Protokoll:
15103

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 103

  • date_rangeDatum: 2. April 2004

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:49 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/103 von der Bundesregierung einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der erneuerbaren Energien im Strombereich (Drucksachen 15/2539, 15/2593, 15/2845, 15/2864) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Natur- schutz und Reaktorsicherheit zu dem Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschät- zung gemäß § 56 a der Geschäftsord- nung: Technikfolgenabschätzung hier: Monitoring – „Möglichkeiten geothermischer Stromerzeu- Dr. Joachim Pfeiffer CDU/CSU . . . . . . . . . . Jürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Rolf Hempelmann SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hermann Scheer SPD . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 4: Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung: Immunität von Mitgliedern der Bundesversammlung hier: Anträge auf Genehmigung zur Durchführung der Strafverfol- 9317 B 9329 B 9330 D 9332 A 9333 A 9334 A 9335 A Deutscher B Stenografisch 103. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . . Begrüßung des Vizepräsidenten des ungari- schen Parlaments und seiner Delegation . . . . Tagesordnungspunkt 19: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Neuregelung des Rechts der erneuerbaren Ener- gien im Strombereich (Drucksachen 15/2327, 15/2845, 15/2864) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des M H M D A D D C H D B H D 9336 D 9345 C 9317 A gung in Deutschland“ (Drucksachen 15/1835, 15/2797) 9317 B undestag er Bericht ung 2. April 2004 t : arco Bülow SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orst Seehofer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . ichaele Hustedt BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helmut Lamp CDU/CSU . . . . . . . . . . . . ngelika Brunkhorst FDP . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Scheer SPD . . . . . . . . . . . . . . . oris Meyer (Tapfheim) DU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . ans-Josef Fell BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9317 D 9319 C 9321 C 9322 B 9323 B 9324 C 9326 A 9327 A 9328 B 9328 D gung (Drucksache 15/2879) . . . . . . . . . . . . . . . 9336 D II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 103. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. April 2004 Tagesordnungspunkt 18: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Marie-Luise Dött, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Unabhängige Folgen- abschätzung der neuen EU-Chemi- kalienpolitik (Drucksache 15/2654) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Heinz Schmitt (Landau), Ulrike Mehl, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Dr. Antje Vogel-Sperl, Dr. Reinhard Loske, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Eine nachhaltige Che- miepolitik in Europa – Innovation fördern, Umwelt und Gesundheit schützen und Verbraucherschutz stärken (Drucksache 15/2666) . . . . . . . . . . . . . c) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Peter Paziorek, Katherina Reiche, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Stra- tegie für eine nachhaltige Che- miepolitik in Deutschland und Europa – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der FDP: Leistungsfähigkeit der deut- schen Chemiewirtschaft im euro- päischen Rahmen sichern (Drucksachen 15/1356, 15/1332, 15/2775) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Paziorek CDU/CSU . . . . . . . . . . . . Heinz Schmitt (Landau) SPD . . . . . . . . . . . . Birgit Homburger FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Antje Vogel-Sperl BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marie-Luise Dött CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Doris Barnett SPD . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Obermeier CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker SPD . . . . . . Helge Braun CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . . Z W B R D D D D D O K K H T D D B D D H N A L 9337 A 9337 A 9337 B 9337 C 9339 A 9340 D 9342 B 9344 B 9345 C 9346 D 9347 D 9348 C usatztagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur optionalen Trägerschaft von Kommunen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetz- buch (Kommunales Optionsgesetz) (Drucksache 15/2816) . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Verabschiedung eines Optionsgeset- zes (Drucksache 15/2817) . . . . . . . . . . . . . olfgang Clement, Bundesminister MWA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . oland Koch, Ministerpräsident (Hessen) . . . r. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Thea Dückert BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Fricke FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arin Roth (Esslingen) SPD . . . . . . . . . . . . . arl-Josef Laumann CDU/CSU . . . . . . . . . . ans-Werner Bertl SPD . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 21: Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Drucksachen 15/2109, 15/2360, 15/2849, 15/2850) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Marlies Volkmer SPD . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolf Bauer CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . irgitt Bender BÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etlef Parr FDP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ubert Hüppe CDU/CSU . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 9350 A 9350 B 9350 C 9353 B 9356 B 9358 D 9359 C 9359 D 9361 C 9362 C 9364 D 9365 D 9366 A 9367 B 9368 D 9369 D 9370 C 9371 D 9373 A Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 103. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. April 2004 III Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Zwölften Gesetzes zur Ände- rung des Arzneimittelgesetzes (Tagesord- nungspunkt 21) Dr. Gesine Lötzsch fraktionslos . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Michael Goldmann (FDP) zur Abstim- mung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der erneuerbaren Energien im Strombereich (Tagesordnungs- punkt 19 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelmittelgeset- zes (Tagesordnungspunkt 21) . . . . . . . . . . . . Anlage 5 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9373 D 9374 D 9375 A 9375 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 103. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. April 2004 9317 (A) ) (B) ) 103. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Anlage 2 Anlage 4 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 103. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. April 2004 9373 (A) ) (B) ) entwurf über Bord werfen. Die fremdnützige ForschungDr. Schwanholz, Martin SPD 02.04.2004 w ill die Bundesregierung mit dem vorgelegten Gesetzes- gen mit den unmenschlichen medizinischen Versuchen in den Jahren der NS-Diktatur. Doch diese Grundsätze Schultz (Everswinkel), Reinhard SPD 02.04.2004 Anlage 1 Liste der entschuldigt A d r I s c g F p g ju w M l n v t h r F w m Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 02.04.2004 Deß, Albert CDU/CSU 02.04.2004 Fischer (Frankfurt), Joseph BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.04.2004 Gönner, Tanja CDU/CSU 02.04.2004 Griese, Kerstin SPD 02.04.2004 Freiherr von und zu Guttenberg, Karl- Theodor CDU/CSU 02.04.2004 Hartnagel, Anke SPD 02.04.2004 Heinen, Ursula CDU/CSU 02.04.2004 Hilbrecht, Gisela SPD 02.04.2004 Irber, Brunhilde SPD 02.04.2004 Koppelin, Jürgen FDP 02.04.2004 Laurischk, Sibylle FDP 02.04.2004 Link (Diepholz), Walter CDU/CSU 02.04.2004 Dr. Lippold (Offenbach), Klaus W. CDU/CSU 02.04.2004 Lips, Patricia CDU/CSU 02.04.2004 Dr. Nüßlein, Georg CDU/CSU 02.04.2004 Polenz, Ruprecht CDU/CSU 02.04.2004 Dr. Rexrodt, Günter FDP 02.04.2004 Romer, Franz CDU/CSU 02.04.2004 Rühe, Volker CDU/CSU 02.04.2004 Scharping, Rudolf SPD 02.04.2004 Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 02.04.2004 S D T D V W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Zwölften Ge- setzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) Dr. Gesine Lötzsch (fraktionslos): „Niemand darf er Folter oder grausamer, unmenschlicher oder ernied- igender Behandlung oder Strafe unterworfen werden. nsbesondere darf niemand ohne seine freiwillige Zu- timmung medizinischen oder wissenschaftlichen Versu- hen unterworfen werden.“ So lautet Art. 7 des Internationalen Paktes über bür- erliche und politische Rechte. Er erklärt damit die orschung ohne Einwilligung der betroffenen Versuchs- ersonen zum Musterfall unmenschlicher und erniedri- ender Behandlung. Weil aber nur Personen, die aus ristischer Sicht geschäftsfähig sind, eine solche Ein- illigung rechtmäßig erteilen können, sind zum Beispiel inderjährige von einer Versuchsteilnahme grundsätz- ich ausgeschlossen. Eine allgemein akzeptierte Aus- ahme liegt nur dann vor, wenn der Minderjährige einen oraussichtlichen, individuellen Nutzen aus der Studien- eilnahme hat, den er ohne die Studienteilnahme nicht aben könnte. Nur in diesem Fall dürfen die Sorgebe- echtigten des minderjährigen Patienten in ein solches orschungsvorhaben einwilligen. Diese klare völkerrechtlich verbindliche Regelung, ie sie sich auch in der geltenden Fassung des Arznei- ittelgesetzes wiederfindet, entstand aus den Erfahrun- imm, Erika SPD 02.04.2004 r. Stadler, Max FDP 02.04.2004 hiele, Carl-Ludwig FDP 02.04.2004 r. Thomae, Dieter FDP 02.04.2004 ogt (Pforzheim), Ute SPD 02.04.2004 eiß (Groß-Gerau), Gerald CDU/CSU 02.04.2004 eisskirchen (Wiesloch), Gert SPD 02.04.2004 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 9374 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 103. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. April 2004 (A) ) (B) ) mit Minderjährigen soll erlaubt werden. Unisono mit den Pharmakonzernen versucht sie mit Tarnung, Tricks und Täuschung, die Entrechtung minderjähriger Proban- den durchzusetzen. Erster Trick: Die fremdnützige For- schung wird mit dem Attribut „gruppennützig“ belegt. Das soll wohl suggerieren, es handele sich um etwas vollkommen anderes. Doch die unter anderem von dem BPI-Sachverständigen Rechtsanwalt Sträter, einem be- rüchtigten Pharmalobbyisten, vor dem Gesundheitsaus- schuss gebrauchte Definition der „Gruppennützigkeit“ dient nur der Augenwischerei. Richtig ist vielmehr: „Gruppennützige“ Forschung ist fremdnützige For- schung mit der Einschränkung, dass Versuchsperson und diejenigen, denen die Forschung einmal nützen soll, der- selben Gruppe von Patienten angehören. Doch einen in- dividuellen Nutzen haben die kindlichen Probanden aus der Versuchsteilnahme nicht. Sonst bräuchten wir ja, wie bereits gesagt, in diesem Punkt keine Gesetzesänderung, weil die Forschung mit individuellem Nutzen auch bei Minderjährigen bereits jetzt legal ist. Offenbar schrecken die Verbände der Pharmaindustrie wieder einmal auch vor unlauteren Methoden nicht zu- rück, was ihr Interesse an der Aufweichung des Patien- tenschutzes hinreichend charakterisiert. Und die Bun- desregierung ist zwar nicht in Fragen der sozialen Absicherung, wohl aber, wenn sie einigen Großkonzer- nen zu Diensten sein kann, zum Kollektivismus in jeder Form bereit. Auch der Verweis der Bundesregierung, die Einfüh- rung fremdnütziger Forschung an Minderjährigen sei aufgrund der europäischen Richtlinie 2001/20/EC erfor- derlich, dient nur der Tarnung des Vorhabens. Diese Richtlinie verfügt in § 3, dass strengere Schutzbestim- mungen in den einzelnen Mitgliedstaaten unberührt blei- ben. Sie will und darf nicht zur Absenkung des bestehen- den Schutzniveaus für Studienteilnehmer herangezogen werden. Das perfideste Täuschungsmanöver liegt jedoch in der offiziellen Begründung für die Freigabe fremdnützi- ger Forschung an Kindern. Dass die Kinderheilkunde vielfach auf Pharmaka angewiesen ist, deren Wirksam- keit und Sicherheit nicht an Kindern geprüft wurde und die somit bei Kindern gar keinen Einsatz finden dürften, ist in der Tat ein Skandal. Doch die daraus abgeleitete Folgerung, das Schutzniveau für kindliche Versuchsper- sonen müsste deshalb abgesenkt werden, hält der Über- prüfung nicht stand. Die Europäische Kommission macht in ihrem Positionspapier „Better Medicines for Children“ vom 28. Februar 2002 vielmehr das Desinte- resse der pharmazeutischen Industrie für die Misere ver- antwortlich. Der Markt, den die Kinderheilkunde bietet, sei zu klein und die Amortisation pädiatrischer Entwick- lungskosten schwierig. Sie haben richtig gehört, meine Damen und Herren, mögen die Gewinne der Pharmabranche auch noch so astronomisch sein: Eine Verpflichtung, die Arzneimittel auch für Kinder und Jugendliche nutzbar zu machen, wird von den Unternehmen wegen mangelnder Rentabi- lität negiert. Und die Zulassungsbehörden schweigen dazu. Dabei bestünden ausreichende Möglichkeiten, a w n ü s s T g e d B d A d E g m d t D o g s s d Z P k A l b d n m P F A z A n f d d b g (C (D uch ohne fremdnützige Forschung die notwendigen issenschaftlichen Daten für die Kinderheilkunde zu ge- erieren. Hierzu nur ein Beispiel: Gerade die Kenntnisse ber die Wirkstoffkonzentration im kindlichen Körper ind oft mangelhaft. Doch selbst für das in dieser Hin- icht sehr schwierig zu charakterisierende Antibiotikum obramycin konnten mit einer speziell für nicht einwilli- ungsfähige Patienten entwickelten Methodik mehrfach rfolgreich die notwendigen Ergebnisse beschafft wer- en. Es geht also auch unter den derzeitigen rechtlichen edingungen. Statt Menschenrechte zu unterminieren, wäre es also as Gebot der Stunde, den Herstellern im Rahmen der rzneimittelzulassung oder der Zulassungsverlängerung ie Beschaffung des erforderlichen wissenschaftlichen rkenntnismaterials aufzuerlegen. Dies kann mittels le- aler Studien, bei denen minderjährige Studienteilneh- er einen individuellen Nutzen erfahren, und aufgrund er Auflagenbefugnis gemäß § 28 AMG geschehen. Spä- estens in fünf Jahren sehen wir dann, ob noch relevante efizite in der pädiatrischen Arzneitherapie bestehen der nicht. Fassen wir zusammen: Die Freigabe der fremdnützi- en Forschung an Kindern und Jugendlichen ist men- chenrechtsverletzend, sie ist keine Umsetzung europäi- chen Rechts, und es gibt keine inhaltliche Notwendigkeit afür. Gestatten Sie mir noch diesen Nachsatz: Erklärtes iel dieser AMG-Novelle ist auch die Verbesserung der harmakovigilanz, also der Erfassung von Nebenwir- ungen. Gleichzeitig soll die Voraussetzung, dass eine rzneimittelstudie von einem Arzt geleitet wird, wegfal- en. Gerade in der wichtigsten Erhebungsphase für Ne- enwirkungen, der Phase der klinischen Prüfung, meint ie Bundesregierung also, auf Ärzte verzichten zu kön- en. Dies zeigt den unbeschreiblichen Dilettantismus, it dem diese AMG-Novelle vorbereitet wurde. Die DS wird sich beidem, der Einführung fremdnütziger orschung bei Minderjährigen und dem Wegfall des rztvorbehaltes, in Bundestag und Bundesrat widerset- en. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Hans-Michael Goldmann (FDP) zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Neuregelung des Rechts der erneu- erbaren Energien im Strombereich (Tagesord- nungspunkt 19 a) Ich erkläre, dass ich mich entgegen dem Votum mei- er Fraktion enthalte. Mein Abstimmungsverhalten möchte ich kurz wie olgt begründen: Das EEG wird grundsätzlich der Be- eutung der erneuerbaren Energien gerecht und geht in ie richtige Richtung; aber im Detail werden die Pro- leme der erneuerbaren Energien nur unzureichend gere- elt. Der Bioenergiebereich wird mangelhaft begleitet, Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 103. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. April 2004 9375 (A) ) (B) ) der Forschungsansatz kommt zu kurz und der Windener- giebereich bleibt teilweise überfördert. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Arznei- mittelgesetzes (Tagesordnungspunkt 21) Ich stimme dem Entwurf eines Zwölften Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes nicht zu. Dies tue ich, obwohl ich anerkenne, dass es Regelungen enthält, die den Schutz von Kindern bei der Erforschung von Medikamenten verbessern und Nichtzustimmungsfä- hige vor fremdnütziger Forschung schützen. Trotzdem schwächt dieses Gesetz an anderer Stelle in für mich nicht hinnehmbarer Weise den Probandenschutz. Das vorliegende Gesetz ermöglicht, dass auch solche Wissenschaftler klinische Forschungen konzipieren, lei- ten und über deren Fortführung entscheiden dürfen, die nicht Ärzte sind. Dabei ist von Belang, dass der Schutz der Patienten vor unsachgemäßer Behandlung in Deutschland weitestgehend durch das Berufsrecht für Ärzte geregelt ist. Das hat zur Folge, dass nach diesem Gesetz die große Verantwortung für klinische Versuche auch solchen Personen übertragen werden darf, für die die berufsrechtlichen und ethischen Schranken, welche in Deutschland die Ausübung der Heilkunde regeln, nicht gelten. Obwohl die Europäische Union in ihrer Richtlinie die Mitgliedstaaten auffordert, hier ihre nationalen Regelun- gen zur Geltung zu bringen, und zum Beispiel Österreich und weitere Länder das Wohl von Probanden durch einen solchen Arztvorbehalt rechtlich gewährleisten, schafft das vorliegende Gesetz hier einen Freiraum zulasten der Teilnehmer von klinischen Studien, der mei- nes Erachtens nicht hinnehmbar ist. Es kann danach verantwortliche Leiter einer klinischen Studie zur Erpro- bung von Arzneimitteln geben, die nicht an das für Ärzte geltende Berufsrecht gebunden sind, und dies wird hin- genommen, obwohl von ihnen nach dem Gesetz Tätig- keiten erwartet werden, die der rechtlichen Definition der „Ausübung der Heilkunde“ entsprechen. Die Kon- trolle der Ausübung der Heilkunde liegt in der Zustän- digkeit der Länder. Mit der 12. AMG-Novelle werden die zuständigen Bundesoberbehörden ermächtigt, auf Antrag von Spon- soren – zum Beispiel Pharmaunternehmen – Patienten schützendes Berufsrecht außer Kraft zu setzen. Weder die zuständige Ethik-Kommission noch das BfArM und das Paul-Ehrlich-lnstitut als zuständige Behörden sind bisher berechtigt, über die in der Gesetzesnovelle impli- zit vorgeschriebene Befähigung zur Ausübung der Heil- kunde im Einzelfall zu entscheiden. Hinzu kommt, dass durch eine weitere Neuregelung des AMG Druck von antragstellenden Sponsoren auf die n te t s w c r e 1 t f n k g g z n k A g G n m V P t (C (D euerdings mit Genehmigungszuständigkeit ausgestat- te Ethikkommission ausgeübt werden kann. Pharmaun- ernehmen können jetzt die genehmigende Ethikkommis- ion gegebenenfalls bei Versagen einer Genehmigung für irtschaftliche Nachteile in Millionenhöhe haftbar ma- hen, während die Probanden einer Studie wohl kaum ih- en Schutz in gleicher Weise bei einer Ethikkommission inzufordern in der Lage sind. Die beiden vorgenannten Schwachpunkte der 2. AMG-Novelle bieten besonders in ihrer Kombina- ion Fehlanreize für die Beteiligten, welche zu einer ge- ährlichen Absenkung des Schutzniveaus für die Teil- ehmer an klinischen Studien in Deutschland führen önnen. Da es mir leider trotz erheblicher Anstrengun- en im Rahmen der Ausschussberatungen nicht gelun- en ist, die hier vorgetragenen Argumente zur Geltung u bringen, möchte ich mit dieser Zusatzerklärung mei- er Verantwortung als fachkundiger Abgeordneter nach- ommen. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- eteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der eschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der achstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Tourismus – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über Prüfungsergebnisse zur Tourismusstatistik – Drucksachen 15/1167, 15/1272 Nr. 1.5 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Innenausschuss Drucksache 15/173 Nr. 2.92 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/2447 Nr. 1.2 Drucksache 15/2636 Nr. 2.29 Drucksache 15/2636 Nr. 2.31 Drucksache 15/2636 Nr. 2.33 Drucksache 15/2636 Nr. 2.45 Drucksache 15/2636 Nr. 2.46 Drucksache 15/2636 Nr. 2.48 Drucksache 15/2636 Nr. 2.50 Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 15/1547 Nr. 1.9 Drucksache 15/1547 Nr. 1.16 Drucksache 15/1613 Nr. 1.2 9376 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 103. Sitzung. Berlin, Freitag, den 2. April 2004 (A) (C) (B) (D) Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Drucksache 15/2636 Nr. 2.24 Ausschuss für Verkehr, Bau und Wohnungswesen Drucksache 15/2447 Nr. 2.7 Drucksache 15/2447 Nr. 2.32 Drucksache 15/2447 Nr. 2.33 Drucksache 15/2447 Nr. 2.34 Drucksache 15/2519 Nr. 2.32 Ausschuss für Kultur und Medien Drucksache 15/2636 Nr. 2.30 sellschaft mbH, Amsterdamer Str. 19 2 91, 1 , 50735 Köln, Telefon (02 21) 97 66 340, Telefax (02 21) 97 66 344 103. Sitzung Berlin, Freitag, den 2. April 2004 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510300000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 19 a und 19 b auf:
a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-

nen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Neuregelung des Rechts der erneuer-
baren Energien im Strombereich
– Drucksache 15/2327 –

(Erste Beratung 87. Sitzung)


– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur Neuregelung des Rechts der erneuerbaren
Energien im Strombereich
– Drucksachen 15/2539, 15/2593 –

(Erste Beratung 94. Sitzung)


Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

(15. Ausschuss)

– Drucksachen 15/2845, 15/2864 –

a
F

A
W

K

D
B
S
g
m
T
k

Redet
Berichterstattung:
Abgeordnete Marco Bülow
Doris Meyer (Tapfheim)

Michaele Hustedt
Angelika Brunkhorst
b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (15. Ausschuss) zu dem
Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

gemäß § 56 a der Geschäftsordnung
Technikfolgenabschätzung
hier: Monitoring – „Möglichkeiten g

scher Stromerzeugung in Deuts
– Drucksachen 15/1835, 15/2797 –

(C (D ung 2. April 2004 0 Uhr Berichterstattung: Abgeordnete Marco Bülow Doris Meyer Michaele Hustedt Angelika Brunkhorst Zu den Gesetzentwürfen liegt je ein Entschließungsntrag der Fraktion der CDU/CSU und der Fraktion der DP vor. Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Marco Bülow, SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! iese Rede richte ich vor allem an die Bürgerinnen und ürger. Meine Damen und Herren, mit nur 1 Euro sind ie dabei! 1 Euro kosten nämlich die erneuerbaren Enerien jeden Haushalt pro Monat. Mit 1 Euro helfen Sie it, dass 50 Millionen Tonnen CO2 und 50 Millionenonnen anderer Klimagase pro Jahr eingespart werden önnen. ext (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)

Marco Bülow (SPD):
Rede ID: ID1510300100

Mit 1 Euro haben Sie mitgeholfen, dass 130 000 zu-
kunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen worden sind.
Mit 1 Euro haben Sie mit dazu beigetragen, dass
Deutschlands Energieversorgung sicherer geworden ist.
Mit 1 Euro haben Sie mit dafür gesorgt, dass die deut-
schen Unternehmen in einer Schlüsselindustrie zum
Marktführer geworden sind. Mit 1 Euro leisten Sie einen
wichtigen Beitrag zur Generationengerechtigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


on 1 Euro pro Monat beweisen, dass die
erneuerbaren Energien nicht teuer sein
hte Ihnen einen Vergleich nennen: Ein
eothermi-
chland“ Die Kosten vFörderung der

muss. Ich möc






(A) )



(B) )


Marco Bülow

Videorekorder kostet jeden Haushalt, auch wenn er nicht
häufig benutzt wird, pro Monat mindestens 1,50 Euro,
also mehr, als für die erneuerbaren Energien zu zahlen
ist.

Eigentlich sparen Sie sogar Geld. Denn die erneuer-
baren Energien vermeiden so genannte externe Kosten.
Das sind Kosten für Umweltschäden, für Schäden, die
im Bereich Klima entstehen, aber beispielsweise auch
für Castortransporte, die bekanntlich immer viel Geld
kosten. All diese Kosten haben letztendlich Sie zu be-
zahlen, auch wenn sie auf keiner Stromrechnung auftau-
chen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich warne davor, zu glauben, dass die Kosten niedrig
ausfallen werden. Ich möchte Sie nur an die Hitze-
periode und an die Hochwasserkatastrophe im letzten
Jahr erinnern. Wenn solche Ereignisse nicht Ausnahmen
bleiben, sondern zum Regelfall werden, dann wird es Sie
teuer zu stehen kommen, wenn Sie weiterhin hauptsäch-
lich die anderen Energieträger nutzen und nicht die er-
neuerbaren Energien.

Wir müssen die Förderung der erneuerbaren Energien
natürlich um vieles andere ergänzen. Beispielsweise
müssen wir eine höhere Energieeffizienz erreichen. Wir
müssen dafür sorgen, dass neben der Förderung der er-
neuerbaren Energien auch andere Instrumente eingesetzt
werden. Die SPD-Fraktion hat deswegen bei der Novel-
lierung, über die wir heute sprechen, drei Schwerpunkte
gesetzt. Wir wollen mit dieser Novelle nämlich errei-
chen, dass das EEG, das Erneuerbare-Energien-Gesetz,
erfolgreich bleibt und ein kostengünstiges Instrument ist.

Unser erster Schwerpunkt betrifft die Effizienz. Wir
wollen unser Ziel, nämlich die Verdoppelung des Anteils
der erneuerbaren Energien bis 2010 auf über 12 Prozent,
erreichen. Dabei dürfen aber die Kosten nicht in dem
Maße steigen, wie der Anteil der erneuerbaren Energien
steigt.

Das heißt, wir haben an vielen Schrauben gedreht, um
es kostengünstiger zu machen. Ich will eine nennen, die
wir häufig benutzt haben, nämlich die Degression. Bei
einer Degression von 2 Prozent, wie beispielsweise bei
der Windkraft, und Hinzurechnung der Inflationsrate
– diese wird nämlich nicht ausgeglichen – muss ein Be-
treiber in zehn Jahren 35 Prozent des Geldes einsparen,
um marktfähig zu bleiben.

Unser zweiter Schwerpunkt war die Stärkung der För-
derung der Bioenergien. Auch hier haben wir eine De-
gression eingeführt. Vor allen Dingen haben wir hier
aber auch noch einiges andere getan. Wir haben nämlich
beispielsweise einen Bonus für nachwachsende Roh-
stoffe gestaltet, weil wir glauben, dass gerade die Bio-
energien einen wichtigen Beitrag für die erneuerbaren
Energien leisten und sie noch nicht so stark genutzt wor-
den sind, wie wir uns das gewünscht haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


E
n
g
w

D

w
k
i

w
g
D
m

A
b
k

s
g
w
G
b

h
e
E
t
h
e

w
G
n
p
d
d
M
s
s
U
g

e
n

(C (D ines muss dabei aber klar sein: Es muss sich um alle ereuerbaren Energien handeln; denn nur im Mix erbrinen sie die Auslastung, die wir uns vorstellen und die ir brauchen. Unser dritter Schwerpunkt ist die Härtefallregelung. arauf wird mein Kollege gleich eingehen. Natürlich haben wir noch einiges mehr verändert. Ich ill das alles aber nicht herunterbeten, weil Sie viele der leinen Zahlen wahrscheinlich langweilen würden. Es st ja auch alles im Gesetz nachzulesen. Mit dem novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz erden wir den Ausbau der erneuerbaren Energien unehindert fortsetzen, ohne dass die Kosten explodieren. as deutsche EEG ist das weltweit erfolgreichste Instruent zur Förderung der erneuerbaren Energien. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ndere Modelle sind teurer und nicht so erfolgreich. Das
eweisen viele Gesetze in anderen Ländern. Deswegen
opieren immer mehr Länder unser Instrument.
Zudem wissen wir, dass sich die Kostenschere zwi-

chen den erneuerbaren Energien und den anderen Ener-
ieformen schon allein deswegen schließen wird, weil
ir viele neue Kraftwerke bauen müssen; das kostet
eld. Daneben gibt es vor allen Dingen beim Öl und
eim Gas eine Endlichkeit, die schnell erreicht sein wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Diese Erkenntnis spricht sich auch bei der Opposition
erum. Trotzdem kommt die Opposition insgesamt zu
inem Nein bezüglich der Förderung der erneuerbaren
nergien. Dieser Satz lässt sich nur wie folgt kommen-
ieren: Die Energiepolitik der Union ist nicht zukunftsfä-
ig und die FDP ist mit ihrer Energiepolitik noch nicht
inmal in der Gegenwart angekommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich bedaure, dass sich vor allen Dingen bei der Union
ieder die Ewiggestrigen durchgesetzt haben. Es gab
esprächsangebote von uns an Sie. Ich weiß, dass in-
erhalb der Union mehrere den erneuerbaren Energien
ositiv gegenüberstehen und dass es immer mehr wer-
en. Trotzdem gibt es dieses Nein. Ich frage mich, ob
as aus taktischen Gründen so ist oder ob sich Frau
erkel bei Ihnen durchgesetzt hat. Es ist eigentlich
chade, dass Frau Merkel mit Herrn Töpfer nur gemein-
am hat, dass sie beide Umweltminister waren und in der
nion sind, dass sie aber die Vernunft anscheinend nicht
emeinsam haben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch kein prinzipielles Nein!)


Die Union will sich jetzt mit einem Trick retten: Die
rneuerbaren Energien werden bis 2007 gefördert; da-
ach wird geschaut, ob es ein anderes Instrument gibt.






(A) )



(B) )


Marco Bülow

Das ist ökologisch – aus den genannten Gründen – und
ökonomisch natürlich unsinnig. Ökonomisch ist es des-
halb unsinnig, weil es überhaupt keine Planungssicher-
heit gibt. Niemand wird mehr irgendetwas in die erneu-
erbaren Energien investieren, wenn er nicht weiß, was
hinterher dabei herauskommt. In 20 Jahren werden sich
die Menschen an den Kopf fassen und fragen, warum es
eigentlich so schwierig war, die erneuerbaren Energien
zu fördern, und warum damit nicht schon viel früher an-
gefangen wurde.


(Zuruf von der SPD: Wegen der CDU!)

Bei einigen fehlen leider der Fortschrittsglaube, der

Mut und der Pioniergeist, die wir Deutschen doch so
dringend brauchen. Glücklicherweise gilt das nicht für
alle. Viele Menschen haben das Gegenteil bewiesen. Das
sind nicht immer die Großen, die damit Geld verdienen
wollen – was ja legitim ist. Häufig sind das die Kleinen,
zum Beispiel die Solarinitiativen in Bayern, die eigenes,
privates Geld in die Hand genommen haben und eine
Menge für die erneuerbaren Energien tun.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Vorgestern habe ich den Bürgermeister von Bad
Urach in Baden-Württemberg getroffen. Er berichtete,
dass er vor 20 Jahren die erneuerbaren Energien entdeckt
und gemeinsam mit anderen damit begonnen hat, sich
dafür zu engagieren. Heute, nach einem 20-jährigen
Kampf, Engagement usw., bringt er eine Geothermie-
anlage ans Netz. Wenn nicht in diesem, dann wird er
spätestens im nächsten Jahr eine Menge Haushalte in
diesem Ort mit erneuerbarer Energie versorgen. Das ist
Gründergeist, Mut und Initiative, die wir brauchen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte die Gelegenheit nutzen, all den Men-
schen, die sich aktiv für die erneuerbaren Energien ein-
gesetzt haben und noch einsetzen werden – ob als Bür-
germeister, Initiativen, Verbände oder allein –, meine
Anerkennung auszusprechen und herzlich zu danken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Um beim Thema zu bleiben, möchte ich mich zum
Schluss auch bei allen Referentinnen und Referenten so-
wie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedanken,
die an der Novelle mitgearbeitet haben und ohne die wir
Abgeordneten bei solch komplexen Themen manchmal
ganz schön alt aussehen würden. Gemeinsam haben wir
ein gutes Gesetz auf den Weg gebracht. Vielen Dank da-
für.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510300200

Ich erteile das Wort Kollegen Horst Seehofer, CDU/

CSU-Fraktion.

H
n

I
n
d

n

W
d
T
h
r
m
Z
B

D
b
n
a
D

W
t
g

i
s
v
m
m

S
g
M
d
m
u
M
s

(C (D (Ute Kumpf [SPD]: Wir haben keine Gesundheitsdebatte! Was haben Sie denn mit Energie zu tun?)



Horst Seehofer (CSU):
Rede ID: ID1510300300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Was für starke Worte: ewig gestrig, trickreich,
och nicht in der Gegenwart angekommen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Er wusste ja noch gar nicht, dass Sie reden!)


ch darf Herrn Bülow einmal daran erinnern, dass die er-
euerbaren Energien zuallererst von der Union Anfang
er 90er-Jahre gefördert wurden. Sie sind unser Kind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben ein klares Bekenntnis zur Funktion der er-
euerbaren Energien auch in der Zukunft abgelegt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ir stehen dazu. Die erneuerbaren Energien leisten für
en Klimaschutz, die Ressourcenschonung und die
echnologieentwicklung einen wichtigen Beitrag. Des-
alb werden nach Auffassung der Union die erneuerba-
en Energien wie die Sonne, die Geothermie, die Bio-
asse, die Wasserkraft und der Wind auch in der
ukunft einen wichtigen Beitrag zum Energiemix in der
undesrepublik Deutschland leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

amit nicht das geringste Missverständnis auftritt: Wir
ekennen uns eindeutig zu dem Verdoppelungsziel,
ämlich dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien
m Bruttostromverbrauch in der Bundesrepublik
eutschland, gemessen am Jahre 2000, verdoppeln soll.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Über das Ziel gibt es überhaupt keine Diskussion.

(Marco Bülow [SPD]: Dann machen Sie mit!)


ir streiten um den richtigen Weg zum Ziel. Wir müssen
rotz unseres Bekenntnisses zu den erneuerbaren Ener-
ien darauf achten, dass die erneuerbaren Energien
diesen Grundsatz haben Sie in der Theorie bisher auch
mmer vertreten – effizient, marktwirtschaftlich und
innvoll eingesetzt werden. Politikern, die für den sinn-
ollen Einsatz eines Instrumentariums eintreten, kann
an doch nicht vorwerfen, dass sie gegen dieses Instru-
entarium sind.
Schauen Sie, ich komme aus der Gesundheitspolitik.

elbst in der Gesundheitsversorgung ist es parteiüber-
reifend Konsens, dass die Versorgung der kranken
enschen effizient und wirtschaftlich organisiert wer-
en muss. Niemand würde deshalb auf die Idee kom-
en, dass sich die Realisierung von Wirtschaftlichkeit
nd Effizienz im Gesundheitswesen gegen die kranken
enschen richtet. Das, was in der Gesundheitsver-
orgung selbstverständlich ist, muss erst recht für die






(A) )



(B) )


Horst Seehofer

Energieversorgung gelten, nämlich dass wir die erneuer-
baren Energien wirtschaftlich und effizient einsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich möchte Ihnen ein paar Beispiele nennen. Ihre Ar-
gumentation, das Ganze koste nur 1 Euro, ist ein Einlul-
len der Bevölkerung. Das ist das Gesetz der kleinen
Zahl: Diese Maßnahme ist nicht so schlimm, weil sie nur
1 Euro kostet. Auch jene Maßnahme ist nicht so
schlimm, weil sie nur ein paar Cent kostet. – In der
Summe – das ist die entscheidende Botschaft für die pri-
vaten Haushalte und die Industrie – hat Ihre Politik dazu
beigetragen, dass mittlerweile 40 Prozent des Stromprei-
ses für Maßnahmen des Staates in den letzten Jahren auf-
gewendet wurden. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Marco Bülow [SPD]: Das ist doch Quatsch! Sagen Sie mal was zur Subvention der Atomkraft!)


Das heißt, wenn ein Haushalt eine Stromrechnung von
200 Euro erhält, dann sind in diesem Betrag 40 Prozent
davon für Maßnahmen aufzubringen, die Sie politisch
veranlasst haben.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das ist falsch aufgeschrieben worden!)


Nun erklären Sie am ersten Tag: Das ist doch gar
nicht so schlimm, es sind an der Tankstelle nur ein paar
Cent mehr für die Ökosteuer. Am nächsten Tag heißt es:
Das ist gar nicht so schlimm, es sind nur ein paar Cent
mehr für die Mehrwertsteuer. Am dritten Tag sagen Sie:
Das ist gar nicht so schlimm, es sind nur ein paar Cent
mehr für die Kraft-Wärme-Kopplung. Am Ende der Wo-
che erzählen Sie: Das ist gar nicht so schlimm, es sind
nur ein paar Cent für die erneuerbaren Energien. – Jede
Maßnahme für sich betrachtet kostet in der Tat nur eine
geringe Summe. Aber alles zusammengenommen muss
uns Sorgen machen; denn ein Anteil von 40 Prozent am
Strompreis ist kein Pappenstiel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Deshalb muss jetzt die Gesundheitspolitik ran und das erklären!)


Wie sieht das in der Praxis aus? Sie sprechen hier von
einer Förderung der erneuerbaren Energie. In der Reali-
tät sieht es aber so aus, dass der Gesetzgeber eine Ver-
pflichtung der Netzbetreiber vorgesehen hat, Strom aus
erneuerbaren Energien abzunehmen.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch gut so!)


Hinzu kommt die Verpflichtung, den Strom zu einem
Festpreis zu vergüten.

Ich darf in Klammern anmerken, dass ich bisher im-
mer dachte, dass wir beim Apothekenrecht eine sehr
hohe Regelungsdichte haben. Aber gemessen an der För-
derung der erneuerbaren Energien haben wir bei den
Apotheken noch den Inbegriff der sozialen Marktwirt-
schaft.

D
v
P
d
d
W
c
m
s
s

s
S
s
n
z
g
v
m
S
d
D
W
w
s

n
g

E
e
J
s
a
i
K
s

W
u
i

m
A
P
K
i
F
K
r
d
R

(C (D enn Abnahmeverpflichtung und feste Einspeisungsergütung sind nicht annähernd marktwirtschaftliche rinzipien. Trotzdem muss eine Anschubfinanzierung in iese Richtung erfolgen. Deshalb waren wir auch immer afür, dass man eine Einspeisungsvergütung vorsieht. ir müssen aber auch mit dem zweiten Ziel Ernst mahen. Wir müssen zu irgendeinem Zeitpunkt dazu komen, dass sich erneuerbare Energien selbst tragen, wirtchaftlich sind und nur noch dort eingesetzt werden, wo ie sinnvoll sind. Auch das müssen wir realisieren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Marco Bülow [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es macht doch keinen Sinn, wenn die feste Einspei-
ungsvergütung dazu führt, dass auch an ungünstigen
tandorten Windräder aufgestellt werden. Wenn Sie
ich jetzt – ich wende mich an die Grünen – auf der ei-
en Seite aus Gründen des Natur- und Landschaftsschut-
es hier im Deutschen Bundestag zu erneuerbaren Ener-
ien bekennen, auf der anderen Seite Ihr Klientel aber
or Ort gegen die Aufstellung von Windrädern de-
onstriert, weil das aus ihrer Sicht an ungünstigen
tandorten einen überzogenen Eingriff in die Natur und
ie Landschaft darstellt, dann passt das nicht zusammen.
eshalb ist es ganz wichtig, dass wir die Förderung der
indkraft auf die Standorte konzentrieren, die irgend-
ann einmal die Chance bieten, dass Windkraft wirt-
chaftlich genutzt werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Weiterhin müssen wir die Förderung stärker hin zu er-

euerbaren Energien umpolen, die vom Prinzip her
rundlastfähig sind.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

s macht doch auf Dauer keinen Sinn, wenn wir erneu-
rbare Energien, die nur eine bestimmte Stundenzahl im
ahr zur Verfügung stehen, weil nicht immer die Sonne
cheint oder der Wind bläst, fördern und gleichzeitig
ber die konventionellen Kraftwerke uneingeschränkt
hre Grundlast vorhalten müssen. Was haben wir für den
limaschutz erreicht, wenn nur ergänzt, nicht aber er-
etzt wird? Deshalb müssen wir umsteuern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ir müssen zu grundlastfähigen Energiearten umsteuern
nd bei den übrigen Energiearten dafür sorgen, dass sie
rgendwann wirtschaftlich werden.
Ich nenne Ihnen einmal ein Beispiel aus meiner Hei-
at. Dort organisieren Banken und Sparkassen zurzeit
bendvorträge über das so genannte Schwarze-Dächer-
rogramm. Es wird den Menschen empfohlen, einen
redit über 100 000 Euro aufzunehmen und die Dächer
hrer Häuser mit Sonnenkollektoren zu bestücken. Laut
inanzierungsplan soll in den ersten zehn Jahren der
redit zurückgezahlt werden, in den zweiten zehn Jah-
en soll der Investor ein Zubrot zu seiner Rente haben. In
em Beispiel, das ich vor Augen habe, wird von einer
ente in Höhe von 850 Euro gesprochen.






(A) )



(B) )


Horst Seehofer


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das muss man sich einmal vorstellen!)

Dafür ist die Förderung der erneuerbaren Energien

nicht gedacht.

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)


Es ist nicht so wie bei der Ökosteuer, die ein Beitrag zur
Rentenfinanzierung ist. Es kann nicht sein, dass die klei-
nen Leute und Familien mit Kindern über den höheren
Strompreis die Rente derjenigen finanzieren, die es sich
leisten können, ihr Kapital in solche Anlagen zu inves-
tieren. Das kann nicht sinnvoll sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Deshalb sagen wir klipp und klar: Ja zum Ziel der

Verdoppelung der erneuerbaren Energien beim Brutto-
stromverbrauch. Da stimmen wir völlig überein. Wir
sagen aber ebenso entschieden: Umsteuerung hin zu
grundlastfähigen Energiearten und keine Dauersubven-
tion. Wir reden im Deutschen Bundestag fast wöchent-
lich darüber, wie wir Subventionen abbauen; auf der an-
deren Seite laufen wir Gefahr, gigantische neue
Subventionen für unwirtschaftliche Anlagen zu gewäh-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Marco Bülow [SPD]: Reden Sie mal über Atomkraft!)


Sie gehen davon aus, dass schon alles richtig werden
wird. Wir verstehen aber politische Verantwortung so
– darin unterscheiden wir uns von Ihnen –, dass wir
durch Gestaltung und unsere Entscheidung dafür sorgen
wollen, dass es richtig wird.


(Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das machen wir auch!)


Deshalb soll das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit sei-
nem herkömmlichen Förderinstrumentarium bis Ende
2007 befristet werden. Wir werden bis zu diesem Zeit-
punkt hier im Deutschen Bundestag ein Gesetz vorlegen,
das für die Ziele, die ich genannt habe, ein effizienteres
Förderinstrumentarium vorsieht, als es in der Vergangen-
heit der Fall war.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Die von uns vorgesehene Förderung bis zum Jahr

2007 hängt nicht mit irgendeiner Wahl zusammen, son-
dern damit, dass Ende 2007 die Versuchsphase des
Emissionshandels ausläuft und mehr Klarheit darüber
herrscht, welche Kosten durch die erneuerbaren Ener-
gien für den Netzausbau und die Regelleistungen beim
Strom entstehen. Dann sind wir in der Lage, eine fun-
dierte Entscheidung zugunsten der erneuerbaren Ener-
gien zu treffen.

Wir müssen aber auch darauf achten, meine Damen
und Herren von Rot-Grün, dass wir neben der Förderung
der erneuerbaren Energien in einem effizienteren System
durch Stromeinsparung und mehr Effizienz bei den
Kraftwerken zu einer Kostensenkung kommen. Denn
mit günstigeren Preisen können wir wesentlich mehr für
den Klimaschutz erreichen als allein mit der Förderung

d
a

e

z
n
s
b

D

H
W
g
Z
S
2

d
d
d
l
G

g
2
E
w
r

b
v
K
d
e
b

r
D
r

m
l
R
w
s

(C (D er erneuerbaren Energien. Behalten Sie deshalb bitte uch diese anderen Faktoren im Blick! Für die CDU/CSU sage ich klipp und klar Ja zu den rneuerbaren Energien, u einer Umsteuerung hin zu den grundlastfähigen ereuerbaren Energien und zu einem effizienteren Förderystem, damit das Ganze auch auf Dauer tragfähig leibt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Dr. Axel Berg [SPD]: Aber nichts dafür tun!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510300400

Ich erteile der Kollegin Michaele Hustedt, Bündnis 90/
ie Grünen, das Wort.


Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510300500

Verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
eute ist ein guter Tag: Die rot-grüne Koalition wird den
eg ins Solarzeitalter trotz einer beispiellosen Kampa-
ne von RWE und Co beschleunigt fortsetzen. Unser
iel ist es, den Anteil erneuerbarer Energien an der
tromerzeugung bis zum Jahr 2020 auf mindestens
0 Prozent zu erhöhen.
Ich möchte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern

es BMU ausdrücklich für die sehr gute Vorlage danken,
ie sie erarbeitet haben. Der SPD-Fraktion danke ich für
ie sehr gute Zusammenarbeit bei der Weiterentwick-
ung des Gesetzentwurfs. Das Gesetz ist und bleibt ein
esetz des Parlaments und darauf sind wir stolz.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das EEG ist zum wichtigsten Klimaschutzinstrument
eworden. Durch den Emissionshandel werden im Jahr
012 10 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Mit demEG bzw. der Förderung der erneuerbaren Energien
erden wir ungefähr 60 Millionen Tonnen CO2 einspa-en können. Das ist die sechsfache Menge.
Die Kosten sind mit 1 Euro pro Haushalt – das wurde

ereits angesprochen – vertretbar. Im Vergleich dazu
erursachen Stand-by-Schaltungen die achtfachen
osten. Wenn wir die freie Wahl der Strommesser
urchsetzen könnten, dann könnten die durch das EEG
ntstehenden Kosten durch den Wettbewerb im Energie-
ereich vollständig kompensiert werden.
Auf Sie persönlich, Herr Seehofer, geht die Einfüh-

ung der Praxisgebühr von 10 Euro pro Quartal zurück.
iese Summe ist ein Vielfaches dessen, was die Förde-
ung der erneuerbaren Energien den Bürger kostet.
Wir schaffen neue Impulse insbesondere bei der Bio-
asse, also der Erzeugung von Strom und Wärme aus

andwirtschaftlichen Abfällen und nachwachsenden
ohstoffen vom Acker. Der Landwirt wird zum Energie-
irt. Neben der Windenergie wollen wir eine zweite
tarke Säule der erneuerbaren Energien aufbauen.






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Herr Seehofer, wenn Sie eine stärkere Förderung der

erneuerbaren Energien fordern, mit denen die Grundlast
abgedeckt und Spitzenlaststrom erzeugt werden kann,
dann müssen Sie unserem Gesetzentwurf zustimmen.
Denn genau diesen Weg beschreiten wir damit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie hören doch sonst immer auf den Bauernverband.
In der aktuellen Pressemitteilung des Bauernverbands
wird klar zum Ausdruck gebracht, dass der Verband er-
wartet, dass alle Fraktionen des Bundestages der Novelle
des Erneuerbare-Energien-Gesetzes mit den darin vorge-
sehenen Verbesserungen im Zusammenhang mit der
Biomasse zustimmen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn die CDU/CSU dem Gesetzentwurf nach lan-
gem Ringen nicht zustimmt, dann ist leider wieder eine
Chance verpasst. Wer meint, dass das Gesetz bis zum
Jahr 2007 befristet werden soll, der kann auch gleich sa-
gen, dass er das Gesetz abschaffen will. Denn niemand
wird mit so einer Frist noch einen Bankkredit bekom-
men. Das wäre das sofortige Aus der Förderung der er-
neuerbaren Energien.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das sollten Sie aber auch ehrlich sagen.
Dabei stimmte Frau Merkels Analyse nach der letzten

Bundestagswahl haargenau. Sie hatte festgestellt, dass
die Bundestagswahl von der CDU/CSU auch deshalb
verloren wurde, weil sie beim Umweltschutz ein Va-
kuum hat und weil sie in der vorigen Legislaturperiode
dem EEG nicht zugestimmt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510300600

Frau Kollegin Hustedt, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Lamp?

Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510300700

Ja, gerne, Herr Lamp. Welchem Verein gehören Sie

noch mal an?

Helmut Lamp (CDU):
Rede ID: ID1510300800

Ich bin Vorsitzender des Bundesverbandes Bio-Ener-

gie, dem der Fachverband Biogas, der Deutsche Bauern-
verband sowie die Forstwirte- und die Waldbauern-
verbände angehören. Vielleicht haben auch Sie die
Stellungnahme der Waldbauernverbände gelesen, in der
darauf hingewiesen wird, dass die Hölzer rund um Ber-
lin seit einem Jahrzehnt kaum genutzt werden. Diese
Verbände hatten die große Hoffnung, dass mit dem Er-
neuerbare-Energien-Gesetz die Möglichkeit besteht,
dass dieses enorme Potenzial an Hölzern in den vorhan-

d
h
h
w
V
i

w

K
R
m
h
g

S
L

e
ä
d
d
a
s
M
u
b
v

g
I
w
v
a
b
D
l
Z
1
v
1
d
e
D
s
H
v
t
A
l
d
K
a
h
V
m

(C (D enen Kraftwerken im Raum Berlin genutzt wird. Wir aben über Monate versucht, diesen Aspekt in das EEG ineinzubringen. Er ist aber einfach nicht aufgenommen orden. Meine Frage lautet: Warum sieht das EEG keine ergütung der Kombination aus Waldholz und Altholz n Heizkraftwerken vor? Offenbar haben Sie das Gesetz nicht gelesen. Wir ollen mit dem Gesetz die nachwachsenden Rohstoffe dazu gehören auch Waldresthölzer – mit 2,5 Cent pro ilowattstunde zusätzlich fördern. Die nachwachsenden ohstoffe vom Acker wie zum Beispiel Mais wollen wir it 4,5 Cent bzw. 6 Cent fördern. Aber auch die Waldölzer werden durch das Gesetz, wie gesagt, weit mehr efördert als zuvor. Stimmen Sie also zu, Herr Lamp! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510300900

chade, dass Sie den gleichen Fehler wie in der letzten
egislaturperiode machen!
Zurzeit weht dem Klimaschutz der Wind vielleicht

in bisschen entgegen. Aber das wird sich auch wieder
ndern. Dann stehen Sie erneut im dünnen Hemdchen
a. Nach einer Allensbach-Umfrage sind nur 14 Prozent
er Bevölkerung für eine Senkung der Vergütungssätze,
lso für einen Abbau der Förderung. Ein Großteil ist ab-
olut für die erneuerbaren Energien. Sie werden den
enschen in diesem Lande, insbesondere den Bauern
nd auch denjenigen, die in den ländlichen Räumen le-
en, erklären müssen, warum Sie hier Ihre Unterstützung
ersagen.
Der Klimaschutz ist bei weitem nicht nur eine ökolo-

ische Frage und auch kein Luxusproblem der Grünen.
ch möchte einmal wirtschaftlich argumentieren; denn
enn es um Umweltargumente geht, sind Sie – die FDP
öllig, die CDU/CSU zumindest zur Hälfte – sowieso
uf beiden Ohren taub. Die Kosten infolge der Flut 2002
etrugen 15 Milliarden Euro; die Kosten infolge der
ürre 2003 beliefen sich auf 13 Milliarden Euro. Das al-
es muss der Steuerzahler tragen. Weltweit nimmt die
ahl der Naturkatastrophen enorm zu. Von 1960 bis
969 betrugen die Kosten für die von Naturkatastrophen
erursachten Schäden 71 Milliarden US-Dollar. Von
990 bis 1999 beliefen sich die Kosten für die Schäden,
ie durch von Menschen verursachte Naturkatastrophen
ntstanden sind, schon auf 607 Milliarden US-Dollar.
as ist fast eine Verzehnfachung. Wer zahlt dafür? Es
ind die Bürger, die Bauern und die Unternehmer, die
aus und Hof verlieren, sowie die Hausbesitzer. Wer
erursacht das? Verursacher sind die fossilen Energie-
räger wie Kohle, Gas und Erdöl. 70 Prozent des CO2-usstoßes kommen aus den Industrieländern. Deutsch-
and ist beim Klimaschutz bei weitem kein Vorreiter;
enn Deutschland liegt mit seinem CO2-Ausstoß proopf weit über dem EU-Durchschnitt. Im Vergleich zu
nderen Industrieländern in der EU hat es sogar den
öchsten CO2-Ausstoß pro Kopf. Wir sind also keineorreiter, obwohl wir in diesem Land viel für den Kli-
aschutz getan haben. Wir müssen noch viel tun.






(A) )



(B) )


Michaele Hustedt

150 000 Menschen sind laut der Weltgesundheitsor-

ganisation im letzten Jahr an den von Menschen verur-
sachten Treibhauseffekten gestorben. Ich nenne Ihnen
noch einen anderen Grund, warum wir uns für den Kli-
maschutz einsetzen sollten. Weltweit nimmt der Ver-
brauch an Rohstoffen zu, insbesondere durch das rasante
Wachstum in China und Indien – was diesen Ländern
durchaus vergönnt ist.

Wir haben in diesem Jahr den höchsten Erdölver-
brauch, den es jemals gegeben hat. Die gestiegene Nach-
frage nach Energie führt zu drastischen Preissteigerun-
gen bei Erdöl, Kohle und Gas. Das DIW geht davon aus,
dass eine Preiserhöhung von 5 Dollar pro Barrel Erdöl
einen Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt von 0,4 Pro-
zent bedeutet. Schon in den letzten Monaten lag der Öl-
preis dauerhaft bei über 30 Dollar pro Barrel Öl. Das be-
deutet laut DIW 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte weniger
Wirtschaftswachstum durch die erhöhte Nachfrage nach
Öl. Sie wissen genau: Dieses Problem wird eher größer
als kleiner werden, der Preisdruck bei uns wird also zu-
nehmen. Deswegen sage ich Ihnen: Je unabhängiger ein
Industrieland von fossilen Energieträgern wird, desto
größer sind seine Vorteile im globalen Wettbewerb mit
anderen Industrieländern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510301000

Frau Kollegin, kommen Sie bitte zum Ende.


Michaele Hustedt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510301100

Ich komme zum Schluss.
Die erneuerbaren Energien stehen für Klimaschutz.

Sie schaffen Arbeitsplätze, bewirken das Verbleiben der
Wertschöpfung im eigenen Land, tragen zur Friedenssi-
cherung sowie zur Armutsbekämpfung bei und stärken
den Innovationsstandort Deutschland. Wir können damit
eine starke Exportwirtschaft aufbauen. Wir sagen Ja zu
den erneuerbaren Energien, wir sagen Ja zum Klima-
schutz und wir sagen Ja zur Politik der ökologischen
Modernisierung.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510301200

Ich erteile das Wort Kollegin Angelika Brunkhorst,

FDP-Fraktion.


Angelika Brunkhorst (FDP):
Rede ID: ID1510301300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

erneuerbaren Energien sind Zukunftstechnologien. Sie
können dazu beitragen, die Energieversorgung nachhal-
tig zu sichern.


(Beifall des Abg. Rolf Hempelmann [SPD])

Sie dienen dem Klimaschutz, den wir – das möchte ich
hier betonen – ausdrücklich unterstützen.

d
b
v
d
u
f

w
z
4
p
f
u
d

E
F
l
b
D
p
S
B
m

s
E
s

D
n
g
w

s
d
g
l
E
s
k
T
g
d
k

r
s
a
E
a

(C (D Das Erneuerbare-Energien-Gesetz halten wir allerings für den falschen Weg, um den Anteil der erneueraren Energien zu erhöhen. Die festgelegten Einspeiseergütungen sind eine ständige Marktintervention. Den urch das EEG gesetzten Anreiz zur Kostenreduktion nd zur Steigerung der technischen Effizienz halten wir ür nicht ausreichend. Die Kosten für Stromkunden sind enorm; diese Enticklung ist nicht wegzudiskutieren. Im Jahr 2003 ereugten Stromversorger und private Anlagenbetreiber 5 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom. Das ist dopelt so viel wie 1999. Die Mehrkosten durch staatlich estgelegte Einspeisepreise stiegen im gleichen Zeitraum m das Siebenfache. 2003 zahlten die Verbraucher, also ie Stromkunden, 1,9 Milliarden Euro. Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des EG werden von der Bundesregierung und von den raktionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen eider immer wieder ausgeblendet. So wachsen die Wettewerbsnachteile der stromintensiven Unternehmen. as gefährdet die noch vorhandenen 660 000 Arbeitslätze. Im Bereich der Windkraftanlagen fördert der taat jeden Arbeitsplatz mit – diese Zahl stammt vom MU – 36 000 Euro. Wenn das nichts ist, dann frage ich ich, was denn überhaupt etwas ist. (Beifall bei der FDP – Rolf Hempelmann [SPD]: Haben Sie auch die Zahlen für die Kernenergie?)


(Beifall bei der FDP)


Uns Liberalen geht es darum, einen unter ökologi-
chen, ökonomischen und sozialen Kriterien optimalen
nergiemix zu den geringstmöglichen Kosten bereitzu-
tellen.


(Beifall bei der FDP)

abei werden sich die erneuerbaren Energien langfristig
ur dann als ein ernst zu nehmender Bestandteil der Ener-
ieversorgung behaupten können, wenn sie am wettbe-
erblichen Energiemarkt selbstständig bestehen können.
Unser Ansatz ist marktwirtschaftlich. Durch die Um-

tellung auf ein Modell marktwirtschaftlicher Förderung
urch Mengensteuerung werden Netzbetreiber und Ei-
enerzeuger verpflichtet, eine gewisse Menge durchge-
eiteten oder selbst genutzten Strom aus erneuerbaren
nergien zu gewinnen. Durch Ausschreibungsmodelle
ind diese Mengen am freien Markt erwerbbar. So
ommt unter Wettbewerbsbedingungen jeweils diejenige
echnologie zum Zuge, zu der die klimatischen und geo-
raphischen Bedingungen passen. Der Verbraucher kann
arauf hoffen, dass auch erneuerbare Energien möglichst
ostengünstig produziert werden. Das ist ein gutes Ziel.


(Beifall bei der FDP)

Weitere große Kostensenkungspotenziale bestehen da-

in, dass man die erneuerbaren Energien von der Netzein-
peisung und der Abhängigkeit von der Regelenergie un-
bhängiger macht. Das könnte mit hochleistungsfähigen
nergiespeichertechniken erreicht werden. Dabei ist vor
llem an Wasserstofftechnologie und die Brennstoffzelle






(A) )



(B) )


Angelika Brunkhorst

zu denken. Zur Beschleunigung der Erforschung von
Speichertechnik haben wir, die FDP, den Antrag „Ener-
giespeicherforschung vorantreiben – Höchsttechnolo-
gien für die Speichertechnik entwickeln“ vorgelegt.

Eine auf Energiespeicherung aufbauende Nutzung er-
neuerbarer Energien macht diese grundlastfähig und
wird auch für den Verkehrssektor, der bislang nicht in
ein integriertes Energie- und Klimakonzept eingebunden
ist, interessant.


(Beifall bei der FDP)

Des Weiteren müssen die flexiblen Kioto-Instru-

mente Joint Implementation und Clean Development
Mechanism entschlossener durchgesetzt werden. Wenn
wir auf eine technische Entwicklungszusammenarbeit
setzen, die den Schwellen- und Entwicklungsländern
Energie bereitstellt, um diese in ihrer wirtschaftlichen
Entwicklung zu unterstützen, profitieren auch wir davon,
indem wir uns die dort günstig errungenen Minderungen
auf unsere Verpflichtung anrechnen lassen können. Das
ist ein guter Weg.

Außerdem setzen wir auf technische Innovationen
und auf Offenheit in der Forschung. Ich komme an die-
ser Stelle auf den TA-Bericht zu sprechen, der die Geo-
thermie beleuchtet hat. Wir sehen, dass die Geothermie
ein sehr interessantes Potenzial ist. Es ist ein riesiges
Reservoir an Energie, das 600fache des jährlichen
Stromverbrauchs in Deutschland. Unter Nachhaltig-
keitsaspekten sollte diese Menge aber über einen sehr
langen Zeitraum – 1 000 Jahre – abgebaut werden.

Der technische Aufwand ist, wie wir wissen, noch
sehr hoch. Außerdem ist das Risiko von Fehlbohrungen
nach wie vor groß. Deshalb plädieren wir für eine zu-
sätzliche Förderanstrengung im Rahmen des Zukunfts-
investitionsprogramms, um zusätzliche Kostenreduk-
tionspotenziale zu erforschen und um Pilotprojekte zu
unterstützen.


(Beifall bei der FDP)

Ich will auf die vielen Neuerungen des EEG, die Zu-

und Abschläge, gar nicht eingehen, sondern nur so viel
sagen: Ein untaugliches Gesetz wird durch viele Ände-
rungen und Interventionen nicht besser.

Zum Thema Windkraftanlagen ist Ihnen, liebe Kol-
leginnen und Kollegen der Regierung und der Koali-
tionsfraktionen, noch ein Coup oder ein kleines Gano-
venstück gelungen. Sie wissen ganz genau, dass die
Akzeptanz für den Zubau von Windkraftanlagen im Bin-
nenland sinkt, dass es gegen diesen Zubau sehr viel Bür-
gerprotest gibt. Sie haben in einer Nacht-und-Nebel-Ak-
tion in Art. 1 § 10 den Abs. 4 gänzlich gestrichen. Damit
entfällt die Anforderung, nach der mindestens 65 Pro-
zent des Referenzertrages erzielt werden müssen. Das
heißt, es kann jetzt überall im Binnenland gebaut wer-
den. Ich weiß nicht, wie die Bürger darauf reagieren. Sie
sehen sich schon jetzt dem Horrorszenario von riesigen
Windparks ausgesetzt. Das Ganze ist schon ein Über-
rumpelungsmanöver gewesen; die Streichung wurde
zum Schluss einfach vorgenommen.


(Beifall bei der FDP)


d
g

n
e

d

r
s
i
G
g
r
e
n
Z

E
a
e
w
g
k
e
w

f
t
d
d
i
k
v
h

s
s
m
e

(C (D Ein Motto zeichnet sich ab: Es wird nicht mehr geförert, was sich irgendwann rechnen wird, sondern es wird efördert, wirklich alles gefördert, damit es sich rechnet. Auch wir von der FDP wollen die Förderung der er euerbaren Energien, aber auf einem anderen Weg, auf inem marktwirtschaftlichen Weg. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510301400

Ich erteile Kollegen Hermann Scheer, SPD-Fraktion,

as Wort.

(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Silke Stokar von Neuforn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1510301500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das Inte-

essante ist, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz, des-
en Novelle heute zur Entscheidung steht, umstrittener
st, als das im Jahr 2000 der Fall war. Das hat seinen
rund vor allem darin, dass dieses Gesetz erfolgreich
eworden ist. Es wird zu einer ernsthaften Herausforde-
ung für die Struktur der Energiewirtschaft. Von daher
rklärt sich das seit einem Jahr anhaltende Getöse um er-
euerbare Energien, das teilweise mehr als peinliche
üge angenommen hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es gibt zahllose Lippenbekenntnisse für erneuerbare
nergien. Natürlich spricht jeder dafür. Man würde sich
uch wundern, wenn jemand dagegen wäre, dass eine
missionsfrei und dauerhaft nutzbare Energie gefördert
ird. Aber dieses Ja ist oft nur ein Lippenbekenntnis. Es
ibt Ausflüchte, und zwar immer dann, wenn es um kon-
rete Forderungen geht. Konkrete Forderungen sind der
igentliche Lackmustest dafür, ob wir in dieser Frage
irklich vorankommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine Befristung, wie sie aus der Unionsfraktion ge-
ordert worden ist, ist geradezu absurd. Sie hätte unmit-
elbar zur Folge, dass die erfolgreichen Unternehmen,
ie jetzt auch auf den Weltmarkt gehen – das reicht von
er Windenergie bis zur Photovoltaik –, ihren Standort
n die Länder verlagern würden, die mittlerweile mer-
en, dass es gar keinen Weg an erneuerbaren Energien
orbei gibt. Kann eine Befristung wirtschaftlich ernst-
aft begründet werden?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die mangelnde Effizienz des EEG wird beklagt. Was
oll dieses Argument? In Bezug auf die Effizienz stellt
ich in erster Linie die Frage: Welches politische Instru-
ent ist bei der Einführung erneuerbarer Energien am
rfolgreichsten? Die Antwort ist statistisch weltweit klar.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Scheer

Alle, die erneuerbare Energien ernsthaft fördern wollen,
schauen auf dieses Gesetz.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja Sozialismus pur!)


Wenn es um Effizienz geht, geht es sicherlich auch
um Kostensenkung. Aber die Senkung der Kosten einer
Technologie erfolgt doch nicht durch das Labor, sie er-
folgt durch


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Subvention!)

Produktionssteigerung, Produktionstechnikverbesserung,
Markteinführung. Wer also nach Kosteneffizienz ruft,
darf nicht die Markteinführung künstlich blockieren,
sondern muss sie vorantreiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das Gesetz sei zu ambitioniert, heißt es. Wir sollten
die Zielsetzung der Reduktion von CO2-Emissionenum 20 Prozent bis zum Jahr 2020 streichen. In diesem
Zusammenhang erinnere ich an das, was die Umwelt-
ministerin Merkel am 28. April 1998 wörtlich gesagt
hat:

Das große Ziel lautet, bis Mitte des nächsten Jahr-
hunderts den Anteil erneuerbarer Energien auf
50 Prozent zu steigern.

Deshalb müssten Sie mitmachen, wenn das nicht wieder
nur ein Lippenbekenntnis gewesen sein soll,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


statt Ziele zu blockieren, die an diese Dimension noch
lange nicht herankommen.

Das Argument, das Gesetz sei zu ambitioniert, ist läp-
pisch. Es ist nicht zu ambitioniert. Bei jeder anderen
Technologie heißt es doch: schneller sein als andere,
weil das die internationale Wettbewerbsfähigkeit der in
dieser Richtung tätigen Unternehmen steigert. Bei den
erneuerbaren Energien aber heißt es jetzt: Bitte keinen
Alleingang! Das hätten Sie sich einmal bei anderen
Technologien überlegen sollen, die zu einem riesigen
Milliardengrab geworden sind: schneller Brüter, die
Atomtechnologie insgesamt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die erneuerbaren Energien seien zu teuer, heißt es.
Wenn man die externen Effekte der herkömmlichen
Energieversorgung, allen voran die Atomenergie, mit
einbezieht, sind die herkömmlichen Energien aus gesell-
schaftsökonomischer Sicht längst unbezahlbar gewor-
den. An diesem Tatbestand kommen wir nicht mehr vor-
bei.

Mangelnder Markt wird beklagt. Der Hintergrund ist,
dass wir bis 1998 einen Gebietsschutz für die gesamte
deutsche Stromversorgung hatten, sodass ohne irgendein
Risiko Investitionen getätigt werden konnten, wodurch

Z
s
m
s
a
e

E
g
h
m
k
e
I
l

w
s
b
l
w
S
g
N
i
s

h
E
g
w
n
s

m
v
n
t
e
v
l
k
b

p
w
E
d

(C (D ehntausende von Megawatt an Überkapazitäten enttanden. Es heißt, jetzt sollen die erneuerbaren Energien it dem konkurrieren, was längst bezahlt ist. Marktwirtchaft bedeutet, das Prinzip der Marktgleichheit zu bechten und diese überhaupt wiederherzustellen, denn sie xistiert gegenwärtig nicht. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir könnten uns die Förderung der erneuerbaren
nergien im Rahmen des EEG sparen, wenn die bisheri-
en, über Jahrzehnte getätigten Subventionen von der
erkömmlichen Energiewirtschaft zurückgezahlt werden
üssten und die Subventionen zurückgefordert werden
önnten. Dann brauchten wir kein Förderprogramm für
rneuerbare Energien. Das ist aber leider unrealistisch.
nsofern geht an einem solchen Marktinstrument speziel-
er Art nichts vorbei.
Die Grundlast soll damit angeblich nicht abgedeckt
erden können. Sehen Sie sich doch einmal die wech-
elseitige Ergänzung der erneuerbaren Energien an, und
eachten Sie, dass der Regelbedarf an Energie in den
etzten Jahren gesunken und nicht gestiegen ist, obwohl
ir die erneuerbaren Energien ausgebaut haben. Wenn
ie diesen Punkt so hervorheben, dann müssen Sie doch
erade deshalb zustimmen, weil der Hauptpunkt dieser
ovelle die verstärkte Förderung der Bioenergie ist. Sie
st in jedem Fall grundlastfähig, weil sie genauso leicht
peicherbar ist wie fossile Energien.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das versuchte Ausspielen gegen den Emissions-
andel ist doch nun wirklich lächerlich. Das Instrument
EG hat schon jetzt mehr zur Emissionsminderung bei-
etragen, als es mit den ambitionierten Zielen des Um-
eltministers in Bezug auf den Emissionshandel, die
icht ganz durchgekommen sind, und mit dem Emis-
ionshandel überhaupt möglich gewesen wäre.
Die Förderung der erneuerbaren Energien hat im Rah-
en des Klimaschutzes Priorität. Das EEG ist ein
ielfältigeres Instrument. Aber es geht im Grunde ge-
ommen nicht nur um Klimaschutz. Es geht um Indus-
rieförderung; es geht um Förderung der Landwirtschaft;
s geht um Förderung des Handwerks. Es gibt außerdem
ielfältige zusätzliche Effekte, die die gesamte Entwick-
ung der Wirtschaft auf eine neue Stufe stellen. Damit
önnen wir die Herausforderungen unseres Jahrhunderts
ewältigen.
Sehen Sie die Thematik einmal unter diesen Gesichts-

unkten und stellen Sie die entsprechenden Fragen! Sie
erden sehen, dass die heutigen Argumente gegen das
EG irgendwann einmal als peinlich empfunden wer-
en.
Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510301600

Ich erteile das Wort Kollegin Doris Meyer, CDU/

CSU-Fraktion.

(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Die Arme!)



Doris Meyer (CSU):
Rede ID: ID1510301700

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das die
Union Anfang der 90er-Jahre als Stromeinspeisungs-
gesetz auf den Weg gebracht hat, hat heute vierten Ge-
burtstag. Und da ist es an der Zeit, sich Gedanken über
die Zukunft zu machen.

Und dazu muss man folgende Fragen stellen: Kann
das EEG neben dem Emissionshandel noch in unverän-
derter Form weiterbestehen? Gibt es Möglichkeiten, er-
neuerbare Energien stärker nach Effizienz, Grundlastfä-
higkeit und Wirtschaftlichkeit zu fördern? Vor diesem
Hintergrund hat die Union ein neues Konzept ausgear-
beitet. Und damit wollen wir in die Zukunft gehen.

Die Unionsfraktion kann die Zielvorgabe des Gesetz-
entwurfs zur Neuregelung des EEG bis 2020 ohne ein
vernünftiges zukunftsfähiges Gesamtkonzept nicht mit-
tragen. Das bisherige EEG-System möchte die Koalition
unverändert bis 2020 beibehalten. Der Zeitraum ist aus
heutiger Sicht viel zu lang. Wegen vieler Unwägbarkei-
ten – sei es die technische Entwicklung, seien es die
Auswirkungen des Emissionshandels – erscheint uns
dieser Zeitraum deutlich zu lang. Wir stehen nach wie
vor zu dem Ziel, bis 2010 den Anteil erneuerbarer Ener-
gien auf 12,5 Prozent zu erhöhen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das reicht nicht!)


Die Rolle der erneuerbaren Energien im notwendigen
Energiemix darf nicht unterschätzt werden. In den ein-
zelnen Energiearten stecken beachtliche Potenziale.
Gerade die, mit denen der Grundlastbereich abgedeckt
werden kann – wie Geothermie, Biomasse und Wasser-
kraft –, sind noch lange nicht ausgeschöpft oder über-
haupt schon erschlossen.

Die Geothermie steht noch ganz am Anfang ihrer Ent-
wicklung. Wie auch der Bericht zu den Möglichkeiten
geothermischer Stromerzeugung in Deutschland auf-
zeigt, gibt es auf diesem Gebiet enorme, kaum genutzte
Potenziale.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Bei der Bioenergie ist das Tor zur Erschließung schon

weit offen, aber noch lange nicht alles erschlossen. Das
Gesamtpotenzial bei der Stromerzeugung mittels Bio-
masse wird auf etwa 60 Terawattstunden pro Jahr ge-
schätzt. Die Bioenergie stellt damit ihre Grundlastfähig-
keit unter Beweis und stellt somit einen wertvollen
Beitrag zu einer echten dezentralen Energieversorgung
dar.

Ausgehend von derzeit rund 26 Terawattstunden, die
pro Jahr erzeugt werden, wird das noch nicht erschlos-
sene Potenzial bei der Wasserkraft mit etwa

1
g
E

l
d
i
c
w
s
k
i
e

R
U
d
d
s
d
w

E
h
B
t
s
b
s

z
g
d
s
S

D
d
f

u
B

D
k
a
K

d
r
D
e
t
u
f

(C (D 5 Terawattstunden beziffert. Kleine und mittlere Anlaen stellen den Löwenanteil an der ebenfalls dezentralen nergieerzeugung dar. Wenn es uns gelingt, erstens einen Energiemix aus al en – und ich betone: aus allen – zur Verfügung stehenen Energiearten zu schaffen, zweitens die Technologie m Bereich der erneuerbaren Energien weiterzuentwikeln und weitere Kosteneinsparungen zu erreichen soie drittens die erneuerbaren Energien an die Wirtchaftlichkeit heranzuführen und sie dort zu halten, dann önnen wir sagen: Die erneuerbaren Energien haben sich hren Platz neben den herkömmlichen Energiearten daurhaft gesichert. Der vorliegende Gesetzentwurf deutet in die richtige ichtung. Bei Biomasse und Wasserkraft könnte die nion den Entwurf teilweise mittragen. Die Laufzeit für ie Vergütung bei der Biomasse wurde von 15 auf wieer 20 Jahre erhöht. Die Degression wurde von urprünglich 2 auf jetzt 1,5 Prozent gesenkt. Das sind Forerungen der Union, die erfüllt wurden, und das haben ir auch im Ausschuss zum Ausdruck gebracht. Wir schlagen in unserem Entschließungsantrag vor, nde 2007 das EEG nach der Testphase des Emissionsandels durch eine Anschlussregelung zu ersetzen. eide Instrumente, das EEG wie der Emissionshandel, ragen zu einer CO2-Reduzierung bei. Wenn beide In-trumente gleichzeitig greifen, muss geprüft werden, ob eide nebeneinander noch in der jeweiligen Form Betand haben können. Bei der Windkraft setzen wir darauf, durch die 65-Pro ent-Regelung nur noch einen weiteren Zubau an windünstigen Standorten zuzulassen. Diese Regelung hilft er Windkraft, sich nicht mehr Vorwürfen ausgesetzt zu ehen, sie werde an allen, also auch an windungünstigen tandorten unwirtschaftlich gefördert. ie 65-Prozent-Regelung möchten wir von entsprechenen Regelungen beim Bauund beim Planungsrecht lankiert sehen, m so den Zubau an windungünstigen Standorten im innenland auszuschließen. ie Union bekennt sich damit zum Ausbau der Windraft im Binnenland an windgünstigen Standorten, schon llein deshalb, um für die Offshoretechnik deutsches now-how zu erhalten und weiter auszubauen. Nach 2007 soll es nach unseren Vorstellungen ein an eres Förderinstrument geben. Das bedeutet, das bisheige EEG wird durch eine Anschlussregelung abgelöst. iese wird intensiver auf die Bedeutung der Grundlastnergie eingehen und den volkswirtschaftlich effizienesten Weg einschlagen. Die Union steht nach wie vor nverändert zu ihrem Ziel, die erneuerbaren Energien zu ördern. Über die Anschlussregelung, die wir gesetzlich Doris Meyer verabschieden wollen, werden wir bis dahin gründlich diskutieren und beraten. (Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Dann wird es ja nie etwas! – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viel Spaß!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Für die Union bedeutet Energiepolitik immer auch
Standortpolitik. Die Auswirkungen auf die Wettbe-
werbsfähigkeit Deutschlands dürfen deshalb bei der Pla-
nung und Verwirklichung der Förderung nicht außer
Acht gelassen werden. Unser Konzept sieht neben der
Förderung der grundlastfähigen erneuerbaren Energien
weiterhin vor, die Stromeinsparung und die effiziente
Verwendung des Stroms massiv voranzutreiben. Das ge-
hört zu unserem Gesamtkonzept.

Wir halten an unseren Zielen fest: Erneuerbare Ener-
gien müssen gefördert werden, um zu einem zukunftsfä-
higen Energiemix zu kommen. Jedes Instrument muss
permanent daraufhin überprüft werden, ob es zusammen
mit anderen seinen optimalen Wirkungsgrad entfalten
kann. Das beabsichtigen wir mit unserem Vorschlag. Nur
so hat unsere nationale Energieversorgung eine Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510301800

Ich erteile das Wort Kollegen Hans-Josef Fell, Frak-

tion des Bündnisses 90/Die Grünen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510301900

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Frau Meyer, ich weiß, nicht Sie persönlich, aber
Ihre Fraktion will 2007 nicht das EEG ablösen. Ihre
Zielvorstellung ist eine ganz andere: Sie wollen die
Markteinführung von erneuerbaren Energien beenden,
um weiter Atomstrom und Kohlestrom umweltschädlich
in diesem Land zu produzieren. Dies ist das entschei-
dende Ziel Ihrer Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Das ist eine Unverschämtheit, Herr Fell! Sie wissen es genau anders!)


Gestern war der vierte Geburtstag des Erneuerbare-
Energien-Gesetzes. Heute führen wir mit einer Novelle
die erneuerbaren Energien aus den Kinderschuhen in das
industrielle Erwachsenenzeitalter.

Schon die derzeitige Fassung des Erneuerbare-Ener-
gien-Gesetzes führte zu einem stürmischen Wachstum,
vor allem in den Bereichen Windkraft und Photovoltaik.
So verzehnfachte sich in vier Jahren die jährlich neu in-
stallierte Photovoltaikleistung auf aktuell 130 Megawatt.
Die Windkraft legte auf hohem Niveau noch einmal um
70 Prozent neu installierte Leistung auf 2 600 Megawatt
im Jahr 2003 zu. Gleichzeitig, Herr Seehofer, konnten
die Kosten drastisch gesenkt werden, zum Beispiel bei
der Photovoltaik um 25 Prozent in nur vier Jahren. Der
Weg ist klar vorgezeichnet: Wir führen die erneuerbaren
Energien mit hoher Geschwindigkeit zu Wettbewerbsfä-
higkeit und Wirtschaftlichkeit.

s
1
z
p
w

Z
w
e
M
k
u
b
s
s
V
d
n
w
n
h

I
S
g

h
f
B
g
m
l
C
e
s
B
g
E
k
r

h
f
B
g

D
s
S
e

(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch für die Schaffung von Arbeitsplätzen war die-
es Gesetz gut. In den letzten Jahren wurden dadurch
00 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. In den nächsten
ehn Jahren wollen wir 500 000 zusätzliche Arbeits-
lätze schaffen. Daran sehen wir: Dieses Instrument
ird auch auf die Wirtschaft gute Auswirkungen haben.
Auch beim Biogas gab es in den letzten Jahren eine

unahme von 15 Megawatt im Jahr 1999 auf 35 Mega-
att im Jahre 2003. Aber es zeigte sich schnell, dass das
rwünschte Wachstum bei den Bioenergien nicht in dem
aße erreicht wurde, wie es gewünscht war. Der relativ
ostengünstige Markt für landwirtschaftlichen Abfall
nd Reststoffe war bald erschöpft. Einen weiteren Aus-
au kann es nur durch den Einsatz nachwachsender Roh-
toffe geben. Die heutige Novelle wird hierfür den ent-
cheidenden Durchbruch bringen. Der vorgesehene
ergütungszuschlag für nachwachsende Rohstoffe wird
er Landwirtschaft neue Verdienstmöglichkeiten eröff-
en. Daran zeigt sich: Die wahren Freunde der Land-
irtschaft sind die rot-grünen Regierungsfraktionen,
icht die CDU und die CSU, die diesen Gesetzentwurf
eute ablehnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Birgit Homburger [FDP]: Oh, oh!)


ch bin gespannt, wie Bauernverbandspräsident
onnleitner Ihnen für Ihre ablehnende Haltung am heuti-
en Tage die Leviten lesen wird.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, Bundeskanzler Schröder
at das Jahr 2004 als „Jahr der Innovation“ ausgeru-
en. Die heutige EEG-Novelle ist dafür ein wesentlicher
austein. Neuartige Techniken werden in das EEG auf-
enommen, zum Beispiel Wellenkraft, Meeresströ-
ungskraftwerke und Salzgradientenkraftwerke; das al-
es sind für den deutschen Maschinenbau große
hancen. Vor allem bei den Bioenergien sieht das Erneu-
rbare-Energien-Gesetz einen wichtigen Innovations-
chub vor. So wird es erhöhte Vergütungen geben: für
iogasbrennstoffzellen, für Sterlingmotoren, für thermo-
enische Gaserzeugung und für Biogasreinigung auf
rdgasqualität. Dass solche Innovationsanreize ihre Wir-
ung nicht verfehlen, wissen wir schon längst: aus unse-
en Erfahrungen mit dem alten EEG.
Die Windkraftbranche hat in den letzten Jahren

och effiziente Windräder erzeugt, weil die Marktein-
ührung der entscheidende Forschungsanreiz ist, Frau
runkhorst. Darauf hat Herr Scheer in seiner Rede hin-
ewiesen.


(Birgit Homburger [FDP]: Und was ist mit den Kostensenkungen für die Verbraucher?)


ie großen CO2-freien Strommengen, die durch den Ein-atz dieser hoch effizienten Windräder an süddeutschen
tandorten gewonnen werden können, wollen wir nun
rnten und einer aktiven, CO2-freien Stromerzeugung






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell

zuführen. Daher war es nur konsequent, dass die Regie-
rungsfraktionen den Regierungsentwurf an dieser Stelle
korrigiert haben.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Denn diese Windräder werden auch Atomstrom aus süd-
deutschen Ländern ersetzen, selbst wenn das den atom-
politischen Versessenheiten


(Birgit Homburger [FDP]: So ein Quatsch!)

der Ministerpräsidenten Stoiber, Koch und Teufel nicht
passt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Auch die Angebotsschwankung im Windbereich wird
die Sicherheit einer zukünftigen Vollversorgung mit er-
neuerbaren Energien nicht stören. Denn wir fördern mit
dieser Novelle auch die Stromerzeugung aus Tiefenerd-
wärme. Sie hat das Potenzial, rund um die Uhr und stän-
dig die Grundlaststromerzeugung von Kohle- und Kern-
kraftwerken zu ersetzen. Das hat eine wissenschaftliche
Untersuchung des Büros für Technikfolgenabschätzung
längst aufgezeigt.

Ich bin überzeugt: Diese Gesetzesnovelle wird einen
weiteren aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Aber
nicht nur dazu; sie wird auch eine Grundlage für die
Stärkung der deutschen Wirtschaft sein. Frau Hustedt
hat bereits auf die Erdölpreissteigerungen hingewiesen.
Der OPEC-Beschluss von gestern passt doch nicht in das
Bild der grenzenlosen Verfügbarkeit von Erdöl. Trotz ei-
nes extrem hohen Ölpreises hat die OPEC beschlossen,
die Fördermengen zu senken. Darin sehe ich ein wichti-
ges Indiz dafür, dass die weltweite Ölförderung nicht
weiter gesteigert werden kann. Damit die deutsche Wirt-
schaft auch in Zukunft noch ausreichend Energie zur
Verfügung hat, müssen wir diese Versorgungslücke
durch den Einsatz erneuerbarer Energien schließen. An-
sonsten werden wir ein riesiges Problem in unserer Ener-
giewirtschaft und in unserer Wirtschaft überhaupt be-
kommen. Es wird Zeit, dass Sie von der Opposition und
auch der BDI mit Herrn Rogowski endlich begreifen: Er-
neuerbare Energien sind eine Stärkung für den Wirt-
schaftsstandort Deutschland und keine Schwächung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510302000

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gin Birgit Homburger.

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1510302100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

habe mich auf den Wortbeitrag des Kollegen Fell von
gerade eben gemeldet. Herr Kollege Fell, ich möchte Sie
bitten, endlich aufzuhören, zu behaupten, dass Sie mit
der Windenergie die Kernenergie ersetzen können.
Windenergie – das ist genau das Problem – ist nicht
grundlastfähig. Die Kernenergie leistet aber genau einen
großen Teil der Grundlast unserer Stromversorgung.

D
a
b
U

s
F
t
d
d
K
e
d
S
d
i
F
f

u
e

l
k
S
c
F
a
g
l
t
d
e
D
z
E
n

d
v
F

a
W
i
G
d

(C (D eswegen ist das, was Sie hier machen, nichts anderes ls Augenwischerei: Es ist teuer – Sie belasten die Verraucherinnen und Verbraucher –, aber es bringt für die mwelt überhaupt nichts. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn Sie wirklich wollen, Herr Fell, dass wir in die-
em Bereich weiterkommen, müssen Sie dem Antrag der
DP-Bundestagsfraktion auf Förderung von Speicher-
echnologien zustimmen, sodass wir erreichen, dass auch
ie erneuerbaren Energien, die nicht grundlastfähig sind,
urch Speicherung grundlastfähig werden. Das ist unser
onzept; das haben wir mehrfach gefordert. Sie haben
s im Umweltausschuss abgelehnt, unter anderem mit
er Begründung, das sei eine Dinosauriertechnologie.
ie haben keine Ahnung, was für die Zukunftsfähigkeit
er erneuerbaren Energien wichtig ist. Deswegen sagen
ch Ihnen noch einmal ganz deutlich: Wir brauchen die
örderung der Speichertechnologien, um die Grundlast-
ähigkeit der erneuerbaren Energien zu erreichen


(Rolf Hempelmann [SPD]: Das ist keine Kurzintervention!)


nd ihnen damit eine große Chance für die Zukunft zu
röffnen.


(Beifall bei der FDP)

Der letzte Punkt: Sie sagten, die Opposition solle end-

ich begreifen, dass die erneuerbaren Energien eine Stär-
ung für den Wirtschaftsstandort seien und keine
chwächung. Jawohl, sie sind eine Stärkung, wir brau-
hen die erneuerbaren Energien im Energiemix; die
DP-Bundestagsfraktion steht dazu. Ich sage Ihnen aber
uch: Wenn Sie wollen, dass das hier in Deutschland
reift, müssen wir das auch so machen, dass es mög-
ichst kostengünstig organisiert wird. Eine kostengüns-
ige Organisation erreichen Sie nur dann, wenn Sie unter
en erneuerbaren Energien Wettbewerb erzeugen, einen
igenen Markt nur für erneuerbare Energien kreieren.
ann haben Sie die Chance, Kostenreduktionen durch-
usetzen, dann wird das ein Erfolg für die erneuerbaren
nergien und auch für unseren Wirtschaftsstandort; ge-
au das ist das Konzept der FDP.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510302200

Kollege Fell, Sie haben Gelegenheit zur Antwort.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510302300

Sehr verehrte Frau Kollegin Homburger, es ist gut,

ass Sie mir Gelegenheit geben, diese von Ihnen und
on anderen in der Gesellschaft immer wieder genannten
alschargumente geradezurücken.
Kein Mensch hat je behauptet, dass die Windenergie

llein die Atomenergie vollständig ablösen solle. Die
indenergie wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten:

n einem zukünftigen Energiemix, in der Addition mit
eothermie, mit Bioenergie, mit der Wasserkraft, mit
er Sonne, der Photovoltaik, die auch Angebotsschwan-






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell

kungen hat. In einem intelligenten Energiemix ist das
ohne Probleme zu erreichen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Stellen Sie sich nur folgenden einfachen Gedanken vor:
Im fränkischen Bereich, wo angeblich wenig Wind weht,
kann die einfache Kombination aus einem Windrad und
einer Biogasanlage an dessen Fuß für ein Dorf rund um
die Uhr Versorgungssicherheit bieten – über Jahrhun-
derte und Jahrtausende hinweg.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Dazu bedarf es nicht der konventionellen Energiefor-
men.

Es ist auch wichtig – Sie haben darauf hingewiesen –,
dass Speichertechnologien gefördert werden. Dafür ha-
ben wir in dieser EEG-Novelle einen Anreiz geschaffen.
Darum wundere ich mich, dass Sie ihr nicht zustimmen.
Wir haben auch die Forschungsförderung dafür erhöht.
Ich erinnere mich, dass bis 1998 unter der alten Regie-
rung, als Ihre Partei noch selbst mit die Verantwortung
trug, die Forschung an Batterien – eine wichtige Spei-
chertechnologie – völlig beendet wurde. Wir haben das
wieder neu belebt. Es gibt neue Batteriehoffnungen in
ganz großem Stil. Wir sehen also, dass wir Ihre Forde-
rungen schon längst erfüllt haben; dazu brauchen wir
Ihre Anträge nicht.

Zum letzten Punkt, den Sie angesprochen haben, wir
sollten endlich begreifen, dass wir möglichst kosten-
günstig sein müssen. Genau das tun wir. Schauen Sie
sich die Windkraftentwicklung in Deutschland und Eng-
land an. In England wird exakt das Modell produziert,
das Sie immer wieder vorschlagen: Quotenmodelle und
Ausschreibungsmodelle.


(Birgit Homburger [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


Obwohl in England wesentlich mehr Wind weht als in
Deutschland und dort die von Ihnen propagierten Instru-
mente angewendet werden, kostet die Kilowattstunde
aus Wind dort 13 Cent und in Deutschland mit dem Er-
neuerbare-Energien-Gesetz nur 8,8 Cent. Ich frage Sie:
Was ist billiger? Ich fordere Sie auf, endlich zu rechnen
und von dem ideologischen Beharren auf den falschen
Argumenten abzusehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510302400

Ich erteile dem Kollegen Joachim Pfeiffer, CDU/

CSU-Fraktion, das Wort.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1510302500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Was will die Union in der Energiepolitik?

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das frage ich mich auch! – – d m s z W r e p g Ü o d d S s d d A s E r s s b n W S d z m u V a z w u z S w d s s n G E v (C (D Zuruf des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Hören Sie zu, dann wissen Sie es, Herr Fell.

(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jawohl, Herr Oberleutnant!)

Energiepolitik ist kein Selbstzweck. Die Union for-

ert eine konsistente Energiepolitik aus einem Guss, die
ehrere Ziele gleichzeitig erfüllt: Wir wollen Klima-
chutz, aber nicht irgendeinen, sondern einen kosteneffi-
ienten Klimaschutz. Wir wollen Versorgungssicherheit.
ir wollen bei den erneuerbaren Energien eine marktge-

echte Innovations- und Technologieförderung sowie
ine rasche Markteinführung. Wir wollen in der Energie-
olitik vor allem europaweit wettbewerbsfähige Ener-
iepreise für die Verbraucher und unsere Wirtschaft.
ber diese Ziele sind wir uns in diesem Hause teilweise
der sogar weitgehend einig.
Der grundlegende Unterschied – leider nicht nur in

er Energiepolitik – zwischen Rot-Grün und der Union –
as wurde heute wiederum deutlich – besteht darin, dass
ie offenbar der Meinung sind, dass der Staat es richten
oll; denn er weiß am besten, was für die Menschen und
ie Wirtschaft gut ist. Das zieht sich wie ein roter Faden
urch Ihre Politik. Egal, ob gestern bei der Frage der
usbildungsplatzabgabe oder nachher beim Optionsge-
etz am Arbeitsmarkt, ob bei der Energiepolitik, dem
missionshandel oder heute Morgen bei den erneuerba-
en Energien: Sie frönen dem Zentralismus.
Wie hat Herr Müntefering das vor geraumer Zeit so

chön entlarvend gesagt: weniger für den privaten Kon-
um, dem Staat Geld geben; dazu muss man „sich auch
ekennen“? Also bekennen Sie sich dazu und reden Sie
icht immer von Marktwirtschaft, wo Sie doch auf dem
eg nicht nur in die ungeplante, sondern in die geplante
taats- und Planwirtschaft sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Diesen ideologiegetriebenen Wahnsinn werden wir,
ie Union, nicht mitmachen. Im Gegenteil. Wir wollen
uvorderst, dass wir die energiepolitischen Ziele mit
arktwirtschaftlichen Instrumenten und Mechanismen
msetzen. Während Sie auf möglichst viele staatliche
orgaben – egal, ob beim Emissionshandel, bei der jetzt
nstehenden Novellierung des Energiewirtschaftsgeset-
es oder bei den erneuerbaren Energien – setzen, setzen
ir, die Union, auf den Markt. Hier kann man in der Tat
nseren alten Spruch wieder ausgraben: Freiheit statt So-
ialismus! Das ist unser Programm. Wir wollen keine
taats- und Planwirtschaft.
Jetzt aber zu der Frage, wie erfolgreich das EEG
irklich ist und um welchen Preis die Ziele und Erfolge
es EEG erkauft werden. Beginnen wir mit dem Klima-
chutz. Sie singen das Hohelied vom Klimaschutz. Tat-
ache ist aber, dass das EEG in seiner jetzigen Form
ichts zur weiteren Erfüllung des Kiotoziels beiträgt. Im
egenteil. Durch die nicht abgestimmte Einführung des
missionshandels und die Fortführung des EEG in der
on Ihnen vorgeschlagenen Form wird eine Verbilligung






(A) )



(B) )


Dr. Joachim Pfeiffer

der CO2-Zertifikate erreicht und letztlich nur die Kohle-verstromung, also gerade die fossilen und CO2-trächti-gen Energien, in anderen Ländern Europas wie Italien
und Großbritannien gefördert.

Das sage nicht ich, sondern das sagen Ihre Gutachter
im Bundeswirtschaftsministerium. Das ist offensichtlich
auch der Grund dafür, weshalb Sie diese Gutachten bis
heute nicht öffentlich zugänglich machen und nicht dem
Bundestag vorlegen.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Die stehen im Internet!)


Sie legen die Gutachten vor, nachdem Sie das Gesetz
verabschiedet haben und nicht vorher, weil darin Ihr ideo-
logiegetriebener Wahnsinn schon von Ihren eigenen
Gutachtern konterkariert wird.

Die EEG-Förderung verstößt auf jeden Fall gegen das
Wirtschaftlichkeitsziel im Klimaschutz. Wenn Sie einen
kosteneffizienten Klimaschutz wollen, müssen Sie sich
an den Kosten pro Tonne vermiedener CO2-Emissionorientieren. Dort sind Wirkungsgraderhöhungen im kon-
ventionellen Kraftwerkspark oder Maßnahmen in ande-
ren Sektoren, zum Beispiel bei Gebäuden, wesentlich
kosteneffizienter.

Wie sieht es mit der Belastung von Verbrauchern und
Wirtschaft aus? Herr Seehofer hat es angesprochen:
Heute liegt der Anteil der staatlich administrierten Abga-
benbelastung am Strompreis bei 40 Prozent.


(Ulrich Kelber [SPD]: Von was?)

Von 1998 bis 2003 sind die administrativ verursachten
Steuern und Abgaben im Strombereich von 2,2 auf
12,6 Milliarden Euro angestiegen. Die zusätzlichen Kos-
ten wurden in einer Größenordnung von 7,5 Milliarden
Euro durch die Stromsteuer, durch Konzessionsabgaben
und durch KWK verursacht; bei den erneuerbaren Ener-
gien sind es bereits heute 2 Milliarden Euro an zusätzli-
chen Kosten, die Verbraucher und Wirtschaft belasten.

Es sind eben nicht, wie verharmlosend gesagt wird,
Cent- oder 1-Euro-Beträge. Ein Durchschnittshaushalt
mit zwei Erwachsenen und einem Kind wird in Deutsch-
land im Jahr mit 160 Euro zusätzlich belastet. Wenn Sie
die Ökosteuer im Mineralölbereich für Heizung und
Auto noch hinzurechnen, reden wir über eine Mehrbe-
lastung von 421 Euro im Jahr. Das sind die Fakten. Die
müssen Sie einmal zur Kenntnis nehmen, meine sehr ge-
ehrten Herren und Damen von der Regierung.

Wie sieht es mit dem Beschäftigungseffekt aus? Sie
erzählen uns, dass Sie für einen viel beschworenen Be-
schäftigungseffekt von 130 000 zusätzlich Beschäftigten
eintreten.


(Albert Schmidt [Ingolstadt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ärgert Sie!)


– Nein, das ärgert mich nicht. Im Gegenteil: Wir können
in diesem Land nicht genug Beschäftigte haben.

Was aber sagen wiederum Ihre Gutachter im Bundes-
wirtschaftsministerium? Sie bestätigen Ihnen in der Un-
tersuchung der sektoralen Entwicklung im Bereich des

E
g
g
b
B
D
P

I
D

s
E
z
n
m
d
K
la
K
I
s
s
e
d
z
w
f

s
m
g

E
P
w
H

b
w
l
e

s

(C (D EG, dass das höchstens ein Strohfeuer sein wird. Sie saen Ihnen für das Jahr 2010 voraus, dass der Beschäftiungseffekt negativ sein wird, und zwar um 6 000 Areitsplätze. Im Jahr 2012 wird es bereits einen negativen eschäftigungseffekt von 20 000 Arbeitsplätzen geben. as sagen Ihnen Ihre Gutachter voraus, wenn Sie Ihre olitik so weiterbetreiben. (Ulrich Kelber [SPD]: Sie müssen mehr als nur die Zusammenfassung von Gutachten lesen!)


hre Politik ist also alles andere als nachhaltig, meine
amen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Deshalb schlagen wir, die Union, einen Doppelbe-

chluss vor: Wir wollen die jetzige Förderung durch das
EG mit seiner Systematik und seinen Ineffizienzen
um 31. Dezember 2007 beenden und zeitgleich eine
eue Systematik, mit der alle energiepolitischen Instru-
ente des EEG, Emissionshandel, Ökosteuer und auch
ie Steinkohlesubventionen, mit der Förderung der
raft-Wärme-Kopplung verknüpft werden, in einem
ngfristigen, in sich geschlossenen engergiepolitischen
onzept umsetzen. Nur mit einem Konzept, in dem die
nstrumente auf die einzelnen Energieträger durch Aus-
chreibungsmodelle oder Bonusmodelle abgestimmt
ind, werden wir eine effizientere Förderung der erneu-
rbaren Energien erreichen. Nur durch dieses Konzept
er Union werden die erneuerbaren Energien in Zukunft
ielgerichtet an die Marktreife herangeführt und nur so
erden die erneuerbaren Energien im Energiemix lang-
ristig die Rolle spielen können, die sie verdient haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510302600

Ich erteile das Wort dem Minister Jürgen Trittin.


(Bundesminister für Umwelt, Naturchutz und Reaktorsicherheit)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe
ich über die Rede des Kollegen Seehofer, als er be-
ann, ungeheuer gefreut.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das meine ich doch! Das war eine gute Rede!)


s hat sich aber herausgestellt, dass das, was Herr
feiffer gerade ausgesprochen hat, das ist, was die Union
irklich denkt, und das hat sich im Verlauf Ihrer Rede,
err Seehofer, bereits angedeutet.
Sie haben ein krachendes Bekenntnis für die erneuer-

aren Energien abgelegt. Aber es war eine Radio-Eri-
an-Rede: im Prinzip ja. Anschließend sind Sie mit al-
en Vorurteilen gekommen, die man gegen die
rneuerbaren Energien auffahren kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich will dies an einem Punkt deutlich machen. Sie
tellen sich hier hin, berechnen den staatlichen Anteil am






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin (Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit)


Strompreis und schieben den den erneuerbaren Energien
unter.

Schauen Sie sich die Statistik des VDEW an. Ihr kön-
nen Sie entnehmen, dass ein durchschnittlicher Haushalt
mit drei Personen zurzeit 50 Euro im Monat für den
Strom bezahlen muss. Davon – so der VDEW, nicht das
Umweltministerium – wird 1 Euro – das sind 2 Prozent –
für die erneuerbaren Energien aufgewendet. Wenn Sie
von staatlichen Belastungen beim Strompreis reden,
dann müssen Sie auch hinzufügen, dass 5 Euro – das
sind 10 Prozent – Konzessionsabgaben an die Gemein-
den sind. Ich habe von niemandem hier im Hause, weder
aus Bayern noch aus Baden-Württemberg, gehört, dass
er dagegen vorgehen wolle. Hören Sie auf, diese Belas-
tungen den erneuerbaren Energien in die Schuhe zu
schieben!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie sagen: Ja, wir sind für erneuerbare Energien, aber
wir wollen im Jahr 2007 eine Überprüfung vornehmen.
Meine Damen und Herren, haben Sie schon einmal et-
was von Investitionssicherheit und von stabilen Rah-
menbedingungen gehört? Wollen Sie der Branche der
erneuerbaren Energien alle drei Jahre eine Novellie-
rungsdebatte aufzwingen, in der es wieder heißen wird:
Wir warten mit den Investitionen in die Biomasseanla-
gen, in die Wasserkraftwerke oder in neue Anlagen, weil
wir nicht genau wissen, was kommen wird? Die gleichen
Redner, die in der Debatte um den Emissionshandel min-
destens zwölf Jahre Investitionssicherheit gefordert ha-
ben, versuchen nun, einer anderen Branche einen Zeit-
raum von zwei Jahren zuzumuten. Das geht nicht. Sie
verhalten sich hier standortfeindlich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich finde das traurig, weil ich am Anfang dieser De-
batte den Eindruck gewonnen hatte, dass wir die Chance
zu einem wirklichen Konsens bei der Umsetzung dieses
Ziels – nicht nur beim Bekenntnis – haben. Sie haben ge-
sagt: Wir müssen bei den erneuerbaren Energien mehr
auf Regelenergie setzen. Das ist der Grund, warum diese
Regierung – ich bedanke mich für die gute Unterstüt-
zung durch die Koalition – die Biomasse stärker fördern
will.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Paziorek, wir haben Ihre Kritik aufgenommen
und sind Ihnen in der Frage des Degressionszeitraums
entgegengekommen; denn wir wollten an dieser Stelle
ein gemeinsames Signal setzen. Es ist genau so gekom-
men, wie Sie es gefordert haben. Dennoch sagen Sie
Nein. Ich habe den Eindruck, Sie tun das aus Prinzip.

Sie haben gesagt, es muss mehr darauf geachtet wer-
den, grundlastfähig zu werden. Aus diesem Grund stand
schon im Regierungsentwurf, dass wir mehr für die För-
derung der Wasserkraft, auch für den Ausbau der gro-
ßen Wasserkraftwerke, tun wollen. Schließlich liegen in
diesem Bereich enorme Klimaschutzpotenziale. Das war

e
W
f
u
z
z
I

m
f
s
s
e
l
g
A
n
i
v

M
d
s
b
E

n
s
p
s
d
E
w

i
e
a
s
i
h
g

E
l
L
l
i
s
b

(C (D in Argument, das von der Landesregierung Badenürttembergs, von Herrn Kauders Parteifreunden, ange ührt wurde. Wir sind diesem Wunsch nachgekommen nd haben ihn umgesetzt. Wir sind konstruktiv auf Sie ugekommen, während Sie sich verweigern. Ich habe inwischen den Eindruck gewonnen, das hat mehr mit deologie als mit Überzeugung in der Sache zu tun. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zurzeit sind einige Zeitungen der Auffassung, sie
üssten anderen Magazinen beim Wettlauf um einen
alschen Populismus Konkurrenz machen. Selbstver-
tändlich müssen wir mit Augenmaß vorgehen. Deshalb
etzen wir mit diesem Gesetz für den Ausbau der Wind-
nergie erstens ein klares Signal für die Offshoretechno-
ogie und zweitens schaffen wir damit bessere Bedin-
ungen für das Repowering, also für den Ersatz alter
nlagen. Wir wollen mehr erneuerbare Energien mit we-
iger Masten erreichen. Das ist die einfache Formel. Das
st der Ansatz unseres Gesetzentwurfs und auch diesem
erweigern Sie sich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eine letzte Bemerkung: Waren Sie schon einmal in
agdeburg? Haben Sie sich einmal angesehen, wo dort
ie letzten industriellen Arbeitsplätze sind? Sie befinden
ich auf dem Gelände des einst zehntausend Menschen
eschäftigenden Betriebes SKET. Dort ist jetzt die Firma
nercon, ein Hersteller von Windrädern, ansässig.
Ich würde mir wünschen, dass auch Unionsabgeord-

ete mit dem gleichen Selbstbewusstsein, mit dem man
ich in Dresden darüber freut, dass AMD und VW dort
roduzieren, in Magdeburg sagen: Die Windenergie
orgt für 3 000 bis 4 000 Arbeitsplätze; dass es in Mag-
eburg überhaupt noch Industrie gibt, ist eine Folge des
rneuerbare-Energien-Gesetzes. Ein solches Selbstbe-
usstsein wünsche ich mir bei Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Durch die Nutzung der erneuerbaren Energien können
n Deutschland heute bereits 50 Millionen Tonnen CO2ingespart werden. Das ist und bleibt richtig. Hören Sie
uf, erneuerbare Energien gegen Effizienz und Energie-
paren auszuspielen. Meine Erfahrung der letzten Tage
st: Diejenigen, die gegen einen effizienten Emissions-
andel sind, sind immer schon gegen erneuerbare Ener-
ien gewesen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Wahr ist aber auch: Im Bereich der erneuerbaren
nergien, also quasi durch die Einsparung von 50 Mil-
ionen Tonnen CO2, haben 120 000 Menschen in diesemande Arbeit gefunden, 50 000 Menschen davon in den
etzten Jahren. Der Bereich der erneuerbaren Energien
st also der Beweis dafür, dass Umweltschutz und Be-
chäftigung, dass ökologische Modernisierung und Wett-
ewerbsfähigkeit bestens zusammenpassen.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin (Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit)


Ich bedanke mich für die gute Unterstützung und die

Bereitschaft des Bundestages, heute den Gesetzentwurf
in seiner jetzigen Fassung zu verabschieden.

Vielen Dank.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510302700

Ich erteile das Wort Kollegen Peter Paziorek, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1510302800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Rednerliste war eigentlich schon geschlossen, als der
Minister darum gebeten hat, auch an das Rednerpult ge-
hen zu dürfen. Aufgrund seiner Rede wird nun eine neue
Diskussionsrunde zum EEG aufgelegt.

Herr Minister, ich muss Ihnen sagen: Ihr Redebeitrag,

(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: War gut!)

Ihr Versuch, die Ausführungen unseres stellvertretenden
Fraktionsvorsitzenden Horst Seehofer umzuinterpretie-
ren, war eine reine Unverschämtheit. Das war Polemik
und war sachlich falsch. Das ist nicht hinzunehmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn man keine Argumente hat, muss man sagen: Unverschämtheit!)


Wir haben immer klar und deutlich gesagt, dass wir
zu den erneuerbaren Energien stehen. Sie haben mehr-
fach anerkannt, dass die Union wie andere Fraktionen in
diesem Hause für die erneuerbaren Energien eintritt.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum stimmen Sie dann nicht zu?)


Wie können Sie vor diesem Hintergrund nur aufgrund
dessen, dass die Union sagt, ab dem Jahr 2008 wolle sie
ein neues Fördersystem, behaupten, dass wir den Be-
reich der erneuerbaren Energien kaputtmachen wollen?


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wollen Sie es kaputtmachen?)


Wie können Sie behaupten, dass wir die erneuerbaren
Energien und damit den dafür wichtigen Standort
Deutschland zerstören wollen? Sie haben gar kein Inter-
esse daran, dass die Union zustimmt.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben drei Termine mit Ihnen ausgemacht! Alle haben Sie abgelehnt!)


Ihnen gefällt es viel besser, jetzt mit einer solchen Pole-
mik kommen zu können.

Wir haben klar und deutlich gesagt: Wir wollen eine
klare Übergangsfrist. Bis zum Jahr 2007 soll das jetzige
Fördersystem weiter bestehen. Jeder, der mit seinen An-

la
V

W
t
e
J

W
m

o
m
w
g
a
I
c
m

S
Z
d
v
h

s
v
e

D
F
F
w
s
s

d
b
la
f

S
g
m
D
r
m

(C (D gen bis Ende 2007 ans Netz geht, soll nach unseren orstellungen Bestandsschutz erfahren. (Ulrich Kelber [SPD]: Was ist mit den Produktionsanlagen?)


ie können Sie es also überhaupt wagen, hier zu vermit-
eln, dass für Betreiber und Investoren Unsicherheiten
xistieren könnten? Wir sagen allen: Wer bis zum
ahr 2007 ans Netz geht, der hat Bestandsschutz.
Darüber hinaus wollen wir auch einen Übergang.
eshalb wehren Sie sich so dagegen, Herr Minister, dass
an in diesem Hause darüber diskutiert,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ein Ideologe!)


b das Festpreissystem langfristig sinnvoll ist oder ob
an nicht eventuell ein Bonussystem einführen solle,
ie wir es bei der KWK haben? Da gibt es nämlich für
anz bestimmte erneuerbare Energien einen Zuschlag
uf den normalen Strompreis. Ist das der Weltuntergang?
ch habe das Gefühl, Sie wollen der Diskussion auswei-
hen, ob das Bonussystem besser ist als das Festpreis-
odell, welches Sie uns zurzeit vorschlagen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ie weichen einer Diskussion darüber aus, ob wir für die
eit nach 2008 ein besseres Modell entwickeln können,
as die erneuerbaren Energien genauso gut fördert, aber
olkswirtschaftlich viel effektiver ist als das, das Sie uns
eute auf den Tisch legen. Das ist unsere Position.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Angesichts Ihrer Aufregung hat man das Gefühl, Sie

eien davon getroffen, dass Sie nicht das schöne Bild
ermitteln können, die Union sei pauschal gegen erneu-
rbare Energien.


(Dr. Reinhard Loske [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das schlechte Gewissen!)


as wird Ihnen in der Öffentlichkeit und auch bei den
irmen nicht gelingen. Wir werden Gespräche mit den
irmen darüber führen, was nach 2008 besser werden
ird. Wer aber so polemisch auftritt und so massiv ver-
ucht, durch einen Wortbeitrag jede Gemeinsamkeit hin-
ichtlich der Gestaltung auch nach 2008 zu zerstören,


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Das wollen Sie doch gar nicht!)


er versagt als Umweltminister in diesem Lande. Sie ha-
en auch die Aufgabe, für die erneuerbaren Energien
ngfristig einen großen gesellschaftlichen Konsens zu
inden.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie verabschieden sich vom Konsens!)


ie haben auch die Aufgabe, Herr Minister, dafür zu sor-
en, dass die Energie in Deutschland so günstig wie
öglich hergestellt wird; denn letztlich geht es in
eutschland auch um Arbeitsplätze in den anderen Be-
eichen, also außerhalb der erneuerbaren Energien. Das
üssen wir immer berücksichtigen.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Verantwortliche Politik muss sowohl für die erneuerba-
ren Energien als auch für die anderen Wirtschaftsberei-
che eintreten. Nur so können wir unserer Verantwortung
gerecht werden.

Herr Minister, Sie haben dieser Aufgabe heute einen
Bärendienst erwiesen. Ich kann jetzt aus voller Überzeu-
gung nur sagen: Es war richtig, dass die CDU/CSU-Bun-
destagsfraktion den Beschluss gefasst hat, mit allen ge-
sellschaftlichen Akteuren darüber zu diskutieren, ob wir
nicht ein besseres System zur Förderung der erneuerba-
ren Energien für die Zeit nach 2008 auf den Weg bringen
können.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viel Spaß dabei!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510302900

Ich erteile Kollegen Rolf Hempelmann, SPD-Frak-

tion, das Wort.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Rolf Hempelmann (SPD):
Rede ID: ID1510303000

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Lieber Kollege Paziorek, angesichts der
Tatsache, dass Sie drei Terminangebote der Koalitions-
fraktionen nicht wahrgenommen haben, war es schon
mutig, so vollmundig zu sagen, dass die Koalitionsfrak-
tionen die Zusammenarbeit mit der CDU abgelehnt ha-
ben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Wir konnten uns über die Befristung nicht einigen!)


Das gehört zur Wahrheit dazu und das macht deutlich,
wer hier den Konsens gesucht hat und wer ihn von vorn-
herein nicht wollte.


(Michaele Hustedt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil die sich nicht einigen konnten! – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das stimmt wiederum auch nicht!)


Diese Woche war für die Energiepolitik ausgespro-
chen bedeutsam:

Erstens. Es gab die Einigung beim Emissionshandel,
also beim Nationalen Allokationsplan. Deutschland ist
eines von vier Ländern, die diesen Allokationsplan in
Brüssel pünktlich eingereicht haben.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Rechtswidrig! Ohne Beratung im Parlament!)


Dieser Allokationsplan orientiert sich eng an den Klima-
schutzzusagen, die wir im Zusammenhang mit Kioto ge-
macht haben. Darauf können wir stolz sein.

e
m
g
a
L
I
k
z
I

e
e
M
V
s

d
l
a

o
b
R
a

d
t
h
b
r
p
s
f

b
d
g
k
h
l
w
h
b
a
e
e
S

(C (D Zweitens. Die Einigung beim Emissionshandel hat ines deutlich gemacht: Es ist gelungen, Klimaschutz it der Industriepolitik zu verbinden und dafür zu soren, dass der Klimaschutz in diesem Lande gleichzeitig uch Standortpolitik ist; denn die Unternehmen im ande – egal ob in der Energiewirtschaft oder in der ndustrie – haben jetzt feste Rahmenbedingungen. Wir önnen davon ausgehen, dass es in den nächsten Jahren u Investitionen in den Kraftwerksparks und in den ndustrieanlagen kommen wird. Das ist gut so. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Genau dieser Philosophie folgt auch das EEG. Es ist
ben nicht nur ein Klimaschutzinstrument. Deswegen ist
s mit anderen Instrumenten auch nicht vergleichbar.
an kann deshalb nicht fordern – auch mit zeitlicher
erzögerung nicht –, dass das alte Instrument abge-
chafft wird, wenn ein neues eingeführt wird;


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn mit diesen Instrumenten werden ganz unterschied-
iche Ziele verfolgt. Es gibt sicherlich Schnittmengen,
ber eben auch ganz unterschiedliche Schwerpunkte.
Mit dem EEG werden wir nicht nur die CO2-Emissi-nen senken, sondern auch den Einstieg in die erneuer-

aren Energien erreichen. Das ist angesichts endlicher
essourcen auch im Sinne künftiger Generationen eine
bsolute Notwendigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit dem EEG werden wir gleichzeitig aber auch In-
ustriepolitik im Bereich der erneuerbaren Energien be-
reiben. Die Anlagenbauer im Bereich der Windenergie
aben die Chance, weiterzumachen, und die Anlagen-
auer im Bereich der Bioenergien haben die Chance,
ichtig loszulegen. Das ist gut; denn das schafft Arbeits-
lätze und Wertschöpfung im Land. Daneben eröffnen
ich dadurch für uns Exportchancen. Das ist Wirtschafts-
örderung im besten Sinne des Wortes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit dem EEG schaffen wir nicht nur bei den erneuer-
aren Energien eine solche positive Entwicklung, son-
ern wir sorgen durch die Neugestaltung der Härtefallre-
elung ebenso dafür, dass auch andere Industriebereiche
lare Zukunftsperspektiven erhalten. Wir haben die bis-
erige Härtefallregelung durch Absenkung der Schwel-
en mittelstandsfreundlicher ausgestaltet. Auch haben
ir dafür gesorgt, dass die besonders im Wettbewerb ste-
enden und stromintensiven Branchen vom Selbstbehalt
efreit werden. Das heißt, von der ersten Kilowattstunde
n muss nur der niedrigere Satz gezahlt werden. Das ist
in gutes Signal. Es macht deutlich: Wir machen nicht
ine Politik des Entweder-oder, sondern eine Politik des
owohl-als-auch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Rolf Hempelmann

Mit dem EEG werden wir Wachstumsimpulse auslö-

sen. Es wird Wachstum – ich habe es schon angedeutet –
beim Anlagenbau im Bereich von Windenergie und Bio-
masse geben. Es wird aber auch im Bereich der Industrie
zu Wachstum kommen. Im Verbund mit dem Instrument
des Emissionshandels wird es im deutschen Kraftwerks-
bau zugleich eine Investitionswelle geben. Wir haben die
Rahmenbedingungen so gesetzt, dass es im deutschen
Kraftwerksbau sowohl im Bereich von Braunkohle, von
Steinkohle als auch von Gas zu Ersatzinvestitionen kom-
men wird. Wir stehen vor einer Modernisierungswelle in
der deutschen Energiewirtschaft.

Dies ist – insofern gebe ich meiner Kollegin Frau
Hustedt absolut Recht – nicht nur für die deutsche Ener-
giepolitik, sondern auch für die erneuerbaren Energien,
die Energiewirtschaft insgesamt und die Industrie eine
gute Woche. Darauf sind wir stolz. Verlassen Sie sich
darauf: Wir lassen uns diesen Erfolg nicht zerreden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510303100

Ich erteile das Wort Kollegin Birgit Homburger, FDP-

Fraktion.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1510303200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

finde es schon bemerkenswert, dass wir in dieser Dis-
kussion über das Erneuerbare-Energien-Gesetz eine
zweite Runde aufmachen. Herr Trittin, unsere Argu-
mente müssen Sie so massiv unter Druck gesetzt haben,
dass Sie es für nötig befunden haben, hier zu sprechen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Axel Berg [SPD]: Vor Ihrer Spitzenargumentation zittern wir alle!)


Ich möchte ein paar Punkte, die Sie angesprochen ha-
ben, Herr Trittin, aufgreifen. Sie haben erklärt, der hohe
staatliche Anteil am Strompreis – das sind immerhin
41 Prozent – ergeben sich aus der Konzessionsabgabe.
Dabei verschweigen Sie aber, dass die Kosten, die durch
das EEG und die Ökosteuer verursacht werden, der weit-
aus größere Teil sind. Dafür sind Sie verantwortlich,
ohne eine vernünftige Begründung geliefert zu haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rolf Hempelmann [SPD]: Eben nicht! – Dr. Axel Berg [SPD]: Letztes Jahr waren es 30 Millionen!)


Sie sprechen immer davon, dass dadurch Arbeits-
plätze geschaffen werden. Sie machen das wie in allen
anderen Bereichen auch: Sie denken nur an einzelne
Bereiche, aber nie an die Gesamtbilanz. Ich sage Ihnen:
Das Märchen, das Ganze koste nur 1 Euro, stimmt
einfach nicht. Das ist schlicht und ergreifend vom
Stromverbrauch abhängig. Aber das verschweigen Sie
immer.


(Rolf Hempelmann [SPD]: Haben Sie schon einmal das Wort Durchschnitt gehört?)


S
G

D
m
j
n
3
w

g
d
e
F
C
E
s

W
s
g

d
n
s
te

n
p
v
g
m
E
z
B

e

(C (D ie machen eine Milchmädchenrechnung auf, um die emüter im Lande zu beruhigen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In der Aluminiumindustrie, die in der Bundesrepublik
eutschland nach wie vor sehr viele Arbeitsplätze stellt,
achen die Belastungen allein durch das EEG 30 Euro
e Tonne aus. Wenn Sie das umrechnen, dann ist das je
ach Größe des Betriebes eine Belastung von circa
000 bis 4 000 Euro je Arbeitsplatz im Jahr. Das ist
ettbewerbsrelevant, Herr Trittin.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben erklärt, der Einsatz der erneuerbaren Ener-
ien spare 50 Millionen Tonnen CO2 ein und diejenigen,ie gegen den Emissionshandel seien, seien gegen die
rneuerbaren Energien. Sehr verehrter Herr Minister, die
DP-Bundestagsfraktion ist mit Unterstützung der CDU/
SU-Fraktion zu einem Zeitpunkt, als Sie das Wort
missionshandel überhaupt noch nicht kannten, für die-
es effiziente Instrument des Klimaschutzes eingetreten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Rolf Hempelmann [SPD]: Jetzt wollen Sie davon nichts mehr wissen! – Dr. Axel Berg [SPD]: Das ist ja das Entlarvende!)


er hat denn dieses Instrument international durchge-
etzt? Das waren nicht Sie, sondern wir haben es durch-
esetzt.


(Dr. Axel Berg [SPD]: Was kommt dabei heraus?)


Ich sage Ihnen noch etwas: Wenn Sie die letzten Jahre
ie Vorbereitung des Emissionshandels in Deutschland
icht verschlafen hätten, wären wir heute beim Klima-
chutz und bei der Einsparung von Kosten sehr viel wei-
r.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


Ich sage ganz klar: Die FDP steht zur Förderung er-
euerbarer Energien. Wir wollen aber weder die Technik
olitisch vorgeben, noch wollen wir den Preis politisch
orgeben. Genau das tun Sie mit dem Erneuerbare-Ener-
ien-Gesetz. Wir wollen ein wettbewerbliches, ein
arktwirtschaftliches Fördermodell für erneuerbare
nergien, mit dem es gelingt, Klimaschutz kosteneffi-
ient zu erreichen. Das sind wir den Bürgerinnen und
ürgern in diesem Lande schuldig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510303300

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

rteile ich dem Kollegen Hermann Scheer das Wort.

(Ute Kumpf [SPD]: Hören Sie gut zu, Herr Kauder!)







(A) )



(B) )



Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1510303400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Weil die

Debatte wegen der vorzüglichen Rede des Bundesum-
weltministers verlängert worden ist, habe ich die Gele-
genheit, noch einmal auf einige Punkte einzugehen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wenn es sein muss!)


Der Verweis darauf, dass in der nächsten Legislatur-
periode im Jahr 2007 etwas anderes kommen werde, –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Eine andere Regierung ist dann dran!)


wohinter die stillschweigende Hoffnung der Union
steckt, dass sie dann die Dinge gestalten könnte –, ist
mehr als fadenscheinig.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Wieso denn das?)


Ich erkenne durchaus an, dass es in der Union seriöse
Strömungen gibt, die diesem Erneuerbare-Energien-Ge-
setz in der Tradition des Stromeinspeisungsgesetzes für
erneuerbare Energien sehr positiv, sogar zustimmend ge-
genüberstehen. Auf der anderen Seite aber gibt es eine
ganz entschiedene, radikale Gegnerschaft. Die hat heute
zu dem Bild geführt, das Ihre Fraktion geboten hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ist doch nicht wahr!)


Das ist ganz eindeutig und bleibt auch der Öffentlichkeit
nicht verborgen. Es wird doch durch diese Debatte of-
fensichtlich. Das heißt, die Begleitmusik zu Ihren angeb-
lich besseren Alternativen, die Sie versprechen,


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja!)

geht doch an der Öffentlichkeit, an den Betroffenen und
an den Investoren überhaupt nicht vorbei.


(Horst Seehofer [CDU/CSU]: Das ist wahr!)

Es gibt bestimmte Aussagen, auch im Wirtschaftsaus-

schuss. So hat ein Unionssprecher gesagt: Wenn wir die
Macht übernehmen, werden wir mit dem Erneuerbare-
Energien-Gesetz Schluss machen. Das ist eine wunder-
bare Botschaft.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist doch nicht die Beschlusslage!)


– Ich weiß, dass das vielleicht nicht Ihre offizielle Be-
schlusslage ist.

Betrachten Sie einmal die so genannten wissen-
schaftlichen Gutachten, die mehrfach von verschiede-
nen Rednern der Opposition erwähnt worden sind. Diese
Gutachten, die zwar aus dem Umfeld des Wirtschaftsmi-
nisteriums kommen, deren Aussagen sich das Wirt-
schaftsministerium aber nicht zu Eigen gemacht hat, ha-
ben alle denselben Tenor. Dieser lautet: Ab dem
Jahr 2007 – deshalb ist die Jahreszahl ja so interessant –
sollte die gesamte Förderung erneuerbarer Energien zu-
gunsten des Emissionshandels fallen gelassen werden.

D
a
s
k
b

te
f
in
s
b
p
K
e
la
E
d
g
o

w
d
w
w
r
d
s
g

e
z

S
d
s
f
A

e

d
w
A
b
D

(C (D (Dr. Joachim Pfeiffer [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)


as ist die Aussage dieser Gutachten. Diese stützt sich
uf die denunziatorische, meines Erachtens unwissen-
chaftliche Behauptung, dass die erneuerbaren Energien
eine Arbeitsplätze schaffen, sondern sogar noch Ar-
eitsplätze kosten.
Es kennen sich aber auch andere in den Wissenschaf-
n aus. Es ist vielleicht für die Öffentlichkeit und auch
ür Sie, wenn Sie das Ganze nicht gelesen haben sollten,
teressant, zu erfahren, wie diese Gutachter zu einer
olchen Aussage kommen. Sie kommen dazu, indem sie
ehaupten, dass die EEG-Umlage, die heute von allen
rivaten Stromverbrauchern gezahlt wird, zulasten des
onsums geht, weil diese Mittel für Investitionen in die
rneuerbaren Energien verwendet werden. Weil das zu-
sten des Konsums gehe, gingen Arbeitsplätze verloren.
s wird aber an keiner Stelle gesagt, was denn anstelle
essen konsumiert werde – das kann man nicht bele-
en –, ob das ein Bier im Ballermann auf Mallorca ist
der irgendetwas anderes.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ballermann ist gut! – Jörg van Essen [FDP]: Ihre Rede tut einem doch weh!)


Daraus ergibt sich logischerweise: Die wirtschafts-
issenschaftlichen Gutachter kommen zu dem Ergebnis,
ass jedweder Konsum, egal welcher Art, für die Ent-
icklung der Volkswirtschaft und sogar der Umwelt
ichtiger ist als eine präzise und vorbestimmte Förde-
ung der erneuerbaren Energien über eine Umlage, wo-
urch noch weitere Faktoren wie eine zusätzliche Wert-
chöpfung geschaffen und Entwicklungen in Gang
esetzt werden.
Mit anderen Worten: Wissenschaftliche Gutachten auf

inem solchen Niveau sind im Grunde genommen nicht
itierfähig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


olche Gutachten können allenfalls referiert werden. In
er Wissenschaft ist es nun einmal so: Es ist selbstver-
tändlich nicht jeder Professor käuflich, aber irgendeinen
indet man leider immer, der sich zu einer gewünschten
ussage bereit findet.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh! – Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das ist nur peinlich!)


Wenn wir über Wirtschaft sprechen, dann müssen wir
rkennen,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dass Sie es nicht können!)


ass erneuerbare Energien mit der Zeit immer billiger
erden. Denn alle Kosten, die für diese Energien – mit
usnahme der Biomasse – ausgegeben werden, fallen
ei der Mobilisierung und Bereitstellung der Technik an.
araus ergibt sich – das zeigt die Geschichte der






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Scheer

technologischen Revolutionen –, dass erneuerbare Ener-
gien auf Dauer billiger werden. Dort, wo für die Primär-
energie etwas bezahlt werden muss – das ist nur bei der
Biomasse der Fall –, wird als Ergebnis der Mobilisie-
rung erneuerbarer Energien eine Revitalisierung des
landwirtschaftlichen Sektors erzielt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510303500

Kollege Scheer, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Dr. Hermann Scheer (SPD):
Rede ID: ID1510303600

Herkömmliche Energien dagegen können wegen der

negativen Umwelteffekte und der bevorstehenden Er-
schöpfung der konventionellen Energieträger nur teurer
werden. Insofern stehen wir mit dem vorliegenden Ge-
setzentwurf an einer Wasserscheide energiestrategischer
Entscheidungen, die wir heute treffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510303700

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zur Abstimmung über die von den Frak-

tionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen
sowie von der Bundesregierung eingebrachten Ge-
setzentwürfe zur Neuregelung des Rechts der erneuerba-
ren Energien im Strombereich, Drucksachen 15/2327,
15/2539 und 15/2593. Der Ausschuss für Umwelt, Na-
turschutz und Reaktorsicherheit empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf Drucksache 15/2845, die ge-
nannten Gesetzentwürfe als Gesetz zur Neuregelung des
Rechts der erneuerbaren Energien im Strombereich in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
men wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in
zweiter Beratung mit den Stimmen der SPD, des Bünd-
nisses 90/Die Grünen und einer Stimme aus der CDU/
CSU-Fraktion gegen die Stimmen der übrigen Mitglie-
der der CDU/CSU-Fraktion und die Stimmen der FDP-
Fraktion angenommen.

Vor der dritten Beratung und Schlussabstimmung will
ich mitteilen, dass der Kollege Hans-Michael Goldmann
von der FDP-Fraktion eine persönliche Erklärung zur
Abstimmung abgegeben hat und mitteilt, dass er sich der
Stimme enthalten will.1)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzent-
wurf ist mit derselben Mehrheit wie bei der Abstimmung
in der zweiten Beratung angenommen.

s
ß
c
D
u
C
M
F

t
g
m
g
C

A
c
s
s
T
S
f
e
B
h
m
t

g
d
s
D
s
v

f
e
c
S
s
t
m
N1) Anlage 3

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir kommen nun zur Abstimmung über die Ent-
chließungsanträge. Wer stimmt für den Entschlie-
ungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksa-
he 15/2858? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
er Entschließungsantrag ist mit den Stimmen von SPD
nd Bündnis 90/Die Grünen und einer Stimme aus der
DU/CSU-Fraktion gegen die Stimmen der übrigen
itglieder der CDU/CSU-Fraktion bei Enthaltung der
DP-Fraktion abgelehnt.
Wer stimmt für den Entschließungsantrag der Frak-

ion der FDP auf Drucksache 15/2859? – Wer stimmt da-
egen? – Enthaltungen? – Der Entschließungsantrag ist
it den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen
egen die Stimmen der FDP bei Enthaltung der CDU/
SU-Fraktion abgelehnt.
Tagesordnungspunkt 19 b: Beschlussempfehlung des
usschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
herheit, Drucksache 15/2797, zu dem Bericht des Aus-
chusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenab-
chätzung gemäß § 56 a der Geschäftsordnung mit dem
itel: Monitoring – „Möglichkeiten geothermischer
tromerzeugung in Deutschland“. Der Ausschuss emp-
iehlt, in Kenntnis des Berichts auf Drucksache 15/1835
ine Entschließung anzunehmen. Wer stimmt für diese
eschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en von SPD und Bündnis 90/Die Grünen bei Enthal-
ung von CDU/CSU und FDP angenommen.
Interfraktionell ist vereinbart worden, die heutige Ta-

esordnung um die Beratung der Beschlussempfehlung
es Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
chäftsordnung zu Anträgen auf Genehmigung zur
urchführung der Strafverfolgung zu erweitern und jetzt
ofort als Zusatzpunkt 4 aufzurufen. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann ist so beschlossen.
Somit rufe ich jetzt den Zusatzpunkt 4 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wahlprüfung, Immu-
nität und Geschäftsordnung (1. Ausschuss)

Immunität von Mitgliedern der Bundesver-
sammlung
hier: Anträge auf Genehmigung zur Durch-
führung der Strafverfolgung
– Drucksache 15/2879 –
Berichterstattung:
Abgeordneter Jörg van Essen

Wir kommen sofort zur Abstimmung. Der Ausschuss
ür Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung
mpfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa-
he 15/2879, die Genehmigung zur Durchführung der
trafverfolgung zu erteilen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP bei
ichtbeteiligung der CDU/CSU-Fraktion angenommen.






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ihre Abstimmungsfrage, Herr Präsident, war unpräzise! – Gegenruf der Abg. Ute Kumpf [SPD]: Sollen wir sie ins Bayerische übersetzen?)


– So präzise, wie das in solchen Fällen immer der Fall
ist. Herr Kollege Ramsauer, darf ich Ihren Einwand so
verstehen, dass auch die CDU/CSU-Fraktion zustimmt?


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Ja!)

– Dann nehmen wir das so zu Protokoll. Die Beschluss-
empfehlung ist also einstimmig angenommen worden.

Ich rufe nunmehr die Tagesordnungspunkte 18 a bis
18 c auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Peter
Paziorek, Marie-Luise Dött, Karl-Josef Laumann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Unabhängige Folgenabschätzung der neuen
EU-Chemikalienpolitik
– Drucksache 15/2654 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Heinz
Schmitt (Landau), Ulrike Mehl, Michael Müller

(Düsseldorf), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten
Dr. Antje Vogel-Sperl, Dr. Reinhard Loske,
Winfried Hermann, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-
NEN
Eine nachhaltige Chemiepolitik in Europa –
Innovation fördern, Umwelt und Gesundheit
schützen und Verbraucherschutz stärken
– Drucksache 15/2666 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit (15. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Peter
Paziorek, Katherina Reiche, Marie-Luise Dött,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der
CDU/CSU
Strategie für eine nachhaltige Chemiepolitik
in Deutschland und Europa

– zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit
Homburger, Angelika Brunkhorst, Daniel Bahr

A
W

K

e
in
la
t
C
k

e
M
v
R
T
B
z
a
w
k

o
r
z
g
v
u
n

n
c
v
D
m
t

f
S
d
K
n

(C (D Fraktion der FDP Leistungsfähigkeit der deutschen Chemiewirtschaft im europäischen Rahmen sichern – Drucksachen 15/1356, 15/1332, 15/2775 – Berichterstattung: Abgeordnete Heinz Schmitt Marie-Luise Dött Dr. Antje Vogel-Sperl Birgit Homburger Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort dem ollegen Dr. Peter Paziorek, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die uropäische Chemikalienpolitik ist von weit reichender dustrieund standortpolitischer Bedeutung für Deutschnd; denn unser Land ist mit mehr als 450 000 Beschäfigten der größte Chemiestandort in Europa. Mit der hemiepolitik entscheiden wir somit auch über die Zuunftsfähigkeit unseres Landes. Die EU-Kommission möchte mit ihrem Verordnungs ntwurf das Chemikalienrecht in Europa neu regeln. ehr als 100 000 der derzeit in der Europäischen Union orkommenden Altstoffe sollen nach dem so genannten EACH-System innerhalb von elf Jahren nach In-Kraftreten der Verordnung erfasst werden. Die CDU/CSUundestagsfraktion begrüßt die grundsätzliche Zielsetung des Verordnungsentwurfs. Es besteht kein Zweifel n der Notwendigkeit, zum Schutz von Mensch und Umelt hohe Sicherheitsstandards zu garantieren und Risien zu minimieren. Wir unterstützen ebenfalls die Zielsetzung des Ver rdnungsentwurfs, das heute existierende Chemikalienecht zu vereinheitlichen, zu vereinfachen sowie effiient und von bürokratischen Hemmnissen befreit zu estalten. Doch leider müssen wir feststellen, dass der orgelegte EU-Verordnungsentwurf dieses Ziel verfehlt nd somit aus Sicht der CDU/CSU-Bundestagsfraktion icht rechtskräftig werden darf. Die Vorschriften der Verordnung belasten die Unter ehmen durch extreme Bürokratie und massive zusätzlihe Kosten und bewirken wettbewerbsschädliche Zeiterluste auch bei durchaus gewünschten Innovationen. iese Belastungen sind zu groß und insbesondere für ittelständische Unternehmen sowie für weiterverarbeiende und auch kleine Anwender nicht tragbar. Durch die vorgesehenen Regelungen wird nicht nur ür die chemische Industrie massiver wirtschaftlicher chaden hervorgerufen, sondern auch für die gesamte eutsche Wirtschaft. Selbst die verantwortlichen EUommissare schätzen die Folgekosten der EU-Verordung nur für die Chemieindustrie auf 7 Milliarden Euro Dr. Peter Paziorek und für die übrigen Industriezweige, die mit der Chemieindustrie in diesen Fragen in Verbindung stehen, auf insgesamt 26 Milliarden Euro. Dem Kostengesichtspunkt wird häufig entgegengehalten, das neue europäische Chemikalienrecht helfe im Gegenzug, im Gesundheitsbereich zweistellige Milliardenbeträge einzusparen. Dies mag sein. Aber die Frage ist doch, ob dieses Ziel nur mit diesem bürokratischen Monster zu erreichen ist. Dazu sagen wir: Nein, dieses Ziel kann auch durch eine einfachere Regelung erreicht werden. Die Kostenfrage wurde erst vor kurzem in einem Un ternehmen in meiner münsterländischen Heimat, bei BASF Coatings in Münster-Hiltrup, erörtert. Wenn diese EU-Verordnung unverändert in Kraft tritt, bedeutet dies, dass dieses BASF-Werk allein 1 800 Stoffe registrieren muss und dass 25 000 Rezepte neu definiert werden müssen. Ich mache auf die Kostenbelastung aufmerksam, die daraus erwächst, dass man pro registrierten Stoff Kosten in Höhe von 50 000 Euro zugrunde legen muss. Ein Weltkonzern kann das eventuell auffangen, vielleicht nur durch Stellenabbau. Das kann aber nicht das Ziel sein. Für viele kleinere mittelständische Unternehmer, für die kleineren Anwender kann eine Verteuerung der Produkte um 20 Prozent bis 50 Prozent – davon gehen die Schätzungen teilweise aus – das wirtschaftliche Aus bedeuten. Uns macht nicht nur der drohende Wegfall von Arbeitsplätzen große Sorgen; auch die zu erwartende Zunahme von Tierversuchen durch das REACH-Verfahren kann uns alle in diesem Hause nicht kalt lassen. Eine vom britischen Ministerium für Umwelt und Verkehr in Auftrag gegebene Studie der Universität Leicester geht für den schlimmsten Fall davon aus, dass für die notwendigen Untersuchungen 12 Millionen Tiere in Europa benötigt werden. Wir sollten uns ernsthaft fragen, ob wir diesen Preis wirklich zahlen wollen. Der Verordnungsentwurf der Europäischen Kommis sion weicht leider der Beantwortung der Fragen aus, wie ein ausreichender Rechtsschutz der Firmen gewährleistet und wie für eine Sicherung des Abflusses von Unternehmensdaten gegen Missbräuche – ganze Informationsblätter müssen weitergegeben werden – Sorge getragen werden soll. Wir stellen an dieser Stelle mit großer Freude fest: In Ihren eigenen Reihen, also in den Reihen von Rot-Grün, wird unsere Ansicht geteilt. Das von der nordrhein-westfälischen Umweltministerin Bärbel Höhn und dem nordrhein-westfälischen Wirtschaftsminister Harald Schartau initiierte Planspiel hat die zahlreichen Schwachstellen dieses Verordnungsentwurfs eindrucksvoll offen gelegt. Dass der Alarmruf aus Nordrhein-Westfalen kommt, ist sicherlich kein Zufall. Es liegt daran, dass man dort genau weiß, was ein Festhalten an diesem Verordnungsentwurf für die Chemieindustrie dieses Bundeslandes bedeutet. N – R N H g w d P s V t i P w C h E B E g P u i n b b C m K Ä W d w P s u p h R w n (C (D Herr Präsident, ich möchte mit Ihrer Zustimmung den RW-Wirtschaftsminister Schartau, SPD, zitieren: Käme sie die Verordnung – in ihrer jetzigen Form, würde sie die Konkurrenzfähigkeit unserer Chemieindustrie stark beeinträchtigen. Das muss auch mit aller Deutlichkeit und auf allen Ebenen klar gemacht werden. echt hat er. Deshalb sagen wir: Diese Position aus ordrhein-Westfalen muss die Mehrheitsposition dieses auses werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Wäre schön, wenn Herr Schartau hier wäre! Dann könnte er das selber deutlich machen!)


(Münster), weiterer Abgeordneter und der

Dr. Peter Paziorek (CDU):
Rede ID: ID1510303800

(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Fest steht, dass dieser Verordnungsentwurf – das zei-
en bis jetzt alle Planspiele – erheblich nachgebessert
erden muss. Gerade mittelständische Anwender wer-
en große Probleme haben, die auf sie zukommenden
robleme ohne Unterstützung von außen zu lösen. Zur
o genannten Expositionsbewertung ist ein vereinfachtes
erfahren notwendig. Wir brauchen einen besseren Da-
enaustausch in den Wertschöpfungsketten.
Nachdem der Bundeskanzler und die Gewerkschaften

m vergangenen Jahr in dieser Frage eine gemeinsame
osition hatten – es ist eine Erklärung verabschiedet
orden, in der viele der Bedenken, die ich für die CDU/
SU soeben vorgetragen habe, aufgegriffen worden sind –,
atten wir die Hoffnung, dass wir jetzt gemeinsam in
uropa für einen solchen Weg kämpfen können.
Angesichts des Antrags, den Sie heute im Deutschen
undestag vorlegen, muss man sagen: Sie haben diese
rklärung Ihres eigenen Bundeskanzlers leider nicht auf-
egriffen. Sie haben in diesem Antrag leider nicht das
roblembewusstsein gezeigt, das einfach notwendig ist,
m jetzt in Europa tatsächlich etwas für unsere Chemie-
ndustrie zu bewirken. Ihr heute vorgelegter Antrag ist
ichts anderes als ein fauler Kompromiss, der die Pro-
leme auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft nicht
eseitigt. Er trägt nicht dazu bei, dass Deutschland ein
hemiestandort bleibt.
Aus den Beratungen im Ausschuss kennen wir Ihre
itunter vorhandene Sympathie für die Position der EU-
ommissarin für Umwelt, Frau Wallström. Da gibt es
ußerungen des Inhalts, dass all die Bedenken aus der
irtschaft falsch sind. Ich frage mich, was die Erklärung
es Bundeskanzlers aus dem vergangenen Jahr bedeutet,
enn der Antrag, den Sie vorgelegt haben, hinter diesen
ositionen zurückbleibt. Wir sollten gemeinsam dafür
orgen, dass der Verordnungsentwurf nicht in Kraft tritt
nd dass es tatsächlich zu einer Regelung kommt, die
raktikabel ist und damit auch der deutschen Wirtschaft
ilft.
Deshalb sagen wir als Union: Das europäische
echtssetzungsverfahren darf erst dann abgeschlossen
erden, wenn die Auswirkungen der Verordnung von ei-
er unabhängigen Stelle außerhalb der EU-Kommission






(A) )



(B) )


Dr. Peter Paziorek

überprüft worden sind. Wir begrüßen durchaus, dass die
Kommission jetzt bereit ist, eine so genannte Impact-
Studie auf den Weg zu bringen. Es gibt erste Gespräche
mit der Industrie. Das reicht aber nicht aus. Wir sagen
ganz klar: Wir können in diesem Hause den Verord-
nungsentwurf nur überprüfen und letztlich bewerten,
wenn ihn zuvor eine unabhängige Stelle außerhalb der
EU-Kommission auf den Prüfstand gestellt hat. Das
muss die Zielrichtung sein, die wir gemeinsam festlegen
sollten.

Unsere politische Forderung lautet: Dieser Verord-
nungsentwurf darf unter inhaltlichen und fachlichen Ge-
sichtspunkten so nicht in Kraft treten. Deshalb fordern
wir Sie auf: Stimmen Sie unserem Antrag zu, damit wir
in Brüssel eine gemeinsame Position im Interesse der
deutschen Chemieindustrie entwickeln können!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510303900

Ich erteile dem Kollegen Heinz Schmitt, SPD-Frak-

tion, das Wort.


Heinz Schmitt (SPD):
Rede ID: ID1510304000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Lieber Kol-
lege Paziorek, ich bedanke mich zuerst einmal ganz
herzlich dafür, dass Sie zumindest den Versuch unter-
nommen haben, das REACH-System zu beschreiben.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: In acht Minuten geht das nicht!)


Allerdings möchte ich Ihnen die Frage stellen: Wo bleibt
das Positive? Sie haben eine sehr negative Sichtweise zu
den bisherigen Ergebnissen. Sie haben das negativ be-
wertet und bei Ihrer Rede die Chancen und die positiven
Möglichkeiten, die sich aus REACH auch für den Che-
miestandort Deutschland ergeben, völlig unterschlagen;
ich sage einmal: vermutlich aus Unkenntnis, nicht bösar-
tig.

REACH ist notwendig; denn es gibt Zehntausende
von chemischen Altstoffen in der EU, über die wir nichts
wissen; da hat sich seit den 80er-Jahren nichts geändert.
Das ist so, obwohl der Anteil der Altstoffe mehr als
90 Prozent aller auf dem Markt befindlichen Chemika-
lien beträgt. Deshalb ist eine Neuordnung der Chemie-
politik nicht nur notwendig; sie ist überfällig.

Über diese Notwendigkeit besteht bei allen Beteilig-
ten, auch bei der Industrie, lieber Herr Kollege, Überein-
stimmung. Das kommt nicht von ungefähr. Die Rege-
lung bringt allen Beteiligten Vorteile. Sie bedeutet einen
wichtigen Schritt hin zu mehr Sicherheit im Umgang mit
Chemikalien. REACH ist ein wichtiges Projekt für den
Gesundheits-, Verbraucher- und Umweltschutz.

Daneben gibt es handfeste ökonomische Vorteile.
REACH schafft zum Beispiel einheitliche Wettbewerbs-
bedingungen in ganz Europa.

E
w

s
U
W
w
w
s
d
b
V
w

u
s
d
u
b
u
f
e
n
e
r
d
z

l
e
p
f
r
g

l
I
b
B
i
n

W
k
t
R
u
c
d
f

z
t
a

(C (D (Birgit Homburger [FDP]: Mit dem Ergebnis, dass die Chemiewirtschaft in Europa verschwindet!)


ine Vielzahl verschiedener europäischer Regelungen
ird in einer einzigen Verordnung zusammengefasst.
Richtig ist, dass es in bestimmten Bereichen – da

timme ich Ihnen zu – noch Klärungsbedarf gibt. Die
mwelt- und Verbraucherverbände zum Beispiel fordern
eitergehendes; ihnen geht die jetzige Vorlage nicht
eit genug. Die Industrie beklagt einen zu hohen Auf-
and, zu viel Bürokratie. Es sind die klassischen unter-
chiedlichen Sichtweisen. Viele dieser Einwände wur-
en seit der Vorlage des Weißbuchs bereits
erücksichtigt. Weiteren Bedenken kann im weiteren
erfahren – so erscheint es mir – Rechnung getragen
erden.
Insbesondere geht es nun darum, die Umsetzungs-

nd Durchführungsbestimmungen von REACH gemein-
am zu entwickeln. Wir haben einen Antrag vorgelegt,
er den Anliegen beider Seiten, nämlich der Ökologie
nd der Wirtschaft, ausgewogen Rechnung trägt. Wir ha-
en den elementaren Schutz der Umwelt, der Gesundheit
nd des Verbrauchers noch einmal unterstrichen. Wir be-
ürworten zum Beispiel – Sie haben das angesprochen –
ine allgemeine Sorgfaltspflicht auch für Stoffe, bei de-
en die Jahresproduktion unter 1 Tonne liegt. Wir halten
s ferner für sinnvoll, dass bestimmte Mindestanforde-
ungen an die Tests für die Registrierung gestellt wer-
en, damit wir tatsächlich aussagekräftige Informationen
u den stoffbezogenen Risiken bekommen.
Für eine bessere Risikobeurteilung wollen wir auf

ängere Sicht einen Stoffsicherheitsbericht schon ab
inem Produktionsvolumen von 1 Jahrestonne ver-
flichtend machen. Das ist uns wichtig, da es ohne In-
ormationen zu dem Gefährdungspotenzial für viele
egistrierungspflichtige Stoffe keine zureichende Aussa-
ekraft in der Risikobeurteilung gibt.
Auch wir sehen natürlich die Notwendigkeit mög-

ichst unbürokratischer und effizienter Bestimmungen.
ch komme ebenfalls aus einem Bundesland mit einer
edeutenden Chemieindustrie, mit großen und mittleren
etrieben und vielen Tausenden von Arbeitsplätzen. Es
st deshalb keine Frage, dass wir die Anliegen der Unter-
ehmen in dieser Hinsicht ernst nehmen.


(Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner)


ir betonen zum Beispiel ausdrücklich die Notwendig-
eit, dass REACH in vollem Umfang auch für impor-
ierte Stoffe zu gelten hat. Wir wollen sicherstellen, dass
EACH in dem System der WTO-Abkommen verankert
nd dort ebenfalls berücksichtigt wird. Wir wollen glei-
he Bedingungen für Stoffe, die bei uns produziert wer-
en, und für Stoffe, die eingeführt werden, damit ein
airer Wettbewerb sichergestellt ist.
Was die Kostenbelastung angeht, so ist nachvoll-

iehbar, dass die Industrie und die EU-Kommission un-
erschiedliche Sichtweisen haben. Die EU geht davon
us, dass sich die Kosten auf 2,5 bis 5 Milliarden Euro






(A) )



(B) )


Heinz Schmitt (Landau)


belaufen werden, verteilt, wie gesagt, auf einen Zeitraum
von zehn Jahren. Dass die Industrie zu anderen Ergeb-
nissen kommt, ist nachvollziehbar, denn es fehlen noch
die detaillierten Umsetzungs- und Durchführungsbe-
stimmungen. Von daher ergibt sich bei der Kostenschät-
zung eine andere Sichtweise.

Unklar ist zum Beispiel auch, wie viele der geforder-
ten Informationen und Kenntnisse zu Stoffen bereits
jetzt vorhanden sind und wie sie im neuen REACH-Sys-
tem genutzt werden können. Schließlich wird es darauf
ankommen, dass das Registrierungsverfahren so ver-
einfacht und standardisiert werden kann, dass es gerade
für kleine und mittlere Betriebe leicht handhabbar ist.

Ich komme zu dem Planspiel des Bundeslandes
Nordrhein-Westfalen. Kollege Paziorek, ich war bei
der Vorstellung in der Landesvertretung vor wenigen Ta-
gen. Ich sage: Das Glas war nicht halb leer, sondern halb
voll.


(Horst Kubatschka [SPD]: Dreiviertel!)

– Dreiviertel. Für mich war das Glas auf jeden Fall gut
gefüllt. Es gab sehr viele Anregungen und Verfahrens-
vorschläge.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das stimmt! – Birgit Homburger [FDP]: Und Feueralarm!)


Selbstverständlich gab es auch konstruktive Kritik.

(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Ja, natür lich!)

Aber man sollte jetzt nicht alles niedermachen, weil es
vielleicht nicht in die eigene Weltsicht passt. Ich habe
von dieser Veranstaltung sehr viel Positives mitgenom-
men. Ich habe auch gelernt, dass die Umsetzung von
REACH nur gelingt, wenn wir sie gemeinsam vorneh-
men,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


wenn Industrie, Verbraucherschutz und Umweltver-
bände gemeinsam an einem Strang ziehen. Eine Verwei-
gerungshaltung oder ein Spielen auf Zeit bringt uns in
diesem Punkt nicht weiter.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Es wird doch schon auf Zeit gespielt! Europaweit!)


Wir sollten bei aller Diskussion nicht vergessen, dass
es bei REACH auch darum geht, Versäumnisse aus der
Vergangenheit nachzuholen. Es geht um Stoffe, die seit
über 20 Jahren auf dem Markt sind, über die wir aber
überhaupt nichts wissen.


(Dr. Maria Flachsbarth [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht!)


Es geht also auch um Vergangenheitsbewältigung. Die
Industrie hat es damit selbst in der Hand, REACH posi-
tiv anzugehen.

k
m
s
g

A
c
V
c
e
r
C

g
r
D
3
k
C
w
f
b
t

z
r
R

d
s
d

D
k
e
a
n
R
g
d
i

W
d
W
w

(C (D Es wird zum Beispiel viel zu wenig über die Möglicheit gesprochen, Konsortien zu bilden, damit Unternehen, die einen Stoff gemeinsam bearbeiten oder nutzen, ich die Kosten für REACH aufteilen. Bei gutem Willen ibt es viele Chancen, die Kosten zu senken. Viel zu wenig – das kam bei Ihnen und auch im FDPntrag kaum herüber – wird über die Chancen gesprohen, die REACH bietet. REACH kann Europa zu einem orreiter im Umgang mit sicheren Chemikalien mahen. Damit können auch große Vorteile im Wettbewerb ntstehen. REACH kann ein Gütesiegel werden und Euopa ein Lead-Markt, ein Führungsmarkt, für sichere hemikalien. Eine ausgewogene Betrachtung bedarf auch einer an emessenen Würdigung des Nutzens. Für einen Teilbeeich lässt sich dieser Nutzen bereits jetzt quantifizieren. ie EU geht davon aus, dass in einem Zeitraum von 0 Jahren allein 50 Milliarden Euro bei den Krankheitsosten eingespart werden können, weil der Umgang mit hemikalien sicherer wird und Krankheiten vermieden erden können. Allein diese Zahl zeigt, dass REACH ür die europäischen Staaten und für uns Bürger als Verraucher, als Konsumenten und als Nutzer große Voreile bringt. Das Planspiel in Nordrhein-Westfalen hat auch ge eigt, dass Kooperation und gemeinsames Handeln der ichtige Weg sind, um Barrieren bei der Umsetzung von EACH auszuräumen und nach vorne zu schauen. Auf diesem Ansatz lässt sich aufbauen. Ich bin sicher, ass sich die noch offenen Punkte gemeinsam klären lasen. Wir sollten die Chancen nutzen und nicht nur von en Risiken reden. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510304100

Das Wort hat die Kollegin Birgit Homburger, FDP.


Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1510304200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ie anstehende Verordnung zu einer neuen EU-Chemi-
alienpolitik wird im Deutschen Bundestag nicht zum
rsten Mal debattiert. Nach wie vor hat sich aber auch
ngesichts der Pläne auf europäischer Ebene bei uns
icht sehr viel geändert. Das, was mit dem neuen
EACH-System geplant ist, wird massive Auswirkun-
en auf alle Industriezweige in Deutschland haben, in
enen Chemikalien oder chemische Produkte hergestellt,
mportiert oder verwendet werden.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

eit mehr Industriezweige als nur die Chemiewirtschaft,
ie allerdings schon für sich allein ein sehr wichtiger
irtschaftsbereich ist, sind davon betroffen. Die Frage,
ie die Chemikalienpolitik in Europa organisiert wird,






(A) )



(B) )


Birgit Homburger

hat deshalb eine entscheidende Bedeutung auch für die
Arbeitsplätze.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Anfang 2001 hat die EU-Kommission erstmalig ein

Weißbuch vorgelegt. Die FDP hat direkt danach einen
Antrag in den Deutschen Bundestag eingebracht und die
Bundesregierung aufgefordert, entsprechend Einfluss
auf das zu nehmen, was die Europäische Union hier
plant. Es geht natürlich darum, einen sicheren Umgang
mit Chemikalien zu gewährleisten. Die Bestimmungen
des Gesundheitsschutzes und des Umweltschutzes sind
einzuhalten.

Aber es geht selbstverständlich auch um Wett-
bewerbsfähigkeit. Die Bundesregierung, vor allem das
Bundeskanzleramt und das Wirtschaftsministerium,
spricht in offiziellen Stellungnahmen davon, dass ein
Zusammenspiel zwischen diesen einzelnen Faktoren er-
reicht werden muss. Wenn ich mir aber anschaue, was in
Europa vertreten wird, dann muss ich sagen: Dieses Zu-
sammenspiel ist nicht mehr gegeben. Sie setzen ganz
massiv auf eine Richtung und lassen die Wettbewerbsfä-
higkeit völlig außen vor.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wir müssen Ihnen deutlich sagen, dass die Ablehnung

von FDP-Anträgen – wir haben mehrere Anträge zu die-
sem Thema eingebracht und detaillierte Vorschläge ge-
macht – noch keine konsistente Chemikalienpolitik ist.
Das gilt vor allen Dingen mit Blick auf die Umsetzbar-
keit der Anforderungen und die Folgen für die betroffe-
nen Unternehmen. Nicht zuletzt muss man sagen, dass
aus Brüssel ein Monster in Form einer gigantischen Um-
weltbürokratie droht.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Jawohl!)

Diese Politik wird von Rot-Grün massiv unterstützt.

Herr Schmitt, Sie sagen – wir stimmen Ihnen in die-
sem Punkt zu –: Nur wenn wir gemeinsam mit der In-
dustrie handeln, werden wir einen Erfolg erzielen. Wenn
Sie das nur tun würden! Ihr Antrag, den Sie heute vorle-
gen, zeigt aber, dass Ihre Vorschläge überhaupt nicht
ausgewogen sind und dass Ihre Darstellung nicht realis-
tisch ist. Deswegen können wir Ihrem Antrag nicht zu-
stimmen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dass wir uns nicht einbilden, dass Ihre Vorschläge

nicht realistisch sind, zeigt allein die Tatsache, dass es
kürzlich einen Vorschlag des Bundesinnenministeriums
und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
gab, die europäische REACH-Verordnung auf die Liste
der Initiative „Bürokratieabbau“ zu setzen. Genau da ge-
hört sie hin.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dass Sie das nicht aufgreifen, wundert mich allerdings
nicht besonders; denn von dem groß angekündigten
Masterplan Bürokratieabbau, von dem Sie immer reden
und dessen Umsetzung so dringend notwendig wäre, ist

n
m

1
t
d
P
d
t
v
ü

d
B
N

D
v

d
t
t
S
a
U
a
a
r
n

I
v
w
u
a

n
e
u
t
m
s
a
f
t
s
i

h
m
d
e
A
l

(C (D ichts, aber auch gar nichts übrig geblieben. Ich bin einal gespannt, wer sich da durchsetzt. Auf insgesamt rund 1 200 Textseiten werden 35 Artikel mit ihren technischen Anhängen ausgebreiet. Diese Zahl muss man sich einmal vorstellen. Dass ie Landesregierung von Nordrhein-Westfalen in einem lanspiel zu dem vorgeschlagenen REACH-System zu em Ergebnis gekommen ist, dass insbesondere der Mitelstand in der chemischen Industrie auf absehbare Zeit öllig überfordert sein wird, kann also überhaupt nicht berraschen. Man muss auch sagen: Bis zum heutigen Tage werden iese beunruhigenden Untersuchungsergebnisse vom undesumweltministerium ignoriert. Das ist nichts eues. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Genauso ist es!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as kennen wir, wenn ich mich richtig daran erinnere,
om Emissionshandel.
Wie beim europäischen Emissionshandel droht Ihnen

emnächst auch bei der europäischen Chemikalienpoli-
ik ein Debakel. Noch ist es ein Landeswirtschaftsminis-
er, nämlich der Herr Schartau, der in einer offiziellen
tellungnahme zu den Ergebnissen der Projektstudie
usgeführt hat – diesmal sekundiert von Bärbel Höhn,
mweltministerin –, dass erhebliche Nachbesserungen
n der neuen Chemikalienrichtlinie unabdingbar und die
n die betroffenen Unternehmen gerichteten Anforde-
ungen vielfach nicht zu erfüllen seien. Dazu sage ich Ih-
en: Das sollte Ihnen zu denken geben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ch bin einmal gespannt, was passiert, wenn der Kollege
on Herrn Schartau auf Bundesebene, der Herr Bundes-
irtschaftsminister Clement, in dieser Hinsicht aufwacht
nd sich räuspert. Ich habe den Eindruck: Dann wird es
uch hier für den Umweltminister eng.
Die FDP weist deutlich darauf hin, dass aufgrund der

euen europäischen Regelungen zur Chemikalienpolitik
in unnötiger, kostspieliger und insbesondere für kleine
nd mittlere Unternehmen existenzbedrohender bürokra-
ischer Aufwand entsteht, ohne dass Umwelt und
enschliche Gesundheit hiervon profitieren würden. Ich
age Ihnen an dieser Stelle ganz deutlich: Der Ansatz,
uf die Menge der Chemikalien zu setzen, ist völlig
alsch. Es geht nicht um die Menge, die für die Verarbei-
ung eines Produktes oder einer Substanz benötigt wird,
ondern um die Gefährlichkeit und die Beherrschbarkeit
m Umgang mit solchen Chemikalien.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Deshalb hat die FDP-Bundestagsfraktion in dem

eute vorliegenden Antrag die Bundesregierung noch-
als aufgefordert, aktiv zu werden. Noch immer fehlt in
em gesetzgeberischen Vorhaben der EU-Kommission
ine umfassende Untersuchung der wirtschaftlichen
uswirkungen. Neben den direkten Kosten in Mil-
iardenhöhe drohen ein gigantischer bürokratischer






(A) )



(B) )


Birgit Homburger

Aufwand und im Übrigen massive Verwerfungen bei der
künftigen Standortwahl von Chemieunternehmen.
Wir tun gut daran, uns in der Europäischen Union zu
überlegen, ob wir die Unternehmen – bei hohen Um-
welt- und Gesundheitsstandards – in der EU halten wol-
len oder ob wir sie – zu geringeren Standards – ins Aus-
land treiben und dadurch mit schuld daran sind, wenn
der Umwelt- und der Gesundheitsschutz reduziert wer-
den.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Herr Schmitt, Sie haben gesagt, es gebe viele Chan-

cen, Kosten zu sparen, wenn die Unternehmen guten
Willens sind. Ich würde sagen: Die Politik müsste zu-
nächst einmal guten Willens sein, eine Regelung zu tref-
fen, die die Unternehmen gar nicht erst dazu zwingt, sich
zu überlegen, wie sie das Ganze irgendwie bewältigen
können. Wir sollten zunächst einmal dafür sorgen, dass
ein guter Gesundheitsschutz und ein hoher Umweltstan-
dard durchgesetzt werden und gleichzeitig mehr Effi-
zienz und weniger Bürokratie in diesem System entste-
hen. Das schlagen wir vor. Dazu braucht man einfache
und praktikable Regelungen. Die Vorschläge der FDP
dazu liegen auf dem Tisch. Ich hoffe, dass wir vielleicht
im weiteren Verfahren doch noch zu einer Einigung
kommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510304300

Das Wort hat die Kollegin Dr. Antje Vogel-Sperl,

Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn
ich die Ereignisse der letzten Tage und Wochen zum
Thema Emissionshandel sowie die heutige Debatte zum
EEG, aber auch die Reden von Herrn Paziorek und von
Frau Kollegin Homburger Revue passieren lasse, er-
kenne ich durchweg Parallelen, nach dem Motto: Wie
viel Umweltschutz können wir uns angesichts einer wirt-
schaftlichen Krise in einer globalen Weltwirtschaft leis-
ten? Völlig ausgeblendet wird in dieser Argumentation,
dass es gerade der Kurs der ökologischen Modernisie-
rung ist, der es ermöglicht, deutliche Investitionsanreize
zu setzen und sowohl Umwelt und Verbrauchern als
auch der Wirtschaft große Chancen zu eröffnen. Das
EEG – wir haben es soeben verabschiedet – ist das beste
Beispiel dafür, wie man mit grünen Ideen schwarze Zah-
len schreiben kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die REACH-Verordnung stellt neben dem Emissions-
handel bis dato das ambitionierteste europäische Um-
weltvorhaben dar. Die Verordnung eröffnet der chemi-
schen Industrie die Entwicklung innovativer Produkte
und die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der
Branche. REACH setzt Anreize für mehr Innovationen
und eine zukunftsfähige Wirtschaft. Ich sage Ihnen auch,
warum:

d
I
V
s
2
d
s
a
d
t
d
n
M
J

e
C
g
f
t

V
i
e


A

l
l
A
M
d
l
z
V
w
d
d
w

D
n

V
a
L
W
n
n

(C (D Erstens. Das bisherige Chemikalienrecht verhindert urch die Ungleichbehandlung von Altund Neustoffen nnovationen. Neu entwickelte Stoffe unterliegen bei der ermarktung derzeit höheren Anforderungen als Alttoffe. Das hat dazu geführt, dass in den vergangenen 0 Jahren kaum neue Stoffe in Europa entwickelt wuren. Es waren nur 3 700 Stoffe gegenüber 30 000 Alttoffen mit mehr als 1 Jahrestonne. In Zukunft gilt für lte und neue Stoffe ein einheitliches Recht. Das heißt, ass das äußerst ineffiziente Altstoffverfahren, das Unernehmen wie staatliche Behörden überfordert hat, urch REACH ersetzt wird. In rund zehn Jahren konnten ur etwa 30 Chemikalien abschließend bewertet werden. it der jetzigen Regelung würden daher frühestens im ahr 3000 alle Altstoffe abschließend bewertet sein. Zweitens. REACH bringt den Unternehmen eine Ver inheitlichung und Vereinfachung des europäischen hemikalienrechts. 40 Richtlinien und zwei Verordnunen werden zu einer einzigen Verordnung zusammengeührt. Das bedeutet Klarheit, Transparenz und Bürokraieabbau. (Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Transparenz?)


on den angesprochenen 1 200 Seiten – darauf möchte
ch hinweisen – ist der Teil, der wirklich relevant ist, mit
inem Umfang von circa 70 Seiten zu beziffern.


(Birgit Homburger [FDP]: Warum kann man den Rest nicht weglassen, wenn er nicht relevant ist?)


Ich nehme zur Kenntnis, dass Ihnen das nicht gefällt.
ber so ist es manchmal mit der Wahrheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Drittens. REACH setzt Anreize zur Entwicklung qua-
itativ hochwertiger, sicherer und ökologisch unbedenk-
icher Stoffe. Denn zum einen erleichtern großzügige
usnahmeregelungen für den Forschungsbereich die
arkteinführung neuer Chemikalien, zum anderen wer-
en gefährliche Stoffe nur noch für bestimmte, kontrol-
ierbare Anwendungen zugelassen. Das bedeutet gleich-
eitig mehr Akzeptanz bei den Verbraucherinnen und
erbrauchern in Europa wie auch weltweit. Langfristig
erden innovative und ökologisch unbedenkliche Stoffe
ie gefährlichen ersetzen. Das heißt, wer sich früh auf
iese Entwicklung einstellt, wird am Ende zu den Ge-
innern zählen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


araus ergibt sich ganz klar: REACH fördert Innovatio-
en und ist gut für eine zukunftsfähige Wirtschaft.
Im Übrigen hat die Kommission das Instrument einer

erordnung gewählt. Damit ist gewährleistet, dass für
lle Unternehmen in Europa die gleichen Regeln gelten.
iebe Kolleginnen und Kollegen von der Opposition,
ettbewerbsbenachteiligungen durch unterschiedliche
ationale Umsetzungen der Vorschriften können daher
icht entstehen.






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vogel-Sperl

Wie hoch die Kosten für die jeweiligen Unternehmen

konkret sein werden, hängt vor allem davon ab, welche
Daten vorliegen und ob es in der Vergangenheit Ver-
säumnisse gab. Hier gilt ganz klar: Wer als Hersteller
oder Verarbeiter von Chemikalien bisher verantwor-
tungsvoll mit seinen Produkten umgegangen ist und das
Motto „Responsible Care“ ernst genommen hat, wird
von REACH unmittelbar profitieren.

Denn es wäre doch verantwortungslos, wenn ein Her-
steller ohne Angaben über den Aggregatzustand, den
Siedepunkt, die Wasserlöslichkeit oder die grundlegen-
den toxikologischen Eigenschaften mit einer Chemikalie
umgehen könnte. Dies wird mit REACH künftig nicht
mehr möglich sein. Das bedeutet weiterhin, hier kann
vor allem die deutsche chemische Industrie profitieren.
Denn aufgrund der freiwilligen Selbstverpflichtung aus
dem Jahre 1997 müssten den meisten deutschen Chemie-
unternehmen bereits seit langem grundlegende Stoff-
informationen vorliegen.

Die meisten mittelständischen Weiterverarbeiter von
Chemikalien sind im Übrigen nur dann vor REACH be-
troffen, wenn sie die Stoffe auf nicht vorgesehene Weise
verwenden. Sie können dann bei fairer Aufteilung der
Kosten gemeinsam mit dem Hersteller der Chemikalie
eine eventuell notwendige ergänzende Risikobeurteilung
durchführen.

An dieser Stelle eine Bemerkung zum NRW-Plan-
spiel. Es geht nicht um das Ob, sondern um das Wie, nur
um das Wie. Das hat die Ministerin eindeutig klar ge-
macht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Peter Paziorek [CDU/ CSU]: Ja, genau! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Nichts anderes wird von uns gesagt!)


Nur, diese Punkte sind insbesondere Gegenstand der zu-
künftigen Verwaltungsvorschrift, nicht des Gesetzes.


(Birgit Homburger [FDP]: Der Verordnung!)

Selbstverständlich sind wir für Vorschläge offen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union, Sie
fordern in Ihrem Antrag eine umfassende Folgen-
abschätzung zu REACH. Eines ignorieren Sie dabei je-
doch: Es gibt kaum ein vergleichbares Reformwerk, bei
dem seitens der EU-Kommission ein größerer Aufwand
für eine systematische Folgenabschätzung betrieben
wurde. Wir sollten die Kommission bei diesen Bemü-
hungen unterstützen. Das Rad hier noch einmal ganz neu
zu erfinden macht wahrlich keinen Sinn. Deshalb lehnen
wir Ihren Antrag ab.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Kommen wir zum nächsten Bereich, für den wir
REACH brauchen. Wir brauchen REACH für Umwelt
und Gesundheit und ich sage Ihnen auch hier, warum:
Über den Verbleib und die Verwendung vieler Chemika-
lien, mit denen wir in Alltagsprodukten oder in Produk-
tionsprozessen tagtäglich in Berührung kommen, wissen

w
r
f
M
k
S
R
t
c
D
n
h
i
d
h
r
f
d
d
i
R
w

m
A
N
d
u

w
c
C
U
i
s
s

C
z
D
b

m
v
U
n
h
D

s
n
C
H
r
C
i
C

(C (D ir einfach viel zu wenig. Das heißt, was für Elektrogeäte eine Selbstverständlichkeit ist, gilt künftig genauso ür die Sicherheit von Chemikalien – bevor sie auf den arkt kommen, gemäß dem Prinzip „no data – no maret“. Das bedeutet, REACH macht die Verwendung von toffen entlang der Produktkette sichtbar und eventuelle isiken erkennbar. Die Verwender und Weiterverarbeier waren bislang nicht in der Verantwortung, ein möglihes Risiko auszuschließen. Das wird sich nun ändern. as bedeutet, das Phänomen des „Schadstoffs des Moats“ wird in Zukunft verhindert werden können. Das eißt, der Verbleib beispielsweise von Azo-Farbstoffen n Leder und Spielzeugen wird erkennbar. Die Anwenung von PCB in Innenräumen hätte durch REACH verindert werden können. Die jetzt notwendigen Sanieungsmaßnahmen müssen mit öffentlichen Mitteln inanziert werden, mit Geld, das besser in die Förderung es Bildungssystems fließen sollte. REACH wird also azu beitragen, gesamtwirtschaftliche Kosten zu senken, m Vorfeld einzusparen. Genau dies wollen wir mit EACH erreichen, und deshalb ist REACH gut für Umelt und Gesundheit. Bei der Gestaltung der Regelungen für die Unternehen wollen wir ein optimales Verhältnis zwischen dem ufwand und dem umweltund gesundheitspolitischen utzen. Genau dies ist Gegenstand unseres Antrags; eswegen haben wir ihn eingebracht. Darin fordern wir nter anderem: Erstens. Das hohe Schutzniveau in Deutschland – soohl aufgrund der freiwilligen Selbstverpflichtung der hemischen Industrie als auch des deutschen hemikalienrechts – muss europaweit etabliert werden. nter dieses Niveau dürfen wir nicht zurückfallen. Dies st nicht nur für den Umweltund Verbraucherschutz, ondern auch für die Wettbewerbsfähigkeit der deutchen chemischen Industrie unverzichtbar. Zweitens. Wir brauchen aussagekräftige Daten über hemikalien, um eine angemessene Risikobeurteilung u ermöglichen. Sonst wird REACH zu einer nutzlosen atensammlung; daran kann niemand ein Interesse haen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Drittens wollen wir praktikable Regelungen für die
ittelständischen Unternehmen. Bei der Registrierung
on Stoffen soll gelten: „Einer für alle – alle für einen.“
m gerade für die kleinen und mittelständischen Unter-
ehmen Kosten und Aufwand so gering wie möglich zu
alten, sollten vorliegende Konzepte wie „ein Stoff – ein
ossier“ geprüft werden.
Viertens. Um doppelte Tierversuche zu verhindern,

ind verbindliche Regelungen zur gemeinsamen Daten-
utzung in der Verordnung notwendig. Das deutsche
hemikalienrecht bietet auch hier praktikable Lösungen.
ier funktioniert die gemeinsame Datennutzung im Üb-
igen sehr gut. Gleichzeitig sollte mit REACH die
hance genutzt werden, tierversuchsfreie Testverfahren
nternational zu etablieren; auch dies ist eine weitere
hance für Innovationen.






(A) )



(B) )


Dr. Antje Vogel-Sperl

Fünftens. Der Zugang von Verbraucherinnen und Ver-

brauchern zu risikorelevanten Daten muss gewährleis-
tet sein. Die Wahrung der Geschäftsgeheimnisse kann
dabei selbstverständlich durch entsprechende Regelun-
gen und technische Maßnahmen gewährleistet werden.
Das sollte im Zeitalter der Informationstechnologien nun
wahrlich kein Hindernis sein.

Letzter Punkt. Es werden zwar gleiche Anforderun-
gen an Hersteller und Importeure von Stoffen gestellt,
aber nicht an den Import von Produkten. Es muss aber
zeitgleich mit In-Kraft-Treten der Verordnung eine Lö-
sung gefunden werden, um zu verhindern, dass schad-
stoffbelastete Konsumgüter, zum Beispiel Textilien,
durch die Hintertür ungehindert nach Europa kommen
können.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden REACH
zu einem effektiven und praktikablen Instrument ma-
chen, das nicht nur ein Mehr an Umwelt- und Verbrau-
cherschutz bringt, sondern auch der chemischen Indus-
trie in Europa neue Chancen für zukunftsfähige
Innovationen eröffnet.


(Zuruf von der CDU/CSU: Mehr Bürokratie!)

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510304400

Das Wort hat die Kollegin Marie-Luise Dött, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1510304500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit dem

Ziel, das europäische Umweltrecht zu vereinfachen und
zu straffen, hat die Europäische Kommission einen Ver-
ordnungsvorschlag zur Neuordnung des europäischen
Chemikalienrechts verabschiedet. Kernpunkt des Ent-
wurfs ist ein neues, einheitliches Chemikalienkontroll-
system mit dem Namen REACH. REACH steht für Re-
gistrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung
chemischer Stoffe.

Der Verordnungsvorschlag der EU zur Chemikalien-
politik enthält aber einen solchen bürokratischen Wust,
dass eines schon jetzt sicher ist: Ohne Änderungen wird
es mit diesem Bürokratieungetüm keine schlanke Um-
weltgesetzgebung geben.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das hat auch bereits die SPD-geführte Landesregie-

rung von Nordrhein-Westfalen in einem REACH-
Praxistest festgestellt. Insbesondere kleinere und mitt-
lere Unternehmen werden – ob als Hersteller, Importeure
oder so genannte nachgeschaltete Anwender – durch ein-
zelne REACH-Anforderungen durch bürokratischen
Mehraufwand erheblich belastet. Die meisten dieser Un-
ternehmen können vor allem eine fachliche Stoff- und
Risikobeurteilung in der nach REACH geforderten De-
tailtiefe und in dem entsprechenden Umfang derzeit

n
u
k
v

P
u
s
z
a
w

p
e
k
v
r
r
V

Z
u
w
v

H
N
P
D
t


d
t

a
p
K

(C (D icht gewährleisten. Die Belastung trifft aber auch Großnternehmen, die als Stoffhersteller die geforderte Risiobewertung entlang der ganzen Wertschöpfungskette ornehmen müssen. Außerdem stellte die NRW-Landesregierung in ihrem raxistest fest, dass die Vorschläge unpraktikabel sind nd dass viele Unternehmen entlang der gesamten Wertchöpfungskette überfordert werden. Diese Ergebnisse eigen den Handlungsbedarf bei der Bundesregierung uf, sich für eine erhebliche Vereinfachung des EU-Enturfs einzusetzen. Insofern reicht der Antrag zur nachhaltigen Chemie olitik von SPD und Grünen nicht aus. Dieser Antrag nthält noch nicht einmal eine realistische und schon gar eine ausgewogene Darstellung des EU-Verordnungsorschlages. Ihr Antrag, verehrte Kollegen, lässt alle beeits zum Vorentwurf erwähnten Mängel einfach unbeücksichtigt und enthält keine der dringend notwendigen erbesserungen. entrale Forderungen, die notwendig sind, um REACH nbürokratisch, praktikabel, kosteneffizient und wettbeerbsgerecht zu machen, haben Sie in Ihrem Antrag nur age formuliert oder komplett vergessen. (Dr. Antje Vogel-Sperl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube, Sie haben unseren Antrag nicht gelesen!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Verehrte Kollegen von der SPD, Ihr Parteikollege
arald Schartau, Minister für Wirtschaft und Arbeit in
ordrhein-Westfalen, hat am 13. Januar 2004 in einer
resseerklärung zu REACH erklärt – wie auch schon
r. Paziorek ausgeführt hat; es ist wirklich ganz wich-
ig –:


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Das muss man immer wieder betonen!)


Chemiestandorte brauchen auch Akzeptanz und
dazu ist moderner Umwelt- und Verbraucherschutz
unabdingbar. Deshalb arbeiten wir konstruktiv an
der Verordnung mit. Aber genauso klar ist auch:
Käme sie in ihrer jetzigen Form, würde die Konkur-
renzfähigkeit unserer Chemieindustrie stark beein-
trächtigt.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Das muss auch mit aller Deutlichkeit und auf allen
Ebenen klar gemacht werden.

So Herr Schartau. Recht hat er! Ich gehe davon aus,
ass Sie, Herr Minister Clement, dieselbe Ansicht ver-
reten.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: Der ist für Nordrhein-Westfalen!)


Insgesamt müssen daher die geltenden Regelungen so
usgestaltet werden, dass die deutschen und andere euro-
äische Firmen im globalen Wettbewerb gegenüber
onkurrenten aus Asien und den USA nicht benachtei-






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött

ligt werden. Lassen Sie mich darum ganz deutlich sagen:
Ich unterstütze voll und ganz die Kommission der Euro-
päischen Union, die das Durcheinander von 40 Richt-
linien und Verordnungen, die derzeit EU-weit den Um-
gang mit Chemikalien regeln, durch ein einheitliches
Regelwerk zusammenfasst, und ich unterstütze das Ziel,
den Gesundheits- und Umweltschutz weiter zu verbes-
sern, wobei gleichzeitig die Wettbewerbs- und die Inno-
vationsfähigkeit der europäischen Unternehmen nicht
gefährdet werden sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn aber das REACH-System das zentrale Element

des neuen Chemikalienrechts werden soll, dann muss
auch klar sein, dass REACH erhebliche Auswirkungen
nicht nur auf die chemische Industrie in Deutschland,
sondern auch auf alle Industriezweige haben wird, die
chemische Stoffe verarbeiten oder nutzen. Damit wird
REACH Einfluss auf die weitere Entwicklung der deut-
schen Wirtschaft insgesamt haben.

Ich sehe daher Nachbesserungsbedarf in folgenden
Bereichen:

Erstens. Die aufwendige und bürokratische Registrie-
rung von Stoffen führt zu produktbezogenen Kosten-
steigerungen von teilweise mehr als 100 Prozent, die
sich am Markt nicht durchsetzen lassen werden. Die Fol-
gen sind absehbar: der Wegfall von Stoffen, die Verlage-
rung ganzer Betriebsteile in Staaten außerhalb der EU
sowie der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und damit
von Arbeitsplätzen.

Zweitens. Das ausgedehnte Autorisierungsverfahren,
das auf „weitere Besorgnis erregende Stoffe“ ohne klare
Kriterien erweitert wird, führt zu Rechtsunsicherheit und
zu einer Überlastung des Systems.

Drittens. Der vorliegende Verordnungsentwurf regelt
auch Bereiche, die bereits durch EU- oder nationales
Recht ausreichend abgedeckt sind, zum Beispiel das Ar-
beitsschutzrecht, das Abfallrecht und die Vorschriften zu
Gefahrstoffen und zum Immissionsschutz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Vergessen wir eines nicht: Gerade für Deutschland

steht viel auf dem Spiel; denn kein anderes Land in der
EU macht höhere Umsätze im Bereich der Chemie. Um
die Relationen deutlich zu machen: 2002 lag der Umsatz
deutscher Chemieunternehmen immerhin bei 132 Mil-
liarden Euro; das entspricht rund 7 Prozent des weltwei-
ten Umsatzes. In der Chemieindustrie arbeiten hierzu-
lande insgesamt mehr als 460 000 Menschen, in einer
Branche, die von kleinen und mittleren Unternehmen ge-
prägt ist. Das heißt konkret, dass über 40 Prozent der
Chemieunternehmen weniger als 50 Mitarbeiter beschäf-
tigen.


(Dr. Peter Paziorek [CDU/CSU]: So ist es!)

Es sind vor allem diese Mittelständler, die die Brüsse-

ler Pläne schnell die Existenz kosten können; denn sie
stellen meist Spezialchemikalien in geringen Mengen
her, deren Produktion durch REACH unrentabel wird.
Daher mein Appell an Sie: Erschlagen Sie unsere mittel-

s
V

p
g
R

t

K
d
D
D
D
s
d
l
g

I
H
s
B
t

Z
t
W
s
f
d

s
d

D
e
s
F
I
s
a
m
R

d
b
V
s

(C (D tändischen Unternehmen nicht mit der bürokratischen erordnungskeule! Danke. Ich begrüße an dieser Stelle recht herzlich den Vize räsidenten des ungarischen Parlaments mit seiner Deleation auf der Tribüne. Herzlich willkommen in unserem eichstag! Das Wort hat die Kollegin Doris Barnett, SPD-Frak ion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ollegin Dött, wir vergessen nichts. Auch wir wissen, ass die chemische Industrie in Europa, erst recht in eutschland eine beherrschende Stellung hat. Fast ein rittel der Wertschöpfung in dieser Branche wird von eutschland erbracht. Auch als Arbeitgeber hat die deutche chemische Industrie eine herausragende Position; enn – das ist auch in diesem Bereich so – ein Drittel aler Arbeitsplätze in der Chemie wird von Deutschland ehalten. Das soll auch so bleiben. Mir ist schon wichtig, die Bedeutung der chemischen ndustrie herauszustellen, nicht zuletzt, weil in meiner eimatstadt Ludwigshafen fast ausschließlich chemiche Unternehmen zu Hause sind. Das prägt auch das ewusstsein von den Leistungen der chemischen Indusrie für mehr Wirtschaftsund Lebensqualität. Nun hat sich die Europäische Union in Lissabon zum iel gesetzt, bis zum Jahr 2010 zur wettbewerbsfähigsen und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaft der elt zu werden. Wachstum, Wohlstand und weitere wirtchaftliche Entwicklung brauchen aber ein wettbewerbsähiges produzierendes Gewerbe in Europa und da spielt ie chemische Industrie nun einmal eine Schlüsselrolle. Allerdings – auch dieses Ziel hat sich Europa gesetzt – oll die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig sein; enn Ökonomie und Ökologie vertragen sich. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510304600

(Beifall)

Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1510304700

as heißt: Die Herstellung chemischer Produkte soll auf
inem hohen Niveau an Schutz für die menschliche Ge-
undheit und die Umwelt erfolgen, ohne das effiziente
unktionieren des gemeinsamen Marktes zu gefährden.
m Gegenteil, die Wettbewerbsfähigkeit der europäi-
chen Chemieindustrie soll gestärkt werden und damit
uch ihre Innovationsfähigkeit. – Mit dem von der Kom-
ission im letzten Oktober vorgelegten Entwurf einer
EACH-Verordnung sollen diese Ziele erreicht werden.
An dieser Stelle darf ich darauf hinweisen, dass es

urch das gute Zusammenspiel von Politik, Arbeitge-
ern und Arbeitnehmern, also von Bundesregierung,
CI und IG BCE, gelungen ist, Einfluss auf die Ausge-
taltung der Chemikalienverordnung zu nehmen. Gerade






(A) )



(B) )


Doris Barnett

weil die chemische Industrie eine so herausragende Stel-
lung in Deutschland hat, müssen wir darauf achten, dass
sie diese im globalen Wettbewerb behält und ausbaut.

Prävention und Substitution dürfen nicht nur bei der
Medizin Anwendung finden; auch in der Chemie gewin-
nen sie an Bedeutung. Sichere, möglichst unschädliche
Produkte, zum Teil ersetzt durch neue Stoffe, werden
sich gegenüber denjenigen, von denen man eben nicht
weiß, ob sie gefährlich sind und worin ihre Gefahr be-
steht, durchsetzen. Darin wird dann auch ihr Wettbe-
werbsvorteil liegen. Die deutschen Chemieunternehmen
haben in dieser Richtung schon viel im Wege der freiwil-
ligen Verpflichtung getan. Dabei vergessen wir nicht,
dass die Mehrzahl dieser Firmen kleine und mittlere Be-
triebe mit weniger als 250 Mitarbeitern sind. Deshalb
darf REACH nicht dazu führen – da haben Sie vollkom-
men Recht –, dass besonders für diese Unternehmen die
Kosten und Aufwendungen so hoch sind, dass sich der
Betrieb nicht mehr lohnt. Darauf wird bei den kommen-
den Beratungen im Europäischen Parlament zu achten
sein.

Lassen Sie mich ein Beispiel aus meiner Heimatstadt
Ludwigshafen nennen – nicht BASF –: Das Chemie-
unternehmen Raschig produziert circa 200 Chemikalien
und erzielt damit ungefähr 65 Millionen Euro Umsatz.
Diese Summe machte im letzten Jahr zwei Drittel des
Gesamtumsatzes aus. Der Rest des Umsatzes wird mit
Kunststoffen und in anderen Bereichen erzielt. Der ge-
samte Jahresüberschuss nach Steuern betrug letztes Jahr
0,5 Millionen Euro. Im Unternehmen arbeiten deutsch-
landweit etwa 500 Menschen.

Raschig hat auf der Basis des aktuellen REACH-Vor-
schlages berechnet, dass von den 200 Chemikalien circa
140 von REACH betroffen wären. Die umfänglichen
Prüf- und Registrierungsverfahren für diese Stoffe wür-
den Kosten von bis zu 18,5 Millionen Euro, so sagt die
Firma, verursachen. Selbst wenn man diese Kosten auf
eine Zeitachse von zehn Jahren verteilte und man in Be-
zug auf die Höhe der Kosten Abstriche machte, sie nur
zur Hälfte akzeptierte, wäre die jährliche Belastung hö-
her als der gesamte Jahresüberschuss. Ein Unternehmen
wie Raschig würde das schwerlich stemmen können.

Hier setzen wir an, wenn wir unser besonderes Au-
genmerk auf die Kostenseite der Umsetzung der Verord-
nung richten; denn wir wollen unter keinen Umständen
die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen im glo-
balen Markt aufs Spiel setzen. So könnte ein wichtiger
Hebel für ein praktikables Registrierungsverfahren die
Verständigung auf Expositions- und Verwendungskate-
gorien sein, wie es von Rheinland-Pfalz, aber auch von
NRW vorgeschlagen wird. Dieser Ansatz deckt sich mit
der gemeinsamen Position von Bundesregierung, VCI
und IG BCE. Wir unterstützen sie.

Wir unterstützen mit unserem Antrag ebenfalls die
Bundesregierung in ihrer Forderung, aufgrund der im
NRW-Planspiel zur Registrierung gewonnenen Erfah-
rungen eine eingehende Folgenabschätzung auch auf eu-
ropäischer Ebene durchzuführen. Die Vorbereitungen
dazu sind nach Gesprächen der Europäischen Kommis-
sion und der Industrie, die zu einem Memorandum of

U
A
r

U
d
d

A
K
d

s
d
d
d
h
D
R
d
d
w
h
m

a
h
l
h
S

v
f

C

d
s
e
C
R
C

(C (D nderstanding über Umfang und Verfahren des Impact ssessments führten, auf gutem Wege. Ich bin hier andeer Auffassung als einer meiner Vorredner. Ich sage es nochmals: Arbeits-, Gesundheitsund mweltschutz sind hohe Güter. Das Kostenargument arf ihnen gegenüber nicht zum Totschlagargument weren. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ndererseits müssen die durch REACH verursachten
osten der Frage nach dem Nutzen, dem realen, notwen-
igen Mehr an Sicherheit standhalten.
Wir fordern natürlich auch, dass importierte chemi-

che Produkte den gleichen strengen Sicherheitsanfor-
erungen unterliegen wie die in Europa hergestellten;
enn zum Beispiel für die Arbeitnehmer des erwachen-
en Wirtschaftsriesen China wären schärfere Sicher-
eitsbestimmungen zum Beispiel dringend geboten.
eshalb fordern wir auch die Implementierung des
EACH-Systems in das der WTO-Abkommen. Nur
ann hätten wir einen weltweiten fairen Wettbewerb. Bis
ahin liegt aber noch eine lange Wegstrecke vor uns,
eshalb wir auf europäischer Ebene mit Bedacht vorge-
en müssen. Schauen Sie einmal, was wir mit den Poly-
eren vorhaben.
Wir stehen zum Wettbewerb, aber wir können es uns

uch aus Kostengründen nicht mehr leisten, die Gesund-
eit der Menschen und eine intakte Umwelt zu vernach-
ässigen. Beides muss uns gleich viel wert sein – Ihnen
offentlich auch. Deshalb laden wir Sie ein: Stimmen
ie unserem Antrag zu!
Die Chemie ist ein starkes Stück Deutschland.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510304800

Frau Kollegin, denken Sie an die Redezeit.

Doris Barnett (SPD):
Rede ID: ID1510304900

Das soll auch so bleiben, deshalb setzen wir auf Inno-

ationen, Mut zur Erneuerung, aber auch auf Offenheit
ür Veränderungen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510305000

Das Wort hat der Kollege Franz Obermeier, CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Franz Obermeier (CSU):
Rede ID: ID1510305100

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Dies ist

ie zweite Debatte heute, bei der wir uns über die Ziel-
etzung einig sind. Allerdings sind wir hinsichtlich der
inzusetzenden Instrumente uneinig. Dazu, ob sich das
hemikalienkontrollsystem mit dem schönen Namen
EACH auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen
hemiewirtschaft im Vergleich zu der beispielsweise in






(A) )



(B) )


Franz Obermeier

Südostasien vorteilhaft oder negativ auswirken wird,
gibt es unterschiedliche Auffassungen. Es darf aber un-
ter gar keinen Umständen dazu kommen, dass mit dieser
Verordnung ein neuer Bürokratiesaurier geschaffen wird.
Davon haben wir bereits genug.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Angesichts dessen, dass schon die nordrhein-westfäli-
sche Landesregierung zu der Erkenntnis gekommen ist,
dass hier Vorsicht geboten ist, ist es für die Bundesregie-
rung meines Erachtens allerhöchste Zeit, in Brüssel mas-
siv vorstellig zu werden, damit wir die Entwicklung
noch rechtzeitig beeinflussen können.

In meinem Wahlkreis gibt es eine ganze Reihe von
chemischen Betrieben, insbesondere mittelständische.
Mit Vertretern dieser Unternehmen habe ich in den ver-
gangenen Monaten gesprochen, weil mir natürlich ihre
internationale Wettbewerbsfähigkeit sehr wichtig ist.
Der Anteil der Produkte, die in außereuropäische Länder
exportiert werden, liegt bei diesen Unternehmen, auch
bei den kleineren, bei einer Größenordnung von 70 bis
90 Prozent.

Angesichts der Horrormeldungen, die wir täglich da-
rüber hören, welche Firmen wieder Arbeitsplätze ins
Ausland verlagern wollen – gestern haben wir eine sol-
che Nachricht von Siemens bekommen –,


(Heinz Schmitt [Landau] [SPD]: Weil sie raffgierig sind!)


müssen wir uns intensiv mit der Frage beschäftigen, wie
wir Arbeitsplätze in Deutschland halten. Die chemische
Industrie bietet lukrative Arbeitsplätze, die für unser
Land wichtig sind. Es ist eine zentrale Aufgabe der Poli-
tik, darauf zu achten. Die chemische Wirtschaft in
Deutschland besteht aber nicht nur aus den Großbetrie-
ben und den großen Konzernen, es gibt auch eine
Vielzahl kleiner und mittlerer Betriebe, die sich mit Er-
findergeist, Risikobereitschaft, Mut und Ausdauer ihre
Marktnischen erobert haben. Auf diese müssen wir be-
sonders achten. Dabei dürfen wir natürlich nicht die As-
pekte Umweltschutz und Gesundheitsfürsorge aus dem
Auge verlieren.

Durch ein neues europäisches Kontrollsystem entste-
hen für die Betriebe unweigerlich neue Kosten. Die Nei-
gung und die Fähigkeit zu Innovationen in dieser Bran-
che werden abnehmen. Das bedeutet in Deutschland und
in Europa einen Verlust von Arbeitsplätzen. Das gilt aber
nicht nur unmittelbar für die chemische Industrie, das
gilt für die gesamte deutsche Wirtschaft, insbesondere
für das Handwerk. Die Entwicklungskosten werden ver-
mutlich zu höheren Preisen führen.

Ich unterstütze ausdrücklich die Ziele bei der Neuaus-
richtung eines europäischen Chemikalienrechts. Wir
wollen den hohen Sicherheitsstandard in den Bereichen
Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz halten. Bei
einer Neugestaltung müssen wir aber auch Augenmaß
beweisen. Kosten und Nutzen müssen in einem ange-
messenen Verhältnis stehen.

b
f
E
e
W
s
r
r

s
d
U
g

2
e
te
g
h
u
d
C
s
w
d
w
w
d
d
S
T
la

k
d
m
d
m

W

a
d
V
u
P
i

n
t

(C (D Wir haben in die heutige Debatte zwei Anträge eingeracht. Der eine Antrag trägt die Überschrift: „Strategie ür eine nachhaltige Chemiepolitik in Deutschland und uropa“. Wir wollen, dass durch die Neuordnung der uropäischen Chemikalienpolitik die Innovationsund ettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie verbesert wird. In diesem Antrag fordern wir die Bundesregieung auf, in Brüssel vorstellig zu werden, damit noch echtzeitig umgesteuert werden kann. Der andere Antrag lautet: „Unabhängige Folgenab chätzung der neuen EU-Chemikalienpolitik“. Darin forern wir, dass eine wirklich unabhängige Studie zur ntersuchung der ökonomischen Folgen in Auftrag geeben wird, die möglichst breit angelegt sein sollte. Aufgrund einer Internetkonsultation aus dem Jahr 003 verfügt die Europäische Kommission bereits über rste Erkenntnisse von Praktikern. Diese sollten im weiren Verfahren unbedingt berücksichtigt werden. Dabei eht es um einige sehr wichtige Punkte, nämlich um die ohen Registrierungskosten und die Anforderungen für nter strenger Kontrolle transportierte Zwischenproukte, darum, dass chemische Produkte innerhalb der hemieparks als Zwischenprodukte gelten, um Zulasungsverfahren, die auf zentraler Ebene durchgeführt erden sollen, und darum, dass Doppelregelungen unbeingt vermieden werden, der Rechtsschutz eingehalten ird und die Patentregeln verbessert werden. Ferner ollen wir auf alle Fälle vermeiden – darauf wurde in ieser Debatte noch nicht hingewiesen –, dass es durch iese Verordnung wieder zu mehr Tierversuchen kommt. chließlich haben wir uns sehr dafür eingesetzt, dass der ierschutz im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschnd verankert wird. Ich habe eine Bitte an die Vertreter der Regierungs oalition: Sorgen Sie dafür, dass die Bundesregierung ie Interessen der deutschen und der europäischen cheischen Wirtschaft so in Brüssel vertritt, dass durch iese Verordnung keine Nachteile für unsere Unternehen entstehen. Herzlichen Dank. Das Wort hat der Kollege Ernst Ulrich von eizsäcker, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Schon ls Schüler war ich von der Chemie fasziniert. Ich habe ann ein paar Semester Chemie studiert. Die ungeheure ielfalt der Stoffe, die wir erzeugen und mit denen wir mgehen, fand ich großartig. Später bin ich dann in die hysik und in die Biologie gewechselt. Die Faszination st bei mir aber auf jeden Fall geblieben. Ich bewundere die Tausende von Chemikern, Inge ieuren und Managern, die es geschafft haben, Hundertausende verschiedene Stoffe zu produzieren, zu prüfen, Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker auf den Markt zu bringen und damit Millionen von Arbeitsplätzen zu schaffen. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510305200
Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD):
Rede ID: ID1510305300




(A) )


(B) )


Wir haben allen Grund, mit der Chemiebranche pfleg-
lich umzugehen. Die Chemiebranche ist in höherem
Maße als fast alle anderen Branchen auf dauerndes Ver-
trauen der Verbraucherinnen und Verbraucher angewie-
sen.


(Beifall im ganzen Hause)

Das weiß man aus den vergangenen 20 bis 30 Jahren
Umwelt- und Verbraucherpolitik.

Dieses auf Dauer zu erhalten ist die eigentliche Ab-
sicht, die hinter REACH steht. Es besteht doch kein
Zweifel an dem grundlegenden Reformbedarf bezüglich
der Regelung bei Chemikalien. In den Worten des Sach-
verständigenrats für Umweltfragen duldet die bisherige
Chemikalienpolitik – ich zitiere –

nicht zu verantwortende Wissenslücken hinsichtlich
der Eigenschaften und Verwendungen Zehntausen-
der auf dem Markt befindlicher Altstoffe. Das gel-
tende Kontrollsystem ist schwerfällig und zeitauf-
wendig.

Die Jahreszahl 2003 ist dabei genannt worden.
Die Überwindung dieses nicht zu verantwortenden

Zustands ist aber auch nicht ohne Aufwand zu erreichen.
Das sieht jeder, der sich den REACH-Verordnungsent-
wurf vom Oktober 2003 anschaut. Alle bisherigen Red-
nerinnen und Redner haben die Notwendigkeit einer
Kostenbegrenzung und der Folgenabschätzung betont.
Ich möchte erwähnen, dass der Entwurf vom Oktober im
Gegensatz zu früheren Entwürfen – einschließlich des
Weißbuchs – einigen dieser Bedenken bereits Rechnung
trägt. Ich will aber nicht bestreiten, dass es noch Nach-
besserungsbedarf gibt. Das ist in unserem Antrag zum
Ausdruck gebracht worden. Wir treten hier in einen Pro-
zess von zehn Jahren ein; das geht ja nicht von heute auf
morgen.

Noch immer stellen sich die Kosten für einzelne mit-
telständische Hersteller – Frau Dött hat darauf hingewie-
sen – insbesondere von Fein- und Spezialchemikalien
besorgniserregend hoch dar. Auf der anderen Seite sind
gerade für die Fein- und Spezialchemikalien aus
Deutschland die Weltmarktchancen ausgezeichnet. Ge-
rade in China, aber auch in anderen dicht besiedelten
asiatischen Ländern beobachten wir in den letzten zehn
Jahren eine laufende, teilweise rasante Verschärfung der
Gesundheits- und Umweltauflagen. Die Behörden wol-
len immer genauer wissen, was sich hinter den impor-
tierten Chemikalien verbirgt und wo es möglicherweise
Risiken gibt. Das gilt ganz besonders für Altstoffe.

Frau Vogel-Sperl hat schon mit Recht darauf hinge-
wiesen, dass es für unsere Innovationskraft sehr darauf
ankommt, die Ungleichbehandlung von Altstoffen und
Neustoffen zugunsten der Neustoffe zu beenden, damit
wieder Innovationskraft in unser Land kommt. Das ist
für die Weltmärkte besonders wichtig.

W
M
s
z

a
z
w
S
k
u

H

H
p
d
o
a
S
D
d

h
d
ü

S
a
w
I
f
w
b
d
a

D
S
s

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir Deutschen sollten bald dazu übergehen, REACH als
arketinginstrument für die Länder, in denen die Be-
orgnis über Bedrohungen aus der Chemie in den letzten
ehn Jahren rasant angestiegen ist, zu verwenden.
Wir stehen zu unserer Chemiebranche. Wir stehen

ber auch zu unserer Chemiepolitik. Sie hat die Zielset-
ung, auch künftigen Generationen, jungen Menschen
ie erfahrenen Ingenieuren, die Freude am Umgang mit
toffen und an der Chemie zu erhalten. In diesem Sinne
önnen wir unseren Antrag zur REACH-Verordnung nur
nterstützen.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510305400

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
elge Braun, CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1510305500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Das, was Sie hier gerade als Ihre Chemikalien-
olitik skizziert haben, bedeutet einen grundsätzlich an-
eren Weg als das, was der Kanzler in seinen Innovati-
nsoffensiven beschreibt. Es bedeutet auch einen völlig
nderen Weg als das, was der neue Parteivorsitzende der
PD, Müntefering, meint, wenn er davon redet, dass
eutschland im Bereich Innovation wieder Spitze wer-
en soll.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Bedenkenträger!)


Bei zahlreichen Argumenten, die Sie hier angeführt
aben, wird deutlich, dass Sie sich der wirklichen Lage,
ie eine solche Verordnung bewirken würde, offenbar
berhaupt nicht bewusst sind.


(Doris Barnett [SPD]: Sie haben überhaupt nicht zugehört!)


ie haben erklärt: Über viele Altstoffe, die seit 20 Jahren
uf dem Markt sind, wissen wir überhaupt nichts. Des-
egen sind unter anderem Tierversuche notwendig, um
nformationen über diese Stoffe zu bekommen. – Ich
rage Sie: Haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon,
ie viele Tierversuche durchgeführt werden müssen, um
essere Informationen zu bekommen, als das bisher
urch jahrzehntelanges, tonnenweises industrielles Ver-
rbeiten dieser Stoffe der Fall war?


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sie haben nichts begriffen!)


as sind Größenordnungen, die mit dem Tierschutz, den
ie bisher gemacht haben, in keiner Weise vereinbar
ind.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Helge Braun

Zu der Frage, was an dieser Richtlinie unter dem As-

pekt Innovationen bemerkenswert ist, will ich einige
Anmerkungen machen. Die chemische Industrie macht
im Jahr mit Produkten, die sie neu auf den Markt bringt,
19 Milliarden Euro Umsatz. 18 Prozent der Gesamtaus-
gaben der Wirtschaft in Deutschland für Forschung und
Entwicklung stammen aus dem Bereich der chemischen
Industrie. Die chemische Industrie weist darüber hinaus
mit einem Anteil von 6 Prozent ihrer Ausgaben für For-
schung und Entwicklung den höchsten Anteil von allen
Wirtschaftsbereichen auf.


(Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker [SPD]: Das soll auch so bleiben!)


Wie ist die Situation? Wir haben heute über das EEG,
die Einbeziehung der Netzwerke von Firmenstandorten
in dieses Gesetz und die finanziellen Belastungen für die
chemische Industrie gesprochen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Völliger Quark!)

Diese Woche hat die OPEC beschlossen, dass die Öl-
preise hoch bleiben. Das bedeutet konstant hohe Roh-
stoffpreise für die chemische Industrie.


(Michael Müller [Düsseldorf] [SPD]: Sie haben es wie üblich wieder einmal nicht gelesen!)


Hinzu kommen die allgemeinen Strukturprobleme auf
dem Arbeitsmarkt, die Ausbildungsplatzabgabe und jetzt
noch die REACH-Verordnung. Wir wollen doch nicht
wirklich das Signal aussenden, dass in einer Phase wirt-
schaftlicher Stagnation, in der alle von Innovationen re-
den, unsere Forscher in den Labors 30 000 Altstoffe be-
werten sollen, statt dass sie sich jeden Tag um die
Erforschung neuer Produkte bemühen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Überlegen Sie sich außerdem, dass bei den Neustof-

fen eine 1 200 Seiten umfassende Richtlinie zu beachten
ist.


(Dr. Antje Vogel-Sperl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Verordnung! Das ist ein gewaltiger Unterschied!)


Die ist von mittelständischen Unternehmen praktisch
nicht umsetzbar. Wir müssen aber darauf achten, dass
wir neue Chemikalien in Deutschland früher auf den
Markt bringen, als das in anderen Wissenschaftsregionen
der Fall ist. Wir werden jedenfalls mit der REACH-Ver-
ordnung nicht zum Wissenschaftsstandort Nummer eins
in der Welt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


Ich will mich jetzt nicht darauf kaprizieren, ob die
Kosten, die für die Altstoffbewertung aufgewendet
werden müssen, 2 Milliarden Euro, die Sie zugestehen,
oder 5 Milliarden Euro, 7 Milliarden Euro oder noch
mehr betragen. Aber ich will die Dimension des Pro-
blems einmal aufzeigen. Der Kanzler hat in dieser
Woche im Rahmen der Partnerschaft für Innovationen
verkündet, dass die Bundesregierung zusätzlich 540 Mil-

l
d
m
m
D
d
w
s

d

m
n
f
N
a
u
n
g

t
s
b
S
w
E
S
C
m

w
d
g
D


s

s
s
D
e
C
t
u
l
e
g

(C (D ionen Euro bereitstellen wird, um Innovationen zu förern. Das ist eine verschwindend kleine Summe, wenn an auf der anderen Seite die Belastung allein der cheischen Industrie durch diese Einzelmaßnahme sieht. ie Kosten sind wesentlich höher als der Betrag, der für ie gesamte Innovationsoffensive zur Verfügung gestellt ird. Deshalb, meine Damen und Herren: Die Chemie timmt an dieser Stelle in keiner Art und Weise. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Tagesordnungspunkt 18 a. Wir kommen zum Antrag er CDU/CSU auf Drucksache 15/2654 mit dem Titel Unabhängige Folgenabschätzung der neuen EU-Cheikalienpolitik“. Die Fraktionen der SPD und des Bündisses 90/Die Grünen haben beantragt, den Antrag zur ederführenden Beratung an den Ausschuss für Umwelt, aturschutz und Reaktorsicherheit und zur Mitberatung n die Ausschüsse für Wirtschaft und Arbeit, Gesundheit nd Soziale Sicherung, Bildung, Forschung und Techikfolgenabschätzung und an den Ausschuss für die Anelegenheiten der Europäischen Union zu überweisen. Die Fraktion der CDU/CSU verlangt hingegen sofor ige Abstimmung. Nach ständiger Übung geht die Abtimmung über den Überweisungsvorschlag vor. Ich itte diejenigen, die dem Überweisungsvorschlag der PD und des Bündnisses 90/Die Grünen zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Der Überweisungsvorschlag ist mit den timmen der Koalition gegen die Stimmen der CDU/ SU bei Enthaltung der FDP angenommen. Damit stimen wir heute nicht in der Sache ab. Tagesordnungspunkt 18 b. Interfraktionell wird Übereisung der Vorlage auf Drucksache 15/2666 an die in er Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlaen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. ann ist die Überweisung so beschlossen. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Frau Präsidentin, können Sie die Herren Abgeordneten bitten, nicht an der Bank des Bundesrates herumzulungern, sondern sich an der Abstimmung zu beteiligen?)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510305600

Ich hoffe, die Abgeordneten haben den Ruf ihres Ge-
chäftsführers gehört.


(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Einer ist selber Geschäftsführer!)


Tagesordnungspunkt 18 c. Wir kommen zur Be-
chlussempfehlung des Ausschusses für Umwelt, Natur-
chutz und Reaktorsicherheit auf Drucksache 15/2775.
er Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-
mpfehlung die Ablehnung des Antrags der Fraktion der
DU/CSU auf Drucksache 15/1356 mit dem Titel „Stra-
egie für eine nachhaltige Chemiepolitik in Deutschland
nd Europa“. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
ung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschluss-
mpfehlung ist mit den Stimmen der Koalition bei Ge-
enstimmen der CDU/CSU und der FDP angenommen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Unter Nr. 2 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt

der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion
der FDP auf Drucksache 15/1332 mit dem Titel „Leis-
tungsfähigkeit der deutschen Chemiewirtschaft im euro-
päischen Rahmen sichern“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koa-
lition gegen die Stimmen der CDU/CSU-Fraktion und
der FDP angenommen.

Ich rufe die Zusatzpunkte 3 a und 3 b auf:
a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur optionalen
Trägerschaft von Kommunen nach dem Zweiten

(Kommunales Optionsgesetz)

– Drucksache 15/2816 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Verabschiedung eines Optionsgesetzes
– Drucksache 15/2817 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung
Ausschuss für Tourismus
Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundes-
minister Wolfgang Clement.

u
H
t
k
d
s
f
h
f
w

k
h
d
s
I
V
v

n
w
a
M
n
z
s
s
e
z

d
k
i
f
g
m
s
r
s

h
d
e
a
u
u
u

D
u
b

d
a
v
t

(C (D Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft nd Arbeit: Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Wie wir alle wissen, geht es bei dem so genannen kommunalen Optionsgesetz, über das wir heute disutieren, nur um einen Teil eines großen Reformwerks, as uns gelingen muss. Dieses Reformwerk ist das Herztück der Arbeitsmarktreformen, nämlich die Zusammenührung von Arbeitslosenund Sozialhilfe zu einer eineitlichen Leistung in Form der neuen Grundsicherung ür Arbeitssuchende. Ich denke, wir alle wissen, wie ichtig das ist. Nur durch eine einheitliche Betreuung und Leistung önnen wir vermeiden, dass Langzeitarbeitslose weiterin zwischen den Institutionen, zwischen den verschieenen Fürsorgesystemen in Deutschland hinund hergechoben werden, wie es bisher viel zu häufig der Fall ist. n dieser Sache sind wir uns einig. Das haben auch die erhandlungen im Vermittlungsverfahren im Dezember ergangenen Jahres gezeigt. Ich denke, wir sind uns auch darüber einig, dass es eben der besseren Betreuung von Arbeitssuchenden ichtig ist, dass sich auch die Arbeitssuchenden selbst ktiv um eine neue Arbeitsmöglichkeit bemühen. Unsere axime „Fördern und Fordern“ ist ein Leitgedanke der euen Grundsicherung für Arbeitslose. Über die Umsetung dieser Maxime erhält jeder bzw. jede Arbeituchende die Unterstützung, die er oder sie braucht. Wir tellen sicher, dass jeder Grundsicherungsempfänger ine qualifizierte Betreuung bekommt, die diese Beeichnung auch verdient. Aber wir verlangen von ihm oder ihr, alles zu tun, um ie Arbeitslosigkeit zu beenden. Dazu gehört auch, dass ünftig jede legale Erwerbstätigkeit prinzipiell zumutbar st. Das hat vielfach zu Kritik geführt. Ich halte es aber ür falsch, den Arbeitsmarkt in seiner jetzigen Auspräung zu belassen, indem man Arbeitssuchende gewisseraßen sich selbst überlässt, statt dafür zu sorgen, dass ie wieder Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen. Daum geht es bei den Reformen, die wir jetzt zur Diskusion stellen. Was wir uns in diesem Zusammenhang vorgenommen aben und was im Gesetz bereits vorgesehen ist, nämlich ie Zusammenführung der beiden Fürsorgesysteme zu inem einzigen System, der neuen Grundsicherung, wird uch realisiert. Die Zusammenlegung der Arbeitslosennd Sozialhilfe wird, um das in aller Klarheit zu sagen, ngeachtet des Disputs über das Optionsgesetz realisiert, nd zwar zum 1. Januar 2005. as heißt, sie wird ab dem 2. Januar 2005 in die Praxis mgesetzt. Zu diesem Zweck ist die Bildung von Areitsgemeinschaften vorgesehen. Ich trage und übernehme die Verantwortung dafür, ass dieses Vorhaben gelingt. Das sage ich auch ungechtet derer – die wir alle kennen –, die immer wieder on Chaos, von einer Katastrophe, vom sicheren Scheiern, von Murks und was nicht allem sprechen. Wir wer Bundesminister Wolfgang Clement den sie am Wegesrand stehenlassen und die Reform realisieren. Sie ist unausweichlich notwendig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Die Bundesagentur für Arbeit hat die Gespräche zum
Aufbau der Arbeitsgemeinschaften mit den Kommu-
nen längst aufgenommen. Die Gespräche laufen und
werden voraussichtlich im Mai in entsprechende Ver-
tragsabschlüsse münden. Schon jetzt finden Gespräche
über die Ausstattung der einzelnen Pilot-Jobcenter statt.
Ich gehe davon aus, dass wir mit den Kommunen zu ei-
ner Verständigung kommen.

Und um das aufzunehmen, was in den Debatten eine
Rolle spielt – ich verfolge das alles aufmerksam; gestern
war wieder einmal drastisch vom drohenden Chaos die
Rede –: Wir sind mithilfe von Experten – um es klar zu
sagen: von der Telekom bzw. von T-Mobile –


(Dirk Niebel [FDP]: Die haben auch die Maut gemacht!)


dabei, die erforderlichen IT-Programme zu entwickeln,
um denjenigen, die in Zukunft vor Ort die Verantwor-
tung für die Arbeitssuchenden übernehmen, die notwen-
dige Sicherheit im Umgang mit dem Problem zu bieten.
Sie können davon ausgehen, dass wir uns mit aller Akri-
bie und Sorgfalt darum bemühen.

Ich bin davon überzeugt, dass dieses Vorhaben gelin-
gen wird, auch wenn niemand – auch ich nicht – aus-
schließen kann, dass auf diesem Weg Fehler begangen
werden. Es wird sicherlich zu Fehlern kommen. Mir ist
auch bewusst, dass es zu eruptiven Ausbrüchen über sol-
che Fehler kommen wird. Das ist nun einmal Bestandteil
der politischen Auseinandersetzung. Das wird uns aber
nicht von der Notwendigkeit abhalten, die Arbeitsver-
mittlung in Deutschland endlich wieder vom Kopf auf
die Füße zu stellen. Wir müssen sie aus der Bürokratie
herausholen und als eine in den Kommunen und mit den
Kommunen handhabbare Aufgabe gestalten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Parallel dazu sprechen die Fachleute unseres Ministe-
riums – des Bundesministeriums für Wirtschaft und Ar-
beit – und des Finanzministeriums mit den Ländern und
den Kommunen über die kommunale Finanzausstattung.
Wie Sie alle wissen, gibt es ziemliche Differenzen bei
den Erwartungen und den Prognosen über die finanzielle
Ausstattung.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Über die Zahlen!)

– Sie rufen zu Recht immer dazwischen. Das ist auch gut
so und belebt meinen Kreislauf.


(Heiterkeit bei der SPD)

Wir wollen zum einen versuchen, Bund, Länder und

Kommunen auf eine gemeinsame Berechnungsbasis zu
stellen. Damit sich niemand falsche Vorstellungen
macht: Davon sind wir gar nicht mehr so weit entfernt.
Wir versuchen zum anderen, dort, wo wir uns heute nur
auf Erwartungen und Prognosen stützen können, Lösun-

g
w
t
a
m

E
u
d
z
w
e

K
d
V
f
A
a
i
v
A
m
w
d
d
c

W
g
z
g
s
w

B
a

e
s
m
d
d
k
d
d
g
W
K

K

(C (D en zu finden; denn dort sind auch die finanziellen Ausirkungen prognoseabhängig und damit meistens stritig. Ich bin sicher, dass wir hier – etwa durch Spitzbrechnungen im Nachhinein – zu einer Verständigung it der kommunalen Seite kommen werden. Ich sage noch einmal: Jawohl, die 2,5 Milliarden uro, die wir, der Bundeskanzler, der Finanzminister nd – unnötigerweise – auch ich, zugesagt haben, weren tatsächlich den Kommunen zugute kommen, und war dort, wo es Not tut, auch über die Länder, die das, as sie durch den Umbau gewinnen, an die Kommunen ntsprechend ihrem Bedarf weiterleiten werden. Vor diesem Hintergrund – das ist das eigentliche ernstück der heutigen Debatte – spielt natürlich auch ie kommunale Option eine Rolle. Sie stützt sich auf die ereinbarung, die wir im Vermittlungsausschuss getrofen haben. Danach sollen neben dem Grundmodell der rbeitsgemeinschaft, das auf jeden Fall praktiziert wird, uch den Kommunen die Möglichkeit gegeben werden, n eigener Trägerschaft Vermittlungsarbeit zugunsten on Langzeitarbeitslosen zu leisten. Genau das ist der uftrag des Vermittlungsausschusses. Wir versuchen, it dem heute von der Koalition vorgelegten Gesetzenturf diesem Auftrag gerecht zu werden. Wir tun das mit em System der so genannten Organleihe. Es war klar, ass Sie, Herr Kollege Niebel, sich darüber lustig mahen werden und gleich von Organspende sprechen. (Dirk Niebel [FDP]: Die Medizin beweist: Organleihe funktioniert nicht!)


ir setzen im Gegensatz zu dem Bild, das Sie gestern
ezeichnet haben, tatsächlich auf die Organleihe, und
war deshalb, weil bei der Organleihe auch der Empfän-
er mitwirken muss, was, wie Sie wissen, bei der Organ-
pende selten der Fall ist; denn dort ist der Empfänger
ährend der Transplantation betäubt.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Aber nur lokal!)


ei der Organleihe ist das anders. Hier wollen wir die
ktive Mitwirkung der Kommunen.
Wir haben den Gesetzentwurf deshalb so gefasst, dass

r den Kommunen sehr wohl einen eigenen Gestaltungs-
pielraum im Rahmen einer Zielvereinbarung gibt, die
it der Bundesagentur für Arbeit vor Ort getroffen wer-
en soll. Auf diesen Gestaltungsspielraum kommt es an;
enn er rechtfertigt sehr wohl, von einer Trägerschaft der
ommunalen Seite zu sprechen. Sie, die Union, und auch
ie Ministerpräsidenten der CDU/CSU-geführten Län-
er sind damit nicht einverstanden, was Sie sicherlich
leich noch darlegen werden. Sie halten stattdessen den
eg über eine Verfassungsänderung für besser, um den
ommunen entsprechende Eigenständigkeit zu geben.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510305700

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Niebel?


(Zurufe von der SPD: Nein!)







(A) )



(B) )


Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft

und Arbeit:
Frau Präsidentin, ich bitte darum, meine Rede fortzu-

setzen; denn ich bin gerade so schön drin.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510305800

Herr Kollege Niebel, der Minister möchte seine Rede

fortsetzen.

Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft
und Arbeit:

Herr Kollege Niebel, vielleicht können wir das gleich
aufnehmen. Aber jetzt möchte ich nicht unterbrochen
werden; denn genau um diesen Punkt geht es mir.

In den Vorgesprächen zum Gesetzgebungsverfahren
– insofern: das Verfahren, das wir vorgeschlagen haben,
ist sehr fair – hat die so genannte B-Seite, also Sie, eine
Änderung des Art. 120 unserer Verfassung favorisiert.


(Otto Fricke [FDP]: Nein!)

– Sie haben das natürlich nicht getan, aber die Vertreter
der CDU/CSU, insbesondere Ministerpräsident Koch. –
Dieser Änderung liegt letztendlich die Vorstellung zu-
grunde, dass die Länder anstelle des Bundes die Aufga-
ben übernehmen, nur in einem Bereich nicht, nämlich im
Bereich der Finanzen. Der Bund soll also die Musik be-
zahlen, die die Länder – im Verhältnis zu den Kommu-
nen – spielen. Niemand kann ernsthaft erwarten, dass
dies vonseiten des Bundes praktiziert wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Ministerpräsident Koch – ich hoffe, dass Sie mir
diesen kleinen Spaß nachsehen werden –, wenn Sie ir-
gendwann einmal in die Verlegenheit kommen sollten,
über einen solchen Vorschlag auf Bundesebene zu ent-
scheiden, nämlich die Musik zu bezahlen, die die Länder
bestimmen, dann glaube ich, dass Sie nie auf die Idee
kommen würden, sich selber so etwas zuzumuten. Abge-
sehen davon ist, glaube ich, auch das Vertrauen des Lan-
des Hessen in die Kommunen nicht so ausgeprägt – in
Wahrheit ist es nicht wesentlich ausgeprägter als das in
den Bund –, dass die Mittel tatsächlich an die kommuna-
len Stellen weitergeleitet werden. Der vorgeschlagene
Weg ist jedenfalls aus unserer Sicht nicht gangbar.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben ja schon über mehrere Verfassungsände-
rungen diskutiert, so auch über eine Änderung des
Art. 106 des Grundgesetzes. Auch dies ist aus unserer
Sicht nicht gangbar, vor allem deshalb, weil Ministerprä-
sidenten nicht akzeptieren wollen – das kann ich durch-
aus verstehen; denn ich war selber einmal einer –, dass
durch eine rasche Verfassungsänderung ein neues Fi-
nanzverhältnis zwischen Bund und Kommunen etabliert
wird, ohne dass die Länder daran beteiligt wären. Aus
diesem Grunde sind diese beiden Wege einer Verfas-
sungsänderung nicht sinnvoll; wir lehnen das ab. Im Ge-
setzentwurf ist deshalb der Weg über die Organleihe vor-
gesehen.

V
s
K
s
r
s
n
K

b
n
w
f
i

D
m
s

D
b
z
d
D
u
s
a
H
V
r
w

n
n
f
te

n
s
k
l
p
m
s
n
r


t
A

F

(C (D In Wahrheit erfüllt keiner der drei Vorschläge das im ermittlungsverfahren entwikkelte Ideal, nämlich eine aubere, uneingeschränkte und klare Trägerschaft der ommunen. Wir glauben aber, dass der Weg über eine o ausgestaltete Organleihe mit entsprechenden Spieläumen für die Kommunen vernünftiger als eine Verfasungsänderung ist. Sämtliche Argumente sind natürlich och sehr viel intensiver zu erörtern, aber sie laufen im ern auf das hinaus, was ich gesagt habe. Wir werden den Gesetzentwurf, den wir heute ein ringen, im Vermittlungsverfahren zu erörtern, gegebeenfalls streitig zu diskutieren haben. Vielleicht werden ir in diesem Verfahren allesamt klüger. Ich hoffe, wir inden dort einen gemeinsamen Weg; jedenfalls schließe ch nicht aus, dass dies möglich ist. Allerdings will ich eines sehr deutlich sagen: Diese iskussion kann und darf den Aufbau der Arbeitsgeeinschaften und die Zusammenführung von Arbeitsloenhilfe und Sozialhilfe nicht aufhalten. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ies wird auf keinen Fall geschehen. Wir sind den Ar-
eitsuchenden in Deutschland schuldig, dass dieser Pro-
ess nicht mehr aufgehalten wird. Wir allesamt haben
ie Reform des Arbeitsmarktes lange genug versäumt.
ie hohen Arbeitslosenzahlen in Deutschland weisen
nübersehbar darauf hin: Die von uns eingesetzten In-
trumente waren nicht hinreichend. Deshalb müssen wir
ndere verwenden und diesen Weg gehen. Das ist das
erzstück der Reformen und deshalb müssen wir unser
orhaben auf jeden Fall realisieren, und zwar fristge-
echt, wie es das Gesetz vorsieht. Dazu bedarf es keiner
eiteren Aktivitäten.
Diesen Streit, den wir heute – und wahrscheinlich

och ein bisschen länger – führen, ist ein Streit um Orga-
isation. Wir Deutsche lieben diese Art des Streites of-
ensichtlich; besser aber wäre es, wenn wir darüber strit-
n, wie wir die Inhalte verbessern,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ämlich: Wie schaffen wir die Integration der Arbeit-
uchenden in den Arbeitsmarkt? Wie schaffen wir mehr
ommunale Beschäftigungsmöglichkeiten in Deutsch-
and, damit wir allen Arbeitsuchenden einen Arbeits-
latz in Deutschland anbieten können? Wie schaffen wir
ehr Möglichkeiten zur Betreuung der Kinder – verges-
en Sie das nicht! –, damit die Familienangehörigen und
icht zuletzt die Mütter in den Arbeitsmarkt zurückkeh-
en können?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Aber ein bisschen organisieren müssen wir das!)


Herr Kollege Niebel, das ist keine Frage der Organisa-
ion, sondern eine Frage der Aktivitäten, nicht zuletzt der
ktivitäten der Kommunen.
Die Kommunen – sie werden heutzutage vielfach ins

eld geführt – können mehr kommunale Beschäftigungs-






(A) )



(B) )


Bundesminister Wolfgang Clement

möglichkeiten schaffen, indem sie, unter anderem durch
Unterstützung vom Bund, mehr Angebote zur Betreuung
von Kindern zur Verfügung stellen. Sie können maß-
geblich dazu beitragen, dass die Arbeitslosigkeit in
Deutschland sinkt. Es gibt in Deutschland Beispiele da-
für, dass das hervorragend funktioniert.

Experten sagen, dass wir allein mit diesen beiden In-
strumenten – mehr kommunale Beschäftigungsmöglich-
keiten und mehr Möglichkeiten zur Betreuung von Kin-
dern – die Arbeitslosigkeit in Deutschland um 20 oder
30 Prozent senken können. Das werden wir tun. Im Mo-
ment streiten wir über die Organisation dieses Prozesses.
Wir werden diese Reform so realisieren, wie es das Ge-
setz vorsieht. Wenn Sie so wollen, Kolleginnen und Kol-
legen der CDU/CSU: Die Karawane zieht weiter!


(Dr. Hermann Kues [CDU/CSU]: Sie zieht ins Abseits weiter!)


Ich möchte noch eine Bemerkung zum Bereich Orga-
nisation machen. Sie haben gestern eine intensive Dis-
kussion über die Ausbildungsplatzumlage geführt. Diese
Diskussion ist außerordentlich wichtig. Allerdings gilt
auch da: Wir sollten uns auf die Dauer nicht in einer Dis-
kussion über das richtige Instrument verbeißen. Viel-
mehr sollte jeder von uns das tun, was er tun kann, um
für die Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen zu sor-
gen.


(Zuruf des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU])


Beispielsweise sollte sich jeder von Ihnen, Herr Kollege
Singhammer, in einem der knapp 300 Wahlkreise der
Bundesrepublik darum bemühen, dass etwa 100 zusätzli-
che Ausbildungsplätze geschaffen werden. Viele von uns
tun das schon. Wenn Sie das alle tun, ist die Ausbil-
dungsplatzumlage überhaupt kein Problem mehr; sie
wäre dann nicht nötig.

Es geht darum, auch in der Praxis mehr Engagement
zu mobilisieren, als das bisher gelungen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das erreichen wir mit den Instrumenten, die wir jetzt
einsetzen. Dabei wissen wir: Die Instrumente sind das
eine, die Arbeit vor Ort ist das andere. Sie alle sind herz-
lich dazu eingeladen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510305900

Das Wort hat der Ministerpräsident des Landes Hes-

sen, Roland Koch.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1510306000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Bundesminister Clement, wenn man Ihre
flammenden Appelle hier hört, hat man ein bisschen den

E
l

D
m
h
Z
g

W
l
a

l
s
w
d
s
J
F
w
g
h

g
S

E
G
s
i
u

H
s
d
d
i
I
w
n

W
m
r

W
c

(C (D indruck, Sie seien erst vor kurzem in Deutschland geandet. (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ie CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und
ein Bundesland haben bereits vor drei Jahren – ich
atte schon damals Gelegenheit, hier zu sprechen – die
usammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
efordert.


(Dirk Niebel [FDP]: Das gilt für uns genauso!)

ären Sie seinerzeit darauf eingegangen, hätten wir al-

es, was wir wollen, längst realisiert. Hören Sie also auf,
n der Stelle mit Zeitdruck zu argumentieren!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Brandner [SPD]: Warum brauchen Sie dann zwei Jahre für die Umsetzung? Das ist nicht glaubwürdig!)


Wir reden heute über zwei Dinge gleichzeitig, näm-
ich einmal über die sachliche Regelung, die in dem Ge-
etzentwurf der Koalitionsfraktionen vorgeschlagen
ird – die ich für falsch halte –, und zum anderen über
en Vorgang der Erfüllung der im Vermittlungsaus-
chuss getroffenen Vereinbarung vom Dezember letzten
ahres. Ich sage Ihnen, Herr Minister, ganz klar: Was die
raktionen vorgelegt haben, ist gemessen an dem, was
ir im Vermittlungsausschuss verabredet haben, ein
latter Wortbruch; das ist nicht das, was wir verabredet
aben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie wissen, dass es ein Gesetz zu Hartz IV heute nicht

äbe, wenn wir damals den Eindruck gehabt hätten, dass
ie ein solches Verhandlungsergebnis nicht umsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


s ist das erste Mal, jedenfalls in der jüngeren deutschen
eschichte, dass eine Verabredung im Vermittlungsaus-
chuss – wir waren uns einig: das können wir erst später
n einem weiteren Gesetz regeln – anschließend nicht so
mgesetzt wird, wie es verabredet worden ist.
Hinzu kommt, dass die Verabredung sehr präzise war.
err Stiegler, der jetzt nicht da ist, könnte das sicher be-
tätigen, aber Sie, Herr Minister, waren ja zeitweise auch
abei; zum Teil haben wir sogar in Ihrem Haus verhan-
elt. Wir haben eine ganze Nacht darüber gerungen, ob
n § 6 a SGB II das Wort „Träger“ vorkommen sollte.
hre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wohlwissend,
as Sie wollten, und einige Kollegen von SPD und Grü-
en, haben das Wort immer wieder herausgestrichen.


(Dirk Niebel [FDP]: Richtig!)

ir haben Ihnen immer wieder gesagt: Es gibt keine ge-
einsame Beschlussfassung in Bundestag und Bundes-
at, wenn da nicht das Wort „Träger“ steht.


(Dirk Niebel [FDP]: Richtig!)

enn Sie jetzt sagen, „Organleihe“ sei so etwas Ähnli-
hes wie eine Trägerschaft, dann ist das jedenfalls unter






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Roland Koch (Hessen)


Juristen eine Unverschämtheit, Herr Minister; denn Sie
wissen, dass das nicht stimmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie haben im Gesetzentwurf an einigen Stellen ver-

sucht – das will ich einräumen –, es kosmetisch so zu ge-
stalten, dass es um eine beauftragte Institution und nicht
um einen Organleiher oder Ähnliches geht. Nur, die Ab-
teilung „Werbung und PR“ auf der einen Seite und die
Abteilung „Recht“ auf der anderen Seite haben sich im
letzten Teil der Begründung des Gesetzentwurfs – bei
dem Stress, Herr Minister – auseinander entwickelt. Das
ist auf den Seiten 1, 10 und 20 des Entwurfs schön ge-
glättet, aber auf der Seite 31 ist Ihnen eine Sache durch-
gegangen. Da steht nämlich in herzerfrischender Ehr-
lichkeit der Satz – da geht es nicht mehr um den
Sozialbereich, sondern um den Bundesrechnungshof –:

Die Sätze 2 und 3 dienen der Klarstellung und Si-
cherung des Prüfungsrechts des Bundesrechnungs-
hofes.

Das klingt noch ganz harmlos.
Gleiches gilt für die kommunalen Stellen,

– das sind die Gemeinden, über die wir reden –
da diese infolge der Organleihe in die Organisation
der Bundesagentur eingegliedert sind.

Das beschreibt genau, was Sie machen. Das ist genau
das, was wir nicht wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Insofern brauchen wir auch nicht darüber zu reden, ob
der Wortbruch virtuell ist oder nicht; Sie haben ihn dan-
kenswerterweise in die Begründung geschrieben.

Sie können nicht erwarten, dass wir das hinnehmen.
Sie werden hinnehmen müssen, dass wir daraus, wenn
das so bleibt, auch an anderer Stelle Konsequenzen zie-
hen: Man kann Ihnen im Vermittlungsausschuss nicht
mehr trauen, wenn in einer wichtigen Sache ein solches
Ergebnis zustande kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es bleibt die Frage: Worum geht es inhaltlich? – Es
sollte nicht so sein, dass Sozialamtsmitarbeiter unter
dem Kommando des Landrats arbeiten, der unter der
Weisungsbefugnis des örtlichen Arbeitsamtdirektors
oder – wie er jetzt heißt – Regionaldirektors steht. Tatsa-
che ist, dass wir gesagt haben: Wenn wir die Kommunen
schon nicht prinzipiell mit der Verantwortung und der
Organisation in der Frage, wie man mit den Langzeitar-
beitslosen umgeht, betrauen – das hätten wir von der
Union übrigens für besser gehalten –, dann sollte es we-
nigstens, so der Kompromiss, unterhalb des SGB II eine
selbstständige Bundesagentur für Arbeit auf der einen
Seite und selbstständige Kommunen auf der anderen
Seite geben. Beide sollten ihren Job machen, jeweils un-
ter Zielvereinbarungen mit dem Minister. Jedenfalls
sollte es nicht so sein, dass die Kommunen der Bundes-
agentur unterstellt werden und das Ganze anschließend

z
m

p
k

L
O
k
w
l
s


n
k
d
A
d
S
p

s
h
d
t
I
M
m
I
e
k
w
t
c
d
S
I
E
s
S

w
m
o
c
n
d
l
V
e
t

(C (D um Wettbewerb erklärt wird. So hat das niemand geeint. Der Sinn der Sache ist, dass man neue Modelle aus robieren und regional spezifische Lösungen finden ann. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ängst sind doch auch die Abgeordneten der SPD für die
ption, nicht nur im Bundesland Hessen, wo der Land-
reistag inzwischen einstimmig für die Option votiert,
eil man dort sieht, was an kommunalen Strukturen al-
es kaputtgeht, wenn man keine Chance hat, das zu ge-
talten.


(Zuruf des Abg. Klaus Brandner [SPD])

Ich sage Ihnen, Herr Brandner: Ihnen werden in den
ächsten Wochen die Tränen kommen, wenn die ganzen
aritativen Institutionen und Selbsthilfeorganisationen,
ie Einrichtungen aufgebaut haben, durch europaweite
usschreibungen plattgemacht worden sind; dann wer-
en Sie sich wundern, dass Sie keine kommunalen
trukturen mehr haben. Das wird Ihnen dann nämlich
assieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dabei ist völlig klar: Dies muss nicht sein. Man kann

ogar mit dem gefundenen Kompromiss leben. Wir ste-
en zu diesem Kompromiss. Wir sind der Meinung, dass
ie Bundesagentur auch dann, wenn die Kommunen op-
ieren, noch ziemlich überfordert sein wird; aber das ist
hre Entscheidung. Wir sind auch sehr skeptisch, Herr
inister – das will ich zu Protokoll geben –, dass Sie das
it den Instrumenten der Bundesagentur hinbekommen.
m Prinzip bedeutet die Bereitschaft der Kommunen zu
iner Zusammenarbeit eher die Übernahme eines Risi-
os. In den Sitzungen in den letzten Tagen ist gesagt
orden, dass Sie Zehntausende neue Leute für die Be-
reuung von Empfängern des Arbeitslosengeldes II brau-
hen; von bis zu 46 000 Leuten war die Rede. Sie wollen
ie IT auf einem System fahren, das 35 Jahre alt ist, weil
ie ein neues nicht zustande bekommen. Ich wünsche
hnen an einigen Stellen viel Spaß mit der großspurigen
rklärung, am 1. Januar 2005 werde alles wie geplant
tarten, die Sie hier eben abgegeben haben; wir werden
ie daran messen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wir haben Ihnen in den Gesprächen angeboten, dass
ir, wenn wir es in vier Wochen nicht zustande bekom-
en, darüber reden können, es zum 1. Januar 2006 ge-
rdnet zu starten. Ich will das nur gesagt haben. Wir ma-
hen das nicht zur Bedingung; aber sagen Sie bitte
achher, wenn wir uns über diese Frage an entsprechen-
er Stelle unterhalten, nicht, es hätte keine andere Mög-
ichkeit gegeben. Wir erwarten in dem vor uns liegenden
erfahren, dass Sie zu der Möglichkeit zurückkehren,
ine faire, wettbewerbsorientierte Struktur für die Be-
reuung von Langzeitarbeitslosen zwischen den Kom-






(A) )



(B) )


Ministerpräsident Roland Koch (Hessen)


munen einerseits und der Bundesagentur für Arbeit an-
dererseits, wie wir es verabredet haben, zu schaffen.

Ihre Überzeugung ist – und das ist wahrscheinlich
auch richtig –, dass es klüger sei, dafür eine Grundge-
setzänderung vorzunehmen, als das in einfachgesetzli-
chen Regelungen festzulegen. Darüber wollen wir an
dieser Stelle nicht streiten. Ich weise nur vorsichtig da-
rauf hin: CDU/CSU bzw. die so genannten B-Länder
müssen Sie davon nicht überzeugen. Wir legen Ihnen
seit drei Jahren Vorschläge zur Zusammenführung von
Arbeitslosen- und Sozialhilfe vor. Jeder dieser Vor-
schläge hat eine Grundgesetzänderung beinhaltet, weil
wir jeweils ein spezielles Aufgabenverhältnis für die
Kommunen begründen. Daran ist nichts neu.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Minister, wir haben Ihnen zunächst angeboten,

das gemeinsam mit dem Landkreistag über Art. 106 des
Grundgesetzes zu regeln. Wenn Ihnen das nicht gefällt,
weil Sie den direkten Durchgriff zu den Kommunen
auch in diesem speziellen Fall nicht wollen, ist das auch
anders zu lösen. Ich sage das sehr pragmatisch: Als es
um die Umverteilung der Gelder für den Nahverkehr
ging, gab es einige Leute, die mit diesem Vorschlag
schneller dabei waren. Dabei geht es diesmal um Men-
schen und nicht um Züge! Ich finde, man könnte das
auch anders regeln. Aber wenn Sie sagen, es passt Ihnen
nicht, und Sie bekommen innerhalb der SPD dafür keine
Mehrheit – auch das gehört doch zur Wahrheit –, können
wir das auch anders regeln. Wenn ich das sagen darf: Ich
als Verhandlungsführer der B-Seite habe mit Ihnen als
Verhandlungsführer der Bundesregierung vor vier Wo-
chen verabredet, dass wir das Grundgesetz ändern. Wenn
die Gespräche irgendeinen Sinn haben, sollte das gelten.
Wir haben verabredet, über eine Formulierung zu reden.
Sie sind eine Woche später gekommen und haben gesagt,
Sie hätten das mit den A-Ländern und der Bundesregie-
rung besprochen und keine Mehrheit dafür bekommen.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was gilt das Wort eines Ministers?)


Sie wollten dann vorschützen, es gebe auch bei den B-Län-
dern keine Mehrheit. Ich sage Ihnen hier erneut und ver-
bindlich: Wir, die CDU/CSU-Fraktion – das denke ich
jedenfalls – und die B-Länder – von denen weiß ich es –,
sind zu einer solchen Änderung des Grundgesetzes be-
reit. An uns wird es nicht liegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dirk Niebel [FDP]: Die FDP auch!)


Wenn Sie meinen, Art. 106 sei ungeeignet, dann neh-
men Sie Art. 120. Wenn Sie in Bezug auf Art. 120 sa-
gen: So eine Sauerei, da stehen ja die Länder drin, dann
schreiben Sie die Gemeinden hinein. Erklären Sie mir
dann aber bitte, warum Sie Art. 120 und nicht Art. 106
nehmen! Es ist mir nicht egal, aber wir sind bereit zu
verhandeln. Nehmen Sie die Grundgesetzänderung vor,
die Sie für geboten halten, um das, was Sie vertraglich
zugesagt haben, nämlich die Trägerschaft der Kommu-
nen, zu erreichen. Sie sind am Zug! Wir haben genügend
Vorschläge gemacht. Machen Sie einen anderen, dann

k
f

a
u
e
d
f
T
s
g
d
s

t
S
E
S
b
K
g


b
s
s
g
f
E
h
L
r
i
l
v
a
h

e
g
2
t
i
k
D
n
a

G
s
i
n
k
i
w
r
b

(C (D ann man sich darüber verständigen und eine Lösung inden. Hören Sie bitte auf, öffentlich zu behaupten, es liege n der Opposition im Bundestag, also an der CDU/CSU nd an der FDP, oder am Bundesrat, in dem die B-Seite ine Mehrheit hat, wenn es eine solche Grundgesetzänerung nicht gibt. Es stehen Ihnen alle Möglichkeiten ofen, diese Änderungen vorzunehmen. Sie können jeden ag mit uns darüber reden. Da Sie aber schon zwei Vorchläge abgelehnt haben, wäre es ganz nett, wenn Sie irendwann einmal einen eigenen Vorschlag machen würen und wir dann die Möglichkeit hätten, darüber zu prechen. Wir befinden uns in einer außergewöhnlichen Situa ion. Was Sie heute vorlegen, hebt das, was wir in § 6 a GB II beschlossen haben – es geht also nicht nur um ntschließungen –, aus den Angeln. Deshalb fordere ich ie auf: Kehren Sie zurück zu dem, was wir im Dezemer gemeinsam beschlossen haben, und geben Sie den ommunen möglichst schnell Sicherheit in Sachen Träerschaft! Da wir schon bei diesem Thema sind, möchte ich kurz das ist heute nicht der eigentliche Gegenstand der Deatte – einen weiteren Punkt hinzufügen. Ich finde es ehr beachtlich, wie Sie mit den Finanzen umgehen. Sie ind Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen ewesen. Die Ergebnisse der Rechnungen in den Quantiizierungsausschüssen zeigen, dass es anstatt einer ntlastung der Gemeinden um 2,5 Milliarden Euro – Sie aben das garantiert – eine Mehrbelastung der andkreise und kreisfreien Städte des Landes Nordhein-Westfalen in Höhe von 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro m nächsten Jahr gibt. Das ist keine Kleinigkeit. Das iegt daran, dass Sie im Vermittlungsausschuss Zahlen orgelegt haben, die darauf beruhen, dass sich der Bund n den bekannten Stellen sozusagen gesund gerechnet at. Bis zum jetzigen Zeitpunkt nehme ich Ihre Zusage rnst – das ist nicht ganz einfach, weil andere Erklärunen nicht ganz ernst genommen werden konnten –, dass ,5 Milliarden Euro netto bei den Kommunen im nächsen Jahr ankommen. Daran werden wir Sie messen. Das st die Bedingung für die gesamte Zusammenarbeit. Sie önnen nicht alle Landkreise und kreisfreien Städte in eutschland mit der Politik, die Sie eingeleitet und orgaisiert haben, in den Bankrott treiben. Die Frage wird lso sein, ob Sie Ihre Zusage einhalten. Wir sollten Folgendes nicht vergessen – das ist eine emeinsamkeit, auch wenn wir unterschiedliche Anätze verfolgen –: Wir reden darüber, wie wir Menschen n einer schwierigen Lebenslage – diese ist von Nord ach Süd, von Stadt zu Stadt, von Landkreis zu Landreis und je nach Alter sehr unterschiedlich – möglichst ndividuell helfen können. Unsere Motivation ist, dass ir nicht glauben, dass eine zentrale Organisation, in deen Bereich es über 4 000 Erlasse gibt und die im Augenlick 100 000 und später vielleicht 130 000 Mitarbeiter Ministerpräsident Roland Koch hat, in der Lage ist, diese individuelle Hilfe so zu organisieren, dass damit das Optimum für die Regionen erreicht werden kann. Das ist der Grund, warum wir andere Vorschläge machen. Darum geht es in dem Wettbewerb. Wir machen diese Vorschläge nicht, weil es Organisationsstreitigkeiten gibt, werter Herr Minister, sondern weil wir im Prinzip davon überzeugt sind, dass in einem großen Land dezentrale Lösungen wirksamer, bürgernäher, menschengerechter und letztendlich auch effizienter sind als zentralistische Lösungen. Da wir über Organisation reden, will ich Ihnen sagen: Was wir Ihnen mit dem Existenzgrundlagengesetz an dezentraler Lösung vorgelegt haben, ist in vergleichbarer Weise am 1. Januar in den Niederlanden eingeführt worden. Wenn Sie die Begründung des niederländischen Parlaments lesen, dann werden Sie feststellen, dass der Kernsatz lautet: Die Niederlande sind zu groß, um das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit zentral lösen zu können. (Heiterkeit bei der CDU/CSU – Dirk Niebel [FDP]: Richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sehr verehrter Herr Minister, meine sehr verehrten
Damen und Herren, wir haben wahrlich genug Pro-
bleme. Wir sollten nicht in einer neuen Großmannssucht
glauben, wir könnten mit Mammutorganisationen, riesi-
gen IT-Programmen und Zehntausenden von neuen Mit-
arbeitern ein Problem lösen, für dessen Lösung es vor
Ort genug Ressourcen gibt. Man muss diese Ressourcen
mobilisieren und die betreffenden Stellen ernst nehmen.
Sie müssen die Möglichkeit haben, eigenverantwortlich
zu handeln – und nicht einem Regionaldirektor und eini-
gen Tausend Erlassen gegenüber verantwortlich zu
sein – und ihre Kreativität zu nutzen. Das ist die Anfor-
derung, die wir gestellt haben, als wir in das Verfahren
eingetreten sind. Das haben Sie im Vermittlungsaus-
schuss zugesagt. Wir erwarten von Ihnen, dass das am
Ende im Deutschen Bundestag beschlossen wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510306100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Thea Dückert,

Bündnis 90/Die Grünen.

(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Sie waren mal für Basisdemokratie! Lang ist’s her! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Von der Basis zur Zentrale!)



Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510306200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

Laumann, da Sie mich so lautstark empfangen, will ich
sagen: Seien Sie alle gegrüßt!

Herr Koch, lassen Sie mich vorab in aller Freund-
schaft

e
f
w
F
V
K
s
s
V
S
g
P
n

W
V

H

u

d
ü
m
b

W

f
w
D
h
l

H
b
d
K
k
l
l
O
l

(C (D (Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Dirk Niebel [FDP]: Wenn man nächtelang zusammensitzt: Was will man da erwarten?)


in paar Punkte sagen. Ich möchte zunächst Folgendes
esthalten: Was Sie hier vorgetragen haben, nämlich dass
ir einen Wortbruch begehen würden, ist eine große
ehlinterpretation. Damit wird das verschleiert, was im
ermittlungsausschuss beschlossen worden ist. Herr
och, im Vermittlungsausschuss ist gerade keine Verfas-
ungsänderung zur Durchführung der Option beschlos-
en worden. Wir wollen die Option. Aber dort ist keine
erfassungsänderung beschlossen worden, weil das, was
ie, Herr Koch, hier mit lautem Topfgeklapper ankündi-
en, nämlich eine Mehrheit unter den Ländern für diese
osition, nicht herzustellen war. Sie selber haben sie
icht hergestellt.


(Otto Fricke [FDP]: Stimmt doch nicht!)

ir haben nächtelang diskutiert. Wir haben – auch das als
orbemerkung – Folgendes beschlossen – ich zitiere –:

Wenn die Kommunen optieren, dann wird sicherge-
stellt, dass zwischen den kommunalen Trägern, die
von der Option Gebrauch machen, deren zuständi-
gen Landesbehörden und der Bundesagentur Ziel-
vereinbarungen abgeschlossen werden.

err Koch, das haben wir abgemacht

(Wolfgang Clement, Bundesminister: Ganz genau!)

nd das schlagen wir vor.
Sie haben heute zum wiederholten Male das Einbin-

en der Kommunen in die komplette Arbeitsmarktpolitik
ber Zielvereinbarungen infrage gestellt. Dies ist aber
it der Mehrheit der von Ihrer Partei regierten Länder
eschlossen worden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sollten zuhören!)


as Sie hier sagen, entspricht nicht der Wahrheit.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Insgesamt ist diese Debatte im Moment entlarvend

ür das, was die Opposition in der Arbeitsmarktpolitik
ill. In meiner Heimatzeitung gab es gestern eine große
ebatte über das Optionsgesetz. In diesem Zusammen-
ang möchte ich dem Kollegen Niebel eine Frage stel-
en.


(Dirk Niebel [FDP]: Was ist das, eine Oppositionbefragung?)


err Niebel, waren Sie jemals in einem Bürgerkriegsge-
iet? Haben Sie einmal gesehen, wie es den Menschen
ort geht, die hungern und von Gewalt bedroht sind?
ennen Sie die Situation in Bürgerkriegsgebieten? Wie
önnen Sie vor diesem Hintergrund folgende Feststel-
ung – meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen vor-
esen, was sich Herr Niebel im Zusammenhang mit dem
ptionsgesetz geleistet hat – treffen? Er behauptet – er
eitet das auch her –, dass die Auszahlung des Arbeits-






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

losengeldes II nicht funktionieren wird und dass davon
die Existenz von Millionen Menschen abhängt, und fährt
dann fort:

Dann wird es Regionen in Deutschland geben, in
denen wir bürgerkriegsähnliche Zustände haben.

(Hans-Werner Bertl [SPD]: Unglaublich!)


Dann ist das politische System in Gefahr.
Ich halte so etwas in diesem Zusammenhang für eine un-
geheuerliche und schamlose Entgleisung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich sage Ihnen ehrlich: Das disqualifiziert Sie, Herr
Niebel, und die Position der FDP im Zusammenhang mit
der Arbeitsmarktpolitik in Deutschland.


(Otto Fricke [FDP]: Jetzt sind wir bei der Sache, Frau Dückert! Für so etwas die Redezeit herzugeben!)


Über Ihre Vorschläge, mit denen Sie nichts anderes wol-
len, als die Bundesagentur für Arbeit zu zerschlagen,
brauchen wir hier nicht weiter zu reden.

Ich habe das hier vorgetragen, weil es ein Licht auf
die Debatte wirft. Hier soll bei den betroffenen Men-
schen und den Kommunen Angst geschürt werden,


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, leider ist das so!)


um Widerstand gegen eine notwendige Reform, die wir
im Bereich der Arbeitsmarktpolitik durchführen, zu or-
ganisieren.


(Otto Fricke [FDP]: Was hätten Sie denn für Aufrufe gemacht, wenn wir an der Regierung wären?)


Die Union sagt: Wir brauchen Reformen. Aber Sie
wollen sie in Wahrheit verhindern.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das glauben Sie doch wohl selber nicht!)


Dazu will ich Ihnen ein weiteres Beispiel nennen. Das
Beispiel ist der Herr Laumann,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Der ist gut!)


der nachher ebenfalls zu diesem Thema reden wird. Er
tritt hier immer sehr freundlich im Sinne der Arbeitslo-
sen auf, weist aber hinter verschlossenen Türen darauf
hin, dass wir die Zusammenlegung der Arbeitslosen-
und Sozialhilfe um ein Jahr verschieben könnten. Das
klingt ganz harmlos. Ich weiß, warum Sie lächeln, wenn
Sie das sagen. Sie lächeln, weil Sie genau wissen, was
dann passiert: Dann wird die Arbeitsmarktpolitik in die-
sem Lande chaotisiert, dann werden die Reformen ver-
hindert. Das wollen Sie; das ist die Strategie auch bei
dieser Optionsdebatte.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Sie sind das Problem!)


Herr Laumann, ich frage Sie:

W
M
t
z
n
t

N
d
I

T
w
h

s
f

S
m
v
j
u

w

w

D
d

W

m
D
g
g
W
s
p

(C (D (Otto Fricke [FDP]: Sie sollen nicht fragen! Sie sollen sagen, was Sie wollen!)


as bedeutet eine Verlegung um ein Jahr? Wie viele
enschen sind davon betroffen? Betroffen sind die heu-

igen Sozialhilfeempfänger, die ein weiteres Jahr lang
um Bittsteller der Kommunen werden sollen, und dieje-
igen, die keinen Zugang zur aktiven Arbeitsmarktpoli-
ik haben.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, und immer die BA!)

ein, Herr Laumann, das, was Sie hier vorschlagen, be-
eutet Geiselhaft für die Langzeitarbeitslosen. Ich sage
hnen eines:


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Jetzt warten Sie doch erst einmal, bis er zum Sprechen kommt! Er hat ja noch gar nicht gesprochen! – Otto Fricke [FDP]: Da kann man nur beten!)


rotz des ganzen Getöses, das Sie hier machen, werden
ir die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozial-
ilfe zum 1. Januar 2005 durchsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Aber es kommt noch schlimmer; denn in diesem Zu-
ammenhang verkaufen Sie die Kommunen auch noch
ür dumm.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Macht mal so weiter! Ich jage dich durch die ganze Republik!)


ie wissen doch, was es bedeutet, wenn diese Zusam-
enlegung um ein Jahr verschoben wird. Die Entlastung
on 2,5 Milliarden Euro – Herr Laumann, ich sehe, auch
etzt lachen Sie; denn Ihnen geht es gar nicht darum, das
mzusetzen –


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wir haben wohl Lachverbot!)


erden wir erbringen,

(Otto Fricke [FDP]: Ja, wie denn?)


eil die Kommunen sie brauchen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

iese 2,5 Milliarden Euro werden nämlich für die Kin-
ererziehung benötigt.
Zusammen mit Herrn Wulff und Herrn Koch – Herr
ulff ist leider nicht mehr anwesend –


(Zuruf von der SPD: Wieso „leider“? – KarlJosef Laumann [CDU/CSU]: Ich habe lieber Herrn Koch vor mir als Sie!)


achen Sie sich wirklich einen schlanken Fuß. Denn der
atenbasis, anhand deren wir unsere Berechnungen an-
estellt haben, haben Sie im Vermittlungsausschuss zu-
estimmt. Aber jetzt schlagen Sie sich in die Büsche.
issen Sie, das kennen wir in Deutschland: eine Vater-

chaft, die aufgekündigt wird, wenn sie Ihnen nicht mehr
asst.






(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert


(Otto Fricke [FDP]: Das geht nicht!)


Herr Laumann, daran erkannt man die Verantwortungs-
losigkeit Ihrer Politik.

Nein, wir werden sowohl die Entlastung von 2,5 Mil-
liarden Euro für die Kommunen erbringen


(Otto Fricke [FDP]: Wie?)

als auch sicherstellen, dass am 1. Januar 2005 die Zu-
sammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe voll-
zogen wird.


(Zuruf von der CDU/CSU: Lüge!)

Auch werden wir sicherstellen – das ist im Optionsge-
setz enthalten und das haben wir auch schon beschlos-
sen –, dass die Kommunen kooperieren und eingebun-
den werden, weil wir sie brauchen.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Warum schimpfen Sie mich eigentlich aus, obwohl ich noch gar nicht geredet habe?)


Ich sage Ihnen eines – hier verweise ich auf Herrn
Gerd Landsberg, der in Fragen der Kooperation mit den
Kommunen Erfahrung hat –:


(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt es!)

Bundesweit haben wir bereits 20 Pilotstädte, in denen
die Kooperationen zwischen Bund und Kommunen gut
arbeiten und in denen sich die Zahl der Arbeitslosen re-
duziert. –


(Otto Fricke [FDP]: Ja, Sie haben auch „Spiegel online“ gelesen!)


Genau darum geht es. Weil Sie uns diesen Erfolg aber
nicht gönnen,


(Otto Fricke [FDP]: Sie sind ja so böse! – Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Wir wollen den Misserfolg vermeiden!)


fahren Sie gegen unsere Reform eine Torpedostrategie.
Das, was wir hier vorschlagen, ist ein ehrliches Ange-

bot an die Kommunen, entweder auf gleicher Augen-
höhe an den Arbeitsgemeinschaften teilzunehmen,


(Otto Fricke [FDP]: Ja, klar! Gleiche Augenhöhe!)


oder – das schlagen wir vor – die Optionen zu wählen,
die einen möglichst großen Handlungsspielraum im Zu-
sammenhang mit den Budgets bieten. Mit diesen Bud-
gets können die Kommunen – das wiederhole ich – auf
der Basis von Zielvereinbarungen selbstständig agieren.
Damit erreichen wir genau das, was Sie einklagen: Wett-
bewerb zwischen unterschiedlich agierenden Kommu-
nen und Vergleichbarkeit. Das brauchen wir in diesem
System.

Meine Damen und Herren, ich komme zum Schluss.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das ist auch gut so! Es wäre besser gewesen, Sie hätten gar nicht angefangen! – Zuruf von der FDP: Genau, Ihre Redezeit!)




D
w
s
ß
k
w
s

i
Z
m
u
d
W

N

k
z
t
g
k
s
b

W
S
n
E
s

(C (D Das, was ich sage, hören Sie wohl nicht gerne. (Dirk Niebel [FDP]: Doch, wir hören sehr gerne, dass Sie zum Schluss kommen!)


as, was von Ihrer Seite vorgeschlagen wird, ist nicht das,
as wir im Vermittlungsausschuss verabredet haben. Sie
chlagen vor, dass das Geld in die Hände der Länder flie-
en soll und dass sie den Kommunen Auflagen machen
önnen. In der Vergangenheit haben Sie schon bewiesen,
elch klebrige Finger gerade Ihre Länder in dieser Hin-
icht haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ach!)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510306300

Frau Kollegin, Ihr Redezeit ist zu Ende.

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510306400

Ich komme zum Schluss.

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510306500

Sie wollten bereits zum Schluss kommen.

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510306600

Kollege Wulff, der vorhin noch hier gesessen hat, hat

n Niedersachsen 200 Millionen Euro einkassiert, die im
usammenhang mit der Wohngeldreform bei den Kom-
unen landen sollen. Gerade weil Sie, meine Damen
nd Herren von der Opposition, so agieren, stellen Sie
ie Kommunen unter die Knute. Das wollen wir nicht.
ir wollen ihnen Handlungsfreiheit geben.
Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510306700

Das Wort zu einer Kurzintervention hat der Kollege
iebel.


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Jetzt will er wieder abstreiten, was er gesagt hat, was? Man muss auch mal dazu stehen!)



Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1510306800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Es ist schon bemer-

enswert, dass die Kollegin von den Grünen ihre Rede-
eit zu einer Oppositionsbefragung nutzt. Ich möchte na-
ürlich nicht unhöflich sein, sondern die Frage, die sie
estellt hat, beantworten: Ja, ich war schon in Bürger-
riegs- bzw. Kriegsgebieten. Das, was Sie mit Ihrem Ge-
etz machen, ist das Spielen von Mikado mit den Le-
enschancen von Millionen Menschen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: So eine Unverschämtheit!)


enn Sie dieses Gesetz so umsetzen, können Sie mit an
icherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von verschiede-
en Szenarien ausgehen, die gemeinsam eintreten werden.
rstens wird nach dem SGB II ab 1. Januar 2005 grund-
ätzlich die Bundesagentur für Arbeit für das Arbeitslo-






(A) )



(B) )


Dirk Niebel

sengeld II zuständig sein. Die Ausnahme davon bildet
dann eine von Bundesagentur für Arbeit und Kommune
zu bildende Arbeitsgemeinschaft. Bei einer solchen
muss die Kommune aber erst einmal mitmachen wollen.
Die Kommunen haben schon die Erfahrung gemacht,
dass es in solchen Arbeitsgemeinschaften immer nur
dann gut läuft, wenn es keinen Konflikt gibt, dass aber
dann, wenn es kritisch wird, die Bundesagentur sagt,
was zu passieren hat. – Das mögen die meisten Kommu-
nen nicht.

Zweitens. Die Menschen in den Kommunen, die Ent-
scheidungen zu treffen haben, werden vor dem Hinter-
grund der Lage der kommunalen Haushalte sehr genau
die Zuständigkeit prüfen. Sie werden feststellen, dass sie
Aufgaben ausführen sollen, für die sie nicht zuständig
sind, und werden sich überlegen, ob sie ihre kommuna-
len Finanzen vielleicht besser in den Griff bekommen,
wenn sie auf die Aufgabe in Zukunft verzichten.

Weiterhin werden Sie die Situation haben, dass die
Bundesagentur für Arbeit, die mit 4,6 Millionen Arbeits-
losen hinreichend überbeschäftigt ist, auch noch zustän-
dig wird für eine knappe Million Sozialhilfeempfänger,
die erwerbsfähig sind, sowie deren Bedarfsgemeinschaf-
ten, das heißt deren Familien. Es handelt sich um einen
Personenkreis, bei dem der Verlust des Arbeitsplatzes
meist nur eines von ganz vielen Problemen ist, bei dem
eine Suchtproblematik hinzukommt, bei dem Woh-
nungsprobleme hinzukommen, bei dem Überschuldung
hinzukommt – alles Dinge, für die die Bundesagentur,
weil sie damit nie zu tun hatte, keine Kompetenzen hat,
für die sie solche auch nicht vorhalten und auch nicht
schnell schaffen kann. Sie werden ein überdimensionier-
tes EDV-Projekt haben, das wahrscheinlich ein ähnliches
Schicksal zeitigen wird wie die Maut oder der virtuelle
Arbeitsmarkt: Es wird im Endeffekt nicht funktionieren.


(Zuruf von der SPD: Darf der heute für die FDP nicht reden oder was?)


Das führt in der Folge dazu, dass die Menschen – etwa
in Regionen wie in Prenzlau mit 29,7 Prozent Arbeitslo-
senquote –, die existenziell darauf angewiesen sind, dass
sie ihre Lohnersatzleistungen, dass sie ihre Betreuung er-
halten, ab 1. Januar 2005 in ihrer Existenz gefährdet wer-
den.


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


Dann möchte ich einmal sehen, ob Sie, Herr Clement
– auch vor dem Hintergrund der Landtagswahlen in Nord-
rhein-Westfalen und Schleswig-Holstein –, bereit sind,
eventuell doch etwas Vernünftiges mit uns auszuhandeln
und ein vernünftiges EDV-System zu entwickeln, damit
wir den Menschen helfen können. Ansonsten haben wir
tatsächlich soziale Aufstände, die bürgerkriegsähnlichen
Zuständen


(Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


in einigen Regionen gleichen werden, Frau Dückert. Sie
handeln hier unverantwortlich, Sie handeln hier wortbrü-
chig.

S
z
n

i
D
A

I
k
m
d

d
i

l


w
u
f
a
c

a
g
s
E
O
z

(C (D (Zuruf von der SPD: Der ist doch wahnsinnig!)


ie haben den Vermittlungsausschuss über den Tisch ge-
ogen, wenn Sie dieses Gesetz verabschieden. So kön-
en wir nicht miteinander arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510306900

Das Wort hat die Kollegin Thea Dückert.


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510307000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Kollege Niebel,

ch kann verstehen, dass Ihnen Ihre Fraktion bei so viel
reckschleuderei, die Sie hier machen, und so viel
ngst, die Sie schüren, keine Redezeit gibt.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


ch habe Ihnen vorhin gesagt: Der Ausdruck „bürger-
riegsähnliche Zustände“ – Sie haben ihn wiederholt –,
it dem Sie hier Angst unter die Bevölkerung streuen,
isqualifiziert Sie. Deswegen gebe ich auf den Quatsch,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)


en Sie von sich gegeben haben, keine Antwort mehr;
ch halte das für unglaublich.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Weil Sie genau wissen, dass es so kommt! Das ist das Schlimme daran!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510307100

Das Wort hat der Kollege Otto Fricke, FDP-Fraktion.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1510307200

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Frau Kollegin Dückert

(Hans-Werner Bertl [SPD]: Das ist doch die Sache der Kollegin! Rotznase!)

Frau Kollegin Dückert, wenn Sie wenigstens zuhören
ürden, wäre das nett – das ist eben der Unterschied. Bei
ns wird das kollegial gelöst: Ich war der Verhandlungs-
ührer, er ist der Sprecher; dann teilt man sich das schön
uf. Ich kann Ihnen nur eines sagen: Wenn Sie versu-
hen,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Dreckschleuderei hat er gemacht! Das ist Angstpropaganda! Das ist unglaublich!)


n einer Stelle, an der es um ein schwieriges Problem
eht – Herr Clement, das gestehe ich Ihnen zu, es ist
ehr, sehr schwierig, die richtige Lösung zu finden –, im
ndeffekt eine Rede halten, in der es nur darum geht, der
pposition Fragen zu stellen, Sie aber keinerlei Dinge
ur Sache sagen, dann gehen Sie einfach in die falsche






(A) )



(B) )


Otto Fricke

Richtung. Die Arbeitslosen in diesem Lande verdienen
es nicht, dass man sie so links liegen lässt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie wollen doch auf dem Rücken der Arbeitslosen Stimmung machen!)


Meine Damen und Herren, heute ist ein schlechter Tag
für die Arbeitslosen – dabei unterstelle ich niemandem,
dass er es nicht gut meint. Wir spielen im Moment wie-
der das alte Spiel: Wer ist schuld? Wer hat Fehler ge-
macht? Wir beschäftigen uns in dieser Debatte aber nicht
– Frau Dückert, dazu haben Sie gnadenlos beigetragen –
mit Lösungen.


(Klaus Brandner [SPD]: Da sind Sie aber ganz schön arrogant: Hier wird über Lösungen diskutiert, die Sie blockieren!)


Über Lösungen kann man reden; so habe ich Sie verstan-
den, Herr Clement. Die FDP nimmt das ernst: Wir wol-
len über diese Sache reden. Vielleicht kriegen wir ja
wirklich noch etwas hin. Man sollte das in einem Ge-
setzgebungsverfahren – ich habe Sie da wahrscheinlich
anders verstanden als Frau Dückert; aber es kann ja an-
ders sein – immer wieder versuchen; auch Herr Koch hat
das gesagt. Dann lassen Sie uns das auch tun und uns
nicht immer nur gegenseitig beschimpfen.


(Hans-Werner Bertl [SPD]: Wer ist denn „uns“?)


Was da läuft, bringt es nicht.
Nun zur Sache selbst. Es ist auch ein schlechter Tag

für die Kommunen.

(Dr. Rainer Wend [SPD]: Ein schlechter Tag für Herrn Fricke!)

Egal wie das Modell der Organleihe ausgestaltet wird,
Organleihe bedeutet letztlich immer


(Klaus Brandner [SPD]: Entweder sind Sie bösartig oder ahnungslos!)


– achten Sie auf das Wort „Leihe“, Herr Brandner; ich
weiß, Sie dürfen nicht reden; denn bei Ihnen dürfen die
Verhandlungsführer scheinbar nicht reden – Leihe. Das
Wort „Leihe“ bedeutet, man kann es jederzeit zurück-
nehmen.

Das Verräterische in Ihrem Gesetzentwurf ist doch
Folgendes: Wenn sich die wesentlichen Bedingungen
ändern, dann darf die Bundesagentur den Vertrag kündi-
gen. Ändern sich jedoch die wesentlichen Bedingungen
zum Nachteil der Kommunen, darf diese den Vertrag
nach Ihrem Gesetzentwurf nicht kündigen.


(Dirk Niebel [FDP]: Pfui!)

Sie legen bei der Bemessung der Augenhöhe ein unter-
schiedliches Maß an. Genau darum geht es auch in den
Arbeitsgemeinschaften, Herr Brandner und Frau
Dückert.


(Klaus Brandner [SPD]: Haben Sie schon einmal ins Gesetz geschaut? Wissen Sie eigentlich, worüber Sie reden?)



a
m

H
g
s
g
g
d
e


s
s
F

n
g
R
W
c
b
p

m
b
o
w

D
e
d
s
J
n
g

l
H
F
t
K

h
H
d

(C (D Gleiche Augenhöhe“ bedeutet mehr, als dass man nur uf gleicher Augenhöhe steht. Es bedeutet auch, dass an gleichberechtigt entscheidet. (Hans-Werner Bertl [SPD]: Sie wissen gar nicht, wovon Sie reden!)


ier im Bundestag sitzen wir in den Ausschüssen auf
leicher Augenhöhe. Wenn es hart auf hart kommt, ent-
cheidet die Mehrheit. Was die Mehrheit in den Arbeits-
emeinschaften jeweils ist, bestimmt das Gesetz. Das
ilt auch für die Organleihe. Sie wissen ganz genau, dass
ie Arbeitsgemeinschaften deswegen funktionieren, weil
s keine Hierarchie gibt.


(Klaus Brandner [SPD]: Ich glaube, Sie haben das Gesetz überhaupt nicht gelesen! Sie erzählen hier dummes Zeug!)


Herr Brandner, das ist das übliche Mittel: Wenn man
ich nicht mit den Argumenten auseinander setzen will,
agt man immer, der Redner hat keine Ahnung. Die
rage ist, ob man sich auseinander setzen will oder nicht.


(Klaus Brandner [SPD]: Ein Blick ins Gesetz würde Ihnen weiterhelfen!)


Ich kann Ihnen eines nur noch mal sagen: Wenn Sie es
icht schaffen, das Vertrauen der Kommunen darauf zu
ewinnen, dass sie in den Arbeitsgemeinschaften gleiche
echte haben, nützt Ihnen die gleiche Augenhöhe nichts.
enn Sie es nicht schaffen, dass beide Seiten die glei-
hen Rechte haben, werden die Kommunen sagen: Ich
in doch nicht blöd. Ich lasse mich doch nicht verhohne-
ipeln. Da mache ich nicht mit.


(Beifall bei der FDP)

Ich erzähle Ihnen mal etwas zu meiner Heimatge-
einde Krefeld. Wir haben einen tollen Chef des Ar-
eitsamtes und einen guten Sozialdezernenten, Beige-
rdneten, übrigens ein Genosse, der seine Arbeit
underbar macht.


(Klaus Brandner [SPD]: Davon haben wir viele!)


iese beiden kommen gut miteinander klar und werden
twas erreichen. Sie wissen aber genauso gut wie ich,
ass das nicht überall der Fall ist, weil es sich um Men-
chen handelt. Deswegen muss man – hier kommt der
urist in mir hoch; das gebe ich gerne zu – den Kommu-
en eine rechtliche Absicherung geben. – Juristen sind
ar nicht so schlimm. Auch ihr Minister ist Jurist.
Damit komme ich zu dem eigentlichen Problem, dem

ieben Geld. Es geht um die 2,5 Milliarden Euro, die
err Clement, die Sie, die der Finanzminister und die
amilienministerin genannt haben. Die Familienminis-
erin braucht 1,5 Milliarden Euro – zu Recht – für die
inderbetreuung. Wir haben aber noch nicht gehört
auch nicht im Haushaltausschuss dieser Woche –, wo-
er diese 2,5 Milliarden Euro eigentlich kommen. Im
aushalt finden Sie dazu nichts. Ich bin gespannt, wo
iese Summe im Haushalt 2005 auftaucht.


(Wolfgang Clement, Bundesminister: Bei den Ländern!)







(A) )



(B) )


Otto Fricke

Wenn wir die nicht finden, haben die Kommunen ein
weiteres Problem. Frau Schmidt wird doch sagen: Ich
brauche die 1,5 Milliarden Euro. – Ich möchte die Kom-
munen erleben, die aufgrund der Organleihe dann, wenn
es hart auf hart kommt, machen müssen, was die BA
sagt, gleichzeitig aber auch noch für die Kinderbetreu-
ung Geld ausgeben sollen. Das, meine Damen und Her-
ren von der Regierung, ist für die Kommunen ein Schritt
in die Insolvenz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Herr Clement, Sie haben gesagt: Das ist ein weiterer
Schritt nach vorn. Dazu sage ich: Ich habe gestern das
Gefühl gehabt, dass wir am Abgrund stehen. Somit
bringt der Schritt nach vorn sehr wenig.

Es ist auch ein schlechter Tag für die BA. Ich war
heute Morgen im Rechnungsprüfungsausschuss. Ich un-
terstelle, dass die BA Gutes will, dass sie den Arbeitslo-
sen helfen will. Wenn Sie aber sehen, mit welchen Pro-
blemen sich diese herumschlägt und welches Chaos dort
herrscht – ich nehme keine Schuldzuweisungen vor; die-
ses Chaos ist nun einmal da –, werden Sie mit mir der
Auffassung sein, dass dieses Chaos im Zweifel nur noch
größer wird.


(Beifall bei der FDP)

Wenn Sie das Chaos vergrößern, haben Sie Probleme.
Dann haben wir politisch letztlich alle Probleme; denn
nachher wird doch gesagt werden: Die Politik bekommt
es nicht hin.

Eine letzte Anmerkung zum Thema Grundgesetz: Wir
könnten eine Grundgesetzänderung hinbekommen. Ob
diese nun Art. 106 des Grundgesetzes oder einen ande-
ren Artikel betrifft, ist doch – Herr Clement, wenn wir
ehrlich sind, müssen Sie das zugeben – für die Politike-
rinnen und Politiker, die eine Verfassung ändern wollen,
zunächst einmal egal. Sie müssen wissen, was sie wol-
len, nämlich eine Grundgesetzänderung, und sie müssen
wissen, wem sie dadurch Hilfe geben wollen, nämlich
den Kommunen. Dann kann das in Art. 127 q, x, y oder z
stehen. Das ist völlig egal. Entscheidend ist, dass darin
etwas steht, was den Kommunen Sicherheit gibt. Dann
können sie sich notfalls auch in Karlsruhe dagegen weh-
ren, wenn ihnen der Hahn vom Bund abgedreht wird.

Zum Abschluss: Herr Koch, ja zu einer Grundge-
setzänderung; aber der Bundesrat müsste schon noch
schauen, welche. Als ich Ihnen – aber auch vielen ande-
ren – zugehört habe, als Sie Ihre Vorstellungen darüber
mitgeteilt haben, was die Kommunen alles machen sol-
len, habe ich eines festgestellt: Der von der FDP vorge-
schlagene Weg, die Zuständigkeit insgesamt den Kom-
munen zu übertragen, wäre der einzig richtige und
vernünftige gewesen. Wenn wir diesen von Anfang an
eingeschlagen hätten, stünden wir heute besser da. Ich
prophezeie Ihnen: Spätestens in einem Jahr wird bei Ih-
nen genau diese Überlegung aufkommen und dann wer-
den wir die Zuständigkeit den Kommunen übertragen.

Herzlichen Dank.

F

M
f
c
s
n
m
d
u
M
s
R
u
m

b
t
m
a
d
v
l
c
z
m
t
g

s
W
d
H

S
g
d
d
l

B
e
A
f

(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510307300

Nächste Rednerin ist die Kollegin Karin Roth, SPD-

raktion.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1510307400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
eine Damen und Herren! Die Debatte, die wir gerade

ühren, zeigt, dass die Aufgeregtheiten der letzten Wo-
hen, wie bereits im Rahmen des Vermittlungsausschus-
es, so weit gehen, dass man, wohl wissend, dass man es
icht mehr verhindern kann, dennoch alles verhindern
öchte, auch und gerade das Optionsgesetz. Ich finde
as bedauerlich, weil das Gerangel der letzten Wochen
nd Monate zulasten von 2,7 Millionen arbeitslosen
enschen geht, die erwarten, dass sie von uns eine Lö-
ung präsentiert bekommen. Und: dass sie zu ihrem
echt kommen, besser beraten und vermittelt zu werden,
nd dass sie die Perspektive haben, in Arbeit zu kom-
en.


(Beifall des Abg. Klaus Brandner [SPD])

Das Tauziehen, das wir auch heute wieder erlebt ha-

en, finde ich unverantwortlich. Besonders vor dem Hin-
ergrund, dass es nicht darum geht, zu sagen, die kom-
unale Ebene könne Vermittlung und Beratung besser
ls die Agenturen für Arbeit. Wir wissen ganz genau,
ass auf beiden Ebenen unterschiedliche Kompetenzen
orhanden sind. Deshalb haben wir uns ja im Vermitt-
ungsausschuss darauf geeinigt, diese unterschiedli-
hen Kompetenzen im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft
usammenzuführen, und zwar auf gleicher Augenhöhe,
it gleicher Verantwortung und mit gleicher Kompe-
enz. Das ist die richtige politische Antwort, die wir ge-
eben haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Gleiche Kompetenz!)


Natürlich war es so, dass Herr Koch das Optionsge-
etz zur Wahrung seines politischen Gesichts brauchte.
ir haben dann im Rahmen der Einigung gesagt: Okay,
as lassen wir zu. Wir haben Ihnen sogar angeboten,
err Koch, das Optionsmodell in Hessen durchzuführen.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Von uns aus kann er auch Kanzlerkandidat werden!)


ie haben es aber abgelehnt, weil Sie Angst vor Ihrer ei-
enen Courage haben. Erst wollten Sie es und dann wie-
er nicht. – Wir haben im Optionsgesetz vorgesehen,
ass die Kommunen und die Landkreise die Wahlmög-
ichkeit haben.
Ich finde es aber falsch, dass so getan wird, als ob die
undesagentur für Arbeit in diesem Zusammenhang
ine geringere Kompetenz hätte als die Kommunen. Das
useinanderdividieren dieser beiden Ebenen halte ich
ür politisch unverantwortlich.






(A) )



(B) )


Karin Roth (Esslingen)



(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Es schadet den Menschen und übrigens auch den Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern, die in diesem Bereich zu-
sammenarbeiten sollen. Hier geht es darum, die beste
Lösung für die Menschen vor Ort zu finden.

Dieses Hin und Her ist auch schade, weil es sich um
eine unserer gemeinsamen Perspektiven handelt. Der
Minister hat schon ausgeführt, dass wir eine Arbeitsver-
mittlung aus einer Hand wollen. Wir wollen durch die
Jobcenter versuchen, die Vermittlung von Langzeitar-
beitslosen in Arbeit zu beschleunigen. Wir sind optimis-
tisch, dass das geht; denn wir haben ja schon in der Ver-
gangenheit bewiesen, dass wir durch die Umstellung der
Arbeitsförderung eine schnellere Arbeitsvermittlung or-
ganisieren können.

Wir wissen, dass die Kommunen ein besseres Netz an
sozialer Infrastruktur haben. Wer will das bestreiten?
Deshalb sehen wir ja vor, dass das hohe Fachwissen im
Rahmen des regionalen Netzwerkes eingebracht werden
kann.

Die Menschen verlangen von uns einen optimalen
Service. Hören Sie auf, die Menschen mit Ihren Parolen
und Ankündigungen zu verunsichern! Die Menschen
brauchen das Vertrauen, dass die Politik bzw. die Bun-
desagentur für Arbeit dies leisten kann.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Koch, Sie wissen genau – das haben die Vorred-
ner unserer Koalition schon gesagt –, dass Sie in Wahr-
heit nicht das Mandat der B-Länder bezogen auf eine
Grundgesetzänderung hatten. Wenn Sie das heute ankün-
digen, dann vermutlich vor dem Hintergrund der Hoff-
nung, dass es hier nicht zum Schwur kommt. Aber wir
können doch nicht Bundesmittel


(Dirk Niebel [FDP]: Lesen Sie einmal Bundesratsdrucksachen!)


ohne Verbindlichkeit an die Kommunen weitergeben.
Wir müssen auch wegen der politischen Finanzverant-
wortung des Bundes dafür sorgen, dass die Mittel richtig
verwendet werden. Insofern halte ich die Zielvereinba-
rung für ein richtiges und modernes Instrument zur Steu-
erung dieser Ausgaben.

Ich bin der Meinung, dass die Machtspiele zulasten der
Menschen, die insbesondere von der Opposition betrieben
werden, beendet werden müssen. Die bisherige Arbeits-
weise war nicht effizient, sondern teuer. Das muss aufhö-
ren. Wir brauchen neue Beschäftigungsprojekte und
diese haben wir auf den Weg gebracht. Jetzt muss es da-
rum gehen, diese Projekte umzusetzen.

Da die Agentur für Arbeit schlechtgeredet wird,
möchte ich ein paar Zahlen anführen. Im Jahr 2003 wur-
den immerhin rund 4,3 Millionen Bewilligungen von
Trainingsmaßnahmen, Mobilitätshilfen und Lohnkosten-
zuschüssen vergeben. Das waren – trotz geringeren Mit-
teleinsatzes – 640 000 Maßnahmen mehr als im Vorjahr.
Bezüglich der langzeitarbeitslosen Jugendlichen kann

ic
g
i
m

u
s
c
d
z
s
i
d
s
h

C

W
p
m
s
I
d
w
d
z
n

r
l
S
z
t
B
4
n
9
e
e
d
u

h
u
S
G

(C (D h Ihnen noch eine gute Zahl nennen. Im Februar 2004 ab es rund 52 000 Jugendliche ohne Arbeit weniger als m Februar 2003. Das sind Ergebnisse unserer Arbeitsarktpolitik. Darauf können wir stolz sein. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Lassen Sie uns die Zusammenarbeit von Kommunen
nd der Agenturen vor Ort voranbringen; denn die Zu-
ammenarbeit ist die beste Lösung. Sie sollten nicht blo-
kieren, sondern kooperieren. Sie sollten nicht Behör-
engerangel organisieren, sondern an einem Strang
iehen. Vor allen Dingen sollten Sie die Mitarbeiter nicht
chlechtreden, sondern deren Motivation fördern und
hre Kompetenz anerkennen. Das wäre ein gutes Zeichen
ieses Parlamentes. Wir müssen versuchen, unsere Ver-
prechungen einzuhalten. Wir dürfen das Chaos nicht
erbeireden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1510307500

Das Wort hat jetzt der Kollege Karl-Josef Laumann,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1510307600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ir sind alle keine Propheten, dennoch kann ich eines
rophezeien: Uns alle – auch den zuständigen Bundes-
inister – treibt heute die Sorge um, wie die zentralisti-
che Bundesagentur für Arbeit Ihr Gesetz umsetzen soll.
ch bin ziemlich sicher, dass die Bundesregierung und
ie BA alles daransetzen werden, dass es funktionieren
ird; aber ich sage voraus: Bestenfalls wird die Bun-
esagentur für Arbeit in der ersten Zeit, in der sie dafür
uständig ist, das Geld auszahlen; sie wird sich aber
icht um die Menschen kümmern können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich mache eine einfache Rechnung auf: Es werden

und 2,5 bis 3 Millionen Menschen – diese Zahl ist ziem-
ich realistisch – das Arbeitslosengeld II beziehen. Wenn
ie für diese Menschen den Betreuungsschlüssel anset-
en wollen, den es in vielen Kommunen gibt – ein Be-
reuer auf 70 Arbeitslose –, dann brauchen Sie in der
undesagentur für Arbeit dafür zwischen 35 000 und
0 000 Mitarbeiter. Jetzt überlegen Sie doch einmal ei-
en Moment. In der Bundesagentur für Arbeit sind heute
1 000 Mitarbeiter beschäftigt. Diese Zahl ist wohl auch
in Grund dafür, dass der Umbau, den Sie richtigerweise
ingeleitet haben, so schwerfällig vorangeht. Wie soll
ie Behörde funktionieren, wenn sie jetzt noch einmal
m 35 000 bis 40 000 Mitarbeiter erweitert wird?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich will einen weiteren Punkt ansprechen. Wir alle

ier im Parlament, Union, SPD, FDP und Grüne, waren
ns einig, dass Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe in einem
ystem zusammengeführt werden müssen, weil die
rundsicherung des Bundes für Arbeitslosenhilfebezie-






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

her auf der einen Seite und die Grundsicherung der
Kommunen für Sozialhilfebezieher auf der anderen Seite
in der Vergangenheit zu Verschiebebahnhöfen geführt
haben. Es ist doch wahr, dass viele kommunale Beschäf-
tigungsorganisationen auch das Ziel hatten, die Men-
schen zwölf Monate lang zu beschäftigen, damit sie aus
der Sozialhilfe in die Arbeitslosenhilfe des Bundes kom-
men konnten.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Deshalb waren sie auch so gut!)


Das war gängige Praxis. Solche Systeme verführen dazu.

(Vorsitz: Präsident Wolfgang Thierse)


Die Zusammenführung wird für Millionen von Men-
schen, vor allem in Ostdeutschland, wo der Anteil der
Arbeitlosenhilfebezieher höher ist als im Westen, mit
erheblichen Mittelkürzungen verbunden sein. Das steht
außer Frage. Wir wissen, dass es ostdeutsche Bundeslän-
der geben wird, die alleine wegen dieser Kürzungen
Kaufkraft von 200 Millionen bis 300 Millionen Euro
verlieren werden. Das wird real existierende Menschen
und Familien treffen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: So ist es!)

Unsere Philosophie war immer, dass man solche Kür-

zungen nur dann verantworten kann, wenn wir eine
Organisationsform schaffen, in der die Menschen an
die Hand genommen werden, damit sie in den Arbeits-
markt zurückfinden, oder die Menschen die Möglichkeit
bekommen, sich zur Sozialhilfe etwas hinzuzuverdienen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wollen Sie doch hinauszögern!)


Das ist unsere Philosophie. Nur dann, wenn wir nach ihr
handeln, können wir die Kürzungen sozialpolitisch ver-
antworten.

Was machen Sie jetzt? Mit Ihrer Verliebtheit in den
Zentralismus schlagen Sie uns diese Möglichkeit aus der
Hand. Am Ende haben Sie eine Leistungskürzung zu
verantworten, haben aber keine Organisation geschaffen,
in der die Menschen an die Hand genommen werden, da-
mit sie mit ihrer Situation fertig werden können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich finde, das ist schlicht und ergreifend eine schäbige
und schreckliche Politik. Sie ist unmenschlich. Sie neh-
men für die Klientel, über die wir reden, die falschen In-
strumente in die Hand. Das ist nicht in Ordnung. Deswe-
gen sind wir so enttäuscht.

Sie hätten die Zusammenführung von Arbeitslosen-
hilfe und Sozialhilfe vor Weihnachten nicht durchbe-
kommen, wenn nicht die Option bestanden hätte, dass
sich in vielen Regionen des Landes kommunale Träger-
schaften dieser Aufgabe stellen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wollen sie ja gar nicht!)


Wir hätten ansonsten eine Zusammenführung abgelehnt
und es wäre beim alten System geblieben. Jetzt haben

S
d
o
e
c
M
d

B
e
in
E

h
L

I
g
k
w
A
n
u
M
1
s
w
n
a
V
s
d

I
m

k
e
D
s
k


w
m
m
S
s

d

(C (D ie sich durchgesetzt, haben die Zusammenführung und en Zentralismus. Aber den Menschen, bei denen es sich ft um eine Klientel handelt, die sich nicht in dem Maße ntfalten kann, wie wir hier das sicherlich können, reihen Sie nicht die Hand und eröffnen ihnen nicht die öglichkeiten, die das SGB II hinsichtlich des Zuverienstes bietet. Das finde ich einfach schäbig. is zur dritten Lesung sollten Sie über diesen Weg noch inmal in Ruhe nachdenken, vielleicht in der Karwoche, der man etwas zur Einkehr und zur Besinnung kommt. s ist noch nicht zu spät. (Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für Sie auch noch nicht!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein weiterer Punkt. Als jemand, der kein Jurist ist,
abe ich immer geglaubt, dass die Verfassung unseres
andes für die Menschen da ist.


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)

n vielen Gesprächen haben wir festgestellt – wir sind da
ar nicht auseinander, Herr Bundesminister –, dass eine
ommunale Trägerschaft nur vernünftig zu regeln ist,
enn wir die Verfassung ändern. Bei dieser gewaltigen
ufgabe brauchen wir einen sicheren Weg für den Fi-
anztransfer vom Bund zu den Kommunen. Wenn wir
ns darüber im Klaren sind, dass die Verfassung für die
enschen da ist, dann begreife ich Folgendes nicht: Seit
990 haben wir im Deutschen Bundestag viele Verfas-
ungsänderungen durchgebracht, zum Beispiel haben
ir den Tierschutzgedanken in die Verfassung aufge-
ommen. Wenn man den Tierschutz in die Verfassung
ufnehmen kann, dann kann man doch wohl auch die
erfassung ändern, um für die Schwächsten in der Ge-
ellschaft eine Organisationsstruktur zu schaffen, durch
ie sie in den Arbeitsmarkt gebracht werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ch begreife eine solche Diskussion nicht. Es ist fast
enschenverachtend, wie Sie sich hier verhalten.
Über unsere Vorstellung, nämlich nicht einfach zu

ürzen, sondern die Kürzungen mit neuen Chancen wie
twa des Zuverdienstes zu verbinden, werden wir, Frau
ückert, in den nächsten Wochen und Monaten Diskus-
ionen in den Städten und Gemeinden unserer Wahl-
reise und im ganzen Land führen.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube, dass Sie aufhetzen werden! So werden Sie das machen! Das ist unglaublich! Sie hetzen die Leute auf!)


Ich hetze nicht! Ich werde so reden wie heute. Auch
enn es Ihnen nicht gefällt: Wir werden in dieser Sache
it der Caritas, der Diakonie, der Arbeiterwohlfahrt und
it vielen anderen Organisationen der Sozialbewegung
eite an Seite stehen, um anzuprangern, was Sie mit die-
em Gesetz anrichten wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Viele von uns haben mit ihrer politischen Arbeit in

er Kommunalpolitik angefangen. Ich bin ohnehin der






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Meinung, dass einige Jahre Kommunalpolitik die beste
Ausbildung für ein Abgeordnetenmandat ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich frage Sie eines: Was haben Sie in der Kommunalpo-
litik eigentlich gelernt? Trauen Sie unseren Bürgermeis-
tern, Gemeinderäten und Kreistagen wirklich nicht zu,
dieses Problem – auch mit einer demokratischen Kon-
trolle – besser als die Bundesagentur zu lösen, die mit
vielen Kraken im Land arbeitet, die am Ende aber aus
Nürnberg und Berlin zentralistisch gesteuert werden?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie bekommen doch die Möglichkeit! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie krakeelen hier!)


Wenn wir in diesem Land in der Arbeitsmarktpolitik
vorankommen wollen, dann muss man sich fragen, wo
man besser entscheiden kann als gemeinsam mit dem
Handwerk, den Unternehmen, dem Einzelhandel und
den Gewerkschaften vor Ort.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gibt es doch schon!)


Welche Qualifizierung ist regional nötig? In welchen
Arbeitsmärkten gibt es Wachstumschancen? Sie können
regional doch besser steuern.

Ich sage Ihnen eines zur Ausschreibungspraxis der
Bundesagentur für Arbeit: Sie schreibt zentral aus und
erstellt große Lose. Ich stelle mir gerade vor, dass es
zentrale Ausschreibungen für die Beschäftigungsgesell-
schaften und große Lose gibt, wie wir das in der Vergan-
genheit erlebt haben. Liebe Leute, ihr veranstaltet ein
Chaos und die Leidtragenden sind die Schwächsten in
dieser Republik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das tun Sie nur, um Ihre zentralistische Idee aus Berlin
und Nürnberg, wie eine Krake in das Land hinein eine
ideologische Arbeitsmarktpolitik zu betreiben, umzuset-
zen.


(Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Und das bei den Grünen!)


In der Sache waren wir uns sehr einig. Weil wir bezüg-
lich der Organisationsstruktur aber so unterschiedlicher
Meinung sind, wird es einen schweren politischen Kampf
geben. Ich sage Ihnen, warum wir ihn in den nächsten
Wochen mit aller Schärfe führen werden: Meine Sorge ist,
dass Sie, wenn diese 35 000 bis 40 000 Stellen bei der BA
erst einmal geschaffen worden sind, damit in den letzten
zwei Jahren Ihrer Regierungstätigkeit eine Organisation
einführen werden, die wir anschließend nur ganz schwer
wieder kommunalisieren können. Ich befürchte, dass das
– deswegen sind wir dabei so engagiert – eine irrepa-
rable Maßnahme wäre.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind engagiert beim Torpedieren!)


Daher kann ich Ihnen nur sagen: Kehren Sie um, so-
lange noch Zeit dafür ist, nämlich bis zur dritten Lesung!
Ändern Sie das Grundgesetz! Sie würden sich wundern,

in
m
li
S
b
3
A
d
m
e
in

d
w
d
m
N
g
b
w
ic
t
m
lo

w
A

w
T

M
d
d

t

K
g
K
e
d

a
w
d
e
s

(C (D wie vielen Regionen der Republik sich tüchtige Komunalpolitiker und -politikerinnen mit den unterschiedchsten Parteibüchern dieser Aufgabe stellen würden. orgen Sie dafür, dass die Bundesagentur für Arbeit neen ihren heutigen 91 000 Beschäftigten nicht noch 0 000, 35 000 oder 40 000 zusätzliche Leute für diese ufgabe bekommt. In der ganzen Welt reden wir davon, ass die Einheiten kleiner und überschaubarer werden üssen. Sie machen genau das Gegenteil. Das kann ich infach nicht verstehen. Sie wissen ganz genau, dass Sie der Sache einen schweren Fehler machen. Die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und en Arbeitsämtern wird hier und da funktionieren, sie ird aber nicht mehr dazu führen – das ist das Entscheiende –, dass die Kommunen die Arbeitsmarktpolitik it unterschiedlichen Ideen und Innovationen gestalten. atürlich werden die kommunalen Beschäftigungsesellschaften vor Ort zunächst Verträge mit den Areitsämtern abschließen. Irgendwie wird die Aufgabe eiterlaufen. Dort, wo ich Verantwortung trage, werde h das auch befördern und nicht boykottieren. Im Kreisag wird sich aber kein Ausschuss mehr mit der Arbeitsarktpolitik beschäftigen. Es werden Innovationen verren gehen, eil Sie letzten Endes alles durch die Bundesagentur für rbeit erledigen lassen wollen. Das Optionsgesetz, das Sie uns heute vorschlagen, erden wir deswegen ablehnen, weil keine kommunale rägerschaft vorgesehen ist. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen alles in der Arbeitsgemeinschaft!)


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Unsinn!)


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ja, das ist es!)


it uns wird der Landrat niemals ein Organ der Bun-
esagentur für Arbeit werden. Das haben die Landräte in
iesem Land wirklich nicht verdient.
Schönen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510307700

Ich erteile Kollegen Hans-Werner Bertl, SPD-Frak-

ion, das Wort.

Hans-Werner Bertl (SPD):
Rede ID: ID1510307800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Man muss sich wirklich fra-
en, warum an Ostern auf einmal von Propheten und
raken gesprochen wird. Möglicherweise hat auch der
ine oder andere in den langen Nächten der Sitzungen
es Vermittlungsausschusses Wachträume gehabt.
Die Realität in diesem Land sieht Gott sei Dank ganz

nders aus. Die Frage der Augenhöhe wird glücklicher-
eise von verantwortlichen Kommunalpolitikern und
en Leitungsgremien der Bundesagentur für Arbeit
benfalls anders gesehen. Es ist eben nicht so, dass Men-
chen mit unterschiedlichen Besoldungsgruppen wie






(A) )



(B) )


Hans-Werner Bertl

A 16, B 4 oder B 5 nicht miteinander verhandeln und
Strukturen aufbauen könnten. Diese Strukturen sollen
dazu dienen, den Menschen in unserem Land, insbeson-
dere den Langzeitarbeitslosen kompetente Hilfe aus
einer Hand zu geben.

Gott sei Dank sieht die Landschaft in unserem Land
anders aus. Es gibt zwar unterschiedliche Kompeten-
zen, aber es gibt Kompetenzen. Bei den örtlichen Sozial-
hilfeträgern werden begleitende Beratung und Therapien
angeboten. Hinzu kommen Ortsnähe und Kenntnis der
Strukturen. Die Träger haben in der Vergangenheit be-
wiesen, dass sie Arbeitsmarktpolitik machen können.
Genauso existieren aufseiten der Bundesagentur für Ar-
beit regionale und überregionale Vermittlungsstrukturen,
mit denen Weiterbildung und Berufsvorbereitung orga-
nisiert sowie ärztliche und psychologische Dienste ange-
boten werden, die den Menschen zugute kommen.

Lieber Karl-Josef Laumann, dieses Parlament wäre
doch wirklich mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn
es uns nicht gelänge, diese beiden Kompetenzen zusam-
menzubringen, ohne uns im Gestrüpp zu verheddern, un-
ter welchen Bedingungen bzw. auf welcher Augenhöhe
diese Ebenen zusammenarbeiten. Die Strukturen, die wir
organisieren, ermöglichen es, durch Zusammenlegung
von Arbeitslosen- und Sozialhilfe umfassende Dienst-
leistungen in einer vollkommen anderen Struktur vor Ort
anzubieten.

Ich sage es noch einmal: Gott sei Dank gibt es nicht
nur in den 20Modellämtern positive Beispiele. Beam-
ten und Angestellten, Direktoren von Arbeitsämtern und
Mitarbeitern von Kommunen, Sozialdezernenten und
Oberbürgermeistern ist es wichtig, für die Menschen in
ihrer Stadt oder ihrem Kreis eine Struktur zu schaffen.
Schon seit Monaten sitzen Sozialdezernenten mit den
Leitern der Arbeitsagenturen zusammen. Sie haben bei-
spielsweise die Frage, wo sie sich zusammensetzen kön-
nen, über die wir lange diskutiert haben, längst geklärt.
Sie organisieren schon seit Monaten Weiterbildungs-
maßnahmen für ihre Mitarbeiter und richten sich darauf
ein, den Menschen kompetent und vor allen Dingen de-
zentral vor Ort ein Angebot zu unterbreiten, welches die
gesamte Klaviatur von Arbeitsmarktpolitik, die wir mit
den Hartz-IV-Reformen realisiert sehen wollen, umfasst.

Ich finde es erstaunlich, wenn hier immer von Zen-
tralismus und einer Krake, die das Land bedroht, ge-
sprochen wird.


(Dirk Niebel [FDP]: Ich mag Meeresfrüchte sogar!)


Den Menschen ist es letztendlich egal, ob Arbeitsge-
meinschaften oder Optionsmodelle zum Tragen kom-
men. Für die Menschen zählt schlicht und ergreifend,
dass sie im Gestrüpp von Sozialhilfeträgern und Arbeits-
ämtern nicht mehr hin- und hergeschickt werden. Für
eine junge Frau mit Kind ist es kein Trost, vom Arbeits-
amt zum Sozialamt geschickt zu werden, die Kinder-
betreuung zu organisieren, um dann möglicherweise
wieder zurückgeschickt zu werden. Erst dann steht sie
dem Arbeitsmarkt vielleicht zur Verfügung.

Sehen Sie denn nicht, dass die erforderlichen Struk-
turen der Hartz-IV-Reformen – jenseits aller Überlegun-

g
w
ä
w
D
g
g
z
k
s
B
d
w
l

u
d
d
S
g
m
b
d
d

D
W
c

d
g
D
l
s
v
Ü

(C (D en, wie wir das Ganze gesetzlich handhaben – von irklich motivierten Menschen sowohl in den Arbeitsmtern als auch in den Kommunen schon geschaffen orden sind? Sie sitzen bereits seit Monaten zusammen. abei gibt es zwischen Großstadt und Landkreis oft roße Unterschiede. Ich frage mich: Wie haben Sie es eschafft, eine derartige Angst vor diesen Regelungen u verbreiten? Viele Landräte fragen sich: Habe ich zuünftig noch eine Aufgabe? Wie werden die Finanztröme verteilt? Bei einem Gespräch mit so manchem ürgermeister eines Landkreises bekommt man ganz anere Antworten. Dort heißt es vielmehr: Ich weiß nicht, ie meine örtliche Arbeit demnächst über die Kreisumage strukturiert sein wird. Sie tun so, als ob diese Republik im Chaos versinkt nd die Apokalypse droht. In Wirklichkeit aber wird mit en Hartz-IV-Regelungen in diesem Land dafür gesorgt, ass die Kompetenzen in zwei Strukturen von sozialen icherungssystemen gebündelt werden. Ich sage Ihnen anz ehrlich: Mir ist vollkommen egal, ob sich Komune A oder Kreis B für das Optionsmodell oder die Areitsgemeinschaft entscheidet. Für mich ist wichtig, dass ie Fachleute vor Ort endlich zusammenarbeiten und für ie Menschen ein Angebot aus einer Hand zimmern. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


iese entscheidende Kompetenz wollen wir auf den
eg bringen. Dies werden wir mit diesem Gesetz errei-
hen.
Danke schön.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dirk Niebel [FDP]: Mit dem Gesetz nicht!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510307900

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf

en Drucksachen 15/2816 und 15/2817 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
er Gesetzentwurf auf Drucksache 15/2816 soll zusätz-
ich an den Haushaltsausschuss gemäß § 96 der Ge-
chäftsordnung überwiesen werden. Sind Sie damit ein-
erstanden? – Das ist der Fall. Dann sind die
berweisungen so beschlossen.
Ich rufe Tagesordnungspunkt 21 auf:

Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Zwölf-
ten Gesetzes zur Änderung des Arzneimittel-
gesetzes
– Drucksachen 15/2109, 15/2360 –

(Erste Beratung 82. Sitzung)

a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus-

schusses für Gesundheit und Soziale Siche-
rung (13. Ausschuss)

– Drucksache 15/2849 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Marlies Volkmer






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse


(8. Aus schuss)

– Drucksache 15/2850 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Waltraud Lehn
Dr. Michael Luther
Anja Hajduk
Otto Fricke

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort Kol-
legin Marlies Volkmer, SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Marlies Volkmer (SPD):
Rede ID: ID1510308000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hinter

dem technischen Titel des Gesetzes verbirgt sich ein in-
teressanter und bedeutsamer Inhalt. Denn wir ändern
heute nicht nur das Arzneimittelgesetz ein kleines biss-
chen, sondern wir geben der klinischen Arzneimittel-
forschung in Deutschland einen neuen Rahmen. Wir
überführen europäisches Recht in deutsches Recht und
wir verbessern die Bedingungen für die klinische Arz-
neimittelforschung in Deutschland.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Von den neuen Zustimmungs- und Genehmigungsver-
fahren wird der Pharmastandort Deutschland profitieren.
Kurze Fristsetzungen werden zu einer beschleunigten
Beurteilung beitragen. Europarechtliche Vorgaben wer-
den unter Berücksichtigung von Standortaspekten ausge-
schöpft.

Klinische Forschung findet im Spannungsfeld zwi-
schen Forschungsinteressen und dem Schutz von Pro-
banden statt. Hohe qualitative Anforderungen an die kli-
nische Forschung stehen dabei in keinem Gegensatz zu
industriepolitischen Zielen. Im Gegenteil: Ein hoher
Standard beim Probandenschutz und eine damit verbun-
dene gute Qualität der Forschung stärkt im internationa-
len Maßstab die Wettbewerbsfähigkeit, vor allem durch
ein stärkeres Vertrauen der Patientinnen und Patienten in
die Teilnahme an klinischen Studien. Das zeigt die Zu-
lassungspraxis am weltgrößten Pharmastandort, die Pra-
xis der US-amerikanischen Food and Drug Administra-
tion.

Dem Probandenschutz dient unter anderem die Ver-
besserung des Versicherungsschutzes. Ein hohes Schutz-
niveau wird dadurch erzeugt, dass künftig neben der
Genehmigung durch die Bundesoberbehörde eine zu-
stimmende Bewertung der Ethikkommission zwingend
notwendig ist, um eine klinische Prüfung zu beginnen.


(Beifall bei der SPD)

Es geht also nicht mehr, dass eine Studie auch im

Falle eines negativen Votums der Ethikkommission be-
gonnen werden kann.

f
K
s
g
b

K
m
k
b
w
d
V
l
h
S
K
d
s
d
a
h

p
n
a
w
n

g
d
i
z
E
M

e
W
s
b
t
i
e
I
d
d
k

B
n
z
v

k

(C (D Besonderen Schutzes bei klinischen Prüfungen bedüren nicht einwilligungsfähige Personen, darunter auch inder. Daher war es eine besonders schwierige Entcheidung, neue Regelungen zur Forschung an Kindern esetzlich zu verankern, um die Arzneimittelsicherheit ei Kindern zu verbessern. Ein Hindernis bei der Entwicklung spezifischer für inder und Jugendliche zugelassener Arzneimittel soll it der Einführung des Kriteriums der Gruppennützigeit beseitigt werden. Danach ist nicht nur der unmittelare individuelle Nutzen für eine klinische Prüfung notendig, sondern auch ein direkter Nutzen für die Gruppe er Patienten, die an derselben Krankheit leidet wie die ersuchsperson. Sie wissen, liebe Kolleginnen und Kolegen, dass wir diesen Punkt lange kontrovers diskutiert aben. Das ist auch verständlich. Denn auf der einen eite ist es ein berechtigtes Interesse von Eltern kranker inder, aber auch von Ärzten, den Zugang zu neuen Meikamenten und die Arzneimittelsicherheit zu verbesern, auf der anderen Seite wollen wir aber alle nicht, ass Kinder zu Versuchskaninchen werden. Ich meine ber, dass wir alle zusammen diesen Konflikt gut gelöst aben. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auf der einen Seite haben wir bewusst an der Grup-
ennützigkeit festgehalten, um alle Möglichkeiten zu
utzen, den riskanten Off-Label-Use von Erwachsenen-
rzneimitteln zu beenden. Auf der anderen Seite haben
ir alle Maßnahmen ergriffen, um die an Studien teil-
ehmenden Kinder wirkungsvoll zu schützen.
Deshalb haben wir im Gesetzgebungsverfahren klar-

estellt, was unter minimalen Risiken und Belastungen,
ie den Kindern zugemutet werden können, zu verstehen
st und was es heißt, dass der natürliche Wille des Kindes
u beachten ist. Hierbei sind wir den Empfehlungen der
nquete-Kommission „Ethik und Recht in der modernen
edizin“ gefolgt.


(Beifall bei der SPD)

Dem Schutz minderjähriger Probanden dient auch

ine Maßnahme, die neu im Gesetz verankert worden ist.
enn eine Ethikkommission eine Prüfung bewerten
oll, dann erhält sie von der zuständigen Bundesober-
ehörde alle relevanten Daten, die für die Bewertung nö-
ig und wichtig sind. Denn die Bundesoberbehörde hat
m Gegensatz zu den Ethikkommissionen Zugriff auf die
uropäische Datenbank, in der Informationen über den
nhalt, den Beginn, aber auch über die Beendigung und
en Abbruch von klinischen Prüfungen registriert wer-
en. Mit dieser Unterrichtungspflicht können unnötige
linische Prüfungen vermieden werden.
Auf Anregung der Kinderkommission des Deutschen
undestages haben wir die Bundesregierung gebeten,
ach einem Zeitraum von fünf Jahren zu überprüfen und
u berichten, wie sich die Änderungen zur Erprobung
on Arzneimitteln an Minderjährigen auswirken.
Vielfach wurde die Sorge geäußert, dass Universitäts-

liniken keine Therapieoptimierungsstudien mehr






(A) )



(B) )


Dr. Marlies Volkmer

durchführen könnten, weil sie durch das Gesetz in die
Rolle des Sponsors gelangten. Damit – so die Befürch-
tungen – würden sie Anforderungen und Verfahren un-
terliegen, die die Universitäten überfordern könnten.

Für die geforderten Ausnahmeregelungen stehen dem
Gesetzgeber aber nur begrenzte Möglichkeiten zur Ver-
fügung, da das europäische Recht hier eindeutig ist. The-
rapieoptimierungsstudien müssen denselben Qualitäts-
standards entsprechen wie andere klinische Studien
auch. Die bestehenden Möglichkeiten sollten freilich im
Rahmen der noch zu erlassenden Rechtsverordnung ge-
nutzt werden.

Uns ist es wichtig, dass Versicherte auch dann An-
spruch auf Leistungen der gesetzlichen Krankenversi-
cherung haben, in denen die medizinische Versorgung
im Rahmen einer Erprobung durchgeführt wird. Der Ge-
meinsame Bundesausschuss wird hier durch uns aufge-
fordert, eine entsprechende Anpassung der Arzneimittel-
richtlinien vorzunehmen.

Im Jahr der Innovationen erneuern wir das Arzneimit-
telgesetz. Das ist ein gutes Zeichen für die pharmazeuti-
sche Forschung in unserem Land. Eine starke Pharmain-
dustrie in Deutschland verbessert auch die medizinische
Versorgung der Patientinnen und Patienten.


(Detlef Parr [FDP]: Das sollten Sie immer beachten!)


– Das tun wir. – Durch die Einbindung der Ärzte in den
Entwicklungsprozess haben die Patientinnen und Patien-
ten früher Zugang zu innovativen Medikamenten.

Diese Maßnahmen fügen sich in die Bemühungen der
Bundesregierung zur Fortsetzung der langen Tradition
der Arzneimittelforschung und -entwicklung in Deutsch-
land ein. Die Taskforce zur Verbesserung der Standort-
bedingungen für die pharmazeutische Industrie, die im
Mai vorigen Jahres eingerichtet wurde, wird in Kürze ih-
ren Abschlussbericht vorlegen. Das Forschungsministe-
rium fördert seit dem Jahr 2000 klinische Forschung mit
insgesamt 280 Millionen Euro.

Ich bin davon überzeugt, das die 12. AMG-Novelle
zur Stärkung der pharmazeutischen Industrie in Deutsch-
land beitragen wird, indem die Verfahren reformiert, die
Arzneimittelsicherheit verbessert sowie ein umfassender
Probandenschutz gewährleistet werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510308100

Das Wort hat nun der Kollege Wolf Bauer, CDU/

CSU-Fraktion.

Dr. Wolf Bauer (CDU):
Rede ID: ID1510308200

Herr Präsident! Meine Damen! Meine Herren! Liebe

Kolleginnen und Kollegen! Mit der Verabschiedung der
12. AMG-Novelle wird bei der Umsetzung von EU-
Recht in nationales Recht die Chance vertan, den vor-
handenen Spielraum im deutschen Interesse auszuschöp-
fen. Ich sehe das völlig anders als meine Vorrednerin:
Das ist keine Stärkung. Wir hätten uns ganz anders ver-

h
d
t

w
e
f
m

H
s
Ä
p
n
r
g
w

u

K
E
l
b
d
s
V
h
a
m
E

z
D
P
c
K
w
d
s
t
d
n
u
r
n

d
G
l

Z
d
d
A

(C (D alten müssen, wenn wir in diesem Bereich etwas für en Pharmastandort Bundesrepublik Deutschland hätten un wollen. Obwohl es lange Zeit so ausgesehen hat, als könnten ir im Interesse der Sache einen gemeinsamen Gesetzntwurf vorlegen, haben die Koalitionsfraktionen in den ür uns wesentlichen Punkten nahezu keine Komproissbereitschaft gezeigt. (Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


inzu kommt, dass die Verhandlungen auch deshalb ge-
cheitert sind, weil man uns in letzter Minute mit einem
nderungsantrag konfrontiert hat, der rechtlich äußerst
roblematisch ist und der in seiner Tragweite nicht in-
erhalb von einer Woche zu erfassen war. Die Bundes-
egierung hat mit diesem Antrag die Einigungsbemühun-
en unnötig beschwert und letztendlich den Weg zu
eiteren Verhandlungen versperrt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Hier noch einmal die wesentlichen Argumente, die
ns veranlassen, dem Gesetzentwurf nicht zuzustimmen
einen Teil werde ich anführen, den anderen wird der
ollege Hüppe gleich noch vortragen –: Bereits in dem
ntschließungsantrag „Klinische Prüfung in Deutsch-
and entbürokratisieren“ haben wir unsere Vorstellungen
eispielsweise betreffend die Entbürokratisierung und
as gesamte komplexe Verfahren der Ethikkommis-
ionen dargelegt. Obwohl in der 12. AMG-Novelle das
otum einer Ethikkommission als ausreichend angese-
en wird, bestehen die Koalitionsfraktionen weiterhin
uf der Beteiligung der lokalen Ethikkommissionen. Da-
it ist das Problem des aufwendigen Verfahrens der
thikkommissionen nicht gelöst.
Weitere Kosten und Erschwernisse sind durch die de-

entrale Ansiedlung von Kontaktstellen zu erwarten.
as damit verfolgte Ziel einer persönlichen Beratung der
robanden wird ebenfalls nicht erreicht. Die entspre-
henden Ländereinrichtungen haben keine detaillierten
enntnisse über die klinischen Prüfungen. Sie kennen
eder Daten über Beginn, Verlauf und Beendigung noch
as Ergebnis einer klinischen Prüfung. Also müssten
ich die Länder bei einer Anfrage durch einen Prüfungs-
eilnehmer in aller Regel erst bei der zuständigen Bun-
esoberbehörde informieren, um überhaupt eine ver-
ünftige Antwort geben zu können. Damit entstehen ein
nnötiger Verwaltungsaufwand und eine Zeitverzöge-
ung, die weder im Interesse des Prüfungsteilnehmers
och im Interesse der beteiligten Behörden liegen kann.
Unter dem Aspekt der Verbesserung der Standortbe-

ingungen ist schließlich die Beibehaltung der expliziten
enehmigung für bestimmte Arzneimittel nicht förder-
ich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

war haben die Koalitionsfraktionen darauf verwiesen,
ass die Genehmigungsfrist höchstens 60 Tage beträgt,
ass die Genehmigung also früher erteilt werden kann.
ber angesichts der Erfahrung mit der Nachzulassung






(A) )



(B) )


Dr. Wolf Bauer

besteht die Gefahr, dass das BfArM die Bearbeitung
auch hier nicht bewältigen kann.

Ich möchte in diesem Zusammenhang zwei Sätze aus
dem Abschlussbericht der Kommission „Organisations-
strukturen und Verfahrensabläufe des BfArM“ zitieren:

Fehlende Gesamtkoordination der Zulassungs-
anträge führt zu langen Zulassungszeiten bei den
nationalen Zulassungsverfahren.

Weiter heißt es:
Die Experten arbeiten jedoch weitgehend unabhän-
gig voneinander und ohne sich zu fachübergreifen-
den Aspekten auszutauschen.

Auch wenn diese Aussagen im Zusammenhang mit
dem Zulassungsverfahren stehen, sind sie doch nicht ge-
eignet, das Vertrauen der Hersteller zu stärken, dass die
Bearbeitungszeit von höchstens 60 Tagen eingehalten
wird.

In der Anhörung erklärte der damalige Leiter des
BfArM, Professor Schwalm, dass 29,5 Stellen benötigt
werden, um die zusätzlichen Arbeiten des BfArM be-
wältigen zu können. Überaus spannend ist zu beobach-
ten, wie die Bundesregierung versucht, an das notwen-
dige Geld für diese Stellen zu kommen. Wie bereits
anfangs erwähnt, tauchte eine Woche vor Abschluss der
Beratungen im Gesundheitsausschuss plötzlich ein Än-
derungsantrag der Regierungskoalition auf, der die Ver-
jährungsfrist für die Gebührenerhebung des BfArM im
Nachzulassungsverfahren rückwirkend – ich betone:
rückwirkend – aufheben soll. Hier reicht uns die Aus-
sage des Justizministeriums, man habe keine Einwände,
nicht aus. Wir haben weder ein schriftliches Gutachten
des Justizressorts bekommen noch die Zeit gehabt, sel-
ber Sachverständige zu diesem Problembereich anhören
zu können.

Das BMGS selbst räumt in einem Schreiben an den
Ausschussvorsitzenden, an den Kollegen Kirschner, ein,
dass „es etwa im Rahmen eines konkreten Normenkon-
trollverfahrens zur verfassungsgerichtlichen Überprüfung
der geänderten Vorschrift kommen“ könnte. Weiter heißt
es: „Denkbar wäre auch eine Verfassungsbeschwerde,
die ein pharmazeutischer Unternehmer im Anschluss an
eine letztinstanzliche Entscheidung des Bundesverwal-
tungsgerichts erheben kann.“

Rechtssicherheit, ein ganz wichtiges Gut, kann
durch diese Regelung somit nicht erreicht werden. Viel-
mehr sind nach dieser Rechtslage weitere Klageverfah-
ren zu befürchten, die die personellen und finanziellen
Ressourcen des BfArM ebenfalls belasten und die Stel-
lenvorgaben wahrscheinlich nicht realisierbar machen.

In diesem Zusammenhang gibt es – das ist überaus in-
teressant – Indizien dafür, dass die Bundesregierung ei-
nen Kuhhandel dergestalt versucht hat, ein Entgegen-
kommen der Hersteller bei der Verjährung der
Gebührenerhebung des BfArM mit einem Entgegen-
kommen bei den Anforderungen an klinische Prüfungen
zu kompensieren.

D
n
k

r
r
d
l
s

A
M
S

k
s
n

D

a
C
I
d
d

n
l
R
r
d
r
w
t
b

g
w

(C (D (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für einen Kuhhandel ist das BMGS gar nicht zuständig! Das macht das BMVEL!)


as ist ein mehr als gefährliches Vorhaben. Wir können
ur begrüßen, dass es zu diesem Kuhhandel nicht ge-
ommen ist.
Ich komme auf den parlamentarischen Bereich zu-

ück. Uns gegenüber hat sich die Bundesregierung ge-
ade an dieser Stelle keinen Zentimeter bewegt, um auf
ie berechtigten Forderungen einzugehen. Schon das al-
ein ist Grund genug, im Zusammenhang mit diesem Ge-
etzentwurf keinen Kompromiss zu schließen.
Ich möchte am Schluss meiner Ausführungen an eine
ussage des neuen SPD-Parteivorsitzenden Franz
üntefering erinnern, die er am 11. Januar 2004 in der
endung „Sabine Christiansen“ gemacht hat:

Die Tatsache, dass die pharmazeutische Industrie in
den letzten Jahrzehnten aus Deutschland im We-
sentlichen rausgegangen ist, hat auch damit zu tun,
dass wir ihnen nicht genügend Möglichkeiten gege-
ben haben. Dass die Arbeitsplätze dann auch mitge-
hen, ist die Konsequenz daraus.

„Möglichkeiten“, das hat auch etwas mit Verlässlich-
eit zu tun. Ich kann nur an Sie appellieren, just in die-
em Sinne zu arbeiten und diesem Gesetzentwurf daher
icht zuzustimmen.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510308300

Nun hat Kollegin Birgitt Bender, Bündnis 90/
ie Grünen, das Wort.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1510308400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich

uf das Thema „Bemühungen um eine Einigung mit der
DU“ zu sprechen komme, möchte ich einiges zu den
nhalten dieses Gesetzes sagen. Ich glaube, daraus wird
eutlich, dass die CDU nicht wirklich gute Gründe hat,
ieses Gesetz abzulehnen.
Mit der 12. AMG-Novelle macht Deutschland zu-

ächst einmal seine Hausaufgaben: Wir setzen die Richt-
inie zur guten klinischen Praxis der EU um. Diese
ichtlinie war notwendig, weil es sehr unterschiedliche
echtliche Bestimmungen zur Arzneimittelforschung in
en EU-Mitgliedstaaten gab. Jetzt wird die Durchfüh-
ung multinationaler Prüfungen vereinfacht. Gleichzeitig
ird – das ist uns sehr wichtig – der Schutz der Patien-
innen und Patienten sowie der Probandinnen und Pro-
anden innerhalb der EU weiterentwickelt.
Im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens ist es gelun-

en – mich wundert, dass die CDU das so gar nicht zu
ürdigen weiß –, entscheidende Schritte weiterzugehen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Birgitt Bender

Man kann sagen, dass dieses Gesetz ein bedeutender
Schritt ist in Richtung einer Arzneimittelforschung und
-versorgung, die die bestehenden unterschiedlichen
Wirkungsweisen von Medikamenten bei Frauen, bei
Kindern und bei Jugendlichen tatsächlich berücksich-
tigt. Wir alle wissen: Bei etlichen Krankheiten, von de-
nen Kinder betroffen sind, gibt es keine Arzneimittel.
Möglich ist auch, dass Kindern nicht zugelassene Arz-
neimittel gegeben werden, obwohl man nicht weiß, wie
sie eigentlich wirken. Gleichzeitig gab es Anhalts-
punkte, dass in der Praxis – in einer rechtlichen Grau-
zone – an Kindern geforscht wird.

Jetzt schaffen wir in diesem Bereich Rechtssicher-
heit. Ich dachte eigentlich, die CDU habe hin und wieder
auch ethische Fragestellungen im Blick.


(Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Haben wir auch!)

– Ja, Herr Hüppe. Da sollten Sie einmal genauer hin-
schauen. – Nun wird nämlich klar, in welchen Fällen
eine gruppennützige klinische Arzneimittelforschung bei
Minderjährigen durchgeführt werden darf. Der Schutz
dieser Patientengruppe wird gestärkt:

Im Gesetz wird klargestellt, dass eine klinische For-
schung an gesunden Kindern nicht durchgeführt werden
darf.

Weiterhin haben wir klargestellt, dass der Wille eines
kranken Minderjährigen, an einer klinischen Forschung
nicht teilzunehmen, beachtet werden muss. Darunter fal-
len – das kommt eindeutig zum Ausdruck – auch nicht
sprachliche Äußerungen.

Außerdem ist diese Forschung nur dann erlaubt, wenn
die zusätzlichen Maßnahmen lediglich mit einem mini-
malen Risiko und einer minimalen Belastung verbunden
sind. Auch diese Begriffe haben wir klar definiert.

Wir haben eine zusätzliche Anforderung an die Ethik-
kommissionen gestellt. Eine Ethikkommission muss bei
Anträgen für klinische Forschung an kranken Minder-
jährigen kinderheilkundlichen Sachverstand hinzuzie-
hen, wenn sie ihn in der Kommission nicht schon hat.

Des Weiteren ist es jetzt möglich, Doppeluntersu-
chungen – das war ein wichtiges Thema bei der Anhö-
rung – zu vermeiden, weil eine Auskunftspflicht der
Bundesoberbehörde eingeführt wird. Die Behörde muss
die Ethikkommissionen über im europäischen Register
vorliegende Informationen zu ähnlichen Studien wie den
beantragten Studien unterrichten. Das ist wirklich im
besten Interesse der Patientinnen und Patienten.

Wir haben uns dafür stark gemacht, dass die Arbeit
der Ethikkommissionen – die Kommissionen erhalten
jetzt umfassendere Befugnisse und Aufgaben – evaluiert
wird. Wir werden uns also in einigen Jahren genauer an-
schauen, ob sich das tatsächlich bewährt hat.

Lassen Sie mich abschließend an die Adresse der
CDU/CSU sagen: Zwischen uns sind nicht die ethischen
Aspekte streitig geblieben; Ihnen ging es um das liebe
Geld. Wie schreiben Sie in einem Antrag? Ihnen geht es
dabei um die rückwirkende Erhebung von – wie Sie es
ausdrücken – bereits verjährten Gebührenansprüchen

i
p
v
s
F
d
n
t
w
s
d
w

w
g
t
r
t
I
i

W

s
S
a


d

v
U
g
s
P
M
n
A
t
n
F
l
c
w
g

(C (D m Nachzulassungsverfahren, die Beibehaltung der exliziten Genehmigung und die dezentrale Ansiedlung on Kontaktstellen. Nun sind das wahrlich keine ethichen Fragen wie etwa die Frage der gruppennützigen orschung an kranken Kindern oder die Frage, ob man ie Deklaration von Helsinki aufnimmt. Für Sie waren icht die ethischen, sondern die monetären Aspekte zenral. Sie wollten die Kassen der Pharmaindustrie ebenso ie die der Länder schonen. Das ist nun wirklich etwas chmalspurig gedacht, finde ich, zumal Sie den Probanen auch noch wohnortnahe Kontaktstellen vorenthalten ollen. Wenn sich der Nebel aus allem, was hier vorgebracht orden ist, etwas lichtet, wird man sehen: Wir haben ein utes Gesetz formuliert, ein Gesetz, das einerseits die Ineressen der Pharmaindustrie berücksichtigt, aber andeerseits gerade auch den Schutz der Probanden und Paienten im Auge hat. Einseitigkeit wäre fehl am Platze. ch hoffe, dass die CDU/CSU das bis zur Verhandlung m Vermittlungsausschuss auch noch erkennt. Danke schön. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510308500

Ich erteile Kollegen Detlef Parr, FDP-Fraktion, das
ort.


Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1510308600

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist

chon eine interessante Erfahrung, die wir in dieser
tunde machen: Die Bundesregierung ist offensichtlich
uf eine rote Strickjacke reduziert worden.


(Zuruf von der SPD: Schauen Sie mal! Sie ist hier in den Abgeordnetenreihen! – Marion Caspers-Merk [SPD]: Ich wollte Ihnen applaudieren! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Sie wissen doch genau: Von hier aus hat man mehr Rechte!)


Sehr nett, dass Sie mir zuhören und auch noch applau-
ieren wollen, Frau Caspers-Merk.
Schon in der ersten Lesung haben wir festgestellt: In

ielen Punkten der 12. AMG-Novelle sind wir uns einig.
nseres Erachtens sind einige wirklich gute Lösungen
efunden worden, so zum Beispiel in der Frage der For-
chungsmöglichkeiten bei nicht einwilligungsfähigen
ersonen. Der Gesetzentwurf besagt, dass der Wille von
inderjährigen, nicht an einer klinischen Prüfung teilzu-
ehmen, sei es durch verbale Äußerung oder sei es durch
nzeichen von Furcht oder Schrecken, strikt zu beach-
en ist. Die Anregung unseres Kollegen Kolb ist aufge-
ommen worden. Dafür herzlichen Dank. Mit dieser
ormulierung, so denken wir, ist eine sehr gute Grund-
age dafür geschaffen worden, dass Kinder und Jugendli-
he nicht vom medizinischen Fortschritt abgekoppelt
erden und ihnen dennoch der höchstmögliche Schutz
arantiert wird.






(A) )



(B) )


Detlef Parr

Es darf nicht sein, dass Minderjährige gegen ihren

Willen in eine klinische Prüfung kommen. Es darf aber
ebenso wenig sein, dass die Forschung an und die Ent-
wicklung von Arzneimitteln speziell für Minderjäh-
rige behindert wird. Kinder und Jugendliche müssen
dasselbe Recht auf eine adäquate, effiziente und sichere
Pharmakotherapie wie Erwachsene haben. Wir haben in
der letzten Legislaturperiode gemeinsam einen Antrag
verabschiedet mit dem Ziel, die medizinische Versor-
gung von Kindern und Jugendlichen zu sichern und zu
verbessern. Darin ist das nachdrücklich unterstrichen
worden.

Zu begrüßen ist auch, dass es weiterhin möglich sein
wird, Pflanzen oder Pflanzenteile zu importieren. Die
Chancen für naturheilkundliche Produkte dürfen nicht
durch restriktive Regelungen zur Herstellererlaubnis ge-
nommen werden. Die Vorschrift ist entsprechend umfor-
muliert worden.

Auch in anderen Bereichen hätten wir uns weniger
bürokratische Lösungen vorstellen können. So ist unse-
res Erachtens nicht nachzuvollziehen, Frau Kollegin
Bender, warum die Zahl der Krankheitsbilder erhöht
worden ist, bei denen eine explizite Genehmigung ein-
geholt werden muss. Aus unserer Sicht hat es in der Ver-
gangenheit keinerlei Probleme mit der impliziten Geneh-
migung gegeben. Deshalb hätte man es dabei belassen
sollen.

Ein weiterer Grund, warum wir den Gesetzentwurf
letztendlich doch noch ablehnen, liegt in der Vorlage ei-
ner Änderung durch die Regierungsfraktionen erst kurz
vor Abschluss des Gesetzes: die rückwirkende Ausset-
zung von Verjährungsfristen bei der Erhebung von
Gebühren im Rahmen der Nachzulassung. Kollege
Bauer hat darauf hingewiesen, dass das rechtlich nicht
haltbar ist, und ich stimme ihm ausdrücklich zu; das ist
auch aus unserer Sicht so. Sie versprechen sich offenbar
eine sichere Einnahmequelle für das BfArM. Das wird
aus unserer Sicht so nicht eintreten. Die betroffenen Fir-
men werden – das ist schon heute absehbar – klagen, ich
vermute, mit Erfolg. Deswegen tragen wir eine solche
Regelung nicht mit.

Letzte Bemerkung zu dem von Ihnen vorgelegten
Entschließungsantrag. Sie fordern die Bundesregierung
auf, in Abstimmung mit den zuständigen Landesbehör-
den die Wahrnehmung der Aufgaben durch die Ethik-
kommissionen zu beobachten, zu evaluieren und nach
drei Jahren einen Evaluierungsbericht vorzulegen. Das
hätten wir prinzipiell mittragen können. Was wir aber für
bedenklich halten und deshalb nicht mittragen können,
sind die in diesem Antrag formulierten Wertungen und
das damit verbundene Misstrauen gegenüber der Selbst-
verwaltung. Sie fragen nach Mängeln und zweifeln an,
dass die Ethikkommissionen ihre Bewertungen in Über-
einstimmung mit dem medizinisch-wissenschaftlichen
Erkenntnisstand getroffen haben. Das ist aus unserer
Sicht erneut Ausdruck des grundlegenden Zweifels der
Bundesregierung an der Arbeit von Selbstverwaltungen
und allem, was nicht staatlich ist.

a
l

C

B
l
h
s
G
S
E
E
s
h



n
H
T
s
m
d
l

n
s
A
k
K
l
A
u
c

B
p
z
u
l
n
a
B
e
d
b

(C (D So bedauern wir, dass wir trotz des konstruktiven Dilogs, den wir geführt haben, diesem Gesetzentwurf etztendlich doch nicht zustimmen können. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510308700

Ich erteile das Wort Kollegen Hubert Hüppe, CDU/
SU-Fraktion.


Hubert Hüppe (CDU):
Rede ID: ID1510308800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau
ender, ich will das an dieser Stelle noch einmal deut-
ich machen: Natürlich hat die Novelle des AMG eine
ohe bioethische Brisanz. Deswegen komme ich auf die-
es Thema hauptsächlich zu sprechen. Aus diesem
runde sind wir enttäuscht – auch das darf ich an dieser
telle sagen –, dass man den Empfehlungen der
nquete-Kommission – Frau Volkmer, Sie haben diesen
mpfehlungen in der Enquete-Kommission zuge-
timmt – wenn überhaupt, nur teilweise und auch nur
albherzig gefolgt ist.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Das stimmt nicht!)


Ich komme noch auf die einzelnen Punkte.
Natürlich ist gerade die Einführung des „Gruppen-

utzens“ bei Kindern ein sensibler Punkt. Es ist richtig,
err Parr, dass wir uns in dem Ziel einig sind, sichere
herapien gerade für Minderjährige, für Kinder zu
chaffen. Wir haben dort ein großes Problem, weil die
eisten Mittel für Kinder nicht zugelassen sind. Auch
as ist natürlich ein ethisches Problem. Deswegen wol-
en wir bessere und sichere Therapien für Kinder.
Aber ich sage hier auch ganz deutlich: Das wird sich

icht allein mit den Rahmenrichtlinien dieses AMG lö-
en lassen. Wir brauchen auch neue Möglichkeiten und
nreize für die Pharmaindustrie, sich um diese Dinge zu
ümmern. Es ist einfach so, dass die Gruppe der kranken
inder häufig zu klein ist, als dass sich teure Forschung
ohnen würde. Es ist ein Irrglaube, dass durch dieses
MG alle Probleme gelöst seien. Deshalb müssen wir
ns auf diesem Gebiet weiterhin viele Gedanken ma-
hen.
Natürlich habe ich noch immer Probleme mit dem
ereich und auch dem Begriff des so genannten Grup-
ennutzens, weil er beinhaltet, dass es sich um fremdnüt-
ige Forschung handelt. Allerdings handelt es sich hier
m einen etwas anderen Tatbestand; denn bei Kindern
ag, anders als bei nicht einwilligungsfähigen Erwachse-
en, die Einwilligungsfähigkeit nie vor. Deswegen ist,
uch auf Drängen der Union, erreicht worden, dass die
egriffe minimales Risiko und minimale Belastung
nger gefasst worden sind. Dafür bedanke ich mich an
ieser Stelle bei allen Parteien, die dazu beigetragen ha-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Erika Lotz [SPD]: Nicht mit fremden Federn schmücken!)







(A) )



(B) )


Hubert Hüppe

–„Nicht mit fremden Federn schmücken“ – wenn Sie un-
sere Änderungsanträge in diesem Bereich, die Sie alle
abgelehnt haben, genau gelesen hätten, wüssten Sie, dass
unsere Anträge wesentlich wasserdichter sind als Ihre.

Ich darf hier einen weiteren Punkt ausführen, nämlich
die Streichung des Halbsatzes in § 41 der Novelle, in
dem es hieß, dass praktisch jede klinische Prüfung er-
folgen dürfe, die „ihrem Wesen nach nur an Minderjähri-
gen“ durchführbar ist. Nachdem wir Sie immer wieder
auf diesen Punkt hingewiesen haben, hat es noch bis zur
letzten Minute gedauert, bis Sie bereit waren, diesen
Satz zu streichen. Ich bin dafür dankbar. Aber wenn Sie
sagen, dass Sie durch die Streichung die ethischen Prin-
zipien vertreten hätten, dann muss ich Ihnen sagen: Sie
haben diesen Halbsatz nur gestrichen, weil wir Sie so
lange gedrängt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Wäre dies nicht geschehen, wäre der Eindruck entstan-
den, dass an kranken Kindern fremdnützige Forschung
durchgeführt werden dürfte.


(Dr. Marlies Volkmer [SPD]: Das ist eine Unterstellung, Herr Hüppe! – Erika Lotz [SPD]: Falsch Zeugnis!)


– Alle, die an diesen Verhandlungen teilgenommen ha-
ben, wissen, Frau Volkmer, dass Sie zumindest in zwei
Sitzungen gesagt haben, dass der Satz im Gesetz stehen
bleiben soll, weil es vielleicht doch noch etwas geben
könnte, was gemacht werden soll. Erst in der letzten Sit-
zung haben Sie sich vom Gegenteil überzeugen lassen.


(Peter Dreßen [SPD]: Ihre Zeit ist abgelaufen!)

Es gibt noch einen anderen Punkt, der mir sehr wich-

tig ist. Das Prinzip in der Helsinki-Deklaration, dass
kranke Menschen als Studienteilnehmer nicht unbehan-
delt bleiben dürfen, haben Sie im Gesetz nicht so veran-
kert, wie wir es wollten. Wir wollten insbesondere in Be-
zug auf kranke Kinder klargestellt haben, dass im
Rahmen solcher Studien nicht auf die Standardtherapie
verzichtet werden darf, weil es sich nach unserer Mei-
nung eben nicht um ein minimales Risiko und nicht um
eine minimale Belastung handelt. Wenn Sie wirklich das
gewollt hätten, was in Ihrem Entschließungsantrag ent-
halten ist – Sie erwarten darin, dass man im Falle kran-
ker Kinder bei klinischen Studien nicht auf die Standard-
therapie verzichtet –, dann hätten Sie das in das Gesetz
schreiben müssen. Das hätte die Sicherheit gegeben, die
wir haben wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Der Bundestag ist ein Gesetzgebungsorgan. Er hat nicht
Erwartungen zu äußern, sondern er muss das, was ge-
wollt ist, in einem Gesetz regeln.

Es gäbe noch viele Dinge zu sagen. Ich will aber nur
noch einen letzten Punkt ansprechen. Wir wollen Arz-
neimittelsicherheit. Aber wir wollen auch sicherstellen,
dass keine Versuche durchgeführt werden, die es schon
gegeben hat. Wir haben auch hier eine konkrete Forde-
rung formuliert und ein nationales Register gefordert.
Wir haben in den Verhandlungen gesagt, dass wir Sie un-

t
m
s
g
I

u
m
g
I
s

D

d
s
d
A
f
D
s
d
w
E
B
D

u
E
l
e
s
i
n
n

D
s
s
t
M

o

d

1)
2)

(C (D erstützen, wenn es einen direkten Zugriff der Ehtikkomission auf das neu zu schaffende Register auf europäicher Ebene gibt. Diesem Vorschlag sind Sie nicht efolgt. Ich hätte gedacht, dass Sie in diesem Punkt in hrem Antrag deutlicher geworden wären. Sie sehen also: Wenn es um den Forschungsstandort nd wenn es um die Ethik geht, dann haben Sie manchal Probleme, im Einzelfall die notwendigen Regelunen dezidiert in einem Gesetz zu verankern. Wir lehnen hren Gesetzentwurf nicht nur aus forschungspolitichen, sondern auch aus ethischen Gründen ab. Vielen Dank fürs Zuhören. Kollegin Lötzsch hat ihre Rede zu Protokoll gegeben. amit schließe ich die Aussprache.1)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1510308900
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-

esregierung eingebrachten Entwurf eines Zwölften Ge-
etzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes. Es han-
elt sich um die Drucksachen 15/2109 und 15/2360. Der
usschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung emp-
iehlt unter Ziffer 1 seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 15/2849, den Gesetzentwurf in der Aus-
chussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
eratung mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/
ie Grünen angenommen.

Dritte Beratung
nd Schlussabstimmung. Dazu liegt eine persönliche
rklärung nach § 31 unserer Geschäftsordnung des Kol-
egen Wodarg vor.2) Ich bitte diejenigen, die dem Gesetz-
ntwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – Wer
timmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf
st mit den Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grü-
en gegen die Stimmen von CDU/CSU und FDP ange-
ommen.
Unter Ziffer 2 seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 15/2849 empfiehlt der Ausschuss, eine Ent-
chließung anzunehmen. Wer stimmt für diese Be-
chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit der gleichen
ehrheit wie soeben angenommen.
Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-

rdnung.
Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-

estages auf Mittwoch, den 28. April 2004, 13 Uhr, ein.
Ich wünsche Ihnen allen eine heitere Osterzeit.
Die Sitzung ist geschlossen.