Protokoll:
15051

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 51

  • date_rangeDatum: 18. Juni 2003

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:55 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/51 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Für ein freiheitliches, humanes Gesundheitswesen – Gesundheitspoli- tik neu denken und gestalten (Drucksache 15/1174) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marianne Linke, Ministerin Mecklenburg-Vorpommern . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU. . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . Gudrun Schaich-Walch SPD . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren 4199 D 4217 D 4218 D 4220 C 4221 D 4222 A 4222 C 4224 C 4226 C Deutscher B Stenografisch 51. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Moderni- sierung des Gesundheitssystems (Gesundheitssystemmodernisierungs- gesetz – GMG) (Drucksache 15/1170) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Altersgrenze für Vertragsärzte be- seitigen (Drucksache 15/940) . . . . . . . . . . . . . . F D K D U A B D 4199 C 4199 C 4199 D Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Mut zur undestag er Bericht ung n 18. Juni 2003 t : Verantwortung – für ein freiheitliches Gesundheitswesen (Drucksache 15/1175) . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . rista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gerhard Schröder SPD. . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . nnette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . irgitt Bender BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4200 A 4200 B 4203 C 4206 B 4208 B 4208 C 4209 C 4210 D 4213 C 4216 C a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 Gesetzes zur Durchführung gemein- schaftsrechtlicher Vorschriften über die grenzüberschreitende Beweisauf- nahme in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten (EG-Beweis- Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . Petra Ernstberger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 4238 A 4239 B aufnahmedurchführungsgesetz) (Drucksache 15/1062) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Tätigkeit europäischer Rechtsanwälte in Deutschland und weiterer berufsrechtlicher Vorschrif- ten für Rechts- und Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschafts- prüfer (Drucksache 15/1072) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Juni 2001 zwischen der Bundes- republik Deutschland und der Repu- blik Indien über die Auslieferung (Drucksache 15/1073) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteili- gung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheits- lage und Verbesserung der humani- tären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen vom 30. Mai 2003 (Drucksachen 15/1168, 15/1176) . . . . . b) Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 15/1177) . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . Andreas Weigel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E N A L A E C P J H d b g c tä R V ( A E ü li d d m d d ( W T J A A d ( F 4227 B 4227 B 4227 C 4227 C 4227 D 4228 A 4229 D 4231 B 4232 D 4234 A 4235 B 4236 C 4237 B rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten hrista Nickels, Silke Stokar von Neuforn, eter Hettlich, Cornelia Behm, Thilo Hoppe, osef Philip Winkler, Dr. Ludger Volmer und ans-Christian Ströbele zur Abstimmung über en Antrag der Bundesregierung: Beteiligung ewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU- eführten Einsatz zur Stabilisierung der Si- herheitslage und Verbesserung der humani- ren Situation in Bunia auf der Grundlage der esolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der ereinten Nationen vom 30. Mai 2003 Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Antrag der Bundesregierung: Betei- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an em EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung er Sicherheitslage und Verbesserung der hu- anitären Situation in Bunia auf der Grundlage er Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats er Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . homas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ntwort des Staatssekretärs Béla Anda auf ie Frage des Abgeordneten Bernhard Kaster CDU/CSU) (47. Sitzung, Drucksache 15/1077, rage 41) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4240 C 4240 B 4243 A 4245 A 4246 C 4246 D 4246 D 4247 A 4247 B 4247 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4199 (A) ) (B) ) 51. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 10.0
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    (B) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4245 (A) ) (B) ) Griese, Kerstin SPD 18.06.2003 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 18.06.2003 Granold, Ute CDU/CSU 18.06.2003 Merkel, Petra-Evelyne SPD 18.06.2003 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt für Aigner, Ilse CDU/CSU 18.06.2003 Dr. Akgün, Lale SPD 18.06.2003 Altmaier, Peter CDU/CSU 18.06.2003 Andres, Gerd SPD 18.06.2003 Bahr (Neuruppin), Ernst SPD 18.06.2003 Barthle, Norbert CDU/CSU 18.06.2003 Bellmann, Veronika CDU/CSU 18.06.2003 Berg, Ute SPD 18.06.2003 Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 Dr. Bietmann, Rolf CDU/CSU 18.06.2003 Binninger, Clemens CDU/CSU 18.06.2003 Brähmig, Klaus CDU/CSU 18.06.2003 Brandner, Klaus SPD 18.06.2003 Breuer, Paul CDU/CSU 18.06.2003 Brüderle, Rainer FDP 18.06.2003 Brüning, Monika CDU/CSU 18.06.2003 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 18.06.2003 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 18.06.2003 Bulmahn, Edelgard SPD 18.06.2003 Burchardt, Ulla SPD 18.06.2003 Burgbacher, Ernst FDP 18.06.2003 Edathy, Sebastian SPD 18.06.2003 van Essen, Jörg FDP 18.06.2003 Feibel, Albrecht CDU/CSU 18.06.2003 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 18.06.2003 Fritz, Erich G. CDU/CSU 18.06.2003 Göbel, Ralf CDU/CSU 18.06.2003 Göllner, Uwe SPD 18.06.2003 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 18.06.2003 G G F H D H H H H H D K K K v K K K D D L L L L L L D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten rosse-Brömer, Michael CDU/CSU 18.06.2003 rotthaus, Wolfgang SPD 18.06.2003 reiherr von und zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 18.06.2003 agedorn, Bettina SPD 18.06.2003 r. Happach-Kasan, Christel FDP 18.06.2003 artenbach, Alfred SPD 18.06.2003 artnagel, Anke SPD 18.06.2003 aupt, Klaus FDP 18.06.2003 edrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 18.06.2003 eller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 18.06.2003 r. Hoyer, Werner FDP 18.06.2003 aster, Bernhard CDU/CSU 18.06.2003 auch, Michael FDP 18.06.2003 auder (Bad Dürrheim), Siegfried CDU/CSU 18.06.2003 on Klaeden, Eckart CDU/CSU 18.06.2003 opp, Gudrun FDP 18.06.2003 oschyk, Hartmut CDU/CSU 18.06.2003 ünast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 r. Küster, Uwe SPD 18.06.2003 r. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 18.06.2003 amp, Helmut CDU/CSU 18.06.2003 anzinger, Barbara CDU/CSU 18.06.2003 aurischk, Sibylle FDP 18.06.2003 ehn, Waltraud SPD 18.06.2003 enke, Ina FDP 18.06.2003 intner, Eduard CDU/CSU 18.06.2003* r. Luther, Michael CDU/CSU 18.06.2003 bgeordnete(r) entschuldigt für 4246 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union A l d b s s I s f l b A d e S r r 1 M d l b r i t s Müller (Düsseldorf), Michael SPD 18.06.2003 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 18.06.2003 Niebel, Dirk FDP 18.06.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 18.06.2003 Oswald, Eduard CDU/CSU 18.06.2003 Pieper, Cornelia FDP 18.06.2003 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 18.06.2003 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 18.06.2003 Rachel, Thomas CDU/CSU 18.06.2003 Reiche, Katherina CDU/CSU 18.06.2003 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 18.06.2003 Rübenkönig, Gerhard SPD 18.06.2003 Rühe, Volker CDU/CSU 18.06.2003 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 18.06.2003 Schöler, Walter SPD 18.06.2003 Schulte (Hameln), Brigitte SPD 18.06.2003 Segner, Kurt CDU/CSU 18.06.2003 Sehn, Marita FDP 18.06.2003 Dr. Solms, Hermann Otto FDP 18.06.2003 Sowa, Ursula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 Dr. Stadler, Max FDP 18.06.2003 Türk, Jürgen FDP 18.06.2003 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 18.06.2003 Weis (Stendal), Reinhard SPD 18.06.2003 Weisheit, Matthias SPD 18.06.2003 Welt, Jochen SPD 18.06.2003 Dr. Westerwelle, Guido FDP 18.06.2003 Wimmer (Karlsruhe), Brigitte SPD 18.06.2003 Zapf, Uta SPD 18.06.2003 Abgeordnete(r) entschuldigt für (C (D nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christa Nickels, Silke Stokar von Neuforn, Peter Hettlich, Cornelia Behm, Thilo Hoppe, Josef Philip Winkler, Dr. Ludger Volmer und Hans-Christian Ströbele zur Ab- stimmung über den Antrag der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheitslage und Verbes- serung der humanitären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 (Tagesordnungspunkt 3 a) Wir unterstützen nachdrücklich die Beschlussempfeh- ung des Auswärtigen Ausschusses zum Antrag der Bun- esregierung. Wir hoffen, dass dieser Einsatz mit dazu eitragen kann, die desaströse humanitäre und men- chenrechtliche Lage im Kongo nachhaltig zu verbes- ern. Die heutige Debatte hat ebenso wie alle vorliegenden nformationen eindeutig gezeigt, dass in dieser Lage Ab- chiebungen in den Kongo unverantwortbar sind. Wir appellieren deshalb an die Bundesregierung, da- ür Sorge zu tragen, dass für ausreisepflichtige kongo- esische Staatsangehörige ein allgemeiner Abschie- ungsstopp erlassen wird. nlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Antrag der Bundes- regierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfe an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheitslage und Verbes- serung der humanitären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 (Tagesordnungspunkt 3 a) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Nach em Wortlaut des Antrages der Bundesregierung handelt s sich um eine „Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisie- ung der Sicherheitslage und Verbesserung der humanitä- en Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen“. Es geht nicht, wie öffentlich diskutiert wird, um die itwirkung hauptsächlich von Sanitätsabteilungen, son- ern im Ziel um bewaffnete Mitwirkung. Ich halte den Einsatz in Afrika für verfassungsrecht- ich fragwürdig, für nicht kontrollier- und nicht steuer- ar. Das Leben unserer Landsleute wird in unvertretba- er Weise gefährdet. Bei dem Umfang des Krieges, der n den vergangenen fünf Jahren zu über 4 Millionen To- en geführt hat, wird hier, was den Umfang des EU-Ein- atzes angeht, nur einem symbolischen Akt das Wort ge- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4247 (A) ) (B) ) redet. Das entspricht nicht unseren grundsätzlichen Menschenrechtsvorstellungen. Hier soll unter dem Deckmantel der Humanität eine Fehlentscheidung der Bundesregierung im Irakkonflikt korrigiert werden. Das ist unvertretbar. Unüblich ist auch, dass ohne NATO-Einbindung ge- handelt wird, sich hier also eine neue Spaltung abzeich- net. Und unhaltbar ist, dass jetzt bereits über die 110 000 deutsche im weltweiten Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten hinaus eine Ausweitung des Bundeswehrengagements erfolgt, ohne dass es zu einer Ausstattungsverbesserung kommt. Über Jahre hat die deutsche und europäische Außen- politik den afrikanischen Kontinent sträflich vernachläs- sigt und damit zur Destabilisierung der Lage beigetra- gen. Für diplomatische Lösungen ist es nie zu spät. Das gilt auch für die krisenhafte Situation in Liberia, im Su- dan und in Nigeria. Die Bundeswehr kann, darf und soll nicht für eine fehlerhafte Politik der Bundesregierung die „Kastanien aus dem Feuer holen“ müssen. Der Kongo-Einsatz bedarf einer politischen, nicht militäri- schen Lösung! Thomas Dörflinger (CDU/CSU): Dem Antrag der Bundesregierung, Kräfte der Bundeswehr an einem Ein- satz im Kongo zu beteiligen, kann ich aus mehreren Gründen nicht zustimmen. Es ist unstreitig, dass der Völkermord im Kongo des Eingreifens der Völkergemeinschaft bedarf. Es ist ebenso unstreitig, dass die Bundesrepublik Deutschland international auch bei friedenssichernden Maßnahmen der Europäischen Union und/oder der Vereinten Natio- nen Verantwortung übernehmen muss. Hierzu gehört allerdings, dass nicht nur die politi- schen Vorgaben für die Bundeswehr, sondern auch die personelle, materielle und finanzielle Ausstattung inner- halb der Bundeswehr den veränderten Gegebenheiten angepasst werden. Diese Notwendigkeit und ein ständig zurückgehender Haushalt des Bundesministeriums der Verteidigung schließen sich gegenseitig aus. Seit Jahren weist die Bundesregierung der Bundes- wehr immer neue Aufgaben im internationalen Bereich zu. Eine durchgreifende Bundeswehrreform ist dabei ge- nauso wenig in Sicht wie eine angemessene Ausstattung des Haushalts, die insbesondere auf eine größtmögliche Gefahrenminimierung für die Angehörigen der Truppe ausgerichtet sein muss. Die Aussage, es handle sich im vorliegenden Fall le- diglich um eine logistische Unterstützung, geht am Pro- blem vorbei. Auch wenn absolute Sicherheit nie gewähr- leistet werden kann – der Tod mehrerer Soldaten in Afghanistan erfordert eine Debatte, die zunächst geführt werden sollte, bevor die Bundeswehr mit neuen, mögli- cherweise gefährlicheren Einsätzen konfrontiert wird. Jürgen Koppelin (FDP): Der Einsatz von 350 deut- schen Soldaten soll bis zum 1. September 2003 befristet sein. Es ist bereits jetzt abzusehen, dass dieser Zeitpunkt unrealistisch ist. In der ARD erklärte Bundesverteidi- g M d d r s t w K d d D v g l l s P e h s i d A d g z s d n w d g (C (D ungsminister Struck, dass er sogar eine Ausweitung des andats nicht ausschließen könne. Es gibt erhebliche Zweifel, ob deutsche Soldaten für iesen Einsatz ausgerüstet sind; ebenso halte ich die in er Vorlage der Bundesregierung vorgesehene Finanzie- ung für unrealistisch. Notwendige Maßnahmen zur Sicherheit der deut- chen Soldaten werden in der Vorlage kaum berücksich- igt, obwohl militärische Gewalt nicht ausgeschlossen erden kann. Bundesminister Struck schließt sogar bei ampfhandlungen die Notwendigkeit der Ausdehnung er Präsenz der Truppe nicht aus. Es ist ein Skandal, dass Bundesaußenminister Fischer iplomatische Vertretungen der Bundesrepublik eutschland in Afrika geschlossen hat, Afrika in nicht zu erantwortender Weise vernachlässigt hat und nun drin- end deutsche Soldaten nach Afrika schicken möchte. Ich verkenne nicht die humanitären Gründe, die end- ich zum Handeln in der Republik Kongo zwingen. Al- erdings wäre es ebenso notwendig, dass die europäi- chen Staaten mit dem gleichen Engagement sich dem roblem der AIDS-Seuche in Afrika annehmen, die benfalls inzwischen zu einem Massensterben geführt at. Ich werde dem Antrag der Bundesregierung nicht zu- timmen. Ich treffe diese Entscheidung auch besonders n Verantwortung gegenüber den Angehörigen der Bun- eswehr. nlage 4 Antwort es Staatssekretärs Béla Anda auf die Frage des Ab- eordneten Bernhard Kaster (CDU/CSU) (47. Sit- ung, Drucksache 15/1077, Frage 41): Wie erklärt sich die Bundesregierung die Antwort „Nein“ in der Antwort des Staatssekretärs und Chefs des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, des BPA, Béla Anda, vom 13. Februar 2003 auf die Schriftliche Frage 1 des Abgeordneten Dietrich Austermann in Bundestagsdrucksache 15/504 nach einer eventuellen Beauftragung der Agentur „Odeon Zwo“ zur Durchführung der Kampagne „Erfolg braucht alle“? Der Abgeordnete Austermann (Bundestagsdruck- ache 15/504) hatte gefragt: Trifft es zu, dass der Auftrag zur Kampagne der Bundesregierung „Erfolg braucht alle“, die Anfang 2003 startete und aus Anzeigen und Kinospots be- stand bzw. besteht, an Odeon Zwo vergeben wurde und nicht der Vergabeordnung entsprechend ausge- schrieben wurde. Im nächsten Halbsatz hatte sich MdB Austermann für iesen Fall zudem erkundigt, ob der Rahmenvertrag er- eut ausgeschrieben werde. Diese konditionierte Frage wurde mit „Nein“ beant- ortet, da die Bundesregierung mit der Beauftragung er Kampagne „Erfolg braucht alle“ nicht gegen die Ver- abeordnung verstoßen hat. 51. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505100000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Bevor wir mit unserer Arbeit beginnen, liebe Kolle-

ginnen und Kollegen, darf ich Sie bitten, sich zu erhe-
ben.


(Die Anwesenden erheben sich)

Bestürzt und fassungslos haben wir am 7. Juni dieses

Jahres die Nachricht erhalten, dass vier Soldaten der
Bundeswehr bei einem terroristischen Anschlag in
Kabul ihr Leben verloren haben und dass weitere
29 Angehörige der Schutztruppe zum Teil schwerste
Verletzungen erleiden mussten. Unser Mitgefühl gilt den
Familien der Soldaten, die nach Afghanistan gekommen
waren, um der Bevölkerung Frieden und Freiheit zu
bringen, auf die sie jahrzehntelang verzichten musste.
Mit Freude und einem gewissen Stolz haben wir ver-
folgt, wie es der Schutztruppe in kürzester Zeit gelungen
ist, die Bevölkerung für sich zu gewinnen. Dass gerade
dieser vertrauensvolle Umgang und die Nähe zur Bevöl-
kerung zu den schlimmen Folgen geführt haben, die wir
heute hier beklagen müssen, erfüllt uns umso mehr mit
Trauer.

Die Gefahren, die der Kampf gegen den Terrorismus

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a
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Redet
mit sich bringt, sind uns durch das bisher schwerste At-
tentat auf die Schutztruppe noch einmal vor Augen ge-
führt worden. Die getöteten Soldaten haben sich ihnen
bewusst und mit großem Mut gestellt, weil sie daran mit-
wirken wollten, die Zukunft Afghanistans und seiner
Menschen positiv zu gestalten. Auch um ihres Anden-
kens willen müssen wir unsere Anstrengungen im
Kampf gegen den internationalen Terrorismus fortsetzen.

Der Deutsche Bundestag und die Bürgerinnen und
Bürger der Bundesrepublik Deutschland empfinden für
die Hinterbliebenen der Opfer tiefes Mitgefühl. Unsere
Gedanken sind auch bei denjenigen, die aufgrund ihrer
schweren Verletzungen noch immer behandelt werden
müssen.

Sie haben sich zu Ehren der Opfer von Ihr
erhoben; ich danke Ihnen.

(C (D ung n 18. Juni 2003 0 Uhr Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige Taesordnung um einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion uf Drucksache 15/1174 und um einen Antrag der FDPraktion auf Drucksache 15/1175 zu erweitern, die im usammenhang mit der Beratung zum Gesundheitssysemmodernisierungsgesetz aufgerufen werden sollen. ind Sie damit einverstanden? – Ich höre keinen Widerpruch. Dann ist das so beschlossen. Ich rufe die Tagesordnungspunkte 2 a und 2 b sowie ie Zusatzpunkte 1 und 2 auf: 2 a)


und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Moderni-

(Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz – GMG)

– Drucksache 15/1170 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

ext
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, Dr. Heinrich L.
Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP
Altersgrenze für Vertragsärzte beseitigen
– Drucksache 15/940 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung

des Antrags der Abgeordneten Annette
n-Mauz, Andreas Storm, Dr. Wolf Bauer,
Abgeordneter und der Fraktion der
U
en Plätzen
ZP 1 Beratung

Widman
weiterer
CDU/CS






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Für ein freiheitliches, humanes Gesundheits-
wesen – Gesundheitspolitik neu denken und
gestalten
– Drucksache 15/1174 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

ZP 2 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, Dr. Heinrich L.
Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
FDP
Mut zur Verantwortung – für ein freiheitliches
Gesundheitswesen
– Drucksache 15/1175 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache zwei Stunden vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Franz Müntefering, SPD-Fraktion.


Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1505100100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute beginnt
die Umsetzung der Agenda 2010. Als Bundeskanzler
Gerhard Schröder sie am 14. März dieses Jahres hier
vorstellte, haben manche ungläubig geschaut und man-
che auch empört aufgeschrien.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: In der SPD!)


Wir haben die drei Monate, die seitdem vergangen sind,
gut genutzt. Die Analyse zu den Rahmenbedingungen ist
klarer geworden. Die Vorhaben sind präziser. Der Wille
zur Umsetzung ist eindeutig. Wir haben versprochen, das
Land zu erneuern. Das tun wir. Wir haben auch verspro-
chen, das Land zusammenzuhalten. Dafür sorgen wir.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Heute findet die erste Lesung des Gesundheitssystemodernisierungsgesetzes statt. Wir handeln. Man hat en Eindruck, dass die Opposition die letzten drei Moate ein bisschen verschlafen hat. Das ist nicht gut; denn ir brauchen für die Umsetzung der Agenda 2010 eine andlungsfähige Opposition. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will Ihnen den Hinweis geben, dass wir hier noch
or der Sommerpause die erste Lesung der Vorlage zur
andwerksordnung und des Gesetzes über Arbeitneh-
errechte/Zahldauer Arbeitslosengeld erleben werden.
ie sollten sich um diese Themen ganz konkret küm-
ern, damit Sie sich nicht wieder erst zwei Tage vor der
rsten Lesung in Abwesenheit von Herrn Seehofer müh-
elig zusammenraufen müssen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie sollten dafür sorgen, dass Sie zu eigenen Positionen
ommen.
Unser Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz hilft,

ie Qualität unseres Gesundheitswesens zu sichern und
u bessern. Es sorgt für die Einsparung von Kosten im
ystem. Es macht die gesetzliche Krankenversicherung
chlanker. Es fordert mehr Eigenverantwortung und si-
hert die Substanz der Krankenversicherung dauerhaft.
m all dies geht es.
Das Gesundheitswesen in Deutschland ist eine Er-

olgsgeschichte, die wir fortschreiben wollen. Das erfor-
ert Anstrengungen. Es ist nicht billig; aber es lohnt
ich. Gesundheit ist ein hohes Gut. Die Absicherung
er Gesundheitsrisiken ist teuer; sie können vernünftig
ur solidarisch abgesichert werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enschen sorgen für Menschen, das ist der Grundge-
anke der gesetzlichen Krankenversicherung, der richtig
leibt und auch in Zukunft gelten wird. Die Idee der to-
alen Individualisierung der Risiken – sie scheint das
iel einiger in der Opposition zu sein – führt in die Irre.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Manche fragen sich in diesen Wochen: Lohnt sich
rankenversicherung? Bekomme ich das Geld, das ich
ingezahlt habe, wieder heraus? Das sind absurde Fra-
en. Eine Krankenversicherung ist kein Sparklub. Kran-
enversicherung funktioniert so, dass viele mehr einzah-
en müssen, als sie herausbekommen, damit einige, die
arauf angewiesen sind, mehr herausbekommen, als sie
inzahlen. So funktioniert Krankenversicherung.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


eder von uns kann auf sie angewiesen sein, wenn er
ange krank ist, lange Zeit medizinische Hilfe braucht
der teure Rehamaßnahmen in Anspruch nehmen muss.
eshalb bleibt eine obligatorische gesetzliche Kranken-






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

versicherung vernünftig. Wir sorgen dafür, dass das Ge-
sundheitssystem auch in Zukunft solidarisch finanziert
wird.

Dies gilt im Übrigen auch für das Krankengeld. Was
Ministerpräsident Stoiber diesbezüglich in den letzten
Tagen von sich gegeben hat, zeigt, dass er entweder von
der Sache keine Ahnung hat oder die Menschen wissent-
lich falsch informiert.


(Jörg Tauss [SPD]: Wie üblich!)

Beides wäre schlimm.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Stoiber, von dieser Stelle aus Klartext: Das Kran-
kengeld wird auch in Zukunft wie bisher gezahlt. Es
wird unverändert solidarisch finanziert. Niemand, der
länger krank und Mitglied der gesetzlichen Krankenver-
sicherung ist, muss hier Sorge haben. Den Versiche-
rungsbeitrag für das Krankengeld zahlen in Zukunft aus-
schließlich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
nicht mehr die Arbeitgeber. Diese Entscheidung ist uns
nicht leicht gefallen; aber sie ist logisch und konsequent.
Manche behaupten, damit werde die paritätische Finan-
zierung erstmals durchbrochen. Das ist erkennbar falsch.
Fast 40 Prozent unseres Sozialsystems sind nicht paritä-
tisch beitragsfinanziert: Das gilt für die Rente, das gilt
für die Pflegeversicherung, das gilt für die Zuzahlung
bei Medikamenten.

Wir machen den Leistungskatalog der gesetzlichen
Krankenversicherung nun schmaler und nehmen alles
heraus, was nicht eine originäre medizinische Sachleis-
tung ist oder zum Bereich der Prävention gehört: das
Krankengeld – ich habe es soeben erwähnt –, das Mut-
terschaftsgeld – es wird aus dem Steuertopf gezahlt;
Stichwort: Erhöhung der Tabaksteuer – und das Sterbe-
geld, das in Zukunft entfallen wird.

Das Gesundheitswesen ist die größte Branche in un-
serem Land überhaupt. In ihr arbeiten mehr Menschen
als in jeder anderen Branche, nämlich über 4 Millionen.
Das wird nicht nur so bleiben, es wird sich sogar noch
steigern. Der Dienst des Menschen am Menschen wird
in unserer Gesellschaft weiter an Bedeutung gewinnen.
Es muss sich erst noch zeigen, ob unsere Gesellschaft
umfassend bereit ist, diesen Dienst auch zu leisten, oder
ob sie sich auf Zuwanderung verlässt. Die Beantwortung
dieser Frage ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesell-
schaft und die Finanzierbarkeit unseres Sozialsystems
entscheidend. Wir fordern die Anbieter im Gesundheits-
wesen mit dem Gesundheitssystemmodernisierungsge-
setz zu besonderer Anstrengung heraus; aber wir achten
dabei darauf, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit und Leis-
tungsfähigkeit erhalten bleiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


An einigen Stellen muss der Wettbewerb allerdings
erst ausgerufen werden. Wir gehen erste sinnvolle
Schritte, den Sicherstellungsauftrag aufzulockern. Wir
muten den Beteiligten und Betroffenen im Gesundheits-
wesen mit der Reform einiges zu. Dabei sind wir sicher:

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(C (D iese Therapie ist richtig, auch im richtigen Augenblick. ass gute Therapie anstrengend sein kann, wissen wir lle. Zum heutigen Tag haben wir als Koalition unseren esetzentwurf, unsere Konzeption, auf den Tisch gelegt. ir haben das in engster Abstimmung mit der Gesundeitsministerin, mit Ulla Schmidt, getan. Sie hat die weentliche Vorarbeit für diesen Gesetzentwurf geleistet. it ihr zusammen werden wir das Gesetz beschließen nd umsetzen. Wir haben in den vergangenen Monaten intensive Ge präche mit allen Beteiligten geführt: mit den Ärzteammern, den Kassenärztlichen Vereinigungen, den assen, der Industrie, den Apothekern und vielen mehr. ir werden diese Gespräche weiter führen. Die Bot chaften dabei waren in einem immer ähnlich, sogar sehr hnlich: Generelle Zustimmung dazu, dass Reformbearf besteht; schwieriger wird es dann bei eigener Beroffenheit und im Detail. Diejenigen, die sonst täglich ie Reformmelodie singen, kriegen dann schnell einen chluckauf. Ich vermute einmal, dass Sie in der Opposiion bei Ihren Gesprächen ähnliche Erfahrungen geacht haben. Auch dies unterstreicht eines ganz deutich: Entscheiden müssen am Ende wir hier im eutschen Bundestag; entscheiden muss die Politik. Das Gesundheitswesen ist eine komplizierte Branche it vielen gegenläufigen und widerstrebenden Interesen. Das Produkt Gesundheit, um das es geht, ist etwas anz Besonderes. Es unterscheidet sich von den üblichen ngeboten produzierender Betriebe und Dienstleister in arkanter Weise. Deshalb braucht es besondere Antworen. Wir werden diese Gespräche weiter führen und daauf drängen, dass wir in der Politik hier im Deutschen undestag die nötigen Entscheidungen treffen. Dabei wissen wir, dass wir bei der Reform des Ge undheitswesens hier im Haus aufeinander angewiesen ind, wenn es etwas wirklich Gutes werden soll. Es wird lso zu einigen Punkten Kompromisse geben, geben üssen. Das Land kann von uns allen hier mit Recht erarten, dass wir zu solchen Kompromissen fähig sind. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Wort Kompromiss wird in Deutschland ambivalent
esehen. Es gibt faule Kompromisse – das ist richtig –,
ber es gibt auch faule Kompromissunfähigkeit.


(Heiterkeit bei der SPD)

assen Sie uns offen darüber reden! Wir wollen, dass die
ache gelingt. Weshalb nicht schon hier im Bundestag?
as wäre für die Sache gut, aber es wäre auch für uns als
esetzgeber gut und es wäre für die demokratische Kul-
ur in unserem Land gut.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ch habe keinen Zweifel: Unsere Demokratie wird dabei
ewinnen.


(Zuruf von der FDP: Das ist lächerlich!)







(A) )



(B) )


Franz Müntefering

Ich biete Ihnen, Frau Merkel, deshalb hier eine Ver-

fahrensverständigung an. In unserer parlamentarischen
Praxis hat sich ein System herausgebildet, bei dem es als
selbstverständlich gilt, dass über fast alle wichtigen Ge-
setzentwürfe in der zweiten und dritten Lesung kontro-
vers abgestimmt wird und dann in den Kulissen des Ver-
mittlungsausschusses der Kompromiss gesucht wird.
Wir bezweifeln ernsthaft, dass dies zwingend immer der
richtige Weg ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Warum legen wir als Bundestag das Gesundheitssys-
temmodernisierungsgesetz in seltsamer Selbstbeschei-
dung in die Hände der Länder und machen es davon ab-
hängig, dass man dort nicht den Mut hat, jetzt zu
handeln, weil demnächst in Bayern oder anderswo Land-
tagswahlen sind?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der Deutsche Bundestag ist der Ort, an dem gestritten,
debattiert und verhandelt werden sollte. Im Ausschuss,
bei den Anhörungen und natürlich hier im Plenum kann
zwischen den beteiligten Parteien, der Koalition und der
Opposition, eine gemeinsame Linie gesucht werden. Wir
haben alle Voraussetzungen und auch alle Instrumente,
um zu gemeinsamen Ergebnissen zu kommen.

Wir streben die zweite und dritte Lesung des
Gesundheitssystemmodernisierungsgesetzes für den
8. Juli an, also noch vor der Sommerpause.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Da kann man ja viel verhandeln!)


Wenn es hier vorher zu einer Erfolg versprechenden
Kompromisssuche kommt, sind wir da flexibel. Wenn
nicht, lassen wir uns allerdings auch nicht aufhalten;


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


dann machen wir das, was wir aus eigener Kraft stem-
men können, auch gegen Sie und gegen die Mehrheit im
Bundesrat. Die Verantwortung liegt bei Ihnen.


(Lachen bei der FDP)

Ich machen Ihnen ein ehrliches Angebot. Wir streben

ein gemeinsam getragenes Gesetz an. Ich biete Ihnen,
Frau Merkel, an, heute hier oder in den nächsten Tagen
mit uns in der Koalition ein solches Verfahren zu verein-
baren. Wir können gemeinsam ein gutes Beispiel setzen.

Wir sollten ebenso auch noch in diesem Jahr begin-
nen, die Gedanken über die Reform der bundesstaat-
lichen Ordnung, die überall – mit Recht übrigens – auf-
flackern, hier in den Deutschen Bundestag zu tragen. Ich
schlage im Namen meiner Fraktion vor, im Herbst dieses
Jahres eine umfassende Debatte zur Modernisierung der
bundesstaatlichen Ordnung hier im Deutschen Bundes-
tag und zusammen mit dem Bundesrat zu führen sowie
das Verfahren zur Einrichtung einer Verfassungskommis-
sion zu klären. Die bundesstaatliche Ordnung ist Teil der
Erfolgsgeschichte Westdeutschlands von 1949 bis 1989.

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(C (D nzwischen gibt es aber Verwerfungen und Verkrustunen, die die Lösung der gesellschaftlichen und politichen Aufgaben unserer Zeit immer mehr behindern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Politischer Aufbruch braucht klare Verantwortungs-
trukturen, handlungsfähige Städte und Gemeinden,
indeutige Zuordnung der Zuständigkeiten an die staat-
ichen Ebenen, den Bundestag als starken Bundesgesetz-
eber, in gleicher Weise Raum für Subsidiarität und
igenverantwortung, Bürgernähe, mehr Vernetzung,
eniger Hierarchie, Optimierung der Finanzströme der
ffentlichen Hände, mehr Mut zu Neuem, weniger Be-
arrung. Wir wollen diese Themen aufgreifen. Zur
rneuerung in unserem Land gehört Erneuerung der
ozialen Sicherungssysteme, Erneuerung der Arbeits-
arktstrukturen, Erneuerungsbereitschaft aufseiten der
irtschaft und des Staates und Erneuerung der Struktu-

en unserer Demokratie.

(Jürgen Koppelin [FDP]: Erneuerung der Bundesregierung!)

as muss uns in diesem Jahrzehnt in Deutschland gelin-
en. Deshalb sprechen wir von der Agenda 2010.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


m erste wichtige konkrete Schritte geht es heute hier.
Wir brauchen aber auch, liebe Kolleginnen und Kol-

egen, eine Erneuerung der Mentalitäten, wenn wir
ohlstand dauerhaft sichern und soziale Gerechtigkeit
ewährleisten wollen. Und das wollen wir. Wir brauchen
n Deutschland mehr Mut,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Eine gescheite Regierung!)


ut zur Gestaltung und Zuversicht in die Stärke unseres
andes. Totale Sicherheit gibt es dabei nicht, aber die
ukunft braucht Wandel und Wandel bringt Sicherheit.
ie Zukunft ist nicht am Reißbrett und nicht im Sand-
asten planbar, aber die richtige Richtung ist sehr wohl
rkennbar. Diese Richtung schlagen wir mit der Agenda
010 ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bin zuversichtlich, dass es am Ende dieses Jahres,
as ein anstrengendes Jahr auch für uns im Deutschen
undestag sein wird – wir werden viele gemeinsame Sit-
ungen haben, uns streiten und hoffentlich zu guten Er-
ebnissen kommen –, in Deutschland keine große gesell-
chaftliche Gruppe mehr geben wird, die nicht auf der
ichtigen Seite, auf der Seite der Erneuerung, stehen
ird. Die Koalition geht voran, Sie bekommen vielleicht
napp die Kurve.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ndere in der Gesellschaft, die sich noch ein wenig zu-
ückhalten, werden auch dabei sein. Ich sage Ihnen vo-
aus: Ende des Jahres ist Deutschland auf die Erneue-






(A) )



(B) )


Franz Müntefering

rung eingestimmt. Wir sind diejenigen, die mit ihr
begonnen haben und sie vorantreiben. Sie haben das
nicht geschafft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie uns also in einen vernünftigen Wettbewerb
treten! Ich bin sicher, dass wir in diesem Jahr in
Deutschland die nötigen Schritte tun. Das Gesundheits-
systemmodernisierungsgesetz, das wir heute auf den
Weg bringen, ist der erste wichtige und konkrete Schritt.

Die Debatte und der Streit über den richtigen Weg in
den vergangenen Wochen und Monaten in meiner Partei,
in Ihren Parteien, in den Gewerkschaften, in den gesell-
schaftlichen Gruppen waren richtig und nötig. Sie haben
an vielen Stellen Klarheit geschaffen und noch einmal
deutlich gemacht, dass uns die Globalisierung, die Euro-
päisierung und die demographische Entwicklung zu Ver-
änderungen zwingen. Manche sagen, die Einsicht
komme sehr spät. Das ist wahr, das kann man nicht be-
streiten, aber sehr spät ist nicht zu spät.


(Lachen der Abg. Dr. Angela Merkel [CDU/ CSU])


– Sie kam übrigens, Frau Merkel, auch bei Ihnen sehr
spät. Sie brauchen da gar nicht zu lachen. Sie hätten es in
den 90er-Jahren schon merken können; da wusste man
bereits, wie die demographische Entwicklung verläuft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Da kann ich Sie aber anders zitieren! Lesen Sie die Protokolle noch einmal! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wer hat denn den demographischen Faktor abgeschafft?)


Auch wenn es sehr spät ist, ist das kein Grund, sich jetzt
noch den Veränderungen zu verweigern.

Zu einem weiteren Vorwurf, der von Ihnen und auch
von anderen Stellen kommt, dass wir unsere Positionen
gegenüber dem, was wir vor einem oder vor drei Jahren
gesagt haben, kann ich nur sagen: Das stimmt. Dazu be-
kenne ich mich; dazu bekennen wir uns. Es wäre eine
seltsame Politik, die von sich behauptete, dass sie zu kei-
ner Veränderung bereit sei, auch wenn die Rahmenbe-
dingungen sich verändern. Wir alle miteinander haben in
den 90er-Jahren bis in die letzten Jahre hinein in der
Hoffnung auf eine gute Entwicklung der Konjunktur die
Strukturprobleme verdeckt. Das ist schlichtweg die
Wahrheit und das müssen wir realisieren. Aber das Land
kann von uns erwarten, dass wir aus der Entwicklung der
letzten drei Jahre nun die Konsequenzen ziehen und be-
greifen: Das Warten auf Konjunktur, das Kämpfen um
Konjunktur, das zur Politik gehört, ist noch nicht die Lö-
sung, sondern es werden auch Strukturveränderungen
nötig sein. Wir sind bereit, sie im Interesse des Landes
durchzuführen, und wir hoffen auf gute und gedeihliche
Zusammenarbeit.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Angela Merkel, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber err Müntefering, Einsichten sind immer gut; (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505100200

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1505100300

ber wenn Sie nunmehr Geschichtsklitterung betreiben

(Jörg Tauss [SPD]: Hoi, hoi!)


nd behaupten, wir hätten bestimmte Dinge nicht er-
annt, zu Zeitpunkten, als Sie noch massiv dagegen ge-
ämpft haben, muss ich das in freundlicher, aber ent-
chiedener Form zurückweisen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben fünf Jahre vertan, bevor auch bei Ihnen

etzt in Form eines Nachhaltigkeitsfaktors über das de-
ographische Problem bei der Rentenversicherung
achgedacht wird. Die Wahrheit ist: Sie hätten besser da-
an getan, diesen demographischen Faktor damals nicht
erauszunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben das Thema Zuzahlungen in der Gesund-

eitsvorsorge 1998 als ein schwieriges, aber notwendiges
hema im Gesetz gehabt. Sie haben einen dramatischen
ahlkampf dagegen geführt. Aber unser Ansatz hat sich
ls richtig erwiesen; es geht kein Weg daran vorbei.
Ich will jetzt nicht weiter in die Vergangenheit

chauen, sondern nur sagen: Die Erkenntnisse hätten
ängst umgesetzt worden sein können. Millionen von
enschen könnten heute Arbeitsplätze haben und sich in
iner besseren Lage befinden, wenn Sie das früher be-
acht hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu: Veränderungen in
olksparteien sind immer diskussionswürdig. Es gibt
erschiedene Interessenlagen und Überzeugungen und
amit macht es sich niemand leicht.
Der Bundeskanzler hat hier am 14. März eine Regie-

ungserklärung abgegeben,

(Jörg Tauss [SPD]: Super!)


uf die wir schon damals geantwortet haben, dass wir die
chritte, die in die richtige Richtung gehen, selbstver-
tändlich unterstützen werden. Wir haben aber bis zum
5. Juni warten müssen, bis wir endlich einen Gesetzent-
urf vorgelegt bekommen haben, weil nämlich die Mei-
ungsbildung in Ihren Parteien notwendigerweise mit
onderparteitagen abgeschlossen werden musste.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

Ich kann nur sagen: Wir waren immer sprechfähig,

wir sind jetzt sprechfähig, wir haben ein Alternativkon-
zept. –


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Da können Sie lachen oder auch nicht. Aber zwischen
dem 14. März und dem 15. Juni sind in Deutschland
10 000 Betriebe in die Insolvenz gegangen, denen hätte
geholfen werden können, wenn wir mit den Gesetzesbe-
ratungen weiter wären.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben heute einen ersten Gesetzentwurf aus der

Agenda 2010 eingebracht, einen Gesetzentwurf, der sich
mit einem Thema beschäftigt, das die Menschen in die-
sem Lande unendlich berührt, weil jeder auf Gesundheit
angewiesen ist, jeder um Gesundheit ringt und dieses
Thema mit sehr vielen Ängsten belastet ist. Deshalb
kann ich Ihnen an dieser Stelle sagen: Was immer wir in
den Beratungen gemeinschaftlich durchsetzen können,
das wollen wir mit Ihnen gemeinschaftlich durchsetzen.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wann?)


– Was heißt „wann“? Sofort nach dieser Debatte können
unsere Gesundheitspolitiker auf Ihre Gesundheitspoliti-
ker zugehen und vereinbaren, in welcher Form sie im
Ausschuss vorgehen wollen.

Aber ich sage eines, Herr Müntefering: Ihr Satz „Wir
werden das Gesetz von Frau Schmidt in diesem Hause
durchsetzen“ ist kein Satz, der zu dem Angebot, das Sie
dann formal gemacht haben, passt. Das passt nicht zu-
sammen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie jetzt Angst vor Ihrer eigenen Courage?)


Sie müssen sich schon entscheiden, ob Sie jetzt wieder
nach dem von Ihnen ausgerufenen Prinzip „Mehrheit ist
Mehrheit“ verfahren oder ob Sie in diesem Falle – ich
würde das sehr begrüßen – in eine ernsthafte Debatte
eintreten – ich sage nachher, welche Grundzüge wir da-
rin vertreten werden –, in der wir gemeinsam schauen,
ob es Lösungen gibt.

Herr Müntefering, was sich gestern aber im Gesund-
heitsausschuss abgespielt hat, hat uns natürlich nicht er-
mutigt. Dort ist die Positivliste, die – im Gesamtzusam-
menhang gesehen – für das Gesundheitswesen von
größter Bedeutung ist, einfach vorgezogen und abge-
schlossen worden. Glauben Sie eigentlich, das sei eine
Einladung zu einer konstruktiven Zusammenarbeit am
nächsten Tag?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch des Abg. Peter Dreßen [SPD])


Über die allgemeinen Erklärungen in Form von Über-
schriften hinaus brauchen wir von Ihren Fachleuten ein
klares Signal – das steht im Gegensatz zu dem, was Sie
gestern noch praktiziert haben –, dass sich die Umgangs-

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(C (D ormen bei den Beratungen, die jetzt anstehen und die ir zügig begleiten werden, ändern. Dieses Signal ist bis etzt ausgeblieben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich stimme Ihnen zu: Wir sind beim Gesundheitswe-
en aufeinander angewiesen. Ich sage aber auch, dass
ir nicht nur aufeinander angewiesen sind, sondern dass
ir gleiche Zielsetzungen haben; denn auch unser Ziel
st ein Beitragssatz von 13 Prozent in der gesetzlichen
rankenversicherung. Wir müssen es in der Praxis ge-
einsam erreichen.
Der Bundeskanzler hat immer wieder darauf hinge-
iesen – Herr Müntefering, Sie haben eben auch davon
esprochen –, dass wir mehr Effizienz in diesem Sys-
em und vor allen Dingen eine langfristig angelegte
nd realistische Betrachtungsweise brauchen. Herr
üntefering, das Allerwichtigste ist – wenn wir es nicht

un, können wir immer wieder nur kürzen, sparen und
inschränken –, dass wir die Einnahmeseite der gesetzli-
hen Sozialversicherungen wieder in Ordnung bringen.
as können wir erreichen, indem die Arbeitslosigkeit in
iesem Lande abgebaut und die wirtschaftliche Lage
erbessert wird.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist bedauerlich, dass wir bis jetzt keines der Ar-
eitsmarktgesetze im Parlament vorliegen haben und
ass der Prozess hinsichtlich der Zusammenlegung von
rbeitslosen- und Sozialhilfe noch nicht so weit fortge-
chritten ist, wie er es sein könnte. Sie, meine Damen
nd Herren von der SPD und den Grünen, wissen genau,
ass wir im Zuge der Umsetzung des Hartz-Konzeptes
urch unsere unglaublich konstruktive Mitarbeit Herrn
lement geholfen haben, sozusagen aus Unvernunft Ver-
unft zu machen. Wir haben heute einen relativ gut auf-
estellten Niedriglohnsektor, weil das Wahlprogramm
er CDU/CSU umgesetzt wurde. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass in

em von uns vorgelegten Antrag eine klare Alternative
ufgezeigt ist. Diese klare Alternative macht das Pro-
lem deutlich: Der Gesetzentwurf von Frau Schmidt ent-
ält nach unserer festen Überzeugung zu viel Tendenzen
n Richtung Zentralismus, Kassenhoheit, Einheitskasse
nd zu wenig Tendenzen in Richtung Wettbewerb, Frei-
ügigkeit und Gleichheit des Arztberufes.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will das an einem Beispiel deutlich machen, über
as wir ganz zu Beginn sprechen müssen und bei dem
ich zeigen wird, ob man das Gesundheitswesen vom
opf auf die Füße stellen kann. Es geht um das Thema
ualitätsmanagement. Wir sind auch dafür. Aber wir
lauben, dass dies innerhalb der Selbstverwaltung orga-
isiert werden muss.

(Lachen bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Wie schon immer! – Weitere Zurufe von der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

– Sie wollen mit uns doch konstruktiv beraten. Hören
Sie sich also wenigstens einmal an, was unsere Überzeu-
gung ist!


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die machen schon beim Zuhören Fehler!)


Wenn Sie sich so im Ausschuss verhalten, dann wird es
mit der Gemeinsamkeit wohl nichts werden. Sie müssen
wenigstens zuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Erster Punkt. Wir halten die zentralistische Anbin-

dung an das Ministerium für falsch. Aus diesem Grunde
sagen wir zwar Ja zum Qualitätsmanagement, aber wir
wollen nicht, dass aufgrund des Drucks, der von der zen-
tralen Stelle ausgeübt wird, Bedingungen für die Kassen
geschaffen werden, die letztlich die Tendenz in Richtung
Einheitskasse verstärken.

Zweiter Punkt. Wir denken in der Tat, dass wir den
Arztberuf in einen freien Beruf umwandeln müssen, das
heißt, dass wir Restriktionen abbauen müssen. Wir wol-
len nicht – das sage ich ganz ausdrücklich –, dass die Zu-
gänge zu den verschiedenen Ärzten, also zum Hausarzt
und zum Facharzt, unterschiedlich geregelt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der freie Arztberuf wird in Deutschland nur erhalten
bleiben, wenn der Zugang zum Hausarzt und zum Fach-
arzt in gleicher Weise geregelt ist.

Meine Damen und Herren, das sind zwei ganz we-
sentliche Punkte, an denen Sie die Unterschiedlichkeit
der Auffassungen sehen können. Darüber müssen wir
sprechen.

Nun sind auch wir der Meinung, dass wir Einsparun-
gen vornehmen müssen und vor allen Dingen für den Pa-
tienten Anreize zu einem sparsamen Umgang mit dem
Gesundheitswesen schaffen müssen. Dazu sage ich: Wir
haben große Vorbehalte. Wir unterstützen es nicht, dass
man einzelne Leistungen herausnimmt. Warum die Seh-
hilfe? Warum das nicht verschreibungspflichtige Medi-
kament? Warum ausgerechnet die Fahrt zum Arzt?


(Widerspruch bei der SPD – Lilo Friedrich [Mettmann] [SPD]: Warum der Zahnersatz?)


Wir sagen: Lasst uns eine Selbstbeteiligung einfüh-
ren! Aber lasst sie für alle in Anspruch genommenen
Leistungen in gleicher Weise gelten, damit nicht bei be-
stimmten Gruppen Leistungen herausgenommen werden
und bestimmte Gruppen an anderer Stelle überhaupt
nicht betroffen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb sind wir zu der Meinung gekommen, eine
Selbstbeteiligung in Höhe von 10 Prozent für jede in An-
spruch genommene medizinische Leistung einzuführen,
allerdings sozial gestaffelt – ich glaube, darin sind wir
uns einig – bis zu einer maximalen Belastung von
2 Prozent des Lohns.

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(C (D Bitte lassen Sie uns jetzt nicht wieder in Diffamieungsargumentationen zurückfallen! (Jörg Tauss [SPD]: Oder in blanken Lobbyismus!)


Das hat mit blankem Lobbyismus gar nichts zu tun.

(Jörg Tauss [SPD]: Doch! Schon ein bisschen!)

Wir sehen bei jeder Leistung eine Selbstbeteiligung

on 10 Prozent vor, und zwar gedeckelt bis 2 Prozent
es Einkommens. Es gibt ähnliche Regelungen; sie
unktionieren. Deshalb sage ich Ihnen: Lassen Sie uns in
ller Ruhe die Argumente darüber austauschen!


(Beifall bei der CDU/CSU)

Frau Schmidt, es hat mich sehr enttäuscht, was die
erausnahme einer bestimmten Leistung – darüber gab
s bei uns in den letzten Wochen und insbesondere in
en letzten Tagen eine Kontroverse – angeht: Der Bun-
eskanzler hat am 14. März gesagt, im Falle des Kran-
engeldes bleibe die Kostenbelastung durch eine private
ersicherung für den Einzelnen beherrschbar. Die ur-
prüngliche Idee in der Regierungserklärung des Bun-
eskanzlers war es, das Krankengeld privat abzusichern.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

ir haben damals im Hinblick auf die Frage, ob diese
eistung dafür geeignet ist oder nicht, eine andere Mei-
ung gehabt. Dies war aber Ihr Ansatz. Sie haben dann
ine interne Diskussion geführt und dies so nicht durch-
etzen können. Sie haben sich entschlossen, diese Leis-
ung in der gesetzlichen Krankenversicherung zu belas-
en, und haben einfach bei der paritätischen
inanzierung Verschiebungen vorgenommen. Das ist
etzt die Beschlusslage.
Bitte fangen Sie nicht unter der Freude, dass Sie uns

useinander dividieren könnten, an, den Eindruck zu er-
ecken, die Herausnahme einer Leistung sei Teufels-
eug!


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig! So ist es!)


s gibt in Europa viele Länder, die gerade im Bereich
er Zahnbehandlung erhebliche und gute Erfahrungen
amit gemacht haben, eine Leistung herauszunehmen,
eil sie damit für die Menschen Anreize schaffen, Pro-
hylaxe zu betreiben und die Dinge in diesem Bereich
rnsthafter zu betrachten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir stehen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten im
esundheitssystem vor riesigen Herausforderungen. Ich
timme Ihnen ausdrücklich zu: Dies ist im Grunde ein
achstumsmarkt, ein Markt, den wir so organisieren
üssen, dass in unserem Land auf diesem Markt Ar-
eitsplätze geschaffen werden können. Die Alterung un-
erer Bevölkerung nimmt zu. Die eigentlichen demogra-
hischen Herausforderungen werden von 2010 bis 2030
uf uns zukommen. Wer sich den demographischen Bu-
kel einmal anschaut, der weiß, welche Belastungen wir






(A) )



(B) )


Dr. Angela Merkel

zu tragen haben und welche Leistungen von der Politik
noch erwartet werden.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Deswegen müssen wir schnell handeln!)


Deshalb ist es für uns wichtig – das war die Intention
des Kompromisses in unserem Antrag –, dass wir den
Instrumentenkasten der Möglichkeiten, die wir in Zu-
kunft brauchen, um das Gesundheitssystem über Jahr-
zehnte stabil zu halten, jetzt erproben. Deshalb sagen
wir: Die Herausnahme einer Leistung halten wir für ein
ganz wichtiges Element, um damit Erfahrungen zu sam-
meln, um zu schauen, ob die privaten Versicherungen
überhaupt ihre Versprechungen einhalten, und zu lernen,
ob dies in die richtige Richtung führt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Deshalb sind wir auf der einen Seite für Eigenbeteili-

gung, für mehr Effizienz im System sowie für einen
freien Arztberuf und auf der anderen Seite für die He-
rausnahme einer Leistung. Das ist unser Werkzeug-
kasten, mit dem wir dieses System beherrschbar machen,
den Arztberuf zu einem attraktiven Beruf machen, uns
der Einheitskasse entgegenstellen sowie Vielfalt und Op-
tionen ermöglichen wollen.

Ich glaube, dieses ernsthafte, reale und im Übrigen
für eine Opposition herausragend gegenfinanzierte Kon-
zept sollte eine Gesprächsgrundlage mit Ihnen sein kön-
nen. Wir werden die Probe aufs Exempel machen und
sehen, ob Sie nach dem Motto „Mehrheit ist Mehrheit“
oder nach dem Motto „Gute Lösungen für alle sind das
beste Verfahren“ vorgehen. In diesem Sinne: Auf gute
Zusammenarbeit! An uns soll es nicht liegen.

Herzlichen Dank.

(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505100400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Krista Sager,

Bündnis 90/Die Grünen.


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505100500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Was wir

in den letzten Tagen erlebt haben, das war schon bemer-
kenswert. Sie von der Opposition hatten uns aufgefor-
dert, einen Gesetzentwurf vorzulegen – damit man über-
haupt weiß, worüber man verhandeln soll. Das hat die
Regierung jetzt gemacht. Frau Merkel hat auch eben
wieder berichtet, sie habe auf diesen Gesetzentwurf ge-
radezu sehnsüchtig gewartet. Dann aber frage ich mich
doch: Warum erleben wir eine sich zerlegende Opposi-
tion, die sich in alle Richtungen auseinander dividiert?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn Sie so sehnsüchtig auf unseren Entwurf gewartet
haben, dann müssten Sie doch eigentlich ausreichend
Gelegenheit gehabt haben, sich auf unseren Gesetzent-
wurf vorzubereiten.

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(C (D Ich habe den Eindruck, Sie haben sich in den letzten ochen und Monaten zu viel damit beschäftigt, sich mit lick auf die persönliche K-Frage gegenseitig zu belaurn. Vielleicht sollten Sie sich einer anderen K-Frage zuenden, nämlich der Frage nach den eigenen Konzepen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Der Frage nach der Kompetenz!)


Dass Ihnen in diesem Streit als erstes Ihr Gesund-
eitsexperte abhanden kommt, ist auch nicht gerade ein
ualitätssiegel für Ihre Politik. Herr Seehofer ist bei Ih-
en schon in einer schlechteren Rolle als der arme Trou-
adix bei den Galliern: Das Singen haben Sie Herrn
eehofer zwar nicht verboten, aber reden darf er bei Ih-
en offensichtlich jedenfalls nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Machen Sie einmal konstruktive Vorschläge!)


Auch mit Ihrem Antrag heute ist Ihr Richtungsstreit
ffenbar bei weitem nicht überwunden. Herr Seehofer
agt, bei Ihrem Antrag handele es sich um eine Privati-
ierungsorgie; Herr Milbradt, CDU-Ministerpräsident,
rklärt, die Privatisierungsorgie gehe ihm noch nicht
eit genug. Ich bin sicher, Sie müssen noch Zeit darauf
erwenden, das in Ihren eigenen Reihen zu klären.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Jetzt sagen Sie einmal, was Sie wollen! – Hildegard Müller [CDU/CSU]: Thema!)


Dabei gibt es durchaus Ziele in Ihrem Konzept, bei
enen wir übereinstimmen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Über Ihr eigenes Konzept redet sie nicht!)


anche Dinge sind durchaus vernünftig angesprochen.
atientenrechte stärken, mehr Mitwirkung, mehr Infor-
ationsrechte, mehr Transparenz zugunsten der Patien-
en – darin sind wir uns einig, das sind wichtige Ziele.
in weiteres wichtiges Ziel ist mit Sicherheit, die Prä-
ention zu stärken und Anreize für vernünftiges, vorbeu-
endes Verhalten zu entwickeln. Damit rennen Sie bei
ns offene Türen ein. Für die Grünen ist immer klar ge-
esen: Die beste Gesundheitspolitik ist die, mit der man
rankheiten verhindert. Erst die zweitbeste Lösung ist
s, Krankheiten zu bekämpfen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


ie aber haben in Ihrem Vorschlag nichts drin, was nicht
chon im Regierungsentwurf enthalten ist. Im Gegenteil,
er Regierungsentwurf geht in vielen Punkten weit über
as hinaus, was Sie in Ihrem Antrag fordern.
Ich habe festgestellt, dass sich Frau Merkel in dieser
ebatte schon um einen etwas anderen Ton bemüht hat,
ls er in Ihrem Antrag zum Ausdruck kommt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was? Machen Sie beim Lesen Fehler?)







(A) )



(B) )


Krista Sager

In Ihrem Antrag sprechen Sie von „Dirigismus“, von
„Staatsmedizin“.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


– Dann lassen Sie uns einmal darüber reden, welches
Verständnis Sie von den Aufgaben des Staates haben.
Immer dann, wenn es um den Schutz der Patienten, um
die Interessen der Bürgerinnen und Bürger, um die Be-
lange der Versicherten geht, schreien Sie: Oh, nein, das
ist Staatsmedizin, das ist Dirigismus. – Aber wenn es um
den Schutz Ihrer Klientel geht, kann Ihnen der Dirigis-
mus gar nicht weit genug gehen, da schützen Sie die ab-
surdesten Dinge.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Mit Blick auf die FDP sage ich: Es ist wirklich ab-
surd, dass die Partei, die den Dirigismus am meisten be-
klagt und immer Wettbewerb will, jetzt die Aufrechter-
haltung des Verbots für einen Apotheker, mehr als eine
Apotheke zu besitzen, fordert. Wenn das nicht Dirigis-
mus ist, dann weiß ich nicht, was Dirigismus ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Parteien, die am lautesten nach Wettbewerb
schreien, verteidigen weiterhin das Kartell der Kassen-
ärztlichen Vereinigungen. Hier wollen sie auf gar keinen
Fall Wettbewerb einführen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist doch nicht die Aufgabe des Staates, einen Schutz-
zaun um alle Kartelle der Leistungsanbieter zulasten der
Versicherten zu errichten. Ihre Politik entlarvt sich als
typische Klientelpolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Folge ist, dass Sie dort, wo es um die Finanzie-
rung geht, ausschließlich den Patienten etwas abverlan-
gen. Ihre Finanzierungsvorschläge – das muss man hier
leider sagen – sind weitgehend nur Luftbuchungen. In
Ihrem Antrag steht, versicherungsfremde Leistungen
sollen geeigneten Finanzierungen zugeführt werden:


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wenn das keine windige Finanzpolitik ist! Ich weiß nicht,
woher Sie den Mut nehmen, die Regierung zu kritisieren.
Das, was Sie vorschlagen, ist windige Finanzpolitik pur.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es war Frau Merkel wahrscheinlich schon peinlich,
dass der Vorwurf in Ihrem Antrag steht, das Regierungs-
paket sei sozial nicht ausgewogen. Dass sie das hier
nicht mehr gesagt hat, finde ich interessant. Ich sage Ih-
nen dazu: Wer 10 Prozent Eigenbeteiligung bei jeder
medizinischen Leistung fordert,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: 100 Prozent Eigenbeteiligung verlangen Sie!)


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(C (D er sollte einen solchen Vorwurf nicht auch noch schriftch formulieren. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: Deswegen machen Sie 100 Prozent Leistungsausgrenzung!)


Wir werden an Leistungseinschränkungen nicht
orbeikommen. Das können Sie auch unserem Entwurf
ntnehmen. Deswegen sollten wir die Diskussion über
as, was zumutbar und gerecht ist, dringend versachli-
hen. Frau Merkel hat einen Blick in die Vergangenheit
etan, deshalb will auch ich das tun: Sie haben noch vor
enigen Wochen mit Abscheu und Empörung auf unse-
en Vorschlag reagiert, das Sterbegeld zu streichen. Jetzt
ehen Sie den Leuten an die Zähne.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Billiger geht es ja nicht mehr!)


ch biete Ihnen an: Lassen Sie uns gemeinsam in aller
uhe darüber nachdenken, ob wir das Geld der Kranken-
ersicherungen nicht lieber für die Lebenden als für die
oten ausgeben wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es hat mich sehr empört, dass wir in den letzten
ochen eine Diskussion darüber erlebt haben, ob über
5-Jährige noch das medizinisch Notwendige bekommen
ollen. Das sollten wir alle gemeinsam zurückweisen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ass wir aber überhaupt eine solche Diskussion erleben,
eigt auch, wohin die öffentliche Diskussion geht, wenn
ir unsere Systeme jetzt nicht in Ordnung bringen. Das
t die gemeinsame Aufgabe, vor der wir jetzt stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie haben grundsätzliche Strukturentscheidungen
ngekündigt, diese liefern Sie aber nicht. Vor diesen Ent-
cheidungen stehen wir aber.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Aber nicht mit dem Gesetz von heute Morgen!)


ir sollten die Diskussion darüber auch führen; denn
enn wir es nicht tun, landen wir dort, wo sich Herr
ilbradt heute schon befindet. Er will den Leistungskata-
g immer weiter ausdünnen. Ich sage Ihnen: Aus unserer
icht war es richtig, dass Herr Seehofer gesagt hat: Wir
üssen über die Einführung einer Bürgerversicherung
prechen. – Das war ein völlig richtiger Diskussionsansatz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Dass Sie jetzt diesen nachhaltigen Ansatz zur Sen-
ung der Lohnnebenkosten einfach für tot erklären, wird
ie noch einmal bitter einholen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Krista Sager

Wenn Herr Seehofer diese Diskussion nicht mehr mit Ih-
nen führen kann, dann laden wir ihn herzlich ein, diese
Diskussion bei uns zu führen. Wir sind im geduldigen
Umgang mit älteren querköpfigen Herren bestens geübt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Im Umgang mit ihnen verstehen wir uns aufs Beste. Er
ist uns herzlich willkommen.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der SPD: Hotte, komm zu uns!)


Frau Merkel, jetzt komme ich zu der entscheidenden
Frage: Wie ist es nun mit Verhandlungen? Ich hatte den
Eindruck, Sie wollten Herrn Müntefering nicht richtig
verstehen. Deswegen möchte ich noch einmal ausdrück-
lich sagen, worum es uns geht. Es geht uns nicht darum,
dass Sie Ihre Bereitschaft erklären, die Diskussion im
Ausschuss zu begleiten. Wir gehen davon aus, dass Sie
das als Opposition tagtäglich tun; das sollte auch weiter-
hin so bleiben. Es geht um etwas anderes. Es geht da-
rum, ob Sie, Frau Merkel, den Mut und die Kraft haben
und es sich auch zutrauen, etwas mit uns zu verhandeln,
was wir dann als Ergebnis gemeinsam durchsetzen wol-
len.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505100600

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Gerhard Schröder?


Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505100700

Dazu kann ich ja gar nicht Nein sagen; das traue ich

mich gar nicht.

(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN und bei der SPD)


Gerhard Schröder (SPD):
Rede ID: ID1505100800

Verehrte Frau Fraktionsvorsitzende, gestatten Sie mir,

dass ich Ihre Bemerkung über die älteren Herren im Auf-
trag meines Innenministers entschieden zurückweise?


(Heiterkeit im ganzen Hause)



Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505100900

Herr Abgeordneter Schröder, ich bin sehr beruhigt,

dass Sie diese Äußerung nicht auf sich selbst bezogen
haben.


(Heiterkeit und Beifall beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Klamauk bei einem solch schweren Thema! Schämt Euch!)


Frau Merkel, es geht wirklich darum: Wollen Sie mit
uns in Richtung auf ein gemeinsames Paket verhandeln?
Wenn es ein gemeinsames Paket werden soll, dann heißt
das auch, dass man es gemeinsam durchsetzt. Die An-
kündigung von Herrn Müntefering war nicht: Unabhän-
gig von dem, was verhandelt wird, werden wir machen,

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(C (D as wir wollen. Vielmehr war die Ankündigung: Wenn ie sich verweigern, weil Sie es sich nicht zutrauen und afür nicht die nötige Durchsetzungskraft haben, dann ollten Sie keinen Zweifel daran haben, dass wir eine eiene Mehrheit für dieses Paket haben werden. Mit dieser igenen Mehrheit werden wir unsere Vorstellungen urchsetzen, weil das Land diese Veränderungen raucht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505101000

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wolfgang
erhardt, FDP-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1505101100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

eutsche Öffentlichkeit weiß seit Jahren, dass das gegen-
ärtige System des Gesundheitswesens in Deutschland
icht mehr trägt. Es bedurfte daher nicht einer Ausspra-
he im Bundestag. Jede deutsche Familie hat in den letz-
en Jahren zur Kenntnis genommen, wie die Beiträge ge-
tiegen sind und dass sich aus gut gemeinten Absichten
twas entwickelt hat, was man eigentlich vermeiden
ollte, nämlich eine Zweiklassenmedizin.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


olange die Budgets reichten, wurde jeder sofort be-
ient. Wenn sie aufgebraucht waren, konnten sich dieje-
igen im Markt der Anbieter durchsetzen, die etwas
ehr als andere hatten.
Die deutsche Öffentlichkeit hat mit Interesse beob-

chtet, dass wir Politiker unterschiedlich auf die Wirk-
ichkeit reagiert haben. Der Kollege Müntefering hat
echt – ich will es ihm gar nicht vorhalten –, wenn er
en langen Prozess seiner eigenen Partei hin zu einer
nnäherung an die Wirklichkeit beschreibt. Das nehme
ch zur Kenntnis und begrüße es auch. Aber er hätte auf
iesem Weg die Diffamierung gegen die Freien Demo-
raten unterlassen sollen, die schon früher gesagt haben,
as notwendig ist und was getan werden muss.


(Beifall bei der FDP)

Ich erinnere Sie, Herr Bundeskanzler, an die Renten-

iskussion im Wahljahr 1998. Ich erinnere Sie an die
iskussion über den Zahnersatz im selben Jahr. Vorhin
st von der Kollegin Merkel darauf hingewiesen worden,
ass die Schweizer beim Zahnersatz eine andere Rege-
ung haben. Diese beißen die Toblerone mit Zähnen
urch, während mancher Deutscher, der in der GKV ver-
ichert ist, dafür das Messer benutzen muss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s ist doch nicht unsozial, wenn man Finanzierungen an-
ers organisiert.






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

Wir kennen doch alle die Geschichte des Kollegen

Horst Seehofer mit Lahnstein und wissen, dass das nicht
gereicht hat. Wir kennen die Geschichte der ehemaligen
Gesundheitsministerin Fischer und wissen, dass es nicht
gereicht hat. Auch die gegenwärtige Amtsinhaberin
weiß, dass das Gesetz nicht reicht.

Dieses Gesetz ist nichts anderes als ein erneutes inge-
nieurhaftes medizinisches Stellschraubengesetz, bei dem
– wie mit dem Versuch, Gebühren bei Facharztbesuchen
ohne Überweisung vom Hausarzt zu erheben – an klei-
nen Schräubchen gedreht wird. Die Kassen auf dem
Markt zu lassen bzw. – wie es die Sozialdemokraten ver-
stehen – Kassen als Betreiber eigener Zentren zuzulas-
sen ist nichts anderes als der Einsatz von Kapital, um an-
dere vom Markt zu drängen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir stehen für die Freiberuflichkeit und betonen das an
dieser Stelle auch.

Ein Gesundheitswesen hat nicht nur medizinische
Leistungen anzubieten. Vielmehr muss ein Gesundheits-
wesen in seiner Organisation auch einer freiheitlichen
Gesellschaft entsprechen.

Ich möchte, dass deutsche Patienten, die auch Nach-
frager sind, die Freiheit haben, ihren Hausarzt, ein Kran-
kenhaus oder einen Facharzt aufzusuchen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte nicht, dass Wettbewerb durch ein Institutio-
nengefüge entsteht, sondern ich möchte Wettbewerb auf
der Nachfrageseite.


(Peter Dreßen [SPD]: Reine Lobbyarbeit, was Ihr macht! Sonst nichts!)


Wir haben einige Prinzipien zu beachten, zum Bei-
spiel die Therapiefreiheit. Wir bekennen uns dazu, dass
der Patient zum Arzt seines Vertrauens gehen kann. Nie-
mand anders als dieser Arzt – auch kein Zentrum für
Medizin – entscheidet, welche Therapie er für angemes-
sen hält.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Sie – das
wissen Sie auch – die Beitragsstabilität mit diesem Ge-
setz nicht garantieren können. Sie werden sie nur garan-
tieren können, wenn Sie den Menschen die Wahrheit sa-
gen. Die Wahrheit lautet, dass die Stabilität nur dann
möglich ist, wenn den Menschen durch Steuersenkungen
netto mehr Geld im Portemonnaie bleibt und sie in die
Lage versetzt werden, selbst zu entscheiden, bei wem sie
sich in welcher Höhe und wogegen versichern. Deshalb
führt kein Weg daran vorbei, dass Sie die Wahrheit sa-
gen.


(Beifall bei der FDP)

Ich versichere Ihnen heute für die Freien Demokra-

ten: Wir sprechen uns wieder. Es führt kein Weg daran
vorbei, der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass der-
jenige, der die Beitragsentwicklung längerfristig und

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(C (D achhaltig in den Griff bekommen will, einige Leistunen aus der GKV herausnehmen muss. Diese Leistungen önnen herausgenommen werden, wenn ihre Erbringung Anbieterwettbewerb gut organisiert wird. Das können ie Zahnbehandlung oder das Krankengeld sein, die als rivate Zusatzversicherung angeboten werden können. enn die größte soziale Sicherheit und das schönste Leen hat man doch nicht in der GKV, sondern an einem rbeitsplatz! ie Senkung der Lohnnebenkosten ist eine Notwendigeit, die auch von den Anbietern zu berücksichtigen ist. Herr Kollege Gerhardt, gestatten Sie eine Zwischen rage der Kollegin Sager? Bitte, Frau Kollegin. Herr Kollege Gerhardt, Sie haben gerade vom Anbie erwettbewerb gesprochen. Gehört es auch zum Anbieerwettbewerb, dass einem deutschen Apotheker von taatlicher Seite verboten wird, mehr als eine Apotheke u besitzen? Zu der Freiberuflichkeit und zu selbstständigen Exis enzen in Deutschland gehört, dass sie der Wirklichkeit ntsprechen, dass keine Filialisierung stattfindet und ass sie am Markt in Vielfalt erscheinen. Im Übrigen alte ich einen Versandhandel in der Form, wie er in achbarländern organisiert ist, in Deutschland nicht für ünstig. – (Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist keine Antwort! – Zurufe von der SPD: Antworten!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505101200
Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1505101300

(Detlef Parr [FDP]: Aber bitte ernsthaft!)

Krista Sager (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505101400
Dr. Wolfgang Gerhardt (FDP):
Rede ID: ID1505101500

Die Frage stellt die Frau Kollegin Sager und die Ant-
ort gebe ich. Darauf sollten wir uns verständigen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ich antworte noch einmal sehr präzise: Wir halten im

nteresse des Gesundheitswesens eine Filialisierung
icht für die beste Grundlage für den Anbieterwettbe-
erb, sondern viele selbstständige Existenzen. Wir hal-
en es im Übrigen auch mit Blick auf den Versandhandel
ür besser – diese Aufforderung richtet sich an die deut-
chen Apotheker –, wenn sie als Anbieter Gesell-
chaftsformen finden, die gleichzeitig das Rückgrat für
ine gute und fachmännische Beratung in Deutschland
ilden. Das ist meine Antwort auf Ihre Frage.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Franz Müntefering [SPD]: Können Sie das alles noch mal wiederholen? Das war so schön!)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Gerhardt

Die deutsche Öffentlichkeit ist weiter als manche Dis-

kussionsbeiträge hier. Die Menschen wissen, dass sie
sich allein in der gesetzlichen Krankenversicherung
mit all ihren Mechanismen, die sie seit zwei Jahrzehnten
erlebt haben, nicht mehr sicher fühlen können. Sie wis-
sen, dass sie ihnen bei angemessenen Beiträgen nicht
mehr den größten Schutz bietet. Es wäre besser, wenn
die Politik diese Erkenntnis der Bürgerinnen und Bürger,
die sich mehr und mehr durchsetzt, aufgreift, sie bei der
Neugestaltung des Gesundheitswesens umsetzt und den
Menschen Wahlmöglichkeiten anbietet, wie wir Freien
Demokraten das ernsthaft wollen.


(Beifall bei der FDP)

Wir sind der Überzeugung, dass Tausende von Men-

schen im Gesundheitswesen aufgrund der freien Wahl
ihres Arztes oder ihrer Ärztin sowie ihres Versicherungs-
trägers und aufgrund ihres Vertrauensverhältnisses zum
Arzt den Wettbewerbsmarkt im Gesundheitswesen bes-
ser nach vorne bringen als alle Stellschrauben, die eine
Ministerin und eine rot-grüne Koalition erfinden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Deshalb habe ich größte Zweifel, ob in den temporei-
chen Schritten, die uns bis zum 8. Juli ohnehin bevorste-
hen – man muss sich das vorstellen –,


(Zuruf von der FDP: Unverschämt!)

so etwas zustande kommen kann.

Rot-Grün denkt anders als wir in der Bundestagsfrak-
tion der Freien Demokraten. Sie wollen ein System ret-
ten, das so nicht mehr zu retten ist. Sie verhindern erneut
eine Veränderung, die wir dringend brauchen. Wer die
demographische Entwicklung kennt, weiß, dass die me-
dizinische Versorgung nur über mehr Elemente der pri-
vaten Kapitaldeckung gesichert werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Wer die Europäisierung des Marktes kennt, weiß, dass
sich ein deutscher Arzt nur behaupten und im Wettbe-
werb nur bestehen kann, wenn wir ihm bei der Gegen-
überstellung der Nachfragemacht gleichzeitig auch die
Anbietermacht im Wettbewerb geben.


(Beifall bei der FDP)

Dieses Gesetz löst beide Punkte nicht.


(Peter Dreßen [SPD]: So ein Stuss!)

Ich will Ihnen einmal einen Absatz vorlesen und Sie

fragen, ob Sie ihn verstehen und ob Sie wissen, was Sie
der Öffentlichkeit mit einem solchen Gesetz eigentlich
zumuten. In dem Gesetz steht – das ist der Ausdruck des
Geistes dieses Gesetzes –:

Bei der Ermittlung der oberen Preislinie des unteren
Preisdrittels wird ein Arzneimittel nicht berücksich-
tigt, dessen Arzneimittelabgabepreis 90 vom Hun-
dert des Preises desjenigen Arzneimittels über-
steigt, das als erstes Arzneimittel mit diesem
Wirkstoff zugelassen worden ist, es sei denn, der
Anteil des nicht als erstes zugelassenen Arzneimit-

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(C (D tels an der Gesamtzahl der Packungen der zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgegebenen Arzneimittel mit gleichem Wirkstoff, identischer Wirkstärke und Packungsgröße und vergleichbarer Darreichungsform erreicht einen Anteil von mindestens 10 vom Hundert im Zeitraum der vorangegangenen vier Quartale. laubt hier eigentlich irgendjemand, dass das deutsche esundheitswesen in diesem Geiste zu reformieren ist? ch glaube das nicht. Deshalb sage ich Ihnen – Herr Müntefering hat es un er unserer stillen Anteilnahme vorgetragen –: Ich weiß, as sich bei Ihnen getan hat. Sie haben drei Monate geraucht, um den Sonderparteitag abzuhalten und sich ber ein Minimum an Schritten klar zu werden. Verlanen Sie von uns nicht, dass wir Ihnen bis zum 8. Juli die and zu einem solchen Gesetz reichen! Wenn Sie das achen, was Sie hier erklärt haben, dass Sie zwar verandeln, es aber am Ende notfalls durchsetzen wollen, ann werden Sie auf Ihre eigene Mehrheit zurückgreifen üssen. (Franz Müntefering [SPD]: Das ist nicht so schlimm!)


(Detlef Parr [FDP]: Alles klar?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie FDP-Fraktion kann einem solchen Weg und einem
olchen Modell nicht zustimmen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505101600

Das Wort hat die Bundesministerin für Gesundheit

nd Soziale Sicherung, Ulla Schmidt.

(Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Jetzt darf die Frau Ministerin auch einmal!)


Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
oziale Sicherung:
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
achdem Herr Gerhardt hier gesprochen hat, ist es viel-
eicht noch einmal ganz nützlich, sich jenseits aller Re-
ormdebatten über notwendige Reformmaßnahmen, die
ir umsetzen müssen, darauf zu besinnen, dass sich das
eutsche Gesundheitswesen bis heute dadurch auszeich-
et, dass derjenige, der krank ist, all das erhält, was er
edizinisch braucht und was aufgrund des medizini-
chen Fortschritts möglich ist.


(Beifall bei der SPD – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das stimmt leider nicht! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Seit Sie regieren, stimmt das nicht mehr!)


Herr Kollege Thomae, das erhält er vor allem unab-
ängig von seinem Geldbeutel und von seinem Alter.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Gehen Sie mal nach Greifswald!)







(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

Zeigen Sie mir eine Person, der eine notwendige Ope-

ration verweigert wurde! Zeigen Sie mir diejenigen, bei
denen eine Transplantation oder eine andere Behandlung
nicht vorgenommen wurde, nur weil sie Mitglieder der
gesetzlichen Krankenkasse sind! Ich glaube, zur Sicher-
heit für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Lande ge-
hört auch,


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Eine bessere Leistung!)


dass wir uns bei dem, was wir hier sagen, seriös verhal-
ten


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

und auch akzeptieren, dass uns Millionen Menschen auf
dieser Welt um unser Gesundheitswesen beneiden, weil
für alle – auch für alle Kinder – der Zugang zu medizini-
schen Leistungen sichergestellt ist. Wir wollen, dass das
so bleibt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das kann nur gelingen, wenn wir den Mut und auch
die Kraft haben, notwendige Veränderungen vorzuneh-
men. Diese Veränderungen sind erforderlich, weil sich
die Welt verändert hat. Wir wissen, dass Arbeit und Wis-
sen heute weltweit verfügbar sind. Die Menschen wer-
den älter. Zu wenig junge Menschen wachsen nach, es
werden zu wenig Kinder geboren. Die Krankheitsbilder
verändern sich. Der medizinische Fortschritt und die
technischen Möglichkeiten wachsen rasch. Hinzu kom-
men konjunkturelle Probleme, die eine Einnahmen-
schwäche zur Folge haben.

Deshalb: Wer den Sozialstaat bewahren will, der
muss Änderungsprozesse einleiten. Änderungsprozesse
im Gesundheitswesen einzuleiten, liebe Kolleginnen und
Kollegen, kann nicht bedeuten, allein den Versicherten
und Kranken mehr aufzubürden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wer nachhaltige Veränderungen einleiten will, der muss
vielmehr darauf drängen, dass sich alle – ich sage aus-
drücklich: alle – Akteure in diesem Gesundheitswesen
bewegen, damit es uns gelingt, jeden Euro in diesem
System wirklich zum Nutzen der Patientinnen und Pa-
tienten einzusetzen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Schauen wir uns unser Gesundheitswesen an: Gemes-
sen an den Pro-Kopf-Ausgaben haben wir das dritt-
teuerste Gesundheitssystem der Welt. Trotzdem sind
Leistung und Qualität in der Regel nur Durchschnitt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was denn jetzt? Durchschnitt oder nicht?)


Das ist kein Vorwurf an einzelne Akteure oder Akteurin-
nen, sondern das hat mit der Organisation des Gesund-
heitswesens zu tun. Anders als andere Länder dieser
Welt erlauben wir uns völlig abgeschottete Bereiche. Der
eine Arzt muss nicht wissen, was eine andere Ärztin ver-
ordnet hat. Menschen mit einer Chipkarte können unge-

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(C (D ragt und ohne Beratung Leistungen in Anspruch nehen, ohne dass das jemand kontrolliert. Passt das berhaupt zusammen? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir eine zuneh-
ende Zahl nicht nur von schweren Erkrankungen und
rankenhauseinweisungen, sondern sogar an Todesfäl-
en zu verzeichnen haben, die dadurch zustande kommt,
ass Arzneimittel nicht zueinander passen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich sage noch ein-
al: Wir erlauben uns in der Arzneimittelversorgung
reisunterschiede für Arzneimittel mit vergleichbarem
irkstoff von mehr als 300 Prozent bei gleichem Nut-
en. Das erfordert Veränderungen. Hier müssen wir den
eg gemeinsam gehen und deutlich machen: Unser Ziel
t es, das Geld so effektiv einzusetzen, dass es den Pa-
entinnen und Patienten zugute kommt und das System
ür alle bezahlbar bleibt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Kollegin Merkel, wir wollen mit diesem Gesetzent-
urf einen echten Qualitätswettbewerb in der gesetzli-
hen Krankenversicherung einleiten,


(Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Das wird wohl nichts!)


nd zwar bei allen, bei den Kassen, bei den Ärztinnen
nd Ärzten, bei den Apothekerinnen und Apothekern,
ei der Pharmaindustrie und bei den Krankenhäusern.
er in einem so sensiblen Bereich wie dem deutschen
esundheitswesen Wettbewerb will, der muss darauf
chten, dass er solidarisch organisiert ist und Qualitäts-
tandards festgelegt werden.
Lassen Sie uns einmal jenseits aller ideologischen Be-

achtungen schauen, welche Erfahren andere Länder ge-
acht haben. Ich nenne beispielhaft die skandinavischen
änder, die Niederlande und die USA.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Katastrophe!)

ie haben versucht, Netzwerke der besten Köpfe aus
raxis und Wissenschaft, Professoren, die an Kranken-
äusern gearbeitet haben, zu bilden.
Lassen Sie uns schauen, welche Qualitätsstandards
ir als Grundlage des Wettbewerbs wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

ie können wir Patientinnen und Patienten besser infor-
ieren und wie können wir – basierend auf groß ange-
egten Studien – herausfinden, was beim Kampf gegen
roße Volkskrankheiten wirklich hilft?
Wenn wir dieses von uns geplante Institut unter die-

en Gesichtspunkten betrachten, müssten wir zu einer
ösung kommen können, zumal dieses Institut keine
ntscheidungen treffen, sondern nur Empfehlungen ge-
en soll. Die Entscheidungsbefugnis bleibt bei der
elbstverwaltung. Jeder, der etwas von diesem System
ersteht, weiß, dass wir die Bewertung der Qualität von






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

der Entscheidung über die Finanzierung trennen müssen.
So wie es der Bundesausschuss bisher macht, ist es nicht
optimal.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vor allen Dingen wird es Zeit, dass wir endlich den
Schleier der Intransparenz von den Entscheidungen, die
auch in der Selbstverwaltung getroffen werden, wegrei-
ßen.

Mehr Qualität, mehr Effizienz, mehr Transparenz –
das ist die Philosophie unseres Gesetzentwurfes. Hinzu
kommt: Wir wollen gut informierte Bürgerinnen und
Bürger. Wir sind davon überzeugt, dass nur der infor-
mierte Patient und die informierte Patientin wirklich in
der Lage sind, sich in diesem System gesundheitsbe-
wusst und kostenbewusst zu verhalten. Das ist Eigenver-
antwortung und geht über die reine Forderung nach mehr
finanzieller Eigenbeteiligung hinaus. Wir wollen den
Menschen die Möglichkeit geben, selbst darüber zu ent-
scheiden und daran mitzuwirken, wie das Geld, das auch
das Geld der Versicherten ist, effizient eingesetzt wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNISS 90/ DIE GRÜNEN)


Man kann mit Blick auf unseren Gesetzentwurf sa-
gen, dass sich da ein Motto durchzieht, das lautet: Ge-
sundheit geht vor. Das bedeutet, dass der Gesetzentwurf
darauf ausgerichtet ist, die Reformen, die zum Wohle der
Patientinnen und Patienten, der Bürgerinnen und Bürger
notwendig sind, auf den Weg zu bringen und sie in den
Mittelpunkt zu stellen. Das geschieht ohne Abstriche.
Das heißt konsequenterweise: Wer das tut, muss sich ge-
gen Lobbyinteressen stellen, sonst werden wir dieses
Ziel nicht erreichen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer das will, der muss dem Sankt-Florians-Prinzip
eine Absage erteilen. Eine Reform nach dem Motto „Re-
formen ja, aber nicht bei mir“ funktioniert nicht mehr.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es geht nur mit allen. Jeder muss seinen Beitrag leisten
und der ganze „Koloss“ muss sich in Bewegung setzen.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber in die richtige Richtung!)


– In die richtige Richtung. Wir werden noch weiter da-
rüber diskutieren. Ich hoffe, dass das Angebot, im Bun-
destag zu Verhandlungen zu kommen, ernst gemeint ist.


(Jürgen Koppelin [FDP]: In drei Wochen!)

Die Schwierigkeiten bei allen Diskussionen über das Ge-
sundheitswesen und auch manchmal die Schwierigkeit,
zu notwendigen Entscheidungen zu kommen, haben et-
was damit zu tun, dass es kaum einen Bereich gibt, in
dem es so widersprüchliche und manchmal schwer ver-
einbare Interessen gibt. Sie wissen das alle. Auf der einen
Seite ist das Interesse der Patienten und Patientinnen,
dass alles getan wird, was menschenmöglich ist, damit

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(C (D enschen, gesund werden. Auf der anderen Seite müsen wir das Gesundheitswesen so organisieren, dass die ersicherten und Arbeitgeber es bezahlen können. Das st das Spannungsverhältnis, in dem wir uns befinden. ie Politik muss, beide Interessen, die zwei Seiten einer edaille sind, ausbalancieren und zusammenführen. Deshalb sind für uns Sicherheit und Bezahlbarkeit ie beiden Pfeiler der Gesundheitsreform. Wenn wir in ukunft das medizinisch Notwendige, auf hohem Nieau sicherstellen wollen, dann bedeutet das, dass wir illiarden Euro einsparen und die Kassenlage in Ordung bringen müssen. Das müssen wir gründlich tun. Das Festhalten an alten Zöpfen und Zünften verträgt ich nicht mit der Zukunft. Einfach immer nur bezahlen nd die herkömmliche Praxis beizubehalten, das geht icht mehr. Das hat nichts mit Einheitskassen zu tun. er die Kassen und Kassenärztlichen Vereinigungen imer weiter vor der kleinsten echten und fairen Konkurenz schützen will, der trägt dazu bei, dass sich nichts im esundheitswesen bewegt. Wir müssen den Wettbewerb ördern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


er das Gesundheitswesen retten will, muss eindeutig
agen, dass wir uns nicht länger erlauben können, Geld
ür unnütze und zweifelhafte Dinge auszugeben.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)

ir müssen für die Patientinnen und Patienten die medi-
inische Versorgung zur Verfügung stellen, die nachge-
iesenermaßen qualitätsgesichert ist. Alles andere wird
icht dazu führen, dass das Gesundheitssystem auch
orgen noch die Sicherheit und Bezahlbarkeit für alle
ewährleistet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

us diesem Grund besteht unser Reformentwurf aus drei
roßen Blöcken. Einerseits muss das, was sich bewährt
at und was die Menschen gewohnt sind, eine Kernauf-
abe der Krankenversicherung sein. Dazu gehört auch
ie paritätische Finanzierung durch Arbeitnehmer und
rbeitgeber. Die Krankenversicherung muss sich auf al-
es, was medizinisch notwendig ist, konzentrieren, von
er Vorsorge bis hin zur Rehabilitation.
Das ist die eigentliche Aufgabe der Krankenversiche-

ungen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben gemein-
am die Verantwortung, die Versicherungsbeiträge zu
ahlen.
Der zweite Punkt: Wir müssen genau prüfen, ob tat-

ächlich alle Leistungen, die die Krankenversicherung
eute erbringt, finanziert werden müssen und welche ge-
ellschaftlich notwendig, aber nicht von den Kranken-
assen zu finanzieren sind. Zum Beispiel sind alle Leis-
ungen, im Zusammenhang mit Mutterschaft und mit
chwangerschaft, die gesellschaftlich gewünscht sind,
eine Aufgabe der Beitragszahler und Beitragszahlerin-
en, sondern sollen über Steuern finanziert werden.
Frau Kollegin Widmann-Mauz und Herr Kollege

torm, ich würde mich freuen, wenn Sie zu Ihren Vor-
chlägen vom Februar stehen würden. Damals haben Sie






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

gesagt, wir brauchten eine Erhöhung der Alkohol- und
der Tabaksteuer, damit wir diese Leistungen finanzieren
könnten und damit die Forderung nach Steuerfinanzie-
rung nicht leer im Raume stehe. Deshalb bitte ich Sie,
das gemeinsam mit uns umzusetzen. Das ist eine weitere
Gemeinsamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der dritte Punkt betrifft die Frage, was die Menschen
alleine finanzieren können. Ich möchte nur eines zu dem
ergänzen, was Frau Kollegin Merkel gesagt hat. Wir sind
der Meinung, dass wir das Krankengeld aus der paritä-
tischen Finanzierung herausnehmen können. Das ist
nichts, was medizinisch notwendig ist, sondern es ist
eine Lohnersatzleistung. Wenn die Arbeitgeber
26 Milliarden Euro über die Lohnfortzahlung zahlen,
dann können, wie wir finden, die Versicherten die rund
7 Milliarden Euro – es waren 7,1 Milliarden Euro – al-
leine finanzieren. Aber die Finanzierung bleibt in der ge-
setzlichen Krankenversicherung, und zwar aus einem
Grund, Frau Kollegin Merkel: Wir haben so die Mög-
lichkeit, dass jeder Beiträge entsprechend seiner Leis-
tungsfähigkeit bezahlt. Das ist der Unterschied zu dem
Vorschlag, das ganz aus der gesetzlichen Krankenversi-
cherung herauszunehmen und stattdessen privat abzusi-
chern.

Das Problem bei Ihrem Vorschlag zum Zahnersatz
ist, dass die Menschen dieselben Leistungen bekommen
wie derzeit in der gesetzlichen Krankenversicherung,
aber zu einem Großteil wesentlich mehr dafür bezahlen
müssten. Hinzu kommt, dass heute die Familie mitversi-
chert ist. Aber nach Ihrem Vorschlag müsste ein Ehe-
paar, bei dem nur ein Partner verdient, zweimal Beiträge
für Zahnersatz zahlen und auch weiterhin alle Zuzahlun-
gen leisten. Man muss schon darüber sprechen, was das
mit sozialer Gerechtigkeit und mit einer guten Zukunft
zu tun haben soll.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sagen ganz klar: Wir werden alles tun, um den
Strukturwandel einzuleiten. Wir stellen den mündigen
Patienten und die mündige Patientin in den Mittelpunkt
unserer Bemühungen. Wir stärken die Patientensouverä-
nität. Wir werden die Qualität sichern. Wir verlangen
aber von allen, von den Krankenkassen, von den Ärzten,
von den Apothekern und Apothekerinnen und von der
Pharmaindustrie, dass sie sich den notwendigen Reform-
prozessen nicht verschließen. Jeder muss dazu beitragen,
dass die große kulturelle und zivilisatorische Errungen-
schaft in unserem Lande, das Herzstück des Sozialstaa-
tes, nämlich dass jeder, unabhängig vom Alter und vom
Portemonnaie, die notwendigen medizinischen Leistun-
gen erhält, auch in Zukunft bestehen bleibt und unseren
Kindern und Kindeskindern ein Stück Sicherheit in die-
ser sich wandelnden Welt gibt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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(C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Annette Widmannauz, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Frau Schmidt, was haben Sie heute wieder für eine ede abgeliefert! (Widerspruch bei der SPD – Rudolf Bindig [SPD]: Etwas mehr Niveau, bitte!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505101700

(Beifall bei der CDU/CSU)

Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1505101800

ie reden über Monate hinweg das deutsche Gesund-
eitswesen schlecht. Dann zerschlagen Sie die Struktu-
en, die zu Qualität und zu Patientenzufriedenheit in un-
erem Land geführt haben. Jetzt wollen Sie sich als die
etterin des Systems aufspielen.
Das nimmt Ihnen angesichts eines Beitragssatzes in

er gesetzlichen Krankenversicherung von 14,4 Prozent,
er im Winter auf 15 Prozent ansteigen wird, draußen
iemand mehr ab. Das, was Sie hier abliefern, ist reine
hetorik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

uch der Klamauk, den Sie heute Morgen hier vollführt
aben, kann nicht darüber hinwegtäuschen.
Jeder Irrtum hat drei Stufen: Auf der ersten Stufe wird

r ins Leben gerufen. Auf der zweiten will man ihn sich
icht eingestehen und auf der dritten macht ihn wirklich
ichts mehr ungeschehen. Genauso verläuft Ihre Ge-
undheitspolitik. Sie atmet den Geist der Bevormun-
ung, der Bürokratie und der Ideologie. Das haben wir
eute Morgen wieder erfahren müssen. Sie führen unser
reiheitliches Gesundheitswesen Schritt für Schritt zu-
ück und steuern in ein staatlich gelenktes Bürokraten-
ystem.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die Ergebnisse Ihrer dirigistischen Eingriffe sind

chon sichtbar. Die Qualität in der medizinischen Ver-
orgung ist beeinträchtigt worden. Es gibt Rationierung
nd Wartelisten. Sie versuchen doch, die Menschen da-
über hinwegzutäuschen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

as Arzt-Patient-Verhältnis ist belastet. Die Ärzte und
ie Pflegekräfte sind demotiviert. Die flächendeckende
edizinische Versorgung ist gefährdet. Zu diesem
chluss kommt man, wenn man sich anschaut, welche
rozesse sich zurzeit in den Krankenhäusern abspielen.
s gibt keine Entlastung bei den Beitragssätzen. Sie ha-
en das Gesundheitswesen systematisch schlecht geredet
nd damit das Vertrauen nachhaltig beschädigt, das die
enschen zu Recht in dieses funktionierende und im in-

ernationalen Vergleich gut dastehende System haben.
Jetzt setzen Sie den Irrweg in die Staatsmedizin fort.

tatt Therapiefreiheit und den freien Zugang zum Arzt
icherzustellen, herrschen bei Ihnen Zwangssteuerung,
evormundung und Listenmedizin. Nehmen wir einmal






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

Ihr viel gerühmtes Hausarztmodell als Beispiel. Ich sage
Ihnen: Die Patienten sind mündig genug und brauchen
keine Bevormundung durch Rot-Grün.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)

Sie beschneiden an dieser Stelle den freien Zugang zum
Arzt, und zwar insbesondere für sozial Schwache. Was
sollte denn Ihre Sozialrhetorik von heute Morgen?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie verlangen eine doppelte Zuzahlung und eine Praxis-
gebühr in Höhe von 15 Euro, wenn sich Menschen
selbstverantwortlich dafür entscheiden, zuerst zum
Facharzt zu gehen.

Dieses Modell ist ökonomisch unsinnig und medizi-
nisch fragwürdig.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)

Es entstehen Mehrkosten durch zusätzliche Behand-
lungsgebühren. Sie werden Mindereinnahmen bei den
Zuzahlungen haben, weil Sie die Menschen für Selbst-
verständliches belohnen; denn bereits heute gehen 70 bis
80 Prozent der Patienten zuerst und freiwillig zum Haus-
arzt. Wir wollen den Arzt des Vertrauens und ihn als Be-
rater und Coach stärken. Aber das kann doch in Gottes
Namen auch ein Facharzt sein. Warum soll das nicht
möglich sein? Sie wollen vielmehr – das steckt eigent-
lich dahinter – die fachärztliche Versorgungsstruktur zer-
schlagen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Völlig richtig!)


Wenn man dann auch noch berücksichtigt, dass Sie Ihr
Hausarztmodell mit der Öffnung der Krankenhäuser für
ambulante Leistungen kombinieren wollen, dann ist völ-
lig klar, was Sie wollen. Das alles wird zu Wartelisten
wie im europäischen Ausland führen. Bislang kommen
die Menschen, die im grenznahen Ausland wohnen, in
unser Land, weil sie Wartezeiten wie bei sich zu Hause
vermeiden wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Statt die Selbstverwaltung zu stärken, etablieren Sie

einen staatlichen Dirigismus und wollen ihn zur Perfek-
tion führen. Statt auf die Erfahrungen der Praxis zu
bauen, institutionalisieren Sie die Entscheidungen am
grünen Tisch. Sie etablieren realitätsferne Behörden. Ihr
geplantes Zentrum für Qualität in der Medizin ist das
beste Beispiel dafür. Sie greifen damit außerdem direkt
in die Therapiefreiheit der Ärzteschaft ein. Das ist mit
uns nicht zu machen. Statt Bürokratie abzubauen und
Verwaltungsaufwand zu minimieren, schaffen Sie stän-
dig neue Kommissionen, Behörden, Institute, Arbeitsge-
meinschaften und Beauftragte. Allein mit dem heute ein-
gebrachten Gesetzentwurf wollen Sie eine Vielzahl
neuer Einrichtungen und Institutionen etablieren. Ärzte
und Pflegekräfte müssen aber wieder in die Lage ver-
setzt werden, sich in ihrem Alltag mehr um die Patienten
als um Formulare zu kümmern.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Können Sie auch einmal etwas Konkretes sagen?)


Statt eine sozialverträgliche Eigenbeteiligung einzu-
ühren, lassen Sie die Patienten komplett im Stich. Sie
ollen eine 100-prozentige Selbstbeteiligung bei Sehhil-
en, Fahrtkosten und nicht verschreibungspflichtigen
edikamenten. Die Menschen sollen also selbst zahlen.
as ist daran gerecht?
Bei den Konzepten von Rot-Grün treffen Einfalt und

deologie zusammen und wachsen sich zu sinnloser Bü-
okratie und einer schlechter werdenden medizinischen
ersorgung aus. Die Anzahl der Stufen der Treppe der
rrtümer wird immer größer.
Wir haben große Herausforderungen zu meistern.
as, was wir in der Gegenwart versäumen, wird man in
er Zukunft nicht wieder gutmachen können. Zukunft
agen heißt deshalb Zukunftsfähigkeit schaffen. Wir
aben den Paradigmenwechsel mit unserem Konzept
ingeleitet. Wir brauchen nämlich eine Gesundheitspoli-
ik für die Menschen und wir haben klare Prinzipien für
hre Gestaltung.


(Jörg Tauss [SPD]: Oh, das haben wir gemerkt! – Rudolf Bindig [SPD]: Glauben Sie den Unsinn selbst, den Sie da vorlesen?)


In einem humanen Gesundheitswesen muss der
ensch im Mittelpunkt stehen. Er muss am medizini-
chen Fortschritt teilnehmen und deshalb legen wir auch
uf das Prinzip der Solidarität großen Wert. Wir wol-
en, dass die Menschen auch in Zukunft einen Anspruch
uf eine qualitativ hochwertige gesundheitliche Versor-
ung, unabhängig vom Alter, vom Geschlecht, vom Fa-
ilienstand und vom Einkommen, haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das ist schon einmal was!)


Aber

(Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommts!)


olidarität braucht Verantwortung. Nur durch verant-
ortliches Handeln jedes Einzelnen kann die Solidarge-
einschaft vor Überforderung geschützt werden. Diese
erantwortlichkeit gilt wirklich für alle, nicht nur für
ersicherte und Patienten, sondern auch für Leistungser-
ringer und für die Krankenkassen.


(Helga Kühn-Mengel [SPD]: Was sind denn da Ihre Vorschläge?)


Wer gefordert wird, der muss auch gestalten können.
atienten müssen eine aktive Rolle übernehmen können.
ir wollen, dass Patienten und Versicherte als mündige
artner im Gesundheitswesen ernst genommen und nicht
um bloßen Objekt degradiert werden. Wir brauchen
eine Klagemauer auf Bittstellerniveau, wie Sie sie mit
hrem Gesetz wieder errichten wollen.


(Jörg Tauss [SPD]: Das sind doch Textbausteine hier!)


Statt die Menschen ständig mehr zu bevormunden,
ollen wir sie stärker beteiligen. Wir wollen Ihnen Mit-






(A) )



(B) )


Annette Widmann-Mauz

wirkungs- und Gestaltungsspielräume eröffnen. Das be-
ginnt beim gesundheitsbewussten Verhalten und es geht
weiter über Mitsprache und Mitwirkung bei der Behand-
lung, das heißt Mitbestimmung in der Selbstverwaltung
der gesetzlichen Krankenversicherung. Wir wollen weg
von der Funktionärswahl bei der Sozialwahl; wir wollen
eine wirkliche Versichertenwahl.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir brauchen mehr Wettbewerb und Transparenz
bei der Qualität und bei der Wirtschaftlichkeit. Deshalb
wollen wir die Möglichkeit zur Kostenerstattung in un-
ser System wieder einführen. Wir wollen aber auch den
Abrechnungsbeleg und wir wollen Informationen über
die Verwendung der Beitragsmittel bei den Krankenkas-
sen. Das trägt zu Kostenbewusstsein in unserem System
bei und ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Dazu gehört
aber auch, dass wir die Selbstständigkeit und die Freibe-
ruflichkeit in unserem Land als Garanten einer qualitativ
hochwertigen Versorgung für die Zukunft bewahren.

Wir wollen Wirtschaftlichkeitsreserven bei den Leis-
tungserbringern abfordern. Deshalb haben wir ein Mo-
dell des Qualitätswettbewerbs entwickelt: Statt den
von Ihnen vorgeschlagenen Wettbewerb um einzelne
Ärzte – dazu sagen alle Beteiligten, sogar die Kranken-
kassen, dass sie damit überfordert sind; außerdem wird
dadurch die Freiberuflichkeit infrage gestellt – wollen
wir den Wettbewerb um die beste Versorgung. Wir haben
ein Modell entwickelt, das dem ihrigen eindeutig überle-
gen ist, weil es die kollektivvertragliche Verantwortung
sicherstellt, Leistungs- und Qualitätsanreize setzt und
den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen durch ein
Versorgungsangebot fördert, das die stationäre und die
ambulante Versorgung kombiniert. Eine weitere Öffnung
der Krankenkassen ermöglicht den Versicherten in unse-
rem Land mehr Wahlmöglichkeiten, also eine bessere
Auswahl zwischen verschiedenen Versorgungsstruktu-
ren.

Dazu gehört aber auch, dass wir die Ärzteschaft leis-
tungsgerecht honorieren. Budgets führen hierbei nicht
weiter. Wer eine bessere Leistung erbringt, der muss da-
für auch honoriert werden und er darf dafür am Ende des
Jahres nicht bestraft werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Was Sie unter Wettbewerb verstehen, das zeigen die

Abschnitte, in denen es um die kassenartenübergreifen-
den Fusionen geht. Damit ermöglichen Sie die Einheits-
kasse. Am Ende wird nicht mehr, sondern weniger Wett-
bewerb herauskommen.

Was die Finanzierungsgrundlagen anbelangt: Es ist
wichtig, keine Luftschlösser zu bauen, sondern unser So-
lidarsystem auf soliden finanziellen Grundlagen aufzu-
bauen. Wir müssen die Lohnnebenkosten senken. Das
Ziel, den Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversi-
cherung auf 13 Prozent zu senken, scheint unstrittig zu
sein. Wer meint, man könne Einsparungen in Höhe von
20 Milliarden Euro – dieses Volumen ist nötig, um den
Beitragssatz entsprechend zu senken – erzielen, ohne
dass es jemand merkt oder ohne dass es jemand spürt,

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(C (D er erliegt einer Illusion; er macht den Menschen in unerem Land etwas vor. Deshalb müssen auch hier die Prinzipien stimmen. nsere Vorschläge müssen ökonomisch vernünftig und rdnungspolitisch sauber sein. Sie müssen sozialverträgich und gerecht sein, das heißt, die Lasten der Maßnahen müssen ausgewogen auf viele Schultern verteilt erden und dürfen nicht einseitig den Kranken aufgeürdet werden. Sie müssen vor allen Dingen nachhaltig ein. Wir geben mit unserem Modell auch erste Antworen auf die demographische Entwicklung und auf den edizinischen Fortschritt als die größten Herausfordeungen. Wir schlagen vor, den Zahnersatz durch eine private flichtversicherung zu finanzieren. Warum tun wir as? Damit senken wir Lohnzusatzkosten. Es ist ein klar bgrenzbarer Bereich. Wir haben in diesem System die öglichkeit zum Aufbau von Altersrückstellungen. In iesem System wird ein größeres Gesundheitsbewusstein etabliert; denn optimale Prävention und Prophylaxe önnen Zahnersatz im Grunde oft überflüssig machen. ass wir dabei in guter Gesellschaft sind, zeigt nicht nur as Beispiel der Schweiz. Niemand würde auf die Idee ommen, die Schweiz oder die skandinavischen Länder ls unsolidarische Länder in Europa zu bezeichnen. uch dort herrscht dieses Prinzip vor. 7,50 Euro im Monat pro Erwachsenen ist sozialver räglich. Kinder sind kostenlos mitversichert. Es gibt weer eine Risikoprüfung noch Risikozuschläge. Wir bieen damit mehr Gestaltungsmöglichkeiten beim eistungsumfang, auch für Leistungen, die in der gesetzichen Krankenversicherung heute nicht erstattet weren. Auch individuelle Wünsche und Präferenzen sind ersicherbar. Zusätzliche Tarife sind damit kombinierar. Das bietet mehr Chancen, mehr Freiheit. Deshalb ist as der richtige Ansatz. Unser zweiter Baustein ist die Selbstbeteiligung der atienten. Wir haben in der Bundesrepublik ein im interationalen Vergleich völlig undurchsichtiges und unsysematisches System an Zuzahlungen und Selbstbeteiliungen. Die Selbstbeteiligung liegt bei uns in diesem ektor im internationalen Vergleich viel zu niedrig. Desalb ist es richtig, eine prozentuale Selbstbeteiligung unser Vorschlag: 10 Prozent – in allen Leistungsbereihen, aber sozial begrenzt auf maximal 2 Prozent des ährlichen beitragspflichtigen Bruttoeinkommens, anzuetzen. Wir nehmen mitversicherte Kinder aus. Alle aßnahmen der Vorsorge und Früherkennung sollen icht betroffen sein. Dies ist eine sehr soziale Komponente; denn wer ehr verdient, kann auch mehr Eigenverantwortung ahrnehmen. Wer sozial schwächer ist, muss weniger an igenleistung beisteuern. as ist allemal besser als die 100-prozentige Selbstahlung, wie Sie sie in Ihrem Modell vorschlagen. Annette Widmann-Mauz Wir lassen die Menschen am Fortschritt teilhaben. Wir schärfen das Kostenbewusstsein. (Lachen bei der SPD – Peter Dreßen [SPD]: Das glauben Sie selber nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )

Das hat eine positive Steuerungswirkung. Bei Sehhilfen
einzusparen, wie Sie es vorschlagen, hat höchstens eine
negative Steuerungswirkung, zum Beispiel im Straßen-
verkehr.

Wir wollen international Chancengleichheit erreichen,
zum Beispiel durch Senkung der Mehrwertsteuer auf
Arzneimittel auf den ermäßigten Satz. Es ist doch nicht
einzusehen, dass in unserem Land das Mickymausheft
als Grundbedarf definiert wird, aber lebensnotwendige
Arzneimittel nicht unter diese Regelung fallen dürfen.


(Rudolf Bindig [SPD]: Wir wollen Seehofer wiederhaben!)


Wir wollen die versicherungsfremden Leistungen um-
finanzieren. Uns liegt sehr daran, dass wir in der Beihilfe
analoge Maßnahmen treffen; da werden wir Sie an Ihren
Äußerungen genau messen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich frage mich: Wo sind da Ihre Vorschläge, zum Bei-
spiel betreffend das Sterbegeld in der Beihilfe? Da hört
und sieht man bei Ihnen nichts. Unsere Vorschläge sind
in der Beihilfe zeit- und wirkungsgleich umsetzbar. Das
sorgt für soziale Gerechtigkeit. Sie haben doch genau
das Krankengeld in die private Absicherung ausgeglie-
dert, weil Sie wissen, dass eine Analogie für die Beam-
ten nicht herstellbar ist. Die Beamten brauchen das
Krankengeld nicht, weil sie vom Staat alimentiert wer-
den. Das ist nicht soziale Gerechtigkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir wollen, dass Sozialhilfeempfänger in unserem

Gesundheitswesen in Zukunft genauso behandelt werden
wie gesetzlich Krankenversicherte. Deshalb ist es rich-
tig, dass wir für sie zu einer Beitragszahlung an die ge-
setzliche Krankenversicherung kommen und nicht die
Zweiklassenmedizin fortsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


Wir streben eine solide Finanzierungsgrundlage der
gesetzlichen Krankenversicherung an. Ihre rot-grünen
Luftschlösser sind Schall und Rauch, vor allem dann,
wenn sie aus blauem Dunst bestehen. Steuererhöhungen
sind bei der derzeitigen konjunkturellen Lage pures Gift.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Frau Schmidt, Sie müssen sich schon entscheiden,
was Sie eigentlich wollen: Wollen Sie Prävention oder
wollen Sie Geld? An Ihrem Beschluss, die Tabaksteuer
in einem Dreierschritt zu erhöhen, wird doch ganz deut-
lich, dass Sie den Menschen nicht das Rauchen abge-
wöhnen wollen, sondern sie an höhere Steuern gewöh-
nen wollen.


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Wie bei der Ökosteuer!)


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(C (D ieser Weg ist eindeutig falsch und von einer Gesundeitsministerin eigentlich so auch nicht vertretbar. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen, meine Herren, wir wollen keine
roße Koalition, aber wir sind zu einer großen Koope-
ation bereit, wenn es darum geht, den Einstieg in eine
chte Gesundheitsreform zu schaffen. Das heißt, weg
on der Staatsmedizin hin zu mehr Eigenverantwortung
nd Mitbestimmung der Patienten und Versicherten, weg
on Bevormundung und Bürokratie hin zu mehr Freiheit
nd Wettbewerb, weg vom kurzatmigen Stopfen der Fi-
anzlöcher hin zu einer Konsolidierung der gesetzlichen
rankenversicherung, die langfristig tragfähig ist und
on den Menschen her denkt.
Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Schlechteste Beitragsleistung heute!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505101900

Nächste Rednerin ist die Kollegin Birgitt Bender,
ündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505102000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau
ollegin Widmann-Mauz, Ihr Auftritt – sehen Sie mir
eine Bemerkung nach – mag als Selbstdarstellungsrede
or dem CDU-Kreisverband Tübingen geeignet sein,
ber als Auftakt zu einer großen Kooperation, wie Sie es
ennen, nicht. Da haben Sie, wie ich glaube, die falsche
onlage gewählt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Der Kreisverband hat ein höheres Niveau! – Widerspruch bei der CDU/CSU)


Lassen Sie mich nur zwei Beispiele aufgreifen: Sie
eden selbst da Differenzen herbei, wo wir gar keine ha-
en. Für die Erhöhung der Tabaksteuer waren Sie sel-
er noch bis zum Februar dieses Jahres.


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist oft so!)

ie könnten es einfach einmal begrüßen, dass wir hier ei-
en richtigen Schritt machen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


uch Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger
erden nach dem rot-grünen Gesetzentwurf in Zukunft
uf Chipkarte behandelt. Da sind wir uns doch einig. Sa-
en Sie doch einfach einmal: Das finden wir gut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Tonlage der Frau Fraktionsvorsitzenden Merkel
sie ist jetzt gerade leider im Gespräch – hat mir erheb-
ich besser gefallen. Darauf würde ich gerne eingehen.
rster Punkt. Frau Merkel hat – das habe ich mit Inte-






(A) )



(B) )


Birgitt Bender

resse gehört – kritisiert, dass es zu wenig Wettbewerb in
unserem Vorschlag gebe. Wenn Sie, Frau Merkel und
werte Kolleginnen und Kollegen von der CDU und
CSU, für Wettbewerb sind, dann haben Sie in uns gute
Bündnispartnerinnen und -partner. Wir wollen, dass die
Kassen nicht mehr nur über den Preis konkurrieren, son-
dern tatsächlich in einen Wettbewerb um die beste Versor-
gungsqualität eintreten. Dazu aber brauchen die Kassen
die Möglichkeit, Verträge mit den Arzneimittelherstel-
lern, den Apothekern und den Ärzten abzuschließen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, das ist gut!)

Wir brauchen Regelungen, wie solch ein flexibles Ver-
tragsgeschehen gehandhabt werden kann. Das bedeutet,
den Wettbewerb zwischen Leistungsanbietern zu ermög-
lichen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Da aber hat die CDU bislang leider einen blinden Fleck.

(Widerspruch bei Abgeordneten der CDU/ CSU)

Wenn Sie Wettbewerb so aufteilen wollen, dass die Pa-
tienten mehr zuzahlen müssen, aber die Leistungsanbie-
ter geschont werden, weil bei ihnen alles so bleiben
kann, wie es ist, dann können wir nicht zusammen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zweiter Punkt. Frau Merkel, Sie sprachen von Quali-
tätsmanagement. Das finde ich sehr interessant. Offen-
sichtlich sehen auch Sie, dass wir im deutschen Gesund-
heitswesen ein Qualitätsproblem haben. Diese Aussage
unterscheidet sich ja wohltuend von der Redeweise der
Ärztefunktionäre, die einfach sagen: Wo ist das Pro-
blem? Wir sind gut, rückt uns bloß nicht auf den Pelz.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


Wenn Sie also zugestehen, dass wir mit Über-, Unter-
und Fehlversorgung in Deutschland ein Problem haben,
dann lassen Sie uns darüber reden, wie wir Rahmenbe-
dingungen für bessere Qualität setzen können. Wir brau-
chen Qualitätssteigerung. Ich bin gespannt auf Ihre Vor-
schläge. Es muss klar sein, dass die Politik hier einen
Handlungsauftrag hat.

Zum Dritten muss ich sagen: Wir müssen uns schon
darüber verständigen, wie das Solidarsystem gestaltet
werden soll. Gestern habe ich gelesen und gehört, dass
die CDU für den Erhalt des Solidarsystems ist – schön.
Sie sind aber auch für die Privatisierung des Zahnersat-
zes. Das sehen wir anders. Man muss das nicht als Priva-
tisierungsorgie bezeichnen; aber mir ist aufgefallen, dass
Frau Merkel im Zusammenhang mit der Privatisierung
des Zahnersatzes von einem Pilotprojekt gesprochen hat.
Außerdem habe ich vorhin im Pressespiegel gelesen,
dass das Papier Ihrer Herzog-Kommission schon wieder
vorschlägt, die ganze Zahnbehandlung und den Bereich
der Unfälle zu privatisieren.


(Hildegard Müller [CDU/CSU]: Im Gegensatz zu Ihnen denken wir bis 2030!)


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(C (D Da sage ich: Moment mal! Der Weg, den die FDP uns ier vorschlägt, (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Den wollen Sie nicht gehen!)


ie praktisch alles aus der Krankenversicherung heraus-
ehmen will – das Krankengeld, die Unfälle, die Kuren,
ie Taxifahrten, die Zähne sowieso –, führt dahin, dass
ielleicht auf der Fassade noch Solidarsystem steht, hin-
er dieser Fassade aber alles nur noch privat ist.
Wir werden einen Weg, der aus dem Solidarsystem

in potemkinsches Dorf macht, nicht mitgehen. Ich setze
arauf, dass die CDU diesem Weg zu widerstehen weiß.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Andreas Storm [CDU/ CSU]: Fragen Sie den Oswald Metzger! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir sprechen mit Metzger! Sie mit Seehofer, wir mit Metzger!)


Deswegen, lieber Herr Kollege, denke ich, wir sollten
etzt in Gespräche eintreten. Dann kann man die Tonlage
ffentlich ein bisschen senken. Es ist in unser aller Inte-
esse, dass wir eine Gesundheitsreform durchführen,
nd zwar schnell. Denn die Leute wollen sehen, dass wir
ie Lohnnebenkosten senken, dass wir mehr Qualität in
ieses Gesundheitswesen bringen und dass wir uns eini-
en können, dass Politik handlungsfähig ist. Lassen Sie
ns das gemeinsam beweisen.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505102100

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Dieter Thomae,

DP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)



Dr. Dieter Thomae (FDP):
Rede ID: ID1505102200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Seitdem Rot-Grün an der Regierung ist, haben
ie in diesem Bereich viele Gesetze formuliert. Die Bei-
ragssätze sind gestiegen, der Überwachungsstaat ist
tärker geworden


(Lachen bei der SPD)

nd die Versorgung ist erheblich verschlechtert worden.


(Beifall bei der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Jetzt kommen die Lobbyisten!)


Nehmen Sie das Beispiel Greifswald im letzten De-
ember. Dort war das Budget erschöpft, die Patienten
onnten nicht behandelt werden und die Universitätskli-
ik Greifswald musste aufgrund Ihrer Budgetierung
chließen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Dieter Thomae

Das sind die Fakten. So kann man eine Liste von einzel-
nen Häusern vorlegen, in denen medizinische Leistun-
gen nicht mehr erbracht werden können,


(Peter Dreßen [SPD]: Das ist doch nicht wahr!)


weil Sie die Budgetierung in den Vordergrund Ihrer
Überlegungen stellen.

Jetzt legen Sie einen Gesetzentwurf vor und glauben,
damit könnten Sie den Beitragssatz stabilisieren. Jeder
Fachmann sagt heute: Mit diesen Maßnahmen ist ein
Beitragssatz von 13 Prozent nicht zu erreichen.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)

Sie müssen schon mutiger sein.

Wir sagen ehrlich: Wir wollen einen Bereich, der im
Umlageverfahren finanziert wird, auch in Zukunft.
Aber wir wollen auch Leistungen ausgliedern, zum Bei-
spiel Krankengeld, private Unfälle und den Zahnbereich,
um ihn in ein Prämiensystem zu überführen. Aber im
Gegensatz zu Ihnen wollen wir das erst dann, wenn eine
Steuerreform auf den Weg gebracht worden ist, damit
die Bürger dies mitfinanzieren können. Das ist ein him-
melweiter Unterschied zu Ihren Überlegungen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dann reden Sie davon, ganz neue Wege gehen zu
wollen. Ja, Sie gehen neue Wege:


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Zur Staatsmedizin!)


Von Freiberuflichkeit ist in diesem Gesetz keine Rede
mehr. Sie wollen Gesundheitszentren, sogar von den
Krankenkassen, organisieren. Sie wollen die Kranken-
häuser für die ambulante Versorgung öffnen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie wollen den jungen Medizinern einen Vertrag über
fünf Jahre geben und diesen dann nicht verlängern.
Glauben Sie, eines Ihrer Kinder würde fünf Jahre inves-
tieren, um dann keinen neuen Vertrag mehr zu bekom-
men?


(Peter Dreßen [SPD]: Das stimmt so nicht!)

Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen einmal sehr

deutlich, was Sie machen: Sie öffnen die Krankenhäuser
und wollen die Freiberuflichkeit vernichten, weil Sie die
Macht von Verdi in diesem Bereich vergrößern wollen.
Das ist das Thema.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Sie wollen unser Gesundheitssystem den Systemen in
anderen europäischen Staaten annähern. Ich freue mich,
dass die Ministerin Vergleiche mit anderen europäischen
Staaten, beispielsweise mit Holland, zieht. Holland hat
ein „hervorragendes“ System mit „super“ Wartezeiten.
Die holländischen Patienten kommen über die Grenze zu
uns. Und Sie wollen das holländische Konzept in

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(C (D eutschland einführen? Da frage ich mich: Lernen Sie ie? Sie reden von Wettbewerb. Aber Sie bevorzugen die esundheitszentren gegenüber den niedergelassenen rzten bei der Honorierung. „Super“ ist das; von Gleicherechtigung und Wettbewerb kann keine Rede sein. Ich sage Ihnen eines: Sie werden Wettbewerb nur or anisieren können, wenn Sie die Kostenerstattung einühren. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie Kostenerstattung hat zwei Aspekte. Erstens. Der Pa-
ient wird über Leistung und über den Preis der Leistung
nformiert. Das ist sehr wichtig.


(Peter Dreßen [SPD]: Das wird er bei uns auch!)


Nein, eben nicht. Er bekommt eine Patientenquittung,
ber er wird nicht über den Preis der Leistungen infor-
iert.


(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig! Er weiß nicht, was es kostet!)


Zweitens. Die Kostenerstattung führt zu einem Wett-
ewerb unter den Leistungserbringern. Es wird Gewin-
er und Verlierer geben. Das ist ein himmelweiter Unter-
chied zu Ihren Vorschlägen. Deswegen werden wir die
ostenerstattung bekommen.
Noch eine Bemerkung zum Schluss. Es ist fast schon

chizophren, wenn bei der Erarbeitung dieses neuen Ge-
etzes von Rot-Grün überhaupt nicht beachtet wird, was
n Europa passiert. Der Europäische Gerichtshof hat
or einem Monat entschieden, dass Patienten über die
renzen hinweg Leistungen im ambulanten Bereich in
nspruch nehmen können. Wollen Sie die deutschen Pa-
ienten gegenüber Patienten aus anderen Ländern diskri-
inieren? Lernen Sie aus dem Urteil des Europäischen
erichtshofs! Dann bleibt uns der Weg erspart, dass
eutschlands Gesundheitswesen in eine Staatsmedizin
berführt wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Rudolf Bindig [SPD]: So ein Unsinn! – Weiterer Zuruf von der SPD: Das sind halt die Lobbyisten!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505102300

Das Wort hat die Sozialministerin von Mecklenburg-

orpommern, Dr. Marianne Linke.

(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktions los] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



(Mecklenburg-Vorommern)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten
amen und Herren Abgeordneten! Verehrte Gäste!






(A) )



(B) )


Ministerin Dr. Marianne Linke (Mecklenburg-Vorpommern)


Willy Brandt hat einmal gesagt: „Eine Reform ist eine
Reform, wenn sie das Leben der Menschen verbessert.“
Das ist eine Orientierung, mit der auch die Landesregie-
rung in Schwerin übereinstimmt. Das ist ein Grundsatz,
dessen Einhaltung zu gegebener Zeit und an gegebenem
Ort immer wieder eingefordert werden muss. Ich denke,
hier und heute ist so ein Tag und so ein Ort; denn hier
und heute werden die über Jahrzehnte bewährten Grund-
pfeiler des Sozialstaates infrage gestellt.

Die gesetzliche Krankenversicherung stellt nicht
nur das älteste Element der Sozialversicherung, sondern
geradezu ihr Kernstück dar. Geben wir hier das Prinzip
der paritätischen Finanzierung zur Absicherung gegen
Gesundheitsrisiken und Krankheitsfolgen auf – dazu ge-
hört auch der Zahnersatz –, dann höhlen wir das Solidar-
modell in der Sozialversicherung insgesamt aus.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Es ist eine Gesundheitsreform erforderlich, die das
Solidarprinzip stärkt und die allen Menschen der Gesell-
schaft auch weiterhin den Zugang zu einer bedarfs- und
qualitätsgerechten medizinischen Versorgung ermög-
licht. Der einheitliche Leistungskatalog der gesetzlichen
Krankenversicherung ist zu erhalten und der sozialen
Funktion des Gesundheitswesens ist Rechnung zu tra-
gen. Der medizinische Fortschritt und die demographi-
sche Entwicklung erfordern selbstverständlich eine Ver-
besserung der Einnahmensituation der gesetzlichen
Krankenversicherung.

Wenn die größte Oppositionspartei im Bundestag mit
dem profiliertesten Sachkenner in den eigenen Reihen
über „Privatisierungsorgien“ in Streit gerät, dann ist das
ein Armutszeugnis besonderer Art.


(Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Wodarg [SPD], der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Mit mehr als 4 Millionen Beschäftigten ist das Ge-
sundheitswesen ein Jobmotor ohnegleichen. Gerade für
die neuen Länder hat dieser eine enorme Bedeutung. Das
Krankenhaus ist an vielen Standorten der größte verblie-
bene Arbeitgeber. Wir in Mecklenburg-Vorpommern ha-
ben eine Gesundheitswirtschaft, die noch mehr zum
Wohle der Menschen – auch der Menschen aus anderen
Bundesländern – leisten könnte.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Was ist mit Greifswald?)


Wir dürfen diesen Jobmotor nicht abwürgen, indem
wir mit immer neuen Vorschlägen zur Belastung der so-
zial Schwachen gerade diese daran hindern, das medizi-
nisch Notwendige auch in Anspruch zu nehmen. Wir
sollten diesen – vielleicht sogar den – Wachstumsmarkt
der Zukunft im Interesse der Schaffung von mehr Ar-
beitsplätzen nicht durch gesetzgeberische Fehlanreize,
wie zum Beispiel durch die von der Union geforderte
10-prozentige Selbstbeteiligung, eingrenzen. Denn das
eine sind Arbeitsplätze, die jetzt schon real vorhanden
sind, und das andere sind eben potenzielle Arbeitsplätze,

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(C (D ür die es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen bjektiv wachsenden Bedarf gibt. Selbstverständlich befürwortet die Schweriner Lan esregierung alle Maßnahmen, die die Frau Bundesmiisterin heute zur Verbesserung von Effizienz, Qualität nd Transparenz in der medizinischen Versorgung vorestellt hat. Vorhaben wie das Zentrum für Qualität in er Medizin, die nachweispflichtige Fortbildung oder ie Orientierung auf den Hausarzt und auch die Stärkung er Patientenrechte finden daher meine volle Unterstütung. Bei der Prävention bitte ich Sie als Gesetzgeber, ei iges dazuzulegen, zum Beispiel durch ein Präventionsesetz und durch die Errichtung einer Bundesstiftung für esundheitsförderung und Prävention, die sich auch aus itteln aus der Erhebung der Tabaksteuer speisen önnte. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Unser Gesundheitswesen braucht eine konsequente
örderung der integrierten Versorgung. Die Kosten
reibende und qualitätsbegrenzende Abschottung der
ersorgungsbereiche muss überwunden werden. Gerade
n den neuen Ländern sind in der Zeit nach der Wende
ithilfe des Bundes sehr viele öffentliche Mittel in die
rankenhäuser geflossen. Wir haben hier ein leistungs-
tarkes Potenzial. Allein in Mecklenburg-Vorpommern
urden seit 1991 1,5 Milliarden Euro in die 35 Kranken-
äuser unseres Bundeslandes investiert. Dieses Kapital
ollen wir noch besser nutzen und ausbauen, indem wir
ie Krankenhäuser zu Kompetenz- und Gesundheitszen-
ren für die integrierte Versorgung entwickeln.
Die PDS hat sich in den vergangenen Jahren immer
ieder für den Gedanken der Polikliniken eingesetzt.
ch begrüße, dass die Erfahrungen der neuen Länder
uch in den alten Bundesländern immer mehr Befürwor-
er finden. Ich befürworte ausdrücklich die von der Frau
undesministerin angesprochene Aufhebung der strikten
rennung von ambulanter und stationärer medizinischer
ersorgung.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Wichtig ist mir, dass die Hausärzte gestärkt werden.
as aber ist, wenn es die Hausärzte nicht mehr gibt?


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Bei Ihnen bald!)

ie schönsten Modelle nützen wenig, wenn es heißt:
eider keiner zu Hause in Ueckermünde oder Grimmen. –
ür den Osten ist es vor allen Dingen wichtig, in den
ächsten Jahren den Generationswechsel in der Ärzte-
chaft zu bewältigen. Fast ein Drittel der Hausärzte er-
eicht in den nächsten Jahren das Ruhestandsalter. Nicht
uletzt wegen der Mehrarbeit bei deutlich geringeren
onoraren fällt es in unserem Land zunehmend schwer,
raxisnachfolger zu finden.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Ach nein!)

Die schnelle Ost-West-Angleichung der Vergütung ist

eshalb unverzichtbar. Wir brauchen sie als Signal für






(A) )



(B) )


Ministerin Dr. Marianne Linke (Mecklenburg-Vorpommern)


die Nachbesetzung unserer Hausarztpraxen. Sie ist aber
auch ein Gebot der Gerechtigkeit. Denn warum soll die
ambulante Behandlung einer Grippe oder die Behand-
lung eines allergiekranken Kindes oder die Blinddarm-
OP eines Patienten aus Parchim weniger wert sein als die
eines Kasseler Bürgers?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Die paritätische Finanzierung des Krankengeldes
sollte nicht aufgegeben werden. Warum? – Es besteht die
Gefahr, dass, sofern die durch die Streichung des Kran-
kengeldes erhoffte Beitragssatzentlastung nicht eintritt,
Zug um Zug weitere Eingriffe folgen. Die paritätische
Finanzierung der Leistungen in der Krankenversiche-
rung ist doch für die Arbeitgeber nicht nur ein Kosten-
faktor, sondern besitzt auch eine wichtige Anreizwir-
kung. Die heutige hohe Bereitschaft zur betrieblichen
Gesundheitsförderung und Prävention wird ausgehöhlt,
wenn die Parität entfällt.

Meine verehrten Damen und Herren Abgeordnete,
das Gesundheitswesen und letztlich alle Bürger brau-
chen vor allem eine grundlegende Neustrukturierung der
Einnahmenseite; darüber wurde viel gesprochen. Ha-
ben Sie den Mut, auch die Starken in unserer Gesell-
schaft entsprechend ihrem Leistungsvermögen – im
wahrsten Sinne des Wortes, aber auch im übertragenen
Sinne – zur Kasse zu bitten!


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])


Mittlerweile fordern Politiker und Experten aus allen
Lagern die Einbeziehung aller Bürgerinnen und Bürger
mit eigenem Einkommen, die Einbeziehung von Freibe-
ruflern und Beamten in die gesetzliche Krankenversiche-
rung.


(Hildegard Müller [CDU/CSU]: Das ist eine Milchmädchenrechnung!)


Die Union in Bund und Ländern sollte hier ihrem bayeri-
schen Vordenker Seehofer folgen – und nicht den Lob-
byisten der privaten Krankenversicherung.


(Beifall des Abg. Peter Dreßen [SPD])

Die Zeit ist reif für die Umgestaltung der gesetzlichen
Krankenversicherung zu einer echten Bürgerversiche-
rung. Sehr geehrte Frau Dr. Merkel, die GKV ist dabei
nicht als Einheitsversicherung oder Einheitskasse, son-
dern als GKV in ihrer vielfältigen Ausgestaltung zu se-
hen.

Jahrelang haben Bundesregierungen die Beitragsbe-
messungsgrenze von der gesetzlichen Krankenversiche-
rung hin zur privaten Krankenversicherung so gezogen,
dass gut verdienende, junge Leistungsstarke stimuliert
wurden, in die private Krankenversicherung zu wech-
seln. Durch diese Flucht der Besserverdienenden aus der
solidarischen GKV sind der Versichertengemeinschaft
Mittel in Milliardenhöhe verloren gegangen. Das darf
durch Vorschläge oder gar Vorhaben wie die 10-prozen-

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(C (D ige Eigenbeteiligung nicht zusätzlich beschleunigt weren. In praktikabler Form sollte auch die Einbeziehung on Vermögen in die Finanzierung der gesetzlichen rankenversicherung umgesetzt werden. Einkommen ird heute nicht nur aus sozialversicherungspflichtiger eschäftigung erzielt. Einkommen wird auch und zu eiem stetig wachsenden Teil aus der Vermietung von ohnungen, aus Dividenden und anderen Kapitaleinünften erworben. Schon vor Jahren haben Studien der OK bewiesen, dass mit einer solchen Neustrukturieung der Einnahmen Beitragssatzabsenkungen von fast Prozent möglich wären. Hier liegen echte Reserven für ine Senkung der Lohnnebenkosten. Ich appelliere desalb an Sie: Haben Sie den Mut, Lösungen in dieser ichtung zu suchen und zu finden. Verabschieden Sie ine Reform, die den eingangs zitierten Intentionen illy Brandts gerecht wird! Vielen Dank. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktions los] und der Abg. Petra Pau [fraktionslos])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505102400

Nächster Redner ist der Kollege Wolfgang Zöller,
DU/CSU-Fraktion.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505102500

Grüß Gott, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Rot-Grün legt heute nun endlich ein
esundheitssystemmodernisierungsgesetz vor. Leider
ird es seinem Namen nicht gerecht und verdient ihn
icht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

taatsdirigismus, Ausweitung der Verwaltung, Zerschla-
en der Freiberuflichkeit, Rationierung und Patienten-
ängelung sind kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es!)


Mit Genehmigung der Präsidentin darf ich die „Rhei-
ische Post“ zitieren. Sie schreibt:

Anders als die rot-grüne Mannschaft, die mit der
Beschränkung der Arztwahl und der Einführung ei-
nes Kontrollzentrums rückwärts Richtung Planwirt-
schaft passt, flankt die Merkel-Mannschaft kräftig
nach vorn.

(Zurufe von der SPD: Ui! – Rudolf Bindig [SPD]: Das ist aber ein Fehlpass!)

10 Prozent Selbstbeteiligung an den Kosten für
Arznei, Arztbesuch und Krankenhaus, sozial austa-
riert durch Höchstgrenzen und Kostenfreiheit für
die Kinder – das ist ein Steilpass für echte Refor-
men.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Wodarg [SPD]: Abseits!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller

Denn nur mit mehr Eigenverantwortung kann es ge-
lingen, den Patienten zum kostenbewussten Nach-
frager zu machen und Wettbewerb in das Gesund-
heitssystem zu bringen.

Ich glaube, diesem Zitat ist nicht sehr viel hinzuzufügen.

(Jörg Tauss [SPD]: Außer: Unfug!)


– Herr Kollege Tauss, Lautstärke ist kein Beweis für In-
telligenz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, manche Re-
den und die Meldungen der Medien vermitteln den Ein-
druck, als bestehe unser Vorschlag ausschließlich aus ei-
nem Abkassiermodell. Wenn das so behauptet wird,
dann muss man entweder unter Realitätsverlust leiden
oder sein eigenes Gesetz nicht richtig kennen. Bei der
Fokussierung darauf werden ganz bewusst wichtige
Strukturelemente verschwiegen: Qualitätswettbewerb,
Prävention, Beteiligung der Versicherten, Freiberuflich-
keit und der große Bereich des Bürokratieabbaus.

Aber selbst wenn man nur über die Zuzahlungen dis-
kutieren würde, sind Ihre Aussagen unredlich. Wir sagen
den Bürgern klar und deutlich, was wir mit Zuzahlung
meinen und wie viel diese betragen sollen. Sie dagegen
überschreiben die Zuzahlungen für den Bürger in Ihrem
Gesetz mit „Entlastung der Kassen“; letztendlich aber ist
es nichts anderes als eine Zuzahlung für den Bürger. Des-
halb sollten wir im Umgang mit Zahlen ehrlicher sein.

Bei uns werden die Bürger – das haben wir mit unse-
rem Vorschlag klar gesagt – mit einer einheitlichen
10-prozentigen Zuzahlung bei einer Obergrenze von ma-
ximal 2 Prozent des Bruttoeinkommens und gleichzeiti-
ger Zuzahlungsbefreiung von Kindern mit rund 6 Milli-
arden Euro sowie durch die private Absicherung des
Zahnersatzes mit rund 1,75 Milliarden Euro belastet.
Das entspricht einer Gesamtbelastung von rund
7,75 Milliarden Euro. Gleichzeitig aber werden die Ver-
sicherten bei uns entlastet: durch Senkung des Mehr-
wertsteuersatzes auf Arzneimittel und Kürzung der Ver-
waltungskosten.

Dagegen wird in der Öffentlichkeit die Belastung der
Versicherten durch das rot-grüne Reformgesetz ganz be-
wusst verschwiegen. Wäre dies nicht der Fall, würde
man sehr schnell erkennen, dass Sie die Versicherten we-
sentlich stärker belasten als wir.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt aber eine Erfindung!)


Um das deutlich zu machen, möchte ich die Belastun-
gen einmal im Einzelnen benennen: erstens Heraus-
nahme des Krankengeldes aus der paritätischen Finan-
zierung;


(Peter Dreßen [SPD]: Aber in der Solidarität!)

zweitens Streichung der OTC-Präparate, das heißt der
Arzneimittel mit schwachen Nebenwirkungen, aus dem
Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung;
drittens Praxisgebühr in Höhe von 15 Euro bei direktem

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(C (D acharztbesuch; viertens Änderung der Härtefallregeung für Arzneimittelzuzahlungen; fünftens Anhebung er Zuzahlung bei Krankenhausaufenthalt auf 12 Euro; echstens Reduzierung der Leistungen bei Sehhilfen; iebtens höhere Beiträge bei Rentnern auf Versorgungsezüge und Arbeitseinkommen; achtens Reduzierung er Leistungen bei Fahrtkosten und neuntens Streichung es Sterbegeldes und Begrenzung der Leistungen bei terilisation, künstlicher Befruchtung und Entbindung. Herr Kollege Zöller, gestatten Sie eine Zwischenfrage er Kollegin Bender? Ja, ich möchte aber vorher noch einen Satz sagen, dait das abgeschlossen ist. Danach beantworte ich ihre rage gern. In der Summe sieht das rot-grüne Modell Belastungen ür die Versicherten von über 10 Milliarden Euro vor. enn Ihre Ministerin – wie gestern im Fernsehen – unere Mehrbelastungen in Höhe von 7,7 Milliarden Euro ls unsozial bezeichnet, frage ich: Was sind die eigenen 0 Milliarden Euro? (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505102600
Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505102700

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Plus Tabaksteuer!)


an könnte sagen, die Steigerung von unsozial lautet
chröder-Schröpf. Darüber können wir gern diskutieren.

Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505102800

Herr Kollege Zöller, sind Sie bereit, zuzugestehen,

ass unsere Vorschläge nicht unsozial sind, Ihre Rech-
ung dagegen unseriös ist? Wenn Sie die Umfinanzie-
ung des Krankengeldes als Belastung der Versicherten
ei uns einrechnen – das trifft an sich auch zu –, dann
üssen Sie auch so ehrlich sein und den Preis für die
rivatisierung des Zahnersatzes nennen. Sie bedeutet ja
icht nur, dass die Versicherten ihn allein bezahlen, son-
ern sie müssen dafür wegen der Privatversicherung und
rivatärztlichen Abrechnung sogar mehr bezahlen.


(Michael Glos [CDU/CSU]: Wo ist die Frage?)

Zweitens. Finden Sie es wirklich sozial, dass ein
ensch, der das ganze Jahr über gesund war und plötz-

ich ins Krankenhaus kommt – eine Krankenhausbehand-
ung hat nach den jüngsten Zahlen aus dem Jahr 2001 im
chnitt mehr als 3 000 Euro gekostet –, auf einen Schlag
00 Euro zusätzlich zu den Beiträgen zahlen muss?


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)



Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505102900

Zunächst ist eines mehr als seltsam: Wir haben eine
bergrenze der Belastung der Versicherten von
Prozent vorgesehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)







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(B) )


Wolfgang Zöller

Sie ist nicht höher als Ihre Obergrenze von 2 Prozent.
Das heißt, auch bei uns muss der Versicherte bezüglich
der einzelnen Belastungen nicht mehr als 2 Prozent zah-
len. Ich halte es für unredlich, dass Sie unsere vorgese-
henen Belastungen in Höhe von 7,7 Milliarden Euro als
unsozial bezeichnen, während Sie selber 10 Milliarden
Euro bei den Menschen abkassieren wollen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Tabaksteuer!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505103000

Herr Kollege Zöller, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Kirschner?


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505103100

Gern.


Klaus Kirschner (SPD):
Rede ID: ID1505103200

Herr Kollege Zöller, wir haben nie verschwiegen

– das wird auch in unserem Gesetzentwurf deutlich –,
dass Belastungen auf die Versicherten zukommen wer-
den. Wie hoch würden aber die Belastungen ausfallen,
wenn der Arbeitgeberbeitrag eingefroren würde? Sie ha-
ben bisher nicht gesagt, in welcher Höhe Sie ihn einfrie-
ren wollen; gehen wir hier einmal von 6 bis 6,5 Prozent
aus. Sie müssen uns auch sagen, wie hoch die Belastun-
gen der Versicherten durch die Streichung des Zahner-
satzes, auf die die Kollegin Bender bereits einging, wer-
den.

Sie sagen, für jede Art von Leistung soll ein Eigen-
anteil von 10 Prozent, höchstens jedoch 5 Euro, zusätz-
lich bezahlt werden. Werden die Versicherten dadurch
nicht in viel stärkerem Maß zur Kasse gebeten als durch
unsere Regelungen? Sie sehen vor, dass jede einzelne
Leistung zusätzlich bezahlt werden muss; das müssen
Sie seriöserweise aber zu den Belastungen addieren.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505103300

Sie können davon ausgehen, dass wir das bereits ad-

diert haben. Das ist doch vollkommen klar. Deshalb ha-
ben wir auch gesagt: Die 10-prozentige Zuzahlung wird
einen Umfang von 6 Milliarden Euro ausmachen. Das ist
seriös gerechnet.

Die erste Frage betraf

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Einfrierung des Arbeitgeberbeitrags!)

– danke schön – das Einfrieren des Arbeitgeberbeitrags.
Wir haben erklärt, dass wir das mittelfristig durchsetzen
wollen. Ich halte das sogar für die gerechtere Lösung. In
dem Moment, in dem der Arbeitgeberbeitrag eingefroren
wird, muss die Versichertengemeinschaft insgesamt die
erhöhten Kosten zahlen. Wenn dies nicht gemacht wird,
müssen die Kranken durch erhöhte Zuzahlung die Kos-
ten allein tragen. Das Einfrieren des Arbeitgeberanteils
ist daher sozial gerechter.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Herr Kollege Zöller, gestatten Sie eine Zwischenfrage er Kollegin Widmann-Mauz? Ja. (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Könnt ihr das nicht in der Fraktionssitzung klären?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505103400
Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505103500


Annette Widmann-Mauz (CDU):
Rede ID: ID1505103600

Lieber Kollege Zöller, könnten Sie den Kollegen des
eutschen Bundestages erklären, wo im Gesetzentwurf
on Rot-Grün eine soziale Begrenzung bei den Leistun-
en, die die Menschen wieder eigenverantwortlich re-
eln sollen, vorgesehen ist? Ich meine die nicht ver-
chreibungspflichtigen Arzneimittel und Sehhilfen. Wo
iegt da die Grenze für den sozialen Schutz?
Vielleicht könnten Sie auch eine Aussage dazu ma-

hen, ob sich die Verschiebung der Parität, die Rot-Grün
ur Finanzierung des Krankengeldes vorsieht, nur auf
as Krankengeld oder auf alle Leistungen in der gesetzli-
hen Krankenversicherung bezieht.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505103700

Der erste Punkt, Frau Kollegin: Es ist natürlich we-

entlich unsolidarischer, ganze Leistungsbereiche her-
uszunehmen. Dann bleibt den Versicherten nichts ande-
es übrig, als diese Leistungen zu 100 Prozent selbst zu
ahlen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit dem Zahnersatz? Ist das eine ganze oder eine halbe Leistung?)


Wenn Sie das nicht verstehen, dann können Sie dazu
erne eine Frage stellen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe es nicht verstanden!)


Der zweite Punkt, den Sie angesprochen haben: Da
ich Rot-Grün nicht einigen konnte, das Krankengeld
anz aus dem Leistungskatalog herauszunehmen, was
ystemgerechter gewesen wäre, hat man – ich sage es
inmal so – eine Zwitterlösung gefunden, indem einfach
ie Parität verschoben wurde. Inwiefern ist das noch so-
idarisch? Was das mit Parität zu tun hat, wenn der Ar-
eitnehmer das Doppelte zahlt, müssen Sie schon erklä-
en. Ich jedenfalls verstehe es nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Noch ein Unterschied bei der Zuzahlung zwischen Ih-

em und unserem System ist erwähnenswert. Ihr Gesetz-
ntwurf enthält über 20 verschiedene Zuzahlungsrege-
ungen. Gleichzeitig fällt ein großer Teil der Zuzahlungen
eraus. Das heißt, Sie haben Bereiche ausgegrenzt und
afür über 20 verschiedene Zuzahlungsregelungen auf-
enommen. Daher bin ich der Auffassung, dass unsere
infache und übersichtliche Regelung des gesamten
KV-Bereiches für die Versicherten wesentlich transpa-






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller

renter ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass keiner mehr
den Überblick über alle bisherigen Zuzahlungsregelun-
gen im Gesetz hat. Ich bin ganz ehrlich: Auch ich habe ei-
nen Spickzettel dabei. Deshalb könnten wir diesen Be-
reich mit einer einfachen Regelung wesentlich sinnvoller
gestalten.

Damit noch nicht genug. Das rot-grüne Modell beher-
bergt noch weitere kostenintensive Fallgruben, die der
Reform jedwede Nachhaltigkeit rauben. Das Hausarzt-
modell wurde angesprochen. Ich bin felsenfest davon
überzeugt: So, wie es im Gesetzentwurf angelegt ist,
wird dieses Hausarztmodell zu mehr und nicht zu weni-
ger Kosten führen,


(Andreas Storm [CDU/CSU]: Richtig!)

wie Sie es der Bevölkerung gerne weismachen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Das Zentrum für Qualitätssicherung stellt eine neue
staatsnahe Behörde dar, die unweigerlich zu mehr Büro-
kratie und damit wiederum automatisch zu Kostensteige-
rungen führt. Wir brauchen doch nicht mehr Bürokratie
und Verwaltung in diesem System. Wir müssen endlich
gemeinsam den Mut aufbringen, die Verwaltungskosten
und den Verwaltungsaufwand in diesem System dras-
tisch zu reduzieren.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine gute Idee!)


Es geht doch nicht an, dass allein in den letzten vier Jah-
ren rund 3 800 zusätzliche Verwaltungsfachkräfte im
Gesundheitswesen eingestellt werden mussten und gleich-
zeitig rund 15 000 Pflegekräfte entlassen wurden. Damit
ist eine Verschiebung erfolgt. Die Ausgaben für die Ver-
waltung sind höher als die für die sinnvolle Behandlung
von Kranken. Insofern ist in diesem Bereich eine Um-
steuerung notwendig. Ich bin sehr dankbar, dass in unse-
rem Gesetzentwurf erstmals die Senkung der Verwal-
tungskosten zwingend festgeschrieben wird.

Eines kann ich Ihnen nicht ersparen. Ich habe manch-
mal den Eindruck, dass die Bürokratisierung für Sie eine
Art Droge bedeutet. Ich möchte das an einem Beispiel
belegen. Wir haben doch – darin bin ich mir felsenfest
sicher – ein gemeinsames Ziel, nämlich dass die preis-
günstigsten Arzneimittel in Anspruch genommen wer-
den sollen. In dem Ziel sind wir uns wohl alle einig. Un-
ser Vorschlag dazu lautet, eine Zuzahlung in Höhe von
10 Prozent einzuführen. Wir sind davon überzeugt, dass
dies zu einer kostenbewussten Inanspruchnahme medizi-
nischer Leistungen führen wird.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: So ist es richtig!)

Dabei handelt es sich um eine sehr einfache Regelung:
10 Prozent Zuzahlung, und Sie werden sehen, dass die
Menschen selber bestrebt sein werden, das preisgüns-
tigste Arzneimittel zu bekommen. Das ist unser Vor-
schlag: übersichtlich und einfach.

Nun zu Ihrem Gegenvorschlag. Dazu darf ich einen
Satz wiederholen, den der Kollege Gerhardt bereits zi-
tiert hat.

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(C (D (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das versteht kein Mensch!)


hre Regelung sieht Folgendes vor – das muss man sich
uf der Zunge zergehen lassen –:

§ 129 wird wie folgt geändert: ... Bei der Ermittlung
der oberen Preislinie des unteren Preisdrittels wird
ein Arzneimittel nicht berücksichtigt, dessen Arz-
neimittelabgabepreis 90 vom Hundert des Preises
desjenigen Arzneimittels übersteigt, das als erstes
Arzneimittel mit diesem Wirkstoff zugelassen wor-
den ist, es sei denn, der Anteil des nicht als erstes
zugelassenen Arzneimittels an der Gesamtzahl der
Packungen der zulasten der gesetzlichen Kranken-
versicherung abgegebenen Arzneimittel mit glei-
chem Wirkstoff,

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Herr Müntefering, erklären Sie das mal!)

identischer Wirkstärke und Packungsgröße und ver-
gleichbarer Darreichungsform erreicht einen Anteil
von mindestens 10 vom Hundert im Zeitraum der
vorangegangenen vier Quartale.

as war der erste Satz.

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP – Zu ruf von der SPD: Verstehen Sie das nicht?)

Nein, ich verstehe das nicht, tut mir Leid. Aber das ist
och auch nicht unser Gesetzentwurf, sondern Ihrer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der zweite Satz lautet:
Ein Arzneimittel, dessen Packungsgröße abweicht
von der Packungsgröße anderer Arzneimittel mit
gleichem Wirkstoff, gleicher Wirkstärke und ver-
gleichbarer Darreichungsform ist preisgünstig nach
Satz 1 Nr. 1, wenn sein Preis nicht höher ist als das
Vielfache aus der Zahl der Einzelanwendungen in
der Packung dieses Arzneimittels und den Kosten je
Einzelanwendung in der nächstgrößeren Packung
zum Preis entsprechend der oberen Preislinie des
unteren Preisdrittels.

(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt kommt der entscheidende dritte Satz:

(Zurufe von der CDU/CSU: Hört! Hört!)


Der Hersteller ist verpflichtet, in seinen Mitteilun-
gen zur Erstellung von Preislisten jeweils anzuge-
ben, ob das Arzneimittel preisgünstig nach Satz 1
Nr. 1 ist.

as muss vom Apotheker überprüft werden.

(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegensatz zu Ihnen kann der das!)

s muss auch von den Krankenkassen überprüft werden
nd ich befürchte, dass Sie demnächst auch noch das
entrum für Qualität in der Medizin diesen Schwach-
inn überprüfen lassen.






(A) )



(B) )


Wolfgang Zöller

Ich meine, dass der ganze Paragraph gestrichen wer-

den kann. Mit unserer 10-prozentigen Zuzahlung ist das
Ziel wesentlich einfacher und sinnvoller zu erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir wollen auch einen Großteil der rund 7 000 exis-

tierenden Vorschriften streichen, nämlich die, die nicht
notwendig sind. Muss beispielsweise gesetzlich geregelt
werden, dass der sechste Zahn von hinten nur mit einer
bestimmten Verblendungsform versehen werden darf? –
Das kann doch nicht Aufgabe des Gesetzgebers sein!

Sie haben aber keine einzige Vorschrift zurückgenom-
men oder gekürzt. Im Gegenteil: Sie legen uns jetzt 380
neue Seiten mit neuen und zusätzlichen Vorschriften vor,
durch die das Ziel, mehr Transparenz und Übersichtlich-
keit herzustellen, aber nicht erreicht wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie
mich noch ein weiteres Beispiel für unwirksame, unsin-
nige und bürokratische Regeln von Frau Ministerin
Schmidt nennen.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Ganz langsam!)

Gegen unseren Willen wurde gestern im Gesundheits-
ausschuss die Positivliste beschlossen. Wenn wir Ihren
Gesetzentwurf ernst nehmen, müssen wir heute alle Me-
dikamente, die eine schwache Nebenwirkung haben, aus
dieser Liste wieder herausnehmen. Sie haben in Ihrem
Gesetzentwurf nämlich geschrieben, dass alle OTC-Prä-
parate, also alle Arzneimittel mit schwachen Nebenwir-
kungen, nicht mehr vergütet werden dürfen. Gestern ha-
ben Sie aber eine Liste beschlossen, in der diese
Arzneimittel noch enthalten sind.

Jetzt kommt der Gipfel: Heute korrigieren Sie Ihr Ge-
setz, das gestern im Ausschuss beschlossen wurde. Nun
höre ich, dass Sie schon jetzt – Sie merken, dass es
Schwachsinn ist – eine Korrektur der Korrektur des Ge-
setzes von gestern einführen. Sie beauftragen den Bun-
desausschuss, Indikationen festzulegen, damit solche nur
schwach wirksamen Medikamente entgegen der Positiv-
liste bzw. Ihrer Regelung, dass OTC-Produkte nicht
mehr bezahlt werden, doch wieder aufgenommen wer-
den können. Es tut mir Leid: Das ist ein Wust von Büro-
kratie, Behördenaufgaben und neuen Vorschriften.


(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das ist schon schlimm!)


Damit ist unser Gesundheitswesen nicht zu retten.
Für die Union ist diese Gesetzesvorlage keine geeig-

nete Grundlage für zielführende Verhandlungen. Es ist
auch bezeichnend: Schauen Sie sich einmal unsere zehn
Seiten an. Auf unseren zehn Seiten sind mehr struktu-
relle Elemente vorhanden als auf Ihren 380. Wenn wir
versuchen, auf der Grundlage unserer zehn Seiten zu
verhandeln, werden wir, da bin ich mir sicher, gemein-
sam etwas Vernünftiges zustande bringen können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin udrun Schaich-Walch, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Sehr verehrte Kolleginnen und Kol egen! Frau Merkel, ich habe eine Frage an Sie. Einangs der Debatte gab es ein Angebot, dass wir über das orliegende, den Gesetzentwurf und Ihren Antrag, in iesem Parlament verhandeln könnten. Vorhin sagte err Zöller, er sehe dafür gar keine geeignete Grundage. Zum Ende dieser Debatte würden wir von Ihnen etzt gerne sehr klar wissen, wie die Verhandlungen ausehen sollen und wie sie organisiert und durchgeführt erden. (Zuruf von der CDU/CSU: Das muss die Opposition nicht sagen!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505103800
Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1505103900

Dass der Ausschuss tagt und über die Dinge, die ein-
ebracht wurden, berät, ist mehr als eine Selbstverständ-
ichkeit. Es wäre sehr wünschenswert, wenn wir wenigs-
ens das als eine klare Aussage Ihrerseits heute mit auf
en Weg nehmen könnten. Nicht nur wir Parlamenta-
ierinnen und Parlamentarier, sondern auch die Men-
chen in diesem Land wollen eine klare Aussage dazu
aben, dass es einen gemeinsamen Willen der hier ver-
retenen Fraktionen gibt, zu einem Ergebnis bezüglich
er Reform des Gesundheitswesens zu kommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Zöller, es gab heute sehr viel Trennendes und ei-
iges Einigende. Sie haben aus einer Zeitung vorgelesen.
s gibt andere Zeitungen, aus denen ich heute vorlesen
önnte. Die „Frankfurter Rundschau“ hat zum Beispiel
ehr deutlich gemacht, dass es sich bei Ihrem Vorschlag
m ein Abkassiermodell und um den Einstieg in die Pri-
atisierung des Gesundheitswesens handelt. Es wurde
o deutlich gemacht, dass es in diesem Land eigentlich
uch jeder verstehen können sollte.
Neben dem Trennenden nehme ich allerdings auch ei-

iges Einigende mit, nämlich die Tatsache, dass wir uns
ier gemeinsam darüber bewusst sind, dass wir ein leis-
ungsfähiges Gesundheitssystem haben. Im letzten Jahr
aben wir über 140 Milliarden Euro zur Versorgung der
atienten ausgegeben. Alle Versicherten haben Zugang
u den medizinisch notwendigen Leistungen.
Frau Widmann-Mauz sagte, es gebe Wartelisten bei

ns. Auf der anderen Seite erklärt sie aber, dass wir die
artelisten anderer Länder abarbeiten. Ich meine, Sie
ollten einmal zu einem Klärungsprozess kommen.
enn wir die Wartelisten anderer abarbeiten, dann be-
eutet das nämlich ganz klar, dass wir keine haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505104000

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Zöller?






(A) )



(B) )



Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1505104100

Vielleicht zum Ende hin.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da ich heute Geburtstag habe, hätte es ja sein können!)


Einen ganz wesentlichen Beitrag zu unserem Gesund-
heitswesen leisten die Menschen, die dort arbeiten. Es
wird unsere gemeinsame Aufgabe sein, darauf zu achten,
dass sie mit ihrer Arbeit, die sie dort erbringen, zufrieden
sind und dass sie eine vernünftige wirtschaftliche Basis
haben. Es kann nicht sein – wie Sie von der Union es
heute vorgetragen haben und wie es auch aus Ihrem An-
trag hervorgeht –, dass die durch die notwendigen Ver-
änderungen entstehenden Belastungen allein von den
Versicherten zu tragen sind und Sie um diejenigen, die in
diesem Bereich arbeiten, einen Schutzzaun errichten und
sagen, jegliche Veränderungen dort seien des Teufels.


(Beifall bei der SPD)

Wir brauchen Reformen und wir müssen auf gesell-

schaftliche und wirtschaftliche Veränderungen sowie auf
den medizinischen Fortschritt eingehen. Wir müssen
diese in unser System einbringen. Letztendlich müssen
aber alle, die an diesem System partizipieren – egal in
welcher Art und Weise –, ihren Beitrag dazu leisten.

Wenn ich sage, alle müssen einen Beitrag leisten,
meine ich damit auch die Pharmaindustrie, die Apothe-
ken, den Großhandel, die Ärzte, die Versicherten und die
Patienten. Nach Gesprächen, die ich geführt habe, kann
ich sagen: Die meisten Menschen sind dazu bereit. Sie
sind bereit, diese Belastungen gemeinsam zu tragen.

Frau Widmann-Mauz, auf der einen Seite sprechen
Sie von einer gleichmäßigen Verteilung der Lasten auf
breite Schultern; auf der anderen Seite sehe ich bei Ihnen
kaum Vorschläge für strukturelle Veränderungen, nur
den Vorschlag einer 10-prozentigen Zuzahlung.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


Angesichts dessen frage ich mich, ob in diesem Land nur
die Patientinnen und Patienten Schultern haben und alle
anderen Menschen nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Mit dem Entwurf, den wir Ihnen vorgelegt haben, set-
zen wir sehr konsequent eine begonnene Politik hin zu
mehr Prävention, mehr Qualität, Transparenz und Wirt-
schaftlichkeit fort. Wir haben zu all diesen Bereichen
Angebote unterbreitet. Ich nenne die Patientenkarte mit
der Weiterentwicklung zur Patientenakte und eine ver-
stärkte Prävention. Sie wissen alle, dass es auch ein ge-
sondertes Präventionsgesetz geben wird. Wir erfüllen mit
unserem Entwurf also viele Anforderungen, die als sol-
che auch in Ihrem Papier stehen, die Sie allerdings – weil
Sie sich nicht einigen konnten – nicht so weit gehend und
im Detail beschreiben konnten, wie wir es getan haben.

Im Mittelpunkt unseres Gesetzentwurfs steht die Ver-
besserung der Versorgung der Patientinnen und Patien-
ten. Ich denke, das ist auch ein gemeinsames Ziel. Wir
müssen daher unsere Strukturen an den tatsächlichen

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(C (D otwendigkeiten der Versorgung und nicht daran ausichten, wie wir die Einkommen der Leistungserbringer auch der Selbstständigen – sichern können. Es muss lso weiterhin im ambulanten Bereich, im krankenhausrztlichen und auch zahnärztlichen Bereich die notwenige Versorgung zur Verfügung stehen. Allen Versicheren muss weiterhin uneingeschränkter Zugang zu den erordneten Leistungen gewährt werden und der finanielle Beitrag – das ist ganz wichtig –, der dazu gehört, uss sich nach wie vor nach den wirtschaftlichen Mögchkeiten des Einzelnen richten. Mit Ihrer Lösung beim ahnersatz verstoßen Sie eklatant gegen dieses Prinzip. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Bei den Sehhilfen haben Sie gar keinen Sozialschutz!)


Die notwendige medizinische Versorgung muss wei-
erhin solidarisch finanziert werden. Die Beiträge dafür
üssen weiterhin paritätisch von Arbeitnehmern und
rbeitgebern aufgebracht werden. Dabei gibt es einen
eutlichen und klaren Unterschied zu Ihnen: Ihr Vor-
chlag der privaten Finanzierung von Zahnersatz ist ja
indeutig der Ausstieg aus der solidarischen Finanzie-
ung einer medizinisch notwendigen Sachleistung. Das
t beim Krankengeld nicht der Fall.


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: Ach nein?)


ch sage es noch einmal: Ihr Vorschlag bedeutet den
usstieg aus der paritätischen Finanzierung einer medi-
inischen notwendigen Leistung. Deshalb ist das mit un-
erem Vorschlag zum Krankengeld nicht vergleichbar.
Was aber noch schlimmer ist: Sie haben heute in der
ebatte und auch in Pressebeiträgen die Option eröffnet
nd deutlich gemacht: Ihr Vorschlag ist der Einstieg in
ie private Absicherung des Krankheitsrisikos. Das ist
twas, was mit uns nicht zu machen ist, auch wenn Sie
s unter dem netten Begriff „Paradigmenwechsel“ ver-
tecken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Andreas Storm [CDU/CSU]: Ist das eine Absage an Gespräche?)


Ihr Vorschlag verletzt das solidarische Grundelement
nserer gesetzlichen Krankenversicherung, dass Bei-
räge zur Krankenversicherung entsprechend dem Ein-
ommen gezahlt werden. Wer viel verdient, zahlt auch
iel. Das ist Solidarität.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie aber beginnen letztlich mit der Zerstörung der
olidarität dadurch, dass Sie eine einseitige Belastung
er Versicherten herbeiführen. Ferner wollen Sie den Ar-
eitgeberbeitrag zur Krankenversicherung festschreiben.
amit – da hatte der Kollege Kirschner absolut Recht –
oppeln Sie die Arbeitgeber von der Dynamik der Aus-
abenentwicklung bei den medizinischen Leistungen ab.
ch glaube, das ist ein Schritt, der nicht vertretbar ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Gudrun Schaich-Walch Beim Krankengeld haben Sie es auch gemacht!)





(A) )


(B) )


Ich spreche von dem Unterschied zwischen den medizi-
nischen Leistungen und den Sozialleistungen. Wir finan-
zieren demnächst auch andere soziale Leistungen wie
das Mutterschaftsgeld um. Den Vorschlag habe ich bei
Ihnen auch gefunden. Sie wissen nur nicht, wie Sie zu
den 1,5 Milliarden Euro kommen. Das ist offensichtlich
nur das Problem des Finanzministers.


(Zuruf von der CDU/CSU: Mehrwertsteuer auf Medikamente!)


Wir beschreiten auch dort den Weg der Veränderungen.
Das heißt also schlicht und einfach, dass alle Lasten,

die aus dem demographischen Wandel und dem medizi-
nischen Fortschritt resultieren, nach Ihrem Vorschlag al-
leine von den Arbeitnehmern getragen werden sollen.
Auch Ihr Vorschlag, eine Selbstbeteiligung von 10 Pro-
zent für alle medizinischen Leistungen einzuführen, be-
lastet einseitig die Kranken.

Man muss auch einmal über Zahlen reden. Herr
Zöller, Sie können sonst so gut rechnen. Heute hat es bei
Ihnen nicht so geklappt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Da werden Sie sich wundern!)


Ein Durchschnittsverdiener mit 2 500 Euro Monatsge-
halt wird bei Ihrem Modell mit 600 Euro im Jahr zusätz-
lich belastet. Ich frage Sie, ob das vernünftig ist, da nicht
zu erkennen ist, dass Sie auf der anderen Seite eine Ent-
lastung vornehmen. Sie setzen letzten Endes nur Ihre ge-
scheiterte Politik, die Sie bis 1998 betrieben haben, fort,
mit der die Kranken für ihr Kranksein bestraft wurden.

Ganz besonders schlimm – das wissen Sie auch – sind
die chronisch Kranken dran. Dann werfen Sie Nebel-
kerzen. Sie können unserem Entwurf entnehmen, dass
wir gerade chronisch Kranke entlasten, indem diese
nicht 2 Prozent, sondern nur 1 Prozent zur Finanzierung
beitragen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eigenverantwortung heißt bei uns – anders als bei
Ihnen – nicht immer nur zahlen, zahlen, zahlen, sondern
bei uns hat der Patient in Zukunft die Chance zu ent-
scheiden,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Er zahlt bei Ihnen mehr als bei uns! Das ist unredlich, was Sie sagen!)


was er zahlt und ob er zahlt. Das hängt davon ab, wie er
sich im System verhält und für welche Versorgungs-
struktur er sich entscheidet.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sind 10 Milliarden nicht mehr als 7,5 Milliarden?)


Das ist ein Stück Freiheit.
Ähnlich verhält es sich mit der von Ihnen vorgeschla-

genen Kostenerstattung. Schauen Sie sich die Kranken-
versicherungssysteme an, die eine Kostenerstattung ha-

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(C (D en. Das ist die private Krankenversicherung. Sie hat inen Verwaltungsaufwand von 10 Prozent. Bei der GKV eträgt der Verwaltungsaufwand etwa 5 Prozent. Sie ber beklagen die Bürokratie. Mit diesen 10 Prozent ird die Bürokratie bezahlt. Sie müssen sich schon entcheiden, wohin Sie wollen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will aber auch nicht verkennen, dass wir Gemein-
amkeiten haben. Diese bestehen darin, den Schwer-
unkt auf die Prävention zu setzen, mehr Transparenz zu
chaffen, die Patientenrechte zu verbessern und die Qua-
tät zu steigern. Zu all diesen Punkten finden Sie Ange-
ote in unserem Entwurf. Auch Sie haben welche. Da-
über müssen wir reden. Sie müssen uns sagen, wann,
ie und wo wir darüber reden. Das sind Sie uns letztend-
ch schuldig.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505104200

Frau Kollegin, erfüllen Sie jetzt den heutigen Ge-

urtstagswunsch des Kollegen Zöller und lassen Sie
och eine Zwischenfrage zu?


Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1505104300

Mache ich doch glatt.


Wolfgang Zöller (CSU):
Rede ID: ID1505104400

Kollegin Schaich-Walch, können Sie mir eventuell

ustimmen, dass es, wenn der Wunsch zu gemeinsamen
erhandlungen wirklich ernst gemeint ist, logisch ist,
ass der gestern beschlossene Gesetzentwurf über die
ositivliste eigentlich in das Gesundheitsmodernisie-
ungsgesetz gehört, da Sie doch selber gesagt haben, die-
er sei eines der Kernstücke Ihrer Gesundheitsreform?
ir empfinden es schon als einen seltsamen Akt, dass
an vorher ein Kernstück herausnimmt, es damit zu-
timmungsfrei macht und dann fragt, ob darüber nicht
erhandelt werden solle.


Gudrun Schaich-Walch (SPD):
Rede ID: ID1505104500

Ich muss Sie erst einmal korrigieren. Nicht die He-

ausnahme hätte den Gesetzentwurf zustimmungsfrei ge-
acht, sondern die Positivliste ist bereits mit der Ge-
undheitsreform im Jahre 1999 in Angriff genommen
orden. Durch sehr sorgfältige Arbeit ist der Gesetzent-
urf erst jetzt zum Abschluss gekommen.


(Lachen bei der FDP)

ie können doch nicht den Anspruch erheben, dass wir
lle Gesetzentwürfe, die jetzt noch nicht abgeschlossen
ind, im Rahmen der Gesundheitsstrukturreform zu ver-
andeln haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der FDP: Können Sie die sorgfältige Arbeit einmal beschreiben?)


Lassen Sie mich zum Schluss kurz noch etwas zum
hema Wettbewerb sagen. Man hatte heute bei Ihren Re-
en den Eindruck, Wettbewerb sei plötzlich des Teufels.






(A) )



(B) )


Gudrun Schaich-Walch

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Wettbewerb brau-
chen, um zu Verbesserungen zu kommen. Es wird Ihnen,
glaube ich, nicht gelingen, sich an strukturellen Verände-
rungen vorbeizumogeln.

Einfach immer nur mehr Geld in das System zu ste-
cken löst unsere Probleme letztlich nicht. Wir haben eine
gemeinsame Aufgabe. Es scheint, wir werden uns bei ei-
nigen Punkten einigen können; bei anderen Punkten
wird das kaum möglich sein. Das Ganze wird ausgespro-
chen schwierig werden. Die Menschen in diesem Land
haben aber einen Anspruch darauf, dass wir zumindest
den ernsthaften Versuch wagen und dass wir ihnen erklä-
ren, wie es geht.

Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. Sie enthal-
ten alle wesentlichen und notwendigen Punkte. Ihre Vor-
schläge haben noch Fragmentcharakter. Wir sind gerne
bereit, Ihre intensive Auslegung zu den einzelnen Punk-
ten entgegenzunehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505104600

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen

auf den Drucksachen 15/1170 und 15/940 an die in der
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
Die Vorlagen auf Drucksachen 15/1174 und 15/1175 sol-
len an dieselben Ausschüsse wie die Vorlage auf Druck-
sache 15/1170 überwiesen werden. Gibt es dazu ander-
weitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall. Dann ist die
Überweisung so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 c auf:
a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchfüh-
rung gemeinschaftsrechtlicher Vorschriften über
die grenzüberschreitende Beweisaufnahme in
Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten

(EG-Beweisaufnahmedurchführungsgesetz)

– Drucksache 15/1062 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

b) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Ände-
rung des Gesetzes über die Tätigkeit europäi-
scher Rechtsanwälte in Deutschland und
weiterer berufsrechtlicher Vorschriften für
Rechts- und Patentanwälte, Steuerberater und
Wirtschaftsprüfer
– Drucksache 15/1072 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung

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(C (D c)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zu dem Ver-
trag vom 27. Juni 2001 zwischen der Bundes-
republik Deutschland und der Republik
Indien über die Auslieferung
– Drucksache 15/1073 –
Überweisungsvorschlag:
Rechtsausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe

Es handelt sich um Überweisungen im vereinfach-
en Verfahren ohne Debatte.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlagen an

ie in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse zu
berweisen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 3 a und 3 b auf:
a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-


(3. Ausschuss)

Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisie-
rung der Sicherheitslage und Verbesserung der
humanitären Situation in Bunia auf der
Grundlage der Resolution 1484 (2003) des
Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom
30. Mai 2003
– Drucksachen 15/1168, 15/1177 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Markus Meckel
Dr. Friedbert Pflüger
Dr. Ludger Volmer
Dr. Werner Hoyer

b) Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung
– Drucksache 15/1177 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Antje Hermenau
Lothar Mark
Herbert Frankenhauser
Dietrich Austermann
Jürgen Koppelin

Über die Beschlussempfehlung werden wir im An-
chluss an die Debatte namentlich abstimmen.
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
iderspruch. Dann ist das so beschlossen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich die Aus-

prache eröffnen kann, bitte ich diejenigen, die sich in
en Gängen unterhalten, ihre Gespräche in der Lobby
es Bundestages fortzuführen. – Ich eröffne die Ausspra-
he. Das Wort hat der Bundesminister der Verteidigung,
r. Peter Struck.






(A) )



(B) )



Dr. Peter Struck (SPD):
Rede ID: ID1505104700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Ich möchte mit einem Dank an die Fraktionen
des Deutschen Bundestages beginnen. Das Kabinett hat
am Freitag den Einsatz deutscher Soldaten im Zusam-
menhang mit der EU-Mission im Kongo beschlossen.
Sie haben heute bzw. gestern in Ihren Fraktionen bera-
ten. Heute werden wir zu einer Entscheidung kommen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass das in diesem Verfahren
möglich war.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Angesichts der Schwierigkeit dieses Einsatzes weiß ich
das besonders zu würdigen.

Meine Damen und Herren, wir haben schon in der
letzten Sitzungswoche anlässlich eines anderen Debat-
tenpunktes über die Situation im Kongo gesprochen. Die
Situation im Kongo lässt sich mit den Worten Bürger-
krieg und Ermordungen von Menschen beschreiben.
1,6 Millionen Kongolesen gelten als Vertriebene und
Flüchtlinge. Die meisten Toten sind Zivilisten, die unter
den entsetzlichen Lebensbedingungen gelitten haben
und infolge von Massakern, Plünderungen und Vertrei-
bung oder an mangelnder Ernährung gestorben sind. Die
Situation hat sich durch den Abzug der ugandischen Ein-
heiten aus Bunia Anfang Mai nochmals verschlimmert.
In den wenigen Wochen, die seitdem vergangen sind, ha-
ben mehrere hundert Menschen allein in Bunia den Tod
gefunden. 10 000 Menschen suchen Zuflucht in interna-
tionalen Einrichtungen, in denen sie nur unzureichend
versorgt und geschützt werden können. Rund 25 000 Men-
schen sind im Raum Bunia auf der Flucht.

Alle diplomatischen Bemühungen, diesen Konflikt
friedlich zu lösen, sind bisher erfolglos geblieben. Wir
stehen einmal mehr vor einer humanitären Katastrophe,
vor der die zivilisierte Welt die Augen nicht verschließen
kann und nicht verschließen darf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es war richtig, dass der Sicherheitsrat der Vereinten
Nationen gehandelt hat und auf der Grundlage von
Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen die Reso-
lution 1484 verabschiedet hat. Darin wird die zeitlich
befristete Entsendung einer multinationalen Eingreif-
truppe nach Bunia mandatiert. Die Mitgliedstaaten sind
aufgerufen worden, sich personell, materiell, finanziell
oder durch logistische Unterstützung an der Aufstellung
dieser multinationalen Eingreiftruppe zu beteiligen.
Deutschland hat diese Resolution von Anfang an unter-
stützt.

Um klar zu stellen, worum es jetzt geht: Unser Bei-
trag, der Beitrag der Bundesrepublik Deutschland und
der Bundeswehr, besteht aus der Bereitstellung von
Lufttransportkapazitäten von Europa bis nach
Entebbe in Uganda mit C-160-Transall-Transportflug-
zeugen. Wir werden vier Flüge pro Woche auf der Stre-
cke Frankreich–Entebbe installieren. Des Weiteren be-
steht unser Beitrag aus der Bereithaltung unserer

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(C (D ähigkeit zur raschen medizinischen Evakuierung auf bruf. Das betrifft einen Airbus Air Medevac vom Typ 310, der in Köln-Wahn in einer 24-Stunden-Bereit chaft zur Verfügung steht. Dieses Flugzeug kann – im egensatz zu den Transall, die zweimal zwischenlanden üssen, weil sie eine Flugzeit von 17 Stunden enötigen – nonstop nach Entebbe fliegen. Mit dem 310 können Verletzte aufgenommen und nach Europa ansportiert werden, um sie dort weiter zu behandeln. ußerdem verstärken wir das mit der Führung der Einreiftruppe beauftragte Operationshauptquartier, gegeenenfalls auch das in Entebbe einzurichtende Hauptuartier der Eingreiftruppe durch – so ist es bisher eplant – zwei oder drei Stabsoffiziere. Insgesamt wird unser Beitrag weit unter der Stärke on 350 Soldaten bleiben, die wir im Kabinettsbeschluss estgelegt haben. Diese Obergrenze ist aber erforderlich, m in der gegebenen Lage die notwendige Flexibilität zu esitzen. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass eine diekte Entsendung deutscher Soldaten in die Demokratiche Republik Kongo nicht stattfinden wird. Ausnahme t der Fall einer dringenden Nothilfe oder einer erforerlichen Evakuierung. Ich möchte auch im Hinblick auf ie Debatten, die es in allen Fraktionen gegeben hat und ie, wie mir berichtet worden ist, sehr ernsthaft geführt orden sind, gleich der Sorge entgegentreten, dass wir ns auf eine Rutschbahn begeben, an deren Ende wir öglicherweise viel stärker in diesen Konflikt verwikelt werden, als wir es für richtig halten. Ich erkläre für ie Bundesregierung ausdrücklich: Das Mandat ist zeitch begrenzt und wird so ausgestaltet, wie ich es gerade argelegt habe, und nicht mehr. Das sollte deutlich sein. ch denke, das hilft auch manchem Kritiker und denjenien in den Fraktionen, die Sorgen haben. Das Ziel des Einsatzes der multinationalen Eingreif uppe ist klar. Es geht bei dem zu leistenden Beitrag daum, die Massaker an der Bevölkerung in der Stadt Buia zu stoppen, weitere Gewaltexzesse zu verhindern nd die humanitäre Katastrophe zu beenden. Deshalb oll die Eingreiftruppe den Flughafen der Stadt Bunia sihern und zwei Flüchtlingslager wie auch die Einwohner er Stadt und, soweit notwendig, die Mitarbeiter der Verinten Nationen in Bunia schützen. Der Auftrag soll in nger Zusammenarbeit mit den in der Demokratischen epublik Kongo stationierten Soldaten der Vereintenationen-Mission MONUC erfüllt werden. Diese Mision umfasst zurzeit etwa 3 800 Soldaten. Sie hat als peration nach Kapitel VI der Charta der Vereinten Naonen kein robustes Mandat und verfügt zudem nicht ber die Kräfte und die Mittel, Zwangsmaßnahmen geen die Konfliktparteien durchzusetzen. Das robuste Mandat der Eingreiftruppe ist – das abe ich dargestellt – zeitlich, inhaltlich und räumlich lar begrenzt. Es zielt ausschließlich darauf ab, die Lage Kongo zu stabilisieren, bis die Präsenz des im Kongo efindlichen MONUC-Kontingents entsprechend der age angepasst und verstärkt worden ist. Das bedeutet, ass die UN-Mission MONUC im Kongo bis August ieses Jahres auf etwa 11 000 Soldaten aufwachsen soll. n Bunia ist der Einsatz von circa 2 000 Soldaten aus Bundesminister Dr. Peter Struck Bangladesch vorgesehen. Die EU-Mission Artemis endet damit am 1. September 2003. Ich fasse zusammen: Einerseits wächst die MONUCMission auf die von mir genannte Zahl von circa 11 000 Soldaten auf und andererseits dauert die EUOperation, die nur stabilisieren soll, bis Ende August dieses Jahres. Das sollte jedem klar sein. Der Einsatz der Eingreiftruppe der Europäischen Union ist ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung der Demokratischen Republik Kongo. Wir Europäer werden damit unserer besonderen Verantwortung gerade gegenüber dem afrikanischen Kontinent gerecht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Der Einsatz in Bunia ist schließlich die erste durch die
Europäische Union geführte militärische Operation, die
nicht auf Kräfte oder Mittel der NATO zurückgreift. Das
Bündnis wurde entsprechend den NATO-EU-Dauerver-
einbarungen über die Diskussion und die Entscheidun-
gen innerhalb der Europäischen Union informiert.

Der Einsatz entspricht unserem Ziel, die Handlungs-
fähigkeit der Europäischen Union in der Außen- und
Sicherheitspolitik fortzuentwickeln, damit Europa seine
Verantwortung für die europäische und globale Sicher-
heit stärker wahrnehmen kann. Das geschieht nicht in
Konkurrenz zur NATO, sondern ist Ausdruck einer ver-
nünftigen Lastenteilung innerhalb der euro-atlantischen
Staatengemeinschaft.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es ist sehr zu begrüßen, dass sich Frankreich bereit
erklärt hat, die Funktion der Frame Nation, also der Rah-
mennation, im Hinblick auf die EU-Operation Artemis
im Kongo zu übernehmen. Bislang haben sich sieben
weitere europäische Nationen bereit erklärt, Soldaten zu
dieser Eingreiftruppe beizusteuern: Österreich, Belgien,
Großbritannien, Griechenland, die Niederlande, Spa-
nien und Schweden. Darüber hinaus werden wahrschein-
lich auf Bitten des Generalsekretärs der Vereinten Natio-
nen auch einige außereuropäische Staaten Truppen für
diese Operation stellen: voraussichtlich Brasilien, Ka-
nada, Pakistan und Südafrika, das ebenfalls eine beson-
dere Verantwortung auf dem afrikanischen Kontinent
hat.

Unser Beitrag ist begrenzt. Es ist ein Beitrag, wie wir
ihn leisten wollen, aber auch leisten können. Die Bundes-
wehr ist heute mit einer Gesamtzahl von knapp 9 000 Sol-
daten in sechs unterschiedlichen Einsätzen weltweit enga-
giert. Wir sind seit vier Monaten Lead Nation beim
Einsatz der ISAF in Afghanistan. Diese Funktion endet
am 11. August. Dann werden wir das Kommando in Ka-
bul abgeben.

An dieser Stelle möchte ich sagen, dass ich der Präsi-
dentin für die Würdigung unserer in Afghanistan ver-
storbenen Soldaten außerordentlich dankbar bin. Es
war ein schreckliches Ereignis; das muss man sich im-
mer wieder vor Augen halten. Es verdeutlicht, welche
Verantwortung wir alle haben, wenn wir über solche

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(C (D insätze entscheiden. Unser Mitgefühl gilt den Angehöigen. Ich kann Ihnen sagen, dass abgesehen von zwei chwer verletzten Soldaten, die in unseren Krankenhäuern noch behandelt werden, alle Soldaten auf einem guen Wege sind. Wir können und wir wollen bei der Kongo-Mission in ganda helfen. Es wäre allerdings eine Illusion, zu glauen, der aktuelle Konflikt im Kongo und die damit verundene humanitäre Katastrophe könnten allein durch ilitärisches Handeln nachhaltig gelöst werden. Eine ösung des Konflikts und eine dauerhafte Befriedung er Region sind nur durch politische Stabilisierung, irtschaftliche Erholung und Demokratisierung zu erreihen. Deshalb hat sich die Bundesregierung frühzeitig olitisch und humanitär in Afrika, natürlich auch in der emokratischen Republik Kongo, engagiert. Wir müsen auch weiterhin alles tun, um die politischen Fortchritte, wie die angestrebte Bildung einer Allparteienegierung, zu unterstützen. Jetzt leisten wir einen kleinen ilitärischen Beitrag. Die Priorität liegt aber auf der olitischen Lösung dieses Konfliktes. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505104800

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Wolfgang

chäuble, CDU/CSU-Fraktion.

Dr. Wolfgang Schäuble (CDU):
Rede ID: ID1505104900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und
erren! Die Fraktion der CDU/CSU stimmt dem Antrag
er Bundesregierung zu. Nicht alle Kolleginnen und
ollegen der CDU/CSU-Fraktion werden dem Antrag
ustimmen, aber die große Mehrheit wird es tun. Wir
lle, die wir zustimmen, tun dies allerdings mit erhebli-
hen Bedenken. Wir haben uns die Entscheidung nicht
eicht gemacht. Es ist – der Bundesverteidigungsminster
at es eben ausgeführt; ich will das für uns unterstrei-
hen – eine ungewöhnlich schwierige und auch proble-
atische Entscheidung.
Es ist nicht so, dass wir nicht der Meinung wären, es

ei dringend notwendig, dass sich die Völkergemein-
chaft stärker in und für Afrika engagiert. Es ist nicht so,
ass wir nicht schon lange der Überzeugung wären, wir
üssten uns den Problemen und der trostlosen Entwick-
ung im Kongo viel entschiedener zuwenden. Was wir
ber vermissen, ist, dass dies auf der Grundlage eines
ernünftigen, durchdachten und ausgewogenen Kon-
epts geschieht; dessen Fehlen haben wir seit langem
ritisiert. Worüber wir jetzt reden, ist eine Sofortmaß-
ahme zur Vermeidung – hoffentlich – einer weiteren
umanitären Katastrophe. Es geht nur um ein Interims-
andat und einen -auftrag. Aber eigentlich brauchen
ir wirklich ein Konzept.
Wenn auf diesem Kontinent insgesamt und im Kongo

m Besonderen überhaupt die Chance auf eine bessere
ntwicklung bestehen soll, dann dürfen wir nicht ver-
chweigen, dass die Staaten in der Region, insbesondere






(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Schäuble

Uganda und Ruanda, eine besondere Verantwortung ha-
ben. Wir müssen, glaube ich, auf diese Staaten sehr viel
mehr Druck ausüben. Es kann so nicht weitergehen. Man
kann es auch nicht hinnehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Man muss sich schon eine gewisse Zurückhaltung
auferlegen, wenn man liest, dass die Interimsmission mit
Zustimmung der Regierungen dieser Länder erfolgt, da
man doch weiß, dass es genau diese Regierungen sind,
die selbst unmittelbar oder durch Dritte die Konflikte
schüren, und dass es im Übrigen natürlich viele westli-
che Länder und auch Firmen sind – auch das gehört mit
in den Zusammenhang –, die letztlich entscheidend zur
Finanzierung dieser Konflikte beitragen.

Dennoch ist es richtig, zu versuchen, die humanitäre
Katastrophe abzuwenden. Unsere Bedenken richten sich
auch nicht dagegen, dass die Europäer dieses Engage-
ment übernehmen. Wir halten es für richtig, dass sich die
Europäische Union engagiert. Wir begrüßen auch, dass
Frankreich bereit ist, die Führung der Mission zu über-
nehmen. Aber wenn es notwendig ist, den europäischen
Arm der NATO zu stärken, wie der Bundesverteidigungs-
minister gestern in einem Interview gesagt hat, dann wäre
es richtig und besser gewesen, man hätte für diesen Ein-
satz der Europäer NATO-Strukturen verwendet.

In den Ausschussberatungen haben wir die Argu-
mente und die Gründe dafür, dass es so schwierig gewe-
sen ist, das in der Kürze der Zeit zu erreichen, hin und
her gewogen. Deswegen stellen wir überwiegend auch
insoweit unsere Bedenken zurück, aber mit dem Zusatz
– das will ich ausdrücklich sagen –: Es sollte eine Aus-
nahme sein.


(Zuruf von der FDP: Sehr richtig!)

Es muss klar sein, dass wir mit unserer Zustimmung
heute nicht eine Entwicklung einleiten,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

und zwar dahin, dass in der Zukunft ESVP-Einsätze in
der Regel oder öfter ohne Verwendung von NATO-
Strukturen erfolgen. Es geht nicht darum, einen NATO-
Einsatz zu führen. Es geht darum – das ist auch gesagt
worden –, für die ESVP keine doppelten Strukturen zu
schaffen, sondern NATO-Strukturen zu nutzen.

Also: Es muss eine Ausnahme bleiben und es muss
klar sein: Wir wollen damit nicht eine Entwicklung für
die Zukunft einleiten, sondern wir wollen das eigentlich
mit dem ersten Mal ausdrücklich beenden. Der eine Fall
sollte möglichst auch der einzige bleiben, weil wir sonst
einen zusätzlichen Spaltpilz in das Atlantische Bündnis
hineintragen


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

und weil wir als Europäer die Aufgabe in Afrika ange-
sichts ihrer Dimension allein nicht bewältigen werden,
sondern dafür den atlantischen Verbund mit aller Ar-
beitsteilung sehr viel stärker brauchen werden. Es muss
klar sein: Es ist eine gemeinsame Verantwortung.

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(C (D Weil wir diesem Schritt nur unter Bedenken und nur n den genannten Begrenzungen zustimmen, will ich usdrücklich sagen, dass unsere Zustimmung, Herr Bunesverteidungsminister, genau auf das begrenzt ist, was ie hier eben noch einmal festgeschrieben haben – das ill ich festgehalten haben –: Es ist ein begrenztes andat für einen Übergangszeitraum, bis MONUC ie entsprechende Verstärkung hat, die Aufgabe auch it dem veränderten Mandat wahrnehmen kann, also bis nde August. Es ist ein Beitrag der Deutschen in dem egrenzten Rahmen, den die Bundeswehr, die ohnedies n den Grenzen ihrer Belastbarkeit ist, leisten kann. Es eht nicht in den Kongo hinein mit Ausnahme des Fales, den Sie beschrieben haben. Es geht um die Bereittellung von Lufttransportkapazitäten und medizinischer ilfe sowie Mithilfe im Hauptquartier begrenzt auf diese eit – nicht mehr. Durch Ihre gestrigen öffentlichen Äußerungen, Herr undesverteidigungsminister, ist ein wenig Verwirrung ntstanden. Es ist nämlich schon der Eindruck entstanen, wir könnten durch diese Entscheidung sehr schnell n weitere Aktionen hineingezogen werden. Ich halte usdrücklich fest, dass Sie nunmehr in den Ausschussbeatungen und hier im Plenum klargestellt haben, dass ies von der Bundesregierung nicht geplant ist. Unsere ustimmung für eine solche Ausweitung hätten Sie icht. Auch dies muss klar sein. Wir dürfen uns nicht auf ine schiefe Ebene begeben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Günther Friedrich Nolting [FDP])


Im Übrigen will ich in diesem Zusammenhang noch
ine Bemerkung machen, die sich nicht nur an den Bun-
esverteidigungsminister, sondern insgesamt an die
undesregierung richtet: Angesichts der Vielzahl und
er Schwierigkeit der Einsätze und der bitteren Erfah-
ungen, die wir jetzt eben in Afghanistan machen muss-
en, werbe ich – das sage ich ohne jede Polemik – bei der
undesregierung sehr darum, dass sie ihre Informa-
ionspolitik gegenüber dem Bundestag überprüft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ir müssen schon das Gefühl haben, dass wir von der
undesregierung umfassend und vollständig unterrichtet
erden, wenn wir so schwierige Entscheidungen treffen
nd eine so große Verantwortung übernehmen müssen.
ir haben etwa bei dem Einsatz in Afghanistan nicht
as Gefühl, dass wir von der Bundesregierung zu jedem
eitpunkt die Informationen, die sie im Einzelnen hat,
ur Verfügung gestellt bekommen.


(Beifall des Abg. Jürgen Koppelin [FDP])

isstrauen ist eine schlechte Grundlage, wenn das Par-

ament den Teil der Verantwortung, den es tragen muss,
bernehmen soll. Ich wäre also dankbar, wenn es zu ei-
er kritischen Überprüfung Ihrer eigenen Praxis und zu
iner Verbesserung käme.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Wolfgang Schäuble

Dies bringt mich im Übrigen zu einer weiteren Be-

merkung: Es darf nicht sein Bewenden dabei haben, dass
wir bei jeder dieser Debatten immer wieder beklagen,
dass die Bundeswehr eigentlich schon längst überfor-
dert ist, sie das gar nicht mehr leisten kann und man
mehr tun müsse, aber die Konsequenzen ausbleiben.
Man muss endlich einmal damit anfangen, die Bundes-
wehr für diese zusätzlichen Inanspruchnahmen entspre-
chend auszurüsten. Von Debatte zu Debatte – das geht
nun schon seit Jahren so – wird immer wieder gesagt:
Das ist aber das Äußerste, was die Bundeswehr noch
leisten kann. Dann kommt aber wieder etwas hinzu. So
kann es nicht weitergehen. Wir treiben auch mit der Be-
reitschaft unserer Soldaten ein Stück weit Schindluder,
wenn wir nicht endlich entsprechende Konsequenzen
ziehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Trotz all dieser Bedenken stimmen wir im Rahmen

der von mir genannten Begrenzungen und Bedingungen
zu. Wir wissen, dass wir alle miteinander, verehrte Kol-
leginnen und Kollegen, eine schwierige Entscheidung zu
treffen haben. Wir sollten das zum Anlass nehmen, stär-
ker auch unsere Rolle im Weltsicherheitsrat, Herr Bun-
desaußenminister, dazu zu nutzen, dass die Vereinten
Nationen den Worten jetzt auch Taten folgen lassen, dass
MONUC ausgeführt wird und dass man sich im Sicher-
heitsrat nicht nur punktuell und situativ mit Afrika be-
schäftigt, sondern dass dort eine konzeptionelle Politik
entwickelt wird, die der Auffassung entgegenwirkt, dass
Afrika ein verlorener Kontinent sei. Afrika ist kein ver-
lorener Kontinent und darf es nicht werden. Was wir
dazu beitragen können, tragen wir bei. Aber die Politik
muss auch gestaltend und nicht nur reaktiv agieren.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505105000

Das Wort hat der Bundesaußenminister Joschka

Fischer.

Joseph Fischer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505105100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich

möchte mich bei den Mitgliedern des Hauses, die diese
zugegebenermaßen schwierige Entscheidung zu treffen
haben, schon jetzt im Namen der Bundesregierung recht
herzlich bedanken. Es ist eine Entscheidung – der Bun-
desverteidigungsminister wie auch der Kollege Schäuble
haben darauf hingewiesen –, die alles andere als einfach
ist.

Es geht um einen Einsatz – ich möchte das an dieser
Stelle nochmals unterstreichen –, bei dem das Haupt-
risiko, ein nicht geringes Risiko, unsere französischen
Partner zu tragen haben. Ich denke, auch dafür sollten
wir dankbar sein. Es ist ein Einsatz, der vor allen Dingen
zur humanitären Stabilisierung in einer Region dient,
die seit vielen Jahren, nicht erst seit kurzer Zeit, Anlass
zu größter Besorgnis gibt, wo wir bereits schlimme
Dinge, humanitäre Katastrophen, Massenmorde bis hin
zum versuchten Völkermord an den Tutsis, und – das

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(C (D üge ich hinzu – auch ein schlimmes Versagen der interationalen Staatengemeinschaft erleben mussten. Insofern werden wir uns als Teil der Staatengemein chaft dort nicht heraushalten können und dürfen. Zuindest was die humanitäre Seite betrifft, scheint mir ies völlig klar zu sein. Europa ist hier in einer ganz besonderen Verpflich ung. Der Kollege Struck hat darauf hingewiesen: Es andelt sich um eine europäische Mission, um eine SVP-Mission. Die Hauptlast liegt bei anderen. Wir eisten unseren Beitrag vor allem im Transportsektor. as ist eine zusätzliche Belastung; aber es wird kein eg daran vorbeiführen, dass Europa hier seiner historichen wie auch aktuellen Verantwortung gerecht wird nd seinen Beitrag zur Abwehr einer humanitären Katatrophe leistet. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Kollege Schäuble, ich weiß nicht, ob wir der Heraus-
orderung in Afrika mit einem Konzept gerecht werden.
ei dem langen Bürgerkrieg in Angola hätte das beste
onzept nicht geholfen; das wissen Sie so gut wie ich.
ie Frage der Region der Großen Seen, zu der der Ost-
ongo gehört, ist keine Frage eines besseren Konzeptes.
ie Tragödie in Liberia, wo wir hoffen, jetzt wieder ei-
en Schritt vorwärts gemacht zu haben, in Sierra Leone,
ie Entwicklung von Terrorismus in weiten Teilen, die
ituation in Somalia und im Südsudan, um nur einige zu
enennen, oder das mutwillig herbeigeführte Desaster in
inem der potenziell reichsten Länder des südlichen Afri-
as, in Simbabwe, durch die dortige Regierung, durch
ugabe, der sich mit allen Mitteln gegenüber der Oppo-
ition an der Macht halten will – all das sind meines Er-
chtens keine Fragen eines Konzeptes, sondern letztend-
ich Fragen eines geduldigen Ansatzes mit regionalen
artnern und des Bewusstseins, dass dieser Nachbarkon-
inent für uns von entscheidender Bedeutung ist.
Ich möchte hier ausdrücklich einem klugen Kommen-

ator von der konservativen Seite, Hans-Peter Schwarz,
idersprechen, der meinte, die Situation in Afrika liege
icht in unserem Interesse. Meine Damen und Herren,
enn dieser Kontinent, unser direkter Nachbarkontinent,
eginnt, die furchtbare Instabilität, die dort herrscht, zu
xportieren, ist das Sicherheitsinteresse der Europäer
m 21. Jahrhundert direkt betroffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Deswegen gehört die Lösung der dortigen Konflikte
us meiner Sicht eindeutig mit in die europäische Ver-
ntwortung. Deutschland als einer der wichtigsten Mit-
liedstaaten der Europäischen Union muss seinen Bei-
rag dazu leisten.
Im Bereich der Großen Seen sehen wir durchaus hoff-

ungsvolle Ansätze. Sie mögen morgen schon wieder in
as Gegenteil verkehrt werden; aber dort wurde eine
ntwicklung in Gang gesetzt, in deren Rahmen auch die-
er Beitrag, der jetzt durch den ESVP-Einsatz, den euro-
äischen Einsatz geleistet wird, eine politische Lösung






(A) )



(B) )


Bundesminister Joseph Fischer

voranbringen kann, eine politische Lösung unter Ein-
schluss von Ruanda und Uganda. Das sind die entschei-
denden Faktoren. Aber auch die innere Demokratisie-
rung, ein neuer Konsens im Kongo, wird von
entscheidender Bedeutung sein, um ein Minimum an
Stabilität herzustellen.

Insofern, meine Damen und Herren, glaube ich, dass
dieser Einsatz nicht nur unter humanitären Gesichts-
punkten, sondern durchaus auch unter politischen Ge-
sichtspunkten eine sehr wichtige Bedeutung haben kann
und haben wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich verhehle hier nicht, dass wir uns nicht ganz sicher
waren, ob es ein ESVP-Einsatz sein sollte oder eher eine
„coalition of the willing“. Die Bundesregierung wäre
auch bereit gewesen, eine Koalition der Willigen zu un-
terstützen. Aber wir mussten zur Kenntnis nehmen, dass
in den Gremien der Europäischen Union die Mehrheit
anderer Meinung war, vor allen Dingen die beiden größ-
ten Partner, nämlich Großbritannien und Frankreich.

An dem Punkt ist es natürlich schon von entscheiden-
der Bedeutung, dass wir im Konvent für Mehrheitsent-
scheidungen in der Außenpolitik kämpfen. Ich sage da-
bei ganz deutlich, dass der Einsatz von Soldaten kein
Gegenstand von Mehrheitsentscheidungen sein kann.
Unsere Position ist, dass dies eine nationale Entschei-
dung bleiben muss. Wenn wir aber eine politische Ent-
scheidung gemeinsam treffen, dann müssen wir natürlich
auch die Lasten, die sich daraus ergeben, gemeinsam
schultern.

Ich erinnere mich noch gut an die Kritik zu Saint-
Malo, wo gefragt wurde: Warum war Deutschland da-
mals nicht dabei? Bezogen auf die jetzige Situation wird
gefragt: Warum gibt es keinen NATO-Einsatz? Genau
diese Möglichkeit ist in Saint-Malo von Blair und Chirac
bereits ins Auge gefasst worden. Sie können den Briten
alles unterstellen, aber nicht die Intention, die NATO zu
schwächen. Diese Debatte kann man daher sehr schnell
beenden, weil niemand intendiert, aus dieser Angelegen-
heit den Beginn einer eigenständigen europäischen Al-
ternative zum transatlantischen integrierten Militärbünd-
nis abzuleiten. Zumindest entspricht diese Haltung
garantiert nicht der Position der Bundesregierung, und
ich wage einmal die Unterstellung, dass dies auch nicht
die Haltung Großbritanniens und anderer Partner ist.

Wir müssen uns in diesem Zusammenhang in Bezug
auf die zukünftige europäische Sicherheits- und Ver-
teidigungspolitik und die zukünftige europäische Au-
ßenpolitik auch darüber Klarheit verschaffen, dass es im
deutschen Interesse ist, nicht abseits zu stehen, wenn die
beiden anderen großen europäischen Nationen mit dabei
sind und wenn diese beiden Bereiche mehr und mehr
zusammengeführt werden. Es ist von entscheidender Be-
deutung, dass wir auch diesen Aspekt – selbstverständ-
lich unter Beachtung unserer Fähigkeiten und Möglich-
keiten – berücksichtigen.

Ich stimme all denen zu, die sagen, Afrika sei kein
verlorener Kontinent und dürfe kein verlorener Konti-

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(C (D ent sein. Wir erleben es bei den Maghreb-Staaten, wo er Islamismus eine konkrete Herausforderung für die tabilität ist. Wir erleben es in Westafrika – auch das öchte ich erwähnen –, wo arme Staaten, die in der COWAS zusammengeschlossen sind, für ihre Verhältisse enorme Beiträge zur Stabilisierung auch im militäischen Bereich geleistet haben, um dort Krisenstaaten u stabilisieren. Es waren erhebliche Beiträge, die geeistet wurden und die noch geleistet werden. Natürlich setzen wir darauf, dass die Afrikaner ver tärkt die Verantwortung für Frieden und Stabilität auf iesem Kontinent übernehmen. Deswegen freuen wir ns ganz besonders, dass sich auch Südafrika hier sehr tark engagiert. Ein Gesamtkonzept für Afrika wird icht funktionieren. Deshalb setzten wir auf regionale nsätze und regionale Stabilisierungsbemühungen; enn es ist ein großer Kontinent mit schweren und weit eichenden Konflikten. Europa kann sich aus diesen onflikten nicht heraushalten, weil es dafür Verantworung trägt und weil dieser Kontinent zugleich ein Teil nserer Sicherheit ist. Die Operation Artemis zeigt, dass sich die Europäi che Union dieser Dimension bewusst ist und dass sie in iner humanitären Notlage rasch und effektiv agieren ann. Die Europäische Union beweist also, dass sie andlungsfähig ist, wenn die großen Mitgliedstaaten zuammenarbeiten. Ich freue mich, dass auch der Deutsche undestag seinen Beitrag dazu leistet, indem er dieser ission zustimmt. Ich danke Ihnen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505105200

Nächster Redner ist der Kollege Günther Nolting,

DP-Fraktion.

Günther Friedrich Nolting (FDP):
Rede ID: ID1505105300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

DP tritt dafür ein, dass die Bundesrepublik Deutsch-
and ihrer staatspolitischen Verantwortung gerecht wird.
azu steht die FDP-Fraktion auch heute. Hier unter-
cheiden wir uns von den Grünen, die in der Vergangen-
eit wiederholt und mit kaum zu überbietender Heftig-
eit Einsätze der Bundeswehr im Ausland bekämpft
aben, allen voran der heutige Außenminister.
Herr Außenminister Fischer, ich kann mich sehr gut

aran erinnern, dass Sie hier im Deutschen Bundestag
esagt haben: Die deutschen Soldaten werden die Pro-
leme nicht lösen; sie werden das Problem sein. – Wann
aben Sie endlich den Mut, hier zu sagen, dass Sie sich
uch in dieser Frage geirrt haben?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Die FDP-Fraktion stimmt heute mit Mehrheit einem

efristeten Einsatz von Bundeswehrsoldaten im
ahmen der UN-Resolution 1484 zu. Es ist an der Zeit,
ie Rolle der UN zu stärken. Wir sagen heute aber auch:
ür die FDP gibt es keinen Automatismus der Verlänge-






(A) )



(B) )


Günther Friedrich Nolting

rung oder Veränderung des Mandats, wenn das jetzige
Mandat Ende August ausläuft. Mit unserer heutigen Zu-
stimmung erteilen wir dieser Bundesregierung keinen
Blankoscheck.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Friedbert Pflüger [CDU/CSU])


Meine Damen und Herren, die Bundesregierung hat
alles unternommen, uns diese Zustimmung so schwer
wie möglich zu machen. Natürlich müssen wir den Not
leidenden Menschen im Kongo helfen. Übrigens nicht
nur im Kongo: Herr Außenminister, was sagen Sie ei-
gentlich zu den Situationen in Äthiopien, in Somalia, im
Sudan, in Mali, im Tschad, in Nigeria und in anderen
Ländern?

Herr Außenminister, ich frage Sie überhaupt nicht
nach einem Gesamtkonzept der Bundesregierung für
Afrika. Wo sollte denn solch ein Konzept angesichts der
Tatsache herkommen, dass Sie, Herr Außenminister, die-
sen Kontinent erst drei Jahre nach dem Beginn Ihrer
Amtszeit besucht haben? Gerade Sie, der Sie als Frakti-
onsvorsitzender der Grünen immer wieder mit nicht zu
überbietender Schärfe Hilfe für Afrika und die Einhal-
tung der Menschenrechte angemahnt haben, tummeln
sich in allen Ländern dieser Erde, nicht aber in Afrika.
Das ist die bittere Realität.

Ich will an dieser Stelle hinzufügen: Es war gestern
ein Kollege der Grünen, der die Afrikapolitik der EU ge-
rügt hat und damit wohl auch die Politik des grünen Au-
ßenministers. Das Ergebnis ist, dass dieser Kollege der
Grünen heute offensichtlich nicht sprechen darf, wie
heute überhaupt kein Parlamentarier der Grünen zu Wort
kommt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Die Regierung hat in dieser Frage keine Konzepte. Es

gibt telegene Sorgenfalten und eingeübte Rhetorik. Das-
selbe gilt für die Ministerin für wirtschaftliche Zusam-
menarbeit und Entwicklung, Frau Wieczorek-Zeul.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Können Sie einmal über den Kongo reden?)


Dank ihr genießen Ruanda und Uganda noch immer
den Status von Schwerpunktländern im Rahmen der
deutschen Entwicklungshilfe und werden sogar als afri-
kanisches Entwicklungsmodell gepriesen. Gerade in die-
sen Ländern vermarkten aber die Kriegsherren aus dem
Kongo die unter ihre Kontrolle gebrachten Rohstoffe.
Gerade hier versorgen sie ihre Soldateska mit Waffen
und Munition. Obwohl die Rolle dieser Länder im
Kongo in einem Bericht an den UN-Sicherheitsrat doku-
mentiert ist, verweigert die Bundesregierung bisher die
notwendigen Konsequenzen.


(Dr. Werner Hoyer [FDP]: Das ist leider wahr!)


Es ist schon erstaunlich, dass gerade diejenigen Mi-
nister der Bundesregierung heute sehr schnell und immer
häufiger den Einsatz der Bundeswehr im Ausland for-
dern, die noch vor fünf Jahren vehement gegen solche

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(C (D insätze waren und die eine drastische Reduzierung oder ar die Abschaffung der Bundeswehr forderten. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


eides ist falsch: sowohl der stetige und sofortige Ruf
ach dem Einsatz der Bundeswehr als auch die grund-
ätzliche Ablehnung von militärischen Lösungen. Streit-
räfte sind Mittel der Politik. Aber zu diesem Mittel darf
ur gegriffen werden, wenn das politische Ziel vorher
lar definiert ist und wenn dieses Ziel anders nicht er-
eicht werden kann.


(Beifall bei der FDP)

Der Kollege Schäuble hat darauf hingewiesen, dass es

ine Reihe von Fragen gibt. Warum war es der Europäi-
chen Union noch vor wenigen Monaten unmöglich, die
ührung des Einsatzes in Bosnien zu übernehmen, wenn
ie jetzt bereit ist, diese ungleich schwierigere Mission
u schultern? Was heißt eigentlich EU-Einsatz? Herr
inister, Sie sind kurz darauf eingegangen. Aber wäre
icht zumindest der Rückgriff auf NATO-Strukturen
esser gewesen?


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


Das Mandat beschränkt sich auf Bunia. Was aber soll
eschehen, wenn außerhalb von Bunia Massaker verübt
erden? Herr Minister Struck, Herr Außenminister, ich
rage Sie – ich hoffe, dass hier noch eine Klarstellung er-
olgt –: Endet der Bundeswehreinsatz wirklich am
1. August? Soll er möglicherweise verlängert werden?
ibt es hierfür schon Anfragen von der UNO? Diese
ragen sollten hier beantwortet werden.
Schließlich möchte ich die Finanzierung ansprechen.

s gibt immer mehr Aufträge für die Bundeswehr, aber
mmer weniger Geld. Warum werden dem Verteidi-
ungsetat nicht endlich mehr Gelder zugestanden? Wa-
um wird dieser Einsatz nicht auch aus anderen Haus-
altsplänen, zum Beispiel aus dem des Auswärtigen
mtes oder dem des Ministeriums für wirtschaftliche
usammenarbeit und Entwicklung, finanziert? Die Kos-
en dieses Einsatzes gehen nicht zulasten der verantwort-
ichen Ministerien, sondern zulasten derjenigen, die jetzt
ie Kohlen aus dem Feuer zu holen haben.


(Beifall der Abg. Helga Daub [FDP])

Die konzeptlose und miserable Außen- und Entwick-

ungshilfepolitik der Bundesregierung würde ebenso wie
ie vielen Fragen, die noch offen stehen, die Ablehnung
es vorliegenden Antrages zur Beteiligung der Bundes-
ehr rechtfertigen. Ich sage aber noch einmal: Wir neh-
en unsere staatspolitische Verantwortung wahr. Im Ge-
ensatz zu der jetzigen Regierung stellen wir uns auch in
er Opposition dieser Verantwortung und werden mit
ehrheit zustimmen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505105400

Nächster Redner ist der Kollege Andreas Weigel,

PD-Fraktion.






(A) )



(B) )



Andreas Weigel (SPD):
Rede ID: ID1505105500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Kollege Schäuble, Ihre Kritik an der Informationspolitik
der Bundesregierung kann ich nicht teilen.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Na, na, na!)

Gerade in der Frage von Auslandseinsätzen fühle ich
mich, fühlen wir uns gut informiert.


(Christian Schmidt [Fürth] [CDU/CSU]: Wer ist „wir“?)


Im Verteidigungsausschuss bekommen wir, wie ich
finde, umfangreiche Informationen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Meine Damen und Herren, Auslandseinsätze gehö-
ren zum festen Aufgabenfeld der Bundeswehr. Fast ist
schon so etwas wie Routine festzustellen. Die Verlänge-
rung von Mandaten gehört zum Alltag des Deutschen
Bundestages. Dann sind es Ereignisse wie der schreck-
liche Terroranschlag am 7. Juni in Kabul, die uns in ent-
setzlicher Weise vor Augen führen, welch hohe Gefahr
und welch Risiko mit jedem Einsatz verbunden sind. Da-
her muss jeder Einsatz genau auf seine Chancen und Ri-
siken überprüft und bedacht werden.

Es ist aber nicht nur die Sorge um unsere Soldaten,
die dabei im Mittelpunkt steht; es sind immer auch und
besonders das Leid und die Not der Menschen in den
Krisenregionen, die unsere Entscheidung prägen. Die
Nachrichten und Bilder, die uns aus Bunia erreichen,
sind unfassbar. Es sind Meldungen des Schreckens und
des Grauens.

Wir beraten heute den Einsatz der europäischen Ein-
greiftruppe, weil sich in Ituri eine neue, eine verheerende
Entwicklung abzeichnet – eine Entwicklung, die deutli-
che Parallelen zur Situation in Ruanda vor dem Genozid
im Jahre 1994 zeigt. Auch 1994 hat die Weltgemein-
schaft dem Morden lange zugeschaut. Sie hat sogar noch
zugeschaut, als fast 1 Million Menschen systematisch
umgebracht wurde. Aus diesen schrecklichen Ereignis-
sen kann es nur eine Lehre geben, nämlich dass so etwas
wie in Ruanda nie wieder geschehen darf.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Vereinten Nationen haben sich mit der Resolution
1484 einstimmig für ein Mandat zur Friedenssiche-
rung in Bunia ausgesprochen. Es muss jetzt gelingen,
erneute Massaker und gegenseitige Vernichtungsorgien
an ganzen Volksgruppen zu verhindern. Kann sich die
Europäische Union dieser Aufgabe überhaupt entziehen?
Kann sie sich entziehen, wenn sie die militärische und
politische Möglichkeit hat, dieses Mandat zu überneh-
men? – Sie kann es nicht. Sie würde nicht nur die leiden-
den Menschen in Ituri im Stich lassen, sie würde auch
ihre eigenen Grundlagen verraten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Als Mitglied der Europäischen Union stehen wir erst inmal grundsätzlich in der Pflicht, die Mission im ongo zu unterstützen. Die Bundeswehr hat bereits annigfache Aufgaben im Dienste der Weltgemeinchaft übernommen. Die Ziele einer Friedensmission ögen aber noch so richtig und moralisch verpflichtend ein, es ist unsere allererste Pflicht, mit Verantwortung ie Risiken für die Soldaten der Bundeswehr abzuwäen. Was kann die Bundeswehr gegenwärtig im Rahmen iner solchen Mission überhaupt leisten? Derzeit befinen sich 8 500 Soldaten der Bundeswehr in neun Einatzkontingenten im Auslandseinsatz. Damit sind Kapaitäten für etwa 30 000 Soldaten gebunden. Wir nähern ns einem Punkt, an dem wir feststellen, dass die Resourcen ausgeschöpft sind. Weitere Verpflichtungen einugehen, ohne über die Weiterführung laufender Einätze nachzudenken, wird in absehbarer Zeit nicht mehr öglich sein. Das kann dann auch zu Überlegungen fühen, unsere Truppen aus den Einsätzen abzuziehen, für ie sie im Sinne ihres ursprünglichen Auftrages nicht ehr benötigt werden. Genauso aber gilt es abzuwägen, ob unsere Soldaten ür einen Einsatz direkt im Bürgerkriegsland überhaupt usreichend ausgebildet sind. Können wir Soldaten der undeswehr in Auslandseinsätze schicken, wenn sie ort auf Kindersoldaten treffen? Meine Damen und Heren, die Voraussetzungen für einen unmittelbaren Einsatz m Kongo sind für die Bundeswehr nicht gegeben. Ein mfangreicher Beitrag durch die Bundeswehr ist deshalb erzeit nicht zu leisten. Die Beteiligung innerhalb der peration Artemis wird sich folglich auf logistische nd sanitätsdienstliche Unterstützungen beschränken. So erden wir unseren Beitrag dazu leisten, dass die Operaion Artemis bis zum 1. September 2003 militärisch unerstützt wird. Bis dahin soll die UNO-Operation MONUC auf 700 Soldaten anwachsen. Damit sollen das Machtakuum, das in Ituri entstanden ist, wieder gefüllt und er faktische Zustand der Anarchie ohne jegliche Ordungsmacht beendet werden. Nur so wird es gelingen, ie Milizen zu entwaffnen, das Morden zu beenden und ie katastrophale humanitäre Entwicklung in der Region ufzuhalten. Meine Damen und Herren, wir wissen, dass der mili ärische Einsatz scheitern wird, wenn er nicht von politichem und diplomatischem Engagement flankiert wird. ine zivile Ordnung wird auf Dauer nur mit Mitteln der olitik und mit ziviler Krisenbewältigung aufzubauen ein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch die Entwicklungshilfe spielt dabei eine zen-
rale Rolle. Auf diesem Gebiet kann die Bundesrepublik
urchaus einen wichtigen Beitrag leisten. Ruanda und
ganda sind Länder, in denen sich die deutsche Ent-
icklungshilfe mit besonderem Schwerpunkt engagiert.
s gibt also partnerschaftliche Verbindungen, die für






(A) )



(B) )


Andreas Weigel

friedensbildende Maßnahmen in der Region genutzt
werden können.

Nur wenn die Entwaffnung der Milizen gelingt und
wir die Waffenlieferungen unterbinden, wird die Region
Frieden finden. Wenn es gelingt, die wirtschaftlichen
und politischen Interessen innerhalb der Demokratischen
Republik Kongo und die Interessen der Nachbarländer
zu einem Ausgleich zu bringen, wird es auch gelingen,
einen dauerhaften Frieden zu etablieren.

Es fällt mir schwer – wahrscheinlich geht es allen in
diesem Raum so –, Soldaten der Bundeswehr in Einsätze
zu entsenden. Auch Artemis ist nicht frei von Risiken.
Wir leisten einen zugegebenermaßen kleinen Beitrag zur
Stabilisierung der Region. Dies tun wir gemeinsam mit
unseren europäischen Freunden. Das ist der derzeit ein-
zig mögliche und damit angemessene Beitrag, den wir
zu leisten imstande sind.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505105600

Herr Kollege Weigel, ich gratuliere Ihnen sehr herz-

lich zu Ihrer ersten Rede hier im Deutschen Bundestag
und wünsche Ihnen persönlich und politisch alles Gute.


(Beifall)

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Christian Ruck,

CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Christian Ruck (CSU):
Rede ID: ID1505105700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Unionsmitglieder des Ausschusses für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung haben gestern als
Erste dem Antrag zu Artemis einstimmig zugestimmt.
Wir haben dies nicht getan, weil wir die Vorarbeiten und
Vorlagen der Bundesregierung für sehr überzeugend hal-
ten. Im Gegenteil: Auch bei uns gab es Bedenken, zum
Beispiel zum Zustand der Bundeswehr, die zum Stein-
bruch Ihrer Haushaltspolitik wird. Wir kamen zu dem
Ergebnis, dass uns eigentlich keine weiteren Kapazitäten
für einen Einsatz in Afrika zur Verfügung stehen.

Wir haben aber auch Bedenken zum UNO-Mandat für
Bunia, das wir sowohl zeitlich als auch räumlich für
fragwürdig halten. Ferner sind wir über den Punkt der
Evakuierung gestolpert, weil er uns gestern noch sehr
unklar vorkam und wir befürchteten, dass er zu einem
Blankoscheck für einen Einsatz auf kongolesischem Bo-
den werden könnte. Darüber hinaus sind wir natürlich
hinsichtlich des Umstandes unzufrieden, dass von einer
konsistenten Afrikapolitik weder in der EU noch in der
rot-grünen Bundesregierung auch nur in Ansätzen die
Rede sein kann. Deswegen – hier gebe ich Herrn Weigel
in seiner Jungfernrede Recht – steht diese Aktion eigent-
lich auf dem Kopf und der gefährliche Einsatz hängt in
der Luft.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir haben trotzdem zugestimmt, weil wir glauben,

dass uns die wachsenden humanitären Katastrophen in

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(C (D frika nicht gleichgültig sein dürfen. Wir hoffen, dass in erfolgreiches Engagement in der Provinz Ituri helfen ird, die Friedensbemühungen in der ganzen Kongoegion wieder in Gang zu bringen, das Pretoria-II-Abommen neu zu beleben und auch den vielen afrikanichen und kongolesischen Politikern, die wirklich um ihr and und den Frieden kämpfen, den Rücken zu stärken. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


mgekehrt hoffen wir, dass dies vor allem für die Draht-
ieher innerhalb und außerhalb des Kongos, die den
onflikt im Kongo am Leben erhalten und schüren, ein
arnsignal darstellt.
Ich möchte noch einmal deutlich sagen, dass wir mit

nserer Politik, die darauf abzielt, die weitere Destabili-
ierung Afrikas, insbesondere in Richtung Südafrika und
amibia, zu stoppen, auch deutsche Interessen verfol-
en. Dabei sehen wir: Wir müssen zumindest einen be-
cheidenen deutschen Beitrag leisten und können diesen
eitrag auch rechtfertigen.
Ich möchte aber auch auf Folgendes hinweisen: Die-

er Antrag ist für uns auch ein Zeugnis für die Wider-
prüchlichkeit, die Schwachbrüstigkeit und teilweise
bsurdität der rot-grünen Afrikapolitik insgesamt. Das
tzte wirkliche Afrikakonzept stammt von 1994, also
och aus der Zeit, als Union und FDP die Regierungs-
erantwortung hatten. Seit 1998 hat sich die Lage in
frika dramatisch zugespitzt.


(Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat sich denn geändert?)


hre Antwort darauf, Herr Außenminister, ist, dass Sie
otschaften geschlossen haben und durch die Pyramiden
ejoggt sind. Das ist noch kein Konzept.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Durch die Pyramiden bin ich nicht gejoggt!)


Ansonsten – das ist für mich ein sehr ernstes Thema –
ar bei Ihnen nur freundliches Desinteresse angesagt.
ie haben sich hinter den Franzosen und den Briten ver-
teckt. Sie haben zum Beispiel während des Desasters in
estafrika nicht eine einzige Initiative ergriffen. Uns
eht es nicht darum, dass Sie mit Chirac einmal über
ugabe gesprochen haben. Vielmehr ist es so, dass Sie
it wichtigen Partnern keinen Streit um Afrika riskiert
aben. Es war die Unionsfraktion, die das Thema Sim-
abwe öffentlichkeitswirksam in dieses Haus gebracht
at.
Auch die Afrikainitiative der G 8, Herr Außenmi-

ister, hat in Wirklichkeit nur zu sehr mageren Ergebnis-
en geführt. Die Idee von der afrikanischen Friedensbri-
ade liegt noch weiter in der Zukunft als Utopie. Trotz
es großen Engagements von Afrikapolitikern auch in
hren Reihen, zum Beispiel von Uschi Eid, ist nun
EPAD an einem Punkt angelangt, an dem es bei der
ntscheidenden Frage von Good Governance bröckelt.






(A) )



(B) )


Dr. Christian Ruck

Zu welchen grotesken Ergebnissen eine solche nicht

abgestimmte, unengagierte und interessenlose Politik,
wie sie auch Ludger Volmer, Ihr ehemaliger Staatsminis-
ter, am 11. Juni in der „Frankfurter Rundschau“ ange-
prangert hat, führt, sieht man – Kollege Nolting hat es
schon angesprochen – klassischerweise im Kongo.

Die Demokratische Republik Kongo kämpft um ihr
Überleben. Auch unterhalb der Schwelle der öffentli-
chen Zusammenarbeit gibt es mannigfach Möglichkei-
ten, den einheimischen Politikern und der Bevölkerung
bei dem Versuch, ihren Staat aufzubauen, zu helfen.
Aber gerade im Kongo – wir haben das in einem Antrag
hier im Parlament dargelegt – ist die Entwicklungs-
zusammenarbeit auf Sparflamme eingestellt, während,
wie schon angedeutet, ausgerechnet die Hauptdrahtzie-
her des kongolesischen Desasters, nämlich Uganda und
Ruanda, Schwerpunktländer sind. Man muss wissen,
was Schwerpunktländer sind. Schwerpunktland der Ent-
wicklungszusammenarbeit in Afrika zu werden bedeu-
tet, die Arbeit eines Landes diplomatisch anzuerkennen.
Genau den Punkt kritisieren wir.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich weiß natürlich, dass die Entwicklungszusammen-
arbeit in beiden Ländern leicht zurückgefahren wurde.
Was nicht zurückgefahren wurde, ist die HIPC-Initia-
tive. Ein Land wie Uganda wird entschuldet, obwohl es
durch die gewalttätige Ausplünderung des Nachbarstaa-
tes zum größten Goldexporteur der Welt geworden ist.
Das war nicht Sinn der HIPC-Initiative.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wenn Herr Kagame aus Ruanda, der auch bei der Ent-

schuldung ante portas steht, tatsächlich demnächst zu
uns kommt, kann ich Sie nur auffordern, ihn darauf hin-
zuweisen, dass die HIPC-Initiative eigentlich dazu die-
nen soll, neue Mittel für die Armen in seinem Lande lo-
ckerzumachen, und nicht dazu genutzt werden sollte, um
die Armen im Nachbarland zu massakrieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Deswegen ist unser Fazit: Wir tragen Ihren Antrag
zwar mit, aber er ist ein politisches Bruchstück. Nehmen
Sie diese Debatte zum Anlass, Herr Außenminister,
schnell eine Konzeption für die deutsche Afrikapolitik
zu erarbeiten, die den Menschen in Afrika hilft, aber
auch unsere Interessen definiert, die auf unsere Partner
Einfluss nehmen kann, der Entwicklungszusammen-
arbeit den Rücken stärkt und auch umgesetzt werden
kann, damit wir wenigstens Anfang September wissen,
welche Rolle Deutschland in Bezug auf Afrika spielen
kann und soll. Denn spätestens dann wird der Kongo
wieder auf der Tagesordnung stehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Joachim Günther [Plauen] [FDP])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505105800

Die nächste Rednerin ist die Kollegin Petra Pau.

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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ir halten ein Eingreifen der UNO im Kongo für drinend geboten. Es war Sinn und Zweck der UNO, Kriege nd Völkermorde möglichst zu verhindern. Wir haben es m Kongo mit Kriegen und Völkermord zu tun, die umehend beendet werden müssen. (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1505105900

Wir entscheiden heute, ob und wie sich die Bundesre-
ublik Deutschland daran beteiligen soll. Der vorlie-
ende Antrag geht von einem befristeten Einsatz aus. Es
eht um ein begrenztes Kontingent. Es geht vorwiegend
m Sanitäts- und Transportaufgaben. Gegen diese Hilfe
ann an sich kein vernünftiger Mensch etwas haben.
Der Antrag führt aber zu einer weitergehenden Frage,

ie ich illustrieren will. Ein Ratgeber aus meiner Partei
rängte mich dieser Tage, ohne Wenn und Aber im Bun-
estag mit Nein zu stimmen. Ich wollte wissen, was er
egen ein Sanitätsflugzeug nebst Personal habe. Er ant-
ortete: Militär ist Militär! – Daraufhin fragte ich ihn:
enn aber dasselbe Flugzeug mit demselben Personal
urch das Rote Kreuz oder das Technische Hilfswerk ge-
chickt würde? – Das wäre sicher nur ein Trick, meinte
r. Allerdings wirkte er nicht mehr ganz so sicher.
Damit komme ich zu meinem ersten Kritikpunkt. Der

u beschließende Einsatz hat einen konkreten Anlass. Es
eht um Menschen im Kongo. Er hat aber auch einen
benso konkreten Hintergrund, nämlich die beschlossene
ilitarisierung der Außen- und Sicherheitspolitik
er EU. Dabei geht es mitnichten nur um humanitäre
ilfen. Im Gegenteil: Es geht auch um militärische und
apitale Einflusssphären.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Ich kann beim Nachdenken über meine Entscheidung
as warnende Argument nicht entkräften, dass der be-
orstehende Einsatz auch dazu dient, künftige Militär-
nterventionen vorzubereiten. Rot-Grün könnte zwar
azu beitragen, dieses Argument zu entkräften, tut es
ber nicht. Sie brauchten zum Beispiel nur auf ein EU-
rogramm zu drängen, das auf weltweite Entwicklungs-
ilfe und Konfliktvermeidung setzt, die europäischen
essourcen dafür bündelt und einer weiteren Militarisie-
ung der EU entsagt.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


in solches Programm gibt es aber nicht, obwohl es ein
irksamer Beitrag zur Stärkung der UNO wäre und
ünftige „Kongos“ oder „Ruandas“ vermeiden helfen
önnte.
Die Zweifel werden durch einen weiteren Umstand

enährt. Es gibt ein UNO-Mandat für den Kongo.
iele, die sich auskennen, sagen: Es ist zu schwach; es
ehlt an Mitteln und an Konsequenz. Nahe liegend wäre
lso, das Mandat personell und finanziell zu stärken.
och das passiert nicht. Stattdessen wird ein zweites






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Petra Pau

Mandat als Parallelmandat erlassen. Die EU wird er-
mächtigt, militärisch selbstständig einzugreifen. Wa-
rum? In dem Antrag der Bundesregierung wird als Be-
gründung angeführt, dies geschehe, um das erste Mandat
– das UNO-Mandat – zu stärken. Diese Umweglogik er-
schließt sich mir nicht und sie nährt auch Zweifel.

Zum Schluss: Ich höre auch die Kritiken aus den Rei-
hen der konservativen Opposition. In der Konsequenz
unterscheiden wir uns allerdings. Sie pokern um mehr
Mittel für die Aufrüstung der Bundeswehr und für eine
militärische Interventionstruppe der EU, die auch welt-
weit agieren kann.

Fazit: Wir, die PDS im Bundestag, lehnen den vorlie-
genden Antrag ab.


(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber mit Bedenken!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505106000

Frau Kollegin, Ihre Zeit.

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1505106100

An den Bundesinnenminister gerichtet: Wenn Sie es

mit Ihrer Friedensmission ernst meinen, dann sollten Sie
nicht immer noch Flüchtlinge in den Kongo abschieben,
wie es jüngst in dieser Woche geschehen ist.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos] – Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Bei Ihrer Ablehnung haben Sie aber Bauchschmerzen, nicht wahr? – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Wir haben bei der Zustimmung Bauchschmerzen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505106200

Nächster Redner ist der Kollege Ludger Volmer,

Bündnis 90/Die Grünen.

Dr. Ludger Volmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1505106300

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Herr Nolting, ich kann Sie beruhigen: Wenn der
Bundesaußenminister zum Thema Afrikapolitik ausführ-
lich Stellung nimmt, dann hat er die volle Unterstützung
der grünen Bundestagsfraktion.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Da bin ich mir nicht so sicher!)


Wir stimmen dem Antrag ohne Einschränkung und in-
haltlich voll überzeugt zu.

Lassen Sie mich noch einige wenige Ergänzungen zu
dem, was der Kollege Fischer gesagt hat, machen. Herr
Ruck und Herr Nolting, Sie haben gesagt, die Bundes-
regierung habe keine Afrikakonzeption.


(Günther Friedrich Nolting [FDP]: Das hat der Außenminister selbst gesagt!)


Ich will Ihnen etwas sagen: 1998, als Rot-Grün an die
Regierung kam und wir im Auswärtigen Amt gesucht
haben, wo sich dort die Afrikapolitik befindet, fanden

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(C (D ir leere Schreibtische, Tabula rasa. Es gab ein Papier, uf dem „Konzept“ stand. Das haben wir sofort in den apierkorb versenkt, weil es der untaugliche Versuch des amals FDP-geführten Außenministeriums war, den geamten Kontinent über einen Kamm zu scheren. Demntsprechend oberflächlich und realitätsfern war dieses o genannte Konzept. Stattdessen haben wir uns darangemacht, Regional olitiken zu entwickeln, von denen der Minister gerade prach. Herr Ruck und Herr Nolting, wenn Sie sich einal die Mühe machen würden, die Homepage des Ausärtigen Amtes aufzurufen, dann würden Sie dort ausormulierte Politiken zum östlichen Afrika, zum üdlichen Afrika und auch zum Kongo finden. (Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben! – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Der Außenminister hat gerade das Gegenteil gesagt!)


Die Kongopolitik wurde in den letzten Jahren opera-
iv umgesetzt. So war es der Druck der Europäischen
nion und der Bundesregierung, die damals ja die Präsi-
entschaft innehatte, der mit dazu beigetragen hat, dass
ich Uganda und Ruanda aus dem Kongo zurückgezogen
aben.


(Dr. Christian Ruck [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr, Herr Volmer!)


o, wie wir damals Druck ausgeübt haben, müssen wir
ber auch heute sowohl Museveni als auch Kagame sa-
en, dass es absolut nicht akzeptabel ist, dass sich diese
eiden Länder immer noch im Kongo einmischen und
ort Rebellengruppen, Milizen und Warlords unterstüt-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, in diesem Sinne gehört
s zur Afrikapolitik der Bundesregierung, regionale
icherheitsstrukturen zu unterstützen. Sie haben Recht:
ie Krisenverhütungspolitik für das südliche Afrika
st noch nicht effektiv genug. Dass sie überhaupt auf
ie Beine gekommen ist und sich entwickelt, hat aber
uch etwas damit zu tun, dass die Bundesregierung
iese Form afrikanischer Selbstheilungspolitik mit un-
erstützt.
Herr Ruck, Sie mögen viel Gutes über die Entwick-

ungshilfe sagen können. Heute haben Sie aber zugestan-
en, dass der fundamental politische Ansatz, der auf dem
airo-Gipfel zum Ausdruck kam, der eigentlich richtige
nsatz bezogen auf Afrika ist. In der Konsequenz dieses
airo-Gipfels macht die Bundesregierung eine Politik,
ie die volle Unterstützung der grünen Bundestagsfrak-
ion hat.
Danke.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Günther Friedrich Nolting [FDP]: Na, wenn es extra betont werden muss, dann scheint es ja verkehrt zu sein!)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505106400

Nächster Redner ist der Kollege Christian Schmidt,

CDU/CSU-Fraktion.


Christian Schmidt (CSU):
Rede ID: ID1505106500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Dem etwas eigenartigen Streit eines frü-
heren Staatsministers im Auswärtigen Amt über die
Konzeption und die Schreibtische in seinem eigenen
Amt will ich nicht beispringen. Eines will ich aber doch
sagen: Offensichtlich hat er nicht alle Unterlagen durch-
gesehen; denn das mir bekannte Konzept mit Bezug auf
Afrika wurde 1994 von der damaligen Regierung unter
Außenminister Kinkel im Auswärtigen Amt vorgelegt.
Dieses hat weitgehende Wirkungen gehabt.

Sehr geehrter Herr Staatsminister a. D. Volmer von
den Grünen, es hat mich schon verwundert, von den
Grünen eine solche Rede zu hören. Sie war kurz und be-
zogen auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit war sie
verletzend. Ich erwarte, dass jemand aus dem Bundesmi-
nisterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit – ich
glaube, das gibt es noch – heute etwas dazu sagt. Wo
zeigt sich denn die langfristige Wirkung der Afrikapoli-
tik, wenn nicht im Wesentlichen in der Entwicklungs-
politik?

Europa muss sich mit Afrika intensiver befassen.
– Originalzitat von Ludger Volmer. Dem stimme ich zu.
In diesem Zusammenhang möchte ich den Außenminis-
ter oder auch den Bundeskanzler bitten, den französi-
schen Staatspräsidenten bei Gelegenheit noch einmal
darauf hinzuweisen, dass es nicht sonderlich sinnvoll ist,
Herrn Mugabe aus seiner Isolation zu entlassen, wenn
sich die Zustände in Simbabwe weiterhin so entwickeln.
So viel nur dazu, wenn uns hier jemand erzählen will,
mit der Afrikapolitik dieser Bundesregierung sei alles
bestens.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Lassen Sie mich zu dem Beschluss kommen, über den

wir heute reden. Diesen Beschluss zu fassen ist schwie-
rig; das ist von allen Fraktionen dargelegt worden. Herr
Kollege Weigel – ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Jung-
fernrede –, Sie haben gesagt, es sei Alltag für uns, solche
Beschlüsse zu fassen. Sie haben es sicherlich so gemeint,
dass wir solche Beschlüsse häufig fassen müssen. Das ist
so weit richtig. Es darf aber keine Routine für uns wer-
den.

Gerade die schlimmen Ereignisse in Afghanistan ha-
ben uns gezeigt, dass die Bundesregierung und insbeson-
dere das Parlament mit seiner pauschalen Genehmigung
eines Antrages, der eine intensive Beschäftigung erfor-
dert, eine besondere Verantwortung trägt. Dabei stellt
sich die Frage, nach welchen Maßstäben man sich bei ei-
nem solchen Mandat richten soll: nach den Interessen
unseres Landes und den Fähigkeiten der Instrumente un-
serer Politik?

Lassen Sie mich mit den Fähigkeiten der Instrumente
anfangen. Hier stellt sich die Frage nach den Fähigkei-
ten der Bundeswehr. Die Bundeswehr, die sich in vie-

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(C (D en Einsätzen befindet, ist in diesem Einsatz eigentlich icht ihren Fähigkeiten angemessen vertreten. Der Vereidigungsminister hat darauf hingewiesen: zwei Transorteinsätze für die Transall in 17 Stunden. Die Transall st jedoch eigentlich für etwas anderes konzipiert, als in ntebbe Transporteinsätze zu fliegen. Mancher könnte ogar fragen, ob es nicht günstiger wäre, den Transport urch Zivile durchführen zu lassen. Für uns ist wichtig, dass es bei diesem Mandat eine ote Linie in Form einer peripheren Beteiligung gibt, ber die wir nicht hinausgehen. Ich halte fest, dass vom erteidigungsminister in der Debatte darauf hingewiesen orden ist, dass er sich an diese Linie halten will. Wir erden darauf zurückkommen. Ich halte aber auch fest, dass uns, die wir die Struktu en im Rahmen der Verteidigungspolitik gut kennen, das roblem des Notfallund Evakuierungseinsatzes sehr eschäftigt hat. Die Frage ist: Was heißt das? Es kann icht heißen, dass deutsche Soldaten, deutsche Personen nd deutsches Fluggerät in irgendeiner Weise in Auseinndersetzungen verwickelt werden; ich interpretiere das o, dass das auch nicht gemeint ist. Wenn das doch der all wäre, wenn man im Rahmen von Evakuierungsmaßahmen in den Kongo hineinfliegen würde – Evakuieung ist etwas anderes als ein Notfall; Evakuierung geht eiter –, wären die Bedenken noch größer. Jeder weiß, ass wir uns hier nur in äußerst beschränkten Strukturen inbinden lassen können. Jeder weiß, dass es darüber icht hinausgeht. Wir haben uns mit dieser Frage sehr intensiv beschäf igt und manche meiner Kollegen kommen nicht zu eiem positiven Ergebnis. Ich respektiere das. Bei solchen ntscheidungen handelt es sich um Entscheidungen im erhältnis 51 : 49 Prozent. Dabei bleibt die Frage der ähigkeiten und auch die Frage der Interessen unseres andes unklar. Eines schimmerte jetzt wieder durch: Natürlich ist die ermeidung einer humanitären Katastrophe ein Krierium, an dem wir unsere Bereitschaft messen müssen, ns international zu engagieren. Aber die Bereitschaft, ich zu engagieren, und diese Prinzipien, dürfen nicht ach deutscher Art im Sinne einer Checkliste angewenet werden. Man darf dann nicht zu dem Ergebnis komen: Egal wohin es geht, ich werde überall gebraucht. Die Klugheit der Politik besteht auch in der Erkennt is ihrer Beschränkung. Gerade bei dieser Bundesregieung ist die Erkenntnis der Beschränkung eigentlich evient. ie Erkenntnis der Beschränkung liegt auch darin, dass as Fähigkeitsprofil und das Anforderungsprofil der undeswehr immer weiter auseinander klaffen. Ich sprehe von dem Profil, das eine interessenvagabundierende olitik von ihr fordert. Was heißt das? Der Verteidiungsminister hat die verteidigungspolitischen Richtliien herausgegeben. Die sind eine Fundgrube. Ich empehle jedem, diese Richtlinien einmal zu lesen. Christian Schmidt Wenn man zwischen den Zeilen liest, stellt man fest, dass da noch einige mitgeschrieben haben. Das ist ganz interessant. Der Finanzminister ist gerade nicht da; er könnte das auch einmal lesen. Dasselbe gilt für andere. Unter der Überschrift „Prinzipien und Interessen deutscher Sicherheitspolitik“ steht unter Ziffer 35: Die Vielfalt der Aufgaben erfordert eine gesamtstaatliche Sicherheitspolitik mit flexiblen und aufeinander abgestimmten Instrumenten, die mittelfristig in einer nationalen Sicherheitskonzeption gebündelt werden müssen. Genau. Wo ist die nationale Sicherheitskonzeption? Das ist ein Flickenteppich. Es gibt sie nicht. Es gibt sie deswegen nicht, weil sich schon das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium nicht einigen können. Der Bundeskanzler ist gefordert, Richtlinien zu setzen und dann Verlässlichkeit zu erzeugen. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das nützt gar nichts!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Gernot Erler [SPD]: Das ist ein guter Text!)





(A) )


(B) )


Aus einer verlässlichen Politik heraus kann man dann
auch qualifiziert Nein sagen.

Unsere Zustimmung basiert ausschließlich auf der Er-
kenntnis, dass wir im Sinne unseres Landes Verlässlich-
keit im europäischen Rahmen stärker herstellen können,
wenn wir jetzt dieser peripheren Aktion, die die Bundes-
wehr nach Lage der Dinge nur relativ gering in An-
spruch nimmt, zustimmen. Das bedeutet aber nicht eine
Ausdehnung unserer Zustimmung. Wir müssen ganz klar
festhalten: Eine nationale Sicherheitskonzeption heißt,
Nein sagen zu können, wenn es notwendig ist. Wir müs-
sen uns möglicherweise daran gewöhnen, dass solche
Debatten alltäglich sind. Die Zustimmung zur Entsen-
dung der Bundeswehr ist aber nicht alltäglich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505106600

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle wissen um

die Schwierigkeiten des letzten Redners bzw. der letzten
Rednerin vor namentlichen Abstimmungen. Deshalb
bitte ich sehr herzlich, die Geräuschkulisse nach außer-
halb des Saales zu verlegen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich gebe jetzt das Wort der Kollegin Petra
Ernstberger, SPD-Fraktion.


Petra Ernstberger (SPD):
Rede ID: ID1505106700

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

ehrte Kollegen Ruck und Schmidt, ich möchte mich kurz
zu Ihrem Einwurf äußern, dass unsere Entwicklungs-
und Außenpolitik gegenüber Afrika keine Strukturen
hätten. Natürlich gibt es Strukturen. Das ist deutlich von
Herrn Volmer dargelegt worden.

Wir stehen in der Region der Großen Seen vor großen
Herausforderungen. Dort laufen Projekte. Wenn die ab-

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(C (D ebrochen werden, dann treffen wir die Menschen, die ich in diesen Projekten befinden. ir betreiben in Uganda eine gebundene Entschulungspolitik. Das bedeutet, dass die Mittel aus der Entchuldung für die Errichtung sozialer Infrastruktur einesetzt werden. Wichtig ist, dass die Menschen, die in iesem Land leben, davon profitieren und es nicht zu eier Destabilisierung kommt. Unser Ziel müssen Stabiliät und Sicherheit im Herzen Afrikas sein, damit sich icht eine Welle der Gewalt ausbreitet, die wir nicht ehr stoppen können. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Es ist das Ziel unseres Einsatzes, dass wir den Men-
chen in ihrer fürchterlichen humanitären Lage in Bunia
u Hilfe kommen. Bunia ist eine Stadt, in der früher
50 000 Menschen wohnten. Heute sind viele geflüchtet
nd es leben nur noch 15 000 Menschen dort, denen kei-
erlei Infrastruktur zur Verfügung steht und die nicht
ersorgt werden. Hier setzt unser Einsatz an. Deswegen,
err Kollege Schmidt, fand ich es schon sehr merkwür-
ig, dass Sie unseren Einsatz als peripher bezeichnet ha-
en. Die Menschen in Bunia werden diesen Einsatz als
lles andere als peripher bezeichnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir müssen alles Mögliche tun, damit das Morden in
ieser Region gestoppt wird. Der Sicherheitsrat der Ver-
inten Nationen hat einen entsprechenden Beschluss ge-
asst, dem die EU und die Regierungen von Kongo, Ru-
nda und Uganda zugestimmt haben. Es gibt also einen
olitischen Willen, die militärischen Möglichkeiten sind
edoch leider sehr begrenzt.
Dennoch: An der Notwendigkeit eines raschen Ein-

reifens in dieser Region gibt es keinen Zweifel. Der Si-
herheitsrat hat in der Resolution 1484 vom 30. Mai die-
es Jahres die Voraussetzungen dafür geschaffen, bis zu
iner Aufstockung der MONUC-Mission im September
ieses Jahres eine robuste Interimstruppe in Bunia zu
tationieren. Sie soll zur Stabilisierung und Verbesse-
ung der Sicherheitslage sowie zur Verbesserung der hu-
anitären Lage in Bunia beitragen. Die Aufgabe dieser
ission wird es sein, die Zeit bis zur Aufstockung der
ONUC-Truppen zu überbrücken und das gegenwär-

ige Sicherheitsvakuum zu füllen. Wir haben die Initia-
ive Frankreichs im UN-Sicherheitsrat unterstützt, eine
ingreiftruppe für Sicherheitsaufgaben nach Kap. 7 der
N-Charta vorzusehen. Ihr Mandat zielt also darauf ab,
it Zustimmung der kongolesischen Regierung und der
achbarstaaten in einem Übergangseinsatz Massaker an
er Zivilbevölkerung zu stoppen und zu verhindern.
Das Politische und Sicherheitspolitische Komitee der

uropäischen Union hat in der letzten Woche beschlos-
en, die Operation Artemis als erstmaligen Krisenma-
agementeinsatz im Rahmen der Europäischen Sicher-
eits- und Verteidigungspolitik durchzuführen. Wir
egrüßen daher den Beschluss und die Bereitschaft der






(A) )



(B) )


Petra Ernstberger
Bundesregierung, Medevac-Flugzeuge, Transportkapa-
zitäten sowie Logistik in diese Region zu schicken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte in dieser

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(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Diskussion noch auf einen besonderen Punkt eingehen,

nämlich auf den Einsatz unserer Soldaten, der in
Entebbe, Uganda, vorgesehen ist. Dieses örtlich und
zeitlich begrenzte Mandat gibt unseren Bundeswehrsol-
daten Schutz, soweit dies bei einem solchen Einsatz
überhaupt möglich ist. Im Kongo würden unsere Solda-
ten mit Kindersoldaten konfrontiert werden, mit be-
waffneten Minderjährigen, die in ihrem Leben nichts an-
deres gelernt haben außer Krieg. Diese Sozialisation
führt dazu – das wissen wir aus Erfahrungen –, dass sie
keinerlei Respekt vor jeglichem menschlichen Leben ha-
ben. Aber: Es sind Kinder. Kinder sind Opfer. Hier wer-
den Kinder aber zu Tätern gemacht. Mit solch einer Situ-
ation sind Soldaten der Bundeswehr bisher noch nie
konfrontiert worden. Deswegen müssen wir uns dafür
einsetzen, dass die Voraussetzungen für Konfrontationen
mit Kindersoldaten gar nicht erst wirksam werden kön-
nen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aus diesem Grund muss es zuallererst unser gemein-
sames Ziel und Verpflichtung für die Außen- und Ent-
wicklungspolitik sein, die Entstehung von Kinderarmeen
zu verhindern. Die rot-grüne Regierungskoalition hat
schon in der letzten Legislaturperiode einen Antrag ein-
gebracht, der sich sehr intensiv mit dieser Problematik
beschäftigt. Lassen Sie uns bitte weiter auf diesem Ge-
biet arbeiten und darauf einwirken, dass rechtliche
Grundlagen geschaffen und eingehalten werden, die die
Rekrutierung von Kindersoldaten unmöglich machen!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Allen Kindern auf dieser Welt muss ein Aufwachsen in
menschenwürdigen Verhältnissen ermöglicht werden.
Nur so können wir verhindern, dass Kinder als Soldaten
missbraucht werden. Der heute zu beschließende Bun-
deswehreinsatz wird – darauf ist schon oft hingewiesen
worden – sehr schwierig und auch, glaube ich, risiko-
reich sein. Aber für mich ist er ohne Alternative.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505106800

Frau Kollegin, bitte denken Sie an Ihre Redezeit.

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(D Ich schließe die Aussprache. Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses auf Druckache 15/1176 zu dem Antrag der Bundesregierung auf eteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem U-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sichereitslage und Verbesserung der humanitären Situation in unia auf der Grundlage der Resolution 1484 des Sichereitsrats der Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003. Es egen schriftliche Erklärungen zur Abstimmung nach 31 der Geschäftsordnung des Abgeordneten Jürgen oppelin, eine gemeinsame Erklärung der Abgeordneten hrista Nickels, Silke Stokar, Peter Hettlich und anderer bgeordneter sowie der Abgeordneten Wolfgang örnsen und Thomas Dörflinger vor.1)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505106900
mpfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/1168 anzu-
ehmen.
Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte die

chriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen
lätze einzunehmen. Sind die Plätze an den Urnen be-
etzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstim-
ung.
Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine

timme nicht abgegeben hat? – Ich glaube, alle haben
hre Stimmen abgegeben. Ich schließe die Abstimmung
nd bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
er Auszählung zu beginnen. Bis zum Vorliegen des Er-
ebnisses der namentlichen Abstimmung unterbreche
ch die Sitzung.


(Unterbrechung von 13.49 bis 13.54 Uhr)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1505107000

Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet.
Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift-

ührern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim-
ung über die Beschlussempfehlung des Auswärtigen
usschusses zu dem Antrag der Bundesregierung zur Be-
eiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU-
eführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheitslage
nd Verbesserung der humanitären Situation in Bunia be-
annt. Abgegebene Stimmen 478. Mit Ja haben gestimmt
41, mit Nein haben gestimmt 30, Enthaltungen 7. Die
eschlussempfehlung ist angenommen.

) Anlagen 2 und 3
(CPetra Ernstberger (SPD):
Eine Ablehnung dieses Einsatzes würde bedeuten, die
enschen im Kongo im Stich zu lassen. Deswegen wer-
en wir dem vorliegenden Antrag zustimmen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Endgültiges Ergebnis

Abgegebene Stimmen: 478;
davon

ja: 441
nein: 30
enthalten: 7

Ja
SPD
Ingrid Arndt-Brauer
Rainer Arnold
Hermann Bachmaier
Doris Barnett
Dr. Hans-Peter Bartels
Eckhardt Barthel (Berlin)

Sören Bartol
Sabine Bätzing
Uwe Beckmeyer
Klaus Uwe Benneter
Dr. Axel Berg
Hans-Werner Bertl
Petra Bierwirth
Rudolf Bindig
Lothar Binding (Heidelberg)

Kurt Bodewig
Gerd Friedrich Bollmann
Willi Brase
Bernhard Brinkmann

(Hildesheim)


Hans-Günter Bruckmann
Marco Bülow
Dr. Michael Bürsch
Hans Martin Bury
Marion Caspers-Merk
Dr. Peter Wilhelm Danckert
Dr. Herta Däubler-Gmelin
Karl Diller
Martin Dörmann
Peter Dreßen
Detlef Dzembritzki
Siegmund Ehrmann
Hans Eichel
Marga Elser
Gernot Erler
Petra Ernstberger
Karin Evers-Meyer
Annette Faße
Elke Ferner
Gabriele Fograscher
Rainer Fornahl
Gabriele Frechen
Dagmar Freitag
Lilo Friedrich (Mettmann)

Iris Gleicke
Günter Gloser
Renate Gradistanac
Angelika Graf (Rosenheim)

Dieter Grasedieck
Monika Griefahn
Gabriele Groneberg
Achim Großmann
Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann

(Wackernheim)


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abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
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elena Hoffmann (Chemnitz)

alter Hoffmann

(Darmstadt)

is Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

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hristel Humme
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ann-Peter Janssen
laus Werner Jonas
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lrich Kasparick
r. h.c. Susanne Kastner
lrich Kelber
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laus Kirschner
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Heinz Köhler
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ritz Rudolf Körper
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r. Hans-Ulrich Krüger
orst Kubatschka
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elga Kühn-Mengel
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r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

hristine Lehder
ckhart Lewering
ötz-Peter Lohmann
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r. Christine Lucyga
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r. Sascha Raabe
arin Rehbock-Zureich
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

rtwin Runde
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(Tuchenbach)

homas Sauer
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xel Schäfer (Bochum)

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r. Hermann Scheer
iegfried Scheffler
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orst Schmidbauer

(Nürnberg)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

agmar Schmidt (Meschede)

ilhelm Schmidt (Salzgitter)

einz Schmitt (Landau)

arsten Schneider
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ttmar Schreiner
erhard Schröder
isela Schröter
einhard Schultz

(Everswinkel)

wen Schulz (Spandau)

r. Angelica Schwall-Düren
r. Martin Schwanholz
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r. Sigrid Skarpelis-Sperk
r. Cornelie Sonntag-
Wolgast
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r. Margrit Spielmann
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r. Ditmar Staffelt
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r. Peter Struck

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oachim Stünker
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r. Gerald Thalheim
ranz Thönnes
ans-Jürgen Uhl
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te Vogt (Pforzheim)

r. Marlies Volkmer
ans Georg Wagner
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unter Weißgerber
ert Weisskirchen

(Wiesloch)

r. Ernst Ulrich von
Weizsäcker
r. Rainer Wend
ydia Westrich
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r. Margrit Wetzel
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ürgen Wieczorek (Böhlen)

eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
ngelbert Wistuba
arbara Wittig
r. Wolfgang Wodarg
erena Wohlleben
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

eidi Wright
anfred Helmut Zöllmer
r. Christoph Zöpel
DU/CSU
lrich Adam
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

r. Christoph Bergner
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olfgang Bosbach
r. Wolfgang Bötsch
r. Ralf Brauksiepe
elge Braun
erena Butalikakis
artmut Büttner

(Schönebeck)

ajus Caesar
eter H. Carstensen

(Nordstrand)

itta Connemann
ubert Deittert
era Dominke
arie-Luise Dött
aria Eichhorn
ainer Eppelmann
nke Eymer (Lübeck)

se Falk
r. Hans Georg Faust
nak Ferlemann
grid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)







(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach

Bernward Müller (Gera)

Hildegard Müller

Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)


Sabine Leutheusser-
Schnarrenberger
Dr. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Dr. Peter Gauweiler
Norbert Geis
Roland Gewalt
Eberhard Gienger
Michael Glos
Dr. Reinhard Göhner
Tanja Gönner
Josef Göppel
Peter Götz
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Markus Grübel
Manfred Grund
Olav Gutting
Holger Haibach
Gerda Hasselfeldt
Siegfried Helias
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Robert Hochbaum
Klaus Hofbauer
Martin Hohmann
Joachim Hörster
Dr. Peter Jahr
Dr. Egon Jüttner
Steffen Kampeter
Irmgard Karwatzki
Volker Kauder
Gerlinde Kaupa
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Norbert Königshofen
Thomas Kossendey
Rudolf Kraus
Günther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Dr. Martina Krogmann
Dr. Hermann Kues
Werner Kuhn (Zingst)

Helmut Lamp
Karl-Josef Laumann
Werner Lensing
Walter Link (Diepholz)

Dr. Klaus W. Lippold

(Offenbach)


Dorothee Mantel
Stephan Mayer (Altötting)

Conny Mayer (Baiersbronn)

Dr. Martin Mayer

(Siegertsbrunn)


Wolfgang Meckelburg
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Laurenz Meyer (Hamm)

Doris Meyer (Tapfheim)

Maria Michalk
Hans Michelbach
Klaus Minkel
Marlene Mortler

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ichaela Noll
ünter Nooke
r. Georg Nüßlein
elanie Oßwald
ita Pawelski
r. Peter Paziorek
lrich Petzold
ibylle Pfeiffer
r. Friedbert Pflüger
onald Pofalla
uprecht Polenz
aniela Raab
ans Raidel
r. Peter Ramsauer
elmut Rauber
hrista Reichard (Dresden)

laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber
annelore Roedel
ranz Romer
einrich-Wilhelm Ronsöhr
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
lbert Rupprecht (Weiden)

eter Rzepka
r. Wolfgang Schäuble
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer
atthias Sehling
ernd Siebert
homas Silberhorn
ohannes Singhammer
ens Spahn
hristian Freiherr von Stetten
ero Storjohann
ndreas Storm
atthäus Strebl
homas Strobl (Heilbronn)

ichael Stübgen
ntje Tillmann
deltraut Töpfer
rnold Vaatz
olkmar Uwe Vogel
ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

nnette Widmann-Mauz
atthias Wissmann
erner Wittlich
agmar Wöhrl
lke Wülfing
olfgang Zeitlmann
olfgang Zöller
illi Zylajew
ÜNDNIS 90/DIE
RÜNEN
erstin Andreae

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ornelia Behm
irgitt Bender
rietje Bettin
lexander Bonde
kin Deligöz
r. Thea Dückert
utta Dümpe-Krüger
ranziska Eichstädt-Bohlig
r. Uschi Eid
ans-Josef Fell
oseph Fischer (Frankfurt)

atrin Dagmar Göring-
Eckardt
nja Hajduk
infried Hermann
ntje Hermenau
eter Hettlich
lrike Höfken
hilo Hoppe
ichaele Hustedt
ritz Kuhn
ndine Kurth (Quedlinburg)

arkus Kurth
r. Reinhard Loske
nna Lührmann
erzy Montag
erstin Müller (Köln)

infried Nachtwei
hrista Nickels
riedrich Ostendorff
imone Probst
laudia Roth (Augsburg)

rista Sager
hristine Scheel
ezzo Schlauch
lbert Schmidt (Ingolstadt)

erner Schulz (Berlin)

etra Selg
ainder Steenblock
ilke von Stokar von
Neuforn
ans-Christian Ströbele
ürgen Trittin
arianne Tritz
ubert Ulrich
r. Antje Vogel-Sperl
r. Antje Vollmer
r. Ludger Volmer
osef Philip Winkler
argareta Wolf (Frankfurt)

DP
aniel Bahr (Münster)

ngelika Brunkhorst
orst Friedrich (Bayreuth)

ainer Funke
r. Wolfgang Gerhardt
hristoph Hartmann

(Homburg)

lrich Heinrich
irgit Homburger
r. Werner Hoyer
r. Heinrich L. Kolb
arald Leibrecht

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arkus Löning
ünther Friedrich Nolting
berhard Otto (Godern)

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r. Günter Rexrodt
r. Rainer Stinner
arl-Ludwig Thiele
r. Dieter Thomae
r. Claudia Winterstein

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DU/CSU
ünter Baumann
eronika Maria Bellmann
enate Blank
eo Dautzenberg
lexander Dobrindt
homas Dörflinger
erbert Frankenhauser
eorg Girisch
urt-Dieter Grill
ernd Heynemann
usanne Jaffke
artholomäus Kalb
era Lengsfeld
eter Letzgus
rsula Lietz
tefan Müller (Erlangen)

ranz Obermeier
r. Joachim Pfeiffer
eatrix Philipp
r. Klaus Rose
nita Schäfer (Saalstadt)

artmut Schauerte
ndreas Scheuer
arion Seib
einz Seiffert
ax Straubinger
DP
elga Daub
ürgen Koppelin
raktionslose Abgeordnete
r. Gesine Lötzsch
etra Pau

nthalten
DU/CSU
eorg Fahrenschon
arko Wanderwitz
go Wellenreuther
DP
tto Fricke
oachim Günther (Plauen)

r. Karlheinz Guttmacher
isela Piltz






(A) (C)Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 25. Juni 2003, 13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.