71 Euro bzw. 35,50 Euro bei chronisch Kranken mögen für einen Durchschnittsverdiener gering erscheinen. Für einen pflegebedürftigen alten Menschen im Heim, der das aus seinem „Bargeldbetrag zur freien Verfügung“, also seinem Taschengeld, bezahlen muss, sind sie es nicht. Meine Damen und Herren, mit dieser Einschätzung aben sich die Gemeinsamkeiten mit der Linksfraktion ann aber auch erschöpft. Der in der Begründung des Antrags der Linken zum usdruck kommende Tenor, dass Zuzahlungen grund ätzlich mit großen Problemen behaftet sind, kann so icht überzeugen. Zuzahlungen sind eine Form der Eigenbeteiligung, nd Eigenbeteiligungen sind im Gegenteil vom Grundatz her durchaus ein gutes Instrument, um Menschen azu zu bewegen, darüber nachzudenken, ob und in welhem Umfang Gesundheitsleistungen – sprich: auch Vericherungsbzw. Kassenleistungen – in Anspruch geommen werden müssen oder sollen. Sie sind also auch ine Maßnahme, um das Kostenbewusstsein bei den Vericherten zu schärfen und die Finanzmittel im Gesundeitssystem möglichst zielgenau und bedarfsgerecht einusetzen. Sie sind auch nicht per se belastend oder gar unsozial; enn durch den Einsatz des Mittels der Zuzahlung oder er Eigenbeteiligung ist der Beitrag der gesetzlich kranenversicherten Bürger geringer, als er es ohne dieses nstrument wäre. Das Geld wird ja nur einmal ausgegeen und auch nur einmal bezahlt. Wenn die Linksfraktion nun in ihrer Antragsbegrünung fordert, man müsse, statt das Instrument der Zuzahung zu wählen, auf eine Steuerung staatlicherseits seten, ist dies nur der Wunsch nach noch mehr taatsmedizin, als uns die Gesundheitsministerin chmidt – zunächst unter rot-grüner Flagge und jetzt soar mit zwar widerwilliger, aber doch realer Unterstütung der Unionsfraktion – beschert hat. Diese Politik der Rationierung und Regulierung, die ie Menschen und ihre Bedürfnisse längst aus den Auen verloren hat und lediglich bemüht ist, Löcher zu topfen und Gelder in einem immer dirigistischeren Sysem durch immer kompliziertere Einzelfallregelungen mzuverteilen, ist längst gescheitert. (Elke Ferner [SPD]: Was Sie da erzählen, glauben Sie doch selber nicht!)


(Zuruf von der CDU/CSU: Na, immerhin!)


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Heinz Lanfermann
In dem angerichteten Trümmerhaufen ist die Zuzahlungs-
befreiung für besondere Härtefälle nur ein weiterer unan-
sehnlicher Stein.


(Zuruf von der FDP: Genau!)


Der deutsche Arzneimittelmarkt ist ohnehin hochgra-
dig überreguliert. Arzneimittelrichtlinien, gesetzlicher
Ausschluss von Arzneimitteln, Festbeträge für Arznei-
mittel und Nutzenbewertung sind nur einige Stichwörter
für die Regulierungswut. Preisfindung geschieht real
schon längst nicht mehr am Markt, sondern auf den
Schreibtischen des Gesundheitsministeriums.

Diese Regelungen durchschaut kein Mensch mehr
wirklich. Sie bauen Ihre Politik ja auch darauf auf, dass
die Menschen das nicht mehr verstehen und Sie ihnen
suggerieren, es sei besonders sozial.

Der Versicherte, der im Mittelpunkt allen Wirkens
stehen sollte, ist dabei längst aus dem Blick geraten.

Gerade deshalb wäre eine Diskussion darüber, ob das
angestrebte Ziel einer wirtschaftlich verantwortlichen
Arzneimittelversorgung nicht auch anders, nämlich ohne
die vielen regulatorischen Mittel, besser zu erreichen ist,
so wichtig. Diese Debatte führt zumindest die Bundesre-
gierung jedoch nicht.

Meine Damen und Herren, ich darf zusammenfassen:
Da wir zwar einerseits der Forderung auf Wiedereinfüh-
rung der Zuzahlungsbefreiung für Härtefälle zustimmen
könnten, Sie aber andererseits Ihren Antrag mit einer
Reihe von falschen Thesen untermauert haben, ist es nur
folgerichtig, dass sich meine Fraktion enthalten wird.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613712200

Ich erteile das Wort nun Kollegen Jens Spahn, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1613712300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

möchte zum vorliegenden Antrag der Linken drei kurze
Bemerkungen machen:

Erstens. Zuzahlungen sind kein Selbstzweck, sondern
als Steuerungsinstrument gedacht. Sie sollen signalisie-
ren: Gesundheit ist etwas wert. Ebenso ist die Dienstleis-
tung, die in dieser Republik 24 Stunden am Tag, sieben
Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr flächendeckend,
bis in den letzten Winkel, zur Verfügung steht, etwas
wert. Auch sozial Schwache und chronisch Kranke sol-
len und müssen verantwortungsbewusst mit diesen Res-
sourcen umgehen.

Deswegen ist es von Anfang an Ziel dieser Zuzah-
lungsregelung gewesen, dazu zu animieren, zu überle-
gen, etwa vor dem Hintergrund der Praxisgebühr, ob es
tatsächlich notwendig ist, den Arzt aufzusuchen. Der
Durchschnittsdeutsche sucht etwa doppelt so oft einen
Arzt auf wie der Durchschnittsfranzose, der Durch-

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(C (D chnittsösterreicher oder der Durchschnittsniederländer. ass er deswegen aber doppelt so gesund wäre, ist biser nicht festzustellen gewesen; eher das Gegenteil. Desalb war unser Ziel, dafür zu sorgen, dass in der Zukunft nnötige Arztbesuche möglichst vermieden werden. Die zweite Bemerkung zu dem, was Sie in Ihrem Anrag formulieren: Eine 1bzw. 2-prozentige Maximalzuahlung vom Einkommen ist als Regelung schon per efinitionem sozial verträglich. Denn wer ein geringes inkommen hat und wenig hat, muss am Ende, weil Prozent oder 2 Prozent von wenig ebenfalls wenig ist, uch nur wenig Zuzahlungen leisten, während derjenige, er ein höheres Einkommen hat, an der Stelle erheblich öhere Zuzahlungen leisten muss. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Das ist das, was Sie von der Mengenlehre verstanden haben, ja?)


on daher ist diese Regelung in sich sozial verträglich.
m Übrigen ist sie mit Ausnahmen für Kinder versehen,
ie keine Zuzahlungen zu leisten haben, darüber hinaus
das ist wichtig; das ist nämlich in der Öffentlichkeit
och nicht überall angekommen – mit Ausnahmen für
mpfungen und Vorsorgeuntersuchungen. Von daher
äuft der Vorwurf, den Sie in Ihrem Antrag machen und
it dem Sie ihn begründen, ins Leere.

Nichtsdestotrotz müssen wir uns natürlich immer
ieder fragen, ob das, was wir mit der Zuzahlungsrege-

ung erreichen wollten, tatsächlich erreicht wird. Im Zu-
ammenhang mit der Praxisgebühr kann ich mich daran
rinnern, dass ich einmal am zweiten Tag eines Quartals
eim Arzt war, wo ich am Tresen gefragt wurde, ob ich
chon einmal die Überweisungen für den Hautarzt, den
ugenarzt und diverse andere Ärzte mitnehmen wolle.
ls ich sagte, ich hätte eigentlich gar nicht vor, diese
rzte anschließend aufzusuchen, sagte man mir, es sei
blich, am Anfang des Quartals schon einmal die ganzen
berweisungen mitzugeben, damit das für jeden erledigt

ei.

Insofern muss man da genau schauen, ob die Steue-
ungswirkung, die wir wollen, tatsächlich erreicht wird.
ennoch ist das Ziel richtig, ein Bewusstsein für die
osten des Systems zu schaffen und eine Beteiligung

ntsprechend dem Einkommen vorzusehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Drittens. Der Antrag steht in einer bestimmten Tradi-
ion von Anträgen, die Sie als Linkspartei regelmäßig zu
en unterschiedlichsten Themen stellen. Einmal mehr
agen Sie im Grunde nichts zur Deckung der Kosten und
er Ausfälle, die damit verbunden wären. Es geht um
twa 500 Millionen Euro. Das sind 0,05 Beitragssatz-
unkte. Das ist bemerkenswert angesichts der Tatsache,
ass die Opposition uns im Anschluss an diese Debatte
och eine Debatte aufdrücken will aus Sorge um ver-
eintliche oder tatsächliche Beitragssatzsteigerungen.
iese 0,05 Beitragssatzpunkte schlagen Sie hier vor,
hne mit einem Satz zu erwähnen, wie das anschließend
inanziert werden soll. Von daher fällt dieser Antrag in
ie übliche Liste der Wünsch-dir-was-Anträge der
inkspartei. Sie mögen zwar populär und populistisch






(A) )



(B) )


Jens Spahn
sein, aber sie sind nicht fundiert; sie betrachten nicht die
Realität und schon gar nicht unsere Zielsetzung. Deswe-
gen ist der Antrag von uns abzulehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Elke Ferner [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613712400

Nun hat Kollege Frank Spieth, Fraktion Die Linke,

das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613712500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich einige Anmerkun-
gen zu den einzelnen Beiträgen mache, noch einmal zum
grundsätzlichen Anliegen dieses Antrags. Der „Links-
sozialist und Revolutionär“ Norbert Blüm hat in den
90er-Jahren die Zuzahlungen in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung eingeführt. Er hat damals festgestellt,
dass aus sozialer Rücksicht auf Menschen mit geringem
Einkommen eine Härtefallregelung notwendig sei, damit
diese Menschen vor Überforderung bei Zuzahlungen ge-
schützt würden.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Norbert Blüm hat recht!)


Er ist ein wackerer Christdemokrat.

Die Sozialdemokratische Partei hat durch ihre dama-
ligen Vertreter gegen die Härtefallregelung argumentiert,
und zwar mit der Begründung, dass sie gar keine Zuzah-
lungen wolle. 15 Jahre später wird Ihre Einstellung deut-
lich, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD: Was
schert mich mein Geschwätz von gestern? Was interes-
siert uns das, was wir als Partei der sozialen Gerechtig-
keit in Wahlkämpfen versprechen? In der Praxis wird
dann genau das Gegenteil gemacht, leider weitgehend
unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das ist sehr bemer-
kenswert.


(Beifall bei der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: Sagen Sie doch einmal, wie Sie es finanzieren wollen!)


Welches Anliegen verfolgen wir mit der Härtefallre-
gelung? Damit wollen wir das, was bis zum 31. De-
zember 2003 gegolten hat, wieder einführen. Übrigens
wollten Ihre Fraktion und Ihre Ministerin noch im Jahr
2003 die Härtefallregelung erhalten; sie wurde dann aber
auf dem Altar des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes
und bei den Nacht- und Nebelabsprachen mit Herrn
Seehofer, die das Gesetz ermöglichen sollten, geopfert.
Das ist die politische Realität.

Mit der Härtefallregelung sollten Menschen mit ge-
ringem Einkommen vor Überforderung geschützt wer-
den. Wenn davon die Rede ist, die alte Regelung wieder
einzuführen – also Versicherte mit einem Einkommen
bis zu 40 Prozent der Bezugsgröße wieder von den Zu-
zahlungen zu befreien –, dann bedeutet das in Zahlen:
Wer weniger als 994 Euro Einkommen bezieht – das be-
trifft die große Masse der Rentnerinnen und Rentner –,
wäre endlich wieder von Eintrittsgebühren beim Arzt,

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(C (D uzahlungen zu Arzneiund Heilmitteln und zum Kranenhausbesuch befreit. Darum geht es bei dieser Härteallregelung im Kern. as haben Sie bei gleichzeitigen deutlichen Erhöhungen er Zuzahlungen Ende 2003 abgeschafft. Das halte ich ach wie vor für einen sozialen Skandal. Wir wollen aber mit dieser Regelung nicht nur Menchen mit geringem Einkommen schützen. Wir wollen uch Bezieher von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Soialgeld, Grundsicherung und Ausbildungsförderung ach BAföG oder SGB II, deren Einkünfte unterhalb der inkommensgrenze liegen, von Zuzahlungen befreien, ie es bis zum 31. Dezember 2003 der Fall war. Vielleicht kann mir jemand erklären, was das, was daals von Schwarz-Gelb eingeführt und von Rot-Grün emeinsam mit den Konservativen in diesem Hause abeschafft wurde, mit Populismus zu tun hat. Es geht nur arum, den Zustand der schreienden sozialen Ungerechigkeit in diesem Land endlich aufzulösen. Lassen Sie mich abschließend das Beispiel einer ruppe von chronisch Kranken aus Sonneberg im südli hen Thüringen anführen, die in einem Brief klipp und lar feststellen: Am härtesten treffen die Zuzahlungsreelungen immer die chronisch Kranken. Denn deren usgaben im Gesundheitswesen nehmen inzwischen erebliche Ausmaße an, sei es durch die Erhöhung der rankenkassenbeiträge, die Zuzahlung zu Medikamen en, medizinischen Hilfsmitteln, Brillen, Zahnersatz und sychound physiotherapeutischen Maßnahmen, die Beachteiligung der gesetzlich Versicherten gegenüber priat Versicherten und vieles andere mehr. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: In der Summe bleibt es bei 1 Prozent!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Sie scheinen die Lebensrealität der Menschen mit ge-
ingem Einkommen in diesem Lande nicht mehr im Fo-
us zu haben. Wir brauchen wieder Härtefallregelungen,
amit Menschen durch Armut und geringe Einkommen
icht von der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen
erden. Das ist eine Tatsache.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Wer schließt sie denn aus? Das ist ja schlimm!)


Danke für Ihre Unaufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613712600

Ich erteile das Wort Kollegen Harald Terpe, Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613712700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Vorab eine persönliche Ein-

chätzung: Die Frage, ob sich mit Zuzahlungen mehr Ei-
enverantwortung und ein verantwortungsbewussterer
mgang mit den Gesundheitsausgaben im erhofften






(A) )



(B) )


Dr. Harald Terpe
Maße fördern lässt, lässt sich noch nicht sicher beant-
worten. Ich glaube, darüber sind wir uns einig. Ziel ist
tatsächlich gewesen, die Eigenverantwortung zu stärken
und eine Steuerung der Gesundheitskosten einzuführen.
Insofern hat sich die Richtung unserer Diskussionen
über die Gesundheitspolitik in den letzten fünf Jahren
verändert. Das muss man zur Kenntnis nehmen.

Wir haben die Verpflichtung, auf eine möglichst ge-
rechte Ausgestaltung der Zuzahlungen zu achten. Hier
gibt es sicherlich offene Fragen, beispielsweise ob nicht
die ohnehin durch Krankheit belasteten Patientinnen und
Patienten auch die Hauptlast der Zuzahlungen tragen.
Wir müssen darüber diskutieren und uns fragen, ob wir
Änderungen vornehmen müssen. Der Antrag der Linken
ist aber nicht unbedingt geeignet, auf den aus unserer
Sicht unbestreitbaren Zusammenhang zwischen sozia-
lem Status und Gesundheit angemessen zu reagieren. Er
wirft neue Gerechtigkeits- und Diskriminierungsfragen
auf genauso wie die Frage nach der Finanzierung; darauf
wurde schon hingewiesen. Man muss konstatieren, dass
die Zuzahlungsregelungen nicht nur Nachteile, sondern
auch Vorteile bringen. Danach müssen sich diejenigen,
die chronisch krank sind und über geringe Mittel verfü-
gen, nicht vorher einen Schein bei irgendeiner Behörde
besorgen, um nachzuweisen, dass sie von der Zuzahlung
befreit sind.

Wir sind uns wahrscheinlich weitgehend über die
Feststellung einig, dass es einen Zusammenhang von so-
zialer Ungleichheit und unterschiedlich verteilten Ge-
sundheitschancen gibt. Menschen mit einem schlechte-
ren sozialen Status sind häufiger und anders krank als
Menschen mit hoher Bildung und einem höheren Ein-
kommen. Darauf hat der Sachverständigenrat hingewie-
sen. Das ist auch im Armuts- und Reichtumsbericht der
Bundesregierung an vielen Stellen nachzulesen. Aller-
dings bleiben nach unserer Meinung zumindest aufseiten
der Regierungsbank die nötigen Konsequenzen aus. Die
Koalition ist bislang praktische Antworten auf die Frage,
was sie gegen sozial bedingte Ungleichheiten bei den
Gesundheitschancen zu tun gedenkt, schuldig geblieben.

Ich will das an zwei Beispielen deutlich machen. Ers-
tes Beispiel. Wir wissen, dass gut gemachte Gesund-
heitsförderung und Primärprävention vor allem bei Men-
schen mit niedrigem sozialen Status ansetzen müssen.
Seit Monaten wird in der Koalition ergebnislos über den
Entwurf eines Präventionsgesetzes inhaltlich gestritten.
Das ist keine wirksame Präventionspolitik. Ein Präven-
tionsgesetz müsste über Marketingaktionen der Kran-
kenkassen oder des Bundesgesundheitsministeriums hi-
nausgehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Das zweite Beispiel ist der Regelsatz für Bezieher
von ALG II und Sozialhilfe. In den monatlichen Regel-
leistungen ist bekanntlich ein Anteil von 4 Prozent für
Gesundheitsausgaben vorgesehen. Das sind monatlich
knapp 14 Euro. Man kann sich leicht ausrechnen, dass
dies bei einer Bevölkerungsgruppe, die ohnehin durch
einen schlechteren Gesundheitszustand gekennzeichnet
ist, in vielen Fällen nicht ausreichend ist. Unsere Ant-

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(C (D ort darauf lautet nicht, die Regelleistungen isoliert über as Gesundheitssystem zu finanzieren. Wir fordern eine achbesserung bei den Regelsätzen. Das heißt, wir wol en sie anheben. Wir haben dazu schon Anträge eingeracht und darüber diskutiert. Ich glaube aber, dass die oalition die Diskussion über eine Anpassung verweiert und dass manche das Problem noch gar nicht erannt haben. Wir werden uns bei der Abstimmung über den Antrag er Linken enthalten, weil wir eine gründliche und zielrientierte Debatte darüber für notwendig halten, wie ir die Gesundheitschancen von Menschen mit geringen inkommen und geringen Bildungsabschlüssen verbesern können. Dieser Ansatz ist anders als der der FDP. ie befürwortet durchaus die Einführung einer Härtefallegelung, findet aber die Begründung der Linken völlig bsurd. Wir hingegen finden einiges in der Begründung, um Beispiel den Vorschlag, über die Gesundheitschanen zu reden, richtig, nicht aber die Härtefallregelung. Wir müssen erstens endlich ein Gesetz für eine wirkame Gesundheitsprävention auf den Weg bringen. Wir üssen zweitens die Regelsätze bedarfsgerecht anpas en. Wir müssen drittens darüber diskutieren, ob die dereit genutzten Anreizinstrumente zur individuellen Steurung der Gesundheitsausgaben geeignet sind. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und schönes ochenende. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf: Nein, noch nicht!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613712800

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Gesundheit zum Antrag der Fraktion Die
inke mit dem Titel „Wiedereinführung der vollständi-
en Zuzahlungsbefreiungen für Versicherte mit gerin-
em Einkommen im Wege der Härtefallregelung“. Der
usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 16/7435, den Antrag der Fraktion Die Linke

uf Drucksache 16/6033 abzulehnen.


(Zuruf von der LINKEN: Sehr bedauerlich!)


Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? Die Beschlussemp-
ehlung ist mit den Stimmen von CDU/CSU und SPD
egen die Stimmen der Fraktion Die Linke bei Enthal-
ung der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und
DP angenommen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 10 auf:

Aktuelle Stunde

auf Verlangen der Fraktion der FDP

Gesundheitsfonds stoppen – Beitragsautono-
mie der Krankenkassen bewahren

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem
ollegen Daniel Bahr, FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1613712900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich erinnere die schwarz-rote Koalition zunächst an
das, was sie sich selbst für diese Legislaturperiode vor-
genommen hat. Im Koalitionsvertrag vom 11. November
2005, in dem sich CDU, CSU und SPD auf ihre Ziele für
diese Legislaturperiode festgelegt haben, heißt es wört-
lich:

Für den Bereich der gesetzlichen Krankenversiche-
rung wird in 2006 ein umfassendes Zukunftskonzept
entwickelt, das auch darauf angelegt ist, die Beiträge
zur gesetzlichen Krankenversicherung mindestens
stabil zu halten und möglichst zu senken.

Die schwarz-rote Koalition hat sich nach monatelan-
gen Verhandlungen auf eine Gesundheitsreform geeinigt,
die seit dem 1. April 2007 in Kraft ist. Die Beiträge zur
gesetzlichen Krankenversicherung betrugen zu Beginn
Ihrer Amtszeit als Große Koalition 14,2 Prozent. Sie be-
tragen mittlerweile aufgrund der Politik der schwarz-ro-
ten Koalition 14,8 Prozent. Sie haben bisher mitnichten
dazu beigetragen, dass die Beiträge zur gesetzlichen
Krankenversicherung „mindestens stabil“ geblieben oder
sogar gesunken sind. Im Gegenteil, die Bürgerinnen und
Bürger müssen immer mehr zahlen; sie werden für eine
falsche Politik von Schwarz und Rot immer mehr zur
Kasse gebeten.


(Beifall bei der FDP)


In diesem Jahr muss die Bundesregierung erstmals ei-
nen bundesweit einheitlichen Beitragssatz für den Ge-
sundheitsfonds festlegen. Berechnungen des Münchener
Instituts für Gesundheitsökonomie gehen von einem Bei-
tragssatz von 15,5 Prozent aus. Der Sachverständigenrat
Gesundheit und andere Institute wie das des Herrn Kolle-
gen Lauterbach


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wo ist denn der Kollege?)


erwarten einen Satz zwischen 15 und 15,4 Prozent. Ver-
schiedene Krankenkassen haben einen Satz von bis zu
15,5 Prozent berechnet. Fest steht damit, meine Damen
und Herren, dass von Ihnen im Herbst dieses Jahres ein
Beitragssatz oberhalb von 15 Prozent beschlossen wer-
den müsste, damit der Gesundheitsfonds in Kraft treten
kann und die Krankenkassen aus den Zuweisungen aus
dem Gesundheitsfonds 100 Prozent ihrer Ausgaben de-
cken können. Damit steht also fest, dass der Beitragssatz
gegenüber 2005 erneut deutlich steigen wird. Für die
Bürgerinnen und Bürger wird es immer teurer, aber mit-
nichten besser.


(Beifall bei der FDP)


Die schwarz-rote Bundesregierung geht mit dem Ge-
sundheitsfonds den Weg in ein staatliches und zentralis-
tisches Gesundheitswesen. Demnächst wird die Regie-
rung Jahr für Jahr darüber entscheiden, wie viel Geld
dem Gesundheitswesen zur Verfügung steht. Wenn Sie
in jedem Herbst festlegen müssen, wie hoch ein bundes-
weit einheitlicher Beitragssatz ist, dann hat dies über-
haupt nichts mit Wettbewerb zu tun.

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(C (D (Zuruf von der FDP: Planwirtschaft, im Gegenteil!)


isher entscheiden die Krankenkassen im Rahmen eines
aghaften Wettbewerbs, wie hoch ihr Beitragssatz ist.
iese Entscheidung nehmen Sie ihnen weg. Demnächst

ntscheiden Sie dann, Frau Schmidt. Jedes Jahr im
erbst entscheidet die Bundesregierung, wie viel Geld
em Gesundheitswesen im nächsten Jahr zur Verfügung
tehen wird. Dies wird kein leichtes Spiel sein, wenn die
usgaben steigen, wie es jetzt absehbar ist. In diesem
alle müssen Sie entscheiden, wie hoch der Beitragssatz

st. Diese Entscheidung wird sich keine Regierung leicht
achen, weil es um einen Anstieg der Lohnzusatzkosten

eht, was eine weitere Belastung des Arbeitsmarkts be-
eutet. Dann werden wir in jedem Jahr die Diskussion
aben, auf die Sie gerade einen Vorgeschmack bekom-
en,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Dann brauchen wir aber keine Aktuelle Stunde mehr!)


ämlich den Streit darüber, wie wir kurzfristig verhin-
ern können, dass der Beitragssatz angehoben werden
uss.


(Elke Ferner [SPD]: Machen Sie doch mal Vorschläge! – Heinz Lanfermann [FDP]: Sie werden dann auch die Löhne festsetzen! Das ist ganz einfach!)


ie, Frau Schmidt, haben doch schon längst eingestan-
en, dass der Beitragssatz weiter steigen muss; denn Sie
ahnden bereits nach Vorschlägen, wie man diesen Bei-
ragssatzanstieg verhindern kann, indem Sie überlegen,
ie zusätzliche Steuergelder in den Gesundheitsfonds

ließen oder wie Sie Arzneimittelsparpakete planen kön-
en.

Das heißt, das, was Sie jetzt machen, werden wir je-
es Jahr erleben. Wir werden erleben, wie versucht wird,
urzfristig mit Maßnahmen Kostendämpfungspolitik zu
etreiben. Es werden Zuzahlungen erhöht,


(Elke Ferner [SPD]: Wann sind Zuzahlungen erhöht worden?)


s werden Leistungen gekürzt, es werden Sparopfer von
rankenhäusern, von Apothekern und von Ärzten ver-

angt. Die Bürgerinnen und Bürger werden dann erleben,
ie instabil und unsicher dieses Gesundheitswesen
urch die Entscheidung für den Gesundheitsfonds und
inen Einheitsbeitragssatz finanziert wird. Das macht die
inanzierung des Gesundheitswesens eben nicht nach-
altiger – das aber haben Sie sich vorgenommen –, son-
ern instabiler. Das ist der große Fehler dieser Reform.


(Beifall bei der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Es wird jetzt jedes Jahr schlimmer!)


emnächst sollen 50 bis 80 Krankheitsbilder bei der
mverteilung des Geldes im Gesundheitsfonds berück-

ichtigt werden. Das bedeutet einen enormen Dokumen-
ationsaufwand und schafft Bürokratie bei der Zuteilung
er Gelder an die Krankenkassen, was das Gutachten ge-
ade deutlich gemacht hat. Das wird übrigens einen An-






(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)

reiz schaffen, dass die Krankenkassen möglichst viele
Versicherte in diese Krankheitsbilder eingruppieren, und
Deutschland wird dabei wegen Ihrer Gesundheitsreform
kränker.

Ich komme zum Schluss. Der Gesundheitsfonds löst
kein einziges der Probleme, vor dem wir im Gesund-
heitswesen stehen. Er schafft nur neue. Die Beitragszahler
müssen für eine verkorkste schwarz-rote Gesundheits-
reform teuer bezahlen. Stoppen Sie diesen Gesundheits-
fonds, damit es für die Beitragszahler nicht immer teurer
wird!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613713000

Das Wort hat nun Annette Widmann-Mauz, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1613713100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Politik beginnt zunächst einmal mit dem Betrachten der
Realität.


(Dirk Niebel [FDP]: Hat er gerade gemacht!)


Das gelingt nicht mit dem Betrachten des Gutachtens,
das im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirt-
schaft präsentiert wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das neue Jahr begann mit einem gesundheitspolitischen
Schnellschuss, einem wahren Neujahrsböller: Viel Lärm
um nichts. Dieses Gutachten ist fachlich mangelhaft,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sachverständigenrat! Krankenkassen!)


es ist spekulativ, es ist schlichtweg höchst unseriös.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Tatsachen werden einfach negiert, und es wird mit Spe-
kulationen gearbeitet. Sie, Herr Bahr, wissen doch
selbst: Die Entwicklung der beitragsrelevanten Einnah-
men können Sie und wir im Moment überhaupt nicht ab-
schätzen. Sie kennen nicht die Zahl der sozialversiche-
rungspflichtig Beschäftigten in diesem Jahr, auch wir
kennen sie nicht. Im Moment steigt sie, und das ist gut.
Sie kennen nicht die Zahl der Arbeitslosen am Ende die-
ses Jahres, auch wir kennen sie nicht. Im Moment sinkt
die Zahl der Arbeitslosen durch die gute Politik der Bun-
desregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist das Prinzip Hoffnung, Frau Widmann-Mauz!)


Sie kennen die Lohnentwicklung in diesem Jahr nicht.
Ich höre, was die Gewerkschaften fordern, und deshalb
lassen Sie uns doch erst einmal abwarten, wie sich die
Einnahmen in diesem Jahr entwickeln.

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(C (D Sie kennen das Gutachten des Wissenschaftlichen eirats zum Risikostrukturausgleich seit gerade einmal ieben Tagen. Erst seit sieben Tagen ist es nämlich veröfentlicht. Es handelt sich um eine hochkomplexe Mateie. (Elke Ferner [SPD]: Zu kompliziert für den Herrn Bahr!)


ass Sie schon heute den Mut haben, die Wirkungen,
nsbesondere die finanziellen Wirkungen, für jede ein-
elne Kasse und damit für jeden Versicherten abzuschät-
en, finde ich erstaunlich. Dazu kann ich Ihnen nur gra-
ulieren. Wir können das nicht. Wir machen seriöse
olitik.

Auch über die Ausgabenentwicklung wird kräftig
pekuliert. Sie kennen die Ergebnisse der Honorarver-
inbarungen nicht, auch ich kenne sie nicht. Wie können
ie schon jetzt genau sagen, wie viele Milliarden am
nde dabei herauskommen? Herr Bahr, es geht schlicht-
eg nicht, dass Sie morgens mit den Ärzten, seien es die
iedergelassenen Ärzte oder sei es der Marburger Bund,
emonstrieren und sagen, dass die Ärzteschaft zu
chlecht honoriert wird und die Arbeitsbedingungen zu
ies sind, und sich nachmittags hier ans Pult stellen und

ie Beitragssatzsteigerungen beklagen, die zum Beispiel
us solchen Lohnerhöhungen resultieren. So geht es
icht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Falsche Finanzierung! Sie waren einmal dafür, dass wir die Finanzierung ändern!)


Sie alle wissen, dass dieses Gutachten Dinge schlicht-
eg übersehen hat, zum Beispiel dass der Steuerzu-

chuss im nächsten Jahr 4 Milliarden Euro betragen wird
nd deshalb 1,5 Milliarden Euro mehr als in diesem Jahr
n den Fonds fließen werden. Niemand kann heute seriös
en Beitragssatz vom 1. Januar nächsten Jahres benen-
en. Der allgemeine Beitragssatz im nächsten Jahr ergibt
ich aus dem durchschnittlichen Beitragssatz dieses Jah-
es. Wenn die Beiträge in diesem Jahr stabil bleiben,
ann hat das Auswirkungen auf das Jahr 2009. Es ist ge-
auso irrwitzig, eine Verknüpfung zwischen möglichen
eitragssatzsteigerungen der gesetzlichen Krankenkas-

en und dem neuen Finanzierungssystem herzustellen.
as ist schlichtweg unlauter. Anders ausgedrückt: Wenn
ie Beiträge steigen, dann tun sie dies unabhängig da-
on, ob es einen Gesundheitsfonds gibt;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


enn ihr Anstieg hat ganz andere Gründe, die Sie ken-
en.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie übernehmen jetzt die politische Verantwortung!)


Ich will Ihnen ein Weiteres sagen. Sie tun hier immer
o – auch heute Nachmittag wieder –, als ob der allge-
eine Beitragssatz der einzige Bestandteil des Beitrags

er Versicherten im nächsten Jahr und in der Zukunft
äre. Sie tun so, als ob jeder Versicherte bei jeder Kasse






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz
gleich viel bezahlen müsste. Aber das wird nicht der Fall
sein. Das neue Finanzierungssystem besteht aus zwei
Teilen, nämlich aus dem allgemeinen Beitragssatz, der
einen Durchschnittssatz aller Kassen abbildet, und aus
der Notwendigkeit, einen Zusatzbeitrag zu verlangen,
oder der Möglichkeit, den Versicherten einen Pauschal-
betrag zurückzugeben. Wer also heute in einer Kasse
versichert ist, die wirtschaftlich effizienter arbeitet, der
wird auch in Zukunft – wenn diese Kasse weiterhin so
arbeitet – von Rückzahlungen profitieren können.

Das ist das neue System. Es bringt die Kassen dazu,
dass sie sich jetzt auf diese Finanzierungsform vorberei-
ten. Sie organisieren ihre Verwaltungsstrukturen um. Sie
schließen Verträge. Das alles läuft an. Die Rabattver-
träge, die geschlossen werden, bieten doch ein Einspar-
potenzial. Aber das beklagen Sie wiederum, weil das
Einsparungen bringen könnte. Sie müssen sich entschei-
den, ob Sie auf den Barrikaden bei denjenigen stehen,
die im Grunde jede Veränderung verhindern wollen – sie
kämpfen an vielen Stellen dafür –, oder ob Sie dazu bei-
tragen, dass diese wettbewerblichen Instrumente in un-
serem System mit dafür sorgen, Beiträge stabil zu halten
und damit am Ende einen Fortschritt für die Versicherten
zu erreichen.

Unsere Maßnahmen führen auch dazu, dass Ausgaben
steigen. Wir haben hier im Parlament übereinstimmend
festgestellt, dass wir zum Beispiel die Impfquote in
Deutschland steigern wollen. Dann dürfen wir aber,
wenn die Ärzte jetzt mehr impfen, nicht höhere Arznei-
mittelausgaben beklagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Zum Beispiel werden in Berlin sehr viele HPV-Impfun-
gen durchgeführt.

Auch Sie wissen: Wir wollen ebenfalls, dass weiter-
hin genügend Ärzte für die Versorgung in Deutschland
zur Verfügung stehen. Dazu brauchen wir ein gerechtes
Honorierungssystem. Wenn wir also wollen, dass den
Versicherten der medizinische Fortschritt in einer altern-
den Gesellschaft zugutekommt, dann müssen wir es jetzt
schaffen, dafür das notwendige Geld zur Verfügung zu
stellen.

Ich kann Ihnen von der FDP nur sagen: Sie haben
heute wieder einmal demonstriert, dass Sie wissen, was
Sie nicht wollen. Das ist nichts Neues. Das können Sie
gut. Wenn Sie uns heute gesagt hätten, was Sie außer der
Streichung des Fonds konkret tun wollen, um die Bei-
tragssätze in unserem Land stabil zu halten, dann wäre
das wirklich eine Aktuelle Stunde wert gewesen. So ha-
ben Sie wieder einmal mehr dazu beigetragen, die Men-
schen mit Spekulationen und Halbwahrheiten zu verun-
sichern, und Sie haben nur denen im Land wieder
Hoffnung gemacht, die sich immer schon gegen Verän-
derungen, gegen mehr Transparenz und gegen mehr
Wettbewerb gewehrt haben.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Das Wort hat nun Kollege Frank Spieth, Fraktion Die inke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Ich finde es gut, dass die DP diesen Antrag zu einer Aktuellen Stunde gestellt at; denn sie bietet die Gelegenheit, miteinander über die rage zu diskutieren, ob der Gesundheitsfonds, der hier ur Debatte steht, das eigentliche Problem der vergangeen „Gesundheitsreform“ ist. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das Hauptproblem!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613713200

(Beifall bei der LINKEN)

Frank Spieth (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1613713300

ch meine, nein.

Der Gesundheitsfonds ist nicht das Problem. Das Pro-
lem ist vielmehr, dass die Koalition im vergangenen
ahr versäumt hat, eine grundlegende Neufinanzierung
er gesetzlichen Krankenversicherung auf den Weg zu
ringen.


(Beifall bei der LINKEN)


as heißt, dass wir Privilegien abschaffen, dass wir alle
n die gesetzliche Krankenversicherung einbeziehen und
ass wir von allen Einkommensarten einen Beitrag ab-
erlangen. Das hätte zur Folge, dass man mit einer sol-
hen Bürgerinnen- und Bürgerversicherung – das wäre
as nämlich – einen Beitrag von im Durchschnitt
0 Prozent realisieren könnte. Das ist die Wirklichkeit.
ass es dazu nicht gekommen ist, ist ein Problem der

etzten „Gesundheitsreform“.

Unter anderem die FDP schlägt jetzt aus nachvoll-
iehbaren Gründen auf den Sack Gesundheitsfonds. Ei-
entlich meint sie etwas ganz anderes: Der FDP geht es
m Kern um die Stärkung von Privilegien – das ist meine
este Überzeugung – und nicht darum, etwas mehr so-
iale Gerechtigkeit herzustellen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


In einem Punkt allerdings hat Herr Bahr recht. Es ist
ach meiner Auffassung nicht zulässig, so zu tun, als
ürden die Beiträge zu einem Gesundheitsfonds deut-

ich unter den jetzigen Durchschnittsbeiträgen in der ge-
etzlichen Krankenversicherung liegen.


(Elke Ferner [SPD]: Wer hat das behauptet?)


ir haben aktuell in der gesetzlichen Krankenversiche-
ung in Deutschland einen durchschnittlichen Beitrags-
atz von roundabout 14 Prozent.


(Zuruf des Abg. Dr. Hans Georg Faust CSU)


Ja, 13,8 Prozent waren es im vergangenen Jahr, 2007,
err Dr. Faust; das wissen Sie genau. Am 1. Januar 2008
aben 60 Krankenkassen die Beiträge erhöht, und des-
alb sind wir jetzt bei 14 Prozent.






(A) )



(B)


Frank Spieth
Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Tatsache ist
auch, dass den Versicherten ein Zusatzbeitrag von
0,9 Prozent zugemutet wird. Das heißt, wir sind unterm
Strich bei einer Gesamtbelastung von 14,9 Prozent. Der
Schätzerkreis, der vom Bundesversicherungsamt einge-
setzt ist, die Kostenentwicklungen kalkuliert und daraus
beitragsrelevante Schlussfolgerungen zieht, sagt: In die-
sem Jahr werden die Ausgaben in der GKV und damit
die Beitragsleistungen in etwa um 0,3 Prozent steigen. –
Dann sind wir schon bei 15,2 Prozent.


(Elke Ferner [SPD]: Wenn die Ausgaben steigen und die Einnahmen auch steigen, was ist dann?)


Das ist nicht ganz weit weg von dem, was von dem Insti-
tut in München angenommen wurde.

Ich finde, wir sollten ehrlich sein und ehrlich bleiben.
Es war doch unmöglich, dass wir in Deutschland je nach
Wohnort einen Beitragssatz von 13,5 bis 18 Prozent hat-
ten oder je nach Industriebranche oder Handwerk einen
Beitragssatz von 11,3 bis 16 Prozent, inklusive allem.
Das heißt, dass es bisher je nach Wohnort oder Betriebs-
zugehörigkeit unterschiedlich hohe Beitragssätze gab.

Die Leistungen in der gesetzlichen Krankenversiche-
rung werden aber überall in Deutschland zu den gleichen
Bedingungen unabhängig von der Höhe des Beitragssat-
zes bereitgestellt. Insofern ist es schlüssig, wenn am
Ende ein einheitlicher, deutschlandweit gleicher Bei-
tragssatz erhoben wird.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da wäre ich skeptisch!)


Das kann doch nicht anders sein als in der Renten- und
in der Arbeitslosenversicherung.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Linke ist für die Einheitskasse! Die Koalition wird immer größer!)


Wir haben aber mit diesem Gesundheitsfonds ein
ganz anderes Problem in der Tasche. Wenn denn im
Jahr 2009 die Krankenkassen ihre Mittel zu 100 Prozent
aus dem Gesundheitsfonds erhalten – sofern das gelingt,
auch mit dem neuen Risikostrukturausgleich –, wird es
möglicherweise einige Krankenkassen geben, die damit
nicht auskommen. Auf die 0,9 Prozent, die schon jetzt
alle Versicherten zusätzlich zahlen müssen, wird dann
noch etwas draufkommen: Eine Pauschale von bis zu
1 Prozent des Einkommens, die aber mindestens 8 Euro
beträgt. Aber auch das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Ein weiterer Teil der Wahrheit in diesem Gesetz wird
überhaupt nicht diskutiert, nämlich dass die Bundes-
regierung die Beitragssätze erst dann anpasst, wenn die
Ausgaben der zukünftigen Versicherung nur noch zu
95 Prozent durch die Einnahmen gedeckt sind.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt ja nicht!)


– Das steht im Gesetz.


(Elke Ferner [SPD]: Dann muss sie! Vorher kann sie!)



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(C (D Sie wird nicht vorher erhöhen; davon kann man schon eute ausgehen. – Ich komme zum Schluss. Es wird dann ein Delta von 5 Prozentpunkten geben, as durch die Krankenkassen nicht mehr abgedeckt weren kann. Die Folgen werden sein – anders werden die rankenkassen ihre Ausgaben nicht finanzieren könen –, dass es zu massiven Leistungskürzungen kommt, ass die Zuzahlungen erhöht werden oder aber im Umang jener 5 Prozentpunkte zusätzlich Beiträge erhoben erden. Das eigentliche Problem der Kopfpauschale ist ie Begrenzung auf 1 Prozent, die von der SPD durchgeetzt worden ist; (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist das Problem!)


ie CDU/CSU wollte das ursprünglich auf 3 Prozent be-
renzen. – In der Richtung liegt die Wahrheit.

Es wird spätestens im Jahr 2011 eine deutliche Bei-
ragssatzerhöhung oder erheblich höhere Eigenanteile
er Versicherten geben. Das ist nach meiner Auffassung
ozial unhaltbar.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613713400

Das Wort hat nun Bundesministerin Ulla Schmidt.


(Beifall bei der SPD)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1613713500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
an könnte der FDP dankbar sein,


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das können Sie häufig!)


ass sie uns mit dieser Aktuellen Stunde noch einmal die
elegenheit gibt, hier über die Vorzüge eines fairen
ettbewerbs im Gesundheitswesen zu reden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


ch gebe ja zu, dass den Zuhörern und denen, die schon
änger hier sitzen, die Verbindung der Worte „fairer

ettbewerb“ und „FDP“


(Elke Ferner [SPD]: Widersprüchlich!)


o wie die Verbindung der Worte „der Teufel“ und „das
eihwasser“ vorkommen muss.


(Dirk Niebel [FDP]: Aber Aachen ist doch erst morgen, Frau Ministerin!)


Immer dann, wenn die FDP nämlich für mehr Wettbe-
erb eintrat, ging es ihr eigentlich nur darum, Vorteile

ür die eigene Klientel zu schaffen.


(Beifall bei der SPD)


eswegen, Frau Kollegin Widmann-Mauz, passt das
erhalten der FDP sehr gut zusammen: auf der einen
eite für mehr Geld für die Pharmaindustrie, für Zahn-
rzte, für Apotheker und andere streiten, aber anderer-
)






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
seits im Parlament einen Antrag auf Grundversorgung
für alle Menschen einbringen. Das tragen dann die ar-
men Menschen. Diejenigen dagegen, die Geld haben,
könnten sich ihren Krankenversicherungsschutz selber
erweitern.


(Beifall bei der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sie werden doch zur Kasse gebeten!)


Das ist FDP-Politik. Deshalb, Herr Kollege Bahr, wer-
den wir in dieser Frage nie zusammenkommen und ge-
meinsam etwas auf den Weg bringen.


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Bundesregie-
rung will mit der Einführung des Gesundheitsfonds die
Finanzierungsstrukturen der gesetzlichen Krankenversi-
cherung neu gestalten. Wenn alle in diesem Land den
gleichen Anspruch auf Leistungen haben, alle im Prinzip
ins gleiche Krankenhaus gehen, alle bei einer Krankheit
die gleichen Medikamente verordnet bekommen und alle
den gleichen Anspruch auf Kuren und Rehabilitations-
maßnahmen haben – von all dem halte ich sehr viel –,


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist so gerecht!)


dann macht es Sinn, dass auch alle Menschen den glei-
chen Anteil ihres Einkommens für die Finanzierung die-
ser Versorgung aufbringen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Sie sollten auch alle zum gleichen Arzt geschickt werden!)


Dass die gesetzliche Krankenversicherung eine Soli-
dargemeinschaft ist, wird ja manchmal vergessen. Hier
ziehen wir nach und machen nun nichts anderes als bei
der Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Dort
haben ja auch alle Menschen die gleichen Rechtsansprü-
che auf Leistungen,


(Dirk Niebel [FDP]: Auch alle gleich?)


und zwar egal, ob sie im Osten, im Westen, im Süden
oder im Norden dieses Landes leben.


(Dirk Niebel [FDP]: Gleiches Taschengeld! Gleiche Arbeitszeit!)


Wir werden nicht nur die Beiträge festsetzen, sondern
werden zusätzlich zu den Beiträgen der Versicherten im
Jahr 2009 4 Milliarden Euro aus Steuergeldern für die
gesamtgesellschaftlichen Aufgaben, die heute die Bei-
tragszahlerinnen und -zahler alleine tragen, der GKV zu-
kommen lassen. Dieser Betrag wird in den kommenden
Jahren um jeweils 1,5 Milliarden Euro erhöht, bis eine
Gesamtsumme in Höhe von 14 Milliarden Euro erreicht
ist. Dieser Betrag entspricht dann immerhin 10 Prozent
der derzeitigen Ausgaben der gesetzlichen Krankenver-
sicherung; so viel wird dann über Steuergelder finanziert
werden.


(Dirk Niebel [FDP]: Einheitskasse!)


Der Fonds hat eine wichtige Funktion: Er soll das
Geld der Versicherten gerechter verteilen, als es heute
der Fall ist, und zwar erstens, indem unterschiedliche
Einkommensstrukturen bei den Versicherten ausgegli-

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(C (D hen werden. Eine Krankenkasse hat ja überhaupt keien Einfluss darauf, ob sie in einer Region ansässig ist, n der es hauptsächlich ein niedriges Einkommensniveau ibt, oder ob sie historisch bedingt fast nur Versicherte at, deren Einkommen oberhalb der Beitragsbemesungsgrenze liegt. Es ist gerecht, die Einnahmenunterchiede, die sich aus den verschiedenen Einkommenstrukturen ergeben, auszugleichen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Zweitens haben wir mit dem Fonds die Möglichkeit,
ie Gelder der Versicherten so zu verteilen, dass in Re-
ionen, in denen es besonders viele kranke Menschen
ibt, mehr Geld für eine gute Krankenversorgung fließt
ls in Regionen, wo überwiegend junge und gesunde
ersicherte leben.

Insofern schafft der Fonds mehr Gerechtigkeit und
orgt dafür, dass die Unterschiede zwischen Ost und
est, zwischen Stadt und Land aufgehoben werden und

ine gesamtdeutsche solidarische Finanzierung der Leis-
ungen der gesetzlichen Krankenversicherung auf den

eg gebracht wird.


(Beifall bei der SPD – Frank Spieth [DIE LINKE]: Da sind wir uns einig!)


Nur auf der Grundlage fairer Verteilung ist Wettbe-
erb möglich.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist doch kein Wettbewerb!)


ir wollen Wettbewerb, um beste Qualität bei der Ver-
orgung zu erreichen. Wir verstehen unter Qualität


(Dirk Niebel [FDP]: Die Einheitskrankenkasse!)


ute Versorgungsangebote und zugleich auch ein nie en-
endes Bemühen der Krankenkassen, der Vertragspart-
er, jeden Euro der Versicherten so zielgenau wie mög-
ich für eine gute Versorgung einzusetzen. Eines ist doch
lar: In einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen
änger leben und in der alle Versicherten die Chance ha-
en sollen – diesen Anspruch wollen wir als Koalitions-
raktionen garantieren –, am medizinischen Fortschritt
eilzuhaben, ist es eine immerwährende Aufgabe für alle
m Gesundheitswesen Tätigen, für rationellen Einsatz
er Gelder und damit für kostengünstige, aber zugleich
uch gute Versorgungsangebote mit hohen Qualitätsstan-
ards zu streiten. Das ist mit Fonds und ohne Fonds der
all. Aber der Fonds sorgt für mehr Gerechtigkeit.

Die Kassen haben von uns die Möglichkeit bekommen,
it einem Bündel von Instrumenten – neue Versorgungs-

erträge, Rabattverträge, Preisverhandlungen, Ausschrei-
ungen und Haushaltsverträge; ich kann die vollständige
iste gar nicht nennen – möglichst effektiv und effizient
it dem Geld der Versicherten umzugehen. Wir werden
it dem Fonds dafür sorgen, dass die Kassen das Geld

rhalten, das sie für die Versorgung ihrer Versicherten
rauchen.

An dieser Stelle fängt der Wettbewerb an. Die Mehr-
eit der Kassen wird mit dem Geld auskommen. Es wird






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
sogar Kassen geben, die Beiträge zurückzahlen und zum
Beispiel Boni einräumen. Es wird aber auch Kassen ge-
ben, die einen Zusatzbeitrag erheben, der maximal
1 Prozent des Einkommens ausmachen darf. Die Versi-
cherten haben damit aber die Möglichkeit, genau zu se-
hen, was mit ihrem Geld passiert. Es herrscht erstmals
Transparenz. Denn der Zusatzbeitrag wird nicht einfach
automatisch vom Gehaltskonto abgebucht.

Die Versicherten können sich überlegen, ob sie mit
den Angeboten ihrer Kasse zufrieden sind. Die Men-
schen verhalten sich bei Beitragserhöhungen in der Re-
gel solidarisch, wenn sie das Gefühl haben, dass sie bei
ihrer Kasse gut aufgehoben sind. Die Versicherten haben
von uns ein umfangreiches Wechselrecht bekommen, da-
mit sie dann, wenn sie nicht Mitglied ihrer Kasse bleiben
wollen, mit den Füßen abstimmen können. Das ist die
Basis für einen wirklichen Wettbewerb, weil die Men-
schen viel mehr Wahlfreiheiten haben und damit mehr
Druck auf die Kassen ausüben können, sich verstärkt um
gute Versorgungsangebote zu kümmern.

Ich sage Ihnen: Was in den ersten Monaten nach der
Gesundheitsreform passiert ist, ist ermutigend. Es gibt
viele neue Angebote von Telefonhotlines bis hin zu Ver-
trägen, mit denen die Versorgung am Wochenende si-
chergestellt wird. Es gibt außerdem viele Qualitätsdebat-
ten. Wir stehen hier zwar erst am Anfang. Aber die
Entwicklung zeigt, dass wir den richtigen Weg einge-
schlagen haben. Denn das Bemühen um die Versicherten
und um eine gute Versorgung ist wesentlich größer, als
es in den Jahren zuvor der Fall war.

Angesichts des Geredes im Zusammenhang mit der
Frage, ob die Beiträge steigen oder nicht,


(Dirk Niebel [FDP]: Logisch!)


muss ich fragen: Warum sagt keiner etwas zu der Tatsa-
che, dass viele ältere Menschen in Berlin heute um
4 Prozentpunkte höhere Beiträge zahlen als diejenigen,
die Mitglied einer anderen Krankenkasse sind oder in ei-
ner anderen Region leben? Warum sagt keiner von de-
nen, die da behaupten, dass der Fonds alles teurer ma-
che, etwas zu der Tatsache, dass derzeit manche
Versicherte Beiträge von über 16 Prozent zahlen, wäh-
rend andere nur 12 Prozent zahlen?


(Beifall der Abg. Elke Ferner [SPD])


Diese Spreizung hat nichts, aber auch gar nichts mit
der Wirtschaftlichkeit der Kassen zu tun, sondern sie hat
etwas damit zu tun, dass wir eine ungerechte Verteilung
von Einkommen und Risiken haben. Das kann man
durch vermehrte Wirtschaftlichkeit nicht ausgleichen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Wir bieten also auch denjenigen, die bisher sehr hohe
Beiträge zahlen, eine neue Möglichkeit, entsprechend zu
reagieren.

Der Fonds führt zu mehr Wettbewerb. Ich sage noch
einmal: Die Bundesregierung und auch die Koalitions-
fraktionen haben überhaupt keinen Grund, dem Geschrei
der Lobbyisten in dieser Frage nachzugeben.

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(C (D Den Arbeitgebern geht es nicht um den Fonds. Ihnen eht es darum, dass sie prinzipiell aus der Finanzierung es Gesundheitswesens aussteigen wollen. Solange das och nicht der Fall ist, werden sie jede Gesundheitseform kritisieren. Viele Kassenvorstände wollen lieber Intransparenz aben, als sich in einem transparenten Verfahren der ontrolle durch ihre Versicherten zu stellen und ihr Haneln begründen zu müssen. Die FDP will ein Gesundheitswesen, das für die Guterdienenden alles bereithält und das für die Armen nur ine Versorgung auf niedrigem Niveau sicherstellt. All das will die Bundesregierung nicht. Wir wollen ine gute Versorgung für alle. Deshalb wird der Fonds in iesem Jahr kommen. Danke schön. (Beifall bei der SPD – Dr. Werner Hoyer [FDP]: Solche Reden erhöhen den Krankenstand!)


(Beifall der Abg. Elke Ferner [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613713600

Ich erteile das Wort Kollegin Birgitt Bender, Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1613713700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Ministerin Schmidt, es sollte Ihnen eigentlich zu
enken geben, dass die Begeisterung für den Einheits-
eitrag zu Ihrem Fonds bei der PDS-Fraktion besonders
usgeprägt ist;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber es sollte noch mehr der Union zu denken geben, Frau Bender!)


enn die steht bekanntlich nicht für Wettbewerb, sondern
ür die Einheitskasse. Ihre enthusiastischen Ausführun-
en können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in
irklichkeit kein einziges gutes Argument für diesen

onds gibt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Gäbe es einen Preis für das seltsamste Argument,
ürde ich ihn dem Minister für Landwirtschaft und Ver-
raucherschutz, Herrn Seehofer, verleihen; er ist heute
eider nicht anwesend.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Er sucht gerade ein neues Handy aus!)


on Herrn Seehofer durften wir jüngst erfahren, der Ge-
undheitsfonds sei wegen des steuerfinanzierten Zu-
chusses notwendig, den man der GKV auf diese Weise
ukommen lassen werde. Herr Seehofer war bei den Ver-
andlungen zum Gesundheitsmodernisierungsgesetz im
ahr 2003 dabei.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wunderbare Nächte waren das!)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Frau Widmann-Mauz, Sie erinnern sich: Damals haben
wir den Steuerzuschuss in nicht ganz so wunderbaren
Nächten beschlossen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nein? Hat Herr Seehofer aber gesagt!)


Seither hat es in der Großen Koalition viel Gezerre um
diesen Steuerzuschuss gegeben. Einmal wurde er gecan-
celt, ein anderes Mal erhöht, dann wieder gekürzt usw.
Dass irgendwer den Fonds im Zusammenhang mit dem
Steuerzuschuss vermisst hat, ist mir aber nicht aufgefal-
len.

In Wirklichkeit ist es doch so: Herr Seehofer weiß
sehr genau, dass dazu dieser Fonds nicht notwendig ist.
Das zeigt doch nur, dass einem gestandenen Gesund-
heitspolitiker, der heutzutage eine andere Funktion inne-
hat, schlechterdings kein vernünftiges Argument für die-
sen Fonds einfällt. Ich finde, das muss man sich einmal
auf der Zunge zergehen lassen.

Frau Ministerin Schmidt, liebe Kolleginnen und Kol-
legen von der Großen Koalition, das, was Sie da schaf-
fen, ist eine Geldsammelstelle, die nichts nützt. Sie löst
das Gerechtigkeitsproblem in der gesetzlichen Kranken-
versicherung nicht, und sie löst das Finanzierungs-
problem nicht. Es bleibt bei der einseitigen Anbindung
der Beiträge an die Arbeitseinkommen, es bleibt bei der
ungerechtfertigten Privilegierung der Vermögensein-
kommen, und es bleibt beim Auseinanderklaffen von
Beitragsbasis und Sozialprodukt. Stattdessen bekommen
wir neue Probleme: Die Bundesregierung wird jedes
Jahr den Beitrag festsetzen müssen.


(Dirk Niebel [FDP]: Das machen wir am besten zusammen mit dem Mindestlohn!)


Jedes Jahr wird er zum Objekt politischen Gezerres wer-
den. Derzeit kann man beobachten, wie das aussehen
wird – die Kombattanten laufen sich schon mal warm –:
Die CSU, Herr Zöller, beschließt, dieser Einheitsbeitrag
solle möglichst niedrig sein, während die Gesundheits-
ministerin verspricht, der Beitrag werde im Wahljahr so
hoch sein, dass keine Kasse einen Zusatzbeitrag erheben
müsse. Für die nachfolgenden Jahre verspricht sie das
wohlgemerkt nicht. Jahr für Jahr werden Sie also zu ent-
scheiden haben, wie hoch der Beitrag sein soll. Die einen
werden schreien: „Nicht zu hoch!“, die anderen werden
schreien: „Nicht zu niedrig!“ Wenn Sie zu viel festset-
zen, bedeutet das Verschwendung. Setzen Sie zu wenig
fest, fehlt nachher Geld.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie bei Mindestlohn und Brotpreisen!)


Unter anderem dafür brauchen Sie eine milliarden-
schwere Schwankungsreserve. Die müssen Sie aber erst
einmal aufbauen, was auch wieder Geld kostet. Liebe
Kollegin Widmann-Mauz, das ist ein Spezifikum des
Fonds, der in der Tat eine beitragstreibende Wirkung hat.
Hinzu kommen die Steigerung der Arzneimittelausgaben
und die Tatsache, dass Sie den Ärzten höhere Honorare
versprochen haben.

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Das hat aber mit dem Fonds nichts zu tun, Frau Bender! Das wissen Sie doch genau!)


it diesem Gesundheitsfonds wird es also zu höheren
eiträgen kommen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Was sind eure Vorschläge? Ihr wollt doch auch die Bürgerversicherung!)


Es kommt ein weiteres Problem hinzu. An den Fonds
ird ein Finanzausgleich zwischen den Kassen angebun-
en, der die Krankheiten berücksichtigt, den wir im
brigen auch brauchen: der Morbi-RSA. Die Union hat

ange dagegen gekämpft. Schließlich ist eine Liste von
0 bis 80 Krankheiten entstanden, die uns jetzt vorliegt.
ein Mensch weiß, warum es nur 50 bis 80 Krankheiten
nd nicht mehr sind. Darin spiegelt sich der Rest der
undamentalstrategie der Union wider. Was stellen wir
est? Der Vorschlag berücksichtigt etliche Volkskrank-
eiten nicht. Asthma und koronare Herzkrankheit kom-
en nicht vor. Gerade die Krankheiten, für die inzwi-

chen spezielle Behandlungsprogramme entwickelt
urden, wurden nicht berücksichtigt. Mithin ist zu be-

ürchten, dass sich die Behandlung verschlechtert.

Also, was bringt uns der Gesundheitsfonds? Er bringt
ns keine nachhaltige Finanzierung. Er schwächt die
elbststeuerungsfähigkeit des Gesundheitswesens. Er
ringt uns höhere Beiträge und gefährdet die Fortschritte
n der Behandlung von chronischen Krankheiten. Ange-
ichts dessen sind Durchhalteparolen hinsichtlich des
esundheitsfonds völlig fehl am Platz. Schaffen Sie ihn

infach wieder ab, und machen Sie eine echte Reform.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613713800

Das Wort hat nun Kollege Jens Spahn, CDU/CSU-

raktion.


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1613713900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iebe Kollegin Bender, ich bin seit fünf Jahren im Deut-
chen Bundestag. Wenn ich die letzten Jahre betrachte,
uss ich fragen: Ist es nicht so gewesen, dass wir hier

uch ohne Fonds in regelmäßigen Abständen über die
usgabenentwicklung und die Beitragssatzentwicklung
er gesetzlichen Krankenkassen beraten haben? Jetzt so
u tun, als würde die Einrichtung eines Fonds dazu füh-
en, dass wir hier im Deutschen Bundestag erstmalig De-
atten darüber führen, wie sich die Ausgaben der gesetz-
ichen Krankenversicherung entwickeln, ist etwas
anebüchen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wird zu einer Koalitionsentscheidung! – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Jetzt muss die Regierung jährlich entscheiden!)


olitik hat sich in der Vergangenheit mit der Entwick-
ung der gesetzlichen Krankenversicherung beschäftigt.
as wird auch in Zukunft so sein.






(A) )



(B) )


Jens Spahn
Als Zweites vorneweg: Bei aller persönlichen Wert-
schätzung für die FDP muss ich sagen, dass es eine ge-
wisse Paradoxie in der Argumentationslinie gibt, wenn
man einerseits sagt, man dürfe bei den Apothekern, bei
den Krankenhäusern, bei den Ärzten und in all den ande-
ren Bereichen nicht sparen, und andererseits sagt, dass
Beiträge nicht steigen dürfen und idealerweise sinken
sollten. Die heutige von Ihnen beantragte Debatte zum
Gesundheitsfonds hätte besser nicht stattgefunden.

Zu der Debatte über den Wettbewerb und den Sinn und
Zweck des Fonds an sich: Wir wollen mit dem Fonds in
Zukunft vermeiden – das ist vorhin schon dargestellt wor-
den –, dass es für die Kassen eine unterschiedliche Aus-
gangssituation im Wettbewerb – je nach der Einkom-
mensstruktur ihrer Versicherten – gibt. In Zukunft werden
die Kassen für jeden Versicherten die gleiche Grundpau-
schale, und zwar alters-, risiko- und geschlechtsjustiert,
erhalten und befinden sich dann sozusagen auf der glei-
chen Startlinie, um im Wettbewerb um eine gute, aber
eben auch – das ist das Entscheidende – effiziente Versor-
gung mit einer möglichst effizienten Verwaltung gegen-
einander um die Kundschaft anzutreten.

So wird dann am Ende – das wird oft vergessen, auch
in der Argumentation des geschätzten Koalitionspart-
ners – der Wettbewerb insbesondere über die Höhe des
Zusatzbeitrages stattfinden. Es wird einige Kassen ge-
ben, in denen die Versicherten 5 oder 8 Euro zurücker-
halten, weil die Kasse schon heute besonders gut arbei-
tet.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Der wird Wettbewerb verhindern!)


Es wird andere Kassen geben, die am Ende zusätzlich 5,
8 oder 12 Euro Beitrag erheben müssen. Das ist Wettbe-
werb mit klarer Preissignalfunktion, die wir heute bei
den prozentualen Beitragssätzen nicht haben. Das müsste
doch eigentlich die große Zustimmung der Freien Demo-
kraten finden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Völlig verkehrt!)


Ich kann Ihnen sagen: Der Fonds kommt zum 1. Janu-
ar 2009, wenn drei bis vier Bedingungen erfüllt sind.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha!)


Eine Bedingung ist – wir arbeiten selber noch am Ge-
setzgebungswerk – die Insolvenzfähigkeit der Kranken-
kassen. Wir sind dabei, die entsprechenden Gespräche
zu führen. Wir werden das Ganze – da bin ich zuver-
sichtlich – im entsprechenden Zeitablauf schaffen. Es ist
wichtig, dass alle Kassen zum 31. Dezember dieses Jah-
res schuldenfrei sind, um mit gleichen Bedingungen in
den Fonds starten zu können.

Eine zweite wichtige Voraussetzung ist, dass es ein
vernünftiges Konzept für einen Risikostrukturausgleich
gibt, der gerade schon mehrfach angesprochen wurde.
Ein entsprechendes Gutachten liegt vor. Darüber ist si-
cherlich noch zu diskutieren. Wir müssen in den nächs-
ten Wochen auch darüber reden, welche Krankheiten
enthalten sind – man wundert sich ja, was alles Eingang
gefunden hat – und welche Krankheiten nicht enthalten

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(C (D ind; darüber wundert man sich zum Teil noch viel mehr. ber auch da liegen wir mit der Auswertung voll im eitplan. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die tatsächliche Wirung der Konvergenzklausel, mit der wir sicherstellen ollen, dass kein Bundesland – es wird erhebliche Ver eilungsströme aus dem Süden des Landes vor allem in en Osten geben; da muss man sich nichts weismachen – enachteiligt wird. Wir müssen sehen, wie wir das chritt für Schritt in einer Konvergenzklausel regeln önnen. Eine weitere wichtige Vorbedingung ist das, was wir ezüglich der ärztlichen Vergütung wollen. Erstmals seit anger Zeit soll eine feste, planbare Euro-Gebührenordung eingeführt werden, die morbiditätsorientiert und icht mehr grundlohnsummenorientiert ist. Hier ist die elbstverwaltung gefragt. Unter dem Strich – ich komme zum Ende –: Wir sind ei all diesen Vorbereitungen für den Fonds voll im Zeitlan. s ist daher vollkommen ohne Not, dass Sie diese Deatte am Freitagnachmittag aufgrund von Gutachten, die ffensichtlich auch in ihrer sachlichen Ausgestaltung bei chon so einfachen Details wie der Höhe der steuerlihen Zuschüsse vollkommen ins Leere zielen, vom Zaun rechen. Ich kann nur sagen: Wer den Fonds, auch als politisch ätiger, jetzt infrage stellt, (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ja, ja! Sie sind voll in der Planerfüllung!)


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Nein, nein!)


er betreibt ein Stück weit politische Selbstaufgabe.
enn eines kann ich Ihnen versichern: Wir wussten, was
ir taten, als wir uns für den Fonds entschieden haben,
nd wir werden ihn zum 1. Januar 2009 umsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613714000

Das Wort hat nun Kollege Konrad Schily, FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Konrad Schily (FDP):
Rede ID: ID1613714100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn ich

errn Spahn die Grundsatzfrage stellen höre, weiß ich:
ir reden über zwei völlig verschiedene Systematiken.

s gibt eine Systematik der Planwirtschaft


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


nd eine Systematik der freien, dem Einzelnen entge-
enkommenden Bedürfnisbefriedigung. Letztere ist die
ystematik der FDP.


(Beifall bei der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Das hätte ich fast nicht schöner sagen können!)


Lassen Sie mich noch ein paar Vorbemerkungen ma-
hen. Mit Verlaub, Frau Schmidt – Sie sind mit uns nicht






(A) )



(B) )


Dr. Konrad Schily
gerade zimperlich umgegangen –: Ihr einziges Thema
war die Gleichheit.


(Elke Ferner [SPD]: Und die unterschiedliche Versorgung!)


Ich sage Ihnen: Da kann man auch Fünfjahrespläne ein-
bringen.


(Beifall bei der FDP)


Schauen wir uns den Vorgang doch einmal an. Sie
wollen alles gleichmachen, Sie wollen gleiche Bedin-
gungen herstellen, und Sie wollen sozusagen jedem das
gleiche Brot geben. 70 Millionen Versicherte sind aber
nicht gleich. 70 Millionen Versicherte sind 70 Millionen
einzelne Menschen und einzelne Kranke.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Und sie haben unterschiedliche Bedürfnisse!)


– Ja. Sie haben auch unterschiedliche Bedürfnisse.

Frau Widmann-Mauz, wenn Sie sich das Gutachten
für die Auswahl der Krankheiten zur Berücksichtigung
im morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich an-
schauen – ich habe es gelesen –,


(Elke Ferner [SPD]: Aber wohl nicht verstanden!)


dann stellen Sie fest, dass man natürlich 70 oder
80 Krankheiten berücksichtigen kann. Man kann aber
überhaupt nicht vorhersagen, ob eine Krankheit, die in
diesem Rahmen erfasst ist, vor Ort nicht wesentlich billi-
ger behandelt werden kann als eine Krankheit, die dort
nicht erfasst ist.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Darum geht es doch gar nicht!)


Sie können nicht sagen, dass die Ausgabenvarianz,
also die unterschiedliche Höhe der Ausgaben der Kran-
kenkassen, durch den Risikostrukturausgleich abgebildet
wird. Dadurch lassen sich etwa 25 Prozent der unter-
schiedlichen Varianz erklären. Das ist für Sie das Mittel
zur Schaffung der großen Gleichheit. Sie möchten etwas
unternehmen, um gleiche Verhältnisse herzustellen. Da-
für müssten Sie aber alle Menschen gleich alt, gleich
groß, gleich dick und am besten gleich krank machen.


(Elke Fernau [SPD]: Unsinn, was Sie da erzählen! – Dirk Niebel [FDP]: Und gleichgeschlechtlich! – Heiterkeit bei der FDP)


Vielleicht sollten alle Menschen auch noch Mitglieder
einer Einheitskasse und einer Einheitspartei werden.

Ich möchte einen Absatz aus dem Gutachten des Wis-
senschaftlichen Beirats zur Weiterentwicklung des Risi-
kostrukturausgleichs beim Bundesversicherungsamt zi-
tieren:


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Genial, dieser Name!)


Die Erhebung der Daten, die zur Anpassung und Ei-
chung des Regressionsmodells für den morbiditäts-
orientierten Risikostrukturausgleich benötigt wer-
den, erfolgt auf Stichprobenbasis. Die Stichprobe

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(C (D wird, den Empfehlungen des Gutachters Schäfer Die dezentral auf Stichprobenbasis erhobenen Daten werden vom Bundesversicherungsamt auf Plausibilität, Vollständigkeit und Qualität geprüft. Im Rahmen dieser Prüfung werden u.a. die Ausschöpfungsquoten hinsichtlich der Versichertentage und der berücksichtigungsfähigen Leistungsausgaben jeder einzelnen datenliefernden Krankenkasse in Bezug auf ausgewählte Versichertengruppen berechnet. (Dirk Niebel [FDP]: Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen!)


(2007) folgend, als Geburtstagsstichprobe realisiert.


Liegen diese Ausschöpfungsquoten außerhalb artspe-
zifischer Toleranzbereiche, so führt das zum Aus-
schluss der Daten der betreffenden Krankenkasse
aus dem Datensatz.


(Frank Schäffler [FDP]: Können Sie dazu vielleicht noch eine Zeichnung machen? – Heiterkeit bei der FDP)


as wird zu Bürokratie führen. Damit müssen wir uns
eschäftigen. Es wird ungeahnt kompliziert werden.


(Zuruf von der LINKEN: Das ist schon jetzt so!)


as Leben ist schließlich komplex.

Frau Widmann-Mauz, da Sie uns Unbeweglichkeit
orgeworfen haben, muss ich Ihnen sagen: Es ist unred-
ich, hier noch von wettbewerblichen Systemen zu spre-
hen.


(Beifall bei der FDP – Annette WidmannMauz [CDU/CSU]: Sie wissen es doch besser! Sie wissen, dass jedes Pauschalsystem einen Risikostrukturausgleich braucht!)


ir können die Wirklichkeit nicht „verdaten“ oder sie in
omma- und Zehntelkommastellen fassen.


(Florian Pronold [SPD]: Aber der freie Markt? – Elke Ferner [SPD]: Ja, ja! Der freie Markt kann das alles wunderbar! – Gegenruf des Abg. Frank Schäffler [FDP]: Besser als der Sozialismus!)


Ja, der freie Markt, der Wettbewerb kann dem Einzel-
en entgegenkommen; er kann dem Einzelnen nämlich
in Produkt anbieten.


(Elke Ferner [SPD]: Wehe dem, der krank wird!)


öchten Sie vielleicht, dass der Arzt sagt: „Ich habe
ine Einheitsminute für Sie“, wenn Sie zwanzig Minuten
der eine Stunde bräuchten?


(Elke Ferner [SPD]: Was Sie da erzählen, ist blanker Unsinn! Wer sagt denn so etwas?)


er Arzt kann sich beim Kranken nicht nach einer Ein-
eitsnorm richten, er muss variabel bleiben. Ich denke,
ass auch Sie das wollen. Aber das Mittel, das Sie wäh-
en, ist grundverkehrt.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Konrad Schily
Das Mittel ist pyramidal, es ist 19. Jahrhundert. Der
Glaube an die Verdatung, das war der sozialistische
Glaube, und der ist faszinierend gescheitert.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613714200

Nun hat das Wort Kollegin Elke Ferner, SPD-Frak-

tion.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1613714300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

habe bisher geglaubt, dass das Niveau und die Seriosität
der Zeitung mit den großen Buchstaben, die ja heute
wieder so einen tollen Bericht gebracht hat, oder der Ini-
tiative „Neue Soziale Marktwirtschaft“ nicht mehr zu
unterbieten ist.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber jetzt reden Sie, Frau Ferner, und unterbieten das Niveau! Jetzt kommt der Niveauabstieg der Frau Ferner!)


Die FDP hat allerdings gezeigt, dass das sehr wohl
geht. Die FDP möchte die Beiträge senken, habe ich
eben vernommen; Leistungskürzungen möchten Sie aber
nicht. Wie das funktionieren soll, haben Sie uns nicht
verraten.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Wir haben darauf hingewiesen, was passieren wird!)


– Ach, Sie wollen Leistungskürzungen? Das nehme ich
gerne zur Kenntnis.

Es hat in den vergangenen Tagen leider auch Kran-
kenkassen gegeben, die, obwohl sie es besser wissen
müssten, behauptet haben, dass, wenn der Gesundheits-
fonds eingeführt wird, Beitragserhöhungen notwendig
würden. Ich sage Ihnen: Das ist grober Unfug.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Da ist es relativ egal, von welcher Seite so etwas be-
hauptet wird.

Die Beiträge müssen erhöht werden, wenn die Ausga-
ben stärker steigen als die Einnahmen; es hat also auch
etwas mit der Einnahmeseite zu tun. Mit der Einführung
des Fonds hat das dagegen nichts zu tun. Auch im jetzi-
gen System mussten die Beiträge immer dann erhöht
werden, wenn die Ausgaben stärker gestiegen sind als
die Einnahmen.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Und als Sie die Mehrwertsteuer erhöht haben! Und als Sie den Steuerzuschuss gekürzt haben! Sie haben also Beitragsanhebungen verursacht!)


Eben haben Sie, Herr Bahr, Frau Schmidt und ande-
ren vorgeworfen, dass die Beiträge in der Vergangenheit
gestiegen sind. Doch die Beiträge haben nicht wir fest-
gesetzt, sondern, wie es Gesetz ist, die Selbstverwaltung
der Krankenkassen. Und auch die können das nicht nach
Belieben machen. Die Einnahmen sind nämlich so zu
gestalten, dass die Ausgaben, die im folgenden Jahr vo-

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(C (D aussichtlich entstehen, gedeckt werden können. Künftig ird die Bundesregierung den Beitragssatz festsetzen; ann wird die Verantwortung dafür übernommen weren. Ob die Ausgaben im Jahr 2009 stärker steigen werden ls die Einnahmen, kann weder hier im Plenum noch in er Wissenschaft jemand seriös beantworten; so etwas äre Kaffeesatzleserei. Wenn Sie sich gerne als Hell eher betätigen möchten, Herr Bahr, bitte schön. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Ein kleiner Zauberlehrling!)


ber ich würde es mir nicht zutrauen, zu prognostizie-
en, wie die Lohnabschlüsse in diesem Jahr aussehen
erden; wie sich die sozialversicherungspflichtige Be-

chäftigung entwickeln wird; welche Einsparpotenziale,
ie wir den Kassen mit der Gesundheitsreform gegeben
aben, noch mobilisiert werden; wie das Ärztehonorar-
ystem aussehen wird; wie sich die Arzneimittelkosten
ntwickeln werden. All das wissen wir nicht.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber das müssen Sie demnächst jedes Jahr berücksichtigen, wenn Sie den Beitragssatz festlegen!)


as werden Sachverständige, wie bisher, am Ende des
ahres für das folgende Jahr schätzen; daran ändert sich
ichts.

Zum zweiten Punkt, über den ich sprechen möchte.
atürlich müssen die Einnahmen des Fonds beim Start

m Jahr 2009 die Ausgaben zu 100 Prozent decken.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei jeder Kasse?)


ch fand es schon merkwürdig, muss ich sagen, dass der
orsitzende der CSU-Landesgruppe der Auffassung ist,
ass man ja, damit die Beiträge nicht steigen, unter den
00 Prozent bleiben könne. Wir wissen doch gar nicht,
b die Beiträge steigen müssen oder ob sie stabil blei-
en.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das kann bis 95 Prozent gehen!)


ußerdem wäre so etwas gesetzeswidrig. Ich gehe da-
on aus, dass sich die Bundesregierung nicht gesetzes-
idrig verhalten wird. Die Bundesregierung wird im
erbst dieses Jahres die Beiträge so festsetzen, dass die
usgaben des Jahres 2009 zu 100 Prozent abgedeckt
erden können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Da ist es schon merkwürdig, wenn jetzt einige unions-
eführte Länder nicht mehr wissen wollen, was sie im
undesrat mit beschlossen haben.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Daran können wir sehen, dass im Herbst Wahlen in Bayern sind! – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: BadenWürttemberg hat nicht zugestimmt!)


ir haben den Gesundheitsfonds in Koalitionsrunden
eschlossen, wir haben den Gesundheitsfonds hier im
undestag verabschiedet, und auch der Bundesrat hat






(A) )



(B) )


Elke Ferner
dem Gesundheitsfonds zugestimmt. Eine stärkere Steu-
erfinanzierung, die zu Beitragssatzsenkungen genutzt
werden könnte, hätten wir haben können, wenn Herr
Stoiber, Herr Koch und Herr Wulff dies nicht verhindert
hätten.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Einer von den dreien ist schon weg, bei den anderen bei-
den wird es nicht mehr lange dauern.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Herr Wulff hat übrigens dank der FDP nicht zugestimmt!)


Insofern glaube ich, dass wir auch im Jahre 2009 wie-
der eine Debatte darüber führen werden, wie wir die
Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung
gerechter als bisher verteilen können. „Gerechter ver-
teilen“ heißt, dass alle Einnahmen und nicht nur die
Einnahmen aufgrund sozialversicherungspflichtiger Be-
schäftigung herangezogen werden, weil manche natür-
lich stärkere Schultern als diejenigen haben, die heute
ausschließlich sozialversicherungspflichtige Einnahmen
erzielen.

Das heißt, wir werden weiter an unserem Konzept der
Bürgerversicherung festhalten. Die Bevölkerung wird
dann im Jahre 2009 Gelegenheit haben, auch darüber ab-
zustimmen.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613714400

Kollege Max Straubinger, CDU/CSU-Fraktion, hat

jetzt das Wort.


Max Straubinger (CSU):
Rede ID: ID1613714500

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Die

Wahl des Titels der heutigen Aktuellen Stunde, die ja
von der FDP beantragt wurde, zeugt von einer gewissen
Unseriosität, weil dadurch vermittelt wird, dass die Bei-
träge angeblich wegen des Gesundheitsfonds steigen.
Deshalb soll die Einführung des Gesundheitsfonds ver-
schoben bzw. die Finanzautonomie der Krankenkassen
beibehalten werden. Das ist der Antrag der FDP-Bun-
destagsfraktion.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Sprechen Sie jetzt gegen Herrn Huber und Herrn Beckstein, Herr Straubinger? Oder was machen Sie gerade?)


Ich glaube, es wäre wichtiger und richtiger, uns in
normalen Debatten über die Gesundheitspolitik auszu-
tauschen, als dass die FDP immer dann eine Aktuelle
Stunde beantragt, wenn irgendwo wieder ein Gutachten
gefertigt wird oder sich irgendeine Stimme erhebt und
Kritik übt. Ich glaube nicht, dass uns das großartig erhel-
len wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Stellen Sie sich einmal darauf ein!)


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(C (D Insgesamt zum Gesundheitsfonds: Ich glaube, dass or der Einführung des Gesundheitsfonds noch viel Areit vor uns liegt. Die Frau Bundesministerin hat bereits arauf hingewiesen, was mit dem Gesundheitsfonds beirkt werden soll, nämlich eine gerechtere Zuordnung er Beitragsmittel, die dann insgesamt aufzubringen sind nd unter wettbewerblichen Gesichtspunkten von den rankenkassen verwaltet bzw. für Gesundheitsleistunen ausgegeben werden. Das alles unterstreichen wir. Gerade als CSU stehen wir zum Gesundheitsfonds, ber wir sagen auch ganz deutlich, dass im Zusammenang mit dem GKV-WSG, also dem GKV-Wettbewerbstärkungsgesetz, natürlich alle Hausaufgaben gemacht erden müssen. Hier mahnen wir selbstverständlich an, ass verschiedenste Bereiche noch eingehend beleuchtet nd intensiv diskutiert werden müssen. Das gilt gerade auch für das Gutachten, das jetzt zum isikostrukturausgleich erschienen ist. Ich möchte urchaus auch anmerken, dass es nicht zeitgerecht erchienen ist. Es war versprochen, dass es bis zum 1. Oktober 2007 vorliegt. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aha, also doch nicht im Plan, wie Herr Spahn gesagt hat!)


s liegt aber erst jetzt vor. Das zeigt sehr deutlich, dass
ir hier noch eine intensive Arbeit zu leisten haben.

Gerade als Vertreter eines starken Freistaates verhehle
ch nicht – wir haben darum gekämpft, und auch unser
amaliger Ministerpräsident hat sich sehr intensiv dafür
ingesetzt –, dass die Umsetzung der Konvergenzklausel
atürlich ein entscheidender Gesichtspunkt für die Ein-
ührung und den Start des Gesundheitsfonds ist. Dies
uss aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungen un-

eres Gesundheitssystems in den vergangenen Jahren
nd Jahrzehnten und aufgrund der unterschiedlichen
assenarten, für die wir stehen, weil wir der Meinung

ind, dass gerade auch unterschiedliche Kassenarten für
en Wettbewerb wichtig sind, nachvollziehbar sein. Das
ilt genauso für die private Krankenversicherung, die
benfalls für den Wettbewerb im Gesundheitswesen ei-
en großen Stellenwert und eine große Bedeutung hat
nd dementsprechend nicht für eine wie auch immer ge-
rtete Bürgerversicherung geopfert werden sollte.

Die Kollegin Bender hat heute hier einheitliche Bei-
räge kritisiert. Man muss feststellen, dass auch die Bür-
erversicherung hinterher einen einheitlichen Beitrags-
atz zur Folge haben würde, was in dieser Hinsicht also
eine Abkehr vom Gesundheitsfonds bedeuten würde.


(Beifall bei der CDU/CSU – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich gebe Ihnen gerne einmal eine Nachhilfestunde in Sachen Bürgerversicherung!)


Ich glaube, es ist auch entscheidend, dass die Kassen
nsolvenzfähig werden. Das ist ja Gesetzesgrundlage.
ier sind aber natürlich noch sehr viele Fragen offen und
icht geklärt. Natürlich haben die einzelnen Bundeslän-
er unterschiedliche Interessenlagen, aber wenn die
inanzhoheit der Krankenkassen eingeschränkt wird
zumindest auf den 1-Prozent-Beitrag –, dann muss






(A) )



(B) )


Max Straubinger
auch für die Pensionsrückstellungen irgendjemand ande-
rer als jetzt die Länder Verantwortung übernehmen.

Diese Frage ist nicht geklärt. Sie muss geklärt wer-
den. Ich schicke hier voraus: Sie kann nicht dahin ge-
hend geklärt werden, dass dann alle Kassen aufgerufen
sind, für eventuelle Pensionsverpflichtungen einzelner
Kassen letztendlich die Verantwortung zu übernehmen,
beispielsweise über einen Fonds. Das muss schon im
Verantwortungsbereich der Krankenkassen liegen – dort,
wo auch die Pensionsverpflichtungen angefallen sind.


(Frank Spieth aber auch für Bayern!)


Ein Letztes: Mitentscheidend ist – das ist heute auch
schon andiskutiert worden – der künftige Beitragssatz.
Ich bin nicht der Meinung, dass der Beitragssatz unbe-
dingt steigen muss – schon gar nicht wegen des Fonds.
Für diesen Beitragssatz ist aber mitentscheidend, dass
die Bundesregierung im Rahmen der Senkung der Lohn-
nebenkosten eine erfolgreiche Politik betrieben hat. Da-
rauf sind wir stolz. Wir haben hier große Erfolge vorzu-
weisen. Der Abbau der Arbeitslosigkeit schreitet voran
usw.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Kassenbeiträge steigen, Rentenbeiträge steigen, Pflegebeiträge steigen!)


Das ist in einem solchen Prozess natürlich auch zu be-
rücksichtigen. Insofern kann nicht argumentiert werden,
es sei wichtig, dass der Beitragssatz hoch genug ist, da-
mit kein Zusatzbeitrag erforderlich wird und viele Kran-
kenkassen sogar noch eine Rückgewährung vornehmen
können; denn dies geht letztendlich zulasten der Wirt-
schaftlichkeit der Betriebe in unserem Land, und damit
werden Arbeitsplätze vernichtet.

Das ist zu beachten. Wir werden, gerade auch als
CSU-Fraktion und als Unionsfraktionen, hier natürlich
auf diese Punkte Wert legen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613714600

Das Wort hat nun Kollege Peter Friedrich, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Peter Friedrich (SPD):
Rede ID: ID1613714700

Mein Präsident! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Man ist versucht, schon zu Beginn allen noch
Anwesenden ein schönes Wochenende zu wünschen;
denn minütlich wird der Saal leerer. Das zeigt vielleicht
auch die Bedeutung der Aktuellen Stunde, die wir mo-
mentan hier gemeinsam verleben.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Im Moment sind so viele Abgeordnete von der FDP da wie von der SPD! Das finde ich verhältnismäßig gut!)


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(C (D Seit Beginn dieses Jahres erleben wir, dass permanent ersucht wird, von interessierter Seite einen Zusammenang zwischen möglichen Beitragssatzsteigerungen und em Fonds herzustellen. Ich hatte eigentlich erwartet, ass dies hier erklärt wird; denn bei der Vorbereitung abe ich auf der Homepage der FDP-Fraktion heute folendes Zitat von Daniel Bahr gefunden: Schuld an dem Anstieg ist der von der Koalition geplante Gesundheitsfonds, der eine neue bürokratische Geldumverteilungsbehörde ist. In einer anderen Mitteilung hieß es heute Morgen: Der Fonds ist schon pleite, bevor er gestartet ist. Man sollte ihn stoppen. Es wird nichts unversucht gelassen. Bei allem Worteklingel ist es Ihnen allerdings heute auch nicht gelunen, lieber Kollege Bahr, zu erklären, woher dieser Zuammenhang denn eigentlich kommen soll. as wäre heute Ihre Aufgabe gewesen. Es gibt diesen Zusammenhang nicht. Falls Sie uns icht glauben, möchte ich ein Zitat von Professor Gerd laeske vortragen, as da lautet: Für die Ausgabensteigerung ist der Fonds icht verantwortlich. Ich finde es wichtig, zu wissen, dass genau folgender usammenhang der Zahlen besteht: Wie viele Einzahler ind da? Wie hoch ist die Grundlohnsumme? Wie hoch ind die Ausgaben? – Das hat mit Fonds überhaupt ichts zu tun. Ihr bekanntes Argument, so etwas sei zu bürokratisch, st für Sie ja immer ein grundsätzliches Argument gegen ede Form von Regelung, die Ihnen nicht passt. Es ist ber nicht wirklich zielführend. Die Aktuelle Stunde hat aber eines gebracht: Sie hat us meiner Sicht sehr deutlich gemacht, dass es einen entralen Unterschied zwischen der FDP-Fraktion und em gesamten Rest des Hauses gibt, nämlich den zentraen Unterschied, dass Sie ganz offensichtlich Risikoelektion als ein legitimes Wettbewerbsinstrument berachten. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das ist doch völliger Unsinn!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Oh Gott!)


Das muss man Ihren Reden ganz offensichtlich ent-
ehmen. Ihre Intention, dass Sie bei dieser Lösung auch
eiterhin die Beitragsautonomie der Kassen beibehalten
ollen, heißt doch nichts anderes, als dass Sie weiterhin
nterschiede von den Risken her wollen. Der Beitrag
on Herrn Schily war in diesem Zusammenhang wirk-
ich entlarvend. Seine Ausführungen bedeuten doch
ichts anderes, als dass die individuell unterschiedlichen
isiken auch als Wettbewerbsvorteil von den Kassen
itgenommen werden können – Wettbewerb zwischen

en Kassen.






(A) )



(B) )


Peter Friedrich
Genau dies wollen wir nicht. Deswegen wollen wir
einen einheitlichen Beitragssatz. Daher gibt es den
Fonds, den Risikostrukturausgleich. Wir wollen, dass
Erfolge aufgrund der Fähigkeit des Managements der
Kasse in Bezug auf die Versorgung der Versicherten
auch im Vertragswettbewerb weitergegeben werden und
dass darüber Wettbewerbsvorteile und Wettbewerbs-
unterschiede entstehen. Dort soll der Wettbewerb entste-
hen, auf der Leistungsseite – aber nicht auf der Einnah-
menseite.

Herr Schily, bei allen Versuchen, das Ganze auf der
grundsätzlichen Ebene zu betrachten, müssen Sie ein
grundsätzliches Argument akzeptieren. Gesundheit ist
kein frei handelbares Gut wie jedes andere. Das ist eben
genau nicht so.


(Beifall bei der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das hat doch keiner von uns gesagt!)


In diese Richtung geht jegliche Ihrer Argumentationen.


(Dr. Konrad Schily [FDP]: Sie hören doch nur, was Sie hören wollen!)


– Ich höre Ihnen sehr genau zu. Ich wäre froh, Sie täten
es umgekehrt genauso. Lesen Sie vielleicht noch einmal
nach, was Sie gesagt haben. Sie wollen, dass die indivi-
duellen Unterschiede in der Versichertenschaft über den
Beitragssatz weitergegeben werden. Das haben Sie vor-
hin gesagt.

Ich muss aber auch sagen, dass ich den Widerstand
der Grünen gegen den einheitlichen Beitragssatz nicht
ganz nachvollziehen kann.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Ich auch nicht!)


Wenn man auf der einen Seite mehr Steuerfinanzierung
will – dafür bin auch ich –, dann muss man doch auf der
anderen Seite politisch darum kämpfen, dass endlich
eine politische Waffengleichheit zwischen Beitragsfest-
setzungen und Steuerfinanzierung hergestellt wird. Bis-
her war es doch so, dass in diesem Hause nur die Steuern
verantwortet werden mussten. Dann konnte sich die Re-
gierung immer relativ bequem zurücklehnen und sagen:
Entschuldigung, die Beitragssätze legen die Kassen fest;
wir sind empört, das wollen wir nicht mitmachen. – Aber
der Mut, sich stattdessen für eine Steuerfinanzierung
einzusetzen, war, je nach Zusammensetzung der Regie-
rung, nicht immer in gleichem Maße vorhanden.

Deswegen macht es sehr wohl Sinn, unsere Verant-
wortung auf das gleiche Niveau zu heben. Kollegin
Bender hat gesagt, wir bänden uns da etwas ans Bein.
Ich fände es schön, wenn man die damit einhergehende
Bereitschaft, hier darüber zu entscheiden, und den Mut,
gemeinsam Verantwortung zu tragen, anerkennen würde.

Ein letzter Hinweis. Heute wurde schon wieder be-
schrieben, das sei das Ende des Wettbewerbs. Wenn Sie,
liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, all denen,
die in diesen Tagen zu uns kommen, genau zuhören,
dann werden Sie feststellen – und ich wäre Ihnen dank-
bar, wenn Sie das auch anerkennen würden –, dass hier
ein funktionierender Wettbewerb existiert. Der Wettbe-
werb, der über Verträge, über Versorgungsstrukturen,

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(C (D ber Ausschreibung stattfindet, führt noch zu viel Unuhe und zu vielen Klagen, weil manches sich erst einpielen muss; ich erinnere nur an die Rabattlösungen. Jeer von uns war vermutlich in der Apotheke und hat sich as angeschaut. Aber verheimlichen Sie doch bitte nicht, ass das funktionierender Wettbewerb ist! Wenn Sie sich n den Fällen, wo diese Instrumente wirken, die Preise nschauen, können Sie feststellen, dass das, was Sie ürchten, nämlich Beitragserhöhungen aufgrund der usgabensteigerungen, an der Stelle am wirksamsten ekämpft wird. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und ein schönes ochenende. Das Wort hat nun Kollege Georg Faust, CDU/CSU raktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Populismus allein macht nicht populär. it der heutigen Aktuellen Stunde wird die FDP auch icht zur Lieblingspartei der gesetzlich Krankenversiherten werden. Das wollen Sie aber vielleicht auch gar icht. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Dagegen hätten wir nichts! Darum kämpfen wir!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613714800
Dr. Hans Georg Faust (CDU):
Rede ID: ID1613714900

(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Natürlich.

Wie schon zu vermuten war, gründet sich die Aufre-
ung der FDP auf die Expertise des Instituts für Gesund-
eitsökonomik in München. 15,5 Prozent Krankenkas-
enbeitrag wurden da vorhergesagt. Meine lieben Herren
on der FDP, der Gesundheitsfonds und die geweissag-
en Beitragssatzerhöhungen haben herzlich wenig mit-
inander zu tun. Der Preis eines Kleiderschranks hängt
a auch nicht davon ab, ob ich bar, mit Kreditkarte oder
er Überweisung bezahle.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Karl Addicks [FDP]: Das sind ja grundlegende Einsichten, die Sie uns hier vermitteln, Herr Kollege!)


Man muss sich eben auf dieses Niveau begeben; das ist
eider so. Es gibt ja unterschiedliche Qualitäten von
leiderschränken.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Demnächst wird Ihnen der Kleiderschrank zugeteilt! – Dr. Karl Addicks [FDP]: Aber kommen Sie jetzt nicht mit dem Einheitskleiderschrank, Herr Kollege!)


Jetzt hängen Sie nicht die Türen aus! – Die Aussagen
es Instituts zu den Ausgaben für Arzneimittel und
rankenhäuser schreiben im Wesentlichen die Ausga-
ensteigerung in den letzten Jahren linear fort. Das muss
an bemerken, wenn man sich die einzelnen Positionen






(A) )



(B) )


Dr. Hans Georg Faust
anschaut. Sie berücksichtigen auch nicht die in den
einzelnen Jahren veränderten gesetzlichen Rahmenbe-
dingungen. Zudem wird vergessen, dass es auch Ausga-
benrückgänge im Jahresvergleich gegeben hat. Die Aus-
gaben im Krankenhaussektor orientieren sich an der
Grundlohnrate, zurzeit 0,64 Prozent. Niemand weiß, was
der neue ordnungspolitische Rahmen bringen wird. Das
ist reine Spekulation. Die Schwankungsreserve kann aus
meiner Einschätzung nicht eingerechnet werden. Sie ist
schon im bisherigen System eingepreist gewesen. Sie lag
in der Verantwortung der einzelnen Krankenkassen und
wurde teilweise leider mit Schulden bedient. Dafür sind
Zinsen zu zahlen. Aber diese extra anzusetzen, ist aus
meiner Sicht nicht korrekt.

Allerdings wird das, was wir den Ärzten mit dem
GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz versprochen haben,
ausgabenrelevant werden. Es ist aber im Interesse der
ärztlichen Versorgung in der Fläche notwendig und wird
sicher auch von den Kollegen der FDP nicht in Zweifel
gezogen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das stimmt!)


Auf der Einnahmenseite steht ein Plus von 1,5 Mil-
liarden Euro, mit dem das Institut rechnet. Das kann
mehr oder weniger sein. Vergessen wurden 1,5 Milliar-
den Euro Steuermittel, die in dem Fonds zu verbuchen
sind.

Alles in allem keine neuen Erkenntnisse, was den
Fonds betrifft. Wir können für die Zukunft nicht mehr
sagen als das, dass eine älter werdende Bevölkerung und
verbesserte Diagnose- und Therapiemöglichkeiten ten-
denziell zu höheren Kosten im Gesundheitswesen führen
werden und wir uns gemeinsam überlegen müssen, wie
das zu verkraften ist.

Ich denke, dass die Kritiker des Fonds immer noch
nicht verstanden haben, dass zwar der Beitragssatz ein-
heitlich festgelegt wird, der Wettbewerb aber über den
Leistungskatalog und die einkommensunabhängigen
Rückerstattungen erfolgt.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Der Leistungskatalog ist aber auch einheitlich!)


Bisher konkurrieren die Kassen um die Höhe des Bei-
tragssatzes. In Zukunft konkurrieren die Kassen um Zu-
und Abschläge. Der Versicherte spürt jetzt unabhängig
von der Höhe seines Einkommens jede Einsparung der
Kasse in seinem Portemonnaie. Für die Kassen lohnt es
sich, günstigere Tarife mit abgestuften Leistungen anzu-
bieten, und für die Versicherten lohnt es sich, über solche
Angebote nachzudenken.

Allerdings weise ich an dieser Stelle darauf hin, dass
zur Einführung des Fonds wesentliche Voraussetzungen
erfüllt werden müssen: Die Kassen müssen entschuldet
sein. Die Vereinbarungen zur Konvergenzphase müssen
umgesetzt werden. Der Morbi-RSA muss stehen, und die
offenen Fragen zum Kasseninsolvenzrecht müssen ge-
klärt werden. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir das
bis zum Jahresende schaffen werden.


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(C (D (Dr. Karl Addicks [FDP]: Wie wird das mit dem Ärzteinsolvenzrecht, Herr Kollege?)


Das Thema kann man nicht in fünf Minuten abhan-
eln.

Was die Forderung nach Beitragsautonomie der Kran-
enkassen betrifft – auch das ist Thema dieser Aktuellen
tunde –, ist Autonomie in Zukunft deutlich mehr auf
er Leistungs- und Vertragsseite gefordert. Die Union ist
er Auffassung, dass das der richtige Weg ist.

Wenn schon Professor Neubauer und Herr Pfister ver-
utlich keine guten Wahrsager sind, so ist mein Kollege
aniel Bahr erwiesenermaßen ein schlechter Prophet.
m 27. Oktober 2006 sagte er hier für 2007 einen Bei-

ragssatzanstieg der Allgemeinen Ortskrankenkassen im
esten von 1,5 Prozent und im Osten von 2 Prozent vo-

aus.

Mein lieber Daniel, in Wirklichkeit ist der AOK-Bei-
ragssatz im Westen von Januar 2007 bis Januar 2008
leich geblieben


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Er ist im Januar gestiegen!)


nd im Osten von 13,63 auf 13,55 Prozent gesunken.

Es gibt alles in allem viel Lärm um nichts. Der Fonds
ird kommen, und ich bitte die Kollegen von der FDP,
ber das Wochenende in sich zu gehen und sich zu fra-
en, ob wir uns solche Aktuellen Stunden zumuten müs-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Carola Reimann [SPD]: Das wird länger dauern!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613715000

Das Wort hat nun Christian Kleiminger, SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei der SPD)



Christian Kleiminger (SPD):
Rede ID: ID1613715100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ürwahr, pünktlich zum neuen Jahr hat uns die Initiative
eue Soziale Marktwirtschaft mit einer weiteren Studie
eglückt. Sie schürt die Angst vor horrenden Beitrags-
ätzen zur gesetzlichen Krankenversicherung ab 2009.
amit wagen Sie, Herr Bahr und die anderen Kollegin-
en und Kollegen von der FDP, nun den Sturm auf den
esundheitsfonds oder besser gesagt den Sturm im Was-

erglas.

Der Gesundheitsfonds wird in 348 Tagen eingeführt.
r ist als solcher kein Allheilmittel – das behauptet auch
iemand –, sondern eher ein Kompromiss. Daraus ma-
he ich persönlich auch keinen Hehl. Dennoch ist der
andlungsbedarf viel zu groß, als dass man sich aus der
erantwortung stehlen könnte. Nichts zu tun außer laut
ach einem Reformstopp zu rufen, ist auch keine Lö-
ung.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das war nicht die Alternative!)







(A) )



(B) )


Christian Kleiminger
Der Gesundheitsfonds pur, für sich allein, ist nicht die
Idee meiner Partei. Manche von uns hätten sich mutigere
Schritte auf dem Weg zu einem solidarischen Gesund-
heitssystem gewünscht. Auch das wird Ihnen nicht ge-
fallen. Denn ich denke dabei an eine weiter gehende Ver-
pflichtung der privaten Versicherungen oder an eine
weitere Aufstockung der Bundeszuschüsse, um eine
nachhaltig gerechte Absicherung im Krankheitsfall zu
schaffen. Aber das hätte einigen in diesem Hause auch
nicht gepasst. Denn Ihre Vorschläge haben mit einem so-
lidarischen Gesundheitssystem nichts zu tun.

Vielleicht haben Sie, verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen von der FDP, bei Ihrem Sprung ins Wasserglas zum
Beispiel vergessen, dass in Ostdeutschland immer noch
mehr Menschen ohne Arbeit sind als in Westdeutsch-
land. Es leben dort mehr ältere Menschen. Das Lohnni-
veau und damit auch die Sozialversicherungsbeiträge
sind niedriger, es sei denn, Sie schließen sich noch unse-
rer Forderung nach Einführung eines Mindestlohns an;
vielleicht ändert sich das dann.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Da kann ich Sie beruhigen! Das passiert nicht!)


Angesichts dieser Situation ist der Ansatz, den der
Fonds verfolgt – gekoppelt an den Morbi-RSA – nicht so
leicht von der Hand zu weisen. Die notwendige solida-
rische Verteilung der Mittel soll in den ostdeutschen
Ländern dem Erhalt der Struktur der gesetzlichen Kran-
kenversicherung dienen. Gleichzeitig mit dem Gesund-
heitsfonds soll auch der einheitliche Beitragssatz einge-
führt werden.

Die genannten Gutachter haben mit ihren Berechnun-
gen Angst und Schrecken verbreitet. Wir wissen, wer da
seine Interessen durchsetzen will. Natürlich sind die
Freunde der FDP und arbeitgebernahe Verbände gleich
mit ins Wasser gesprungen, um hohe Wellen zu schla-
gen. Dieses Getöse hat dann die vorhin erwähnte Zei-
tung mit den vier Buchstaben gerne und ungemein fach-
gerecht dokumentiert.

Nicht interessengeleitete Fachleute – diese gibt es
auch – halten sich jedoch mit konkreten Zahlen zurück,
weil jede Vorhersage über den Beitragssatz zu diesem
verfrühten Zeitpunkt einzig und allein zur Spekulation
wird. Dass die angesprochene Expertise zudem inhalt-
lich und methodisch jeder Grundlage entbehrt, wurde
bereits hinlänglich erwähnt. Herr Bahr, meine eigene
Vorhersage dagegen lautet – das meine ich rein spekula-
tiv –: Sie und ich, wir werden immer älter. Das heißt, die
Ausgaben im Gesundheitssystem werden steigen, mit
oder ohne den Gesundheitsfonds. Warten Sie es ab!

Der Beitragssatz wird im Spätherbst festgesetzt. Er
wird vor diesem Hintergrund schwerlich unter die ak-
tuelle Durchschnittsmarke sinken können. Aber ich sage
Ihnen eines: Er darf auch gar nicht zu niedrig angesetzt
werden; denn umso mehr Kosten tragen dann die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer allein in Form von Zu-
satzbeiträgen. Ein niedriger Beitragssatz entlastet nur die
Arbeitgeber. Korrigieren Sie mich, aber klingt das nicht
allzu sehr nach einer kleinen Kopfpauschale? Man
könnte den Verdacht hegen, dass hier etwas durchgesetzt

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(C (D erden soll, was bisher nicht gelungen ist. Aber so weit erden wir es sicherlich nicht kommen lassen. Ich bleibe dabei: Unser Ziel einer solidarischen Geundheitspolitik ist und bleibt die Bürgerversicherung, enn nicht heute, dann morgen. Nun hat als letzte Rednerin in der Aktuellen Stunde ollegin Carola Reimann, SPD-Fraktion, das Wort. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! In den letzten Monaten nach Inkrafttreten der Geundheitsreform ist es erstaunlich ruhig geworden. Auch on der Opposition kam kaum noch etwas. Das ist wenig erwunderlich, weil alle Weltuntergangsszenarien, die m letzten Jahr hier im Hause aufgezeigt wurden, nicht ingetreten sind. (Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Ich habe immer gesagt, im Jahr 2008 oder 2009 wird sich das zeigen!)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613715200
Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1613715300

ie Reform ist gut angelaufen. 100 000 Menschen sind
ieder krankenversichert, die bisher keinen Versiche-

ungsschutz hatten; darauf ist noch nicht hingewiesen
orden. Die Versicherten kommen in den Genuss neuer
eistungen. Die Finanzentwicklung bei den Kranken-
assen verläuft im Wesentlichen positiv. Ich finde, das
ann sich sehen lassen.

Das ist natürlich nicht ganz nach Ihrem Geschmack,
ollegen von der FDP. Daher kam Ihnen im neuen Jahr
ie sogenannte Expertise des Instituts für Gesundheits-
konomik gerade recht. Dass diese eklatante Fehler be-
nhaltet und vermutlich sogar als Hausarbeit eines Ge-
undheitsökonomikstudenten abgelehnt würde, scheint
ie nicht zu stören. Jedenfalls scheuen Sie sich nicht, die
rgebnisse dieser Expertise als Beleg für Ihre Forderun-
en in Ihren Antrag zu schreiben. Ich denke, damit ist al-
es zur fachlichen Basis gesagt. Trotz neuem Jahr enthält
hr Antrag keine neuen Argumente und erst recht keine
euen Ideen und Vorschläge.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Einer unter vielen Belegen! Auch Herr Lauterbach hat gerechnet!)


Nun geht es wieder um den Gesundheitsfonds. Dieser
rregt immer wieder die Gemüter vorrangig derjenigen
diesen Eindruck habe ich –, die ihn nicht komplett ver-

tanden haben. Dabei ist er nichts weiter als ein techni-
ches Instrument der Gesundheitsreform, mit dem Gel-
er für die GKV eingezogen und verteilt werden. Die
ntwicklung des Beitragssatzes hängt deshalb auch nicht
rsächlich vom Gesundheitsfonds ab; das ist heute sehr
lar geworden. Sie haben für das Gegenteil keine Belege
nführen können. Für die Entwicklung des Beitragssat-
es sind vielmehr die Entwicklung der sozialversiche-
ungspflichtigen Beschäftigung – diese steigt; das ist
usgesprochen positiv –, die Tarifabschlüsse und die
usgabenentwicklung mit all ihren Facetten – Ausgaben






(A) (C)



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Dr. Carola Reimann

für Ärztehonorare, Arzneim
Trotzdem meinen schon jetz
tige Höhe des Beitragssatze
ganze zwölf Monate vor dem
Vorhersagen sind dies nicht,
diese hellseherischen Fähigke


(Daniel Bahr [Mün Lauterb Vielmehr wird damit versuch sichern und erneut Stimmung beschlossene Gesundheitsrefo die Kasse in Zukunft eihtlich 150 bis 170 Euro. ch der Einnahmen wird nalen Unterschiede be ausgleich berücksichtigt kostenintensive chroni ispiel bedeutet dies, dass entnerin einen Zuschlag Abgeordnete, sodass es raktiv ist, eine Rentnerin te zu versichern. Diese sis des Gutachtens, das n ist, berechnet. Dazu passt dann auch, dass beim Verkünden solcher Horrormeldungen ganz entscheidende Fakten bewusst unterschlagen werden, zum Beispiel, dass ein einheitlicher Beitragssatz nicht die Ausnahme, sondern die Regel in unseren sozialen Sicherungssystemen ist. Man denke an die Rentenversicherung, die Pflegeversicherung und die Arbeitslosenversicherung; überall gibt es einheitliche Beitragssätze. Außerdem geht es um den Zusatzbeitrag. Eine weitere Tatsache ist, dass gut wirtschaftende Kassen ab dem nächsten Jahr die Möglichkeit haben, ihren Versicherten monatlich einen Betrag zurückzuzahlen. Nicht zuletzt hat man natürlich die Möglichkeit, die Kasse zu wechseln, falls diese einen Zusatzbeitrag erhebt. Dies alles gehört mit in eine seriöse Debatte, wenn man denn eine solche führen möchte. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Für uns Sozialdemokraten ist der entscheidende Fort-
schritt dieser Reform die Verknüpfung des Gesundheits-
fonds mit einem verbesserten morbiditätsorientierten
Risikostrukturausgleich, der hier bereits mehrfach ange-
klungen ist. Mit dem bislang bestehenden Ausgleich
konnten weder die unterschiedlichen Einnahmen der
Mitglieder noch die unterschiedlichen Gesundheitszu-
stände und Versorgungsbedarfe der Versicherten einer
Kasse hinreichend zielgenau ausgeglichen werden. Dies
wird jetzt verbessert.

Mit der Errichtung des Fonds wird es erstmals zu ei-
nem wirklich hundertprozentigen Ausgleich der Einnah-
men kommen. Das heißt, für eine Kasse spielt es dann
überhaupt keine Rolle mehr, ob sie eine gut verdienende
freiwillig versicherte Bundestagsabgeordnete oder eine
Rentnerin mit einem vergleichsweise geringen Einkom-

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(D ruf ist wie folgt zu lesen: Zuru GRÜNEN: Das ist sowieso sein 136. Sitzung, Seite 14377 Satz ist wie folgt zu lesen: Es g tatsächlichen Wandel in der En dern, indem man den Leuten w sei in Kürze kein Problem mehr (D Was Herrn Schily angeht, muss man einfach respekieren, dass seriöse Gutachter, die ihre Datengrundlage efinieren und erklären, wie die Qualität der Daten sein uss, dies nicht immer in leicht verständlichem Deutsch un können. Kolleginnen und Kollegen, meiner Ansicht nach sind ir einen guten Schritt hin zu einem gerechteren System ekommen. Der Wettbewerbsvorteil von Kassen, die orrangig Gesunde versichern, wird sich merklich veringern. Das ist auch richtig so; das wollten wir. Wir haen immer beklagt, dass dem nicht so war. Die Krankenassen sollen schließlich ihre Energie darauf verwenden, ie bestmögliche Versorgung und Betreuung ihrer Versiherten zu bieten, nicht aber darauf, in einen Wettbewerb m gesunde und gut verdienende Versicherte einzutreen. Mit der Verknüpfung von Fonds und verbessertem isikostrukturausgleich sind wir also auf einem richtien Weg. Ich wünsche ein schönes Wochenende. Die Aktuelle Stunde ist beendet. Wir sind damit am chluss unserer heutigen Tagesordnung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bunestages auf Mittwoch, den 23. Januar 2008, 13 Uhr, ein. Ich wünsche Ihnen ein gesundes Wochenende. (Iris Gleicke [SPD]: Danke! Gleichfalls, Herr Präsident!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1613715400

Die Sitzung ist geschlossen.