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ID1505101700

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    1. \n: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/51 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz, Andreas Storm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Für ein freiheitliches, humanes Gesundheitswesen – Gesundheitspoli- tik neu denken und gestalten (Drucksache 15/1174) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Dr. Dieter Thomae FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Marianne Linke, Ministerin Mecklenburg-Vorpommern . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU. . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Kirschner SPD . . . . . . . . . . . . . . . Annette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . Gudrun Schaich-Walch SPD . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Zöller CDU/CSU . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: Überweisungen im vereinfachten Verfahren 4199 D 4217 D 4218 D 4220 C 4221 D 4222 A 4222 C 4224 C 4226 C Deutscher B Stenografisch 51. Sitz Berlin, Mittwoch, de I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Moderni- sierung des Gesundheitssystems (Gesundheitssystemmodernisierungs- gesetz – GMG) (Drucksache 15/1170) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Altersgrenze für Vertragsärzte be- seitigen (Drucksache 15/940) . . . . . . . . . . . . . . F D K D U A B D 4199 C 4199 C 4199 D Antrag der Abgeordneten Dr. Dieter Thomae, Detlef Parr, weiterer Abgeordne- ter und der Fraktion der FDP: Mut zur undestag er Bericht ung n 18. Juni 2003 t : Verantwortung – für ein freiheitliches Gesundheitswesen (Drucksache 15/1175) . . . . . . . . . . . . . . . . ranz Müntefering SPD . . . . . . . . . . . . . . . . r. Angela Merkel CDU/CSU . . . . . . . . . . . . rista Sager BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Gerhard Schröder SPD. . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Gerhardt FDP . . . . . . . . . . . . . Krista Sager BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lla Schmidt, Bundesministerin BMGS . . . . nnette Widmann-Mauz CDU/CSU . . . . . . irgitt Bender BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4200 A 4200 B 4203 C 4206 B 4208 B 4208 C 4209 C 4210 D 4213 C 4216 C a) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 Gesetzes zur Durchführung gemein- schaftsrechtlicher Vorschriften über die grenzüberschreitende Beweisauf- nahme in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten (EG-Beweis- Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . . . . . Petra Ernstberger SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . 4238 A 4239 B aufnahmedurchführungsgesetz) (Drucksache 15/1062) . . . . . . . . . . . . . b) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Tätigkeit europäischer Rechtsanwälte in Deutschland und weiterer berufsrechtlicher Vorschrif- ten für Rechts- und Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschafts- prüfer (Drucksache 15/1072) . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundes- regierung eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zu dem Vertrag vom 27. Juni 2001 zwischen der Bundes- republik Deutschland und der Repu- blik Indien über die Auslieferung (Drucksache 15/1073) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 3: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses zu dem An- trag der Bundesregierung: Beteili- gung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheits- lage und Verbesserung der humani- tären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Ver- einten Nationen vom 30. Mai 2003 (Drucksachen 15/1168, 15/1176) . . . . . b) Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 15/1177) . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Struck, Bundesminister BMVg . . . Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . . . . . . . Joseph Fischer, Bundesminister AA . . . . . . . Günther Friedrich Nolting FDP . . . . . . . . . . . Andreas Weigel SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christian Ruck CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Petra Pau fraktionslos . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Ludger Volmer BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E N A L A E C P J H d b g c tä R V ( A E ü li d d m d d ( W T J A A d ( F 4227 B 4227 B 4227 C 4227 C 4227 D 4228 A 4229 D 4231 B 4232 D 4234 A 4235 B 4236 C 4237 B rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten hrista Nickels, Silke Stokar von Neuforn, eter Hettlich, Cornelia Behm, Thilo Hoppe, osef Philip Winkler, Dr. Ludger Volmer und ans-Christian Ströbele zur Abstimmung über en Antrag der Bundesregierung: Beteiligung ewaffneter deutscher Streitkräfte an dem EU- eführten Einsatz zur Stabilisierung der Si- herheitslage und Verbesserung der humani- ren Situation in Bunia auf der Grundlage der esolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der ereinten Nationen vom 30. Mai 2003 Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO zur Abstimmung ber den Antrag der Bundesregierung: Betei- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an em EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung er Sicherheitslage und Verbesserung der hu- anitären Situation in Bunia auf der Grundlage er Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats er Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 Tagesordnungspunkt 3 a) . . . . . . . . . . . . . . . olfgang Börnsen (Bönstrup) CDU/CSU . . . homas Dörflinger CDU/CSU . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 4 ntwort des Staatssekretärs Béla Anda auf ie Frage des Abgeordneten Bernhard Kaster CDU/CSU) (47. Sitzung, Drucksache 15/1077, rage 41) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4240 C 4240 B 4243 A 4245 A 4246 C 4246 D 4246 D 4247 A 4247 B 4247 D Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4199 (A) ) (B) ) 51. Sitz Berlin, Mittwoch, de Beginn: 10.0
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    (B) (D) Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4245 (A) ) (B) ) Griese, Kerstin SPD 18.06.2003 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 18.06.2003 Granold, Ute CDU/CSU 18.06.2003 Merkel, Petra-Evelyne SPD 18.06.2003 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt für Aigner, Ilse CDU/CSU 18.06.2003 Dr. Akgün, Lale SPD 18.06.2003 Altmaier, Peter CDU/CSU 18.06.2003 Andres, Gerd SPD 18.06.2003 Bahr (Neuruppin), Ernst SPD 18.06.2003 Barthle, Norbert CDU/CSU 18.06.2003 Bellmann, Veronika CDU/CSU 18.06.2003 Berg, Ute SPD 18.06.2003 Berninger, Matthias BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 Dr. Bietmann, Rolf CDU/CSU 18.06.2003 Binninger, Clemens CDU/CSU 18.06.2003 Brähmig, Klaus CDU/CSU 18.06.2003 Brandner, Klaus SPD 18.06.2003 Breuer, Paul CDU/CSU 18.06.2003 Brüderle, Rainer FDP 18.06.2003 Brüning, Monika CDU/CSU 18.06.2003 Brunnhuber, Georg CDU/CSU 18.06.2003 Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 18.06.2003 Bulmahn, Edelgard SPD 18.06.2003 Burchardt, Ulla SPD 18.06.2003 Burgbacher, Ernst FDP 18.06.2003 Edathy, Sebastian SPD 18.06.2003 van Essen, Jörg FDP 18.06.2003 Feibel, Albrecht CDU/CSU 18.06.2003 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 18.06.2003 Fritz, Erich G. CDU/CSU 18.06.2003 Göbel, Ralf CDU/CSU 18.06.2003 Göllner, Uwe SPD 18.06.2003 Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 18.06.2003 G G F H D H H H H H D K K K v K K K D D L L L L L L D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten rosse-Brömer, Michael CDU/CSU 18.06.2003 rotthaus, Wolfgang SPD 18.06.2003 reiherr von und zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 18.06.2003 agedorn, Bettina SPD 18.06.2003 r. Happach-Kasan, Christel FDP 18.06.2003 artenbach, Alfred SPD 18.06.2003 artnagel, Anke SPD 18.06.2003 aupt, Klaus FDP 18.06.2003 edrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 18.06.2003 eller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 18.06.2003 r. Hoyer, Werner FDP 18.06.2003 aster, Bernhard CDU/CSU 18.06.2003 auch, Michael FDP 18.06.2003 auder (Bad Dürrheim), Siegfried CDU/CSU 18.06.2003 on Klaeden, Eckart CDU/CSU 18.06.2003 opp, Gudrun FDP 18.06.2003 oschyk, Hartmut CDU/CSU 18.06.2003 ünast, Renate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 r. Küster, Uwe SPD 18.06.2003 r. Lamers (Heidelberg), Karl A. CDU/CSU 18.06.2003 amp, Helmut CDU/CSU 18.06.2003 anzinger, Barbara CDU/CSU 18.06.2003 aurischk, Sibylle FDP 18.06.2003 ehn, Waltraud SPD 18.06.2003 enke, Ina FDP 18.06.2003 intner, Eduard CDU/CSU 18.06.2003* r. Luther, Michael CDU/CSU 18.06.2003 bgeordnete(r) entschuldigt für 4246 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union A l d b s s I s f l b A d e S r r 1 M d l b r i t s Müller (Düsseldorf), Michael SPD 18.06.2003 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 18.06.2003 Niebel, Dirk FDP 18.06.2003 Nolte, Claudia CDU/CSU 18.06.2003 Oswald, Eduard CDU/CSU 18.06.2003 Pieper, Cornelia FDP 18.06.2003 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 18.06.2003 Dr. Priesmeier, Wilhelm SPD 18.06.2003 Rachel, Thomas CDU/CSU 18.06.2003 Reiche, Katherina CDU/CSU 18.06.2003 Repnik, Hans-Peter CDU/CSU 18.06.2003 Rübenkönig, Gerhard SPD 18.06.2003 Rühe, Volker CDU/CSU 18.06.2003 Schmidbauer (Nürnberg), Horst SPD 18.06.2003 Schöler, Walter SPD 18.06.2003 Schulte (Hameln), Brigitte SPD 18.06.2003 Segner, Kurt CDU/CSU 18.06.2003 Sehn, Marita FDP 18.06.2003 Dr. Solms, Hermann Otto FDP 18.06.2003 Sowa, Ursula BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 18.06.2003 Dr. Stadler, Max FDP 18.06.2003 Türk, Jürgen FDP 18.06.2003 Dr. Uhl, Hans-Peter CDU/CSU 18.06.2003 Weis (Stendal), Reinhard SPD 18.06.2003 Weisheit, Matthias SPD 18.06.2003 Welt, Jochen SPD 18.06.2003 Dr. Westerwelle, Guido FDP 18.06.2003 Wimmer (Karlsruhe), Brigitte SPD 18.06.2003 Zapf, Uta SPD 18.06.2003 Abgeordnete(r) entschuldigt für (C (D nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Christa Nickels, Silke Stokar von Neuforn, Peter Hettlich, Cornelia Behm, Thilo Hoppe, Josef Philip Winkler, Dr. Ludger Volmer und Hans-Christian Ströbele zur Ab- stimmung über den Antrag der Bundesregie- rung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streit- kräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheitslage und Verbes- serung der humanitären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 (Tagesordnungspunkt 3 a) Wir unterstützen nachdrücklich die Beschlussempfeh- ung des Auswärtigen Ausschusses zum Antrag der Bun- esregierung. Wir hoffen, dass dieser Einsatz mit dazu eitragen kann, die desaströse humanitäre und men- chenrechtliche Lage im Kongo nachhaltig zu verbes- ern. Die heutige Debatte hat ebenso wie alle vorliegenden nformationen eindeutig gezeigt, dass in dieser Lage Ab- chiebungen in den Kongo unverantwortbar sind. Wir appellieren deshalb an die Bundesregierung, da- ür Sorge zu tragen, dass für ausreisepflichtige kongo- esische Staatsangehörige ein allgemeiner Abschie- ungsstopp erlassen wird. nlage 3 Erklärungen nach § 31 GO zur Abstimmung über den Antrag der Bundes- regierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfe an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisierung der Sicherheitslage und Verbes- serung der humanitären Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 1484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen vom 30. Mai 2003 (Tagesordnungspunkt 3 a) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Nach em Wortlaut des Antrages der Bundesregierung handelt s sich um eine „Beteiligung bewaffneter deutscher treitkräfte an dem EU-geführten Einsatz zur Stabilisie- ung der Sicherheitslage und Verbesserung der humanitä- en Situation in Bunia auf der Grundlage der Resolution 484 (2003) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen“. Es geht nicht, wie öffentlich diskutiert wird, um die itwirkung hauptsächlich von Sanitätsabteilungen, son- ern im Ziel um bewaffnete Mitwirkung. Ich halte den Einsatz in Afrika für verfassungsrecht- ich fragwürdig, für nicht kontrollier- und nicht steuer- ar. Das Leben unserer Landsleute wird in unvertretba- er Weise gefährdet. Bei dem Umfang des Krieges, der n den vergangenen fünf Jahren zu über 4 Millionen To- en geführt hat, wird hier, was den Umfang des EU-Ein- atzes angeht, nur einem symbolischen Akt das Wort ge- Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 51. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 4247 (A) ) (B) ) redet. Das entspricht nicht unseren grundsätzlichen Menschenrechtsvorstellungen. Hier soll unter dem Deckmantel der Humanität eine Fehlentscheidung der Bundesregierung im Irakkonflikt korrigiert werden. Das ist unvertretbar. Unüblich ist auch, dass ohne NATO-Einbindung ge- handelt wird, sich hier also eine neue Spaltung abzeich- net. Und unhaltbar ist, dass jetzt bereits über die 110 000 deutsche im weltweiten Einsatz befindlichen Soldatinnen und Soldaten hinaus eine Ausweitung des Bundeswehrengagements erfolgt, ohne dass es zu einer Ausstattungsverbesserung kommt. Über Jahre hat die deutsche und europäische Außen- politik den afrikanischen Kontinent sträflich vernachläs- sigt und damit zur Destabilisierung der Lage beigetra- gen. Für diplomatische Lösungen ist es nie zu spät. Das gilt auch für die krisenhafte Situation in Liberia, im Su- dan und in Nigeria. Die Bundeswehr kann, darf und soll nicht für eine fehlerhafte Politik der Bundesregierung die „Kastanien aus dem Feuer holen“ müssen. Der Kongo-Einsatz bedarf einer politischen, nicht militäri- schen Lösung! Thomas Dörflinger (CDU/CSU): Dem Antrag der Bundesregierung, Kräfte der Bundeswehr an einem Ein- satz im Kongo zu beteiligen, kann ich aus mehreren Gründen nicht zustimmen. Es ist unstreitig, dass der Völkermord im Kongo des Eingreifens der Völkergemeinschaft bedarf. Es ist ebenso unstreitig, dass die Bundesrepublik Deutschland international auch bei friedenssichernden Maßnahmen der Europäischen Union und/oder der Vereinten Natio- nen Verantwortung übernehmen muss. Hierzu gehört allerdings, dass nicht nur die politi- schen Vorgaben für die Bundeswehr, sondern auch die personelle, materielle und finanzielle Ausstattung inner- halb der Bundeswehr den veränderten Gegebenheiten angepasst werden. Diese Notwendigkeit und ein ständig zurückgehender Haushalt des Bundesministeriums der Verteidigung schließen sich gegenseitig aus. Seit Jahren weist die Bundesregierung der Bundes- wehr immer neue Aufgaben im internationalen Bereich zu. Eine durchgreifende Bundeswehrreform ist dabei ge- nauso wenig in Sicht wie eine angemessene Ausstattung des Haushalts, die insbesondere auf eine größtmögliche Gefahrenminimierung für die Angehörigen der Truppe ausgerichtet sein muss. Die Aussage, es handle sich im vorliegenden Fall le- diglich um eine logistische Unterstützung, geht am Pro- blem vorbei. Auch wenn absolute Sicherheit nie gewähr- leistet werden kann – der Tod mehrerer Soldaten in Afghanistan erfordert eine Debatte, die zunächst geführt werden sollte, bevor die Bundeswehr mit neuen, mögli- cherweise gefährlicheren Einsätzen konfrontiert wird. Jürgen Koppelin (FDP): Der Einsatz von 350 deut- schen Soldaten soll bis zum 1. September 2003 befristet sein. Es ist bereits jetzt abzusehen, dass dieser Zeitpunkt unrealistisch ist. In der ARD erklärte Bundesverteidi- g M d d r s t w K d d D v g l l s P e h s i d A d g z s d n w d g (C (D ungsminister Struck, dass er sogar eine Ausweitung des andats nicht ausschließen könne. Es gibt erhebliche Zweifel, ob deutsche Soldaten für iesen Einsatz ausgerüstet sind; ebenso halte ich die in er Vorlage der Bundesregierung vorgesehene Finanzie- ung für unrealistisch. Notwendige Maßnahmen zur Sicherheit der deut- chen Soldaten werden in der Vorlage kaum berücksich- igt, obwohl militärische Gewalt nicht ausgeschlossen erden kann. Bundesminister Struck schließt sogar bei ampfhandlungen die Notwendigkeit der Ausdehnung er Präsenz der Truppe nicht aus. Es ist ein Skandal, dass Bundesaußenminister Fischer iplomatische Vertretungen der Bundesrepublik eutschland in Afrika geschlossen hat, Afrika in nicht zu erantwortender Weise vernachlässigt hat und nun drin- end deutsche Soldaten nach Afrika schicken möchte. Ich verkenne nicht die humanitären Gründe, die end- ich zum Handeln in der Republik Kongo zwingen. Al- erdings wäre es ebenso notwendig, dass die europäi- chen Staaten mit dem gleichen Engagement sich dem roblem der AIDS-Seuche in Afrika annehmen, die benfalls inzwischen zu einem Massensterben geführt at. Ich werde dem Antrag der Bundesregierung nicht zu- timmen. Ich treffe diese Entscheidung auch besonders n Verantwortung gegenüber den Angehörigen der Bun- eswehr. nlage 4 Antwort es Staatssekretärs Béla Anda auf die Frage des Ab- eordneten Bernhard Kaster (CDU/CSU) (47. Sit- ung, Drucksache 15/1077, Frage 41): Wie erklärt sich die Bundesregierung die Antwort „Nein“ in der Antwort des Staatssekretärs und Chefs des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, des BPA, Béla Anda, vom 13. Februar 2003 auf die Schriftliche Frage 1 des Abgeordneten Dietrich Austermann in Bundestagsdrucksache 15/504 nach einer eventuellen Beauftragung der Agentur „Odeon Zwo“ zur Durchführung der Kampagne „Erfolg braucht alle“? Der Abgeordnete Austermann (Bundestagsdruck- ache 15/504) hatte gefragt: Trifft es zu, dass der Auftrag zur Kampagne der Bundesregierung „Erfolg braucht alle“, die Anfang 2003 startete und aus Anzeigen und Kinospots be- stand bzw. besteht, an Odeon Zwo vergeben wurde und nicht der Vergabeordnung entsprechend ausge- schrieben wurde. Im nächsten Halbsatz hatte sich MdB Austermann für iesen Fall zudem erkundigt, ob der Rahmenvertrag er- eut ausgeschrieben werde. Diese konditionierte Frage wurde mit „Nein“ beant- ortet, da die Bundesregierung mit der Beauftragung er Kampagne „Erfolg braucht alle“ nicht gegen die Ver- abeordnung verstoßen hat. 51. Sitzung Berlin, Mittwoch, den 18. Juni 2003 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)


    Das Wort hat die Bundesministerin für Gesundheit

    nd Soziale Sicherung, Ulla Schmidt.

    (Beifall bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Jetzt darf die Frau Ministerin auch einmal!)


    Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit und
    oziale Sicherung:
    Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
    achdem Herr Gerhardt hier gesprochen hat, ist es viel-
    eicht noch einmal ganz nützlich, sich jenseits aller Re-
    ormdebatten über notwendige Reformmaßnahmen, die
    ir umsetzen müssen, darauf zu besinnen, dass sich das
    eutsche Gesundheitswesen bis heute dadurch auszeich-
    et, dass derjenige, der krank ist, all das erhält, was er
    edizinisch braucht und was aufgrund des medizini-
    chen Fortschritts möglich ist.


    (Beifall bei der SPD – Dr. Dieter Thomae [FDP]: Das stimmt leider nicht! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Seit Sie regieren, stimmt das nicht mehr!)


    Herr Kollege Thomae, das erhält er vor allem unab-
    ängig von seinem Geldbeutel und von seinem Alter.


    (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Gehen Sie mal nach Greifswald!)







    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Ulla Schmidt

    Zeigen Sie mir eine Person, der eine notwendige Ope-

    ration verweigert wurde! Zeigen Sie mir diejenigen, bei
    denen eine Transplantation oder eine andere Behandlung
    nicht vorgenommen wurde, nur weil sie Mitglieder der
    gesetzlichen Krankenkasse sind! Ich glaube, zur Sicher-
    heit für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Lande ge-
    hört auch,


    (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Eine bessere Leistung!)


    dass wir uns bei dem, was wir hier sagen, seriös verhal-
    ten


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    und auch akzeptieren, dass uns Millionen Menschen auf
    dieser Welt um unser Gesundheitswesen beneiden, weil
    für alle – auch für alle Kinder – der Zugang zu medizini-
    schen Leistungen sichergestellt ist. Wir wollen, dass das
    so bleibt.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das kann nur gelingen, wenn wir den Mut und auch
    die Kraft haben, notwendige Veränderungen vorzuneh-
    men. Diese Veränderungen sind erforderlich, weil sich
    die Welt verändert hat. Wir wissen, dass Arbeit und Wis-
    sen heute weltweit verfügbar sind. Die Menschen wer-
    den älter. Zu wenig junge Menschen wachsen nach, es
    werden zu wenig Kinder geboren. Die Krankheitsbilder
    verändern sich. Der medizinische Fortschritt und die
    technischen Möglichkeiten wachsen rasch. Hinzu kom-
    men konjunkturelle Probleme, die eine Einnahmen-
    schwäche zur Folge haben.

    Deshalb: Wer den Sozialstaat bewahren will, der
    muss Änderungsprozesse einleiten. Änderungsprozesse
    im Gesundheitswesen einzuleiten, liebe Kolleginnen und
    Kollegen, kann nicht bedeuten, allein den Versicherten
    und Kranken mehr aufzubürden.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    Wer nachhaltige Veränderungen einleiten will, der muss
    vielmehr darauf drängen, dass sich alle – ich sage aus-
    drücklich: alle – Akteure in diesem Gesundheitswesen
    bewegen, damit es uns gelingt, jeden Euro in diesem
    System wirklich zum Nutzen der Patientinnen und Pa-
    tienten einzusetzen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Schauen wir uns unser Gesundheitswesen an: Gemes-
    sen an den Pro-Kopf-Ausgaben haben wir das dritt-
    teuerste Gesundheitssystem der Welt. Trotzdem sind
    Leistung und Qualität in der Regel nur Durchschnitt.


    (Jens Spahn [CDU/CSU]: Was denn jetzt? Durchschnitt oder nicht?)


    Das ist kein Vorwurf an einzelne Akteure oder Akteurin-
    nen, sondern das hat mit der Organisation des Gesund-
    heitswesens zu tun. Anders als andere Länder dieser
    Welt erlauben wir uns völlig abgeschottete Bereiche. Der
    eine Arzt muss nicht wissen, was eine andere Ärztin ver-
    ordnet hat. Menschen mit einer Chipkarte können unge-

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    (C (D ragt und ohne Beratung Leistungen in Anspruch nehen, ohne dass das jemand kontrolliert. Passt das berhaupt zusammen? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Das hat auch etwas damit zu tun, dass wir eine zuneh-
    ende Zahl nicht nur von schweren Erkrankungen und
    rankenhauseinweisungen, sondern sogar an Todesfäl-
    en zu verzeichnen haben, die dadurch zustande kommt,
    ass Arzneimittel nicht zueinander passen.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich sage noch ein-
    al: Wir erlauben uns in der Arzneimittelversorgung
    reisunterschiede für Arzneimittel mit vergleichbarem
    irkstoff von mehr als 300 Prozent bei gleichem Nut-
    en. Das erfordert Veränderungen. Hier müssen wir den
    eg gemeinsam gehen und deutlich machen: Unser Ziel
    t es, das Geld so effektiv einzusetzen, dass es den Pa-
    entinnen und Patienten zugute kommt und das System
    ür alle bezahlbar bleibt.


    (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


    Kollegin Merkel, wir wollen mit diesem Gesetzent-
    urf einen echten Qualitätswettbewerb in der gesetzli-
    hen Krankenversicherung einleiten,


    (Dr. Angela Merkel [CDU/CSU]: Das wird wohl nichts!)


    nd zwar bei allen, bei den Kassen, bei den Ärztinnen
    nd Ärzten, bei den Apothekerinnen und Apothekern,
    ei der Pharmaindustrie und bei den Krankenhäusern.
    er in einem so sensiblen Bereich wie dem deutschen
    esundheitswesen Wettbewerb will, der muss darauf
    chten, dass er solidarisch organisiert ist und Qualitäts-
    tandards festgelegt werden.
    Lassen Sie uns einmal jenseits aller ideologischen Be-

    achtungen schauen, welche Erfahren andere Länder ge-
    acht haben. Ich nenne beispielhaft die skandinavischen
    änder, die Niederlande und die USA.


    (Dr. Dieter Thomae [FDP]: Katastrophe!)

    ie haben versucht, Netzwerke der besten Köpfe aus
    raxis und Wissenschaft, Professoren, die an Kranken-
    äusern gearbeitet haben, zu bilden.
    Lassen Sie uns schauen, welche Qualitätsstandards
    ir als Grundlage des Wettbewerbs wollen.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    ie können wir Patientinnen und Patienten besser infor-
    ieren und wie können wir – basierend auf groß ange-
    egten Studien – herausfinden, was beim Kampf gegen
    roße Volkskrankheiten wirklich hilft?
    Wenn wir dieses von uns geplante Institut unter die-

    en Gesichtspunkten betrachten, müssten wir zu einer
    ösung kommen können, zumal dieses Institut keine
    ntscheidungen treffen, sondern nur Empfehlungen ge-
    en soll. Die Entscheidungsbefugnis bleibt bei der
    elbstverwaltung. Jeder, der etwas von diesem System
    ersteht, weiß, dass wir die Bewertung der Qualität von






    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Ulla Schmidt

    der Entscheidung über die Finanzierung trennen müssen.
    So wie es der Bundesausschuss bisher macht, ist es nicht
    optimal.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Vor allen Dingen wird es Zeit, dass wir endlich den
    Schleier der Intransparenz von den Entscheidungen, die
    auch in der Selbstverwaltung getroffen werden, wegrei-
    ßen.

    Mehr Qualität, mehr Effizienz, mehr Transparenz –
    das ist die Philosophie unseres Gesetzentwurfes. Hinzu
    kommt: Wir wollen gut informierte Bürgerinnen und
    Bürger. Wir sind davon überzeugt, dass nur der infor-
    mierte Patient und die informierte Patientin wirklich in
    der Lage sind, sich in diesem System gesundheitsbe-
    wusst und kostenbewusst zu verhalten. Das ist Eigenver-
    antwortung und geht über die reine Forderung nach mehr
    finanzieller Eigenbeteiligung hinaus. Wir wollen den
    Menschen die Möglichkeit geben, selbst darüber zu ent-
    scheiden und daran mitzuwirken, wie das Geld, das auch
    das Geld der Versicherten ist, effizient eingesetzt wird.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNISS 90/ DIE GRÜNEN)


    Man kann mit Blick auf unseren Gesetzentwurf sa-
    gen, dass sich da ein Motto durchzieht, das lautet: Ge-
    sundheit geht vor. Das bedeutet, dass der Gesetzentwurf
    darauf ausgerichtet ist, die Reformen, die zum Wohle der
    Patientinnen und Patienten, der Bürgerinnen und Bürger
    notwendig sind, auf den Weg zu bringen und sie in den
    Mittelpunkt zu stellen. Das geschieht ohne Abstriche.
    Das heißt konsequenterweise: Wer das tut, muss sich ge-
    gen Lobbyinteressen stellen, sonst werden wir dieses
    Ziel nicht erreichen.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wer das will, der muss dem Sankt-Florians-Prinzip
    eine Absage erteilen. Eine Reform nach dem Motto „Re-
    formen ja, aber nicht bei mir“ funktioniert nicht mehr.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Es geht nur mit allen. Jeder muss seinen Beitrag leisten
    und der ganze „Koloss“ muss sich in Bewegung setzen.


    (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aber in die richtige Richtung!)


    – In die richtige Richtung. Wir werden noch weiter da-
    rüber diskutieren. Ich hoffe, dass das Angebot, im Bun-
    destag zu Verhandlungen zu kommen, ernst gemeint ist.


    (Jürgen Koppelin [FDP]: In drei Wochen!)

    Die Schwierigkeiten bei allen Diskussionen über das Ge-
    sundheitswesen und auch manchmal die Schwierigkeit,
    zu notwendigen Entscheidungen zu kommen, haben et-
    was damit zu tun, dass es kaum einen Bereich gibt, in
    dem es so widersprüchliche und manchmal schwer ver-
    einbare Interessen gibt. Sie wissen das alle. Auf der einen
    Seite ist das Interesse der Patienten und Patientinnen,
    dass alles getan wird, was menschenmöglich ist, damit

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    (C (D enschen, gesund werden. Auf der anderen Seite müsen wir das Gesundheitswesen so organisieren, dass die ersicherten und Arbeitgeber es bezahlen können. Das st das Spannungsverhältnis, in dem wir uns befinden. ie Politik muss, beide Interessen, die zwei Seiten einer edaille sind, ausbalancieren und zusammenführen. Deshalb sind für uns Sicherheit und Bezahlbarkeit ie beiden Pfeiler der Gesundheitsreform. Wenn wir in ukunft das medizinisch Notwendige, auf hohem Nieau sicherstellen wollen, dann bedeutet das, dass wir illiarden Euro einsparen und die Kassenlage in Ordung bringen müssen. Das müssen wir gründlich tun. Das Festhalten an alten Zöpfen und Zünften verträgt ich nicht mit der Zukunft. Einfach immer nur bezahlen nd die herkömmliche Praxis beizubehalten, das geht icht mehr. Das hat nichts mit Einheitskassen zu tun. er die Kassen und Kassenärztlichen Vereinigungen imer weiter vor der kleinsten echten und fairen Konkurenz schützen will, der trägt dazu bei, dass sich nichts im esundheitswesen bewegt. Wir müssen den Wettbewerb ördern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    er das Gesundheitswesen retten will, muss eindeutig
    agen, dass wir uns nicht länger erlauben können, Geld
    ür unnütze und zweifelhafte Dinge auszugeben.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Ja!)

    ir müssen für die Patientinnen und Patienten die medi-
    inische Versorgung zur Verfügung stellen, die nachge-
    iesenermaßen qualitätsgesichert ist. Alles andere wird
    icht dazu führen, dass das Gesundheitssystem auch
    orgen noch die Sicherheit und Bezahlbarkeit für alle
    ewährleistet.


    (Beifall bei Abgeordneten der SPD)

    us diesem Grund besteht unser Reformentwurf aus drei
    roßen Blöcken. Einerseits muss das, was sich bewährt
    at und was die Menschen gewohnt sind, eine Kernauf-
    abe der Krankenversicherung sein. Dazu gehört auch
    ie paritätische Finanzierung durch Arbeitnehmer und
    rbeitgeber. Die Krankenversicherung muss sich auf al-
    es, was medizinisch notwendig ist, konzentrieren, von
    er Vorsorge bis hin zur Rehabilitation.
    Das ist die eigentliche Aufgabe der Krankenversiche-

    ungen. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben gemein-
    am die Verantwortung, die Versicherungsbeiträge zu
    ahlen.
    Der zweite Punkt: Wir müssen genau prüfen, ob tat-

    ächlich alle Leistungen, die die Krankenversicherung
    eute erbringt, finanziert werden müssen und welche ge-
    ellschaftlich notwendig, aber nicht von den Kranken-
    assen zu finanzieren sind. Zum Beispiel sind alle Leis-
    ungen, im Zusammenhang mit Mutterschaft und mit
    chwangerschaft, die gesellschaftlich gewünscht sind,
    eine Aufgabe der Beitragszahler und Beitragszahlerin-
    en, sondern sollen über Steuern finanziert werden.
    Frau Kollegin Widmann-Mauz und Herr Kollege

    torm, ich würde mich freuen, wenn Sie zu Ihren Vor-
    chlägen vom Februar stehen würden. Damals haben Sie






    (A) )



    (B) )


    Bundesministerin Ulla Schmidt

    gesagt, wir brauchten eine Erhöhung der Alkohol- und
    der Tabaksteuer, damit wir diese Leistungen finanzieren
    könnten und damit die Forderung nach Steuerfinanzie-
    rung nicht leer im Raume stehe. Deshalb bitte ich Sie,
    das gemeinsam mit uns umzusetzen. Das ist eine weitere
    Gemeinsamkeit.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Der dritte Punkt betrifft die Frage, was die Menschen
    alleine finanzieren können. Ich möchte nur eines zu dem
    ergänzen, was Frau Kollegin Merkel gesagt hat. Wir sind
    der Meinung, dass wir das Krankengeld aus der paritä-
    tischen Finanzierung herausnehmen können. Das ist
    nichts, was medizinisch notwendig ist, sondern es ist
    eine Lohnersatzleistung. Wenn die Arbeitgeber
    26 Milliarden Euro über die Lohnfortzahlung zahlen,
    dann können, wie wir finden, die Versicherten die rund
    7 Milliarden Euro – es waren 7,1 Milliarden Euro – al-
    leine finanzieren. Aber die Finanzierung bleibt in der ge-
    setzlichen Krankenversicherung, und zwar aus einem
    Grund, Frau Kollegin Merkel: Wir haben so die Mög-
    lichkeit, dass jeder Beiträge entsprechend seiner Leis-
    tungsfähigkeit bezahlt. Das ist der Unterschied zu dem
    Vorschlag, das ganz aus der gesetzlichen Krankenversi-
    cherung herauszunehmen und stattdessen privat abzusi-
    chern.

    Das Problem bei Ihrem Vorschlag zum Zahnersatz
    ist, dass die Menschen dieselben Leistungen bekommen
    wie derzeit in der gesetzlichen Krankenversicherung,
    aber zu einem Großteil wesentlich mehr dafür bezahlen
    müssten. Hinzu kommt, dass heute die Familie mitversi-
    chert ist. Aber nach Ihrem Vorschlag müsste ein Ehe-
    paar, bei dem nur ein Partner verdient, zweimal Beiträge
    für Zahnersatz zahlen und auch weiterhin alle Zuzahlun-
    gen leisten. Man muss schon darüber sprechen, was das
    mit sozialer Gerechtigkeit und mit einer guten Zukunft
    zu tun haben soll.


    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


    Wir sagen ganz klar: Wir werden alles tun, um den
    Strukturwandel einzuleiten. Wir stellen den mündigen
    Patienten und die mündige Patientin in den Mittelpunkt
    unserer Bemühungen. Wir stärken die Patientensouverä-
    nität. Wir werden die Qualität sichern. Wir verlangen
    aber von allen, von den Krankenkassen, von den Ärzten,
    von den Apothekern und Apothekerinnen und von der
    Pharmaindustrie, dass sie sich den notwendigen Reform-
    prozessen nicht verschließen. Jeder muss dazu beitragen,
    dass die große kulturelle und zivilisatorische Errungen-
    schaft in unserem Lande, das Herzstück des Sozialstaa-
    tes, nämlich dass jeder, unabhängig vom Alter und vom
    Portemonnaie, die notwendigen medizinischen Leistun-
    gen erhält, auch in Zukunft bestehen bleibt und unseren
    Kindern und Kindeskindern ein Stück Sicherheit in die-
    ser sich wandelnden Welt gibt.

    Vielen Dank.

    (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


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    (C (D Nächste Rednerin ist die Kollegin Annette Widmannauz, CDU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle en! Frau Schmidt, was haben Sie heute wieder für eine ede abgeliefert! (Widerspruch bei der SPD – Rudolf Bindig [SPD]: Etwas mehr Niveau, bitte!)


Rede von Dr. h.c. Susanne Kastner
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

(Beifall bei der CDU/CSU)

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Annette Widmann-Mauz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    ie reden über Monate hinweg das deutsche Gesund-
    eitswesen schlecht. Dann zerschlagen Sie die Struktu-
    en, die zu Qualität und zu Patientenzufriedenheit in un-
    erem Land geführt haben. Jetzt wollen Sie sich als die
    etterin des Systems aufspielen.
    Das nimmt Ihnen angesichts eines Beitragssatzes in

    er gesetzlichen Krankenversicherung von 14,4 Prozent,
    er im Winter auf 15 Prozent ansteigen wird, draußen
    iemand mehr ab. Das, was Sie hier abliefern, ist reine
    hetorik.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    uch der Klamauk, den Sie heute Morgen hier vollführt
    aben, kann nicht darüber hinwegtäuschen.
    Jeder Irrtum hat drei Stufen: Auf der ersten Stufe wird

    r ins Leben gerufen. Auf der zweiten will man ihn sich
    icht eingestehen und auf der dritten macht ihn wirklich
    ichts mehr ungeschehen. Genauso verläuft Ihre Ge-
    undheitspolitik. Sie atmet den Geist der Bevormun-
    ung, der Bürokratie und der Ideologie. Das haben wir
    eute Morgen wieder erfahren müssen. Sie führen unser
    reiheitliches Gesundheitswesen Schritt für Schritt zu-
    ück und steuern in ein staatlich gelenktes Bürokraten-
    ystem.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Die Ergebnisse Ihrer dirigistischen Eingriffe sind

    chon sichtbar. Die Qualität in der medizinischen Ver-
    orgung ist beeinträchtigt worden. Es gibt Rationierung
    nd Wartelisten. Sie versuchen doch, die Menschen da-
    über hinwegzutäuschen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    as Arzt-Patient-Verhältnis ist belastet. Die Ärzte und
    ie Pflegekräfte sind demotiviert. Die flächendeckende
    edizinische Versorgung ist gefährdet. Zu diesem
    chluss kommt man, wenn man sich anschaut, welche
    rozesse sich zurzeit in den Krankenhäusern abspielen.
    s gibt keine Entlastung bei den Beitragssätzen. Sie ha-
    en das Gesundheitswesen systematisch schlecht geredet
    nd damit das Vertrauen nachhaltig beschädigt, das die
    enschen zu Recht in dieses funktionierende und im in-

    ernationalen Vergleich gut dastehende System haben.
    Jetzt setzen Sie den Irrweg in die Staatsmedizin fort.

    tatt Therapiefreiheit und den freien Zugang zum Arzt
    icherzustellen, herrschen bei Ihnen Zwangssteuerung,
    evormundung und Listenmedizin. Nehmen wir einmal






    (A) )



    (B) )


    Annette Widmann-Mauz

    Ihr viel gerühmtes Hausarztmodell als Beispiel. Ich sage
    Ihnen: Die Patienten sind mündig genug und brauchen
    keine Bevormundung durch Rot-Grün.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)

    Sie beschneiden an dieser Stelle den freien Zugang zum
    Arzt, und zwar insbesondere für sozial Schwache. Was
    sollte denn Ihre Sozialrhetorik von heute Morgen?


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Sie verlangen eine doppelte Zuzahlung und eine Praxis-
    gebühr in Höhe von 15 Euro, wenn sich Menschen
    selbstverantwortlich dafür entscheiden, zuerst zum
    Facharzt zu gehen.

    Dieses Modell ist ökonomisch unsinnig und medizi-
    nisch fragwürdig.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Richtig!)

    Es entstehen Mehrkosten durch zusätzliche Behand-
    lungsgebühren. Sie werden Mindereinnahmen bei den
    Zuzahlungen haben, weil Sie die Menschen für Selbst-
    verständliches belohnen; denn bereits heute gehen 70 bis
    80 Prozent der Patienten zuerst und freiwillig zum Haus-
    arzt. Wir wollen den Arzt des Vertrauens und ihn als Be-
    rater und Coach stärken. Aber das kann doch in Gottes
    Namen auch ein Facharzt sein. Warum soll das nicht
    möglich sein? Sie wollen vielmehr – das steckt eigent-
    lich dahinter – die fachärztliche Versorgungsstruktur zer-
    schlagen.


    (Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Völlig richtig!)


    Wenn man dann auch noch berücksichtigt, dass Sie Ihr
    Hausarztmodell mit der Öffnung der Krankenhäuser für
    ambulante Leistungen kombinieren wollen, dann ist völ-
    lig klar, was Sie wollen. Das alles wird zu Wartelisten
    wie im europäischen Ausland führen. Bislang kommen
    die Menschen, die im grenznahen Ausland wohnen, in
    unser Land, weil sie Wartezeiten wie bei sich zu Hause
    vermeiden wollen.


    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

    Statt die Selbstverwaltung zu stärken, etablieren Sie

    einen staatlichen Dirigismus und wollen ihn zur Perfek-
    tion führen. Statt auf die Erfahrungen der Praxis zu
    bauen, institutionalisieren Sie die Entscheidungen am
    grünen Tisch. Sie etablieren realitätsferne Behörden. Ihr
    geplantes Zentrum für Qualität in der Medizin ist das
    beste Beispiel dafür. Sie greifen damit außerdem direkt
    in die Therapiefreiheit der Ärzteschaft ein. Das ist mit
    uns nicht zu machen. Statt Bürokratie abzubauen und
    Verwaltungsaufwand zu minimieren, schaffen Sie stän-
    dig neue Kommissionen, Behörden, Institute, Arbeitsge-
    meinschaften und Beauftragte. Allein mit dem heute ein-
    gebrachten Gesetzentwurf wollen Sie eine Vielzahl
    neuer Einrichtungen und Institutionen etablieren. Ärzte
    und Pflegekräfte müssen aber wieder in die Lage ver-
    setzt werden, sich in ihrem Alltag mehr um die Patienten
    als um Formulare zu kümmern.

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    (C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Können Sie auch einmal etwas Konkretes sagen?)


    Statt eine sozialverträgliche Eigenbeteiligung einzu-
    ühren, lassen Sie die Patienten komplett im Stich. Sie
    ollen eine 100-prozentige Selbstbeteiligung bei Sehhil-
    en, Fahrtkosten und nicht verschreibungspflichtigen
    edikamenten. Die Menschen sollen also selbst zahlen.
    as ist daran gerecht?
    Bei den Konzepten von Rot-Grün treffen Einfalt und

    deologie zusammen und wachsen sich zu sinnloser Bü-
    okratie und einer schlechter werdenden medizinischen
    ersorgung aus. Die Anzahl der Stufen der Treppe der
    rrtümer wird immer größer.
    Wir haben große Herausforderungen zu meistern.
    as, was wir in der Gegenwart versäumen, wird man in
    er Zukunft nicht wieder gutmachen können. Zukunft
    agen heißt deshalb Zukunftsfähigkeit schaffen. Wir
    aben den Paradigmenwechsel mit unserem Konzept
    ingeleitet. Wir brauchen nämlich eine Gesundheitspoli-
    ik für die Menschen und wir haben klare Prinzipien für
    hre Gestaltung.


    (Jörg Tauss [SPD]: Oh, das haben wir gemerkt! – Rudolf Bindig [SPD]: Glauben Sie den Unsinn selbst, den Sie da vorlesen?)


    In einem humanen Gesundheitswesen muss der
    ensch im Mittelpunkt stehen. Er muss am medizini-
    chen Fortschritt teilnehmen und deshalb legen wir auch
    uf das Prinzip der Solidarität großen Wert. Wir wol-
    en, dass die Menschen auch in Zukunft einen Anspruch
    uf eine qualitativ hochwertige gesundheitliche Versor-
    ung, unabhängig vom Alter, vom Geschlecht, vom Fa-
    ilienstand und vom Einkommen, haben.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das ist schon einmal was!)


    Aber

    (Jörg Tauss [SPD]: Jetzt kommts!)


    olidarität braucht Verantwortung. Nur durch verant-
    ortliches Handeln jedes Einzelnen kann die Solidarge-
    einschaft vor Überforderung geschützt werden. Diese
    erantwortlichkeit gilt wirklich für alle, nicht nur für
    ersicherte und Patienten, sondern auch für Leistungser-
    ringer und für die Krankenkassen.


    (Helga Kühn-Mengel [SPD]: Was sind denn da Ihre Vorschläge?)


    Wer gefordert wird, der muss auch gestalten können.
    atienten müssen eine aktive Rolle übernehmen können.
    ir wollen, dass Patienten und Versicherte als mündige
    artner im Gesundheitswesen ernst genommen und nicht
    um bloßen Objekt degradiert werden. Wir brauchen
    eine Klagemauer auf Bittstellerniveau, wie Sie sie mit
    hrem Gesetz wieder errichten wollen.


    (Jörg Tauss [SPD]: Das sind doch Textbausteine hier!)


    Statt die Menschen ständig mehr zu bevormunden,
    ollen wir sie stärker beteiligen. Wir wollen Ihnen Mit-






    (A) )



    (B) )


    Annette Widmann-Mauz

    wirkungs- und Gestaltungsspielräume eröffnen. Das be-
    ginnt beim gesundheitsbewussten Verhalten und es geht
    weiter über Mitsprache und Mitwirkung bei der Behand-
    lung, das heißt Mitbestimmung in der Selbstverwaltung
    der gesetzlichen Krankenversicherung. Wir wollen weg
    von der Funktionärswahl bei der Sozialwahl; wir wollen
    eine wirkliche Versichertenwahl.


    (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Wir brauchen mehr Wettbewerb und Transparenz
    bei der Qualität und bei der Wirtschaftlichkeit. Deshalb
    wollen wir die Möglichkeit zur Kostenerstattung in un-
    ser System wieder einführen. Wir wollen aber auch den
    Abrechnungsbeleg und wir wollen Informationen über
    die Verwendung der Beitragsmittel bei den Krankenkas-
    sen. Das trägt zu Kostenbewusstsein in unserem System
    bei und ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Dazu gehört
    aber auch, dass wir die Selbstständigkeit und die Freibe-
    ruflichkeit in unserem Land als Garanten einer qualitativ
    hochwertigen Versorgung für die Zukunft bewahren.

    Wir wollen Wirtschaftlichkeitsreserven bei den Leis-
    tungserbringern abfordern. Deshalb haben wir ein Mo-
    dell des Qualitätswettbewerbs entwickelt: Statt den
    von Ihnen vorgeschlagenen Wettbewerb um einzelne
    Ärzte – dazu sagen alle Beteiligten, sogar die Kranken-
    kassen, dass sie damit überfordert sind; außerdem wird
    dadurch die Freiberuflichkeit infrage gestellt – wollen
    wir den Wettbewerb um die beste Versorgung. Wir haben
    ein Modell entwickelt, das dem ihrigen eindeutig überle-
    gen ist, weil es die kollektivvertragliche Verantwortung
    sicherstellt, Leistungs- und Qualitätsanreize setzt und
    den Wettbewerb zwischen den Krankenkassen durch ein
    Versorgungsangebot fördert, das die stationäre und die
    ambulante Versorgung kombiniert. Eine weitere Öffnung
    der Krankenkassen ermöglicht den Versicherten in unse-
    rem Land mehr Wahlmöglichkeiten, also eine bessere
    Auswahl zwischen verschiedenen Versorgungsstruktu-
    ren.

    Dazu gehört aber auch, dass wir die Ärzteschaft leis-
    tungsgerecht honorieren. Budgets führen hierbei nicht
    weiter. Wer eine bessere Leistung erbringt, der muss da-
    für auch honoriert werden und er darf dafür am Ende des
    Jahres nicht bestraft werden.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Was Sie unter Wettbewerb verstehen, das zeigen die

    Abschnitte, in denen es um die kassenartenübergreifen-
    den Fusionen geht. Damit ermöglichen Sie die Einheits-
    kasse. Am Ende wird nicht mehr, sondern weniger Wett-
    bewerb herauskommen.

    Was die Finanzierungsgrundlagen anbelangt: Es ist
    wichtig, keine Luftschlösser zu bauen, sondern unser So-
    lidarsystem auf soliden finanziellen Grundlagen aufzu-
    bauen. Wir müssen die Lohnnebenkosten senken. Das
    Ziel, den Beitragssatz in der gesetzlichen Krankenversi-
    cherung auf 13 Prozent zu senken, scheint unstrittig zu
    sein. Wer meint, man könne Einsparungen in Höhe von
    20 Milliarden Euro – dieses Volumen ist nötig, um den
    Beitragssatz entsprechend zu senken – erzielen, ohne
    dass es jemand merkt oder ohne dass es jemand spürt,

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    (C (D er erliegt einer Illusion; er macht den Menschen in unerem Land etwas vor. Deshalb müssen auch hier die Prinzipien stimmen. nsere Vorschläge müssen ökonomisch vernünftig und rdnungspolitisch sauber sein. Sie müssen sozialverträgich und gerecht sein, das heißt, die Lasten der Maßnahen müssen ausgewogen auf viele Schultern verteilt erden und dürfen nicht einseitig den Kranken aufgeürdet werden. Sie müssen vor allen Dingen nachhaltig ein. Wir geben mit unserem Modell auch erste Antworen auf die demographische Entwicklung und auf den edizinischen Fortschritt als die größten Herausfordeungen. Wir schlagen vor, den Zahnersatz durch eine private flichtversicherung zu finanzieren. Warum tun wir as? Damit senken wir Lohnzusatzkosten. Es ist ein klar bgrenzbarer Bereich. Wir haben in diesem System die öglichkeit zum Aufbau von Altersrückstellungen. In iesem System wird ein größeres Gesundheitsbewusstein etabliert; denn optimale Prävention und Prophylaxe önnen Zahnersatz im Grunde oft überflüssig machen. ass wir dabei in guter Gesellschaft sind, zeigt nicht nur as Beispiel der Schweiz. Niemand würde auf die Idee ommen, die Schweiz oder die skandinavischen Länder ls unsolidarische Länder in Europa zu bezeichnen. uch dort herrscht dieses Prinzip vor. 7,50 Euro im Monat pro Erwachsenen ist sozialver räglich. Kinder sind kostenlos mitversichert. Es gibt weer eine Risikoprüfung noch Risikozuschläge. Wir bieen damit mehr Gestaltungsmöglichkeiten beim eistungsumfang, auch für Leistungen, die in der gesetzichen Krankenversicherung heute nicht erstattet weren. Auch individuelle Wünsche und Präferenzen sind ersicherbar. Zusätzliche Tarife sind damit kombinierar. Das bietet mehr Chancen, mehr Freiheit. Deshalb ist as der richtige Ansatz. Unser zweiter Baustein ist die Selbstbeteiligung der atienten. Wir haben in der Bundesrepublik ein im interationalen Vergleich völlig undurchsichtiges und unsysematisches System an Zuzahlungen und Selbstbeteiliungen. Die Selbstbeteiligung liegt bei uns in diesem ektor im internationalen Vergleich viel zu niedrig. Desalb ist es richtig, eine prozentuale Selbstbeteiligung unser Vorschlag: 10 Prozent – in allen Leistungsbereihen, aber sozial begrenzt auf maximal 2 Prozent des ährlichen beitragspflichtigen Bruttoeinkommens, anzuetzen. Wir nehmen mitversicherte Kinder aus. Alle aßnahmen der Vorsorge und Früherkennung sollen icht betroffen sein. Dies ist eine sehr soziale Komponente; denn wer ehr verdient, kann auch mehr Eigenverantwortung ahrnehmen. Wer sozial schwächer ist, muss weniger an igenleistung beisteuern. as ist allemal besser als die 100-prozentige Selbstahlung, wie Sie sie in Ihrem Modell vorschlagen. Annette Widmann-Mauz Wir lassen die Menschen am Fortschritt teilhaben. Wir schärfen das Kostenbewusstsein. (Lachen bei der SPD – Peter Dreßen [SPD]: Das glauben Sie selber nicht!)


    (Beifall bei der CDU/CSU)


    (Beifall bei der CDU/CSU)





    (A) )


    (B) )

    Das hat eine positive Steuerungswirkung. Bei Sehhilfen
    einzusparen, wie Sie es vorschlagen, hat höchstens eine
    negative Steuerungswirkung, zum Beispiel im Straßen-
    verkehr.

    Wir wollen international Chancengleichheit erreichen,
    zum Beispiel durch Senkung der Mehrwertsteuer auf
    Arzneimittel auf den ermäßigten Satz. Es ist doch nicht
    einzusehen, dass in unserem Land das Mickymausheft
    als Grundbedarf definiert wird, aber lebensnotwendige
    Arzneimittel nicht unter diese Regelung fallen dürfen.


    (Rudolf Bindig [SPD]: Wir wollen Seehofer wiederhaben!)


    Wir wollen die versicherungsfremden Leistungen um-
    finanzieren. Uns liegt sehr daran, dass wir in der Beihilfe
    analoge Maßnahmen treffen; da werden wir Sie an Ihren
    Äußerungen genau messen.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

    Ich frage mich: Wo sind da Ihre Vorschläge, zum Bei-
    spiel betreffend das Sterbegeld in der Beihilfe? Da hört
    und sieht man bei Ihnen nichts. Unsere Vorschläge sind
    in der Beihilfe zeit- und wirkungsgleich umsetzbar. Das
    sorgt für soziale Gerechtigkeit. Sie haben doch genau
    das Krankengeld in die private Absicherung ausgeglie-
    dert, weil Sie wissen, dass eine Analogie für die Beam-
    ten nicht herstellbar ist. Die Beamten brauchen das
    Krankengeld nicht, weil sie vom Staat alimentiert wer-
    den. Das ist nicht soziale Gerechtigkeit.


    (Beifall bei der CDU/CSU)

    Wir wollen, dass Sozialhilfeempfänger in unserem

    Gesundheitswesen in Zukunft genauso behandelt werden
    wie gesetzlich Krankenversicherte. Deshalb ist es rich-
    tig, dass wir für sie zu einer Beitragszahlung an die ge-
    setzliche Krankenversicherung kommen und nicht die
    Zweiklassenmedizin fortsetzen.


    (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Sehr richtig!)


    Wir streben eine solide Finanzierungsgrundlage der
    gesetzlichen Krankenversicherung an. Ihre rot-grünen
    Luftschlösser sind Schall und Rauch, vor allem dann,
    wenn sie aus blauem Dunst bestehen. Steuererhöhungen
    sind bei der derzeitigen konjunkturellen Lage pures Gift.


    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


    Frau Schmidt, Sie müssen sich schon entscheiden,
    was Sie eigentlich wollen: Wollen Sie Prävention oder
    wollen Sie Geld? An Ihrem Beschluss, die Tabaksteuer
    in einem Dreierschritt zu erhöhen, wird doch ganz deut-
    lich, dass Sie den Menschen nicht das Rauchen abge-
    wöhnen wollen, sondern sie an höhere Steuern gewöh-
    nen wollen.


    (Andreas Storm [CDU/CSU]: Wie bei der Ökosteuer!)


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    (C (D ieser Weg ist eindeutig falsch und von einer Gesundeitsministerin eigentlich so auch nicht vertretbar. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


    Meine Damen, meine Herren, wir wollen keine
    roße Koalition, aber wir sind zu einer großen Koope-
    ation bereit, wenn es darum geht, den Einstieg in eine
    chte Gesundheitsreform zu schaffen. Das heißt, weg
    on der Staatsmedizin hin zu mehr Eigenverantwortung
    nd Mitbestimmung der Patienten und Versicherten, weg
    on Bevormundung und Bürokratie hin zu mehr Freiheit
    nd Wettbewerb, weg vom kurzatmigen Stopfen der Fi-
    anzlöcher hin zu einer Konsolidierung der gesetzlichen
    rankenversicherung, die langfristig tragfähig ist und
    on den Menschen her denkt.
    Herzlichen Dank.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Rudolf Bindig [SPD]: Schlechteste Beitragsleistung heute!)