Protokoll:
15186

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 186

  • date_rangeDatum: 7. September 2005

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 14:52 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/186 den Bundeskanzler: Deutschland ist auf dem richtigen Weg – Vertrauen in die Stärken unseres Landes . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Deutschland auf Wachstumskurs hal- ten, die soziale Erneuerung unseres Landes fortsetzen, standhaft für den Frieden – Für Arbeit, Sicherheit und Menschlichkeit (Drucksache 15/5979) . . . . . . . . . . . . . . . . c) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und der FDP: Sieben Jahre Rot-Grün – Deutschland braucht den Neuanfang (Drucksache 15/5978) . . . . . . . . . . . . . . . . d) Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Wolfgang Clement, Bundesminister BMWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) – c) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 229, 230 und 231 zu Petitionen (Drucksachen 15/5981, 15/5982, 15/5983) Zusatztagesordnungspunkt 1: a) – d) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 232, 233, 17498 A 17498 A 17498 B 17541 C 17548 B Deutscher B Stenografisch 186. Sitz Berlin, Mittwoch, den 7 I n h a l Beileid zu den Folgen der Flutkatastrophe in den Vereinigten Staaten von Amerika . . . . . . Begrüßung der neuen Abgeordneten Barbara Imhof und Dorothea Störr-Ritter . . . . . . . . Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Otto Schily, Dr. Peter Danckert, Rudolf Bindig, Beatrix Philipp, Dieter Grasedieck, Gerald Weiß (Groß-Gerau), Dr. Uwe Küster, Herbert Frankenhauser, Lothar Mark und Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung durch G D F D J D R P 17497 A 17497 C 17497 D 17497 D Meister, Steffen Kampeter, Ilse Aigner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Ehrliche Abschluss- undestag er Bericht ung . September 2005 t : bilanz als Grundlage einer neuen Poli- tik für Wachstum, Arbeit und Sicherheit (Drucksache 15/5956) . . . . . . . . . . . . . . . erhard Schröder, Bundeskanzler . . . . . . . . . r. Angela Merkel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . ranz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Otto Schily (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . r. Edmund Stoiber, Ministerpräsident (Bayern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . enate Schmidt, Bundesministerin BMFSFJ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . 17498 B 17498 C 17504 D 17513 A 17518 C 17521 D 17522 D 17528 C 17535 A 17539 C 234 und 235 zu Petitionen (Drucksachen 15/5984, 15/5985, 15/5986, 15/5987) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17548 C II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2005 Zusatztagesordnungspunkt 2: Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsaus- schuss) zu dem Gesetz zur Änderung des Abfallverbringungsgesetzes sowie zur Auf- lösung und Abwicklung der Anstalt Soli- darfonds Abfallrückführung (Drucksachen 15/5243, 15/5523, 15/5726, 15/5916, 15/5976) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des 2. Untersuchungsausschusses nach Art. 44 des Grundgesetzes (Drucksache 15/5975) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Hellmut Königshaus, Dr. Max Stadler, Dr. Werner Hoyer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Verbesserung der Praxis der Visavergabe und Schaffung gemeinsamer Visastellen der Schengen- staaten (Drucksache 15/5977) . . . . . . . . . . . . . . . . Volker Neumann (Bramsche) (SPD) . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jelena Hoffmann (Chemnitz) (SPD) . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Reinhard Grindel (CDU/CSU) . . . . . . . . . Hellmut Königshaus (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Olaf Scholz (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos) . . . . . . . . . Michael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . Michaela Noll (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Neuabdruck einer Erklärung nach § 31 GO der Abgeordeten Dr. Herta Däubler-Gmelin (SPD) zur Abstimmung über den Antrag des Bundeskanzlers gemäß Art. 68 des Grundge- setzes (185. Sitzung, Tagesordnungspunkt 21) Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17548 D 17549 A 17549 B 17549 B 17550 D 17553 C 17554 A 17554 C 17555 B 17557 A 17558 D 17559 B 17560 D 17562 D 17563 C 17564 D 17567 A 17567 B 17567 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2005 17497 (A) ) (B) ) 186. Sitz Berlin, Mittwoch, den 7 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2005 17567 (A) ) (B) ) aktuellen Verfahren aufrecht. Analyse Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten Anlage 2 Neuabdruck einer Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Herta Däubler-Gmelin (SPD) zur Abstimmung über den Antrag des Bundes- kanzlers gemäß Art. 68 des Grundgesetzes Ich nehme heute an der Abstimmung über die Ver- trauensfrage nach Art. 68 des Grundgesetzes nicht teil. Zwar verstehe ich den Wunsch und die Begründung für vorgezogene Neuwahlen, die sich aus der Übermacht der CDU/CSU im Bundesrat und im Vermittlungsaus- schuss ergibt, halte aber den eingeschlagenen Weg über Art. 68 des Grundgesetzes für verfassungsrechtlich pro- blematisch. Schon im Herbst 1982 habe ich meine Bedenken ge- gen das Vorgehen des damaligen CDU/CSU-Bundes- kanzlers Kohl deutlich geäußert und das tolerierende Ur- teil des Bundesverfassungsgerichts für problematisch gehalten. Diese Skepsis halte ich auch gegenüber dem A 2 s G m – – – – – – – – – – – – – – – – – – Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Dr. Addicks, Karl FDP 07.09.2005 Caesar, Cajus Julius CDU/CSU 07.09.2005 Hettlich, Peter BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2005 Hofbauer, Klaus CDU/CSU 07.09.2005 Kampeter, Steffen CDU/CSU 07.09.2005 Lehn, Waltraud SPD 07.09.2005 Lenke, Ina FDP 07.09.2005 Marhold, Tobias SPD 07.09.2005 Nitzsche, Henry CDU/CSU 07.09.2005 Scharping, Rudolf SPD 07.09.2005 Strothmann, Lena CDU/CSU 07.09.2005 Tillmann, Antje CDU/CSU 07.09.2005 Dr. Vollmer, Antje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 07.09.2005 Wächter, Gerhard CDU/CSU 07.09.2005 Wellenreuther, Ingo CDU/CSU 07.09.2005 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 813. Sitzung am 8. Juli 005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des rundgesetzes nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Abs. 3 nicht einzulegen: Gesetz über das Zweckvermögen des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank und zur Änderung des Gesetzes über die Landwirtschaft- liche Rentenbank Gesetz zur Änderung des Grundstückverkehrsge- setzes und des Landpachtverkehrsgesetzes Gesetz zur Neufassung der Freibetragsregelungen für erwerbsfähige Hilfebedürftige (Freibetragsneurege- lungsgesetz) Gesetz zur Änderung des Vierten und Sechsten Buches Sozialgesetzbuch Gesetz zur Änderung des Siebten Buches Sozial- gesetzbuch Gesetz zur Weiterentwicklung der Kinder- und Ju- gendhilfe (Kinder- und Jugendhilfeweiterentwick- lungsgesetz – KICK) Siebtes Gesetz zur Änderung des Versicherungs- aufsichtsgesetzes Gesetz zur Änderung des Gemeindefinanzreform- gesetzes und anderer Gesetze Gesetz zur Ergänzung des NS-Verfolgtenentschädi- gungsgesetzes (Zweites Entschädigungsrechtser- gänzungsgesetz – 2. EntschRErgG) Gesetz zur Reorganisation der Bundesanstalt für Post- und Telekommunkation Deutsche Bundes- post und zur Änderung anderer Gesetze Vierzehntes Gesetz zur Änderung des Arzneimit- telgesetzes Gesetz zur Regelung des Zugangs zu Informationen des Bundes (Informationsfreiheitsgesetz – IFG) Sechsundzwanzigstes Gesetz zur Änderung des Abgeordnetengesetzes – … Strafrechtsänderungs- gesetz – §§ 303, 304 StGB – (… StrÄndG) Gesetz zur Änderung des Strafrechtlichen Reha- bilitierungsgesetzes Gesetz zur Unternehmensintegrität und Moderni- sierung des Anfechtungsrechts (UMAG) Gesetz zur Einführung von Kapitalanleger-Mus- terverfahren Gesetz über die Offenlegung der Vorstandsvergütun- gen (Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz – VorstOG) Gesetz zur Novellierung der forensischen DNA- 17568 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2005 (A) ) (B) ) – … Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches (… StrÄndG) – Gesetz zur Kontrolle hochradioaktiver Strahlen- quellen – Gesetz zur Einführung der projektbezogenen Me- chanismen nach dem Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen vom 11. Dezember 1997, zur Umsetzung der Richtlinie 2004/101/EG und zur Änderung des Kraft-Wärme-Kopplungsgeset- zes – Gesetz zur Straffung der Umweltstatistik – Gesetz zur Änderung des Straßenverkehrsgeset- zes und anderer straßenverkehrsrechtlicher Vor- schriften – Erstes Gesetz zur Änderung des Binnenschiff- fahrtsaufgabengesetzes – Viertes Gesetz zur Änderung eisenbahnrechtli- cher Vorschriften – Zweites Gesetz zur Änderung des Energieeinspa- rungsgesetzes – Gesetz zu dem Abkommen vom 31. Juli 2002 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und dem Obersten Rat der Europäi- schen Schulen über die Europäische Schule in Frankfurt am Main – Gesetz zu dem Vertrag vom 10. November und 19. Dezember 2003 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zur polizeilichen Gefahrenabwehr und in strafrechtli- chen Angelegenheiten – Gesetz zu dem Übereinkommen der Vereinten Nationen vom 15. November 2000 gegen die grenzüberschreitende organisierte Kriminalität sowie zu den Zusatzprotokollen gegen den Men- schenhandel und gegen die Schleusung von Mi- granten – Gesetz zur Neuorganisation der Bundesfinanzver- waltung und zur Schaffung eines Refinanzie- rungsregisters – Gesetz zur Beschleunigung der Umsetzung von Öffentlich Privaten Partnerschaften und zur Ver- besserung gesetzlicher Rahmenbedingungen für Öffentlich Private Partnerschaften Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Aktionsplan zur zivilen Krisenprävention, Konfliktlö- sung und Friedenskonsolidierung – Drucksachen 15/5438, 15/5761 Nr. 1.1 – m V (C (D – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Verammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 24. bis 28. Januar 2005 in Straßburg – Drucksachen 15/5298, 15/5510 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Ergebnisse ihrer Bemühungen um die Weiterentwicklung der politischen und ökonomischen Gesamtstrategie für die Balkanstaa- ten und ganz Südosteuropa für das Jahr 2004 – Drucksache 15/4813 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Ver- sammlung der Westeuropäischen Union/interparlamentari- sche Europäische Versammlung für Sicherheit und Vertei- digung (WEU/iEVSV) Tagung der Versammlung vom 29. November bis 1. Dezember 2004 in Paris – Drucksachen 15/5067, 15/5387 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Sechzehnter Bericht nach § 35 des Bundesausbildungs- förderungsgesetzes zur Überprüfung der Bedarfssätze, Freibeträge sowie Vomhundertsätze und Höchstbeträge nach § 21 Abs. 2 – Drucksache 15/4995 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Realisierung der Ziele des Bologna-Prozes- ses – Drucksache 15/5286 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushalts- und Wirtschaftsführung 2005 Überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 16 01 Titel 712 03 – Sanierung des ehemaligen Abgeordnetenhochhauses in Bonn – – Drucksachen 15/5534, 15/5634 Nr. 1.5 – Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft – Unterrichtung durch die Bundesregierung Agrarpolitischer Bericht 2005 der Bundesregierung – Drucksache 15/4801 – Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Europäischen Parlaments 2004 – Drucksachen 15/4817, 15/4966 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 186. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 7. September 2005 17569 (A) ) (B) ) Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/5513 Nr. 1.4 Drucksache 15/5785 Nr. 1.8 Drucksache 15/5785 Nr. 1.9 Drucksache 15/5785 Nr. 1.10 Drucksache 15/5785 Nr. 1.12 Drucksache 15/5785 Nr. 2.2 Drucksache 15/5785 Nr. 2.3 Drucksache 15/5785 Nr. 2.13 Drucksache 15/5785 Nr. 2.26 Innenausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 1.4 Drucksache 15/4911 Nr. 2.25 Drucksache 15/4911 Nr. 2.28 Drucksache 15/4969 Nr. 1.5 Drucksache 15/4969 Nr. 1.6 Drucksache 15/5636 Nr. 1.10 Drucksache 15/5636 Nr. 1.13 Drucksache 15/5636 Nr. 1.20 Drucksache 15/5636 Nr. 1.34 Rechtsausschuss Drucksache 15/3876 Nr. 1.15 Drucksache 15/5172 Nr. 1.9 Drucksache 15/5297 Nr. 2.18 Drucksache 15/5297 Nr. 2.19 Drucksache 15/5396 Nr. 2.1 Drucksache 15/5396 Nr. 2.8 Finanzausschuss Drucksache 15/5636 Nr. 1.1 Drucksache 15/5636 Nr. 1.2 Drucksache 15/5636 Nr. 1.39 Drucksache 15/5785 Nr. 2.23 Haushaltsausschuss Drucksache 15/5513 Nr. 2.10 Drucksache 15/5636 Nr. 1.17 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/5636 Nr. 1.5 Drucksache 15/5636 Nr. 1.15 Drucksache 15/5636 Nr. 1.18 Drucksache 15/5636 Nr. 1.22 Drucksache 15/5636 Nr. 1.35 Drucksache 15/5785 Nr. 2.1 Drucksache 15/5785 Nr. 2.6 Drucksache 15/5785 Nr. 2.9 Drucksache 15/5785 Nr. 2.11 Drucksache 15/5785 Nr. 2.15 Drucksache 15/5785 Nr. 2.17 Drucksache 15/5785 Nr. 2.19 Drucksache 15/5785 Nr. 2.20 Drucksache 15/5785 Nr. 2.22 Drucksache 15/5785 Nr. 2.27 Drucksache 15/5785 Nr. 2.30 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/1613 Nr. 1.17 Drucksache 15/1613 Nr. 1.33 Drucksache 15/1613 Nr. 1.42 (C (D Drucksache 15/3779 Nr. 1.28 Drucksache 15/4458 Nr. 2.19 Drucksache 15/5636 Nr. 1.3 Drucksache 15/5636 Nr. 1.9 Drucksache 15/5636 Nr. 1.19 Drucksache 15/5636 Nr. 1.23 Drucksache 15/5636 Nr. 1.24 Drucksache 15/5636 Nr. 1.25 Drucksache 15/5636 Nr. 1.26 Drucksache 15/5636 Nr. 1.27 Drucksache 15/5636 Nr. 1.28 Drucksache 15/5636 Nr. 1.29 Drucksache 15/5636 Nr. 1.30 Drucksache 15/5636 Nr. 1.31 Drucksache 15/5636 Nr. 1.40 Drucksache 15/5785 Nr. 2.4 Drucksache 15/5785 Nr. 2.5 Drucksache 15/5785 Nr. 2.12 Drucksache 15/5785 Nr. 2.14 Drucksache 15/5785 Nr. 2.16 Drucksache 15/5785 Nr. 2.29 Drucksache 15/5785 Nr. 2.31 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 15/5297 Nr. 2.26 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/5636 Nr. 1.16 Drucksache 15/5636 Nr. 1.32 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/5785 Nr. 1.1 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/5172 Nr. 1.6 Drucksache 15/5636 Nr. 1.14 Drucksache 15/5785 Nr. 2.10 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/5396 Nr. 2.7 Drucksache 15/5396 Nr. 1.14 Drucksache 15/5513 Nr. 2.19 Drucksache 15/5513 Nr. 2.20 Drucksache 15/5513 Nr. 2.21 Drucksache 15/5636 Nr. 1.37 Drucksache 15/5785 Nr. 1.2 Drucksache 15/5785 Nr. 2.18 Drucksache 15/5785 Nr. 2.21 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/2793 Nr. 2.43 Drucksache 15/3403 Nr. 2.85 Drucksache 15/3779 Nr. 1.6 Drucksache 15/4458 Nr. 1.1 Drucksache 15/4567 Nr. 1.6 Drucksache 15/4969 Nr. 1.12 Drucksache 15/4969 Nr. 1.22 Drucksache 15/5172 Nr. 1.8 Drucksache 15/5297 Nr. 2.11 Drucksache 15/5396 Nr. 1.15 Drucksache 15/5396 Nr. 2.4 Drucksache 15/5636 Nr. 1.8 Drucksache 15/5636 Nr. 1.38 186. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 7. September 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518600000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Bevor wir mit unserer Arbeit beginnen, darf ich Sie

bitten, sich von Ihren Plätzen zu erheben.

(Die Anwesenden erheben sich)


Der Deutsche Bundestag und die Bürgerinnen und
Bürger unseres Landes sind erschüttert über die schreck-
lichen Folgen der schweren Naturkatastrophe, die am
29. August 2005 über die Golfküste der Vereinigten
Staaten von Amerika hereingebrochen ist. Das ganze
Ausmaß der Verwüstung und die Zahl derer, die ihr Le-
ben verloren haben, sind bis heute noch nicht absehbar.

Der Wirbelsturm „Katrina“ und die nachfolgende
Flutkatastrophe haben nicht nur die Stadt New Orleans
und weite Teile des Mündungsgebiets des Mississippi im
Wasser versinken lassen, sondern ganze Städte ausge-
löscht und ein Gebiet mit einer Größe von zwei Dritteln
der Fläche Deutschlands verwüstet. Schon jetzt steht
fest, dass die Vereinigten Staaten von Amerika von einer
der schlimmsten Naturkatastrophen ihrer Geschichte
heimgesucht wurden.

Unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt allen,

T
W
g
N
B
h
g
g
r

K
g
d

D
b
K
K
E

Redet
die bei dieser Katastrophe Familienangehörige, Freunde,
Nachbarn und Kollegen verloren haben, sowie all denen,
deren Heim von den Wasserfluten zerstört oder wegge-
schwemmt wurde und die sich in einer verzweifelten
Notlage befinden.

Wir Deutschen haben selbst die Hilfe der Vereinigten
Staaten erfahren. Gerade in Berlin bleibt die Unterstüt-
zung Amerikas während der Blockade der Stadt unver-
gesslich. Diesmal wollen wir helfen und begrüßen daher
die großzügigen Zusagen und Unterstützungsleistungen
der Bundesregierung. Viele Organisationen und viele
Bürgerinnen und Bürger unseres Landes beteiligen sich
ebenfalls und folgen den vielfältigen Spendenaufrufen.
Sie wollen Not und Leid lindern helfen.

Sie haben sich zu Ehren der Opfer der Flutk
von Ihren Plätzen erhoben; ich danke Ihnen.

(C (D ung . September 2005 0 Uhr Liebe Kolleginnen und Kollegen, vor Eintritt in die agesordnung noch einige Mitteilungen: Die Kollegen alter Hoffmann und Heinz Seiffert haben auf ihre Mitliedschaft im Deutschen Bundestag verzichtet. Als achfolgerin von Herrn Hoffmann hat die Abgeordnete arbara Imhof und als Nachfolgerin von Herrn Seiffert at die Abgeordnete Dorothea Störr-Ritter die Mitliedschaft im Deutschen Bundestag erworben. Ich berüße die neuen Kolleginnen, die wir bereits aus früheen Wahlperioden kennen, sehr herzlich. Sodann sind einige Geburtstage zu vermelden: Der ollege Otto Schily hat im Juli seinen 73. Geburtstag efeiert. Ich darf ihm dazu im Namen des ganzen Hauses ie besten Wünsche übermitteln. Außerdem gratulieren wir nachträglich den Kollegen r. Peter Danckert und Rudolf Bindig zum 65. Geurtstag sowie der Kollegin Beatrix Philipp und den ollegen Dieter Grasedieck, Gerald Weiß, Dr. Uwe üster, Herbert Frankenhauser, Lothar Mark und rnst-Reinhard Beck zum 60. Geburtstag. Liebe Kolleginnen und Kollegen, interfraktionell ist ext vereinbart worden, die verbundene Tagesordnung um die in der Zusatzpunktliste aufgeführten Punkte zu erweitern: ZP 1 Weitere abschließende Beratungen ohne Aussprache a)


(Beifall)


(Beifall)


(Beifall)


(Ergänzung zu TOP 2)



(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 232 zu Petitionen
– Drucksache 15/5984 –

b) Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses

(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 233 zu Petitionen
– Drucksache 15/5985 –

er Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses
uss)
ersicht 234 zu Petitionen
che 15/5986 –
atastrophe
c) Beratung d


(2. Aussch Sammelüb – Drucksa Präsident Wolfgang Thierse d)





(A) )


(B) )



(2. Ausschuss)

Sammelübersicht 235 zu Petitionen
– Drucksache 15/5987 –

ZP 2 Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach
Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss) zu dem
Gesetz zur Änderung des Abfallverbringungsgesetzes so-
wie zur Auflösung und Abwicklung der Anstalt Solidar-
fonds Abfallrückführung
– Drucksachen 15/5243, 15/5523, 15/5726, 15/5916, 15/5976 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Müller (Düsseldorf)


Von der Frist für den Beginn der Beratungen soll – so-
weit erforderlich – abgewichen werden. Sind Sie mit den
Vereinbarungen einverstanden? – Ich höre keinen Wi-
derspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 1 a bis 1 d auf:
1 a) Abgabe einer Regierungserklärung durch den

Bundeskanzler
Deutschland ist auf dem richtigen Weg – Ver-
trauen in die Stärken unseres Landes


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)

b) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Deutschland auf Wachstumskurs halten, die
soziale Erneuerung unseres Landes fortsetzen,
standhaft für den Frieden – Für Arbeit, Si-
cherheit und Menschlichkeit
– Drucksache 15/5979 –

c) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/
CSU und der FDP
Sieben Jahre Rot-Grün – Deutschland braucht
den Neuanfang
– Drucksache 15/5978 –


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


d) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Michael Meister, Steffen Kampeter, Ilse
Aigner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Ehrliche Abschlussbilanz als Grundlage einer
neuen Politik für Wachstum, Arbeit und Si-
cherheit
– Drucksache 15/5956 –

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache im Anschluss an die Regierungserklä-
rung drei Stunden vorgesehen. – Ich höre keinen Wider-
spruch. Dann ist so beschlossen.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
der Bundeskanzler, Gerhard Schröder.

H
n
s
t
d
L
u
T
s

u
u
k
i
M

b
w
m
d
H
i
i
s
W
s
d
i
s

v
z
v
i
s
U
z
p
i
R
m
c
d
a
m
n
a
i
e
u
z

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Gerhard Schröder (SPD):
Rede ID: ID1518600100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Lassen Sie mich zu Beginn der Aussprache ei-
ige Sätze zu der in der Tat fürchterlichen Naturkata-
trophe, die die Vereinigten Staaten von Amerika ge-
roffen hat, sagen: Wir haben die schrecklichen Bilder,
enke ich, alle miteinander vor Augen. Das Sterben, das
eid der Menschen, die Not haben uns alle beschäftigt
nd tief betroffen gemacht. Wir stehen deshalb in diesen
agen in wirklicher Solidarität zu unseren amerikani-
chen Freunden, vor allen Dingen zu den Opfern,


(Beifall im ganzen Hause)

nd das nicht nur aus Dankbarkeit für das, was wir von
nseren Freunden in Amerika nach dem Zweiten Welt-
rieg bekommen haben, sondern weil für uns alle, denke
ch, diese Solidarität ein selbstverständliches Gebot von
itmenschlichkeit in solchen Situationen ist.


(Beifall im ganzen Hause)

Deswegen haben wir unverzüglich unsere Hilfe ange-

oten, und zwar Hilfe, die umfassend sein soll und sein
ird. Die Bundeswehr hat bisher 40 Tonnen Nahrungs-
ittel als Notverpflegung dorthin gebracht. Wir haben
afür gesorgt, dass Equipment, das helfen kann, des
ochwassers Herr zu werden, dorthin gebracht worden
st, und wir haben medizinische Hilfe zugesagt. Wir sind
n der Lage, mit Notunterkünften zu helfen, sobald und
ofern wir entsprechende Anforderungen bekommen.
ir sind mit den Hilfsorganisationen im Gespräch, wir

ind bereit, umfassend Hilfe zu leisten, und ich bin froh
arüber, dass in der amerikanischen Gesellschaft – auch
n der amerikanischen Öffentlichkeit – unsere Leistung
ehr wohl anerkannt wird.
Meine Damen und Herren, dass wir helfen, ist selbst-

erständlich; aber es gilt auch, Konsequenzen aus dem
u ziehen, was wir nicht nur in den Vereinigten Staaten
on Amerika, sondern weltweit beobachten können. Was
st die richtige Antwort auf die Häufung von Naturkata-
trophen, die wir dort, aber eben nicht nur dort erleben?
m Folgen dieser Naturkatastrophen einzudämmen,
um Beispiel die Folge eines steigenden Öl- und Gas-
reises, der die Weltwirtschaft in Gefahr stürzen kann,
st es möglich, Teile der staatlichen Ölreserven und der
eserven an Ölprodukten freizugeben. Es wäre aber un-
öglich gewesen, das im nationalen Alleingang zu ma-
hen; dafür sind sie nicht geschaffen. Ich denke, das fin-
et hier im Hohen Hause insgesamt Zustimmung. Aber
ls die Vereinigten Staaten von Amerika deutlich ge-
acht haben, dass und warum die Ölversorgung bei ih-
en physisch gefährdet ist – weil nämlich Raffinerien
usgefallen sind, weil nämlich Produktion ausgefallen
st –, haben wir nicht gezögert, unsere Zustimmung zu
inem international abgestimmten Verhalten zu geben,
m auf diese Weise wenigstens Beruhigung in den Markt
u bringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

Das ist schwer genug; aber immerhin scheint etwas Be-
ruhigung einzutreten.

In diesem Zusammenhang sollte man sehr deutlich
sagen, dass es weder mit Ethik noch mit Moral in der
Wirtschaft zu tun hat, wenn Mineralölkonzerne diese
Situation nutzen, um auf diesen Märkten eine völlig un-
verantwortliche Preistreiberei zu praktizieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang wird es auch nötig sein,
sich die Frage vorzulegen, ob denn die Bindung des Gas-
preises an den Ölpreis unter den Bedingungen, unter de-
nen wir jetzt leben, wirklich gerechtfertigt ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Politik hat relativ wenig Möglichkeiten, in dieses
Marktgeschehen einzugreifen. Dass das Kartellamt in-
dessen genau hinschauen muss, ob das, was sich auf die-
sen Märkten einzustellen scheint, inhaltlich wirklich ge-
rechtfertigt ist, finde ich, ist eine Aufforderung, die
gerade in diesem Hohen Hause deutlich geäußert werden
sollte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was kann man darüber hinaus tun? Wir als Bundesre-
gierung haben von Anfang an im Zusammenhang mit
den G-8-Staaten auf einen Tatbestand hingewiesen, der
in dieser Situation besonders interessant und besonders
gefährlich ist, nämlich die Tatsache, dass der hohe Öl-
preis nur bedingt mit Produktion und Produktionsausfäl-
len und auch nur sehr bedingt mit Anforderungen an den
Markt, was die Nachfrage angeht, zu tun hat.

In diesem extrem hohen Ölpreis sind 20 bis 30 Dollar
pro Barrel an reiner Spekulation enthalten. Wir als deut-
sche Bundesregierung haben im Zusammenwirken mit
den G-8-Staaten versucht, wenigstens mehr Transparenz
in das Marktgeschehen zu bringen, wenn schon mit na-
tionalen Möglichkeiten allein die Preissetzung nicht in-
frage gestellt werden kann. In Gleneagles ist das nicht
zuletzt von Großbritannien und den Vereinigten Staaten
noch abgelehnt worden. Wir werden an diesem Punkt
nicht locker lassen und weiter versuchen, über mehr
Transparenz in Bezug auf das Marktgeschehen zu einer
Beruhigung der Preissituation zu kommen, die dringend
notwendig ist, wenn wir nicht Probleme heraufbeschwö-
ren wollen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Entscheidend indessen ist etwas anderes, etwas, was
wir mit nationalen Möglichkeiten sehr wohl in den Griff
bekommen können: Wir müssen nach wie vor und noch
entschiedener als in der Vergangenheit eine Politik be-
treiben, die uns vom Öl und vom Ölverbrauch unabhän-
giger macht. Eine Politik des Weg-vom-Öl ist dringende
Notwendigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


g
D
g
d
K
g
E

h
g
d
d
k
d
d
t
w

w
d
4
I
g
n
Z
D

R
n
s

E
h
d
d
d
w
z
s
d

g
K
d
d

(C (D In diesem Zusammenhang ist nun wirklich über geenwärtige und zukünftige Energiepolitik zu reden. iese Regierung, diese Koalition ist es gewesen, die heregangen ist und unter großen Mühen durchgesetzt hat, ass wir eine Energiepolitik betreiben, die erstens auf ohle und Kohleprodukten beruht, zweitens auf Enerieeffizienz basiert und drittens massiv auf erneuerbare nergien setzt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Viele haben es nicht glauben wollen, als wir gesagt
aben: Das Setzen auf alternative, auf erneuerbare Ener-
ien ist bitter notwendig, um vom Öl wegzukommen;
as ist notwendig, um eine Energiepolitik zu kreieren,
ie der Klimakatastrophe wirklich entgegenwirkt. Ich
enne die Debatten und die Art und Weise, wie über
iese Politik der rot-grünen Koalition hergezogen wor-
en ist. Inzwischen wird deutlich, dass sie ohne vernünf-
ige Alternative ist und dass sie deshalb weitergeführt
erden muss.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Um das sehr konkret zu machen: In Ihrer Zeit als Um-
eltministerin, Frau Merkel, haben wir erleben können,
ass der Anteil erneuerbarer Energien von 4,3 auf gerade
,7 Prozent gesteigert werden konnte. Das ist die Bilanz
hrer Zeit als Umweltministerin. In der Zeit unserer Re-
ierung haben wir diese Zahl mehr als verdoppeln kön-
en. Wir sind inzwischen bei 10 Prozent. Unser klares
iel ist, bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu kommen.
as werden wir schaffen, weil wir das schaffen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das, was Sie anstelle dessen anbieten – nämlich eine
olle rückwärts zur Atomenergie –, ist völlig ungeeig-
et, die Energieprobleme der Zukunft auch nur im An-
atz zu lösen. Das ist ein völlig verkehrter Weg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das, was Sie da vorhaben, bedeutet, dass die großen
nergieversorger nicht das tun werden, was sie zugesagt
aben, nämlich 20 Milliarden Euro in die Ertüchtigung
er Netze und die Verbesserung der Qualität der laufen-
en Kraftwerke zu investieren. Stattdessen werden sie
urch die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraft-
erken Gewinne machen. Das ist eine Strategie, die total
um Scheitern verurteilt ist, die wirtschaftspolitisch
chädlich ist, die umweltpolitisch schädlich ist und die
eshalb in Deutschland nicht Wirklichkeit werden darf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Unterschiede sind sichtbar und sie werden auch
esehen: auf der einen Seite eine verantwortliche, an den
limabedingungen orientierte Energiepolitik, auf der an-
eren Seite ein Zurück in die Vergangenheit. Das sind
ie Unterschiede in der Umweltpolitik. Seien Sie sicher:






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

Die Menschen beobachten sehr genau, was wirklich hilf-
reich ist und was nur in die Vergangenheit zurückführt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In diesem Zusammenhang komme ich zu der Debatte
um die so genannte Ökosteuer, eine interessante Diskus-
sion. Anfangs konnte auf der rechten Seite des Hohen
Hauses keiner schnell genug mit der Abschaffung der
Ökosteuer sein. Inzwischen haben auch Sie gemerkt,
dass die Einnahmen, die dadurch entstehen, in der Tat zu
90 Prozent in die Rente fließen, also die Lohnnebenkos-
ten senken oder zumindest stabilisieren. Damit wird das
erreicht, was auch Sie eigentlich wollen.

Sich jene Prozentpunkte, die nicht zur Stabilisierung
der Rentenbeiträge verwendet werden, anzuschauen ist
indessen wirklich interessant. Da ziehen Ihre Leute
durch das Land und sagen, sie hätten entdeckt, dass man
die Ökosteuer um 3 Cent senken könnte.


(Zuruf von der SPD)

– Ich will nicht persönlich werden, liebe Freunde. –


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

Das ist deshalb eine Milchmädchenrechnung, weil der
Anteil der Ökosteuer am Benzinpreis etwas mehr als
15 Cent beträgt. 10 Prozent fließen in den Haushalt. Das
sind 1,5 Cent.

Sie sagen gleichzeitig: Sie wollen die Mehrwert-
steuer erhöhen – das haben Sie ja gesagt –, und zwar um
zwei Punkte. Eine Mehrwertsteuererhöhung um zwei
Punkte bedeutet bei dem gegenwärtigen Spritpreis eine
Verteuerung um zwischen 2,2 und 2,5 Cent. Das heißt,
die Autofahrer zahlen bei Ihrer Strategie drauf; sie wer-
den nicht entlastet. Das ist ein riesiger Betrug, den Sie da
starten, meine Damen und Herren!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Aber keineswegs nur in diesem Punkt wird Unehr-
lichkeit in einer Weise sichtbar, die kaum noch zu über-
bieten ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Lassen Sie uns über die Sozialpolitik reden, damit Un-
terschiede zwischen dem, was wir auf diesem Gebiet
machen, und dem, was Sie wollen, deutlich werden.

Mit der Agenda 2010 haben wir einen Kurs einge-
schlagen, der in der Tat Deutschland auf einen guten
Weg gebracht hat. Ich komme zu den Ergebnissen; ich
werde sie Ihnen vorrechnen.

Was war denn Inhalt der Agenda? Inhalt der Agenda
war ein doppelter: Wir mussten und müssen die sozialen
Sicherungssysteme in Ordnung bringen und wir brau-
chen die dadurch erzielten Ressourcen, um sie in wirk-
liche Zukunftsfelder zu investieren – Felder, die im Inte-
resse unseres Volkes und unseres Landes sind. Dazu
wollen wir ein paar Bemerkungen machen und deutlich

w
I


ß
w
r

m
b
z
n
v
S

D
w
W
a
d

k
4
w
g
n
h
t
h
F
l
t
G


w
s

U
u
2
L
F
u
d
d
l
s

N
e

(C (D erden lassen, was wir tun und wo die Unterschiede zu hnen liegen. Ich beginne mit der Gesundheitspolitik. Wir haben im Übrigen gemeinsam; aber das haben Sie nach auen nie mehr laut gesagt, weil Sie sich aus Ihrer Verantortung davongerobbt haben, meine Damen und Heren; aber wir stehen dazu – (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


it dem In-Ordnung-Bringen eines Gesundheitssystems
egonnen, das zu den besten in der Welt zählt. Das Prin-
ip, das dieses System trägt und hält, heißt: Das medizi-
isch Notwendige bekommt jede und jeder, unabhängig
on seinem persönlichen Einkommen. Das ist gelebte
olidarität.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


afür mussten wir die Balance zwischen Eigenverant-
ortung und solidarischer Finanzierung verändern.
ir haben das getan. Wir haben die Verantwortung gern
lleine übernommen. Sie, meine Damen und Herren von
er Opposition, sind nun einmal, wie Sie sind.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Aber was ist denn jetzt? Aus Schulden der Kranken-

assen sind Überschüsse geworden. Für mehr als
0 Millionen Versicherte konnten die Beiträge gesenkt
erden. Das ist erfolgreiche Politik. Was haben Sie da-
egen anzubieten? Damit wollen wir uns doch einmal ei-
en Moment beschäftigen. Was Sie dagegen anzubieten
aben, ist, die Finanzierung dieses hervorragenden Sys-
ems der sozialen Sicherheit auf den Kopf zu stellen. Wir
aben für eine neue Balance zwischen solidarischer
inanzierung und Eigenverantwortung gesorgt. Sie wol-
en dagegen einen Systembruch. Was Sie wollen, bedeu-
et schlicht, dass der Generaldirektor genauso viel in die
esundheitskasse zahlt wie seine Putzfrau.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

Das ist doch nun einmal so. – Das ist Ihre Politik. Wir
erden nicht aufhören, das deutlich zu machen. Sie wis-
en doch ganz genau, dass das so ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


m das einigermaßen hinzubekommen, gehen Sie her
nd wollen eine gewaltige Bürokratie aufbauen, die
5 Milliarden Euro umverteilen muss. Ich sage Ihnen:
assen Sie das sein! Bleiben Sie bei der solidarischen
inanzierung! Was Sie tun, ist – erstens – in einer Weise
ngerecht, die kaum noch zu überbieten ist, und erfor-
ert – zweitens – eine Umverteilungsbürokratie, die
em, was Sie ansonsten erzählen – Sie behaupten näm-
ich, Sie seien für Bürokratieabbau –, wirklich hohn-
pricht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ein. Die Alternative, die auf der Finanzierungsseite
inzubinden ist, heißt eben nicht Kopfpauschale, son-






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

dern solidarische Versicherung, Bürgerversicherung, da-
mit all diejenigen, die den Nutzen des Systems haben,
entsprechend ihrer Leistungsfähigkeit auch in das Sys-
tem einzahlen. Das ist ein gerechtes Prinzip.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Da von Richtungen und Unterschieden die Rede ist,
sollten wir auch über die Rentenversicherung sprechen.
Ihr Professor aus Heidelberg hat


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

– Sie können jetzt nicht so tun, als gäbe es den gar nicht;
er soll ja Finanzminister werden, habe ich gehört – ganz
merkwürdige Vorstellungen entwickelt, was die Renten-
versicherung angeht. Dieser Mann will natürlich auch
dieses System von den Füßen auf den Kopf stellen – das
ist nämlich das Ergebnis – und behauptet: Die solida-
risch finanzierte Rente gehört der Vergangenheit an. Ich,
Kirchhof, will ein Modell nach dem Muster der Kraft-
fahrzeugversicherung. – Wer ein solches Zeug redet, der
hat keine Ahnung von der Lebenswirklichkeit, der ver-
steht nicht, dass Menschen keine Sachen sind und dass
man sie auch nicht so behandeln darf, als wären sie Sa-
chen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben die gesetzliche Rentenversicherung durch
ein Prinzip ergänzt, das man „Kapitaldeckung“ nennt
und das im Grunde mehr Eigenverantwortung bedeutet.
Wir haben mit der Riester-Rente eine zweite Säule un-
ter das Dach der Rentenversicherung gestellt, damit das
Dach ordentlich getragen wird. Aber eines ist klar – ich
habe gehört, dass viele von Ihnen ebenfalls dieser Auf-
fassung sind –: Es ist falsch, das Prinzip aufzugeben,
dass ein Teil der Sicherung im Alter von Menschen
durch Menschen geschieht, und zu einer reinen Kapital-
deckung überzugehen. Deswegen ist es so notwendig
– vor allem im Interesse der älteren Menschen –, glas-
klar festzustellen, dass so etwas jedenfalls in diesem
Haus nicht zu machen ist. Genauso muss klargestellt
werden, dass die Reden, die jener Professor ständig hält,
aufhören müssen. Sie verunsichern nämlich die Men-
schen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das bestehende Rentenversicherungssystem vernünf-
tig weiterzuentwickeln, das ist die Aufgabe, die wir ge-
meinsam haben. Der nächste Schritt, der getan werden
muss, nachdem die Stabilität der gesetzlichen Renten-
versicherung, ergänzt durch Kapitaldeckung, geleistet
worden ist, ist nicht die Debatte über die Verlängerung
des nominalen Alters des Eintritts in die gesetzliche
Rentenversicherung, sondern eine Debatte über die
Frage, wie wir es zustande bringen, dass ältere Men-
schen aus dem Produktionsprozess nicht einfach heraus-
gedrängt werden und dass das tatsächliche Rentenein-
trittsalter dem gesetzlichen angepasst wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


F
l
6
d

D
t
c

b
h
l
g
g
b
s
r
ß
1
A
c
n

L
g
A
s
i
i

ü


a
h
R
3
z
S
n
M
A

2
t
h
s
M

(C (D Diese Regierung, diese Koalition haben auf diesem elde etwas vorzuweisen. In unserer Zeit ist das tatsächiche Renteneintrittsalter von unter 60 Jahren auf über 0 Jahre erhöht worden. Das ist die richtige Strategie, ie wir fortführen müssen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


iese Strategie hilft den Menschen, länger im Produk-
ionsprozess zu bleiben, wenn sie es wollen, und sie si-
hert die Finanzierbarkeit dieses Systems.
Die Unterschiede sind auch hier deutlich; ich habe sie

enannt. Genauso werden die Unterschiede bei der Be-
andlung des gesamten Bereichs der Arbeitswelt deut-
ich. Da geht es in der Tat um das, was wir – wiederum
emeinsam, ohne dass Sie darüber noch reden wollen –
emacht haben, nämlich um die Reformen auf dem Ar-
eitsmarkt. Diese Reformen beginnen zu wirken. Sie
chreiben auf Ihren Plakaten, dass wir sozialversiche-
ungspflichtige Arbeitsplätze verlieren. Das ist ein gro-
er Quatsch: Seit ihrem In-Kraft-Treten am
. Januar 2005 beginnen diese Reformen zu wirken. Seit
pril dieses Jahres entstehen täglich 1 500 sozialversi-
herungspflichtige Arbeitsplätze. Das ist die Wirkung ei-
er vernünftigen Reformpolitik.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind es, die dafür gesorgt haben, dass es für junge
eute, die unter 25 Jahre sind, einen Rechtsanspruch
ibt entweder auf einen Ausbildungsplatz oder auf einen
rbeitsplatz oder auf eine Beschäftigung, die eine Per-
pektive in Bezug auf Qualifizierung in sich trägt. Das
st eine vernünftige Reformpolitik. Das ist eine Politik
m Interesse der jungen Leute.
Lassen Sie uns in diesem Zusammenhang offen reden

ber Statistiken, die Sie gern fälschen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich fälschen Sie die Statistiken! Sie schreiben
uf Ihre Plakate, es gebe 5 Millionen Arbeitslose. Sie
aben völlig außen vor gelassen, dass Sie selber eine
eform mitbeschlossen haben, durch die zwischen
00 000 und 400 000 Menschen, die vorher in der So-
ialhilfe waren, obwohl sie arbeitsfähig sind, neu in die
tatistik gekommen sind. Das sind die gleichen Leute;
ur die Statistik hat sich geändert. Das verraten Sie den
enschen in Deutschland aber nicht, weil Sie von dieser
rt der Verlogenheit etwas haben wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Hinter dieser Zahl stehen 180 000 junge Leute unter
5 Jahren, die bereits Sozialhilfekarrieren vor sich hat-
en. Wir sind unserer Verantwortung nachgekommen und
aben sie da herausgeholt, um ihnen endlich eine Per-
pektive zu geben. Denn nichts ist schlimmer, als wenn
enschen in diesem Alter bereits Sozialhilfekarrieren






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

vor sich haben und keine Perspektive in Bezug auf Aus-
bildung, Arbeit oder sonstige Tätigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Übrigen will ich mit Ihnen gerne über die Arbeits-
welt reden. Wir haben eine vernünftige Balance zwi-
schen der Flexibilität in den Unternehmen und dem
Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern vor
willkürlicher Entlassung gefunden. Ich wiederhole: Das
ist eine vernünftige Balance. Diese Balance trägt wirt-
schaftlich, gibt den Menschen aber auch hinreichend
Sicherheit. Sie wollen das zerschlagen: Sie wollen Men-
schen, die einen Job haben und die gute Arbeit machen,
in Unsicherheiten stürzen. Das ist nicht richtig. Es ist üb-
rigens auch wirtschaftlich nicht vernünftig;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


denn auch die Stabilität dieser Gesellschaft ist Grund-
lage des wirtschaftlichen Erfolges, den wir haben.

Lassen Sie uns über Steuerpolitik reden; darüber rede
ich gern, insbesondere jetzt. Als wir ins Amt kamen
– das gehört zu der Bilanz, die Sie gefordert haben –,
war der Spitzensteuersatz bei 53 Prozent und der Ein-
gangssteuersatz bei 25,9 Prozent. Das war das Ergebnis
Ihrer Politik. Jetzt ist der Spitzensteuersatz bei 42 Pro-
zent und der Eingangssteuersatz bei 15 Prozent. Das hilft
Menschen konkret.

Übrigens, die Konsequenz dessen ist, dass die Netto-
lohnentwicklung in der Zeit unserer Regierung deutlich
günstiger ist als zwischen 1992 und 1998.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist Ergebnis unserer Politik, meine Damen und
Herren. Wir werden diese Politik fortsetzen. Wir haben
angekündigt – wir stehen dazu –, dass wir aufgrund der
internationalen Wettbewerbsfähigkeit, die sonst infrage
gestellt würde, den Körperschaftsteuersatz auf 19 Pro-
zent herunterbringen werden. Gegenfinanziert werden
soll dies aus dem Aufkommen der Unternehmensbesteu-
erung; da wird wirklich Subventionsabbau betrieben.

Genauso werden wir es mit der Erbschaftsteuer ma-
chen, hinsichtlich deren ich immer nur gehört habe, man
wolle pro Jahr 10 Prozent an sich geschuldeter Erb-
schaftsteuer nicht haben, um, wenn das Unternehmen
zehn Jahre lang weitergeführt wird, ganz auf sie zu ver-
zichten. Dazu haben wir viel gehört, zum Beispiel aus
Bayern. Wenn es aber Ernst wird, hat man es alles nicht
so gemeint. Wir werden dies wieder auf die Tagesord-
nung setzen, weil es eine vernünftige Steuerpolitik ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dann wird erzählt, wir wollten den Menschen, die als
Verheiratete mehr als 500 000 Euro an versteuerbarem
Einkommen – brutto oder netto – haben, 3 Prozent ab-
nehmen

u
u


t


g
a
s
s
h

s
h

D
d
e

D
u
2
H
k
a

s
l
g


d
I
F
d
c
a

e

(C (D (Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Das ist doch eine Luftnummer! – Michael Glos [CDU/ CSU]: Michael Schumacher!)


nd diese Mittel in Bildung, Betreuung sowie Forschung
nd Entwicklung stecken.


(Dirk Niebel [FDP]: Sie meinen bestimmt 3 Cent!)


Das ist der Generalsekretär der FDP, einer der schlaus-
en Generalsekretäre, die Deutschland je gesehen hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


Jene Menschen, die diese 3 Prozent zahlen sollen
über meinen Beruf kenne ich viele, die in dieser Kate-
orie sind –, sagen: Okay, wenn ihr das an Bildung und
n die Betreuung der Kinder bindet, sind wir bereit, un-
er Scherflein dazu beizutragen. Dies werden wir durch-
etzen, meine Damen und Herren. Ich habe damit über-
aupt keine Probleme; damit dies einmal klar ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


An einem jedenfalls sollte man festhalten: dass Be-
teuerung in diesem Land entsprechend der Leistungsfä-
igkeit der Menschen erfolgt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


azu muss ich wieder einmal auf jenen Herrn aus Hei-
elberg zu sprechen kommen. Übrigens ist Heidelberg
ine wunderschöne Stadt; ich war gerade dort.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

ieser Herr aus Heidelberg sagt, Leistungsfähigkeit
nd Besteuerung gehörten nicht zusammen, er wolle
5 Prozent für alle. Meine sehr verehrten Damen und
erren, dies ist in einer Weise sozial ungerecht, die
aum noch zu überbieten ist. Geben Sie diesen Quatsch
uf! Er führt zu nichts.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich darf nicht sagen, dass er zu nichts führe. Ich muss
agen: Er führt zum Beispiel dazu, dass der Staat auf al-
en Ebenen im ersten Jahr fast 43 Milliarden Euro weni-
er in den Kassen hat.


(Zuruf von der SPD: Was heißt das?)

Genau. Man muss doch einmal klar aussprechen, was
ies bedeutet: weniger Investitionen in Bildung, weniger
nvestitionen in Betreuung, weniger Investitionen in
orschung und Entwicklung, weniger Investitionen in
ie innere Sicherheit. Meine Damen und Herren, ein sol-
hes Steuerkonzept ist unsinnig. Niemand kann der-
rtige Experimente verantworten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dann höre ich, dass gesagt wird, man könne das ja
inmal versuchen; so ernst sei es auch nicht zu nehmen,






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

was Herr Kirchhof da erzählt. So sagte Frau Merkel,
wenn auch nicht direkt zitiert, aber doch sinngemäß.


(Lachen bei der CDU/CSU)

– Dass Sie an dieser Stelle lachen, habe ich mir gedacht.
Ich lerne doch nicht auswendig, was Ihre Fraktionsvor-
sitzende sagt, um es dann zitieren zu können. So weit
wollen wir doch wohl nicht gehen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)

Aber es ist völlig klar, was dies bedeutete. Wer be-

zahlt denn das, was Herr Kirchhof da vorschlägt? Darauf
wird zurückzukommen sein. Zunächst einmal, meine
Damen und Herren, sagen Sie, man solle diesen Vor-
schlag nicht so ernst nehmen, er werde frühestens in der
zweiten Legislaturperiode zum Tragen kommen. Unab-
hängig davon, dass es keine solche geben wird – es gibt
ja nicht einmal eine erste –,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Wenn ihr mit der PDS regieren wollt!)


sage ich Ihnen: Wer so über Steuerpolitik, über die
Grundlagen der Finanzierung unseres Staatswesens re-
det, wer meint, er dürfe 82 Millionen Bürgerinnen und
Bürger unseres Landes zu Versuchskaninchen von Herrn
Kirchhof erklären, der handelt unverantwortlich. So
kann man das doch nicht machen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist richtig, hier und heute über die Finanzierungs-
vorschläge zu reden, die gemacht wurden. Die Finanzie-
rung dieser merkwürdigen Konzepte soll unter anderem
über die Abschaffung der Steuerfreiheit für Nachtarbei-
ter, für Feiertagsarbeiter und für Schichtarbeiter – natür-
lich auch für Arbeiterinnen – erfolgen. Dies ist im Kern
Ihr Konzept.

Die Menschen, die sich feiertags und nachts für uns
alle krumm legen, sollen die Steuerpolitik von Herrn
Kirchhof bezahlen! Meine Damen und Herren, dies kann
doch wohl nicht Ihr Ernst sein. Das darf nicht sein und
das wird auch nicht sein; ich bin dessen sicher.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer in dieser Weise mit den Rechten derer umgeht,
die nun wahrlich zu denjenigen gehören, die für sich
selbst und ihre Familien, vor allen Dingen aber für das
Gemeinwesen da sind, der zeigt nur eines: Er hat wirk-
lich nicht verstanden, was unsere Gesellschaft im Inners-
ten zusammenhält, nämlich das Maß an Gerechtigkeit,
das Menschen möglich ist, und das Maß an Solidarität,
auf das ein jeder Anspruch hat. Darum sollte es gehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe deutlich gemacht, dass die Agenda einen
doppelten Sinn hat: Es geht darum, Ressourcen freizube-
kommen, um in wirkliche Zukunftsfelder zu investieren.
Wir haben damit begonnen, in Forschung und Ent-
wicklung zu investieren. Wir sind es gewesen, die die-

s
W
d
k
S
s
t
v
s

t
B
i
s
b
G
D
E

Z
z
K
s


s
W
s



s
E
r
f

h
d
g

n
d
o
k
t
D

(C (D en Haushalt um mehr als 30 Prozent gesteigert haben. ir haben erreichen können, dass wir inzwischen unter en großen europäischen Staaten hinsichtlich des Aufommens an Investitionen die Nummer eins sind. Die kandinavier sind besser und da müssen wir hin. In dieer Dekade müssen wir es schaffen, 3 Prozent des Brutoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung zu erwenden. Das muss geleistet werden; das ist Kern unerer Politik. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Genauso klar muss sein, dass wir die über die Neujus-
ierung der Sozialsysteme frei werdenden Mittel in die
ildung unserer Kinder investieren, vor allen Dingen
n bessere Betreuung. Obwohl formal nicht zuständig,
ind wir es gewesen, die damit begonnen haben. Wir ha-
en 4 Milliarden Euro in die Hand genommen, um die
anztagsbetreuung in unseren Schulen zu verbessern.
as beginnt zu wirken, meine Damen und Herren. Bis
nde 2007 werden 10 000 davon profitieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind es gewesen, die im Zusammenhang mit der
usammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe
um Arbeitslosengeld II dafür gesorgt haben, dass die
ommunen Mittel freibekommen. Ihnen geht es zurzeit
o gut wie selten zuvor.


(Beifall des Abg. Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD] – Lachen bei der CDU/CSU)


Lesen Sie doch einmal die Zeitungen! Dass sie
chwarze Zahlen schreiben, können Sie doch in jedem
irtschaftsteil lesen, wenn Sie überhaupt je den Wirt-

chaftsteil zur Hand nehmen.

(Widerspruch bei der CDU/CSU)


Das können Sie doch lesen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Wir sind es gewesen, die gesagt haben: Von den er-

parten 2,5 Milliarden Euro werdet ihr 1,5 Milliarden
uro in die Betreuung der unter Dreijährigen investie-
en. Das ist zukunftsgerichtete Politik; um deren Weiter-
ührung ohne Abstriche geht es.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind es gewesen, die auf diesem Feld begonnen
aben, den Familien zu helfen, zuerst mit der Erhöhung
es Kindergeldes, dann mit den Betreuungseinrichtun-
en, über die ich geredet habe.
An dieser Stelle werden wir weitermachen. Der

ächste Schritt wird ein Elterngeld sein, das diejenigen,
ie Kinder haben wollen, in den Stand setzt – ob Frau
der Mann –, sich ein Jahr lang um diese Kinder zu
ümmern, ohne dass sie gravierendste Einbußen an Ma-
eriellem und an Karrieremöglichkeiten erleiden müssen.
as ist der Kern einer neuen Familienpolitik, ergänzt






(A) )



(B) )


Bundeskanzler Gerhard Schröder

durch die Betreuungsangebote, die wir gemacht haben
und weiter machen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie können ja sagen, was Sie stattdessen wollen, und die
Menschen werden entscheiden können.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sind wir bei einer Wahlveranstaltung?)


Das Gleiche gilt in Bezug auf die internationale Poli-
tik. Wir werden morgen im Beisein des russischen Präsi-
denten


(Zurufe von der FDP: Ah!)

– was „Ah!“? –


(Ludwig Stiegler [SPD]: Neidhammel!)

einen wirklich wegweisenden Schritt erleben, nämlich
den, dass ein russisches Unternehmen auf der einen Seite
und zwei deutsche auf der anderen Seite vereinbaren
werden, die Unabhängigkeit der deutschen Energie-
versorgung zu sichern – darum geht es nämlich im Klar-
text –,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


indem in der Ostsee eine Pipeline gebaut wird, die ihres-
gleichen sucht und die zu dieser Sicherung beiträgt. Ich
halte das für einen der entscheidenden Schritte, was die
Sicherung unserer Energieversorgung gerade in der jet-
zigen Zeit angeht.

Was wir im Verhältnis zwischen Deutschland und
Russland, im Verhältnis zwischen Europa und Russland
eingeleitet haben und was gelegentlich von Außenpoliti-
kern Ihrer Seite, wenn ich sie denn so bezeichnen soll,
diskreditiert wird, sucht seinesgleichen. Das ist die rich-
tige Konsequenz aus der historischen Verantwortung und
das ist die richtige Konsequenz, wenn es um die Siche-
rung der für unsere Wirtschaft so bedeutsamen Energie-
versorgung geht. Das ist im Mittelpunkt dessen, was
morgen geleistet werden wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das zeigt, dass wir Außenwirtschaftspolitik und
Außenpolitik interessengerecht, an unseren Interessen
orientiert betreiben. Das zeigt im Übrigen, dass wir auf
dem richtigen Weg sind. Diese Regierung – es macht
Sinn, dass das so bleibt – hat Deutschland als eine mitt-
lere Macht positioniert, die bündnisfähig und bündnisbe-
reit ist, die hilft, wenn Freunde in Not sind, aber die Nein
zu sagen in der Lage ist, wenn über einen Krieg ent-
schieden wird, dessen Sinn wir nicht einsehen, die also
Nein zu sagen in der Lage ist und das auch tut, meine
Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die wirtschaftlichen Erfolge sind sichtbar. Im
Arbeitsmarkt ist Bewegung,

l
i
b
w

w
D
w
u
g
g
r
v
r
d

i
d
g
s

Z
r
R
t
K
t
s
r
u
e
l

E
s

A
d

d
k
l
r

(C (D ängst nicht so viel – wer wollte das bestreiten? –, wie ch mir wünschte. Bei den unter 25-Jährigen sind wir esser als der Durchschnitt der Eurozone. Das wird so eitergehen; ich bin dessen sicher. Wenn Sie sich die ökonomischen Daten anschauen, enn Sie sich zum Beispiel vor Augen führen, dass eutschland in dieser Phase – sie ist schwierig genug; es aren drei Jahre der Stagnation, die Gott sei Dank hinter ns liegen – als einziges G-7-Land Marktanteile hinzuewonnen und nicht verloren hat, wenn Sie sich vor Auen führen, dass wir im Moment auch sozialversicheungspflichtige Arbeitsplätze gewinnen, wenn Sie sich or Augen führen, wie das Bestellverhalten bei der Ausüstungsindustrie ist, wenn Sie sich vor Augen führen, ass wir 2004 wieder 10 Prozent Exportzuwachs hatten man kann davon ausgehen, dass es sich in diesem Jahr n einer ganz ähnlichen Größenordnung bewegen wird –, ann wird deutlich, dass die Reformpolitik, die wir eineleitet haben, wirklich positive Erfolge bringt und dass ie deshalb fortgesetzt werden soll. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Zurufe von der CDU/CSU: Wo?)


Wir haben deutlich gemacht, was wir in der nahen
ukunft wo tun wollen. Wir werden an der Stabilisie-
ung der Einnahmeseite – bei der Krankenkasse, bei der
ente – weiterarbeiten. Wir werden weiter daran arbei-
en, dass endlich mehr Mittel in die Betreuung unserer
inder gesteckt werden. Wir werden weiter daran arbei-
en, dass endlich mehr in Forschung und Entwicklung
owie in Bildung investiert wird. Wir sind da auf dem
ichtigen Weg. Dieser Weg der Erneuerung nach innen
nd der außenpolitischen Positionierung des Landes als
ine Friedensmacht, die die Konflikte dieser Welt mög-
ichst friedlich lösen will, ist gut für Deutschland.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


r ist richtig und – ich bin dessen sicher – er wird fortge-
etzt werden.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Die Abgeordneten der SPD sowie Abgeordnete des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN erheben sich)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518600200

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin
ngela Merkel, Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion,
as Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1518600300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Bun-

eskanzler, wir haben Ihnen aufmerksam zugehört. Ich
ann nur sagen: Es ist Ihnen nicht einmal im Ansatz ge-
ungen, ein Konzept für die Zukunft aufzuzeigen, das Ih-
en Namen und Ihre Parteifarbe trägt.






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Da, wo Sie es versucht haben, hat das Ganze einen Ha-
ken: Da, wo es besonders schöne Wohltaten sind, wo es
darum geht, Geld auszugeben, würden sie nie Realität
werden, weil es die reale Finanzlage des Bundes über-
haupt nicht zulässt.


(Widerspruch bei der SPD)

Da, wo Sie falsche Konzepte vertreten, wie zum Beispiel
die Bürgerversicherung – gegen den Rat aller Fachleute –,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Stimmt doch überhaupt nicht! – Weitere Zurufe von der SPD – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)


würden Sie Deutschland nicht nutzen, sondern schaden.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zu rufe von der SPD)

Da, wo Sie vielleicht ansatzweise einmal in die richtige
Richtung denken, würden Sie wieder an Ihrer eigenen
Partei scheitern.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Herr Stoiber sieht das anders!)


Das ist die Realität.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit es für die Bürgerinnen und Bürger, die uns zu-
schauen, nicht in Vergessenheit gerät: Genau aus diesem
Grunde ist in knapp zwei Wochen Wahl, Herr Bundes-
kanzler, genau aus diesem Grunde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben sieben Jahre lang entweder leere Verspre-

chungen gemacht, die falsche Politik verfolgt oder Sie
konnten sich nicht durchsetzen. Das ist der Dreiklang
des rot-grünen Scheiterns. Deshalb kann man nur sagen:
Alles, was Sie versucht haben, in Ihren Pünktchen zu
vertreten, ist Schall und Rauch. Eigentlich wäre ein Zu-
kunftsprogramm zu dieser Jahreszeit, in dieser Woche
ein Haushalt gewesen, den Sie hätten vorlegen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das ist die Visitenkarte jedweder Regierung gegenüber
dem Parlament. Das haben Sie nicht geschafft. Deshalb
sind Sie Vergangenheit, Herr Bundeskanzler, deshalb
sind Sie gescheitert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ziemlich arrogant!)


Sie sind ein Mann, der seine Chance hatte und die er
nicht nutzte, weil er gescheitert ist an seiner Partei, an
sich selbst und an seiner Wahrnehmung der Realität.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulla Burchardt [SPD]: Wovon träumen Sie eigentlich nachts?)


Meine Damen und Herren, das, was die Menschen
draußen im Lande interessiert, sind doch ganz andere

F
A
m

D
l
m
s

E
s
v
d
1
h

E
r
t
r
w

G
l
s
g

w
7
g
d
w
d
i

N
n
s
g
W

(C (D ragen. Das ist die Frage: Gibt es heute weniger rbeitslose als vor sieben Jahren, als Rot-Grün begann, eine Damen und Herren? (Ludwig Stiegler [SPD]: Ja, es gibt weniger! Sie können nur nicht zählen! Plus und Minus können Sie nicht unterscheiden!)


ie Antwort heißt: Nein, es gibt nicht weniger Arbeits-
ose. Es gibt fast 5 Millionen Arbeitslose. Darüber kom-
en Sie auch nicht hinweg. Das ist einfach so; das wei-
en Ihre Statistiken aus.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie sind eine Fälscherin!)


s gibt 1,3 Millionen Menschen in arbeitsmarktpoliti-
chen Maßnahmen und es gibt, von der Bundesagentur
or wenigen Tagen noch einmal verdeutlicht, im Jahres-
urchschnitt des letzten Jahres mehr als 1 000, genau:
100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsver-
ältnisse weniger.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Du sollst kein falsches Zeugnis geben, heißt es in der Bibel! Eine Fälscherin! Falsches Zeugnis!)


s gibt keine vernünftige Statistik, die nicht einen Jah-
esvergleich beinhaltet, sondern es gibt nur eine Statis-
ik, die mit einem Jahresvergleich arbeitet, weil die Jah-
eszeiten Eingang in die Beschäftigungslage finden; das
issen Sie.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Und weil die Entwicklung immer weiter geht!)


aukeln Sie den Menschen nichts vor! Es sind auch im
etzten Jahr über 1 000 sozialversicherungspflichtige Be-
chäftigungsverhältnisse gewesen, die verloren gegan-
en sind, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Sie wollen keine Entwicklung zur Kenntnis nehmen!)


Die Frage, die die Menschen interessiert, ist: Gibt es
eniger Bürokratie? Da ist die Bilanz ganz eindeutig:
00 neue Gesetze und mehr als 1 000 neue Verordnun-
en. Wer da behauptet, es gebe weniger Bürokratie, und
arauf verweisen sollte, dass Herr Clement 44 Regel-
erke abgeschafft hat, dem kann ich nur sagen: Gran-
ios gescheitert. Alles ist komplizierter geworden. – Das
st die Bilanz von Rot-Grün.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gernot Erler [SPD]: Jetzt kommt die Kopfpauschale!)


Gibt es heute mehr Wachstum als vor sieben Jahren?
ein. Gerade wurden die Wachstumsprognosen wieder
ach unten korrigiert: weniger als 1 Prozent. Überein-
timmende Meinung aller Forschungsinstitute ist: Es
ibt kein Zusammengehen der Schere zwischen Ost und
est. Die Antwort heißt: Nein.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Hören Sie auf mit dem Schlechtreden!)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Sind unsere sozialen Sicherungssysteme sicherer ge-

worden? Die Antwort heißt ganz eindeutig: Nein. Die
Rente wird auf Pump finanziert. Die Schwankungs-
reserve ist aufgebraucht. Und die Pflegeversicherung be-
findet sich in einem ganz bemitleidenswerten Zustand.
Das sind die Realitäten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb muss die Frage, ob es unserem Land heute

besser geht als vor sieben Jahren, mit einem ganz klaren
Nein beantwortet werden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Weil Sie Wahrnehmungsstörungen haben!)


Wir müssen Sie einfach wieder an Ihre Worte erinnern,
Herr Bundeskanzler – Sie haben damals richtigerweise
die Arbeitslosigkeit zum zentralen Maßstab Ihres Er-
folgs gemacht –: Wenn es uns nicht gelingt, die Arbeits-
losigkeit signifikant zu senken, dann sind wir es nicht
wert, wieder gewählt zu werden. – Wo Sie Recht haben,
haben Sie Recht; genau das wird passieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn Sie durchs Land gehen und den Menschen sa-

gen, sieben Jahre Rot-Grün seien gute Jahre für das Land
gewesen,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


dann ist das Hohn in den Augen derer, die heute Angst
um ihren Arbeitsplatz haben, die keinen Arbeitsplatz ha-
ben, die Pleite gehen, die sich mit Bürokratie herum-
schlagen. Das ist blanker Hohn!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Damit kommen wir dann auch zum Kern Ihres eigent-

lichen Scheiterns. Sie werden ein Land nur verändern
können, wenn Sie die Menschen im Land ernst nehmen.
Sie nehmen die Menschen nicht ernst, sondern Sie spie-
len mit den Menschen, und das ist der Fehler.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie lügen sie an!)


Sie haben immer wieder Versprechen gebrochen und da-
mit Vertrauen zerstört. Deshalb werden wir anders vor-
gehen. Deshalb werden wir anders regieren.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie müssen brutto und netto unterscheiden können!)


Deshalb werden wir deutlich machen: Wir schließen
Bündnisse mit den Menschen; wir nehmen sie ernst. Das
ist die Voraussetzung, um ein Land nach vorn zu bringen
und zu reformieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Genau deshalb brauchen wir eine Politik aus einem

Guss,

(Ludwig Stiegler [SPD]: Aus einem Regen guss! Kündigungsschutz weg!)

eine Politik, die die Richtung für das Land grundlegend
beschreibt, die kein Zickzackkurs ist, die mit klaren

M
a
R
d

D
g
H

S
w
W
K
u

k
b
d

R
w

N
z

A
t
t
b

D
s
D

a
r
B
t
t
f
B
I
d

(C (D ehrheitsverhältnissen arbeitet, Mehrheitsverhältnissen us Union und FDP, damit wir nicht in ein Chaos aus ot-Grün, vielleicht auch noch mit einem weiteren Rot azu, kommen, meine Damen und Herren. enn auch das ist doch eine dieser großen Lügen. Sie saen jetzt zwar, Sie wollten das nicht, aber andere, wie err Wowereit in Berlin, tun genau das Gegenteil. (Ludwig Stiegler [SPD]: Jetzt muss noch die Rote Armee kommen!)


(Gernot Erler [SPD]: Durchregieren!)


ie wären glaubwürdig gewesen, Herr Bundeskanzler,
enn Sie jemals die Kraft gehabt hätten, Herrn
owereit in Berlin von Rot-Rot abzubringen. Diese
raft hatten Sie nicht. Deshalb glauben wir Ihnen nicht
nd die Menschen glauben Ihnen auch nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir brauchen einen neuen Anfang. Wir brauchen eine

lare Entscheidung für Deutschland. Darum werben wir
ei den Menschen. Wir wollen mit ihnen ein Bündnis in
rei Zukunftsfeldern eingehen:
Erstens. Wir brauchen Vorfahrt für Arbeit.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist doch eine Plattitüde!)


ichtig ist: Sozial ist, was Arbeit schafft. Diesen Weg
erden wir konsequent verfolgen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sagen aber nicht, wie!)


atürlich wollen wir menschenwürdige Arbeit, gut be-
ahlte Arbeit.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Lohnkürzungen!)

ber wenn wir teurer sind als andere – und wir werden
eurer sein; wir können den Wettbewerb um die billigs-
en Arbeitsplätze nicht gewinnen –, dann müssen wir
esser sein.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wir sind besser! Wir sind Exportweltmeister!)


eshalb ist der Schlüssel zu allem: Innovation, For-
chung, Kreativität und Ideenreichtum unseres Landes.
arauf setzen wir; das ist unser Schwerpunkt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb werden wir überall dort, wo sich Barrieren

uftun – ob das bei einer komplizierten Chemikalien-
ichtlinie in Brüssel, im Gentechnikgesetz oder bei der
eschneidung der forschenden pharmazeutischen Indus-
rie ist –, Bremsen lockern, um Forschung und Innova-
ion in Deutschland möglich zu machen. Ich bin sehr
roh, dass Heinrich von Pierer sich bereit erklärt hat, als
erater zur Verfügung zu stehen, um einen Beitrag zur
nnovation und zur Verknüpfung mit dem Mittelstand,
er innovativer werden muss, zu leisten.


(Gernot Erler [SPD]: 60 Jahre Kernkraftwerke! Das ist seine Botschaft!)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Er wird hier vernünftige und gute Arbeit leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zweitens. Wir werden natürlich die Exzellenzinitia-
tive fortsetzen. Wir haben lange genug darüber verhan-
delt und nur uns ist es zu verdanken, dass es wirklich um
Leistung geht und nicht um politische Steuerung.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Viel zu spät kam das von Ihnen!)


Es muss um Leistung gehen, wenn wir in der Forschung
Höchstleistungen erzielen wollen. Wir sind stolz darauf,
dass wir in den Verhandlungen erreicht haben, dass die
Leistungsstärksten und nicht die politisch am meisten
Gewollten an der Innovation teilnehmen können und das
Geld dafür bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wieder ist ein Popanz aufgebaut worden! – Ulla Burchardt [SPD]: Das ist eine glatte Lüge!)


Drittens. Wir werden Bürokratieabbau ganz vorne
ansetzen. In der jetzigen Situation des Haushaltes gibt es
nur eine Möglichkeit: Wachstum schaffen vor allen Din-
gen durch Maßnahmen, die nichts kosten. Deshalb ist
Bürokratieabbau ein Schlüsselpunkt in unserem Pro-
gramm.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was heißt das denn?)


– Das heißt, dass wir uns noch einmal vergegenwärtigen
müssen, dass kleine und mittlere Unternehmen heute
4 bis 6 Prozent ihres Umsatzes für Bürokratiekosten aus-
geben. Da ist es vielleicht einmal einen Gedanken wert,
zu überlegen: Wie halbieren wir die Bürokratiekosten,
um so den Mittelstand mit mehr Eigenkapital auszustat-
ten und es ihm zu ermöglichen, Kredite aufzunehmen
und damit in die Zukunft zu investieren und dann auch
wieder mehr junge Leute auszubilden? Meine Damen
und Herren, das ist doch kein Zustand, wie es zurzeit mit
den Ausbildungsplätzen ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir werden auch das Steuerrecht vereinfachen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Amateurliga!)


Dies ist eine zentrale Frage bei der Gerechtigkeit in un-
serer Gesellschaft. Die Menschen draußen empfinden es
doch auch so.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: 73 Prozent sind dagegen!)


Die Menschen draußen wissen doch, dass das Problem
unseres Steuerrechts heute darin besteht, dass wir zwar
Steuersätze haben, die gut klingen, dass aber die, die am
meisten verdienen, auch die beste Kenntnis von den
Ausnahmen haben. Deshalb müssen Ausnahmen abge-
schafft werden, damit Gerechtigkeit in das Steuergesetz
einzieht. Wir werden ein Programm auflegen, mit dem

w
z
e


s
G

d
g
r
D
G
s
p

s

s
g
m

s
n
d
d
I
E
b
h

ü
D
g
v
g
L
s
e
D
u

U
f
h

(C (D ir den Eingangssteuersatz auf 12 Prozent und den Spitensteuersatz auf 39 Prozent senken und im Gegenzug ine Vielzahl von Ausnahmen abschaffen. (Zurufe von der SPD: Welche? – Gernot Erler [SPD]: Her mit der Liste!)


Die stehen alle in unserem Regierungsprogramm und
ind sehr gut nachlesbar. – Dann wird ein Stück mehr
erechtigkeit in die gesamte Steuerdebatte kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir werden im Übrigen zum ersten Mal – ich halte

as für eine ganz qualitative Entscheidung – jedem Bür-
er unseres Landes einen Freibetrag von 8 000 Euro ein-
äumen, egal ob es ein Kind ist oder ein Erwachsener.
amit wird zum ersten Mal deutlich, dass uns in dieser
esellschaft Kinder genauso viel wert sind wie Erwach-
ene. Damit geben wir eine Antwort auf die Zukunfts-
robleme unserer Zeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Art und Weise, wie Sie mit Paul Kirchhof um-

pringen, wie Sie ihn titulieren,

(Zuruf von der SPD: Das machen Sie doch sel ber!)

pricht gegen alles, was Deutschland vertragen kann. Ich
laube, im Ausland fasst man sich an den Kopf, wenn
an hört, was Sozialdemokraten hier von sich geben.


(Gernot Erler [SPD]: Die kennen den gar nicht!)


Ich kann das eigentlich nur mit permanenten histori-
chen Irrtümern erklären. Auch Kurt Schumacher – erin-
ern wir uns – hat im Wahlkampf 1949 immer ganz
eutlich von einem Professor aus Nürnberg gesprochen,
er ein Werbeluftballon sei, der ein Agitator sei, der ein
deologe sei. Meine Damen und Herren, es war Ludwig
rhard, der Vater der sozialen Marktwirtschaft. Sie ha-
en bis Anfang der 60er-Jahre gebraucht, um zu verste-
en, was dieser Mann für Deutschland bedeutet hat.


(Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Bundeskanzler, Sie sollten sich ab und an mal
ber die Beschlüsse des Bundesrates informieren lassen.
ort ist gegen die Stimmen der sozialdemokratisch re-
ierten Länder das Erbschaftsteuerrecht genau in der
on Ihnen beschriebenen Weise beschlossen worden –
egen die Stimmen der sozialdemokratisch regierten
änder. Gott sei Dank sind es so wenige, dass wir eine
atte Mehrheit hatten. Dann haben wir die Sache hier
ingebracht und ihr ist eben nicht zugestimmt worden.
as ist die Wahrheit. Deshalb: Kümmern Sie sich doch
m die Fakten und erzählen Sie hier nicht solche Dinge!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir werden in der nächsten Legislaturperiode eine
nternehmensteuerreform machen, die zu einer rechts-
ormneutralen Besteuerung aller Unternehmen führt. Das
eißt, dass Körperschaften nicht besser gestellt werden






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

als Personengesellschaften – ein Urpunkt von Gerechtig-
keit, dem wir uns nähern müssen.

Ich habe heute kein Wort von Ihnen dazu gehört, was
Sie auf diesem Gebiet vorhaben. Nur Klein-Klein, punk-
tuell hier und dort! Das ist vollkommen inakzeptabel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Selbstverständlich haben Sie natürlich auch nichts zu

den Ausführungen Ihres Finanzministers im heutigen
„Tagesspiegel“ gesagt.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)

Da wird das Chaos nun komplett. Was erwartet uns denn
in Bezug auf die Mindestbesteuerung? Wie wird die
Mehrwertsteuer verändert? Was hat er vor? Es ist ganz
interessant: Er bringt alle Beschlüsse von früher wieder
ein. Da wird wohl die Pendlerpauschale wieder auf die
Tagesordnung kommen. Rot-Grün hatte vorgeschlagen,
sie auf 15 Cent für alle Entfernungen zu senken.


(Zurufe von der CDU/CSU)

Wir haben im Vermittlungsausschuss dafür gesorgt, dass
sie von 36 respektive 40 Cent auf 30 Cent gesenkt wurde
und nicht auf 15 Cent, wie Sie es vorhatten. Ich finde,
die Menschen draußen müssen wissen, was sie erwarten
würde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Menschen draußen können froh sein, dass wir ih-

nen vor der Wahl sagen, was wir nach der Wahl machen,
damit sie endlich Sicherheit über das haben, worüber sie
entscheiden. Das werden sie dann am 18. September
auch tun; davon bin ich völlig überzeugt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Bundeskanzler, natürlich haben wir Hartz IV ge-

meinsam beschlossen, im Übrigen auch die Teile, deren
Sie sich jetzt rühmen: dass zum Beispiel für junge Men-
schen ein Angebot gemacht werden soll. Die Wahrheit
ist nur: In den letzten Jahren ist die Jugendarbeitslosig-
keit um 25 Prozent gestiegen. Wir sind längst nicht mehr
Spitze in Europa, sondern liegen irgendwo im Mittelfeld.
Da muss etwas getan werden,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie liegen in der Wahrnehmung immer um Jahre zurück!)


und zwar nicht nur in Form von 1-Euro-Jobs. Da müssen
vielmehr Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt entste-
hen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Dazu kann ich nur sagen: Wir müssen versuchen, hier
die richtigen Weichen zu stellen.

Ich sage es Ihnen voraus – auch hier wird die Ge-
schichte uns Recht geben, wenn wir es tun –: Wir müs-
sen weitere Flexibilisierungen auf dem Arbeitsmarkt
durchführen, damit für die Menschen die Barriere ge-
senkt wird, in den ersten Arbeitsmarkt hineinzukommen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sozialabbau machen Sie!)


W
h

A
c

d
O
K
l

d
A
v
I
d
e

E
A

i
d
T
t

P
n
n
b
G

d
B
a
F
G
b
d

l
t
R

(C (D Sie können es so oft behaupten, wie Sie es wollen: ir wollen bei niemandem, der heute einen Arbeitsplatz at, den Kündigungsschutz ändern. ber wir wollen bei denen, die einen Arbeitsplatz suhen, (Ludwig Stiegler [SPD]: Tagelöhner wollen Sie wieder!)


(Widerspruch bei der SPD)


arüber nachdenken – das werden wir auch tun –, eine
ption einzuführen, und zwar entweder den klassischen
ündigungsschutz beizubehalten oder bei der Einstel-
ung eine Abfindung zu vereinbaren,


(Jörg Tauss [SPD]: Unfug!)

amit gerade Mittelständler und kleine Betriebe nicht
ngst haben müssen, vor dem Arbeitsgericht viel Zeit zu
erbringen, sondern damit sie Rechtssicherheit haben.
ch bitte Sie: Angesichts von fast 5 Millionen Menschen,
ie Arbeit suchen, ist das doch das Mindeste, was man
inmal versuchen kann.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)

s ist doch nicht redlich, hier wieder den Untergang des
bendlandes auszurufen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Menschen als Versuchskaninchen!)


Wir brauchen betriebliche Bündnisse für Arbeit, weil
n vielen Fällen die kleinen Betriebe – das betrifft nicht
ie großen; bei den großen stehen die Kameras vor der
ür; da wird eine Regelung gefunden, wie sie der Be-
riebsrat oder die Beschäftigten wollen –


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Die kleinen haben doch gar keinen Betriebsrat!)


robleme haben, nicht schnell genug reagieren zu kön-
en. Es gibt zig Beispiele, bei denen wir später über ei-
en Sozialplan oder ein Insolvenzverfahren geredet ha-
en, das hätte abgewendet werden können, wenn die
ewerkschaften zugestimmt hätten.


(Zurufe von der SPD)

Ich verkenne nicht – ich habe gestern ausführlich mit

em DGB gesprochen –, dass es inzwischen in einigen
ranchen sehr flexible Tarifverträge gibt. Aber ich stelle
uch fest, dass es andere Branchen gibt, in denen diese
lexibilität nicht da ist. Wir brauchen die rechtliche
rundlage für betriebliche Bündnisse für Arbeit, um Ar-
eitsplätze in Deutschland zu erhalten und ihre Abwan-
erung zu verhindern. Das Ziel ist: Vorfahrt für Arbeit!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Uwe Küster [SPD]: Vorwärts in die Vergangenheit!)


Wir werden die Lohnzusatzkosten senken. Eine Mög-
ichkeit ist die Gesundheitsprämie. Es ist schon aben-
euerlich – auch Sie haben sich mit den Ergebnissen der
ürup-Kommission befasst –, dass Sie immer wieder






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

wahrheitswidrig Dinge behaupten, die nicht richtig sind.
Wir schlagen eine solidarische Gesundheitsprämie vor,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Solidarisch?)

wobei zum Zeitpunkt der Umstellung kein einziger Bür-
ger und keine einzige Bürgerin mehr zahlen, als sie vor
der Umstellung gezahlt haben. Dies geschieht im Rah-
men eines automatischen Sozialausgleichs. Das ist die
Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Meine Damen und Herren, es kommt hinzu, dass wir

die Gesundheitskosten für die Kinder aus dem Steuer-
system bezahlen werden. Das bedeutet, dass zum aller-
ersten Mal auch diejenigen, die über 3 500 Euro verdie-
nen, einen Beitrag dazu leisten werden, dass die
Gesundheit der Kinder in Deutschland beitragsfrei gesi-
chert werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Max Stadler [FDP])


Sie reden über Reichensteuern und sonstwas, was gar
nichts einbringt. Wir sehen Maßnahmen vor, durch die
mehr Gerechtigkeit geschaffen wird. Da zeigt sich: Auch
diejenigen, die über 3 500 Euro verdienen, leisten ihren
solidarischen Beitrag. Es ist doch nicht einzusehen, dass
wir alle, die wir hier sitzen und über 3 500 Euro verdie-
nen, nicht mehr für die Gesundheit der Kinder zahlen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! Ich zahle!)


Das wird sich ändern. Das ist ein Schritt zu mehr Solida-
rität in unserer Gesellschaft. Den werden wir ganz offen-
siv verfolgen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir werden die Mehrwertsteuer um 2 Prozentpunkte

erhöhen, um zu dem Kern unserer Bemühungen, näm-
lich die Lohnzusatzkosten zu verringern – die Lohn-
zusatzkosten in Deutschland sind mit die höchsten in
Europa –, vorzustoßen und die Arbeitslosenversiche-
rungsbeiträge um 2 Prozentpunkte senken zu können.
Das ist dann ein Beitrag dazu, dass Arbeit nicht weiter
abwandert. Schauen Sie sich die Lohnzusatzkosten im
verarbeitenden Gewerbe in Dänemark und in West-
deutschland an. Während es in Dänemark im Durch-
schnitt 7 Euro sind, sind es in Deutschland mehr als
12 Euro. Das heißt, jeder deutsche Mitarbeiter muss um
5 Euro pro Stunde besser sein, um das auszugleichen. Da
kann ich doch nur sagen: Das wird nicht gelingen. Des-
halb ist der einzige Weg, wenn wir den Menschen nicht
Gehalt wegnehmen wollen – das wollen wir nicht –, die
Lohnzusatzkosten zu senken und auf breite Schultern zu
verteilen. Genau das machen wir.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir gehen im Übrigen nicht an den ermäßigten
Mehrwertsteuersatz heran – das verbietet sich aus so-
zialen Gründen –, sondern wir sagen: Hier muss ein
Schwerpunkt gesetzt werden. Er muss erhalten bleiben.
Vielmehr gehen wir an den normalen Mehrwertsteuer-

s
d
D
b
R
e

S
t
H
d
U
w
g
k
F
d
c
t

h
c
g
s
m

n
b
E
V
m
r


e
r

d
a
s
D
f
S

B
w
c
u

(C (D atz heran, um zum Kern unserer Maßnahmen vorzuringen. Da ist ja bei Ihnen dieser Tage das blanke urcheinander ausgebrochen. Ich kann nur sagen: Es erarmt einen, wenn man das sieht. Aber es wird ja keine olle mehr spielen, weil Sie nicht mehr die Möglichkeit rhalten, das alles umzusetzen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nun würde ich auch gern ein Wort – weil es ein
tandortfaktor ist – zu den Energiepreisen, Energiekos-
en und zur Energiepolitik sagen. Ich darf das Hohe
aus vielleicht noch einmal freundlich daran erinnern,
ass das Stromeinspeisungsgesetz von einer von der
nion und der FDP getragenen Regierung verabschiedet
orden ist. Es ist weiterentwickelt worden und enthält
ute Elemente. Aber diese guten Elemente haben heute
einerlei Deckelung nach oben. Deshalb stellen wir die
rage, ob man an dieser Stelle vielleicht ein wenig über
as Ziel hinausschießt. Darüber muss im Detail gespro-
hen werden; denn wir müssen bei der Energiepolitik na-
ürlich immer drei Dinge gleichzeitig im Auge haben
das ist im Übrigen auch das Spannungsfeld der nach-
altigen Politik –: Wirtschaftlichkeit, Versorgungssi-
herheit und Umweltverträglichkeit. Alle drei sind
leich viel wert. Nicht das eine gegen das andere aus-
pielen, sondern eine in sich konsistente Energiepolitik
achen, das ist die Aufgabe, vor der wir stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich habe das Kioto-Protokoll verhandelt. Im Nachhi-

ein finden Sie es ja besser, als Sie es damals geschrie-
en haben. Wir müssen es umsetzen, im Übrigen auch in
uropa. Ich werde mich auch dafür einsetzen, dass die
ereinigten Staaten von Amerika hier eine Kehrtwende
achen, dass sie einsehen, dass ihre Politik nicht die
ichtige ist.


(Widerspruch bei der SPD)

Ist Ihnen das nicht Recht? Das ist mir, ehrlich gesagt,
gal. Wir werden es tun. Wir werden dafür werben. Da-
an wird kein Weg vorbeigehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD)


Wahr ist auch, dass Sie, Herr Bundeskanzler, 1998
en Menschen versprochen haben, es gebe nicht mehr
ls 6 Pfennig – das sind ungefähr 3 Cent – Mineralöl-
teuererhöhung. Mehr sei mit Ihnen nicht zu machen.
as sei das Ende der Fahnenstange, haben Sie hinzuge-
ügt. Dann haben Sie gesagt: Mein Wort gilt. – Gucken
ie sich die „Bild am Sonntag“ an: Mein Wort gilt.


(Unruhe bei der CDU/CSU)

Heute sind wir bei 15 Cent und die Bürgerinnen und
ürger können sich einen Eindruck davon verschaffen,
ie das Wort des Bundeskanzlers gegolten hat: verspro-
hen, gebrochen. Alles Schall und Rauch, meine Damen
nd Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Nur muss ich Ihnen sagen: Ich finde es schon dreist

– deshalb habe ich mir die Datensammlung Ihres verehr-
ten Finanzministers aus dem Jahre 2004 noch einmal
kommen lassen, damit wir uns vergewissern können –:
Die Einnahmen aus dem Ökosteuersatz von 1 Cent für
Diesel und Benzin machen 650 Millionen Euro aus. Das
heißt, 3 Cent ergeben 1,8 oder 1,9 Milliarden Euro. Das
sind genau die 10 Prozent, die Sie benennen; 3 Cent auf
Benzin und Diesel machen also genau den Beitrag aus,
den Sie in den Haushalt hineinnehmen. Erkundigen Sie
sich bei Ihrem Finanzminister! Sie wissen es aber auch
so, Herr Bundeskanzler. Nur um eines Gags willen, nur
um uns zu diskreditieren,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Bitte nicht weinen!)

nur um einen Preis herauszubekommen, mit dem Sie sa-
gen können: „Die Mehrwertsteuererhöhung belastet
mehr“, belügen Sie hier – ich sage das so hart, weil das,
was Sie sagen, nicht stimmt –


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Stimmt!)


die Menschen. Nun fällt das ja nicht mehr auf, weil Sie
den Menschen in Ihrer Regierungserklärung 1998 ver-
sprochen haben, dass das Geld nur in die Finanzierung
der Renten fließt und nicht auch in den Haushalt. Später
war es so, dass diese Einnahmen eben auch in den Haus-
halt gegangen sind.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: So ist es!)

Wissen Sie: Diese gesamte Kette, von 6 Pfennig bis

zu 15 Cent, die hinterher zum Teil in den Haushalt ge-
flossen sind, der heutige Versuch, mit Fakten, die nicht
stimmen, ein falsches Bild zu erzeugen – das ist es, was
die Leute in diesem Lande so unendlich satt haben. Des-
halb sagen sie: So geht es nicht weiter.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb werden wir eine Energiepolitik betreiben, die
natürlich das Ziel verfolgt, Energie einzusparen, die na-
türlich auf CO2-Minderung setzt, die aber auch daraufachtet, dass nicht aufgrund des Zertifikathandels un-
sere Wachstumsmöglichkeiten eingeschränkt werden.
Die Preise für die Zertifikate müssen sich am europäi-
schen Vergleich orientieren. Wir werden eine Energiepo-
litik betreiben, die erneuerbare Energien fördert, mit der
aber vor allem eine Sanierung im Gebäudebereich vo-
rangetrieben werden soll, weil auf diese Weise die Dinge
sehr viel effizienter vorangebracht werden können als
auf anderen Gebieten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ferner werden wir in der Tat – das ist volkswirtschaft-
lich vernünftig – Laufzeiten unserer Kernkraftwerke –
die im internationalen Vergleich die höchste Sicherheit
aufweisen – über die Abschalttermine, die Sie aus rein
ideologischen Gründen festgelegt haben, hinaus ermög-

l
d
r

e
r
h
c

W
t
S

a
a
e
g

s
S
K

C
d
s
s
F
z
w
h
w
k

B
A
F

W
w
e

Z
m
F

D
b
m
L
s

(C (D ichen. Wenn die Wirtschaft das will, wird sie von uns ie Möglichkeit dazu bekommen. Denn die Abwandeung von energieintensiven Branchen aus Deutschland ob das die Aluminiumindustrie oder andere sind – ist iner der Gründe, warum wir gerade im industriellen Beeich immer weniger Arbeitsplätze aufweisen. Deshalb eißt unser Dreieck: Wirtschaftlichkeit, Versorgungssiherheit und Ökologie. ir werden allen drei Zielen gleichermaßen Rechnung ragen. Wenn Sie allein auf der Welt wären, dann würden ie doch gern mitmachen, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)


ber Ihnen folgt eben Ihre Truppe nicht. Ich kenne Sie ja
us sehr vielen derartigen Verhandlungen: Ich bitte Sie,
s ist doch jämmerlich, dass Sie jetzt auch noch anfan-
en, die Volkswirtschaft zu bemühen.
Mir bereitet übrigens die größten Sorgen, dass wir un-

eren Einfluss in der Welt auf die Entwicklung von
icherheitsstandards aufgeben, wenn wir selber keine
ernkraftwerke mehr betreiben.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Kompetenz!)

hina wird Kernkraftwerke bauen. Dann werden wir
ankbar sein, wenn wir über den nötigen technologi-
chen Sachverstand verfügen. Ich will einmal davon ab-
ehen, dass ich nicht möchte, dass die Aufträge nur an
rankreich und Amerika gehen. Ich halte es für eine der
entralen Aufgaben der Zukunft, dafür zu sorgen, dass
ir bei Kernkraftwerken wirklich vernünftige Sicher-
eitsstandards nicht nur in Deutschland, sondern welt-
eit haben. Darauf muss Deutschland Einfluss nehmen
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir streben ein Bündnis mit den Bürgerinnen und
ürgern erstens mit der Zielsetzung „Vorfahrt für
rbeit“ und zweitens mit der Zielsetzung „Zukunft für
amilie“ an.


(Zuruf von der SPD: Ach, Gott!)

Meine Damen und Herren, der demographische
andel ist einer der zentralen Punkte. Natürlich müssen
ir alles daransetzen, dass sich Menschen für Kinder
ntscheiden. Ich habe mit Bedacht zuerst das Thema
Vorfahrt für Arbeit“ gewählt, weil ich glaube, dass die
ukunftszuversicht neben allem anderen, was wir tun
üssen, bei der Entscheidung für Kinder die zentrale
rage ist.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Absolut richtig! Ja!)


ie Zuversicht in die Zukunft ist den Menschen in sie-
en Jahren Rot-Grün ein ganzes Stück abhanden gekom-
en. Das muss sich wieder ändern. Es muss wieder
icht am Ende des Tunnels scheinen, damit die Men-
chen verstehen, was Sache ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Ich habe bereits auf den Freibetrag in Höhe von

8 000 Euro hingewiesen. Das heißt, dass eine Familie
mit zwei Kindern bei einem Einkommen bis 38 200 Euro
– wenn man alle Freibeträge zusammenzählt – in Zu-
kunft keine Steuern mehr zahlen muss. Das ist ein riesi-
ger solidarischer, sozialer Fortschritt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist Bluff!)


Jetzt komme ich zum Thema Subventionsabbau.
Subventionsabbau ist kein Selbstzweck. Koch und
Steinbrück haben parteiübergreifend herausragende Vor-
schläge gemacht. Da können Sie also wirklich nicht sa-
gen, wir hätten uns verweigert. Aber wir haben immer
gesagt: Die Eigenheimzulage können wir nicht für ir-
gendwelche technischen Großgeräte oder für Universi-
tätsbauten ausgeben, sondern wir müssen darauf achten,
dass diese Leistung, die heute im Wesentlichen Familien
zugute kommt, auch in Zukunft Familien zugute kommt.
Das ist gerechte Politik.

Deshalb werden wir von diesen Einnahmen den Kin-
derbonus in der Rentenversicherung bezahlen. Meine
Damen und Herren, ich finde, einem Punkt gebührt be-
sondere Beachtung: Zum ersten Mal schaffen wir es, im
Umlageverfahren das durchzusetzen, wovon Familien-
politiker seit den 50er-Jahren geträumt haben: dass das
Erziehen eigener Kinder, die später einmal Rentenbei-
tragszahler sein werden, bei der Rentenbeitragsleistung
direkt berücksichtigt wird.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist geltendes Recht, Madame!)


Deshalb werden wir den Eltern jedes ab dem
1. Januar 2007 neu geborenen Kindes 50 Euro ihres
Rentenbeitrags erlassen. Das heißt, Eltern zahlen weni-
ger, weil sie Kinder erziehen. Das ist ein gerechtes Um-
lageverfahren, in das drei Generationen einbezogen wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Natürlich werden wir auch die Vereinbarkeit von
Beruf und Familie weiterentwickeln. Auch das Pro-
gramm der Bundesregierung zur Ganztagsbetreuung,
über das mit den Ländern ja lange genug gestritten
wurde, wird von einer von mir geführten Bundesregie-
rung weiterverfolgt. Aber, meine Damen und Herren,
den Schlüssel für bessere Kinderbetreuung hat nicht der
Bund. Vielmehr hängt sie von der Leistungsfähigkeit der
Kommunen ab, die auf so sicheren Füßen stehen müs-
sen, dass ihnen das notwendige Geld zur Verfügung
steht, um die Kinderbetreuung vor Ort realisieren zu
können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Deshalb waren wir es, die dafür gesorgt haben, dass

die Kommunen in diesem Jahr 2,3 Milliarden Euro mehr
bekommen.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


M
h
b
d
D

A

u
s
P
c
m
g
V
d

D
m

D
m
a
d
U
A
t
c
n
B
B
O

d
b
m
d
n
V
m
d
g
r
A
b
w
s
h
w
V
E

(C (D it Ihnen wäre daraus überhaupt nichts geworden. Wir aben damals in den Verhandlungen um Hartz IV darauf estanden, dass die Kommunen besser ausgestattet weren, damit sie auch ihre Leistungen erbringen können. as ist die Wahrheit. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Nein, das ist gelogen!)

Meine Damen und Herren, es geht um Vorfahrt für
rbeit, eine bessere Zukunft für Familien


(Zuruf von der SPD: Blabla!)

nd ein Europa der Bürgerinnen und Bürger mit einem
tarken Deutschland, ein Europa, das auch ein starker
artner in der Welt ist. Europa ist in keiner ganz einfa-
hen Situation. Wir haben uns hier glücklicherweise ge-
einsam für die Verabschiedung des Verfassungsvertra-
es eingesetzt. Ich bedaure – wie auch andere –, dass der
erfassungsvertrag in Frankreich und in den Niederlan-
en keine Mehrheit gefunden hat.
Die Staats- und Regierungschefs haben sich jetzt eine
enkpause verordnet. Eine Denkpause ist gut, wenn
an weiß, worüber man nachdenkt.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Ja, das gilt allerdings auch für alle hier im Saal!)


a sie nun aber schon ein paar Wochen anhält, werde ich
ich dafür einsetzen, dass man sich in dieser Denkpause
uch damit befasst, was die Bürgerinnen und Bürger am
erzeitigen Europa stört. Das ist nicht die Europäische
nion. Das ist nicht das Friedenswerk. Das ist nicht der
uftrag, eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspoli-
ik zu betreiben. Das ist nicht die gemeinsame Verbre-
hensbekämpfung. All das finden die Menschen ver-
ünftig. Was sie aber stört, sind der starke Hang zur
ürokratisierung und der Umstand, dass man sich von
rüssel aus in Dinge einmischt, die eigentlich besser vor
rt geregelt werden könnten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb muss „Vorfahrt für Arbeit“ gelten, das Ziel,

er dynamischste Kontinent der Welt zu werden. Auch
ei jeder Verabschiedung einer Richtlinie in Brüssel
uss erst einmal abgecheckt werden und gefragt wer-
en: Dient das diesem Ziel? Wenn ich die vielen Richtli-
ien, die da in der Pipeline sind, sehe – selbst wenn Herr
erheugen sie auf 264 oder 254 reduziert hat –, dann
uss ich feststellen: Das sind immer noch zu viele, um
iesem zentralen Ziel, das sich Europa richtigerweise
esetzt hat, Rechnung zu tragen. Deshalb muss die Aus-
ichtung ganz eindeutig heißen: Europa wird nur eine
kzeptanz finden, wenn die Menschen in Europa gut le-
en, wenn sie Arbeit haben, wenn sie Wohlstand haben,
enn sie Zuwachs haben. Das wird natürlich ganz we-
entlich von der Lage in Deutschland abhängen. Das
eißt, ein Europa der Bürgerinnen und Bürger muss ein
irtschaftlich starkes, ein unbürokratisches Europa sein.
or allen Dingen werden wir die Richtlinien, die wir von
uropa bekommen, nur noch eins zu eins umsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Als erstes wird das Antidiskriminierungsgesetz dran-
kommen. Dort haben Sie wieder draufgesattelt. Das sind
die Leute leid,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

weil sie spüren, dass sie in Europa nicht mehr wettbe-
werbsfähig sind; das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir wissen in der Tat auch, dass die Menschen nach

der letzten, von uns allen gewollten Erweiterungsrunde
Angst haben, dass die Europäische Union ihre Grenzen
nicht klar definiert.


(Jörg Tauss [SPD]: Sie schüren die Angst!)

Ich weiß, dass es ein sensibles Thema ist, aber ich werde
mich nicht davon abbringen lassen, den Menschen zu sa-
gen – in dem gewohnt ruhigen Tonfall, den ich von An-
kara bis Berlin, vom Marktplatz meiner Wahlkampf-
kundgebung bis in den Deutschen Bundestag immer an
den Tag lege –, dass ich eine Vollmitgliedschaft der Tür-
kei in der Europäischen Union für falsch halte, dass wir
eine privilegierte Partnerschaft anbieten.


(Unruhe bei der SPD)

Wir werden bei den ergebnisoffenen Verhandlungen, die
wahrscheinlich beginnen werden – so die Türkei die
Vorbedingungen erfüllt –, auf genau diesen Punkt weiter
hinweisen


(Beifall bei der CDU/CSU)

und ich sage Ihnen: Dies ist die verantwortungsvollste
Position, die man sich denken kann. Denn die eigentli-
che Gefahr – diese schieben Sie weg, weil Sie ja keine
Verantwortung für die Zukunft verspüren –


(Zuruf von der SPD: Aber Sie! Verantwortung in der Regierung Kohl!)


besteht darin, jetzt so zu tun, als ob zehn bis 15 Jahre
eine lange Zeit wären, und dann, wenn es in der Europäi-
schen Union um die Akzeptanz geht – mit Ländern wie
Frankreich, die in der Verfassung verankert haben, dass
es Volksabstimmungen geben muss –, vielleicht in eine
Lage zu kommen, dass wir die Türkei wirklich vor den
Kopf stoßen müssen. Das möchte ich nicht.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Richtig!)

Dazu sind die Sicherheitsinteressen zu wichtig, dazu ist
die geostrategische Bedeutung zu groß. Deshalb muss
man in der Politik – ob es Innenpolitik oder Außenpoli-
tik ist – die Kraft haben, am Anfang der Verhandlungen
die Wahrheit und die Klarheit aufzubringen, damit das
Endergebnis nicht von vornherein falsch ist.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Wir wollen Ihre Liste sehen!)


Meine Damen und Herren, Deutschland ist die letzten
sieben Jahre unter Wert regiert worden. Deutschland
kann mehr, und wenn ich sage „Deutschland kann
mehr“, dann sage ich: Die Menschen können mehr. Wir

h
d
e

W
u

s
j

F
i
d
s

F
w
j
u

E
h
t
l
w
f
b
s
t

g
d
l

J
d
m
s
e
t
v
G
t

E
p
h
w

(C (D aben die Aufgabe, die soziale Marktwirtschaft unter en Bedingungen der Globalisierung für die Menschen rlebbar werden zu lassen. ir wollen eine Gesellschaft, in der Freiheit, Solidarität nd Gerechtigkeit nicht auf dem Papier stehen, (Unruhe bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Jörg Tauss [SPD]: Sie wollen sie abschaffen!)


ondern in der Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit für
eden Einzelnen lebbar sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ür mich ist eben nicht das Maß an Freiheit erreicht, wie
ch es mir wünsche, wenn junge Leute keinen Ausbil-
ungsplatz finden, wenn ältere Menschen arbeitslos
ind.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist eine Frage der Gerechtigkeit!)


ür mich ist eben nicht die Gerechtigkeit erfüllt, wenn
ir heute in einem unbekannten Ausmaß auf Kosten der
ungen Generation leben, indem wir 40 Milliarden Euro
nd mehr Schulden machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Die meisten Schulden haben Sie aufgenommen! 16 Jahre Kohl!)


s geisterte ein Entwurf von Herrn Eichel im Kabinett
erum. Es heißt, dass wir nach dem Verkauf des gesam-
en Tafelsilbers des Bundes 25, 30 Milliarden Euro völ-
ig ungedeckte Leistungen haben. Kein Mensch weiß,
ie das gehen soll. Schon heute zahlen wir in jedem Jahr
ast 40 Milliarden Euro Zinsen; 40 Milliarden Euro ge-
en wir mehr aus, als wir einnehmen. Das ist eine Ver-
ündigung an den Interessen der zukünftigen Genera-
ionen; das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich möchte, dass Solidarität in dieser Gesellschaft

elebt werden kann, Solidarität, die davon ausgeht, dass
iejenigen, die mehr leisten können, ihren Beitrag dazu
eisten, dass die Schwächeren Unterstützung bekommen.


(Zurufe von der SPD)

eder muss seinen Beitrag erbringen, aber nicht alle wer-
en den gleichen Beitrag erbringen können. Deshalb
uss den Schwächeren geholfen werden, aber bitte
chön nicht auf Pump. Wachstum auf Pump, so wie wir
s bis jetzt hatten, ist doch nicht die Antwort. Eine Poli-
ik, die dazu führt, dass die Leistungsträger das Land
erlassen, ist auch nicht die Antwort. Die Antwort heißt
erechtigkeit im Steuersystem, Motivierung der Leis-
ungsträger und nicht Abschreckung.


(Widerspruch bei der SPD)

in Land der Ideen, in dem nicht die Bürokratie Trium-
he feiert, sondern die Menschen im Vordergrund ste-
en – das wird eine solidarische Gesellschaft. Dafür
erden wir uns einsetzen.






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dazu bedarf es eines Mentalitätswechsels. Wir dür-
fen nicht immer als Erstes fragen, was alles nicht geht,
sondern wir müssen als Erstes fragen, was gehen könnte,
was bei anderen geht oder wo wir vielleicht als Erste auf
die Idee kommen, dass es so gehen könnte. Das war über
viele Jahrzehnte Deutschlands Stärke, sonst wäre die so-
ziale Marktwirtschaft nie so zur Entfaltung gekommen.
Was uns damals geglückt ist, wird uns auch in Zeiten der
Globalisierung glücken, wenn wir richtig regiert werden.
Das werden CDU/CSU und FDP machen. Ich freue mich
darauf.

Herzlichen Dank.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Die Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP erheben sich)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518600400

Ich erteile das Wort Kollegen Franz Müntefering,

Vorsitzender der Fraktion der SPD.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1518600500

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Diese Tage bringen Klarheit in die politische
Lage in Deutschland,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Jawohl! Genau!)


was die Spitzenposition und die politischen Konzepte
angeht: 48 zu 28 Prozent Zustimmung für den Kanzler
am Sonntag,


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU/ CSU)


58 zu 16 Prozent bei den Unentschlossenen. Das ist eine
klare Botschaft. Die Menschen haben Recht: Deutsch-
land hat einen guten Bundeskanzler und das soll auch so
bleiben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Warum wählen wir dann eigentlich?)


Gerhard Schröder hat den Mut gehabt, Deutschland in
der Erneuerung voranzubringen. Er hat die Kraft,
Deutschland dabei sozial zusammenzuhalten. Er hat
auch die nötige Standfestigkeit für eine selbstbewusste
internationale Politik. Wozu dann einen Wechsel und
dann auch noch ausgerechnet zu Ihnen, Frau Merkel?


(Beifall bei der SPD)

Der Hochmut, der eben bei Ihnen wieder durchbrach,

als Sie so taten, als ob die Entscheidung schon gefällt
sei, macht eines deutlich: Ihnen fehlt der Respekt vor
den Menschen, die zu entscheiden haben.

D
d

d
s
u

V
d
i
M

F

A
E
p

J
d

P
s


L

h
d
f

m
D
u
t

(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Menschen können bis zum 18. September entschei-
en, bis zum 18. September steht ihnen alles offen.
Alle, die heute meinen, sie könnten schon abwinken,

ie Sache sei schon entschieden, haben nicht den Re-
pekt, den man in der Demokratie vor den Wählerinnen
nd Wählern zu haben hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Frau Merkel, Sie haben sich am Sonntag als die große

orkämpferin für einen Rechtsanspruch auf einen Kin-
ergartenplatz gefeiert. Das Protokoll des Bundestages
st objektiv. Es weist aus, dass Sie sich als zuständige
inisterin der Stimme enthalten haben.


(Zurufe bei der SPD: Oh!)

ür etwas kämpfen stellt man sich ganz anders vor.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Von ähnlicher Qualität sind Ihre Aussagen zu
rbeitsplätzen und zum Wachstum in unserem Land.
s gibt täglich mehr, nicht weniger sozialversicherungs-
flichtige Arbeitsplätze, und zwar 1 500.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir liegen beim Wachstum im ersten Quartal dieses
ahres in der Europäischen Union eben nicht hinter, son-
ern vor Schweden, Finnland und Großbritannien.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Und Timbuktu!)


rofessor Walter, Chefökonom der Deutschen Bank,
agte vorgestern dazu Folgendes:

Ehrlich gesagt: Ich möchte jetzt weder Italiener
noch Spanier sein ... . Ich bin optimistisch, dass die
Investitionen im kommenden Jahr deutlich anzie-
hen ... . Die Situation ist besser als für die vorige
Generation. Wir sollten uns einfach wieder stärker
auf unsere Tugenden besinnen.

Alles Aussagen von Montag zur Situation bei uns im
and.


(Widerspruch des Abg. Michael Glos [CDU/ CSU])


Sie haben mit den Plakaten und dem, was Sie auch
ier wieder vorgetragen haben, nichts anderes vor, als
as Land zu diskreditieren und schlechtzureden. Das ist
ür jemanden in Ihrer Position weiß Gott nicht anständig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie haben die Zahlen von 1998 verschwiegen. Da-
als haben Sie die Arbeitslosenstatistik manipuliert.
amals um diese Zeit waren 820 000 in ABM, SAM
nd anderen Maßnahmen. Diese Zahl stieg dann im Sep-
ember und Oktober auf bis zu 1 Million, zum Teil mit






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Kurzfristmaßnahmen von bis zu sechs Wochen. Heute
sind 280 000 in vergleichbaren Maßnahmen.

Die hohe Arbeitslosigkeit in diesem Land ist am
schmerzlichsten. Aber hinsichtlich der Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit – eine Aufgabe, die von uns zu erfüllen
ist – müssen wir uns, wenn man beides nebeneinander
legt – die Zahlen, die 1998 vorlagen, bzw. das, was Sie
1998 in der Statistik manipuliert haben, und das, was Sie
jetzt mit uns beschlossen haben, nämlich 300 000 oder
400 000 aus der Sackgasse der Sozialhilfe herauszuho-
len –, nicht verstecken; dann ist Ihr Hochmut völlig fehl
am Platze.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt übrigens auch für das, was Sie zum Benzin-
preis gesagt haben. Es ist interessant, was in den letzten
Tagen dazu diskutiert wurde. Stichwort Ökosteuer: Die
10 Prozent, die nicht für die Alterssicherung gebraucht
werden, sondern in die Bundeskasse fließen, werden für
energetische Gebäudesanierung, das 100 000-Dächer-
Programm, Biodiesel und Erdgas eingesetzt.


(Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)

Wenn Sie dies abschaffen wollen, dann müssen Sie sa-
gen, was Sie sonst wollen. Das ist ein seltsamer Kontrast
zu dem Programm zur Förderung der erneuerbaren Ener-
gien.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Norbert Röttgen [CDU/ CSU]: Das ist wieder gelogen!)


Aber die Sache ist noch schöner. Wer darüber stöhnt,
dass die Benzinpreise so hoch sind, aber gleichzeitig die
Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Kürzung der
Pendlerpauschale ankündigt, der hat die Interessenlage
der Menschen nicht im Blick. Das ist unehrlich und geht
an der Realität dieses Landes und an dem, was in diesem
Land für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu
tun ist, vorbei.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Frau Merkel, Sie haben vor einigen Wochen Ihr Pro-
gramm vorgestellt mit den Worten – ich zitiere –:
Deutschland ging es noch nie so schlecht wie heute. Ich
lese es immer noch lieber ab, weil man eigentlich gar
nicht glaubt, dass jemand so etwas gesagt haben könnte.
Sie haben das dann am 10. August auch noch weiter ver-
tieft:

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lag dieses Land
in Schutt und Asche. Und da hat es Menschen gege-
ben, die haben gesagt, wir wollen dieses Land auf-
bauen. Und heute im Jahr 2005 stehen wir wieder
vor einer solchen Weichenstellung.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

Ich bin alt genug, aber das gilt auch für die, die jünger
sind: Wer 1945 und 1949, die 50er-, 60er- und 70er-
Jahre der alten Bundesrepublik und die DDR erlebt hat

u
F
f

a
B
e

D
p
D
r
E
t
m
E
n
s
b
n
d
s
t

m

H
s
e
H
b
w
s
m
d

K
s

n
s
u
A
f
s
z
ü
t
G

(C (D nd heute so ein Zeug erzählt, der ist vielleicht für eine unktion in Absurdistan geeignet, aber sicherlich nicht ür das Kanzleramt in der Bundesrepublik Deutschland. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, Sie können es nicht und Sie wissen das
uch. Sonst hätten Sie ja einem zweiten Duell mit dem
undeskanzler nicht ausweichen müssen. Das wäre noch
inmal eine schöne Möglichkeit gewesen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


iese Unzulänglichkeit gilt in gleicher Weise für Ihr
olitisches Konzept. Der politische Konservatismus in
eutschland wird mit Ihnen substanzlos. Soziale Ge-
echtigkeit kommt in Ihrem Programm nicht einmal vor.
ine werteorientierte Gesellschaftspolitik fehlt. Das Sys-
em der organisierten Solidarität des Staates wird zusam-
engestrichen. Bildung kommt nur als Anspruch für
liten, aber nicht für alle vor. In Ihrem Programm gibt es
ur wenige Passagen zur Gleichstellung, zu dem An-
pruch der heutigen Generation von Frauen auf Verein-
arkeit von Familie und Beruf. Frau Merkel, es reicht
icht, als Frau für das Amt des Bundeskanzlers zu kandi-
ieren. Vielmehr muss man auch etwas für die Gleich-
tellung, für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
un.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, Sie führen den politischen Konservatis-
us, die CDU, in die Westerwelle-Ecke.


(Zuruf von der SPD: Pfui!)

err Kirchhof ist dabei das Bindeglied. Dass Sie mit
einer Nominierung für Ihr Schattenteam und mit der zu
rwartenden Berufung von Herrn Westerwelle oder
errn Gerhardt als Außenminister in Ihrem Schattenka-
inett Herrn Stoiber geschickt ausmanövriert haben, ist
ahr. Das können Sie; das haben Sie schon öfter bewie-
en. Dass Sie Herrn Kirchhof zum Visionär erklären,
uss die Sozialen in der Wählerschaft der Union aller-
ings abschrecken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


atholische Soziallehre und Kirchhofs Kopfsteuer, wie
oll das zusammengehen?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Die Menschen sehen in diesen Tagen noch einmal ge-

auer hin, vor allem diejenigen, die noch unentschieden
ind oder sogar auf dem Weg weg von uns waren und die
nter den Ansprüchen gestöhnt haben, die wir mit der
genda 2010 gestellt haben. Das war und ist nicht ein-
ach. Das haben wir nie verschwiegen. Aber die Men-
chen fragen sich mehr und mehr, welche Alternative sie
u erwarten haben, welche Bedeutung eine Regierungs-
bernahme durch CDU/CSU und FDP hat. Weshalb soll-
en die Menschen in diesem Land am 18. September eine
ruppe, eine Kombination wählen, die die Mehrwert-






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

steuer erhöhen und den Spitzensteuersatz senken will,
die die Pendlerpauschale kürzen will, die Nacht-, Feier-
tags- und Sonntagszuschläge besteuern will, die Arbeit-
nehmerrechte zusammenstreichen will, die zurück zur
Atomkraft will und die erneuerbare Energien nicht ernst
nimmt, die eine Kopfpauschale und eine Kopfsteuer
will,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Die Kinder frisst!)

die das Antidiskriminierungsgesetz ablehnt,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

die die Zahldauer des Arbeitslosengeldes I nicht verlän-
gern will, die das Arbeitslosengeld II im Osten Deutsch-
lands nicht auf Westniveau anheben will, die aktive Ar-
beitsmarktmöglichkeiten nicht will, wie beispielsweise
die erleichterte Einstellung von älteren Arbeitnehmern,
die Mieterhöhungen erleichtern will, die das BAföG in-
frage stellt und die Einführung von Studiengebühren for-
cieren will? Das fragen sich die Menschen zunehmend,
und zwar auch diejenigen, die eigentlich bei Ihnen zu
Hause sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/ CSU]: Um euch loszuwerden!)


Es gibt in der Tradition der Union durchaus eine so-
ziale Komponente. Das werde ich als Vorsitzender der
SPD bestimmt nicht bestreiten. Aber das, was nun in der
politischen Landschaft dieses Landes geschieht, regis-
trieren die Menschen sehr wohl. Frau Merkel, Sie treiben
Ihre Partei in die rechte Ecke, zur FDP. Sie machen die
Ökonomisierung des Denkens und des Handelns zum
Hauptgegenstand der Politik in diesem Lande. Sie wol-
len die Absicherung der privaten Lebensrisiken bis zum
Gehtnichtmehr privatisieren. Da bleibt vom Sozialen
nichts übrig. Ich spreche insbesondere die Menschen an,
die sich noch nicht zwischen unseren Parteien entschie-
den haben. Schaut euch genau an, was die Union mit
Frau Merkel tatsächlich will! Sie hat die Zustimmung
und das Vertrauen der Menschen in diesem Land sicher-
lich nicht verdient.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte noch eine Anmerkung zum Antidiskrimi-
nierungsgesetz machen, weil eben auf der rechten Seite
kurz geklatscht wurde, als ich auf die Ablehnung dieses
Gesetzes durch die Union zu sprechen kam. Es stimmt,
wir sind stolz darauf, dass wir in den sieben Jahren Rot-
Grün dieses Land ein Stück liberaler, offener und men-
schenfreundlicher gemacht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben Gesetze zur Stärkung der Rechte von nicht
ehelichen Kindern und von Lebenspartnerschaften ge-
macht. All das gab es vorher nicht. Das trifft nicht alle,
aber manche und es ist wichtig. Wir wollen in einem
Land leben, in dem niemand diskriminiert wird. Im Anti-
diskriminierungsgesetz steht – auf Betriebsebene soll die

E
m

d
G
d
w
k
D


h
c
h
D
s

T
s
s
m
S
A
f
g

s
i
A
w
c
r
z
e
m

D
g
A
n
n
f
S
h
u

d
z
V
f
w

(C (D U-Vorgabe übrigens eins zu eins umgesetzt werden; ehr geschieht nicht, Frau Merkel –, (Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Stimmt auch wieder nicht!)


ass körperlich und geistig schwerbehinderte Menschen
aststätten und Lokalitäten betreten dürfen, auch wenn
eren Inhaber es eigentlich nicht möchten. Dazu sagen
ir: Das muss in diesem Land doch klargestellt werden
önnen. Wir verstecken uns nicht, wenn es um diese
inge geht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Widerspruch des Abg. Ernst Hinsken Regen Sie sich nicht auf, Herr Hinsken! Bei den Verandlungen im Vermittlungsausschuss Anfang der Wohe haben Sie genau dieses Gesetz verhindert. Sie verindern das Antidiskriminierungsgesetz in diesem Land. as ist so. In diesem Sinne haben Sie doch gerade entchieden. Was war das denn sonst? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das gilt auch für die Arbeitnehmerrechte und für die
arifautonomie. Auch wenn Sie es noch so schön um-
chreiben: „Bündnis für Arbeit im Betrieb“ ist eine Ku-
chelformel, mit der man die Sache verharmlosen
öchte. Die Wahrheit ist: Wenn das umgesetzt wird, was
ie wollen, ist die Möglichkeit der Arbeitgeber und der
rbeitnehmer, gemeinsam Verträge abzuschließen, die
ür eine ganze Branche oder für ein bestimmtes Gebiet
elten, nicht mehr gegeben.
In etwa 20 Prozent der Betriebe weicht man von be-

tehenden Tarifverträgen ab. Das geschieht aber immer
n Abstimmung zwischen den Gewerkschaften und den
rbeitgebern, also zwischen den Tarifparteien. Was Sie
ollen, ist ganz klar – es wird von der FDP noch deutli-
her als von Ihnen ausgesprochen –: Sie wollen die Ta-
ifautonomie zerschlagen. Sie wollen, dass in jedem ein-
elnen Betrieb – entgegen allem, was vereinbart ist –
ntschieden werden kann. Das bedeutet im Grunde, dass
an den Gewerkschaften das Rückgrat bricht.
Bei allem, was wir mit den Gewerkschaften in
eutschland auszutragen haben, halten wir ganz klar da-
egen: Wir wollen, dass sich die Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer in Deutschland auch in Zukunft frei orga-
isieren können, dass sie ihre Interessen bündeln kön-
en, dass sie sie erstreiten und, wenn es nötig ist – hof-
entlich ganz selten –, auch erstreiken können. Dieses
tück Demokratie darf in Deutschland nicht kaputtge-
en. Dafür haben wir in den vergangenen Jahrzehnten
nd Jahrhunderten lange genug gekämpft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In diesen Tagen kommt auch auf den Tisch, was sich
ie PDS vorstellt. Sie begreift nicht, dass dauerhafte so-
iale Gerechtigkeit auf hohem Wohlstandsniveau außer
erteilungsgerechtigkeit auch Chancengerechtigkeit er-
ordert. Generationengerechtigkeit und die Wettbe-
erbsfähigkeit unserer Wirtschaft müssen ebenfalls






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

gegeben sein, wenn man soziale Gerechtigkeit auf ho-
hem Niveau will. Deshalb sagen wir all denen, die an
dieser Stelle nachdenken: Wer sozialdemokratische Poli-
tik will, der muss SPD wählen. Wir sind das Original.
Wir haben in unserer langen Geschichte immer dazu bei-
getragen, dass Deutschland nicht in Kriege geführt wird.
Wir haben den Nazis entgegengestanden, als es um das
Ermächtigungsgesetz ging. Wir haben nie eine Mauer
gebaut und wir müssen unseren Namen nie ändern, we-
der jetzt noch in Zukunft. Darauf sind wir alle miteinan-
der stolz.


(Beifall bei der SPD)

Unser Konzept zielt auf Arbeit, auf Sicherheit und auf

Menschlichkeit. Deshalb sind wir in Sachen Bildung für
die Kleinen und Angebote zur Betreuung von Kindern
im Krippen- und im Grundschulalter initiativ. Die
4 Milliarden Euro, die der Bund dafür zur Verfügung ge-
stellt hat, sind angesprochen worden. Das Land Hessen
hatte im letzten Jahr 70 Millionen Euro zur Verfügung;
davon hat es 2,8 Millionen genutzt. Das sind 4 Prozent.

Was bedeutet das? Es gibt Länder, die die Chancen
zum Nutzen der Kinder, die wir ihnen geben, nicht wahr-
nehmen. Das Ganze ging noch weiter – Herr Stoiber
kann sich sicherlich noch gut erinnern –: In der Födera-
lismuskommission haben die Länder gefordert, dass im
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland steht, dass
der Bund den Kommunen nie mehr Geld für solche
Maßnahmen geben darf. Das ist die Wahrheit darüber,
wie CDU und CSU mit Bildungsangeboten für die Klei-
nen umgehen. Das muss auch Gegenstand dieses Wahl-
kampfes sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hier war die Rede von dem Ziel, dass wir ab dem
Jahre 2010 jährlich 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
für Forschung und Entwicklung ausgeben, auch im
Sinne der entsprechenden Prozesse in Europa. Wir haben
immer damit gerechnet, dass die durch den Abbau der
Eigenheimzulage frei werdenden Mittel dort investiert
werden. Vorgestern, in der Sitzung des Vermittlungsaus-
schusses, wurde eine entsprechende Entscheidung zum
achten Mal nicht getroffen, sondern wieder einmal ver-
schoben. Nun fehlen für die nächsten Jahre Milliarden.
Dies kann und muss man Ihnen vorwerfen: Sie begreifen
nicht, dass man heute säen muss, wenn man morgen ern-
ten will. Sie sind nicht in der Lage und nicht bereit, in
die Zukunftsfähigkeit unseres Landes wirklich zu inves-
tieren. Wir haben den Etat der zuständigen Ministerin
um 37,5 Prozent erhöht. Das war nachzuholen, weil in
der Zeit von Kohl, Merkel und Rüttgers – in den 90er-
Jahren – diese Forschungsmittel dramatisch gesenkt
worden sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden in den nächsten Jahren dafür sorgen, dass
es am Binnenmarkt sehr bald zusätzliche Impulse gibt.
Wir wollen Erneuerungs- und Modernisierungsmaßnah-
men an Wohnungen, Häusern und Grundstücken steuer-
lich begünstigen. Diejenigen, die bis zu 3 000 Euro im

J
z
n
c
g
d
S
k
r
G
e

l
b
w
A
v
w
F

c
M

w
W
S
w
g
b
n
M

r
B
t
m
l
u
d
m
A
d
m
w
e

d
a

(C (D ahr investieren, sollen bis zu 600 Euro über die Steuer urückbekommen. Wir wollen, dass nicht nur haushaltsahe Dienstleistungen für die Kleinen, sondern auch solhe in Haushalten mit älteren Menschen besser als bisher efördert werden und damit auch stärker eingesetzt weren können. Wir wollen zusätzlich 2 Milliarden Euro für traße und Schiene ausgeben, die allen Regionen zugute ommen. Wir wollen die energetische Gebäudesanieung stärker als bisher fördern und dafür sorgen, dass der ebäudebestand in Deutschland vernünftiger als bisher nergetisch ausgestattet ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Warum haben Sie keinen Haushalt vorgelegt?)


Wir wollen, dass es Beschäftigungspakete für die er-
eichterte Einstellung von Älteren gibt. Darum ging es
eim SGB III, was vorgestern Abend ebenfalls geknickt
urde: ob man aktive Arbeitsmarktmaßnahmen wie Ich-
Gs, die erleichterte Einstellung Älterer oder auch die
erlängerte Zahlung des Arbeitslosengeldes akzeptieren
ill oder nicht. Dies alles wurde von CDU/CSU und
DP verhindert. Zum Weitersagen!
So viel zu der Politik, die sich diese Koalition zu ma-

hen vorgenommen hat. Dies kann und muss man den
enschen sehr wohl vermitteln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir stehen dafür, dass der Aufbau in Ostdeutschland
eitergeht und es keine Abstriche beim Solidarpakt gibt.
eil es vor einigen Wochen Anmerkungen von Herrn
toiber zum Frust in den neuen Ländern gegeben hat,
ill ich eines dazu sagen: Herr Stoiber, wir sind beide alt
enug, dass wir die Situation nach dem Krieg erlebt ha-
en. Bayern war damals und schon immer ein sehr schö-
es Land. Die Alpen gab es übrigens schon, bevor Sie
inisterpräsident wurden; sie sind nicht Ihr Verdienst.


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Das weiß der aber nicht!)


Dieses Land war ein Agrarland. Wir haben in Nord-
hein-Westfalen Kohle aus dem Berg geholt und sie nach
ayern geschickt, damit sie dort etwas zu stochern hat-
en. Das war in Ordnung. Sie haben dann aus der ge-
einsamen Kasse aller Länder Geld bekommen. 36 Jahre
ang, von 1950 bis 1986, hat Bayern Geld bekommen
nd immer hat Nordrhein-Westfalen – Hamburg und Ba-
en-Württemberg auch, glaube ich – gezahlt. Sie haben
it dem Geld Gutes gemacht; das ist völlig unbestritten.
ber wer 36 Jahre lang von der Gemeinschaft aller lebte,
er sollte die Backen nicht so dick aufblasen, wenn jetzt
anche Länder in Deutschland noch nicht so weit sind,
ie Bayern heute ist. Darum geht es doch eigentlich in
iner solchen Debatte.


(Lebhafter Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen gerechte Löhne, wir werden das Entsen-
egesetz voranbringen und wir werden dort, wo es nicht
usreicht, einen gesetzlichen Mindestlohn suchen. Wir






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

werden versuchen, dies mit den Gewerkschaften und den
Tarifparteien insgesamt einvernehmlich hinzubekom-
men. Aber eines muss in Deutschland klar sein: Die
Sorge, die viele Menschen haben – der Deckel oben
drauf und der freie Fall nach unten möglich –, müssen
wir ihnen nehmen. Wer in Deutschland ordentlich seiner
Arbeit nachgeht, muss auch so viel verdienen, dass er
sich und seine Familie davon ernähren kann. Dies muss
das Ziel aller Wirtschafts- und Tarifpolitik sein. Dafür
stehen wir miteinander.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein Wort zur Energiepolitik, über die schon einiges
gesagt worden ist: Diese Frage geht nicht nur unser Land
an, sondern hier geht es um eine Entscheidung von histo-
rischer Bedeutung für den ganzen Planeten. Heute gibt
es auf der Erde nicht mehr 2,5 Milliarden wie im Jahre
1950, sondern 6,3 Milliarden Menschen. Im Jahre 2040
oder 2050 werden es 9 Milliarden Menschen sein, die
Nahrung, Wohnung und Kleidung und damit Energie
brauchen. Die Frage, wie die wachsende Menschheit
ihre Energieprobleme löst, ist eine Frage von histori-
scher Bedeutung.

Wenn uns heute jemand fragt, ob wir noch Visionen
haben, dann sage ich: Wer beispielsweise will, dass die
Menschen nicht verhungern und dass sie etwas zu trin-
ken haben, dass auf der Welt Frieden herrscht und
Kriege um Öl vermieden werden können, der muss jetzt
dafür sorgen, dass eine vernünftige Energiepolitik ge-
macht wird. Wir als das Energieland müssen der Welt
zeigen, was man mit Energieeffizienz, mit erneuerbaren
Energien, mit sauberen Kraftwerken machen kann. Das
ist doch der Weg, den wir zeigen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir waren immer auch Internationalisten; davor laufe
ich nicht weg. Wer vernünftige Entwicklungszusam-
menarbeit auf dieser Welt organisieren will, der muss
an dieser Stelle entscheidend punkten, und zwar nicht
nur, weil es dadurch bei uns Arbeitsplätze gibt. Im Be-
reich der erneuerbaren Energien – und das ist gut – gibt
es 180 000 bis 200 000 Arbeitsplätze.

Es gibt Länder und ganze Kontinente, in denen die
Sonne noch öfter als in Berlin scheint; sie können mit
Sonne richtig etwas machen. Ihnen müssen wir zeigen,
wie das geht. Deshalb muss derjenige, der weg vom Öl
und Kriege um Öl verhindern will, die es auch schon ge-
geben hat – tiefer gehend wollen wir darüber hier gar
nicht spekulieren –, jetzt einen Weg gehen, der ganz ein-
deutig folgendem Motto folgt, Frau Merkel: Nicht zu-
rück zur Atomkraft, sondern mehr Tempo für erneuer-
bare Energien und für saubere Kraftwerke. Das ist die
Linie, die wir jetzt nicht nur für uns, sondern weit über
Deutschland hinaus wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle sind wir wirklich gut bei uns im Land.
Wir müssen nicht mehr den Kolumbus losschicken, der

d
w
z
h

c
d
L
s
M
g
w
d

z
s
D
z
s
b
z
m
l
e

w
a
w
t
g
d
s

w
c
e
s
k
D

m
g
d
w
c
m
W
E

(C (D ie Kontinente sucht – wir wissen, wo sie sind –, sondern ir müssen dafür sorgen, dass die Menschen dort etwas u essen haben und vernünftig leben können. Dazu geört dieser energiepolitische Aspekt. Ihre Aussage hinsichtlich der Atomkraft, dass si here Kraftwerke auf der Welt gebaut werden sollen, ass dieses Flugzeug starten soll, für das noch keine andebahn gebaut ist, weil es keine vernünftigen Zwichenlager und Endlager gibt, Ihre Einladung an die enschheit, an die 9 Milliarden Menschen, ihre Enerieprobleme auf diese Art und Weise zu lösen, ist doch irklich spektakulär unvernünftig. Glauben Sie denn, ass das auf Dauer auf der Welt gut geht? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, ein letztes Wort

(Beifall des Abg. Wolfgang Zöller [CDU/ CSU])

u der Politik für die älter werdenden Menschen. Un-
ere Gesellschaft ist dabei, insgesamt älter zu werden.
as ist gut; wir klopfen auf Holz und hoffen, mit dabei
u sein. Die meisten, die alt werden, werden recht ge-
und alt. Von denjenigen, die 85 Jahre oder älter sind,
rauchen nur 7 Prozent wirklich dauerhafte Unterstüt-
ung. Aber diese Gesellschaft hat zu wenig Kinder. Wir
üssen darüber nachdenken, wie wir diese unterschied-
ichen Generationen auch in den nächsten Jahrzehnten in
iner vernünftigen Entsprechung zueinander halten.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)

Deshalb müssen wir uns darüber Gedanken machen,
ie in den Städten und Gemeinden an der Schaffung von
lten- und behindertengerechten Wohnungen gearbeitet
ird; damit fängt das Ganze an: Was können wir dafür
un, dass es in dieser Gesellschaft soziale Netzwerke
ibt? Daran wollen wir arbeiten, damit die älter werden-
en Menschen nicht einsam sind, sondern in der Gesell-
chaft insgesamt aufgenommen sind.
Was können wir tun, um eine Pflegeversicherung
eiterzuentwickeln, an der – so wie bei der Bürgerversi-
herung auch – alle beteiligt sind und die im Kern für
ine gehörige Förderung auch im ambulanten Bereich
orgt und dafür sorgt, dass vor allen Dingen die Demenz-
ranken bessere Unterstützung als bisher bekommen?
ieses klare Ziel haben wir für die Pflegeversicherung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Frau Merkel, Sie haben – damit will ich abschließen –

(Zuruf von der CDU/CSU: Gut!)


it Ihrer eigentümlichen Logik an einer Stelle – dabei
ing es um die Kopfpauschale für die Kinder – beson-
ers treffend formuliert: Die Kopfpauschale für die Er-
achsenen soll, wie ich gelernt habe, 109 Euro ausma-
hen, wobei es eine Mitversicherung in der Familie nicht
ehr gibt. Für die Kinder – so haben Sie in den letzten
ochen zwei-, dreimal gesagt – müssten das nicht die
ltern zahlen, sondern die Spitzenverdiener. Ihre wirk-






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

lich verwegene Argumentation lautet so: Der Spitzen-
steuersatz liegt bei 42 Prozent. Frau Merkel will ihn auf
36 Prozent senken.


(Michael Glos [CDU/CSU]: 39 Prozent!)

– Sie will ihn auf 36 Prozent senken; später hat sie ge-
sagt, sie senke ihn doch nicht auf 36 Prozent, sondern
auf 39 Prozent. Die Differenz zwischen 36 und 39 Pro-
zent, die durch die geringere Absenkung verbleibe, sei
der Anteil, den die Spitzenverdiener für die Kopfpau-
schale der Kinder zahlten. Dazu kann ich nur sagen: Wer
Frau Merkel hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
So etwas sollten Sie nun wirklich nicht auf den Tisch le-
gen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


– Ja, das ist so. – Dabei sind die 25 Prozent von Herrn
Kirchhof noch gar nicht berücksichtigt.

Wir haben uns vorgenommen, in den kommenden
vier Jahren eine Politik zu machen, möglichst in dieser
Koalition, die das, was wir angefangen haben, weiter-
führt und die dafür sorgt, dass die soziale Demokratie in
Deutschland die entscheidende politische Dimension
bleibt. Weder die Exzentriker auf der rechten Seite, die
die Ökonomisierung der Gesellschaft und die Privatisie-
rung der Absicherung der Lebensrisiken wollen, noch
die Phantasten auf der anderen Seite sind solche, die die-
ses Land vernünftig regieren können.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Konkreter!)

Wir brauchen eine Politik der politischen Vernunft, eine
Politik, die mit Leidenschaft, aber auch mit Augenmaß
bei der Sache ist und die die Verantwortung für das
ganze Land im Blick hat.

Ich sage Ihnen gegen alle Diskussionen dieser Woche:
Es gibt in dieser Gesellschaft eine breite Schneise für
eine originär sozialdemokratische Politik. Die werden
wir machen.


(Beifall bei der SPD)

Wir werden die Menschen auch bei uns haben, weil die
in diesen Tagen lernen, dass Sie den falschen Weg ge-
hen. Wir – das sage ich Ihnen voraus – werden gewin-
nen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD: Bravo!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1518600600

Ich erteile Kollegen Guido Westerwelle, FDP-Frak-

tion, das Wort.

(Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP] und des Abg. Eckart von Klaeden [CDU/CSU])


r
D

E
d
e
v

M
n
N
s
N
G
M
w
P

s
e
a
B
h
B

W
z
i
g
d

w

D
g
B
d

d
l

(C (D Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Wir haben hier heute Morgen eine bemerkenswerte ebatte erlebt, und zwar regelrecht verkehrte Welt. ingeladen worden waren wir zur Regierungserklärung es Bundeskanzlers. Gehört haben wir eine Regierungsrklärung von Angela Merkel und eine Abschiedsrede on Gerhard Schröder. Bemerkenswert ist auch, was wir von dem Kollegen üntefering gehört haben. Das war eine Rede, die nur och nach innen gerichtet war, eine Rede mit sehr viel ostalgie. Sie, Herr Müntefering, haben die große Gechichte der Sozialdemokratischen Partei beschrieben. iemand in diesem Hause bestreitet diese große eschichte der Sozialdemokratie. Herr Kollege üntefering, Sie haben eine große Geschichte, aber so, ie Sie hier reden, haben Sie keine Zukunft mit Ihren rogrammen. Das ist der feine Unterschied. Ich möchte an dieser Stelle einmal auf etwas aufmerk am machen. Wir haben vom Bundeskanzler gehört, wie r sich in fast einer Stunde an der Opposition wirklich bgearbeitet hat. Das ist etwas, was das gute Recht des undeskanzlers ist. Er weiß auch selber: Für ihn ist das eute die letzte Rede als Regierungschef im Deutschen undestag gewesen. ir wollen den Bürgerinnen und Bürgern, die uns heute uschauen, noch einmal sagen, was der Bundeskanzler n seiner letzten Rede, nämlich der, die er am 1. Juli hier ehalten hat – das war die Rede zur Vertrauensdebatte, ie wir hier geführt haben –, (Michael Glos [CDU/CSU]: Die vorletzte Rede also!)

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1518600700

(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


örtlich gesagt hat.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Interessant!)


a hat der Bundeskanzler gesagt – das haben wir auch
esehen; bemerkenswert; stehende Ovationen für den
undeskanzler: Die ersten drei Reihen der Grünen stan-
en auf, der Rest blieb sitzen;


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es war umgekehrt!)


as ist das geschlossene Vertrauen für den Bundeskanz-
er –:

Hierfür ist die Bundesregierung auf die Geschlos-
senheit der Koalitionsfraktionen angewiesen. Auch
hier sind vermehrt abweichende, jedenfalls die
Mehrheit gefährdende Stimmen laut geworden …
Ebenso klar muss auch sein, dass dort, wo Ver-
trauen nicht mehr vorhanden ist, öffentlich nicht so
getan werden darf, als gäbe es dieses Vertrauen.






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Herr Bundeskanzler, Sie haben hier heute gesprochen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Sie haben in der Tat ein paar Pünktchen dazu genannt,
warum Sie der Überzeugung sind, dass Sie vielleicht
doch nicht abgewählt werden sollten. Auch das ist Ihr
gutes Recht. Aber eines wollen wir hier noch einmal klar
sagen: Sie haben in der vorvergangenen Woche vom
höchsten deutschen Gericht nicht bestätigt bekommen,
dass Sie an der Opposition oder am Bundesrat geschei-
tert sind, sondern Sie haben bestätigt bekommen, dass
Sie am mangelnden Vertrauen der eigenen Leute hier im
Deutschen Bundestag gescheitert sind. Das empfiehlt
Sie nicht für einen neuen Regierungsauftrag.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir hingegen werden unseren Weg gehen. Wir

– Union und FDP – werden gemeinsam eine neue Regie-
rung ins Amt bringen und wir werden vor allen Dingen
dafür sorgen, dass es einen wirklichen Neuanfang der
deutschen Politik gibt. Und das sind die entscheidenden
Herausforderungen, die wir haben:

Wir müssen in Deutschland ein international wettbe-
werbsfähiges Steuersystem bekommen. Wenn wir die-
ses international wettbewerbsfähige Steuersystem nicht
bekommen, das niedriger, einfacher und gerechter sein
muss, werden wir erleben, dass unsere Nachbarländer
weiter beim Wirtschaftswachstum zulegen und wir nicht.
Die anderen Länder in Europa haben im Durchschnitt
weniger Arbeitslosigkeit und mehr Wirtschaftswachs-
tum als wir in Deutschland. Wenn von 25 Mitgliedstaa-
ten der EU 24 beim Wirtschaftswachstum besser als wir
Deutsche dastehen, dann hat das zuallererst etwas damit
zu tun, dass dieses Land schlecht regiert wird. Das ist
das, was wir ändern wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Nun haben Sie sich heute redlich Mühe gegeben, über

den „Professor aus Heidelberg“ zu reden. Ich rede jetzt
einmal nicht über den Professor aus Heidelberg, sondern
über den Lehrer aus Kassel.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Ulrich Heinrich [FDP]: Der ist aber nicht da! – Zuruf von der CDU/CSU: Studienrat!)


Der Lehrer aus Kassel hat, wie heute nachzulesen ist,
dem „Tagesspiegel“ ein interessantes Interview gegeben.
Das empfehle ich all denjenigen, die hier und vor allen
Dingen zu Hause zuschauen, der Aufmerksamkeit. Da
sagt der Lehrer aus Kassel allen Ernstes:

2007 wird es keine nennenswerten Privatisierungs-
erlöse mehr geben, um dieses Defizit anteilig zu de-
cken, weil wir die Erlöse bei der Aufstellung des
Etats 2006 benötigen.

Und dann:
Der einzige Weg ist also, schon im nächsten Jahr
spürbar beim Subventionsabbau weiterzukommen,

D

A

u
d
n
e

I
Q
ü
D
s
t

S
l
e
P
c
l
m

S
g
m
k
S
b
h

w
z
t
t
i
w

n
h

(C (D damit die Privatisierungen über mehrere Jahre gestreckt werden können. arauf fragt der „Tagesspiegel“: Sie wollen in diesem Herbst wieder ein Steuervergünstigungsabbaugesetz vorlegen? ntwort: Bei den Einzelmaßnahmen bin ich nicht festgelegt. Das ist eben der große Unterschied, meine Damen nd Herren: Bei uns – mit Verlaub gesagt: gerade bei en Freien Demokraten – kann der Bürger ganz konkret achlesen, was ihn persönlich nach der Bundestagswahl rwartet. (Rudolf Bindig [SPD]: Sie fallen doch sowieso um!)


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


(Jörg Tauss [SPD]: Sehr gut!)


ch sage Ihnen: Sie sollten, wenn Professor Kirchhof als
uereinsteiger in die Politik kommt, nicht so hochnäsig
ber ihn herziehen. Ihr Lehrer aus Kassel ist gescheitert.
er Professor aus Heidelberg wird es in jedem Fall bes-
er machen als der Lehrer aus Kassel, meine sehr geehr-
en Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Deswegen haben wir mit unserem Solms-Tarif ein

teuerkonzept von 15, von 25 und von 35 Prozent vorge-
egt. Das ist das, was wir in Koalitionsverhandlungen
inbringen werden. Denn wir alle sind doch in einem
unkt längst zu der Erkenntnis gekommen: Wir brau-
hen niedrigere Steuersätze, die dann tatsächlich von al-
en bezahlt werden, statt eines Wettbewerbs darum, wie
an die hohen Steuersätze am besten vermeidet.


(Zuruf von der SPD: Wie war es 1998?)

o haben Sie übrigens in Ihrer Agenda 2010 selber noch
esprochen. Herr Bundeskanzler, Sie selber haben im-
er vorgetragen, dass das notwendig ist. Jetzt, im Wahl-
ampf, wollen Sie sich daran nicht mehr erinnern, weil
ie glauben, dass Sie so noch ein bisschen Munition ha-
en, um im Wahlkampf ein paar Ihrer nostalgischen An-
änger zu begeistern.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist zu
enig, um einen wirklichen Neuanfang in Deutschland
u wagen. Deswegen sind auch die Reden, die Sie hal-
en, nur noch rückwärts gewandt, an die Eigenen gerich-
et, aber nicht mehr an die Bürgerinnen und Bürger: Was
st passiert, was schaffen wir? Was ist in Deutschland
irklich möglich?


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie hätten besser zuhören müssen!)


Wir haben vorgerechnet, dass wir das bezahlen kön-
en – der Kollege Solms als unser Finanzexperte hat das
ier mehrfach eingebracht –:


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Mit dem Geld der Kleinen!)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

Wir wollen, dass die Steuersätze gesenkt werden und
sich eine Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger von
17 bis 19 Milliarden Euro ergibt.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Mit dem Geld der Normalverdiener!)


Wir haben konkret vorgerechnet, wie das gegenfinan-
ziert wird: durch Subventionsabbau, durch das Vermei-
den der steuerlichen Ausnahmetatbestände und durch
Bürokratieabbau, mit einem Volumen von 35 Milliarden
Euro.

Wir fangen bei den Kindern und bei den Familien an.
Deswegen sagen wir: Künftig hat nicht nur jeder Er-
wachsene, sondern auch jedes Kind einen fairen steuerli-
chen Grundfreibetrag, und zwar von 7 700 Euro. Wenn
man dann auch noch für das eigene Alter vorsorgt, zahlt
eine vierköpfige Familie nach unserem Steuermodell
erst ab 38 800 Euro Steuern. Etwas Sozialeres und Fami-
lienfreundlicheres ist von den Regierungsparteien nicht
ein einziges Mal in diesem Bundestag vorgelegt worden,
meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir müssen diesen Weg gehen, weil die Ausreden,
die Sie vortragen, in Wahrheit natürlich längst immer
dieselben sind. Das Problem ist aber, dass die Lage un-
verändert bleibt. Sie sagen, wir seien Exportweltmeister.


(Jörg Tauss [SPD]: Sind wir auch!)

Das bringen Sie mittlerweile als wichtigsten Punkt an.
Dabei verschweigen Sie allerdings: Wir sind Export-
weltmeister, weil im Ausland mit Wertschöpfung herge-
stellt wird, was in Deutschland zusammengebaut und
dann in Länder exportiert wird, die wenigstens noch eine
anständige Binnenkonjunktur haben – anders als wir
Deutsche.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Das ist im ökonomischen Zusammenhang an dieser
Stelle das eigentliche Thema.

Wir haben bei der letzten Regierung, die wir zusam-
men gebildet haben, nämlich in Nordrhein-Westfalen,
gezeigt, dass wir es mit dem Subventionsabbau ernst
meinen und dass wir die Mittel, die wir dadurch erwirt-
schaften, in die Zukunft investieren.


(Jörg Tauss [SPD]: Wo denn?)

Die jetzige Landesregierung in Nordrhein-Westfalen ist
nach den Wahlen am 22. Mai dieses Jahres gebildet wor-
den. Der Anlass für Ihre Vertrauensfrage im Deutschen
Bundestag war ja, dass die letzte rot-grüne Regierung
abgewählt worden ist. Wir haben vor der Wahl angekün-
digt, die Subventionen zu kürzen, ausdrücklich auch bei
der Steinkohle, weil wir das Geld brauchen, um in For-
schung, Infrastruktur, Bildung und Wissenschaft zu in-
vestieren. Deswegen haben diejenigen, die in Nordrhein-
Westfalen leben, zum Schuljahresbeginn erlebt, dass die
Subventionen gekürzt worden sind – so ist es zwischen
den Koalitionsparteien, Union und FDP, vereinbart – und

g
w
h
w
d
u

g
v
J
R
b
w
U
d

N
S
G
F
m
a
s

S
L
l
t
p
S
V
a
r

v
g
p
D
t
D
O
R
f
D
w
e
b
F
R

(C (D leichzeitig knapp 1 000 neue Lehrkräfte eingestellt orden sind, um gegen den Unterrichtsausfall vorzugeen. Sie wollen das Geld weiter im Boden vergraben; ir sagen, es muss in die klugen Köpfe investiert weren. Das ist der Unterschied zwischen Vergangenheit nd Zukunft. Wenn Sie von der Zukunft sprechen, erzählen Sie re elmäßig, die Situation der Staatsfinanzen sei früher iel schlimmer gewesen. Sie regieren jedoch seit sieben ahren und können sich nicht mehr damit herausreden, ot-Grün habe eine schwere Kindheit gehabt. Nach sieen Jahren müssen Sie schon eine eigene Leistung voreisen können. Tatsache ist, dass Sie – wenn man die MTS-Erlöse nicht einbezieht – in Wahrheit die Schulenmacher der Nation sind. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Rudolf Bindig [SPD]: Unwahrheit!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


och niemals hat eine Regierung pro Jahr so viel neue
chulden gemacht wie Sie. Das ist gegenüber der jungen
eneration unverantwortlich. Herr Müntefering und
rau Schmidt von der Regierung sprechen von den Fa-
ilien, aber Sie legen den jungen Leuten die Halskrause
n und sagen ihnen: Seht zu, wie ihr mit den Schulden
päter fertig werdet!
Deswegen setzen wir auf Wachstum, wir setzen auf

teuersenkung, wir setzen auf die die Rückführung der
ohnzusatzkosten, wir setzen auf die Reform der sozia-
en Sicherungssysteme und wir setzen auf den Bürokra-
ieabbau. Ohne Wachstum schaffen wir keine Arbeits-
lätze und ohne Arbeitsplätze bekommen wir die
taatsfinanzen nicht in den Griff. Deswegen sagen wir:
orfahrt für Arbeit! Sie mögen sich am Dosenpfand ab-
rbeiten; wir sagen: Arbeit hat Vorfahrt und nicht Spe-
enzchen, meine sehr geehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt vernehmen wir hier – das ist bemerkenswert –
on den Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün die
roße Sorge, in Deutschland sei, wenn die derzeitige Op-
osition gewählt werde, der innere Frieden in Gefahr.
as hat uns der deutsche Bundeskanzler auf dem Partei-
ag erzählt und das hat er in mehreren Interviews gesagt.
iese Regierung ist allen Ernstes der Meinung, wenn die
pposition nach einem demokratischen Wechsel an die
egierung komme, dann sei der soziale Frieden in Ge-
ahr. Wir sagen Ihnen, was den sozialen Frieden in
eutschland gefährdet: Massenarbeitslosigkeit, Pleite-
elle im Mittelstand, ein Bildungssystem im Abstieg,
ine unsichere Rente, eine schlechte und nicht mehr sta-
ile Gesundheitsversorgung. Das riskiert den sozialen
rieden in Deutschland, aber nicht ein demokratischer
egierungswechsel zugunsten von Union und FDP!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lothar Mark [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht, was Sie da erzählen! – Rudolf Bindig [SPD]: Sagen Sie doch mal einen Punkt, der stimmt!)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

Wir werden natürlich auch ein klares Bekenntnis zu

neuen Technologien und zur Forschung abgeben. In die-
sem Bereich zeigt sich, dass es an einer wachstumsorien-
tierten Wirtschaftspolitik gefehlt hat.


(Zuruf des Abg. Jörg Tauss [SPD] – Gegenruf des Abg. Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Tauss raus!)


– Nun lasst ihn doch reden, das ist doch nett. Ich höre
den Herrn Tauss gerne. Ich habe ihm schon einmal ge-
sagt – Sie beweisen das heute wieder, Herr Tauss –:
Einer ist in jedem Saal der Dümmste. Sie müssen sich
aber nicht in jeder Sitzung freiwillig melden, Herr Kol-
lege.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich wollte
etwas darüber sagen, was wir bei den neuen Technolo-
gien anders machen werden. Wenn Sie die gemeinsame
Erklärung der drei Parteivorsitzenden – Frau Merkel,
Herr Kollege Stoiber und meiner Person – gelesen ha-
ben, dann wissen Sie, dass wir in dieser gemeinsamen
Erklärung das, was ich Ihnen bisher vorgetragen habe,
einschließlich eines niedrigeren, einfacheren und ge-
rechteren Steuersystems, vereinbart haben, und zwar
präziser, als Sie glauben.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Jetzt haben Sie sich aber gemeldet!)


Wir haben darüber hinaus ein klares Bekenntnis zu
neuen Technologien abgegeben, insbesondere auch zur
Forschung. Ja, wir sind der Überzeugung, dass das grüne
Gentechnikgesetz – das Gesetz, das Frau Künast Anfang
des Jahres durchgesetzt hat –, zu Recht von allen For-
schern in Deutschland kritisiert wird. Der Präsident der
Deutschen Forschungsgemeinschaft, Herr Professor
Winnacker, sagt darüber: Damit wickeln wir eine der
modernsten und wichtigsten Technologien in Deutsch-
land praktisch ab.

Was ist es denn, um das es hier in Wahrheit geht?
Als ich in der letzten Woche gesagt habe, wir wollen

Gen- und Biotechnologie fördern, gerade im Agrarbe-
reich, damit auch die pharmazeutische Industrie besser
entstehen kann, die die mondernsten Medikamente ent-
wickelt, hörte ich von Herrn Kollegen Fischer den be-
merkenswerten Satz – das alles in einer Fernsehsendung,
mir gegenüber sitzend –, er wolle selbst entscheiden,
was er isst.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Das kann er ja!)


Ich möchte hiermit in dem Hohen Hause ausdrücklich
sagen: Herr Kollege Fischer, was Sie essen, auch wie
viel Sie essen, ist ausdrücklich Ihrer eigenen Verantwor-
tung übertragen. Es gibt aber eine Menge Menschen auf
der Welt, die eben nicht so lapidar darüber hinweg ga-
loppieren können, wenn es um die Chancen geht, den
Welthunger in den Griff zu bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


M
A
h
e

u
o
c

s

P

o


s
r

n
h
K
e
t
r
F
m
n

l
a
ü
g

(C (D eine sehr geehrten Damen und Herren, dass sich ein ußenminister so über die Bedürfnisse der Dritten Welt inwegsetzt und die Chancen der Agrargentechnik nicht rkennt, (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: So ein Quatsch!)


m den Welthunger besser in den Griff zu bekommen
der beispielsweise modernste Medikamente zu entwi-
keln, ist aus unserer Sicht wirklich verheerend.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518600800

Herr Kollege Westerwelle, gestatten Sie eine Zwi-

chenfrage des Kollegen Schily?


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1518600900

Ja, wo ist denn der Kollege Schily?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518601000

Er hat in den Reihen der deutschen Sozialdemokratie

latz genommen.


Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1518601100

Entschuldigen Sie bitte vielmals! Ich hatte geschaut,

b er auf der Regierungsbank sitzt; da saß er nicht.

(Rudolf Bindig [SPD]: Da darf er auch nicht fragen! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Er übt schon!)


Das ist ja auch völlig richtig. Ich bin auch der Auffas-
ung, dass sich jeder an seine neue Rolle so langsam he-
anführen sollte.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Bitte sehr, Herr Kollege Schily.

(Rudolf Bindig [SPD]: Hochmut kommt vor dem Fall!)



Otto Schily (SPD):
Rede ID: ID1518601200

Herr Kollege Westerwelle, Sie wollen ja auch eine

eue Rolle einnehmen. Wie ich den Agenturmeldungen
eute entnehme, haben Sie den Wunsch geäußert, Frau
ollegin Zypries abzulösen als Justizminister. Es ist sehr
hrenvoll, sich das zuzutrauen. In einer weiteren Agen-
urmeldung sagt Herr Kollege Beckstein: Von der inne-
en Sicherheit versteht Herr Westerwelle nichts. – Meine
rage ist: Halten Sie es für verantwortbar, einen Justiz-
inister in Deutschland zu haben, der nichts von der in-
eren Sicherheit versteht?


(Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1518601300

Ich will Ihnen darauf wie folgt antworten, Herr Kol-

ege Schily, da wir ja in den letzten Jahren gelegentlich
uch über das Thema Rechtsstaat und Bürgerrechte und
ber das richtige Verhältnis von Bürgerfreiheit und Bür-
ersicherheit verhandeln durften: Anstrengender als mit






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

Ihnen kann es auch mit dem Kollegen Beckstein für Li-
berale nicht werden.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich war ei-
gentlich bei einem ganz anderen Thema; das ist das
ganze Thema der Forschung und der Gentechnologie.
Ich möchte Ihnen, verehrte Anwesende, einmal etwas
über die Chancen der grünen Gentechnik vortragen: Es
gibt beispielsweise eine so genannte transgene Reissorte,
die Goldener Reis heißt. Das ist eine vitaminangerei-
cherte Reissorte, die eine Mangelerscheinung gerade bei
Kindern in der Dritten Welt bekämpft. Diese Mangel-
erscheinung führt zur Erblindung. 45 Millionen Men-
schen sind weltweit davon betroffen. Jetzt möchte ich
Ihnen vorlesen – das ist besonders interessant für die
Grünen –, was Patrick Moore, der Mitbegründer von
Greenpeace und langjährige Direktor von Greenpeace
International, zu diesem Vorhaben, die Gentechnik ein-
zusetzen, um Lebensmittel besser herzustellen und Welt-
mangelernährung bekämpfen zu können, sagt.
Er sagt wörtlich:

In der Abwägung ist klar: Die realen Vorteile von
genetischer Modifikation überwiegen bei weitem
die hypothetischen Risiken, die von den Gegnern
vorgebracht werden.

Um nichts anderes geht es uns Liberalen. Sie hängen
zwar Plakate mit der Überschrift „Gentechnikfreie
Zone“ auf; aber wenn Sie selbst krank würden, würden
Sie nach dem besten Medikament aus dem Ausland ver-
langen. Wir wollen, dass die besten Medikamente in
Deutschland hergestellt werden und nicht in fünf Jahren
importiert werden müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich möchte noch etwas zum Thema der inneren Libe-

ralität sagen; dies ist wichtig. Um auf den Punkt zu kom-
men: Herr Kollege Müntefering, hören Sie doch auf, den
Eindruck zu erwecken, als ob dann, wenn Schwarz-Gelb
an die Regierung komme, plötzlich das Frauenbild und
das Familienbild der 50er-Jahre wieder auf der Tages-
ordnung seien. Ich möchte darauf aufmerksam machen,
dass diejenige, die die nächste Kanzlerin wird, eine Frau
ist. Das sollte man einmal kurz zur Kenntnis nehmen.

Jetzt möchte ich ganz persönlich etwas zum Thema
Antidiskriminierungsgesetz und dazu sagen, wie Sie
damit durch die Lande ziehen. Ihr Antidiskriminierungs-
gesetz, welches Sie sich als wirklich wichtiges Ziel auf
die Fahnen geschrieben haben, hilft denjenigen, die ge-
schützt werden sollen, nicht. Wenn Sie das so überbüro-
kratisch umsetzen, wie Sie es vorhaben – dies müssten
Sie gar nicht, weil die Europäische Union viel weniger
will –, wird das lediglich dazu führen, dass die Minder-
heiten, die wir alle gemeinsam gegen Diskriminierung
schützen wollen, gar nicht mehr zu einem Vorstellungs-
gespräch eingeladen werden, weil die Arbeitgeber fürch-
ten: Anschließend gibt es eine Klagewelle, weil eine
Diskriminierungsabsicht unterstellt wird.

S

b
e

d
d
b
l

w
m
j
t
i
U
n
t

t

h
W
d

H
n
d
z


n
1

M
b
k

L
E
T
l

(C (D (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


o etwas ist nur gut gemeint.
Wir sagen Ihnen: Gerade beim Thema der inneren Li-

eralität schadet es nicht, wenn man auch den Verstand
inschaltet. Wir als Liberale sind ein Garant dafür,


(Widerspruch bei der SPD)

ass das Klima der Toleranz, die innere Liberalität und
ie Zukunft einer aufgeklärten Gesellschaft erhalten
leiben. Dafür stehen meine Partei und ich ganz persön-
ich.
Deswegen sage ich: Wir werden in Deutschland einen
irtschaftlichen Aufschwung bekommen. Wir schaffen
ehr Chancen für Bildung und Wissenschaft und für die
unge Generation. Wir schaffen sicherere Sicherungssys-
eme bei der Rente und der Gesundheit. Wir erhalten die
nnere Liberalität dieses Landes. Dafür stehen wir,
nion und FDP, gemeinsam. Deswegen werden wir die
ächste Regierung sein – und Sie die nächste Opposi-
ion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Rudolf Bindig [SPD]: Nur die Hinterbänkler unterstützen Sie!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518601400

Nächster Redner ist der Bundesminister des Auswär-

igen, Joschka Fischer.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518601500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn man

eute Morgen Frau Merkel und ganz besonders Herrn
esterwelle sorgfältig zugehört hat, hat man erfahren,
ass die Opposition schon gewonnen hat.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Diesmal hat der Fischer Recht!)


ier sitzt der bayerische Ministerpräsident, der immer
och tief traumatisiert ist. Sie dürfen nicht vergessen,
ass er noch heute versucht, eine Flasche Champagner
u öffnen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben Sorgen!)

Ich habe überhaupt keine Sorgen, sondern will Ihnen
ur sagen: Das werden die Wählerinnen und Wähler am
8. September entscheiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


anche sind schon vorher Wahlsieger gewesen und ha-
en um Mitternacht immer noch in die Kamera gewun-
en, obwohl sie da schon verloren hatten.
Schauen wir uns die gegenwärtige internationale
age an: Wir haben es mit explodierenden Benzin- und
nergiepreisen zu tun. Amerika erleidet eine furchtbare
ragödie. Wir bekommen mit, dass sich ganz offensicht-
ich global eine Veränderung vollzieht, die tief ein-






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

schneidet – auch in die Zukunft der Arbeitsplätze und in
die Positionierung des Wirtschaftsstandortes Deutsch-
land. Nur, der Vorredner hatte dazu nichts zu sagen.

Frau Merkel, wer ist denn in Ihrem Kompetenzteam
dafür zuständig?


(Jörg Tauss [SPD]: Frau Hasselfeldt!)

– Frau Hasselfeldt! – Das kommt ja nicht von ungefähr.
Sie wollen nicht Vorfahrt für diesen Punkt – das wissen
Sie ganz genau –, sondern für Sie ist da der Rückwärts-
gang angesagt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Kanzlerkandidatin spricht davon – das war das
Erste, was Sie erklärt haben, Frau Merkel –, dass die Zu-
kunft ihre Zukunft ist. Dann wollen wir diese Zukunft
einmal betrachten. Ich meine, entscheidend für die Zu-
kunft der Arbeitsplätze wird die Energiefrage sein. Wir
sind da sehr gut positioniert. Ich war jüngst an der Tech-
nischen Hochschule in Aachen. Dort werden Motoren
für den weltweiten Einsatz entwickelt, unter anderem
der Hybridmotor. Wenn ich dann aber mitbekomme,
dass Volkswagen in diesen Tagen ein neues Modell vor-
stellen will – einen Dinosaurier aus dem oberen Preisse-
gment mit 25 Litern Verbrauch –, während der Hybrid-
motor, der an dem Institut in Aachen entwickelt wurde,
von Toyota umgesetzt wird, ist das für mich eine Ent-
wicklung, die wir so nicht zulassen dürfen. Wenn sich
hier andere auf den Weg machen, wird uns das Arbeits-
plätze kosten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Da kann Herr Westerwelle Steuersenkungen rauf und
runter durchdeklinieren. Das sind die entscheidenden
Zukunftsfragen.

Schauen wir uns doch einmal die Realität an: Ich war
jüngst in Ostwestfalen, in einer Kommune, die einen
Bürgermeister von der Christlich Demokratischen Union
hat. Dort wurde ein Zentrum für erneuerbare Energien
eingeweiht. Der verantwortliche Unternehmer sagte mir,
in Nordrhein-Westfalen gebe es faktisch eine Totalblo-
ckade bei den erneuerbaren Energien. Da kann ich nur
sagen: Wir haben mit dem Erneuerbare-Energien-Ge-
setz, mit Jürgen Trittin, zur Weltspitze, zu Japan, aufge-
schlossen. Wenn diese Zukunftstechnologie aber jetzt,
wie in Nordrhein-Westfalen, aus ideologischen Gründen
nicht umgesetzt wird – angesichts explodierender Ener-
giekosten wird sie sich schneller rentieren, als selbst wir
es angenommen haben; wir waren weiß Gott Optimisten –,
dann wird die Vergangenheit die Zukunft definieren. Das
ist das Letzte, was unser Land brauchen kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie wollen Kanzlerin werden, Frau Merkel. Dafür ist
entscheidend, dass Sie die strategischen Linien definie-
ren. Nach der großen Tragödie in den USA ist noch nicht
absehbar, was die Konsequenzen sind. Aber dieses Land
hat immer mit sehr viel Pragmatismus und Entschlossen-

h
s
p
D
v
A
U
i

g
s
D
r
m
m
W
d
R

t
t
m
n
t
b
m
i
g

h

M

b
n
c
W
T

E
a
f

d
W
k
g
p
S
l

g
e
d

(C (D eit auf solche Herausforderungen reagiert. Es wird dort icher Konsequenzen in der Energiebzw. Klimaschutzolitik geben. Das hat sich vorher schon abgezeichnet. ie Explosion der Benzinkosten in den USA hat schon orher zu einer Diskussion über den Verbrauch bei den utomobilen geführt. Wer die politische Szene in den SA kennt, weiß, dass das dort extrem ungewöhnlich st. Wenn die USA ein neues „Manhattan-Projekt“ aufle en, dann werden wir mit Merkel und Westerwelle unere Spitzenposition garantiert sehr schnell einbüßen. ann brauchen wir, weil wir dann Arbeitsplätze verlieen, über einen Kampf gegen die Arbeitslosigkeit selbst it Ihren fantastischen Steuervisionen überhaupt nicht ehr zu diskutieren; dann werden wir weit zurückfallen. ir müssen die Zeichen der Zeit erkennen. Das heißt, ass wir uns hier mehr anstrengen müssen und nicht den ückwärtsgang einlegen dürfen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Genau, mehr anstrengen!)


Wir müssen alles tun – das werden und wollen wir
un –, um eine Verbrauchsreduzierung zu erreichen. Au-
os mit Hybridmotor – also mit einem Elektromotor und
it einem konventionellen Ottomotor – dürfen doch
icht nur von Toyota exportiert werden. Toyota expor-
iert in die USA so viele Autos mit Hybridmotor – ver-
rauchsarm, schadstoffarm! –, wie Audi dorthin Autos
it konventionellen Antrieben liefert. Dieser Drittmarkt
st für die Arbeitsplätze entscheidend. Ich kann nur sa-
en: Da müssen wir Acht geben.
Darüber hinaus müssen wir jetzt in die Biotreibstoffe

inein. Ich dachte, ich höre nicht richtig, als ich in der
Tagesschau“ vor dem formidablen Duell, das Frau
erkel ja, wie ich überall gelesen habe, gewonnen hat
man merkt es nur nicht –, vom Präsidenten des Ver-
ands der Automobilindustrie, Professor Gottschalk, ei-
em in der Wolle gefärbten Grünen, erfahre: Wir brau-
hen mehr Biotreibstoffe. – Recht hat er. Wir werden die
eichen dafür stellen. Die grüne Zapfsäule muss an jede
ankstelle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


s kann doch nicht sein, dass die in Brasilien weiter sind
ls wir. Weg vom Öl ist die entscheidende Zukunftsfrage
ür den Automobilstandort Deutschland.
Das sind die Fragen, die Arbeitsplätze bringen wer-

en. Wir haben 30 000 Arbeitsplätze allein bei der
indenergie geschaffen. Die stellen Sie infrage. Jetzt
ommen Sie und sagen, Sie wollen eine Kappung. Ver-
leichen Sie einmal die Situation dort, wo es eine Kap-
ung gibt – in Italien und Großbritannien –, mit unserem
ystem, dann werden Sie sehen, was Investitionen mobi-
isiert.
Sie wissen genau: Die Windenergieförderung ist de-

ressiv, sie wird abgebaut werden. Das heißt, die Wind-
nergie muss sich rentieren. Ich glaube, dass angesichts
er Entwicklung der Energiepreise die Förderung






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

schneller abgebaut werden kann, als alle angenommen
haben.

Nur, man muss den Menschen auch sagen: Zwar ge-
hen in die Energiepreise auch spekulative Bestandteile
ein, aber noch viel wichtiger ist das Folgende – ich als
Außenminister bekomme das mit –: Seit ungefähr zwei,
drei Jahren trifft man chinesische oder indische Delega-
tionen bzw. Unternehmen auch dort an, wo sie vorher
nicht gewesen sind. Das hat nicht nur Auswirkungen auf
die Energiepreise. Schauen Sie sich etwa die Entwick-
lung des Kupferpreises an. Chile hat Jahrzehnte unter ei-
nem sich abwärts entwickelnden Kupferpreis gelitten;
nun haben wir eine völlige Umkehrung erlebt. Diese
Entwicklung schließt die Jutepreise, überhaupt alle Roh-
stoffpreise ein. Reden Sie mit Vertretern des Mittelstan-
des, dann werden Sie merken, dass der Druck der Roh-
stoffpreise für unsere Wirtschaft eine enorme Bedeutung
hat!

Das zeigt, dass Globalisierung eben nicht nur bedeu-
tet: Wir produzieren und exportieren und bekommen so-
mit das Geld, das wir für Rohstoffe aufgewendet haben,
zurück; wir reisen in exotische Länder. Vielmehr bedeu-
tet Globalisierung, dass sich große Nationen auf den
Weg gemacht haben. Das wird zu einem dauerhaften An-
stieg der Rohstoff- und Energiepreise führen. Was hat
Frau Merkel heute zu dieser entscheidenden Zukunfts-
frage zu sagen gehabt?


(Rudolf Bindig [SPD]: Sie hat keine Ahnung davon!)


Wir haben die besten Ingenieure, die besten Facharbei-
ter, hervorragende Universitäten und das nötige Kapital.
Ich sage Ihnen: Wenn Sie die Weichen so stellen, dass es
in Richtung rückwärts geht, dann werden wir auch rück-
wärts fahren und werden Arbeitsplätze in großer Zahl
verlieren. Genau das darf es nicht geben und deswegen
müssen wir die ökologische und soziale Erneuerung vor-
antreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zur Gentechnik, zu Guido Westerwelle und der Gen-
technik.


(Zuruf von der SPD: Die Windmaschine!)

Er meint, es sei für mich ein Problem, was und wie viel
ich esse. – Ja, das ist mein Problem. Aber wenn ich Ih-
nen zuhöre, ist ebenfalls mein Problem, was Sie reden.
Das ist nicht immer klug, Herr Westerwelle; das muss
ich Ihnen ganz ehrlich sagen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Ich rede jetzt von gentechnisch manipulierten Bestand-
teilen von Nahrung. Lassen Sie da doch den Markt ent-
scheiden! Sie sind doch der Apostel der freien Markt-
wirtschaft. Sie reden doch immer davon, dass der
Konsument mehr Freiheit braucht.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Wer verbietet das denn?)


I
d
i
D
m
b
m


k
f






z

z
W
n
z
s
f
d
D
G

n


r
g

E
m
m
s
c

(C (D st es denn dann ein Akt der Bürokratisierung, wenn wir ie Kennzeichnungspflicht haben? Als Verbraucher sage ch Ihnen schlicht und ergreifend: Ich kaufe das nicht. amit ich diese Entscheidung überhaupt treffen kann, uss aber auf der Packung draufstehen, was drin ist. Ich in dafür, dass wir das klar kennzeichnen. Das hat nichts it Bürokratie zu tun. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sehen Sie, Herr Westerwelle: Selbst die Kanzlerin
latscht; selbst die CDU/CSU ist überzeugt und hat Bei-
all geklatscht.


(Michael Glos [CDU/CSU]: „Kanzlerin“ war richtig! Einmal was Richtiges! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: „Die Kanzlerin klatscht“ hat mir gefallen!)


Ja, selbst die Kanzlerin klatscht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Das sind Helden der Ironie; ihr seht es.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Sagen Sie das noch mal! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das war super!)


Ich stelle fest: Bei euch darf man Ironie nicht einset-
en. Ich lasse es.
Ich komme jetzt wieder zurück zur Gentechnik und

ur Freisetzung bzw. unserer gesetzlichen Regelung.
enn Saatgutfirmen so überzeugt davon sind, dass es
otwendig ist, gentechnisch manipuliertes Saatgut frei-
usetzen, und wenn Sie so überzeugt davon sind, dass es
icher ist: Wieso wollen Sie dann die Staatshaftung ein-
ühren? Ich bin der Meinung, dass diese Firmen sich auf
em Versicherungsmarkt die Deckung besorgen sollten.
ann könnten wir auch feststellen, für wie sicher sie das
anze wirklich halten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Frau Merkel, ich darf Sie ja jetzt nicht mehr Kanzlerin
ennen, sonst flippen die wieder aus.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Wer flippt aus? – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Einmal fängt alles an!)


Ich darf Sie so nennen; also gut. Ich bin gespannt da-
auf, ob Sie auch noch am Abend des 18. September so
enannt werden. Ich glaube es nicht.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Er hat den Fehler doch gemacht!)


Meine Damen und Herren, Sie haben eine Politik der
hrlichkeit versprochen. Die Politik der Ehrlichkeit
üsste so aussehen, dass Sie und Herr Kirchhof sagen
üssten, was Sie wirklich wollen. Da kann ich Ihnen nur
agen: Ich finde, Ihr Hinweis auf Reagan lässt tiefer bli-
ken, als es auf den ersten Blick der Fall zu sein scheint.






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Wenn man es ernst nehmen soll, dass Sie Professor
Kirchhof als den neuen Ludwig Erhard der CDU be-
zeichnen, Frau Merkel, dann müssen Sie auch die Kon-
sequenzen vor den Wahlen offen aussprechen. Da will
ich Ihnen sagen: Das wird eine Grundsatzentscheidung.
Ich weiß nicht, wie weit Ihre Partei den Leipziger Partei-
tag tatsächlich ernst genommen hat.

Dann kam Ihre Kirchhof-Entscheidung und nun Ihr
Reagan-Zitat, das scheinbar bedeutet: Mir selbst fällt
nichts ein, also muss ich eine Anleihe machen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU)

– Nein, es geht nicht um dieses Zitat. Es geht um eine
gesellschaftspolitische Grundsatzentscheidung. Dazu
will ich Ihnen etwas vom bayerischen Finanzminister
Kurt Faltlhauser vorlesen. Er hat am 29. April 2004 hier
im Deutschen Bundestag gesagt:

Es gibt hier aber eine Differenz zu dem, was der im-
mer wieder zitierte Professor Kirchhof vorgelegt
hat. Dieser hat eine Flat Tax von 25 Prozent vorge-
schlagen.

Jetzt kommt es:
Ich erkläre für mich ausdrücklich, dass ich in der
sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik
Deutschland eine Flat Tax für nicht vertretbar halte.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Und weiter:

Für mich ist die Progression der Einkommensteuer
ein Kernpunkt unseres Sozialstaatsprinzips.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Ich muss Ihnen sagen: Das ist die gesellschaftspolitische
Grundsatzentscheidung. Das müssen die Menschen
draußen wissen.

Der Bundeskanzler hat völlig Recht, wenn er sagt,
dass wir den Sozialstaat erneuern müssen und dass die
sozialen Sicherungssysteme auf unsere immer älter wer-
dende Gesellschaft und auf die neue Wettbewerbssitua-
tion ausgerichtet werden müssen. Ich möchte in keiner
Gesellschaft leben, in der wir den Individualismus sozu-
sagen zum obersten Prinzip erklären und in der sich die
starken von den schwachen Schultern verabschieden.
Für mich war der Kern der Sozialstaatsorientierung der
Union seit Adenauer immer das Festhalten an diesem
Prinzip. Angesichts dessen, was Sie wollen, sage ich Ih-
nen – ich habe Ihnen sehr sorgfältig zugehört –: Sie sind
das Gegenteil von neuer Ehrlichkeit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn Sie wirklich den Mut hätten, zu sagen, was Sie
wollen und was Sie für notwendig halten, dann würden
Sie sagen, dass Sie den Sozialstaat für überholt, für zu

t
l

A
s
s

D
1
I

ü

I
g
e
B
d
r
n
t

d
t
f
L
t
s




f
n
d
e




m
k

(C (D euer und für eine die Wettbewerbsfähigkeit Deutschands schädigende Einrichtung halten. ber das sagen Sie nicht, sondern Sie lassen es Kirchhof agen. Sie selbst deuten es nur an. Es ist eine gesellchaftspolitische Grundsatzentscheidung. iese neokonservative Wende der Union soll am 8. September eine Mehrheit bekommen. Dazu sage ich hnen: Das darf nicht sein. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall des Abg. Franz Müntefering [SPD])


Nun zur Gesundheitsreform. Da bin ich ideologisch
berhaupt nicht festgelegt.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Nein, überhaupt nicht!)


ch hatte gedacht, dass ein Prinzip auch für die Union
ilt – für die FDP allerdings nicht; denn die FDP möchte
ine Vollprivatisierung; das heißt, am Ende bleibt eine
asisversicherung, die privaten Versicherungen müssen
ann jeden akzeptieren; das wäre eine Armenversiche-
ung und würde, wenn man das zu Ende denkt, die Über-
ahme der Sozialhilfe in das Gesundheitssystem bedeu-
en,


(Peter Dreßen [SPD]: So ist es! Genau!)

as ist völlig klar – und dass dieses auch in Zukunft gel-
en sollte: das Prinzip der Belastung nach der Leistungs-
ähigkeit, dass sich also Beiträge und Besteuerung an der
eistungsfähigkeit orientieren und dass stärkere Schul-
ern stärker herangezogen werden. Ich möchte, dass die-
es Kernprinzip des Sozialstaats auch in Zukunft gilt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das machen wir!)


Nein, das macht ihr nicht.

(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Dummes Zeug!)

Ich will euch etwas sagen: Ich bin aus Überzeugung
reiwillig gesetzlich versichert und zahle gegenwärtig ei-
en Krankenkassenbeitrag von etwa 500 Euro. Nach
em merkelschen Modell würde ich um knapp 400 Euro
ntlastet.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das stimmt ja gar nicht!)


Natürlich.

(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein!)


Aber selbstverständlich! – Da kann ich nur sagen,
eine Damen und Herren: Das wird die Wirtschaft an-
urbeln! Da wird der Fischer investieren, dass es kracht!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

Nein, es ist überhaupt nicht einzusehen, warum mein
Fahrer, der genauso alt ist wie ich, belastet wird und ich
entlastet werde. Das macht überhaupt keinen Sinn.

Nun zur Kinderversicherung. Der Spitzensteuersatz
soll weiter gesenkt werden, aus Gründen, die ich nicht
kenne. Das wird unsere Wettbewerbsfähigkeit überhaupt
nicht verbessern. Sie wollten ihn auf 36 Prozent senken
und haben das alles sauber berechnet, allerdings in der
Luft und nicht in der Realität. Jetzt kommt die Begrün-
dung, dass die Reichen für die Kinderversicherung he-
rangezogen werden sollen. Das kann dann aber nicht nur
für die gesetzliche Versicherung gelten; denn damit wer-
den Sie in Karlsruhe scheitern. Selbstverständlich wer-
den Sie dann alle Kinder entsprechend zu finanzieren ha-
ben; das ist doch völlig klar. Dafür fehlen Ihnen
16 Milliarden Euro, Frau Merkel. Da kann ich Ihnen nur
sagen: Angesichts dieser fehlenden 16 Milliarden Euro
werden Sie wieder auf die Mehrwertsteuererhöhung zu-
rückkommen.

Ich frage mich, welchen Sinn das macht. Wenn wir
der Meinung sind, wir sollten eine steuerliche Zuführung
vornehmen, dann bin ich jederzeit bereit, darüber zu dis-
kutieren. So, wie wir es bei der Rentenversicherung ge-
tan haben, könnten wir auch hier unvoreingenommen
über die Frage einer steuerlichen Zuführung diskutieren.


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Das ist ja schon mal etwas!)


Warum Sie aber das Prinzip, dass sich die Höhe der Bei-
träge nach der Leistungsfähigkeit richtet, aufgeben wol-
len, verstehe ich nicht. Das Tollste ist der Sozialaus-
gleich! Da kann ich Ihnen nur sagen: Fahren Sie doch in
die Schweiz und schauen Sie sich doch einmal die Reali-
tät an! Und da kommen die Meister der Entbürokratisie-
rung und sind dabei, einen Dinosaurier der Bürokratisie-
rung zu schaffen:


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


30 Millionen Versicherungspflichtige, die heute in der
gesetzlichen Krankenversicherung sind – das müssen die
Versicherten wissen –, werden dann Anträge schreiben,
sie werden Sozialleistungsbezieher werden.

Liebe Freundinnen und Freunde, meine Damen und
Herren von der Union, ich kann nur sagen, das hat alles
keinen Sinn! Das wird eines der besten Gesundheitssys-
teme, eines der solidarischsten Gesundheitssysteme ge-
fährden und letztendlich ruinieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir dagegen halten an ihm fest. Bei einer immer älter
werdenden Gesellschaft brauchen wir eine gewisse Ab-
kopplung der Finanzierung des Gesundheitssystems von
den Arbeitskosten; das haben wir mit unserer Reform
schon gemacht. Da bin ich sehr dafür. Da ist ein Wachs-
tumsmarkt, da hätte ich mir gewünscht, dass die FDP
und auch Sie Ihren Widerstand gegen die Aufhebung des
Mehrfachbesitzverbotes bei Apotheken aufgeben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


W
g
i
z
n
m
s

W
g
d
d
K
g
a
v
t

a
h
r
d
D
s
H
r
z
s
D
a
d

n
D

D
i

D
h
S
k
k
J
E
u
k
B
k
G
v

(C (D ozu brauchen wir die Kassenärztlichen Vereinigunen? Das bezahlen alles die Versicherten. Das wart alles hr! An diesem Punkt bin ich sehr dafür, die Konsequenen daraus zu ziehen: mehr Wettbewerb im System und ochmals eine Überprüfung, auch dessen, was den Pharaunternehmen wirklich garantiert wird. Ich meine, die ind da zu gut weggekommen. Aber der entscheidende Punkt ist doch ein anderer: enn es richtig ist, dass wir immer älter werden und leichzeitig die Erwerbsbiografien immer prekärer weren, dann dürfen wir doch die Solidarität mit den Behinerten, mit den Chronikerinnen und Chronikern, mit den inderreichen, mit den Alten und Armen nicht bei den esetzlich Versicherten abladen, sondern müssen sie auf lle Schultern verteilen. Das ist für mich ein Schritt nach orne und deswegen ist die Bürgerversicherung die richige Antwort. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/ CSU]: Wozu zahlen wir Steuern?)


Frau Merkel, Ihre Amtszeit wird sich durch Wunder
uszeichnen. Wenn ich mir anschaue: Mehrwertsteuerer-
öhung um 2 Prozentpunkte, das wird die Konjunktur
ichtig brummen lassen! Daraus wollen Sie die Senkung
er Beiträge zur Arbeitslosenversicherung finanzieren.
ie Ministerpräsidenten der CDU/CSU hauen sich jetzt
chon wie die Kesselflicker, wie viel sie zum Stopfen der
aushaltslöcher bekommen. Zweiter Punkt also: Sanie-
ung der Länderhaushalte. Dritter Punkt: steuerfinan-
ierte Kinderversicherung; 16 Milliarden Euro. Jetzt
ind Sie schon im Bereich des Wunders angekommen.
as werden Sie aus den 2 Prozentpunkten niemals her-
usbekommen! Schließlich der vierte Punkt: Senkung
er Ökosteuer.
Da kann ich nur sagen: Solche Versprechungen hat

icht einmal der Papst bei seinem Besuch hier in
eutschland gemacht; das hat er sich nicht zugetraut.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)

a stellt man doch fest: Das ist doch hinten und vorne
deologiegetrieben!


(Zuruf von der CDU/CSU: Bei Ihnen!)

as wissen Sie auch. Das ist doch völlig klar: Der kirch-
ofsche Einheitssteuersatz oder Ihre Absenkung des
pitzensteuersatzes auf 39 Prozent – was ökonomisch
einen Sinn macht –, das wird letztendlich zulasten der
leinen Leute finanziert. 40 Milliarden Defizit im ersten
ahr, das haben wir in Amerika erlebt, das haben wir in
ngland erlebt: Erst heißt es: „Runter mit den Steuern!“,
nd dann heißt es: „Defizite müssen weg!“ Und die
ommen weg: vor allen Dingen in den Sozialetats, bei
ildung und Ausbildung, bei den kleinen Leuten. Da
ann ich Ihnen nur sagen: Das, was Sie wollen, ist eine
esellschaft des kalten Herzens. Das ist das Gegenteil
on dem, was wir wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

Vorfahrt für Kinder! Ich würde mir wirklich wün-

schen, Sie würden wirklich Politik für junge Frauen in
unserem Land machen. Renate Schmidt und wir haben
das gemacht.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das sieht man!)


Mit dem Ganztagsschulprogramm haben wir
4 Milliarden Euro in die Hände genommen. Hoffentlich
– Herr Ministerpräsident – geben Sie das alles an die
Kommunen weiter und nutzen es nicht zur Sanierung der
Länderhaushalte.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Der entscheidende Punkt bei der Entlastung bei der So-
zialhilfe ist, dass investiert wird, vor allen Dingen in die
Betreuung der unter 3-Jährigen. Aber ich sage hier auch
ganz offen – bei allem, was es auch an vernünftigen Vor-
stellungen von Elterngeld und Ähnlichem gibt; –: Wir
müssen doch nur über den Rhein schauen! Frankreich ist
doch nicht wesentlich reicher als wir. Aber dort ist seit
vielen Jahren ein Anspruch auf Kinderbetreuung ab dem
ersten Lebensjahr selbstverständlich. Wir wollen nie-
manden diskriminieren. Wenn sich jemand entscheidet,
zu Hause zu bleiben, dann ist das eine Entscheidung, die
voll zu akzeptieren und zu unterstützen ist. Aber es muss
aufhören, dass letztendlich den jungen Eltern und den
jungen Frauen – dazu haben Sie nichts gesagt – die Ver-
einbarkeit von Familie und Beruf ins Kreuz gehängt
wird. Wie viele Alleinerziehende sind in die Sozialhilfe
gedrückt worden, nur weil die Betreuung nicht funktio-
niert hat? Das darf es in unserem Land nicht geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Deswegen sage ich den jungen Eltern: Am 18. Septem-
ber steht eine Entscheidung an über eine der, wie ich
denke, wichtigsten Zukunftsreformen: nämlich den ge-
setzlichen Anspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten
Lebensjahr. Ohne diesen wird es nicht wirklich funktio-
nieren. Deswegen bin ich unbedingt dafür, dass wir das
machen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Irgendwie läuft es nicht!)


Ich kann nur sagen: Neben dieser sozialpolitischen
Entscheidung mache ich mir am meisten über die
Außen- und Sicherheitspolitik Sorgen.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)

– Ja, ja. – Schauen wir uns die Entwicklung an. Ich habe
vorhin gesagt: Wir wissen nicht, wie dieses große, für
uns so bedeutende Land USA reagieren wird. Wird es
sich nach innen orientieren? Was wird das dann für Frie-
den und Stabilität in unserer Nachbarregion bedeuten?
So wie während des Kalten Krieges für den Westen Ber-
lin Zentrum von Freiheit und Sicherheit war, so ist jetzt
die Stabilität des Mittelmeerraums die entscheidende
Frage für unsere Sicherheit, nämlich ob wir ein Mehr der
Kooperation oder der Konfrontation bekommen.


m
e

g
e
f
t
s
k
v
f

r
g
d
m
K
K
t
u

s
r
s
a
n
U
d
s
W
K

t
d
P
e
F
g
W

g
R
s
d
m
T

w
M

(C (D (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Michael Glos [CDU/CSU]: Heuchelei!)


Das hat überhaupt nichts mit Heuchelei zu tun. Viel-
ehr werde ich Sie gleich an Ihre früheren Positionen
rinnern, Verehrtester.
Diese Region steht heute vor großen Herausforderun-

en. Ich bin froh, dass die mutige Entscheidung der isra-
lischen Regierung, sich aus Gaza zurückzuziehen, dazu
ühren kann und hoffentlich dazu führen wird, dass wei-
ere politische Verhandlungsschritte folgen, sodass die-
er lange tragische Konflikt zwischen zwei Nachbarvöl-
ern beigelegt wird und es zu einem dauerhaften Ende
on Terror und Gewalt kommt und Israel und Palästina
riedlich Seite an Seite leben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber der entscheidende Punkt ist für mich ein ande-
er. Wir haben in dieser Region eine Kumulation von
roßen Gefahren. Ich darf Sie nur daran erinnern, dass
ie Entwicklung im Irak alles andere als gut verläuft. Ich
ache mir da große Sorgen, obwohl wir nicht für den
rieg waren. Aber die negativen Konsequenzen werden
riegsbefürworter und Kriegsgegner gleichermaßen zu
ragen haben. Keiner denke, die Terrorgefahr wäre für
ns keine Gefahr.
Große Teile der Bevölkerung in der arabischen Welt

ind unter 18 Jahren. Dort herrscht eine Modernisie-
ungsblockade. Wir haben Entwicklungen auf der arabi-
chen Halbinsel und auch im Irak. Das iranische Nukle-
rprogramm, das keinerlei Sinn macht, darf ebenfalls
icht vergessen werden. Wir wissen nicht, wie sich die
SA in den kommenden Monaten orientieren werden. In
ieser Situation wird es entscheidend sein, dass wir un-
ere Sicherheitsinteressen und nicht innenpolitische
ahlinteressen an die erste Stelle stellen. Von einer, die
anzlerin werden will, erwarte ich das.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wenn das eine Minderheitenposition ist, dann bedeu-

et Führung, wenn man diese Position für richtig hält,
araus eine Mehrheitsposition zu machen. An diesem
unkt lautet die entscheidende Frage: Gelingt es, dass
in großes muslimisches Land den Weg von Demokratie,
rauen- und Menschenrechten, Rechtsstaat, unabhängi-
en Medien, einer modernen offenen Gesellschaft und
irtschaft erfolgreich geht?
Seit 43 Jahren machen wir der Türkei Versprechun-

en, von Adenauer und Strauß, bis 1997 Glos unter der
egierung Kohl/Waigel in einer Presseerklärung das-
elbe Versprechen gemacht hat. Jetzt soll der Türkei in
ieser Situation, in der wir kein Risiko eingehen – es
ag zehn, 15, 20 Jahre dauern, das weiß ich nicht –, die
ür vor der Nase zugeschlagen werden,


(Michael Glos [CDU/CSU]: Das tut doch niemand!)


eil Herr Stoiber kulturelle Einwände hat oder weil Frau
erkel meint, das sei weniger wichtig. Dann kann ich






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

Ihnen nur sagen: Herr Glos, Ihre – wie heißt das? – privi-
legierte Partnerschaft, so sagte mir der Herr Schäuble,
wollen Sie gemeinsam mit den Türken entwickeln. Das
gibt es gar nicht respektive ist schon längst Realität.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Mit Ihrer Türkeipolitik – das sage ich Ihnen mit mei-
ner ganzen Erfahrung aus sieben Jahren –, Frau Merkel,
versündigen Sie sich an den Sicherheitsinteressen Euro-
pas und Deutschlands.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/ CSU)


– Jawohl, jedes Wort genau so. – Meine Damen und Her-
ren, Sie lagen bei der Irakpolitik falsch. Ich werde den
Artikel in der „Washington Post“ nie vergessen: Bundes-
kanzler Schröder spricht nicht für alle Deutschen. Dieser
Artikel ist sehr nachlesenswert. Sie wollen Kanzlerin
werden. Aber Sie haben nicht den kühlen Kopf und die
Fähigkeit zur Analyse, die man in solchen Situationen
braucht.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Ausgerechnet Sie!)


Im Falle des Irakkriegs haben Sie eine falsche Position
bezogen. Was Sie jetzt in der Türkeipolitik machen,
halte ich für noch gefährlicher.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Heute haben Sie sich über die Mehrheit gefreut. Ent-
scheidend wird es darauf ankommen, dass Sie am
18. September die Mehrheit nicht bekommen. Wir wer-
den klar machen: Ökologische und soziale Erneuerung
ist die Alternative zu einer Politik der kalten Herzen und
der Systemveränderung von rechts.

Ich danke Ihnen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Die Abgeordneten von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der SPD erheben sich)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518601600

Auch wegen der überschaubar begrenzten Möglich-

keiten, in dieser Legislaturperiode im Deutschen Bun-
destag noch das Wort zu ergreifen, geht das Präsidium
mit den Redezeiten sehr großzügig um.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das hätte ich wissen müssen!)


Es wäre dennoch schön, wenn die Redner in der Nähe
der gemeldeten Redezeiten bleiben könnten.

Nun erteile ich dem Ministerpräsidenten des Freistaa-
tes Bayern, Edmund Stoiber, das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Wo ist der Herr Faltlhauser, Herr Stoiber?)


F
d
n
g

s

J
l

l
h
g

D
b
D
c
d
b
c

s
a
j
k

i
t
M


r
H

f
M
k

8
d
g
a

(C (D Lassen Sie mich trotz der polemischen Ausfälle, Herr ischer, gegenüber der CDU/CSU und der Kanzlerkanidatin – darauf werde ich noch zurückkommen – mit eiem Dank an Sie, Herr Schröder und Herr Fischer, beinnen. Herr Bundeskanzler, Sie haben am 22. Mai den Men chen und unserem Vaterland ein Jahr Rot-Grün erspart. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1518601700
eder Tag ohne Rot-Grün ist ein guter Tag für Deutsch-
and.


(Gerhard Schröder, Bundeskanzler: Ist das jetzt ernst gemeint?)


Herr Bundeskanzler, Sie haben sieben Jahre – sieben
ange Jahre – eine bessere Zukunft versprochen. Ich
abe viele Erklärungen, Reden und Regierungserklärun-
en von Ihnen gelesen und auch selber mitgehört.


(Zuruf von der SPD: Aber nicht verstanden!)

ie Menschen warten bis heute darauf, dass es ihnen
esser geht. Fast 5 Millionen Menschen sind arbeitslos.
as ist – bei aller Problematik in vielen anderen Berei-
hen – das zentrale Problem unseres Landes. Wenn wir
as nicht lösen, dann werden wir auch die anderen Pro-
leme, die heute angesprochen werden und angespro-
hen worden sind, nicht lösen können.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


An dieser Aufgabe ist Ihre Regierung objektiv ge-
cheitert. Das ist auch der Grund, warum Sie Neuwahlen
usgeschrieben haben. Das ist auch der Grund, dass wir
etzt hier stehen und zum Abschied dieser Regierung dis-
utieren können, was gut für Deutschland ist.
Zigtausende junge Menschen finden keinen Einstieg

n das Berufsleben. Millionen Rentner haben das Ver-
rauen in die Rentenkasse verloren. Was sagen Sie diesen
enschen?


(Gerhard Schröder, Bundeskanzler: Kirchhof!)

Nur zu sagen, das seien sieben gute Jahre gewesen
so argumentieren Sie nämlich –, ist für mich zynisch,
ealitätsfern und gegenüber diesen Menschen blanker
ohn.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Darüber können Sie nicht hinwegtäuschen: Es gibt
ast 5 Millionen registrierte Arbeitslose, 7 Millionen
enschen, die in diesem Lande arbeiten wollen, aber
eine Arbeit finden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: 1998 waren es 9 Millionen!)


0 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
iesem Lande haben Angst um ihren Arbeitsplatz. Es
ibt kein Land auf dieser Welt – weder in Europa noch
ußerhalb Europas –, in dem die Menschen so viel Angst






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)


haben, den Arbeitsplatz zu verlieren oder keine Arbeit
zu bekommen. Das ist eines der entscheidenden The-
men.

Ich wiederhole: Wenn wir die Mentalität nicht verän-
dern – sie ändert sich nur dann, wenn die Menschen Ar-
beitsplätze bekommen –, dann müssen Sie die Politik än-
dern. Das Ergebnis Ihrer Politik der letzten sieben Jahre
ist jetzt zu besichtigen. Auch noch so schöne Worte kön-
nen nicht darüber hinwegtäuschen, weil die Bilanz vor-
liegt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Die Eingangsbilanz nicht vergessen! Die Eingangsbilanz gehört dazu!)


Deswegen gibt es auch diese Wechselstimmung.
Deswegen – wegen Ihrer Politik – haben Sie elf Wahlen
hintereinander verloren. Deshalb werden wir, die CDU/
CSU, mit Angela Merkel an der Spitze den Wechsel in
Deutschland herbeiführen. Lassen Sie endlich die Art
und Weise, in der Sie der Spitzenkandidatin oder wer
auch immer Spitzenkandidat war immer wieder unter-
stellen, sie wären persönlich nicht in der Lage, dieses
schwierige Amt zu führen! Glauben Sie, dass Sie bei der
Bilanz, die Sie vorzuweisen haben, die Berechtigung ha-
ben, der Oppositionsführerin überhaupt einen solchen
Vorwurf zu machen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Auch heute sprechen Sie von einer deutlichen Trend-

wende auf dem Arbeitsmarkt. Ich glaube, das habe ich
in den letzten sieben Jahren 15-mal gehört. Das ist die
alte Schröder-Masche. 1998 haben Sie – das ist hier
schon gesagt worden – eine „signifikante Senkung der
Arbeitslosigkeit“ versprochen. Ich erinnere mich noch
gut daran, wie Sie zusammen mit Peter Hartz – ihn wol-
len Sie heute möglicherweise gar nicht mehr so genau
kennen – am 15. August 2002 im Französischen Dom
eine Halbierung der Arbeitslosigkeit zelebriert haben.
Die Menschen haben zum Teil daran geglaubt. Aber
heute sind es nicht wie damals 4 Millionen, sondern 4,7
bzw. 4,8 Millionen Arbeitslose. Wie oft haben wir inzwi-
schen gehört – genauso wie heute –: Die Talsohle ist
durchschritten! Licht am Ende des Tunnels! Es geht
bergauf! Der Aufschwung kommt! – Ich sage: Das alles
war eine Täuschung. Die Menschen sind diese Täu-
schungen satt und wollen deswegen einen Wechsel. Wir
wollen alles dafür tun, dass es diesen Wechsel gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Bleiben wir doch einmal bei den Fakten. Nach den

letzten statistischen Daten sind binnen Jahresfrist, von
Juni 2004 bis Juni 2005, 410 000 sozialversicherungs-
pflichtige Arbeitsplätze in Deutschland verloren gegan-
gen. Das ist Ihre Bilanz. Ihre Masche, ständig zu sagen:
„Morgen wird es besser“, ohne die Politik substanziell
zu verändern, glauben Ihnen die Leute nicht mehr. Wir
wollen deutlich machen: Sie verändern Ihre Politik
nicht, damit mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, son-
dern klagen nur und schlagen falsche Rezepte vor, die
Sie erst gar nicht umsetzen, weil Sie dafür keine Mehr-

h
w

A
t
m
g
g
I

S
J
H
a

S
i
s
g
d

2

2
S

D
f
l
d
f
h
d
w

n
n
n
P
h
a
s
S
e
H

(C (D eit in Ihrer Partei haben. Das ist die Situation, mit der ir in den letzten Jahren leben mussten. Herr Bundeskanzler, neben dem Versagen auf dem rbeitsmarkt ist die rot-grüne Bundesregierung auf weieren zentralen Politikfeldern gescheitert. Sie haben dait den Interessen unseres Landes und seiner Menschen eschadet. Ihr Ziel war, im Jahre 2006 einen ausgelichenen Bundeshaushalt vorzulegen. Ich zitiere aus hrer Regierungserklärung vom 29. Oktober 2002: Wir dürfen heute also nicht das konsumieren, was wir unseren Kindern und Enkeln als Zukunftschancen eröffnen wollen. … Die Bundesregierung hält an dem Ziel fest, bis 2006 einen ausgeglichenen Bundeshaushalt zu erreichen. ie versprachen: Keine neuen Schulden mehr ab dem ahre 2006! Aber auch hier ist das Problem: Reden und andeln passen nicht zusammen, sondern klaffen weit useinander. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


chauen wir uns das einmal genauer an! Sie haben dazu
n Ihrer heutigen Regierungserklärung fast gar nichts ge-
agt. 2002 wurden 32 Milliarden Euro neue Schulden
emacht. 2003 waren es 38 Milliarden Euro neue Schul-
en.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Immer noch weniger als unter Theo Waigel!)


004 waren es 39 Milliarden Euro neue Schulden.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Immer noch weniger als unter Theo Waigel!)

005 werden es voraussichtlich 40 Milliarden Euro neue
chulden sein.


(Rudolf Bindig [SPD]: Mit Ihrer Blockade im Bundesrat!)


azu kann ich nur sagen: Versprochen, gebrochen! Jahr
ür Jahr steigen die Schulden. Jahr für Jahr für 40 Mil-
iarden Euro Zinsen! Jahr für Jahr – viermal hintereinan-
er – Bruch des europäischen Stabilitätspaktes! Jahr
ür Jahr Bruch der Verfassung im Hinblick auf die Haus-
altsdisziplin! Was, glauben Sie denn, können Sie dem
eutschen Volk noch zumuten? Es darf nicht mehr so
eitergehen, wenn wir eine Zukunft haben wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die rot-grüne Bundesregierung hat mit ihrer verhäng-
isvollen Schuldenpolitik die Zukunft der jüngeren Ge-
eration immer wieder belastet. Wie oft haben die Grü-
en das Wort von der Nachhaltigkeit verwendet! Das
rinzip der Nachhaltigkeit ist von Ihnen verbal hochge-
alten worden. Im Umweltschutz ist das in der Tat ein
ußerordentlich wichtiges Kriterium, aber nicht nur dort,
ondern in der gesamten Politik. Wenn Sie aber das, was
ie sagen und in Ihren Programmen festgelegt haben,
rnst genommen hätten, dann hätten Sie niemals der
aushaltspolitik der letzten Jahre zustimmen dürfen, die






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)


im Prinzip die finanzielle Situation unseres Landes zu-
tiefst zerrüttet.

Zur Tilgung von Schulden müssen im Bundeshaushalt
jährlich 40 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Die
Bundesschuld ist damit der zweitgrößte Posten im Bun-
deshaushalt. Das ist eine unmögliche Situation; denn da-
durch sind zahlreiche Investitionen nicht möglich. Ihre
Bilanz ruft einfach zu Ihrer Abwahl auf.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Am Ende Ihrer Amtszeit hinterlassen Sie riesige
Schuldenberge


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Wie viel haben Sie davon blockiert?)


und die größte Zinslast der Geschichte, und das, obwohl
Sie in sieben Jahren über 52 Milliarden Euro Privatisie-
rungserlöse – die UMTS-Milliarden sind da gar nicht
eingerechnet – erzielt und zusätzlich in den Haushalt ge-
buttert haben. Wenn Sie diese Privatisierungserlöse für
Investitionen verwendet hätten, dann hätten Sie zu-
kunftsorientiert gehandelt. Die Privatisierungserlöse
– sie sind sozusagen das, was die Deutschen in den 50er-
und 60er-Jahren erarbeitet haben – haben Sie immer
wieder in Haushaltslöcher gesteckt, ohne Konsequenzen
daraus zu ziehen, dass Sie auf die Dauer nicht mehr aus-
geben können, als Sie einnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Tatsache ist: Der Bundeshaushalt 2005 ist völlig aus
dem Ruder gelaufen. Sie sagen: Wir nehmen im Jahr
Steuern in Höhe von präterpropter 190 Milliarden Euro
ein und wir geben im Jahr präterpropter 250 Milliarden
Euro aus. Damit bekommt man auf die Dauer ein struk-
turelles Defizit von 50 Milliarden Euro bis 60 Milliarden
Euro. Das verschweigen Sie. Sie ziehen daraus keine
Konsequenzen und daher verschuldet sich der Staat im-
mer mehr.

Ich ziehe einen internationalen Vergleich: Wir haben
es in der Zwischenzeit geschafft, uns in der Europaliga
auf den drittletzten Platz vorzuarbeiten; nur noch Italien
und Belgien haben eine höhere Staatsverschuldung als
wir. Ich erinnere daran, dass die Stabilität in den 60er-,
70er- und 80er-Jahren Deutschlands Markenzeichen ge-
wesen ist. Ihr Versagen auf diesem Gebiet gehört auch
zur Bilanz Ihrer Politik, die einfach geändert werden
muss. Sie können sie nicht ändern; Frau Merkel wird
diese Politik ändern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


In Ihrer Regierungserklärung haben Sie über dieses
Thema überhaupt nicht gesprochen.

Sie haben hier angekündigt, was Sie alles machen
wollen, zum Beispiel Elterngeld einführen. Das ist eine
interessante Angelegenheit. Darüber kann man diskutie-
ren, gar keine Frage. Sie haben eine ganze Reihe von an-
deren Vorschlägen gemacht, die Sie umsetzen wollen,
wenn die SPD wieder die Regierung stellt. Dazu sage ich

I
m
V
d

G
v
I
n
e
h
m
w
V
s

U
h

i
l
K
s
n
k
1
m

w

W
a
5
d
K
u
h
1
d
d

t
d
d
B
s
t
d

(C (D hnen: Das ist doch ein Hammer. Auf der einen Seite achen Sie den Deutschen in Ihren Wahlprogrammen ersprechungen in der Größenordnung von 18 Milliaren Euro. (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)


leichzeitig weist Ihr Haushalt ein strukturelles Defizit
on 50 Milliarden Euro bis 60 Milliarden Euro auf und
hr Bundesfinanzminister sagt: Im Jahr 2007 habe ich
ichts mehr zu versilbern; stellt euch darauf ein, dass ich
in strukturelles Defizit von 25 Milliarden Euro über-
aupt nicht mehr ausgleichen kann. Es ist für mich un-
öglich, auf der einen Seite so viele Schulden zu verant-
orten und auf der anderen Seite den Leuten weiterhin
ersprechungen in Milliardenhöhe zu machen. – Eine
olche Politik darf nicht fortgeführt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Das mit dem Elterngeld wird Frau Schmidt gleich erklären!)


Ihre gebetsmühlenartig vorgebrachte Polemik, die
nion habe den Subventionsabbau und damit die Haus-
altssanierung blockiert,


(Zustimmung bei der SPD)

st eine pure Legende. Durch die Initiative der Bundes-
änder haben wir im Rahmen des Koch/Steinbrück-
onzepts im Jahr bundesweit 5 Milliarden Euro einge-
part. So viel Verantwortung hat eine Opposition noch
ie bewiesen. Ich erinnere an das, was Sie, Herr Bundes-
anzler, mit Herrn Lafontaine damals, 1996, 1997 und
998, im Bundesrat alles angestellt haben, um Refor-
en, die vielleicht zu spät eingeleitet worden sind
möglicherweise sind wir deshalb damals abgewählt
orden –, zu verhindern.
Heute stellen Sie sich hin und sagen zum Beispiel:
ir haben den Eingangssteuersatz von 25,9 Prozent
uf 15 Prozent und den Spitzensteuersatz von
3 Prozent auf 42 Prozent gesenkt. Sie verschweigen,
ass die Regierung Kohl bereits 1996 das Petersberger
onzept mit einem Eingangssteuersatz von 12 Prozent
nd einem Spitzensteuersatz von 39 Prozent vorgelegt
at. Wäre dieses Konzept bereits in den Jahren 1996,
997 und 1998 umgesetzt worden, stünden wir heute an-
ers da, als wir es tun. Man muss feststellen: Sie haben
as verhindert.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Dann wären wir noch mehr verschuldet! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: In sieben Jahren ist nie die Mehrwertsteuer erhöht worden!)


Sie haben immer wieder angesprochen – dies hat un-
er anderem auch Ihr Parteivorsitzender gesagt –, dass
ie Vertrauensfrage habe gestellt werden müssen, um
urch eine Neuwahl des Bundestages das Verhältnis von
undesrat und Bundestag anders zu justieren. Dies er-
chließt sich mir nicht, weil auch die Ministerpräsiden-
en durch Wahlen in ihr Amt gekommen sind. Sie wer-
en natürlich auch weiterhin nach ihren Vorstellungen






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)


entscheiden. Darauf haben die Bundestagswahlen keinen
substanziellen Einfluss.

Aber eines ist in diesem Zusammenhang deutlich zu
machen: Wir haben in dieser Legislaturperiode 80-mal
den Vermittlungsausschuss angerufen; es ist aber nur
eine Handvoll Gesetze gescheitert. In dieser Woche
– Herr Müntefering, Sie haben es angesprochen – haben
wir in der Tat das rot-grüne Antidiskriminierungsgesetz
gestoppt. Es ist richtig gewesen, dass wir das gestoppt
haben, meine sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Und die Bezugsdauer von Arbeitslosengeld haben Sie in dieser Woche gestoppt!)


Dieses Gesetz hätte den Mittelstand und die Wirtschaft
mit Bürokratie überzogen und wäre ein weiterer rot-grü-
ner Jobkiller geworden. Dies zu verhindern ist keine
Blokkade.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie sagen doch die Unwahrheit!)


Ihrem Zuwanderungsgesetz nicht zuzustimmen und
es zu verändern, ist eine absolute Notwendigkeit gewe-
sen. Wir haben jetzt ein besseres Gesetz erreicht, das Sie
niemals erreicht hätten. Ihr Gesetz hätte zu einer außer-
ordentlich schwierigen Situation in Deutschland geführt.

Wenn Sie schon über Blockade sprechen, dann müss-
ten Sie auch deutlich machen, dass wir niemals wie Sie
Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre


(Jörg Tauss [SPD]: Falsch!)

die Dinge so blockiert haben, wie Sie es uns immer wie-
der unterstellen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ein schlechter Verteidiger! Ein schlechtes Gewissen! Man hört das schlechte Gewissen!)


Dies zeigen die Zahlen. Wenn man aus insgesamt
80 Vermittlungsverfahren mit einer Handvoll Ablehnun-
gen herauskommt, wird die konstruktive Haltung des
Vermittlungsausschusses und der Länder mehr als deut-
lich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: 26 Prozent aller Gesetze haben Sie blockiert! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Der größte Blockierer ist Herr Huber gewesen!)


Dort, wo die Union regiert – auch dies will ich noch
einmal ins Gedächtnis rufen –, geht es den Menschen
besser.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mit der FDP! – Ludwig Stiegler [SPD]: Oberpfalz!)


Dort gibt es weniger Arbeitslose, mehr Wachstum, mehr
Investitionen und eine bessere Bildungspolitik. Dort gibt
es auch eine neue Stabilitätskultur. Schauen Sie sich an,
welche Stabilitätskultur sich in Sachsen entwickelt hat,
welche sich in Niedersachsen und in Hessen entwickelt.

N
M
n
m
t

D
S
g
c
m
f

n
r
d
g
r

u
M
p
J
g
r
w

u
k
ü

n
u
i
g
r
l
I
S
r
n
r

(C (D (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn!)


ach dem Regierungswechsel ist es eine der wichtigsten
aßnahmen des neuen Ministerpräsidenten Rüttgers, ei-
en ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Er sagt: Wir
üssen von den Schulden herunter und können die Poli-
ik der Milliardenschulden nicht mehr fortsetzen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Mehrwertsteuererhöhung!)


ort, wo die Union regiert, haben wir also eine bessere
tabilitätskultur, und dort, wo CDU-Politiker ins Amt
ekommen sind, wird sich diese Stabilitätskultur entwi-
keln, weil es notwendig ist, meine sehr verehrten Da-
en und Herren. Dies können wir auch im Bund schaf-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Sie müssen die Mehrwertsteuer erhöhen, um den bayerischen Haushalt auszugleichen!)


Wenn Sie kritisieren, dass wir in unser Programm hi-
eingeschrieben haben, dass wir die Maastricht-Krite-
ien in dieser Legislaturperiode erfüllen wollen, dann ist
iese Kritik für eine Regierung, die Maastricht viermal
ebrochen hat, unredlich und absolut nicht zu akzeptie-
en.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Sie haben die Mehrwertsteuer dreimal erhöht!)


Wir werden auf Ihren Haushalten aufbauen müssen
nd werden uns bemühen, so schnell wie möglich die
aastricht-Kriterien zu erfüllen. Aufgrund Ihrer Finanz-
olitik wird dies mit Sicherheit leider noch nicht im
ahre 2006 möglich sein. Mir wäre es recht, wenn es
inge. Aber wir werden erst einmal mit den Europäern
eden und ihnen deutlich machen müssen, welches Erbe
ir hier übernommen haben


(Zurufe von der SPD: Oh, oh!)

nd dass wir nicht von heute auf morgen alles so machen
önnen, wie wir es könnten, wenn wir die ganze Zeit
ber regiert hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Horst Kubatschka [SPD]: Sie übernehmen gar nichts! – Ludwig Stiegler [SPD]: Er bleibt frustriert in München!)


Wir müssen in Deutschland umkehren, weil es nicht
ur um das Heute, sondern auch um das Morgen geht,
m die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Wir müssen
n Deutschland umkehren, weil wir auf Dauer mit weni-
er Schulden und weniger Zinsen wieder mehr Spiel-
aum für mehr Investitionen in Bildung und Hochschu-
en, für Kinderbetreuung, für Innovationen sowie für
nfrastrukturmaßnahmen im Bereich von Straße und
chiene bekommen. Wir müssen in Deutschland umkeh-
en, weil immer mehr Lasten auf den Schultern der
ächsten Generation eine unverantwortliche und unmo-
alische Politik darstellen.






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)


Wenn Sie hier zu Recht die allgemeine demographi-

sche Situation beklagen, dann ist Schuldenmachen noch
unmoralischer, als es im Prinzip schon ist, weil starke
Generationen mit ihren Problemen nicht fertig werden
und die Begleichung dieser Schulden immer kleiner wer-
denden nachfolgenden Generationen übertragen.


(Erika Lotz [SPD]: 18 Prozent Mehrwertsteuer!)


Das ist absolut unmöglich. Deshalb ist es auch aus Grün-
den der Generationengerechtigkeit nötig, dass die Schul-
denpolitik abgebaut wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen, meine Herren, die soziale Bilanz von

sieben Jahren Rot-Grün ist bitter für die Menschen in un-
serem Land: Es gibt über 1,6 Millionen weniger sozial-
versicherungspflichtige Arbeitsplätze als 1998. Das ist
Ihre Bilanz.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Aber 3 Millionen mehr Erwerbstätige! Mehr Selbstständigkeit! 39 Millionen Erwerbstätige statt 36 Millionen bei Ihnen!)


Das ist sozial ungerecht. 1 Million Menschen mehr als
1998 lebt in Armut; das sagt Ihr Armenbericht selber
aus. Das ist sozial ungerecht.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Es gibt doch gar keinen Armenbericht!)


Seit 1998 wurden fast 200 Milliarden Euro neue Schul-
den auf die Schultern unserer Kinder gepackt. Das ist so-
zial ungerecht. Nicht Lippenbekenntnisse, sondern ein-
zig und allein messbare Erfolge für die Menschen
machen unser Land sozial.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Buchhalterökonom!)


Deutschland braucht eben mehr Wachstum, mehr Ar-
beitsplätze und mehr Zukunft.

Meine Damen, meine Herren, ich betone es: CDU
und CSU sind Garanten der sozialen Marktwirtschaft
in Deutschland.


(Ludwig Stiegler [SPD]: So, wie der Wolf die Schafe hütet, so sind Sie Garanten!)


Das, was Sie hier immer wieder in Form von bösen Un-
terstellungen angesprochen haben, muss ich strikt zu-
rückweisen. Sie kamen gerade von denen, die am An-
fang mit der sozialen Marktwirtschaft auf Kriegsfuß
gestanden haben. Aber ich sage Ihnen auch: Schauen Sie
einmal, in welcher Situation wir uns befinden.


(Horst Kubatschka [SPD]: Sie haben Kirchhof!)


Wir haben eine großartige soziale Marktwirtschaft. Sie
muss sich allerdings im Wettbewerb gegenüber anderen
Wirtschaftsordnungen, in der Globalisierung durchset-
zen. Das ist nicht ganz einfach.

m
i
t

D

D
r
w

G
a
s
t

O

d
w

f
P
w
r
C
n

z
r
e
E

I
L

(C (D (Ludwig Stiegler [SPD]: Der Exportweltmeister!)


In unserem Programm – ich möchte darauf noch ein-
al hinweisen – steht ganz bewusst am Anfang, dass wir
n der Globalisierung die soziale Marktwirtschaft erhal-
en, sichern und ausbauen werden.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Der Abbau des Kündigungsschutzes steht an Ihrem Anfang! Die Arbeitnehmerrechte zu schleifen, steht an Ihrem Anfang!)


as ist und bleibt unser Maßstab.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eswegen sollte man sich diese Passage unseres Regie-
ungsprogramms, mit dessen Umsetzung wir beginnen
ollen, sehr genau vergegenwärtigen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deutschland hat alle Chancen, zu den Gewinnern der
lobalisierung zu gehören. Wir haben die besten Fach-
rbeiter, wir bringen exzellente Leistungen in Wissen-
chaft und Forschung. Wir haben große und kleine Un-
ernehmen, die weltweit Marktführer sind.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist der Mehltau! Nicht einmal Logik herrscht hier!)


hne SPD und Grüne schaffen wir es,

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ass aus diesem riesigen Potenzial Deutschlands endlich
ieder Arbeitsplätze für die Menschen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Gar nichts schaffen Sie! Denken Sie an 2002!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir schaf-
en Arbeit mit Innovationen, neuen Ideen und neuen
rodukten. Standortwettbewerb ist heute Innovations-
ettbewerb. Das haben Sie nie begriffen. Diese Bundes-
egierung hat sehr viel über Risiken diskutiert,


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie sind ignorant, Herr Stoiber! Das ist unglaublich!)


aber viele Chancen vertan: in der Pharmazie, in der
hemie, in der Biotechnologie, in der Kernenergietech-
ik und in vielen anderen Bereichen.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie war das bei der Genomforschung? Das haben Sie doch nicht gemacht! – Ludwig Stiegler [SPD]: Exportweltmeister! Das sind die Chancen!)


Auf einem politischen Feld allerdings – das muss ich
ugeben – war diese Bundesregierung äußerst „erfolg-
eich“. Hier haben Sie Ihre erklärten Ziele tatsächlich
rreicht. So hat Deutschland heute mit die höchsten
nergiepreise in Europa.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Der schlaue Bayer! So ein Schmarren!)


n allen anderen Ländern in Europa wirkt die gleiche
age auf dem Weltenergiemarkt. Sie, Herr Bundeskanz-






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)


ler, haben heute gesagt, mit nationalen Maßnahmen sei
die Preissetzung nicht möglich. Das ist nicht richtig; das
ist falsch. Sie haben ohne Rücksicht auf Arbeitsplätze
und Wirtschaft die Energie in Deutschland im nationalen
Alleingang massiv verteuert und damit unsere Wettbe-
werbsfähigkeit drastisch verschlechtert.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Unsinn!)

Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Energie teurer zu machen, das war und ist ein zentra-

les rot-grünes Projekt.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Die bayerischen Bau ern leben von den alternativen Energien!)

Entlarvend ist doch ein berühmter Parteitagsbeschluss
der Grünen aus Magdeburg. Damals wurde es noch als
Hirngespinst angesehen, für 1 Liter Benzin 5 DM zu
zahlen, aber dahin kommen Sie allmählich. Stehen Sie
doch zu Ihrer Politik seit 1998: Ja, wir von der rot-grü-
nen Tankstelle wollen die Energie noch viel teurer ma-
chen als in den anderen Ländern. – Das ist Ihre Absicht
gewesen und diese Absicht haben Sie verwirklicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Klaus Uwe Benneter [SPD]: 3 Cent Mehrwertsteuererhöhung schrauben die Benzinpreise höher!)


Der Benzinpreis lag in Deutschland beim Antritt der
Regierung Schröder, 1998, noch im europäischen Mittel-
feld. Heute hat Deutschland mit die höchsten Benzin-
preise in Europa.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Weil die Spekulanten dabei sind! Sie unterstützen die noch!)


Sie sind nach oben gegangen. Wir haben da viele Länder
hinter uns gelassen.

Noch gravierender hat sich die Situation beim Diesel
verschlechtert.


(Rudolf Bindig [SPD]: Von Ölen und Schmieren verstehen die Bayern mehr!)


Heute hat Deutschland mit die höchsten Dieselpreise in
Europa. Das war 1998 völlig anders.

Der Strom für die Betriebe ist nach einem Vergleich
der Europäischen Kommission nur noch in Italien und in
Irland teurer als in Deutschland. Heute hat Deutschland
mit die höchsten Strompreise in Europa, was bedeutet,
dass die stromintensiven Betriebe von der Zementindus-
trie bis zur Aluminiumindustrie


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Papier!)

Arbeitsplätze in das Ausland verlagern. Das ist die Folge
einer falschen Politik. Diese Politik muss geändert wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Günther [Plauen] [FDP])


Das ist eine verheerende Preisentwicklung, die Rot-
Grün bewusst herbeigeführt hat und

f
H
b

D
w
l
b
a
t
s

D
k
s
e
w

3
E

a
m
s
l


e
S
s
b
m
w

W
g

s

(C (D (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Die hat Kohl mit dem Monopol auf den Weg gebracht!)


ür die Sie, Herr Bundeskanzler, Sie, Herr Fischer, und
err Trittin die Verantwortung tragen. Das kostet Wett-
ewerbsfähigkeit.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Wir haben mit den Durchleitungsrechten den Wettbewerb geschaffen!)


as vernichtet zigtausend Arbeitsplätze im Transportge-
erbe, in energieintensiven Branchen, bei den Tankstel-
en im Grenzland und in anderen Bereichen. Wir müssen
efürchten, dass diese hohen Benzinpreise jetzt langsam
uch unsere Paradedisziplin im Export, nämlich die Au-
omobilindustrie, ganz entscheidend beeinträchtigen und
chwächen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Und dann noch die Mehrwertsteuer draufschlagen!)


eswegen müssen Sie politisch alles tun, was Sie tun
önnen, um hier jedenfalls die Steuern langfristig zu
enken, wenn Sie bei den Energiepreisen überhaupt noch
ine Chance haben wollen, im europäischen Umfeld
ettbewerbsfähig zu sein.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Haben Sie etwas zur Finanzierung zu bieten?)


Sie haben immer wieder versucht, auch heute, die
Cent, die in den Haushalt und in die erneuerbaren
nergien fließen,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Hören Sie auf zu rechnen! Das können Sie nicht!)


uf 1,5 Cent zurückzuführen. Lassen Sie mich noch ein-
al Folgendes sagen: 1,9 Milliarden Euro aus der Öko-
teuer, die wir insgesamt für falsch halten und die wir
angfristig abbauen müssen


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Hey! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Noch ein Haushaltsloch!)


gar keine Frage! –, fließen in den Haushalt und in die
rneuerbaren Energien. Die Frage ist aber: Darf der Staat
teuermehreinnahmen, die jetzt aus der Ölpreisexplo-
ion entstehen, einstecken oder muss er sie zurückge-
en? Dazu sage ich Ihnen ganz offen: Wir müssen das
achen wie die Franzosen, die beschlossen haben, das
ieder zurückzugeben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ir prüfen das. Ich hoffe, dass wir das, wenn wir die Re-
ierung stellen können, sehr schnell zurückgeben können.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Und dafür erhöhen Sie die Mehrwertsteuer! – Jörg Tauss [SPD]: Noch ein Haushaltsloch!)


Ich kenne natürlich den Einwand der Mehrwert-
teuer.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Der Tanz der Vampire ist das!)







(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)


Sie müssen einfach begreifen, dass Sie hier vor einer Al-
ternative stehen: Wollen Sie die Lohnzusatzkosten, die
über 42 Prozent betragen, senken oder wollen Sie sie
nicht senken?


(Zurufe von der SPD und vom BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben immer darüber geredet, dass Sie die Lohnzu-
satzkosten senken wollen, haben aber nie etwas dafür
getan. Wir wollen die Lohnzusatzkosten zum 1. Januar
des nächsten Jahres auf einen Schlag um 2 Prozent-
punkte senken. Die Mehrwertsteuererhöhung wird dafür
gebraucht. Dieser Betrag fließt letzten Endes 30 Millio-
nen Menschen sozusagen über eine Lohnsteigerung di-
rekt wieder zu.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Rechte Tasche, linke Tasche! – Ludwig Stiegler [SPD]: Sie wollen Beute machen! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann kann man gleich 30 Prozent Mehrwertsteuer machen!)


Herr Bundesaußenminister, lassen Sie mich noch eine
Anmerkung zu einer Frage machen, in der wir – das wis-
sen Sie – eine ganz unterschiedliche Auffassung haben.
Die Frage lautet: Ist Europa in der Lage, in fünf oder in
zehn Jahren die Türkei als Vollmitglied aufzunehmen?
Ich halte Ihre Argumentation – Sicherheitsgründe – für
falsch. Die Türkei ist in der NATO. Wir sind in der
NATO mit diesem mit uns seit Jahrzehnten oder Jahr-
hunderten befreundeten Volk eng verbunden; gar keine
Frage.


(Unruhe)

Sie führen immer an, die Union habe dem Ganzen früher
einmal zugestimmt. Das war in der Zeit der Europäi-
schen Wirtschaftsgemeinschaft.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie können außenpolitisch einfach nicht über die Alpen hinausgucken!)


Das war in der Zeit der Europäischen Gemeinschaft.

(Klaus Uwe Benneter [SPD]: 1998! Das ist noch nicht so lange her!)

Heute haben wir aber das Projekt der europäischen poli-
tischen Union mit der Absicht, dieser politischen Union
auch immer mehr außenpolitische und innenpolitische
Kompetenzen zu übertragen. Das ist nun der Kern unse-
rer Bemühungen.

Wenn Sie diese europäische politische Union haben
wollen, brauchen Sie auch eine gewisse Gemeinsamkeit,
eine Wertebasis, einen gemeinsamen Kanon.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gemeinsame Werte sind mit den Muslimen nicht zu haben, oder wie?)


Ich sage Ihnen voraus, dass die Europäische Union mit
25 oder 27 – wenn Bulgarien oder Rumänien dabei sein
sollten – nicht in der Lage ist,

e
n
s
m

g

r
a
l

D
w
d
d
a

z

k
p

S
S
w
e
r
u
s

(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nun sagen Sie einmal, wieso mit der Türkei keine gemeinsamen Werte zu haben sind!)


in Land aufzunehmen, das 80 bis 90 Millionen Einwoh-
er hat und das einen ganz anderen kulturellen und wirt-
chaftlichen Hintergrund hat, meine sehr verehrten Da-
en und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518601800

Herr Ministerpräsident, ich darf auch Sie bitten, gele-

entlich einmal einen Blick auf die Redezeit zu werfen.

(Ludwig Stiegler [SPD]: Er soll weitermachen! Das ist gut für uns! Jede Minute tut uns gut! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Er soll das wiederholen!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1518601900

Deswegen sage ich Ihnen: Achten Sie bitte auch da-

auf, was die Bevölkerung in Deutschland, aber auch in
nderen Teilen Europas will. Sie werden Schiffbruch er-
eiden.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Manchmal muss Politik auch um Zustimmung werben und darf nicht dem Populismus hinterherlaufen!)


eswegen ist es dringend notwendig, dass die Regierung
echselt. Natürlich halten wir uns an die Abmachungen,
ie Sie getroffen haben. Aber wir werden alles tun, dass
ie Verhandlungen nicht nur ergebnisoffen, sondern
uch zieloffen geführt werden –


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen, dass das Ziel nicht erreicht wird!)


ieloffen mit dem Ziel einer privilegierten Partnerschaft.

(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)

Meine Damen, meine Herren, heute hat die SPD – da

önnen Sie schreien, so viel Sie wollen – sehr vieles im
olitischen Angebot: Sie haben Rot-Grün,


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben gar nichts! – Ludwig Stiegler [SPD]: Sie haben 2002 die Wahl verloren! Sie sind nicht Kanzler geworden, armer Kerl!)


ie haben die Ampel, Sie haben die große Koalition und
ie haben ein Linksbündnis. Alles, was ich hier anführe,
ird in Ihrer Partei, der SPD, vertreten. Die einen wollen
ine große Koalition. Die anderen wollen natürlich eine
ot-grüne Koalition. Die Nächsten sind bereit, mit Gysi
nd Lafontaine zusammenzuarbeiten. Andere denken
ogar an eine Ampel, so irreal das auch ist.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Bloß Stoiber will keiner!)







(A) )



(B) )


Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber (Bayern)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wer am

Sonntag in acht Tagen CDU, CSU und FDP wählt, der
weiß natürlich: Es gibt nur eine Alternative zu Rot-Grün
und all dem Durcheinander, nämlich Schwarz-Gelb.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb hoffe ich, dass wir am Sonntag in acht Tagen
bei Ihnen lange Gesichter sehen und bei uns fröhliche.

In dem Sinne: Herzlichen Dank.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Aufstehen! – Klaus Uwe Benneter [SPD]: Los, aufstehen! – Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist aber schwach! Herr Präsident, Dacapo! Wo bleiben die Ovationen?)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518602000

Das Wort hat nun die Bundesministerin für Familie,

Senioren, Frauen und Jugend, Renate Schmidt.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen! Liebe
Kolleginnen! Sehr verehrter lieber Herr Stoiber, wir ken-
nen uns jetzt schon so lange. Ich kann erkennen, dass aus
all Ihren Sätzen, aus jedem Ihrer Worte der Frust gespro-
chen hat, heute hier nicht als Kanzlerkandidat stehen zu
dürfen,


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Michael Glos [CDU/CSU]: So ein Schmarren!)


dass Sie sich heute gewünscht hätten, dass das ganze
deutsche Volk erkennt, dass hier der kenntnisreichere,
der detailversessenere, der zahlenbewusstere, der rich-
tige Kanzlerkandidat für die Bundesrepublik Deutsch-
land steht.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Der große Cäsar!)

Wie sehr hätten Sie sich heute gewünscht, dass Ihre
Fraktion hier im Deutschen Bundestag Ihnen auch ste-
hend Beifall geklatscht hätte. Nichts davon ist eingetre-
ten.


(Beifall bei der SPD – Rudolf Bindig [SPD]: Selbst Glos ist sitzen geblieben! – Zuruf von der CDU/CSU: Wir sind doch nicht beim Parteitag!)


Deshalb sage ich Ihnen, was Ihre persönliche Zukunft
angeht: Sie werden nicht nach Berlin gehen,


(Zuruf von der FDP: Das werden nicht Sie entscheiden!)


weil Sie sich mit Ihren unerträglichen Äußerungen ge-
genüber den Ostdeutschen selbst ausmanövriert haben
und weil Sie es nicht ertragen,

n
d
l
w

m
ü
k
W
I
S
l
k
E
R

b
g
l

E
z

D
h
b
K
M
u

g

D
k
d
a

W
e
e

d
d
i
s
g

(C (D ach Frau Merkel und nach Herrn Westerwelle nur der rittwichtigste Politiker in der Bundesrepublik Deutschand zu sein. Seien Sie sicher: Vor diese Entscheidung erden Sie nicht gestellt werden. Meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Daen, es ist wichtig und richtig, dass wir bisher intensiv ber Arbeitsmarkt-, Steuerund Wirtschaftspolitik disutiert haben. Wir werden das natürlich auch weiter tun. olfgang Clement wird Ihre tendenziösen statistischen nterpretationen zurechtrücken, angefangen bei den chulden, die wir übernommen haben, über die Arbeitsosenzahlen, die wir übernommen haben, über die Wirung einer Mehrwertsteuererhöhung, die nicht nur die nergiepreise steigen lässt, sondern vor allen Dingen entner, Arbeitslose und Familien besonders belastet, is hin zu den Lohnnebenkosten, die wir das erste Mal esenkt haben, während sie in Ihrer Regierungszeit deutich erhöht worden sind. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aber so wichtig das alles ist: Unsere gesellschaftliche
ntwicklung darf nicht auf ökonomische Fragen redu-
iert werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ies entspricht nicht den Wünschen der Menschen. Sie
aben nicht nur Sehnsucht nach Werten, sondern sie le-
en diese Werte in ihren Familien. Ihre Familien, ihre
inder, ihre Eltern sind den Menschen das Wichtigste.
it der Familie verbinden sie Geborgenheit, Zuversicht
nd Hoffnungen. Ihr gilt unsere Sorge.
Ich stehe hier für eine Familienpolitik, die nicht nur

ut gemeint ist, sondern wirkt.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

iese Bundesregierung hat es geschafft, dass die Familie
ein Randthema der Politik mehr ist, sondern endlich in
ie Mitte der Gesellschaft gerückt worden ist, wo sie
uch hingehört.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir stehen für eine moderne, an der Vielfalt der Lebens-
ntwürfe ausgerichtete Familienpolitik und auch für eine
bensolche Frauenpolitik.
Eine solche Politik trägt dazu bei, dass sich vorhan-

ene Kinderwünsche erfüllen. Sie verschafft Kindern
ie gleichen Chancen; denn die größte Ungerechtigkeit
n unserem Land ist, dass die Herkunft eines Kindes so
ehr über seine Bildungschancen entscheidet wie nir-
endwo anders in Europa.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

Da, sehr verehrter Herr Ministerpräsident von Bayern,
bekleckert sich gerade Bayern nicht eben mit Ruhm;
denn dort hat ein Arbeiterkind eine sechsmal schlechtere
Chance, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen,
als das Kind eines Akademikers.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine solche Politik, wie wir sie machen, reduziert Frauen
nicht aufs Muttersein und schreibt Müttern und Vätern
nicht vor, ob und in welchem Umfang sie erwerbstätig
sein können.

Um eine effektive, nachhaltige Politik für Kinder, Fa-
milien und Frauen zu betreiben, brauchen wir eine Kom-
bination aus einer guten Infrastruktur, Zeit und effizien-
ten Geldleistungen. Bei den materiellen Leistungen
liegen wir im europäischen Vergleich allerdings mit an
der Spitze.

Wir haben uns deshalb an die Arbeit gemacht und die
heutigen Bedürfnisse junger Menschen aufgegriffen, in-
dem wir 4 Milliarden Euro in Ganztagsschulen inves-
tieren, obwohl dies Aufgabe der Länder wäre. Die Fami-
lien in Deutschland haben aber das Gerede über
Zuständigkeiten satt. Sie wollen, dass sich die Bildung
ihrer Kinder und die Möglichkeit, Beruf und Familie zu
vereinbaren, endlich verbessern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Durch das Gesetz zum Ausbau der Tagesbetreuung
bis 2010 werden wir 230 000 neue Plätze für die unter
Dreijährigen schaffen und dort Qualitätsstandards für die
frühe Förderung verankern. Frau von der Leyen will die-
ses Gesetz nicht fortführen, was immer das heißen mag.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es ist falsch, was Sie sagen!)


Der Ausbau der Betreuung wird in Ihrem Wahlpro-
gramm allein den Ländern überlassen. Der Bund soll
sich auf eine Zuschauerrolle beschränken. Da warten wir
dann allerdings bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Von
1994 bis zum Jahr 2002, also innerhalb von acht Jahren
– das ist der letzte statistisch erfasste Zeitraum –, wurde
die Zahl der Plätze für die unter Dreijährigen um gerade
einmal 1,5 Prozent erhöht, einschließlich der Tagesmut-
terstellen.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Hört! Hört!)

Bei einem solchen Schneckentempo bräuchten wir
120 Jahre, bis wir französische, 160 Jahre, bis wir ost-
deutsche, und 304 Jahre, bis wir dänische Verhältnisse
erreicht hätten.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das ist doch lächerlich, Frau Schmidt! Seit Sie regieren, gibt es keine Kinder mehr!)


Ich möchte nicht, dass erst meine Ururenkelinnen Beruf
und Familie ohne Stress in Deutschland vereinbaren
können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


d
d
g
m

I
M
S
m
g
s

E
d
z

w
m
s
b

D
h
v
s
h
s
V
r
G

m
d
e
a
s
s
k
S

W
s
e

d
d
n

(C (D Wir brauchen die Aktivitäten des Bundes, auch bei er Einführung eines Rechtsanspruchs auf einen Kinergartenplatz, der übrigens von einer fraktionsüberreifenden Parlamentarierinnengruppe initiiert und foruliert worden ist. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ch war dabei. Es war eben nicht eine Initiative von Frau
erkel, nicht ihre Leistung, auf die sie stolz sein könnte.
ie musste von SPD, FDP, Grünen und einigen Parla-
entarierinnen der Union mühsam gegen die Union und
egen Ihre Unentschiedenheit, Frau Merkel, durchge-
etzt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s ist deshalb gut, dass der Ausbau der Betreuungs-, Bil-
ungs- und Erziehungseinrichtungen für die Kleinsten
u einer Pflichtaufgabe der Kommunen geworden ist.
Unsere Regierung hat noch viel vor. Bis 2010 wollen
ir den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz
indestens für die ab Zweijährigen realisiert haben und
chrittweise, ein Jahr ums andere, wollen wir die Ge-
ührenfreiheit der Kindertagesstätten erreichen.


(Beifall bei der SPD)

abei müssen, wollen und werden wir den Kommunen
elfen, genauso wie wir es mit den 2,5 Milliarden Euro
erbindlicher Entlastungen der Kommunen beim Zu-
ammenlegen von Arbeitslosen- und Sozialhilfe getan
aben. Es wäre nur wunderbar, wenn die Länder – insbe-
ondere auch der Freistaat Bayern – ihre Zusage aus dem
ermittlungsausschuss einhalten würden, diese Einspa-
ungen an die Kommunen weiterzugeben. Das ist leider
ottes nicht überall der Fall.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Da-
en, wir sorgen für mehr Zeit für Familien, indem wir
ie Wirtschaft und die Gewerkschaften in die Famili-
npolitik einbinden; denn Arbeitsbedingungen, die bei
ller notwendigen Mobilität und Flexibilität keine Rück-
icht auf familiäre Pflichten nehmen, die jungen Men-
chen nur noch befristete Arbeitsverhältnisse bieten, ver-
ennen, dass Familien ohne ein Mindestmaß an
tabilität und Sicherheit nicht gedeihen können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie, Frau Merkel, haben gesagt, Sie wollten auf die
irtschaft in dieser Frage zugehen. Ich kann Ihnen nur
agen: Längst geschehen! Sie kündigen an, wir machen
s schon.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben mit Repräsentanten der Spitzenverbände
er deutschen Wirtschaft und den Gewerkschaften unter
er Schirmherrschaft der Bertelsmann-Stiftung und mei-
es Ministeriums eine Allianz für die Familie gegrün-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

det. Ich bedanke mich an dieser Stelle ausdrücklich bei
meinen Mistreiterinnen und Mitstreitern: insbesondere
bei Liz Mohn, Ludwig Georg Braun, Michael Endres,
Dieter Hundt, Hubertus Schmoldt, Michael Sommer und
bei den vielen anderen. Wir haben zusammen schon viel
erreicht und werden noch viel erreichen.


(Beifall bei der SPD)

Wir haben deutlich gemacht, dass sich Investitionen

in Frauen- und Familienfreundlichkeit auch betriebswirt-
schaftlich in den Unternehmen rechnen. Wir haben uns
mit den Lokalen Bündnissen für Familie einen Unterbau
geschaffen. 198 solche Bündnisse gibt es schon; über
24 Millionen Menschen werden von ihnen erreicht. Über
1 200 Unternehmen und mehr als die Hälfte aller Indus-
trie- und Handelskammern arbeiten dort nicht nur mit
schönen Worten, sondern mit ganz konkreten Taten mit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Weitere 200 Bündnisse sind in Vorbereitung. Wir werden
unser Ziel, 1 000 solcher Lokalen Bündnisse für Familie
bis zum Jahr 2010, erreichen.

Nein, Frau Merkel, Sie müssen sich nicht mehr bemü-
hen, auf die Wirtschaft zuzugehen. Es ist längst durch
meine Aktivitäten das Nötige eingeleitet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben uns noch mehr vorgenommen. Die Allianz
für die Familie wird sich um das Verstärken betriebsna-
her Betreuung und familienfreundliche Arbeitsbedin-
gungen in Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen
genauso kümmern wie um die erleichterte Rückkehr
nach der Elternzeit in den Beruf. Das ist besonders im
Interesse der überwiegenden Zahl der Mütter; denn
86 Prozent der Mütter wollen ganz oder teilweise er-
werbstätig sein. Gerade einmal 14 Prozent möchten über
längere Zeit ausschließlich Hausfrau und Mutter sein.
Ich sage hier ausdrücklich: Beide Lebensmodelle haben
dieselbe Berechtigung und verdienen jeden Respekt.

Aber, frage ich,wofür stehen Sie eigentlich mit Ihrem
Wahlprogramm? Was hat das eigentlich vorzuweisen?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist, um es in aller Deutlichkeit zu sagen, eine famili-
enpolitische Nullnummer. Die gekonnte Präsentation Ih-
rer zuständigen Kompetenzfrau mit einer eigenen großen
Familie ersetzt eben kein konkretes familienpolitisches
Programm. Das müssen Sie sich einmal ins Stammbuch
schreiben lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf einige unver-
bindliche Sätze, keine Aktivitäten, keine Instrumente auf
der Bundesebene.

Ihr heimlicher oder besser unheimlicher Familien-
minister wird da schon deutlicher. Er sagt – ich zitiere –:

P
S

g

M
v
K
j
h

a

v
h
H
n

F

d
v
U
I

S

e
G
d

(C (D Der einheitliche Schutz von Ehe und Familie muss insbesondere zwei Entwicklungslinien unserer Gesellschaft mäßigen, die eine Bereitschaft zum Kind und damit die Zukunft von Staat und Gesellschaft bedrohen: den ausgeprägten Hang zum Erwerbsstreben, der die jungen Menschen in die Berufstätigkeit drängt und ihnen kaum noch Zeit lässt, sich in Ehe und Familie zu entfalten; zudem den missverstandenen Gleichberechtigungsanspruch, der die berufliche Gleichheit überbetont und damit den Schutz von Kind und Mutter trotz ihrer besonderen Schutzbedürftigkeit schwächt. Auch im Steuerrecht brauchen wir deshalb eher eine Gleichberechtigung der Mütter als eine Gleichberechtigung der Frauen. aul Kirchhof, 2004, „Der sanfte Weg zur Freiheit“, eite 119. Das finden Frau Böhmer und Frau Schavan auch noch ut. Man kann sich nur noch an den Kopf fassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

ein sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Damen
on der Union, ich darf Ihnen etwas versichern: Auf
inder, Küche, Kirchhof haben die gut ausgebildeten
ungen Frauen genauso wenig Lust wie die Männer. Des-
alb ist das, was Sie hier machen, verkehrt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


So ist auch Ihr frauenpolitischer Programmteil eine
bsolute Nullnummer. Frauenpolitik auf die Themen
Verbot der Zwangsheirat“ und „Bestrafen von Freiern
on Zwangsprostituierten“ – zwei von mir geteilte Vor-
aben – zu reduzieren ist wohl nicht so ganz auf der
öhe der Zeit. Eine Kanzlerkandidatin bedeutet eben
och keinen frauenpolitischen Sommer.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Hören Sie doch mit diesem Zeug auf!)


rau zu sein ersetzt nun einmal keine Frauenpolitik.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Dass das beileibe nicht nur meine Meinung ist, son-

ern eine, die von vielen geteilt wird, zeigt die Position
on renommierten und engagierten Unionsfrauen wie
rsula Männle, Irmgard Karwatzki oder Rita Süssmuth.
ch zitiere Letztere:

Gerade darum ist die vollständige Abwesenheit der
Frauen im CDU/CSU-Programm unverständlich.
Schlimmer noch: Es wird einer rückwärts gewand-
ten Politik das Wort geredet.

ie hat absolut Recht.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die rot-grüne Bundesregierung hat, angefangen bei

inem wirksamen Gewaltschutz über ein modernes
leichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst und
ie Reform des Betriebsverfassungsgesetzes mit dem






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt

Auftrag, in den Betrieben für Gleichstellung zu sorgen,
bis zur Erweiterung des Berufswahlspektrums, viel er-
reicht. Wir haben für die nächste Legislaturperiode noch
viel vor: insbesondere die Karrierechancen von Frauen
zu steigern, im Rahmen der Antidiskriminierungsrichtli-
nien der EU eine nationale Stelle einzurichten, die sich
auch um Gleichstellungsfragen kümmert, und für ar-
beitslose Frauen Weiterbildung und Vermittlung sicher-
zustellen; um nur einiges Wenige zu nennen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Bla, bla, bla!)


Eines haben wir aber garantiert nicht vor: in der Fa-
milienpolitik die drei Jahrzehnte währende falsche Wei-
chenstellung fortzusetzen, wie Sie es beabsichtigen, in-
dem Sie wieder einmal auf ineffiziente, noch dazu
ungerechte und darüber hinaus unfinanzierbare Geldleis-
tungen setzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihr einziger familienpolitischer Programmpunkt ist ein
Rentenbonus – ich habe diesen Ruf noch nie wie Don-
nerhall gehört; keiner schreit danach – von 50 Euro, der
teuer und nicht finanzierbar ist, weil er bis zu
4 Milliarden Euro kosten wird. Die Fachwelt lehnt diese
familienpolitische Schnapsidee unisono ab.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Das habt ihr nicht verstanden!)


Sie setzen zudem auf eine Steuerreform, die gut ver-
dienenden Familien einiges, durchschnittlich verdienen-
den wenig und gering verdienenden nichts bringt. Al-
leinerziehende werden überwiegend draufzahlen, weil
der von uns geschaffene Entlastungsbetrag für Alleiner-
ziehende zu den 418 Ausnahmetatbeständen des Herrn
Kirchhof gehören wird.

Im Übrigen kann ich bei dieser Steuerreform keinen
großen Fortschritt erkennen. Geplant ist, richtig gerech-
net, ein steuerfreies Jahreseinkommen von 38 200 Euro.
Die heutige Steuerfreiheit beträgt 37 500 Euro ein-
schließlich des Kindergeldes. Auch Herr Kirchhof rech-
net das Kindergeld ein. Wo da eine deutliche Verbesse-
rung sein soll, muss man mir erst einmal erklären.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Natürlich brauchen Familien auch effiziente finan-
zielle Leistungen. Die Betonung liegt hier aber auf „effi-
zient“. Deshalb haben wir nicht nur das Kindergeld
erhöht, sondern ab diesem Jahr erstmals auch ein Instru-
ment zur Bekämpfung von Kinder- und Familienarmut
eingeführt. Geringverdiener können einen Kinderzu-
schlag von bis zu 140 Euro erhalten. 150 000 Kinder und
ihre Familien werden damit in diesem Jahr vom Arbeits-
losengeld II unabhängig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


9
I
w
h
b
K
r
v
P

f
g
c
g
d
t
S
B
r
d

e
e
D
t
k
m
W
n
F
b
v


E
a
f
n

E
n
d
c
d
d

m
m

(C (D 0 000 solcher Anträge sind schon beschieden. Dieses nstrument werden wir im nächsten Jahr ausbauen, damit ir mehr Kinder und ihre Familien erreichen. Deshalb aben wir uns um einen steuerlichen Entlastungsetrag für Alleinerziehende gekümmert, nachdem Herr irchhof in seiner Eigenschaft als Bundesverfassungsichter den Haushaltsfreibetrag für Alleinerziehende für erfassungswidrig erklärt hat. Das ist nämlich seine olitik. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD: Hört! Hört!)


Deshalb werden wir, wenn der Ausbau der Betreuung
ür die unter Dreijährigen fortgeschritten ist, ein Eltern-
eld mit Lohnersatzfunktion einführen. Das wird glei-
hermaßen unterstützt von Gewerkschaften und Arbeit-
ebern, von Familienorganisationen, wie der EAF und
em Verband der Alleinerziehenden, sowie von namhaf-
en Einzelpersonen, von Hubertus Schmoldt über Rita
üssmuth, Frank Bsirske, Gesine Schwan bis zu Kamilla
ühring vom Bundesvorstand der Frauenunion, über de-
en – ich zitiere – volle Unterstützung ich mich freuen
arf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Also werden wir ab dem Jahr 2008 das Elterngeld
inführen, wie es im Übrigen der 7. Familienbericht
benso vorschlägt wie der Kinder- und Jugendbericht.
as Prinzip: Nach skandinavischem Vorbild sollen El-
ern künftig ein Jahr lang zwei Drittel ihres letzten Ein-
ommens als Elterngeld, gedeckelt bei der Beitragsbe-
essungsgrenze der Arbeitslosenversicherung, erhalten.
er vorher nichts oder wenig verdient hat, bekommt ei-
en Sockelbetrag von 750 Euro. Damit bleiben junge
rauen als Mütter ökonomisch selbstständig, statt wie
isher nach der Geburt eines Kindes vom Partner oder
om Staat abhängig zu sein.


(Beifall bei der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Und Oma Schmidt bezahlt es, oder?)


Ich sage es Ihnen gleich, keine Sorge. – Die dreijährige
lternzeit bleibt. Niemand wird schlechter dastehen, die
llermeisten viel besser. Ziel ist es, die Entscheidung
ür ein Kind zu erleichtern und Einkommenseinbrüche
ach dessen Geburt zu vermeiden.
Aber es geht mir auch um die Väter. Zwei Drittel des

inkommens bieten den meist besserverdienenden Män-
ern zum ersten Mal die reale Chance, ihre zunehmen-
en Wünsche nach aktiver Vaterschaft zu verwirkli-
hen. Ein Monat Elterngeld wird für die Väter reserviert,
amit die Männer diese Chance nicht verpassen. Auch
as ist ein Element der Gleichstellungspolitik.


(Beifall bei der SPD)

Das bedeutet: mehr Väter und mehr Kinder sowie
ehr zufriedene Mütter und Familien mit guten Rah-
enbedingungen.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Renate Schmidt


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Das glauben auch nur Sie, dass Sie mit Geld Kinder kaufen können!)


Das Elterngeld ist mit 1,3 Milliarden Euro Mehrkosten
gegenüber dem Erziehungsgeld dreimal besser finanzier-
bar als zum Beispiel Ihr Rentenbonus, der bereits im
Jahre 2009 mehr kosten wird als dieses Elterngeld.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Oma Schmidt, das ist Märchenstunde!)


Das Elterngeld ist sehr viel eher finanzierbar als zum
Beispiel Ihre Gesundheitsreform, bei der Sie mit
1,4 Milliarden Euro die Krankenkassenbeiträge für Kin-
der von gut verdienenden Privatversicherten finanzieren
wollen. Ich frage mich, warum immer wir auf jeden Euro
genau erzählen müssen, was wir tun, während Sie ver-
schweigen, wie Sie Ihre Geschenke an gut Verdienende
in dieser Gesellschaft finanzieren wollen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Gerd Müller [CDU/ CSU]: Das ist Märchenstunde, Oma Schmidt!)


Familienpolitik ist mehr als die Diskussion über Steu-
erfreibeträge, Kindergeld und Betreuungseinrichtungen;
denn es geht um das Wichtigste überhaupt, um unsere
Kinder, um ihre bestmögliche Erziehung und Bildung in
den Familien und außerhalb der Familien.

Für die Erziehung eines Kindes braucht man ein gan-
zes Dorf, sagt ein wunderschönes afrikanisches Sprich-
wort. Ein Dorf in dem Sinne haben wir heute nicht mehr.
Deshalb müssen wir für ein modernes neues sorgen.
Deshalb habe ich mit Kirchen und Wohlfahrtsorganisati-
onen die Initiative „Verantwortung und Erziehung“
gegründet. Deshalb werden wir, unterstützt vom DIHK,
in der nächsten Legislaturperiode Eltern-Kinder-Zen-
tren initiieren, auch um die Erziehungskompetenz von
Eltern zu stärken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Bei uns ist Familienpolitik Chefsache.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben erkannt, dass Familien- und Frauenpolitik die
wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen des nächs-
ten Jahrzehnts sind und dass unsere Zukunft davon ge-
nauso abhängt wie von wirksamen Arbeitsmarkt- und
Sozialreformen. In Ihrem Wahlprogramm ist Familien-
und Frauenpolitik eine versteckte Marginalie. Ich bin
überzeugt davon, dass Sie die feste Absicht haben, die
Familienpolitik als Anhängsel im Ressort Gesundheit
und Soziales anzugliedern,


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Üble Unterstellung!)


weil kein Minister, keine Ministerin mit diesem bisschen
Wahlprogramm eine Legislaturperiode lang ausgelastet
wäre.


(Dr. Gerd Müller [CDU/CSU]: Aber wir sprechen nicht von „Gedöns“ wie der Kanzler!)


W
m

k
d
s
s
s
i
n
n
L

i
s
u
P
A
m
l
h
r

m
n
a
l
g
A
V
D
O
z
V

D
g

m
K
u

(C (D as sollen die denn machen, einmal so herum und einal so herum? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Damit würde Familienpolitik wieder in der Versen-
ung verschwinden. Das darf nicht geschehen. Allein
eshalb wollen wir weiter regieren. Wir wollen dafür
orgen, dass Kinder als das begriffen werden, was sie
ind: Glück, Lebensfreude, Lebenslust und die Zuver-
icht, dass etwas von uns bleibt. Weil uns das so wichtig
st und weil Sie hier nichts zu bieten haben, werden wir
ach dem 18. September weitermachen mit einer moder-
en Politik für Kinder, Frauen und Männer in unserem
and.


(Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD: Bravo! – Zuruf des Abg. Dr. Gerd Müller [CDU/CSU])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518602100

Ich erteile der Kollegin Petra Pau das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518602200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

st die Stunde der Bilanz. Der Herr Bundeskanzler hat
eine gezogen, die CDU/CSU die ihrige und ich werde
nsere ziehen, also aus Sicht der linken Opposition, der
DS im Bundestag. Die CDU/CSU fordert mit ihrem
ntrag sogar eine „ehrliche Abschlussbilanz“; daran
öchte ich gern anknüpfen. Denn, genau betrachtet, bi-
anzieren wir heute nicht sieben Jahre Rot-Grün; wir zie-
en vielmehr einen Strich unter 15 dunkle Jahre Regie-
ungspolitik.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Erinnern Sie sich: 1998 war Bundeskanzler Schröder
it dem bemerkenswerten Satz angetreten, er werde
icht alles anders, sondern vieles besser machen, besser
ls die CDU/CSU. Ich finde, der erste Halbsatz ist einge-
öst; die Einlösung des zweiten allerdings ging ganz
ründlich daneben. Wir haben heute die höchste
rbeitslosigkeit, die größte Armut und die brisanteste
erschuldung in der Geschichte der Bundesrepublik.
ie soziale Schieflage wurde noch schiefer und der
sten kippte tatsächlich. Deshalb finde ich es übrigens
ynisch, wenn der Bundeskanzler in seiner Rede zur
ertrauensfrage sagte: Die zurückliegenden Jahre

sind – ich bin stolz darauf – gute Jahre für unser
Land ...

as sehen Millionen Menschen in unserem Land aus ei-
ener Erfahrung ganz anders und wir auch.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Ich finde es auch verlogen, wenn die CDU/CSU
eint, mit ihr wäre es anders gekommen. Bereits unter
anzler Kohl galt als Zauberformel: Die Löhne runter
nd die Arbeitszeit hoch; Steuern runter und die Lasten






(A) )


)

Petra Pau

von oben nach unten und die Gewinne von unten nach
oben umverteilen. Dem ist dann auch Rot-Grün gefolgt.
Das Ergebnis: Nichts wurde besser, aber vieles noch
schlimmer. Sie predigen weiter den Beschäftigen Ver-
zicht und versprechen, das würde dann Arbeitsplätze
schaffen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Kaufkraft sank,
der Binnenmarkt bekam Schwindsucht und noch mehr
Unternehmen gingen Pleite. Heute gibt es also nicht we-
niger, sondern mehr Arbeitslose und vor allen Dingen
mehr arme Arbeitslose. Das festzustellen hätte zu einer
ehrlichen Bilanz heute gehört.

Sie haben Steuerreformen beschlossen, immer mit
demselben Ergebnis: Der Sozialstaat wurde geschwächt
und viele Kommunen, selbst Großstädte wie München,
sind de facto pleite. Sie fallen also als Investoren aus und
sie sind kaum noch in der Lage, die soziale und kultu-
relle Infrastruktur zu sichern. Allein die letzte Steuer-
reform kostete meine Heimatstadt, das Land Berlin,
1 Milliarde Euro Einnahmen jährlich; das ist dreimal so
viel, wie die Berliner Steuerzahler für den unsäglichen
Bankenskandal aufwenden müssen, der maßgeblich
durch die CDU verursacht wurde.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat erst dieser
Tage vorgerechnet: Allein durch Hartz IV hat die Kin-
derarmut noch einmal deutlich zugenommen, und das in
einem der reichsten Länder der Welt. Das ist kein statis-
tischer Unfall, sondern das Resultat von falscher Politik.
Eine ehrliche Bilanz von Rot-Grün müsste zu dem
Schluss kommen: Wer wirklich etwas besser machen
will, muss in der Tat vieles anders machen, natürlich
auch anders als das, was CDU und CSU in ihrem Wahl-
programm ankündigen; denn Ihr Angebot, Frau Merkel,
ist nur alter Wein in neuen Schläuchen und stößt ganz
bitter auf.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Deshalb bleibe ich dabei: Am Wahlabend geht es
nicht um die Frage „Merkel oder Schröder?“. Die Alter-
native heißt: weiter Sozialabbau oder endlich soziale Ge-
rechtigkeit. Die Linkspartei will das Zweite.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Wir fordern deshalb einen gesetzlichen Mindestlohn;

(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Aber ihr wisst nicht so richtig, in welcher Höhe, oder?)


denn wir meinen: Von Arbeit muss man leben können.
Wir wollen eine bedarfsorientierte soziale Grundsiche-
rung für alle; denn nur so kann Armut vermieden und
Würde gestärkt werden. Wir wollen nicht, dass die Risi-
ken des Lebens immer weiter privatisiert werden. Des-
halb fordern wir eine solidarische Bürgerversiche-
rung.

Nun noch zu einem anderen Thema. Auf den SPD-
Großflächenplakaten auf den Straßen lesen wir: „Wer
Frieden will, muss standhaft sein.“ Das stimmt. Deutsch-

l
g
S
B
g
D
t
s

i
s
K

S
i
K
P
w
S
L
d
g
z

m
s
a
v

S

A
d

S
g
r
g
n
r

s
a
R
u
D

(C (D and hat sich dem aktiven Krieg gegen den Irak verweiert; das war gut, zumal CDU und CSU anderes im childe führten. Aber in der vergangenen Woche hat das undesverwaltungsgericht klargestellt: Der Feldzug geen den Irak war und ist völkerrechtswidrig. Und: eutschland hat die Einsatzkräfte der USA und Großbrianniens unterstützt und ist damit Kriegsteilnehmer. Das agt das Gericht. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Auch die deutschen Rüstungsexporte – auch solche
n Krisenregionen – haben wieder zugenommen. Hier
ehen wir leider ebenfalls eine Kontinuität zwischen der
ohl-Ära und der Bilanz von Bundeskanzler Schröder.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Was natürlich völliger Quatsch ist!)


eitdem ich im Bundestag bin und Rot-Grün regiert, war
ch 40 Mal gezwungen, über Auslandseinsätze und
riegseinsätze der Bundeswehr abzustimmen. Die
DS im Bundestag hat verlässlich mit Nein gestimmt,
ährend die CDU/CSU immer Ja und Amen gesagt hat.
ie können sich sicher sein: Auch die neue Fraktion der
inkspartei wird dabei bleiben, dass Krieg kein Mittel
er Politik sein darf, schon gar kein Alltagsmittel. Dage-
en haben Millionen demonstriert – wie ich finde: völlig
u Recht.
Nun komme ich zum Thema „Bürgerrechte und De-
okratie“. Die Bürgerrechte sind unter Rot-Grün
chwer unter Beschuss geraten. Das lag – jeder weiß das –
n der privilegierten Partnerschaft zwischen Otto Schily
on der SPD und Herrn Beckstein von der CSU.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


elbst dann, wenn es bei Rot-Grün gute Ansätze gab
zum Beispiel beim Zuwanderungsgesetz oder beim
ntidiskriminierungsgesetz –, wurden sie bis zum Wi-
erruf geknebelt.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da haben Sie doch gerade einen Positionswechsel vollzogen!)


o kam es, wenn es um Bürger- und Menschenrechte
ing, häufig zu einer ganz eigenartigen Allianz: Ausge-
echnet die FDP und die PDS im Bundestag kämpften
emeinsam gegen den Rest des Hohen Hauses. Die Grü-
en waren leider ein Totalausfall, wenn es um Bürger-
echte ging.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das sage ich auch immer! Wo sie Recht hat, hat sie Recht!)


Dabei nehme ich der SPD und den Grünen eines be-
onders übel: Wir hatten gemeinsam die Chance, endlich
uch auf Bundesebene mehr Demokratie durchzusetzen.
und um die EU-Verfassung hätten SPD, Grüne, FDP
nd PDS den gesellschaftlichen Druck, der für die
urchführung einer Volksabstimmung notwendig ge-

(B)







(A) )



(B) )


Petra Pau

wesen wäre, so verstärken können, dass die Bremsklötze
in CDU und CSU hätten klein beigeben müssen. Aber
auch diese historische Chance hat Rot-Grün leichtfertig
verspielt. So bleibt die Bundesrepublik in Sachen direkte
Demokratie auch weiterhin ein EU-Entwicklungsland.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Auch das gehört zur Bilanz der Regierungspolitik der
letzten 15 Jahre und auch das muss sich nun endlich än-
dern.

Zum Schluss: Am Abend der Wahl in Nordrhein-
Westfalen hat sich der Bundeskanzler die Neuwahl des
Bundestages gewünscht. Er hat sie bekommen. Sie ist
zwar rechtlich fragwürdig, aber politisch vernünftig. Al-
lerdings ist das auch ein Treppenwitz: Derselbe Kanzler,
der vehement gegen Volksabstimmungen gekämpft hat,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wann?)

sagte plötzlich, er wolle eine Volksabstimmung über sei-
nen politischen Kurs, über die Agenda 2010 und über
Hartz IV.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Na bitte! Nun seien Sie doch endlich zufrieden!)


Ich finde trotzdem, dass wir dieses Angebot nicht aus-
schlagen sollten. Wer die Gesundheitsreform und
Hartz IV gut findet, der hat die Qual der Wahl. Er muss
nämlich zwischen CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen
wählen. Wer das alles aber grundsätzlich falsch findet,
der hat nur eine gute Wahl: die Linkspartei.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Zuruf von der SPD: Oskar Lafontaine! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Damit verschwindet die Wählerstimme allerdings im Müll!)


Ganz zum Schluss, liebe Kolleginnen und Kollegen,
ein persönliches Wort an den Bundestagspräsidenten,
Herrn Thierse, und an die Spitzen von der CSU bis zu
den Grünen: Sie haben eine vorzügliche PR-Arbeit zu-
gunsten der PDS im Bundestag geleistet, natürlich durch
Ihre Politik, die wir abgelehnt haben, aber auch, liebe
Kolleginnen und Kollegen, durch Ihre Großmut und Ih-
ren Humor: Ich erinnere nur an den ulkigen Streit über
unsere Tische; ohne ihn wären Gesine Lötzsch und ich
nie so oft und so breit in die Medien gekommen. Also
vielen Dank! Wir werden uns mit einer starken Links-
fraktion dafür revanchieren.


(Beifall der Abg. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Ulrich Kelber [SPD]: Mit Ihrem Liebling Oskar!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1518602300

Immerhin hat die gerade liebevoll gewürdigte Groß-

mut auch in diesem Falle wieder zu einer großzügig be-
messenen Redezeit geführt.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: So soll es auch sein!)


u

u
r
D
l
m
D
l
r
H
ü
s
t
ü
u

k
A
D
i
A

d
p
s
g
A
a
s
l
1

h
T
s

D
s
t
b
E
n
G
e
S
D

(C (D Nun hat das Wort der Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit, Wolfgang Clement. Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Her en! Wir haben heute viel gehört über die Lage in eutschland, auch viele Beschreibungen der wirtschaftichen Lage in Deutschland, die nach meiner Meinung it der Realität unseres Landes nichts mehr zu tun haben. as sage ich ganz besonders an Ihre Adresse, Herr Kolege Stoiber. Weil das so ist, habe ich mir einmal heaussuchen lassen – auch zum dem, was Sie gesagt haben, err Kollege Westerwelle –, was es heute an Meldungen ber die wirtschaftliche Lage in Deutschland gibt. Da teht erstens in fast jeder Zeitung – und wird morgen weierhin stehen –: „Auftragsflut für Industrie – Industrie berrascht mit Auftragsplus“. Deutschlands Industrienternehmen, schreibt die „Frankfurter Rundschau“, (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wem gehört die noch mal?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


önnen sich derzeit schwerlich über einen Mangel an
ufträgen beschweren. „Made in Germany“ ist gefragt.
as Volumen der Bestellungen deutscher Industriegüter
st von Juni bis Juli um 3,7 Prozent gestiegen. Das ist die
uftragssituation in der Industrie in Deutschland.
Diese Nachricht wird ergänzt durch die heutige Mel-

ung des Statistischen Bundesamtes: Die Produktion im
roduzierenden Gewerbe ist auch im Juli weiter ange-
tiegen, nämlich um 1,2 Prozent. Im Zweimonatsver-
leich Juni/Juli lagen wir um 2 Prozent höher als im
pril/Mai. Innerhalb der Industrie hat der Produktions-
nstieg insbesondere im Investitionsgüterbereich eine
tarke Rolle gespielt: plus 3 Prozent. Selbst die Herstel-
er von Konsumgütern melden einen Anstieg um
Prozent.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das „Handelsblatt“ – das ist die dritte Meldung des
eutigen Tages; das alles sind Meldungen vom heutigen
age – meldet, die Kommunen schreiben wieder
chwarze Zahlen.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es!)


ie Kommunen werden nach Einschätzung des Deut-
chen Instituts für Wirtschaftsforschung 2005 zum ers-
en Mal seit vier Jahren wieder schwarze Zahlen schrei-
en. Verantwortlich dafür seien die stark gestiegenen
innahmen aus der Gewerbesteuer. Für dieses Jahr rech-
et das DIW mit einem Haushaltsplus der Städte und
emeinden von 600 Millionen Euro, für das nächste mit
inem Überschuss von 2 Milliarden Euro. Und da reden
ie von einer Katastrophe der Städte und Gemeinden in
eutschland!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Herr Stoiber, Sie haben eine beschlagene Brille!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Die nächste Meldung von heute – gerade von ddp einge-
gangen – lautet: Der Deutsche Aktienindex ist am Mitt-
wochvormittag zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren
über die Marke von 5 000 Punkten gestiegen; er lag
heute Morgen bei 5 004.


(Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das war nach der Rede von Frau Merkel! – Heiterkeit des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


– Herr Kollege, weil Sie mich ja für einen unverbesserli-
chen Optimisten halten – das will ich selbst für mich gar
nicht in Anspruch nehmen, auch wenn ich zugebe, es
könnten in Deutschland durchaus mehr von meiner Sorte
sein –,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


will ich hinweisen auf den Frühindikator des „Handels-
blattes“. Der verantwortliche Ökonom Ulrich van
Suntum sagt, zum ersten Mal gebe es nun klare Signale
für eine Konjunkturwende.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Die Leute freuen sich auf Schwarz-Gelb!)


Das ist das, was heute jeder Bürger, jede Bürgerin in den
Zeitungen lesen kann. Vor dem Hintergrund dessen, was
Sie hier aufführen, sage ich: Sie brauchen die Krise, Sie
brauchen das Krisengerede: für den Wahlkampf.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit ist langsam, aber sicher Schluss: Die Situation
bessert sich und die Bürgerinnen und Bürger nehmen of-
fensichtlich wahr, dass sie sich verändert.

Niemand kennt die Situation besser als ich. Ich muss
nicht belehrt werden über die Situation der Arbeitslosig-
keit in Deutschland.


(Dirk Niebel [FDP]: Wer hat denn die Vertrauensfrage gestellt?)


Aber ich denke schon, dass viele Menschen in Deutsch-
land – Betroffene und nicht Betroffene; jedenfalls dieje-
nigen, die unvoreingenommen sind – sehr klar vor Au-
gen haben, dass es eine wirklich tief greifende Reform
war. Herr Kollege Stoiber, ich bin entsetzt, wenn Sie sa-
gen, es habe keine Veränderung gegeben in den letzten
Jahren, in diesen Jahren der Regierungskoalition – da
müsste ja eine Wahrnehmungsbremse bei Ihnen gewesen
sein! Das ist die tiefgreifendste Reform, die je am deut-
schen Arbeitsmarkt vollzogen worden ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen allen: Ich bin stolz darauf, dass wir fast
1 Million Menschen aus der Sozialhilfe herausgeholt
und jetzt mit in den Mittelpunkt der Arbeitsvermittlung
gestellt haben. Darauf bin ich stolz und ich bin über-
zeugt, dass wir damit helfen können, das Schicksal die-
ser Menschen zum Besseren zu wenden.

Da darunter fast 200 000 junge Leute unter 25 Jahren
waren – übrigens in allen Städten und Gemeinden unse-

r
g
v
F
b
r

W
A
s
m
m
i
b

w
S
s
D
I
m
d
A
u

c
g
S
c
d
M
v
a
d
m
H
r
r
Z

J
b
m
g
m
b
R

u

(C (D es Landes, in CDU-regierten, CSU-regierten, SPD-reierten, von FDP-regierten kann man nicht sprechen, on den Grünen mitregierten –, finde ich so manchen inger, der auf die Regierung, auf die Verantwortlichen, eispielsweise auf mich, zeigt, ein bisschen heuchleisch, obwohl ich gerne Verantwortung trage. An dem, was ist, tragen wir alle Mitverantwortung. enn ich über Zahlen spreche, dann habe ich auch vor ugen, was Arbeitslosigkeit und was Jugendarbeitsloigkeit wirklich bedeutet. Wir müssen uns einmal klar achen, dass wir nicht nur über Zahlen sprechen. Wir üssen das Thema genauer beleuchten. Daher möchte ch darauf hinweisen, dass unter den über 600 000 areitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren in Deutschland als wir noch mit der Statistik aus Ihrer Zeit arbeiteten, aren es unter 500 000 – 27 Prozent ohne irgendeinen chulabschluss und 67 Prozent ohne irgendeine abgechlossene Berufsausbildung sind. Das ist die Realität. iese Realität, Herr Kollege Stoiber – das sage ich an hre Adresse und die der CDU/CSU –, werden Sie nicht it Steuersenkungen oder sonstigen Maßnahmen änern, sondern nur mit einer aktiven und konkreten rbeitsmarktpolitik. Deshalb ist das, was Sie vorlegen nd worauf ich noch eingehen werde, unzureichend. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Sie verantworten 40 000 Pleiten!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Übrigens möchte ich noch etwas zu den sozialversi-
herungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen sa-
en. Jawohl, es ist so, wie der Bundeskanzler gesagt hat:
eit April dieses Jahres steigt die Zahl der sozialversi-
herungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. Jawohl,
as hat etwas mit der Saison zu tun. Aber von April auf
ai haben wir zum ersten Mal seit Jahren bei den sozial-
ersicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen
uch saisonbereinigt einen Anstieg. Das spricht dafür,
ass wir mit dem, was wir im Januar mit den Arbeits-
arktreformen und dem eingeleitet haben, was die
artz-IV-Gesetze ausmachen, in der Tat die Wende er-
eicht haben. Nach acht Monaten haben wir mehr er-
eicht, als in vergleichbaren Volkswirtschaften um diese
eit mit solchen Anstrengungen erreicht werden konnte.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir stehen zu dem, was in den vergangenen sieben
ahren geschehen ist. Sie, das heißt Schwarz-Gelb, stre-
en jetzt die Regierungsverantwortung an. Das ist für
ich kein Grund zur Entschuldigung. Aber wer die Re-
ierungsverantwortung anstrebt, der muss sich an dem
essen lassen, was er in den 16 Jahren seiner Regierung
is zu dem Zeitpunkt erreicht und bewirkt hat, als er die
egierungsverantwortung abgab.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist so – das sagen die Menschen, das sagt jeder von
ns zu Recht –: Jeder muss sich an seinen Worten und an






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

seinen Taten, vor dem Hintergrund seiner Taten messen
lassen. Als wir die Regierungsverantwortung übernah-
men und Sie abgewählt wurden, war die Arbeitslosigkeit
in Deutschland über nahezu zwei Jahrzehnte, über
16 Jahre, aufgetürmt, verfestigt, der Arbeitsmarkt war
erstarrt. Über 800 000 Menschen waren in AB-Maßnah-
men. Heute sind nicht einmal die Hälfte davon in Zu-
satzjobs oder 1-Euro-Jobs, wie immer Sie das nennen
wollen, oder sonstigen öffentlichen Maßnahmen. Wäh-
rend Ihrer Regierungszeit waren über 800 000 in diesen
Maßnahmen.

In den 90er-Jahren haben Sie die Lohnnebenkosten
von unter 35 Prozent auf über 42 Prozent erhöht. Das
waren diejenigen, die heute über die Notwendigkeit der
Senkung der Lohnnebenkosten reden! Sie haben sie von
unter 35 auf fast 43 Prozent hochgetrieben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben die sozialen Sicherungssysteme mit versi-
cherungsfremden Leistungen förmlich überfrachtet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Damit haben wir noch heute zu tun, während Sie Steuer-
erhöhungen fordern, um das wieder ins Lot zu bringen.
Genau das haben Sie während Ihrer Regierungszeit ge-
tan.

Bei den Zukunftsinvestitionen in Forschung und Ent-
wicklung war Deutschland deutlich zurückgefallen.
1998 – das ist der Merkposten, an dem Sie sich orientie-
ren müssen und an dem sich Europa orientiert – sind
diese Ausgaben auf 2,24 Prozent des Bruttosozialpro-
dukts zurückgefallen. Das waren Ihnen Forschung und
Entwicklung wert. Wir liegen heute bei 2,6 Prozent. Wir
werden 3 Prozent erreichen. Wir wissen nämlich, was
notwendig ist, um die Zukunft in Deutschland zu gewin-
nen. Das sind Investitionen in Bildung, Wissenschaft
und Forschung.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Zum Steuersystem: Weder in der Einkommensbe-
steuerung noch in der Unternehmensbesteuerung waren
wir, als Sie die Regierungsverantwortung abgeben muss-
ten, international wettbewerbsfähig. Um das klar zu sa-
gen: Die damaligen Einkommensteuersätze zwischen
25,9 Prozent und 53 Prozent waren absolut leistungs-
feindlich. Das waren diejenigen, die uns heute über die
Gerechtigkeit im Steuersystem belehren wollen! Sie ha-
ben uns ein Steuersystem mit Steuersätzen zwischen
25,9 und 53 Prozent übergeben.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


Wir haben das Steuersystem für die Leistungsfähigen
wieder leistungsfähig gemacht und es für die Schwachen
geöffnet.


(Beifall bei der SPD)

Ich komme zu einem anderen Punkt, weil der eben-

falls zu Ihren Spezialthemen gehört. Als Sie die Regie-

r
4
W
l
t
o
h
n

u
s
ü
h
s
h
g
I
P

s
z
n
n

D
d
i
b
g
S
A
B
L

w
n
a
s
a
h
H
S
d
s
i
b
H
h

i
g

(C (D ungsverantwortung abgaben, lag die Staatsquote bei 8,8 Prozent – das war damals die Realität – und das achstumspotenzial unserer Volkswirtschaft war rück äufig. Das haben Sie uns übergeben und das war die Siuation, in der diejenigen, die uns in der ganzen Welt bebachten, vom „kranken Mann Europas“ gesprochen aben. Das haben wir vorgefunden und in den vergangeen sieben Jahren umgebaut. Weil das die Ergebnisse Ihrer Arbeit vor 1998 waren nd weil diese Ergebnisse vor aller Augen sichtbar sein ollten, ist es sehr wichtig – deswegen bin ich sehr froh ber diese Debatte –, in aller Klarheit, die seit Sonntag ergestellt ist – Sie alle spüren den Stimmungsumchwung, der seither eingetreten ist –, zu fragen, was Sie eute anbieten und was vor allen Dingen von denjenien, die die Regierung führen wollen, angeboten wird. n diesem Zusammenhang möchte ich kurz auf einige unkte eingehen. Es ist niemandem beizubringen, dass eine Mehrwert teuererhöhung in einer Größenordnung von zwei Proentpunkten zum jetzigen Zeitpunkt ökonomisch verünftig wäre. In dieser konjunkturellen Situation ist dies iemandem auf der Welt beizubringen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Bürgerinnen und Bürger in Deutschland wissen,
ass eine Mehrwertsteuererhöhung sozial problematisch
st. Daher hilft auch eine Senkung der Beiträge zur Ar-
eitslosenversicherung nicht, jedenfalls nicht in der ge-
enwärtigen Situation, in der Rentnerinnen und Rentner,
tudentinnen und Studenten und diejenigen, die keine
rbeit haben, belastet werden. Dass ihnen von dieser
elastung nichts genommen wird, ist in der derzeitigen
age der Ökonomie sozial nicht zu verantworten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Jeder Ökonom, den Sie fragen – im Handel, im Hand-
erk oder wo auch immer Sie sich umhören; es tut mir
ur Leid, dass der Handwerkspräsident dann, wenn es
uf Wahlen zugeht, diese Einsicht etwas zu verdrängen
cheint – und der zu Objektivität fähig ist, wird Ihnen
ntworten, dass die vorgesehene Mehrwertsteuererhö-
ung um zwei Prozentpunkte vom Handel und vom
andwerk nicht weitergegeben werden könnte. Diese
teuererhöhung träfe genau die beiden Sektoren, die zu
en gegenwärtig schwächsten der deutschen Volkswirt-
chaft gehören, nämlich Handel und Handwerk. Deshalb
st sie nicht geeignet, zur Schaffung von Arbeitsplätzen
eizutragen. Sie wird Arbeitsplätze vernichten und den
andel und das Handwerk in Bedrängnis bringen. Des-
alb ist sie falsch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Stoiber, ich wäre Ihnen dankbar, wenn
ch Sie in diesem Zusammenhang ansprechen dürfte. Ich
ehe davon aus, dass Sie zuhören.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Nein, er hat doch Stöpsel im Ohr!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

Deshalb – Frau Merkel ist ja gerade nicht anwesend –
will ich, was Begriffe wie „neue Ehrlichkeit“ und
„Wahrhaftigkeit“ angeht, eines anmerken: Ich war vor
zwei Tagen in einer Sendung, in der noch einmal Sie, der
Herr Kollege Koch und vor allen Dingen auch Frau
Merkel gezeigt wurden, als Sie erklärt haben – Sie 2002
und Frau Merkel vor der nordrhein-westfälischen Land-
tagswahl vor wenigen Monaten –, eine Mehrwertsteuer-
erhöhung komme nicht in Betracht. Ich halte mir vor
Augen, Herr Stoiber, mit welcher Beredsamkeit Sie 2002
begründet haben, dass eine Mehrwertsteuererhöhung
falsch wäre. Wenn Sie heute mit der gleichen Beredsam-
keit das genaue Gegenteil vertreten,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben es nicht begriffen! Das ist das Problem!)


dann hat sich entweder die Ökonomie völlig verändert
oder aber Sie müssen sich fragen, ob Begriffe wie neue
Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und anderes gegenüber an-
deren angebracht sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: Neue Ehrlichkeit heißt Lüge!)


Ich sage das noch deutlicher an die Adresse von Frau
Merkel gewandt: Das geht nicht an. Als diese Diskus-
sion vor wenigen Monaten im nordrhein-westfälischen
Landtagswahlkampf anstand, war keine Mehrwertsteue-
rerhöhung vorgesehen und heute liegt eine anders lau-
tende Erklärung von Ihnen vor, die Sie als ehrlich be-
zeichnen. Das sollen Ihnen die Bürgerinnen und Bürger
abnehmen? Sie sollen Ihnen abnehmen, dass damit das
Ende der Fahnenstange erreicht ist?

Weil unter dem Stichwort „neue Ehrlichkeit“ so man-
ches verbreitet wird, würde ich – auch jetzt wieder an
Frau Merkel gerichtet – gerne für meinen Kollegen
Eichel feststellen: Es ist falsch, wenn sie den Eindruck
zu erwecken versucht, dass Herr Kollege Eichel etwa da-
für einträte, die Pendlerpauschale oder Sonn-, Feier-
tags- und Nachtzuschläge abzubauen. In der gegenwär-
tigen Phase, in der auch noch die Energiepreise förmlich
explodieren, die Mehrwertsteuer erhöhen und dann auch
noch die Pendlerpauschale streichen zu wollen, ist an
Widersinn und unsozialem Verhalten nicht zu übertref-
fen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Eichel hat auf die Frage nach den Sonn-
und Feiertagszuschlägen sowie der Pendlerpauschale ge-
sagt – ich zitiere aus der heutigen Ausgabe des „Tages-
spiegel“ –:

Allerdings da, wo es den unteren Einkommens-
schichten wehtut, wie zum Beispiel bei den Sonn-,
Feiertags- und Nachtzuschlägen und der Pendler-
pauschale. Damit soll dann die Steuerentlastung für
Reiche finanziert werden. Das ist nicht meine Poli-
tik und geht im Übrigen völlig an dem vorbei, was
finanzpolitisch nötig wäre.

Er hat auch hier Recht.

i
u
c
r
d
g

D
a
s
d

d
L
4
n
b
W
W
w
d
n
n
n
U
b
k
b
F
w
B
g
w
l

s
e
d
L
f
s
d
h
g
g
h
H
m
g

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Weil ich gerade dabei bin, richtig zu stellen, möchte
ch dem Kollegen Meister antworten, der Hans Eichel
nterstellt hat, er wolle die Nahrungsmittel des tägli-
hen Bedarfs aus dem niedrigen Mehrwertsteuersatz he-
ausnehmen. Das ist das genaue Gegenteil dessen, was
er Kollege Eichel im gleichen Interview mit dem „Ta-
esspiegel“ gesagt hat:

Dazu gehört, ab 2006 die soziale und kulturelle
Komponente des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes
wieder in den Vordergrund zu stellen …

as hat Hans Eichel gesagt und nicht das Gegenteil. Bei
ller Hitzigkeit des Streites muss es zumindest möglich
ein, mit der Wahrheit so umzugehen, dass man andere
abei nicht verletzt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Stoiber, Sie haben gesagt, man müsse
ie Lohnnebenkosten weiter senken. Wir haben die
ohnnebenkosten bereits von knapp 43 Prozent auf
0,9 Prozent gesenkt. Ich will Ihnen sagen, wie man sie
och weiter senken kann: durch Reformen. Ich sage ins-
esondere an die Adresse der FDP, Herr Kollege
esterwelle, aber auch an die Adresse der CDU/CSU:
enn Sie bereit gewesen wären, im Gesundheitssystem
irklichen Wettbewerb zuzulassen, beispielsweise bei
en Apotheken, den Ärzten, den Kassenärztlichen Verei-
igungen und den Krankenkassen, dann wären die Lohn-
ebenkosten, Herr Kollege Stoiber, schon heute deutlich
iedriger. Dann wären wir bereits jetzt nicht nur bei den
nternehmen unter der 40-Prozent-Marke, sondern auch
ei den Bürgerinnen und Bürgern. Wir sollten nicht dis-
utieren, wer für oder gegen eine Senkung der Lohnne-
enkosten ist, sondern darüber, wer das Können und die
ähigkeit hat, die Situation zu verbessern. Dabei ist das,
as meine Partei – insbesondere im Gegensatz zu dem
ild, das vom SPD-Wahlmanifest entworfen wird – vor-
elegt hat, realistisch und machbar. Es sollte so schnell
ie möglich umgesetzt werden, damit wir in Deutsch-
and weiterkommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich setze darauf, dass sich die Politik verändert. Sie
agen, die Ministerpräsidenten seien bereit. Ich gehe
benfalls davon aus – ich weiß ja, was diese Aufgabe be-
eutet –, dass die Ministerpräsidenten im Interesse ihres
andes handeln. Aber Sie werden nicht noch einmal da-
ür sorgen können – das hat es noch nie in der Ge-
chichte der Bundesrepublik Deutschland gegeben –,
ass die Mehrheit im Bundesrat sagt: Auf die Eigen-
eimzulage verzichten wir nicht, weil wir später eine
roße Steuerreform machen wollen. Wenn Sie eine
roße Steuerreform machen wollen, dann ist die Eigen-
eimzulage, die Sie noch vor wenigen Monaten mit
änden und Füßen verteidigt haben, auf einmal nichts
ehr wert. Das ist wirklich keine ehrliche Politik. Ich
ehe davon aus, dass Sie das nicht fortsetzen können.






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Zu Ihrer geplanten Steuerreform: Wenn Frau Merkel

wirklich das meint, was sie hier sagt, und eine Unterneh-
mensteuerreform machen will, die eine steuerliche
Gleichbehandlung von Kapital- und Personengesell-
schaften zum Ziel hat, genauso wie es die Sachverständi-
gen in ihrem von uns in Auftrag gegebenen Gutachten
empfehlen, dann gibt sie das letzte Argument für eine
Senkung des Spitzensteuersatzes aus der Hand. Der
Grund für eine Senkung des Spitzensteuersatzes auf
42 Prozent war nie – jedenfalls nicht für mich – eine
Besserstellung derjenigen, die besonders gut dotierte
Posten in Deutschland bekleiden. Der einzige Grund für
die Notwendigkeit einer Senkung des Spitzensteuersat-
zes auf 42 Prozent war vielmehr die Entlastung des Mit-
telstandes. Wir haben ihn gleichzeitig durch etwas be-
günstigt, wovon er nur geträumt hat und was er von
Ihnen nie bekommen hat, nämlich die Anrechnung der
Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ihr Bild – das werden Sie sicherlich noch zumindest
bis zum Ende meiner Tage entwerfen –, dass der Mittel-
stand in Deutschland steuerrechtlich benachteiligt sei, ist
falsch. Wenn Sie die reale Besteuerung der Kapitalge-
sellschaften mit der der Personengesellschaften sauber
vergleichen, dann werden Sie sehr rasch zu dem Ergeb-
nis kommen, dass dies nicht richtig ist. Wenn es zu einer
Zusammenlegung der beiden Steuersysteme kommt,
dann werden wir sogar für die Mittelständler, die nun
deutlich weniger zahlen – das ist die große Mehrheit –,
eine Regelung machen, damit kein negativer Effekt ein-
tritt und sie nicht zusätzlich belastet werden.

Was die Pläne von Herrn Kirchhof für eine Steuerre-
form angeht, ist das Notwendige ausgeführt. Man kann
nicht sagen: Wir haben eine Vision; aber wir nehmen sie
nicht ernst. – Ich nehme das ernst: Sie haben eine Vision,
die darin besteht, eine Flat Tax zu erreichen. Was Sie
vorhaben, hat drei Konsequenzen:

Erstens – das wurde mehrfach beschrieben; Herr Kol-
lege Stoiber, das haben alle Finanzministerien in der
Bundesrepublik Deutschland festgestellt –: im ersten
Jahr minus 42 Milliarden Euro in der Kasse, im zweiten
Jahr minus gut 30 Milliarden Euro in der Kasse, im vier-
ten Jahr minus gut 20 Milliarden Euro in der Kasse und
im fünften Jahr minus 11 Milliarden Euro in der Kasse.
Sie müssen auf irgendeine Weise die Frage beantworten,
wie Sie diese Einnahmeausfälle ausgleichen wollen.

Zweitens. Es ist einfach unwahr, dass die Steuerge-
rechtigkeit in Deutschland durch eine so genannte Flat
Tax gefördert wird.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Niemand in Deutschland, der einigermaßen Vernunft be-
sitzt, kann bestreiten – darüber kann keine Gerechtig-
keitsdiskussion hinwegtäuschen –, dass diejenigen, die
höhere Einkommen haben, heute im Durchschnitt mehr
als 25 Prozent Einkommensteuer zahlen. Mit der Flat

T
n

R
e
S
u
K
u
I
S
W
d
g
s
i
d
b

i
u
s
h

D
S
b

s
z
m
d

b
i
E
I
n

N
b
A
l
d

r
R
s
l
A
d

(C (D ax geht eine drastische Begünstigung der Besserverdieenden einher. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich lese bei Ihnen immer, dass Sie es für einen großen
eformerfolg halten, wenn Personen mit einem Jahres-
inkommen bis 38 000 Euro keine Steuern mehr zahlen.
chon jetzt ist es so, dass eine Familie mit zwei Kindern
nd einem Jahreseinkommen bis knapp 38 000 Euro, das
indergeld eingerechnet, keine Steuern zahlt. Es geht
m diejenigen, deren Jahreseinkommen darüber liegt:
hnen sollen sowohl die Pendlerpauschale als auch die
teuerfreiheit von Sonn- und Feiertagszuschlägen und
eiterem gestrichen werden. Sie sollen im Verhältnis zu
enjenigen, die in Deutschland gut verdienen, krass un-
erecht behandelt werden. Das wird nicht durchführbar
ein. In jeder Diskussion, an der ich teilnehme, versuche
ch, das in aller Klarheit aufzuzeigen. Das Positive an
er jetzt erreichten Situation ist, dass die Unterschiede
eider Positionen eindeutig sind.
Die FDP beruft sich gern auf Ludwig Erhard. Auch

ch tue das gern. Allerdings gehe ich etwas weiter zurück
nd berufe mich auf Walter Eucken, also auf den wissen-
chaftlichen Lehrer von Ludwig Erhard. Walter Eucken
at gesagt – fast präzise zitiert –:


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Was heißt denn „fast präzise“? Wie wäre es mit einem präzisen Zitat?)


ie Progression im Steuerrecht hat einen sozialen Sinn:
ie soll die Verteilungswirkungen im Rahmen des Wett-
ewerbs korrigieren. – Deshalb sind Ihre Vorschläge
auch derjenige, der etwas sanfter ist – schlecht. Sie
ind geeignet, in Deutschland eine Umverteilung herbei-
uführen, wie wir sie noch nicht gehabt haben. Daher
uss diese Entwicklung gestoppt werden. Das heißt, sie
arf erst gar nicht in Gang kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ökonomisch falsch und ungerecht sind auch die
etrieblichen Bündnisse. Was wollen Sie an Flexibilität
n den deutschen Betrieben eigentlich noch herstellen?
s gibt kein Land, das mit uns vergleichbar ist: In keiner
ndustrienation ist die Flexibilität der Arbeitnehmerin-
en und Arbeitnehmer höher als zurzeit bei uns.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

och nicht einmal mehr 50 Prozent der deutschen Ar-
eitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten mit festen
rbeitszeiten. 50 Prozent von ihnen arbeiten mit Rege-
ungen wie Arbeitszeitkonten und Ähnlichem. Das ist
ie Realität bei uns.
Ich möchte noch einmal einen unseren Vorväter zitie-

en – wir alle berufen uns gern auf ihn, und zwar zu
echt –, nämlich Karl Schiller. Er war nach meinem Ver-
tändnis nun wirklich ein sozial-liberaler Wirtschaftspo-
itiker. Karl Schiller ist der Begründer der Konzertierten
ktion. Er wusste, worauf es ankommt, nämlich darauf,
ass diejenigen, die in Deutschland Verantwortung für






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

die Wirtschaftspolitik tragen, zusammenwirken, also ge-
meinsam handeln, und darauf, dass die Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer und die Gewerkschaften von den
Entscheidungen über die wirtschaftspolitische Entwick-
lung nicht ausgegrenzt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ausgrenzen, das ist das, was Sie tun. In den Kernpunk-
ten Ihrer Politik ist nichts von dem zu erkennen, was
Ludwig Erhard und Karl Schiller begründet haben. Ich
glaube, dass wir gut beraten sind, uns an ihnen zu orien-
tieren.

Das gilt auch für den Kündigungsschutz. Es gibt kei-
nen Grund, den Kündigungsschutz weiter zu lockern.
Gestern Abend habe ich mit einer sehr jungen Unterneh-
mensgründerin, mit einer Modeschöpferin, die inzwi-
schen international einen hervorragenden Ruf hat, ge-
sprochen. Ich habe ihr gesagt: Da Sie Ihr Unternehmen
gerade gegründet haben, ist eine Änderung des Kündi-
gungsschutzes nicht in Ihrem Interesse; Sie können eine
Arbeitnehmerin oder einen Arbeitnehmer bis zu vier
Jahre befristet beschäftigen.

Alle großen Unternehmen kann ich nur auf das Bei-
spiel von Sixt und BMW verweisen. Weil wir bei den äl-
teren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine der
schlechtesten Erwerbsquoten in Europa haben, haben
wir unbegrenzt befristete Beschäftigungsverhältnisse
für die über 50-Jährigen zugelassen. Sixt hat daraus zu
Recht den Schluss gezogen, nur noch über 50-Jährige
einzustellen. Wer die Flexibilität haben will, soll über
50-Jährige beschäftigen; wir sind darauf angewiesen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Erklärung, dass eine Lockerung des Kündigungs-
schutzes zu mehr Arbeitsplätzen führe, lässt sich auch
durch wissenschaftliche Vergleiche nicht beweisen. Im
Übrigen brauchen wir eine solche Lockerung des Kündi-
gungsschutzes nicht, weil wir über alle Instrumente ver-
fügen, die geeignet sind, Flexibilität in den Unternehmen
herzustellen.

Was ich aber an Ihrem Vorschlag für noch gravieren-
der halte, will ich Ihnen ebenfalls sagen: Die Union sieht
eine zweijährige Probezeit für alle neu begründeten Ar-
beitsverhältnisse vor. Damit tragen Sie genauso wie mit
der gesetzlichen Regelung der betrieblichen Bündnisse
Konflikte und Unsicherheiten in die Unternehmen.


(Beifall bei der SPD)

Welcher Arbeitnehmer, welche Arbeitnehmerin wechselt
dann noch den Arbeitsplatz? Darauf sind wir ja angewie-
sen. Im Schnitt wechseln in Deutschland Jahr für Jahr
5 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz. Wer riskiert
dies noch, wenn er sich darauf einstellen muss, dass er
demnächst befristet bzw. mit einer Probezeit beschäftigt
werden kann? Das ist der falsche Weg.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


t
z
U
l
s
u
V
d
b
n
K
n
U

d
m

S
z
v
d
d
o
a
n
s


s

v
d
d
2
i

s
t
d
s
i
A
s
A
d
E
m

g

(C (D Wir alle wissen doch, dass die ökonomische Situaion, mit der wir im Moment zu tun haben, auch darauf urückzuführen ist, dass viel zu viele Menschen bei uns nsicherheit empfinden. In einer solchen Situation wolen Sie durch das Ausgrenzen der Gewerkschaften zuätzliche Unsicherheit und Streit in die Betriebe tragen nd durch eine Probezeit von zwei Jahren und durch eine erschlechterung des Kündigungsschutzes dafür sorgen, ass in einer überschaubaren Zeit – nach spätestens vier is fünf Jahren – bei 27 Millionen Vollzeitbeschäftigten iemand mehr in Deutschland über einen geregelten ündigungsschutz verfügen wird. Dies wäre das Ergebis, wenn sich das durchsetzen sollte, was hier von der nion vorgelegt wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte, ist
as Chaos in den sozialen Sicherungssystemen, das Sie
it Ihren Vorschlägen der Öffentlichkeit präsentieren.


(Maria Eichhorn [CDU/CSU]: Das Sie herbeigeführt haben!)


ie wollen allen Ernstes die Mehrwertsteuer um 2 Pro-
entpunkte erhöhen, um die Beiträge zur Arbeitslosen-
ersicherung zu senken. Dazu haben die Ministerpräsi-
enten der CDU/CSU mehr oder weniger deutlich gesagt,
ass sie von der Mehrwertsteuererhöhung einen mehr
der weniger hohen Anteil haben wollen. Sie werden also
uf keinen Fall 15 Milliarden Euro auf Bundesebene ein-
ehmen, die Sie aber brauchen, um die Arbeitslosenver-
icherungsbeiträge um 2 Prozentpunkte zu senken.


(Zuruf des Abg. Dirk Niebel [FDP])

Sie nicht, sondern die Union; Sie sind ja auch gar nicht
o wichtig, Herr Kollege Niebel.
Im selben Atemzug sagt Frau Merkel in einem Inter-

iew des „Stern“, sie wolle gleichzeitig 6 bis 8 Milliar-
en Euro aus der Arbeitslosenversicherung nehmen, um
ie im Gesundheitssystem schätzungsweise fehlenden
0 Milliarden Euro zu ersetzen. Was Sie hier vorlegen,
st ein unbeschreibliches Tohuwabohu.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich habe versucht, dem Kollegen Müller diese Wider-
prüchlichkeiten, die Sie in den sozialen Sicherungssys-
emen anrichten wollen, zu erklären. Ich sage insbeson-
ere den Menschen in Ostdeutschland und den anderen
trukturell besonders belasteten Gebieten in Deutschland
n aller Deutlichkeit: Wer 6 bis 8 Milliarden Euro aus der
rbeitslosenversicherung oder aus der sozialen Grund-
icherung herausnehmen will, der beendet jede aktive
rbeitsmarktpolitik. Dann gibt es nichts mehr an Bil-
ung, an Weiterbildung, an Ich-AGs und an sonstigen
ingliederungsmaßnahmen, dann ist damit Schluss. Dies
uss jeder wissen, der sich damit auseinander setzt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was die von Ihnen propagierte Kopfpauschale an-
eht – Herr Kollege Fischer hat es völlig richtig darge-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

stellt –, kann man nur den Kopf schütteln. Sie verfolgen
mich ja buchstäblich, indem Sie sagen, Clement habe
beim Bürokratieabbau nichts bewirkt. Ich ertrage das al-
les; in meinem Alter ist das nicht mehr so dramatisch.


(Zuruf von der CDU/CSU)

– Was Ihre und meine Zukunft angeht, so treffen wir uns
ja noch einmal. Dann werde ich die Rede zu Ihrem Ab-
schied halten.

Wir brauchen nur in die Schweiz zu schauen. Jeder
dritte Schweizer Bürger, jede dritte Schweizer Bürgerin
muss inzwischen mit dem Bescheid seines bzw. ihres
Unternehmens zur Sozialbehörde gehen und nachwei-
sen, dass er bzw. sie mit seinem bzw. ihrem Einkommen
nicht oberhalb der Grenze angesiedelt ist – die Sie bei
7 Prozent vorsehen –, ab der der Staat mit irgendeiner
steuerlichen Vergünstigung helfen soll. Unsere Experten
können Ihnen vorrechnen, dass dann, wenn sich Ihr Mo-
dell durchsetzte, in Zukunft jeder dritte deutsche Bürger
mit seinem Einkommensnachweis zur Sozialbehörde ge-
hen müsste, um errechnen zu lassen, ob er Ansprüche hat
oder nicht. Wenn man aus den 7 Prozent herauswächst,
weil man vielleicht einen besseren Arbeitsvertrag hat,
oder in die 7 Prozent hineinwächst, dann läuft man jedes
Mal zur Behörde. Das ist der Bürokratieabbau, den Sie
wollen. Zu dem, was Sie dort vorhaben, sage ich Ihnen
ehrlich: Daran will ich wirklich nicht beteiligt sein. Das
ist ein bürokratisches Monstrum.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Sie begreifen es nicht!)


Deshalb lassen Sie mich noch ganz schnell Folgendes
zu den Arbeitsmarktreformen sagen, die mir auf der
Seele brennen: Wir werden das gesamte Problem nicht
mit Pauschalsprüchen, mit ein bisschen Absenkung von
Lohnnebenkosten lösen. Vielmehr geht es darum, der
Jugendarbeitslosigkeit zu Leibe zu rücken und uns um
jeden einzelnen jungen Menschen unter 25 Jahren zu
kümmern. Es geht darum, Ausbildungsplätze in ausrei-
chender Zahl zur Verfügung zu stellen und unseren Aus-
bildungspakt möglichst zu einem Fachkräftepakt zu ent-
wickeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht darum, sich um die älteren Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer zu kümmern. Morgen werden wir
50 Beschäftigungspakte auszeichnen und mit jeweils bis
zu 5 Millionen Euro ausstatten, Beschäftigungspakte,
mit denen sich die Regionen entschieden haben, mit be-
sonderer Tatkraft gegen die Langzeitarbeitslosigkeit der
Älteren vorzugehen.

Es geht darum, die neue Selbstständigkeit zu fördern,
nicht darum, die Ich-AGs abzuschaffen. Zum ersten Mal
haben wir einen Weg gefunden, um Arbeitslosen einen
Weg aus der Arbeitslosigkeit zu weisen. Das ist für nicht
wenige von ihnen ein gangbarer Weg, wie die Erfahrung
zeigt. Das müssen wir mit Risikokapital, mit Mikrokapi-
tal und Kreditfabriken unterstützen. Diesen Prozess dür-
fen wir nicht beenden, so wie Sie es wollen.

b
k
g
B
k
k
r
A
h

R


t
g


A

r
d
d
h
i
v
k

d
h
p
w

g
s
d
f
s
g
W
b

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das müssen wir mit einzelnen Schritten unterstützen,
eispielsweise indem wir gegen die Saisonarbeitslosig-
eit vorgehen. Ich bin sehr froh darüber, dass es gelun-
en ist, mit dem Baugewerbe und der Gewerkschaft
AU eine Verständigung zu finden, die uns die Möglich-
eit gibt, ab dem nächsten Jahr die Saisonarbeitslosig-
eit am Bau zu beenden. Wir müssen aus dem Ritual he-
auskommen, dass wir die im Winter jeweils hohe
rbeitslosigkeit hinnehmen. Wir können dazu Wege ge-
en, die wir gehen müssen.
Meine Damen und Herren, Frau Präsidentin, meine
edezeit ist abgelaufen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Ihre Zeit ist abgelaufen!)


Beruhigen Sie sich! Sie werden mit mir noch genug zu
un haben. Machen Sie sich da keine falschen Hoffnun-
en!


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Für Sie gibt es noch nicht einmal eine Ich-AG!)


Die Redezeit ist abgelaufen; deshalb sind mir weitere
usführungen nicht möglich.
Wir werden in Deutschland in die Bereiche investie-

en müssen, die die Zukunft betreffen, um die Probleme,
ie in der Vergangenheit nicht ausreichend gelöst wor-
en sind, abzuarbeiten. Damit haben wir begonnen; wir
aben in Schulen sowie in Wissenschaft und Forschung
nvestiert, und zwar mehr als jede andere Regierung zu-
or, teilweise sogar ohne dazu aufgrund der Zuständig-
eiten in Deutschland verpflichtet zu sein.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das, was wir getan haben, ist der Beginn des Weges,
en wir fortsetzen müssen. Dabei helfen keine Steuerer-
öhungen, sondern dabei hilft eine konsequente Reform-
olitik, die wir begonnen haben. Diese Politik wollen
ir fortsetzen; dazu bitten wir um Vertrauen.
Ich bin ganz sicher: Wenn die Bürgerinnen und Bür-

er Bundeskanzler Gerhard Schröder das Vertrauen
chenken, dann werden die Ministerpräsidenten der Län-
er im Bundesrat nicht mehr an ihrer Blockadehaltung
esthalten, sondern diese Blockadepolitik hinter sich las-
en, die die Bundesrepublik Deutschland ein Stück auf-
ehalten hat. Wir müssen wieder an Fahrt gewinnen. Die
ählerinnen und Wähler können jetzt das Zeichen ge-
en, dass dies möglich ist.
Ich danke Ihnen sehr.

(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Sie haben doch den Rückwärtsgang immer noch drin!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518602400

Ich schließe die Aussprache.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der

Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
auf Drucksache 15/5979 mit dem Titel „Deutschland auf
Wachstumskurs halten, die soziale Erneuerung unseres
Landes fortsetzen, standhaft für den Frieden – Für mehr
Arbeit, Sicherheit und Menschlichkeit“.


(Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wo ist Frau Merkel? Wo ist Herr Stoiber?)


Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen von
SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Gegenstim-
men der CDU/CSU, der FDP und der beiden PDS-Abge-
ordneten angenommen.

Abstimmung über den Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU und der FDP auf Drucksache 15/5978 mit
dem Titel „Sieben Jahre Rot-Grün – Deutschland
braucht den Neuanfang“. Wer stimmt für diesen Antrag? –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist
mit den Stimmen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN bei Gegenstimmen von CDU/CSU und FDP sowie
der beiden PDS-Abgeordneten abgelehnt.

Abstimmung über den Antrag der Fraktion der CDU/
CSU auf Drucksache 15/5956 mit dem Titel „Ehrliche
Abschlussbilanz als Grundlage einer neuen Politik für
Wachstum, Arbeit und Sicherheit“. Wer stimmt für die-
sen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Antrag ist mit den Stimmen der SPD, des BÜND-
NISSES 90/DIE GRÜNEN und der beiden PDS-Abge-
ordneten bei Gegenstimmen der CDU/CSU und der FDP
abgelehnt.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 2 a bis 2 c sowie
die Zusatzpunkte 1 a bis 1 d auf. Es handelt sich um
Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses, zu
denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 2 a:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 229 zu Petitionen
– Drucksache 15/5981 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Sammelübersicht 229 ist mit den Stimmen des
ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 2 b:
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)

Sammelübersicht 230 zu Petitionen
– Drucksache 15/5982 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Sammelübersicht 230 ist ebenfalls mit den
Stimmen des ganzen Hauses angenommen.

t
m

t
g

t
v
s

t
g

t
S
G

(C (D Tagesordnungspunkt 2 c: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 231 zu Petitionen – Drucksache 15/5983 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Auch Sammelübersicht 231 ist mit den Stimen des ganzen Hauses angenommen. Zusatzpunkt 1 a: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 232 zu Petitionen – Drucksache 15/5984 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 232 ist mit den Stimmen des anzen Hauses angenommen. Zusatzpunkt 1 b: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 233 zu Petitionen – Drucksache 15/5985 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 233 ist mit den Stimmen on SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bei Gegentimmen von CDU/CSU und FDP angenommen. Zusatzpunkt 1 c: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 234 zu Petitionen – Drucksache 15/5986 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 234 ist mit den Stimmen des anzen Hauses angenommen. Zusatzpunkt 1 d: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 235 zu Petitionen – Drucksache 15/5987 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalungen? – Sammelübersicht 235 ist mit Stimmen von PD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und CDU/CSU bei egenstimmen der FDP angenommen. Ich rufe den Zusatzpunkt 2 auf: Beratung der Beschlussempfehlung des Ausschusses nach Art. 77 des Grundgesetzes (Vermittlungsausschuss)

rung des Abfallverbringungsgesetzes sowie






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

zur Auflösung und Abwicklung der Anstalt
Solidarfonds Abfallrückführung
– Drucksachen 15/5243, 15/5523, 15/5726,
15/5916, 15/5976 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Michael Müller (Düsseldorf)


Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? –
Das ist nicht der Fall.

Wir kommen dann zur Abstimmung. Der Vermitt-
lungsausschuss hat gemäß § 10 Abs. 3 Satz 1 seiner Ge-
schäftsordnung beschlossen, dass im Deutschen Bundes-
tag über die Änderungen gemeinsam abzustimmen ist.
Wer stimmt für die Beschlussempfehlung des Vermitt-
lungsausschusses auf Drucksache 15/5976? – Gegen-
probe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des 2. Untersuchungsausschusses nach
Art. 44 des Grundgesetzes
– Drucksache 15/5975 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Hartmann (Wackernheim)

Michaela Noll
Jerzy Montag
Hellmut Königshaus

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Hellmut
Königshaus, Dr. Max Stadler, Dr. Werner Hoyer,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Verbesserung der Praxis der Visavergabe und
Schaffung gemeinsamer Visastellen der Schen-
genstaaten
– Drucksache 15/5977 –
Überweisungsvorschlag:
Auswärtiger Ausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Volker Neumann, SPD-Fraktion.


Volker Neumann (SPD):
Rede ID: ID1518602500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dieser Untersuchungsausschuss hat so begonnen, wie
viele Untersuchungsausschüsse beginnen: mit einer
Reihe von parlamentarischen Anfragen bis hin zu einer
Großen Anfrage, die alle beantwortet sind. Daneben ha-
ben sich der Auswärtige Ausschuss und der Innenaus-
schuss mit den Fragen der Visaerteilung befasst. Auch
dort schien alles geklärt zu sein. Es gab einen neuen Er-
lass. Dennoch haben Sie einen Untersuchungsausschuss
verlangt, der dann eingesetzt worden ist, um die Visa-
praxis insbesondere in Kiew zu untersuchen.

g
e
p
m
g
n
1
e
d
U
B
m

z

a
t
S
m

I
O
B
g
b
d
s
s
ü

U
f
u
H
s
M

E
h
r
k
w
r
d

w
a
P
T
s
l
t

(C (D Mein Bedarf an Untersuchungsausschüssen war eientlich gedeckt; ich hatte zuvor vier. Dennoch habe ich s als Mitglied des Auswärtigen Ausschusses als Verflichtung angesehen, an diesem Ausschuss teilzunehen. Mit vier Ausschüssen hat man etwas Erfahrung esammelt: In der 12. Wahlperiode gab es den so geannten Schalck-Ausschuss, dann – auch in der 2. Wahlperiode – den Treuhand-Ausschuss. Nach Bendigung solcher Untersuchungsausschüsse werden oft ie Ergebnisse von Gerichtsverfahren, die durch diese ntersuchungsausschüsse ins Rollen kommen, dem undestag, der eigentlich der Auftraggeber ist, gar nicht ehr mitgeteilt. Ich will zwei Beispiele nennen, damit sie auch Ihnen ur Kenntnis kommen und hier im Protokoll stehen. In der 13. Wahlperiode hat sich der Untersuchungs usschuss DDR-Vermögen bemüht, beiseite geschaffes Vermögen der Stasi, der Außenhandelsbetriebe, der ED oder auch veruntreutes Vermögen bei Treuhandfiren festzustellen. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das ist eine Abschiedsrede! Sie sollen zum Untersuchungsausschuss sprechen!)


nteressant ist dabei, dass dieser Ausschuss im Jahr 1997
rdnungsgelder gegen Dr. Gysi, gegen André Brie und
isky verhängt hat. Im Jahr 2004 sind diese Ordnungs-
elder als rechtmäßig bestätigt worden. Die Zeugen ha-
en die Frage, ob sie etwas über das Auslandsvermögen
er SED wissen, verneint. Diese Verweigerung der Aus-
age hat zu den Ordnungsgeldern geführt. Es wäre
chön, wenn die Herren der PDS heute ihre Kenntnisse
ber das Auslandsvermögen der SED mitteilten.
In der letzten Wahlperiode gab es im Parteispenden-
ntersuchungsausschuss wieder ein Ordnungsgeldver-
ahren. Sie erinnern sich an den Ausschuss, in dem es
m die schwarzen Kassen der CDU ging. Der ehemalige
err Bundeskanzler verweigert ja bis heute eine Aus-
age zu der Frage, woher die Millionen kamen, die seine
acht festigten.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Ist das im VisaAusschuss besprochen worden? – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Jetzt mal zur Sache!)


s wurde auch ein Ordnungsgeld verhängt gegen den
essischen Ministerpräsidenten Koch wegen Verweige-
ung des Eides auf die Richtigkeit und die Vollständig-
eit seiner Aussage. In dieser Wahlperiode hat das Ver-
altungsgericht festgestellt, dass das Ordnungsgeld
echtmäßig verhängt worden ist. Herr Koch hat bezahlt;
en Eid hat er nicht geleistet.
Aus diesem Untersuchungsausschuss gab es zwei
eitere Neuerungen, die auch in diesem Untersuchungs-
usschuss eine Rolle gespielt haben. Wir haben im
arteispenden-Untersuchungsausschuss für mehr
ransparenz gesorgt, indem die Protokolle nach Ab-
chluss des Untersuchungsausschusses für jeden zugäng-
ich gemacht worden sind. Das haben wir bei zwei wei-
eren Ausschüssen ebenso gemacht. Ich bin sehr dankbar






(A) )



(B) )


Volker Neumann (Bramsche)


dafür; denn dies führt dazu, dass nicht mehr aus der Er-
innerung zitiert wird, sondern dass das Protokoll gilt.

Die zweite Neuerung, die ich lange angeregt habe, hat
dieser Ausschuss eingeführt, nämlich die Live-Übertra-
gung von Zeugenvernehmungen unter bestimmten Vo-
raussetzungen. Im Parteispenden-Untersuchungsaus-
schuss war das zwar rechtlich möglich, aber die Zeugen
wollten nicht – bis auf einen: Franz Müntefering. Aber
da wollte die CDU nicht mehr. Also kam es nicht zur
Live-Übertragung.

Diese Diskussion hat aber zu einem Gesetz geführt,
das die Möglichkeit geschaffen hat, Live-Übertragungen
vorzunehmen. So haben die Zeugen Dr. Volmer, Bundes-
minister Fischer, Herr Pleuger und Bundesminister
Schily die Möglichkeit gehabt, ihre Aussagen den Bür-
gern öffentlich mitzuteilen. Die Medien haben positiv
darüber berichtet. Auch bei den Bürgern ist das nach
meinem Eindruck positiv aufgenommen worden.

Die Live-Übertragung hat zu mehr Transparenz ge-
führt. Die Öffentlichkeit kann sich nun selbst ein Bild
von den Aussagen machen, und zwar im wahrsten Sinne
des Wortes, und ist nicht auf die parteilichen Stellung-
nahmen der Obleute nach den Sitzungen angewiesen. Im
Übrigen kann sie die Aussagen mit den Presseberichten
in den Medien vergleichen und wird feststellen, dass das
nicht immer übereinstimmt.

Eine Anmerkung dazu: Diese Erfahrung haben wir
auch am Sonntag gemacht; denn die Umfrage erbrachte
bei den Bürgern ganz andere Ergebnisse als bei den an-
wesenden Medienvertretern. Man musste also feststel-
len, dass die Authentizität des Bildes besser ist, als wenn
man mittelbar etwas erfährt. Vielleicht war es für man-
che Berichterstatter ganz heilsam, sich diese Differenz
anzusehen.

Für mich und meine Kollegen haben diese Live-Über-
tragungen übrigens auch zur Nachdenklichkeit geführt;
denn in diesen Live-Übertragungen wurden auch wir be-
achtet, die Art, wie wir gefragt haben. Manchmal wur-
den Statements abgegeben und manchmal wurden Be-
weiserhebung und Beweiswürdigung durcheinander
gebracht.

Untersuchungsausschüsse haben immer eine be-
stimmte Zielrichtung. In der Vergangenheit war es
meist Konsens, einen bestimmten Fall aufzuklären.
Manchmal war es auch einfach nur eine so genannte
Skandal-Enquete, indem man einen Auftrag gab – wie in
diesem Fall –, in dem die Vorurteile schon im Antrag
standen, und diejenigen, die den Antrag gestellt haben –
in diesem Fall die Opposition –, sich selbst den Auftrag
erteilt haben, möglichst viele Vorurteile zu bestätigen.
Die Skandalisierung der Vorgänge an der Botschaft in
Kiew diente nicht dazu, die Mängel dort zu beseitigen
– denn nach übereinstimmender Meinung waren diese
Mängel schon beseitigt, als der Ausschuss eingesetzt
worden ist –, sondern es ging darum, das Ansehen des
Bundesaußenministers zu schädigen. Man hatte sich zu-
nächst auf Dr. Volmer eingeschossen, dem man meiner
Ansicht nach Unrecht getan hat.

D
A
K
i
h
w
t
K

s
n
F
w
f
G
u

D
F
s
u
m

D
w
n
ü
i
s
N
m

I
b

s
V
d
b
s

C

d

(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


enn in der Zeit, in der der nach ihm benannte Erlass im
uswärtigen Amt gefertigt worden ist, war er wegen
rankheit mehrere Monate gar nicht im Dienst. Er hat
hn nur später vorgestellt. Bundesaußenminister Fischer
at – jeder hat es sehen können – die politische Verant-
ortung für die missverständlichen Erlasse, die Fehlin-
erpretationen und die späte Behebung der Mängel in
iew übernommen.
Ich hatte zunächst große Bedenken, dass die Vermi-

chung von Politik und „sex and crime“ letztlich de-
en Argumente liefern würde, die mit einer latenten
remdenfeindlichkeit bestimmte Stammtische erobern
ollen. Die anfängliche pauschalierende Verunglimp-
ung von Ukrainern, Kosovaren und Albanern ist dann
ott sei Dank gestoppt worden. Vielleicht ist das auch
nser Verdienst.


(Beifall des Abg. Markus Meckel [SPD])

er mögliche Schaden einer solchermaßen geschürten
remdenfeindlichkeit für unsere exportorientierte Wirt-
chaft und unser Land liegt auf der Hand: Wir verspielen
nseren Ruf von Weltoffenheit und Toleranz, den wir
ühsam erworben haben.
Sie hatten gesagt, das sei vielleicht meine letzte Rede.
as kann sein; möglicherweise werde ich nicht mehr ge-
ählt. Deshalb möchte ich mich ganz persönlich bei de-
en bedanken, mit denen ich in den letzten 20 Jahren
ber Parteigrenzen hinweg zusammengearbeitet habe:
m Auswärtigen Ausschuss, im Menschenrechtsaus-
chuss, im Parlamentarischen Kontrollgremium der
achrichtendienste, in der Deutsch-Chinesischen Parla-
entariergruppe und im Tibet-Gesprächskreis.


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Schon wieder eine Abschiedsrede!)


ch war ganz gern Abgeordneter und die Arbeit hat mich
efriedigt.
Das gilt übrigens auch für den „Untersuchungsaus-

chuss der langen Nächte“. Als ich meiner Frau nach
ernehmungen, die teilweise bis 2 oder 3 Uhr nachts
auerten, erzählte, dass wir am 12. Mai von 13.37 Uhr
is 6 Uhr morgens getagt hatten, meinte sie: Manchmal
pinnt ihr. – Ich finde, da hatte sie Recht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Harald Leibrecht [FDP])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518602600

Das Wort hat der Kollege Eckart von Klaeden, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1518602700

Meine Damen und Herren! Wir sprechen heute über

en Sachstandsbericht des Untersuchungsausschusses






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden

„Visa“. Rot-Grün wird damit Lügen gestraft; denn es
war durchaus möglich, diesen Sachstandsbericht vorzu-
legen. Er hat über 800 Seiten. Er ist umfassend und gibt
die Ergebnisse der Arbeit wieder. Sie haben versucht,
auf verfassungswidrige Weise die Beweisaufnahme ab-
zubrechen, mit der Begründung, dieser Sachstandsbe-
richt müsse gefertigt werden. Dass Sie mit Ihrem Anlie-
gen falsch gelegen haben, hat sich nicht nur daran
gezeigt, dass der Abbruch der Beweisaufnahme vom
Verfassungsgericht wegen der offensichtlichen Verfas-
sungswidrigkeit, also aus rechtlichen Gründen, aufgeho-
ben worden ist, sondern auch daran, dass nun ein um-
fangreicher Sachstandsbericht vorliegt. Ich darf mich
schon hier im Namen meiner Fraktion ganz herzlich für
die Arbeit des Sekretariats bedanken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Hellmut Königshaus [FDP])


Was sind die Ergebnisse des Untersuchungsaus-
schusses? Die der Visaerteilung zugrunde liegenden Er-
lasse und insbesondere der Erlass vom 3. März 2000, der
so genannte Fischer-Erlass, waren rechtswidrig. Sie wi-
dersprachen dem Schengen-Abkommen und dem deut-
schen Ausländerrecht. Diese Erlasse haben die Krimina-
lität gefördert und sogar eine neue Form verursacht,
nämlich die so genannte legendierte Schleusung. Diese
legendierte Schleusung hat zu einem Anstieg der
Schwarzarbeit, einer Gefährdung der inneren Sicherheit
und zu Zwangsprostitution geführt. Rot-Grün hat ver-
sucht, die Beweisaufnahme so weit wie möglich zu
verhindern. Herr Neumann hat ja eben selber davon ge-
sprochen, wie die Beweisaufnahme durch Mehrheitsbe-
schlüsse in die Nacht gedrängt worden ist. Auf diese
Weise hat man versucht, den Medien die Möglichkeit zu
nehmen, über den Untersuchungsausschuss zu berichten.
Schließlich hat es den Versuch gegeben, die Beweisauf-
nahme auf verfassungswidrige Weise abzubrechen, weil
ein Parteivorsitzender im Fernsehen angekündigt hatte,
dass die SPD Neuwahlen anstrebe.

Um das nachzuweisen, werde ich mich jetzt zur Fest-
stellung der einzelnen Punkte allein auf Zitate konzen-
trieren, die entweder von unabhängigen Gerichten, von
der Bundesregierung oder von Personen vonseiten der
SPD und der Grünen stammen.

Zunächst zur Frage der Rechtswidrigkeit der
Erlasse. Es gibt eine ganze Reihe von Landgerichten,
die gegen Schleuser aufgrund der Erlasslage des Aus-
wärtigen Amtes Strafmilderung haben aussprechen müs-
sen. Es ist nicht allein das von Ihnen so gescholtene
Landgericht Köln, sondern es sind das Landgericht
Münster, das Landgericht Offenburg, das Landgericht
Dresden, das Landgericht Chemnitz, das Landgericht
Berlin, das Landgericht Köln, das Oberlandesgericht
Köln, das Landgericht Memmingen und das Landgericht
Baden-Baden, um nur einige zu nennen,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dagegen Landgericht Hof!)


die in mehreren Verfahren immer wieder für die Köpfe
von Schleuserbanden Strafmilderung haben ausspre-
chen müssen, weil die Erlasse des Auswärtigen Amtes

d
t
s
G
u
g

b
B
l
z

S
R
l
d

S
h

d
f
d
l

I
b
h
a

k

D
k
s
i
v
s
f
m
K

(C (D ie Machenschaften dieser Kriminellen so sehr erleichert haben. Die Zitate sind allgemein bekannt; ich will ie hier nicht wiederholen. Es wäre schön, wenn Sie die elegenheit nutzen würden, Ihre immer wieder subkutan nterstellte Verschwörung der deutschen Landgerichte egen Rot-Grün zurückzunehmen. Es gibt auch andere, die diese Erlasse als rechtswidrig ezeichnet und ihre Rücknahme begrüßt haben, zum eispiel der ehemalige Innenminister Nordrhein-Westfaens Dr. Fritz Behrens, der im Landtag gesagt hat – ich itiere –: Ich finde es richtig – daran will ich keinen Zweifel lassen –, dass der so genannte Volmer-Erlass im Oktober letzten Jahres endgültig aufgehoben worden ist. Nach den Warnungen der Sicherheitsbehörden war das nur konsequent, und es war höchste Zeit. Der Volmeroder Fischer-Erlass – je nachdem, wie ie ihn nennen wollen – ist auch mit dem europäischen echt nicht vereinbar. Bemerkenswert ist aber, wie ange Rot-Grün geleugnet hat, dass diese Erlasse mit em europäischen Recht nicht vereinbar sind. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir meinen das immer noch!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


elbst als die Europäische Kommission dies festgestellt
at, ist es öffentlich weiter geleugnet worden.
Ich will dazu auf ein Interview verweisen, das Bun-

esaußenminister Fischer am 15. Mai im Deutschland-
unk gegeben hat. Dort ist er nach der Feststellung durch
ie EU-Kommission, dass der so genannte Fischer-Er-
ass vom 3. März mit dem EU-Recht nicht vereinbar ist
es hat fünf Tage vorher eine öffentliche Anhörung des
nnenausschusses des Europäischen Parlamentes gege-
en, in der Justizkommissar Frattini dies festgestellt
atte –, gefragt worden. Daraufhin hat Herr Fischer ge-
ntwortet:

… Sie müssen schon präzise sein. Wenn ich richtig
informiert bin, bezog er sich auf die beiden Bezugs-
erlasse, die im Volmer-Erlass drin waren, die ich
selbst kritisiert habe vor dem Ausschuss. Insofern
frage ich da: Wo ist die Neuigkeit?

Ich will Ihnen sagen, wo die Neuigkeit ist: Die Neuig-
eit ist, dass Herr Fischer hier präzise gelogen hat.


(Zuruf von der SPD: Na, na, na!)

enn Herrn Fischer ist zu diesem Zeitpunkt bereits be-
annt gewesen, dass in der Sitzung des Innenausschus-
es des Europäischen Parlamentes festgestellt worden
st, dass dieser Erlass mit dem Europäischen Recht nicht
ereinbar ist. Das, was die Europäische Union festge-
tellt hat, liest sich wirklich wie eine schallende Ohr-
eige für das Auswärtige Amt. Ich zitiere den EU-Kom-
issar Frattini aus dem offiziellen Bericht der EU-
ommission:

Die von den Dienststellen der Kommission durch-
geführte Prüfung führt zu der Schlussfolgerung,






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden

dass der ‚Grundsatzrunderlass‘ vom 3. März 2000
sowie diverse ‚thematische‘ Teilrunderlasse …, die
an die Auslandsvertretungen insbesondere im Zeit-
raum 1999-2002 gerichtet waren, im Gegensatz zur
GKI stehen.

Weiter heißt es dort:
Die auf Grundlage dieser Erlasse durchzuführenden
Kontrollen entsprechen nicht den hohen Anforde-
rungen, die die GKI den Auslandsvertretungen mit
dem Ziel, insbesondere die illegale Immigration ef-
fizient zu bekämpfen, auferlegen. Daraus resul-
tierte, dass die Auslandsvertretungen in Anwen-
dung der ihnen gegebenen Anweisungen der
Verpflichtung der GKI, Dokumente zu verlangen,
die den Zweck der Reise, die Transportmittel sowie
die Rückkehr, die Mittel zur Bestreitung des Le-
bensunterhaltes und die Beherbergungsbedingun-
gen belegen, in unterschiedlichem Ausmaß nicht
nachgekommen sind.

Es ist hinterher von der Beeinträchtigung des Prinzips
die Rede, gemeinsam durch das Einhalten der GKI und
des Schengen-Abkommens dafür zu sorgen, dass illegale
Immigration verhindert wird, und davon, dass durch den
Volmer-Erlass und durch die anderen Erlasse von Rot-
Grün gegen dieses Prinzip verstoßen worden ist.

Kommen wir zum zweiten Punkt, der neuen Krimina-
litätsform. Unter anderem im Wostok-Bericht ist davon
die Rede, dass es eine neue Form der Kriminalität, die
legendierte Schleusung, gegeben hat. Aus den Feststel-
lungen des BKA ist eindeutig zu ersehen, dass diese
neue Form der Kriminalität verursacht worden ist durch
den durch die Erlasse reduzierten Maßstab. Im Wostok-
Bericht heißt es, dass diese neue Form der Kriminalität,
die legendierte Schleusung, dazu führt, dass Menschen
unter anderem in den Schengen-Raum geschleust wor-
den sind, um sie hier unerlaubten und unterbezahlten Ar-
beitsverhältnissen oder zwangsweise der Prostitution zu-
zuführen.

Als Rot-Grün immerhin so weit war, diesen Zusam-
menhang, der vom BKA und anderen immer wieder her-
gestellt worden ist, nicht zu leugnen, hat Frau Höhn, die
frühere Ministerin für Umwelt und Naturschutz in Nord-
rhein-Westfalen, versucht, diese Verhältnisse zu recht-
fertigen, und hat wörtlich gesagt:

Frauen, insbesondere Prostituierte, befinden sich
häufig in einer viel schlimmeren Situation, wenn
sie illegal hier sind, als wenn sie ein gültiges Visum
besitzen.

Ich will Alice Schwarzer auf dieses Zitat antworten
lassen. Sie hat gesagt:

In welcher Welt leben Politikerinnen, die so argu-
mentieren? Die Menschenhändler nehmen den hilf-
losen, oft sprachlosen Frauen fast immer die Pässe
ab, foltern sie, halten sie gefangen. Die meisten
wissen gar nicht, ob sie mit einem Visum nach
Deutschland gekommen sind.

Auf die Frage, ob die rot-grüne Visapolitik für Ost-
europa die Zwangsprostitution befördert habe, sagte

F
U

g
d
B
m
P

f
a
d
3
r
t
P
d
w
h

V
d
t
R
C
F
s

D
w
o
L

t

(C (D rau Schwarzer, die ja nun nicht im Verdacht steht, der nion nahe zu stehen – Zitat –: Davon müssen wir ausgehen. Nicht zuletzt dank der leichtfertigen Visapraxis von Rot-Grün ist der Frauenhandel zum risikoärmsten Geschäft der Organisierten Kriminalität geworden. Die Menschenhändler mussten ihre Opfer nicht mehr illegal nach Deutschland schmuggeln, sondern sie konnten die Ware Frau legal verschachern. (Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich! – Unerhört!)


(Widerspruch bei der SPD)

Meine Damen und Herren, es hat auch andere Punkte

egeben, die von Rot-Grün immer wieder bestritten wor-
en sind, zum Beispiel die Zunahme der illegalen
eschäftigung. Dazu schreibt der ehemalige Justiz-
inister von Niedersachsen, SPD, Herr Professor
feiffer:

Es ist unbestritten, dass der Visa-Erlass des Außen-
ministeriums insbesondere in den Jahren 2001 und
2002 zu einem starken Zustrom von Menschen aus
der Ukraine geführt hat. Angesichts des großen
Einkommensgefälles, das zwischen beiden Ländern
besteht, erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass
die große Mehrheit der eingereisten Ukrainer
Deutschland als Touristen besucht hat.

Das BKA und auch andere offizielle Stellen haben
estgestellt, dass insgesamt 40 000 Ukrainer in Portugal
ls Schwarzarbeiter tätig waren. Wir wissen, dass von
iesen 40 000, die dort offiziell überprüft worden sind,
0 000 mit Visa der Deutschen Botschaft in Kiew einge-
eist sind. Diese Gruppe, die mittlerweile die größte na-
ionale Minderheit in Portugal darstellt, wird von den
ortugiesen als „die Deutschen“ bezeichnet – aber nicht
eswegen, weil sie deutsch sprechen, sondern deswegen,
eil sie ihre Visa von der Deutschen Botschaft erhalten
aben.
Innenminister Schily hat versucht, Portugal für den
isamissbrauch verantwortlich zu machen, und hat von
em so genannten Pull-Faktor gesprochen, den die Poli-
ik der Regierung in Portugal ausgeübt habe. Besteht bei
ot-Grün ein Widerspruch? Die Vorsitzende der Grünen,
laudia Roth, setzt sich insbesondere für diesen Pull-
aktor ein. Sie hat in der „Frankfurter Rundschau“ ge-
agt:

Solche Legalisierungsregelungen sind positive inte-
grationspolitische Signale, die Schwarzarbeit und
ausbeuterische Arbeitsverhältnisse eindämmen.
Was Spanien praktiziert, ist Ausdruck einer Reali-
tätstüchtigkeit, die ich mir auch bei uns wünschen
würde.

as ist entweder ein deutlicher Widerspruch zu dem,
as Ihr Innenminister vor dem Ausschuss gesagt hat,
der eine Realitätsblindheit, wie wir sie uns in unserem
and nicht mehr leisten können.
Es gibt weitere Nachweise, mit denen wir uns im Un-

ersuchungsausschuss beschäftigt haben und die bele-






(A) )



(B) )


Eckart von Klaeden

gen, dass die innere Sicherheit durch diese neue Form
der Visapolitik und durch diese neue Form der Krimina-
lität gefährdet worden ist. Ich habe den Wostok-Bericht
zitiert, in dem von dieser neuen Form der Kriminalität
gesprochen wurde. Der Vizepräsident des BKA hat ge-
sagt – Zitat –:

Im BKA entstand eine Informationslage, wonach
mithilfe erschlichener deutscher Visa geschleuste
Personen – in der Mehrzahl Ukrainer – Deutschland
und deutsche konsularische Vertretungen sozusagen
als Tor zum Schengen-Land genutzt hatten, um in
diese Länder weiterzureisen, wo sie dann auch
nicht selten polizeilich auffällig wurden.

In mehreren Leitungsvorlagen an Bundesminister
Schily ist davon die Rede, dass in der letzten Zeit eine
Zunahme von Unregelmäßigkeiten in der Visumertei-
lungspraxis des AA zu verzeichnen ist, die Gefahren für
die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland
bergen. Es ist die Rede davon, dass auch im Jahr 2004
über deutsche Visastellen Terrorverdächtige in den
Schengen-Raum eingereist sind.

Der ehemalige Staatsminister Volmer hat noch im Un-
tersuchungsausschuss versucht, das alles als eine Abkehr
von der menschenunwürdigen Abschottungspolitik
der schwarz-gelben Koalition bis 1998 zu verteidigen.
Herr Fischer hat dann versucht, eine andere Form der
Verteidigung zu finden.


(Zuruf von der CDU/CSU: Wo ist der Fischer eigentlich?)


Er hat schlichtweg geleugnet, dass es eine Änderung der
Politik gegeben habe, und hat vor dem Untersuchungs-
ausschuss gesagt:

Ich finde das richtig; ich finde die ganze Zuwande-
rungspolitik Kohl/Genscher/Kinkel, die damals ge-
macht wurde, richtig.

Ich frage mich, warum er die Erlasse geändert hat und
warum man, wie Gerichte, das BKA und andere festge-
stellt haben, die Kontrollmechanismen so sehr reduziert
hat, dass sie zu dieser neuen Form der Kriminalität, der
legendierten Schleusung, geführt haben.

Rot-Grün ist vor sieben Jahren mit dem Anspruch an-
getreten, eine Epoche zu begründen. Herausgekommen
ist eine Episode. Wir haben Herrn Fischer am 25. April
vor dem Untersuchungsausschuss erlebt. 3 Zentner Ge-
schichte konnten wir nicht betrachten. Aber für zweiein-
halb Zentner Selbstgefälligkeit hat es wohl gereicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518602800

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich der Kol-

legin Jelena Hoffmann.

(Zuruf von der CDU/CSU: Wo ist denn der Herr Fischer? – Gegenruf der Staatsministerin Kerstin Müller: Das wäre zu viel der Ehre für Sie!)


g
P
a

S
M
e
k
f
t
z
t
F
f
e
f
k
s

g
d

A

U
a
W
d
i
g
g

Z
b
o
l
n
t
n
i

s
s
a
U
b
c



(C (D Herr von Klaeden, ich möchte auf Ihre Aussage ein ehen, dass es einen unheimlich großen Zuwachs bei der rostitution und der illegalen Schleusung von Schwarzrbeitern, insbesondere aus der Ukraine, gegeben hat. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Jetzt will hier jeder noch eine Abschiedsrede halten!)

Jelena Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1518602900

ie können sich sicherlich vorstellen, dass ich als ein
ensch, der aus der früheren Sowjetunion stammt, eine
ntsprechende Beziehung zu diesen Dingen habe. Ich
ann nur eines sagen: Seinerzeit war das Wort „Reise-
reiheit“ in den Ländern der Sowjetunion ein fast verbo-
enes Wort. Auch um in das sozialistische Ausland reisen
u dürfen, brauchte man die Bürgschaft von einem Par-
eisekretär. Können Sie sich vorstellen, mit welcher
reude, vielleicht auch mit welcher Euphorie die Reise-
reiheit gerade in den postkommunistischen Ländern
ntgegengenommen worden ist, wie die Leute sich ge-
reut haben, herauskommen zu dürfen, westliche Demo-
ratien schnuppern zu können, zu gucken, wie es da aus-
ieht? Sie waren eingesperrt.
Ich sage nicht, dass es da nicht auch Übertretungen

egeben hätte, dass die Situation nicht ausgenutzt wor-
en wäre. Damit musste man sich auseinander setzen.


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Gab es jetzt Menschenhändler oder nicht?)


ber zu unterstellen, dass vor allem aus der Ukraine
Sie wissen, dass ich die letzten drei Jahre mit der
kraine sehr eng verbunden war – so viele Schwarz-
rbeiter gekommen sind, dass sie sogar die deutsche
irtschaft unterwandert haben, dass es in Hamburg auf
er Reeperbahn Zustände gegeben hat, die zu was weiß
ch wozu geführt haben, ist, glaube ich, dem Land ge-
enüber nicht ehrlich; damit wird man dem Land nicht
erecht.
Sie haben viele Zitate gebracht. Aber Sie haben ein

itat verheimlicht – Sie haben immer nur Zitate ge-
racht, die in eine Richtung gingen –, nämlich dass es
hne diese Reisefreiheit nicht zu der orangenen Revo-
ution gekommen wäre. Ich verheimliche nicht, dass
icht der eine oder andere in der westlichen Welt arbei-
en wollte; denn die Situation ist gerade in der Ukraine
icht rosig und die Leute haben zum Teil gehungert. Das
st in einer solchen Umbruchphase eben so.
Aber ich glaube, dass das, was Sie dem Land mit die-

em Untersuchungsausschuss angetan haben, nicht so
chnell aus der Welt zu räumen ist. Ich war Anfang März
nlässlich des Parteitages von Juschtschenko in der
kraine. Viele Leute haben mich angesprochen und ha-
en gesagt: Frau Hoffmann, wir sind doch keine Verbre-
her. Wir sind doch nicht die Nation der Verbrecher.


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Dann hätten Sie das auch klarstellen müssen!)


Ja.






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518603000

Frau Kollegin, ich muss Sie an Ihre Redezeit erin-

nern. Die drei Minuten sind um.


Jelena Hoffmann (SPD):
Rede ID: ID1518603100

Ich möchte abschließend nur sagen: Herr von

Klaeden, man muss bestimmte Vorgänge klären. Aber
auf diese Art und Weise vor allem dem Land zu schaden,
das war, glaube ich, übertrieben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518603200

Herr Kollege Klaeden, Sie haben das Wort.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1518603300

Frau Hoffmann, Sie haben jetzt genau das getan, was

es zu vermeiden gilt und worum wir uns die ganze Zeit
bemüht haben. Sie haben nämlich Reisefreiheit und
Missbrauch der Reisefreiheit gleichgesetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Herr von Klaeden, Sie haben das doch gemacht!)


Sie haben Schleuserkriminalität mit den Ländern identi-
fiziert, die sich um Demokratie bemühen. Das genau ist
der Fehler, der nicht gemacht werden darf. Der Untersu-
chungsausschuss – deswegen habe ich ja nur deutsche
Behörden oder Politiker aus dem rot-grünen Lager
zitiert – hat sich ausschließlich mit dem Versagen deut-
scher Behörden beschäftigt. Wenn Herr Fischer im
Nachhinein behauptet, dass die Visapolitik der schwarz-
gelben Koalition unter Helmut Kohl und Bundesaußen-
minister Klaus Kinkel richtig gewesen ist, dann frage ich
doch: Warum haben Sie möglicherweise daran mitge-
wirkt, dass diese Visapolitik geändert worden ist?

Wir sind weiterhin dafür, dass es Reisefreiheit gibt,
Reisefreiheit für Menschen, die zu uns kommen sollen
und zu uns kommen wollen, nämlich Touristen, Wissen-
schaftler, Studenten usw. Aber wir möchten nicht, dass
die Reisefreiheit von Kriminellen und Schleuserorgani-
sationen missbraucht wird.


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dadurch, dass Sie beides in einen Topf werfen, dass Sie
die Gefahr bei der Bekämpfung der Schleuserkriminali-
tät darin sehen, dass der Ruf der Ukraine oder anderer
Länder Schaden erleiden könne, fördern Sie genau das,
was Sie vorgeben, verhindern zu wollen. Das ist un-
glaubwürdig und es ist auch scheinheilig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518603400

Das Wort hat der Kollege Jerzy Montag, Bündnis 90/

Die Grünen.

3
N
u
A
n
v
1
s
D
b
u
u

k
s
g
d
s
B
r
s
c

w

D
k
s
h

ü
h
g
d
n
t

l
l
s

D
S

(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! 2 Sitzungen, 150 Stunden, einige Sitzungen bis in die acht und den frühen Morgen. Wir haben 58 Zeugen nd Sachverständige vernommen, davon die meisten auf ntrag der Opposition. Allein die Protokolle dieser Verehmungen umfassen über 2 100 Seiten. Wir haben von erschiedenen Dienststellen und Gerichten über 600 Leitz-Ordner beigezogen und durchgearbeitet. In o kurzer Zeit hat kein Untersuchungsausschuss des eutschen Bundestages ein derartiges Arbeitspensum ewältigt. Das wäre ohne die ganz hervorragende Vornd Zuarbeit des Sekretariats nicht möglich gewesen nd dafür will ich mich ganz besonders bedanken. Ich will mich auch für die fast immer sachliche und ollegiale Arbeit der Mitglieder des Untersuchungsauschusses bedanken. Die Einigkeit der Berichterstatter ipfelte darin, dass wir gemeinsam eine Sachverhaltsarstellung erarbeitet haben. Es bleibt eine etwas komiche Fußnote dieses Untersuchungsausschusses, dass die erichterstatterin Noll von der CDU/CSU und der Beichterstatter Königshaus von der FDP dem Bericht, dem ie als Berichterstatter zugestimmt haben, im Untersuhungsausschuss dann die Stimme verweigert haben. Wir hätten uns einen objektiveren, sachlicheren und eniger polemischen Vorsitzenden gewünscht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Cornelie SonntagWolgast [SPD]: Allerdings!)

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518603500

(Beifall im ganzen Hause)


ie Erfahrung für den nächsten Untersuchungsausschuss
ann nur lauten: Selbst ernannte Chefankläger und Vor-
itzende Richter in einer Person – das kann nicht gut ge-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben es zum allerersten Mal mit Live-Fernseh-
bertragungen von Zeugenvernehmungen zu tun ge-
abt. Bei Übertragungen ins Wohnzimmer ist die Gefahr
roß, dass Wirkung vor Inhalt geht. Die Vernehmungen
er Minister und Botschafter haben diese Befürchtungen
icht bestätigt. Aber trotzdem raten wir zur Zurückhal-
ung bei künftigen Untersuchungsausschüssen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Wer hat es denn verlangt?)


Von Anfang an war klar: Die CDU/CSU hat 2004
ange Zeit nach einem Thema gesucht, das ihr vermeint-
ich Munition für den Wahlkampf 2006 hätte liefern
ollen.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Die haben wir ja auch gefunden!)


as Kriterium dafür bei Ihnen war klar: größtmögliches
kandalisierungspotenzial.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das war ja auch da!)







(A) )



(B) )


Jerzy Montag

Lange Zeit war der Kollege Dr. Uhl, der es sich zur

Lebensaufgabe gemacht hat, uns Grüne und unsere der
Humanität und Weltoffenheit verpflichtete Ausländer-
politik aufs Korn zu nehmen,


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Aus guten Gründen!)


mit seinem Visaskandalgerede eine Nervensäge in seiner
eigenen Fraktion. Ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis, Herr
Kollege Dr. Uhl: „Ich wurde als lästig empfunden.“ So
haben Sie das selber im „Münchner Merkur“ am
31. März offenbart. Dann aber haben Ihre Strategen zwi-
schen Visa und Maut zu wählen gehabt und sie haben
sich entschieden, dass der Angriff auf grüne Ausländer-
politik, generell auf Ausländer, die nach Deutschland
wollen, und insbesondere auf den Bundesaußenminister
lohnender ist als einer auf den Verkehrsminister. Deshalb
– nicht um der Aufklärung willen – haben Sie die Einset-
zung des Untersuchungsausschusses zur Visapolitik be-
trieben.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das hat ja auch geklappt!)


Es gibt jährlich 2 Millionen Besucher mit Besucher-
visa. Denen hat Herr Dr. Uhl am 3. März 2004 von die-
sem Platz aus Folgendes gesagt – Zitat –:

In Wahrheit kommt 1 Million
– da haben Sie sich getäuscht –

nach Deutschland. Die Mehrzahl von ihnen … sind
bestenfalls Schwarzarbeiter und viele sind Krimi-
nelle.

Meine Damen und Herren, was ist dieser Satz anderes
als das Schüren von Ängsten gegenüber ausländischen
Gästen und Besuchern und als ein pauschales Abstem-
peln von Fremden zu Gesetzesbrechern? Wer die niede-
ren Instinkte bedienen will, der weiß: „Crime and Sex“
kommt immer gut. Deshalb hat es die Union nie unter-
lassen, uns auf wirklich infame Weise mit der Förderung
von Zwangsprostitution in Verbindung zu bringen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518603600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Grindel?


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518603700

Ja.


Reinhard Grindel (CDU):
Rede ID: ID1518603800

Herr Kollege Montag, wären Sie so fair, der Öffent-

lichkeit mitzuteilen, dass die Aussage, dass die Mehrheit
derjenigen, die in der Botschaft in Kiew einen Visuman-
trag gestellt haben, offensichtlich nicht die Absichten,
die sie im Antragsverfahren angegeben hat, verfolgt hat,
sondern dass die Mehrheit tatsächlich eine Arbeitsauf-
nahme angestrebt hat und darunter auch viele so ge-
nannte schwarze Schafe waren? Das war kein Zitat des
Kollegen Uhl, sondern, wie sich aus den Akten ergibt,
die Einschätzung unseres Botschafters Stüdemann, der
noch immer Botschafter in Kiew ist. Wären Sie bitte,

w
f
a
k

s
S
b
g

G

W
b
d


S
t
f
d
b
B
h
s

F
U
r
g

D
s
V
h

2
d
G
k
r

(C (D eil uns ja auch Menschen am Fernseher zuschauen, so air zuzugeben, dass wir uns bei diesen Einschätzungen uf die Bewertung von Botschafter Stüdemann stützen önnen? Herr Kollege Grindel, ich muss mit großem Bedauern agen, dass genau das, was Sie behaupten und von dem ie verlangen, dass ich es Ihnen bestätige, in unserer Areit im Untersuchungsausschuss überhaupt nicht hervorebracht worden ist. (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Das steht doch in den Akten!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518603900

enau das ist nicht hervorgebracht worden.

(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Doch! Genau das steht in den Akten!)

ir wissen, dass es vielfachen Visamissbrauch gege-
en hat. Aber ob die Mehrheit der 295 000 Visaanträge,
ie im Jahre 2001 in der Botschaft Kiew gestellt wurden


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Es geht um die Aussage von Herrn Stüdemann!)


Herr Kollege Grindel, jetzt bin ich dran –, mit
chwarzarbeit oder mehr zu tun hatte und ob viele An-
ragsteller Kriminelle waren, haben wir nicht herausge-
unden. Das war auch nicht herauszufinden. Ich wage
ie Prognose, dass die Mehrheit dieser Menschen ganz
rave Besucher waren. Natürlich gibt es unter Millionen
esuchern immer auch solche, die unlautere Absichten
aben. Das haben wir aber schon gewusst, bevor wir die-
en Untersuchungsausschuss eingesetzt haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, aus diesem Gebräu von
remdenphobie und Ausländerabneigung resultiert der
ntersuchungsauftrag, in dessen Rahmen der Bundes-
egierung rechtswidriges Handeln und Rechtsbruch vor-
eworfen wurden.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Die EUKommission!)


a die Arbeit des Untersuchungsausschusses nun abge-
chlossen ist, sage ich Ihnen: Nichts davon hat sich im
erlauf der Untersuchung des Ausschusses als Wahrheit
erausgestellt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/ CSU]: Die EU-Kommission! – Clemens Binninger [CDU/CSU]: Das ist grüne Selbsthypnose!)


Von Anfang an stand der Runderlass vom 3. März
000 im Mittelpunkt Ihrer Kritik. Diese Kritik lautete,
er Erlass sei rechtswidrig. Sein Inhalt seien, so Kollege
ehb am 2. Dezember hier im Bundestag, „grüne Multi-
ultiträume … gegen Recht und Gesetz“ gewesen. Wa-
um solch wütende Attacken dagegen? Weil dieser






(A) )



(B) )


Jerzy Montag

Erlass die Ausübung des Ermessens regelte und ihm zu-
folge nach Abfragen beim Zentralregister und den
Schengener Informationssystemen und nach Prüfung al-
ler Versagungsgründe – wenn dann nicht alle Zweifel
restlos beseitigt waren – gesagt wurde: im Zweifel für
die Reisefreiheit.

Meine Damen und Herren, wir haben uns die Unterla-
gen des Auswärtigen Amtes genau angeschaut. Auch vor
dem 3. März 2000 hat das Auswärtige Amt einmal ge-
schrieben – Zitat –: „Das Ermessen ist positiv zugunsten
der Antragsteller auszuüben.“ Das war der Leitfaden der
Visapraxis aus dem Jahre 1993, von Schwarz-Gelb ver-
fasst. Wir haben pikanterweise auch ein Schreiben des
Auswärtigen Amtes an die Botschaft in Kiew gefunden,
in dem es heißt – Zitat –: „Bei der Prüfung von Besuchs-
visa soll der Grundsatz gelten: im Zweifel für den An-
tragsteller.“ Meine Damen und Herren von der Opposi-
tion, das war ein Schreiben des Auswärtigen Amtes vom
2. Mai 1994, also unter Ihrer Regierung. Wir sind froh,
dass wir den Untersuchungsauftrag auf den Zeitraum vor
1998 ausgedehnt haben, weil wir nur auf diese Art und
Weise die Unstimmigkeiten Ihrer Vorwürfe überhaupt
haben zur Sprache bringen können.

Der Volmer-Erlass war nach unserer Auffassung
rechtlich einwandfrei. Dies sage ich in Kenntnis der
Auseinandersetzung. Um die Frage, ob das stimmt oder
nicht, wurde in der Vergangenheit gefochten und wird
auch in Zukunft gefochten werden. Der Erlass versuchte,
was politisch richtig gewesen ist: die Kontinuität der
Auffassungen des Auswärtigen Amtes, dass in Zweifels-
fällen reisefreundlich zu verfahren ist, zu verbinden mit
einer Durchsetzung dieser Auffassung gegen ein Sicher-
heitsdenken, das bei jedem Zweifel immer gegen den
Besuch in Deutschland entscheiden will. Wozu eine sol-
che Entscheidung im Einzelfall führt, haben wir anläss-
lich des katholischen Weltjugendtags in Köln erlebt.
Selbst Ihr CDU-Landesjugendminister hat in einer schö-
nen Anleihe an den Volmer-Erlass gefordert, es müsse
„im Zweifel für die Pilger“ entschieden werden.


(Dr. Hans-Peter Uhl [CDU/CSU]: Die wollen nicht schwarzarbeiten!)


Meine Damen und Herren, es kann doch nicht sein,
dass junge Menschen, nur weil sie nicht in das Raster der
FDP von reichen Geschäftsleuten oder in das Raster der
CDU/CSU von gesetzten, im Fünfsternehotel residieren-
den Pauschaltouristen passen, sondern mit Rucksack und
wenig Geld in der Tasche nach Deutschland reisen wol-
len, von verängstigten Visabeamten abgewiesen werden.
In Deutschland war in dem vom Untersuchungsaus-
schuss untersuchten Zeitraum weder ein mit dem Visa-
aufkommen korrespondierender Zuwachs an Schwarz-
arbeit noch an Opfern der Zwangsprostitution und
Kriminalität zu verzeichnen, auch nicht mit Blick auf die
Herkunftsländer.

Natürlich bedeuten 2 Millionen Besuchsvisa pro Jahr
auch, dass es darunter Menschen gibt, die mit unlauteren
Absichten kommen oder Opfer von Straftaten werden.
Wer dies ausschließen will, meine Damen und Herren,
der muss Visa abschaffen und die Grenzen zumachen.

E
v
d
r

D
J
1
2
0
t
n
i
F
w
v
v
b
z
H
d

S

V
b
t
s
d
t
H
d
d
a
I
O

d
u
d

w
W
s
l
d
w
s

(C (D (Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Und wer es erleichtert?)


r steht damit aber auch im Widerspruch zur Charta
on Paris für eine neues Europa aus dem Jahre 1990, in
er Ihr ehemaliger Bundeskanzler Kohl für die Bundes-
epublik erklärt hat:

Wir betonen … daß Freizügigkeit und freie Kon-
takte zwischen unseren Bürgern … ausschlagge-
bend sind für den Fortbestand und die Entwicklung
freier Gesellschaften und lebendiger Kulturen. Wir
begrüßen die Zunahme von Tourismus und Besu-
chen zwischen unseren Ländern.

as, meine Damen und Herren, war 1990. Im gleichen
ahr, 1990, stellte die Deutsche Botschaft in Warschau
,5 Millionen Besuchsvisa aus. Vergleich Ukraine 2001:
95 000. Die Ablehnungsquote in Warschau lag bei
,8 Prozent, niedriger als je in der Ukraine. Das Auswär-
ige Amt wechselte damals, 1990, mit dem Bundesin-
enministerium Briefe, die dem Schreiben des Bundes-
nnenministers Schily an den Bundesaußenminister
ischer aus dem Jahr 2000 zum Verwechseln ähnlich
aren. Auch damals warnten die Sicherheitsbehörden
or Schwarzarbeit, vor unberechtigten Asylanträgen und
or Kriminalität. Was passierte? Am 16. Oktober 1990
eschloss Schwarz-Gelb, die Visumpflicht für Polen ab-
uschaffen, und im Frühjahr 1991 war es dann so weit.
eute ist Polen Mitglied der Europäischen Union und
ie Probleme, die wir damals hatten, sind lange vorbei.
Meine Damen und Herren, Visapolitik ist nicht nur

icherheitspolitik,

(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Aber auch!)

isapolitik ist auch Außenpolitik¸ Wirtschaftspolitik, sie
erührt den Kultur-, Wissenschafts- und Jugendaus-
ausch, ja sie dient einfach auch der Reisefreiheit, und
ie sollte unsere Werte der Demokratie, der Offenheit,
er Achtung der Menschenrechte ins Ausland transpor-
ieren helfen. Was werfen wir Ihnen, meine Damen und
erren von der Opposition, nach Abschluss der Arbeit
es Visa-Untersuchungsausschusses deshalb vor? Nicht
ass Sie auf die Visaerschleichungen im großen Maßstab
n der Botschaft in Kiew hingewiesen haben. Was wir
hnen vorwerfen, ist, was Sie den Menschen aus dem
sten Europas pauschal unterstellen:


(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist Unsinn!)


ass Sie sie pauschal verleumden und kriminalisieren
nd dass Sie damit auch unserem Land schweren Scha-
en zugefügt haben.
Meine Damen und Herren, mit dieser Debatte gehen
ir endgültig in die Schlussetappe des Wahlkampfs. Die
ählerinnen und Wähler müssen jetzt entscheiden, ob

ie ein weltoffenes, liberales, humanes Deutschland wol-
en, das sich seinen Nachbarn öffnen kann und ihnen auf
em Weg in die Demokratie hilft. Dazu sind Sie nicht
illens und nicht in der Lage. Das ist es, was der Unter-
uchungsausschuss politisch zutage gefördert hat.






(A) )



(B) )


Jerzy Montag


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518604000

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1518604100

Ich bin beim letzten Satz. – Diese Klarheit kurz vor

der Bundestagswahl, die wir in Form des umfangreichen
Sachstandsberichts dem Bundestag und der Öffentlich-
keit übergeben, hat die viele Arbeit und jede Auseinan-
dersetzung mit Ihnen wahrlich gelohnt.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Und wofür hat Herr Fischer die Schuld übernommen?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518604200

Nächster Redner ist der Kollege Hellmut Königshaus,

FDP-Fraktion.


Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518604300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Bevor

ich es vergesse: Auch ich möchte natürlich für die FDP-
Fraktion meinen Dank an das Sekretariat zum Ausdruck
bringen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Sekretariat hat es grandios geschafft, die Behaup-
tung von Rot-Grün, man müsse vorzeitig die Beweisauf-
nahme abbrechen, andernfalls könne es keinen Sach-
standsbericht geben, zu widerlegen. Ein wirklich dicker
Packen Papier ist zustande gekommen!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Kollege Montag will uns offenbar wieder einmal
glauben machen, es sei eigentlich überhaupt nichts pas-
siert: keine schwerwiegenden Fehler, keine schlimmen
Folgen, ein paar Pannen eben; das kann ja einmal passie-
ren. Ich glaube, wir sind wieder dort, wo wir angefangen
haben; Sie erinnern sich. Sie wollen wohl so verstanden
werden, dass dies alles nur eine politische Kampagne
sei, wahrscheinlich vom Kollegen Dr. Uhl. Ich habe den
Eindruck, der Gedächtnisschwund, den wir bei den lei-
tenden Mitarbeitern im Auswärtigen Amt festgestellt ha-
ben, hat sich ein bisschen auf Sie ausgewirkt; denn der
Ausschuss hat schließlich Erkenntnisse zutage gefördert,
die durch Fakten belegt sind. Es ist Ihnen, obwohl Sie
sich mit Tricks, Obstruktionen und Filibustern redlich
darum bemüht haben, nicht gelungen, das zu verhindern.
Das Bundesverfassungsgericht, Kollege, hat diese Ver-
suche mit einer für Sie schmerzhaften juristischen Ohr-
feige beantwortet. Das war richtig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Acht zu null, das kann man ruhig einmal sagen!)


k
d
d
h
d
a
n
i
u
U


u
m
d
t

s
m
E
D

v
g
F
a

d
n
D
T
e

M
m
M
n
s
r

s
m
e
d
S
s
a

s
z

(C (D Der Kollege Montag hat eben angesprochen, es sei urios, dass wir, nachdem wir uns bei der Sachverhaltsarstellung auf einen Kompromiss verständigt hatten, iesem im Ergebnis nicht zustimmen konnten. Das mag ier zwar keinen interessieren, aber Sie wollten auch ort wieder tricksen, indem Sie nämlich in der Replik uf genau diesen Punkt Bezug nehmen wollten. Aber Sie ehmen das ganze Thema offenbar gar nicht ernst. Wo st denn der Minister – Ihr politisches Schwergewicht –, m den es hier geht? Hier wird über das Ergebnis eines ntersuchungsausschusses debattiert. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Kollege Königshaus, ich bin da! Das genügt!)


Herr Montag, Sie und auch die Staatsministerin sind
ns herzlich willkommen. Aber Sie beide haben – das
eine ich politisch – natürlich nicht das Gewicht, das
er zuständige Minister hat. Er und auch der Innenminis-
er hätten hier sein müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es wäre für die Beteiligten wichtig gewesen, hier zu

ein; denn in der Sache selbst haben sich unsere und ver-
utlich auch Ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
s gab nämlich im Auswärtigen Amt schlimme Erlasse.
iese hatten fatale Folgen. Tausende, Zehntausende
wir sagen nicht, alle – wurden eingeschleust. Viele da-
on wurden von den Schleusern über die wahren Hinter-
ründe getäuscht. Nicht selten – wir waren nicht in allen
ällen dabei – wurden sie, und zwar nicht nur Frauen,
uf die übelste Weise missbraucht.


(Sebastian Edathy [SPD]: Wann waren Sie denn dabei, Herr Kollege?)


Der Außenminister selbst war gewarnt, aber er nahm
as alles nicht zur Kenntnis. Er hat gesagt, er habe das
icht auf dem Radarschirm gehabt. Heute wissen wir:
er Mann hatte gar keinen Radarschirm, weil ihn das
hema einfach nicht interessiert hat. Er ließ die Dinge
infach treiben; das hat er doch selbst eingeräumt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ehr als zwei Jahre hat er nichts getan, obwohl er per-
anent informiert wurde und die Brandbriefe in seinem
inisterium anbrandeten. Fischer hat zum Schluss we-
igstens das eingeräumt, was Sie heute schon wieder be-
treiten. Er hat ins Protokoll diktiert: „Schreiben Sie hier
ein: Fischer ist schuld.“ So ist es.
Wenn er heute herumläuft und uns erzählt, er mache

ich über die zukünftige Außenpolitik Sorgen, dann
uss ich Ihnen sagen: Ein Außenminister, der in seinem
igenen Haus nicht für Ordnung sorgen kann und sich
ort nicht durchsetzen kann, ist selbst ein Grund zur
orge über die Außenpolitik. Es genügt eben nicht, mit
orgenvoller Stirn durch die Welt zu reisen. Man muss
uch dafür sorgen, dass das eigene Haus in Ordnung ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Aus diesem Grund hat auch der Innenminister mas-

iv versagt. Er konnte sich gegen Fischer nicht durchset-
en und schrieb die uns allen bekannten Brandbriefe.






(A) )



(B) )


Hellmut Königshaus

Seine drastischen Briefe wurden aber von Fischer nicht
einmal einer Antwort für würdig befunden. Das ist das
Thema, mit dem wir uns befassen mussten. In seinem
Ministerium gab es Kompetenzüberschreitungen und
Fehlbeurteilungen, aber die Meinung des Ministers inte-
ressierte dort niemanden.


(Sebastian Edathy [SPD]: Was?)

Das hat er uns doch selbst bestätigt.

Der Einfluss des Innenministers reichte, obwohl er
sonst in Sicherheitsfragen immer den starken Otto gibt,
nicht einmal bis zur Arbeitsebene seines eigenen Hau-
ses. Wenn er, wie vorhin, meint, unserem Bundesvorsit-
zenden Guido Westerwelle vorwerfen zu müssen, er sei
möglicherweise ein Sicherheitsrisiko, dann ist ihm ent-
gegenzuhalten: Andersherum wird ein Schuh daraus. Er
ist das Sicherheitsrisiko, wenn er sein Haus so führt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU — Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt überheben Sie sich nicht!)


Bemerkenswert ist auch das Organisationsversagen,
das wir festgestellt haben. Im Auswärtigen Amt wurden
Ministerbesprechungen abgehalten, von denen weder
Teilnehmerlisten noch Protokolle oder wenigstens Er-
gebnisvermerke existieren. Kein Wunder, dass dort jeder
das gemacht hat, was ihm in den Kram passte. Wozu un-
terhält dieses Land eine ordentliche Ministerialverwal-
tung, wenn sie so geführt wird, als wäre sie irgendeine
kleine Klitsche?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wozu unterhält dieses Land mit großem Aufwand Nach-
richtendienste, wenn die Berichte, wie wir festgestellt
haben, von den zuständigen Stellen nicht gelesen, son-
dern als nicht archivierungswürdig, wie es hieß, sofort
weggeworfen werden?

Die Liste dieses Versagens ließe sich unbegrenzt ver-
längern. Alle diese Fehler werden wir nach der Wahl
systematisch ausmerzen. Übrigens haben wir die Diszi-
plinlosigkeit, die wir im Verlaufe unserer Beratungen
festgestellt haben, auch heute wieder bei dieser Bundes-
regierung erlebt, nämlich in der Frage, ob Sie Ihre Rede-
zeit einhalten. Es ist unglaublich. Sie haben, was diese
Frage angeht, offenbar keinen Zeitrahmen.

Ein weiterer Aspekt, den wir ansprechen müssen,
weil er in die Zukunft reicht, betrifft die stärkere Ver-
zahnung zwischen dem Innen- und dem Außenres-
sort, die wir in Zukunft brauchen. Das versteht sich von
selbst. Wir brauchen aber auch eine engere Zusammen-
arbeit mit den übrigen Schengen-Partnern; das ist völlig
klar. Diese Zusammenarbeit haben Sie komplett ver-
nachlässigt. Sie haben im Übrigen auch die Partner
falsch informiert. Das wissen wir jetzt und das hat auch
Kommissar Frattini gerade festgestellt.

Wir schlagen deshalb vor, die Visastellen der Schen-
genstaaten in Zukunft zusammenzulegen, damit das
Visa-Hopping – also die Vielfachantragstellung – auf-

h
Z
g

a
a
A
n

A

W
a

W
S
S

E

i
d
R

g
w

a
t
S
d
t
c

(C (D ört, damit Synergieeffekte erzielt werden und wir in ukunft dem Missbrauch durch die Mehrfachbeantraung wirksam begegnen können. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich komme zum Ende, Frau Präsidentin. Als Antwort
uf alle von uns festgestellten Missstände wollen wir
ber – das wurde eben schon angesprochen – auch keine
bschottung. Dass die Erteilung von Visa für die Teil-
ehmer des Weltjugendtages behindert wurde, muss
das haben wir festgestellt – eine Art Trotzreaktion des
uswärtigen Amtes gewesen sein. Das wollte keiner.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Wir auch nicht!)


ir wollen keine Abschottung. Soweit ich weiß, will das
uch die Union nicht.


(Sebastian Edathy [SPD]: Was?)

er war denn dafür verantwortlich, wenn es dort
chwierigkeiten gab? Regieren wir schon oder regieren
ie noch?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518604400

Herr Kollege, Sie müssen jetzt aber wirklich zum

nde kommen.

Hellmut Königshaus (FDP):
Rede ID: ID1518604500

Es war entweder Bosheit oder Unfähigkeit. Das will

ch nicht entscheiden. Was auch immer es war, es ist je-
enfalls auch ein Grund, Sie abzuwählen und eine neue
egierung zu bilden.
Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518604600

Das Wort hat der Kollege Olaf Scholz, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1518604700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

laube, dass die etwas langatmigen Reden, die wir teil-
eise bisher hören konnten,


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Vor allem die erste heute! – Reinhard Grindel [CDU/ CSU]: Fünf Stunden achtzehn sind zu schlagen! – Gegenruf des Parl. Staatssekretärs Fritz Rudolf Körper: Das schaffen Sie aber nicht!)


uch Ausdruck der Tatsache sind, dass die von einer Zei-
ung getroffene Feststellung „Schlamperei, aber kein
kandal“ richtig ist. Deshalb haben Sie, glaube ich, mit
iesen Beiträgen, die etwas zum Gähnen waren, die rich-
ige Form gefunden, weil sie letztendlich deutlich ma-
hen, dass es für all die Aufregung, das Engagement und






(A) )



(B) )


Olaf Scholz

die Hysterie, die Sie zu erzeugen versucht haben, keinen
wirklichen Anlass gab. Das ist das eigentliche Ergebnis
der Arbeit des Untersuchungsausschusses.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Ergebnis der Arbeit des Untersuchungsausschus-
ses ist so beeindruckend, dass Sie in Ihrer Zusammenfas-
sung und Ihren politischen Stellungnahmen gar keinen
Bezug darauf nehmen. Da produzieren wir nun
1 000 Seiten


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: 2 000!)


mit sorgfältigen Analysen und allen möglichen Erkennt-
nissen, die dann für das, was Sie den Bürgerinnen und
Bürgern in der öffentlichen Debatte über den Untersu-
chungsausschuss mitteilen wollen, ohne Belang sind.
Der Verdacht, dass die Ursache darin liegt, dass Sie Ihre
übertriebenen Schlussfolgerungen aufgrund der Erkennt-
nisse nicht rechtfertigen können, liegt jedenfalls sehr
nahe. Ich schlage vor, dass die Bürgerinnen und Bürger
das ebenfalls so bewerten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518604800

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen von Klaeden?


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1518604900

Ja.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518605000

Bitte, Herr von Klaeden.


Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1518605100

Herr Kollege Scholz, ich weiß ja nicht, ob Sie den

Sachstandsbericht gelesen haben. Aber sind Sie bereit,
zur Kenntnis zu nehmen, dass sich alle Zitate, die ich
verwendet habe, im Sachstandsbericht wiederfinden?


Olaf Scholz (SPD):
Rede ID: ID1518605200

Ich bin bereit, zur Kenntnis zu nehmen, dass Sie zwar

ein paar politische Bewertungen zusammengefasst, und
zwar Äußerungen von Politikern,


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Es waren nur Zitate!)


und aus Zeitungen zitiert haben,

(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Ich habe keine einzige Zeitung zitiert!)

dass Sie aber keinerlei Erkenntnisse des Untersuchungs-
ausschusses vermittelt haben. Ich jedenfalls habe keine
Erkenntnis aus dem Untersuchungsausschussbericht in
Ihrer Rede gehört.


(Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Sie haben keine gehört! Das glaube ich!)


Ich wiederhole deshalb, dass Sie hier völlig frei ge-
schöpft haben, dass Sie die Ergebnisse und Erkenntnisse

n
c

k
d
V
s
b
t
b
l
M
h
i
i
f
K
s

b
u
P
U
g
V
D
S
h
b
n
d

f
n
d
d
a

(C (D icht verwendet haben und dass das die wirkliche Ursahe ist, warum es bisher hier so langweilig zugeht. Ich denke, es gibt eine wichtige Erkenntnis: Es hat gar eine wirkliche Veränderung der Visapraxis der Bunesrepublik Deutschland gegeben, seitdem der Eiserne orhang hochgezogen worden ist. Die Probleme waren eit Anfang der 90er-Jahre die gleichen, genauso wie die ürokratischen Schwierigkeiten. Die zuständigen Beamen waren weitgehend ebenfalls die gleichen. Diese haen in bestimmten Bereichen – das mussten wir feststelen – sehr eigenständig Politik gemacht, egal wer gerade inister war, ob er nun Genscher, Kinkel oder Fischer ieß. Das hat ein Problem ergeben, mit dem wir uns auf rgendeine Weise auseinander setzen müssen. Aber das st für die aufgeregten Feststellungen, die Sie gerne trefen wollten, keine gute Basis; denn tatsächlich ist die ontinuität das eigentlich Neue, was wir in der Auschussarbeit kennen gelernt haben. Es hat schon vor 1998 eine ganze Reihe von Miss rauchsproblematiken an verschiedenen Botschaften nd Konsulaten gegeben. Das Beispiel der Botschaft in olen ist schon erläutert worden. Aber auch in der kraine ist die Bearbeitungspraxis über die Jahre eientlich besser geworden. Der richtige Schub zu einer erbesserung hat sogar erst nach 1998 eingesetzt. eshalb kann ich Ihnen die Aussagen des Herrn von choepff im Untersuchungsausschuss nicht ersparen. Er at gesagt: Natürlich ist in dieser Zeit ganz klar Missrauch und Visaerschleichung festzustellen. Dann hat er och etwas über die räumliche Ausstattung gesagt – ich arf zitieren –: Der erste Grund ist die völlig unzureichende räumliche Ausstattung des damaligen Konsulates zunächst im Bereich Visa. Da saßen die Sachbearbeiter, Bürosachbearbeiter, Ortskräfte in zwei Räumen. Der eine Raum war 19 Quadratmeter, der andere circa 15 Quadratmeter groß. Die Spitzenzahl an Mitarbeitern in diesem Bereich, die ich im Visabereich betreut habe, war 1996 25. Dazu kamen vier Ortskräfte, die als Sicherheitsleute draußen zum Einsatz kamen, die sich im Winter natürlich aufwärmen mussten, die Weisungen entgegennehmen mussten. Die mussten auch eine Möglichkeit haben, sich hinzusetzen. Das heißt, dass in dem einen zentralen Raum von 19 Quadratmetern zehn bis zwölf Arbeitsplätze waren. Das heißt, pro Person standen nicht ganz 2 Quadratmeter zur Verfügung. Er hat uns noch die Situation bei den Kontingentlüchtlingen sehr sorgfältig beschrieben. Dort ist in eiem Container ohne Heizung gearbeitet worden. Er hat ann auf die Situation der Außenstelle hingewiesen, die ort für Aussiedler zuständig war, und zitiert, was ihm ndere gesagt haben: Die Außenstelle der Botschaft war nur über eine mit Exkrementen übersäte Treppe zu erreichen. Olaf Scholz Das sind all die Feststellungen, die wir dort für die Zeit Anfang der 90er-Jahre getroffen haben. Es ist ebenfalls festgestellt worden, dass dort, als dieser Mitarbeiter 1993 eintraf, für die Visavergabe des damals zweitgrößten Konsulats der Welt nur ein Beamter des mittleren Dienstes zuständig war, der sieben ukrainische Ortskräfte führen sollte. Dort sind zunächst 100 000 Visa ausgegeben worden. Diese Ortskräfte sind von der Diplomatenbetreuungsagentur gestellt worden. Er hat uns sehr sorgfältig die Verdächtigungen – diese haben dann auch zu Entlassungen geführt – erläutert, dass es sich zu der Zeit auch um Mitarbeiter der nationalen Sicherheitsdienste der Ukraine gehandelt haben könnte. Das hat ebenfalls zu vielen Problemen geführt. Er hat gesagt: Tatsächlich sind dort etwa 20 000 Visen im Monat erteilt worden; das hat viele Schwierigkeiten nach sich gezogen. Diese Schwierigkeiten beschreibt er alle miteinander. Ich will Ihnen seine zusammenfassende Feststellung in Bezug auf die Situation Anfang und Mitte der 90er-Jahre in der Ukraine nicht ersparen: Das sind beschämende Vorgänge. Dass eine bürgerliche Regierung für solche Zustände zuständig ist – das muss ich Ihnen so offen sagen; das sage ich Ihnen als CSU-Mitglied –, ist für mich eine einzige Schande. Eine einzige Schande! Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse – wir könnten viele hinzufügen – ist es jedenfalls richtig, etwas leisere Töne anzuschlagen, (Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Nein! 25 Zeugen dagegen! Das war der einzige!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Hellmut Königshaus [FDP]: Mäusekot!)





(A) )


(B) )


(Sebastian Edathy [SPD]: Hört! Hört!)


sich zusammenzureißen und zuzugeben – das ergibt sich
wirklich aus der Ausschussarbeit –: Die Kontinuität hat
überwogen und es hat weniger Veränderungen gegeben,
als einige gedacht haben.


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Einen einzigen Zeugen haben Sie dafür! Nicht mehr und nicht weniger!)


Nun gibt es natürlich auch etwas zu den verschiede-
nen Erlassen zu sagen, die der Ansatz für unsere Arbeit
gewesen sind. Wenn die Erlasse dazu gedacht gewesen
sein sollten, eine Praxisänderung durchzusetzen, dann
waren sie dazu – das haben wir herausgefunden – un-
tauglich. Selbst wenn nicht sämtliche Absichten gut ge-
wesen sein sollten: Sie haben jedenfalls keine Änderung
bewirkt. Die eigentliche Erkenntnis ist: Es gab Kontinui-
tät. Hinzu kommt die Tatsache, dass das große Ausmaß
an Missbrauch, das hier geschildert worden ist, nicht
festgestellt werden konnte.

Mittlerweile sind all die Missstände in der bürokra-
tischen Abwicklung, von denen wir gehört haben, ange-
sichts der Veränderungen abgestellt. Auch das ist eine
gute Botschaft, die der Untersuchungsausschuss den
Menschen, die uns zuhören, mitteilen sollte. Ich glaube,
es war richtig, dass wir diesen Untersuchungsausschuss
hatten. Er hat deutlich gemacht: Es hat keinen Skandal
gegeben, lediglich Fehlentwicklungen. Diese Fehlent-

w
g
s
w

n
n

t
M
s
u
B
w
l

I
s
v

C

K
d
d
g
d
b
S
s

r
r

d
g
m
i

W
r
t
r

(C (D icklungen sind korrigiert worden. Die ganze Aufreung, die sich um diesen Untersuchungsausschuss abgepielt hat, war nicht berechtigt. Durch unsere gute Arbeit ar es möglich, herauszufinden, dass es sich um etwas auf viel kleinerer Flamme“ handelt und dass es viel weiger Hitze und Wallung verdient, als einige hier meien. Schlussbemerkung: Für die sozialdemokratische Par ei bedanke auch ich mich bei den Mitarbeiterinnen und itarbeitern des Ausschusssekretariats und auch bei uneren eigenen Mitarbeitern, die in vielen Überstunden nd nächtlichen Sitzungen mitgeholfen haben, diesen ericht zu erstellen. Ich hoffe, dass die vielen Seiten, die ir miteinander verfasst haben, von irgendjemandem geesen werden. Das wäre jedenfalls schön und hilfreich. (Eckart von Klaeden [CDU/CSU]: Fangen Sie mal an!)


ch glaube, dass die Lektüre zu so sachlichen und seriö-
en Schlussfolgerungen führt wie die, die ich hier habe
ortragen dürfen.
Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518605300

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans-Peter Uhl, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1518605400

Frau Präsidentin! Meine verehrten Kolleginnen und
ollegen! Auch ich möchte mich parteiübergreifend be-
anken: bei sämtlichen Kollegen, die sich im Rahmen
ieses Untersuchungsausschusses unendlich viel Mühe
egeben haben, bei den Mitarbeitern der Kollegen, bei
en Mitarbeitern der Fraktionen und auch bei den Mitar-
eitern der Ministerien; einige sitzen hinten in diesem
aal. Man ist fast zu einer Schicksalsgemeinschaft zu-
ammengewachsen.
Heute liegt der Abschlussbericht vor. Es ist ein Be-

icht des Parlaments für das Parlament. In diesem Be-
icht wird das Fehlverhalten der Regierung,


(Sebastian Edathy [SPD]: Welcher?)

as im Untersuchungsausschuss aufgedeckt wurde, dar-
estellt. Der zuständige Minister ist nicht da. Lassen Sie
ich das in aller Ernsthaftigkeit ansprechen: Für mich
st das eine Missachtung des Parlaments.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

enn der Außenminister seit Tagen auf einer Auslands-

eise wäre, würde ich nichts sagen. Dieser Außenminis-
er, der hier vor nur wenigen Stunden eine Wahlkampf-
ede gehalten hat,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist im Wahlkampf!)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl

ist abgehauen, um bei der Diskussion über den Ab-
schlussbericht physisch nicht anwesend zu sein. Das ist
eine grobe Missachtung, übrigens nicht nur der Opposi-
tion. Herr Scholz, es ist eine Frage der Selbstachtung
– auch seitens der SPD und der Grünen, Herr Montag –,
sich so etwas von seinem Minister gefallen zu lassen.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Selbst Tauss ist gekommen!)


Ich möchte Fischers Verhalten als Vorsitzender des Un-
tersuchungsausschusses hier in aller Form rügen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sebastian Edathy [SPD]: Das ist nicht Ihre Aufgabe!)


Der Untersuchungsausschuss hat sich gelohnt, weil er
aufgedeckt hat, dass durch die fehlerhafte Visavergabe
massenhaft illegale Zuwanderung mit Wissen und Wol-
len der rot-grünen Bundesregierung stattfand.

Diese Grenzöffnungspolitik wurde als eine Politik der
Weltoffenheit verbrämt. Sie hat – Sie wissen es – ihren
ideologischen Ursprung letztlich in der Zielvorstellung
von einer multikulturellen Gesellschaft, in der Zuwande-
rung pauschal als Bereicherung empfunden wird.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe es gewusst!)


Die Grünen wussten, dass sie für diese Politik einer
grenzenlosen Zuwanderung nicht in diesem Parlament
und schon gar nicht in der deutschen Bevölkerung eine
Mehrheit bekommen. Deshalb war es nur konsequent
und in sich schlüssig, dass sie dort gehandelt haben, wo
sie Macht haben, nämlich durch den Außenminister, und
die Praxis hinsichtlich des Vollzugs der Visagesetze ge-
ändert haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie Kinkel damals!)

Der Außenminister wies seine Beamten an, die Gren-

zen für Zuwanderer zu öffnen. Im Ausschuss brüstete er
sich sogar damit, einen Beitrag zur orangefarbenen
Revolution in der Ukraine geleistet zu haben.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Selbstüberschätzung!)


Durch die Ausreichung von möglichst vielen Visa an
ukrainische Schwarzarbeiter hätten die Grünen dafür ge-
sorgt, meinte er, dass die orangefarbene Revolution in
Kiew möglich wurde. In seiner Vision ging er sogar
noch einen Schritt weiter und sagte allen Ernstes, man
müsse dies wohl in Weißrussland wiederholen. Er ging
allerdings noch nicht soweit, quasi einen dritten Schritt
für 145 Millionen Russen anzukündigen.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und dann für die Chinesen! – Sebastian Edathy [SPD]: Sie versteigen sich aber zu abenteuerlichen Ausführungen!)


Dies wäre ja auch nicht möglich, weil er bald nicht mehr
Außenminister sein wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


M
z
g
Ü
d
n
s
M

b
B
d
a
S
a

S
k
a
c
g
k
M

D
Z
l
H

D
d
s

M
A
n
l

E
l
n
w

Z
r

(C (D Jeder weiß, dass das gewaltige Wohlstandsgefälle den igrationsdruck ständig erhöht. Die vorhersehbare wingende Folge einer laxen Visavergabe ist die ansteiende illegale Immigration von Schwarzarbeitern. ber 5 Millionen Visa wurden an Menschen vergeben, ie im Durchschnitt 50 oder vielleicht 100 Euro im Moat verdienen. Sollten sie alle Urlaubsreisende gewesen ein? Das ist doch eine völlig absurde Behauptung, Herr ontag. In Deutschland wird von den dafür zuständigen Zoll eamten eine Vielzahl von Razzien insbesondere auf austellen durchgeführt. Doch ist es diesen Beamten, ie dort eine explosionsartige Zunahme von Schwarzrbeit feststellen, verboten, in ihren Meldungen für die tatistik nach oben mitzuteilen, welcher Nationalität die usländischen Schwarzarbeiter sind. (Sebastian Edathy [SPD]: Wer hat das eingeführt, Herr Dr. Uhl?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie aber beklagten im Untersuchungsausschuss und be-
lagen heute hier wieder, es gebe keine Statistik über
usländische Schwarzarbeiter. Hier beginnt der eigentli-
he Skandal: Einerseits verbieten Sie, Statistiken anferti-
en zu lassen, und andererseits beklagen Sie, dass es
eine Statistiken gibt. Das ist die blanke Heuchelei, Herr
ontag.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Bundesregierung hat zu verantworten, dass es in
eutschland mehr als 5 Millionen Arbeitslose gibt.
ugleich nimmt die Schwarzarbeit dramatisch zu. Die
egendierte Schleusung wurde unter Rot-Grün zur
auptform der Schleuserkriminalität.


(Horst Kubatschka [SPD]: Die bayerische Justiz hat versagt!)


as kriminelle Treiben der organisierten Schleuserban-
en wird durch die Visapolitik der Bundesregierung we-
entlich verursacht und gefördert.


(Sebastian Edathy [SPD]: Verursacht?)

it Recht wollen die Menschen wissen, wie groß der
nteil an ausländischen Schwarzarbeitern und Billiglöh-
ern aus Osteuropa auf unseren Baustellen in Deutsch-
and ist.


(Jörg Tauss [SPD]: Ein schlechter Vorsitzender!)


s ist ein Skandal, dass die Bundesregierung diese Zah-
en wie ein Staatsgeheimnis allen vorenthält. Wir werden
ach der Wahl dafür sorgen, dass diese Zahlen bekannt
erden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Meine Damen und Herren, die Förderung der
wangsprostitution ist für mich vielleicht die empö-
endste Folge der rot-grünen Visapolitik.


(Jörg Tauss [SPD]: Da sind eure Vorstandsmitglieder Fachleute!)







(A) )



(B) )


Dr. Hans-Peter Uhl

Der Kollege von Klaeden hat Alice Schwarzer zitiert;
man kann dieses Zitat nicht oft genug vortragen. Sie hat
den kausalen Zusammenhang zwischen der laxen Visa-
vergabe, dem Menschenhandel und dem schändlichen
Umgang mit diesen Frauen auf den Punkt gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Und ihren Kunden!)


Auch hier kamen Sie mit dem billigen und durchsich-
tigen Argument, es gebe keine Statistiken über Zwangs-
prostituierte. Meine Damen und Herren, es kann gar
keine Statistiken über Zwangsprostituierte geben; denn
durch Ihr Prostitutionsgesetz wurden ja gerade die Raz-
zien abgeschafft. Daher liegen bundesweit gar keine
Kenntnisse vor, die man zusammenfassen könnte. Jetzt
zu argumentieren, weil es keine statistischen Erkennt-
nisse gebe, gebe es auch den Tatbestand nicht, ist doch
dümmlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sebastian Edathy [SPD]: Das ist zwar umgekehrt, aber egal!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518605500

Herr Kollege, denken Sie bitte an Ihre Redezeit.

Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1518605600

Mir fiel auf, Frau Präsidentin, dass Sie die anderen

Kollegen zwei, drei, vier Minuten länger reden ließen.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518605700

Nein, Herr Dr. Uhl,


(Reinhard Grindel [CDU/CSU]: Natürlich! Selbstverständlich!)


das habe ich nicht gemacht. Sie haben jeweils nur eine
knappe Minute überzogen. Ich habe sie alle nach einer
halben Minute an ihre Redezeit erinnert.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1518605800

Ich will mich gern kurz fassen und bald zum Ende

kommen, Frau Präsidentin.

(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Aber nehmen Sie, Herr Montag, vielleicht noch mit,
was die Landesvorsitzende der bayerischen Grünen,
Frau Theresa Schopper, gesagt hat. – Frau Künast, kön-
nen Sie bitte Herrn Montag die Möglichkeit geben, mir
zuzuhören?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Jawohl, Herr Oberlehrer!)


Frau Theresa Schopper sagt:
Rund 500 000 Frauen und Mädchen unter 25 Jahren
sollen in Europa im Jahr 2002 von Zuhälterbanden
in die Prostitution gezwungen worden sein.

(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Zahlen von der EU!)

Die bayerische Landesvorsitzende der Grünen sagt wei-
ter:

t
V

n

l
U

t
f
p
d
S
d
V

d
h

K

d
h
s

D
l
B

(C (D Frauenhandel ist die sich am schnellsten entwickelnde Form von organisiertem Verbrechen mit der höchsten Wachstumsrate. Die Grünen müssen wissen – Sie sind einmal als Parei der Frauenförderung angetreten –, dass sie mit dieser isapolitik – – (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das war schon vorher so!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518605900

Herr Kollege Uhl, ich muss Sie jetzt wirklich mah-

en, zum Ende zu kommen.

Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1518606000

Ja. – Wenn Frauen – –

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518606100

Es geht nicht, dass jeder in der letzten Debatte so

ange redet, wie er möchte. Das geht nicht, Herr Kollege
hl.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1518606200

Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Der Un-

ersuchungsausschuss hat es ans Licht gebracht: Am An-
ang stand der erklärte politische Wille, eine neue Visa-
olitik einzuleiten. Die Wende in der Visapolitik erfolgte
urch eine Weisung des Ministers. Dies alles als eine
chlamperei der kleinen Beamten und als Nachlässigkeit
arzustellen, ist unkorrekt. Im Gegenteil, die kleinen
isabeamten haben protestiert,


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es ist Zeit, zu Ende zu kommen!)


ie kleinen Polizeibeamten, die kleinen Grenzbeamten
aben gegen das protestiert, was – –

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518606300

Herr Kollege Uhl, Sie reden jetzt auf Kosten Ihrer
ollegin.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Überzieher!)


Das Wort hat die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.

(Siegfried Kauder [Villingen-Schwenningen] [CDU/CSU]: Die war gar nicht dabei!)


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1518606400

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Bun-

esregierung ist sicherlich nicht arm an Skandalen. Es
ätte für eine ganze Reihe von Untersuchungsausschüs-
en gereicht.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


och der Visaaffären-Ausschuss war der wohl ergebnis-
oseste und sinnloseste Ausschuss in der Geschichte des
undestages. Jawohl, er war ergebnislos und sinnlos.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Die konservative Opposition hat in den letzten drei
Jahren komplett versagt. Sie wollte nicht Opposition
sein; sie war es auch nicht. Wir mussten stattdessen erle-
ben, dass alle Reformen und alle Bundeswehreinsätze
von einer großen Koalition der Unvernunft getragen
wurden. Es gab noch nie so wenig Opposition wie in den
letzten drei Jahren im Deutschen Bundestag. Diese Ar-
beit wurde Frau Pau und mir von der PDS komplett
überlassen.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Der Visa-Ausschuss hatte nur eine einzige Aufgabe:

Er sollte von den skandalösen Hartz-IV-Gesetzen, der
skandalösen Gesundheitsreform und den völkerrechts-
widrigen Bundeswehreinsätzen ablenken. Doch das hat
er nicht geschafft. Die Menschen haben erkannt, dass die
Gefahren nicht in erster Linie von ukrainischen Prostitu-
ierten ausgehen. Nein, die Gefahren gehen von einer fal-
schen Wirtschafts- und Sozialpolitik dieser Regierung
und dieser konservativen Scheinopposition aus.

Ich gehe auf nur drei Skandale ein, die es wert wären,
in einem Untersuchungsausschuss behandelt zu werden:

Erstens kann ich mir vorstellen, dass viele Bürger
wissen wollen, warum die Strompreise in Deutschland
schneller steigen als in anderen europäischen Ländern.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die werden nicht von der Regierung festgelegt!)


Es wäre eine lohnende Aufgabe für einen Untersu-
chungsausschuss, herauszufinden, welche Rolle der ehe-
malige Wirtschaftsminister Müller bei der Konstruktion
eines Stromkartells gespielt hat, das heute den Verbrau-
chern die Preise diktiert.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Zweitens wäre es für viele Patienten interessant, zu

erfahren, warum sie die Hauptlast der Gesundheits-
reform tragen müssen, während gleichzeitig die großen
Pharmaunternehmen die Preise für Medikamente nach
oben schrauben und die Chefs der Kassenärztlichen Ver-
einigungen exorbitante Gehälter einstreichen können.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Drittens wäre es sicherlich auch interessant für die

Bürgerinnen und Bürger, zu erfahren, warum die Bun-
desregierung einen völkerrechtswidrigen Krieg in Ju-
goslawien geführt und einen ebensolchen im Irak unter-
stützt hat. Das Bundesverwaltungsgericht hat die
Position der Linkspartei bekräftigt; meine Kollegin Petra
Pau ist heute Morgen schon darauf eingegangen. Ich zi-
tiere aus dem Urteil:

Eine Beihilfe zu einem völkerrechtswidrigen Delikt
ist selbst ein völkerrechtswidriges Delikt.

Es wäre für viele Menschen wichtig, zu erfahren, nach
welchen Drehbüchern diese Kriege vorbereitet wurden,
um bei den nächsten Kriegsvorbereitungen gewappnet
zu sein.

s
d

d
t
c

d
d
l
L
w
f

F

H
c

B

W
w
d

m
w
n
s
g

e
W
n
g
h
w
K
K
d
e

(C (D Diese Fragen werden leider in keinem TV-Duell getellt. Wenn man sie stellte, stieße man auf ein Kartell es Schweigens. Frau Pau und ich hatten leider nicht die Möglichkeit, as Einsetzen eines Untersuchungsausschusses zu beanragen. Doch das wird sich nach der Bundestagswahl siher ändern; (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ganz sicher nicht!)


enn dann wird es eine starke linke Opposition geben,
ie sich nicht auf Nebenkriegsschauplätze verschieben
ässt. Die Wählerinnen und Wähler können mit der
inkspartei eine starke Opposition in den Bundestag
ählen, die die wirklichen Skandale aufklären wird. Ich
reue mich darauf.
Vielen Dank.

(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos] – Zuruf von der SPD: Sie wollen Kriegsschauplätze! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Warum haben Sie heute nicht gesagt, welcher Partei Sie angehören?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518606500

Das Wort hat der Kollege Michael Hartmann, SPD-

raktion.


Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1518606600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Ich komme zur Debatte über den Visa-Untersu-
hungsausschuss zurück.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieser Ausschuss findet heute nach achtmonatiger
eratung sein Ende; „Gott sei Dank“ füge ich hinzu.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Für euch ja!)


ir haben rund 1 600 Aktenordner mit 450 000 Blatt
älzen dürfen. Wir haben in 155 Stunden 55 Zeugen und
rei Sachverständige gehört.
Jetzt geht es darum, das Ergebnis zu debattieren. Ich
öchte nicht der Versuchung erliegen, hier einen Ersatz-
ahlkampf zu starten. Dafür eignet sich das Thema
icht. Dafür eignet sich auch das nicht, was wir in die-
em Ausschuss in großen Teilen gemeinschaftlich fest-
estellt haben.
Es macht viel mehr Sinn, finde ich, zu fragen: Wo ist

twas schief gelaufen? Was konnte verbessert werden?
o muss noch etwas verbessert werden? Wir waren uns
atürlich in der Erkenntnis einig, dass manches nicht so
elaufen ist, wie wir es uns gemeinschaftlich gewünscht
ätten. Das wurde allerdings auch eingeräumt und das
urde ausgeräumt. Im Übrigen bewegen wir uns – der
ollege Scholz hat es dargestellt – seit der Regierung
ohl mit dem Minister Kinkel und dem anderen Herrn,
er sich vor einem Strafgericht verantworten durfte, in
iner bemerkenswerten Kontinuität.






(A) )



(B) )


Michael Hartmann (Wackernheim)


Ich finde es schade, dass es in diesem Ausschuss ei-

gentlich nur darum ging – Herr Kollege Dr. Uhl, das hat
auch Ihre Rede eben leider bewiesen –, ein Vorurteil be-
stätigt zu finden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben bei unserem fleißigen Aktenstudium sowie
bei der fleißigen und ausführlichen Zeugenvernehmung
auch große Schnittmengen festgestellt. Wir waren uns
darin einig, dass das Problem mit dem Fall des Eisernen
Vorhangs entstanden ist. Wir sind uns auch darüber ei-
nig, dass die Freiheitsrechte, die die Menschen errungen
haben, positiv sind. Wir sind uns hoffentlich auch darin
einig, dass eine Kontinuität mindestens insoweit besteht,
als es in dem Erlass vom Mai 1994 – nicht wir haben da-
mals regiert – hieß: so viel Reisefreiheit wie möglich, so
viel Kontrolle wie nötig. – Dieser Grundsatz wurde zu
keiner Zeit aufgekündigt, auch nicht und gerade nicht
durch Rot-Grün.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Missstände, die es gab, resultierten aus dem hohen
Migrationsdruck, den wir nach dem Fall des Eisernen
Vorhangs erlebten. Das überforderte die Auslandsver-
tretung in Kiew. Es gab außerdem – das räume ich gern
ein – eine Reihe von missbrauchsanfälligen Instrumen-
ten.

Wir haben darauf reagiert und werden weiter darauf
reagieren. Zum Beispiel wurde das Reisebüroverfahren
beendet. Zum Beispiel werden die Reiseschutzpässe
nicht mehr anerkannt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Aber zu spät!)


Zum Beispiel wurde die Botschaft in Kiew personell
verstärkt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Zu spät!)

Zum Beispiel werden Reisezweck und Rückkehrbereit-
schaft gründlich geprüft.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Zu spät!)

Zum Beispiel werden bereits seit 2002/2003 verstärkt
Dokumentenberater und Verbindungsbeamte eingesetzt.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Drei Jahre zu spät!)


Zum Beispiel wird auf europäischer Ebene durch Bun-
desinnenminister Schily die Einrichtung einer Einlader-
datei forciert.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Zu spät!)

– Übrigens macht sie nur dort Sinn; darüber waren wir
uns einmal einig, Herr Kollege. Zum Beispiel hat das
Auswärtige Amt ein Frühwarnsystem eingeführt. Zum
Beispiel gibt es das Gemeinsame Analyse- und Strate-
giezentrum Schleusungskriminalität beim BKA. Zum
Beispiel arbeiten Auswärtiges Amt und Bundesinnenmi-
nisterium in einer Taskforce enger denn je zusammen.
Damit ist alles getan, was derzeit getan werden kann, um

d
t
g

f
r
d
a
j

W
w
c
M
c

d
i
K

V
s
D

F

h

8
u
n

S
t
n
L
w

h
m

(C (D as Schleusertum, diese schlimme Form von Kriminaliät, zu unterbinden. Wären Sie eine Opposition, die reierungsfähig ist, würden Sie das auch anerkennen. (Jörg Tauss [SPD]: Die hatten keine Idee dazu! Keine!)


Insofern: Der Ausschuss könnte mit seiner Arbeit zu-
rieden sein, wäre da nicht von Anfang an der teils skur-
il vorgetragene und immer maßlos überzogene Versuch
er Opposition gewesen, eine Hatz auf den Bundes-
ußenminister zu starten. Dieses blinde Jagdfieber hat
ede Sachlichkeit verhindert. Das ist schade.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn wir hier zu Recht den Dank an das Sekretariat so-
ie an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausspre-
hen, muss ich sagen: Das wird auch der Arbeit der
enschen im Auswärtigen Dienst und bei unseren Si-
herheitsorganen nicht gerecht;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

enn sie brauchen angesichts des schwierigen Bereichs,
n dem sie tätig sind, Unterstützung und nicht haltlose
ritik von außen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ielleicht gehen Sie noch einmal in sich und bessern
ich. Im Übrigen freue ich mich, mit Ihnen im nächsten
eutschen Bundestag weiter zu debattieren.


(Beifall bei der SPD – Horst Kubatschka [SPD]: Als Opposition!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518606700

Das Wort hat die Kollegin Michaela Noll, CDU/CSU-

raktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Michaela Tadjadod (CDU):
Rede ID: ID1518606800

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Heute

abe ich als letzte Rednerin der Debatte das Wort.
Frau Lötzsch, wenige Worte zu Ihnen. In unserem

00 Seiten langen Bericht steht nicht ein Wort zum Irak
nd nicht ein Wort zum Strom. Sie haben ihn anschei-
end gar nicht gelesen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sehr geehrter Herr Kollege Montag, unterschätzen

ie bitte nicht die Bürgerinnen und Bürger; denn die
reffen am 18. September die Entscheidung zwischen ei-
er Visapolitik, die die Sicherheitsinteressen unseres
andes in den Vordergrund stellt, oder Ihrer, die nach-
eislich dem Visamissbrauch Tür und Tor geöffnet hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Unser Ergebnis steht fest: Die rot-grüne Visapolitik
at den massenhaften Visamissbrauch erst möglich ge-
acht. Wir wissen das und die Bürger wissen das auch.






(A) )



(B) )


Michaela Noll


(Sebastian Edathy [SPD]: Vor 98 hat es keinen Missbrauch gegeben?)

Der Außenminister selber hat am 25. April eingeräumt,
es habe Erlasse mit fatalen Folgen gegeben. Seine Worte
waren – deshalb zitiere ich ihn noch einmal zum
Mitschreiben –:

Schreiben Sie hier rein: Fischer ist schuld.
Millionen Menschen haben das am Fernseher gesehen,
sie haben es im Radio gehört und sie konnten es nachle-
sen.


(Sebastian Edathy [SPD]: Die meisten haben es verstanden! Nur Sie haben es nicht verstanden!)


Außenminister Fischer hat völlig Recht. Aber er steht
damit nicht ganz alleine da. Es gibt nämlich weitere Ver-
antwortliche. Unter anderem ist das der Innenminister.
Er wusste alles. Er ist trotz Warnbriefen von ihm aus den
Jahren 2000, 2001 und 2004 untätig geblieben. Er hat
immer wieder darauf hingewiesen, dass schengenweit
ausgeschriebene Terrorverdächtige eingereist sind. Diese
Schreiben sind an Deutlichkeit hinsichtlich der Kritik
nicht zu überbieten. Ich zitiere:

Es ist nicht hinnehmbar, dass ... eine von der EU als
mutmaßlicher Terrorist gelistete Person nach
Deutschland mit einem gültigen Visum einreist. ...
Visumserteilung unter Missachtung sicherheitspoli-
tischer Bedenken ist angesichts der Ihnen bekann-
ten Bedrohung durch den internationalen Terroris-
mus unverantwortlich und nicht entschuldbar.

Daraufhin habe ich den Bundesinnenminister im Aus-
schuss gefragt, wo denn die Schwachstellen sind und
was er getan hat, um sie zu beheben. Er hat geantwortet
– ich zitiere –:

Ich habe natürlich darauf vertraut, dass das Aus-
wärtige Amt das auch tut.

Aber was ist denn passiert? – Ich sage: Es ist gar
nichts passiert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb ist das Ergebnis, zu dem Sie gekommen sind,

abwegig und befremdend. Denn Ihr Fazit lautet:
Eine Gefährdung der Sicherheit der Bundesrepublik
Deutschland hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben.

(Beifall des Abg. Olaf Scholz [SPD] sowie des Abg. Sebastian Edathy [SPD])

Das behaupten Sie, obwohl noch nicht einmal eindeu-

tig geklärt ist, wer wann ausgereist ist und ob die vier
Terroristen überhaupt wieder ausgereist sind. Denn in
unserem überbürokratisierten Deutschland wird die Aus-
reise der mit Visum gekommenen Ausländer bis heute
nicht kontrolliert.

Als ich den Bundesinnenminister dazu befragt habe,
antwortete er:

In einem Fall ist die betreffende Person, glaube ich,
zurückgekehrt in ihr Heimatland, also wieder aus-
gereist.

D
n
N

w
p
e
h

D

D
I
l
f
ß
w

D
t

u
K
e
w

H
f
k
w
a
v
G
M
s

t
S
s
m

D
f
I

e

(C (D er Glaube alleine reicht bei Terroristen aber nicht. Das enne ich Verkennen der Tatsachen auf höchstem iveau. Bei einem weiteren Punkt sind Sie voll auf dem Holzeg. Sie behaupten, es habe überhaupt keine Anhaltsunkte dafür gegeben, dass die Visaerteilungspraxis zu inem erkennbaren Anstieg der Kriminalität geführt abe. azu führen Sie die polizeiliche Kriminalstatistik an. as ist schlichtweg falsch und schöngeredet. Ich erkläre hnen auch, warum. Viele Bürger glauben wahrscheinich, dass alle Straftaten in diese Kriminalstatistik einließen. Weit gefehlt! Diese enthält keine Delikte, die auerhalb der Bundesrepublik Deutschland begangen urden. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zum Glück! Sollen darin alle weltweit begangenen Straftaten geführt werden?)


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist wahr!)


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)


as heißt, Visaerschleichungen an deutschen Botschaf-
en tauchen dort gar nicht erst auf.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh Gott!)


Noch ein Punkt. Bei Schwarzarbeit, Menschenhandel
nd Zwangsprostitution handelt es sich um so genannte
ontrolldelikte. Das heißt, sie schlagen in der Statistik
rst dann zu Buche, wenn sie von der Polizei entdeckt
erden.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

ier gibt es oftmals leider nur Zufallstreffer. Die Betrof-
enen selber, die Zwangsprostituierten, werden wohl
aum Anzeige erstatten. Dazu als Beispiel nur kurz zwei
ichtige Fälle: Beim Wiesenrand-Verfahren der Staats-
nwaltschaft Münster ging es um 16 500 Geschleuste,
on denen 300 in die Statistik eingeflossen sind. Das
leiche gilt für das Verfahren der Staatsanwaltschaft
emmingen, bei dem es um 3 000 Geschleuste ging und
ich kein einziger Fall in der Statistik findet.
Ich sage Ihnen: Es ist schlichtweg dreist, zu behaup-

en, es gebe keine Anhaltspunkte für einen Anstieg der
chwarzarbeit und des Menschenhandels. Dieses Be-
chönigen der Realität nimmt Ihnen wirklich niemand
ehr ab.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ie Öffentlichkeit hat ihr eigenes Bild von der Visaaf-
äre. Mit dem Beschönigen ist in elf Tagen Schluss; denn
hre Zeit ist definitiv abgelaufen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1518606900

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-

mpfehlung des 2. Untersuchungsausschusses auf






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Drucksache 15/5975, Tagesordnungspunkt 3 a. Der Aus-
schuss empfiehlt, den Bericht zur Kenntnis zu nehmen.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegen-
probe! – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist
mit den Stimmen des ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 3 b: Interfraktionell wird Über-
weisung der Vorlage auf Drucksache 15/5977 an die in
der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschla-
gen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung und somit am Ende der voraussichtlich letzten
Sitzung der 15. Wahlperiode des Deutschen Bundesta-
ges. Hinter uns liegen drei arbeitsreiche Jahre. Wir ha-
ben oft kontrovers debattiert, oft aber auch einen Kon-
sens über Fraktionsgrenzen hinweg in wichtigen Fragen
gefunden. Ich möchte die in den zurückliegenden drei
Jahren geleistete Arbeit zum Anlass nehmen, Ihnen allen
für Ihr Engagement und Ihren Einsatz zu danken. Mein
besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen, die
dem 16. Deutschen Bundestag nicht mehr angehören
werden. Viele von ihnen haben im Parlament an heraus-
gehobener Stelle über viele Jahre hinweg gewirkt: Frau

Vizepräsidentin Dr. Vollmer als Mitglied des Präsidiums,
Mitglieder des Ältestenrates, Ausschussvorsitzende, Re-
gierungsmitglieder und Parlamentarische Staatssekre-
täre. Ich will allen ausscheidenden Kolleginnen und Kol-
legen Dank sagen und ihnen unsere besten Wünsche für
ihren weiteren Lebensweg mit auf den Weg geben.


(Beifall)

Mein Dank gilt aber auch den Schriftführerinnen und

Schriftführern und nicht zuletzt den vielen Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeitern, die vor und hinter den Kulissen ih-
ren Dienst tun. Ohne sie könnten wir unsere parlamenta-
rische Arbeit nicht leisten.


(Beifall)

Wir werden unsere parlamentarische Arbeit nach der

vorgezogenen Neuwahl in der 16. Wahlperiode fortset-
zen. Allen, die dabei sein werden, wünsche ich eine
glückliche Hand zum Wohle unseres Volkes.


(Beifall)

Die Sitzung ist geschlossen.