Protokoll:
15087

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 87

  • date_rangeDatum: 16. Januar 2004

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:12 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/87 Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Marco Bülow SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Marco Bülow SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Girisch CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Michaele Hustedt BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Scheer SPD . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit und So- ziale Sicherung zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung nach § 160 des Neunten Buches Sozialgesetzbuch (SGB IX) über die Beschäftigungs- situation schwerbehinderter Men- schen (Drucksachen 15/1295, 15/1546 Nr. 1.3, 15/2357) . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Tourismus zu dem Antrag der Abgeordneten Brunhilde Irber, Annette Faße, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Undine Kurth (Quedlinburg), Dr. Reinhard Loske, 7665 A 7667 B 7669 C 7671 B 7673 B 7673 D 7674 B 7675 C 7676 C 7677 D 7679 A 7681 B Deutscher B Stenografisch 87. Sitz Berlin, Freitag, den 1 I n h a l Zusatztagesordnungspunkt 8: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der erneuerbaren Energien im Strombereich (Drucksache 15/ 2327) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes über den Han- del mit Berechtigungen zur Emission von Treibhausgasen (Treibhausgas- Emissionshandelsgesetz – TEHG) (Drucksache 15/2328) . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . T 7663 A 7663 B 7663 C Dr. Hermann Scheer SPD . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . . 7680 B 7680 D undestag er Bericht ung 6. Januar 2004 t : agesordnungspunkt 18: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Förderung der Aus- bildung und Beschäftigung schwerbehinderter Menschen (Drucksachen 15/1783, 15/2357) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur För- derung der Ausbildung und Be- schäftigung schwerbehinderter Menschen (Drucksachen 15/2318, 15/2357) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7681 A 7681 B weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Reisen ohne Handicap – Für II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 87. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Januar 2004 ein barrierefreies Reisen und Na- turerleben in unserem Land (Druck- sachen 15/1306, 15/2292) . . . . . . . . . . Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär BMGS . . Daniel Bahr (Münster) FDP . . . . . . . . . . . . . Markus Kurth BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Hubert Hüppe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Silvia Schmidt (Eisleben) SPD . . . . . . . . . . . Hubert Hüppe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . Antje Blumenthal CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Renate Gradistanac SPD . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm Josef Sebastian CDU/CSU . . . . . . . Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . Karl Hermann Haack, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Matthäus Strebl CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7681 C 7681 C 7683 C 7685 B 7687 A 7689 C 7691 C 7691 D 7693 A 7694 A 7695 B 7696 A 7697 D 7699 C 7701 A 7701 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 87. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Januar 2004 7663 (A) ) (B) ) 87. Sitz Berlin, Freitag, den 1 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 87. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Januar 2004 7701 (A) ) (B) ) Bekämpfung von Betrug und Fälschung imRepnik, Hans-Peter CDU/CSU 16.01.2004 der Europäischen Union vom 28. Mai 2001 zur – Fünfunddreißigstes Strafrechtsänderungsgesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des RatesRauber, Helmut CDU/CSU 16.01.2004* Anlage 1 Liste der entschuldigte * A z z G m – – – Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Andres, Gerd SPD 16.01.2004 Austermann, Dietrich CDU/CSU 16.01.2004 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 16.01.2004 Caspers-Merk, Marion SPD 16.01.2004 Eymer (Lübeck), Anke CDU/CSU 16.01.2004 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 16.01.2004 Dr. Gauweiler, Peter CDU/CSU 16.01.2004 Dr. Gehb, Jürgen CDU/CSU 16.01.2004 Göppel, Josef CDU/CSU 16.01.2004 Götz, Peter CDU/CSU 16.01.2004 Hartnagel, Anke SPD 16.01.2004 Hinsken, Ernst CDU/CSU 16.01.2004 Dr. Hoyer, Werner FDP 16.01.2004 Jonas, Klaus Werner SPD 16.01.2004 Karwatzki, Irmgard CDU/CSU 16.01.2004 Lehder, Christine SPD 16.01.2004 Dr. Leonhard, Elke SPD 16.01.2004 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 16.01.2004 Meyer (Tapfheim), Doris CDU/CSU 16.01.2004 Mogg, Ursula SPD 16.01.2004 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.01.2004 Otto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 16.01.2004 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 16.01.2004 Rachel, Thomas CDU/CSU 16.01.2004 R R R S S D S D W W D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates nlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 795. Sitzung am 19. De- ember 2003 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 rundgesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch ge- äß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: Gesetz zur Änderung des Ersten Gesetzes zur Än- derung des Bundesgrenzschutzgesetzes Viertes Gesetz zur Änderung des Filmförderungs- gesetzes … Gesetz zur Änderung rehabilitierungsrechtli- cher Vorschriften onsöhr, Heinrich- Wilhelm CDU/CSU 16.01.2004 oth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 16.01.2004 upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 16.01.2004* auer, Thomas SPD 16.01.2004 chultz (Everswinkel), Reinhard SPD 16.01.2004 r. Skarpelis-Sperk, Sigrid SPD 16.01.2004 tübgen, Michael CDU/CSU 16.01.2004 r. Thomae, Dieter FDP 16.01.2004 anderwitz, Marko CDU/CSU 16.01.2004 idmann-Mauz, Annette CDU/CSU 16.01.2004 r. Zöpel, Christoph SPD 16.01.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 7702 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 87. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Januar 2004 (A) ) (B) ) Zusammenhang mit unbaren Zahlungsmitteln (35. StrÄndG) – Gesetz zur Änderung des Internationalen Über- einkommens von 1974 zum Schutz des menschli- chen Lebens auf See und zum Internationalen Code für die Gefahrenabwehr auf Schiffen und in Hafenanlagen – Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2004 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 2004) – Gesetz zur Neuordnung der Statistiken der Rohstoff- und Produktionswirtschaft einzelner Wirtschafts- zweige (Rohstoffstatistikgesetz – RohstoffStatG) – Gesetz zu dem Vertrag vom 2. Juli 2001 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Repu- blik Österreich über den Verlauf der gemeinsa- men Staatsgrenze im Grenzabschnitt „Salzach“ und in den Sektionen I und II des Grenzab- schnitts „Scheibelberg-Bodensee“ sowie in Teilen des Grenzabschnitts „Innwinkel“ – Gesetz über die Zustimmung zur Änderung der Satzung des Europäischen Systems der Zentral- banken und der Europäischen Zentralbank – Gesetz zu dem Abkommen vom 18. September 2002 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland, den Vereinten Nationen und dem Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten über den Sitz des Sekretariats des Übereinkommens – Haushaltsbegleitgesetz 2004 (Haushaltsbegleitge- setz 2004 – HbeglG 2004) – Gesetz zur Änderung des Gewerbesteuergesetzes und anderer Gesetze – Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit – Gesetz zur Umsetzung der Protokollerklärung der Bundesregierung zur Vermittlungsempfeh- lung zum Steuervergünstigungsabbaugesetz – Gesetz zur Änderung des Tabaksteuergesetzes und anderer Verbrauchsteuergesetze – Gesetz zu Reformen am Arbeitsmarkt – Gesetz zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch – Drittes Gesetz zur Änderung der Handwerksord- nung und anderer handwerksrechtlicher Vor- schriften – Gesetz zur Änderung der Handwerksordnung und zur Förderung von Kleinunternehmen – Drittes Gesetz zur Änderung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze – Zweites Gesetz zur Änderung des Erneuerbare- Energien-Gesetzes (EEG) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: h r ( t d z t K d E M l J g s z w g l d v d d d E b – – – – – – – E 1 (C (D Der Bundesrat hält den Gesetzesbeschluss sowohl insichtlich des Verfahrens (Vorschaltgesetz zu Teilbe- eich der EEG-Gesamtnovelle), als auch in der Sache Einbeziehung der bisher haushaltsfinanzierten Fotovol- aik-Ergänzungsförderung in die Umlagefinanzierung es EEG) für problematisch und auch hinsichtlich ein- elner Regelungen nicht für ausgereift. Er ist der Auffassung, dass die vorgesehene Auswei- ung der EEG-finanzierten Förderung eine Beratung im ontext mit der Gesamtnovellierung des EEG erfordert, eren wesentliches Ziel auch eine Kostenbegrenzung der EG-Förderung insgesamt sein muss. Er sieht andererseits die Notwendigkeit, für die arktbeteiligten im Bereich der Fotovoltaik nach Aus- aufen des 100 000-Dächer-Programms seit Mitte dieses ahres schon vor Inkrafttreten der Gesamtnovellierung rundsätzliche Klarheit über eine Folgeregelung zu die- er Ergänzungsförderung zur bisherigen EEG-Vergütung u erhalten. Um in dieser Situation die notwendige Weiterent- icklung der noch jungen Fotovoltaikindustrie nicht zu efährden, stellt der Bundesrat Bedenken gegen das vor- iegende Gesetz zurück und sieht von einer Anrufung es Vermittlungsausschusses mit Blick auf die damit erbundene Verfahrensverzögerung ab. Er behält sich je- och vor, im Rahmen der folgenden Gesamtnovellierung es EEG auch die neuen Regelungen zur Fotovoltaikför- erung in die Gesamtberatung einzubeziehen und im inzelnen gegebenenfalls Änderungen zu fordern. Dies etrifft zum Beispiel: eine weiterhin leistungs- oder mengenmäßige Decke- lung der EEG-geförderten Fotovoltaik-Stromeinspei- sung insgesamt, die Einführung eines Ausschreibungsverfahrens für große Fotovoltaik-Anlagen, die Sachgerechtheit der vorgesehenen Zusatzförde- rung für so genannte Fassadenanlagen, die Sachgerechtheit der vorgesehenen Begrenzung der Zusatzförderung kleinerer Fotovoltaik-Anlagen auf gebäudegebundene Anlagen, die Sachgerechtheit einer Regelung von Anforderun- gen an Zweck und Inhalt von Bebauungsplänen, die die Förderfähigkeit von Fotovoltaik-Anlagen und da- mit faktisch deren Zulässigkeit begründen sollen, im EEG, die Sachgerechtheit der vorgesehenen Aussetzung der Vergütungsdegression in 2004. Gesetz zur Durchführung gemeinschaftsrechtli- cher Vorschriften über die Verarbeitung und Be- seitigung von nicht für den menschlichen Verzehr bestimmten tierischen Nebenprodukten Der Bundesrat hat ferner beschlossen, nachstehende ntschließung zu fassen: . Der Bundesrat geht hinsichtlich der Verfütterung des Aufbruchs von Wild, bei dem kein Verdacht auf Vor- liegen einer auf Mensch oder Tier übertragbaren Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 87. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Januar 2004 7703 (A) ) (B) ) Krankheit besteht, an den Jagdgebrauchshund bzw. im Rahmen der Klärung davon aus, dass diese Vorge- hensweise auch zukünftig möglich ist. Die Bundesregierung wird gebeten, gegebenenfalls hierzu eine nationale Regelung zu treffen. 2. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, sich auf EU-Ebene dafür einzusetzen, – dass für Jagdausübungsberechtigte wie bisher die Möglichkeit bestehen bleibt, Jagdtrophäen eigen- händig sach- und fachkundig zu präparieren und – dass die Verfütterung von Küchen- und Speiseab- fällen auch an einzelne Jagdgebrauchshunde wei- terhin möglich ist. Begründung: Gemäß den Regelungen in der Verordnung (EG) Nr. 1774/2002 sind ganze Körper und Teile von Wild- tieren zur Herstellung von Jagdtrophäen nur in nach der Verordnung zugelassenen technischen Anlagen zu behandeln. Des weiteren ist die Verfütterung von Speiseabfäl- len im Rahmen der Ausnahmetatbestände in Artikel 23 der Verordnung (EG) Nr. 1774/2002 nur für Hunde aus anerkannten Zwingern und Jagdmeuten möglich. Beide Regelungen sind auf Grund des geringen seuchenhygienischen Risikos sowie der Erfahrungen aus jahrzehntelang ausgeübter Praxis nicht angemes- sen. – Viertes Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Entschließung zur Zusammenführung von Arbeitslo- senhilfe und Sozialhilfe für Erwerbsfähige Mit dem Vierten Gesetz für moderne Dienstleistun- gen am Arbeitsmarkt (SGB H) führt der Bundesgesetz- geber die bisherige Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe für Erwerbsfähige in einem neuen Leistungssystem, der Grundsicherung für Arbeitsuchende, zusammen. Eine erfolgreiche Umsetzung des neuen Leistungs- systems wird nur gelingen, wenn die Kapazitäten und Kompetenzen sowohl der Agenturen für Arbeit als auch der kreisfreien Städte und Kreise im Wege der Zusam- menarbeit in die Durchführung der Aufgaben eingebun- den werden. Das Gesetz sieht hierfür die Bildung von Arbeitsgemeinschaften in den Job-Centern vor. Darüber hinaus räumt es den kreisfreien Städten und Kreisen die Option ein, ab dem 1. Januar 2005 anstelle der Agentu- ren für Arbeit auch deren Aufgaben – und damit alle Aufgaben im Rahmen der Grundsicherung für Arbeit- suchende – wahrzunehmen. Hierzu soll eine faire und gleichberechtigte Lösung entwickelt werden, die sicher- stellt, dass die optierenden Kommunen nicht gegenüber den Agenturen für Arbeit benachteiligt werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz. Der Bundesrat und in einer gleich lautenden Entschließung der Bundes- t d b ( ( ( ( ( ( (C (D ag fordern die Bundesregierung auf, einen entsprechen- en Entwurf bis Ende Februar 2004 vorzulegen und da- ei Folgendes zu berücksichtigen: 1) Von der Option soll von den kreisfreien Städten und Kreisen (kommunalen Trägern) gegenüber dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit bis spätestens zum 31. August 2004 Gebrauch gemacht werden. Falls das Bundesgesetz nicht bis Ende April in Kraft getreten ist, sind die Fristen entsprechend anzupassen. Die Erklärung zur Option muss die Ver- pflichtung des kommunalen Trägers enthalten, an- stelle der Agentur für Arbeit alle Aufgaben nach dem SGB II bis mindestens 31. Dezember 2009 wahrzunehmen. Zukünftig, erstmals in 2006, kön- nen die kommunalen Träger alle drei Jahre jeweils zum 31. März mit Wirkung ab dem 1. Januar des Folgejahres und mit Bindung für fünf Jahre von der Option Gebrauch machen. 2) Die Bundesagentur stellt den kommunalen Trägern für die anstelle der Agentur für Arbeit wahrgenom- menen Aufgaben alle notwendigen Daten und Un- terlagen zur Verfügung, soweit sie verfügbar sind. Die kommunalen Träger übermitteln der Bundes- agentur die notwendigen Daten, damit die gesetzli- chen Regelungen zu Statistik, Eingliederungsbilanz und Wirkungsforschung (§§ 53 ff SGB II) bundes- einheitlich erfüllt werden können. 3) Die Agenturen für Arbeit sind zu einer engen Zusam- menarbeit mit den kommunalen Trägern, die von der Option Gebrauch machen, verpflichtet. Der kommu- nale Träger kann mit der Agentur für Arbeit Verein- barungen zur Zusammenarbeit abschließen. Die Agentur für Arbeit kann für den kommunalen Träger Leistungen erbringen. Kosten sind zu erstatten. 4) Die Länder können in eigener Finanzverantwortung ergänzende arbeitsmarktpolitische Initiativen ergrei- fen. 5) Zur Erreichung der Ziele nach dem SGB II schließt das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit mit der Bundesagentur für Arbeit Zielvereinbarun- gen ab. Die Bestimmungen zu den Zielvereinbarun- gen sind derart anzupassen, dass sie zwischen den kommunalen Trägern, die von der Option Gebrauch machen, deren zuständigen obersten Landesbehör- den und der Bundesagentur (Regionaldirektionen) abgeschlossen werden. Die kommunalen Träger sind gegenüber dem Bundesministerium für Wirt- schaft und Arbeit soweit sie Aufgaben anstelle der Agentur für Arbeit wahrnehmen, auskunfts- und be- richtspflichtig. Im Übrigen findet die Aufsicht über die kommunalen Träger durch die Länder statt; die jeweils zuständige oberste Landesbehörde ist gegen- über dem Bundesministerium für Wirtschaft und Ar- beit auskunfts- und berichtspflichtig. 6) Der Bund zahlt den kommunalen Trägern für die an- stelle der Agentur für Arbeit wahrgenommenen Aufgaben für die Bedarfsgemeinschaften entspre- chende Fallpauschalen für die Eingliederungsleis- tungen und die Verwaltungskosten. Er erstattet die 7704 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 87. Sitzung. Berlin, Freitag, den 16. Januar 2004 (A) (C) (B) ) Kosten für das Arbeitslosengeld II bzw. das Sozial- geld. Die Auszahlung der Mittel an die Kommunen erfolgt durch die Bundesagentur für Arbeit. (7) Das Bundesgesetz wird Anreizsysteme für effiziente Leistungserbringung vorsehen. (8) Für den Fall, dass ein kommunaler Träger die Auf- gaben zurückgeben will, sind Anzeigefristen und Rückabwicklungsmodalitäten gesetzlich zu regeln. (9) Die Wahrnehmung von Aufgaben durch kommunale Träger auf der Grundlage der Zulassung nach der Option ist durch das Bundesministerium für Wirt- schaft und Arbeit zu evaluieren. Das Bundesministe- Drucksache 15/1948 Nr. 1.41 Drucksache 15/1948 Nr. 1.42 Drucksache 15/2028 Nr. 2.6 Haushaltsausschuss Drucksache 15/2028 Nr. 2.4 Drucksache 15/2104 Nr. 2.10 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/173 Nr. 2.20 Drucksache 15/173 Nr. 2.89 rium für Wirtschaft und Arbeit legt unter Einbezie- hung der zuständigen obersten Landesbehörden bis Ende 2008 einen Bericht über die Auswirkungen und Erfahrungen mit den beiden Organisations- modellen, die das SGB II vorsieht, vor. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/1765 Nr. 2.2 Innenausschuss Drucksache 15/713 Nr. 2.11 Drucksache 15/1547 Nr. 2.36 Drucksache 15/1547 Nr. 2.129 Drucksache 15/1613 Nr. 1.15 Drucksache 15/1613 Nr. 1.16 Drucksache 15/1613 Nr. 1.32 Drucksache 15/1765 Nr. 2.8 Rechtsausschuss Drucksache 15/1547 Nr. 2.9 Drucksache 15/1547 Nr. 2.48 Drucksache 15/1547 Nr. 2.82 Drucksache 15/1765 Nr. 2.1 Drucksache 15/1765 Nr. 2.23 Finanzausschuss Drucksache 15/1948 Nr. 1.16 Drucksache 15/1948 Nr. 1.31 Drucksache 15/1948 Nr. 1.38 Drucksache 15/1948 Nr. 1.39 sellschaft mbH, Amsterdamer Str. 19 (D Ausschuss für Verbraucherschutz Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/1948 Nr. 1.4 Drucksache 15/1948 Nr. 1.5 Drucksache 15/1948 Nr. 1.6 Drucksache 15/1948 Nr. 1.7 Drucksache 15/1948 Nr. 1.12 Drucksache 15/1948 Nr. 1.13 Drucksache 15/1948 Nr. 1.14 Drucksache 15/1948 Nr. 1.19 Drucksache 15/1948 Nr. 1.23 Drucksache 15/1948 Nr. 1.26 Drucksache 15/1948 Nr. 1.28 Drucksache 15/1948 Nr. 1.30 Drucksache 15/1948 Nr. 1.32 Drucksache 15/1948 Nr. 1.35 Drucksache 15/1948 Nr. 1.36 Drucksache 15/1948 Nr. 1.37 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/1765 Nr. 2.21 Drucksache 15/1834 Nr. 2.7 Drucksache 15/1948 Nr. 1.11 Drucksache 15/1948 Nr. 1.21 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/1547 Nr. 2.87 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/1765 Nr. 2.14 Drucksache 15/1765 Nr. 2.24 Drucksache 15/1834 Nr. 2.1 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 15/1613 Nr. 1.26 Drucksache 15/1834 Nr. 2.4 91, 1 2, 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 340, Telefax (02 21) 97 66 344 87. Sitzung Berlin, Freitag, den 16. Januar 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508700000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe die Zusatzpunkte 8 a und b auf:
a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neurege-
lung des Rechts der erneuerbaren Energien im
Strombereich
– Drucksache 15/2327 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über den
Handel mit Berechtigungen zur Emission von

(Treibhausgas-Emissionshan s T r d r H e b d h v d E u B m s s W I Redet delsgesetz – TEHG)

– Drucksache 15/2328 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch. Dann ist das so bes

Ich eröffne die Aussprache und erteile de
minister Jürgen Trittin das Wort.

(C (D ung 6. Januar 2004 0 Uhr Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In diesen agen reden wir viel über Innovationen. Dabei bleibt ichtig, dass Stillstand vielfach Rückschritt ist. Wer an er Spitze bleiben will, muss die richtigen Innovationen echtzeitig einführen und diese müssen den zentralen erausforderungen gerecht werden. Wir brauchen Innovationen, die dem Klimawandel ntgegenwirken. Wir brauchen Innovationen, die dazu eitragen, dass Armut und Unterentwicklung überwunen werden, und sie sollten tunlichst die Wettbewerbsfäigkeit und die Technologieführerschaft Deutschlands oranbringen. Wir legen Ihnen heute zwei Gesetzentwürfe vor, die er Innovation in der Energieversorgung dienen: den ntwurf des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes nd die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. eide Gesetze machen es wirtschaftlich attraktiv, in kliaschonende Innovationen zu investieren. Klimachutz wird belohnt, klimapolitische Abstinenz aber betraft. Beide Gesetze schaffen Arbeitsplätze und irtschaftswachstum. Der Emissionshandel selber ist schon als politisches nstrument eine Innovation. Es ist eine Alternative zum ext Ordnungsrecht. Künftig regelt der Markt, wo CO2 amkostengünstigsten eingespart wird. Gegenüber der Selbstverpflichtung der deutschen Industrie bringt der Emissionshandel den Unternehmen Einsparungen von bis zu 500 Millionen Euro jährlich. Ab 1. Januar nächsten Jahres soll der Emissionshandel in ganz Europa starten. Das ist ein sehr knapper Zeitplan. Wir sind, glaube ich, mit der Vorlage dieses Gesetzes diesem Zeitplan gerecht geworden. Mittlerweile wissen wir: Wir haben 2 629 Anlagen, die vom Emissionshandel betroffen sind. Wir müssen alles tun, damit zum 1. April der so genannte Nationale Allokationsplan der EU zur Notifizierung vorgelegt werden kann. ie zum Emissionshandel ist eigenständis Recht. Wir haben dieses Recht mit dem esetzentwurf unbürokratisch in nationales chlossen. m Bundes Die Richtlin ges europäische vorliegenden G Bundesminister Jürgen Trittin Recht umgesetzt. Es bedarf für die Unternehmen keines neuen Genehmigungsverfahrens. Die Zertifikate werden kostenlos vergeben. Die Emissionserklärungen der Unternehmen werden nicht umständlich überprüft, sondern durch Gutachter zertifiziert. Auch deshalb ist dieses Gesetz nicht zustimmungspflichtig. Der Emissionshandel funktioniert nur nach dem Prinzip „cap and trade“. Der „cap“ – also der Deckel – ist vorgegeben. Deutschland insgesamt – private Haushalte, Verkehr, Gewerbe, Industrie und Energiewirtschaft – darf zwischen 2008 und 2012 nur noch 846 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen. Diese Obergrenze müs-sen alle Sektoren gemeinsam einhalten. Über die Verteilung unterhalb dieses Deckels entscheiden zunächst Sie, also der Deutsche Bundestag. Dabei ist zu beachten: Der Emissionshandel ist ein System kommunizierender Röhren. Anders gesagt: Was der eine Sektor, was die eine Branche nicht schafft, das müssen andere zusätzlich erbringen. Kommt zum Beispiel insgesamt mehr Braunkohle zum Einsatz, so muss etwa die Autoindustrie schneller verbrauchsärmere Fahrzeuge auf den Markt bringen. Was man dem Verband der Elektrizitätswirtschaft Gutes gibt, das muss der VDA bezahlen oder umgekehrt. Das hört sich gelegentlich dramatischer an, als es ist, insbesondere für Deutschland. Wir sind nämlich Spitzenreiter im Bereich des Klimaschutzes. Wir haben mit 21 Prozent zwar die höchste Reduktionsverpflichtung; allerdings haben wir dieses Ziel mit 19,1 Prozent im Jahre 2002 schon fast erreicht. Der Emissionshandel wird es uns erleichtern, dieses Ziel zu erreichen. Die Bundesregierung wird der Wirtschaft im Rahmen des Emissionshandels nicht mehr und nicht weniger abfordern, als die Wirtschaft selbst in der Vereinbarung zur Kraft-Wärme-Kopplung zugesagt hat. Danach will sie gegenüber dem Jahre 1998 – damals haben diese Sektoren 508 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen – 45 Millio-nen Tonnen CO2 einsparen. Die Wirtschaft hat damalszugesagt, 35 Millionen Tonnen CO2 in den BereichenEnergie und Industrie einzusparen und eine Minderung von 10 Millionen Tonnen CO2 durch eigene Maßnahmenin den Bereichen Haushalt und Verkehr nachprüfbar zu realisieren. Auf dieser Geschäftsgrundlage werden der Emissionshandel und die Verteilung der Rechte hier ablaufen. Sie, der Bundestag, werden im Rahmen des Gesetzes über den Nationalen Allokationsplan auch über die Allokationsregeln entscheiden. Wir wollen gerade bei diesen Regeln dem Grundsatz folgen, dass Wachstum nicht durch Konsum der Bürger, sondern vor allem durch Investitionen in die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen erzeugt wird. Der Emissionshandel soll Impulse für ein nachhaltiges Wachstum geben. Wir werden deswegen Regeln vorschlagen, wie mit bestehenden Anlagen und mit dem Ersatz bestehender Anlagen umzugehen ist, wie Early Action, wie Kraft-Wärme-Kopplung zu berücksichtigen ist und wie mit neuen Anlagen umzugehen ist. Wir wol l S f z d V u B r z s d a n s r E l K w s W z u A t z l „ i z B g d m d w d a v i d e g g h g a n w w u b D S (C (D en beispielsweise prozessbedingte Emissionen aus tahlwerken und Zementöfen ohne jeden Reduktionsaktor übernehmen. Über diese Regeln sprechen wir zureit noch mit der Wirtschaft. Wir streben mit ihr ausrücklich einen Konsens an. Wir sind da offen für orschläge. Aber auch hierbei gilt der Grundsatz: Es handelt sich m ein System kommunizierender Röhren. Wer zum eispiel eine größere Reserve für Neuanlagen installieen muss, der muss wissen, dass dies notwendigerweise ur Konsequenz hat, dass bei den bestehenden Anlagen chärfere Reduktionsverpflichtungen bestehen. Das ist ie Folge dieses „cap“. Wachstum durch Innovationen im Umweltbereich ist uch ein Ziel des zweiten Gesetzes: der Novelle des Ereuerbare-Energien-Gesetzes. Durch dieses Gesetz beteht bereits heute eine wichtige Branche; die erneuerbaen Energien sind eine Boombranche – 10 Milliarden uro Jahresumsatz, 135 000 Arbeitsplätze und 50 Milionen Tonnen CO2-Einsparungen jährlich –, die daslima schützt. Diese Zahlen schlagen sich übrigens auch in einem achsenden Export nieder. Deutschland ist heute, beipielsweise was die Stromerzeugung aus Wind angeht, eltmarktführer. Wir sind mittlerweile die Nummer wei in der Solartechnologie. Wir liegen vor den USA nd knapp hinter Japan. Diese Novelle zielt darauf, den nteil der erneuerbaren Energien bis 2010 auf mindesens 12,5 Prozent und bis 2020 auf mindestens 20 Proent der heutigen Stromversorgung zu erhöhen. Wir wolen damit auch eine Vorlage für die große Konferenz Renewables 2004“ geben, zu der Deutschland die Welt m Juni dieses Jahres nach Bonn eingeladen hat. Mit der vorliegenden Novelle wollen wir die Poten iale aller erneuerbarer Energien optimal erschließen. ei der Windkraft setzen wir Anreize, neue Anlagen an uten Standorten aufzubauen und ältere Anlagen zu moernisieren. Windschwache Standorte werden nicht ehr in dem Maße wie bisher gefördert. Die Degression, as heißt der Druck, zur Marktfähigkeit zu kommen, ird erhöht. Wir wollen Offshorewindparks gezielt förern. Wir heben die Vergütung für Strom aus Biomassenlagen an und verbessern die Förderung des Einsatzes on hochmodernen Technologien wie Brennstoffzellen n diesem Bereich. Mit der Härtefallregelung tragen wir afür Sorge, dass stromintensive Betriebe künftig stärker ntlastet werden. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz bleibt ein kosten ünstiges Instrument zur Förderung erneuerbarer Enerien. Die Stromumlage beträgt für einen privaten Hausalt etwa 1 Euro pro Monat. Wir haben aber auch esetzlich festgelegt, dass künftig nur noch die Kosten uf die Stromverbraucher umgelegt werden dürfen, die achweislich von den erneuerbaren Energien verursacht erden. Es kann nicht sein, dass einige Netzbetreiber, ie das heute der Fall ist, 0,25 Cent, andere 0,42 Cent nd manche sogar mehr als 0,60 Cent umlegen. Das ist loße Abzockerei, die durch nichts zu rechtfertigen ist. em schieben wir mit dem neuen EEG einen Riegel vor. o etwas ist künftig illegal. Die neu zu schaffende Bundesminister Jürgen Trittin Wettbewerbsbehörde wird die Einhaltung der Regelungen genau überwachen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Quatsch!)





(A) )


(B) )


Wir machen mit den beiden Gesetzen den Weg frei
für eine umfassende Modernisierung der Energieversor-
gung in Deutschland. Das hilft dem Klima, stärkt die
Wettbewerbsfähigkeit und sorgt massiv für Innovationen
in Deutschland.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508700100

Ich erteile das Wort Kollegen Dr. Peter Paziorek,

CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1508700200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

der Umsetzung der europäischen Richtlinie zum Emis-
sionshandel und der Novelle zum EEG stehen wichtige
Weichenstellungen in der Umwelt- und der Energiepoli-
tik in Deutschland bevor, Weichenstellungen, die in ihrer
Bedeutung und in ihren Auswirkungen auf den Indus-
triestandort Deutschland nicht unterschätzt werden dür-
fen. Herr Minister, Sie haben gerade gesagt, wir seien
bei der Meldung der Regelungen betreffend den Emis-
sionshandel gemäß der europäischen Richtlinie im Zeit-
plan. Herr Minister, für die CDU/CSU-Fraktion bestreite
ich dies ausdrücklich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Denn spätestens Ende März dieses Jahres müssen die
wesentlichen Regelungen betreffend die Zuteilung der
Emissionsberechtigungen für die 2 600 Anlagen in
Deutschland nach Brüssel gemeldet werden.

Wir hatten erwartet, dass die Bundesregierung heute
ein Konzept vorlegt, aufgrund dessen der Deutsche Bun-
destag beurteilen kann, nach welchen Grundregeln die
Emissionsberechtigungen den Industrieanlagen zuge-
teilt werden. Aber der Entwurf eines TEHG, das Sie
heute in erster Lesung vorgelegt haben, ist nichts ande-
res als der Entwurf eines reinen Verfahrens-, Zuständig-
keits- und Organisationsgesetzes. Sie wollen lediglich
aufgrund einer Kabinettsentscheidung die Regelungen
betreffend die Zuteilung der Emissionsberechtigungen
nach Brüssel melden, ohne dem Parlament vorher die
Möglichkeit zu geben, Einfluss zu nehmen. Das halten
wir mit der Stellung des Parlaments für nicht vereinbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Dr. Hermann Scheer [SPD])


Herr Minister, wenn ich mir das Verfahren zur Härte-
fallregelung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, das
Verfahren zum EEG-Vorschaltgesetz und den Termin-
plan für die Einführung des so genannten Dosenpfands
anschaue, dann habe ich den Eindruck, dass Sie immer

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(C (D ach dem gleichen Prinzip arbeiten: Zuerst werden Inormationen gegeben. Dann wird plötzlich ein Fahrplan uf den Tisch gelegt, der für Zeitdruck sorgt, sodass im usschuss oder im Bundestag kurzfristig entschieden erden muss, auch wenn es sich um wichtige parlamenarische Fragen handelt. Wir haben den Eindruck, dass ei Ihnen Zeitdruck inzwischen auch Methode ist, um in ichtigen politischen Fragen Ihre Weichenstellungen urchzusetzen. Das werden wir bei dieser wichtigen rage unter keinem Gesichtspunkt mehr akzeptieren. Sie haben Recht, wir stehen hinter der Sache: Emis ionshandel, wenn man ihn richtig macht, bedeutet ein berzeugendes marktwirtschaftliches Programm, nicht ur reines Ordnungsrecht. Aber hierbei geht es auch um ie Frage, welchen Sektoren, welchen Bereichen der irtschaft – das geht von der Zement-, Stahl-, Alu-Inustrie bis hin zu Kraftwerken zur Stromerzeugung – erechtigungen zugeteilt werden. Die Menge der Beechtigungen entscheidet später darüber, welche wirtchaftlichen Produktionen in welchem Umfang in einem ereich tatsächlich noch realisiert werden können. Sie sagen ganz einfach: Wir können in dieser Hinsicht etzt erst einmal unter Vorbehalt Meldungen nach Brüsel geben. Wenn sich Brüssel zurückmeldet, dann soll in inem Gesetz zum Nationalen Allokationsplan dieses arlament über diese wichtigen Weichenstellungen entcheiden. – So können Sie das doch nicht machen! Die osition der Unionsfraktion ist klar und eindeutig: Beies gehört zusammen. Sie müssen das Verfahrensgesetz orstellen und Sie müssen sagen, nach welchen Prinziien und Regeln Sie welche Mengen den einzelnen Sekoren zuteilen wollen. Erst danach kann das Parlament berhaupt darüber entscheiden, ob ihr Vorschlag richtig st. Das tun Sie nicht. Damit versagen Sie auch in dieser rage. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Formalien statt Inhalte!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eines ist ebenfalls klar: Die Europäische Union gibt
en einzelnen Staaten in dieser Angelegenheit ganz ge-
altige Entscheidungsmöglichkeiten. Jeder Staat kann
ie Schwerpunkte anders setzen. Aus dem Grunde muss
as Parlament natürlich wissen, welche Schwerpunkte
ie Regierung wirklich setzt. Um auf Ihren Zwischenruf
inzugehen, Herr Kelber: Ich habe solche Schwerpunkte
eute nicht gehört, obwohl ich dem Minister sehr kon-
entriert zugehört habe. Der Minister hat vorhin erklärt,
arum das bei den Gesprächen mit der Wirtschaft im
ugenblick noch ein offener Streitpunkt ist. Dazu hat
er Staatssekretär im Ausschuss zwei Stunden lang sehr
uhig im Detail und umfassend berichtet, wie ich zugebe.
ber die von mir im Ausschuss gestellte entscheidende
rage, nämlich wie das Mengengerüst tatsächlich aus-
ehen soll, konnte er nicht beantworten.


(Birgit Homburger [FDP]: Er wollte nicht!)

Herr Minister, auch eben haben Sie zu dem Mengen-

erüst im Konkreten nichts gesagt. Sie haben erklärt,
ass das alles gar nicht so dramatisch sei und dass






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

Grundlage der Selbstverpflichtungserklärung der Wirt-
schaft die KWK-Vereinbarung aus den Jahren 2000/01
sei. Dabei geht es um eine Reduktion der CO2-Emissio-nen um 45 Millionen Tonnen. Aber es ist bekannt, dass
strittig ist, wie viel von diesen 45 Millionen Tonnen CO2einer Regelung über Emissionshandel oder dem sonsti-
gen gesetzlichen Regelwerk zuzurechnen ist. Da beste-
hen unterschiedliche Vorstellungen. Da gibt es eine Ba-
sisvorstellung von 21 Millionen Tonnen CO2 sowiemittlere Vorstellungen – selbst die Regierung sagt, alles
über 45 Millionen Tonnen CO2 brauche nicht abgerech-net zu werden – und nach Ihren Vorstellungen sollen es
36 Millionen bis 37 Millionen Tonnen CO2 sein. Warumsagen Sie das dem Parlament nicht? Warum sagen Sie
nicht, dass es noch ganz gewaltige Unterschiede zwi-
schen den beiden Grundpositionen gibt? Diese Grund-
satzpositionen sind ganz interessant. Da kann man doch
nicht sagen: Wenn die sich in der Wirtschaft insgesamt
nicht einigen, dann sollen sich die Stahl- und Zementin-
dustrie oder die Zement- und Alu-Industrie an einen
Tisch setzen, vielleicht irgendwo am schönen Rhein, und
sich darüber unterhalten, wer was übernimmt.

Ich sage Ihnen ganz klar: Diese Regierung ist dafür
gewählt, dass sie ihre Hausaufgaben macht. Wenn Sie
von der Regierung ihre Hausaufgaben nicht machen,
dann sollten Sie zurücktreten; dann haben Sie ihre Auf-
gabe nicht erfüllt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer redet denn immer von Selbstverpflichtung und Eigenverantwortung? Sie!)


Unter diesem Gesichtspunkt wäre es wirklich gut ge-
wesen, Herr Minister, wenn uns heute alles zusammen in
einem Konzept vorgelegt worden wäre. Für uns als
CDU/CSU-Bundestagsfraktion bilden das TEHG – nur
den Entwurf dazu haben Sie heute vorgelegt – und der
Nationale Allokationsplan eine untrennbare Einheit.
Beide können nicht losgelöst voneinander behandelt
werden. Beide sind inhaltlich eng verzahnt. Deshalb
müssen auch beide gemeinsam im Parlament behandelt
werden. Wir lehnen Ihren Vorschlag ab, TEHG und Na-
tionalen Allokationsplan getrennt zu behandeln.

Deshalb fordern wir Sie auf, Herr Minister, jetzt
schnellstens, noch in der nächsten Sitzungswoche im Ja-
nuar, Ihre Vorstellungen zum Nationalen Allokations-
plan konkret vorzulegen, damit dieses Parlament beur-
teilen kann, wie sich Ihre umweltpolitischen
Vorstellungen auf den Arbeitsmarkt, auf die Arbeits-
plätze, auf den Wirtschaftsstandort Deutschland und
auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirt-
schaft auswirken können. Sie sind verpflichtet, dies so
schnell wie möglich vorzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – CarlLudwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


– Wenn offenbar von der Regierungsbank gerufen wird
„Sehr richtig!“, dann sollte das – so meine Bitte – proto-
kollarisch festgehalten werden; denn das werden wir bei
der Debatte sicherlich noch einmal gebrauchen können.

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(C (D Nur eines ist klar: Wer von uns verlangt, heute A zu agen, der muss auch sagen, was auf uns noch zukommt, evor er von uns verlangt, auch B zu sagen. (Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie auch inhaltliche Positionen?)


iese Emissionsberechtigungen sind nämlich nichts an-
eres als Lebensmittelmarken für die deutsche Wirt-
chaft. Somit entscheidet sich hierdurch, welche Berei-
he in Deutschland zukünftig noch einen produktiven
nd positiven Beitrag für den Arbeitsmarkt leisten kön-
en. Deshalb müssen Sie in dieser Frage alle Fakten auf
en Tisch legen; sonst können wir als Opposition dieser
orlage nicht zustimmen. Es geht nicht an, von uns zu
ordern, einem Gesetz zuzustimmen, in dessen § 7 die
ompetenz zur Erarbeitung weiterer Regelungen an
undestag und Bundesrat sowie die Bundesregierung
egeben wird. Sie müssen uns schon bei der Beratung
ieses Gesetzes sagen, welche Regeln Sie uns tatsäch-
ich vorlegen wollen; sonst können Sie nicht erwarten,
ass wir dem TEHG zustimmen.
Noch einige kurze Ausführungen zum Erneuerbare-

nergien-Gesetz: Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU
ekennt sich zu dem Ziel, den Anteil der erneuerbaren
nergien in Deutschland zu erhöhen.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Aber?)

as haben wir im Wahlprogramm festgeschrieben. Wir
ekennen uns auch zu dem Ziel, die EU-Richtlinie um-
usetzen und bis zum Jahre 2010 den Anteil der erneuer-
aren Energien auf 12,5 Prozent zu erhöhen. So lautet
nsere klare Aussage.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Genauso treffen wir aber auch die klare Aussage:
enn Sie an dem Gesetzesentwurf zum EEG festhalten
nd keinen Kompromiss anstreben, wird die Union die-
em Gesetzesentwurf nicht zustimmen. Sie verschlech-
ern die Situation für die Biomasse; Sie verschlechtern
ie Situation für die Wasserkraft. Sie setzen zwar durch-
us interessante und richtige Schwerpunkte beim so ge-
annten Repowering, der Erneuerung bestehender
indkraftanlagen, und wir sind auch durchaus offen

ür Beratungen über Offshore-Windenergieanlagen, zum
eispiel im Bereich von Nord- und Ostsee. Es geht aber
icht an, dass Sie das allgemeine Bekenntnis zur Wind-
nergie so ausgestalten, dass weiterhin Mitnahmeeffekte
eim Bau von Windenergieanlagen an windungünstigen
tandorten im Binnenland möglich sind. Das wollen wir
icht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir wollen, dass die Schwerpunkte bei der Windenergie

m Binnenland anders gesetzt werden.
Im gleichen Atemzug weise ich auch darauf hin, dass

ie Unionsfraktion dem Vorschaltgesetz trotz großer Be-
enken zum Verfahren in Sachen Photovoltaik bzw. So-
ar – ich habe das vorhin geschildert – vor Weihnachten
ugestimmt hat. Wir haben damit deutlich gemacht, dass
uch wir die erneuerbaren Energien ernst nehmen und






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

sie stärken wollen. Es kann aber nicht sein, dass Sie, um
Ihr Klientel zu streicheln, ganz bestimmte Sektoren im
Bereich der erneuerbaren Energien weiter stützen und
zum Beispiel die Chancen, die die Biomasse bietet, ver-
nachlässigen. Das ist nicht richtig. Gerade die Biomasse
bietet die Chance, die Konflikte, die im Binnenland teil-
weise bei Windkraftanlagen entstehen, zu vermeiden
oder zu lösen. Deshalb sagen wir: Wenn die Schwer-
punkte nicht anders gesetzt werden als in Ihrer Vorlage,
dann kann eine Zustimmung nicht erfolgen.

Lassen Sie mich ganz zum Schluss noch etwas
Grundsätzliches sagen: Die Unionsfraktion bekennt sich
zu dem Verdopplungsziel bis zum Jahr 2010. Sie aber
schreiben in diesem Gesetzentwurf schon eine weitere
Zielvorstellung fest, nämlich bis zum Jahre 2020 den
Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent zu
steigern. Wir waren doch gemeinsam der Auffassung,
dass die derzeitigen Umlagen – Sie sagen immer, es han-
dele sich nicht um Subventionen; ich würde sie als indi-
rekte Subventionen bezeichnen – daraufhin geprüft wer-
den müssen, ob sie tatsächlich den erneuerbaren
Energien zur Marktreife verhelfen; denn irgendwann
müssen die erneuerbaren Energien im Vergleich zu den
bisherigen Energieangeboten konkurrenzfähig sein.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Trotz Ihres Widerstands!)


Aus dem Grunde muss geprüft werden, ob die erneuer-
baren Energien eines Tages tatsächlich ohne Umlagen,
also ohne indirekte Subventionen, auskommen. Deshalb
ist es richtig, dass man die gesetzliche Förderung auf das
Jahr 2010 begrenzt. Wenn Sie aber heute schon davon
reden, dass Ihre Zielvorstellungen bis zum Jahr 2020 rei-
chen, dann bedeutet das doch im Klartext, dass die Prü-
fung im Jahre 2010 keinerlei Bedeutung hat.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Quatsch!)


Das wollen wir nicht.
Wir sind bereit, das Verdopplungsziel bis zum Jahre

2010 mitzutragen. Wir machen aber nicht mehr mit,
wenn Sie heute schon gesetzgeberische Vorgaben für die
Jahre 2020 ff. erlassen. Das wäre nämlich ein Verstoß
gegen den Grundsatz, dass immer wieder überprüft wer-
den muss, ob erneuerbare Energien konkurrenzfähig
sind. Aus dem Grunde richten wir die dringende Auffor-
derung an Sie, auch in diesem Punkt das Gesetz zu än-
dern; sonst können wir nicht zustimmen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508700300

Ich erteile das Wort Kollegen Ulrich Kelber, SPD-

Fraktion.

Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1508700400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Es ist gut, dass wir am Freitagmorgen, zur so ge-
nannten Kernzeit, über Klimaschutz sprechen. Das wird

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(C (D er Bedeutung des Themas durchaus gerecht. Ganz geau geht es heute um ein neues Instrument für den Kliaschutz in Europa und in Deutschland: den Emissionsandel, also den Handel mit einer immer kleiner erdenden Zahl von Berechtigungen für die Emission chädlicher Treibhausgase, um punktgenau klimapolitiche Ziele erreichen zu können. Zum ersten Mal sprechen wir heute über den Emis ionshandel anhand eines konkreten Gesetzentwurfs. uch das macht eine neue Qualität der Diskussion aus. Stichwort Qualität der Diskussion: Herr Paziorek, ich and es überzeugend, wie Sie das entschiedene Jein der DU/CSU zur Förderung der erneuerbaren Energien orgetragen haben und wie Sie wieder einmal einen Spaat geschafft haben, indem Sie einerseits sagen, das Parament solle beim Emissionshandel entscheiden, sich ber andererseits beschweren, dass die Regierung keine chwerpunkte setze. Ich habe darauf gewartet, dass Sie inmal Ihre Position zu den wichtigen Inhalten des missionshandels darstellen. Sind Sie wirklich immer arauf angewiesen, dass Jürgen Trittin und die SPD für ie vordenken? Oder haben Sie auch eine eigene Meiung zu dem Thema? (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Bei der Förderung erneuerbarer Energien erkennt
uch der Laie ziemlich schnell den Zusammenhang zwi-
chen der Maßnahme selbst und dem Klimaschutz. Beim
missionshandel ist dieser Zusammenhang für viele Be-
bachter nicht direkt erkennbar. Mikroallokation, Ma-
roallokation, Erfüllungsfaktor, Zertifikate, Derivate,
anking, Borrowing – das sind unglaublich viele neue
egriffe, die eher verwirren als klar machen, worum es
eht.
Bei all diesen neuen Begriffen droht der eigentliche

weck des Emissionshandels manchmal in den Hinter-
rund zu geraten. Deswegen noch einmal ganz deutlich:
er wie viel Geld mit dem Handel von Zertifikaten
erdienen kann, ist völlig zweitrangig. Entscheidend ist:
st dieses Instrument geeignet, zu wirtschaftlich vertret-
aren Kosten unsere Klimaschutzziele punktgenau zu er-
üllen?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

chaffen wir es, die Emission von Treibhausgasen zu re-
uzieren?
Der Erfolg hängt auch davon ab, ob wir die Funk-

ionsweise und den Sinn des Emissionshandels einer
reiten Bevölkerungsschicht deutlich machen können,
b wir erklären können, dass der Emissionshandel ein
nstrument ist, um punktgenau ehrgeizige Klimaschutz-
iele zu erreichen. Dazu werden die knapp 60 Prozent
es Kohlendioxidausstoßes in Deutschland, für die die
roßen Kraftwerke und Industrieanlagen verantwortlich
ind, individuell auf die einzelnen gut 2 500 Anlagen
ganz genau sind es zurzeit 2 629 Anlagen – aufgeteilt.
Bis zum Jahr 2012 muss jede Anlage ihre Emission

on Treibhausgasen um eine bestimmte Menge reduzie-
en. Das ist der für den Klimaschutz wichtige Teil. Gut






(A) )



(B) )


Ulrich Kelber

ist, dass jedes Unternehmen den kostengünstigsten Weg
wählen kann: Es kann entweder die Emissionen wie vor-
gegeben zum Beispiel durch technische Maßnahmen
selbst reduzieren, es kann die Klimaschutzziele überer-
füllen und nicht mehr benötigte Emissionsrechte an an-
dere verkaufen oder es kann solche Rechte von anderen
Firmen zukaufen.

Ohne bürokratischen Aufwand werden wir so unsere
Klimaschutzziele erreichen. Da die deutschen Firmen als
Gesamtheit die Klimaschutzziele bis 2012 sogar über-
erfüllen werden – davon gehe ich aus –, werden sie
Emissionsrechte an Firmen in anderen europäischen
Ländern für viel Geld verkaufen können. Wir werden
also die Klimaschutzziele erfüllen und gleichzeitig als
Volkswirtschaft Geld verdienen. Mehr kann man von ei-
nem Gesetz nicht erwarten.

Ich wiederhole noch einmal: Emissionshandel ist ein
Instrument für den Klimaschutz. Anstrengungen für den
Klimaschutz sind wichtiger denn je. Es gibt sehr viele
negative Entwicklungen und bisher nur wenige positive
Nachrichten. Wir haben gestern über die Weigerung
Russlands gesprochen, das Kioto-Protokoll, durch das
der Klimaschutz erweitert werden soll, zu ratifizieren
und damit in Kraft zu setzen. Das ist eine negative Nach-
richt. Die Verweigerungshaltung der USA beim Klima-
schutz insgesamt ist die größte Negativbotschaft, weil
dieses Land der Hauptklimakiller ist und auf Kosten an-
derer Gesellschaften und vor allem künftiger Generatio-
nen lebt. Negativ sind auch neue Erkenntnisse über das
Ausmaß bisheriger Klimaveränderungen, die größer sind
als angenommen. Negativ sind neue Erkenntnisse über
die Gefahr eines Zusammenbruchs des Golfstroms durch
eine Veränderung des Salzgehalts im Nordatlantik. Die
Folge wären drastische, schnelle Klimaveränderungen in
Europa.

Negativ sind auch die neuen Erkenntnisse über einen
schnellen, massiven Anstieg des Meeresspiegels durch
Eisrutsch. Die Gletscher in Grönland und in der Antark-
tis sind instabiler als gedacht. Wenn sie einmal abrut-
schen, können sie innerhalb weniger Jahre einen Anstieg
des Meeresspiegels um viele Meter bewirken.

Es gibt aber auch Hoffnungszeichen. Der Emissions-
handel der EU ist ein solches Hoffnungszeichen. Aber
auch die Erfolge Deutschlands und Großbritanniens
bei der Minderung der Emission von Treibhausgasen
sind positive Signale. Es ist doch nicht seltsam, dass ge-
rade die beiden großen Länder der EU, die auf diesem
Gebiet die größten Erfolge aufweisen können, nämlich
Großbritannien und Deutschland, darauf drängen, dass
man für die Zeit nach 2012 weitere ehrgeizige Ziele
steckt. Wir haben bewiesen, dass solche Ziele erreicht
werden können. Wir haben bewiesen, dass Klimaschutz
nicht mit Wohlstandsverlust, sondern mit Wohlstandsge-
winn – Stichwort „Emissionshandel“ – verbunden sein
kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die enormen Wachstumsraten beim Ausbau der er-
neuerbaren Energien sind ebenfalls ein Pluspunkt für

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(C (D en Klimaschutz. Natürlich sind wir stolz darauf, dass eutschland auf diesem Gebiet Weltspitze ist. Nach dem Eigenlob für Deutschland möchte ich aber uch darauf hinweisen, dass China, ein Land mit riesien Wirtschaftswachstumsraten, angekündigt hat – das st eine der besten Nachrichten –, mit dem Ziel moderniieren zu wollen, die Kohlendioxidemissionen zu senken nd nicht zu erhöhen. Fazit: Es gibt einige positive Beispiele. Es bieten sich hancen für den Klimaschutz. Zurück zum Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz. eute findet die erste Lesung statt. Am 9. Februar gibt s eine öffentliche Anhörung des Bundestages. Das Geetz wird viele technische und juristische Einzelheiten um Ablauf des Emissionshandels regeln. Das noch pannendere Gesetz, das Gesetz zum Nationalen Allokaionsplan, wird regeln, welche Anlage wie viel emittieen darf und wie stark die Emissionen vermindert weren müssen. Dieses Gesetz wird noch kommen. Nach der Anhörung im Umweltausschuss werden wir atürlich über die Details des Treibhausgas-Emissionsandelsgesetzes diskutieren. Zu drei Grundsätzen öchte ich aber kurz etwas sagen. Ich halte es für richtig, keine neue Bürokratie für die berwachung und Erfassung der Anlagen aufzubauen, ondern auf die bewährten Instrumente der Bundesläner zu setzen. Ich halte es für richtig, keine neue Behörde zur Veraltung der Emissionszertifikate zu schaffen, sondern iese Aufgabe dem Umweltbundesamt anzuvertrauen. Ich halte es ferner für richtig, dass das Parlament die rundsätze festlegt, nach denen die Verteilung stattfinet. Wir sollten uns aber nicht um die Verteilung der missionen auf 2 629 Anlagen kümmern müssen, sonern die Verteilung in einer Verordnung regeln. Das sind drei wichtige Festlegungen, die im Gesetz orgesehen sind, die wir so auch umsetzen sollten. Parallel zum Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz indet bereits die Diskussion über den Nationalen Alloationsplan statt. In den letzten Tagen wurden frühere ussagen von Wirtschaftsund Oppositionsvertretern ber Ausnahmen und Sonderwünsche im Emissionshanel zurückgenommen oder nur noch sehr leise vertreten. Der Grund dafür ist klar: Jeder dieser Sonderwünsche at eine ganz eindeutige Folge. Die Anzahl der Emisionsberechtigungen ist durch die Klimaschutzziele berenzt. Jeder Sonderwunsch, jede Ausnahme führt dazu, ass anderen Kraftwerken und anderen Industrieanlagen öhere Auflagen auferlegt werden müssten und sie demufolge mit Mehrkosten für den Klimaschutz belegt würen. Das heißt, jede Ausnahme, die Sie fordern, führt azu, dass andere stärker belastet werden. Auch das uss man der Öffentlichkeit deutlich machen. Noch eines muss gelten: Der Emissionshandel darf icht zur Bevorzugung der Anlagen heutiger Marktteil Ulrich Kelber nehmer gegenüber den Anlagen zukünftiger Marktteilnehmer führen. Manche Wirtschaftsverbände vertraten seltsame Vorstellungen, die aus meiner Sicht mit Marktwirtschaft nicht mehr viel zu tun hatten. Letztlich muss auch die freiwillige Klimaschutzvereinbarung der deutschen Industrie erfüllt werden. Sie kann nicht wegdefiniert werden. Gleichzeitig muss die deutsche Wirtschaft aber auch das Signal erhalten, dass sie infolge des Emissionshandels nicht mit Mehrbelastungen belegt wird. Parallel zur Einführung des EU-Emissionshandels müssen wir uns um andere nationale und internationale Instrumente des Klimaschutzes kümmern. Wir brauchen eine Weiterentwicklung des nationalen Klimaschutzprogramms. Wir müssen uns darum kümmern, dass das Kioto-Protokoll in Kraft gesetzt wird, und darum weiterhin Druck auf Russland ausüben; darüber haben wir gestern diskutiert. Erst dann können wir die flexiblen Instrumente im EU-Emissionshandel ebenfalls einsetzen. Erst dann kann der Export von Klimaschutztechnologien erfolgen und eine Kooperation mit anderen Industriestaaten und Entwicklungsländern aufgebaut werden. Über die Zeit nach 2012 müssen wir nachdenken; wir müssen über so etwas wie Kioto II nachdenken. Wir brauchen eine weitere deutliche Senkung der Emission von Treibhausgasen. Diese Koalition hat eine weltweit anerkannte Schrittmacherfunktion übernommen, indem sie gesagt hat: Wenn sich die EU zu einer Minderung um 30 Prozent bekennt, dann schaffen wir in Deutschland auch eine Minderung um 40 Prozent. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





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Um mit den Schwellen- und Entwicklungsländern
als Partner im Klimaschutz deutlich zusammenarbeiten
zu können, braucht es ein klares und bestimmtes Be-
kenntnis, nämlich dass auf lange Sicht jeder Mensch für
die gleiche Menge an Emissionen von Treibhausgasen
verantwortlich sein muss, egal wo er wohnt. Es kann
nicht sein, dass der Norden mit 20 Prozent der Bevölke-
rung auf Dauer für 80 Prozent der Emission von Treib-
hausgasen verantwortlich ist. Jeder hat die gleichen
Rechte; das ist die einzige demokratische Möglichkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Können wir das schaffen? – Ja. Die dazu notwendigen
Technologien sind vorhanden bzw. in wenigen Jahren
entwickelbar. Wir schaffen das!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508700500

Ich erteile das Wort Kollegin Birgit Homburger, FDP-

Fraktion.

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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir eraten heute nach der Debatte, die wir gestern über das ioto-Protokoll geführt haben, die Einführung des reibhausgas-Emissionshandelsgesetzes und die Noelle zum Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Einführung des europäischen Emissionshandels st im Prinzip eine gute Nachricht. Eine nachhaltige Kliapolitik verlangt, dass pro eingesetztem Euro so viel reibhausgase wie möglich vermieden werden. Oder anersherum gesagt: Es geht darum, Treibhausgasemissioen so kostengünstig wie möglich zu verringern. Dazu ann der Emissionshandel einen wesentlichen Beitrag eisten. Ich freue mich, dass diese Erkenntnis, die die DP seit den 80er-Jahren vertritt, in diesem Hause zwichenzeitlich mehrheitsfähig geworden ist. (Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Warum haben Sie das denn nicht eingeführt? Haben Sie das verhindert, Frau Merkel?)

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1508700600

Die FDP war die erste Fraktion, die dazu konkrete
orschläge gemacht hat.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

nermüdlich haben wir unsere Vorstellungen zum Emis-
ionshandel und auch zur Förderung regenerativer Ener-
ien hier im Deutschen Bundestag eingebracht. Da fragt
ich natürlich: Was hat eigentlich die Bundesregierung
n all diesen Jahren getan, Herr Trittin?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nationale Alleingänge!)


ie haben vorhin Kriterien formuliert und gesagt, eine
echtzeitige Einführung sei von großer Bedeutung. Dazu
ann ich nur feststellen: Noch im letzten Jahr, und zwar
m Juni 2003, hat nicht nur Ihr Kollege Clement, son-
ern auch Bundeskanzler Schröder beispielsweise in der
FAZ“ erklärt, wir brauchten den Emissionshandel nicht.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Da schau her!)


Deswegen kann ich Ihnen nur sagen: Wenn Sie davon
prechen, man müsse ein solches Instrument rechtzeitig
inführen, weil es ein völlig neues Instrument sei und
ich die Beteiligten darauf einstellen müssten, dann ha-
en Sie, Herr Trittin, an dieser Stelle mit Ihrer Verweige-
ung in den letzten Jahren großen Schaden angerichtet.
ie sind schuld daran, dass es hier im Augenblick Un-
icherheit gibt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Nun droht also das Kind in den Brunnen zu fallen.
ie Spielregeln des europäischen Emissionshandels
urden weitgehend ohne die Bundesrepublik Deutsch-
and festgelegt. Nun wird mit heißer Nadel und in aller
ile die Umsetzung vorbereitet. Es gibt durchaus Anlass
ur Sorge, dass ein Debakel droht und dass ein hocheffi-
ientes Instrument in einem rot-grünen chaotischen und
ürokratischen Monster endet.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig!)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Allein die Tatsache, dass die Ökosteuer, die KWK-Rege-
lungen, das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das Bundes-
Immissionsschutzgesetz und diverse Selbstverpflichtun-
gen mit dem Emissionshandel verknüpft werden müs-
sen, macht das ganze Drama deutscher Regelungswut
deutlich.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die FDP hat seit langem für die Einführung des Emis-
sionshandels plädiert. Denn wir halten es für ein überle-
genes Instrument. Deshalb stellt sich die Frage, warum
die vorgelegten Regelungsentwürfe im Augenblick
kaum Freude auslösen. Eine aktuelle Umfrage bei den
Unternehmen hat jüngst ergeben, dass rund 75 Prozent
der Unternehmen mit einer Verteuerung ihrer Produkte
durch den Emissionshandel rechnen und nicht etwa mit
einer Vergünstigung, um die es hier ja geht. Wir wollen
doch die Verringerung der Emissionen kostengünstiger
organisieren. Die Unternehmen gehen nicht davon aus,
dass das gelingt. Dazu kann ich nur sagen: Das größte
Problem in diesem Zusammenhang sind rechtliche Un-
sicherheiten, die dafür sorgen, dass die Unternehmen
derzeit keine verlässliche Investitionsplanung vorneh-
men können.


(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: So ist es!)

Herr Trittin, Sie haben jüngst geäußert, Sie wollten,

dass der Kraftwerkspark erneuert werde, weil damit
1Tonne CO2 deutlich günstiger vermieden werdenkönne als beispielsweise durch die Förderung der Wind-
energie.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir wollen beides!)

Das finde ich lobenswert. Allerdings sind die Bedingun-
gen natürlich nicht klar. § 12 Ihres Entwurfes eines Ge-
setzes zum Emissionshandel bietet die Möglichkeit, ge-
gen die Zuteilung von Emissionsrechten Widerspruch zu
erheben. Der Widerspruch hat aber keine aufschiebende
Wirkung. In § 15 wird die Rechtsnatur der Emissions-
handelsrechte verschwiegen: Es ist völlig unklar, ob es
sich dabei um Waren handelt, also um handelbare Eigen-
tumsrechte, oder ob es sich etwa um Wertpapiere handelt
und deswegen womöglich die Bundesanstalt für Finanz-
dienstleistungsaufsicht auch noch darüber eine Aufsicht
ausübt. In diesen Punkten besteht völlige Unklarheit. So-
lange diese nicht beseitigt ist, Herr Trittin, so lange kann
die Wirtschaft nicht entscheiden, weil sie keine verläss-
liche Basis hat. Das ist das Ergebnis schlampiger Vorbe-
reitung durch Sie.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ohnehin gilt die mit immensem Aufwand ermittelte

Datenbasis für den Emissionshandel als mangelhaft. Ein
Sprecher des Bundesumweltministeriums wird mit der
Aussage zitiert, man habe noch keinen Überblick. Intern
geht man in Ihrem Hause davon aus, dass die Daten
schlicht unzutreffend sind. Wer ein Softwarepaket zur
Ermittlung der Daten mehrfach ändert – in kürzestem
Zeitraum –, der braucht sich nicht zu wundern, wenn Da-
ten nicht stimmen, der braucht sich auch nicht zu wun-
dern, dass es dann zwischen Ihnen, Herr Trittin, und

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(C (D errn Clement Differenzen gibt in der Frage, wie CO2-inderungen eigentlich zu bewerten sind, die für die nternehmen zum Schluss zwischen 80 und 240 Milionen Euro Kosten ausmachen werden. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: KlimaMaut!)


iese Differenzen haben Sie nicht geklärt. Das hängt al-
es mit der mangelnden Datenbasis zusammen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wer liefert denn die Daten? Die Bundesländer!)


an hätte das alles vernünftig vorbereiten können; wir
aben Sie in den letzten Jahren mehrfach dazu aufgefor-
ert. Sie haben das alles ignoriert; deswegen haben Sie
etzt die Verantwortung zu tragen.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Die schlechtesten Daten kommen aus den FDP-Bundesländern!)


Nicht zuletzt auch deshalb gibt es Schwierigkeiten,
eil das wichtigste und entscheidendste Element des
missionshandels, der so genannte Nationale Alloka-
ionsplan, vom Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz
etrennt ist. Genau an dieser Stelle werden die Anfangs-
uteilungen entschieden werden. Wir diskutieren hier
lso über die – wenn Sie so wollen – berühmte „Dame
hne Unterleib“, Herr Minister. Wenn man es nicht bes-
er wüsste, könnte man glauben, das sei eine Parodie auf
ot-grüne Umweltpolitik. Aber leider ist die Sache un-
laublich ernst.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann die nicht einmal in einen anderen Ausschuss wechseln? Außenpolitik?)


eswegen müssen wir in den Beratungen darauf hinwir-
en, dass wir die Sache zu einem vernünftigen Ab-
chluss bringen.
Jetzt komme ich zu einem weiteren Punkt, nämlich

em Erneuerbare-Energien-Gesetz. Da sieht es leider
aum besser aus. Dass heute die EEG-Novelle und das
reibhausgas-Emissionshandelsgesetz gemeinsam bera-
en werden, ist ein Produkt parlamentarischer Ablaufpla-
ung. Eigentlich müsste es viel mehr sein: Es müsste
ämlich gewollt sein. Ist es denn nicht so, dass der Emis-
ionshandel ein wichtiges Element des Klimaschutzes ist
nd dieser wiederum – neben anderen Aspekten – ein
entrales Argument für die Förderung der erneuerbaren
nergien ist? Wenn das so ist, dann muss man offen-
ichtlich die Förderung erneuerbarer Energien mit der
nternationalen Klimapolitik verbinden.


(Beifall bei der FDP)

Nichts liegt näher und nichts anderes wird dringender

ebraucht. Von nichts anderem, Herr Trittin, ist diese
undesregierung weiter entfernt, als tatsächlich hier eine
erknüpfung herzustellen. Sie haben auch das in den
etzten Jahren vollkommen verschlafen.


(Beifall bei der FDP – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)







(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Sie haben nach wie vor keine langfristige Klimaschutz-
strategie. Wenn Sie hier von einem Gesamtkonzept re-
den, kann ich Ihnen nur sagen: Wir wollen die Verknüp-
fung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes mit dem
Klimaschutz und wir sind der Meinung, dass an dieser
Stelle das EEG durch ein modernes Instrument ersetzt
werden muss, nämlich durch ein marktwirtschaftliches
Fördermodell.

Wir müssen auch in der Speichertechnologie voran-
kommen, um zu erreichen, dass die regenerativen Ener-
gien auf Dauer grundlastfähig werden. Wenn sie grund-
lastfähig werden, dann müssen wir die Netze nicht mehr
ausbauen, dann müssen wir die bisherige Regelenergie
nicht mehr vorhalten, dann haben wir eine große Ent-
wicklungschance für die erneuerbaren Energien. Das
will die FDP, meine sehr verehrten Damen und Herren,
und das kapiert diese Bundesregierung nicht.


(Beifall bei der FDP – Marco Bülow [SPD]: Gott sei Dank nicht!)


Die FDP wird sich – wie immer – konstruktiv an den
Beratungen beteiligen. Die FDP hat einen großen Anteil
daran, dass das Instrument des Emissionshandels poli-
tisch mehrheitsfähig wurde. Wir sind überzeugt, dass es
ein überlegenes Instrument ist, dass man klimapolitische
Ziele zu den geringsten Kosten realisieren kann. Deshalb
wird die FDP alles daransetzen, dass dieses Instrument
funktionsfähig wird, dass wir es vernünftig nutzen kön-
nen und dass es nicht durch grünen Dilettantismus kaputt
gemacht wird.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508700700

Ich erteile das Wort dem Kollegen Marco Bülow,

SPD-Fraktion.


Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1508700800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Aus meiner Sicht ist der Klimawechsel das größte
Problem, mit dem wir es heute zu tun haben. Er ist
noch ernster zu nehmen als die Terrorgefahr.

Diese Worte von David King, dem obersten wissen-
schaftlichen Berater von Tony Blair, waren neulich in
der Zeitschrift „Science“ zu lesen. Ich glaube, dieser
Mann hat völlig Recht. In vielen Debatten muss man lei-
der erkennen, dass viele immer noch nicht wissen, um
was es hier geht. Wir stehen mitten in einem Klimawan-
del und er ist tatsächlich eines der größten Probleme,
wenn nicht das größte Problem.

Wir sprechen häufig – das merkt man an den Wortbei-
trägen – über Formalia: wann was eingereicht wurde
usw. Es geht aber darum, die schlimmsten Auswirkun-
gen des Klimawandels, in dem wir mittendrin stecken,
einzudämmen. Ich halte nichts von Horrorszenarien.
Deswegen bin ich dafür, darüber zu sprechen – das ha-
ben wir getan –, mit welchen Maßnahmen man gegen

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(C (D en Klimawandel zu Felde ziehen kann und vor allen ingen welche Chancen mit dem Klimaschutz verbunen sind. Auf eine der Maßnahmen zum Klimaschutz ist Herr elber heute schon eingegangen, nämlich den Emisionshandel. Durch moderne Kraftwerke kann Energie ingespart und können CO2-Emissionen gesenkt werden.nser Kraftwerkspark und fast alle Kraftwerke in Euopa sind veraltet. Darüber müssen wir sprechen. Wir üssen über die Vermeidung von CO2 sprechen – auchas tun wir. Beispielsweise würde die Abschaltung aller tandby-Geräte dazu führen, dass ein Atomkraftwerk berflüssig wird. Auch die Förderung der erneuerbaren nergien – damit komme ich zu dem Thema, das heute uf der Tagesordnung steht – ist eine wichtige Maßahme. Die Verknüpfung mit dem Klimaschutz müsste elbst der FDP mittlerweile offensichtlich sein. Zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Geset es, kurz EEG. Es ist das weltweit erfolgreichste Instruent zur Förderung der erneuerbaren Energien. Das ird in allen Studien bestätigt, das sagen alle Wissenchaftler. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch meine, wir sollten das auch in Deutschland langsam
ur Kenntnis nehmen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Andere Länder kopieren das!)


rfolgreich ist es vor allen Dingen deshalb, weil es mit-
ilft – das ist die konkrete Verknüpfung mit dem Klima-
chutz –, 50 Millionen Tonnen CO2 in Deutschland zuermeiden. Aber nicht nur das: Fast 50 Millionen Ton-
en weiterer Luftschadstoffe, die immer unter den Tisch
allen, die aber auch sehr wichtig sind, werden durch die
örderung der erneuerbaren Energien vermieden.


(Beifall bei der FDP)

Das EEG ist auch ein Beschäftigungsprogramm.

35 000 Menschen sind im Bereich der erneuerbaren
nergien beschäftigt; das ist eine Beschäftigungswirk-
amkeit, die kein anderer Energiebereich erreicht.
Es ist ein Mittelstandsprogramm, weil die Menschen,

ie im Bereich der erneuerbaren Energien in Arbeit ge-
racht werden, und die Firmen, die in diesem Bereich tä-
ig sind, hauptsächlich im Mittelstand angesiedelt sind;
as fordern wir ja auch immer.
Es ist ein Technologieprogramm, das eine innovative

nd moderne Technologie fördert, die Zukunft hat und
ei der Deutschland an der Spitze mitmacht.
Deswegen ist es auch ein Exportprogramm. Wenn

ich die Technologien weiter durchsetzen und auch an-
ere Länder darauf bauen – das tun sie; sie kopieren das
EG zunehmend –, werden wir die Möglichkeit haben,
iese Technologien zu exportieren.
Es ist auch ein Sicherheitsprogramm. Wir wissen,

ass viele fossile Ressourcen in Ländern und Regionen
u finden sind, in denen die sicherheitspolitische Lage






(A) )



(B) )


Birgit Homburger

schwierig ist und in denen die Konflikte und Kriege um
Öl und andere Ressourcen zunehmen werden. Deshalb
bringt die Förderung der erneuerbaren Energien auch die
Sicherheit nach vorne.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das EEG übererfüllt also die Anforderungen und
schafft viele Möglichkeiten; das meinte ich mit „Chan-
cen“. Man könnte sagen: Es ist eine unserer wichtigsten
„Nachwuchshoffnungen“, die wir für die Zukunft brau-
chen, die unentbehrlich wird und die uns Perspektiven
gibt.

Jetzt geht es darum, den Nachwuchs in eine neue Le-
bensphase zu begleiten. Wir novellieren das Erneuer-
bare-Energien-Gesetz, um es an die neuen Verhältnisse
anzupassen und um es noch effizienter und erfolgreicher
zu machen. Dies ist die erste Lesung zur Novellierung.
Seit Dezember liegt der Regierungsentwurf zur Novel-
lierung vor, der eine gute Grundlage für unsere Beratun-
gen bildet. Ich werde hier keine Detaildiskussion begin-
nen. Aber wir müssen natürlich in den Ausschüssen und
in den Fraktionen über die Details reden und mit den
Sachverständigen darüber diskutieren; das ist bereits in
vollem Gange. Dazu sind alle herzlich eingeladen. Am
8. März findet zu diesem Thema eine öffentliche Anhö-
rung in diesem Hause statt. Ich glaube, dann werden wir
noch einmal über die Details zu reden haben und auch
vernünftige Ergebnisse bekommen.

Ich möchte nur ganz kurz auf die Punkte eingehen,
die für uns wichtig sind.

Zu der kleinen und großen Wasserkraft. Auf der einen
Seite müssen wir darüber diskutieren, dass wir weiterhin
die kleine Wasserkraft betreiben und sie auch fördern,
auf der anderen Seite gibt es im Novellierungsentwurf
die Öffnung – zumindest ein kleines Tor – zur großen
Wasserkraft. – Das ist der erste Diskussionspunkt.

Der zweite Diskussionspunkt ist die Bioenergie, die
sehr große Chancen bietet. Ich glaube, dass wir diese
Chancen noch weiter verfolgen müssen, als wir es im
Gesetzentwurf getan haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Außerdem haben wir über die Windkraft und die Härte-
fallregelung zu reden. Auch hier gibt es Diskussions-
punkte, die wir noch näher ansprechen müssen. Über die
Photovoltaik müssen wir Gott sei Dank nicht mehr spre-
chen. Denn mit unseren Beschlüssen vom Dezember
letzten Jahres haben wir hierfür eine gute Grundlage ge-
schaffen. So stellt der Geschäftsführer des Bundesver-
bandes Solarenergie, Gerhard Stryi-Hipp, fest, mit der
Verabschiedung des Photovoltaik-Vorschaltgesetzes sei
Deutschland einer der weltweit attraktivsten Märkte für
Solaranlagen. Genau diese Bedingung wollen wir für
alle Sparten schaffen oder erhalten. Das ist im Bereich
der erneuerbaren Energien unser Ziel. Hier sind wir auf
dem richtigen Weg.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Wir laden alle, insbesondere die Union, ein, sich dem rfolgreichen Projekt EEG anzuschließen. Allerdings ürfen wir bei unseren Diskussionen nicht hinter den jetigen Stand des Entwurfes zurückfallen. Aber bei den iskussionen im Plenum höre ich ja immer – das freut ich jedes Mal –, dass die Union eigentlich viel mehr ill, als in den Entwürfen enthalten ist. Aber ich weiß, ass gerade bei Ihnen von der CDU/CSU eine Riege itzt, die in diesem Bereich eigentlich viel weniger will. arüber müssen Sie innerhalb der Union eine Diskusion führen. Dann, denke ich, können wir eine gute Basis chaffen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Paziorek, wirklich absoluter Blödsinn ist es,
eim Thema Energiepolitik zu sagen: Wir diskutieren
ur bis zum Jahr 2010. – Nein, auch die Perspektive des
ahres 2020 ist fast zu niedrig gegriffen. Natürlich muss
an sich Nahziele wie die Jahre 2010 oder 2020 setzen.
ber man muss auch weiter in die Zukunft schauen.
enn man sich überlegt, dass ein Kraftwerkspark, der
ebaut wird, 40 Jahre Bestand hat, also zwei Generatio-
en lang vorhanden ist, dass die Auswirkungen des Kli-
as nicht in zehn oder 20 Jahren zu reparieren sind und
ass Atomenergie zig Generationen strahlt, dann kann
an beim Thema Energiepolitik nicht sagen, dass man
ur bis zum Jahr 2010 diskutiert. Vielmehr muss man
uch darüber hinaus eine Perspektive schaffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine wichtige Neuerung im Entwurf zur Novellierung
st die eingeforderte Transparenz, gerade im Umgang
it den Kosten. Bereits im Dezember letzten Jahres
abe ich zur Kostendiskussion Stellung genommen. Die
ntsprechenden Übertreibungen sind aber immer noch
orhanden und die unfairen Kostenvergleiche hören
icht auf. Der neueste Clou zeigt sich bei der Begrün-
ung für die Steigerung der Stromkosten für den Kun-
en in diesem Jahr. Da werden die steigenden Kosten,
ie die Stromanbieter den Kunden aufbürden, mit den
egelungen im Bereich der erneuerbaren Energien be-
ründet. Das ist wieder eine Milchmädchenrechnung,
er man entgegentreten muss.
Zur Erklärung möchte ich Folgendes sagen: Im letz-

en Jahr haben die Stromversorger den Verbrauchern für
ie erneuerbaren Energien Kosten in Rechnung gestellt,
eren Höhe über den realen Ausgaben lag. Hierbei
tützte man sich auf Prognosen. Das kann man so hin-
ehmen, wenn diese Kosten in diesem Jahr verrechnet
erden und den Kunden gegebenenfalls Geld zurücker-
tattet wird.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Pustekuchen!)


Stattdessen liegen für das Jahr 2004 Prognosen vor,
ie wieder völlig überhöhte Kosten beinhalten. Die rea-
istischen Kosten betragen 0,1 Cent pro Kilowattstunde.
ie Versorger führen aber Erhöhungen von teilweise
,8 Cent pro Kilowattstunde durch. Wer diesen Umstand






(A) )



(B) )


Birgit Homburger

mit dem Verweis auf die erneuerbaren Energien erklärt,
der hat, wie ich finde, den Schuss nicht mehr gehört.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hierbei handelt es sich also um eine achtmal so hohe
Rechnung. Übrigens, weitere Stufen der Ökosteuer ha-
ben wir dieses Jahr auch nicht eingeführt. Also kann
diese Begründung für die Erhöhungen nicht richtig sein.

Also, lieber Verbraucher, liegt diese deutliche Erhö-
hung der Preise nicht an den erneuerbaren Energien. Ha-
ken Sie bei Ihrem Stromanbieter genauer nach, wenn er
die Preise erhöht.

Denken Sie daran, dass es richtig teuer wird, wenn
wir die Energiewende nicht konsequent fortsetzen und
dem Klimawandel nicht entgegenwirken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind dazu gewillt, aber wir brauchen die Unterstüt-
zung aller.

Danke und Glückauf!

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508700900

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Peter Paziorek das Wort.


Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1508701000

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bülow, Sie ha-

ben gesagt, in der Energiepolitik müsse über das Jahr
2010 hinausgeschaut werden. Mir haben Sie vorgewor-
fen, dass meine Aussage, wir müssten im Jahre 2010
prüfen, welchen Beitrag die erneuerbaren Energien wei-
terhin leisten könnten, nicht den Grundanforderungen an
Energiepolitik entspricht.


(Ulrich Kelber [SPD]: Nein, das hat er nicht gesagt!)


– Das hat er sehr wohl so gesagt.

(Ulrich Kelber [SPD]: Nein!)


Klar ist: Wir brauchen in Deutschland ein Energie-
konzept, das belastbar ist und Schwerpunkte setzt: für
den Anteil von konventionellen, fossilen Energieträgern,
von Gaskraftwerken, von – dieser Ansicht sind wir – der
Kernenergie und von erneuerbaren Energien. Das alles
muss in Deutschland geleistet werden.

Ihre Regierung hat den Versuch gemacht, ein solches
Energiekonzept zu formulieren. Der frühere Wirtschafts-
minister Müller musste an einem parlamentarischen
Abend vor kurzem aber erklären, dass er leider dabei ge-
scheitert ist, ein solches Energiekonzept in der rot-grü-
nen Bundesregierung durchzusetzen.


(Birgit Homburger [FDP]: So ist es!)


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(C (D In einem solchen Energiekonzept könnten die Weihenstellungen für eine Energiepolitik vorgenommen erden, die über das Jahr 2010 hinausreicht. (Ulrich Kelber [SPD]: Von wann stammt das letzte?)


ch kritisiere, dass Sie es nicht schaffen, ein belastbares
nergiekonzept für die Energiepolitik insgesamt zu for-
ulieren, dass Sie aber ausgerechnet für den Teilbereich
er erneuerbaren Energien Ziele festsetzen wollen, die
is weit über das Jahr 2010 hinausgehen und bis 2020
der 2025 reichen. Man muss sich die Frage stellen: Wa-
um legen Sie ein solches Konzept nur für einen Teilbe-
eich und nicht für alle Bereiche der Energiepolitik vor?
ie wären glaubwürdiger, wenn Sie den Anteil der er-
euerbaren Energien in einem Gesamtkonzept zur Ener-
iepolitik ausweisen würden, das über das Jahr 2010 hi-
ausgeht.
Wir haben den Eindruck, Sie machen nur Klientelpo-

itik. Für die Brennstoffe, bei denen es wirklich span-
end wird, nämlich bei der Braunkohle und der Stein-
ohle – hier spielt auch die Frage der heimischen Kohle
nd der Importkohle eine Rolle –, schaffen Sie es nicht,
in Energiekonzept vorzulegen. Sie beschränken sich
ur auf einen einzigen Teilbereich, nämlich auf den Be-
eich der erneuerbaren Energien. Sie drücken sich vor
en Schularbeiten, die Sie tatsächlich zu leisten haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508701100

Kollege Bülow, Sie haben Gelegenheit zur Antwort.


(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt ist er sprachlos!)



Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1508701200

Das hätten Sie wohl gerne. Ich bin aber nicht so

chnell sprachlos.
Herr Kollege Paziorek, ich habe nicht gesagt, dass wir

insichtlich des Jahres 2010 keine Prüfung mehr unter-
ehmen sollten. Ich habe nur festgestellt, dass es Zwi-
chenschritte geben muss, um zu überprüfen, ob man auf
em richtigen Weg ist. Man kann doch nicht so tun, als
b im Jahr 2010 die Zeit endet, sondern man muss über
iesen Zeitpunkt hinaus Perspektiven haben.
Darüber hinaus habe ich, wie ich denke, deutlich ge-
acht, dass gerade in der Energiepolitik kleine Schritte
icht reichen, sondern dass man mutig nach vorne gehen
uss.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie sieht die Realität in Deutschland aus? Der Anteil
er erneuerbaren Energien an der Stromversorgung be-
rägt mittlerweile 8 Prozent. Wir wollen bis zum
ahr 2010 einen Anteil von 12,5 Prozent erreichen. Sie
aben gesagt, dass Sie hinter diesem Ziel stehen. Dieses
iel geht also in Ordnung. Aber in der Zeit danach muss
s doch auch weitergehen, schließlich geht der Vorrat an
ossilen Brennstoffen dann zu Ende. Deswegen haben
ir uns zum Beispiel das Ziel gesetzt, dass im Jahr 2020






(A) )



(B) )


Marco Bülow

der Anteil der erneuerbaren Energien 20 Prozent betra-
gen soll. Das ist im Vergleich zu 12,5 Prozent keine
große Steigerung mehr; vielleicht müsste man sich noch
ehrgeizigere Ziele setzen.

Ich gebe Ihnen in dem Punkt Recht, dass wir ein um-
fassendes Energiekonzept brauchen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

– Es ist schön, dass Sie mit uns einer Meinung sind.
Dann werden wir gemeinsam intensiv daran arbeiten
können. – Hier sind wir auf dem Weg. Wir haben nun
erst das Konzept für den Bereich der erneuerbaren
Energien vorgelegt. Wir haben auch Konzepte zu den
anderen Bereichen erarbeitet, die heute aber nicht zur
Diskussion stehen. Darüber werden wir zusammen dis-
kutieren.

Ihnen gefällt aber nicht, dass in unserem Konzept ge-
schrieben steht, dass wir den Atomausstieg verfolgen.
Die weitere Nutzung der Atomkraft bringen Sie immer
wieder zur Sprache. Das wollen wir nicht. Die Nutzung
der Atomkraft fehlt in unserem Energiekonzept. Dafür
ist unser Energiekonzept nachhaltig und reicht über das
Jahr 2010 hinaus. Es ist aber nicht nur in dem Punkt
nachhaltig, dass wir festschreiben, dass wir den nachfol-
genden Generationen keine Atomstrahlung und keine
Endlager zumuten wollen. Es geht vielmehr darüber hi-
naus und ist ein nachhaltiges Energiekonzept, das auch
den nächsten Generationen dient. Dieses Ziel werden
wir erreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
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Ich erteile das Wort Kollegen Georg Girisch, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Georg Girisch (CSU):
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Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Bülow, lassen Sie mich vorweg eines klar-
stellen: Wir von der CDU/CSU-Fraktion sind nicht ge-
gen das Erneuerbare-Energien-Gesetz;


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Marco Bülow [SPD]: Aber?)


das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Wir haben mit dem
Stromeinspeisungsgesetz aus den 90er-Jahren das Fun-
dament für das heutige EEG gelegt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Marco Bülow [SPD]: Dem haben wir zugestimmt!)


Wir haben unseren Willen in den vergangenen Wo-
chen und Monaten nicht nur verlautbaren lassen, wie die
Bundesregierung das in den vergangenen Monaten öfter
getan hat. Wir haben nicht blockiert. Trotz des von unse-
rer Seite schon oft beklagten Hauruck-Verfahrens bei der
Novellierung des EEG haben wir kurz vor Weihnachten
dem so genannten Photovoltaik-Vorschaltgesetz zuge-

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(C (D timmt. Hier haben wir unter Beweis gestellt, dass wir m EEG zusammenarbeiten wollen, dass wir zur Koopeation bereit sind. Wir haben erfahren müssen, wie chwierig es ist, wenn die Industrie Planungsunsichereit hat. Deshalb, glaube ich, sollten wir uns insbesonere beim EEG auf die Zusammenarbeit in den künftien Wochen und Monaten einstellen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Für die Anlagenbetreiber, die Strom aus erneuerbaren
nergien ins Netz einspeisen, ist es wünschenswert und
ogar lebensnotwendig, dass baldmöglichst klare Rege-
ungen geschaffen werden, damit sie Planungssicherheit
aben. Es ist wichtig, in dieser Diskussion allen Beteilig-
en Gehör zu verschaffen. Deshalb möchte ich an dieser
telle auch auf den Fachkongress, den die Unionsfrak-
ion am 28. Januar 2004 abhält, hinweisen. An diesem
ag wollen wir Vertreter der Wirtschaftsunternehmen
erstärkt zu Wort kommen lassen.
Lassen Sie mich zu den einzelnen Regelungen im

ntwurf der Regierungskoalition Stellung nehmen:
Zu den Vorhaben im Bereich der Biomasse muss ich

anz klar sagen: So nicht! Nicht mit uns!

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

ürde der Entwurf unverändert angenommen werden,
önnte dies das Aus für die Biomasse bedeuten. Wir sind
egen eine Verkürzung des Vergütungszeitraums auf
5 Jahre und wir sind gegen eine Erhöhung der Degres-
ion auf 2 Prozent. Der Vergütungszeitraum muss statt-
essen auf 20 Jahre festgesetzt und die Degression muss
esenkt werden. Gerade die Biomasse als Grundlasten-
rgie stellt eine, wenn nicht sogar die Chance für das
weite Standbein der Landwirtschaft dar. Hier dürfen
ir den deutschen Landwirten keine Möglichkeiten ver-
auen, die sie zur Existenzsicherung nutzen können.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)


In diesem Zusammenhang möchte ich eines erwäh-
en: Ich sehe die Nutzung der Windkraft nicht gerade als
ypischen Nebenerwerb eines Landwirtes an,


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es kommt darauf an!)


enngleich in den vergangenen Wochen wiederholt ver-
ucht wurde, dies zu suggerieren. Ich sage ganz klar Ja
ur Biomasse, aber nicht zu diesem Entwurf; denn durch
hn werden die Zukunftschancen im Bereich der Bio-
asse zerstört.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zur Windkraft, der wohl am heftigsten umstrittenen
rt der Energieerzeugung, muss ich sagen: Durch den
orliegenden Entwurf könnte eine bislang bestehende
alsche Lenkungsfunktion durchaus beseitigt werden.
ir wollen keine Förderung der erneuerbaren Energien
n jedem Ort und wir wollen sie auch nicht um jeden






(A) )



(B) )


Marco Bülow

Preis. Es muss klar sein, dass Windkraftanlagen an
äußerst windungünstigen Standorten keine Berechtigung
haben.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

Wir wollen die erneuerbaren Energien voranbringen und
nicht Technologien an dafür nicht geeigneten Standorten
fördern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Fazit – das sage ich auch ganz deutlich –: Wir sagen

Ja zur Windkraft, aber nur dort, wo sie hingehört. Es gibt
nun einmal nicht zu leugnende Unterschiede zwischen
nördlichen und südlichen Bundesländern. Diese müssen
einfach respektiert werden und sich im Sinne des von
uns geforderten Energiemix regional auch widerspie-
geln. Nicht jede Energieart ist für jede Region geeignet.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das stimmt!)

Diese einfache Weisheit hat sich beispielsweise bei der
Photovoltaik schon längst durchgesetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Wir sagen auch Ja zur Wasserkraft. Die Wasserkraft

ist die älteste Quelle der erneuerbaren Energien. Sie hat
sich bestens bewährt und bietet auch heutzutage noch
einiges an Potenzial. Bewährtes sollte man auch in der
Politik nicht verändern.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Nach unserem Willen sollte bei den Regelungen zur
Wasserkraft im EEG deshalb alles beim Alten bleiben.

Der Entwurf von Rot-Grün beinhaltet einige ökologi-
sche Kriterien, die innerhalb des EEG allerdings system-
fremd und somit fehl am Platze sind. Wenn sie nicht ge-
strichen werden, so müssen sie zumindest mit den
Regelungen der so genannten Wasserrahmenrichtlinie
und den jeweiligen Bundes- und Landesgesetzen in Ein-
klang gebracht werden, wobei ich anmerken möchte,
dass die Regelungen der Wasserrahmenrichtlinie bereits
eine enorme Einschränkung und auch Belastung für die
Wasserkraft darstellen. Speziell für diesen Bereich
möchte ich anfügen, dass es bei den Investitionskosten
keinen Spielraum mehr gibt. Die Technologie auf dem
Gebiet der Wasserkraft ist seit Jahren ausgereift und bie-
tet eben keine Einsparmöglichkeiten mehr, wie dies zum
Beispiel bei der Photovoltaik der Fall ist.

Die im EEG bisher nur vorläufig aufgenommene so
genannte Härtefallregelung soll nun einen dauerhaften
Platz im EEG finden. Allerdings sollen jetzt wesentlich
mehr Unternehmen von dieser Regelung profitieren kön-
nen. Die deutsche Wirtschaft muss leben und konkurrie-
ren können. Wir können hier nicht noch zusätzliche Hür-
den aufbauen, sodass es zu zusätzlichen Belastungen
kommt, sondern wir müssen zusehen, dass wir im Inland
gute Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellen.

Wir werden die Diskussion zur Novelle des Erneuer-
bare-Energien-Gesetzes jetzt beginnen. Fest steht aber
bereits heute, dass sich alle Parteien – darauf haben Gott
sei Dank alle Redner hingewiesen – einig sind, dass wir
bis zum Jahr 2010 eine Verdoppelung des Anteils von

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(C (D rneuerbaren Energien erreichen wollen. Dieses Ziel ürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Um es zu ereichen, müssen wir aber auf einen Energiemix setzen. as bedeutet, dass die Diskussionen in den nächsten ochen nicht zugunsten der einen und zulasten einer aneren Energieart geführt werden. Wir brauchen für die rneuerbaren Energien eine breite Basis. Die Regierung bleibt allerdings weiterhin ein schlüs iges Konzept zur Energieversorgung schuldig und legt inen Entwurf zum EEG vor, der nur als Diskussionsrundlage dienen kann. In der jetzigen Form kann ihm ie Union auf keinen Fall zustimmen. Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


(Beifall des Abg. Ulrich Kelber [SPD])



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508701500

Ich erteile das Wort Kollegin Michaele Hustedt, Frak-

ion Bündnis 90/Die Grünen.


Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508701600

Verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
it dem Emissionshandelsgesetz wird ein Instrument

ür die Effizienzsteigerung beim Einsatz neuer Kraft-
erke auf den Weg gebracht und mit dem EEG steht uns
in Instrument zur Förderung der erneuerbaren Energien
ur Verfügung. Damit stehen zwei zentrale Säulen eines
limaschutzprogramms für die nächsten Jahrzehnte.
Ich weiß, wie hart das Umweltministerium daran ge-

rbeitet hat. Deswegen möchte ich Jürgen Trittin, Rainer
aake und den Mitarbeitern ausdrücklich für das dan-
en, was sie geleistet haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


it dem Emissionshandelsgesetz und dem EEG stehen
wei zentrale Eckpunkte eines rot-grünen Energiekon-
eptes. Der Umweltminister hat zusammen mit dem Vor-
egen des Allokationsplanes seinen Teil für ein rot-grü-
es Energiekonzept beigetragen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation hat

er von Menschen gemachte Treibhauseffekt 2002 schon
50 000 Tote gefordert. Daran wird deutlich: Klima-
chutz ist kein grüner oder rot-grüner Luxus, sondern
ine dringend notwendige Vorsorge. Dies ist kein wei-
hes, sondern ein hartes Thema. Dieses Thema geht je-
en an.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir reden aktuell über Innovationen. Wir müssen die
nstehenden Möglichkeiten zur Innovation als Chance
utzen, um Deutschland mit Technikvielfalt zum Schau-
enster für den Export zu machen. Wir brauchen effi-
ientere fossile Kraftwerke. Wir müssen Sonnen- und
indenergie, Erdwärme, Biomasse, Meeresenergie,
rennstoffzellen und BHKWs stärker als bisher nutzen.






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt

Wir brauchen eine Vielfalt der Technologien in Deutsch-
land. Die nun vorliegenden Instrumente werden den Ein-
satz dieser Technologien vorantreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Fraunhofer-Institut hat die dezentralen Energie-
erzeugungsanlagen mit den intelligenten Netzen und den
virtuellen Kraftwerken als die zentrale Leitinnovation
bezeichnet. Diese können zu einem Motor für weltweite
Innovation mit Deutschland als Zentrum werden. Ich
würde mich freuen, wenn auch die Opposition diesen
Weg mitgehen würde.

Das EEG ist deswegen auch ein Innovationsinstru-
ment. Wir sind mit der Vorlage aus dem BMU außeror-
dentlich zufrieden. Aber ich möchte einige Punkte nen-
nen, bei denen wir noch genauer hinschauen müssen.
Erster Punkt. Wir wollen den weiteren Ausbau der
Windkraft auch im Binnenland. Dabei müssen wir prü-
fen, ob dies mit dem vorliegenden Gesetz gewährleistet
wird. Zweiter Punkt. Wir wollen, dass auch die Kleine
Wasserkraft in Deutschland ausgebaut werden kann.
Auch hier müssen wir sehen, ob dies mit dem Gesetz
möglich ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Dritter Punkt. Wir wollen bei der Biomasse – das kann
ich Ihnen schon jetzt zusagen – deutlich nachbessern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn wir das machen, dann hoffe ich, dass wir auch die
CDU/CSU mit ins Boot holen können, sodass wir das
EEG gemeinsam auf den Weg bringen.

Abschließend möchte ich sagen: Viele von Ihnen wa-
ren neulich auf dem Parlamentarischen Abend von BP,
Aral, Shell, VW und Daimler-Chrysler. Diese Firmen,
die nun wahrlich keine Anhänger der Grünen sind, ha-
ben mit großem Engagement erklärt: Deutschland muss
beim Klimaschutz Vorreiter sein, Deutschland muss
schrittweise vom Öl wegkommen und auf Biokraftstoffe
umsteigen. – Ich fand das unheimlich ermutigend und
habe das als eine Herausforderung an die Politik gese-
hen, gemeinsam mit diesen Firmen diesen Weg zu ge-
hen. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Stromkon-
zerne eine ähnliche Bereitschaft zeigen, in die Zukunft
zu schauen und die Herausforderungen des Klimaschut-
zes anzunehmen, wie diese Firmen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508701700

Ich erteile das Wort Kollegin Marie-Luise Dött, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine Damen und Herren! In dieser ebatte geht es beim TEHG um eine der wichtigsten irtschaftsund umweltpolitischen Neuerungen dieser ahlperiode. s gibt kaum ein anderes Umweltgesetz, das so weit reihende Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort eutschland haben wird. Immerhin besteht die Gefahr, ass unter dem Deckmantel des marktwirtschaftlichen nstruments hier planwirtschaftliche Ansätze eingeracht werden. (Ulrich Kelber [SPD]: Aber nur, wenn man Neurosen hat!)

Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1508701800

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)


iese Problematik wollen Sie hier in ganzen 75 Mi-
uten, die zur Hälfte auch noch für die EEG-Lesung
estimmt sind, über das Parkett bringen. Diese unbe-
ründete Eile, die sich durch das gesamte Gesetz-
ebungsverfahren zum Emissionshandel zieht, geht
and in Hand mit der mangelhaften Informationspolitik
hres Hauses, Herr Trittin.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


as Ergebnis haben wir heute auf dem Tisch und das ist
n der Folge nur konsequent. Der Gesetzentwurf, den Sie
ns vorgelegt haben, ist sowohl inhaltlich als auch for-
al absolut unzureichend. Man muss sich beim Lesen
es TEHG schon auf die Suche nach den Inhalten ma-
hen. Zunächst stellt sich doch die Frage, wo der An-
endungsbereich liegt, der über bereits bestehende
esetze wie das Bundes-Immissionsschutzgesetz hi-
ausgeht.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Genau das ist es!)


icher, das Gesetz schreibt vor, dass die Freisetzung von
reibhausgasen jetzt einer Genehmigung bedarf. Aber
st das tatsächlich etwas Neues? Die Freisetzung von
reibhausgasen, so erklärt uns das TEHG, ist eine Tätig-
eit, die schon dem Bundes-Immissionsschutzgesetz un-
erliegt – Betrieb von genehmigungsbedürftigen Anla-
en. Wo also ist der eigenständige Regelungsgehalt der
§ 4 und 5 und in welchem Verhältnis steht die Emis-
ionsgenehmigung des TEHG zu der bestehenden Ge-
ehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz?
Auch dazu, nach welchen Regeln die Emissionszer-

ifikate verteilt werden sollen, schweigt sich das TEHG
us. Es trifft keine Aussage zur Kostenpflichtigkeit der
uteilung. Es trifft keine abschließende Aussage zu Ban-
ing und Borrowing. Auch die für die neuen Bundeslän-
er vordringliche Frage, ob und wie Vorleistungen an-
rkannt werden – Stichwort: Early Actions –, ist nicht
eklärt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

uch ob und wie die notwendigen Rückstellungen für
en Atomausstieg und für wirtschaftlichen Aufschwung
etätigt werden, bleibt im Bereich der Spekulation.






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)


Die Gesamtheit der essenziellen Fragen wurde im TEHG
ausgespart und dem Nationalen Allokationsplan vorbe-
halten. Dass der parlamentarische Gesetzgeber an der
Aufstellung der Regeln der Allokation beteiligt werden
muss, haben Sie inzwischen Gott sei Dank erkannt, Herr
Trittin. An der Rechtmäßigkeit des von Ihnen vorge-
schlagenen Weges bleibt jedoch nach wie vor ein erheb-
licher Zweifel.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Ulrich Kelber [SPD]: Kommen Sie doch mal auf Inhalte!)


Nach Ihrem Willen soll der Nationale Allokationsplan
zunächst vom Bundesumweltministerium als Plan be-
schlossen, der EU-Kommission vorgelegt und im Bun-
desanzeiger veröffentlicht werden.


(Ulrich Kelber [SPD]: Formales Abtauchen ist das! – Gegenruf des Abg. Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr! Sie kneifen hier!)


Erst danach soll dann dieser Plan als Grundlage für ein
Gesetz über den Nationalen Allokationsplan dienen.
Bleibt denn dann noch Platz für eine wirkliche inhalt-
liche Beratung der Allokationsregeln im Parlament oder
soll das Parlament Ihren Plan nur noch abnicken und
durchwinken? Ich denke, bei dieser Konstellation be-
steht die Gefahr, dass die Entscheidung der Parlamenta-
rier durch das vorgelegte Planungsverfahren in großem
Umfang präjudiziert wird.


(Beifall bei der CDU/CSU – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Sorge!)


Das Einzige, was in Ihrem Entwurf zum TEHG wirk-
lich erkennbar ist, ist ein erheblicher Zuwachs an Büro-
kratie.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein! – Ulrich Kelber [SPD]: Wir warten immer noch auf Ihre Vorschläge!)


Auf die teilnehmenden Unternehmen kommt ein bunter
Strauß an zusätzlichem administrativen Aufwand hinzu:
Genehmigungen, Anträge, Sachverständigengutachten,
Nachweise, Bilanzierungen und Prüfberichte, um nur ei-
niges zu nennen. Die Kosten hierfür wie auch für den
Aufbau neuer behördlicher Strukturen wollen Sie voll-
ständig auf die Unternehmer abwälzen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Zu Recht! – Gegenruf des Abg. Georg Girisch [CDU/CSU]: Der Gewerkschafter!)


– Das ist ein sehr schöner Zwischenruf, Herr Kelber.
Noch im vergangenen Jahr hat sich die Bundesregie-

rung mit der Aussage geschmückt, Kompetenz in Sa-
chen Bürokratieabbau zu verkörpern. Bundesminister
Clement hat damals seinen Masterplan Bürokratieabbau
vorgestellt. Nach meinem Verständnis sollte dieser für
alle Ressorts Gültigkeit haben. Nach einigen Monaten

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(C (D ird nun deutlich, dass das Vorhaben zumindest in der mweltpolitik im Planungsstadium stecken bleibt. Der on Ihnen vorgelegte Gesetzentwurf passt in keinem Fall u einem Konzept der schlanken Strukturen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


Unter formalen Gesichtspunkten stellt sich Ihr TEHG
hnlich schwach dar wie unter inhaltlichen. So finden
ich beispielsweise Zirkelschlüsse. Die Freisetzung von
reibhausgasen wird – wenn man die §§ 2 bis 4 im Zu-
ammenhang liest – schlussendlich mit der Freisetzung
on Treibhausgasen definiert.
Auch Doppelregelungen finden sich wieder. So bleibt

nklar, nach welcher Norm der Anlagenbetreiber die
nzahl Zertifikate zurückzugeben hat, die seinen Emis-
ionen entspricht: nach § 6 TEHG oder nach § 2 der
4. Bundes-Immissionsschutzverordnung? Die Rück-
abe ist an beiden Stellen geregelt.
Dass sich Ihr Ministerium selber auch noch nicht

ichtig schlüssig ist, wie es diesen Gesetzentwurf erklä-
en soll, wird in der Gesetzesbegründung deutlich. Oder
ibt es eine andere Erklärung für den folgenden verbalen
nsinn? Ich zitiere aus der Begründung zu § 4:

Im Hinblick auf eine Verzahnung von Emissions-
handelsrecht und Immissionsschutzrecht werden
die diese Genehmigungspflicht umsetzenden Re-
gelungen für die derzeit in den Anwendungsbereich
des Gesetzes fallenden Tätigkeiten Anlagen,
ausschließlich der Betrieb von nach dem Bundes-
immissionsschutzrecht genehmigungsbedürftige
Anlage, ausschließlich im Rahmen des Bundesim-
missionsschutzrechts getroffen.

Der Nachbesserungsbedarf ist überdeutlich. Legen
ie uns einen Gesetzentwurf vor, Herr Trittin, der zum
inen tatsächlich etwas regelt und der zum anderen be-
astbar ist! Dann können wir in die Beratungen eintreten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Ulrich Kelber [SPD]: Von Ihren eigenen Vorschlägen haben wir wieder nichts gehört!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508701900

Ich erteile dem Kollegen Dr. Hermann Scheer, SPD-

raktion, das Wort.


Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1508702000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor

ielleicht ein weiterer Redner der Union an dem guten
illen seiner Fraktion zweifeln lässt, möchte ich auf ei-
ige Punkte in dieser Debatte aus meiner Sicht eingehen.
Wir sollten bei dem Erneuerbare-Energien-Gesetz

eine Angst vor der eigenen Courage haben. In den ver-
angenen beiden Jahren waren Steigerungsraten von
ber 1 Prozent im Jahr zu verzeichnen. Derzeit sind
ereits 8,5 Prozent erreicht worden; bis 2010 werden es
oraussichtlich 14 bis 15 Prozent sein, sofern kein






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött

Kurswechsel in der Politik erfolgt. Einen solchen Kurs-
wechsel beabsichtigen wir jedoch nicht, im Gegenteil.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das bedeutet: Zwischen 2000 und 2010 würde die Stei-
gerungsrate insgesamt mehr als 10 Prozent betragen.
Wer meint, Herr Kollege Paziorek, dass die im Gesetz-
entwurf für den Zeitraum 2010 und 2020 vorgesehenen
7,5 Prozent ein überdimensioniertes Ziel auf dem Etap-
penweg hin zur großen, historisch notwendigen Ener-
giewende seien, dem ist entgegenzuhalten, dass es
– wenn wir die Relation im Blick behalten – realistischer
ist, dass bei Fortführung unseres Kurses, den wir hof-
fentlich gemeinsam verfolgen werden, bis zum
Jahr 2020 25 bis 30 Prozent erreicht sein könnten. Das
wäre für alle Beteiligten positiv.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das EEG geht wie sein Vorgänger, das Stromeinspei-
sungsgesetz, auf eine Initiative des Parlaments zurück.
Wir haben es jetzt erstmals mit einem Regierungsent-
wurf zu tun. Es kann sicherlich nicht überraschen, wenn
vonseiten des Parlaments Verbesserungsvorschläge
kommen. Es wird auch nicht überraschen, wenn einige
es möglicherweise verwässern wollen; aber die heutige
Debatte hat nicht den Anschein erweckt.

Auch ich befürworte selbstverständlich einige Ver-
besserungsvorschläge, die unter anderem den Bereich
Kleinwasserkraft betreffen. Es ist nicht einsehbar, wa-
rum – das wäre die Folge der Verabschiedung des jetzi-
gen Gesetzentwurfs – die Kleinwasserkraft praktisch
zum Stillstand kommen soll.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist auch nicht einsehbar – das mag der Union, ge-
messen an den heutigen Reden, vielleicht etwas weniger
gefallen –, warum der Ausbau der Windenergienut-
zung im Binnenland gebremst werden soll. Die Fixie-
rung auf Offshore in der öffentlichen Debatte ist proble-
matisch. Offshore-Windenergieanlagen können teurer
werden als Windenergie im Binnenland. Niemand kann
das gegenwärtig argumentativ widerlegen. Wir haben er-
hebliche Möglichkeiten, die Windenergie im Binnenland
weiter auszubauen. Das ist auch notwendig und wahr-
scheinlich kosteneffektiver.

Wir dürfen hinsichtlich der Kosteneffektivität nicht
nur die Kosten der Anlagen betrachten. Dazu gehören
noch sehr viele andere Faktoren. Wenn man auch noch
an das Repowering denkt, dann weiß man: Windenergie
im Binnenland hat in der Perspektive ein enormes Poten-
zial; wir sollten das nicht kleinreden. Wir sollten in die-
ser Beziehung auch nicht mit dem Naturschutz argumen-
tieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Nach dem neuen Naturschutzgesetz sind erneuerbare
Energien aktiver Bestandteil des Naturschutzes, und

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(C (D war zu Recht. Fast alle Emissionen sind Folgen der mwandlung fossiler Ressourcen. Die Emissionen aus olchen Umwandlungsprozessen beeinträchtigen welteit schwerwiegend die Natur. Die Vermeidung solcher missionen ist deshalb aktiver Naturschutz. Das sollten ir bei all diesen Debatten nicht vergessen. as EEG beinhaltet eine Vergütungsregelung, die angeessene Relationen schaffen soll, um Investitionen zu rmöglichen. Die Angelegenheiten des Naturschutzes erden in diesbezüglichen Gesetzgebungsprozessen beandelt oder in vorhandenen anderen Gesetzen geregelt. Ich komme zur Biomasse. Natürlich sehe auch ich ierbei – das ist auch in den Verlautbarungen aus den egierungsfraktionen deutlich geworden – einen Verbeserungsbedarf: Es ist nicht einsehbar, warum es einen ürzeren Vergütungszeitraum als bei der Windenergie der bei der Photovoltaik geben soll. Gerade die Bionergie wird eine wesentliche, eine verstärkte Rolle pielen müssen, weil sie die große Möglichkeit bietet, im ereich der erneuerbaren Energien einen zunehmenden nteil an Regelenergie bereitzustellen. Im Mix aus ereuerbaren Energien wird die Biomasse eine Schlüsselolle spielen. Darüber hinaus wird so das Ziel erreicht, er Landwirtschaft eine neue, dauerhafte, wirtschaftlihe Perspektive neben der Nahrungsmittelproduktion zu eben. Auch das liegt in unser aller Interesse. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Damit komme ich zum Thema Transparenz. Wir
rauchen bei den tatsächlichen Mehrkosten für erneuer-
are Energien – sie werden von der Gesellschaft akzep-
iert – Transparenz. Deswegen entspricht es meiner
unschvorstellung, dass in jeder Stromrechnung die tat-

ächlich ermittelten, nicht die denunziatorisch behaupte-
en Mehrkosten der erneuerbaren Energien offenkundig
erden und für jeden einsichtig sind. Auf diesem Wege
ürde sich eine sehr viel maßstabsgerechtere Debatte
ber die Mehrkosten, die deutlich niedriger sind als oft
ehauptet wird, ergeben. Ich glaube, diese Kosten wer-
en von der Allgemeinheit akzeptiert, weil sie sehr viel
eiter denkt als viele Interessenvertreter der Energie-
irtschaft, die nur ihre eigenen Strukturen und deren Er-
altung im Auge haben.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: So wie du!)

Ich komme zu meinem letzten Punkt. Ich halte es für

ine parlamentarische Selbstverständlichkeit – es geht
m das Prinzip –, dass das, was wir im Gesetzgebungs-
rozess behandeln sollen – das gilt auch für das Treib-
ausgas-Emissionshandelsgesetz –, dem Parlament vor-
iegen muss, bevor der EU-Kommissar seine Prüfungen
azu vornimmt.
enn de facto ist damit – das habe ich schon bei vielen
nderen Gesetzen erlebt – eine Vorentscheidung gefal-
en. Es wird sehr schwer sein, im Nachhinein Änderun-
en vorzunehmen. Es besteht die Gefahr, dass dann,
enn wir später Korrekturen anbringen, nochmalige
rüfungen notwendig sind.






(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508702100

Herr Kollege Scheer, Sie müssen zum Ende kommen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das soll er aber noch sagen!)



Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1508702200

Das Parlament hat aber immer das Recht, Korrekturen

vorzunehmen. Wir sollten aus prinzipiellen Gründen den
Parlamentsvorbehalt, wie immer man zu den einzelnen
Regelungen steht, von niemandem infrage stellen lassen.

Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Da hätte ich ja fast klatschen können!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508702300

Ich erteile das Wort Kollegen Dr. Joachim Pfeiffer,

CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508702400

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Es ist wirklich schizophren. Einerseits reden Sie
von der Regierung und von Rot-Grün gebetsmühlenartig
von Innovationsoffensiven und davon, dass der Auf-
schwung vor der Tür stehe, starten Sie Wachstumsoffen-
siven und veranstalten Innovationsgipfel. Andererseits
unternehmen Sie wirklich alles, um die Rahmenbedin-
gungen für Innovation und Wachstum zu verschlechtern,
statt sie zu verbessern. Was erreichen Sie mit Ihrer Poli-
tik? – Sie zerstören Wachstum!

Erstes Beispiel: Telekommunikation. Gestern
Morgen ging es in diesem Hause um eine potenzielle
Wachstumsbranche, die Telekommunikation. Statt mehr
Wettbewerb, Wachstum und Innovation in der Telekom-
munikation zu schaffen, legen Sie den Entwurf eines Ge-
setzes vor, das Verbraucher und Unternehmer mit admi-
nistrativen Mehrkosten und Abgaben belastet, das keine
Rechts- und Planungssicherheit für Investitionen und
Arbeitsplätze schafft und das neue Marktanbieter be-
nachteiligt. Was ist das Ergebnis? Sie zerstören Wachs-
tum!

Zweites Beispiel: die Härtefallregelung des Erneu-
erbare-Energien-Gesetzes. Mit dieser Regelung versu-
chen Sie, Härten abzumildern. Aber was bedeutet dies in
der Praxis zum Beispiel für ein mittelständisches Unter-
nehmen, das in Deutschland im Bereich der Elektrolyse
tätig ist? Zukünftig wird es gegenüber seinen europäi-
schen Wettbewerbern extrem benachteiligt sein. Wäh-
rend der unmittelbare Konkurrent in den Niederlanden in
Summe maximal 65 000 Euro an Energiesteuern zahlt,
beläuft sich die durchschnittliche Belastung in Deutsch-
land, die sich aus dem EEG ergibt, auf rund 500 000 Euro.
Das heißt, die Belastung in Deutschland ist um das Acht-
fache höher, und das bereits unter Berücksichtigung der
neuen Härtefallklausel. Das ist kein Sonderfall. Im Ver-
gleich zu anderen europäischen Ländern verhält es sich
ähnlich. Dieses Unternehmen ist in Deutschland nicht
mehr wettbewerbsfähig. Was ist das Ergebnis? – Sie zer-
stören Wachstum!

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(C (D Drittes Beispiel: Emissionshandel und Kioto-Protooll. In der Theorie ist der Emissionshandel ein gutes nd marktkonformes Instrument. Aber angesichts der rt und Weise, wie Sie ihn umsetzen, und der gegenwärigen Gefechtslage stellt er eine Gefahr für den Industrietandort Deutschland dar. Ich möchte sogar noch weiterehen: Wenn das Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz n der jetzigen Form umgesetzt wird und wenn das ioto-Protokoll nicht ratifiziert wird, dann ist das ein orgenthau-Plan für die deutsche Wirtschaft. Warum? Wir alle wissen, dass das Kioto-Protokoll ur in Kraft tritt, wenn mindestens 55 Länder mit 5 Prozent des CO2-Ausstoßes zustimmen. Wenn Russ-and – danach sieht es aus – nicht beitritt, ist das Kiotorotokoll in der beabsichtigten Form gescheitert. nabhängig davon, ob es nun scheitert oder nicht, wird ie entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt und in Kraft ein. Das wiederum bedeutet für die Industrie in eutschland – diese scheint Sie überhaupt nicht zu inteessieren – eine Katastrophe; denn Deutschland trägt im ahmen des europäischen Burden Sharings fast 5 Prozent aller zu erzielenden Einsparungen bei den O2-Emissionen. Die Folge ist also eine einseitige Be-astung der deutschen Wirtschaft. Das Ganze wird noch dadurch verschlimmert, dass ie die Chancen, die die flexiblen Instrumente Joint Imlementation und Green Development Mechanism bieen würden, nicht eröffnen. Sie betreiben damit eine geielte Deindustrialisierung Deutschlands. Mit Ihrer olitik verhindern Sie Investitionen in Deutschland, verichten Arbeitsplätze bzw. sorgen dafür, dass Arbeitslätze ins Ausland verlagert werden. Was ist das Ergebis? – Sie zerstören Wachstum! Das lässt sich fortführen. Viertes Beispiel: Chemika ienpolitik. Nach dem, was ich höre, und so, wie ich die taatsgläubigkeit und Regelungswut von Rot-Grün einchätze, steht uns da das nächste Horrorszenario für die irtschaft bevor. Die Umsetzung der EU-Richtlinie lässt ichts Gutes ahnen. Es ist geradezu bezeichnend und ntlarvend, dass vorhin bei der Rede von Herrn Trittin er erste Beifall von Rot-Grün zu hören war, als er angeündigt hat, dass in Deutschland eine neue Behörde einerichtet wird. Das ist das Verständnis, das Sie an den ag legen! Was ist zu tun? Beim EEG brauchen wir einerseits lanungsund Investitionssicherheit für Anlagenbetreier, für Netzbetreiber und für Stromverbraucher. Andeerseits dürfen die Vergütungszahlungen aber auch nicht ns Unermessliche steigen. Die Belastungen dürfen nicht azu führen, dass wir keine europaweit wettbewerbsfäigen Strompreise haben und Verbraucher und Wirtchaft die Zeche zahlen. Das EEG muss in eine Energieolitik aus einem Guss eingebettet sein. Das Ergebnis der jetzt angekündigten Nachbesserun en darf nicht das größte gemeinsame Vielfache sein, bei Dr. Joachim Pfeiffer dem jeder in seinem Sektor, der ihn interessiert, das bekommt, was er will. Wenn da der Kollege Scheer, dessen Verhärmung ich ja verstehe, weil er im Wahlkreis erst siebenmal gegen meinen Vorgänger verloren hat, jetzt auch noch gegen mich verloren hat und weiterhin verlieren wird – das kann ich ihm schon heute prophezeien –, von Interessenvertretern spricht, dann frage ich einmal, welche Interessen er denn eigentlich vertritt. Er ist ja wohl mehr als ein einseitiger Interessenvertreter. Sich dann hier moralisch überhöhend hinzustellen, dazu gehört schon einiges. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP] – Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Marco Bülow [SPD]: Warte es mal ab!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Wir sind der Meinung, dass das jährliche Vergü-
tungsvolumen beim EEG auf eine Größenordnung von
4 bis 4,5 Milliarden Euro zu begrenzen ist. Bei Erreichen
des Verdoppelungsziels oder bei Überschreiten des vor-
gegebenen maximalen Vergütungsvolumens soll die För-
derung für neue Anlagen abbrechen.

Wie bereits von den Vorrednern angesprochen, schla-
gen wir darüber hinaus ein differenziertes Vorgehen in
den einzelnen Sektoren vor. Im Onshorebereich gilt es,
vor allem Wirtschaftlichkeit und Landschaftsschutz zu
berücksichtigen. Im Offshorebereich, einem völlig
neuen Geschäftsfeld, wollen wir eine Ausschreibung. Es
handelt sich um ein industrielles Großprojekt, bei dem
die installierte Leistung auszuschreiben ist.

Wir wollen, dass der Klimaschutz marktkonform und
effizient erfolgt. Maßstab muss dabei die Kostenwirk-
samkeit sein. Das heißt, bereits jetzt müssen die fle-
xiblen Instrumente – Joint Implementation und Clean
Development Mechanism – einbezogen werden. Da-
rüber hinaus ist die Bürokratie auf ein Minimum zu re-
duzieren. Ebenso ist die Verzahnung mit anderen Instru-
menten im Umweltrecht wie der Ökosteuer zu
verbessern bzw. überhaupt erst vorzunehmen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren von der Re-
gierung und von Rot-Grün, von der zukünftigen Opposi-
tion,


(Lachen bei der SPD)

nutzen Sie die Anhörungen und Beratungen in den Aus-
schüssen bis zur Beschlussfassung! Zerstören Sie nicht
Wachstum, sondern nehmen Sie in den anstehenden Be-
ratungen im Interesse der Bürger und der Wirtschaft in
diesem Land unsere Anregungen und Vorschläge auf!
Nur so schaffen wir Wachstum.


(Beifall bei der CDU/CSU – Marco Bülow [SPD]: Ein peinlicher Beitrag!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508702500

Zu einer Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

Hermann Scheer das Wort.


Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1508702600

Ich möchte nur auf eine Bemerkung des Kollegen

Pfeiffer Bezug nehmen.

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(C (D Herr Kollege Pfeiffer, würden Sie bitte zur Kenntnis ehmen, dass ein Interessenvertreter jemand ist, der in wirtschaftliches Einzelinteresse vertritt und dafür uch entsprechend honoriert wird? Da Sie mich als Ineressenvertreter bezeichnet haben, weise ich Sie auf olgendes hin – Sie wissen das zwar ohnehin, behaupen aber immer Gegenteiliges, um einen anderen Einruck zu erwecken –: Ich habe nicht ein einziges ufsichtsratsmandat. Ich nehme von niemandem Geld ür mein Engagement für erneuerbare Energien. Das ngagement für erneuerbare Energien ist im allgeeinsten Interesse, weil es im allgemeinsten Interesse st, dauerhafte und emissionsfreie Energien zur Verügung zu haben. Ich bin Vorsitzender von zwei Organiationen. Sie sind gemeinnützig und keine wirtschaftichen Interessenvereinigungen. Ich mache das hrenamtlich. Schon einmal hat ein Kollege, Herr Hirche von der DP-Fraktion, eine ähnliche Suggestivbehauptung hier ufgestellt, hat das hier im Parlament aber unmittelbar arauf zurückgenommen. Wenn Sie Ehre im Leib haben, achen Sie das jetzt auch. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Der nicht!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508702700

Kollege Pfeiffer, Sie haben das Wort.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1508702800

Lieber Herr Scheer, ich habe überhaupt nichts zurück-

unehmen.

(Zurufe von der SPD: Aha! – Peinlich!)


ch habe Ihnen nicht vorgeworfen, dass Sie bezahlt wer-
en; das haben Sie hier in die Diskussion eingeführt. Of-
ensichtlich – getroffene Hunde bellen – müssen Sie sich
echtfertigen. Ich habe nicht behauptet, dass Sie finanzi-
ll abhängig sind.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Schwätzer!)


ie sorgen ja in der Tat auch dafür, dass in der Lokal-
resse, wo dies immer wieder angesprochen wird


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Kleinkarierter Schwätzer! – Weiterer Zuruf von der SPD: So klein!)


ich habe es nicht angesprochen –, entsprechende Ge-
endarstellungen abgedruckt werden. Ich habe mich an
olchen Diskussionen weder dort noch hier beteiligt. Das
issen Sie.
Aber Sie werden doch nicht bestreiten wollen, dass

ie als Präsident von Eurosolar und als Vorsitzender di-
erser Beiräte von Organisationen, die intensiv und auf
as Engste mit erneuerbaren Energien verknüpft sind
nd sich zum Teil ausschließlich auf diesem Gebiet






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Scheer

betätigen, ein Interessenvertreter erneuerbarer Energien
sind. Es wäre absurd, wenn Sie das bestreiten wollten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Pfui! Kleinkariert!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508702900

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Gesetzes-

entwürfe auf den Drucksachen 15/2327 und 15/2328 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vor-
geschlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 18 a bis 18 c auf:
a) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak-

tionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Förderung der Ausbildung
und Beschäftigung schwerbehinderter
Menschen
– Drucksache 15/1783 –

(Erste Beratung 70. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der
Bundesregierung eingebrachten Entwurfs ei-
nes Gesetzes zur Förderung der Ausbil-
dung und Beschäftigung schwerbehinder-
ter Menschen
– Drucksache 15/2318 –

(Erste Beratung 85. Sitzung)

Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-
schusses für Gesundheit und Soziale Siche-
rung (13. Ausschuss)

– Drucksache 15/2357 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Hubert Hüppe

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Gesundheit und So-
ziale Sicherung (13. Ausschuss) zu der Unterrich-
tung durch die Bundesregierung
Bericht der Bundesregierung nach § 160 des
Neunten Buches Sozialgesetzbuch (SGB IX)

über die Beschäftigungssituation schwerbehin-
derter Menschen
– Drucksachen 15/1295, 15/1546 Nr. 1.3, 15/2357 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Hubert Hüppe

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(19. Ausschuss)

Brunhilde Irber, Annette Faße, Renate
Gradistanac, weiterer Abgeordneter und der

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(C (D Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Undine Kurth Loske, Volker Beck ter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Reisen ohne Handicap – Für ein barrierefreies Reisen und Naturerleben in unserem Land – Drucksachen 15/1306, 15/2292 – Berichterstattung: Abgeordnete Renate Gradistanac Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache eineinviertel Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem arlamentarischen Staatssekretär Franz Thönnes. F Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Genau vor 16 Tagen ist das Europäische Jahr der enschen mit Behinderungen zu Ende gegangen. Es ist ut, dass wir uns knapp drei Wochen nach dem Ende ieses Jahres auf der Basis des Gesetzentwurfes der undesregierung bereits wieder mit dem wichtigen hema der Förderung, der Ausbildung und der Beschäfigung von Menschen mit Schwerbehinderungen befasen. Ich glaube, es ist sicherlich zu früh, heute eine Bianz über das Europäische Jahr der Menschen mit ehinderungen zu ziehen. Eines ist aber in diesem Jahr lar geworden: Das Thema „Integration behinderter enschen“ ist stärker in das Licht der Öffentlichkeit ge ückt worden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Franz Thönnes (SPD):
Rede ID: ID1508703000
as haben wir auch den vielen Initiativen von Wohl-
ahrts- und Behindertenverbänden, Gewerkschaften und
rbeitgebern zu verdanken, die sich hier wirklich über
lle Maßen engagiert haben.
Viele von uns haben auch an Aktivitäten teilgenom-
en. Ich selbst habe Tagungen bei der Metro Group und
er VWAG besucht, wo ich beispielhafte Projekte der
uten Zusammenarbeit von Wirtschaft und Arbeit von
ewerkschaften, Belegschaftsvertretungen und Schwer-
ehindertenvertretungen sehen konnte. Ich denke auch
n die Besuche in Rehabilitationseinrichtungen und
erkstätten, wo durch das Engagement aller Beteiligten
enschen mit Schwerbehinderungen ein guter Weg in
rbeit und Beschäftigung geebnet wird. Mit dieser Ar-
eit für Menschen mit Behinderung werden unschätz-
are Beiträge zur Integration geleistet und hervorra-
ende Beispiele für den lebendigen Sozialstaat gegeben.
llen, die bei diesen vielfältigen Aktivitäten mitgewirkt
aben, gebührt, wie ich denke, von dieser Stelle aus ein
roßes Dankeschön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes

Teilhabe, Chancengleichheit, das Recht auf ein selbst-

bestimmtes Leben – das sind Ziele, die sich diese Bun-
desregierung für ihre Behindertenpolitik gesetzt hat.
Dazu gehört auch, dass behinderten Menschen verbes-
serte Chancen auf dem Arbeitsmarkt gegeben werden
müssen. Sie fordern zu Recht: Wir wollen, dass nicht
mehr über uns, sondern mit uns entschieden wird. Sie
wollen ihr Leben in freier Selbstbestimmung gestalten
und gleichberechtigt wie andere an der Gesellschaft teil-
haben. Das können sie aber nur, wenn sie eine Arbeit
finden, mit der sie ihren Lebensunterhalt aus eigener
Kraft bestreiten können. Denn wer arbeitet, ist unabhän-
gig von staatlicher Hilfe; wer arbeitet, nutzt und entwi-
ckelt seine Fähigkeiten, findet Anerkennung und damit
auch seinen Platz in der Gesellschaft.

Die uneingeschränkte Teilhabe behinderter Menschen
an Arbeit und Ausbildung muss daher oberstes Ziel der
Behindertenpolitik sein. Dieses Ziel können wir nur ge-
meinsam mit den Behinderten und mit den Unternehmen
erreichen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Mit dem Gesetz zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
Schwerbehinderter haben wir in der letzten Legislatur-
periode einen sehr guten Grundstein für die Verwirk-
lichung dieses Ziels gelegt. Es ist dank gemeinsamer
Anstrengungen von Wirtschaft, von Gewerkschaften,
von Verbänden, von Schwerbehindertenvertretungen
und den Belegschaftsvertretungen in den Betrieben ge-
lungen, die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Men-
schen binnen dreier Jahre um 24 Prozent zu senken.


(Beifall bei der SPD)

Wir müssen allerdings ehrlich sagen: Die konjunk-

turelle Entwicklung und die Lage auf dem Arbeitsmarkt
haben dieses gute Ergebnis zwischenzeitlich wieder er-
heblich geschmälert. Umso mehr war es für uns An-
sporn, diese Entwicklung mit einer neuen Gesetzesinitia-
tive wieder umzukehren. Es ist noch immer so, dass ein
Drittel der beschäftigungspflichtigen Unternehmen in
Deutschland keinen einzigen Schwerbehinderten be-
schäftigt. Das kann so nicht weitergehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Mit dem neuen Gesetz zur Förderung der Ausbildung
und Beschäftigung schwerbehinderter Menschen wollen
wir Arbeitgeber motivieren, mehr Menschen mit Behin-
derungen einzustellen. Ich war über die weitgehend in
guter Übereinstimmung stattfindenden Beratungen im
Ausschuss sehr erfreut. Ich hoffe auch, dass die CDU/
CSU-Fraktion ihre Position noch einmal überdenkt, sich
dem breiten Votum von SPD, Bündnis 90/Die Grünen
und FDP anschließt und zu einer gemeinsamen guten
Beschlussfassung beiträgt, statt Nein zu sagen, wie es im
Ausschuss geschehen ist. Manche Punkte sind aufge-
nommen worden; andere, auf denen Sie noch beharren,
sind nicht einmal von der Ländermehrheit im Bundesrat
unterstützt worden. Es wäre wirklich ein gutes Signal,

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(C (D enn Sie sich heute im Interesse der gemeinsamen Sahe und auch der Behinderten dem breiten Votum anchließen würden. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)


Ein wichtiger Schwerpunkt des Gesetzes ist die Rege-
ung, dass, wo in Unternehmen mit mindestens 100 Be-
chäftigten Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt
erden, 5 Prozent dieser Ausbildungsplätze für junge
enschen mit Behinderung angeboten werden sollen.
ir glauben, dass es ganz wichtig ist, gerade diesem
ersonenkreis zusätzliche Chancen zu geben. Ein Aus-
ildungsplatz ist entscheidend für die Entwicklung jun-
er Menschen, behinderter wie nicht behinderter. Sie
ürfen nicht das Gefühl haben, nicht gebraucht zu wer-
en. Deshalb muss die Ausbildungsbereitschaft in den
etrieben erhöht werden.
Möglichst viele Jugendliche sollen, wenn sie sich in

berbetrieblicher Ausbildung befinden, zum Beispiel in
inem Berufsbildungswerk, in Zukunft Teile ihrer Aus-
ildung in den Betrieben absolvieren. Im Jahr 2000 gab
s circa 1,1 Millionen Plätze, auf denen schwerbehin-
erte Jugendliche hätten ausgebildet werden können.
ur rund 5 300 wurden tatsächlich ausgebildet; das ist
ur ein Bruchteil. Auch diese Situation darf sich so nicht
eiterentwickeln. Wenn junge Menschen in Deutschland
ie Schule beenden, dann darf ihnen die Tür zum Ein-
tieg in das Beschäftigungsleben, in das Wirtschafts-
eben nicht vor der Nase zugeschlagen werden!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Weiterhin haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Be-
chäftigung behinderter Menschen in kleinen und
ittleren Betrieben zu verbessern. Häufig finden wir
erade in diesen Betrieben bei den Arbeitgebern erheb-
iche Informationslücken. Oft ist das auch der Grund für
ehlende Beschäftigungsbereitschaft. Vielen Betrieben
ind die Förderinstrumente nicht hinreichend bekannt.
iele wissen nicht, welcher Träger für die Leistung zu-
tändig ist. Hier sollen in Zukunft die Integrationsfach-
ienste als Hauptansprechpartner für die Arbeitgeber zur
erfügung stehen und stärker in einer Verzahnung mit
andwerkskammern und Industrie- und Handelskam-
ern daran mitwirken, dass der Informationsfluss ver-
essert wird und die Menschen eher Beschäftigung fin-
en können.
Wir wissen, dass die Entwicklung der Beschäftigungs-
öglichkeiten für Menschen mit Behinderung auch von
er allgemeinen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt ab-
ängt. Aber die Einstellung hängt auch von der Einstel-
ung ab, und zwar von der Einstellung im Kopf. Auch da
ibt es viel zu tun, um, wie wir es mit unserem Gleich-
tellungsgesetz vorgesehen haben, Barrierefreiheit zu er-
eichen, und zwar im Denken und im Handeln, im Zu-
ammenarbeiten und Zusammenleben mit Behinderten.
uch hier muss sich in den Betrieben einiges ändern.
Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
rbeitsmedizin aus dem Jahre 1998 zeigt: Körperliche
nd seelische Belastungen in der Arbeitswelt führen in






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Franz Thönnes

Deutschland zu direkten und indirekten Krankenkosten
von mehr als 50 Milliarden Euro. Dabei könnte ein
Großteil der Arbeitsunfähigkeit durch betrieblichen Ar-
beitsschutz und betriebliche Gesundheitsförderung ver-
mieden werden.

Deshalb ist die betriebliche Prävention ein weiterer
Schwerpunkt unseres neuen Gesetzes. „Rehabilitation
statt Entlassung“, das muss das Motto sein. Hierzu wol-
len wir ein umfassendes Eingliederungsmanagement in
den Betrieben vorsehen. Denn viele Abgänge in die Ar-
beitslosigkeit erfolgen noch immer aus Krankheitsgrün-
den. Auch werden die Integrationsämter vor einer Kün-
digung noch zu wenig eingeschaltet. Hier müssen
rechtzeitig präventive Maßnahmen ergriffen werden. Die
Integrationsvereinbarung kann hierbei eine wichtige
Rolle spielen; auch sie muss gestärkt werden. Wir wol-
len die Situation auch durch zusätzliche Prämien für die
Unternehmen verbessern. Sie sollen Mittel aus dem Aus-
gleichsfonds erhalten können. Darüber hinaus sollen
Modellprojekte geschaffen werden.

Wir wollen aber auch die Rechte der Schwerbehin-
dertenvertretung verbessern. Diese Vertretung muss
von den Arbeitgebern als ein ernst zu nehmendes Mit-
wirkungsinstrument in den Betrieben begriffen werden.
Deswegen werden wir die Voraussetzungen für die Ein-
beziehung der Stellvertreterinnen und Stellvertreter ver-
bessern.

Wir werden auch dafür sorgen, dass die Bußgelder an
die Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes an-
geglichen werden. Eine Erhöhung der möglichen Geld-
buße von 2 500 auf 10 000 Euro wird mit dazu beitra-
gen, dass die Arbeitgeber, die ihren Informations- und
Anhörungspflichten gegenüber der Schwerbehinderten-
vertretung nicht im Sinne des Gesetzes nachkommen, ihr
Verhalten überdenken werden und die Zusammenarbeit
so suchen, wie sie in der Mehrzahl der Betriebe in
Deutschland heute schon stattfindet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Verantwortung und Pflichten gehören zusammen. Wir
erleichtern Verantwortung durch ein Stück Entbürokrati-
sierung in einigen Bereichen der Vorschriften, durch ver-
besserte Förderungen und auch dadurch, dass wir die
Beschäftigungspflichtquote bei 5 Prozent gesetzlich
festschreiben. Auch dies wird Teilhabe und Mitwirkung
verbessern.

Werte Kolleginnen und Kollegen, natürlich kommt es
darauf an, die gesamten Bedingungen für Arbeit, Wohl-
stand und Fortschritt zu verbessern. Das ist der Prozess
der Agenda 2010. Aber gerade die Integration von Men-
schen mit Behinderung in Arbeit sollte den lebendigen
und den aktivierenden Sozialstaat erfahrbar machen.
Lassen Sie uns daher heute mit einer breiten Mehrheit in
diesem Haus den Startschuss für eine weitere Verbesse-
rung der Ausbildungs- und Beschäftigungschancen von
Menschen mit Behinderung in Deutschland geben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich erteile das Wort Kollegen Daniel Bahr, FDP-Frak ion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für ns Liberale ist Behindertenpolitik keine Sparten-, sonern Bürgerrechtspolitik. Gerade die FDP will stets soohl die größtmögliche Freiheit als auch ein höchstmögiches Maß an Eigenverantwortung für jeden einzelnen enschen. Es geht um Teilhabe und Selbstbestimmung ür Menschen mit Behinderung. Es gibt keine behinderen Menschen. Es gibt nur Menschen, die behindert weren. Herr Staatssekretär Thönnes, Sie haben eben gesagt, s sei noch zu früh, eine Bilanz über das Europäische ahr der Menschen mit Behinderung zu ziehen. Aber anesichts der Erwartungen, die in dieses Jahr gesetzt wuren, und angesichts der vollmundigen Ankündigungen iehen die Verbände, die sich besonders engagiert haben, atürlich ein ernüchterndes und zum Teil auch enttäuchendes Fazit. Bundesministerin Ulla Schmidt betonte am 19. Feb uar 2003 in einer Pressemitteilung zum Europäischen ahr der Menschen mit Behinderung – und ich zitiere die ressemitteilung wörtlich –, „die Bundesregierung habe ich zur Aufgabe gemacht, die völlig gleichberechtigte eilhabe der Menschen mit Behinderung am gesellchaftlichen Leben sowie in der Arbeitswelt zu erreihen.“ Daran wollen wir die Bundesregierung auch im ahmen der Debatte über die vorliegenden Gesetzentürfe messen. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da ist im letzten Jahr nicht viel passiert!)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508703100
Daniel Bahr (FDP):
Rede ID: ID1508703200

(Beifall bei der FDP)


In dieser Pressemitteilung wurde als ein Schwerpunkt
enannt, „die Gesundheitsleistung für chronisch Kranke
nd für Behinderte zu verbessern“. Ich möchte an dieser
telle gar nicht näher ausführen, was die Regelungen des
esundheitssystemmodernisierungsgesetzes seit dem
. Januar dieses Jahres gerade für die Behinderten und
ür die chronisch Kranken bedeuten.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sehr wahr!)

as gesetzte Ziel ist jedenfalls konterkariert worden.


(Beifall bei der FDP)

Wir beraten heute über den Gesetzentwurf der Bun-

esregierung zur Förderung der Ausbildung und Be-
chäftigung schwerbehinderter Menschen. Ich sage ganz
eutlich: Dieses Thema eignet sich nicht für gegensei-
ige Unterstellungen. Dafür stehen viel zu viele Einzel-
chicksale auf dem Spiel. Ziel für uns alle muss es doch
ein, dass die Rahmenbedingungen für Menschen mit
ehinderung in Beschäftigung und Ausbildung merklich
esser werden.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Genau!)







(A) )



(B) )


Daniel Bahr (Münster)


Wir stimmen dem Gesetzentwurf und den Änderungs-

anträgen zu, weil wir der Meinung sind, dass das Gesetz
eine Verbesserung für die Betroffenen mit sich bringt.


(Beifall bei der FDP)

Es ist zwar mehr nötig; aber auch kleine Verbesserungen
sind Verbesserungen.

Mit dem In-Kraft-Treten des SGB IX vom 1. Juli
2001 ist es gelungen, einen wegweisenden Richtungs-
wechsel in der Behindertenpolitik zu vollziehen. Erst-
mals ist die Förderung der Eigenkompetenz und Selbst-
verantwortung der behinderten Menschen klares Ziel
und Aufgabe des neuen Rechts. Es geht nicht mehr um
Fürsorge, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe. Wir unter-
stützen dies nachdrücklich.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Walter Riester [SPD])


Wir hätten uns allerdings bei der Erstellung dieses
Gesetzentwurfs weniger Fehler gewünscht. Dann wären
auch nicht so viele Änderungsanträge vonnöten gewe-
sen. Die Anhörung hat uns in der Auffassung bestätigt,
dass der Gesetzentwurf noch einen erheblichen Nach-
besserungsbedarf hatte. Deswegen waren, wie gesagt,
viele Änderungsanträge nötig. Daher ist es gut, dass wir
sie berücksichtigt haben.

Ausdrücklich begrüßen wir die Festschreibung der
Beschäftigungspflichtquote auf 5 Prozent bis Juni
2007. Das schafft Planungssicherheit in den Betrieben.
Ich glaube, da sind wir uns alle in diesem Hause einig.

Ich darf an dieser Stelle aus einer Stellungnahme des
Sozialverbandes VdK zitieren:

Durch eine ... Anhebung würde, wie alle bisherigen
Erfahrungen beweisen, die Beschäftigungssituation
behinderter Menschen nicht verbessert.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: So ist das!)

Stattdessen würden die ... positiven Rahmenbedin-
gungen des SGB IX empfindlich gestört, da die Ar-
beitgeber dies als kollektive, ungerechte Strafe
empfinden.

Der VdK, die Koalitionsparteien und auch andere
Verbände schließen sich damit der langjährigen Position
der FDP an.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Lieber spät als nie!)


Wir begrüßen dies nachdrücklich und wollen auch in
anderen Bereichen Initiativen starten. Die betriebliche
Praxis zeigt nämlich, dass vor Ort durch eine enge Zu-
sammenarbeit der Unternehmensleitung, der Schwerbe-
hindertenvertretung, des Betriebsrates und der Sozial-
verbände größere Verbesserungen erzielt werden können
als durch regulierende Gesetzentwürfe, durch Vorgaben
von oben.


(Beifall bei der FDP)

Beispielsweise konnte durch eine kontinuierliche

Schulung von Führungskräften und Arbeitnehmervertre-
tern innerhalb von vier Jahren bei der Real SB Waren-

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(C (D aus GmbH die Schwerbehindertenquote von 2,6 auf ast 4,4 Prozent erhöht werden. Dieses Beispiel steht icht allein. Das sind ganz konkrete Verbesserungen für ie Betroffenen, für die, die aktiv in den Betrieben sind nd die vor Ort ein Interesse haben, sich zu engagieren. Meine Damen und Herren, haben Sie doch endlich en Mut, der deutschen Wirtschaft zu vertrauen, anstatt mmer wieder durch Vorgaben und Regelungen zu gäneln! Verbesserungen müssen gelebt und nicht verordnet erden. Umfangreiche Sonderregelungen für schwerbeinderte Arbeitnehmer laufen manchmal – nicht immer – en eigentlichen Zielen zuwider. Wir müssen den Mut aben, Einstellungsbarrieren und betriebliche Hemmisse vorbehaltlos auf den Prüfstand zu stellen, um die eschäftigungschancen von Menschen mit Behinderunen zu erhöhen. Dazu gehört vor allem eine Diskussion über den be onderen Kündigungsschutz und den Zusatzurlaub für chwerbehinderte Arbeitnehmer dort, wo sie eine Eintellungsbarriere und ein betriebliches Hemmnis darstelen, weil sie für die Betriebe höhere finanzielle und büokratische Belastungen bedeuten. Solche Regelungen ienen möglicherweise den Menschen, die einen Areitsplatz haben. Für diejenigen, die einen Arbeitsplatz uchen, sind sie oft ein Einstellungshemmnis. Deswegen üssen wir darüber eine Diskussion führen. Es kann einfach nicht im Sinne der Betroffenen sein, ie deutsche Wirtschaft durch unrealistische Ansprüche u überfordern. In Zeiten der Globalisierung müssen wir ine verantwortungsvolle Politik machen und die Stelung der Wirtschaft im weltweiten Wettbewerb berückichtigen. Es ist eben ein unbestreitbarer Wettbewerbsachteil, wenn die Lufthansa als Einzige der großen uftfahrtgesellschaften nach eigenen Angaben eine jähriche Kompensationszahlung von circa 3 Millionen USollar zahlen muss, während die anderen internationalen uftfahrtgesellschaften das nicht tun müssen. Es ist nicht o, dass Unternehmen keine Menschen mit Behinderunen einstellen möchten. Aufgrund bestehender Verordungen und Vorschriften dürfen aber manche Arbeitslätze nicht mit schwerbehinderten Menschen besetzt erden. Dennoch werden diese Arbeitsplätze zum Geamtpersonal addiert. Wir finden es nicht richtig, dass iese Arbeitsplätze eingerechnet werden. Deswegen haen wir gegen den entsprechenden Änderungsantrag getimmt und wollen hierüber eine weitere Diskussion fühen. Wie gesagt, der FDP kommt es auf praktische Hilfen m betrieblichen Alltag an, die die Beschäftigungsund usbildungssituation von Menschen mit Behinderungen onkret verbessern. Nach unserer Meinung führt eine itbestimmung mit Wirksamkeitsvoraussetzung der chwerbehindertenvertretung, so wie die CDU/CSU sie eantragt hat, nicht zu konkreten Verbesserungen. Beeits nach geltendem Recht kann ein stellvertretendes itglied zur Unterstützung der Vertrauensperson für einelne Aufgaben hinzugezogen und dafür freigestellt Daniel Bahr werden. Eine weitere Ausweitung führt nur zu finanziellen Zusatzbelastungen, mit denen Beschäftigung verhindert und nicht gefördert wird. Für uns ist und bleibt der Betriebsrat das zentrale Organ der Mitbestimmung. Wir wollen keinen Nebenbetriebsrat. Ein weiterer Schwerpunkt, der in der Pressemitteilung des Gesundheitsministeriums seinerzeit angeführt wurde, heißt: „Barrierefreiheit beim Bauen, im Verkehr und bei den Informationsangeboten umsetzen.“ Wir unterstützen den Antrag „Reisen ohne Handicap – Für ein barrierefreies Reisen und Naturerleben in unserem Land“ ausdrücklich. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)





(A) )


(B) )


Aber es muss doch unser gemeinsames Ziel sein, uns zu-
nächst Gedanken darüber zu machen, wie im alltägli-
chen Leben, beim Gang zur Arbeit und beim Einkaufen,
Barrierefreiheit gewährleistet wird, bevor wir uns als
Schwerpunkt um Naturerlebnisse Gedanken machen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Beides muss getan werden!)


Natürlich muss es auch darum gehen, den Tourismus in
Deutschland barrierefrei zu gestalten. Aber unser erstes
Interesse muss sein, uns für Barrierefreiheit im Alltag zu
engagieren. Wir können uns überall ein Bild davon ma-
chen, dass dies leider noch nicht erreicht ist.

Im Sinne der Menschen mit Behinderungen dürfen
wir nicht nachlassen, für die Verbesserung ihrer Lebens-
situation zu kämpfen. Ich hoffe, dass wir in diesem
Punkt gemeinsam nach praxistauglichen und vernünfti-
gen Regelungen suchen können. Ich freue mich auf die
weitere Debatte.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1508703300

Ich erteile das Wort Kollegen Markus Kurth, Fraktion

des Bündnisses 90/Die Grünen.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508703400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit

der vorgelegten Änderung des Sozialgesetzbuches IX
gehen wir drei wichtige Bereiche an: Zum Ersten lösen
wir eine ganze Reihe von konkreten Problemen, die sich
für Menschen mit Behinderungen ergeben haben. Zum
Zweiten gehen wir mit harten Anreizen deutlich auf die
Arbeitgeber und Unternehmen zu. Damit meine ich ins-
besondere die Ausgleichsabgabe bzw. die Beschäfti-
gungspflichtquote. Zum Dritten erweitern wir die so ge-
nannten weichen Maßnahmen. Staatssekretär Thönnes
hat bereits die Präventionspläne und die betrieblichen
Eingliederungspläne angesprochen.

Lassen Sie mich zunächst etwas Wichtiges zu dem
vielleicht drängendsten konkreten Problem sagen, das
Menschen mit Behinderungen, aber auch die Träger von
Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in der

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(C (D ergangenheit besonders betroffen und beschäftigt hat. s geht hier um das Eingangsverfahren, um den Beufsbildungsbereich in Werkstätten für Menschen mit ehinderungen. Wir wissen, dass für viele nur diese öglichkeit infrage kommt, um berufliche Erfahrung zu ammeln, um aber auch dort in angepasster Weise langam integriert zu werden und nicht zuletzt auch einen entenanspruch zu erwerben. Das Eingangsverfahren dient der Feststellung, ob die erkstatt für Menschen mit Behinderungen die geeigete Einrichtung für die Teilhabe am Arbeitsleben ist. Es ient auch der Feststellung, in welcher Art und Weise er betriebliche Prozess der Integration in die Werkstatt orgenommen werden kann. Bislang wurden diese Leistungen nur im Einzelfall ür drei Monate erbracht, obwohl die Praxis gezeigt hat, ass drei Monate der Regelfall hätten sein müssen und ass vier oder sechs Wochen viel zu kurz sind. Wer diese inrichtungen einmal in Ruhe und ohne großen Tross esucht und sich dort alles genau angeschaut hat, der hat estgestellt, dass sich die Menschen mit Behinderungen nd hier insbesondere diejenigen mit starken Lernbehinerungen nach vier oder sechs Wochen überhaupt erst angsam an die Einrichtung gewöhnt, ihre Anleiter sowie etreuerinnen und Betreuer kennen gelernt haben und ann auch erst auf dem Sprung waren, mit der eigentlihen beruflichen oder handwerklichen Tätigkeit in der erkstatt zu beginnen. In der Vergangenheit war es häufig so, dass genau ann das Eingangsverfahren gestoppt wurde, die Bewiligung vom Arbeitsamt nicht kam und dann erst lange riefwechsel oder sogar Gerichtsverfahren geführt weren mussten, bis das Verfahren fortgesetzt werden onnte. Ergebnis war, dass die Menschen mit Behindeungen die Werkstatt zunächst verlassen mussten, die geamten Erfolge der ersten vier bis sechs Wochen weggeischt waren und man dann, wenn das Verfahren denn ortgesetzt wurde, wieder bei null anfangen musste. Das st gesamtgesellschaftlich betrachtet nicht nur ökonoisch unsinnig, sondern das trägt auch nicht zur Plaungssicherheit für die Träger der Werkstätten bei. Ich in sehr froh, dass alle Fraktionen dieses Hauses einverehmlich gesagt haben, dass es so nicht weitergehen ann. Wir haben auch im Berufsbildungsbereich im Allgeeinen festgestellt, dass der notwendige Zeitraum zwei ahre und nicht nur ein Jahr beträgt. Ich denke, dass wir uch der Bundesagentur für Arbeit gemeinsam klar mahen müssen, dass sektorales Denken hier nur schädlich st und daher dringend überwunden werden muss. Dieem Denken begegnen wir auch im Bereich der Rehaträer. Wir müssen hier endlich vernetzt und auch an die achhaltigkeit sowie die langfristigen Konsequenzen enken. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir nehmen die Bundesagentur für Arbeit auch nicht
m Bereich der aktiven Arbeitsmarktförderung für Men-
chen mit Behinderung aus der Verantwortung. Mit






(A) )



(B) )


Markus Kurth

diesem Gesetzentwurf verlegen wir aber insgesamt die
Strukturveranwortung für die Eingliederung in den ers-
ten Arbeitsmarkt stärker auf Integrationsämter und Inte-
grationsfachdienste, die durch die Rechtsverordnung
mit höheren Mitteln aus der Ausgleichsabgabe bedacht
werden. Es geht darum, jetzt einen einheitlichen und
kompetenten Ansprechpartner für Arbeitgeber zu schaf-
fen, damit die Beratung dazu, wie der Arbeitsplatz um-
gestaltet werden kann, welche Förderinstrumente, Prä-
mien und Möglichkeiten zur Verfügung stehen, sowie
die Beratung über geeignete Bewerberinnen und Bewer-
ber aus einer Hand kommen. So viel zu den konkreten
Problemen.

Wir schaffen aber auch eine ganze Reihe von harten
Anreizen. Der wichtigste ist sicherlich, dass die Be-
schäftigungspflichtquote erst einmal auf 5 Prozent der
Beschäftigten festgeschrieben und nicht auf 6 Prozent
erhöht wird, wie das ursprünglich vorgesehen war. Ich
glaube, hiermit senden wir schon ein deutliches Signal
an die Wirtschaft, das lautet: Wir kommen ihnen einen
großen Schritt entgegen. Sie sparen dadurch 340 Millio-
nen Euro pro Jahr. – Es sind 340 Millionen Euro, die da-
durch nicht als Mehrbelastung auf die Arbeitgeberinnen
und Arbeitgeber zukommen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer)

Ergänzend leiten wir bei der Gestaltung der Be-

schäftigungspflichtquote und der Ausgleichsabgabe
weitere Schritte ein. Wir bieten ein ganzes Set von Maß-
nahmen an. So werden zum Beispiel Beschäftigte, die
aus der Behindertenwerkstatt in den ersten Arbeitsmarkt
kommen, doppelt auf die Beschäftigungspflichtquote an-
gerechnet, ebenso wie entsprechende Personen, die nach
der Ausbildung in ein reguläres Beschäftigungsverhält-
nis übernommen werden. Wenn eine Zeitarbeitsfirma
eine schwerbehinderte Person beschäftigt, die im Rah-
men einer Arbeitnehmerüberlassung für einen Betrieb
arbeitet, wird jetzt auch diese Person auf die Beschäfti-
gungspflichtquote angerechnet.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wenn die Wirtschaft nicht wächst, können Sie das alles vergessen! Dann ist das alles nichts!)


Die Unterstellungen, die Herr Bahr hier geäußert hat, in-
dem er gesagt hat, wir kämen der Wirtschaft nicht genug
entgegen, hier würden Schwierigkeiten gemacht, sind
also einfach nicht richtig.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Natürlich ist das richtig! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Minus 0,1!)


Wir bieten eine ganze Reihe von Maßnahmen an. Das
muss man gegenüber der Wirtschaft auch vertreten.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht akzeptabel, wenn
Arbeitgeber versuchen, Arbeitsplätze aus der Beschäfti-
gungspflichtquote herauszurechnen, indem sie sagen:
Für diesen Arbeitsplatz sind Schwerbehinderte gar nicht
geeignet. – Sollte sich dies durchsetzen, würde dies un-
serem Politikansatz, den wir hier bisher gemeinsam


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(C (D vor allen Dingen die rot-grüne Koalition – verfolgt haen, diametral entgegenstehen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wir versuchen doch gerade, Arbeitgeber zu motivie-
en, sich zu überlegen, wie sie Arbeitsplätze gestalten
önnen, um schwerbehinderte Menschen beschäftigen
u können. Daher kann es nicht sein, dass wir jetzt Ar-
eitgebern die Möglichkeit eröffnen, zu schauen, wie sie
rbeitsplätze so definieren können, dass sie zum Inte-
rationsamt gehen und sagen können: Diesen Arbeits-
latz kann ich gar nicht mit einem Schwerbehinderten
esetzen.
Man kann sich dies am Beispiel der Lufthansa an-

chauen. Die Lufthansa beschäftigt sogar im Bereich des
lugpersonals Menschen mit Behinderungen. Man kann
n der Statistik nachlesen, dass von den dort 71 000 Be-
chäftigten gerade einmal 4 000 zum fliegenden Perso-
al, also zu den Piloten, zu dem Crewpersonal, gehören.
s gibt also eine Vielzahl von Möglichkeiten innerhalb
es Konzerns der Lufthansa, wie Menschen mit Behin-
erungen beschäftigt werden können, zum Beispiel im
atering und in der Abfertigung.
Außerdem wird von einem sehr verengten Begriff

usgegangen, wer eigentlich ein Mensch mit Behinde-
ung ist. Jemand, der eine schwere Krebserkrankung
berstanden hat, verfügt in aller Regel über einen
chwerbehindertenausweis. Niemand aber sagt doch,
ass eine ehemals krebskranke Person nicht auch Flug-
egleiter werden kann. Wir müssen hier also sehr genau
ifferenzieren und versuchen, uns einer Argumentation
ntgegenzustellen, die nur dazu führen würde, Tür und
or zu öffnen, um die Ausgleichsabgabe zu unterhöhlen
nd sie letzten Endes vollkommen zu demontieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das führt mich zu einem weiteren Aspekt, der in der
ffentlichen Debatte viel zu wenig Beachtung findet.
ir sollten Menschen mit Behinderungen – natürlich ha-
en sie Handicaps – nicht als Behinderer der Gesell-
chaft, der Arbeitgeber oder unserer Sozialsysteme se-
en. Das ist aus meiner Sicht ein außerordentlich
urzfristiger Wachstumsbegriff.
Wir sollten auch die Chancen und das Potenzial an

esellschaftlichen und technologischen Innovationen für
enschen mit Behinderungen sehen. Man braucht sich
ur einmal die Möglichkeiten anzuschauen, die mittler-
eile allein im Bereich der Telekommunikation und der
edienkompetenz existieren, zum Beispiel die techni-
chen Hilfen für Sehbehinderte und für Menschen mit
örstörungen. Es gibt eine große Produktpalette, die
ich immer weiter entwickelt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da sehen Sie, was technischer Fortschritt alles bewirken kann!)


Auf diesen Märkten sollten wir ebenfalls eine Innova-
ionsoffensive starten. Es wird viel von Innovation gere-
et. Aber das Innovationspotenzial im Bereich der






(A) )



(B) )


Markus Kurth

Förderung der Beschäftigung von Menschen mit Behin-
derungen liegt brach. Wir haben die Möglichkeit, zu ge-
sellschaftlichen Innovationen zu kommen und dort end-
lich einen qualitativen Wachstumsbegriff anzulegen.
Ich glaube, dass wir mit diesem Gesetz Möglichkeiten
schaffen, weiter in diese Richtung zu denken und den
Begriff der Innovation in Zukunft gesellschaftlich wie
technologisch auch im Bereich der Menschen mit Behin-
derungen zu entfalten.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508703500

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Hubert Hüppe.

Hubert Hüppe (CDU):
Rede ID: ID1508703600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vor we-

nigen Wochen endete das Europäische Jahr der Men-
schen mit Behinderungen. Ein Jahr lang haben Tau-
sende von Menschen in zahlreichen Veranstaltungen auf
kreative Weise auf ihre Situation aufmerksam gemacht.
Unter dem Motto „Nichts über uns ohne uns“ haben sie
sich für Teilhabe, Gleichstellung und Selbstbestim-
mung eingesetzt. Ihr Engagement und eine erfolgreiche
Öffentlichkeitsarbeit haben sicher einiges an positiver
Bewusstseinsänderung angestoßen.

Dennoch, meine Damen und Herren, bleibt der trau-
rige Beigeschmack, dass auf der politischen Habenseite
nicht viel zu verbuchen ist. Herr Thönnes, eines muss ich
jetzt, weil Sie ja voll des Lobes für die Bundesregierung,
also für sich selbst, waren, schon festhalten: Wenn man
die Situation in Deutschland betrachtet, muss man realis-
tischerweise sagen, dass es vielen betroffenen Menschen
mit Behinderungen heute schlechter geht als noch vor ei-
nem Jahr. Das ist nun mal so.


(Zuruf von der SPD: Ach was!)

– Doch, das ist so, schon allein deshalb, weil mehr Be-
hinderte arbeitslos sind. Darauf komme ich gleich noch
zu sprechen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ist das entscheidende Problem! Wenn die Wirtschaft nicht mehr läuft, kann man machen, was man will!)


Dabei sind wir uns im Ziel doch tatsächlich einig.
Wir wollen eine Gesellschaft, in der auch Menschen mit
Beeinträchtigung gleichberechtigt am Alltagsleben teil-
nehmen können. Jede und jeder von uns will doch im
Leben seine Frau bzw. seinen Mann stehen, den Le-
bensunterhalt selbst verdienen, statt von Fürsorge abzu-
hängen, will seine Begabungen, so gut es geht, auch im
Beruf verwirklichen, Anerkennung für die eigene Leis-
tung bekommen und am gesellschaftlichen Leben teil-
nehmen.

Beruf und Beschäftigung sind wichtige Elemente, den
Menschen mit Behinderungen Teilhabe, Gleichstellung
und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Deshalb ist es so
bedauerlich, dass die Bundesregierung positive und für

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(C (D ns entscheidende Punkte aus ihrem Referentenentwurf, en sie vorgelegt hatte, gestrichen hat. Dieser Entwurf ar ja gut. Wir haben unsere Zustimmung zu ihm signaisiert. Hätten Sie die Punkte, die uns wichtig sind, nicht erändert, würden wir zustimmen. Sie waren aber nicht ereit, auf die Punkte, die uns, der Union, wichtig sind, inzugehen. Dies hätte ich mir gewünscht, weil die Aufruchsstimmung des Europäischen Jahres der Menschen it Behinderungen dann auch in die Tat umgesetzt woren wäre. Meine Damen und Herren, der Titel Ihres Gesetzenturfes lautet – Sie haben ihn ja eben gerade selbst enannt –: Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der usbildung und Beschäftigung schwerbehinderter Menchen. Wenn man sich diesen Titel anschaut, muss man eststellen, dass der Inhalt diesem hohen Anspruch nicht enügt. Im Gegenteil: Ich hätte es viel ehrlicher gefunen, wenn Sie den Gesetzentwurf „Änderungen zum GB IX“ genannt hätten. Unsere Zusage gilt weiterhin: Die CDU/CSU ist zur raktionsübergreifenden Zusammenarbeit bereit, wenn s wirklich darum geht, die Integration behinderter Menchen wirksam zu fördern und vor allen Dingen nachhalige Verbesserungen zu schaffen. (Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Dann könnt ihr ja zustimmen!)


iese Bereitschaft haben wir übrigens schon häufiger
ewiesen. Ich erinnere nur an die Verabschiedung des
GB IX und des Bundesgleichstellungsgesetzes. Hier
aben wir Ihnen unsere Zustimmung gegeben. Im vorlie-
enden Gesetzentwurf sind solche Verbesserungen für
ehinderte Menschen aus unserer Sicht jedoch nicht zu
rkennen.
Meine Damen und Herren, im Juni 2003 hat die Bun-

esregierung ihren Bericht zur Beschäftigungssituation
chwerbehinderter vorgelegt. Auch hier hatte sie viel
ob für sich übrig.


(Zuruf von der SPD: Was wahr ist, ist wahr! Das muss man auch sagen!)


ngesichts des desolaten Zustands des Arbeitsmarktes
nd der noch ungünstigeren Situation für Behinderte war
o viel Lob jedoch unangemessen. Dennoch ist ein sol-
her Bericht notwendig. Wir hätten uns gewünscht, dass
er nächste Bericht nicht erst im Jahr 2007 erstellt wer-
en soll, sondern dass dies, wie es auch jetzt der Fall
ar, regelmäßig alle zwei Jahre geschieht.
In dem Bericht wird geschildert, wie sich die Zahl

er schwerbehinderten Arbeitslosen nach der Kampa-
ne „50 000 Jobs für Schwerbehinderte“ zwischen Okto-
er 1999 und 2002 verringert hat. Wenn man aber genau
inschaut, stellt man fest, dass diese Zahlen nicht da-
urch zu erklären sind, dass die Menschen tatsächlich
uf dem ersten Arbeitsmarkt einen Arbeitsplatz gefun-
en haben. Vielmehr beruht der Rückgang hauptsächlich
uf Frühverrentung. Der größte Rückgang überhaupt ist
ei den über 55-jährigen Schwerbehinderten zu ver-
eichnen. Sie wollen uns hier ja wohl nicht erklären,






(A) )



(B) )


Hubert Hüppe

dass ausgerechnet bei den über 55-jährigen Behinderten
die erfolgreichste Eingliederung gelungen ist.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wäre überraschend!)


Die Zahlen vom Dezember 2003 sind deswegen so er-
schreckend, weil an ihnen deutlich wird, dass hier kein
nachhaltiger Erfolg erzielt wurde. Im Dezember 2003
waren 168 951 Schwerbehinderte arbeitslos gemeldet.
Das sind fast 13 000 Personen mehr als ein Jahr zuvor.
Das ist eine Zunahme von 8,1 Prozent. Von einer Ver-
besserung der Situation kann also nicht die Rede sein.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist leider wahr! – Widerspruch bei der SPD!)


Wir haben vor einem Jahr der Absenkung der
Pflichtquote zugestimmt und würden ihr auch heute
wieder zustimmen. Grund für uns war nicht, dass wir ge-
glaubt haben, dass dadurch mehr Arbeitsplätze für be-
hinderte Menschen geschaffen würden – so schön das
auch wäre –, sondern dass den meisten Betrieben auf-
grund der Arbeitsmarktpolitik dieser Bundesregierung
das Wasser bis zum Hals steht. Das ist der eigentliche
Grund. Das muss ich so deutlich sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Volle Zustimmung!)


Herr Thönnes, wenn Sie wirklich der Auffassung sind,
dass durch die Absenkung der Pflichtquote Arbeitsplätze
geschaffen werden – das haben Sie behauptet –, dann
frage ich mich, wie die SPD auf die Idee kommen
konnte, dass eine Ausbildungsplatzabgabe zur Schaf-
fung von mehr Arbeitsplätzen führen werde.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das wollen die doch gar nicht mehr! Das ist doch zu den Akten gelegt! Das brauchten sie nur auf dem Parteitag!)


Das ist ein Widerspruch in sich, den ich nicht verstehe.
Ich verkenne nicht die Probleme; das möchte ich an

dieser Stelle deutlich sagen. Wir alle wissen, dass die Si-
tuation nicht einfach ist. Deswegen danke ich an dieser
Stelle den vielen Unternehmen, besonders den kleinen
und mittleren Unternehmen, den Gewerkschaften und
den Verbänden, die einen Beitrag dazu geleistet haben,
dass die Situation nicht noch schlimmer geworden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wer Missstände beheben will, der muss bereit sein,
sie auch zu erkennen. Dazu sind Sie nicht bereit. Der
vorliegende Gesetzentwurf wird Ihrer Intention, die Sie
eben dargestellt haben, nicht gerecht. Ich teile die Ziele,
die Sie genannt haben; das gilt auch für meine Fraktion.
Von diesen Zielen ist aber in Ihrem Gesetzentwurf nichts
zu lesen. Er enthält hauptsächlich Soll- und Kannvor-
schriften und Verfahrensänderungen, die sich aus der
praktischen Umsetzung des SGB IX ergeben. Ich be-
haupte nicht, dass alle Regelungen falsch wären; wir ha-

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(C (D en uns ja auch nur auf drei Punkte konzentriert. Das haen wir im Ausschuss auch dargestellt. Durch dieses Gesetz wird unter anderem die Möglich eit des Missbrauchs des Kündigungsschutzes eingechränkt. Das ist ein gutes Beispiel. Jeder, der schon einal mit Behindertenvertretern gesprochen hat, weiß, ass es in der Tat Menschen gibt, die bei einer drohenen Kündigung noch schnell einen Antrag auf Feststelung einer Schwerbehinderung stellen, obwohl sie issen, dass nicht der geringste Grad von Schwerbehinerung anerkannt wird. Dadurch genießen sie einen ündigungsschutz, der eigentlich anderen Menschen zuteht. Dass dieser Missbrauch eingegrenzt wird, finden ir in Ordnung. Damit ist nicht nur den Betrieben geient; Missbrauch bringt ja auch den Kündigungsschutz nsgesamt in Verruf. Der Vorschlag, der jetzt aufgenomen worden ist, kam übrigens vom Bundesrat. Hinsichtlich der Frage, ob man den Kündigungs chutz für diese Menschen aufheben sollte, bin ich andeer Meinung als die FDP. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Den besonderen!)


ieser Kündigungsschutz ist kein Einstellungshindernis,
uch wenn er in manchen Fällen problematisch für einen
etrieb ist. Er dient hauptsächlich den Menschen, die
ährend des Erwerbslebens eine Behinderung bekom-
en. Ziel ist also, dass diese Menschen einen sicheren
rbeitsplatz haben. Deswegen bin ich nicht dafür, ihn
ufzuheben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Es wurden hier schon die Punkte genannt, die uns
ichtig sind. Ich hätte Herrn Kurth während der ganzen
ede Beifall zollen können, weil er das vertreten hat,
as in unseren Anträgen steht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

enn er unserem Antrag dann noch zugestimmt hätte,
ätte ich noch mehr geklatscht. Das wird heute aber
ohl nicht mehr eintreten.
Wir wollten die Leistungsdauer im Eingangsverfahren

nd bei der Berufsbildung grundsätzlich ohne Ausnahme
estschreiben. Das hätte nicht zu höheren Kosten geführt.
ie wissen, dass für das zweite Jahr der Berufsbildung,
enn es nicht vom Arbeitsamt bezahlt wird, die Sozial-
ilfeträger und somit letztlich die Kommunen aufkom-
en. Diese Regelung hätte sogar zu niedrigeren Kosten
eführt, da die Bürokratie hätte abgeschafft werden kön-
en, die notwendig ist, um festzustellen, ob das zweite
ahr der Berufsbildung noch gewährt werden kann.


(Klaus Brähmig [CDU/CSU]: So ist es! Ganz wichtig!)


ußerdem hätten wir damit vermieden, dass Klagen er-
oben werden und es zu teuren und schwierigen Rechts-
erfahren kommt. Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass
ie uns zugestimmt hätten. Dann hätten Sie uns viel er-
part. Vor allem hätten Sie allen Betroffenen Sicherheit
egeben, den Einrichtungen und den Behinderten selbst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







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(B) )


Hubert Hüppe

Meine Damen und Herren, ich will noch etwas zu der

Regelung des Anhörungsrechts der Schwerbehinder-
tenvertretung sagen. Auch hier muss ich der FDP wi-
dersprechen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Na, na, Herr Hüppe!)


Sie sagt, sie sei gegen dieses Anhörungsrecht. Da das
Anhörungsrecht im SGB IX schon längst verankert ist,
hätten Sie dann den Antrag stellen müssen, dieses Ge-
setz zu ändern. Die Frage ist aber, wie es in der Praxis
umgesetzt wird.

Wir haben gesagt: Da das Anhörungsrecht gesetzlich
schon zementiert ist, muss auch gefordert werden, dass
bei seiner Verletzung eine in einem Betrieb getroffene
Maßnahme, die einen Behinderten besonders betrifft,
ungültig ist. Sie haben dieses Problem wahrscheinlich
erkannt, weil dies auch in Ihrem Referentenentwurf
stand und weil Sie jetzt das Bußgeld, das bei Nichtbe-
achtung zu zahlen ist, erhöhen wollen. Das schlichte Er-
höhen des Bußgeldes würde aber längst nicht ausrei-
chen, um das Ergebnis zu erzielen, das wir anstreben.

Ich frage Sie: Wie soll eine Schwerbehindertenvertre-
tung überhaupt mitwirken, wenn sie noch nicht einmal
die Chance hat, sich dort zu informieren, wo die Pro-
bleme entstanden sind? Das könnte ja auch dem Betrieb
dienen. Vielleicht hat dieser zusammen mit dem Integra-
tionsamt und den Integrationsfachdiensten neue Lösun-
gen entwickelt, um den Arbeitsplatz zu erhalten. Herr
Kurth, es gibt heute in der Tat mehr technische Möglich-
keiten, als so mancher denkt. Da man vom Integrations-
amt Zuschüsse aus der Ausgleichsabgabe erhält, könnte
man den entsprechenden Arbeitsplatz möglicherweise
sogar derart optimieren, dass der Behinderte leistungsfä-
higer ist als jemand, der diese Arbeit ohne Behinderung
leisten würde.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zum Abschluss: Ich hätte mir gewünscht, dass wir

dem Antrag zustimmen könnten.

(Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Können Sie doch machen!)

Wir konnten Sie leider nicht von Ihren eigenen Anlie-
gen, die im Referentenentwurf noch enthalten waren,
überzeugen. Trotzdem erkläre ich natürlich unsere wei-
tere Bereitschaft, an echten und wirklich konkreten Ver-
besserungen für die Behinderten mitzuarbeiten. Ich sage
aber: Dies fängt nicht erst im Erwerbsleben an. Mein
Wunsch ist es, dass Menschen mit und ohne Behinde-
rung gemeinsam leben und lernen. Das heißt, ich wün-
sche mir integrative Einrichtungen nicht erst im Berufs-
leben, sondern bereits viel früher, nämlich in den
Schulen und Universitäten.


(Gudrun Schaich-Walch [SPD]: Das sagen Sie mal Roland Koch in Hessen!)


Ich bedauere zum Beispiel, dass all diese Bereiche im
Gleichstellungsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen
– es bestand die Möglichkeit, dort so etwas festzuschrei-
ben – nicht enthalten sind. Ich hätte es mir anders ge-

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(C (D ünscht; denn nun haben die Sonderschulen und Sonereinrichtungen wieder einen erhöhten Zulauf. Herr Kollege, Sie haben Ihre Redezeit bereits überzo en. Wenn man vom Kindesalter an mit behinderten Men chen zusammenlebt, dann schafft dies das Bewusstsein afür, dass Behinderte in manchen Bereichen viel mehr eisten können, als sich das so mancher schwerst mehrach Normaler, wie ich ihn jetzt einmal bezeichnen öchte, vorstellen kann. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU – Gudrun SchaichWalch [SPD]: Herr Hüppe, Sie dürfen zustimmen! – Erika Lotz [SPD]: War das jetzt eine Zustimmung?)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508703700
Hubert Hüppe (CDU):
Rede ID: ID1508703800

Nein.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508703900

Diese gedehnten Schlusssätze! – Das Wort hat jetzt

ie Abgeordnete Silvia Schmidt.


Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1508704000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
amen und Herren! Herr Hüppe, Ihnen ist wahrschein-
ich tatsächlich irgendetwas entgangen. Ihre Partei
diese Diskussion haben wir bereits regelmäßig ge-
ührt – möchte die Befugnisse gemäß der Betriebsver-
assung einschränken. Sie wollen grundsätzlich das Ge-
enteil. Ich denke, dass die Praxis durchaus beweist,
ass Schwerbehindertenvertretungen und Betriebsräte
ut zusammenarbeiten können und dass eine Erhöhung
es Bußgeldes durchaus die bessere Alternative ist, um
it den Unternehmen nicht nur ins Gespräch zu kom-
en, sondern auch Druck auszuüben.


(Beifall bei der SPD)

Herr Hüppe, der Staatssekretär Herr Thönnes hat vor-

in deutlich gesagt, dass wir dieses Gesetz heute auch
eshalb mit einbringen, weil wir erkannt haben und
urchaus wissen, dass die Arbeitslosigkeit von schwer-
ehinderten jungen Menschen zugenommen hat. Natür-
ich müssen wir hier reagieren. Wie gesagt: Das scheint
hnen entgangen zu sein.
1998 haben wir, die wir alle hier sitzen, mit der Re-

orm der Behindertenpolitik begonnen,

(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Wir haben auch schon vorher Behindertenpolitik gemacht, Frau Kollegin! Das haben Sie nur nicht mitbekommen!)


it einer Reformpolitik, die den behinderten Menschen
ls kompetenten Experten in eigener Sache und als Ak-
eur der eigenen Entwicklung sieht und unterstützt. Wir
aren mit unserer Politik für die Menschen mit Behinde-
ungen in der letzten Legislaturperiode sehr erfolgreich.






(A) )



(B) )


Silvia Schmidt (Eisleben)


Ich denke – das wissen auch Sie, Herr Hüppe –, dass
sich die gesamte Situation für behinderte Menschen
grundsätzlich verbessert hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dies ist das größte gesetzgeberische Programm seit
30 Jahren. Als Erstes ist hier das Gesetz zur Bekämp-
fung der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter zu nennen,
aber auch mit dem Neunten Buch Sozialgesetzbuch und
dem Behindertengleichstellungsgesetz haben wir eine
emanzipierte Behindertenpolitik eingeleitet. Unser Ziel
ist es nämlich, Menschen mit Behinderungen mehr
Selbstbestimmung und Teilhabe am Leben in der Ge-
sellschaft zu garantieren.

Das Europäische Jahr der Menschen mit Behinde-
rungen war und ist ein großer Erfolg. Es hat nämlich die
Menschen weiter sensibilisiert und die öffentliche Wahr-
nehmung ist durchaus gewachsen. Viele Menschen er-
lebten auf Tausenden Veranstaltungen – jeder von uns
hatte in seinem Wahlkreis mit Sicherheit zwei oder drei
Veranstaltungen – ein Miteinander und spürten, wie
selbstverständlich und einfach dieses Miteinander ist.
Wir durften es erleben. Für dieses gleichberechtigte
Miteinander müssen noch weitere Schritte folgen. Die-
ses Gesetz ist ein weiterer Abschnitt, ein Bindeglied und
ein Baustein.

Ich erwähnte bereits die ausgesprochen schwierige
und angespannte konjunkturelle Situation auf dem Ar-
beitsmarkt, die niemand leugnen will. Die Verpflich-
tung unseres Koalitionsvertrages, die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit von Schwerbehinderten mit weiterent-
wickelten Zielvorgaben umzusetzen, führt zu einem deut-
lichen Handlungsbedarf. Im Bericht der Bundesregierung
– ich nenne hier nur beispielhaft § 160 SGB IX – wurden
unsere Erfolge durchaus sichtbar. Wir haben aber auch
erkannt: Unser Gesetz wird die Beschäftigungs- und
Ausbildungssituation schwerbehinderter Menschen jetzt
wieder deutlich verbessern müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ein weiterer wesentlicher Punkt. Die Anhörung am
12. November 2003 hat klar gezeigt, dass dieses Gesetz
grundsätzlich begrüßt wird.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Wo waren Sie denn?)


Der nachvollziehbaren Detailkritik sowie den Vorschlä-
gen des Bundesrates haben wir mit unseren Änderungs-
anträgen durchaus Rechnung getragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eines muss ich noch erwähnen: Anhörungen sind dafür
da, einen Gesetzentwurf zu beraten. Eine vernichtende
Kritik der Verbände an unserem Gesetzentwurf, sehr ge-
ehrter Kollege Hüppe, konnte ich wirklich nicht feststel-
len. Ich habe mir das Protokoll der Sitzung extra noch
einmal durchgelesen.

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(C (D Allerdings wurde Ihr Vorschlag, lieber Kollege, den esetzlichen Zusatzurlaub für behinderte Menschen aufuheben – mit einer Entlastung von 2,5 Prozent bei den nternehmen – und andererseits die Schutzquote auf Prozent zu erhöhen, um damit Druck auf die Unternehen auszuüben, von allen Verbänden nicht verstanden nd konnte nicht nachvollzogen werden, auch dann icht, als Sie noch einmal nachgefragt haben. (Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Ich habe überhaupt keinen Vorschlag gemacht, Frau Kollegin! – Gegenruf der Abg. Gudrun SchaichWalch [SPD]: Mitgefangen, mitgehangen!)


iese Idee wurde grundsätzlich abgelehnt. Eines möchte
ch beiden Oppositionsparteien klar sagen: Zusatzurlaub
st kein Geschenk für Menschen mit Behinderungen. Zu-
atzurlaub hat einen Grund und ist aus medizinischen
ründen meist leicht nachvollziehbar.


(Beifall bei der SPD)

Unser Staatssekretär Franz Thönnes hat schon darauf

ingewiesen – das ist auch in der Anhörung deutlich ge-
orden –, dass der Ausbau der betrieblichen Präven-
ion im Sinne von Rehabilitation statt Entlassung beson-
ers gelobt wurde. Dr. Hase, Sachverständiger der
undesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte, hält
ie Anreizsysteme, um die Beschäftigungssituation und
ie Ausbildung gerade junger Menschen zu fördern, für
ußerst sinnvoll. Herr Kuhn von der Bundesanstalt für
rbeitsschutz und Arbeitsmedizin begrüßte das Einglie-
erungsmanagement. Ich könnte mit diesen positiven
eispielen fortfahren. Erwähnen möchte ich noch, dass
nser Gesetz prinzipiell positiv bewertet wurde.
Die Aufgaben der Integrationsämter und der Inte-

rationsfachdienste werden so zugeschnitten, dass
iese passgenaue Vermittlungs- und Unterstützungsleis-
ungen sowohl für schwerbehinderte Menschen als auch
ür die Arbeitgeber erbringen können. Die Informations-
efizite der Unternehmen müssen weiter abgebaut wer-
en. Es wurde bereits erwähnt, dass 38 Prozent der Ar-
eitgeber zurzeit keinen einzigen Schwerbehinderten
eschäftigen. Die neuen Instrumente werden nicht nur
nreize schaffen, sondern sie müssen auch die Bereit-
chaft und das Verständnis der Unternehmen für Behin-
erte fördern, um ein intensives Kennenlernen zu er-
öglichen.
Liebe FDP, auch die Wirtschaft hat eine Verantwor-

ung, die sie wahrnehmen muss.

(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die sie auch wahrnimmt!)

Die muss sie weiter und auch verstärkt wahrnehmen,
ehr geehrter Kollege Kolb.
Jetzt wird im Gesetz die Dauer des Eingangsverfah-

ens im § 40 rechtssicher festgeschrieben. Ich muss das
icht noch einmal erwähnen, sonst müsste ich das Ge-
etz zitieren. Ich finde den Einwand dagegen nicht ge-
ade sehr anständig.
Unerträglich war die so genannte Lex-Lufthansa-Dis-

ussion. Der Buchstabe b des § 73, der bedeutet, dass






(A) )



(B) )


Silvia Schmidt (Eisleben)


die gesundheitliche Eignung bei der Höhe der Aus-
gleichsabgabe und der Beschäftigungspflichtquote zu
berücksichtigen ist, wurde endgültig gestrichen.


(Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Das war Ihr eigener Vorschlag!)


Für mich bedeutete dieser Vorschlag eine gravierende
Diskriminierung sowie einen Verstoß gegen die Anti-
diskriminierungsrichtlinien der EU. Wir arbeiten übri-
gens an einem Antidiskriminierungsgesetz. Die Stel-
lungnahme von Verdi macht dies sehr deutlich. Es heißt
dort, das sich eine derartige Lex Lufthansa als ein Be-
schäftigungsprogramm für Widerspruchsausschüsse und
Sozialgerichte erweisen würde.

Weiter heißt es:
Die Ausgleichsabgabe ist ein Instrument des Aus-
gleiches zwischen Arbeitgebern, die ihre Pflicht er-
füllen, und denjenigen, die sie nicht erfüllen.

Letztlich leugnet eine solche Rechtsvorschrift die Viel-
falt der Behinderungen, die zu einer Schwerbehinderung
führen können.

Integrationsprojekte werden im Steuerrecht – –


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508704100

Frau Kollegin, denken Sie bitte an Ihre Zeit. Sie sind

schon eine Minute darüber.


Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1508704200

Dann muss ich gleich abbrechen. Das möchte ich aber

noch erwähnen.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508704300

Nein, Sie sollen zum Schluss kommen.


Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1508704400

Dann komme ich jetzt zum Schluss. Die Integra-

tionsprojekte werden jetzt steuerrechtlich als gemein-
nützig angesehen. Gerade die Praxis hat gezeigt, dass
sich Integrationsprojekte positiv entwickelt haben und
dass die Integrationsämter den Integrationsprojekten und
Unternehmen Fördermittel zur Verfügung gestellt haben.
Hier fühlen sich unsere behinderten Mitmenschen durch-
aus sehr wohl.


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508704500

Liebe Frau Kollegin, es geht jetzt wirklich nicht mehr.


Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1508704600

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,

stimmen Sie zu!
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Seehofer durfte gestern auch länger sprechen!)


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(C (D Jetzt kommt eine wirklich kurze Kurzintervention des ollegen Hüppe, der etwas richtig stellen möchte. Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Ich wollte nur da auf hinweisen, dass das, was Frau Kollegin Schmidt in inem Punkt über mich behauptet hat, nicht stimmt. Ich abe in der Anhörung nicht, wie es auch in Ihrer Presserklärung dargestellt worden ist, gefordert, den Zusatzrlaub abzuschaffen, sondern ich habe die Frage getellt, ob es nicht ein Weg sein könnte, die Pflichtquote ei 6 Prozent zu belassen, um Druck auszuüben, mehr ehinderte zu beschäftigen, und es auf der anderen Seite ür die Betriebe dadurch günstiger zu machen, dass die ber 2 Prozent Mehrkosten durch den Zusatzurlaub wegallen. Denn in der Tat ist es nicht so, dass Behinderte, so ie Sie es dargestellt haben, generell Kranke sind und iesen Zusatzurlaub brauchen. Im Gegenteil: Die Statisik sagt, dass Behinderte wesentlich weniger Krankenage als andere Menschen haben. Diese Anregung ist von den Verbänden abgelehnt orden. Deswegen haben wir es auch nicht weiter geforert. Aber wenn man in einer Anhörung nicht mehr fraen und über das Normale hinaus denken darf, dann sollen wir Anhörungen grundsätzlich sein lassen. Wollen Sie antworten? (Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Nein, muss ich nicht!)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508704700
Hubert Hüppe (CDU):
Rede ID: ID1508704800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508704900
Das ist nicht der Fall.
Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Antje
lumenthal.


Antje Blumenthal (CDU):
Rede ID: ID1508705000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ie Bundesregierung präsentiert uns mit ihrem Bericht
ber die Beschäftigungssituation schwerbehinderter
enschen nach § 160 des SGB IX Zahlen, die uns leider
das muss ich hier ganz deutlich sagen – nur die Illusion
ines Erfolges vermitteln. Frau Schmidt, daran ändern
ie mit Ihren Lobpreisungen hier überhaupt nichts. Ich
erde Ihnen gleich einige deutliche Zahlen nennen.


(Widerspruch bei der SPD)

as betrifft auch Ihre Einschätzung der Anhörung mit
em Lob oder dem Einverständnis der Verbände. Da hat
nsere Fraktion einen deutlich anderen Eindruck gewon-
en, als Sie uns hier vermitteln wollen.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Dann lesen Sie es doch einfach noch mal nach!)


Von Oktober 1999 bis Oktober 2002 sollte die Zahl
er arbeitslosen schwerbehinderten Menschen durch
as Gesetz zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit






(A) )



(B) )


Antje Blumenthal

Schwerbehinderter um mindestens 25 Prozent gesenkt
werden.

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit schwerbehin-
derter Jugendlicher unter 25 Jahren – darauf lege ich
mein Schwergewicht – gestaltet sich in dem fraglichen
Zeitraum im Bundesgebiet allerdings wie folgt: Ende
September 1999 waren 6 334 Schwerbehinderte unter
25 Jahren als arbeitslos gemeldet. Das sind 4,7 Prozent
aller Behinderten im erwerbsfähigen Alter bis 25 Jahre.

Ende September 2001 waren sogar 7 117 Schwer-
behinderte unter 25 Jahren als arbeitslos erfasst. Das
sind schon 5,1 Prozent aller Behinderten im erwerbsfähi-
gen Alter bis 25 Jahre.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Das haben wir schon gehört!)


– Hören Sie lieber zu, dann wird Ihnen vielleicht einiges
klar! – Ich habe Ihnen diese statistischen Zahlen bewusst
genannt; denn vonseiten der Bundesregierung hören wir
nicht so deutliche, sondern schöngefärbte Zahlen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die Zahlen belegen eindeutig: Die Arbeitslosigkeit

bei den schwerbehinderten Jugendlichen ist insgesamt
nicht zurückgegangen. Die Wahrheit ist sogar noch
schlimmer. Ein Vergleich der Zahlen vom Sep-
tember 2003 mit denen vom September 1999 fällt ver-
heerend aus. Ende 2003 waren 8 287 Schwerbehinderte
unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer
Quote von 1,6 Prozent. Damit waren aber Ende 2003
1 953 schwerbehinderte Jugendliche mehr arbeitslos als
vor dem In-Gang-Setzen der von der Bundesregierung
1999 initiierten Kampagne „50 000 Jobs für Schwerbe-
hinderte“. Das entspricht einer Steigerung der Jugend-
arbeitslosigkeit behinderter Menschen von über 30 Pro-
zent seit 1999.


(Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Das ist die traurige Zahl!)


Frau Schmidt ist leider nicht mehr im Saal. Es hätte ihr
vielleicht einmal gut getan, sich diese Zahlen zu Gemüte
zu führen.

In einer solchen Situation sprechen diese Bundes-
regierung und die Regierungskoalition von einer Verbes-
serung! Ich glaube, in solchen Fällen heißt es in Zeug-
nissen gemeinhin:„War redlich bemüht, aber das Ziel
wurde verfehlt“.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Gradistanac [SPD]: Das sind immer die gleichen Floskeln!)


– Ich belege das mit Zahlen. – Ich denke, dass Ihre Aus-
sagen, meine Damen und Herren von der Regierungs-
koalition, die Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Men-
schen um 24 Prozent gesenkt zu haben, am Toleranzlimit
der Interpretation von Statistiken kratzt.

Zum einen stelle ich mir die Frage, ob Sie bei der ab-
soluten Zahl der Eintritte ins erwerbsfähige Alter die Ge-
burtenrückgänge berücksichtigt haben. Zum anderen
sind im Zeitraum 1999 bis 2002 Abgänge aus der Sta-

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(C (D istik in Höhe von nahezu 800 000 Schwerbehinderten u verzeichnen, ein sehr großer Teil davon aus Altersründen. Ihre positiv dargestellten Ergebnisse sind nicht uletzt auch auf diese Abgänge und nicht etwa auf die eienen Leistungen Ihrer Regierung zurückzuführen. Leider verbergen sich hinter diesen Zahlen auch enschliche Schicksale, sodass ich es persönlich als ohn empfinde – so müssen es auch die betroffenen beinderten Menschen selbst empfinden –, wenn die Bunesregierung ihre Strategien zur Bekämpfung der Areitslosigkeit von Schwerbehinderten als großen Erfolg ewertet. Handlungsbedarf sieht aber glücklicherweise auch die undesregierung. So sollen mit dem vorliegenden Geetzentwurf insbesondere für schwerbehinderte Jugendiche die Chancen für eine Beschäftigung auf dem allemeinen Arbeitsmarkt, insbesondere in kleinen etrieben, verbessert werden. Doch nur mit einer nachaltigen Wirtschaftsund Arbeitsmarktpolitik, die auf auer Arbeitsplätze schafft und sichert, kann es gelinen, dauerhaft Arbeitsplätze auch für schwerbehinderte unge Menschen zu schaffen. Speziell für die Zielgruppen der jugendlichen Ar eitslosen wurde das Programm JUMP von der undesregierung aufgelegt; daran schloss sich ab . Juli 2003 die Neuauflage des Programms mit dem ielversprechenden Namen „JUMP plus“ an. (Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Alles Strohfeuer!)


Die eben von mir angeführten Zahlen zur Arbeits-
osigkeit von schwerbehinderten Jugendlichen zeigen,
ass das Programm JUMP zur Bekämpfung von Jugend-
rbeitslosigkeit offensichtlich an der Gruppe der schwer-
ehinderten Jugendlichen vorbeigegangen ist. Nach wie
or ist der Anteil der schwerbehinderten jugendlichen
rbeitslosen deutlich zu hoch. Ob das „plus“ zukünftig
twas daran ändern wird, wage ich an dieser Stelle zu
ezweifeln.
Gestatten Sie mir einen Blick auf die Förderung

chwerbehinderter Menschen in meinem Wahlkreis in
amburg. Dort werden nicht langwierige Programme
ns Leben gerufen, sondern es wird versucht, Schwerbe-
inderte praxisnah in direktem Kontakt mit den Betrie-
en in den regulären Arbeitsmarkt einzugliedern.
o wird das neue Programm „Arbeit für schwerbehin-
erte Menschen“ aus Mitteln des hamburgischen Sena-
es, hier: aus Mitteln der Behörde für Soziales und Fami-
ie, jährlich mit bis zu 2 Millionen Euro finanziert und
om Arbeitsamt durchgeführt.
Zum Schluss ein Resümee: Rund 37 Millionen Euro-

äer, davon 8 Millionen Personen in Deutschland, sind
enschen mit Behinderung. Diese Zahlen zeigen, wie
ichtig es ist, die Chancengleichheit für Menschen mit
ehinderung zu fördern. Der Aktionsplan der Europäi-
chen Union im Anschluss an das soeben abgelaufene
uropäische Jahr der Menschen mit Behinderung zeigt
erspektiven für die Behindertenpolitik auf, die aber
eitestgehend in der nationalen Verantwortung liegen.






(A) )



(B) )


Antje Blumenthal

Deshalb mein Appell an die Bundesregierung: Nehmen
Sie die nationale Verantwortung wahr! Rühmen Sie sich
nicht Ihrer vermeintlichen Erfolge, sondern sorgen Sie
für deutliche Verbesserungen!

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508705100

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Renate

Gradistanac.

Renate Gradistanac (SPD):
Rede ID: ID1508705200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir alle kennen das: Man befindet sich in einem
Restaurant und muss einen Stock tiefer gehen, um die
Toilette aufzusuchen. Manchmal ist die Beleuchtung
dort nicht so gut. Wenn wir Abgeordnete einen An-
schlusszug erreichen wollen, dann rennen wir oft mit un-
serem Gepäck treppab und danach wieder treppauf.
Manchmal hören wir auch nicht, welches Bahngleis an-
gesagt wird. Ich frage mich dann: Wie viel beschwerli-
cher muss dies für Reisende mit einem Kinderwagen
oder mit einem Gipsbein, für Schwangere, für ältere
Menschen, für Gehörlose oder für Rollstuhlfahrer sein?
Für mich als Tourismuspolitikerin steht fest: Barriere-
freiheit ist Bürgerinnen- und Bürgerrecht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zu einer uneingeschränkten gesellschaftlichen Teilhabe
gehört die Möglichkeit des barrierefreien Reisens. Rei-
sen ohne Barrieren muss zum Normalzustand werden.
Da gibt es noch eine ganze Menge zu tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Menschen mit Behinderungen wollen wie alle Touris-
tinnen und Touristen über den Ort – das Naturerlebnis
gehört selbstverständlich dazu –, die Zeit und die Gestal-
tung ihres Urlaubs selbst entscheiden. Hierzu braucht es
verlässliche und – das ist der Punkt – ehrliche touristi-
sche Angebote.

Wie Hotels, Gemeinden oder Freizeiteinrichtungen
ihr touristisches Angebot barrierefrei gestalten können,
zeigt – das will ich ausdrücklich lobend erwähnen – die
ADAC-Planungshilfe „Barrierefreier Tourismus für
alle“. Wilfried Steinmüller, Vorsitzender des Vereins
„Ohne Barrieren“, nennt vier Faktoren, die gegeben sein
müssen: Ist die Unterkunft barrierefrei? Ist die Infra-
struktur behindertengerecht? Sind die Freizeitangebote
ohne große Schwierigkeiten zu erreichen? Lässt es sich
in öffentliche Verkehrsmittel leicht einsteigen?

Menschen mit Behinderungen geben jährlich
1,5 Milliarden Euro für den Tagestourismus und
1,6 Milliarden Euro für Übernachtungen aus.


(Erika Lotz [SPD]: Hört! Hört!)

Etwa die Hälfte von ihnen würde gern noch öfter verrei-
sen, wenn es für sie mehr barrierefreie Angebote gäbe.

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(C (D ier steckt noch ein unglaublich großes wirtschaftliches otenzial. Dies belegt die Untersuchung „Ökonomische mpulse eines barrierefreien Tourismus für alle“ wirklich indrucksvoll. Ich danke der Bundesregierung ausdrückich dafür, dass sie diese Studie in Auftrag gegeben hat. s lohnt sich, diese Studie einmal durchzulesen. Wie viele Menschen haben Behinderungen? Ungefähr ,7 Millionen, also rund 8 Prozent unserer Bevölkerung, ind schwerbehindert. Darunter sind 700 000 Rollstuhlahrer. Etwa 20 Millionen Menschen – das ist etwa ein iertel unserer Bevölkerung – sind in ihrer Mobilität ingeschränkt. Nur 4,5 Prozent, also rund 300 000 Menchen, sind von Geburt an behindert. Die meisten weren es im Laufe ihres Lebens, durch Unfälle oder im Aler. In 3 Prozent aller Familien lebt ein Kind mit ehinderungen. Das Familienministerium hat den Wettbewerb „Will ommen im Urlaub – Familienzeit ohne Barrieren“ auserufen. Ich finde, das war eine gute Idee; alle haben erne mitgemacht. Es wurden vorbildliche familienrientierte, barrierefreie Ferienangebote, also Bestractice-Modelle, ausgezeichnet. ls Schwarzwälderin freut es mich ganz besonders – ich laube, dass Sie mir das nachsehen werden –, dass Baen-Württemberg in diesem Punkt ein Musterländle ist. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das muss an der Regierung liegen, Frau Kollegin!)


Rot-Grün fordert in seinem Antrag – diesen kennen
ie wahrscheinlich –, im Rahmen des internationalen
ugendaustauschs Treffen von behinderten und nicht
ehinderten Jugendlichen verstärkt zu fördern. Im Kin-
er- und Jugendplan des Bundes sind eigens Mittel für
ie Arbeit mit behinderten jungen Menschen eingestellt.
Das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderun-

en ist zu Ende gegangen. Wir setzen unsere offensive
rbeit zugunsten von Menschen mit Behinderungen
ort. Alle, auch der DEHOGA, sind dazu eingeladen, da-
an mitzuarbeiten, dass „barrierefrei“ zu einem Marken-
eichen des Deutschlandtourismus wird, also zu einem
chten Standortvorteil.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ieser Appell richtet sich ganz besonders an die CDU/
SU-Fraktion mit der Bitte, auf ihren tourismuspoliti-
chen Sprecher Klaus Brähmig einzuwirken.


(Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Da lohnt es sich auch! Das ist ein guter Mann!)


Es lohnt sich, jetzt gut zuzuhören. – Dieser antwortete
das ist in der „Travel Tribune“ vom 8. Januar 2004
achzulesen – auf die Frage nach der Bewertung der rot-
rünen Tourismuspolitik mit der schockierenden Aus-
age, sie beschäftige sich „zu sehr mit Schattenthemen
ie Behindertentourismus“.
Wir wissen: „Niemand darf wegen seiner Behinderung

enachteiligt werden.“ So heißt es in unserer Verfassung.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508705300

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Wilhelm Josef

Sebastian.


Wilhelm Josef Sebastian (CDU):
Rede ID: ID1508705400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Lange Zeit wurden Menschen mit Behinderungen
als passive Leistungsempfänger betrachtet. Heute wissen
wir – das hat die Gesellschaft auch anerkannt –, dass be-
hinderte Menschen ebenso als Leistungsträger zum ge-
sellschaftlichen Erfolg beitragen und daher einen be-
rechtigten Anspruch auf Chancengleichheit haben.

Barrierefreier Tourismus ist ein wichtiger und zu-
kunftsträchtiger Bestandteil des touristischen Gesamt-
angebotes in Deutschland. Es ist unsere gemeinsame ge-
sellschaftspolitische Aufgabe, ihn zu fördern. Er birgt ein
großes ökonomisches Potenzial zur Schaffung von Ar-
beitsplätzen und Einkommen. Dabei darf aber nicht ver-
kannt werden, dass es sich bei behinderten Menschen
nicht um eine einheitliche Zielgruppe handelt, die ein-
fach zu bewerben ist und für die sehr leicht Angebote ge-
schaffen werden können. Wenn man in der Statistik die
Aufzählung der unterschiedlichen Behinderungen sieht,
wird deutlich, wie schwierig es ist, die entsprechenden
Einrichtungen zu schaffen. Die über 6 Millionen Schwer-
behinderten sind allein für die statistische Erfassung in
Gruppen mit einer Vielzahl von Untergruppen entspre-
chend ihrer Behinderung eingeteilt. Für jede einzelne
Untergruppe müsste ein spezielles Angebot geschaffen
werden, um die Wünsche dieser Menschen zufrieden zu
stellen.

Vor diesem Hintergrund wird es natürlich sehr schwie-
rig sein, zu sagen: Das ist die Tourismuspolitik für behin-
derte Menschen. Trotz dieser Schwierigkeiten ist es not-
wendig, dass man sich mit dieser Thematik auseinander
setzt und konsequent an einer Weiterentwicklung im The-
menkomplex „barrierefreier Tourismus“ arbeitet. Es soll-
ten aber auf keinen Fall Versprechungen gemacht wer-
den, die nicht eingehalten werden können. PR-
Kampagnen sind sicherlich nicht der einzig richtige Weg.
Vielmehr sind Veränderungen in der Infrastruktur not-
wendig, um ein entsprechendes Angebot zu schaffen.

Bausteine für barrierefreien Tourismus sind erstens
Sensibilisierung für das Thema Barrierefreiheit, zwei-
tens Investitionen der kommunalen Gebietskörperschaf-
ten und drittens Investitionen in überregionale Aufga-
benstellungen. Unser eindeutiges Ziel sollte sein,
Angebote zu schaffen, die behinderte und nicht behin-
derte Menschen gemeinsam nutzen können.
Erfahrungsgemäß nehmen Behinderte eher gewisse Un-
zulänglichkeiten in Kauf, als ghettomäßig untergebracht
zu sein.

Zahlreiche öffentliche und private Projekte und Initia-
tiven dokumentieren, dass nicht nur Wirtschaft und Poli-
tik, sondern auch die Menschen für das Thema Barriere-
freiheit sensibilisiert sind. Die Vielzahl bereits
durchgeführter Maßnahmen in vielen Ferienregionen
zeigt deutlich die Entwicklung eines Bewusstseins für
die Belange behinderter Menschen. Diese Ansätze gilt es
sinnvoll weiterzuentwickeln.

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(C (D In der Analyse der Situation sowie der Beurteilung er Notwendigkeit zum Ausbau barrierefreier Angebote ibt es zwischen den Fraktionen nach meiner Einschätung keine Meinungsunterschiede, wenn auch manchal Kleinigkeiten differenziert gesehen werden. Gerade n den Ausschussberatungen hat sich gezeigt, dass wir da emeinsam an einem Strang ziehen. as Sie eben in Bezug auf den Kollegen Brähmig gesagt aben – ich kann nicht für ihn sprechen –, ist so sicherich nicht richtig. Er hat das so sicherlich nicht gemeint. (Renate Gradistanac [SPD]: Doch, doch! Ich habe hier den Text! – Gegenruf des Abg. Klaus Brähmig [CDU/CSU]: Die ganze Rede vorlesen!)


„Ökonomische Impulse eines barrierefreien Touris-
us für alle“ – diese Maxime ist nicht nur die Über-
chrift der im letzten Dezember vorgestellten Studie des
undesministeriums für Wirtschaft, die Sie eben schon
inmal angesprochen haben, Frau Kollegin, sondern sie
eschreibt auch die Triebkraft für positive Entwicklun-
en im Bereich der touristischen Angebote für Behin-
erte. Richtigerweise heißt es darin, dass die Erreichung
ollkommener Barrierefreiheit in erster Linie eine ge-
ellschaftspolitische Aufgabe ist, die sich auch und vor
llem uns mit politischer Verantwortung stellt. Wir müs-
en uns sehr wohl der Gefahr bewusst sein, dass wir zu
iesem Thema oft Sonntagsreden halten. Das sieht auch
ie Studie des Ministeriums so. Darin wird festgestellt:

Da der Markt eine vollkommene Barrierefreiheit
nicht alleine herstellt, kann dies nur durch gesetz-
liche Vorgaben, staatliche Investitionen und Investi-
tionsanreize erreicht werden.

In Ihrem Antrag ist meines Erachtens von einer ak-
iven Förderung zu wenig die Rede.


(Renate Gradistanac [SPD]: Sache der Länder!)


s gibt zu viele reine Appelle und Prüfaufträge. Gut ge-
eint ist eben nicht immer gut gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Zu viel Hoffnung darauf, dass wir auf dem Gesetzes-
ege alles erreichen können, sollten wir aber auch nicht
achen:

Es gilt die eindeutige Prämisse, dass eine Förde-
rung des barrierefreien Tourismus nur über eine
ökonomische Argumentation erfolgen kann. Wenn
das ökonomische Interesse bei den Anbietern ge-
weckt ist, ist dies die beste Voraussetzung für den
Ausbau der bestehenden Angebote. Gesetzliche
Vorgaben werden von der Seite der Anbieter als
Zwangsmittel wahrgenommen und führen grund-
sätzlich eher dazu, dass mentale Barrieren errichtet
und freiwillige Maßnahmen reduziert werden.

iese Stellungnahme stammt nicht von mir, sondern
om Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Sie ist
leichwohl völlig richtig und wird von uns inhaltlich
oll geteilt.






(A) )



(B) )


Wilhelm Josef Sebastian

Auch die „Nationale Koordinierungsstelle Tourismus

für Alle“ sieht als Kernelement der Förderung des bar-
rierefreien Tourismus die Bereitstellung notwendiger
Finanzmittel. Hierzu darf ich sagen: Die kommunale
Finanzausstattung – wir wissen es alle – reicht augen-
blicklich nicht aus, alle diese Wünsche zu erfüllen und
die notwendigen Investitionen zu tätigen.


(Renate Gradistanac [SPD]: Da hätten Sie mithelfen können! – Erika Lotz [SPD]: Subventionsabbau!)


Auch die Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft
sagt dazu eindeutig, dass in Anbetracht der angespann-
ten Haushaltslagen von Städten und Gemeinden der
Spielraum für eine barrierefreie Gestaltung gerade auf
kommunaler Ebene begrenzt ist.

Meine Damen und Herren von den Regierungsfrakti-
onen, insofern können wir Ihnen unsere Unterstützung
für eine nachhaltige Förderung des barrierefreien Touris-
mus jederzeit zusagen. Wir wünschen uns für die Zu-
kunft jedoch einige konkrete und handfeste Schritte


(Renate Gradistanac [SPD]: Antrag, Herr Sebastian!)


sowie den Mut, auch einmal Geld in die Hand zu neh-
men, um Wachstumsimpulse zu setzen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508705500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gesine Lötzsch.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1508705600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Hinter uns liegt das Europäische Jahr der Men-
schen mit Behinderungen. Richtig ist, dass durch viele
Veranstaltungen und Publikationen das Bewusstsein und
das Interesse der Öffentlichkeit für Probleme von Men-
schen mit Behinderungen geschärft worden sind und si-
cherlich auch bei dem einen oder anderen ein Verständ-
nis erreicht worden ist, das er vorher nicht hatte.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Kommen wir nun zurück zu der zentralen Frage die-

ser Debatte, nämlich der Ausbildung und Beschäftigung
von schwerbehinderten Menschen. Der Kollege von der
FDP, der jetzt nicht mehr anwesend ist, aber dessen Rede
ich noch in Erinnerung habe


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Der musste leider nach Saarbrücken reisen!)


– ja, ich habe die Entschuldigung hier schon angenom-
men; das ist auch okay –, hat dafür appelliert, mehr Ver-
trauen in die Wirtschaft zu haben und die Regelungs-
dichte zurückzufahren. Ich glaube aber, dass dieser Weg
nicht erfolgversprechend ist. Schauen wir uns einmal die
realen Zahlen an: Leider wird immer mehr schwerbehin-
derten Menschen gekündigt. Ich habe mir die Zahlen
von Berlin für die Jahre 2000 und 2001, also vor dem
Regierungseintritt der PDS, geben lassen: Im Jahre 2000

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(C (D ind 1 856 Anträge auf Zustimmung zur Kündigung von chwerbehinderten Menschen beim Integrationsamt einegangen; im Jahr darauf haben Berliner Arbeitgeber beeits 1 993 Anträge auf Zustimmung zur Kündigung getellt. Das ist eine Steigerung von über 7 Prozent. (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und das, obwohl Sie mitregiert haben?)


Das sind die Zahlen aus der Zeit vor dem Regierungs-
intritt der PDS, Herr Kollege.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt wird es besser?)


Das hoffen wir alle sehr. Wir arbeiten hart daran.
Das Berliner Integrationsamt versucht ja ebenso wie

ie Ämter in anderen Bundesländern, die Arbeitgeber
ur Rücknahme der Anträge zu bewegen. Aber immer-
in wurden in den genannten Jahren noch über
0 Prozent der Anträge bewilligt. Ähnliche Entwicklun-
en sind auch in anderen Bundesländern zu beobachten.
Schaut man in die Arbeitslosenstatistik, stellt man er-

taunt – das hat auch die Kollegin von der CDU/CSU
chon gesagt – einen kräftigen Rückgang der Arbeits-
osigkeit von schwerbehinderten Menschen über
5 Jahren fest. In der Zeit von 1999 bis 2002 sank die
ahl bei Männern um fast 59 Prozent und bei Frauen um
ast 39 Prozent. Doch dieser Rückgang ist nicht in erster
inie durch die Schaffung von Arbeitsplätzen entstan-
en, sondern durch die zunehmende Verrentung dieser
ahrgänge. In der gleichen Zeit ist die Arbeitslosigkeit in
er Gruppe der jüngeren schwerbehinderten Menschen,
lso der unter 55-Jährigen, nur um knapp 6 Prozent zu-
ückgegangen. Die „FAZ“ zitiert einen Beamten der
undesanstalt für Arbeit, der diesen Trend zur schnellen
errentung von schwerbehinderten Menschen bestätigt
ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin –: „Wir bitten
eispielsweise Rentenversicherungsträger, Rentenan-
räge zügig zu bearbeiten.“ Aus Sicht der PDS kann es
icht das Ziel sein, schwerbehinderte Menschen in das
entensystem abzuschieben. Das ist zwar die einfachste
rt der Problemlösung – gemäß dem Motto: „Aus den
ugen, aus dem Sinn“, dient aber nicht den Menschen
it Behinderungen und ihrer Integration in den Arbeits-
rozess.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])

Wir können dem Gesetz aus zwei Gründen nicht zu-

timmen:

(Erika Lotz [SPD]: Das hätte mich auch gewundert!)

um einen dient das Gesetz nicht ausreichend dem selbst
esteckten Ziel der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
chwerbehinderter, sondern hilft eher dabei, die Statistik
u bereinigen. Zum anderen finden wir, dass die Sen-
ung der Beschäftigungspflichtquote von 6 auf 5 Pro-
ent das falsche Signal ist. Darum können wir nicht zu-
timmen.
Vielen Dank.


(Beifall der Abg. Petra Pau [fraktionslos])







(A) )



(B) )



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508705700

Das Wort hat jetzt der Beauftragte der Bundesregie-

rung für die Belange behinderter Menschen, der Herr
Kollege Haack.

Karl Hermann Haack, Beauftragter der Bundesre-
gierung für die Belange behinderter Menschen:

Guten Morgen, Frau Präsidentin! Meine sehr verehr-
ten Damen und Herren! Ich möchte auf Bemerkungen
von zwei Kollegen eingehen, nämlich auf die des Kolle-
gen Bahr, der entschuldigt ist, weil er zum Parteitag
muss, und des Kollegen Hüppe.

Sie sprachen zum einen von Belastungen durch das
GMG, das GKV-Modernisierungsgesetz, als sie darauf
hinwiesen, dass die chronisch Kranken und die Behin-
derten die Verlierer der Reform seien. Meine Antwort
möchte ich mit einem Dank an die Frau Ministerin ein-
leiten, die leider nicht mehr hier sein kann, denn gestern
wurde ein Konzept bezüglich der Definition dessen, was
unter chronisch Kranken zu verstehen ist, und bezüg-
lich deren Belastungen durch die Regelungen des GKV-
Modernisierungsgesetzes verabredet, das in der heutigen
Presse positiv bewertet und von den Verbänden und Or-
ganisationen akzeptiert wird. Zum anderen ist man zu ei-
nem ebenso positiv bewerteten Ergebnis in der Frage der
Fahrtkosten gekommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das heißt, die Ministerin hat Wort gehalten. Sie hat
zwischen den Feiertagen gesagt,


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das wäre auch früher vorstellbar gewesen!)


dass sie die Chronikerregelung aussetzen, erneut über-
prüfen und mit den Betroffenen und der gemeinsamen
Selbstverwaltung versuchen werde, ein besseres Ergeb-
nis zu erzielen.

Da der Ministerin Zeitversäumnisse vorgeworfen
werden, will ich an das Datum erinnern: Die Chroniker-
regelung ist kurz vor Weihnachten entstanden. Jetzt be-
finden wir uns in der dritten Woche des neuen Jahres.
Das heißt, innerhalb von fünf Wochen – wenn man die
Feiertage abzieht, bleiben im Grunde nur drei Arbeits-
wochen übrig – hat die Ministerin gehandelt. Ich denke,
das ist Ausweis ihrer Handlungsfähigkeit und ihres
Durchsetzungsvermögens.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Wir sind bei euch ja schon mit wenigem zufrieden!)


In einer verminten Landschaft von Interessen, wo Vertei-
lungskämpfe stattfinden, ist das ein sehr gutes und be-
grüßenswertes Ergebnis.

Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, der uns im-
mer wieder begegnet: Bedeutet der Paradigmenwechsel
in der Lebenssituation von Menschen mit Behinderun-
gen unnötige Kosten für die Wirtschaft? Bei dieser
Novellierung ging es um eine Lex Lufthansa, die Bitte

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(C (D er Lufthansa, technisches Personal in bestimmten Beeichen, etwa dem Sicherheitsbereich, nicht in die Geamtzahl der Beschäftigten einzurechnen. Herr Bahr hat esagt, das Gesetz bedeute für die Lufthansa eine Mehrelastung von ungefähr 4 Millionen Euro. Es ist ganz gut, den Blick einmal auf die Konkurrenz n den USA zu richten. Seit In-Kraft-Treten des Antiiskriminierungsgesetzes in den USA sind dort im Flugereich erhebliche Investitionen vorgenommen worden. ie Vertreter der Disability Organization und der Orgaization of elderly people – das entspricht dem, was bei ns unter AWO und VdK läuft – haben sich mit dem hema „Reisen in Europa“ auseinander gesetzt und inormell eine Prioritätenliste mit Empfehlungen erarbeiet, wohin man aus den USA am besten fliegen kann, enn man barrierefrei reisen will. Ein großer Flughafen ich will den Namen nicht nennen – war sehr erschroken, dass er sich auf den hinteren Rängen wiederfand nd gewissermaßen auf der Nichtempfehlungsliste tand. Dieser große Flughafen versucht nun, mithilfe von luggesellschaften wesentliche Verbesserungen zu erreihen, indem er Geld in die Hand nimmt. Das ist ein Beipiel dafür, dass Konkurrenz das Wirtschaftsleben beförert. Zu dem neuen Gesetz ist viel gesagt worden. Lassen ie mich dennoch ein paar Punkte in Erinnerung rufen. ie Bundesregierung hat 1999 gemeinsam mit den Koaitionsfraktionen, den Verbänden der behinderten Menchen und den Sozialpartnern einen Erfolg in der Bechäftigungspolitik erzielt. Wir haben seit diesem eitpunkt eine Verringerung des Unterschieds zur allgeeinen Arbeitslosigkeit feststellen können. Wir können hrer Bemerkung nur beipflichten, dass sich mit der Vertetigung der wirtschaftlichen Situation die Schere zwichen den Beschäftigten und den Nichtbeschäftigten eiter geöffnet hatte. Es gab also einen Grund zu haneln. Dennoch meine ich, dass man an diesem Punkt ein ankeschön an die Verbände und Organisationen ausprechen muss, ie sich auf der Grundlage eines Gesetzes um Verändeungen bemüht haben. Wir gehen den Weg gemeinsam eiter. Mit dem Gesetz, das wir heute in zweiter und ritter Lesung verabschieden, wollen wir einen neuen lafond für eine Kampagne zur Verbesserung der Bechäftigungssituation von Menschen mit Behinderungen chaffen. Die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen nterliegt konjunkturellen Einflüssen; das wissen wir. ennoch ist es in diesem Bereich in Zusammenarbeit it den Sozialpartnern gelungen, die Kräfte zu bündeln. Auch der heute zu verabschiedende Gesetzentwurf teht in dieser Tradition der Zusammenarbeit. Er wird ie inzwischen bewährten Instrumentarien zur Fördeung der Beschäftigung von behinderten Menschen in odifizierter Form weiterentwickeln sowie die gesetzichen Rahmenbedingungen verbessern und die verantortlich Handelnden in den Betrieben und Institutionen Karl Hermann Haack, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen zielgenau zusammenführen. An entscheidenden Punkten werden Weichen gestellt. Vor dem Hintergrund der erklärten Bereitschaft der Arbeitgeber in Industrie und Handwerk setzt die Regierung wirksame Maßnahmen und Anreize in Kraft, um den Anteil behinderter Jugendlicher bei den Auszubildenden zu erhöhen. Die ausbildenden Betriebe werden durch Prämien und Zuschüsse unterstützt. Die Integration von behinderten Auszubildenden und ihre Vermittlungschancen werden durch eine verstärkte Verzahnung von betrieblicher und überbetrieblicher Ausbildung verbessert. Herr Hüppe, es wäre vielleicht ganz gut, wenn wir uns einmal zusammensetzen und versuchen würden, die Debatte um die Ausbildungsabgabe zu entschärfen. (Zuruf von der SPD: Herr Hüppe, das ist ein Angebot!)


(Beifall im ganzen Hause)





(A) )


(B) )


Wir sollten dieses Instrumentarium, welches wir für eine
kleine Gruppe von jungen Menschen geschaffen haben,
darauf überprüfen, ob es nicht generell auf den dualen
Ausbildungsmarkt übertragen werden kann. Ich werbe
zurzeit in meiner Fraktion, aber auch in der Bundesre-
gierung dafür.

Die Integrationsfachdienste werden stärker mit ihren
Rehabilitationsträgern verzahnt, die zu deren Inanspruch-
nahme mit den Integrationsämtern gemeinsame Empfeh-
lungen zu erarbeiten haben.

Die Schwerbehindertenvertretungen werden zum
Beispiel durch die Festschreibung ihrer Funktion bei der
betrieblichen Prävention in ihrer Stellung gestärkt. Für
die Umsetzung der Bestimmungen werden aber auch
durch eine Erweiterung des Bußgeldrahmens Anreize
geschaffen. Sie finden damit stärker Eingang in das Be-
wusstsein und in die betriebliche Praxis.

Die von vielen geforderte Änderung des § 95, über
den auch Sie gesprochen haben, haben wir nach inten-
siven Gesprächen aus dem ursprünglichen Entwurf ge-
nommen, und zwar auf Bitten der Gewerkschaften. Da-
rüber wurde also ein Konsens erzielt.


(Hubert Hüppe [CDU/CSU]: In der Anhörung wurde aber etwas anderes gesagt!)


Auf Grundlage dieses Gesetzes sollten wir mit der
Bundesagentur für Arbeit zusammenarbeiten. Es ste-
hen entsprechende Gespräche an. Die Koalitionsarbeits-
gruppen werden im Februar ein intensives Gespräch mit
der Bundesagentur für Arbeit mit der Zielsetzung füh-
ren, dass sich die Bundesagentur für Arbeit sozusagen
nicht aus der Eingliederung von Menschen mit Behinde-
rungen in den ersten Arbeitsmarkt verabschiedet.

Hinter uns liegt das Europäische Jahr der Men-
schen mit Behinderungen. Die Europäische Kommis-
sion hat die Ergebnisse bilanziert und berücksichtigt sie
in einem Gesamtplan für die nächsten Jahre. Unsere
Aufgabe wird es sein, dies in nationales Recht umzuset-
zen. Wir sollten uns gemeinsam darauf konzentrieren,
eine Harmonisierung der Behindertenpolitik auf der
europäischen Ebene zu erreichen.

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(C (D Die Erfahrung lehrt, dass Menschen mit Behinderunen hoch mobil sind. Sie setzen ihre Kompetenzen, die ie im Beruf erworben haben, auch im europäischen usland ein. Es wäre also sehr gut, wenn wir uns alle geeinsam anstrengen würden, den Blick auf Europa zu ichten und eine Verbesserung der Lebenssituation für enschen mit Behinderungen zu erreichen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508705800

Herr Kollege, ich habe Ihre Redezeit mit Rücksicht

uf Ihre Funktion schon verlängert. Jetzt müssen Sie
ber zum Schluss kommen.

Karl Hermann Haack, Beauftragter der Bundesre-
ierung für die Belange behinderter Menschen:
Ich komme sofort zum Schluss. – Es muss demnächst

ine Zielvereinbarung zwischen der Bundesregierung
nd dem Deutschen Behindertenrat unter dem Stichwort
obilität geben.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508705900

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Matthäus Strebl.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das Beste kommt immer zum Schluss!)



Matthäus Strebl (CSU):
Rede ID: ID1508706000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Als letzter Redner zu diesem Debattenpunkt
öchte ich noch einmal die Position der CDU/CSU-
raktion verdeutlichen.
Liest man die Begründung des vorliegenden Gesetz-

ntwurfs, so könnte man denken, dass die rot-grüne Poli-
ik zur Förderung der Beschäftigung schwerbehinderter
enschen eine wahre Erfolgsgeschichte ist.


(Erika Lotz [SPD]: Keine Schärfe bitte, Herr Kollege!)


o entsteht der Eindruck, dass es gelungen sei, die
rbeitslosigkeit Schwerbehinderter von Oktober 1999
is Oktober 2002 um 24 Prozent zu senken. Aber um die
flichtquote für die Beschäftigung Schwerbehinderter in
etrieben auf Dauer von 6 auf 5 Prozent zu senken, hätte
s für diesen Zeitraum einer Reduzierung von mindes-
ens 25 Prozent bedurft.
Man kann Zahlen zwar drehen und wenden, verbie-

en lassen sie sich zum Glück aber nicht. Nur durch die
etrachtung der entsprechenden Zahlen kann man er-
ennen, wie überhaupt eine Verringerung der Arbeits-
osigkeit Schwerbehinderter zustande gekommen ist:
ämlich nicht durch die tatsächliche Schaffung von






(A) )



(B) )


Karl Hermann Haack, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen

Arbeitsplätzen für Behinderte, sondern durch Abgänge
aus der Arbeitslosenstatistik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Heinrich L. Kolb [FDP])


Besonders die Frühverrentung hat hier eine Rolle ge-
spielt und hat dafür gesorgt, dass etliche Schwerbehin-
derte dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung ste-
hen.

Betrachtet man die Zahl von schwerbehinderten Ju-
gendlichen, ist sogar das Gegenteil zu erkennen. Trotz
groß angelegter Initiativen wie zum Beispiel dem
JUMP-Programm – es wurde heute in der Debatte schon
mehrfach genannt – stieg die Zahl arbeitsloser schwer-
behinderter Jugendlicher im Vergleichszeitraum von Ok-
tober 1999 bis Oktober 2002.

Natürlich ist es bei der derzeitigen Wirtschaftslage
bereits schwer, Arbeitsplätze für Nichtbehinderte zu
schaffen. Man bedenke, dass in Deutschland im Jahr
2003 400 000 Arbeitsplätze vernichtet worden sind.
Oder merken Sie sich folgende Zahl: 40 000 Arbeits-
plätze wandern pro Monat ins Ausland.

Umso schwieriger ist es angesichts der wirtschaftli-
chen Entwicklung, die wir derzeit in Deutschland haben,
Arbeitsplätze für schwerbehinderte Menschen bereitzu-
stellen. Man kann nur etwas erreichen, wenn man den
Tatsachen ins Auge sieht und sie nicht verschleiert.
Während die Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr um
8 Prozent gestiegen ist, erreichte die Statistik arbeits-
loser Schwerbehinderter mit einer Quote von 16 Prozent
einen traurigen Höhepunkt. Bezieht man in den Ver-
gleichszeitraum von Oktober 1999 noch den September
2003 ein, so ergibt sich eine Senkung der Arbeitslosig-
keit um gerade einmal 11,7 Prozent.

Auch jetzt lässt die Bundesregierung die Behinderten
in vielen Bereichen im Regen stehen. Wichtige und not-
wendige Verbesserungen, die im Referentenentwurf
noch vorgesehen waren, sind nun zurückgenommen
worden. So fiel auch die Kritik der Vertreter der Sozial-
und Behindertenverbände in einer Anhörung bezüglich
des Entwurfes eines Gesetzes zum Sozialgesetzbuch IX
zur Förderung der Ausbildung und Beschäftigung
schwerbehinderter Menschen vernichtend aus.


(Erika Lotz [SPD]: Ist doch gar nicht wahr!)

Besondere Hauptkritikpunkte waren hier die Rege-

lung zur Finanzierung der Werkstätten für behinderte
Menschen sowie die mangelhafte Festlegung von Kom-
petenzen und Rechten der Schwerbehindertenvertretun-
gen. Im Referentenentwurf war zum Beispiel für die
Leistungserbringung eine Frist von drei Monaten im
Eingangsverfahren und von zwei Jahren in der beruf-
lichen Bildung vorgesehen. Dies sind unumgängliche
Voraussetzungen,


(Beifall bei der CDU/CSU)

um Menschen, die wegen ihrer Behinderung in ihrer Ge-
schwindigkeit eingeschränkt sind, eine reelle Chance zu
geben. Doch stattdessen wurde die von mir genannte Re-
gelung gestrichen.

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Auch bei der Vertretung von Schwerbehinderten gibt
s keine positiven Ansätze. Dabei könnten gerade die
chwerbehindertenvertretungen eine elementare Rolle
ei der Wahrnehmung der Interessen schwerbehinderter
enschen spielen. Ich frage mich schon, was solche
ertretungen wert sind, wenn sie weder über ein Anhö-
ungs- noch über ein Informationsrecht verfügen. Dies
ann und darf so nicht sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Für die CDU/CSU wiederhole ich die Feststellung:
enn es um tatsächliche Verbesserungen, um die Inte-
ration und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen
it Behinderungen geht, wenn es gilt, schwerbehinderte
enschen so weit wie möglich aus den Werkstätten he-

auszuholen und in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu in-
grieren, dann werden wir das unterstützen.


(Hubert Hüppe [CDU/CSU]: So ist das!)

Ich möchte Sie aber bitten, dem Gesetzentwurf, den
ir heute in zweiter und dritter Lesung beraten, nicht in
ieser Form zuzustimmen. Denn eine Grundvorausset-
ung für das genannte Ziel wäre eine andere Politik in
eutschland: eine Politik für mehr Wachstum und mehr
eschäftigung. Nur wirtschaftliches Wachstum wird
azu führen, dass auch Menschen mit Behinderungen
ieder mehr Chancen auf dem allgemeinen Arbeits-
arkt bekommen. Es muss ein vielfältiges System von
inrichtungen erhalten und ausgebaut werden, damit
enschen mit geringerem Leistungsvermögen eine Be-

ufsarbeit ermöglicht wird.
Gerade das vergangene Europäische Jahr der Men-

chen mit Behinderungen sollte uns dafür sensibilisiert
aben, auf die Belange und Interessen Behinderter opti-
al einzugehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

och vor allem Behinderte haben im letzten Jahr einiges
instecken müssen, was ich kurz erwähnen möchte. Am
tärksten werden behinderte Menschen durch die Ein-
chnitte der Bundesanstalt für Arbeit bei den Rehabilita-
onsmaßnahmen belastet.
Daher dürfen wir es nicht zulassen, dass nun weitere
elastungen und Einschränkungen auf sie zukommen.
enn wir, die CDU/CSU, wollen, dass das, was der Titel
es Gesetzentwurfes verspricht, auch eingehalten wird:
ie Ausbildung und Beschäftigung schwerbehinderter
enschen zu fördern.
Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1508706100

Danke schön. Ich schließe damit die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über den von den

raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
ingebrachten Gesetzentwurf zur Förderung der Ausbil-
ung und Beschäftigung schwerbehinderter Menschen.
er Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
mpfiehlt unter Ziffer 1 seiner Beschlussempfehlung auf






(A) (C)



(B) (D)


Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer
Drucksache 15/2357, in Kenntnis des Berichts der Bun-
desregierung über die Beschäftigungssituation schwer-
behinderter Menschen den Gesetzentwurf in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent-
haltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be-
ratung mit den Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grü-
nen und FDP gegen die Stimmen von CDU/CSU und
PDS angenommen worden.

Dritte Beratung
und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
ist damit mit dem eben festgestellten Stimmenverhältnis
angenommen worden.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Gesundheit und Soziale Sicherung zu dem
von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf
zur Förderung der Ausbildung und Beschäftigung
schwerbehinderter Menschen auf Drucksache 15/2318.
Unter Ziffer 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt
der Ausschuss, in Kenntnis des eben genannten Berichts
der Bundesregierung den Gesetzentwurf für erledigt zu
erklären. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? –

Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist damit einstimmig angenommen worden.

Abstimmung über die Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Tourismus auf Drucksache 15/2292 zu dem
Antrag der Fraktionen der SPD und des Bündnisses 90/
Die Grünen mit dem Titel „Reisen ohne Handicap – Für
ein barrierefreies Reisen und Naturerleben in unserem
Land“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf Druck-
sache 15/1306 anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen?
– Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen des
ganzen Hauses bei Enthaltung der CDU/CSU angenom-
men worden.

Weitere Wortmeldungen liegen für die heutige Sit-
zung nicht vor.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 28. Januar 2004, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen sowie
den Besuchern auf den Tribünen eine gute Heimfahrt
und Letzteren erst noch einen schönen Aufenthalt in
Berlin.

Die Sitzung ist geschlossen.