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ID1505100200

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    Vokabeln: 1
    1. \n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/51 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Für ein freiheitliches, humanes Gesundheitswesen – Gesundheitspoli- tik neu denken und gestalten (Drucksache 15/1174) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marianne Linke, Ministerin Mecklenburg-Vorpommern . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU. . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . Gudrun Schaich-Walch SPD . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren 4199 D 4217 D 4218 D 4220 C 4221 D 4222 A 4222 C 4224 C 4226 C Deutscher B Stenografisch 51. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Moderni- sierung des Gesundheitssystems (Gesundheitssystemmodernisierungs- gesetz – GMG) (Drucksache 15/1170) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Altersgrenze für Vertragsärzte be- seitigen (Drucksache 15/940) . . . . . . . . . . . . . . F D K D U A B D 4199 C 4199 C 4199 D Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Mut zur undestag er Bericht ung n 18. Juni 2003 t : Verantwortung – für ein freiheitliches Gesundheitswesen (Drucksache 15/1175) . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . rista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gerhard Schröder SPD. . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . nnette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . irgitt Bender BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4200 A 4200 B 4203 C 4206 B 4208 B 4208 C 4209 C 4210 D 4213 C 4216 C a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 Gesetzes zur Durchführung gemein- schaftsrechtlicher Vorschriften über die grenzüberschreitende Beweisauf- nahme in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten (EG-Beweis- Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . Petra Ernstberger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 4238 A 4239 B aufnahmedurchführungsgesetz) (Drucksache 15/1062) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Tätigkeit europäischer Rechtsanwälte in Deutschland und weiterer berufsrechtlicher Vorschrif- ten für Rechts- und Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschafts- prüfer (Drucksache 15/1072) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Juni 2001 zwischen der Bundes- republik Deutschland und der Repu- blik Indien über die Auslieferung (Drucksache 15/1073) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteili- gung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheits- lage und Verbesserung der humani- tären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen vom 30. Mai 2003 (Drucksachen 15/1168, 15/1176) . . . . . b) Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 15/1177) . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . Andreas Weigel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E N A L A E C P J H d b g c tä R V ( A E ü li d d m d d ( W T J A A d ( F 4227 B 4227 B 4227 C 4227 C 4227 D 4228 A 4229 D 4231 B 4232 D 4234 A 4235 B 4236 C 4237 B rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten hrista Nickels, Silke Stokar von Neuforn, eter Hettlich, Cornelia Behm, Thilo Hoppe, osef Philip Winkler, Dr. Ludger Volmer und ans-Christian Ströbele zur Abstimmung über en Antrag der Bundesregierung: Beteiligung ewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU- eführten Einsatz zur Stabilisierung der Si- herheitslage und Verbesserung der humani- ren Situation in Bunia auf der Grundlage der esolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der ereinten Nationen vom 30. Mai 2003 Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Antrag der Bundesregierung: Betei- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an em EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung er Sicherheitslage und Verbesserung der hu- anitären Situation in Bunia auf der Grundlage er Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats er Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . homas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ntwort des Staatssekretärs Béla Anda auf ie Frage des Abgeordneten Bernhard Kaster CDU/CSU) (47. Sitzung, Drucksache 15/1077, rage 41) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4240 C 4240 B 4243 A 4245 A 4246 C 4246 D 4246 D 4247 A 4247 B 4247 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4199 (A) ) (B) ) 51. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 10.0
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    (B) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4245 (A) ) (B) ) Griese, Kerstin SPD 18.06.2003 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 18.06.2003 Granold, Ute CDU/CSU 18.06.2003 Merkel, Petra-Evelyne SPD 18.06.2003 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt für Aigner, Ilse CDU/CSU 18.06.2003 Dr. Akgün, Lale SPD 18.06.2003 Altmaier, Peter CDU/CSU 18.06.2003 Andres, Gerd SPD 18.06.2003 Bahr (Neuruppin), Ernst SPD 18.06.2003 Barthle, Norbert CDU/CSU 18.06.2003 Bellmann, Veronika CDU/CSU 18.06.2003 Berg, Ute SPD 18.06.2003 Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 Dr. Bietmann, Rolf CDU/CSU 18.06.2003 Binninger, Clemens CDU/CSU 18.06.2003 Brähmig, Klaus CDU/CSU 18.06.2003 Brandner, Klaus SPD 18.06.2003 Breuer, Paul CDU/CSU 18.06.2003 Brüderle, Rainer FDP 18.06.2003 Brüning, Monika CDU/CSU 18.06.2003 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 18.06.2003 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 18.06.2003 Bulmahn, Edelgard SPD 18.06.2003 Burchardt, Ulla SPD 18.06.2003 Burgbacher, Ernst FDP 18.06.2003 Edathy, Sebastian SPD 18.06.2003 van Essen, Jörg FDP 18.06.2003 Feibel, Albrecht CDU/CSU 18.06.2003 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 18.06.2003 Fritz, Erich G. CDU/CSU 18.06.2003 Göbel, Ralf CDU/CSU 18.06.2003 Göllner, Uwe SPD 18.06.2003 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 18.06.2003 G G F H D H H H H H D K K K v K K K D D L L L L L L D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten rosse-Brömer, Michael CDU/CSU 18.06.2003 rotthaus, Wolfgang SPD 18.06.2003 reiherr von und zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 18.06.2003 agedorn, Bettina SPD 18.06.2003 r. Happach-Kasan, Christel FDP 18.06.2003 artenbach, Alfred SPD 18.06.2003 artnagel, Anke SPD 18.06.2003 aupt, Klaus FDP 18.06.2003 edrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 18.06.2003 eller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 18.06.2003 r. Hoyer, Werner FDP 18.06.2003 aster, Bernhard CDU/CSU 18.06.2003 auch, Michael FDP 18.06.2003 auder (Bad Dürrheim), Siegfried CDU/CSU 18.06.2003 on Klaeden, Eckart CDU/CSU 18.06.2003 opp, Gudrun FDP 18.06.2003 oschyk, Hartmut CDU/CSU 18.06.2003 ünast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 r. Küster, Uwe SPD 18.06.2003 r. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 18.06.2003 amp, Helmut CDU/CSU 18.06.2003 anzinger, Barbara CDU/CSU 18.06.2003 aurischk, Sibylle FDP 18.06.2003 ehn, Waltraud SPD 18.06.2003 enke, Ina FDP 18.06.2003 intner, Eduard CDU/CSU 18.06.2003* r. Luther, Michael CDU/CSU 18.06.2003 bgeordnete(r) entschuldigt für 4246 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union A l d b s s I s f l b A d e S r r 1 M d l b r i t s Müller (Düsseldorf), Michael SPD 18.06.2003 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 18.06.2003 Niebel, Dirk FDP 18.06.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 18.06.2003 Oswald, Eduard CDU/CSU 18.06.2003 Pieper, Cornelia FDP 18.06.2003 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 18.06.2003 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 18.06.2003 Rachel, Thomas CDU/CSU 18.06.2003 Reiche, Katherina CDU/CSU 18.06.2003 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 18.06.2003 Rübenkönig, Gerhard SPD 18.06.2003 Rühe, Volker CDU/CSU 18.06.2003 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 18.06.2003 Schöler, Walter SPD 18.06.2003 Schulte (Hameln), Brigitte SPD 18.06.2003 Segner, Kurt CDU/CSU 18.06.2003 Sehn, Marita FDP 18.06.2003 Dr. Solms, Hermann Otto FDP 18.06.2003 Sowa, Ursula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 Dr. Stadler, Max FDP 18.06.2003 Türk, Jürgen FDP 18.06.2003 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 18.06.2003 Weis (Stendal), Reinhard SPD 18.06.2003 Weisheit, Matthias SPD 18.06.2003 Welt, Jochen SPD 18.06.2003 Dr. Westerwelle, Guido FDP 18.06.2003 Wimmer (Karlsruhe), Brigitte SPD 18.06.2003 Zapf, Uta SPD 18.06.2003 Abgeordnete(r) entschuldigt für (C (D nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christa Nickels, Silke Stokar von Neuforn, Peter Hettlich, Cornelia Behm, Thilo Hoppe, Josef Philip Winkler, Dr. Ludger Volmer und Hans-Christian Ströbele zur Ab- stimmung über den Antrag der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheitslage und Verbes- serung der humanitären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 (Tagesordnungspunkt 3 a) Wir unterstützen nachdrücklich die Beschlussempfeh- ung des Auswärtigen Ausschusses zum Antrag der Bun- esregierung. Wir hoffen, dass dieser Einsatz mit dazu eitragen kann, die desaströse humanitäre und men- chenrechtliche Lage im Kongo nachhaltig zu verbes- ern. Die heutige Debatte hat ebenso wie alle vorliegenden nformationen eindeutig gezeigt, dass in dieser Lage Ab- chiebungen in den Kongo unverantwortbar sind. Wir appellieren deshalb an die Bundesregierung, da- ür Sorge zu tragen, dass für ausreisepflichtige kongo- esische Staatsangehörige ein allgemeiner Abschie- ungsstopp erlassen wird. nlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Antrag der Bundes- regierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfe an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheitslage und Verbes- serung der humanitären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 (Tagesordnungspunkt 3 a) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Nach em Wortlaut des Antrages der Bundesregierung handelt s sich um eine „Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisie- ung der Sicherheitslage und Verbesserung der humanitä- en Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen“. Es geht nicht, wie öffentlich diskutiert wird, um die itwirkung hauptsächlich von Sanitätsabteilungen, son- ern im Ziel um bewaffnete Mitwirkung. Ich halte den Einsatz in Afrika für verfassungsrecht- ich fragwürdig, für nicht kontrollier- und nicht steuer- ar. Das Leben unserer Landsleute wird in unvertretba- er Weise gefährdet. Bei dem Umfang des Krieges, der n den vergangenen fünf Jahren zu über 4 Millionen To- en geführt hat, wird hier, was den Umfang des EU-Ein- atzes angeht, nur einem symbolischen Akt das Wort ge- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4247 (A) ) (B) ) redet. Das entspricht nicht unseren grundsätzlichen Menschenrechtsvorstellungen. Hier soll unter dem Deckmantel der Humanität eine Fehlentscheidung der Bundesregierung im Irakkonflikt korrigiert werden. Das ist unvertretbar. Unüblich ist auch, dass ohne NATO-Einbindung ge- handelt wird, sich hier also eine neue Spaltung abzeich- net. Und unhaltbar ist, dass jetzt bereits über die 110 000 deutsche im weltweiten Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten hinaus eine Ausweitung des Bundeswehrengagements erfolgt, ohne dass es zu einer Ausstattungsverbesserung kommt. Über Jahre hat die deutsche und europäische Außen- politik den afrikanischen Kontinent sträflich vernachläs- sigt und damit zur Destabilisierung der Lage beigetra- gen. Für diplomatische Lösungen ist es nie zu spät. Das gilt auch für die krisenhafte Situation in Liberia, im Su- dan und in Nigeria. Die Bundeswehr kann, darf und soll nicht für eine fehlerhafte Politik der Bundesregierung die „Kastanien aus dem Feuer holen“ müssen. Der Kongo-Einsatz bedarf einer politischen, nicht militäri- schen Lösung! Thomas Dörflinger (CDU/CSU): Dem Antrag der Bundesregierung, Kräfte der Bundeswehr an einem Ein- satz im Kongo zu beteiligen, kann ich aus mehreren Gründen nicht zustimmen. Es ist unstreitig, dass der Völkermord im Kongo des Eingreifens der Völkergemeinschaft bedarf. Es ist ebenso unstreitig, dass die Bundesrepublik Deutschland international auch bei friedenssichernden Maßnahmen der Europäischen Union und/oder der Vereinten Natio- nen Verantwortung übernehmen muss. Hierzu gehört allerdings, dass nicht nur die politi- schen Vorgaben für die Bundeswehr, sondern auch die personelle, materielle und finanzielle Ausstattung inner- halb der Bundeswehr den veränderten Gegebenheiten angepasst werden. Diese Notwendigkeit und ein ständig zurückgehender Haushalt des Bundesministeriums der Verteidigung schließen sich gegenseitig aus. Seit Jahren weist die Bundesregierung der Bundes- wehr immer neue Aufgaben im internationalen Bereich zu. Eine durchgreifende Bundeswehrreform ist dabei ge- nauso wenig in Sicht wie eine angemessene Ausstattung des Haushalts, die insbesondere auf eine größtmögliche Gefahrenminimierung für die Angehörigen der Truppe ausgerichtet sein muss. Die Aussage, es handle sich im vorliegenden Fall le- diglich um eine logistische Unterstützung, geht am Pro- blem vorbei. Auch wenn absolute Sicherheit nie gewähr- leistet werden kann – der Tod mehrerer Soldaten in Afghanistan erfordert eine Debatte, die zunächst geführt werden sollte, bevor die Bundeswehr mit neuen, mögli- cherweise gefährlicheren Einsätzen konfrontiert wird. Jürgen Koppelin (FDP): Der Einsatz von 350 deut- schen Soldaten soll bis zum 1. September 2003 befristet sein. Es ist bereits jetzt abzusehen, dass dieser Zeitpunkt unrealistisch ist. In der ARD erklärte Bundesverteidi- g M d d r s t w K d d D v g l l s P e h s i d A d g z s d n w d g (C (D ungsminister Struck, dass er sogar eine Ausweitung des andats nicht ausschließen könne. Es gibt erhebliche Zweifel, ob deutsche Soldaten für iesen Einsatz ausgerüstet sind; ebenso halte ich die in er Vorlage der Bundesregierung vorgesehene Finanzie- ung für unrealistisch. Notwendige Maßnahmen zur Sicherheit der deut- chen Soldaten werden in der Vorlage kaum berücksich- igt, obwohl militärische Gewalt nicht ausgeschlossen erden kann. Bundesminister Struck schließt sogar bei ampfhandlungen die Notwendigkeit der Ausdehnung er Präsenz der Truppe nicht aus. Es ist ein Skandal, dass Bundesaußenminister Fischer iplomatische Vertretungen der Bundesrepublik eutschland in Afrika geschlossen hat, Afrika in nicht zu erantwortender Weise vernachlässigt hat und nun drin- end deutsche Soldaten nach Afrika schicken möchte. Ich verkenne nicht die humanitären Gründe, die end- ich zum Handeln in der Republik Kongo zwingen. Al- erdings wäre es ebenso notwendig, dass die europäi- chen Staaten mit dem gleichen Engagement sich dem roblem der AIDS-Seuche in Afrika annehmen, die benfalls inzwischen zu einem Massensterben geführt at. Ich werde dem Antrag der Bundesregierung nicht zu- timmen. Ich treffe diese Entscheidung auch besonders n Verantwortung gegenüber den Angehörigen der Bun- eswehr. nlage 4 Antwort es Staatssekretärs Béla Anda auf die Frage des Ab- eordneten Bernhard Kaster (CDU/CSU) (47. Sit- ung, Drucksache 15/1077, Frage 41): Wie erklärt sich die Bundesregierung die Antwort „Nein“ in der Antwort des Staatssekretärs und Chefs des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, des BPA, Béla Anda, vom 13. Februar 2003 auf die Schriftliche Frage 1 des Abgeordneten Dietrich Austermann in Bundestagsdrucksache 15/504 nach einer eventuellen Beauftragung der Agentur „Odeon Zwo“ zur Durchführung der Kampagne „Erfolg braucht alle“? Der Abgeordnete Austermann (Bundestagsdruck- ache 15/504) hatte gefragt: Trifft es zu, dass der Auftrag zur Kampagne der Bundesregierung „Erfolg braucht alle“, die Anfang 2003 startete und aus Anzeigen und Kinospots be- stand bzw. besteht, an Odeon Zwo vergeben wurde und nicht der Vergabeordnung entsprechend ausge- schrieben wurde. Im nächsten Halbsatz hatte sich MdB Austermann für iesen Fall zudem erkundigt, ob der Rahmenvertrag er- eut ausgeschrieben werde. Diese konditionierte Frage wurde mit „Nein“ beant- ortet, da die Bundesregierung mit der Beauftragung er Kampagne „Erfolg braucht alle“ nicht gegen die Ver- abeordnung verstoßen hat. 51. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Franz Müntefering


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

    Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Heute beginnt
    die Umsetzung der Agenda 2010. Als Bundeskanzler
    Gerhard Schröder sie am 14. März dieses Jahres hier
    vorstellte, haben manche ungläubig geschaut und man-
    che auch empört aufgeschrien.


    (Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: In der SPD!)


    Wir haben die drei Monate, die seitdem vergangen sind,
    gut genutzt. Die Analyse zu den Rahmenbedingungen ist
    klarer geworden. Die Vorhaben sind präziser. Der Wille
    zur Umsetzung ist eindeutig. Wir haben versprochen, das
    Land zu erneuern. Das tun wir. Wir haben auch verspro-
    chen, das Land zusammenzuhalten. Dafür sorgen wir.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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    (C (D Heute findet die erste Lesung des Gesundheitssystemodernisierungsgesetzes statt. Wir handeln. Man hat en Eindruck, dass die Opposition die letzten drei Moate ein bisschen verschlafen hat. Das ist nicht gut; denn ir brauchen für die Umsetzung der Agenda 2010 eine andlungsfähige Opposition. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich will Ihnen den Hinweis geben, dass wir hier noch
    or der Sommerpause die erste Lesung der Vorlage zur
    andwerksordnung und des Gesetzes über Arbeitneh-
    errechte/Zahldauer Arbeitslosengeld erleben werden.
    ie sollten sich um diese Themen ganz konkret küm-
    ern, damit Sie sich nicht wieder erst zwei Tage vor der
    rsten Lesung in Abwesenheit von Herrn Seehofer müh-
    elig zusammenraufen müssen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    ie sollten dafür sorgen, dass Sie zu eigenen Positionen
    ommen.
    Unser Gesundheitssystemmodernisierungsgesetz hilft,

    ie Qualität unseres Gesundheitswesens zu sichern und
    u bessern. Es sorgt für die Einsparung von Kosten im
    ystem. Es macht die gesetzliche Krankenversicherung
    chlanker. Es fordert mehr Eigenverantwortung und si-
    hert die Substanz der Krankenversicherung dauerhaft.
    m all dies geht es.
    Das Gesundheitswesen in Deutschland ist eine Er-

    olgsgeschichte, die wir fortschreiben wollen. Das erfor-
    ert Anstrengungen. Es ist nicht billig; aber es lohnt
    ich. Gesundheit ist ein hohes Gut. Die Absicherung
    er Gesundheitsrisiken ist teuer; sie können vernünftig
    ur solidarisch abgesichert werden.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    enschen sorgen für Menschen, das ist der Grundge-
    anke der gesetzlichen Krankenversicherung, der richtig
    leibt und auch in Zukunft gelten wird. Die Idee der to-
    alen Individualisierung der Risiken – sie scheint das
    iel einiger in der Opposition zu sein – führt in die Irre.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Manche fragen sich in diesen Wochen: Lohnt sich
    rankenversicherung? Bekomme ich das Geld, das ich
    ingezahlt habe, wieder heraus? Das sind absurde Fra-
    en. Eine Krankenversicherung ist kein Sparklub. Kran-
    enversicherung funktioniert so, dass viele mehr einzah-
    en müssen, als sie herausbekommen, damit einige, die
    arauf angewiesen sind, mehr herausbekommen, als sie
    inzahlen. So funktioniert Krankenversicherung.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    eder von uns kann auf sie angewiesen sein, wenn er
    ange krank ist, lange Zeit medizinische Hilfe braucht
    der teure Rehamaßnahmen in Anspruch nehmen muss.
    eshalb bleibt eine obligatorische gesetzliche Kranken-






    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering

    versicherung vernünftig. Wir sorgen dafür, dass das Ge-
    sundheitssystem auch in Zukunft solidarisch finanziert
    wird.

    Dies gilt im Übrigen auch für das Krankengeld. Was
    Ministerpräsident Stoiber diesbezüglich in den letzten
    Tagen von sich gegeben hat, zeigt, dass er entweder von
    der Sache keine Ahnung hat oder die Menschen wissent-
    lich falsch informiert.


    (Jörg Tauss [SPD]: Wie üblich!)

    Beides wäre schlimm.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Herr Stoiber, von dieser Stelle aus Klartext: Das Kran-
    kengeld wird auch in Zukunft wie bisher gezahlt. Es
    wird unverändert solidarisch finanziert. Niemand, der
    länger krank und Mitglied der gesetzlichen Krankenver-
    sicherung ist, muss hier Sorge haben. Den Versiche-
    rungsbeitrag für das Krankengeld zahlen in Zukunft aus-
    schließlich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,
    nicht mehr die Arbeitgeber. Diese Entscheidung ist uns
    nicht leicht gefallen; aber sie ist logisch und konsequent.
    Manche behaupten, damit werde die paritätische Finan-
    zierung erstmals durchbrochen. Das ist erkennbar falsch.
    Fast 40 Prozent unseres Sozialsystems sind nicht paritä-
    tisch beitragsfinanziert: Das gilt für die Rente, das gilt
    für die Pflegeversicherung, das gilt für die Zuzahlung
    bei Medikamenten.

    Wir machen den Leistungskatalog der gesetzlichen
    Krankenversicherung nun schmaler und nehmen alles
    heraus, was nicht eine originäre medizinische Sachleis-
    tung ist oder zum Bereich der Prävention gehört: das
    Krankengeld – ich habe es soeben erwähnt –, das Mut-
    terschaftsgeld – es wird aus dem Steuertopf gezahlt;
    Stichwort: Erhöhung der Tabaksteuer – und das Sterbe-
    geld, das in Zukunft entfallen wird.

    Das Gesundheitswesen ist die größte Branche in un-
    serem Land überhaupt. In ihr arbeiten mehr Menschen
    als in jeder anderen Branche, nämlich über 4 Millionen.
    Das wird nicht nur so bleiben, es wird sich sogar noch
    steigern. Der Dienst des Menschen am Menschen wird
    in unserer Gesellschaft weiter an Bedeutung gewinnen.
    Es muss sich erst noch zeigen, ob unsere Gesellschaft
    umfassend bereit ist, diesen Dienst auch zu leisten, oder
    ob sie sich auf Zuwanderung verlässt. Die Beantwortung
    dieser Frage ist für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesell-
    schaft und die Finanzierbarkeit unseres Sozialsystems
    entscheidend. Wir fordern die Anbieter im Gesundheits-
    wesen mit dem Gesundheitssystemmodernisierungsge-
    setz zu besonderer Anstrengung heraus; aber wir achten
    dabei darauf, dass ihre Wettbewerbsfähigkeit und Leis-
    tungsfähigkeit erhalten bleiben.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    An einigen Stellen muss der Wettbewerb allerdings
    erst ausgerufen werden. Wir gehen erste sinnvolle
    Schritte, den Sicherstellungsauftrag aufzulockern. Wir
    muten den Beteiligten und Betroffenen im Gesundheits-
    wesen mit der Reform einiges zu. Dabei sind wir sicher:

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    (C (D iese Therapie ist richtig, auch im richtigen Augenblick. ass gute Therapie anstrengend sein kann, wissen wir lle. Zum heutigen Tag haben wir als Koalition unseren esetzentwurf, unsere Konzeption, auf den Tisch gelegt. ir haben das in engster Abstimmung mit der Gesundeitsministerin, mit Ulla Schmidt, getan. Sie hat die weentliche Vorarbeit für diesen Gesetzentwurf geleistet. it ihr zusammen werden wir das Gesetz beschließen nd umsetzen. Wir haben in den vergangenen Monaten intensive Ge präche mit allen Beteiligten geführt: mit den Ärzteammern, den Kassenärztlichen Vereinigungen, den assen, der Industrie, den Apothekern und vielen mehr. ir werden diese Gespräche weiter führen. Die Bot chaften dabei waren in einem immer ähnlich, sogar sehr hnlich: Generelle Zustimmung dazu, dass Reformbearf besteht; schwieriger wird es dann bei eigener Beroffenheit und im Detail. Diejenigen, die sonst täglich ie Reformmelodie singen, kriegen dann schnell einen chluckauf. Ich vermute einmal, dass Sie in der Opposiion bei Ihren Gesprächen ähnliche Erfahrungen geacht haben. Auch dies unterstreicht eines ganz deutich: Entscheiden müssen am Ende wir hier im eutschen Bundestag; entscheiden muss die Politik. Das Gesundheitswesen ist eine komplizierte Branche it vielen gegenläufigen und widerstrebenden Interesen. Das Produkt Gesundheit, um das es geht, ist etwas anz Besonderes. Es unterscheidet sich von den üblichen ngeboten produzierender Betriebe und Dienstleister in arkanter Weise. Deshalb braucht es besondere Antworen. Wir werden diese Gespräche weiter führen und daauf drängen, dass wir in der Politik hier im Deutschen undestag die nötigen Entscheidungen treffen. Dabei wissen wir, dass wir bei der Reform des Ge undheitswesens hier im Haus aufeinander angewiesen ind, wenn es etwas wirklich Gutes werden soll. Es wird lso zu einigen Punkten Kompromisse geben, geben üssen. Das Land kann von uns allen hier mit Recht erarten, dass wir zu solchen Kompromissen fähig sind. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das Wort Kompromiss wird in Deutschland ambivalent
    esehen. Es gibt faule Kompromisse – das ist richtig –,
    ber es gibt auch faule Kompromissunfähigkeit.


    (Heiterkeit bei der SPD)

    assen Sie uns offen darüber reden! Wir wollen, dass die
    ache gelingt. Weshalb nicht schon hier im Bundestag?
    as wäre für die Sache gut, aber es wäre auch für uns als
    esetzgeber gut und es wäre für die demokratische Kul-
    ur in unserem Land gut.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    ch habe keinen Zweifel: Unsere Demokratie wird dabei
    ewinnen.


    (Zuruf von der FDP: Das ist lächerlich!)







    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering

    Ich biete Ihnen, Frau Merkel, deshalb hier eine Ver-

    fahrensverständigung an. In unserer parlamentarischen
    Praxis hat sich ein System herausgebildet, bei dem es als
    selbstverständlich gilt, dass über fast alle wichtigen Ge-
    setzentwürfe in der zweiten und dritten Lesung kontro-
    vers abgestimmt wird und dann in den Kulissen des Ver-
    mittlungsausschusses der Kompromiss gesucht wird.
    Wir bezweifeln ernsthaft, dass dies zwingend immer der
    richtige Weg ist.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Warum legen wir als Bundestag das Gesundheitssys-
    temmodernisierungsgesetz in seltsamer Selbstbeschei-
    dung in die Hände der Länder und machen es davon ab-
    hängig, dass man dort nicht den Mut hat, jetzt zu
    handeln, weil demnächst in Bayern oder anderswo Land-
    tagswahlen sind?


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der Deutsche Bundestag ist der Ort, an dem gestritten,
    debattiert und verhandelt werden sollte. Im Ausschuss,
    bei den Anhörungen und natürlich hier im Plenum kann
    zwischen den beteiligten Parteien, der Koalition und der
    Opposition, eine gemeinsame Linie gesucht werden. Wir
    haben alle Voraussetzungen und auch alle Instrumente,
    um zu gemeinsamen Ergebnissen zu kommen.

    Wir streben die zweite und dritte Lesung des
    Gesundheitssystemmodernisierungsgesetzes für den
    8. Juli an, also noch vor der Sommerpause.


    (Jürgen Koppelin [FDP]: Da kann man ja viel verhandeln!)


    Wenn es hier vorher zu einer Erfolg versprechenden
    Kompromisssuche kommt, sind wir da flexibel. Wenn
    nicht, lassen wir uns allerdings auch nicht aufhalten;


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    dann machen wir das, was wir aus eigener Kraft stem-
    men können, auch gegen Sie und gegen die Mehrheit im
    Bundesrat. Die Verantwortung liegt bei Ihnen.


    (Lachen bei der FDP)

    Ich machen Ihnen ein ehrliches Angebot. Wir streben

    ein gemeinsam getragenes Gesetz an. Ich biete Ihnen,
    Frau Merkel, an, heute hier oder in den nächsten Tagen
    mit uns in der Koalition ein solches Verfahren zu verein-
    baren. Wir können gemeinsam ein gutes Beispiel setzen.

    Wir sollten ebenso auch noch in diesem Jahr begin-
    nen, die Gedanken über die Reform der bundesstaat-
    lichen Ordnung, die überall – mit Recht übrigens – auf-
    flackern, hier in den Deutschen Bundestag zu tragen. Ich
    schlage im Namen meiner Fraktion vor, im Herbst dieses
    Jahres eine umfassende Debatte zur Modernisierung der
    bundesstaatlichen Ordnung hier im Deutschen Bundes-
    tag und zusammen mit dem Bundesrat zu führen sowie
    das Verfahren zur Einrichtung einer Verfassungskommis-
    sion zu klären. Die bundesstaatliche Ordnung ist Teil der
    Erfolgsgeschichte Westdeutschlands von 1949 bis 1989.

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    (C (D nzwischen gibt es aber Verwerfungen und Verkrustunen, die die Lösung der gesellschaftlichen und politichen Aufgaben unserer Zeit immer mehr behindern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Politischer Aufbruch braucht klare Verantwortungs-
    trukturen, handlungsfähige Städte und Gemeinden,
    indeutige Zuordnung der Zuständigkeiten an die staat-
    ichen Ebenen, den Bundestag als starken Bundesgesetz-
    eber, in gleicher Weise Raum für Subsidiarität und
    igenverantwortung, Bürgernähe, mehr Vernetzung,
    eniger Hierarchie, Optimierung der Finanzströme der
    ffentlichen Hände, mehr Mut zu Neuem, weniger Be-
    arrung. Wir wollen diese Themen aufgreifen. Zur
    rneuerung in unserem Land gehört Erneuerung der
    ozialen Sicherungssysteme, Erneuerung der Arbeits-
    arktstrukturen, Erneuerungsbereitschaft aufseiten der
    irtschaft und des Staates und Erneuerung der Struktu-

    en unserer Demokratie.

    (Jürgen Koppelin [FDP]: Erneuerung der Bundesregierung!)

    as muss uns in diesem Jahrzehnt in Deutschland gelin-
    en. Deshalb sprechen wir von der Agenda 2010.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    m erste wichtige konkrete Schritte geht es heute hier.
    Wir brauchen aber auch, liebe Kolleginnen und Kol-

    egen, eine Erneuerung der Mentalitäten, wenn wir
    ohlstand dauerhaft sichern und soziale Gerechtigkeit
    ewährleisten wollen. Und das wollen wir. Wir brauchen
    n Deutschland mehr Mut,


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Eine gescheite Regierung!)


    ut zur Gestaltung und Zuversicht in die Stärke unseres
    andes. Totale Sicherheit gibt es dabei nicht, aber die
    ukunft braucht Wandel und Wandel bringt Sicherheit.
    ie Zukunft ist nicht am Reißbrett und nicht im Sand-
    asten planbar, aber die richtige Richtung ist sehr wohl
    rkennbar. Diese Richtung schlagen wir mit der Agenda
    010 ein.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Ich bin zuversichtlich, dass es am Ende dieses Jahres,
    as ein anstrengendes Jahr auch für uns im Deutschen
    undestag sein wird – wir werden viele gemeinsame Sit-
    ungen haben, uns streiten und hoffentlich zu guten Er-
    ebnissen kommen –, in Deutschland keine große gesell-
    chaftliche Gruppe mehr geben wird, die nicht auf der
    ichtigen Seite, auf der Seite der Erneuerung, stehen
    ird. Die Koalition geht voran, Sie bekommen vielleicht
    napp die Kurve.


    (Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    ndere in der Gesellschaft, die sich noch ein wenig zu-
    ückhalten, werden auch dabei sein. Ich sage Ihnen vo-
    aus: Ende des Jahres ist Deutschland auf die Erneue-






    (A) )



    (B) )


    Franz Müntefering

    rung eingestimmt. Wir sind diejenigen, die mit ihr
    begonnen haben und sie vorantreiben. Sie haben das
    nicht geschafft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Lassen Sie uns also in einen vernünftigen Wettbewerb
    treten! Ich bin sicher, dass wir in diesem Jahr in
    Deutschland die nötigen Schritte tun. Das Gesundheits-
    systemmodernisierungsgesetz, das wir heute auf den
    Weg bringen, ist der erste wichtige und konkrete Schritt.

    Die Debatte und der Streit über den richtigen Weg in
    den vergangenen Wochen und Monaten in meiner Partei,
    in Ihren Parteien, in den Gewerkschaften, in den gesell-
    schaftlichen Gruppen waren richtig und nötig. Sie haben
    an vielen Stellen Klarheit geschaffen und noch einmal
    deutlich gemacht, dass uns die Globalisierung, die Euro-
    päisierung und die demographische Entwicklung zu Ver-
    änderungen zwingen. Manche sagen, die Einsicht
    komme sehr spät. Das ist wahr, das kann man nicht be-
    streiten, aber sehr spät ist nicht zu spät.


    (Lachen der Abg. Dr. Angela Merkel [CDU/ CSU])


    – Sie kam übrigens, Frau Merkel, auch bei Ihnen sehr
    spät. Sie brauchen da gar nicht zu lachen. Sie hätten es in
    den 90er-Jahren schon merken können; da wusste man
    bereits, wie die demographische Entwicklung verläuft.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Da kann ich Sie aber anders zitieren! Lesen Sie die Protokolle noch einmal! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wer hat denn den demographischen Faktor abgeschafft?)


    Auch wenn es sehr spät ist, ist das kein Grund, sich jetzt
    noch den Veränderungen zu verweigern.

    Zu einem weiteren Vorwurf, der von Ihnen und auch
    von anderen Stellen kommt, dass wir unsere Positionen
    gegenüber dem, was wir vor einem oder vor drei Jahren
    gesagt haben, kann ich nur sagen: Das stimmt. Dazu be-
    kenne ich mich; dazu bekennen wir uns. Es wäre eine
    seltsame Politik, die von sich behauptete, dass sie zu kei-
    ner Veränderung bereit sei, auch wenn die Rahmenbe-
    dingungen sich verändern. Wir alle miteinander haben in
    den 90er-Jahren bis in die letzten Jahre hinein in der
    Hoffnung auf eine gute Entwicklung der Konjunktur die
    Strukturprobleme verdeckt. Das ist schlichtweg die
    Wahrheit und das müssen wir realisieren. Aber das Land
    kann von uns erwarten, dass wir aus der Entwicklung der
    letzten drei Jahre nun die Konsequenzen ziehen und be-
    greifen: Das Warten auf Konjunktur, das Kämpfen um
    Konjunktur, das zur Politik gehört, ist noch nicht die Lö-
    sung, sondern es werden auch Strukturveränderungen
    nötig sein. Wir sind bereit, sie im Interesse des Landes
    durchzuführen, und wir hoffen auf gute und gedeihliche
    Zusammenarbeit.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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    (C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Angela Merkel, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber err Müntefering, Einsichten sind immer gut; (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das stimmt!)


Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

(Beifall bei der CDU/CSU)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Angela Merkel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    ber wenn Sie nunmehr Geschichtsklitterung betreiben

    (Jörg Tauss [SPD]: Hoi, hoi!)


    nd behaupten, wir hätten bestimmte Dinge nicht er-
    annt, zu Zeitpunkten, als Sie noch massiv dagegen ge-
    ämpft haben, muss ich das in freundlicher, aber ent-
    chiedener Form zurückweisen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben fünf Jahre vertan, bevor auch bei Ihnen

    etzt in Form eines Nachhaltigkeitsfaktors über das de-
    ographische Problem bei der Rentenversicherung
    achgedacht wird. Die Wahrheit ist: Sie hätten besser da-
    an getan, diesen demographischen Faktor damals nicht
    erauszunehmen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir haben das Thema Zuzahlungen in der Gesund-

    eitsvorsorge 1998 als ein schwieriges, aber notwendiges
    hema im Gesetz gehabt. Sie haben einen dramatischen
    ahlkampf dagegen geführt. Aber unser Ansatz hat sich
    ls richtig erwiesen; es geht kein Weg daran vorbei.
    Ich will jetzt nicht weiter in die Vergangenheit

    chauen, sondern nur sagen: Die Erkenntnisse hätten
    ängst umgesetzt worden sein können. Millionen von
    enschen könnten heute Arbeitsplätze haben und sich in
    iner besseren Lage befinden, wenn Sie das früher be-
    acht hätten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


    Ich stimme Ihnen ausdrücklich zu: Veränderungen in
    olksparteien sind immer diskussionswürdig. Es gibt
    erschiedene Interessenlagen und Überzeugungen und
    amit macht es sich niemand leicht.
    Der Bundeskanzler hat hier am 14. März eine Regie-

    ungserklärung abgegeben,

    (Jörg Tauss [SPD]: Super!)


    uf die wir schon damals geantwortet haben, dass wir die
    chritte, die in die richtige Richtung gehen, selbstver-
    tändlich unterstützen werden. Wir haben aber bis zum
    5. Juni warten müssen, bis wir endlich einen Gesetzent-
    urf vorgelegt bekommen haben, weil nämlich die Mei-
    ungsbildung in Ihren Parteien notwendigerweise mit
    onderparteitagen abgeschlossen werden musste.


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel

    Ich kann nur sagen: Wir waren immer sprechfähig,

    wir sind jetzt sprechfähig, wir haben ein Alternativkon-
    zept. –


    (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Da können Sie lachen oder auch nicht. Aber zwischen
    dem 14. März und dem 15. Juni sind in Deutschland
    10 000 Betriebe in die Insolvenz gegangen, denen hätte
    geholfen werden können, wenn wir mit den Gesetzesbe-
    ratungen weiter wären.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie haben heute einen ersten Gesetzentwurf aus der

    Agenda 2010 eingebracht, einen Gesetzentwurf, der sich
    mit einem Thema beschäftigt, das die Menschen in die-
    sem Lande unendlich berührt, weil jeder auf Gesundheit
    angewiesen ist, jeder um Gesundheit ringt und dieses
    Thema mit sehr vielen Ängsten belastet ist. Deshalb
    kann ich Ihnen an dieser Stelle sagen: Was immer wir in
    den Beratungen gemeinschaftlich durchsetzen können,
    das wollen wir mit Ihnen gemeinschaftlich durchsetzen.


    (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wann?)


    – Was heißt „wann“? Sofort nach dieser Debatte können
    unsere Gesundheitspolitiker auf Ihre Gesundheitspoliti-
    ker zugehen und vereinbaren, in welcher Form sie im
    Ausschuss vorgehen wollen.

    Aber ich sage eines, Herr Müntefering: Ihr Satz „Wir
    werden das Gesetz von Frau Schmidt in diesem Hause
    durchsetzen“ ist kein Satz, der zu dem Angebot, das Sie
    dann formal gemacht haben, passt. Das passt nicht zu-
    sammen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Katrin Dagmar Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie jetzt Angst vor Ihrer eigenen Courage?)


    Sie müssen sich schon entscheiden, ob Sie jetzt wieder
    nach dem von Ihnen ausgerufenen Prinzip „Mehrheit ist
    Mehrheit“ verfahren oder ob Sie in diesem Falle – ich
    würde das sehr begrüßen – in eine ernsthafte Debatte
    eintreten – ich sage nachher, welche Grundzüge wir da-
    rin vertreten werden –, in der wir gemeinsam schauen,
    ob es Lösungen gibt.

    Herr Müntefering, was sich gestern aber im Gesund-
    heitsausschuss abgespielt hat, hat uns natürlich nicht er-
    mutigt. Dort ist die Positivliste, die – im Gesamtzusam-
    menhang gesehen – für das Gesundheitswesen von
    größter Bedeutung ist, einfach vorgezogen und abge-
    schlossen worden. Glauben Sie eigentlich, das sei eine
    Einladung zu einer konstruktiven Zusammenarbeit am
    nächsten Tag?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch des Abg. Peter Dreßen [SPD])


    Über die allgemeinen Erklärungen in Form von Über-
    schriften hinaus brauchen wir von Ihren Fachleuten ein
    klares Signal – das steht im Gegensatz zu dem, was Sie
    gestern noch praktiziert haben –, dass sich die Umgangs-

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    (C (D ormen bei den Beratungen, die jetzt anstehen und die ir zügig begleiten werden, ändern. Dieses Signal ist bis etzt ausgeblieben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich stimme Ihnen zu: Wir sind beim Gesundheitswe-
    en aufeinander angewiesen. Ich sage aber auch, dass
    ir nicht nur aufeinander angewiesen sind, sondern dass
    ir gleiche Zielsetzungen haben; denn auch unser Ziel
    st ein Beitragssatz von 13 Prozent in der gesetzlichen
    rankenversicherung. Wir müssen es in der Praxis ge-
    einsam erreichen.
    Der Bundeskanzler hat immer wieder darauf hinge-
    iesen – Herr Müntefering, Sie haben eben auch davon
    esprochen –, dass wir mehr Effizienz in diesem Sys-
    em und vor allen Dingen eine langfristig angelegte
    nd realistische Betrachtungsweise brauchen. Herr
    üntefering, das Allerwichtigste ist – wenn wir es nicht

    un, können wir immer wieder nur kürzen, sparen und
    inschränken –, dass wir die Einnahmeseite der gesetzli-
    hen Sozialversicherungen wieder in Ordnung bringen.
    as können wir erreichen, indem die Arbeitslosigkeit in
    iesem Lande abgebaut und die wirtschaftliche Lage
    erbessert wird.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Es ist bedauerlich, dass wir bis jetzt keines der Ar-
    eitsmarktgesetze im Parlament vorliegen haben und
    ass der Prozess hinsichtlich der Zusammenlegung von
    rbeitslosen- und Sozialhilfe noch nicht so weit fortge-
    chritten ist, wie er es sein könnte. Sie, meine Damen
    nd Herren von der SPD und den Grünen, wissen genau,
    ass wir im Zuge der Umsetzung des Hartz-Konzeptes
    urch unsere unglaublich konstruktive Mitarbeit Herrn
    lement geholfen haben, sozusagen aus Unvernunft Ver-
    unft zu machen. Wir haben heute einen relativ gut auf-
    estellten Niedriglohnsektor, weil das Wahlprogramm
    er CDU/CSU umgesetzt wurde. Das ist die Wahrheit.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Ich möchte an dieser Stelle deutlich machen, dass in

    em von uns vorgelegten Antrag eine klare Alternative
    ufgezeigt ist. Diese klare Alternative macht das Pro-
    lem deutlich: Der Gesetzentwurf von Frau Schmidt ent-
    ält nach unserer festen Überzeugung zu viel Tendenzen
    n Richtung Zentralismus, Kassenhoheit, Einheitskasse
    nd zu wenig Tendenzen in Richtung Wettbewerb, Frei-
    ügigkeit und Gleichheit des Arztberufes.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Ich will das an einem Beispiel deutlich machen, über
    as wir ganz zu Beginn sprechen müssen und bei dem
    ich zeigen wird, ob man das Gesundheitswesen vom
    opf auf die Füße stellen kann. Es geht um das Thema
    ualitätsmanagement. Wir sind auch dafür. Aber wir
    lauben, dass dies innerhalb der Selbstverwaltung orga-
    isiert werden muss.

    (Lachen bei der SPD – Jörg Tauss [SPD]: Wie schon immer! – Weitere Zurufe von der SPD)







    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel

    – Sie wollen mit uns doch konstruktiv beraten. Hören
    Sie sich also wenigstens einmal an, was unsere Überzeu-
    gung ist!


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Die machen schon beim Zuhören Fehler!)


    Wenn Sie sich so im Ausschuss verhalten, dann wird es
    mit der Gemeinsamkeit wohl nichts werden. Sie müssen
    wenigstens zuhören.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Erster Punkt. Wir halten die zentralistische Anbin-

    dung an das Ministerium für falsch. Aus diesem Grunde
    sagen wir zwar Ja zum Qualitätsmanagement, aber wir
    wollen nicht, dass aufgrund des Drucks, der von der zen-
    tralen Stelle ausgeübt wird, Bedingungen für die Kassen
    geschaffen werden, die letztlich die Tendenz in Richtung
    Einheitskasse verstärken.

    Zweiter Punkt. Wir denken in der Tat, dass wir den
    Arztberuf in einen freien Beruf umwandeln müssen, das
    heißt, dass wir Restriktionen abbauen müssen. Wir wol-
    len nicht – das sage ich ganz ausdrücklich –, dass die Zu-
    gänge zu den verschiedenen Ärzten, also zum Hausarzt
    und zum Facharzt, unterschiedlich geregelt werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Der freie Arztberuf wird in Deutschland nur erhalten
    bleiben, wenn der Zugang zum Hausarzt und zum Fach-
    arzt in gleicher Weise geregelt ist.

    Meine Damen und Herren, das sind zwei ganz we-
    sentliche Punkte, an denen Sie die Unterschiedlichkeit
    der Auffassungen sehen können. Darüber müssen wir
    sprechen.

    Nun sind auch wir der Meinung, dass wir Einsparun-
    gen vornehmen müssen und vor allen Dingen für den Pa-
    tienten Anreize zu einem sparsamen Umgang mit dem
    Gesundheitswesen schaffen müssen. Dazu sage ich: Wir
    haben große Vorbehalte. Wir unterstützen es nicht, dass
    man einzelne Leistungen herausnimmt. Warum die Seh-
    hilfe? Warum das nicht verschreibungspflichtige Medi-
    kament? Warum ausgerechnet die Fahrt zum Arzt?


    (Widerspruch bei der SPD – Lilo Friedrich [Mettmann] [SPD]: Warum der Zahnersatz?)


    Wir sagen: Lasst uns eine Selbstbeteiligung einfüh-
    ren! Aber lasst sie für alle in Anspruch genommenen
    Leistungen in gleicher Weise gelten, damit nicht bei be-
    stimmten Gruppen Leistungen herausgenommen werden
    und bestimmte Gruppen an anderer Stelle überhaupt
    nicht betroffen sind.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Deshalb sind wir zu der Meinung gekommen, eine
    Selbstbeteiligung in Höhe von 10 Prozent für jede in An-
    spruch genommene medizinische Leistung einzuführen,
    allerdings sozial gestaffelt – ich glaube, darin sind wir
    uns einig – bis zu einer maximalen Belastung von
    2 Prozent des Lohns.

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    (C (D Bitte lassen Sie uns jetzt nicht wieder in Diffamieungsargumentationen zurückfallen! (Jörg Tauss [SPD]: Oder in blanken Lobbyismus!)


    Das hat mit blankem Lobbyismus gar nichts zu tun.

    (Jörg Tauss [SPD]: Doch! Schon ein bisschen!)

    Wir sehen bei jeder Leistung eine Selbstbeteiligung

    on 10 Prozent vor, und zwar gedeckelt bis 2 Prozent
    es Einkommens. Es gibt ähnliche Regelungen; sie
    unktionieren. Deshalb sage ich Ihnen: Lassen Sie uns in
    ller Ruhe die Argumente darüber austauschen!


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Frau Schmidt, es hat mich sehr enttäuscht, was die
    erausnahme einer bestimmten Leistung – darüber gab
    s bei uns in den letzten Wochen und insbesondere in
    en letzten Tagen eine Kontroverse – angeht: Der Bun-
    eskanzler hat am 14. März gesagt, im Falle des Kran-
    engeldes bleibe die Kostenbelastung durch eine private
    ersicherung für den Einzelnen beherrschbar. Die ur-
    prüngliche Idee in der Regierungserklärung des Bun-
    eskanzlers war es, das Krankengeld privat abzusichern.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)

    ir haben damals im Hinblick auf die Frage, ob diese
    eistung dafür geeignet ist oder nicht, eine andere Mei-
    ung gehabt. Dies war aber Ihr Ansatz. Sie haben dann
    ine interne Diskussion geführt und dies so nicht durch-
    etzen können. Sie haben sich entschlossen, diese Leis-
    ung in der gesetzlichen Krankenversicherung zu belas-
    en, und haben einfach bei der paritätischen
    inanzierung Verschiebungen vorgenommen. Das ist
    etzt die Beschlusslage.
    Bitte fangen Sie nicht unter der Freude, dass Sie uns

    useinander dividieren könnten, an, den Eindruck zu er-
    ecken, die Herausnahme einer Leistung sei Teufels-
    eug!


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig! So ist es!)


    s gibt in Europa viele Länder, die gerade im Bereich
    er Zahnbehandlung erhebliche und gute Erfahrungen
    amit gemacht haben, eine Leistung herauszunehmen,
    eil sie damit für die Menschen Anreize schaffen, Pro-
    hylaxe zu betreiben und die Dinge in diesem Bereich
    rnsthafter zu betrachten.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Wir stehen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten im
    esundheitssystem vor riesigen Herausforderungen. Ich
    timme Ihnen ausdrücklich zu: Dies ist im Grunde ein
    achstumsmarkt, ein Markt, den wir so organisieren
    üssen, dass in unserem Land auf diesem Markt Ar-
    eitsplätze geschaffen werden können. Die Alterung un-
    erer Bevölkerung nimmt zu. Die eigentlichen demogra-
    hischen Herausforderungen werden von 2010 bis 2030
    uf uns zukommen. Wer sich den demographischen Bu-
    kel einmal anschaut, der weiß, welche Belastungen wir






    (A) )



    (B) )


    Dr. Angela Merkel

    zu tragen haben und welche Leistungen von der Politik
    noch erwartet werden.


    (Klaus Uwe Benneter [SPD]: Deswegen müssen wir schnell handeln!)


    Deshalb ist es für uns wichtig – das war die Intention
    des Kompromisses in unserem Antrag –, dass wir den
    Instrumentenkasten der Möglichkeiten, die wir in Zu-
    kunft brauchen, um das Gesundheitssystem über Jahr-
    zehnte stabil zu halten, jetzt erproben. Deshalb sagen
    wir: Die Herausnahme einer Leistung halten wir für ein
    ganz wichtiges Element, um damit Erfahrungen zu sam-
    meln, um zu schauen, ob die privaten Versicherungen
    überhaupt ihre Versprechungen einhalten, und zu lernen,
    ob dies in die richtige Richtung führt.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Deshalb sind wir auf der einen Seite für Eigenbeteili-

    gung, für mehr Effizienz im System sowie für einen
    freien Arztberuf und auf der anderen Seite für die He-
    rausnahme einer Leistung. Das ist unser Werkzeug-
    kasten, mit dem wir dieses System beherrschbar machen,
    den Arztberuf zu einem attraktiven Beruf machen, uns
    der Einheitskasse entgegenstellen sowie Vielfalt und Op-
    tionen ermöglichen wollen.

    Ich glaube, dieses ernsthafte, reale und im Übrigen
    für eine Opposition herausragend gegenfinanzierte Kon-
    zept sollte eine Gesprächsgrundlage mit Ihnen sein kön-
    nen. Wir werden die Probe aufs Exempel machen und
    sehen, ob Sie nach dem Motto „Mehrheit ist Mehrheit“
    oder nach dem Motto „Gute Lösungen für alle sind das
    beste Verfahren“ vorgehen. In diesem Sinne: Auf gute
    Zusammenarbeit! An uns soll es nicht liegen.

    Herzlichen Dank.

    (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP)