Protokoll:
16177

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 177

  • date_rangeDatum: 19. September 2008

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 12:36 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/177 Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ute Berg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Lötzer (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Laurenz Meyer (Hamm) (CDU/CSU) . . . . . . Annette Faße (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Steffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Bernhardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18875 D 18877 C 18879 D 18881 A 18883 C 18885 A 18886 A 18887 D 18888 D 18891 A 18909 A 18910 D 18911 C 18912 C 18914 C 18915 A 18916 A Deutscher B Stenografisch 177. Sitz Berlin, Freitag, den 19 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009) (Drucksache 16/9900) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012 (Drucksache 16/9901) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 09 Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Michael Glos, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D O J D J D O P D 18873 A 18873 B 18873 B undestag er Bericht ung . September 2008 t : Schlussrunde Haushaltsgesetz 2009 r. Hans-Ulrich Krüger (SPD) . . . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ochen-Konrad Fromme (CDU/CSU) . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gesine Lötzsch (DIE LINKE) . . . . . . . . . 18892 B 18893 D 18896 D 18898 B 18900 D 18901 A 18901 C 18904 A 18908 C Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. September 2008 18873 (A) ) (B) ) 177. Sitz Berlin, Freitag, den 19 Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. September 2008 18915 (A) ) (B) ) Dr. Jung, Franz Josef CDU/CSU 19.09.2008 Dr. Keskin, Hakki DIE LINKE 19.09.2008* Kipping, Katja DIE LINKE 19.09.2008 Dr. Solms, Hermann Otto FDP 19.09.2008 Dr. Stadler, Max FDP 19.09.2008 Anlage 1 Liste der entschuldigt Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 19.09.2008 Dr. Akgün, Lale SPD 19.09.2008 Beckmeyer, Uwe SPD 19.09.2008** Binder, Karin DIE LINKE 19.09.2008 Brüning, Monika CDU/CSU 19.09.2008 Bulling-Schröter, Eva DIE LINKE 19.09.2008 Dr. Bunge, Martina DIE LINKE 19.09.2008 Caspers-Merk, Marion SPD 19.09.2008 Dr. h.c. Erler, Gernot SPD 19.09.2008 Freitag, Dagmar SPD 19.09.2008 Gerster, Martin SPD 19.09.2008 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.09.2008 Griefahn, Monika SPD 19.09.2008 Gruß, Miriam FDP 19.09.2008 Hänsel, Heike DIE LINKE 19.09.2008 Haustein, Heinz-Peter FDP 19.09.2008 Heilmann, Lutz DIE LINKE 19.09.2008 Heller, Uda Carmen Freia CDU/CSU 19.09.2008 Hill, Hans-Kurt DIE LINKE 19.09.2008 Höger, Inge DIE LINKE 19.09.2008 Hoffmann (Wismar), Iris SPD 19.09.2008 Dr. Hofreiter, Anton BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.09.2008 K K K K L L L L L L M M M N O R R R S S A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten noche, Monika DIE LINKE 19.09.2008 örper, Fritz Rudolf SPD 19.09.2008 otting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.09.2008 ramer, Rolf SPD 19.09.2008 afontaine, Oskar DIE LINKE 19.09.2008 enke, Ina FDP 19.09.2008 eutert, Michael DIE LINKE 19.09.2008 eutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 19.09.2008 ink (Heilbronn), Michael FDP 19.09.2008** ips, Patricia CDU/CSU 19.09.2008 eierhofer, Horst FDP 19.09.2008 öller, Kornelia DIE LINKE 19.09.2008 üller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 19.09.2008 itzsche, Henry fraktionslos 19.09.2008 tto (Frankfurt), Hans- Joachim FDP 19.09.2008 aidel, Hans CDU/CSU 19.09.2008** ohde, Jörg FDP 19.09.2008 oth (Esslingen), Karin SPD 19.09.2008 chmidbauer, Bernd CDU/CSU 19.09.2008 chmidt (Eisleben), Silvia SPD 19.09.2008 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 18916 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. September 2008 (A) ) (B) ) * für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates ** für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE Anlage 2 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 846. Sitzung am 4. Juli 2008 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen: – Gesetz zur Neuregelung des Wohngeldrechts und zur Änderung des Sozialgesetzbuches – Fünftes Gesetz zur Änderung des Dritten Buches Sozialgesetzbuch – Verbesserung der Ausbil- dungschancen förderungsbedürftiger junger Menschen – Achtes Gesetz zur Änderung des Gemeinde- finanzreformgesetzes – Gesetz zur verbesserten Einbeziehung der selbstge- nutzten Wohnimmobilie in die geförderte Alters- vorsorge (Eigenheimrentengesetz – EigRentG) – Gesetz zur Änderung des Bevölkerungsstatistik- gesetzes – Gesetz zur Ergänzung der Bekämpfung der Geld- wäsche und der Terrorismusfinanzierung (Geldwä- schebekämpfungsergänzungsgesetz – GwBekErgG) – Gesetz zur Einführung der nachträglichen Siche- rungsverwahrung bei Verurteilungen nach Ju- gendstrafrecht – Gesetz zu den Protokollen vom 12. Februar 2004 zur Änderung des Übereinkommens vom 29. Juli 1960 über die Haftung gegenüber Dritten auf dem Gebiet der Kernenergie in der Fassung des Zu- satzprotokolls vom 28. Januar 1964 und des Pro- – – – – – – – – – – – – ß r i r s u Staffelt, Grietje BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.09.2008 Dr. Stinner, Rainer FDP 19.09.2008 Stokar von Neuforn, Silke BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 19.09.2008 Veit, Rüdiger SPD 19.09.2008 Wegener, Hedi SPD 19.09.2008** Wellmann, Karl-Georg CDU/CSU 19.09.2008** Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 19.09.2008 Zeil, Martin FDP 19.09.2008 Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich (C (D tokolls vom 16. November 1982 und zur Ände- rung des Zusatzübereinkommens vom 31. Januar 1963 zum Pariser Übereinkommen vom 29. Juli 1960 über die Haftung gegenüber Dritten auf dem Gebiet der Kernenergie in der Fassung des Zu- satzprotokolls vom 28. Januar 1964 und des Pro- tokolls vom 16. November 1982 (Gesetz zu den Pariser Atomhaftungs-Protokollen 2004) Gesetz zur Änderung haftungsrechtlicher Vor- schriften des Atomgesetzes und zur Änderung sonstiger Rechtsvorschriften Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich (Erneuerbare-Energien-Wärme- gesetz – EEWärmeG) Gesetz zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopp- lung Gesetz zur Öffnung des Messwesens bei Strom und Gas für Wettbewerb Erstes Gesetz zur Änderung des Seelotsgesetzes Gesetz zu dem Abkommen vom 8. November 2007 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Saudi-Arabien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steu- ern vom Einkommen und vom Vermögen von Luftfahrtunternehmen und der Steuern von den Vergütungen ihrer Arbeitnehmer Gesetz zu dem Abkommen vom 24. September 2005 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate über die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich Gesetz zu dem Fakultativprotokoll vom 18. De- zember 2002 zum Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder er- niedrigende Behandlung oder Strafe Viertes Gesetz zur Änderung des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch Gesetz zur Modernisierung der Rahmenbedin- gungen für Kapitalbeteiligungen (MoRaKG) Gesetz zur Begrenzung der mit Finanzinvestitio- nen verbundenen Risiken (Risikobegrenzungsge- setz) Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Erneuer- baren Energien im Strombereich und zur Ände- rung damit zusammenhängender Vorschriften Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: Der Bundesrat teilt die Auffassung der Bundesregie- ung, dass die bewusste Aufteilung von Biogasanlagen n mehrere Einheiten zum Zwecke der Erlangung höhe- er Vergütungen dem Gesetzeszweck des EEG wider- pricht. Er verweist allerdings auf die Sorge vieler Investoren nd Betreiber bereits mehrere Jahre bestehender Biogas- Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. September 2008 18917 (A) ) (B) ) anlagen, der Anlagenbegriff des § 19 EEG n. F. verän- dere sich in einer Weise, die beträchtliche negative wirt- schaftliche Folgen nach sich zöge und den Erfolg der Investitionen im Nachhinein gefährde. Dies kann im In- teresse der entstandenen Arbeitsplätze und des Vertrau- ensschutzes für erfolgte Investitionen nicht gewollt sein. Der Bundesrat hatte in diesem Zusammenhang in seiner Stellungnahme vom 15. Februar 2008 (Bundesratsdruck- sache 10/08 – Beschluss –, Ziffer 27) explizit darum ge- beten, die neue Formulierung des Anlagenbegriffs gemäß § 19 Abs. 1 nicht auf Bestandsanlagen zu erstre- cken. Diesem Wunsch ist die Bundesregierung nicht nachgekommen. Die Bundesregierung hat zu der Problematik im Sach- standsbericht des Bundesumweltministeriums zu § 19 Abs. 1 bestätigt, dass alle bekannten Anlagen von § 19 Abs. 1 ab 2009 so eingestuft würden, wie es bereits nach geltendem Recht der Fall sei. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, die Situation der Anlagen nach In- krafttreten des Gesetzes nochmals zu überprüfen und dem Bundesrat zu berichten. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zu Prüfbitten zur Änderung von Wahlrechts- vorschriften – Drucksachen 16/9253, 16/9517 Nr. 1.3 – Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit der Westeuropäischen Union für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2005 – Drucksachen 16/1246, 16/1476 Nr. 1.5 – – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 23. bis 27. Januar 2006 in Straßburg – Drucksachen 16/1253, 16/1476 Nr. 1.6 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Parla- mentarischen Versammlung der NATO 51. Jahrestagung der Parlamentarischen Versammlung der NATO vom 11. bis 15. November 2005 in Kopenha- gen, Dänemark – Drucksachen 16/1500, 16/1941 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- politik 2006/2007 – Drucksachen 16/7086, 16/7376 Nr. 2 – (C (D – Unterrichtung durch die Delegation der Bundesrepublik Deutschland in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates Tagung der Parlamentarischen Versammlung des Euro- parates vom 25. bis 29. Juni 2007 in Straßburg – Drucksachen 16/8170, 16/8585 Nr. 1 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Evaluierungsbericht der Bundesregierung über die Er- fahrungen und Ergebnisse mit der Regulierung durch das Energiewirtschaftsgesetz – Drucksache 16/6532 – Ausschuss für Gesundheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Spitzenverbände der Krankenkassen zur Evaluation der Ausnahmeregelungen von der Zuzah- lungspflicht – Drucksachen 16/8652, 16/8964 Nr. 2 – Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Erfahrungsbericht 2007 zum Erneuerbare-Energien- Gesetz (EEG-Erfahrungsbericht 2007) – Drucksachen 16/7119, 16/7793 Nr. 1.1 – Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über den Stand der Un- terzeichnung und Ratifikation europäischer Abkom- men und Konventionen durch die Bundesrepublik Deutschland für den Zeitraum Juli 2005 bis Juni 2007 – Drucksachen 16/5375, 16/5682 Nr. 3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Europäischen Parlaments 2006 – Drucksachen 16/5402, 16/5682 Nr. 4 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bilanz der deutschen EU-Ratspräsidentschaft – Europa gelingt gemeinsam – Drucksachen 16/6042, 16/6369 Nr. 1.8 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Euro- mediterranen Parlamentarischen Versammlung Dritte Plenartagung vom 16. bis 18. März 2007 in Tunis – Drucksache 16/8490 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über ihre Bemühungen zur Stärkung der gesetzgeberischen Befugnisse des Europäischen Parlaments 2007 – Drucksachen 16/8607, 16/8814 Nr. 5 – 18918 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 177. Sitzung. Berlin, Freitag, den 19. September 2008 (A) (C) (B) ) – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Euro- mediterranen Parlamentarischen Versammlung Vierte Plenartagung am 26. und 27. März 2008 in Vouliagmeni (Athen), Griechenland – Drucksache 16/9183 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation in der Euro- mediterranen Parlamentarischen Versammlung Zweite Plenartagung am 26. und 27. März 2006 in Brüs- sel (Belgien) – Drucksache 16/9207 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Ratsdokument 13045/07 Drucksache 16/6865 Nr. 1.12 Ratsdokument 13046/07 Drucksache 16/6865 Nr. 1.13 Ratsdokument 13048/07 Drucksache 16/8983 Nr. A.11 Ratsdokument 7154/08 Drucksache 16/8983 Nr. A.12 Ratsdokument 7241/08 Drucksache 16/8983 Nr. A.13 Ratsdokument 7585/08 Drucksache 16/8983 Nr. A.14 Ratsdokument 7979/08 Drucksache 16/9169 Nr. A.7 Ratsdokument 8049/08 Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/8983 Nr. A.2 Ratsdokument 7702/08 Drucksache 16/9169 Nr. A.1 EuB-EP 1681; P6_TA-PROV(2008)0100 Drucksache 16/9169 Nr. A.2 Ratsdokument 8065/08 Drucksache 16/9169 Nr. A.3 Ratsdokument 8167/08 Drucksache 16/9169 Nr. A.4 Ratsdokument 8222/08 Drucksache 16/9169 Nr. A.5 Ratsdokument 8228/08 Finanzausschuss Drucksache 16/9394 Nr. A.3 Ratsdokument 8686/08 Haushaltsausschuss Drucksache 16/8815 Nr. A.11 Ratsdokument 7207/08 Drucksache 16/9394 Nr. A.4 Ratsdokument 8425/08 Drucksache 16/9538 Nr. A.5 Ratsdokument 8934/08 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/5681 Nr. 1.43 Ratsdokument 9860/07 Drucksache 16/6501 Nr. 1.1 EuB-EP 1540; P6_TA-PROV(2007)0326 Drucksache 16/6865 Nr. 1.10 Ratsdokument 13043/07 Drucksache 16/6865 Nr. 1.11 (D Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/8609 Nr. A.8 Ratsdokument 6295/08 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/8135 Nr. A.19 Ratsdokument 5089/08 Drucksache 16/8455 Nr. A.16 Ratsdokument 5862/08 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/8296 Nr. A.5 EuB-EP 1640; P6_TA-PROV(2008)0622 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/4258 Nr. 2.24 Ratsdokument 5261/07 Drucksache 16/4258 Nr. 2.43 Ratsdokument 5204/07 Drucksache 16/4258 Nr. 2.45 Ratsdokument 5214/07 Drucksache 16/4501 Nr. 2.27 Ratsdokument 5666/07 Drucksache 16/5505 Nr. 2.22 Ratsdokument 8754/07 Drucksache 16/7223 Nr. A.12 Ratsdokument 14238/07 Drucksache 16/7393 Nr. A.35 Ratsdokument 14523/07 Drucksache 16/7817 Nr. A.2 EuB-EP 1595; P6_TA-PROV(2007)0472 Drucksache 16/7817 Nr. A.17 Ratsdokument 15694/07 Drucksache 16/7817 Nr. A.18 Ratsdokument 15651/07 Drucksache 16/8135 Nr. A.18 Ratsdokument 16780/07 91, 1 0, T 177. Sitzung Berlin, Freitag, den 19. September 2008 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617700000

Die Sitzung ist eröffnet. Guten Morgen, liebe Kolle-

ginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle herzlich.

Wir schließen heute die erste Lesung der Haushalts-
beratungen – Tagesordnungspunkte 1 a und 1 b – ab:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2009 (Haushaltsgesetz 2009)


– Drucksache 16/9900 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2008 bis 2012

– Drucksache 16/9901 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Am Dienstag haben wir zu Beginn dieser Beratungen
für die heutige Aussprache eine Redezeit von insgesamt
drei Stunden vereinbart.

Wir beginnen die heutigen Beratungen mit dem Ge-

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b
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Redet
schäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Technologie, Einzelplan 9.

Das Wort erhält der Bundesminister Michael Glos.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und
Technologie:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Zuerst die gute Nachricht: Die deutschen Sparer
müssen nicht um ihr Geld bangen; die Sicherungsein-
richtungen der deutschen Banken sind nach wie vor in-
takt. Wir sind derzeit in einer Banken- un
marktkrise, die vor allen Dingen in den U
Großbritannien Dimensionen erreicht hat, mit
sere Generation noch nie konfrontiert war. Es

(C (D ung . September 2008 0 Uhr en Dingen eine Krise, getrieben von Gier und Maßlosigeit. Alle Alarmsignale wurden überhört. Die Party urde gefeiert, ohne Rücksicht auf die, die das mögli herweise zahlen müssen. Bundeskanzlerin Merkel hat u Recht gefordert – das war die deutsche Haltung beim -8-Gipfel in Heiligendamm –, dass die Hedgefonds ontrolliert werden, das heißt, dass alles transparenter ird. Man hat nämlich überhaupt nicht gewusst, welche isiken sich auftürmen. Durch verantwortungsvolles Handeln von Aufsichtsehörden und Zentralbanken rund um den Globus ist ittlerweile umsichtig reagiert und verhindert worden, ass die Krise noch stärkere Ausmaße annimmt. All dies eigt: Die aktuellen Turbulenzen sind kein singuläres Erignis, nach dem wir alsbald wieder zur Tagesordnung bergehen können. Außerdem zeigt es: Nur entschlossees Handeln sichert Vertrauen, und ohne Vertrauen sind unktionsfähige Finanzmärkte und eine stabile Wirtchaft nicht denkbar. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das gilt vor allen Dingen für Deutschland. Der Ver-
altungsrat der Kreditanstalt für Wiederaufbau hat sich
estern mit den Konsequenzen aus dem Fall Lehman

ext
Brothers beschäftigt. Mein Kollege Peer Steinbrück und
ich haben mit den Verwaltungsratsmitgliedern in einer
vertrauensvollen Zusammenarbeit gestern Entscheidun-
gen getroffen und erste Konsequenzen gezogen. Die bei-
den zuständigen Vorstandsmitglieder wurden bis zur
endgültigen Klärung des Vorfalls suspendiert, ebenso der
für Risikokontrolle zuständige Bereichsleiter. Darüber
hinaus wird die KfW die Geschäftsabläufe und die Auf-
bauorganisation, vor allem das Risikomanagement, einer
intensiven und kritischen Prüfung unterziehen.

Ich bin der festen Überzeugung: Wir müssen alles
tun, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen.

bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ntlichem Geld muss man vorsichtig um-
icht das Geld der Spekulanten, das hier
d Finanz-
SA und in
denen un-
war vor al-


(Beifall Gerade mit öffe gehen. Es ist n Bundesminister Michael Glos verbrannt worden ist, sondern es ist Geld, das uns allen gehört. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben doch die Verantwortung für die Entscheidungen!)





(A) )


(B) )


– Ich kann Sie nicht verstehen. Wollen Sie wieder Frau
Schaeffler enteignen, oder um was geht es hier?


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Lenken Sie nur ab von Ihrer Verantwortung!)


Wir in Deutschland und Europa haben diese Krise
nicht ausgelöst; doch sie berührt auch uns. Wir müssen
uns vor allen Dingen um die produzierende Wirtschaft
kümmern und alles tun, dass sie ausreichend mit Geld
und Krediten versorgt wird; denn wir sind das dritt-
stärkste Industrieland der Welt. Die Menschen in
Deutschland leben in starkem Maße von der industriel-
len Produktion und allem, was sich darum herumrankt.

Die Krise zieht natürlich auch die Konjunkturindika-
toren ein Stück nach unten. Unsere Wirtschaft ist hoch-
gradig in die Weltwirtschaft eingebunden. Davon haben
wir in den letzten drei Jahren profitiert, und zwar erheb-
lich. Es wird jetzt kaum möglich sein, sich von nega-
tiven Entwicklungen auf den Weltmärkten abzukoppeln.
Die immer noch von den USA dominierte Weltwirt-
schaft muss eine Reinigungs- und Anpassungsphase hin-
ter sich bringen.

Die aktuelle Krise ist das Spiegelbild vorangegange-
ner Übersteigerungen. Jahrelang haben einige am Immo-
bilienboom, vor allen Dingen in den USA, massiv ver-
dient und gutgläubige Anleger mit unsicheren
Finanzprodukten „beglückt“. Nun herrscht weltweit Ka-
terstimmung. Es zeigt sich wieder einmal, dass Einkom-
men und Gewinn auf die Dauer nur durch harte Arbeit
und unternehmerische Initiative zu erzielen sind.

In Deutschland haben wir diese Grundregel nie ver-
gessen. Wir haben sie gerade in den letzten Jahren sehr
beachtet. Unsere Unternehmen haben ihre Wettbewerbs-
fähigkeit in den letzten Jahren kräftig steigern können.
Die Bilanzen sind fast überall solide. Auch das ist eine
gute Nachricht. Die strukturelle Widerstandsfähigkeit
der deutschen Wirtschaft ist gestiegen. Das kommt uns
jetzt zugute, wenn es darum geht, Folgeschäden der in-
ternationalen Entwicklung zu verkraften, und wir wer-
den sie verkraften müssen.

Der Export wird das Wachstum nicht mehr im glei-
chen Maße wie bisher stützen, obwohl auch hier wieder
positive Zeichen zu sehen sind. Ich nenne nur die Stich-
worte „Euro-Dollar-Kurs-Entwicklung“ und „rückläu-
fige Ölpreise“; von letzteren verspreche ich mir natürlich
auch positive Effekte.

Umso wichtiger ist es, die eigenen Wachstumspfeiler
zu stärken, also vor allem betriebliche Investitionen und
Strukturverbesserungen weiter voranzutreiben sowie die
private Nachfrage zu stärken.

Damit wir die aktuelle Wachstumsschwäche überwin-
den, müssen alle Akteure, die Verantwortung tragen,

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(C (D itziehen. Von den Tarifpartnern erwarte ich Augenaß bei den Lohnabschlüssen. Ich habe großes Ver tändnis für die Forderungen der Arbeitnehmer, aber was ir in Deutschland nicht erwirtschaftet haben, können ir nicht zusätzlich verteilen. Die hohen Energieund ohstoffpreise haben bewirkt, dass sehr viel von dem, as von deutschen Arbeitnehmern erarbeitet worden ist, us Deutschland abgeflossen ist. Was draußen ist – wir aben keine geschlossene Volkswirtschaft mehr –, könen wir nicht in Deutschland zusätzlich verteilen. Desegen muss die Wirtschaftsund Finanzpolitik dafür orgen, dass von den Löhnen und Einkommen ein fairer nteil für den privaten Konsum übrig bleibt, nachdem teuern und Abgaben abgezogen sind. Ich verstehe gut die Freude über unerwartete Steuerehreinnahmen. Ich glaube, sie eint uns alle. Unser Geeinwesen steht dadurch besser da. Aber es ist auch eld, das an anderer Stelle fehlt, nämlich beim Verbrau her, beim Mittelstand und beim Handel. Verbraucher nd Unternehmen haben einen Anspruch darauf, mög ichst viel von dem zu behalten, was sie hart verdient haen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


er Entlastung von Steuern und Abgaben als Verbren-
en von öffentlichen Geldern bezeichnet, verwechselt
ntstehung und Verwendung. Das müssen wir immer im
uge behalten.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich will, dass wir eine konjunkturgerechte, bürger-
reundliche Wachstumspolitik pflegen. Ein wirksames
ignal wäre eine dauerhafte Senkung von Steuern und
bgaben, sobald es möglich ist, insbesondere für den
reiten Mittelstand. Dazu rechne ich die Beamten und
acharbeiter in allererster Linie. Vor allen Dingen ist ein
ichtiges Signal, dass wir den Beitragssatz zur Arbeits-

osenversicherung weiter senken:


(Beifall bei der CDU/CSU)


on 3,3 auf 2,8 Prozent. Das muss drin sein.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sagt Ihr Koalitionspartner dazu? – Weitere Zurufe)


Ich stütze nicht Ihre Politik. Ich kann Sie akustisch
uch gar nicht verstehen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Das hat die Bundeskanzlerin abgelehnt!)


Nein. Sie werden das alles noch erleben.


(Lachen der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE] – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Was werden wir erleben?)


Sie werden erleben – damit das ganz klar ist –, dass die
anzlerin hier mitmacht.


(Beifall des Abg. Thomas Oppermann [SPD])


Ich unterstütze selbstverständlich die Forderung der
DU/CSU-Bundestagsfraktion; denn es ist vernünftig,






(A) )



(B) )


Bundesminister Michael Glos
ein Gesamtentlastungspaket von 10 Milliarden Euro, das
Beitragssenkungen und andere Verbesserungen enthält,
auf den Weg zu bringen. Ich stehe selbstverständlich
auch hinter den Forderungen meiner Partei nach weite-
ren Entlastungsschritten in der nächsten Legislaturperi-
ode. Dahinter steckt ein durchdachter Plan.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glaubt Ihnen keiner in Bayern!)


Auch in diesem Punkt ist Ihr Ausspruch, Frau Bundes-
kanzlerin, richtig – ich zitiere –:

Der Bund muss erstmal dahin kommen, wo Bayern
heute schon ist.

Ich hoffe, dass sich das auch bei den geplanten Maßnah-
men bewahrheitet.


(Beifall bei der CDU/CSU – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nach der Rede steht die CSU bei 46 Prozent! Ein weiterer Prozentpunkt verschenkt!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir müssen
einen Ausgleich der inflationsbedingten Progressions-
wirkung bei den Steuern so bald wie möglich sicherstel-
len. Das steht nicht im Widerspruch zu unseren Konsoli-
dierungsbemühungen, sondern ist eine entscheidende
Voraussetzung für einen dauerhaften Haushaltsaus-
gleich. Nur wenn wir dem Wachstum Raum geben, sind
auch Einnahmen des Staates bzw. der öffentlichen Hand
und damit deren Ausgaben gesichert.

Um das Wachstum dauerhaft zu stärken, brauchen wir
eine Zukunftsorientierung der öffentlichen Ausgaben.
Das geschieht auch in meinem Haushalt, indem zum
Beispiel die Fördermaßnahmen für Altindustrien auslau-
fen – ich nenne die Steinkohleförderung – und stattdes-
sen Wachstumsfelder zusätzlich gefördert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte noch ein Letztes zu den Voraussetzungen
für dauerhaftes Wachstum in einem Industrieland wie
Deutschland sagen: Hierzu gehört eine preiswerte, si-
chere und klimafreundliche Energieversorgung aus ei-
nem Energiemix, sodass Energie vor allen Dingen auch
für die energieintensiven Industrien bezahlbar bleibt.
Hier geht es nicht um diejenigen, die Anteilseigner der
Firmen sind, sondern in allererster Linie um die Arbeits-
plätze in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deswegen beschäftigt mich die Entwicklung der Ener-
giepreise ganz besonders. Wir müssen uns hier künftig
noch besser aufstellen.

Ich meine, dass wir um den Weiterbetrieb der siche-
ren deutschen Kernkraftwerke auf absehbare Zeit nicht
umhinkommen. Ich bin selbstverständlich dafür – hier
werden mir immer falsche Vorhaltungen gemacht –, dass
wir Energieeffizienz fördern, dass wir Energie einsparen
und moderne Technologien fördern. Wir tun das. Ich
habe unlängst erst die größte Windenergiemesse der
Welt in Husum eröffnet. Ich weiß, dass 70 bis 80 Prozent

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(C (D er Produkte in den Export gehen. Ich werbe bei meinen eisen für diese Produkte; stets nehmen Anbieter dieser echnologien daran teil. Ich halte das industriepolitisch ür ungeheuer sinnvoll. (Zuruf von der SPD: Das ist ein echter Fortschritt!)


ir müssen aber der Entwicklung auch Raum und Zeit
eben und dürfen nicht zwischenzeitlich Arbeitsplätze
efährden


(Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben aber keine Zeit mehr!)


nd vor allen Dingen nicht die Geldbeutel der Verbrau-
her stärker belasten, als es sein muss, weil ansonsten
ieses Geld im Inlandskreislauf fehlt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Ich möchte noch eine Ermahnung aussprechen: Wir
aben innerhalb der Bundesregierung – ich muss aus-
ahmsweise den Kollegen Gabriel loben –


(Lachen bei der FDP)


inen guten Kompromiss beim Emissionshandel gefun-
en, den wir auch in Brüssel durchsetzen wollen. Dort
at man ja sehr viel weniger Verständnis für die deutsche
ndustrie, als es naturgemäß bei uns der Fall ist. Viele
ndere Länder sind ja entindustrialisiert und haben für
nsere Forderungen kein Verständnis. Deshalb muss bei
en Verhandlungen über die Zuteilungsquoten für die
ächste Emissionshandelsperiode die energieintensive
ndustrie ausgenommen werden. Wenn man sie nämlich
inbeziehen würde, wäre das nicht nur zum Schaden
eutschlands, sondern zum Schaden von ganz Europa.
ie Produktion würde dann nämlich an andere Orte in
er Welt verlagert; dort würde dafür sehr viel mehr Ener-
ie verbraucht und die Umwelt stärker geschädigt, als es
ei uns der Fall ist. Zugleich würden bei uns die Arbeits-
lätze verloren sein. Wir müssen deshalb Einigkeit im
anzen Haus darüber erzielen, um die Europäische
nion ein Stück weit in die Schranken zu weisen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bedanke
ich bei all den Seiten dieses Hauses, die eine Politik

er Vernunft und des Augenmaßes unterstützen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617700100

Rainer Brüderle ist der nächste Redner für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1617700200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nach drei

ahren konjunkturellem Sonnenschein in Deutschland






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
muss die Bundesregierung jetzt im Abschwung ihre Fä-
higkeiten als Krisenmanager beweisen. Es ist allerdings
ein Irrglaube, zu meinen, man könnte die Wirtschaft
steuern und Konjunkturschwankungen abschaffen. Das
musste schon einmal eine Große Koalition erfahren.
Seitdem sind antizyklische Maßnahmen zur Konjunktur-
steuerung nur noch im Gespräch, wenn man Schulden
machen will. Haushaltsüberschüsse aus guten Zeiten
sind in den vergangenen 30 Jahren unrealistisches
Wunschdenken geblieben; sie wurden nie erreicht.

Worüber hier im Parlament zu reden ist, ist nicht die
Tatsache, dass wir uns im Abschwung befinden. Das
kommt in der Wirtschaft von Zeit zu Zeit vor; das kann
man gar nicht vermeiden. Wir müssen über die Tatsache
reden, dass die Bundesregierung nicht rechtzeitig für
diesen Fall vorgesorgt und Maßnahmen ergriffen hat.


(Beifall bei der FDP)


Im Mittelstandsland Deutschland muss sich der Mit-
telstand von der Bundesregierung verschaukelt vorkom-
men.


(Zuruf von der CDU/CSU: Na, na!)


Man hat fast das Gefühl, die schwarz-rote Regierung
hätte ein systematisches Programm zur Schwächung des
deutschen Mittelstands aufgelegt.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


Schon kurz nach der letzten Bundestagswahl wurde das
Immunsystem des Mittelstands durch die größte Steuer-
erhöhung in der Geschichte der Republik geschwächt.
Bei der drastischen Mehrwertsteuererhöhung darf man
sich nicht wundern, wenn der private Konsum, der zwei
Drittel der Nachfrageseite ausmacht, nicht anspringt,
wenn die Menschen ihr Geld zusammenhalten und somit
nicht durch mehr Nachfrage die Wirtschaft stützen.

Die Sozialabgaben für Unternehmen und Arbeitneh-
mer sind nicht – wie versprochen – dauerhaft unter
40 Prozent gesunken. Der Zwangsgesundheitsfonds wird
im kommenden Jahr eine Erhöhung der Krankenkassen-
beiträge und zusätzliche Belastungen bringen. Die Büro-
kratie ist in einem höchst bescheidenen und fast zu ver-
nachlässigenden Maß abgebaut worden. Allein die
Vorverlegung der Erhebung der Sozialversicherungsbei-
träge auf den Monatsersten hat eine Zusatzbelastung von
4 Milliarden Euro ausgelöst. Dagegen ist eine Entlastung
von 60 Millionen Euro ein Witz.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig! – Zuruf von der CDU/CSU: Welche Gesundheitsleistung wollen Sie als FDP im Gesundheitswesen ausgrenzen?)


4 Milliarden Euro draufzuknallen und 60 Millionen Euro
zu geben, ist ein schlechtes Geschäft.


(Beifall bei der FDP – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: 1,8 Milliarden Entlastung!)


Die Bundesregierung hat der Wirtschaft die Schutz-
jacke der Mittelstandsförderung dank der Ausflüge der
KfW in die private Bankenwelt schon halb ausgezogen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Leider wahr!)


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(C (D err Minister Glos, Sie haben versprochen, dass das RP-Fördervolumen auch nach der Übertragung auf die fW vollständig erhalten bleibt. (Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Dazu hat er heute nichts gesagt!)


önnen Sie diese Garantie heute vor diesem Parlament
estätigen? – Diese Frage muss gestellt werden.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Richtig! Das wurde bislang nicht beantwortet!)


Mit den Platzhaltergeschäften bei Post, Telekom und
ADS wurde die KfW von einer Förderbank zu einem
ktienfonds. Mit dem IKB-Abenteuer wurde sie zu ei-
em Hegdefonds, und in den vergangenen Tagen hatte
an den Verdacht, dass sie zu einer Art Spielkasino
urde.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das kann man wohl sagen! – Zuruf von der CDU: Das ist dummes Zeug!)


er Mittelstand darf nicht die Zeche für die Aktivitäten
es Staates im Banksektor zahlen müssen.


(Beifall bei der FDP)


Die angeblich aktive Rolle der Bundesregierung bei
er Bewältigung der internationalen Finanzkrise sieht
ehr bescheiden aus. Als die Finanzmärkte bei dem G-7-
rühjahrstreffen der Finanzminister und des IWF im
pril letzten Jahres international zu einem politischen
hema wurden, war der Bundesfinanzminister auf Sa-

ari. Es muss offensichtlich eine hohe Bedeutung gehabt
aben, sich um die Angelegenheit zu kümmern, wenn
an lieber auf Safari geht, statt beim IWF tätig zu sein.

Meine Damen und Herren, es geht so weiter. Als Me-
izin verordnet die Bundesregierung jetzt ausgerechnet
ine mittelstandsfeindliche Vergaberechtsnovelle. Die
ffentlichen Unternehmen werden bevorzugt, und pri-
ate Handwerker werden aus dem Markt gedrängt. Der
nergiepreis wird vom Staat künstlich hoch gehalten,
dem durch die Kraft-Wärme-Kopplung und das Erneuer-

are-Energien-Gesetz Subventionstatbestände fortgeführt
erden. Da helfen auch keine Konjunkturprogramme in
orm von Kühlschrank- oder Neuwagensubventionen.
eue Ausgabenprogramme helfen überhaupt nicht wei-

er, auch dann nicht, wenn sie im Kostüm des Klima-
chutzes daherkommen.

Fatal ist die ungeklärte Situation bei der Erbschaft-
teuer.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


ie Erbschaftsteuer ist eine Riesenbelastung für Fami-
ienunternehmen, für die mittelständische Wirtschaft.
ier muss Klarheit sein; hier muss Entlastung stattfin-
en. Am besten wäre es, die Erbschaftsteuer komplett
bzuschaffen. Übertragen Sie wenigstens die Kompetenz
uf die Bundesländer, sodass der föderale Wettbewerb
iejenigen, die mutiger sind, nach vorne bringt! Die Mit-
elständler müssen nicht nach Österreich oder in ein an-






(A) )



(B) )


Rainer Brüderle
deres Land gehen, sondern können in Deutschland blei-
ben, wenn der Mittelstand durch die Abschaffung der
Erbschaftsteuer gefördert wird.


(Beifall bei der FDP – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie reden wie die CSU! Herr Brüderle hält hier CSU-Reden!)


Die wachstumsfeindlichen Maßnahmen der Bundes-
regierung – Steuererhöhung für den Mittelstand, Min-
destlöhne, Gesundheitsreform, Antidiskriminierungsge-
setz – haben weit mehr Belastungen für den Mittelstand
gebracht, als die Förderprogramme an Entlastung brin-
gen. Hier wäre der Bundeswirtschaftsminister als ord-
nungspolitisches Gewissen gefordert, sich dem entge-
genzustellen. Wenn er sagt, von Bayern zu lernen, heiße
für die Bundesregierung, besser zu werden, dann soll er
das auch umsetzen. Die Bayern haben die Steuerentlas-
tung kurz vor der Wahl entdeckt. Das heißt, es sind nicht
gerade Initiativworte des Wirtschaftsministers, endlich
die Entlastung durchzuführen, damit Luft zum Investie-
ren ist, Luft, voranzukommen, neue Arbeitsplätze zu
schaffen und vorhandene zu halten.

Ein Teil des Erfolgs der letzten drei Jahre war die
Steuerreform von 2000, die damals dank des Vermitt-
lungsausschusses und auch dank unserer Stimme aus
Rheinland-Pfalz möglich gemacht wurde. Es dauert län-
gere Zeit, bis die Wirkungen das Wirtschaftsgeschehen
nachhaltig beeinflussen und ein Stück voranbringen kön-
nen; deshalb wäre es überfällig, die Steuerreform auf
den Weg zu bringen. Aber all das geschieht nicht. Wir
beschäftigen uns mit Nebenpunkten. Es gibt tolle Erklä-
rungen, aber die wahren Weichenstellungen erfolgen
nicht.

Was wir jetzt an den Finanzmärkten erleben, ist letztlich
Teil eines Verfalls der ordnungspolitischen Verhaltenswei-
sen und des klaren Kurses in der Wirtschaftspolitik. Wir
erleben es bei der Konzentration in der Energiewirt-
schaft. Da wird Monopoly gespielt, und wir wundern
uns, wenn die Energiepreise nicht entsprechend reagie-
ren und die Benzinpreise, selbst wenn die Rohölpreise
sinken, trotzdem oben bleiben. Das hat etwas mit Markt-
strukturen zu tun. Da sind Dinge nicht in Ordnung. Im
Bankenbereich hat es damit zu tun, dass die Aufsicht
nicht funktioniert, dass offensichtlich auch die Verwo-
benheit des Staates mit Teilen des Bankensektors nicht
funktioniert. Es ist doch bemerkenswert, dass die Lan-
desbanken, die öffentlich-rechtlichen Banken, ganz vorn
sind bei den Fehlentscheidungen,


(Beifall bei der FDP)


bei der Misswirtschaft und beim Aufkauf von miserablen
amerikanischen Wertpapieren, den Subprime-Papieren.
Da sind die Strukturen nicht in Ordnung.

Unsere Debatte muss darüber geführt werden, wie wir
die soziale Marktwirtschaft wieder zur Wirkung brin-
gen und wie deren Prinzipien wieder Beachtung finden.
Schon die Gründungsväter, Eucken und andere, haben
darauf hingewiesen, dass es schiefgeht, wenn nicht zwei
Dinge beachtet werden: Eine zu hohe Konzentration
muss vermieden werden, denn sonst kann die Wirtschaft
nicht funktionieren, und es muss vermieden werden,

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(C (D ass der Staat – Eucken nannte es Punktualismus – zuunsten einzelner Unternehmen in das Marktgeschehen ingreift; Holzmann war der klassische Fall. Wir sind, wenn wir nicht eine Kurskorrektur im arktwirtschaftlichen Denken, eine Renaissance der so ialen Marktwirtschaft anpacken, voll dabei, diese Beürchtung der Gründungsväter der sozialen Marktwirtchaft Realität werden zu lassen. Wir stemmen uns agegen. Machen Sie mit! Noch gibt es eine Chance, den urs zu ändern. Das Wort erhält nun der Kollege Ludwig Stiegler für ie SPD-Fraktion. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wir befin en uns inmitten eines Prozesses, in dem wir unsere alte iskussion über Staat und Markt praktisch beobachten önnen. Wir Sozialdemokraten haben seit dem Godeserger Programm den Grundsatz: So viel Markt wie öglich, so viel Staat wie nötig. Jetzt sehen wir, gerade n den Diskussionen der letzten Jahrzehnte, dass alle iejenigen, die den Staat aus der Regulierung vertreiben ollten, heute vor den Scherben ihrer Politik stehen. lle Liberalen, innerhalb und außerhalb der FDP, haben egen die Regulierung durch den Staat gekämpft. Heute ind sie diejenigen, die die Trauermärsche anführen. (Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist doch gar nicht zutreffend!)


(Beifall bei der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617700300

(Beifall bei der SPD)

Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1617700400

o schnell kann man nicht vom Sünder zum Proselyten
erden in diesem Bereich.

All die stolzen Banker – erinnern Sie sich an die
ictory-Zeichen – haben sich als die wahren Wertschöp-

er dieses Jahrhunderts dargestellt.


(Jan Mücke [FDP]: Wem gehört denn die KfW? – Ulrike Flach [FDP]: Die sind doch gar nicht betroffen, Herr Stiegler!)


ie haben sich als diejenigen gezeigt, auf die man hören
uss. Der Staat sollte möglichst weit weg bleiben. Wenn

eute der Staat und die Zentralbanken nicht wären, dann
ären all diese wertvollen und erfolgreichen Typen weg.
ann wäre alles verbrannt. Die Finanzmärkte würden

ich selber kannibalisieren. Jetzt ist der Staat der Lender
f Last Resort. Wir sagen diesen Typen: Ihr habt einmal
o gewirtschaftet, wie ihr wolltet. Nie wieder! Wir wer-
en euch auf die Finger schauen.


(Beifall bei der SPD – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Verstaatlichung!)


Da kommen Sie schon wieder mit dem Zuruf „Ver-
taatlichung!“. – Das sind die Leute, die sagen: Der Staat
ollte fernbleiben, wenn es darum geht, den Alltag zu re-
ulieren. – Kaum aber sind Milliarden verbrannt, kaum
ind Millionen Schicksale davon berührt – zum Beispiel






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
im Rahmen der Altersvorsorge –, dann schreit man nach
des Staates Hilfe und sagt dann, wenn er geholfen hat:
Nun geh wieder; nun wollen wir wieder alleine Beute
machen.

Wenn die Weltwirtschaft etwas daraus gelernt hat,
dann müssen jetzt all die guten Vorsätze, die die Bank
für Internationalen Zahlungsausgleich formuliert hat,
auch umgesetzt werden. Noch im April hatte man diese
guten Vorsätze, und die G 7 hat entsprechende Fristen
gesetzt. Je näher es zur Umsetzung kommt, desto zöger-
licher wird man. Wenn man sieht, wie es in Amerika auf
den Finanzmärkten zugeht – wie in einem Westernfilm –,
weiß man, dass die Welt dafür sorgen muss, dass auf den
Finanzmärkten Recht und Ordnung herrschen und nicht
der Wilde Westen.


(Beifall bei der SPD)


Seit 1998 haben sich alle sozialdemokratischen
Finanzminister weltweit bemüht,


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Mit der IKB! – Ulrike Flach [FDP]: Vor allem haben sie Schulden gemacht!)


ohne Unterstützung durch die Liberalen, ohne Unterstüt-
zung durch andere, zum Beispiel durch sogenannte Wis-
senschaftler. Was haben die uns in Frankfurt alles er-
zählt! Sie haben gesagt, dass man die Märkte sich selber
überlassen muss. Was haben die uns alles aufgeschrie-
ben! Dies alles ist belegt und dokumentiert.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ein bisschen mehr Selbstkritik, Herr Stiegler, wäre schon gut!)


Daran werden wir uns deutlich erinnern. Wir bzw. die
Menschen haben hinterher die Folgen zu tragen. Also
werden wir diesen Wilden Westen nie mehr zulassen
können und unseren Beitrag leisten müssen. Ich hoffe,
dass die Staaten auf der IMF-Konferenz im Oktober et-
was tun.

Auch die arroganten Engländer spüren, was sie ange-
richtet haben. Man muss sehen, wie stolz sie vor drei
Jahren argumentiert haben und wie kleinlaut sie jetzt da-
herkommen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Labour!)


Man sollte sich einmal die ganzen Reden ansehen, in
denen wir Deutsche belächelt wurden und der deutsche
Finanzminister als Dorfdepp in der Finanzwirtschaft dar-
gestellt wurde. All diese tollen Typen haben jetzt den Sa-
lat. Jetzt werden wir wieder Ordnung schaffen. Wir hof-
fen, dass wir genügend Unterstützung haben. Es gibt zu
viele, die dafür bitter gezahlt haben.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der arme Tony Blair! Der muss ja gegen Sie verteidigt werden, Herr Stiegler!)


– Da sieht man einmal, wie objektiv wir sind. Wir sehen,
dass selbst ein Blair Blödsinn machen kann und dass wir
hinterher dafür büßen müssen. Da haben wir keine Hem-
mungen.


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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das glaube ich Ihnen unbesehen, dass Sie keine Hemmungen haben, Herr Stiegler!)


Gerade ein Herr Kampeter, der immer mit den Jägern
ejagt hat und jetzt mit den Hasen flüchten will,


(Beifall bei der SPD – Heiterkeit bei der CDU/ CSU und der FDP)


st der Letzte, der uns Belehrungen erteilen kann. Aber
n aller koalitionären pflichtschuldigsten Liebe werden
ir das miteinander ertragen.

Meine Damen und Herren, unsere Hauptaufgabe ist es
etzt, die Realwirtschaft von diesen Ereignissen abzu-
oppeln. Das hat uns am meisten zu beschäftigen. Viele
aben die Konjunkturausblicke bisher immer aus dem
ückspiegel bezogen und gesagt: Na ja, so weit ist es
anz gut gelaufen, das Wachstum ist gekommen. Nun
üssen wir aber miteinander zur Kenntnis nehmen, dass

uf der vor uns liegenden Wegstrecke mancher Baum
mgefallen und manche Straße nicht mehr passierbar ist.
as ist etwas, was uns nicht ruhig lassen kann. Gefragt

st aber nicht Laisser-faire, wie die Liberalen sagen, das
ird der Vater im Himmel schon richten. Wir haben eine
erantwortung für die kommende Entwicklung.

Wenn wir sehen – ich nenne nur eine Branche –, dass
ie Bauwirtschaft bezogen auf das Jahr 2000 im Bereich
es Wohnungsbaus schon heute einen Index-Wert von
nter 50 hat, dann ist klar, dass Handlungsbedarf besteht.
ir haben aber auch Handlungsmöglichkeiten. Wir ha-

en die Chance, die Bruttowertschöpfung zu steigern.
it bescheidenen Einsätzen können wir etwas tun, dass

ie Konjunktur in den Wirtschaftsbereichen, in denen sie
uf die Binnennachfrage angewiesen ist, nicht ab-
chmiert. Wir können wenig tun, was die internationalen
erflechtungen betrifft. Im Bereich der Binnenwirtschaft
önnen wir aber eine ganze Menge tun.

Wir sind die Erfinder des Programms zur energe-
ischen Gebäudesanierung. Wir wollen unsere öffentli-
hen, privaten und gewerblichen Gebäude bis zum
ahr 2020 auf einen energetischen Standard bringen, der
er Situation auf den Weltenergiemärkten und den Not-
endigkeiten des Klimaschutzes angemessen ist. Da-
urch entstehen Wachstum, Beschäftigung und Wert-
chöpfung. Darum sollten wir beim Haushalt die
otwendigen Entscheidungen treffen.


(Beifall bei der SPD)


Wir haben schon Erfolge vorzuweisen. Ich möchte
en Finanzminister ausdrücklich dafür loben, dass er die
ittel für dieses Programm im Sommer binnen 14 Ta-

en um 500 Millionen Euro aufgestockt hat, damit die-
es Programm keinen Fadenriss bekommt. Es hat sich
ezeigt, dass die Nachfrage größer ist, als man bisher ge-
acht hat. Ich bin nicht dafür, dass man dieses Programm
xplosionsartig aufwachsen lässt, sondern dafür, Gesprä-
he mit den beteiligten Kreisen zu führen und das Pro-
ramm auf einen Wachstumspfad zu setzen, der sich
icht auf die Preise auswirkt.

Hinzu kommt der ganze Bereich des Stadtumbaus,
er in das Ressort von Wolfgang Tiefensee fällt. Der






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
Stadtumbau erzeugt flächendeckend eine Nachfrage bei
Handwerk und Gewerbe und bringt gleichzeitig eine
nachhaltige Wertschöpfung mit sich. Wir haben hier die
Chance, mit einem überschaubaren öffentlichen Einsatz
eine hohe private Investition auszulösen. Wir haben in
Deutschland nach wie vor weit mehr Ersparnisse als In-
vestitionen. Wenn es uns gelingt, einen Teil dieser Er-
sparnisse in Investitionen umzulenken, dann erreichen
wir unser Wachstumsziel, ohne das Konsolidierungsziel
zu schädigen. Herr Kampeter, man kann sich aus dem
Elend nicht heraussparen; das haben wir gelernt. Diese
Große Koalition hat 2005 gezeigt, dass wir aus dem
Elend herauswachsen können, und wir sind herausge-
wachsen. Darauf sind Sie neidisch. Sie haben uns die
Kohl’sche Katastrophe hinterlassen. Sie sollten ganz
kleinlaut sein, was den Haushalt und die Finanzen be-
trifft.


(Beifall bei der SPD)


Konsolidieren und wachsen, das ist das Entschei-
dende.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das war einmal ein richtiger Satz!)


Hinzu kommt: Wir brauchen ordentliche Löhne, damit
sich Arbeitnehmereinkommen in Kaufkraft verwan-
deln. Wir haben zur Kenntnis zu nehmen, dass wir zwar
über 1 Millionen Beschäftigte mehr haben, das Einkom-
men der Arbeitnehmer, gemessen am gesamten Volks-
einkommen, aber nicht sonderlich gewachsen ist, weil
das untere Drittel der Einkommen besondere Probleme
hat. Wir haben Gott sei Dank starke Gewerkschaften. Im
Exportbereich und im Maschinenbau kann ein fairer An-
teil durchgesetzt werden. Wir haben aber auch viele Be-
reiche, die schlecht organisiert sind und in denen nicht
angemessen gezahlt wird. Wir sind dafür, dass wir in
diesem Jahr zumindest den tariflichen Mindestlohn in
Kraft setzen; denn es gibt nur dann mehr netto, wenn wir
auch mehr brutto haben. Im unteren Bereich hilft eine
Steuersenkung nichts. Da helfen nur höhere Löhne und
Gehälter. Da helfen nur faire relative Preise. Mir kann
keiner erklären, dass derjenige, der eine Anlage sauber
hält, weniger produktiv ist als derjenige, der etwas erfin-
det oder produziert. Denn wenn die Anlage nicht sauber
wäre, wäre die Kreativität des anderen bald beim Teufel.
Man muss also Haupt und Glieder zusammen sehen.
Deshalb müssen wir für die unteren Einkommen ge-
meinsam eine Besserstellung erreichen. Dann haben wir
wieder Massenkaufkraft und der Konsum trägt zu
Wachstum und Beschäftigung bei.


(Beifall bei der SPD)


Der Bundeswirtschaftsminister hat wieder seine
Atomarie gesungen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Da müssen Sie Tinnitus haben!)


Ich kann nur sagen: Jetzt endlich sind auch die Energie-
versorgungsunternehmen bereit, in erneuerbare und al-
ternative Energien zu investieren. Wer davon den
Druck nimmt, versündigt sich an der Zukunft. Jemand,
der wie Bayern den Mist nur produziert und sagt, die

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(C (D iedersachsen sollen ihn nehmen, pflegt keine gute achbarschaft. Man kann nicht sagen: Die einen sind um Putzen da und die anderen zum Protzen. Das weren wir Michael Glos nicht durchgehen lassen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben gesehen: Sein Papier zur Energiepolitik war
ichts anderes als ein Wrapper, eine Tüte, um seine
tomgeschichten durchzusetzen.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Das nehmen Sie sofort zurück!)


ehr fällt ihm nicht ein, obwohl es gerade Herr Glos
ar, der ein virtuelles Netz gestartet hat, in dem alle
öglichkeiten der erneuerbaren Energien sogar grund-

astfähig werden. Michael Glos weiß das also; zumindest
enn er seine Sprechzettel liest, müsste er es wissen und
ürfte nicht wider besseres Wissen handeln. Deshalb
ird in diesem Bereich nichts gehen.


(Beifall bei der SPD)


Meine Damen und Herren, wir stehen in der Weltwirt-
chaft und in der europäischen Wirtschaft vor ernsten
erausforderungen. Ich denke, wir müssen alles tun, um
iesen Finanzmarktkapitalismus zu bändigen und diese
asinomentalität zu brechen. Das Wichtigste ist, dass
ir gleichzeitig die Realwirtschaft vor den Schäden aus
er Finanzindustrie bewahren. Das ist in Deutschland
och leichter als in anderen Ländern. Diese Chance soll-
en wir nutzen, damit wir durchkommen. Aber wir soll-
en uns auch vornehmen, nie mehr wieder solche Zu-
tände zuzulassen, die zu dem geführt haben, was wir
eute zu beklagen haben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617700500

Roland Claus ist der nächste Redner für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617700600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Es ist hochinteressant, Sie hier über die Zu-
tände an den internationalen Finanzmärkten urteilen zu
ören. Begriffe wie „Gier“, „diese Typen“ und „Wild-
estmentalität“ hören wir schon mit Interesse. Ich will
ie nur daran erinnern, mit welchen Zwischenrufen Sie
olche Kritiken, wenn sie denn aus unserer Fraktion ka-
en, bislang belegt haben.


(Beifall bei der LINKEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stiegler hat heute eine Haltetden-Dieb-Rede gehalten!)


Ich glaube, die größte Fehleinschätzung, Herr Bun-
esminister Glos, haben Sie mit den Worten getroffen:
s war eine Krise. – Ich muss Sie daran erinnern, Herr
undesminister Glos: Sie sind der Chef des Verwal-






(A) )



(B) )


Roland Claus
tungsrates der staatlichen Kreditanstalt für Wiederauf-
bau.


(Beifall bei der LINKEN)


Die halbe Bundesregierung sitzt darin: Herr Steinbrück,
Herr Tiefensee, Herr Steinmeier.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Herr Lafontaine! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oskar!)


– Bei dem Namen Lafontaine geht Ihnen offenbar jedes
Urteilsvermögen ab.


(Beifall bei der LINKEN)


Erstens können Sie nicht einem Mitglied von 34 die Ver-
antwortung zuweisen.


(Lachen bei der CDU/CSU und der SPD)


Zweitens hat gerade Herr Lafontaine Ihnen hier oft ge-
nug bewiesen, dass er völlig andere Schlussfolgerungen
aus der Situation gezogen hat als Sie.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber das hier ist natürlich ein maßgebliches Syndrom.


(Ulrike Flach [FDP]: Er ist noch nicht einmal anwesend! Wo ist er denn?)


Deshalb hätten wir erwartet, Herr Bundesminister, dass
Sie über „diese Typen“ bei den Bankern nicht nur sinnie-
ren, sondern dass Sie über Ihre Verantwortung als auf-
sichtführendes Gremium sprechen. Dazu sagten Sie aber
kein Wort. Das werden wir so nicht hinnehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Natürlich wird die Kreditanstalt für Wiederaufbau ge-
braucht. Es gibt eine ganze Reihe von Mittelstandspro-
grammen, über die hier bereits geredet wurde; ein Bei-
spiel ist das Gebäudesanierungsprogramm. Die Verluste
der KfW schmälern das Fördervolumen. Da können Sie
doch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen!

Sie meinen wohl, dieses Problem mit einer pauscha-
len Kapitalismuskritik, mit einer Kritik der Finanz-
märkte übergehen zu können. Ich muss Ihnen sagen: So
werden Sie dieses Problem nicht lösen.


(Beifall bei der LINKEN)


So kann Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht weiterge-
hen.

Wenn Sie in dieser Woche wirklich nicht aus dem
Bundestag herausgekommen sein und nicht wahrgenom-
men haben sollten, welch tiefe Enttäuschung und welche
Empörung über diese Zustände in der Bevölkerung herr-
schen, dann verwechseln Sie den Bundestag mit dem
wirklichen Leben.


(Beifall bei der LINKEN)


Diese tiefe Enttäuschung treffen Sie natürlich auch in
Bayern an. Natürlich können Sie vor der bayerischen
Landtagswahl in der nächsten Woche Ihre Sprüche ma-
chen. Aber ich frage Sie: Wo fing das Elend der aktu-
ellen Finanzsituation denn an? Haben Sie etwa schon

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(C (D ergessen, was bei der Bayerischen Landesbank gechehen ist? Ich sage Ihnen: Die Bayerinnen und Bayern aben das nicht vergessen. Herr Bundesminister Glos, eine radikale Kursändeung wäre notwendig. Ihr Etat ist aber ein Etat des chlichten „Weiter so“. Wir können Sie nur auffordern, irkliche Veränderungen herbeizuführen und nicht nur ie Aufsicht ein bisschen zu verbessern. Vielleicht können Sie dabei auch aus den Erfahrungen n den Regionen lernen. In meinem Wahlkreis hat die inke einen Antrag gestellt, in dem es heißt, Körperchaften des öffentlichen Rechts, zum Beispiel Abwaserund Abfallzweckverbände, sollten nicht spekulieren; iesen Antrag haben CDU und Linke im Kreistag bechlossen. Ich sage Ihnen: Das ist ein öffentliches Sinal, von dem die Bundesregierung jede Menge lernen ann. (Beifall bei der LINKEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Interessant! CDU und Linke! – Dr. Rainer Wend [SPD]: CDU und Linke gemeinsam? Na, so etwas! Das kann doch wohl nicht wahr sein!)


(Beifall bei der LINKEN)


Sie beschwören in Ihren Reden gerne die Förderung
es Mittelstands, wir auch. Dafür haben Sie ein neues
auberwort erfunden: Zentrales Mittelstandsprogramm,
IM. Darüber haben wir schon in den Haushaltsberatun-
en im vorigen Jahr geredet. Sie haben gesagt, Sie wol-
en alles neu ordnen und eine Förderung aus einer Hand
etreiben. Das hört sich super an. Ich habe dann die
chlichte Frage gestellt, welche Telefonnummer diese
inrichtung hat. Nach einem halben Jahr habe ich darauf
ine Antwort bekommen.

Als ich Ihre Verlautbarungen zu Ihrem Einzelplan ge-
esen habe, dachte ich, ich könne meinen Augen nicht
rauen. Darin heißt es, das am 1. Juli 2008 gestartete Pro-
ramm werde viele Segnungen mit sich bringen. Von
iesem Programm haben Sie schon in den letzten Haus-
altsberatungen geredet. Sie haben es bis zum Sommer
ieses Jahres aber nicht geschafft, es auf den Weg zu
ringen. Das ist Augenwischerei. Das ist keine Förde-
ung des Mittelstands.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum Schluss muss ich Ihnen sagen: Auch hinsichtlich
er Förderung der Wirtschaft in den neuen Bundeslän-
ern ist Ihr Etat eine Fehlanzeige. Die CDU meint in
hrem Grundsatzpapier, das Wesen der Ostförderung er-
annt zu haben. Sie schreiben, dass die Lohnstück-
osten ein Standortvorteil sind. Damit meinen Sie nie-
rige Lohnstückkosten. Dazu kann ich Ihnen nur sagen:
iner Politik, die meint, dem Osten mit Niedriglöhnen
u helfen, geben die jungen Leute eine Antwort: Abwan-
erung. Dort, wo es im Osten aufwärts geht, haben wir
uch vernünftige Löhne. Ziehen Sie daraus endlich den
ichtigen Schluss, und beenden Sie Ihre unselige Politik!


(Beifall bei der LINKEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617700700

Das Wort erhält nun die Kollegin Kerstin Andreae,

Bündnis 90/Die Grünen.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617700800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir führen heute eine wirtschaftspolitische De-
batte zum Haushalt. Diese Gelegenheit möchte ich nut-
zen, um einmal zu formulieren, was ich von einem Wirt-
schaftspolitiker und von einem Kabinett insgesamt
erwarte.

Ich glaube, eine Grundvoraussetzung ist, dass Wirt-
schaftspolitik und Finanzpolitik aufeinander abgestimmt
sind. Seit längerem erleben wir allerdings ein böses
Schauspiel: Die Vorschläge, die Wirtschaftsminister
Glos macht, werden von anderen Kabinettsmitgliedern,
allen voran von Finanzminister Steinbrück, regelmäßig
kassiert. Das ist nicht das, was ich mir unter einem Wirt-
schaftsminister vorstelle, der zukunftsweisende Vorschläge
zur Lösung der großen Probleme und der Herausforde-
rungen macht, vor denen wir stehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Beispiel Konjunkturprogramm, Beispiel Pendlerpau-
schale, Beispiel Steuersenkungen, alles wieder einge-
sammelt. Ich komme im Einzelnen noch darauf zurück.

Die Krönung des Ganzen war der blaue Brief von Fi-
nanzminister Steinbrück an Sie, Herr Glos. Ein blauer
Brief, den ein Lehrer an die Eltern schreibt, ist damit
verbunden, einmal richtig etwas auf die Finger zu be-
kommen. Auf dieser Ebene hat sich der Umgang zwi-
schen Finanzminister und Wirtschaftsminister bewegt.
Aus meiner Sicht geht es nicht peinlicher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Glos, meine Empfehlung lautet: Denken, rech-
nen, dann reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der blaue Brief kam aber nicht von Herrn Glos!)


Erstes Beispiel: Konjunkturprogramm. Die Presse
schreibt: Der Finanzminister stufte die Entwürfe aus
dem Hause Glos als wirkungslos ein. – Deutlicher geht
es nicht. Wenn Sie schon nicht dem Finanzminister glau-
ben, wenn Sie schon nicht Ihrer Kanzlerin glauben, dann
sollte Ihnen wenigstens die Ausgabe des Handelsblatts
vom 29. Juli 2008 zu denken geben, in der steht „Linke
applaudieren Glos“. Das würde mir zu denken geben,
wenn ich ein Konjunkturprogramm auf den Weg bringe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Roland Claus [DIE LINKE]: Das soll auch nicht wieder vorkommen!)


– Die Linke sagt, dass soll nicht wieder vorkommen. Das
liegt wohl weniger an den Inhalten, als an der Frage, wie
peinlich es ist, Glos zu loben.

Was Sie vorgeschlagen haben, trägt nicht. Kurzfris-
tige Maßnahmen machen keinen Sinn. Das beste Kon-
junkturprogramm heute sind Strukturreformen, die die

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(C (D olkswirtschaft stabilisieren, um sie gegen Krisen wenier anfällig zu machen. Das sind aber langfristige Maßahmen. as sind Maßnahmen im Bereich der Bildung, im Beeich der Kinderbetreuung und im Bereich der nachhaltien Energieversorgung. (Zuruf von der CDU/CSU: Haben Sie die letzten drei Tage hier geschlafen?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nächster Vorschlag: Steuersenkungen. Mit der
ehrwertsteuererhöhung haben Sie die Kaufkraft ge-

enkt. Jetzt zu merken, dass die Kaufkraft empfindlich
esunken ist, ist ein bisschen wenig. Sie machen sich
om Acker und sagen: Eigentlich müssen wir das alles
ieder zurückgeben. – Sie müssen sich entscheiden.
ntweder Sie treiben via Steuern die Einnahmen nach
ben, oder Sie versprechen Steuersenkungen. Beides zu-
ammen geht aber nicht.

In Ihrer Rede vor ziemlich exakt einem Jahr haben
ie gesagt: Alles, was auf Pump finanziert wird, lehne

ch natürlich ab. Prima, recht hat er. Was auf Pump fi-
anziert wird, muss man ablehnen; denn das ist falsch.
eshalb ist der Vorschlag, Steuersenkungen in den
aum zu stellen, falsch, unseriös und ein leeres Verspre-
hen, Herr Glos.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Völlig falsch!)


Drittes Beispiel: Pendlerpauschale. Man muss sich
ei den Vorschlägen immer fragen, ob jetzt Glos für
uber schreibt oder ob Huber für Glos schreibt; denn Sie
achen sich zum Verfechter der Pendlerpauschale. Das

st das Lieblingsthema der Bayern. Ich bin so etwas von
icher, dass das Thema Pendlerpauschale nach der baye-
ischen Landtagswahl kein Thema mehr sein wird. Dann
st das Thema versenkt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Huber ist dann auch kein Thema mehr!)


Das heißt, dass Sie die Menschen für dumm verkau-
en. Das werden sich die Menschen aber nicht gefallen
assen. Ich schwöre Ihnen, dass Sie das in Bayern zu
püren bekommen, Herr Glos.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: 46 Prozent!)


Ein guter Wirtschaftsminister entwirft eine Politik,
ie Antworten gibt auf die Risiken, vor denen wir ste-
en. Die großen Herausforderungen sind die Globalisie-
ung, die demografische Entwicklung und vor allen Din-
en Ökologie und Klimawandel. Um unter dem Druck
er Globalisierung, dem wir ausgesetzt sind, bestehen zu
önnen, brauchen wir Strukturreformen, um unsere
ettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Das sind nun einmal

angfristig ausgerichtete Strukturreformen bei Bildung,
inderbetreuung und vor allem bei der Frage, wie wir
ie vorhandenen Wissensressourcen nutzen können.






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
Eine dieser Hauptressourcen sind die Frauen. So leid
es mir tut, meine Herren dieses Hauses: Die Frauen sind
die Schlaueren, sie machen die besseren Schulab-
schlüsse und die besseren Studienabschlüsse.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die bessere Bundeskanzlerin!)


Solange Sie aber nicht in der Lage sind, die „Ressource“
Frauen für die Wirtschaft zu nutzen, weil es nicht ge-
lingt, die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
richtig auf den Weg zu bringen, stärken Sie uns nicht im
Rahmen der Wettbewerbsfähigkeit und geben nicht die
richtige Antwort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Steffen Kampeter [CDU/ CSU])


Anderes Thema: Bildung. Das Wort Bildungsrepu-
blik ist ein großes und wichtiges Wort, wir müssen sie
entwickeln. Wir haben nach wie vor die Situation, dass
10 Prozent der Jugendlichen eines Jahrgangs die Schule
ohne Schulabschluss verlassen. 25 bis 30 Prozent der Ju-
gendlichen sind sogenannte sekundäre Analphabeten.
Das sind diejenigen, die die Wörter vielleicht lesen kön-
nen, aber den Text nicht verstehen. An dieser Stelle müs-
sen Sie ansetzen. Jeder Jugendliche muss eine Chance
bekommen und mitgenommen werden; denn sonst erhal-
ten wir auch nicht unsere Wettbewerbsfähigkeit.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir sind hier im Bundestag und nicht im Landtag!)


– Landtag, Bundestag, Bildung, bei dem, was Sie in der
Föderalismuskommission I gemacht haben, würde ich an
Ihrer Stelle einmal ganz ruhig sein. Sie haben doch sel-
ber Schuld daran, dass unsere Befugnisse beschnitten
sind und wir nicht in der Lage sind, wirklich Einfluss auf
die Bildungspolitik zu nehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Föderativer Staat! Gott sei Dank!)


Thema Klimawandel und Ökologie. Die beste Ant-
wort auf hohe Ölpreise ist die Strategie „Weg vom Öl“.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


Die beste Strategie gegen hohe Strompreise ist nicht
„Atom“. Es ist müßig, zu sagen, dass die Strompreise in
Bayern und Baden-Württemberg am höchsten sind, ob-
wohl der Anteil der Atomenergie am Strom dort am
höchsten ist. Das wissen wir inzwischen alle.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Sie sollten einmal lernen, dass Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen! Ich gebe es auf!)


Herr Glos, Sie sind hier auf einem Irrweg. Sie agieren als
Lobbyist der Atomindustrie und rühren unermüdlich die
Werbetrommel für die Atomenergie.

Das Beste war Ihr Besuch auf einer finnischen AKW-
Baustelle. Was ist unserem Wirtschaftsminister Glos
dort eingefallen? Er hat sich geärgert, dass er das Eisbär-

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(C (D aby Flocke nicht dabei hat! Es wäre doch hübsch geesen, mit dem Eisbärbaby Flocke vor dem Neubau eies AKWs zu stehen, um einmal deutlich zu machen, wo s in unserer Zukunft hingehen soll. Herr Glos, das ist einlich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – JochenKonrad Fromme [CDU/CSU]: Ihr Unverständnis von Grundkenntnissen der Marktwirtschaft ist peinlich!)


Nein, nein.

Noch einmal zum Bereich Energiewirtschaft. Der
err Wirtschaftsminister Glos kämpft in Brüssel uner-
üdlich gegen das Ownership-Unbundling, also gegen

ie eigentumsrechtliche Trennung von Erzeugung und
etz. Das ist deswegen interessant, weil die großen
nergieversorgungsunternehmen ihre Netze schon ver-
aufen wollen. Das ist ein Kampf gegen Mühlen, die
chon lange nicht mehr stehen. Das tut unser Wirt-
chaftsminister in Brüssel, anstatt sich wirklich Gedan-
en darüber zu machen, wie man Wettbewerb auf dem
nergiemarkt herbeiführt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bürokratieabbau. Auch das ist eines Ihrer Lieb-
ingsthemen. Es ist aber übrigens sehr auffällig, dass das
hema Bürokratieabbau in den letzten Wochen und Mo-
aten immer mehr in den Hintergrund gerutscht ist.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


as liegt ein bisschen daran, dass die gesamte Projekt-
rchitektur, mit der sich die Bundesregierung diesen Bü-
okratieabbau vorgenommen hat, von vornherein ein biss-
hen falsch war. Jedes andere Land in Europa hat sich
ine Legislaturperiode dafür vorgenommen, den Umfang
er Informationspflichten für die Unternehmen um
5 Prozent zu senken. Man beginnt im ersten Jahr, und
ach vier Jahren soll das Ziel erreicht werden. Deutsch-
and sagt: fünf Jahre und 12,5 Prozent. Das macht sonst
ur noch die EU. Kein anderes EU-Land hat sich ein
olch wenig ehrgeiziges Ziel gesetzt.

Was wurde erreicht? Die Niederlande haben das ge-
chafft. Sie haben den Umfang der Informationspflichten
ür die Unternehmen um 25 Prozent gesenkt.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Luxemburg und Malta auch!)


issen Sie, was das ist? Das ist ein klarer Wettbewerbs-
orteil für die Unternehmen und den Mittelstand in den
iederlanden gegenüber den Unternehmen und dem
ittelstand in Deutschland. Das ist aber das, was ich von

inem Wirtschaftsminister erwarte: die wettbewerbliche
ituation der Unternehmen in Deutschland zu stärken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zuwanderung. Sie haben ein Gutachten in Auftrag
egeben, in dem man zu der nicht ganz neuen, aber im-
er wieder notwendigen Darstellung kommt, dass wir

inen Fachkräftemangel haben. Im IT-Bereich fehlen uns






(A) )



(B) )


Kerstin Andreae
330 000 Akademiker. Was sagte der Wirtschaftsminister
Glos am 13. September 2008 in Spiegel online? Er sagte,
Deutschland könne nicht „massenhaft ausländische Ar-
beitnehmer holen, nur weil wir sie im Moment gerade
einmal brauchen“.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist unfassbar. Es ist für mich nicht begreiflich, wie
ein Wirtschaftsminister im Hinblick auf die Zukunftsfä-
higkeit und das Finden von wirklichen Lösungen für
Probleme, die wir haben, solche kurzfristigen und klein-
teiligen Antworten geben kann. Das erwarte ich nicht
von einem Wirtschaftsminister, Herr Glos.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Abschluss. Sie sagten 2005, dass die
Konjunktur angezogen hat. Drei Jahre lang ging das gut.
Jetzt wird es wieder ein bisschen schlechter. Warum
hatte denn die Konjunktur angezogen? Meine Damen
und Herren von der SPD, sie hat unter anderem deswe-
gen angezogen, weil Rot-Grün dringend notwendige
Reformen durchgeführt hat. Wir haben Strukturrefor-
men durchgeführt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Zu denen muss man im Übrigen auch stehen. Das ist
wirklich meine Botschaft an Sie.


(Dr. Rainer Wend [SPD]: Mache ich! – Ulrich Kelber [SPD]: Das sollten Sie einmal den Grünen in meinem Wahlkreis erzählen!)


Das waren notwendige Reformen. Ohne diese Reformen
von Rot-Grün hätte Schwarz-Rot nicht auf diesen wirt-
schaftspolitischen Aufschwung zurückschauen können.

Seit Beginn der Großen Koalition warnen Wirt-
schaftsforschungsinstitute und der Sachverständigenrat
davor, den unter Rot-Grün begonnenen Reformkurs auf-
zugeben. Genau das machen Sie aber. Sie geben den Re-
formkurs auf, und nach drei Jahren wundern Sie sich,
warum der Aufschwung nicht weitergeht und wir ins
Stocken geraten.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Sie schauen in die falsche Richtung!)


Das entspricht nicht dem, was ich von einem Wirt-
schaftsminister verlange. Ich verlange, dass er zukunfts-
weisende Antworten gibt. Das tun Sie nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617700900

Frau Kollegin, achten Sie bitte auf Ihre Redezeit.


Kerstin Andreae (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617701000

Ich achte auf die Zeit und bin auch gleich fertig. – Sie

sind auf dem Irrweg, Herr Glos. Sie sind ein Wirtschafts-
minister, der nicht vom Kabinett getragen wird.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


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(C (D ie sind ein Wirtschaftsminister, der den Reformpfad erlassen hat. Sie sind ein Wirtschaftsminister, der einen aushalt gutheißt, mit dem trotz steigender Steuereinahmen weitere Schulden gemacht werden. Sie sind ein irtschaftsminister, der keine zukunftsweisenden Ent cheidungen treffen kann. Sie sind ein Wirtschaftsminiser, der auf die drängenden Fragen keine Antworten gibt. Deswegen, Herr Glos, bin ich der Meinung, Sie sollen noch einmal in sich gehen und uns für das komende Jahr bessere Vorschläge machen. Andernfalls ehe ich schwarz für die Wirtschaftspolitik im kommenen Jahr. Vielen Dank. Das Wort erhält nun der Kollege Kurt Rossmanith, DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren Kollegen! „Forschungsund Innovationspolitik ind ein wichtiger Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit eutschlands.“ Das hat Angela Merkel dieses Jahr in eier Schrift über das Deutsche Zentrum für Luftund aumfahrt geschrieben. Sie hat wie immer recht. In die em Punkt, liebe Frau Andreae, gebe ich auch Ihnen echt: Weil die Frauen so tüchtig sind, haben wir auch ine Bundeskanzlerin. Dies wollen wir beibehalten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technoloie ist auch ein Bundesministerium für Technologieförerung. Der Strauß, den Sie eben mit Ihren Ausführunen gebunden haben, ist mehr als welk. Deshalb ist es, laube ich, müßig, sich damit näher zu beschäftigen. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie sich damit beschäftigt?)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617701100

(Beifall bei der CDU/CSU)

Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1617701200

(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will nur ein Datum nennen. 2005 – bis dahin ha-
en Sie in der Regierung Mitverantwortung getragen –,
atten wir 4,9 Millionen, fast 5 Millionen Arbeitslose.
etzt sind es knapp über 3 Millionen. Im August waren
s 3,1 Millionen Arbeitslose. Auch das sind noch zu
iele. Aber Sie sehen, dass wir etwas zuwege gebracht
aben, und zwar durch unsere Wirtschaftspolitik, durch
ntsprechende Förderung und andere Maßnahmen.

Dabei sind wir, die wir im Haushaltsausschuss und im
arlament die Verantwortung für den Haushalt des Bun-
esministeriums für Wirtschaft und Technologie tragen,
ehr bescheiden. Von den 288,4 Milliarden Euro, die der
aushalt im Jahr 2009 umfassen soll, wird der Etat des
irtschaftsministeriums mit nur 6,4 Milliarden Euro be-

acht. Dabei sind manche große Ausgabenbereiche wie
ie Steinkohle vorgegeben. Wir bleiben hier erfreuli-
herweise zwar unter 2 Milliarden Euro, aber es sind im-
er noch 1,9 Milliarden Euro. Hoffentlich können wir in






(A) )



(B) )


Kurt J. Rossmanith
den Beratungen noch das eine oder andere auf den Weg
bringen.

Kollege Brüderle hat von Krisenmanagement gespro-
chen. Ich möchte betonen, dass das in der Wirtschaft
derzeit nicht notwendig ist. Ich warne davor, wirtschafts-
politisch von einer Krise zu sprechen. Es ist sicherlich
richtig, dass es im Bankenbereich eine Krise gibt. Dass
das große Ärgernis, was die Kreditanstalt für Wiederauf-
bau betrifft, detailliert untersucht werden muss, ist klar.

Aber, lieber Kollege Stiegler, Sie sind schon seit Jah-
ren Mitglied des Verwaltungsrats der KfW. Deshalb kön-
nen Sie jetzt nicht einfach sagen „Haltet den Dieb!“.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Sie selber waren über Jahre dabei und sind es heute
noch.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich warne davor, Vorverurteilungen vorzunehmen. Sie
sollten vielmehr in sich gehen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Was hat das mit dem Verwaltungsrat der KfW zu tun?)


Natürlich muss alles detailgenau untersucht werden.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Stiegler, Sie sind der Hase!)


Ich könnte noch aus Ihrer Rede zitieren; das lasse ich
aber.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ja, was denn? Lassen Sie den Glos in Ruhe! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich sage nur: Hase!)


Ich sage Ihnen nur eines: Natürlich verlässt kein
Haushaltsentwurf das Parlament so, wie er eingebracht
wurde. Wir müssen uns gemeinsam anstrengen und da-
rüber nachdenken, ob wir nicht dieses oder jenes noch
verbessern können, ob wir die Nettoneuverschuldung
möglicherweise nicht doch unter 10 Milliarden Euro
drücken können. Diesen Versuch sollten wir auf jeden
Fall starten. Aber das schließt nicht aus, dass wir dort die
Förderschwerpunkte setzen, wo es notwendig ist, und
zwar gerade im Mittelstand.

Lieber Kollege Rainer Brüderle, Sie sind sonst immer
der Wahrheit verpflichtet. Für den Mittelstand sind wir
gemeinsam. Dann sagen Sie bitte auch, dass die direkt
eingesetzten Mittel zur Förderung des Mittelstandes im
Haushaltsentwurf 2009 im Vergleich zum Haushalt 2008
einen wesentlichen Anstieg aufweisen und dass die Stär-
kung des Luft- und Raumfahrtbereichs vielen Mittel-
ständlern zugute kommt. Es ist eine Mär, dass nur zwei,
drei ganz große Unternehmen davon profitieren. Nein,
im ganzen Land, von Füssen bis hinauf nach Flensburg,
vom wunderschönen Schwarzwald bis an die Oder, ar-
beiten Tausende Unternehmen aktiv in diesem Bereich.
Sie betreiben Forschung und geben unserer Jugend im
hochtechnologischen Sektor eine Chance.

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(C (D Lassen Sie mich zum Mittelstand einen weiteren unkt anmerken. Sie haben gesagt, Bürokratieabbau inde nicht statt. Frau Kollegin Andreae, Sie haben geagt, davon höre man nichts mehr. Ich bitte Sie, das anze zeitnah zu betrachten. Erst vor ein paar Tagen urde ein Bericht über den Bürokratieabbau im Mittel tand veröffentlicht. (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Sie müssen zugeben, dass das Ziel überhaupt nicht erreicht ist!)


icht nur der Bundeswirtschaftsminister, sondern auch
ie Institute und die Verbände, sowohl der Zentralver-
and des Deutschen Handwerks als auch der BDI, sagen,
ass der Mittelstand aufgrund der in den vergangenen
rei Jahren beschlossenen Maßnahmen zum Bürokratie-
bbau – das spiegelt sich auch im Bundeshaushalt
ider – um 1,8 Milliarden Euro entlastet wurde.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Milchmädchenrechnung!)


esen Sie diesen Bericht! Das sollten Sie tun, bevor Sie
ier im Plenum eine Rede halten. Sicherlich gibt es im-
er sehr viel Material. Wenn man aber zu aktuellen
achverhalten Stellung nehmen will, dann sollte man
uch auf dem aktuellen Stand sein.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann sollte es richtig sein, genau!)


Der Minister hat überhaupt nichts zur Atomenergie
esagt, auch nicht, dass wir die Atomenergie für alle
wigkeit brauchen. Es wäre aber Wahnsinn, sich von
eute auf morgen von einer Übergangsenergie wie der
ernenergie abzuschneiden.


(Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Der Atommüll ist nicht vorübergehend!)


ir müssen an der Kernenergie so lange festhalten, bis
ir genügend andere Möglichkeiten zur Energieerzeu-
ung inklusive Maßnahmen zur Energieeinsparung ha-
en. Liebe Grüne, Sie haben den Haushaltsentwurf si-
herlich nicht gelesen. Wenn Sie es tun, werden Sie
ehen, dass die Fördermittel für alternative Energien ei-
en enormen Anstieg aufweisen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617701300

Herr Kollege!


Kurt J. Rossmanith (CSU):
Rede ID: ID1617701400

Deshalb freue ich mich auf die Beratungen im Haus-

altsausschuss und in den Fachausschüssen. Wir werden
ehr viel Gutes finden, aber auch Korrekturen vorneh-
en müssen. Ich freue mich auf die Diskussion und be-

anke mich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)







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(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617701500

Ich erteile das Wort der Kollegin Ulrike Flach, FDP-

Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1617701600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Kurt Rossmanith hat gerade zu Recht auf die Rolle von
Herrn Stiegler bei dem IKB-Skandal hingewiesen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: So etwas!)


Wer im Verwaltungsrat sitzt, muss natürlich aufpassen,
Herr Stiegler,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Aber bei der IKB saßen die Liberalen! Die großen Industriellen! Ich nicht!)


und darf hier nicht nur Kassandrarufe gegen das Kapital
loswerden.

Ich möchte an dieser Stelle einmal deutlich daran er-
innern: Wer hat uns denn das ganze „Gedöns“ mit der
IKB eingebrockt? Das waren doch die Sozialdemokra-
ten.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Das ist doch der Punkt! Sehr richtig!)


Ohne die Sozialdemokraten gäbe es überhaupt keine Be-
teiligung des deutschen Staates an der IKB.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ihre Freunde haben gebettelt! Sie sind auf den Knien gerutscht vor dem Schröder!)


Es ist schon bemerkenswert, dass Sie hier jetzt wilde Be-
schimpfungen gegen Leute aussprechen, die damit über-
haupt nichts zu tun haben.


(Beifall bei der FDP)


Aber lassen Sie mich jetzt auf den Haushalt einge-
hen; schließlich haben wir Haushaltsberatungen. Herr
Glos, Sie haben in diesem Jahr 6,37 Milliarden Euro in
Ihrem Einzelplan; das ist eine Steigerung von fast 3 Pro-
zent. Sie haben eben auf Ihren Rivalen Sigmar Gabriel
hingewiesen. Im Verhältnis zu dem Etat von Herrn
Gabriel ist das fast ein Nullwachstum. Ich frage mich,
warum es Ihnen nicht gelungen ist, die unendlichen Er-
löse aus den Emissionszertifikaten in Ihren Haushalt
hineinzulenken, wie es für Herrn Gabriel offensichtlich
eine Selbstverständlichkeit war. Mit dem Geld hätten Sie
Technologiepolitik betreiben und die eigenen Wachs-
tumspfeiler stärken können, wie Sie es von Ihrer eigenen
Politik eben selbst gefordert haben.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Schauen Sie sich Ihren Haushalt doch einmal an.
Zwar haben wir im Jahr 2009 Aufwüchse. Aber in der
mittelfristigen Finanzplanung haben wir Stagnation bis
hin zu einem Abfall der Ausgaben. Welchen Schluss
ziehe ich als Liberale daraus? – Ganz offensichtlich ist
das ein reiner Wahlkampfetat, und ganz offensichtlich
scheinen Sie, Herr Glos, nicht fest mit einer Fortsetzung
Ihrer Amtszeit zu rechnen.

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(C (D Die Ausgaben für die Technologieförderung Mitteltand – Kurt Rossmanith hat sie eben erwähnt – gehen is 2012 sogar herunter. (Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Nein, die gehen um 1 Million Euro rauf!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


ie Gelder für Auslandsmessen stagnieren. Einzelne
itel für die Technologieforschung, von der Sie auf Ihrer
lausur gesagt haben, Sie wollten 3 Milliarden Euro zu-

ätzlich dafür ausgeben, sinken sogar. Was ist das für ein
laffender Unterschied zwischen der Realität und Ihren
nkündigungen, Herr Glos? Schauen Sie sich nur ein-
al die Schifffahrt an. Die Inflation frisst das bisschen
eld von 500 000 Euro, das sie dafür mehr ausgeben
ollen, Tag für Tag auf.


(Kurt J. Rossmanith [CDU/CSU]: Wir haben eine gute Auftragslage in der Schifffahrt! Eine sehr gute sogar!)


Das Wichtigste ist aber: Wir haben es im Techno-
ogieministerium mit einem Minister zu tun, dem die Vi-
ionen fehlen.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Na, na, na!)


ie leben einfach in den Tag hinein und wackeln bei
ichtigen Politikfeldern. Denken Sie nur an das große
hema Mondfahrt. Wir haben jetzt die dritte Haushalts-
eratung, in der wir nicht wissen, was der Staat bei
aumfahrt und Mondfahrt machen wird. Jedes Mal wird
ns erzählt: Ja, wir wollen dort gerne einsteigen. – Aber
enn wir in den Haushalt hineinschauen, müssen wir

eststellen: Nichts passiert! Sie lassen die Leute im Re-
en stehen,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es regnet heute doch gar nicht!)


nd zwar auf einem Technologiefeld, von dem wir genau
issen, dass die anderen längst an uns vorbeiziehen und

iesige nationale Programme fahren. Wir werden im
ndeffekt in die Röhre schauen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)


Herr Glos, die Österreicher sind vor einigen Tagen
on einer EU-Arbeitsgruppe geprüft worden, und man
at ihnen vorgeworfen, dass sie zu wenig Visionen ha-
en, dass sie eine zu große Programmvielfalt haben und
ass sie sich verstricken, weil Ministerien gegeneinander
nkämpfen. Ich sehe im Augenblick bei dem von Ihnen
orgelegten Haushalt an keiner Stelle einen Unterschied
u Österreich. Wir hätten längst weiter sein müssen, und
war wesentlich weiter.

Als Fazit können wir nur sagen: Liberale verstehen
nter Technologiepolitik eine deutliche Investition in
as, was für die nächsten Generationen wirklich wichtig
ein wird. Das leisten Sie nicht. Sie haben versagt.


(Gudrun Kopp [FDP]: Leider wahr!)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach
Ich vermute, dass uns auch in den letzten Monaten dieser
Bundesregierung nicht mehr geboten werden wird.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617701700

Das Wort hat nun die Kollegin Ute Berg, SPD-Frak-

tion.


Ute Berg (SPD):
Rede ID: ID1617701800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Nach dem üblichen Schlechtreden von Frau
Kraft


(Ulrike Flach [FDP]: Flach!)


– Frau Flach, Entschuldigung; das war eine Freud’sche
Fehlleistung –


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Oh!)


möchte ich jetzt einige positive Aspekte in den Vorder-
grund stellen. Allerdings möchte ich mit dem anfangen,
was wir in den letzten Tagen und Wochen in der Zeitung
immer wieder lesen mussten und was natürlich Anlass
zu Sorgen gibt. Ich meine die Hiobsbotschaften über
amerikanische Bankenpleiten. Das hat sich wie ein roter
Faden durch die Debatten des Deutschen Bundestages
gezogen.

Zunächst klang es wie ein Fall fürs Jugendamt: die
Misere der Sorgenkinder Freddie und Fannie, die in
staatliche Obhut gegeben werden mussten. Mittlerweile
hat sich die Pleitenserie zur schwersten Finanzmarkt-
krise der letzten Jahrzehnte entwickelt und belastet die
Weltwirtschaft erheblich. Weil der Staat nicht immer als
Supernanny einspringen kann, taumelt nun ein Banken-
oder Versicherungsgigant nach dem anderen zu Boden.

Aber nicht nur die Auswirkungen der US-Immobilien-
krise und die anhaltenden Turbulenzen an den internatio-
nalen Finanzmärkten, sondern auch der hohe Ölpreis hat
das Weltwirtschaftswachstum erheblich gedämpft: in
Europa und natürlich auch hier bei uns in Deutschland.
Deutlich spürbar ist, dass die Verbraucher enorm belastet
sind: Die Einzelhandelsumsätze gehen zurück, und die
Kaufkraft leidet unter der Verteuerung von Energie, aber
auch von Nahrungsmitteln.

Allerdings wächst unsere Wirtschaft unter dem
Strich weiter, und zwar allen Hiobsbotschaften zum
Trotz. Auch 2008 werden wir, aufs ganze Jahr gerechnet,
keine Rezession haben. Die vorsichtigsten Schätzungen
gehen davon aus, dass die Wirtschaft dieses Jahr um
1,7 Prozent wächst, also langsamer als letztes Jahr.
Trotzdem haben wir noch eine positive Bilanz zu ver-
zeichnen. Damit sind wir sogar Konjunkturlokomotive
in Europa.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die OECD bescheinigt unserer Wirtschaft insgesamt
eine hohe Widerstandskraft. Das liegt sicherlich auch da-
ran, dass wir entgegen den Empfehlungen mancher an-
gelsächsischer Länder eben nicht vornehmlich auf
Dienstleistungen gesetzt haben, sondern dass wir die in-

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(C (D ustriellen Kerne unserer Wirtschaft ganz stark in den ordergrund gestellt und sie nicht vernachlässigt haben. Allerdings wird die Wirtschaftsentwicklung auch in ukunft durch hohe Energiepreise beeinträchtigt weren. Es wird immer deutlicher: Wir müssen weg vom Öl, umindest unabhängiger davon werden, als wir es heute och sind. Dafür wollen wir zwei Wege beschreiten: ersens mehr erneuerbare Energien nutzen, zweitens wenier Energie verpulvern. Das geht zusammen mit unseem Ziel, den CO2-Ausstoß zu senken. Die Bundesregierung unterstützt diese Entwicklung. llein das Wirtschaftsministerium fördert die Enerieforschung nächstes Jahr mit gut 170 Millionen Euro. m Mittelpunkt stehen dabei Forschungsarbeiten auf em Gebiet moderner CO2-emissionsarmer Kraftwerksechnologien, die Forschung an Brennstoffzellen und asserstoff sowie auf dem Gebiet des energieoptimieren Bauens. Deutschland ist aber auch schon jetzt bei Produkten nd Dienstleistungen gut aufgestellt: 20 Prozent der mwelttechnologien auf dem Weltmarkt kommen aus eutschland. Deutschland ist international Marktund nnovationsführer bei Energieeffizienztechnologien und ei der Energieberatung. Das bedeutet, dass wir durch nsere Technologien enorme Einsparpotenziale schafen und damit natürlich auch Kosten senken können. Wir aben hier also eine zukunftsträchtige Stellung, wenn an bedenkt, dass der Weltmarkt für Energieeffizienz 005 ein Volumen von 450 Milliarden Euro hatte und bis um Jahr 2020 eine Verdoppelung auf 900 Milliarden uro ansteht. Das bedeutet für uns viele neue Arbeitslätze und umweltschonender Energieeinsatz. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein besonderes Geicht haben wir in der Wirtschaftspolitik unserer Regie ungszeit immer auf den innovativen Mittelstand geegt. Wie ist es nun zurzeit um diese Unternehmen estellt? Die Innovatorenrate ist im letzten Jahr zwar getiegen, aber im Wesentlichen durch Imitationen von rodukten. Die Zahl der originären Innovatoren, die irklich Marktneuheiten hervorbringen, ist dagegen eicht gesunken. Das ist natürlich nicht gut. Wir wollen ieder mehr Unternehmen dazu bringen, verstärkt in orschung und Entwicklung zu investieren und wirklich eues auf den Markt zu bringen und dort auch zu halten. ier genau setzen wir mit der Innovationsförderung für en Mittelstand an. Wir haben das ZIM, das Zentrale Inovationsprogramm Mittelstand, schon mehrfach erähnt. Da werden viele Aktivitäten gebündelt, und na ürlich wird damit auch Bürokratieabbau betrieben, da ürokratie den Mittelstand sehr stark belastet, jedenfalls iel stärker als größere Unternehmen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung alein im Wirtschaftsetat steigen nächstes Jahr um 50 Millionen Euro auf knapp 2,5 Milliarden Euro. Man ann sich natürlich immer darüber streiten, Frau Flach, b das genug ist, aber es ist jedenfalls ein großer Batzen. ch finde, das ist ein großer Schritt in die richtige Richung. Das ist besonders wichtig in labileren weltwirtchaftlichen Verhältnissen, in denen Kreditvergaben beonders restriktiv gehandhabt werden. Da macht es Sinn, Ute Berg innovative Unternehmen von staatlicher Seite verstärkt zu unterstützen, damit sie sich auf dem internationalen Markt behaupten können, damit sie Marktnischen besetzen können und dort sogar vielleicht Weltmarktführer werden. Trotzdem bleibt ein Wermutstropfen: Von unserem Ziel, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung zu investieren, sind wir immer noch ein ganzes Stück entfernt. Das betrifft aber den gesamten Staatshaushalt, das heißt auch die Länder. Sie haben einen noch wesentlich größeren Nachholbedarf als wir. Aber auch vonseiten der Wirtschaft sind weitere Kraftanstrengungen erforderlich. Ich bin wirklich sehr daran interessiert, dass wir dieses Versprechen, das wir am Anfang dieser Legislaturperiode gegeben haben, nämlich wirklich 3 Prozent zu investieren, halten. (Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Aber das werden Sie nicht schaffen!)





(A) )


(B) )


Eines steht aber auch fest: Finanzielle Investitionen
verpuffen sehr schnell, wenn Unternehmen nicht die ge-
eigneten Mitarbeiter finden. Der Fachkräftemangel ist
das Wachstumshemmnis Nummer eins für unsere
Wirtschaft. Bundesweit konnten im vergangenen Jahr
70 000 Ingenieurstellen nicht besetzt werden, wie wir
wissen. Die Fachkräftelücke insgesamt hat zu einem
volkswirtschaftlichen Schaden von 18 Milliarden Euro
geführt.

Aufrütteln muss uns auch die neueste OECD-Studie.
Sie zeigt, dass wir im Bereich Bildung immer noch den
anderen Industrieländern hinterherlaufen. Wir haben
Nachholbedarf über den gesamten Bildungsverlauf gese-
hen. Wir müssen Kinder und Jugendliche viel individu-
eller und intensiver fördern und unsere Integrationsbe-
mühungen deutlich verstärken.


(Beifall bei der SPD)


Insgesamt muss unser Bildungssystem durchlässiger
werden, sowohl im Schul- als auch im Hochschulbe-
reich. Wir müssen die Hochschulen für junge Frauen und
Männer, die zwar kein Abitur haben, aber die durch ihre
Berufspraxis bewiesen haben, dass sie dazu in der Lage
sind, ein Studium aufzunehmen, öffnen. Wir müssen An-
reize dafür setzen, dass mehr junge Menschen ein inge-
nieur- oder naturwissenschaftliches Studium oder eine
technische Ausbildung im dualen System aufnehmen.

Bund, Länder, Gemeinden und natürlich auch die
Wirtschaft sind gemeinsam gefordert, die schulische Bil-
dung bzw. die Aus- und Weiterbildung qualitativ zu ver-
bessern. Generell muss das Prinzip verantwortlicher Po-
litik sein, den Menschen Chancen auf Teilhabe zu geben.

Das gilt für den Bildungsbereich, das gilt aber ganz
genauso und eng damit verknüpft für den Arbeitsmarkt.
Schließlich war das auch das Ziel der Arbeitsmarktrefor-
men, die wir unter Rot-Grün beschlossen haben. Ich er-
wähne das sehr gerne, Frau Andreae. Das Ergebnis ist
ermutigend. Die Zahl der Arbeitslosen ist in den letzten
drei Jahren um fast 2 Millionen gesunken. In der Spitze
hatten wir im Jahr 2005 über 5 Millionen Arbeitslose.
Heute sind es gut 3 Millionen. Ich hoffe, dass die Zahl

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(C (D er Arbeitslosen weiter sinkt. Auch die Langzeitarbeitsosigkeit haben wir um 21 Prozent gegenüber dem letzen Jahr reduziert. nzwischen gibt es gut 40 Millionen Beschäftigte in eutschland. Das sind mehr, als wir je hatten. Allein im etzten halben Jahr sind 600 000 sozialversicherungsflichtig Beschäftigte hinzugekommen. Diese positive gesellschaftliche Entwicklung ist nicht uletzt auf die positive Wirtschaftsentwicklung zurückuführen. Diese zu verstetigen und in einen Trend daueraft höheren Wachstums zu überführen, wird die zenrale Herausforderung der kommenden Jahre sein. Die chlüssel hierzu sind Forschung und Qualifizierung. Nur urch weitere Anstrengungen auf diesen Feldern können ir zukunftsträchtige Arbeitsplätze und Wohlstand si hern und der Dynamik der Zukunftsmärkte standhalten. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617701900

Ulla Lötzer ist die nächste Rednerin für die Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617702000

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Ja, Kolle-

in Andreae, noch im Juni hatte Minister Glos aus sei-
em Haus verlauten lassen: Sollte sich das Konjunktur-
lima weiter eintrüben, müssen wir im Herbst – nicht
rgendwann in der Zukunft – über Maßnahmen reden,
ie das Wachstum verstetigen können. Wir waren über
inzelne Maßnahmen sicherlich anderer Meinung. Aber
ach Rüffeln von Frau Merkel, nach der Standpauke von
errn Steinbrück ist Herr Glos eingeknickt: Im Haushalt

indet sich nichts davon. Dieser Haushalt ist die Kapitu-
ation des Wirtschaftsministers vor dem Finanzminister
n Bezug auf konjunkturelle Maßnahmen.


(Beifall bei der LINKEN – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das finde ich auch!)


Statt konjunkturstützende Maßnahmen vorzulegen,
ersuchen Sie die ganze Woche, so auch heute, sich im
lanz des vergangenen Aufschwungs zu sonnen. Aber
as geschieht zu Unrecht; denn die Fakten sind anders.
uch in Zeiten der Globalisierung tragen Exportnach-

rage und Investitionen allein einen Aufschwung nicht
ängerfristig. Für die dafür immer noch notwendige Bin-
ennachfrage haben Sie aber nichts getan, im Gegen-

eil. Als ein wichtiger Bestandteil ging der private Kon-
um mitten im Aufschwung 2007 zurück – einmalig in
er Geschichte. Das war das Resultat Ihrer Mehrwert-
teuererhöhung, Ihrer Verweigerung der Einführung ei-
es Mindestlohns, der Kürzung der Pendlerpauschale
nd von vielem anderen mehr.






(A) )



(B) )


Ulla Lötzer
Schauen Sie dagegen auf Frankreich. Das Institut für
Makroökonomie und Konjunkturforschung hat die wirt-
schaftliche Entwicklung beider Länder, Frankreichs und
Deutschlands, seit 1990, seit der Einführung der Wäh-
rungsunion, verglichen. Die Bilanz ist für Ihre Regie-
rung miserabel, aber auch für Rot-Grün, Kollegin
Andreae:


(Beifall bei der LINKEN)


mehr Wachstum, weniger Arbeitslosigkeit im Verlauf
der gesamten Zeit und ein doppelt so hoher Beschäfti-
gungsanstieg in Frankreich.


(Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich würde Frankreich und Deutschland nicht ohne Weiteres miteinander vergleichen!)


Das IMK, alle Interpretatoren und die Hans-Böckler-
Stiftung sagen deutlich: Das liegt an der unterschiedli-
chen Wirtschaftspolitik. Frankreich legte mehr Wert auf
den Binnenmarkt, erhöhte den gesetzlichen Mindest-
lohn, verkürzte die Arbeitszeit, sorgte für eine gleichmä-
ßige Verteilung der Einkommen, und das, obwohl es
ebenfalls in den Weltmarkt eingebunden ist.

Für Sie und Ihre Regierung hat die Exportweltmeis-
terschaft aber Priorität, zum Preis von prekärer Be-
schäftigung und Armut durch Hartz IV. Ihr Ergebnis ist
die gespaltene Konjunktur. Das Ergebnis sind im Auf-
schwung seit 2000 der Abstieg des Anteils der Löhne am
Bruttoinlandsprodukt von 67 auf 61 Prozent, der Anstieg
der Armut von 10 Millionen auf 14 Millionen und damit
nicht nur die gespaltene Konjunktur, sondern auch die
gespaltene Gesellschaft.

Zu Ihrer Märchenstunde, Kollege Stiegler, die Regie-
rung lege auf öffentliche Investitionen in die Zukunft
Wert und fördere diese. Auch das hält der Realität leider
nicht stand. Auch sie sind ein wichtiger Bestandteil von
Binnennachfrage. Insgesamt aber ist der Anteil der öf-
fentlichen Investitionen am Bruttoinlandsprodukt von
4,7 Prozent 1970 auf 1,5 Prozent während Ihrer beider
Regierungszeit gesunken. Deutschland ist auch hier
Schlusslicht im europäischen Maßstab. 2008 sollen die
Investitionen auf 24,7 Milliarden Euro abgesenkt wer-
den und in den beiden Folgejahren bei 25,9 Milliarden
Euro stagnieren. Damit würde sich ihr Anteil an den Ge-
samtausgaben des Bundes auf einen historischen Tief-
stand von 8,4 Prozent im Jahr 2012 reduzieren. Das Geld
fehlt für die von Ihnen vielbeschworene Bildung, For-
schung, Innovation, ökologische Erneuerung und Infra-
struktur.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sind eben nicht nur wegen der Finanzmarktkrise
in Schwierigkeiten, sondern auch wegen der Binnen-
marktkrise. Wir werden deshalb umso tiefer in den welt-
weiten Abschwung hineingerissen werden, wenn hier
keine Kehrtwende erfolgt. Das hat nichts mit Schwarz-
malerei oder Nörgelei zu tun, sondern mit wirtschaftspo-
litischer Verantwortung. Wir brauchen hier eine Kehrt-
wende. Wir können nicht warten, bis die Wirtschaft in
die Rezession abgerutscht ist, sondern müssen jetzt han-
deln, um gegenzusteuern.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Das heißt erstens, die Einführung eines gesetzlichen indestlohns, die Rücknahme der Rente mit 67, die ge etzliche Verkürzung der Arbeitszeit, die steuerliche ntlastung des Mittelstands und Maßnahmen gegen die rmut sind volkswirtschaftlich dringend erforderlich. Sie, Herr Glos, reden heute von Maßnahmen zur Stärung des Binnenmarkts und fordern im gleichen Atemug die Gewerkschaften zur Lohnzurückhaltung auf. as ist ein Treppenwitz der Geschichte, aber keine Maßahme zur Stärkung des Binnenmarkts. ir werden dagegen an Ihrer Seite stehen, wenn Sie in en Tarifkämpfen jetzt tatsächlich volkswirtschaftliche erantwortung übernehmen – es geht um hohe Reallohnteigerungen – und endlich etwas für die Stärkung des innenmarkts tun. Wir brauchen zweitens öffentliche Zukunftsinvestiionen in Bildung, in Ganztagsschulen, in den Ausbau on Kinderbetreuungseinrichtungen, in den Krankenausbereich, in die öffentliche Infrastruktur, in den ökoogischen Umbau der Gesellschaft und der Produktion owie in Energieeinsparung und Energieeffizienz. Wenn ich der Bund um diese Bereiche kümmert, wenn er sich ndlich wieder diesen Problemen stellt und dafür Geld in ie Hand nimmt, dann ist das kein verbranntes Geld. Im egenteil: 30 Milliarden Euro Zukunftsinvestitionen ürden nur die dringendsten Bedarfe decken, die Kon unktur stützen, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen chaffen und so im Gegensatz zu Ihrer Sparpolitik sogar ur Konsolidierung der Haushalte beitragen. Frau Kollegin! Mittel für Zukunftsinvestitionen sind nicht verbrann es Geld. Verbranntes Geld ist das, was auf den Finanzärkten vernichtet wird. Hätten Sie nur einen kleinen eil davon vorher mit der Vermögensteuer weggesteuert nd in Zukunftsbereiche investiert, sähe die Lage heute nders aus. Ich danke. Nächster Redner ist der Kollege Laurenz Meyer, DU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In iner schwierigen weltwirtschaftlichen Situation kommt eutschland bisher besser durch die Turbulenzen als iele andere Länder. Woran liegt das eigentlich? (Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nicht an Herrn Glos!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617702100
Ursula Lötzer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617702200

(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1617702300

(Beifall bei der CDU/CSU)

Laurenz Meyer (CDU):
Rede ID: ID1617702400






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

Michael Glos hat, wenn auch kurz, den entscheidenden
Punkt angesprochen – ich möchte uns alle darum bitten,
dass wir uns für die Zukunft stärker auf diesen Punkt
fixieren –: Es liegt daran, dass unsere Angebotsstruktur
im Weltmarkt eine andere ist, als andere Länder sie ha-
ben. Es liegt daran, dass Deutschland nach wie vor
Industriestandort ist. Deutschland muss Industrie-
standort bleiben, wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit
in der Welt behalten wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Das Bekenntnis zur Industrie und zu den Industriear-
beitsplätzen war lange Zeit unmodern. Ursache für die
Situation in Großbritannien und in anderen Ländern
– das ist in der Diskussion schon angesprochen worden –
ist, dass man gemeint hat, ausschließlich Dienstleis-
tungsarbeitsplätze seien die Arbeitsplätze der Zukunft.
Ich danke dem Wirtschaftsminister dafür, dass er diesen
Punkt in großer Klarheit hier angesprochen hat. Das hat
nämlich Konsequenzen. Das hat Konsequenzen für das
Nachdenken darüber, wo wir unsere Schwerpunkte set-
zen müssen. Das ist einer der Gründe dafür, dass For-
schung und Entwicklung auch im Industriebereich bei
uns einen solch hohen Stellenwert haben müssen; Gott
sei Dank ist deren Bedeutung auch gestärkt worden.

Ich bin ganz sicher, dass auf Deutschland wie auf
kaum ein anderes europäisches Land folgender Satz, den
die Bundeskanzlerin immer wieder gesagt hat, in ganz
besonderer Weise zutrifft: Wir müssen im Weltmaßstab
immer um so viel besser sein, wie wir teurer sind. Nur
dann werden wir unseren Lebensstandard halten können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass wir die Schwerpunkte in den letzten Jahren ent-
sprechend gesetzt haben, zeigt nun in einer Zeit von
Finanzmarktturbulenzen seine Wirkung.

Es hat ja offensichtlich auch ein Umdenken in der Be-
völkerung bis in die Reihen der Grünen hinein stattge-
funden. Ich denke etwa an die Beiträge von Joschka
Fischer zu Kohlekraftwerken. Es geht nämlich, Ludwig
Stiegler – ich halte Sie für einen so intelligenten Men-
schen, dass Sie hier heute manches vorgetragen haben,
was dem bayerischen Landtagswahlkampf geschuldet
ist, aber hinter dem Sie nicht voll und ganz stehen –,
nicht um die Frage, ob man Kernenergie oder alterna-
tive Energien nutzt.


(Dr. Axel Berg [SPD]: Doch!)


– Hören Sie doch erst einmal zu, dann wissen Sie, wo-
von ich rede.


(Heiterkeit des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU])


Wir haben uns doch gemeinsam darauf verständigt,
bis 2020 den Anteil der regenerativen Energien auf
30 Prozent zu erhöhen. Das ist wirklich ein ehrgeiziges
Ziel. Aber es muss immer auch eine Antwort auf die
Frage gegeben werden, woher die anderen 70 Prozent
für den Industriestandort Deutschland kommen sollen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D azu werden wir Kohlekraftwerke brauchen. Für eine bergangszeit, bis alternative Energien preisgünstig und n ausreichender Menge zur Verfügung stehen, werden ir auch die Kernenergie brauchen, wenn wir nicht leichzeitig unsere Klimaschutzziele verfehlen wollen. as ist doch eine einfache mathematische Rechnung. (Dr. Axel Berg [SPD]: Nein, das ist die teuerste Form!)


agegen darf man nicht ideologisch argumentieren. Ge-
en die mathematischen Grundrechenarten kommt näm-
ich keine Ideologie an. Das sollten wir einfach akzeptie-
en, wenn wir hier darüber gemeinsam diskutieren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ideologie!)


Es zeigt sich jetzt, dass die Instrumente wie Arbeits-
eitverkürzung etc., die lange Zeit in Deutschland umge-
etzt wurden und die Sie hier jetzt wieder vorgetragen
aben, liebe Frau Lötzer – ich nehme Ihnen wirklich
icht übel, was Sie hier vorgetragen haben, aber das
uss jetzt einmal gesagt werden –, dazu geführt haben,

ass Deutschland zum Schlusslicht in Europa wurde.
eitdem der Kurs geändert worden ist, ist Deutschland
ieder zu einem stabilisierenden Faktor in Europa ge-
orden und steht mit an der Spitze der Entwicklung.

hre ganzen Ammenmärchen sind doch spätestens zu-
ammengebrochen, als jüngst die Zahlen über die Ar-
utsentwicklung vorgelegt wurden.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ass 2006, schon ein Jahr nach dem Antritt der Großen
oalition bzw. ein Jahr nach der Schlussbilanz von Rot-
rün, laut Armutsbericht 1 Million Menschen weniger
on Armut betroffen waren, zeigt doch, dass unsere Poli-
ik Erfolg hat. Ein Anteil daran hat natürlich auch die
rühere Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU – Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das waren doch unsere Maßnahmen!)


Jawohl, aber Sie wollen das heute wieder zu guten Tei-
en rückgängig machen. Es ist doch Unfug, etwas rück-
ängig zu machen, was den Menschen geholfen und
icht geschadet hat.

Ich will auch ganz klar sagen – an der Stelle, Frau
ndreae, sollten Sie wie wir alle einmal ein bisschen

elbstkritisch sein –, dass ich es sehr begrüße, dass der
unkt Bildung – Gott sei es gelobt – so in den Mittel-
unkt gerückt ist. Auch das hat etwas mit dem eben ge-
annten Prinzip „Wir müssen um so viel besser sein, wie
ir teurer sind“ zu tun. Die Qualität unserer Arbeitneh-
erschaft ist nämlich unser großes Pfund im gegenwär-

igen Prozess.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Nun leben aber die Kinder heute in anderen Familien-
trukturen als vor 10 bis 15 Jahren. Die große Herausfor-
erung – ich will das gerne noch ein wenig zuspitzen –,
or der wir jetzt stehen, lautet, wie wir aus der Vielzahl






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

der Kinder, die bildungsfernen Elternhäusern entstam-
men, unsere Eliten rekrutieren können. Das ist die große
Aufgabe von Bildungspolitik. Jetzt frage ich Sie – des-
halb eben mein Appell zur Selbstkritik –: Wer hat denn
lange Zeit die These bekämpft, dass man Deutsch kön-
nen muss, wenn man in die Grundschule kommt, und
dies als Tabu hingestellt?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ansonsten hat man doch keine Chance, eine vernünftige
Schulausbildung zu bekommen, einen Schulabschluss zu
machen und eine Berufsausbildung aufzunehmen. Wer
jedoch keinen Schulabschluss und keine Berufsausbil-
dung hat – das zeigen die Zahlen doch eindeutig –, ist
später am meisten gefährdet, zu einem Langzeitarbeits-
losen zu werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Deswegen gehört dazu, dass wir diejenigen, die nicht
freiwillig dazu bereit sind, diesen Weg zu gehen, auch
mit finanziellen Anreizen dazu zwingen, zu erreichen,
dass ihre Kinder Deutsch können, wenn sie zur Schule
kommen.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Das haben die als Zwangsgermanisierung denunziert!)


Leider Gottes sieht die Situation heute schlechter aus
als vor 10 oder 15 Jahren, weil wir zu lange hingenom-
men haben, dass zum Beispiel türkische Kinder in ihren
Familien nur Türkisch – vielleicht sogar nur gebrochen –
lernen, in jedem Fall nicht richtig Deutsch. Die Türken
können heute in Deutschland türkisches Fernsehen emp-
fangen. Würden sie deutsches Fernsehen einschalten,
würden die jungen Türken zumindest über das Kinder-
programm Deutsch lernen. Das liegt an Ihrer Multi-
Kulti-Philosophie.


(Widerspruch der Abg. Kerstin Andreae [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


– Nicht an Ihrer, Sie sind eine der wirklich Vernünftigen
hier, wenn ich das richtig einschätze.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie kennen sich doch in Berlin aus. Wir wissen, dass
zum Beispiel in Kreuzberg 50 Prozent der jungen Tür-
ken arbeitslos sind. Gleichzeitig haben 50 Prozent dieser
jungen Türken keinen Schulabschluss, keinen Berufsab-
schluss. Dadurch wissen wir, wo die Zusammenhänge
liegen und wo wir ansetzen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wir müssen das System ändern!)


Es ist hier ausschließlich – mir leider zu viel – von
dem Bankenversagen der letzten Zeit gesprochen wor-
den. Das alles ist jedem von uns bekannt. Ludwig
Stiegler, auch hier appelliere ich an die Basisintelligenz,
die ich kennengelernt habe.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ein Selbstlob des obersten Richters!)


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(C (D Mich hat nicht am meisten geärgert, dass private Banen bei Spekulationen Geld versenkt haben. Das haben ie ihren Aktionären gegenüber zu verantworten. Die ktionäre wären gut beraten, die Bankenvorstände, die afür zuständig sind, in die Wüste zu jagen. Mich hat am eisten geärgert, dass öffentliche, dass staatliche Banen, die nach Basel II bei jedem Mittelständler hingeuckt haben, ob die Risiken zu groß sind oder ob er icherheiten in entsprechender Höhe hat, bei Spekulatioen mit Risiken mitgemacht haben, die völlig unüberchaubar waren. (Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Bayern LB, WestLB, IKB!)


Genau die meine ich: die IKB, die WestLB. Deswegen
age ich ganz klar: Den Unterschied macht nicht die
rage nach einem privaten oder einem staatlichen Ban-
ensystem aus. Den Unterschied macht die Frage nach
en Verhaltensweisen aus. Zumindest die staatlichen
anken sind gehalten, sich um ihre eigentliche Aufgabe
u kümmern. Eine Sparkasse, die nicht mehr für die ört-
iche Wirtschaft und die Bürger da ist, hat ihre Existenz-
erechtigung verloren. Das ist die These, die dahinter-
teht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir behandeln auch die Grundlage dieser ganzen
rise zu wenig. Grundlage ist, dass die Amerikaner, die
ngländer und zum Teil auch die Spanier über viele
ahre ein gigantisches Konjunkturprogramm aufgelegt
aben, indem sie durch Anreize zugelassen haben, dass
ich die private Verschuldung in einem solchen Maße er-
öht hat, dass das System irgendwann zusammengebro-
hen ist. Gleichzeitig haben sie die staatliche Verschul-
ung über alle Maßen in die Höhe getrieben. Der
usammenbruch war seit Jahren absehbar. Ich schließe
araus, dass man solche Fehler durch staatliche Kon-
unkturprogramme, durch die man Geld in den Markt
umpt, sich das aber irgendwann nicht mehr leisten kann
nd dann die Zinsen erhöht, wodurch die Bürger die
redite nicht mehr zahlen können, nicht machen darf.
iese ganze Sache platzt wie eine Blase. Das gleiche
ystem gibt es bei den Kreditkarten. Wir werden noch
ufpassen müssen, dass hier nicht die nächste Blase
latzt. Wir sollten alles dafür tun, dass wir zu soliden
taatlichen Finanzen kommen. Das ist unser Weg.

Gleichzeitig muss die Frage gestellt werden, wie wir
en Menschen in Deutschland dann, wenn wir die
taatsverschuldung und die Neuverschuldung in den
riff bekommen haben, parallel zu diesem Schlusspro-

ess höhere Nettobeträge in den Taschen belassen kön-
en. Das ist der Schwerpunkt des politischen Handelns
n den kommenden Jahren. Der Prozess muss endlich ge-
toppt werden, dass den Menschen immer mehr abver-
angt wird. Sie müssen netto endlich mehr von ihrem
ruttogehalt in der Tasche behalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch sage kritisch auch in die Richtung der Koalition: Der
rste Beweis, ob wir unser Ziel erreichen, wird sein, ob
ir zum Wahltag die 40-Prozent-Grenze der Sozialver-






(A) )



(B) )


Laurenz Meyer (Hamm)

sicherungsbeiträge erreichen. Da wird die erste Probe
aufs Exempel stattfinden.

Allen Beteiligten, ob in der SPD oder bei uns, sage
ich: Den Arbeitnehmern ist es völlig egal, ob wir die
Steuern oder die Sozialversicherungsbeiträge senken.
Bei den Steuern scheint mir auf mittlere Sicht der grö-
ßere Handlungsbedarf wegen der Anreizwirkung. Aber
letztlich werden sich die Arbeitnehmer nur daran orien-
tieren, ob sie mehr im Portemonnaie haben, und nicht
daran, aus welcher Quelle das Geld gekommen ist.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617702500

Nächste Rednerin ist die Kollegin Annette Faße für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Annette Faße (SPD):
Rede ID: ID1617702600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ein wichtiger Wirtschaftszweig in Deutschland
ist und bleibt die Tourismuswirtschaft. Die Deutschen
wissen, was sie am Reiseland Deutschland haben. Es
bleibt in der Wertigkeit ihr Reiseland Nummer eins. Das
belegen nicht nur die Zahlen der vergangenen Jahre,
sondern auch die Zahlen von 2008. Wir haben in den ers-
ten Monaten einen Zuwachs von 5 Prozent zu verzeich-
nen. Ich denke, das tut uns Deutschen sehr gut.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben auch einen Zuwachs an ausländischen
Gästen in Deutschland zu verzeichnen, über 5 Prozent in
diesem Jahr. Alle Hiobsmeldungen, die ich gehört habe,
dass auch diese Branche von den Energieproblemen,
über die wir heute diskutiert haben, schwer getroffen sei,
kann ich nicht bestätigen; dem ist bisher nicht so. Auch
die Buchungen für 2009 zeigen keine Einbrüche in die-
sem Wirtschaftszweig.

Daran, dass es der Branche so gut geht und dass wir
die Übernachtungszahlen haben steigern können, haben
viele in Deutschland mitgewirkt, vor allen Dingen
3,6 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie
haben eine gute Arbeit in der gesamten Branche geleis-
tet. Gute Arbeit bedeutet natürlich auch guten Lohn für
diesen Wirtschaftszweig.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb müssen wir uns an dieser Stelle auch über das
Thema Mindestlohn unterhalten.


(Zuruf von der FDP: Das fehlte noch!)


Es bedeutet aber ebenso gute Aus- und Weiterbildung
und guten Jugendarbeitsschutz. Darüber hinaus sind wir
in dieser Branche gemeinsam gefordert, gegen Schwarz-
arbeit anzugehen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Auch die Tourismuswirtschaft hat ihren Anteil an die-
sem Aufschwung. Sie muss sich auf neue Bedingungen

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(C (D nd auf einen europäisch und weltweit sich verändernen Markt einstellen. Sie muss ihre Angebotspalette tändig überprüfen und ihre Qualität steigern. Ich sage anz deutlich, dass ich sehr zuversichtlich bin, dass eutschland in diesem Wirtschaftsbereich gut aufge tellt ist. Ein Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern er Deutschen Zentrale für Tourismus, die im Ausland ür Deutschland wirbt und im Auftrage der Bundesläner auch im Inlandsmarketing tätig ist. Den Haushaltsanatz für die DZT haben wir kontinuierlich erhöhen könen. Das ist auch für das Jahr 2009 geplant. Man kann ich immer mehr wünschen; aber natürlich ist nicht alles achbar. Mein Dank an dieser Stelle gilt auch dem Engageent des Leiters und der Mitarbeiterinnen und Mitarbei er des Deutschen Seminars für Tourismus. Diese Intitution, die sich in unserem Auftrag seit Jahren sehr onsequent mit dem Thema Weiterbildung auseinanderetzt, hat eine gute Arbeit geleistet. Ich gehe davon aus, ass die stattfindenden Überprüfungen dazu führen weren, dass es dieses Seminar, mit einem veränderten Anebot und einer anderen finanziellen Ausstattung, auch eiterhin geben wird. Gerade im Bereich der Weiterbilung, die wir als SPD als sehr wichtig betrachten, ist ieses Seminar nicht zu ersetzen. Ich danke auch dem kleinen Team im Wirtschaftsinisterium, das uns Ausschussmitgliedern bei der poli ischen Vorbereitung und bei den politischen Entscheiungen hilft und dienlich ist. Ebenso sage ich ein ankeschön an alle, die sich, zum Beispiel im Familien usschuss, in anderen Haushalten dafür einsetzen, dass elder für den Tourismus freigegeben werden. Meine Damen und Herren, die SPD und auch der geamte Ausschuss fordern ein Leitbild für den Tourismus. ir – der Bund, die Länder, die eine große Verantworung tragen, und die Kommunen – müssen die politichen Schwerpunkte für die Zukunft klar und deutlich efinieren. Sich den Herausforderungen der Zukunft im ourismusbereich zu stellen, heißt, sich ganz konsequent it dem Thema des demografischen Wandels auseinan erzusetzen. Begriffe wie „Gesundheitstourismus“, Medical Wellness“ und „barrierefreies Reisen“ bekomen eine sehr viel höhere Wertigkeit in unserer Gesell chaft. Reisen für alle, Komforttourismus für alle muss nser Ziel sein. Wir haben gerade im Bereich der Barrieefreiheit sehr viel Arbeit vor uns. Das gehen wir geeinsam mit dem Ministerium an. Hier sind wir auf ei em guten Weg. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der zweite große Bereich, dem wir uns stellen müs-
en, ist der Bereich des Klimawandels. Der Tourismus
st Mitverursacher; wir alle wissen das. Aber auch er ist
on seinen Auswirkungen betroffen. In den Mittelgebir-
en, zum Beispiel im Sauerland, setzt man sich schon






(A) )



(B) )


Annette Faße
heute damit auseinander, welche Angebote man macht,
wenn der Schnee nicht mehr so fällt, wie man es sich
wünscht. Studien helfen, eine Basis für politische Ent-
scheidungen und politisches Handeln zu schaffen. Ich
freue mich, dass wir hierfür weiterhin Gelder zur Verfü-
gung haben. Ich freue mich, dass in 2009 eine Studie in
Angriff genommen wird, die sich mit der Entwicklung
der ländlichen Räume und der kleinen Städte befassen
wird. Wir wissen, die Städte boomen; aber in den ländli-
chen Regionen haben wir ein Problem.

Lassen Sie mich als Letztes Professor Opaschowski
aus seinem Buch Deutschland 2020 zitieren:

Urlaub, die populärste Form von Glück, muss im
21. Jahrhundert eine Dreifach-Qualität aufweisen:

(z. B. Landschaft)

Unterkunft) und die immaterielle Qualität (z. B.
freundliches Personal).

Daran lassen Sie uns alle gemeinsam arbeiten.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617702700

Zu diesem Einzelplan liegen keine weiteren Wortmel-

dungen mehr vor.

Damit kommen wir zur Schlussrunde. Ich erteile als
erstem Redner das Wort dem Kollegen Dr. Hans-Ulrich
Krüger für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hans-Ulrich Krüger (SPD):
Rede ID: ID1617702800

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen

und Kollegen! Im Jahre 2005 hatten wir im Bundeshaus-
halt eine Nettokreditaufnahme von über 30 Milliar-
den Euro.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wohl wahr!)


Im Jahre 2009 werden wir eine geplante Nettokreditauf-
nahme von 10,5 Milliarden Euro haben.


(Otto Fricke [FDP]: Leider auch wahr!)


Das ist – auch das ist wahr – die geringste Neuverschul-
dung seit der Wiedervereinigung und darf daher in dieser
Haushaltswoche mehr als einmal erwähnt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich betone: Das Ziel, im Jahre 2011 keine weiteren
Schulden aufzunehmen, ist realistisch und bleibt mit
höchster Priorität bestehen. Dieses Ziel lassen wir uns
von niemandem – auch nicht von dem, der schon jetzt in
vorauseilender Angst meint, unterschiedliche Wachs-
tumsprognosen interpretieren zu müssen – kaputtreden.
Unseren sozialdemokratischen Finanzministern der letz-
ten Jahre, Hans Eichel und Peer Steinbrück,

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(C (D (Otto Fricke [FDP]: Lafontaine vergessen! – Jürgen Koppelin [FDP]: Lafontaine war auch dabei!)


ebührt für diese Leistung Dank und Respekt – für eine
eistung, deren Durchsetzung nicht einfach war.


(Beifall bei der SPD)


Ich warne eindringlich davor, in den kommenden
ahlkämpfen – wie es einige schon wieder tun wollen –
ahlgeschenke zu versprechen, die schlicht und ergrei-

end illusorisch und nicht finanzierbar sind und einen
etrug an unseren Kindern und Kindeskindern darstel-

en. Denn das, was ausgegeben wird, muss zuvor einge-
ommen werden; das sollte uns allen klar sein.


(Beifall des Abg. Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU])


usätzlich zu den mehr als 40 Milliarden Euro Zinszah-
ungen wird jeder weitere Schuldeneuro eine Überbelas-
ung der künftigen Generationen darstellen. Das ist un-
erantwortlich.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist leider wahr!)


Der Bund hat aber nicht nur die Pflicht, den Haushalt
u konsolidieren; nein, er muss auch für die Menschen in
iesem Land investieren. Das tut er mit diesem Haushalt,
it Investitionen in Höhe von knapp 26 Milliar-

en Euro; das ist eine Milliarde mehr als im Vorjahr.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


n den nächsten Jahren können daher wichtige Zukunfts-
elder auf hohem Niveau beackert werden, zum Beispiel
n den Bereichen Bildung, Forschung und Entwicklung,
uch im Bereich Klimaschutz.

In diesem Zusammenhang darf und muss man darauf
inweisen – meine Vorredner aus dem Bereich Wirt-
chaft haben schon einiges angesprochen –, dass wir So-
ialdemokraten die Menschen in diesem Land seit 1998
m mehr als 60 Milliarden Euro steuerlich entlastet ha-
en. Wir nehmen also nicht nur unsere Verantwortung
ür unsere Kinder und Kindeskinder ernst, nein, auch die
ür alle Erwerbstätigen in diesem Land. Wer erinnert
ich heute noch an einen Eingangssteuersatz von
5,9 Prozent und an einen Spitzensteuersatz von
3 Prozent? Beides sind Steuersätze aus dem Jahr 1998.
eute haben wir einen Eingangssteuersatz von
5 Prozent und einen Spitzensteuersatz von 42 Prozent
ei gleichzeitig erhöhten Grundfreibeträgen. Demgemäß
ahlt eine Familie mit zwei Kindern – dieses Beispiel
urde zwar schon erwähnt, verdient aber eine Wieder-
olung – unter Berücksichtigung des Kindergeldes bis
u einem Bruttoeinkommen von 37 600 Euro – das wa-
en einmal ungefähr 70 000 DM – keine Einkommen-
teuer mehr; und das ist auch gut so.


(Beifall bei der SPD)


Getreu dem Motto „Fördern und Fordern“ haben wir
enschen in sozialen Notlagen aufgefangen. Ich erin-

ere hier nur an die erstmalige Erhöhung des Wohn-
eldes seit 2001. Ich erinnere daran, dass Hunderttausende
on Sozialhilfeempfängern aus dem Schattendasein der






(A) )



(B) )


Dr. Hans-Ulrich Krüger
Arbeitslosigkeit herausgeholt wurden. Diese Menschen
haben aufgrund der Förderung durch die Bundesagentur
für Arbeit eine deutlich bessere Chance, vermittelt zu
werden, als vor der Reform. Ich erinnere ferner daran,
dass Bezieher von Arbeitslosengeld II in den Schutz der
gesetzlichen Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung
einbezogen worden sind. Last, not least erinnere ich da-
ran, dass mit zahlreichen Jobinitiativen ältere Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer wieder eine Perspektive er-
halten haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben ferner entscheidende Weichenstellungen in
der Familien- und Bildungspolitik des Bundes vorge-
nommen. Ich erinnere an das Elterngeld – 1,7 Milliar-
den Euro im Kalenderjahr 2007. Ich erinnere an die
4 Milliarden Euro, die wir für die Ganztagsbetreuung
zur Verfügung gestellt haben. In der Folge sind über
6 400 Ganztagsschulen auf- bzw. ausgebaut worden,
zum Nutzen der Kommunen, der Kinder und der Eltern.
Ich erinnere daran, dass die Kommunen um
1,5 Milliarden Euro entlastet worden sind, um die Be-
treuung von Kindern unter drei Jahren gewährleisten zu
können.

Diese Leistungen werden auch künftig erbracht wer-
den. Sie sind für unsere Gesellschaft unverzichtbar. Je-
der, der in den vergangenen Wochen und Monaten
meinte, eine schnellere Haushaltskonsolidierung anmah-
nen zu müssen, der muss eine Antwort auf die Frage ge-
ben, ob die Menschen auf all die Leistungen, die ich so-
eben erwähnt habe, verzichten sollen. Ich denke, doch
wohl nicht.


(Beifall bei der SPD)


Fakt ist aber auch – daraus mache ich keinen Hehl –,
dass die enorm steigenden Energiekosten und die immer
teurer werdenden Lebensmittel einen Teil der steuerli-
chen Vorteile der Bürgerinnen und Bürger auffressen.
Bei der Bewältigung dieses Problems muss man aber ei-
nes bedenken: Der Staat wird steigende Energie- und Le-
bensmittelpreise nicht mit Subventionen auffangen kön-
nen. Dies hätte nämlich fatale Folgen. Ein staatliches
Aushebeln von Spekulationen und zum Teil künstlichen
Knappheitssignalen funktioniert eben leider nicht. Es
führt regelmäßig zu Budgetlükken, die zulasten künfti-
ger Generationen gehen. Trotzdem ist für uns eine Real-
lohnstagnation wie jede Lohnstagnation nicht hinnehm-
bar. Wir müssen und wir werden reagieren. Die Ansätze
zum Mindestlohn sind erfolgversprechend und werden
von uns als Sozialdemokraten weiterentwickelt werden.
Ich fordere Sie alle auf, es uns gleichzutun.


(Beifall bei der SPD)


Will man aber – auch das klang eben an – Menschen
mit geringem und mittlerem Einkommen helfen, dann
sind – das zeigt ein Blick in die Tabelle – weitere Steuer-
senkungen nur am Rande effektiv. Vor allen Dingen
Spitzenverdiener würden und werden hiervon vornehm-
lich profitieren. Denn für das Gros der Erwerbstätigen
sind Sozialabgaben heutzutage ein weitaus größeres Pro-
blem als die Steuerbelastung.

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(C (D Fakt ist: Bei einem Jahresbruttolohn von 40 000 Euro ei einem Ledigen und 60 000 Euro bei Ehegatten sind ie Sozialabgaben immer noch höher als die Einkomensteuerlast. So zahlt zum Beispiel eine alleinstehende rbeitnehmerin oder ein alleinstehender Arbeitnehmer it einem Jahresbrutto in Höhe von 20 000 Euro mehr ls 3 900 Euro Sozialabgaben und 2 000 Euro Steuern. st der betreffende Arbeitnehmer verheiratet und erzielt in Jahreseinkommen von 35 000 Euro, summieren sich ie Sozialabgaben auf 6 900 Euro; die Steuerlast beträgt ann 3 114 Euro. Im Gegensatz hierzu sieht diese Situaion bei Einkommensmillionären vollkommen anders us. Sie haben – addiert man die Reichensteuer hinzu – ine Steuerlast in Höhe von etwas über 45 Prozent, müsen jedoch nur 1,1 Prozent ihres Einkommens an Sozialbgaben entrichten. Dies verdeutlicht: Unser primäres Ziel muss darin betehen, wieder eine Sozialabgabenquote von weniger als 6 Prozent zu erreichen, wie wir sie vor der Wiederverinigung hatten. Für eine Arbeitnehmerin oder einen Areitnehmer mit einem monatlichen Einkommen von 500 Euro würde dies eine Entlastung um 600 Euro im ahr, mithin eine Reduzierung um 10 Prozent ihrer biserigen Sozialabgaben bedeuten, für einen Spitzenveriener jedoch nur eine Reduzierung um 0,1 Prozent. Das st nicht nur hinnehmbar, das ist gerecht. Dies alles hat viel mehr mit sozialer Gerechtigkeit zu un als Fantastereien bezüglich unseriöser und nicht zu inanzierender Steuersenkungsmodelle. Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf zum Bundesaushalt 2009 schließt sich der Kreis. Wir zeigen: Wir ind auf dem richtigen Weg. Wir konsolidieren auf der inen Seite und investieren auf der anderen Seite. as schützt unsere Kinder vor unzumutbaren Belastunen in der Zukunft und entlastet die heutigen Erwerbstäigen. Das verstehe ich unter sozialer Gerechtigkeit. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Jürgen Koppelin [FDP]: Abkassieren haben Sie vergessen!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Jürgen Koppelin [FDP]: Abkassieren!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617702900

Nächster Redner ist der Kollege Otto Fricke für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1617703000

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

egen! Es ist interessant. Wir hören hier eine schöne
ede mit vielen Zahlen. Zum schlimmsten Thema, also
azu, was die Große Koalition im Zusammenhang mit
er IKB und der KfW in finanzieller Sicht gegenwärtig
emacht hat, wird nichts gesagt. Aber ich bin mir sicher,
er Minister wird uns, nachdem er schon auf einen spä-






(A) )



(B) )


Otto Fricke
teren Rednerplatz ausgewichen ist, nachher noch einiges
dazu erklären.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Mitgliedschaft von Herrn Koppelin im Verwaltungsrat war auch nicht förderlich!)


Der Minister hat am Dienstag in seiner Einführungs-
rede zum Haushalt einiges dazu gesagt, wie die Lage in
Deutschland aussieht. Es klang staatstragend und verant-
wortungsvoll, aber er hat keine Konsequenzen gezogen.
Dabei hätten Sie doch die drei oder vier kleinen Schritte
erklären können, die die Folgen dieser Bankenkrise für
uns im Haushalt 2009 sein werden. Die Bankenkrise
wird sich auf die Realwirtschaft auswirken, die Real-
wirtschaft wird sich auf das Wirtschaftswachstum aus-
wirken, das Wirtschaftswachstum wird sich auf die Steu-
erzahlungen auswirken, und die Steuerzahlungen werden
sich dann leider auf den Haushalt auswirken. Wir wer-
den, wenn wir so weitermachen und wenn Sie, Herr Mi-
nister, nicht anfangen, ehrlich zuzugeben, dass das Wirt-
schaftswachstum sinken wird, spätestens nach der
Bundestagswahl einen Crash erleben.

Wir haben im Juli, als der Haushalt vom Kabinett ver-
abschiedet worden ist, erlebt, wie man lächelnd sagte:
Wir haben den Haushalt im Griff, wir bauen die Neuver-
schuldung weiter ab. So ging man im Juli bei schönem
Wetter auseinander. Inzwischen hat sich das Wetter ver-
ändert, nicht nur draußen, sondern eben auch in der
Wirtschaft.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da redet wohl ein Wettervogel und nicht Otto Fricke!)


Von Westen kommen dunkle Wolken. Was ist nun mit
dem Regierungsschiff? Kapitän Merkel und Steuermann
Steinbrück stehen weiterhin auf dem Schiff und sagen
zwar, dass da, wo sie hinwollen, Wolken sind, aber sie
denken weder an Regenmäntel noch an Rettungswesten.
Sie steuern einfach weiter, und die Minister verteilen
weiterhin Sonnencreme und Sonnenschirme. So sieht es
doch bei der Regierung im Moment aus.


(Beifall bei der FDP)


Wer die Debatte der letzten Tage verfolgt hat, konnte
feststellen: Kein Minister hat gesagt, dass sein Ressort
weniger Mittel bekommen hat. Jeder Minister hat ge-
sagt: Mein Ressort hat etwas mehr Geld bekommen,
aber eigentlich hätte ich gerne noch mehr. – Gemeint ist
übrigens: mehr Geld von dir, lieber Steuerzahler. Das
wird aber nie laut ausgesprochen.


(Beifall bei der FDP)


Wie sieht Ihre Schönwetterpolitik aus? Seitdem die
Regierung an der Macht ist, fällt das Wirtschaftswachs-
tum von Jahr zu Jahr geringer aus: 2006 lag es bei
2,9 Prozent, 2007 bei 2,5 Prozent, 2008 wird es voraus-
sichtlich bei 1,7 Prozent liegen – es könnte allerdings
auch weniger werden –, und für 2009 rechnen manche
Institute mit nur noch 0,2 Prozent.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hört sich an, als würden Sie sich über ein sinkendes M r w u D t t s g Ü k t m g d g d W s s – M v f n e t s p s V m n s a l b v a (C (D Wirtschaftswachstum regelrecht freuen, Herr Kollege!)


it anderen Worten: Jedes Jahr, das die Große Koalition
egiert, bedeutet für den Bürger weniger Wirtschafts-
achstum und mehr Zukunftsrisiken.


(Beifall bei der FDP)


Die Risiken werden von Ihnen völlig ausgeblendet
nd nicht erwähnt. Welche Risiken gibt es eigentlich?
ie Industrieproduktion geht zurück. Die Zahl der Auf-

ragseingänge sinkt seit Monaten. Die jeweiligen Quar-
alszahlen zum Wirtschaftswachstum fallen immer
chlechter aus. Die Inflationsgefahr, die angeblich nicht
roß war, ist weiterhin vorhanden, wird aber ignoriert.
ber die kalte Progression freut sich der Minister sogar
lammheimlich. Er sagt sich wohl: Ein bisschen Infla-
ion schadet nie. Denn dann kann ich mehr Geld einneh-
en, und niemand merkt es. – Das sind keine Bedingun-

en, unter denen man versuchen kann, die Situation in
iesem Staat zu verbessern.


(Beifall bei der FDP)


Hinzu kommt die Bankenkrise. Keiner von uns weiß
enau, was dabei herauskommt – keine Frage. Aller-
ings muss man sagen: Die KfW, die Kreditanstalt für
ertverlust, und die IKB, das Institut kranker Bilanzen,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das hört sich jetzt eher wie Brüderle an, nicht wie Fricke!)


ind nur ein Teil des großen Problems, allerdings ein we-
entlicher Teil. Denn in beide Banken


(Ludwig Stiegler [SPD]: Beide Banken sind voll von Liberalen!)


das gilt übrigens auch für die Landesbanken, die heute
orgen ebenfalls gemeldet haben, dass sie Milliarden-

erluste zu verzeichnen haben – hat sich der Staat in um-
angreichster Weise eingemischt, und er meint immer
och, sich dort weiterhin einmischen zu müssen.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ja, Herr Koppelin im Verwaltungsrat!)


Anstatt „Raus mit der Politik!“ zu sagen, setzt man
in paar Verwaltungschefs und ein paar kleine Mitarbei-
er vor die Tür. Politische Verantwortung wird an die-
er Stelle aber nicht übernommen. Im Hinblick auf die
olitische Verantwortung bei der KfW/IKB muss man
agen: Es gibt nach wie vor ein Aufsichtsgremium, einen
erwaltungsrat, der riesengroß ist, dem man kaum Infor-
ationen zukommen lässt, und, wenn überhaupt, dann

ur so spärlich, dass dort gar keine vernünftigen Ent-
cheidungen mehr getroffen werden können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Trotzdem hat die FDP auf ihren Sitz nicht verzichtet, Herr Kollege! Warum eigentlich nicht?)


Denken wir einmal daran zurück, was gesagt wurde,
ls es vor ein paar Jahren um die IKB ging; es wird näm-
ich häufig völlig vergessen, wo das eigentliche Problem
ei der IKB lag. Im Jahre 2001 hieß es, übrigens auch
on Herrn Stiegler: Wir dürfen die IKB auf keinen Fall
n eine Heuschrecke verkaufen! Das war übrigens die






(A) )



(B) )


Otto Fricke
Royal Bank of Scotland. Was machen Sie jetzt, Herr
Stiegler? Was ist gestern beschlossen worden? Es wurde
vereinbart, die IKB an eine der größten Heuschrecken
überhaupt zu verkaufen, an Lone Star. Wer hat dem zu-
gestimmt? SPD und Union. Das ist, mit Verlaub, eine
Verhohnepipelung der Wähler!


(Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Sagen Sie das lieber einmal der deutschen Wirtschaft, zum Beispiel Herrn Thumann, aber auch all den anderen! Das sind doch alles Liberale!)


Man hätte die IKB nicht kaufen dürfen. Das wollen
Sie aber nicht wahrhaben. Diesen Fehler wollen Sie ver-
decken. Mein Vorwurf an die Große Koalition ist: Im
Jahre 2005 hätten Sie feststellen müssen, dass wir die
IKB noch immer haben. Wenn die CDU/CSU wirklich
noch ein ordnungspolitisches Gewissen hat, hätte sie sa-
gen müssen: Wir wollen die IKB nicht. Dann hätte man
noch genug Zeit gehabt, sie zu verkaufen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Gab es irgendeinen Versuch, die IKB zu verkaufen?


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Nein!)


Nein. Man hat alles so belassen, wie es war. Denn es ist
ja schön, sich auch ein bisschen auf dem Privatsektor zu
betätigen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie Schlaumeier!)


Hätte man die IKB verkauft, hätten wir jetzt höhere
Privatisierungserlöse und geringere Zinsverluste. Vor al-
len Dingen hätten wir jetzt nicht all die Zuschusspflich-
ten und wären nicht mit den Risiken konfrontiert, die uns
in den nächsten Jahren erwarten.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


Das ist einer der größten Fehler, die die Große Koalition
gemacht hat. Jetzt versucht sie, ihn zu verdecken, indem
sie sagt: Eigentlich können wir nichts dafür. Es liegt am
Weltbankenmarkt.


(Beifall bei der FDP)


Der Staat muss sich aus dem Bankenmarkt so weit
wie möglich heraushalten. Natürlich brauchen wir mit
Blick auf die Daseinsvorsorge des Staates eine Grund-
versorgung der Banken; das ist keine Frage. Das ist ein
Teil der sozialen Marktwirtschaft. Aber angesichts all
dessen, was bei der KfW nach wie vor getan wird und
was mit staatlicher Daseinsvorsorge wirklich nichts zu
tun hat, müssen wir schleunigst, allerdings nicht vor-
schnell, versuchen, zu privatisieren und dafür Erlöse zu
bekommen, anstatt zuzulassen, dass die Politik weiterhin
den Finger darauf hat.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das sollten Sie noch lauter sagen, damit es alle hören!)


Man muss ganz klar feststellen: Kaum bricht der Ban-
kenmarkt zusammen, fällt auch die KfW in sich zusam-
men.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Die KfW fällt nicht in sich zusammen!)


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(C (D ch frage mich immer wieder: Was wird wohl geschehen, enn einmal die Wirtschaft schwächelt? Sie haben biser immer nur Schönwetterhaushalte vorgelegt; denn ales lief gut. Wenn Sie im Hinblick auf den Haushalt geauso agieren, wie Sie bei der KfW agieren, wenn so die eaktion der Großen Koalition auf schlechtere wirt chaftliche Zahlen im Jahre 2009 aussieht, dann kann an nur sagen: Gute Nacht, Deutschland! Ich möchte auf ein anderes Thema zu sprechen komen. Herr Minister, Sie haben etwas Schönes gesagt: lle Kinder sind gleich. – Ich sage Ihnen: Jedes Kind ist ndividuell, alle Kinder sind unterschiedlich. (Peer Steinbrück, Bundesminister: Sie sollen für den Staat alle gleich sein!)


Sie sollen für den Staat alle gleich sein. Das ist noch
iel besser. Herr Steinbrück, dann frage ich mich Fol-
endes: Weshalb ist es so, dass das Kind eines Fach-
rbeiters kostenlos in der gesetzlichen Krankenversiche-
ung mitversichert ist, der kleine Unternehmensgründer
it drei Mitarbeitern jedoch, der in der privaten Kran-

enversicherung ist, pro Monat 100 Euro bezahlen darf
nd dies noch nicht einmal steuerlich absetzen kann? Wo
ind da dem Staat alle Kinder gleich?


(Beifall bei der FDP)


Hinzu kommt, dass die Große Koalition sagt: Lieber
teuerzahler, der du deine Kinder privat versicherst, bitte
ahle noch zusätzliches Steuergeld für den sogenannten
esundheitsfonds, den die CSU inzwischen auch liebt.
itte zahle noch Steuergeld, damit wir die anderen Kin-
er kostenlos versichern können.

Das ist keine Gleichbehandlung. Sie machen Unter-
chiede. Sie sagen: Die einen sind gut, die anderen sind
öse, den Guten helfen wir, und den Bösen brauchen wir
icht zu helfen. – Das kann doch nicht wahr sein.


(Beifall bei der FDP)


Schauen wir uns einmal an, wie dieser 4-Milliarden-
uro-Zuschuss wirkt. Die Ministerin wehrt sich über
onate und Jahre hinweg gegen eine Prüfung durch den
echnungshof. Werden die gesetzlichen Krankenkassen
uch nur einmal an der Oberfläche geprüft, folgt Skandal
uf Skandal. Die Chefs bekommen ihr Geld. Es gibt
chöne Versorgungspöstchen. Es gibt hier noch ein Zu-
atzsalär und da noch ein Zusatzsalär. Ich bin gespannt,
ie viel Prozent der Beitragssatzsteigerungen der kom-
enden Jahre auf diesen Dschungel bei den gesetzlichen
rankenkassen zurückzuführen sind. Bezahlen wird dies

ukünftig auch noch der Steuerzahler.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben einen auf den ersten
lick richtigen Satz gesagt: Die CDU habe aus der Ver-

chuldung gelernt. Aus Fehlern zu lernen, ist immer gut.
um Thema Lernen haben Sie sich in letzter Zeit sehr
ut erkundigt. Interessant ist jedoch, ob Sie wirklich
eim Thema Verschuldung gelernt haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie sollten Respekt vor der Kanzlerin lernen!)







(A) )



(B) )


Otto Fricke
Das können Sie nicht bei Schönwetterhaushalten oder
bei einem Wahlkampfhaushalt, wie er jetzt vorliegt, ma-
chen. Die Frage, ob Sie aus der Vergangenheit gelernt
haben, wird sich beim Haushalt erst dann beantworten
lassen, wenn schwierigere Zahlen vorliegen und wenn
Sie dann versuchen, einen Haushalt gut hinzubekom-
men, ohne dass Sie bei den Leuten abkassieren und ih-
nen immer mehr Geld aus der Tasche ziehen. Dann wird
sich zeigen, ob Sie gelernt haben.


(Beifall bei der FDP)


Frau Bundeskanzlerin, zudem hat mich verwundert,
dass der Finanzminister – ich bin sehr froh darüber – den
Franzosen deutlich gesagt hat, was er von Konjunktur-
programmen hält, nämlich nichts. Das ist auch richtig
so. Nur, Frau Bundeskanzlerin, ich habe nicht gehört
– vielleicht habe ich es überhört, lese es dann gerne
nach, oder Sie bestätigen es vielleicht jetzt –, dass Sie ab
Februar, wenn richtiger Wahlkampf herrscht, nicht zu
großen Konjunkturprogrammen ansetzen werden.

Die FDP wird Ihnen ganz genau auf die Finger
schauen,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Da wird sie aber zittern!)


ob Sie Versuche von Konjunkturprogrammen und von
Wählerberuhigungen machen, ob Sie Versuche unter-
nehmen, wie sie die CSU gegenwärtig in Bayern unter-
nimmt, die 19 Mal die Steuern erhöht und ein Mal bei
den Skiliften senkt und jetzt sagt: Tut uns leid, wir haben
es gar nicht so gewollt. – Das kann nicht die Politik sein,
die in den kommenden Monaten gerade bei diesem
knappen Haushalt kommen wird.


(Beifall bei der FDP)


Für den Fall, dass die Frage gestellt wird, was wir an-
ders machen würden: Wir werden ein Sparbuch vorle-
gen. Wir werden die sozialen Sicherungssysteme durch
die Umsetzung unserer Vorschläge wieder auf gesunde
Beine stellen. Wir werden für niedrige Steuern und dafür
sorgen, dass das Steuersystem einfach und gerecht ist.
Wir werden den Staat an den Stellen zurücknehmen, an
denen er nicht notwendig ist.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass Sie nur deshalb
versuchen, die Steuern zu erhöhen, damit Sie wieder
neue Bereiche haben, in denen Sie dann Ihre politischen
Hände walten lassen können, obwohl die Bürger dies
selbst viel besser könnten.

Wir brauchen mehr Freiheit, aber auch – Herr
Stiegler, Sie wissen ganz genau, dass das zur Freiheit da-
zugehört – mehr Verantwortung. Damit das klar ist:
Dieser blödsinnige einfache Versuch ist nicht in Ord-
nung, zu sagen, dass all das, was liberal ist, gewissenlos
sei. Nein, alles, was liberal ist, bedeutet auch immer,
dass man Verantwortung hat. Gewissenlos sind die
Leute, denen eine ethische Grundlage fehlt. Ich habe das
Gefühl, dass das die Leute sind, die mit Steuergeldern
nicht richtig umgehen können, genauso wie die Leute,
die mit Privatgeldern nicht richtig umgehen können.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Ludwig Stiegler [SPD]: Es sind viele Liberale dabei!)


Wir verzeichnen weiterhin hohe Steuermehreinnah-
en. Ist es dieser Bundesregierung mit dem Abbau der
erschuldung aber wirklich ernst? Man hört jetzt schon,
egen der Steuermehreinnahmen im Jahr 2008 müsse
an mit der Privatisierung nicht so schnell vorankom-
en. Na ja, nach den schlechten Erfahrungen, die Rot-
rün mit der Privatisierung der Bundesdruckerei ge-
acht hat, wäre ich froh, wenn diese Bundesregierung

icht so viel privatisieren würde.

Jetzt aber ernsthaft: Privatisierung kann doch nicht in
bhängigkeit von der Höhe der jeweiligen Neuverschul-
ung angegangen werden. Wenn die Privatisierung rich-
ig ist, dann muss ich sie machen, und wenn sie falsch ist
wie etwa bei der Bundesdruckerei –, dann darf ich sie
icht machen. Sehen Sie also zu, dass Sie mit der Priva-
isierung in diesem Jahr schon weiter fortfahren; denn je-
er vernünftige Euro, den Sie aufgrund einer Privatisie-
ung erzielen, bedeutet gleichzeitig mindestens einen
ent an Zinsen weniger, den die Steuerzahler bezahlen
üssen.


(Beifall bei der FDP)


Ich komme zum Schluss. Wir sollten viel mehr daran
enken, wie wir die soziale Marktwirtschaft stärken
önnen. Mehr soziale Marktwirtschaft wagen – das ist
m Moment unsere Verantwortung. Die Betonung liegt
abei auf „soziale“, aber es muss eben eine Marktwirt-
chaft sein.

Es ist eine alte Weisheit, dass die meisten Unfälle im
aushalt passieren. Sie sind mit dem Haushalt 2009 ge-

ade dabei, dies wieder zu beweisen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617703100

Für die CDU/CSU-Fraktion spricht nun der Kollege

ochen-Konrad Fromme.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Jochen-Konrad Fromme (CDU):
Rede ID: ID1617703200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Fricke, ich bin sehr gespannt auf die Alter-
ativen, die Sie uns im Laufe der Beratungen vortragen
erden, und ich hoffe, dass die Qualität gegenüber der
er bisherigen Sparbücher, die ja keine Sparbücher wa-
en, deutlich steigt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist doch Ihr Lieblingsband!)


Ich glaube, durch die bisherigen Beratungen wurde
chon einiges deutlich gemacht, insbesondere, dass die
inken langsam die Katze aus dem Sack und ihre Maske

allen lassen. Wie das Beispiel Schaeffler zeigt, wollen
ie nämlich eine andere Gesellschaftsordnung und Ver-
taatlichungen. Sie wollen eine steigende Staatsquote.
ie sollten den Bürgerinnen und Bürgern dann aber bitte
chön auch sagen, was das Ergebnis ist. Das Ergebnis ist






(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme
nämlich eine Staatswirtschaft, wie es sie 40 Jahre lang
in einem Teil unseres Vaterlandes gab.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Genau!)


Sie sind doch erst zufrieden, wenn die Leute am Ersten
jedes Monats alles abgeben und Sie zuteilen können. Wo
das hinführt, haben wir gesehen.

Sie sollten dann auch einmal deutlich machen, dass
fast die Hälfte der Zinsen nicht für die Kosten der Wie-
dervereinigung gezahlt werden müssen, sondern dafür,
dass wir das, was Sie lange kaputt gemacht haben, wie-
der aufbauen mussten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was könnten wir mit diesen 20 Milliarden Euro im Jahr
nicht alles Gutes und Schönes machen!

Die Grünen klagen hier ständig ein, wir müssten die
Armut bekämpfen, und sie zitieren den Armutsbericht.
Ich darf zum Ersten sagen, dass der Armutsbericht für
den Zeitraum bis zum 31. Dezember 2005 erstellt wurde.
Er ist also Ihre Schlussbilanz, nicht unsere augenblickli-
che Bilanz.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zum Zweiten sollten wir uns darüber im Klaren sein,
dass in dem Armutsbericht die relative Armut beschrie-
ben wird. Wenn wir es mithilfe der Steuerpolitik der Lin-
ken schaffen würden, die Reichen aus Niedersachsen zu
vertreiben, dann gäbe es plötzlich keinen Armen mehr,
obwohl sich für die Menschen gar nichts geändert hätte.
Umgekehrt: Wenn Bill Gates seinen Wohnsitz plötzlich
nach Deutschland verlegen würde, dann würde das
durchschnittliche Einkommen steigen und es gäbe mehr
Arme, ohne dass sich für die Menschen etwas geändert
hätte. Seien Sie deswegen etwas vorsichtig.

Ich kann Ihnen nur sagen: Durch den neuesten Be-
richt des DIW wird deutlich, dass Ihr Popanz wie eine
Seifenblase zerplatzt ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es stellt sich jetzt nämlich heraus, dass sich die Dinge
verbessert haben. Deutschland ist durch unsere Politik
ein Stück gerechter geworden;


(Lachen bei Abgeordneten der LINKEN)


denn was ist denn besser für einen Arbeitslosen, als dass
er einen Arbeitsplatz bekommt? Es nützt ihm doch über-
haupt nichts, wenn ich irgendeinem, der ein höheres Ein-
kommen erzielt, ein bisschen weniger gebe oder ihm
mehr wegnehme. Davon hat der einzelne Arbeitslose gar
nichts. Sie sollten sich also auch einmal mit den Fakten
beschäftigen.

Sie sagen, dass unsere Politik unsozial ist. Das ist
eben falsch. Ich erinnere nur an das, was in der Debatte
angesprochen wurde: Wohngeld, BAföG, mehr für die
Familien. Schauen Sie sich einmal die Ausgabenblöcke
unseres Haushalts an. Allein der Sozialhaushalt hat ei-
nen Umfang von 125 Milliarden Euro. Davon sind

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(C (D 9 Milliarden Euro für die Rente, 4 Milliarden Euro für ie Krankenkassen und 6 Milliarden Euro für die Famiien. Wenn das keine Sozialpolitik ist, dann weiß ich icht, was Sozialpolitik sein soll. Lieber Kollege Hase – – Ach nein, ich meine ja Herrn tiegler. (Otto Fricke [FDP]: Deswegen ist er auch weg!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


as, was Sie hier vorgetragen haben, war wirklich neben
er Sache.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo ist der Hase?)


er im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen wer-
en. Deswegen haben Sie sich jetzt auch verzogen. Sie
aben nämlich gemerkt, dass ich Sie hier einmal anspre-
hen wollte.


(Joachim Poß [SPD]: Was? Er soll Angst vor Ihnen haben?)


Ja, das merkt man doch. Hasen haben in der Regel
ngst. Das ist eben so.


(Joachim Poß [SPD]: Ach!)


as er zur Energiepolitik gesagt hat, ist völliger Un-
inn. Wenn aufgrund von Knappheit oder mangelnder
bereinstimmung von Angebot und Nachfrage stei-
ende Preise zu verzeichnen sind, dann müssen wir das
bel an der Wurzel packen und das Angebot-Nachfrage-
erhältnis verändern. Subventionen oder Ähnliches sind
eine Lösung.

Wenn Sie sagen, dass Niedersachsen mit dem Atom-
üll nicht alleingelassen werden soll, sondern Bayern

uch etwas tun sollte, dann frage ich Sie, ob Sie für jedes
undesland ein Endlager wollen. Wer soll das denn be-
ahlen? Das ist völliger Unsinn. Wir müssen uns viel-
ehr darum bemühen, dass die Länder mit Standorten

afür einen Ausgleich erhalten.

Sie haben die Grundlagen der Marktwirtschaft nicht
egriffen, wenn Sie meinen, dass günstige Strompreise
ewährleistet sind, solange es Atomkraft gibt. Solange
as Angebot kleiner ist als die Nachfrage, bestimmt der
arkt den Preis, völlig unabhängig von der Art der

tromerzeugung und deren Kosten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Markt bestimmt immer den Preis! Es gibt schließlich die Strombörse! Wo kommt die denn her? Das ist doch der Witz!)


eshalb wäre es sinnvoller, die Laufzeiten zu verlän-
ern, weil dadurch sofort das Angebot gesteigert würde.
iese Maßnahme könnte verhindern, dass die Preise
eiter steigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sollten auch die Risiken dieses Haushalts berück-
ichtigen. Deswegen stelle ich an die Adresse aller Gut-






(A) )



(B) )


Jochen-Konrad Fromme
menschen – damit meine ich das ganze Haus, aber be-
sonders die Umverteiler der Linken – gerichtet fest: Wir
sind gerade mal in der Lage, aus unseren Einnahmen die
Zinsen, die in der Vergangenheit entstanden sind, zu be-
zahlen. Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass wir
zunächst einmal die Einnahme- und die Ausgabeseite in
Einklang bringen müssen, um auf Dauer nachhaltige
Finanzpolitik zu betreiben. Anders geht es nicht.

Ich bedaure es sehr, dass sich derzeit viele in der
Föderalismuskommission von der Schuldenbremse ver-
abschieden wollen. Wenn es uns nicht gelingt, geeignete
Instrumente zu schaffen, um uns zu disziplinieren, dann
kommen wir niemals vorwärts. Politiker sind Menschen.
Menschen sind schwach und versuchen in Extremsitua-
tionen immer, auszuweichen.


(Otto Fricke [FDP]: Ja! Sehr gut!)


Wir brauchen eine wirksame Schuldenbremse, um
dieses Thema in den Griff zu bekommen. Die erste Maß-
nahme muss darin bestehen, dass Bund und Länder da-
mit beginnen, die Tilgung ihrer Schulden in Angriff zu
nehmen. Das unterscheidet uns von der kommunalen
Ebene: Sie sind nicht besser, weil sie bessere Politiker
sind, sondern sie sind in einer besseren Lage, weil wir
sie immer gezwungen haben, ihre Schulden zu tilgen.

Wenn Sie uns auf diesem Weg folgen, dann tun wir
etwas für die langfristige Entwicklung. Ich lade alle ein,
mit konstruktiven Vorschlägen zu einer Verbesserung
dieses Haushaltes beizutragen. Aber es müssen tragfä-
hige Vorschläge sein, die die Ursachen an der Wurzel pa-
cken. Wir brauchen keine Scheingefechte oder einen
Wettbewerb um Wählerstimmen, in dem wir uns sozusa-
gen gegenseitig überbieten. Wir brauchen eine solide
Haushaltspolitik. Der Entwurf ist ein richtiger Ansatz.
Helfen Sie uns auf diesem Weg! Machen Sie mit! Aber
lassen Sie Sprechblasen, die nur die Wähler verunsi-
chern!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Eine sehr gute Rede!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617703300

Nächste Rednerin ist für die Fraktion Die Linke die

Kollegin Dr. Gesine Lötzsch.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617703400

Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Sehr geehrte Gäste! Schlechter hätte
die Haushaltswoche für den Finanzminister nicht laufen
können. Auf der einen Seite wollte er der Öffentlichkeit
zeigen, wie gut er mit Geld umgehen kann. Auf der an-
deren Seite wollte er uns Linken anhängen, dass wir nur
Geld ausgeben könnten. Aber dieser Plan ist gründlich
gescheitert, Herr Steinbrück.


(Beifall bei der LINKEN)


Die staunende Öffentlichkeit konnte beobachten, wie
unter Ihrer Verantwortung, Herr Steinbrück, Geld ein-
fach so verschwindet. Auf der einen Seite trauen Sie

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(C (D ltern nicht zu, 10 Euro Kindergeld mehr zu verantworen. Aber bei der IKB, die nachweislich nicht mit Geld mgehen kann, sind Sie bereit, über Nacht Milliarden ocker zu machen, die dann für immer im Finanzstrudel erschwinden. Das ist nicht hinnehmbar. Ein aktuelles Beispiel – darüber ist schon viel gesprohen worden – haben wir in dieser Woche mit der KfW rlebt. 300 Millionen Euro Steuergelder wurden einfach erbrannt. (Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]: Mehr!)


Mindestens. – Wenn ein Arbeitsloser einen Fahrschein
m Wert von 2,10 Euro ersetzt bekommen möchte, dann
eschäftigen sich drei Sachbearbeiter und ein Referats-
eiter mit diesem Anliegen.


(Otto Fricke [FDP]: In Berlin!)


och wenn 300 Millionen Euro oder mehr überwiesen
erden, dann geht das augenscheinlich automatisch.
ann gibt es niemanden, der die Überweisungen vorher
ontrolliert. Das ist Steinbrück’sche Finanzpolitik.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Aufsicht über die KfW sollten eigentlich Herr
teinbrück und Herr Glos wahrnehmen.


(Otto Fricke [FDP]: Welche?)


eide haben wieder nichts gewusst. Beide kommen aus
em Mustopf. Natürlich schiebt der Finanzminister die
chuld auf die Bank, wie er es schon bei dem Skandal
m die IKB getan hat.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617703500

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Koppelin?


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617703600

Nein, Herr Kollege. – Damals war angeblich die Che-

in der KfW, Ingrid Matthäus-Maier, die Parteikollegin
on Herrn Steinbrück, schuld. Frau Matthäus-Maier
usste ihren Hut nehmen, nicht der Finanzminister. Der
inanzminister erklärte damals zum möglichen Nachfol-
er: Es wird ein Profi sein müssen, bei dem der Sachver-
tand eine Rolle spielt und nicht die Politik. Herr
teinbrück, dieser Satz ist nicht nur arrogant, sondern
agt auch viel über Ihr Politikverständnis aus. Sachver-
tand und Politik kommen bei Ihnen, Herr Steinbrück,
ffensichtlich nicht zusammen.


(Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wer weiß, an wem er sich ein Beispiel genommen hat!)


ls Nachfolger wollten Sie also einen echten Profi neh-
en. Er hat gleich das doppelte Gehalt bekommen. Der

rste Schritt war, 300 Millionen Euro an eine bankrotte
ank zu überweisen. Herr Steinbrück, wann überneh-
en Sie endlich die Verantwortung für Ihr ständiges Ver-

agen bei der Kontrolle der KfW und für Ihre miserable
ersonalpolitik?


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
– Wir können Herrn Steinbrück und Herrn Glos ruhig in
einem Zusammenhang nennen. Damit haben Sie recht,
Kollege Benneter.

Herr Steinbrück meinte in seiner Rede, dass das Men-
schenbild der Linken die Menschen zu Bittstellern, zu
Abhängigen und zu Verlierern mache.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist genau richtig! Das ist das Ergebnis Ihrer Vorschläge!)


Das ist wirklich unverschämt und eine Beleidigung der
Menschen. Nicht unser Menschenbild macht die Men-
schen zu Bittstellern, zu Abhängigen und zu Verlierern,
sondern die Politik der Großen Koalition.


(Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Nicht Ihr Menschenbild, aber Ihre Politik!)


Sie haben doch einen kannibalisierenden Arbeitsmarkt
geschaffen, der Millionen arbeitende Menschen zwingt,
als Bittsteller zum Staat zu gehen, weil der Lohn zum
Leben nicht reicht. Damit nehmen Sie den Menschen
ihre Würde. Sie machen sie zu Verlierern der Gesell-
schaft, nicht wir.


(Beifall bei der LINKEN)


In der Debatte fiel oft – von den Kollegen der SPD
ausgesprochen – das Wort gesetzlicher Mindestlohn. Es
wurde gesagt, man müsse diskutieren. Der Vorredner
von der SPD sagte, man müsse über Ansätze von gesetz-
lichem Mindestlohn sprechen. Sagen Sie den Menschen
doch klar und offen, was Sie wollen,


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Wir wollen den Mindestlohn!)


und ergreifen Sie, wenn Sie es mit dem gesetzlichen
Mindestlohn wirklich ehrlich meinen, die Chance hier
im Parlament. Wir werden Ihnen auf jeden Fall immer
wieder Anträge dazu vorlegen. Stimmen Sie endlich der
Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns zu!


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Fangen wir in Berlin einmal damit an! Ihr solltet in Berlin die Leute im öffentlichen Dienst nicht auswringen, sondern ihnen eine Gehaltserhöhung zahlen!)


Weiterhin wurde behauptet, dass die Linke eine antike
nationalökonomische Vorstellung als Antwort auf die
Globalisierung habe.


(Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja, allerdings!)


Auch das ist falsch. Diese Regierung will mit staatlichen
Mitteln verhindern – so wurde es im August im Kabinett
beschlossen –, dass ausländische Unternehmen deutsche
Unternehmen kaufen. Das ist Protektionismus. Ja, ich
sage ganz offen: Wir sind für die Regulierung der
Finanzmärkte. Doch das ist kein Protektionismus. Das
ist bitter nötig, wie wir in den letzten Tagen erfahren ha-
ben.

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(C (D ie Finanzkrise ist auch ein Versagen der Finanzminiser, die sich ständig irgendwo in der Welt treffen, aber in er Frage nach strengeren Kontrollen und Regeln nichts, ber auch gar nichts auf die Reihe bringen. Ich sage auch ganz offen: Ja, wir waren dagegen, dass euschrecken in Deutschland zugelassen werden; denn ir wussten, dass sie Unternehmen zerstören und aus chlachten sowie die Arbeiter und Angestellten auf die traße setzen. Meine Damen und Herren von der FDP, ch habe in Ihren Reden gehört, dass jetzt auch Sie vor euschrecken warnen. Zu diesem Erkenntnisfortschritt ann ich Ihnen nur gratulieren. uch Herr Müntefering, der sich häufig über Heuschreken beklagt, hat zuvor den Heuschrecken die Lizenz um Ausweiden deutscher Unternehmen gegeben. Ja, ir als Linke wollen Unternehmen sowie Arbeiter und ngestellte vor solchen Übergriffen schützen. Wenn Sie as nicht wollen, meine Damen und Herren von der oalition, dann sagen Sie das auch so deutlich. Die Wirtschaftswoche hat die Pleiten der Heuschreken zusammengefasst. Hier nur einige Überschriften: ertie – horrende Mieten, ATU – Expansion verpatzt, ugo Boss – Dividende auf Pump, neckermann.de – öhne gedrückt, Tank & Rast – total verschuldet, Märlin – Millionen für Berater, Rodenstock – Chefs in Seie. Stellen Sie sich doch nur einen Moment lang vor, wir inken wären an der Regierung (Widerspruch bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


nd trügen die Schuld an diesen Schlagzeilen, die
chuld am Niedergang dieser traditionsreichen Unter-
ehmen.


(Otto Fricke [FDP]: Sie hätten die doch längst enteignet! Die Unternehmen gäbe es doch gar nicht mehr!)


err Schäuble würde doch sofort die Bundeswehr gegen
ns einsetzen wollen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: In der Hauptstadt der Armut sind Sie an der Regierung!)


Uns wird immer unterstellt, wir würden alles verstaat-
ichen wollen. Das ist eine absolut lächerliche Behaup-
ung. Herr Steinbrück verstaatlicht gerade ein privates
nternehmen, nicht wir als Linke. Aber ich will an die
eschichte dahinter erinnern. Der ehemalige Finanz-
inister Eichel – er sitzt noch hier – hat die Bundes-
ruckerei in Berlin gegen den Protest der Linken an
ine Heuschrecke, den Finanzinvestor Apax, verkauft.
pax bürdete dem Unternehmen dann hohe Schulden

uf und führte es damit an den Rand der Pleite. 2002
tieg die Heuschrecke wieder aus, und der Betrieb wurde
on einem Treuhänder verwaltet. Jetzt wird die Bundes-
ruckerei von CDU, CSU und SPD wieder verstaatlicht.


(Beifall des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])







(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Damit Sie mich nicht missverstehen: Das ist eine rich-
tige Entscheidung. Darum muss sich auch der Verfas-
sungsschutz mit dieser Verstaatlichung nicht befassen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


Der Populismusvorwurf wird gerne von den anderen
Parteien gegen uns erhoben. Aber gerade in dieser Wo-
che konnten wir gut mitverfolgen, wie unsinnig dieser
Vorwurf gegen uns ist, weil die Bürgerinnen und Bürger
den täglichen Populismus der Regierung erleben.


(Beifall bei der LINKEN)


Mein Kollege Dr. Gregor Gysi hat in seiner Rede am
Beispiel der Pendlerpauschale und des Wahlkampfs
von Herrn Huber sehr schön dargestellt, was Populismus
ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CSU, zu-
mindest Sie haben in der nächsten Woche die Chance,
Herrn Huber und die Kollegen in Bayern zu unterstüt-
zen. Wir werden Ihnen nämlich einen Antrag zur Pend-
lerpauschale mit namentlicher Abstimmung vorlegen.
Ich bin einmal gespannt, wie das Abstimmungsergebnis
sein wird.


(Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Wir haben richtig Angst!)


In der außenpolitischen Debatte wurden wir als Linke
heftig angegriffen, weil wir angeblich nicht solidarisch
und nicht verantwortungsvoll sind. Das will ich in aller
Deutlichkeit zurückweisen. Diejenigen, die uns man-
gelnde Solidarität mit der NATO vorwerfen, sind genau
diejenigen, die die Solidarität im eigenen Land untergra-
ben.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Sie wollen doch die NATO auflösen!)


Warum sollten wir mit einer NATO solidarisch sein, die
gegen das Völkerrecht verstößt und die Russlands
Sicherheitsinteressen verantwortungslos negiert und
das Land mit Raketen umstellt?


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Das arme Russland!)


Diese friedensbedrohende Politik ist unverantwortlich
und wird von uns nicht unterstützt.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir als Linke sind der Auffassung, dass die globalen
Probleme nicht mit militärischen Mitteln gelöst werden
können.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das haben Sie aber spät erkannt!)


Sieben Jahre Krieg in Afghanistan sind ein trauriger Be-
leg dafür.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Wollen Sie die Taliban wiederhaben?)


Es ist deshalb auch nicht nachvollziehbar, warum der
zweitgrößte Haushalt mit über 31 Milliarden Euro der
Haushalt der Bundeswehr ist. Die Bundeswehr wird
auch nicht volksverbundener und eine besonders über-

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(C (D eugende Parlamentsarmee, wenn vor dem Reichstag ein elöbnis abgelegt wird, (Ulrich Kelber [SPD]: Das ist das Reichstagsgebäude, nicht der Reichstag!)


as dann auch noch 1 Million Euro kostet.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wahrscheinlich sind das Sicherheitskosten gewesen, um linke radikale Demonstranten fernzuhalten, die mit Ihnen sympathisieren!)


Man kann die Rekruten nur davor warnen, den Wor-
en von Altkanzler Schmidt, dass sie nie wieder miss-
raucht würden, zu glauben. Dieses Versprechen war
eichtfertig, und ich glaube nicht, dass die Mütter und die
hefrauen der in Afghanistan getöteten Bundeswehrsol-
aten das so sehen wie Herr Schmidt.


(Beifall bei der LINKEN)


Über die sinnlosen, Milliarden verschlingenden Rüs-
ungsprojekte habe ich bereits gesprochen. Ich möchte
och einmal in Erinnerung rufen, dass kein einziges
üstungsprojekt nach Beendigung des Kalten Krieges
eendet wurde, obwohl sich die Sicherheitslage so sehr
erändert hat. Es geht also nicht in erster Linie um die
ekämpfung des Terrorismus und um die Sicherheit der
ürger, sondern um hohe Dividenden für die Rüstungs-
ktionäre.

Wir als Linke werden Ihnen bei den Haushaltsbera-
ungen in den nächsten Wochen eine Reihe von Anträ-
en für mehr soziale Gerechtigkeit, mehr Solidarität und
eniger Rüstung im Haushalt 2009 vorlegen. Wenn Sie
nseren Vorschlägen folgen, haben Sie die Chance, dazu
eizutragen, dass es in unserem Land gerechter zugeht.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat noch nicht einmal der Fraktionsvorsitzende zugehört! Warum eigentlich?)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617703700

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

ollegen Koppelin.


Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1617703800

Verehrte Kollegin, Sie haben eben über die KfW und

ber die aus meiner Sicht ausgesprochen skandalösen
orgänge gesprochen, die sich dort abgespielt haben. Da
estern der Verwaltungsrat getagt hat, frage ich Sie:
önnen Sie mein großes Bedauern darüber verstehen,
ass ich den Kollegen Oskar Lafontaine bei dieser Sit-
ung vermisst habe?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Der große Kontrolleur!)


Da Sie über die Heuschrecken gesprochen haben
gestern ist der Verkauf der IKB an Lone Star beschlos-

en worden –, können Sie sicherlich mein großes Be-
auern auch darüber verstehen, dass ich nicht die Unter-
tützung des Kollegen Oskar Lafontaine hatte, als wir






(A) )



(B) )


Jürgen Koppelin
dagegen gestimmt haben. Ihn habe ich dort sehr ver-
misst.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Oder hat er schon wieder hingeschmissen?)


Verehrte Kollegin, ich muss sagen, es hat mich sehr be-
ruhigt, dass ich heute Morgen – so hat man mir gesagt –
Interviews von Oskar Lafontaine hätte hören können, in
denen er sich über diese Sitzung geäußert hat.

Verehrte Kollegin, was ich nicht fair finde – damit
will ich weder die Regierung noch irgendjemanden sonst
in Schutz nehmen –, ist, dass Sie hier die wahre Lehre
verkünden, aber dann, wenn Sie etwas tun können, etwa
in Abstimmungen, kneifen und nicht da sind.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617703900

Frau Kollegin Lötzsch, bitte.


Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617704000

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

Damen und Herren, ich denke, es ist in aller Öffentlich-
keit klar geworden, dass wir


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Unzuverlässig sind!)


uns als Linke gegen die Verscherbelung der IKB ge-
wandt haben.


(Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Warum haben Sie nicht dagegen gestimmt? – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Wo waren Sie denn bei der Sitzung?)


Es wurde zugelassen – auch dagegen haben wir uns ge-
wandt –, dass 10 Milliarden Euro – so ist das Tableau
des Finanzministeriums – verbrannt wurden.

Ich habe eigentlich eine Anmerkung wie die Ihre eher
aus der Regierungskoalition erwartet. Bei jeder Gelegen-
heit, bei der die KfW erwähnt wird, fällt der Name Oskar
Lafontaine.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Hat er schon seinen Rentenantrag eingereicht? Er ist doch schon 65!)


Sie scheinen der Überzeugung zu sein, dass in diesem
Land allein Oskar Lafontaine regiert.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo war er denn jetzt?)


Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag: Treten Sie doch
einfach alle zurück, wenn Sie diese Überzeugung immer
zum Ausdruck bringen, und übergeben diese Tätigkeit
an Oskar Lafontaine.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist doch wurscht! Er ist eh überflüssig!)


Lieber Herr Kollege Koppelin, hinsichtlich Ihrer
Frage zur Aufklärung dieser Vorgänge möchte ich Sie
herzlich bitten, uns nicht weiter daran zu hindern, end-

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(C (D ich einen Untersuchungsausschuss zu den Vorgängen ei der IKB auf den Weg zu bringen. (Otto Fricke [FDP]: Wo ist denn euer Antrag? Macht doch einen Antrag!)


s wäre eine vernünftige Sache, hier gemeinsam vorzu-
ehen. Dabei könnten wir bei der Aufklärung sehr gut an
inem Strang ziehen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN – Jochen-Konrad Fromme [CDU/CSU]: Nehmen Sie doch mal die Verantwortung dafür wahr, wofür Sie gewählt sind! Wenn er im Gremium ist, dann hat er auch da zu sein! – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Das kann die Frau Lötzsch! Die Abteilung Aufklärung beherrscht sie ja!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617704100

Nun hat der Kollege Omid Nouripour für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen das Wort.


Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1617704200

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau

ollegin Lötzsch, ich habe noch immer nicht verstan-
en, wo Oskar Lafontaine gestern war. Aber vielleicht
ekommen wir das noch heraus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Erlauben Sie mir noch eine Vorbemerkung. Sie haben
erade davon gesprochen, dass Ihre Partei antimilitaris-
isch sei und es Ihnen darum gehe, den Einflussbereich
er NATO zu beschränken, um es einmal mit meinen
orten auszudrücken. In dieser Woche fand die Abstim-
ung über den Einsatz im Sudan statt. Bei diesem Ein-

atz im Sudan ging es nicht um die NATO, es ist eine
N-geführte Mission. Es ging nicht darum, eventuell auf
enschen zu schießen. Es ging darum, Konvois mit Le-

ensmitteln, die für Flüchtlinge in Lagern bestimmt sind,
u beschützen. Auch gegen diese Mission haben Sie ge-
timmt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist die internationale Solidarität!)


aher müssen Sie sich den Vorwurf anhören, dass Sie
eine verantwortungsvolle Außenpolitik betreiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Zum Haushalt.

O Glaubensvater, sieh die Not, in der wir uns befin-
den.

o beginnt ein katholisches Kirchenlied. Es ist dem
postel der Deutschen, dem heiligen Bonifatius, gewid-
et.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Der Peter Struck der Grünen!)







(A) )



(B) )


Omid Nouripour
Ich hatte diesen Vers in dieser Woche einige Male im
Kopf, als ich der Einbringung des Haushalts zugehört
habe. Was mussten wir dabei erleben? Wir sahen einen
Finanzminister, der uns wieder und wieder erzählt, 2011
gebe es einen Haushalt ohne Schulden. Wenn das nicht
der Fall sein würde, so hat er versprochen, dann werde er
im Jahre 2011 zurücktreten. Welch ein manifestes Ver-
sprechen!

„Heiliger Bonifatius, hilf!“, kann ich da nur sagen,
dass wir im nächsten Jahr bis zur Bundestagswahl noch
unbeschadet davonkommen und dass dann endlich diese
schwarz-rote Trauergemeinde auseinandergeht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Der Haushaltsentwurf 2009 liegt jetzt zusammen mit
dem Finanzplan bis 2012 auf dem Tisch. Die riesengroße
Verpackungsüberschrift ist „Konsolidierter Haushalt“.
Schade, dass man auch da genau hineinschauen muss,
um festzustellen, ob es so ist, zumal ich gerade nach die-
ser Woche nicht nur das Gefühl habe, dass Sie das nicht
schaffen werden; ich habe vielmehr das Gefühl, dass Sie
gar kein Interesse daran haben, das zu schaffen. Das ist
ein Problem für dieses Land. Es ist viel von Zukunft ge-
sprochen worden. Ich habe den Eindruck, Ihr Begriff
von Zukunft reicht bloß bis zum 27. September 2009.
Dann wird nämlich gewählt. Sonst hätten Sie nicht einen
ausschließlichen Wahlkampfetat vorgelegt. Das ist ein
riesengroßes Problem. Wir werden in den Ausschusssit-
zungen alles daransetzen, dies zu ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Unser Maßstab für den Haushalt ist der Dreiklang von
Schuldenabbau – das machen Sie nicht –, Investitio-
nen in die Zukunft – das machen Sie nicht – und Entlas-
tung der Bürgerinnen und Bürger – auch das machen Sie
nicht. Alle nur denkbaren Ziele, die man für einen Haus-
halt haben kann, werden von Ihnen nicht erreicht. Das
Schlimme daran ist, dass die Voraussetzungen zur Kon-
solidierung für das Jahr 2009 so gut sind wie schon
lange nicht mehr. Der Kollege Krüger hat vorhin leider
nicht gesagt, dass die Einnahmen 25 Prozent höher sind
als zu Zeiten von Hans Eichel. Sie haben leider auch
nicht erwähnt, dass in diesem Jahr und im Jahr 2009 mit
voraussichtlich 250 Milliarden Euro so viel wie noch nie
eingenommen werden wird. Sie haben vor allem nicht
gesagt, dass dies damit einhergeht, dass man wiederum
10,5 Milliarden Euro auf Kosten der Kinder und der
Kindeskinder dieses Landes pumpt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie, Herr Minister, haben Ihre Amtszeit mit der Erhö-
hung der Mehrwertsteuer begonnen. Sofort danach ha-
ben Sie versprochen, es werde mehr Netto geben. Ich
habe in den letzten Monaten keine Normalverdiener ge-
sehen, die behaupten konnten, sie hätten jetzt mehr Netto
auf dem Konto. Ein Beispiel: Am 1. Juli ist der Pflege-
versicherungsbeitrag um 0,25 Prozentpunkte gestiegen.
Sie konnten nicht einmal versprechen, dass es ein klei-
nes bisschen mehr Netto geben würde; denn wir werden
ab dem 1. Januar das unglaubliche Projekt namens Ge-
sundheitsfonds haben, das alle Hoffnungen auf mehr

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(C (D etto zugrunde richten wird. Der Streit geht darum, ob ie Beiträge um 0,8 oder 1,3 Prozentpunkte steigen weren. Das ist vollkommen unklar. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Gehaltssteigerungen für die Pflegekräfte! Wollen Sie den Ärzten nicht auch ein bisschen Gehaltsaufwuchs gönnen, Herr Kollege Nouripour?)


Ich habe Sie, Herr Kollege Kampeter, akustisch leider
icht verstanden. –


(Otto Fricke [FDP]: Das war nicht schlimm!)


hr Zahlenwerk ist ungefähr so solide wie die Zwischen-
ufe des Herrn Kampeter.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)


Der Haushalt ist mit heißer Nadel gestrickt. Sie gehen
avon aus, dass die Einnahmen des Bundes bis in alle
wigkeit steigen und eines Tages die Einnahmenkurve,
teil von unten kommend, die Kurve der Ausgaben
chneiden wird. So funktioniert Ihre Konsolidierung im
ahr 2011. Spannend. Die Einnahmesteigerung ist für
ie so sicher wie das Amen in der Kirche. Verstehen Sie
ich nicht falsch: Auch als Muslim halte ich sehr viel

om Amen in der Kirche. Ich habe da großes Vertrauen.
ch habe aber kein Vertrauen, wenn bei der Haushalts-
onsolidierung nicht seriös kalkuliert wird, nicht ent-
chlossen gespart wird und wenn nicht sinnvoll umge-
chichtet wird.

Ich nenne Ihnen ein Beispiel für den Finanzplan. Sie
ollen bis zum Jahre 2011 2,7 Milliarden Euro bei den
usgaben für das Arbeitslosengeld II einsparen. Jeder
inzelne und jede Einzelne in diesem Haus wünscht sich
elbstverständlich, dass die Zahl derjenigen, die Arbeits-
osengeld II erhalten, sinken wird. Aber wir haben un-
laublich große Konjunkturrisiken, zu denen Sie nach-
er hoffentlich etwas sagen werden. Diese werden
elbstverständlich einen Einfluss auf den Arbeitsmarkt
aben. Deshalb ist das Augenwischerei. Oder haben Sie
twa die paar Spinner, über die ich in den letzten Tagen
esen durfte, dass sie der Meinung sind, mit 132 Euro im

onat könne man wunderbar klarkommen, eingestellt,
amit sie für Sie den Haushalt aufstellen? So könnte ich
ir erklären, wie Sie 2,7 Milliarden Euro beim ALG II

insparen. Sozial wäre das allerdings nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie selbst, Herr Minister, haben in dieser Woche ge-
agt, die Finanzkrise sei unfassbar und die Konjunktur
drehe in Abschwung“. Gleichzeitig planen Sie immer
och ein Wachstum von 1,5 Prozent bis zum Jahr 2011
nd 1,2 Prozent für das Jahr 2009 ein. Wie das zusam-
enpasst, werden Sie uns auch gleich erklären. Auch

as habe ich noch nicht so ganz verstanden. Vor allem ist
ir aufgefallen, dass Sie in dieser Woche die Haushalts-

eden halten, aber die Erklärung zur Finanzkrise erst
ächste Woche abgeben und die ganze Zeit so tun, als
abe das eine auf das andere gar keinen Einfluss. Ihr
ort in Gottes Ohr. Ich glaube das allerdings auf keinen

all. Das werden Sie spätestens nächste Woche zugege-
en haben.






(A) )



(B) )


Omid Nouripour

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Bundeskanzlerin hat darauf hingewiesen, und Steinbrück wird das gleich aufgreifen!)


Jetzt zum Haushalt 2009. Ich will nicht falsch ver-
standen werden: Wir wollen nicht nur sparen. Wir wol-
len auch investieren. Das ist uns wichtig, und wir sind
der festen Überzeugung, dass wir uns sonst die Zukunft
verbauen würden. Wir wollen aber an den richtigen Stel-
len investieren. Wir wollen in den Klimaschutz, in die
Bildung, in die Familienförderung, in die Kinderbetreu-
ung und in die Entwicklungszusammenarbeit investie-
ren.

Noch einmal: Dabei muss man ein paar Tage weiter
als bis zum nächsten Wahltag denken. Das kommt im
Haushalt 2009 aber leider nicht zum Ausdruck. Ich kann
Sie nur warnen: Ihre Wahltaktik bei der Haushaltsauf-
stellung wird nicht aufgehen.

Ende nächster Woche werden in Bayern Landtags-
wahlen stattfinden. Dort gibt es das Duo infernale
Beckstein und Huber.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Maß ist voll!)


Die beiden gehen von Wahlzelt zu Wahlzelt und versu-
chen, die Menschen zu begeistern. Wenn das nicht funk-
tioniert, dann versprechen sie halt ein paar Milliarden
mehr und gehen weiter auf ihrem Kriegspfad mit den
Grundrechenarten. Ich prophezeie Ihnen: Das wird nicht
gut gehen. Die Menschen lassen sich ganz bestimmt
nicht für dumm verkaufen. Ich kann nur hoffen, Herr
Steinbrück, dass Sie sich davon belehren lassen und die
richtigen Konsequenzen ziehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben Ihnen in den Jahren seit 2005 vorgerech-
net, wie man eine Haushaltskonsolidierung bis zum
Jahre 2009 zustande bringen kann. Wir haben Ihnen vor-
gerechnet, wie man die notwendigen Investitionen trotz-
dem tätigen kann. Wir waren der festen Überzeugung,
dass dies das beste Wahlgeschenk ist, das man den Men-
schen in diesem Land, ihren Kindern und ihren Kindes-
kindern geben kann. Das ist besser, als Schulden zu ma-
chen, die sie dann tilgen müssen, Herr Steinbrück.

Stichwort „Investitionen“: Ich möchte zwei Beispiele
für nach unserer festen Überzeugung sinnvolle Investi-
tionen bringen.

Erstes Beispiel: der Bereich Klimaschutz. Beim Kli-
maschutz geht es darum, dass die Weltsicherheitslage,
die Weltwirtschaftslage und auch die Klimaberichte den
Schluss nahelegen: Wir müssen weg vom Öl. In diversen
Beschlüssen der Koalition, etwa nach Klausuren, ist im-
mer irgendwo zu finden: Wir müssen weg vom Öl. Aber
das Geld, das man braucht, um zum Beispiel die dafür
notwendige Forschung zu betreiben, steht leider nicht in
dem notwendigen Maße zur Verfügung. Wir werden in
den Haushaltsberatungen Anträge stellen, um dies zu
ändern. Wir haben Ihnen bereits gezeigt, wie man für
Klimaschutz 10 Milliarden Euro mehr einsetzen, gleich-
zeitig aber 20 Milliarden Euro Subventionen, die um-

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(C (D eltschädlich sind, streichen kann. So funktioniert eine escheite Haushaltspolitik. Zweites Beispiel: Datenschutz, das Thema des Somers. Wir hatten etliche Skandale. Auch die Letzten in er CDU/CSU-Fraktion, die der Meinung waren, Datenchutz sei bloß ein Hindernis bei der Bekämpfung von erbrechen, sind mittlerweile auf die Idee gekommen: atenschutz ist kein Luxus. Der Haushalt des Bundesinisteriums des Innern beinhaltet einen Aufwuchs um 33 Millionen Euro. Dadurch werden unter anderem 30 neue Stellen geschaffen; das ergibt sich durch das KA-Gesetz. Diese Stellen werden zu dem Zweck ge chaffen, mehr, mehr und immer mehr Daten zu sameln. Gleichzeitig sagte der Minister in der Sommer ause: Wir brauchen keine neuen Gesetze für atenschutz, wir brauchen mehr Kontrolle. – Die An ahl der Datensätze steigt, aber der Bundesdatenschutzeauftragte bekommt keine einzige neue Stelle. Meine rage ist: Wer um Gottes willen soll diese ganzen Daten berhaupt noch kontrollieren, wenn Sie in den Datenchutz kein Geld investieren? o funktioniert Datenschutz nicht. Diese Beispiele sind aus meiner Sicht sehr charakteistisch für den ganzen Haushalt: Draußen werden Reden eschwungen, die sich in der nackten Realität der Zahlen icht widerspiegeln. Ich freue mich sehr auf die Haushaltsberatungen. Ja, wir alle freuen uns sehr. – Wir werden den Maßstab es Dreiklangs anlegen. Wir wollen es doch noch zutande bringen, Schulden abzubauen, in die Zukunft zu nvestieren und die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten. och einmal: Das ist unser Maßstab. Ich weiß, dass das in Balanceakt ist. Sie, Herr Minister, haben versucht, inen solchen Balanceakt zu vollführen. Ich habe diese Woche in einer Frauenzeitschrift geleen – wir als Opposition versuchen überall, wo es geht, ie Regierung zu kontrollieren, und lesen alles, was wir n die Finger bekommen –, dass die Frau Kanzlerin elbst zugibt, dass sie nicht so gut auf einem Schwebealken balancieren kann – das kann ich auch nicht – und ass sie es gerne können würde. Wenn ich mir diesen aushalt anschaue, dann kann ich nur sagen: Ein Ba anceakt funktioniert so nicht. So werden Sie vom chwebebalken auf die Nase fallen. Das wäre vielleicht in Grund für Schadenfreude, wenn es für das Land icht so traurig wäre. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir auch!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617704300

Für die Bundesregierung hat das Wort nun Herr Bun-

esminister Peer Steinbrück.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1617704400

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Ich möchte mich für die meisten Beiträge in die-
ser Haushaltsdebatte sehr herzlich bedanken. Ich möchte
mich insbesondere für die Unterstützung aus den Reihen
der Koalitionsfraktionen bedanken. Nachdem ich den
Beitrag von Frau Lötzsch gehört habe, möchte ich mich
auch ausdrücklich für alle Beiträge von FDP und Grünen
sehr herzlich bedanken.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Ich werde mich mit diesem schwurbeligen Brei aus
Antikapitalismus und Antirüstung, internationalem Fi-
nanzkapital und Relikten aus Marxismus und „Senilis-
mus“ nicht lange beschäftigen können, Frau Lötzsch.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und der FDP)


Da ist alles drin – mit jedem Vorurteil behaftet und na-
türlich auch mit dem Versuch, bei denjenigen, die dafür
vielleicht empfänglich sind, entsprechende Reflexe aus-
zulösen.

Zwei, drei Sachen lasse ich nicht stehen:

Erstens. Wenn Sie wirklich der Auffassung sind, dass
Verwaltungsratsmitglieder für die Organisation eines
konkreten Zahlungsverkehrsvorgangs in einer Bank oder
in einem Unternehmen verantwortlich sind, dann sollten
wir zur Naturalwirtschaft zurückkehren.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Da wollen die ja hin!)


– Da wollen sie hin.

Zweitens. Wenn ich jemandem abspreche, über die
Kontrolle von Zahlungsverkehrsvorgängen reden zu
können, dann sind Sie das. Ich verbinde das mit der Fra-
gestellung, wo die Milliarden des SED- und des DDR-
Vermögens geblieben sind.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Da kommen Sie nicht raus! Solange Sie das nicht aufge-
arbeitet haben, können Sie mit mir darüber nicht reden.
Ich frage Sie ganz konkret: Wo sind die Milliarden ge-
blieben, die Sie den ehemaligen DDR-Bürgern geklaut
haben,


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


die Sie schön verschoben, verbunkert, in Form von zins-
losen Darlehen an Altkader ausgegeben haben? Bevor
Sie das nicht aufgearbeitet haben


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Sehr richtig!)


und bevor Sie sich zu dieser Geschichte nicht bekennen,
können Sie mit mir über solche Sachverhalte nicht re-
den.

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(C (D (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Das Dritte bezieht sich auf Ihre Dienstagsrede, in der
ie glaubten, in Ihrer Schlussapotheose dem Kollegen
chäuble fast zynisch – aber es klang so, als ob es iro-
isch sein sollte – unter dem Rubrum „Nah bei den
enschen“ das Thema Datensicherheit oder Datenverar-

eitung vorhalten zu müssen. Wenn jemand mit Über-
achungspraktiken und mit schikanösen Praktiken
irklich Erfahrung hat, dann sind das die, die in Ihre
artei Eingang gefunden haben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das ist das zweite Thema, das Sie aufzuarbeiten ha-
en: menschenverachtende Überwachungs- und Schika-
eaktivitäten, und zwar aus den politischen Herkünften,
ie nach wie vor bei Ihnen versammelt sind. Da ist mit
ir nicht zu reden, besonders nicht nach einem Besuch

es Stasigefängnisses in Hohenschönhausen. Sind Sie
al da gewesen? Wissen Sie, wie das hieß, wie die un-

efähr 210 000 bis 250 000 Menschen, die von der Stasi
erhaftet worden waren, da behandelt worden sind? Wis-
en Sie, wie das in dem Sprachgebrauch hieß, in diesem
ynischen Sprachgebrauch derjenigen, die das immer
och nicht historisch aufgearbeitet haben? Revolutionäre
erurteilung auf dem neuesten Stand der Technik. So ha-
en Sie das genannt! Arbeiten Sie das erst einmal auf,
evor Sie Herrn Schäuble oder der Bundesregierung ir-
endeinen Vorwurf zu solchen Sachverhalten machen!


(Anhaltender Beifall bei der SPD, der CDU/ CSU und der FDP – Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was die Haushaltsdebatte selbst und auch die jeden-
alls vergleichsweise erfreulichen Beiträge der FDP und
er Grünen betrifft,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nur vergleichsweise?)


uss ich sagen: Ich habe wieder vieles gehört, was
chon in den früheren Debatten immer eine Rolle spielte.


(Otto Fricke [FDP]: Auch da schon richtig war!)


Ja, Herr Fricke, aber unter anderen Bedingungen. Sie
ind immer einer der Ersten, die sagen: Der Haushalt ist
chon im Aufstellungsverfahren Makulatur. – Das höre
ch nun schon das dritte oder vierte Mal.


(Otto Fricke [FDP]: Nein, nicht „Makulatur“!)


ch finde Ihre Prognosefähigkeiten bewundernswürdig.
ie wissen immer schon, wie das am Ende, nach Sekun-
är- und Tertiäreffekten, irgendwo ankommt, bei den
teuereinnahmen etwa, und was das für die Kalkulation
es Bundeshaushalts heißt. Meine Antwort mit Blick auf
ie Vorsorgenotwendigkeiten – Vorsorge ist vor dem
intergrund einer abgeschwächten Konjunktur zu tref-

en – lautet: Das Notwendige wird die Bundesregierung
ber die Eckpunkte festlegen, die sie ihren weiteren
aushaltsplanungen zugrunde legt.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Ich habe nach übereinstimmendem Urteil all derjeni-
gen, auf deren Aussage man etwas hält – nicht derjeni-
gen, die Extrempositionen, wie ich einmal sagen
möchte, einnehmen –, zusammen mit dem Bundeswirt-
schaftsminister, mit dem Kollegen Glos, im Augenblick
keine Veranlassung, auch nicht im Lichte der Steuer-
schätzung vom November, die für das Jahr 2009 zu-
grunde gelegten Eckpunkte zu revidieren.


(Zuruf des Abg. Otto Fricke [FDP])


– Dann reden Sie mal mit einem Unverdächtigen! Sie
haben offenbar den Eindruck, ich sei nur Propagandist in
eigener Sache,


(Otto Fricke [FDP]: Nein, aber befangen!)


nach dem Motto – das würde ich ja noch gelten lassen –:
Der redet nur pro domo. Reden Sie bitte mit dem Bun-
desbankpräsidenten! Er hat seine Einschätzung im Kabi-
nett vorgetragen. Reden Sie mit denjenigen, die im Sach-
verständigenrat Verantwortung dafür haben! Ich komme
jedenfalls zu dem nüchternen Urteil, dass das, was wir
unseren Planungen zugrunde gelegt haben, die Aufre-
gung, diese Spekulation auf Baisse, die bei Ihnen immer
eine Rolle spielt,


(Beifall des Abg. Joachim Poß [SPD])


jedenfalls nicht rechtfertigt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich habe ein schlüssiges, konzises, alternatives Fi-
nanzkonzept weder von den Grünen noch von Ihnen ge-
hört, das nicht nur Oppositionssemantik folgt, sondern
auch einen Wirklichkeitstest bestehen würde.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jeden Tag!)


Dass Sie einzelne Punkte angreifen, bei denen für Ihre
Kritik gelegentlich gilt: „Touché!“, steht auf einem an-
deren Blatt. Sie alle haben ja ein ausgeprägtes Urteils-
vermögen. Das will ich gar nicht in Abrede stellen. Aber
ein schlüssiges Gegenkonzept zu dem, was diese Große
Koalition in Gang gesetzt hat, habe ich noch nicht vorge-
legt bekommen.

Sie fordern auf der einen Seite: „Mehr sparen!“, Sie
sagen dem Publikum aber nie, wo denn genau und wie
viel.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Doch!)


– Nein, das sagen Sie nicht. Es tut mir leid, aber ich habe
in dieser Debatte nichts von Ihnen dazu gehört,


(Otto Fricke [FDP]: Aber wenn wir was dazuhaben wollen, fällt Ihnen das auf!)


ob Sie die zusätzlichen Investitionen der Bundesregie-
rung in Bildung, in Kinderbetreuung, in Forschung und
Entwicklung, in Hochschulen, in Infrastruktur


(Otto Fricke [FDP]: In den Gesundheitsfonds!)


zurücknehmen wollen, damit die Nettoneuverschuldung
schneller zurückgeht, oder ob Sie der Meinung sind, dass
das eigentlich richtige Zukunftsinvestitionen sind. Ich
habe dazu nichts gehört.

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(C (D Ich glaube auch, dass Ihr Versuch, ein Szenario ausumalen – das entspricht ja schon fast Ihrem Wunschenken –, nach dem die Haushaltsplanungen der Bunesregierung scheitern werden, nur vor dem Hintergrund hrer Oppositionsrolle verständlich ist. Aber eine verantortlich handelnde Bundesregierung würde niemals so twas aufstellen, auch nicht die sie tragenden Fraktioen. m Übrigen weise ich noch einmal darauf hin: Ich beomme immer mehr Stimmen aus dem Ausland, die etzte übrigens vor gut 24 Stunden von Jean-Claude uncker, die alle dem Motto folgen, Europa sei nicht in leichem Maße von der aktuellen Finanzkrise betroffen ie die USA, das europäische Finanzsystem sei stabiler ufgestellt, man habe hier diese Risikogeschäfte nicht in ergleichbarem Maße mitvollzogen und es werde desalb in der Euro-Zone keine Rezession geben. Vielfach ind sie auch mit einem deutlichen Lob an die Bundesreierung, was mich freut, verbunden, da wir in den letzten ahren zur Glaubwürdigkeit des Maastrichter Stabilitätsnd Wachstumspaktes beigetragen haben. Ich könnte das ortsetzen, indem ich einschlägige Äußerungen vonseien des IWF, der OECD und anderer Organisationen ziierte. All diese Stimmen kommen offenbar in unserer eienen innenpolitischen Bauchspiegelung überhaupt icht vor. Ich frage mich doch, ob nicht gelegentlich anche der Protagonisten im Ausland, die unsere Enticklung begleiten, einen etwas realistischeren Blick haen als wir. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will einige Bemerkungen dazu machen, dass sich
uf den Finanzmärkten zwischen meiner Einbringungs-
ede vor drei Tagen und meiner heutigen Rede in der Tat
ine Entwicklung abgespielt hat, die zu Beginn dieser
oche so überhaupt nicht vorherzusehen war. Ich

timme all denjenigen zu, die sagen, dass wir noch tiefer
n den Abgrund schauen, als wir es zu Beginn dieser

oche taten. In Amerika hat es seit August/September
etzten Jahres – das muss man sich einmal vorstellen! –
4 Schließungen, Zusammenbrüche und Übernahmen
merikanischer Banken im Zuge der Weltfinanzmarkt-
rise gegeben. 24! Allein in den drei Tagen seit meiner
inbringungsrede haben Themen wie die Zukunft von
errill Lynch, Morgan Stanley, AIG und anderen – das
issen Sie alle – eine erhebliche Rolle gespielt. Es ging

n der Tat darum, ein Krisenmanagement zu entwerfen,
amit es nicht zu wirklich hochbrisanten und gefährli-
hen Entwicklungen kommt.

Ich will deshalb an dieser Stelle, ohne der Regie-
ungserklärung vorzugreifen, die nach einer Verabre-
ung der Bundesregierung mit den Koalitionsfraktionen
ächsten Donnerstag zu diesem Thema abgegeben wer-
en wird, noch einmal zwei, drei Bemerkungen zu die-
em Thema machen, um deutlich zu machen, wo wir
tehen. Auf der einen Seite geht es um ein Krisenma-
agement, und auf der anderen Seite geht es um die Prä-
ention bzw. Vorsorge, damit sich solche Krisen mög-
ichst nicht wiederholen.






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
Das augenblickliche Krisenmanagement hat nichts
mit dem zu tun, wonach ich gelegentlich immer wieder
gefragt werde, nämlich: Was tust du denn jetzt mit Blick
auf Bankenüberwachung, Eigenkapitalunterlegung und
Liquiditätsstandards? Das Krisenmanagement wird viel-
mehr vom Finanzministerium, von den Zentralbanken
und von den Aufsichtsbehörden betrieben. Es ist der
Zeitpunkt gekommen, an dem, wie ich glaube, auch von
dieser Stelle aus dem amerikanischen Finanzminister
Hank Paulson ein großer Dank dafür abgestattet werden
muss, dass er mit seinem Krisenmanagement maßgeb-
lich zur Stabilisierung der Finanzmärkte in den letzten
Wochen und Monaten beigetragen hat.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Wie Sie aus den Zeitungen wissen und wie wir direkt
von den Amerikanern wissen, sind diese vor dem Hinter-
grund, dass es keinen Sinn macht, von Einzelfall zu Ein-
zelfall zu hecheln und jedes Mal wieder überrascht zu
werden, dabei, ein Gesamtkonzept zu organisieren. Die
Konstruktion, die offenbar den beteiligten Partnern
durch den Kopf geht, basiert darauf, zu versuchen, alle,
wenn man so will, notleidenden Kredite der betroffenen
Banken zusammenzuführen und dann dieses Gesamtpa-
ket zu managen. Diese Situation ist nicht ganz unbe-
kannt. Eine ähnliche hat es, wie ich glaube, in den USA
schon einmal in den 90er-Jahren gegeben.

Es ist jetzt auch der Zeitpunkt, den beteiligten Zen-
tralbanken weltweit zu danken, dass sie unmittelbar han-
deln und rechtzeitig Liquidität bereitstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Dabei erwähne ich maßgeblich auch die Bundesbank mit
Herrn Weber an der Spitze. Es war wichtig, dass man
dort handlungsfähig gewesen ist. Das ist Bestandteil des
Krisenmanagements. Das erstreckt sich auch auf die
Aufsichtsbehörden.

Es wird niemanden von Ihnen wundern, dass ich an
dieser Stelle auch meinen Mitarbeitern im Bundes-
finanzministerium danken möchte, die während Tele-
fonkonferenzen aufgrund der Zeitdifferenz gegenüber
den USA von sechs Stunden bis tief in die Nacht buch-
stäblich in Abstimmungen gefangen genommen werden.
Wenn die USA kurz vor Mitternacht eine Lösung herbei-
führen wollen, weil diese mit Blick auf die Öffnung der
Börsen in Asien wichtig ist, dann bedeutet das, dass
meine Leute um drei oder vier Uhr morgens bereitstehen
müssen. Es ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man
darauf hinweisen muss, dass dieses Krisenmanagement
– unbenommen der Dramatik, der Schwierigkeiten und
der Detailfragen, die es dazu gibt, – bisher einigermaßen
geklappt hat. Ich wünsche mir, dass es so bleibt.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Bei einem anderen Thema können wir dann, wenn wir
von Eigenkapitalunterlegung reden, nichts machen. Dies
gilt zum Beispiel mit Blick auf die unsäglichen Produkte
– Verbriefungen und strukturierten Produkte –, die alle
außerhalb der Bilanzen gehandelt wurden. Da nützt es
gar nicht, mir die Antwort auf die Frage abzuverlangen:


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(C (D Herr Steinbrück, müssen da jetzt nicht die Eigenkapialregeln verschärft werden?“ Wenn wir das jetzt täten, ann hätten wir noch mehr Zusammenbrüche. Bei diesem Krisenmanagement geht es vielmehr um ie Frage, wie wir in Zukunft versuchen können, eine hnliche Krise zu vermeiden, ohne dass ich Ihnen je zuagen kann, dass die nächste Finanzmarktkrise nicht ielleicht ganz anders aussieht. Wir sind aber aufgeforert, dies zu tun. Am Donnerstag werde ich ausführliher dazu Stellung nehmen, aber an dieser Stelle sage ch, es wäre gelegentlich ganz schön, eine Ermunterung er Bundesregierung für das zu hören, was wir auf den eg gebracht haben. Ich höre einzelne Stimmen, die sa en, was alles nicht gemacht worden ist. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich will mich gleich anstrengen!)


Es ist unvorstellbar, was in einem halben Jahr zusam-
en mit den Anglo-Amerikanern auf den Weg gebracht
urde. Das hätte ich vor einem Jahr für undenkbar ge-
alten. Ich hoffe, dass der kleine bewertende Ausflug
on Ludwig Stiegler hin zu den Engländern meine Mög-
ichkeiten auf dem Londoner Parkett nicht weiter er-
chwert.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Ludwig Stiegler [SPD]: Ich bin froh, dass ich geholfen habe!)


Es konnten nicht alle mithören, aber ich will das nicht
iederholen, weil das nur zusätzliche Aufmerksamkeit

rregen würde. Ich hoffe, es ist niemand von der briti-
chen Botschaft unter den Zuhörern.


(Heiterkeit)


Ich werde am Donnerstag eine Regierungserklärung
azu abgeben. Einen Tag später werde ich die wichtigs-
en Vertreter der deutschen Finanzwirtschaft zu einem
ustausch einladen, nicht zu einem Krisengipfel, weil

ch denke, dass es im Lichte der jetzigen Ereignisse not-
endig ist, dass sowohl Vertreter der Versicherungswirt-

chaft als auch der Bankenwirtschaft mit dem Bundes-
inanzminister zusammenkommen, um die Lage zu
eurteilen und um eine Bewertung vorzunehmen. Ich
öchte mich durch sie auch auf die Termine vorbereiten

assen, die ich im Oktober in Washington habe. Bei die-
en Terminen geht es zum Beispiel darum, zu prüfen,
as von dem 100-Tage-Programm umgesetzt wurde und
ie der Zwischenbericht des Financial Stability Forums

ussieht.

Ich komme zum Thema IKB. Ich will hier nicht aus-
olen. Ich glaube, gestern ist den Mitgliedern des Ver-
altungsrats und damit auch Frau Scheel und Herrn
oppelin von unverdächtigen Vertretern wie zum Bei-

piel von Herrn Börner und Herrn Müller, dem
ufsichtsratvorsitzenden der Commerzbank, deutlich
emacht worden, von welcher Bedeutung diese Ret-
ungsaktion gewesen ist. Ich denke, darüber sollten wir
rgendwann einmal Konsens erzielen, weil die Kosten
nd Risiken, die über ein Moratorium und eine anschlie-
ende Insolvenz ausgelöst worden wären, ein Vielfaches






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
größer gewesen wären als das, was wir auf die Beine ge-
stellt haben.


(Zuruf von der CDU/CSU: Schade, dass Lafontaine das nicht mitgekriegt hat!)


Zweitens. Ich wäre dankbar, wenn wir auch mit Blick
auf die Wirkung auf das breite Publikum – auf die Bür-
gerinnen und Bürger – nicht so schnell aus der Hüfte
schießen würden, um den Beifall eines Nachmittags zu
bekommen oder um eine Attacke zu landen. Ich stelle
hier klar: Bei der IKB sind nicht 10,7 Milliarden Euro
Steuergelder verbrannt worden. Herr Koppelin, nach den
gestrigen Erläuterungen wäre ich sehr dankbar, wenn wir
davon Abstand nehmen könnten. Bisher sind 1,2 Milliar-
den Euro Steuergelder drin. Das ist ein bedingt rückzahl-
bares Darlehen des Bundes, von dem ich weiß, dass der
Bund das nicht zurückkriegt. Weiter ist eine Bürgschaft
über 600 Millionen Euro drin, wobei uns eine auswärtige
Expertise bestätigt, dass dieser Bürgschaftsfall wahr-
scheinlich nicht eintreten wird. Weiterhin enthalten ist
eine Abschirmung in Höhe von 7,4 Milliarden Euro
durch die KfW selber, die maßgeblich durch das Auf-
fressen des Risikofonds der KfW gespeist wird, den sie
aus früheren Ergebnissen aufgefüllt hat. Das bedeutet
natürlich, dass die KfW diesen Fonds dann, wenn er leer
ist, aus zukünftigen Ergebnissen wieder auffüllen muss.
Es findet auch in Bezug auf den erwarteten Kaufpreis
der IKB eine Abschreibung statt.

Das heißt, das berührt die ehemalige und die zukünf-
tige Ergebniserzielung, damit auch Eigenkapitalpositio-
nen der KfW und damit mögliche Verzinsungen, die
man darauf erhalten kann. Das sind aber keine Steuergel-
der. Das sage ich mit einer gewissen Verzweiflung.


(Otto Fricke [FDP]: Aber Steuervermögen!)


– Entschuldigen Sie bitte, die sind erzielt aus der Masse,
aus den Aktivitäten, aus den Ergebnissen, aus den För-
deraktivitäten der KfW.


(Otto Fricke [FDP]: Und die gehören dem Steuerzahler!)


– Ich bin doch gar nicht so weit entfernt. Aber wenn Sie
es genauso darstellen würden wie ich und ich käme dann
zu derselben Konklusion wie Sie, Herr Fricke, wäre das
ein Erkenntnisfortschritt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Für uns beide!)


Dass am Ende in einer weiteren Ableitung dadurch
auch Steuerpositionen betroffen sind, will ich gar nicht
in Abrede stellen. Keiner weiß übrigens, wann. Warum?
Weil Risikoabschirmung und Wertberichtigungen nicht
gleichzusetzen sind mit real eingetretenen Verlusten. Da
stimmen wir doch sicherlich überein. Dann könnte ich
an dieser Stelle abbrechen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dann hätten wir einen großen Fortschritt erzielt. Wenn
wir, weil das hochkomplex ist, versuchen würden, das
den Menschen zu erläutern, die das nicht wissen können


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(C (D woher sollten sie das wissen? –, und bei denen um ein isschen Verständnis dafür zu werben, dass da nicht einach jemand mit einem Streichholz herumgefummelt at, einen riesigen Sack von Banknoten, sprich: Steuereldern, angezündet hat und dann noch einen Veitstanz arum herum gemacht hat, wäre das sehr gut. (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich will auf andere Positionen von Frau Lötzsch gar
icht mehr eingehen. Das führt nur in die Irre. Was Ihre
ersönlichen Attacken gegen mich angeht, sage ich mit
erbert Wehner: Das ignoriere ich nicht einmal.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das merkt man!)


Ich will abschließend, weil die Zeit davonläuft, noch
inen anderen Punkt aufgreifen, der in den ganzen Aus-
inandersetzungen eine Rolle spielt. Das ist das Thema
er Abzocke oder des – so die ewigen Zwischenrufe von
errn Koppelin – Abkassierens. Vielleicht könnten wir
a auch zu dem Ergebnis kommen, dass das nicht mit
em platten Vorwurf des Abkassierens abgetan werden
ann. Die Belastungsquote der Bürgerinnen und Bür-
er in der Bundesrepublik Deutschland im Zehnjahres-
ergleich, bezogen auf dasselbe Einkommen, ist nach-
eislich nicht gestiegen, sondern gesunken.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


ch lasse allen Abgeordneten des Deutschen Bundesta-
es die einschlägige Finanzstatistik in die Fächer legen;
ch habe sie hier in meinen Unterlagen.

Das heißt, die verschiedenen Steuerreformschritte,
nsbesondere unter der Vorgängerregierung, haben dazu
eigetragen, dass sowohl bei den Singles, die übrigens in
eutschland vergleichsweise schlechter gestellt sind als

n vielen anderen europäischen Ländern, als auch bei
en Verheirateten, die deutlich besser gestellt worden
ind – die Familien auch über das Kindergeld –, zu be-
bachten ist, dass es, gemessen am selben Einkommen –
lso 25 000 Euro 1998, 25 000 Euro heute; das Gleiche
ür 30 000 und 35 000 Euro –, keine Abzocke gegeben
at. Vielmehr erfahren die Menschen spürbar, dass sie
it dem Nominalzuwachs teilweise in eine Progression

ineinkommen, wo der von mir zitierte Staubsauger-
ffekt vieles herauszieht, und dass es andere Effekte,
icht aus der Steuer- und Abgabenpolitik, gegeben hat,
ie das Portemonnaie tatsächlich geschmälert haben. Ei-
er der Oppositionsredner hatte natürlich völlig recht,
ls er gesagt hat: Die Menschen sehen nicht genau hin,
as bedingt ist durch kommunale Gebühren, Abgaben,
ozialversicherungsbeiträge, Steuern, Tankstellen- und
upermarktpreise, sondern sie sagen: Verfluchte Kiste,

ch habe weniger im Portemonnaie als vorher!


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


as ist mir klar. Aber dann lassen Sie uns doch auch so
rgumentieren, damit wir richtige Schlussfolgerungen
araus ziehen können.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
In dem Zusammenhang macht es auch keinen Sinn, in
einer Rede – ich weiß nicht, ob von Herrn Westerwelle
oder von einem anderen Redner – zu sagen, das seien
diverse Steuererhöhungen in der Zeit der Großen Ko-
alition gewesen. Ich glaube, jemand hat die Zahl von
19 Steuererhöhungen genannt. Das ist natürlich völliger
Unsinn. Es hat die Mehrwertsteuererhöhung gegeben,
gekoppelt daran die Erhöhung der Versicherungsteuer,
und die dritte Steuererhöhung – mehr sind es nicht – ist
die Erhöhung des Balkons für diejenigen, die 250 000 Euro
als Single bzw. 500 000 Euro als Verheirateter verdie-
nen; da ist die Steuer von 42 auf 45 Prozent hochgegan-
gen. Jetzt können ja einmal alle aufstehen hier in diesem
Saal, die als Single mehr als 250 000 Euro bzw. als Ver-
heirateter mehr als 500 000 Euro verdienen. –


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Keiner steht auf. Dann frage ich Sie: Wo ist das Pro-
blem?


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD)


Das muss doch einmal ein bisschen entdramatisiert wer-
den, dieser Kram, der da in die Welt hineingejagt wird.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist Steuergeheimnis, Herr Minister!)


– Wir wollen alle gerne da hin; allerdings soll da alles
abkassiert werden. Das sind steuerliche Vorschläge. Das
ist eigentlich aberwitzig.

Frau Lötzsch, ein Argument sei mir noch im Zusam-
menhang mit dem Satz: „Die Reichen zahlen keine
Steuern“ gestattet: Dieser Herr L., der sich bei hellem
Licht vor Feigheit vor dem Freund aus meinem Ministe-
rium vom Acker gemacht hat – den Namen nehme ich
gar nicht in den Mund –,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)


erklärt ja immer: Die Reichen in Deutschland zahlen
keine Steuern. – 25 Prozent der Steuerzahler, also dieje-
nigen mit einem Einkommen im oberen Bereich, zahlen
über 80 Prozent der Steuern in Deutschland. Irgendwann
muss es Ihnen doch einmal auffallen, dass es diese Sta-
tistik gibt.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich merke, dass ich zu leidenschaftlich für ein gutes
Schlusswort – jedenfalls für ein staatstragendes – bin:
Sie werden mich bei der abschließenden Lesung wieder
hier erleben.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617704500

Das Wort zu einer Kurzintervention hat nun die Kol-

legin Dr. Lötzsch.

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(C (D (Zurufe von der CDU/CSU und der SPD: Nein! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Abteilung Aufklärung!)



Dr. Gesine Lötzsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1617704600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Meine sehr geehrten

amen und Herren, ich werde versuchen, auf den Hass-
usbruch von Herrn Steinbrück


(Zurufe von der SPD: Oh!)


egen meine Person sachlich zu reagieren. Er hat erklärt,
ass er uns nicht einmal mehr ignorieren will, hat aber
eine Redezeit fast vollständig Angriffen auf meine Per-
on und meine Partei gewidmet.

Ich greife zwei Punkte auf, die Sie angesprochen ha-
en, Herr Kollege Steinbrück. Der erste Punkt ist das
elüge von den angeblich versteckten SED-Millionen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Milliarden! – Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Wo ist das SED-Vermögen?)


ch denke, es muss klargestellt werden, dass Herr
teinbrück wider besseres Wissen spricht. Es gab eine
nabhängige Kommission unter Leitung von Herrn
apier, der bekanntermaßen kein Mitglied unserer Partei

st. Es gibt notarielle Verträge zwischen dem Finanz-
inisterium und unserer Partei. In diesen Verträgen sind

lle Vermögens- und Rechtsverhältnisse eindeutig gere-
elt.


(Dr. Stephan Eisel [CDU/CSU]: Wenn es vorher nicht ins Ausland geschafft worden ist!)


ie wissen ganz genau, dass es auf Grundlage dieser
erträge eine Abtretung des Vermögens und eine Rück-
bertragung von zwei Immobilien gab. Das wissen Sie;
ber Sie versuchen, mit dieser Lüge von den SED-Mil-
iarden auf billige Art und Weise Wählerstimmen zu fan-
en. Das wird Ihnen nicht gelingen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der zweite Punkt ist der gerne von Ihnen wiederholte
chlachtruf „Stasi!“. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, Herr
teinbrück: Wir können uns sehr intensiv mit dieser The-
atik befassen. Ich bin gerne bereit, auch mit Ihnen da-

über zu diskutieren. In der Gedenkstätte Hohenschön-
ausen war ich bestimmt schon öfter als Sie; aber darauf
ill ich jetzt gar nicht eingehen.

Ich finde nur, dass es ein billiger Trick ist, immer
ann, wenn Sie in der Politik versagen, „Stasi!“ zu rufen.


(Peer Steinbrück, Bundesminister: Sie haben angefangen!)


as hilft weder den Menschen, deren Steuergelder Sie
erschwenden, noch denjenigen, denen Sie den gesetz-
ichen Mindestlohn verweigern. Das hilft auch nicht den
,5 Millionen armen Kindern. Ich habe den Eindruck,
ass die Menschen fast 20 Jahre nach dem Fall der
auer auf diesen billigen „Stasi!“-Ruf nicht hereinfal-

en.






(A) )



(B) )


Dr. Gesine Lötzsch
Dann möchte ich noch hinzufügen: Überlegen Sie
doch bitte einmal, welchen Beitrag Sie zur Aufarbei-
tung und Bewältigung der deutschen Geschichte leis-
ten und bei wem Sie die Verantwortung für die Ge-
schichte abgeben. Ich glaube, Ihren Spruch, Sie wollten
uns noch nicht einmal ignorieren, haben Sie gründlich
widerlegt. Ich kann mich herzlich bedanken für die Auf-
merksamkeit, die Sie uns gewidmet haben, und vor allen
Dingen für die Möglichkeit, die Dinge noch einmal klar-
zustellen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617704700

Das Wort hat nun der Kollege Steffen Kampeter für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1617704800

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Bundesfinanzminister, Sie haben Aufmun-
terung für Ihre Tätigkeit erbeten. Ich will für die CDU/
CSU-Bundestagsfraktion erklären, dass sowohl am
Dienstag als auch heute wesentliche Teile Ihrer Analyse
und Schlussfolgerungen von uns vollumfänglich getra-
gen wurden und werden. Sie sehen, dass der Vorsitzende
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion extra zu Ihrer Rede
ins Plenum gekommen ist. Damit sehen Sie, welche Ehr-
erbietung und Wertschätzung zumindest wir aus der
Unionsfraktion Ihrer Arbeit zuteilwerden lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Sei nicht so scheinheilig! – Otto Fricke [FDP]: Hatte Stiegler also recht: Kampeter geht in die Furche!)


Die Frage, die in dieser Debatte des Öfteren eine
Rolle gespielt hat, ist die nach dem sozialen Zusammen-
hang, nach der sozialen Gerechtigkeit. Ich will das Ver-
halten von Herrn Lafontaine in diesen Tagen aufgreifen.
Er hat immer wieder Brandreden gegen den Kapitalis-
mus gehalten. Heute Morgen habe ich ihn in einem In-
terview über die Vorgänge im Zusammenhang mit der
KfW gehört. Ich muss ganz ehrlich sagen: Offensicht-
lich verwechselt er soziale Gerechtigkeit mit Selbstge-
rechtigkeit und Rachegefühlen gegenüber seiner ehema-
ligen Partei. Es ist doch ein unglaublicher Vorgang, dass
ein Parteivorsitzender, der in den Verwaltungsrat der
Kreditanstalt für Wiederaufbau gewählt wurde, gestern,
als es um den Verkauf der IKB ging, nicht anwesend
war,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Pfui!)


uns aber am folgenden Tag Ratschläge mit dem Tenor
gibt: Hättet ihr auf mich gehört, wäre das alles nicht pas-
siert. Das ist unglaublich selbstgefällig und selbstge-
recht!


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D Ich will darauf hinweisen, dass die Konsolidierungsolitik der Großen Koalition auch darauf abzielt, den Soialstaat und die sozialen Leistungen bezahlbar zu halen. In dieser Debatte ist von der Linken, aber auch von nderen Fraktionen immer wieder der Eindruck erweckt orden, in Deutschland werde wenig für soziale Siche ung ausgegeben. Die Wirklichkeit sieht aber völlig nders aus: Im vergangenen Jahr haben wir über 00 Milliarden Euro in die verschiedenen sozialen Siherungssysteme in diesem Land gegeben. Das sind 0 Prozent unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. ir liegen damit deutlich über dem EU-Durchschnitt. Die Bedeutung, die unsere Volkswirtschaft den Ausaben für Soziales beimisst, wird deutlich, wenn man ergleicht, wie viel wir für andere Bereiche ausgeben. In inem Debattenbeitrag ist behauptet worden, wir würden nsere Gesellschaft militarisieren. Wir geben in diesem and 20-mal mehr für Soziales aus als für militärische icherung, obwohl sich die Sicherheitslage in den verangenen Jahren verändert hat. Wir geben 30-mal mehr ür soziale Sicherung aus als für die innere Sicherheit, bwohl wir auch hier vor großen Herausforderungen steen. Wir geben dreimal so viel für soziale Sicherung aus, ie Bund, Länder und Gemeinden zusammen in Bildung nd Forschung investieren. Wer vor diesem Hintergrund en Eindruck erweckt, dass der Sozialstaat Deutschland m Ende sei und die Bürgerinnen und Bürger durch den taat arm gemacht würden, der heuchelt, der verleugnet ie Wirklichkeit und gibt kein reales Bild der gesellchaftlichen Verhältnisse in diesem Land wieder. Es wird darüber hinaus behauptet, der Sozialstaat erde abgebaut. Auch das ist absolut hanebüchener lödsinn. Zwischen 1991 und heute sind die Leistungen er Rentenversicherung um 81 Prozent gestiegen, die eistungen der Krankenversicherung um 64 Prozent, die eistungen der Unfallversicherung um 43 Prozent und ie der betrieblichen Altersvorsorge um 60 Prozent. usbau und Umbau des Sozialstaates waren in den verangenen Jahren die Maßgabe für verschiedene Bundesegierungen in diesem Land. Ich muss klar und deutlich sagen: Ein Abbau, wie von er Linken behauptet, hat mit der Realität nichts zu tun. ie Union ist die Partei der sozialen Marktwirtschaft. ir stehen zu diesem Sozialstaat. Wir wollen ihn fort ntwickeln und ihn treffsicherer machen. An der soziaen Grundhaltung der Union in dieser Großen Koalition ibt es aber nichts zu deuteln. (Beifall bei der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Er hört sich fast an wie Rüttgers!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Ich gewinne den Eindruck, dass der Linken gar kein
ozialer Staat vorschwebt, sondern der totale Staat: von
er Wiege bis zur Bahre staatliche Fürsorge. Einen sol-
hen Staat wollen wir nicht. Ein Sozialstaat, wie wir ihn
erstehen, ist immer auch ein freiheitlicher Staat, der auf
igenverantwortung und nicht auf staatliche Bevormun-
ung setzt. Insofern ist es völlig richtig, dass Peer
teinbrück Ihnen ein entmündigendes Gesellschafts- und
enschenbild vorgeworfen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)







(A) )



(B) )


Steffen Kampeter
Diese Haushaltsdebatte war die ungewöhnlichste der
vergangenen Jahre, weil sie von der Finanzmarkt-
debatte überschattet war. Einige Anmerkungen zur
Finanzsituation:

Erste Anmerkung. Neben der sehr schwierigen Situa-
tion will ich hier auch einmal ein paar positive Aspekte
aufzeigen: Das deutsche Bankensystem ist weiterhin
voll funktionsfähig. Es zeigt sich, dass es klug war, nicht
auf das angelsächsische Modell zu setzen. Unser diffe-
renziertes, lokal verankertes Bankensystem, die vielen
Volksbanken und Sparkassen, machen trotz der Finanz-
krise sowohl für Unternehmen als auch für die privaten
Kunden einen tollen Job, und die Einlagen sind sicher.
Das ist ein gutes Signal. Das muss an dieser Stelle ein-
mal hervorgehoben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Bei den privaten Sparkassen und Volksbanken gibt es
vielleicht nicht wie bei den Investmentbanken Champag-
ner, sondern Pils, wenn sie einen Empfang geben.


(Zurufe von der CDU/CSU: Kölsch!)


Auch das gehört zu unserem Gesellschaftsmodell: Die
Dezentralität der Finanzdienstleistungen hängt damit zu-
sammen, dass die Banker ihre Kunden kennen und dass
die Kunden Vertrauen in ihr lokal verankertes Banken-
system haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Meine zweite Anmerkung. Ich will ausdrücklich da-
rauf hinweisen, dass ich anerkenne, dass in den vergan-
genen Jahren die internationalen Krisenmanagement-
und Informationsaustauschsysteme besser geworden
sind.


(Otto Fricke [FDP]: Außer bei der KfW!)


Wir hätten diese Finanzkrise nicht so managen können,
wenn wir in den vergangenen Jahren auf internationaler
Ebene nicht bessere Informationsaustauschsysteme ein-
geführt hätten. Jede Weltbank- und IWF-Tagung hat sich
in den vergangenen Jahren hiermit beschäftigt. Die No-
tenbanken leisten einen tollen Job. Ich will Herrn Weber
und allen seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und
ebenso den Mitarbeitern des Finanzministeriums aus-
drücklich unseren großen Respekt dafür aussprechen,
dass sie mit hohem Leistungseinsatz dafür sorgen, dass
die Finanzkrise in diesem Land zu nicht noch größeren
Verwerfungen führt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Dritte Anmerkung zur Finanzkrise. Wir müssen fest-
stellen, dass öffentliche Anstalten wie die KfW nicht
besser oder schlauer sind als private Banken. Beide lei-
den unter der Kreditkrise. Bisher waren wir der Auffas-
sung, dass wir die öffentliche Anstalt nicht unter die
volle Aufsicht des Kreditwesengesetzes stellen müssen,


(Otto Fricke [FDP]: Völlig falsch!)


weil wir dachten, sie werde in Erfüllung des öffentlichen
Auftrages verantwortungsvoller handeln als private Ban-
ken.

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(C (D (Otto Fricke [FDP]: Mit solchen Verwaltungsräten?)


ir müssen jetzt überlegen, ob diese Entscheidung heute
och richtig ist, und überprüfen, ob es nicht sinnvoller
äre, auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau der vollen
ankenaufsicht zu unterstellen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


s ist ein Mythos, dass öffentlich besser ist als privat.
eswegen, glaube ich, müssen wir handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Sehr wahr!)


Wir müssen – Kollege Stiegler ist bereits weg – je-
och aufpassen


(Zuruf von der CDU/CSU: Er ist zur britischen Botschaft gegangen!)


der britische Botschafter hat ihn wahrscheinlich schon
inbestellt –,


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


ass wir nicht zusammen mit denjenigen aus dem priva-
en Bereich, über die wir Aufsicht führen, selbstgerecht
mmer auf die anderen zeigen. Das überzeugt nicht. Wir
üssen vielmehr Selbstkritik üben und schauen, wo wir

elber Verbesserungen schaffen können. Das ist auch für
olitisch Handelnde jetzt ein wichtiger Auftrag.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, genau!)


ch bin sicher, dass wir hier gemeinsam mit dem Finanz-
inisterium zu einem guten Ergebnis kommen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: Das hätte man nur schon viel früher machen können!)


Die Rechts- und Fachaufsicht des Finanzministeriums
at in den vergangenen zehn Jahren dazu keinen Anlass
esehen, Herr Kollege Fricke.

Ich glaube aber, dass hier jetzt ein Diskussionsprozess
insetzen wird, der nach vorne führt.

Meine vierte Anmerkung zu diesem Themenbereich.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617704900

Herr Kollege, bevor Sie diese vierte Anmerkung ma-

hen, muss ich Sie fragen, ob Sie eine Zwischenfrage zu-
assen.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1617705000

Ich freue mich über jede Verlängerung meiner Rede-

eit, Frau Präsidentin.


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617705100

Herr Kollege Fricke, bitte sehr.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1617705200

Herr Kollege Kampeter, es ist ja schön, dass Sie in-

wischen zu der Erkenntnis kommen, die die FDP nun
eit mehreren Jahren versucht, Ihnen näherzubringen,






(A) )



(B) )


Otto Fricke
nämlich dass Sie den Bankensektor nicht in die guten
Öffentlichen, die man nicht so sehr kontrollieren muss,
und die schlechten Privaten, die man genau kontrollieren
muss, unterteilen dürfen. Sie haben gesagt: Dazu gab es
bisher keinen Anlass. Wollen Sie hier wirklich festhal-
ten, dass es in den letzten Jahren, besondere seitens des
Rechnungshofs, keine wiederholten Hinweise darauf ge-
geben hat, dass die KfW in der Frage, ob sie in der Lage
ist, die Risiken zu managen, die sie übernommen hat,
völlig überfordert ist?


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1617705300

Herr Kollege Fricke, ich will jetzt über die Mitarbei-

terinnen und Mitarbeiter der KfW kein so vernichtendes
Urteil fällen, wie Sie es ohne Kenntnis der Sachlage hier
vor dem Hohen Hause tun.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Richtig ist allerdings, dass uns die singulären Ereignisse
jetzt zum Nachdenken zwingen sollten. Ich glaube, dass
es am Ende dieses Prozesses keine Alternative dazu gibt,
dass innerhalb der KfW die gleichen Risikomanage-
mentsysteme wirken und wir sie der gleichen Banken-
aufsicht unterstellen müssen, wie wir dies seitens der
BaFin von jeder privaten Bank einfordern. Das ist unsere
Politik. Die KfW kann nicht von der Überprüfung frei-
gestellt werden, wie wir es bisher aufgrund des Förder-
auftrags getan haben, sondern sie muss im Rahmen der
Überprüfung ihren Förderauftrag als herausragende und
vorbildliche Förderbank erfüllen. Das ist die Zielsetzung
der Union, die wir in die Beratungen einbringen werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine vierte Anmerkung bezieht sich darauf, dass wir
als Parlamentarier für diese Vorgänge zu Hause in unse-
ren Wahlkreisen in die Pflicht genommen werden. Herr
Steinbrück, jeder will von uns wissen, warum wir so
blöd waren, zuzulassen, dass 10,3 Milliarden Euro hier
angeblich verbrannt worden sind. Sie haben richtigges-
tellt, dass das alles Übertreibungen sind; es sind Risiko-
positionen. Aber Parlamentarier sind nur bereit und in
der Lage, den Menschen daheim in den Wahlkreisen zu
erklären, was passiert ist, wenn sie ordentlich informiert
werden. Ich glaube, in der Vergangenheit war die Kom-
munikation zwischen der Exekutive und dem Parlament
nicht optimal. Wir brauchen ein neues Beteiligungsma-
nagement.


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das kann man wohl sagen!)


Wir können nicht akzeptieren, dass Verschwiegenheits-
pflichten des Aktienrechts verhindern, dass wir unter-
richtet werden. Wir müssen Formen der Kommunikation
finden, die sowohl der Bundeshaushaltsordnung als auch
dem Aktienrecht Genüge tun. Wir sind bereit, Entschei-
dungen mitzutragen, wenn auch die Regierung bereit ist,
uns angemessen zu unterrichten. Das, meine sehr verehr-
ten Damen und Herren, ist eine Grundvoraussetzung für
Vertrauen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D In den Beratungen des Bundeshaushalts werden wir uf die Herausforderungen eingehen, die vor uns liegen, tichwort: Finanzmarktkrise. Wir werden aber auch veruchen, trotz Gegenwindes unser Ziel zu erreichen, den mfang der Nettokreditaufnahme unter die vorgeschlaene Summe von 10,5 Milliarden Euro zu senken. Das st eine gute Investition in die Zukunft. In diesem Sinne reue ich mich ebenso wie Herr Nouripour auf die Beraungen im Haushaltsausschuss. Danke schön. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD – Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! Dann hätten Sie aber auch einmal etwas zum Haushalt sagen sollen!)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617705400

Nächster Redner ist der Kollege Otto Bernhardt für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Otto Bernhardt (CDU):
Rede ID: ID1617705500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Maßstab für die Solidität eines Haushalts ist das
erhältnis zwischen den laufenden Einnahmen und den

aufenden Ausgaben. Eigentlich müsste man in guten
eiten etwas höhere Einnahmen haben, damit man für
chlechte Zeiten eine Reserve hat; das ist sozusagen § 1
er Haushaltspolitik.


(Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber?)


ber fast alle Bundesländer und der Bund verstoßen seit
ahrzehnten gegen diesen Grundsatz. Vor diesem Hinter-
rund finde ich es gut, dass wir uns Gedanken darüber
achen, wie wir im Grundgesetz Regelungen treffen

önnen, um zu verhindern, dass Bund und Länder ge-
einsam noch einmal 1,5 Billionen Euro Schulden auf-

auen.

Wenn wir uns die bisherige Entwicklung vor Augen
ühren, stellen wir fest, dass das strukturelle Defizit im
ahre 2005 – dieses Jahr hat eine besondere Bedeutung;
enn es fand ein Regierungswechsel statt – bei knapp
5 Milliarden Euro lag. Jetzt beträgt es nur noch knapp
5 Milliarden Euro. Daran wird deutlich: Die Große Ko-
lition war gerade bei der nachhaltigen Sanierung der öf-
entlichen Finanzen sehr erfolgreich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir haben ehrgeizige Ziele. Wir haben uns vorge-
ommen, ab dem Jahre 2011 ohne neue Schulden auszu-
ommen und das strukturelle Defizit bis 2012 abgebaut
u haben. Es liegt an uns, alles zu tun – und zwar nicht
ur auf der Einnahmeseite, sondern auch auf der Ausga-
enseite –, um dieses Ziel zu erreichen. Ich finde es
rima, dass sich alle Vertreter der Großen Koalition klar
u diesem Ziel bekannt haben.

Natürlich hat die internationale Finanzmarktkrise in
ieser Debatte eine große Rolle gespielt; das konnte gar
icht anders sein. Obwohl ich, wie jeder weiß, ein über-






(A) )



(B) )


Otto Bernhardt
zeugter Marktwirtschaftler bin, muss ich sagen: Wer die
Dinge nüchtern betrachtet, den muss nachdenklich stim-
men, dass ausgerechnet die beiden Länder, die für die
weitgehende Liberalität der Finanzmärkte eingetreten
sind, die Vereinigten Staaten und Großbritannien, heute
die größten Probleme haben. Das muss zumindest nach-
denklich stimmen.

Was die Situation in Deutschland angeht, muss man
sagen: Sicherlich ist die Lage ernst. Es gibt aber über-
haupt keinen Grund zur Panik. Der deutsche Finanz-
markt ist mit den Problemen bis heute viel besser fertig
geworden als viele andere Volkswirtschaften.

Es wäre zu einfach, zu sagen, das sei ein Erfolg unse-
res Dreisäulensystems. Vielmehr gibt es drei Aspekte,
die sehr wichtig sind:

Auf den ersten Punkt hat mein Kollege Kampeter
schon hingewiesen: Wir haben in Deutschland 1 500 im
Wesentlichen regional operierende Banken. Sie sind
vom Volumen her in der Regel zu klein, um sich auf dem
internationalen Finanzmarkt zu engagieren. Das bedeu-
tet ein Stück Stabilität.

Der zweite Punkt: Wir haben in Deutschland eine
Langfristfinanzierungskultur; sie wird von der EU
ständig bedroht, aber wir verteidigen sie. Das heißt, wer
in Deutschland eine Immobilie finanziert, der wird in der
Regel eine zehnjährige Zinsbindung wählen.


(Otto Fricke [FDP]: Das kann man im Moment aber nicht gerade empfehlen!)


Die Zinsen können sich also nicht täglich ändern. Dies
bringt Stabilität ins System. Dabei müssen wir bleiben.

Es gibt einen dritten Punkt, bei dem wir auch aufpas-
sen müssen, dass es so bleibt, nämlich unsere hervorra-
genden Sicherungssysteme, und zwar Sicherungssys-
teme, die von den entsprechenden Bankengruppen
getragen werden. Deshalb kann man jedem sagen: Die
Mindestanforderung der EU, dass 20 000 Euro gesichert
sind, haben wir in Deutschland weit mehr als erfüllt.
Alle Privateinlagen sind durch die Sicherungsfonds gesi-
chert. Ich höre, jeder Dritte denke darüber nach, sein
Geld vom Konto abzuheben. Das ist in Deutschland aber
nicht erforderlich; denn wir haben die notwendigen Si-
cherungssysteme.

Ich verhehle nicht – das wird eine besondere Debatte,
die wir wahrscheinlich nächsten Donnerstag führen wer-
den, Herr Minister –, dass wir natürlich Probleme bei un-
seren Landesbanken – der Ehrlichkeit halber müsste ich
sagen: bei einigen Landesbanken – haben.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Bayerische! – Otto Fricke [FDP]: Bei fast allen!)


– Ich habe gesagt, bei einigen. Es gibt welche, bei denen
es schlimm aussieht, und es gibt einige, bei denen es
nicht so schlimm aussieht.


(Otto Fricke [FDP]: Eher schlimmer!)


Wir sind unter dem Gesichtspunkt des Finanzmarkts
natürlich ein Stück gefordert, aber sonst nicht. Eigentü-
mer sind die Länder und die Sparkassen.

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(C (D enn wir uns dieses Themas zu sehr annehmen, dann ekommen wir nachher die Quittung vorgelegt, dann ollen wir bezahlen. Ich finde, diese Sache mit der Bank, ie uns gehört, also die Sache mit der KfW, hat gereicht. eshalb sage ich, dass wir keinen weiteren Bedarf haen. Lassen Sie mich abschließend Folgendes feststellen: er Haushaltsentwurf wird nun in den Ausschüssen be aten. Ich finde es prima, dass Sprecher der beiden Kolitionsfraktionen erklärt haben, dass sie im Rahmen der aushaltsberatungen zwei Ziele verfolgen. Das erste iel besteht darin, die Nettokreditaufnahme von 0,5 Milliarden Euro möglichst noch auf unter 0 Milliarden Euro zu senken. Das zweite Ziel besteht arin, die Investitionen, die zwar 1 Milliarde Euro höher ind als in diesem Jahr, möglichst noch ein Stück zu eröhen. Ich kann nur an uns alle appellieren: Wir sollten nsere Haushälter bei der Verfolgung dieser hervorraenden Ziele tatkräftig unterstützen. Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege artholomäus Kalb für die CDU/CSU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Klaus Uwe Benneter [SPD])


(Otto Fricke [FDP]: Ja, eben!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617705600


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1617705700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Herr Kollege Bernhardt hat mir gerade die
berleitung gegeben. Ich darf als letzter Redner noch-
als auf den Haushalt im engeren Sinne zurückkom-
en.


(Klaus Uwe Benneter [SPD]: Stichwort: Bayerische Landesbank!)


ieser ist quasi eine Bilanz der Großen Koalition für die
eit ihrer Verantwortung. Diese Bilanz kann sich sehen

assen. Wir sind bei der Konsolidierung des Bundeshaus-
altes sehr gut vorangekommen. Außerdem sind wir bei
er Konsolidierung der öffentlichen Finanzen sehr gut
orangekommen. Das hat auch niemand ernsthaft in
weifel gezogen.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch!)


Die Zahlen sind vorhin schon genannt worden. Mit
usgabevorschlägen haben Sie gleichzeitig den Beweis
afür erbracht, dass Sie diese nicht in Zweifel ziehen. Zu
eginn der Arbeit der Großen Koalition hatten wir eine
ettoneuverschuldung des Bundes in der Größenord-
ung von rund 40 Milliarden Euro und ein strukturelles
efizit in der Größenordnung zwischen 55 Milliarden
uro und 60 Milliarden Euro allein beim Bund. Das ge-
amtstaatliche Budgetdefizit betrug 3,6 Prozent des
ruttoinlandsprodukts. Das gesamtstaatliche Defizit
achte rund 80 Milliarden Euro aus. In den Jahren 2003,

004, 2005 hatten wir erhebliche Probleme bei der Ein-






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb
haltung der Maastricht-Kriterien. Darauf brauche ich
nicht weiter einzugehen.

Wir haben es geschafft, die gesamtstaatliche Verschul-
dung faktisch auf null herunterzufahren. Im Haushalts-
entwurf ist eine Nettoneuverschuldung von 10,5 Milliar-
den Euro vorgesehen. Herr Kollege Kampeter hat bereits
darauf hingewiesen, dass wir Haushälter den Ehrgeiz ha-
ben, die Neuverschuldung für das Jahr 2009 noch weiter
abzusenken. Natürlich müssen wir auch – und ganz be-
sonders jetzt – im Auge behalten, wie sich die Konjunk-
tur weiter entwickelt, ob sich die Finanzmarktkrise auf
unsere Realwirtschaft auswirkt.

Es besteht Einigkeit in der Koalition, dass wir auf je-
den Fall bis zum Jahre 2011 einen ausgeglichenen Bun-
deshaushalt erreichen wollen. Der nächste Schritt ist
dann natürlich, weiter voranzukommen, auch das struk-
turelle Defizit vollkommen abzubauen und Vorsorge
dafür zu treffen, dass wir auch konjunkturell bedingte
Einnahmeschwankungen ausgleichen können. Es ist ja
schon gesagt worden: Der Bund will dahin kommen, wo
einige Bundesländer, wie zum Beispiel Bayern, schon
sind.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass wir bei der Sanierung der öffentlichen Haushalte
so weit gekommen sind, ist eine ganz gewaltige und von
vielen nicht für möglich gehaltene Leistung. Dafür
mussten wir schmerzhafte und unpopuläre Eingriffe zu
Beginn dieser Großen Koalition vornehmen, und wir ha-
ben sie auch vorgenommen. Davon profitieren nicht nur
der Bundeshaushalt und die Menschen, die unmittelbar
vom Bundeshaushalt betroffen sind, sondern auch die
übrigen Gebietskörperschaften – die Länder und die
Kommunen – und die sozialen Sicherungssysteme. Viele
wären bei ihren Konsolidierungsbemühungen und der
Stärkung der sozialen Sicherungssysteme nicht so weit
vorangekommen, wenn wir die Verantwortung dafür
nicht übernommen hätten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es besteht Einigkeit in der Koalition darüber, dass die
weitere Konsolidierung des Bundeshaushalts höchste
Priorität hat. Das heißt, wir wollen im Jahre 2011 einen
ausgeglichenen Bundeshaushalt erreichen, das struktu-
relle Defizit abbauen, Vorsorge für konjunkturelle
Schwankungen betreiben und Spielräume schaffen, um
die Steuer- und Abgabenlast in den kommenden Jahren
senken zu können. Das ist notwendig, weil wir unser
Land zukunftsfähig machen müssen. Dazu gehören na-
türlich auch Leistungserhöhungen, zum Beispiel für die
Bereiche Kinder und Familien sowie Bildung und For-
schung, und – nicht zu vergessen – die Investitionen in
die Infrastruktur.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das hat nichts mit Versprechungen zu tun,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist notwendig!)


sondern das ist der notwendigen Aufgabe geschuldet,
dass wir unser Land zukunftsfähig machen müssen. Ich

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(C (D ate ohnehin, dass wir denen nicht glauben sollten, die mmer alles versprechen und nicht sagen, woher das eld dafür kommen soll. Wir müssen die notwendigen Maßnahmen ergreifen, eil wir in den nächsten Jahren dramatische Verände ungen beim Altersaufbau unserer Bevölkerung – den ogenannten demografischen Wandel – erleben werden. as heißt, die Zahl der Erwerbsfähigen und Erwerbstätien in diesem Land wird sinken. Dieser Personenkreis uss aber alles erwirtschaften, was wir brauchen, um nseren Wohlstand zu sichern. Ein erster Schritt dafür ist, dass wir die Neuverschulung abbauen, um diesen Menschen künftig nicht weiere Lasten aufzubürden. (Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist kein Abbau, das sind nur weniger Schulden! – Otto Fricke [FDP], an den Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Sehr wahr, Herr Nouripour! – Steffen Kampeter [CDU/CSU], an den Abg. Omid Nouripour [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] gewandt: Jetzt werden Sie langsam frech!)


(Jörg Tauss [SPD]: Beckstein!)


Zweitens müssen wir die sozialen Sicherungssysteme
risenfest machen. Drittens müssen wir in die Bereiche
rziehung, Bildung, Forschung und Infrastruktur inves-

ieren. Wir müssen die Leistungsfähigkeit und die Leis-
ungsbereitschaft stärken.

Auch ich weiß, dass niemand gerne Steuern zahlt. Da-
er dürfen sich diejenigen, die Leistungen erbringen und
teuern und Abgaben zahlen, nicht ungerecht und unfair
ehandelt sehen und als die Dummen der Nation begrei-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as gilt auch und besonders hinsichtlich der aktuell an-
tehenden Änderung der Erbschaftsteuer. Ich kann jetzt
icht darauf eingehen.

Diejenigen, die sehr wohl für sich selber sorgen könn-
en, aber darauf spezialisiert sind, die Vorzüge des So-
ialstaates auszunutzen, dürfen nicht als die besonders
ntelligenten und Cleveren gelten. Dann können nämlich
uch diejenigen, die auf die Hilfe des Staates angewie-
en sind, weil sie sich nicht selber helfen können, guten
ewissens und hoch erhobenen Hauptes auf die Hilfe
es Staates vertrauen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, insgesamt
üssen wir solche Bedingungen schaffen, dass nicht nur

iejenigen, die unsere Sozialsysteme zu schätzen wissen,
agen: Herr, hier ist es gut sein. – Auch diejenigen, die
eistungswillig, leistungsfähig und leistungsbereit sind,

üssen zu dem Ergebnis kommen: Hier, in diesem Land,
aben wir Zukunft, hier sehen wir unsere Zukunft, hier
ollen wir sein, hier wollen wir schaffen, hier wollen
ir arbeiten, hier wollen wir auch unsere Zukunft gestal-

en.






(A) (C)



(B) (D)


Bartholomäus Kalb


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Besonders an die linke Seite des Hauses sei gesagt:


(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Ja!)


Neid zu schüren und Neidgefühle zu bedienen,


(Jörg Tauss [SPD]: Das haben wir noch nie getan! Wir sind die Linken! Die da nicht! Wir sind die linke Volkspartei!)


ist nicht geeignet, unser Land zukunftsfähig zu machen.

Wir werden den Haushaltsentwurf für das Jahr 2009
im Haushaltsausschuss mit größter Sorgfalt beraten und
dann, wie es der Finanzminister schon angekündigt hat,
im November im Plenum zur Schlussberatung und
Schlussabstimmung vorlegen. Ich gehe davon aus, dass
wir in den Koalitionsfraktionen in Zusammenarbeit mit
dem Bundesfinanzminister ein gutes Beratungsergebnis
erzielen werden.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1617705800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung des Entwurfs des
Haushaltsgesetzes 2009 und des Finanzplans des
Bundes 2008 bis 2012 auf den Drucksachen 16/9900
und 16/9901 an den Haushaltsausschuss vorgeschla-
gen. – Ich sehe, Sie sind damit einverstanden. Dann sind
die Überweisungen so beschlossen.

Damit sind wir am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 24. September 2008, 13 Uhr,
ein.

Ich wünsche Ihnen ein schönes, angenehmes Wochen-
ende und schließe die Sitzung.