Protokoll:
16189

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 189

  • date_rangeDatum: 26. November 2008

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 18:39 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/189 Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Renate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Klaus Ernst (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Wahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einzelplan 05 Auswärtiges Amt (Drucksachen 16/10405, 16/10423) . . . . . Dr. Werner Hoyer (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundes- minister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Leutert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Herbert Frankenhauser (CDU/CSU) . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ 20333 D 20335 A 20341 C 20346 D 20350 C 20354 D 20357 C 20362 A 20365 A 20367 A 20367 B 20375 D 20380 B 20376 A 20376 B 20380 D 20383 C 20384 C Deutscher B Stenografisch 189. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 I n h a l Tagesordnungspunkt II (Fortsetzung): a) Zweite Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksachen 16/9900, 16/9902) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung des Haushaltsaus- schusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bun- des 2008 bis 2012 (Drucksachen 16/9901, 16/9902, 16/10426) 8 Einzelplan 04 Bundeskanzlerin und Bundeskanzler- amt (Drucksachen 16/10404, 16/10423) . . . . . W K M J N E T W D 20333 A 20333 B 20333 B Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Petra Merkel (Berlin) (SPD) . . . . . . . . . . . . . . 20367 C 20368 B undestag er Bericht ung 6. November 2008 t : olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . onika Griefahn (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . örg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . amentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt III: ahl des Bundesbeauftragten für den atenschutz und die Informationsfreiheit 20371 A 20372 B 20373 C 20374 B 20375 C 20378 C DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lothar Mark (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20386 A 20388 B II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 189. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2008 Michael Link (Heilbronn) (FDP) . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE) . . . . . . . . . Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD) . . . . . . . Rainder Steenblock (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alois Karl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Kurt Bodewig (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Bellmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Erich G. Fritz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE) . . . . . . Jochen Borchert (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundes- ministerin BMZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Addicks (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Riester (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Sascha Raabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Sibylle Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 20390 A 20391 C 20393 C 20394 D 20395 D 20397 A 20398 A 20399 A 20400 A 20401 B 20419 B 20420 D 20423 A 20425 A 20427 A 20428 A 20428 C 20430 C 20431 C 10 Einzelplan 14 Bundesministerium der Verteidigung (Drucksachen 16/10413, 16/10423) . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Einzelplan 23 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Drucksachen 16/10419, 16/10423) . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Iris Hoffmann (Wismar) (SPD) . . . . . . . . . . . N A L A E ( A F ü p g h B ( A N s B d ( 20402 B 20402 C 20403 D 20405 D 20407 C 20410 B 20411 C 20413 A 20414 A 20415 C 20416 B 20416 C 20417 C Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung des Abgeordneten Volker Beck Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur bstimmung über den Änderungsantrag der raktion DIE LINKE: Entwurf eines Gesetzes ber die Feststellung des Bundeshaushalts- lans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushalts- esetz 2009) ier: Einzelplan 04 undeskanzlerin und Bundeskanzleramt Tagesordnungspunkt II.8) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 amensverzeichnis der Mitglieder des Deut- chen Bundestages, die an der Wahl des undesbeauftragten für den Datenschutz und ie Informationsfreiheit teilgenommen haben Tagesordnungspunkt III) . . . . . . . . . . . . . . . . 20432 B 20433 D 20435 A 20435 D 20436 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 189. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2008 20333 (A) ) (B) ) 189. Sitz Berlin, Mittwoch, den 2 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 189. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2008 20435 (A) (C) (B) ) Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Grünen, dass unser Votum „Ja“ lautet.Laurischk, Sibylle FDP 26.11.2008 Liste der entschuldigt A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing, Sabine SPD 26.11.2008 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2008 Dr. Bergner, Christoph CDU/CSU 26.11.2008 Dr. Bisky, Lothar DIE LINKE 26.11.2008 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 26.11.2008 Bollen, Clemens SPD 26.11.2008 Bonde, Alexander BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2008 Brunkhorst, Angelika FDP 26.11.2008 Burkert, Martin SPD 26.11.2008 Dörmann, Martin SPD 26.11.2008 Friedhoff, Paul K. FDP 26.11.2008 Dr. Geisen, Edmund Peter FDP 26.11.2008 Göppel, Josef CDU/CSU 26.11.2008 Gradistanac, Renate SPD 26.11.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 26.11.2008 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 26.11.2008 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 26.11.2008 Hintze, Peter CDU/CSU 26.11.2008 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2008 Jaffke-Witt, Susanne CDU/CSU 26.11.2008 Knoche, Monika DIE LINKE 26.11.2008 Krichbaum, Gunther CDU/CSU 26.11.2008 L L M M N D R S S S D S S Z A (D en Abgeordneten nlage 2 Erklärung des Abgeordneten Volker Beck (Köln) (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE: Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushalts- jahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) hier: Einzelplan 04 Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 16/11048) (Ta- gesordnungspunkt II 8) Ich erkläre im Namen der Fraktion Bündnis 90/Die ehn, Waltraud SPD 26.11.2008 opez, Helga SPD 26.11.2008 ast, Katja SPD 26.11.2008 aurer, Ulrich DIE LINKE 26.11.2008 oll, Michaela CDU/CSU 26.11.2008 r. Paech, Norman DIE LINKE 26.11.2008 upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 26.11.2008 chäfer (Bochum), Axel SPD 26.11.2008 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2008 chauerte, Hartmut CDU/CSU 26.11.2008 r. Scheer, Hermann SPD 26.11.2008 chily, Otto SPD 26.11.2008 taffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 26.11.2008 immermann, Sabine DIE LINKE 26.11.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 20436 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 189. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2008 (A) ) (B) ) Dr. Michael Fuchs Hans-Joachim Fuchtel Dr. Peter Gauweiler Dr. Jürgen Gehb Norbert Geis Eberhard Gienger Dr. Norbert Lammert Helmut Lamp Katharina Landgraf Dr. Max Lehmer Paul Lehrieder Georg Schirmbeck Bernd Schmidbauer Christian Schmidt (Fürth) Andreas Schmidt (Mülheim) Ingo Schmitt (Berlin) Dirk Becker Uwe Beckmeyer Klaus Uwe Benneter Dr. Axel Berg Ute Berg Petra Bierwirth Jochen-Konrad Fromme Andreas G. Lämmel Norbert Schindler Sören Bartol Anlage 3 der Mitglieder des Deutsc schutz und die Information CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) Veronika Bellmann Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Cajus Caesar Gitta Connemann Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Dr. Stephan Eisel Anke Eymer (Lübeck) Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer (Göttingen) Dirk Fischer (Hamburg) Axel E. Fischer (Karlsruhe- Land) Dr. Maria Flachsbarth Klaus-Peter Flosbach Herbert Frankenhauser Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof) Erich G. Fritz M R P D U R H M M M M O H G U U M J B E C R K F J A H D D D A B H S A B S V E J J K M N D H T M D D D D Namensverz hen Bundestages, die an de sfreiheit teilgenommen habe ichael Glos alf Göbel eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold einhard Grindel ermann Gröhe ichael Grosse-Brömer arkus Grübel anfred Grund onika Grütters lav Gutting olger Haibach erda Hasselfeldt rsula Heinen da Carmen Freia Heller ichael Hennrich ürgen Herrmann ernd Heynemann rnst Hinsken hristian Hirte obert Hochbaum laus Hofbauer ranz-Josef Holzenkamp oachim Hörster nette Hübinger ubert Hüppe r. Peter Jahr r. Hans-Heinrich Jordan r. Franz Josef Jung ndreas Jung (Konstanz) artholomäus Kalb ans-Werner Kammer teffen Kampeter lois Karl ernhard Kaster iegfried Kauder (Villingen- Schwenningen) olker Kauder ckart von Klaeden ürgen Klimke ens Koeppen ristina Köhler (Wiesbaden) anfred Kolbe orbert Königshofen r. Rolf Koschorrek artmut Koschyk homas Kossendey ichael Kretschmer r. Günter Krings r. Martina Krogmann r. Hermann Kues r. Karl A. Lamers (Heidelberg) I D P D T S W D D F L M D P D M D C S B D F E H R U D S B R R D T H D P E K K D F J K D D A P A H D D D K eichnis r Wahl des Bundesbeauftra n ngbert Liebing r. Klaus W. Lippold atricia Lips r. Michael Luther homas Mahlberg tephan Mayer (Altötting) olfgang Meckelburg r. Michael Meister r. Angela Merkel riedrich Merz aurenz Meyer (Hamm) aria Michalk r. h. c. Hans Michelbach hilipp Mißfelder r. Eva Möllring arlene Mortler r. Gerd Müller arsten Müller (Braunschweig) tefan Müller (Erlangen) ernd Neumann (Bremen) r. Georg Nüßlein ranz Obermeier duard Oswald enning Otte ita Pawelski lrich Petzold r. Joachim Pfeiffer ibylle Pfeiffer eatrix Philipp onald Pofalla uprecht Polenz aniela Raab homas Rachel ans Raidel r. Peter Ramsauer eter Rauen ckhardt Rehberg atherina Reiche (Potsdam) laus Riegert r. Heinz Riesenhuber ranz Romer ohannes Röring urt J. Rossmanith r. Norbert Röttgen r. Christian Ruck lbert Rupprecht (Weiden) eter Rzepka nita Schäfer (Saalstadt) ermann-Josef Scharf r. Wolfgang Schäuble r. Annette Schavan r. Andreas Scheuer arl Schiewerling D D B U W K M B T J J C G A M M T L M H A D A V A G M K M P G In K A K W E D W W S D G G N In R E D D K (C (D gten für den Daten- r. Andreas Schockenhoff r. Ole Schröder ernhard Schulte-Drüggelte we Schummer ilhelm Josef Sebastian urt Segner arion Seib ernd Siebert homas Silberhorn ohannes Singhammer ens Spahn hristian Freiherr von Stetten ero Storjohann ndreas Storm ax Straubinger atthäus Strebl homas Strobl (Heilbronn) ena Strothmann ichael Stübgen ans Peter Thul ntje Tillmann r. Hans-Peter Uhl rnold Vaatz olkmar Uwe Vogel ndrea Astrid Voßhoff erhard Wächter arco Wanderwitz ai Wegner arcus Weinberg eter Weiß (Emmendingen) erald Weiß (Groß-Gerau) go Wellenreuther arl-Georg Wellmann nnette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch illy Wimmer (Neuss) lisabeth Winkelmeier- Becker agmar Wöhrl olfgang Zöller illi Zylajew PD r. Lale Akgün regor Amann erd Andres iels Annen grid Arndt-Brauer ainer Arnold rnst Bahr (Neuruppin) oris Barnett r. Hans-Peter Bartels laus Barthel Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 189. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2008 20437 (A) ) (B) ) Volker Blumentritt Kurt Bodewig Gerd Bollmann Dr. Gerhard Botz Klaus Brandner Willi Brase Bernhard Brinkmann (Hildesheim) Edelgard Bulmahn Marco Bülow Ulla Burchardt Dr. Michael Bürsch Christian Carstensen Marion Caspers-Merk Dr. Peter Danckert Dr. Herta Däubler-Gmelin Karl Diller Dr. Carl-Christian Dressel Elvira Drobinski-Weiß Garrelt Duin Sebastian Edathy Siegmund Ehrmann Hans Eichel Petra Ernstberger Karin Evers-Meyer Annette Faße Elke Ferner Gabriele Fograscher Rainer Fornahl Gabriele Frechen Dagmar Freitag Peter Friedrich Sigmar Gabriel Martin Gerster Iris Gleicke Günter Gloser Angelika Graf (Rosenheim) Dieter Grasedieck Monika Griefahn Gabriele Groneberg Achim Großmann Wolfgang Grotthaus Wolfgang Gunkel Hans-Joachim Hacker Bettina Hagedorn Klaus Hagemann Alfred Hartenbach Michael Hartmann (Wackernheim) Hubertus Heil Dr. Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gustav Herzog Petra Heß Gabriele Hiller-Ohm Petra Hinz (Essen) Gerd Höfer Iris Hoffmann (Wismar) Frank Hofmann (Volkach) Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Johannes Jung (Karlsruhe) Josip Juratovic Johannes Kahrs U D U C H A D W K R E N V D A J H U D C C D G D L C H M P U D U M D M G F D A T H H J C D F D M S M G D C W S R D K M O A B M O D U S lrich Kasparick r. h. c. Susanne Kastner lrich Kelber hristian Kleiminger ans-Ulrich Klose strid Klug r. Bärbel Kofler alter Kolbow arin Kortmann olf Kramer rnst Kranz icolette Kressl olker Kröning r. Hans-Ulrich Krüger ngelika Krüger-Leißner ürgen Kucharczyk elga Kühn-Mengel te Kumpf r. Uwe Küster hristine Lambrecht hristian Lange (Backnang) r. Karl Lauterbach abriele Lösekrug-Möller irk Manzewski othar Mark aren Marks ilde Mattheis arkus Meckel etra Merkel (Berlin) lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller (Chemnitz) ichael Müller (Düsseldorf) esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche (Cottbus) aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel Riemann- Hanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth (Esslingen) ichael Roth (Heringen) rtwin Runde nton Schaaf ernd Scheelen arianne Schieder tto Schily r. Frank Schmidt lla Schmidt (Aachen) ilvia Schmidt (Eisleben) R H C O R S E F D D R R W D J D D A L R C D J D J J D J F R S J D H A P G G D L D A H D E D W H U M B F J D D U R E P M J U H D enate Schmidt (Nürnberg) einz Schmitt (Landau) arsten Schneider (Erfurt) ttmar Schreiner einhard Schultz (Everswinkel) wen Schulz (Spandau) wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse örn Thießen ranz Thönnes üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer edi Wegener ndreas Weigel etra Weis unter Weißgerber ert Weisskirchen (Wiesloch) r. Rainer Wend ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Dieter Wiefelspütz ngelbert Wistuba r. Wolfgang Wodarg altraud Wolff (Wolmirstedt) eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries DP ens Ackermann r. Karl Addicks aniel Bahr (Münster) we Barth ainer Brüderle rnst Burgbacher atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach orst Friedrich (Bayreuth) r. Wolfgang Gerhardt H M J H E B D M D H G J H H In S M M D P J D H D C G F D M D D D C F D C D D D H D H D K E D R S D W D K W D D L C In D U D D J K O (C (D ans-Michael Goldmann iriam Gruß oachim Günther (Plauen) einz-Peter Haustein lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer ichael Kauch r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp ürgen Koppelin einz Lanfermann arald Leibrecht a Lenke abine Leutheusser- Schnarrenberger ichael Link (Heilbronn) arkus Löning r. Erwin Lotter atrick Meinhardt an Mücke irk Niebel ans-Joachim Otto (Frankfurt) etlef Parr ornelia Pieper isela Piltz rank Schäffler r. Konrad Schily arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar r. Daniel Volk hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff (Rems-Murr) IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Dietmar Bartsch arin Binder va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi utz Heilmann ornelia Hirsch ge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin an Korte atrin Kunert skar Lafontaine (A) (C) (B) (D) Michael Leutert Ulla Lötzer Dr. Gesine Lötzsch Dorothée Menzner Kersten Naumann Wolfgang Nešković Petra Pau Bodo Ramelow Elke Reinke Paul Schäfer (Köln) Volker Schneider (Saarbrücken) Dr. Herbert Schui Dr. Ilja Seifert Dr. Petra Sitte Frank Spieth Dr. Axel Troost Alexander Ulrich BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Kerstin Andreae Volker Beck (Köln) Cornelia Behm Birgitt Bender Dr. Thea Dückert Dr. Uschi Eid Hans-Josef Fell Kai Gehring Katrin Göring-Eckardt Britta Haßelmann Bettina Herlitzius Winfried Hermann Peter Hettlich Priska Hinz (Herborn) Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Thilo Hoppe Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Renate Künast Markus Kurth Undine Kurth (Quedlinburg) Monika Lazar Anna Lührmann Nicole Maisch Jerzy Montag Kerstin Müller (Köln) Winfried Nachtwei Omid Nouripour Brigitte Pothmer Claudia Roth (Augsburg) Krista Sager Manueal Sarrazin Christine Scheel Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Gerhard Schick Grietje Staffelt Rainder Steenblock Silke Stokar von Neuforn Dr. Wolfgang Strengmann- Kuhn Hans-Christian Ströbele Dr. Harald Terpe Jürgen Trittin Wolfgang Wieland Josef Philip Winkler fraktionslose Abgeordnete Henry Nitzsche Gert Winkelmeier 91, 12 0, Te 20438 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 189. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 26. November 2008 189. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 26. November 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618900000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich
begrüße Sie alle herzlich.

Wir setzen unsere Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt II – fort:

a) Zweite Beratung des von der Bundesregierung
eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009)


– Drucksachen 16/9900, 16/9902 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Haus-
haltsausschusses (8. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung

Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012

– Drucksachen 16/9901, 16/9902, 16/10426 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Carsten Schneider (Erfurt)

Otto Fricke
Dr. Gesine Lötzsch

a

i
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K

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Redet
Alexander Bonde

Dazu rufe ich den Tagesordnungspunkt II.8 auf:

Einzelplan 04
Geschäftsbereich der Bundeskanzlerin und
des Bundeskanzleramtes

– Drucksachen 16/10404, 16/10423 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Steffen Kampeter
Petra Merkel (Berlin)

Jürgen Koppelin
Roland Claus
Omid Nouripour

Zu diesem Einzelplan liegen drei Änderu
der Fraktion Die Linke vor.

(C (D ung 6. November 2008 0 Uhr Wir werden über den Einzelplan 04 später namentlich bstimmen. Ich mache schon jetzt darauf aufmerksam, dass wir m Anschluss an die namentliche Abstimmung über den tat des Kanzleramtes den Bundesbeauftragten für den atenschutz und die Informationsfreiheit mit Stimmarte und Wahlausweis wählen werden. Den dafür erorderlichen Wahlausweis können Sie später Ihrem timmkartenfach entnehmen. Die Stimmkarten werden u gegebener Zeit von den Saaldienern im Plenarsaal usgegeben. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache zu diesem Einzeletat dreieinhalb Stunen vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann önnen wir so verfahren. Daraus ergibt sich auch eine elativ übersichtliche angenommene Zeit für die namentiche Abstimmung, die unmittelbar danach folgt. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Rainer Brüderle für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun eskanzlerin, Sie regieren dieses Land in Zeitlupe. Es ist ext höchste Zeit, die Vorspultaste zu drücken, damit in Deutschland nicht alles einschläft. Ihr Vorgänger wollte einmal „Politik der ruhigen Hand“ machen. Im Vergleich zu heute wäre er damit fast ein Zappelphilipp. (Beifall bei der FDP – Zurufe von der CDU/ CSU und der SPD: Oh!)


(Beifall bei der FDP)

Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1618900100

Frau Merkel, Sie haben am Sonntag ein bemerkens-
wertes Interview gegeben. Mir geht es nicht um die öf-
fentlichen Avancen an uns Liberale. Davon lassen wir
uns nicht einlullen. Sie haben wörtlich gesagt: Wirt-
schaft ist zum großen Teil auch Psychologie. – Sie haben
vor einer durch Angst angetriebenen Abwärtsspirale ge-

im gleichen Atemzug, es werde ein Jahr
hrichten, und Ihr Adlatus Steinbrück
assandrarufe gleich mit ein. Fataler geht

inem Vierteljahr war Realismus gefragt.

ngsanträge

warnt. Sie sagen
schlechter Nac
stimmt in die K
es nicht. Vor e






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
Damals hat Schwarz-Rot noch alles schöngeredet. Jetzt,
da die Regierung Zuversicht verströmen müsste, heizt
sie bei den Menschen die Angst an.


(Beifall bei der FDP)


Angesichts solch düsterer Stimmungen halten die Leute
ihr Geld lieber zusammen.

Nicht nur die Opposition sagt: Sie haben die Tiefe
und die Schwere der Wirtschaftslage bis heute nicht er-
kannt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Betreiben Sie doch keine Schwarzmalerei! Sie sind ein Schwarzmaler!)


Das sagt man in Frankreich; das sagt man in Großbritan-
nien; das sagt man sogar im Wahlkreis von Herrn
Kauder.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])


Jetzt ist handfeste Rezessionsökonomie gefragt. Jetzt
sind die Brot-und-Butter-Themen angesagt. Aber das ist
offensichtlich nicht das Metier dieser Regierung. Wie
man sieht, kann diese Regierung das nicht.


(Beifall bei der FDP)


Die Menschen machen sich wieder Sorgen um ihren
Arbeitsplatz. Es geht inzwischen nicht nur darum, dass
sie Angst haben, dass ihr Erspartes bei der Bank nicht si-
cher ist, sondern auch darum, dass Zweifel bestehen, ob
sie ihre Kreditzinsen noch pünktlich zahlen können. Als
Reaktion darauf beschließt Schwarz-Rot das Maßnah-
menpaket – die Titel sind immer sehr hübsch – „Be-
schäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung“. Das
klingt ja putzig. Selbst der Sachverständigenrat der Bun-
desregierung sagt: Das ist ein Sammelsurium; da haben
die Ressorts zusammengekehrt, was sie schon immer
machen wollten. Es ist aber kein Programm aus einem
Guss, das eine entsprechende Wirkung entfaltet.


(Beifall bei der FDP)


Die Wachstumskräfte hätten Sie schon längst stär-
ken können. In drei relativ guten Jahren haben Sie die
Zeit verplempert, Deutschland fit zu machen. Es war
doch klar, dass dem Aufschwung wieder ein Abschwung
folgt. Auch diese Koalition setzt den Konjunkturzyklus
nicht außer Kraft. Allerdings hat sie keine Vorbereitun-
gen dafür getroffen.


(Beifall bei der FDP)


Der private Konsum dümpelt schon lange. Die Hoch-
steuerpolitik der Regierung ist dafür verantwortlich. Was
machen Sie? Innerhalb weniger Tage jagt ein Opel-Gip-
fel den nächsten. Frau Bundeskanzlerin, Sie müssen auf-
passen, dass Opel nicht Ihr persönliches Holzmann-Er-
lebnis wird.


(Beifall bei der FDP)


Die entscheidende Frage ist: Wo ist Schluss mit der Ver-
teilung von Steuergeldern? Die Regierung verfährt frei
nach dem Motto: „Wer will noch mal? Wer hat noch
nicht?“ Man muss in Deutschland nur groß genug sein

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(C (D nd laut genug jammern, dann gibt es Rettungsschirme n Milliardenhöhe. Die Kleinen werden abgespeist mit rogrämmchen: ein bisschen mehr Handwerkerrechnunen absetzen, ein bisschen mehr Styropor für die Gebäuesanierung. Nehmen wir einmal Ihre Idee von der fz-Steuer-Befreiung. Sie haben durch die Mehrwertsteu rerhöhung die Mittelklassewagen um 600 bis 800 Euro eurer gemacht. Sie haben die Autofahrer durch Ihre beenkliche Änderung der Kilometergeldpauschale mit ,5 Milliarden Euro belastet. Sie erheben 18 Milliarden uro Ökosteuer. Denken Sie, dass Sie Menschen dazu ewegen können, ein neues Auto zu kaufen, wenn sie 00 bis 300 Euro weniger zahlen müssen? Das ist eine achnummer. Überhaupt ist bemerkenswert, dass die Bundesregieung mit einer Steuerentlastung von 5 Milliarden Euro nvestitionen und Aufträge in einer Größenordnung von 0 Milliarden Euro initiieren will. Wir haben uns schon müsiert, als die Banken von 25 Prozent Rendite geträumt aben. Was Sie hier vorgaukeln, sind 1 000 Prozent Renite; Sie gaukeln vor, dass man aus 5 Milliarden Euro 0 Milliarden Euro machen kann. Im Vergleich zu Ihrer erechnung sind die Wirtschaftspläne von Lehman rothers und Hypo Real Estate noch geradezu solide. Wir haben ein klares Antirezessionsprogramm vorelegt: Vorziehen der vollen steuerlichen Absetzbarkeit er Krankenkassenbeiträge, Wiedereinführung der Penderpauschale, Senkung des Rentenversicherungsbeitrags, ussetzen des Gesundheitsfonds – er ist unsinnig – und nvestitionen in die Infrastruktur. Das würde die Wachsumskräfte stärken. Karl Schiller wusste noch, dass ein Budget mehr ist, ls einen Ausgleich zu suchen, dass vielmehr Wachstum nd Beschäftigung gefördert werden müssen. Die chuhe von Karl Schiller sind für den Finanzminister ein aar Nummern zu groß. Was Sie machen müssen, ist, teuern zu senken, damit die Nettoeinkommen steigen, amit ein Wachstumsimpuls entsteht. Ihr eigener Wirtchaftsminister sagt: Das wäre das Wirksamste. – Mahen Sie es! Die CDU hat eine neue Idee: Sie will die Steuern in der ächsten Legislaturperiode senken. Das haben wir schon inmal gehabt. Damals haben Sie Steuersenkungen verprochen und anschließend die größte Steuererhöhung alr Zeiten durchgeführt. Weshalb sollen die Menschen Ihen jetzt mehr glauben, Frau Merkel? Senken Sie jetzt die teuern! Handeln Sie jetzt, bevor wir tiefer in den Mist ineingeraten! Sie müssen jetzt handeln. Das Wort hat die Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela erkel. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618900200






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1618900300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die inter-

nationalen Finanzmärkte sind in diesem Herbst in eine
Krise geraten, wie sie die Welt seit Jahrzehnten nicht er-
lebt hat. Das betraf auch wichtige deutsche Kreditinsti-
tute. Die Politik hat zu außergewöhnlichen Mitteln grei-
fen müssen. Wir alle haben gespürt, dass hier ein
Lebensnerv unserer Volkswirtschaft in Gefahr geraten
ist. Wir spüren das natürlich umso mehr, weil Deutsch-
land seit jeher eine offene Volkswirtschaft ist. Wir erar-
beiten unseren Wohlstand ganz wesentlich auf den Welt-
märkten. Es ist deswegen klar, dass wir unsere
Wirtschaft vor den konjunkturellen Folgen der interna-
tionalen Finanzkrise nicht abschotten können.

Die Wucht aber, mit der das erfolgt ist, können wir
auch heute noch nicht vollständig abschätzen. Die Poli-
tik ist in diesen Wochen und Monaten vor Herausforde-
rungen gestellt, für die es kein Drehbuch gibt. Niemand
von uns kann auf wirklich vergleichbare Erfahrungs-
werte zurückgreifen. Dies prägt natürlich auch – wie
sollte es anders sein? – die diesjährigen Beratungen zum
Haushalt.


(Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es!)


Wir können nicht alle Entwicklungen voraussagen; das
gehört zur Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir wissen jedoch: 2009 wird ein Jahr schlechter Nach-
richten sein. Wir bauen eine Brücke, damit es spätestens
2010 wieder besser wird. Das ist der Ansatz der Bundes-
regierung, und das ist auch der Ansatz der Mehrheit hier
im Parlament.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was ist klar? Klar ist, dass die aktuellen Prognosen
bestenfalls ein marginales Wachstum für das kommende
Jahr voraussagen. Das Bruttoinlandsprodukt wird im
kommenden Jahr um mindestens 27 Milliarden Euro
niedriger ausfallen, als wir alle bis zur Verschärfung der
Finanzmarktkrise durch den Konkurs von Lehman
Brothers erwarten konnten.

Die täglichen Nachrichten, die wir aus der Automo-
bilbranche, aus der Chemie und anderswoher erhalten,
zeigen: Wir stehen vor einer schwierigen Wegstrecke für
Deutschland, für Europa, für alle Industrieländer und für
die Schwellen- und Entwicklungsländer. Zur Dimension
dieser Krise gehört: Es hat selten eine wirtschaftliche
Krise gegeben, die gleichzeitig in den Vereinigten Staa-
ten von Amerika, Europa und Asien stattfand. Das macht
diese ungewöhnliche Herausforderung aus.

Die Bundesregierung wird mit dem Blick nach vorn
das Notwendige tun, auch wenn es natürlich bisherige
Planungen verändert. Außergewöhnliche Umstände erfor-
dern auch besondere Maßnahmen. Dabei gilt: Unser Ziel
ist nicht, die Krise irgendwie zu überstehen, sondern unser
Ziel ist, mit neuen Chancen auf den Weg zu Wachstum
und Wohlstand zurückzukehren. Wir sind überzeugt:
Deutschland ist stark. Ich sage sogar: Deutschland ist
sehr stark. Wir haben weltweit wettbewerbsfähige Pro-

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(C (D ukte. Wir haben einen vitalen Mittelstand. Wir sind irtschaftlich so breit aufgestellt wie kaum ein Land in uropa. Wir haben sorgfältig ausgebildete, leistungsbe eite Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Wir haben ute Ideen und sind bei vielen Zukunftstechnologien ührend. Wir haben eine vergleichsweise hervorragende nfrastruktur und eine lebenswerte Umwelt. Auf all das önnen wir stolz sein. In dieser Krise zeigt sich auch: Die Schritte der Reierungspolitik der letzten drei Jahre waren richtig: die eform der Unternehmensteuern, die Verbesserungen in er Arbeitsmarktpolitik, die Stärkung der Forschungsnd Innovationskraft, die Förderung der Umwelttechnoogien, der Bürokratieabbau, der im Übrigen ein Entlasungsvolumen bringt, wie es auch eine Unternehmenteuerreform gebracht hat. Wir haben die Finanzen des taates konsolidiert. Das alles macht uns stärker, als wir or drei Jahren waren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Vor allen Dingen – erinnern wir uns doch! –: Wir
eutsche haben schon in der Vergangenheit große He-

ausforderungen gemeistert: den Wiederaufbau nach dem
rieg, den Aufbau in den neuen Bundesländern, einen
trukturwandel, der aus Agrargebieten und Kohlerevieren
ightechstandorte gemacht hat, die technologische und
esellschaftliche Revolution, die zur Wissensgesell-
chaft führt, nicht zuletzt die jahrelange, zum großen
eil hausgemachte Stagnation und die Umkehr von einer
ekordarbeitslosigkeit von 5 Millionen auf heute nur
immer noch zu viel – 3 Millionen Arbeitslose. All das

ind Erfolge, all das waren Herausforderungen; die ha-
en wir gestaltet, und die haben wir gepackt. Deshalb
erden wir es auch diesmal wieder schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


All das war jedes Mal ein Beweis für die Lebenskraft
er sozialen Marktwirtschaft. Mit ihrer Hilfe haben die
enschen, Arbeitnehmer wie Unternehmer, den Wandel

rfolgreich bestanden. Deshalb sind wir jetzt besser vor-
ereitet auf diese Krise: Wir haben den niedrigsten Stand
er Arbeitslosigkeit seit 16 Jahren, wir haben die
öchste Zahl von Beschäftigten überhaupt – 40,7 Millio-
en in diesem Herbst –, wir haben einen deutlichen
ückgang der Lohnzusatzkosten, wir haben ein Maastricht-
efizit von etwa 0 Prozent in diesem Jahr, und wir ha-
en die niedrigste Staatsquote seit der Wiedervereini-
ung.

Richtig ist: Natürlich wird, weil außergewöhnliche
mstände eine Antwort brauchen, das Haushaltsdefizit

m kommenden Jahr ansteigen. Jawohl, das tut es. Im
uropäischen Vergleich stehen wir trotzdem gut da. Des-
alb können wir sagen: Alles in allem sind die öffentli-
hen Haushalte in Deutschland solide aufgestellt.
eshalb bleibe ich, auch mit Blick auf die auf uns zu-
ommenden demografischen Veränderungen im nächs-
en Jahrzehnt, dabei: Das Ziel eines ausgeglichenen
aushaltes sollte, wenn irgend möglich, in der nächsten






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Legislaturperiode erreicht werden. Auch dazu stehen
wir.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, beides ist richtig: Wir ha-
ben auf der einen Seite Deutschlands grundsätzliche
Stärke und auf der anderen Seite die Dramatik des welt-
weiten Konjunktureinbruchs. Deshalb braucht es jetzt
vor allem eines: eine Politik des Maßes, der Mitte und
der praktischen Vernunft.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh!)


Das ist das, was wir machen. Dafür brauchen wir Grund-
sätze, nach denen wir handeln.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich bin der tiefen Überzeugung: Gerade in Krisen muss
man klare Grundsätze und Leitsätze haben, an denen
man sich orientieren kann; und das tut die Bundesregie-
rung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein erster Grundsatz gilt für den Umgang mit dem Fi-
nanzsektor: Der Staat muss dort mit voller Kraft eingrei-
fen, wo die Volkswirtschaft in Gänze und das gesamte
gesellschaftliche Leben unseres Landes in Gefahr gera-
ten. So sehr eine einzelne Bank ein privates Unterneh-
men ist, so sehr ist das Finanzdienstleistungswesen als
Ganzes ein öffentliches Gut. Es ist nämlich existenziell
für die gesamte Volkswirtschaft. Deshalb war es unum-
gänglich, in kurzer Zeit mit atemberaubenden Summen
und kürzesten Entscheidungsfristen einzuspringen. Ich
glaube, hier haben die Bundesregierung, der Bundestag
und der Bundesrat sich der Herausforderung gestellt und
gezeigt, dass sie sie bewältigen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wo stehen wir heute? Es sind Anträge auf Garantien
in Höhe von 100 Milliarden Euro eingegangen. Wir ha-
ben insgesamt ein Volumen von 400 Milliarden Euro da-
für vorgesehen. Zugleich liegen Anträge auf Rekapitali-
sierungshilfe in Höhe von 10 Milliarden Euro vor. Sie
erinnern sich: Wir haben hierfür 80 Milliarden Euro vor-
gesehen. Das heißt also, das Maßnahmenpaket wird
Schritt für Schritt angenommen. Die Entscheidungen,
die zu fällen sind, sind oft nicht einfach. Sie müssen mit
der notwendigen Sorgfalt gefällt werden; denn im Rück-
blick wird man fragen: Habt ihr das alles richtig ent-
schieden? Gleichzeitig muss natürlich zügig gehandelt
werden.

Weil viele angesichts der 500 Milliarden Euro für die
Banken fragen: „Was habt ihr für uns, die kleinen Unter-
nehmen und die Mittelständler?“, möchte ich an dieser
Stelle noch einmal wiederholen: Wir haben dieses Paket
nicht für die Banken gemacht. Wir haben dieses Paket
für unsere Volkswirtschaft, für die kleinen, mittleren und
großen Unternehmen und für die Sparerinnen und Sparer
gemacht. Das war die erste Aktion zur Rettung unserer
Wirtschaft.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Wir müssen heute konstatieren: Das Vertrauen zwi-
chen den Banken ist noch nicht wieder so weit herge-
tellt, wie wir uns das wünschen. Deshalb zwei Zurufe
n die Finanzmarktteilnehmer: Erstens. Man sollte nicht
us falschem Prestigedenken eine wettbewerbsfähige ei-
ene Kapitalisierung verhindern oder nicht in Anspruch
ehmen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr wahr!)


ir haben das Paket gemacht, damit die Banken wettbe-
erbsfähig bleiben. Zweitens ist es die Pflicht der Finanz-
stitutionen, Unternehmen ausreichend mit Krediten zu

ersorgen. Beide Aufgaben stehen im Raum und müssen
rfüllt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Die Folge dieser Finanzmarktkrise ist ein scharfer
achstumseinbruch, qualitativ ein ganz anderer Wachs-
mseinbruch, als wir ihn in einem auslaufenden Konjunk-
rzyklus gehabt hätten. Diesen qualitativen Unterschied
üssen wir bei unseren Beratungen berücksichtigen,
enn wir die richtigen Antworten finden wollen.

Das führt mich zum zweiten Grundsatz: Für uns geht
s bei der Wirtschaft um Hilfe zur Selbsthilfe, um das
auen von Brücken. Worum es nicht geht, sind dauer-
afte Produktsubventionen oder gar die Verhinderung ei-
es notwendigen Strukturwandels.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


as kann der Staat nicht. Deshalb ist dieser zweite
rundsatz wichtig.

Das heißt also, unsere Maßnahmen bilden eine Brü-
ke für Investitionen, für Beschäftigung, insbesondere
uch für unsere Fachkräfte, bis der Aufschwung wieder
us eigener Kraft trägt. Alle Ökonomen sagen uns, diese
aßnahmen sollten unmittelbar wirksam und zeitlich

efristet sein. Deswegen führen wir zum Beispiel für
wei Jahre die degressive AfA ein. Wir haben gesagt
es ist richtig –: bis zur Unternehmensteuerreform eine

egressive AfA, Ersetzung durch die Unternehmensteu-
rreform und jetzt mit den Abschreibungsmöglichkeiten
usätzliche Hilfen, befristet auf zwei Jahre.

Wir wissen natürlich auch: Damit eine solche Maß-
ahme und andere Maßnahmen, die von uns angeregt
erden, überhaupt wirken können, brauchen die Unter-
ehmen eine sichere Kreditversorgung. Diese ist heute
urch die Finanzinstitutionen nicht gewährleistet. Des-
alb haben wir gesagt, dass die Kreditanstalt für Wie-
eraufbau ein neues Finanzierungsinstrument auflegen
ird, mit dem wir private Investitionen und Betriebsmit-

el im Umfang von insgesamt 20 Milliarden Euro absi-
hern. Die Ausfallhaftung wird weitgehend von der Kre-
itanstalt für Wiederaufbau getragen, damit wir den
anken, Sparkassen und Raiffeisenbanken Risiken ab-
ehmen, die sie zurzeit vielleicht nicht tragen können.
ch sage hier: Die Anträge können ab Montag gestellt
erden. Das ist in vielerlei Hinsicht wichtig. Vielleicht






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
ist dies eines der wirksamsten Mittel, um geplante Inves-
titionen in dieser Zeit doch durchführen zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben eine weitere Brücke vorgeschlagen: die
Verlängerung des Kurzarbeitergelds. Hier geht es darum,
dass Fachkräfte nicht entlassen werden, dass wir die Zei-
ten für Qualifizierung nutzen. Die Bundesagentur für
Arbeit wird an genau dieser Stelle ansetzen. Natürlich
war es richtig, dass wir gesagt haben: Wir wollen zusätz-
liches Personal einstellen, das sich mit der Vermittlung
und mit der Qualifizierung von Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern befasst. Gerade auch die KfW-Pro-
gramme werden an dieser Stelle sehr wichtig sein; denn
wir wissen aus vielen Einzelbeispielen, dass die Unter-
nehmen, die Kurzarbeitergeld in Anspruch nehmen
wollen, die Sozialversicherungsabgaben bezahlen müs-
sen, dies oft nicht aus eigener Kraft leisten können und
deshalb einen Kredit dafür bekommen müssen. Ansons-
ten würde das Kurzarbeitergeld völlig ins Leere laufen.

Bei dem zweiten Grundsatz und der Frage „Wie hel-
fen wir der Wirtschaft?“ gibt es auch besondere Fälle.
Ein solcher Fall könnte Opel sein. Wir beraten darüber;
wir wissen überhaupt noch nicht, ob hier eine Bürgschaft
in Anspruch genommen werden müsste. Dieses Unter-
nehmen könnte aber allein wegen einer Mutter in den
Vereinigten Staaten von Amerika, die in noch viel größe-
ren Schwierigkeiten ist, in Schwierigkeiten geraten sein.
Wir werden Opel deshalb keine Subventionen geben;
aber ich halte es allemal für legitim, eine Brücke zu
bauen, damit Opel als überlebensfähiger Automobil-
bauer nicht an den Schwierigkeiten der amerikanischen
Mutter scheitert. Wir werden das vernünftig machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Wir wissen, dass die Automobilbranche – eine
Kernbranche der Bundesrepublik – in einer schwierigen
Situation ist. Deshalb haben wir die Aussetzung der Kfz-
Steuer beschlossen. Deshalb werden wir die Kfz-Steuer
zügigst durch eine CO2-Verbrauch-Steuer ersetzen. Ich
glaube, dass die Bundesregierung die hierfür notwendi-
gen Informationen hat, sodass wir das sehr schnell schaf-
fen können. Wir werden natürlich auch die ökologische
Weiterentwicklung der Automobilbranche fördern, auch
durch Kredite der Europäischen Union bei der Europäi-
schen Investitionsbank. Ich füge hinzu: Wir müssen bei
den anstehenden Klimaverhandlungen in Brüssel, wo
gerade der Trilog mit dem Europäischen Parlament statt-
findet, darauf achten, dass wir nicht durch unsinnige
Strafvorschriften im Bereich der CO2-Reduktion am
Ende das wieder einreißen, was wir durch Hilfsmaßnah-
men für die Automobilindustrie erreichen. Ich glaube,
hier sind wir auf einem guten Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, im Zusammenhang mit
den Chancen, die aus der Krise erwachsen, sind für den
Standort Deutschland auch die Kommunikationsnetze
von entscheidender Bedeutung. Ob wir ein moderner

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(C (D tandort sind, wird sich unter anderem daran erweisen, b wir auch in den ländlichen Räumen in absehbarer Zeit ine vernünftige Breitbandversorgung hinbekommen. eshalb sage ich: Lasst uns aus dieser Krise die Chance achen, dass in drei Jahren jeder Haushalt in Deutsch and einen Breitbandanschluss bekommen kann, wenn er as möchte, ob er sich in einem Ballungsgebiet oder in iner ländlichen Region befindet! ch weiß von den Betreibern, dass sie bereit sind, zu inestieren. Aber das ist ein klassischer Fall, in dem wir uch die Europäische Union benötigen. Wir brauchen ämlich einen Regulierungsrahmen, in dem sich diese nvestitionen lohnen. Bevor der Fall eintritt, dass noch in 0 oder 20 Jahren im ländlichen Raum keine Investitioen in diesem Bereich getätigt werden, lasse ich lieber ettbewerbsausnahmen für fünf Jahre zu, um die nötige ersorgung zu erreichen, damit wir nicht nur Autobahen und Schienenwege, sondern auch Breitbandanchlüsse im ganzen Land haben. Die öffentliche Debatte, die in Krisenzeiten naturgeäß dadurch geprägt ist, dass viele um eine Meinungs ildung ringen, zeigt: So hochvermögend die gesamten atschläge sein mögen, sie sind unterschiedlich, wie sie nterschiedlicher nicht sein könnten. Der Sachverständienrat hat uns in seinem Gutachten zu Investitionen aufefordert (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Der ist ja auch überflüssig! – Dr. Peter Struck [SPD]: Abschaffen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


nd steuerliche Maßnahmen für nicht sinnvoll gehalten.
er IWF warnt uns vor Mehrwertsteuersenkungen. Die
ECD empfiehlt schnelle Investitionen. Die Europäi-

che Union wird heute ein Paket vorschlagen, in dem ge-
ade Mehrwertsteuersenkungen gefordert werden.

Was zeigt das? Es zeigt, dass wir einen Weg – ich
iederhole es – des Maßes und der Mitte gehen sollten,
er auch für die Situation in der Bundesrepublik
eutschland maßgeschneidert ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


eshalb werden wir uns zunächst am europäischen Sta-
ilitäts- und Wachstumspakt ausrichten, nach dem erst
inmal die automatischen Stabilisatoren wirken sollen,
nd dann werden wir darüber hinausgehen. Die Bundes-
egierung hat Vorschläge in Bezug auf Verkehrsinvesti-
ionen gemacht, ganz im Einklang im Übrigen mit dem
achverständigenrat, der allerdings sehr viel größere
ummen ansetzt. Gespräche mit dem Verkehrsminister
achen deutlich: Die Mittel für zusätzliche Maßnahmen

m Bereich Infrastruktur können im nächsten Jahr ver-
aut werden.


(Joachim Poß [SPD]: Richtig!)


ir werden die Planungen beschleunigen, so gut wir das
önnen, und dann werden wir weiter in Infrastruktur in-
estieren. Es hat aber keinen Sinn, 10 Milliarden Euro in
en Haushalt einzustellen, um am Ende des Jahres






(A) )


)

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
festzustellen, dass 8 Milliarden Euro nicht verbaut wur-
den. Deshalb gehen wir realistisch an die Sache heran.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben gesagt, dass der Privatisierungskurs fort-
gesetzt werden wird. Aber bei den augenblicklichen
Kursen an den Aktienmärkten würde eine Privatisierung
bedeuten, Bundesvermögen zu verschleudern. Deshalb
verschieben wir Privatisierungsvorhaben; das ist nicht
als Abkehr zu verstehen.

Zur Wahrheit gehört auch: Staatliches Handeln stößt
in der Wirtschaft an seine Grenzen. Da dürfen wir uns
nichts vormachen. Der Auslandsumsatz der deutschen
Chemie liegt bei gut 55 Prozent. Drei von vier Autos, die
in Deutschland hergestellt werden, gehen in den Export.
Der deutsche Maschinenbau exportiert 75 Prozent seiner
Produkte. Wenn auf dem amerikanischen Markt der Ab-
satz um 30 Prozent einbricht, wie das im Oktober der
Fall war, dann wird deutlich: Wir können nicht alle glo-
balen Trends mit nationalen Mitteln bekämpfen. Viel-
mehr ist gemeinsames europäisches Vorgehen gefragt.
Eine Investition in den Strukturfonds der Weltbank zur
Ankurbelung von Investitionen in Schwellen- und Ent-
wicklungsländern kann genauso sinnvoll sein wie eine
Maßnahme im eigenen Land. Deshalb wird die Bundes-
regierung immer ein Vorgehen auf diesen drei Ebenen
– national, europäisch und weltweit – praktizieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Mit Blick auf die jetzt stattfindende Entwicklungslän-
derkonferenz in Doha sage ich: Wir müssen gerade in
dieser Zeit auch schauen, dass Länder, die auf dem Pfad
des wirtschaftlichen Wachstums waren – die afrikani-
schen Länder haben in den letzten Jahren mit einem
Wachstum von durchschnittlich etwa 5 Prozent zum
Weltwachstum beigetragen –, jetzt nicht im Stich gelas-
sen werden und damit das Gesamtwachstum auf der
Welt rapide sinkt. Nicht die europäischen Länder waren
die Wachstumstreiber auf der Welt, sondern die Schwel-
lenländer und die Entwicklungsländer. Genau dahin
müssen wir wieder kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Aber natürlich können wir national einiges tun. Des-
halb setzen wir das fort, was wir erfolgreich begonnen
haben: ökologische Gebäudesanierung, Handwerker-
bonus und Bauvorhaben bei den Kommunen. An dieser
Stelle will ich noch einmal sagen: Deutschland ist – an-
ders als andere europäische Länder – ein föderaler
Staat. Unsere Maßnahmen sind immer die Summe von
Maßnahmen auf der Bundesebene plus der Länderebene
plus der kommunalen Ebene. Ich weiß, dass viele Bun-
desländer jetzt zusätzliche Maßnahmen planen. Das ist
auch richtig so. Die Steuereinnahmen der Länder sind
nicht schlechter als die des Bundes. Ich habe die Bitte,
dass die finanziellen Haushaltsspielräume der Kommu-
nen vielleicht etwas mehr genutzt werden,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


damit wir zu dem Punkt kommen, dass notwendige In-
vestitionen vor Ort durchgeführt werden können. Das

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(C (D ann mehr bewirken als das, was wir von der Bundesbene aus tun können. Der Bund stellt in den Jahren 2009 und 2010 rund 2 Milliarden Euro aus dem öffentlichen Gesamthausalt zur Verfügung. Das allein ist schon mehr als 1 Proent des Bruttoinlandsproduktes. Damit wird die Bunesregierung Investitionen und Aufträge von privaten aushalten und Kommunen an Unternehmen in Höhe on rund 50 Milliarden Euro auslösen. Wir können naürlich den psychologischen Fehler machen, dass wir all as kleinreden, was wir tun. Ich rate uns nicht dazu. enn es richtig ist, dass Psychologie eine Rolle spielt, err Brüderle, dann sollten wir die Wahrheit benennen, ber wir sollten auch das, was wir tun, nach vorne tragen – enn möglich, gemeinsam. Sie können ja sagen, es eicht nicht. Aber dass Investitionen von 50 Milliarden uro nichts sind, kann man nicht sagen. Ich bitte deshalb arum, dies positiv zu vertreten. Heute wird die Europäische Kommission ihre Vorchläge vorlegen. Darüber wird auf dem Rat im Dezemer intensiv zu diskutieren sein. Wir haben die Kommision am 7. November gebeten, uns solche Vorschläge zu achen. Wir werden sicherlich auch eine strittige Dis ussion haben. Aber ich glaube, Deutschland liegt absout im Trend, wenn die Kommission uns nahe legt, dass ir mindestens 1 Prozent unseres Bruttoinlandproduktes n konjunkturelle Maßnahmen stecken sollten. Ich bitte auch darum, dass wir nicht immer sozusagen n einen Wettlauf um Milliarden verfallen, sondern vieleicht ab und zu darüber nachdenken, dass man auch hne Geld manches machen kann. Ich nenne eine flexibere Handhabung der Strukturfonds, damit es nicht jedes ahr Rückflüsse in Milliardenhöhe gibt, nur weil die elder, die die Europäische Kommission bereitstellt, in ulgarien, in Rumänien oder in den neuen Bundeslänern nicht verbaut werden. Das darf jetzt nicht passieren. eshalb ist es richtig, dass die Europäische Kommission agt: Wir wollen hier flexibler herangehen, wir wollen aßnahmen vorziehen, wir wollen in dieser Phase das eld, das wir haben, wirklich ausgeben. Wir bitten auch darum – da bin ich mit den Kommisionsvorschlägen noch nicht ganz zufrieden –, dass die eihilferegelungen für kleine und mittlere Unternehen gelockert werden. In der gegenwärtigen Situation üssen wir unendlich viel Zeit aufbringen, weil alles, as über 200 000 Euro Förderung liegt, unter die Deinimis-Regel fällt und damit in Brüssel erst langwierig enehmigt werden muss. Wenn wir diesen Grenzwert für ine bestimmte Zeit verdoppeln, dann wird der europäiche Binnenmarkt nicht zusammenbrechen, aber die mitelständischen Unternehmen werden wieder leichter nvestieren können, und staatliche Beihilfen – auch von er Länderebene – werden besser auf den Weg gebracht erden können. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Ich plädiere dafür, dass wir im Sinne eines einheitlichen Energiemarktes dazu übergehen, dass wir unser Hochspannungsnetz in Europa ausbauen. Dazu gehören insbesondere die verschiedenen Interkonnektoren zwischen den verschiedenen Ländern. Das könnte neben dem Ausbau des Breitbandnetzes ein gutes europäisches Vorhaben sein. Natürlich werden die Klimaverhandlungen auf dem Rat im Dezember nicht abgekoppelt von der Diskussion über die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten Europas stattfinden können. Ich sage hier ganz eindeutig: Ich glaube nicht, dass es richtig wäre, die gut begründeten Klimaziele der Europäischen Union aufzugeben. Bis 2020 20 Prozent Reduktion der CO2-Emissionen und 20 Prozent Anteil an erneuerbaren Energien: Das war unser Ziel, und das bleibt unser Ziel. Wie wir dann im Einzelfall den Auktionshandel mit CO2-Zertifikaten für die energieintensive Industrie zwischen 2013 und 2020 angesichts der Tatsache, dass es außerhalb Europas noch kein einziges Zertifikatesystem in großem Ausmaß gibt, ausstatten, muss verhandelt werden, und zwar so, dass nicht ökologisch vernünftige Chemie-, Stahlund andere Arbeitsplätze aus Europa abwandern, weil wir ein falsches Zertifikatesystem vereinbart haben. Es hat mit der Zielerreichung überhaupt nichts zu tun, sondern mit dem gesunden Menschenverstand, dass man nicht Arbeitsplätze aufs Spiel setzt, wenn man solche Maßnahmen macht. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


(B)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir sind natürlich erfreut, dass der gewählte amerika-
nische Präsident den Eindruck erweckt, dass er offener
gegenüber dem Klimaschutz ist. Wir haben in diesem
und im nächsten Jahr viel Gelegenheit, das abzuchecken.
Aber wir brauchen natürlich weltweit ein vergleichbares
Wettbewerbsfeld. Ansonsten würden wir unsere Stärken
wirklich schwächen.

Meine Damen und Herren, ein dritter Grundsatz. Uns
geht es vor allen Dingen auch darum, die Mitte in unse-
rem Land zu stärken, das heißt die Arbeitnehmer, die Fa-
milien, die engagierten Älteren, den leistungs- und ver-
antwortungsbewussten Mittelstand. Dazu brauchen wir
natürlich wo immer möglich finanzielle Entlastungen
der Menschen. Aber wir dürfen an dieser Stelle auch die
Nachhaltigkeit nicht aus dem Auge verlieren. Ich will
nur daran erinnern: Ein Treiber der jetzigen Krise war
die Tatsache des zu billigen Geldes in den Vereinigten
Staaten von Amerika. Ich will hier nicht verhehlen, dass
ich mir erhebliche Sorgen mache, ob wir durch ein be-
stimmtes Verhalten in manchen Teilen – dazu gehört
auch Amerika – diesen Trend vielleicht wieder verstär-
ken und in fünf Jahren wieder davorstehen und sagen:
Nun haben wir die gleiche Krise.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deshalb plädiere ich an dieser Stelle für den Weg von
Maß und Mitte, der immer der Weg der sozialen Markt-

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(C (D irtschaft war und der sich auf die lange Frist bewährt at. Es ist so: Wenn man in den letzten Jahren Amerikaer getroffen hat – das gilt zum Teil auch für Briten –, ann haben sie sich über unsere knappen Anstiege der urchschnittsgehälter lustig gemacht. Dann haben sie esagt: Ihr könnt doch ganz andere Renditen machen. arum geht ihr nicht in die Vollen? Wir sind nicht in die ollen gegangen. Ich gebe zu: Auch die CDU war daals gegen die Mindestbesteuerung. Die Mindestbe teuerung hat sich heute als ein Element herausgestellt, as zeigt, warum wir in Europa, die Deutschen, keine erluste aus Amerika zugeschoben bekommen, sondern iese eher an andere Länder gehen. Denn man muss hier uf den Gewinn erst einmal einen Teil Steuern zahlen, evor man ihn dann mit den Verlusten verrechnen kann. as ist ein klassischer Weg von Maß und Mitte, den ich us der heutigen Sicht für richtig halte. Deshalb Entlastung wo immer möglich. Wir haben ie Lohnzusatzkosten gesenkt. Aber bitte keine Entlasungen, die das Zeichen der nächsten Steuererhöhung chon wieder auf der Stirn tragen. Wir entlasten Familien – – (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr flexibel!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Man kann ja mal etwas dazulernen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as soll auch bei der Sozialdemokratie schon vorgekom-
en sein. Ich finde das nicht so schlimm. Ich möchte

etzt nur die Aufmerksamkeit für die Familien haben.

Wir entlasten Familien durch die Erhöhung der Kin-
erfreibeträge und des Kindergeldes. Wir werden die
olle Absetzbarkeit der Aufwendungen für die Kranken-
ersicherung einführen. Das alles wird, wenn es voll
irksam sein wird, noch einmal eine Entlastung von
4 Milliarden Euro mit sich bringen.

Die Möglichkeit des Wirtschaftswachstums und da-
it steigender Löhne in diesem Jahr wird dazu führen,

ass die Rentnerinnen und Rentner im nächsten Jahr
ine gewisse Rentensteigerung erwarten können. Die
öhe kann man nicht voraussagen; aber im Altersvor-

orgebericht der Bundesregierung wird gesagt: Das Ver-
orgungsniveau im Alter wird weiter ansteigen, nicht
bsinken. Das ist eine ganz wichtige Botschaft an dieje-
igen, die unser Land aufgebaut haben und die natürlich
uch nicht aus unserem Blickfeld geraten dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich will dann auch noch sagen, dass sich in den letz-
en fünf Monaten in der Gesamtdiskussion, die sich mas-
iv verändert hat, natürlich auch die Rolle der Energie-
reise dramatisch geändert hat. Was wir im Sommer
ozusagen als Höchstpreise für Energie diskutiert haben,
ann in der augenblicklichen Konjunktursituation als
ntlastungsmoment für die privaten Haushalte gesehen
erden. Deshalb können wir insgesamt davon ausgehen,
ass die Mittel, die für den Binnenkonsum, für den pri-
aten Konsum, zur Verfügung stehen, im nächsten Jahr






(A) )



(B)


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
um etwa 0,4 Prozent steigen. Das sind knapp 6 Milliar-
den Euro. Auch das ist etwas, was uns in der jetzigen
Konjunkturschwäche helfen wird.

Es gibt einen vierten Grundsatz – den dürfen wir in
diesen Zeiten nicht aus den Augen verlieren –: Es geht
darum, dass wir uns jetzt besonders anstrengen, dass
Gerechtigkeit und Zusammenhalt in unserer Gesell-
schaft erhalten bleiben. Da geht es um langfristige Inves-
titionen, zum Beispiel um Investitionen in Bildung. Ich
will noch einmal daran erinnern, dass wir auf unserem
Bildungsgipfel eine ganz klare Zielmarke gesetzt haben,
die für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands von essen-
zieller Bedeutung ist. Neben der Tatsache, dass wir bis
2010 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts für Forschung
und Innovation ausgeben werden – wir sind mit diesem
Haushalt bei fast 2,9 Prozent, also auf einem wirklich er-
folgreichen Pfad –, wollen wir bis 2015 10 Prozent des
Bruttoinlandprodukts für Forschung und Bildung ausge-
ben. Das ist eine anspruchsvolle Quote. Ich sage aber
auch: Das ist eine notwendige Quote.

Wir haben mit der gemeinsamen Qualifizierungs-
initiative für Deutschland als Bundesregierung auf allen
Stufen des Bildungslebens neue Impulse gesetzt: von der
frühkindlichen Bildung über Schule, Ausbildung und
Studium bis hin zur berufsbegleitenden Weiterbildung.
Wir haben in Dresden einiges erreicht: Die verbindliche
Feststellung des Sprachvermögens vor der Einschulung
in allen Bundesländern bis 2010 ist eine Verpflichtung
der Bundesländer. Der Bund wird das durch Sprachkurse
für die Eltern von Migrantenkindern flankieren. Es gibt
jetzt eine festgeschriebene Verpflichtung der Länder, die
Zahl der Schul- und Ausbildungsabbrecher zu halbieren.
Wir haben beschlossen, dass die Berufsorientierung an
allen allgemeinbildenden Schulen verbindlich sein wird.
Das ist eine Verabredung zwischen Bund und Ländern,
die es in dieser Weise bisher noch nicht gegeben hat und
die natürlich zeigt, dass Bund und Länder an der Schnitt-
stelle zwischen Schul- und Berufsleben zusammen-
arbeiten müssen. Für Hauptschulabschlüsse wird eine
vertiefte Berufsorientierung angeboten, und wer seinen
Hauptschulabschluss im normalen Schulgang nicht er-
reicht, hat einen Anspruch auf Förderung durch die Bun-
desagentur für einen nachträglichen Abschluss. Wir set-
zen auf bessere Aufstiegschancen durch bessere
Übergänge, Aufstiegsstipendien und die Öffnung von
Hochschulen für beruflich Qualifizierte nach dem
Motto: Jedem eine Chance geben, aus eigener Kraft wei-
terzukommen.

Ich darf Ihnen sagen: Ein solches umfassendes Kon-
zept von Bund und Ländern hat es in der Geschichte der
Bundesrepublik noch nicht gegeben. Das war eine rich-
tige Initiative, auch wenn noch nicht alle davon über-
zeugt sind, dass das der richtige Weg ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben mit dem Nationalen Integrationsplan ei-
nen Prozess angestoßen. Wir können jetzt wirklich sagen
– das hat sich beim dritten Integrationsgipfel gezeigt –:
Von der Kommune über die Integrationsministerkonfe-
renz bis hin zum Bund ist das Thema Integration nicht

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(C (D ehr irgendein Nebenthema, sondern ein Teil unseres esellschaftlichen Engagements, und das ist auch richtig o. Die soziale Marktwirtschaft hat nie nur in Sektoren edacht, sondern sie hat immer das Zusammenwirken on Ökonomie, Sozialpolitik und ethischen Grundlagen m Blick gehabt. Dabei geht es um eine gesellschaftsolitische Dimension, die nach meiner Ansicht in dieser iefen Wirtschaftsund Finanzkrise von außerordentliher Bedeutung ist. Es muss wieder klarer werden, dass ie soziale Marktwirtschaft eine Ordnung der Verantortung und des Maßhaltens ist. Nur dann kann der rundsatz der Leistungsgerechtigkeit überhaupt glaubaft gelebt werden. Deshalb geht es um eine Wirtschaftsultur, in der der unauflösliche Zusammenhang von reiheit und Verantwortung gerade von jenen vorgelebt ird, die über Macht und Einfluss verfügen, von jenen lso, die in besonderem Maße Gestaltungsfreiheit in unerer Gesellschaft haben. Ich bin der festen Überzeuung: Es ist die Aufgabe der Politik – nicht nur der Poliik, aber auch der Politik –, diese dringend notwendige esellschaftliche Debatte mit neuer Energie voranzutreien und auch Widerstände dabei in Kauf zu nehmen. Wir werden erleben, dass wir bei allen Fehlentwickungen viele sehr verantwortungsvolle Unternehmer haen, gerade im persönlich haftenden Mittelstand. Wir aben verantwortungsbewusste, engagierte Bürgerinnen nd Bürger und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. s sind die Bürger und die Arbeitnehmer dieses Landes, ie mit ihrer Leistung den Löwenanteil am Aufschwung er letzten Jahre erarbeitet haben. Wir können – davon in ich fest überzeugt – auf diese Kraft bauen. Deshalb werden uns diese vier Grundsätze leiten, die azu führen, dass wir den Zusammenhalt in der Gesellchaft erhalten, und zwar dadurch, dass wir den Einzelen stärken, der Wirtschaft Brücken bauen und da, wo nser Gemeinwesen vollständig in Gefahr ist, mit aller raft eingreifen. Wir müssen uns natürlich die Frage stellen: Was ist as Neue in der augenblicklichen Situation? Ich glaube, ir alle miteinander haben noch nie so deutlich gespürt, ie sehr die Wirtschaft auf nationaler Ebene, auf euroäischer Ebene und auf internationaler Ebene vernetzt st. Die schlichte Wahrheit ist: Detroit und Rüsselsheim iegen eben nicht mehr auf getrennten Kontinenten. (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nun nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


ie liegen, was die Krise anbelangt, dicht nebeneinander.
ie Sorgen des Hausbesitzers in Kalifornien und die
orgen des Facharbeiters in Ludwigshafen nähren sich
us ein und derselben Wurzel von Intransparenz und
aßlosigkeit. Die Hoffnungen dieser Menschen ruhen

uf den gleichen Kräften: einer international geordneten
ozialen Marktwirtschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

)






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Deshalb müssen wir nicht nur unsere nationale Ant-
wort nach den von mir dargestellten Leitsätzen ausrich-
ten, sondern auch die internationale Antwort. Deshalb
war der Finanzgipfel mit den 20 führenden Industrie-
staaten notwendig. Er war auch ein historisches Ereignis,
weil Menschen mit ganz unterschiedlichen Kulturen,
wirtschaftlichen Entwicklungen und Lebensstandards
zusammengesessen haben und sich ihrer gemeinsamen
Verantwortung bewusst geworden sind. Wir haben dort
nicht nur diskutiert, sondern wir haben auch 50 Maßnah-
men beschlossen. Wir werden uns Anfang April wieder
treffen. Die Finanzminister werden diese Maßnahmen
umsetzen, damit sie wirksam werden. Ich kann nur sa-
gen: Wir dürfen angesichts aller Schwierigkeiten der
Wirtschaft nicht vergessen, was die Ursache war, und
wir müssen die Lehren daraus ziehen. Denn wir würden
vor der Geschichte versagen, wenn uns so etwas wieder
passiert. Ungeregelte Märkte führen ins Unglück. Wir
brauchen eine Ordnung auch auf globalem Niveau.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir werden dies im Rahmen der Offenheit unserer
Gesellschaft tun. Offenheit hat Deutschland stark ge-
macht. Deshalb gibt es die feste Absicht, die Welthan-
delsrunde noch in diesem Jahr zu einem Ende zu bringen
und die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Denn wir wissen: Nur ein offener und fairer Handel auf
der Welt wird die Wachstumskräfte wieder stärken und
die Sicherheit geben, die wir für die wirtschaftliche Ent-
wicklung brauchen.

An dieser Stelle erleben wir noch etwas anderes, näm-
lich wie sehr die klassische Sicherheit mit der Sicherheit
des Wirtschaftens heute vernetzt ist. Wenn wir über of-
fene Märkte sprechen, sprechen wir über Transportwege,
über sichere Transportwege. Dann sind wir schnell bei
einem ganz anderen Thema, das sich mit Piraterie und
anderen Fragen beschäftigt, bei dem die Bundesregie-
rung natürlich auch ihre Verantwortung wahrnehmen
wird. Denn was nützt uns ein freier Handel, wenn man
mit einem Schiff nicht dahin kommt, wohin man will?


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig! So ist es!)

So hängen innere und äußere Sicherheit und die Fragen
von sicherem Wirtschaften und Sicherheit insgesamt im
Sinne einer zivilen Sicherheit aufs Engste zusammen,
und die alten Trennlinien passen nicht mehr.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb sind wir in Afghanistan engagiert. Deshalb
müssen wir uns mit dem Iran und seinem Nuklearpro-
gramm befassen. Deshalb haben wir die Aufgabe, bei
unseren Entwicklungsanstrengungen nicht etwa nachzu-
lassen, sondern sie zu stärken. Ich glaube, die Bundes-
republik und die Bundesregierung sind mit ihrem Ansatz
der vernetzten Sicherheit auf einem richtigen Weg. Wir
werden diesen Ansatz auch auf dem NATO-Gipfel im
April nächsten Jahres, der in Deutschland und Frank-
reich gleichermaßen stattfindet, vorantreiben. Rein mili-
tärische Aktionen helfen nicht, aber ohne militärische
Aktionen werden wir die Sicherheit auch nicht gewähr-
leisten. Deshalb werden wir für diesen Ansatz werben.
Wir haben dafür schon eine große Mehrheit erhalten.

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(C (D Meine Damen und Herren, Deutschland und Europa tehen vor völlig neuen Aufgaben, die wir vor wenigen onaten so noch nicht gesehen haben. Es ist eine Stärke nserer Gesellschaft, dass wir schneller als andere Fehlntwicklungen korrigieren können. Ich bin der Überzeuung, dass es keine andere Ordnung gibt als die der ozialen Marktwirtschaft, die darauf die richtigen Antorten gibt. Offen für den Wandel, für Innovation, für ie Initiative des Einzelnen, für die Leistungsbereitchaft der Vielen, für die Hilfe für Hilfebedürftige und ür das Verantwortungsbewusstsein aller – das ist das, as uns leitet. Wenn wir das beherzigen, wenn wir auf em Fundament aufbauen, das Deutschland stark geacht hat, dann werden wir aus dieser Krise gestärkt ervorgehen. Herzlichen Dank. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618900400

Nächster Redner ist der Kollege Oskar Lafontaine für

ie Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618900500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Auch nach der Diskussion der letzten Wochen blei-
en wir dabei: Es handelt sich bei der Finanzmarktkrise
icht um eine technisch-ökonomische Krise. Es handelt
ich um eine Krise unserer Wirtschafts- und Sozialord-
ung. Diese Bemerkung bezieht sich nicht allein auf die
olkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland, son-
ern auf die Weltwirtschaft.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn ich von einer Krise der Wirtschafts- und Sozial-
rdnung spreche, dann geht es nicht nur um ökono-
isch-technische Vorgänge. Es geht auch um die Wert-

rientierung der Gesellschaft. Daher ist es zu begrüßen,
ass jetzt auch in anderen Parteien und Fraktionen eine
ebatte darüber beginnt, ob die Wertorientierung der
esellschaft in den letzten Jahren überhaupt gestimmt
at. Wenn beispielsweise wieder die Grundsätze des ehr-
aren Kaufmannes beschworen werden, dann kann man
ohl eines sagen: Auf den internationalen Finanzmärk-

en herrschten vielleicht viele Grundsätze, aber niemals
ie Grundsätze des ehrbaren Kaufmannes.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir hatten in den letzten Jahrzehnten die Ausbreitung
iner gesellschaftlichen Philosophie, der Philosophie des
eoliberalismus. Der Neoliberalismus ist eine Einstel-

ung, eine Art Alltagsreligion. Diese Alltagsreligion be-
uht auf bestimmten Denkfiguren und auf Denktraditio-
en, die heute noch lange nicht überwunden sind. Wenn
ffentlich kommentiert wird, der Neoliberalismus sei ge-
cheitert, dann stimme ich dem, bezogen auf die Ergeb-
isse, zu.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Können Sie mir einmal erklären, was das ist?)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Ich stimme aber niemals der Auffassung zu, seine
Denktraditionen und seine Denkfiguren seien bereits ge-
scheitert, denn Denktraditionen und Denkfiguren, die
über Jahrzehnte geprägt wurden, können nicht von heute
auf morgen überwunden werden. Deshalb ist die Kern-
frage heute die, ob wir denn die Grundsätze und Leit-
sätze haben, die uns in die Lage versetzen, die jetzige
Krise zu überwinden. Über diese Kernfrage muss heute
debattiert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben eben sehr richtig
darauf hingewiesen, dass man Grundsätze und Leitsätze
haben muss, um eine solche Krise zu überwinden. Wir
sind aber der Überzeugung, dass Sie die falschen Grund-
sätze und Leitsätze haben und dass Sie daher nicht in der
Lage sind, diese Krise zu überwinden. Das prognosti-
ziere ich hier.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte dies an dem Ergebnis des Gipfels der
G 20 beleuchten. Natürlich war dort die Absicht, zu re-
gulieren. Natürlich hat man näher hingeschaut: Was wird
denn jetzt das Ergebnis dieses Gipfels sein? Natürlich
hat man nicht erwartet, dass dort bereits ein Ergebnis
wie nach dem Gipfel von Bretton Woods vorliegen
würde. Aber es gab zwei Feststellungen, die sehr be-
denklich sind und die ich hier werten möchte. Die eine
Feststellung im Hinblick auf die Ordnung der Finanz-
märkte ist: Wir müssen weiterhin marktwirtschaftliche
Grundsätze berücksichtigen. Die andere Feststellung ist:
Wir werden weiter am freien Kapitalverkehr festhalten.

Dazu möchte ich Ihnen Folgendes sagen: Wenn Sie
weiterhin dem Irrtum unterliegen, dass Finanzmärkte ge-
nauso wie Gütermärkte zu behandeln seien, dann wird
die Krise nicht überwunden werden können. Wenn Sie
am freien Kapitalverkehr festhalten, dann legen Sie
schon jetzt die Grundlage dafür, dass es in einiger Zeit
die nächste Finanzmarktkrise mit allen Folgen geben
wird. Mit diesem Problem sind wir heute konfrontiert.


(Beifall bei der LINKEN)


Grundlage dieser Fehlentscheidungen ist aber der
Neoliberalismus. Der Neoliberalismus hat zu der heuti-
gen Krise geführt.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Jetzt sagen Sie einmal, was das ist!)


Der Neoliberalismus beruhte auf drei Prinzipien: Erstens
forderte er die Deregulierung. Heute reden alle von Re-
gulierung. Zweitens forderte er die Privatisierung. Wir
fordern wieder öffentliche Verantwortung für die Berei-
che der Daseinsvorsorge. Statt Privatisierung fordern wir
eine Wirtschaftsdemokratie mit Mitbestimmung und Be-
legschaftsbeteiligung. Das ist ein anderes gesellschaftli-
ches Konzept.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens und vor allen Dingen forderte der Neoliberalis-
mus die Flexibilisierung. Wir fordern stattdessen Ar-
beitsplätze – jetzt kommt das Entscheidende; davon war
heute aber noch gar nicht die Rede –, auf deren Grund-

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(C (D age man das eigene Leben planen kann, eine Familie ründen und auch ernähren kann. Das ist die Herausforerung, über die wir heute sprechen müssen. Nun komme ich zum ersten Punkt, zur Deregulieung. Was hat man in den letzten Jahren alles dereguiert! Zunächst wurden die Wechselkurse freigegeben. azu höre ich von dieser Regierung seit Wochen überaupt nichts. Man hat den Eindruck, als habe sie gar icht begriffen, dass wir derzeit weltweit Währungskrien haben, die auch auf die deutsche Volkswirtschaft zuückschlagen. Wenn es nicht gelingt, diese Währungskrien einzudämmen, dann werden wir in Zukunft immer ieder solche Währungskrisen erleben. Ich verstehe ein ach nicht, dass die Bundesregierung keine Vorschläge orlegt, um diese Krisen zumindest einzudämmen, wenn icht gar zu bewältigen. Zweitens: Der Kapitalverkehr wurde freigegeben. a man daran festhalten will, stellt sich die Frage: Wie ill man bei freiem Kapitalverkehr verhindern, dass um Beispiel die Krise einer amerikanischen Großbank uf die ganze Welt übergreift? Ich war gestern bei einer eranstaltung, auf der die These geäußert wurde, dass an Lehman Brothers pleitegehen ließ, weil man usste, dass diese Großbank am intensivsten mit den olkswirtschaften anderer Länder verflochten ist. Ist denn niemand auf die Idee gekommen, dass man uch Brandschneisen braucht, wenn man einen Flächenrand verhindern will? Wie sollen diese Brandschneisen m internationalen Finanzsystem aussehen? Reicht es us, ständig nur alte Forderungen, beispielsweise nach ehr Transparenz und besserer Kontrolle, wiederzu äuen, ohne konkret zu werden? Die dritte Deregulierung, die durchgeführt wurde sie ist nach wie vor vorhanden –, betrifft die Steuer asen. Sie können auf nationalstaatlicher Ebene so viel egeln und festlegen, wie Sie wollen. Wenn Sie die Steuroasen weiterhin nicht stilllegen, dann wird es in Zuunft so weitergehen wie in den vergangenen Jahren. ann werden Sie nichts erreichen. Ich wundere mich, ass davon überhaupt nicht die Rede ist. Es ist ziemlich unhöflich, dass auf der Regierungsbank equatscht wird, wenn man hier versucht, ein anderes onzept vorzustellen; das will ich in aller Klarheit saen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Und das aus Ihrem Mund!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


ir haben im Parlament gewisse Spielregeln.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Allerdings! Das müssen wir uns von Ihnen nicht erklären lassen!)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Es wäre wünschenswert, dass auch Sie etwas zu
Wechselkursen, freiem Kapitalverkehr oder Steueroasen
sagen würden.

Man hat Ratingagenturen zugelassen, und man hat zu-
gelassen, dass diese Ratingagenturen von denen finan-
ziert werden, die die Nutznießer der Testate sind. Welche
Konsequenz hat man aus der Feststellung, dass dies
schiefgegangen ist, gezogen? Ende der 80er-Jahre wur-
den bei uns die Prüfmechanismen abgeschafft, die die
Kundinnen und Kunden der Banken davor geschützt ha-
ben, dass ihnen ein Vertreter falsche Papiere andreht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich glaube, es war wirklich gut, dass Sie damals zurückgetreten sind!)


Welche Konsequenz ziehen wir heute daraus? Vor ei-
niger Zeit hat die Vorgängerregierung ein Gesetz vorge-
legt, durch das diejenigen geschützt werden sollten, de-
nen falsche Papiere angeboten wurden. Dieses Gesetz ist
aber auf Druck der Finanzindustrie zurückgezogen wor-
den. Angesichts der schlechten Erfahrungen, die insbe-
sondere alte Leute, denen man Lehman-Brothers-
Papiere und Ähnliches angedreht hat, gemacht haben,
wäre es an der Zeit, dieses Gesetz jetzt erneut vorzule-
gen.


(Beifall bei der LINKEN)


In diesem Zusammenhang geht es um zwei Punkte:
Erstens. Solche Papiere müssen wieder testiert werden,
und zwar von staatlicher Seite, nicht von Agenturen, die
von den Banken bezahlt werden. Zweitens. Was die Ver-
jährungsfrist betrifft, kann man gerade bei Produkten,
die zur Altersvorsorge erworben werden, nicht von ei-
nem Jahr ausgehen, sondern man muss eine Verjäh-
rungsfrist von mindestens drei, wenn nicht sogar von
zehn Jahren einführen, um die Kundinnen und Kunden
zu schützen.


(Beifall bei der LINKEN)


In Deutschland wurde auf nationaler Ebene eine
ganze Reihe von Deregulierungsmaßnahmen durchge-
führt. Dazu hört man von Ihnen kein einziges Wort. Ihre
ganzen Bekenntnisse zur Regulierung sind völlig un-
glaubwürdig. Wir haben Sie gefragt: Was haben Sie für
mehr Deregulierung unternommen? Daraufhin haben Sie
eine ganze Reihe von Maßnahmen vorgetragen – aus
Zeitgründen nenne ich nur einige –: die Zulassung der
Hedgefonds, die Zulassung der Verbriefungen und die
Zulassung der Zweckgesellschaften.

Würden Sie eine Lehre aus den jüngsten Entwicklun-
gen ziehen – dass Sie dies nicht tun, ist bedauerlich –,


(Beifall bei der LINKEN)


dann würden Sie jetzt ankündigen, dass Sie diese Dere-
gulierungsmaßnahmen zurücknehmen. Sonst sind all
Ihre Bekenntnisse zur Regulierung völlig unglaubwür-
dig. Es wäre das Einfachste von der Welt, diese Gesetze
jetzt einzukassieren, nachdem wir festgestellt haben,
dass diese Mechanismen nicht funktionieren.

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(C (D Der nächste Punkt ist die Privatisierung. Ich habe die ffentliche Verantwortung für die Bereiche der Daseinsürsorge und eine Wirtschaftsdemokratie mit Mitbestimung und Belegschaftsbeteiligung dagegengestellt. Das st ein ganz anderer gesellschaftspolitischer Ansatz. Sie haben die öffentlichen Einrichtungen in großem mfang privatisiert, und die Bundeskanzlerin hat hier esagt – deswegen sage ich, dass Sie weiterhin auf der asis der Grundsätze des Neoliberalismus operieren –, ass Sie zum Beispiel bei der Bahn die Privatisierung ortsetzen wollen. Das heißt, Sie nehmen die Konseuenzen überhaupt nicht wahr; denn Privatisierung beeutet eine massive Verschlechterung der Arbeitsbedinungen für die Menschen, die in den privatisierten nternehmen beschäftigt sind. enn man diese Konsequenzen nicht wahrnimmt, dann ann man natürlich weiterhin an diesen Vorstellungen esthalten. Das Fatalste war – das möchte ich hier einmal ansprehen – die Privatisierung der Sozialversicherungssyseme. Ich habe bei der letzten Debatte gehört – ich will as gar nicht an bestimmten Namen abarbeiten –, dass ie Privatisierung der sozialen Sicherungssysteme nichts it der Finanzmarktkrise zu tun habe. Wer übersieht, ass die Ansammlung von Geld in privaten Fonds welteit eine der Ursachen der Finanzmarktkrise ist, der hat berhaupt nichts verstanden. Diese Privatisierung der Sozialversicherung ist unverüglich zurückzunehmen – das ist die Forderung unserer raktion –, weil sie nicht nur in Chile, Argentinien oder en Vereinigten Staaten zu nachteiligen Entwicklungen ührt, wo plötzlich viele ältere Leute mit leeren Händen astehen, sondern auch bei uns, weil die Arbeitnehmeinnen und Arbeitnehmer über Gebühr belastet werden nd weil ihnen letztendlich keine sichere Basis für das eben im Alter gegeben wird. Deshalb ist die Privatisie ung der Sozialversicherungssysteme zurückzunehmen. Sie haben die Steuerfreiheit der Veräußerungsewinne beschlossen. Das war nicht die jetzige Mehreit, sondern das war eine andere Mehrheit. Mittlerweile at man dankenswerterweise erkannt – das taucht in eiigen Papieren auf –, dass das ein Fehler war. Wenn man as erkannt hat, dann sollte man aber auch die entsprehenden Konsequenzen daraus ziehen. n einer Welt, in der Private-Equity-Gesellschaften Unernehmen kaufen und wieder verkaufen und in der edgefonds Unternehmen kaufen, ausschlachten und ieder weiter verkaufen, können wir die Gewinne aus iesen Verkäufen nicht auch noch steuerfrei stellen. Dait reizen wir diesen Menschenhandel doch gerade erst n. Deshalb ist die Steuerfreiheit zurückzunehmen. Oskar Lafontaine Sie haben die Vermögensteuer abgeschafft. Das hat natürlich Konsequenzen für die Verteilung von Einkommen und Vermögen in unserer Gesamtgesellschaft. – Ja. (Joachim Poß [SPD]: Red doch nicht so einen Stuss hier! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo der Poß recht hat, hat er recht!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf des Abg. Joachim Poß [SPD])


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Joachim Poß [SPD]: Das war 1995!)


– Ich stelle hier fest: Der Kollege Poß ist unschuldig an
der Abschaffung der Vermögensteuer. Er wollte das
nicht. Das war eine andere Mehrheit. Wenn ich das Wort
„Sie“ gebrauche, dann kann ich Sie, Herr Kollege Poß,
nicht immer ausklammern. Ausnahmsweise möchte ich
das hier aber einmal feststellen.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wenn er von Stuss redet, dann hat der Poß recht!)


Das ändert aber nichts an dem Sachverhalt, dass dieser
Wegfall der Vermögensteuer natürlich zu einer unglei-
chen Verteilung von Einkommen und Vermögen in
Deutschland geführt hat.

Herr Kollege Poß, jetzt möchte ich Ihnen dann doch
eine Antwort geben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist hier eine Plenardebatte und keine sozialdemokratische Selbsthilfegruppe!)


Wenn Sie angesichts dieser Entwicklung die Erbschaft-
steuer so regeln, wie sie jetzt geregelt wird, mit dem Er-
gebnis, dass Milliardäre entlastet werden, dann haben
Sie überhaupt nichts von dem Aufbau und der Liquidität
der internationalen Finanzmärkte verstanden.


(Beifall bei der LINKEN – Joachim Poß [SPD]: Ach!)


Unter den Bereich Privatisierung fällt auch die Ab-
sicht, die Staatsquote sinken zu lassen. Die Bundes-
kanzlerin war sehr stolz darauf, dass die Staatsquote sehr
niedrig ist. Man kann ja dieser Auffassung sein, aber
dann muss man auch wissen, was es heißt, wenn die
Staatsquote niedrig ist. Frau Bundeskanzlerin, solange
Sie der Meinung sind, eine niedrige Staatsquote sei er-
strebenswert, können Sie sich Ihre Bildungsgipfelchen
wirklich sparen; denn eine niedrige Staatsquote bedeutet
nun einmal weniger Geld für Bildung im Vergleich zu
anderen Ländern, die eine höhere Staatsquote haben. Die
Grundrechenarten sollte man in der Regierung doch zu-
mindest noch kennen.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist dummes Zeug! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ein solcher Stuss!)


Eine niedrige Staatsquote bedeutet natürlich auch we-
niger Leistungen für diejenigen, die soziale Leistungen
beziehen. Das ist nun einmal die Folge einer niedrigen
Staatsquote. Deshalb sage ich: Orientieren Sie sich doch
einmal an den Ländern, die in den Bereichen Bildung
und soziale Sicherung erfolgreich arbeiten. Wenn Sie
einfach nur die internationalen Statistiken zur Kenntnis

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(C (D ehmen, dann werden Sie feststellen, dass diese Länder nders an dieses Problem herangehen. Die Entstaatichung Deutschlands in den letzten Jahren war ein chwerer Fehler und hat bei vielen Leuten zu Armut geührt. Nehmen Sie das doch endlich einmal zur Kenntis. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stuss, Stuss, Stuss! – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Ein seltener Blödsinn!)


Diese Entwicklung hin zur Privatisierung – insbeson-
ere verbunden mit der Senkung der Unternehmen-
teuer, die die Kanzlerin vorhin auch wieder ganz stolz
ngeführt hat – hat dazu geführt, dass in Deutschland
eilweise nur 25 Prozent der Gewinne reinvestiert wor-
en sind. Die Frage ist doch: Was ist mit den übrigen
5 Prozent geschehen? Ist Ihnen denn nicht zu vermit-
eln, dass dies eine der Ursachen dafür ist, dass wir bei-
pielsweise jetzt Unternehmen haben, deren Gewinn
rößer ist als der Umsatz? Ist denn nicht klar, dass die
elder nicht mehr in die Investitionen gehen, sondern in
ie internationale Spekulation? Sie bauen doch das alles
it auf, ziehen aber nicht die geringste Konsequenz da-

aus.


(Beifall bei der LINKEN)


as ist die Fehlentwicklung, die wir in den nächsten Jah-
en bitter zu spüren bekommen werden; das prognosti-
iere ich an dieser Stelle.

Deshalb sagen wir, dieser Privatisierung, die die
rundlage dafür ist, dass sich die ungleiche Verteilung
on Einkommen und Vermögen dramatisch entwickelt
at, ist ein anderer Ansatz vorzuziehen: Wir wollen wie-
er eine stärkere Beteiligung der öffentlichen Hand. Wir
ollen insbesondere eine Wirtschaftsdemokratie, die die
eschäftigten in weitaus stärkerer Form als derzeit an
en Entscheidungen und an den Erträgen der Unterneh-
en beteiligt.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun komme ich zu dem größten Flurschaden, den der
eoliberalismus angerichtet hat – ich meine nicht den
rdoliberalismus, Herr Kollege Brüderle;


(Otto Fricke [FDP]: Sie meinen Ihre Partei!)


enn genügend Zeit da wäre, könnte ich mich dazu äu-
ern –: Das ist die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte.
ies ist eines der törichtsten und verhängnisvollsten
örter, die das Denken und Handeln vieler bestimmt ha-

en und die zu enormen Schäden für viele Menschen in
eutschland geführt haben. Nun nenne ich diese Schä-
en.

Erstens. Wer von der Flexibilisierung der Arbeits-
ärkte spricht, der durchlöchert gerne und zuerst einmal

ie Tarifverträge mit all den Folgen für das Lohndum-
ing, das wir in Deutschland beklagen.


(Beifall bei der LINKEN)


umindest müsste doch festgestellt werden, dass wir alle
nstrengungen unternehmen müssen, um wieder einen






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
geregelten Arbeitsmarkt zu haben, was die Höhe der Be-
zahlung angeht.

Zweitens. Sie waren stolz auf Mini- und Midijobs,
die eingerichtet worden sind. Das hatte ja vielleicht ein-
mal einen Sinn, als einige Studenten und Pensionäre be-
schäftigt worden sind, um Zeitungen auszutragen oder
auszuhelfen. Da mag das einen Sinn gehabt haben. Dass
aber einzelne Unternehmen aus Gründen der Lohnkos-
tensenkung jetzt flächendeckend Mini- und Midijobs in
Millionenzahl ausgebaut haben, ist die Ursache dafür,
dass es heute Menschen gibt, die ihr Leben nicht mehr
planen können und die, wenn man so will, schlicht und
einfach aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden.
Genau das wollen wir nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Dies sind falsche Grund- und Leitsätze, mit denen Sie
die Krise niemals bewältigen können.

Der dritte Punkt ist die Leiharbeit. Meine sehr geehr-
ten Damen und Herren, in der Charta der Menschen-
rechte steht, ein Grundsatz weltweit sei: gleicher Lohn
für gleiche Arbeit. In dem Moment, in dem Sie die Leih-
arbeit ausufern ließen und zuließen, dass es so gehand-
habt wurde, wie es jetzt geschieht, verstießen Sie sogar
gegen die Charta der Menschenrechte. Sie reden von
Werten. Ja, wo ist denn Ihre Wertorientierung an dieser
Stelle? Da wäre ich doch konkret, dann würde man sie
nachvollziehen können. Wer nichts gegen die Leiharbeit
tut und zusieht, wie Hunderttausende Leiharbeiter jetzt
in der Gefahr sind, ihren Job zu verlieren, wobei viele
Tausende ihn schon verloren haben, der hat überhaupt
keine Konsequenzen aus der Finanzmarktkrise gezogen.


(Beifall bei der LINKEN)


Das ist das Ärgerliche an dieser Stelle. Warum legen
Sie nicht ein Gesetz vor, um diese Menschen in Zukunft
zu schützen? Was soll denn das ganze Gerede von der
Wertorientierung, wenn Menschen darunter leiden, dass
sie einfach hinausgeworfen werden, weil sie keine
Rechte haben, Sie aber nichts vorlegen, um das zu än-
dern, obwohl auch die große Mehrheit der Bevölkerung
der Auffassung ist, dass hier etwas geändert werden
muss?

Dann gibt es die befristeten Verträge. Meine sehr
geehrten Damen und Herren, das Leben der Menschen
muss planbar sein. Der große Soziologe Richard Sennett
sagte, wenn die Arbeitsverhältnisse so organisiert wer-
den, wie Sie sie organisiert haben, dann führt dies zur
Zerstörung des Charakters


(Dirk Niebel [FDP]: Dann müssen Sie dauerhaft befristet beschäftigt gewesen sein!)


– stellen Sie sich doch einmal diesem Vorwurf –, weil
das Leben nicht mehr planbar ist, jedes menschliche Le-
ben sich aber in beschützten Bereichen vollziehen muss.
Wer also die Ausweitung der befristeten Arbeitsverträge
zu verantworten hat, weil er an das neoliberale Credo der
Flexibilisierung geglaubt hat, der hat großen Flurscha-
den bei den Menschen angerichtet und ist mitverantwort-
lich dafür, dass in Deutschland keine Familien mehr ge-
gründet werden.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Welcher junge Mensch kann denn noch eine Familie ründen, wenn er Angst haben muss, dass er in einem alben Jahr hinausfliegt? Warum sehen Sie diese Zusamenhänge nicht? Warum sehen Sie nicht, wie das inein ndergreift? Dann sind wir aufgrund dieser verheerenden Arbeitsarktpolitik, die der falschen neoliberalen Philosophie eschuldet ist, mittlerweile das Land mit dem größten iedriglohnsektor unter den Industriestaaten. Niedrig ohnsektor heißt nun einmal: ein Jahreseinkommen von 5 000 Euro oder weniger oder ein Monatseinkommen on etwa 1 000 Euro. Es lässt sich zwar leicht sagen: Das ist immerhin etwas“. Aber dann sollten Sie auch rklären, wie eine Familie mit zwei Kindern bei solchen inkommensverhältnissen gut leben können soll. Das ntscheidende ist, dass wir das ohne Not getan haben; enn alle anderen Staaten weisen andere Zahlen auf. Es st verwerflich, dass wir die einzigen waren, die den iedriglohnsektor so fleißig ausgeweitet haben. Deshalb üssen Sie endlich etwas tun. Führen Sie endlich den esetzlichen Mindestlohn ein, damit wir wenigstens on unten die Dinge in den Griff bekommen! Selbst wenn Sie diese Zusammenhänge nicht sehen, ilt: Wer bei Leiharbeit, befristeten Arbeitsverträgen und eim gesetzlichen Mindestlohn nichts tut, hat nichts von er internationalen Finanzmarktkrise und ihren verheeenden Auswirkungen auf die Volkswirtschaften – auch n Deutschland – verstanden. Dazu gehört auch die Zumutung durch Hartz IV. Die umutbarkeitsklausel hat erwartungsgemäß zum Rutchen der Löhne nach unten geführt. Das haben die Beürworter mittlerweile auch zugegeben. Sie haben zugeeben, dass sie genau das erreicht haben, was sie ollten. Die Löhne sind in Deutschland immer weiter esunken. Das beschäftigt einen vielleicht nicht, wenn an nicht selbst betroffen ist. Aber es sind viele Men chen davon betroffen, und es werden immer mehr. Desalb müssen wir diese verhängnisvolle Rutschbahn chließen. Wir müssen aufhören, die Menschen zu zwingen, weit nter ihrer Qualifikation und zu jedem angebotenen ohn zu arbeiten. Das ist geradezu eine Einladung, in eutschland weiter Lohndumping zu betreiben und den iedriglohnsektor immer weiter auszubauen. Ursache für die Verwerfungen auf den Finanzmärkten ind zwei Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft und in en Volkswirtschaften, zu denen wir – also die Mehrheien, die diese Gesetze beschlossen haben – wesentlich eigetragen haben. Das eine ist das außenwirtschaftlihe Ungleichgewicht. Ich habe vorhin die Wechselkurse ngesprochen. Wie soll man zu richtigen Schlussfolgeungen kommen, wenn man das nicht einmal sieht? Wir sind aufgrund des außenwirtschaftlichen Unleichgewichtes, zu dem wir mit beigetragen haben und as dazu geführt hat, dass wir wie Japan in großem Oskar Lafontaine Umfang Exportüberschüsse und Leistungsbilanzüberschüsse haben, als erste gehalten, Konjunkturprogramme aufzulegen, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren. Warum sehen Sie diese Zusammenhänge nicht? Warum begreifen Sie das nicht? Wir sind als erste dazu verpflichtet, weil wir Waren produziert haben, die im Saldo eigentlich in anderen Ländern hätten produziert werden müssen. Das heißt, wir haben Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschaftet. Welche Länder sind denn jetzt als erste gefordert, die Weltwirtschaft zu stabilisieren? Das sind doch nicht diejenigen, die große Defizite angehäuft haben, sondern diejenigen, die Überschüsse erzielt haben. Das heißt, Sie versagen an dieser Stelle auf der ganzen Linie, und das wird in Europa so gesehen: von Frankreich bis in die anderen europäischen Staaten. Das zweite Ungleichgewicht besteht bei der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Die jüngsten Zahlen werden immer eindeutiger. Aufgrund der falschen Philosophie, die Sie vorhin wieder vorgetragen haben, werden sich die Einkommen und Vermögen immer weiter auseinanderentwickeln. Sie haben ja alles dafür getan: steuerlich und durch Ihre Arbeitsmarktgesetzgebung. Marktwirtschaft und soziale Marktwirtschaft funktionieren aber nicht ohne ein gewisses Gleichgewicht zwischen Einkommen und Vermögen in einer Volkswirtschaft. Die Ursache für die derzeitige Krise ist auch darin zu suchen, dass dieses Gleichgewicht empfindlich gestört wurde. Während eine Minderheit immer höhere Einkommen und größere Vermögen angesammelt hat, hat die große Mehrheit mit stagnierenden Löhnen und stagnierenden Renten zu tun. Das ist eine der Ursachen für die ökonomische Schwäche, die Deutschland derzeit aufweist. Die Frage, wie man diese Krise bekämpfen kann, ist sehr einfach zu beantworten. Man muss dort ansetzen, wo man bisher Fehler gemacht hat. Es ist richtig, dass Sie die degressive Abschreibung jetzt wieder einführen. Die Linke hat über Jahre dafür gekämpft und entsprechende Anträge eingebracht, die immer wieder abgelehnt wurden. Wir erkennen aber an, dass Sie diesen Schritt jetzt gehen. Denn dahinter steht die Philosophie, nicht den spekulierenden, sondern den investierenden Unternehmer zu belohnen. Aber dazu bräuchte es eine andere Steuergesetzgebung. Es ist auch richtig, dass das Kurzarbeitergeld verlängert wird. Denn das ist eine bessere Lösung als Leiharbeit, bei der die Leiharbeiter wieder entlassen werden, oder befristete Arbeitsverträge, bei denen die Menschen sehr schnell wieder auf der Straße stehen. Das alles ist richtig. Aber dass Sie, Frau Bundeskanzlerin, jetzt den Banken vorwerfen, sie seien Kaltblüter i d W t S u 0 i a n W b d z t u T j d g n s P F q K S H w 5 b s S d G n n t p h a w 2 d w I s g (C (D m Winter, wirft die Frage auf, warum Sie selbst sich bei er Bekämpfung der Konjunkturkrise so kaltblütig im inter verhalten und die Politik der ruhigen Hand prak izieren. Während China 8 Prozent und die Vereinigten taaten 2 Prozent des Bruttosozialproduktes einsetzen, m die Konjunkturkrise zu bekämpfen, halten Sie mit ,15 Prozent dagegen und sagen: Vielleicht werden wir rgendwann etwas anders machen. Das ist nichts anderes ls ein klägliches Versagen. Sie haben die Dimension icht erkannt. ir werden dies mit einem massiven Anstieg der Areitslosigkeit bezahlen müssen, für den Sie persönlich ann die Verantwortung tragen, und zwar aufgrund der ögerlichen Bekämpfung der konjunkturellen Krise. Glauben Sie nicht, dass die anderen Volkswirtschafen aus Leichtfertigkeit mit großen Summen antreten, m den Einbruch zu bekämpfen! Erinnern Sie sich der atsache, dass wir als Erste verpflichtet sind, ein Kon unkturpaket zu schnüren, um den dramatischen Anstieg er Arbeitslosigkeit zu stoppen! Ich sage Ihnen – ich reife Ihren Satz auf –: Es stimmt, dass man diese Krise ur auf der Grundlage richtiger Grundsätze und Leitätze bekämpfen kann. Solange aber nach wie vor die hilosophie des Neoliberalismus mit Deregulierung, lexibilisierung, Privatisierung und Senkung der Staatsuote Ihr Handeln bestimmt, so lange werden Sie die rise verschärfen und nicht bekämpfen. Nächster Redner ist der Kollege Peter Struck für die PD-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die Debatte über den Bundeshaushalt 2009, die ir gerade führen, ist, wenn ich richtig gezählt habe, die 6. Debatte, die ich seit 1980 miterlebe. Seit 28 Jahren in ich MdB. Pro Jahr gibt es in der Regel eine erste Leung bei der Einbringung des Haushaltsentwurfs und im eptember die zweite und dritte Lesung. Als Mitglied es Haushaltausschusses, als Erster Parlamentarischer eschäftsführer, als Fraktionsvorsitzender und als Miister ist mir der Ablauf einer solchen Debatte überhaupt icht neu: Die Regierung und die sie stützenden Koaliionsfraktionen loben sich für die gute Politik. Die Opositionsfraktionen beklagen die hohen Steuern und die ohen Schulden, fordern mehr Ausgaben für soziale und ndere Zwecke und versprechen, alles besser zu machen, enn der Wähler sie nur ließe. Das ist die Normalität. In diesem Jahr ist aber die Debatte über den Haushalt 009 völlig anders. Der gesamte Finanzmarkt ist nach er ersten Lesung im September dieses Jahres weltweit ie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Ganze ndustrien sind in ihrer Zukunft bedroht. Viele Menchen hierzulande befürchten, in diesen Strudel hineinerissen zu werden. Wer jetzt der Koalition vorwirft, sie Dr. Peter Struck gebe das Ziel der Nullverschuldung auf, blendet die Realität völlig aus. Noch absurder wird es dann, wenn die Krokodilstränen um den ausgeglichenen Haushalt mit überhitzten Forderungen nach immer gigantischeren Konjunkturprogrammen gepaart werden. Mit Leerverkäufen sind die Finanzmärkte gecrasht. Mit Leerversprechen ist der Realwirtschaft überhaupt nicht zu helfen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618900600

(Beifall bei der SPD)

Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1618900700




(A) )


(B) )


Die Menschen haben ein Recht darauf, von uns zu er-
fahren, wo der Staat helfen kann und wo er nicht helfen
kann, wo er überfordert ist. Die Reihenfolge der Regie-
rung war genau richtig: Zuerst haben Bundeskanzlerin
Merkel und Finanzminister Steinbrück klargestellt, dass
der Staat für die Sicherheit der Spareinlagen steht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Damit hat die Regierung um Vertrauen bei den Bürgern
geworben und verhindert, dass sie massenhaft ihre Kon-
ten kündigen und damit den Geldverkehr zum Erliegen
bringen. Umgekehrt: Wenn es nicht eine Instanz gegeben
hätte, die den Sparern Vertrauen geschenkt hätten, hätte
das Abräumen der Konten uns alle das Fürchten gelehrt.
Insofern ist die schnelle Vertrauenserklärung von Kanz-
lerin und Finanzminister nicht hoch genug einzuschät-
zen.

In einem zweiten Schritt hat die Regierung einen ge-
waltigen finanziellen Schutzschirm über die Banken
gespannt, um zum einen das Vertrauen unter den Banken
zu stärken und zum anderen ihre Liquidität bei der Kre-
ditvergabe zu sichern. Diese Finanzoperation und Bürg-
schaft waren kein Geschenk an wenige abgehobene
Zocker in den Chefetagen deutscher Banken, sondern
ein Sicherheitsnetz für Wirtschaft und Sparer.


(Beifall bei der SPD)


Lassen Sie mich etwas einfügen: Ich bin der festen
Überzeugung, dass die Politik in letzten Wochen viel an
Reputation zurückgewonnen hat, und zwar nicht, weil
wir so gut waren, sondern weil die Menschen gespürt ha-
ben, dass es außer ihrem Bankautomaten und ihrem An-
lageberater noch etwas anderes geben muss, das für ihre
Daseinsvorsorge eintritt, und das ist in diesem Fall der
Staat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben weltweit eine Renaissance des Staates er-
lebt. Paradoxerweise war er dort plötzlich besonders
stark und wurde er dort am heftigsten herbeigerufen, wo
er in der Vergangenheit nur noch ein Nachtwächterda-
sein führen sollte.

Dem Schutzschirm für die Finanzwirtschaft – das war
eine Operation am offenen Herzen – hat die Bundesre-
gierung dank einer Fülle von Initiativen von Vizekanzler
Frank-Walter Steinmeier in einem zweiten Schritt einen
Schutzschirm für Beschäftigung folgen lassen. Das
war eine Reparatur bei laufendem Motor. Will sagen:
Wir haben die Räder nicht neu erfunden, indem wir den
Motor erst einmal ausgestellt und dann neue Techniken

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(C (D usgetüftelt hätten; stattdessen haben wir Bewährtes vertärkt und ohnehin Geplantes noch zügiger verabschieet. Die Regierung und die Koalitionsfraktionen haben ich nicht damit aufgehalten, nach Etiketten zu suchen, ondern sie haben Ausschau gehalten, wo sie punktgeau die größte Hebelwirkung für die Entlastung der irtschaft, des Arbeitsmarkts und der Bürgerinnen und ürger erzielen konnten. Das hat Erfolg gehabt. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnah-
en fördern in den Jahren 2009 und 2010 Investitionen

nd Aufträge von Unternehmen, privaten Haushalten
nd Kommunen in einer Größenordnung von rund
0 Milliarden Euro. Ich will einen Satz zu den Kommu-
en sagen und unterstreichen, was die Kanzlerin dazu
esagt hat. Ich weiß, dass in manchen Ländern Kommu-
en über Landesgesetze gehindert werden, die Mittel,
ie wir bereitstellen könnten und würden, zu nehmen.
ch fordere die Innenminister dieser Landesregierungen
uf, diese Schranke zu beseitigen, weil gerade Investitio-
en im kommunalen Bereich erfolgversprechend wären
nd viel bewirken würden. Wir sollten da nicht nachlas-
en.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darüber hinaus gewährleisten Maßnahmen zur Siche-
ung der Finanzierung und Liquidität von Unternehmen
ie Finanzierung von Investitionen im Umfang von gut
0 Milliarden Euro. Zusammen mit den vom Kabinett
m 7. Oktober beschlossenen Initiativen werden allein in
en Jahren 2009 und 2010 Mittel von mehr als
0 Milliarden Euro aus den öffentlichen Gesamthaushal-
en zur Verfügung gestellt. Das Bündel der Instrumente
st breit gefächert. Es reicht von der Auflegung eines In-
ovations- und Investitionsprogramms Verkehr über die
ufstockung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms
is hin zur Entlastung privater Haushalte als Auftragge-
er. Herr Kollege Brüderle, das CO2-Gebäudesanie-
ungsprogramm als Styroporprogramm zu bezeichnen,
st wirklich eine Unverschämtheit. Jeder weiß, welch
roße Wirkung das in Bezug auf Energieeinsparung hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s ist auch besonders wichtig, dass wir beschlossen ha-
en, die privaten Haushalte als Auftraggeber und als
rbeitgeber steuerlich zu entlasten. Natürlich sind die
tärkung der Kaufkraft durch die Erhöhung des Kinder-
eldes und des Wohngeldes genauso wichtig.

Dieses Paket muss im Verbund mit Entscheidungen
esehen werden, die wir längst getroffen haben. Wir ha-
en durch die Senkung der Arbeitslosenversicherungs-
eiträge von 6,5 Prozent auf 3 Prozent und weiter auf
,8 Prozent dafür gesorgt, dass alle Arbeitnehmer mehr
etto vom Brutto haben. Ich erwarte an dieser Stelle den
ank der Arbeitgeber, die uns immer aufgefordert ha-
en, diese Maßnahmen durchzuführen; jetzt, da sie er-
olgt sind, werden weitere Forderungen gestellt. Es ist
in wichtiger Schritt, dass wir die Beiträge zur Arbeits-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
losenversicherung im Laufe der drei Jahre dieser Wahl-
periode halbiert haben. Ein Wort des Dankes wäre also
schon angebracht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das sind nämlich insgesamt Entlastungen von mehr als
30 Milliarden Euro für die Arbeitgeber und für die Ar-
beitnehmer. Wir haben mit dieser Abgabensenkung vor
allem den Beziehern unterer und mittlerer Einkommen
geholfen.

Eines will ich angesichts der aktuellen Debatte in der
Union zu Steuersenkungen auch einmal sagen: Mit
Steuersenkungen erreicht man Haushalte mit niedrigen
Einkommen überhaupt nicht mehr, weil die Hälfte aller
Haushalte – in absoluten Zahlen: 23,5 Millionen Haus-
halte – überhaupt keine Einkommensteuer zahlen. Es er-
gibt doch keinen Sinn, weiter über Steuersenkungen zu
reden, wenn eine Unternehmensteuerreform auf den
Weg gebracht worden ist und der Staat in einer finanziel-
len Situation wie der jetzt vorzufindenden ist. Ich emp-
fehle dringend, die Debatte über Steuersenkungen sein
zu lassen. Das wird nicht möglich sein. Das Geld ist
nicht da.


(Beifall bei der SPD)


Wir werden morgen – die Vorredner haben das teil-
weise schon angesprochen – nach langem Ringen, wie
ich es in dieser langen Zeit auch noch nicht erlebt habe,
eine Erbschaftsteuer verabschieden, die den Erhalt von
Unternehmen belohnt und den Ländern gleichzeitig
4 Milliarden Euro für Bildung und andere Zukunftsin-
vestitionen zur Verfügung stellt. Es ist ein großer Erfolg,
dass die Erbschaftsteuer erhalten bleibt, und zwar in dem
von uns festgelegten Umfang.


(Beifall bei der SPD)


Ein Wort zur Bildung. Eine der wichtigsten Bildungs-
initiativen für den Arbeitsmarkt der Zukunft geht nicht
von dem Hause Schavan, sondern von dem Hause des
Arbeitsministers aus. Ich rede hier von dem Recht auf
einen Hauptschulabschluss; ein großer Erfolg im Be-
reich der Bildungspolitik.


(Beifall bei der SPD)


Wenn man weiß, dass von den 3 Millionen Arbeitslo-
sen 500 000 ohne Hauptschulabschluss, überhaupt ohne
einen Schulabschluss sind, dann kann man erahnen, wie
wichtig diese Qualifizierungsoffensive ist. Es darf näm-
lich nicht sein, dass wir tatenlos hinnehmen, dass die
Hälfte der Langzeitarbeitslosen über keinen Berufsab-
schluss verfügt. Diese Initiative ist ein großer Fortschritt
für die 500 000 Arbeitssuchenden. Sie ist aber auch ein
geeignetes Instrument, um in Zeiten drohenden Fach-
kräftemangels die menschlichen Ressourcen und Fähig-
keiten zu nutzen.

Meine Damen und Herren Kolleginnen und Kollegen
der Koalitionsfraktionen – an die möchte ich mich jetzt
einmal besonders richten –, lassen Sie uns doch das
breitgefächerte Bündel an Maßnahmen, das beschlossen
worden ist, nicht kleinreden. Stattdessen sollten wir in

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(C (D nseren Wahlkreisen intensiv verbreiten, was wir getan aben. Wir sollten mit den Bürgermeistern, mit den andräten darüber reden, was noch möglich ist. Wir ollten den Kommunen Hilfe geben. Wir wollen auch en Menschen sagen, was alles durch die Programme es Bundes noch möglich ist. Wir müssen offensiv und ositiv darüber reden und nicht immer nur feststellen, as alles noch fehlt. So wird man in der Politik keine Er olge haben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will eine Anmerkung zur ökonomisch-ökologi-
chen Diskussion machen. Es ist doch absurd, in der Dis-
ussion so zu tun, als ginge es etwa in der Automobilin-
ustrie darum, Klimaziele gegen Absatzziele und
rbeitsplatzverluste auszuspielen. Auf eine solche De-
atte – einerseits Klima, andererseits Autos – kann man
ich nur einlassen, wenn man nicht ahnen kann, was von
merika auf uns zukommt. Der Wind of Change, der
on Obama ausgeht, wird uns in dieser Frage in den
ächsten Monaten massiv beschäftigen. Obama sagt:
lima ist das Wichtigste. Man muss sehen, dass daraus

ine große Konkurrenz für Deutschland erwachsen kann,
er wir weder taten- noch hilflos begegnen sollten; viel-
ehr müssen wir im Bereich des Klimaschutzes etwas

un. Dazu gibt es gar keine Alternative.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wer glaubt, er könne einen Schutzzaun um die Klima-
orgaben bauen, der kann seine Autos auf absehbare
eit vielleicht nur noch in die Vereinigten Arabischen
mirate verkaufen. Machen wir uns doch nichts vor: Die
eutsche Autoindustrie war zu sehr von sich überzeugt
nd zu gesättigt, um in Sachen CO2-Reduzierung mehr
u tun.


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


ch bin mir sicher: Unsere Autobauer werden den nöti-
en Kurswechsel schaffen. Sie haben ihn nur verschla-
en. Sie müssen jetzt langsam in die Gänge kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich befürchte, dass sich dieses Abwarten im Falle von
pel und Ford rächt, weil ihnen die Blaupausen in den
chubladen fehlen, um gewichtigere Worte bei ihren
utterkonzernen in den USA mitreden zu können, wenn

ie nach Obamas Ankündigungen von heute auf morgen
msteuern müssen. Die Entscheidung der Regierung in
achen Opel steht noch bevor; die Kanzlerin hat davon
esprochen. Da ich unseren Finanzminister kenne, weiß
ch, dass sie bei der Regierung in guten Händen ist. Da-
on unabhängig bin ich schon erstaunt, wer alles jetzt
ach Hilfe vom Staat ruft und erwartet, dass der Staat es
ichten wird.

Peer Steinbrück ist wirklich ein guter, ich sage sogar:
in sehr guter Finanzminister.


(Beifall bei der SPD)


r ist aber, erstens, keine Revisionsinstanz für Manage-
entfehler in Deutschland.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Er ist, zweitens, leider noch viel weniger Weltfinanzmi-
nister. Ich weiß nicht, ob er das gern wäre; ich glaube es
nicht. Er minimiert durch sein umsichtiges Verhalten die
Gefahren für Deutschland; aber er kann den anderswo zu
verantwortenden Crash der Weltfinanzen nicht unge-
schehen machen. Das könnte er auch nicht, wenn wir
ihm – was er nicht will, was auch ich nicht will – immer
weitere Milliarden für seine internationalen Verhandlun-
gen als Blankoscheck geben würden. Der Finanzminister
ist an diesem Punkt eher ein bescheidener Mensch. Wir
sollten ihm glauben: Am deutschen Finanzwesen wird
der Crash nicht genesen. – Wir können ihm noch so viele
Milliarden mitgeben: Deutsches Geld wird nicht reichen,
um für uns ein Rundumwohlfühlpaket zu schaffen.

Mich beeindruckt im Übrigen eine Fußnote im Welt-
finanztheater. Zur Stabilisierung der amerikanischen
Wirtschaft wären zwei Drittel aller weltweiten Sparein-
lagen vonnöten: von Australien bis Korea, von Japan bis
Argentinien. Deutschlands Sparquote ist zwar hoch
– das wissen wir –, aber auch da wären wir als alleiniger
Spieler hoffnungslos überfordert.

Deswegen finde ich es, drittens, klug, dass die Regie-
rung auf eine enge internationale, vor allem europäi-
sche Abstimmung setzt.


(Beifall bei der SPD)


„Enge Abstimmung“ heißt aber nicht, auf nationale
Maßnahmen zu verzichten. Es muss einen Mix aus na-
tionalen Wegen und europäischen Impulsen geben. Klug
abgestimmt, können sie sich gegenseitig verstärken.
Aber nicht jede getroffene nationale Maßnahme emp-
fiehlt sich zum Kopieren in anderen Ländern – zu unter-
schiedlich sind die wirtschaftlichen Ausgangslagen, zu
verschiedenartig die Betroffenheiten durch den Zusam-
menbruch der Finanzmärkte. Die Instrumente in einem
postindustriellen Land wie Großbritannien können und
müssen anders aussehen als in stärker industriell gepräg-
ten Ländern wie Frankreich oder Deutschland.

Richtig ist aber auch, dass Europa gemeinsame Im-
pulse für Beschäftigung setzen kann. Deshalb halte ich
den von Außenminister Steinmeier vorgeschlagenen
Europäischen Zukunftspakt für Arbeit für sinnvoll und
unterstützungswürdig.


(Beifall bei der SPD)


Ich habe meine sozialdemokratischen Fraktionsvorsit-
zendenkollegen in den Parlamenten der Europäischen
Union gebeten, die Vorschläge in ihren nationalen De-
batten zu unterstützen; denn wir müssen alles tun, um
die europäischen Möglichkeiten beim Ankurbeln der
Weltwirtschaft optimal zu nutzen und zu stärken. Wenn
uns dies gelingt, liegt in der momentanen Krise auch die
Chance, die Schlagkraft der europäischen Wirtschaft
durch ein sinnvolles Zusammenwirken insgesamt zu
stärken.

Meine Damen und Herren, auf nationaler Ebene soll-
ten wir trotz andersgerichteter Debatten im Augenblick
die Neuordnung der Finanzbeziehungen nicht aus den
Augen verlieren. Gerade die gegenwärtig schwierige

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(C (D age sollte Ansporn sein, dass wir die Föderalismuseform II zu einem erfolgreichen Ende bringen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


emeinsam mit meinem Kovorsitzenden Günther
ettinger werde ich alles tun, um auf Bundes- und Län-
erebene ein sinnvolles und praktizierbares Schulden-
rühwarnsystem zu installieren.

Gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen
ituation sollten sich alle Beteiligten fragen – das richten
ir an die Kollegen von der FDP und auch an manche
ollegen aus der Union –, ob ihre bisherigen Vorschläge

n dieser Lage realitätstauglich gewesen wären. Nach
einem Verständnis haben die letzten Wochen eher ge-

eigt, dass eine starre Schuldengrenze von null alle
andlungsspielräume des Staates verschüttet.


(Beifall bei der SPD)


nsofern kann es sich für die Debatte als Chance erwei-
en, dass die Arbeit der Kommission erst jetzt in die ent-
cheidende Phase geht. Es muss in diesem Jahr aber
largestellt werden, wohin die Reise gehen soll. Darüber
üssen wir uns einigen.

Einige wenige Anmerkungen zu aktuellen außen-
nd sicherheitspolitischen Themen will ich doch ma-
hen. Wir dürfen – das ist die Lehre aus der Finanzkrise –
narchie und Gesetzlosigkeit auf internationaler Ebene
icht zulassen. Das gilt nicht nur für das Finanzsystem,
ondern für die internationalen Beziehungen insgesamt.

Vor der Küste von Somalia erleben wir derzeit, wel-
he Folgen es hat, wenn Staaten zusammenbrechen, zu
ogenannten Failed States werden, wenn Regierungen
icht mehr in der Lage sind, für Recht und Ordnung in
hrem Hoheitsgebiet zu sorgen. Wir können nicht zulas-
en, dass diese rechtsfreien Räume von Kriminellen und
erroristen usurpiert werden. Das kann eine zivilisierte
esellschaft nicht dulden.

Es steht für mich deshalb völlig außer Frage, dass die
nternationale Gemeinschaft gegen die Piraten vor der
üste Somalias vorgehen muss.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


s steht ebenso außer Frage, dass Deutschland sich da-
an beteiligen muss. Mit Blick auf die nicht ganz einfa-
hen Beratungen innerhalb der Bundesregierung sage
ch aber auch: Wenn wir helfen wollen, Recht und Ge-
etz auf internationaler Ebene durchzusetzen, dann müs-
en wir auch selbst sehr genau darauf achten, nach Recht
nd Gesetz zu handeln. Ich warne jeden, der rechtsstaat-
iche Bedenken mit einem Handstreich beiseitewischen

öchte: Wir dürfen uns hier nicht auf eine schiefe Ebene
egeben. Wohin das am Ende führen kann, haben wir am
eispiel Guantánamo erlebt. Das wollen wir natürlich
berhaupt nicht herbeiführen, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Struck
Deshalb unterstütze ich ausdrücklich die sorgfältigen
Vorbereitungen einer deutschen Beteiligung an der EU-
Mission zur Pirateriebekämpfung durch die Bundes-
regierung. Ich unterstütze mit Nachdruck auch den Vor-
stoß von Außenminister Steinmeier bei den Vereinten
Nationen, die Einrichtung eines internationalen Strafge-
richtshofes zu prüfen; nach meinem Dafürhalten wäre
dies am Ende wahrscheinlich die beste und auch ein-
fachste Lösung für uns.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Der Einsatz von Militär zur Bekämpfung von Gewalt
und Terrorismus auf internationaler Ebene ist manchmal
unabdingbar. Das gilt für die Piraten vor der Küste
Somalias ebenso wie für die Terroristen und ihre Unter-
stützer in Afghanistan. Aber hier wie dort, in Somalia
wie in Afghanistan, gilt: Am Ende werden wir nur er-
folgreich sein, wenn wir eine politische Strategie haben,
mit der wir die Ursachen bekämpfen. Wir setzen in Af-
ghanistan deshalb auf eine Kombination von militäri-
scher Absicherung und zivilem Wiederaufbau. Wir wer-
den auch mit Blick auf Somalia intensiv darüber
nachdenken müssen, wie wir politisch zur Stabilisierung
dieses innerlich zerrissenen Landes beitragen können.

Mit Blick auf Afrika insgesamt füge ich eines hinzu
– ich denke viel darüber nach, nicht nur aufgrund der
Fernsehberichterstattung –: Der Kampf gegen die Pira-
ten ist natürlich dringend notwendig. Das ist gar keine
Frage. Aber wir dürfen darüber nicht vergessen, was die
Menschen im Kongo und im Sudan nach wie vor zu er-
leiden haben. Hier haben wir eine Verpflichtung, meine
Damen und Herren. Wir dürfen dem nicht tatenlos zuse-
hen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn es eine Konsequenz aus der Finanzmarktkrise
gibt, dann an erster Stelle die, dass ein starker, hand-
lungsfähiger Staat gerade in Zeiten globaler und offe-
ner Märkte des 21. Jahrhunderts wichtiger ist denn je.
Ich finde es erstaunlich, wer in den letzten Wochen und
Monaten nach dem Staat gerufen hat. Gerade die verlan-
gen jetzt Wunderdinge von ihm, die ihn noch vor einem
halben Jahr in die Mottenkiste verbannen wollten.


(Beifall bei der SPD)


Der Staat kann nicht alles regeln. Das weiß ich; das wis-
sen wir alle. Wir sollten aber jedem Allmachtswahn ei-
nen Riegel vorschieben und uns vor nicht einhaltbaren
Versprechen hüten.

Aber der Staat kann eines: Er kann und muss für eine
gestaltete soziale Marktwirtschaft sorgen. Er muss dem
Markt einen ethischen und rechtlichen Rahmen geben.
Auch die Bedeutung des ethischen Rahmens ist gerade
im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise besonders
deutlich geworden.

Lassen Sie uns, meine Damen und Herren, die
Chance nutzen, um diesen Rahmen bei allen wieder stär-
ker ins Bewusstsein zu rufen. Ich bin der festen Über-

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(C (D eugung: Deutschland wird aus dieser Krise gestärkt ervorgehen. Unser Land wird es schaffen. (Anhaltender Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1618900800

Ich erteile das Wort der Kollegin Renate Künast,

raktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618900900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Bun-

eskanzlerin, Sie haben hier eine Rede gehalten, bei der
ie mit dem Satz „2009 wird ein Jahr schlechter Bot-
chaften“ jetzt schon einmal sicherheitshalber erklärt ha-
en, für was alles Sie selbst nicht verantwortlich sein
erden und was Sie alles nicht tun können. Sie haben
ns hier erzählt, Sie wollten aber in der Zeit der Not eine
rücke bauen, damit es 2010 besser werde. Ich muss Ih-
en ehrlich sagen: Bei Ihrer Rede, Frau Merkel, habe ich
icht verstanden, wohin die Brücke, von der Sie spre-
hen, eigentlich führen soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben hier munter über das Sowohl-als-auch gere-
et. Schauen wir uns einmal an, wie Ihre Politik in den
eiten der Krise aussah. Ich gebe freihand vorneweg zu:
ie haben an manchen Stellen zeitlich richtig reagiert,
um Beispiel an dem Sonntag, als Sie und Herr
teinbrück etwas zu den Sparguthaben gesagt haben.
as, Frau Merkel, ist aber ehrlich gesagt schon alles. Sie

eden über Brücken, die Sie in die Zukunft bauen wol-
en. Dann fangen Sie hier an, uns zu erklären, dass Sie
ine Kfz-Steuer-Befreiung für den Porsche Cayenne fi-
anzieren wollen. Diese Brücke führt nicht in die Zu-
unft, sie geht rückwärts.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben hier erzählt, die Bundesregierung werde
as Notwendige tun. Sie wollten hier eine Botschaft von
aß und Mitte senden. Frau Merkel, „Mitte“ bedeutet

ber noch nicht Bewegung. An dieser Stelle haben Sie
icht einmal Mut zur Zukunft.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sollten mal Menschliches, Allzumenschliches lesen, damit Sie wissen, wo das Zitat herkommt!)


err Kampeter, wenn ich mir anschaue, welche Schritte
ie in den letzten drei Jahren Ihrer Regentschaft hier
ollbracht haben, dann muss ich sagen: Es gibt für uns
für die Fraktion der Grünen und für das Land – über-

aupt keinen Ansatzpunkt, zu glauben, dass Sie auch nur
ine Ihrer schönen Versprechungen in die Realität um-
etzen würden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In Ihrer Regierungszeit ist die Schere zwischen Arm
nd Reich noch größer geworden; Ihre Vorschläge lau-
en darauf hinaus, sie noch größer zu machen. In Ihrer
egierungszeit sind wir bei den Umwelttechnologien






(A) )



(B) )


Renate Künast
keinen einzigen Millimeter weiter vorangekommen. Im
Gegenteil: Sie sind die Regierung der Ausnahmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie loben sich für sinkende Arbeitslosigkeit, für die
Sie und die Regierung aber gar nichts können. Sie hatten
nicht den Mut, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen.
Frau Merkel, Sie sagen hier: „Gerade in Krisen muss man
klare … Leitsätze haben“, es brauche eine „Politik … der
praktischen Vernunft“ und eine ethische Dimension. Sie
können es sich gerne selber schönreden; ich sehe diese
ethische Dimension bei Ihnen nicht. Ich sehe nur: Heute
habe ich wieder eine neue Frau Merkel kennengelernt.
Sie haben sich zum so und so vielten Mal neu erfunden:
auf jedem Parteitag wieder, im letzten Wahlkampf und
jetzt schon wieder. Es gibt gar keinen Grund, Ihnen auch
nur ein Wort zu glauben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, jetzt müsste man den Mut haben, Zu-
kunft zu wagen. Jetzt müsste man den Mut haben, sich
von den alten Lobbyistinnen und Lobbyisten loszusagen.
Wir sehen doch, dass alle Prämissen erodieren, dass die
alte Art des Wirtschaftens so nicht mehr funktioniert
und nicht mehr akzeptiert wird. Mit Konsum und Wachs-
tum geht es so nicht weiter, weil Natur, Menschen, die
Staaten im wahrsten Sinne des Wortes dagegenarbeiten.
Sie haben den Zusammenbruch mit den drei Krisen ge-
sehen. Die Grundlagen des Industriezeitalters sind uns
sozusagen unter den Füßen weggezogen worden. Das
haben Sie quasi selbst organisiert. Frau Merkel, in dieser
Zeit haben wir einen Mangel an Leitplanken, an Regeln,
an Schutz und an internationalen Strukturen. Sie haben
dazu heute nur Allgemeinplätze geboten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, man muss dann auch sagen, dass man
die alten Regeln des Industriezeitalters über Bord wirft,
weil gerade diese Wirtschaftsweise gescheitert ist. Man
darf hier nicht nur über grüne Technologie reden; jedes
Handeln von Ihnen ist im Widerspruch zu dem, was Sie
hier erzählen, Sie tun ständig das Gegenteil.

Wissen Sie, wie der Spitzname von Frau Merkel in
Brüssel lautet? Madame Non. Sie tun nämlich so, als
würden Sie vorangehen wollen; aber am Ende tun Sie
immer wieder das Gegenteil.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben hier zu Anfang der Legislaturperiode gesagt:
„Ich will Deutschland dienen.“ Sie haben gesagt, in
Deutschland begännen „neue Gründerjahre“, es gebe
eine „Koalition der neuen Möglichkeiten“ und: „Wir
wollen niemanden zurücklassen.“

Frau Merkel, Sie haben, wenn wir einmal zurück-
schauen, in diesen drei Jahren Gipfel für Gipfel für Gip-
fel erklommen und sich inszeniert; aber ich kenne keinen
einzigen Gipfel, bei dem Sie am Ende Ihrer Wander-
schaft die andere Seite des Berges erreicht haben. Sie
sind immer mit großem Tamtam und viel Medienauf-
merksamkeit den Berg hinaufgestiegen; nachts sind Sie
an der gleichen Seite wieder heruntergegangen. Es hat
sich nichts geändert, trotz der Mehrheiten, trotz der Tat-
sache, dass Deutschland im konjunkturellen Auf-

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(C (D chwung war, trotz der Tatsache, dass Sie den Bürgerinen und Bürgern tief in die Tasche gegriffen haben, zum eispiel bei der Mehrwertsteuer. Frau Merkel, heute haben wir nicht nur eine Finanzrise, eine Welternährungskrise und eine Klimakrise, ondern wir leiden auch darunter, dass Deutschland drei erlorene Jahre für Reformen hinter sich hat. ie haben keinen Plan. Ich glaube, man kann mit Fug nd Recht sagen: Sie repräsentieren die gesellschaftlihen Beharrungskräfte Deutschlands im Deutschen Bunestag. Frau Merkel, die Menschen haben Sorgen. Sie sorgen ich um ihre Jobs, um die Zukunft ihrer Kinder, um die uswirkungen des Klimawandels, die einige schon am igenen Leib zu spüren bekommen. Und was machen ie neben Ihrer hübschen Rede heute? Sie unterhalten as Land mit den Inszenierungen der koalitionsinternen treitigkeiten und der Streitigkeiten zwischen CDU und SU. Das zeigt, dass Sie noch nicht wissen, was die Uhr eschlagen hat. Wohin wollen Sie eigentlich? Sie reden über Pläne nd Ziele. Wollen Sie Politik für alle Kinder machen, der wollen Sie Steuersenkungen für diejenigen, die viel rutto haben? Wollen Sie Politik für alle Kinder machen, ndem Sie in Bildung investieren, oder wollen Sie die illionärsvillen schützen, wie vor allem die CSU es forert? (Widerspruch bei der CDU/CSU – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ein Schwachsinn!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da können Sie gerne zwischenrufen. Das ganze Land
at es gesehen. Sie haben sich nicht mit der gleichen
erve um Bildung für alle Kinder in diesem Land be-
üht, mit der Sie sich darum bemüht haben, dass die
illen, die steuerfrei vererbt werden können, einen mög-

ichst hohen Wert haben können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ein Quatsch! – Gegenruf der Abg. Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Natürlich! Das stimmt!)


nd wir sollen auch noch in Dankbarkeit niederknien,


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Richtig! Tun Sie es doch!)


ass Sie bei der Erbschaftsteuer überhaupt irgendetwas
ntschieden haben, an dessen Wirksamkeit im nächsten
ahr Sie selber gar nicht glauben. Was sollen eigentlich
ie Leute draußen bei dieser Inszenierung innerhalb der
oalition und der Regierung denken? Sie mögen zwar

ahlenmäßig zurzeit die größte der Fraktionen in diesem
ause sein; aber die Leute draußen haben nicht das Ge-

ühl, dass Sie sich um ihre Jobs und die Bildung ihrer
inder kümmern. Sie kümmern sich nur um sich selbst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ein Schmarren!)







(A) )



(B) )


Renate Künast
Wenn ich daran denke, was die selbsternannte Klima-
kanzlerin in der letzten Zeit alles zum Besten gegeben
und welche Ziele sie für 2050 in die Umlaufbahn ge-
schickt hat, kann ich nur sagen: Da muss man sich schon
einmal entscheiden. Will man wirklich ehrgeizige Kli-
maziele für 2020 und 2050 setzen? Will man in der Au-
tomobilindustrie Jobs durch die Produktion moderner
Autos schaffen, oder will man bei Luxusschlitten mit
390 Gramm CO2-Ausstoß für eine steuerliche Entlas-
tung sorgen? Diese Entscheidung haben Sie bis heute
nicht getroffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie sind an dieser Stelle die Partei des Sowohl-als-auch.

Gestern gab es dann eine richtige Lachnummer.
Nachdem Frau Merkel die CSU hinsichtlich der von ihr
gewünschten Steuersenkung vor der Bayern-Wahl hat
am ausgestreckten Arm verhungern lassen – da haben
Sie ja alle gelitten und gedacht, das Ergebnis der Wahl
hätte besser sein können; Ihre gesamte Landesregierung
ist darüber implodiert –, ist nun der Zoff so groß, dass
man sich vor den Neujahrsklausuren noch einmal treffen
muss, um doch wieder über eine Steuerreform zu reden,
damit das Treffen in Wildbad Kreuth nicht wie eine
Atombombe zündet. Was sollen die Leute eigentlich
denken? Ein Plan, eine Strategie für Deutschland, Frau
Merkel, sieht anders aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Im Haushalt haben Sie die Finanzkrise bis zum Ende
geleugnet. Sie rechnen sich die Zahlen heute immer
noch schön. Sie haben die Absicht, einen Haushalt für
morgen vorzulegen; aber in Wahrheit schieben Sie uns
die Zahlen von vorgestern unter. Sie legen einen Haus-
halt vor, von dem Sie behaupten, es sei ein Haushalt von
morgen; aber dieser Haushalt enthält die Werkzeuge und
Maßnahmen von gestern. Mit den Ideen, die in diesem
Haushalt stecken, werden wir die Zukunft dieses Landes
nicht bauen können.

Sie haben die Vernetzung von Klima, Ernährung und
Finanzkrise bis heute nicht gesehen. Ich muss Ihnen so-
gar vorwerfen, dass Sie wiederholt nicht nur das Gegen-
teil von einer Bekämpfung der Krise tun, sondern die
Krise international noch verschärfen.

Schauen wir uns einmal an, was Sie zum Thema
Welternährungskrise in den letzten Monaten gesagt
und getan haben. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes
Doppelbödigkeit. Sie haben bei der ersten Krise, die auf-
getreten ist, Krokodilstränen geweint, sich, ganz christ-
lich, Gedanken über die Welternährung gemacht und ge-
sagt, Sie wollten die Menschen retten, die auf dieser
Welt hungern. Was haben Sie dann getan? In diesem
Haushalt ist immer noch nicht genug Geld für die Ent-
wicklungshilfe vorhanden. Sie haben letzten Endes die
alte Agrarlobby bedient und noch Exportsubventionen
für Schweinefleisch hinterhergeworfen. Das Schweine-
fleisch aus Europa macht aber die Fleischmärkte in
Afrika kaputt, weil die Leute dort ihre Produkte nicht
mehr verkaufen können. Sie haben in Brüssel gegen eine
Reform der Agrarsubventionen und gegen einen Umbau
hin zum Klimaschutz, zur Artenvielfalt und zum Tier-

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(C (D chutz gekämpft. Das alles ist das Gegenteil von dem, as Sie wollten. Das hilft nicht, die Welternährungskrise u lösen. Sie haben an dieser Stelle gesagt, Sie wollten etwas ür das Soziale und für die Kinder tun. Was tun Sie aber ür Kinder mit Blick auf Kindergärten und Schulen? Ihre egierungszeit hat mit der Föderalismusreform begonen. Sie haben zwar ordentlich auf den Putz gehauen, ber den Rest an Bundeskompetenzen aufgegeben. Da aben wir gesehen, wie groß die Macht der Bundeskanzerin im Vergleich zu den Ministerpräsidenten ist – sehr lein. Herr Koch hat sich nämlich durchgesetzt. Sie, rau Merkel, sind verantwortlich dafür, dass in der Bilungsfrage – das ist die zentrale Frage dieser Gesellchaft, weil wir eine Bildungsgesellschaft sind – nicht ehr die Möglichkeit besteht, dass Bund und Länder geeinschaftlich handeln. Sie haben sich an dieser Stelle chuldig gemacht, weil so die Zukunft unseres Landes erbaut wird. Weil es immer heißt, man müsse im Bildungswesen uch Spätzündern eine Chance geben, könnte ich jetzt agen: Vielleicht ist Frau Merkel ja eine Spätzünderin nd hat erst spät – aber immerhin – verstanden. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben einen Bildungsgipfel gemacht, von dem ich
achte, dass da etwas Neues kommt. Dieser Gipfel ist
ber ebenfalls Sinnbild der Merkel’schen erfolglosen
nd sinnlosen Gipfelstürmerei. Es wird zwar über große
akete gesprochen – wie auch hier –, aber kein einziger
uro wird in die Zukunft unserer Kinder investiert. Das

st nicht zukunftstragend, Frau Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben es nicht einmal geschafft, dafür zu sorgen,
ass die Ministerpräsidenten zusagen, die Einsparung
ufgrund weniger Kinder, also die demografische Ren-
ite, in Zukunft für die Bildung der Kinder einzusetzen.
tattdessen bieten Sie uns hier und heute eine Kinder-
elderhöhung an. Diese bieten Sie auch in Brüssel an
ach dem Motto: „Das große Konjunkturpaket Deutsch-
ands enthält unter anderem 10 Euro Kindergelderhö-
ung.“ So viel Mut muss man einmal haben, 10 Euro
indergelderhöhung in ein Konjunkturpaket zu packen
nd als große Armutsbekämpfung zu betiteln. Dabei
ann man über diese Erhöhung nur eines sagen: Das
undesverfassungsgericht hat Sie mit seiner Rechtspre-
hung dazu gezwungen – nicht mehr und nicht weniger.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben nicht einmal die Frage beantwortet, wie die
inder der Ärmsten der Armen von der Erhöhung profi-

ieren. Die 10 Euro Kindergelderhöhung werden näm-
ich mit den Transferleistungen verrechnet. Das heißt,
iese Kinder haben nichts von einer Erhöhung. Wir wol-
en, dass uns in diesem Land jedes Kind gleich viel wert






(A) )



(B) )


Renate Künast
ist. Aber die mit den Transferleistungen verrechneten
10 Euro Kindergelderhöhung bringen uns da keinen
Schritt weiter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In einer Zeit des Wandels, wo wir wissen, dass Welt-
ernährungskrise, Weltklimakrise und die Finanzkrise zu-
sammenhängen und nur über nationale Grenzen hinweg
gelöst werden können, wo wir sehen, dass die alte Tech-
nologie nicht mehr zieht – die Autos stehen bei den
Autokonzernen auf Halde; das gilt besonders für die
USA –, wo wir wissen, dass alle – die Privathaushalte,
der Mittelstand und sogar die großen Konzerne – Sorgen
wegen der Energiekosten haben, muss man Zukunft wa-
gen. Man muss jetzt den Mut haben, nicht mehr in das
Alte zu investieren, sondern auf das Neue zu setzen und
die Jobs von morgen und die Grundlagen der Zukunft zu
schaffen. Sie tun das an keiner Stelle.

Ich will noch auf einige Punkte eingehen und zu-
nächst zum Thema Klima etwas sagen. Frau Merkel, die
Ziele, die Sie nennen, sind gut. Ich war beeindruckt, als
Sie vor der UN gesagt haben, bis 2050 solle der CO2-
Ausstoß halbiert werden. Bitte schön, fangen Sie an! Wir
brauchen gerade wegen der Finanzkrise eine harte und
scharfe Klimapolitik und eine neue Energiepolitik, weil
wir nur so volkswirtschaftliche Schäden vermeiden und
nur so die Jobs von morgen schaffen können.

Gerade heute lesen wir wieder – die Jahresabrechnun-
gen kommen ja bald auf die Privathaushalte zu –: Die
Strompreise werden sich im nächsten Jahr um mindes-
tens 8,5 Prozent erhöhen. Die Bürgerinnen und Bürger
brauchen keinen Eiertanz, sondern eine wirkliche Verän-
derung. Dann haben Sie doch den Mut, das Soziale, die
Ökologie und die Ökonomie neu miteinander zu verbin-
den, diese Prämissen neu zueinanderzubringen und zu
sagen: In Zukunft wirtschaften wir nicht mehr auf Kos-
ten anderer, nicht mehr auf Kosten der Natur. Lassen Sie
uns einen New Green Deal machen, einen neuen Deal,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei Ihnen würde ich eher sagen: No Deal!)


der die Gesellschaft anders zusammenfasst und sagt:
Jetzt gehen wir wirklich über die Brücke und verändern
unsere Art zu wirtschaften.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dieser New Green Deal wird ja nicht nur von uns vertre-
ten. Obama nennt ihn; der UN-Generalsekretär nennt
ihn. Wir wissen, wie man an dieser Stelle neue Arbeits-
plätze organisiert, und zwar nicht mit Spritschluckern,
Herr Kampeter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich bin doch nicht für Spritschlucker!)


Sie behaupten immer, Ihr Wischiwaschi – Sie machen
eine Reform, sehen aber keine Sanktionen und keine
Grenzwerte vor; also ist es irgendwie wieder keine Re-
form – sei im Interesse der Wirtschaft. Das ist falsch. Es
ist nicht im Interesse der Wirtschaft und nicht im Inte-
resse der Arbeitsplätze.

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(C (D Lassen Sie mich einmal die EU Corporate Leaders roup on Climate Change zitieren. Mitglieder sind so leine Unternehmen wie die Allianz, Shell und viele anere. Sie haben diese Gruppe gegründet, um gegen erkels Strategie in Europa zu kämpfen. Sie sagen: Der künftige Wettbewerbsvorteil … der EU – besteht darin, die europäischen Unternehmen zu ermutigen und in die Lage zu versetzen, an dem für die nächsten Jahrzehnte in der Weltwirtschaft erwarteten Transformationsprozess mitzuwirken und sich ihm nicht zu verschließen. as sagen selbst die großen Konzerne. Sie sind weiter ls Sie mit Ihren Sprechblasen. Ich fordere Sie an dieser Stelle auf: Nehmen Sie end ich in Brüssel den Fuß von der Bremse! Sie kämpfen in rüssel immer noch gegen die Einführung von CO2renzwerten für Neufahrzeuge. Sie haben sich gerade och einmal gegen Sanktionen ausgesprochen. Wenn heauskommt, was die Bundesregierung in Brüssel vertritt, ann brauchen wir vielleicht gar keine Regelung, weil ie Verbraucher sagen: „Wir kaufen den Scheiß nicht“ (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ihre Umgangsformen lassen tief blicken, Frau Kollegin! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh, oh!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


nd schneller für Klimaschutz sorgen als Sie mit Ihrem
ngeblichen Programm.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Warum sind Sie immer so schlecht gelaunt?)


Sie machen sich an dieser Stelle mit Ihrer verbissenen
alamitaktik auch beim Emissionshandel schuldig.
ann tun Sie noch so mütterlich, als würden Sie die Inte-

essen anderer Mitgliedstaaten mitvertreten wollen. Ich
age Ihnen: Wir sehen, was Sie machen. Sie haben keine
orge um Polen, sondern sind im Hinblick auf den Groß-

nvestor RWE nicht am Klimaschutz, nicht an der Situa-
ion in Polen interessiert, sondern schon wieder nur am
rofit von RWE. So macht man aber keinen Klima-
chutz, und so schafft man auch nicht die Jobs der Zu-
unft.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie haben beim Thema Gerechtigkeit in den letzten

rei Jahren nichts anderes bewirkt als die Tatsache, dass
ie Einkommensschere zwischen Arm und Reich in die-
em Land noch größer wird. Warum können wir in weni-
en Tagen ein Finanzmarktpaket aus dem Boden stamp-
en, aber bis heute nicht die Regelsätze für Hartz-IV-
mpfänger auf 420 Euro erhöhen?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir alle wissen doch: Das Leben ist mit dem heutigen
egelsatz nicht mehr bezahlbar. Warum reden Sie auf
er einen Seite über ein stärkeres Anschieben der
onjunktur und des Konsums, sagen auf der anderen
eite aber nicht, dass Sie mit Progressivmodellen, in






(A) )



(B) )


Renate Künast
denen die Lohnnebenkosten übernommen werden, oder
durch vereinbarte Mindestlöhne dafür sorgen, dass die
Ärmeren ihr Leben finanzieren können? Dieses Geld
würden sie im Übrigen sofort investieren, und dies
würde zum Konsum beitragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wieso behaupten Sie hier, Sie würden in die Zukunft
gehen und Brücken bauen wollen, und haben an dieser
Stelle nicht den Mut, zu sagen: „Ab dem nächsten Jahr
investieren wir über den Haushalt Geld in Bildung“? In
diesem Land gehen 20 Prozent der Schülerinnen und
Schüler mit 15 aus der Schule, ohne lesen und rechnen
zu können, also auf Grundschulniveau. Das ist nicht in
Ordnung. Das ist ungerecht. Da antwortet man mit ei-
nem Bildungssoli, indem die ganze Gesellschaft die Fi-
nanzierung von Kindergärten und Schulen für jedes
Kind und nicht nur für die der Reichen übernimmt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man kann an dieser Stelle nur dankbar sein, dass sich der
Osten dem westdeutschen System schon verweigert hat.
Das Schulsystem im Osten ist eher Vorbild für den Wes-
ten. Was machen Sie? Sie finanzieren weder Bildung
noch schaffen Sie mehr Studienplätze.

Mein letzter Punkt: Frau Merkel, Sie haben beim
Thema Gerechtigkeit das Soziale und die Marktwirt-
schaft angesprochen; so sage ich es einmal. Wir haben
hier in wenigen Tagen ein Finanzmarktpaket aus dem
Boden gestampft. Was aber immer noch fehlt, ist, dass
Sorge dafür getragen wird, dass die Regeln für den
Finanzmarkt endlich so aufgestellt werden, dass die
Kundinnen und Kunden der Banken und Finanzdienst-
leister, dass das Individuum, dass Otto Normalverbrau-
cher nicht mehr über den Tisch gezogen werden können.
Diesbezüglich haben Sie bisher noch gar nichts geleistet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mehreren Tausenden von Beratungsstellen und Filia-
len der Finanzdienstleister und Banken stehen nur unge-
fähr 180 Verbraucherzentralen gegenüber, wo man
eine unabhängige Beratung bekommen kann. Ich frage
Sie: Wie finanzieren Sie die unabhängige Beratung der
Kunden in Zukunft? Wie finanzieren Sie jetzt die Bera-
tung und den Schutz der vielen Opfer, zum Beispiel von
Lehman Brothers? Wann schaffen Sie endlich eine
Finanzaufsicht, die die einzelnen Produkte untersucht
und kontrolliert und die Produkte nur dann zulässt, wenn
sie okay sind? Schaffen Sie Regeln für das Zustande-
kommen von Verträgen – das brauchen wir – und eine
Beweislastumkehr bei falscher Beratung! Wir brauchen
Haftungsregeln, damit diejenigen, die die Leute ins Un-
glück „organisieren“, dafür auch privat haften.

Sie tun so, als hätten Sie bei der Finanzmarktkrise
Ihre Hausaufgaben gemacht. Nein, Millionen von Bür-
gern stehen heute, morgen und übermorgen vor der Citi-
bank oder bei Lehman Brothers und fragen: Wo ist mein
Geld? An der Stelle haben Sie nichts getan. Nur die Ban-
ker und die Banken haben Sie geschützt.


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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie haben vorhin überhaupt nicht aufgepasst!)


Ich gebe ja zu, dass die Rede von Frau Merkel hinten
aus ein bisschen besser wurde.

Was macht Frau Mustermann? Sie fragt: Wo ist mein
eld geblieben? Wer hilft ihr, sich durchzusetzen? Wer

orgt dafür, dass die Menschen, die mehr Eigenverant-
ortung für die Zukunft übernehmen sollen, in Zukunft
icht wieder auf die falschen Finanzdienstleistungen he-
einfallen? An dieser Stelle haben Sie nichts getan. An
ieser Stelle zeigt sich aber, ob Sie es mit einer sozialen
nd – ich sage – ökologischen Marktwirtschaft ernst
einen. Eine soziale Marktwirtschaft ist unter den Be-

ingungen des globalen Handels und der globalen Finan-
en nur dann möglich, wenn Sie die Konsumenten, die
erbraucher wirklich rechtlich schützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Frau Merkel, Sie haben uns am Anfang Ihrer heutigen

ede erzählt, wie schwer die nächsten Jahre werden. Ich
laube, dass Ihre Rede über das Jahr 2009 dazu diente,
ich vorab schon einmal zu exkulpieren, dass Sie nichts
un können. Wir warten darauf, dass es endlich einen
ufbruch gibt. Wir warten auf neue Bedingungen des
irtschaftens. Wir warten darauf, dass man endlich aus

em Stillstand der letzten drei Jahre ausbricht und die
ehaupteten Ziele und Visionen endlich zu den Taten
assen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir warten auf das Ende Ihrer Rede, auf das Ende Ihrer Keiferei hier!)


Hören Sie endlich auf, den alten Lobbyismus zu pam-
ern und zu unterstützen! Dieses Land muss losgehen.
ch sage Ihnen ehrlich: Dieses Land hat eine bessere Re-
ierung verdient, eine, die nicht über Brücken schwadro-
iert, sondern selber eine Brücke baut, die zukunfts-
rientierte Politik und keine rückwärtsgewandte macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618901000

Ich gebe das Wort dem Fraktionsvorsitzenden der

DU/CSU, Volker Kauder.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1618901100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Dieser Bundeshaushalt gibt in außergewöhnli-
her, in ungewöhnlicher Zeit Antworten. Er wurde zu ei-
em Zeitpunkt aufgestellt, als ein paar von denen, die
eute sagen, sie hätten es damals schon gewusst, erkannt
aben wollten, aber viele noch nicht erkennen konnten,
as sich an den Finanzmärkten und in der Folge auch in
er Wirtschaft entwickelt. Diese Regierungskoalition hat
ehr schnell reagiert. Sie hat nicht nur wie Frau Künast
ahergeredet, sondern sie hat konkret gehandelt. Sie gibt
onkrete Antworten auf die Fragen, die die Menschen in
nserer Zeit stellen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
Dieser Bundeshaushalt, der konkrete Antworten gibt,
trägt dazu bei, die Menschen zu stabilisieren, ihnen Zu-
versicht zu geben. Frau Künast, was Sie hier gemacht
haben, ist das genaue Gegenteil davon. Ich will Ihnen
einmal sagen, wie die Realität in unserem Land ist. Das
Institut für Demoskopie in Allensbach hat in diesen Ta-
gen die Meinung der Menschen erfragt. Dabei kam et-
was ganz anderes heraus. Da sieht man, dass Sie in Ihrer
ideologischen Rede verfangen und meilenweit von den
Menschen in unserem Land entfernt sind, Frau Künast.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Insgesamt, so das Institut in Allensbach, ist die Stim-
mung der Bevölkerung von einer großen Skepsis, aber
keineswegs von einer krisengetriebenen Weltuntergangs-
stimmung geprägt. Nur 27 Prozent sehen den kommen-
den Monaten mit großen Befürchtungen entgegen,
28 Prozent sehen ihnen mit abwartender Skepsis entge-
gen, aber 35 Prozent sind nach wie vor optimistisch ge-
stimmt, vor allem die junge Generation. Es gilt, diesen
grundlegenden Optimismus, für den es aufgrund dessen,
was die Regierungskoalition macht, auch Anlass gibt, zu
stärken und ihn nicht mit dümmlichen Reden zu schwä-
chen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es kommt also ganz entscheidend darauf an, die Lage
realistisch einzuschätzen und daraus die richtigen Kon-
sequenzen zu ziehen. Es kommt darauf an, den Men-
schen die Wahrheit zu sagen. Dazu gehört, dass die
Finanzkrise natürlich Auswirkungen auf die Wirtschaft
hat. Dazu gehört aber auch, dass wir in diesem Land
nach drei Jahren Regierung Merkel und Großer Koali-
tion stärker sind als zuvor und deswegen diese Heraus-
forderung packen und meistern können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann nur sagen: Es ist gut, dass Merkel und
Steinbrück die Krise managen und nicht Künast und
Lafontaine die Krise in unserem Land meistern müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man muss der Führung der Regierung außerordentlich
dankbar sein.

Welche Antworten gibt nun der Bundeshaushalt? Der
Bundeshaushalt zeigt: Wir müssen als Staat, als Land
das tun, was wir tun können.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können gar nichts!)


Das heißt, wir müssen im nächsten Jahr Investitionen tä-
tigen, um Arbeitsplätze zu erhalten. Aber es geht nicht
ausschließlich darum, Arbeitsplätze zu erhalten, sondern
auch darum, dass alle Maßnahmen, die wir als Staat er-
greifen, darüber hinaus eine Zukunftsperspektive haben.
Die habe ich bei Ihnen total vermisst.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


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(C (D Unsere Devise lautet: Wir als Staat machen etwas, das rbeitsplätze schützt und dafür sorgt, dass wir gestärkt us der Krise herauskommen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


as heißt, dass wir in dem einen oder anderen Bereich,
o wir noch etwas machen müssen, wo wir in der Ver-
angenheit etwas weniger getan haben, weil wir unter
em Gesichtspunkt der Haushaltskonsolidierung Inves-
itionen nicht in dem Umfang haben tätigen können, wie
ir es uns gewünscht haben, durchaus ein Defizit haben.
ie Bundeskanzlerin hat das angesprochen. Deswegen

st es richtig, durch konjunkturstärkende Maßnahme ei-
en Impuls zu geben, indem wir Investitionen tätigen
nd auslösen. Investitionsorientierte Verschuldung ist
ie Antwort in diesem Haushalt. Das ist genau die rich-
ige Antwort. Nicht Schulden für den Konsum, sondern
chulden für Investitionen, die uns nach der Krise stär-
er machen, das ist die Antwort, die wir jetzt geben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das sind die Investitionen im Straßenbau. Das sind
ie Investitionen über die Fördermittel der KfW, die ge-
annt worden sind. Das sind natürlich auch die Investi-
ionen in die Strukturen der Zukunft, nämlich in das In-
ernet, die wir so dringend brauchen. Es gilt, in dieser
eit bei diesen Herausforderungen Kurs zu halten und
en Kurs nicht aus den Augen zu verlieren.

Kurs zu halten heißt: Die Ziele, die wir uns gesetzt
aben, verfolgen wir auch in dieser Situation weiter. Na-
ürlich wollen und werden wir – das ist ein Ziel – unse-
en Beitrag leisten, den Klimawandel zu bekämpfen. Der
limawandel lässt sich nämlich durch Finanzkrise und
irtschaftskrise in keiner Weise beeindrucken. Deswe-

en werden wir Kurs halten.

Frau Künast, es ist überhaupt nicht die Rede davon,
ass wir unsere Ziele aus den Augen verlieren.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ja!)


ie aber haben einfach planlos ein Ziel formuliert, ohne
u sagen, in welchen Schritten man es erreichen kann,
odass Arbeitsplätze bestehen bleiben und die Klima-
chutzziele erreicht werden. Genau das ist die intelli-
ente Herausforderung, die wir annehmen und auch an-
acken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es kommt ganz entscheidend darauf an, dass wir bei-
pielsweise in der Automobilindustrie sowohl das Ziel
es Klimaschutzes als auch des Erhalts von Arbeitsplät-
en verfolgen. Ich glaube aber auch, dass wir der Auto-
obilindustrie sagen müssen: Es geht nicht nur darum,

ich Gedanken zu machen, wie wir neue Automobile auf
en Markt bringen können, sondern wir müssen uns Ge-
anken darüber machen, wie wir miteinander Mobilität
roduzieren und wie wir auf bestimmte Situationen rea-
ieren. Da halte ich Ansätze, wie wir sie heute erleben,






(A) )



(B) )


Volker Kauder
für völlig richtig: der Einstieg in das Elektroauto, in das
Hybridauto und in neue Konzepte für Bewegung und
Mobilität in unserem Land.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie vor einem Jahr noch herumgeschrien, wenn man das gesagt hat!)


Genau das sind die richtigen Themen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage auch in Richtung Opel: Überall dort, wo der
Staat hilft, überall dort muss er auch Wert darauf legen,
dass es nicht nur ein „Weiter so“, sondern dass es auch
neue, in die Zukunft gerichtete Ansätze gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es geht nicht nur ausschließlich darum, Arbeitsplätze zu
erhalten, sondern auch darum, in dieser Krise ganz be-
sonders Zukunftsaspekte zu stärken.

Wenn wir sagen, wir dürfen unsere Ziele nicht aus
den Augen verlieren, gilt dies natürlich auch für unsere
Haushaltsziele. Ich kann mich manchmal nur wundern,
wenn ich morgens die Zeitungen aufschlage und lese,
was da jeden Tag für neue Vorschläge kommen, gerade
auch von denen, die uns noch vor einigen Tagen und
Wochen gesagt haben, vor allem für die nachfolgende
Generation sei nichts schlimmer als Verschuldung und
wir dürften den Haushalt nicht außer Rand und Band ge-
raten lassen. Deswegen kommt es auch jetzt wieder da-
rauf an, den richtigen Mix aus einer investitionsstimulie-
renden, akzeptablen Verschuldung und der Erkenntnis zu
finden, dass die Schulden von heute die Steuern von
morgen sind und dass sie eines Tages gezahlt werden
müssen.

Wir werden – darüber sind wir uns in der Koalition ei-
nig – kein Wettrennen machen und jeden Tag neue Mil-
liarden auf den Markt werfen, sondern wir werden sehr
genau prüfen, was Sinn macht. Nicht jeden Tag neue
Milliarden anbieten macht Sinn, sondern genau zu über-
legen, was wir tun müssen, also Investitionen tätigen und
auslösen, Arbeitsplätze sichern und neue Strukturen auf-
bauen, aber nicht ein Wettrennen in der Weise veranstal-
ten, dass derjenige, der am meisten fordert, auch am
meisten Applaus in unserem Land erhält.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich bin überzeugt davon, dass wir dieses Ziel des aus-
geglichenen Haushalts erreichen können. Wenn wir jetzt
das Richtige tun, dann werden die Antriebskräfte im
nächsten Jahr dazu führen, dass wir wirtschaftlich zwar
kein Wachstum haben, dass wir aber für 2010 wieder
eine Perspektive entwickeln können. All die Befürchtun-
gen, die jetzt laut werden, es würde über das Jahr 2009
hinaus schwieriger, kann ich überhaupt nicht teilen. Ich
bin zuversichtlich, dass das, was wir mit diesem Haus-
halt in dieser Woche auf den Weg bringen, die Basis da-
für ist, dass wir im nächsten Jahr eine Perspektive für
Entwicklung haben werden.

Ich sage Ihnen weiter, dass wir an dem Ziel der Null-
verschuldung auch in der Föderalismusreform II fest-

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(C (D alten werden. Lieber Kollege Struck, ich bin der Meiung, dass wir das Ziel der Nullverschuldung und die öglichkeit von Ausnahmen in besonderen Situationen usdrücklich festschreiben sollten. Das, was im Augenlick geschieht, wäre eine solche besondere Situation. ch möchte allerdings nicht, dass die Kriterien für eine euverschuldung so festgesetzt werden, dass man diese uasi in jeder Situation erfüllt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja!)


eswegen fordert die CDU/CSU-Bundestagsfraktion im
ahmen der Föderalismusreform II eine Nullverschul-
ung mit Ausnahmemöglichkeiten, aber keine aufge-
eichte Nullverschuldung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir wollen an unseren Zielen festhalten. Dazu gehört
uch das, was der Kollege Struck angesprochen hat: Wir
üssen uns auch in Zukunft gegen den weltweiten Ter-

or wehren; denn der weltweite Terror hat seine Aktivi-
äten nicht eingestellt. Deswegen kann ich nur hoffen,
ass der Bundesinnenminister doch noch die notwendige
ustimmung zu seinem BKA-Gesetz bekommt, sodass
s in Kraft treten kann. Ich hoffe, dass es uns gelingt,
ieses Gesetz, das die Koalition und der Deutsche Bun-
estag beschlossen haben und das Peter Struck als ein
utes Gesetz bezeichnet hat, über die Rampe zu heben
nd dafür zu sorgen, dass das Bundeskriminalamt, für
as Wolfgang Schäuble zuständig ist, so arbeiten kann,
ass es den Terrorismus wirksam bekämpfen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich erinnere mich noch sehr gut daran, was geschah,
ls die CDU/CSU-Bundestagsfraktion vor einigen Mo-
aten ihre Sicherheitsstrategie vorgelegt hat, in der wir
uch einige Punkte, die für Wirtschaft und Welthandel
ichtig sind, erwähnt haben. Es wurde eine Diskussion
arüber begonnen, was die Unionsfraktion damit eigent-
ich vorhat. Zum Teil wurde unsere Sicherheitsstrategie
ogar ins Lächerliche gezogen. Wir haben darin einen
atz formuliert, der heute Allgemeingut ist, über den
an damals aber gestaunt hat: Wir müssen unsere See-

andelswege schützen, weil sie die Voraussetzung dafür
ind, dass auch in Zukunft wirtschaftliche Entwicklung
tattfinden kann.

Vor diesem Hintergrund halte ich es für selbstver-
tändlich, dass wir die Piraterie bekämpfen. Ich bin der
undesregierung dankbar, dass sie jetzt schnell handelt,
amit wir uns daran beteiligen können. Es wäre wirklich
in unmöglicher Zustand, wenn sich alle Länder an der
ekämpfung der Piraterie beteiligen würden, die Deut-

chen aber abseits stünden, obwohl auch ihre Schiffe be-
roffen sind. Ich fordere die Bundesregierung auf, jetzt
chnell Ergebnisse zu erzielen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
Viele wissen vermutlich gar nicht, dass die Piraterie
kein Randereignis ist. Seit Jahresbeginn wurden auf un-
seren Seewegen mehr als 90 Schiffe gekapert. Wir erfah-
ren von solchen Vorfällen immer nur dann, wenn es um
große Schiffe geht. Insgesamt sind aber mehr als
90 Schiffe betroffen. Fast 400 Mann Besatzung sind vor
Somalia festgesetzt. Es besteht die zwingende Notwen-
digkeit, etwas dagegen zu unternehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, wir ha-
ben allen Grund, an dieser Stelle nicht nur der Bevölke-
rung für ihre Vernunft und ihr Augenmaß in dieser Krise
zu danken, sondern auch all denjenigen Dank zu sagen,
die dabei helfen, diese Krise zu überwinden und die das
Rückgrat der deutschen Wirtschaft sind: den mittelstän-
dischen Unternehmerinnen und Unternehmern,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


die nicht bei jedem Windstoß umfallen, die ihre Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer nicht entlassen, sondern
überlegen, wie sie auf andere Art und Weise über die
Runden kommen können, und die lieber etwas Geld aus
ihrem Privatvermögen nehmen, als die Leute, die ihre
Firma seit vielen Jahren mit ihnen gemeinsam gestalten,
in die Wüste zu schicken.

Es ist richtig, dass die Regierungskoalition und die
Bundesregierung einen Schwerpunkt darauf legen, die
mittelständischen Unternehmen zu stützen. Ich bin für
die Zusage der Bundeskanzlerin, dass das Programm der
KfW am Montag starten kann, dankbar. Ich hoffe, dass
die Prüfung nicht wie sonst mehrere Wochen oder Mo-
nate dauert, sondern dass schnell gehandelt werden
kann, sodass unsere mittelständischen Unternehmerin-
nen und Unternehmer sagen können: Von dieser Regie-
rung bekommen wir in schwieriger Zeit Hilfe; wir wer-
den dafür sorgen, dass dies auch die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer in unseren Firmen spüren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In diesen Tagen wird sehr viel über Manager gespro-
chen. Wir haben allerdings allen Grund, auch denen zu
danken, die ihren Anteil daran haben, dass wir in den
letzten drei Jahren gut vorangekommen sind: den Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmern in unserem Land, den
Rentnerinnen und Rentnern und den mittelständischen
Unternehmern. Allen dreien, den Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmern, den Rentnerinnen und Rentnern und
unseren mittelständischen Unternehmerinnen und Unter-
nehmern, dient unser Konzept. Wir haben eine richtige
Antwort auf das, was jetzt auf uns zukommt, und ich
rate, das jetzt umzusetzen und nicht bereits wieder mit
neuen Dingen zu kommen und die Menschen zu irritie-
ren. Ich sage den Menschen in diesem Land: Wir fahren
auf Sicht, und wir reagieren sofort, wenn es notwendig
wird, aber wir geben ihr Geld nicht unnötigerweise aus,
nur um zu zeigen, dass wir als Politikerinnen und Politi-
ker einfach alles können. Das tun wir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


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(C (D Verantwortungsbewusst zu handeln, sich selber zu becheiden und nur das zu tun, was wirklich notwendig ist nd hilft, das ist das Konzept dieser Bundesregierung. afür auch herzlichen Dank an Angela Merkel, an Peer teinbrück und an die ganze Bundesregierung. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618901200

Für die FDP-Fraktion gebe ich ihrem Fraktionsvorsit-

enden Dr. Guido Westerwelle das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1618901300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Ich will zunächst eine Bemerkung an meinen
ollegen Volker Kauder richten. Was Sie, Herr Frak-

ionsvorsitzender, lieber Volker, hier am Anfang gesagt
aben, finde ich an einer Stelle sehr schwierig und mei-
er Meinung nach der Debatte auch nicht angemessen.

Wir befinden uns hier in einer Generaldebatte und
treiten doch nicht über die Qualität von Deutschland,
ondern über die Qualität der Politik der Regierung.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Volker Kauder [CDU/CSU]: Richtig!)


enn die Opposition die Regierung kritisiert, dann redet
ie Deutschland nicht schlecht, sondern wir sind genauso
atrioten. Ob wir auf der Regierungsbank, in der Oppo-
ition oder in den Koalitionsfraktionen sitzen, wir lieben
nser Land. Deswegen wollen wir eine andere Politik,
m das an dieser Stelle klar zu sagen.


(Beifall bei der FDP – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Unstrittig!)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben in Ihrer Rede im
runde genommen tatsächlich vorgebaut. Sie haben hier
esagt, 2009 werde das Jahr der schlechten Nachrichten
ein. Das ist natürlich eine politisch vorbeugende bzw.
orsorgende Erklärung, die hier abgegeben worden ist.
eil das aber die letzte Haushaltsdebatte sein wird, die
ir in dieser Legislaturperiode führen werden, möchte

ch schon noch einmal an die großen Debatten erinnern,
ie wir in den letzten Jahren geführt haben, also an die
etzten drei Haushaltsdebatten, seitdem die sogenannte
roße Koalition im Amt ist. Jedes Mal haben Sie sich
ier hingestellt und gesagt, dass das Ihr Aufschwung ist.
as war entweder einmal ein Schröder-Aufschwung,
der es war ein Merkel-Aufschwung. Mit dem Ab-
chwung wollen Sie nichts zu tun haben. Der Auf-
chwung war Merkel, der Abschwung ist Bush. Das
laubt Ihnen niemand. Das ist absoluter Unfug.


(Beifall bei der FDP)


Wir brauchen keine Regierung, die vor schwierigen
eiten warnt, sondern wir brauchen eine Regierung, die

n schwierigen Zeiten handelt.


(Beifall bei der FDP – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Tun wir ja! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zustimmung!)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Das ist das Entscheidende, worum es geht. Wir brauchen
auch keine Regierung, die den Deutschen gut zuredet,
sondern die Deutschen brauchen eine Regierung, die
Gutes für sie tut. Das ist das Entscheidende, weshalb wir
das, was Sie uns hier vorgelegt haben, völlig anders be-
werten.

Natürlich haben Sie nicht tatenlos herumgesessen. Sie
sind verantwortungsvolle Persönlichkeiten. Wer bestrei-
tet das denn?


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Frau Künast!)


Natürlich haben Sie in Anbetracht einer Krise nicht ta-
tenlos zu Hause gesessen und Däumchen gedreht. Natür-
lich haben Sie sich abgearbeitet. Das ist doch gar keine
Frage. Wir kritisieren weniger, dass Sie ein Sammel-
surium von Maßnahmen gefunden haben. Das Problem
Ihrer Regierung ist, und zwar auch aufgrund der Un-
einigkeit in Ihrer Koalition, dass Sie in Wahrheit keinen
gemeinsamen Weg mehr finden können.

Herr Kollege Kauder, Sie sagen, Sie fahren auf Sicht.
Ich sage: Sie stehen mitten im Nebel. Sie fahren auf
Sicht, und Sie wissen nicht, wohin Sie wollen.


(Beifall bei der FDP)


Wer keinen Standpunkt hat, der kann seinem Land
auch keine Orientierung geben. Sie haben keinen ge-
meinsamen Standpunkt mehr. Das drückt sich hier aus.
Das ist alles aus der Not geboren. Das mit dem Sammel-
surium ist ja nicht etwa die Kritik der bösen oppositio-
nellen FDP, sondern das ist das, was Ihnen Ihr eigener
Wirtschaftssachverständigenrat sagt. Der Sachverständi-
genrat der Bundesregierung sagt: Sie haben ein sinnloses
Sammelsurium beschlossen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb wollen sie ihn abschaffen!)


– Frau Kollegin Künast, das ist ein wichtiger Zwischen-
ruf, den Sie gerade gemacht haben. Der Sachverständi-
genrat der Bundesregierung kritisiert die Bundesregie-
rung, sagt, das, was Sie jetzt in der Krise machen, sei
putzig und ein sinnloses Sammelsurium, und die Ant-
wort der Koalition in Form von Herrn Kollegen Struck
ist: Dann schaffen wir diesen Sachverständigenrat eben
ab.


(Beifall bei der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das kennen wir aus der Antike: Man köpft den Boten,
weil einem die Nachricht nicht passt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wollen
einmal über das reden, womit Sie sich an die Bürger und
Bürgerinnen wenden. Das ist das, was Sie im Augen-
blick in Anzeigen millionenfach verbreiten: Häkchen-
politik, acht Häkchen. Das ist das, warum sich Deutsch-
land keine Sorgen mehr machen soll. Das sind die viele
Millionen teuren Anzeigen der Bundesregierung, millio-
nenfach herausgegeben von Ihnen auf Kosten der Steu-
erzahler: Liebe Deutsche, macht euch keine Sorgen. Wir
haben acht Häkchen für euch gefunden. Acht Häkchen!

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(C (D Grund für diese Häkchenpolitik ist in Wahrheit, dass mmer dann, wenn die SPD in dieser Großen Koalition in Häkchen durchsetzen kann, auch die Union eines urchsetzen möchte. Das ist in Wahrheit das Problem. ie lähmen sich. Dabei zeigt sich eines: Große Mehrhei en sind noch lange nicht zu großer Politik fähig. Viel zu ft ist es nur sehr kleines Karo, was Sie hier fahren. Natürlich kommt niemand aus der Opposition auf die dee, der Regierung allen Ernstes vorzuwerfen, sie habe en Abschwung verursacht. Wir werfen Ihnen doch icht vor, dass die Krise kommt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Doch, Lafontaine hat es erklärt!)


(Beifall bei der FDP)


Herr Kollege Kampeter, mich für Herrn Kollegen
afontaine verantwortlich zu machen, ist ihm und mir
egenüber sehr ungerecht.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


ch glaube, das können Sie getrost zurücknehmen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Okay, ich nehme es zurück!)


Wir werfen Ihnen ja nicht vor, Frau Bundeskanzlerin,
eine Damen und Herren von der Bundesregierung,

ass die Krise da ist. Wir wissen, dass sowohl der Auf-
chwung als auch der Abschwung sehr viel mit der Welt-
irtschaft zu tun hat und dass wir nicht alles beeinflus-

en können. Wir würden uns auch überheben, wollten
ir diese Illusion bei den Bürgern hervorrufen.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Richtig!)


Aber das Entscheidende ist: Nicht, dass die Krise da
st, kritisieren wir an der Arbeit der Bundesregierung,
ondern wir kritisieren, dass Sie in guten Zeiten, in den
etten Jahren für die mageren Jahre nicht vorgesorgt ha-
en und dass Sie jetzt, da die mageren Jahre weiß Gott
or der Tür stehen – in Wahrheit sind wir mittendrin –,
mmer noch nicht beherzt handeln, sondern sich immer
och mit einer Politik der kleinen Schritte zufriedenge-
en. Sie merken gar nicht: Ihre Politik der kleinen
chritte, die einmal von der Großen Koalition als neues
olitikprojekt gelobt wurde, ist eine Politik der einge-
chlafenen Füße geworden, weil Sie sich nicht mehr ei-
ig sind. Das ist das eigentliche Problem dieser Regie-
ung.


(Beifall bei der FDP)


Nun wird einem Abgeordneten der Opposition – das
ilt für alle, wenn auch mit großen Unterschieden –,
enn er hier spricht, immer der Vorwurf gemacht – wir
aben ihn eben auch gehört –: Sie reden ja nur, Sie han-
eln nicht. Was für ein – entschuldigen Sie bitte – bana-
er Vorwurf! Die Opposition hat immer nur die Macht
es Wortes, und die Regierung hat die Pflicht zur guten
at. An beiden muss der Wähler sie messen. So ist es
un einmal in der Demokratie aufgeteilt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: So soll es auch bleiben!)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Übrigens: Tut mal nicht so, als wärt ihr als Regie-
rungsabgeordnete auf die Welt gekommen. Wir saßen
bis vor drei Jahren noch zusammen. Da habt ihr es auch
nicht gemocht, wenn es immer hieß, ihr redet das Land
schlecht. Also fangt nicht an, so über uns zu reden, nur
weil ihr jetzt drei Jahre auf der Regierungsbank sitzt –
wer weiß, wie lange noch, meine sehr geehrten Damen
und Herren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Damals war es berechtigt, jetzt ist es unberechtigt!)


– Volker, ist geschenkt. Warten wir einmal ab, wie lange
noch! Macht ist ja begrenzt, und es ist nicht ausgemacht,
ob einer Kiesinger wird oder Kohl. Das muss man alles
einmal abwarten. Wie es weitergeht, entscheiden die
Wählerinnen und Wähler.

Meine Damen und Herren, ich möchte an der Stelle
aber nicht nur uns einbringen, sondern ich möchte, wenn
Sie erlauben, noch darauf eingehen, dass es immer heißt,
international sei die Politik der Regierung unumstritten;
das sei alles wunderbar. Das entspricht nämlich nicht
den Tatsachen.

Wenn Sie mit internationalen Gästen zu tun haben,
die uns besuchen und die anschließend von Ihnen be-
sucht werden – weil Sie eine mächtige Frau sind, will ich
die Namen nicht nennen –, dann hört man schon einmal
den Satz: „First she came too late and then she was
wrong“.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das stimmt doch gar nicht!)


Diese Meinung wird nicht nur in Großbritannien und
in der Europäischen Union vertreten, sondern das konn-
ten alle Deutschen am Montag bei Ihrem Besuch in Paris
am Fernsehschirm verfolgen. Da steht die deutsche Re-
gierungschefin, der ich in Herzlichkeit zugewandt bin


(Zurufe: Oh!)


– ich darf Sie in aller Freundlichkeit bitten, durch Ihr
Raunen keine wirklich absurden Gerüchte in die Welt zu
setzen –,


(Heiterkeit bei der FDP)


neben dem französischen Staatspräsidenten, sie erzählen
in großer diplomatischer Manier, was man immer so tut,
nach dem Motto „Wir sind uns alle einig“, und dann sagt
Frankreichs Präsident Sarkozy – Angela Merkel steht
daneben, und es gefriert ihr das Lächeln –: Wir sind uns
einig, dass wir weitere Maßnahmen ergreifen müssen.
Frankreich arbeitet daran. Deutschland denkt darüber
nach.


(Heiterkeit bei der FDP)


Das sind die internationalen Bewertungen. Frau
Bundeskanzlerin, das war kein Handkuss; das war eine
Ohrfeige.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


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(C (D as ist kein petit bisou – geringe Kenntnisse im Franzöischen habe ich auch –; es ist eine massive Kritik an em, was vorgetragen ist. Es wird immer wieder gesagt, das sei alles nur oppoitionelles Gerede. Aber in Europa wird das gemacht, as von der liberalen Opposition vorgeschlagen wird. In ahrheit sind Sie mit Ihrer Politik, die Steuern nicht zu enken, in Europa die Exoten. Wenn Sie es immer noch nicht verstanden haben, sollen Sie die Titelseite der Süddeutschen Zeitung von eute lesen: „Brüssel drängt Merkel zu Steuersenkung“. ir wollen eines festhalten: Die Europäer drängen zur teuersenkung. Unsere Nachbarländer wollen die Steurn senken. Die Wirtschaftsverbände, Handwerksverände und Verbraucherverbände in Deutschland wollen ie Steuern senken. er Wirtschaftsminister – unser Quantum Trost in der egierung – (Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zuruf von der FDP: Die FDP auch!)


ill die Steuern senken. Die Ministerpräsidenten Herr
üller und Herr Seehofer wollen die Steuern senken.

Wir halten Folgendes fest: Die SPD will nicht die
teuern senken. Die Grünen wollen nicht die Steuern
enken. Die Linkspartei will nicht die Steuern senken.


(Widerspruch bei der LINKEN)


rau Merkel will nicht die Steuern senken. Frau Merkel,
ie befinden sich in der falschen Gesellschaft. Da müs-
en Sie wieder raus!


(Beifall bei der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen der Union, Sie la-
hen jetzt,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)


eil Sie sich darüber freuen; denn Sie werden ganz mu-
ig als Heldinnen und Helden der Unionsfraktion nächste

oche auch einmal für Steuersenkungen stimmen dür-
en – folgenlos auf eurem Bundesparteitag. Ihr solltet
ber nicht auf eurem Bundesparteitag nächste Woche für
teuersenkungen stimmen, sondern im Deutschen Bun-
estag. Das wäre eure Verantwortung für Deutschland.


(Beifall bei der FDP)


er Sachverständigenrat und alle anderen empfehlen
as.

Es heißt immer, Deutschland habe kein Geld für Steu-
rsenkungen. Mittlerweile macht sich eine spannende
rgumentation breit. Gehen wir doch einmal im Haus-
alt der Frage nach, ob wir kein Geld für Steuersenkun-
en haben. Abgesehen davon sollten wir aber festhalten,
ass die Europäer Steuersenkungen durchführen. Statt-
essen erhöhen Sie die Steuern.

Nach dem von Ihnen gefundenen Erbschaftsteuer-
ompromiss, der mit neun zu elf Stimmen unter
bwesenheit aller anderen CSU-Abgeordneten in der






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Landesgruppe mutig beschlossen wurde, hat Finanz-
minister Peer Steinbrück einen bemerkenswerten Brief
verfasst. Wir halten zur Erbschaftsteuerreform eines fest
– wie Sie gemerkt haben, formuliere ich diplomatischer,
seitdem wir dort zusammen regieren –: Die Länder um
uns herum reden nicht darüber, wie man die Erbschaft-
steuer erhöhen könnte, und sie verkünden auch keinen
Sieg, wie es Herr Steinbrück per Brief an die SPD-Abge-
ordneten geschrieben hat: Was für ein Erfolg für die So-
zialdemokraten!


(Dr. Peter Struck [SPD]: Ja genau! Ganz richtig!)


Wir haben das Volumen der Einnahmen aus der Erb-
schaftsteuer erhöht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich halte fest, dass die Erbschaftsteuerreform ein Erfolg
der Sozialdemokraten in der Koalition ist. Ich finde ihn
aber furchtbar. Gerade deswegen kritisiere ich ihn an
dieser Stelle.


(Beifall bei der FDP)


Was mir nicht einleuchten will, ist die lustvolle
Freude, mit der Sie einen solchen Unfug bei der Erb-
schaftsteuer mitmachen. Die anderen schaffen die Erb-
schaftsteuer ab, während wir darüber reden, wie man sie
erhöhen kann. Nun hat man einen großartigen Begriff
gefunden, um der Verfassungswidrigkeit zu entgehen:
die Kernfamilie. Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn
ein Onkel oder eine Tante Nichten und Neffen und wenn
eine Schwester ihrem Bruder etwas vererben will, dann
gilt ein Freibetrag in Höhe von 20 000 Euro. Anschlie-
ßend werden Steuersätze von 30 bis 50 Prozent erhoben.
Das ist in meinen Augen eine Enteignung durch den
Steuerstaat. Was dort stattfindet, ist unfair. Sie werden
das beschließen. Wie können Sie nur!?


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD)


– Sie haben eine andere Haltung dazu. Das ist auch legi-
tim. Aber Sie erlauben mir, dass ich unsere Haltung da-
gegenstelle.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Es gilt immer noch Meinungsfreiheit!)


Nehmen wir als Beispiel die Familienbetriebe. Sie
tun so, als wäre alles prima.160 Familienbetriebe sagen:
Um Gottes willen, lasst diesen Murks bei der Erbschaft-
steuer! Diese Familienbetriebe haben sich vor zehn Ta-
gen schriftlich an die Bundesregierung gewendet und
gesagt: Wir werden gezwungen sein, ins Ausland abzu-
wandern. – Das ist aus unserer Sicht ein ganz schwerer
Fehler zulasten der Familienbetriebe. Was machen Sie?
Sie sagen: Wenn man zehn Jahre den ererbten Betrieb
mit derselben Lohnsumme, also mit der gleichen Zahl an
Arbeitsplätzen, die man im Durchschnitt in den letzten
fünf Jahren hatte, fortführt, dann ist man erbschaftsteuer-
frei. Das ist absoluter Irrsinn; denn jeder weiß, dass die
wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten zehn Jahren
im Schnitt vermutlich schwächer sein wird als in den
letzten Jahren. Jeder weiß, dass niemand eine solche Ga-
rantie für zehn Jahre geben kann. Wir hatten gute fünf

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(C (D ahre. Diese sollen nun als Maßstab herhalten. Sie entignen Familienbetriebe und die betreffenden Familien. as ist keine Belohnung der Arbeitnehmer. err Kollege Kauder sagt an dieser Stelle: Wir bedanken ns bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für hren Fleiß. Was haben Sie getan? Sie haben sich bei den rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland it der höchsten Steuererhöhung in der Geschichte die er Republik bedankt. Aus dieser Verantwortung werden ir Sie nicht entlassen. Sie stehen für höhere Steuern nd höhere Schulden. Solide ist etwas anderes. Sie erklären uns ständig, warum Steuersenkungen im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – icht möglich sind. Möglich ist aber Hilfe für einzelne nternehmen und Branchen. Das halten wir für falsch. atürlich ist es richtig, dass sich die Bundesregierung it den Landesregierungen zusammensetzt, wenn ein olches Drama wie bei Opel passiert. Es ist sicherlich elbstverständlich – wer will das bestreiten? –, dass man, enn man Verantwortung für Zehntausende Bürgerinnen nd Bürger, die um ihre Zukunft bangen, trägt, Gesprähe führt und sich darüber Gedanken macht, was zu tun st. Täten Sie es nicht, würden wir Sie mit Sicherheit kriisieren. Es ist richtig, dass Sie das tun. Aber die Antort, die Sie geben, ist falsch. Was werden Sie denn achen? Heute ruft Opel. Morgen ruft das zweite Unter ehmen, das ebenfalls wichtig ist. Übermorgen ruft das ritte, dann das vierte, das fünfte und das sechste. Es ird im nächsten Jahr Dutzende Unternehmen geben, ie in ernsthafte Schwierigkeiten gekommen sind. Wolen Sie dann jedes Mal – Unternehmen für Unternehen, Branche für Branche – sagen: „Dafür stellen wir ls Regierung einen Scheck aus“? Besser wäre es, nicht ie Unternehmen an den Tropf der Subventionen zu hänen, sondern für alle Branchen, für die gesamte Wirtchaft, für alle Bürgerinnen und Bürger durch ein einfaheres und gerechteres Steuersystem mit niedrigen ätzen für mehr Dynamik zu sorgen. Das wäre die eientliche Aufgabe. Nun ist von Mitte und Maß die Rede. Dann reden wir einmal über den Bundeshaushalt Mitte und Maß –, der das Schicksalsbuch der Nation st. Herr Kollege Steinbrück, Sie sind in der Rede, die ie gestern gehalten haben, scharf und bitter gewesen. ch möchte Ihnen ehrlich sagen: Einen Vorwurf wie Rattenrennen“ an die Opposition zu richten, finde ich öllig unangemessen. Sie haben Worte wie Rattenrennen ewählt, gesagt, wir suhlten uns, und Sie haben noch anere Säugetiere genannt, die wir durchs Dorf treiben ürden. Ich muss Ihnen sagen: Das ist Ihre Angelegeneit. Ich finde, so etwas kann man in einer Wirtshausede sagen, aber hier ist das nicht angemessen. Aber so st es halt. Dr. Guido Westerwelle Herr Kollege Steinbrück, der Punkt ist: Sie hatten eine riesige Chance. Sie hätten angesichts der genialen drei letzten Konjunkturjahre ein wirklicher Finanzminister werden können. Sie hätten ein Finanzminister werden können, der als der erste Finanzminister seit Jahrzehnten in die Geschichte eingeht, weil er in guten Jahren mit seinem Haushalt ohne Neuverschuldung auskommt. (Ludwig Stiegler [SPD]: Sirenengesänge! Odysseus, halte die Ohren zu!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Sie sind genauso wie Herr Eichel gescheitert. Das erklärt
auch die Aggression, Ihre Angriffe gegen die liberale
Opposition, die wir Ihnen an dieser Stelle aber nicht
durchgehen lassen.


(Beifall bei der FDP)


Sie wissen es doch selber – und das hat nichts mit man-
gelnder menschlicher Wertschätzung zu tun; wir schla-
gen vielmehr einen anderen politischen Weg vor –: Sie
setzen in dieser Woche hier im Deutschen Bundestag ei-
nen Haushalt durch, der auf einem Wachstum von
0,2 Prozent basiert. Niemand von Ihnen glaubt daran,
dass wir im nächsten Jahr ein Wirtschaftswachstum von
0,2 Prozent haben werden. Jeder von Ihnen weiß, dass
wir das nicht erreichen werden.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Das ist falsch!)


Jeder Kaufmann, der seine Bücher so frisieren würde,
landete vor Gericht. Wir erwarten auch von Ihnen, dass
Sie endlich ehrliche Zahlen vorlegen. Das ist das Min-
deste, was man vor Ihrem Abgang verlangen kann.


(Beifall bei der FDP)


73 Milliarden Euro Schulden hat diese Koalition bei
Steuermehreinnahmen von 160 Milliarden Euro ge-
macht, die sie in dieser Legislaturperiode von den Bür-
gerinnen und Bürgern bekommen hat. Was wir machen
müssen, ist relativ klar. Was wir mit einem einfachen
Plan – das ist nicht irgendein kleines Häkchenkonzept –
machen müssten, wäre, dafür zu sorgen, dass wir dem
Abschwung entgegenwirken, indem wir die Kräfte frei-
setzen, die in unserer Volkswirtschaft schlummern. Dazu
gehört erst einmal die Leistungsbereitschaft unseres
Volkes. Das geht nur, indem sich Leistung lohnt und in-
dem wirklich ein niedrigeres, einfacheres und gerechte-
res Steuersystem alle für ihre Leistungen belohnt, alle
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, alle Mittelständ-
ler und alle Unternehmer, damit alle wirklich etwas von
ihrer Leistung haben. Ein niedrigeres, einfacheres und
gerechteres Steuersystem müsste jetzt beschlossen wer-
den. Sie werden es niemandem erklären können, auch
nicht auf Ihrem Parteitag, wenn die Union nächste Wo-
che sagt, Deutschland brauche Steuersenkungen. Es gibt
in Anbetracht unserer dramatischen Lage keinen Grund,
damit noch ein Jahr zu warten. Es muss jetzt gehandelt
werden.


(Beifall bei der FDP)


Sie müssten die Bremsen für Investitionen lösen. Ich
will nicht alles aufgreifen, was Frau Kollegin Künast ge-
sagt hat. Ich teile vieles nicht, aber in einem Punkt will

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(C (D ch ihr ausdrücklich recht geben, nämlich bei der Kfzteuer. Die Kfz-Steuer auszusetzen, ist nun strukturell berhaupt keine Antwort. Als ob irgendjemand einen olf für 19 000, 20 000 Euro kaufen würde, wenn er ein ahr lang 109 Euro Steuern spart. Das, was Sie als Nachass anbieten, handelt jeder normale Bürger im ersten erkaufsgespräch unter der Überschrift „Fußmatten“ chon selber aus. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Da sehen Sie, wie niedrig die Steuer ist!)


as ist absurd, und das wissen auch Sie.


(Beifall bei der FDP)


as ist sehr weit weg vom Leben. Schauen Sie in die
esichter der Bürgerinnen und Bürger! Keiner von den
ürgerinnen und Bürgern dort oben auf der Tribüne wird
in einziges Auto kaufen, nur weil Sie 109 Euro für ein
ahr nachlassen. Absurd ist das. Das weiß jeder.


(Beifall bei der FDP)


elchen Weg man bei der Kfz-Steuer geht, darüber
üsste gestritten werden. Das tun wir dann auch. Aber

hr Vorschlag ist gar nichts. Was wir machen müssten,
äre, die Bremsen zu lösen, und das gilt insbesondere

ür die Investitionen.

Nehmen wir nur einmal die Investitionen im Energie-
ektor: Wir reden nicht darüber, dass der Staat Geld aus-
ibt, sondern wir reden nur darüber, dass Energieinves-
itionen stattfinden, die sowieso stattfinden müssen,
nvestitionen in Leitungsnetze, Gleichstromleitungen,
brigens auch in den Bau von sauberen und modernen
ohlekraftwerken, damit wir dreckige und alte abschal-

en können. Wenn Sie, die Regierung, nur diese Brem-
en, die Verwaltungs- und Genehmigungsbremsen in der
nergiewirtschaft, lösen würden, dann müssten Sie kei-
en einzigen Euro dazutun, und trotzdem würden etwa
0 Milliarden Euro an Investitionen in unsere Volkswirt-
chaft fließen. Das bedeutete Arbeitsplätze, und das
äre etwas, was in Deutschland hilft.

Auch das muss ich Ihnen sagen, Frau Bundeskanzle-
in: Es ist richtig, dass Sie das Thema Bildung zu einem
entralen Punkt machen. Das ist doch vernünftig. Übri-
ens – damit hier nichts missverstanden wird; das gilt
usdrücklich auch für die beiden Damen im Kabinett,
ie in diesem Falle besonders mitwirken –, es ist richtig,
ass das von Ihnen sozusagen mit einem Ausrufezeichen
ertreten wird. Aber tun Sie bitte nicht so, als sei dieser
ildungshügel ein Gipfel gewesen. Gut, wenn man flach

m Gras liegt, dann ist auch ein Maulwurfshügel ein Gip-
el.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Wenn Sie es ernsthaft als Erfolg, als Durchbruch ver-
ünden, dass Deutschland – das mache ich gar nicht an
arteien fest; da können wir die Länder völlig zu Recht
inbeziehen; ich sage das, damit wir da einig sind – seine
ildungsinvestitionen bis zum Jahr 2015 von jetzt
,9 Prozent auf 10 Prozent steigert, dann sage ich Ihnen:
ie sind nicht ehrgeizig genug für unser Land. Wer sich






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
damit zufriedengibt, gibt sich mit zu wenig zufrieden.
Das ist nicht vernünftig.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben viele Brücken bauen
wollen. Sie haben über alles gesprochen, über AfA, über
Hauptschulen, über Piraterie, über CO2; aber Sie haben
nicht gesagt, wo Deutschland morgen stehen soll. Sie ha-
ben sich mit den Themen unserer Zeit nicht wirklich aus-
einandergesetzt. Nicht wir sind diejenigen, die in der
Minderheit in Europa sind, nur weil wir hier im Deut-
schen Bundestag in der Minderheit sind, wenn es um
Steuersenkungen geht; vielmehr gibt es in Europa eine
klare Mehrheit. Es ist eine Mehrheit für entschiedene
Politik, für eine Entlastung der Bürgerinnen und Bürger.
Es wird Zeit, dass nicht nur Europa, sondern auch
Deutschland eine solche, eine neue, vernünftige Mehr-
heit bekommt.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618901400

Ich gebe das Wort dem Kollegen Ludwig Stiegler,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1618901500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Man muss

sich Sorgen um den Kollegen Westerwelle machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Er denkt immer nur an das eine: also, nicht an Frau
Merkel,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nicht schlüpfrig werden!)


sondern immer nur an Steuersenkungen. Beim Früh-
stück, beim Mittagessen und beim Abendessen denkt er
an Steuersenkungen. Er ist besessen von Steuersenkun-
gen. Habt Erbarmen mit ihm!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Diese Denkweise


(Joachim Poß [SPD]: Das ist aber keine fromme Denkweise!)


besagt: Wenn jeder für sich selber sorgt, ist für alle ge-
sorgt.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ach, du lieber Gott!)


Das war das Glaubensbekenntnis von Westerwelle, und
genau dieses Glaubensbekenntnis hat die Welt in diese
Katastrophe geführt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lieber Kollege Westerwelle, denken Sie deshalb mehr
an Frau Merkel und weniger an Steuersenkungen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Die Haushaltsdebatte im letzten Jahr haben wir noch ut gelaunt geführt, in diesem Jahr haben wir allerdings it den sich überschlagenden Prognosen das Fürchten elernt. Das Frühjahrsgutachten, das Septembergutachten nd das Novembergutachten des Weltwährungsfonds – es ar fast wie Hitchcocks Die Vögel, die Schwierigkeiten ind immer deutlicher geworden. Das belegen auch die ECD-Gutachten, die Gemeinschaftsdiagnose und der achverständigenrat. Ich muss Peter Struck recht geben: o wie der Sachverständigenrat heute arbeitet und begutchtet, ist er überflüssig. Was wir da über Konjunktur nd Weltwirtschaft erfahren, haben wir fünfmal anerswo und teilweise besser gelesen. Die Stammtischder Forschungsergebnisse können auch in anderen Verffentlichungen publiziert werden. Entweder bekommen ir hier wirklich einen Rat, oder wir können uns in der ukunft diesen teuren Rat schenken. Wir haben gesehen, dass die Tendenz nach unten geichtet ist; je aktueller die Gutachten, desto trüber der Inalt. Jetzt kann niemand mehr leugnen: Wir sind mitten n einer Weltrezession. – Was ist noch letztes Jahr von en Wissenschaftlern geschrieben worden? Decoupling Entkopplung – der Entwicklungsländer, der Emerging arkets oder Europas von der amerikanischen Krise! avon ist keine Rede mehr. Wir sind als Exportland ben nicht abgekoppelt, sondern mittendrin, und unsere auptpartner in der Weltwirtschaft sind in der Rezes ion. Das ist ein schwieriger Befund. Aber – um es fast mit ölderlin zu sagen – auch das Rettende wächst. Wir önnen sehen, dass die Akteure in der Weltwirtschaft eute – anders als bei der ersten großen Depression – zuammenarbeiten. Das ist ein hohes Gut. Deutschland ist icht, wie damals, am Katzentisch, sondern einer der auptakteure. Das bürdet uns Verantwortung auf. Das ibt uns aber auch Chancen. Deshalb brauchen wir vor ieser Krise nicht davonzulaufen, sondern wir haben die hance, die Krise zu gestalten und zu überwinden. Der Internationale Währungsfonds sagt uns deutlich: bgestimmtes Verhalten bringt doppelte Wirkung. – an braucht nur die jüngsten Reden zu lesen. Der G-20ipfel, auf dem auch die Emerging Markets dabei wa en, hat gemeinsames Handeln gebracht. Eines habe ich ber schon festgestellt: Frau Merkel hat „freie Marktirtschaft“ unterschrieben. Von „sozialer Marktwirt chaft“ war darin nichts zu lesen. Nun stehe ich vor der rage: Soll ich sie deswegen tadeln? Aber nachdem das uch die chinesischen Kommunisten und Lula unterchrieben haben, habe ich festgestellt: Offenbar haben ir ein neues semantisches Differenzial, unter dem man lles verstecken kann. Sei’s drum! Man darf nicht desalb das Richtige unterlassen; man darf nicht an den orten kleben. Den Linken sage ich: Ihr müsst euch um ure chinesischen Freunde kümmern, bevor ihr die roße Koalition schlagt. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/CSU])


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
Wir haben Zusammenarbeit in der Europäischen
Union. Ich hoffe auch, dass die Welthandelsorganisation
wieder aus dem Scheintod aufwacht. Ich danke vor al-
lem Frank-Walter Steinmeier dafür, dass er auch auf
europäischer Ebene gemeinsames Handeln angestoßen
hat. Kein Land kann sich allein aus der Krise ziehen. Nur
dann, wenn alle miteinander handeln, wenn jeder seinen
Beitrag leistet, werden wir gemeinsam aus der Krise
kommen. Das ist ein unglaublicher Fortschritt in der
Weltwirtschaftspolitik, den wir wie unseren Augapfel
hüten sollten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Was ist unser Beitrag, den Westerwelle und der Sach-
verständigenrat „Sammelsurium“ nennen? Die sind der
Tonnenideologie verhaftet. Die können wir zurzeit in
Amerika sehen. Dort besteht aber eine andere Ökono-
mie. Dort hat man vor ein paar Monaten 150 Milliarden
auf die Bürger abgeworfen. Was ist davon übrig geblie-
ben? Nur die Erhöhung der Staatsschuld ist davon übrig
geblieben, aber kein Wachstumsimpuls. Deshalb ist un-
ser gezielter Ansatz – wir setzen vor allem auf Investitio-
nen und ermuntern die privaten Verbraucher, zu investie-
ren – richtig.

Wir haben primär eine Exportkrise. Diese Export-
krise kann nicht primär mit nationalen Mitteln adressiert
werden. Aber all das, was die Chinesen tun, all das, was
die Japaner tun, und all das, was wir tun, um die Importe
zu steigern, ist ein Beitrag dazu. Langfristig werden wir
unsere Exportabhängigkeit redressieren müssen. Wir
sind zurzeit einen Tick zu exportabhängig, und das Bein
der Binnenwirtschaft ist zu asthenisch.

Wir könnten vielleicht größere Initiativen starten,
wenn wir eine voll entwickelte Bauwirtschaft hätten.
Aber nach dem Rückbau ihrer Kapazitäten kann man
nicht über Nacht Milliarden in diesen Bereich schütten
und denken, dass gleich Millionen marschieren und
Neues bauen. Das dauert vielmehr eine gewisse Zeit.
Angesichts dessen ist es notwendig, anderes zu machen,
zum Beispiel Kurzarbeit zu fördern. Ich danke Olaf
Scholz, dass er den Zeitraum für die Gewährung von
Kurzarbeitergeld verlängert hat.


(Beifall bei der SPD)


Für die deutsche Wirtschaft muss gelten: Kurzarbeitszei-
ten sind das Trainingslager bzw. die Qualifikationszeiten
für den nächsten Aufschwung. Das ist das Entschei-
dende. Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung müs-
sen in dieser Zeit stattfinden, statt die Menschen in die
Arbeitslosigkeit zu entlassen. Das ist unser Ansatz.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, wir stärken auch die Bin-
nennachfrage. Wir haben gute Lohnrunden hinter uns.
Dank an die Gewerkschaften! Wir haben Gott sei Dank
wieder stabile Preise. Allein der Ölpreis ist um zwei
Drittel gesunken. Das bedeutet aufs Jahr gerechnet einen
Push der Massenkaufkraft von rund 23 Milliarden Euro.
Vor dem Hintergrund von sinkenden Preisen und stei-
genden Löhnen besteht die Aussicht, dass die Massen-
kaufkraft im nächsten Jahr steigt, wenn es zugleich ge-

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(C (D ingt, die Stabilisatoren aufrechtzuerhalten und für ein achstum der Sozialeinkommen zu sorgen. Der Anstieg es privaten Verbrauchs wird sich also für uns alle posiiv auswirken. Hinzu kommen die privaten Investitionen. Das CO2ebäudesanierungsprogramm ist das Programm mit dem rößten Hebel. 1 Milliarde Euro, die von der KfW hierür zur Verfügung gestellt werden, lösen an die 9 Milliaren Euro Investitionen aus, die wiederum für ein höhees Wirtschaftswachstum sorgen. Deshalb ist es Quatsch, ur auf die eingesetzten Summen zu schauen. Man muss uch die Hebelwirkung betrachten. Aber dafür sind die teuersenkungspolitiker in diesem Hause wohl zu blind. Meine Damen und Herren, auch mit der Ausweitung on Sonderabschreibungsmöglichkeiten fördern wir die nvestitionen. Ich muss allerdings einschränken: Gerade en kleinen und mittleren Unternehmen werden wir auch ber Kredite helfen müssen. Dabei dürfen wir uns nicht ur auf die „kaltblütig“ handelnden Banken verlassen. on denen fordern wir ja auch Deleveraging, also wenier Kredite, ein stärkeres Risikomanagement und ein tärkeres Risikobewusstsein. Vor diesem Hintergrund ist lar, dass nur Staat und Bankenwelt gemeinsam die Mitelständler fördern können. Das wird die Große Koaliion zusammen mit der KfW in Angriff nehmen und uch miteinander durchsetzen. Wir haben außerdem die privaten Haushalte als Areitgeber steuerlich bessergestellt und die Absetzbarkeit on Handwerkerdienstleistungen erhöht. Das wird bunesweit an vielen Stellen mehr Wachstum und Beschäftiung bringen. Vor allen Dingen wird das dazu führen, ass Privatleute an ihr Erspartes gehen und es in Haus nd Garten investieren. Es kann nicht sein, dass sich imer nur der Staat verschuldet; vielmehr müssen auch rivate Ersparnisse eingesetzt werden, um die Wirtchaftskrise zu überwinden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, wir fordern auch die Län-
er auf, mitzumachen. Es ist unmöglich, dass bei einer
o zentralen Debatte die Bundesratsbank leer ist. Die
änder wollen alle nur beim Bund abkassieren. Es kann
ber nicht sein, dass ausschließlich Forderungen an den
und gerichtet werden. Auch die Länder stehen in der
flicht. So ist zum Beispiel die Universität Regensburg
ine Tropfsteinhöhle. Der Freistaat Bayern könnte da
hne weiteres 200 Millionen Euro und mehr investieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


n Passau und anderen Orten gilt das Gleiche. Ebenso
rifft das auch auf andere Länder zu. Die Länder müssen
lso mitmachen; dafür müssen sie auch die Gemeinden
ntsprechend unterstützen.

Wir wollen, dass gerade die Städte im Westen und im
orden, die unter einem Haushaltsdeckel aufgrund ihrer
chulden leiden, in die Lage versetzt werden, zu inves-

ieren. Wir können nicht zulassen, dass die Lebensver-
ältnisse weiter auseinanderdriften. Lasst uns vielmehr






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
gemeinsam mit den Ländern den Kommunen in Nord-
rhein-Westfalen, in Niedersachsen, in Schleswig-Hol-
stein oder in den neuen Ländern dabei helfen, dass sie
die notwendigen Investitionen, die sie sofort tätigen
könnten, auch wirklich tätigen können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Es wurde schon angesprochen, dass Regulierung als
Investitionsbremse wirkt. Wir sind dagegen, flächende-
ckend – wie mit der Schrotflinte – Steuersenkungen ein-
zuführen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD – Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Gutes Bild! – Zuruf von der FDP)


– Ihr würdet gerne breit streuen.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das macht ihr!)


Wir alle wissen, dass die Sparquote in Deutschland
hoch ist. Die OECD geht in ihrer jüngsten Prognose von
einer Sparquote von über 10 Prozent aus. Diese Erspar-
nisse bleiben aber liegen. In Deutschland gibt es viel we-
niger Investitionen, als es die Ersparnisse hergeben wür-
den. Deshalb wird Kapital exportiert, das in zweifelhafte
Anlagen fließt und mit zweifelhaften Infektionen zu-
rückkommt. Steuersenkungen sind also nicht der richtige
Weg. Vielmehr sollte der Staat, wenn er Mittel hat, In-
vestitionen anstoßen, die die Privaten veranlassen, ihren
Teil zu leisten. Es sollten Investitionen getätigt werden,
von denen morgen nicht nur Schulden übrig bleiben.
Konsum über Schulden ist keine gute Idee und geht auf
Dauer nicht gut.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Investitionen stützen auch die Wirtschaft unserer Ex-
portpartner. Wir müssen kapieren: Wir müssen eine in-
ternationale Wirtschaftspolitik betreiben; wir können
nicht nur an Deutschland denken, sondern müssen auch
andere Länder berücksichtigen. Gerade die Länder, mit
denen wir Exportüberschüsse haben, müssen wir in den
Blick nehmen. Wenn wir hier investieren, dann steigt
auch unsere Importquote. Im dritten Quartal beispiels-
weise ist unsere Importquote gestiegen. Das hilft der
Weltwirtschaft insgesamt.

Schauen wir uns die Rolle des Staates an. Wir haben
gesehen: Mit Marktdisziplin allein funktioniert es nicht;
der Staat muss Regeln setzen und sie auch durchsetzen.
Wir, gerade die SPD, mussten uns jahrelang von den li-
beralen Egoisten verleumden und verhöhnen lassen: Wir
wollten alles regulieren und die Wirtschaft fesseln. –
Ihre entfesselte Wirtschaft ist im Straßengraben gelan-
det. Wir dürfen sie jetzt herausziehen.


(Beifall bei der SPD)


Wir verlangen nicht einmal Dank oder ein Trinkgeld.


(Jörg Tauss [SPD]: Eine Entschuldigung!)


– Das kann man von denen nicht erwarten; denn die ha-
ben immer recht. Ultra posse nemo obligatur. Da kann
man nichts machen.

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(C (D Wir haben den Staat als „lender and investor of last esort“. Wenn ich bedenke, was diese stolzen Banker orher getrieben haben, ist es schon interessant, wie sie un in die sicheren Häfen des Staates einlaufen. Erst haen sie auf den Staat geschimpft und ihn bespuckt. Sie aben immer gesagt: Was willst du Depp da? – Aber ehe, es wird eng; dann kommen sie wie die Küken un er die Henne. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Zuruf von der CDU/CSU: Auf Deutsch!)


as ist die Situation: Sie kommen wie die Küken unter
ie Henne, und wir müssen den Habicht abwehren.


(Heiterkeit bei der SPD und der CDU/CSU)


er Westerwelle wird dann wieder sagen: Das ist der
undesadler, der einem das Einkommen nehmen will.

Jetzt zur Rolle der Zentralbanken und dazu, was die
merikanische Zentralbank, aber auch die Europäische
entralbank gemacht haben. Die Bilanzen der Zentral-
anken sind angeschwollen. Wir werden uns noch um-
chauen, wenn wir deren Bilanzentwicklung betrachten.
rotzdem war es nötig, was sie getan haben. Die Fed hat

hr Pulver weitgehend verschossen. Wir sollten aber die
ekehrung der Europäischen Zentralbank feiern. Das

ind die Weisen, die vom Irrtum zur Wahrheit reisen.
eshalb begrüßen wir, dass die Europäische Zentralbank
icht mehr mit schlechtem Gewissen, sondern optimis-
isch und vorsätzlich Zinssenkungen beschließt.


(Beifall bei der SPD)


Herr Weber, Herr Trichet und vor allem Jürgen Stark,
illkommen im Klub! Das war eine Bekehrung. Die ha-
en noch im Sommer die Zinsen erhöht, jetzt sind sie da-
ei, sie zu senken. Im Hause des Vaters ist über einen
euigen Sünder mehr Freude denn über 100 Gerechte.


(Heiterkeit – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: 99! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: 99! Nicht mal bibelfest!)


Genau, es sind nur 99 Gerechte.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: 99 Luftballons!)


awohl! Wo Sie recht haben, haben Sie recht; das muss
ch zugeben. Das kommt selten genug vor. Wenigstens
eherrschen Sie die Bibel. Das ist schon ein Vorteil.

Meine Damen und Herren, der Staat ist der Hüter der
achhaltigkeit in Bezug auf Bildung, Forschung, Ent-
icklung und Klima. Aber jetzt heißt es: We have to
vercome. Nun müssen wir die Krise überwinden. Die
ächsten vier Quartale erfordern unsere gesamte An-
trengung. Die Weltwirtschaft ist nicht nur unser Schick-
al, sondern auch ein gestaltbares Geschick. Wir sind
ntschlossen, unser Geschick zu gestalten.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618901600

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Ramsauer, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1618901700

Frau Präsidentin! Frau Bundeskanzlerin! Liebe Kolle-

ginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Von der heutigen Debatte geht unter anderem
eine Botschaft aus: dass wir den Bundeshaushalt 2009 in
einem außergewöhnlich schwierigen konjunkturellen
und weltwirtschaftlichen Umfeld beraten. Aber – ich
habe das schon mehrfach öffentlich betont – bei aller
sorgfältigen und gewissenhaften Betrachtung, Analyse
und Entwicklung von Gegenmaßnahmen dürfen wir
nicht in eine Weltuntergangsstimmung verfallen und
eine Apokalypse heraufbeschwören. Deswegen war es
ausgesprochen wichtig, dass die Bundeskanzlerin heute
an unser Selbstvertrauen appelliert hat, indem sie betont
hat, dass wir Deutsche schon andere gewaltige Heraus-
forderungen in den letzten Jahrzehnten gemeistert haben
und dass wir, wenn wir alles richtig machen, gestärkt aus
dieser Krise hervorgehen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Kollege Lafontaine, Demagogie hilft hier nicht
weiter. Derjenige, dessen Antwort in Demagogie be-
steht, versündigt sich an unserem Volk und löst nicht die
Probleme, die wir haben, sondern verschärft sie eher.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich bin deshalb froh, dass der Chef der Bundesagentur
für Arbeit, Weise, in aller Nüchternheit darauf hingewie-
sen hat – das ist richtig –, dass sich ein schwächeres
Wachstum weniger auf die Arbeitslosenzahlen auswir-
ken wird, als viele befürchten. Bei einem Rückgang der
Wirtschaftsleistungen um 0,5 Prozent, wie wir es im
nächsten Jahr vielleicht erleben werden, werde die Ar-
beitslosigkeit insgesamt um nur – in Anführungszeichen –
130 000 steigen. Ich verstehe das als eine Ermutigung, in
dieser Krise um jeden Arbeitsplatz entschlossen zu
kämpfen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen kommt es jetzt darauf an, dass wir gemein-
sam handeln und unserer Wirtschaft einen verlässlichen
Rahmen geben. Das Erste, was wir beschlossen haben
und was Wirkung zeigt, ist das Finanzmarktpaket, mit
dem die Eskalation der Finanzkrise gebrochen worden
ist. Jetzt kommt es unter anderem darauf an, dass die Ge-
schäftsbanken in Deutschland ihrer Verantwortung ge-
recht werden, nämlich die Wirtschaft mit Geld zu versor-
gen. Ich sage das vor allen Dingen vor dem Hintergrund,
dass wir mit unserem Impulsprogramm eine Reihe von
zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten gerade für den
Mittelstand schaffen. Es ist wichtig, immer wieder zu
betonen, dass wir das, was wir gemacht haben, nicht nur
für die Banken getan haben und dass für uns jemand
nicht erst dann hilfsbedürftig ist, wenn er im Gewand
und in der Größe von Opel daherkommt, sondern dass

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(C (D ns jeder Mittelständler genauso am Herzen liegt und ns diese Arbeitsplätze ebenso wichtig sind. Deswegen eben wir mit diesem Impulsprogramm kleinen und ittleren Betrieben hervorragende zusätzliche Investi ionsund Finanzierungsmöglichkeiten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ch rufe die Banken in Deutschland auf: Fallen Sie bei
icherheitsbewertungen jetzt nicht in das andere Extrem,
ondern helfen Sie mit, die bestehende Krise zu meis-
ern!

Ich möchte darauf hinweisen, was vor 80 Jahren
ahrscheinlich falsch gemacht worden ist. Was zunächst

ine reine Bankenkrise war, ist erst durch eine engstir-
ige Wirtschaftspolitik zu der gewaltigen Weltwirt-
chaftsdepression geworden. Wir dürfen diesen Fehler
icht wiederholen.

Wir müssen – das ist der zweite Punkt – andere
nstrumente wie die Stärkung des Freihandels und das

iederbeleben der Doha-Runde nutzen. Dort engagiert
ich unser Wirtschaftsminister Michael Glos gegen Sub-
entionswettläufe zwischen den einzelnen Volkswirt-
chaften. Ein solcher Wettlauf wäre Gift. Wir brauchen
tattdessen mehr Freihandel. Das hilft einer exportorien-
ierten Nation wie der unsrigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dritter Punkt. Es ist schon das Spannungsfeld zwi-
chen Klimaschutzzielen auf der einen Seite und den

irtschaftsproblemen auf der anderen Seite angespro-
hen worden. Bei den aktuellen Problemen, die die Au-
oindustrie im Augenblick hat, können wir nicht einfach
agen „Weiter so“. Das würde in der augenblicklichen
ituation heißen, dass wir Arbeitsplätze in Deutschland
utwillig gefährden. Ein Auto wird nicht allein dadurch

mweltfreundlicher, dass es nicht mehr in Deutschland,
ondern irgendwo im europäischen oder außereuropäi-
chen Ausland gebaut wird. Das müssen wir uns vor Au-
en halten.

Frau Künast, Sie haben an die Bundeskanzlerin den
orwurf gerichtet, sie werde in Brüssel „Madame Non“
enannt. Ich bin froh darüber – dafür danke ich Ihnen,
rau Bundeskanzlerin –, dass Sie, wenn es erforderlich

st, in Brüssel oder sonstwo in Europa zu den anderen
taatsführern sagen: Non, das machen wir wegen der
eutschen Interessen nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


ir nehmen zwar Rücksicht auf europäische Interessen,
ber wir, das Parlament und die Bundesregierung, sind
uerst dazu da, deutsche Interessen zu wahren. Das er-
artet auch die Öffentlichkeit in Deutschland von uns.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wo bleibt die Handtasche?)


Forderungen in Bezug auf Klimaschutz – ja, aber sie
üssen auch erfüllbar sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
Dazu gehört auch – ich glaube, da sind wir auf einem
vernünftigen Weg, Herr Bundeswirtschaftsminister –,
dass wir die energieintensiven Industrien von der Ver-
steigerung der Zertifikate ausnehmen müssen.

Ein Wort an Bundesumweltminister Gabriel. Lieber
Herr Gabriel, unsere Position für Arbeitsplätze und Kli-
maschutz haben Sie bisweilen kritisiert. Aber da kann
ich Ihnen nur zurufen: Was unsere Landwirtschafts-
ministerin Ilse Aigner in Brüssel kann, nämlich deutsche
Interessen durchsetzen, das sollten auch Sie gefälligst
können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja kein deutsches Interesse!)


Ein vierter Punkt. Es geht natürlich auch um Steuer-
senkungen; Herr Kollege Westerwelle, Sie haben darauf
hingewiesen. Es ist keineswegs so, dass davon nicht die
Rede ist. Ich möchte vorlesen, was auf dem CDU-Parteitag
in Stuttgart, der vom kommenden Sonntag bis Dienstag
stattfindet – ich werde selbst als Gast in Stuttgart sein –,
beschlossen werden soll.


(Zuruf des Abg. Ludwig Stiegler [SPD])


– Hören Sie mir doch zu, lieber Ludwig Stiegler! – Ich
darf zitieren:

Der derzeitige Tarifverlauf führt dazu, dass Lohn-
steigerungen oder Überstunden zu wenig bei den
Menschen ankommen. Diese leistungsfeindliche
Wirkung des Steuerrechts werden wir ändern.


(Beifall bei der FDP)


Wir werden den Tarifverlauf so gestalten, dass Ge-
haltserhöhungen oder Mehrarbeit nicht durch die
kalte Progression minimiert werden, sondern bei
den Arbeitnehmern auch stärker ankommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dazu kann ich nur sagen: Bravo, CDU-Parteitag!
Vonseiten der CSU haben wir das Notwendige hierzu
schon längst gesagt.


(Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Ich beantworte Ihre Zwischenfrage später, Herr Kol-
lege Westerwelle. Denn dann können Sie das Thema
Erbschaftsteuer inkludieren.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Das Thema Erbschaftsteuer ist in dieser Debatte zu
Recht schon mehrfach angesprochen worden. Ich bin zu-
tiefst davon überzeugt, dass die Frage, wie Erbschaften
– egal ob landwirtschaftlich, betrieblich oder privat –
steuerlich behandelt werden, ein außerordentlich wichti-
ger Standortfaktor für Deutschland ist. Denn jeder macht
sich Gedanken darüber, wie in einem Land mit dem Ei-
gentum umgegangen wird. Eine kluge Erbschaftsteuer-
reform ist auch ein exzellentes Konjunkturprogramm.
Das müssen wir uns immer vor Augen halten.

Ich habe in den vergangenen Monaten und Jahren mit
Entschiedenheit und mit großem Verantwortungsbe-

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(C (D usstsein dafür gekämpft, dass im Rahmen einer Erbchaftsteuerreform Eigentum und auch die Leistung repektiert werden, die der Eigentumsbildung vorausgeht. Ich sage eines klipp und klar: Ich verurteile es aus oller Überzeugung, wenn jemand die These vertritt, ass Erben ein leistungsloser Erwerb sei. Nein, Erben ist ein leistungsloser Erwerb. Erben ist vielmehr zweierlei: erjenige, der sein ganzes Leben lang gearbeitet und etas geleistet hat, der es sich vom Mund abgespart hat, as er vererbt, soll dies zu vernünftigen Konditionen an ie nächste Generation weitergeben können. (Ludwig Stiegler [SPD]: Diejenigen, auf die die Beschreibung zutrifft, zahlen überhaupt keine Steuern!)


erjenige, der einen Familienbetrieb, der über Genera-
ionen hinweg besteht, als Erbe übernommen hat, soll
hn weitergeben können. Er kann ihn an seinem Lebens-
nde nicht mitnehmen. Alle diejenigen, die Eigentum
aben, unter Generalverdacht zu stellen, es zu verscher-
eln und es irgendwo auf der Welt zu verjubeln, ist eine
emeine Anklage gegen all diejenigen, die verantwor-
ungsvoll in unzähligen Familienbetrieben Deutschlands
usammen mit den dortigen Beschäftigten arbeiten und
eistung erbringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Darf ich jetzt eine Frage stellen?)


Ich bin noch nicht fertig.


(Heiterkeit bei der SPD und der FDP)


azu ist viel zu sagen. Als liberaler Christsozialer
önnte ich mehr zu diesem Thema sagen, als die Formal-
iberalen dazu überhaupt zu sagen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich stelle steuerpolitisch und grundsätzlich eines fest:
ir müssen mit der Frage, inwieweit sich der Staat bei

er Weitergabe von Eigentum durch Besteuerung gütlich
ut, sehr sorgfältig umgehen. Wenn sich jemand aus be-
eits versteuertem Einkommen Eigentum schafft, dann
at der Staat bei der Weitergabe an die nächste Genera-
ion nicht mehr Hand anzulegen. Unsere Maßgabe muss
ein: Respekt vor Eigentum, Respekt vor Leistung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eine Freude!)


Eines gehört noch hierher: die gesellschaftspolitische
edeutung des Themas Erben bzw. Erbschaftsteuer.
Respekt vor Eigentum“ habe ich gesagt. Eigentum ist
ie Voraussetzung für Freiheit. Wir wollen nicht den ei-
entumslosen Staatsbürger; denn dieser kann keine Ei-
enverantwortung und keine Freiheit haben. Wir wollen
ielmehr den freien Bürger, der für sich selbst sorgt und
icht am Tropf des Staates hängt.

Eigentum ist die Voraussetzung nicht nur für Freiheit,
ondern auch für etwas, auf das wir im Sozialstaat
eutschland besonders stolz sind. Es ist nämlich die Vo-

aussetzung für Solidarität. Ohne Eigentum funktioniert
olidarität nicht. Ohne Eigentum kann es keine Solidari-






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
tät geben. Denn derjenige, der kein Eigentum hat, kann
auch keine Solidarität üben. Eine Gesellschaft ohne Ei-
gentum ist eine Gesellschaft ohne Solidarität und nur
noch eine Mangelverwaltung. Dies wollen wir nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen ein klares Ja zum Eigentum, ein klares Ja
zur Leistung, ein klares Ja zur Weitergabe des Eigen-
tums. Dann sind wir auf dem richtigen Weg und schaffen
eine großartige Standortvoraussetzung in schwierigen
wirtschaftlichen Zeiten.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618901800

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

Kollegen Guido Westerwelle.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1618901900

An den liberalen Christsozialen gerichtet: Die Rede

hat uns viel Freude gemacht. Jetzt weiß man auch, wa-
rum wir in Bayern gut zusammen regieren werden.

Als Zweites möchte ich ansprechen: Sie haben hier,
wie ich finde, sehr klug auf die entscheidenden Sätze aus
dem Leitantrag der CDU hingewiesen, Herr Kollege.
Werden Sie in Ihrer Eigenschaft als Mitglied der Füh-
rung der Unionsfraktion dafür eintreten, dass das, was
die CDU auf dem Parteitag mutmaßlich beschließen
wird, noch vor der Bundestagswahl hier im Hohen
Hause beschlossen wird oder danach? Ich richte meine
Frage an den unabhängigen liberalen Christsozialen, der
jetzt aus seinem Herzen keine Mördergrube machen
muss. Reden Sie bitte frei!


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nur mal unter uns!)


– Nur mal so unter uns. – Bitte!


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618902000

Herr Kollege Ramsauer, ich habe eine weitere Bitte

nach einer Kurzintervention vorliegen, und zwar vom
Kollegen Ernst. Wollen Sie die Frage des Kollegen
Westerwelle gleich beantworten oder anschließend?


Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1618902100

Dann habe ich zwei mal vier Minuten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618902200

Zwei mal drei Minuten.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Zwei mal drei gibt acht! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Gut. Dann kommt jetzt der Herr Kollege Ernst.


Klaus Ernst (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618902300

Herr Ramsauer, Sie haben über die Erbschaftsteuer

gesprochen und erklärt, warum es notwendig ist, dass
man das Vermögen an die jeweils nächste Generation

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(C (D ererben kann. In der bayerischen Verfassung heißt es, ass die Erbschaftsteuer auch dazu dient – das steht dort örtlich –, „die Ansammlung von Riesenvermögen in en Händen“ von wenigen „zu verhindern.“ Jetzt stelle ch mir natürlich die Frage – in diesem Zusammenhang telle ich sie Ihnen –, wie Sie die Aussage, dass man verteuertes Einkommen – und zwar mehr oder weniger hne Begrenzung; so habe ich Sie verstanden – einfach eitervererben können muss, mit der bayerischen Ver assung in Einklang bringen wollen, die die Ansammung von Riesenvermögen, die als Folge eines solchen ererbens entstehen können, verhindern will. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Und das jetzt alles in sechs Minuten!)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1618902400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

unächst zum Kollegen Ernst – ich bedanke mich für die
elegenheit, meiner Rede einen Punkt hinzuzufügen,
en ich vorhin aus Zeitgründen nicht mehr darlegen
onnte –: Vererben hat für uns in der CDU und der CSU
ehr viel mit unserem Familienbild zu tun.


(Ute Kumpf [SPD]: Aha!)


amit haben Sie und Ihre Partei, Die Linke, vielleicht
robleme. Unsere Grundüberzeugung hat sich vor langer
eit in der bayerischen Verfassung niedergeschlagen.
ir wollen, dass innerhalb der Familie erbschaftsteuer-

rei vererbt werden kann. Das gab es noch nie. Auch
ach dem jetzigen Erbschaftsteuerrecht ist es nicht mög-
ich, dass zwischen Ehegatten sowie Eltern und Kindern
ollkommen erbschaftsteuerfrei, ohne Rücksicht auf den
ert der Immobilie, vererbt wird.

Jetzt sage ich Ihnen, wer einer der größten Nutznießer
ieser Regelung für den privaten Bereich ist. Sie und
hre Parteifreunde haben immer wieder demagogisch auf
rgendwelche imaginären Villen am Starnberger See
der in meiner Heimat, am Chiemsee oder am Königs-
ee, verwiesen. Ich kenne eine wirkliche Luxusvilla im
undesland Saarland.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


a, auch das muss man sagen. Hier sitzt er: Ihr Fraktions-
itvorsitzender Lafontaine ist einer der obersten Nutz-

ießer dessen, was die CSU durchgesetzt hat.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Lachen des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


ir haben auch für Sie aus christlicher Nächstenliebe
nd einem ordentlichen Familienbild heraus einen
chutzschirm gestaltet, den Ihnen Ihre eigene Partei
icht gönnen würde.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sehr geehrter Herr Kollege Westerwelle, zu Ihrer
rage: Eines haben wir sicherlich schon jetzt geschafft:
ir haben die Neugier auf den CDU-Parteitag gefördert.
ie gesagt, wir werden aus geschwisterlichem Zugetan-

ein dort anwesend sein. Wir lernen viel voneinander.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
Wichtig ist Ihre Frage, ob diese Steuererleichterungen
vor der Bundestagswahl oder nach der Bundestagswahl
kommen.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt kommt es!)


Sie kommen dann, wenn sie erforderlich sind.


(Lachen bei der FDP)


– Entschuldigung, die CDU-Vorsitzende sitzt auf dem
Stuhl der Bundeskanzlerin. Insofern bin ich jetzt sozusa-
gen der Interpret von CDU-Politik, was ich außerhalb
Bayerns oft und gerne bin. Ich habe mir den zehnseitigen
Entwurf des Leitantrages sehr genau durchgelesen. Ich
finde es großartig, dass sich zwei Seiten davon, also
20 Prozent, ausschließlich mit Steuersenkungen befas-
sen. Ich habe das ausgesprochen aufmerksam gelesen.
Das vielleicht Wichtigste ist: Es steht nicht drin, dass die
Steuersenkungen erst nach der Bundestagswahl kom-
men. Es steht kein Zeitpunkt drin, wann das alles getan
wird. Deswegen bin ich sehr zuversichtlich, dass wir alle
miteinander, CDU und CSU, den richtigen Zeitpunkt für
die richtigen Steuersenkungen festlegen werden.

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618902500

Das Wort hat die Kollegin Petra Merkel, SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD – Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel begibt sich zur CDU/CSUFraktion und reicht Abg. Dr. Peter Ramsauer die Hand – Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1618902600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Ich hätte eigentlich lieber
nach der Rede von Herrn Kollegen Kauder gesprochen,
weil ich sie angenehm und wohltuend fand. Stattdessen
muss ich jetzt nach Ihnen, Herr Ramsauer, sprechen. Ich
möchte Herrn Röttgen, der sich für die moralischen Fra-
gen innerhalb der CDU/CSU-Fraktion häufig zuständig
fühlt, bitten, sich die Rede von Herrn Ramsauer anzuse-
hen und sie in Bezug auf Gerechtigkeit, Solidarität und
Verantwortung zu analysieren. Das wäre ein gutes Werk.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Ich habe ja hier gesessen und sie gehört!)


Wir hatten wahrlich ungewöhnliche Haushaltsbera-
tungen, und wir befinden uns in einer Situation, die sich
niemand von uns vor einigen Monaten hätte vorstellen
können. Der im Sommer von der Bundesregierung vor-
gelegte Haushaltsentwurf musste nach der Finanzkrise
auf eine sich abzeichnende Wirtschaftskrise ausgerichtet
werden. Darüber ist gestern und heute viel diskutiert
worden.

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(C (D Ich möchte ausdrücklich betonen, wie gut, konstrukiv und schnell wir im Haushaltsausschuss zusammengerbeitet haben, als es um die rasche Verabschiedung der ilfen zur Stabilisierung der Finanzmärkte ging. Das lief nnerhalb der Großen Koalition gut. Es lief auch gut urch die Unterstützung aller Oppositionsfraktionen, die ie schnelle Beratung ermöglichten. Dafür herzlichen ank! Ich möchte an dieser Stelle auch Peer Steinbrück anken, der mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiern im Finanzministerium bis in die Nächte hinein die orarbeit geleistet und mit klaren Vorgaben und Regeln ertrauen statt unkontrollierbarer Panik erreicht hat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich Folgendes betonen: Das Maßnah-
enpaket „Beschäftigungssicherung durch Wachstums-

tärkung“ konnten wir guten Gewissens beschließen,
eil wir vorher einen verantwortungsvollen Sanierungs-
fad eingeschlagen hatten, und das übrigens seit zehn
ahren unter sozialdemokratischer Verantwortung. In der
eit haben wir Strukturveränderungen durchgesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ist beispiel-
aft, weil es nach zwei Seiten erfolgreich ist: Es hilft,
ur Senkung der Energiekosten beizutragen, und es
chafft neue Arbeitsplätze. Das sind Strukturveränderun-
en, die in die richtige Richtung gehen. Der Klimawan-
el kann nicht warten.

Wir Abgeordnete müssen den Staat gerade jetzt hand-
ungsfähig halten, zur Not auch mit höherer Verschul-
ung, um Investitionen zu ermöglichen. Wir dürfen in
ieser Zeit den Staat nicht kaputtsparen. Das sage ich
ier auch als Mitglied des Haushaltsausschusses und der
öderalismuskommission ganz klar und deutlich. Wir
üssen allerdings auch die eingestellten Mittel so effek-

iv wie möglich zur Sicherung und Schaffung von Ar-
eitsplätzen einsetzen. Ich habe dafür Beispiele aus mei-
em Haushalt, dem Haushalt des Beauftragten für Kultur
nd Medien, herausgesucht, die zeigen, dass Investitio-
en in Kultur nicht nur der Bildung dienen, sondern auch
rbeitsplätze und bleibende Werte schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


Im Etat des Beauftragten für Kultur und Medien,
em Etat des BKM, werfen wichtige Jubiläen und wich-
ige Ereignisse schon jetzt ihre Schatten voraus. Wir
onnten in diesem Jahr den zehnten Geburtstag des Am-
es des Beauftragten für Kultur und Medien feiern. Drei

ännliche und eine weibliche Beauftragte haben dieses
mt bislang innegehabt, alle mit ihren Schwerpunkten
nd jede und jeder auf seine oder ihre besondere Weise,
ie jeweils gut war. Herzlichen Glückwunsch dazu!


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU])


ass es das Amt des Beauftragten für Kultur und Me-
ien seit 1998 gibt, verdanken wir übrigens dem damali-
en Bundeskanzler Schröder. Die Kultur wird von die-
em Parlament ganz besonders gut behandelt.






(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

Jetzt komme ich zu dem, was ich vorhin schon ange-
sprochen habe, zu den Investitionen in Kultur, die Ar-
beitsplätze schaffen. Im Etat des Beauftragten für Kultur
und Medien findet sich das Programm „Anreiz zur Stär-
kung der Filmproduktion in Deutschland“, für das jähr-
lich 60 Millionen Euro vorgesehen sind, die dazu die-
nen, die Filmproduktion in Deutschland zu unterstützen.
Dieses Programm ist sehr erfolgreich. Internationale
Filmproduktionen zieht es vermehrt nach Deutschland,
vor allem nach Berlin, aber nicht nur in die Hauptstadt.
Die Bilanz nach den ersten zwei Jahren dieses Anreiz-
programms kann sich sehen lassen. Die ersten Schätzun-
gen ergeben, dass für jeden ausgegebenen Euro über
6 Euro zurückkommen. Das nenne ich eine gute Rendite.


(Beifall der Abg. Monika Griefahn [SPD])


Kultur ist ein Wirtschaftsfaktor. Ich werde mich aber
hüten, Kultur allein darüber zu definieren. Dieser Wirt-
schaftsfaktor wird allerdings nicht oft genug gesehen.
Ich zitiere in diesem Zusammenhang gern unseren
Finanzminister, der das Maßnahmenpaket mit den Wor-
ten beschrieben hat: langfristig sinnvoll, kurzfristig um-
setzbar, rasch wirksam. Das sind die Investitionen in
Kultur allemal.

Ein weiteres Beispiel für Investitionen im Kulturbe-
reich ist Folgendes: Wir haben im letzten Jahr mit dem
Nachtragshaushalt 2007 400 Millionen Euro im Kultur-
etat für Investitionsmaßnahmen verankert, davon 40 Mil-
lionen Euro für ein Sonderprogramm Denkmalschutz,
das in diesem Jahr sehr erfolgreich angelaufen ist. Die
erste Tranche haben wir im September im Haushaltsaus-
schuss verabschiedet, die zweite Tranche läuft jetzt, und
eine dritte folgt im nächsten Jahr.

40 Millionen Euro dienen zur Sanierung und Restau-
rierung von akut vom Verfall bedrohten Denkmälern.
Durch diese 40 Millionen Euro sind weitere 40 Millionen
Euro von den Ländern, Gemeinden oder Privaten locker-
gemacht worden, die sich zur Hälfte an der Finanzierung
beteiligen müssen. Insgesamt sind es also 80 Millionen
Euro, die gerade kleinen und mittleren Handwerksbetrie-
ben, die an der Sanierung beteiligt sind, zugutekommen.
Die Sanierung, die Rekonstruktion eines Gebäudes, be-
deutet an manchen Orten die Steigerung der Attraktivi-
tät, vielleicht auch höhere Tourismusraten und dadurch
wieder mehr Arbeitsplätze.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich möchte gerne weitere Bereiche im Kulturetat her-
vorheben, die deutlich machen, wie sich Investitionen
auszahlen. Das nun folgende Programm befindet sich
zwar nicht in meinem Etat, sondern im Etat des Ministe-
riums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Aber es
geht um den Kulturbereich, und deswegen möchte ich
diesen Punkt erwähnen. Wir haben insgesamt 150 Mil-
lionen Euro eingestellt und fördern damit in den nächs-
ten fünf Jahren die UNESCO-Weltkulturerbestätten in
Deutschland. 33 Denkmäler und Denkmalkomplexe in
Deutschland gehören zum Weltkulturerbe. Dieses För-
derprogramm soll die Erhaltung und Sanierung der bau-
lichen Anlagen der Weltkulturerbeliste unterstützen.

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(C (D tätten im Norden, Süden, Osten und Westen der Bunesrepublik sind hier vertreten. Wenn ich schon bei einem fremden Etat bin, dann leibe ich gleich hier, und es geht weiter mit dem Berlier Schloss bzw. dem Humboldt-Forum. Ebenfalls im tat des Ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtenticklung wurden 1,5 Millionen Euro eingestellt, die zur rrichtung einer neuen Stiftung dienen, einer „Stiftung erliner Schloss/Humboldt-Forum“. Viele von uns erwarten sicherlich mit Spannung die ntscheidung des Wettbewerbs am kommenden Freitag. (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Bayern hat viel Verständnis für Berliner Anliegen!)


assen Sie mich in diesem Zusammenhang sagen: Wie
ann man sich in eine Jury berufen lassen, wenn man ein
egner des Rekonstruktionsbaus ist? Es gibt klare Vor-
aben durch den Bundestagsbeschluss.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Richtig!)


ch zitiere hier mit Erlaubnis der Präsidentin den Berli-
er Kulturstaatssekretär André Schmitz im Tagesspiegel
om 21. November 2008:

Mehrheitsfähig und demokratisch legitimiert ist
einzig die historische Rekonstruktion. Nicht nur,
dass sich die Bürgerinnen und Bürger das Stadt-
schloss zurückwünschen, das SED-Chef Ulbricht
einst sprengen ließ. Auch der Deutsche Bundestag
hat … 2007 den Wiederaufbau eindeutig beschlos-
sen.

ir erwarten, dass in dem Wettbewerb die klaren Vorga-
en, die der Bundestag beschlossen hat, auch erfüllt wer-
en, egal was einzelne Jurymitglieder derzeit in der
resse erzählen mögen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die komplexen Baumaßnahmen machen es nötig, hier
ine Struktur zu schaffen, die dieses Projekt begleitet.
iese neue Stiftung soll nun als Bauherr der zentrale und
erantwortliche Ansprechpartner für alle den Bau und
päter den Betrieb betreffenden Angelegenheiten wer-
en. Mit dem Humboldt-Forum sollen die Weltkulturen
ns Zentrum Berlins geholt und in den Dialog mit den
uropäischen Kulturen auf der Museumsinsel gesetzt
erden. Die außereuropäischen Sammlungen des Ethno-

ogischen und des Asiatischen Museums in Dahlem sol-
en in das zukünftige Humboldt-Forum einziehen. Somit
erden die weltbedeutenden Berliner Sammlungen auch

nternational in den Fokus gerückt.

Die Bundesrepublik Deutschland

ein Zitat aus dem Bundestagsantrag –

nimmt somit die historische Chance wahr, in der
Mitte der Hauptstadt ein zukunftsweisendes Signal
ihres kulturellen Selbstverständnisses zu setzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Petra Merkel (Berlin)

Der Haushalt 2009 ist auch der Haushalt für ein span-
nendes Gedenkjahr. Manchmal sind Daten gut, um etwas
zu bewegen oder anzustoßen. Als Erstes möchte ich mit
Ihnen auf das Jahr 2010 blicken. Da wird die Region
Ruhr eine der Kulturhauptstädte Europas sein. Wir konn-
ten in diesem Haushalt 5 Millionen Euro zusätzlich zur
Verfügung stellen, um Projekte für die Kulturhaupt-
stadt Ruhr 2010 zu unterstützen. Was besonders wich-
tig ist: Diese Mittel werden schon 2009 fließen, sodass
die Arbeit konkret losgehen kann. 2010 wird der Bund
13 Millionen Euro geben, also eine Summe von insge-
samt 18 Millionen Euro, ohne die Mittel aus der Bundes-
kulturstiftung, die wir übrigens um 1 Million Euro auf-
gestockt haben.

Da ich gerade über das Jahr 2010 spreche, kann ich
den Bogen zu einem Projekt schlagen, das mir besonders
am Herzen lag und liegt und für das ich zum Glück viele
begeistern konnte. Nach einem Besuch der Villa
Massimo im Rom vor einigen Jahren habe ich davon ge-
träumt, dass es einen ähnlichen Ort auch in Istanbul ge-
ben sollte, einen Ort, an dem deutsche Künstlerinnen
und Künstler aus den unterschiedlichen Sparten – Film,
Literatur, Musik, bildende und darstellende Kunst – eine
Zeit lang leben und arbeiten und dadurch in der manch-
mal vertrauten, manchmal fremden Metropole Istanbul
neue Impulse für ihre Arbeit erhalten können. Gleichzei-
tig sind diese Künstlerinnen und Künstler auch Mittler
und schaffen ein weiteres Glied in der Kette der zahlrei-
chen Verbindungen zwischen der Türkei und Deutsch-
land.

Ich konnte meinen Koalitionspartner Steffen
Kampeter sehr schnell für diese Idee gewinnen; ich
glaube, das gilt auch für Gesine Lötzsch, die bei der
Reise nach Istanbul dabei war. Wir haben dort einen Ort
gefunden: die ehemalige Sommerresidenz des deutschen
Botschafters in Istanbul. Der Ort heißt Tarabya; diesen
Namen müssen Sie sich merken.

Diese Idee scheint nun Wirklichkeit zu werden. Na-
türlich ist dies nicht zuletzt auch der Unterstützung unse-
res Außenministers Frank-Walter Steinmeier zu verdan-
ken, der dieses Projekt begrüßt hat und es tatkräftig
unterstützt, ebenso wie der Beauftragte der Bundesregie-
rung für Kultur und Medien, Bernd Neumann.

In den Haushaltsberatungen ist es uns gelungen, diese
deutsche Kulturakademie sowohl im Etat des BKM als
auch im Haushalt des Auswärtigen Amtes zu etablieren
und im Etat des Auswärtigen Amtes schon für das kom-
mende Jahr mit Blick auf die sanierungsbedürftigen
Häuser in Tarabya Baumittel bereitzustellen. Es scheint
alles auf gutem Weg zu sein, damit wir 2010 den Start-
schuss geben können, in dem Jahr, in dem sowohl Istan-
bul als auch die Region Ruhr Kulturhauptstädte Europas
sind. Welcher Zeitpunkt wäre passender?

Ich komme auf das Jahr 2009 zurück. Nun geht es
ganz in die Nähe, in die Normannenstraße, Haus 1, in
Berlin. Ich weiß nicht, ob Sie, liebe Kolleginnen und
Kollegen, schon einmal in Haus 1 in der Normannen-
straße gewesen sind. Es ist das ehemalige Hauptquartier

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(C (D es Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Dies ist in authentischer Ort, der gewiss als solcher erhalten erden sollte, weil Orte manchmal mehr aussagen und ehr vermitteln als Bücher und Lehrpläne. An diesem Ort befinden sich viele Originalschaulätze, zum Beispiel die sogenannte Mielke-Suite. Dieer Ort sagt aber auch viel über die Geschichte, das Sysem der Überwachung und Unterdrückung sowie über ie Diktatur der DDR aus. Vielleicht haben Sie, wie auch ch, noch die Bilder von fliegenden Akten und Papieren eim Sturm auf das MfS im Kopf, oder vielleicht kennen ie diesen Ort als Kulisse des Films Das Leben der Aneren. Was tut man mit einem solchen Ort? Was tut man mit iesem sanierungsbedürftigen Haus, dem dort sehr ngagiert arbeitenden Verein und den Opferverbänden? ir haben die Bundesregierung aufgefordert, ein Kon ept für die weitere Nutzung vorzulegen, die Sanieungskosten zu ermitteln – auch vor diesem Hintergrund st ein Besuch vor Ort sehr erhellend – und die dafür notendigen Mittel in den kommenden Jahren in den Hausalt einzustellen. Damit wollen wir sicherstellen, dass ieser Ort zur Mahnung und zur Aufklärung sowie geen jegliche Art der Verklärung – Stichwort: Ostalgie – eiträgt. Die Geschichte soll gerade jungen Menschen uf diese Weise buchstäblich vor Ort nahegebracht weren können. Zum Gedenken an den Mauerfall vor 20 Jahren geört auch, dass das Parlament die Gelder für den Bau ines Freiheitsund Einheitsdenkmals kräftig aufgetockt hat. Nun stehen dafür insgesamt 15 Millionen uro zur Verfügung. So kann 2009 mit der Errichtung ieses Denkmals in der Mitte Berlins begonnen werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Danke. – Wichtig war uns darüber hinaus, dafür zu
orgen, dass unter Berücksichtigung dieses finanziellen
ahmens auch eine sichtbare Würdigung des Beitrags
er Bürgerinnen und Bürger der Stadt Leipzig zur Ein-
eit Deutschlands erfolgt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. Ich bedanke mich bei mei-
en Kolleginnen und Kollegen, beim Beauftragten der
undesregierung für Kultur und Medien und bei seinen
itarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Zusam-
enarbeit.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618902700

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Börnsen,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1618902800

Die Kultur gehört zum Etat der Bundeskanzlerin.

Dort ist sie passend eingebunden. Gleichzeitig erfährt sie
dort eine umfassende Förderung.

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-
gen! Petra Merkel, herzlichen Dank für die verständnis-
volle Kulturrede, die Sie gehalten haben. Kultur braucht
Verbündete.


(Petra Merkel [Berlin] [SPD]: Das bin ich gerne!)


Um mit einem wirklichen Kulturthema zu beginnen:
Die 1. Fußball-Bundesliga verzeichnet jährlich 10 Mil-
lionen Besucher. 396 Fußballerbeine sorgen täglich für
Schlagzeilen, und wenn Ballacks Bein keine Beule hat,
dann sind wir mit der Nationalmannschaft auch erfolg-
reich.

Mit unseren Kulturerfolgen tun wir uns viel schwerer.
Obwohl wir in vielen Bereichen meisterlich – sogar Spit-
zenklasse – sind, üben wir uns in Bescheidenheit.
10 Millionen Fußballfans – das begeistert. Jährlich besu-
chen aber 100 Millionen Menschen unsere Museen. Das
ist erst recht eine tolle Botschaft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


35 Millionen Theatergänger und 35 Millionen Kon-
zert- und Kunsthalleninteressierte haben wir in unserem
Land. Die Beschäftigung mit Kunst und Kultur ist neben
dem Breitensport die größte Bürgerbewegung unserer
Republik. Wir sind eine Kulturnation.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Unionsfraktion ist kulturlos!)


750 Staats- und Symphonieorchester musizieren in
unserem Land. Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr.
Drei von ihnen gehören seit diesem Jahr zu den besten
zehn dieser Welt: die Berliner Philharmoniker, das Sym-
phonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die
Sächsische Staatskapelle. Herzlichen Glückwunsch!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir fühlen uns Beethoven, Bach, Brahms und allen an-
deren großen Komponisten verpflichtet.

Es gibt aber auch 50 000 Chöre und 50 000 Rock-,
Pop- und Jazzbands zwischen Flensburg und Konstanz.
Wir bieten den viertgrößten Musikmarkt der Welt mit ei-
nem Umsatz von fast 5 Milliarden Euro. In der Klassik
sind wir die Nummer zwei. Und das Interesse wächst.
Deshalb ist es klug, mit der Bundesinitiative Musik ei-
nen weiteren Förderschwerpunkt zu setzen: für den
Nachwuchs, für den Export und für die Integration. Wir
sind ein Musikland, und wir wollen es auch bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wir als Bundesrepublik wollen auch ein Filmland
bleiben und uns weiter nach vorne bringen. Wir wollen

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(C (D nsere Werte, unsere Sprache und unsere Schauspieler in en Filmen verwirklicht sehen und Hollywood das Feld icht kampflos überlassen. Dadurch wird die Verstetiung der 60 Millionen Euro für den Filmförderfonds geechtfertigt. Dieser Betrag und weitere 60 Millionen uro haben alleine 2008 dazu geführt, dass fast 800 Mil ionen Euro in die Filmproduktion investiert wurden. 70 Uraufführungen in diesem Jahr: Wir sind ein Filmand im Aufwind. Seit Beginn der Großen Koalition wird der Kreativtandort Deutschland konzeptionell und gezielt geförert. In der Kulturwirtschaft gibt es bereits 800 000 Areitsplätze, mehr als in der Chemieindustrie und mehr ls im Autobau. Jahr für Jahr wächst sie um 3,5 Prozent. eder dritte Kreative ist selbstständig. Wir treten weiter ür die Förderung des Kreativstandortes Deutschland in. Beachtenswerte Zuwächse erzielt auch der Kulturourismus. Seit 2000 stieg die Anzahl europäischer Kulurreisender nach Deutschland um 30 Prozent. Nach rankreich sind wir das zweitbeliebteste Land. 2007 im letzten Jahr – bestritten über 1,5 Millionen Mitbür er ihr Einkommen alleine aus dem Kulturtourismus. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Deshalb war es weise, die Mittel für die Denkmal-
flege anzuheben. Durch die 40 Millionen Euro für das
enkmalschutz-Sonderprogramm ergaben sich bis-
er 300 Projekte und Investitionen von über 100 Millio-
en Euro. Durch den Denkmalschutz wird die Ge-
chichte gesichert, werden aber auch Arbeitsplätze
eschaffen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Unsere Verantwortung als Parlamentarier geht da-
über hinaus. Wir sind auch gegenüber den Künstlern
nd den Kreativen selbst in einer Verantwortung. Ihre
oziale Absicherung muss unser Anliegen sein. Für uns
ls Union und für alle ist eindeutig und klar: An der
ünstlersozialversicherung wird nicht gerüttelt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


s gibt sie seit 1983, seit Helmut Kohls Regierung sie
ingeführt hat, sie ist weltweit beispielgebend geworden
nd wird von allen Kulturpolitikern hier mitgetragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für vier Fraktionen gibt es eine weitere Gemeinsam-
eit, sie wollen nämlich mit 35 Millionen Euro gemein-
am für die Realisierung des Gedenkstättenkonzepts
orgen. Das ist nicht selbstverständlich. Den Freien De-
okraten und den Bündnisgrünen danke ich für die Mit-
irkung am Gedenkstättenkonzept. Die vier Fraktionen
aren auch bereit, den Protest gegen die Absicht der
eutschen Post mitzutragen – die jetzt glücklicherweise

ufgegeben worden ist –, die Zwangsvereinigung von
PD und KPD von 1946 auf einer Silbermünze zu ehren.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618902900

Herr Kollege Börnsen!


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1618903000

Ich komme zum Ende. – Das ist ein Ansinnen ohne

historisches Fingerspitzengefühl.


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Allerdings!)


In einer weiteren Sache sind wir uns einig – damit
komme ich wirklich zum Schluss –: Der in dieser Legis-
laturperiode erzielte Kulturerfolg wird von uns laut, von
den meisten jedoch verhalten leise und eher zurückhal-
tend deutlich gemacht. Er ist mit einem Namen verbun-
den. Bernd Neumann, dem Staatsminister, gelang es, vier
Mal einen Anstieg seines Haushaltsvolumens zu errei-
chen –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618903100

Herr Kollege Börnsen!


Wolfgang Börnsen (CDU):
Rede ID: ID1618903200

– und den Koalitionsvertrag insoweit sogar zu

110 Prozent zu erfüllen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618903300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Katrin Göring-

Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen
und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Man-
ches machen wir ja ganz gut in Deutschland, auch weil
wir uns, Herr Westerwelle, so viel darüber streiten, wie
viel Staat wir eigentlich haben wollen. Wie wichtig eine
starke öffentliche Kulturförderung ist, zeigt sich in der
aktuellen Finanzkrise ganz besonders; denn dort, wo
Kultureinrichtungen vorwiegend auf Fundraising oder
private Förderer angewiesen sind, stehen weitaus weni-
ger Gelder zur Verfügung als in Deutschland. Jetzt ist
das kulturelle Angebot gerade dort direkt bedroht.

Würde oder könnte Guido Westerwelle in Deutsch-
land bestimmen, was sich niemand wünschen kann, wä-
ren wir heute genau da, wo andere sind, die sich große
Sorgen machen.


(Zurufe von der SPD: Sehr gut! – Wohl wahr!)


Das gilt natürlich nicht nur für den von den Liberalen
angeblich so geschätzten Kulturbereich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


In New York zum Beispiel müssen einige Museen nicht
zuletzt deshalb ihr Personal reduzieren oder geplante Aus-
stellungen ganz und gar abblasen, weil Lehman Brothers
ein wichtiger Förderer von Kultureinrichtungen war.

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(C (D 9 Millionen sind in Häuser wie das Museum of Modern rt oder Guggenheim, also die großen Häuser in New ork, geflossen. (Zuruf von der FDP: Wollen Sie dem Geld jetzt nachtrauern?)


Sosehr wir uns natürlich privatwirtschaftliches
ngagement in der Kultur wünschen, so sehr brauchen
ir gerade hierfür einen vernünftig handelnden, starken
taat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Kulturinstitutionen dürfen nicht vom Gutdünken, von
er aktuellen Situation privater Geldgeber oder gar den
nwägbarkeiten globaler Finanzmärkte abhängig sein;
enn auch hier in Deutschland zeichnet sich ab, dass we-
en der Finanzkrise weniger privates Geld in die Kultur
ließen wird. Das wird übrigens erst recht geschehen,
enn die Bundeskanzlerin, wie sie es in den letzten Ta-
en – heute nicht, aber in den letzten Tagen – ausführlich
etan hat, darüber redet, was für ein fürchterlich schwar-
es Jahr wir vor uns haben.

Wenn das so ist, dann müssen wir aus meiner Sicht
etzt sehr aufpassen, mit welcher Haltung wir gerade mit
esellschaftlichen Fragen, mit Bürgerschaftlichkeit und
ngagement in unserer Bürgergesellschaft umgehen.
iele fragen sich heute: Werde ich, wenn 500 Milliarden
ur Verfügung stehen – wir alle wissen, wie es gemeint
st; dennoch ist dieses Gefühl vorhanden –, mit meinem
ngagement vor Ort eigentlich noch gebraucht? Die da
ben drehen das ganz große Krisenrad. Werden wir in
ieser Gesellschaft in Zukunft überhaupt noch vonnöten
ein?

Natürlich ist es immer ärgerlich, wenn die eigenen
nträge zum Haushalt abgelehnt werden; das ist ganz
lar. Aber ich will an dieser Stelle auf eine Haltung auf-
erksam machen, die mir Sorge macht. Es sind nämlich

erade die Projekte abgelehnt worden, bei denen es ganz
esonders um bürgerschaftliches Engagement geht.

Ein Beispiel: Der „Zug der Erinnerung“, der an die
eportationen mehrerer Hunderttausend Kinder erin-
ert, wird nun nicht durch Europa fahren, weil die
umme von 400 000 Euro fehlt. Viele von Ihnen, liebe
olleginnen und Kollegen, haben den Zug wahrschein-

ich in Ihrem Wahlkreis ganz in der Nähe besuchen kön-
en. Der „Zug der Erinnerung“ wird nun nicht mehr fah-
en. Dabei handelt es sich um eine bürgerschaftliche
nitiative, die sehr viele Jugendliche erreicht hat, die ih-
en gezeigt hat, was Erinnerungskultur heute bedeutet,
nd die ihnen deutlich gemacht hat, dass sie selbst etwas
un können und auch etwas tun müssen. Ich finde es
raurig und sehr dramatisch, dass wir das nicht unterstüt-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE])


Es gibt ähnliche Beispiele. Nehmen wir die ausdrück-
iche Empfehlung der Enquete-Kommission „Kultur in
eutschland“, die deutlich gemacht hat, dass wir mehr






(A) )



(B) )


Katrin Göring-Eckardt
Geld für die soziokulturellen Zentren in der Republik
brauchen. Gerade sie gestalten Kultur von unten und
binden Kinder und Jugendliche ein, die sonst keine
Chancen haben. Auch diese Empfehlung wurde abge-
lehnt. Manchmal hat man das Gefühl, die Ablehnung er-
folgt pauschal immer dort, wo es um das Engagement
der Bürgerinnen und Bürger geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auf der anderen Seite stehen Großprojekte wie das
Freiheits- und Einheitsdenkmal. Ich bin sicherlich die
Letzte, die im Verdacht steht, gegen Freiheit und Einheit
zu sein bzw. gewesen zu sein. Nichtsdestotrotz reicht es
nicht aus, ein Denkmal zu errichten, vor allem dann
nicht, wenn man es auf Biegen und Brechen durchsetzen
will, wenn statt 5 Millionen Euro plötzlich 15 Millio-
nen Euro gebraucht werden, wenn es im Prinzip immer
noch keinen Entwurf gibt – er wird hoffentlich im nächs-
ten Jahr vorliegen, wenn der große Jahrestag begangen
wird – und man es unbedingt auf einen bestimmten So-
ckel stellen muss.

Ich finde, der Ansatz für das Denkmal ist gut. Freiheit
und Einheit sollten wir zuerst diskutieren. Erst dann kön-
nen wir ein Denkmal bauen, das den Bürgerinnen und
Bürgern wirklich aus der Seele spricht. Darum muss es
dabei gehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich komme zum letzten Punkt. Auch hierbei geht es
um die Frage, welche Prioritäten wir setzen. Wir wissen
genau – das hat auch der Bildungsgipfel deutlich ge-
macht –, wie wichtig auch kulturelle Bildung ist. „Je-
dem Kind ein Instrument“ ist ein Projekt, das, glaube
ich, viele von uns als etwas besonders Hervorragendes
ansehen. Der Antrag, dieses Projekt bundesweit zu ver-
netzen, um es allen Kindern und Jugendlichen zugäng-
lich zu machen, ist abgelehnt worden. Ich finde, wir hät-
ten uns dazu bekennen sollen, dass wir mit kultureller
Bildung und musischer Förderung auch die Kinder errei-
chen können, deren Eltern sie nicht automatisch in der
Musikschule anmelden und sie dann auch noch einmal
pro Woche dorthin kutschieren.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618903400

Frau Kollegin.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es geht um die Kinder, die diese Chance nicht haben.
Es wäre gut gewesen, wenn wir einen anderen Schwer-
punkt gesetzt hätten.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618903500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Monika Griefahn,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol egen! Meine Kollegin Petra Merkel hat schon die wichigsten Punkte des Kulturhaushalts skizziert. Ich danke hr ganz herzlich für die geleistete Arbeit. ch danke auch unserem haushaltspolitischen Sprecher arsten Schneider. Denn das Engagement für die Kultur st in der SPD-Fraktion sehr groß. Das machen die zuätzlichen Mittel für die UNESCO-Weltkulturerbestätten eutlich, die diese wirklich benötigen. Ganz herzlichen ank dafür, auch den Kolleginnen und Kollegen aus der DU/CSU-Fraktion, die mitgeholfen haben, das im Par ament zu erreichen. Gerade in diesen Zeiten wird deutlich – darauf hat uch Frau Göring-Eckardt hingewiesen –, wie sinnvoll taatliche Kulturfinanzierung ist. Kultur ist nämlich ebensmittel, prägt die Kreativität und fördert Integra ion. Sie fördert ein friedliches Miteinander und das Zuammenleben. Kultur ist eine Wurzel unserer Gesellchaft, die einen Grundkonsens herstellt, der nicht durch as Wirtschaftssystem oder den Finanzmarkt entstehen ann. Ich denke, mit diesem Haushalt bekennt sich der eutsche Bundestag zu der weitreichenden Bedeutung on Kultur. Ich glaube, das ist ein sehr gutes Zeichen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/ CSU])

Monika Griefahn (SPD):
Rede ID: ID1618903600

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die Kulturstiftung des Bundes, die bereits seit ihrer
ründung 2002 innovative Projekte mit nationaler und

nternationaler Strahlkraft fördert, ist ein Schwerpunkt
nseres Engagements. Die Einschnitte bei der Projekt-
örderung 2007 waren falsch, weil gerade die Projekte
ehr wesentlich sind, um die Bevölkerung mit einzube-
iehen. Deswegen bin ich sehr froh, dass im Haushalt
er Jahre 2008 und 2009 wieder 1 Million Euro zusätz-
ich zur Verfügung steht, damit wir gerade auch solche
rojekte fördern können und nicht immer nur Vorhaben
on bestehenden Institutionen. Herzlichen Dank auch
afür.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es lohnend ist,
us den zusätzlichen Mitteln eine Aufstockung des
onds Soziokultur vorzunehmen. Das ist eine Empfeh-

ung der Enquete-Kommission. Gerade die Zahl der Pro-
ekte im interkulturellen Bereich nimmt zu. Die Zahl der
nträge steigt. Deswegen ist es sinnvoll, hier mehr Geld

uszugeben. Ich freue mich zudem, dass das Institut für
ulturpolitik zusätzlich Geld bekommt, um im Auftrag
er Enquete-Kommission eine Evaluation der soziokul-
urellen Zentren vorzunehmen. So sehen wir, wie die Ar-
eit weitergeht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Die „Ruhr 2010“ bekommt schon 2009 Geld. Das ist
ehr sinnvoll. Ich komme aus dem Ruhrgebiet und weiß
m die dortige kulturelle und soziale Vielfalt sowie um






(A) )



(B) )


Monika Griefahn
die vielen verschiedenen Initiativen. Wenn hier tatsäch-
lich Sachen auf den Weg gebracht und verwirklicht wer-
den, dann hat das eine nachhaltige Wirkung; denn im
Ruhrgebiet zeigt sich die Bedeutung des Zusammenle-
bens sehr stark. Das ist ein sehr guter Punkt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch das Zusammenleben mit den Sorben ist sehr
wichtig. Das Parlament hat 600 000 Euro mehr geneh-
migt, sodass die kulturelle Identität der Sorben erhalten
und dafür mehr getan werden kann. Das ist ein positiver
Schritt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Initiative Musik. Nach anfänglichen Schwierigkeiten
haben wir das Gefühl, dass hier viel Gutes bewegt wird.
Dafür werden die Mittel erhöht. Damit betreiben wir
aber keine Wirtschaftsförderung. Stattdessen steht in
dem entsprechenden Haushaltsvermerk: „Die Erhöhung
der Mittel dient der Durchführung von Maßnahmen im
Bereich Jazzmusik.“ Es geht nicht darum, ausschließlich
den Stil Jazz zu fördern. Vielmehr geht es um diejenigen,
die in vielen Bereichen auch ehrenamtliche Arbeit leis-
ten, Musiker, Veranstalter und andere Engagierte. Es
geht um ein Förderprogramm für Konzertklubs, Initiati-
ven und Spielstätten, die sich der Livemusik widmen.
Diese kommen sonst zu kurz. Ich finde es sehr gut, dass
wir sie jetzt stärker berücksichtigen können.


(Beifall bei der SPD)


Im nächsten Jahr gibt es sehr viele Gedenktage. Wir
haben in der letzten Sitzungswoche über das Gedenk-
stättenkonzept gesprochen. Ich bin froh, dass wir die
notwendigen Mittel haben, um vieles von dem, was wir
besprochen haben, zu verwirklichen, und dass wir Geld
für die Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die
friedliche Revolution von 1989, aber auch für diejeni-
gen, die sich für Freiheit und Einheit eingesetzt haben,
eingestellt haben. Sachsen und insbesondere Leipzig
werden dabei integriert. Wir bekommen beides hin. So-
wohl in Leipzig als auch in Berlin soll der Menschen ge-
dacht werden, die sich aktiv eingesetzt haben. Ich be-
wundere diese Menschen. Ich habe damals, als ich
Bildungsreferentin beim CVJM war, mitbekommen, wie
es in den Kirchen brodelte und was dort los war. Ich
freue mich, dass wir das, was geplant ist, im nächsten
Jahr auf den Weg bringen können. Wir werden im nächs-
ten Jahr sicherlich sehr viel mit den Gedenkveranstaltun-
gen zu tun haben.

Herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1618903700

Letzter Redner in der Debatte ist der Kollege Jörg

Tauss, SPD-Fraktion.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1618903800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Vielleicht ist es ganz gut, wenn zum Ende dieser Debatte

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(C (D in Kultur-, Forschungsund Bildungspolitiker wie ich as Wort bekommt. Damit sind die Prioritäten im Land ichtig beschrieben. – Herr Kauder, ich teile Ihre Freude. Weil wir gleich den Datenschutzbeauftragten wählen: ieber Herr Schäuble, Sie haben in Ihrem Etat noch eine Stelle gefunden, um diesen zu stärken. Ich bitte Sie erzlich, nicht nur Pressemitteilungen für den Datenchutz zu verfassen. Stärken Sie den Datenschutzbeaufragten finanziell! Damit machen Sie ihm eine genauso roße Freude wie wir nachher mit seiner Wahl. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Etat für Kultur und Medien ist sicherlich nicht
er größte, aber er ist gut. Wir wollen etwas im Bereich
es Deutschen Presserates tun. Wir werden ihn auch
ür den Onlinebereich zuständig machen. Wir werden
ie vorhandenen Informationsdefizite im Zusammen-
ang mit der Pressestatistik in diesem Land beseitigen.
ir wissen als Medienpolitiker zu wenig über die Ver-

uickungen von medialen Entwicklungen im Fernseh-
nd im Printbereich. Wir setzen mit dem Etat ein ent-
prechendes Signal; das ist gut so.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir werden last, but not least nicht, wie die Gelben es
it den Schwarzen in Bayern tun wollen, Computer-

piele verbieten – lieber Herr Stadler, da haben Sie kläg-
ich versagt –, sondern wir haben intelligente Lösungen
ür diesen Bereich. Wir reden nicht darüber, sondern wir
chaffen ein Netz für Kinder und fördern vernünftige
nd gute Computerspiele. Auch das steht in diesem Etat,
ür den wir gemeinsam gesorgt haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich hätte mir von Herrn Westerwelle – er ist nach sei-
er fulminanten Rede nicht mehr da – gewünscht, dass
r sich ähnlich wie Banker und Manager verhält, die im
oment mit Demut durch das Land gehen.


(Beifall bei der SPD)


ufgeblasen und arrogant verkörpert er weiter die alten
onzepte bis hin zu den Steuersenkungen, die heute an-
esprochen worden sind und gegen die niemand etwas
at. Lieber Kollege Ramsauer, Sie haben es wunderbar
uf den Punkt gebracht. Da sitzt der reiche Lafontaine
nd hat eine Villa zu vererben. Ich wünsche Lafontaine
in langes Leben – politisch natürlich nicht, aber ansons-
en schon –, aber wenn er sie vererbt, dann werden Sie
hm die Erbschaftsteuer erspart haben, wo er sie doch
o gerne zahlen würde. Vielleicht wäre das ein Punkt,
orüber Sie noch einmal nachdenken sollten. Reiche
eute, die Villen zu vererben haben, sollten einen klei-
en Anteil dem Staat zukommen lassen. Das wäre eine
ernünftige Politik.


(Beifall bei der SPD – Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Richtig!)


Nun hat Herr Westerwelle das Ziel, das zusammen
it Frau Merkel und Frau Schavan auf dem Bildungs-

ipfel vereinbart wurde, nämlich 7 Prozent für Bildung
eine alte SPD-Forderung – und 3 Prozent für den Be-






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
reich Forschung auszugeben, richtig madig und lächer-
lich gemacht. Wissen Sie, was das heißt? Wenn wir diese
10 Prozent erreichen würden, hieße das, dass in den
nächsten Jahren pro Jahr durch Bund, Länder, Gemein-
den und Wirtschaft 40 Milliarden Euro mehr für den Be-
reich Bildung zur Verfügung gestellt würden. Das steckt
hinter dem 10-Prozent-Ziel. Herr Westerwelle hat das
madiggemacht. Ich sage Ihnen: Ich werde alle Kerzen in
Altötting aufkaufen und sie in den Kirchen entzünden,
wenn wir das große Ziel erreichen würden, in Bildung
und Forschung voranzukommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben nichts anderes getan, als darüber zu reden,
wie man die Menschen entlasten soll. Ich bin sehr dafür.
Aber eines muss an dieser Stelle gesagt werden: Seien
wir doch kritisch gegenüber diesen Steuersenkungspro-
pheten. Wir haben in Rheinland-Pfalz etwas geschafft,
was die Menschen wirklich entlastet. Wir werden die
Kindergartengebühren kontinuierlich abschaffen, auch
die Gebühren für das letzte Jahr. Wir erheben keine Steu-
ern in Form von Studiengebühren für Menschen, die ihre
Kinder auf Universitäten schicken. Das sind Entlastun-
gen für die Menschen, die wichtig und besser sind als
manches, was Sie mit Ihrem Gießkannenprinzip vor-
schlagen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage deshalb ausdrücklich in Richtung FDP – auch
sie kann dazulernen –: Misstrauen wir allen diesen Steu-
ersenkungsexperten! Auch ich bin keiner, der gerne
Steuern zahlt, aber ich bin jemand, der gerne in einem
Staat lebt, wo es Dörfer gibt, in denen es noch Polizei
und Grundschulen gibt, in einem Staat, der eine gute
Verkehrsinfrastruktur aufweist und in dem es Unis gibt,
auf die auch Menschen, die weniger Geld haben, ihre
Kinder schicken können. Ich bin ein Mensch, der gerne
in einem Staat lebt, in dem die Leute ihre Kinder auf
Gymnasien schicken können und in dem die Jugend-
arbeitslosigkeit bekämpft wird, die Sie, Frau Flach, nicht
mehr bekämpfen wollen. Wenn Ihre Pläne in die Realität
umgesetzt werden, dann können nur noch die Menschen
im Schwimmbad baden, die sich einen privaten Swim-
mingpool leisten können. Aus diesem Grunde: Misstraut
diesen falschen Propheten! Ein handlungsfähiger Staat
ist das, was wir brauchen; einen handlungsfähigen Staat
haben wir mit diesem Etat.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618903900

Damit schließe ich die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzel-
plan 04 – Bundeskanzlerin und Bundeskanzleramt – in
der Ausschussfassung. Hierzu liegen drei Änderungs-
anträge der Fraktion Die Linke vor, über die wir zuerst
abstimmen wollen.

Kann bitte jemand das Mikrofon lauter stellen?


(Jörg Tauss [SPD]: Soll ich übersetzen?)



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(C (D Nein danke, Herr Tauss, das wäre mir nicht so recht. ch möchte gerne ohne Sie verstanden werden. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das können wir wiederum verstehen!)


Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
ache 16/11042? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
ich? – Damit ist dieser Änderungsantrag bei Zustim-
ung durch die einbringende Fraktion und Gegenstim-
en durch das übrige Haus abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
ache 16/11048? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun-
en? – Damit ist auch dieser Änderungsantrag bei Zu-
timmung durch die Fraktion Die Linke, bei Gegenstim-
en durch die Große Koalition und die FDP und bei
nthaltung von Bündnis 90/Die Grünen1) abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
ache 16/11049? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? –
ieser Änderungsantrag ist bei Zustimmung durch die
raktion Die Linke und die FDP, bei Gegenstimmen der
PD, der CDU/CSU und bei Enthaltung von Bündnis 90/
ie Grünen ebenso abgelehnt.

Jetzt kommen wir zur namentlichen Abstimmung
ber den Einzelplan 04 in der Ausschussfassung. Bevor
ch die Abstimmung eröffne, möchte ich nochmals da-
auf hinweisen, dass wir im direkten Anschluss an diese
amentliche Abstimmung eine Wahl durchführen wer-
en. Ich bitte Sie daher, hierzubleiben. Ich bitte jetzt die
chriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen
lätze einzunehmen. – Sind alle Plätze an den Urnen be-
etzt? – Das ist der Fall. Dann ist die Abstimmung eröff-
et.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timme nicht abgegeben hat? – Das scheint nicht der
all zu sein. Dann schließe ich die Abstimmung. Ich
itte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
uszählung zu beginnen. Das Ergebnis der namentli-

hen Abstimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.

Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt III auf:

Wahl des Bundesbeauftragten für den Daten-
schutz und die Informationsfreiheit

Die Bundesregierung hat mit Schreiben vom
6. Oktober 2008 Herrn Peter Schaar für die Wahl vor-
eschlagen.

Sie benötigen dazu eine Stimmkarte und Ihren weißen
ahlausweis. Die Stimmkarten sind hier im Saal erhält-

ich. Ihren Wahlausweis können Sie auch jetzt noch Ih-
em Stimmkartenfach entnehmen, soweit Sie das nicht
ereits getan haben.

Der Kandidat ist gewählt, wenn er die Stimmen der
ehrheit der Mitglieder des Bundestages auf sich ver-

int. Das heißt, es müssen mindestens 307 Abgeordnete
ür ihn stimmen.

Stimmkarten, die mehr als ein Kreuz, andere Namen,
usätze oder Zeichnungen enthalten, sind ungültig.

Anlage 2






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Die Wahl ist nicht geheim. Sie können das Kreuz auf
der Stimmkarte deshalb auch an Ihrem Platz machen.

Bevor Sie die Stimmkarte in eine der Wahlurnen wer-
fen, geben Sie bitte Ihren Wahlausweis bei den Schrift-
führerinnen und Schriftführern ab. Die Abgabe des
Wahlausweises gilt als Nachweis der Teilnahme an der
Wahl.

Ich bitte jetzt die Schriftführerinnen und Schriftführer
erneut, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Ist das
geschehen? Das scheint mir der Fall zu sein. Dann er-
öffne ich die Wahl.

Konnten jetzt alle, die es wollten, ihre Stimmkarte ab-
geben, oder hat jemand seine Stimmkarte noch nicht ab-
gegeben? – Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich die
Wahl und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ih-
nen später bekannt gegeben.1)

Ich würde jetzt gerne die Haushaltsberatungen fort-
setzen. – Ich rufe Tagesordnungspunkt II. 9 auf:

Einzelplan 05
Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts

– Drucksachen 16/10405, 16/10423 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Omid Nouripour

Es ist verabredet, hierüber zwei Stunden zu debattie-
ren. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist es so
beschlossen.

Wenn hier alle wieder Platz nehmen würden, könnte
ich die Debatte eröffnen. Ich weiß, dass das auch in Ih-
rem Interesse ist.

Das Wort hat der Kollege Dr. Werner Hoyer für die
FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Werner Hoyer (FDP):
Rede ID: ID1618904000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Da meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Haushalts-
ausschuss auf Redezeit verzichtet haben und heute für
die FDP nur ein Außen- und ein Europapolitiker reden,
möchte ich zu Beginn auch eine Bemerkung zum Haus-
halt des Auswärtigen Amtes machen.

Wir sind uns einig: Wir brauchen einen gut ausgestat-
teten, gut finanzierten und hochmotivierten Auswärtigen
Dienst. Ich möchte darauf hinweisen, dass in Ihrem
Haus, Herr Minister, doch einige Unruhe herrscht. Es
wäre wichtig, dass Sie sich persönlich darum kümmern.

Erster Punkt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Hauses leiden unter einem neuen Beurteilungssys-
tem, was sie in hohem Maße verunsichert, insbesondere

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b1) Ergebnis Seite 20380 D

(C (D eil der Zusammenhang zwischen den Beurteilungen, ie von den Dienstvorgesetzten sauber aufgeschrieben erden, und den Benotungen, die nachher unter der Berteilung stehen, nicht erkennbar ist. Dieser Zusammenang muss hergestellt werden, weil sonst erhebliche Proleme in der Mitarbeiterführung und im Loyalitätsnd Vertrauensverhältnis zwischen Führenden und Geührten auftreten. Zweiter Punkt. Wir leben im 21. Jahrhundert. Das üsste sich auch im Umgang mit den Partnerinnen und artnern von Angehörigen des Auswärtigen Amtes wierspiegeln. Bis heute gibt es nur mit vier Partnerländern egenseitigkeitsabkommen über die Berufstätigkeit on Partnerinnen und Partnern im Ausland. Das wird en gesellschaftlichen Realitäten dieses Jahrhunderts icht mehr gerecht. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der FDP)


eswegen würde ich mir wünschen, dass das Haus auf
iesem Gebiet mehr Aktivitäten entwickelt.


(Ute Kumpf [SPD]: Was hat denn die FDP die ganze Zeit gemacht? Zu spät aufgewacht!)


Liebe Frau Kollegin, zunächst einmal ist das Thema
rst in den letzten Jahren wirklich brisant geworden. Au-
erdem – auch wenn es keiner glauben mag – leitet die
DP schon seit zehn Jahren nicht mehr das Auswärtige
mt. Es ist höchste Zeit, dass wir das wieder ändern. In-

ofern fasse ich Ihren Zuruf als Ermunterung auf.


(Beifall bei der FDP)


Dritter Punkt. Das Kerngeschäft des Auswärtigen
ienstes findet nun einmal draußen statt; das hat ein
uswärtiger Dienst so an sich. Deswegen ist es auch aus
utem Grunde so – wir haben lange dafür gekämpft, dass
as möglich wurde –, dass die Dienstposten im Ausland
on den pauschalen Stellenkürzungen ausgenommen
ind. Ich freue mich, dass das so ist. Aber was passiert
aktisch? Allein in dieser Legislaturperiode sind bereits
40 Dienstposten aus dem Ausland ins Inland verlagert
orden, teilweise mit Begründungen, die nur auf eine
orübergehende Verlagerung hindeuteten. Hinterher ist
as aber nie wieder rückgängig gemacht worden. Das
eißt, draußen, wo die Arbeit als Serviceleistung für die
ürgerinnen und Bürger dieses Landes und unsere aus-

ändischen Partner erbracht werden muss, fehlen diese
tellen. Es kommt hinzu: Nach der Logik der Regelung
ur pauschalen Stellenkürzung können Stellen, die ins
nland verlagert worden sind, der pauschalen Stellenkür-
ung zum Opfer fallen. Das heißt, Sie schießen sich sel-
er ins Knie. Auch hier wäre es wünschenswert, dass
achgebessert wird.


(Beifall bei der FDP)


Zum Inhalt der Außenpolitik. Die Welt ist in enormer
nordnung. Nach 1990 ist noch keine neue Weltord-
ung zustande gekommen; sie wird aber dringend ge-
raucht. Die einfache Fortschreibung dessen, was im






(A) )



(B) )


Dr. Werner Hoyer
Kalten Krieg angesagt war, zieht nicht mehr. Ich sage
das ohne Schuldvorwürfe; aber jetzt ist es an der Zeit, zu
handeln. Plötzlich wundern sich so viele, dass völlig
neue Mächte in Erscheinung treten, die ihren Platz ein-
fordern, zum Beispiel im Rahmen von G 20. Im Umgang
mit den großen, aufstrebenden Nationen wird sich zei-
gen, dass die G 8, nachdem sich die G 20 einmal getrof-
fen hat – ich halte das für eine gute Entwicklung, der wir
uns stellen müssen –, in Zukunft nicht einfach so weiter-
machen kann.


(Beifall bei der FDP)


Man muss auch darauf Rücksicht nehmen, dass wir es
heute mit Staaten zu tun haben, die 1990 noch zu den
Verlierern zu gehören schienen, aber angesichts ihrer fi-
nanziellen Ausstattung aufgrund von Rohstoffvorkom-
men und anderer Geldquellen heute vor Kraft kaum lau-
fen können.

In dieser Phase verlieren die USA, unser nach wie vor
wichtigster Partner außerhalb Europas, gewissermaßen
ihre Rolle als alleiniger Pol; wir sind in der multipolaren
Welt angekommen. Natürlich stellen die Amerikaner im-
mer noch die stärkste militärische Macht dar; es handelt
sich auch um die größte Volkswirtschaft, die jetzt beson-
ders große Probleme hat. Die USA sind aber nicht mehr
das unumstrittene Leitmodell. Nicht zuletzt haben sie
sich moralisch diskreditiert. Ob wir es wollen oder nicht:
In einer Welt zeitverzugsloser Informationsübermittlung
prägen die Bilder von Guantánamo Bay und Abu
Ghureib das Image Amerikas stärker als die Freiheitssta-
tue.

In dieser Phase aber – das finde ich so ermutigend –
definiert sich Amerika gewissermaßen neu, entdeckt
sich selbst. Welche Selbstreinigungskräfte der amerika-
nischen Demokratie werden da sichtbar! Wir konnten
beobachten, dass Wählerinnen und Wähler sechs oder
sieben Stunden vor Wahllokalen warten, um ihre Stimme
abgeben zu dürfen, während sich unsere Wahlbeobachter
darüber mokierten, dass die Organisation der Wahlen so
schlecht ist. Ich würde mich freuen, wenn ich mir vor-
stellen könnte, ein Wähler oder eine Wählerin in
Deutschland würde auch nur eine Stunde vor einem
Wahllokal warten, um die Stimme abzugeben, nachdem
man sich vier Wochen vorher aktiv darum bemühen
musste, sich registrieren zu lassen, um überhaupt wählen
zu dürfen, wenn man also nicht einfach ein Postkärtchen
ins Haus bekommt, auf dem mitgeteilt wird, wann die
Wahl stattfindet, gefolgt von der Bitte, einfach mit dem
Personalausweis zum Wahllokal zu kommen und zu
wählen. Wir können auch auf dem Gebiet der Mobilisie-
rung von Wählerinnen und Wählern, auf dem Gebiet des
Herausholens der Wählerinnen und Wähler aus der
Wahlenthaltung, viel von Amerika lernen.


(Beifall bei der FDP)


Wir müssen manches von der Überheblichkeit abwerfen,
die wir bisweilen gegenüber Amerika zeigen.

Amerika findet zu seinen besten Tugenden zurück,
auch zu den Werten, die das ausmachen, was wir als
„den Westen“ bezeichnen. Der Westen ist hier kein geo-
grafisches Konstrukt, sondern eine philosophische

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(C (D rundlage, die letztendlich entscheidend auf der Aufkläung fußt. Welch eine Chance für uns Europäer, mit den merikanischen Freunden zur gemeinsamen Wertebasis urückzukehren und den Westen gewissermaßen neu zu rfinden! Wir werden die Gemeinschaft der aufgeklären, rechtsstaatlichen Demokratien noch brauchen. Nehmen wir also Senator Obama, den neuen Präsienten, beim Wort. Ich habe manchmal das Gefühl, in eutschland und in der Europäischen Union wird eher bgewartet oder sogar abgewiegelt, nach dem Motto: ie kochen doch auch nur mit Wasser; es wird im Prin ip genauso weitergehen wie bisher; das ist ein normaler egierungswechsel. Nein, das ist es nicht; es ist eine eränderung der amerikanischen Politik, die tektonische erschiebungen in der Weltpolitik auslösen wird. Wir erden Fragen beantworten müssen. Ein enger Berater des künftigen Präsidenten hat am reitag bei einer Tagung in Washington gesagt: Liebe uropäer, geht bitte davon aus, dass der neue Präsident as, was er sagt, wirklich glaubt, dass er euch damit konrontieren wird, wenn er mit Fragen auf euch zukommt. – r könnte die Bundesregierung zum Beispiel fragen: ie können wir Russland und China besser in die Welt olitik integrieren? Was könnt ihr beitragen, wenn wir ersuchen, bestimmte Konflikte zu regionalisieren? Ich nehme nur einmal das Beispiel Afghanistan. Da ird uns gegenwärtig nicht die Frage gestellt, ob wir urzfristig 1 000 Mann mehr oder weniger dorthin schiken. Wir reden mit solchen Diskussionen über Fragen, ie gegenwärtig niemand stellt. Es wird eher um die rage gehen: Was können wir tun, um Russland, China, akistan, Indien, die nördlichen Nachbarn Afghanistans nd auch den Iran bei der Lösung von Konflikten zu akivieren? Das Motto lautet getreu einem alten Spruch on Dwight D. Eisenhower: Wenn du ein Problem nicht ösen kannst, mach es größer; denn dann ist auch die hance, einen „grand bargain“ anzuzetteln, größer. iese Gelegenheit müssen wir jetzt nutzen. Die Amerianer liefern uns eine hervorragende Vorlage. Wenn die Amerikaner wieder aktiv werden, und zwar icht erst zum Ende der Präsidentschaft von Obama, ondern jetzt, wenn es darum geht, die Dialogunfähigeit gegenüber Syrien und dem Iran zu überwinden, weren sie uns fragen: Welche Rolle in der Nahost-Politik tellt ihr euch eigentlich für die Europäische Union und ür Deutschland vor? – Können wir Beiträge leisten und, enn ja, welche? Diese Fragen muss die Bundesregie ung beantworten. Dann stellt sich die Frage: Wie stellen wir uns eigentich die Zukunft der NATO vor? Ich erinnere an zwei emerkenswerte Reden auf der Wehrkundetagung, und war von Frau Bundeskanzlerin Merkel und zuvor von erhard Schröder. In beiden Reden wurde gefordert, die ATO wieder zur zentralen Plattform des sicherheitspo itischen strategischen Dialogs zu machen. Seither ist bei em Thema nichts passiert. Der NATO-Rat ist nach wie or eine ziemlich amorphe Veranstaltung. Deswegen ist s wichtig, dafür zu sorgen, dass die Reduzierung der ATO auf die militärische Dimension endlich überwunen wird und dass sie in der Richtung weiterentwickelt Dr. Werner Hoyer nein: 144 Gitta Connemann Reinhard Grindel Jürgen Klimke Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Thomas Bareiß Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Ernst-Reinhard Beck Veronika Bellmann Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Dr. Stephan Eisel Anke Eymer Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Ingrid Fischbach Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)





(A) )


(B) )


(Reutlingen)


(Bönstrup)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Michael Glos

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ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
r. Peter Jahr
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

r. Franz Josef Jung
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl Lamers (Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Helmut Lamp
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Dr. Klaus W. Lippold
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Thomas Mahlberg
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Leo Dautzenberg Hermann Gröhe Jens Koeppen
wird, wie es schon Harmel gef
Seite müssen Vertrauensbildun
tungskontrolle und Abrüstung u
die Fähigkeit zur ganz konkret
gung gestärkt werden. Wir so
Harmel-II-Bericht entwickeln.
nach meiner Auffassung aktuel

In diesen Zusammenhang g
mit welchen Abrüstungsiniti
rung starten will.


(Beifall bei d Der Außenminister hat das The chen, was ich begrüße; aber k hen. Es fehlt zum Beispiel ein dem Papier, das Sam Nunn, Kissinger und andere jetzt scho Journal verbreitet haben und zu bekennt, nicht weil er so naiv halb kürzester Zeit könne man werden, sondern weil er der fes man, wenn man sich dieses Z angesichts der enormen Überrü insbesondere in Russland und ten, eine massive Abrüstung zu lich die Logik begriffen hat, da Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 559; davon ja: 415 D M G C ordert hat: Auf der einen g, Zusammenarbeit, Rüsnd auf der anderen Seite en militärischen Verteidillten also langsam einen Seine Forderungen sind ler denn je. ehören auch die Fragen, ativen die Bundesregie er FDP)


ma wiederholt angespro-
onkret ist nichts gesche-
e klare Positionierung zu
George Shultz, Henry
n zweimal im Wall Street
dem sich Barack Obama
wäre, zu glauben, inner-
alle Nuklearwaffen los-
ten Überzeugung ist, dass
iel setzt, die Chance hat,
stung mit Nuklearwaffen,
in den Vereinigten Staa-
erreichen, weil er näm-
ss Nuklearwaffen in Zei-

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r. Ralf Brauksiepe
onika Brüning
eorg Brunnhuber
ajus Caesar

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en des Kalten Krieges – auch
eil der Problemlösung gewes
eiten asymmetrischer Konfli
errschbarer Proliferation ein T
en sind.

Auf diese Fragen müssen w
rwarte ich Antworten der Bun
isher viel zu wenig. Meine
merikaner werden die Hand

ie ergreifen, und wir müssen
ragen antworten wollen.

Vielen Dank.


(Beifall bei de Vizepräsidentin Katrin Gö Ich komme zu den beiden ungen zurück. Ich gebe zunächst das von de chriftführern ermittelte Erge bstimmung zum Einzelplan 59 Stimmen abgegeben. Mit J nd Kollegen gestimmt, mit N inzelplan 04 angenommen. alf Göbel eter Götz r. Wolfgang Götzer te Granold S V E (C (D aus unserer Sicht – ein en sind, während sie in kte und nicht mehr beeil des Problems gewor ir uns vorbereiten; dazu desregierung. Da höre ich Damen und Herren, die ausstrecken. Wir müssen wissen, was wir auf die r FDP)


ring-Eckardt:
vorangegangen Abstim-

n Schriftführerinnen und
bnis der namentlichen
04 bekannt: Es wurden
a haben 415 Kolleginnen

ein 144. Damit ist der


(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Dr. Gerd Müller
Bernd Neumann (Bremen)

Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Johannes Röring
Kurt J. Rossmanith
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Kurt Segner
Marion Seib
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Matthäus Strebl
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Hans Peter Thul
Antje Tillmann

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r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
illy Wimmer (Neuss)


lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

r. Lale Akgün
regor Amann
erd Andres
iels Annen
grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
rnst Bahr (Neuruppin)

oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
irk Becker
we Beckmeyer
laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
te Berg
etra Bierwirth
olker Blumentritt
urt Bodewig
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
r. Herta Däubler-Gmelin
arl Diller
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
etlef Dzembritzki
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
ans Eichel
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
nnette Faße
lke Ferner
abriele Fograscher

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ainer Fornahl
abriele Frechen
agmar Freitag
eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster

ris Gleicke
ünter Gloser
ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
onika Griefahn
abriele Groneberg
chim Großmann
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil
r. Reinhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

erd Höfer

ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
lrich Kasparick
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow
arin Kortmann
olf Kramer
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
ngelika Krüger-Leißner
r. Hans-Ulrich Krüger

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
abriele Lösekrug-Möller
irk Manzewski
othar Mark
aren Marks
ilde Mattheis
arkus Meckel

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(C (D etra Merkel lrike Merten r. Matthias Miersch rsula Mogg arko Mühlstein etlef Müller ichael Müller esine Multhaupt ranz Müntefering r. Rolf Mützenich ndrea Nahles homas Oppermann olger Ortel einz Paula ohannes Pflug oachim Poß hristoph Pries r. Wilhelm Priesmeier lorian Pronold r. Sascha Raabe echthild Rawert teffen Reiche aik Reichel erold Reichenbach r. Carola Reimann hristel RiemannHanewinckel alter Riester önke Rix ené Röspel r. Ernst Dieter Rossmann arin Roth ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf ernd Scheelen arianne Schieder tto Schily lla Schmidt ilvia Schmidt enate Schmidt r. Frank Schmidt einz Schmitt arsten Schneider laf Scholz ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren r. Martin Schwanholz olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter olfgang Spanier r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller r. Ditmar Staffelt ieter Steinecke ndreas Steppuhn udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion örg Tauss Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt Dr. Dieter Wiefelspütz Patrick Meinhardt Katrin Kunert Anna Lührmann Dr. Wolfgang Wodarg Waltraud Wolff Heidi Wright Uta Zapf Manfred Zöllmer Brigitte Zypries Nein FDP Jens Ackermann Dr. Karl Addicks Christian Ahrendt Daniel Bahr Uwe Barth Rainer Brüderle Ernst Burgbacher Patrick Döring Mechthild Dyckmans Jörg van Essen Ulrike Flach Horst Friedrich Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Michael Goldmann Miriam Gruß B D H D C G F D M D D D C F D C D D D H D H D K Ich komme nun zu dem E Bundesbeauftragten für den Da mationsfreiheit: Hier wurden Mit Ja haben gestimmt 484, m enthalten, und es gab 6 ungültig Herr Schaar ist anwesend. I lich die Wünsche des ganzen H lichen Glückwünsche überbring (Beifal Viel Erfolg bei der Arbeit und reits Geleistete! 1)


(Everswinkel)





(A) )


(B) )


(Wolmirstedt)

urkhardt Müller-Sönksen
irk Niebel
ans-Joachim Otto

(Frankfurt)

etlef Parr
ornelia Pieper
isela Piltz
rank Schäffler
r. Konrad Schily
arina Schuster
r. Hermann Otto Solms
r. Max Stadler
r. Rainer Stinner
arl-Ludwig Thiele
lorian Toncar
r. Daniel Volk
hristoph Waitz
r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)


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r. Dietmar Bartsch
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rgebnis der Wahl des
tenschutz und die Infor-

554 Stimmen abgegeben.
it Nein 52, 12 haben sich
e Stimmen.1)

ch möchte ihm ausdrück-
auses und meine persön-
en.

l)

vielen Dank für das be-

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ichael Leutert
lla Lötzer
r. Gesine Lötzsch
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ersten Naumann
olfgang Nešković

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odo Ramelow
lke Reinke
aul Schäfer (Köln)

olker Schneider

(Saarbrücken)

r. Herbert Schui
r. Ilja Seifert
r. Petra Sitte
rank Spieth
r. Axel Troost
lexander Ulrich

ÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN

erstin Andreae
olker Beck (Köln)

ornelia Behm
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r. Thea Dückert

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Damit komme ich zurück zu
aushalt des Auswärtigen Am
em Bundesminister Dr. Frank-


(Beifall bei de Dr. Frank-Walter Steinme uswärtigen: Frau Präsidentin! Meine se erren! Die Lage seit Ausbruc estern in allen Schattierungen aben über Verantwortung der ie Grenzen von Politik gesp tändlich reden wir bei all dem nd Finanzen. (D erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer laudia Roth rista Sager anuel Sarrazin hristine Scheel mingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick rietje Staffelt ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler aktionslose bgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier unserer Debatte über den tes und erteile das Wort Walter Steinmeier. r SPD)


ier, Bundesminister des

hr verehrten Damen und
h der Finanzkrise ist seit
beschrieben worden. Wir
Politik ebenso wie über
rochen. Aber selbstver-
nicht nur über Wirtschaft
Engelbert Wistuba Jan Mücke Oskar Lafontaine Nicole Maisch
Jella Teuchner
Dr. h. c. Wolfgang Thierse
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen


(Wiesloch)

Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich
Dr. Margrit Wetzel
Andrea Wicklein
Heidemarie Wieczorek-Zeul

Joachim Günther (Plauen)

Heinz-Peter Haustein
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Michael Kauch
Dr. Heinrich L. Kolb
Hellmut Königshaus
Gudrun Kopp
Jürgen Koppelin
Heinz Lanfermann
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Michael Link (Heilbronn)

Markus Löning
Dr. Erwin Lotter
Horst Meierhofer

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(Cva Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi utz Heilmann ornelia Hirsch nge Höger r. Barbara Höll lla Jelpke r. Lukrezia Jochimsen r. Hakki Keskin an Korte Dr. Uschi Eid Hans Josef Fell Kai Gehring Katrin Göring-Eckardt Britta Haßelmann Bettina Herlitzius Winfried Hermann Peter Hettlich Priska Hinz Dr. Anton Hofreiter Bärbel Höhn Thilo Hoppe Ute Koczy Sylvia Kotting-Uhl Fritz Kuhn Renate Künast Undine Kurth Markus Kurth Monika Lazar Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier Wenn Gewohntes in schwerste Unordnung gerät, wenn der aufgewühlte Staub die Orientierung erschwert, wenn die Menschen den Atem anhalten, weil das Alte nicht mehr stimmt und die Umrisse des Neuen noch nicht so richtig erkennbar sind, dann ist wohl vieles in der Krise; das stimmt. Es ist eine Krise, deren Folgen die Menschen von New York bis Neuseeland, von Paris bis Peking durchgeschüttelt hat und noch durchschüttelt und die – darauf kommt es mir besonders an – eine Neujustierung des weltweiten Machtgefüges erzwingt. Diese Krise löst aber nicht nur Erschrecken aus, sondern sie befördert – hoffentlich – auch Erkenntnisse, verändert das Bewusstsein und schafft die Bereitschaft für neues Denken. Dazu gehört vor allen Dingen die Bereitschaft, Lehren aus der Katastrophe zu ziehen, die wir gerade erleben. Wie in jeder Krise gibt es natürlich Verwerfungen, auf die Politik reagieren muss und bei denen sich Politik in die Pflicht nehmen lassen muss. Es gibt aber auch Chancen, und zwar die Chance, Fehler und Fehlentwicklungen der Vergangenheit für die Zukunft zu vermeiden. Diese Chancen, auf die sich die Politik konzentrieren muss, dürfen wir gerade jetzt nicht übersehen. Darauf kommt es an. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Warum kommt es aus meiner Sicht darauf an? Selten
zuvor haben die Menschen so wie jetzt hautnah erlebt,
dass das 21. Jahrhundert das erste globale Jahrhundert
ist. Jetzt wissen wir, dass die Frage, wie modern chinesi-
sche Kohlekraftwerke sind, darüber mitentscheidet, ob
unsere Enkel noch schneebedeckte Gipfel in den Alpen
sehen werden. Seit wenigen Wochen wissen wir auch,
dass das Verhalten von Spekulanten in New York auch
Arbeitsplätze und die Zukunft von Familien in Europa
betrifft.


(Herbert Frankenhauser [CDU/CSU]: Und in Frankfurt!)


Wir wissen auch, dass sich Wachstumsraten in Asien auf
die Frage auswirken, wie viele Autos aus deutscher Pro-
duktion verkauft werden. Bei genauem Hinschauen
muss man sagen: Keine dieser Erkenntnisse ist wirklich
neu. Aber sie schärfen das Bewusstsein, dass wir zen-
trale Fragen der Menschheit in Zukunft wohl nur noch
gemeinsam werden lösen können.


(Beifall bei der SPD)


Wir brauchen ein Verantwortungsbewusstsein, das über
nationale und regionale Nachbarschaft weit hinausreicht.

Politik kann nicht dafür sorgen, dass wir von solchen
Krisen, die wir jetzt erleben, verschont bleiben. Aber wir
können dafür sorgen – das erwarten die Menschen von
uns –, dass unsere Antworten auf die gestellten Fragen
anspruchsvoll sind und dass sie eine langfristige Per-
spektive in den Blick nehmen. Auf die Außenpolitik an-
gewendet heißt das: Ziel unserer Arbeit muss es sein,
dass wir Schritt für Schritt eine – ich nenne es so – glo-
bale Verantwortungspartnerschaft schmieden. Das ist
mühsam; Fortschritte gibt es nicht jeden Tag; das ist Ar-

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(C (D eit. Dazu braucht es Ideen, aber auch eine entsprehende finanzielle Ausstattung für die Außenpolitik. Ich edanke mich, dass über die Grenzen der Parteien hineg diese finanzielle Ausstattung vom Deutschen Bunestag gewährt worden ist. Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Haushalt 2009 zeigt aus meiner Sicht, dass die
eichen der Zeit erkannt sind, dass wir die Verantwor-

ung unseres Landes in der Welt ernst nehmen und dass
ir für unsere Kultur und für unser Lebensmodell in der
elt aktiv werben. Ich sage Ihnen: Das muss unser Weg

ein. Ich bedanke mich bei dem Haushaltsausschuss
anz herzlich für die Unterstützung auf diesem Weg.
anz besonders bedanke ich mich natürlich beim Haupt-
erichterstatter Jürgen Koppelin und bei den Bericht-
rstattern Lothar Mark, Herbert Frankenhauser, Omnid
ouripour, Michael Leutert und – wir haben die Gründe
ehört, warum er nicht hier sein kann – Alexander
onde.

Dass der Haushalt des Auswärtigen Amtes im nächs-
en Jahr um 5,9 Prozent steigt, ist ein gutes Signal. Dies
st nicht nur ein gutes Signal für das Auswärtige Amt,
ondern auch für unser Land insgesamt, dessen Rolle
nd dessen Engagement auf der internationalen Bühne
ehr gefragt ist denn je. Deshalb ist das ein verantwor-

ungsvoll aufgestellter Haushalt.


(Beifall bei der SPD)


Weil es sonst oft nur am Schluss von Reden und in
er Regel immer nur am Schluss von Debatten erfolgt,
öchte ich ganz besonders Dank sagen für die Unter-

tützung, die ich bei der Reform und der Neuaufstellung
er auswärtigen Kulturpolitik erfahren habe. Es geht hier
m nicht mehr, aber auch um nicht weniger als um das
ild, das wir Deutschen von uns selbst im Ausland ver-
itteln. Das ist in Zukunft besser möglich mit der finan-

iellen Ausstattung, die wir vorsehen. Das ist eine Frage,
ie auch die Zukunft dieses Landes berührt. Deshalb
age ich herzlichen Dank dafür, dass insbesondere der
ulturhaushalt in unserem Bereich in den letzten drei

ahren um jeweils annähernd 10 Prozent angehoben
orden ist. Das gibt Möglichkeiten. Jeder Euro ist da gut

ngelegt.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch ich erlebe es zum ersten Mal, dass wir nicht
ber die Rettung bzw. Sanierung oder gar über die
chließung von Goethe-Instituten reden müssen. Zum
rsten Mal sind wir vielmehr wieder in der Situation,
ass wir neue Goethe-Institute fördern und neue entspre-
hende Programme auflegen können.

Wir werden im Jahre 2009 die Zahl der weltweiten
artnerschulen auf 1 000 – in vier Jahren um immerhin
00 – erhöht haben. Wir werden mit diesem Haushalt
uch in der Lage sein, den Wissenschaftsstandort
eutschland in der Welt wesentlich besser zu präsentie-

en, als das in der Vergangenheit der Fall war. All das






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
sind Investitionen in die Zukunft dieses Landes und
letztendlich in das, was ich das Wurzelwerk der globalen
Verantwortungsgemeinschaft nenne. Es sind richtige und
notwendige Investitionen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich denke, wir sind uns einig: Für die Welt von mor-
gen, die noch nicht – Herr Hoyer, Sie haben recht – klar
absehbar ist, deren Konturen sich aber abzuzeichnen be-
ginnen, werden jetzt und nicht irgendwann die Weichen
gestellt. Es ist eine Zeit, in der unsere Prinzipien von
Außenpolitik – Verständigung, Zusammenarbeit und
Dialog – aus meiner Sicht so aktuell sind, wie sie nie zu-
vor waren. Deshalb müssen wir jetzt ganz besonders in-
tensiv dafür werben.

Was folgt aus all dem für unser Handeln in der Au-
ßenpolitik? Drei Dinge: Erstens. Wir setzen nach
schwierigen Tagen, die wir mit Europa in diesem Jahr
hatten, ganz bewusst – das betone ich hier – auf Europa.
Die EU hat sich nämlich, wenn man sich das genauer an-
schaut, gerade in der Krise der letzten Wochen und des
letzten Sommers sowohl außenpolitisch wie in der Wirt-
schafts- und Finanzpolitik als handlungsfähig erwiesen.
Sie hat Stabilität und Verlässlichkeit just in den Momen-
ten ausgestrahlt, als es darauf ankam. Daran sollten wir
uns gelegentlich erinnern, wenn im nächsten Jahr im
Wahlkampf für das Europäische Parlament der eine oder
andere wieder schlecht über Europa denkt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Auch beim Weltwirtschaftsgipfel – ich darf daran er-
innern; er liegt noch nicht so weit zurück – hat die EU
ihre Führungsrolle am Ende, Frau Bundeskanzlerin,
ganz eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Viele Ele-
mente des Aktionsplanes, die da verabschiedet worden
sind – Regeln, Prinzipien für eine Regulierung und Auf-
sicht der Finanzmärkte und für Transparenz –, gehen auf
Vorschläge zurück, auf die wir uns in Europa bereits im
Aktionsprogramm ein paar Tage zuvor verständigt ha-
ben.

Gemeinsames Handeln ist auch dann gefragt, wenn es
um die Bewältigung der Finanzkrise nicht unmittelbar,
sondern um die Folgen der Finanzkrise für die Realwirt-
schaft geht. Das, was wir sinnvoll auf europäischer
Ebene bewerkstelligen können – ich unterstreiche das –,
müssen wir gemeinsam und koordiniert miteinander an-
gehen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


In dieser Krisenzeit wächst ganz offenbar europaweit,
teilweise sogar über Europa hinaus – das spüren wir in
diesen Tagen besonders stark –, das Bewusstsein dafür,
dass diese Europäische Union nicht nur eine starke Ge-
meinschaft ist, sondern sie auch einen Wert hat und ge-
rade den kleineren Partnern Schutz bietet. Ich höre von
den Iren – das mag den einen oder anderen von uns er-
staunen –, dass gerade jetzt, in Zeiten der Krise, in Irland
die Zustimmung zur Europäischen Union wieder steigt.
Für mich ist es ein gutes Zeichen, dass Länder wie

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(C (D chweden und Dänemark, in denen der Euro in der Verangenheit verpönt war und abgelehnt wurde, jetzt daüber nachdenken, ob man nicht doch den Zutritt zur urozone beantragen sollte. Deshalb ist es aus meiner icht weder vermessen noch selbstgerecht, wenn man erade jetzt sagt: Inmitten dieser weltweiten Krise gibt s erste Anzeichen dafür, dass wir vor einer Renaissance uropas stehen. Das ist gut so, weil wir gemeinsam mit iesem und in diesem Europa mehr schaffen, als jeder on uns alleine schaffen würde. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Wir werden – auch da hat Herr Hoyer recht –
n den nächsten Tagen, Wochen und Monaten den ganz
ngen Schulterschluss mit den USA suchen müssen. In
ashington steht ab Januar ein Partner zur Verfügung,
it dem wir – das wissen wir – in vielen Fragen gemein-

ame Visionen teilen. Die neue Administration bietet
us meiner Sicht die Chance – darauf weisen die Gesprä-
he, die wir hatten, hin –, dass wir eine grundlegende Er-
euerung des transatlantischen Verhältnisses, auch mit
orteilen für uns, wirklich schaffen. Ich denke dabei an
urchaus anspruchsvolle Dinge wie eine gemeinsame
ührungsrolle Europas und der Vereinigten Staaten beim
eltweiten Klimaschutz, auch bei der Abrüstung, Herr
oyer, bei der Nichtverbreitung von Massenvernich-

ungswaffen, bei der Lösung von regionalen Konflikten
nd vor allen Dingen bei der – das ist keine ganz leichte
ufgabe – friedlichen Einbindung jener Spieler auf der

nternationalen Bühne, die dort politisch bisher nicht
usreichend präsent waren und nicht in ausreichendem
aße politische Verantwortung übernommen haben.
arauf kommt es im transatlantischen Verhältnis zwi-

chen Deutschland und den USA an.

Ich glaube, wir haben unsererseits aber auch ein da-
über hinausgehendes Interesse daran, dass sich die Be-
iehungen zwischen den USA und Russland entschei-
end verbessern, dass eine bessere und belastbare
rundlage für das Verhältnis gefunden wird. Ich will die
offnung nicht aufgeben, dass das mit zwei Präsidenten

n der Spitze, deren Denkmuster nicht mehr vom Kalten
rieg geprägt worden sind, gelingt. Da muss mehr mög-

ich sein, als wir in der Vergangenheit erlebt haben. Ich
ünsche mir das sehr und will dafür arbeiten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dahinter stecken gemeinsame Fragen, nicht nur die
rage, wie wir uns zu Nonproliferationsvorschlägen ver-
alten, sondern auch die schwierig zu beantwortende
rage, wie wir uns zu anderen Vorschlägen für eine neue
uropäische Sicherheitsarchitektur verhalten. Wie ver-
alten wir uns bei der Frage der weiteren Annäherung Ge-
rgiens und der Ukraine an die NATO? Das wird bereits
n allernächster Zukunft, am Mittwoch der kommenden

oche, Hauptgesprächsgegenstand beim Treffen der
ATO-Außenminister in Brüssel sein. Ich will mich in
iesem Hohen Haus nicht um eine klare Position herum-
rücken. Meine Überzeugung ist und bleibt: Es gibt kei-
en Grund, jetzt, einige Monate nach dem NATO-Gipfel






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
im März, über die Beschlüsse von Bukarest hinauszuge-
hen.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir sollten darüber nachdenken, wie man unterstützend
gegenüber Georgien und der Ukraine in den gemeinsa-
men NATO-Georgien- bzw. NATO-Ukraine-Kommis-
sionen tätig werden kann, aber bei den Beschlüssen vom
März bleiben.

Wenn die USA und Europa wieder stärker an einem
Strang ziehen, dann werden wir auch in Zukunft – da bin
ich mir sicher – großen Einfluss auf die Gestaltung der
politischen Globalisierung haben. Aber dennoch ist aus
meiner Sicht klar – ich hoffe, dass das die allermeisten
hier im Hohen Haus so sehen –: Es wird ganz unzweifel-
haft zu globalen Gewichtsverschiebungen kommen. Ich
habe schon vor einigen Monaten angemahnt, aufstre-
bende Mächte aus Asien, Lateinamerika und Afrika bei
der Gestaltung der globalen Zukunft wesentlich stärker
zu berücksichtigen.

Deshalb – das ist die dritte Schlussfolgerung, die ich
aus der gegenwärtigen Krise ziehe – plädiere ich dafür,
dass wir die Konstruktion der G 8 weiterentwickeln. Wir
haben in Heiligendamm im vergangenen Jahr einen ent-
scheidenden Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Wir sollten jetzt die nächste G-8-Präsidentschaft, die Prä-
sidentschaft Italiens, nutzen, um zu Klärungen zu kom-
men. Jedenfalls ist aus meiner Sicht für alle Staaten, die
ich eben genannt habe, eines unverzichtbar: Ihnen muss
sozusagen der Weg vom Katzentisch der internationalen
Gemeinschaft zum Konferenztisch eröffnet werden. Das
ist nicht nur zum Vorteil dieser Staaten, wie manche
missverständlich meinen, sondern das wird am Ende
auch unser Vorteil sein. Ich bin fest davon überzeugt.
Beim Weltfinanzgipfel in Washington hat sich das schon
gezeigt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Afghanistan wird uns im nächsten Jahr aufgrund der
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen dort intensiv
beschäftigen. Natürlich wird es darauf ankommen, dass
wir neben dem militärischen Engagement unser ziviles
Engagement weiter ausbauen. Wir haben dafür ver-
mehrte finanzielle Möglichkeiten. Ich bedanke mich da-
für bei den Haushältern. Ich sage auch mit Blick auf das,
was eben schon gesagt worden ist, hier noch einmal aus-
drücklich: Es wird nicht ausreichen, sich auf Afghanis-
tan zu konzentrieren. Es ist hoffentlich auch aus meinen
Bemühungen deutlich geworden, dass wir einen regiona-
len Ansatz verfolgen und dass wir Pakistan, dieses
Schlüsselland für die Stabilität in der Region, von vorn-
herein in die Betrachtung einbeziehen müssen.


(Beifall des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Um es klar zu sagen: Das nächste Jahr wird auch au-
ßenpolitisch mit Blick auf die internationale Konflikt-
situation kein einfaches Jahr werden. Es wird ein Jahr
der Weichenstellung sein: in Europa, in den transatlanti-
schen Beziehungen, in der Weltwirtschaft und bei der

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(C (D estaltung der neuen globalen Ordnung. Ich sage Ihnen: iele schauen mit großen Erwartungen auf uns, die wir icht enttäuschen dürfen. Wir teilen die Einsicht, dass in er Welt von morgen der Einfluss eines Landes nicht so ehr von seiner Größe abhängen wird und auch nicht von einer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Weltregion, ondern davon, dass es vernünftige und ausgewogene eiträge zur Bewältigung der drängenden Zukunftsaufaben leistet. Das wollen wir gemeinsam mit Ihnen tun. Herzlichen ank für die bisherige Wegstrecke. Für die Linke hat jetzt der Kollege Michael Leutert as Wort. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! err Außenminister, Sie haben soeben den G-8-Gipfel in eiligendamm angesprochen. Auf diesem Gipfel wurde roß angekündigt, dass das Engagement in Afrika vertärkt und eine Afrika-Initiative ins Leben gerufen weren soll. Nun liegt uns heute der Etat vor, und wir können berprüfen, ob dies entsprechend in Zahlen umgesetzt ird. Tatsächlich gibt es einen Titel „Afrika-Initiative“, er mit 33 Millionen Euro untersetzt ist. Uns interessiert atürlich nicht nur, ob es diesen Titel gibt, sondern uns nteressiert auch, wie dies umgesetzt wird, nach welchen riterien und nach welchen Schwerpunkten. Man sollte annehmen, dass einer der Schwerpunkte wir beobachten die Situation dort jetzt leider wieder in en Medien – die Demokratische Republik Kongo ist. ie katastrophale Lage dort ist bekannt. Somit müsste ies ein Schwerpunkt sein. 2006 gab es in der Demokraischen Republik Kongo schon einen Militäreinsatz, an em auch Deutschland mit 780 Soldatinnen und Soldaen der Bundeswehr beteiligt gewesen ist. Immerhin 6 Millionen Euro sind damals ausgegeben worden. Zu iesem Einsatz gab es damals von den Koalitionsfraktioen einen Entschließungsantrag, der zwei Begründungen ieferte, warum man diesen Einsatz vollziehen sollte. Die rste Begründung ist eine humanitäre. Es wird von Millionen Vertriebenen gesprochen. Von Gewalt und lucht ist die Rede. Es wird von 20 Prozent der Kinder, ie nicht das fünfte Lebensjahr erreichen, von 50 Proent, die keine Schule besuchen, und von 10 Prozent idswaisen gesprochen. Das aber sind Gründe, die mit inem Militäreinsatz nicht zu verändern sind. Sie sprehen aber als zweite Begründung sehr wohl eine geostraegische Bedeutung an. Ich zitiere: Die Demokratische Republik Kongo als drittgrößtes afrikanisches Land ist von strategischer Bedeutung … Kongo hat ein Drittel aller Kupferund ein Zehntel der Kobaltvorkommen, bei Coltan … sind es 80 Prozent. Daneben gibt es reiche Diamantund Goldvorkommen. Michael Leutert Gebracht hat der Einsatz offensichtlich nicht viel, wie wir heute sehen können. Wieder sind im Ostkongo 250 000 Flüchtlinge zu verzeichnen. Der UN-Generalsekretär spricht derzeit von schwersten Menschenrechtsverletzungen, nicht nur durch Rebellengruppen, sondern auch durch Regierungstruppen. Im Spiegel-Interview mit Hans-Ulrich Klose ist sogar von einem Völkermord à la Ruanda die Rede. Was passiert nun in der Öffentlichkeit? Das, was wir bisher kennen: Der Bundespräsident Horst Köhler fordert eine Verstärkung der Truppen im Kongo. Herr Außenminister, ehe Sie sich dieser Forderung anschließen, sagen wir von den Linken Ihnen, was wir Ihnen schon 2006 gesagt haben: Das ist der falsche Weg. Die Frage hinsichtlich der humanitären Situation ist nämlich, was bis jetzt getan wurde. Da muss man als Antwort verzeichnen: nichts oder nicht viel. Ein Jahr nach dem Kongo-Einsatz 2007, an dem die Bundeswehr beteiligt war, sind die Mittel für finanzielle und technische Zusammenarbeit auf dem Stand null. Mittlerweile sind die Mittel wieder hochgefahren worden. Für nächstes Jahr sind insgesamt 28 Millionen Euro veranschlagt. Um das aber zu vergleichen: Für ganz Afrika wird vom BMZ 1 Milliarde Euro zur Verfügung gestellt. Nun ist natürlich die Frage: Was wird vom Auswärtigen Amt getan? Ich hatte den Titel „Afrika-Initiative“ mit 33 Millionen Euro angesprochen. Leider müssen wir feststellen, dass im Mittelpunkt erstens die Stärkung der afrikanischen Sicherheitsarchitektur und zweitens der Ausbau der Fähigkeit afrikanischer Länder zum Einsatz in Friedensmissionen steht. 10,5 Millionen Euro der Mittel werden für den Aufbau der „African Standby Forces“, 15,5 Millionen Euro für den Polizeiaufbau und 7 Millionen für die Grenzsicherung ausgegeben. Die Funktionsfähigkeit der Polizei der Demokratischen Republik Kongo wird extra benannt. Falsch ist, dass auch hier wieder nicht im zivilen Sektor investiert wird, sondern eben nur im Sicherheitssektor. Um es deutlich zu sagen: Uns Linke interessiert – der Kongo ist jetzt das Beispiel –: Welche Strategie verfolgt die Bundesregierung und damit auch das Auswärtige Amt? Ist es entweder die Sicherheit zur Absicherung wirtschaftlicher Aktivitäten, also geostrategische Aspekte, oder ist es tatsächlich die Linderung des Leides in Afrika, also die nachhaltige Beendigung von humanitären Katastrophen? Die Zahlen, die ich hier genannt habe, sprechen eine eindeutige Sprache, nämlich zugunsten der geostrategischen Variante. Exakt dies lehnen wir ab. Deshalb können wir diesem Etat auch dieses Jahr wieder nicht zustimmen. Danke. H d e s S d a e s s m s – t d s z h d – n E H u E b ß f b A – z z s g (C (D Für die CDU/CSU spricht an dieser Stelle der Kollege erbert Frankenhauser. Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Wenn ie großen Felder der Außenpolitik erörtert werden, ist s für einen Überraschungsgast aus dem Haushaltsauschuss immer schwierig, noch etwas beizutragen. chließlich befinden wir uns nach der Tagesordnung in er Haushaltsdebatte. Aber ich will Sie nicht mit Details us dem Einzelplan des Auswärtigen Amtes langweilen, rlaube mir aber, kollegial auf einige Dinge hinzuweien, weil wir hie und da – nicht oft genug, aber zuweilen chon – von unserem parlamentarischen Recht Gebrauch achen, den Regierungsentwurf zu verändern und be ondere Schwerpunkte zu setzen. (Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr gut! – Markus Löning [FDP]: Nur Mut!)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618904100

(Beifall bei der LINKEN)

Michael Leutert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618904200




(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Zuruf von der CDU/CSU: Ist das falsch?)


(Beifall bei der LINKEN)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618904300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Herbert Frankenhauser (CSU):
Rede ID: ID1618904400

Wir haben den schon. – Ich freue mich, dass den meis-
en Änderungsanträgen der Koalitionsfraktionen auch
ie Oppositionsfraktionen zugestimmt haben. Das wird
ie aber nicht davon abhalten, letztlich wieder dagegen-
ustimmen.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Wir haben die humanitären Minenräummaßnahmen
öher dotiert. Wir haben auch die Ausstattungshilfe, auf
ie der Haushaltsausschuss besonders großen Wert legte
der Verteidigungsminister nimmt das bitte zur Kennt-
is –, höher dotiert. Außerdem haben wir 100 Millionen
uro für Afghanistan und Umgebung bereitgestellt – der
err Außenminister hat schon darauf hingewiesen –,
nd zwar 50 Millionen Euro in bar und 50 Millionen
uro als Verpflichtungsermächtigungen. Allerdings ha-
en wir diese Mittel mit einer Sperre versehen, Herr Au-
enminister. Sie werden nur unter der Maßgabe zur Ver-
ügung gestellt, dass die Bundesregierung ein noch
esser abgestimmtes Programm über das Vorgehen in
fghanistan vorlegt.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Wie bitte? Das ist doch kaum möglich!)


Es gibt innerhalb der Koalition immer die Möglichkeit
ur Steigerung, Herr Kollege.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Was Sie nicht sagen!)


Wir meinen, dass der Erfolg aufgrund der hohen An-
ahl von mittlerweile über 100 Einzelmaßnahmen insbe-
ondere im zivilen Bereich möglicherweise nicht mehr
ewährleistet ist.


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Karl Addicks [FDP]: Höre ich da etwa Spott über die Bundesregierung, Herr Kollege? Das kann doch wohl nicht wahr sein!)







(A) )



(B) )


Herbert Frankenhauser
Wir sind der Meinung, dass der Krieg in Afghanistan
nicht gewonnen werden kann, wenn wir nicht auch die
Menschen dort gewinnen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Darüber hinaus haben wir die Mittel für die Schulen im
Ausland erneut höher dotiert.

Jetzt wende ich mich an die „überfüllte“ Bundesrats-
bank.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN – Dr. Karl Addicks [FDP]: Jetzt kriegt jede Seite ihr Fett weg!)


Ich halte es für ein nicht hinnehmbares Vorgehen, dass
sich die Finanzminister der Länder per Beschluss aus der
anteiligen Finanzierung der Lehrkräfte, die an den deut-
schen Auslandsschulen tätig sind, zurückziehen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist eine Sauerei!)


Ich appelliere an alle Kolleginnen und Kollegen, beim
Ministerpräsidenten und beim Kultusminister ihres Bun-
deslandes dafür zu werben, dass dies nicht getan wird.
Schließlich werden diese Schulen auch von den Kindern
der von Unternehmen aus allen deutschen Bundeslän-
dern ins Ausland entsandten Arbeitskräfte besucht; nicht
alle von ihnen kommen aus der Bundeshauptstadt. Sonst
müssten wir darüber nachdenken, die Eltern der betroffe-
nen Schüler mit einem besonderen Obolus zu belegen.
Das würde den Druck in den einzelnen Bundesländern
vielleicht erhöhen.

Apropos Schulen. Trotz der schwierigen Haushalts-
lage war es unser Anliegen, das deutsche Auslandsschul-
wesen wegen seiner besonderen Bedeutung zu stärken.
So ist es uns gelungen, dafür zu sorgen, dass die deut-
sche Schule in Madrid, die die örtlichen gesetzlichen
Vorgaben längst nicht mehr erfüllt, neu gebaut wird.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Wir haben auch sichergestellt, dass eines der Leucht-
turmprojekte unserer ausländischen Kulturarbeit, das
Deutsche Archäologische Institut in Rom, ordentlich
„zwischenuntergebracht“ wird und die bisherigen Räum-
lichkeiten adäquat saniert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte noch zwei Punkte inhaltlicher Art anspre-

chen. Erstens möchte ich an die Innenpolitiker appellie-
ren, unsere Visavergabepraxis zu überdenken.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Was sind das denn auf einmal für liberale Töne? – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Sieh mal einer an!)


Ein Beispiel: Das deutsche Konsulat in Petersburg stellt
mittlerweile nur noch etwa 40 000 Visa pro Jahr aus, der
Schengen-Mitgliedstaat Finnland hingegen 140 000. Ich
muss sagen: Unter sicherheitspolitischen Gesichtspunk-
ten ist das für einen Haushälter nicht zu erschließen. Wie
die Sicherheit besonders gewährleistet wird, wenn dann

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(C (D eute mit einem finnischen Visum in Deutschland eineisen, weiß ich nicht. Möglicherweise gibt es aber Inenpolitiker, die mir das erklären können. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tja!)


Ich denke jedenfalls, dass das auch nicht die alleinige
ufgabe des Auswärtigen Amtes ist, das sich bei einer
nderung der Praxis schließlich wieder in einem Unter-

uchungsausschuss wiederfindet und vom Parlament kri-
isiert wird. Ich bin der Meinung, das Parlament sollte zu
iner abgestimmten Meinung darüber kommen, wie wir
as künftig, weil wir das offensichtlich nicht europäisch
egeln können – jeder Schengen-Staat verhält sich ja,
ie er lustig ist –, national regeln, und zwar so, dass die
enschen, die in Deutschland Geschäfte machen wol-

en, nicht erst zu den Finnen gehen müssen, um mit we-
iger Aufwand nach Deutschland einreisen zu können.
iese lachen uns ja aus. Ich halte das für nicht akzepta-
el.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Weil wir gerade von der Europäischen Union spre-
hen: Sie wissen, dass ich bei jeder meiner Haushalts-
eden einen kleinen Hinweis auf die doch sehr, sehr so-
ide Haushaltspolitik gebe.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Reisen bildet!)


Die Europäische Kommission hat jetzt überraschen-
erweise festgestellt, dass in Bulgarien ein bestimmtes
ystem der Zuwendungsempfänger besteht. Das konnte
orher natürlich niemand wissen.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Sehr höflich!)


etzt wurde ein Teil der Mittel gesperrt, aber es gibt noch
ndere Möglichkeiten der kreativen Geldschöpfung aus
uropäischen Töpfen.

In Rumänien gibt es zum Beispiel für die Rodung
on Weinbergen eine Prämie von etwa 4 000 Euro pro
ektar. Selbstverständlich gibt es auch Mittel für die
euanpflanzung. Diese belaufen sich auf 10 000 bis
2 000 Euro pro Hektar. Im Sinne der Vereinfachung
ab es rumänische Familien – ich glaube, in Italien hei-
en sie Familien –, die den kleinen Weinbauern ihre
einberge abgekauft und sie in großem Stile zunächst

erodet und danach neu bepflanzt haben, bis sie gemerkt
aben, dass der Aufwand viel zu groß ist. Jetzt wird ein-
ach mitgeteilt, dass gerodet worden ist, und nach Ablauf
iner gewissen Zeit wird der Europäischen Kommission
esagt, dass neu angepflanzt worden ist. Ohne großen
ufwand kommt man also an den Fördertopf heran.

Jetzt weiß ich nicht, ob wir auch in Deutschland so et-
as anwenden könnten. Dadurch könnten unsere etwas
nappen Haushaltsmittel merklich erhöht werden.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)







(A) )



(B) )


Herbert Frankenhauser
Ich wäre ausgesprochen dankbar, sehr geehrter Herr Au-
ßenminister, wenn Sie einem solchen Blödsinn Einhalt
gebieten könnten.

Zum Abschluss habe ich an Sie in Ihrer Eigenschaft
als Botschafter des Bieres die Bitte, die Überlegungen in
der Europäischen Union, Warnhinweise auf Bier- oder
Weinflaschen zu verordnen, endgültig im Papierkorb
verschwinden zu lassen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618904500

Jürgen Trittin hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die

Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618904600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Frankenhauser, bei dem kritischen Unterton Ihrer Rede
frage ich mich, ob die Frage hinsichtlich des Weinberges
in erster Linie vielleicht an den Kollegen Jung gerichtet
gewesen ist.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Er hat auch sehr genau mitgeschrieben! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben ja eine paradoxe Situation: Eigentlich
freuen wir uns alle, dass Barack Obama in den USA die
Wahl gewonnen hat. Ich finde es aber erstaunlich, was in
Teilen der veröffentlichten Meinung geäußert wird. Es
wird jetzt darüber philosophiert – bevorzugt von jenen
Kommentatoren, die uns eigentlich damals schon mit in
den Irak schicken wollten –, was nun alles Schreckliches
auf uns zukommt, weil Barack Obama Präsident wird.
Man macht das vor allen Dingen an der Frage fest, ob
und inwieweit es Forderungen hinsichtlich zusätzlicher
deutscher Soldaten geben wird. Ich will an dieser Stelle
eines sagen: Ich bewerte diesen Wechsel bzw. diese
Wahl positiv, und wir sollten uns wirklich genau auf
diese positive Seite konzentrieren.

Wir werden mit Barack Obama zum ersten Mal eine
Administration haben, mit der wir über die Strategie und
das Vorgehen in Afghanistan überhaupt reden und ver-
handeln können. Ich finde, diese Chance sollten wir als
Bundesrepublik Deutschland nutzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das wird allerdings, liebe Bundesregierung, eines vo-
raussetzen, nämlich dass man da, wo man Zusagen in
Bezug auf Afghanistan gemacht hat, auch tatsächlich lie-
fert, also Schluss macht mit der – um den Kollegen
Frankenhauser noch einmal zu zitieren – zerstreuten – so
haben Sie gesagt – Aufbauhilfe in Afghanistan. Dann
muss man auch Schluss machen mit einer Politik, die
200 Polizisten verspricht und gerade einmal in der Lage
ist, 72 zu liefern. Das wird nicht mehr gehen. So wird
man die Chancen, die sich aus dem Wechsel in den USA
ergeben, nicht nutzen können.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Es ist überhaupt mein Eindruck: Das, was aus den
SA herüberkommt, erwischt diese Koalition eigentlich

u einem sehr schlechten Zeitpunkt. Während dort über
andel, Veränderung und Optimismus geredet wird, hat
an sich hier sozusagen schon im Vorwahlkampf einge-
auert. Die Kanzlerin und der Vizekanzler streiten da-

über, wer am besten Opel retten kann. Frank-Walter hat
ier im Bundestag inzwischen eine Tonalität angeschla-
en wie sonst nur auf dem SPD-Parteitag.


(Zurufe von der SPD: Oh!)


Das schlägt sich auch in der Außenpolitik nieder. Was
st eigentlich aus den Schwerpunkten des Bundesaußen-
inisters geworden? Was ist aus dem Schwerpunkt Ab-

üstung geworden? Was ist aus dem Anspruch gewor-
en, zu mehr Multilateralität bei der Bewältigung
lobaler Krisen auf den Finanzmärkten, bei der Energie-
ußenpolitik und im Umgang mit dem Klimawandel zu
ommen? Wie geht die Bundesrepublik Deutschland mit
en häufiger werdenden Krisen um, die aus solchen Ri-
iken und Konflikten erwachsen, die Staaten zerfallen
assen?

Ich finde, die Bilanz ist – mit Verlaub – nicht überzeu-
end. Schauen wir uns die Abrüstung an. Sie haben bei
erschiedenen Gelegenheiten gesagt, das ist einer der
chwerpunkte. Aber gleichzeitig hat diese Bundesregie-
ung dafür gestritten, dass es Ausnahmen beim Verbot
on Streumunition gibt. Ich finde, das geht nicht zusam-
en. Man kann nicht Abrüstung predigen und Ausnah-
en für Streumunition einklagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nehmen wir ein anderes Beispiel, die Nichtverbrei-
ungspolitik. Wir alle wollen nicht, dass der Iran in den
esitz von Atomwaffen kommt. Dafür bedarf es eines

oliden und festen Nichtverbreitungsregimes. Was macht
iese Bundesregierung? Ihr ist es wichtiger, das außen-
olitische Erbe von George W. Bush zu sichern, und sie
ilft im letzten Moment der Lieferung von Nuklearmate-
ial an Indien über die Hürde. So sorgt man nicht für bes-
ere Nichtverbreitung, sondern so begünstigt man Ver-
reitung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP – Ute Koczy [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ein schwerer Fehler!)


Oder nehmen wir die Äußerungen dieser Bundes-
egierung zu der Frage, wie man mit dem Aufbau eines
aketenabwehrsystems umgeht, das offensichtlich in-
erhalb der EU eine spaltende Wirkung entfaltet und un-
er Verhältnis zu Russland beschädigt. Gibt es da eigent-
ich eine konsistente Position beider Teile dieses
auses? Ich kann das nicht erkennen.


(Markus Löning [FDP]: Weder noch!)


Wo ist denn Ihr Vorstoß im Zusammenhang mit dem
SE-Vertrag gewesen? Wir haben uns alle über Herrn
utin erregt. Aber wo ist eigentlich Ihr Vorschlag gewe-
en als Zeichen der Bereitschaft, das hier einzubringen






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
und zu ratifizieren? Warum halten Sie, wenn Sie es ernst
meinen mit Abrüstung und Nichtverbreitung, für
Deutschland weiterhin an der nuklearen Teilhabe fest?
Das passt doch alles nicht zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Herr Bundesaußenminister, Sie haben gesagt, Europa
und die USA wollen beim Klimaschutz zusammen eine
Initiative ergreifen und Führung übernehmen. Ja, es
stimmt: Die Probleme dieser Welt werden nur mit In-
dien, China, Russland und all diesen Staaten sowie einer
starken EU gelöst werden können. Aber wenn ich mir
angucke, was in den letzten Tagen beim Klimaschutz
passiert ist, so muss ich sagen: Ich bin da sehr skeptisch
geworden. Zum ersten Mal haben wir eine Chance, mit
einer kommenden Administration tatsächlich über ein
völkerrechtlich verbindliches Abkommen zu reden. Was
aber passiert in der Bundesregierung? Sie diskutieren
den ganzen Tag darüber, wie man die Klimaschutzziele
in der Europäischen Union aufbohren, aufschrauben und
abschwächen kann. Das ist das Gegenteil von Führung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Michael Leutert [DIE LINKE])


Um es ganz konkret auszudrücken – die Bundeskanz-
lerin weiß das genau –: Es wird nur dann einen Beitrag
der USA zum Klimaschutz geben, wenn es in den USA
gelingt, ein Cap-and-Trade-System – also ein Emissions-
handelssystem – auf den Weg zu bringen. In der Situation
diskutiert man hier in Europa, das Emissionshandelssys-
tem nicht nach dem Grundprinzip der Auktionierung zu
gestalten, sondern die Emissionsrechte gratis zu verge-
ben.

Es wird aber in den USA kein solches System geben,
wenn wir in Europa nichts Entsprechendes liefern. Ohne
ein solches System in den USA wird es nicht gelingen,
China, Indien und andere Schwellenländer in ein inter-
nationales Klimaabkommen einzubeziehen. Das ist Ihre
Verantwortung. Sie müssen zu Hause, in Europa liefern,
damit Sie global etwas bewegen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Diether Dehm [DIE LINKE])


Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung. Bezüglich
des Iran werden wir sicherlich über viele Chancen ver-
handeln. Wir nutzen übrigens die Chancen, Herr Bun-
desaußenminister, die sich aus der inzwischen wieder
leicht positiven Entwicklung im Irak ergeben. Wir hatten
gute Chancen, in Kurdistan etwas zu machen. Ich ver-
misse Ihre Initiativen in diesem Bereich.

Ich will mit Blick auf die Auseinandersetzung noch
einen Punkt ansprechen, der gerade für Europa wichtig
ist. Es wird auch mit Barack Obama Interessenkonflikte
geben. Die Haltung der USA beispielsweise zu Geor-
gien ist eine andere als die vieler Europäer. Aber weil
unsere Interessen berührt sind, erwarte ich in einer sol-
chen Frage von Ihnen, dass Sie öffentlich sagen, worum
es uns geht, statt an dieser Stelle wegzutauchen.

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(C (D Ich hätte mir gewünscht, dass Sie klarmachen, dass ie leichtfertigen Versprechungen aus der NATO heraus nd das abenteuerliche Vorgehen, das dann ein entsprehendes Vorgehen Russlands zum Beispiel in Georgien usgelöst hat, etwas reduziert werden sollten, statt zum eitermachen zu ermuntern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist völliger Unsinn!)


Ich komme zu meiner letzten Bemerkung. Wir haben
ittlerweile 7 000 Soldatinnen und Soldaten im Aus-

and stationiert, die dort übrigens in der Regel UN-
andatiert und zunehmend UN-kommandiert in Stabili-

ierungseinsätzen tätig sind. Ich finde, dass diese Solda-
innen und Soldaten eine Antwort auf die Frage verdie-
en, nach welchen Kriterien sie entsandt werden. Sie
aben in Ihrem Weißbuch angegeben, es gehe um ver-
etzte Sicherheit und darum, diese effizient auf den Weg
u bringen.

Stellen Sie sich einmal der Wirklichkeit! In Wirklich-
eit fehlen regelmäßig die zivilen Partner, und die Solda-
innen und Soldaten müssen regelmäßig die zivilen Auf-
aben mit übernehmen. Ich glaube, dass wir diesen
ustand nicht weiter akzeptieren können.

Etwas Weiteres ist notwendig. Wenn wir so etwas ma-
hen, dann brauchen die Menschen, die dort für die Bun-
esrepublik Deutschland und die Vereinten Nationen tä-
ig sind, klare und unzweideutige Rechtsgrundlagen.

as ist das Prinzip für das Engagement der Bundesrepu-
lik vor dem Horn von Afrika? Es gibt die NATO und
ie „Coalition of the Willing“. Die einen jagen Piraten;
ie anderen jagen Terroristen. Man muss froh sein, dass
ie sich nicht gegenseitig jagen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Das ist so. – Es soll eine EU-Mission hinzukommen.

Ich stimme mit Ihnen völlig überein, dass es eine Auf-
abe der internationalen Gemeinschaft ist, die Handels-
ege zu sichern. Ich glaube, dass es auch eine Verantwor-

ung der internationalen Gemeinschaft ist, dafür Sorge zu
ragen, dass die Schiffe des Welternährungsprogramms,
on denen die Versorgung von 3,5 Millionen Somalis ab-
ängig ist, durchkommen.

Aber wenn man zu dieser Verantwortung steht, dann
uss man hier für Klarheit sorgen. Klarheit kann nur so

ussehen, Herr Außenminister: Beenden Sie die Beru-
ung auf OEF am Horn von Afrika! Hören Sie auf, eine
eue Existenzberechtigung der NATO hineinzuinterpre-
ieren! Sorgen Sie für ein einheitliches Kommando bzw.
in einheitliches Mandat! Es gibt eine UN-Resolution
nd einen Beschluss des Europäischen Rates. Sorgen Sie
ort für eine einheitliche EU-Mission! Das ist der rich-
ige Weg, statt mit diesem Nebeneinander weiterzuma-
hen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch füge hinzu: Sie müssen das mit politischen Initiati-
en begleiten. Dieser Konflikt wird nicht auf See, son-
ern am Ende nur in Afrika, im Land selber, gelöst






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
werden können. Es stimmt mich daher sehr misstrauisch
– wenn ich das sagen darf –, dass Sie bisher weitgehend
abgetaucht sind, wenn es um den Kongo ging. Sie haben
es bislang für nicht nötig befunden, hier politische Initia-
tiven zu entwickeln. Das ist aber nötig, gerade wenn man
einer größeren Verantwortung gegenüber unserem Nach-
barkontinent Afrika gerecht werden will.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in
der Außenpolitik kann man in drei Punkten festhalten.
Genauso wie die Linkspartei bekennen Sie sich zum Pri-
mat der Vereinten Nationen. Aber Sie scheuen die Kon-
sequenzen, was man im Kongo leider beobachten kann.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Was wollen Sie denn?)


Sie sprechen von einer Stärkung der europäischen Au-
ßen- und Sicherheitspolitik, vermeiden es aber, sich dem
Zielkonflikt zu stellen, was das für die Rolle der NATO
bedeutet. Sie bekennen sich zwar zur transatlantischen
Freundschaft, reden aber nicht offen mit Ihren Freunden,
wenn es um Kerninteressen Europas geht. Hier wird in
der Tat nur noch Stillstand produziert. Ich finde, dass es
sich lohnt, diesen Stillstand zu überwinden. Aber ich be-
fürchte, dass das erst nach der Großen Koalition möglich
sein wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Walter Kolbow [SPD]: Mit Ihnen aber nicht!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618904700

Als Nächster hat das Wort der Kollege Lothar Mark

für die SPD-Fraktion.


Lothar Mark (SPD):
Rede ID: ID1618904800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Ich will auf die Ausführungen von Jürgen Trittin
nicht im Detail,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Das ist auch besser so!)


lediglich auf die letzten drei Punkte pauschal eingehen.
Das Auswärtige Amt und der Minister des Auswärtigen
betreiben sehr wohl eine klar definierte Außenpolitik im
Interesse der Bundesrepublik Deutschland, der Europäi-
schen Union, der Vereinten Nationen und der Mensch-
lichkeit. So viel dazu.


(Beifall bei der SPD)


Als Haushälter, der zusammen mit Herbert
Frankenhauser in der Koalition für den Etat des Auswär-
tigen Amtes zuständig ist, will ich nun doch gern etwas
zum Haushalt sagen. Der Haushalt des Auswärtigen
Amtes hat in diesem Jahr die 3-Milliarden-Grenze über-
schritten, Herr Minister. Das ist ein besonderes Ereignis.
Im letzten Jahr hatten wir uns noch darüber gefreut, dass
die 1-Prozent-Marke, gemessen am Gesamthaushalt,
überschritten wurde. Die Überschreitung der 3-Milliar-
den-Grenze bedeutet, dass diese Marke nun deutlich
übertroffen ist. In Zukunft muss sichergestellt werden,
dass dieser Entwicklungsprozess weitergeht.

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(C (D Angesichts der internationalen Verantwortung eutschlands muss ein weiterer Zuwachs in diesem aushalt – auch prozentual – in den nächsten Jahren si hergestellt werden; denn es kann nicht sein, dass wir mmer mehr Verantwortung übernehmen, aber dann hierin stimme ich mit Jürgen Trittin überein – knause ig sind, wenn es darum geht, die notwendigen Mittel zur erfügung zu stellen. Den höchsten Zuwachs im Hausalt des Auswärtigen Amtes weist in diesem Jahr – das urde schon angesprochen – erneut die auswärtige ulturund Bildungspolitik mit 68 Millionen Euro uf. 0 Millionen Euro davon gehen auf die erhöhte ODAuweisung zurück, 10 Millionen Euro auf den Finanzakt Forschung und Entwicklung. Dies ist eine sehr lückliche Konstellation. Bei den ODA-Mitteln will ich nur darauf hinweisen, ass wir nach derzeitigen Berechnungen 0,37 Prozent ereicht haben. Wir müssen bis zum Jahr 2010 0,5 Prozent nd bis zum Jahr 2015 0,7 Prozent erreichen. Jeder kann ich ausrechnen, welche Aufwüchse hier noch notwenig sind. Dabei hat der Anteil beim Auswärtigen Amt lücklicherweise zugenommen. Der Anstieg geht also icht allein auf das BMZ zurück. Die zusätzlichen Mittel in Höhe von 20 Millionen uro im Rahmen des Stabilitätspakts für Afghanistan nd Südosteuropa wurden von meinem Koalitionskol egen bereits erwähnt. Ich glaube, dass es ganz wichtig st, darauf hinzuweisen, dass diese Mittel ganz gezielt uch für das Umfeld von Afghanistan und für die Grenzegion zwischen Afghanistan und Pakistan eingesetzt erden müssen; aber auch an den Irak ist in diesem Zu ammenhang zu denken. Dies sind wichtige Investitioen, die eine klare außenpolitische Orientierung und erantwortung zeigen. Mit weiteren 20 Millionen bzw. 10 Millionen Euro aben wir die Maßnahmen zur Krisenprävention, Frieenserhaltung und Konfliktbewältigung, unter anderem it Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Ausbildung nd berufliche Schulung sowie Stipendien, erhöht. Auch ies weist exakt in die Richtung, dass wir hier mehr Verntwortung übernehmen müssen. Diese Aufstockung ird, so glaube ich, von uns allen sehr begrüßt; denn wir aben in der Vergangenheit immer wieder beklagt Herbert Frankenhauser hat das angedeutet –, dass hier icht immer konzeptionell zusammengearbeitet wurde. urch den Druck, den wir mit der Sperre beabsichtigen, ird diese Zusammenarbeit mit Sicherheit verstärkt weren. Das wird zum Wohle der Menschen in den betroffeen Regionen beitragen. Ich will einzelne Beispiele für Erhöhungen nennen, ie noch nicht von meinem Kollegen erwähnt wurden. ir haben für die politischen Stiftungen im Bereich des uswärtigen Amtes einen Zuwachs von 2,5 Millionen uro erreicht. Ich glaube, dies ist sehr wichtig, weil die olitischen Stiftungen einen ganz besonderen Stellenert haben und eine exzellente Hilfe für den Aufbau de Lothar Mark mokratischer Strukturen der jeweiligen Länder leisten, in denen sie vertreten sind. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Ich glaube, dass dies für die Zivilgesellschaft und für die
volkswirtschaftlichen Entwicklungen sehr bedeutsam
ist.

Ich will auf einen weiteren Punkt hinweisen. Die hu-
manitäre Minenräumung spielt bei uns immer eine
sehr große Rolle. Die Bundesrepublik Deutschland hat
sich seit 1992 mit 166 Millionen Euro an dieser humani-
tären Minenräumung beteiligt. Das ist nicht überwälti-
gend viel, aber wenn man diese Summe zu den Beiträ-
gen anderer Länder in Bezug setzt, ist das unendlich viel.
Wir sind bisher in 38 Ländern engagiert gewesen. Ohne
Frage sind auch in den kommenden Jahren weitere inter-
nationale Anstrengungen nötig, um die durch die
Ottawa-Konvention vorgegebenen völkerrechtlichen
Verpflichtungen einzuhalten. 156 Länder haben bisher
die Ottawa-Konvention ratifiziert, 38 weitere Länder ha-
ben sie unterschrieben. Dennoch: Deutschland sollte
meines Erachtens mehr Druck auf die USA – das ist so-
fort ein Thema, Herr Minister –, Russland, China, Indien
und Pakistan ausüben, der Konvention endlich beizutre-
ten. Deutschland sollte mit dafür sorgen, dass europäi-
sche Staaten, zum Beispiel England auf den Falkland-
inseln, ihren Verpflichtungen zur Räumung nachkommen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ein großer Erfolg unter anderem des „Aktionsbündnis
Landmine“ ist es, dass Antipersonenminen inzwischen
weltweit geächtet sind und legal nicht mehr hergestellt
werden dürfen.

Ich komme noch zu einigen Aussagen zur aus-
wärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Herbert
Frankenhauser hat ihren Stellenwert bei uns sehr deut-
lich aufgezeigt, insbesondere den des deutschen Aus-
landsschulwesens. Ich will darauf hinweisen, dass wir
mit unserem Außenminister auch in der zurückliegenden
Zeit ganz klare Akzente gesetzt haben. Wir haben 2007
gesagt, dass das Goethe-Institut auf eine neue Basis ge-
stellt und gesichert werden müsse. 2008 haben wir dann
das deutsche Auslandsschulwesen verstärkt unterstützt,
und 2009 wird die internationale Außenwissenschaft be-
sonders von uns gefördert. Ich muss nicht im Einzelnen
aufzeigen, welche Bedeutung dies für uns haben wird.

Zum bereits angesprochenen Versorgungszuschlag für
deutsche Lehrer im Ausland will ich nur folgenden Hin-
weis geben: Wenn ab 2010 die deutschen Bundesländer
nicht mehr ihren Teil des Versorgungszuschlags über-
nehmen, dann würde dies bedeuten, dass der Bund, also
das Auswärtige Amt, mit über 20 Millionen Euro zusätz-
lich belastet würde oder 200 Lehrerstellen im Ausland
abgebaut werden müssten. Dies kann nicht gewollt sein.
Wir sollten mit allen Kräften versuchen, dies zu verhin-
dern.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Herbert Frankenhauser [CDU/CSU] und des Abg. Harald Leibrecht [FDP])


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(C (D Lassen Sie mich noch etwas zum Thema „auswärtige nd internationale Sportbeziehungen“ sagen. Wir haen im parlamentarischen Verfahren eine Erhöhung um 00 000 Euro erreicht. Damit soll die Vorbereitung der niversiade und der Olympischen Winterspiele in Mün hen erleichtert werden, und damit sollen Trainingslager ür Teilnehmer aus Entwicklungsländern mit finanziert erden. Ich danke in diesem Zusammenhang der Kollein Dagmar Freitag und dem Kollegen Dr. Peter anckert sehr herzlich für die engagierte Zusammenareit. Ich will noch kurz auf ein Thema eingehen, das bei alen Haushaltsberatungen mein Lieblingsthema ist: Budetierung. – Staatssekretär Karl Diller ist nicht zusamengezuckt. Ich weise auf dieses Thema sehr gern hin, eil ich das Finanzministerium loben will. In diese Theatik ist nämlich wirklich Bewegung gekommen. Mit en Goethe-Instituten ist in diesem Bereich eine internaionale Präsenz gewährleistet. Meine Bitte an Sie wäre, ass Sie vom Haushaltsverfahren her die Mittlerorganiationen insgesamt mit den neuen Steuerungselementen esentlich stärker vertraut machen, weil nur damit eine ffizienzsteigerung der Arbeit erreicht werden kann. Zum Schluss möchte ich dem Haushaltsreferat des uswärtigen Amtes danksagen, insbesondere Herrn olfgang Dold und Herrn Ralf Mildebrath, (Beifall des Abg. Herbert Frankenhauser [CDU/CSU] sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie immer sofort alles geliefert haben, was wir bei ihnen
ngefordert haben. Das war also eine ganz tolle Zusam-
enarbeit. Ich danke auch Dr. Frank-Walter Steinmeier,

nserem Außenminister, den Staatsministern Gernot
rler und Günter Gloser sowie dem früheren Staats-
ekretär Georg Boomgaarden und den jetzigen Staats-
ekretären Peter Ammon und Reinhard Silberberg. Dan-
en will ich aber auch Herbert Frankenhauser und den
nderen Berichterstatterkollegen.

Ganz am Schluss will ich Gert Weisskirchen danksa-
en. Er hat als Sprecher der SPD-AG „Außenpolitik“
ehr kooperativ und konstruktiv mit mir als Haushälter
usammengearbeitet. Ich wiederum habe eine genauso
nge Zusammenarbeit mit Herbert Frankenhauser ge-
flegt. Dies ist ein Beispiel dafür, wie man gut zusam-
enarbeiten kann.


(Beifall des Abg. Johannes Jung [Karlsruhe] [SPD])


Ich möchte noch darauf hinweisen, dass wir die finan-
iellen Mittel nicht nur erhöht, sondern bei einzelnen Ti-
eln auch ganz gewaltig abgesenkt haben. Bis auf die
0 Millionen Euro, die mittlerweile mehrfach erwähnt
urden, ist alles in diesem Haushalt gedeckt finanziert.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618904900

Michael Georg Link hat jetzt das Wort für die FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1618905000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Vorredner und auch die, die nach mir sprechen
werden, werden es mir nachsehen, wenn ich sage, dass
der eigentliche Höhepunkt heute für mich als Europapo-
litiker nicht diese Debatte ist, sondern das Urteil des
tschechischen Verfassungsgerichts, das am heutigen
Tage die Vereinbarkeit des Vertrags von Lissabon mit
der tschechischen Verfassung erklärt hat.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist ein wirklicher Erfolg und ein Hoffnungsschim-
mer für den Vertrag von Lissabon, den wir uns ge-
wünscht und für den wir gekämpft haben. Ich würde
mich freuen, wenn dieses Urteil – man kann es bald
nachlesen – dazu führte, dass man sich bei der Linkspar-
tei vielleicht noch einmal überlegt,


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Wir lesen alles! – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Michael, da hoffst du vergebens!)


ob es in dem wichtigen vor uns liegenden Jahr der Euro-
pawahlen – der Bundesaußenminister hat es vorhin an-
gesprochen – nicht sinnvoller wäre, für die EU einzutre-
ten, anstatt sich gegen sie zu profilieren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In der Haushaltsdebatte soll traditionell auch auf den
EU-Haushalt eingegangen werden. Ich komme gleich
dazu, will aber, weil „Tschechische Republik“ gefallen
ist, noch ein Wort dazu verlieren.

Die Tschechische Republik hat heute einen positiven
Akzent gesetzt. Ich glaube, in der Tschechischen Repu-
blik kommt einiges in Bewegung. Es wäre sehr wichtig
– das ist eine Erwartung an die Bundesregierung, die wir
sehr klar formulieren –, mit der Tschechischen Republik
und mit Polen, diesem so wichtigen Partner, neue Lösun-
gen in der Frage der Raketenstationierung zu finden –
weg von einseitigen, an EU und NATO vorbei geplanten
Maßnahmen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Hier hat die Bundesregierung eine Riesenchance, das zu
erreichen. Auf diesem Wege werden wir sie gern unter-
stützen, wenn sie ganz konkrete Maßnahmen ergreift.

Der EU-Haushalt ist erwähnt worden. Herr
Frankenhauser, ich fürchte, Sie haben mit Ihren Bemer-
kungen heute – ich denke etwa an das schöne Beispiel
von den bulgarischen Verrechnungsmethoden – einige
erst auf Ideen gebracht. Leider ist genau das die Art von
EU, die wir nicht wollen. Aber eine Institution wie die

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(C (D U, die über 80 Prozent ihrer eigenen Mittel für Subvenionen ausgibt, provoziert solche Mechanismen regelecht. Damit will ich nichts herbeireden. Aber damit ird, wie gesagt, die Fantasie geweckt in der Frage, wie an denn Mittel noch besser abschöpfen könnte. Des alb begrüßen wir von der FDP ganz ausdrücklich, dass ie Kommission hier auch einmal Zähne gezeigt und elder für Bulgarien gestrichen hat. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


2009 wird uns nicht nur den klassischen Jahreshaus-
alt der EU bringen; das Jahr wird uns auch die Vorlage
er Kommission über den zukünftigen EU-Haushalts-
ahmen bringen; er soll voraussichtlich im März vorge-
egt werden. Uns besorgt sehr, dass Frankreich jetzt eine
nitiative angekündigt hat – es gibt einige ganz aktuelle
genturmeldungen zu Präsident Sarkozy –, nach der die
grarpolitik möglichst noch während der französischen
atspräsidentschaft in der ersten Säule – Direktzahlun-
en – festgeschrieben werden soll. Hierzu will ich für
ie FDP klipp und klar sagen: Wir werden auf keinen
all akzeptieren, dass bereits jetzt, lange bevor die
ächste finanzielle Vorausschau wirklich verhandelt
ird, in einem Bereich Fakten geschaffen werden sollen,
er – Herr Frankenhauser hat es mit guten Beispielen be-
egt – sehr fehleranfällig ist. Es muss klar sein: Die Ver-
andlungen über die finanzielle Vorausschau gehören
orthin, wo das vorgesehen ist, nämlich zunächst in den
at, vorbereitet auch im Bundestag, und sie müssen vor
llem zeitlich richtig eingeordnet werden, eben nicht be-
eits in diesem Jahr. Hier sollten wir der französischen
räsidentschaft, die im Krisenmanagement sicherlich
iel Gutes erreicht hat, klar entgegentreten.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Gerd Andres [SPD])


Es hat uns gefreut, dass die Bundesregierung bei den
erhandlungen über den Haushalt 2009 der EU klare
ante gezeigt hat, über lange Zeit hinweg, was das
hema Übersetzungsregime angeht. Das ist ein wichti-
er Punkt. Der Bundestag hat immer wieder darum ge-
eten, dass man an dem Thema dranbleibt. Uns würde
nteressieren, ob es jetzt tatsächlich konkrete Verbesse-
ungen gibt. Inzwischen wurde dem 2009er-Haushalt im
at Zustimmung signalisiert, aber über konkrete Verbes-

erungen beim Übersetzungsregime haben wir leider
ichts gehört. Ich denke, dazu werden wir von der Bun-
esregierung noch konkrete Informationen bekommen.

Es gibt heute in der FAZ einen schönen Artikel mit
em Titel „Der Aufschwung kann nicht warten“. Es ist
in Namensartikel von der Frau Bundeskanzlerin und
taatspräsident Sarkozy. Darin wird von einer flexiblen
uslegung des Stabilitäts- und Wachstumspakts der
U gesprochen. Das nehmen wir als Liberale mit Miss-

rauen zur Kenntnis.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie nicht für Flexibilität?)


as heißt das? Was wird da vorbereitet? Punktuell kann
an in Krisenzeiten sicherlich über vieles reden, aber
ir als Liberale werden das Gefühl nicht los, dass Präsi-






(A) )



(B) )


Michael Link (Heilbronn)

dent Sarkozy die Finanzkrise nutzt, um das Thema Wirt-
schaftsinterventionismus wieder auf die Tagesordnung
zu bringen und dort auch zu belassen. Wir werden einen
klaren Kurs dagegen fahren.


(Beifall bei der FDP)


Auch seine Versuche, die Unabhängigkeit der Euro-
päischen Zentralbank im Zuge der europäischen Ver-
tragsrevision zu beschneiden, haben zumindest wir noch
nicht vergessen. Wir müssen aufpassen, dass es nicht
wieder in diese Richtung geht.

Die Kommission hat heute ihr konkretes Konjunk-
turprogramm vorgestellt. Es umfasst nun plötzlich
200 Milliarden Euro, nicht nur 130 Milliarden Euro. Es
sind 70 Milliarden Euro mehr, als es noch gestern sein
sollten. Wir warten auf die Erklärungen. Es ist sicherlich
noch zu früh, sich endgültig eine Meinung darüber zu
bilden; aber wir sind schon sehr gespannt darauf, welche
Erklärungen dazu gegeben werden. Ich kann mich des
Eindrucks nicht erwehren, dass in der Kommission auch
in diesem Bereich der Aktionismus teilweise etwas zu
weit getrieben wird.


(Beifall bei der FDP)


Wenn es darum geht, Maßnahmen der Strukturpolitik
bzw. insbesondere des Kohäsionsfonds vorzuziehen, las-
sen wir durchaus mit uns reden. Wenn es aber um eine
Aushöhlung des Kreditaufnahmeverbots der EU oder gar
um einen Einstieg in eine EU-Steuer geht, zum Beispiel
durch Abzweigen gewisser Erlöse aus dem CO2-Zertifi-
katehandel für die EU, sind wir der Meinung, das geht
ganz eindeutig in die falsche Richtung.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine EU-Steuer, in welcher Form auch immer, ist näm-
lich aus unserer Sicht kontraproduktiv.

Frau Präsidentin, ich komme zum Schluss: Steuern
und EU sind ein wichtiger Punkt, der uns auf jeden Fall in
den nächsten Jahren beschäftigen wird. Die Kommission
schlägt in ihrem heute vorgestellten Programm erneut
vor, vermehrt reduzierte Mehrwertsteuersätze einzufüh-
ren und generell die Mehrwertsteuersätze zu senken. Hier
hat die Bundesregierung die große Chance, zu einem
positiven Image der EU beizutragen.

Es wurde heute gesagt, dass wir die Europawahlen
nicht nutzen sollten, um Europa schlechtzureden. Wir als
FDP werden das niemals machen, weil für uns die EU
ein enormes Friedensprojekt ist.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618905100

Herr Kollege.


Michael Link (FDP):
Rede ID: ID1618905200

Die EU muss aber auch lernen, bescheidener zu sein,

wenn es um die Besteuerung und Belastung der Bürger
geht. Die Bundesregierung hat hier als wichtiges Mitglied
im Rat eine enorme Chance, durch die Aufgabe ihres Ver-
hinderungskurses bezüglich der ermäßigten Mehrwert-

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(C (D teuersätze ein ganz klares proeuropäisches Zeichen zu etzen. Vielen Dank. Der Kollege Eckart von Klaeden hat jetzt das Wort für ie CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Kolle en! Ich glaube, es ist doch angebracht, noch ein paar orte zu der Rede des Herrn Kollegen Trittin zu sagen. (Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine gute Rede!)


(Beifall bei der FDP)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618905300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1618905400

r ist ja mit seiner selbstgestellten Aufgabe, die Bundes-
egierung für so ziemlich alle negativen Entwicklungen
n der internationalen Politik verantwortlich zu machen,
randios gescheitert.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Oh! – Zuruf des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


as wäre dann nicht besonders bedauerlich, wenn er hier
icht Dinge behauptet hätte, die sich nur dann so darstel-
en lassen, wenn man wesentliche Fakten unter den
isch fallen lässt.

Das gilt zum Beispiel für die Frage des amerika-
isch-indischen Nukleardeals.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ärgert euch!)


ie haben ja behauptet, dies würde unsere Möglichkei-
en, den Iran wieder zur Einhaltung des internationalen
echts zu bewegen, beeinträchtigen. Der wesentliche
nd qualitative Unterschied zwischen den Ländern In-
ien und Iran ist, dass Indien nicht Unterzeichner des
ichtverbreitungsvertrages ist und deswegen auch nicht
egen ihn verstoßen hat bzw. gegen ihn verstoßen kann,
ährend der Iran Unterzeichner des Nichtverbreitungs-
ertrages ist und fortwährend gegen ihn verstößt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was ist, wenn er austritt? Das ist eine Logik!)


ichtsdestotrotz hat der Generaldirektor der Internatio-
alen Atomenergie-Behörde erklärt, dass die einstim-
ige Genehmigung der Lieferung von zivilem Nuklear-
aterial an Indien und die Kooperation mit Indien in

iesem Bereich Indien näher an den Nichtverbreitungs-
ertrag heranführt und deswegen eine Stärkung des
ichtverbreitungsvertrages darstellt.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: „Näher“ ist keine Kategorie!)


Das müssen Sie Herrn al-Baradei fragen. Aber viel-
eicht stellen Sie eine Zwischenfrage,


(Hellmut Königshaus [FDP]: Auf keinen Fall!)







(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
wenn Sie noch weiteres Informationsbedürfnis haben;
ansonsten geht das nämlich alles von meiner Redezeit
ab.

Al-Baradei hat davon gesprochen, dass das den NPT
stärkt und Indien mit seinem Verhalten auch ein Beispiel
dafür geben kann, wie andere Staaten, die den NPT nicht
unterzeichnet haben, an dieses Regime herangeführt
werden können. Wenn Sie aber die Heranführung
Indiens an den NPT durch die einstimmige Genehmi-
gung der Nuclear Suppliers Group für einen so großen
Fehler halten, dann frage ich mich in der Tat, warum die
Bundesregierung, in der die Grünen den Außenminister
stellten, mit der G-4-Initiative auch Indien in den Welt-
sicherheitsrat bringen wollte. Es macht doch keinen
Sinn, ein Land in den Weltsicherheitsrat bringen zu wol-
len, das angeblich durch seine Politik die Nichtprolifera-
tion gefährdet, aber zugleich verhindern zu wollen, dass
es an den NPT herangeführt wird. Das ist keine konsis-
tente Position.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Nun zu dem, was Sie zum KSE-Vertrag gesagt ha-
ben.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ratifizieren Sie ihn!)


Die Behauptung, es habe von der Bundesregierung, ins-
besondere vom Außenminister, keine Initiative gegeben,
die Ratifizierung des KSE-Vertrages möglich zu ma-
chen, ist entweder ein Zeichen von Unkenntnis oder von
Bösartigkeit.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Denn es hat gerade vom Auswärtigen Amt mehrere Ini-
tiativen gegeben, eine Ratifizierung Zug um Zug mög-
lich zu machen. Der KSE-Vertrag wurde deswegen nicht
ratifiziert, weil sich Russland nach wie vor nicht an die
Verpflichtungen hält, die es 1999 in Istanbul eingegan-
gen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Kollege Trittin, das unter den Tisch fallen zu las-
sen, ist wirklich keine Position, die man als redlich be-
zeichnen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ihre Unterstellung, Ihre Behauptung, der im August
in Georgien geführte russisch-georgische Krieg sei eine
Folge der Beschlüsse von Bukarest, ist nun wirklich
nichts als die Wiedergabe russischer Propaganda.


(Widerspruch des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Doch, das haben Sie gesagt.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, das habe ich nicht gesagt! Das wollen Sie vielleicht hören, Herr von Klaeden, aber gesagt habe ich das nicht!)


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(C (D Herr Trittin, die Position, die Sie hier vertreten haben, st in Ihrer eigenen Fraktion, selbst bei den Mitgliedern es Auswärtigen Ausschusses, höchst umstritten. Dass er Krieg zwischen Russland und Georgien genauso wie ie internationale Finanzkrise und die Wahl des US-Präidenten allerdings zu den Ereignissen gehören, die unere Außenpolitik in den nächsten Monaten und Jahren achhaltig bestimmen werden, ist hier von den Vorredern schon angesprochen worden. Der kommende Wechsel in der amerikanischen ußenpolitik hat sich nicht erst am 4. November 2008 it der Wahl von Barack Obama abgezeichnet. Vielmehr eschah das schon während der Kampagne. Denn auch ie Republikaner haben mit John McCain auf einen Kanidaten gesetzt, der für den Wechsel steht. Es war eine oble Geste, die auch folgerichtig war, dass McCain bama noch in der Wahlnacht zum Sieg gratuliert und hm seine Unterstützung angeboten hat. Ich finde, es ist benso nobel wie beeindruckend gewesen, wie Obama n seiner Rede diese Geste erwidert und seinerseits den ußenund sicherheitspolitisch versierten McCain um at und Unterstützung gebeten hat. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Denn Obama steht vor großen Herausforderungen. Es
andelt sich um eine dreifache Herausforderung, die ei-
entlich nur mit der in der Zeit von Franklin D.
oosevelt zu vergleichen ist:

Erstens muss Obama versuchen, eine ökonomisch tief
erunsicherte sowie eine politisch und sozial polarisierte
merikanische Gesellschaft zu versöhnen.

Zweitens muss er den von vielen innerhalb und außer-
alb der USA perzipierten wirtschaftlichen und außen-
olitischen Niedergang und den damit einhergehenden
ngeblichen Verlust amerikanischer Führungskraft stop-
en und umkehren.

Schließlich muss er das Ansehen und die Glaubwür-
igkeit der Vereinigten Staaten – auf Neudeutsch gesagt:
ie Soft Power der USA – wiederherstellen.

Bereits im Wahlkampf hat sich Obama sowohl als
dealist als auch als Pragmatiker gezeigt. Dabei hat er
in gutes und ausgewogenes Verhältnis zwischen den
otwendigkeiten amerikanischer Führungsstärke einer-

eits und den Grenzen amerikanischer Führungsstärke
ndererseits gefunden.

Das bringt die Europäische Union ins Spiel. Denn
uch nach seiner Wahl sind die Probleme, die heute
chon angesprochen wurden, nicht weniger komplex und
icht einfacher zu lösen. Deswegen erwarte ich auch kei-
en radikalen Wandel in der amerikanischen Europapoli-
ik. Vielmehr gehe ich davon aus, dass Obama an die
eit der zweiten Administration von George Bush und
n die von Clinton anknüpfen wird, wenn es um die
rage geht, so viel Multilateralismus wie möglich und so
enig Unilateralismus wie nötig einzusetzen. Wenn es

u der von vielen vorhergesagten oder angekündigten
erufung von Hillary Clinton zur Außenministerin






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden
kommt, dann wird diese personelle Anknüpfung ganz
besonders deutlich werden.

Wir haben in unserem Koalitionsvertrag von dem
Prinzip des effektiven Multilateralismus gesprochen.
Das Prinzip des effektiven Multilateralismus lässt sich
wie folgt am besten erklären: Einerseits müssen die Ver-
einigten Staaten von Amerika zu multilateralem Handeln
bereit sein. Andererseits müssen aber auch wir bereit
sein, unser außenpolitisches Handeln nicht allein am
Verfahren, sondern auch an seinen Ergebnissen, also sei-
ner Effizienz, messen zu lassen.

Es gibt von Niklas Luhmann das schöne Wort, dass
Demokratie Legitimation durch Verfahren sei. Aber in
der Politik kommt es eben wesensnotwendig nicht nur
auf die Legitimation durch das Verfahren, sondern auch
auf die Legitimation durch den Erfolg an. Wenn wir in
unserer Außenpolitik diese neue Chance der transatlanti-
schen Zusammenarbeit im Wesentlichen nur dazu nutzen
würden, auf Verfahrensfragen und nicht auf den Erfolg
abzustellen, dann würden wir in den USA wieder dieje-
nigen stärken, die die Forderung nach multilateralem
Vorgehen als eine Ausrede der Europäer diffamieren, sie
wollten eigentlich nichts tun.

Es gibt also eine ganze Reihe von Handlungsfeldern,
wo wir relativ schnell die Initiative ergreifen müssen.
Wir sollten – da stimme ich dem Kollegen Hoyer zu –
nicht abwarten, was die neue amerikanische Administra-
tion vorschlägt und wo sie uns zur Kooperation einlädt,
sondern die nächsten Wochen und Monate unsererseits
nutzen, um auf die neue Administration zuzugehen und
die Punkte zu nennen, die aus unserer Sicht besonders
wichtig sind.

An erster Stelle steht in der Tat die Bewältigung der
iranischen Nuklearkrise. Dabei müssen wir deutlich ma-
chen, dass wir in dem Fall, dass Iran nicht bereit ist, die
neuen Gesprächsangebote der amerikanischen Adminis-
tration anzunehmen, zu schärferen Sanktionen bereit
sind. Es ist damit zu rechnen, dass die Double-Track-
Strategie, die die Europäer und die Amerikaner schon
bisher gemeinsam vertreten haben, in beiden Richtungen
ausgeweitet wird: stärkere Gesprächsangebote auf der
einen Seite, aber eben auch die Bereitschaft zu stärkeren
Sanktionen auf der anderen Seite.

Außerdem geht es um die Stabilisierung des Irak. Es
geht um unser Engagement in Afghanistan, um das ge-
meinsame Ziel, eine dauerhafte Stabilisierung des Lan-
des zu erreichen. Es geht um eine aktivere Rolle Europas
bei der Lösung des Nahostkonfliktes. Da ist zu hoffen,
dass Obama nicht den Fehler seiner beiden Vorgänger
wiederholt,


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Richtig!)


sich erst zum Ende seiner Amtszeit dieses Konfliktes an-
zunehmen, sondern das, was er verändern will, verän-
dert, aber die Initiative einer Nahostfriedenskonferenz,
wie sie mit dem Annapolis-Prozess begonnen worden
ist, weiter fortsetzt.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Von Beginn an!)


Schließlich ist – auch das ist hier schon angesprochen
orden – die Bekämpfung der alten Geißel Piraterie ein
hema, über das wir voraussichtlich im Dezember dis-
utieren und wozu wir ein entsprechendes Mandat im
undestag verabschieden werden.

Es gibt also ein großes Feld der Kooperation zwi-
chen den USA und Europa. Das gilt nicht zuletzt für die
usslandpolitik. Unsere Aufgabe muss es jetzt sein, un-

ere eigenen Vorstellungen vorzutragen und so viel wie
öglich davon bei der Entstehung der Konzeption der

euen amerikanischen Administration einzubringen. Das
st dann möglich, wenn für uns klar ist, dass Einfluss und
insatz zwei Seiten einer Medaille sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618905500

Jetzt spricht für die Fraktion Die Linke Wolfgang

ehrcke.


(Beifall bei der LINKEN)



Wolfgang Gehrcke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618905600

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

ch hatte mir eigentlich gewünscht und hatte erwartet,
ass wir, weil wir es mit einer neuen Situation zu tun ha-
en, die ja auch beschrieben worden ist, hier die Chance
aben, über Grundlinien der Außenpolitik miteinander
u diskutieren.


(Lothar Mark [SPD]: Wir reden über den Haushalt!)


ch hatte eigentlich auch gedacht, dass Sie, Herr Außen-
inister, uns eine Neuorientierung der deutschen Au-

enpolitik zumindest anhand von einzelnen Punkten vor-
tellen. Was Sie beschrieben haben, waren die Faktoren,
ie die neue Lage ausmachen. Aber Sie haben nicht be-
chrieben, was die Neuorientierung beinhaltet.


(Walter Kolbow [SPD]: Sie haben in der ersten Lesung nicht zugehört!)


as halte ich für einen großen Mangel. Entweder hat die
undesregierung keine solche Neuorientierung, oder sie

st nicht in der Lage, sie zu beschreiben.

Die Faktoren sind wenig umstritten. Ich rufe noch ein-
al einige in Erinnerung: die weltweite Finanzkrise, dro-

ende Staatsbankrotte – davon ist noch gar nicht gespro-
hen worden –, die militärischen Konflikte und Kriege im
rak und in Afghanistan, im Kaukasus und im Nahen Os-
en, Hunger- und Armutskatastrophen – auch darauf muss
ufmerksam gemacht werden –, die Endlichkeit von
nergiequellen, der drohende Klimakollaps und anderes
ehr. Es kann vor dem Hintergrund dieses Tableaus nicht

ngehen, dass die deutsche Außenpolitik sagt: Wir han-
eln im Grundsatz so, wie wir bisher gehandelt haben.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Wolfgang Gehrcke
Das ist keine Konzeption. Ich hätte gedacht, dass Sie ein
bisschen mehr liefern würden. Es muss nicht meine Zu-
stimmung finden; aber Ideen könnten anregend sein.

Ich möchte zumindest ein paar Punkte benennen, von
denen ich glaube, dass eine kategorische Kurswende
notwendig ist. Ich denke, der Deutsche Bundestag wird
irgendwann einmal die Kraft haben, zu sagen, dass die
Politik des Krieges gegen den Terror gescheitert ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir werden irgendwann einmal – nicht in dieser Legisla-
turperiode – die Kraft haben, festzustellen, dass es falsch
war, dass sich Deutschland an den Kriegen in Afghanis-
tan und im Irak beteiligt hat. Das einzige Ergebnis dieser
Kriege sind Zehntausende Tote und Hunderttausende
Menschen auf der Flucht.

Ein weiteres Ergebnis dieser Politik ist, dass die
Hochrüstung einen gigantischen Umfang angenommen
hat. Jährlich wird über 1 Billion US-Dollar für Rüstung
verschwendet, das heißt, in Krieg und Mord umgesetzt.
Auch das muss man hier einmal aussprechen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich glaube, man kann sich darin einig sein, dass die
Zeit einer unipolaren Weltordnung ihrem Ende entge-
gengeht. Die USA waren weder politisch, sozial, ökono-
misch noch moralisch in der Lage, die von ihnen bean-
spruchte Rolle eines Weltpolizisten auszufüllen. Jetzt ist
es notwendig, gegenüber dem neuen amerikanischen
Präsidenten deutlich zu machen, dass es um keine neue
Runde im Kampf um die Vorherrschaft in der Welt ge-
hen kann und gehen darf, sondern dass wir es mit einer
Neuregelung der internationalen Beziehungen zu tun
haben. Die Basis, die dafür unbedingt notwendig ist,
sind für mich das Völkerrecht ohne Abweichungen und
globale soziale Gerechtigkeit. Sicherheit im umfassen-
den Sinne kann nur bedeuten, dass man gleichberechtigt
miteinander und nicht gegeneinander handelt. Das ist die
politische Richtung, die man einschlagen muss.

Ich gebe zu, dass die Forderung nach einer neuen
Weltordnung für mich immer etwas Bedrohliches hatte.
Aus den USA kam die Forderung nach einer Neuauftei-
lung der Welt. Die Welt braucht in der Tat eine neue
Ordnung. In diesem Zusammenhang finde ich es sehr in-
teressant, was der ehemalige Außenminister Herr
Genscher jüngst in einer Rede dazu gesagt hat. Er be-
nutzte den Begriff „Weltnachbarschaftsordnung“, der
mir sehr sympathisch ist. Die Linke ist so frei, diesen
vernünftigen Begriff zu übernehmen und zu benutzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man über eine Weltnachbarschaftsordnung
nachdenkt, dann kommt man zu dem Schluss, dass das
Verhältnis EU-USA-Russland neu ausbalanciert werden
muss. Wir müssen einen Rückfall in Zeiten des Kalten
Krieges verhindern. Deswegen muss man klar sagen:
Ukraine und Georgien werden nicht in die NATO aufge-
nommen; die NATO wird nicht erweitert. Man muss au-
ßerdem völlig klar sagen: Deutschland ist dagegen, dass
in Polen und Tschechien Raketensysteme stationiert
werden.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie reden immer um eine klare Bestimmung herum.
ei Ihren Ausführungen besteht das Problem, dass man

ie so oder so verstehen kann. Sie können das als „diplo-
atisch“ bezeichnen. Aber es hat aus meiner Sicht mit
larheit in der Politik wenig zu tun.

Ich habe nie verstanden – damit will ich zum Schluss
ommen –, warum die deutsche Außenpolitik nicht die
nitiative des russischen Präsidenten für eine neue Kon-
erenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa zu-
indest aufgegriffen hat, der gesagt hat, die NATO habe

ich überlebt und solle durch ein nichtmilitärisches Si-
herheitssystem in Europa ersetzt werden. Man muss es
a nicht so umsetzen, aber man muss darüber miteinan-
er reden und verhandeln. Das würde signalisieren, dass
an bereit ist, sich den neuen Bedingungen in der Welt

u stellen.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Woher wissen Sie, dass es nicht gemacht wird?)


ber da kommt von Ihrer Seite nichts.


(Beifall bei der LINKEN)


Bislang wollten Sie sich, Herr Außenminister, nicht
it den USA anlegen. Im Moment wissen Sie nicht, was
bama machen will. Das verunsichert Sie. Ich glaube,

hre Reden werden etwas deutlicher werden, wenn der
urs der amerikanischen Regierung klar wird. Ich will

hnen aber ehrlich sagen: Passen Sie auf, dass Sie nicht
u einem Ankündigungsminister werden, auf dessen An-
ündigungen nie reale Politik folgt.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618905700

Jetzt spricht Gert Weisskirchen für die SPD-Fraktion.


Gert Weisskirchen (SPD):
Rede ID: ID1618905800

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Ich stimme dem Außenminister ausdrücklich zu,
er sehr klar gesagt hat, dass das Jahr 2009 zu einem Jahr
er globalen Verantwortungsgemeinschaft werden
ird. Deutschland wird innerhalb dieser Gemeinschaft

ine konstruktive Rolle spielen und dazu beitragen, dass
ie Krisenmomente, die wir gegenwärtig erleben, bewäl-
igt werden, sodass wir aus dieser großen internationalen
rise herausfinden. Ich bin ganz gewiss: Die drei
chwergewichte dieser Regierung – die Bundeskanzle-
in, der Finanzminister und der Außenminister – werden
aßgeblich dazu beitragen, dass die drei großen Krisen,

or denen wir stehen, beherrscht werden können.

Die erste Krise ist die internationale Finanzkrise. Die
weite, in der wir uns bereits gegenwärtig befinden, ist
ie internationale Wirtschaftskrise. Auf eine, die uns erst
evorsteht, möchte ich hinweisen – wir sollten unser Au-
enmerk darauf richten –: Das ist die zu befürchtende
umanitäre Krise; denn am meisten unter diesen Krisen
erden diejenigen leiden müssen, die die Schwächsten






(A) )



(B) )


Gert Weisskirchen (Wiesloch)

auf dieser Erde sind, insbesondere in Schwarzafrika oder
in anderen Regionen dieser Erde. Ich glaube, dass es un-
sere gemeinsame große Aufgabe ist, diesen drei Krisen
konstruktiv zu begegnen und dafür zu sorgen, dass nicht
die Schwächsten dieser Erde am schlimmsten unter den
Krisenmomenten zu leiden haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Das ist in der Tat unsere gemeinsame Aufgabe. Deswe-
gen ist das Wort von der globalen Verantwortungsge-
meinschaft so wichtig und richtig.

Was bedeutet das denn, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen? Schauen wir uns doch einmal an, wie die Situation
in Schwarzafrika ist. Ich erinnere nur an ein einziges
Detail – man kann es heute in der Neuen Zürcher Zei-
tung nachlesen –: In Schwarzafrika haben es jetzt zwei
Länder – Kenia und Ghana – nicht schaffen können, Ob-
ligationen in Höhe von 800 Millionen Dollar für sich
selber zu akquirieren. Das ist ein schreckliches Signal,
ein Zeichen dafür, dass diese Länder leider als Allererste
in Schwarzafrika unter die Räder geraten können.

Was auch immer der IWF beschließen wird oder im
Rahmen des Mandats beschlossen wird, das die G 20 mit
Blick auf Ende März nächsten Jahren erteilt haben: Wir
müssen ein deutliches Signal aussenden. Denn wenn es
so ist, dass wir eine globale Verantwortungsgemein-
schaft auf dieser Erde entwickeln wollen und wir uns da-
bei konstruktiv verhalten wollen, dann kommt es darauf
an, dass diejenigen Länder und Menschen, die am ge-
fährdetsten sind, eine Chance haben, mit uns gemeinsam
durch diese drei Krisen hindurchzusteuern. Das ist un-
sere gemeinsame Verantwortung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte nur zwei Details nennen: 40 Prozent der
gesamten Weltbevölkerung leben – man muss sich das
wirklich vor Augen führen – von 2 Dollar pro Tag und
1 100 Millionen Menschen von 1 Dollar pro Tag. Wir
gehören zum reichen Gürtel dieser Erde. Natürlich ste-
hen auch wir vor schwierigen Auseinandersetzungen
und vor Konfliktlagen, durch die wir hindurchsteuern
müssen. Aber wenn es uns nicht gemeinsam gelingt, die
Millenniumsziele, die von Kofi Annan formuliert wur-
den und die sich das ganze Haus angeeignet hat, Schritt
für Schritt zu realisieren, dann wird das dazu führen,
dass die Armut dieser Erde eben nicht bis zum Jahr 2015
um die Hälfte verringert werden kann. Es besteht immer
noch die Chance, dass wir das schaffen. Aber wir schaf-
fen es nur dann – ich bin dankbar, Herr Außenminister,
dass Sie sich diesen Zielen verpflichtet fühlen –, wenn
wir diese Verantwortung für unsere Außenpolitik ernst
nehmen. Die Haushälter haben dafür gesorgt, dass eine
materielle Grundlage für eine konstruktive Außenpolitik
sichergestellt worden ist. Ich danke ausdrücklich dafür,
dass die Haushälter das für das Jahr 2009 geschafft ha-
ben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ban Ki-moon hat sich gerade an die G 20 mit der
dringenden Bitte gewandt, dass die Chance genutzt wird,

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(C (D ie wir jetzt haben. Sie besteht darin, dass eine technoloische Revolution, eine Effizienzrevolution, vorangerieben wird, die dafür sorgt, dass wir vom Öl und vom as, also von den nicht erneuerbaren Energieträgern, un bhängiger werden. Diese Chance ist jetzt gegeben. Wir önnen diese Chance nur nutzen, wenn wir unsere mateiellen Ressourcen jetzt nicht durch einen Subventionsettlauf oder durch – pardon – falsche keynesianische nstrumente – es gibt gute und es gibt nötige – aufbrauhen. Ich sage ausdrücklich: Das, was Obama gestern orgeschlagen hat, ist durchaus ein vernünftiger Ansatzunkt. Nicht nur Obama, sondern auch die Europäische nion und China haben das vorgeschlagen. Ich finde iesen Vorschlag durchaus sinnvoll. Wir befinden uns ämlich tatsächlich in einer keynesianischen Situation. ur, wir wissen auch, was nach Keynes am Ende herausommen kann, wenn es schwierig wird – Stichwort: oral Hazard –: Aus einer verfehlten Subventionspolitik önnen ökonomisch unvernünftige Konsequenzen gezoen werden. Das muss verhindert werden. Der Klimawandel wartet aber nicht. Wir müssen jetzt ie richtigen Instrumente in die Hand nehmen, mit denen ir die drei großen Herausforderungen, vor denen die rde steht, vor denen wir alle stehen, gemeinsam bewäl igen können: Das erste Instrument ist die „grüne Revoution“. Das heißt, wir müssen die Technologiebasis unerer Industriegesellschaften verändern. Zweitens müssen wir dafür sorgen, dass die Armut ekämpft werden kann. Insbesondere der Teil der enschheit, der Abnehmer unserer Produkte werden ann, muss Marktteilnehmer werden können. Das heißt, lle Handelsbarrieren sind abzubauen und der freie Hanel durchzusetzen. Das sind die beiden größten Aufgaen. Unsere dritte Aufgabe bzw. unser drittes Instrument: eutschland muss im internationalen Zusammenspiel ine konstruktive Rolle spielen. Die Bundeskanzlerin nd der Außenminister müssen das realisieren, was hier esagt worden ist: Erstens muss die Doha-Runde positiv orankommen, und zweitens muss sich Deutschland onstruktiv verhalten, um in der globalen Verantworungsgemeinschaft eine zentrale Rolle spielen zu könen. Ich bin sicher, im Jahr 2009 wird das gelingen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618905900

Das Wort hat jetzt der Kollege Rainder Steenblock

on Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

iele von uns haben in dieser Haushaltswoche festge-
tellt, dass die politische und ökonomische Kraft der Eu-
opäischen Union zur Bewältigung der aktuellen Krise
ringend notwendig ist, dass wir diese Kraft brauchen
nd die Bürgerinnen und Bürger Europas – das zeigen
lle Umfragen – auf die Kraft der Europäischen Union
ertrauen, dass sie darin ein Lösungsinstrument sehen,






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock
das über die Möglichkeiten der Nationalstaaten hinaus-
geht.

Das ist insbesondere für die Debatte über den Lissa-
bon-Vertrag wichtig; denn die Handlungsfähigkeit der
Europäischen Union, die die Menschen von der EU er-
warten, damit solche Krisen auch auf struktureller Ebene
überwunden werden können, wird durch den Lissabon-
Vertrag verbessert. Das wissen alle. Die Handlungsfä-
higkeit und die demokratischen Kontrollmöglichkeiten
Europas werden durch den Lissabon-Vertrag gestärkt.
Deshalb ist es ein gutes Signal, dass das tschechische
Verfassungsgericht heute grünes Licht für Tschechien
gegeben hat. Damit sind wir der Stärkung der Hand-
lungsfähigkeit Europas einen Schritt näher gekommen.
Das ist wichtig. Das sollten wir begrüßen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Allerdings war es für mich sehr befremdlich – gestat-
ten Sie mir, das einmal zu sagen –, dass der Präsident
Tschechiens das Verfassungsgericht seines Landes ges-
tern noch einmal aufgefordert hat, in seinem Sinne zu
entscheiden, weil die Souveränität des Landes gefährdet
sei.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Das ist ja in die Hose gegangen!)


Heute hat das Verfassungsgericht aber gesagt – das zeigt
die demokratische Kultur Tschechiens –: Es ist uns völ-
lig egal, was der Präsident sagt; wir entscheiden nach
den Gesetzen dieses Landes.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Das ist ein wichtiges Signal. Die Tatsache, dass der
Präsident, der die Souveränität seines Landes immer
hochhält, heute gesagt hat: „Ob ich jetzt unterschreibe?
Wollen wir erst einmal abwarten, ob die Iren unterschrei-
ben“, er seine Entscheidung über die Ausübung zentraler
Souveränitätsrechte also von der Entscheidung eines an-
deren Landes abhängig macht, zeigt seine politische Ge-
sinnung. Auch das muss an dieser Stelle einmal gesagt
werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich möchte mich an die Haushaltspolitiker wenden
und mich einmal ganz herzlich bedanken. Herbert
Frankenhauser, aber auch der Kollege Mark und andere
haben schon deutlich gemacht, dass die Aufstockung
dieses Haushaltes, gerade was die auswärtige Kulturpo-
litik angeht, ein sehr positives Signal ist. Rot-Grün hat
damit in der vergangenen Legislaturperiode begonnen.
Die Große Koalition hat diesen Weg fortgesetzt. Ich
halte das für eine der – im wohlverstandenen Sinne –
besten Interessenwahrnehmungen Deutschlands, die wir
in unserer auswärtigen Politik machen können. Dafür
noch einmal herzlichen Dank an das Ministerium und
den Minister.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich habe eine zweite Bitte. Kollege Frankenhauser,
as, was Sie über die Europäische Union gesagt haben,
st richtig. Ich bitte Sie, sich noch einer anderen Frage
m Haushaltsbereich zuzuwenden, die mir große Sorge
ereitet. Das ist die Hilfe für Georgien. Wir sind uns
ier völlig einig, dass dieses Land unabhängig von der
chuldfrage, die in einem anderen Zusammenhang ge-
lärt werden muss, Unterstützung braucht. Den Wieder-
ufbau des Landes wollen wir. Aber wir geben jetzt Hil-
en in Höhe von 4,5 Milliarden Euro; das sind fast
0 Prozent eines Haushalts dieses Landes. Wir wissen
enau, was passiert, wenn wir in so kleine Länder solche
ummen geben,


(Harald Leibrecht [FDP]: Richtig!)


icht nur hinsichtlich der Absorptionsfähigkeit dieser
änder – das können sie nicht absorbieren –, sondern
uch hinsichtlich der Preissteigerung, der inflationären
endenzen durch so viel Geld, das von außen kommt.
enn dieses Geld, wie es im Augenblick aussieht, sozu-

agen nur in Haushaltsbeihilfen fließt, das heißt nicht in
ezielte Maßnahmen, dann ist das natürlich auch ein
rogramm zur Wiederankurbelung der Korruption in
eorgien. Ich glaube, dass wir – Deutschland gibt
4 Millionen Euro – ein großes Interesse haben, zu kon-
rollieren, was mit diesem Geld passiert.


(Lothar Mark [SPD]: Sehr richtig!)


ir brauchen Transparenz und sollten es nicht zulassen,
ass dieses Geld allgemein in den Haushalt fließt. Viel-
ehr sollte es für konkrete Maßnahmen ausgegeben
erden. Das ist meine Bitte an den Haushaltsausschuss.


(Beifall im ganzen Hause)


Lassen Sie mich zum Schluss noch ein Thema anspre-
hen, das ich wichtig finde. Ich glaube, dass diese Fi-
anzkrise die Chance bietet, einen großen Partner östlich
on uns, der zum Teil mit uns zusammen, aber nicht im-
er mit uns zusammen Politik macht, nämlich Russ-

and, sozusagen wieder ins Boot zu ziehen. Die Finanz-
rise hat Russland und denen, die eine – ich sage es
inmal so – eher national-chauvinistische Politik betrei-
en, deutlich gemacht, dass die Kooperation mit den Eu-
opäern dringend geboten ist, um all die gravierenden
robleme, die auf die Russische Föderation zukommen,

ösen zu können.

Dass wir im Rahmen des Partnerschafts- und Koope-
ationsabkommens wieder anfangen zu verhandeln, ist
in guter Schritt. Ein gutes Signal ist auch, dass Putin
eutlich gemacht hat, dass der WTO-Beitritt Russlands
twas positiver sein könnte, als es in den letzten Mona-
en dargestellt worden ist. Wir brauchen die russische

TO-Mitgliedschaft, um das PKA umzusetzen. Dies
alte ich für wichtig. Mir wäre es allerdings auch lieb,
enn der russische Präsident in diesem Zusammenhang

eine Definition von Einflusszonen um dieses Land zu-
ücknehmen würde. Die ehemaligen Sowjetrepubliken
ind selbstständige Staaten,






(A) )



(B) )


Rainder Steenblock

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


und sie entscheiden selber über ihre Zukunft. Das ist in
unserem Interesse. Das gehört zusammen.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618906000

Das Wort hat der Kollege Alois Karl von der CDU/

CSU-Fraktion.


Alois Karl (CSU):
Rede ID: ID1618906100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Der Haushaltstitel des Außenministers umfasst le-
diglich 1 Prozent des Gesamthaushaltes. Dies ist also
kein Megathema, könnte man sagen. Viele der Ausgaben
gehen in die Finanzierung der Auslandsvertretungen,
sind also nicht operativ. Viele Ausgaben sind Beiträge
zur Finanzierung internationaler Organisationen, zum
Beispiel des Internationalen Strafgerichtshofes, oder
zum humanitären Minenräumen. Es finden sich also
vielfältige humanitäre Aspekte in Ihrem Haushalt, Herr
Außenminister. Diese Aspekte werden nicht nur im Aus-
wärtigen Ausschuss behandelt, sondern auch im Aus-
schuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe.

In diesem Zusammenhang trifft es sich gut, dass es
heuer, 2008, im Zusammenhang mit den Menschenrech-
ten ungewöhnlich viele Termine gibt, an die erinnert
werden sollte. Wir haben sie nicht besonders gefeiert.
Dennoch möchte ich – sozusagen als Fußnote dieser
Haushaltsdebatte – darauf hinweisen, dass vor 160 Jah-
ren, im Dezember 1848, in der Frankfurter National-
versammlung erstmals ein „Gesetz, betreffend die
Grundrechte des deutschen Volks“ beschlossen worden
ist. Heute ist uns das natürlich geläufig. Damals wurde
schon nach drei Jahren das Gesetz über die Grundrechte
wieder aufgehoben.

In wenigen Tagen begehen wir ein weiteres histori-
sches Datum: Vor etwa 60 Jahren wurde die Allgemeine
Erklärung der Menschenrechte von den Vereinten Na-
tionen verabschiedet. Diese Erklärung der Menschen-
rechte dient der Achtung und Förderung der Grundrechte
für alle ohne Unterschied von Rasse, Geschlecht, Spra-
che, Religion usw. Aber auch soziale Grundrechte finden
sich in dieser Erklärung, zum Beispiel das Recht auf Ar-
beit und das Recht auf einen angemessenen Lebensstan-
dard. Auch unsere heutige Politik lässt sich danach beur-
teilen, ob diese Grundrechte in der Innenpolitik wie in
der Außenpolitik implementiert sind.

Vor zehn Jahren hat der Bundestag beschlossen, einen
eigenen Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre
Hilfe einzurichten.


(Christoph Strässer [SPD]: Eine gute Entscheidung!)


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(C (D ie Parteien haben dem dadurch Rechnung getragen, ass sie renommierte Vertreter in den Ausschuss gechickt haben, zum Beispiel Norbert Blüm, Sabine eutheusser-Schnarrenberger von der FDP oder Claudia oth, die den Vorsitz übernommen hat. Seit 160 Jahren tehen wir in einer guten Tradition. Die Menschenrechte ind Richtschnur auch unserer Außenpolitik geworden. Die Kolonialpolitik prägte für viele Jahrhunderte die ußenpolitik. Das ist heute Gott sei Dank zu Ende. Denoch können wir feststellen, dass viele Länder oder soar Kontinente der Erde oft ihrer Schätze und Bodenchätze und damit ihres Reichtums beraubt werden. Die eltweit geltenden Menschenrechte verbieten das. rotzdem schauen wir oft genug weg. Fairer Handel ist irgendwo auf der Welt Allgemeingut geworden. Fairer andel statt des dummen Schlagworts „Geiz ist geil“ ürde Hunderttausenden von Kleinbauern weltweit hel en, ihre kodifizierten Menschenrechte zu erringen, und hnen so ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Es st auch Aufgabe unserer Außenpolitik, das weltweit zu mplementieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


In Westeuropa ist Krieg kein Mittel der Machtpolitik.
ennoch sehen wir in Georgien, im Kongo und in Dar-

ur im Sudan, dass dort das Gegenteil der Fall ist.

Die Menschenrechte stehen in weiten Teilen der Erde
n gar keiner Weise im Mittelpunkt der Politik. Die Un-
erstützung der Menschenrechte wäre aber auch für un-
ere eigene Politik in Europa bzw. in Deutschland wich-
ig. Wir, die wir im Ausschuss für Menschenrechte und
umanitäre Hilfe tätig sind, wissen, dass dies immer das
ohren dicker Bretter bedeutet. Wir können nicht weg-

chauen, wenn wir in den Fortschrittsberichten lesen,
ass in den EU-Staaten Rumänien und Bulgarien kaum
ortschritte zu verzeichnen sind und dass in diesen Län-
ern Korruption und organisierte Kriminalität immer
och an der Tagesordnung sind. Sehr geehrter Herr Au-
enminister, hier wären klare Worte oft besser als diplo-
atische Verbrämungen.


(Beifall des Abg. Thomas Dörflinger [CDU/ CSU] und der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die
ustände in der Türkei eingehen. Die Glaubensfreiheit
teht dort eben nicht unter staatlichem Schutz, weder im
egativen noch im positiven Sinne. Unsere Außenpolitik
arf nicht vorgaukeln, dass Länder in die Europäische
nion aufgenommen werden, die die Grundsätze der
enschenrechte nicht achten.

Ein anderes Thema: Die USA haben bald eine neue
egierung. Ich denke, dass die deutsche Außenpolitik
as Thema Guantánamo nicht außer Acht lassen darf.
ie deutsche Außenpolitik muss hier einen deutlichen
tandpunkt einnehmen. Guantánamo ist eine unerträg-

ich klaffende Wunde in der Menschenrechtspolitik welt-
eit. Hier haben wir unsere Aufgaben.


(Beifall bei der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Alois Karl
Wir müssen auch über den Skandal im Irak sprechen.
Wir erleben heute eine der weltweit größten Christen-
verfolgungen aller Zeiten. Es ist ein Skandal, dass
200 Millionen Christen auf der Welt in 50 Ländern ver-
folgt werden. Wenn im Irak davon gesprochen wird, dass
ein Bereich „christenfrei“ ist, dann weckt dieser Duktus
und dieser Sprachgebrauch in Europa und insbesondere
in Deutschland ganz schmerzliche Erinnerung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, die deutsche
Außenpolitik muss auch künftig all ihre Möglichkeiten
einsetzen, um den universell geltenden Menschenrech-
ten zur Achtung zu verhelfen. Der Einsatz hierfür lohnt
sich. Deutschland steht auf diesem Feld seit mehr als
160 Jahren in einer guten Tradition. Diese gilt es fortzu-
setzen. Möglichkeiten dazu gibt es für unsere Außenpo-
litik weltweit genug. Hierfür wünschen wir Ihnen alles
Gute und viel Glück, sehr geehrter Herr Außenminister.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618906200

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Diether Dehm von

der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618906300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bun-

deskanzlerin hat heute früh in ihrer Haushaltsrede die
Notwendigkeit deutlich gemacht, die Praxis der EU-Bei-
hilfekontrolle vorübergehend zu lockern und die Gren-
zen, ab wann die bürokratischen Kontrollen der EU-
Kommission beginnen, anzuheben. Das ist richtig, aber
zu kurz gedacht.

Herr Steinmeier hat gesagt – als ich das hörte, habe
ich meinen Ohren nicht getraut –, Politik könne Krisen
nicht verhindern. Herr Steinmeier, das ist eine Kapitula-
tion. Diese Krise wurde hauptsächlich durch die
marktradikale Ausrichtung der EU verursacht.


(Beifall bei der LINKEN)


Ihre Folgen können nicht ohne einschneidende Änderun-
gen im Bereich der EU bewältigt werden.

Die EU-Kommission tut gegenwärtig zwar so, als
handele sie bei der Subventionskontrolle flexibel und
schnell. Aus ihrem aktuellen Bericht über staatliche Bei-
hilfen vom 17. November dieses Jahres geht aber hervor,
dass Flexibilität und Zügigkeit nur kurzfristig praktiziert
und die staatlichen Einflüsse und Regulierungen schnell
zurückgenommen werden sollen.

Angesichts der Erfahrungen mit dieser Krise ist es er-
forderlich, die konkrete Praxis der EU-Kommission bei
der Beihilfekontrolle und die Art. 87 bis 89 des EG-Ver-
trages radikal zu korrigieren. Die Einordnung der
Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Inte-
resse – auf Deutsch: die Daseinsvorsorge – in Wettbe-
werbsrecht und Beihilfekontrolle ist rückgängig zu ma-
chen. Art. 86 des EG-Vertrages darf nicht so bleiben, wie
er ist.

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(C (D Zum Fall Opel. Die Bundesregierung hat grundsätzich Hilfe zugesagt. Die taz schrieb am 18. November ieses Jahres: Sorge bereitet der Bundesregierung besonders die Frage, wie verhindert werden kann, dass die von Opel angeforderte Bundesbürgschaft … nicht in die USA abfließt. ie das verhindert werden kann, bleibt offen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Hessischen Landtag haben Sie doch zugestimmt!)


Schließlich gibt es noch die vom Europäischen Ge-
ichtshof in seinem unseligen Urteil gegen das VW-Ge-
etz häufig beschworene Kapitalverkehrsfreiheit. In
rt. 56 des EG-Vertrages heißt es, es seien – Zitat –

alle Beschränkungen des Kapitalverkehrs … zwi-
schen den Mitgliedstaaten und dritten Ländern ver-
boten.

ch wiederhole: Auch Beschränkungen gegenüber drit-
en Staaten sind verboten. Der ursprüngliche EWG-Ver-
rag war an dieser Stelle übrigens nicht so strikt neolibe-
al ausgerichtet. Dort hieß es in Art. 67 noch:

Soweit es für das Funktionieren des Gemeinsamen
Marktes notwendig ist, beseitigen die Mitgliedstaa-
ten untereinander … alle Beschränkungen des Ka-
pitalverkehrs in bezug auf Berechtigte, die in den
Mitgliedstaaten ansässig sind, …

ie jetzige Regelung darf daher nicht bestehen bleiben.

Herr Trittin, Sie wollen mich fragen, warum wir zuge-
timmt haben. Selbstverständlich stimmen wir immer zu,
enn es um Belegschaften geht. Trotzdem muss die
rage beantwortet werden – in der taz wurde sie zu
echt aufgeworfen –, was zu tun ist, damit das Geld, das
ber Bürgschaften mobilisiert wird, nicht in die USA ab-
ließt. Sie können Ihre Frage aber gerne stellen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie wohl gerne!)


ch wäre Ihnen für jede Redezeitverlängerung dankbar.

Die aktuelle Finanzkrise beruht auf der Einkommens-
iskrepanz zwischen Arm und Reich. Aus hohen und
bermäßig stark gestiegenen Einkommen fließen Gelder
n spekulative Anlagen. Wegen der mangelnden Kauf-
raft der abhängig Beschäftigten und der Rentnerinnen
nd Rentner fehlt es an Binnennachfrage zur Belebung
er Realwirtschaft. Der Europäische Gerichtshof hat mit
einem Rüffert-Urteil zum Vergabegesetz des Landes
iedersachsen verboten, für anständige Arbeit eine an-

tändige tarifliche Bezahlung zu verlangen. Das ist ein
kandal. Um solche Urteile zu verhindern, muss das EU-
ergaberecht geändert werden.

Wir brauchen im EU-Primärrecht sofort eine soge-
annte soziale Fortschrittsklausel; dies wird auch von
en Gewerkschaften gefordert. Insgesamt bedarf es einer
rundlegenden Revision des EU-Vertragsrechts, weg
om Neoliberalismus der geltenden Verträge, zum Bei-
piel des gescheiterten Vertrags von Lissabon. Durch die






(A) )



(B) )


Dr. Diether Dehm
Entscheidung des irischen Volkes haben wir diese
Chance bekommen. Nutzen wir sie!

Die Frau Bundeskanzlerin hat heute Morgen die
Grundwerte beschworen. Die Grundwerte der EU, die
Kapitalfreiheit und der unverfälschte Wettbewerb, haben
zur aktuellen Spekulationsblase und damit zu dieser
Krise geführt. Was Europa jetzt vor allem braucht, ist die
Verwirklichung eines Grundwerts, nämlich des Grund-
werts der Solidarität.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618906400

Das Wort hat der Kollege Kurt Bodewig von der

SPD-Fraktion.


Kurt Bodewig (SPD):
Rede ID: ID1618906500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

kennen diese Debatte aus dem Europaausschuss, und ei-
gentlich kennen wir dies auch hinsichtlich des Verfas-
sungsvertrags. Lieber Kollege Dehm, das ist die gleiche
Irrhaltung; denn auch dort lehnen Sie etwas ab, dessen
Umsetzung dazu führen würde, dass wir Europa sozialer
gestalten. Ich glaube, das ist inkonsequent.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Martina Krogmann [CDU/CSU])


Ich hätte eben spontan nicht die Frage gestellt, was zu
tun ist, sondern ich hätte gefragt: Was denn nun? Die
Doppelbödigkeit haben Sie mit Ihrem eigenen Abstim-
mungsverhalten natürlich beschrieben. Ich glaube, Poli-
tik muss gestalten.

Es gibt ein schönes Buch von Enzensberger über ei-
nen demokratischen General in der Weimarer Zeit, näm-
lich Hammerstein oder der Eigensinn. Er sagt: „Angst
ist keine Weltanschauung“. Genau das ist diese Aus-
einandersetzung. Ich kann etwas dramatisieren, was zur
Verunsicherung führen und die Sparquote in Deutsch-
land noch weiter hochtreiben kann, oder ich kann sagen:
Politik hat die Aufgabe, mit Augenmaß klare Aktivitäten
zu entfalten, die zur Wiedergewinnung des Vertrauens
geeignet sind.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Was heißt das denn nun?)


– Das heißt, dass wir gehandelt haben.

Wer hätte sich denn vor zehn Jahren vorstellen kön-
nen, dass die Europäische Union in allen wichtigen
Industrieländern Europas in einer relativ kurzen Zeit ab-
gestimmte Krisenpakete zur Stabilisierung der Finanz-
märkte bewirken kann?


(Beifall bei der SPD)


Es waren doch die USA, die Lehman Brothers bewusst
in den Konkurs haben gehen lassen. In den USA gab es
die Theorie: Lassen wir Lehman Brothers in Konkurs
gehen, dann wird das disziplinierend wirken. Genau das
Gegenteil erfolgte. Deswegen ist diese Politik auch
falsch.


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(C (D Ich finde es richtig, dass der Bundesaußenminister ich danke ihm dafür – mit einem Neun-Punkte-Pro ramm ausdrückt, dass wir in Europa etwas tun müssen, as über das, was ist, hinausgeht. Das ist die Chance, uropa zu gestalten: Die Markenzeichen Deutschlands erneuerbare Energien und die Energieeffizienz – sind oranzubringen, Breitbandnetze usw. Ein neues Energieetz, durch das die Teilung Ostund Westeuropas aufgeoben wird, auch das ist eine Aufgabe. Es gibt eine ganze Reihe von Maßnahmen, zum Beipiel Kreditprogramme. Es muss die Frage beantwortet erden, was man tun kann. Wir brauchen spezifische reditprogramme, die funktionieren. Wir haben auch ein onjunkturprogramm, nämlich aufgrund des Sinkens ieser extrem hohen, spekulativen Energiepreise. Auch as wird sich auswirken. Genau diese Politik müssen wir orantreiben. Deswegen glaube ich, dass es richtig war, uropäische Impulse zu geben. Auf eines will ich aber hinweisen: Es müssen abgetimmte nationale Programme sein. Ich möchte der ommission nicht einen Batzen Geld – ein paar Milliaren Euro – hinlegen und sagen: Schaut einmal, was jeder ommissar in seiner Zuständigkeit gerade verwenden ann. Das wäre falsch. Wir haben die Verpflichtung, zu estalten, und wir werden das tun. Mir ist noch etwas anderes sehr wichtig. Ich bedanke ich bei den Haushältern. Auch ich finde die Schulartnerschaften und die Tatsache toll, dass wir die chulen weiter unterstützen und das Thema deutsche prache weiterhin als Thema in der Europäischen Union ehandeln. Es war eine große Leistung der Haushälter, ie Mittel dafür um über 10 Prozent zu erhöhen. Ich laube, das ist sehr hilfreich. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir brauchen darüber hinaus aber natürlich auch die
olitischen Initiativen. Die Wiederbelebung des Weima-
er Dreiecks war wichtig und richtig. Das darf aber nicht
azu führen, dass wir etwa den Dialog mit Russland un-
erbrechen. Das Beispiel NATO hat doch genau gezeigt,
ie falsch es ist, Dialogstrukturen zu unterbrechen.
ussland zieht sich dann aus der militärischen Zusam-
enarbeit zurück. Eine neue Ost-West-Konfrontation

önnen wir nicht zulassen.

Ich nenne ein nächstes Thema, nämlich die Ostsee-
olitik. Herr Außenminister, ich glaube, dass es richtig
ar, das zu reaktivieren, und dass das ein ganz wichtiges
eld ist. Es ist eine dynamische Region und das einzige
uropäische Binnenmeer. Es gibt Streitpunkte, zum Bei-
piel die Pipeline. Ist aber die Alternative zur Pipeline
etwa aus schwedischer Sicht –, dass dann vielleicht

00 LNG-Schiffe pro Jahr durch die Ostsee, eines der
ensitivsten Meere, fahren?

Das zeigt eigentlich auch, dass wir einen Interessens-
usgleich nur über Dialoge erreichen können. Das dient
erade Polen und den baltischen Staaten, aber natürlich
uch der Energieversorgung in Westeuropa.


(Markus Löning [FDP]: Das, was Sie da sagen, ist doch zynisch!)







(A) )



(B) )


Kurt Bodewig
– Herr Löning, das ist nicht zynisch, sondern ein Aus-
druck dafür, dass man gemeinsame internationale Pro-
bleme nur durch Kooperation lösen kann. Durch einen
Rückfall in die alte Ost-West-Konfrontation werden die
Probleme verschärft und nicht gelöst.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich freue mich auch – das ist gerade aktuell –, dass in
Tschechien dieses Verfassungsgerichts-Urteil gefällt wor-
den ist und dass Präsident Klaus, ein Euroskeptiker, un-
terlegen ist. Ich hoffe, es wird ihm eine Lehre sein. Aber
es wäre ein sehr deutliches Signal für Irland, wenn rati-
fiziert würde; dies würde den irischen Prozess befördern.
In Irland gab es eine dubiose Unterstützung der Libertas-
Bewegung. Das kam aus irgendwelchen Quellen. Das
hat ja in Irland zu einer Reaktion geführt. Nur noch
39 Prozent lehnen den Vertrag ab. Aber es gibt noch Un-
entschiedene. Ich glaube, es wird in Irland im zweiten
Anlauf gelingen, diesem wichtigen Vertrag, der die
Handlungsfähigkeit Europas sicherstellt, zum Durch-
bruch zu verhelfen. Ich jedenfalls freue mich darauf. Wir
unterstützen die Iren in ihren Bemühungen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618906600

Das Wort hat die Kollegin Veronika Bellmann von der

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Veronika Bellmann (CDU):
Rede ID: ID1618906700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Ein wesentlicher Verantwortungsbe-
reich des Auswärtigen Amtes ist neben der Außenpolitik
die Europapolitik. Wir debattieren heute schon die ganze
Zeit darüber, vor welch große Herausforderungen uns
die finanz- und wirtschaftspolitische Situation stellt. Wir
müssen uns fragen: Wo agieren wir? Wo reagieren wir?
Welche neuen Fragen gibt es, und welche neuen Antwor-
ten müssen wir geben? Das gilt insbesondere auch für
die Europäische Kommission. Ich denke hierbei an die
Beihilfeproblematik. Welche Strenge wird die Kommis-
sion an den Tag legen und welche Maßstäbe gibt es für
die Einhaltung einer verantwortlichen Haushaltsdiszi-
plin, wenn die Nationalstaaten ihre Schutzschirme für
die Aufrechterhaltung ihrer Wirtschafts- und Finanzord-
nung aufspannen?

Welche Antworten gibt die Europäische Gemein-
schaft auf die Frage der Ausgestaltung der Klimaschutz-
programme, der Regelung der CO2-Emissionen für Kfz,
für energieintensive Industrien unter den Bedingungen
der weltweiten Rezession? Was wird aus der Lissabon-
Strategie für Wachstum und Beschäftigung – nur noch
ein Rettungspaket? Welche Aufgaben bekommen unter
den geänderten Vorzeichen die europäischen Banken?

Was die Europäische Zentralbank angeht, so muss
man sich fragen, wieso sich das deponierte Bankengeld
ausgerechnet jetzt auf das 500- bis 1 000-Fache gegen-
über normalen Zeiten beläuft? 240 Milliarden Euro lie-
gen dort. Ich hoffe nicht, dass ausgerechnet die Staats-
gelder, die zur Rettung der Banken initiiert worden sind,
dort deponiert werden.

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(C (D Was wird mit der Europäischen Investitionsbank? eichen die Darlehen in Höhe von 480 Millionen Euro, ie wir bisher für Kredite, für Bildung, Forschung und nnovation hatten? Was wird mit dem Zusammenschluss it der Osteuropabank? Da ist viel fortschrittliches, reatives, vor allem aber überlegtes und schnelles Haneln gefragt, aber auch das Halten von Maß und Mitte owie, wie die Kanzlerin heute Morgen so treffend sagte, uch praktische Vernunft. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Maß und Mitte ist Mittelmaß!)


Das fällt der EU in vielerlei Hinsicht schwer, vor allem
enn es um die Einhaltung ihres Kompetenzrahmens
nd des Subsidiaritätsprinzips bei den vielen Richtli-
ien, Mitteilungen und Verordnungen geht. Hier wünsche
ch mir – genauso wie Sie, Herr Außenminister – eine Re-
aissance Europas, nämlich eine Rückbesinnung auf die
ernaufgaben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich nenne als Beispiel die EU-Mitteilung zum Ak-
ionsrahmen für die Bekämpfung der Finanzkrise. Maß,

itte und Vernunft gelten natürlich zuallererst bei den
anagergehältern. Aber müssen sie deswegen gleich eu-

opaweit geregelt werden?

Ich gehe in einen anderen Politikbereich und beziehe
ich auf die Forderung nach dem sozialen Europa. Ein

ünftiges soziales Europa kann vieles aus dem deutschen
ozialstaatsmodell übernehmen. Unsere Standards sind
it Sicherheit in vielen Bereichen beispielgebend. Ich

enke an die Mitbestimmung, aber ich denke auch an
as Thema Antidiskriminierung.

Es liegt die fünfte Antidiskriminierungsrichtlinie auf
em Tisch. Die vorhergehenden sind noch nicht einmal
uf ihre Wirkungsweise hin endgültig überprüft oder
valuiert, da liegt schon die fünfte auf dem Tisch. Der
eltungsbereich soll auf alle Bereiche außerhalb von
eruf und Beschäftigung erweitert werden. Das ist ein
iemlich starker Eingriff auch in die Vertragsfreiheit. Da
abe ich größte Bedenken, ob das überhaupt der Recht-
etzungskompetenz der EU entspricht.

Ein anderes Beispiel ist die von der Gemeinschaft er-
assene Verordnung zur Abgabe von Nahrungsmitteln an
edürftige. Sie wurde 1987 eingeführt und regelte, dass
berschussbestände – sogenannte Interventionsbestände –

ür Nahrungsmittelhilfe freigegeben werden können.
er Anteil dieses Überschusses ist stetig zurückgegan-
en. Deshalb wurden die Nahrungsmittel zugekauft.

Nach der neuen Richtlinie sind Nahrungsmittel im
ert von 500 Millionen Euro vorgesehen, die aus dem
grarhaushalt kommen. Das heißt, Mittel aus dem
grarhaushalt werden für ein fachfremdes Programm
erwendet. Es hat sicherlich niemand etwas gegen Hilfe
ür Bedürftige. Aber wir haben etwas dagegen, wenn
ine rein sozialpolitische Maßnahme in die Regelungs-
ompetenz der EU fällt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich nenne ein weiteres Beispiel: das sogenannte
chulobstprogramm. Mit diesem Programm für eine






(A) )



(B) )


Veronika Bellmann
kostenlose Abgabe von Obst und Gemüse an Schulen
soll ein politischer und finanzieller Rahmen geschaffen
werden, um den Obst- und Gemüseanteil an der Ernäh-
rung von Kindern dauerhaft zu erhöhen. Das Ziel der ge-
meinsamen Marktorganisation soll die Steigerung des
Obst- und Gemüseverbrauchs sein.

Dazu gibt es fünf flankierende Maßnahmen, die sich
wie ein Rundumsorglospaket lesen. Am Ende kommt
dann noch heraus, dass diese Richtlinie in die Lehrpläne
der Schulen eingreifen soll. Lehrpläne von Schulen fal-
len aber nicht in die Regelungskompetenz der Mitglied-
staaten, sondern sind in unserem föderativen System in
Deutschland eindeutig Sache der Länder. Da hat die EU
weiß Gott nichts zu suchen.

Die Einhaltung des Kompetenzrahmens und des Sub-
sidiaritätsprinzips ist meiner Ansicht nach sehr wichtig,
nicht nur für die Akzeptanz der EU im Allgemeinen,
sondern auch hinsichtlich der Haushaltsrelevanz sowohl
für Deutschland als auch für die EU. Dabei gilt es, nicht
nur nach Brüssel zu blicken – meine Vorredner haben
schon darauf hingewiesen – und auf die Europäische
Kommission oder das Europäische Parlament zu
schimpfen, sondern die Kritik richtet sich auch an die
Regierungen der Mitgliedstaaten. Denn diese haben im
Europäischen Rat ein gewaltiges Wörtchen mitzureden.
Dabei möchte ich auch die deutsche Regierung in die
Pflicht nehmen und deutlich auf die Beteiligung des Par-
laments hinweisen.

Die EU ist immer noch ein Staatenbund; sie ist kein
Bundesstaat. Insofern gilt es, sich auf ein vernünftiges
Maß der Regulierung und Aufgaben zu beschränken.
Das mag schwer sein, vor allen Dingen, wenn sich jeder
immer wieder in seiner Wichtigkeit bestätigt fühlen will.
Aber die Selbstbeschränkung gilt nicht nur für die Ak-
teure des Finanzmarktes. Dabei mag uns eine Volksweis-
heit trösten, die unsere Zukunft so trefflich beschreibt:
Kein Vormarsch ist so schwer wie der Weg zurück zur
Vernunft.

In diesem Sinne: Vielen Dank für Ihre Aufmerksam-
keit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618906800

Als letztem Redner zu diesem Einzelplan erteile ich

dem Kollegen Erich Fritz von der CDU/CSU das Wort.


Erich G. Fritz (CDU):
Rede ID: ID1618906900

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Sie warten sicherlich alle mit großer Spannung auf
den letzten Beitrag in dieser Debatte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Trotzdem will ich versuchen, ein neues Thema in die
Debatte einzuführen.

Ich will nur kurz auf die Aussage von Herrn Trittin
eingehen, er vermisse die deutliche Sprache bei der Bun-
desregierung. Ich erinnere mich an ein Interview eines
früheren Außenministers, in dem ich diese deutliche
Sprache bewundert habe. Er kam aus Tschetschenien,

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(C (D atte mit Putin gesprochen und wurde gefragt, was er on der Menschenrechtssituation in Tschetschenien alte. Herr Fischer antwortete: Herr Putin spricht blenend deutsch. Das war seine Antwort auf diese Frage. Da lobe ich mir die Bundeskanzlerin und den Bundesußenminister, die dort, wo es richtig und notwendig ist, in deutliches Wort sagen (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Beispiel beim saudischen König hier in Berlin!)


nd dort, wo Pragmatismus angebracht ist und Gesprächs-
ereitschaft erst hergestellt werden muss, auf eine jeweils
eeignete Weise vorgehen und der Versuchung widerste-
en, Außenpolitik für populistische Auseinandersetzun-
en zu missbrauchen. Denn Zuverlässigkeit und Ver-
rauenswürdigkeit müssen ein Markenzeichen der
eutschen Außenpolitik bleiben. Dafür steht diese Bun-
esregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Finanzkrise wächst sich zu einer Wirtschaftskrise
us. Wer sich in diesen Tagen die OECD-Nachrichten
ber den vermutlichen wirtschaftlichen Rückgang in den
ichtigen Industrieländern, zum Beispiel in den USA,
or Augen führt, weiß, dass schwere Zeiten kommen.
er die Prognosen für die Schwellenländer betrachtet,

er kann vermuten, dass auch dort nicht alles ohne gra-
ierende Veränderungen ablaufen wird. Herr Professor
eisskirchen hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die
efahr in den Ländern, in denen die Hoffnung besteht,

us der Armut herauszukommen, und es gute Beispiele
ibt, denen die Menschen nacheifern, am größten ist,
ass Entwicklungen abgeschnitten werden, und dass die-
enigen, die noch nicht in das Weltwirtschaftssystem in-
egriert sind wie das Afrika südlich der Sahara, am meis-
en unter der derzeitigen Entwicklung zu leiden haben.

Es wurde gesagt, 2009 sei ein Jahr der Neuorientie-
ung des internationalen Systems. Entscheidend wird
ein, ob die bestehenden Institutionen im Kern geeignet
ind, Antworten auf die Frage zu geben, wie eine neue
rdnung aussehen soll, ob eine Gruppe bestimmter In-

titutionen und Länderorganisationen auf der Basis von
ertrauen und gemeinsamen Interessen geeignet ist oder
b es regionale Strukturen sind, die sich verstärken las-
en. Ich glaube, dass wir in Kooperation über den Atlan-
ik hinweg – dazu wurde bereits viel gesagt – die Chance
aben, Pfeiler für eine neue Ordnung zu setzen. Diese
feiler werden das Gebäude aber nicht tragen, wenn die
chwellenländer nicht dabei sind und wenn diejenigen,
ie nach einer kurzen Schwächephase aufgrund des Roh-
toffverkaufs wieder zu reichen Ländern geworden sind,
icht ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten.

In der jetzigen Situation zeigt sich, wie gut wir als
uropäer beraten waren, zu sagen: Eine wichtige Re-

orm ist – am liebsten durch einen Verfassungsvertrag –
ie Herstellung der außenpolitischen Handlungsfähig-
eit der Europäischen Union.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Erich G. Fritz
Dieses Ziel zu verfolgen, dafür zu werben, ist deshalb so
wichtig, weil nur eine wirklich handlungsfähige Euro-
päische Union zusammen mit einem neuen Partner in
den USA wesentliche Beiträge leisten und es ermögli-
chen kann, dass im Umfeld unseres Lebensraumes, in
Zentralasien und im Nahen Osten, Konfliktlösung be-
trieben wird.

Mir liegt noch etwas anderes am Herzen. In diesen
Zeiten stellt sich die Frage, woran sich künftig die Welt-
politik orientieren soll. Diese Frage wird oft gestellt,
wurde aber bis heute nicht richtig beantwortet. Was ist
eigentlich Global Governance? Wer sind die Beteilig-
ten? Woher kommen die Impulse, die ein neues Regel-
system – das muss entstehen – den Menschen als Mög-
lichkeit zur Lösung von Zukunftsaufgaben plausibel
macht? Wenn wir über internationale soziale Marktwirt-
schaft und Nachhaltigkeit sprechen, dann geht es immer
um die Frage, wie man eine effektive Wirtschaft, die den
Menschen möglichst überall Wohlstand bringt, mit dem
Schutz der Ressourcen und der natürlichen Lebens-
grundlagen, sozialer Verantwortung, Entwicklungschan-
cen für diejenigen, die noch nicht so weit sind, und der
Durchsetzung der Menschenrechte und demokratischer
Ordnungen verbinden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die jetzige Situation eröffnet auch Chancen; denn

man muss vieles neu reflektieren und auf neue Beine
stellen. Man muss einen Weg finden, eine solche Ord-
nung herzustellen, sowie Global Governance aus der
Diskussion an den Hochschulen und in Initiativen he-
rausholen und zum Gegenstand der internationalen Poli-
tik machen.

Herr Außenminister, für das, was Sie sich in der deut-
schen Außenpolitik vorgenommen und hier überzeugend
dargelegt haben, wünschen wir alle Ihnen eine glückli-
che Hand.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618907000

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzel-
plan 05 – Auswärtiges Amt – in der Ausschussfassung.
Wer stimmt für den Einzelplan 05 in der Ausschussfas-
sung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Einzel-
plan 05 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
und gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen ange-
nommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.10 auf:
Einzelplan 14
Geschäftsbereich des Bundesministeriums der
Verteidigung
– Drucksachen 16/10413, 16/10423 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Susanne Jaffke-Witt
Bartholomäus Kalb
Johannes Kahrs
Jürgen Koppelin
Dr. Gesine Lötzsch
Alexander Bonde

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(C (D Zum Einzelplan 14 liegt ein Änderungsantrag der raktion Bündnis 90/Die Grünen vor. Außerdem liegt in Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke vor, ber den wir am Freitag nach der Schlussabstimmung bstimmen werden. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. Gibt s Widerspruch dagegen? – Das ist nicht der Fall. Dann st so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und bitte, die Gespräche uf der Regierungsbank einzustellen, damit wir uns der rsten Rednerin widmen können. Jetzt hat die Kollegin lke Hoff das Wort, und sie hat die Aufmerksamkeit des lenums. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! ir beraten heute in letzter Lesung über den Verteidi ungshaushalt. Kurz nachdem wir das heute abschlieend tun, steht der nächste Einsatz der Bundeswehr im usland an. Wir werden, wie es der Presse zu entnehen ist, noch in diesem Jahr über den Einsatz der Ma ine zur Bekämpfung der Piraterie am Horn von frika abzustimmen haben. Sehr geehrter Herr Minister ung, wir bedauern wirklich sehr, dass es, nachdem sie ich jetzt so viele Jahre hervorragend in Auslandseinsäten betätigt und das beste Bild für unser Land hinterlasen hat, wieder nicht gelungen ist, die Bundeswehr mit iner klaren Marschrichtung und unter klaren rechtlichen nd finanziellen Rahmenbedingungen in diesen Einsatz u schicken. (Dr. Karl A. Lamers [Heidelberg] [CDU/ CSU]: Haben wir doch!)


(Beifall bei der FDP)

Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1618907100

as ist etwas, was wir nicht nachvollziehen können.


(Beifall bei der FDP)


Spätestens mit der Vorlage des Weißbuches im
ktober 2006 war klar, dass eines der wesentlichen
iele auch dieser Bundesregierung die Sicherung der
ransportwege und auch die Bekämpfung der Piraterie
ein wird. In dieser Zeit hätte die Möglichkeit bestanden,
en notwendigen rechtlichen Rahmen für unsere Sol-
atinnen und Soldaten zu setzen. Wir diskutieren heute
ber den Haushalt. Ich habe bis heute nicht gehört, wel-
he Kosten auf den Einzelplan 14 zukommen werden
zw. ob die finanziellen Mittel, die für diesen Einsatz
ufzuwenden sind, aus dem allgemeinen Haushalt be-
ahlt werden. Ich hoffe, dass wir heute von Ihnen, Herr
inister – Sie werden noch dazu reden –, erfahren, wie

ieser zusätzliche Einsatz finanziert werden wird.

Die Last, die wir der Bundeswehr inzwischen mit den
nterschiedlichsten Auslandseinsätzen aufbürden, ist
norm. Zu Recht wird uns auch von unseren Soldatinnen
nd Soldaten häufig genug die Frage gestellt, welche
eutschen Interessen denn in den verschiedenen Einsatz-
ebieten vertreten werden sollen und welche Rolle die
undeswehr dabei spielt. Zudem ist die Bundesregie-






(A) )



(B) )


Elke Hoff
rung bis heute die Antwort auf eine grundsätzliche Frage
schuldig geblieben, die sich auch auf die Verteilung der
Finanzen im Haushalt auswirkt. Entsenden wir die Bun-
deswehr nach Afghanistan zu ihrem bedeutendsten Ein-
satz nun in einen militärischen Einsatz mit einer zivilen
Aufbaukomponente oder in einen zivilen Aufbaueinsatz
mit einer militärischen Komponente? Ein Blick in die
bisherigen Haushalte spricht für die erste Variante. Nach
wie vor steht das Geld, das wir für den Militäreinsatz in
Afghanistan ausgeben, in keinem ausgewogenen Ver-
hältnis zu den Mitteln für den zivilen Wiederaufbau.


(Beifall bei der FDP)


Wenn sich aber inzwischen alle Akteure darüber einig
sind, dass eine erfolgreiche Aufstands- und Terrorismus-
bekämpfung in Afghanistan allein militärisch nicht zu
erreichen ist, sollten wir endlich damit aufhören, der
Bundeswehr fast die gesamte Last aufzubürden. Wir
müssen vielmehr endlich dafür Sorge tragen, dass das
gemeinsame Ziel, nämlich die Menschen vor Ort auf un-
sere Seite zu bringen, auch erreicht werden kann. Wenn
beispielsweise der zügige Aufbau der afghanischen Si-
cherheitskräfte der Weg zu einer absehbaren Beendigung
des Einsatzes sein soll, muss schon jetzt die Frage beant-
wortet werden, wie der afghanische Staat zukünftig
überhaupt in der Lage sein soll, diese Sicherheitskräfte
zu finanzieren. So wie es jetzt aussieht, ist es ein unmög-
liches Unterfangen. Auch dieses Thema wird uns in den
Haushaltsdebatten wieder einholen.

Wenn ein Comprehensive Approach, wie von Ihnen,
Herr Minister, zu Recht in jeder Ihrer Reden angedeutet,
tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg sein soll, warum
verabschieden wir dann hier im Deutschen Bundestag
nicht auch ein gemeinsames Mandat für die Auslands-
einsätze,


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann man wohl sagen! Richtig!)


mit dem allen beteiligten Ressorts der finanzielle und in-
haltliche Handlungsrahmen gesetzt wird?


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch Beifall in der Koalition! Das ist wichtig!)


Wir als Parlament hätten wirklich die Möglichkeit,
diese Einsätze noch mehr als bisher zu unterstützen.
Warum soll es nicht möglich sein, die Basis für den Wie-
deraufbau in Afghanistan mit all seinen vernetzten Maß-
nahmen und Projekten festzulegen, wenn es inzwischen
sogar möglich ist – wie im Mandat zur Operation Endu-
ring Freedom geschehen –, die Einsatzbedingungen bis
auf Längen- und Breitengrade festzulegen? Warum soll
es dann nicht auch möglich sein, die konkreten Ziele für
den Wiederaufbau in Afghanistan mit all seinen vernetz-
ten Maßnahmen und Projekten festzulegen? Warum
sollte das, was wir beispielsweise in der Regionalpla-
nung in Deutschland seit langem erfolgreich praktizie-
ren, nicht auch in den Regionen Afghanistans möglich
sein – unter einer umfassenden Einbeziehung der lokalen
Bevölkerung, mit dem gezielten Aufeinanderabstimmen

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(C (D ller Maßnahmen? Das zwingt nicht nur die Ressorts zu iner gemeinsamen Strategie, sondern auch uns Parlaentarier, über den jeweiligen fachlichen Horizont hi auszublicken und ein Gefühl für die Möglichkeiten, ber auch für die Grenzen des jeweils anderen Fachgeiets zu bekommen. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Durch eine Ausrichtung auf ein gemeinsames Mandat
ird auch der Einsatz aller finanziellen Ressourcen,
ber die wir entscheiden, klarer und effizienter. Wir
önnten unseren Bürgern – diese Fragen werden uns ge-
ade im nächsten Jahr besonders beschäftigen; das kann
an heute in jeder Veranstaltung feststellen – besser als

isher Rede und Antwort über die konkreten Fortschritte
nd über die Verwendung der Gelder stehen.

Diplomatisches Können, geduldiger ziviler Aufbau
it Zielen, die auch erreicht werden können, Respekt

or der spezifischen Kultur des Gastlandes, Einbezie-
ung aller regionalen Akteure in einen politischen Pro-
ess, die umfassende Förderung der demokratischen
räfte, die ständige Überprüfung der eigenen Strategien
nd vor allem eine klare Zuordnung persönlicher Verant-
ortung würden unseren gemeinsamen Anstrengungen
ehr Dynamik und damit auch mehr Erfolg verleihen als

isher


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nd mittelfristig auch etwas Druck vom Verteidigungs-
aushalt nehmen. Es ist eine gemeinsame Aufgabe. Ich
in der Meinung, wir müssen unsere Bundeswehr hier
in Stück weit entlasten, zumal wir wissen, dass es allein
ilitärisch nicht zu bewerkstelligen ist.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618907200

Das Wort hat jetzt der Kollege Ernst-Reinhard Beck

on der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1618907300

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Liebe Frau Hoff, zu Beginn vielleicht zwei Sätze zu
hnen.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Es können auch drei sein!)


Es können auch drei sein, Ernst; das ist richtig.


(Ernst Burgbacher [FDP]: Das ist sie wert!)


Zunächst einmal: Ich bin sehr dafür, dass wir das, was
ie am Schluss verlangt haben – gemeinsam für Sicher-
eit und Frieden zu sorgen –, als gemeinsame Aufgabe
egreifen und dabei viel stärker ressortübergreifend zu-
ammenarbeiten. Diese Anregung nehme ich gern auf.






(A) )



(B) )


Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen)

Im Übrigen war im Verteidigungsausschuss vor kurzem
die Frau Parlamentarische Staatssekretärin im BMZ
Kortmann zu Gast. Die entsprechenden Ansätze sind
vorhanden; sie sind ausbaufähig. Ich glaube, dass unsere
Arbeit in die richtige Richtung gehen wird. Daher wäre
hier durchaus einmal Beifall vonseiten der Opposition
möglich.

Ich muss Ihnen aber auch widersprechen. Ich finde, es
ist schon ein starkes Stück, wenn Sie den Minister be-
schuldigen, das Mandat im Hinblick auf die Piraterie
nicht vorbereitet zu haben. Ich habe an sämtlichen Sit-
zungen des Verteidigungsausschusses teilgenommen:
Wir haben das Thema Piraterie im Grunde das gesamte
Jahr hindurch besprochen. Die rechtlichen Rahmenbe-
dingungen sind nun einmal so, wie sie sind. Im Augen-
blick müssen die Rahmenbedingungen auch internatio-
nal erst noch geklärt werden. Darüber, wer was dazu
beiträgt, welche Aufgaben und welches Mandat es gibt,
wird im Augenblick auf der internationalen Ebene ver-
handelt. Dieses Parlament wird damit befasst werden,
wenn es so weit ist – ich hoffe, möglichst bald –, wenn
wir hier wirklich über Sachfragen diskutieren können.

Liebe Frau Hoff, möglicherweise ist es in der Opposi-
tion manchmal so, dass man besonders herausgefordert
wird und bestimmte Detailfragen hoch aufhängt, sie so
diskutiert, als ob sie das Allerwichtigste wären, und dass
man darüber im Grunde das Ganze etwas aus dem Auge
verliert.


(Birgit Homburger [FDP]: Was die Kollegin erklärt hat, war ein Gesamtansatz!)


– Der Gesamtansatz, liebe Frau Kollegin Homburger, ist
im Grunde völlig klar: Es geht um die Sicherung von
Seewegen.


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Ja, was tun!)


Es geht um die Bekämpfung von internationaler Krimi-
nalität.


(Birgit Homburger [FDP]: Machen!)


– Ja natürlich; wir sind dabei. Auf Wunsch wird gehext,
und Unmögliches wird sofort erledigt.


(Elke Hoff [FDP]: Weißbuch!)


Ich bitte Sie sehr, hier auf dem Boden der Realität zu
bleiben.

Ich möchte auf den Einzelplan 14 zurückkommen. Ei-
nen Punkt sollte man vielleicht von vornherein sehen:
Wir sind in der Gefahr, auch bei den Etatberatungen,
Einzelprobleme, Einzelfragen und einzelne Beschaffun-
gen in den Mittelpunkt zu stellen, wenn Attentate oder
andere punktuelle Ereignisse stattgefunden hatten. Beim
Einzelplan 14 oder beim Haushalt generell geht es aber
darum, die weiter reichende Fragestellung nicht aus dem
Auge zu verlieren: Was ist notwendig? Was ist für die
Sicherheitsvorsorge dieses Landes wichtig? Welchen
Beitrag gibt es? Was sind die langfristigen Weichenstel-
lungen? Welche Ressourcen und welche Instrumente
müssen wir unseren Streitkräften dafür zur Verfügung
stellen? Das sind Fragen, die weit über den Tag, auch
weit über eine Aktion gegen Piraten in Somalia hinaus-

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(C (D eichen, die grundsätzliche Bedeutung für die Zukunft, ür den Frieden und für die Sicherheit unseres Landes aben. Ich möchte bei den Haushaltsberatungen zunächst inmal einen Dank aussprechen. Ein Dankeschön geht n die Haushaltsabteilung des Bundesministeriums der erteidigung und auch an die Kollegen im Haushaltsauschuss, die dieses wichtige und komplizierte Zahlenwerk rarbeitet haben. Haushaltspläne sind in Zahlen gegossene Politik eines essorts. Dazu brauche ich nichts weiter auszuführen. m es für unsere Fraktion vorweg festzustellen: Mit em vorliegenden Entwurf für den Haushalt 2009 schafen wir eine tragfähige Grundlage für die weitere odernisierung und Anpassung der Bundeswehr. Der Verteidigungshaushalt für das kommende Jahr at ein Volumen von 31,2 Milliarden Euro. Die Steigeung gegenüber dem Haushalt 2008 beträgt 1,7 Milliaren Euro. Ich möchte einen Aspekt hervorheben, nämich dass die Steigerung der investiven Ausgaben auf mmerhin 24,4 Prozent – über 600 Millionen Euro – ahezu ausschließlich militärischen Beschaffungen zuute-kommt. Das ist auch richtig so. Es ist ein wichtiger chritt in Richtung Modernisierung unserer Streitkräfte. Diese Steigerung ist hoch, wenn man die schleihende Reduzierung der letzten Jahre bedenkt; sie ist ber nicht zu hoch, wenn man die gestiegenen Anfordeungen betrachtet. Eine dieser gestiegenen Anforderunen ist in der Tat das vor der Tür stehende neue Mandat talanta, mit dem zusammen mit den europäischen Partern die Piraterie am Horn von Afrika bekämpft werden oll. Die Erhöhung des Verteidigungshaushalts um 5,9 Proent ist insbesondere den gestiegenen Gehältern, der Eröhung des Wehrsolds geschuldet. Sie lässt aber gleicheitig Spielraum für eine Verbesserung der Einsatzfähigeit der Streitkräfte und für eine Verbesserung der nfrastruktur, zum Beispiel im Rahmen des Programms Kasernensanierung West“. Für 2008/09 werden immerin 300 Millionen Euro in eine Vielzahl von Bauprojeken investiert. Herr Minister, ich bin froh, dass diverse ruppenbesuche diese Entscheidung beschleunigt haben, ebe aber zu bedenken, dass angesichts dieser Sanierung as Stationierungskonzept beibehalten werden sollte. Es äre nicht vermittelbar, wie ich meine, wenn eben erst it hohem Finanzaufwand renovierte Standorte aufge öst würden. Ich sage dies ganz bewusst mit Blick auf ie heute in der Presse aufgeflammte Diskussion um den tandort der Deutsch-Französischen Brigade. Hierzu vielleicht noch einige Bemerkungen: Ich halte ie Deutsch-Französische Brigade nicht nur für ein poliisches Symbol der deutsch-französischen Kooperation, ondern über den Symbolcharakter hinaus halte ich sie uch für das Kernstück des Eurocorps und für ein beährtes, in der Zwischenzeit in der militärischen Wirk ichkeit angekommenes Instrument der europäischen Siherheitspolitik. Deshalb glaube ich, dass wir dieses nstrument nicht aufs Spiel setzen sollten, insbesondere Ernst-Reinhard Beck nicht durch Diskussionen über die Standortfrage. Ich erinnere daran, Herr Minister, dass Sie in Immendingen ausdrücklich eine Garantie für den Standort Immendingen abgegeben haben. Auch dies setzt, wie ich glaube, ein bisschen den Rahmen für die weiteren Gespräche. Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Wettbewerb um die besten Köpfe unserer Gesellschaft besteht die Bundeswehr in der Frage der Nachwuchsgewinnung. Wenn wir an die Einsatzbereitschaft und die Leistung unserer Soldaten hohe Anforderungen stellen, müssen wir auch die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen. In der Vergangenheit wurde damit begonnen; dies bleibt aber auch eine wichtige Herausforderung für die Zukunft. Mit dem Dienstrechtsneuordnungsgesetz, dem Einsatzversorgungsgesetz und dem Einsatz-Weiterverwendungsgesetz haben wir eine Reihe von wichtigen gesetzlichen Schritten getan. Die finanziellen Verbesserungen, die wir beschlossen haben – ich erinnere nur an die Leistungen, die wir jetzt etwa KSK-Soldaten gewähren, aber auch bestimmten Gruppierungen wie den Rettungsmedizinern und den Piloten –, sind bei aller Problematik, Herr Kollege Kahrs, die Insellösungen mit sich bringen, richtig und zielführend. Über die Tatsache, dass man dadurch strukturelle Ungerechtigkeiten im System weiter verschärft, bin ich mir schon im Klaren. Ich glaube aber, dass wir im Augenblick keine andere Lösung haben, um bestimmten Notlagen abzuhelfen. Zur Attraktivitätsförderung gehört auch eine verbesserte Familienbetreuung und soziale Fürsorge des Dienstherrn. Das Programm zur Vereinbarkeit von Familie und Dienst beinhaltet ein gutes und zukunftsweisendes Konzept. Dies ist aber, wie ich vielfach höre, finanziell nicht so unterfüttert, wie wir es uns wünschen. Manchmal wird mir aber auch gesagt: Das Geld ist zwar da, aber es gibt noch nicht das richtige Konzept, um den speziellen Anforderungen der Bundeswehr gerecht zu werden. Es reicht ja nicht, einen Kindergarten in der Kaserne einzurichten. Vielmehr muss gesehen werden, dass 15 000 Soldatinnen Dienst tun und über gewisse, manchmal auch längere Zeiträume Familien auseinandergerissen werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, natürlich hängt die Motivation der Truppe nicht nur von finanziellen Anreizen ab. Hohe Motivation und Leistungsfähigkeit unserer Soldaten können wir nur erwarten, wenn wir sie ernst nehmen und die Realitäten, die der Einsatz mit sich bringt, offen ansprechen. Ich denke manchmal, dass wir nicht nur eine Transformation der Strukturen, sondern auch eine Transformation der Begriffe und des rechtlichen Rahmens brauchen, in dem wir uns bewegen. Hier verweise ich besonders darauf, dass wir Rechtsschutz für unsere Soldaten brauchten. Es ist ja erstaunlich, dass die Bundeswehr schon seit 50 Jahren besteht, ohne dass diese Frage überhaupt aufgetaucht ist. m E I d m d E I u a u c t b g d h u m A r v s n – b s (C (D Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss. Ich bin sehr froh, dass wir dies in einer, wie ich eine, guten Form gelöst haben. Ich weiß, Herr Präsident, meine Redezeit geht zu nde. Nein, sie ist zu Ende. Ich möchte dennoch zum Schluss zwei Dinge sagen: ch bedanke mich auch im Namen meiner Fraktion für ie Leistungen der Soldaten im Einsatz. Ich bedanke ich ganz besonders – das wird häufig vergessen – für ie Leistungen der Reservisten, die zu Hause und im insatz einen wichtigen Beitrag leisten. ch erinnere in diesem Zusammenhang daran, dass wir ns angesichts der neuen territorialen Strukturen nahezu usschließlich auf Reservisten verlassen. Sie sind Teil nserer Sicherheitsvorsorge. An dieser Stelle ein herzlihes Dankeschön. Vielen Dank, Herr Präsident, für Ihre große Geduld. Das Wort hat die Kollegin Inge Höger von der Frak ion Die Linke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Alle sie en Sekunden stirbt ein Kind unter zehn Jahren an Huner. Durch Hunger sterben viel mehr Menschen als urch alle Kriege auf dieser Welt. Armut bedroht Sichereit und Demokratie weltweit. Armut ist eine der Hauptrsachen für Bürgerkriege und Krisen in der Welt. Arutsbekämpfung ist deshalb für uns alle das A und O. rmutsbekämpfung entscheidet über die Zukunft unse er Kinder. Armutsbekämpfung ist Friedenspolitik. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Johannes Kahrs [SPD]: Leider!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618907400
Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1618907500
Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618907600

(Heiterkeit im ganzen Hause)

Ernst-Reinhard Beck (CDU):
Rede ID: ID1618907700

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618907800

(Beifall bei der LINKEN)

Inge Höger-Neuling (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618907900

Der Verteidigungshaushalt, den die Große Koalition
orgelegt hat, steht nicht für Friedenspolitik. Es handelt
ich um einen Aufrüstungshaushalt. Er zielt auf die Teil-
ahme an Kriegen.


(Zuruf)


Ich weiß, das Wort hören Sie nicht gerne. Sie reden lie-
er von Missionen, von Einsätzen und von einem Ein-
atzhaushalt.






(A) )



(B) )


Inge Höger
Viele Soldaten sind da längst deutlicher geworden:
„Wir befinden uns in einem Krieg“, so beschrieb der
scheidende Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Herr
Gertz, die Lage der Bundeswehr in Afghanistan.


(Rainer Arnold [SPD]: Stimmen Sie ihm sonst auch zu?)


– In dieser Frage stimme ich ihm zu.

Die in Ihrem Einsatzhaushalt vorgesehenen Ausgaben
ermöglichen sowohl die Vorbereitung als auch die
Durchführung von Kriegen. Damit gerät Deutschland
immer tiefer in eine politische und auch finanzielle
Sackgasse. Anstatt angesichts der globalen Finanzkrise
endlich umzusteuern, geben Sie noch mehr für Rüstung
aus. Der militärische Wahnsinn wird zusehends teurer.
Deutschland will nächstes Jahr nach den Kriterien der
NATO 33,5 Milliarden Euro für militärische Zwecke
einsetzen. Hinsichtlich der Militärausgaben liegt Deutsch-
land damit unter allen Ländern dieser Welt auf Platz 6 –
ein trauriger Spitzenplatz.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Bei der Entwicklungshilfe hingegen dümpelt Deutsch-
land nur auf Platz 12 der 22 OECD-Geberstaaten.

Für die Linke ist verantwortungsvolle Außenpolitik
etwas ganz anderes.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die sogenannten Rüstungsinvestitionen sollen im Jahr
2009 erneut wachsen, dieses Mal um 540 Millionen Euro.
Die größte Verschleuderung von Steuergeldern stellt
nach wie vor der Eurofighter dar.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Genau!)


Die Gesamtkosten summieren sich inzwischen auf
22 Milliarden Euro. Die Kosten für dieses Kampfflug-
zeug sind nach wie vor ein aktuelles Thema. Der Vertrag
über die dritte und letzte Lieferung 68 weiterer Eurofigh-
ter ist noch nicht unterschrieben. In den nächsten Mona-
ten ist mit einer Entscheidung zu rechnen.

Es geht dabei um viel Geld. Etwa 120 Millionen Euro
kostet nur eines dieser Kampfflugzeuge. Insgesamt geht
es um über 8 Milliarden Euro. Herr Jung, ich sage Ihnen:
Noch ist der Ausstieg aus diesem Irrsinn möglich.


(Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Genau!)


Um skandalöse Geldverschwendung geht es auch bei
einem anderen Projekt, dem Schützenpanzer Puma. Ein-
schließlich Bewaffnung soll es etwa 5 Milliarden Euro
kosten. Sie sagen, mit dem Puma solle die Schlagkraft
der Bundeswehr in weltweiten Einsätzen erhöht werden.
Ich sage: Mit Verteidigung hat das nichts zu tun. Die
Linke fordert: Lassen Sie die Hände weg vom Puma!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Auch der Militärtransporter Airbus A400M ver-
schlingt mit insgesamt 9,3 Milliarden Euro unglaubliche
Summen. Hier gibt es Verzögerungen in der Produktion.

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(C (D utzen Sie diese Chance, um aus diesem Projekt auszuteigen! Kommen Sie mir jetzt nicht mit dem Argument, Abüstung würde Arbeitsplätze gefährden. Das ist Blödinn. Rüstungsausgaben sind ein denkbar schlechtes Inestitionsprogramm. Wenn Sie nur wollen, können Sie iese Politik ändern. Mit dem Geld für einen Arbeitslatz in der Rüstungsindustrie könnte man fünf Krankenchwestern oder vier Lehrerinnen bezahlen. Noch zynischer ist es, die Rüstungsindustrie durch ahllose Genehmigungen für Rüstungsexporte zu förern. Die Bundesrepublik liegt inzwischen als Rüstungsxporteur weltweit an dritter Stelle. Es ist zynisch, welteit Waffen zu verkaufen und dann den Friedensengel u spielen. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ie Linke sagt: Das ist ein gefährliches Spiel mit dem
euer. – Wir wissen gesichert, dass deutsche Waffen im
aukasus- und auch im Libanon-Krieg eingesetzt wur-
en. Anschließend schicken Sie dann Soldatinnen und
oldaten in diese Regionen. Das mag zwar manches
chlechte Gewissen beruhigen. Die Konflikte lassen sich
ber mit Militär nicht lösen. Denken Sie eigentlich auch
aran, dass durch deutsche Waffen Menschen sterben?

Ich sage: Deutschland braucht ein durch und durch zi-
iles Zukunftsinvestitionsprogramm. Nur durch einen
usstieg aus der Hochrüstung bleibt genügend Geld für

ine vernünftige Investitionspolitik in Deutschland und
ür eine verantwortungsvolle Außenpolitik übrig.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Mein Kollege Paul Schäfer hat bereits bei der ersten
esung dieses Haushaltes erläutert, wie die Lage von
ranken oder Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfän-
ern mit den Geldern des Verteidigungsetats konkret
erbessert werden könnte.

Fakt ist aber auch, dass es Projekte der Bundeswehr
ibt, die nicht nur Geld kosten, sondern direkt Arbeits-
lätze vernichten. Ich sage nur: Bombodrom. Nach etwa
wei Dutzend verlorenen Gerichtsprozessen hält die
undeswehr immer noch an ihrem Plan fest, auf dem
elände wieder militärische Übungen durchzuführen.
er Lärm durch Tiefflüge und Explosionen wird einen
eiteren Ausbau des Tourismus in der Region unmög-

ich machen. Ich war gerade letzte Woche in der Region
nd habe mir von der Tourismusindustrie erklären las-
en, dass bestehende Projekte in dem Fall in der Zukunft
icht weitergeführt werden können. Die existierenden
rbeitsplätze und Investitionen werden durch den ge-
lanten massiven Übungsbetrieb mit bis zu 1 700 Einsät-
en im Jahr bedroht. Die Linke sieht darin eine Kriegs-
rklärung an die gesamte Region und lehnt die
ilitärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide als
bungsplatz ab.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])







(A) )



(B) )


Inge Höger
Im Übrigen gratuliere ich den Bürgerinitiativen gegen
das Bombodrom von ganzem Herzen zu dem Regine-
Hildebrandt-Preis, den sie gerade erhalten haben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Wer Frieden will, braucht Aufklärung und Bildung.
Eine Investition in Bildung ist auf jeden Fall eine kluge
Zukunftsinvestition. Eine Grundbildung für alle Kinder
dieser Welt würde laut UNESCO 11 Milliarden Dollar
im Jahr kosten. Das entspricht der Summe, die Deutsch-
land für die dritte Tranche des Eurofighters ausgeben
will. Natürlich wird Deutschland diese Kosten nicht dau-
erhaft alleine tragen können. Aber was spricht eigentlich
dagegen, wenigstens in einigen Ländern damit anzufan-
gen? Bildung statt Rüstung, das ist Armutsbekämpfung.

Auch eine gute Gesundheitsversorgung gehört für alle
Menschen dieser Welt zu den Grundrechten. Die Weltge-
sundheitsorganisation, WHO, rechnet mit etwa 25 Euro
pro Kopf und Jahr für eine Basisgesundheitsversorgung.
Für Afghanistan wären das insgesamt etwa 750 Millio-
nen Euro. Das entspricht in etwa den Zusatzkosten für
den Einsatz der Bundeswehr in den nächsten 14 Mona-
ten in diesem Land.

Die Linke verfolgt ein klares Ziel: Wir wollen den
Ausstieg aus den militärischen Strukturen, die einen An-
griffscharakter haben. Wer Eurofighter für Flächenbom-
bardements umrüstet oder Fregatten für die Seekriegs-
führung bestellt, der verabschiedet sich von einem rein
defensiven Verteidigungsbegriff. Friedens- und Sicher-
heitspolitik sieht aus Sicht der Linken anders aus.

So wie das internationale Bündnis gegen das NATO-
Jubiläum 2009 glauben auch wir, dass eine friedliche
Welt möglich ist. Deshalb unterstützt die Linke die Pro-
teste gegen die NATO.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie betreiben doch Friedenstaubenkäfighaltung!)


Ich schließe mich dem Aufruf des Protestbündnisses an.
Um unsere Vision einer friedlichen Welt zu erreichen,
lehnen wir militärische Antworten auf globale und regio-
nale Krisen ab. Sie sind Teil des Problems und nicht der
Lösung.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deshalb Vereinte Nationen raus aus allen Ländern! – Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


– Genau. – Wir weigern uns, unter dem Terror von
Atomwaffen zu leben, und widersetzen uns einem neuen
Rüstungswettlauf. Wir müssen die Militärausgaben re-
duzieren und die dadurch frei werdenden Ressourcen zur
Befriedigung menschlicher Bedürfnisse einsetzen.

Ich denke, die NATO hat in diesen Ländern keinen
Krieg zu führen. Es gibt kein überzeugendes Argument
für Kriege und für diesen Rüstungshaushalt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


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(C (D Das Wort hat der Kollege Johannes Kahrs von der PD-Fraktion. Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr räsident! Wenn man sich die Zahlen im Haushalt anchaut, versteht man nicht, was die Kollegin Höger eben on sich gegeben hat. (Wolfgang Gehrcke [DIE LINKE]: Sie sowieso nicht!)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618908000

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1618908100

ie hat gesagt, Armutsbekämpfung ist Friedenspolitik.
as ist vollkommen richtig. Wenn man sich anschaut,
as Frau Wieczorek-Zeul als Entwicklungshilfeministe-

in tut und welche Aufwüchse es in ihrem Etat gibt, sieht
an, dass sich das auch im Haushalt widerspiegelt. Jeder
eiß, dass Entwicklungshelfer und Organisationen, die
ilfe, Unterstützung und Nahrungsmittel bringen, nur
ann in die betreffenden Länder kommen können, wenn
ie geschützt werden, wenn dort ein Zustand herrscht,
er es möglich macht, dass überhaupt geholfen werden
ann.


(Zuruf der Abg. Inge Höger [DIE LINKE])


Ich bin relativ bereit, mit Ihnen inhaltlich darüber zu
iskutieren. Aber wenn Sie plumpe Parolen bringen,
abe ich auch eine auf Lager. Sie haben ja eben über die
yritz-Ruppiner Heide als Truppenübungsplatz gespro-

hen. In der Vergangenheit hat die SED, die später erst
ur PDS und dann zur Linkspartei wurde, den Laden be-
rieben, und in der Zeit sind jedes Jahr 20 000 scharfe
insätze geflogen worden. Vielleicht sollten Sie erst ein-
al Ihre Geschichte aufarbeiten und hier nicht laufend
nsinn erzählen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der LINKEN)


Wie lautet der Spruch? Getroffene Hunde bellen.

Der Verteidigungshaushalt hat ein Volumen von unge-
ähr 31 Milliarden Euro. Das sind 1,6 Milliarden Euro
ehr als im letzten Haushalt. Diese Anhebung ist des-
egen zielführend, weil es viel Bedarf gibt, der sich aus
en Personalkosten, der Wehrpflicht und dem AVZ er-
ibt.

Sie erlauben, dass ich die eine oder andere Zahl an-
ühre; anscheinend bin ich hier der einzige Haushälter,
er in dieser Debatte spricht. Die Kosten für Material-
rhaltung sind in diesem Jahr konstant geblieben; sie
iegen bei circa 2 Milliarden Euro. Trotzdem werden wir
erade in diesem Bereich mit zahlreichen Problemen
onfrontiert. Ich glaube, dass wir Haushälter dem Minis-
erium stärker als bisher empfehlen müssen, ein Augen-
erk auf diese Kosten zu legen. Denn besonders im Be-

eich der Materialerhaltung haben wir Probleme. Das
ilt nicht nur für die Fregatten F 122, sondern auch für
lle anderen Bereiche. Ich glaube, hier müssen wir in
ukunft mehr tun. Wir brauchen eine tragfähige Lösung.






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
Die Kosten für Infrastruktur steigen leicht auf
950 Millionen Euro und die Kosten für Beschaffung auf
5,2 Milliarden Euro. Die Privatisierungsvorhaben, die
Betreiberlösungen, kosten uns 1,5 Milliarden Euro pro
Jahr. Auch hier müssen wir jedes Jahr neu überprüfen, ob
es die wirtschaftlichste Lösung ist. Die Personalausgaben
steigen von 11,5 Milliarden auf über 12 Milliarden Euro.
Dieser Aufwuchs ist vor allem auf die Besoldungs- und
Tarifverbesserung, den AVZ und die Erhöhung des
Wehrsoldes zurückzuführen. Wir Sozialdemokraten ha-
ben uns dafür starkgemacht. Ich glaube, dass es gut war,
dass die Koalition diese Erhöhungen durchgesetzt hat.


(Beifall bei der SPD)


Mit dem Dienstrechtsneuordnungsgesetz haben wir
einen kleinen Schritt in Richtung Verbesserung der Be-
soldung gemacht. Diese Verbesserung kommt allerdings
nur einigen zugute; nur Ärzte und Transportpiloten pro-
fitieren davon. Im Einzelfall kann man dies begründen;
denn in diesen Bereichen gibt es besorgniserregende Ab-
wanderungstendenzen. Aber letzten Endes ist es nur ein
finanzielles Pflaster, mit dem man den Rohrbruch nicht
beheben kann. Wir haben bei der Bundeswehr, was ihre
Attraktivität angeht, ein strukturelles Problem. Das hat
auch etwas mit der Besoldung des Personals zu tun. Die-
ses Problem bekommen wir nicht allein mit dem Dienst-
rechtsneuordnungsgesetz in den Griff.

Herr Minister, ich habe manchmal den Eindruck, im
Verteidigungsministerium wartet man gespannt auf das
nächste Leck, das sich demnächst auftut, um dann mit
geringstmöglichem Aufwand eine bestimmte Gruppe zu-
friedenzustellen und in dem jeweiligen Einzelfall zu hel-
fen. Ich glaube, dass das auf Dauer nicht trägt. Wir So-
zialdemokraten sollten uns ein Konzept überlegen – das
sollte die Koalition insgesamt tun –, wie wir auf die
Lage am Arbeitsmarkt reagieren und die jungen Frauen
und Männer gewinnen können, die die Bundeswehr ei-
gentlich braucht.

Unter Rudolf Scharping wurden die ersten Schritte in
die richtige Richtung unternommen, was die Veränderung
bei den Strukturen angeht. Die Besoldungsstufen A 1
und A 2 wurden abgeschafft. Diejenigen, die sich im öf-
fentlichen Dienst auskennen, wissen, dass es die Besol-
dungsstufen A 1 und A 2 sonst nirgendwo gibt. Ich
glaube, dieses strukturelle Problem muss man in der
nächsten Legislaturperiode einmal angehen. Es hilft
nämlich nicht, nur einigen zu helfen. Ich persönlich kann
mir vorstellen – darüber diskutieren wir zurzeit –, dass
man in der nächsten Legislaturperiode die Besoldung in
zwei Schritten strukturell ändert. Wir müssen nicht im-
mer neue Dienstgrade und neue Schulterklappen erfin-
den, sondern man muss dafür sorgen, dass die vorhande-
nen Dienstgrade mit höheren Besoldungsstufen unterlegt
werden.

Das würde bedeuten: Die Besoldungsstufen A 3, A 4
und A 5 werden nach A 6 angehoben, danach A 6 nach
A 7, A 7 nach A 8, A 8 nach A 9, A 9 nach A 10, A 10
nach A 11 und A 11 nach A 12. An dieser Stelle kann
man aufhören. Diese Anhebung ist notwendig, weil wir
in diesem Bereich grundlegende Probleme haben. Wir

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(C (D aben zu rot-grünen Regierungszeiten einmal versucht, lle Hauptleute von A 11 auf A 12 anzuheben – Herr ollege Nachtwei nickt –, aber das Ministerium hat dies ur zur Hälfte umgesetzt. Nur Kompaniechefs wurden on A 11 auf A 12 gesetzt. Das war ein Problem, weil as zu vielen Ungerechtigkeiten und zu großer Unzufrieenheit innerhalb der Truppe geführt hat. Deswegen uss man diesen Schritt einmal komplett durchführen. nders bekommt man es nicht hin. Das kostet Geld. ber wenn man sich anschaut, dass die Kosten in Höhe on 250 Millionen bzw. 260 Millionen Euro, die da enttehen, in mehreren Schritten anfallen, so kommt man zu em Ergebnis, dass dies, bei einem Aufwuchs von ,6 Milliarden Euro allein in diesem Jahr, durchaus achbar ist. Das Ganze hat das Ziel, dass man eine Besoldungstruktur bekommt, die der der Bundespolizei zumindest leicht. Ich weiß, dass man in der Union vielleicht reunde findet, die da mitgehen. Der Präsident des Reervistenverbandes hat geklatscht; vielleicht kann man ntsprechend verhandeln, sodass man das in der nächsen Legislaturperiode hinbekommt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Thema Rechtsschutz ist uns wichtig. Herr Minis-
er, Sie haben in den letzten Wochen einen diesbezügli-
hen Missstand beseitigt, und das ist gut so. Ich finde
as sehr vernünftig. Das haben Sie gut hinbekommen.
ch finde es immer gut, wenn Anregungen der Haushäl-
er vom Ministerium so schnell aufgegriffen und umge-
etzt werden. Das erfüllt uns Haushälter mit einem ge-
issen Stolz. Der Kollege Kalb müsste jetzt klatschen.


(Beifall des Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU])


Er tut es. Wunderbar! – Es ist gut, wenn Haushälter ih-
en Einfluss nutzen und dies für die Soldaten so umge-
etzt wird. Wichtig ist, dass der Bundeswehrverband an
nserer Seite gestanden hat, dass man dies zusammen
it dem Bundeswehrverband gemacht hat. Deswegen

ebührt dem Bundeswehrverband, den Kolleginnen und
ollegen und dem Ministerium, Herr Minister, unser
erzlicher Dank, dass da so schnell etwas geregelt
urde.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Was die Ausrüstung angeht: Wir haben sehr viel für
en Schutz der Soldaten getan. Das geschützte Trans-
ortfahrzeug Eagle IV ist beschafft worden. Es geht
ben nicht immer nur darum, wie es uns die Linken glau-
en machen wollen, dass man teures Kriegsgerät be-
chafft, sondern vor allen Dingen auch darum, dass man
ie Soldaten mit Gerät in den Einsatz schickt, das größt-
öglichen Schutz bietet.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit!)


as gilt übrigens auch für den Puma. Ich glaube, das hat
öchste Priorität.






(A) )



(B) )


Johannes Kahrs
Wichtig ist allerdings, dass auch die Industrie das
nicht für einen kurzen Sprint hält, um wieder einmal ei-
nen Auftrag zu ergattern. Das hat vielmehr etwas mit
Marathonläufen zu tun. Man muss langfristig planen, um
vernünftigen Schutz hinzubekommen, sodass er, wenn er
gebraucht wird, auch vorhanden ist. Ich glaube, diejeni-
gen, die dies betrifft, wissen das.

Die unglaubliche Vielfalt an Fahrzeugen, die wir in
den Streitkräften haben – Duro, Mungo, Yak, Eagle IV,
Dingo –, spricht da Bände. Wenn jede Teilstreitkraft ihr
eigenes Fahrzeug fordert, dann hat man sowohl bei der
Logistik als auch bei der Instandhaltung riesige Pro-
bleme. Ich kann das im Einzelfall immer verstehen. Aber
dann bestellen wir 44 Fahrzeuge davon, 60 Fahrzeuge
davon und 80 Fahrzeuge davon. Als Haushälter sage ich:
Das ist der Fluch der kleinen Zahl. Das ist Manufaktur-
arbeit. Die Dinger werden immer teurer. Das heißt, wenn
man etwas will, muss man sich eine Plattform aussu-
chen, davon die richtige Menge bestellen und schauen,
dass die Teilstreitkräfte damit auskommen und es ver-
nünftig machen. Nur dann können auch Verbesserungen
eingearbeitet werden. Nur dann lohnt es sich, ein Modell
weiterzuentwickeln.

Deswegen würde ich mich freuen, wenn das Ministe-
rium darauf achtet, dass die Instandsetzungs- und Logis-
tikkette nicht aufgebläht wird. Dieser Fluch der kleinen
Zahlen wird uns verfolgen. Wir als Haushälter müssen
da ein bisschen nachhelfen.

Ich finde es manchmal schwer, nachzuvollziehen
– das ist vorhin schon angesprochen worden –, was mit
dem NH 90, dem Tiger, dem A400M und anderen pas-
siert. Ich hoffe, dass die Kosten für die späte Ausliefe-
rung nicht auf die Steuerzahler abgewälzt werden. Ich
gehe davon aus, dass die Verträge eingehalten werden.
Ich glaube nicht, dass wir als Steuerzahler letztendlich
dafür geradestehen sollten. Deswegen bitte ich, insbe-
sondere auch beim A400M für das Einhalten der Ver-
träge zu sorgen.

Wir haben schon viel über die Infrastruktur gespro-
chen. Ich habe hier häufig über Schwarzenborn geredet.
Ganz ehrlich, Herr Minister, ich möchte Sie noch einmal
darum bitten: Es funktioniert noch immer nicht so rich-
tig. Wir brauchen immer noch fünf Jahre für eine große
Baumaßnahme und drei Jahre für eine kleine. Wenn man
es schaffen würde, in der Kette der Instanzen etwas zu-
sammenzulegen, dann bekäme man das irgendwie hin.
Noch immer gehen Bauanträge über viel zu viele
Schreibtische. Es gilt immer noch der Spruch: Viele Kö-
che verderben den Brei. Historische Informationen kann
man beim Militärgeschichtlichen Forschungsamt in
Potsdam oder beim Militärarchiv in Freiburg archivie-
ren. Die sollten nicht die Realität bestimmen. Wir müs-
sen die Vorschriften ändern. Wir müssen dafür sorgen,
dass zivile und militärische Vorgänge zusammengelegt
werden. Es darf nicht fünf Jahre an einem Gebäude gear-
beitet werden.

Wenn es dann nicht anders klappt, dann sollten wir
uns in der Großen Koalition einmal über den Art. 87 b
des Grundgesetzes unterhalten und diese Sache grund-

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(C (D ätzlich angehen. Herr Minister, ein bisschen Schwung, in bisschen Mut! Wir helfen Ihnen dabei. ch berufe mich da auf meinen Fraktionsvorsitzenden eter Struck, der das schon mehrfach gesagt hat. Peter truck war einmal ein hervorragender Verteidigungsinister, genauso wie er jetzt ein hervorragender Frak ionsvorsitzender ist. Man muss ja auch einmal am ande erwähnen, dass wir ihm vieles zu verdanken haen. Wir schaffen es immer noch nicht, in den Liegenchaften, in den Stuben für die Soldaten, die dort wohen, Internetanschlüsse zu verlegen. Und dann wird och gesagt, das habe etwas mit Sicherheitsproblemen u tun. Bei aller Freundschaft: Das kann doch wohl nicht ngehen. Es gibt Standards im 21. Jahrhundert, die einach eingehalten werden müssen. Ich glaube, dass man as machen muss. Eine abschließende Bemerkung sei mir erlaubt: Wir aben im Haushaltsausschuss über die Privatisierung er ortsfesten Logistik diskutiert. Wir haben gesagt: ir können das, was zurzeit im Ministerium läuft, nicht achvollziehen. Mit den Stimmen von CDU/CSU und PD haben wir das Projekt mit einer Sperre versehen, eil wir den Vorgang kritisch sehen. Ich glaube, dass es ichtig ist, über die Frage zu diskutieren, ob man priva isiert oder den Beschäftigten, den Zivilangestellten und en Soldaten, die Chance gibt, mit zusätzlichen Mitteln ür Infrastruktur ein optimiertes Eigenmodell hinzubeommen. Das würde aber bedeuten, dass man veraltete orschriften abschafft, die Handlungsspielräume erwei ert, dass man den Angestellten und den Soldaten in den epots sagt: „Es geht weiter, es gibt keine ungewisse ukunft, wir kriegen das gemeinsam hin“ und man die etroffenen nicht ständig gegen die Wand laufen lässt. Wenn diejenigen, die privatisieren wollen, mit ihren orschlägen gegen das optimierte Eigenmodell antreten ollen, dann muss flächendeckend erst einmal ein optiiertes Eigenmodell vorliegen. Aber das ist nicht der all. Wenn man das nicht hat, kann man auch keinen usschreibungssieger dagegen antreten lassen. Man uss das optimierte Eigenmodell erst einmal drei Jahre ang laufen lassen. Dann muss man schauen, wie es irkt. Wenn eine Privatisierung günstiger ist, kann man ann ja darüber nachdenken. Ich glaube das aber nicht. ch glaube, dass die Beschäftigten das hinbekommen önnen, wenn man die Vorschriften entschlackt und ihen Geld in die Hand gibt, sodass sie die Möglichkeit aben, vor Ort etwas zu entscheiden. Ich würde es gut inden, wenn wir ein optimiertes Eigenmodell mit den otwendigen Investitionen einführen und den Mitarbeiern eine Chance geben würden. Herr Minister, ich glaube, wenn Sie Ihren Mitarbeiern eine Chance geben, schaffen wir das. Das heißt icht, dass ich prinzipiell gegen Betreiberlösungen oder rivatisierungen bin. Ich finde aber, man muss auch über olgende Frage diskutieren können: Warum soll man den eschäftigten der Bundeswehr, ob Soldaten oder Johannes Kahrs Zivilbeschäftigten, nicht die Chance geben, das optimierte Eigenmodell auszuprobieren? Wir sollten ihnen die Möglichkeit geben. Glaubt denn jemand ernsthaft, dass wir nach zehn Jahren eine Exitstrategie haben, dass man eine privatisierte Basislogistik zur Bundeswehr zurückholen kann? Das glaubt doch keiner. Das heißt, man wäre dem Preisdiktat ausgeliefert. Ich finde, dass wir den Kompaniechefs, den Bataillonsund Brigadekommandeuren die Gewissheit geben müssen, dass sie nicht nur Schnittstellen verwalten. Wir haben schon unendlich viel privatisiert. Herr Minister, geben Sie den Mitarbeitern eine Chance im Wettbewerb unter fairen Bedingungen! Wir werden Sie dabei unterstützen. Die CDU hat in einer Pressemitteilung begrüßt, dass sie die Privatisierung gestoppt hat. Wenn wir das gemeinsam hinbekommen, ist das umso besser. Ich glaube, dass wir das hinbekommen werden. Wir werden eine attraktive Bundeswehr haben, für die wir die Menschen gewinnen können, mit vernünftiger Infrastruktur und vernünftiger Bezahlung, eine Bundeswehr, in der die Menschen die Chance haben, ihre Arbeit sinnvoll zu gestalten. Vielen Dank. Glück auf! (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618908200

Das Wort hat der Kollege Winfried Nachtwei von

Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618908300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

der ersten Lesung dieses Haushaltsentwurfs hat Kollege
Bonde kritisch zu verschiedenen Einzeltiteln Stellung
bezogen, vor allem zu einigen sehr fragwürdigen und be-
sonders teuren Rüstungsprojekten. Ich möchte zu einem
anderen Punkt Stellung nehmen.

Herr Minister, Sie stellen seit mehr als zwei Jahren
den Begriff der vernetzten Sicherheit immer wieder in
den Vordergrund. Dieser ist bekanntlich in die entspre-
chenden Dokumente der NATO eingegangen. Internatio-
nale Krisenbewältigung im Auftrag der Vereinten Natio-
nen ist Auftrag und Einsatzrealität der Bundeswehr.

Uns ist bekannt, dass heutige Konflikte militärisch
nicht zu lösen sind, erst recht nicht durch militärische
Siege, sondern nur durch das Zusammenwirken der ver-
schiedenen diplomatischen, militärischen, polizeilichen
und zivilen Akteure. Deshalb ist der Ansatz der vernetz-
ten Sicherheit in der Tat eine Schlüsselvoraussetzung für
erfolgreiche Krisenbewältigung und Gewaltminimie-
rung.

Der Anspruch ist richtig. Wie steht es um die Wirk-
lichkeit? Ich nenne als erstes Beispiel eine Mission, die
wir vor zwei Jahren durchgeführt haben. In diesen Tagen
jährt sich zum zweiten Mal die Wahl von Joseph Kabila
zum Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo.
Dass die Wahl damals überraschend friedlich ablief, war

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(C (D nter anderem der damaligen EU-Mission zu verdanken. ber was ist aus diesen Hoffnungstagen geworden? Im stkongo tobt weiterhin, gerade gegen die Zivilbevölke ung und vor allem gegen Frauen, exzessive Gewalt. ort herrscht seit vielen Monaten eine Hölle auf Erden. lle, die dort waren, haben das gesehen. In der letzten eit, seit August, ist die Gewalt im Osten wieder eska iert. Es droht tatsächlich der Rückfall in den großen ongo-Krieg. Gestern wurde der neueste Bericht von Human Rights atch zu den Menschenrechtsverletzungen der kongole ischen Regierung veröffentlicht. In dem Zusammenang wird von Staatsterrorismus gesprochen. Von Präsient Kabila wurde die Devise ausgegeben: Zerquetscht ie Gegner! – Weit mehr als 500 Menschen sind diesem taatlichen Terrorismus zum Opfer gefallen. Wir müssen feststellen: Der Entwaffnungsprozess, die eform des Sicherheitssektors, der Aufbau der Polizei nd die Reform der Armee – diese wichtigen Ansätze er Europäischen Union sind gescheitert. Wir alle erinern uns noch an die sehr großen Worte von vor zwei ahren über die sicherheitspolitischen Interessen Euroas und die humanitäre Verantwortung. Ja, sie waren ichtig. Aber offenkundig waren sie von der Staatengeeinschaft, von der Europäischen Union und auch von er Bundesregierung nicht ernst gemeint. Ich muss festtellen, dass die Staatengemeinschaft, die Europäische nion und die Bundesregierung die fantastische Zivilge ellschaft, die im Kongo lebt und arbeitet, politisch im tich gelassen haben und dass der Kongo zu einem poli isch-moralischen Desaster einer Sicherheitspolitik mit mfassendem Anspruch geworden ist. Zweites Beispiel: Afghanistan. Manche mögen ereichtert sein, dass das Afghanistan-Mandat jetzt verlänert wurde. Aber das ist kein Grund zum Ausruhen. Auf er einen Seite wissen wir, also diejenigen, die mehr mit fghanistan zu tun haben, welche Fortschritte es in der at gibt. Sie sind unverkennbar und eindeutig; das sollte an nicht unter den Scheffel stellen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uf der anderen Seite werden die Warnzeichen schlim-
er und beunruhigender. Ich nenne als Beispiel nur die
icherheitsvorfälle, also Anschläge, Gefechte und Rake-

enüberfälle. Die Zahl der Sicherheitsvorfälle hat sich
egenüber dem Vergleichszeitraum des vorigen Jahres
erdoppelt. Fast noch wichtiger ist die Frage, wie die
timmung im Lande ist, wie es um Angst und Ein-
chüchterung steht. Hier bekommen wir verschiedene
eldungen, die zeigen, dass Angst und die Distanz zu

en Internationalen eindeutig zunehmen.

Schließlich lautet der Auftrag von ISAF, ein sichere-
es Umfeld zu schaffen. Inzwischen ist die Tendenz in
eiten Landesteilen leider gegenläufig. Im nächsten Jahr
üssen wir wegen der Wahlen mit einer Verschärfung

er Situation rechnen. Die Frage an die Bundesregierung
autet: Was tut sie zusammen mit ihren Partnern, um
iese negative Dynamik aufzuhalten und möglichst um-






(A) )



(B) )


Winfried Nachtwei
zukehren? Ich appelliere ausdrücklich an Sie: Nutzen Sie
die relative Winterruhe, um neue ressortübergreifende
Initiativen und Anstrengungen zu entwickeln, und war-
ten Sie nicht darauf, bis Obama bzw. die neue US-Admi-
nistration kommt, die zwar neue Chancen bietet, aber
auch Ansprüche stellen wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Ansatz der vernetzten Sicherheit muss sich in
Strukturen und Fähigkeiten abbilden. Aber wie sieht das
konkret aus? Ein gemeinsames integriertes Lagebild bei
Krisenengagements – Fehlanzeige. Gemeinsame Planung
im Vorfeld – Fehlanzeige. Gemeinsame Wirkungsanaly-
sen als Antwort auf die Frage, was dabei herauskommt –
Fehlanzeige. Hie und da gibt es zwar eine Evaluation,
aber keine gemeinsame Wirkungsanalyse.

Mit der Bundeswehrtransformation wird das ehr-
geizige Ziel verfolgt, dass in einigen Jahren bis zu
14 000 Soldaten gleichzeitig bei bis zu fünf Stabilisie-
rungseinsätzen über längere Zeit eingesetzt werden
können. Wenn von Stabilisierungseinsätzen die Rede ist,
dann stellt die Staatsaufbauunterstützung einen zen-
tralen Bereich dar. Das bekommt man nicht einfach mit
gutem Willen hin oder indem man bei einer Telefonkon-
ferenz verschiedene Polizeidienststellen fragt, wer denn
mal Zeit hat bzw. wer entbehrlich ist. Nein, so geht es
nicht. Vielmehr muss man sukzessive entsprechende Fä-
higkeiten aufbauen und besonders qualifiziertes Personal
zur Verfügung stellen, das schnell einsatzbereit ist.

Die EU hat in diesem Zusammenhang bemerkenswer-
terweise sogenannte zivile Planziele 2008 und 2010 für
zentrale Bereiche der Unterstützung des Staatsaufbaus
aufgestellt. Wir haben in diesem Zusammenhang bei der
Bundesregierung nachgefragt, wie das auf bundesdeut-
scher Ebene aussieht. Denn wenn die EU so etwas
macht, dann müssen doch auch wir solche Planziele ent-
wickeln. Aber Fehlanzeige! Das hält man nicht für not-
wendig.

Der umfassende Ansatz von vernetzter Sicherheit
wird von Ihnen, Herr Minister Jung, im Mund geführt.
Mir ist aufgefallen, dass die Bundeskanzlerin in der ers-
ten Beratung des Haushaltes und auch heute diesen Be-
griff ebenfalls aufgenommen hat. Von anderen Ressort-
ministern – ich habe das genau beobachtet – werden Sie
mit diesem Anspruch beschwiegen. Das muss man so
feststellen.

Was folgt daraus? Der Ansatz umfassender vernetzter
Sicherheit ist offenbar in der Bundesregierung nicht an-
gekommen. Das ist nicht nur ein fundamentaler Mangel,
sondern das verdunkelt zugleich die Chancen der Tau-
senden von Diplomaten, Soldaten, Polizisten und Ent-
wicklungshelfern, die sehr verdienstvolle und gute Ar-
beit in den Krisenregionen leisten, erfolgreich tätig zu
sein. Dazu sind wir verdammt noch mal verpflichtet.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP – Hans Raidel [CDU/CSU]: Sind Sie jetzt für den Haushalt oder dagegen?)


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(C (D Das Wort hat jetzt der Bundesminister Dr. Franz Josef ung. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618908400

Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
ung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Herr Kollege Nachtwei, gestatten Sie mir eine
leine Vorbemerkung, bevor ich auf den Haushalt zu
prechen komme. Ich finde, dass wir in Bezug auf
fghanistan unser Licht nicht unter den Scheffel stellen

ollten. Ich verwende bewusst diesen von Ihnen ge-
rauchten Ausdruck. Wir haben im Jahre 2003 als Erste
egonnen, die vernetzte Sicherheit in Afghanistan zu
ealisieren. Wir haben die Wiederaufbauteams in Kun-
uz und in Faizabad gegründet. Wir haben die Dinge
eiter fortentwickelt. Wir haben dafür gesorgt, dass es

inen gemeinsamen, internationalen Konsens gibt. Ich
timme Ihnen zu, dass das für Gesamtafghanistan noch
esser implementiert werden muss. Aber wir haben bei
ns beispielsweise nicht nur die Abstimmung auf Staats-
ekretärsebene, sondern haben auch den Einsatzfüh-
ungsstab, in dem auch die anderen Ressorts entspre-
hend tätig sind, sodass wir gerade auf diesem Gebiet
eiterkommen. Wie Sie wissen, haben wir auch den An-

eil für den Bereich Entwicklung in Afghanistan in die-
em Jahr auf 170 Millionen Euro erhöht. Deshalb finde
ch, dass es richtig und klug ist, dass wir diese Strategie,
ie wir auch im Weißbuch als Bundesregierung einheit-
ich beschlossen haben, in Afghanistan umsetzen. Denn
ur so werden wir erfolgreich sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Jetzt zum Haushalt. Ich denke, wir haben mit diesem
aushalt eine gute Grundlage dafür geschaffen, dass un-

ere Bundeswehr weiterhin einsatzfähig und leistungsfä-
ig bleibt, dass wir unsere Soldatinnen und Soldaten gut
usbilden und gut ausrüsten können und dass sie auch in
ukunft eine positive Motivation für ihren schwierigen
insatz haben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, da wir jetzt
ber eine Erhöhung der Mittel um 1,7 Milliarden Euro,
ür die ich dankbar bin, sprechen, sollten wir auch zur
enntnis nehmen, dass die Herausforderungen für die
undeswehr enorm gestiegen sind. Beispielsweise ist
icht jedermann in unserem Land bewusst, dass ich in
iesem Sommer mit dem 17. Einsatzkontingent den
50 000 Soldaten der Bundeswehr in einen Auslands-
insatz geschickt habe.

Daran wird, wie ich finde, deutlich, welch enorme
erausforderungen auf die Bundeswehr zukommen, sei

s durch unseren Einsatz in Afghanistan, sei es durch un-
eren Einsatz auf dem Balkan, also im Kosovo und in
osnien-Herzegowina, sei es durch unseren Einsatz vor
er Küste des Libanon, sei es durch unseren Einsatz un-
er OEF-Mandat am Horn von Afrika oder die Operation
ctive Endeavour im Mittelmeer, sei es durch unsere






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
Einsätze im Sudan, in Darfur, oder in Georgien. Eine
weitere Herausforderung, über die gegenwärtig disku-
tiert wird und auf die wir uns notwendigerweise vorbe-
reiten müssen, ist die Mission zur Piraterie vor der
Küste Somalias.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gegen die Piraterie! – Heiterkeit)


– Ja, gegen die Piraterie.

Frau Kollegin Hoff, zu diesem Thema möchte ich
noch Folgendes sagen: Die Verteidigungsminister haben
darüber auf europäischer Ebene diskutiert. Dabei habe
ich gespürt, dass diese Frage nicht nur in Deutschland
der rechtlichen Klärung bedarf. Ich halte es für notwen-
dig und richtig, dass wir einen klaren Operationsplan,
klare Einsatzregeln und eine klare Rechtsgrundlage für
das Handeln unserer Soldatinnen und Soldaten haben.
Dafür zu sorgen, ist unser Bestreben. Auf dieser Grund-
lage werden wir dann das Parlament bitten, einem sol-
chen Einsatz zuzustimmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, ich habe gesagt, dass die
Einsatzfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Bundeswehr
groß sind. Dann ist es auch notwendig, dass wir die
sozialen Rahmenbedingungen für unsere Soldatinnen
und Soldaten den Anforderungen an sie einigermaßen
anpassen. Das tun wir mit dem vorliegenden Haushalt.

Was heißt das? Das heißt, dass wir den Tarifvertrag
für den öffentlichen Dienst jetzt auch auf unsere Solda-
tinnen und Soldaten und auf die zivilen Mitarbeiter der
Bundeswehr übertragen. Das ist eine kluge Entschei-
dung, stellt für den Verteidigungshaushalt allerdings eine
enorme Belastung dar. Dennoch halte ich es für notwen-
dig, dafür zu sorgen, dass auch unsere Soldatinnen und
Soldaten und die zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr an
dieser Entwicklung teilhaben.

Wir verfügen über eine Armee, die – wenn ich das so
sagen darf – gegenseitig ausgebildet und ausgerüstet
worden ist. Die Bundeswehr hat sich nach der deutschen
Einheit, die wir zum Glück erreicht haben, in hervorra-
gender Art und Weise integriert. Heute haben wir nicht
nur eine Bundeswehr für unser gesamtes Vaterland, son-
dern wir leisten auch einen Beitrag dazu, dass innerhalb
der Bundeswehr die Angleichung der Ost- an die
Westbesoldung vorgenommen wird. Das ist, wie ich
denke, eine gute Grundlage, die wir mit diesem Haushalt
beschließen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, es findet auch eine struk-
turelle Entwicklung statt. Dieser Haushalt enthält
7 000 Beförderungsmöglichkeiten. Dabei wurde auch
die Situation berücksichtigt, dass unsere Soldatinnen
und Soldaten in einer Gefahrensituation besonders ge-
fordert sind. Es ist richtig, dass wir darüber hinaus eine
Erhöhung des Auslandsverwendungszuschlags vorneh-
men. Natürlich geht es nicht nur um das Finanzielle; das

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(C (D st klar. Wer aber einen riskanten Auftrag – denken Sie ur an den Einsatz in Kunduz – in hervorragender Art nd Weise erfüllt, der sollte dafür auch einen entsprehenden Auslandsverwendungszuschlag erhalten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch den Wehrsold konnten wir um 2 Euro pro Tag
rhöhen; dafür bin ich dankbar. Im Rahmen der Dienst-
echtsneuordnung haben wir außerdem, wie vom Kolle-
en Kahrs bereits angesprochen wurde, Stellenzulagen
erücksichtigt: eine Stellenzulage für die Spezialkräfte,
ine Stellenzulage für die Transportpiloten und eine Stel-
enzulage für die Ärzte.

Ich stimme Ihnen aber in einem Punkt natürlich zu:
abei geht es nicht nur um die Stellenzulage, sondern

ch habe sowohl den Inspekteur Sanitätsdienst als auch
en Inspekteur der Luftwaffe gebeten, dass wir noch
ber gemeinsame Veränderungen von Rahmenbedingun-
en sprechen, um dadurch eine zusätzliche Attraktivi-
ätssteigerung zu erreichen; denn es ist sinnvoll und
otwendig, dass wir auch in Zukunft hervorragendes und
achlich qualifiziertes Personal in der Bundeswehr ha-
en. Dieses brauchen wir zur Erfüllung unseres Auftrags,
nd deshalb kommen die Stellenzulage, aber auch die
eränderung von Rahmenbedingungen hinzu, um eine
otenzielle Personalnot in Zukunft wirkungsvoll verhin-
ern zu können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es wurde angesprochen, dass wir den Rechtsschutz
ür unsere Soldatinnen und Soldaten verbessert haben,
ass wir das Kasernensanierungsprogramm West durch
iesen Haushalt ebenfalls weiter vorantreiben – ich
ürde mir wünschen, dass auch dort das eine oder an-
ere vielleicht noch ein Stück zügiger geht; das ist sofort
ugestanden – und dass wir auch dem Kriterium der
ereinbarkeit von Familie und Dienst unseren Blick
uwenden; denn es sind jetzt 15 000 Soldatinnen in der
undeswehr. Dies ist mit Sicherheit ein Gewinn für die
undeswehr, und ich glaube, dass wir dem Kriterium der
ereinbarkeit von Familie und Dienst, wie wir es in der
ienstvorschrift Innere Führung auch formuliert haben,
ier in Zukunft konkreter Rechnung tragen sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dazu gehört dann auch der investive Anteil. Natürlich
erden wir durch diese Auslandseinsätze herausgefor-
ert, aber ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich bin
eute noch froh darüber, dass wir bereits Ende des
ahres 2006 entschieden haben, nur mit geschützten
ahrzeugen in Afghanistan zu fahren. Wie viele Solda-

en haben überlebt, weil sie im Dingo oder im Fuchs ge-
ahren sind? Wir haben jetzt rund 700 geschützte Fahr-
euge in Afghanistan. Wir haben den ursprünglich
eplanten Anteil von 30 Dingos auf 100 Dingos erhöht.
as hat auch etwas mit Kosten zu tun.

Deshalb werbe ich auch um Verständnis dafür, dass
ir, wenn wir den Schutz für unsere Soldatinnen und
oldaten verbessern wollen, dafür auch die notwendigen






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
finanziellen Grundlagen brauchen. Mit diesem Haushalt
werden die Grundlagen dafür gelegt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich finde, all diese Punkte gehören zusammen. Durch
sie wird die notwendige finanzielle Grundlage darge-
stellt, die benötigt wird, damit die Bundeswehr ihren
Auftrag zum Schutz unserer Interessen – sei es im Rah-
men der Auslandseinsätze, sei es zum Schutz Deutsch-
lands und zur Gewährleistung von Frieden, Recht und
Freiheit – auch in Zukunft weiterhin erfüllen kann. Des-
halb bitte ich Sie um Zustimmung zu diesem Haushalt.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618908500

Das Wort hat die Kollegin Birgit Homburger von der

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1618908600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wenn wir heute über den Haushaltsansatz 2009 spre-
chen, dann sprechen wir auch über die Bilanz von drei
Jahren Verteidigungspolitik unter Verteidigungsminister
Jung.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist eine gute Bilanz!)


Wenn ich mir diese Bilanz anschaue, dann kann ich
zunächst einmal sagen, dass es in der Zwischenzeit mehr
Auslandseinsätze gibt. Gleichzeitig haben wir die Si-
tuation, dass die Zahl der Fragen der Soldatinnen und
Soldaten über die Perspektiven dieser Einsätze zuge-
nommen hat. Dem muss man sich auch stellen.

Das bedeutet, dass vor allen Dingen die diplomati-
schen und politischen Anstrengungen vor allem zur
Flankierung immer dann drastisch ausgeweitet werden
müssen, wenn man die Bundeswehr in einen Einsatz
schickt. Das ist etwas, was wir ganz augenfällig bei dem
Einsatz im Kongo zu verzeichnen haben. Der Kollege
Nachtwei hat das angesprochen. Herr Minister, ich sage
aber auch hinsichtlich Afghanistan: Wir haben die Man-
date gerade wieder beschlossen, und ich habe ein biss-
chen den Eindruck, dass jetzt Funkstille herrscht.

Mit dem Militär allein werden wir die Herausforde-
rungen dort nicht bewältigen. Deswegen ist es wichtig,
in Afghanistan vor allen Dingen die nichtmilitärischen
Mittel zu forcieren. Sie haben es selbst gesagt: Es geht
jetzt um die Umsetzung des vernetzten Ansatzes. Genau
diese Umsetzung muss gelingen. Das heißt: Jetzt müssen
bei der Ausbildung von Militär und Polizei die notwen-
digen Anstrengungen unternommen werden. Jetzt müs-
sen die Weichen dafür gestellt werden, dass im Frühjahr
die Umsetzung des verstärkten Wiederaufbaus tatsäch-
lich gelingt.

Jetzt entscheidet sich, ob wir Erfolg haben werden
oder ob die Situation in Afghanistan noch schwieriger
wird. Jetzt, Herr Minister, muss gehandelt werden, nicht

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(C (D rst vor der nächsten Mandatsentscheidung und auch icht erst vor der Wahl. (Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der zweite Punkt, auf den ich eingehen möchte, ist
olgender: Wenn ich Ihre Amtszeit und auch dieses Jahr
etrachte, dann habe ich das Gefühl, es gibt ein – ich for-
uliere es einmal positiv – etwas angestrengtes Verhält-
is zum Parlament. Oft genug erleben wir, dass wir
nformationen nicht erhalten, sondern dass zunächst
inmal irgendwie die Presse informiert wird. Jetzt haben
ir wieder eine solche Situation. Im Zusammenhang mit
er Diskussion über ein neues Mandat zur Piraterie-
ekämpfung vor Somalia erfahren wir aus der Zeitung,
ass Sie offensichtlich 1 400 Soldaten dorthin schicken
ollen. In der Rede, die Sie hier gehalten haben, sind Sie
arauf nicht eingegangen.

Im Übrigen haben Sie im Rahmen der Haushaltsbera-
ungen auch nicht die Frage beantwortet, wie dieser zu-
ätzliche Einsatz denn finanziert werden soll. Hierzu
age ich für meine Fraktion ganz deutlich: Wir sind nicht
ereit zu akzeptieren, dass das wieder alles aus dem Ein-
elplan 14 erwirtschaftet werden muss und damit zulas-
en von Ausbildung und Ausrüstung der Soldaten im
insatz geht. Das kann nicht sein, Herr Minister.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn ich mir die Diskussion um die Piraterie vor
omalia anschaue, dann frage ich mich, warum Sie ei-
entlich nicht handeln. Ich zitiere den Herrn Parlamenta-
i
Thomas Kossendey (CDU):
Rede ID: ID1618908700


Es geht darum, dass wir unsere Verpflichtungen, die
wir im Seerechts-Übereinkommen übernommen
haben, von denen machen lassen, die das auch kön-
nen.

r meinte damit die Bundeswehr. Die Bundeswehr, die
eutsche Marine, ist vor Ort, Herr Minister. Sie ist vor
rt im Rahmen von OEF und der Standing NATO Mari-

ime Group. Warum darf die deutsche Marine sich ei-
entlich nicht an dem beteiligen, was alle Partnernatio-
en dort machen? Es gibt eine einfache Antwort: weil
ie die Marine nicht lassen. Die rechtlichen Vorausset-
ungen für einen solchen Einsatz sind längst vorhanden.
ir haben das Seerechts-Übereinkommen Mitte der

0er-Jahre ratifiziert. Das ist Bestandteil von Art. 25 des
rundgesetzes, antwortet die Bundesregierung, also Be-

tandteil des allgemeinen Völkerrechts und damit unmit-
elbar gültig. Ich sage Ihnen, Herr Minister: Es ist nicht
innehmbar, dass die Bundesregierung unsere Soldatin-
en und Soldaten vor Ort im Hinblick auf die Kollegin-
en und Kollegen aus anderen Nationen immer wieder in
chwierige Situationen bringt. Die Bundesregierung bla-
iert die Bundeswehr bis auf die Knochen. Wir fordern
ie auf: Machen Sie endlich Schluss damit und geben
ie den Soldatinnen und Soldaten vor Ort eine klare
andlungslinie.


(Beifall bei der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/ CSU]: Das ist jetzt sehr polemisch!)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger
Herr Präsident, ich komme zum Schluss und fasse zu-
sammen: Es gäbe zu diesem Etat noch viel zu sagen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben doch noch gar kein Wort dazu gesagt! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an!)


Bevor die CDU/CSU-Bundestagsfraktion wieder fragt,
weil sie nicht auf die Abstimmung warten kann, sage
ich: Wir haben auch in diesem Jahr wieder die falsche
Schwerpunktsetzung im Etat moniert. Der Vorwurf der
falschen Schwerpunktsetzung gilt auch für die Politik
der letzten drei Jahre. Es waren drei verlorene Jahre.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Deswegen können Sie nicht davon ausgehen, dass wir
diesem Etat zustimmen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Oh, wie traurig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
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Das Wort hat die Kollegin Ulrike Merten von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Ulrike Merten (SPD):
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Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

haben im Laufe dieser Debatte auch über die Rahmenbe-
dingungen gesprochen, die sicherstellen, dass die Bun-
deswehr, die sich um die Besten bemühen muss, dies
auch tun kann.

Das personelle Eignungsprofil unserer Soldaten
wird künftig durch die Beherrschung militärischer Fä-
higkeiten, durch moralisch-ethische Integrität, geistige
Flexibilität und lebenslanges Lernen gekennzeichnet
sein. Sprachkenntnisse, interkulturelle und soziale Kom-
petenz, Innovationsfähigkeit, technisches Verständnis,
Leistungs- und Einsatzbereitschaft, psychische und phy-
sische Belastbarkeit sind dabei wichtige Voraussetzun-
gen, die die Soldatinnen und Soldaten erfüllen müssen.

Dabei wissen wir, liebe Kolleginnen und Kollegen:
Der Geburtenrückgang wirkt sich mittlerweile deutlich
auf das Bewerberaufkommen für einen Dienst in den
Streitkräften aus. Im Ergebnis wird der demografische
Wandel fast unvermeidlich zu einer Umkehrung der
Wettbewerbsposition führen. Qualifizierte Arbeitskräfte
werden in wenigen Jahren ein knappes Gut sein. Deshalb
sind schon heute erhebliche Anstrengungen und neue
Konzepte erforderlich, um in Zukunft ausreichend quali-
fizierten Nachwuchs für die Streitkräfte zu gewinnen.

Zum Konzept der Vereinbarkeit von Familie und Be-
ruf bzw. Familie und Dienst ist schon einiges gesagt
worden. Deshalb will ich mich auf eine Bemerkung be-
schränken, die mir sehr wichtig erscheint. Ich glaube,
der Mentalitätswandel wird von allen – sicherlich auch
von den Soldatinnen und Soldaten – positiv vermerkt.

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(C (D enn aber über diesen Mentalitätswandel hinaus etwas rreicht werden soll, dann brauchen wir sicherlich auch ine stärkere finanzielle Ausstattung als bisher. Wir stehen aber nicht nur in den eben genannten Beeichen in der Nachwuchsgewinnung vor großen Heausforderungen, sondern das gilt auch für die zivilen eschäftigten der Bundeswehr. Die Zielstruktur sieht is 2010 75 000 Stellen vor. Momentan sind wir von en 75 000 Stellen noch sehr weit entfernt. Gleichzeitig ist schon heute ein Fehl von 600 Ingeieurinnen und Ingenieuren im Rüstungsbereich festzutellen. Deshalb müssen wir den Beschäftigten im zivien Bereich der Bundeswehr mit klaren Strukturen und tellenplänen Verlässlichkeit und Planbarkeit bieten. Geade den Nachwuchskräften aus dem Ingenieurbereich, ie überall begehrt sind, muss die Bundeswehr attraktive ngebote machen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben Anfang des Jahrzehnts ein Attraktivitäts-
rogramm mit der Neuordnung der Laufbahn, der An-
ebung der Eingangsbesoldung und den zahlreichen An-
eboten der zivilberuflichen Aus- und Weiterbildung
ufgelegt. Damit wurde ein wichtiger Eckpfeiler für die
ewinnung junger bildungsorientierter und engagierter
änner und Frauen für den freiwilligen Dienst in der
undeswehr geschaffen. Die Möglichkeit, zu Beginn der
ienstzeit in der Bundeswehr eine Berufsausbildung zu

bsolvieren, wird von sehr vielen jungen Menschen ge-
utzt. So stehen seit einigen Jahren ständig circa
0 000 Soldatinnen und Soldaten in der beruflichen Aus-
ildung.

Jedes Jahr verlassen circa 25 000 ausgebildete Solda-
innen und Soldaten die Bundeswehr, häufig mit einer
ährend der Dienstzeit erworbenen Qualifikation auf
er Meisterebene. Deswegen glaube ich, dass die Fähig-
eiten, die in der Bundeswehr erworben werden, auch
päter für die Wirtschaft von unschätzbarem Wert sind.

Wenn wir eine ausreichende Zahl von Bewerbern für
en freiwilligen Dienst in der Bundeswehr wollen, aus
er die Besten ausgewählt werden können, dann müssen
ich jedes Jahr circa 50 000 junge Menschen bewerben.
ngesichts der demografischen Entwicklung müssen wir

us meiner Sicht aber schon heute darüber nachdenken,
ie wir diesen jährlichen Bedarf reduzieren können. Es
ird uns nichts anderes übrig bleiben.

Langfristige Planbarkeit und eine qualitativ hochwer-
ige Berufsausbildung sind starke Argumente für eine
arriere bei der Bundeswehr auf allen Laufbahnebenen.
in Weg, um dies zu realisieren, besteht zum Beispiel
arin, dass die Mannschaftsdienstgrade die Möglichkeit
rhalten, sich bis zu zwölf Jahre als Zeitsoldat zu ver-
flichten.

Der Bundestag hat im letzten Jahr aus dem Bericht
ber den maroden Zustand der westdeutschen Kaser-
en Konsequenzen gezogen. Die Haushaltsmittel für
en Bauunterhalt und für Baumaßnahmen wurden deut-
ich erhöht. Darüber hinaus wurde ein Infrastruktur-Son-






(A) )



(B) )


Ulrike Merten
derprogramm „Sanierung Kasernen West“ für die Sanie-
rung und Modernisierung westdeutscher Kasernen
verabschiedet. Hierfür sind für den Zeitraum 2009 bis
2011 weitere 542 Millionen Euro eingeplant. Dabei wird
schrittweise ein neuer Unterbringungsstandard realisiert
– das wird höchste Zeit –, der den geänderten Anforde-
rungen der Bundeswehr an eine zeitgemäße Unterbrin-
gung Rechnung trägt. Auch das gehört zur Attraktivität.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Darauf wurde bereits hingewiesen, aber ich möchte
das wiederholen: Es ist sehr bedauerlich, dass die Pla-
nungskapazitäten der Bau- und Liegenschaftsbetriebe
der Bundesländer in einigen Wehrbereichen nicht ausrei-
chend sind, sodass die bereitgestellten Mittel für die Sa-
nierung und Modernisierung 2008 nicht genutzt werden
konnten. Ich hebe das hervor, damit klar wird, dass das
Parlament seine Hausaufgaben gemacht hat. Weiterhin
dringlich bleibt, dass die Modellversuche zum Bau der
Pendlerappartements realisiert werden, um der großen
Zahl von Soldatinnen und Soldaten, die nicht mehr an den
neuen Standort umziehen – diese Zahl steigt ständig –,
eine angemessene Unterkunft zur Verfügung zu stellen.

Eine bedrohungsgerechte und moderne Ausrüstung
ist insbesondere für die Auslandseinsätze von großer
Bedeutung. Darüber haben wir nicht nur heute das eine
oder andere gehört. Mir haben die verantwortlichen
Kommandeure versichert, dass sie mit der Ausrüstung
im Einsatz sehr zufrieden sind. Wenn ein neuer Bedarf
auftritt, wird dieser im Rahmen des einsatzbedingten So-
fortbedarfes – auch kurzfristig – gedeckt. Aufgrund des
erreichten hohen Ausstattungsgrades der Auslandskon-
tingente haben sich die Ausgaben in Höhe von fast
400 Millionen Euro im Jahr 2003 auf 105 Millionen
Euro im letzten Jahr reduziert. An dieser Stelle darf man
zu Recht den Mitarbeitern des Bundesamtes für Wehr-
technik und Beschaffung für ihre kompetente und
schnelle Arbeit bei der kurzfristigen Beschaffung für die
Auslandseinsätze danken. Allerdings sehe ich die Not-
wendigkeit, in Zukunft neben dem Ankauf auf dem
Markt verfügbarer Produkte langfristig stärker anforde-
rungsgerechte Eigenentwicklungen in unsere Überlegun-
gen wieder einzubeziehen. Auf einen dieser Aspekte hat
Kollege Kahrs – aus meiner Sicht zu Recht – hingewie-
sen.

Bei der Gewährleistung der Sicherheit unseres Lan-
des sind wir darauf angewiesen, leistungsfähige Männer
und Frauen für den Dienst in der Bundeswehr zu gewin-
nen. Dazu gehört – machen wir uns nichts vor – auch
und in erster Linie eine auskömmliche Besoldung. In
den letzten Jahren haben wir mit mehreren gesetzlichen
Nachbesserungen die Voraussetzungen für die Steige-
rung der Attraktivität des Dienstes in den Streitkräften
geschaffen; darauf wurde bereits mehrfach hingewiesen.
Wir sind im Rahmen des Dienstrechtsneuordnungsgeset-
zes wichtige Schritte gegangen, um die drohende Ab-
wanderung und Abwerbung qualifizierter Kräfte aus der
Bundeswehr zu verhindern. Wenn wir uns aber auch in
Zukunft um die Besten bemühen wollen, wird am Ende
ein Gesamtkonzept stehen müssen, um die Attraktivität

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(C (D er Bundeswehr nachhaltig und langfristig zu steigern. erade Fachärzte, erfahrene Piloten und IT-Personal um nur einige zu nennen – sind nicht auf die Arbeits lätze in der Bundeswehr angewiesen, sondern könnten uch draußen in der Wirtschaft attraktive Arbeitsplätze inden. Deswegen sollten wir die Zeit nutzen, die wir haen. Ich glaube, alle haben die Notwendigkeit erkannt. n einer Steigerung der Attraktivität müssen wir weiter rbeiten. Wir dürfen nicht vergessen: Dies wird Geld osten. Ohne Geld in die Hand zu nehmen, wird es nicht elingen, ein Gesamtkonzept auf den Weg zu bringen. Ich will mich an dieser Stelle sehr herzlich bei den oldaten, den zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern owie ihren Familien für den Dienst im Ausland bedanen. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618909000

Als letzter Redner zum Einzelplan 14 hat das Wort

er Kollege Hans Raidel von der CDU/CSU-Fraktion.


Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1618909100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Lassen Sie mich nur einige ganz kurze Anmer-
ungen zu dem Haushalt machen.

Wir im Parlament tragen die Verantwortung für die
insatzfähigkeit der Bundeswehr, und wir haben
leichzeitig die Fürsorgepflicht. Daraus ergeben sich
rei Themenbereiche, auf die sich unsere besondere Ver-
ntwortung erstreckt. Erstens. Reichen die Mittel aus,
m Personal und Ausstattung weiterzuentwickeln?
weitens. Kann die Bundeswehr in den laufenden und
öglichen künftigen Einsätzen erfolgreich bestehen?
rittens. Ist die Bundeswehr auch künftig attraktiv ge-
ug, um qualifiziertes Personal in ausreichender Zahl zu
ewinnen? Vor diesem Hintergrund muss jeder, der die-
en Haushalt objektiv beurteilt, feststellen: Der Haushalt
ntwickelt sich in die richtige Richtung. Wir können
iele Notwendigkeiten, die hier schon dargestellt worden
ind, zum Beispiel Lohn-, Gehalts- und Wehrsolderhö-
ungen, abdecken. Die Verteidigungsinvestitionen stei-
en um rund 620 Millionen Euro. Der Investitionsspiel-
aum für die Einsatzfähigkeit, also die militärischen
eschaffungen, erweitert sich um rund 600 Millionen
uro.

Wir sind hier auf einem guten Wege, aber wir sind na-
ürlich noch nicht am Ziel. Das weiß jeder, der sich mit
en Einzelheiten beschäftigt. Wir drücken alle die Dau-
en, dass die wirtschaftliche Entwicklung die Nachhal-

igkeit, die im Wehretat gefordert werden muss, nicht
tört. Wir reden heute über den Haushalt 2009, aber wir
issen nicht, wie die Entwicklung im nächsten Jahr sein
ird. Möglicherweise werden die wirtschaftlichen Ver-
ältnisse andere Maßnahmen erfordern. Deswegen plä-
iere ich dafür, dass wir die Nachhaltigkeit besonders
m Auge behalten und bei den Beschaffungen auch auf
ie Modernisierung achten. Trotz aller positiven






(A) )



(B) )


Hans Raidel
Argumente stellen wir fest, dass viele Beschaffungen erst
bis zum Jahre 2015 oder zu einem noch späteren Zeit-
punkt realisiert werden können. Das heißt, dass der Spiel-
raum, den wir im Haushalt haben, nach wie vor eng ist.

Gleichwohl plädiere ich sehr dafür, dass wir uns der
Verantwortung stellen. Das heißt in erster Linie: Wir
stimmen diesem Haushalt zu; denn ohne diese Grund-
lage sind alle anderen Vorstellungen nur schöne Reden.
Wer sich der Zustimmung zum Haushalt entzieht, kann
zwar über die Verantwortung für die Bundeswehr reden,
er zeigt aber, dass er nicht willens und bereit ist, sie zu
tragen. Wir stellen uns dieser Verantwortung und stim-
men diesem Haushalt zu.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618909200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen nun zur Abstimmung über den Einzel-
plan 14 – Bundesministerium der Verteidigung – in der
Ausschussfassung. Hierzu liegt ein Änderungsantrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor, über den wir zu-
erst abstimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag
auf Drucksache 16/11054? – Wer ist dagegen? – Enthal-
tungen? – Der Änderungsantrag ist damit mit den Stim-
men der Koalitionsfraktionen, der FDP-Fraktion und der
Fraktion Die Linke gegen die Stimmen der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt.

Wer stimmt für den Einzelplan 14 in der Ausschuss-
fassung? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der Ein-
zelplan 14 ist damit mit den Stimmen der Koalitions-
fraktionen gegen die Stimmen der Oppositionsfraktionen
angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt II.11 auf:

Einzelplan 23
Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
lung

– Drucksachen 16/10419, 16/10423 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Jochen Borchert
Iris Hoffmann (Wismar)

Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Alexander Bonde

Hierzu liegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann können wir so
verfahren.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
ner dem Kollegen Hellmut Königshaus für die FDP-
Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Dieser aushaltsentwurf sieht einen deutlichen Aufwuchs vor. arüber freuen wir uns, wenngleich sich dieser Aufuchs in verschiedenen Einzelplänen wiederfindet: in em des Auswärtigen Amtes, in dem des BMU, in dem es Bundesministeriums für Bildung und Forschung usw. ie zunehmende Zersplitterung im Entwicklungsbe eich ist aber zugleich beängstigend. Ich glaube, das ist ines der Hauptprobleme dieses Haushalts. Generell sind bei dieser Koalition – das kann man ier sagen – Haushaltswahrheit und Haushaltsklarheit im oment nicht mehr eindeutig zu erkennen. In diesem unkt ist Herr Gabriel mit seinem Einzelplan 16 deutlich hrlicher. Er sagt nämlich: „… enthält Elemente der Auenwirtschaftsförderung“, obwohl er eigentlich nur Umeltpolitik betreiben will. Aber bei allen Ansätzen, die twas mit dem Thema Entwicklung zu tun haben, ist die on mir angesprochene Zersplitterung feststellbar. Ärgerlich ist auch: Immer mehr Mitglieder der Bunesregierung drängen in die Bereiche anderer Ressorts, uch und gerade in dieses. Ich weiß nicht, ob das gewollt st. Ich weiß nicht, ob die Ministerin das sogar befürworet. Auf jeden Fall verstärkt dies ein Problem, über das ie OECD immer wieder geklagt hat, nämlich die Zerplitterung: Herr Gabriel redet zwar weltweit von Klimaolitik, macht aber in weiten Bereichen Entwicklungsolitik. Ähnlich agieren Frau Schavan wegen der orschung und Herr Glos wegen der Wirtschaftsfördeung usw. Alles wird als ODA-anrechenbare Entwickungsmaßnahme getarnt. Dieses Durcheinander setzt sich natürlich in den Instiutionen fort. Ich will jetzt gar nicht von den Durchfühungsorganisationen reden. Frau Ministerin, vielleicht agen Sie nachher einmal etwas dazu, ob diesbezüglich och vor Ende der Legislaturperiode etwas geschieht. ieses Durcheinander findet auch in den Ministerien elbst statt. Die Ministerin – Sie, Frau Wieczorek-Zeul – ichtet praktisch ein Neben-Auswärtiges-Amt ein. Herr teinmeier richtet im Auswärtigen Amt ein Nebenanzleramt ein, und die Kanzlerin richtet im Kanzleramt in Über-Auswärtiges-Amt und ein „Über-Ministerium ür alles“ ein. All diese Institutionen, all diese Ministeien machen große Versprechungen und lassen sich anchließend weltweit gegeneinander ausspielen. Das könen wir überall beobachten. Ich glaube nicht, dass das eutschland und der deutschen Politik guttut. Ich glaube, as müssen wir beenden. Wenn wir über den Einzelplan 23 reden, dann reden ir eben nur über ein Stück der Wahrheit. Dabei müssen ir aber eines sehen: In schwierigen Zeiten – es sind chwierige Zeiten – müssen wir natürlich genauer hinseen, wofür das Geld des Steuerzahlers ausgegeben weren soll. Da muss ich schon die Frage stellen: Was pasiert eigentlich mit Ländern, mit Partnern, die erkennbar nfreundlich, also gegen Deutschland, handeln? Was soll im Falle Ruanda geschehen? Ich habe selbst esagt: Ruanda ist von seinen Institutionen her und von Hellmut Königshaus der Art, wie die Administration dort aufgebaut wurde, eigentlich ein gutes Beispiel. Zu diesem Land sage selbst ich: Da kann man auch mit Budgethilfe herangehen. Aber was machen wir mit einem solchen Land, wenn es unseren Botschafter hinauswirft? Was machen wir mit einem solchen Land, wenn es ganz offensichtlich auf verschiedenen Ebenen an den Massakern mitwirkt, die jetzt schon wieder im Kongo ausbrechen? Warum bekommen wir darauf keine Antwort? Was ist mit dem Kosovo, wo wir mit unseren Institutionen ausgespielt werden? Auch dorthin fließen 23 Millionen Euro. Wollen wir da einfach weitermachen? Wie soll das aussehen? Wir müssen uns tatsächlich Gedanken darüber machen, wie wir mit so etwas umgehen. Das hatten wir vorher noch nicht. Vielleicht hören wir dazu etwas. Immerhin hat sich seit der ersten Lesung in einem sehr viel bewegt: Das ist der Bereich China. Frau Ministerin, die Bundesregierung hat unserem starken Drängen auf Einschränkung bzw. Einstellung der Finanzhilfen für China nachgegeben. Das ist doch ein Erfolg. Aber es wird Sie nicht wundern, dass wir das nicht als Endpunkt sehen. Es gibt noch andere Länder, zum Beispiel Indonesien, Indien, Brasilien und Mexiko, die inzwischen eine relative wirtschaftliche Stärke erreicht haben, sodass sie mittlerweile am G-20-Gipfel teilnehmen und dort unentbehrlich sind. Wir können doch nicht so tun, als wäre dort nichts passiert. Diesen Ländern haben wir in diesem Haushalt 260 Millionen Euro zugesagt. Wir müssen uns noch einmal darüber unterhalten, ob das so bleiben kann, ob die klassische Nehmerposition beibehalten werden soll oder ob wir diese Länder nicht lieber an die Hand nehmen sollten, um mit ihnen gemeinsam zu marschieren. Zum Beispiel kann und soll es in Teilbereichen ganz konkret passieren, dass wir mit Indien in Afrika aktiv werden, sodass dort deren Erfahrungen, gekoppelt mit unserem Geld, zur Geltung kommen. Was wollen wir bei den Ländern machen, die sich Dinge leisten, die wir uns selbst nicht leisten können, aber bei uns am Finanztropf hängen? Wie mein Kollege Markus Löning schon vor einigen Jahren gesagt hat – das gilt heute immer noch –: Es kann doch nicht sein, dass ein Land aufrüstet und Taikonauten in den Weltraum schickt, die Armutsbekämpfung im Land aber uns überlässt. Das werden wir unseren Steuerzahlern auf Dauer nicht erklären können. Das Geld fehlt dann an anderer Stelle. Das Thema Afghanistan ist schon angesprochen worden. Immerhin hat die Einstellung der Finanzhilfe für China unter dem Strich ganz offenkundig zumindest dazu geführt, dass Spielräume entstanden. – Ich sehe das Signal, Frau Präsidentin; ich komme gleich zum Schluss. – Dass das Geld, welches dort eingespart wird, in Afghanistan zusätzlich verwendet werden kann, begrüßen wir natürlich sehr. e e n U m n d v d u t R l H A G d S k m E D V ü n w g s r u t s z h l e z ti g 2 r d b (C (D Es bleiben Probleme. Die Budgethilfe – ich habe es ben angesprochen – ist und bleibt ein Problem. Noch in anderes Problem muss bewältigt werden. Es kann icht mehr hingenommen werden, dass die Europäische nion beim Europäischen Entwicklungsfonds immer ehr aufstockt. Allein für das nächste Jahr sind es rech erisch über 800 Millionen Euro. Es kann nicht sein, ass das ohne parlamentarische Kontrolle geschieht. Wir erlangen eine endgültige Änderung. Das ist ein Grund afür, dass wir Sie auffordern – Sie alle, meine Damen nd Herren –, insoweit eine konsequente und harte Halung gegenüber der Kommission einzunehmen. Die Entwicklung beim Haushalt geht in die falsche ichtung. Es soll wieder mehr Geld für falsche Entwick ungspolitik gegeben werden. Deshalb werden wir den aushalt ablehnen. Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für die ufmerksamkeit und Ihnen, Frau Präsidentin, für Ihre eduld. Nächste Rednerin ist die Kollegin Iris Hoffmann für ie SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr verehrte Damen und Herren! Auch dieses Jahr onnten wir die Beratungen über den Etat des Bundesinisteriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und ntwicklung mit einem sehr guten Ergebnis abschließen. ie Mittel für den Einzelplan wachsen gegenüber dem orjahr wiederum deutlich an und werden in 2009 auf ber 5,8 Milliarden Euro steigen. Damit verstetigen sich der positive Trend und die dyamische Entwicklung der Mittel für die deutsche Enticklungszusammenarbeit. Seit 2005 ist es uns gelunen, die Mittel um nahezu 50 Prozent zu steigern. Das ind fast 2 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2005. Geade im Vergleich zur Entwicklung des Gesamthaushalts nterstreichen diese Zahlen, dass wir den Koalitionsverrag ganz konsequent umsetzen und die Entwicklungszuammenarbeit in dieser Legislaturperiode zu einem der entralen Politikfelder der Großen Koalition gemacht aben. Mit den zusätzlichen Mitteln werden im multilateraen Bereich insbesondere die Beiträge zur Weltbank – sie rhält gegenüber dem Vorjahr fast 30 Prozent mehr – und um Afrikanischen Entwicklungsfonds erhöht. Gleichzeig werden durch entsprechende Verpflichtungsermächtiungen die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass in 009 weitere signifikante Neuzusagen für den multilatealen Bereich gemacht werden können, unter anderem für ie Klimainvestitionsfonds unter dem Dach der Weltank, (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])

Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1618909300

(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618909400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Iris Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1618909500






(A) )



(B) )


Iris Hoffmann (Wismar)

den Asiatischen Entwicklungsfonds und den Internatio-
nalen Fonds für Landwirtschaftliche Entwicklung.

Wir weiten aber auch den Spielraum der staatlichen
bilateralen Entwicklungszusammenarbeit deutlich aus.
Allein die Finanzielle Zusammenarbeit wird im kom-
menden Jahr fast 230 Millionen Euro mehr Barmittel zur
Verfügung haben. Die Verpflichtungsermächtigungen
werden sogar um gut 300 Millionen Euro erhöht. Damit
wurden seit 2005 sowohl die Barmittel als auch die Ver-
pflichtungsermächtigungen der Finanziellen Zusammen-
arbeit um mehr als 80 Prozent gesteigert.

Zudem sind im parlamentarischen Verfahren die Rah-
menbedingungen für die Finanzielle Zusammenarbeit er-
leichtert worden. Die Haushaltsvermerke und Erläute-
rungen wurden so angepasst, dass zukünftig unter
bestimmten Voraussetzungen auf den Abschluss völker-
rechtlicher Verträge verzichtet werden kann.

Diese Maßnahmen ermöglichen es, die Initiativen des
G-8-Gipfels in Heiligendamm inhaltlich und finanziell
auf breiter Grundlage fortzusetzen. Mit ihnen werden
vor allem die innovativen Instrumente der finanziellen
Zusammenarbeit wie Zinssubventionen, Programm-
orientierte Gemeinschaftsfinanzierung oder auch länder-
übergreifende Vorhaben gestärkt.

Insbesondere die länderübergreifenden Ansätze wie
beispielsweise der regionale Mikrofinanzfonds für
Afrika werden zukünftig im Rahmen der Umsetzung der
Paris-Deklaration eine noch größere Bedeutung erfah-
ren. Da sich diese Instrumente von der sogenannten klas-
sischen bilateralen Finanziellen Zusammenarbeit unter-
scheiden, ist für sie im Haushalt 2009 ein neuer, ein
eigener Titel ausgebracht worden.

Sehr geehrte Damen und Herren, gerade angesichts
der zunehmenden Programmorientierung in der interna-
tionalen Entwicklungszusammenarbeit ist auch ein Aus-
bau der Technischen Zusammenarbeit absolut unab-
dingbar. Nur durch den Aufbau von Kapazitäten in den
Partnerländern lassen sich beispielsweise Budgethilfen
vernünftig vorbereiten, begleiten und nachhaltig in Wert
setzen. Getreu dem Motto: „Man kann nicht das eine
wollen, ohne das andere zu tun“, wurde deshalb in den
parlamentarischen Beratungen der Titel „Technische Zu-
sammenarbeit“ gegenüber dem Regierungsentwurf ver-
stärkt. Der Barmittelaufwuchs erreicht mit knapp 8 Pro-
zent gegenüber dem Vorjahr zwar bei weitem nicht die
Steigerungsraten der Titel der Finanziellen Zusammen-
arbeit oder der Weltbank, aber ich denke, mit den nun
zur Verfügung stehenden Geldern und den erhöhten Ver-
pflichtungsermächtigungen lässt sich vernünftig umge-
hen und arbeiten.

Wie in den vergangenen Jahren war es auch bei den
diesjährigen Haushaltsberatungen unser Anliegen, dass
die kleineren Programme und die zivilgesellschaftliche
Entwicklungszusammenarbeit angemessen an der positi-
ven Entwicklung des Einzelplanes partizipieren. Es wur-
den unter anderem die Mittel für die entwicklungspoliti-
sche Bildung, die Förderung der Sozialstruktur, die
politischen Stiftungen, die Entwicklungspartnerschaften

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(C (D it der Wirtschaft und die kirchliche Entwicklungszuammenarbeit verstärkt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zwei Beispiele für die gute und wichtige Arbeit die-
er Organisationen und Institutionen möchte ich heute
erausgreifen. Zunächst zum DGB Bildungswerk.
enn Sie sich den Haushalt des Einzelplans anschauen,

iebe Kolleginnen und Kollegen, werden Sie feststellen,
ass das DGB Bildungswerk namentlich nicht erwähnt
ird. Es ist einer der Träger des Titels „Förderung der
ozialstruktur“. Dennoch ist die Arbeit des Bildungs-
erkes wichtig für die deutsche Entwicklungszusam-
enarbeit, insbesondere mit seiner Konzentration auf
rojekte zur Durchsetzung von Kernarbeitsnormen, Ar-
eitnehmerrechten und internationalen Standards im Ar-
eits- und Gesundheitsschutz. Es ist deshalb ein Erfolg,
ass maßgeblich auf Bestreben des Parlaments – das
ollte hier angemerkt werden – der Baransatz für das
GB Bildungswerk seit 2005 weit mehr als verdoppelt
erden konnte.


(Beifall bei der SPD)


ür 2009 werden die Mittel für das Bildungswerk auf
,6 Millionen Euro angehoben. In dieser Richtung sollte
s in den kommenden Jahren weitergehen.

Als zweites Beispiel möchte ich kurz den Zivilen
riedensdienst ansprechen. Der Zivile Friedensdienst
at sich als ein wichtiges Instrument der Bundesregie-
ung zur zivilen Krisenprävention in Ländern wie dem
udan, Afghanistan oder Nepal bewährt. Die durch ihn
ntsandten Friedensfachkräfte vermitteln bei Konflikten
nd leisten einen ungemein wichtigen Beitrag zum Wie-
eraufbau und zur Versöhnung. Folgerichtig wird der Zi-
ile Friedensdienst nun ausgebaut, sein Profil geschärft
nd seine Wirksamkeit noch weiter verbessert. Das spie-
elt sich auch in der Mittelausstattung wider. Für 2009
ird der Baransatz um 60 Prozent erhöht.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Abschließend möchte ich noch auf ein Instrument un-
erer Entwicklungszusammenarbeit zu sprechen kom-
en, das mir persönlich sehr am Herzen liegt: den ent-
icklungspolitischen Freiwilligendienst „weltwärts“.
urch „weltwärts“ bietet sich uns die große Chance,

unge Menschen für die Notwendigkeit von Entwick-
ungszusammenarbeit zu sensibilisieren. „weltwärts“ er-

öglicht es, Begriffe wie internationales Engagement,
olidarität oder die Idee von der Einen Welt persönlich
u erfahren und bewusst zu leben. Diese Erfahrungen,
ie die Jugendlichen durch ihren Einsatz in einem unse-
er Partnerländer machen, können in ihrer Bedeutung für
ie Akzeptanz von Entwicklungszusammenarbeit bei
ns in Deutschland nicht hoch genug eingeschätzt wer-
en.


(Beifall bei der SPD)


Es freut mich deshalb sehr, dass „weltwärts“ sowohl
on den Freiwilligen als auch von den Entsendeorgani-
ationen sehr gut angenommen wird und sich im ersten






(A) )



(B) )


Iris Hoffmann (Wismar)

Jahr seines Bestehens absolut positiv entwickelt hat. Die
Bilanz nach acht Monaten kann sich sehen lassen: Bereits
mehr als 200 Organisationen haben einen Antrag auf An-
erkennung als Entsendeorganisation gestellt, 164 wurden
schon zugelassen. Knapp 2 500 der 3 000 eingereichten
Anträge auf Einsatzplätze wurden anerkannt. Mehr als
10 000 junge Leute haben sich für einen Einsatz bewor-
ben, über 1 500 sind ausgereist. Die ersten Teilnehmer
sind bereits zurückgekehrt. – Ich kann die Lektüre der
Erfahrungsberichte auf der Homepage von „weltwärts“
eigentlich nur jedem wärmstens empfehlen und nahele-
gen.

Der Freiwilligendienst ist also auf einem guten Weg
und wird planmäßig weiter ausgebaut. Die Barmittelan-
sätze für das kommende Jahr wollen wir dementspre-
chend um 20 Prozent anheben.


(Beifall bei der SPD)


Sehr geehrte Damen und Herren, Sie sehen: Für das
Jahr 2009 ist der Entwicklungshaushalt gut aufgestellt.
Aber es ist ganz klar, dass wir uns auf diesen Erfolgen
nicht ausruhen dürfen und werden, sondern dass wir ge-
meinsam alle Anstrengungen unternehmen müssen, da-
mit diese Entwicklung in den kommenden Jahren unter
den erschwerten gesamtwirtschaftlichen Bedingungen
fortgesetzt werden kann. Ich bin davon überzeugt, dass
wir nicht nur im Interesse unserer Partnerländer, sondern
auch in unserem eigenen Interesse alles daransetzen
müssen, die Entwicklungszusammenarbeit weiter voran-
zubringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618909600

Das Wort hat nun der Kollege Hüseyin Aydin für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Hüseyin-Kenan Aydin (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1618909700

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Der Etat des Entwicklungsministeriums soll im
Jahr 2009 gegenüber dem letzten Jahr um 12 Prozent
steigen. Allerdings bleibt es bei einer ODA-Quote von
0,37 Prozent. Damit wird nicht, wie von Frau Merkel in
Heiligendamm vollmundig versprochen, die Anhebung
der Entwicklungshilfe bis zum Jahre 2010 auf 0,51 Pro-
zent des Bruttoinlandsprodukts erfolgen. Das wurde ver-
kündet, aber nicht eingehalten. Das zeigt, wie wichtig
bzw. – genau genommen – unwichtig Ihnen die Entwick-
lungshilfe ist.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Blödsinn!)


Sie könnten, wenn Sie wollten. Das zeigt die Höhe
der Bürgschaften zur Rettung der Banken. Derzeit hun-
gern 932 Millionen Menschen auf der Welt. 23 Milliar-
den Euro pro Jahr wären nötig, um dieses Problem zu lö-
sen, sagte Jacques Diouf, der Generaldirektor der UN-
Organisation für Ernährung und Landwirtschaft. Das
Rettungspaket der Regierungen Deutschlands, Englands

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(C (D nd Frankreichs hat ein Volumen von 1 330 Milliarden uro. 1,7 Prozent des Aufkommens aus dem Rettungsaket dieser drei Länder würden ausreichen, um den unger in der Welt zu beseitigen. Anders ausgedrückt: it der Bürgschaft für die Banken, die Milliarden Euro erzockt haben, könnten 57 Jahre lang der Hunger beseiigt, eine Grundbildung für alle gesichert und die soziaen Sicherungssysteme aufgebaut werden. Südlich der Sahara sterben jeden Tag 14 000 Kinder n Unterernährung und Durchfall. Das sagt der aktuelle NICEF-Bericht. Wer soll der Bundesregierung eigent ich noch glauben, dass Armutsminderung und Erreihung der Millenniumsziele eine Priorität der deutschen ußenpolitik sind? Aber: Dafür steigen die Ausgaben ür militärische Auslandseinsätze. Allein für die ISAF at der Steuerzahler bis heute 2,7 Milliarden Euro ausgeeben. Mit der Erhöhung des deutschen Kontingents von 500 auf 4 500 Soldaten werden die Kosten in den komenden Jahren noch einmal deutlich steigen. Aber für ie Entwicklungspolitik und den zivilen Aufbau hat die egierung im Jahr 2008 nur 170 Millionen Euro zur Ver ügung gestellt. In diesem Winter werden wieder 70 Proent der afghanischen Bevölkerung hungern. „Wo Huner herrscht, kann Friede nicht Bestand haben“, sagte illy Brandt bereits im Jahre 1980. Solange in Afgha istan Krieg herrscht, wird es keine dauerhafte stabile ntwicklung und damit auch keine Befriedung der Menchen geben. Nach wie vor lebt die sogenannte Erste Welt auf Kosen der Entwicklungsländer. ort haben sich zu Beginn des Jahres 2008 die Preise für ie lebensnotwendigen Grundnahrungsmittel wie Reis nd Mais in nur drei Monaten bis zum Vierfachen eröht. Am 9. November 2006 – relativ zu Beginn der roßen Koalition – sagte die Ministerin: Wir wollen Lösungen mit dem Markt, nicht gegen den Markt, mit den Menschen in den betroffenen Ländern, nicht gegen diese Menschen. ie Menschen in den ärmsten afrikanischen Ländern önnen Ihnen kein Wort glauben, Frau Ministerin. Sie ehen, dass das Elend zustatt abnimmt, und das ist kandalös. Die Ursachen der Ernährungskrise sind schon lange ekannt. Sie ist auf jahrelang versäumte Agrarund andelspolitik zurückzuführen. Mit den Abschlüssen er EPAs sind Afrikas lokale Märkte weiter bedroht. Die ndustriestaaten subventionieren ihre Landwirtschaft mit ährlich rund 268 Milliarden Euro; das ist rund viermal o viel, wie sie für Entwicklungshilfe ausgeben. Für ein uropäisches Rind werden 2,50 Euro pro Tag an Subvenionen ausgegeben. Das tägliche Einkommen der meisen afrikanischen Männer und Frauen liegt unter 1 Euro. okales Geflügel ist in Kamerun fast 1 Euro teurer als as europäische Dumpinghuhn. Weil Europäer nur ähnchenbrust kaufen, werden die Überreste an afrikaische Importeure verscherbelt. Die Subsahara-Länder erden mit französischem Billiggeflügel zugeschüttet, odass die eigene Geflügelproduktion nicht mithalten Hüseyin-Kenan Aydin kann. Dadurch sind allein im Jahr 2004 120 000 Jobs verloren gegangen. Die neoliberale Politik von Rot-Grün, aber auch von Schwarz-Rot hat die risikoreichen Hedgefonds immer noch nicht verboten. Als eine der ersten parlamentarischen Initiativen im November 2005 hat die Linke den Antrag gestellt, die Hedgefondszulassung zurückzunehmen. Die Koalitionsparteien lehnten den Antrag mit dem Hinweis ab, bei richtiger Regulierung könnten diese Fonds die Finanzmärkte stabilisieren. Das war eine folgenschwere Fehleinschätzung, wie sich heute zeigt. Die Rede der FDP von den „positiven Effekten“ der Hedgefonds wirkt heute zynisch und realitätsfern. Sehen Sie sich die Nahrungsmittelpreise an, die Millionen von Menschen in den Hunger getrieben haben! Die Länder des Südens verlieren nach groben Schätzungen pro Jahr mindestens 383 Milliarden Euro durch Kapitalflucht und Steueroasen. Das ist ein Vielfaches der Entwicklungshilfe der OECD-Staaten im Jahr 2007. Auch die Asiatische Entwicklungsbank beteiligt sich an mehr als 40 Private-Equity-Fonds, zum Teil mit Sitz auf den Cayman-Inseln. Dies geschieht mit deutscher Beteiligung. Im Mai dieses Jahres forderte die Linke einen sofortigen Stopp der Beteiligung von ADB-Geldern an Offshorefonds. Wir fordern: Alle intransparenten Fonds auf den Cayman-Inseln müssen sofort geschlossen werden. Die Kontrolle des Finanzmarktes ist das A und O. „Deutschland als verantwortungsbewusster Partner in Europa und der Welt“, so steht es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, und die hat hier aus meiner Sicht versagt. Die Realität zeigt ein klares Bild. In unseren Haushaltsanträgen fordern wir eine nachhaltige Veränderung der Prioritäten der Entwicklungspolitik: Erstens. Die bilaterale Finanzielle Zusammenarbeit soll mit mindestens 30 Prozent für soziale Sicherungssysteme, für eine Stärkung der Geschlechtergerechtigkeit und für die Grundbildung der Partnerstaaten gebunden werden. Die Sicherstellung einer obligatorischen, gebührenfreien und qualitativ guten Grundbildung für alle Kinder bis 2015 ist ein weiteres erklärtes Millenniumsziel und damit auch Ihr Ziel. Fakt ist jedoch: Der deutsche Beitrag zur Grundbildung stagniert bei 120 Millionen Euro. All dies haben wir übrigens auch in unserem Antrag „Entwicklung braucht Bildung – Den deutschen Beitrag erhöhen“ deutlich dargelegt. Zweitens. Die Mittel für die bilaterale Technische Zusammenarbeit sollen zu mindestens 30 Prozent für ländliche Entwicklung gebunden werden. Die Nahrungsmittelkrise der letzten Monate hat gezeigt, wie notwendig eine radikale Wende in der Agrarpolitik ist. Im Mittelpunkt müssen Kleinbauern und Kleinbäuerinnen und angepasste Technologien stehen. Drittens fordern wir mehr finanzielle Mittel für die Agrarforschung. Insbesondere Forschungen für angepasste Technologien und der Einsatz erneuerbarer Ener g F s n s s g a v r q s l l d t d S a h l t g E i w s t f E W m D J Z i r m i D (C (D ien in der Landwirtschaft sind notwendig. Auch die örderung der Nutzung von indigenem Wissen ist entcheidend. Daher fordern wir die Aufstockung der interationalen Agrarforschung auf 25 Millionen Euro. Dabei ollen mindestens 50 Prozent der Mittel für die Untertützung der Agrarforschung in afrikanischen Staaten ebunden werden. Die Linke will die lokalen Märkte vor allem in den frikanischen Ländern stärken und die Ernährungssoueränität sicherstellen. Die ODA-Quote muss langfristig eal steigen; das ist unbestritten. Die Linke hat Vorschläge für alternative Finanzuellen wie Flugticketsteuer und internationale Deviensteuer gemacht, um zusätzliche Mittel für Entwickungsprojekte zur Verfügung stellen zu können. Die FDP ehnte unseren Antrag auf eine Flugticketsteuer 2006 mit em Hinweis auf „einen Mangel an sinnvollen Projeken“ ab. Behaupten Sie das heute immer noch angesichts er katastrophalen Ernährungssituation in der Welt? Die PD wollte im Jahr 2007 eine Erhöhung der ODA-Quote uch ohne zusätzliche Finanzmittel erreichen. Auch das at wohl nicht funktioniert, liebe Kolleginnen und Kolegen von der SPD. Die CDU/CSU wiederum konstaierte, die Flugticketsteuer in Frankreich gehe nicht weit enug und sei daher auf Deutschland nicht anwendbar. in weiter gehender Vorschlag der CDU/CSU liegt heute mmer noch nicht vor. Wenn Sie zukunftsfähiges Denken bewiesen hätten, äre die Situation heute weniger fatal – für die Men chen hier und in den armen Ländern. Entwicklungspoliik ist für die Linke Friedenspolitik, die sich auf Konliktprävention, die Achtung des Völkerrechts und die inhaltung der Menschenrechte stützt. In einem Punkt möchte ich der Ministerin Heidemarie ieczorek-Zeul beipflichten. Sie hat in einem Interview it der taz im Jahr 2005 gesagt: Aber die Strukturen des Welthandels machen die Bemühungen oft zunichte. Man muss zum Beispiel endlich den Agrarexportsubventionen ein Ende machen. Da hat sich die CDU/CSU immer gedrückt. ie SPD leider auch, Frau Ministerin. Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege ochen Borchert das Wort. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Iris Hoffmann [Wismar] [SPD])


(Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU]: Oh Mann!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618909800


Jochen Borchert (CDU):
Rede ID: ID1618909900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

um Abschluss der Haushaltsberatungen 2009 möchte
ch mich sehr herzlich bei meiner Kollegin und Mitbe-
ichterstatterin Iris Hoffmann bedanken. Unsere Zusam-
enarbeit in den letzten vier Haushaltsberatungen war

mmer sehr offen und konstruktiv. Liebe Iris, herzlichen
ank für die gute Zusammenarbeit.






(A) )



(B) )


Jochen Borchert
Genauso will ich mich aber auch bei den Kollegen der
anderen Fraktionen bedanken. Ich denke, die diesjähri-
gen Beratungen haben wieder gezeigt, dass die Kollegen
im Haushaltsausschuss über die Fraktionsgrenzen hin-
weg ein großes Interesse an der Entwicklungszusam-
menarbeit haben und sich engagiert dafür einsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Iris Hoffmann [Wismar] [SPD])


Für diese gute und erfolgreiche Arbeit möchte ich mich
bei allen sehr herzlich bedanken.

Unser Dank gilt aber auch Ihnen, Frau Ministerin,
und Ihrem Hause. Auf unsere vielfältigen Fragen haben
wir immer ausführliche und offene Informationen be-
kommen. Das machte uns die Arbeit leichter, Ihre gele-
gentlich schwerer. Vor allem machte es Ihnen und Ihrem
Haus mehr Arbeit. Herzlichen Dank für die gute Zusam-
menarbeit. Der Ministerin gilt aber auch Dank dafür,
dass sie sich so engagiert für die wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung einsetzt, und das auch, wenn
es um die hart umkämpften Haushaltsmittel geht.

Unterstützt durch unsere Bundeskanzlerin, der die
Entwicklungszusammenarbeit am Herzen liegt, ist der
Etat des BMZ während der Großen Koalition um gut
50 Prozent gestiegen. Das sind rund 2 Milliarden Euro
mehr als im letzten Etat der rot-grünen Regierung. Ich
erspare es mir, jetzt auf die Argumente der Linken einzu-
gehen. Ich denke, das lohnt nicht.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Na, na!)


Einschließlich der Mittel in anderen Etats stehen der
Bundesregierung insgesamt fast 2,6 Milliarden Euro
mehr für die Entwicklungspolitik zur Verfügung als noch
im Jahr 2005.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich denke, das ist überaus erfreulich, stellt uns aber auch
vor einige Herausforderungen. Denn die zusätzlichen
ODA-Mittel sind nicht nur im Einzelplan 23 veran-
schlagt. Auch im Etat des BMU und des Auswärtigen
Amtes sind die ODA-Mittel stark angewachsen. Auch
im Forschungsministerium sind Mittel für die wirtschaft-
liche Zusammenarbeit etatisiert.

Diese Diversifizierung darf nicht zu einer Zersplitte-
rung der EZ führen. Wer mit ODA-Mitteln arbeitet,
muss die entwicklungspolitische Ausrichtung gewähr-
leisten. Das bedeutet, es muss einheitliche Verfahren und
Richtlinien für den Einsatz dieser Mittel geben. Es kann
nicht sein, dass innerhalb der Bundesregierung unter-
schiedliche Regeln für den Umgang mit ODA-Mitteln
herrschen. Das würde der Entwicklungszusammenarbeit
und unserem internationalen Ansehen schaden. Ich
denke, nie war Kohärenz in der Entwicklungspolitik der
Bundesregierung so wichtig wie heute; denn Entwick-
lungspolitik ist eine echte Querschnittsmaterie und ein
wichtiger Baustein unserer internationalen Politik, unse-
rer globalen Strukturpolitik. Die Beratungen im Haus-
haltsausschuss haben auch gezeigt, Herr Kollege
Königshaus, dass die Bundesregierung dies erkannt hat

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(C (D nd dass sie mit der Abstimmung zwischen den Ministeien eine kohärente Politik sicherstellen wird. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Hellmut Königshaus [FDP]: Das werden wir ja sehen!)


a greife ich gerne Ihre Kritik auf.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, auf zwei Themen-

chwerpunkte möchte ich eingehen: Afrika und die länd-
iche Entwicklung.

Nicht erst seit dem G-8-Gipfel in Heiligendamm steht
frika im Fokus der Entwicklungszusammenarbeit.
uch hier gab es ein klares Bekenntnis der Kanzlerin
nd der Ministerin, die Hilfe für Afrika massiv aufzu-
tocken. Dies geschieht völlig zu Recht, sind doch die
robleme auf dem afrikanischen Kontinent am schwie-
igsten. Aber man darf dabei die anderen Regionen nicht
ernachlässigen, vor allem die Länder, die auf einem er-
olgreichen Entwicklungspfad sind. Gerade diese Länder
rauchen unsere Unterstützung jetzt am nötigsten, um
öglichst schnell völlig unabhängig von unserer Hilfe

u werden. Dies muss doch das eigentliche Ziel unserer
rbeit sein.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Auch die Schwellenländer brauchen da unsere Unter-
tützung, natürlich eine angepasste Hilfe. Es kann nicht
ie gleiche Unterstützung sein.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Das ist doch das, was wir sagen!)


a geht Ihre Kritik ins Leere. Natürlich ist die Unterstüt-
ung in den Schwellenländern der Situation angepasst.
it genau angepassten Maßnahmen wollen wir ihnen

elfen, den Weg weiterzugehen und am Ende völlig un-
bhängig von unserer Hilfe zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Auch wenn Afrika im Fokus steht, leben – dies dürfen

ir nicht vergessen – zwei Drittel aller absolut Armen
uf dem asiatischen Kontinent. Dies gerät leicht aus dem
lickfeld, wenn nur das Wachstum und die technologi-

che Entwicklung in einigen asiatischen Ländern die De-
atte bestimmen.

Lassen Sie mich zu Afrika zurückkommen, vor allen
ingen zu Afrika südlich der Sahara. Staatskrisen, be-
affnete Konflikte, Naturkatastrophen, HIV/Aids, Ver-

chuldung, Kapitalflucht, unausgewogene Regelungen
es Welthandels, dies sind nur einige Aspekte, die die
ntwicklung der Gesellschaften und der Wirtschaft in
iesen Ländern hemmen. Die momentane Antwort der
ebergemeinschaft darauf ist: mehr Geld. Darüber

ässt sich trefflich streiten. Es gibt auch Fachleute und
etroffene, die der Meinung sind: Afrika braucht nicht
ehr Geld, sondern mehr Bildung, mehr Wissen, mehr
eratung.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Richtig!)

Worüber man aber trefflich streiten kann, ist die

rage, wie die Partnerländer das Geld bekommen sollen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: So ist es!)







(A) )



(B) )


Jochen Borchert
Im Mittelpunkt dieser Diskussion steht vor allen Dingen
die Budgethilfe. Sie wissen, dass es über Fraktionsgren-
zen hinweg Befürworter und Kritiker dieses entwick-
lungspolitischen Instrumentes gibt. Beide Seiten haben
gute Gründe. Je nachdem, wie die Situation und die Ent-
wicklung der parlamentarischen Demokratie, der
Rechtsstaatlichkeit, der Haushaltskontrolle, der Schat-
tenhaushalte, der Korruption und weiterer Kriterien, die
wir unter Good Governance zusammenfassen, beurteilt
werden, kommt man zu sehr unterschiedlichen Ergebnis-
sen. Das BMZ hat Good-Governance-Kriterien für die
Vergabe der Budgethilfe entwickelt. Wir unterstützen
dieses Vorgehen, und wir erwarten, dass diese Kriterien
strikt eingehalten werden, auch dann, wenn es manchmal
unbequem wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es geht dabei nicht darum, dass wir unsere Hilfe für
diese Länder kürzen wollen. Die Entscheidung dreht
sich einzig und allein um die Wahl des Instrumentes. Wir
müssen die Situation vor Ort sehr genau überprüfen, um
herauszufinden, welches das richtige Instrument ist.
Grundsätzlich bin ich der Meinung: Solange wir noch
keine belastbaren Ergebnisse über die Budgetfinanzie-
rung haben, sollten sich sowohl die Exekutive als auch
das Parlament die Mühe machen, jeden Einzelfall zu be-
trachten und dann zu entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich bei der Wahl der Instrumente noch
auf einen anderen Aspekt hinweisen, der bei den diesjäh-
rigen Haushaltsberatungen wieder ein Thema war: die
Aufteilung zwischen multilateraler und bilateraler Hilfe.
Ich halte unsere Arbeit bei den wichtigen multilateralen
Organisationen für wichtig. Ich halte es aber für genauso
wichtig, unsere bilaterale staatliche Hilfe und die Unter-
stützung der zivilgesellschaftlichen Gruppen zu stär-
ken. Wir haben in den vergangenen Jahren in diesem Be-
reich in der parlamentarischen Beratung immer wieder
Veränderungen vorgenommen. Vor allem haben wir uns
immer wieder darum bemüht, die Etats der zivilgesell-
schaftlichen Gruppen so zu gestalten, dass sie am allge-
meinen Etataufwuchs teilhaben. Vor allem Kirchen und
Stiftungen leisten eine wichtige Entwicklungszusam-
menarbeit, und sie sollten an diesen Steigerungen betei-
ligt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie können in Bereichen tätig werden, in denen es der
staatlichen Hilfe, aber auch den multilateralen Organisa-
tionen eben nicht in diesem Umfang möglich ist. Des-
halb brauchen wir eine starke bilaterale EZ und starke zi-
vilgesellschaftliche Gruppen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie werden verstehen, dass ich dem Thema „länd-
liche Entwicklung“ besonders verbunden bin. Nicht nur
meine Nähe zu diesem Thema, sondern auch seine Aktu-
alität und Bedeutung lassen mich hier einen Schwer-
punkt setzen. 75 Prozent der ländlichen Bevölkerung in
Entwicklungsländern leben in extremer Armut. Gleich-

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(C (D eitig sollen aber ländliche Räume die Ernährung für die esamte Bevölkerung sicherstellen. In den letzten Jahren ar die ländliche Entwicklung – damit meine ich auch rnährungssicherung, Agrarforschung und Agrarsubentionen – von anderen Themen wie HIV/Aids und Kliaschutz verdrängt worden, sowohl auf der nationalen bene als auch bei uns. Deshalb habe ich es begrüßt, ass die Weltbank die ländliche Entwicklung wiederenteckt hat und die Fachpolitiker einen Antrag dazu in orbereitung haben. Ich unterstütze diesen Antrag voll. Auf diesem Gebiet besteht großer Handlungsund achholbedarf. Das muss sich auch im Haushalt wider piegeln. Die Welternährungskrise zeigt deutlich, dass ir viel mehr investieren müssen, um nicht entscheiende Entwicklungsfortschritte zu gefährden. Die steiende Nachfrage steht einem stagnierenden oder sogar inkenden Angebot gegenüber. Diese Entwicklung gilt s zu bremsen und umzukehren. Hinter diesem Trend tehen unterschiedliche Ursachen: steigende Bevölkeungszahlen, verschlechterte Anbaubedingungen durch limaveränderungen, zunehmende Naturkatastrophen nd die damit verbundenen Ernteausfälle, konkurrieende landwirtschaftliche Erzeugnisse – Energie aus achwachsenden Rohstoffen steht in Konkurrenz zur roduktion von Lebensmitteln –, der zunehmende Wohltand in den Schwellenländern führt ebenfalls zu einer erknappung von Getreide durch andere Essgewohnhei en. Die Steigerung der Notund Übergangshilfe ist richig und notwendig. Aber genauso wichtig sind Investitioen in die Ursachenbekämpfung. Die Agrarforschung st ein wichtiges Instrument, um Ertragssteigerungen in er Land-, Fischereiund Forstwirtschaft zu entwickeln, odass sie auf die speziellen Bedingungen der Entwickungsländer zugeschnitten sind. Gerade hier brauchen ir mehr Mittel. Wir haben bei den diesjährigen Hausaltsberatungen einstimmig den Ansatz für die Agrarforchung um 3,5 Millionen Euro aufgestockt, um einmal ehr klarzumachen, dass die Nahrungsmittelkrise mehr ugenmerk bedarf. 75 Prozent der in ländlichen Gebie en Lebenden sind von absoluter Armut bedroht. Deren nterstützung und deren positive Entwicklung sind chlüsselfaktoren für die Erreichung des ersten Milleniumziels, die Zahl der in Armut Lebenden zu halbieren. Lassen Sie mich zum Abschluss noch einen Blick auf ie aktuelle Finanzkrise werfen. Die letzten Wochen haen uns dramatisch vor Augen geführt, dass auch die inanzmärkte global vernetzt sind und wir uns weder abchotten können noch abschotten dürfen. Die Finanzrise wird uns auch in der Entwicklungspolitik vor neue erausforderungen stellen. Deshalb brauchen wir die olidarität der Gebergemeinschaft. Die Herausforderunen sind gewaltig. Wir stehen einer globalen Krise geenüber. Umso wichtiger ist es, nun auch eine globale erantwortung zu übernehmen. Die ersten wichtigen ntscheidungen zur Bekämpfung der Finanzkrise sind ational und international getroffen worden. Nun wird es ichtig sein, unsere Partnerländer trotz einer drohenden ezession nicht im Stich zu lassen. Ziel muss es sein, die erausforderungen der Finanzkrise ohne Einschränkunen für die Entwicklungsländer zu bewältigen. Jochen Borchert (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])





(A) )


(B) )


Wir haben eine globale Verantwortung und dürfen
uns jetzt nicht hinter den Herausforderungen der Finanz-
krise verstecken. Deshalb plädiere ich dafür und unter-
stütze Sie, Frau Ministerin, gern darin, dass wir an der
Fortschreibung der Steigerungsraten bei den ODA-Mit-
teln dringend festhalten müssen. Denn Entwicklungs-
politik ist keine Einbahnstraße. Sie ist eine Investition in
die Zukunft der Entwicklungsländer und in die Zukunft
Deutschlands.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618910000

Nächster Redner ist der Kollege Thilo Hoppe für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Thilo Hoppe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1618910100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Kollege Borchert, Sie sind gerade stark auf die
ländliche Entwicklung eingegangen. Da sprechen Sie
mir aus dem Herzen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Uns auch!)


Das möchte ich mit Nachdruck unterstützen. Ich habe
dieses Thema jetzt nicht besonders herausgegriffen, weil
wir höchstwahrscheinlich in der nächsten Woche über
zwei oder drei Anträge zur ländlichen Entwicklung dis-
kutieren werden.

In einem Punkt möchte ich Ihnen aber widersprechen.
Sie haben einen Gegensatz zwischen der Unterstützung
für ländliche Entwicklung und Maßnahmen gegen den
Klimawandel aufgebaut. Dies muss konsequent zusam-
mengebracht werden. Auch Sie wissen: Die Art und
Weise, wie Landwirtschaft betrieben wird, kann entwe-
der ein Beitrag zum Klimaschutz sein, wenn sie denn an-
gepasst ist, oder kann das Klimaproblem verschärfen.
Einerseits sollen mehr Gelder für ländliche Entwicklung
bereitgestellt werden – das ist absolut richtig und gut –,
aber wir sehen mit Sorge, dass andererseits Programme
angeschoben werden nach dem Motto: Wir düngen die
Welt mit Stickstoffdünger, wir überziehen die Welt mit
Pestiziden und Insektiziden.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Zum Glück haben wir diesen Dünger!)


Dies kann ein Beitrag sein, der die Klimakatastrophe so-
gar verschärft. Wir brauchen also eine angepasste grüne
Revolution im doppelten Sinne, auch eine ökologische
grüne Revolution.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man die Summen auf sich wirken lässt, über die
von diesem Pult und in diesem Haus in den letzten Tagen
und Wochen im Rahmen der Finanzmarktdebatten und
im Rahmen der Debatten über die Konjunkturpro-
gramme diskutiert wurde, dann fällt es ein bisschen
schwer, jetzt in die Detailarbeit zu gehen und über die

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(C (D ergleichsweise kleinen Summen des Einzelplans 23 zu iskutieren. Ich möchte eine Relation herausgreifen. In er Koalition wird allen Ernstes darüber diskutiert – es st nur eine Idee –, jedem Beschäftigten in Deutschland 00 Euro zu schenken, die dann aber bitte ganz schnell usgegeben, konsumiert werden sollen, um die Konjunkur anzukurbeln. (Hellmut Königshaus [FDP]: Nicht zu schenken! Zurückzugeben!)


ir diskutieren im Entwicklungsausschuss über ein
ünftel der Menschheit, über Menschen in Entwick-

ungsländern, die mit 350 Dollar im Jahr auskommen
üssen und damit ihre Familien durchbringen müssen.

Wir befinden uns in einer Zeit ungeheurer Turbulen-
en auf den Finanzmärkten, die zunehmend die Real-
irtschaft erfassen. Präsident Lula hatte leider nicht

echt, als er sagte, dass die Entwicklungs- und Schwel-
enländer von dieser Krise verschont bleiben würden.
ie ärmsten Staaten befürchten, dass die ODA-Zusagen
icht eingehalten werden, dass die Gelder gekürzt wer-
en. In Japan und vielen anderen Ländern sind solche
endenzen schon zu beobachten.

Bedrückend ist die Befürchtung, dass durch die Fi-
anzkrise die Bekämpfung des Klimawandels, des Hun-
ers und der extremen Armut ins Abseits gedrängt wird.
n diesem Wochenende findet die Internationale Kon-

erenz zur Entwicklungsfinanzierung in Doha statt.
ber über diese Konferenz liest man in den Zeitungen

ast nichts. Sie ist jetzt schon ein bisschen ins Abseits
edrängt worden. Deshalb ist es enorm wichtig, dass
an jetzt alle Kraft in diese Konferenz steckt. Von dieser
onferenz muss das folgende Signal ausgehen: Wir sind
ns unserer Verantwortung bewusst. Wir werden ge-
einsam mit den Entwicklungs- und Schwellenländern
uswege aus der Krise suchen. Wir werden die gemach-

en Zusagen tatsächlich einhalten.

Schaut man sich einmal an, was Deutschland interna-
ional zugesagt hat, dann wirkt die zugegebenermaßen
rfreuliche Steigerung im Haushalt 2009 nicht wirklich
berzeugend. Um dem Zwischenruf zuvorzukommen,
er an dieser Stelle häufig kommt,


(Hellmut Königshaus [FDP]: Heute nicht!)


ass unter der rot-grünen Regierung die Steigerungs-
aten viel geringer waren, geben wir das zu und bedau-
rn das auch. Es lag aber nicht an uns Grünen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das ist aber so!)


uch das muss man nicht ständig wiederholen.

Wir müssen auch daran erinnern: Wenn die Bundes-
egierung, wie die Ministerin immer wieder beteuert, im
ächsten Jahr tatsächlich 0,51 Prozent des Bruttonatio-
alprodukts für die Entwicklungszusammenarbeit ein-
etzt, dann müssten im nächsten Jahr 3 Milliarden Euro
raufgesattelt werden. Das kann man ganz einfach aus-
echnen. Das ist keine Unterstellung. Aus Budgetmitteln
lleine werden diese Summen nicht kommen.






(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
Deshalb muss ich den Dreiklang wiederholen. Wo
bleiben Ihre innovativen Finanzierungsinstrumente?


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Die haben wir doch längst! Wo sind Sie denn?)


Wir brauchen Entschuldung, wir brauchen die Flug-
ticket-Tax, und wir brauchen die Finanztransaktions-
steuer. Sie berufen sich einzig und allein auf die Erlöse
aus dem Zertifikatehandel. Dafür sind 120 Millionen
Euro eingestellt.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Es ist viel mehr, als die Ticket-Tax jemals aufbringen würde!)


Wo aber sind die Steigerungsraten? Das ist alles Spe-
kulation. Dafür gibt es noch nicht einmal Beschlüsse.
Noch bleiben Sie den Beweis schuldig, dass Sie dieses
Ziel tatsächlich erreichen können und erreichen werden.

Meine Fraktion hat Änderungsanträge zum Entwick-
lungsetat eingebracht. Ich möchte bei dieser Gelegenheit
ein Protokoll, das zirkuliert, berichtigen, das einen Feh-
ler enthält. In dem Bericht des Haushaltsausschusses
steht, FDP und Grüne hätten Anträge eingebracht, die zu
Senkungen der Haushaltstitel führen, um die Bürgerin-
nen und Bürger in Deutschland zu entlasten. Das ist ein
ausdrücklicher Fehler, der auch an die Öffentlichkeit ge-
langt ist. Die Grünen haben Anträge eingebracht, die
Mehreinnahmen bzw. Steigerungen in Höhe von 450 Mil-
lionen Euro vorsehen. Die FDP hat ein dickes Kohärenz-
problem. Sie hat im Entwicklungsausschuss Anträge
eingebracht, die Steigerungen in Höhe von 34 Millionen
Euro vorsehen. Das ist richtig so. Aber Ihr Haushälter,
Herr Koppelin, hat Streichungen von 450 Millionen
Euro beantragt. Da geht es also weit auseinander.

Der Bericht trifft auf die FDP zu, aber nicht auf die
Grünen. Wir sind für Steigerungen in Höhe von 450 Mil-
lionen Euro und wissen, es müsste eigentlich noch mehr
sein. Aber unsere Haushaltspolitiker wollten eine solide
Gegenfinanzierung vorlegen, die sofort umsetzbar ist.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Es kommt häufig vor, dass der Haushaltsausschuss eine andere Auffassung hat!)


Wir haben das genau ausgerechnet. Die Flugticket-Tax,
die man sofort umsetzen kann – in Frankreich hat es
auch keinen Volksaufstand gegeben; dort ist es prakti-
ziert worden –, würde genau den Steigerungsraten, die
wir beantragt haben, entsprechen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das ist doch lächerlich! Die in Frankreich haben keine Ahnung von den Summen!)


Die Finanzmarktkrise – der Fastbankrott vieler Län-
der – hat uns vor Augen geführt, dass eine andere Dis-
kussion, die wir mehrfach angestoßen haben, jetzt ak-
tueller denn je ist: die Einführung eines internationalen
Insolvenzrechtes. Aber von der Bundesregierung gibt es
keinerlei Initiativen, die in diese Richtung gehen. Viel-
leicht führt die Diskussion in Doha in eine andere Rich-
tung und gibt Anstöße.

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(C (D (Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Bestimmt! Da sind ja auch wir dabei!)


Es ist immer wieder zu beobachten, dass es gute Posi-
ionen aus den Entwicklungsministerien gibt, die aber
on anderen Häusern wieder kassiert werden. Ich erin-
ere an die unselige Diskussion über die EU-Milliarde.
unächst hatte Frau Kommissarin Fischer Boel und dann
ommissionspräsident Barroso angesichts der dramati-

chen Welternährungskrise vorgeschlagen, 1 Milliarde
uro unverbrauchter Mittel aus dem Agrarhaushalt zur
nterstützung der Bäuerinnen und Bauern in den Ent-
icklungsländern umzuwidmen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Freihändig sozusagen!)


In Accra gab es zu Recht Riesenbeifall, auch von der
inisterin, die dafür gekämpft hat. Aber Herr Seehofer

nd jetzt Frau Aigner fanden, es ist notwendig, dass die
eutschen Bäuerinnen und Bauern dieses Geld zurück-
ekommen bzw. die europäischen Bauern das Geld be-
alten dürfen; denn sie bekommen ja auch nur 54 Mil-
iarden Euro jährlich an Subventionen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Nein! Das ist in Brüssel entschieden worden! Ich glaube, Sie haben keine Ahnung, Herr Hoppe! – Hellmut Königshaus [FDP]: Man kann doch nicht einfach 1 Milliarde hinund herschieben! So ein Quatsch!)


Der Vorschlag des Kommissionspräsidenten Barroso
ar abgestimmt und rechtlich einwandfrei. –


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ja! Mit der Ministerin! – Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


In der Präambel zur EU-Agrarpolitik steht, dass sie
uch Beiträge zur Sicherung der Welternährung leisten
oll. Würde man das Geld den Kleinbauern in den Ent-
icklungsländern geben, wäre das ein Beitrag entspre-

hend der Präambel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hellmut Königshaus [FDP]: Ja! Es müsste halt richtig gemacht werden!)


ies wurde – wie gesagt – von der Entwicklungsministe-
in direkt unterstützt, aber von Herrn Seehofer bzw. von
rau Aigner – auch Herr Steinbrück war dagegen – ein-
assiert. Was jetzt in Europa geschieht – dass man diese
Milliarde Euro zur Verfügung stellt, sie aber aus dem
ntwicklungsetat nimmt, also aus Geldern, die ohnehin
orgesehen waren –, ist ein plumper Etikettenschwindel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as sind keine zusätzlichen Gelder. Das ist eine Täu-
chung der Öffentlichkeit. Man sollte diese Niederlage
ingestehen.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Unsinn!)


Da ich meine Redezeit bereits weit überschritten
abe,


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Ja! Das ist wirklich schade!)







(A) )



(B) )


Thilo Hoppe
komme ich zum Schluss. Ihre Ankündigungen waren
gut. Das, was im Entwicklungsetat tatsächlich enthalten
ist, ist aber viel zu dünn.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das ist wie bei meinem Pastor! Der sagt auch immer: In der Kollekte ist zu wenig!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618910200

Für die Bundesregierung hat nun Frau Bundesminis-

terin Heidemarie Wieczorek-Zeul das Wort.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt erklären Sie uns einmal, warum Sie den Konflikt mit Steinbrück verloren haben! Ich bin sehr gespannt!)


Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Um beim letzten Punkt anzufangen: Im Rat der Wirt-
schafts- und Finanzminister ist beschlossen worden, dass
1 Milliarde Euro zur Bekämpfung des Hungers in der
Welt zur Verfügung gestellt werden.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Genau! So war es nämlich, Herr Hoppe!)


Dieses Geld wird zwar nicht dem Topf entnommen, der
dem einen oder anderen einem lieber gewesen wäre. Es
handelt sich aber um zusätzliche Mittel.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Ja!)


Außerdem wurden die Mittel für die Nothilfe aufge-
stockt. Ich finde, wir sollten uns nicht über die Frage
streiten, aus welchem Topf dieses Geld gekommen ist.
Sondern: Es ist ein Signal der Solidarität mit den hun-
gernden Menschen in der Welt. Das ist das Wichtige,
und das sollten wir deutlich machen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte mich
bei allen Beteiligten bedanken, bei Iris Hoffmann, bei
Herrn Borchert, bei Herrn Koppelin, bei allen anderen,
die daran mitgewirkt haben, und natürlich auch bei
Herrn Bonde und Herrn Leutert.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Bei uns denn auch?)


Sie haben in dieser Diskussion in immer wieder unter-
schiedlichen Facetten deutlich gemacht, dass wir unsere
Verpflichtungen in der Entwicklungspolitik einhalten.
Mit diesem Haushalt tun wir das.

Wir lösen unsere Verpflichtungen ein, zum Beispiel
bei der Hilfe für Afrika. Allen Unkenrufen zum Trotz ist
es gelungen, das Volumen der Mittel, die für Afrika be-
reitgestellt werden, zu verdoppeln. Über 50 Prozent der
Mittel, die wir für die bilaterale Entwicklungszusam-
menarbeit zur Verfügung stellen, gehen nach Afrika. Das
ist ein wichtiges Signal.

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(C (D Außerdem haben wir die Gelder für den Globalen onds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Tuberkulose und alaria deutlich aufgestockt. Wir haben zusätzliche Mit el für den Wiederaufbau Afghanistans, den Klimaschutz nd die Biodiversität bereitgestellt. Besonders wichtig ist – diese Bemerkung richte ich n Herrn Borchert –, dass wir auch zusätzliche Mittel für ie ländliche Entwicklung und die Ernährungssicherung ufgebracht haben. Die Mittel für die Nothilfe haben wir rastisch aufstocken müssen. Gleichzeitig haben wir uch den Verhandlungsrahmen für die Wiederauffüllung es Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Enticklung um 75 Prozent auf bis zu 47,5 Millionen Euro ufgestockt. Ich finde, es ist ein wichtiges Signal, dass wir beim ampf gegen Hunger und Armut in der Welt nicht nach assen. Dafür danke ich Ihnen allen. Das sind ganz konrete Schritte für den Frieden und für die Verbesserung es Lebens der Menschen. Lassen Sie mich einen zweiten Punkt ansprechen, der ns allen am Herzen liegt – in einer der Plenardiskussioen der letzten Sitzungswoche haben wir über dieses hema schon gesprochen –: die Entwicklung im Osten es Kongo und die Gewalt gegen Frauen. Das, was dort eschieht, sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit; as müssen wir ganz deutlich sagen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ie Regierung des Kongo ist verpflichtet, der Gewalt
inhalt zu gebieten. Aber es ist genau umgekehrt. Auch
in Teil der Regierungstruppen begeht solche Gewalt-
aten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie alle
ilitärischen Gruppen in dieser Region. Es ist notwen-

ig, dass die kongolesische Regierung alles unternimmt,
m die Täter vor Gericht zu stellen;


(Hellmut Königshaus [FDP]: Die ruandische Regierung aber auch!)


ie sind schließlich namentlich bekannt. Wenn sie das
icht tut, dann hat die internationale Gemeinschaft die
erpflichtung, die Täter vor den Internationalen Strafge-

ichtshof zu stellen


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nd damit deutlich zu machen, dass es sich um Verbre-
hen gegen die Menschlichkeit handelt. Luis Moreno-
campo, der Chefankläger des Internationalen Strafge-

ichtshofes, hat gesagt, er sei bereit, diese Anklage tat-
ächlich zu erheben.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und der Schreibtischtäter in Mannheim?)


ie internationale Gemeinschaft darf nicht zulassen,
ass wieder Massaker und Massenvergewaltigungen
tattfinden. Wir haben die Verpflichtung, die Menschen
u schützen, Stichwort „Responsibility to Protect“.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich persönlich
angesichts der Eskalation der Brutalität den Vorschlag
des Bundespräsidenten befürworte, europäische Solda-
ten in diese Region zu entsenden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hellmut Königshaus [FDP]: Was heißt das? Deutsche Soldaten?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, in der Diskussion
ist mehrfach angesprochen worden, dass die große Ge-
fahr besteht, dass sich die Finanzkrise, die Ernährungs-
krise und die Auswirkungen des Klimawandels so zu ei-
ner globalen weltweiten Wirtschaftskrise kumulieren,
dass sich in den Entwicklungsländern eine schwere hu-
manitäre Krise entwickelt. Durch die Finanzmarktkrise,
die in den USA ihren Anfang genommen hat, wurden
schon jetzt 40 Millionen Menschen mehr in die Armut
gedrängt. Jeder Prozentpunkt weniger Wachstum führt
zu 20 Millionen armer Menschen mehr.

Die Kanzlerin hat heute Morgen deutlich gemacht
– dafür bin ich ihr außerordentlich dankbar; alle Spre-
cher haben das hier auch gesagt –, dass es in unserem ur-
eigensten Interesse ist, dass Entwicklungsländer und
Schwellenländer nicht tiefer in die Rezession geraten;
denn sie waren bisher die wichtigsten Wachstumsmoto-
ren in dieser Welt. Wir haben ihnen gegenüber unsere
Verpflichtungen.

Der G-20-Finanzgipfel war ein erster wichtiger Schritt.
Wir brauchen aber – ich hoffe, dass das bei der Konfe-
renz für Entwicklungsfinanzierung in Doha, die am
Freitag beginnt, auch deutlich wird – das, was ich einen
Global New Deal für das 21. Jahrhundert nennen
möchte, mit dem auf ein kooperatives Weltmodell ge-
setzt wird. Dazu gehört aus meiner Sicht eine Reihe von
Elementen:

Erstens. Zuverlässige internationale Governance-
Strukturen. Die Entwicklungsländer müssen ein wirkli-
ches Mitspracherecht haben. Afrika braucht seinen fes-
ten Platz im Kreise der G 20 – oder welcher Nummer
auch immer –, und zwar nicht am Nebentisch, sondern
mit vollen Mitwirkungsrechten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens. Die Zivilgesellschaft muss den Global New
Deal mitgestalten. Nur so kann es ein Pakt werden,
durch den die Menschen tatsächlich beteiligt werden.

Drittens. Es ist zentral und notwendig – das ist hier
immer wieder deutlich geworden –, massiv in die Land-
wirtschaft der Entwicklungsländer, in den Klimaschutz,
in die Anpassung an den Klimawandel, in erneuerbare
Energien und in die Infrastruktur der Entwicklungslän-
der zu investieren.

Viertens. Wir dürfen keinen Kasinokapitalismus mehr
zulassen. Wir müssen zuverlässige Regeln für die globa-
len Finanzmärkte schaffen. Weltbank und IWF müssen
zu soliden Stabilitätsankern werden.

Vor diesem Hintergrund ist es konsequent, dass wir,
Herr Hoppe, alle Möglichkeiten mobilisieren für die Fi-

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(C (D anzierung der Millenniumsentwicklungsziele, zu denen ir stehen. All das zeigt: Auf der Konferenz für Entwicklungsinanzierung in Doha, die jetzt stattfindet, muss eine chwierige Arbeit in schwierigen Zeiten geleistet weren. Ich zähle diese Konferenz zu den wichtigsten seit er Millenniumserklärung 2000. Seit Jahren sind wir auf em Weg. Die Konferenz in Monterrey im Jahre 2002 urde zum Meilenstein der Entwicklungsfinanzierung. ch sehe die Gefahr, dass der eine oder andere – nicht bei ns, aber anderswo – die Konferenz in Doha nicht als ächsten Meilenstein, sondern als Ausfahrt nutzen will. Ich sage: Wir stehen zu unseren Zusagen zur Steigeung der Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit. iese Aussage werde ich dort für Deutschland und für ie deutsche Bundesregierung machen. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Christian Ruck [CDU/CSU])


Wir werden aber auch andere Mittel mobilisieren
üssen. Mit einem International Tax Compact können
ir helfen, faire und effektive Steuersysteme aufzu-
auen, und der Steuerflucht entgegenwirken. Wir kön-
en die Mittel aus dem Emissionshandel einsetzen, die
m Haushalt 2009 auch schon deutlich steigen. Soweit
ch das sehe, wird die Idee auch in den USA aufgegrif-
en. Daneben müssen wir – das ist mehrfach deutlich ge-
orden – Mittel für Investitionen in die Landwirtschaft
besonders in Afrika – mobilisieren. Da wir in Doha ta-

en, gibt es auch einen gewissen Anlass dafür, dass sich
ie arabischen Fonds an der Finanzierung dieser Investi-
ionen in die Landwirtschaft beteiligen. Ich glaube, das
äre ein richtiges und gutes Signal.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. Albert Einstein hat einmal
esagt: Es gibt keinen Fortschritt auf dieser Welt, so-
ange es noch ein unglückliches Kind gibt. – Wir alle
issen, wie viele Millionen unglückliche, hungernde
inder es gibt, deren Schicksal uns niemals gleichgültig

ein darf.

Die Millenniumsentwicklungsziele, denen wir uns
lle verpflichtet fühlen, tragen mit dazu bei, dass wir
ortschritt erreichen, dass wir globale Verantwortung
ahrnehmen und so auch Frieden befördern.

Ich bedanke mich für die große Unterstützung und Ihr
ngagement. Wir werden an diesen Fragen weiter dran-
leiben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1618910300

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Karl Addicks für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1618910400

Vielen Dank, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Wir haben in dieser Woche die letzte
Haushaltsdebatte in dieser Legislaturperiode. Bald ist ja
auch Weihnachten. Daher möchte ich als Abgeordneter
gerne ein paar Wünsche an die künftige Regierung rich-
ten.

Ich wünsche mir – ich glaube, da werden mir einige
folgen – eine neue Schwerpunktsetzung in der Entwick-
lungspolitik, die vor allem auch im Haushalt ihren Nie-
derschlag findet. Zum Beispiel brauchen wir dringend
mehr Mittel für die Agrarforschung. Das ist heute Abend
schon gesagt worden. Ich wünsche mir auch mehr Mittel
für Wirtschaftspartnerschaften, vor allem im Bereich der
Gesundheit.

Der Anstieg bei den Haushaltsmitteln ist sehr zu be-
grüßen, aber er ist in Zeiten der Finanzkrise natürlich
nicht selbstverständlich. Umso größer ist die Leistung zu
schätzen, die dahintersteckt. Das verpflichtet uns als Po-
litiker, mit diesen Mitteln noch zielbewusster und ver-
antwortungsvoller umzugehen. In diesem Zusammen-
hang wünsche ich mir eigentlich auch eine grundlegende
Änderung in der Entwicklungszusammenarbeit. Die in-
ternationale Gemeinschaft und auch die Bundesregie-
rung haben in den letzten Jahren die Entwicklung des
ländlichen Raumes sträflich vernachlässigt. Das haben
der Kollege Borchert und die Frau Ministerin heute
schon angesprochen. Die Mittel sind 20 Jahre lang konti-
nuierlich gekürzt worden. Wir haben seit Jahren gepre-
digt, dass die Entwicklung des ländlichen Raumes eine
der Uraufgaben von Entwicklungspolitik überhaupt ist.

In dem Weltbankbericht, der uns vorgestellt worden
ist, ist das kritisiert worden, und es ist aufgezeigt wor-
den, welchen Entwicklungseffekt man hätte erzielen
können, wenn man etwas getan hätte. Ich habe das hier
schon mehrfach gesagt und brauche es eigentlich nicht
zu wiederholen. Ich schaue dabei immer den Kollegen
Raabe an. Ich habe es damals im Ausschuss so gesagt,
wie ich es hier gesagt habe. Sie haben dazu gesagt, der
Addicks will wohl am liebsten jedem eine Schaufel in
die Hand drücken. Ich wiederhole es heute: Es sollte un-
sere Aufgabe sein, jedem Menschen in den Entwick-
lungsländern eine Schaufel in die Hand zu drücken – das
meine ich im übertragenen Sinne –, damit er in die Lage
versetzt wird, sich und seine Leute selbst zu versorgen.


(Beifall bei der FDP)


Da haben wir leider wertvolle Jahre ungenutzt ver-
streichen lassen, und das angesichts von mehr als einer
Milliarde hungernder und unterernährter Menschen.

In diesen Zusammenhang passt sehr gut unsere For-
derung nach Grüner Gentechnik, die wir gerade in der
Entwicklungszusammenarbeit brauchen. Ich weiß, das
gefällt den Kollegen von den Grünen gar nicht. Wir hal-
ten es für einen Luxus, darauf zu verzichten. Auf Stick-
stoffdünger zu verzichten, halten wir ebenfalls für einen
großen Luxus. Es ist eine deutsche Erfindung, Stickstoff
aus der Luft zu binden. Für das Haber-Bosch-Verfahren
– Sie erinnern sich an die Chemiestunde, Herr Kollege
Hoppe – wurde deutschen Forschern damals der Nobel-

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(C (D reis verliehen. Sie aber wollen das mal eben so kippen. as halte ich insbesondere im Hinblick auf die Landirtschaft in den Entwicklungsländern für einen ganz roßen Fehler. Immerhin ist in der gemeinsamen Arbeitsgruppe zur ahrungsmittelsicherheit im Bundeskanzleramt ein Paier verfasst worden, dass diese Vorschläge zumindest in ie Überlegungen einbezogen werden. Wir können nur offen, dass sich das auch in der Politik des BMZ fortetzt. Im BMZ gibt es leider ein Basisproblem: Was die rau Ministerin nicht will, das wird einfach nicht geacht. Bei aller Liebe, Frau Ministerin: Sie sträuben ich seit Jahren (Zuruf der Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


es ist ja bald Weihnachten – gegen eine Zusammen-
rbeit mit der Wirtschaft.


(Widerspruch bei der SPD – Hüseyin-Kenan Aydin [DIE LINKE]: Was? Im Gegenteil! Mehr als 150 Millionen Euro fließen da!)


estern war eine Delegation vom BDI hier. Ganze vier
ollegen waren dabei. Es gab einen äußerst interessan-

en Vortrag. Vom BMZ habe ich da leider überhaupt nie-
anden gesichtet.

Auch unsere Anhörung hat gezeigt: Wirtschaftliche
usammenarbeit genießt bei Ihnen leider keine Priorität.
ie Erkenntnis, dass wirtschaftliche Zusammenarbeit

ine Basis für die Entwicklung eines Landes ist, hat doch
ei der Namensgebung des Ministeriums Pate gestan-
en. Warum erkennen Sie nicht den Wert, den eine Ver-
ahnung von wirtschaftlicher Zusammenarbeit und Au-
enwirtschaftsförderung haben könnte?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mein größter Wunsch an eine neue Bundesregierung
äre ein Paradigmenwechsel in der Entwicklungszu-

ammenarbeit; denn er ist notwendig. Ich erinnere an
en Bonner Aufruf, den wir in weiten Teilen unterstüt-
en.


(Widerspruch der Abg. Christel RiemannHanewinckel [SPD])


uch Sie, Frau Ministerin, sollten die Erkenntnisse aus
iesem Aufruf unterstützen, in dem namhafte Fachleute
u Wort gekommen sind. Das sollte man zur Kenntnis
ehmen, statt es einfach beiseitezuwischen und zur Ta-
esordnung überzugehen.

Wir sollten die Gelegenheit nutzen, um eine ehrliche
ebatte über Fehlentwicklungen in der Entwicklungszu-

ammenarbeit zu führen. Ich bin davon überzeugt, dass
ir von der Armutsbekämpfung wegkommen müssen.
o gut sie auch ist, ist die Armutsbekämpfung im Grunde
ine symptombezogene Therapie. Ich habe schon mehr-
ach darauf hingewiesen. Wir brauchen eine kausale
herapie, die an der Basis der Wertschöpfungsketten






(A) )



(B) )


Dr. Karl Addicks
ansetzt – das wurde schon alles zigmal herunterdekliniert –:
Dazu gehören Kleinhandel, Kleingewerbe, Handwerk
und Landwirtschaft. Wir haben in Europa eine histori-
sche Erfahrung gemacht, wie Entwicklung verläuft. Wa-
rum setzen Sie das nicht um?


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618910500

Herr Kollege, Ihre Redezeit ist fast abgelaufen. Ge-

statten Sie gleichwohl noch eine Zwischenfrage des Kol-
legen Riester?


Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1618910600

Okay. Bitte, Herr Riester.


Walter Riester (SPD):
Rede ID: ID1618910700

Herr Kollege, können Sie mir zustimmen, dass wir

gestern bei dem von Ihnen erwähnten Gespräch mit dem
BDI informiert worden sind, dass dieser Gesprächskreis
vom BMZ mit 52 000 Euro finanziert wird und ein Mit-
arbeiter des BMZ abgeordnet ist, um diesen Kreis zu ko-
ordinieren? Wenn Sie mir zustimmen, dann korrigieren
Sie bitte das, was Sie gerade gesagt haben.


(Beifall bei der SPD – Hellmut Königshaus [FDP]: Was soll er korrigieren? Es ging um die Teilnahme!)



Dr. Karl Addicks (FDP):
Rede ID: ID1618910800

Herr Riester, darin stimme ich Ihnen gerne zu. Aber

was wollen Sie mit 52 000 Euro, die gestern genannt
wurden und die Sie jetzt ins Spiel bringen? Sie müssten
schon 52 Millionen Euro daraus machen. Dann wird
vielleicht ein Schuh daraus.


(Beifall bei der FDP – Zuruf von der SPD: Für den Arbeitskreis?)


– Ich meine nicht nur den Arbeitskreis. Das wissen Sie
doch, Herr Riester. Aber okay, ich stimme Ihnen inso-
weit zu.

Frau Ministerin, Sie fahren demnächst als Gesandte
des UN-Generalsekretärs nach Doha. Meinen herzlichen
Glückwunsch dazu. Das ist schön für Sie. Ich wünsche
Ihnen, dass Sie dort meine Forderung, die ich eben dar-
gestellt habe, propagieren. Denn in der Entwicklungszu-
sammenarbeit brauchen wir nicht nur mehr Geld. Mehr
Geld wäre schön und gut, aber am dringendsten brau-
chen wir in der Entwicklungszusammenarbeit mehr
Qualität und vor allen Dingen mehr Effizienz.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist Herr Koppelin?)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618910900

Nächster Redner ist für die CDU/CSU-Fraktion der

Kollege Hartwig Fischer.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! hoenix überträgt direkt aus dem Parlament, aber nicht ie Sendung „Wünsch dir was“, lieber Karl Addicks. ir sind gewählt worden, um politische Schwerpunkte u setzen. Wir können auch den einen oder anderen unsch äußern, wie es Herr Hoppe getan hat, der mehr aushaltsmittel anmahnt. Er gehört genau wie ich seit 002 dem Parlament an und hat in seiner Rede zugegeen, dass heute alles besser ist. Die Grünen haben daals politische Verantwortung getragen und entspre hende Anträge gestellt, aber sie haben sich nicht urchsetzen können. Die Grünen haben sich in der Koalition sicherlich an ie Vereinbarung gehalten, wie auch wir es heute tun. ber wir haben – das hat Jochen Borchert deutlich geacht – die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit nnerhalb von drei Jahren verdoppelt und kommen damit em Ziel, die MDGs zu erreichen, erheblich näher als ndere. (Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trotzdem gibt es die Lücke!)

Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1618911000

(Beifall bei der SPD)


Lieber Kollege Hoppe, wir haben die Emissionszerti-
ikate als alternatives zusätzliches Finanzierungsinstru-
ent.


(Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir hoffen es ja!)


ir werden sehen, was sich in den nächsten drei bis vier
ahren daraus entwickelt. Dass diese Mittel nicht insge-
amt in unseren Haushalt fließen, bedaure auch ich au-
erordentlich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


ch würde diese Mittel auch lieber in unserem Haushalt
ehen, als dass zu viel für andere Haushalte wie dem des
MU oder des AA abgezweigt wird.

Wir hatten noch nie eine Bundesregierung, die uns in
hrem Haushaltsentwurf für das Parlament so viele Mit-
el zur Verfügung gestellt hat und uns damit ermöglicht
at, so viele internationale Verpflichtungen zu überneh-
en. Sie hatte damit die Möglichkeit, nicht nur im mul-

ilateralen, sondern auch im bilateralen Bereich die Zu-
ammenarbeit weiter zu verstärken. Sie hat erreicht, dass
GOs, Stiftungen und Kirchen ihre Mittel aufgestockt
aben. Ich werde noch auf Beispiele von Kirchen einge-
en, die die Entwicklungspolitik für die Menschen und
it den Menschen vor Ort sehr attraktiv gestalten.

Wir sind materiell richtig aufgestellt. Das ist ange-
ichts der Situation, in der wir uns befinden, gut. Wer
ber nicht den Anspruch an sich selbst stellt, noch besser
u werden – damit meine ich nicht nur das Materielle,
ondern auch die Art und Weise, wie wir aufgestellt sind –,
at schon ein Stück seines Gestaltungsspielraums in der
olitik aufgegeben. Wir können gemeinsam sicherlich
och mehr tun, als eine Länderliste aufzustellen. Wir ha-
en das gemacht, um besser Schwerpunkte setzen und






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

uns mit der EU abstimmen zu können. Aber ich möchte
auch, dass die Erkennbarkeit deutscher Entwicklungszu-
sammenarbeit nach außen durch Schwerpunktsetzungen
verbessert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Ich finde, daran können wir gemeinsam arbeiten. Dabei
sollten wir uns an anderen Geberländern orientieren.

Ich will als Beispiel die kanadische Entwicklungs-
agentur CIDA nennen. Die Kanadier betreiben eine
vernetzte Außenpolitik der verschiedenen Ressorts. Es
geht nicht darum, ob unsere Ressorts CDU/CSU- oder
SPD-geführt sind. Entscheidend ist vielmehr, dass die
Kanadier erheblich vernetzter und kohärenter zusam-
menarbeiten, als das bei uns geschieht, und damit einen
anderen Auftritt nach außen gerade in der Entwicklungs-
zusammenarbeit haben. Ich bin der Überzeugung, dass
das der richtige Weg ist, damit Deutschland auch in den
multilateralen Einrichtungen mehr Gewicht bekommt,
damit wir neue Schwerpunktsetzungen mitbestimmen
können und nicht Getriebene von bestimmten Entwick-
lungen werden. Das ist einer der Ansatzpunkte, den wir
nach meiner Meinung in der Großen Koalition noch ver-
stärken müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das Gleiche gilt für die EU. Ich glaube, dass diese
Vorgehensweise uns die Chance gibt, innerhalb der EU-
Gremien Themen verstärkt zu bestimmen. Ich nenne ein
Beispiel – hier müssen wir die Ministerin gemeinsam
mit den anderen Ressorts unterstützen –, das uns alle
umtreibt. Wir waren vor einiger Zeit mit einer Delega-
tion auf den Kapverden, im Senegal und in Benin. Da-
mals gab es den riesigen Wunsch – das gilt für ganz
Afrika –: Helft uns, ein Satellitensystem aufzubauen,
mit dem wir unsere Gewässer überwachen können, da-
mit unsere Gewässer nicht von Fremden überfischt wer-
den! Stellt uns zu den zwei Patrouillenbooten, die uns
Portugal gegeben hat, weitere zur Verfügung, damit wir
diejenigen überwachen können, die den Kokainhandel
von Südamerika bzw. Lateinamerika aus über die Kap-
verden als Einfallstor zu Europa abwickeln und vor der
westafrikanischen Küste Migrantenhandel betreiben, bei
dem viele Menschen ertrinken! Das ist ein gemeinsames
Projekt, bei dem die EU nach meiner Überzeugung die
Meinungsführerschaft übernehmen muss. Denn was
nutzt der Aufbau von Entwicklungsprojekten, wenn die
Menschen die eigene Lebensgrundlage, zum Beispiel
beim Fischen, verlieren?


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will auf die Schwerpunkte eingehen. Wir sind
dankbar, dass die ländliche Entwicklung zu einem
Schwerpunktthema gemacht wird. Das ist genau der
richtige Zeitpunkt. Aber, Frau Ministerin, es gibt einen
Punkt, über den wir in der Koalition ernsthaft diskutie-
ren müssen; ich sage das angesichts meiner Kenntnisse
von Afrika. In jedem Land, in dem wir in den letzten
Jahren gewesen sind – das wird jeder, der dabei gewesen

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(C (D st, bestätigen, egal welcher Fraktion er angehört –, wuren wir gefragt, warum wir uns weitestgehend aus der ildungsarbeit zurückgezogen haben. Ich wünsche, ass wir bei den Verhandlungen – auch mit den Euroäern – dafür sorgen, dass der Bereich der beruflichen ildung ein Schwerpunkt wird. Hier geht es noch einmal m die Frage nach der Erkennbarkeit. Jedes Unternehen versucht, einen Markenkern herauszuarbeiten, an and dessen es identifiziert wird. Ich weiß, dass im ugenblick über die regenerativen Energien als Markenern diskutiert wird, weil wir dort gut sind. Das ist im inblick auf die ländliche Entwicklung wichtig. Aber er Bildungsbereich ist von existenzieller Bedeutung in er Zusammenarbeit. Ich greife das auf, was Westdeutschland und die DDR rüher gemacht haben; das kann man noch heute sehen. amals handelte es sich um einen Kampf gegeneinaner, der zeigen sollte, wer besser ist. In Angola beispielseise trifft man heute die Eliten, die damals in Westder Ostdeutschland ausgebildet wurden. Auf diese könen wir zurückgreifen. Wir müssen deshalb die Bilungspolitik wieder zu einem Schwerpunkt machen. Das ilt auch im Hinblick auf die Verhandlungen auf der uropäischen Ebene. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Noch einmal zur beruflichen Bildung: Wenn wir uns
uf die Länder konzentrieren, in denen wir berufliche
ildung betreiben, und diese mit Mikrofinanzprogram-
en unterstützen, dann wird die Konsequenz sein, dass

ie Menschen über eine technisch-gewerbliche oder
aufmännische Ausbildung aus dem informellen in den
ormellen Bereich überführt werden. Wir haben doch
rojekte gesehen, in denen eine Person von jemandem,
er selbst nicht ausgebildet war, dazu ausgebildet wor-
en ist, mit einem Schraubenzieher ein Kfz zu reparie-
en. Diese Person hat einen Kredit in Höhe von 15 Euro
rhalten und dafür Schraubenzieher und Schrauben-
chlüssel gekauft. Denselben Mann haben wir nach vier
ahren wiedergesehen. Er hatte nach vier Jahren den An-
pruch auf einen Kredit von 10 000 Euro, weil er in der
wischenzeit immer die kleinen und mittleren Kredite,
ie er aufgenommen hatte, abbezahlt hatte. Diese Person
at in den letzten zwei Jahren bereits acht Leute ausge-
ildet, sie hat jetzt acht Angestellte, und einige der Aus-
ebildeten machen sich ihrerseits selbstständig. Das ist
achhaltige Entwicklung, auf die wir meiner Meinung
ach setzen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Lassen Sie mich noch einmal zu den NGOs kommen.
ch bin mit Kollegin Riemann-Hanewinckel – ich
laube, auch Frau Pfeiffer war dabei – in Äthiopien ge-
esen. Dort haben wir uns ein integriertes Projekt des
vangelischen Entwicklungsdienstes angesehen, in dem

n den Bereichen Wasser, Gesundheit, Bildung und länd-
iche Entwicklung gearbeitet wurde. Wir haben erlebt,
ass sich die Lebenssituation insbesondere der Frauen,
ber auch der Familien insgesamt in vier Jahren deutlich
erbessert hat. Das war kein Projekt der staatlichen






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Hartwig Fischer (Göttingen)

Zusammenarbeit, sondern ein integriertes Projekt. Wir
müssen uns auf Sektoren konzentrieren, aber für solche
Projekte der NGOs oder der Kirchen sind die Mittel an-
gebracht, wenn die Projekte so durchgeführt werden.

In diesem Zusammenhang möchte ich eines sagen: In
einem kleinräumlichen Bereich hat man erreicht, dass
das elende Thema Beschneidung offen angesprochen
wurde. In dieser Region wurden in der Folge die Mäd-
chen nicht mehr beschnitten, weil man durch Argumen-
tation überzeugt und den Menschen durch Bildungs- und
Gesundheitsangebote geholfen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Redezeit ist leider immer zu kurz. Deshalb lassen
Sie mich ein Thema, das eigentlich viel mehr in den Mit-
telpunkt gehört und das Sie bei meiner Rede erwartet ha-
ben, ansprechen. Es betrifft die Regionen Darfur und
Kongo. Über Darfur wird im Augenblick nicht viel gere-
det, weil die Fernsehbilder von der Situation im Kongo
beherrscht werden. Das wird in einem Vierteljahr wieder
anders sein. Dann wird Darfur wieder im Vordergrund
stehen, und es geht immer so weiter. Wir haben letzte
Woche über das Thema gesprochen. Die UN sind bei
diesen beiden Mandaten in einer absoluten Glaubwür-
digkeitskrise. Die UN haben gestern zum internationalen
Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen aufge-
rufen. Wenn man das tut, dann muss man auch das Man-
dat in Darfur und das Mandat im Kongo konsequent um-
setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Frau Ministerin, ich glaube, das ist einer der Punkte,
bei denen ich mit einigen Personen nicht übereinstimme.
Man kann jetzt nach einer europäischen Battle-Group ru-
fen. Ich bin der Letzte, der sich nicht für Artemis und die
Bundeswehreinsätze bei der Wahlüberwachung einge-
setzt hätte. Aber wir haben ein MONUC-Mandat, das
insbesondere deshalb ein zahnloser Tiger ist, weil es in
dem Mandat heißt, dass MONUC die kongolesische Ar-
mee bei der Entwaffnung der Milizen und Rebellen un-
terstützt. Mit dieser kongolesischen Armee kann ich
keine Entwaffnung vornehmen. Das muss Aufgabe der
MONUC sein. Gestern wurde in Diskussionen gesagt, es
handele sich um eine zusammengewürfelte Truppe. Die
Militärs dort – 16 475 an der Zahl – sind aus 18 Ländern.
Das mag man als zusammengewürfelt ansehen. Aber al-
leine aus vier Ländern kommen 11 300 Soldaten. Die In-
der, die Pakistaner, die Südafrikaner und die Uruguayer
haben dort hervorragende Leute. Ich will das Licht auch
der anderen fünf wichtigen afrikanischen Länder nicht
unter den Scheffel stellen. 80 Prozent der Soldaten kom-
men aus neun Ländern. Wir müssen diese Truppe weiter
technisch ausstatten, und wir müssen sie in die Lage ver-
setzen, ihren Auftrag dort umzusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie des Abg. Thilo Hoppe [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Winfried Nachtwei [BÜND – z e n M z R a u s m S u u l g d d s o O d z I s z r A n d 1 s W O I p u W 6 (C (D NIS 90/DIE GRÜNEN]: Deutschland hat zwölf Zivilisten dort!)


Wir haben zwölf Zivilisten. Ich bin der festen Über-
eugung, dass auch wir uns stärker im zivilen Bereich
ngagieren können. Aber die deutsche Bundeswehr kann
icht an jeder Stelle eingesetzt werden. Erst muss die
ONUC ihren Auftrag mit ihren Möglichkeiten umset-

en.

Frau Präsidentin, ich sehe das Zeichen, dass meine
edezeit zu Ende ist. – Ich bedanke mich bei allen, die
n diesem Haushalt mitgearbeitet haben. Ich wünsche
ns bei der Umsetzung viel Erfolg und hoffe auf die ent-
prechenden Schwerpunktsetzungen im Laufe des kom-
enden Haushaltsjahres.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618911100

Letzter Redner ist der Kollege Sascha Raabe für die

PD-Fraktion.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1618911200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

nd Kollegen! Wir haben jetzt das Jahr 2008. 1998 hat
nsere Ministerin ihr Amt übernommen. Wir haben neu-
ich im Rahmen einer Veranstaltung unserer Arbeits-
ruppe einen Rückblick gehalten und überlegt, was in
en letzten zehn Jahren geschehen ist. Diese Haushalts-
ebatte ist vielleicht für viele Kollegen die letzte in die-
er Legislaturperiode. Manche treten nicht wieder an
der werden nicht wieder gewählt.

Bei uns sind mittlerweile fast 10 Milliarden Euro
DA-anrechnungsfähig; davon entfallen fast 6 Milliar-
en Euro auf den Einzelplan 23. Wir sind weltweit der
weitgrößte Geber für Entwicklungszusammenarbeit.
ch glaube, das ist etwas, worauf wir alle gemeinsam
tolz sein können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben in diesem Jahr schon wieder einen Mittel-
uwachs in zweistelliger Millionenhöhe in diesem Be-
eich. Wie gesagt, brauchen wir ihn angesichts der
rmut in dieser Welt und der Millenniumsziele, die wir
och erreichen müssen, wirklich unbedingt. Wir haben
ie Mittel für die Nichtregierungsorganisationen seit
998 mehr als verdoppelt. Herr Dr. Addicks, wir haben
eit 1998 3 000 Public-Private-Partnerships geschaffen.
as Sie in Ihrer Rede gesagt haben, das stimmt nicht.
bwohl ich Sie persönlich schätze, muss ich sagen: In

hrer Rede war so viel Unfug – darauf muss ich noch ein
aarmal zu sprechen kommen –; das war unterirdisch
nd grottenschlecht.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Das glaube ich, dass Sie das sagen!)


Wir haben den Zivilen Friedensdienst neu geschaffen.
ir sorgen jetzt für eine Mittelsteigerung von fast

0 Prozent. Wir haben den politischen Stiftungen in den






(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
letzten Jahren umfangreiche Mittel zur Verfügung ge-
stellt; im nächsten Haushalt werden es noch einmal
10 Millionen Euro sein.

Manchmal wird gefragt: Wo sind die Erfolge der Ent-
wicklungspolitik sichtbar? Darauf möchte ich antworten:
Wir haben es mit den politischen Stiftungen zum Beispiel
in Lateinamerika – neben anderen Stiftungen ist die
Friedrich-Ebert-Stiftung dort sehr stark und erfolgreich –
und mit dem, was das BMZ und die Durchführungsorga-
nisationen machen – Schwerpunkte sind Demokratisie-
rungsprozesse, öffentliche Verwaltung, Partizipation – ge-
schafft, dass alle Länder dieses Kontinents, der noch vor
10 oder 15 Jahren von Militärputschen in vielen Ländern
gekennzeichnet war, demokratisch gewählte Regierun-
gen haben. Wir haben es zum Beispiel in einem Land
wie Kolumbien, das sehr fragil ist, über unsere Konflikt-
prävention, über Friedensprozesse, aber auch über die
Mittel, die wir dort in den Rechtsstaat, in die Justiz, in-
vestieren, geschafft, dass dort Missstände aufgedeckt
werden, dass Generäle und Politiker, auch hochrangige,
vor Gericht gestellt werden.

Wir haben es mit unserer Entwicklungshilfe ge-
schafft, dass in vielen Ländern sogar Personen, die frü-
her für uns gearbeitet haben – sei es der Generalstaats-
anwalt in Kolumbien, sei es Alberto Acosta, ehemaliger
Präsident der verfassunggebenden Versammlung in
Ecuador –, heute in verantwortlichen Positionen sind.
Lateinamerika ist mittlerweile wirklich demokratisch.
Ohne jetzt überheblich sein zu wollen, glaube ich sagen
zu können: Das ist mit ein kleiner Erfolg dessen, was wir
hier an Entwicklungszusammenarbeit geleistet haben.


(Beifall bei der SPD – Lachen des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Das ist sowieso ein Markenzeichen der Entwick-
lungspolitik, seit Heidemarie Wieczorek-Zeul dieses
Ressort leitet, seitdem es also sozialdemokratisch ge-
führt wird. Wir haben eben auch die globale Struktur-
politik zum Thema gemacht, Herr Dr. Addicks. Zu dem,
was Sie immer wieder hinsichtlich der Schaufeln sagen
– Stichwort „Projektitis“, unter der wir all die Jahre zu-
vor gelitten haben –: Was hat es in den letzten Jahren ge-
nutzt, für Hühnerzuchten und für andere kleinteilige
landwirtschaftliche Bereiche Geld ausgegeben zu haben,
wenn die entsprechenden Hühner zum Beispiel durch die
Agrarpolitik der WTO gar nicht verkauft werden konn-
ten?

Wir werden deshalb auch für ein gerechtes Welthan-
delssystem sorgen müssen, das Menschen nicht nur die
Möglichkeit gibt, Hühner zu halten und Landwirtschaft
zu betreiben, sondern auch, sie zu fairen und gerechten
Preisen zu verkaufen. Das ist ganz wichtig. Erst jetzt, wo
die Weltmarktpreise von Agrargütern wieder hoch sind,
ist es richtig, wieder verstärkt in Landwirtschaft zu in-
vestieren. Aber ich sage Ihnen auch: Bei bald 9 Milliar-
den Menschen werden wir nur mit Subsistenzlandwirt-
schaft sicherlich nicht weit kommen; vielmehr ist
ländliche Entwicklung für uns umfassend.

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(C (D Herr Kollege, darf ich Sie kurz unterbrechen? Ja. Frau Pfeiffer möchte gerne eine Zwischenfrage stel en. Aber gerne. Lieber Kollege Raabe, eigentlich wollte ich darauf icht eingehen. Aber nachdem Sie es jetzt zum dritten, ierten oder fünften Mal wiederholt haben, möchte ich ie fragen: Stimmen Sie mir zu, dass der Aufwuchs im MZ nicht seit dem Tag existiert, an dem Frau ieczorek-Zeul Ministerin wurde, sondern seit dem eitpunkt, an dem ein Wechsel im Kanzleramt stattgeunden hat? Erst dann hatten wir einen Aufwuchs in dieem Einzelplan. Liebe Kollegin Pfeiffer, ich finde es jetzt ein bisschen leinlich, zu schauen, in welchem Jahr es welche Mitelaufwüchse gab. Ich habe mit Blick auf die Leistungen, ie wir seit 1998, liebe Kollegin Pfeiffer, hier eingeführt aben, darauf hingewiesen, dass wir globale Strukturolitik betrieben haben, zum Beispiel, indem wir die ittel für zivilgesellschaftliches Engagement verdoppelt aben. Natürlich gab es auch große Steigerungen, seitem unsere Ministerin im Amt ist. Unter Bundeskanzler elmut Kohl ist die ODA-Quote auf, ich glaube, 0,26 he untergefahren worden. Wir haben sie unter Rot-Grün uf 0,36 oder 0,38 gesteigert. Jetzt haben wir sie weiter rhöht. Dank der Initiative der Ministerin haben wir in öln die Entschuldungsinitiative auf den Weg gebracht. (Abg. Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU] will wieder Platz nehmen)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618911300
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1618911400
Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618911500
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1618911600
Sibylle Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1618911700
Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1618911800

Ich bin mit der Antwort noch nicht fertig. – Dadurch
st es gelungen, über 29 Millionen Kinder in Afrika wie-
er in die Schule zu bringen.

Die Ministerin ist immer noch, zu Recht, mit voller
raft im Amt. Wenn es in den letzten zwei, drei Jahren
räftige Steigerungen gegeben hat, dann ist das – das
uss man doch sagen – der Fachministerin geschuldet.


(Beifall bei der SPD)


Wir freuen uns aber, dass wir es nach so vielen Jahren
eschafft haben, liebe Frau Pfeiffer, auch die Kollegen
er CDU/CSU davon zu überzeugen, dass mehr Mittel
ur Verfügung gestellt werden müssen.


(Abg. Sibylle Pfeiffer [CDU/CSU] will wieder Platz nehmen)


Nein, ich beantworte Ihre Frage noch.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Dr. Karl Addicks [FDP]: Setzen und fertig!)







(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
Selbst Ihre Kanzlerin – den Satz möchte ich Ihnen noch
als Antwort geben – haben wir überzeugen können, dass
bei der WTO die Umwelt- und Sozialstandards ins Re-
gelwerk aufgenommen werden müssen, was wir unter
Rot-Grün schon immer gefordert haben.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Jetzt setzen!)


Es freut uns, dass jetzt endlich auch die Kanzlerin unse-
ren Anregungen folgt. Wir freuen uns, dass Sie mit im
Boot sind.

Jetzt bin ich mit der Antwort fertig.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Sehr schön. Erst jetzt tickt die Uhr hier weiter.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich war
beim Bereich der globalen Strukturpolitik stehen geblie-
ben. Natürlich gehört die Klimaschutzpolitik zu den
Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit. Wir haben
uns auch um die globalen Zukunftsfragen zu kümmern.
Herr Königshaus, Sie haben kritisiert, dass wir mit Indo-
nesien, Brasilien und Indien noch Entwicklungszusam-
menarbeit betreiben. Ich frage mich manchmal, warum
Sie mit dem Kollegen Klimke immer dorthin fahren,
wenn am Ende doch kein Lerneffekt eintritt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Indien ist ein Land, in dem 350 Millionen Menschen
von weniger als einem Dollar am Tag leben. Es ist das
Land mit den meisten extrem Armen.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618911900

Herr Kollege, jetzt muss ich Sie noch einmal unter-

brechen. Der Kollege Königshaus hätte auch noch eine
Zwischenfrage.


Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1618912000

Sehr gern.


(Heiterkeit bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU)



Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1618912100

Je länger die Redezeit ist, desto klarer wird, was er

nicht weiß.


(Lachen bei der CDU/CSU)



Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1618912200

Da machen Sie es mir ja sehr leicht.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1618912300

Bevor Sie in dieser Art fortfahren, will ich Ihnen ein-

fach eine Frage stellen: Sind Sie bereit, zur Kenntnis zu
nehmen, dass ich mich nicht gegen die Zusammenarbeit
mit den genannten Ländern ausgesprochen habe? Ich
habe vielmehr gesagt: Wir müssen sie an die Hand neh-
men und mit ihnen gemeinsam diese Politik betreiben,
und zwar auch gegenüber Dritten. Insbesondere habe ich
das Beispiel Indien genannt, wo tatsächlich die Bereit-
schaft vorhanden ist, gemeinsam zu handeln. – Sind Sie
bereit, das zur Kenntnis zu nehmen? Dann können Sie
Ihre Suada fortführen.

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(C (D (Dr. Karl Addicks [FDP]: Ja oder nein, Herr Raabe?)



Dr. Sascha Raabe (SPD):
Rede ID: ID1618912400

Herr Königshaus, wenn Sie mir die Gelegenheit zur

ntwort geben: Das ist das Spiel, das Sie schon immer
uch mit China gespielt haben. Jedes Mal, wenn wir Sie
onkret darauf festgenagelt haben, wenn wir Ihnen auf-
ezeigt haben, warum wir auch mit China noch Entwick-
ungszusammenarbeit, zum Beispiel im Klima- und
nergiebereich, betreiben sollten – oder mit Indien oder
it anderen Ländern, Indonesien etwa, wo wir den Tro-

enwald schützen –, haben Sie erklärt, Sie hätten das so
ar nicht gesagt.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Das können Sie im Protokoll nachlesen!)


In jedem Zeitungsinterview sagen Sie – das kann ich
ier zitieren –, 260 Millionen Euro sollten nicht mehr
egeben werden. Ihr Fraktionsvorsitzender Westerwelle,
err Kollege Königshaus, hat in jeder Haushaltsbera-

ung angeprangert, dass wir mit diesen Ländern Ent-
icklungszusammenarbeit betreiben.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Finanzielle!)

enn wir Sie dann konkret darauf hinweisen, was wir

ort tun, dann werden Sie immer ganz schnell kleinlaut
nd sagen: Das alles sollte man schon machen. – Jetzt
rklären Sie, ausgerechnet Sie – das muss man sich ein-
al auf der Zunge zergehen lassen –: Wir wollen das mit

en Ländern dort gemeinsam machen.
Das ist mit Ihnen manchmal wie mit einem kleinen

chulkind. Man muss immer wieder erklären, was Bud-
ethilfe eigentlich bedeutet. Wir erklären Ihnen jedes
al wieder, dass Budgethilfe, wenn sie gut konditioniert

st, dazu führt, dass die Eigenverantwortung der Partner-
änder gestärkt wird. – Würden Sie mir zuhören, Herr
önigshaus? Aber Sie begreifen es ja auch beim zehnten
al nicht, glaube ich; dann ist es eigentlich egal, und

ann können Sie sich weiter mit anderen unterhalten.
Sie kritisieren auf der einen Seite, dass wir Budget-

ilfe geben, fordern aber auf der anderen Seite, dass wir
it den Partnerländern gemeinsam Projekte durchfüh-

en. Das machen wir längst. Wir sind da schon ein paar
uantensprünge weiter als Sie. Wenn wir die Klimapro-
leme lösen wollen, Herr Königshaus, dann müssen und
erden wir weiterhin mit Indonesien zusammenarbeiten,
o die größten verbliebenen Tropenwälder sind. Fast
8 Prozent des CO2-Ausstoßes stammen aus der Rodung
on Regenwäldern. Gerade in Indonesien werden wir
eiter Tropenwaldschutz brauchen.
Herr Kollege Königshaus, Sie müssen sich einmal ei-

es überlegen – ein bisschen Mathe, die Grundrechenar-
en haben Sie bestimmt drauf –: In den Ländern leben
ast 2 Milliarden Menschen, nämlich 1,75 Milliarden.

enn Sie die 260 Millionen Euro einmal zu dieser Zahl
ns Verhältnis setzen, werden Sie feststellen, dass wir pro
opf in diesen Ländern wesentlich weniger aufwenden

ls pro Kopf in den afrikanischen Ländern.

(Dr. Karl Addicks [FDP]: Was ist das denn pro Kopf, Herr Raabe? Rechnen Sie uns das einmal aus!)







(A) )



(B) )


Dr. Sascha Raabe
Sie werden auch feststellen, Herr Königshaus, dass
wir ohne diese Länder, in denen in den nächsten Jahren
das größte Bevölkerungswachstum stattfinden wird, un-
sere Klimaprobleme nicht lösen können.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Erinnern Sie sich noch an meine Frage?)


In dem Sinne: Hören Sie doch einfach einmal zu. Neh-
men Sie die entsprechenden Erfahrungen von den Reisen
mit, und erzählen Sie hier nicht immer das Gegenteil von
dem, was Sie dort erfahren haben.

Die Frage ist, wie ich glaube, jetzt beantwortet.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Leider nicht!)


Ich könnte auch noch zehn Minuten weiterreden, aber
für Sie, Herr Dr. Addicks, werden zwei mal zwei immer
fünf sein. Sie werden es einfach nicht begreifen.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Bei mir sind das vier! Bei Ihnen sind es acht!)


Nachdem Sie, Herr Dr. Addicks, sich hier mehr Mittel
für Gesundheit gewünscht haben und Sie gefordert ha-
ben, den Kleinbauern dadurch zu helfen, dass man ihnen
eine Schaufel in die Hand gibt, verstehe ich nicht, dass
Sie dann am Ende die Dreistigkeit hatten – ich habe
wirklich gedacht, Sie hätten sich davon schon längst dis-
tanziert; man unterschreibt ja manchmal auch irgendei-
nen Blödsinn –, noch einmal den Bonner Aufruf zu zi-
tieren und sogar zu sagen, Sie seien stolz darauf, dass
Sie den unterschrieben haben.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Soll ich jetzt aufstehen, Herr Raabe?)


Sie sind der entwicklungspolitische Sprecher der FDP-
Bundestagsfraktion. Als solcher unterschreiben Sie ei-
nen Aufruf, in dem steht:

Politische Beschlüsse, die Entwicklungshilfe für
Afrika zu verdoppeln, sind unvernünftig und ge-
fährlich.

Wer so etwas sagt, der ist nicht nur unvernünftig, der ist
auch dumm und zynisch. Das möchte ich Ihnen, Herr
Dr. Addicks, einmal sagen.


(Birgit Homburger [FDP]: Sie sind überheblich! Das ist nicht auszuhalten!)


Wer selbstgefällig in der ersten Reihe sitzt und sagt, dass
wir den ärmsten Menschen, die vor Hunger und Armut
sterben, nicht mehr Geld, nicht mehr Hilfe zur Selbst-
hilfe geben sollen,


(Hellmut Königshaus [FDP]: Eine sehr souveräne Darstellung!)


und unterschreibt, dass es unvernünftig sei, die Hilfe für
Afrika zu verdoppeln, dem kann ich nur sagen: Wenn
man Menschen, die hungern, das Brot wegnimmt, wenn
man Menschen, die hungern, sozusagen ihre Schaufel
wegnimmt, mit der sie Nahrungsmittel anbauen könnten,
wenn man Menschen, die hungern, nicht mehr helfen
möchte, indem man einen so dümmlichen Aufruf mit un-
terschreibt, Herr Dr. Addicks, und darauf auch noch
stolz ist, dann ist jeder Konsens unter Entwicklungspoli-
tikern aufgehoben.

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(C (D (Birgit Homburger [FDP]: Zynisch und überheblich!)


ür jemanden, der so etwas unterschreibt – das tut mir
irklich leid –, habe ich kein Verständnis.


(Dr. Karl Addicks [FDP]: Ihnen fehlt an manchen Stellen das Verständnis!)


An dieser Stelle sollten Sie vielleicht auch noch ein-
al darüber nachdenken, ob Sie sich in der Vorweih-

achtszeit nicht dazu durchringen könnten, zu sagen,
ass auch die Menschen in Afrika unsere Solidarität ver-
ient haben, insbesondere über Maßnahmen unserer
urchführungsorganisationen und der Nichtregierungs-
rganisationen. Vor diesem Hintergrund sollten wir alle
em Haushalt zustimmen. Manche von uns sollten sich
ielleicht auch noch einmal überlegen, ob es nicht wirk-
ich bitter ist, wenn man einen Aufruf unterschreibt, der
s für unvernünftig hält, den Menschen in Afrika zu hel-
en.

In diesem Sinne: Stimmen Sie unserem Haushalt zu.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Zu dieser Überzeugung haben Sie einen großen Beitrag geleistet!)


amit tun Sie den Menschen in den ärmsten Ländern ei-
en großen Gefallen.

Danke.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Karl Addicks [FDP]: Dafür bekommt er auch noch Applaus!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1618912500

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Einzelplan 23
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenar-
eit und Entwicklung – in der Ausschussfassung. Hierzu
iegt ein Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die
rünen vor, über den wir zuerst abstimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag auf Druck-
ache 16/11052? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? –
er Änderungsantrag ist mit den Stimmen der Koali-

ionsfraktionen und der FDP-Fraktion gegen die Stim-
en der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und der Frak-

ion Die Linke abgelehnt.

Wer stimmt für den Einzelplan 23 in der Ausschuss-
assung? – Wer ist dagegen? – Enthaltungen? – Der Ein-
elplan 23 ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
egen die Stimmen der Oppositionsfraktionen angenom-
en.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf morgen, Donnerstag, den 27. November
008, 9 Uhr, ein.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und
chließe die Sitzung.