Protokoll:
17140

insert_drive_file

Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 140

  • date_rangeDatum: 11. November 2011

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:03 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/140Inhaltsverzeichnis Antrag der Abgeordneten Klaus-Peter Flosbach, Dr. Michael Meister, Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Volker Wissing, Dr. Hermann Otto Solms, Björn Sänger, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Ratingagenturen besser regulieren (Drucksache 17/7638) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Antrag der Fraktion der SPD: Neuer Anlauf zur Finanzmarktregulierung erforderlich (Drucksache 17/7641) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Björn Sänger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Axel Troost (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Ralph Brinkhaus (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: a) Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara 16681 B 16681 C 16689 D 16691 B 16691 D 16692 B 16693 C 16695 B 16696 B 16697 C Deutscher B Stenografisch 140. Sitz Berlin, Freitag, den 11 I n h a l Absetzung des Zusatztagesordnungspunk- tes 14 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 28: Beschlussempfehlung und Bericht des Finanz- ausschusses zu dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP: Effektive Regulierung der Finanzmärkte nach der Finanzkrise (Drucksachen 17/6313, 17/7250) . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Z B a D G ti z d (D K P D R 16681 A 16681 B in Verbindung mit undestag er Bericht ung . November 2011 t : usatztagesordnungspunkt 10: eschlussempfehlung und Bericht des Finanz- usschusses zu dem Antrag der Abgeordneten r. Gerhard Schick, Fritz Kuhn, Dr. Thomas ambke, weiterer Abgeordneter und der Frak- on BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Einset- ung einer Kommission des Deutschen Bun- estages zur Regulierung der Großbanken rucksachen 17/7359, 17/7665) . . . . . . . . . . laus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . eer Steinbrück (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ichard Pitterle (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . 16681 C 16681 D 16683 D 16684 D 16687 A 16689 B Höll, Richard Pitterle, Dr. Axel Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Verlustverrechnung ein- II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 schränken – Steuereinnahmen sicher- stellen (Drucksache 17/5525) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Fi- nanzausschusses zu dem Antrag der Abge- ordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Auswege aus der Krise: Steuerpolitische Gerechtigkeit und Handlungsfähigkeit des Staates wie- derherstellen (Drucksachen 17/2944, 17/7555) . . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Mathias Middelberg (CDU/CSU) . . . . . . Dr. Barbara Höll (DIE LINKE) . . . . . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Thomas Gambke (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Nicolette Kressl (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Daniel Volk (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Freiherr von Stetten (CDU/CSU) . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Olav Gutting (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 30: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Waldstrategie 2020 Nachhaltige Waldbe- wirtschaftung – eine gesellschaftliche Chance und Herausforderung (Drucksache 17/7292) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cajus Caesar (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Petra Crone (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Christel Happach-Kasan (FDP) . . . . . . . . Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE) . . . . . . . Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Josef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Ulrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alois Gerig (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 31: a) Beratung der Großen Anfrage der Abge- ordneten Ulrich Kelber, Dirk Becker, Gerd Bollmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Klimadiplomatie der Bundesrepublik Deutschland (Drucksache 17/4705, 17/6861) . . . . . . . . b in Z A V w N P (D F A E M D K D J Z E C e S (D A M D F Z A H o G a p (D S 16700 B 16700 B 16700 C 16702 C 16703 C 16705 B 16707 D 16709 D 16711 C 16713 B 16714 D 16715 C 16716 B 16717 B 16718 D 16719 A 16720 A 16721 B 16723 A 16724 B 16725 B 16725 D 16726 D 16728 B ) Antrag der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, Kerstin Müller (Köln), Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Neue Initiative für transatlantische Koopera- tion in der Klima- und Energiepolitik (Drucksache 17/7356) . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Abgeordneten Dr. Hermann E. Ott, iola von Cramon-Taubadel, Hans-Josef Fell, eiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- IS 90/DIE GRÜNEN: China als wichtiger artner im Klimaschutz rucksache 17/7481) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rank Schwabe (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndreas Jung (Konstanz) (CDU/CSU) . . . . . va Bulling-Schröter (DIE LINKE) . . . . . . . ichael Kauch (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atherina Reiche, Parl. Staatssekretärin BMU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Matthias Miersch (SPD) . . . . . . . . . . . . . osef Göppel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 12: rste Beratung des von den Fraktionen der DU/CSU und FDP eingebrachten Entwurfs ines Gesetzes zur Wiedergewährung der onderzahlung rucksache 17/7631) . . . . . . . . . . . . . . . . . . rmin Schuster (Weil am Rhein) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ichael Hartmann (Wackernheim) (SPD) . . . r. Stefan Ruppert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . rank Tempel (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 13: ntrag der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, ans-Josef Fell, Ekin Deligöz, weiterer Abge- rdneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN: Euratom-Vertrag ändern – Atom- usstieg europaweit voranbringen – Atom- rivileg beenden rucksache 17/7670) . . . . . . . . . . . . . . . . . . ylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16728 B 16728 B 16728 C 16729 D 16731 A 16732 A 16733 B 16734 A 16735 A 16736 A 16736 D 16737 A 16738 D 16740 B 16741 C 16742 C 16742 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 III Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Bareiß (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . René Röspel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Wiedergewäh- rung der Sonderzahlung (Zusatztagesordnungs- punkt 12) Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16744 A 16745 A 16745 C 16746 A 16747 C 16749 A 16750 A 16751 B 16752 D 16753 A 16753 D 16755 B Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 16681 (A) ) )(B) 140. Sitz Berlin, Freitag, den 11 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 16753 (A) ) )(B) Pieper, Cornelia FDP 11.11.2011 Anlagen „man kann es ja mal versuchen“, gepaart mit einer auf- chen worden war? Die Antwort, so befürchte ich es, liegt bei dieser Bundesregierung, so wie in vielen anderen Be- reichen auch, in einer durchaus unheiligen Mischung aus einer Art hemdsärmeligem Populismus von der Sorte des Pflug, Johannes SPD 11.11.2011 Philipp, Beatrix CDU/CSU 11.11.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte A N d d d B le s c 4 s e Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.2011 Becker, Dirk SPD 11.11.2011 Bluhm, Heidrun DIE LINKE 11.11.2011 Bülow, Marco SPD 11.11.2011 Burkert, Martin SPD 11.11.2011 Daub, Helga FDP 11.11.2011 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 11.11.2011 Goldmann, Hans- Michael FDP 11.11.2011 Haustein, Heinz-Peter FDP 11.11.2011 Hintze, Peter CDU/CSU 11.11.2011 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.2011 Juratovic, Josip SPD 11.11.2011 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 11.11.2011 Dr. Koschorrek, Rolf CDU/CSU 11.11.2011 Krellmann, Jutta DIE LINKE 11.11.2011 Leidig, Sabine DIE LINKE 11.11.2011 Nestle, Ingrid BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.2011 Neumann (Bremen), Bernd CDU/CSU 11.11.2011 Nietan, Dietmar SPD 11.11.2011 Dr. von Notz, Konstantin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.2011 Petermann, Jens DIE LINKE 11.11.2011 P S S S D T D W W W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten nlage 2 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Wiedergewährung der Sonderzahlung (Zusatz- tagesordnungspunkt 12) Dr. Konstantin von Notz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN): Warum nicht gleich so? Diese Frage muss man er Regierungskoalition am heutigen Tage angesichts es vorliegenden Gesetzentwurfs zur Wiedergewährung er vollständigen gesetzlichen Sonderzahlung für die eamtinnen und Beamten des Bundes unweigerlich stel- n. Warum hat sich die Bundesregierung vor einem Jahr o dermaßen verrannt mit der Aufhebung der verspro- henen Anhebung des Weihnachtsgeldes für über 00 000 Beamtinnen und Beamte, dass sie heute gewis- ermaßen klein beigeben muss und sich nun doch an das rinnert, was der Beamtenschaft ohnehin fest verspro- loetz, Yvonne DIE LINKE 11.11.2011 chaaf, Anton SPD 11.11.2011 chlecht, Michael DIE LINKE 11.11.2011 eiler, Till BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 11.11.2011 r. Stinner, Rainer FDP 11.11.2011 ack, Kerstin SPD 11.11.2011 r. Wadephul, Johann CDU/CSU 11.11.2011 agenknecht, Sahra DIE LINKE 11.11.2011 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 11.11.2011 erner, Katrin DIE LINKE 11.11.2011 olff (Wolmirstedt), Waltraud SPD 11.11.2011 underlich, Jörn DIE LINKE 11.11.2011 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 16754 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 (A) ) )(B) fälligen Konzeptlosigkeit im Hinblick auf die differen- zierten Anforderungen des einzelnen Politikfeldes. Das Ergebnis dieser Politik verunsichert die davon unmittel- bar Betroffenen, verstärkt die schon sprichwörtliche Wut auf „die Politik“ und lässt am Ende das vermissen, was in der Sache erforderlich ist: die Gestaltung der Zukunft des öffentlichen Dienstes als einer tragenden Säule staat- licher Aufgabenerfüllung. Ich möchte gleich zu Anfang klarstellen, dass die grüne Fraktion die Wiederaufnahme der Sonderzahlung im Ergebnis grundsätzlich begrüßt. Die wichtige Arbeit der Bundesbeamtinnen und -beamten steht zentral für die Leistungsfähigkeit unseres Gemeinwesens. Die durch die Beamtenschaft ausgeübten staatlichen Aufga- ben realisieren gemeinwohlbezogene Ziele, die auch und gerade in einer nur schwer zu bändigenden Marktwirt- schaft – das zeigt uns gerade das Ausmaß der gegenwär- tigen Finanzkrise – von besonders hoher Bedeutung sind. Grund zu lautem Beifall bietet die isolierte Weih- nachtsgeldmaßnahme der Koalition jedoch mitnichten. Denn bei dem Gegenstand der heutigen Debatte handelt es sich weder um ein großzügiges Geschenk noch um die konsequente Umsetzung einer durchdachten Strategie, sondern bestenfalls – das ist zumindest zu hoffen – um einen Akt der späten Einsicht und um den reuigen Ver- such einer Wiedergutmachung. Dass Sie, liebe Kollegin- nen und Kollegen der Koalition, dabei den Populismus nicht lassen können, das bevorstehende Weihnachtsfest lässt grüßen, bestätigt allerdings, dass jegliche Milde Ih- nen gegenüber unangebracht erscheint. Und ob Sie da- mit, liebe Kolleginnen und Kollegen der Koalition, den vor über einem Jahr in diesem Hohen Hause begangenen Vertrauensbruch gegenüber den Beamtinnen und Beam- ten des Bundes und den damit verbundenen Vertrauens- verlust tatsächlich rückgängig machen können, wage ich zu bezweifeln. Ein Selbstläufer nach dem Motto „nun ist doch alles wieder gut“ ist das hier sicherlich nicht. Dazu ist Ihre Politik auch im Bereich des öffentlichen Dienstes viel zu unberechenbar und unkoordiniert. Man darf ge- spannt sein, mit welchen Überraschungen Sie im kom- menden Jahr aufwarten. Lassen Sie uns also kurz rekapitulieren, wie sich die Geschichte der sogenannten Besoldungsanpassung tat- sächlich zugetragen hat. Anfang Juni vergangenen Jah- res präsentierte die Bundesregierung ihre Version einer Haushaltskonsolidierung in Gestalt eines vorgeblichen 80-Milliarden-Euro-Sparpaketes. Der öffentliche Dienst war mit über 2 Milliarden Euro mitbetroffen. Die mit dem Sparpaket beabsichtigte Verringerung der Neuver- schuldung wurde nahezu unisono in ihrer sozialen Unausgewogenheit kritisiert. Sie trug und trägt die Handschrift einer Koalition, die Sozialhilfen und Fami- lienförderung streicht und eine Beteiligung der Besser- verdienenden ablehnt. Von Mövenpick mal ganz zu schweigen … Zu den berechtigten Kritikpunkten zählte auch die Streichung der versprochenen schrittweisen Wiederan- hebung der Weihnachtsgeldbezüge des öffentlichen Dienstes, ein eklatanter Wortbruch gegenüber den Ge- werkschaften, denen man im Rahmen der Großen Koali- ti z s a a s e d s m d S ru a g v „ z z te p s g d k im ö g m re m z e d g a g H F w tu g k g s c w g v R R n k L fe te In B le (C (D on 2005 eben diese Anpassung versprochen hatte, und war nicht von ungefähr. Denn diese hätten damals an- onsten einer Anhebung der Arbeitszeit um eine Stunde uf 41 Stunden ohne Ausgleich zustimmen müssen. Um lso dem geballten und berechtigten Zorn der Gewerk- chaften zu entgehen, versuchte die Bundesregierung in iner Nacht-und-Nebel-Aktion bereits zehn Tage nach er Verkündung des Sparpaketes, die entsprechende ge- etzliche Regelung per Protokollrede durch das Parla- ent zu bugsieren. Weil diese Trickserei misslang, kam er Innenausschuss in der im September 2010 erfolgten achverständigenanhörung in den Genuss einer Anhö- ng, bei der keiner der anwesenden Sachverständigen uch nur ein gutes Haar an der geplanten Weihnachts- eldkürzung ließ. Völlig zu Recht musste die Bundesregierung sich dort orhalten lassen, bei ihrem populistischen Angriff auf die Beamten“ einmal mehr übersehen zu haben, dass wei Drittel dieser Form der Einsparung bei der Sonder- ahlung die Beamten des einfachen und mittleren Diens- s treffen, und damit Gehaltsstufen, bei denen die ge- lanten Kürzungen schnell existenzielle Folgen nach ich ziehen. Damit zeigte sich die soziale Schieflage des roßen Sparpakets deutlich auch im Detail der Besol- ungsanpassung. Mit mangelnder Verlässlichkeit, Konzeptlosigkeit und leinmütiger Werkelei – so nannten wir Grüne es schon vergangenen Jahr – wird es nicht gelingen, den ffentlichen Dienst in diesem Lande zukunftsfähig zu estalten. Es sollte uns allen auch klar sein, dass Spar- aßnahmen, insbesondere bloßes Sparen um des Spa- ns willen und ohne das erforderliche soziale Augen- aß, nicht das Allheilmittel für einen modernen, ukunftsfähigen öffentlichen Dienst sind. Wie schon vor inem Jahr so möchte ich auch heute betonen, dass sich ie grüne Bundestagsfraktion in der Sache nicht starr da- egen verwahrt, dass man über Modifizierungen oder uch Kürzungen bei der Beamtenbesoldung und -versor- ung nachdenkt. Niemand kann insbesondere vor dem intergrund der äußerst unsicheren Haushalts- und inanzlage derartige Maßnahmen ausschließen, und es äre unaufrichtig, dies in pauschalisierender Weise zu n. Allerdings könnte dies immer nur vor dem Hinter- rund eines tragfähigen Konzepts erfolgen, das die Zu- unftsfähigkeit des öffentlichen Dienstes insgesamt auf- reift. Dabei müsste zum Beispiel die zunehmend chwerer begründbare Ungleichbehandlung der öffentli- hen Angestellten gegenüber den Beamten aufgegriffen erden, aber auch die dramatische Lage bei den Versor- ungsbezügen, die sich freilich auf Bundesebene noch ergleichsweise stabiler darstellt als auf Länderebene. ichtig ist zwar auch, dass der Besoldung eine wichtige olle als Motivator zukommt, auf die ohne Not eben icht zugegriffen werden sollte. Sie ist allerdings auch einesfalls der einzige Faktor, um sowohl eine hohe eistungsbereitschaft als auch die Attraktivität des öf- ntlichen Dienstes sicherzustellen. Denn zahlreiche Un- rsuchungen wie übrigens auch die unlängst bei uns im nenausschuss vorgestellte Studie zur Zufriedenheit der eamten der Bundespolizei – Strohmeier-Studie – zäh- n gleich eine ganze Reihe von Faktoren auf, denen aus Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 16755 (A) ) )(B) Sicht der betroffenen Beamtinnen und Beamten sogar eine größere Bedeutung für die berufliche Zufriedenheit zukommt als bloß der Entlohnung, darunter berufliche Rahmenbedingungen wie die Versetzungspolitik, der Schichtdienst, Beurteilungssysteme und die dienstliche Belastung insgesamt. Auch angesichts der globalen Konkurrenz um Fach- kräfte, der ständig wachsenden Bedeutung moderner In- formations- und Kommunikationstechnologie und des demografischen Wandels hierzulande werden wir auf Landes- wie auf Bundesebene nicht daran vorbeikom- men, ernsthaft und systematisch über eine Anpassung oder sogar grundlegende Reform des öffentlichen Diens- tes nachzudenken. Entscheidend wird dabei sein, dass man das Ziel nicht aus den Augen verliert, die Attrakti- vität des öffentlichen Dienstes für die Menschen – sei es als Dienstleister oder als Arbeitgeber – zu erhalten bzw. zu fördern. Der Chor der Sachverständigen bei der Anhörung im September des letzten Jahres, verehrte Kolleginnen und Kollegen der Koalition, ist bei meiner Fraktion jeden- falls nicht verhallt. Einhellig wurde damals von einem Wort-, einem Vertrauensbruch im Hinblick auf das Vor- haben, die hälftige Suspendierung der Sonderzahlung zu verlängern, gesprochen. Wenn Sie schon damals nicht auf unsere Kritik bei der Einbringung des Gesetzent- wurfs über die Anpassung der Besoldungs- und Versor- gungsbezüge gehört hatten, so hätten Sie doch spätestens nach der damaligen Anhörung von Ihrem Vorhaben Ab- stand nehmen müssen. So hätten wir uns die heutige konkrete Debatte zwar sparen können. Die strukturellen Probleme bleiben uns jedoch erhalten, samt einer Regie- rung, die weder fähig noch willens ist, diese anzugehen. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 889. Sitzung am 4. No- vember 2011 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- satz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Zweites Gesetz zur Änderung des Agrarstatistik- gesetzes – Neuntes Gesetz zur Änderung des Bundesvertrie- bengesetzes – Achtes Gesetz zur Änderung des Stasi-Unterla- gen-Gesetzes – Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und An- erkennung im Ausland erworbener Berufsqualifi- kationen Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, bereits vor den im Gesetz geregelten Evaluationsfristen den Vollzug in geeigneter Weise kontinuierlich zu beobachten und b g w v v L e e c s a d d li – – ß u te ti E n fe le E g u fa w s v b s tu w d D tu je re R V v (C (D ei offensichtlichem Anpassungsbedarf unverzüglich esetzgeberisch tätig zu werden. Begründung: Die Verbesserung der Anerkennung von im Ausland er- orbenen Berufsqualifikationen ist ein gemeinsames Ziel on Bund und Ländern aus dem Dresdner Bildungsgipfel on 2008. Darüber hinaus haben die Regierungschefs der änder Ende 2010 für die beschleunigte Schaffung von inheitlichen und unbürokratischen Regelungen der An- rkennungsverfahren von Bund und Ländern ausgespro- hen. Das Gesetz enthält eine Reihe von Regelungen, die ich in der Praxis bewähren müssen. Einem möglichen us der Umsetzungspraxis erkennbaren Anpassungsbe- arf (z. B. im Bereich der Nachqualifizierung und bei er Frage eines Beratungsnetzwerkes) sollte daher mög- chst rasch abgeholfen werden. Gesetz zur Änderung des Seesicherheits-Untersu- chungs-Gesetzes und zur Änderung sonstiger schifffahrtsrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Änderung des Beherbergungsstatistik- gesetzes und des Handelsstatistikgesetzes sowie zur Aufhebung von Vorschriften zum Verfahren des elektronischen Entgeltnachweises Ferner hat der Bundesrat die nachstehende Entschlie- ung gefasst: Der Bundesrat fordert die Bundesregierung dazu auf, mgehend zu prüfen, welche Daten auch nach Inkrafttre- n des Gesetzes zur Änderung des Beherbergungsstatis- kgesetzes und des Handelsstatistikgesetzes sowie zur inführung von Vorschriften zum Verfahren des elektro- ischen Entgeltnachweises noch einer Löschung bedür- n, und hierzu die erforderlichen Gesetzentwürfe vorzu- gen. Im Rahmen der Bundestagsberatungen wurde der ntwurf eines Gesetzes zur Änderung des Beherber- ungsstatistikgesetzes und des Handelsstatistikgesetzes m weitere Artikel ergänzt, mit denen das ELENA-Ver- hren eingestellt und die Rechtslage wiederhergestellt ird, die vor der Einführung des ELENA-Verfahrens be- tanden hat. Artikel 4 Nummer 12 des Gesetzes sieht or, dass alle Daten, die nach den §§ 96, 97 sowie 99 is 102 SGB IV in der Zeit bis zum Inkrafttreten des Ge- etzes an die Zentrale Speicherstelle und an die Registra- r Fachverfahren übermittelt wurden und gespeichert erden, sowie alle sonstigen im Zusammenhang mit em ELENA-Verfahren entstandenen und gespeicherten aten von der Zentralen Speicherstelle und der Registra- r Fachverfahren unverzüglich zu löschen sind. Im Rahmen des ELENA-Verfahrens wurden von den weils zuständigen Rentenversicherungsträgern be- its Versicherungskonten für Beamte, Soldaten und ichter angelegt, die nach Beendigung des ELENA- erfahrens nicht mehr benötigt werden. Laut ersten orläufigen Schätzungen der Deutschen Rentenversi- 16756 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 140. Sitzung. Berlin, Freitag, den 11. November 2011 (A) (C) )(B) V cherung Bund handelt es sich um rund 120 000 Versi- cherungskonten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch bei anderen Behörden Daten im Rahmen des ELENA-Ver- fahrens gespeichert worden sind, die nicht mehr benötigt werden. – Gesetz zu dem Abkommen vom 21. Oktober 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Großherzogtum Luxemburg über die Er- neuerung und die Erhaltung der Grenzbrücke über die Mosel zwischen Wellen und Grevenmacher Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- geteilt, dass sie die Anträge Kirgisistan unterstützen – Den Frieden sichern auf Drucksache 17/3202 sowie Investitionen in Antipersonenminen und Streumuni- tion gesetzlich verbieten und die steuerliche Förde- rung beenden auf Drucksache 17/4697 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausgabe bei Kapitel 08 13 Titel 699 31 – Abschließende Leistung zur Abgeltung von Härten in Einzelfällen bis zu einer Höhe von 44,5 Mio. Euro – Drucksachen 17/7251, 17/7417 Nr. 8 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Rechtsausschuss Drucksache 17/6010 Nr. A.3 Ratsdokument 9324/11 Drucksache 17/6407 Nr. A.6 Ratsdokument 9361/11 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/6985 Nr. A.54 Ratsdokument 11356/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.55 Ratsdokument 11946/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.56 Ratsdokument 12635/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.57 Ratsdokument 13189/11 Finanzausschuss – Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Steuerbegünstigung für Biokraftstoffe 2010 – Drucksachen 17/6928, 17/7085 Nr. 2 – Haushaltsausschuss – Beratung der Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2011 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Offsetdrucker ertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln (D Drucksache 17/6985 Nr. A.58 Ratsdokument 13195/11 Drucksache 17/6985 Nr. A.59 Ratsdokument 13336/11 Drucksache 17/7260 Nr. A.4 Ratsdokument 13887/11 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/6407 Nr. A.27 EP P7_TA-PROV(2011)0261 Drucksache 17/6985 Nr. A.71 Ratsdokument 12600/11 ei, Bessemerstraße 83–91, 1 , Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de 140. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 28, ZP 8–10 Regulierung der Finanzmärkte TOP 29Steuerpolitik TOP 30Waldstrategie 2020 TOP 31, ZP 11 Internationale Klimapolitik und Klimadiplomatie ZP 12 Wiedergewährung der Sonderzahlung ZP 13Europaweiter Atomausstieg Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714000000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich
begrüße Sie herzlich zur 140. Sitzung des Deutschen
Bundestages.

Vor Eintritt in die Tagesordnung darf ich Sie darauf
aufmerksam machen, dass die für heute verlangte
Aktuelle Stunde zu den Steuersenkungsplänen der Bun-
desregierung entgegen der Ankündigung nicht stattfin-
det. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat diesen An-
trag zurückgezogen.

Der Ältestenrat hat sich in seiner gestrigen Sitzung
darauf verständigt, während der Haushaltsberatungen
in unserer nächsten Sitzungswoche ab dem 22. Novem-
ber, wie es unserer ständigen Übung entspricht, keine
Befragung der Bundesregierung, keine Fragestunde und
keine Aktuellen Stunden durchzuführen. Darf ich hierzu
Ihr Einverständnis feststellen? – Das ist offensichtlich
der Fall. Dann können wir so verfahren.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 28 sowie die Zu-
satzpunkte 8 bis 10 auf:

28 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

Z

Z
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und
FDP

Effektive Regulierung der Finanzmärkte nach
der Finanzkrise

– Drucksachen 17/6313, 17/7250 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ralph Brinkhaus
Dr. Carsten Sieling
Björn Sänger

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Klaus-
Peter Flosbach, Dr. Michael Meister, Peter
Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU

(C (D ung . November 2011 1 Uhr sowie der Abgeordneten Dr. Volker Wissing, Dr. Hermann Otto Solms, Björn Sänger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Ratingagenturen besser regulieren – Drucksache 17/7638 – P 9 Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Neuer Anlauf zur Finanzmarktregulierung erforderlich – Drucksache 17/7641 – P 10 Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Finanzausschusses dem Antrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Schick, Fritz Kuhn, Dr. Thomas Gambke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Einsetzung einer Kommission des Deutschen Bundestages zur Regulierung der Großbanken – Drucksachen 17/7359, 17/7665 – Berichterstattung: Abgeordnete Björn Sänger Dr. Gerhard Schick Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die Aussprache 75 Minuten vorgesehen. – Ich höre keinen Widerspruch. Also verfahren wir so. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst der Kollege Flosbach für die CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben in den letzten drei, vier Jahren drei Krisen nacheinander erlebt: zunächst eine Bankenkrise, dann eine Weltwirtschaftskrise und anschließend eine Staatsschuldenkrise. Wir können heute im Jahr 2011 festhalten: Wir sind froh darüber, dass wir diese Bundesregierung haben, die mit weiteren Stabilitätsmaßnahmen entschlossen diese Krise angeht. Sie wird zwar nicht von der Opposition, aber von ausländischen Besuchern immer Klaus-Peter Flosbach )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1714000100




(A) )

wieder als der Stabilitätsanker, als die Stabilitätsgarantie
in Europa angesehen. Deswegen ein Dank an die Bun-
desregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das war nicht immer so. Gerade in den Jahren von
2002 bis 2005 wurde Deutschland gemeinsam mit
Frankreich immer als Defizitsünder bezeichnet. Damals
wurde vier Jahre in Folge der Stabilitätspakt gebrochen;
das ist nach wie vor verheerend. Die heutige Staatsschul-
denkrise ist nicht denkbar ohne das Verhalten von Rot-
Grün in jenen Jahren. Das wird Ihnen noch lange anhän-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


2005 ist Angela Merkel Bundeskanzlerin geworden.
Gemeinsam mit dem damaligen Koalitionspartner SPD
wurde geplant, dass bis 2010/2011 ein Haushaltsaus-
gleich erfolgen soll. Das war der richtige Weg. Dann
kam es im Jahr 2007 zur Schieflage der IKB, der Indus-
triekreditbank; ein Jahr später wurde durch den Zusam-
menbruch von Lehman Brothers eine Finanzkrise ausge-
löst, die alle Kräfte gefordert hat. An den Märkten
wurden immer größere Risiken eingegangen. Es wurde
nicht mehr nachhaltig finanziert. Kurzfristige und lang-
fristige Finanzierungen wurden gegeneinander ausge-
tauscht, und damit wurden enorme Risiken ausgelöst.
Gerade der Handel mit Wertpapieren hat zu der Erkennt-
nis geführt, dass nicht länger von nachhaltigen Wertpa-
pieren gesprochen werden konnte, sondern von Schrott-
papieren gesprochen werden musste. Dabei denke ich an
die Hypo Real Estate und auch an die Landesbanken.

Vor zwei Jahren ist die christliche und liberale Koali-
tion an die Regierung gekommen.


(Lachen bei der SPD – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss ihm erstmal einfallen, dass es christlich-liberal heißt!)


Seitdem halten wir an dem Grundsatz fest, dass kein
Markt, kein Produkt und auch kein Akteur unreguliert an
den Finanzmärkten agieren soll. Was wir in diesen zwei
Jahren erreicht haben, ist deutlich mehr als das, was die
SPD unter Führung eines SPD-Finanzministers in elf
Jahren erreicht hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Das ist ja ein Witz!)


Gestern hat die Bundesbank ihren Stabilitätsbericht
vorgelegt. Darin hat sie deutlich gemacht, dass die
Schuldenbremse eines der entscheidenden Merkmale ist,
das – nachdem es in Deutschland etabliert wurde – auch
in anderen europäischen Ländern eingeführt werden
muss.

Seit Beginn der Finanzkrise haben wir immer einen
besonders hohen Wert auf eine nachhaltige Eigenkapital-
unterlegung bei Banken gelegt. Eigenkapital ist das
wichtigste Instrument, um Verluste auszugleichen und
um widerstandsfähig zu sein. Sowohl der Euro-Gipfel
als auch der Europäische Rat haben deutlich gemacht,
dass die 100 größten europäischen Banken – darunter die
13 größten deutschen Banken – deutlich intensiver mit

E
h
1
8
d
m
B
M
D
tu

n
n
E
o
ra
ru
u
a
m
s
g
d

m
n
A
k
a

e
K
g
P
a
z
g
w
u

In
S
tu
li
d
a
re
c
n
u
ti
g
fa
tu

g

(C (D igenkapital unterlegt werden müssen. Die Bundesbank at gestern festgehalten, dass die Eigenkapitalquote der 3 größten deutschen Banken von 2008 bis 2011 von ,1 Prozent auf 13,1 Prozent angehoben wurde. Auch er Gipfel in Cannes in der letzten Woche hat noch einal deutlich gemacht, dass die großen systemischen anken deutlich mehr Eigenkapital unterlegen müssen. an fordert zusätzlich 1,5 Prozentpunkte Kernkapital. as ist wichtig; denn es ist von entscheidender Bedeung für die Stabilisierung der Finanzmärkte. Dennoch wissen wir natürlich nicht, was in den ächsten Jahren auf uns zukommen wird. Wir können icht in die Zukunft blicken. Die Koalition war jedoch in uropa wegweisend auf dem Gebiet der Abwicklung der Restrukturierung von Banken, die in Schieflage geten. Dazu haben wir das sogenannte Restrukturiengsgesetz umgesetzt. Das heißt: Wir können Banken mbauen, wir können sie retten, aber wir können sie uch abwickeln. Wichtig ist, dass die Aufsicht deutlich ehr Eingriffsrechte erhält. Auch hier sind wir mit die er Koalition in Europa wieder führend, wenn es darum eht, die Umsetzung dieser Maßnahme auch von den aneren Ländern zu fordern. Wir beschäftigen uns seit einigen Jahren sehr intensiv it den Aufsichtssystemen. Es gibt inzwischen ein eues europäisches Aufsichtssystem, nämlich einen usschuss für Systemrisiken. Auch die Bereiche Banen, Versicherungen und Wertpapiere stehen unter einer nderen Form der Beobachtung. Im Bereich der Ratingagenturen haben wir über die uropäische Wertpapieraufsichtsbehörde erstmals eine ontrolle eingeführt. Am Montag fand ein Finanzkonress zum Thema Ratingagenturen statt. Herr Sanio als räsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsufsicht hat deutlich gemacht, dass es hier nach wie vor u wenig Regulierung gibt. Wenn wir weltweit nur drei roße Ratingagenturen haben, dann müssen sie genauso ie die großen systemischen Banken behandelt werden nd einer deutlich schärferen Kontrolle unterliegen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


der letzten Nacht haben wir einen Skandal erlebt:
tandard & Poor’s hat Frankreich aufgrund eines Irr-
ms, wie es heißt, für zwei Stunden herabgestuft, natür-
ch gefolgt von den entsprechenden Verwerfungen an
en Märkten. Wir von der Union und auch von der Ko-
lition haben deutlich gemacht, dass wir in diesem Be-
ich eine deutliche Verschärfung brauchen. Wir brau-

hen ein größeres internes Rating bei den Banken, nicht
ur das externe Rating der Ratingagenturen. Wir sollten
ns auch intensiv mit dem Thema der Haftung von Ra-
ngagenturen beschäftigen. Im geschilderten Fall ist
rob fahrlässig gehandelt worden. Wir brauchen bei grob
hrlässigem Verhalten oder bei Vorsatz der Ratingagen-
ren eine klare Haftung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es wird gerne argumentiert, dass viele Probleme ei-
entlich nur international zu lösen sind. Aber ich denke,





Klaus-Peter Flosbach


(A) )


)(B)

wer hier in Europa am Finanzmarkt tätig werden will,
der muss sich an die europäischen Regeln halten; wer
hier in Deutschland tätig werden will, der muss sich an
die deutschen Regeln halten. Wir sind kritisiert und teil-
weise belächelt worden, als wir das Verbot ungedeckter
Leerverkäufe durchgesetzt haben. Es hat für kurze Zeit
auch unter dem SPD-Finanzminister ein Verbot unge-
deckter Leerverkäufe gegeben; aber wir sind weiter
gegangen: Wir haben ein Verbot des Handels mit un-
gedeckten Leerverkäufen ausgesprochen – hochspekula-
tive Wetten auf fallende Kurse von Wertpapieren, ohne
dass sie im Eigentum sind –, und zwar nicht nur bei Ak-
tien, sondern auch bei Staatsanleihen und Kreditver-
sicherungen. Auch das war ein Alleingang von uns; aber
wir sind sehr froh, dass der Europäische Rat, die Euro-
päische Kommission und auch das Europäische Parla-
ment dies inzwischen übernommen haben. Ich kann nur
sagen: Hier sieht man deutlich, wie viel Mut und Weit-
sicht diese Bundesregierung gezeigt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir können eine ganze
Liste weiterer regulierender Maßnahmen ansprechen,
die in der Zwischenzeit ergriffen worden sind, ob es die
Durchsetzung transparenter Vergütungssysteme und ei-
ner langfristigen Ausrichtung der Vergütungen bei Fi-
nanzinstituten oder die Einführung eines Selbstbehalts
der Banken von 5 Prozent oder demnächst 10 Prozent
bei Verbriefungen, beim Weiterverkauf von Krediten, ist.
Wir haben beim Anlegerschutz – mit dem Anleger-
schutzverbesserungsgesetz – und auch bei den Finanz-
vermittlern und den Vermögensanlagen deutliche Ver-
schärfungen durchgeführt. Mein Kollege Brinkhaus
bezeichnet das, was wir hier durchgeführt haben, immer
als „Quantensprung im Verbraucherschutz“.

Dennoch wird es wichtig sein, auf internationaler
Ebene sehr intensiv zusammenzuarbeiten. Das größte
Problem – das ist auch in Cannes deutlich geworden –
sind die Schattenbanken, der unregulierte Bereich am Fi-
nanzmarkt. Es heißt, in Deutschland seien etwa 10 Pro-
zent des Finanzmarktes unreguliert. Hier werden wir in
wenigen Wochen mit dem Gesetz gegen die Geldwäsche
einen weiteren entscheidenden Schritt tun. Es ist aber
auch sehr wichtig, dass wir die anderen Länder betrach-
ten. Beispielsweise spricht man im Falle der USA von
einem unregulierten Markt, der größer ist als der regu-
lierte Markt.

Wir müssen sehen, was wir kurzfristig in Europa zu
erledigen haben. Der wichtigste Punkt ist meines Erach-
tens der außerbörsliche Derivatehandel, der auf die Platt-
formen der Börsen gebracht werden muss.

Wir sollten bei all diesen Maßnahmen immer beach-
ten: Was muten wir dem regulierten Markt zu? Was mu-
ten wir den anderen zu? Der regulierte Markt, gerade der
Bankenbereich, wird jetzt durch die höheren Eigenkapi-
talforderungen belastet; das brauchen wir aber. Wir be-
lasten die Banken auch mit der Bankenabgabe. Wir ste-
hen zur Finanztransaktionsteuer, die wir umsetzen
wollen, auch wenn es hier noch Widerstände gibt,

n
U
ro

s
d
P

li
H

W
g
s
J

d
d
w

F

g
S
b
in
m
G

E
e
R
g
re
a

(C (D (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Bei der FDP gibt’s die!)


icht nur im internationalen Bereich – ich denke an die
SA und Großbritannien –, sondern auch in anderen eu-
päischen Staaten wie beispielsweise den Niederlanden.

Frau Lautenschläger-Peiter hat gestern in einer Pres-
emitteilung geäußert, dass sie keinerlei Hoffnung hat,
ass ein Trennbankensystem in Deutschland irgendein
roblem lösen werde.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714000200

Herr Kollege!


Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1714000300

Ich komme zum Ende, Herr Präsident. – Ich bitte Sie,

ebe Kolleginnen und Kollegen der SPD, nicht mit der
olzhammermethode an dieses Thema heranzugehen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aber auch nicht mit Wattebäuschchen!)


ir werden sicherlich viele Ihrer angesprochenen Fra-
en aufgreifen. Aber Ihr heutiger Antrag enthält im We-
entlichen die Maßnahmen, die wir in den letzten zwei
ahren umgesetzt haben,


(Peer Steinbrück [SPD]: So ein Unsinn!)


ie wir auf der Tagesordnung haben und die derzeit auf
en internationalen Konferenzen gemeinsam behandelt
erden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714000400

Peer Steinbrück ist der nächste Redner für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Peer Steinbrück (SPD):
Rede ID: ID1714000500

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

en! Es mutete rührend bis hilflos an, Herr Flosbach, wie
ie hier versucht haben, Geschichtsklitterung zu betrei-
en. Es war eine rot-grüne Bundesregierung, die als erste
den internationalen Gremien das Thema der Finanz-
arktregulierung aufgegriffen hat, vor allen Dingen in
leneagles.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Sie waren ja Finanzminister! Das mussten Sie doch auch! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Mein Gott, was sind Sie überheblich!)


s war eine Große Koalition, die dieses Thema sehr viel
hrgeiziger, insbesondere während der deutschen EU-
atspräsidentschaft und der G-7-Präsidentschaft, voran-
etrieben hat. Demgegenüber nimmt sich die Bilanz Ih-
r Koalition in den letzten zwei Jahren ziemlich dünn

us – das war wenig ehrgeizig.





Peer Steinbrück


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Dann listen Sie mal auf! Listen Sie mal auf – von elf Jahren SPD!)


Der Antrag, den Sie vorgelegt haben, lässt sich an In-
haltslosigkeit nicht übertreffen. Er steht in absolutem
Gegensatz zu dem Selbstlob, das Sie hier verteilt haben.


(Zuruf von der FDP: Wie oft haben Sie diese Rede schon gehalten?)


Wenn ich Ihren Antrag lese, komme ich zu dem Schluss,
dass er dem Muster folgt: Eine gute Grundlage ist die
beste Voraussetzung für eine solide Basis. – Das ist alles,
was Sie sagen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Ihr Antrag ist ein Plagiat von unserem!)


Jede Übertreibung, jeder Exzess, jede Maßlosigkeit
schafft sich eine Gegenbewegung. Diese Gegenbewe-
gung können wir zunehmend öffentlich durch die derzei-
tigen Demonstrationen beobachten. Diese Gegenbewe-
gung, diese Demonstrationen sind die Reaktion darauf,
dass die Zustände auf den Finanzmärkten Exzesse her-
vorgebracht und viele Gesellschaften sowie viele Länder
an den Abgrund herangeführt haben. Diese Gegenbewe-
gung, diese Demonstrationen vieler Menschen sowie ihre
Nervosität und Unruhe sind Belege dafür, dass sie Ver-
trauen in die Gestaltungs- und Steuerungsfähigkeit von
Politik verloren haben. Deshalb ist das Thema der Fi-
nanzmarktregulierung so bedeutend, nämlich zunächst,
um den Gestaltungsanspruch für die Politik zurückzuge-
winnen und damit wieder Vertrauen bei den Menschen zu
gewinnen. Über diesen gesellschaftlich-politischen Stel-
lenwert hinaus hat es auch einen ökonomisch-finanziel-
len; denn mit Blick auf den jetzigen Stand der Finanz-
marktregulierung sage ich Ihnen voraus, dass eine
Wiederholung dieser Exzesse überhaupt nicht ausge-
schlossen ist.

Das Paradigma der Deregulierung ist gescheitert.
Mindestens eine Fraktion sitzt in diesem Saal, die dem
Paradigma der Deregulierung in ordnungspolitischer
Versessenheit gefolgt ist: die FDP.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Sie haben sie doch umgesetzt! – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Sehr späte Einsicht!)


Sie haben die Monstranz der Deregulierung, der Entfes-
selung der Märkte und der Marktradikalität – der Markt
wird alles richten – vor sich hergetragen; dies hat zu ei-
nem Exzess geführt. Sie haben alle Gesetze abgelehnt,
die mein Vorgänger zur Finanzmarktregulierung einge-
bracht hat – und zwar nicht, weil Ihnen dies zu wenig
Regulierung gewesen ist, sondern Sie haben all diese
Gesetze abgelehnt, weil Ihnen dies zu viel Regulierung
gewesen ist.


(Beifall bei der SPD)


ru
e
g
k
d
G

d

D
li
c
d

g
p
v
g
d
v
ti
D
E
w
V
in
V
e
m

fr



N

d
s

(C (D Sie haben mich noch kritisiert, als ich auf der Regiengsbank saß – auch bei den jüngsten Maßnahmen, als s zum Beispiel um die Real Estate Investment Trusts ing, also um die Zuführung von Immobilien zur Tätigeit von Investoren. Sie haben mich kritisiert, weil ich ie Wohnimmobilien ausgenommen und dies nur auf die ewerbeimmobilien bezogen habe. Ihre Vorstellung eines Ordnungsmodells ist spätestens urch diese Finanzkrise massiv gescheitert. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ass Sie sich jetzt als Sachwalter der Finanzmarktregu-
erung aufspielen, ist, höflich gesprochen, eine ziemli-
he Chuzpe. Mit härteren politischen Bandagen ausge-
rückt: Es ist eine nackte Unverschämtheit.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Festzustellen, dass etwas zu dieser Finanzmarktkrise
eführt hat, das auch staatlich induziert war und über ein
olitisches Versagen führte, nämlich die Verschuldung
on Staaten, ist richtig. Die Verschuldungskrise hat übri-
ens vor der Finanzmarktkrise begonnen, ist aber durch
as beschleunigt worden, was wir in den letzten drei bis
ier Jahren erlebt haben. Aber wie man in dieser Situa-
on, in der wir über eine Verschuldungskrise reden, in
eutschland Steuergeschenke in Höhe von 6 Milliarden
uro auf Pump verteilen kann und das Land damit noch
eiter in die Verschuldung treibt – die Umsetzung Ihrer
orschläge wird jährlich zu zusätzlichen Zinszahlungen
Höhe von 180 Millionen Euro führen –, während die
ergünstigung, die bei den Bürgern ankommt, gerade
inmal den Wert zweier Tassen Kaffee hat, müssen Sie
ir erklären.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/ CSU]: Sagen Sie Ihren Arbeitnehmern mal, dass die CDU die Arbeitnehmerpartei ist!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714000600

Herr Kollege Steinbrück, lassen Sie eine Zwischen-

age des Kollegen Schick zu?


Peer Steinbrück (SPD):
Rede ID: ID1714000700

Sehr gerne.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Jetzt kommt neues Lob!)


Das glaube ich nicht.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Herr Steinbrück, ich stimme Ihnen völlig zu,


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das habe ich doch gewusst!)


ass die Kritik vonseiten der CDU/CSU und der FDP
cheinheilig ist. Ich möchte Sie aber trotzdem fragen,





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

warum Sie als Bundesfinanzminister noch im Krisenjahr
2008 mit dem Verweis auf das Vorbild London eine Aus-
weitung des deutschen Finanzsektors für richtig empfun-
den haben, warum Sie in Ihrer Amtszeit die Regulierung
von Zertifikaten zum Beispiel von Lehman Brothers, die
manchen Menschen Verluste gebracht haben, und die
Regulierung von geschlossenen Fonds und anderen Pro-
dukten des grauen Kapitalmarktes explizit abgelehnt ha-
ben, wie Sie heute zu diesen Forderungen stehen und
warum sich in Ihrer Amtszeit die West-LB massiv mit
Geld vollgepumpt hat und schwierige Investments getä-
tigt hat, die heute in einer Bad Bank abgewickelt werden
müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Rainer Brüderle [FDP]: Ministerpräsident war er! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie waren der Ministerpräsident, Herr Steinbrück!)



Peer Steinbrück (SPD):
Rede ID: ID1714000800

Nein, da war ich nicht Ministerpräsident. Wir wollen

hier keine Geschichtsklitterung betreiben, nur weil das
für Sie bequem ist.

Was die West-LB betrifft: Die West-LB hat sich ab
Juli 2005, nach dem Wegfall der beiden Staatsgarantien
Anstaltslast und Gewährträgerhaftung, mit solchen Pro-
dukten vollgepumpt. Da hieß der Ministerpräsident
Rüttgers.


(Beifall bei der SPD – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Nein, nein! – Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Nein! Das ist ja falsch!)


Bezogen auf Ihre anderen Hinweise, ist mir nicht
ganz klar, worauf Sie konkret abheben.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist richtig – diesen Schuh ziehe ich mir gerne an –,
dass wir uns vor dem Hintergrund des anglo-amerikani-
schen Konkurrenzmusters der Finanzmärkte auch in
Deutschland – selbstkritisch gesehen – zu früh und zu
weitgehend dem Muster einer deregulierten Finanz-
marktwelt ergeben haben. Dies ist zuzugeben. Abgese-
hen davon hat es auch zu meiner Zeit keinen Sinn ge-
macht, nur auf nationalstaatliche Reichweite bezogene
Instrumente einzusetzen, weil man wusste, dass das so-
fort zu Ausweichmanövern an anderen Finanzmarkt-
standorten in Europa führen würde. Ich habe keine
Mühe, zuzugeben, dass es aufgrund der Entwicklung ab
2007 einen Lerneffekt gegeben hat. Bezogen auf die
heutige Debatte frage ich mich allerdings: Wie weit ge-
hen die Lerneffekte bei Ihnen, und wie weit gehen die
Lerneffekte bei uns?


(Beifall bei der SPD)


Mit Blick auf die Finanzmarktregulierung ist festzu-
stellen, dass es durchaus eine Reihe von Fortschritten
gegeben hat – das will ich gar nicht in Abrede stellen –,
insbesondere über die Gesetzgebung der Europäischen
Union, übrigens maßgeblich angelegt in Zeiten der Gro-
ßen Koalition. Aber das reicht nicht. Das wesentliche
Prinzip, welches die Bundeskanzlerin übrigens jüngst zi-
tiert hat, nämlich das auf den ersten beiden Finanzgip-

fe
je
m
d

ti
ja
re

D

A
d

d
d
T
v
F
a
w
e
tr
h
m
T
ti

d
s
n


W
Ü
z
a
d
d
w




b
le

(C (D ln entwickelte Prinzip, dass jedes Finanzmarktprodukt, der Finanzmarktteilnehmer und jeder einzelne Finanzarkt einer Regulierung und Aufsicht unterworfen wer en soll, ist bisher nicht umgesetzt worden. Wir haben noch einmal selbstkritisch gesprochen – das sehr günsge Fenster zwischen dem Herbst 2008 und dem Frühhr 2009 für eine ehrgeizigere, massivere Finanzmarktgulierung nicht genutzt – weder Sie noch wir. eshalb sind weitere Schritte erforderlich. Wenn ich mir angucke, wie harmlos und zahnlos der ntrag der CDU/CSU ist, dann habe ich den Eindruck, ass im SPD-Antrag die Ziele stehen, (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Haben Sie den von der SPD gelesen?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie, wie ich glaube, sehr viel ehrgeiziger angestrebt wer-
en müssen. Ich halte es für richtig, dass wir zu einer
rennung von Geschäftsbanken, Kreditbanken und In-
estmentbanken sowie Schattenbanken kommen. Herr
losbach, das Argument, dass dadurch Finanzkrisen nicht
bgewendet werden können, ist deshalb völlig abwegig,
eil das niemand behauptet. Wir behaupten aber, dass wir

ndlich eine Wechselwirkung zwischen Risiko und Er-
ag, zwischen den klassischen Kreditbanken und den
ochspekulativ tätigen Investmentbanken herstellen
üssen. Wir müssen diesem System durch eine solche
rennung quasi den Treibstoff für riskante und spekula-
ve Geschäfte entziehen.


(Beifall bei der SPD)


Das hat schon funktioniert, jedenfalls teilweise. In
en USA hat das bis 1998 auf der Grundlage eines Ge-
etzes aus den alten Zeiten von Herrn Roosevelt funktio-
iert, dem Glass-Steagall-Act von 1933, der 1998 aufge-
st worden ist.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das sind aber die USA und nicht Deutschland! Wir haben ein anderes System der Universalbanken!)


enn Sie sich historisch vergegenwärtigen, wann die
bertreibungen begonnen haben, dann kommen wir

iemlich genau auf den Zeitpunkt Ende der 90er-Jahre,
ls Deregulierungsarien gesungen worden sind, auch vor
em Hintergrund, dass damals Investmentbanken mit
en Einlagen der Kreditbanken, die ihnen zugeordnet
aren, spekulieren konnten.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: Aber Lehman war ein ganz anderer Fall!)


Lehman ist ein anderer Fall.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Daniel Volk [FDP]: Aha! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was haben Sie denn zu Lehman gesagt?)


Entschuldigen Sie bitte, es gab vorher andere Fälle. Es
ehauptet niemand, dass das Trennbankensystem die al-
in selig machende Lösung ist.





Peer Steinbrück


(A) )


)(B)


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Na also! Das wollten wir hören! – Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Was ist denn jetzt die Lösung? – Weitere Zurufe von Abgeordneten der CDU/ CSU und der FDP)


– Was regen Sie sich denn künstlich auf! Das ist doch lä-
cherlich. Ich sage nur: Das ist ein Baustein, den wir für
die Regulierung brauchen.


(Beifall bei der SPD – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das sehe ich auch so!)


Ich nenne Ihnen weitere Bausteine. Ich glaube, dass
der Handel von Derivaten und Rohstoffen nur noch über
transparente Handelsplattformen abgewickelt werden
sollte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ralph Brinkhaus [CDU/ CSU]: Das wird doch organisiert!)


Ich glaube, dass die sogenannten Over-the-Counter-Ge-
schäfte verboten werden müssen. Es kann nicht sein, dass
wir derzeit ein globales Volumen an Derivaten in Höhe
von 600 Billionen US-Dollar jährlich haben – Derivate
sind Wetten auf zukünftige Preise, um das umgangs-
sprachlich zu formulieren; Sie können auf Schweinehälf-
ten, Nickel, Gold oder Devisen wetten –, die jährliche
Wirtschaftsleistung der Welt, also der Wert der hergestell-
ten Produkte und der Dienstleistungen, hat demgegen-
über aber nur ein Volumen von 60 Billionen US-Dollar
jährlich. Das heißt, die monetäre Welt hat sich um den
Faktor 10 von der realen Welt getrennt. Da wollen Sie
nicht ran.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Das ist doch überhaupt nicht wahr! Sie sind nicht drin im Thema, Herr Steinbrück! – Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch!)


– Von Ihnen kommt doch kein Vorschlag.

Ich bin dafür, dass Banken nicht mit Rohstoffen han-
deln dürfen.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Ich bin dafür, dass sie Rohstoffe nicht lagern dürfen.


(Wolfgang Bosbach [CDU/CSU]: Sie müssen das einmal lesen!)


– Merkwürdig, Ihre Nervosität gibt zu erkennen, dass
Sie getroffen sind.


(Beifall bei der SPD – Dr. Daniel Volk [FDP]: Das ist Fassungslosigkeit über Ihre Ahnungslosigkeit!)


Ihre ganze Nervosität ist der Tatsache geschuldet, dass
Sie noch immer keine konkreten Vorstellungen haben.
Ihr Antrag bewahrheitet das. Das merke ich, wenn ich
ihn lese. Da steht nichts Konkretes drin.

Ich bin dafür, dass der Handel mit Kreditversiche-
rungsscheinen für diejenigen verboten wird, die sich gar
nicht gegen einen konkreten Kreditausfall versichern.
Das, was dort passiert, ist grotesk. Um auch das um-

g
S
B
G
K
b
G
d
b
n

d
d
im

W
d
k
li
te
z

D
le

m
d
s
s
P

A
M
b
s
le
V

D

w
s
m
la

(C (D angssprachlich zu formulieren: Das ist so, als würden ie die Ansprüche aus einer Gebäudeversicherung gegen rand – viele von denen, die uns zuhören, haben eine ebäudeversicherung gegen Brand – verkaufen. Die äufer haben ein Interesse daran, dass das Haus abrennt, weil sie dann Geld verdienen, weil sie dann das eld von der Versicherung ausgezahlt bekommen. So ist as auch bei Kreditversicherungsscheinen. Die Leute haen Kreditversicherungsscheine, wollen sich aber gar icht gegen einen konkreten Kreditausfall versichern. (Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Das ist noch unter Gysi-Niveau, was Sie hier bringen!)


Wir stehen vor einem entscheidenden Schritt. Wir
ürfen uns nicht länger von dem Killerargument beein-
rucken lassen, man müsse die Finanzmarktregulierung

G-20-Kreis oder im Kreis der EU der 27 durchsetzen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Wir sind nämlich weiter als alle anderen!)


ir sind jetzt aufgefordert, mit dem Gewicht der Bun-
esrepublik Deutschland und vor dem Hintergrund der
onkreten Leistungen, die wir im Augenblick zur Stabi-
sierung Europas erbringen, im Kreis der Mitgliedstaa-
n der Europäischen Währungsunion mit Maßnahmen

ur Finanzmarktstabilisierung zu beginnen.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Gut, dass wir eine neue Regierung haben und einen neuen Finanzminister!)


ie Bundesregierung hat dazu bisher nichts Substanziel-
s vorgelegt. Das mache ich ihr massiv zum Vorwurf.


(Beifall bei der SPD)


Ich sage Ihnen voraus: Diese Krise kann sehr viel
ehr als Geld kosten. Sie kann das Vertrauen in unsere

emokratische und soziale Wirtschafts- und Gesell-
chaftsordnung kosten. Es kann sein, dass Menschen
ich abwenden, weil sie den Eindruck haben, dass die
olitik nur noch getrieben und erpressbar ist.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Was haben Sie denn dagegen getan, als Sie regiert haben?)


ll Ihre Hinweise weisen darauf hin, dass man sich Ihrer
einung nach erpressen lassen muss. Das Motto „Too

ig to fail“ bedeutet doch: Du musst alle Banken stabili-
ieren. Herr Flosbach, um auch das einmal richtigzustel-
n: Das Restrukturierungsgesetz geht maßgeblich auf
orarbeiten aus der Zeit der Großen Koalition zurück.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Ach, das waren Sie auch?)


as waren Frau Zypries und ich.


(Beifall bei der SPD)


Die Politik muss die Steuerungsfähigkeit zurückge-
innen und deshalb mit großem Ehrgeiz an die Verbes-

erung der Regulierung und der Aufsicht von Finanz-
ärkten herangehen. Wir dürfen uns nicht erpressen
ssen, weder von Ratingagenturen noch von großen





Peer Steinbrück


(A) )


)(B)

Banken noch durch die Drohung mit einem Standort-
hopping nach dem Motto: Sonst wandern wir ab.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Wir dürfen uns auch nicht von der Überlegung, dass Ka-
pital scheu wie ein Reh ist, beeindrucken lassen; denn
auch dadurch können wir erpresst werden, auf die Forde-
rungen der Lobbyisten einzugehen, die an dieser Finanz-
marktregulierung kein Interesse haben.

Wenn eine globale Finanzmarktregulierung im Rah-
men der G-20-Staaten blockiert wird oder wir sie gegen-
über dem Finanzstandort London nicht durchsetzen kön-
nen, dann müssen wir im Nahbereich der Europäischen
Währungsunion damit anfangen.


(Beifall bei der SPD)


Darauf müssen wir uns konzentrieren. Hier erwarten wir
deutlich mehr, als die Bundesregierung bisher vorgelegt
hat.


(Beifall bei der SPD – Ralph Brinkhaus [CDU/ CSU]: Ganz schwach!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714000900

Der Kollege Volker Wissing ist der nächste Redner

für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1714001000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu-

nächst einmal zu Ihnen, Herr Kollege Steinbrück: Die
heftigen Zwischenrufe der Kolleginnen und Kollegen


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Der Fachkollegen!)


während Ihrer Rede hatten nichts damit zu tun, dass hier
jemand nervös war. Das hatte etwas mit einem Satz zu
tun, den Sie hier selbst gesagt haben: Jede Maßlosigkeit
schafft sich eine Gegenbewegung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Man fragt sich ernsthaft, weshalb ausgerechnet Sie
sich hier hinstellen, als Sozialdemokrat und als sozialde-
mokratischer Finanzminister a. D., der nichts von all
dem, was Sie heute fordern, auf den Weg gebracht hat.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Sie haben damals nichts von dem, was Sie zusätzlich zu
dem, was wir umgesetzt haben, fordern, auch nur ansatz-
weise gefordert. Es mag vielleicht den einen oder ande-
ren in den Reihen der Sozialdemokraten geben, der hier
glaubwürdig über Finanzmarktregulierung reden kann,
aber Sie, Herr Steinbrück, können es nicht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Da Sie sich in den letzten Monaten so gerne auf Mei-
nungsforschungsinstitute bezogen haben und auch mit
Häme auf andere blicken, möchte ich einmal zitieren,
was das Meinungsforschungsinstitut Forsa über Sie,

H
P

n
a
d

S
a
m
b
h
n

ü
S
re
h
fa

w
b
in

c
m
G
in
w

W
e

A
A
R
z
k
e
A
M
n

(C (D err Steinbrück, ermittelt hat. Es sind drei wesentliche unkte. (Peer Steinbrück [SPD]: Was hat das mit dem Tagesordnungspunkt zu tun?)


Erstens. Er wird überhaupt nicht der SPD zugerech-
et. – Das wundert einen nicht; denn in Regierungsver-
ntwortung haben Sie nichts von dem umgesetzt, was
ie SPD heute an Finanzmarktregulierung fordert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Sagen Sie einmal etwas zu den Umfragen der FDP! Forsa zur FDP?)


ie haben keine Finanzmarktsteuer eingeführt, Sie haben
uch keine Vermögensteuer eingeführt, und Finanz-
arktregulierung haben Sie eher in die andere Richtung

etrieben. Deswegen glaubt Ihnen kein Mensch, dass Sie
ier ernsthaft sozialdemokratische Politik vertreten kön-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat
ber Herrn Steinbrück ermittelt: Der Mittelstand hat
teinbrück die ganzen Verschlimmerungen im Steuer-
cht nicht vergessen. – Auch das kann ich nachvollzie-

en. Sie lagen mit Ihrer Steuerpolitik in allen Punkten
lsch. Wir mussten dies korrigieren,


(Lachen bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eil Sie das Land mit Ihrer verfehlten Hinzurechnungs-
esteuerung, Zinsschranke und dem ganzen Zeug tiefer
die Krise geführt hätten.


(Beifall bei der FDP – Peer Steinbrück [SPD]: Sagen Sie doch einmal etwas zur Finanzmarktregulierung! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Zum Thema!)


Drittens. Da Sie sich mit Ihrem durchaus erstaunli-
hen Selbstbewusstsein hier heute hingestellt haben,
öchte ich Ihnen den dritten Punkt nicht ersparen. Herr
üllner vom Institut Forsa sagt: Peer Steinbrück wurde
der Krise als Hilfsreferent und nicht als Krisenlöser
ahrgenommen. – Wie wahr.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ir können uns noch an dieses Herumschwadronieren
rinnern.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie einmal etwas über die FDP!)


ls die HRE noch börsennotiert war, da sprach er von
bwicklung und davon, dass sie plattgemacht wird. Die
ettung der Hypo Real Estate war nicht Peer Steinbrück
u verdanken, sondern der Kommunikation der Bundes-
anzlerin mit den Banken. Peer Steinbrück war nicht
inmal anwesend, als sich die Rettungsnacht zuspitzte.
ls Berichte der Bankenaufsicht bei Ihnen in Ihrem
inisterium eingingen, Herr Steinbrück, haben Sie sie

icht einmal gelesen. Sie wussten gar nicht, was an den





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Finanzmärkten tatsächlich läuft. Deswegen lagen Sie mit
Ihrer Regulierungspolitik vollkommen daneben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Gustav Herzog [SPD]: Es ist noch nicht 11.11 Uhr!)


Wenn Sie von Lerneffekten sprechen, dann hat das etwas
Komisches.

Ich möchte jetzt auf Ihre Vorgänger eingehen. Sie wa-
ren nicht der erste sozialdemokratische Finanzminister,
der sich rückwirkend gerne als Finanzmarktregulierer
darstellt. Hans Eichel, Ihr Vorgänger, sagte bei einer Ta-
gung im Jahr 2003: „Hedgefonds sollen gegenüber her-
kömmlichen Investmentfonds nicht mehr diskriminiert
werden.“


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Tagesordnung!)


Das sagte Ihr sozialdemokratischer Vorgänger Hans
Eichel. Das war sozialdemokratische Realfinanzpolitik.
Das ist nicht das, was Sie der Öffentlichkeit heute an
wahrheitswidriger Geschichtsklitterung erzählen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben von den segensreichen Verbriefungsmärk-
ten geschwärmt. Es gibt einen Antrag von SPD und Grü-
nen vom 7. Mai 2003, Drucksache 15/930; vielleicht
möchte das jemand nachlesen. In diesem Antrag haben
Sie geschrieben, man brauche jetzt „weitere Maßnahmen
zur Schaffung eines leistungsfähigen, internationalen
wettbewerbsfähigen Verbriefungsmarktes in Deutsch-
land“.


(Zuruf von der FDP: So, so!)


Das war reale sozialdemokratische Finanzpolitik. Das
hat nichts mit der Regulierung der Finanzmärkte zu tun.
Wovon reden Sie denn?


(Gustav Herzog [SPD]: Sagen Sie einmal etwas zur FDP!)


Sie haben doch alles auf den Weg gebracht, was wir
heute wieder rückgängig machen müssen. Wir sind die
Koalition,


(Lachen bei der SPD)


die die Finanzmärkte reguliert. Wir haben den Verbrie-
fungsmarkt reguliert. In Deutschland gibt es den höchs-
ten Selbstbehalt bei Verbriefungen. Das haben wir
durchgesetzt. Es gibt in Deutschland ein Verbot von
Leerverkäufen. Das haben wir durchgesetzt.


(Peer Steinbrück [SPD]: Das gab es vorher bei mir auch schon!)


– Sie haben das temporär mit angezogener Handbremse
gemacht.


(Peer Steinbrück [SPD]: Nein! Sie waren doch dagegen!)


Sie haben mit angezogener Handbremse reguliert, und
dort, wo Sie Hedgefonds zulassen konnten, haben Sie es
getan.

d
n
n
v
g
D

li
d
W
te
le
h
d
im

D
k
te
m
tr
a
d
A
g
te

b
p

A
n
d
w

ic
F

S
w
e
z
a
n

w
n
s
S

(C (D Herr Steinbrück, Sie werden Ihre Verantwortung für as, was Sie in Regierungsverantwortung getan haben, icht los. Sie können tun, was Sie wollen, Sie werden es icht los. Deswegen werden Sie nicht glaubwürdig das ertreten können, was Ihre Genossinnen und Genossen erne hätten; denn Sie haben das Gegenteil gemacht. as wird Ihnen immer anhaften, Herr Steinbrück. Die Bürgerinnen und Bürger sind bei dieser christch-liberalen Koalition in guten Händen. Wir haben all ie Dinge auf den Weg gebracht, die notwendig sind. ir bleiben dabei nicht stehen. Der Bundesfinanzminisr verhandelt mit vollem Engagement auf internationar Ebene. So, wie Herr Steinbrück es den Deutschen interlassen hat, konnte es nicht bleiben. Deswegen sagt ie FDP: Wir müssen mit Maß und Ziel verhandeln, aber mer das richtige Ziel vor Augen haben. eswegen sagen wir auch: Ja, eine Finanzmarktsteuer ann kommen. Aber sie darf nicht zulasten des reguliern deutschen Marktes gehen. Wir haben die Finanzärkte in Deutschland nicht reguliert, damit die Finanzansaktionen nach Großbritannien oder Singapur bwandern. Wenn wir regulieren, dann wollen wir auch, ass der regulierte Markt in Deutschland funktioniert. uch das ist etwas, das wir den Bürgerinnen und Bürern als Beweis schuldig sind. Deswegen wird hier weir mit Maß und Ziel international verhandelt. Vieles, was Sie nicht in Angriff nehmen wollten, haen wir in Angriff genommen. Ein Beispiel ist das Dopelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz. uch hier haben Sie nichts erreicht, weil Sie überhaupt icht die Fähigkeiten besitzen, um sich international urchzusetzen. Sie formulieren nur irgendwelche merkürdigen Drohungen; h erinnere nur an Ihre Aussage mit der „Kavallerie in ort Yuma“. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Zum Schutz der Steuerzahler!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Lachen bei der SPD)


(Lachen bei der SPD)


(Holger Krestel [FDP]: Kavallerie!)


onst haben Sie nichts erreicht. All diese Dinge haben
ir auf den Weg gebracht. Deutschland steht heute mit

inem wesentlich besser regulierten Finanzmarkt da als
u Ihrer Zeit und als zu rot-grüner Zeit. Darauf sind wir
uch ein Stück weit stolz. Aber wir ruhen uns darauf
icht aus.


(Zuruf von der SPD: Noch 96 Minuten bis 11.11 Uhr!)


Wir arbeiten weiter daran,


(Lachen bei der SPD)


eil wir der festen Überzeugung sind, dass an den Fi-
anzmärkten wieder das Prinzip, dass diejenigen, die Ri-
iken eingehen, auch haften, gelten muss. Das setzen wir
chritt für Schritt um, und das ist gut für dieses Land.





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Das bringt Stabilität in die Märkte. Deutschland könnte
sich eine weitere Ära sozialdemokratischen Versagens in
der Finanzpolitik schlicht und einfach nicht leisten. Wir
müssen heute die Scherben dieser verfehlten, irrgeleite-
ten sozialdemokratischen Politik zusammenkehren.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Abg. Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Das ist ein großer Aufwand; aber wir leisten das.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714001100

Herr Kollege.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1714001200

Ich finde, wir sind sehr gut vorangekommen. Ein

herzliches Dankeschön für das Verhandlungsgeschick
der Bundesregierung! Die sie tragenden Fraktionen un-
terstützen sie, wo sie können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD – Zuruf von der SPD: Noch 95 Minuten bis 11.11 Uhr!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714001300

Das Wort erhält nun der Kollege Richard Pitterle für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Richard Pitterle (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714001400

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Ratingagenturen werden neben
Hedgefonds und Heuschrecken am häufigsten genannt,
wenn über die Finanzkrise gesprochen wird. Ratingagen-
turen sind bekanntlich private Unternehmen, die nichts
anderes machen, als die Kreditwürdigkeit von Unterneh-
men aller Branchen sowie von Staaten zu bewerten. Da-
mit verdienen sie selbst viel Geld. Die Agenturen fassen
das Ergebnis ihrer Untersuchung in einer Buchstaben-
kombination zusammen, die in der Regel von AAA
– beste Qualität – bis D – zahlungsunfähig – reicht. Der
Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagt – Zitat –:

Es ist eine Katastrophe, dass (private) Ratingagen-
turen über Wohl und Wehe von Ländern entschei-
den.

Recht hat der Mann.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Regierungskoalition kritisiert im vorliegenden
Antrag, viele Marktteilnehmer orientierten sich mecha-
nistisch, wie es da heißt, an externen Ratings. Warum ist
das so? Darf ich Sie daran erinnern, dass es zuallererst
die Aufsichtsbehörden sind, die sich und andere Markt-
teilnehmer von den Ratingagenturen abhängig machen?
Das betrifft die Kapitalpuffer von Banken als auch die
Anlagevorgaben für Versicherer. Bei beidem müssen Ra-
tings von externen Agenturen beachtet werden. So haben
Sie es ins Gesetz geschrieben und dadurch den Rating-
agenturen eine enorme Macht gegeben. Kein Wunder

a
R
d
D

ti
e
tu
B
R
p
B
S
d

F
s
M
d
n
e
R
w
S
e
fl

c
ti
E

s
s

G
S
re


w



fi

(C (D lso, dass Banken und Versicherungsgesellschaften die atings der Agenturen bei ihren Investitionsentscheiungen zugrunde legen. Sie werden dazu verpflichtet. a liegt der Hund begraben. Sie fordern die eigene Bundesregierung auf – ich ziere –, „die Verknüpfung regulatorischer Vorgaben mit xternen Ratings zu vermindern“. Ihre Analyse der Siation scheint mir dann doch ein schwerer Fall von ewusstseinsstörung zu sein. In allen internationalen egulierungsvorschriften, sowohl in den neuen Eigenkaitalvorschriften für Banken, Basel II und im Nachfolger asel III, als auch bei der Versicherungsregulierung, olvency II, werden die Bewertungen der Agenturen och immer unersetzlicher. Selbst die Europäische Zentralbank verlangt Ratings. ür die Vergabe von Krediten an Geschäftsbanken will ie Sicherheiten in Form von Wertpapieren, die gewisse indeststandards erfüllen müssen. Einer dieser Mineststandards – ich betone das „Mindest“ – ist ein exteres Rating einer Ratingagentur. Die Ratingagenturen zu ntmachten, die selbst nach Einschätzung im Antrag der egierungskoalition für die Finanzkrise eine Mitverantortung tragen, dazu fehlt Ihnen der Mut. Jetzt kommen ie mir nicht damit, dass viele der Vorschriften, die ich rwähnt habe, aus Brüssel kommen. So ganz ohne Einuss ist die Bundesregierung in Brüssel nicht. Alles in allem stehen wir in Deutschland kein bisshen besser da als zu Beginn der Finanzkrise. Die Rangagenturen raten munter und unbehelligt weiter, mit rlaubnis derer, die sie kontrollieren sollen. Statt uns hier Anträge vorzulegen, in denen Sie chreiben, wie toll Sie die Finanzmärkte reguliert haben, ollten Sie lieber endlich handeln. äbe es eine Ratingagentur für Anträge, dann würden ie mit Ihrem Antrag auf der Skala ganz unten rangien. Vielen Dank. Zu einer Kurzintervention – – Das hat sich erledigt? (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich wollte eine Zwischenfrage stellen! Jetzt kommt der eigene Redner!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Wohl wahr!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714001500

Gesagt hatten Sie mir gerade etwas anderes, gemeint
ar offenkundig dies. Okay. Ich bedanke mich.

Der nächste Redner ist der Kollege Gerhard Schick
r die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714001600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

nde, es geht nicht, bei der Regulierung der Finanz-





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

märkte nur nach hinten zu gucken, wie das Volker
Wissing gerade gemacht hat, sondern es sind jetzt Auf-
gaben zu erfüllen.

Wir würden uns einmal dafür interessieren, warum
die FDP bei dem Thema Finanztransaktionsteuer eigent-
lich über Wochen und Monate und heute noch immer
bremst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Ist doch klar, dass Sie einiges zu verbergen haben, Herr Schick! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie müssen zuhören!)


Da Sie schon zurückschauen, würde uns auch interessie-
ren, warum aus der FDP-Fraktion in den letzten Jahren
lauter Deregulierungsvorschläge kamen, die bei Ihrem
Rückblick völlig gefehlt haben. So geht es nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es gibt im Moment sehr viele verschiedene Initiativen
mit dem Ziel, zu regulieren. Ich finde, in dem SPD-An-
trag, der heute vorliegt, wird das richtig aufgegriffen.
Deswegen werden wir ihm auch zustimmen. Wir sind
hier an vielen Stellen gemeinsam unterwegs und sehen
auch gemeinsam die Defizite der Koalition.

Wir Grünen wollen heute insbesondere auf zwei
Punkte hinweisen; denn bei diesen ganzen Diskussion
darüber, was international alles getan wird, geht häufig
unter, was in Deutschland getan werden muss. Darüber
reden Sie in der Koalition herzlich wenig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht!)


Erster Punkt. Ein Faktor, mit dem Deutschland inter-
national heraussticht, ist die Tatsache, dass deutsche
Banken ganz besonders wenig Eigenkapital haben. Im
„Global Financial Stability Report“ des Internationalen
Währungsfonds wird verglichen, in welchem Land der
Schuldenhebel der Banken am größten ist. Raten Sie,
welches Land im Report vom September 2011, also ganz
aktuell, am schlechtesten dasteht! Es ist Deutschland.
Hier kann man nicht auf irgendeine internationale Regu-
lierung verweisen, sondern wir brauchen in Deutschland
endlich eine Schuldenbremse für Banken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Wenn Sie das nicht glauben, dann können Sie das gerne
noch einmal nachlesen.

Interessant ist ja: Das European Systemic Risk Board,
das neueingerichtete Gremium, das die großen Risiken
am Finanzmarkt in Europa aufdecken soll, empfiehlt
endlich die Einführung einer verbindlichen Leverage
Ratio, einer Schuldenbremse für Banken. Der Sachver-
ständigenrat fordert in seinem neuen Gutachten, dass
man bis 2019 schrittweise eine ungewichtete Eigenkapi-

ta


B
d

W
d
g
B
A
z

d
n

b
s
w
z
m
w
e
w
d
H
m

D

b
lo
K


k


k
w

(C (D lquote, also eine Leverage Ratio, von 5 Prozent einhrt. Warum verhandelt dann bitte die Bundesbank für die undesrepublik Deutschland in Basel, dass diese Schulenbremse für Banken nicht kommt? arum verhandelt dann die Bundesregierung in Brüssel, ass es keine verbindliche Schuldenbremse für Banken ibt? Diese Bundesregierung macht sich zurzeit zum üttel der deutschen Banken, statt endlich eine stabile ufstellung des deutschen Bankensektors durchzuset en. Dazu müssten Sie endlich einmal etwas sagen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Totaler Quatsch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte zu einem zweiten Thema kommen. Damit
ie Diskussion einmal vorankommt, haben wir heute ei-
en konkreten Antrag dazu vorgelegt.

Überall heißt es, jetzt müssen wir einmal über Trenn-
anken reden, „too big to fail“ ist wichtig. Bisher hat
ich Deutschland dieser Frage aber nicht gestellt. Um
as geht es? Große Banken haben praktisch eine impli-

ite Versicherung des Staates. Sie sind so groß, dass nie-
and riskieren kann, dass sie pleitegehen könnten. Das
issen die Märkte, und sie preisen das ein. Das ist wie

ine Subvention. So sagt Avenir Suisse, nicht gerade ein
irtschaftsfeindlicher Thinktank in der Schweiz, dass
ie Schweizer Großbanken jährlich Subventionen in
öhe von 3 bis 6 Milliarden Schweizer Franken bekom-
en. Ich zitiere:

… das sind mehr Subventionen für die Banker als
für die Bauern.

as ist in Deutschland nicht anders.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Das ist ja abenteuerlich!)


Genau diese Subventionierung, die Banken dadurch
ekommen, dass sie zu groß sind und deswegen kosten-
s versichert werden, wollen wir abschaffen. Das ist der
ern des Problems „too big to fail“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Das haben wir mit der Bankenabgabe gemacht! Sie wollten das nicht mittragen!)


Das stimmt überhaupt nicht, dass Sie das mit der Ban-
enabgabe machen.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Ist sie größenabhängig, oder ist sie nicht größenabhängig?)


Sie können gerne eine Zwischenfrage stellen. Dann
ann ich dazu Ausführungen machen. – Das wollen Sie
ohl doch nicht.


(Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Ihnen noch mehr Redezeit geben? Das wäre noch schöner! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt wissen wir, was Sie fürchten!)






Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

– Genau. Sie haben Angst, dass ich es richtig erkläre und
dass die Menschen merken, dass meine Antwort die
richtige ist und Ihre Zwischenfrage Mumpitz ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wenn Sie mir nicht glauben, dann glauben Sie viel-
leicht der Bank of England. Sie sagt: Die Großbanken
haben eine letztlich von der Allgemeinheit zu tragende
Größenprämie von 250 Milliarden Dollar pro Jahr. – Ge-
nau das passiert ständig: dass die Steuerzahler kostenlos
Bankrisiken versichern. Genau das möchten wir ab-
schaffen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Damit haben wir Grünen gute Erfahrungen. Wir ken-
nen nämlich die kostenlose Subventionierung von syste-
mischen Risiken aus einem anderen Themenfeld. Wir
kennen das vom Thema Atomenergie. Auch da ist viel
zu lange akzeptiert worden, dass der Steuerzahler kos-
tenlos Großrisiken versichert. Es hat eine lange Zeit
gedauert, aber wir Grünen haben es beharrlich gemein-
sam mit den sozialen Bewegungen geschafft, dieses
Thema auf die Tagesordnung zu setzen und Sie zu einer
180-Grad-Wende gezwungen. Genau dasselbe werden
wir bei dem Thema kostenlose Subventionen für Groß-
banken machen. Das Thema muss in Deutschland end-
lich auf den Tisch. Daran werden wir festhalten, und
zwar so lange, bis wir die „too big to fail“-Thematik
endlich gelöst haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Herr Schick, Sie unterschlagen die Wahrheit!)


Deswegen legen wir heute einen Antrag vor. In der
Schweiz hat man erfolgreich vorgemacht, dass man an
dieses Thema herangehen kann. In der Schweiz wurde
eine Kommission vom Parlament eingesetzt, um die
volkswirtschaftlichen Risiken von Großbanken zu unter-
suchen. Sie hat gute Vorschläge gemacht und dafür ge-
sorgt, dass zusätzliche Eigenkapitalpuffer für Großban-
ken eingeführt wurden.

In Großbritannien hat die Vickers-Kommission, die
Independent Commission on Banking, Vorschläge für
ein Trennbankensystem gemacht. Das sind sinnvolle
Vorschläge. Diese Bundesregierung und diese Koalition
verweigern sich bis heute dieser Debatte. Das sieht man
daran, dass Sie unseren Antrag heute ablehnen wollen.
Wir Grünen werden daranbleiben; denn in der Frage, ob
der Steuerzahler immer wieder in die Situation kommt,
erpresst zu werden oder nicht, lassen wir nicht locker.
Darauf können Sie sich verlassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714001700

Für die CDU/CSU-Fraktion hat jetzt der Kollege

Hans Michelbach das Wort.

B
ö
tu
s
w

s
G
b
fo

D
s

u
s
V
m
A
R

e

d
g
a
m
z
d
le
v
W
b

S
d

(C (D (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1714001800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

ankenkrise der Jahre 2008/2009 und die daraus für die
ffentlichen Haushalte entstandenen finanziellen Belas-
ngen haben deutlich gemacht, dass die Finanzmärkte

trukturell reformiert werden müssen. Dieser Aufgabe
idmet sich die CDU/CSU-Fraktion mit großer Energie.

Dabei lassen wir uns von niemandem überbieten,
chon gar nicht von Rot und Grün, die fälschlicherweise
riechenland in die Euro-Gruppe mit aufgenommen ha-
en, die den Stabilitätspakt gebrochen und den Hedge-
nds Tür und Tor geöffnet haben. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


iese Koalition reguliert, Rot-Grün hat dereguliert. Das
ind die Tatsachen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Der vorliegende SPD-Antrag ist teilweise ein Plagiat
nseres Antrags. Unser Antrag, so sagt Herr Steinbrück,
ei eine „nackte Unverschämtheit“. Das ist aber hier der
ersuch, die eigene Nacktheit aus seiner Zeit als Finanz-
inister zu verbergen. Das ist die Situation. In unserem
ntrag schauen wir nach vorne, und er beinhaltet klare
egulierungen für die Zukunft. Das ist der richtige Weg.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714001900

Herr Kollege Michelbach, darf Ihnen der Kollege Poß

ine Zwischenfrage stellen?


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1714002000

Ja.


Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1714002100

Lieber Herr Kollege Michelbach, ist Ihnen bekannt,

ass wir diejenigen waren, die bei der damaligen Gesetz-
ebung die Hedgefonds so konditioniert, kontrolliert, be-
ufsichtigt und mit Regeln versehen haben, dass die
eisten es vorgezogen haben, gleich zur City of London

u gehen? Können Sie sich daran erinnern, dass entwe-
er Ihre Fraktion oder Stimmen aus Ihrer Fraktion, viel-
icht gar Sie persönlich, die damalige Gesetzgebung für
iel zu stringent und zu eng gefasst hielten und Sie eine
eiterung im Sinne einer Deregulierung gefordert ha-

en?


(Beifall bei der SPD)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1714002200

Herr Kollege Poß, das Problem liegt woanders.


(Peer Steinbrück [SPD]: Nein! Bestimmt nicht!)


ie haben in der Finanzpolitik immer nur national ge-
acht. Das will ich Ihnen noch einmal verdeutlichen.





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Antworten! – Joachim Poß [SPD]: Ist das zutreffend oder nicht?)


Sie haben im Deutschen Bundestag gesagt, durch eine
europäische Lösung würde die Bundesregierung die
Kontrolle über die internationale Bankenpolitik verlie-
ren. Herr Steinbrück als Ihr Minister hat damals am
25. September in einer Regierungserklärung gesagt
– bleiben Sie stehen, Herr Poß; ich bin noch nicht fertig –,


(Iris Gleicke [SPD]: Sie lesen ja Ihre Rede vor! Sie antworten gar nicht!)


der Zusammenbruch von Lehman Brothers sei ein rein
amerikanisches Problem. Das zeigt, dass Sie in der Fi-
nanzpolitik nur national gedacht haben.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und Sie haben dabei applaudiert! Das ist ja lächerlich!)


Sie haben die internationale Vernetzung völlig verkannt.
Das war die größte Fehleinschätzung eines deutschen Fi-
nanzministers. Das ist eine Tatsache.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie haben national Dinge getan, die aber international
null wert waren. Das war die Situation.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist keine Antwort!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714002300

Herr Kollege Michelbach, jetzt möchte auch der Kol-

lege Pronold noch eine Frage stellen.


Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1714002400

Ein bayerischer Kollege darf das immer.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714002500

Diese Differenzierung sieht unsere Geschäftsordnung

übrigens nicht vor, Herr Kollege. – Bitte sehr.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1714002600

Die bayerischen Kollegen haben auch ein sehr gutes

Gedächtnis. Wir waren lange gemeinsam im Finanzaus-
schuss. Darum verwundert mich Ihre neue Performance
heute außergewöhnlich. Denn in der Zeit, als wir ge-
meinsam im Finanzausschuss waren, waren Sie immer
der Deregulierer.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie über die nationalen Handlungen reden,
dann darf ich Sie an ein altes Streitthema zwischen uns
erinnern, nämlich die Real Estate Investment Trusts und
die Frage, ob auch die ehemals gemeinnützigen Woh-
nungsbaugesellschaften einbezogen werden. Es war die
SPD-Fraktion, die verhindert hat, dass die Wohnungen
den Heuschrecken ausgeliefert werden. Sie waren an
vorderster Front dafür, das nicht in nationaler Regulie-
rung zu machen, sondern den Heuschrecken noch Futter
zu geben. So war es.

im
L

D
ti
u
S
s

D
S

g
m
e

m
w
w
M
z
ö
n
d
L
e

a
fa
S
fi
u
ta
e
G
in
d
A
re

n
ü
d
d
h
d

(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Iris Gleicke [SPD]: Was stört mich mein Geschwätz von gestern!)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1714002700

Herr Kollege Pronold, es ist eine Tatsache, dass ich
mer gegen Wettbewerbsverzerrungen zulasten des

andes und der Arbeitsplätze war.


(Lachen bei der SPD)


iesen Vorwurf mache ich Ihnen: Sie haben Finanzpoli-
k aus nationaler Sicht gemacht, ohne global zu denken
nd die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
ie haben weder eine G-20-Lösung noch eine EU-Lö-
ung oder eine Euro-Zonen-Lösung vorgelegt.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Und was haben Sie global erreicht?)


iesem Vorwurf müssen Sie sich stellen, Herr
teinbrück.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber schauen wir nach vorne. Denn die Risiken sind
estiegen. Es gibt zweifellos eine Vertrauenskrise und
it Griechenland und Italien einen starken Vertrauens-

inbruch.

Europa kann nicht auf Pump leben. Jede Solidarität
uss mit einer Eigenanstrengung der Länder gekoppelt
erden. Wir wollen eine neue Architektur der Glaub-
ürdigkeit in Europa. Wir haben jetzt die Aufgabe, diese
aßnahmen in nationaler Geschlossenheit durchzuset-

en. Das Vertrauen in die langfristige Tragfähigkeit der
ffentlichen Haushalte und in das Finanzsystem muss
eu hergestellt werden. Das ist jetzt unsere Aufgabe. In
er Währungsunion muss die Glaubwürdigkeit aller
änder wiedergewonnen werden, weil unsere Zukunft in
inem gemeinsamen Europa und in der Euro-Zone liegt.

Deswegen gilt es jetzt, diese Aufgaben gemeinsam
nzugehen und zu schultern. Wir wollen Sanktionsver-
hren. Wir wollen keine Vergemeinschaftung von
chulden und Zinsen. Wir wollen keine monetäre Staats-
nanzierung. Wir wollen die Unabhängigkeit der EZB
nd die Widerstandsfähigkeit der Banken durch Rekapi-
lisierung. Das sind die Aufgaben, die sich jetzt auf der

uropäischen Ebene stellen. Die Politik verliert ihre
laubwürdigkeit, wenn sie die Märkte nicht noch besser
den Griff bekommt. Genau das – die Märkte besser in

en Griff zu bekommen – versuchen wir mit unserem
ntrag zu erreichen. Schließen Sie sich deswegen unse-
m Antrag an!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Joachim Poß [SPD]: Haben Sie überhaupt ein Wort gesagt, was Sie eigentlich wollen?)


Wir können eine positive Bilanz bezüglich der Fi-
anzmarktregulierung ziehen. Auf diese Regulierung
ben in Deutschland wir, der Deutsche Bundestag, durch
irekte Beschlussfassung Einfluss aus. Man sollte wie-
erholen, was wir gemacht haben. Natürlich können wir
ier im Deutschen Bundestag nicht beschließen, was an-
ere Länder zu tun haben. Letzten Endes können wir nur





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)

Beschlüsse durchsetzen, die für uns gelten, und wir müs-
sen die Bundesregierung bitten, diese Beschlüsse in die
G 20 und in die Euro-Zone weiterzutragen.

Wir haben Regulierungen zum Rating und zur Vergü-
tungsstruktur getroffen. Wir haben Regelungen zu Leer-
verkäufen und zu Verbriefungen geschaffen. Wir haben
die Verhandlungen zu den Eigenkapitalanforderungen
im Rahmen von Basel III offensiv begleitet. Wir haben
das Restrukturierungsgesetz und die damit verbundene
Bankenabgabe beschlossen. Dadurch sind wir in der Si-
tuation, dass wir international weitere Erfolge brauchen.
Das steht außer Frage: Wir brauchen international wei-
tere Erfolge. Dies müssen wir gemeinsam im deutschen
Interesse angehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt müssen die Regulierungen am Finanzmarkt glo-
bal zur Stabilisierung des Währungssystems und der
Weltwirtschaft weitergeführt werden, damit dem verant-
wortungslosen Treiben einzelner Finanzmarktteilnehmer
ein Ende gesetzt wird. International muss es klare Ab-
sprachen und Vorgaben zur Umsetzung geben. Hier geht
es um die systemrelevanten Banken, um die Schatten-
banken, um die Derivate, um die Reform des Weltwäh-
rungssystems. Das sind die Kernpunkte, die wir jetzt an-
gehen müssen. Unser Antrag zeigt, welche Maßnahmen
wir zur Reform des Finanzmarktes schon umgesetzt ha-
ben und welche Erweiterungen jetzt notwendig sind. Das
ist eine Zwischenbilanz, die letzten Endes zu einer Ge-
samtlösung, zu einer Gesamtkonzeption führt. Dieser
Antrag ist zielführend, und deswegen wurde er zu Recht
gestellt.

Lassen Sie uns bei den Entscheidungen über das
Trennbankensystem, über den Hochfrequenzhandel,
über das Risikomanagement beim Investmentbanking
und beim Eigenhandel, über die Finanzmarktspekulatio-
nen im Rohstoffbereich einschließlich der Nahrungsmit-
tel reden. Lassen Sie uns über das Schattenbankensys-
tem sprechen. Lassen Sie uns auch über die
Finanztransaktionsteuer reden, aber natürlich nicht mit
Emotionen, sondern mit gezieltem Sachverstand. Lassen
Sie uns außerdem über die außerbörsliche Derivateent-
wicklung reden. Das sind die Punkte, über die es interna-
tional zu entscheiden gilt.

Neue Glaubwürdigkeit entsteht nur durch einen trans-
parenten Weg in der Finanzwirtschaft und einen konse-
quenten Krisenbewältigungsmechanismus insgesamt in
dieser Währungsunion und in der gesamten Finanzwirt-
schaft. Wir werden dafür kämpfen, dass Finanzmarkt-
risiken sowie Inflationsgefahren vermieden werden. Die
Akteure auf den Finanzmärkten sollen nicht wieder in
alte Verhaltensmuster zurückfallen dürfen, wie sie vor
der Krise zu beobachten waren. Wir werden weitere Ini-
tiativen ergreifen, um auf europäischer und internationa-
ler Ebene eine Vorreiterrolle bei der Vermeidung zukünf-
tiger Krisen wahrzunehmen.

Unser Land, Deutschland, dient als Vorbild. Unsere
Wirtschaft ist stark. Wir haben die höchste Beschäfti-
gung. Wir haben die geringste Arbeitslosigkeit in Eu-

ro
g
S
g
g

b
S
n
d
O
K
d
ti

d

h
D
a
W
z
tr
s
d
K
u
d
F
A
L
d
w
re
d
s
d
c
D

b
b
fo

re
d

(C (D pa, was vergleichbare Industrieländer angeht. Desween können wir als Vorbild dienen. Wir müssen aber die olidarität, die wir gerne geben, durch Eigenanstrengunen auch einfordern. Das ist der Weg, den wir einschlaen und der letzten Endes zu bewältigen ist. Die Exzesse, die wir auf den Finanzmärkten erlebt haen, dürfen sich nicht wiederholen. Da werden wir klare chranken und Begrenzungen einführen. Das, was Sie icht gemacht haben, werden wir jetzt tun. Es ist einfach ie Situation – das müssen Sie sich natürlich hinter die hren schreiben –: Rot-Grün hat dereguliert, und diese oalition reguliert und wird letzten Endes Deutschland, ie Euro-Zone und Europa wirtschaftlich und finanzpolisch auf den richtigen Weg führen. Das ist die Situation. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Kollege Carsten Sieling für ie SPD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir aben ein Mirakel heute Morgen. Wenn man sich die ebatte anhört und den Antrag der Koalitionsfraktionen nschaut, fragt man sich: Was soll das eigentlich alles? as wollen Sie uns sagen? Wie kommen Sie überhaupt u einem solchen inhaltsleeren und perspektivlosen Anag? Die Antwort auf diese Frage findet sich in der Gechichte. Der Antrag ist im Juni dieses Jahres entstanen. Damals hat die CDU/CSU-Fraktion eine große onferenz hier im Deutschen Bundestag veranstaltet nd dazu illustre Herren eingeladen: Herrn Blessing von er Commerzbank, den Herrn Vorstandsvorsitzenden rancioni von der Deutschen Börse und natürlich Herrn ckermann, der in diesem Zusammenhang erstmalig die uft des Bundestages schnuppern durfte und nicht nur ie Zimmer im Kanzleramt gesehen hat. Dort ist beraten orden, wie weit man denn sei und was man denn ericht habe. Man hat also – jetzt greife ich ein Wort auf, as der amtierende Bundesfinanzminister häufiger geagt hat – nichts anderes getan, als die Frösche einzulaen und mit ihnen zu beraten, wie man den Sumpf trokenlegen kann. Ihr Antrag ist nichts anderes als das okument dafür, dass das nicht funktioniert. Ihr Antrag sst die Frösche munter weiterquaken. Das ist das Prolem Ihrer Regulierungspolitik. Sie führt zu nichts und ringt leider nicht die Maßnahmen auf den Weg, die errderlich sind. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Axel Troost [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714002800

(Beifall bei der SPD)

Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1714002900

Jetzt behaupten Sie in der Debatte, Sie hätten mehr er-
icht als in elf Jahren SPD-Regierungsbeteiligung und

ie SPD-Finanzminister.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: So ist das! – Joachim Poß [SPD] an die CDU ge Dr. Carsten Sieling )





(A) )

wandt: Ihr habt in der Großen Koalition doch
gebremst!)

Man muss sich fragen, woher das kommt, was Sie da auf-
listen. Ich sage Ihnen, was das Einzige ist, was Sie treibt:
Entweder greifen Sie auf die Maßnahmen zurück, die in
der Großen Koalition vorbereitet worden sind – Peer
Steinbrück hat hier schon auf das Restrukturierungsge-
setz verwiesen –, oder Sie machen nichts anderes, als Ver-
ordnungen und Richtlinien der EU umzusetzen. Eigene
Impulse, die Kraft der viertgrößten Wirtschaftsmacht der
Welt für Regulierungsmaßnahmen zu nutzen, kommen
von Ihnen nicht. Eigene Initiativen und Vorschläge fehlen
bei Ihnen.


(Beifall bei der SPD)


Ich will das gerne anhand der hier angesprochenen
Punkte aufzeigen. Die Wahrheitsverzerrung heute Mor-
gen ist unglaublich.


(Peer Steinbrück [SPD]: Wohl wahr!)


Ich greife das Thema Hedgefonds auf. Kollege Pronold
hat darauf hingewiesen, dass die Oberderegulierer von
damals jetzt nach mehr Regulierung schreien. Die Wirk-
lichkeit ist: Wir alle wissen, dass es in Deutschland um
die zehn Hedgefonds gibt. Warum gibt es so wenige?
Weil wir die strengste Regulierung haben und die
Hedgefonds alle nach Großbritannien verschwunden
sind.


(Beifall bei der SPD)


Das ist der Erfolg der Politik, die Sie damals beklagt ha-
ben. Heute stellen Sie sich hierhin und behaupten, Sie
hätten keine nationalen Sonderwege gewollt. Ich bin
froh, dass der nationale Sonderweg gewählt worden ist;
denn er hat Schaden vom deutschen Finanzmarkt abge-
wendet.


(Beifall bei der SPD)


Dann wurde hier – das ist das Allergrößte – das
Thema Leerverkäufe angesprochen. Sie tun so, als hätten
Sie heldenhaft im Juni 2010 hier ein Gesetz verabschie-
det. Ich möchte erst einmal darauf hinweisen, dass im
September 2008 Leerverkäufe per Anweisung des dama-
ligen Bundesfinanzministers verboten worden sind.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Elf Finanzinstitute!)


– Ja, aber das Verbot ist verlängert worden. Das Verbot
war wirksam bis zum 31. Januar 2010, als Sie schon im
Amt waren.

Wir haben Sie immer aufgefordert, dieses Verbot zu
verlängern. Das haben Sie nicht gemacht.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Wir haben das auf eine gesetzliche Basis gestellt!)


Sie haben es am 18. Mai 2010 wieder aufgegriffen, um
dann im Juni das Gesetz zu verabschieden. Es gab eine
Zeit, in der Sie fahrlässigerweise Leerverkäufe zugelas-
sen haben, die vorher von uns verboten worden waren.
Das war genau die Zeit, in der die Griechenland-Krise

a
v

M
b
w

S
k
b
g
la
u
u

D
w
n
n

G
w
V
d
m
k
is
h
A

m
v
m
E
a
m
F

d
E

v
b
e
z

h
h

(C (D usgebrochen ist. Darauf will ich an dieser Stelle einmal erweisen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


it Ihrem Gesetz haben Sie weniger im Bereich der Ver-
ote von Leerverkäufen reguliert, als es vorher der Fall
ar.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das glauben Sie selber nicht, was Sie da sagen!)


ie haben damals das Verbot auf ungedeckte Leerver-
äufe begrenzt. Sie haben Ausnahmen geschaffen und
estimmte Geschäfte weiterhin ermöglicht. Ihr Gesetz
eht nicht so weit wie das, welches das Europäische Par-
ment in wenigen Tagen hoffentlich verabschieden wird
nd auch die ungedeckten Kreditausfallversicherungen
mfasst.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Wir haben die doch drin!)


as ist notwendig. Hier hätten Sie vorangehen und et-
as leisten können. Aber das passt ins Bild: Sie tun
ichts. Sie bringen nichts in Gang. Sie vollziehen nur
ach, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Es ist eigentlich eine unendliche und unglaubliche
eschichte. Vorhin sind die Vergütungen angesprochen
orden. Gesetzliche Maßnahmen zur Regulierung der
ergütungen sind bereits durch die Großen Koalition auf
en Weg gebracht worden. In Ihrer Zeit ist es allerdings
öglich gewesen, gegen diese gesetzlichen Einschrän-

ungen zu verstoßen. Ich verweise nur auf die HRE. Sie
t ein weiteres Beispiel dafür, was Sie alles zugelassen
aben, wie wenig Sie hier gemacht haben und wie Sie in
ttentismus und Blockadehaltung verharren.

Nun haben Sie die Erkenntnis gewonnen, die Ratings
üssten verboten werden. Herr Sanio fordert dies seit

ielen Monaten und hat Sie auch unterrichtet. Nun kom-
en Sie stolz ins Parlament und verkünden, dass es eine
inschränkung geben müsse. Meine Güte! Da kann ich
n diesem Freitag nur sagen: Guten Morgen, meine Da-
en und Herren! Es ist gut, dass Sie auch bei dieser
rage endlich aufwachen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Wie billig!)


Unser Antrag enthält einen Katalog der Maßnahmen,
ie ergriffen werden müssen. Wir sagen gerade nach den
rgebnissen des G-20-Gipfels, auf dem nicht viel mehr
so heißt es in den Dokumenten – als die Dossierung

on Ergebnissen, also die Erstellung von Protokollen,
eschlossen wurde: Die notwendigen Taten müssen auf
uropäischer Ebene erfolgen. Hier kommt es darauf an,
u handeln.


(Klaus-Peter Flosbach wichtig! Das Thema Finanztransaktionsteuer ist hier schon äufiger angesprochen worden. Herr Michelbach, der ier viele Reden gegen die Finanztransaktionsteuer ge Dr. Carsten Sieling )





(A) )

halten hat, redet jetzt ganz machtvoll und kraftvoll für
die Einführung einer solchen Steuer.


(Zuruf von der SPD: Der hat doch gar nicht geredet!)


Sie haben die Chancen verpasst. Wir haben im Januar
2010 mit den anderen Oppositionsfraktionen einen An-
trag eingebracht. Sie als Koalition haben ihn abgelehnt.
Wir haben in der Diskussion im Mai 2010, als es um die
erste Griechenland-Tranche ging, gesagt, dass diese mit
einer strikten Regulierung verbunden werden müsse,
was auch die Einführung der Transaktionsteuer bedeute.
Was hat die Koalition gemacht? Sie hat es abgelehnt.

Wir haben im Juni 2011 einen Antrag eingebracht, der
auch im französischen Parlament behandelt worden ist.
Hier ist er abgelehnt worden. Die Konservativen im
französischen Parlament unter Präsident Sarkozy haben
zugestimmt. Sie haben wieder abgelehnt, meine Damen
und Herren von der Union. Sie haben sich durchgängig
verweigert und nicht die Kraft entwickelt, die notwendig
gewesen wäre. Der Grund ist doch ganz klar. Der Grund
sitzt ganz rechts außen in diesem Parlament. Die FDP
zieht Sie am Nasenring durch die politische Arena. Erst
vorgestern hat ein FDP-Vertreter im Wirtschaftsaus-
schuss erklärt: Eine Finanztransaktionsteuer gibt es mit
uns nur weltweit. – Ich möchte einmal wissen, wie lange
Frau Merkel und Herr Schäuble sich das noch gefallen
lassen.

Sie müssen auch an dieser Stelle handeln. Das wäre
wirksame Finanzmarktregulierung. Diese Regierung
bringt wenig. Wir haben unsere Vorschläge vorgelegt
und unterstützen auch den Antrag der Grünen, der darauf
abzielt, ein Trennbankensystem einzuführen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714003000

Nächster Redner ist der Kollege Björn Sänger für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Björn Sänger (FDP):
Rede ID: ID1714003100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Die christlich-liberale Regierungskoalition legt Ih-
nen hier eine stolze Halbzeitbilanz in der Finanzmarktre-
gulierung vor.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Zahlreiche Regelungen mit europaweiten und sogar
weltweiten Alleinstellungsmerkmalen sind enthalten. Es
ist wichtig, dass wir über dieses Thema auch einmal in
der Kernzeit des Deutschen Bundestages diskutieren
können, damit sich draußen nicht der falsche Eindruck
verfestigt,


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind denn Ihre Kollegen in der Kernzeit?)


e
w

fr
d
w
6
b
g
b
re
D
Ih
W
la


h
d
h
s
im

H
R
w
z

h
ro
L
d
L
d
W
h
s


ru

S

D
s
h
n
N

(C (D s würde in der Finanzmarktregulierung nichts getan erden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, während der ühere Bundesfinanzminister Hans Eichel, der in Fragen er Deregulierung nicht frei von Fehleinschätzungen ar, gegen meine Geburtsstadt Kassel klagt, um weitere 000 Euro zu seinen bisher 8 000 Euro als Pension zu ekommen, hat die Regierungskoalition die Vergütungen eregelt, um unter anderem auch der Gier Einhalt zu geieten. Wir haben die Möglichkeit geschaffen, zu Uncht ausgezahlte Vergütungen bzw. Boni zurückzuholen. a haben Sie sich von der SPD im Übrigen enthalten. In rem Antrag sagen Sie jetzt, man müsse das regulieren. ährend Herr Steinbrück auf Lesereise durch Deutschnd ist oder vielleicht im Stall nach den Pferden schaut wegen der Kavallerie –, (Peer Steinbrück [SPD]: Das ist ja ungeheuer witzig! – Weiterer Zuruf von der SPD: Nicht einmal Ihre Witze sind lustig!)


at diese Regierungskoalition Zug um Zug den Bereich
er Verbriefungen geregelt. Auch da haben Sie sich ent-
alten. Die Neuregelungen für Verbriefungen – es ist
chon wichtig, einmal darauf hinzuweisen – haben wir

nationalen Alleingang durchgesetzt.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie sollten sich meine Rede noch einmal anhören!)


ier haben wir europaweit die besten und wirksamsten
egelungen für Kreditverbriefungen geschaffen, indem
ir einen Eigenanteil in Höhe von mindestens 10 Pro-

ent festgeschrieben haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Auch mit dem Verbot von bestimmten Leerverkäufen
aben wir etwas geschaffen, was in dieser Form in Eu-
pa einmalig ist. Es handelt sich um eine intelligente
ösung: Wir ermöglichen weiterhin den Intraday-Han-
el und erhalten damit die positiven Effekte, die es bei
eerverkäufen durchaus gibt, zum Beispiel hinsichtlich
er Marktinformation und der liquiditätsspendenden
irkung. Zugleich haben wir aber unterbunden, dass

ier spekuliert werden kann; denn für spekulative Ge-
chäfte benötigt man mehr als einen Tag.

Darin unterscheiden wir uns von Ihnen: Wir sorgen
r intelligente Lösungen bei der Finanzmarktregulie-
ng,


(Lachen des Abg. Peer Steinbrück [SPD])


ie möchten die Stammtische bedienen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Könnten Sie das noch einmal wiederholen? Das glaubt sonst keiner!)


as kann man auch beim Banken-Restrukturierungsge-
etz sehen. Herr Steinbrück hat eben gesagt, dabei
andle es sich im Prinzip um ein Plagiat. In Ihrem eige-
en Antrag schreiben Sie aber, es sei zu kompliziert.
ein, es ist genau richtig so, weil es die Prinzipien der





Björn Sänger


(A) )


)(B)

sozialen Marktwirtschaft in die Finanzindustrie und die
Bankenwelt zurückbringt. Dem Gesetz wurde höchste
Aufmerksamkeit zuteil, in den USA und weltweit, und
es dient als Blaupause für die entsprechende Richtlinie
auf EU-Ebene, die demnächst auf uns zukommt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie müssen sich jetzt entscheiden, ob es sich hierbei um
ein Plagiat Ihrer Ideen handelt oder ob es zu kompliziert
ist. Das wird hier nicht ganz klar.

Wir sollten bei all dem auch nicht vergessen, dass wir
das Finanzsystem für die Realwirtschaft brauchen. Es
besteht da ein ganz enger Zusammenhang. Die Realwirt-
schaft kann ohne eine funktionierende Bankenlandschaft
nicht existieren. In diesem Zusammenhang muss man
auch sehen, dass Banken Unternehmen sind, die Ge-
winne erwirtschaften wollen. Mit anderen Worten: Der
Frosch muss noch genug Wasser im Sumpf haben, um
quaken zu können. Wenn Sie keine Frösche mehr haben,
wird ganz schnell eine Wüste entstanden sein. Das wol-
len wir eben nicht.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Dann werden Sie ja zum Froschschützer!)


Das bedeutet nichts anderes, als dass man bei den not-
wendigen Eingriffen in den Finanzmarkt wie mit einem
Skalpell wohlüberlegt operieren muss. Man hantiert ge-
wissermaßen an der Schlagader der deutschen Wirtschaft.
Da kann man nicht das machen, was Sie vorhaben, näm-
lich so eine Art Luftröhrenschnitt mit der Kettensäge.
Dann entstünde sehr schnell ein Massaker. Aber da sind
wir glücklicherweise vor.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie haben schon alles niedergemacht!)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben
viel erreicht. Das kann man unserem heute vorgelegten
Antrag entnehmen. Dem Antrag zu den Ratingagenturen
kann man aber auch entnehmen, dass eben noch nicht al-
les erreicht ist


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und manches verhindert wird!)


und noch viel zu tun bleibt. Ich lade Sie ein, uns dabei zu
unterstützen. Sie haben sich Dutzende Male enthalten
bzw. dagegen gestimmt. Ich fordere Sie auf, sich an die-
ser Stelle einmal klar zu erklären.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714003200

Für die Fraktion der Linken spricht jetzt der Kollege

Axel Troost.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Axel Troost (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714003300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

vorliegende Antrag „Effektive Regulierung der Finanz-

m
tr
li
v

E
S
v
b
F
Ih
w
d
te

d
k
m
S
F
S
W
n

E
d
K
s
M
ß
s
ä
B
z
p
d
w
v
P

te
v
z
h
k
k

G
d
F
n
n
K
n
k
z
n

(C (D ärkte nach der Finanzkrise“ der Koalitionsfraktionen ägt schon einen verräterischen Begriff im Titel, nämch „nach der Finanzkrise“. Welche Finanzkrise ist denn orbei? Der ganze Antrag strotzt nur so vor selbstgefälligem igenlob. Er bringt absolut glaubwürdig in Form von elbstbeweihräucherungen zum Ausdruck, dass Sie daon überzeugt sind, Sie hätten die wesentlichen Proleme angegangen und könnten mit sich und mit dem ortgang der Ereignisse zufrieden sein. Aber wir sagen nen: Das ist mitnichten so! Nein, die aus der Krise notendigen Schlussfolgerungen sind nicht gezogen. Nein, ie Krise ist nicht vorbei. Nein, es sind keine konsequenn Strukturreformen sichtbar. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Was ist – es wurde heute schon angesprochen – von
em vielzitierten Beschluss der G 20, kein Akteur und
ein Instrument auf dem Finanzmarkt dürfe ohne ange-
essene Regulierung bleiben, übrig geblieben? Die
patzen pfeifen es von den Dächern, und auch Herr
losbach hat es angesprochen: Von der Regulierung der
chattenbanken sind wir nach wie vor sehr weit entfernt.
ann kommt denn da was von Ihnen – nach der über-

ächsten Finanzmarktkrise? Und was kommt dann?

Sicher, Finanzmarktregulierung auf internationaler
bene ist ein mühsames Geschäft. Aber die Frage ist
och: Wo sind Ihre originellen Ideen und weitreichenden
onzepte, mit denen Strukturveränderungen im Finanz-

ystem eingeleitet werden können? Ihr Motto lautet:
aßvoll regulieren und nicht über das Ziel hinausschie-

en. – Herr Sänger war da gerade wieder ein gutes Bei-
piel. Aber Ihr Ziel ist eben nicht eine grundlegende Ver-
nderung des Finanzsystems. Sie wollen, dass die
anken weiterhin auf eigene Rechnung im Finanzkasino
ocken dürfen, dass die inkompetenten Bewertungen
rivater Ratingagenturen weiterhin als Grundlage für
en Umgang mit Staatsschulden dienen und dass Banken
eiterhin so groß sein dürfen, dass sie bei Schieflagen
on den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern um jeden
reis gerettet werden müssen.

Wer Angst hat, er könne den großen Finanzmarktak-
uren zu starke Fesseln anlegen, der hat überhaupt nicht
erstanden, was sich auf den Finanzmärkten seit Jahr-
ehnten tut. Großbanken sind Entfesselungskünstler. Ich
abe noch von keiner Regulierung gehört, die die Ban-
en nicht wenigstens teilweise umgangen hätten. Wie
ann man da vor Überregulierung warnen?

Aus unserer Sicht hat sich im Finanzsystem nichts
rundlegendes zum Besseren verändert. Sie haben le-
iglich die wenigen schwachen Bremsen, die es auf den
inanzmärkten gibt, angezogen, aber mehr eben auch
icht. Zum Beispiel beim Eigenkapital: Natürlich ist es
icht falsch, wenn die Banken in Zukunft mehr eigenes
apital vorhalten müssen, um Verluste aus riskanten Fi-
anzmarktwetten ohne Staatshilfe besser verkraften zu
önnen. Aber es muss doch darum gehen, diese Wetten
u verbieten. In dieser Richtung passiert überhaupt
ichts.


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Axel Troost


(A) )


)(B)

Wir fordern einen grundlegenden Paradigmenwechsel
in der Finanzmarktregulierung. Dazu dient auch unser
Finanz-TÜV. Statt – wie heute – auf den Finanzmärkten
alles als erlaubt zu betrachten, was nicht verboten ist,
müsste alles verboten sein, solange es nicht explizit er-
laubt ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Straßenverkehr kann sich auch nicht jeder ein belie-
biges Siebenrad mit 300 PS zusammenbauen und damit
im Straßenverkehr herumfahren. Auch Arzneimittel dür-
fen nicht einfach so zusammengebraut und unter die
Leute gebracht werden, sondern es gibt komplizierte Zu-
lassungsverfahren. Der Finanz-TÜV wäre dafür zustän-
dig, Finanzakteure, -instrumente und -praktiken zu prü-
fen und ihnen nur bei Unbedenklichkeit eine Zulassung
zu erteilen. Ohne Zulassung kein Geschäft, so muss das
endlich auch auf den Finanzmärkten sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Menschen nicht nur in Deutschland können es
immer noch nicht glauben, dass von den verantwortli-
chen Großbankern kaum einer zur Rechenschaft gezo-
gen wurde und die meisten weiterhin dicke Gehälter und
Boni einstreichen. Diese Banker haben, unterstützt durch
die Deregulierungspolitik der letzten Jahre, die Gesell-
schaft um Milliarden geschädigt und sind dabei selbst zu
Millionären geworden. Wenn ich als kleiner Selbststän-
diger mein Geschäft so gefährlich und dilettantisch be-
trieben hätte, wie es die Investmentbanker in den Groß-
und Landesbanken gemacht haben, dann würde ich zu
Recht für den Rest meines Lebens oder mindestens für
sieben Jahre bis zum Ende meiner Privatinsolvenz Scha-
denersatz an meine Kunden bzw. an den Staat zu zahlen
haben.

Wir – und ich glaube, auch die Menschen da draußen –
erwarten, dass von Ihnen politische Signale gesendet
werden, dass sich die Politik nicht länger auf der Nase
herumtanzen lässt und dass die Verantwortlichen in der
Finanzbranche für ihre Fehler geradestehen müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Jeder weiß, dass uns diese Krise Milliarden kosten
wird und dass das nicht aus den bisherigen Staatseinnah-
men zu finanzieren ist. Wir treten deshalb ganz entschie-
den für eine Vermögensteuer ein, damit diejenigen, die
während der Krise profitiert haben, in die Finanzierung
eingebunden werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Abschließend noch ein paar Worte zum SPD-Antrag.
Vieles von dem, was dort gefordert wird, fordern wir seit
langem. Vor der Finanzkrise standen diese Punkte be-
reits auf unserer Agenda. Wir lehnen diesen Antrag
trotzdem ab, weil wir das von Ihnen geforderte Trenn-
bankensystem in dieser Form für falsch halten. Es ist
zwar völlig richtig, das spekulative Finanzmarktgeschäft
der Banken vom seriösen Einlagen- und Kreditgeschäft
zu trennen. Ich will dies mit Blick auf die Deutsche
Bank mit folgendem Bild beschreiben: ein Turm für das
normale Kredit- und Einlagengeschäft und ein Turm für
das spekulative Geschäft. Wir sind aber der Meinung,

d
w
G
m

K

d
h
H
S
B

E
m
S
fu
V
d
h
Ih

Ic
n

e
F
w
a
g

z
h

E
F
M
li
tu
u
w
n
s
J
W

L

(C (D ass der zweite Turm geschlossen und nicht nur separiert erden sollte; denn wir glauben, dass das spekulative eschäft der Banken gänzlich dichtgemacht werden uss. Danke schön. Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der ollege Ralph Brinkhaus für die CDU/CSU-Fraktion. Meine Damen und Herren! Ich bin sichtlich bewegt, ass sich der „schlaueste Finanzminister aller Zeiten“ eute in die Niederungen der Tagespolitik begeben hat. erzlich willkommen, Herr Steinbrück. So oft haben wir ie hier noch nicht gesehen. Ich kann mir aber einige emerkungen zu Ihren Ausführungen nicht verkneifen. Stichwort „schlauester Finanzminister aller Zeiten“: s gibt Leute, die behaupten, dass Sie ein guter Finanzinister waren. Sie sind es aber nicht mehr; denn was ie heute geboten haben, war in keiner Weise fachlich ndiert. Sie haben schlichtweg zwei Jahre verpasst. ielleicht hätten Sie an der einen oder anderen Beratung es Finanzausschusses teilnehmen und weniger Vorträge alten sollen. Schachbretter und ähnliche Sachen waren nen anscheinend wichtiger. (Beifall bei der CDU/CSU – Iris Gleicke [SPD]: Nur kein Neid! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie waren schon besser!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714003400

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ralph Brinkhaus (CDU):
Rede ID: ID1714003500

h muss schon sagen: Der Kurs für Ihre Vorträge ist
ach dieser Rede nicht gestiegen.

Ich möchte zunächst kurz auf den Antrag der SPD
ingehen. Herr Sieling, Ihr Antrag wäre in der Tat ein
all für VroniPlag; denn Sie haben alles aufgenommen,
as wir schon längst bearbeitet haben. Bei Ihnen kommt

ber ein weinerlicher Unterton „Ihr strengt euch nicht
enug an“ hinzu.

Ich will Ihnen einmal erläutern, was wir in den letzten
wei Jahren, also in der Nach-Steinbrück-Zeit, gemacht
aben.


(Iris Gleicke [SPD]: Oh!)


s ist nicht gut, wenn in den Finanzinstitutionen zu viele
ehler gemacht werden. Deswegen haben wir sinnvolle
aßnahmen auf den Weg gebracht, um die Fehleranfäl-

gkeit von Managemententscheidungen in Finanzinsti-
ten zu verringern. Wir haben die Vergütungsstrukturen

nd die Ratingstrukturen angepackt. Außerdem haben
ir die Grenzen für Großkredite und die Verbriefungen
eu geregelt. Hinzu kommt, dass wir zusammen mit un-
eren europäischen Partnern Basel III, was im nächsten
ahr unter dem Titel „CRD IV“ umgesetzt wird, auf den
eg gebracht haben. Das heißt, wir haben Regelungen
r den Treibstoff der Banken, also für Eigenkapital und
iquidität, geschaffen.





Ralph Brinkhaus


(A) )


)(B)

Nichtsdestotrotz ist es so, dass Banken und Versiche-
rungen weiterhin Fehler machen werden. Es ist auch im
Sinne der Marktwirtschaft, dass Institutionen Fehler ma-
chen können. Es ist aber nicht gut, wenn die Fehlertrag-
fähigkeit nicht groß genug ist, wenn also kleinere Fehler
dazu führen, dass Institute in Schieflage geraten. Auch
da haben wir Maßnahmen auf den Weg gebracht.
Beispielsweise haben wir durch CRD IV, also durch
Basel III, dafür gesorgt, dass durch mehr Eigenkapital
und durch mehr Liquidität der Banken die Fehlertragfä-
higkeit vergrößert wird. Wir haben durch Umsetzung der
Kapitaladäquanzrichtlinie den Eigenkapitalbegriff ge-
schärft. Wir haben offene Immobilienfonds tragfähiger
gemacht, indem wir Auszahlungsbegrenzungen einge-
führt haben. Da ist also eine Menge geschehen.

Wir haben also dafür gesorgt, dass in den Institutio-
nen weniger Fehler gemacht werden und dass die Fehler-
tragfähigkeit höher wird. Außerdem sind wir zu der
Einsicht gelangt, dass das alles noch vernünftig beauf-
sichtigt werden muss. Denn was 2008 passiert ist, war
auch eine Folge von Aufsichtsversagen. Warum hat die
Aufsicht nicht gesehen, was bei der HRE passiert? Die
Erkenntnis, die wir daraus gewonnen haben, ist: Wir
müssen Aufsicht erst einmal überhaupt ermöglichen, in-
dem wir für Transparenz in den Märkten sorgen. All das
haben wir gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Herr Schick, Sie haben behauptet, es sei nichts ge-
schehen. Jetzt hören Sie einmal gut zu: Wir haben uns
auf europäischer Ebene dafür eingesetzt, dass die OTC-
Derivaterichtlinie auf den Weg gebracht wird und im
nächsten Jahr umgesetzt wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Wir haben mit unserem Gesetz zu Leerverkäufen Trans-
parenz geschaffen. Vor diesem Gesetz wusste doch nie-
mand, was auf den Märkten passiert. Das ist von uns ge-
ändert worden.


(Lachen bei der SPD)


Aufsicht braucht Struktur. Wir haben aus der Tatsache
gelernt, dass sich deutsche Finanzinstitute der Aufsicht
dadurch entzogen haben, dass sie nach Irland gegangen
sind. Wir haben daher ein europäisches Aufsichtssystem
auf den Weg gebracht und haben die Defizite, die es bei
der Abstimmung der europäischen Aufsichtsbehörden
gab, beseitigt. Wir haben jüngst im letzten Gesetz die
Strukturen in Deutschland diesem Aufsichtssystem an-
gepasst. Das ist gut und richtig.

Wir haben noch etwas gemacht. Wir haben nämlich
dafür gesorgt, dass Bereiche, die bisher nicht beaufsich-
tigt wurden, nun beaufsichtigt werden. Wir haben die
AIFM-Richtlinie auf den Weg gebracht, und wir haben
jüngst das Finanzanlagevermittlergesetz verabschiedet,
mit dem wir dafür sorgen, dass Produkte und Vertriebs-
wege, die bisher nicht beaufsichtigt wurden, nun beauf-
sichtigt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


d
d
g
d
tu
w
D
s
g
D
g
e
d
J

n
ri

W

D
b
c
a

W
v
d
a
d
u

g
d
K

D
w
s
k
d
ru
A
B

D
p

g
n
E
ti

(C (D Ich fasse zusammen: Wir haben dafür gesorgt, dass ie Institute besser handeln. Wir haben dafür gesorgt, ass die Fehlertragfähigkeit höher ist. Wir haben dafür esorgt, dass die Aufsicht besser geworden ist. Nichtsestotrotz wird es weiterhin passieren, dass Finanzinstite vom Markt verschwinden – und zwar unfreiwillig –, eil schwere Managementfehler gemacht worden sind. as ist gut und richtig so; denn es ist ein essenzieller Be tandteil der Marktwirtschaft, das Marktteilnehmer aufrund eigener Fehler vom Markt verschwinden können. as war aber bis dato nicht möglich – zumindest bei rößeren Marktteilnehmern nicht –, weil die Schieflage ines mittelgroßen Institutes dafür gesorgt hätte, dass as ganze System kollabiert. Deswegen haben wir im ahr 2008 die Rettungsfonds einrichten müssen. Was haben wir daraus gelernt? Deutschland hat als eies der ersten Länder dieser Welt ein Banken-Restruktuerungsgesetz erlassen. Dieses Gesetz ist die Blaupause r sehr viele Restrukturierungsgesetze auf der ganzen elt. Das muss man an dieser Stelle einmal sagen. ieses Banken-Restrukturierungsgesetz wird das Vorild für einen europäischen Bankenrestrukturierungsmehanismus werden. Wir hatten die Ideen und haben sie uch umgesetzt. (Peer Steinbrück [SPD]: Sie haben nicht die Ideen gehabt! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Das sind Plagiate à la Guttenberg!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir hatten nicht nur die Idee, dass Banken vom Markt
erschwinden oder in die Insolvenz gehen können, ohne
ass das ganze System kollabiert, sondern wir haben
uch entsprechend gehandelt. Das ist ein Meilenstein,
en wir in der deutschen Rechtsgeschichte gesetzt haben
nd der nicht hoch genug zu bewerten ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen unsere Anstrengungen natürlich noch er-
änzen. Wir müssen dafür sorgen, dass diejenigen, die
ie Krise verursacht haben, auch an den Kosten der
rise beteiligt werden.


(Lachen bei der SPD)


afür haben wir die Bankenabgabe eingeführt; die
urde von Ihnen bekämpft. Wir werden auf europäi-

cher Ebene weiter für die Finanztransaktionsteuer
ämpfen. Es ist schlichtweg falsch, dass sich diese Bun-
esregierung nicht dafür einsetzt. Keine Bundesregie-
ng hat im Bereich Finanztransaktionsteuer so große
nstrengungen unternommen wie die Regierung unter
undesfinanzminister Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as lassen wir uns von Ihnen in keiner Art und Weise
lattreden.

Man muss allerdings bedenken, dass die bisher in An-
riff genommenen Operationen nicht ausreichen. Es gibt
och offene Baustellen; das will ich nicht beschönigen.
ine offene Baustelle ist die Too-big-to-fail-Problema-
k. Im Übrigen sind auf dem G-20-Gipfel in Cannes die





Ralph Brinkhaus


(A) )


)(B)

ersten Maßnahmen, um die Too-big-to-fail-Problematik
in Angriff zu nehmen, nicht nur diskutiert, sondern kon-
kret für die Umsetzung vorbereitet worden.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Haben Sie schon mit Ackermann gesprochen?)


Globale, systemimmanente Finanzinstitute müssen
mehr Eigenkapital haben. Entsprechende Regelungen
sind bereits auf den Weg gebracht worden. Herr Schick,
insofern waren Ihre Einlassungen, dass die Bundesregie-
rung zu wenig getan habe, falsch. Sie war sogar der Trei-
ber in diesem Prozess.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht!)


– Regen Sie sich ruhig auf, Herr Schick.

Kommen wir jetzt zu der Verhandlungsführung der
Bundesregierung auf internationaler Ebene. Ja, die Bun-
desregierung verhandelt. Die meisten Verhandlungen,
die die Bundesregierung führt, dienen dazu, unsere Spar-
kassen und Volksbanken im internationalen Vergleich
wettbewerbsfähig zu halten. Auch das sollten Sie einmal
anerkennen, anstatt eine globale Beschmutzung all des-
sen vorzunehmen, was von dieser Bundesregierung ge-
leistet worden ist. Ihr Verhalten ist schlichtweg falsch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Da wir beim internationalen Kontext sind: Wir müssen
auch darüber reden, dass es einen Bereich gibt, der noch
nicht reguliert ist. Das sind die Schattenbanken. Genau
dieses Thema wird von der CDU/CSU und den Libera-
len immer wieder angesprochen. Auf dem G-20-Gipfel
in Cannes ist es von der Bundesregierung vorangetrieben
worden. Das Financial Stability Board, das im Übrigen
gestärkt worden ist, wird in fünf Arbeitsgruppen interna-
tionale Lösungen zu diesem Problem erarbeiten.

Sie haben immer gesagt, Deutschland müsse vorange-
hen. Wir sind in Deutschland vorangegangen mit dem
Verbot von Leerverkäufen, mit dem Banken-Restruktu-
rierungsgesetz und vielen anderen Maßnahmen; dabei
haben wir Maßstäbe gesetzt. Das alles nutzt aber nichts,
wenn es uns nicht gelingt, die Regulierungen auf inter-
nationaler Ebene annähernd anzugleichen;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


denn alle Geschäfte, die wir in Deutschland verbieten,
werden sonst im Ausland abgewickelt. Sie werden dann
– das geht ganz schnell – beispielsweise in der Schweiz,
an irgendwelchen Offshoreplätzen oder vielleicht auch
in den USA getätigt. Die große Herausforderung besteht
darin, einen möglichst breiten internationalen Konsens
für entsprechende Maßnahmen herzustellen. Daran ar-
beitet die Bundesregierung.

Meine Damen und Herren, wir führen sämtliche Ope-
rationen im laufenden Betrieb durch. Alle Anpassungen,
die von den Banken und Versicherungen vorgenommen
werden müssen, werden im laufenden Geschäft erbracht.
Wir wollen, dass die Finanzinstitutionen die Realwirt-
schaft weiterhin mit Geld versorgen und dass es möglich

is
F
d

z
te
s
G
im
ri
je
K


w
S
n

z
z
s

D
s
D
n
e

im

d
A
g
b
z

S
d
s
g

(C (D t, Geld anzulegen. Wir arbeiten praktisch wie in der ormel 1: Wir nehmen einen Reifenwechsel bei laufenem Rennen vor. Das ist eine große Herausforderung. (Dr. Carsten Sieling [SPD]: Aber die Zockerbuden laufen weiter!)


Ich wünsche mir, dass wir in diesem schwierigen Pro-
ess mehr Unterstützung von der Finanzbranche erhal-
n. Das sage ich hier im Deutschen Bundestag schon

eit zwei Jahren. Die Branche hilft uns bei dieser ganzen
eschichte nicht. Egal, was wir machen: Es findet sich
mer irgendjemand, der sagt: Das ist aber jetzt nicht

chtig für uns. – Meistens wird uns gesagt: Wenn ihr
tzt das und das macht, dann wird die Welt bzw. die
reditversorgung oder Ähnliches zusammenbrechen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das glauben Sie dann immer!)


Herr Troost, das glauben wir nicht, und das glauben
ir auch der Branche nicht. – Wir müssen das an dieser
telle einmal sehr kritisch bemerken, denn das geht so
icht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt haben Sie uns gesagt, dass wir ein schönes Bild
eichnen. Nein, wir zeichnen kein schönes Bild; wir
eichnen ein Bild vieler kleiner Maßnahmen und An-
trengungen.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Mühe allein reicht nicht!)


enn wir haben eines erkannt – das ist die Lehre aus die-
er Krise –: Die eine große Maßnahme gibt es nicht.
eswegen sind die verzweifelten Versuche der SPD
ach dem Motto „Mit einer Finanztransaktionsteuer und
inem Trennbankensystem wird alles gut“


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Das sagt doch keiner!)


Prinzip nicht richtig;


(Peer Steinbrück [SPD]: Sie bauen doch einen Popanz auf! – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Gucken Sie Ihre 16 Punkte an!)


as wird uns nicht weiterführen. Regulierung ist eine
ufgabe, die harte Tagesarbeit bedeutet. Sie ist ein unan-
enehmes Geschäft, erfordert sehr viel Detailarbeit und
einhaltet mühsame internationale Verhandlungspro-
esse.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Wir übernehmen das gerne! – Zurufe von der SPD: Oh!)


Jetzt komme ich zum Anfang zurück. Herr
teinbrück, wir würden uns freuen, wenn Sie sich in
iese Arbeit einbrächten, anstatt hier krampfhaft zu ver-
uchen, staatstragende Reden zu halten, die dann miss-
lücken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peer Steinbrück [SPD]: Was?)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714003600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Finanzausschusses zum Antrag der
Fraktionen von CDU/CSU und FDP mit dem Titel
„Effektive Regulierung der Finanzmärkte nach der
Finanzkrise“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Be-
schlussempfehlung auf der Drucksache 17/7250, den
Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf
Drucksache 17/6313 anzunehmen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Damit ist die Beschlussempfehlung mit
der Mehrheit der Koalition angenommen.

Unter dem Zusatzpunkt 8 geht es um die Abstimmung
über den Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP
auf der Drucksache 17/7638 mit dem Titel „Ratingagen-
turen besser regulieren“. Wer stimmt diesem Antrag zu? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Dieser An-
trag ist mit Mehrheit der Koalition angenommen.

Zusatzpunkt 9. Abstimmung über den Antrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/7641 mit dem Titel
„Neuer Anlauf zur Finanzmarktregulierung erforder-
lich“. Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt da-
gegen? – Wer enthält sich? – Der Antrag ist mehrheitlich
abgelehnt.

Zusatzpunkt 10. Hier geht es um die Beschlussemp-
fehlung des Finanzausschusses zum Antrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Einsetzung einer
Kommission des Deutschen Bundestages zur Regulie-
rung der Großbanken“. Der Ausschuss empfiehlt in sei-
ner Beschlussempfehlung auf der Drucksache 17/7665,
diesen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen ab-
zulehnen. Wer stimmt dieser Beschlussempfehlung zu? –
Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die Be-
schlussempfehlung ist mit der Mehrheit der Stimmen der
Koalition angenommen.

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 29 a und b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Barbara Höll, Richard Pitterle, Dr. Axel
Troost, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
DIE LINKE

Verlustverrechnung einschränken – Steuerein-
nahmen sicherstellen

– Drucksache 17/5525 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Finanzausschusses (7. Ausschuss) zu
dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll,
Dr. Axel Troost, Richard Pitterle, weiterer Abge-
ordneter und der Fraktion DIE LINKE

Auswege aus der Krise: Steuerpolitische Ge-
rechtigkeit und Handlungsfähigkeit des Staa-
tes wiederherstellen

– Drucksachen 17/2944, 17/7555 –

d
h
fa

K

S
D
h
s
in
w
v


g
1
m
z

s
s
E
ie
J
te
fl
k
a
L
n

z
m

H
s
d
E
g
li
e
s
s
d

(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Olav Gutting Dr. Barbara Höll Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache wiederum 75 Minuten vorgesehen. – Ich öre dazu keinen Widerspruch. Dann können wir so verhren. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort der ollegin Barbara Höll für die Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die chere zwischen Arm und Reich wird immer größer. as spüren die Menschen in unserem Land. Viele bezieen Niedriglöhne. Rund 1,4 Millionen Menschen müsen trotz Arbeit zum Amt, um aufzustocken. Viele sind Leiharbeit. Die Einkommensverteilung geht immer eiter auseinander, infolgedessen auch die Vermögenserteilung. Die vermögendsten 10 Prozent der Bevölkerung vergen mittlerweile über 66 Prozent des Gesamtvermö ens, also gehören fast zwei Drittel des Vermögens 0 Prozent der Bevölkerung. Die Zahl der Einkommensillionäre steigt stetig an. 2001 waren es 12 504 Steuer ahlerinnen und Steuerzahler, 2007 schon 16 681. Seit 2002 wurde in unserem Land von Ihnen gemeinam die Niedriglohnpolitik forciert. Infolgedessen chrumpfte die Mittelschicht. Die Reallöhne fast aller inkommensbezieherinnen und -bezieher sind kontinurlich gesunken – nochmals massiv in den letzten fünf ahren. Das Bruttoeinkommen eines mittleren Angestelln zum Beispiel ist allein in den letzten fünf Jahren inationsbereinigt um 7 Prozent – um 7 Prozent! – gesunen. Bei Höchstverdienern sieht das allerdings anders us; denn sie hatten in den letzten fünf Jahren reale ohnzuwächse. Das sind die nackten Tatsachen, vor deen Sie die Augen nicht verschließen dürfen. Dieses Auseinanderdriften, zunehmende Armut und unehmender Reichtum – zwei Seiten einer Medaille –, uss endlich gestoppt werden. ören Sie hierzu endlich auf die Stimmen aus der Wisenschaft wie von Herrn Professor Gert Wagner, Chef es DIW, der eine Vermögensteuer sowie eine höhere rbschaftsteuer fordert! Hören Sie auf Stimmen Vermöender wie Marius Müller-Westernhagen, der eine Milonärsbesteuerung gefordert hat! Hören Sie auf Ihre igenen Politiker! Norbert Barthle, Ihr haushaltspoliticher Sprecher, erwähnte das letztens. Der niedersächsiche Justizminister, Bernd Busemann von der CDU, forerte einen Spitzensatz von 50 Prozent. (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Er hat ihn aber gleich zurückgenommen!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714003700

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, dieses Auseinanderdriften
von Arm und Reich spaltet die Gesellschaft in allen eu-
ropäischen Ländern. Das können wir auch am Beispiel
Griechenland sehen. Die Luft brennt. Ich frage mich
wirklich, wie lange Sie noch zusehen wollen. Hierbei
muss Deutschland vorangehen und endlich eine Vorrei-
terrolle einnehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir kennen seit Jahren genügend wirksame Maßnah-
men. Aber Sie wollen sie nicht hören. Sie wollen sie
nicht umsetzen. Ich nenne Ihnen deshalb noch einmal
die vier wichtigsten: Reformieren Sie die Erbschaft-
steuer, sodass eine Erhöhung herauskommt. Erheben Sie
die Vermögensteuer wieder. Wir brauchen eine Reform
der Einkommensteuer, die tatsächlich zu einer Entlas-
tung unterer und mittlerer Einkommen führt.

Und wir brauchen eine Umwandlung der Gewerbe-
steuer in eine Gemeindewirtschaftsteuer.

Sie sagen immer, Sie wollten keine Neuverschuldung;
es gehe doch nicht, untere und mittlere Einkommen zu
entlasten, da wir kein Geld hätten.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das kommt doch jetzt!)


Aber jeder weiß: Die Millionäre fassen Sie mit Samt-
handschuhen an. Aber wenn ein Facharbeiter etwas
mehr verdient, schlägt bei ihm die kalte Progression zu,
sodass er sich wundert, warum manchmal weniger als
das im Lohnbeutel ist, was er vorher hatte.

Wenn wir aber über Steuern reden – das tun wir, und
wir haben Ihnen mit unserem Antrag Vorschläge unter-
breitet –, sollten wir über alle Steuern reden, nicht nur
über die direkten Steuern, sondern auch über die indirek-
ten Steuern. Ursprünglich sollte die Verteilung des Auf-
kommens aus direkten und indirekten Steuern etwa hälf-
tig sein. Das ist ausgehebelt worden.

Wir haben eine massive Verschiebung hin zu den in-
direkten Steuern. Die indirekten Steuern zahlen nun ein-
mal alle in der Bevölkerung, vom Säugling bis zum
Rentner, zum Beispiel auf Windeln und auf Kleidungs-
stücke. Auch Schulessen unterliegt der Mehrwertsteuer.
Überall werden diese indirekten Steuern gezahlt. Da-
durch haben wir von vielen Menschen, auch solchen mit
einem geringen Einkommen, ein hohes Steueraufkom-
men.

Bei der Einkommensteuer ist wohl wahr, dass 53 Pro-
zent des Aufkommens im Jahr 2007 die obersten 10 Pro-
zent der Einkommensbezieherinnen und -bezieher ge-
zahlt haben. Aber sie haben natürlich auch den höchsten
Anteil an den Einkommen.

40 Prozent der Leute, die arbeiten, verdienen so we-
nig, dass sie gar keine Steuern zahlen können. Darin
liegt das Problem.


(Beifall bei der LINKEN)


Das Problem liegt in Ihrer Niedriglohnpolitik und in den
viel zu geringen Löhnen. Hier müssen wir endlich um-
steuern.

m
g
e

a

A
d
s
d

re
b
n
v
K
ri
D
a

z
ra

D
e
N
tr

W
s

d
u

g
n

N
s
m
d
n
b
w
w

n
o
re
u

(C (D Wir haben positiv zur Kenntnis genommen, dass Sie it dem Mindestlohn endlich das Thema der Linken auf egriffen haben. Frau Merkel eiert zwar schon wieder in bisschen herum, (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie eiert nicht!)


ber Sie wollen sich da bewegen.

Bei der Flugticketabgabe haben Sie etwas gemacht.
ber jetzt kommen Sie wieder mit Vorschlägen, die an
er Ursache, am Wesentlichen vorbeigehen, da diese
ich nur auf die Frage der kalten Progression und die
ementsprechenden Regelungen beschränken.

Sie sagen: Eigentlich können wir das nicht finanzie-
n. Dabei muss man sagen: Kommunen und Länder ha-

en recht, sie haben kein Geld, sie können das nicht fi-
anzieren. Der Bund ist hier gefragt; denn der Bund ist
erantwortlich für die katastrophale Situation in den
ommunen und auch bei den Menschen; denn die Nied-
glohnpolitik ist von Ihnen politisch gewollt worden.
eshalb sind Sie dafür verantwortlich. Hier muss also

uch der Bund einstehen.

Wir brauchen kein Herumdoktern und keine halbher-
igen Bekenntnisse; wir brauchen ein tatsächliches He-
ngehen an die Probleme.


(Beifall bei der LINKEN)


azu legen wir Ihnen unseren Vorschlag vor. Lösen Sie
ndlich das Problem des Tarifs in der Einkommensteuer!
atürlich brauchen wir eine Anhebung des Grundfreibe-
ages. Wir schlagen 9 300 Euro vor.


(Beifall bei der LINKEN)


ir brauchen endlich einen durchgehend linear-progres-
iven Tarif,


(Beifall bei der LINKEN)


ann hätten wir eine wirkliche Entlastung im unteren
nd mittleren Einkommensbereich.

Ich habe es Ihnen bereits vorgerechnet und kann das
ern noch einmal tun, damit das endlich einmal bei Ih-
en ankommt.


(Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ja, aber das ist nicht nötig!)


ach unserem Vorschlag kommt es erst ab einem zu ver-
teuernden Jahreseinkommen von 70 000 Euro zu einer
onatlichen Steuermehrbelastung von 7 Euro. Bis zu

iesem Betrag gäbe es eine massive Entlastung. Bei ei-
em zu versteuernden Jahreseinkommen von 26 000 Euro
eispielsweise müssten nach unserem Tarif 1 086 Euro
eniger Einkommensteuer gezahlt werden. Das ist eine
irkliche Entlastung.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie machen viel weniger. Was die reale Steuererspar-
is angeht, ist es so, dass es durch Ihren Tarif bei den
beren Einkommensgruppen zu einer wesentlich höhe-
n absoluten Entlastung kommen würde als im unteren

nd mittleren Einkommensbereich. Dazu bieten wir Lö-





Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)

sungsvorschläge. Das braucht Kraft, und das braucht
Mut. Das braucht nicht nur Lippenbekenntnisse zu so-
zialer Gerechtigkeit, sondern es braucht auch Taten, um
das Vorhaben tatsächlich umzusetzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte etwas zur Vermögensbesteuerung sagen.
Deutschland ist im europaweiten Vergleich am unteren
Ende, was den Anteil der Steuern auf Vermögen am
Bruttoinlandsprodukt betrifft. Der Anteil der Steuern auf
Vermögen, der zur Finanzierung des Gemeinwesens he-
rangezogen wird, liegt hier bei unter 1 Prozent. Das ist
doch einfach skandalös. Anders kann man das nicht be-
zeichnen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen wir nur einmal die Zahl der Vermögensmilli-
onäre: 2006 waren es 798 000, 2008 810 000. 2009 wa-
ren es bereits 862 000 und 2010, nach der Krise,
924 000. Unser Vorschlag ist, wieder eine Vermögen-
steuer zu erheben – wir können das, die gesetzlichen Vo-
raussetzungen sind gegeben, wir müssen nur den Erhe-
bungsmodus ändern – und festzulegen, dass 1 Million
Euro steuerfrei bleibt. Ich finde, das ist ein großzügiges
Angebot.


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das kann man so sagen!)


Ob es 1 Prozent oder 2 Prozent werden – wir schlagen
Ihnen 5 Prozent vor; darüber können wir gerne verhan-
deln –: Fangen wir doch erst einmal an! Wenn man ein
Vermögen von über 1 Million Euro hat, dann ist es zu-
mutbar, so meinen wir, dass man den ersten Euro, der da-
rüber liegt, mit 5 Prozent besteuert. Bei 1 000 001 Euro
sind das 5 Cent im Jahr. Ich finde, das geht.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben Ihnen für heute einen zweiten Antrag vor-
gelegt. Es geht darum, die Verlustverrechnung einzu-
schränken. Der Antrag ist vom April. Nun haben Sie sich
dieses Problems endlich irgendwie angenommen. Man
muss aber dazusagen: Uns drohen Einnahmeausfälle un-
ter anderem durch Steuersparmodelle von Unternehmen,
bei denen Verluste und Gewinne verschoben wurden, um
Steuern zu sparen. Der Bericht Ihrer Arbeitsgruppe be-
sagt, dass das ein Ergebnis von Steuersparmodellen ist.
Wenn es zu Einnahmeausfällen in Höhe von 150 Milliar-
den Euro kommt, dann stellt das wieder eine Bedrohung
der Finanzierung des Gemeinwesens dar. Deshalb for-
dern wir Sie auf: Handeln Sie endlich! Wir haben Ihnen
Zeit gelassen, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714003800

Frau Kollegin, ich Ihnen auch.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714003900

– und zwar mehr als genug. Legen Sie endlich auch

uns und nicht nur der Zeitung den Bericht vor, den Ihre
Arbeitsgruppe erstellt hat! Lassen Sie uns schnell zu ei-

n
d



L
v
lu
D
te
h
D
s

W
in


S
m
ic
m
k
a
s
W

D
te
S
d
s
V

p
S
d
s
S
z
d
te

(C (D er Regelung kommen! Wir fordern Sie auf: Machen Sie as! Ich glaube, das tut mehr als not. Kollege Mathias Middelberg ist der nächste Redner r die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Jetzt stell das einmal klar hier!)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714004000


Dr. Mathias Middelberg (CDU):
Rede ID: ID1714004100

Lieber Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

iebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich will mich auf
ier Punkte beschränken. Ich starte mit dem Thema Ver-
stverrechnung, das Sie, Frau Höll, angesprochen haben.
er Bericht liegt vor und wird jetzt sorgfältig ausgewer-
t. Das, was Sie in Ihrem Antrag vorschlagen, ist über-
aupt nicht verwertbar. Das ist überhaupt nicht brauchbar.
as würde den Unternehmensstandort Deutschland

chlichtweg ruinieren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Daniel Volk [FDP] – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das sind olle Kamellen!)


ir wären dann überhaupt nicht mehr wettbewerbsfähig
Europa.

Diese einäugige, linke Logik, die Sie an den Tag legen
einfach die Bemessungsgrundlagen verändern und die
teuersätze anheben; dann hat man mehr Steuereinnah-
en –, ist völlig blödsinnig. Ich sage das einmal so: Wenn
h Schafe locken will, brauche ich eine grüne Wiese. Ich
uss meine Kühe vernünftig pflegen, wenn ich sie mel-

en will. Wenn ich mit gewetzten Messern zum Abledern
uf der Wiese stehe – so wäre das bei Ihren Steuervor-
chlägen –, dann geht kein vernünftiges Nutztier auf die

iese.


(Beifall des Abg. Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU] – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: 1 Million Freibetrag ist viel!)


Wir möchten, dass sich Unternehmen gerne in
eutschland engagieren, dass sie hier gerne wirtschaf-
n. Sie sollen sagen: Deutschland ist ein vernünftiger
tandort, an dem ich erstklassige Arbeitnehmer habe, an
em ich eine gute Infrastruktur vorfinde, und auch in
teuerlicher Hinsicht ist Deutschland im europäischen
ergleich wettbewerbsfähig.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wir liegen im Mittelfeld!)


Das ist doch das Entscheidende: Wir müssen im euro-
äischen Vergleich wettbewerbsfähig sein, auch was die
teuerpolitik angeht. Deswegen begrüße ich es außeror-
entlich, dass die Bundesregierung mit der französi-
chen Regierung intensiv an Projekten arbeitet, um das
teuerrecht in Europa weiter anzugleichen – ich nenne
um Beispiel die gemeinsame Bemessungsgrundlage für
ie Körperschaftsteuer –, um dadurch Wettbewerbsnach-
ile einzuebnen.





Dr. Mathias Middelberg


(A) )


)(B)

Deutschland muss als Unternehmensstandort und hin-
sichtlich der Investitionen wettbewerbsfähig sein. In die-
sem Zusammenhang gilt die Weisheit des Kollegen
Steinbrück – er hat unsere Runde leider schon verlassen –,
der einmal gesagt hat: Lieber 30 Prozent von x als
40 Prozent von nix.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Man muss aufpassen, dass man das Rad nicht über-
dreht. Ich kann nicht, wie Sie es tun, fordern, dass der
Verlustabzug nach drei Jahren auf null gesetzt wird, dass
er nach drei Jahren nicht mehr möglich sein soll. Das ist
doch völlig blödsinnig. Wenn Sie in einem Unternehmen
heute ein Produkt entwickeln, dann haben Sie erst ein-
mal Entwicklungskosten. Sie haben Forschungskosten.
Sie bauen einen Prototyp. Dann bauen Sie die ersten
Produkte. Irgendwann gehen Sie an den Markt. Dann
müssen Sie die Produkte verkaufen. Und nach Jahren
kommen Sie in eine Phase, in der Sie Geld verdienen
und Gewinne machen.

Ihr Vorschlag läuft darauf hinaus, dass die Unterneh-
men ihre Forschungs- und Entwicklungskosten in Zu-
kunft nicht mehr verrechnen können.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Quatsch!)


Die Verluste, die sie im Vorfeld gemacht haben, sollen
sie mit den Gewinnen, die sie mit dem Verkauf des Pro-
duktes später erzielen, nicht mehr verrechnen können.
Ein solcher Vorschlag ist doch kompletter Blödsinn. Da-
rüber kann man nicht einmal vernünftig nachdenken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Volker Wissing [FDP] – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: „Fünf Jahre“ steht bei uns!)


In Ihrem Antrag haben Sie schön formuliert, es
müsste etwas getan werden, um die desaströse Situation
der kommunalen Haushalte aufzuarbeiten. In den letzten
Wochen ist Ihnen wirklich etwas entgangen: Denn es ist
diese Bundesregierung, die die größte Entlastung der
Städte, Gemeinden und Kreise in Deutschland seit Be-
stehen der Bundesrepublik Deutschland auf den Weg ge-
bracht hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ralph Brinkhaus [CDU/CSU]: Richtig! – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Haben wir schon diskutiert!)


– Es ist schön, dass Sie feststellen, dass Sie das schon
einmal gehört haben. Es ist trotzdem sinnvoll, das zu
wiederholen; denn das ist richtig.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714004200

Herr Kollege Middelberg, darf Frau Kollegin Höll Ih-

nen eine Zwischenfrage stellen?


Dr. Mathias Middelberg (CDU):
Rede ID: ID1714004300

Ja, sehr gerne.

M

ti
Ih
z
k
w
d

B
te
B
D
N
U
D
tu

z
d
d
w
N
v
V

ju

u
k

s
lo
ti
g

in
c
ü
z
z

S
e
n
s

(C (D Danke, Herr Präsident. – Danke, Herr Kollege, für die öglichkeit, eine Zwischenfrage zu stellen. Ich weiß nicht, ob Ihnen entgangen ist, dass die Situaon der Kommunen wirklich desaströs ist. Wenn ich nen ein Beispiel nennen darf: Meine Heimatstadt Leip ig hatte im vergangenen Jahr ein Gewerbesteueraufommen, wie jede Stadt. Allerdings ist das gesamte Geerbesteueraufkommen für die Kosten der Unterkunft raufgegangen. Sie sprachen von einer großen Entlastung, weil der und in Zukunft die Kosten der Grundsicherung im Alr übernehmen wird. Wir wissen aber noch nicht, ob der und bereit ist, diese Kosten zeitnah zu übernehmen. iese Ausgaben werden in Zukunft permanent steigen. ach Ihrem bisherigen Vorschlag sollen die Kosten der nterkunft zwei Jahre rückwärts abgerechnet werden. as heißt, dass die Kommunen nach wie vor in Vorleisng gehen müssen. Man muss in Rechnung stellen, dass eine hohe Anahl von Menschen von Hartz IV leben müssen, für die ie Kosten der Unterkunft getragen werden. Dass dafür as gesamte Gewerbesteueraufkommen der Stadt aufgeendet werden muss, ist das Ergebnis Ihrer Politik, Ihrer iedriglohnpolitik, Ihrer Lohnsenkungspolitik und Ihrer erfehlten Steuerpolitik. Daher liegt es tatsächlich in der erantwortung des Bundes, etwas zu machen. Man muss auch in Rechnung stellen, dass die Konnktur nicht mehr wunderbar am Laufen ist nd wir nicht einmal wissen, wie das Gewerbesteueraufommen im nächsten und übernächsten Jahr sein wird. Man muss ebenfalls berücksichtigen, dass die Menchen, die schon heute in Hartz IV und Langzeitarbeitsse sind, in der Zukunft im Alter natürlich überproporonal viel Hilfe brauchen. Dies möchten Sie sozusagen egenfinanzieren, (Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Mathias, du kannst dich hinsetzen! – Dr. Daniel Volk [FDP]: Sie hat doch gerade schon geredet!)

Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714004400

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Zurufe von der CDU/CSU: Frage!)


dem Sie der Bundesagentur für Arbeit die Gelder strei-
hen. Dazu muss ich sagen, dass auch das meine Stadt
berproportional treffen wird; denn die Mittel, um Lang-
eitarbeitslose aus Hartz IV herauszuholen und in Arbeit
u bringen, fehlen dann.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714004500

Jetzt ist aber gut.


Dr. Barbara Höll (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714004600

Ich glaube, das ist eine desaströse Situation. Ich bitte

ie, das zur Kenntnis zu nehmen. Vielleicht sollten Sie
inmal nachfragen, wie viele Kommunen bereits heute
icht mehr selbst über ihr Geld entscheiden können, weil
ie der Kommunalaufsicht unterstehen.

Danke.





Dr. Barbara Höll


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN – Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Thema verfehlt!)



Dr. Mathias Middelberg (CDU):
Rede ID: ID1714004700

Liebe Frau Kollegin Höll, ich werte Ihren Beitrag als

Frage


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Dazu braucht man viel Phantasie!)


und antworte darauf wie folgt:


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Aber zehn Minuten!)


Ich glaube, die Situation der Kommunen in Deutsch-
land ist durchaus unterschiedlich. Es gibt auch Kommu-
nen, die in der Lage sind, ausgewogen zu haushalten,
beispielsweise Braunschweig in Niedersachsen, weil sie
entsprechende Sanierungsmaßnahmen in ihrem kommu-
nalen Bereich vorgenommen haben. Die Situation ist
also durchaus unterschiedlich. Es gibt auch Kommunen,
die sich um wirtschaftliche Ansiedlung bemüht haben
und denen es deshalb sehr gut geht, weil sie in ihrem
kommunalen Bereich ein hohes Maß an Wertschöpfung
haben. Das macht strukturelle Unterschiede aus und
kennzeichnet vielleicht auch Unterschiede in der Kom-
munalpolitik in Nordrhein-Westfalen und anderen Bun-
desländern.


(Ulrich Kelber [SPD]: Na, na, na!)


Das kann ich im Einzelnen nicht beurteilen und möchte
darauf auch nicht eingehen.

Ich will nur ganz generell feststellen: Sie sehen doch
im Moment am deutlich steigenden Gewerbesteuerauf-
kommen, dass sich unsere Politik – Wachstumsbeschleu-
nigungsgesetz, Entlastung der mittleren Unternehmen,
mehr Kindergeld, höherer Kinderfreibetrag und anderes –
in besseren Konjunkturzahlen, in Wachstumszahlen
– 3,8 Prozent im letzten Jahr, knappe 3 Prozent in die-
sem Jahr – niederschlägt; dies ist auch gut für die kom-
munalen Kassen. Ich finde es mutig, dass der Bund ge-
rade die Grundsicherung im Alter – ich habe es eben
erwähnt – übernimmt. Denn die Ausgaben in diesem Be-
reich werden in Zukunft am stärksten wachsen. Ich
glaube, das ist eine gewaltige Entlastung der Kommu-
nen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich würde gern fortfahren und möchte etwas zum
Thema Steuerpolitik generell und zu Ihrem Antrag sagen.
Ihrem Beitrag konnte man in Teilen, zumindest bei der
Analyse, folgen. Sie haben von ungerechter Steuerpolitik
in Deutschland gesprochen. Wenn Sie das wirklich ernst
meinen, dann müssten Sie eigentlich mit Begeisterung
unserem Vorhaben zustimmen, den Grundfreibetrag in
zwei Schritten anzuheben und die kalte Progression in
Deutschland abzubauen. Ihr Beitrag ist doch ein Plädoyer
für unseren Vorschlag.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Wenn Sie das gegenfinanzieren, ist das kein Problem!)


– Absolut.

g
b
k
n
h

b

D
2
e

D
1
te
m
d

D
k

g
n


s
ti
d
z
L
o
d
h
8
1
w
d
li
d
k

s
D
Ic

(C (D (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Legen Sie doch selbst einmal ein Konzept vor!)


Ich möchte Ihnen die geplanten Entlastungen darle-
en. Sie sind durchaus ausgewogen. Nach der Grundta-
elle wird jemand mit 9 000 Euro zu versteuerndem Ein-
ommen, der vorher im Jahr 148 Euro Steuern zahlte,
ur noch 94 Euro Steuern zahlen. Es spart 54 Euro. Das
ört sich nicht nach wahnsinnig viel an,


(Bernd Scheelen [SPD]: Das ist auch nicht viel!)


edeutet aber eine Entlastung um 37 Prozent.


(Bernd Scheelen [SPD]: Wahnsinn!)


er Spitzensteuerzahler in Deutschland jenseits der
50 000 Euro wird demgegenüber nur um 0,38 Prozent
ntlastet. Das ist also ein Hundertstel davon.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich dachte, Sie haben noch kein Konzept!)


as heißt, wir entlasten im unteren Bereich um das
00-Fache dessen, um das wir im oberen Bereich entlas-
n. Das ist eindeutig eine Entlastung der unteren und
ittleren Einkommen; das möchte ich hier klar und

eutlich feststellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as ist eindeutig ein Beitrag zu mehr Steuergerechtig-
eit in Deutschland.

Da es in der Debatte immer wieder um die kalte Pro-
ression geht, muss ich Ihnen sagen: Das haben wir Ih-
en schon mehrfach erklärt.


(Nicolette Kressl [SPD]: Aber immer falsch!)


Nein. Das habe ich Ihnen beim letzten Mal richtig
chön und zutreffend erklärt. Sie hören nur nicht sorgfäl-
g zu. – Ich habe das Beispiel des Facharbeiters genannt,
er eine Lohnsteigerung bekommt. Er verdient dann
war nominal gut 800 Euro mehr, rückt aber durch die
ohnsteigerung in der Steuerprogression weiter nach
ben, wird also höher besteuert. Gleichzeitig verliert er
urch die Inflation an Kaufkraft. Er zahlt auch noch hö-
ere Sozialabgaben. Das heißt: Er hat zwar nominal gut
00 Euro mehr, an Kaufkraft aber tatsächlich ungefähr
30 Euro weniger in der Tasche. Diese Kaufkraft wollen
ir den Menschen jetzt zurückgeben. Wir wollen, dass
as Geld, das die Arbeitnehmer in Deutschland zusätz-
ch verdienen, die Lohnsteigerungen, die sie erhalten, in
en Taschen der Arbeitnehmer und nicht in der Steuer-
asse des Staates ankommt. Das ist unsere Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das hat doch mit der kalten Progression gar nichts zu tun!)


Ich glaube, dass wir in Deutschland steuerpolitisch
ehr vernünftig handeln und auf dem richtigen Weg sind.
as zeigen auch die Daten, die wir vorweisen können.
h habe eben die Wachstumsdaten genannt und auf das





Dr. Mathias Middelberg


(A) )


)(B)

Wachstumsbeschleunigungsgesetz hingewiesen, das Sie
ja immer ein bisschen heruntergemacht haben. Es führte
allerdings zu einer Riesenentlastung, gerade für die Fa-
milien in Deutschland.


(Nicolette Kressl [SPD]: Für die Hotels auch!)


Die Erhöhung des Kinderfreibetrages und des Kinder-
geldes war der mit Abstand größte Posten in diesem Ge-
setz.


(Nicolette Kressl [SPD]: Und die Hotels?)


– Die Geschichte mit den Hotels hake ich an dieser
Stelle ab;


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Nicolette Kressl [SPD]: Aha! – Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist auch gut so!)


das fand auch ich nicht so toll. Aber der größte Posten
dieses Gesetzes waren, wie gesagt, Entlastungen für Fa-
milien.

Die nächstgrößeren Posten waren Entlastungen für
die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland.
Das hat die Wirtschaft in diesem Land noch weiter be-
flügelt und mit dazu beigetragen, dass wir hervorragende
Wachstumszahlen haben. Wir haben in Deutschland die
geringste Arbeitslosigkeit seit 20 Jahren und endlich
auch einen spürbaren Rückgang bei den Langzeitarbeits-
losen. Die Bundesagentur für Arbeit hat festgestellt, dass
wir bei den Langzeitarbeitslosen seit Einführung von
Hartz IV – hören Sie genau zu! – noch nie einen so star-
ken Rückgang hatten wie jetzt unter dieser Regierung.

Ich glaube, es wird in dieser Regierung ein bisschen
viel gestritten. Aber was die Arbeitsergebnisse angeht
– eben haben wir auch über die guten Resultate im Be-
reich des Finanzmarktes gesprochen –, ist diese Regie-
rung hervorragend aufgestellt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das blöde Volk merkt das immer nicht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1714004800

Lothar Binding ist der nächste Redner für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1714004900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr verehrte Damen und Herren! Manchmal erschreckt
das einfache Weltbild, das aus einem Antrag spricht.
Barbara Höll hat eben gesagt: Viele Leute zahlen keine
Steuern, und darin liegt das Problem. – Darin liegt sicher
auch ein Problem. Nur: Es zahlen viele Reiche keine
Steuern, weil sie ihr Einkommen „weggestalten“,


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist doch eine Unterstellung!)


u
z
g
w

A
d

s
u
P

A
e

d
g
u
m
A
d
L
M
v
s
L
te

d
e
b
k
w
h
u
w

U
li
h
W
d
v
V
la
v
Ih



(C (D nd es zahlen viele Arme keine Steuern, weil die Löhne u gering sind. Das stimmt. Die Antwort, die Sie darauf eben, lautet: Steuern anheben. Eine so einfache Antort gibt es in diesem komplexen Zusammenhang nicht. (Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das hat sie vorgerechnet!)


ber leider kommt es in dieser Debatte ganz häufig zu
iesem Reflex.

Heute Morgen hat Peer Steinbrück vom Trennbanken-
ystem gesprochen. Da gab es große Unruhe bei FDP
nd CDU/CSU, als ob dieser Vorschlag die Lösung aller
robleme dieser Welt gewesen sein sollte. Nein!


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Das hat Gabriel aber so vorgetragen! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Lesen Sie mal nach, was Gabriel gesagt hat!)


ls er dann das Wort „Baustein“ benutzt hat, wurde das
twas deutlicher.

Wir müssen uns, glaube ich, damit vertraut machen,
ass es eine Lösung für alle Probleme dieser Welt nicht
ibt. Wir müssen ein bisschen differenzierter vorgehen
nd genauer hinhören. Ihr Antrag hat schließlich eine
ächtige Überschrift, in der von „Krise“ die Rede ist.
ber: Wir haben – mindestens – eine Insolvenzkrise in
en USA, mit großen Folgen für Europa. Wir haben eine
iquiditätskrise der Banken in Europa. Wir haben ein
arktversagen auf der ganzen Welt; denn der Markt ist

oller toxischer Produkte. Wir haben eine Staatsver-
chuldungskrise. Und welchen Vorschlag macht die
inke? Ihr Vorschlag – „ Auswege aus der Krise“! – lau-
t: Steueranhebung. Als ob die Welt so einfach wäre!


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das wollen Sie von der SPD doch auch!)


Ich glaube, man sollte einmal deutlich machen, was in
em Antrag – jeder kann ihn lesen – fehlt. Weil am Ende
iner Rede meistens die Zeit dafür fehlt, will ich damit
eginnen. In Ihrem Antrag findet man überhaupt keine
onstruktiven Vorschläge, wie steuernd eingegriffen
erden kann. Gute Instrumente, die schon funktioniert
aben – als Erinnerung seien nur die Konjunkturpakete
nd das Kurzarbeitergeld genannt –, werden gar nicht er-
ähnt.

Was ist eigentlich eine „marktnahe Ermittlung der
nternehmens- und Vermögenswerte“? Was soll eigent-
ch passieren, wenn Unternehmen Töchter im Ausland
aben, zum Beispiel in der EU, in Afrika oder Asien?
ie wollen Sie bei immateriellen Wirtschaftsgütern

iese Werte überhaupt ermitteln? Sie haben einen Antrag
orgelegt. Die Frage ist: Wie sollen die darin enthaltenen
orschläge auf dem internationalen Markt wirken? Das
ssen Sie völlig offen. Das ist ein Gesetzesvorschlag
oller offener Fragen und Lücken. Ich glaube, das ist bei
rem Vorschlagsstrauß ganz offensichtlich.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Aber dem Vorliegenden stimmst du zu!)


Ich sage auch noch etwas zu dem Vorliegenden.





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

Es wird nichts zur Verteilung der Steuereinnahmen
gesagt. Auch das ist sehr wichtig. Es wird auch nichts
zur Haushaltskonsolidierung, zur Reduzierung der Net-
toneuverschuldung und zur Verschuldung an sich gesagt.
Sehr wichtig ist, dass auch über die Sozialabgaben nichts
gesagt wird. Das wäre für die Empfänger kleiner Ein-
kommen aber viel maßgeblicher, als über Steuern nach-
zudenken. Die Steuer wirkt natürlich progressiv. Das
stört diejenigen, die nur wenig haben, aber natürlich nur
relativ wenig, weil sie auch nur relativ wenig Steuern
zahlen. Die Leute, die wenig haben, werden aber regres-
siv von den Sozialabgaben betroffen. Dadurch werden
die Empfänger kleiner Einkommen sehr stark belastet.
Darüber wird aber nichts gesagt.

Über die regulatorischen Schlussfolgerungen aus der
Finanzkrise – bezogen auf das Eigenkapital und die Li-
quidität, Schattenbanken, Einlagensicherung, Kreditver-
gabe – wird ebenfalls nichts gesagt. Sie tun in Ihrem An-
trag so, als sei die Welt damit aufzuräumen, dass man die
Steuern ein bisschen anhebt, und schon habe man ein
schönes System. Durch diesen Antrag wird suggeriert:
Mehr Geld in staatliche Hand, und alle Probleme sind
gelöst. Das ist ein bekanntes Denkmuster.

Es gibt hier noch jemanden, der ein ähnliches Denk-
muster an den Tag legt, nur mit einem anderen Vorzei-
chen. Ich muss jetzt ein bisschen nach rechts gucken.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Kuckuck!)


Die FDP nähert sich den Krisenlösungsszenarien näm-
lich von der anderen Seite, weil die FDP nicht die Idee
hat, die Steuern anzuheben; aber vor, während und nach
der Krise hatte sie die Idee, die Steuern zu senken. Egal,
was ist, Hauptsache die Steuern werden gesenkt, und
dann ist alles wieder in Ordnung, wobei die Zahlen im-
mer ein bisschen verwirrend gewesen sind. Sie wollten
ja einmal einen Spitzensteuersatz von 35 Prozent und
eine Steuerentlastung der Bürger in Höhe von 35 Mil-
liarden Euro, dann war auch einmal von 25 Milliarden
Euro und von 15 Milliarden Euro die Rede, und jetzt
sind Sie bei 6 Milliarden Euro.


(Dr. Daniel Volk [FDP]: 24 Milliarden Euro zum 1. Januar 2010, Herr Kollege!)


Man muss sich überlegen, ob das eine ehrliche
Steuerentlastung oder nichts weiter als die übliche An-
passung des Grundfreibetrages infolge der Ableitung aus
dem Existenzminimum ist.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Man muss sagen: Das ist ein riesengroßes Blendwerk.

Auf das, worauf die FDP sich einlässt, wurde heute
Morgen schon hingewiesen: Die Steuersenkung, die Sie
tatsächlich zur Unzeit vornehmen, führt immerhin zu ei-
ner Zinsbelastung von 180 Millionen Euro pro Jahr. So-
wohl die Steuersenkung als auch die Zinsbelastung
finanzieren Sie über Kredite im Staatshaushalt. Das ist
ein super Konzept zur Steuersenkung! Das ist ein Kon-
zept zur Ruinierung unserer Staatsfinanzen, und sonst
gar nichts.


re
w
m

a
m
a
d

E
s

S
G
tr

d
s
o
Ic
G
b
is
E
re
d

m
w
te
d
a

k
e
s
d
d
W
e
m
S
e
v
te
v

(C (D (Beifall bei der SPD – Dr. Daniel Volk [FDP]: Die Staatsfinanzen werden eher von der SPD ruiniert, wenn ich einmal nach NordrheinWestfalen schaue!)


Sie sind ein bisschen geschichtslos und müssen mit Ih-
r Argumentation jetzt schon auf ein Bundesland aus-
eichen, weil Ihnen bezogen auf den Bund die Argu-
ente ausgegangen sind. Das verstehe ich sehr gut.


(Beifall bei der SPD – Dr. Daniel Volk [FDP]: Weil Sie auf Bundesebene keine Regierungsverantwortung haben!)


Die Linke erhöht die Steuern immerhin konsequenter,
ls die FDP die Steuern senkt. Das muss man schon ein-
al sagen. Die Idee, aus einer Antwort alle Lösungen

bzuleiten, ist aber bei beiden gleich. Das ist für mich
er systematische Fehler in diesem Antrag.

Sie wollen eine Vermögensteuer von 5 Prozent, eine
rbschaftsteuer von bis zu 60 Prozent und die Körper-
chaftsteuer auf 25 Prozent erhöhen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Gewerbesteuer abschaffen!)


ie wollen die Gewerbesteuer abschaffen und durch eine
emeindewirtschaftsteuer ersetzen. Es gibt auch Freibe-
äge.

Sagen Sie einmal: Was ist eigentlich eine „selbststän-
ige nachhaltige Betätigung mit Gewinnermittlungsab-
icht“? Das ist ein Rechtsbegriff, an dem ich mich gerne
rientieren würde. Aber wie funktioniert das eigentlich?
h habe eine selbstständige nachhaltige Betätigung mit
ewinnermittlungsabsicht, und deshalb fällt eine ganz
estimmte Steuer an. Das ist ein super Modell. Die Frage
t nur, ob ich als Unternehmer überhaupt dazugehöre.
s wäre interessant für das ganze Haus, wenn Sie das
chtsförmlich korrekt in einem Gesetz formulieren wür-

en. Ich glaube, das wird schwierig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie wollen die DBA, die Doppelbesteuerungsabkom-
en, mit den Ländern kündigen, die sich möglicher-
eise nicht ganz an das OECD-Musterabkommen hal-
n. Es war ja bisher das Bestreben aller Regierungen,
ieses OECD-Musterabkommen und den Informations-
ustausch mit den Ländern voranzubringen.

Sie sagen, Sie wollen die DBA mit diesen Ländern
ündigen und von denjenigen, die hier und dort arbeiten,
ine Quellensteuer von 50 Prozent auf Dividenden, Zin-
en und Lizenzabgaben erheben, die von Deutschland in
iese Gebiete fließen. Sie haben mit diesen Ländern
ann keinen Vertrag mehr. Dazu habe ich eine Frage:
enn ein Unternehmen nur zum Zwecke der Steuer-

rsparnis in einem solchen Land ein Tochterunterneh-
en gründet: Wie wollen Sie das eigentlich erfassen?
ie müssen sich schon auf irgendein Vertragsverhältnis
inlassen. Die DBA sind sehr gut; denn man kann sie
erbessern, man kann eine Bemessungsgrundlage ermit-
ln usw. Ich glaube, hier haben Sie ein bisschen am Ziel
orbeigeschossen.





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

Abgesehen davon haben Sie die Wirkung der meisten
Ihrer Maßnahmen nicht betrachtet. Sie gehen von einem
statischen Modell aus: Steuersatz mal Bemessungs-
grundlage gleich Steuereinnahme. Die Menschen verhal-
ten sich aber, und die Unternehmen gestalten sich und
haben das Bestreben, ihre Steuern noch stärker als bis
jetzt schon zu senken. Daran erkennt man: Ihr Modell ist
ein statisches Modell. Leider bewegt sich aber die Welt.
Es wäre wichtig, das einzubeziehen.


(Beifall bei der SPD)


Es gibt unter dem Gesichtspunkt der Steuervereinfa-
chung einen interessanten Vorschlag zur Mehrwert-
steuer. Sie wollen das Desaster mit der Hotelsteuer wie-
der aufrollen. Das ist gut. Das unterstützen wir sofort,
weil die Hotels von der Senkung des Mehrwertsteuersat-
zes für Übernachtungen in Höhe von 1 Milliarde Euro zu
Unrecht profitieren. Dieses Geld fehlt im Bundeshaus-
halt überall.

Sie wollen den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für
Produkte und Dienstleistungen für Kinder, für apothe-
kenpflichtige Arzneimittel und für „arbeitsintensive
Handwerksdienstleistungen“ einführen. Auch da ist die
interessante Frage: Wie definiert sich das? Was ist denn
eine nicht arbeitsintensive Handwerksdienstleistung? Ich
bin Handwerker. Ich würde mich unheimlich ärgern,
wenn Sie das, was ich gemacht habe, als nicht arbeits-
intensiv einstufen würden. Denn ich strenge mich ei-
gentlich immer an und gestalte meine Arbeit damit
schließlich arbeitsintensiv.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Gleiches gilt für den Schienenpersonennahverkehr. Ich
will es einmal so sagen: Das, was Sie wollen, ist eine
exakte Klientelpolitik für Ihre Seite, abgeschrieben von
der anderen Seite und deren Klientelpolitik.


(Beifall bei der SPD)


Das sind andere Zielgruppen, aber der Grundgedanke ist
der gleiche. Der Fehler in der Entwicklung dieser beiden
Modelle ist systematisch und logisch gleich.

Dass Sie Kerosin besteuern wollen, finde ich eine
gute Sache. Sie wollen auch „Boni in der Finanzbran-
che“ besteuern. Auch da müsste man ein bisschen ge-
nauer nachdenken, was das bedeutet und wie sich das
weltweit darstellt.

Stellen Sie sich einmal vor: Sie haben eine Bank und
in 170 Ländern Filialen. Sie sind Bankvorstand und ha-
ben die Möglichkeit, ihr Einkommen verteilt über diese
170 Filialen entsprechend zu gestalten. Dieses Einkom-
men, das an bestimmten Stellen Boni heißt, soll nun be-
lastet werden. Die Boni zu belasten, ist eine gute Idee.
Aber so, wie Sie es aufschreiben, weiß überhaupt keiner,
was gemeint ist. Das ist charakteristisch für diesen An-
trag. Man sagt ganz oft: Das ist super, diese Steuer ist
eine gute Idee. Dann schaut man nach und findet nichts
dazu, was gemeint ist, wie man das umsetzen soll und
welche Wirkungen das hat. Das ist keine Gesetzesgrund-
lage. Das ist ein Fake, würden meine Kinder sagen.


(Beifall bei der SPD)


re
e
to
g
c
fo
E
li

M
ü
g
b
m
D
F
in
g
s
d
m

u
u
k
a
g
d
s

v

d
u
In
m
g

te
is
n
v
K
G
v

v
d

(C (D Ihr Modell einer Einkommensteuer einmal nachzuchnen, wäre, offen gestanden, eine schöne Aufgabe für inen Mathematiker. Ich habe das nicht gekonnt. Es wäre ll, wenn Sie uns einmal darstellen, dass die Rechnun en, die Sie vornehmen, tatsächlich der Realität entsprehen; denn Sie kommen mit Ihrer Einkommensteuerrerm und der Senkung der Mehrwertsteuer auf ein innahmevolumen des Staates von insgesamt 173 Milarden Euro – in einem statischen Modell. Jetzt ist eine Frage: Wie wird in diesem statischen odell gerechnet? Ich kann das nicht nachvollziehen, brigens viele andere auch nicht. Ich habe ein paar Leute efragt, die so etwas beurteilen können. Die Grünen haen Ihr Modell nachgerechnet und kommen auf Einnahen in einer Größenordnung von 50 Milliarden Euro. as ist aber ein Unterschied zu 173 Milliarden Euro. Die rage, die man noch beantworten muss, ist: Was passiert folge einer solchen Reform? Wenn diese Reform mor en vom Himmel fällt: Was machen dann die Menchen? Die Antwort darauf wage ich nicht zu geben; enn das wäre ein Hinweis darauf, was man machen üsste. Insofern ist dieser gesamte Antrag nicht dazu angetan, m die Reichen zur Kasse zu bitten und die Armen zu nterstützen. Er ist nicht dazu angetan, den Staat zu stären. Er ist nicht dazu angetan, bei denen, die keine Verntwortung übernehmen, die Verantwortung einzuklaen. Angesichts all dieser Mängel ist hoffentlich eutlich geworden, warum jedenfalls wir diesem Vorchlag nicht zustimmen. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Lothar Binding, da hast du recht!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714005000

Das Wort hat jetzt der Kollege Dr. Volker Wissing

on der FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1714005100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In

iesem Hohen Haus haben wir in der Steuerpolitik sehr
nterschiedliche Auffassungen. Diese kommen in dieser
itiative der Linken wieder zum Ausdruck. Die Debatte
acht deutlich: Wir haben unterschiedliche Standpunkte

rundlegender Art.

Die Linken – dazu gehören auch die Sozialdemokra-
n – sind der Auffassung: Das Effizienteste, was es gibt,
t, wenn der Staat das Geld der Bürger in die Hand
immt und dann im Parlament entschieden wird, wie in-
estiert wird und was mit diesem Geld geschieht. Die
oalition ist der Auffassung, dass es besser ist, dass das
eld privat investiert wird, weil man durch die Eigen-
erantwortung der privaten Investoren einen Mehrwert
r die Gesellschaft erreicht. Das ist unsere Vorstellung

on sozialer Marktwirtschaft. Das Steuersystem muss
en Staat ausreichend finanzieren, aber auch genügend





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)

Raum für privates Engagement und für private Initiati-
ven und Investitionen belassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das sind die krassen Unterschiede zwischen den Lin-
ken und den Liberalen, Herr Binding. Die Linken sagen:
Eigentlich sollte man das mit den Privaten ganz lassen.
Der Staat kann das am besten. Deswegen sollte er gleich
möglichst alles bekommen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Das stimmt doch gar nicht!)


Das sind ja Ihre Vorschläge, Frau Kollegin Höll: bis zu
60 Prozent Erbschaftsteuer und 5 Prozent Vermögen-
steuer.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Jedes Jahr!)


Was Sie so niedlich als 5-Cent-Besteuerung bezeichnen,
ist nur ein Ablenken von dem eigentlichen Problem.
5 Prozent Vermögensteuer ist keine realistische An-
nahme. So etwas ist mit der Marktwirtschaft nicht zu
vereinbaren. Das ist für Sie aber kein Problem, weil Sie
sie gar nicht wollen. Sie wollen im Kern ein Steuersys-
tem, das unser Wirtschaftssystem und unsere Wirt-
schaftsordnung untergräbt.

Sie, Herr Binding von der SPD, sind auch auf dem
falschen Weg. Sie wollen, dass der Staat jetzt in der
Krise möglichst alle Steuern anhebt, und erzählen den
Menschen, damit könne man Haushaltskonsolidierung
betreiben. Das ist aber falsch.

Denn wenn Sie dem Staat den Einsparungsdruck neh-
men, indem Sie die Steuern erhöhen, dann passiert nicht
das, was Sie den Menschen erzählen, nämlich dass die
Ausgaben gesenkt werden oder die Staatsverschuldung
getilgt wird, sondern die Ausgaben steigen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist bei Ihnen auch so! Sie wollen die Steuern senken! Das heißt, Sie haben weniger Geld in den Kassen! Das ist der gleiche Effekt!)


– Jetzt hören Sie doch einmal zu! Sie hatten schon das
Wort.

Der Kollege Volk hat darauf verwiesen, was Sie in
Nordrhein-Westfalen machen, um Ihnen vor Augen zu
führen, was Sie selbst in der Realität umsetzen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Jetzt ist es der 11. November, 11.11 Uhr!)


Sie haben dort eben keinen Konsolidierungsbeitrag ge-
leistet, obwohl gegenwärtig das Steueraufkommen auf-
grund des Wirtschaftswachstums stark ansteigt. Was ha-
ben Sie gemacht? Sie haben gesagt: Wir überlegen uns
neue Versprechungen und schrauben die Ausgaben nach
oben.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Genau das machen Sie!)


Deswegen sagen wir Ihnen: Der richtige Weg ist, bei
den Einnahmen maßvoll zu entlasten, wo dies möglich
ist. Wo es Ungerechtigkeiten im Steuersystem gibt, müs-

s
m
s
6
S

d
d
s

G
d
h
g
ra


w
S
L
b
ih

In
a
k
d
b


k


s


re
d
a
S
h
v

(C (D en diese korrigiert werden. Den Konsolidierungsauftrag uss man auf der Ausgabenseite erfüllen. Das tun wir ehr erfolgreich. Wir hatten in den letzten beiden Jahren 5 Milliarden Euro weniger Ausgaben, als Sie unter Peer teinbrück geplant hatten. Deswegen gehen das Nein zu Steuererhöhungen und as Haushaltskonsolidieren sehr gut zusammen. Es ist er einzig richtige und erfolgreiche Weg. Er stärkt die oziale Marktwirtschaft. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Manfred Zöllmer [SPD]: 82 Prozent!)


Sie haben sich nicht nur verrannt, indem Sie mit den
rünen zusammen in Nordrhein-Westfalen einen Schul-
enhaushalt vorgelegt und damit bewiesen haben, dass
ohe Steuereinnahmen nicht zur Konsolidierung beitra-
en; Sie haben sich auch an einer anderen Stelle ver-
nnt.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Hören Sie zu! Sie werden etwas Neues erfahren. Sie
erden nicht mehr darüber lachen können. Denn Ihre
chuldenhaushalte sind wirklich schlimm für dieses
and. Die Grünen haben nicht einmal der Schulden-
remse zugestimmt, weil sie nämlich nicht wollten, dass
nen die Verfassung Schranken aufzeigt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt kommen wir zu dem, was die Koalition vorhat.
unserem Steuersystem muss man einige Punkte be-

chten. Das ist zunächst das Existenzminimum. Man
ann nicht die Menschen besteuern, die nicht mehr ver-
ienen, als sie zur Sicherung ihrer eigenen Existenz
rauchen.


(Abg. Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


Ich werde das jetzt im Ganzen darstellen. Ich brauche
eine Zwischenfrage.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei der Schuldenbremse war es falsch! Das war sachlich falsch! Das kann man nicht tolerieren!)


Das hilft nichts. Sie haben nicht zugestimmt, weil Sie
ie nicht wollten.


(Dr. Gerhard Schick [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben das vor Ihnen in den Bundestag eingebracht! Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen!)


Hören Sie auf mit grüner Geschichtsfälschung. Sie wa-
n gegen die Schuldenbremse, weil Sie nicht wollten,

ass man die Bildungsausgaben durch Einsparungen an
nderer Stelle finanziert. Sie wollten die Schleuse der
taatsverschuldung für sich offenhalten. So war das. Ich
abe die Diskussion in der Föderalismuskommission
erfolgt.





Dr. Volker Wissing


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lisa Paus [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie lügen!)


Da kommen Sie nicht mehr heraus: Die Grünen und die
Schuldenbremse sind Gegner.


(Beifall bei der FDP)


Aber zurück zum Thema. Die Koalition sagt: Wir
müssen das Existenzminimum steuerfrei stellen. Deswe-
gen werden wir für 2013 und 2014 den Steuerfreibetrag
entsprechend dem zu prognostizierenden Existenzmini-
mum anheben.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das steht doch im Grundgesetz! Wir machen das seit 60 Jahren regelmäßig!)


Sie kündigen erbitterten Widerstand dagegen an.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: An der Stelle doch nicht! Das machen wir doch seit 60 Jahren immer regelmäßig!)


Da haben Sie sich verrannt. Das werden Sie zurückneh-
men müssen, Herr Binding. Auch die Grünen werden
ihren Widerstand aufgeben müssen, weil sie sich verfas-
sungskonform verhalten müssen. Das heißt, das steuer-
freie Existenzminimum muss gelten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben noch ein weiteres Problem. Wir haben die
kalte Progression, und wir erleben derzeit 1,8 Prozent
Lohnsteigerungen bei 2,5 Prozent Inflation. Jeder weiß:
Wenn man 1,8 Prozent mehr verdient und gleichzeitig
das Einkommen einen Wertverlust von 2,5 Prozent hat,
dann hat man nichts zusätzlich. Gleichwohl steigen die
Steuern durch den linear-progressiven Tarif, weil man in
der Summe mehr hat und die Summe höher besteuert
wird. Dass die Summe letztlich weniger wert ist, wird im
Steuersystem bisher nicht berücksichtigt. Also sagen
wir: Das ist eine Gerechtigkeitslücke, die ausgeglichen
werden muss. Dann sagen Sie: Nein, das wollen wir
nicht. Das sind Geschenke.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das ist keine kalte Progression! Das ist Inflationsausgleich!)


Da muss ich Ihnen sagen: Da haben Sie sich wieder ver-
rannt. Es sind nämlich keine Geschenke, wenn Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer eine Lohnsteigerung be-
kommen. Das haben sie sich vielmehr verdient. Jetzt
muss man darüber entscheiden, ob man den Menschen
etwas von der Lohnerhöhung belassen möchte, oder ob
man will, dass das nur beim Staat ankommt.

Wir haben gesagt, dass wir akzeptieren, dass sich die
Länder an der Finanzierung dessen nicht beteiligen wol-
len, und uns dafür ausgesprochen, dass der Bund das
vollständig übernimmt. Dann haben Ihre Landes-
finanzminister gesagt, es sei irre, so etwas überhaupt zu
tun. Hier haben Sie sich verrannt. Deswegen sollten Sie
jetzt kleinere Brötchen backen und nicht mehr so laut da-
gegen reden.

S
n
g
d
g

D

fo
P

W
d
m
z
fa
h

K
S
w
S
K

B

N

K
h
le

D
s


B
W
e

(C (D (Manfred Zöllmer [SPD]: Sie lassen sich doch die Steuersenkungen von den Bürgern selbst bezahlen!)


ie sollten überlegen, ob das nicht genau die richtige Fi-
anzpolitik zur richtigen Zeit ist. Wir wollten in einem
rößeren Umfang entlasten, weil wir der Meinung sind,
ass das Verhältnis zwischen Privat und Staat in keinem
uten Zustand ist und man daran arbeiten muss.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Aber auf Pump!)


as geht gegenwärtig nicht. Aber die Gerechtigkeits-
cke schließen und das Steuersystem verfassungskon-
rm machen, kann man auch in Krisenzeiten von der

olitik erwarten.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist eine kreditfinanzierte Steuersenkung!)


enn man sagt, das sei irre und nicht zu verantworten,
ann ist man auf dem Holzweg. Ich fordere die Sozialde-
okraten und die Grünen auf, sich ihrer Verantwortung

u stellen, unser Steuersystem leistungsgerechter und
irer zu machen und auch die Verfassungskonformität

erzustellen. Sie sind auf dem Holzweg.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die Leute wollen den Abbau der Neuverschuldung! Das sagen sie Ihnen in allen Umfragen!)


ehren Sie um! Wir haben die besseren Vorschläge.
timmen Sie denen zu. Den Unsinn der Linken werden
ir natürlich strikt ablehnen. Mehr Gerechtigkeit im
teuersystem zu schaffen, ist etwas, was man auch in
risenzeiten leisten kann, und das werden wir tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Nicolette Kressl [SPD]: Mehr Gerechtigkeit würde heißen, dass man die Hotelsteuer zurücknimmt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714005200

Das Wort hat der Kollege Dr. Thomas Gambke vom

ündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine Damen und Herren! Herr Wissing, Sie
aben mir einmal bei einer Debatte in Mainz billige Po-
mik vorgeworfen.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Ehrlich?)


ie Ersten, die das Thema Schuldenbremse in den Deut-
chen Bundestag eingebracht haben


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Ich war in der Kommission!)


ich bin hier ganz nüchtern, weil ich damals nicht im
undestag war, aber ich habe das nachgelesen, Herr
issing –, waren die Grünen. Ich bitte Sie, das endlich

inmal zur Kenntnis zu nehmen.





Dr. Thomas Gambke


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Volker Wissing [FDP]: Herr Kollege, das ist die Unwahrheit! Das ist billige Polemik, wenn man vor der Öffentlichkeit bewusst die Unwahrheit sagt!)


– Nein, das ist nicht billige Polemik, das ist Geschichte.
Ich bitte Sie, das einmal in den Protokollen nachzulesen.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das ist billige Polemik! – Gegenruf der Abg. Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Wissing, Sie wissen, dass das nicht wahr ist! Sie sind doch ein gläubiger Mensch und sollten nicht lügen!)


Wir reden hier über zwei Anträge der Linken. Der
eine behandelt das Thema steuerpolitische Gerechtigkeit
und der andere das Thema Verlustverrechnung. Ich will
mich auf das letzte Thema konzentrieren. Hier komme
ich, Herr Wissing, auf das Thema Orientierung zurück.
Lothar Binding hat das Thema Steuergerechtigkeit sehr
schön abgehandelt. Es wurde gesagt, dass 173 Milliar-
den Euro Steuermehreinnahmen erzielt werden sollen.
Allein bei den Unternehmensteuern wollen Sie 45 Mil-
liarden Euro Steuern mehr einnehmen. Das ist schon fast
grober Unfug. Das Schlimme ist, dass Sie damit gute
und nachdenkenswerte Ansätze, ob das die Vermögen-
steuer oder Vermögensabgabe ist, so wie wir es vor-
schlagen, desavouieren. Damit erweisen Sie uns keinen
Dienst.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Jetzt geht alles durcheinander!)


Gerade beim Thema Unternehmensteuern – darauf
will ich mich konzentrieren – braucht man einen festen
Ordnungsrahmen, ein Ziel, eine Orientierung. Wir Grüne
haben drei Punkte, die ich Ihnen nennen will, an denen
wir uns orientieren.

Erstens: Steuergerechtigkeit. Steuergerechtigkeit,
Herr Wissing, Herr Volk, lässt sich nicht nur daran fest-
machen, ob möglicherweise jemand zu viel zahlt. Wir
müssen uns auch mit dem Thema beschäftigen, wer
möglicherweise zu wenig Steuern zahlt – wir sollten
nicht immer nur nach Griechenland schauen – und ob
das eigentlich gerecht ist?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie müssen sich einmal ansehen, wie gerade im Unter-
nehmensteuerbereich die Steuerlast verteilt ist. Leider
gibt es dazu keine harten Daten, aber es gibt genügend
Aussagen von Verbänden – das wurde mir bestätigt –,
dass kleine und mittlere Unternehmen im Durchschnitt
8 Prozent mehr Körperschaft- und Gewerbesteuer zahlen
als große Unternehmen. Es kann doch nicht sein, dass
wir die Steuerlast nach Branche, Größe oder Internatio-
nalität verteilen. Sie muss gerecht, gleichmäßig verteilt
sein. Da kann man nicht fragen, ob man Steuern senken
muss, sondern man muss fragen, ob es eigentlich ver-
nünftig ist, dass einige zu wenig oder kaum Steuerlast
tragen.

m
d
v
w
E
b
d
li
d
1
v
W
a

A

S
h
n
S
u
b
A

h
la
W
s
w
m
n
n

D
O
B
L
li
d
k

b
d
p
e
je
ic
g
m

c
w
ri

(C (D Ich verweise auf folgende Zahl – jetzt hören Sie einal zu –: Kumuliert haben die Steuern aus Erträgen und ie Gewinnsteuern im Bankenbereich in Deutschland on 1999 bis 2009 60 Milliarden Euro betragen. Und as haben die Großbanken gezahlt? 4,5 Milliarden uro; das entspricht 7,5 Prozent. Die Landesbanken haen 10 Milliarden Euro und die Sparkassen 20 Milliaren Euro Steuern gezahlt. Das sind insgesamt 30 Milarden Euro. 50 Prozent des Steueraufkommens kommt aher. Die Genossenschaftsbanken haben weitere 0 Milliarden Euro Steuern gezahlt. Das ist doppelt so iel, wie die Geschäftsbanken gezahlt haben. Herr issing, ich finde, das sind Zahlen, mit denen Sie sich uch einmal beschäftigen müssten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ber was machen Sie?

Herr Volk, wir haben gesehen: Als es darum ging, ein
teuerschlupfloch bei der Erbschaftsteuer zu schließen,
aben Sie noch zehn Tage vor der Verhandlung im Fi-
anzausschuss erklärt: Nichts mit heißer Nadel stricken!
ie haben dann doch zugestimmt, nachdem wir Grüne
nd die SPD einen entsprechenden Antrag gestellt ha-
en. Steuergerechtigkeit muss man also unter diesem
spekt betrachten.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Quatsch! Das hat mit der Realität überhaupt nichts zu tun!)


Zweitens: Aufkommensneutralität. Herr Middelberg
at gefragt: Sind die Unternehmensteuern in Deutsch-
nd eigentlich wettbewerbsfähig? Ja, Herr Middelberg.
enn Sie international tätig sind, dann werden Sie fest-

tellen, dass man im Ausland sagt: Ja, Deutschland hat
ettbewerbsfähige Steuern. Insofern ist die Aufkom-
ensneutralität ein ganz wichtiges Gebot; denn wir kön-

en es uns mit Blick auf die Haushaltskonsolidierung
icht leisten, die Steuern zu senken.

Damit komme ich zum Thema Verlustverrechnung:
a müssen wir schon aufpassen. Wir werden das Thema
rganschaft noch zu diskutieren haben. Sie haben den
ericht einer gemeinsamen Arbeitsgruppe von Bund und
ändern erwähnt, der mittlerweile erarbeitet wurde. Er
egt zwar der Financial Times Deutschland vor, aber lei-
er nicht uns, dem Finanzausschuss, was ich sehr be-
lage. Darin werden das Thema EAV, also Ergebnisab-
hrungsvertrag, und das Thema Verlustübertragung

ehandelt. Wir müssen schon sehr genau hinschauen, ob
ie sicherlich zu unterbreitenden Vorschläge, im euro-
äischen Sinne eine Angleichung zu vollziehen, nicht zu
iner Steuermindereinnahme führen. Da vermisse ich
glichen Vorschlag aus Ihrer Partei. Von der FDP habe
h sowieso nichts erwartet. Wir müssen darüber einmal
enau nachdenken, um zu verhindern, dass eine Steuer-
indereinnahme kreiert wird.

Drittens: Bürokratieabbau. Das ist eine wichtige Sa-
he. Ich muss noch einmal das Thema Hotelsteuer er-
ähnen. Was immer unerwähnt bleibt, ist, dass damit ein
esiger Bürokratieaufbau verbunden ist.





Dr. Thomas Gambke


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Fragen Sie doch einmal, was da passiert ist. Da könnten
Sie sofort zu Verbesserungen ansetzen. Herr Middelberg,
Sie haben Andeutungen gemacht. Ich bitte Sie, sich in
Ihrer eigenen Partei und vor allem gegenüber der CSU
durchzusetzen, damit wir dieses Thema endlich vom
Tisch bekommen.

Zur Verlustübertragung hat die Linke Vorschläge ge-
macht. Aber so leicht können Sie es sich nicht machen.
Es gibt zum Beispiel einen Verlustrücktrag. Den haben
Sie einfach kassiert. Sie müssen doch wissen, dass ge-
rade mittelständische und kleine Unternehmen eine Li-
quiditätshilfe bekommen. Darüber können wir reden,
auch im Sinne einer europäischen Angleichung. Aber
dann müssen Sie einen Vorschlag unterbreiten. Dann
muss man zum Beispiel darüber nachdenken, ob man die
Mindestbesteuerungsgrenze mit dem entsprechenden
Freibetrag etwas anhebt.

Ein weiterer Punkt sind – das sage ich noch einmal in
Ihre Richtung – geringwertige Wirtschaftsgüter. Gehen
Sie doch einmal zu den Handwerkskammern und den
kleinen und mittleren Unternehmen. Dummerweise ha-
ben Sie 2008 frühmorgens, wie mir berichtet wurde, die
Poolabschreibung für geringwertige Wirtschaftsgüter ge-
schaffen. Legen Sie doch bitte schön einmal etwas vor,
womit Liquidität geschaffen werden kann. Dann kann
man auch beim Thema Verlustübertragung etwas ma-
chen.

Meine Damen und Herren, man braucht eine klare
Orientierung, um zu wissen, was man machen sollte. Ich
will jetzt noch einmal sehr konkret zum Thema Organ-
schaft und auch zum Thema Verlustübertragung Stellung
nehmen, weil das wichtige Themen sind. Immerhin sind
in diesem Zusammenhang 500 bis 600 Milliarden Euro
aufgelaufen, und zwar, Herr Middelberg, nicht gewerb-
lich. Wenn Sie einmal genauer hinschauen, sehen Sie:
Dies ist bei der Wohnungswirtschaft geschehen, beim
Versicherungswesen und bei den Banken geschehen.
Hier müssen wir Möglichkeiten finden. Eine zehnjährige
Frist für die Verlustkappung ist sicher überlegenswert.
Sicher ist auch das Vorhandensein eines Abschmelz-
modells überlegenswert. Dabei müssen wir uns auch das
Thema EAV, also Ergebnisabführungsvertrag, an-
schauen. Um zu einem Ergebnis zu kommen, müssen
wir zum Beispiel das skandinavische Modell zur Büro-
kratievereinfachung berücksichtigen. Es gibt zwar einen
Gruppenübertrag, aber die 2 Milliarden Euro, die das
Ganze kostet, muss man irgendwie kompensieren.
Hierzu erwarte ich von der Regierungsbank endlich ei-
nen Vorschlag.

Ich muss Ihnen ehrlich sagen: Ich bin sehr enttäuscht,
dass Sie zur Unternehmensteuer in den letzten zwei Jah-
ren nichts geliefert haben. Insofern kann ich nur sagen:
Ich erwarte eigentlich auch nicht mehr viel von dieser
Koalition, sondern warte darauf, dass sie endlich abge-
löst wird.

Vielen Dank.

d

K
u
m
W
s
s
d
w
s
d

D
h
s
A
k
g
re

c
P
m
6
is

D
n
H

s
im
s
a

D

c

(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Nicolette Kressl [SPD]: Wir arbeiten daran!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714005300

Das Wort hat der Kollege Dr. Hans Michelbach von

er CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1714005400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! In der internationalen Wirtschaftskrise haben
nsere Bürger große Bereitschaft gezeigt, diese Krise
it Arbeit und Investitionen erfolgreich zu überwinden.
ir sind deshalb stärker aus der Finanz- und Wirt-

chaftskrise herausgekommen, als wir hineingegangen
ind. Die neueste Steuerschätzung spiegelt diesen Erfolg
eutlich wider, und deshalb haben sich – und das ist der
ichtige Punkt – unsere arbeitenden Bürger eine „Auf-

chwungdividende“ wirklich verdient. Das ist die Frage
ieser Stunde.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich hat der Abbau der Verschuldung Vorrang.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Und warum machen Sie das nicht? Sie machen das Gegenteil!)


as ist richtig, aber der Staat kann sich doch nicht dauer-
aft und ungebremst an der Inflation bereichern. Wir
ind gegen mehr Staat. Zunächst einmal hat der Bürger
nspruch auf sein erarbeitetes Geld, und erst dann
ommt der Staat. Das ist die Subsidiarität, die auch an-
ebracht ist. Wann werden Sie, meine Damen und Her-
n, das endlich begreifen?

Die Koalitionsfraktionen haben sich deshalb am Wo-
henende, wie Sie wissen, darauf verständigt, die kalte
rogression für kleine und mittlere Einkommen abzu-
ildern. Wir entlasten die Bürgerinnen und Bürger mit
Milliarden Euro. Das ist für die Bürger nachhaltig. Das
t eine Kaufkraftmehrung. Das ist der richtige Weg.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Sie erhöhen doch nur die Verschuldung!)


as ist eine gerechte Politik, und das ist absolut arbeit-
ehmer- und leistungsfreundlich, meine Damen und
erren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich wundere mich schon sehr, dass gerade die Oppo-
ition, die das Schild der Arbeitnehmerfreundlichkeit

mer wie eine Monstranz vor sich herträgt, gegen einen
olchen Inflationsausgleich bei den Steuern ist. Das ist
rbeitnehmerfeindlich, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sagen Sie doch mal was zum Inflationsausgleich!)


as ist die Situation, vor der wir heute stehen.

Herr Gambke hat gerade von Nachhaltigkeit gespro-
hen. Er hat lange über die Nachhaltigkeit in der Politik





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)

fabuliert. Tatsache ist aber, dass Sie im Bereich der Steu-
ern, im Bereich der Schuldenbremse versagt haben, weil
sie immer dagegen waren und der Schuldenbremse nicht
zugestimmt haben. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Durch den Abbau der kalten Progression kann verhin-
dert werden, dass Lohn- und Einkommenssteigerungen
in Zukunft überproportional stark steuerlich belastet
werden. Die Bundesbürger haben bei der derzeitigen In-
flation trotz Lohnerhöhungen unterm Strich monatlich
netto oft weniger im Geldbeutel. Dieser Automatismus,
der zu immer höheren Steuereinnahmen aufgrund pro-
zentual immer höheren Steuerbelastungen führt, kann
nun mit dieser Bundesregierung, mit dieser Koalition ge-
bremst werden.

Zum 1. Januar 2013 sollen der Grundfreibetrag bei
der Einkommensteuer angehoben und der Steuertarif
nach rechts verschoben werden. Wir werden auch in Zu-
kunft regelmäßig bei verfassungsrechtlich gebotener An-
hebung des Grundfreibetrages Veränderungen im Tarif
vornehmen.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Sie wollen die Verfassung einhalten! Das ist ein besonderer Hinweis!)


Das ist so etwas wie der Weg in den Tarif auf Rädern.


(Nicolette Kressl [SPD]: Tarif auf Rädern?)


Das ist ein Weg, der für die Bürger unglaublich wich-
tig ist, weil er keine staatliche Finanz- und Steuerwillkür
zulässt. Vielmehr haben die Bürger Anspruch auf einen
Ausgleich, und ein Tarif auf Rädern ist die richtige Ent-
wicklung. Es hat mit Steuergerechtigkeit nichts zu tun,
wenn ein Arbeitnehmer 1 Prozent mehr Gehalt bekommt
und dann 2 Prozent mehr Steuern zahlen muss. Das ist
nicht gerecht.


(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum machen Sie es nicht bei den Abgaben?)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, es handelt sich eben
nicht um Steuergeschenke, wie Sie es immer darstellen.
Vielmehr gehört das Geld den Bürgern und niemand an-
derem, und wir geben den Bürgern zurück, was sie durch
den Sondereffekt der kalten Progression mehr gezahlt
haben. Das führt für alle Steuerzahler zu mehr Steuerge-
rechtigkeit.


(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie schaut es mit der Abgabengerechtigkeit aus?)


Die SPD muss ihre Blockadehaltung im Bundesrat
aufgeben. Sonst zeigt sie ihr wahres Gesicht. Deswegen
kann ich Sie nur bitten, Vernunft walten zu lassen und
die Bürgerentlastung, die Steuerzahlerentlastung im
Bundesrat nicht zu blockieren.


(Beifall des Abg. Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU])


K
e
b
e
g
O
R

Ic
e
s
g

w
d

W
w
s
n
q
v

S
h
G
d
a
g
w
n
z
s
s

g
d
w
S

s
g

(C (D Im Übrigen brauchen wir jetzt eine Stärkung der aufkraft zur Stabilisierung der Konjunktur, um nicht in ine Rezession zu geraten. Nur wenn Deutschland stark leibt, können wir auch Solidarität üben. Deswegen ist s wichtig, dass wir gerade jetzt nicht in eine Rezession eraten. Ich habe manchmal den Eindruck, dass sich die ppositionsseite geradezu freuen würde, wenn wir in ichtung einer Rezession marschierten. (Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Das ist doch Blödsinn! – Zuruf der Abg. Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


h kann Ihnen sagen: Wir müssen alles versuchen, um
in Abrutschen in die Rezession zu verhindern. Dabei
tellt die Steuerpolitik, die wir machen, genau den richti-
en Weg dar.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht! Das ist doch Humbug!)


Auch in anderen Bereichen der Steuerpolitik haben
ir im Übrigen den richtigen Weg eingeschlagen. Ich
enke nur an die Istbesteuerung bei der Umsatzsteuer.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das gab es schon vorher!)


ir haben uns auf 500 000 Euro festgelegt, und Hand-
erksbetriebe haben jetzt endgültig die Gewissheit, dass

ie Steuern erst dann abführen müssen, wenn die von ih-
en gestellten Rechnungen bezahlt wurden. Das ist Li-
uiditätshilfe für die Handwerker. Das zeigt, welche Art
on Steuerpolitik wir betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Seit wann gibt es diese Istbesteuerung? – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich kann Ihnen nur noch einmal deutlich sagen: Die
teuererhöhungsorgien, die Sie vorhaben – die Linken
aben das ja schon zum Ausdruck gebracht; von Rot und
rün sollen sie in den Parteigremien beschlossen wer-
en –, stellen einen absoluten Irrweg dar. Das führt nicht
us der Krise, das führt eher zurück in die Krise. Wer
laubt, man könne die Krise mit höheren Steuern über-
inden, zeigt, dass er ökonomische Grundwahrheiten
icht verstanden hat. Er betreibt damit eine Entwicklung
urück in eine Staatswirtschaft. Das ist eine steuerpoliti-
che Geisterfahrt und ein Horrorszenario für die Wirt-
chaft.

Wir sind gegen eine Erhöhung der Erbschaftsteuer,
egen eine Erhöhung der Vermögensteuer. Wir sind für
ie Entlastung der Bürger. Durch mehr Steuerzahlungen
ird sich das dann letzten Endes auch wieder für den
taat rentieren. Das ist der richtige Ansatz,


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Funktioniert nicht!)


tatt die Steuern immer weiter zu erhöhen. Wir sind ge-
en eine rot-grün-linke Steuererhöhungsorgie.


(Lachen bei der SPD)






Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)

Das müssen die Leute wissen. Sie beschreiten damit ei-
nen falschen Weg. Deshalb werden Sie auch keinerlei
Fortschritte erzielen.


(Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie aber auch nicht!)


Zu Ihrem Vorhaben, die Möglichkeiten zum Verlust-
vortrag für Unternehmen einzuschränken, kann ich Ih-
nen nur sagen: Das ist ein Anschlag auf die Arbeitsplätze
in Deutschland.


(Dr. Thomas Gambke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach!)


Arbeitsplätze brauchen langfristig richtige Strukturen
und langfristig wirksame Substanz. Die Bedeutung von
Vorlaufinvestitionen darf nicht einfach, wie Sie es ma-
chen, weggewischt oder negiert werden.

Wir sind also der Auffassung, dass es bei der Steuer-
politik in Deutschland keine Willkür geben darf, sondern
ein Weg der Vernunft beschritten werden muss, wie wir
ihn auch in dieser Woche wieder aufgezeigt haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Arbeitsplätze brauchen Strukturen und Substanz, das haben wir jetzt gelernt!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714005500

Das Wort hat die Kollegin Nicolette Kressl von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Nicolette Kressl (SPD):
Rede ID: ID1714005600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Herr Michelbach, freundlicherweise wollen
wir das, was Sie gesagt haben, einmal dem 11.11. zu-
schreiben.


(Ingrid Arndt-Brauer [SPD]: Karneval in Mittelfranken!)


Sie haben jetzt nämlich in einem atemberaubenden Wir-
bel alles durcheinandergebracht, was man in der Steuer-
politik durcheinanderbringen kann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Suchen wir einmal ein paar Ansätze:

Sie haben zunächst einmal den Satz gesagt – das fand
ich ganz spannend –: Wir wollen einen Inflationsaus-
gleich. Das sagen wir Ihnen doch die ganze Zeit schon.
Sie reden immer über kalte Progression, legen uns aber
keinerlei Berechnungen dazu vor.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hat der Staatssekretär vorgelegt!)


– Schon wieder sagen Sie, der Herr Staatssekretär habe
das vorgelegt. Er hat uns nur die Inflationsrate genannt.

s

D

S

ü
d
g
W
a
s

M
Ic
H
e
te
g
b

D
A
m
ü
2
a
V
la
s
F
s
s
b
d
d
b

D
u
e
B

(C (D (Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Schauen Sie sich einmal an, was heute in der FAZ
teht.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ich kann selber denken! Ich brauche die FAZ nicht!)


a steht zur kalten Progression:

Nicht nur die Oppositionsparteien vermissen jedoch
belastbare Aussagen der Bundesregierung, wie hoch
dieser Effekt … sein wird, der sich aus dem Zusam-
menspiel von Inflation, Gehaltserhöhung und …
Steuertarif ergibt.

ie reden allerdings immer nur von Inflation.

Ordnungspolitisch wäre es auch sehr sinnvoll, zu
berlegen, ob Sie es so wollen, dass wir in Zukunft
urch Senkungen des Steuertarifs für den Inflationsaus-
leich zuständig sein sollen und die Verantwortung der
irtschaft und der Arbeitgeber für diesen Bereich völlig

ußen vor lassen. Da kann ich nur eine gute Reise wün-
chen, wenn das Ihre Linie sein soll.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Zum Zweiten fand ich interessant, dass Sie, Herr
ichelbach, gesagt haben, das sei ein Tarif auf Rädern.
h habe mir das genau angehört in der Pressekonferenz.
err Schäuble hat ausdrücklich gesagt, dass das nicht

in Tarif auf Rädern ist. Dass die Berechnung des Exis-
nzminimums und damit auch die Tarifverschiebung re-
elmäßig überprüft werden muss, ist doch klar. Das ha-
en wir immer gemacht.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wo denn? – Gegenruf des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Alle paar Jahre!)


as ist völlig richtig und entspricht auch der Verfassung.
llerdings muss ich etwas zur Berechnung des Existenz-
inimums sagen. Im Moment liegt der Grundfreibetrag

ber dem Existenzminimum. Sie sagen jetzt einfach,
013 soll der Grundfreibetrag erhöht werden. Das ist
ber nicht verfassungsmäßig. Ein verfassungsmäßiges
orgehen wäre es, das Existenzminimum berechnen zu
ssen und den Grundfreibetrag entsprechend anzupas-

en. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das 2014 der
all sein. Aber aus irgendwelchen – vielleicht wahltakti-
chen – Gründen behaupten Sie, dass das laut Verfas-
ung schon 2013 nötig wäre. Das können Sie mit nichts
elegen. Sie können weder eine kalte Progression noch
as Existenzminimum beziffern. Ich finde nicht, dass
as eine seriöse Steuerpolitik ist, wie wir sie im Moment
räuchten.


(Beifall des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


enn die Mindereinnahmen müssen die Bürgerinnen
nd Bürger über Zinslasten, die aus der Verschuldung
ntstehen, wieder zurückgeben. Deshalb ist eine seriöse
erechnung wirklich notwendig. Zahlen aus dem Ärmel





Nicolette Kressl


(A) )


)(B)

zu schütteln, wie es im Moment der Fall ist, ist da nicht
hilfreich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will noch eine Bemerkung zu der Rede von Herrn
Middelberg machen. Er hat gesagt: Das mit der Hotel-
steuer haken wir jetzt ab. – Ich finde das gut. Aber in
dem Zusammenhang reden wir über 1 Milliarde Euro.
Wir machen ein riesiges Tamtam wegen einer Verschie-
bung von 2 Milliarden Euro; aber gleichzeitig versäu-
men Sie, 1 Milliarde Euro Mindereinnahmen dadurch zu
vermeiden, dass Sie die unsägliche Reduzierung des
Umsatzsteuersatzes für Hotelübernachtungen zurück-
nehmen. Ich finde, solange das nicht „abgehakt“ ist,
können Sie auch das Thema nicht einfach abhaken.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sagen Sie mal was zur Binnenschifffahrt! – Dr. Daniel Volk [FDP]: Wie heißt der SPDVergnügungspark noch mal?)


Dann möchte ich auf den Antrag der Linken zu spre-
chen kommen. Von Seriosität ist auch in diesem Antrag,
ehrlich gesagt, nicht viel zu spüren.


(Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU]: Das ist leider wahr!)


Es ist ja richtig – das ist das Einzige, was wir wirklich
unterstützen können –, was in der Überschrift steht: Wir
müssen die Handlungsfähigkeit des Staates wiederher-
stellen. Bei den Steuereinnahmen geht es nicht um einen
Selbstzweck, sondern es geht um Zukunftsfähigkeit
durch die Handlungsfähigkeit des Staates. Nur wenn wir
beispielsweise in Bildung investieren können, verpassen
wir nicht die ökonomischen Chancen, die damit einher-
gehen. Dafür ist die Handlungsfähigkeit des Staates not-
wendig.

Aber die in dem Antrag der Linken genannten Instru-
mente und Analysen sind falsch und zudem schlampig
dargestellt. Drei Beispiele:

Erstens ist in dem Antrag eine falsche Analyse enthal-
ten. Die Steuerpolitik in Bezug auf die Unternehmen in
den letzten Jahren war kein Steuerdumping. Sie lassen
völlig außen vor – das halte ich für fahrlässig, absicht-
lich fahrlässig –, dass die Bemessungsgrundlage zur Zeit
der Großen Koalition in weiten Teilen deutlich verbrei-
tert worden ist


(Beifall bei der SPD)


und dass wir die Grenzen für die Verschiebung von Gel-
dern geschlossen haben. Sie sind zwar jetzt mit zwei
Steuergesetzen der schwarz-gelben Koalition wieder ge-
öffnet worden; aber damals waren die Verbreiterung der
Bemessungsgrundlage und das Schließen von Schlupflö-
chern ganz wichtig. Das hat mit Steuerdumping gar
nichts zu tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Zweitens. Wie kommen Sie – nach den Erfahrungen
mit der Hotelsteuer, durch die wir wissen, dass redu-

z
n
z
m
G
V
li

ti
u
d
le
w
b

n
s
re
w

D

te
h
s

S
n
P
s
S

s
R
V
s
d
S
g
W


s

a

(C (D ierte Mehrwertsteuersätze nicht bei den Verbraucherinen und Verbrauchern ankommen – eigentlich dazu, voruschlagen, in anderen Branchen genau das Gleiche zu achen, ohne beispielsweise zu bedenken, dass dadurch ewinne bei Konzernen hängenbleiben? Ein solcher orschlag kann doch nicht ernsthaft Ihrer sogenannten nken Steuerpolitik entsprechen. Ich bitte Sie! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Drittens. Richtig ist: Wir müssen beim Ehegattensplit-
ng etwas ändern. Aber auch das ist schlampig gemacht
nd im Zweifel verfassungswidrig. Dass Sie dabei nicht
ie gegenseitigen Unterhaltspflichten anerkennen wol-
n, ist sowohl falsch wie auch vermutlich verfassungs-
idrig, beispielsweise wenn Sie Verheiratete schlechter
ehandeln wollen als Geschiedene.

Insofern bitte ich Sie: Arbeiten Sie in diesen Punkten
ach, und verfolgen Sie Ihre Ziele mit den richtigen In-
trumenten. Dann können wir vielleicht zu einem ande-
n Ergebnis kommen, als wir es jetzt tun. Jetzt müssen
ir Ihren Antrag ablehnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714005700

Für die FDP-Fraktion spricht jetzt der Kollege Dr.

aniel Volk.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Daniel Volk (FDP):
Rede ID: ID1714005800

Herzlichen Dank, Herr Präsident! – Meine sehr geehr-

n Damen und Herren! Zunächst einmal kann man fest-
alten, dass in diesem Hause offenbar Einigkeit zwi-
chen vier Fraktionen darüber besteht, dass die von der
nften Fraktion, nämlich der Linksfraktion, vorgelegten

teuerpläne eher im Bereich der Unseriosität einzuord-
en sind. Diese Pläne zeigen, dass man leicht etwas
opulistisches fordern kann, was allerdings bei der Um-
etzung wegen der notwendigen Detailarbeit große
chwierigkeiten bereiten wird.

Ich möchte einen Punkt aufgreifen, der zwar wunder-
chön klingt, aber in der Steuerpolitik – zumindest dieser
egierung – keinen Platz finden kann. Sie wollen eine
ermögensteuer in Höhe von 5 Prozent als reine Sub-
tanzbesteuerung. Sie würden damit – unabhängig von
er Höhe – eine extreme Verkomplizierung des deutschen
teuerrechts erreichen. Ich bin der felsenfesten Überzeu-
ung – darin sind wir uns in der Koalition einig –, dass der
eg nicht in Richtung einer weiteren Verkomplizierung
hren darf,


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Siehe Abgeltungsteuer!)


ondern zu einer Vereinfachung führen muss.

Wir haben die letzten zwei Jahre beharrlich daran ge-
rbeitet,





Dr. Daniel Volk


(A) )


)(B)


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Beharrlich, aber erfolglos!)


die Steuergesetzgebung zu vereinfachen. Wir haben ein
Steuervereinfachungsgesetz verabschiedet, das den Steu-
erpflichtigen die Steuererklärung erleichtert. Denn die
wesentliche Kritik an der Steuergesetzgebung in
Deutschland entzündet sich doch immer daran, dass die
Steuergesetze sehr kompliziert sind. Teilweise verstehen
die Steuerpflichtigen nicht mehr, warum sie in einer be-
stimmten Höhe Steuern zahlen. Die Einführung einer
Vermögensteuer – den Kollegen der Grünen sage ich:
auch die von Ihnen geforderte Vermögensabgabe – ist
kein Beitrag zu einer Vereinfachung des Steuerrechts,
sondern ein Beitrag zu einer deutlichen Verkomplizie-
rung.


(Zurufe von der LINKEN)


In dem Antrag der Linkspartei ist die Forderung nach
einer Gemeindewirtschaftsteuer enthalten. Sie bedeutet
nichts anderes als eine Verbreiterung der Gewerbesteuer.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Das fordern die Kommunen auch!)


Es wird versprochen, dass weitere Gruppen von Wirt-
schaftstreibenden in die Steuerpflicht einbezogen wer-
den. Sie müssen auch da bitte zur Kenntnis nehmen, dass
ein ganz großer Teil der Gewerbesteuerpflichtigen, die
auch immer eine Gewerbesteuererklärung abgeben müs-
sen, tatsächlich nicht mehr Steuern zahlen, weil eine
Verrechnung mit der Einkommensteuer vorgenommen
wird. Es gehört zu unserem komplizierten Steuerrecht,
dass viele Steuerpflichtige eine Steuererklärung ausfül-
len müssen, obwohl sie gar keinen Steuermehrbetrag
zahlen müssen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Aber die Kommune hat dafür mehr!)


Dieses Problem sollten wir sehen. Wir dürfen es aber
nicht, wie es nach den Vorschlägen der Linksfraktion der
Fall wäre, noch verschärfen, indem die Zahl der Steuer-
pflichtigen erweitert wird.

Im Großen und Ganzen wird diese Regierung weiter
an der Steuervereinfachung arbeiten. Wir haben den
zweiten großen Schritt diese Woche vorgezeichnet, in-
dem wir die Frage der Steuergerechtigkeit im Bereich
der Einkommensteuer behandelt haben. Wir wollen an
das Thema „kalte Progression“ herangehen. Während
die SPD noch über Zahlen theoretisiert,


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ihr macht es doch auch nicht richtig!)


haben wir längst erkannt, dass durch die kalte Progres-
sion viele Steuerpflichtige betroffen sind. Ich will daran
erinnern: Es war übrigens ein sozialdemokratischer Fi-
nanzminister, der den Tarifverlauf insgesamt weiter nach
rechts verschoben hat,


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das machen wir doch alle paar Jahre!)


wie auch die Grenze für die Reichensteuer. Ich glaube
nicht, dass wir uns derzeit von den Sozialdemokraten ir-

g
S

u
m
k

n
d
n

v

K
s
A
w
A

B
s
re

k

im
ih


Ih
n
h
5
w

Im
J
J
S
z
b

(C (D endwelche Belehrungen darüber anhören müssten, was teuergerechtigkeit eigentlich bedeutet. Wir sorgen dar, dass die Leistungsträger – die Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmer in den unteren und mittleren Einkomensbereichen – nicht mit einer Steuermehrbelastung onfrontiert werden, (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das stimmt überhaupt nicht! Die Reichen kriegen viel mehr zurück!)


ur weil hier theoretisiert wird und die Sozialdemokratie
ie Problematik der kalten Progression nicht zur Kennt-
is nehmen will.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714005900

Das Wort hat jetzt der Kollege Christian von Stetten

on der CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1714006000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Herr Präsident, bei der Vorbereitung zu die-
em Tagesordnungspunkt und bei der Durchsicht der
nträge habe ich anfangs gedacht, der Bundestagsver-
altung sei ein Fehler unterlaufen; denn der vorliegende
ntrag der Linksfraktion, in dem sie den Staat auffordert
nach Abzug eines Freibetrags wohlgemerkt –, von den
ürgern jährlich 5 Prozent Vermögensteuer auf das ge-

amte Vermögen praktisch zum Verkehrswert einzufüh-
n,


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: 1 Millionen ist frei!)


ommt mir doch sehr bekannt vor.

Es ist in der Tat erst 13 Sitzungswochen her, dass wir
Bundestag intensiv über diesen Antrag diskutiert und

n mehrheitlich abgelehnt haben.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Wir lassen nicht locker!)


Es ist Ihr gutes Recht, dass Sie nicht lockerlassen. Bei
rem Vorhaben handelt es sich aber um eine Enteig-

ung. Eine solche Enteignung lassen wir Ihnen auch
eute nicht durchgehen. Überlegen Sie doch einmal: Bei
Prozent Vermögensteuer ist das Haus nach 20 Jahren
eg.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Mathematisch geht das anders!)


ersten Jahr nehmen Sie die Hofeinfahrt, im zweiten
ahr die Garage, im dritten Jahr die Küche, im vierten
ahr das Wohnzimmer, und im zwanzigsten Jahr machen
ie aus stolzen Hausbesitzern wieder Mieter. Das ist So-
ialismus. Solche Anträge können Sie jede Woche ein-
ringen, wir werden sie immer wieder ablehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: So ein Christian Freiherr von Stetten )





(A) )

Quatsch! – Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]:
Wer hat Ihnen den Unsinn aufgeschrieben?)

Allein durch die jetzt von Ihnen beantragte Vermö-
gensteuer wollen Sie zusätzliche 80 Milliarden Euro ein-
nehmen. Sie vergessen dabei aber eines: Sie belasten
nicht nur die Hauseigentümer, sondern auch die Mieter.
Das ist eigentlich Ihre Klientel, um die Sie sich küm-
mern sollten. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ein
Immobilienbesitzer, der heute eine Rendite von bei-
spielsweise 4 Prozent für seine Wohnungen erzielt, sich
darauf einlässt, nach Zahlung der Ertragsteuern noch
einmal zusätzlich 5 Prozent auf den Verkehrswert an den
Staat abzugeben.

Heute ist zwar der 11.11. – darauf ist vorhin schon
aufmerksam gemacht worden –; den Faschingsbeginn
feiern wir aber lieber in Köln oder in Düsseldorf. Hier
im Parlament sollten wir ernsthafte Anträge diskutieren.
Wenn Sie diesen Antrag mit den 5 Prozent Vermögen-
steuern ernst meinen, dann müssen Sie sich klarmachen,
dass der Vermieter versuchen wird, seine Immobilie so
schnell wie möglich loszuwerden. Wahrscheinlich wird
ihm das aber nicht gelingen, weil er vermutlich nieman-
den finden wird, der bei einem Renditeobjekt von 4 Pro-
zent noch zusätzlich 5 Prozent Vermögensteuer zahlen
will. Dann wird er diese 5 Prozent Vermögensteuer
selbstverständlich auf die Mietkosten aufschlagen. Das
ist eine Refinanzierung und kann möglicherweise zu ei-
ner Verdoppelung der Mietkosten führen. Das werden
wir nicht durchgehen lassen.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714006100

Erlauben Sie eine Zwischenfrage des Kollegen

Lenkert?


Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1714006200

Selbstverständlich, bitte.


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714006300

Vielen Dank, Herr Präsident! – Herr von Stetten, ich

befürchte, Sie haben den Antrag nicht richtig gelesen.
Wenn Sie ihn richtig gelesen hätten, dann hätten Sie er-
kannt, dass die Vermögensteuer erst ab einem Privatver-
mögen von über 1 Million Euro gezahlt werden soll und
Betriebsvermögen ausdrücklich ausgenommen sind.

Wenn also ein Wohnungseigentümer Wohnungen ver-
mietet, hat er selbstverständlich die Möglichkeit, das
Ganze als Betriebsvermögen zu betrachten. Dann muss
er selbst nichts bezahlen, und dann müssen auch die
Mieterinnen und Mieter dafür nichts bezahlen. Das ha-
ben wir deshalb so geregelt, damit die Unternehmerin-
nen und Unternehmer mit ihrem Betriebsvermögen eben
nicht belastet werden. Wir wollen nur das private Ver-
mögen einbeziehen.

Wenn Ihnen allerdings ein Schloss im Wert von
15 Millionen Euro gehört, in dem Sie selber wohnen,
dann müssten Sie natürlich auf 14 Millionen Euro
Steuern zahlen. Ich halte das für eine vernünftige Lö-
sung.

S
u

S
li
A
B
n

b

C
k
S
s
D
E
S
m
s
a

E

S
m
e

S
im
3
S
li
3
g
d

e
d
6
d
R
tr

D

(C (D Lesen Sie also bitte den Antrag richtig, und nehmen ie zur Kenntnis, dass es uns nur um Privatvermögen nd nicht um Betriebsvermögen geht. Herr Kollege, wenn Ihnen eine Wohnung gehört, die ie vermieten, wird Ihre Vermögensteuer selbstverständch darauf angewendet. Genau so steht es auch in Ihrem ntrag. Wie kommen Sie denn sonst überhaupt auf den etrag von 80 Milliarden Euro, den Sie jedes Jahr einehmen wollen? Ich glaube, Sie lesen Ihren Antrag besser einmal seler, dann können wir noch einmal miteinander reden. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Für die CDU/ SU-Bundestagsfraktion ist es eine Selbstverständlicheit, dass starke Schultern mehr tragen als schwache chultern. Bei der Vermögensteuer, die Sie jetzt vorchlagen, handelt es sich um eine reine Substanzsteuer. ie Leute müssen sie selbst dann zahlen, wenn sie keine innahmen in diesem Bereich haben. Es ist eine reine ubstanzsteuer: Selbst wenn die Wohnung, die zur Verietung angeboten wird, leer steht, wird es teuer. Sub tanzsteuern sind nicht nur in diesem Bereich, sondern uch in anderen Bereichen Gift. Die in Ihrem Antrag vorgesehene Verdoppelung der rbschaftsteuer bedeutet ebenso eine Enteignung. (Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Da ist was dran!)


(Beifall bei der LINKEN)

Frhr. Christian von Stetten (CDU):
Rede ID: ID1714006400

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ie wollen die Einnahmen aus der Erbschaftsteuer von
omentan 4,5 Milliarden Euro auf 10 Milliarden Euro

rhöhen.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Ja!)


ie schlagen einen Freibetrag in Höhe von 300 000 Euro
günstigsten Fall vor, aber dann schlagen Sie zu: Ab

00 000 Euro beispielsweise wollen Sie 25 Prozent
teuer kassieren, ab 500 000 Euro 35 Prozent, ab 1 Mil-
on Euro sind 45 Prozent Erbschaftsteuer fällig, ab
Millionen Euro müssen die Betroffenen 60 Prozent des

esamten Familienvermögens als Steuer abführen. Auch
as ist eine Enteignung.


(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Es gibt Leute, die sagen, man sollte bis zu 100 Prozent verlangen!)


Stellen Sie sich das einmal vor: Nehmen wir einmal
inen großen Handwerksbetrieb, in dem der Vater und
er Sohn gemeinsam arbeiten und der Vater im Alter von
5 Jahren den Betrieb an den Sohn übertragen will. In
em Augenblick, in dem der Vater in die wohlverdiente
ente geht, soll er bzw. sein Sohn 60 Prozent des Be-
iebsvermögens an den Staat abführen.


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Dann ist die Lebensleistung weg!)


as ist doch absurd.





Christian Freiherr von Stetten


(A) )


)(B)


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Das ist doch Unsinn!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin froh, dass
das heute im Fernsehen übertragen wird.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Ihr Unsinn!)


Die Bürger sollen ruhig wissen, was Sie hier vorhaben.
Die Bürger sollen ruhig wissen, was das Konzept bedeu-
tet, das Sie heute hier vorgelegt haben: Bei Tod und
Schenkung erfolgt Enteignung. Auch der andere Antrag,
den Sie heute zur Abstimmung stellen, ist eine volks-
wirtschaftliche Katastrophe; die Kollegen haben das vor-
hin schon ausführlich dargestellt. Insgesamt fordern Sie
mit den heute vorgelegten Anträgen die größte Steuer-
erhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch-
land. Frau Höll, nach Ihren eigenen Angaben wollen Sie
auf der Grundlage Ihrer heutigen Anträge 173 Milliarden
Euro Steuern zusätzlich kassieren, wohlgemerkt nicht
einmalig, sondern jährlich. Die CDU/CSU-Bundestags-
fraktion wird selbstverständlich alle Anträge ablehnen.
Ich hoffe, dass Sie in zehn Wochen nicht schon wieder
mit den Anträgen hier im Bundestag aufschlagen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Doch! Allein, um Sie zu ärgern!)


Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714006500

Als letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt hat

nun der Kollege Olav Gutting von der CDU/CSU-Frak-
tion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Olav Gutting (CDU):
Rede ID: ID1714006600

Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich

versuche, es einmal ein bisschen zusammenzufassen:
Während die christlich-liberale Regierungskoalition mit
Steuervereinfachungen und klugen, moderaten Entlas-
tungsschritten mehr Steuergerechtigkeit schafft, besteht
das Konzept der Linken – soweit man überhaupt von ei-
nem „Konzept“ sprechen kann – vor allem aus einem be-
eindruckenden Sammelsurium von Steuererhöhungsvor-
schlägen.


(Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Für die Klientel!)


Es sind Forderungen, die darauf abzielen, Leistungs-
anreize für die Menschen, die wir brauchen, zu beseiti-
gen, mit all den negativen Folgen für Investitionen, den
Konsum und die Arbeitsplätze.

Wir haben in der christlich-liberalen Koalition in den
letzten beiden Jahren vorgemacht, wie man dieses Land
aus der Krise herausführt, wie man es stärkt und es letzt-
endlich in einen Zustand versetzt, der besser ist als vor
der Krise; wir sind gestärkt aus dieser Krise hervorge-
gangen. Meine Damen und Herren, mit Ihren Forderun-
gen stehen Sie von den Linken – Christian von Stetten
hat es richtig gesagt – nicht nur mit einem, sondern mit
beiden Beinen im Bereich der Enteignung.

z
W
S
d
z
re
ri
te

Ic
s
w

w
W
h

in
w
w

D
fe

a
a
li

d
e

S
n
d
T

v
d
ru

e
g
V
d

(C (D Ich will das Beispiel der Vermögensteuer von 5 Proent aufgreifen. Man muss es etwas konkreter machen: enn man die Inflation berücksichtigt, bedeutet die teuer für den Vermögensinhaber, den Hausbesitzer, ass er mindestens 7 bis 8 Prozent Rendite pro Jahr erielen muss, damit er das Erarbeitete überhaupt bewahn kann. Sie drängen die Menschen damit entweder zu skanten Finanzanlagen oder zwingen sie, Wuchermien zu verlangen. (Dr. Barbara Höll [DIE LINKE]: Der erste Million stellen wir frei!)


h glaube, beides kann nicht im Interesse der Menschen
ein. Sie schlachten letztendlich die Kuh, die Sie melken
ollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Konsolidierung der Staatsfinanzen – davon sind
ir überzeugt – gelingt nur mit einer gesunden, starken
irtschaft und einer niedrigen Arbeitslosigkeit. Was Sie

ier vorschlagen, fördert aber die Kapitalflucht.

Steuereinnahmen – Christian von Stetten hat es gesagt –
Höhe von 80 Milliarden Euro bei der Vermögensteuer
ürden Sie vielleicht im ersten Jahr erzielen. Aber das
ar es dann. Danach ist das Vermögen weg.


(Beifall des Abg. Christian Freiherr von Stetten [CDU/CSU])


ie Menschen werden es aus Deutschland wegschaf-
n – zu Recht.

Ihre Anträge atmen in weiten Teilen Populismus. Sie
tmen Neid. Sie wollen auch noch das Ehegattensplitting
bschaffen und richten sich damit direkt gegen die Fami-
en in unserem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Steuergerechtigkeit, meine Damen und Herren, be-
eutet nicht, dass man die Menschen mit der Steuerlast
rdrückt.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Vor allem die Millionäre!)


teuergerechtigkeit bedeutet für uns die Besteuerung
ach der Leistungsfähigkeit. Das heißt auch, dass man
en Bürgerinnen und Bürgern einen ausreichend großen
eil vom sauer Verdienten belässt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Deswegen wollen wir Einkommen unter 70 000 Euro entlasten!)


Nun zu Ihrem Antrag zur Einschränkung der Verlust-
errechnung: Darin wollen Sie zum wiederholten Mal
en im Steuerrecht verankerten Grundsatz der Besteue-
ng nach der Leistungsfähigkeit aushebeln.

In den Unternehmen werden Gewinne und Verluste
rzielt. Diese richten sich nicht immer nach den Veranla-
ungszeiträumen. Die Erzielung von Gewinnen und
erlusten richtet sich schon gar nicht nach dem Kalen-
erjahr. Die bestehende Besteuerung in zeitlichen Ab-





Olav Gutting


(A) )


)(B)

ständen, jahresbezogen, ist im Ergebnis eine Willkür des
Gesetzgebers, die wir brauchen, um eine dauerhafte
Steuereinnahme zu haben. Aber deswegen ist es notwen-
dig, dass diese Willkür bei der Festsetzung der Besteue-
rungszeiträume durchbrochen werden kann. Hierzu ist es
richtig, dass es Verlustvor- und -rückträge gibt.

Eine zeitliche Beschneidung dieser Verluste, die Sie
fordern, widerspricht dem Prinzip der Besteuerung nach
dem Lebenseinkommen insgesamt, und sie widerspricht
auch dem Prinzip der Leistungsfähigkeit.

Festzuhalten und klarzustellen bleibt: § 10 d Einkom-
mensteuergesetz, den Sie hiermit verändern wollen, ist
keine Steuervergünstigung. Wir haben – das muss man
auch sagen – bereits heute ein Korrektiv hinsichtlich des
Verlustvortrags. Das heißt, bereits nach geltender
Rechtslage können die Verluste nicht sofort abgezogen
werden, wenn eine bestimmte Grenze erreicht wird.

Ich kann Ihnen nur raten: Lassen Sie die Finger von
der Verlustverrechnung. Unser Weg sieht jedenfalls an-
ders aus. Wir haben gleich zu Beginn der Wahlperiode
die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen in
diesem Land mit einem Betrag von über 20 Milliarden
Euro entlastet.


(Nicolette Kressl [SPD]: Das waren Beschlüsse der Großen Koalition! – Ulrich Kelber [SPD]: Ein bisschen ungleich verteilt! – Weitere Zurufe von der SPD)


– Ja, das war ungleich verteilt. Der größte Anteil ging an
die Familien, meine Damen und Herren. Das waren
5 Milliarden Euro allein für die Familien.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dieser Wachstumsimpuls hat dazu beigetragen, dass wir
auf gutem Weg zu einem strukturell ausgeglichenen
Bundeshaushalt sind.


(Widerspruch bei der SPD)


Diese Steuerpolitik werden wir jetzt konsequent fort-
setzen,


(Iris Gleicke [SPD]: Oh Gott, keine Drohungen!)


auch mit der Beseitigung bzw. Abmilderung der kalten
Progression.

Der Erfolg, meine Damen und Herren, gibt unserer
Politik recht. Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote
seit 20 Jahren und die höchste Beschäftigungsquote, die
dieses Land je gesehen hat. Mit den Steuererhöhungen,
wie sie in diesem Haus gefordert werden, ist jedenfalls
unser Wohlstand und der soziale Standard in diesem
Land nicht zu halten.


(Beifall des Abg. Klaus-Peter Flosbach [CDU/ CSU])


Die Basis aller Staatsfinanzen – davon sind wir über-
zeugt – ist letztlich die Arbeit der Bürgerinnen und Bür-
ger in diesem Land.

g
K
k
w
p
li

D
a

D
s
F

fe
z
w
H
A
D
a
d
h
m
D

B

A
W
b

n
C

(C (D Man kann es vereinfachen und auf folgende Grundreel bringen: Ohne mehr netto vom Brutto gibt es keine aufkraftmehrung. Ohne Kaufkraftmehrung haben wir eine Nachfragebelebung. Und ohne Nachfragebelebung ird es keine Investitionen und keine neuen Arbeitslätze geben. Letztlich wird damit eine Haushaltskonsodierung nicht möglich sein. (Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist mit der Abgabengerechtigkeit?)


eswegen ist es gut, dass Sie in diesem Haus keine Ver-
ntwortung tragen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714006700

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 17/5525 an den Finanzausschuss vorge-

chlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
all. Dann ist die Überweisung so beschlossen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussemp-
hlung des Finanzausschusses auf Drucksache 17/7555

um Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Aus-
ege aus der Krise: Steuerpolitische Gerechtigkeit und
andlungsfähigkeit des Staates wiederherstellen“. Der
usschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf
rucksache 17/7555, den Antrag der Fraktion Die Linke

uf Drucksache 17/2944 abzulehnen. Wer stimmt für
iese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Ent-
altungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
en aller Fraktionen gegen die Stimmen der Fraktion
ie Linke angenommen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 30 auf:

Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Waldstrategie 2020

Nachhaltige Waldbewirtschaftung – eine ge-
sellschaftliche Chance und Herausforderung

– Drucksache 17/7292 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (f)

Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Tourismus

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen vor.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es
iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so

eschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Red-
er das Wort dem Kollegen Cajus Caesar von der CDU/
SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Cajus Julius Caesar (CDU):
Rede ID: ID1714006800

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wald und un-
sere Forstwirtschaft in Deutschland bedeuten Wohlstand,
wirtschaftliche Entwicklung, Einkommen im ländlichen
Raum und Umwelt- und Naturschutz. Wir, die Union, se-
hen im Wald mehr als nur die Summe von Bäumen.
Vielmehr begreifen wir ihn als Chance für Lebensquali-
tät und für wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen
Raum. Das ist unser Anliegen. Deshalb haben wir diese
Waldstrategie auf den Weg gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Wir, die Union, sind stolz auf unsere nachhaltige
Forstwirtschaft. Sie ist weltweit ein Vorbild. Deshalb,
meine ich, sollten wir nicht immer über fehlende Klei-
nigkeiten klagen, sondern deutlich machen, wie wichtig
uns der Wald ist und wie vorbildlich wir unseren Wald
bewirtschaften.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Natur bewahren, Klima schützen und an unsere Kin-
der denken – das ist die Devise der Union. Uns ist wich-
tig, auf diejenigen zu achten, die dafür gesorgt haben,
dass wir einen solch umweltfreundlichen Wald über-
haupt vorfinden: die Waldbesitzer und all diejenigen, die
ihren Beitrag dazu geleistet haben. Ihnen gilt der Dank
der Union.

Dem Rohstoff Holz kommt eine immer größere Be-
deutung zu. Er wird umweltfreundlich erzeugt, und er
hat eine besondere wirtschaftliche Bedeutung. In der
Energiepolitik werden wir sehen, dass schon in den
nächsten Jahren die Hälfte des Holzaufkommens energe-
tisch genutzt werden wird, davon wiederum die Hälfte in
der wohnortnahen Wertschöpfungskette, nämlich indem
die Bürger vor Ort sich selbst mit Brenn- und Scheitholz
und damit mit umweltfreundlicher Energie versorgen.

Der Bundesverband Säge- und Holzindustrie hat zu
Recht festgestellt, dass der Bedarf in den nächsten Jah-
ren nicht mehr zu decken sein wird. Experten schätzen,
dass uns im Jahr 2020 in Deutschland 30 Millionen Ku-
bikmeter und in der Europäischen Union 400 Millionen
Kubikmeter Holz fehlen werden. Diese Herausforderung
müssen wir annehmen.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wie?)


Es ist wichtig, dass die Waldbesitzer in den vergange-
nen Jahrzehnten dazu beigetragen haben, dass wir einen
naturnahen, vielschichtigen Wald haben, den wir durch
entsprechende Rahmenbedingungen, die wir als Politi-
ker setzen müssen, noch weiter verbessern wollen.
Durch unsere Maßnahmen und durch die von uns vorge-
gebenen Rahmenbedingungen können wir die naturnahe
Wirtschaft weiter verbessern.

Wichtig ist uns, dass Mischbestände gepflanzt wer-
den. Wir wissen aber auch, dass der Anteil von Nadel-
bäumen in der Altbestockung 62 Prozent beträgt, in der
Jungbestockung nur noch 29 Prozent. Wir müssen darauf

a
u
w

B
F
B
s
s
d
w
h
W

W
w
b
w
g
1
d
a
w

im
te
d
w
d
W
V
k
ß
s
C
D
n
A
a
ru

b
B
D
b
s
s
li
O

ru
W
g
m
s

(C (D chten, dass wir ertragreiche Mischbestände pflanzen nd verjüngen, damit das Holzaufkommen auf Dauer geährleistet ist. Uns ist es wichtig, dass wir durch eine entsprechende aumartenwahl zur Risikominimierung beitragen. Die ichte beispielsweise kann durch klimaverträglichere aumarten wie die Douglasie oder die Küstentanne er etzt werden. Es sollte sich dabei um einen Mischbetand handeln, der entweder eine Zeitmischung ist oder urch Naturverjüngung entsteht. Es sind Baumarten zu ählen, die sich an dem Standort wohlfühlen, die dort ingehören und Sicherheit ausstrahlen. Ein solcher aldaufbau ist auf die Zukunft ausgerichtet. Die Frage ist: Wollen wir mehr Flächenstilllegungen? ir als Union sagen: Das ist nicht der richtige Weg. Wir ollen eine naturnahe Bewirtschaftung durch die Waldesitzer auf ganzer Fläche. Deshalb sagen wir: Es macht enig Sinn, in Deutschland Flächen stillzulegen und leichzeitig den Urwald abzuholzen. Jährlich gehen 3 Millionen Hektar Urwald verloren – das ist mehr als ie Fläche Deutschlands –, davon 5 Millionen Hektar uf Dauer. Das ist nicht das Ansinnen der Union. Wir ollen nicht auf Kosten anderer leben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rainer Erdel [FDP])


Wir wollen nicht durch Flächenstilllegungen Holz-
porte fördern, die nicht auf Nachhaltigkeit ausgerich-

t sind. Das ist nicht unsere Vorgehensweise. Wir sehen,
ass die Waldfläche pro Kopf innerhalb einer Generation
eltweit um die Hälfte zurückgegangen ist. Ich denke,
eshalb ist es wichtig, dass wir einerseits in Deutschland
aldwirtschaft betreiben, andererseits aber auch globale

ereinbarungen treffen, um auf diesem Gebiet voranzu-
ommen. Wir dürfen nicht auf Kosten anderer zum gro-
en Holzimporteur werden. Eine solche Entwicklung
tellen wir in anderen Ländern fest, zum Beispiel hat
hina mittlerweile Japan als Holzimporteur überholt.
abei hat China in den letzten fünf Jahren mehr Fläche
eu bepflanzt, als Deutschland überhaupt an Wald hat.
ndere Länder erkennen also die Bedeutung des Waldes

n. Das sollte uns bewusst sein. Wir sollten die Bevölke-
ng darauf hinweisen, wie wichtig der Wald für uns ist.

Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank an die Ver-
ände richten, die in diesem Bereich aktiv sind. Dem
undesverband Säge- und Holzindustrie, dem Bund
eutscher Forstleute, dem Holzwirtschaftsrat, den Wald-
esitzer- und Waldbauernverbänden, der Schutzgemein-
chaft Deutscher Wald und allen anderen Verbänden, die
ich für die Verbindung von Naturschutz und wirtschaft-
cher Entwicklung – im Sinne der Wertschöpfung vor
rt – einsetzen, sagen wir als Union Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Dr. Christel Happach-Kasan [FDP])


Uns ist wichtig, dass wir uns auch der Herausforde-
ng „Wald und Wild“ stellen. Deshalb haben wir in die
aldstrategie aufgenommen, dass die natürliche Verjün-

ung der Hauptbaumarten ohne Zaun möglich sein
uss. Das ist uns wichtig. Das wird auch von der Jäger-

chaft anerkannt. Für uns bleibt es wichtig, die Jagdaus-





Cajus Caesar


(A) )


)(B)

übung weiterhin an das Eigentum zu knüpfen. Gestern
gab es ein Gespräch mit dem Präsidenten des Deutschen
Jagdschutzverbandes, Hartwig Fischer, der ausdrücklich
zugesagt hat, dass er das Miteinander von Wald und
Wild nicht nur mitträgt, sondern auch voranbringen will.

Frischluft, Quellwasser, Tausende von Tier- und
Pflanzenarten, über 1 Million Arbeitsplätze, 11 Millio-
nen Hektar Leben und Zukunft – das ist ein großes
Pfund. Das sollten wir nicht liegen lassen; dieses Pfund
sollten wir aufnehmen. Die Union und die Regierung ha-
ben es aufgenommen. Der Wald ist unsere Lebensgrund-
lage. Diese Einsicht ist Grundlage unseres Handelns und
der Waldstrategie 2020.

Ich bin ganz sicher, dass die Bundesregierung und die
Union mit der Waldstrategie 2020 auf dem richtigen
Weg sind. Lassen Sie uns das gemeinsam angehen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714006900

Für die SPD spricht jetzt die Kollegin Petra Crone.


(Beifall bei der SPD)



Petra Crone (SPD):
Rede ID: ID1714007000

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Wald ist ein
komplizierter Lebensraum und eine anspruchsvolle Pro-
duktionsstätte. Der Wald ist keine Maschine, die einfach
nur funktioniert. Klaus Töpfer hat es zur Eröffnung des
Jahres der Wälder passend formuliert:

Wälder, Fixpunkte des Lebens, sind nicht reduzier-
bar allein auf den Beitrag zum Bruttosozialprodukt.

Ich bin froh, dass wir hier und heute über unsere Wäl-
der reden. Viel zu oft gehen die Reden zu waldbezoge-
nen Tagesordnungspunkten zu Protokoll oder werden in
den späten Abendstunden gehalten. Mit der Aussprache
zur Waldstrategie 2020 der Bundesregierung erhöhen
wir den Stellenwert des Waldes in der öffentlichen De-
batte. Ich und ich glaube viele andere hier begrüßen das
sehr.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die SPD-Bundestagsfraktion wünscht sich Wälder
für Deutschland, die älter, bunter und lebendiger werden
können.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Älter?)


– Ja, älter auch. – Daraus leiten wir eine besondere Ver-
antwortung für die Waldfläche ab. Schutz und Nutzung,
die scheinbar ewigen Gegensätze, müssen endlich in ei-
nem ganzheitlichen Waldkonzept aufgehen. Der Schutz
der Biodiversität, der Erhalt der Gemeinwohlfunktion
des Waldes und die Ökonomie müssen sich im Einklang
befinden.

Die Bundesregierung wollte eben jene ausgewogene
und tragfähige Balance zwischen diesen Ansprüchen in

d
s
G
W
g
k
M
w

W
d
re
a
D
H
z

W
v
w
g
F
d
a
B
fa

W

s
B

ru
d
w
h
d
re

Im
m

te
F
a

(C (D er Waldstrategie 2020 finden. Dies ist leider nur in Anätzen gelungen. Unser Zeugnis sieht wie folgt aus: Die ewichtung der gesellschaftlichen Ansprüche an den ald – mangelhaft; die tatsächliche Partizipation aller esellschaftlicher Akteure – ungenügend; die Kommuniation zwischen dem Umweltministerium und Ihrem inisterium, Herr Staatssekretär – stark verbesserungsürdig. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Desaströs!)


ann können wir mit den Entwicklungskonzepten für
ie zu Recht geforderte Forschung zur Kaskadennutzung
chnen oder zu den Auswirkungen des Klimawandels

uf den Wald? Wann kommt die TEEB-Studie für
eutschland? Welche Mittel will das BMELV in die
and nehmen, um die Ziele der Waldstrategie 2020 um-

usetzen? Fragen über Fragen.

Für die SPD-Bundestagsfraktion ist die Kernfrage:
ie behandelt der Mensch den Wald in einer Zeit, die

on Klimawandel und Energiewende geprägt ist? Ant-
orten finden wir in der Nationalen Biodiversitätsstrate-
ie, leider weitaus weniger in der Waldstrategie 2020.
ür uns zeichnet sich ein lebendiger Wald dadurch aus,
ass er sich an die natürliche Waldgesellschaft annähert,
uch und gerade in der Bewirtschaftung. Wir, die SPD-
undestagsfraktion, fordern dazu seit langem: Die gute
chliche Praxis muss ins Bundeswaldgesetz.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn die Bundesländer in ihren Waldgesetzen noch da-
ber hinausgehen, freut mich das natürlich sehr. Grund-

ätzlich gilt aber: Ohne eine erneute Novellierung des
undeswaldgesetzes wird es nicht gehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es bleibt mir unverständlich, warum die Bundesregie-
ng in ihrer Waldstrategie keine Notwendigkeit sieht,

iese Forderung umzusetzen. Sie weisen doch immer
ieder auf die steigenden Anforderungen an den Wald
in. Glauben Sie allen Ernstes, Herr Staatssekretär, dass
ie derzeitige Rechtslage in § 11 Bundeswaldgesetz aus-
ichend ist?


(Ulrich Kelber [SPD]: Die kennt er gar nicht!)


Internationalen Jahr der Wälder 2011 hantieren wir
it Vorschriften aus dem Jahr 1975.

Die Leistungen des Waldes besitzen ein gehöriges Po-
nzial. Das muss mit einer vernünftigen Wald- und
orstpolitik gewürdigt werden. Ich möchte noch einmal
us der Eröffnungsrede von Klaus Töpfer zitieren:

Wir sind in einer Welt, in der wir offenbar nur das
sehen, was einen Marktpreis hat, und wundern uns
auf einmal darüber, dass die Funktionen, die ihn
nicht haben, dann offenbar übernutzt werden, …
dass damit die Nachhaltigkeit infrage gestellt wird.





Petra Crone


(A) )


)(B)


(Beifall der Abg. Ulrich Kelber [SPD] und Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Kurzum: Auch das beste Ökosystem hat seine Grenzen.

An dieser Stelle danke ich meiner Kollegin Conny
Behm für ihre Nachfrage zum konkreten Holzein-
schlagsziel in der Waldstrategie 2020. Die in der Wald-
strategie genannte Obergrenze des Holzeinschlags von
100 Millionen Kubikmeter pro Jahr bemisst sich erfreu-
licherweise in Vorratsfestmetern und nicht, wie befürch-
tet, in Erntefestmetern. In welcher Höhe der Einschlag in
unseren Wäldern nach Vorstellung des BMELV aller-
dings steigen soll, bleibt weiterhin unklar und im Nebel.

Die Gesellschaft ist beim Schutz und bei der Nutzung
des Waldes auf qualifiziertes Forstpersonal angewiesen.
Sein Fingerspitzengefühl und Können gewinnen immer
mehr an Bedeutung. Wer hier spart, spart an der falschen
Stelle. Darum sage ich zum wiederholten Mal ganz deut-
lich: Die SPD-Bundestagsfraktion will einen forstlichen
Mindestlohn.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Alois Gerig [CDU/CSU]: Damit retten Sie den Wald!)


Liebe Kollegen und Kolleginnen, die Erfordernisse
einer nachhaltigen Entwicklung verursachen Kosten.
Der Vorteil bzw. der sichtbare Nutzen des Kurswechsels
wird sich erst später zeigen. Dies gilt in besonderem
Maße für den Wald. Unser Wald kann und darf kein
„Heilsbringer“ sein, nur weil er nachwächst. Ich bin der
festen Überzeugung, dass es unter anderen Mehrheiten
gelingen wird, ein ganzheitliches Waldkonzept zu erstel-
len.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714007100

Für die FDP hat jetzt die Kollegin Dr. Christel

Happach-Kasan das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Christel Happach-Kasan (FDP):
Rede ID: ID1714007200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

begehen in diesem Jahr das Internationale Jahr der Wäl-
der. Vor den Umweltministerien aller Länder kann man
das entsprechende Emblem erkennen und sehen: Das
Jahr der Wälder ist weltweit angekommen.

Die Bundesregierung hat das Jahr der Wälder unter
das Motto „Waldkulturerbe“ gestellt. Ich glaube, das ist
eine sehr weise Entscheidung, gerade in Deutschland;
denn Deutschland ist ein Land, das vom Wald geprägt
ist. In meinem Wahlkreis zum Beispiel liegen Waldstadt

(Mölln), Siebenbäumen, Siebeneichen, Buchhorst,

Buchholz und Büchen – alles Namen, die auf den Wald
Bezug nehmen. Es wird deutlich: Die potenzielle natürli-
che Vegetation in Deutschland ist der Wald. Vor diesem
Hintergrund haben wir eine multifunktionale Forstwirt-

s
D
s
v
B
w

D
4
ru
c
P
s
ß
D
te
n

L
M
d
z
d
H
u
h

n
s
n
A
u

D
s
s

s
s
s
s
B
v
d
b
w

ti
Ö
d
te

(C (D chaft, die diesem Anspruch tatsächlich gerecht wird. eswegen können wir feststellen – das bringt die Wald trategie sehr deutlich zum Ausdruck –, dass die Biodiersität im Wald sehr viel höher ist als in allen anderen iotopen, die wir haben. Das zeigt, dass wir sehr verantortlich mit unseren Wäldern umgehen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja! Das kommt doch sehr auf den Wald an!)


Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass Holz in
eutschland der wichtigste nachwachsende Rohstoff ist.
5 Prozent der energetischen Nutzung von Biomasse be-
hen auf Holz. Gleichzeitig ist Holz, was die rohstoffli-

he Nutzung betrifft, im Hausbau, im Möbelbau, in der
apierherstellung usw., ein ganz wichtiger nachwach-
ender Rohstoff, der beispielsweise auch einen sehr gro-
en Beitrag dazu leistet, die Klimaeffizienz zu erhöhen.
er Rohstoff Holz hat nämlich herausragende Qualitä-
n. Gerade in Deutschland wird er sehr vielfältig ge-
utzt.

Wir alle wissen: Deutschland ist ein dichtbesiedeltes
and; denken Sie nur an Städte wie Berlin, Hamburg,
ünchen oder Frankfurt. Waldspaziergänge gehören für

ie Menschen in Deutschland zu den beliebtesten Frei-
eitbeschäftigungen. Das heißt, wir haben Ansprüche an
en Wald, die im Naturschutz, in der Produktion von
olz und in der Naherholung liegen. All dies müssen wir
nter einen Hut bringen. Die Waldstrategie, über die wir
eute diskutieren, tut dies in absolut vorbildlicher Weise.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und Grü-
en, ehrlich gesagt: Über Festmeter sollte man im Zu-
ammenhang mit der Waldstrategie nicht reden – das ist
icht der Punkt –, sondern es geht um eine strategische
usrichtung, wie wir in Zukunft mit unseren Wäldern
mgehen wollen.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wo sind denn die strategischen Punkte? Erzähl uns doch mal was dazu!)


en Rahmen dafür bietet selbstverständlich das Waldge-
etz. Keine einzige Strategie kann Gesetze außer Kraft
etzen. Sie bleiben selbstverständlich in Kraft.

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist von der Fortwirt-
chaft geprägt worden. Wo das allerdings zuerst passiert
ein soll, darüber streiten sich einige Bundesländer. So
agt etwa mein Kollege, der Vizepräsident des Deut-
chen Bundestages, dafür sei Hessen verantwortlich; die
randenburger sagen das im Übrigen auch. Das heißt, an
ielen Orten in Deutschland ist man sich bewusst gewor-
en, dass Nachhaltigkeit für die Nutzung von Wäldern
esonders wichtig ist. Dieser Begriff hat auch in die
irtschaftliche Diskussion Eingang gefunden.

„Nachhaltigkeit“ bedeutet aber auch die gleichwer-
ge Berücksichtigung der Anliegen von Ökonomie,
kologie und Sozialverträglichkeit. Dies ist die beson-
ere Herausforderung, der wir im Rahmen der Waldstra-
gie gerecht werden müssen. Das Cluster Forst und





Dr. Christel Happach-Kasan


(A) )


)(B)

Holz hat eine enorme wirtschaftliche Bedeutung. Es ist
insbesondere für den ländlichen Raum von herausragen-
der Wichtigkeit. Dies müssen wir bei all unseren Ent-
scheidungen im Blick haben. Das gilt auch im Hinblick
auf das häufig von Naturschutzverbänden formulierte
Ziel. Wenn es heißt: „5 Prozent wollen wir gar nicht nut-
zen“, frage ich mich: Warum eigentlich nicht? Natürlich
kann man – das wollen wir auch – auf den gesamten Flä-
chen Naturschutzbelangen Rechnung tragen und sie
gleichzeitig nachhaltig nutzen. Das funktioniert, und ge-
nau das wollen wir als Liberale. Hier sind wir uns sehr
einig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wer einmal in den Schwarzwald gefahren ist und ge-
sehen hat, dass dort in jedem zweiten Dorf eine Sägerei
steht, der weiß: Wenn man dort ein großes Schutzgebiet
ausweisen würde, wie das im Augenblick von den Grü-
nen geplant ist, dann würde das in einem großen Teil des
Schwarzwaldes das Aus für den ländlichen Raum bedeu-
ten. Ich glaube, das ist nicht in Ordnung.


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht wahr! Das sind Märchen!)


– Nein, Herr Ebner, das ist so.


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch belegt! Dazu gibt es sozioökologische Studien!)


Die Kritik an der Waldstrategie 2020 ist nach meiner
Auffassung sehr stark von Misstrauen geprägt. Die For-
derung nach guter fachlicher Praxis ist eine Forderung
an den Landesgesetzgeber und nicht an den Bund; denn
es ist ganz deutlich an Folgendem zu erkennen: In den
Wäldern in der Heimat meines Kollegen Rainer Erdel
sieht es ganz anders aus als beispielsweise auf den nord-
friesischen Inseln. Auch da gibt es Wald – oder das
Katinger Watt beispielsweise –, aber die Anforderungen
an den Wald sind dort völlig andere als in den Berglän-
dern Deutschlands. Deswegen ist es richtig, wenn wir sa-
gen: Es ist eine Landesaufgabe, für gute fachliche Praxis
im Wald zu sorgen.

Das zweite Problem, das wir überhaupt nicht überse-
hen, ist die Wald-Wild-Problematik. Natürlich gibt es
sie, und es gibt Missstände an einzelnen Orten; aber es
ist Aufgabe der lokalen Behörden, dort zu gerechten Lö-
sungen zu kommen. Das ist nichts, was wir als Bundes-
gesetzgeber festschreiben können, sondern wir müssen
hier das Vertrauen in die lokalen Behörden, in die Unte-
ren Naturschutzbehörden, in die Unteren Jagdbehörden,
haben, um dort zu Lösungen zu kommen.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir mit
allen Entscheidungen, die wir heute treffen, Einfluss auf
künftige Generationen haben; denn der Baum, der heute
gepflanzt wird, wird frühestens in 70 Jahren – in aller
Regel sind es 120 bis 160 Jahre – geerntet. Das heißt,
mit unserer Entscheidung heute haben wir Einfluss auf
die Nutzung in der Zukunft.

Wir können schon jetzt absehen, dass wir eine soge-
nannte Holzlücke haben werden. Wir werden durch das

g
L
fa
w
a
S

M
n
e

D
h

ti
a
G
is


z
Ö
o
g
li
F

s
K
Ic
P
A
le
s

d
v
is
h
w

(C (D eringere Anpflanzen von Nadelholz eine bedeutende ücke haben. Liebe Conny Behm, man kann nicht einch für Akzeptanz der Nutzung von Laubholz werben, enn man ganz genau weiß, dass Dachstühle nun einmal us Nadelholz gebaut werden – auch aus Gründen der tatik. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wo sind denn eure strategischen Ansätze, um das Problem zu lösen?)


an kann die physikalischen Gesetze selbstverständlich
icht außer Kraft setzen – im Übrigen auch nicht durch
ine Waldstrategie.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as geht schlicht und ergreifend nicht, und deswegen
aben wir hier Schwierigkeiten.

Ich bin sehr froh, das wir als christlich-liberale Koali-
on eine sehr gute Änderung des Bundeswaldgesetzes
uf den Weg gebracht haben, die beispielsweise von Rot-
rün und auch von Schwarz-Rot nicht geschafft worden
t. Wir haben sie schnell auf den Weg gebracht.


(Beifall bei der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Wenn nichts drinsteht, kann man es auch schnell auf den Weg bringen! Alles, was richtig gewesen wäre, zu regeln, ist nicht geregelt worden! – Weitere Zurufe von der SPD: Oh!)


Wir haben das sehr schnell auf den Weg gebracht, und
war mit einer hohen Anerkennung durch die gesamte
ffentlichkeit, werter Herr Kollege Kelber. Sie haben
ffensichtlich nicht richtig zugehört. – Ich glaube, es ist
ut, dass wir damit auch Kurzumtriebsplantagen mög-
ch gemacht haben, die auf Ackerflächen Biomasse in
orm von Holz produzieren können.


(Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben noch nicht einmal die Nachhaltigkeit im Gesetz definiert! Sie reden nur über die Nachhaltigkeit!)


Aufgrund der komplexen Anforderungen, die an un-
ere Wälder gestellt werden, ist – hier stimme ich der
ollegin Crone zu – qualifiziertes Personal notwendig.
h glaube, dass wir gerade in Deutschland qualifiziertes
ersonal haben, das angemessen bezahlt werden muss.
uch hier bin ich mit Ihnen einer Meinung. Ob man al-
rdings in jeder Debatte den Mindestlohn ansprechen

ollte, wage ich dann doch herzlich zu bezweifeln.


(Ulrich Kelber [SPD]: Wir sind froh, dass Sie keine Steuersenkungen für die Wälder fordern! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wenn man sonst nichts auf der Pfanne hat, macht man so etwas! Das ist doch klar!)


Ich glaube, dass wir mit dieser Waldstrategie 2020,
ie von der Bundesregierung vorgelegt worden und von
ielen Verbänden mitgetragen und mitgestaltet worden
t, eine gute Strategie für unsere Wälder für die Zukunft
aben. Deutschland ist eines der wenigen Länder welt-
eit, in denen neue Wälder entstehen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aktuell nicht mehr!)






Dr. Christel Happach-Kasan


(A) )


)(B)

Ich freue mich darüber, insbesondere wenn das in
Schleswig-Holstein der Fall ist, wo der Anteil des Wal-
des noch relativ gering ist. Ich glaube aber, mit dieser
Waldstrategie 2020 sind wir insgesamt auf einem sehr
guten Weg.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714007300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Kirsten Tackmann

von der Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Ulrich Kelber [SPD]: Ob es wieder ein Bündnis mit Schwarz-Gelb gibt?)



Dr. Kirsten Tackmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714007400

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Ich fange mit dem Positiven an: Die
Waldstrategie 2020 liegt vor. Die Bundesregierung hat
immerhin eine Strategie. Das kommt nicht so oft vor.
Eine Strategie ist aber bei diesem Thema dringend nötig.
Aber damit ist das Lob für heute auch schon wieder zu
Ende.

Dabei ist die Waldpolitik ein sehr spannendes und
auch spannungsgeladenes Politikfeld. Viele Interessen
müssen unter einen Hut gebracht werden, zum Beispiel
die Holznutzung, die Erholung, die Jagd und auch der
Naturschutz. Bereits existierende Strategien und Ak-
tionspläne müssen berücksichtigt werden, wie zum Bei-
spiel der zur biologischen Vielfalt. Da bleiben Konflikte
nicht aus.

Ich nenne ein paar Beispiele. Die Nachfrage nach
Holz wächst schneller als die nachwachsende Holz-
menge. Eine zu starke Holznutzung steht der Speiche-
rung von CO2 und anderen Ökosystemleistungen des
Waldes entgegen. Hohe Schalenwildbestände tragen zu
Schäden an Bäumen bei. Die Jägerschaft sieht Jogger,
Reiter und Pilzsucher eher nicht so gern im Wald.

An diesen Anforderungen zur Friedensstiftung im
Wald waren die ersten zu wirtschaftslastigen Entwürfe
der Waldstrategie prompt gescheitert. Die Kritik des
Bundes Deutscher Forstleute und der Umweltverbände
war geradezu vernichtend. Der nun hier vorliegende
Text ist leider nicht viel besser. Die Bundesregierung hat
eine nett zu lesende, aber harmlose Strategie vorgelegt.
Das ist angesichts der großen sozialen und ökologischen
Herausforderungen der Zukunft deutlich zu wenig.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es reicht eben nicht, Probleme zu benennen, wenn die
Ausführungen dazu in der Waldstrategie bei den Zustän-
digkeiten für die Lösungsvorschläge eher wortkarg blei-
ben, insbesondere dort, wo die Bundesregierung zustän-
dig wäre.

Die Linksfraktion hat bereits im Juli 2011 ihre Anfor-
derungen an eine Waldstrategie auf sieben Seiten veröf-

fe
s
w
a

S
F
te
d
F
c
g
d

b
L
w
s
k
d
D

te
u
h
F

ic

s
F
F
g
s
ru
W

la
ra
B
z
m
ö
w
M
s
m
B
n

ü
s
a
u

(C (D ntlicht. Wälder sind eben nicht nur Naturoder Wirtchaftsräume, sondern beides. Wälder haben auch eine ichtige soziale Funktion, insbesondere denke ich hier n die forstlichen Arbeitsplätze. chutz und Nutzung sind aus unserer Sicht auf derselben läche möglich, wenn der Wald nachhaltig bewirtschaft wird. Sozialeres und ökologischeres Wirtschaften auf er gesamten Waldfläche bringt aus meiner Sicht mehr ortschritt als die Einrichtung von Refugien ohne jeglihe Nutzung. Aber Refugien können eine sinnvolle Eränzung sein und müssen verbindlich verabredet weren. Wir brauchen naturnahe, klimaplastische Wälder. Wir rauchen Wälder, die vielen Tierarten und Pflanzenarten ebensräume bieten. Wir brauchen artenreiche Mischälder, die weniger krankheitsund witterungsanfällig ind als reine Nadelbaumbestände. Das sind keine Zuunftsvisionen, sondern es gibt gute Praxisbeispiele für iese Art der Waldbewirtschaftung. Aber klar ist auch: as ist eine Aufgabe für Generationen. Für die Linke sind zur Sicherung der öffentlichen Inressen im Wald drei zentrale Voraussetzungen wichtig nd unverzichtbar: eine starke Forstwissenschaft, der Eralt öffentlichen Waldeigentums und starke staatliche orstwirtschaftsbetriebe. Auf drei zentrale Defizite der Waldstrategie möchte h jetzt eingehen: Erstens: die Forstleute. Eine nachhaltige Waldbewirtchaftung braucht gut qualifizierte und auch gut bezahlte orstleute. Die etwa hunderttausend Menschen in den orstbetrieben haben eine körperlich anstrengende und efährliche Arbeit. 6,5 Prozent aller Arbeitsunfälle pasieren im Wald. Deshalb gilt unsere jahrelange Fordeng nach einem Mindestlohn natürlich auch für den ald. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Petra Crone [SPD])


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens: die Holznutzung. Aktuell wird in Deutsch-
nd jährlich Holz in einem Volumen von 50 Cheops-Py-
miden verbraucht; Tendenz sogar noch steigend. Die
undesregierung will deshalb nun die einheimische Hol-
ernte von 80 Millionen auf 100 Millionen Vorratsfest-
eter pro Jahr erhöhen. Ohne klare, verbindliche sozial-

kologische Mindeststandards der Waldbewirtschaftung
ird das zum Raubbau führen. Deshalb müssen diese
indeststandards ins Bundeswaldgesetz – das ist auch

chon von der SPD angesprochen worden – aufgenom-
en werden. Das fordert die Linke seit langem, aber die
undesregierung verweigert das weiter. Das ist natürlich
icht akzeptabel.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens: die Jagd. Wer Waldumbau will, muss auch
ber Wild und Jagd reden. Bei hohen Schalenwildbe-
tänden können Jungbäume nur hinter Zäunen schadlos
ufwachsen. Das erschwert und verteuert den Wald-
mbau. Richtigerweise wird in der Waldstrategie eine





Dr. Kirsten Tackmann


(A) )


)(B)

natürliche Waldverjüngung ohne Zaunschutz gefordert.
Aber genau das gelingt vor Ort nicht.

Wie können wir also die Wildschäden reduzieren? Sie
haben vielfältige Ursachen, zum Beispiel hohe Schalen-
wildbestände. Diese hohen Schalenwildbestände kom-
men auch zustande, weil die Agrarlandschaft, wie sie ak-
tuell da ist, exzellente Äsungs- und Schutzbedingungen
bietet. Landwirte, Waldbesitzer, Forst- und Jägerschaft
müssen also zu einer strategischen Partnerschaft finden,
wenn sie das Problem lösen wollen. Wir müssen darüber
nachdenken, wie die Politik das konstruktiv begleiten
kann. Wir müssen fragen, ob es Defizite im Vollzug der
Jagdgesetze gibt oder ob die Jagdgesetze geändert wer-
den müssen. Statt die Vielzahl der Fragen zu beantwor-
ten, fordert die Bundesregierung Dritte auf, ein Leitbild
zur Jagd zu entwickeln.


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr peinlich!)


Aus meiner Sicht entzieht sich die Bundesregierung da-
mit ihrer Verantwortung und trägt den Streit in die Dör-
fer. Das ist unredlich.


(Beifall bei der LINKEN)


Mein Fazit ist: Der Bund hat seine Bringschuld mit
der Waldstrategie nicht erfüllt. Die offenen Fragen böten
viel Stoff für eine öffentliche Anhörung. Ich denke, wir
sollten das auch fordern und an den Stellen weiter disku-
tieren, an denen es dringend erforderlich ist.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714007500

Jetzt hat die Kollegin Cornelia Behm für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714007600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wie man hören konnte, sind die Koalitions-
fraktionen mächtig stolz auf die Waldstrategie, die die
Bundesregierung vorgelegt hat,


(Josef Göppel [CDU/CSU]: Allerdings!)


nach vielem Hin und Her und nach vielen Jahren der
Vorbereitung. Ich meine, Sie haben dazu keinen Grund.
Nach meinem Dafürhalten verdient das Papier auch
nicht den Namen „Strategie“; denn es ist sehr dürftig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Von einer Strategie erwarte ich Ziele und Ideen, wie man
diese Ziele erreichen kann, also Maßnahmen und Instru-
mente. Aber das bleibt die Waldstrategie schuldig. Es
bleibt aus diesem Grunde völlig offen, wie Sie in allen
deutschen Wäldern bis 2020 zu einer naturnahen Wald-
bewirtschaftung kommen wollen.

Die Regierung spricht von einer gesellschaftlichen
Chance und Herausforderung. Viel mehr, als die Heraus-
forderungen zu beschreiben, tun Sie jedoch nicht. Wie

S
k
P
d
m
w
li

lu
A
n

L
le
z
is
n
2
g
w
d
d
b

a
m
le
im
re
tr
d

u
W
s
E
5
n
S
z

H

W
s
s
m

W
d

d
s

(C (D ie diese angehen wollen, bleibt weitgehend im Duneln. Dabei gehört es zu den Herausforderungen der olitik, durch naturnahe Waldbewirtschaftung sowohl en Herausforderungen des Klimawandels und des draatischen Verlustes an biologischer Vielfalt gerecht zu erden als auch die Chancen für die Menschen im ländchen Raum zu verbessern. In der sogenannten Waldstrategie werden neun Handngsfelder beschrieben. Das ist im Übrigen nicht falsch. ber wie sieht es mit den Lösungsansätzen aus? Ich will ur auf drei Handlungsfelder eingehen. Zur Verwendung des Rohstoffes Holz: Die wenigen ösungsansätze, die präsentiert werden, um den wertvoln nachwachsenden Rohstoff Holz nachfragegerecht ur Verfügung zu stellen, sind völlig unzureichend. Das t auch für den Naturschutz dramatisch. Denn wenn ichts gegen die sich auftuende Holzlücke, die im Jahr 020 nach Prognosen 30 Millionen Erntefestmeter betraen könnte, getan wird, dann droht angesichts fehlender aldrechtlicher Schutzmechanismen eine Übernutzung er Wälder. Ihre immer wieder wiederholte Behauptung, ass das Naturschutzund Waldrecht das bereits heute undesweit verhindere, ist leider schlicht falsch. Da die prognostizierte Holzlücke fast ausschließlich ufgrund des Ausbaus der Holzenergie entsteht, wäre eines Erachtens genau hier die Schaltstelle. Doch Sie gen den Hebel nicht um. So wird der Rohstoff Holz zu mer größeren Teilen direkt verfeuert werden. So fah n Sie, Kolleginnen und Kollegen von der Koalition, otz Waldstrategie sehenden Auges bedeutende Teile er Holzwirtschaft an die Wand. Das Einzige, was den Koalitionsfraktionen seit Jahr nd Tag zum Handlungsfeld „Biologische Vielfalt und aldnaturschutz“ einfällt, ist der Verzicht auf die Um etzung des 5-Prozent-Ziels für Wälder mit natürlicher ntwicklungsdynamik. Dabei geht es um 3 Millionen bis Millionen Festmeter jährlich. Zugegeben, das ist eine icht unerhebliche Größenordnung. Aber – das müssen ie zugestehen – weder haben wir heute eine 100-proentige Nutzung der Waldfläche in Deutschland, noch sst sich die Holzlücke auch nur annähernd mit diesem olz schließen. Ich sage ganz klar: Ein Entweder-oder zwischen aldnaturschutz und Holzversorgung ist der völlig fal che Weg. Wir brauchen sowohl den Erhalt der biologichen Vielfalt im Wald als auch eine gute Versorgung it Holz, wenn wir fossile Rohstoffe ersetzen wollen. (Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir brauchen eine Politik, die die verschiedenen Anfor-
erungen an den Wald integriert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zum Schluss zur Jagd. Ausgangslage und Herausfor-
erungen sind richtig beschrieben, doch Ihre Lösungsan-
ätze sind eine bunte Mischung aus „Weiter so!“ und





Cornelia Behm


(A) )


)(B)

„Wünsch dir was!“. Es ist doch billig, neben einem all-
gemeinen Bekenntnis zur Jagd die verschiedenen Ak-
teure zum Handeln aufzufordern, aber keinerlei eigenen
Handlungswillen zu zeigen. Die Verantwortung für wald-
angepasste Wilddichten lediglich auf Dritte abzuschie-
ben, zeugt schlicht von mangelndem Gestaltungswillen
oder auch von mangelndem Gestaltungsvermögen. Aber
das ist bei dieser Regierung auch nichts Neues.


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind wir ja gewohnt!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit Jahren erleben
wir einen waldpolitischen Stillstand. Es wird Zeit, dass
dieser durch waldpolitische und holzwirtschaftliche Tat-
kraft abgelöst wird.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714007700

Das Wort hat der Kollege Josef Göppel von der CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1714007800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

wichtigste Satz der Waldstrategie steht in Kapitel 3.3,
dass nämlich die Holzernte maximal bis zur Höhe des
durchschnittlichen jährlichen Gesamtzuwachses gestei-
gert werden darf. Es steht noch dort: „Der Wald soll als
CO2-Senke erhalten bleiben.“ Das ist die richtige Ant-
wort auf die Diskussion, die es jetzt in Deutschland gibt,
wonach man mehr Holz einschlagen müsse, damit mehr
junge Bäume gepflanzt werden könnten und mehr Koh-
lenstoff gespeichert werden könne. An dieser Diskussion
sind zwei Dinge falsch. Von dem Holz, das wir einschla-
gen, wird nur ein Drittel dauerhaft in Bauwerken und
Möbeln verarbeitet,


(Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig! Zu wenig!)


zwei Drittel werden kurzfristig verwertet. Der andere
Punkt ist, dass ein junger Wald etwa zwei Jahrzehnte
braucht, bis er anfängt, nennenswert Kohlenstoff zu
speichern. Deswegen ist diese Festlegung der Waldstra-
tegie eine zukunftsweisende politische Entscheidung.
Ich halte das für richtig und für gut.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben in Kapitel 3.2 Aussagen zu den Fachkräf-
ten. Das ist in der Diskussion schon mehrfach erwähnt
worden. Es heißt dort, dass eine Mindestpräsenz gut aus-
gebildeter Fachkräfte nicht unterschritten werden darf
und dass der öffentliche Waldbesitz hier eine besondere
Verantwortung trägt. Wir mussten erleben, dass in fast
allen Landeswaldungen in den letzten fünf Jahren Fach-
kräfte massiv abgebaut wurden. Wenn aber die Förster
und die Waldarbeiter aufgrund der Übergröße des Re-
viers ihren Wald gar nicht mehr kennen, mehr Zeit im
Auto als im Wald verbringen und anhand von Luftbild-
karten die Entscheidungen treffen müssen, dann ist die

N
s
g

n
d
w
s
m
z
g

D

s
W
g
b
m
s
z
z

D
d

V
5
c
L
g
u
b
4
W
s
te
p

a
N
h

F

re
s
te

(C (D achhaltigkeit gefährdet. Deswegen finde ich die Ausage zu den qualifizierten Fachkräften und einer Höchströße der Reviere auch so wichtig. Es ist auch die Rede vom kleinen Privatwald, der och viele Holzreserven hat. Die Waldstrategie sagt azu, dass die Beratungsleistungen im kleinen Privatald eine Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge ind und deswegen ausgebaut werden müssen. Ich frage ich, wie die Oppositionsabgeordneten dazu kommen, u sagen, hier würden keine zukunftsweisenden Festleungen getroffen. ie Waldstrategie greift die entscheidenden Themen auf. Es gibt eine Diskussion über die 5 Prozent Naturchutzflächen. Auf der anderen Seite sagen Förster und aldbesitzer, im Wald seien Nutzung und Schutz auf leicher Fläche möglich. Aufgrund meiner 30-jährigen eruflichen Tätigkeit als Förster halte auch ich das für öglich. Gleichzeitig muss man sagen: Wer das in An pruch nimmt, der muss auch dafür sorgen, dass qualifiierte Fachkräfte ihren Wald so gut kennen, dass sie Nutung und Schutz tatsächlich vereinbaren können. (Beifall der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as betrifft den Punkt, den ich schon erwähnte: die Min-
estpräsenz qualifizierter Fachkräfte.

Die Strategie der Bundesregierung zur biologischen
ielfalt gilt auch für den Wald. Deswegen ist diese
-Prozent-Diskussion müßig. Sie wird übrigens mögli-
herweise ein überraschendes Ergebnis haben: Einige
andesforstverwaltungen haben bereits nach Aus-
leichsflächen für Windräder im Staatswald gesucht,
nd siehe da: Die Expertisen, die man angefertigt hat,
esagen, dass Flächen in einer Größenordnung von
oder 5 Prozent der Fläche des Waldes als Ausgleich für
indräder im Wald möglich sind. Angesichts dessen

ind die Festlegungen, die in der jetzt gültigen Waldstra-
gie verankert sind, als gute Lösung des Naturschutz-
roblems anzusehen.

Die Forstwirtschaft muss immer so betrieben werden:
ufmerksam auf die Natur schauen, behutsam mit der
atur umgehen, aber wirtschaftlich denken; auch das ge-
ört dazu. Das zusammen macht die Nachhaltigkeit aus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714007900

Jetzt hat der Kollege Ulrich Kelber von der SPD-

raktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1714008000

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Es ist richtig: Wenn man über eine Waldstrategie
pricht, dann spricht man über eine Nachhaltigkeitsstra-
gie. Frau Kollegin Happach-Kasan hat zu Recht darauf





Ulrich Kelber


(A) )


)(B)

hingewiesen, dass dieser Begriff in der Forstwirtschaft
entstanden ist. Es war mit Georg Ludwig Hartig einer
der berühmtesten deutschen Forstwissenschaftler, der
1804 etwas zur Menge geschrieben hat – ich zitiere –:

Es läßt sich keine dauerhafte Forstwirtschaft den-
ken und erwarten, wenn die Holzabgabe aus den
Wäldern nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist.

Er ist aber auch auf die anderen Leistungen des Waldes,
die dieser für die Gesellschaft bereitstellt, eingegangen.
Noch einmal ein Zitat:

… doch so zu benutzen suchen, daß die Nachkom-
menschaft wenigstens ebenso viel Vorteil daraus
ziehen kann, als sich die jetzt lebende Generation
zueignet.

Das ist eine klare Definition des Begriffs, eine Erkennt-
nis, die in Deutschland nachher nicht immer befolgt
wurde – das sehen wir an Schäden im Wald –, und eine
Erkenntnis, die aufgrund des wachsenden Nutzungs-
drucks auf den Wald wiederum gefährdet ist.

Die weiteren Lebensgrundlagen – neben der reinen
Bereitstellung von Holzmaterial – haben einige Redne-
rinnen und Redner schon angesprochen. Umso wichtiger
ist es, eine Waldstrategie nicht so anzulegen, dass der
Wald nur zu einem Holzlieferanten degradiert wird. Wir
haben in diesem Plenum und auch in den entsprechenden
Ausschüssen oft schnell Einigkeit im Hinblick auf den
internationalen Klimaschutz, sei es beim Schutz der Re-
genwälder oder sei es beim Schutz der Wälder Kanadas
und Russlands. Eine kleine Ausnahme ist im Augenblick
sicherlich die Frage des Schutzes des Yasuní-Regenwal-
des. Dazu haben wir zwar als Parlament einheitliche Be-
schlüsse gefasst, aber ein Mitglied der Bundesregierung,
das nicht anwesend ist, ist der Meinung, diese Be-
schlüsse nicht umsetzen zu müssen,


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Ich glaube, er hat recht!)


wodurch eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen gefähr-
det wird.


(Beifall bei der SPD)


Die Maßnahmen, die wir anderen Ländern zum
Schutz von Wäldern empfehlen, das, was wir ihnen emp-
fehlen, wie nachhaltige Waldnutzung aussieht, das muss
doch auch für unsere heimischen Wälder gelten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deswegen müssen wir diese Maßstäbe festschreiben und
dürfen sie nicht nur der Gutmütigkeit des Einzelnen
überlassen. Ich glaube, dass die große Mehrheit der
Waldbauern möchte, dass wir das, was sie bereits tun,
festschreiben, damit alle so handeln müssen, auch dieje-
nigen, die nicht aus der gleichen Tradition nachhaltiger
Waldnutzung kommen.

Was ist unsere Kritik an der Waldstrategie der Bun-
desregierung? Ich greife vier Jahre zurück, nämlich zu
der von CDU/CSU und SPD gemeinsam verfassten na-
tionalen Biodiversitätsstrategie, die durchaus eine ganze

M
ra
n
c
d
s

is
la
n
d
b
v
s
b
d
d
s
w
h

D
te
z
te

h
s

W
n
n
m

s
h
S

e
C

K
g

(C (D enge Lob bekommen hat, auch aus der Community heus, für konkrete Qualitätsund Handlungsziele mit ge auen Zieljahren und konkrete Maßnahmen zur Erreihung dieser Ziele. Umso erstaunter sind wir, dass einige ieser Maßnahmen heute nur noch Lippenbekenntnisse ind und nicht mehr umgesetzt werden. Ein Beispiel – das ist heute offensichtlich geworden – t die Frage der 5-Prozent-Regelung bezüglich naturbessenen Waldes. Die Vertreter des Ministeriums für Erährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die iese Nachhaltigkeitsstrategie damals mitentwickelt haen, stellen dies heute als Fehler dar. Der erste Redner on der CDU/CSU, der Kollege Caesar, hat ebenfalls geagt, dass er dies nicht unterstützt. Insofern bin ich dankar, zu sehen, dass es auch innerhalb von Schwarz-Gelb azu unterschiedliche Ansichten gibt. Die Verjüngung es Waldes, der Artenreichtum und die Vielfalt sind auf olche Naturwaldzellen, auf solche Urwaldzellen angeiesen. Sie stellen eine besondere Bedeutung unserer eimischen Wälder dar. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ies als Stilllegung, also mit einem Begriff aus der in-
nsiven Nutzung von Ackerflächen, zu diffamieren,

eigt, dass man den Wald zu einem reinen Holzlieferan-
n degradieren möchte. Das wäre ein großer Fehler.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir brauchen verbindliche Vorgaben für eine nach-
altige Waldbewirtschaftung. Wir müssen große Kahl-
chläge verbieten.


(Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Die sind verboten!)


ir müssen dafür sorgen, dass neuartige Erntemaschi-
en den Wald nicht inklusive der Wurzeln leerfegen kön-
en. Darüber hinaus müssen wir die Wiederaufforstung
it heimischen Baumarten festschreiben.

Der Einsatz für Regenwälder ist die Kür des Natur-
chutzes, der Einsatz für eine nachhaltige Politik für die
eimischen Wälder ist die Pflicht, und dahin muss
chwarz-Gelb zurückkehren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Christel Happach-Kasan [FDP]: Da sind wir schon lange!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714008100

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

rteile ich das Wort dem Kollegen Alois Gerig von der
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Alois Gerig (CDU):
Rede ID: ID1714008200

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Meine sehr verehrten Gäste! Ich möchte ein-
angs meiner Freude darüber Ausdruck geben, dass wir





Alois Gerig


(A) )


)(B)

zum Ende einer durchaus anstrengenden Sitzungswoche
ein so schönes Thema wie den deutschen Wald hier dis-
kutieren dürfen, und ich bedauere sehr, dass nicht alle
Kolleginnen und Kollegen der Opposition diese Freude
mit mir teilen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Waldstrategie der Bundesregierung ist viel mehr
als ein symbolischer Beitrag zum internationalen Jahr
der Wälder. Deshalb vorab mein Dank an die Ministerin
und an das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz für die Idee, für den Dialog mit
möglichst vielen Beteiligten und für dieses Ergebnis.


(Ulrich Kelber [SPD]: Die hört gerade nicht zu!)


Diese Waldstrategie wird der Bedeutung unserer Wälder
– immerhin ist ein Drittel Deutschlands mit Wald be-
wachsen – gerecht. Die Bundesregierung zeigt damit
Wege auf, wie wir den steigenden Ansprüchen an den
Wald begegnen und mit einer nachhaltigen Bewirtschaf-
tung seine ökologische, ökonomische und soziale Funk-
tion bewahren können. Für diese Zielsetzung verdient
die Waldstrategie unser Lob und unsere Unterstützung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Da die Strategie darauf abzielt, verschiedene und da-
mit auch gegensätzliche Nutzungsansprüche an den
Wald in Einklang zu bringen, stellt sie notwendigerweise
einen Kompromiss dar. Aber ich kann schon behaupten
– davon bin ich überzeugt –, dass wir die Balance gefun-
den und auch das richtige Augenmaß gewahrt haben und
jetzt keine ideologischen Scheuklappen aufsetzen müs-
sen.

Ich habe die Waldstrategie in meinem Wahlkreis mit
Waldeigentümern, Forstbetriebsgemeinschaften, Förs-
tern, Naturschützern und Jägern diskutiert, und ich kann
berichten, dass sie durchaus auf positive Resonanz an
der Basis stößt. Insbesondere wird anerkannt, dass die
Bundesregierung an die bisherige Waldpolitik anknüpft
und zusätzlich Themen aufgreift, die den Praktikern vor
Ort unter den Nägeln brennen.

Bei meinen Gesprächen zur Waldstrategie sorgte ins-
besondere die Frage für Zündstoff, wie viel Wald zum
Schutz der Biodiversität aus der forstwirtschaftlichen
Nutzung genommen werden sollte. Es ist vernünftig,
dass die Waldstrategie keine pauschalen Vorgaben für
Waldstilllegungen vorsieht, die über die Biodiversitäts-
strategie der Bundesregierung hinausgehen. Wir haben
diese Biotope schon, wie es der Kollege Caesar sehr
richtig gesagt hat.

Wir sollten uns hier einmal an den Fakten orientieren.
Weltweit nehmen die Waldbestände – das haben wir
schon besprochen – ab; in Deutschland nehmen sie seit
Jahren zu. In unseren Wäldern schlummert proportional
deutlich mehr Holzpotenzial als in Europa und in der
Welt. Eines kann man deshalb auch sagen: In den letzten
Jahrzehnten waren viele Waldbesitzer wegen der schlech-
ten Holzpreise für ihren Besitz geradezu gestraft. Denen
sollten wir doch einmal gönnen, dass sie finanziell etwas
Luft zum Atmen haben.

z
li
ic
d
k
fe
im
W
R
n
s
w
e

1
ru
W

z
W

z

B
n

E
m
w
b
le

d
o
h
d
a
w
la

M
n
W

D
w

(C (D Ich sage Ihnen auch: Die große Masse der Waldbesiter ist nicht nur naturverbunden, sondern wirtschaftet sode, vernünftig und mit dem nötigen Augenmaß, sodass h überhaupt keinen Grund für die Befürchtung sehe, ass in deutschen Wäldern Raubbau Einzug halten önnte. Gleichwohl – und dies wird in der Waldstrategie stgeschrieben – müssen wir Spielregeln für die neuen, mensen Herausforderungen aufstellen, die auf unsere älder zukommen. Aufgrund der Verknappung fossiler ohstoffe ist mit einer steigenden Holznachfrage zu rechen; das haben wir schon besprochen. Damit Deutschland eine ehrgeizigen Klimaschutzziele erreichen kann, ist es ünschenswert, dass Holz sowohl stofflich als auch nergetisch genutzt wird. Der Cluster „Forst und Holz“ erwirtschaftet mit ,2 Millionen Beschäftigten immerhin einen Umsatz von nd 170 Milliarden Euro pro Jahr. Zu den Zielen der aldstrategie gehört deshalb zu Recht, diesen besonders r den ländlichen Raum so wichtigen Wirtschaftszweig u sichern, indem möglichst viel Holz aus heimischen äldern bezogen wird. Ich halte nichts davon, die forstwirtschaftliche Nutung gegen den Naturschutz auszuspielen. (Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber das machen Sie doch!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


emerkenswert ist nämlich, dass eine nachhaltige Wald-
utzung auch zum Klimaschutz beiträgt.


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr schön!)


s ist erwiesen: Indem wir unseren Wäldern Holz entneh-
en und einer stofflichen und/oder energetischen Ver-
endung zuführen, wird jährlich die Freisetzung – man
eachte! – von rund 80 Millionen Tonnen CO2 aus fossi-
n Brennstoffen vermieden.

Um die Stabilität unserer Wälder zu verbessern, sieht
ie Waldstrategie unter anderem den Anbau von stand-
rtgerechten und vorwiegend heimischen Baumarten mit
oher Widerstandsfähigkeit vor. Das heißt aber auch,
ass es erlaubt sein muss, dass an manchen Standorten
nstelle der Fichte, die zum Beispiel wegen des Klima-
andels nicht mehr so gut geht, auch einmal eine Doug-
sie gepflanzt wird.


(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine ist okay! – Ulrich Kelber [SPD]: Sie schreiben ja nicht fest, wie oft!)


it dem Waldklimafonds wird die Koalition ein geeig-
etes Instrument schaffen, um die Anpassung unserer
älder an Klimaveränderungen finanziell zu fördern.


(Ulrich Kelber [SPD]: Aus rein wirtschaftlichen Erwägungen!)


abei ist mir wichtig, dass das Geld auch dort ankommt,
ofür es vorgesehen ist, nämlich beim deutschen Wald.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)






Alois Gerig


(A) )


)(B)

Eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung
sowie die Vorbereitung unserer Wälder auf den Klima-
wandel ist nur dann gewährleistet – das hat Herr Josef
Göppel ausgeführt –, wenn genügend Fachpersonal zur
Verfügung steht. Ebenfalls muss es darum gehen – auch
das hat Herr Kollege Göppel ausgeführt –, Waldbesitzer
mit nur kleinen Beständen zu unterstützen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Wald-
strategie mit ihren vielen zukunftsweisenden Lösungsan-
sätzen zeigt, dass die Bundesregierung ihre Verantwor-
tung für den deutschen Wald sehr ernst nimmt. Die
Strategie ist darauf ausgerichtet, Bewährtes zu erhalten:
Der deutsche Wald soll auch künftigen Generationen als
Natur-, Wirtschafts- und Erholungsraum dienen. Ich
bitte Sie alle: Lassen Sie uns dieses Ziel weiterhin ge-
meinsam verfolgen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Das war die schwächste Rede der ganzen Debatte!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1714008300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/7292 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Der Entschließungs-
antrag auf Drucksache 17/7667 soll an dieselben
Ausschüsse überwiesen werden. Sind Sie damit einver-
standen? – Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 31 a und b sowie den
Zusatzpunkt 11 auf:

31 a) Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Ulrich Kelber, Dirk Becker, Gerd Bollmann, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Klimadiplomatie der Bundesrepublik Deutsch-
land

– Drucksachen 17/4705, 17/6861 –

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Hermann E. Ott, Kerstin Müller (Köln),
Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Neue Initiative für transatlantische Koopera-
tion in der Klima- und Energiepolitik

– Drucksache 17/7356 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Auswärtiger Ausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie

ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Hermann E. Ott, Viola von Cramon-Taubadel,
Hans-Josef Fell, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

China als wichtiger Partner im Klimaschutz

– Drucksache 17/7481 –

A
W
b

n
d

V
m
w
m
u
e

m
E
m
d
w
k

a
d
D
ra
s
U
g
s
G
w
d
is

ic
h
w
p
lu
T
lu

B
u
h
s
d
d
b

(C (D Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Auswärtiger Ausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. Gibt es iderspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so eschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erstem Reder dem Kollegen Frank Schwabe von der SPD-Fraktion as Wort. Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! erehrte Damen und Herren! Die Welt ist schon koisch. Wenn es eine Krise gibt, hat man diese irgendann kommen sehen, aber nichts dagegen unternomen. Manchmal ist die Situation gar nicht so schlimm, nd trotzdem steht viel in den Zeitungen; manchmal ist s viel schlimmer, aber es steht wenig in den Zeitungen. Auch die Finanzkrise haben alle kommen sehen, aber an hat nicht rechtzeitig etwas dagegen unternommen. benso sehen alle die Klimakrise kommen, aber man acht relativ wenig dagegen. Irgendwann sieht man ann die dramatischen Auswirkungen und fragt sich, arum man nichts getan hat, als man etwas hätte tun önnen – nämlich heute. Das Jahr 2010 war das Jahr, in dem der Treibhausgasnstieg weltweit am stärksten war. Das Jahr 2010 war as wärmste Jahr seit der Messung der Temperaturen. as heißt, alle Szenarien, die im Rahmen des Weltklimats angedacht und die natürlich auch umstritten waren, ind mittlerweile von der Realität überholt worden. Im mweltausschuss in dieser Woche haben uns Klimazeuinnen aus drei Ländern der Erde sehr eindrucksvoll gechildert, wie sich der Klimawandel bei ihnen auswirkt. leichzeitig gibt es in manchen Ländern merkwürdigereise noch Debatten über die Frage, ob der Klimawanel Realität ist und ob der Mensch dafür verantwortlich t. Seit sechs Jahren fahre ich zu Klimakonferenzen. Was h – und vermutlich die ganze Welt – dabei gelernt abe, ist, dass Klimakonferenzen weit mehr sind als Umeltkonferenzen. Es geht darum, wie die Welt sich neu ositioniert – in wirtschaftlichen Fragen und in entwickngspolitischen Fragen. Kurz: Es ist ein umfassendes hema, vor allen Dingen für die Außenund Entwickngspolitik. Ich begrüße ausdrücklich, dass es auch unter dieser undesregierung den einen oder anderen Fortschritt gibt nd dass das Thema mittlerweile sogar im UN-Sichereitsrat auf der Tagesordnung war, wenn auch mit einer ehr schwachen Beschlusslage. Ebenso finde ich es gut, ass das Außenministerium die Konferenz in Durban urch eine Veranstaltung vorbereitet. Aber das alles ist ei weitem nicht ausreichend. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)

Frank Schwabe (SPD):
Rede ID: ID1714008400





Frank Schwabe


(A) )


)(B)

Wir befinden uns in einer wirklich absurden Situa-
tion. Wenn man in der Welt herumkommt, dann trifft
man in den deutschen Botschaften auf Botschafter, die
– und das ist nicht persönlich gemeint – nicht so genau
wissen, was Deutschland in dem Bereich eigentlich
macht. Sie haben Mühe, einen Überblick über alle Pro-
gramme zu bekommen. Außerdem mangelt es an Exper-
tise. Da können wir von den Briten lernen, die mittler-
weile einen großen Teil ihres Außenministeriums auf
Fragen der internationalen Klimapolitik spezialisiert ha-
ben. An den britischen Botschaften findet man Experten,
an der Britischen Botschaft in Deutschland gleich meh-
rere. Das brauchen wir auch an den deutschen Botschaf-
ten.

Es gab Klimainitiativen des damaligen Außenminis-
ters Frank-Walter Steinmeier in den USA. Wir haben in
diesem Zusammenhang eine Große Anfrage gestellt. In
der Antwort darauf fehlte die Antwort auf unsere Frage
zu einer Initiative Deutschlands in den Bundesstaaten
der USA, was den Emissionshandel betrifft. Diese Initia-
tive scheint es nicht mehr zu geben. Das heißt, im Be-
reich der Außenpolitik ist viel zu tun.

Aber das reicht nicht. Wir brauchen eine institutio-
nelle und personelle Verankerung in der Außenpolitik.
Ebenso wichtig ist, dass die Bundesrepublik Deutsch-
land in dem Bereich eine Führungsrolle übernimmt.


(Beifall bei der SPD)


Es tut mir leid: Dort versagen Sie auf ganzer Ebene. Wir
haben schon mehrfach miteinander darüber diskutiert,
was international notwendig ist. Führung, Leadership,
wäre notwendig. Vertrauen – das, was international als
„Trust“ bezeichnet wird – wäre notwendig. Das leisten
Sie nicht. Im Bereich der Klimafinanzierung ist es wei-
terhin so, dass 88 Prozent der Gelder, die im Rahmen der
Fast-Start-Finanzierung zugesagt wurden, von Ihnen
nicht bereitgestellt werden. Es sind also gerade einmal
12 Prozent der Gelder geflossen. Diese Quote ist im Be-
reich der internationalen Klimapolitik definitiv nicht
ausreichend, um für Deutschland eine Vorreiterrolle re-
klamieren zu können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Da ist ja der Iran mit seinen Planungen zuverlässiger!)


Was die Reduktion der Emissionen angeht, ist die Eu-
ropäische Union nicht ambitioniert genug. Ich habe
heute in der Süddeutschen Zeitung von Herrn Außen-
minister Westerwelle den Satz gelesen:

Wir haben eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz.

Man hat ihm da einen richtigen Satz aufgeschrieben. Er
ist bloß nicht unterlegt.

Herr Röttgen ist mittlerweile eine traurige Gestalt ge-
worden. Er predigt seit über einem Jahr das 30-Prozent-
Ziel. Er wird aber von der Koalition, der Bundesregie-
rung und auch von der Bundeskanzlerin sträflich allein
gelassen. Herr Kauch, Sie werden gleich noch reden.
Vielleicht können Sie dann einmal die Frage beantwor-
ten, wie Herr Westerwelle zu dem 30-Prozent-Ziel steht,

d
ru

d
w
s
fi
p
d
n
L
p
n
s
d
E
d
s
a

in
w
d
li
R
re

U

Im
z
li
k
H
g
d
w
H
w
k
u

u
c
d
D
P
s
w
g
V

(C (D a er doch an dieser Stelle für Deutschland eine Fühngsrolle reklamiert. Sie von der Koalition wissen ganz genau, dass auch as deutsche 40-Prozent-Ziel nicht einzuhalten ist. Desegen wollen Sie wahrscheinlich auch kein Klima chutzgesetz; denn damit würde dieses Ziel rechtlich xiert werden. Sie wissen genau, dass diese Zahl das Paier nicht wert ist, auf dem sie steht. Es gibt andere Läner in der Europäischen Union – ich nenne Großbritanien, zum Teil Frankreich, aber auch skandinavische änder –, die beim 30-Prozent-Ziel innerhalb der Euroäischen Union voranschreiten wollen. Sie sind aber icht dabei. Sie werden nachher wieder darauf verweien, dass es bei uns Bewegung in dieser Frage gibt. Aber as Fenster für das Einnehmen einer Vorreiterrolle in der uropäischen Union schließt sich. Ich bin mir sicher, ass dies im ersten Halbjahr des nächsten Jahres der Fall ein wird. Daher sollten Sie an dieser Stelle Ihre Hausufgaben machen. Hinsichtlich des internationalen Klimaschutzes ist ein tegrierter Ansatz im Rahmen der Außenpolitik notendig. Ich sehe zwar gewisse Fortschritte. Aber was ie deutsche Führungsrolle angeht, da versagen Sie klägch. Solange Sie nicht in der Lage sind, eine andere olle einzunehmen, sollten Sie den Begriff von der Voriterrolle nicht mehr in den Mund nehmen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714008500

Das Wort hat der Kollege Andreas Jung für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Andreas Jung (CDU):
Rede ID: ID1714008600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Anschluss an die Rede von Frank Schwabe will ich

unächst einmal feststellen: Es ist wahr, dass die öffent-
che Debatte derzeit von der Euro-Krise und der Finanz-
rise in Europa geprägt wird. Wahr ist aber auch: Die
erausforderungen des Klimaschutzes sind nicht weni-
er wichtig geworden. Wir konnten erst dieser Tage wie-
er lesen, dass der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen
eiter steigt. Deshalb ist energisches und auch schnelles
andeln dringend geboten. Es wäre nichts gewonnen,
enn wir am Ende zwar die Euro-Krise und die Finanz-
rise bewältigen würden, aber das Klima uns sozusagen
m die Ohren fliegt.

Es ist richtig, wenn in der Großen Anfrage der SPD
nd auch in den vorliegenden Anträgen davon gespro-
hen wird, dass Klimaschutz ein wichtiges Thema für
ie diplomatischen Bemühungen der Bundesrepublik
eutschland bleibt. Wir wissen, dass wir das globale
roblem des Klimawandels nur mit unseren Partnern lö-
en können. Diese Partner sind souveräne Staaten, die
ir zu nichts zwingen können und die für einen enga-
ierten und ambitionierten Klimaschutz nur auf dem
erhandlungswege gewonnen werden können.


(Josef Göppel [CDU/CSU]: So ist es!)






Andreas Jung (Konstanz)



(A) )


)(B)

Es ist übrigens bemerkenswert – so ist es in der Ant-
wort auf die Große Anfrage zu lesen –, was an Aktivitä-
ten auf allen Ebenen schon erfolgt ist. Aufgrund der Er-
kenntnis, dass der Klimawandel eines der ganz zentralen
Themen ist, wissen wir, dass diese Aktivitäten noch ver-
stärkt werden müssen. Deshalb finde ich es richtig, dass
der Bundestag dieses Anliegen unterstützt. Ich halte es
ebenfalls für richtig, dass wir dies gerade im Vorfeld der
Konferenz von Durban tun.

Wir wissen, dass kritisch auf diese Konferenz ge-
schaut wird. Es wird die Frage gestellt, ob solche Konfe-
renzen Sinn machen und ob es nicht viel zu langsam vo-
rangeht. Es ist wahr: Auf all diesen Konferenzen haben
wir noch nicht das erreicht, was wir erreichen wollten
und was wir am Ende erreichen müssen. Wir alle sind
vor zwei Jahren von der Konferenz in Kopenhagen resi-
gniert und frustriert nach Hause gefahren, weil dort in
der Tat viel Porzellan zerschlagen wurde.

Ein Teil dieses Porzellans wurde in Cancún zusam-
mengeflickt. Immerhin ist der Schritt dahin gelungen,
dass erstmals das 2-Grad-Celsius-Ziel, das die Forscher
bei der Bekämpfung des Klimawandels für wesentlich
erachten, anerkannt wurde.

Wahr ist auch, dass das nur ein erster Schritt war. Als
zweiter Schritt fehlt noch die Folgerung daraus, nämlich
die Verpflichtung von Industriestaaten, die Beteiligung
von Schwellen- und Entwicklungsländern mitzutragen,
und zwar in Form eines völkerrechtlich verbindlichen
Abkommens.

Das bleibt unser Ziel, auch in Durban. Wir wissen
aber, dass es schwierig bis ausgeschlossen sein wird,
schon dort einen Durchbruch zu erreichen. Deshalb ist es
richtig, zu sagen – wie auch beantragt wird –, dass wir
einerseits dieses Ziel in Durban verfolgen werden, wir
andererseits unterhalb dieser Ebene prüfen müssen, wie
wir das Ganze voranbringen. Das kann zum einen da-
durch geschehen, dass wir unsere Bereitschaft ankündi-
gen, eine zweite Kioto-Verpflichtungsperiode einzuge-
hen, um so unsere Ziele erreichen zu können. Zum
anderen können wir auf diplomatischem, auf politischem
Weg Kooperationen mit Partnern überall auf der Welt
eingehen. Dabei dürfen wir insbesondere die USA und
China als die beiden Hauptemittenten von CO2 nicht aus
der Verantwortung lassen. Ich bin davon überzeugt, dass
das eine Botschaft der deutschen Außenpolitik sein
muss. Kein Staat kann eine Führungsrolle beanspruchen,
der bei dem entscheidenden Thema Klimaschutz nur am
Rande steht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich komme auf das zu sprechen, was wir in Deutsch-
land tun. Deutschland muss seine Führungsrolle weiter-
hin kraftvoll wahrnehmen. Das hat mit unserem prakti-
schen Handeln zu tun. Ich nenne als Beispiel die
Energiewende. In diesem Jahr haben wir im Konsens
den vorzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie beschlos-
sen. Dabei gab es von vornherein immer eine Vorausset-
zung, nämlich dass wir unsere Klimaziele dadurch nicht
infrage stellen. Das unbedingte Ziel lautet, bis 2020

4
D

d
b
e
u
D

a
h
s
s
B
Z
F
T
h
a
w
F

h
p
F
la
s

h
ti

K
U
d
ih

D
w

E
g
im
b
K

d

(C (D 0 Prozent an Emissionen gegenüber 1990 einzusparen. as steht nicht zur Disposition. Dazu bekennen wir uns. Alleine die Tatsache, dass wir uns in Deutschland auf en Weg machen, mit neuen Technologien und erneueraren Energien dieses Ziel zu erreichen und darin auch ine wirtschaftliche Chance sehen, löst Diskussionen nd ein Umdenken bei Staaten auf der ganzen Welt aus. as ist ein erster wichtiger Punkt. Der zweite wichtige Punkt – auch das wurde bereits ngesprochen – ist, wie wir bei den internationalen Verandlungen auftreten. Die Bundeskanzlerin hat klare Zuagen gemacht, was die Finanzierung und die Partnerchaften mit den Entwicklungsländern anbelangt. Diese otschaft will ich ganz deutlich unterstreichen. Diese usagen müssen eingehalten werden. Das ist auch eine orderung der Unionsfraktion. Hierzu brauchen wir ransparenz und Klarheit in Deutschland und darüber inaus eine Vergleichbarkeit mit unseren Partnern in den nderen Industriestaaten. Daran misst sich unsere Glaubürdigkeit in der Klimapolitik. Das steht völlig außer rage. Ich komme zum letzten Punkt. Herr Kollege Schwabe at die Frage angesprochen, wie es in den anderen euroäischen Staaten aussieht. Machen die dasselbe wie wir? olgen diese Staaten den Vorgaben, die wir in Deutschnd mit unserem unbedingten 40-Prozent-Ziel einge chlagen haben? Hierüber gibt es nach wie vor eine Diskussion inneralb der Bundesregierung, aber auch unter den Koalionsfraktionen. Ich persönlich hielte es für richtig diese Meinung wird geteilt von den Kolleginnen und ollegen im Umweltausschuss –, wenn die Europäische nion unseren Weg nachvollzieht, sich zu einem unbeingten Klimaziel bekennt und die einzelnen Staaten re Vorgaben entsprechend aufstocken. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


afür werde ich in den nächsten Tagen und Wochen
eiter werben.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Macht mal!)


Sie wissen: Viele Diskussionen sind noch zu führen.
s gibt dabei viel Überzeugungsarbeit zu leisten, die wir
erne übernehmen wollen. Die deutsche Vorreiterrolle

Klimaschutz bleibt. Wir arbeiten dafür, dass in Dur-
an weitere wesentliche Schritte auf dem Weg zu einem
limaabkommen unternommen werden können.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714008700

Das Wort hat die Kollegin Eva Bulling-Schröter für

ie Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )


)(B)


Eva-Maria Bulling-Schröter (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714008800

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Antwort auf die Große Anfrage der SPD
zur Klimadiplomatie der Bundesrepublik Deutschland
hat 34 Seiten. Bei allem Respekt vor der Arbeit der Be-
teiligten: Was machen wir jetzt damit? Wenn wir ehrlich
sind, müssen wir sagen: Es ist bereits jetzt klar, dass die
UN-Klimakonferenz auch dieses Jahr wie das Hornber-
ger Schießen ausgehen wird. Am Mittwoch bemerkte
eine Klimazeugin aus Papua-Neuguinea im Umweltaus-
schuss, dass wir uns auf COP 17 in Durban über das
Scheitern von COP 16 in Cancún unterhalten. Da hatten
wir uns über die Katastrophe der COP 15 in Kopenhagen
verständigt. Kein Wunder, dass uns immer mehr Men-
schen aus Umweltbewegungen die Frage stellen, was die
jährlichen Treffen der Klimadiplomaten und Lobbyisten
überhaupt bringen.

Um eines klarzustellen: Ich bin nicht der Meinung,
dass die Klimaverhandlungen überflüssig sind. Globale
Probleme müssen auch global geklärt werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Matthias Miersch [SPD])


Doch ich frage mich dann schon, ob die debattierte Mi-
nimallösung – etwa ein bis 2017 verlängertes Kioto-Pro-
tokoll mit unveränderten Minderungszielen – tatsächlich
Sinn macht. Schließlich übernehmen wir dann die ge-
samte heiße Luft aus den osteuropäischen Staaten, an-
statt diese Emissionen mit einem neuen Abkommen zu
verhindern. Dann frage ich mich: Ist es vielleicht sogar
sinnvoller, ein paar Jahre, bis ein vernünftiges Abkom-
men geschlossen wird, mit nationalen Verpflichtungen
zu überbrücken, um in dieser Zeit die zugesagten, drin-
gend notwendigen Fonds für Klimaschutz, Anpassung
und Waldschutz mit Geld und tatsächlich mit Leben zu
füllen?


(Beifall bei der LINKEN)


Diese Frage stelle ich jetzt einmal in den Raum.

Wie dem auch sei, für mich wird jedenfalls immer
klarer, welche Rolle unsere Klimapolitik hier in
Deutschland im internationalen Kontext einnimmt bzw.
einnehmen muss. Ich bin der Überzeugung: Die Bundes-
republik kann bei der globalen Energiewende eine
Schlüsselrolle spielen, und zwar als praktisches Beispiel
dafür, dass ein industrialisierter Staat seine Energiever-
sorgung tatsächlich vollständig auf eine regenerative
Versorgung umstellen kann,


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Frank Schwabe [SPD])


und zwar ohne Problemverlagerung ins Ausland, siehe
Agrosprit, oder auf Kosten der sozial Schwachen, Stich-
wort „Energiearmut“. Die Bundesrepublik hat mit der
erkämpften Energiewende, so mangelhaft sie im Detail
auch ist, den Weg für eine solche Rolle freigemacht.


(Josef Göppel [CDU/CSU]: Sogar die Linken erkennen das an!)


Sie wissen es selbst: Vertreter aus China und anderen
Staaten haben mehrmals erklärt, dass sie die Entwick-

lu
te
s
e
w
d

D
s
A
tu
k
s
d

d
a
d
d
in
k

d

Z
la
D
d
B
D
w
Ö
e
w
tr
u
D
n
fi
le

le
R
e
ro

K
n

F

(C (D ng hier genau verfolgen; denn mit unserem Fördersysm für die erneuerbaren Energien und dem Atomaus tieg könnten wir das solare Zeitalter in absehbarer Zeit rreichen. Jetzt, liebe Kolleginnen und Kollegen, dürfen ir das absolut nicht vergeigen; aber wir sind genau auf em Weg dahin. Im letzten Jahr stiegen die CO2-Emissionen in eutschland um 3,7 Prozent, übrigens bei einem Wirt chaftswachstum von 3,6 Prozent. Das sage ich an die dresse derjenigen, die meinen, das Wirtschaftswachsm hätte sich inzwischen vom Umweltverbrauch abge oppelt, etwa weil wir jetzt eine Dienstleistungsgesellchaft wären. Offensichtlich sind wichtige Weichen für ie Zukunft schlicht falsch gestellt. In den letzten Tagen wurde allerorts heftig über etwas iskutiert, worauf die Linke seit Monaten unablässig ufmerksam macht – die „unabhängigen“ Medien haben as völlig ignoriert, weil es eben nicht von der SPD oder en Grünen kam –: Zum einen werden über sogenannte ternationale Klimaschutzprojekte nun sogar Kohle raftwerke in China und Indien gefördert. Das halte ich r pervers; es durchlöchert auch unser Emissionshan elssystem. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


um anderen sind die Anreize für die Industrie, hierzu-
nde in Energiespartechnologien einzusteigen, fast null.
ie Industrie hat zu viele Emissionsrechte erhalten, und
as auch noch umsonst. Ja, sie verdient sogar mit dem
erg von Zertifikaten, die sie natürlich verkaufen kann.
ie Sandbag-Studie, die in dieser Woche vorgestellt
urde, hat das nachgewiesen. Auch mit EEG-Umlage,
kosteuer und Stromkostenkompensation verdienen die

nergieintensiven Unternehmen mehr, als sie zahlen,
enn sie überhaupt zahlen. Die Bundesregierung be-
eibt hier das Geschäft der Konzerne zulasten kleiner
nd mittlerer Unternehmen sowie der einfachen Leute.
iese müssen nämlich für das alles allein blechen, ge-
auso wie die Menschen in Afrika, Asien oder den Pazi-
kstaaten. Das wurde in mehreren Anhörungen, die
tzte erst am Mittwoch, klar.

Darum: Werden wir endlich glaubwürdig, liebe Kol-
ginnen und Kollegen. Deutschland muss sich für eine
eform des Emissionshandels genauso einsetzen wie für
in bedingungsloses 30-Prozent-Minderungsziel der Eu-
päischen Union.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nur durch glaubwürdige Entscheidungen wird die
onferenz ein Erfolg. Das ist ganz wichtig und dringend
otwendig.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Frank Schwabe [SPD])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714008900

Das Wort hat der Kollege Michael Kauch für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Michael Kauch (FDP):
Rede ID: ID1714009000

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Deutschland hat im Sommer den Vorsitz im Weltsicher-
heitsrat gehabt. Eine der wesentlichen Initiativen von
Guido Westerwelle war, dass im Weltsicherheitsrat zum
ersten Mal über den Klimawandel diskutiert und ein Be-
schluss gefasst worden ist. Das ist für den Sicherheitsrat
– Stichwort: sicherheitspolitische Dimension den Klima-
politik – ein wichtiger Auftakt gewesen. Darauf können
wir aufbauen. Dafür danke ich dem Auswärtigen Amt
ausdrücklich.

Wir werden in der Außenpolitik ein Bündel von Inte-
ressen bilden müssen. Wir kommen in den Klimaver-
handlungen an Grenzen dessen, was Umweltminister als
Interessenausgleich verhandeln können. Wir werden ne-
ben den Umweltinteressen auch Handels-, Sicherheits-
und machtpolitische Interessen der Staaten zu Bündeln
zusammenfassen müssen, wenn wir mit Staaten wie
China oder den Vereinigten Staaten vorankommen wol-
len.

Das ist die Erkenntnis, die wir seit der gescheiterten
Konferenz von Kopenhagen im Jahr 2009 auch im Deut-
schen Bundestag gezogen haben. Der Deutsche Bundes-
tag hat im letzten Jahr erstmals sehr deutlich die außen-
politische Dimension der Klimapolitik hervorgehoben.
Auf diesem Weg müssen wir vorangehen, wenn wir
ernsthaft zu Ergebnissen kommen wollen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Schauen wir uns die Machtinteressen eines Staates wie
China an. China ist inzwischen der größte Emittent von
Treibhausgasen. Gleichzeitig ist Chinas Volkswirtschaft
von Unterschieden geprägt, von Städten, die wie die in In-
dustriestaaten aussehen, und von einer ländlichen Re-
gion, wo man erkennt, dass es noch ein Entwicklungsland
ist. China ist also ein klassisches Schwellenland, in dem
natürlich Armutsbekämpfung im Vordergrund steht. Auf
der anderen Seite kommt es in die Weltmärkte hinein und
will noch weiter hineinkommen. Es hat auch Interessen
mit Blick auf die Welthandelsorganisation. Natürlich will
es insgesamt eine wichtige Rolle in der Weltarchitektur
spielen. Darauf müssen wir als Europäer eine Antwort ge-
ben.

Deshalb ist es aus meiner Sicht richtig, dass wir den
Dialog insbesondere mit China forcieren. Das können
auch die Parlamente tun. Beispielsweise gibt es von der
Abgeordnetenorganisation Globe einen EU-China-Dia-
log, mit dem wir zwischen den nationalen Parlamenten
in der Europäischen Union, mit dem Europäischen Par-
lament und dem Nationalen Volkskongress in China die
Verständigung voranbringen wollen, um den Boden für
Vereinbarungen zwischen den Regierungen zu bereiten.

China hat Interessen, aber auch Verantwortung. Diese
Verantwortung ist different zu unserer Verantwortung.
Es hat nicht so viel historische Verantwortung wie wir,
aber es hat Verantwortung für die Zukunft. Denn der Kli-
mawandel von heute liegt noch nicht in der Verantwor-
tung der Chinesen. Aber der Klimawandel von morgen
liegt in der Verantwortung der Volksrepublik China.

z
d
p
w
m
d
A
o
S
s
k

ra
d
d
h
w
S
v
d
m
D
E
re
b
b

d
B
L
N
d
a
a
d
h
M
S
z
d

D
e
le

D
d
B

(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir brauchen von China Transparenz hinsichtlich der
ugesagten Maßnahmen. Wir können es akzeptieren,
ass sie Zusagen machen, die nicht mit unseren Ver-
flichtungen übereinstimmen, aber wir können schon er-
arten, dass die Zusagen, die die Volksrepublik China
acht, entsprechend nachgewiesen werden, und zwar

urch international hergestellte Transparenz. Das ist der
nspruch, den wir haben müssen, wenn wir solche Ko-
perationen mit Steuergeldern finanzieren. Wenn wir
teuergelder geben, muss für unsere Steuerzahler klar
ein, dass dabei am Ende etwas für das Klima heraus-
ommt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Die Grünen haben einen Antrag zum Thema Koope-
tion mit China gestellt. Darin stehen viele kluge Dinge,

ie wir teilen. Aber an einer Stelle wird wieder deutlich,
ass es ihnen eben nicht um einen Dialog auf Augen-
öhe geht; denn Sie wollen den Chinesen vorschreiben,
elchen nationalen Entwicklungsweg sie gehen sollen.
ie sagen beispielsweise in Bezug auf CCS, dass Kohle-
erstromung mit CO2-Abscheidung ausgeschlossen wer-
en muss. Ich sage Ihnen deutlich: Diese Entscheidung
uss die Volksrepublik China treffen und nicht der
eutsche Bundestag. Wir müssen von den Chinesen die
rbringung von Beiträgen erwarten, aber sie müssen ih-
n nationalen Weg finden, so wie wir den Anspruch ha-

en, unseren nationalen Weg im Bereich Energiemix zu
eschreiten.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn wir unser Geld und unser Wissen geben, werden wir doch wohl fragen dürfen, was damit gemacht wird!)


Wenn wir uns andere Schwellenländer anschauen,
ann stellen wir fest, dass es gute Beispiele gibt, etwa
rasilien. Unter den Schwellenländern ist Brasilien ein
and, das bei klimapolitischen Fragen vorne dabei ist.
atürlich hat auch Brasilien Interessen, beispielsweise
ie Öffnung der Märkte für Agrarrohstoffe. Ich glaube
uch: Wenn Brasilien mit uns kooperiert, dann hat es
uch einen Anspruch darauf, dass beispielsweise Han-
elserleichterungen zugesagt werden. Ich würde es des-
alb begrüßen, wenn die Europäische Union endlich ihre
ärkte für Agrarrohstoffe aus Brasilien und anderen

chwellenländern öffnen würde. Das wäre ein Beitrag
ur Vertrauensbildung und zum Interessenausgleich mit
en Schwellenländern.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich begrüße es, dass Bundesentwicklungsminister
irk Niebel gerade im Bereich Waldschutz ausdrücklich

inen Schwerpunkt auf die Kooperation mit Brasilien
gt.


(Frank Schwabe [SPD]: Mit Waldvernichtung!)


er Amazonien-Fonds, der jetzt neu aufgelegt ist und in
en Deutschland einzahlen wird, ist ein herausragendes
eispiel für diese Kooperation. Das liegt auch im Inte-





Michael Kauch


(A) )


)(B)

resse unserer deutschen Wirtschaft; denn mit nichts kann
man so viel Treibhausgas für vergleichsweise wenig
Geld einsparen wie durch Waldschutz. Das liegt in unse-
rem Interesse. Das ist keine Charity-Veranstaltung, son-
dern Kooperation im besten Sinne. Wir bekommen et-
was dafür, wenn wir die Wälder in Amazonien, aber
auch im Kongobecken schützen.


(Beifall bei der FDP)


Es gab eine Diskussion über den Erhalt des Yasuní-
Nationalparks in Ecuador. Die Koalition wird hier ein
Angebot formulieren. Wir werden ein Angebot für den
Erhalt des Yasuní-Nationalparks unterbreiten, allerdings
deutlich nach den Regeln, die die Vereinten Nationen im
Klimaprozess vorgesehen haben.


(Frank Schwabe [SPD]: Da können Sie auch gleich die Säge herausholen!)


REDD ist aus unserer Sicht der beste Mechanismus, um
Treibhausgasemissionen nachzuweisen.

Zusammenfassend möchte ich darauf hinweisen, dass
wir als Europäische Union die Kooperation mit den
Schwellen- und Entwicklungsländern voranbringen
müssen. Wir müssen deutlich machen, dass die Schwel-
len- und Entwicklungsländer oft mehr gemeinsame Inte-
ressen mit der Europäischen Union haben als beispiels-
weise mit China innerhalb der G 77. Wir müssen in den
diplomatischen Beziehungen zu den Schwellen- und
Entwicklungsländern das Vertrauen in Deutschland und
in die Europäische Union stärken, um den Prozess eines
fairen Interessenausgleichs zugunsten einer nachhaltigen
Entwicklung in diesen Ländern voranzubringen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714009100

Das Wort hat der Kollege Dr. Hermann Ott für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714009200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

den Kolleginnen und Kollegen von der SPD sehr dank-
bar für ihre Große Anfrage, die uns jetzt Gelegenheit
gibt, einmal abseits der üblichen vorkonferenziellen De-
batten etwas grundsätzlicher über Klimadiplomatie und
Klimapolitik nachzudenken. Soweit ich das weiß, war
der ursprüngliche Plan, dass die Außenpolitiker an die-
ser Stelle debattieren sollten. Das ist, glaube ich, bei al-
len Fraktionen nicht so richtig gelungen. Ich rege an
– meine Kollegin Viola von Cramon-Taubadel, unsere
Expertin für die Bereiche Auswärtiges und China, sitzt
im Saal –, dass wir die nächste Debatte tatsächlich mit
unseren Expertinnen und Experten für den Bereich Aus-
wärtiges bestreiten.

Die Große Anfrage enthält einige gute und interes-
sante Fragen, und die Antwort der Bundesregierung ent-
hält ein paar interessante Antworten, zum Beispiel, was
die Position der unterschiedlichen Schwellenländer in
Bezug auf ein zu verhandelndes neues Abkommen be-
trifft. Die Antwort enthält tatsächlich etwas Neues. Eine

R
ra
D
A
tr
A
d

h
C
n
lu
A
C
h
s
u
M
S
a
s
d
te
n
s
ti
s
d

b
n
u
s
c
S
n
N
D
d
g
d
D
s
s

a
b
h
A
h
n
b
U
te
K
u

(C (D eihe von Initiativen der Bundesregierung sowie bilatele und multilaterale Kooperationen werden dargestellt. as ist alles sehr wichtig. Deswegen haben wir einen ntrag zu einer transatlantischen Kooperation, einer ansatlantischen Partnerschaft mit den USA, und einen ntrag zu einer Partnerschaft mit China in Bezug auf en Klimaschutz in diese Debatte eingebracht. China – der Kollege Kauch hat das gerade berichtet – at die USA überholt: China ist jetzt der größte Emittent. hina nimmt seine Rolle als Schwergewicht in der interationalen Politik mittlerweile nicht nur in den Verhandngen über internationale Rettungspakete finanzieller rt wahr, sondern tatsächlich auch in der Klimadebatte. hina ist also ein Schwergewicht, an dem man überaupt nicht vorbeikommt. Kollege Kauch, Sie haben geagt, wir mischen uns da in innere Angelegenheiten ein nd bevormunden die Chinesen, indem wir bestimmte aßnahmen bevorzugen oder eben nicht. Zuvor haben ie selbst gesagt: Wenn wir Geld geben, dann wollen wir uch wissen, was damit gemacht wird. Ich meine: Abgeehen davon ist es auch in ethischer Hinsicht wichtig, ass wir sagen, welche Klimapolitik wir für richtig haln, wie wir uns auch in Fragen der Menschenrechte icht irgendwelchen Vorstellungen anderer anschließen, ondern unsere eigenen Vorstellungen darüber, was richg ist, auch gegenüber China zum Ausdruck bringen. So ollte des zumindest sein. Manchmal lässt das Verhalten er Bundesregierung da etwas vermissen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was die Kooperation mit den USA betrifft: Das ist
zw. war seit langem der Stolperstein in den internatio-
alen Beziehungen. Deshalb ist es wichtig – das ist Teil
nseres Antrags –, dass wir mit den Regionen, die fort-
chrittlich sind, die eine vernünftige Klimapolitik ma-
hen wollen, vorzugehen. Das sind Staaten oder auch
tädte und Gemeinden. Ein Beispiel ist Northern Virgi-
ia. Es gibt eine Reihe von Kooperationen zwischen
orthern Virginia und Städten und Gemeinden in
eutschland. Das hat zu einer erheblichen Umgestaltung
er Umwelt- und Energieplanung in Northern Virginia
eführt. Das hat dazu geführt, dass diese Region als Mo-
ell gilt, auch in anderen Teilen der Vereinigten Staaten.
eutschland sollte zum Beispiel für die „Transatlanti-

che Klimabrücke“ sehr viel mehr Mittel zur Verfügung
tellen, um diese Initiativen von unten zu stärken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Trotz der Wortgewalt in den Antworten auf die mehr
ls 100 Fragen wird deutlich, dass bei der Koalition und
ei der Bundesregierung eine dröhnende Ratlosigkeit
errscht; denn wir finden auf den mehr als 30 Seiten keine
ntwort auf die Frage, was nach dem Scheitern der Ver-
andlungen in Kopenhagen geschehen soll. Wir erfahren
icht, wie die Analyse aussieht. Herr Kauch hat gestern
zw. vorgestern bei einem Treffen mit Vertretern von
mweltverbänden gesagt: Die USA werden in den nächs-
n 10 bis 15 Jahren keinem rechtlich verbindlichen
limaschutzvertrag beitreten. Damit müssen wir doch
mgehen. Dazu findet sich aber nichts in diesem Wortge-





Dr. Hermann E. Ott


(A) )


)(B)

klingel der Antwort der Bundesregierung auf die Große
Anfrage. Wir müssen uns aber klar darüber werden, wie
wir notfalls auch ohne die USA den Klimaschutz voran-
bringen können – nur das kann uns weiterhelfen –: mit
Allianzen innerhalb, aber auch mit Allianzen außerhalb
der Klimarahmenkonvention. Falls Durban nicht das
bringt, was wir erwarten, dann müssen wir uns ernsthaft
darüber Gedanken machen, ob nicht Deutschland, ob
nicht Europa eine Initiative starten sollte, die parallel zum
Prozess der Vereinten Nationen den Klimaschutz interna-
tional voranbringt.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714009300

Das Wort hat nun die Parlamentarische Staatssekretä-

rin Katherina Reiche.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ka
Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1714009400


Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Der Klimawandel betrifft sehr viele Politikfelder. Er ist
eine globale entwicklungspolitische, umweltpolitische,
außen- und sicherheitspolitische Herausforderung. Herr
Kollege, Sie haben gerade anerkennend gesagt, dass Sie
in der Antwort der Bundesregierung sehr viele Aktivitä-
ten gefunden haben. Gleichzeitig sagten Sie, da stehe
nichts drin. Ich finde, das schließt sich aus. Man kann
nicht erwarten, dass mit einer Konferenz der Gordische
Knoten durchschlagen wird und dass die Probleme da-
nach gelöst sind. Wer so denkt, hat, glaube ich, nicht ver-
standen, dass wir bei der Diplomatie, auf den Wegen, die
wir gehen – dies ist manchmal mühsam –, nur Schritt für
Schritt zu einem Erfolg kommen.

Deutschland engagiert sich intensiv in den internatio-
nalen Klimaschutzverhandlungen; das haben alle ande-
ren Vorredner zustimmend erwähnt.


(Dr. Hermann E. Ott [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das meiste ist leider alt, muss man sagen!)


Es ist gut, dass in dieser Frage im Deutschen Bundestag
große Einigkeit besteht, dass wir uns vor jeder Konfe-
renz mit gemeinsamen Anträgen positionieren. Das ist
ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft
und stärkt den Verhandelnden den Rücken. Wir engagie-
ren uns in bilateralen und in multinationalen Partner-
schaften, weil wir glauben, dass wir so ein ausreichendes
politisches Momentum für eine globale Lösung aufrecht-
erhalten und verbessern.

Unser Ziel bleibt – das möchte ich betonen – der Ab-
schluss eines globalen, ausgewogenen, umfassenden und
rechtsverbindlichen Klimaschutzabkommens mit binden-
den Minderungszielen. Hierfür nutzen wir alle Instru-
mente der Außen-, Umwelt-, Wirtschafts-, Forschungs-

u
e
c
ti
c

d
R
im
n
ra
R
g
fr
M
a

g
h
ru
s
d
v
m
d
S
fe
e
d
K

E
tr
E
W
d
s
d
d
K

d

le
a

g
H
u
p
E
w
k
b
h

d
w
z

(C (D nd Entwicklungspolitik. Wir stimmen uns mit unseren uropäischen Partnern, mit den Mitgliedern des UN-Siherheitsrates und mit weiteren Partnern eng ab. Die Iniative von Bundesaußenminister Westerwelle im UN-Siherheitsrat ist bereits erwähnt worden. Wir unterstützen seit Jahren – auch finanziell – besoners vom Klimawandel betroffene Staaten, zum einen im ahmen der deutschen Entwicklungshilfe, zum anderen Rahmen der sehr erfolgreichen BMU-eigenen Inter ationalen Klimaschutzinitiative. Ich erinnere auch dan, dass wir uns seit Kopenhagen verpflichtet haben, im ahmen der Fast-Start-Initiative neues Geld zur Verfüung zu stellen. Zwischen 2010 und 2012 stellen wir eiwillig insgesamt 1,26 Milliarden Euro zusätzliche ittel für Klimaschutz und Maßnahmen zur Anpassung n den Klimawandel zur Verfügung. Wir haben im Juli dieses Jahres den zweiten Petersberer Klimadialog ausgerichtet. Zusammen mit Südafrika aben wir im Vorfeld der Klimakonferenz ein Dialogfom geschaffen. Dies fand nicht ganz „off the record“ tatt, aber ein bisschen schon. Solche Konferenzen dienen er Vertrauensbildung. Ich habe gerade hier noch einmal ernommen, wie wichtig es ist, in einem solchen mühsaen Prozess Vertrauen zu schaffen, Allianzen zu schmie en und Multiplikatoren zu gewinnen. Die teilnehmenden taaten waren sich einig, dass wir für die Weltklimakonrenz im südafrikanischen Durban Anfang Dezember in ausbalanciertes Paket von Entscheidungen anstreben, as eine Übergangsphase in Richtung eines zukünftigen limaschutzregimes schafft. Die Herausforderung in Durban wird sein, sowohl ntscheidungen zur Zukunft des Kioto-Protokolls zu effen als auch den Fahrplan für ein umfassendes, alle mittenten einschließendes Abkommen zu bestimmen. orum geht es im Detail? Zum Ersten geht es darum, ie Vereinbarung von Cancún auszugestalten und umzuetzen, insbesondere den neuen globalen Klimafonds, ie Institutionen zu Anpassung und Technologie sowie ie Vereinbarung von Regeln für mehr Transparenz von limaschutzmaßnahmen und deren Finanzierung. Zum Zweiten geht es um ein Arbeitsprogramm mit em Ziel, die Emissionsminderungsziele von Industriendern zu verschärfen und mittelfristig Ziele für Schwelnländer zu setzen, wie Kollege Andreas Jung bereits usgeführt hat. Es geht drittens um Entscheidungen, die den Überang zu einem künftigen Rechtsrahmen ermöglichen. ierzu gehören Entscheidungen, die die Institutionen nd Instrumente des Kioto-Protokolls über die erste Verflichtungsperiode hinaus beschreiben, Stichwort CDM. ine zweite Verpflichtungsperiode ist nur dann denkbar, enn wir gleichzeitig einen robusten Fahrplan mit einem onkreten Zeitrahmen beschließen, und zwar mit verindlichen Minderungspflichten für alle Staaten, das eißt natürlich für alle großen Emittenten. Klimaschutzdiplomatie bedeutet nichts anderes als as Bohren dicker Bretter. Auch die Vor-Kioto-Periode ar ein Marathonlauf. Der Marathonlauf ist noch nicht u Ende. Wir brauchen einen langen Atem. Aber wir Parl. Staatssekretärin Katherina Reiche )





(A) )

können es schaffen. Die Zukunft unseres Planeten sollte
uns diese Anstrengung wert sein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714009500

Das Wort hat der Kollege Dr. Matthias Miersch für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Matthias Miersch (SPD):
Rede ID: ID1714009600

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Staatssekretärin, Sie haben von Vertrauen und not-
wendiger Glaubwürdigkeit gesprochen. Sie sagten, die
Bundesrepublik Deutschland habe in den internationalen
Verhandlungen einen großen Beitrag zur Vertrauensbil-
dung geleistet, auch durch die Fast-Start-Mittel. Ich kann
Ihnen nur sagen: Aus meiner Sicht verursacht die Nicht-
einhaltung von Zusagen den größten Vertrauensverlust,
den die Bundesrepublik Deutschland derzeit auf interna-
tionaler Ebene zu verkraften hat. Die Nichtregierungsor-
ganisation Oxfam hat Sie darauf hingewiesen, dass Sie
12 Prozent Ihrer Zusagen gehalten haben. Das heißt, Sie
haben 12 Prozent Vertrauen. Aber 88 Prozent sind bis-
lang auf der Strecke geblieben. Das behindert den Fort-
schritt auf internationalen Klimakonferenzen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das, was Sie, Herr Kauch, eben gesagt haben, hörte
sich gut an. Aber wenn es konkret wird und um Verbind-
lichkeit geht, sind wir fast keinen Schritt vorangekom-
men, weder bei den Fast-Start-Mitteln noch im Hinblick
auf konkrete Minderungsziele, beispielsweise das un-
konditionierte 30-Prozent-Minderungsziel, dessen Be-
deutung Andreas Jung lobenswerterweise betont hat.
Das ist in der schwarz-gelben Regierung nicht durch-
setzbar. Deswegen fahren wir mit angezogener Hand-
bremse nach Durban, und das ist ungesund.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Seit Monaten, wenn nicht seit Jahren, schlagen wir Ih-
nen vor, hier in Deutschland anzufangen, sich an konkre-
ten, verbindlichen Zielen zu orientieren und das Handeln
danach auszurichten – bislang vergeblich. Wir haben Ih-
nen auch vorgeschlagen, ein nationales Klimaschutzge-
setz zu verabschieden. Nichts ist passiert. Auch dies trägt
nicht zur Glaubwürdigkeit auf internationaler Ebene bei.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Fritz Vorholz hat in der Zeit von dieser Woche sehr
deprimiert geschrieben, das Problem der Klimapolitik
bestehe darin, dass der Meeresspiegel langsamer an-
steige als der Zins für Staatsanleihen. Ich glaube, hinter
dieser Aussage steckt sehr viel. Denn eines ist klar:
Wenn wir es nicht schaffen, diese Menschheitsfrage in-
ternational, aber auch national zu beantworten, dann
weisen wir den nachfolgenden Generationen den Weg in
den Ruin.

k
li
lu
h
w
d
Z
s
w
p
U
ti
te
m

u
s
g
u
u
d
im
s
b
w
S
d
d
d
je
v
D

n
m
o
s
W
K
d
v
b
L
s
h
S

(C (D Wir haben kein Gegenüber, mit dem wir verhandeln önnen, wenn es um natürliche Vorgänge und die natürchen Lebensgrundlagen geht. Die Chance der Verhandng, die wir beispielsweise in der Finanzkrise hatten, aben wir in diesem Fall nicht. Deswegen glaube ich, ir müssen begreifen – das ist die eigentliche Herausforerung, auch für dieses Haus –, dass wir nur noch wenig eit haben, um den Umstieg hinzubekommen, und dass ich dieses Parlament mit dieser Frage – für diesen Hineis bin ich Hermann Ott dankbar – in der Tat interdiszilinär befassen muss. Dies ist nicht nur eine Frage der mweltpolitik, sondern auch eine Frage der Außenpolik, der Wirtschaftspolitik, der Zusammenarbeit auf inrnationaler Ebene, aber auch der Sozialpolitik. Wir üssen das Ressortdenken endlich überwinden. (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Andreas Jung [Konstanz] [CDU/CSU])


Ich glaube, in diesem Zusammenhang können wir es
ns leisten, immer einen Schritt weiter als andere zu
ein. Denn was vergeben wir uns, wenn wir unsere Ener-
ieeinsparziele nach oben schrauben? Was vergeben wir
ns, wenn wir Effizienz ganz hoch ansiedeln, wenn es
m das Herstellen neuer Maschinen geht? Wir sorgen so
afür, dass Maschinen produziert werden, die zukünftig

Export gefragt sind. Wir werden die Wirtschaft damit
tärken und nicht nur die Umwelt schützen. Was verge-
en wir uns, wenn wir als Politiker endlich erkennen
ürden, welche Folgen es hätte, die von Sir Nicholas
tern aufgezeigte Entwicklung zu verschlafen? Welche
ramatischen volkswirtschaftlichen Kosten kämen auf
ie Menschheit zu, wenn wir es jetzt nicht schaffen wür-
en, den notwendigen Umschwung zu erreichen? Durch
de Milliarde, die wir jetzt einsetzen, wird das Zahlen
on sehr vielen Milliarden in der Zukunft verhindert.
ieses Denken muss hier endlich Einzug halten.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kauch, wir müssen über neue Mechanismen
achdenken, Stichwort „Yasuní“. Sie können hier nicht
it dem normalen Mechanismus der Vereinten Nationen

perieren; denn hier geht es nicht nur um Waldschutz,
ondern auch um den Erhalt der Biodiversität. Wenn der
ald geschützt werden soll, dann muss dem Land eine
ompensation angeboten werden, die es lukrativ macht,
ie Rohstoffe im Boden nicht zu fördern und die Biodi-
ersität zu schützen. Einen solchen Mechanismus gibt es
ei den Vereinten Nationen bislang nicht. Ein solcher
ösungsansatz verdient es, hier im Parlament sehr inten-
iv diskutiert und verabschiedet zu werden. Ich glaube,
ier besteht eine enorme Chance für die internationale
taatengemeinschaft.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulrich Kelber [SPD]: Das hat sogar Berlusconi erkannt!)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714009700

Für die Unionsfraktion hat nun der Kollege Josef

Göppel das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Josef Göppel (CSU):
Rede ID: ID1714009800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der bisherige Verlauf der Debatte zeigt ganz deutlich,
dass von diesem Parlament jetzt das Signal ausgehen
muss, dass wir das Verschleppen und Verzögern eines in-
ternationalen Klimaschutzabkommens nicht hinnehmen.
Es war ja der Deutsche Bundestag, der vor zwei Jahren
das Minderungsziel von 40 Prozent ohne Bedingungen
beschlossen hat.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Genau!)


Es muss deutlich werden, dass diejenigen der Regierung,
die verhandeln, ein drängendes Parlament über alle
Fraktionsgrenzen hinweg im Rücken haben. Das möchte
ich hier deutlich machen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Andreas Jung hat schon darauf hingewiesen, dass er das
30-Prozent-Ziel für richtig hält und weiterhin unter-
stützt. Das gilt ebenso für mich. Ich bin der Überzeu-
gung, dass wir in Durban keine Fortschritte erzielen wer-
den, wenn sich die Europäische Union nicht bewegt. Die
Europäische Union gehört im Moment aber leider nicht
zu den Zugpferden.

Der Prozess der Meinungsbildung in der Europäi-
schen Union geht quälend langsam voran. Da das Ab-
kommen von Kioto 2012 ausläuft und am Ende des Jah-
res 2011 nichts in Sicht ist, was an seine Stelle treten
kann, muss ich sagen: Alle, die ihren Amtseid ernst neh-
men, können angesichts dessen nicht ruhig sitzen blei-
ben. Wir haben hier eine besondere Verantwortung.

Nun setzt Deutschland als hochindustrialisiertes Land
seit der Energiewende im Sommer 2011 vollkommen auf
erneuerbare und CO2-freie Energien. Die Welt beobach-
tet aufmerksam, wie das deutsche Experiment voran-
geht. Ebenda liegt unsere besondere Verantwortung.

Ich will auf einen Punkt eingehen, der in den Ver-
handlungen in Durban vielleicht eine Brücke darstellen
kann, nämlich die Energieeffizienz und die Einspartech-
nologien. Dabei geht es darum, was wir selber bei uns
tun: in Deutschland, in der Europäischen Union. Die
europäischen Regierungschefs haben 2007 den Be-
schluss gefasst: dreimal 20 Prozent bis 2020. Die Marke
von 20 Prozent erneuerbare Energien werden wir in neun
Jahren wahrscheinlich deutlich überschritten haben;
vielleicht liegen wir dann bei 30 Prozent. Bei der CO2-
Einsparung wird Europa wohl das 20-Prozent-Ziel errei-
chen. Aber unsere Schwachstelle sind die Energieeffi-
zienz und die Einsparung von Primärenergie. Wenn es
konkret wird, verlaufen die Verhandlungen eher zöger-
lich, so auch die Beratungen über eine neue europäische
Energieeffizienzrichtlinie.

V
E
z
w
d

E
d
d
d
v
D
te

ta
Ü
g
K
e
1
T
s

c
S
lo
L
m
K
A
d
n
b

d
g
S
s

(C (D Ich muss ganz deutlich sagen: Diejenigen, die den orschlag der Europäischen Union, der vorsieht, dass nergieversorger verpflichtet werden, jährlich eine Effiienzsteigerung von 1,5 Prozent zu erreichen, für Planirtschaft halten, müssen sagen, wie sie das Ziel auf anere Weise erreichen wollen. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Dr. Hermann E. Ott (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ine Reihe von amerikanischen Bundesstaaten, die etwa
ie Hälfte der Bevölkerung der USA repräsentieren, hat
ieses Ziel übernommen. Darunter ist übrigens der Bun-
esstaat Texas, dem man Planwirtschaft bestimmt nicht
orwerfen kann. In Europa haben sich Frankreich, Polen,
änemark und Großbritannien entsprechend verpflich-
t.

Ich habe mit Interesse gesehen, dass Eon in Großbri-
nnien in den Zeitungen ganzseitige Inserate mit der
berschrift schaltet: Was in aller Welt soll einen Ener-
ieversorger veranlassen, dafür zu sorgen, dass seine
unden weniger Energie verbrauchen? – Solche Inserate

rinnern mich sehr an die Einführung des Katalysators
982/83 in der Ära Kohl. Damals war es teilweise die
aktik der deutschen Industrie: in Deutschland ver-
chleppen und im Ausland verkaufen.

Die Steigerung der Energieeffizienz und dementspre-
hend die Einsparung von Primärenergie sind der
chlüssel für Schwellenländer; denn wenn wir Techno-
gien auf den Weltmärkten anbieten können, die diesen
ändern helfen, den Energieverbrauch zu senken und da-
it Kosten einzusparen, dann werden wir auch in den
limaverhandlungen mehr Erfolg haben. Ich erwarte als
bgeordneter der Koalition, dass Deutschland rasch auf
ie Verabschiedung einer neuen Energieeffizienzrichtli-
ie drängt, und zwar mit verbindlichen Zielen und ver-
indlichen Maßnahmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714009900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
en Drucksachen 17/7356 und 17/7481 an die in der Ta-
esordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.
ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann
ind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 12 auf:

Erste Beratung des von den Fraktionen der CDU/
CSU und FDP eingebrachten Entwurfs eines Ge-
setzes zur Wiedergewährung der Sonderzah-
lung

– Drucksache 17/7631 –
Überweisungsvorschlag:
Innenausschuss (f)

Rechtsausschuss
Verteidigungsausschuss
Haushaltsausschuss mitberatend und gemäß § 96 GO





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Armin Schuster für die Unionsfraktionen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Armin Schuster (CDU):
Rede ID: ID1714010000

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

nen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Mit dem vorliegenden Entwurf eines Gesetzes
zur Wiedergewährung der Sonderzahlung werden wir
das Weihnachtsgeld – erlauben Sie mir diese umgangs-
sprachliche Formulierung – für Besoldungs- und Ver-
sorgungsempfänger des Bundes, also unsere Beamten,
Richter, Soldaten und Ruheständler, zum 1. Januar 2012
drei Jahre vorfristig wieder aufleben lassen. Ich bin sehr
erleichtert, dass uns dieser Schritt gelungen ist, und zwar
nicht in erster Linie wegen der finanziellen Verbesserun-
gen für unsere Beamten und Versorgungsempfänger, ob-
wohl sie das wahrlich verdient haben. Die wichtigere
Botschaft, die meines Erachtens von diesem Gesetz aus-
geht, ist ganz sicher, dass diese Regierung ihren Beam-
ten vertraut und dass sich diese Koalition der besonderen
Leistungsfähigkeit des öffentlichen Dienstes bewusst ist.

Lassen Sie mich für die Unionsfraktion ausdrücklich
ergänzen, dass wir unsere Versprechen einhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe genau an dieser Stelle am 30. September 2010
die Verlängerung der Aussetzung mit den gravierenden
haushaltspolitischen Zwängen erklärt. Es war schon da-
mals ein sehr wichtiges Ergebnis unserer Fraktion, dass
die Sonderzahlung nicht, wie von der Regierung geplant,
komplett gestrichen, sondern nur für weitere vier Jahre
suspendiert wurde. Ich habe seinerzeit versprochen, dass
wir diese Zeit nutzen werden, um die Wiedergewährung
schnellstmöglich zu bewerkstelligen. Für mich ist die ei-
gentliche Botschaft heute, dass der öffentliche Dienst,
auch mit seinen Sorgen und Nöten, für uns kein un-
scheinbarer Dienstleister ist, der selbstverständlich zu
funktionieren hat.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Jetzt plötzlich!)


Wir stehen auch in schwierigen Zeiten vor und zu unse-
ren Beamten und Pensionären.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Aber all die Jahre ging es anders!)


– Ich komme gleich darauf zu sprechen.

Die Sonderzahlungen waren seit 1994 in mehreren
Schritten gesenkt worden und beliefen sich 2004 nur
noch auf 60 Prozent. 2006 wurde dieser Betrag für fünf
Jahre nochmals halbiert. Herr Kollege Hartmann, Sie
sehen, dass Haushaltszwänge nicht nur christlich-libe-
rale Koalitionen zu schmerzlichen Einschnitten zwingen
können.

D

w
re

W
a
G
te

D
n
d
4

W
g
n
M
c
n
z
v

g
e
W
6
d
G
2
P
e
B
B
3
li
w
e
b
h
M
h
A
s
te

k
g
w
d

(C (D (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Nein, aber der Vertrauensbruch war christlichliberal!)


as war bei Ihnen auch nicht anders.

Mit der nun um drei Jahre vorgezogenen Wiederge-
ährung erreichen wir also wieder das Niveau des Jah-
s 2004.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Das war aber schon für das letzte Jahr geplant!)


ir werden mit dem Gesetz den seit 2006 nicht mehr
usgezahlten Teil des Weihnachtsgeldes wieder in die
ehaltstabellen des Bundesbesoldungsgesetzes einarbei-
n.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Das ist eigentlich Rechtslage gewesen!)


amit wird die Sonderzahlung als Bestandteil der mo-
atlichen Bezüge für Besoldungsempfänger 5 Prozent
er Jahresbezüge und für Versorgungsempfänger circa
Prozent der Jahresbezüge ausmachen.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Beschluss der letzten Regierung!)


er in diesem Zusammenhang öffentlich gerne den Be-
riff der Luxuspensionen bemüht, kennt die Wirklichkeit
icht. Rund 75 Prozent unserer Pensionäre, denen diese
aßnahme zugutekommt, sind Angehörige des einfa-

hen und mittleren Dienstes. Darüber, dass dieser Perso-
enkreis angesichts der bekannten Entwicklung der Be-
üge im öffentlichen Dienst in den letzten Jahren nicht
erwöhnt wurde, dürften wir uns einig sein.

Die öffentliche Verwaltung des Bundes hat in den ver-
angenen Jahren erhebliche Sparmaßnahmen beigesteu-
rt. Ich erinnere an die Einführung der 41-Stunden-
oche, die Reduzierung der Sonderzahlungen auf

0 Prozent, den vollständigen Wegfall des Urlaubsgel-
es oder den Verzicht auf inflationsbedingte Lohn- und
ehaltsanpassungen seit 1998. Allein im Zeitraum von
006 bis 2011 haben die Beamten, Richter, Soldaten und
ensionäre mit den Einschnitten beim Weihnachtsgeld
inen Sparbeitrag von rund 3 Milliarden Euro für den
undeshaushalt erbracht. Die Zahl der Beschäftigten im
undesdienst ist in den letzten 20 Jahren um rund
0 Prozent reduziert worden, obwohl die Aufgaben deut-
ch mehr geworden sind. Die Beamten der Bundesver-
altung müssen also den viel zitierten Vergleich mit

inigen Branchen der Privatwirtschaft hinsichtlich Ar-
eitszeit und Vergütung beileibe nicht scheuen. Immer-
in sprechen wir heute nicht über ein volles dreizehntes
onatsgehalt, sondern über 60 Prozent desselben. Daher

alten wir es für gerechtfertigt, dass die krisenbedingte
ussetzung der Sonderzahlung, sobald es unsere Finanz-

ituation erlaubte, wieder korrigiert wird. Unseren strik-
n Sparkurs tangiert diese Entscheidung nicht.

Das Mehr im Portemonnaie beträgt ab 1. Januar 2012
onkret 2,44 Prozent. Wir vollziehen damit die Wieder-
ewährung, wie sie als zweiter Einbauschritt vorgesehen
ar. Folglich werden sämtliche Gehaltsbestandteile, auf
ie die Sonderzahlung gewährt wird, also nicht nur die





Armin Schuster (Weil am Rhein)



(A) )


)(B)

Grundgehaltstabelle, sondern zum Beispiel auch der Fa-
milienzuschlag, zum 1. Januar 2012 um 2,44 Prozent er-
höht. Zusammen mit dem ersten Einbauschritt von 2009
bedeutet das ab Januar 2012 insgesamt ein Plus von
5 Prozent auf die monatlichen Bezüge bzw. 4 Prozent
auf die Bezüge der Versorgungsempfänger.

Für einen gut funktionierenden Staat braucht
Deutschland motivierte Beamte. Die aktuelle Situation
in einigen europäischen Ländern wirft ein besonderes
Schlaglicht auf die Folgen einer nicht leistungsfähigen
Verwaltung. Mit der Suspendierung der Sonderzahlung
im vergangenen Jahr haben wir eine massive Verärge-
rung im öffentlichen Dienst hervorgerufen.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Das können Sie laut sagen!)


Das war uns klar, und wir wussten auch, dass wir damit
befristet eine rote Linie überschreiten werden. Aber ich
denke, dass unser Sparkurs mit den europäischen Er-
kenntnissen von heute jetzt mehrheitlich akzeptiert wird.
Ich hoffe auf das nachträgliche Verständnis der Beamtin-
nen und Beamten, dass wir uns in der Abwägung im
September 2010 für die Finanzverantwortung des Staa-
tes gegenüber seinen Bürgerinnen und Bürgern entschei-
den mussten. Mit unserem Vorgehen von damals und
heute zeigen wir eine finanzpolitische Seriosität, die
auch ein Grund dafür ist, weshalb wir stärker aus der
Krise herauskommen, als wir in sie hineingegangen sind.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Was den Vertrauensverlust der Beamtinnen und Beamten angeht, nicht!)


Das muss auch die Opposition nach ihrer damaligen in-
szenierten Entrüstung – die gibt es zum Teil heute noch –
bei der Suspendierungsdebatte einfach zugestehen. Die
Bundesregierung zeigt sich deutlich entscheidungsfähi-
ger als manche SPD-geführte Landesregierung bei die-
sem Thema.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass
sich diese Regierung beim Thema Attraktivität des öf-
fentlichen Dienstes besondere Ziele gesetzt hat. Die
Wiedergewährung der Sonderzahlung ist dafür nur ein
Meilenstein.


(Lachen bei der SPD)


Nachdem wir im vergangenen Jahr bereits mit dem Bun-
desbesoldungs- und -versorgungsanpassungsgesetz die
Arbeitszeiten für ältere Beschäftigte flexibler gestaltet
haben, kommt nun ein neuer Attraktivitätsschub mit dem
Fachkräftegewinnungsgesetz, das hier in Kürze ab-
schließend behandelt wird.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist jetzt wie Pfeifen im Walde!)


Damit werden wir ein weiteres Ziel unserer Koalitions-
vereinbarung umsetzen und die Wettbewerbsfähigkeit
des Bundes als Arbeitgeber gegenüber anderen Dienst-
herren und der Wirtschaft verbessern. Zusammen mit
dem Einsatzversorgungs-Verbesserungsgesetz, das auch

d
d
a
w

o
R
ru
n
d
Ih
d
D

n
U
D
ru
C
d
n

u
ri
E
d

S

H
h
h
s
w
h
G
V
li
B

D
z
e
s
D
e
m

(C (D ie Entschädigung von psychisch und physisch verwuneten Soldatinnen und Soldaten in Kampfeinsätzen und nderen Gefahrenlagen deutlich verbessert hat, können ir heute eine erste beamtenpolitische Bilanz ziehen. Erstens. Wir stehen nach wie vor für eine leistungsrientierte Vergütung und Versorgung unserer Beamten, ichter, Soldaten und Pensionäre. Zweitens. Die Steigeng der Attraktivität des öffentlichen Dienstes wird ei en unserer erfolgreich umgesetzten Schwerpunkte in ieser Legislaturperiode darstellen. Drittens. Ich kann nen versichern, dass wir bereits heute über weitere ienstrechtliche Projekte in unserer Pipeline verhandeln. as war noch nicht das Ende. Abschließend hoffe ich, dass Sie spüren konnten, dass icht nur der beamtenpolitische Berichterstatter der nionsfraktion eine emotionale Nähe zum öffentlichen ienst hat. Nein, meine Damen und Herren, diese Regieng, diese Koalition und ganz besonders die CDU/ SU-Bundestagsfraktion mit ihrem Chef Volker Kauder, en ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich erwähen möchte, haben ein Herz für den öffentlichen Dienst, (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


nd zwar – habe ich vergessen, das zu sagen? – an der
chtigen Stelle. Deshalb stimmen wir mit Freude dem
ntwurf eines Gesetzes zur Wiedergewährung der Son-
erzahlung zu.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714010100

Das Wort hat der Kollege Michael Hartmann für die

PD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Michael Hartmann (SPD):
Rede ID: ID1714010200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Lieber Kollege Schuster, da ich ein Herz für Sie
abe, will ich Ihnen manche der notgedrungen von Ihnen
ier vorgetragenen Formulierungen verzeihen und nach-
ehen; aber insgesamt will ich Ihnen nicht nachsehen,
as Sie mit der Einbringung des Gesetzentwurfs – wir
aben ihn heute nicht zu verabschieden – bezwecken.
erade noch rechtzeitig vor Weihnachten wird jetzt der
ersuch von der Koalition unternommen, die vermeint-
ch frohe Botschaft an die Beamtinnen und Beamten des
undes zu senden:


(Cajus Caesar [CDU/CSU]: Nicht nur ein Versuch!)


as Weihnachtsgeld wird erhöht. – So war allenthalben
u lesen. Natürlich ist das unwahr; denn gar nichts wird
rhöht. Sie unternehmen vielmehr heute hier den Ver-
uch, einen unglaublichen Vertrauensbruch zu kitten.
och der angerichtete Schaden ist so groß, dass Sie die

ntstandenen Scherben mit Sicherheit nie mehr zusam-
enfügen werden. CDU/CSU und FDP erhöhen nichts,





Michael Hartmann (Wackernheim)



(A) )


)(B)

sondern sie nehmen eine Kürzung mit einem Jahr be-
wusster Verspätung nur aufgrund des entstandenen
Drucks und nicht etwa aus Einsicht zurück.

Zur Vorgeschichte. Wir haben unseren Beamtinnen
und Beamten oft viel abverlangt, keine Frage. Das gilt
auch für SPD-geführte Regierungen und solche, an de-
nen die SPD sonst beteiligt war. Im Jahr 2006 hatte die
Große Koalition eine Halbierung des bereits auf 60 Pro-
zent zurückgefahrenen Weihnachtsgeldes befristet bis
Ende 2010 beschlossen. Das heißt, diese Sonderzahlung
wäre im laufenden Jahr automatisch wieder auf alter
Höhe gewesen. Zuvor hatte aber der frühere Bundes-
innenminister in einem heroischen Akt entschieden:
Nein, das machen wir nicht. Wir ändern ausdrücklich
das Gesetz und behalten die Kürzung bei. – So viel zu
den Fakten. Vehement und unerschütterlich ist er dafür
eingetreten, hat das Kreuz durchgedrückt und hat – viel-
leicht schon mit Blick auf seine spätere Verwendung –
soldatisch gesagt: Das muss jetzt gemacht werden; das
wird gemacht werden.

Eben in Ihrer Rede, Herr Schuster, und bei vielen Dis-
kussionen, die wir dazu hatten, geschätzter Herr
Ruppert, war zu spüren, dass zumindest den Bericht-
erstatterkollegen von Union und FDP dieser Vertrauens-
bruch peinlich war; verhindert haben Sie ihn aber nicht.
Nun, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, rol-
len Sie auch hier die Fahne wieder ein. Rückblickend
nur so viel: Das ist in Wirklichkeit das Einzige, was von
Herrn de Maizière als Bundesinnenminister übrig geblie-
ben ist:


(Günter Baumann [CDU/CSU]: Na, na!)


eisenharte Ankündigungen, die sein Nachfolger dann
ganz schnell wieder abgeräumt hat. So wollte er ganz
entschlossen den Dialog mit der Netzcommunity auf an-
dere Beine stellen. Man darf fragen: Was ist daraus ei-
gentlich geworden?

Ebenfalls ganz entschlossen machte er sich auf den
Weg, unsere bewährte Sicherheitsarchitektur zu zertrüm-
mern, indem er – einfach mal so – Bundeskriminalamt
und Bundespolizei fusionieren wollte. Vernünftiger-
weise hat Bundesminister Friedrich mit genauso ent-
schlossener Attitüde ohne Zögern und Zaudern das
Ganze rückgängig gemacht und diese schrecklichen Fu-
sionspläne für null und nichtig erklärt. Ohne Zögern und
Zaudern wollte der jetzige Verteidigungsminister die Be-
amtinnen und Beamten um die Rücknahme der Kürzun-
gen beim Weihnachtsgeld prellen. Ein Jahr lang ist ihm
das gelungen, und nun darf Herr Friedrich auch diesen
Fehler korrigieren.

Dabei setzte die Bundesregierung nach meiner festen
Überzeugung unausgesprochen auf alle bekannten Res-
sentiments gegenüber der Beamtenschaft. Während auf
Festveranstaltungen und bei großen Tagungen das Lob-
lied auf das Berufsbeamtentum gesungen wird, waren
die Taten alles andere als wertschätzend. Genau darum
geht es übrigens in Wahrheit. Es geht nicht nur um Geld,
sondern es geht um die richtige Wertschätzung für die
Bundesbeamtinnen und -beamten, die diese Koalition ih-
nen versagt hat.

d
k

d
c
k
b
A
m
p
re
D
fe
w

u
b
W
A
s
d

a
Z
S
z
s
S
m

H
ra
h
b
M
w

w
S
g
H
d
in
u
d

S
in

m

(C (D Wir haben Tausende von Zeitund Berufssoldaten, ie ihren oftmals gefährlichen Dienst für unser Land laglos versehen. Wir haben eine ohnehin arg vernachssigte Bundespolizei, die mit einer zu großen Teilen em mittleren Dienst angehörenden Beamtenschaft Wohe für Woche unsere Grenzen schützt, die Bahnhöfe ontrolliert, sich bei Fußballeinsätzen beleidigen lässt, ei Demonstrationen verletzt wird oder in gefährliche uslandseinsätze muss. In den Ministerien – sie vergisst an oft – ackern Tag und Nacht alleine dem Staat ver flichtete Menschen, um uns aus der Finanzkrise zu fühn; um nur ein Beispiel zu nennen. Ihnen gebührt unser ank, und ihnen gebührt unsere Anerkennung. Sie dürn eben nicht Lückenbüßer verfehlter Haushaltspolitik erden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der SPD)


Es kommt hinzu, dass immer weniger Beamtinnen
nd Beamte in immer kürzerer Zeit bei zunehmender Ar-
eitsdichte immer mehr zu leisten haben. Das ist die
ahrheit, die Sie mit Ihrem Vertrauensbruch sehenden
uges ignorierten, immer darauf hoffend, die Stammti-

che würden Ihnen dazu applaudieren. Doch Sie haben
ie Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Einer der Wirte heißt übrigens Peter Heesen und ist
ktives CDU-Mitglied. Ich würde Ihnen jetzt gerne alle
itate des Herrn Heesen vorlesen, die aufzeigen, wie er
ie für diesen Vertrauensbruch, den Sie begangen haben,
u Recht gescholten und an den Pranger gestellt hat. Wir
tehen jedenfalls in dieser Frage schon immer an der
eite des Deutschen Beamtenbundes. Das sind ganz
erkwürdige Fronten, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Doch auch viele andere empörten sich zu Recht. Ihre
offnung, dass der nicht streikberechtigte Beamtenappa-
t ein leichtes Opfer sei, hat Sie getrogen, und nun zie-

en Sie den Schwanz ein. Doch das Vertrauen ist und
leibt zerstört. Von Ihnen darf der deutsche Beamte alles
ögliche erwarten, nur weder jetzt noch in Zukunft
irklich Gutes.

Deshalb hat Ihnen Ihre damalige Ankündigung, man
olle – Sie haben vergessen, es zu erwähnen, Herr
chuster – dann aber ganz bestimmt beim Weihnachts-
eld ab 2015 Besserung geloben, zu Recht nur Spott und
ohn eingebracht. Vielleicht dachten Sie schon damals
aran, dass Sie möglicherweise ab 2013 gar nicht mehr
die Peinlichkeit kommen, Ihre Ankündigung für 2015

msetzen zu müssen. Jedenfalls weisen alle Zeichen in
iese Richtung. Herr Ruppert, Sie sind ja Beamter.


(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Beamtenähnlich!)


ie können dann die Segnungen des Weihnachtsgeldes
anderer Funktion wieder wahrnehmen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Seien wir jetzt und in Zukunft behutsam im Umgang
it unseren Staatsdienern! Es sind ja nicht mehr allzu





Michael Hartmann (Wackernheim)



(A) )


)(B)

viele – zumindest nicht beim Bund. Ich will jedenfalls
nicht, dass anstelle von allein dem Staat verpflichteten
Menschen beispielsweise mehr und mehr Anwaltskanz-
leien Gesetze für uns vorbereiten, meine Damen und
Herren, und eigentlich sollte das auch ein staatskonser-
vativ denkender Mensch nicht wollen.

Ich will sehr, dass qualifizierte junge Menschen auch
in Zukunft noch in den öffentlichen Dienst streben.


(Armin Schuster [Weil am Rhein] [CDU/ CSU]: Wir auch!)


Deshalb sollte die jetzt anstehende Korrektur Ihres miss-
achtenden Beschlusses aus dem vergangenen Jahr nicht
das Ende, sondern der Anfang sein.


(Armin Schuster [Weil am Rhein] [CDU/ CSU]: Versprochen!)


So müssen wir beispielsweise beim Wechsel in die
Privatwirtschaft auch hinsichtlich der Mitnahmefähig-
keit der Versorgungsbezüge für ein zeitgemäßes Beam-
tenrecht sorgen. Vielleicht schaffen Sie es ja, dies in der
Bundesregierung voranzutreiben; das würde mich aller-
dings wundern.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Uns aber auch freuen!)


Wenn Ihre jetzige Umkehr ein Zeichen tätiger Reue ist,
denen weitere folgen werden, sind wir dabei. Denn wir
wissen wirklich, was wir an unserem öffentlichen Dienst
haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714010300

Das Wort hat der Kollege Dr. Stefan Ruppert für die

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Stefan Ruppert (FDP):
Rede ID: ID1714010400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Herr Hartmann, ich danke Ihnen für Ihre Be-
kenntnisse zum Berufsbeamtentum. Leider muss man
aber feststellen, dass es überall dort, wo CDU und FDP
bzw. CSU und FDP regieren, den Beamten gut geht,
während es dort, wo es Landesregierungen Ihrer Farbe
gibt, den Beamten tendenziell schlechter geht.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Das sehen die Beamten und Gewerkschaften aber anders!)


Insofern sollten Sie über diesen Umstand einmal nach-
denken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Reden Sie mal mit der Bundespolizei! – Gegenruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Reden Sie mal mit dem Berliner Beamtenbund!)


Wer gerade in diesem Bundesland Berlin jeden Tag
aufs Neue feststellen muss, dass Teile der öffentlichen

O
ri
k
fe
re
la


a
te

D
s
s
m
ic
h

le
A
g

e


H

w

E

E
s
s
n
u

d

(C (D rdnung zumindest im Winter und im ÖPNV nicht so chtig funktionieren, der kann vielleicht auf die Idee ommen, dass das daran liegt, dass die Situation des öfntlichen Dienstes hier im Vergleich zu der in den anden 15 Bundesländern in der Bundesrepublik Deutschnd seit vielen Jahren am miserabelsten ist. (Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Herr Ruppert, wissen Sie überhaupt, dass wir über die Bundesbeamten reden?)


Wir reden über die Bundesbeamten, Herr Hartmann,
ber ein kleines, nettes Wort auch für Ihre Landesbeam-
n in Berlin sei an dieser Stelle doch gestattet.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der kommt aus Mainz! – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Ich bin aus Rheinland-Pfalz! – Gegenruf des Abg. Armin Schuster [Weil am Rhein] [CDU/CSU]: Noch schlimmer!)


Wir wollen einen leistungsfähigen öffentlichen
ienst. Wir sehen, dass in Krisenzeiten der Staat als In-

titution, als Rahmengeber, aber auch als Fachmann in
chwierigen Fragen durchaus gebraucht wird, und ich
uss sagen: In zwei Jahren Bundestagszugehörigkeit bin
h immer wieder positiv überrascht worden, wie viele
ochkompetente,


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Eben!)


istungsbereite und uns auch weit über ihre eigentliche
rbeitszeit hinaus helfende Beamte es im Bundesdienst
ibt. Dafür sind wir ausgesprochen dankbar.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Kirsten Lühmann [SPD])


Insofern können Sie bei der schwarz-gelben Koalition
inen gewissen roten Faden sehen.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Roter Faden ist immer gut!)


Ja, roter Faden, daran können Sie sich freuen, Herr
artmann.

Sie werden sehen: Es wird Rentnern besser gehen. Es
ird Arbeitnehmern besser gehen.


(Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ein Paradies!)


s wird der Rentensatz sinken.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht der Rentensatz! Der Beitragssatz!)


s wird die Arbeitslosigkeit sinken – sie ist bereits ge-
unken –, und es geht den Beamten und Beamtinnen bes-
er. Es gibt eine deutliche Verbesserung für die Arbeit-
ehmerinnen und Arbeitnehmer sowie die Beamtinnen
nd Beamten in diesem Land.

Wir alle haben diesen Sparbeitrag im letzten Jahr be-
auert.





Dr. Stefan Ruppert


(A) )


)(B)


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Warum habt ihr ihn dann gemacht? – Gegenruf des Abg. Günter Baumann [CDU/CSU]: Weil alle sparen mussten!)


– Weil alle zum Sparen beitragen mussten.


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Warum jetzt zurück?)


Wir sind ausgesprochen froh, ihn heute wieder zurück-
nehmen zu können, weil seitens der Beamtenschaft seit
1994 ein großer Sparbeitrag – der Kollege Schuster hat
das bereits ausgeführt – erbracht worden ist.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Das war doch bekannt vor zwölf Monaten!)


Insofern ist heute erstens ein guter Tag für die Beamtin-
nen und Beamten in Deutschland.

Wir dürfen aber zweitens angesichts der demografi-
schen Entwicklung und angesichts dessen,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Angesichts Ihres Zickzackkurses!)


dass wir Fachkräfte für Deutschland, und zwar auch für
den öffentlichen Dienst, gewinnen müssen, nicht an die-
ser Stelle stehen bleiben. Wir müssen über weitere Flexi-
bilisierungen im öffentlichen Dienstrecht nachdenken.
Meine Fraktion setzt sich etwa vehement für Portabilität
ein.


(Kirsten Lühmann [SPD]: Sehr gut!)


Das ist ein sinnvolles Vorhaben. Einem Beamten, der im
öffentlichen Dienst tätig ist, soll es unter gewissen Vo-
raussetzungen möglich sein, auch wenn das Beamten-
verhältnis eigentlich auf Lebenszeit angelegt ist, seine
Altersversorgung in ein anderes Arbeitsverhältnis mitzu-
nehmen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: Sehr gut! Wir machen mit!)


– Sehen Sie, dann sind wir schon einer mehr.

Ich möchte mich zum Schluss meiner Rede noch bei
den Kolleginnen und Kollegen, die heute etwas überra-
schend zu diesem Tagesordnungspunkt sprechen muss-
ten, entschuldigen; die Betroffenen wissen, was ich da-
mit meine. Diese Debatte war ursprünglich nicht in allen
Facetten so geplant. Aber da wir uns freuen, die Beam-
ten sich freuen können und selbst die SPD sich ein biss-
chen freuen kann – sie könnte allerdings noch ein paar
Hausaufgaben in ihren eigenen Ländern machen, dann
ginge es den Beamten dort auch etwas besser –,


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Problem haben Sie ja nicht! Sie sind ja nicht mehr in so vielen Ländern! – Kirsten Lühmann [SPD]: In Niedersachsen könntet ihr richtig was tun!)


lade ich Sie herzlich zu den weiteren Beratungen ein.

Vielen Dank.

ti

u
ic
im
W
g
w

a
g
e
g
s
a
v
re
ti
h
u

D
k

m
le
n
n
is

n
n
g
W
V
d

n
ru
z
n
a
J
b
tr
d
g

(C (D Das Wort hat der Kollege Frank Tempel für die Frak on Die Linke. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen nd Herren! Die Sonderzahlung für Beamte – das will h für die Zuhörer noch einmal voranstellen – bedeutet Wesentlichen das, was für viele Arbeitnehmer das eihnachtsgeld ist, nur dass diese in monatliche Zahlun en aufgeteilt ist und eben nicht auf einen Schlag gezahlt ird. Weihnachten steht vor der Tür, und da ist es eben uch angenehm, vom Weihnachtsgeld zu reden – vorausesetzt, man will es nicht kürzen – und das auch noch ntgegen allen Vereinbarungen, wie wir es hier vor fast enau einem Jahr erlebt haben. Das war – Sie werden ich erinnern – gar nicht so angenehm: nicht für die Bemten, die sich wieder einmal von ihrem Dienstherrn erraten fühlten, und auch nicht für die Damen und Hern von den Regierungsfraktionen, die jetzt emsig diskueren, weil sie ja vor einem Jahr bereits wussten, was sie ier für einen Quark mittragen müssen. Dass ihnen das nangenehm war, gestehe ich ihnen durchaus zu. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD])


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714010500

(Beifall bei der LINKEN)

Frank Tempel (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714010600

ie einseitige Verlängerung der Kürzung wird also nun
onsequenterweise ab dem Jahr 2012 abgebrochen.

Da in einigen Medien Beamte immer viel aushalten
üssen, möchte ich hier noch einmal etwas richtigstel-
n: Beamte bekommen jetzt nicht doppelt so viel Weih-
achtsgeld. Die Änderung betrifft auch nicht das Weih-
achtsfest 2011. Eine Kürzung soll beendet werden – das
t ein Unterschied! –,


(Michael Hartmann [Wackernheim] [SPD]: So ist es!)


ämlich die Kürzung von 60 auf 30 Prozent eines Mo-
atsbezuges. Wir wissen, dass es Tarifvereinbarungen
ibt, nach denen 100 Prozent eines Monatsbezuges als
eihnachtsgeld gezahlt werden – das nur einmal so zum

ergleich. Es handelt sich außerdem um eine Kürzung,
ie von Beginn an befristet war.

Noch 1993 erhielten Beamte 100 Prozent eines Mo-
atsbezuges. Bis 2003 erfolgte schrittweise die Reduzie-
ng auf 84 Prozent, und ab 2004 waren es dann 60 Pro-

ent. Dabei handelt es sich um eine Geschichte, die nicht
ur von Schwarz-Gelb geprägt wurde. Die Halbierung
uf 30 Prozent wurde, wie wir gehört haben, für fünf
ahre vereinbart. Wenn man eine solche Vereinbarung
richt, liebe Regierungskoalition, dann ist das ein Ver-
auensbruch. Das muss man sich auch sagen lassen, und
as bekommt man dann bei jeder Gelegenheit aufs Brot
eschmiert.





Frank Tempel


(A) )


)

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dies schmieren Ihnen nicht nur die Oppositionsfrak-
tionen aufs Brot – die nehmen diese Steilvorlage natür-
lich gerne an –, sondern vor allen Dingen auch die Ge-
werkschaften. Gewerkschaften und Opposition haben
hier sehr gut zusammengearbeitet und Druck entfaltet.
Bei Tagungen der Polizeigewerkschaften zum Beispiel
taten mir CDU-Vertreter manchmal schon fast leid. Sie
mussten dort als Innenpolitiker immer wieder die Suppe
auslöffeln, die ihnen ihre Regierung eingebrockt hatte.


(Günter Baumann [CDU/CSU]: So schlimm war es auch nicht!)


– Oft genug! Ich war ja dabei.

Jetzt also der Salto rückwärts. Dazu kann ich nur sa-
gen: Lieber zu spät als gar nicht. Deswegen nehmen wir
das heute auch gerne so an. Um Vertrauen zurückzuge-
winnen, werden Sie sich allerdings wesentlich mehr an-
strengen müssen.


(Dr. Stefan Ruppert [FDP]: Ja!)


Die Baustellen häufen sich; darüber haben wir ja zum
Beispiel beim Thema Polizei in den letzten Wochen dis-
kutiert. Beförderungsstau bei der Polizei und Personal-
überalterung in vielen Bereichen sind solche Punkte.

Bei der Besoldung, insbesondere von Beamten des
einfachen und mittleren Dienstes, muss ebenfalls endlich
etwas geschehen. Die Realeinkommen sind hier seit Jah-
ren gesunken. Mit linearen Anpassungen allein wird da
nicht viel zu beheben sein.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei diesem Thema wird die Linke eng gerade mit den
Beamtengewerkschaften zusammenarbeiten und sie un-
terstützen, wo es nur geht.

Ich weiß, dass besonders diese Gewerkschaften die
heutige Debatte verfolgen, auch die Polizeigewerkschaf-
ten. Deswegen sei mir ein kurzes Wort an diese Adresse
gestattet.

Erst am Freitag der letzten Sitzungswoche sprachen
wir über ein Polizeithema. Ich sagte – ich erinnere daran –:
Hier im Plenum muss Platz sein für alle politischen Be-
reiche, die die Polizei betreffen, für strukturelle Fragen,
für soziale Fragen und für rechtliche Fragen, auch für
bürgerrechtliche Fragen.

Heute geht es um eine soziale Frage: um eine ge-
rechte Besoldung. Da ziehen wir an einem Strang. Es
wird aber auch wieder Themen geben, bei denen wir
nicht einer Meinung sind; das gehört dazu. Das gilt für
das Thema Bürgerrechte. Ich fordere alle Seiten auf, sich
an der Diskussion darüber zu beteiligen. Die Linke ist
gesprächsbereit, und ich hoffe, dass wir auch bei diesem
Thema schnell zu einer Einigung kommen, die allen Sei-
ten gerecht wird.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


R
g
m


F
k

w
n
d
D

A
k

g
G

d
z
w
D
re
E
d
a
d

1)

(C (D Heute bleiben wir bei der Feststellung, dass sich die egierungskoalition bewegt hat und einen Fehler korriiert, auch wenn sie das nicht in aller Deutlichkeit sagen öchte. Noch besser wäre es gewesen, man hätte auch r Weihnachten 2011 eine Lösung gefunden. Danke schön. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714010700

Die Rede des Kollegen Konstantin von Notz von der

raktion Bündnis 90/Die Grünen nehmen wir zu Proto-
oll.1)

Ich schließe damit die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
urfs auf Drucksache 17/7631 an die in der Tagesord-
ung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann ist die Überweisung so beschlossen.

Ich rufe den Zusatzpunkt 13 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Sylvia
Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Ekin Deligöz, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Euratom-Vertrag ändern – Atomausstieg eu-
ropaweit voranbringen – Atomprivileg been-
den

– Drucksache 17/7670 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (f)

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union (f)

Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Federführung strittig

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat die Kolle-
in Sylvia Kotting-Uhl für die Fraktion Bündnis 90/Die
rünen.


(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])



Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714010800

Bei uns muss man immer erst leisten. – Frau Präsi-

entin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Vertrag
ur Gründung einer Europäischen Atomgemeinschaft
urde in den 54 Jahren seiner Existenz kaum verändert.
ie Vorzeichen, unter denen er geschlossen wurde, wa-
n aber völlig andere als die, unter denen die heutige
nergiepolitik steht. Ziel war damals, die Entwicklung
er zivilen Atomenergienutzung in Europa zu fördern,
us der inzwischen überholten Überzeugung heraus,
ass – ich zitiere – „die Kernenergie eine unentbehrliche

Anlage 2

(B)






Sylvia Kotting-Uhl


(A) )


)(B)

Hilfsquelle für die Entwicklung und Belebung der Wirt-
schaft und für den friedlichen Fortschritt darstellt“. Die
Hoffnungen auf eine saubere und vor allem sichere
Energieversorgung haben sich jedoch nicht erfüllt. Das
haben die Unfälle von Harrisburg, Tschernobyl und
Fukushima leidvoll gezeigt. Wichtige Fragen wie die der
Endlagerung der atomaren Abfälle sind bis heute unge-
löst. Die versuchte Trennung in friedliche und militäri-
sche Nutzung der Atomenergie konnte die weitere Aus-
breitung von Atomwaffen nicht verhindern.

Die Akzeptanz der Atomkraft ist einem Wandel unter-
worfen, Euratom ist stehen geblieben. Die Zielrichtung
des Euratom-Vertrages, die Voraussetzungen für die Ent-
wicklung einer mächtigen Kernindustrie zu schaffen,
steht heute in eklatantem Widerspruch zu den Bemühun-
gen von Mitgliedstaaten und Europäischer Union, eine
sichere und nachhaltige Energieversorgung zu entwi-
ckeln.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Trotz divergierender Ansichten der Mitgliedstaaten
zur Atomkraft besteht doch ein Konsens dahin gehend,
dass die Zukunft der Energieversorgung nicht in der
Kernspaltung, sondern in regenerativen Energien liegt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie der Abg. Dorothée Menzner [DIE LINKE])


Ein möglicher atomarer Unfall und seine Folgen be-
drohen die Bevölkerung ganz Europas. Nur gemeinsa-
mes europäisches Handeln kann Bevölkerung und Um-
welt ausreichend schützen. Euratom muss grundlegend
reformiert werden.

Der Aktualisierungsbedarf ist nicht nur von Deutsch-
land tatsächlich längst erkannt. Davon zeugt die Erklä-
rung Nr. 54 zur Schlussakte von Lissabon vom 13. De-
zember 2007:

Deutschland, Irland, Ungarn, Österreich und
Schweden stellen fest, dass die zentralen Bestim-
mungen des Vertrags zur Gründung der Europäi-
schen Atomgemeinschaft seit seinem Inkrafttreten
in ihrer Substanz nicht geändert worden sind und
aktualisiert werden müssen.

Daher unterstützen sie den Gedanken einer Konfe-
renz der Vertreter der Regierungen der Mitglied-
staaten, die so rasch wie möglich einberufen wer-
den sollte.

Diese vier Jahre alte Erklärung wollen wir umsetzen.

Zunächst muss die Sonderstellung abgeschafft wer-
den, die der Atomenergie durch Euratom zukommt. Die
extrem hohe Forschungsförderung der öffentlichen Hand
für Kernspaltung und Kernfusion ist die erfolgloseste
Subventionierung in dieser Größenordnung geblieben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Maria Michalk [CDU/ CSU]: Blödsinn!)


O
9
s
d
n
k

n
s
d

A
S
s
k

F
d

E
u
z
d
A
E
fo

A
s
ti
u
E
m

E
T

b
E

Ic
e
m

(C (D ECD-weit wurden in den letzten 60 Jahren weit über 0 Prozent aller öffentlichen Forschungsmittel in Kernpaltung und Kernfusion investiert. Die Kernspaltung eckt aber gerade einmal gut 2 Prozent der Weltenergieachfrage, und durch Kernfusion wurde in 60 Jahren eine einzige Kilowattstunde erzeugt. Andererseits decken die erneuerbaren Energien, die ur einen winzigen Bruchteil der öffentlichen Forchungsmittel bekamen, heute bereits über 13 Prozent er Weltenergienachfrage. (Maria Michalk [CDU/CSU]: Mit entsprechenden Kosten!)


uch aus Verantwortung den Steuerzahlerinnen und
teuerzahlern gegenüber muss die Forschungsförderung
tärker auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz
onzentriert werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


orschungsförderung für Sicherheit und Entsorgung ist
avon selbstverständlich unberührt.

Ebenso verlangen die im Euratom-Vertrag normierten
ntscheidungsverfahren nach Reformen. Intransparenz
nd ein Parlament, das nicht mitentscheidet, passen nicht
ur Demokratie des 21. Jahrhunderts. Wer wenn nicht
ie Regierung eines Landes, das in breitem Konsens den
tomausstieg beschlossen hat, soll sich auf europäischer
bene für die notwendigen Reformen einsetzen? Dazu
rdern wir unsere Bundesregierung auf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Als Ultima Ratio muss der Ausstieg aus Euratom ins
uge gefasst werden. Er ist rechtlich möglich. Der Lis-

abonner Vertrag sieht vor, dass ein Mitgliedstaat einsei-
g aus dem Euratom-Vertrag aussteigen kann. Wie mir
nsere Rechtsabteilung sagte, ist dies nach Art. 106 a
uratom-Vertrag in Verbindung mit Art. 50 EU-Vertrag
öglich.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Und dann?)


uratom ist nach dem Lissabonner Vertrag nicht mehr
eil der Säulenstruktur der Europäischen Union.

Wenn eine Reform, wie in unserem Antrag beschrie-
en, auf europäischer Ebene nicht durchsetzbar ist, muss
uratom von deutscher Seite aus gekündigt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Und dann?)


h glaube nicht, dass wir mit Geld des deutschen Steu-
rzahlers zum Beispiel den Ausbau der Reaktoren in Te-
elin finanzieren sollten.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714010900

Das Wort hat der Kollege Thomas Bareiß für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1714011000

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Frau Kotting-Uhl, Sie haben ja recht: Das
Ziel ist erreicht. Es gibt den Atomausstieg in den nächs-
ten zwölf Jahren. Sie fordern nun, wir müssten aus dem
Euratom-Vertrag heraus, weil wir in Deutschland in den
nächsten zwölf Jahren aus der Kernenergie aussteigen.
Wenn Ihre Argumentation schlüssig wäre, dann müssten
auch Sie auf Ihre Funktion als atompolitische Sprecherin
Ihrer Fraktion verzichten; denn Ihr Ziel – die Kernener-
gie in Deutschland wird in zwölf Jahren Geschichte sein –
ist erreicht.

Wir brauchen aber nach wie vor den Euratom-Vertrag,
weil es auch darum geht, die Kernenergie in Europa auf
einem hohen Sicherheitsniveau zu halten. Es muss daher
unser Ziel sein, dass es in den Staaten um uns herum si-
chere Kernkraftwerke gibt. Diese Sicherheit können wir
gerade mit dem Euratom-Vertrag gewährleisten. Das
muss unser erstes und oberstes Ziel bleiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich jetzt auf die grundsätzlichen histori-
schen Aspekte eingehen. Die Europäische Atomgemein-
schaft ist ein Grundpfeiler der europäischen Gründungs-
idee. Sie wurde 1957 in den Römischen Verträgen
zusammen mit der Europäischen Gemeinschaft für
Kohle und Stahl und der Europäischen Wirtschaftsge-
meinschaft, der späteren EG, begründet.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714011100

Kollege Bareiß, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Fell?


Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1714011200

Nein, danke. – Seitdem ist sie fortlaufend ein Grund-

pfeiler der europäischen Idee. Auf Grundlage des
Euratom-Vertrages und durch die Koordinierung von
Forschungsaktivitäten in Europa kann die Sicherheit der
Kernkraftwerke und die von nuklearen Anlagen und da-
mit vor allem die Sicherheit für unsere Bürger gewähr-
leistet werden.

Als Eigentümer allen nuklearen Materials in Europa
ist Euratom maßgeblich daran beteiligt, dass Missbrauch
verhindert wird. Die Europäische Atomgemeinschaft
stellt somit die friedliche Nutzung von nuklearem Mate-
rial sicher.

Sicherungsmaßnahmen unterstehen der Euratom und
der Internationalen Atomenergiebehörde, die auch regel-
mäßig Inspektionen durchführen. Durch die Aufsicht
und die Vergemeinschaftung des nuklearen Materials
findet eine gegenseitige Kontrolle statt und kann die
Friedenssicherung gewährleistet werden.

Gerade weil die Sicherheit nicht vor Grenzen halt-
macht, wie ich gerade schon gesagt habe, ist aus meiner

S
n
5
w
u
in
in
m
d

m
k
a
D

S
te
w
d
d
S
d
s
u
re
d

w
g
ü
S
A

B
fa

Ic
d
F
w
tr
z
a
tr

n
te
e

g
N
tr

R

te

(C (D icht eine starke europäische Zusammenarbeit zwingend otwendig. Diese Zusammenarbeit wird seit über 0 Jahren in der Europäischen Atomgemeinschaft geährleistet. Eigentlich sollten wir darauf stolz sein und ns glücklich schätzen, dass es diese enge Verzahnung nerhalb der Europäischen Union gibt. Deutschland hat dieser Technologieund Sicherheitsgemeinschaft imer eine zentrale Rolle gespielt – ja, wir waren Motor er Bewegung. Als die Gründungsväter die Europäische Atomgeeinschaft ins Leben riefen, wollten sie auf einem Zu unftsfeld der Energieversorgung die Zusammenarbeit uf europäischer Ebene intensivieren und koordinieren. as ist ihnen, glaube ich, damit auch gelungen. Ich sage in aller Deutlichkeit: Trotz des deutschen onderwegs in Sachen Kernenergie wird Euratom weirhin eine wichtige Rolle spielen, vielleicht sogar eine ichtigere als in der Vergangenheit. Denn wir müssen ie Realitäten anerkennen: Länder wie Frankreich oder ie Niederlande sehen in der Kernenergie eine tragende äule ihrer Energieversorgung. In Großbritannien hat er öffentliche Zuspruch zur Kernenergie in den letzten echs Monaten sogar noch zugenommen. Was bringt es ns, wenn unsere Kraftwerke abgeschaltet sind, in unsen Nachbarstaaten aber Kernkraftwerke in Betrieb sind, ie unsicher sind? Deshalb ist es gut und richtig, dass sich Deutschland eiter intensiv an der Arbeit in der Europäischen Atomemeinschaft beteiligt. Denn wenn wir auch zukünftig ber nukleare Sicherheit mitreden wollen, wenn wir tandards setzen wollen, dann bietet die Europäische tomgemeinschaft die ideale Plattform. Ihre Forderung, dass gerade die Anstrengungen im ereich der Forschung aufgegeben werden sollen, ist lsch. (René Röspel [SPD]: Quatsch, darum geht es doch gar nicht!)


h will es ganz deutlich sagen: Diese Forderung gefähr-
et die Sicherheit unserer Bevölkerung; denn nur durch
orschung können wir die Sicherheit der Kernenergie
eiterhin steigern. Gerade hier greift der Euratom-Ver-
ag, der sich insbesondere auf die Forschungsförderung
ur Sicherheit von Kernenergie erstreckt und sich nicht
uf die Entwicklung von neuen Reaktortypen konzen-
iert.

An der Stelle möchte ich einen weiteren Aspekt auf-
ehmen: Gerade wir in Deutschland stehen in den nächs-
n Jahren noch vor enormen Herausforderungen, wenn

s darum geht, die bestehenden 21 Kernkraftwerke zu-
ckzubauen. Gerade hier ist es wichtig, dass dies im en-

en Erfahrungs- und Wissensaustausch mit unseren
achbarn geschieht. Auch dabei wird der Euratom-Ver-
ag eine wertvolle Grundlage sein.

In diesem Zusammenhang begrüße ich, dass nach der
eaktorkatastrophe von Fukushima der EU-Kommissar
r Energie, Günther Oettinger, den europäischen Stress-
st vorantreibt. Eine so tiefgehende Zusammenarbeit in





Thomas Bareiß


(A) )


)(B)

Sicherheitsfragen hat es in sieben Jahren Rot-Grün nie
gegeben. Auch das ist ein wirklicher Sicherheitsgewinn.

Eine Koordinierung der europäischen Energiepolitik
und der nuklearen Sicherheit ist von elementarer Bedeu-
tung für die Zukunftsfähigkeit des Industrie- und Wirt-
schaftsstandorts Europa im globalen Wettbewerb mit an-
deren Regionen in der Welt. Die Europäische
Atomgemeinschaft ist ein gelungenes Beispiel in einem
Teil der gemeinsamen Energiepolitik. Auch wenn dieser
Teil in Deutschland durch den Atomausstieg an Bedeu-
tung zu verlieren scheint, ist die bestehende Koordinie-
rung über den Euratom-Vertrag wegweisend.

Denn wir brauchen nicht ein Weniger an europäischer
Energiepolitik, sondern ein Mehr. Nur so können wir un-
sere Ziele in den nächsten Jahren verwirklichen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714011300

Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Fell das

Wort.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1714011400

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Kollege

Bareiß, Sie haben in Ihrem Redebeitrag im Wesentlichen
nur auf einen kleineren Teilaspekt der Grundlagen des
Euratom-Vertrages hingewiesen, nämlich auf die Safe-
guards-Bestimmungen und auf die Sicherheitsmaßnah-
men, die über Euratom in Europa koordiniert werden.

In der Präambel des Euratom-Vertrages steht aber
ganz klar: Sinn des Euratom-Vertrages sind die Förderung
und der Ausbau der Atomenergie in Europa. – Dafür gibt
es eine unheimlich starke Unterstützung mit sehr vielen
Beiträgen – auch aus Deutschland, zumindest finanziell.
Diese Beiträge werden benutzt für die innereuropäische
und sogar über Europas Grenzen hinausgehende Unter-
stützung des Aufbaus neuer Atomreaktoren. Das gilt bei-
spielsweise auch für Temelin, einen Reaktor, der nur
60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt steht
und zu dem viele sagen, dass er sehr unsicher ist und
dass hier die europäischen Sicherheitsbestimmungen
über Euratom nicht genügend angewandt werden.Wir
wissen spätestens seit der Katastrophe in Japan, dass wir
endgültig aus der Atomenergie aussteigen müssen. Wir
freuen uns, dass Sie endlich die Wende in der Atompoli-
tik vollzogen haben, indem Sie sagten: Die Atomenergie
ist eine unsichere Technologie. – Nun sehen wir, dass
Tokio viel weiter von Fukushima entfernt ist als die
bayerische Grenze von Temelin oder Freiburg von Fes-
senheim; auch andere Reaktoren in Nachbarländern sind
wesentlich näher.

Deswegen meine Fragen: Wie können Sie die Unter-
stützung der Ausbauwünsche mancher europäischer
Nachbarn aufrechterhalten, wenn Sie sagen, dass Atom-
reaktoren unsicher sind und wir sie in Deutschland ab-
schalten müssen? Wie können Sie verantworten, dass
Deutschland mit vielen Steuergeldern exakt diesen Aus-
bau unterstützt, obwohl die Bedrohung durch ausländi-

s
R

g
z
re
ta
D
g
e
is


E
g
s
K
u
w
a
A


im
d
n
D
te

W
k
s

te
E
te
z
u
in
n
H
u
a

(C (D che Reaktoren in Grenznähe genauso groß ist wie durch eaktoren innerhalb Deutschlands? Ich kann das nicht verstehen und fordere Sie desween auf, zusammen mit der Bundesregierung einen Weg u suchen, dass mindestens – das ist der erste Teil unses Antrages – die die Atomenergie betreffenden Fördertbestände aus dem Euratom-Vertrag verschwinden. ies ist die Minimalforderung, die Sie eigentlich mittraen müssten, weil Sie wie wir der Meinung sind, dass ine Nutzung der Atomenergie nicht mehr verantwortbar t. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714011500

Sie haben das Wort zu einer Erwiderung.


Thomas Bareiß (CDU):
Rede ID: ID1714011600

Herr Fell, Sie sind in der Energiepolitik schon etwas

nger unterwegs als ich und wissen genau, dass es in der
uropäischen Union viele Staaten gibt – Sie haben das
erade auch gesagt –, die weiterhin auf die Kernenergie
etzen. Es gibt sogar viele Länder, die bereit sind, neue
ernkraftwerke zu bauen. Ich glaube, es ist in unserem
reigenen Interesse, dass die Sicherheit der Kernkraft-
erke, die weiterhin bestehen und neu gebaut werden,

uf dem höchsten Niveau in der Welt bleibt. Wenn ein
tomkraftwerk in Europa – –


(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dafür sollen wir deutsche Steuergelder verschwenden?)


Die deutschen Technologien in diesem Bereich waren
mer führend und haben dafür gesorgt, dass vor allem

ie Kernkraftwerke in Europa auf höchstem Sicherheits-
iveau bleiben. Das sollte in unserem Interesse sein.
eshalb sollten wir den Euratom-Vertrag weiterhin un-
rstützen.


(Tabea Rößner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Um Gottes willen!)


ir sollten weiterhin Geld investieren, damit die Kern-
raftwerke in Europa sicher bleiben und damit auch un-
ere eigene Sicherheit weiterhin gewährleistet ist.

Angela Merkel hat im Übrigen in den letzten Mona-
n, nach Fukushima, eine hervorragende Arbeit im
uropäischen Rat geleistet, um andere europäische Staa-
n, die weiterhin auf Kernenergie setzen, von dem Weg

u überzeugen, weiterhin in die Sicherheit zu investieren
nd die Sicherheitsstufen weiter zu erhöhen. Wir werden
den nächsten Tagen von der Kommission die Ergeb-

isse des Stresstests erhalten. Daraus werden konkrete
andlungsempfehlungen folgen, die, wie gesagt, auch
nsere Sicherheit weiter befördern. Insofern sind wir da
uf dem richtigen Weg.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Thomas Bareiß )





(A) )

NEN]: Ich habe Sie nach den Fördertatbestän-
den gefragt!)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714011700

Wir sind jetzt nicht im Dialog. Das war die Möglich-

keit, auf die Kurzintervention zu antworten. – Das Wort
hat nun der Kollege René Röspel für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1714011800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Als der Euratom-Vertrag vor mehr als 50 Jahren
geschlossen wurde – wir haben schon ein bisschen dazu
gehört –, wurde die Debatte um die Kernenergie – da-
mals hieß es noch „Kernenergie“, später hieß es „Atom-
kraft“ – einerseits von einer dramatischen Erkenntnis in
der Welt und andererseits von einer großen Hoffnung be-
gleitet und getragen.

Die dramatische Erkenntnis ist durch die Atombom-
benabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki entstanden:
Die Atomenergie darf niemals zu militärischen Zwecken
genutzt werden, weil die Konsequenzen für die Mensch-
heit verheerend wären. Gleichzeitig gab es die große
Hoffnung, dass die friedliche Nutzung der Atomkraft ei-
nen Beitrag zur Energieversorgung leisten könnte. Unter
den damals herrschenden Eindrücken war es wahr-
scheinlich folgerichtig, dass man in Europa gemeinsam
eine neue Technologie entwickeln und friedlich nutzen
wollte und so eben auch gemeinsam verhindern konnte,
dass sie zu unfriedlichen Zwecken genutzt werden kann.

Das ist jetzt mehr als 50 Jahre her. Was ist geblieben?
Sicherlich die dramatische Erkenntnis über die verhee-
renden Auswirkungen der militärischen Kernenergie-
nutzung. In den letzten 50 Jahren gab es auch Vor-
kommnisse wie die in Harrisburg, Tschernobyl und
Fukushima, die dazu geführt haben, dass sich die große
Hoffnung auf der anderen Seite aufgelöst hat. Die Nut-
zung der Atomkraft ist nicht mehr rational begründbar,
zumal die Endlagerprobleme nach wie vor nicht gelöst
sind.


(Beifall bei der SPD)


In diesen 50 Jahren hat sich also viel verändert, je-
doch eines so gut wie gar nicht, nämlich der Euratom-
Vertrag. Herr Kollege Bareiß, wenn man in diesen Ver-
trag schaut, kann man lesen – das haben der Kollege Fell
und die Kollegin Kotting-Uhl richtig erwähnt –, dass das
Ziel des Euratom-Vertrags darin bestehe – ich zitiere un-
gefähr –, eine mächtige Kernindustrie in Europa auszu-
bauen und die Atomkraft zu fördern.

Wer das nach über 50 Jahren nach wie vor für ein er-
strebenswertes Ziel einer gemeinsamen verantwortlichen
europäischen Forschungs-, Wirtschafts- und Energie-
politik hält, hat nichts dazugelernt.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Deswegen ist es eindeutig richtig, dass der Euratom-Ver-
trag mindestens verändert werden muss.

R
in
d
u

b
n
v
d
E
h
s

s
d
V


ru
b
a
A
s
F
E
m
z
g
in

in
e
V
d
k
h
ra
m

to
w
D
n
P
d
b
s
W

A
F
b

n
D

(C (D Bereits die rot-grüne Bundesregierung hat 2003 im ahmen der Verhandlungen über den Lissabon-Vertrag einer Anmerkung an den Konvent deutlich gemacht, ass sie glaubt, dass auch der Euratom-Vertrag verändert nd neu ausgerichtet werden müsse. 2007 hat es unter der Großen Koalition, als der Lissaon-Vertrag in die Schlussphase ging, ein Protokoll nicht ur von der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch on weiteren europäischen Staaten gegeben, die ausrücklich betonten, dass es eine Neuausrichtung des uratom-Vertrages geben müsse, weil die Zeit über ihn inweggegangen sei und die Zielsetzung eine andere ein müsse. Das war im Jahr 2007, also vor Fukushima. Jedoch hat diese Bundesregierung – es wäre interesant gewesen, zu erfahren, wie weit sie sich eigentlich in er Tradition der außenpolitischen Handlungsweise ihrer orgängerregierung aufgehoben fühlt bzw. sie weiterhrt – in den letzten sieben Jahren dazu nichts getan. Die rot-grüne nordrhein-westfälische Landesregieng hat eine Initiative im Bundesrat auf den Weg ge racht, um den Euratom-Vertrag zu verändern und neu uszurichten. Richtig ist – das spiegelt sich im Grünenntrag wider, der fast wortgleich ist –, dass die Sonder tellung der Kernenergie bezüglich Baugenehmigungen, orschungsförderung und anderer Möglichkeiten, die im uratom-Vertrag fast manifestiert ist, beendet werden uss. Kernenergie kann nicht mehr mindestens bevor ugt behandelt werden, sondern muss eher nachrangig egenüber Energieeffizienz und erneuerbaren Energien Europa und in Deutschland behandelt werden. Eine weitere Forderung in dieser Landesregierungsitiative aus Nordrhein-Westfalen lautet – anders als Sie s dargestellt haben, Herr Bareiß –, ausdrücklich dafür orkehrungen zu treffen und Forschungen zu betreiben, ass die Sicherheitsstandards beim Betrieb von Atomraftwerken in Deutschland und in Europa möglichst och sind. Ebenfalls sollen bei der Entsorgung die Voussetzungen und die Sicherheitsstandards so hoch wie öglich sein. All diese Punkte bis hin zur Neuausrichtung des Euram-Vertrags finden sich im Grünen-Antrag wieder, den ir deswegen in diesen Punkten ausdrücklich begrüßen. er Text entspricht wortgleich der Initiative der rot-grüen Landesregierung – ergänzt um zwei wichtige andere unkte. Ein Punkt ist inhaltsgleich mit einer Forderung er Bundesratsinitiative der grün-roten baden-württemergischen Landesregierung, ausdrücklich eine europäiche Gemeinschaft für erneuerbare Energien auf den eg zu bringen. uch das ist ein richtiger Schritt. Wir sind in dieser rage rot-grün-koalitionär und halten es für inhaltlich egründet, das zu unterstützen. Zu einem Punkt, der nicht in der Initiative der rot-grüen Landesregierung enthalten ist, haben wir mindestens iskussionsbedarf, wenn nicht vielleicht sogar Dissens. René Röspel )


(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Sehr gut!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )

Er betrifft die Frage, ob man aus dem Euratom-Vertrag
einseitig aussteigen bzw. ihn einseitig kündigen kann.

Ich habe die Bundesregierung im Mai dieses Jahres
gefragt, ob sie es für möglich halte, dass Deutschland
einseitig aus diesem europäischen Euratom-Vertrag aus-
steigt. Sie hat diese Frage verneint. In der Antwort der
Bundesregierung steht auch, ein Ausstieg aus Euratom
sei nur denkbar, wenn es einen Ausstieg der Bundes-
republik Deutschland aus der Europäischen Union gibt.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Quatsch! Was glaubt denn die SPD alles dieser Bundesregierung?)


Uns liegt glücklicherweise auch eine Antwort des
Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages
auf eine Anfrage des Genossen Marco Bülow vor, die
eine Reihe guter Argumente enthält. Ich finde, sie sind
nachvollziehbar. Darin wird – das hat auch Kollegin
Kotting-Uhl gesagt – es ausdrücklich für möglich gehal-
ten, dass Deutschland einseitig aus dem Euratom-Ver-
trag aussteigt, ohne damit europäisches Recht zu verlet-
zen. Es gibt eine Reihe guter juristischer Argumente.

Es stellt sich eine andere Frage in diesem Bereich
– außerhalb der juristischen Unwägbarkeit, ob es mög-
lich ist oder nicht –, nämlich ob es sinnvoll ist, sich aus
einem Verein zurückzuziehen, den man eigentlich verän-
dern will. Wir halten das für nicht sinnvoll. Ohne in ei-
nen Topf mit der rechten Seite des Hauses geworfen
werden zu wollen – in den anderen Punkten unterschei-
den wir uns deutlich –, sage ich: Wenn wir Euratom ver-
ändern wollen, dann müssen wir das innerhalb Euratoms
versuchen, und zwar mit europäischen Bündnispartnern,
wobei die Bundesregierung längst aufgerufen ist, diese
Bündnispartner zu organisieren.

Es gibt in Europa unterschiedliche Sichtweisen zur
Nutzung der Atomenergie. Es gibt Staaten, die ausstei-
gen wollen, und es gibt Staaten, die Atomenergie weiter-
hin nutzen wollen. Ich finde, dass die Bundesrepublik in-
nerhalb von Euratom die Aufgabe wahrnehmen muss,
den Vertrag zu verändern, weg von der Atomenergie hin
zu erneuerbaren Energien.


(Beifall des Abg. Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD])


Nehmen wir uns ein Beispiel am erfolgreichsten
Atomland der Europäischen Union, das ist Österreich.
Österreich hat das beste Atomkraftwerk, das es weltweit
gibt:


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das AKW Zwentendorf!)


Das war das AKW Zwentendorf. Es ist niemals in Be-
trieb genommen worden.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ja, sehr lustig!)


Auf dem Gelände dieses Atomkraftwerks gibt es heute
eine sehr große Photovoltaikanlage, die 180 000 Kilo-
wattstunden Strom erzeugt. Wir sollten gemeinsam mit
Österreich und anderen Vorbildern versuchen, den

E
v

W
d

d

W
b


u
d
d
p
d

te
d
A
tr
te
s
d

ti
k
g
h
s

F
K

u
g
g

(C (D uratom-Vertrag in Richtung einer sonnigen Zukunft zu erändern. ir werden diesen Antrag weiterhin sehr interessiert iskutieren. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714011900

Das Wort hat nun der Kollege Dr. Martin Lindner für

ie FDP-Fraktion.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1714012000

Frau Präsidentin! Verehrte Damen, meine Herren!

as wir von der Opposition gehört haben, ist sattsam
ekannt, das ist Ihre Einstellung zur Atomkraft.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und jetzt kommt etwas ganz Neues!)


Nein, darum geht es in dem Antrag nicht. Es geht nicht
m unsere wechselseitigen Einstellungen zur Nutzung
er Kernkraft. Vielmehr geht es in dem Antrag darum,
en Euratom-Vertrag zu ändern, den Atomausstieg euro-
aweit voranzubringen und das Atomprivileg zu been-
en.


(René Röspel [SPD]: Richtig!)


In Ihrem Antrag fordern Sie – das steht vor allem un-
r Punkt III.e –, dass sich dafür Deutschland einsetzt,
ass der europaweite Ausstieg aus der Nutzung der
tomkraft vorbereitet wird. Eine demokratische Kon-
olle soll durch das Europäische Parlament gewährleis-
t werden. Sie glauben doch selber nicht im Ernst – wir

ind hier unter uns, es ist kaum einer hier im Raum –,
ass das auch nur ansatzweise Erfolg haben kann.


(Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Natürlich! – Sylvia KottingUhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie ein Vertrauen in die Institutionen!)


Wie ist denn die Situation in Europa nach dem einsei-
gen Ausstieg Deutschlands aus der Nutzung der Atom-
raft? Wir stellen fest, dass es eine gegenteilige Bewe-
ung gibt. Die Polen bauen ein Atomkraftwerk – die
aben sich von Ihnen bzw. von uns – das muss man auch
agen – nicht davon abbringen lassen –,


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Verdammt! Verdammt!)


rankreich genießt seine Singularität im Bereich der
ernkraftnutzung,


(René Röspel [SPD]: Aber im Winter mit kaltem Hintern!)


nd Großbritannien wirbt in der deutschen Industrie
anz offensiv für Zuwanderung mit dem Hinweis auf
ünstige Strompreise.





Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)


(Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das heißt doch nicht, dass wir Steuergelder reingeben müssen! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Argumentation kam im letzten Oktober auch!)


Vor allen Dingen in Zusammenhang mit der Euro-
Krise wird uns vorgehalten, dass wir deutsche Interessen
massiv durchsetzen würden. Glauben Sie ernsthaft, dass
wir insbesondere in diesem zeitlichen Kontext andere
Staaten in der EU dazu bringen, das von ihnen genos-
sene Privileg aufzugeben?


(René Röspel [SPD]: Atomenergie ist ein „genossenes Privileg“?)


Das kann nicht sein. Diese Vorstellung ist wirklich ab-
wegig.

Schauen wir uns den Vertag genauer an. Lassen wir
die Präambel weg. Im Bereich der Nichtverbreitung, der
Versorgungssicherheit und der Grundnormen für Strah-
lenschutz funktioniert er gut. Ich habe mir angeschaut,
wie die Förderung – dies kritisieren Sie nämlich – zah-
lenmäßig aussieht. Für die Jahre 2012 und 2013 ist ein
Budget von insgesamt 2,5 Milliarden Euro vorgesehen,
davon sind 2,2 Milliarden Euro – das war vorhin Ihre
Frage –, also 86 Prozent, für Kernfusionsforschung vor-
gesehen.


(Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das Geld wäre woanders besser eingesetzt!)


Für die Forschungsprojekte im Bereich der Kernspaltung
einschließlich Strahlenschutz werden 118 Millionen
Euro bereitgestellt. Die Nuklearforschungsarbeiten und
die Arbeiten zur Gewährung der kerntechnischen Sicher-
heit der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommis-
sion, JRC, werden mit 233 Millionen Euro unterstützt.
Wo soll denn da – das haben Sie suggeriert – eine Sub-
vention des Bereichs der Kernenergie beinhaltet sein?


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind das Peanuts im Vergleich zu den sonstigen Subventionen der Kernenergie?)


Das sind im Wesentlichen, zu 86 Prozent, Projekte, die
der Kernfusionsforschung dienen. Ansonsten fließen die
Mittel in den Bereich der Reaktorsicherheit.

Wenn man sich die weiteren Aufgaben von Euratom
anschaut, stellt man fest, dass die Setzung von Sicher-
heitsstandards dazugehört. Des Weiteren wird dort alles,
was mit Strahlenschutz und Entsorgung zusammen-
hängt, behandelt.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das geht auch alles ohne Subventionierung! Das geht auch so!)


Es geht auch um die wechselseitige Verpflichtung und
die Erklärung, dass sämtliches Nuklearmaterial inner-
halb der EU Eigentum von Euratom ist, um die friedli-
che Nutzung sicherzustellen. Für Frankreich und Groß-
britannien gelten Sonderklauseln, für die anderen nicht.
Das ist im Euratom-Vertrag geregelt.

K
ri
G
tu

e
u
a

D
lo
z

d
e
P

D
ru
n
m

is
s

ü
h
K
s
w
n

Ö

(C (D Natürlich müssen wir an Euratom mitwirken. ollege Röspel, ich danke Ihnen, dass Sie trotz aller Lyk herausgestellt haben – wenigstens da haben wir eine emeinsamkeit –, dass jenseits der juristischen Betrachng der Frage, ob man sich einseitig von diesem Vertrag sen kann, es auf keinen Fall politisch sinnvoll ist, sich inseitig aus dieser Gemeinschaft für Reaktorsicherheit nd für Strahlenschutz zu verabschieden. Das wäre verntwortungslos. (Beifall bei der FDP sowie des Abg. Günter Baumann [CDU/CSU] – René Röspel [SPD]: Für Veränderungen eintreten! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh! Also wirklich! Vereinigung für Reaktorsicherheit!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as ist nichts anderes als populistische Verantwortungs-
sigkeit. Sie können doch nicht so dumm sein, ernsthaft

u unterstellen,


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt aber vorsichtig! Sie haben genug dummes Zeug gesagt! Seien Sie vorsichtig!)


ass dieser Vertrag wirklich zu ändern ist. Das heißt, der
inzige Kerngehalt Ihres Antrags findet sich unter
unkt IV, wo steht:

Sollte diese Neuausrichtung auf europäischer
Ebene nicht durchsetzbar sein, fordert der Deutsche
Bundestag die Bundesregierung auf, den Euratom-
Vertrag von deutscher Seite aus zu kündigen.


(Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Natürlich!)


a Sie nicht so dumm sind, zu glauben, dass Ihre Forde-
ng unter Punkt III jemals in Erfüllung geht – wir leben

ämlich nicht im Pippi-Langstrumpf-Land: Ich bastel
ir die Welt, so, wie sie mir gefällt –,


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Jetzt wird es langsam unangenehm!)


t klar, dass es auf Punkt IV hinausläuft. Das wäre
chlichtweg unverantwortlich.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Günter Baumann [CDU/CSU])


Kündigen heißt, nicht mehr bei den Verhandlungen
ber die Sicherheitsstandards dabei zu sein. Kündigen
eißt, nicht mehr bei der Überwachung mitzureden.
ündigen heißt, sich aus der Verantwortung herauszu-

tehlen, völlig ungeachtet der Frage, dass die Kernkraft-
erke in den allermeisten Ländern in Europa auch in den
ächsten 20, 30, 40 Jahren weiterbetrieben werden.

Dann haben Sie uns auch noch eine Partnerschaft mit
sterreich empfohlen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben wir doch schon! Die Erklärung gibt es doch! Die hat Ihre Regierung unterschrieben!)






Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

Zwentendorf ist ein wunderbares Beispiel. Wissen Sie,
das Problem von Österreich war doch, dass Österreich
aufgrund der Tatsache, dass es die Kernkraft nie genutzt
hat und dass das Kernkraftwerk Zwentendorf nie in Be-
trieb genommen wurde, bei allen Fragen nicht ernst ge-
nommen wurde. Es ist doch klar: Wenn man nicht dabei
ist, wenn man nicht in der Verantwortung steht, dann hat
man auch nicht mitzureden, dann kann man eben nicht
mitgestalten.


(Lachen des Abg. René Röspel [SPD])


Das empfehlen Sie uns als Weg für Deutschland, für die
größte Industriemacht in Europa, die immer noch Kern-
kraftwerke hat. Das ist unverantwortlicher Populismus.
Dem schließt sich die Regierung selbstverständlich nicht
an.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714012100

Das Wort hat der Kollege Alexander Ulrich für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714012200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Man merkt auch in dieser Debatte deutlich, dass die
Bundesregierung den Atomausstieg in diesem Frühjahr
erzwungenermaßen beschlossen hat


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


und es ein Fehler war, dass das Hohe Haus nicht unserer
Forderung nachgekommen ist, den Atomausstieg im
Grundgesetz niederzuschreiben; denn das, was jetzt pas-
siert, ist umkehrbar. Diese beiden Fraktionen wollen auf
jeden Fall zurück zur Kernenergienutzung. Das wurde
auch in dieser Debatte wieder deutlich.


(Beifall bei der LINKEN – Günter Baumann [CDU/CSU]: Das hat kein Mensch gesagt!)


Wir haben vor etwa vier Wochen einen Antrag zu
Euratom in den Bundestag eingebracht. Wir freuen uns,
dass die Grünen jetzt einen ähnlichen Antrag einbringen.
Wie ich gehört habe, will auch die SPD einen Antrag
einbringen. Vor vier Wochen hat der Bundestag entschie-
den, unseren Antrag in den Europaausschuss zu über-
weisen. Dort ist bereits eine Anhörung geplant. Weil die
Federführung heute strittig ist, appelliere ich an Sie, die-
sen Antrag an den gleichen Ausschuss zu überweisen;
denn es macht wenig Sinn, eine Anhörung im Europa-
ausschuss durchzuführen, wenn ein ähnlicher Antrag im
Wirtschaftsausschuss behandelt wird. Deshalb fordere
ich Sie auf: Überweisen Sie den Antrag mit in den Euro-
paausschuss.

Zum Antrag der Grünen. Unseres Erachtens geht die-
ser Antrag nicht weit genug; Sie haben eine zu lasche
Haltung. Wenn wir aus der Atomkraftnutzung aussteigen
wollen, dann, glaube ich, müssen wir mit dem Fossil
Euratom wirklich Schluss machen.

E
n
g
a
d
lo
ä
te

B

lo
m
g

J
n
w
w

d
S
E
d
S
E
n
d

e
z
v
la
d
is
F
g

D
N
p
n

a
n
a
d
a
A

(C (D (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


s ist nicht ausreichend, nur Vertragsänderungen vorzu-
ehmen. Aber das passt ein Stück weit zu Ihrem sonsti-
en Verhalten. Vor einem halben Jahr wurde der Atom-
usstieg mit Ihrer Unterstützung beschlossen. Auch
amals – das muss man sagen – ist man vor der Atom-
bby und den Energieriesen eingeknickt. Jetzt ist es

hnlich. Die Fraktion der Grünen springt meines Erach-
ns nicht weit genug. Wir müssen Euratom auflösen.


(Beifall bei der LINKEN)


Mit der Mitgliedschaft in Euratom verschwendet die
undesregierung – das wurde schon angesprochen –
hrlich Millionen von Euro für die europäische Atom-
bby und Nuklearindustrie. Insbesondere fördert sie da-
it auch die Erforschung der Kernfusion, eine Ener-

ieform, die möglicherweise erst 2050 nutzbar ist.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Möglicherweise nie!)


eder weiß, dass wir in Europa 2050 zu 100 Prozent er-
euerbare Energien wollen. Das heißt, man fördert et-
as, das man 2050 gar nicht mehr haben möchte. Inso-
eit ist das eine Verschwendung von Steuergeldern.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das Geld wird nicht, wie immer wieder behauptet, in
ie Verbesserung von Sicherheitsvorkehrungen oder von
trahlenschutz investiert. Wir haben festgestellt, dass
uratom gerade da große Mängel aufweist. Erst nach
en Ereignissen in Fukushima sind die sogenannten
tresstests bei den AKW durchgeführt worden. Wenn
uratom so toll wäre, wären diese Stresstests nicht erst
ach den Ereignissen in Fukushima durchgeführt wor-
en.

Die deutsche Bevölkerung wurde – ich habe es bereits
rwähnt – mit einem schlechten Atomausstiegsgesetz
ufriedengestellt. Jetzt wird, wenn wir Euratom nicht
erändern oder beenden, dieser Atomausstieg in Deutsch-
nd über die europäischen Umwege konterkariert; denn
as, was wir im Rahmen von Euratom weiterhin fordern,
t das Gegenteil von dem, was der Bundestag hier im
rühjahr entschieden hat. Die Vorredner sind darauf ein-
egangen.


(Günter Baumann [CDU/CSU]: So etwas Abwegiges!)


eshalb fordern wir die Bundesregierung auf, endlich
ägel mit Köpfen zu machen, damit wir über die euro-
äische Bande nicht eingeholt werden. Das entspricht
icht dem Willen der Bevölkerung.

Von Rednern der CDU/CSU, in der Vergangenheit
uch von Rednern der SPD, aber insbesondere von Red-
ern der FDP wurde immer wieder erwähnt, man könne
us dem Vertrag nicht aussteigen. Das ist Quatsch. Mit
em Vertrag von Lissabon wurde Euratom strukturell
us der EU ausgegliedert. Die EU und die Europäische
tomgemeinschaft sind eigenständige Organisationen.





Alexander Ulrich


(A) )


)(B)

Deshalb kann man aus Euratom aussteigen. Auch wir
haben beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages
ein Gutachten angefordert. Man bestätigt uns, dass man
natürlich aussteigen kann, dass sich juristisch überhaupt
keine Probleme ergeben, wenn man aus Euratom aus-
steigt.

Wir wollen den Atomausstieg. Machen Sie mit. Über-
weisen Sie den Antrag in den Europaausschuss. Wir
werden dieses Thema dann in der Anhörung mit Exper-
ten erörtern. FDP und CDU/CSU wollen weiterhin an
der Atomenergienutzung festhalten. Sie wollen weiter-
hin den Energieriesen das Geld hinterherwerfen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ein Schwätzer!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714012300

Das Wort hat der Kollege Dr. Georg Nüßlein für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1714012400

Frau Präsidentin! Meine Damen! Meine Herren! „Die

Welt braucht Kernenergie“, und die verantwortlichen
Politiker dürfen sich dabei weder von „Umweltidioten“
noch von „Gerichten, die alles kaputtmachen“, bremsen
lassen. Das sagte


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Willy Brandt, oder?)


Helmut Schmidt, nachzulesen im Spiegel vom 18. Juni
1979.


(René Röspel [SPD]: Aber der ist zumindest lernfähig!)


Ich zitiere das, weil ich etwas deutlich machen will.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Ihnen sagen das Politiker immer noch! Das ist das Schlimme! – Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die SPD hat das Schlimmste überwunden!)


– Ich wollte Ihnen gerade recht geben, und Sie schreien
jetzt schon wieder. – In der Tat sind die Perspektiven bei
der Betrachtung des Themas, über das wir hier diskutie-
ren, seit den 50er-Jahren wechselnd und vielfältig. Es ist
nicht von der Hand zu weisen, dass man über den einen
oder anderen Punkt des Euratom-Vertrages diskutieren
muss. In diesem Sinne hat das die damalige deutsche
Bundesregierung in der Schlussakte des Vertrages von
Lissabon am 13. Dezember 2007 so festgelegt. Es ist zu-
nächst einmal richtig, dass man über diese Themen dis-
kutiert.


(René Röspel [SPD]: Was ist passiert, fragen wir!)


Nicht akzeptabel ist, dass Sie wieder den einseitigen
Ausstieg, die Kündigung fordern, wenn auch mit einer

g
h
n
ic
T

v
Im
V
s

h

W
d
m

d

fr
s
m
g
u
d
v
h



D
s

(C (D ewissen anderen Akzentuierung als bei den vorhergeenden Anträgen von Ihnen. Wir diskutieren nun leider icht zum ersten Mal darüber, sondern zum x-ten Mal; h kann mich jedenfalls erinnern, mehrfach zu diesem hema gesprochen zu haben. Auch in diesem Zusammenhang kann ich Ihnen etwas orlesen, und zwar aus einer Publikation vom Juli 2003. Magazin für erneuerbare Energien – es steht nicht im erdacht, eine Sonderedition des Bayernkuriers zu ein – ieß es: Das BMU verweist schlicht darauf, dass das Auswärtige Amt zuständig sei. Ressortchef Joschka Fischer wiederum besteht auf der gegenteiligen Rechtsauffassung, Euratom sei nicht einseitig kündbar. (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch Joschka kann sich mal irren!)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


enn Sie uns nicht glauben, meine Damen und Herren,
ann glauben Sie doch Ihrem ehemaligen Bundesaußen-
inister,


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war vor Lissabon! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Wir haben diese Hierarchien nicht! Bei uns hat auch mal die Basis recht!)


er hier, wie ich fürchte, richtig zitiert wurde.

Also: Eine einseitige Kündigung kommt nicht in-
age, juristisch nicht und auch politisch nicht, und zwar

chlicht und schlank deshalb, weil im Euratom-Vertrag
ehr geregelt ist als das, was Sie die Öffentlichkeit

erne glauben machen wollen. Natürlich geht es auch
m Sicherheitsfragen, um Fragen der Nuklearmedizin,
er Forschung, der Wissenschaft, der Nichtverbreitung
on nuklearem Material und der Entwicklung und Ein-
altung von einheitlichen Sicherheitsnormen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und das alles hängt an der Förderung von Kernkraft, oder wie?)


Nein.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na also! – Gegenruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ach! Ich habe Ihnen doch die Zahlen vorgelesen! Sie wollen das bloß nicht hören!)


as behaupten doch Sie. Legen Sie mir nicht den Un-
inn, den Sie an dieser Stelle behaupten, in den Mund!


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen renovieren! – Gegenruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ach, von wegen „renovieren“! So blöd seid ihr doch selber nicht!)






Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

Das ist falsch. Sie wollen am Ende und unter dem Strich
einseitig aussteigen.


(Beifall der Abg. Marie-Luise Dött [CDU/ CSU] – Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben nichts verstanden! Schade! – Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch Ultima Ratio! – Gegenruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Wie bitte? „Ultima Ratio“? Das ist das Gegenteil von Ratio! Das ist Irratio!)


Immerhin konstatieren Sie in Ihrem Antrag aus-
nahmsweise – in Teilen scheinen Sie offenbar in der
Realität angekommen zu sein –, dass die Atomenergie
noch einige Zeit Teil des Energiemixes vieler Mitglied-
staaten sein wird; das steht da.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber warum muss der deutsche Steuerzahler das mitfinanzieren? Das ist doch die Frage!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714012500

Kollege Nüßlein, gestatten Sie eine Frage oder Be-

merkung des Kollegen Röspel?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1714012600

Ungern. Aber ich befürchte, er meldet sich sonst zu

einer Kurzintervention. Dann dauert es noch länger.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Dann dauert es noch länger, ja! Lieber jetzt!)


Also, bitte schön.


René Röspel (SPD):
Rede ID: ID1714012700

Ich mache es ganz kurz. – Da Sie immer auf dem

Ausstieg bzw. der einseitigen Kündigung herumreiten,
frage ich Sie: Sind Sie denn mit allen anderen Forderun-
gen einverstanden – dann könnten wir die Debatte ab-
kürzen –, und wann wird die Bundesregierung endlich
entsprechende Verhandlungen auf europäischer Ebene
führen?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1714012800

All das wollte ich noch vortragen.


(René Röspel [SPD]: Soll ich mich setzen?)


Nun habe ich aber die Chance, dies nicht in meiner nor-
malen Redezeit, sondern in Antwort auf Ihre Frage zu
tun.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen nur das Entscheidende auswählen! Die Bemerkung zu Joschka Fischer hätten Sie sich zum Beispiel sparen können!)


Ich beginne mit Punkt III.a des Antrags. Dort spre-
chen sich die Grünen gegen die Forschungsförderung
aus. Ich sage Ihnen ganz offen: Wir werden uns doch
hoffentlich einig sein, dass man im Hinblick auf die Si-
cherheit weiterforschen muss.

W
c
a
Ü
A
s
ü
s
n

z


b

M
v
E
m

w
a

W
d
D
m

z
z
n
d
Ic
m
K
T
u
ti
z
B

(C (D (René Röspel [SPD]: Ja! Aber bei der Sicherheitsforschung!)


as das Thema Kernfusion betrifft, kann man rückbli-
kend sagen: Hier ist wenig herausgekommen. Das heißt
ber nicht, dass dort in Zukunft nichts passieren wird. Im
brigen ist die Forschung von weltweiter Bedeutung.
ngesichts des Energiehungers, den 7 Milliarden Men-

chen auf dieser Welt entwickeln werden, muss man
ber die eine oder andere Option nachdenken und – so
ehr ich sie schätze – auch über den Tellerrand der er-
euerbaren Energien blicken.

Ich fahre fort und komme auf Punkt III.e des Antrags
u sprechen.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Sie sollen doch nur das Entscheidende vortragen!)


Der europaweite Ausstieg aus der Atomkraft soll vor-
ereitet werden.“


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Ach! Alles Pippi Langstrumpf!)


ir stellt sich die Frage, wie dies mit der Feststellung zu
ereinbaren ist, dass wir momentan eine ganz andere
ntwicklung erleben, nämlich die Entwicklung, dass
an beispielsweise in Polen,


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Genau! Da wird sogar neu gebaut!)


ie der Kollege Lindner beschrieben hat, in eine ganz
ndere Richtung denkt und neue Kernkraftwerke baut.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, genau! Und das finanzieren wir über Euratom! – Gegenruf des Abg. Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So ein Quatsch! Das wird doch nicht aus diesen Mitteln finanziert! Das wird doch nicht aus den 2,5 Milliarden finanziert! Sie haben doch wirklich keine Ahnung, Frau Kollegin! – Gegenruf der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich glaube, Sie haben ein bisschen wenig Ahnung! Wie spielen Sie sich denn hier auf? Sie Macho! Sie Angeber!)


enn Tschechien erst die entsprechenden Anträge auf
en Tisch legt, werden sich viele darum bemühen,
eutschland Strom liefern zu können. Das ist nun ein-
al die Realität, mit der Sie umgehen müssen.

Viel spannender als immer nur den Euratom-Vertrag
u thematisieren, wäre, auch einmal über die Frage nach-
udenken, was wir im europapolitischen Kontext unter-
ehmen können. – Sie können darüber auch untereinan-
er diskutieren; dann muss ich mich hier nicht abmühen. –
h wäre eng an Ihrer Seite, wenn man endlich Druck
achen und darauf hinwirken würde, dass das Thema
ernenergie und Sicherheit auf europäischer Ebene zum
opthema wird. Stattdessen geht es meistens darum, was
ns alles aus Brüssel blüht. Jetzt will man uns sogar dik-
eren, wie wir hierzulande Maßnahmen zur Energieeffi-
ienz umzusetzen haben. Über den Vorschlag, dass die
ürgerinnen und Bürger ihren Energieverbrauch um





Dr. Georg Nüßlein


(A) (C)


)(B)


1,5 Prozent pro Jahr senken sollen, soll schon diskutiert
worden sein. Das soll zwangsweise geschehen. Das ist
planwirtschaftlich. Hier werden wir von Brüssel diri-
giert. Es wäre doch besser, wenn wir über das wirkliche
Thema, das europaweit und grenzüberschreitend eine
Rolle spielt, nämlich die Sicherheit, diskutierten. Hier ist
Euratom eine Basis. Entscheidend ist aber doch, dass wir
das europapolitisch nach vorne stellen und nicht die
Kleinigkeiten, die von Brüssel aus ganz gerne auf uns
einwirken sollen.

– Ja, das muss man hier halt auch immer und immer wie-
der sagen. Fahren Sie doch einmal in den Schwarzwald
und diskutieren Sie dort mit der Kreisvorsitzenden der
Grünen, warum sie gegen das große Speicherkraftwerk
ist. Das wäre eine spannende Sache. Dadurch könnten
Sie einen größeren Beitrag zur Energiewende in
Deutschland leisten als durch solche Schaufensteran-
träge.

In diesem Sinne: Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Das halte ich für viel entscheidender, als dass Sie uns hier laufend mit demselben Antrag bombardieren, der sich immer nur in Nuancen von dem unterscheidet, was Sie hier kurz vorher vorgetragen haben. (Zuruf von der SPD: Immer diese militärische Sprache! – Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist das erste Mal, Herr Nüßlein!)


Das ist nicht erbaulich. Ich hätte mir gewünscht, dass Sie
dieses Thema ein bisschen konstruktiver begleiten wür-
den.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Noch konstruktiver? Wo ist denn Ihr konstruktiver Beitrag?)


Gerne kann man mit den Nachbarländern über die
Frage diskutieren, wie es mit der europäischen Kern-
energie weitergeht. Ich sage Ihnen aber auch: Sie werden
unserem Beispiel nur folgen, wenn wir zeigen können,
dass man auf der einen Seite sukzessive aus der Kern-
energie aussteigen und auf der anderen Seite Wachstum
und Wohlstand sichern kann.


(René Röspel [SPD]: Mit einer anderen Regierung können wir das!)


Hier können Sie Ihren Beitrag leisten. Ich konstatiere
aber, dass Sie sich sonst, wenn es konkret wird, üblicher-
weise immer nur sperren. Immer dann, wenn es um Spei-
cherkraftwerke, Netze, Windräder und andere Dinge
geht,


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


immer dann, wenn es konkret wird, sind Sie nicht dabei.
Sie verkünden hier das Allgemeine und sperren sich im
Konkreten.


(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es fehlt noch das Moratorium, auch ein gutes Stichwort!)


D

je
w
u
w
g

F

E
s
s

F
d
lo
W
w
ti
S
n

S

d
e

s

(D Viola von Cramon-Taubadel [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Eine einzige neue Idee bitte!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1714012900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
rucksache 17/7670 an die in der Tagesordnung aufge-
hrten Ausschüsse vorgeschlagen. Die Federführung ist
doch strittig. Die Fraktionen der CDU/CSU und FDP
ünschen Federführung beim Ausschuss für Wirtschaft
nd Technologie. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
ünscht Federführung beim Ausschuss für die Angele-
enheiten der Europäischen Union.

Ich lasse zuerst über den Überweisungsvorschlag der
raktion Bündnis 90/Die Grünen abstimmen, also Feder-
hrung beim Ausschuss für die Angelegenheiten der
uropäischen Union. Wer stimmt für diesen Überwei-
ungsvorschlag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält
ich? – Der Überweisungsvorschlag ist abgelehnt.

Ich lasse nun über den Überweisungsvorschlag der
raktionen der CDU/CSU und FDP abstimmen, also Fe-
erführung beim Ausschuss für Wirtschaft und Techno-
gie. Wer stimmt für diesen Überweisungsvorschlag? –
er stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Der Über-
eisungsvorschlag ist mit den Stimmen der Unionsfrak-
on, der FDP-Fraktion und der SPD-Fraktion gegen die
timmen der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bünd-
is 90/Die Grünen angenommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
chluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Dienstag, den 22. November 2011, 10 Uhr,
in.

Ich wünsche Ihnen im Rahmen der Möglichkeiten ein
chönes Wochenende.

Die Sitzung ist geschlossen.