Protokoll:
16095

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 95

  • date_rangeDatum: 27. April 2007

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:17 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/95 Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gernot Erler, Staatsminister AA . . . . . . . . . . . Elke Hoff (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Raidel (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Groneberg (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . Anke Eymer (Lübeck) (CDU/CSU) . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 27: a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- Antrag der Abgeordneten Detlef Parr, Daniel Bahr (Münster), Heinz Lanfermann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Nichtraucherschutz praktikabel und mit Augenmaß umsetzen (Drucksache 16/5118) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Schmidt, Bundesministerin BMG . . . . . Detlef Parr (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horst Seehofer, Bundesminister BMELV . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . . . Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carola Reimann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9706 B 9707 C 9708 D 9709 C 9710 D 9712 A 9713 A 9715 C 9713 C 9713 D 9717 B 9719 C 9721 A 9722 B 9723 B 9724 B Deutscher B Stenografisch 95. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 26: Beschlussempfehlung und Bericht des Auswär- tigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundes- regierung: Fortsetzung der Beteiligung deut- scher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- nen vom 24. März 2005 und weiterer Man- datsverlängerungen durch den Sicherheits- rat der Vereinten Nationen (Drucksachen 16/4861, 16/5142, 16/5143) . . Brunhilde Irber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . Monika Knoche (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . c d i Z 9701 A 9701 D 9703 A 9703 D 9705 A zes zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens (Drucksache 16/5049) . . . . . . . . . . . . . . . . 9713 B undestag er Bericht ung 27. April 2007 t : ) Antrag der Abgeordneten Birgitt Bender, Bärbel Höhn, Ulrike Höfken, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Wirksamen Schutz vor Passivrauchen im Arbeits- schutzgesetz verankern (Drucksache 16/4761) . . . . . . . . . . . . . . . ) Antrag der Abgeordneten Birgitt Bender, Bärbel Höhn, Ulrike Höfken, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion des BÜND- NISSES 90/DIE GRÜNEN: Schutz vor Passivrauchen im Deutschen Bundestag direkt umsetzen (Drucksache 16/4957) . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 7: 9713 C 9713 C Maria Eichhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Dr. Margrit Spielmann (SPD) . . . . . . . . . . . . 9725 B 9727 A II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. April 2007 Tagesordnungspunkt 28: Antrag der Abgeordneten Werner Dreibus, Hüseyin-Kenan Aydin, Dr. Dietmar Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der LINKEN: Deutschland braucht Mindest- löhne (Drucksache 16/4845) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Gitta Connemann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Dr. Heinrich L. Kolb (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Anette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dirk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) (zur Geschäftsordnung) . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Unterbringung in einem psychi- atrischen Krankenhaus und in einer Entziehungsanstalt (Drucksachen 16/1110, 16/5137) . . . . – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs ei- nes Gesetzes zur Reform des Rechts der Unterbringung in einem psychi- atrischen Krankenhaus und in einer Entziehungsanstalt (Drucksachen 16/1344, 16/5137) . . . . Brigitte Zypries, Bundesministerin BMJ . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Jelpke (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Joachim Stünker (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . T B s J i Z A L A S u ( D I H J U N A L A A 9728 B 9728 C 9729 D 9732 A 9733 B 9734 B 9735 A 9736 B 9736 C 9737 B 9737 D 9738 C 9738 C 9738 D 9739 C 9740 C 9741 D 9742 C 9743 C 9744 B 9744 D agesordnungspunkt 31: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Familie, Senioren, Frauen und ugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Werner Dreibus, weiterer Abgeord- neter und der Fraktion der LINKEN: Elternbeitragsfreie Kinderbetreu- ung ausbauen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ekin Deligöz, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Leben und Arbeiten mit Kindern möglich machen – zu dem Antrag der Abgeordneten Ekin Deligöz, Krista Sager, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Frak- tion des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN: Kinder fördern und Verein- barkeit von Beruf und Familie stärken – Rechtsanspruch auf Kin- dertagesbetreuung ausweiten (Drucksachen 16/453, 16/552, 16/1673, 16/3219) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . n Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 8: ntrag der Abgeordneten Ina Lenke, Carl- udwig Thiele, Sibylle Laurischk, weiterer bgeordneter und der Fraktion der FDP: ofortprogramm für mehr Kinderbetreu- ng Drucksache 16/5114) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Eva Möllring (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . rmingard Schewe-Gerigk (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (zur Geschäftsordnung) . . artmut Koschyk (CDU/CSU) (zur Geschäfts- ordnung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Koppelin (FDP) (zur Geschäfts- ordnung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . te Kumpf (SPD) (zur Geschäftsordnung) . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9745 B 9745 C 9745 C 9747 A 9747 A 9747 C 9747 D 9748 D 9749 A 9749 D Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. April 2007 9701 (A) ) (B) ) 95. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. April 2007 9749 (A) ) (B) ) Grundgesetzes nicht zu stellen:Naumann, Kersten DIE LINKE 27.04.2007 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 832. Sitzung am 30. März 2007 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Merten, Ulrike SPD 27.04.2007 Müller (Gera), Bernward CDU/CSU 27.04.2007 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bätzing, Sabine SPD 27.04.2007 Barth, Uwe FDP 27.04.2007 Dr. Bartsch, Dietmar DIE LINKE 27.04.2007 Blumentritt, Volker SPD 27.04.2007 Brüning, Monika CDU/CSU 27.04.2007 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 27.04.2007 Fuchtel, Hans-Joachim CDU/CSU 27.04.2007* Glos, Michael CDU/CSU 27.04.2007 Göbel, Ralf CDU/CSU 27.04.2007 Göring-Eckardt, Katrin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.04.2007 Griefahn, Monika SPD 27.04.2007* Großmann, Achim SPD 27.04.2007 Hasselfeldt, Gerda CDU/CSU 27.04.2007 Haustein, Heinz-Peter FDP 27.04.2007 Heinen, Ursula CDU/CSU 27.04.2007 Hoppe, Thilo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.04.2007 Dr. Hoyer, Werner FDP 27.04.2007 Kasparick, Ulrich SPD 27.04.2007 Dr. Krings, Günter CDU/CSU 27.04.2007 Lämmel, Andreas G. CDU/CSU 27.04.2007 Dr. Lauterbach, Karl SPD 27.04.2007 Leutert, Michael DIE LINKE 27.04.2007 Lötzer, Ulla DIE LINKE 27.04.2007 D D R R R R S D S S S S S T V D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an der 116. Jahreskonferenz der Interparlamenta- rischen Union nlage 2 r. Paech, Norman DIE LINKE 27.04.2007 r. Priesmeier, Wilhelm SPD 27.04.2007 eiche (Cottbus), Steffen SPD 27.04.2007 oth (Heringen), Michael SPD 27.04.2007 oth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.04.2007 upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 27.04.2007 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.04.2007 r. Schavan, Annette CDU/CSU 27.04.2007 cheel, Christine BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.04.2007 chieder, Marianne SPD 27.04.2007 chily, Otto SPD 27.04.2007 chneider (Erfurt), Carsten SPD 27.04.2007 teenblock, Rainder BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 27.04.2007 euchner, Jella SPD 27.04.2007 ogel, Volkmar Uwe CDU/CSU 27.04.2007 r. Winterstein, Claudia FDP 27.04.2007 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 9750 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. April 2007 (A) ) (B) ) – Drittes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes – Erstes Gesetz zur Änderung des Arbeitnehmer- Entsendegesetzes – Gesetz zur Verbesserung der Beschäftigungschan- cen älterer Menschen – Gesetz zur Anpassung der Regelaltersgrenze an die demografische Entwicklung und zur Stärkung der Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Altersgrenzenanpassungs- gesetz) – Siebtes Gesetz zur Änderung des Bundesvertrie- benengesetzes – Gesetz zu dem Zusatzprotokoll vom 12. Septem- ber 2002 zum Übereinkommen vom 16. Novem- ber 1989 gegen Doping – Gesetz über Einmalzahlungen und zur Änderung des Besoldungsstrukturgesetzes – Gesetz zu den Protokollen vom 16. Mai 2006 über die Änderung des Abkommens vom 6. Juni 1955 über die Errichtung eines Internationalen Aus- schusses für den Internationalen Suchdienst und der Vereinbarung vom 6. Juni 1955 über die Be- ziehungen zwischen dem Internationalen Aus- schuss für den Internationalen Suchdienst und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz – Gesetz zu dem Protokoll vom 4. Juli 2006 zur Ver- längerung des Abkommens vom 9. April 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Ver- meidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen und zur Belebung der wirtschaftlichen Beziehun- gen – Gesetz zur Schaffung deutscher Immobilien-Ak- tiengesellschaften mit börsennotierten Anteilen – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie des Europäi- schen Parlaments und des Rates über die Umwelt- haftung zur Vermeidung und Sanierung von Um- weltschäden Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat ist mit der Bundesregierung der Auf- fassung, dass Kampfmittelbeseitigungsmaßnahmen der für die Kampfmittelbeseitigung zuständigen Dienststel- len der Länder als solche keine Tätigkeiten darstellen, die in Anhang 1 des Umweltschadensgesetzes (Katalog der beruflichen Tätigkeiten) genannt sind. Solche Tätig- keiten fallen daher nur dann in den Anwendungsbereich des Gesetzes, wenn sie erstens einen Schaden an Arten und natürlichen Lebensräumen oder die Gefahr eines solchen Schadens verursacht haben und zweitens dabei schuldhaft gehandelt worden ist. Im Hinblick darauf, dass das Verschuldenserfordernis auch gleichzeitig eine entsprechende Pflichtverletzung voraussetzt, könnten damit nur pflichtwidrige Handlun- g e j L S v A f w d o e – ß 1 2 3 4 (C (D en bei der Kampfmittelbeseitigung der Dienststellen zu inem Haftungsfall führen. Darüber hinaus ist auch nicht ede im Einzelfall verursachte Veränderung an Arten oder ebensräumen schon ein Schaden, sondern es muss die chwelle zur Erheblichkeit überschritten sein. Durch die om Bundestag beschlossene Ergänzung des neuen § 21a bs. 5 BNatSchG um einen Katalog mit Regelbeispielen ür das Nichtvorliegen eines Schadens ist verdeutlicht orden, dass die Erheblichkeitsschwelle voraussetzt, ass dauerhaft die Funktion geschützter Lebensräume der der Erhalt von Populationen geschützter Arten be- inträchtigt wird. Gesetz zur Reform der Führungsaufsicht und zur Änderung der Vorschriften über die nachträgli- che Sicherungsverwahrung Darüber hinaus hat er die nachstehende Entschlie- ung gefasst: . Der Bundesrat begrüßt die Stärkung der Führungs- aufsicht, die mögliche Gefahren durch Wiederho- lungstaten reduziert. . Der Bundesrat begrüßt weiter, dass durch die im lau- fenden Gesetzgebungsverfahren aufgenommenen Re- gelungen zur nachträglichen Sicherungsverwahrung eine vornehmlich in den neuen Ländern bestehende empfindliche Regelungslücke rasch geschlossen und damit einem dringenden Sicherheitsbedürfnis Rech- nung getragen wird. . Der Bundesrat stellt fest, dass darüber hinaus weite- rer Regelungsbedarf bei der Sicherungsverwahrung besteht, dem im Interesse des Schutzes der Bevölke- rung vor besonders gefährlichen Wiederholungstä- tern Rechnung getragen werden muss. Er bittet des- halb den Deutschen Bundestag, den entsprechenden Vorschlag des Bundesrates (Entwurf eines … Straf- rechtsänderungsgesetzes – Stärkung der Sicherungs- verwahrung – (… StrÄndG), Bundesratsdrucksache 139/06 (Beschluss)), den dieser bereits am 19. Mai 2006 beschlossen hat, rasch aufzugreifen und umzu- setzen. Der Gesetzentwurf des Bundesrates sieht vor, das In- strument der nachträglichen Sicherungsverwahrung insbesondere bei Ersttätern zu stärken. Hierzu soll das Gericht bei der Entscheidung über die nachträgli- che Sicherungsverwahrung künftig auch solche Tat- sachen berücksichtigen können, die im Zeitpunkt der Verurteilung zwar erkennbar waren, aus rechtlichen Gründen aber die Anordnung der Sicherungsverwah- rung nicht begründen konnten. Außerdem sollen bei Heranwachsenden, die nach Er- wachsenenstrafrecht verurteilt wurden, auch die für Erwachsene geltenden Regelungen der Sicherungs- verwahrung angewendet werden. Für die derzeit gel- tende Privilegierung nach dem Jugendgerichtsgesetz gibt es keine durchgreifenden Gründe. . Eine Regelungslücke besteht auch bei nach Jugend- strafrecht verurteilten Straftätern. Für sie soll in beson- ders schweren Fällen die Möglichkeit der Anordnung Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 95. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. April 2007 9751 (A) ) (B) ) nachträglicher Sicherungsverwahrung geschaffen werden. Der Abgeordnete Garrelt Duin hat mitgeteilt, dass er seine Unterschrift auf dem Antrag Flugverkehrskonzept für den Großraum Berlin überprüfen – Flughafen Berlin-Tempelhof offenhalten auf Drucksache 16/4813 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Finanzausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die risikoadäquate Eigenmittelausstattung der Versicherungsunterneh- men und den Stand ihres Kapitalanlagenmanagements – Drucksachen 16/4339, 16/4632 Nr. 1 – Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesregierung über die For- schungsergebnisse in Bezug auf Emissionsminderungs- möglichkeiten der gesamten Mobilfunktechnologie und in Bezug auf gesundheitliche Auswirkungen – Drucksachen 16/1791, 16/1941 Nr. 1.5 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung im Jahr 2005 – Drucksachen 16/3084, 16/3375 Nr. 1.2 – Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Unterrichtung durch die deutsche Delegation des Deut- schen Bundestages zur Euromediterranen Parlamenta- rischen Versammlung Gründungsversammlung der Euromediterranen Parla- mentarischen Versammlung am 22./23. März 2004 in Athen, Griechenland – Drucksache 15/3414 – – Unterrichtung durch die deutsche Delegation des Deut- schen Bundestages zur Euromediterranen Parlamen- tarischen Versammlung Erste Plenarversammlung vom 12. bis 15. März 2005 in Kairo, Ägypten – Drucksachen 15/5963, 16/893 Nr. 2 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- tung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 16/4105 Nr. 1.20 (C (D Finanzausschuss Drucksache 16/4258 Nr. 2.8 Drucksache 16/4258 Nr. 2.9 Drucksache 16/4258 Nr. 2.10 Drucksache 16/4501 Nr. 2.28 Drucksache 16/4635 Nr. 2.15 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/4105 Nr. 2.42 Drucksache 16/4501 Nr. 2.9 Drucksache 16/4501 Nr. 2.30 Drucksache 16/4501 Nr. 2.31 Drucksache 16/4501 Nr. 2.39 Drucksache 16/4501 Nr. 2.40 Drucksache 16/4635 Nr. 2.1 Drucksache 16/4635 Nr. 2.17 Drucksache 16/4635 Nr. 2.19 Drucksache 16/4635 Nr. 2.25 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/4635 Nr. 2.7 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/4501 Nr. 1.6 Drucksache 16/4635 Nr. 1.3 Drucksache 16/4635 Nr. 2.6 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/2555 Nr. 1.28 Drucksache 16/2555 Nr. 2.60 Drucksache 16/4105 Nr. 1.22 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/4258 Nr. 2.2 Drucksache 16/4501 Nr. 1.7 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 16/150 Nr. 2.125 Drucksache 16/150 Nr. 2.243 Drucksache 16/629 Nr. 1.1 Drucksache 16/901 Nr. 2.1 Drucksache 16/1101 Nr. 2.15 Drucksache 16/2555 Nr. 2.38 Drucksache 16/2555 Nr. 2.76 Drucksache 16/2555 Nr. 2.77 Drucksache 16/2555 Nr. 2.100 Drucksache 16/4105 Nr. 1.2 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/820 Nr. 1.61 Drucksache 16/3382 Nr. 1.9 Drucksache 16/4105 Nr. 2.13 Drucksache 16/4105 Nr. 2.14 Drucksache 16/4258 Nr. 1.2 Drucksache 16/4258 Nr. 1.3 Drucksache 16/4258 Nr. 2.49 Drucksache 16/4501 Nr. 2.1 95. Sitzung Berlin, Freitag, den 27. April 2007 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609500000

Die Sitzung ist eröffnet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle
herzlich und wünsche uns allen einen guten Morgen und
einen erfolgreichen Tag. Es gibt heute Morgen überhaupt
keine Ankündigungen, sodass wir in der glücklichen
Situation sind, ohne weiteren Verzug in die Tagesord-
nung einsteigen zu können.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 26 auf:

– Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung der Beteiligung deutscher Streit-
kräfte an der Friedensmission der Vereinten
Nationen im Sudan (UNMIS) auf Grundlage
der Resolution 1590 (2005) des Sicherheitsra-
tes der Vereinten Nationen vom 24. März 2005
und weiterer Mandatsverlängerungen durch
den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

– Drucksachen 16/4861, 16/5142 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Eckart von Klaeden
Brunhilde Irber

s
d
A
r
W

K
i

B

g
g
q
b
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f
n
d

Redet
Marina Schuster
Wolfgang Gehrcke
Dr. Uschi Eid

– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 16/5143 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Herbert Frankenhauser
Lothar Mark
Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Alexander Bonde

Hierzu liegt ein Entschließungsantrag der
der CDU/CSU und SPD, FDP und Bündnis 9
nen vor. Ich will darauf hinweisen, dass wir ü

(C (D ung 27. April 2007 0 Uhr chlussempfehlung später namentlich abstimmen weren, also irgendwann kurz nach 10 Uhr; denn diese ussprache soll nach einer interfraktionellen Vereinba ung eine Stunde betragen. – Ich höre dazu keinen iderspruch. Ich eröffne die Aussprache und erteile zunächst der ollegin Irber das Wort. – Sie hat so früh noch nicht mit hrem Glück gerechnet. itte schön, Frau Kollegin Irber. Guten Morgen, Herr Präsident! Sehr geehrte Kolle innen und Kollegen! Dass wir uns heute mit der Verlänerung des UNMIS-Mandates beschäftigen, ist konseuent und richtig. Es ist auch richtig, dass wir es eschließen. Es gibt in diesem Zusammenhang einen inerfraktionellen Entschließungsantrag zum Thema Darur, der Ausdruck dafür ist, dass wir bei diesem Thema icht nur den Süden des Sudan betrachten dürfen, sonern den Gesamtsudan im Blick haben müssen. Ich freue ext mich, dass wir hier an einem Strang ziehen und sich die Fraktionen zu einem interfraktionellen Antrag entschließen konnten. Herzlichen Dank dafür. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Heiterkeit)


(Beifall bei der SPD)

Brunhilde Irber (SPD):
Rede ID: ID1609500100

Niemand kann bestreiten, dass die 10 000 Soldaten
und 715 Polizisten – darunter maximal 75 deutsche Sol-
daten – wesentlich zur Stabilität im Südsudan beigetra-
gen haben. Sichtbares Ergebnis sind die Flüchtlinge, die
wieder in ihre Heimat zurückkehren können und sich
dort eine Existenz aufbauen wollen. Ich selbst war in
Juba und habe mich von den Bemühungen überzeugt,

ommen werden. Ich möchte an dieser
len und militärischen Kräften, die sich
meinen sehr herzlichen Dank ausspre-
Fraktionen
0/Die Grü-
ber die Be-

die dort untern
Stelle den zivi
dort bemühen,
chen.






(A) )



(B) )


Brunhilde Irber

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Einer der entscheidenden Sätze aus dem Regierungs-
antrag ist für mich der folgende:

Die Entwicklung im Südsudan kann aber nicht los-
gelöst von der erschreckenden humanitären und
politischen Situation in Darfur gesehen werden.

Deshalb ist und bleibt es eines der wichtigsten Ziele
– dies kommt in dem Antrag zum Ausdruck –, dass der
unabhängige Allparteiendialog in Darfur und ein natio-
naler Dialog aller demokratischen Kräfte stattfinden
können. Diese Dialoge kann und muss die internationale
Staatengemeinschaft mit allen Mitteln unterstützen. Al-
lerdings ist es dazu dringend erforderlich, dass die Waf-
fen schweigen, und zwar auf allen Seiten.

Wir haben in den letzten Tagen und Wochen das un-
sägliche Leid von Millionen von Menschen, die
Anschläge auf die AMIS-Soldaten und den dreisten
Missbrauch der UN-Farben an Flugzeugen der suda-
nesischen Armee gesehen. Dieser Verstoß gegen
Art. 100 der UN-Charta ist besonders niederträchtig und
muss scharf verurteilt werden.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit der Zustimmung der sudanesischen Regierung zum
sogenannten „schweren Unterstützungspaket“ sind
große Hoffnungen verbunden. Die diplomatischen Be-
mühungen des UN-Generalsekretärs und seines Sonder-
beauftragten Jan Eliasson scheinen Früchte zu tragen.

Wir sind damit einen kleinen Schritt in die richtige
Richtung weitergekommen. Ich kann nur hoffen, dass
damit auch die Chance besteht, die humanitäre Hilfe
wieder in geordnete Bahnen zu lenken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Anerkennenswert ist die Zustimmung Khartoums
zum zweiten Unterstützungspaket. Wir müssen aber
jetzt auch ein glaubhaftes politisches Signal setzen, da-
mit sich Baschir keinen weiteren Wortbruch mehr leisten
kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb fordern wir die unverzügliche Umsetzung
dieser zweiten Stufe der vereinbarten AU/UN-Hybrid-
mission. Jede Verzögerung wird zur Ausweitung von
UN-Sanktionen führen. Sollte dies im Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen nicht durchsetzbar sein, fordern wir
die Bundesregierung auf, sich für einen Sanktionsme-
chanismus der EU einzusetzen.

Nur damit kein Missverständnis entsteht: Wir reden
hier nicht mehr von diffusen Ankündigungen, sondern
von konkreten Maßnahmen gegen Mitglieder der suda-
nesischen Regierung. Ankündigungen ohne Konsequen-
zen darf es nicht mehr geben.

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(C (D Wir dürfen dabei aber auch eigene Fehler nicht aus en Augen verlieren. Ich denke hier an die Kriegsgeinner, die Waffenschieber und Geschäftemacher. Kol ege Wolfgang Wodarg hat es bereits während der letzten itzung des Europarates am 19. April 2007 erwähnt. Es ann nicht sein, dass parallel zu den Bemühungen für en Frieden im Sudan europäische Unternehmen mit erbrechern paktieren. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/ CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An dieser Stelle müssen wir vor der Haustür Europas
it eisernem Besen kehren. Wer sich auf solche Weise

ereichert und so Tod und Leid vieler Menschen in Kauf
immt, sollte mit allen rechtlichen Mitteln zur Verant-
ortung gezogen werden.

Ist Frieden im Sudan in Anbetracht der komplexen
onfliktlage eine unlösbare Aufgabe? Wird dieses rie-

ige Land 2008 oder 2009 ein stabiles Umfeld für Wah-
en überhaupt gewährleisten können?

Im Zusammenhang mit den Wahlen im Kongo habe
ch mir ähnliche Fragen gestellt. Der Einsatz der interna-
ionalen Schutztruppe wurde kontrovers diskutiert.
eute kann man sagen: Das Risiko hat sich gelohnt.

Alle Parteien im Sudan müssen an den Verhandlungs-
isch zurückkehren. Dies gilt für diverse Rebellengrup-
en ebenso wie für die sudanesische Regierung. Wir
rauchen einen gesamtsudanesischen Dialog, damit die
ukunft dieses Landes gestaltet werden kann. Und wir
ollten die moderaten Kräfte in der Regierung in Khar-
oum unterstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen be-
chlossene AU/UN-Hybridmission wird die Vorausset-
ungen dafür verbessern und die humanitäre Hilfe vor
rt ermöglichen. Wie viel politischer Druck dafür aufge-
aut werden muss, wird sich zeigen. Was notwendig ist,
m jetzt die zweite Umsetzungsphase zu realisieren, for-
ern wir in unserem Entschließungsantrag. Ich bitte Sie,
iesem heute zuzustimmen.

Ich bitte natürlich auch darum, dem UNMIS-Antrag
uzustimmen, der ein unverändertes Mandat für die Zeit
is zum 15. November 2007 mit bis zu 75 Soldaten aus-
tellt, wobei immer nur 38 oder 39 im Einsatz sind. Der
insatz kostet 800 000 Euro.

An dieser Stelle möchte ich unseren Militärs danken,
ie sich dieser Aufgabe unterziehen. Es ist nicht leicht,
m Sudan unter diesen Umständen zu agieren, zu beob-
chten und dabei zu helfen, Frieden im Südsudan zu
chaffen und die Implementierung des Comprehensive
eace Agreement voranzubringen, aber natürlich auch
afür zu sorgen, dass die anderen Teile des Sudans dabei
icht außer Acht gelassen werden.

Herzlichen Dank. Ich bitte Sie um Ihre Zustimmung.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609500200

Das Wort erhält nun die Kollegin Marina Schuster,

FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1609500300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Die Bundeswehr leistet mit ihrer Beteiligung
am UNMIS-Einsatz im Südsudan trotz der sehr schwie-
rigen Bedingungen vor Ort eine gute und sehr wertvolle
Arbeit. Ich möchte eines gleich zu Beginn deutlich ma-
chen: Wer diesen Einsatz als Symbolik bezeichnet, weiß
nicht, wie die tägliche Arbeit dort aussieht. Ich konnte
mich – genauso wie die Kollegin Irber und andere – in
Juba im Südsudan davon überzeugen, dass die Bundes-
wehr sehr hohes Ansehen genießt.

Nach 20 Jahren Bürgerkrieg und schätzungsweise
2 Millionen Toten ist der Nord-Süd-Friedensvertrag
die einzige Chance auf dem Weg zu dauerhaftem Frie-
den. Die Umsetzung des Comprehensive Peace Agree-
ments hinkt leider hinterher, gerade bei solchen wichti-
gen Institutionen wie der National Petroleum
Commission. Auch aufgrund der Spannungen um die
Region Abyei und der zunehmenden Sorge hinsichtlich
der Wahlen 2009 bildet der UNMIS-Einsatz einen wich-
tigen Stabilitätsfaktor. Trotz aller Schwierigkeiten vor
Ort gibt es deutliche Zwischenerfolge. Es ist deutlicher
denn je: Nur mit dem Comprehensive Peace Agreement
geht man den Weg zu dauerhaftem Frieden. Die FDP-
Fraktion wird dem vorliegenden Verlängerungsantrag
zustimmen, weil wir diesen langfristigen Prozess unter-
stützen wollen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es stellt sich allerdings die Frage, ob sich die Rah-
menbedingungen des Einsatzes nicht verändert haben,
wie es im Mandatsantrag heißt. Ein Beispiel: Glück-
licherweise kehren zunehmend mehr Flüchtlinge in den
Süden des Landes zurück. Aber wie geht es dort für die
Menschen weiter? Die entscheidende politische Frage
ist: Spüren die Menschen vor Ort die Friedensdividende?
Zudem hat die Bundesregierung zu Recht darauf hinge-
wiesen, dass die Situation im Südsudan nicht losgelöst
von der Lage in Darfur betrachtet werden kann. Die Si-
tuation in dieser Krisenregion ist nach wie vor alarmie-
rend. Die hoffnungsvollen Signale von Präsident Baschir
hat er leider kurz darauf wieder relativiert. Nun spricht
er nicht mehr von 3 000 UN-Blauhelmen, sondern nur
noch von Technikern und Ingenieuren. Diese gezielte
Verzögerungstaktik scheint sich also leider fortzuset-
zen.

Ich begrüße es daher und freue mich, dass sich die
Fraktionen im Deutschen Bundestag mit Ausnahme der
Linksfraktion nach intensiven Verhandlungen auf einen
interfraktionellen Entschließungsantrag geeinigt haben,
der den Druck verstärken kann.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn das ist ein deutliches Signal in Richtung Khar-
oum.

Ich vermisse allerdings von der Bundesregierung und
er EU-Ratspräsidentschaft bislang eine deutliche Reak-
ion auf einen aktuellen, sehr ernsten Vorgang. Nach Er-
enntnissen der Vereinten Nationen hat der Sudan Flug-
euge weißlackiert, mit UN-Hoheitszeichen versehen
nd hat damit illegal Waffen und Munition nach Darfur
ransportiert und wohl auch zivile Ziele bombardiert.
ie „New York Times“ hat ein Foto von einer solchen
aschine veröffentlicht. Der Missbrauch von UN-Kenn-

eichen zu Kriegszwecken ist nicht nur ein unglaubli-
her politischer Skandal, sondern auch ein schwerer Ver-
toß gegen das Völkerrecht.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


err Staatsminister Erler, Sie haben sich bei meiner
rage danach im Auswärtigen Ausschuss darauf bezo-
en, dass dies eine UN-interne Angelegenheit sei, der
an nun nachgehe. Ich verlange von der EU-Ratspräsi-

entschaft allerdings etwas mehr als solche allgemeinen
erweise.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609500400

Nächster Redner ist der Kollege Hartwig Fischer,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1609500500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

ituation in Darfur ist unerträglich. Es geht heute Mor-
en eigentlich um zwei Bereiche. Diese möchte ich deut-
ich aufzeigen, weil wir in der Diskussion mit der Bevöl-
erung leider feststellen, dass dies nicht bekannt ist. Es
eht auf der einen Seite um die Absicherung des Frie-
ensprozesses im Südsudan durch die Verlängerung des
NMIS-Mandates. Es geht auf der anderen Seite um

riedenschaffende Maßnahmen mit AMIS und einer
ventuell verbreiterten Mission von UN und AMIS in
arfur.

Nach 20 Jahren Bürgerkrieg im Südsudan gab es vor
wei Jahren einen Friedensschluss. UNMIS ist die Vo-
aussetzung für den Wiederaufbau und die Stabilisierung
es Friedens im Südsudan. Es wurde eine Übergangsre-
ierung gebildet. Diese Übergangsregierung hat sich
ine Verfassung gegeben. Viele von uns kennen diese
erfassung. Sie ist vorbildlich für die Entwicklung in
iesem Teil des Sudans. Das war die Grundvorausset-
ung, um eine neue Infrastruktur mit der Weltgemein-
chaft zu schaffen: Verwaltungsaufbau, Wasser, Straße,
nergie, Agrarstruktur, Bildung und Gesundheit.

Das war die Voraussetzung dafür, dass die Menschen
us den Flüchtlingslagern, zum Beispiel in Kenia, zu-






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

rückkommen konnten. In ein Flüchtlingslager in Kenia
sind vor 22 Jahren innerhalb weniger Wochen 40 000 Men-
schen geflohen. Innerhalb von 20 Jahren, in denen diese
Menschen nicht zurückkehren konnten, ist die Zahl der
Flüchtlinge in diesem Lager allein durch Geburten von
40 000 auf 120 000 gewachsen. Das heißt, es gibt eine
ganze Generation, die in einem Flüchtlingslager aufge-
wachsen ist, die jetzt im Südsudan in Sicherheit leben
will.

Mit UNMIS und 38 Beobachtern der Bundeswehr
kann ein entscheidender Beitrag geleistet werden. Fünf
Soldaten sind in Stabsverwendungen – wir haben uns
im Ausschuss am Mittwoch darüber informieren lassen –,
33 Soldaten sind in den Sektoren eingesetzt. Ich be-
schreibe die Aufgaben von einigen der fünf Soldaten:
Der Chief of Staff ist mit für die Überwachung des Frie-
densvertrages zuständig. Er koordiniert unter anderem
den Einsatz der UNMIS-Militärbeobachter. Der Chief J 2,
der in Khartoum im Hauptquartier sitzt, gibt die Sicher-
heitslage für die Gesamtmission entsprechend den einge-
henden Einzelberichten weiter. Der Chief J 7 koordiniert
die Einsatzausbildung des Personals vor Ort. Er bildet
die neu eingetroffenen internationalen Militärbeobachter
anlassbezogen aus und nimmt gleichzeitig die Weiterbil-
dung des Personals im Einsatz vor. Der sogenannte Se-
nior Staff Officer Monitoring and Verification ist im
Bereich der weiteren Auswertung von Berichten und
Meldungen der Militärbeobachter eingesetzt.

In Richtung der Linken, die immer den Eindruck ver-
mitteln wollen, wir seien dort mit Waffen unterwegs,
sage ich ausdrücklich: Alle 38 Militärbeobachter sind
unbewaffnet. Sie unterstützen die Gesamtmission mit
rund 9 500 UNMIS-Soldaten.

All dies ist die Grundlage für die Wahlen, die im
Jahr 2009 im Sudan stattfinden sollen. Es ist auch die
Grundlage für das Referendum, das 2011 stattfinden
soll. Es ist die Grundlage für eine dauerhafte Befriedung
des Südsudans. Deshalb wird unsere Fraktion dem An-
trag der Bundesregierung auf Verlängerung von UNMIS
zustimmen.

Hier mache ich den Schnitt zu AMIS und Darfur. Ich
bin ausgesprochen dankbar dafür, dass wir uns trotz
schwieriger Verhandlungen auf einen interfraktionellen
Antrag einigen konnten. An zwei, drei Punkten – ich
sage gleich etwas dazu – hätte ich mir eine Verschärfung
des Antrages vorstellen können.


(Zuruf des Abg.Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


– Herr Trittin, ich sage gleich etwas dazu.

Vier Jahre Krieg, Rebellen gegen Rebellen, vier Jahre
Krieg, Rebellen gegen Regierung, vier Jahre Krieg, Re-
gierung mit Rebellen. Die Lage ist also vollkommen un-
überschaubar. Gleichzeitig gibt es Waffenlieferungen
von der Regierung an die Rebellen. Das heißt, hier füh-
ren nicht nur Rebellen innerhalb des Volkes einen Krieg,
sondern auch die Regierung einen Krieg gegen das ei-
gene Volk.

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(C (D In der Bilanz bedeutet das: rund 3 Millionen Flüchtinge und Binnenvertriebene, 250 000 bis 300 000 Tote, äglich Flucht, Hunger, Durst, Misshandlung, Vergewaligung und Mord. 400 000 Menschen – ich habe das chon in der letzten Debatte gesagt – sind in Kutum seit onaten unversorgt. Natürlich sind wir alle froh, dass ie Regierung Baschir jetzt einer ersten UN-Mission zuestimmt hat. Ich zweifle aber immer noch sehr an den usagen von Baschir. In den vergangenen Jahren haben ir immer wieder erlebt, dass Zusagen im letzten Moent zulasten der Bevölkerung von Darfur zurückgezo en wurden. Die UN-Berichte und die UN-Resolutionen sind eine hronik des Leidens in Dafur. Die Mission, die jetzt ortgesetzt und verstärkt werden soll, ist dringend notendig. Die 3 000 Soldaten, die im Rahmen einer sogeannten Hybridmission von Afrikanischer Union und N vorgesehen sind, reichen nicht annähernd aus, sind ber ein erster Schritt. Sie wissen, dass Kofi Annan beeits im vergangenen Herbst 22 000 Mann gefordert hat. r hat gesagt, das sei die einzige Chance, dort einen riedensprozess einzuleiten. Ich habe Herrn Staatsminister Erler letztens gesagt, ielleicht kann das Auswärtige Amt zur Information eine pezielle Internetseite aufbauen. Das ist nicht mehr nöig: Schauen Sie einmal bei Google Earth nach! Die haen etwas gemacht, worauf man stolz sein kann: Zeitnah erden jede Woche Satellitenbilder von jedem größe en Flüchtlingscamp eingestellt, sodass man genau verleichen kann, wie sich die Situation der Menschen dort ntwickelt. Dies bedeutet zusätzlichen öffentlichen ruck. Ich sage auch vor dem Hintergrund von Einsät en der Bundeswehr im Ausland: So etwas ermöglicht uch mehr Information für unsere Bevölkerung, die solhen Einsätzen oft sehr skeptisch gegenübersteht und ns Politikerinnen und Politiker fragt, ob der Einsatz enn notwendig ist. Zu den schärferen Formulierungen im interfraktionelen Antrag sage ich für meine Fraktion ganz offen: Naürlich hätten wir uns gewünscht, dass in der Flugverotsfrage nicht nur ein Prüfauftrag erteilt wird. (Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Sondern?)


ch persönlich und die große Mehrheit meiner Fraktion
alten ein Flugverbot für absolut notwendig, gerade vor
em Hintergrund dessen, was die Kollegin Schuster an-
esprochen hat: dass weiß angestrichene Maschinen der
egierung Bomben bringen, während die Menschen un-

en meinen, sie bekämen Hilfsgüter. Es ist pervers, was
ie dortige Regierung macht.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich danke allen, die an diesem interfraktionellen An-
rag mitgearbeitet haben. Ich bitte Sie, sich bei Google
arth über diese Dinge zu informieren. Sie können dort
ehr erfahren als auf allen anderen Wegen. Ich hoffe im

nteresse der Menschen in Darfur, dass wir eine große






(A) )



(B) )


Hartwig Fischer (Göttingen)

und breite Zustimmung zu dem interfraktionellen Antrag
bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609500600

Ich erteile das Wort der Kollegin Monika Knoche,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Monika Knoche (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1609500700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren und Da-

men! Die Linke hofft sehr, dass der Prozess der Frie-
densbildung im Sudan vorankommt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ihr könnt ja zustimmen!)


UNMIS hat zweifelsfrei dazu beigetragen, das Friedens-
abkommen im Südsudan zu sichern. Diese positive
Bilanz würdigen wir. Denn obgleich man sich für diese
Militärpräsenz auf Kapitel VI und VII der UN-Charta
bezieht, zeichnet sich diese Mission durch Friedfertig-
keit aus. Es wäre also töricht und, wie ich meine, poli-
tisch fahrlässig, die deutsche Kriegsbeteiligung in Ju-
goslawien oder die Tornadoeinsätze in Afghanistan nach
Kapitel VII in einem Atemzug mit der Mission im Sudan
zu nennen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deutsche Kriegsbeteiligungen sind und bleiben für uns
unannehmbar.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Sudan geht es aber um etwas anderes. Hier ist die
Frage zu beantworten, wie ein Umlenken von der militä-
rischen auf eine rein zivile Konfliktbearbeitung er-
reicht werden kann. Wir Abgeordnete müssen genau hin-
schauen, was das Land Sudan jetzt am dringlichsten
braucht. Ich denke, die Bevölkerung, die Konfliktpar-
teien müssen die Erfahrung machen, dass es sich lohnt,
Frieden zu schließen, in Frieden zu leben. Ihre vordring-
lichsten Probleme sind nämlich das Landrecht, der
Zugang zu Wasser und zu Weideland und die Wüstenbil-
dung als Folge des Klimawandels. All das ist beständi-
ger Quell von Auseinandersetzungen. Wie die Einnah-
men aus dem Verkauf von Rohstoffen zwischen den
Volksgruppen aufgeteilt werden, beschwert ebenfalls
den Frieden und schürt Konflikte, auf die sich ethnische
und religiöse Konflikte aufsetzen.

„Frieden muss von innen wachsen“, sagt der Evange-
lische Entwicklungsdienst, Frieden brauche gesellschaft-
liche Beteiligung, gerade von jenen, die die Zivilgesell-
schaft ausmachen. Das verweist meines Erachtens
darauf, dass das deutsche Engagement eine starke Inves-
tition in den zivilen Friedensdienst sein muss.


(Beifall bei der LINKEN)


Zwei Millionen Menschen waren von den grauenvol-
len Zuständen im Sudan betroffen. 250 000 neue Flücht-

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(C (D inge sind zu versorgen. Es ist hochkompliziert, die Reellen auf eine konsistente Position zu einen und die ntegration der ehemaligen Kämpfer zu bewerkstelligen. as sind schon für sich genommen immense Anforde ungen. Hinzu kommt der Mangel an Schulen und Geundheitsversorgung. Wer sich all das vor Augen führt, tellt fest: Zur Lösung dieser Aufgaben bedarf es ganz nderer Kräfte. UNDP, UNHCR und UNFEM, das sind ie richtigen Adressen. Da kann es Sie, meine sehr gehrten Herren und Damen, die Sie heute ein weiteres al die Bereitstellung von de facto 38 von 75 Militärbe bachtern beschließen, doch eigentlich nicht zufriedentellen, dass sich der Beitrag Deutschlands auf ein zu ng gefasstes Verständnis von Peacekeeping reduziert. Zu UNMIS ist auch zu sagen: Wir sollten nicht veressen, dass eine lang andauernde Militärpräsenz erebliche negative Auswirkungen hat. Strukturen der remdbestimmung und Abhängigkeit greifen Platz. Es ntwickelt sich eine an das Militär angedockte Ökonoie. Korruption und die Ausbreitung von Prostitution ind sozusagen die Kollateralschäden eines militärischen riedenseinsatzes. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Waren Sie eigentlich schon einmal im Südsudan?)


enn Sie gestern Abend der entwicklungspolitischen
ebatte gefolgt wären, hätten Sie bestätigt bekommen,
ass das die tatsächlichen Auswirkungen der Präsenz
eglichen Militärs sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Deshalb spreche ich mich gegen die Engführung aus,
NMIS als Blauhelmeinsatz zu bewerten. Für uns geht

s darum, dass gefestigte zivile Strukturen entstehen.
ir wollen dafür sorgen, dass die Bevölkerung über die
ahlen im Jahre 2009 hinaus bis zum Referendum im

ahre 2011 die gelebte Erfahrung macht, dass die inter-
ationale Gemeinschaft all ihr Können darauf richtet, die
rsachen der Konflikte zu bearbeiten. Hier muss selbst-
erständlich auch China einbezogen werden; denn dieses
and investiert angesichts der aufgeteilten Ölmärkte der
elt in hochriskante Staaten. Die Frage des Ressour-

enzugangs ist auch eine Friedensfrage. Das müssen wir
mmer im Blick behalten.


(Beifall bei der LINKEN)


as Land Sudan braucht zivile Infrastrukturarbeit, Me-
iation und eine gerechte Verteilung der Erdöleinnah-
en.

Die Linke sagt: Es ist richtig, internationale Polizei-
räfte einzusetzen. Demobilisierung und der Schutz zivi-
er Akteurinnen sind notwendig. Das kann Polizei leis-
en. Aber bei 100 Millionen Euro für 10 000 Soldaten,
50 Militärbeobachter und 700 Polizisten haben wir
chon den Eindruck, dass es sich um ein Missverhältnis
andelt.

Ich gebe gerne zu: Die 38 deutschen Soldaten, die im
ahmen von UNMIS eingesetzt werden, schaden einem
ivilen Auftrag nicht. Aber es stellen sich die Fragen:
as nützt mehr? Was ist effektiver? Was ist nachhalti-






(A) )



(B) )


Monika Knoche
ger? Was ist besser? Welche Instrumente sind am wir-
kungsvollsten, um Stabilität und Friedensgewinn zu er-
zielen? Hier kommt die Linke zu einem anderen
Ergebnis als Sie. Denn die Annahme, dass Militär alles
Zivile auch leisten könne oder sogar zivile Schritte erset-
zen könne, ist falsch.


(Beifall bei der LINKEN)


Nicht militärisch, auch nicht militärisch-zivil, son-
dern zivil muss die Hilfe sein. Insofern sticht das Argu-
ment nicht, ohne Militärpräsenz hätte es keinen Frie-
densprozess gegeben. Niemand spricht sich generell
gegen Blauhelmeinsätze aus. Aber wir müssen darüber
diskutieren, worin der spezifisch deutsche Friedensbei-
trag besteht.

Nicht zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen: Viel-
leicht hat sich die ehemalige rot-grüne Regierung er-
hofft, durch die Beteiligung an UNMIS bessere Chancen
auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu haben.
Diese Höhenflüge sind vorbei. Heute müssen wir uns ge-
nau ansehen, welches Engagement Deutschland im Su-
dan leistet. Wir Linken sind nicht der Meinung, dass die
Fortsetzung der Beteiligung Deutschlands an UNMIS
für den Frieden und für das innere Wachsen des Friedens
wirklich dienlich ist. Wir plädieren für einen ausgepräg-
ten zivilen und humanitären Beitrag und stimmen dem
Antrag der Regierung nicht zu.


(Beifall bei der LINKEN – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Das haben wir auch nicht erwartet!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609500800

Kerstin Müller ist die nächste Rednerin für die Frak-

tion des Bündnisses 90/Die Grünen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als
im Januar 2005 das Nord-Süd-Friedensabkommen im
Sudan abgeschlossen wurde, hatten wir alle große Hoff-
nungen – das ist hier schon zum Ausdruck gebracht wor-
den –, dass es nach mehr als 20 Jahren Bürgerkrieg zu
einer friedlichen Entwicklung im Süden kommen und
dieser Prozess sogar positiv auf die anderen Konflikte
im Sudan ausstrahlen würde.

In dem jüngsten Bericht des UN-Generalsekretärs an
den Sicherheitsrat wird leider die umgekehrte Entwick-
lung aufgezeigt. Der Nord-Süd-Friedensprozess ist in ei-
ner absolut kritischen Phase. Fachleute sehen sogar die
Gefahr, dass er völlig entgleisen könnte. Der Friedens-
prozess im Osten des Sudans stagniert, und die Gewalt
im Westen des Landes, in Darfur, eskaliert. Im Süden ist
die Sicherheitslage angespannt. Zuletzt gab es in Mala-
kal sogar wieder Kämpfe; ich glaube, Sie haben es er-
wähnt, Herr Kollege Fischer. Es gibt Probleme bei der
Grenzziehung in strittigen Provinzen, bei der Bildung in-
tegrierter Armeeeinheiten, bei der Demobilisierung der
Milizen und vor allem – das ist natürlich sehr schlecht –
auch bei der Vorbereitung der für 2009 geplanten ge-
samtsudanesischen Wahlen.

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(C (D Meine Damen und Herren, auch liebe Kolleginnen nd Kollegen von der Linken, der PDS, vor diesem Hinergrund zu sagen, die unbewaffneten Beobachter, die ich in dieser Mission befinden, würden „nicht schaden“, mpfinde ich erstens als eine unglaubliche Missachtung er sehr wichtigen Arbeit, die sie dort leisten, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


nd zweitens als eine insgesamt wirklich unglaubliche
gnoranz gegenüber den für diesen Friedensprozess er-
orderlichen Notwendigkeiten. UNMIS ist auch in Zu-
unft für den Friedensprozess nötig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Es geht um unbewaffnete Militärbeobachter. Das
üsste Ihnen ja eigentlich entgegenkommen. Das ist

uch kein symbolischer Beitrag; vielmehr ist unsere Un-
erstützung für UNMIS der größte Beitrag aller Euro-
äer. Die Militärbeobachter leisten bei der Vertrauensbil-
ung zwischen den Bürgerkriegsarmeen Wichtiges und
orgen für die Einhaltung der Truppenrückzüge.

Ich will das hier einmal sagen: Nach meinen Informa-
ionen leisten unsere Soldaten dort einen sehr schwieri-
en, risikoreichen und strapaziösen Dienst. Sie sind bei
ieser Aufgabe, als Unbewaffnete dort zu vermitteln, auf
ich allein gestellt. Ich denke, ich spreche auch in Ihrem
amen, wenn ich diesen Soldaten hier unseren Dank

usspreche.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


ir werden der Verlängerung dieses Mandats daher na-
ürlich zustimmen.

Zu Darfur. Die Gewalt in Darfur hat inzwischen ne-
ative Rückwirkungen auf den Nord-Süd-Friedenspro-
ess und ist fast zur Hauptgefahr geworden, weil es im-
er noch nicht gelungen ist, das Morden in Darfur zu

toppen. Seit Abschluss des Nord-Süd-Friedensvertrages
at sich die Lage sogar noch verschlechtert.

Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, vor dem
intergrund dieser Situation hier einen interfraktionellen
ntrag zustande zu bringen. Das ist vielleicht nur ein
leiner Beitrag, aber ich hoffe, dass das ein starkes Si-
nal an die sudanesische Regierung in Khartoum ist,
ämlich dass wir ein Ende der Gewalt fordern und dass
ir fordern, dass endlich eine robuste UNO-Truppe ins
and gebracht wird, die die Menschen dort schützt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der interfraktionelle Antrag ist natürlich auch eine
ufforderung an die Bundesregierung und eine Ermuti-
ung: Setzen Sie sich mit den darin genannten Mitteln
ür ein Ende der Gewalt in Darfur ein! Sorgen Sie dafür,
ass die sudanesische Regierung einen hohen Preis
ahlt, wenn sie ihr Katz-und-Maus-Spiel mit der interna-
ionalen Gemeinschaft fortsetzt und die Umsetzung der






(A) )



(B) )


Kerstin Müller (Köln)

20 000-köpfigen gemeinsamen Friedensmission der Ver-
einten Nationen und der Afrikanischen Union weiter
verhindert!

Natürlich hätten auch wir uns an der einen oder ande-
ren Stelle etwas schärfere Formulierungen gewünscht.
Ich will nur noch einmal zu bedenken geben – ich
glaube, das ist uns allen klar –, was die Zusagen des Su-
dans in der Vergangenheit wert waren.

Ich hoffe, die Zusage der zweiten Phase bei AMIS
– 3 000 Soldaten und sechs Kampfhubschrauber – wird
umgesetzt. Das ist zweifelsfrei ein wichtiger Schritt. Wir
wissen – das muss uns allen klar sein –: Zusagen des Su-
dans waren in der Vergangenheit leider auf die Dauer
nicht viel wert. Deshalb können wir uns nicht erleichtert
zurücklehnen. Der internationale Druck muss aufrecht-
erhalten werden. Weiterhin muss uns klar sein, dass der
Sudan der dritten und entscheidenden Aufstockungs-
phase für AMIS mit 10 000 zusätzlichen Soldaten nicht
zugestimmt hat. Ebenso wenig hat er einer UNO-Kom-
mandostruktur oder der Beteiligung nicht afrikanischer
Soldaten zugestimmt. Auch das wird nur geschehen,
wenn der internationale Druck aufrechterhalten wird.
Diese Instrumentarien sind im Antrag benannt. Wenn der
Sudan seine Zusagen nicht einhält, dann müssen klare
Fristen gesetzt und gezielte Sanktionen gegen die Ver-
antwortlichen des Regimes verhängt werden, damit end-
lich Soldaten ins Land kommen und die Menschen vor
der Gewalt geschützt werden können, zumindest diejeni-
gen, die in den Flüchtlingslagern sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir hätten uns gewünscht, dass diese Sanktionen
nicht nur für die zweite Aufstockungsphase, sondern
auch für die Gesamtmission gelten. Wir sind uns hier
aber einig, dass wir letztlich die Gesamtmission brau-
chen. Wir dürfen der sudanesischen Regierung kein
Schlupfloch für ihr zukünftiges Katz-und-Maus-Spiel
lassen.

Auch ich möchte noch einmal dieses schamlose Bei-
spiel nennen. Auf der einen Seite wird gerade verhandelt,
und es gibt eine Zusage. Auf der anderen Seite ist man
dort so dreist, Flugzeuge, die Waffen nach Darfur trans-
portieren, umzulackieren, mit dem UN-Logo zu versehen
und als UNO-Flugzeuge zu tarnen. So viel Dreistigkeit
angesichts des Bemühens der internationalen Gemein-
schaft, entsprechende Vereinbarungen zu treffen, ist
wirklich nicht zu überbieten. Ich teile die Auffassung des
Kollegen Fischer: Dem Bestreben, über Darfur eine
Flugverbotszone zu verhängen, wurde mit diesem völ-
kerrechtswidrigen Verhalten ein zusätzlicher Grund ge-
geben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Auch uns ist natürlich klar: UNO-Truppen sind das
eine. Es braucht natürlich einen Friedensvertrag. Nur
Friedensgespräche werden zu einem dauerhaften Frieden
führen. Wir brauchen aber beides gleichzeitig: neue Frie-

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(C (D ensverhandlungen mit allen Konfliktparteien, die die uropäische Union unterstützen kann, was sie mit dem onderbeauftragten tut, und eine entsprechend Truppe, ie die Menschen schützt. Ich bin sehr froh darüber, dass ir heute mit dem interfraktionellen Antrag ein klares ignal nach Khartoum setzen und dass wir uns in einer ichtigen Menschenrechtsfrage einig sind und gemein am handeln. Ich hoffe, dass dieses Signal in Khartoum ielleicht doch noch gehört wird. Vielen Dank. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609500900

Für die Bundesregierung erhält nun der Staatsminister

ernot Erler das Wort.


Dr. h.c. Gernot Erler (SPD):
Rede ID: ID1609501000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

undesregierung hat am 28. März beschlossen, das
NMIS-Mandat bis zum 15. November dieses Jahres

u verlängern, um die Umsetzung des Nord-Süd-Frie-
ensabkommens im Sudan weiter unterstützen zu kön-
en. Das Mandat bleibt unverändert. Wir erwarten den
icherheitsratsbeschluss für eine Verlängerung um sechs
onate bis zum nächsten Montag. Unser Antrag sieht

ieses Mal eine Dauer von sieben Monaten vor, damit
ir bei der zu erwartenden nächsten Verlängerung durch
ie Vereinten Nationen nach der UNO-Entscheidung im
eutschen Bundestag unseren konstitutiven Beschluss

reffen können. Die Obergrenze liegt weiter bei 75 ein-
usetzenden Kräften. Im Augenblick – das ist erwähnt
orden – sind es 38 Soldaten und fünf Polizisten, die
ort ihren Dienst tun. Die Aufgabe lautet Beobachtung
nd Kontrolle, um die weitere Umsetzung dieses wichti-
en Friedensabkommens sicherzustellen.

Was ist der bisherige Stand des CPA? Es gibt Fort-
chritte beim Rückzug der Konfliktparteien. Das hat
NMIS ermöglicht, sich aus dem Osten der Region
aus Kassala – zurückzuziehen. Es vollzieht sich ein

rozess der Rückkehr der Flüchtlinge; aber er ist noch
ögerlich. Es gibt einen wichtigen Fortschritt bei der Be-
ndigung des Terrors, der von der LRA, der Lord’s Re-
istance Army, also von ugandischen Rebellen, ausgeht.
s hat gerade gestern wieder Gespräche gegeben; die
üdregierung vermittelt erfolgreich.

Aber nach wie vor ist die internationale Unterstüt-
ung zur Umsetzung des Friedensabkommens notwen-
ig. Es ist noch nicht gelungen – wir streben das an –, in-
egrierte Verbände aus den früheren kämpfenden
ruppen zu bilden. Es gibt immer wieder – Kerstin
üller hat gerade wieder darauf hingewiesen – aufflam-
ende Kämpfe, zum Beispiel im November letzten Jah-

es in Malakal.

Natürlich steht dies in einem Gesamtkontext zu der
ituation im Sudan. Ich kann nur sagen: Die Situation ist
ach wie vor beunruhigend, ja in Darfur sogar bestür-
end.






(A) )



(B) )


Staatsminister Gernot Erler

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)


Die nüchternen Zahlen lassen das Ausmaß des Elends al-
lenfalls ahnen. Sie lauten: bis zu 300 000 Tote, mehr als
2 Millionen Flüchtlinge, allein im letzten Jahr 250 000
zusätzliche Flüchtlinge. 4 Millionen Menschen sind von
Hilfe von außen abhängig. 1 Million Menschen werden
von der Hilfe von außen gar nicht mehr erreicht. Jede
Woche gibt es Angriffe auf und Beraubungen von Hel-
fern. Die Übergriffe der Aktivitäten auf den Tschad und
die Zentralafrikanische Republik haben längst zu einer
Regionalisierung der Instabilität geführt. Bisher ist es
leider nicht gelungen, auch hier eine UN-Mission wirk-
sam einzusetzen.

Es ist zu begrüßen, dass nach langem Ringen mit der
sudanesischen Regierung nun eine Zustimmung zur zwei-
ten Phase, zur Erweiterung der AMIS-Mission, also der
Mission der Afrikanischen Union, stattfinden kann. Aber
es wird noch schwierig sein, die 3 000 Soldaten, die
AMIS verstärken sollen, zu rekrutieren und die entspre-
chende Logistik und Finanzierung sicherzustellen. Vor
dem Spätsommer wird das nicht der Fall sein. Deswegen
gibt es keine andere Alternative, als die AMIS-Mission
– sie reicht leider nicht aus, um die Bevölkerung wirklich
zu schützen – fortzuführen. Es gehört zu den Erfolgen der
deutschen EU-Ratspräsidentschaft, dass wir es – auch
durch das gute Beispiel Deutschlands, das 20 bis
25 Millionen Euro zur Verfügung stellen wird – geschafft
haben, die Finanzierung sicherzustellen.

Parallel dazu finden intensive Bemühungen statt, die
Rebellengruppen untereinander in einen Verständigungs-
prozess zu führen und sie möglichst dazu zu bringen,
dass sie das DPA, also das Darfur Peace Agreement, ak-
zeptieren und sich damit gemeinsam auf eine Friedens-
konzeption verständigen.

Insgesamt haben wir hier eine komplexe Aufgabe vor
uns. Sie umfasst mindestens sechs Felder bzw. Heraus-
forderungen:

Einmal geht es darum, weiter Gespräche mit der suda-
nesischen Regierung zu führen, damit sie der dritten
Phase der hybriden, gemeinsamen Mission aus afrikani-
schen und UN-Kräften mit über 20 000 Soldaten zu-
stimmt.

Zweitens ist nach wie vor Druck auszuüben. Das pas-
siert in den Reihen der Vereinten Nationen mit der De-
batte über Sanktionen. Ich darf Ihnen, Frau Schuster,
Frau Müller und Herrn Fischer, deutlich sagen: Natürlich
ist das ein unglaublicher Missbrauch der hochangesehe-
nen UN-Symbole. Das kann so nicht bleiben.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aber wir haben zu respektieren, dass sich die Vereinten
Nationen entschlossen haben, das erst einmal genau zu
untersuchen.


(Gabriele Groneberg [SPD]: Eben!)


Dann wird es eine angemessene Reaktion geben, an der
natürlich auch wir uns beteiligen werden.

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(C (D Drittens liegt die Arbeit mit den Rebellen vor uns, um ie gemeinsam auf ein Friedenskonzept zu verpflichten. s gibt viertens die Aufgabe, AMIS weiter zu befähigen, nd fünftens die Aufgabe, das UN-Paket auch tatsächich einsatzfähig zu machen. Man darf nicht unterschäten, was das bedeutet. Das sechste Arbeitsfeld umfasst ie Fortsetzung der humanitären Hilfe zum konkreten chutz der in Not befindlichen, wehrlosen Bevölkerung. Ich finde, diese Debatte sollte auch Anlass sein, unseen hohen Respekt vor und unseren Dank für den Mut er zivilen Helfer, die in dieses Land gehen, zum Ausruck zu bringen. All das ist komplex und langwierig, und der Erfolg ist eineswegs sicher. Aber gerade deswegen brauchen wir NMIS weiter. Deshalb bittet die Bundesregierung Sie, er Verlängerung dieses Mandates zuzustimmen. Denn lle diese Aufgaben lassen sich nur dann lösen, wenn es enigstens beim Nord-Süd-Konflikt gelingt, den Frieensweg weiterzugehen. Dazu ist die internationale ilfe mit UNMIS weiterhin notwendig. Wir bitten Sie m Ihre Zustimmung. Vielen Dank. Nächste Rednerin ist die Kollegin Elke Hoff für die DP-Fraktion. Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! iebe Kollegen! Frau Knoche, eigentlich wollte ich icht näher auf das eingehen, was Sie in Ihrer Rede voretragen haben. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle nur eien guten Rat geben, nämlich dem Beispiel Ihres Frakionskollegen Paul Schäfer zu folgen und selber in den udan zu fahren. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Richtig!)


(Beifall im ganzen Hause)


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609501100

(Beifall bei der FDP)

Elke Hoff (FDP):
Rede ID: ID1609501200

ann sollten Sie noch einmal Ihre Rede lesen und sie da-
in befördern, wo sie hingehört.


(Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich bin sehr dankbar, dass heute fast alle Fraktionen
nseren Bundeswehrsoldaten einen herzlichen Dank
ür die Leistung aussprechen, die sie vor Ort in einer un-
ewaffneten Militärmission erbringen. Ich bin auch sehr
roh, dass diese Leistung zur Kenntnis genommen wird.
eider lag in der Vergangenheit die nötige Wertschät-
ung an der einen oder anderen Stelle – sei es in Form
on finanzieller Unterstützung, sei es bei der Postversor-
ung oder Ähnlichem – im Argen. Insofern kann es
eute einen Schub bewirken, dass wir mit großem Inte-
esse verfolgen, was unsere Soldaten vor Ort leisten.






(A) )



(B) )


Elke Hoff
Ich selber würde mich auch freuen, wenn wir viel
mehr Informationen und Berichte – auch schriftlich –
über die Erfahrungen der Soldatinnen und Soldaten vor
Ort bekommen können. Denn auch nach Auffassung der
FDP-Bundestagsfraktion handelt es sich bei diesem
Mandat um einen sinnvollen und wichtigen Beitrag zur
Implementierung des Friedensvertrages von Nairobi.

Wie fragil die Stabilität im Südsudan ist, konnte man
bei den bewaffneten Auseinandersetzungen in Malakal
im November letzten Jahres beobachten. Leider kommt
die Umsetzung des Friedensvertrages viel langsamer
voran als notwendig. Weder die Rückverlegung der
Truppen noch die konsequente Entwaffnung der ehema-
ligen Konfliktparteien ist bisher erreicht worden, obwohl
diese Punkte essenzielle Bestandteile des Vertrages sind.

Den zu entwaffnenden Gefolgsleuten der ehemaligen
Konfliktparteien muss aber auch gleichzeitig eine Per-
spektive aufgezeigt werden, wie sie in Zukunft für ihren
eigenen Lebensunterhalt sorgen können. Dabei ist die
verantwortliche Institution DDR heillos überfordert. In-
sofern wäre ich froh, wenn wir auch diesen Prozess sei-
tens der internationalen Staatengemeinschaft viel stärker
unterstützen würden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu muss neben den zivilen Perspektiven auch die
Einbindung in die aufzustellenden integrierten Ver-
bände zählen. Diese sollten aus den ehemaligen Solda-
ten der sich bekämpfenden Konfliktparteien gebildet
werden. Auch dieses Vorhaben kommt seit Monaten
nicht voran. Diese integrierten Verbände müssen aber in
Zukunft das Rückgrat einer sich selbst tragenden Stabi-
lität im Sudan werden. Hier muss UNMIS deutlich grö-
ßere Anstrengungen unternehmen.

Außerdem müssen die Grundlagen für das im Jahr
2011 anstehende Referendum über Teilung oder Einheit
des Sudans geschaffen werden. Diese werden nach unse-
rer Auffassung nur auf der Grundlage einer belastbaren
Volkszählung Akzeptanz finden. Ohne diese droht das
Aufbrechen neuer Rivalitäten.

Im Hinblick auf diese politischen Herausforderungen
steht die Bundesregierung in der Pflicht, innerhalb der
Vereinten Nationen, aber auch im Rahmen der EU-Rats-
präsidentschaft und des G-8-Vorsitzes diese dringend
notwendigen Prozesse zu beschleunigen. Deutschland
muss im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft darauf
hinwirken, dass die Rolle der Afrikanischen Union in
der Krisenprävention, Konfliktbeilegung und Friedens-
konsolidierung gestärkt wird. Wir müssen eine angemes-
sene Gesprächsgrundlage auch mit der sudanesischen
Regierung finden, damit wir unter Beweis stellen kön-
nen, dass uns die Entwicklung im Sudan am Herzen
liegt.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Brunhilde Irber [SPD])


Die nächsten Jahre werden von erheblicher Bedeu-
tung dafür sein, ob es gelingen wird, in Zentralafrika

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(C (D ine Stabilisierung herbeizuführen. Meine lieben Kolleinnen und Kollegen, ich kann Sie nur ermuntern, sich or Ort selber ein Bild von der Situation zu machen. Viees, was uns hier als sehr einfach erscheint, ist nämlich or Ort unglaublich schwierig und langwierig. Ich enke, hier können wir als Parlamentarier persönlich ine wichtige Unterstützung leisten. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609501300

Das Wort hat nun der Kollege Hans Raidel, CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1609501400

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Wer den Menschen im Sudan, in Darfur, wirk-
ich helfen will, muss dem Antrag der Bundesregierung
eute zustimmen. Der deutsche Beitrag war bisher not-
endig. Er ist auch in der Zukunft weiterhin wichtig und
ilfreich. Auch ich danke der Bundeswehr sehr herzlich.
ch freue mich als Verteidigungspolitiker, dass dieser
insatz hier so gelobt wird. Wenn Sie das bei den Haus-
altsberatungen 2008 mit dem notwendigen Geld unter-
üttern, hat die Sache Hand und Fuß. Ich bin gespannt.

Wir unterstützen die Bundesregierung in ihrem Be-
ühen, den Friedensprozess voranzutreiben, fraktions-

bergreifend mit einem entsprechenden Antrag. Die Lin-
en schließen sich weiter aus und erweisen sich damit
ieder einmal als Maulhelden; ich will das einmal so sa-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wer den Antrag ablehnt, untergräbt die Friedensbe-
ühungen im Allgemeinen und damit auch die Autorität

er UNO, der AU, der EU und vielleicht auch der G 8.
r schränkt vor allem deren Handlungsfähigkeit ein. Wir
ären durch eine Ablehnung in keiner besonders guten
osition, da man die Hilfswilligkeit Deutschlands kri-

isch betrachten und unter Umständen infrage stellen
ürde. Weil wir derzeit den Vorsitz des EU-Rates und

uch der G 8 haben, beobachtet man genau, wie wir uns
n diesen Fragen verhalten.

Hier wurden positive Signale gesetzt. Ich will das gar
icht kleinreden. Aber die internationalen Beobachter,
ie internationale Presse sehen das etwas kritischer. Wer
en Antrag heute ablehnt, muss wissen, dass dem Geno-
id in Darfur dadurch weiter Vorschub geleistet wird.
er wegschaut, wenn Kinder, Frauen und Männer wei-

er wahllos getötet werden und Vergewaltigungen an der
agesordnung sind, erweist der Sache keinen guten
ienst. Dörfer werden nach wie vor dem Erdboden
leichgemacht, Viehherden werden gestohlen oder getö-
et, Ernten werden vernichtet und ganze Bevölkerungs-
ruppen werden vertrieben. Das ist die Realität.






(A) )



(B) )


Hans Raidel
Wer ablehnt, muss wissen, dass der Konflikt sich auch
auf die Nachbarregionen, zum Beispiel den Tschad, aus-
zuweiten beginnt und dass damit eine Destabilisierung
der ganzen Region stattfindet. Dieser Brandherd droht
sich möglicherweise in ganz Afrika auszubreiten. Auch
das muss man zur Kenntnis nehmen.

Um was geht es eigentlich? Neben religiösen und eth-
nischen Fragen geht es – wie immer – um viel Geld, da
Öl, Kupfer, Uran und andere Bodenschätze reichlich
vorhanden sind. Es geht dabei natürlich auch um einen
gerechten Finanzausgleich zwischen Nord und Süd. Wir
wissen, dass es sich nicht um einen reinen Rebellenkrieg
handelt, sondern dass die Regierung an vielen Gräuel-
taten selbst beteiligt ist und dafür verantwortlich ge-
macht werden muss.

Wir wissen auch, dass diese Regierung alle Friedens-
bemühungen mehr hintertreibt, als dass sie sie fördert,
und dass nach wie vor eine mangelnde Kooperationsbe-
reitschaft besteht. Im Prinzip sabotiert sie alle Friedens-
pläne und hält sich nicht an bereits geschlossene Abma-
chungen. Selbst wenn in Bereichen Fortschritte erzielt
worden sind, ist das Friedensabkommen weiter wackelig
und in vielen Punkten in seiner Wirksamkeit fraglich.

Die Überwachung des Friedensabkommens gestal-
tet sich also sehr schwierig. Das gilt auch für die Auflö-
sung und Rückführung der Truppen. Unsere Bundes-
wehr leistet im ihr zugedachten Rahmen nach wie vor
einen wichtigen Beitrag bei Logistik und Beratung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir wissen aber, dass ausländische Soldaten, zum Bei-
spiel in Darfur, die Lage nicht beherrschen und die Si-
cherheit nicht garantieren können. Dafür ist Darfur viel
zu groß. Die Kongomission lässt grüßen. Der Frieden
muss also von innen kommen. Zunächst muss es für
Darfur eine politische Lösung geben.


(Beifall der Abg. Brunhilde Irber [SPD])


Erst dann kann Militär helfen und zur Stabilisierung bei-
tragen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Natürlich sind wir dafür, dass politischer Druck aus-
geübt wird und dass es zu Sanktionen über die UNO, die
EU, die G 8, die USA und auch andere kommen sollte
und müsste. Aber Somalia lässt grüßen. Wir dürfen, kön-
nen und wollen uns ein zweites Somalia auf keinen Fall
leisten. Daraus müssen wir für unsere weiteren diploma-
tischen und sonstigen Bemühungen lernen.

Lassen Sie mich auch China und Russland anspre-
chen. Der Widerstand gegen verschärfte Maßnahmen
beispielsweise der UNO muss von diesen Ländern ein-
gestellt werden. Sie müssen ihre wirtschaftlichen Inte-
ressen hintanstellen. Es darf nicht passieren, dass China
und Russland die Ausbeutung der Rohstoffe betreiben
und der Rest der Welt – insbesondere die UNO, die EU
und damit auch wir – für die humanitären Fragen von
der medizinischen Versorgung bis hin zur Welthunger-

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(C (D ilfe zuständig ist. Auch darüber muss man in diesem usammenhang reden. Unser gemeinsames Anliegen muss es sein, Hilfe zur elbsthilfe für den Sudan, insbesondere für Darfur, zu rganisieren, aber langfristig auch für ganz Afrika anzuieten. Das heißt, die bisherigen Instrumentarien und ilfen sind zu überdenken, neu zu formulieren und effi ienter zu gestalten. Good Governance wäre ein gutes tichwort dafür. Wir begrüßen deshalb ausdrücklich, dass die Frau undeskanzlerin in Heiligendamm das Thema Darfur nd das Thema Sudan auf die Tagesordnung nehmen ird und hier neue Perspektiven aufzeigen will, – Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Schluss kommen. – dass eine neue Afrikapolitik insgesamt auf den Weg ebracht werden soll, mit der vielleicht neue Perspektien für diesen Kontinent eröffnet werden können. Wir nterstützen jede Initiative, die hier weiterhilft. Wir bitten herzlich, dem Antrag der Bundesregierung uzustimmen. Die CDU/CSU stimmt diesem Antrag und em Entschließungsantrag selbstverständlich zu. Ich erteile das Wort der Kollegin Gabriele Groneberg, PD-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ehr geehrte Damen und Herren! Wir haben viel Zeit geabt, um uns mit der Situation im Sudan, im Südsudan nd in Darfur zu beschäftigen. Dazu ist auch schon viel esagt worden. Natürlich ist auch deutlich gemacht woren, dass die Diskussion für die Menschen draußen desegen so verwirrend ist, weil es um zwei vollkommen nterschiedliche Regionen geht, nämlich Südsudan und arfur. Darfur steht für Krieg, Mord, Gewalt, Not, Hunger nd für Menschen, die seit Jahren aus ihrer Region vor llem in die Nachbarländer flüchten. Die Nachbarländer aben – Herr Raidel hat es schon angesprochen – damit hre eigenen Probleme. Lange Zeit galt dies auch für den üdsudan. Als wir uns mit unserer Entscheidung vom April 2005 ntschlossen haben, uns an der friedenssichernden Mision UNMIS zu beteiligen, haben wir natürlich auch eine eihe von Aufgaben übernommen. Ich will deutlich he ausstellen, was wir im Bereich der Folgearbeiten – daunter fallen der Wiederaufbau und existenzsichernde aßnahmen für die Bevölkerung – leisten. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir uns nicht ur an den Einsätzen zur Absicherung des Friedensab Gabriele Groneberg kommens beteiligen. Für uns ist ebenfalls ganz wichtig, die Bedingungen für die Menschen vor Ort zu verbessern, damit eine friedliche Entwicklung möglich sein kann. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU])

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609501500
Hans Raidel (CSU):
Rede ID: ID1609501600

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609501700

(Beifall bei der SPD)

Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1609501800




(A) )


(B) )


Ich muss ganz offen sagen: Es macht mich jedes Mal
geradezu fassungslos, wenn ich die Vertreter der Frak-
tion Die Linke zu diesem Thema sprechen höre. Wie
kann man einen zivilen Friedensdienst fordern, wenn
noch nicht einmal die Sicherheit vor Ort für diejenigen,
die diese Hilfe leisten wollen, gewährleistet ist?


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist doch verantwortungslos, Menschen dort hinzu-
schicken und zu sagen: „Dann macht mal!“, wenn die
notwendigen Bedingungen für die Arbeit vor Ort von
uns nicht gewährleistet werden. Ich finde das unverant-
wortlich; es tut mir leid. Ich bin mir sicher, die anderen
Kollegen sehen das ebenso.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Humanitäre Hilfe und Nothilfe werden von uns und
den anderen internationalen Gebern seit Jahren geleistet,
und das wohlgemerkt nicht nur für den Südsudan, son-
dern vor allen Dingen auch für die Region Darfur. Diese
Hilfe ist aber eben keine dauerhafte Aufbauhilfe; durch
sie wird zum Beispiel keine Infrastruktur geschaffen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609501900

Einen kleinen Augenblick, bitte, Frau Kollegin

Groneberg.

Ich darf die Kolleginnen und Kollegen, die sich in den
letzten Minuten entschlossen haben, das Finale dieser
Debatte vor der Abstimmung noch mitzuerleben, bitten,
ihre Plätze aufzusuchen und dem Rest dieser Debatte
konzentriert zu folgen, bis wir zu den Abstimmungen
kommen.

Vielleicht warten Sie noch einen Augenblick, bis wir
das realisiert haben. – Bitte sehr, Frau Kollegin
Groneberg.


Gabriele Groneberg (SPD):
Rede ID: ID1609502000

Vielen Dank, Herr Präsident. – Ich setze meine Aus-

führungen fort. Wir haben die jahrelang praktizierte
Entwicklungszusammenarbeit, die wir aufgrund des
Bürgerkriegs eingestellt hatten, im Jahr 2005 wieder auf-
genommen. Seitdem unterstützen wir mit 10 Millionen
Euro den Multi-Donor Trust Fund für den Südsudan.
Dieser Fonds, der von vielen Gebern gespeist wird, sorgt
für den Aufbau der dringend notwendigen Infrastruktur
in den Bereichen Agrar, Wasserversorgung, Bildung und
Gesundheit. Hiermit wird ein Leben und Arbeiten in ei-
ner total zerstörten Region erst überhaupt wieder mög-
lich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D wei deutsche Experten kümmern sich vor Ort explizit m die Koordination der Maßnahmen der Geber im Beeich Wasserversorgung. Darüber hinaus kümmern wir uns auf Basis einer bilaeralen Vereinbarung ebenfalls mit deutschen Experten or Ort um den Aufbau eines Staatswesens. Dieses Proekt unterstützen wir mit einer Summe von 3 Millionen uro. Natürlich ist es neben dem Aufbau der lebensnotendigen Infrastruktur ganz wichtig, der Regierung im üdsudan dabei zu helfen, rechtsstaatliche demokratiche Strukturen und eine entsprechende Verwaltung aufubauen. Nur dadurch kann dafür gesorgt werden, dass ie Menschen auf Dauer unabhängig von ausländischer ilfe werden und sich selber helfen können. Bis dies öglich ist, wollen wir natürlich unseren Beitrag leisten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Alle Kolleginnen und Kollegen, die bereits vor Ort
ewesen sind – man muss natürlich einmal vor Ort ge-
esen sein, um beurteilen zu können, was da vor sich
eht –, sind davon überzeugt, dass der unbedingte Wille
er Menschen zum Aufbau vorhanden ist. Wir haben
enschen erlebt, die mit aller Kraft daran arbeiten, ih-

em Land eine rechtsstaatliche und demokratische Ver-
assung zu geben und ihrer Bevölkerung damit auch eine
erspektive zum Leben, vor allen Dingen natürlich erst
inmal zum Überleben zu geben. Wir wollen unseren
nteil dazu leisten. Ich sage das hier noch einmal ganz
eutlich.

Die positiven Entwicklungen machen Mut, Hilfe auch
n der Zukunft zu leisten. Das ist die positive und mut-
achende Seite. Die andere Seite, das Elend in Darfur,

ergessen wir darüber natürlich nicht. Ich bin froh, dass
ir uns auf einen gemeinsamen Antrag verständigen
onnten. Hierzu wurde ja schon sehr viel gesagt, ebenso
um konkreten Handlungsbedarf. Damit wird deutlich,
as wir noch zu leisten haben.

Ich bin Herrn Erler dankbar, dass er insbesondere auf
inen Punkt eingegangen ist: Im Zusammenhang mit den
chlimmen Dingen, die da passieren, findet häufig eine
egendenbildung statt. Sie haben die Geschichte mit den
ermutlich als UN-Flugzeuge getarnten Waffentrans-
orten erwähnt. Ich sage bewusst: vermutlich. Es gibt
ämlich Anzeichen dafür, dass es sich hierbei nicht um
lugzeuge der Regierung des Nordens gehandelt hat,
ondern hier andere Umstände eine Rolle spielten. Ich
öchte das an dieser Stelle nicht erläutern, weil es unter-

ucht wird. Ich bin froh darüber, dass wir uns darum
ümmern. Man muss auch vorsichtig sein, wenn man
olche Legenden bildet, weil es nicht hilft, bei den Men-
chen Verständnis dafür zu wecken, dass wir uns um sol-
he Sachen intensiv kümmern und auch mit einer Regie-
ung zusammenarbeiten müssen, um den Menschen dort
u helfen.

Wir alle sind der festen Überzeugung, dass eine posi-
ive Entwicklung im Süden nicht nur die Voraussetzung
ür einen dauerhaften Frieden in der Region ist; sie ist si-
herlich ebenso ausschlaggebend für eine Lösung des






(A) )



(B) )


Gabriele Groneberg
Darfurkonflikts. Wir stimmen der Verlängerung der Be-
teiligung an der Friedensmission natürlich zu.

Wir wollen das noch einmal verbinden mit einem von
Herzen kommenden Dank an alle dort tätigen internatio-
nalen Soldaten und Helfer, aber natürlich ganz speziell
an diejenigen darunter, die aus Deutschland kommen
und sich unter wirklich schwierigen Bedingungen bemü-
hen, zu helfen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609502100

Bevor ich der Kollegin Anke Eymer das Wort als letz-

ter Rednerin in dieser Debatte erteile, bitte ich vor allem
die Kollegen im hinteren Teil des Saales noch einmal da-
rum, Platz zu nehmen. Wir beginnen mit der Abstim-
mung erst nach Schluss der Aussprache.

Bitte, Frau Eymer.


Anke Eymer (CDU):
Rede ID: ID1609502200

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! Am Beginn dieses Jahrhunderts bli-
cken wir in Afrika auf viele positive Aufbrüche. Es gibt
mehr Demokratie, mehr Sicherheit und vor allen Dingen
mehr wirtschaftliches Wachstum. Der Blick auf die Kri-
sen im Sudan zeigt allerdings auch einen der bedroh-
lichsten Gegensätze zu diesen guten Aufbrüchen und zu
dem, was der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki als
afrikanische Renaissance bezeichnet hat. Der Sudan ist
der flächengrößte Staat des Kontinents, mehr als sieben-
mal so groß wie Deutschland. Die Entwicklungen in die-
ser Region haben natürlich Auswirkungen rundherum.

Die schlimmen Menschenrechtsverletzungen und
Verbrechen im Westen des Landes, in Darfur, die Aus-
schreitungen im Osten des Sudans und der sogenannte
Nord-Süd-Konflikt zeigen, wie groß die Gefahr ist, dass
der Sudan zerreißen könnte. Millionen Menschen sind
auf der Flucht oder haben in kriegerischen Auseinander-
setzungen ihr Leben bereits verloren.

Von den Entwicklungen im Sudan sind die Nachbar-
staaten wie die Zentralafrikanische Republik oder der
Tschad längst betroffen. Auch hier ist mittlerweile die
Stabilität der staatlichen Strukturen gefährdet. Der
Druck durch große Flüchtlingszahlen oder durch bewaff-
nete Übergriffe aus dem Gebiet des Sudans stellt ein ge-
fährliches Potenzial dar. Derart instabile Regionen, zer-
fallende Staaten oder ethnisch bzw. religiös geschürte
Krisen dienen dem internationalen Terrorismus, müs-
sen frühzeitig erkannt und frühzeitig bekämpft werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Neben diesen sicherheitsstrategischen Überlegungen
ist es aber auch das Leid von Millionen von Flüchtlingen
und Gewaltopfern, das uns im humanitären Bereich

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(C (D ordert. Es muss Hilfsorganisationen ermöglicht werden das klang heute Morgen in dieser Debatte schon mehrach an –, ihre Arbeit geschützt zu tun. Wie schwierig ie Lage im Sudan ist, zeigt der Rückzug ganzer Hilfsrganisationen, die wegen mangelnder Sicherheit ihre rbeit nicht fortsetzen können. Daher hat die internatioale Staatengemeinschaft mit der grundlegenden Resoution des Sicherheitsrats 1590 vom März 2005 den richigen Weg beschritten. Die weiteren Mandatsverlängerungen, die es seither egeben hat, zeigen nur die Konsequenz dieses notwenigen Engagements. Mit der United Nations Mission in udan, der UNMIS, leistet die internationale Staatengeeinschaft einen wichtigen Beitrag dazu, das Friedens bkommen von Nairobi erfolgreich umzusetzen. (Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


in über 20-jähriger Bürgerkrieg zwischen dem nach
nabhängigkeit strebenden Südsudan und der Zentralre-
ierung kann so beendet werden.

Auch wenn die Umsetzung hinter dem Zeitplan zu-
ückbleibt, sind wesentliche Erfolge, insbesondere bei
er Rückverlegung der Truppen der Konfliktparteien, er-
ielt worden. In weiten Teilen des Südsudan können die
enschen wieder in relativer Sicherheit leben und

lüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren. Wie fragil der
tatus quo ist, haben die aufflackernden Auseinanderset-
ungen im November vergangenen Jahres gezeigt. Die
erlängerung von UNMIS ist daher eine notwendige
onsequenz, um den Friedensprozess weiter zu unter-

tützen und abzusichern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD sowie der Abg. Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nation wird das
NMIS-Mandat daher in diesen Tagen ohne inhaltliche
nderungen um weitere sieben Monate verlängern. We-
er die Rahmenbedingungen noch Inhaltliches haben
ich wesentlich geändert. Vor diesem Hintergrund sehe
ch zur Verlängerung der deutschen Beteiligung an dem
insatz der Vereinten Nationen keine vertretbare Alter-
ative.

Ein herzliches Dankeschön gilt noch einmal unseren
eutschen Soldaten. Sie leisten im Sudan einen wichti-
en Beitrag zum politischen und wirtschaftlichen Wie-
eraufbau.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wollen jetzt endlich abstimmen. Ich bitte noch
inmal um Ihre Zustimmung.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609502300

Ich schließe die Aussprache.

Bevor wir zu den Abstimmungen kommen, möchte
ich dem Kollegen Walter Kolbow zu seinem heutigen
Geburtstag herzlich gratulieren.


(Beifall)


– Ich hoffe, dass die Breite der Zustimmung sich auch
im anschließenden Abstimmungsverhalten nieder-
schlägt. Jedenfalls würde das sicher einem seiner Ge-
burtstagswünsche entsprechen.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Auswärti-
gen Ausschusses auf Drucksache 16/5142 zum Antrag
der Bundesregierung „Fortsetzung der Beteiligung deut-
scher Streitkräfte an der Friedensmission der Vereinten
Nationen im Sudan“. Der Ausschuss empfiehlt, diesen
Antrag auf Drucksache 16/4861 anzunehmen. Es ist na-
mentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte die Schrift-
führerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen Plätze
einzunehmen. – Sind die Plätze an den Urnen besetzt? –
Das scheint überall der Fall zu sein. Dann eröffne ich die
Abstimmung.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, gibt es noch jeman-
den, der hier ist und nicht abgestimmt hat? – Das scheint
nicht der Fall zu sein. Dann schließe ich die Abstim-
mung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
mit der Auszählung zu beginnen. Wir geben das Ergeb-
nis der Abstimmung später bekannt.

Ich komme nun zur Abstimmung über den Entschlie-
ßungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD, der
FDP und des Bündnisses 90/Die Grünen auf Drucksache
16/5144. Wer stimmt für diesen Entschließungsantrag? –
Es wäre schon schön, wenn sich der eine oder andere un-
ter den Anwesenden an dieser Abstimmung beteiligte.
Ich frage noch einmal, wer für den Entschließungsantrag
der Fraktionen der CDU/CSU, der SPD, der FDP und
des Bündnisses 90/Die Grünen stimmt. – Jetzt bekommt
die Sache allmählich Volumen. Wer möchte dagegen
stimmen? – Wer enthält sich der Stimme? – Das Erste
war die Mehrheit. Dann ist der Entschließungsantrag an-
genommen.

Ich bitte diejenigen, die an der weiteren Debatte nicht
teilnehmen können oder wollen, den Plenarsaal zügig zu
verlassen und insbesondere dringende Staatsgespräche
im Foyer fortzusetzen. – Auch die Beratung des nächs-
ten Tagesordnungspunktes findet im Sitzen statt, mit
Ausnahme der aufgerufenen Redner.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 27 a, c und d sowie
den Zusatzpunkt 7 auf:

27 a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zum Schutz
vor den Gefahren des Passivrauchens

– Drucksache 16/5049 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ältestenrat
Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und
Geschäftsordnung
Innenausschuss

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(C (D Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit c)

Bender, Bärbel Höhn, Ulrike Höfken, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Wirksamen Schutz vor Passivrauchen im
Arbeitsschutzgesetz verankern
– Drucksache 16/4761 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Arbeit und Soziales (f)

Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Gesundheit

d) Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgitt
Bender, Bärbel Höhn, Ulrike Höfken, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Schutz vor Passivrauchen im Deutschen Bun-
destag direkt umsetzen
– Drucksache 16/4957 –

P 7 Beratung des Antrags der Abgeordneten Detlef
Parr, Daniel Bahr (Münster), Heinz Lanfermann,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Nichtraucherschutz praktikabel und mit
Augenmaß umsetzen
– Drucksache 16/5118 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Gesundheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für
iese Aussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre
einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
ie Bundesministerin Ulla Schmidt.


(Beifall bei der SPD)



Ulla Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1609502400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

uss gestehen, dass ich angesichts der Debatten der letz-
en Jahre manchmal nicht mehr geglaubt habe, dass ich
ines Tages hier stehen könnte, um einen Gesetzentwurf
um Schutz der Nichtraucher und Nichtraucherinnen
inzubringen.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Maria Eichhorn [CDU/CSU])


eshalb bin ich sehr froh, dass dies heute der Fall ist.
enn eines ist deutlich – man kann es nicht oft genug
etonen –: Tabak ist das Gesundheitsrisiko Nummer
ins. Dabei sind die Gefahren des Passivrauchens lange






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt
Jahre unterschätzt worden. Erst in den letzten Jahren hat
hier ein Umdenkungsprozess eingesetzt. Vielleicht hat
auch das Vorgehen der anderen europäischen Länder mit
dazu beigetragen, dass die Diskussion über Nichtrau-
cherschutz in Deutschland einen anderen Stellenwert er-
halten hat.

Da immer noch davon gesprochen wird, dass mit ei-
nem Gesetz zum Schutz der Nichtraucherinnen und
Nichtraucher die Freiheit der Raucherinnen und Raucher
eingeschränkt wird, lassen Sie mich an dieser Stelle
noch einmal einige Fakten zum Passivrauchen nennen.

Die massive Gesundheitsgefährdung durch Passiv-
rauchen ist eindeutig erwiesen. Die Zahlen des Deut-
schen Krebsforschungszentrums werden in keiner
wissenschaftlichen Diskussion in Zweifel gezogen. Be-
zogen auf die Todesfälle – nachgewiesenermaßen 3 300
pro Jahr – sind die Schätzungen eher konservativ, vor al-
lem im Vergleich mit Ergebnissen und Studien der Verei-
nigten Staaten, des US-Departments of Health and
Human Services. Die kommen, bezogen auf die Bevöl-
kerung der USA von 300 Millionen Menschen, auf circa
48 000 Todesfälle pro Jahr infolge Passivrauchens. Fakt
ist: Menschen sterben auch in Deutschland durch Passiv-
rauchen, etwa 2 150 an koronaren Herzerkrankungen,
770 infolge eines Schlaganfalls, 260 an Lungenkrebs
und 60 infolge einer chronisch-obstruktiven Lungener-
krankung. Das sind nur einige Beispiele von Menschen,
die sterben müssen, weil sie nicht genügend geschützt
werden. Ich könnte die Liste fortsetzen.

Was uns besonders erschrecken sollte, sind die Wir-
kungen auf Kinder. Im Jahr 2005 gab es nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes 298 Fälle von plötzli-
chem Kindstod. Etwa 60 Fälle davon gehen auf Passiv-
rauchen im Haushalt sowie auf vorgeburtliche Schad-
stoffbelastungen zurück, weil die Mütter während der
Schwangerschaft rauchten. Auch der Anteil von Kran-
kenhauseinweisungen bei Atemwegserkrankungen ist
bei Kindern, die in ihrer häuslichen Umgebung Tabak-
rauch ausgesetzt werden, 40 bis 60 Prozent höher als bei
Kindern, die in Haushalten aufwachsen, die nicht durch
Rauch belastet sind. Deshalb ist es höchste Zeit, dass wir
handeln, zumal wir wissen, dass alle Wege, die wir in
den letzten Jahren beschritten haben und die auf Freiwil-
ligkeit beruhten, nicht zum Erfolg und nicht wirklich
zum Schutz der Nichtraucherinnen und Nichtraucher
beigetragen haben.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)


Ich sage ganz deutlich: Im Mittelpunkt unseres Geset-
zes steht der Schutz der Nichtraucherinnen und Nicht-
raucher. Wir wollen, dass das Rauchen grundsätzlich in
allen Einrichtungen des Bundes verboten ist, das heißt
in Behörden, Dienststellen, Gerichten, bundesunmittel-
baren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen, in öf-
fentlichen Verkehrsmitteln, zum Beispiel in Bussen,
Bahnen, Taxen oder Fahrgastschiffen, sowie in Perso-
nenbahnhöfen der öffentlichen Eisenbahn. Wir wollen
die Regelungen des Arbeitsschutzes verbessern und den
Jugendschutz verschärfen, indem das Alter für die Ab-
gabe von Zigaretten von 16 auf 18 Jahre angehoben
wird. Ich bin wirklich sehr froh, dass der Bundestag ent-

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(C (D chieden hat, dass die Regelungen dieses Gesetzes auch ür ihn selbst gelten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ine Entscheidung, die den Bundestag auf Dauer ausge-
ommen hätte, hätte uns alle in der Öffentlichkeit un-
laubwürdig gemacht. Deshalb halte ich das für einen
ehr wichtigen und positiven Schritt, den wir gegangen
ind.


(Jörg van Essen [FDP]: Es gibt niemanden, der etwas anderes wollte!)


Lassen Sie mich an dieser Stelle darauf hinweisen,
ass für uns der Nichtraucherschutz und die Fortsetzung
er Kampagne „Rauchfrei“ zwei Seiten einer Medaille
ind. Nichtraucherschutz ist das eine; das andere sind die
rävention, damit junge Menschen erst gar nicht mit
em Rauchen beginnen, und die Bemühungen, damit
iejenigen, die rauchen, den Weg finden, mit dem Rau-
hen aufzuhören. Das gehört ganz eng zusammen. Ich
in sehr froh, dass aufgrund der Kampagne „Rauchfrei“,
ie wir gemeinsam auf den Weg gebracht haben, mittler-
eile 60 000 Menschen komplett mit dem Rauchen auf-
ehört haben und dass sich binnen fünf Jahren die Quote
er rauchenden Jugendlichen um fast 30 Prozent – von
8 Prozent auf 20 Prozent – verringert hat.


(Beifall bei der SPD)


Mit diesem Gesetzentwurf und den sich parallel in der
iskussion befindenden Nichtraucherschutzgesetzen der
änder ist Deutschland nicht länger Schlusslicht beim
ichtraucherschutz in Europa, sondern arbeitet sich in
ie Spitzengruppe vor. Der Gesetzentwurf der Bundes-
egierung wird nicht allen Bürgerinnen und Bürgern den
neingeschränkten Schutz vor den Folgen des Passivrau-
hens bringen. Wir brauchen auch die Gesetze, die von
en Ländern auf den Weg gebracht werden. Wir brau-
hen die eindeutigen Entscheidungen der Parlamente in
nseren Bundesländern.


(Beifall bei der SPD)


rotzdem werden Millionen Menschen profitieren: die
eschäftigten des Bundes, die Bürgerinnen und Bürger

n den Bundesverwaltungen, die Menschen in öffentli-
hen Verkehrsmitteln und auch diejenigen, die dieses
ohe Haus besuchen.

Auch die Regelungen im Arbeitsschutz werden prä-
isiert, indem klargestellt wird, dass ein Rauchverbot für
inen gesamten Betrieb oder zumindest für Teile eines
etriebes ausgesprochen werden kann. Das ist im Übri-
en nicht nur ein sinnvolles, sondern auch ein kosten-
ünstiges Instrument; die Arbeitgeber reden ja oft von
en Kostenbelastungen der verschiedenen Maßnahmen.
ie Arbeitsstättenverordnung regelt das Verhältnis zwi-

chen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Deshalb waren
egelungen zum Schutz Dritter, also der Gäste in Gast-

tätten, über die Arbeitsstättenverordnung nicht möglich.
eitergehende Regelungen im Arbeitsschutz sind erst

ann denkbar, wenn die Länder ihre Gesetze zum Nicht-
aucherschutz erlassen haben. Ich sage deshalb noch ein-






(A) )



(B) )


Bundesministerin Ulla Schmidt

Abgegebene Stimmen: 552; Michael Brand Peter Götz Bernhard Kaster
ja: 497
nein: 32
enthalten: 23

Ja

CDU/CSU

Ulrich Adam
Ilse Aigner
Peter Albach
Peter Altmaier
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Dr. Wolf Bauer
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Otto Bernhardt
Clemens Binninger
Carl-Eduard von Bismarck
Renate Blank
Peter Bleser
Antje Blumenthal
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)


Dr. Ralf Brauksiepe
Georg Brunnhuber
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Hubert Deittert
Alexander Dobrindt
Maria Eichhorn
Anke Eymer (Lübeck)

Georg Fahrenschon
Ilse Falk
Dr. Hans Georg Faust
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Jochen-Konrad Fromme
Dr. Michael Fuchs
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Dr. Reinhard Göhner

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einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
arl-Theodor Freiherr zu
Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke
r. Peter Jahr
r. Franz Josef Jung
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter

Schwenningen)
Volker Kauder
Eckart von Klaeden
Jürgen Klimke
Julia Klöckner
Jens Koeppen
Kristina Köhler (Wiesbaden)

Manfred Kolbe
Norbert Königshofen
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Martina Krogmann
Johann-Henrich

Krummacher
Dr. Hermann Kues
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Ingbert Liebing
Eduard Lintner
Patricia Lips
Dr. Michael Luther
Stephan Mayer (Altötting)

Wolfgang Meckelburg

(Villingenmal deutlich: Wir hoffen auf kl auf Gaststätten; wir hoffen nic gen, die nachher die Regel w Studien aus anderen Ländern zeigen, dass sich der Gesundh tigten in den Gastronomiebetrie Rauchverboten in kurzer Zeit dort möglich ist, dürfen wir nic keine klaren Regelungen für di (Beifall bei der SPD sowi der CDU/C Wir appellieren hier an di sind gefordert, gemeinsame L Ich sehe in vielen Ländern Be auch Zögerlichkeit und Unent des Gesetzes, das wir heute au der Debatten der letzten Monate einem fest überzeugt: Die Bü unserem Land werden es sich lassen, wenn es unterschiedlic (Detlef Parr [FDP]: „Es sic sen“! Das kann doch n Jeder, der in Land A lebt, wi heitsschutz für sich in Anspruch die Menschen in Land B haben gehen, und da sollte die Debatt Endgültiges Ergebnis K are Regelungen in Bezug ht auf Ausnahmeregelunerden. Erfahrungen und wie zum Beispiel Irland eitszustand der Beschäfben nach Einführung von verbessert hat. Das, was ht versäumen, indem wir e Gaststätten haben. e bei Abgeordneten SU)


e Länderparlamente. Sie
ösungen durchzusetzen.

mühungen, ich sehe aber
schiedenheit. Angesichts
f den Weg bringen, und
und Wochen bin ich von

rgerinnen und Bürger in
auf Dauer nicht gefallen
he Regelungen gibt.

h nicht gefallen las-
icht wahr sein!)

rd den gleichen Gesund-
nehmen wollen, wie ihn
. Davon können wir aus-

e hingehen.

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laus Brähmig J

(Beifall bei der SPD sowi der CDU/C Gemeinsam können Bund un ie in der Lage sind, auf versc leiche Ziel zu streiten. Wenn in eindeutiges Zeichen setzen eichen folgen. Das hat uns d ochen gezeigt. Ich glaube, w emeinsam und entschlossen w herinnen und Nichtraucher we Danke schön. (Beifall bei der SPD un Präsident Dr. Norbert Lam Bevor wir in der Debatte for en Schriftführerinnen und rgebnis der namentlichen A chlussempfehlung des Auswä ntrag der Bundesregierung „ ung deutscher Streitkräfte an ereinten Nationen im Sudan timmen 552. Mit Ja haben ge en gestimmt 32. 23 Kollegin ich der Stimme enthalten. Dam ehlung angenommen. osef Göppel A (C (D e bei Abgeordneten SU)


d Länder beweisen, dass
hiedenen Ebenen für das
wir heute im Bundestag
, werden andere diesem
ie Debatte in den letzten
ir sollten auf diesem Weg
eitergehen. Die Nichtrau-
rden es uns danken.

d der CDU/CSU)

mert:
tfahren, gebe ich das von
Schriftführern ermittelt
bstimmung über die Be-
rtigen Ausschusses zum
Fortsetzung der Beteili-

der Friedensmission der
“ bekannt: Abgegebene

stimmt 497, mit Nein ha-
nen und Kollegen haben

it ist die Beschlussemp-

lois Karl






(A) )



(B) )


Präsident Dr. Norbert Lammert
Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Friedrich Merz
Laurenz Meyer (Hamm)

Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Philipp Mißfelder
Dr. Eva Möllring
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Hildegard Müller
Carsten Müller


(Braunschweig)

Stefan Müller (Erlangen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Rita Pawelski
Dr. Peter Paziorek
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Ruprecht Polenz
Daniela Raab
Thomas Rachel
Hans Raidel
Dr. Peter Ramsauer
Peter Rauen
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Franz Romer
Kurt J. Rossmanith
Dr. Christian Ruck
Albert Rupprecht (Weiden)

Peter Rzepka
Anita Schäfer (Saalstadt)

Hermann-Josef Scharf
Hartmut Schauerte
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Georg Schirmbeck
Bernd Schmidbauer
Christian Schmidt (Fürth)

Andreas Schmidt (Mülheim)

Ingo Schmitt (Berlin)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer
Wilhelm Josef Sebastian
Horst Seehofer
Kurt Segner
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Gero Storjohann
Andreas Storm
Max Straubinger
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann

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ans Peter Thul
ntje Tillmann
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ndrea Astrid Voßhoff
erhard Wächter
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg

eter Weiß (Emmendingen)

erald Weiß (Groß-Gerau)

go Wellenreuther
arl-Georg Wellmann
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
atthias Wissmann
agmar Wöhrl
olfgang Zöller
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r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
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laus Uwe Benneter
r. Axel Berg
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othar Binding (Heidelberg)

urt Bodewig
lemens Bollen
erd Bollmann
r. Gerhard Botz
laus Brandner
illi Brase
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow
lla Burchardt
artin Burkert
r. Michael Bürsch
hristian Carstensen
arion Caspers-Merk
r. Peter Danckert
arl Diller
artin Dörmann
r. Carl-Christian Dressel
lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
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nnette Faße
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ainer Fornahl
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eter Friedrich
igmar Gabriel
artin Gerster

ris Gleicke
ünter Gloser
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ngelika Graf (Rosenheim)

ieter Grasedieck
erstin Griese
abriele Groneberg
olfgang Grotthaus
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
lfred Hartenbach
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil
einhold Hemker
olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
etra Heß
abriele Hiller-Ohm
tephan Hilsberg
ris Hoffmann (Wismar)

rank Hofmann (Volkach)

ike Hovermann
laas Hübner
hristel Humme
othar Ibrügger
runhilde Irber

ohannes Jung (Karlsruhe)

osip Juratovic
ohannes Kahrs
r. h. c. Susanne Kastner
lrich Kelber
hristian Kleiminger
ans-Ulrich Klose
strid Klug
r. Bärbel Kofler
alter Kolbow

ritz Rudolf Körper
arin Kortmann
olf Kramer
nette Kramme
rnst Kranz
icolette Kressl
olker Kröning
r. Hans-Ulrich Krüger
ngelika Krüger-Leißner

ürgen Kucharczyk
elga Kühn-Mengel
te Kumpf
r. Uwe Küster
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

altraud Lehn
elga Lopez
abriele Lösekrug-Möller

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(Everswinkel)





(A) )


(B) )


(Wolmirstedt)

Detlef Parr (FDP):
Rede ID: ID1609502500

n und Herren! „Auf zum
an die heutige Debatte

hreiben; denn vor Beginn
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ann aber zu einer erbitterten
ickelte – der Beitrag von Fra
as noch einmal bestätigt –: h
isch, oft radikal.


(Zurufe von der ch könnte Bände füllen mit E ungen, bis hin zu Beleidigung ere Wege zum Nichtrauchersc In den letzten Monaten ha echtfertigt das Thema wirklic (D DU/CSU orbert Schindler PD regor Amann etra Hinz DP iriam Gruß r. Heinrich L. Kolb ürgen Koppelin isela Piltz IE LINKE üseyin-Kenan Aydin r. Martina Bunge oland Claus laus Ernst iana Golze r. Gregor Gysi r. Barbara Höll r. Hakki Keskin r. Gesine Lötzsch olfgang Nešković etra Pau aul Schäfer r. Petra Sitte lexander Ulrich abine Zimmermann aktionslos ert Winkelmeier Auseinandersetzung entu Ministerin Schmidt hat ochemotional, teils fana SPD: Oh!)


-Mails voller Beschimp-
en, nur weil die FDP an-
hutz gehen will.

be ich mich oft gefragt:
h diesen Stil der Diskus-
Jörn Thießen
Franz Thönnes
Hans-Jürgen Uhl
Rüdiger Veit
Simone Violka
Jörg Vogelsänger
Dr. Marlies Volkmer
Hedi Wegener
Andreas Weigel
Petra Weis
Gunter Weißgerber
Gert Weisskirchen


(Wiesloch)

Dr. Rainer Wend
Lydia Westrich

Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Ina Lenke
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Michael Link (Heilbronn)

Markus Löning
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Jan Mücke
Burkhardt Müller-Sönksen
Dirk Niebel
Hans-Joachim Otto


(Frankfurt)

Detlef Parr

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(Cte Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar r. Reinhard Loske nna Lührmann icole Maisch erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rigitte Pothmer Kornelia Möller Elke Reinke Volker Schneider Dr. Herbert Schui Dr. Ilja Seifert Frank Spieth Dr. Kirsten Tackmann Dr. Axel Troost Jörn Wunderlich fraktionslos Henry Nitzsche Detlef Parr sion, einen Stil, der bis hinein in den Alltag vieler Menschen wirkt, der polemisiert, diskriminiert und damit eine Stimmungslage erzeugt, die unserer Gesellschaft nicht guttut? Alles andere als ein Sommermärchen war das. Dabei ist völlig unbestritten: Rauchen ist gesundheitsschädlich. Das ist auf jeder Zigarettenpackung nachzulesen und prangt unübersehbar auf jeder Litfaßsäule, das ungewollte Passivrauchen eingeschlossen. Diese Tatsachen sind den Menschen längst bekannt. Sie reagieren auch darauf. Die aktuellen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung belegen eindrucksvoll in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Rückgang des Rauchens auch und besonders bei Jugendlichen. Die Raucherquote bei den 12bis 17-Jährigen zum Beispiel ist von 28 Prozent 2001 auf 20 Prozent 2005 gesunken. Deshalb ist und bleibt es für die FDP zielführend, diesen Weg der Eindämmung des Rauchens fortzusetzen und mit dem Nichtraucherschutz eng zu verknüpfen. Bedarf es dazu weiterer staatlicher Restriktionen und Gängelungen des Einzelnen? Die laufende Diskussion über Rauchverbote hat eher das Gegenteil bewirkt. Die Deutschen rauchen unbeirrt weiter. Die Menge versteuerter Zigaretten stieg im ersten Quartal dieses Jahres sogar um fast 7 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2006. Bei Zigarren und Zigarillos ist ein Zuwachs von 46 Prozent zu verzeichnen. Eine ähnliche Entwicklung ist im vermeintlichen Vorbildland Italien festzustellen. Verbotspolitik zahlt sich also nicht aus. Hier zitiere ich gerne Altbundespräsident Roman Herzog: Immer als Erstes an ein Verbot zu denken, ist typisch deutsch und typisch falsch. (Beifall bei der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das ist doch Unsinn!)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Das gilt auch für die beabsichtigte Anhebung des
Abgabealters bei Tabakwaren von 16 auf 18 Jahre. Vor
dem Hintergrund der sinkenden Zahl jugendlicher Rau-
cher mag ein solcher Eingriff das Gewissen mancher
Kollegen beruhigen. Erfolg versprechend ist es aber
nicht. Er ist vielmehr ein weiteres Beispiel für die Unbe-
rechenbarkeit des Handelns der Bundesregierung; denn
vor gerade erst vier Monaten sind die Zigarettenautoma-
ten nach erheblichen Investitionen auf ein Chipsystem
umgestellt worden, das dem Jugendschutz dient und den
Zugang für Jugendliche erschwert. Zudem wird die Zahl
der Automaten drastisch reduziert. Statt die Auswirkun-
gen zunächst einmal abzuwarten und zu bewerten, tut
die Bundesregierung nun übereilt den nächsten Schritt.
Das ist Aktionismus pur.


(Beifall bei der FDP)


Angesichts einer solchen Unzuverlässigkeit der Re-
gierung zeigen sich viele Gastronomen in unserem Land

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(C (D erunsichert. Versetzen Sie sich doch einmal in die Lage ines Ihrer Bekannten oder Freunde, der kürzlich ein istro oder eine Gaststätte eröffnet hat! Die Debatte geht icht spurlos an ihm vorbei. Er denkt über Veränderunen nach. Eine Zielvereinbarung der Bundesregierung it seinem Berufsverband gibt ihm Zeit bis 2008, für eine Gaststätte und seine Gäste eine einvernehmliche ösung zu finden. Nach einem Jahr kündigt die Regie ung diese Vereinbarung einseitig auf und stoppt damit inen gerade eingeleiteten Prozess neuer nichtraucherreundlicher Regelungen. Würden Sie – selbst als gutilliger Gastronom – jetzt noch an Investitionen in Umauten oder Belüftungsanlagen denken, da ein radikales auchverbot als Damoklesschwert über Ihnen schwebt? ohl eher nicht! Aber weil es solche Möglichkeiten und die Bereitchaft, sie zu nutzen, gibt, Frau Bätzing, führt das erede vom bundesweiten Flickenteppich beim Raucherbot ins Leere. Auch hier will ich den Altbundespräsienten Roman Herzog zitieren. Er hat recht, wenn er in inem „Focus“-Interview „so was nur mit Lachen verolgt“ und Spielräume lassen will. Auf die Frage, ob es roblematisch sei, wenn es von Land zu Land Unterchiede gebe, antwortet er: (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Er ist ein kluger Mann, natürlich!)


(Lachen bei der SPD)


Überhaupt nicht. Das gibt es doch in x anderen Be-
reichen auch. Wenn ich in fremde Wohnungen
gehe, muss ich doch auch die Hausfrau fragen, ob
ich rauchen darf. Alles andere ist doch bloß Prinzi-
pienreiterei.

enau das ist es.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD)


ch wünsche mir diese Gelassenheit des Exbundespräsi-
enten, die Sie nun wieder konterkarieren, in der Diskus-
ion auch von Ihnen hier und in den Bundesländern.

Viele Rauchfreiexperten setzen sich – Frau Ministerin
chmidt hat das gerade wieder getan – für ein totales
auchverbot in der Gastronomie ein, um die dort Be-

chäftigten zu schützen.


(Sabine Bätzing [SPD]: Genau!)


ass auch in dieser Frage mehr Gelassenheit vonnöten
st – hören Sie genau zu! –, zeigt ein Blick in den Report
er Cancer Research UK, European Cancer Leagues,
uropean Heart Network und anderen, überschrieben
Lifting the Smokescreen“. Dort finden sich folgende
akten: 92 Prozent der geschätzten Todesfälle durch
assivrauchen insgesamt gehen auf Belastungen zu
ause zurück. In die Privatsphäre können wir mit Geset-

en ohnehin nicht hineinwirken.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Aber in die Autos!)


Stimmt, auch das Rauchen in Autos sollte ursprünglich
erboten werden.






(A) )



(B) )


Detlef Parr
Nun kommt die entscheidende Passage. Bei den
nichtrauchenden Servicekräften in der Gastronomie ha-
ben die Wissenschaftler, bezogen auf 25 Länder mit
400 Millionen Einwohnern, 325 Tote jährlich ermittelt,
für Deutschland 13. Ich überlasse Ihnen gerne das Hoch-
rechnen der Gesundheitsrisiken.

Anstelle staatlicher Gängelung brauchen wir mehr
positive Anreize für Verhaltensänderungen. Ein aktuel-
les Beispiel: Die Helios-Kliniken, ein Gesundheitskon-
zern, belohnen Beschäftigte, die auf dem Klinikgelände
und während der Arbeitszeit nicht rauchen, mit einem
zusätzlichen Urlaubstag. Eine schriftliche Erklärung ge-
nügt; auf eine offizielle Kontrolle wird verzichtet und
auf Eigenkontrolle gesetzt.

Ganz anders wären die Folgen eines gesetzlichen
Rauchverbotes: Bußgelder sind zwingend, Kontrollen
erforderlich. In einigen Bundesländern wird sogar der
Einsatz einer Raucherpolizei erwogen. Ich sehe schon
die Herren in Trenchcoat, mit hochgeschlagenem Kra-
gen und Schlapphut auf uns zukommen. Eine tolle Vor-
stellung.

„Der Freie beugt und bindet sich aus Einsicht“, so
Verfassungsrichter Udo Di Fabio vorgestern Abend bei
der Friedrich-Naumann-Stiftung. Die FDP bleibt dabei:
Wir setzen weiterhin auf Aufklärung, präventive Maß-
nahmen und Selbstverantwortung, auf einen sich auf
lange Sicht selbst tragenden Prozess, bei dem der Ein-
zelne sein Verhalten aus eigenem Antrieb ändert, statt es
gedankenlos durch staatliche Verbotspolitik verändern
zu lassen. Wir brauchen mehr Vorbilder als Vorschriften.


(Beifall bei der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sie haben das mit den Vorbildern falsch verstanden, glaube ich!)


Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung mit ihrem
Gesetzentwurf einen gemäßigten Kurs ansteuert. Es ist
interessant, in den Gesetzentwurf hineinzuschauen. Sie
rennen bei uns in vielen Bereichen offene Türen ein. Ich
kenne keine S-Bahn, in der ich rauchen darf. Manche
Passage könnte sogar unseren Positionspapieren ent-
nommen worden sein. Nach dem blamablen Scheitern
der ersten gesetzgeberischen Bemühungen der Bundes-
regierung – Sie erinnern sich, dass die Große Koalition
die Folgen der Föderalismusreform schlicht übersehen
hat – scheint sie sich nun am EU-Parlament zu orientie-
ren.

Der Blick nach Brüssel ist interessant. Das EU-Parla-
ment musste das totale Rauchverbot lockern, weil die
Akzeptanz im EU-Parlament fehlte. Bei uns im Bundes-
tag soll das Rauchen in abgetrennten Räumen möglich
bleiben und dem effektiven technischen Nichtraucher-
schutz als Mittel innovativer Gesundheitsförderung
Raum gegeben werden. Solche Ausnahmeregelungen
werden von der FDP begrüßt. Sie helfen, den Grundsatz
der Verhältnismäßigkeit zu wahren.

Lassen Sie uns bei der Diskussion den Grundsatz der
Verhältnismäßigkeit wahren und Wege jenseits der Radi-
kalität und Totalität gehen! Lassen Sie uns der Vernunft
Vorfahrt geben! Ich hoffe, dass wir in den Ausschussbe-
ratungen hierüber eindringlich miteinander diskutieren

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(C (D önnen. Ich freue mich auf die weiteren Diskussionen m Plenum und in den Ausschüssen. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FDP – Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Wir freuen uns darauf! – Dr. Margrit Spielmann [SPD]: Wir uns auch!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609502600

Nächster Redner ist der Bundesminister Horst

eehofer.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Horst Seehofer, Bundesminister für Ernährung,
andwirtschaft und Verbraucherschutz:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Ich habe schon nicht mehr gehofft, dass wir die-

es Ziel noch erreichen würden; denn das Thema besse-
er Schutz der Nichtraucher beschäftigt uns in Deutsch-
and seit sage und schreibe 15 Jahren. Herr Parr, es ist
chon eigenartig, dass Sie von Hektik, Hysterie und Un-
berlegtheit reden, wenn nach 15 Jahren eine Entschei-
ung getroffen wird.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Detlef Parr [FDP]: Sie haben nicht genau zugehört! – Jörg van Essen [FDP]: Wer schlechte Argumente hat, hört nicht zu!)


Ich bin 1992 Gesundheitsminister geworden. In die-
em Jahr hat uns das Thema zum ersten Mal im Deut-
chen Bundestag beschäftigt. Ich denke, es ist höchste
eit, dass wir eine klare Entscheidung treffen.

Ich möchte heute noch einmal fünf Punkte festhalten.
rstens. Es geht nicht um die Diskriminierung der Rau-
her, sondern um den Schutz der Nichtraucher.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir beurteilen und bewerten keine Lebensstile, aber es
st unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, Herr
arr, die Nichtraucher dort, wo Menschen zusammen-

reffen, zu schützen, insbesondere die Kinder und die
chwangeren in unserem Lande.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD – Detlef Parr [FDP]: Da sind wir uns einig! – Otto Fricke [FDP]: Dann müssen Sie das auch zu Hause machen!)


Zweitens. Es gibt keinen gefährlicheren Stoff für die
esundheit der Menschen als Tabakrauch, insbeson-
ere in Innenräumen. Das ist unbestritten. Ich möchte ei-
en Vergleich anstellen: In der Risikoklasse der gefähr-
ichsten Stoffe ist Tabakrauch vergleichbar mit Asbest.
sbest haben wir 1993 in Deutschland verboten. Viele
ausend Menschen sind daran gestorben. Es gibt zwar
iele Institute und Einrichtungen in Deutschland, aber
as Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg ist






(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
das seriöseste. Die Studien stützen sich auf die Erkennt-
nisse dieses Forschungszentrums.


(Detlef Parr [FDP]: Dann müssen Sie den Tabak grundsätzlich verbieten und auf Steuereinnahmen verzichten!)


Ich halte fest: Tabakrauch ist der gesundheitsschäd-
lichste Stoff in Innenräumen, er führt zu vielen Tausend
Todesfällen.

Herr Parr, Sie haben behauptet: Eine bessere Lüftung,
und dann ist das Problem gelöst. Ich bitte Sie, lesen Sie
noch einmal die Studie: 70 Stoffe im Tabakrauch sind
krebsauslösend, halten sich so lange, dass sie aus Innen-
räumen auch durch eine bessere Belüftung nicht entfernt
werden können. Eine bessere Belüftung löst das Problem
also nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir diskutieren hier im Parlament im Bereich der Er-
nährung, im Bereich der Agrarwirtschaft oft über ab-
strakte Gefahren, so im letzten Jahr über den H5N1-
Virus, und betreiben Vorsorge. Über konkrete Gesund-
heitsschädigungen mit tödlichem Ausgang reden wir
hingegen zu wenig.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: So ist es!)


Deshalb ist es wichtig, dass wir ins Bewusstsein rufen:
Tabakrauch ist gesundheitsschädlich, in vielen Fällen
tödlich.


(Detlef Parr [FDP]: Völlig einig!)


Drittens. Auch ich bin ein Anhänger von Freiwillig-
keit in einem freien Staat. Aber wir müssen sehen, dass
wir seit einem Dutzend Jahren Freiwilligkeit propagie-
ren im Hinblick auf Gastronomie, auf Krankenhäuser,
auf öffentliche Gebäude.


(Detlef Parr [FDP]: Es gibt auch gute Beispiele!)


– Wir müssen feststellen, es gibt gute Beispiele, aber ei-
nen Durchbruch haben wir nicht geschafft. –


(Detlef Parr [FDP]: Ein bisschen mehr Geduld müssen wir schon haben!)


In ganzen 2 Prozent der deutschen Krankenhäuser exis-
tiert ein wirkungsvoller Nichtraucherschutz. Dabei sind
Krankenhäuser Einrichtungen, von denen man eigentlich
annehmen möchte, dass das Bewusstsein dort so ent-
wickelt ist, dass man sich in Gegenwart kranker Men-
schen mit dem Rauchen zurückhält. Doch nein, so etwas
erfolgt nicht.


(Detlef Parr [FDP]: Wir haben ein Gesetz in NRW!)


Ich habe 1998 im Bundestag eine Rede gehalten und
für Freiwilligkeit geworben, aber schon damals gesagt:
Wenn die Freiwilligkeit in der Praxis nicht zu veränder-
tem Verhalten führt, müssen wir an ein Gesetz denken.
Ich stelle fest – das muss man zugeben, auch wenn man
ein Anhänger von Freiwilligkeit ist und der Eigenverant-

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(C (D ortung den Vorrang gibt –: Die Freiwilligkeit ist gecheitert. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Parr, wir sollten Freiheit richtig definieren: Die
chranke der Freiheit ist die Verantwortung. Die Freiheit
es Rauchers endet dort, wo der Schutz des Nichtrau-
hers beginnt. Das ist die Definition von Freiheit.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Detlef Parr [FDP]: Das haben viele erkannt!)


Viertens. Von Bürokratie kann keine Rede sein. Den-
en Sie etwa an die Fortschritte, die die Fluglinien er-
eicht haben! Da gibt es keine Raucherpolizei oder Ähn-
iches.


(Detlef Parr [FDP]: Hotels, Deutsche Bahn – ohne Gesetz!)


as wird eine gesamtgesellschaftliche Übereinkunft
erden.


(Detlef Parr [FDP]: Ist es doch schon in vielen Bereichen!)


ir haben viele Wirte und Gastronomen gesagt: Wenn
er Gesetzgeber das festlegt, ist es für sie leichter, einfa-
her in der Praxis, als wenn sie in ihrer Gastronomie in
edem Einzelfall für Nichtraucherschutz kämpfen müs-
en. Das ist der Punkt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Fünftens. Wir haben uns auf die öffentlichen Gebäude
onzentriert, auf die Orte, an denen Menschen zusam-
enkommen. Ich bin froh, dass sich die Haltung der
änder in der heißumstrittenen Frage der Gastronomie
nzugleichen beginnt, dass die Länder, die das auf der
und-Länder-Konferenz noch anders gesehen haben,
ittlerweile mit uns übereinstimmen, dass es nur dann

raktikabel ist, wenn man eine klare Regelung trifft,
ämlich ein Rauchverbot in Gaststätten,


(Detlef Parr [FDP]: Sheriff!)


auchen nur in sauber abgeschlossenen Nebenräumen.
as ist eine klare Regelung. Ich appelliere an die Bun-
esländer, in ihren Parlamenten möglichst einheitliche
egeln zu verabschieden. Alles andere würden die Men-

chen nicht verstehen.

Ein Letztes: Ich betrachte das, worüber wir heute de-
attieren und was wir hoffentlich in absehbarer Zeit ver-
bschieden, als einen Quantensprung für den Gesund-
eitsschutz in der Bundesrepublik Deutschland. Ich bin
roh, dass ich nach einiger Diskussion jetzt die Zustim-
ung des Personalrats in meinem eigenen Ministerium

abe.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Das hat ja auch lange genug gedauert!)







(A) )



(B) )


Bundesminister Horst Seehofer
Liebe Kollegin Schmidt, auch das Verbraucherschutz-
ministerium ist jetzt wie das Gesundheitsministerium
eine rauchfreie Behörde. Das ist eine gute Entwicklung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


An die Adresse der FDP möchte ich noch einmal sa-
gen: Sie werden feststellen, dass sich die Menschen,
wenn dieses Gesetz mit klaren Regelungen verabschie-
det worden ist und die Länderparlamente gehandelt ha-
ben, in wenigen Jahren die Debatte, die wir in Deutsch-
land über dieses Thema 15 Jahre lang geführt haben,
nicht mehr erklären können. Dann wird das eine Selbst-
verständlichkeit sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609502700

Martina Bunge ist die nächste Rednerin für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1609502800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Herr Minister Seehofer, auch wenn ich Ihnen in vielem,
was Sie in Ihrer Rede gesagt haben, zustimmen kann, als
Quantensprung würde ich den Gesetzentwurf, der heute
vorgelegt wurde, nicht bezeichnen.

Der Akt der Gesetzgebung zum Schutz vor Tabak-
rauch und zur Herstellung europäischer bzw. internatio-
naler Normalität auch in Deutschland hätte zu einer
Sternstunde des Parlaments werden können, wenn hier
und heute ein Gesetzentwurf aus der Mitte des Parla-
ments vorgelegt worden wäre, der konsequent für einen
wirklich umfassenden Schutz in allen öffentlichen Räu-
men und auf allen Ebenen, vom Bund bis in die Kommu-
nen, gesorgt hätte.


(Beifall bei der LINKEN)


Stattdessen diskutieren wir über einen Gesetzentwurf
und drei Anträge sowie über einen Gruppenantrag, durch
den ein konsequenter Schutz gewährleistet würde, der
sich allerdings noch in der Tiefe des parlamentarischen
Raums befindet.

Das Rauchen hat in Deutschland, wie in vielen Län-
dern, eine lange Tradition. Hier wie überall wirkt Niko-
tin auf die Psyche. Insofern wird diese Debatte natürlich
hochemotional geführt, auch in meiner Fraktion. Trotz
allem sollten wir aber nicht vergessen: Es geht um die
Rechte der 73 Prozent der Bevölkerung, die Nichtrau-
cherinnen bzw. Nichtraucher sind. Es geht vor allen Din-
gen um die Kinder und Jugendlichen. Es geht um die
Vermeidung von Leid durch Tod und schwere Erkran-
kungen. Es geht um die Minderung der horrenden Kos-
ten, die für das Gesundheitssystem entstehen, und um
die Senkung anderer Folgekosten. Nicht zuletzt geht es
um den Willen von 70 Prozent der Wählerinnen und
Wähler. Auch das sollten wir immer bedenken.

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(C (D Für den Schutz vor Schadstoffen – Herr Minister eehofer hat das ausgeführt – gilt in Deutschland Bunesrecht, beispielhaft konsequent umgesetzt im Hinlick auf Asbest. Warum sieht es beim Schutz vor dem chadstoff Rauch, der mindestens ein vergleichbares efahrenpotenzial aufweist, anders aus, und das, obwohl illionen Menschen, insbesondere Frauen, am Arbeits latz mit diesem Schadstoff konfrontiert sind? Der Arbeitsschutz und die Arbeitsstättenverordnung ind Bundesrecht. Aber es soll juristisch nicht möglich ein, dass der Bundestag den Weg für einen umfassenden ichtraucherschutz vom Bund bis in die Kommunen ebet? Ich denke, es wäre eine Bankrotterklärung vor dem, as wir beschlossen haben, wenn wir nicht nach einem öglichen Weg suchen. Gesetze sind keine Naturereig isse, sondern sie werden von Menschen gemacht. Man ollte sie, wenn das Erfordernis besteht, auch ändern önnen. (Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Ulrike Höfken [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich denke allerdings, dazu fehlt der tatsächliche
ille. Ein beredtes Beispiel ist der Bundestag selbst.
m 8. März dieses Jahres haben wir auf Antrag des
ündnisses 90/Die Grünen eine Debatte über das ge-
lante Rauchverbot im Bundestag geführt. Der Ältesten-
at beeilte sich, noch an diesem Tag zu vermelden, dass
s im Bundestag genauso geregelt werde, wie es im Ge-
etz vorgesehen werde, und dass das parallel geschehe.
ber bis heute ist noch keine Regelung getroffen wor-
en. Die Frau Ministerin sagt zwar, das sei geklärt. Aber
ch frage: Wo? Mir ist keine schriftliche Regelung be-
annt. Es sind lediglich Änderungsanträge zum vorlie-
enden Gesetzentwurf angekündigt. Also hat der Bun-
estag es nötig, die Pflichten, die dieses Gesetz mit sich
ringt, formal auf sich übertragen zu bekommen. Das
ätten wir beispielgebend in der Zeit von Anfang März
is heute selbst auf den Weg bringen müssen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Nun möchte ich noch auf eine ewige Debatte einge-
en und klarstellen: Der Schutz vor dem Schadstoff Ta-
ak ist nicht identisch mit dem Verbot des Rauchens. Zu
auchen oder nicht zu rauchen, ist die Entscheidung ei-
es jeden Einzelnen, die auch ich respektiere, Herr Parr.
it dem Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen

ollen Nichtraucher und Raucher davor geschützt wer-
en, den mit dem Rauchen einhergehenden Belastungen
icht permanent und unausweichlich ungewollt ausge-
etzt zu sein.

Natürlich erschöpft sich der Gesundheitsschutz in Sa-
hen Tabakrauch nicht im Rauchverbot für öffentliche
inrichtungen. Ich plädiere selbstverständlich für einen
reiklang: erstens alles zu tun, um Kinder und Jugendli-

he von dem Einstieg abzuhalten, zweitens Nichtrauche-
innen und Nichtraucher vor dem Tabakrauch zu schützen
nd drittens Raucherinnen und Raucher zu motivieren,
uszusteigen und ihnen beim Entzug zu helfen. Insofern
ragen Sie mit Ihrem Antrag – ich spreche die FDP an –






(A) )



(B) )


Dr. Martina Bunge
Eulen nach Athen. Ich denke, eigentlich geht es Ihnen da-
rum, ein konsequentes Rauchverbot zu verhindern.

Sie haben Helios-Kliniken als Beispiel angeführt. Die
Helios-Kliniken praktizieren es. Für die Kliniken besteht
ein Rauchverbot, und sie motivieren die Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter, aufzuhören; denn es ist erwiesen,
dass Verbote und Ächtungen an der einen Stelle und die
Prävention an der anderen Stelle das Nichtrauchen er-
leichtern und den Mainstream verändern helfen. Ich
denke, das ist ein Gesamtansatz.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Nun liegt der Gesetzentwurf der Bundesregierung
vor: ein Rauchschutz mit eingeschränkter Reichweite
auf Bundesebene. Die Länder werden uns peu à peu die
Farben des Flickenteppichs präsentieren. Hier und heute
wird mit der Gesetzgebung für die Bundesrepublik be-
gonnen. Damit wird für lange Zeit festgezurrt, wie der
Schutz vor Tabakrauch in Deutschland aussieht.

Der Gruppenantrag, mit dem wir mehr wollten, hat
sich unseres Erachtens damit erledigt. Wir, die Unter-
zeichnerinnen und Unterzeichner der Linksfraktion, zie-
hen unsere Unterschriften zurück, damit die Initiatoren
– wie Herr Binding das beispielsweise auch gegenüber
meinem Kollegen Spieth erst neulich dokumentiert hat –
den Wählerinnen und Wählern nicht nach wie vor Sand
in die Augen streuen, wonach in nächster Zeit noch eine
umfassende Lösung möglich ist.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nicht der einzige Grund für den Rückzug!)


So schnell kommt die Gelegenheit, die es heute gibt,
nicht wieder.


(Beifall bei der LINKEN)


Seit den 90er-Jahren – Herr Minister Seehofer hat es
angesprochen – quält sich der Deutsche Bundestag mit
dem Nichtraucherschutz. Jetzt werden zwar endlich Nä-
gel mit Köpfen gemacht, aber leider in völlig unzurei-
chender Weise. Es schmerzt mich, dass wir uns interna-
tional so blamieren und Chancen für Besseres vergeben
haben.

Ich danke.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609502900

Das Wort erhält nun die Kollegin Bärbel Höhn,

Bündnis 90/Die Grünen.


Bärbel Höhn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1609503000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Nach einer Studie des Deutschen Krebsforschungszen-
trums in Heidelberg sterben in Deutschland jedes Jahr
3 300 Menschen an den Folgen des Passivrauchens. Mit-
arbeiter in Gaststätten haben ein 30 bis 50 Prozent höhe-
res Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, als andere
Menschen in dieser Gesellschaft. Das müsste eigentlich
Anlass genug sein, ganz umfassend, ganz konsequent

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(C (D nd ganz schnell etwas gegen das Passivrauchen zu tun nd für den Nichtraucherschutz einzutreten. Mein Vorurf ist, dass Sie das versäumt haben. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Passivrauchen ist in der Tat nicht nur eine bloße Be-
ästigung, sondern auch eine schwerwiegende Gesund-
eitsgefahr. Es ist wirklich beschämend, dass Deutsch-
and in diesem Punkt in der EU auf dem letzten Platz
teht. Frau Merkel hat immer gesagt, Deutschland solle
ummer eins sein. Das Deutschland bei diesem Punkt
er letzte Platz gebührt, ist auch dieser Bundesregierung
u verdanken, weil sie nur dann etwas unternommen hat,
enn sie durch den Druck der Öffentlichkeit dazu getrie-
en wurde. Diesen letzten Platz hätte sie gut korrigieren
önnen, wenn sie mutig nach vorne gegangen wäre. Das
st unser Vorwurf.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Detlef Parr [FDP]: Warum haben Sie dann vorher nichts getan?)


Liebe Frau Schmidt und lieber Herr Seehofer, der Ge-
etzentwurf, den Sie heute vorlegen, ist eine einzige Ent-
äuschung.


(Detlef Parr [FDP]: Sieben Jahre lang haben Sie nichts Besseres getan!)


r ist nämlich lückenhaft und von Mutlosigkeit geprägt;
enn genau die Bereiche, die wirklich ernsthaft angegan-
en werden müssen, die Gastronomie, die Diskotheken
nd die Bars, bleiben vollkommen ausgeklammert. Das
eigt auch den Geist, der momentan in der Koalition
errscht: Eigentlich will man das Thema nicht angehen.

Sie haben hier also keinen konsequenten Nichtrau-
herschutz, sondern ein Nichtraucherschutz light vorge-
egt. Dieser hat genau denselben Makel wie die Light-
igaretten: Den Menschen soll ein gutes Gefühl gegeben
erden, aber es ist tatsächlich hochgradig gesundheits-
efährdend. Deshalb ist dieser Gesetzentwurf keine gute
ösung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Am schwersten wiegt, dass die Bundesregierung die
irklich am stärksten durch Rauch belasteten Bereiche
icht geregelt hat, sodass ein Flickenteppich droht. Nord-
hein-Westfalen hat schon angekündigt, dass kleine
neipen vom Rauchverbot ausgenommen werden und
ass die Gastwirte selber entscheiden sollen, was sie ma-
hen.


(Detlef Parr [FDP]: Sehr vernünftig!)


Ich muss ehrlich sagen: Die Gastwirte werden zum
ündenbock der Politik, die nicht bereit ist, zu entschei-
en. Das ist das Problem, das wir zum Beispiel in Nord-
hein-Westfalen erleben. Die Gastwirte sind zu Recht
mpört darüber, dass die Politik nicht bereit ist, hier kon-
equent vorzugehen. Liebe Frau Schmidt, Sie beklagen
en Flickenteppich, den Sie selbst verursacht haben,
enn im Rahmen der Arbeitsstättenverordnung hätten sie
elbst auf Bundesebene agieren und eine bundesweit ein-
eitliche Regelung erreichen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Bärbel Höhn
Nicht nur Nordrhein-Westfalen plant Sonderwege.
Wer in Halle ein Bier trinkt, der muss mit Beeinträchti-
gungen seiner Gesundheit rechnen, die in der Nachbar-
stadt Leipzig verboten sind. Hier gibt es ganz dicht
nebeneinanderliegende Städte, die unterschiedliche Re-
gelungen haben. In Berlin, Brandenburg und Thüringen
soll in Raucherräumen Selbstbedienung gelten. In den
übrigen Ländern werden die Beschäftigten weiter zum
Bedienen in den blauen Dunst geschickt. Das ist ein
Chaos, das die Bundesregierung zu verantworten hat. Es
fehlt der politische Wille, hier einen echten bundeswei-
ten Nichtraucherschutz zu installieren.

Deshalb haben wir, die Grünen, von Anfang an eine
klare Position vertreten.


(Jörg van Essen [FDP]: Was war in den vergangenen sieben Jahren?)


Wir haben klar und deutlich gesagt, welches die In-
strumente sind. Wir haben gesagt: Von Düsseldorf bis
Dresden wollen wir denselben Schutz der Gesundheit
der Bevölkerung. Wer will eigentlich verantworten, dass
wir in Deutschland im Bereich der Gesundheit in Bars,
Gaststätten und Diskotheken einen unterschiedlichen
Schutz der Bevölkerung haben? Das ist keine Lösung,
die in irgendeiner Art und Weise akzeptiert werden kann.

Deshalb sage ich: Gehen Sie noch einmal in sich! Sie
haben heute die Anhörung beschlossen. Ändern Sie Ih-
ren Gesetzentwurf, schaffen Sie eine klare Lösung, oder
stimmen Sie dem Antrag der Grünen zu! Wir haben ge-
zeigt, wie es geht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Das haben Sie nicht! In den sieben Jahren, in denen Sie in der Regierung waren, ist nichts geschehen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1609503100

Nächste Rednerin ist die Kollegin Carola Reimann,

SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Carola Reimann (SPD):
Rede ID: ID1609503200

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Man kann es kaum glauben, aber die aktuelle Debatte
ist schon wieder ein Jahr alt. Seit über einem Jahr disku-
tieren wir über das Passivrauchen und über Maßnahmen
zum Schutz vor den wissenschaftlich nachgewiesenen
Gesundheitsgefahren. Ausgelöst wurde die Debatte durch
das Scheitern der Dehoga-Selbstverpflichtung, durch
Veröffentlichungen des Deutschen Krebsforschungszen-
trums sowie durch den daraufhin von SPD-Abgeordneten
initiierten Gruppenantrag zum Schutz vor Passivrauchen,
für den wir breite Unterstützung erfahren haben. Für
diese Unterstützung möchte ich den Kolleginnen und
Kollegen an dieser Stelle noch einmal danken.


(Beifall bei der SPD)


Trotz dieser intensiven und monatelangen Debatte ha-
ben viele leider immer noch nicht verstanden, worüber
wir bei der Frage des Nichtraucherschutzes eigentlich re-
den.

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(C (D (Detlef Parr [FDP]: Das würde ich Ihnen nicht unterstellen!)


Es geht nämlich nicht um stinkende Räume, um ver-
auchte Kleidung oder um vergilbte Vorhänge. Es geht
uch nicht nur um unangenehme Belästigungen der
ichtraucher. Es geht um eine eindeutig nachgewiesene
esundheitsgefährdung.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: So ist es!)


Betroffen sind nicht nur die Raucher, sondern auch all
iejenigen, die in öffentlichen Gebäuden, am Arbeits-
latz und auch in Gaststätten, Kneipen und Discos zum
itrauchen gezwungen sind.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms)


s ist wissenschaftlicher Konsens, dass Passivrauchen
as Risiko für chronische Erkrankungen, die tödlich en-
en können, erhöht. Ein Blick in die wissenschaftlichen
ublikationen zeigt: Wir reden nicht nur von Augen-
rennen, sondern auch von Herzerkrankungen, Schlag-
nfällen und Lungenkrebs.


(Detlef Parr [FDP]: Sie sorgen für die risikofreie Gesellschaft!)


ie Ministerin hat die Zahlen genannt.

Diese traurige Tatsache kann man auch angesichts der
erade in diesem Haus immer wieder vorkommenden
elativierungen und der Verharmlosungen, insbesondere
er Tabakindustrie, gar nicht oft genug erwähnen. Wir
lle kennen diese Floskeln. Da wird von Freiwilligkeit,
enuss und Toleranz gesprochen. Leider hat Rauchen

ür die überwiegende Zahl der Raucher mit Freiwillig-
eit so viel zu tun wie Schokolade mit Abnehmen, näm-

ich gar nichts. Es handelt sich um eine Sucht, und die
llermeisten Raucher rauchen, weil sie abhängig sind.
eshalb laufen auch alle Regelungen, die nur auf Frei-
illigkeit beruhen, ins Leere. Aus diesem Grund ist an
ieser Stelle der Gesetzgeber gefragt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Mit dem nun vorliegenden Gesetzentwurf zum Schutz
or den Gefahren des Passivrauchens machen wir den
rsten wichtigen Schritt hin zu einem wirksamen Nicht-
aucherschutz. Damit rücken wir auch auf europäischer
bene, Kollegin Höhn, wieder auf die vorderen Plätze
or. Frau Höhn, man kann ja monieren, dass man das al-
es hätte früher haben können. Natürlich hätten wir das
ern früher umgesetzt. Aber mir ist aus Ihrer Zeit als Mi-
isterin in Nordrhein-Westfalen keine Initiative bekannt,
it der Sie dies angeschoben hätten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Detlef Parr [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Neben der Anhebung der Altersgrenze für die Abgabe
on Tabakwaren und für das Rauchen in der Öffentlich-
eit von 16 auf 18 Jahre wird es in öffentlichen Einrich-
ungen des Bundes und in bestimmten Einrichtungen des
ffentlichen Personenverkehrs generelle Rauchverbote






(A) )



(B) )


Dr. Carola Reimann
geben. Das Gleiche muss natürlich für uns alle hier im
Deutschen Bundestag gelten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es wird allerhöchste Zeit, dass wir insoweit auch in un-
serem Haus Klarheit schaffen.

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf sind wir auf
dem richtigen Weg. Die Erfahrungen aus anderen Län-
dern haben gezeigt, dass sich der Gesundheitszustand
von Angestellten nach Einführung von Rauchverboten
innerhalb ganz kurzer Zeit erheblich verbessert. Das gilt
insbesondere für Angestellte in der Gastronomie.

Hier sind wir bei dem zweiten entscheidenden Schritt
– dies ist schon mehrfach angeklungen –, der nun mög-
lichst bald von den Bundesländern umgesetzt werden
muss: ein umfassendes, einheitliches Rauchverbot in
den Gaststätten. Denn es kann nicht sein, dass die An-
gestellten, die den Gefahren des Passivrauchens bislang
am stärksten ausgesetzt waren, von diesem Schutz aus-
genommen werden; ganz zu schweigen von den Gästen,
darunter auch Kinder und Jugendliche.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Einige Länder haben inzwischen Gesetzentwürfe auf
den Weg gebracht. Selbst Herr Wulff – lange Zeit als
vorderster Kämpfer für den Raucher-Status-quo bekannt –
scheint jetzt erkannt zu haben, dass er mit seiner Position
auf verlorenem Posten steht.


(Detlef Parr [FDP]: Er ist genötigt worden!)


Nur, Ankündigungen sind natürlich noch keine Gesetze.
Solange diese Gesetzentwürfe noch nicht verabschiedet
worden sind, ist Vorsicht angebracht. Das hat uns die Er-
fahrung aus den letzten Monaten und Jahren gelehrt.

Nach über einem Jahr Diskussion muss man sagen:
Es wird nun endlich Zeit, dass wir auf der Bundesebene
durch das Gesetz zum Schutz vor Passivrauchen für alle
Bundesbehörden, im öffentlichen Personenverkehr und
auch im Deutschen Bundestag sowie auf Landesebene
durch Gesetze, die Angestellte und Gäste in Gaststätten
vor den Gefahren des Passivrauchens wirksam schützen,
klare Regelungen schaffen. Das sind längst überfällige
Maßnahmen – das haben wir hier häufig gehört –, die
durch zahlreiche wissenschaftliche Studien gestützt und
im Übrigen, Herr Parr, von der großen Mehrheit der Be-
völkerung unterstützt werden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609503300

Das Wort hat jetzt die Kollegin Birgitt Bender vom

Bündnis 90/Die Grünen.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1609503400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lange hat

es gedauert. Aber inzwischen ist immerhin eine breite
Mehrheit in diesem Haus der Auffassung, dass es zum

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(C (D chutz vor Passivrauch auch staatlicher Regelungen edarf; das ist schon etwas. Nur die FDP spricht noch on staatlicher Gängelung. Ich muss Ihnen, Herr Kollege arr, wirklich sagen: Sie wissen genauso gut wie ich, ass Rauchen bzw. Nikotinabhängigkeit eine Suchtrkrankung ist. Wir alle wissen, dass derjenige, der auf iese Weise erkrankt ist (Detlef Parr [FDP]: Das gilt doch nicht für alle Raucher!)


nd dadurch nur noch eingeschränkt die Fähigkeit zur
igenverantwortung hat,


(Jörg van Essen [FDP]: Jetzt aber ein bisschen vorsichtig!)


icht das beste Beispiel für die Fähigkeit und Bereit-
chaft ist, Verantwortung für die Gesundheit anderer zu
bernehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


as zeigt die Erfahrung; denn sonst gäbe es diesen Re-
ulierungsbedarf nicht.

Ganz besonders abwegig finde ich – auch das sage ich
n Richtung der FDP – das Hohelied auf den Flicken-
eppich der Regelungen in den Ländern.


(Detlef Parr [FDP]: Was ist denn schlimm daran?)


Herr Kollege Parr, in welcher historischen Situation
efinden wir uns? Vielleicht in der Zeit vor der Schaf-
ung des Deutschen Bundes, als es zwischen den Län-
ern noch Zollschranken gab? Sie vergleichen die Situa-
ion eines Bundeslandes allen Ernstes mit der eines
rivathaushaltes, den man nicht regulieren kann.


(Detlef Parr [FDP]: Das war das Zitat von Herrn Herzog!)


ber glücklicherweise, Herr Kollege, gibt es auf der
heinbrücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen
eine Zollschranken und Ähnliches mehr.


(Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Dann hätten Sie der Föderalismusreform nicht zustimmen sollen, Frau Bender!)


amit gibt es auch einen Bedarf, dass überall gleiche
egeln bestehen. Eigentlich müsste das eine Partei wie
ie Ihre auch deswegen verstehen, weil das etwas damit
u tun hat, dass Unternehmer, die zum Beispiel eine
aststätte oder einen anderen Betrieb eröffnen wollen,
6 unterschiedliche Gesetzbücher studieren müssen, um
ich zu entscheiden, wo sie ihren Betrieb eröffnen. Das
ann doch wohl nicht wahr sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Jörg van Essen [FDP]: Haben die Grünen der Föderalismusreform zugestimmt oder nicht?)


Jetzt zur Koalition. Der bekundete Wille freut uns ja;
ber leider, Frau Ministerin Schmidt, fehlt es an der






(A) )



(B) )


Birgitt Bender
Konsequenz. Ich lese zum Beispiel fast jeden Tag beim
Frühstück in der Zeitung:


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Aber nur nach der ersten Zigarette!)


Jetzt hat die Koalition beschlossen: Der Bundestag wird
rauchfrei. Keine zwei Stunden später begebe ich mich
zur Sitzung des Gesundheitsausschusses. Was sehe ich
dort? Auf dem Weg in den Sitzungssaal muss ich die
Qualmwolken durchqueren, die die rauchenden Kolle-
gen aus dem Gesundheitsausschuss verbreiten.


(Zurufe von der SPD: Was? – Nicht alle!)


Insofern frage ich Sie: Was sollen dann diese Bekundun-
gen?

Wir könnten es schnell erreichen – unser Antrag dazu
liegt vor –, dass die Hausordnung des Bundestages geän-
dert und ein allgemeines Rauchverbot beschlossen wird,
auch für die Gastronomie.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Wenn Sie angeblich dafür sind, stellt sich die Frage, was
uns dann noch daran hindert, dies zu tun.

Stattdessen wollen Sie unseren Antrag erst einmal an
den Ausschuss überweisen und reden jetzt darüber, den
Nichtraucherschutz im Bundestag in dem Gesetz zu be-
rücksichtigen, das aber erst im Herbst in Kraft treten
soll. Warum beabsichtigen Sie das? Neulich war die Ein-
beziehung des Bundestages noch ein verfassungsrechtli-
ches Problem, Frau Ministerin Schmidt. Ich kann mich
nicht erinnern, dass seitdem die Verfassung geändert
worden ist. Also ist es offenbar ein Problem des politi-
schen Willens.

In vielen anderen Punkten des Gesetzentwurfs – zum
Beispiel beim Arbeitsschutz – sind Sie ebenfalls nicht
konsequent. Ich glaube, dass wir Ihnen bei diesem
Thema noch einigen Dampf machen werden.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Aber keinen blauen Dunst!)


Wir freuen uns schon auf die weitere Debatte.

Danke.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609503500

Das Wort hat jetzt die Kollegin Maria Eichhorn von

der CDU/CSU-Fraktion.


Maria Eichhorn (CSU):
Rede ID: ID1609503600

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Herr Bundesminister Seehofer, bereits Anfang der
90er-Jahre habe ich den Entwurf eines Nichtraucher-
schutzgesetzes im Deutschen Bundestag unterstützt, da-
mals ohne Erfolg. Heute bin ich davon überzeugt, dass
der Gesetzentwurf, den wir heute in den Bundestag ein-
bringen, mit großer Mehrheit verabschiedet wird. Denn

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(C (D er Nichtraucherschutz ist in Deutschland in den letzten onaten ein gutes Stück vorangekommen. Die große Mehrheit der Bevölkerung erwartet, dass er Gesetzgeber endlich handelt und die Menschen beser vor den Gefahren des Passivrauchens schützt. Die roße Zahl von Briefen, die auch mich als Drogenbeaufragte der CDU/CSU-Fraktion erreichen, beweist, Herr arr, dass den Menschen dieses Thema sehr am Herzen iegt. Fast 70 Prozent der deutschen Bevölkerung sind ichtraucher. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle ür Suchtfragen sind 55 Prozent der Nichtraucher unfreiillig dem Tabakrauch ausgesetzt. Das Deutsche Krebs orschungszentrum hat ermittelt, dass fast die Hälfte der rwerbstätigen Nichtraucher in Deutschland am Arbeitslatz und knapp ein Drittel aller Nichtraucher in der reizeit davon betroffen sind. Dass Rauchen und Passivrauchen Krebs erregen, ist nbestritten. Das wurde heute schon mehrfach betont, ber man kann nicht oft genug darauf hinweisen. Der Ziarettenkonsum ist auch das größte Gesundheitsrisiko ür viele andere Erkrankungen. Die durch das Rauchen erursachten Gesundheitskosten betragen nach Berechungen des Deutschen Krebsforschungszentrums rund 7 Milliarden Euro. Auf die dadurch verursachten Toesfälle wurde schon mehrfach hingewiesen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen von der FDP, Sie aben in Ihrem Antrag geschrieben und auch hier betont, ass ein generelles Rauchverbot nicht notwendig ist. Sie üssen aber zur Kenntnis nehmen, dass der jahrelange ppell, freiwillig etwas für den Nichtraucherschutz zu un, kaum gefruchtet hat. Zwar wurden in manchen Beeichen Nichtraucherzonen eingerichtet, die Untersuhungen des Deutschen Krebsforschungszentrums beleen jedoch, dass die Belastung mit krebserregenden toffen auch dort gefährlich hoch ist, weil keine räumlihe Trennung erfolgt. Auch die freiwillige Vereinbaung mit dem Deutschen Hotelund Gaststättenverband at nichts gebracht. Die Vorgaben wurden bei weitem icht erreicht. (Beifall des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daher ist es folgerichtig, dass zwei Drittel der Bevöl-
erung einen gesetzlichen Nichtraucherschutz fordern.
er Bund kann ihn jedoch nur in den Bereichen regeln,

ür die er zuständig ist, Frau Höhn. Ende Februar be-
chloss das Bundeskabinett die Einführung eines gene-
ellen Rauchverbots in bundeseigenen Einrichtungen,
ffentlichen Verkehrsmitteln und Personenbahnhöfen.
er vorliegende Gesetzentwurf – nicht mehr und nicht
eniger – wird heute eingebracht. Alles andere müssen
ie Länder besorgen, Frau Höhn.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie aber anders machen können!)


Dieser Gesetzentwurf schafft die Möglichkeit, geson-
erte und entsprechend gekennzeichnete Räume vor-
uhalten, in denen das Rauchen gestattet ist, wenn






(A) )



(B) )


Maria Eichhorn
insgesamt eine ausreichende Anzahl von Räumen zur
Verfügung steht.

Aber wichtig ist – gerade für mich –, dass es sich
nicht um Arbeits- oder Diensträume handeln darf. Die
genauen Kriterien, beispielsweise für die Einrichtung
von Raucherräumen, müssen in einer Rechtsverord-
nung festgelegt werden. Dabei geht es um die baulichen
Anforderungen sowie die Art und Weise der Belüftung
dieser Raucherräume. Verstöße gegen die Bestimmun-
gen des Gesetzes können als Ordnungswidrigkeit mit
Bußgeldern bis zu 1 000 Euro geahndet werden.

Nun gibt es verschiedene Organisationen, die in ihren
Stellungnahmen Zweifel äußern, ob dieses Gesetz tat-
sächlich greift, und auf Vorschriften anderer Länder ver-
weisen. Meine Damen und Herren von der Opposition,
wir werden diese Einwendungen im Rahmen des Gesetz-
gebungsverfahrens natürlich eingehend prüfen.

Der vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregierung
enthält auch Regelungen zur Verbesserung des
Arbeitsschutzes. Durch Erweiterung des § 5 Abs. 1 der
Arbeitsstättenverordnung wird klargestellt, dass insbe-
sondere ein allgemeines Rauchverbot für den gesamten
Betrieb dem Schutz der nichtrauchenden Beschäftigten
dient. Weitergehende Regelungen für den Gaststättenbe-
reich, wie sie die Grünen in ihrem Antrag fordern, kön-
nen aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht getroffen
werden.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum eigentlich nicht?)


– Der Petitionsausschuss hatte darüber beraten und das
eindeutig festgestellt. Lesen Sie das bitte im Protokoll
nach.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir gemacht!)


Regelungen zum Nichtraucherschutz in der Gastronomie
fallen unter das Gaststättenrecht. Wir müssen zur Kennt-
nis nehmen, dass die Länder dafür zuständig sind und
der Bund hier keine Regelungskompetenz hat.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben nicht! Wir haben hier andere Möglichkeiten!)


– Frau Höhn, ich muss Sie fragen: Die Grünen waren
sieben Jahre in der Regierung,


(Annette Widmann-Mauz [CDU/CSU]: So ist es!)


warum haben Sie nichts getan? Heute reden, aber vorher
nichts tun!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zu Recht erwarten unsere Bürgerinnen und Bürger, in
allen öffentlichen Einrichtungen, Diskotheken, Theatern
und in der Gastronomie vor dem Passivrauchen ge-
schützt zu werden. Ich appelliere an die Länder, die
dazu notwendigen Regelungen zügig umzusetzen und
keinen Flickenteppich an Vorschriften zu hinterlassen.

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(C (D Für mich ist die italienische Regelung nach wie vor eispielhaft. Sie beinhaltet ein generelles Rauchverbot in ffentlichen Gebäuden, Theatern, Kinos und in der Gasronomie. Die Wirte haben dort die Möglichkeit, sepaate, durch eine selbstschließende Tür abgetrennte Rauherräume zu errichten, in denen allerdings nicht bedient erden darf. Das heißt, die Arbeitnehmer in der italieni chen Gastronomie sind – genau wie alle anderen Areitnehmer auch – umfassend vor den Gesundheitsefährdungen des Passivrauchens geschützt. Herr Parr, ch konnte mich davon überzeugen, dass diese Regelung hne großen bürokratischen Aufwand funktioniert. Herr inister Seehofer hat es bereits gesagt. Es ist eine elbstregulierung. Die Bevölkerung passt sozusagen seler auf, dass dieses Gesetz eingehalten wird. Auch die ngestellten in der deutschen Gastronomie haben ein echt auf einen rauchfreien Arbeitsplatz. Selbstverständlich muss für den Deutschen Bundesag das Gleiche gelten wie für die Angestellten in den undesbehörden. Der Beschluss der Koalitionsspitzen om Dienstag ist eindeutig. Er besagt, dass der Gesetzntwurf, der heute beraten wird, „voll und ganz auf den eutschen Bundestag Anwendung findet“. anach ist Rauchen zukünftig in den Gebäuden des eutschen Bundestages generell verboten und nur noch n abgetrennten und gekennzeichneten Raucherräumen estattet. Ich halte es für richtig – ich habe das vorher on Herrn Koschyk bestätigt bekommen –, dass die Reelung zum Nichtraucherschutz im Bundestag möglichst eitgleich mit der Regelung für die Bundeseinrichtungen n Kraft tritt, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Mit dem Gesetz!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


(Zuruf von der LINKEN)


lso mit diesem Gesetz. Eine schnelle Umsetzung, wie
ie Grünen sie fordern, ist damit gewährleistet.


(Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „Schnell“ kann man das nicht nennen!)


Rauchverbote schützen nicht nur die Nichtraucher,
ondern führen auch zu einem Rückgang des Zigaret-
enkonsums. Herr Parr, den von Ihnen genannten Zah-
en kann ich eine andere Zahl entgegensetzen. Nach An-
aben der „Ärzte-Zeitung“ haben ein Jahr nach der
inführung des italienischen Nichtraucherschutzgeset-
es bereits 500 000 Italiener gänzlich mit dem Rauchen
ufgehört. Das ist doch was!


(Beifall bei der SPD)


Wir Erwachsene sollten mit gutem Beispiel vorange-
en. Angesichts der Tatsache, dass Jugendliche heute be-
eits im Alter von durchschnittlich 11,8 Jahren erstmals
ur Zigarette greifen, sind die Erwachsenen gefordert,
inen Verzicht auf Zigaretten vorzuleben. Daher begrüße
ch, dass Zigaretten nach diesem Gesetzentwurf künftig
rst ab 18 Jahren abgegeben werden dürfen.


(Detlef Parr [FDP]: Und Sie glauben, das wirkt?)







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Maria Eichhorn
Ganz wichtig ist auch die Prävention. Wir begrüßen
es daher sehr, dass es an den Schulen mittlerweile regel-
mäßige wirkungsvolle Aktionen gibt. Durch frühzeitige
Aufklärung und durch gutes Vorbild müssen junge Men-
schen vor der Tabaksucht unbedingt bewahrt werden.

Wir sind auf einem guten Wege, auch in Deutschland
endlich einen umfassenden Nichtraucherschutz zu ver-
wirklichen. Wir werden den Gesetzentwurf zügig bera-
ten, damit er fristgerecht, wie vorgesehen, zum 1. Sep-
tember dieses Jahres umgesetzt werden kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609503700

Als letzte Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

hat jetzt die Kollegin Dr. Margrit Spielmann von der
SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Margrit Spielmann (SPD):
Rede ID: ID1609503800

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Ein altes Sprichwort besagt: „Aller guten
Dinge sind drei.“ Nach zwei erfolglosen Anläufen zur
Verbesserung des Nichtraucherschutzes, die wir in den
letzten zehn Jahren – oder sogar in den letzten 15 Jahren,
wie ich erfahren habe – gemacht haben, beraten wir
heute in erster Lesung ein Gesetz zum Schutz vor den
Gefahren des Passivrauchens. Herr Minister Seehofer,
ich denke auch, wir erleben in diesem Problemfeld einen
Quantensprung.

Wir wissen alle, diesem Gesetzentwurf sind vielfäl-
tige Bemühungen vorausgegangen. Der Entwurf ist für
mich sozusagen eine Antwort unter anderem auf den
öffentlichen Druck, der in letzter Zeit durch die Medien
ausgeübt wurde.


(Detlef Parr [FDP]: Das ist wohl wahr!)


Die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes erwarten
von uns – Herr Parr, 72 Prozent haben sich für einen
Schutz vor Passivrauchen ausgesprochen – eine schüt-
zende gesetzliche Regelung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


In besonderer Weise haben die Institute – ich nenne
beispielsweise das Deutsche Krebsforschungszentrum in
Heidelberg – durch ihre Forschungsergebnisse – im-
merhin sterben pro Jahr 3 200 Menschen an den Folgen
des Passivrauchens – zu dieser durchaus positiven öf-
fentlichen Diskussion beigetragen. Ich denke, wir sollten
diesen Instituten einmal für ihren Beitrag zur heutigen
Debatte danken.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Auch dieses persönliche Wort sei mir gestattet: Hilfreich
war auch das Engagement unseres Kollegen Lothar
Binding.


(Beifall bei der SPD – Daniel Bahr [Münster] [FDP]: Warum darf er nicht reden?)


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(C (D Vor uns liegt ein erster Entwurf. Viele von uns – dazu ähle auch ich – hätten sich zum Schutz vor Passivrauhen ein wenig mehr gewünscht. Mir ist der Gesetzenturf nicht umfassend genug. Aber wir haben eine Anhö ung vereinbart und sollten diese auch für entsprechende eränderungen nutzen. Wir müssen uns noch mehr Gedanken machen, ob wir ie Arbeitsstättenverordnung ändern können, um einen irklichen Arbeitsschutz zu gewährleisten. (Bärbel Höhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


ir müssen über die verlängerte Frist für die Automa-
enhersteller reden. Es wurde schon gesagt: Wenn wir
en Jugendschutz ernst nehmen, dann sollten wir dafür
orgen, dass die Heraufsetzung der Altersgrenze zeit-
leich auch für die Abgabe von Zigaretten an Automaten
rfolgt und nicht erst 22 Monate später.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Maria Eichhorn [CDU/CSU])


ch denke, das Datum 1. Juli 2009 ist für uns nicht hin-
ehmbar.

Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir gegen
erstöße gegen das Gesetz vorgehen.


(Detlef Parr [FDP]: Jetzt wird es spannend!)


err Parr, ich will dafür keine Polizei mit hochgestell-
em Kragen. Ich könnte mir durchaus andere Regelun-
en vorstellen.


(Detlef Parr [FDP]: Hoffentlich!)


Wir müssen uns überlegen, wie wir den Bundestag
xplizit in das Gesetz einbeziehen; denn der Bundestag
ls öffentliches Gebäude kann nicht von den Regelungen
es Gesetzes ausgenommen werden. Dazu gehört auch,
ass sich alle Abgeordneten daran halten.


(Zuruf der Abg. Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Frau Bender und liebe Kolleginnen und Kollegen von
er Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen, wir werden
hren Antrag natürlich in die Diskussion einbeziehen
nd positiv würdigen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Heute abstimmen!)


Es ist auch zu prüfen, ob wir die Definition von
aucherräumen im Gesetz ändern müssen. Es kann
icht sein, dass eine gesetzliche Definition so wie die
orliegende zu den Raucherräumen auf Lobbydruck ent-
teht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, las-
en Sie mich zum Schluss noch einen für mich als Ge-
undheitspolitikerin wichtigen Aspekt erwähnen. Paral-
el zum Gesetz sollten wir verstärkt Konzepte
nterstützen, die den Menschen helfen, mit dem Rau-






(A) )



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Dr. Margrit Spielmann
chen aufzuhören. Lassen Sie uns in der Anhörung und in
der folgenden Debatte auch über Maßnahmen zum Bei-
spiel zur zielgruppenspezifischen Prävention, also ins-
besondere über Präventionsmaßnahmen für Kinder und
Jugendliche, diskutieren. Wir sollten diese Aufklärungs-
angebote – das wäre mir ein großes Anliegen – unter
Einbeziehung verschiedener Berufsgruppen konzipieren;
hier möchte ich in besonderer Weise die Pädagogen und
die Ärzte erwähnen.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609503900

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 16/5049, 16/4761 und 16/5118 an die
in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der
Fall. Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Wir kommen nun zum Antrag der Fraktion des Bünd-
nisses 90/Die Grünen auf Drucksache 16/4957. Die
Fraktion des Bündnisses 90/Die Grünen wünscht Ab-
stimmung in der Sache, die übrigen Fraktionen wün-
schen Überweisung, und zwar federführend an den
Ältestenrat und mitberatend an den Ausschuss für Wahl-
prüfung, Immunität und Geschäftsordnung, den Aus-
schuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-
schutz, den Ausschuss für Arbeit und Soziales sowie an
den Ausschuss für Gesundheit.

Die Abstimmung über den Antrag auf Ausschuss-
überweisung geht nach ständiger Übung vor. Ich frage
deshalb: Wer stimmt für die beantragte Überweisung? –
Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Überweisung ist
damit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen und der
FDP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion Die
Linke und von Bündnis 90/Die Grünen beschlossen.
Damit stimmen wir heute über den Antrag auf Druck-
sache 16/4957 nicht ab.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 28 auf:

Beratung des Antrags der Abgeordneten Werner
Dreibus, Hüseyin-Kenan Aydin, Dr. Dietmar
Bartsch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der LINKEN

Deutschland braucht Mindestlöhne

– Drucksache 16/4845 –

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen, wobei die
Fraktion Die Linke fünf Minuten erhalten soll. Gibt es
Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist so be-
schlossen.

Bevor ich die Aussprache eröffne, bitte ich die Kolle-
ginnen und Kollegen, die an dieser Aussprache nicht
teilnehmen wollen, den Saal zu verlassen, damit die üb-
rigen der Aussprache folgen können. – Vielen Dank.

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(C (D Ich eröffne nun die Aussprache und erteile als erstem edner das Wort dem Kollegen Oskar Lafontaine von er Fraktion Die Linke. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Wir haben in wenigen Tagen eine Wahl. (Jörg van Essen [FDP]: Aha! Deshalb reden Sie schon wieder!)


(Beifall bei der LINKEN)

Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1609504000

or Wahlen neigen die politischen Parteien zu einem be-
timmten Verhalten: Sie geben Versprechen ab.


(Lachen des Parl. Staatssekretärs Gerd Andres)


un ist das mit Versprechen häufig so, meine Damen
nd Herren, dass diejenigen, denen Versprechen gegeben
erden, diese im Gedächtnis behalten, diejenigen aber,
ie die Versprechen abgeben, dazu neigen, die Verspre-
hen sehr schnell wieder zu vergessen.

So ist das auch vor dieser bremischen Wahl. Ich be-
inne nicht bei der Erklärung der SPD, sondern mit ei-
em Plakat der CDU, das einem doch die Sprache ver-
chlägt.


(Der Redner zeigt ein Plakat)


or der Wahl plakatiert die CDU: Gegen Lohndumping –
ür 7,50 Euro Mindesteinkommen.


(Beifall bei der LINKEN – Gitta Connemann [CDU/CSU]: Mindesteinkommen, nicht Mindestlohn!)


Die besondere Schlauheit, die Sie auf dieses Plakat ge-
racht zu haben meinen, besteht darin, dass Sie von ei-
em Mindesteinkommen pro Stunde sprechen. Wer
ann sich ein solch unsinniges Konstrukt überhaupt er-
lären? Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn
ie hier versuchen, mit „7,50 Euro pro Stunde“ die Wäh-

erinnen und Wähler in die Irre zu führen, dann ist das
ummer, dreister Wahlbetrug. Nichts anderes ist dazu zu
agen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Eine Milderung ergibt sich auch dann nicht, wenn
eispielsweise Ihr Spitzenkandidat in der Sprache nicht
auber ist und noch immer von gesetzlichem Mindest-
ohn spricht. Insofern sollten Sie hier mit sich zu Rate
ehen, inwieweit Sie sich nicht einfach einmal dazu
urchringen, den Wählerinnen und Wählern das zu sa-
en, was Sie wirklich meinen.

Wir reden heute aber auch über eine Erklärung der
ozialdemokratischen Partei Deutschlands, die mit einer
nterschriftenaktion verbunden ist und die wir im Inhalt
atürlich in vollem Umfang unterstützen.


(Anton Schaaf [SPD]: Mach jetzt ein Ausrufezeichen, dann reicht es ja!)







(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
Ich lese einmal die wesentlichen Passagen vor:

Deutschland ist gemessen an der gesamtwirtschaft-
lichen Leistung so reich wie nie zuvor.

Das stimmt wirklich.

Trotzdem arbeiten viele Menschen den ganzen Tag,
können aber sich und ihre Familien vom erarbeite-
ten Lohn nicht ernähren. Armutslöhne sind unge-
recht und unsozial. Sie missachten die Leistung der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das ist ein
Skandal.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der LINKEN: Recht haben die Sozialdemokraten!)


Wer voll arbeitet, muss davon leben können. Des-
halb werden wir Schluss machen mit dem Lohn-
dumping.

Wenn man solche Worte liest, dann denkt man doch:
Hier ist eine Truppe zusammengekommen, um ihren
Worten endlich Taten folgen zu lassen. Wir werden aber
sehen, dass auch hier Ihren Worten wieder keine Taten
folgen werden. Das ist eine Schande.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Andrea Nahles [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Der hat es mit der Wahrheit nicht so genau!)


In Deutschland diskutieren wir schon viele Jahre über
den gesetzlichen Mindestlohn. Das ist keine neue Ent-
wicklung. Spätestens seit dem Fall der Mauer sind im-
mer wieder Fälle hochgekommen, in denen in Deutsch-
land Hungerlöhne gezahlt worden sind. Ich erinnere
mich noch gut daran, dass 1990 Bauarbeiter hier für
1 DM pro Stunde beschäftigt worden sind. So lange dis-
kutieren wir das Thema schon! Es wird geschwätzt, ge-
schwätzt und geschwätzt, aber nichts geschieht.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Menschen werden in die Irre geführt. Das ist nun
wirklich empörend.

Die Begründung ist ganz einfach. Alle anderen Staa-
ten in Europa diskutieren seit vielen Jahren über dieses
Thema, und die meisten haben den Mindestlohn einge-
führt. Wenn Sie heute das „Handelsblatt“ lesen, meine
Damen und Herren, dann werden Sie dort finden, dass
der zuständige Kommissar der Europäischen Gemein-
schaft gesagt hat: Mindestlöhne kosten keine Arbeits-
plätze, sondern sie helfen, Arbeitsplätze aufzubauen. –
Nehmen Sie die Erfahrung in der Europäischen Gemein-
schaft doch einmal zur Kenntnis, und handeln Sie da-
nach!


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Das Plakat der CDU ist jetzt heruntergefallen. Es ver-
dient auch nichts anderes. Am besten sollte es von allen
Masten fallen, auf denen es aufgeklebt ist, damit diese
Irreführung im Wahlkampf keine Wirkung zeigt.

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(C (D Nun sind wir natürlich gespannt, was die Sozialdemo raten machen werden. Wir haben die Sorge, dass es so ein wird wie immer in den letzten Jahren. (Zuruf von der SPD: Auch unter Ihrem Vorsitz! – Parl. Staatssekretärs Gerd Andres: Wer hat uns verraten? …)


(Beifall bei der LINKEN)


„Wer hat uns verraten?“, tönt es hier auch noch von der
egierungsbank. Verehrter Staatssekretär, dann sagen
ie auch noch den zweiten Satz! Der stimmt nämlich,
enn man die Menschen in Deutschland betrachtet, die
ier seit vielen Jahren zu Armutslöhnen arbeiten müs-
en.

Es ist nicht so, dass Sie in den letzten Jahren nicht die
öglichkeit gehabt hätten, daran etwas zu ändern. Ge-

auso wie andere Staaten hätten Sie den Mindestlohn in
eutschland längst einführen können.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Die Wirklichkeit ist die: Wir haben hier im Deutschen
undestag eine Mehrheit zumindest für Schritte hin zu
inem Mindestlohn, was die Tarifverträge angeht und
as den gesetzlichen Mindestlohn angeht.


(Anton Schaaf [SPD]: Dazu braucht man eine qualifizierte Mehrheit!)


as Problem ist, dass das nicht geschieht, und zwar aus
einer Koalitionstreue – oder wie immer Sie das bezeich-
en wollen –, obwohl man Ihnen um die Ohren schlägt,
ie schadeten Deutschland. Das ist ein einmaliger Sach-
erhalt. Sie schadeten Deutschland, habe ich vom Frak-
ionsvorsitzenden der CDU/CSU gehört. Nein, Sie scha-
en den Menschen, die zu Hungerlöhnen arbeiten, wenn
ie nicht endlich wahrhaftig werden und dem Mindest-

ohn zustimmen und damit Ihrer eigenen Erklärung fol-
en. Wer der eigenen Erklärung nicht zustimmt, macht
ich lächerlich.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Zuruf von der SPD: Total unglaubwürdig!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609504100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Gitta Connemann von

er CDU/CSU-Faktion.

(Beifall bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Unsere Antwort auf Oskar!)



Gitta Connemann (CDU):
Rede ID: ID1609504200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Häufig

ind die, die laut schreien, heiser, wenn sie selbst beken-
en müssen: An diesen Spruch hat mich Ihre Tirade, die
ie hier vorgetragen haben, wieder einmal in eindrucks-
oller Weise erinnert, Herr Kollege Lafontaine.


(Beifall bei der CDU/CSU)

a, wo Sie schon die Möglichkeit hatten, Verantwortung

u übernehmen, haben Sie es nie getan;

(Lachen des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])







(A) )



(B) )


Gitta Connemann
vielmehr sind Sie immer nach dem Motto verfahren: Auf
und davon, wenn es ernst wird!


(Beifall bei der CDU/CSU – Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Wie alt sind Sie?)


Welchen Wert hat Arbeit tatsächlich? Diese Frage
habe ich Ihnen, meine Damen und Herren von der Lin-
ken, hier in diesem Haus im Juni letzten Jahres gestellt.
Sie reklamierten damals für sich, die einzig wahre Ant-
wort zu kennen: 8 Euro sollten es sein. Nur einige
Monate vorher hatten Sie – wiederum mit Anspruch auf
Absolutheit – verlangt, es müssten mehr als 8 Euro sein.
Heute nun präsentieren Sie dem verblüfften Publikum
einen Antrag ganz ohne Angabe. Jetzt verlangen Sie ei-
nen gesetzlichen Mindestlohn, der sich am Niveau ver-
gleichbarer europäischer Länder orientieren soll.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Welches Land mit uns vergleichbar sein soll, dazu
schweigen Sie.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Das haben wir schon zehnmal beantwortet!)


Dabei wäre eine Antwort auf diese Frage nach Ihrem
Antrag entscheidend; denn die gesetzlichen Mindest-
löhne in Europa reichen von 9,08 Euro in Luxemburg bis
zu 0,53 Euro in Bulgarien.


(Lachen bei der LINKEN – Werner Dreibus [DIE LINKE]: Bulgarien ist sehr vergleichbar!)


Welcher Vergleichsmaßstab soll nun gelten? Sie be-
antworten diese Frage nicht. Die Arbeitslosenquote?
Dann wären wir bei Estland. Estland hat einen Mindest-
lohn von 1,33 Euro. Das können Sie nicht wirklich wol-
len. Dieses Beispiel zeigt aber auch die Beliebigkeit Ih-
res Antrages. Es geht Ihnen nie um die Sache.

Ihre Politik gleicht einer Mogelpackung: Wenn man
die Schachtel auspackt, stellt man fest, dass nichts, wirk-
lich gar nichts darin ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das Verwerfliche dabei ist, dass Sie mit jedem dieser
Pseudoanträge Angst schüren, und das bei einem Thema,
das die Menschen in diesem Land wirklich bewegt: die
Sorge um ihren Lebensunterhalt. Dieses Thema bewegt
Arbeitslose ebenso wie Arbeitnehmer. Gerade bei diesen
wächst doch die Angst, da sie sich zunehmend mit
Schlagwörtern wie „Hungerlöhne“ und „Armut“ kon-
frontiert sehen. Wer würde da keine Angst bekommen?


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Schlagwörter? Realität ist das!)


Aber wie viele Arbeitnehmer sind tatsächlich betrof-
fen? Unser Bundesminister Franz Müntefering hat uns
gestern die Zahl genannt: Von den mehr als
26,4 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäfti-
gen in Deutschland sind es 500 000.


(Hans-Kurt Hill [DIE LINKE]: 500 000 zu viel!)


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(C (D iese Männer und Frauen arbeiten im sogenannten iedriglohnbereich. Sie arbeiten in Vollzeit und können hren Lebensunterhalt trotzdem nicht allein bestreiten. (Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tut doch einmal etwas dagegen!)


ie können wir ihnen helfen? Als ein möglicher Weg
ird ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn
orgeschlagen. In vielen Ländern Europas ist er bereits
ealität. Warum also nicht bei uns?

Die Antwort ist einfach: In diesen Ländern herrschen
ollkommen andere soziale und wirtschaftliche Grund-
edingungen. Nehmen wir zum Beispiel das vielzitierte
roßbritannien: Dort ist ein Mindestlohn von

,36 Euro festgelegt. Es wird angeführt, dass die Be-
chäftigung dort zugenommen hat, selbst in den Bran-
hen, in denen es einen Mindestlohn gibt. Das mag stim-
en, aber die dortigen Bedingungen sind mit unseren

ben nicht vergleichbar:

Erstens. Es gibt in Großbritannien nur einen minima-
en gesetzlichen Kündigungsschutz. Den will hier wohl
iemand, unsere Fraktion jedenfalls nicht.

Zweitens. Die britischen Arbeitnehmer arbeiten im
urchschnitt einen Monat länger im Jahr als die deut-

chen. Auch das wird hier keiner wollen.

Drittens. Es gibt dort – anders als bei uns – nur eine
erschwindend geringe soziale Absicherung. Wollen Sie
iese Bedingungen wirklich um den Preis des gesetzli-
hen Mindestlohnes auf Deutschland übertragen?


(Dirk Niebel [FDP]: Das ist ja unsozial!)


Werfen wir einen Blick auf das angebliche Vorbild-
and Frankreich. Dort gibt es einen Mindestlohn von
,27 Euro.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


ort herrscht aber auch eine Jugendarbeitslosigkeit, die
m 50 Prozent höher als bei uns in Deutschland ist.
iese Jugendlichen haben keinerlei Chance, auf dem Ar-
eitsmarkt Fuß zu fassen. Wollen Sie das wirklich auch
n Deutschland um den Preis des gesetzlichen Mindest-
ohnes?

Diese Beispiele zeigen: Man kann Äpfel nicht mit
irnen vergleichen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Frank Spieth [DIE LINKE]: Dem kann man nur zustimmen!)


Betrachten wir also die soziale Marktwirtschaft, in
er wir leben. Dazu passt eines sicherlich nicht: Lohn-
ucher. Er ist schlichtweg unanständig, sittenwidrig,

trafbar.


(Beifall bei der CDU/CSU)


s gibt ihn. Aber jemand, der schon heute ein Gesetz
richt, wird sich niemals einem gesetzlichen Mindest-
ohn beugen. Dies zeigen die Erfahrungen aus der Bau-
ranche: Wer das Arbeitnehmer-Entsendegesetz unter-
aufen will, tut dies auch – durch falsche Angaben zur
rbeitszeit, Scheinselbstständigkeit, Schwarzarbeit.






(A) )



(B) )


Gitta Connemann
Den Behörden gelingt es nur teilweise, diese schwar-
zen Schafe zu finden. Wir haben häufig das Problem:
Wo kein Kläger, da kein Richter. Hier sollten wir als Ge-
setzgeber prüfen, ob eine Definition der Sittenwidrig-
keit den Arbeitnehmern nicht aus diesem Dilemma hel-
fen kann.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Wer das Arbeitnehmer-Entsendegesetz unterläuft, begeht eine kriminelle Tag, wird aber behandelt, als wäre es ein Verkehrsdelikt!)


Lohnwucher ist aber nicht mit Niedriglöhnen zu ver-
wechseln. Jeder von uns kennt die Beispiele. Eines der
bekanntesten: Eine Friseurin in Thüringen erhält im ers-
ten Gesellenjahr 3,82 Euro die Stunde –


(Jörg Tauss [SPD]: Das ist zu wenig! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wissen Sie, wann das zum letzten Mal angepasst wurde?)


Tariflohn; von der Gewerkschaft abgesegnet. Kann diese
Frau damit eine Familie ernähren?


(Jörg Tauss [SPD]: Nein!)


Sicher nicht. Hilft ihr der gesetzliche Mindestlohn?


(Zurufe von der LINKEN: Ja!)


Sicher nicht. Die Befürworter zeichnen folgendes Idyll:
Der Saloninhaber wird verpflichtet, 7,50 Euro zu zahlen;
er erhöht die Preise, und der Verbraucher zahlt diese mit
Freude. – Idyll, aber nicht Wirklichkeit. Dies zeigt: Die
Kunden wollen und können manchmal auch nicht mehr
zahlen. Deshalb müssen die Betriebe sparsam sein, des-
halb reicht für diese Arbeitnehmer der Lohn kaum zum
Leben, deshalb müssen sie selbst wieder auf jeden Cent
achten usw.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: So wird Schwarzarbeit gefördert!)


Das ist die Wirklichkeit. Dazu gehört übrigens auch
die Erkenntnis: Löhne sind Preise für Arbeit. Löhne
orientieren sich an der Produktivität, nicht an der Siche-
rung des Lebensunterhalts.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Dirk Niebel [FDP]: Bisher kein einziges Mal Applaus von der SPD!)


Letztere ist Aufgabe des Sozialsystems.

Diese Erkenntnis mag kalt, theoretisch, wissenschaft-
lich klingen. Aber sie bleibt wahr. Nachfrage und Ange-
bot bestimmen den Preis, Herr Kollege Lafontaine. Wir
können uns eben nicht wie Pippi Langstrumpf die Welt
machen, wie sie uns gefällt;


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Aber auch nicht wie Pippi Blaustrumpf!)


zwei mal drei macht eben nicht vier, Herr Kollege
Lafontaine.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wer seinen Lohn nicht erwirtschaftet, wird arbeitslos.
Wer also gesetzliche Mindestlöhne fordert, nimmt in
Kauf, die Arbeitslosigkeit zu zementieren.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der LINKEN)


as ist das zentrale Problem unserer Gesellschaft: die
mmer noch zu hohe Arbeitslosigkeit. Ihre Bekämpfung

uss unser oberstes Ziel sein. Die Einführung von ge-
etzlichen flächendeckenden Mindestlöhnen wäre dabei
ine Hürde.

Es ist deshalb klug, die Lohnfrage dort zu lassen, wo
ie hingehört: in den Tarifverhandlungen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch persönlich glaube, dass die Tarifvertragsparteien
en Markt am besten kennen. Die Tarifautonomie hat
ich bewährt.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Vor allen Dingen bei den 50 Prozent, die keinen Vertrag haben!)


ur dort, wo Gewerkschaften und Arbeitgeber gemein-
am feststellen, dass sie über einen Niedriglohn nicht hi-
auskommen, ist der Staat gefordert. Hier muss er, müs-
en wir ein – das betone ich, Herr Kollege Lafontaine –

indesteinkommen sichern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


indestlohn und Mindesteinkommen sind nicht zu ver-
echseln. Wenn Sie es mir nicht glauben, schauen Sie in
en Bericht des Sachverständigenrates. Aber Wissen-
chaft liegt Ihnen offensichtlich nicht nahe.

Ein zu geringes Vollzeitarbeitseinkommen muss auf-
estockt werden, damit der Satz gilt: Wer hart arbeitet,
uss ein anständiges Auskommen haben. – Nur dort

arf der Staat eingreifen zugunsten der Arbeitnehmer,
ie im Falle des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes zu-
unsten der Arbeitgeber. Die Voraussetzungen für des-
en mögliche Ausweitung sind übrigens im Koalitions-
ertrag klug und klar beschrieben: Erstens bedarf es
iner sozialen Verwerfung, zweitens einer Entsendepro-
lematik, drittens eines Tarifgefüges und viertens der
ustimmung von Arbeitgebern und Gewerkschaften.
er Koalitionsvertrag achtet also die Tarifautonomie
nd damit das Grundgesetz. Die Väter dieses Gesetzes
erzichteten übrigens bewusst darauf, einen angemesse-
en Lohn staatlich definieren zu wollen. Der Sozialde-
okrat Carlo Schmid


(Dirk Niebel [FDP]: War der wirklich in der SPD? Erhard war ja auch nicht in der CDU!)


egründete dies wie folgt – ich zitiere –:

Es ist gut, dass die Bundesrepublik darauf verzich-
tet, hierbei durch staatlichen Zwang einzugreifen.
Wir liefen sonst Gefahr, dass das, was am besten
dem Austrag durch die unmittelbar Betroffenen
überlassen bleibt, unter dem Anschein der Objekti-
vität zum Gegenstand eines Machtanspruchs jener
würde, deren Interessen das Ohr der jeweiligen Par-
lamentsmehrheit finden.

uch heute ist diesen Worten nichts hinzuzufügen.

Vielen Dank.






(A) )



(B) )


Gitta Connemann

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609504300

Als nächster Redner hat der Kollege Dr. Heinrich

Kolb von der FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):
Rede ID: ID1609504400

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ste-

ter Tropfen höhlt den Stein,


(Beifall bei der LINKEN)


und stetes Debattieren schärft die Wahrnehmung von
Positionen. Deswegen bin ich froh, dass am Ende dieser
Sitzungswoche eines klar ist: Eine Fraktion in diesem
Haus möchte ohne Wenn und Aber die Einführung von
Mindestlöhnen,


(Beifall bei der LINKEN)


und eine Fraktion in diesem Haus möchte ohne Wenn
und Aber, dass es keine Mindestlöhne gibt.


(Beifall bei der FDP)


Wir glauben, dass sie beschäftigungsfeindlich sind und
die Beschäftigungschancen gerade von geringqualifi-
zierten Menschen in diesem Land reduziert.


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Glauben heißt nicht wissen!)


Dazwischen gibt es ein mehr oder weniger großes
Geeiere. Das gilt auch für die Grünen, Frau Pothmer.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich hatte gestern in der Debatte leider nicht genügend
Zeit, Ihren Antrag zu würdigen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Aber wenn man sich durchliest, was Sie da schreiben,
dann sieht man, dass auf Ihren Fahnen ähnlich wie bei
der Union steht, dass Sie den Mindestlohn wollen; aber
dem Kleingedruckten entnimmt man: Wasch mir den
Pelz, aber mach mich nicht nass!


(Beifall bei der FDP und der LINKEN)


Die Mindestlöhne, die eingeführt werden sollen, sollen
so nach Branchen und Regionen differenziert sein, dass
am Ende bei der Beschäftigung nichts passieren kann.


(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie die Wirklichkeit, Herr Kolb!)


Aber das geht nicht. Einerseits glauben Sie, per Mindest-
lohn in die Lohnfindung eingreifen zu müssen, womit
Sie den schlichten ökonomischen Grundsachverhalt be-
streiten, dass Löhne letztendlich die Produktivität wider-
spiegeln müssen, andererseits wollen Sie die negativen
Auswirkungen des Mindestlohns verhindern. Ihr Antrag
führt dazu, dass nichts geschehen wird, und Sie hätten
ihn besser gelassen. Wenn Sie, Frau Pothmer, geschwie-
gen hätten, wären Sie eine Philosophin geblieben. Das
haben Sie nicht getan.

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(C (D (Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!)


Bei der Union ist das etwas anders. Bei ihr deutet sich
eit gestern an, wohin die Reise geht. Man sperrt sich
icht gegen eine Ausweitung des Entsendegesetzes. Ich
ill doch noch eines zu dem anmerken, was Sie, Frau
onnemann, gesagt haben. Wenn ich das richtig verfolgt
abe, dann ist mittlerweile nicht mehr die Zustimmung
eider Tarifvertragsparteien zwingend erforderlich,


(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Laut unseres Koalitionsvertrages schon!)


m das Entsendegesetz für eine Branche zur Anwendung
u bringen, sondern der federführende Minister, Herr
üntefering, kann auch gegen den Widerstand zum Bei-

piel der Arbeitgeber in einer Branche einen Tarifvertrag
ür allgemeinverbindlich erklären.


(Andrea Nahles [SPD]: 1997!)


ch sehe insgesamt die Gefahr, dass Zug um Zug, von
ranche zu Branche das Grundrecht der negativen Ko-
litionsfreiheit abgeschafft wird. Das kann nicht sein.


(Beifall bei der FDP)


Wir bekennen uns zur Tarifautonomie. Aber zur Ta-
ifautonomie gehört zwingend, dass ein Unternehmen
der ein Arbeitnehmer sagen kann: Ich will nicht unter
iesen Tarifvertrag fallen. Für mich sollen andere, ab-
eichende Bedingungen gelten. – Deswegen sehe ich
ie Tendenz, mit der Ausweitung des Entsendegesetzes
ine Lösung herbeizuführen, kritisch.

Gestern hat der Minister in der Debatte zwischen
inem Mindestlohn und einem Auffanglohn unterschie-
en. Das läuft darauf hinaus, dass die Union einem
esetzlichen flächendeckenden Mindestlohn in Deutsch-
and in Höhe von 7,50 Euro nicht zustimmen wird, aber
das ergibt sich auch aus der heutigen Berichterstattung
er Presse – am Ende ein Auffanglohn von circa 6 Euro
Herr Brauksiepe lächelt dazu – auf dem Papier stehen
önnte.


(Dr. Ralf Brauksiepe [CDU/CSU]: Ich lache über Sie!)


azu sage ich: Halb zog es sie, halb sanken sie hin. –
ie Union ist auf dem Weg, wieder einmal bei einer zen-

ralen arbeitsmarktpolitischen Frage einzuknicken. Das
ehen wir mit großer Sorge.


(Beifall bei der FDP)


Ich will zum Schluss sagen: Es ist immer schön,
eutschland mit dem europäischen Ausland zu verglei-

hen. Es gibt aber gerade sieben Länder in einer Spitzen-
ruppe, deren Mindestlohn tatsächlich in etwa das Ni-
eau hat, das sich viele in diesem Hause für einen
eutschen Mindestlohn vorstellen, nämlich 7,50 Euro. In
4 weiteren europäischen Ländern gibt es zwar einen
indestlohn; der liegt aber unter 3,90 Euro in der

tunde.


(Anton Schaaf [SPD]: Das sind keine vergleichbaren Länder!)







(A) )



(B) )


Dr. Heinrich L. Kolb
– Das sind aber Konkurrenten in einem gemeinsamen
Binnenmarkt, Herr Schaaf. Das können Sie nicht unter
den Tisch kehren. – Ich will auf Folgendes hinweisen:
Die Kombination, die entstehen würde, wenn man in
Deutschland auch noch einen gesetzlichen Mindestlohn
einführte, wäre in der Tat einmalig; denn wir haben mit
Hartz IV, ob man das gut findet oder nicht, faktisch ei-
nen Mindestlohn in Deutschland.


(Anton Schaaf [SPD]: Was? – Andrea Nahles [SPD]: Das ist ein Mindesteinkommen! Das ist ein feiner Unterschied!)


Wir haben eine im Vergleich mit dem europäischen Aus-
land überdurchschnittlich hohe Arbeitsmarktregulie-
rung, und wir würden noch ein Drittes oben draufsetzen.

Was in Großbritannien mit niedriger sozialer Sicher-
heit funktioniert hat, wird in Deutschland genauso wenig
funktionieren, wie das in Frankreich der Fall gewesen
ist. Das sage ich Ihnen voraus. Deshalb – damit Sie das
noch einmal mit ins Wochenende nehmen können –: Die
FDP wankt nicht, sie steht!


(Lachen und Zurufe von der SPD)


Wir sind gegen Mindestlöhne, gegen gesetzliche und ta-
rifliche, auch gegen die Ausweitung des Entsendegeset-
zes. Wir glauben, dass die Menschen in Deutschland
dann die besten Chancen auf mehr Arbeit haben, wenn
man den Tarifpartnern weiterhin das Recht auf Lohnfin-
dung lässt.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609504500

Das Wort hat die Kollegin Anette Kramme von der

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1609504600

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Zunächst einmal eine Bemerkung vorab: Min-
desteinkommen ist nicht gleich Mindestlohn!


(Beifall bei der SPD)


Meine sehr geehrten Damen und Herren der Linken, wir
hätten Ihnen natürlich den Spaß verderben und ignorie-
ren können, dass Sie unseren Kampagnenaufruf für den
Mindestlohn schlicht abgeschrieben haben.


(Widerspruch bei der LINKEN – Gitta Connemann [CDU/CSU] zur LINKEN gewandt: Verletzung des Urheberrechts!)


Ich frage mich tatsächlich, warum Sie das gemacht
haben. Mir fallen da nur zwei Varianten ein. Die erste
Möglichkeit ist, dass Sie austesten möchten, ob wir Sie
als Koalitionspartner mögen.


(Lachen bei der LINKEN)


Ich sage da ganz klar: Nein! Bloß nicht!


(Beifall bei der SPD)


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(C (D ur Politik gehören nämlich Seriosität, Verlässlichkeit nd der Wille zur Gestaltung in der Regierungsarbeit (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Eben! Genau der fehlt Ihnen ja!)


nstelle eines tosenden Oppositionsgehabes.


(Beifall bei der SPD)


Die zweite Variante ist: Sie sind sich unsicher in Ih-
em politischen Handeln.


(Lachen bei der LINKEN)


chließlich stellen Sie innerhalb weniger Wochen einen
omplett neuen und inhaltlich abweichenden Antrag
um Mindestlohn.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie haben Recht damit, sich an die große Volks- und Ar-
eitnehmerpartei SPD anzulehnen. Damit können Sie
ichts falsch machen.


(Beifall bei der SPD)


Herr Lafontaine, der Sie da immer in der Ecke sitzen
nd motzen, zu Ihnen fällt mir nur eines ein: Wendehals!


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Gitta Connemann [CDU/CSU])


er in den 80er-Jahren die 35-Stunden-Woche ohne
ohnausgleich gefordert hat, der kann heute nicht glaub-
ürdig Arbeitnehmerinteressen vertreten.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Gitta Connemann [CDU/CSU] – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Manche lernen dazu!)


Meine Damen und Herren, eines ist klar: Wir brau-
hen einen Mindestlohn in diesem Land. Es ist ein Skan-
al, wenn Menschen in diesem Land für 2 oder 3 Euro
ro Stunde und ähnliche Beträge arbeiten. Vollzeitarbeit
uss Existenzsicherung vermitteln.


(Beifall bei der SPD)


Derzeit gibt es Forderungen, anstelle eines Mindest-
ohnes die Sittenwidrigkeit eines Lohnes im Sinne von
138 Abs. 2 BGB zu definieren. Der objektive Tatbe-

tand des Lohnwuchers nach § 138 Abs. 2 BGB ist
rfüllt, wenn ein auffälliges Missverhältnis zwischen
eistung und Gegenleistung vorliegt. Dabei ist für die
ntsprechende Feststellung grundsätzlich der Tariflohn
er jeweiligen Wirtschaftsbranche maßgeblich. Hilfs-
eise ist vom allgemeinen Lohnniveau auszugehen.
ann ein auffälliges Missverhältnis vorliegt, ist nicht

bschließend geklärt. Viele Stimmen nehmen ein auffäl-
iges Missverhältnis bei zwei Dritteln des Tariflohns an,
ndere erst bei der Hälfte des Tariflohns.

Ich sage ganz klar: Es reicht nicht aus, gesetzlich fest-
ulegen, dass Lohnwucher vorliegt, wenn ein Arbeitneh-
er nur zwei Drittel des Tariflohns bzw. des hier ortsüb-

ichen Lohns erhält. Zwei Drittel des Lohns von 3 Euro –
as ist eine Beleidigung der Würde aller Arbeitnehme-
innen und Arbeitnehmer in diesem Land!


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Anette Kramme
Wir brauchen eine absolute Untergrenze, die kein Un-
ternehmen unterschreiten darf. Eine Veränderung des
§ 138 BGB kann nur ein zusätzliches Element gesetzge-
berischen Handelns sein, wenn es darum geht, sicherzu-
stellen, dass eine der Qualifikation des Arbeitnehmers
angemessene Vergütung erfolgt. Aber auch hier gilt:
Zwei Drittel des Tariflohns sind zu wenig.

Ich bin recht zufrieden, dass es uns mit der Auswei-
tung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes gelungen ist,
zumindest eine weitere Branche gesetzlich abzusichern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte daran erinnern, dass das nicht gegen die Ar-
beitgeber geschehen ist. Insbesondere der Bundesin-
nungsverband des Gebäudereinigerhandwerks hat sich
dafür starkgemacht. Lassen Sie mich aus einem Posi-
tionspapier dieses Verbandes zitieren:

Erstens. Der gesetzliche Mindestlohn ist effizienter
als der tarifliche Mindestlohn.

Zweitens. Der gesetzliche Mindestlohn stabilisiert die
Sozialversicherungssysteme in Deutschland.

Drittens. Der gesetzliche Mindestlohn vernichtet
keine Arbeitsplätze.

Viertens. Hartz IV ist kein Mindestlohnmodell.

Fünftens. Der gesetzliche Mindestlohn führt nicht zu
Schwarzarbeit.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Krammesches Märchen, das Sie hier vorlesen!)


Ich kann diese Liste noch fortsetzen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Dann können wir gemeinsam abstimmen!)


Ich kann nur sagen: Alle Achtung! Die haben es verstan-
den. Ich wünschte mir, dass es so viel arbeits- und wirt-
schaftspolitischen Sachverstand auch bei der FDP gäbe.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie hat nicht einmal das Wort „FDP“ in der Rede verwendet! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Deswegen stimmen wir jetzt gemeinsam ab!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609504700

Das Wort hat die Kollegin Brigitte Pothmer von

Bündnis 90/Die Grünen.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Jetzt die Philosophin!)



Brigitte Pothmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1609504800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Kolb, Sie haben recht, wenn Sie unsere Vorschläge als
differenziert bezeichnen. Sie sind deswegen so differen-
ziert, weil die Wirklichkeit so differenziert ist. Herr
Kolb, leider ist die Welt nicht so einfach, wie es uns die
FDP immer wieder weismachen möchte.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir diskutieren in diesem Parlament seit ungefähr
5 Monaten über die Einführung eines gesetzlichen
indestlohns.


(Oskar Lafontaine [DIE LINKE]: Seit 20 Jahren!)


ch habe zunehmend das Gefühl, dass diese Diskussion
u einer Gespensterdebatte wird.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


enn ich mir die Debatten von gestern und heute an-
ehe, muss ich sagen: Ganz offensichtlich sind die Ver-
andlungen gescheitert. Das sollten Sie den Menschen
un öffentlich sagen. Monatelang haben Sie versucht,
en Eindruck zu erwecken, als kämen Sie sich inhaltlich
ahe. Das Einzige, worauf Sie sich verständigen konn-
en, ist, wann der nächstmögliche Verzögerungstermin
ekannt zu geben ist. Inhaltlich hat sich aber leider
ichts getan.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


as hat auch etwas damit zu tun, dass Ihre Konzepte in
er Arbeitsmarktpolitik genauso weit auseinanderliegen,
ie sie in der Gesundheitspolitik auseinandergelegen ha-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Es gibt einen qualitativen Unterschied zwischen Min-
esteinkommen und Mindestlohn. Die Union will den
taat mithilfe des Kombilohns dazu verpflichten, Teile
er Löhne zugunsten der Unternehmer zu übernehmen.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Es sind die Steuerzahler, die das bezahlen müssen!)


Genau, es sind die Steuerzahler, die das bezahlen. –
ie SPD sagt – wie ich finde: vollkommen zu Recht –,
ass das in einer Marktwirtschaft Aufgabe der Unterneh-
er sein soll und auch bleiben soll.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as sich dahinter verbirgt, sind grundlegende Unter-
chiede bei der Auffassung darüber, welche Aufgaben
er Staat und welche der Markt hat.


(Anton Schaaf [SPD]: Das ist aber nichts Neues!)


Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte
er Wahrheit ist leider, dass sich die Koalitionspartner in
ieser Koalition gegenseitig nicht das Schwarze unter
em Fingernagel gönnen. Liebe Kolleginnen und Kolle-
en von der SPD, euer Koalitionspartner, die CDU/CSU,
at nur das Ziel, dass die Sozialdemokraten am 1. Mai
it leeren Händen dastehen. Das Drama ist, dass die
nion dieses Ziel leider erreicht hat. Ich sage „leider“
icht aus tiefempfundenem Mitleid mit euch. Sicherlich
ut ihr mir ein bisschen leid.






(A) )



(B) )


Brigitte Pothmer

(Zurufe von der FDP: Oh! – Ute Kumpf [SPD]: Muss nicht sein!)


Das wirkliche Drama ist aber, dass die Betroffenen für
Hungerlöhne arbeiten müssen. Ich frage mich inzwi-
schen, welches eigentlich das Ziel dieser Koalition der
großen Möglichkeiten ist. Gibt es überhaupt noch eine
Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen und den
Erfordernissen der Zeit? Ist das Handeln noch zukunfts-
orientiert oder geht es nur noch um Programme, die ei-
gene Klientel und Parteimitglieder, Wahltermine sowie
Auftritte zum 1. Mai? Was Sie hier aufführen, ist nicht
Politik als Kunst der Staatsführung, sondern Politik als
Kunst, die Menschen an der Nase herumzuführen. Damit
sollten Sie jetzt aufhören.

Ich danke Ihnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609504900

Als letzter Rednerin zu diesem Tagesordnungspunkt

erteile ich das Wort der Kollegin Andrea Nahles von der
SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das Wort zum 1. Mai, Frau Nahles!)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1609505000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Frau Pothmer, wir tun uns nicht leid, wir regieren.


(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das hat keiner gemerkt!)


Wir verhandeln. Wir befinden uns auf der Schlussgera-
den dieser Verhandlungen. Am Ende – das kann ich klar
sagen – wird die Tür für branchenbezogene Mindest-
löhne in diesem Land weit offen stehen.


(Beifall bei der SPD)


Das ist das, was man tut, wenn man regiert.

Wir regieren – das ist richtig – mit der CDU/CSU. An
dieser Stelle wird zum ersten Mal deutlich, dass wir ge-
meinsam einen Regelungsbedarf sehen.


(Abg. Dirk Niebel [FDP] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609505100

Frau Kollegin Nahles, gestatten Sie eine Zwischen-

frage?


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1609505200

Nein, zurzeit nicht.


(Anton Schaaf [SPD]: Die wird sowieso nicht weiterhelfen!)


Herr Pofalla sagte gestern hier im Plenum: Keiner
will Lohndumping zu menschenunwürdigen Bedingun-
gen. – Wir haben also eine Gemeinsamkeit, was den
Regelungsbedarf angeht. Ich sage aber auch ganz klar:

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(C (D enn dem so ist, muss man es am Ende des Tages auch egeln wollen, und zwar konkret. ch wünsche der CDU/CSU noch ein bisschen mehr ut, um mit uns in den nächsten Wochen die konkreten chritte zu machen. Was tun Sie? Sie haben einen schönen Gag gemacht. ie Frage ist nur: Was nützt es den Menschen am Ende es Tages? Wenig. (Lachen bei Abgeordneten der LINKEN – Gerd Andres, Parl. Staatssekretär: Nichts! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Ihr braucht nur mitzustimmen!)


(Werner Dreibus [DIE LINKE]: Wann?)


(Beifall bei der SPD)


ch sage Ihnen ganz offen: Ihnen geht es um die Schlag-
eilen im „Neuen Deutschland“ zum 1. Mai. Uns geht es
arum, dass wir die Branchen, bei denen das dringend
ötig ist, mit einem Mindestlohn versehen. Wir haben
uch eine Mehrheit dafür.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Das hat man gestern gesehen: nicht viel!)


as ist der entscheidende Unterschied zwischen unseren
raktionen.


(Beifall bei der SPD)


Sie sagten, dass wir hier Gespensterdebatten führen.
azu sage ich Ihnen: Ich bin der Ghostbuster!


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Pippi Langstrumpf! Mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt!)


ch werde Ihnen jetzt noch einmal klarmachen, worüber
ir hier diskutieren. Sie wollten doch die Gespenster
ertreiben!

Erster Punkt. Welchen Anteil vom Lohn zahlen die
rbeitgeber, die davon profitieren, dass Menschen billig

ür sie arbeiten, die damit Gewinne machen, und wel-
hen Anteil vom Lohn zahlt der Staat in diesem Niedrig-
ohnbereich? Das wollen wir erst einmal klären. Die
PD sagt klipp und klar: Es muss doch wohl ordnungs-
olitisch korrigiert werden, wenn die Löhne so niedrig
ind, dass der Staat ständig Staatslohn drauflegen muss,
bwohl die Arbeitgeber aufgrund der niedrigen Löhne
öhere Gewinne machen. Das kann doch nicht richtig
ein. Das ist das erste Problem, das gelöst werden muss.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Frank Spieth [DIE LINKE]: Der Steuerzahler zahlt!)


Der zweite Punkt. Es geht um fairen Wettbewerb.
as sage ich auch in Richtung FDP.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Lassen Sie doch einmal eine faire Zwischenfrage zu!)


ich hat ein Unternehmer angeschrieben, der ein tarif-
ebundenes Dienstleistungsunternehmen in der Tex-
ilbranche mit 1 400 Mitarbeitern betreibt. Sie bezahlen






(A) )



(B) )


Andrea Nahles
9 Euro pro Stunde. Dieser Unternehmer schrieb mir:
Mein persönliches Ziel ist es, die Ausgangsbedingungen
für alle Unternehmen der Branche vergleichbar zu ma-
chen und dafür zu sorgen, dass zumindest ansatzweise
faire Löhne gezahlt werden. Ein Mindestlohn wäre hier-
für meines Erachtens ein sehr gutes Instrument. – Diese
Zuschrift ist kein Einzelfall. An diesen Zuschriften von
ehrlichen, vernünftigen und fairen Arbeitgebern merken
wir, dass wir Rückenwind für unsere Position bekom-
men. Auf der Seite dieser Arbeitgeber stehen wir und
fordern einen Mindestlohn.


(Beifall bei der SPD)


Letzter Punkt. Es geht um die Menschen, die Men-
schenwürde. Was ist es eigentlich für eine Botschaft,
wenn ich für meine Schufterei, für das, was ich den gan-
zen Tag leisten muss, am Ende des Tages 4 Euro pro
Stunde mit nach Hause nehme? Das entwertet doch mein
ganzes Selbst. Das entwertet die Menschen. Sie haben
ursprünglich die Bereitschaft, zu arbeiten und sich nicht
zu Hause hinzusetzen, um auf den nächsten Scheck vom
Sozialamt oder wie das heute genannt wird – die Leute
sagen immer noch Sozialamt dazu – zu warten. Die
Frage ist doch: Was ist meine Arbeit wert? Deswegen
freue ich mich, dass der DGB sagt: Ihr verdient mehr.
Deswegen keine Sorge, Frau Pothmer, es wird einen
Mindestlohn geben.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609505300

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Dirk Niebel.


Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1609505400

Vielen Dank, Herr Präsident. – Nachdem schon ges-

tern vonseiten der Regierung und der SPD-Fraktion
nicht der Unterschied zwischen einem Auffangmindest-
lohn und einem gesetzlichen Mindestlohn erklärt werden
konnte – weil ein hohes Maß an Transparenz wahr-
scheinlich deutlich gemacht hätte, dass das Gleiche ge-
meint ist –, war es auch heute wieder nicht möglich, von
den Rednern der SPD auf eine Frage, die die Menschen
bestimmt interessiert, eine Antwort zu bekommen. In der
gestrigen Debatte hat der Minister für Arbeit und Sozia-
les gesagt:

Da kamen Arbeitgeber aus der Wachdienstbranche
zu mir und sagten: Wir wollen unseren Leuten an-
ständige Löhne, 7 Euro, zahlen. Was sollen wir aber
machen, wenn ein anderes Unternehmen die Arbeit
für 2,50 Euro macht?

Nun hat der Kollege Volker Wissing, unser Obmann
im Finanzausschuss, die Bundesregierung gefragt, wie
sie denn als Arbeitgeber bei der Bewachung der Ministe-
rien in der Bundeshauptstadt damit umgeht.


(Frank Spieth [DIE LINKE]: Da hat er recht!)


Hier erfahren wir, die Bundesregierung, der Arbeits-
minister fordert einen Mindestlohn von 7,50 Euro – und
zahlt für den Wachschutz 5,25 Euro.

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(C (D (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ist ja interessant!)


as Sie hier vertreten, ist schlichtweg unglaubwürdig,
euchlerisch. Sie sind Pharisäer.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der SPD)


ie belügen und betrügen die Menschen,


(Beifall bei der FDP und der LINKEN – Widerspruch bei der SPD)


or der Wahl bei der Mehrwertsteuer, nach der Wahl
eim Mindestlohn – den ich nach wie vor für falsch
alte. So können Sie mit den Menschen in diesem Land
icht umgehen.


(Anton Schaaf [SPD]: Ich würde mir die Wortwahl anschauen, Herr Präsident! Unverschämtheit! – Jörg Tauss [SPD]: Für so etwas bin ich schon gerügt worden, Herr Präsident!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609505500

Frau Kollegin Nahles, bitte schön.


Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1609505600

Herr Niebel, mein Gott, muss es der FDP in Bremen

chlecht gehen, denke ich mir, wenn ich Ihre Reden so
öre. Das ist wirklich Wahlkampf pur.

Ich will Ihnen aber in der Sache gerne antworten. Sie
ragen da ja sehr penetrant immer wieder nach, und wir
ind um Antworten nicht verlegen. Es ist schlichtweg so,
ass wir uns ganz klar dafür ausgesprochen haben, dass
ranchenbezogene Mindestlöhne Priorität haben.


(Dirk Niebel [FDP]: Der Wachdienst ist eine Branche!)


ir halten es für wichtig, dass wir den Tarifpartnern so
iel Wertschätzung entgegenbringen, wie das richtig ist.
as heißt, wenn die Tarifpartner in einer Branche einen
arif vereinbaren, dann gilt dieser auch für den Gesetz-
eber, für uns auf der politischen Ebene. Es ist aber ab-
ehbar, dass es Branchen geben wird, die, vor allem weil
ie Arbeitgeber sich verweigern, von einem branchen-
pezifischen Mindestlohn nicht erfasst werden.


(Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Wie wollen Sie das denn ändern?)


Herr Göhner, machen Sie keine Zwischenrufe, melden
ie sich! – Beispielsweise haben die Arbeitgeber des Fri-
eurhandwerks in Rheinland-Pfalz seit 2000 keinen
arifvertrag mehr abgeschlossen; sie weigern sich. Mitt-

erweile werden im Friseurhandwerk von sechs Bundes-
ändern keine Tarifverträge mehr abgeschlossen.


(Dirk Niebel [FDP]: 5,25 Euro! – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Die Bundesregierung kann doch zahlen, was sie will, sie kann für den Wachdienst 7,50 Euro zahlen!)


Uns sind die Menschen, die in den Branchen arbeiten,
n denen die Arbeitgeber blockieren, genauso viel wert






(A) )



(B) )


Andrea Nahles
wie die in den Branchen, in denen es am Ende einen
branchenbezogenen Mindestlohn gibt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Zahlen Sie doch 7,50 Euro, freiwillig, ohne Tarifvertrag! Niemand hindert die Bundesregierung daran!)


Deswegen wollen wir die Menschen auffangen. Dafür
brauchen wir auch in diesen Branchen eine untere
Grenze. Das ist, mit Verlaub, der Auffanglohn, von dem
die ganze Zeit die Rede ist. Damit möchten wir die Ar-
beitgeberblockade beim Mindestlohn aufheben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dirk Niebel [FDP]: Zahlen Sie doch mehr!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609505700

Lassen Sie mich abschließend die Bemerkung ma-

chen: Herr Kollege Niebel, den politischen Gegner des
Lügens und Betrügens zu bezichtigen, gehört nicht zum
parlamentarischen Sprachgebrauch.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Frank Spieth [DIE LINKE] – Klaus Brandner [SPD]: Seine Fraktion beklatscht das noch! Das ist das Schlimme daran! Das zeigt den Charakter! Da sage ich Pfui!)


Ich schließe die Aussprache.

Mir ist mitgeteilt worden, dass das Wort zur
Geschäftsordnung gewünscht wird. – Frau Kollegin
Enkelmann, bitte schön.


Dr. Dagmar Enkelmann (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1609505800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die

Linksfraktion verlangt sofortige Abstimmung.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


Wir sind der Auffassung, die Positionen zu diesem
Thema sind wirklich in ausreichendem Maße ausge-
tauscht worden. Inzwischen hat die Linksfraktion schon
ihren dritten Antrag in Sachen Mindestlohn vorgelegt.
Es ist daher an der Zeit, endlich eine Entscheidung zu
treffen. Unser Antrag ist kurz, knapp und sehr übersicht-
lich. Jeder kann ihn, ohne eine intellektuelle Höchstleis-
tung vollbringen zu müssen, verstehen. Wir haben sehr
lange über dieses Thema diskutiert. Die Fakten liegen
auf dem Tisch. Lassen Sie uns abstimmen. Schluss mit
der Eierei in diesem Parlament!


(Beifall bei der LINKEN – Rolf Stöckel [SPD]: Die Sache ist viel zu ernst, als dass man jetzt darüber abstimmen könnte!)


Die Situation ist übersichtlich: Die FDP hat heute er-
neut ihr Nein zum Mindestlohn bestätigt und deutlich
gemacht, dass sie den Kündigungsschutz einschränken
möchte. Das ist, wie ich denke, eine klare Ansage. Das
muss man so akzeptieren.

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(C (D Was die CDU/CSU betrifft, ist es etwas schwieriger: s gibt offenkundig eine klare Mehrheit gegen die Ein ührung von Mindestlöhnen. Dennoch führt zum Beipiel die CDA eine Unterschriftensammlung durch. arüber hinaus habe ich in dieser Woche einen Artikel on Norbert Blüm gelesen, in dem er sich für die Einfühung eines Mindestlohns ausgesprochen hat. Offensichtich ist dieses Thema für Sie nicht gerade einfach. ichtsdestotrotz könnte sich die Mehrheit heute ent cheiden. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Zur Geschäftsordnung!)


Das ist zur Geschäftsordnung.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Herr Präsident, Frau Enkelmann redet nicht zur Geschäftsordnung!)


Das Bündnis 90/Die Grünen hat gefordert, dass
chnell gehandelt werden soll. Das können wir mit einer
ofortigen Abstimmung tun.


(Beifall bei der LINKEN)


Liebe Genossinnen und Genossen von der SPD,


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


er Text unseres Antrags dürfte Ihnen sehr vertraut sein,
odass Sie sich nicht weiter damit auseinandersetzen
üssen. Das haben Sie nämlich dank Ihrer Unterschrif-

enkampagne bereits getan.


(Beifall bei der LINKEN)


ie fordern im Rahmen Ihrer Unterschriftenkampagne
in klares Ja zur Forderung unseres Antrags. Ich finde,
as sollten Sie heute deutlich machen. Lassen Sie Ihren
orten endlich Taten folgen. Stimmen Sie unserem An-

rag heute zu. Die sofortige Abstimmung ist möglich.
as sollten wir auch tun.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609505900

Zur Erwiderung auf diesen Geschäftsordnungsantrag

at sich der Kollege Klaus Brandner gemeldet, bitte
chön.


Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1609506000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Um es klar zu sagen: Wir wollen Mindest-
öhne. Wir wollen Armutslöhne in diesem Land verhin-
ern.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir wollen gute Bezahlung für gute Arbeit.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Herr Kollege, es geht gerade darum, ob wir heute abstimmen wollen! – Frank Spieth [DIE LINKE]: Wann denn? 3008?)







(A) )



(B) )


Klaus Brandner
Daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Wir sagen ganz
deutlich: Dort, wo die Tarifautonomie nicht zu den er-
hofften Ergebnissen führt, sondern zur Folge hat, dass
gar keine oder unbefriedigende Tarifverträge geschlos-
sen werden, ist der Gesetzgeber gefordert, tätig zu wer-
den. Auch daran gibt es keinen Zweifel.


(Beifall bei der SPD)


Wir befinden uns in guten Gesprächen und führen
Verhandlungen mit unserem Koalitionspartner,


(Zurufe von der LINKEN: Aha! – Na, so etwas!)


der in der gestrigen Debatte erneut erklärt hat, dass er
gegen Lohndumping ist. Wir sind auf dem Weg zu einem
fairen Kompromiss.

Unter diesem Gesichtspunkt möchte ich darauf hin-
weisen, dass diese Debatte mit Blick auf den bevorste-
henden 1. Mai stattfindet. Das Motto des 1. Mai lautet zu
Recht: „Du hast mehr verdient!“


(Dirk Niebel [FDP]: Mehr als 5,25 Euro!)


Die Menschen in diesem Land haben es verdient, dass
wir eine ehrliche, faire und angemessene Debatte über
dieses Thema führen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Weil wir verantwortungsbewusst handeln müssen,
dürfen wir keine Schnellschüsse organisieren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/ CSU – Widerspruch bei der LINKEN)


Der vorliegende Antrag muss an die Fachausschüsse
überwiesen und dort angemessen beraten werden. In den
Ausschüssen werden wir die richtigen Antworten finden.
Deshalb bitte ich Sie, diesen Antrag an die zuständigen
Ausschüsse zu überweisen.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609506100

Zunächst möchte ich fragen: Gibt es weitere Wort-

meldungen zur Geschäftsordnung? – Das ist, wie ich
sehe, nicht der Fall.

Die Fraktion Die Linke hat soeben beantragt, über ih-
ren Antrag auf Drucksache 16/4845 mit dem Titel
„Deutschland braucht Mindestlöhne“ heute in der Sache
abzustimmen. Die Fraktionen der CDU/CSU und der
SPD wünschen Überweisung, und zwar federführend an
den Ausschuss für Arbeit und Soziales und mitberatend
an den Ausschuss für Wirtschaft und Technologie. Die
Abstimmung über den Antrag auf Ausschussüberwei-
sung geht nach ständiger Übung vor. Ich frage deshalb:
Wer stimmt für die beantragte Überweisung? – Gegen-
stimmen? – Enthaltungen? – Der Antrag auf Überwei-
sung ist somit mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen
und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion
Die Linke und des Bündnisses 90/Die Grünen beschlos-
sen. Damit stimmen wir heute nicht über den Antrag auf
Drucksache 16/4845 ab.

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(C (D Ich rufe Tagesordnungspunkt 29 auf: – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Sicherung der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus und in einer Entziehungsanstalt – Drucksache 16/1110 – – Zweite und dritte Beratung des vom Bundesrat eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform des Rechts der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus und in einer Entziehungsanstalt – Drucksache 16/1344 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 16/5137 – Berichterstattung: Abgeordnete Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen)

Joachim Stünker
Jörg van Essen
Jörn Wunderlich
Jerzy Montag

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es
iderspruch? – Das ist nicht der Fall.

Bevor ich die Aussprache eröffne, bitte ich zunächst
iejenigen, die an der Debatte zu diesem Tagesord-
ungspunkt nicht teilnehmen wollen, den Saal zu verlas-
en und die Gespräche außerhalb fortzusetzen.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Interessantes Thema! Da bleiben doch alle!)


Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Red-
erin der Bundesministerin Brigitte Zypries das Wort.


Brigitte Zypries (SPD):
Rede ID: ID1609506200

Vielen Dank. – Herr Präsident! Liebe Kolleginnen!

iebe Kollegen! Wir haben im letzten Monat hier im
eutschen Bundestag ein wichtiges Gesetz beschlossen,
ämlich das Gesetz zur Reform der Führungsaufsicht.
ie Führungsaufsicht dient der Überwachung, Leitung,
enkung und Hilfe nach einer Straftat oder der Unter-
ringung in einer psychiatrischen Klinik.

Mit dem Gesetz, das wir heute hier beschließen, set-
en wir einen Schritt früher an. Wir verbessern nämlich
ie fachgerechte Behandlung psychisch kranker oder
uchtkranker Straftäter während des Maßregelvollzugs.
iese Reform ist aus zwei Gründen notwendig: Erstens
ollen wir es den Ländern ermöglichen, die Kapazitäten
es Maßregelvollzugs effizienter zu nutzen, um die hohe
ualität der in Deutschland vorhandenen Behandlung
eiter sicherzustellen, und zweitens wollen wir den
echtsschutz derer verbessern, die einstweilig unterge-
racht sind.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Brigitte Zypries
Mehr Effizienz erreichen wir vor allem dadurch, dass
wir mehr Flexibilität schaffen. Bei der Unterbringung in
einer Entziehungsanstalt soll von der starren Reihen-
folge – erst Maßregel-, dann Strafvollzug – in Einzelfäl-
len abgewichen werden können; denn wie lange jemand
in einer Entziehungsanstalt bleiben muss, muss sich
nach Dauer seiner Therapie richten, also nach der Ant-
wort auf die Frage, wie krank er ist, und nicht danach,
welche Freiheitsstrafe er bekommen hat. Alles andere
würde nämlich die unnütze Blockade eines wertvollen,
benötigten und auch teuren Therapieplatzes bedeuten.

Es kann deshalb sinnvoll sein, mit dem Strafvollzug
– und nicht, wie heute, mit dem Maßregelvollzug – zu
beginnen und die Therapie hinterher anzuschließen. Das
gilt im Übrigen auch für ausreisepflichtige Ausländer. Es
macht keinen Sinn, eine Therapie zu beginnen, von der
man weiß, dass man sie nicht abschließen wird.


(Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Wieso das?)


– Weil es keinen Sinn macht, eine Therapie anzufangen,
die man nicht abschließen kann; das ist doch logisch.
Dann bringt sie nämlich nichts. Dies wäre vergeudeter
Platz und vergeudetes Geld. Wir brauchen also mehr
Flexibilität bei der Reihenfolge der Vollstreckung.

Auf Anregung des Bundesrates haben wir eine Rege-
lung aufgenommen, die das Verbot der sogenannten
Reformatio in Peius betrifft, also den Grundsatz, wo-
nach die Entscheidung bei Einlegung eines Rechtsmit-
tels nicht zulasten des Betroffenen verschärft werden
soll. Das ist ja eine Schutzvorschrift für den Verurteilten.

Lassen Sie mich nur ganz kurz etwas dazu sagen, weil
das im Rechtsausschuss durchaus streitig war. Wenn
nach dem Urteil ein Angeklagter wegen Schuldunfähig-
keit in der Psychiatrie untergebracht wird, er gegen das
Urteil Revision einlegt und in einer erneuten Hauptver-
handlung dann festgestellt wird, dass er gar nicht schuld-
unfähig war, sondern schuldfähig ist, dann würde die
groteske Situation entstehen, dass er aus der Unterbrin-
gung entlassen werden muss, aber nicht mehr bestraft
werden kann, weil dann die Reformatio in Peius gelten
würde. Ich glaube, das kann nicht richtig sein. Es ist
rechtsstaatlich nicht geboten. Deswegen hat sich der
Rechtsausschuss insgesamt dazu verstanden, hier eine
Korrektur vorzunehmen.

Ein wichtiges Ergebnis für die Betroffenen – das habe
ich eben schon einmal gesagt – sind die Rechtsmittel
bei der einstweiligen Unterbringung. Künftig wird
nach sechs Monaten vom Oberlandesgericht darüber ent-
schieden. Das ähnelt jetzt den Vorschriften zur Haftprü-
fung bei der Untersuchungshaft und wird dazu führen,
dass die Verfahren mit der gebotenen Schnelligkeit be-
handelt werden.

Meine Damen und Herren, mit dem heutigen Geset-
zesbeschluss bringen wir eine Debatte zum Abschluss,
die mehr als zehn Jahre gedauert hat. Im Rechtsaus-
schuss ist es uns gelungen, die Vorstellungen der Bun-
desregierung und des Bundesrates zu einer vernünftigen
Synthese zusammenzufügen. Dafür möchte ich mich bei
allen Beteiligten sehr herzlich bedanken. Dieser Dank
schließt neben den Kolleginnen und Kollegen von den

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(C (D oalitionsfraktionen auch die Kollegen vom Bündis 90/Die Grünen und von der FDP ein. Ich würde mich freuen, wenn wir das Gesetz hier im eutschen Bundestag mit einer ähnlichen Mehrheit wie m Rechtsausschuss verabschieden würden; denn die erichte und Kliniken warten seit längerer Zeit auf diese eform des Maßregelrechts. Wir brauchen mehr Flexibi ität, um mit den vorhandenen Plätzen effizienter umgeen zu können. Das verbessert die Situation für die zu ehandelnden, und das gibt zugleich mehr Sicherheit für ie Bevölkerung. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609506300

Als nächster Redner hat der Kollege Jörg van Essen

on der FDP-Fraktion das Wort.


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1609506400

Herr Präsident! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen

nd Kollegen! Ja, ich gehe davon aus, dass wir diese
euregelung des Maßregelvollzugs heute mit großer
ehrheit beschließen werden. Ich finde, das ist gut so,
eil viele der Dinge, die Sie angesprochen haben, ein
irklicher Fortschritt sind.

Wir haben nun nach sechs Monaten ein Prüfungsver-
ahren beim Oberlandesgericht. Wie wir bei vielen
pektakulären Entscheidungen der Oberlandesgerichte
ur Untersuchungshaft sehen konnten, ist das dringend
otwendig. Ein Beispiel ist das Oberlandesgericht
amm. Dort haben die Ermittlungen der Staatsanwalt-

chaft zu lange gedauert. Deshalb ist es gut, dass es jetzt
ruck gibt und dass da, wo Menschen vorläufig die Frei-
eit entzogen wird, nach einem halben Jahr geprüft wird,
b das weiter verantwortet werden kann oder nicht. Ich
alte es auch für einen besonderen Fortschritt, dass die
rfolgsaussicht des Maßregelvollzugs in Zukunft stren-
er geprüft wird. Ich glaube, auch das ist richtig.

Trotz der von mir angesprochenen Fortschritte darf
ielleicht auch ein kritisches Wort gesagt werden. Die
erantwortung für diesen Punkt liegt bei vielen, nicht
ur bei der jetzigen Regierung: Das Ganze hat eindeutig
u lange gedauert. Diese Neuregelungen des Maßregel-
ollzugs hätten früher geschehen können und müssen;


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn wenn man sich die entscheidenden Urteile des
undesverfassungsgerichts anschaut, dann stellt man

est, dass es da eines von 1985 und eines von 1994 gibt.
aran sieht man, wie viel Zeit ins Land gegangen ist, die

igentlich hätte besser genutzt werden können. Hier wird
in wirklicher Fortschritt erzielt.

Trotz der grundsätzlichen Zustimmung will ich kurz
uf drei Punkte eingehen, weil wir als FDP-Bundestags-
raktion hier eine andere Auffassung haben.

Einen Punkt haben Sie bereits angesprochen: Das ist
358 Abs. 2 StPO. Hier gibt es tatsächlich das mögliche
roblem der Reformatio in Peius. Frau Ministerin, Sie






(A) )



(B) )


Jörg van Essen
haben den Sachverhalt dargestellt. Es ist richtig, dass
dies nur in wenigen Fällen zum Tragen kommen wird.
Wenn wir das anders regeln würden, dann hätte das zur
Konsequenz, dass die Staatsanwaltschaften in all diesen
Fällen Rechtsmittel einlegen müssten und die Justiz so
erheblich belasten würden. Ich glaube, das ist auch des-
halb zu verantworten, weil in jedem Fall eine Strafe ver-
hängt worden wäre; denn es ist festgestellt worden, dass
sich jemand grundsätzlich schuldig gemacht und gegen
die Gesetze verstoßen hat. Ich glaube, das Ganze ist des-
halb so zu regeln, wie das im Gesetzentwurf tatsächlich
geschehen ist.

Ein Punkt, bei dem nicht nur wir als FDP Bedenken
hatten, war § 67 Abs. 2 StGB. Dort ist die Mindestdauer
beschrieben, zu der jemand verurteilt werden muss, be-
vor eine Umkehr der Vollstreckungsreihenfolge statt-
finden kann. Hier haben die Sachverständigen darauf
hingewiesen, dass die im Gesetz vorgesehenen drei
Jahre möglicherweise zu kurz sind. Das Ergebnis kann
sein, dass die Gefahr besteht, dass jemand länger in Frei-
heitsentzug ist, als das eigentlich von den Richtern vor-
gesehen war.

Ich bin sehr dankbar, dass wir in den Berichterstatter-
gesprächen jetzt eine Lösung gefunden haben. In der Be-
gründung wird darauf hingewiesen, dass dieser Fall
nicht eintreten darf und nicht eintreten wird. Ich glaube,
dass es außerordentlich gut und richtig ist, dass wir als
Opposition darauf gedrungen haben, dass ein solches Er-
gebnis nicht eintreten darf. Herr Kollege Montag, Sie ha-
ben dies auch unterstützt.

In der Sachverständigenanhörung hat ein Gesichts-
punkt eine besondere Rolle gespielt, der in § 67 a Abs. 2
Satz 2 StGB geregelt ist. Es geht um die Frage, was wir
mit Sicherungsverwahrten machen. Ich unterstütze die
Sorge der angehörten Klinikleiter, die gesagt haben, man
dürfe Sicherungsverwahrte, die therapieunwillig seien
oder bei denen kein Therapieerfolg erzielt werden
könne, nicht in den Maßregelvollzug geben, der ohnehin
schon überlastet ist.

Es ist ganz wichtig, darauf hinzuweisen, dass hier die
Länderjustizverwaltungen in der Verantwortung sind.
Für psychisch kranke Sicherungsverwahrte, die den Zie-
len des Maßregelvollzuges nicht genügen, muss in ei-
nem Justizvollzugskrankenhaus eine entsprechende Ab-
teilung eingerichtet werden. In Nordrhein-Westfalen
– ich komme aus Nordrhein-Westfalen – tun wir dies.
Ich halte dies für den richtigen Weg. In der Begründung
wurde auch auf diesen Sachverhalt hingewiesen.

Ich muss sagen, dass die Anregungen, die die FDP-
Bundestagsfraktion gemacht hat, sich zumindest in der
Begründung wiederfinden, sodass wir dem Gesetzent-
wurf insgesamt zustimmen können, der – das will ich
unterstreichen – zu einem wesentlichen Fortschritt beim
Maßregelvollzug führen wird.

Allerdings sind auch die Länder – diese Bemerkung
muss zum Schluss ebenfalls gemacht werden – in der
Verantwortung. Probleme im Maßregelvollzug gibt es
unter anderem auch deshalb, weil nicht ausreichend
Plätze zur Verfügung stehen und er nicht ausreichend mit

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(C (D ersonal ausgestattet ist. Auch das sollte in einer solchen ebatte gesagt werden. Vielen Dank. Als nächster Redner hat das Wort der Kollege iegfried Kauder von der CDU/CSU-Fraktion. Siegfried Kauder SU)


(Beifall bei der FDP und der SPD)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609506500
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich gebe

em Kollegen van Essen in einem Punkt durchaus recht:
er Gesetzentwurf, den wir heute beschließen werden,
at eine lange Geschichte. Aber am Ende wird manch-
al etwas, was lange dauert, auch gut.

Es fing im Jahre 1989 mit einer Beschlussempfehlung
es Deutschen Bundestages und der Aufforderung an die
undesregierung an, eine Novelle zur Änderung des
aßregelvollzuges – das betraf die §§ 63 und 64 des

trafgesetzbuches – vorzulegen. Eine Bund-Länder-
ommission wurde eingerichtet. Im Jahr 1997 präsen-

ierte das Bundesjustizministerium den ersten Referen-
enentwurf und im Jahr 2000 den zweiten.

Dann zogen die Länder nach. Im Jahr 2001 präsen-
ierte der Freistaat Bayern den ersten durchkonzipierten
ntwurf eines Gesetzes zum Maßregelvollzug. Dieser
esetzentwurf des Freistaates Bayern wurde vom Bun-
esrat übernommen und ist dann irgendwo hängen ge-
lieben. Auf einer Konferenz der Länderjustizminister
nd des Bundesjustizministers im Jahr 2002 wurden auf
er Grundlage dieses bayerischen Gesetzentwurfes ge-
isse Empfehlungen abgegeben. Dann dauerte es wieder

ine Weile – denn man muss manches auch in sich auf-
ehmen und verarbeiten –, bis im Frühjahr 2006 der
undesrat und die Bundesregierung fast zeitgleich diffe-

enzierte Gesetzentwürfe vorgelegt haben.

Warum schildere ich das so detailliert? Um klarzustel-
en, dass die Länder an diesem Gesetzgebungsverfahren
n der gleichen Weise beteiligt waren wie der Bund. Am
nde kann man aber nicht zwei Gesetzentwürfe verab-
chieden, sondern nur einen. Das bedeutet aber nicht,
ass die Arbeit der Länder umsonst gewesen ist. Denn
enn man die Gesetzentwürfe vergleicht, wird man sehr

chnell feststellen, dass insbesondere nach der Sachver-
tändigenanhörung vieles von dem, was in den Länder-
ntwürfen enthalten war, in den Entwurf der Bundesre-
ierung übernommen worden ist. Es ist in der Tat gut,
as am Ende herausgekommen ist; die Frau Bundesjus-

izministerin hat dies dankenswerterweise schon ange-
prochen.

Nicht alles, was die Länder wollten, wurde übernom-
en. Die Änderung, § 63 Strafgesetzbuch – Unterbrin-

ung in einer psychiatrischen Anstalt – aufzuweichen,
ollten wir nicht übernehmen. Aber einen Änderungs-
orschlag zu § 64 – Unterbringung in einer Entziehungs-
nstalt – hielten wir für durchaus sinnvoll. Bisher war
as eine Mussvorschrift. Es wird jetzt eine Sollvorschrift
erden. Das heißt, dass man den Richtern dort, wo die






(A) )



(B) )


Siegfried Kauder (Villingen-Schwenningen)

Therapieaussicht relativ schwach ist, die Möglichkeit
gibt, die Maßregel der Unterbringung in einer Entzie-
hungsanstalt nicht anzuordnen. Das ist in Extremfällen
der Fall: Wenn beispielsweise ein ausländischer Staats-
bürger die deutsche Sprache überhaupt nicht beherrscht,
wird es schwierig, bei ihm einen Therapieerfolg herbei-
zuführen. Das gilt auch dann, wenn das Therapieergeb-
nis aus anderen Gründen „wackelig“ erscheint.

Wie schon gesagt wurde, sind die Maßregeleinrich-
tungen mehr als ausgebucht. In den Jahren 1996 bis
2006 war sowohl bei der Unterbringung in der Psychia-
trie als auch in Entziehungsanstalten eine Steigerungs-
rate von jeweils über 100 Prozent zu verzeichnen. Da-
rum müssen wir helfend eingreifen.

Ein Punkt – das wurde zu Recht schon angesprochen –
stellt eine deutliche Verbesserung dar. Das ist der teil-
weise Vorwegvollzug der Freiheitsstrafe vor einer
Maßregel der Unterbringung in einer Entziehungs-
anstalt nach § 64 des Strafgesetzbuches. Diese Rege-
lung ist wohlüberlegt. Es ist wenig sinnvoll, einen Straf-
täter zuerst erfolgreich einer Therapie zu unterziehen,
wenn ein Überhang bei der Freiheitsstrafe nach der Maß-
regel angeschlossen werden müsste.

Man kann lange darüber debattieren, wann die rich-
tige Einstiegsschwelle erreicht ist, um den Vorwegvoll-
zug für sinnvoll zu halten. Kollege Montag wird sicher-
lich die entsprechende Vorschrift des § 67 Abs. 2 des
Strafgesetzbuches kritisieren. Erlauben Sie mir dazu ei-
nen Hinweis: Auch das ist als Sollvorschrift ausgestaltet.
Stellt der Tatrichter fest, dass ein Vorwegvollzug zusam-
men mit der Maßregel zu einer Verlängerung der gesam-
ten Haft führen wird, dann muss er den Vorwegvollzug
nicht anordnen.

§ 67 d Abs. 5 des Strafgesetzbuches ist ebenfalls eine
außerordentlich wichtige Vorschrift. Bisher konnte das
Gericht erst nach einem Jahr der Unterbringung in einer
Entziehungsanstalt prüfen, ob die Fortsetzung sinnvoll
ist oder ob die Unterbringung abgebrochen werden
muss. Das wird schon früher möglich sein. Das Gericht
kann dann jederzeit feststellen, ob eine Therapiemaß-
nahme greift, und sie gegebenenfalls abbrechen und den
Täter in den Vollzug überführen.

Ein Wechsel von einer Therapiemaßnahme in die an-
dere ist nach dem Gesetzentwurf ebenfalls möglich. Das
ist außerordentlich sinnvoll. Des Weiteren wurden unter
Beachtung der Entscheidung des Bundesverfassungsge-
richts zur Unterbringung in einer Entziehungsanstalt
– Band 91, S. 1 ff. – einige weitere Vorschriften einge-
führt. Die Entscheidung stammt zugegebenermaßen aus
dem Jahr 1994; insofern besteht dringend Regelungsbe-
darf.

Die Zeit im Maßregelvollzug muss also auch dann auf
die Strafe angerechnet werden, wenn die Ursache für
den Therapieabbruch in der Persönlichkeit und im Ver-
halten des Untergebrachten liegt. Bisher durfte eine
Anrechnung nur dann nicht erfolgen, wenn der Unter-
gebrachte therapieunwillig war. Soweit er therapieunfä-
hig war, durfte die Anrechnung nicht versagt werden. In-

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(C (D ofern gab es Regelungsbedarf unter Berücksichtigung er Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Ein Kritikpunkt, der ebenfalls schon andiskutiert woren ist, bleibt noch offen: § 358 Abs. 2 der Strafprozessrdnung. Jetzt wacht auch der Kollege Montag auf. (Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das werden wir kritisieren!)


ir haben dieses Thema schon im Rechtsausschuss be-
aten. Es geht um das sogenannte Verbot der Schlech-
erstellung. Legt nur der Angeklagte gegen ein Urteil
in Rechtsmittel ein, gilt der Grundsatz, dass er sich ei-
entlich nicht verschlechtern darf, sondern sich nur ver-
essern können muss. Aber das Verbot der Reformatio in
eius hat keinen Verfassungsrang. Das Rechtsstaatsge-
ot gebietet ein Verbot der Reformatio in Peius nicht.
eswegen gibt es schon nach geltendem Recht Durch-
rechungen. Darin wird mir der Kollege Montag sicher-
ich recht geben. Ein Blick in die §§ 331 Abs. 2 und
58 Abs. 2 der Strafprozessordnung in der bisherigen
assung zeigt, dass es dort schon Durchbrechungen gibt.
egt nämlich ein Angeklagter gegen ein Urteil ein
echtsmittel ein, kann er sich in der Rechtsmittelinstanz

chon nach jetzigem Recht verschlechtern, wenn das Ge-
icht zu dem Ergebnis kommt, dass neben der Strafe eine

aßregel nach §§ 63 oder 64 des Strafgesetzbuchs anzu-
rdnen ist.

Das heißt, schon nach geltendem Recht kann ein
ichter die Unterbringung eines Angeklagten in einer
ntziehungsanstalt oder einer psychiatrischen Klinik an-
rdnen, auch wenn dieser nur zu seinen Gunsten Rechts-
ittel eingelegt hat. Wenn dieser Weg erlaubt ist, stellt

ich die Frage, warum nicht auch der umgekehrte Weg
öglich sein soll; denn sonst hätten wir in der Tat das

nerquickliche Ergebnis, dass eine Maßregel der Unter-
ringung nach § 63 des Strafgesetzbuchs in der psychia-
rischen Klinik aufgehoben würde und nach Zurückver-
eisung durch das Revisionsgericht das Gericht erster

nstanz keine andere Entscheidung treffen könnte. Das
äre unbillig. Deswegen ist auch in diesem Punkt das
erbot der Reformatio in Peius zu durchbrechen.

Das Gesetzeswerk insgesamt hat zwar lange gedauert,
ber wie Sie sehen, ist es im Ergebnis gut. Deswegen
ann man dem Gesetzentwurf guten Gewissens zustim-
en, worum ich bitte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609506600

Das Wort hat jetzt die Kollegin Ulla Jelpke von der

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Ulla Jelpke (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1609506700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Ge-

etzentwurf der Bundesregierung enthält einen wichti-
en Grundgedanken: Gefängnisse machen krank. Dieser
edanke wird leider nicht vertieft. Die Konsequenz






(A) )



(B) )


Ulla Jelpke
wäre nämlich: Therapie statt Strafe, psychisch- und
suchtkranke Täter therapieren und nicht bloß einsperren.
Es läge auch im Interesse der Öffentlichkeit, dass kranke
Täter im Knast nicht noch kränker werden und weitere
Straftaten begehen können.

Den Gesetzentwurf durchziehen leider vorwiegend
ökonomische Überlegungen. Die Einrichtungen des
Maßregelvollzugs sollen effektiver arbeiten. Das ist ein
gutes Vorhaben, aber das, was die Regierung plant, scha-
det den Therapiebedürftigen und der Öffentlichkeit. Man
kann nicht nur mit kurzfristigen Kosteneinsparungen
argumentieren, sondern muss auch längerfristige Überle-
gungen anstellen. Das vermissen wir.

Eine wichtige Änderung sieht jetzt die Möglichkeit
vor, bei Strafen über drei Jahren erst einen Teil der Haft-
strafe abzusitzen. Danach soll therapiert werden. Der
Grund: Ein Gefängnisaufenthalt nach der Therapie ge-
fährde den Therapieerfolg. Mit anderen Worten: Knast
macht krank. Deswegen wurden die Insassen im Zwei-
felsfall länger im Maßregelvollzug belassen. Aber das ist
der Regierung nun zu teuer geworden. Nicht aus fachli-
chen, sondern aus rein finanziellen Erwägungen wollen
Sie die alte Regel umkehren.


(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Lassen Sie doch den Populismus!)


Sie wissen, was Experten – auch in der Anhörung – ge-
sagt haben: Gefängnis wirkt sich negativ auf die Thera-
piewilligkeit eines Menschen aus. An Drogen kommt
man im Knast gut ran; auch das wissen Sie. Ob das die
richtige Grundlage für eine Therapie ist, Herr Kauder,
wage ich zu bezweifeln.

Ich will noch einen anderen kritischen Punkt nennen;
die Ministerin hat ihn angesprochen. Für Menschen ohne
deutschen Pass soll in Zukunft gelten: erst Knast, dann
keine Behandlung, dann Abschiebung. In der Gesetzes-
begründung ist von durchreisenden Drogenkurieren, die
selbst drogenabhängig sind, die Rede. Diese mag es ja
geben, aber es gibt auch drogenkranke Menschen aus
Einwandererfamilien, die hier in der dritten Generation
leben. Ich meine, dass sie hier behandelt werden müssen
und nicht in dem Land, aus dem sie ursprünglich kom-
men. Es ist meiner Meinung nach ziemlich zynisch,
diese Aufgabe anderen Gesellschaften aufzudrücken und
diesen Menschen hier nicht zu helfen. Denn sie sind
krank.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Gesetzentwurf enthält einige richtige Überlegun-
gen, etwa über die regelmäßigen Begutachtungen der im
Maßregelvollzug Untergebrachten. Wir sind jedoch der
Meinung, dass diese Begutachtungen häufiger gesche-
hen sollten. Aber das lassen wir einmal dahingestellt.
Nur: Damit werden Sie das Problem der Überbele-
gung, die hier schon angesprochen wurde, nicht lösen.

Die Belegungszahlen in den therapeutischen Einrich-
tungen haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt.
Warum ist das so? Darauf hat die Regierung leider keine
Antwort gegeben. Ich gebe zu: Auch wir haben darauf
keine einfache Antwort. Aber wir haben eine Einsicht.

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(C (D er Zusammenhang zwischen sozialer Not und Suchtrankheit ist ja bekannt. Zu fragen wäre also, ob Perpektivlosigkeit als Folge neoliberaler Politik – ich sage ur Hartz IV, Armut per Gesetz – immer mehr Menschen n psychische Krankheiten und in die Sucht treibt. (Lachen des Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deswegen lautet mein Vorschlag, Nägel mit Köpfen
u machen und diesen Gesetzentwurf nicht vorschnell
us Kostengründen durchzupeitschen.


(Jörg van Essen [FDP]: Das sagt die Angehörige einer Partei, die die Psychiatrie in der DDR schrecklich missbraucht hat!)


timmen Sie heute gegen den Gesetzentwurf. Fangen
ir die Debatte noch einmal von vorne an.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609506800

Das Wort hat der Kollege Jerzy Montag von

ündnis 90/Die Grünen.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1609506900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der

esetzentwurf, den wir heute verabschieden, ist im Kern
nd im Grundsatz gut. Er ist durch die Beratung im Par-
ament und durch die Arbeit im Rechtsausschuss in eini-
en wesentlichen Punkten noch verbessert worden. Ich
ill an dieser Stelle zu Ihnen, Frau Kollegin Jelpke, sa-
en: Ich bin fast geneigt, zu bewundern, wie Sie es
chaffen, nun wirklich jedes Thema in diesem Hause mit
artz IV in Verbindung zu bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


as nun der Maßregelvollzug mit dem psychiatrischen
rankenhaus und mit der Entziehungsanstalt mit
artz IV zu tun hat, erschließt sich niemandem außer Ih-
en.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Natürlich hat es viel zu lange gedauert, bis dieser Ge-
etzentwurf vorlag. Ich will an dieser Stelle daran erin-
ern: Das Bundesverfassungsgericht hat bereits 1994
ntschieden, dass in eine Entziehungsanstalt nur derje-
ige verbracht werden kann, bei dem konkrete Hei-
ungschancen bestehen, und dass ein solcher Aufenthalt
u beenden ist, wenn sich zeigt, dass eine Heilung nicht
öglich ist. Warum es eigentlich 14 Jahre gedauert hat,

is diese Einsicht heute gesetzlich verankert wird, ist im
achhinein nur schwer nachzuvollziehen. Jeder, der da-

an beteiligt war – auch wir –, sollte sich da an die ei-
ene Nase fassen.

Für die Verzögerung hat es natürlich Gründe gegeben.
arüber habe ich aber eine etwas andere Auffassung als
er Kollege Kauder. Die Verzögerung hängt zum Teil
uch damit zusammen, dass in vielen wichtigen Punkten
ie Vorschläge der Länder und die Vorschläge des Bun-






(A) )



(B) )


Jerzy Montag
des in einem unversöhnlichen Gegensatz standen. Des-
wegen mussten alle Vorschläge der Länder, die im Wi-
derspruch zu den bundespolitischen Rechtsauffassungen
standen, abgelehnt werden. Aus dieser Auseinanderset-
zung zwischen Bund und Ländern resultiert unter ande-
rem die Länge des Verfahrens.


(Jörg van Essen [FDP]: Klar!)


Ich will einige Punkte nennen, die die Vorteile dieses
Gesetzentwurfs deutlich machen. Ein Aufenthalt in einer
Entziehungsanstalt nur bei konkreter Heilungsaussicht
ist ein Fortschritt. Dass die Einweisung in eine Drogen-
entziehungsanstalt Ausländern, die sprachunkundig sind,
nicht verweigert werden kann, ist ebenfalls ein Fort-
schritt, der durch dieses Gesetz bewirkt wird. Dieser
Punkt war bisher durchaus streitig. Ich halte es für not-
wendig, dass bei Freiheitsstrafen über drei Jahren – wir
hätten gerne eine Grenze von vier Jahren gehabt –


(Jörg van Essen [FDP]: Wir auch!)


der Vorwegvollzug der Freiheitsstrafe angewendet
wird. Denn: Wenn zum Schluss noch eine Behandlungs-
bedürftigkeit besteht, dann hat der Betroffene die Mög-
lichkeit, nach dieser Behandlung in einer Entziehungs-
anstalt sofort in Freiheit zu kommen. Es ist gut, dass wir
festgehalten haben, dass dem Betroffenen durch die
recht komplizierten Anrechnungen kein Nachteil er-
wachsen soll.

Ich will noch Folgendes klarstellen: Wenn die nach-
folgende Maßregel bei ausreisepflichtigen Ausländern
wegfallen würde, wie Sie, Frau Ministerin Zypries, ge-
sagt haben, dann würden die Grünen diesem Gesetzent-
wurf nicht zustimmen. Wir haben im Rechtsausschuss
genau diese Vorschrift geändert. Jetzt heißt es, dass eine
solche Möglichkeit der Versagung der Maßregel nur be-
steht, wenn ein Ausländer ausreisepflichtig ist und die
Ausreise sicher zu erwarten ist. Damit ist sichergestellt,
dass all diejenigen, bei denen Ausreisehindernisse beste-
hen – das sind sehr viele; diese Menschen sind zwar aus-
reisepflichtig, aber sie können nicht ausreisen und blei-
ben im Lande –, selbstverständlich in den Genuss einer
Drogenentziehungsmaßnahme kommen können.

Zum Schluss will ich noch eines sagen: Natürlich ist
auch dieser Gesetzentwurf mit einem Fehler bemakelt.
Ich beziehe mich auf § 358 Abs. 2 der Strafprozessord-
nung. Die Bundesregierung war einmal der Meinung:
Der Vorschlag höhlt das Verschlechterungsverbot, ei-
nen fundamentalen Grundsatz des Strafprozessrechtes,
der zu einer fairen Prozessgestaltung beiträgt, in unver-
tretbarer Weise aus.


(Beifall des Abg. Jörn Wunderlich [DIE LINKE])


Dieser Satz stammt aus dem Hause Zypries. Anderthalb
Jahre später heißt es aus dem gleichen Hause: Die Bun-
desregierung steht der Prüfung des Vorschlags der
Durchbrechung des Verschlechterungsverbots aufge-
schlossen gegenüber.

Wir haben gesagt, dass wir das nicht wollen, und ha-
ben deshalb einen Änderungsantrag gestellt. Er ist von
Ihnen leider abgelehnt worden. Aber das hindert uns

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(C (D icht daran, dem Gesetzentwurf zur Reform des Maßreelrechts zuzustimmen; denn es ist ein guter Gesetzenturf geworden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609507000

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

ebe ich dem Kollegen Joachim Stünker von der SPD-
raktion das Wort.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1609507100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

otwendigkeit und Einrichtung des Maßregelvollzugs
olgt aus dem ehernen Grundsatz, dass es keine Strafe
hne Schuld gibt. Darum ist es notwendig, bestimmte
äter, die straffällig geworden sind, ohne dass man ihnen
inen Schuldvorwurf machen kann, in einem entspre-
henden Vollzug, entweder in einem psychiatrischen
rankenhaus oder in einer Entziehungsanstalt, zu thera-
ieren. Schließlich gibt es ja auch noch die Möglichkeit,
eides sozusagen nebeneinander anzuordnen.

Dass es diese Möglichkeiten geben muss, steht, Frau
elpke, wie ich glaube, seit gut 100 Jahren im StGB, das
eißt also schon zu Zeiten, als über Hartz IV und solche
inge noch kein Mensch in diesem Land gesprochen
at.


(Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Als es mehr Elend in Deutschland gab als heute! – Ulla Jelpke [DIE LINKE]: Ich habe von Therapie statt Strafe gesprochen!)


as hat sich ganz einfach und notwendigerweise aus ge-
ellschaftlichen Zusammenhängen und Bedingungen er-
eben. Es gab auch Zeiten, zu denen die entsprechenden
inrichtungen stärker belegt waren als heute. Ich weiß,
orüber ich rede; denn ich habe fast 25 Jahre im Bereich
es Strafrechts gearbeitet. Bezüglich der Zahl der Be-
roffenen kann man eine Wellenbewegung mit Tälern
nd Höhen konstatieren. Hier nun aber einen Zusam-
enhang mit Hartz IV herzustellen, ist wirklich absurd.

Ich warte nun wirklich seit fast zwei Jahren darauf, in
iner rechtspolitischen Debatte einmal eine gehaltvolle
ede von der Fraktion Die Linke hier im Deutschen
undestag zu hören.


(Beifall bei der SPD – Dr. Jürgen Gehb [CDU/ CSU]: Das Warten habe ich aufgegeben!)


ie entziehen sich ja nun wirklich laufend der Fachdis-
ussion. Vorschläge werden überhaupt nicht unterbreitet.
ie Personen, die bei Ihnen handeln, wechseln ständig.
enn Sie wirklich ernsthaft mitdiskutieren wollen, dann

un Sie es bitte, aber nicht so, wie Sie es heute hier wie-
er versucht haben.

Aus dem Grundsatz, den ich eben genannt habe, er-
ibt sich ein zweiter Ansatz: Herr Kollege Montag, Sie
üssen es doch der deutschen Öffentlichkeit irgendwie

eutlich oder begreifbar machen, was Sie mit jemanden,
er einen Totschlag begangen hat, aber bei dem nach
20 die Schuldunfähigkeit festgestellt wurde und dessen






(A) )



(B) )


Joachim Stünker
Unterbringung angeordnet wurde, dann, wenn bei einer
von ihm eingelegten Revision festgestellt wird, er war
nicht schuldunfähig, sondern schuldfähig, geschehen
soll. Wollen Sie den nun laufen lassen, oder was wollen
Sie mit ihm machen?


(Abg. Jerzy Montag [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)


– Nein, ich möchte zum Schluss kommen. – Das heißt
also, die von Ihnen hier begonnene Grundsatzdiskussion
geht ein Stück weit an den Notwendigkeiten vorbei.
Deshalb haben wir uns auf Anregung der Länder sehr
wohl dazu entschieden, die Durchbrechung des Ver-
schlechterungsgrundsatzes in diesem Fall zu gestatten.


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609507200

Herr Kollege Stünker, der Kollege Montag wollte

eine Zwischenfrage stellen.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1609507300

Nein, ich hatte schon gesagt, ich würde gerne zum

Schluss kommen, weil ich gleich einen Termin habe.
Deshalb habe ich heute Mittag einfach nicht mehr die
Zeit dazu. Es tut mir leid.

Schließlich möchte ich noch anmerken, dass es sehr
lange gedauert hat – das ist richtig –, bis diese Novellie-
rung erfolgt ist. Vielleicht bedurfte es erst der Großen
Koalition, um vernünftige Gespräche mit den Ländern
darüber führen zu können. Im Ergebnis können wir fest-
stellen, dass sich jetzt einiges aufeinander zubewegt hat,
was über einen langen Zeitraum sehr unversöhnlich ge-
genüberstand.

Die Praxis wird froh sein, liebe Kolleginnen und Kol-
legen, dass wir mit diesen Regelungen ihr ein flexibleres
Vorgehen ermöglichen. Das wird die Anwendung dieser
Maßnahme in der Praxis wesentlich erleichtern.

Ich bedanke mich bei Ihnen für die faire und sachli-
che Beratung und freue mich, dass diesem Gesetzent-
wurf eine breite Mehrheit zustimmen wird.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609507400

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort dem

Kollegen Jerzy Montag.


Jerzy Montag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1609507500

Danke, Herr Präsident. – Lieber Kollege Stünker,

nachdem Sie mich persönlich mit einer rhetorischen
Frage angesprochen haben, hätte ich es schon für gut be-
funden, wenn Sie mir auch Gelegenheit gegeben hätten,
darauf zu reagieren. So will ich es nun auf diese Art und
Weise tun.

Ich gebe Ihnen recht: Es ist nicht einfach, in einer
Diskussion Rechtsunkundigen klarzumachen, warum
wir alle gemeinsam immer noch im Grundsatz der Auf-
fassung sind, dass die Position von jemandem, der vor

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(C (D ericht stand und über den ein Urteil gesprochen wurde, ann, wenn dieser bei der höheren Instanz Beschwerde inlegt, nicht verschlechtert werden soll. In den hier zu iskutierenden Fällen führt das ja zu dem Ergebnis, dass ann, wenn seiner Beschwerde vor Gericht stattgegeben ird, er freigelassen werden muss, obwohl er schuldig eworden ist. Wir haben noch etliche andere Grundsätze im deutchen Strafrecht und Strafprozessrecht, zum Beispiel den rundsatz: im Zweifel für den Angeklagten. Der Herr undesinnenminister Schäuble, der das mit der Un chuldsvermutung verwechselt hat, hat letzte Woche in er Öffentlichkeit gesagt: Wir stehen hier auf dem tandpunkt: Es ist besser, zehn Schuldige laufen zu lasen, als einen Unschuldigen einzusperren. – Ich frage ie: Wie wollen Sie den Menschen eigentlich erklären, ass wir ein Rechtssystem haben und verteidigen, in em es möglich ist, dass man zehn Schuldige laufen ässt? (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Es ist alles durcheinander!)


Es gibt im Strafrecht schwierige Fragen. Manchmal
uss man auch gegen die Vox populi anargumentieren.
ber dass jemand, der sich bei Gericht beschwert, des-
egen nicht schlechtergestellt werden soll, ist ein
rundsatz, den wir nicht verlassen sollten.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609507600

Herr Kollege Stünker zur Erwiderung, bitte.


Joachim Stünker (SPD):
Rede ID: ID1609507700

Es wäre ein bisschen kollegialer gewesen, Herr
ontag, wenn Sie mir vorhin zugehört hätten. Aber

kay, dann muss ich es noch einmal sagen.

Das Problem ist ein ganz einfaches. Sie sagen nicht
ie volle Wahrheit. Natürlich kann der Rechtsstaat ein
olches Ergebnis nicht hinnehmen. Wenn wir dieses In-
trument, über das wir hier reden, nicht schaffen würden,
ürde das bedeuten, dass die Staatsanwaltschaft in je-
em dieser Fälle ebenfalls Revision einlegen würde. Das
st ein Beispiel für Bürokratie. Mehr wird das im Ergeb-
is nicht bringen.


(Jörg van Essen [FDP]: Das habe ich auch gesagt!)


Man muss sich bei diesen Dingen eben ein bisschen
uskennen. Das wird ein Annex sein. Jeder Staatsanwalt
ird bei einer Verurteilung nach § 20 StGB einfach sa-
en: Ich lege das Rechtsmittel der Revision ein. – Er
ann es gar nicht anders machen.

Herr Montag, bauen Sie also nicht einen Popanz auf!
as gehört hier nicht hin. Es lohnt sich nicht.


(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609507800

Jetzt schließe ich die Aussprache.






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms
Wir kommen zur Abstimmung über den von der Bun-
desregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Siche-
rung der Unterbringung in einem psychiatrischen Kran-
kenhaus und in einer Entziehungsanstalt. Der
Rechtsausschuss empfiehlt unter Nr. 1 seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/5137, den Gesetzent-
wurf der Bundesregierung auf Drucksache 16/1110 in
der Ausschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen,
die dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustim-
men wollen, um ihr Handzeichen. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in zweiter Bera-
tung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen, der
Fraktion der FDP, der Fraktion des Bündnisses 90/Die
Grünen bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke ange-
nommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die zu-
stimmen wollen, sich zu erheben. – Gegenstimmen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist mit dem gleichen
Stimmenverhältnis angenommen.

Abstimmung über den Gesetzentwurf des Bundesra-
tes zur Reform des Rechts der Unterbringung in einem
psychiatrischen Krankenhaus und in einer Entziehungs-
anstalt. Der Rechtsausschuss empfiehlt unter Nr. 2 seiner
Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/5137, den Ge-
setzentwurf des Bundesrates auf Drucksache 16/1344
abzulehnen. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf
zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Gegenstim-
men? – Enthaltungen? – Dann ist der Gesetzentwurf in
zweiter Beratung einstimmig abgelehnt. Damit entfällt
nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Ich rufe jetzt den Tagesordnungspunkt 31 sowie
Zusatzpunkt 8 auf:

31 Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (13. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Barbara
Höll, Dr. Axel Troost, Werner Dreibus, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der LIN-
KEN

Elternbeitragsfreie Kinderbetreuung aus-
bauen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ekin
Deligöz, Volker Beck (Köln), Grietje Bettin,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion des
BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN

Leben und Arbeiten mit Kindern möglich
machen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Ekin
Deligöz, Krista Sager, Kai Gehring, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion des BÜNDNIS-
SES 90/DIE GRÜNEN

Kinder fördern und Vereinbarkeit von Be-
ruf und Familie stärken – Rechtsanspruch
auf Kindertagesbetreuung ausweiten

– Drucksachen 16/453, 16/552, 16/1673, 16/3219 –

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(C (D Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Eva Möllring Caren Marks Ina Lenke Diana Golze Ekin Deligöz P 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ina Lenke, Carl-Ludwig Thiele, Sibylle Laurischk, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP Sofortprogramm für mehr Kinderbetreuung – Drucksache 16/5114 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Innenausschuss Finanzausschuss Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Gibt es Wierspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann ist das so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile als erster Rederin der Kollegin Dr. Eva Möllring von der CDU/CSU as Wort. (Beifall des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU])



Dr. Eva Möllring (CDU):
Rede ID: ID1609507900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

in sehr dankbar dafür, dass ich als Erste das Wort habe,
bwohl es um Anträge der Oppositionsfraktionen geht.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Qualität setzt sich durch!)


as zeigt deutlich, dass wir bei diesem Thema die Mei-
ungsführerschaft übernommen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU – Ina Lenke [FDP]: Wo bleiben denn die Finanzen?)


as kann man auch an so einer formellen Stelle einmal
larmachen. – Vielen Dank.

In die Debatte ist – das brauche ich Ihnen nicht zu sa-
en, weil Sie alle an dem Thema interessiert sind – in
en letzten Monaten eine unglaubliche Bewegung ge-
ommen. Da hat sich in kurzer Zeit mehr getan als in
en Jahren zuvor. Ich selber habe in der Kommune lange
ahre Verantwortung getragen und verzweifelt für mehr
inderbetreuung gekämpft. Die Uhren haben mehr oder
inder stillgestanden. Jetzt haben wir etwas erreicht.
as begrüßen natürlich auch die Kollegen der SPD-
raktion. Das weiß ich, und da sitzen wir alle in einem
oot. Ich danke der Familienministerin dafür, dass wir
ier auf einem so guten Weg sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Familienministerin? – Ute Kumpf [SPD]: Menschenskind, endlich sind Sie aufgewacht!)


Sie hat eine Lawine losgetreten, und nicht nur das: Sie
at auch Nägel mit Köpfen gemacht; was sie getan hat,






(A) )



(B) )


Dr. Eva Möllring
war ein erster Meilenstein. Sie hat die Vertreter von
16 Ländern und vor allen Dingen die Vertreter der Kom-
munen an einen Tisch gebracht. Wir, die CDU, haben
immer gesagt: Kinderbetreuung fällt in erster Linie in
die Verantwortung der Kommunen. Deswegen ist es
so wichtig, dass man die Kommunen zwecks Klärung
der Finanzierungswege an den Tisch holt.

Die Ministerin hat das Ziel – die Zahlen brauche ich
Ihnen nicht zu nennen; jeder hier kennt sie auswendig –,
die Notwendigkeit und die Aufgabenverteilung geklärt.
Deswegen müssen wir heute nicht mehr darüber disku-
tieren – dafür bin ich dankbar –, ob Angebote zur Be-
treuung unserer Kinder – damit meine ich auch die Kin-
der bis zu drei Jahren – in Deutschland notwendig sind.
Gott sei Dank ist diese Frage geklärt.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der nächste Schritt muss jetzt sein, die Frage zu be-
antworten, wie wir die Aktivitäten und die Mittel so
steuern können, dass die Familien diejenigen Angebote
bekommen, die sie für ihre Lebensplanung brauchen.
Wie wir alle wissen, ist der Bedarf vor Ort völlig unter-
schiedlich.

Ich möchte das einmal anhand meines Wahlkreises
– er ist ziemlich groß; ich weiß, dass auch andere Kolle-
gen große Wahlkreise vertreten – erläutern.

Dort gibt es Eltern, deren Arbeitgeber groß ist. Diese
Eltern wollen, dass sich die – staatlichen – Kinderbetreu-
ungsplätze möglichst unweit der Bundesstraße befinden,
auf der sie zu ihrem Arbeitsplatz fahren. Noch lieber
wäre ihnen, wenn die Kinderbetreuung in demjenigen
Betrieb wäre, in dem sie arbeiten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dafür hat ihr – womöglich sehr sozialer – Betrieb bisher
allerdings noch nicht gesorgt.


(Ina Lenke [FDP]: Aber der hat doch nicht eine staatliche Aufgabe!)


– Frau Lenke, Sie erklären nachher, was für ein Betrieb
das ist. – So viel zur Problematik der Betriebskindergär-
ten.

Außerdem gibt es Familien, die in kleinen Gemeinden
auf dem Land leben. Dort kann man gar keine staatli-
chen Krippenplätze vorhalten, weil der Bedarf vollkom-
men unterschiedlich ist und rasch wechselt. Dort will
man Tagesmütter, Stundenkontingente und Flexibilität
haben. Man muss sich dafür einsetzen, dass Kinderbe-
treuung ohne bürokratischen Aufwand möglich ist und
nicht durch Auflagen vollkommen überfrachtet wird.

Last, not least gibt es Eltern, die Landwirte sind. De-
ren Kinder sind in der Regel ganztägig in der Familie
und auf dem Hof. Ich sage Ihnen: Auch sie leisten ihren
Anteil an der Erziehung, und deswegen möchte ich sie
an dieser Stelle nicht vergessen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Für alle diese Familien und nicht nur für einen Teil
müssen wir ein Angebot vorhalten.

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(C (D Hinzu kommt, dass auch im Hinblick auf die Betreungszeiten völlig unterschiedliche Bedürfnisse bestehen. ie meisten Mütter mit kleinen Kindern wollen Teilzeit rbeiten. Viele brauchen einen Ganztagsplatz, und anere brauchen eine Kinderbetreuung nur zu Randzeiten, eil sie andere Hilfen haben und die verschiedenen Kinerbetreuungsmöglichkeiten kombinieren wollen. Wir rauchen also einen Markt der Möglichkeiten und icht nur ein Angebot. Deshalb ist es wichtig, dass die ommunen jetzt klug vorgehen und überlegen, was sie or Ort tun können, um den Familien einen solchen arkt zu eröffnen, damit sie entscheiden können – bis er können sie das nicht –, was für ihr Kind gut ist und as für die Berufstätigkeit der Eltern richtig ist. Wir in Niedersachsen haben jetzt ein neues Modell eschaffen. Für dieses Modell sind 100 Millionen Euro ur Verfügung gestellt worden. Wie ich gern mit einem chmunzeln feststelle: Das ist für ein Bundesland wie iedersachsen eine Menge Geld. Mit diesem Geld sollen ie Kommunen neue Modelle ausprobieren können. Ziel st, dass Tagesmütter – ich erlebe es – gestärkt, qualifiiert und vernetzt werden können. Es klappt in den verschiedenen Regionen schon ganz ut, und es wird noch besser. Ich denke, das ist der Weg, en wir einschlagen müssen. Um einen Markt der Mögichkeiten zu schaffen, müssen wir die Eltern mit ins oot nehmen. Die Eltern müssen die finanziellen Mittel aben, um Erziehung durch andere Personen zu gestalen und zu organisieren. Die Nachfrage wird zeigen, elche Angebote notwendig sind. Aber die Eltern müs en sie auch bezahlen können. Deswegen bin ich der Meinung: Lassen Sie uns die ltern bitte nicht außen vor lassen; lassen Sie uns sie icht vergessen; lassen Sie uns sie stärken! Ein Rechtsnspruch ist sicherlich gut gemeint, gibt den Eltern aber teine statt Brot. Denn es muss ein ganz klares Angebot efiniert werden und dadurch engen Sie die Möglichkeien der Eltern schon ein. Damit machen Sie den Markt er Möglichkeiten schon im Vorfeld kaputt. Wenn wir erreicht haben, dass Kinder gut aufgehoben ind, dass sie gefördert werden, dass die Eltern Auswahlöglichkeiten vor Ort haben und dass sie die Preise be ahlen können, dann sind wir ein gutes Stück vorangeommen. Eines möchte ich noch anfügen: Das Kindergeld weren wir nicht antasten. (Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Müssen Sie ja auch gar nicht!)


Danke schön fürs Zuhören.


(Beifall bei der CDU/CSU – Krista Sager [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo soll das Geld denn jetzt herkommen?)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609508000

Es gibt einen Antrag zur Geschäftsordnung von der

ollegin Schewe-Gerigk von Bündnis 90/Die Grünen.
itte.






(A) )



(B) )


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir
diskutieren heute über das Thema Kinderbetreuung, ein
Thema, das in den letzten Monaten im Zentrum der Poli-
tik gestanden hat. Hier liegen Anträge von zwei Fraktio-
nen vor, über die zu diskutieren ist. Ich sehe, dass die
Ministerin an dieser Debatte nicht teilnimmt. Wir haben
im Vorfeld keine Information darüber bekommen, dass
die Ministerin unabkömmlich ist. Darum bitte ich Sie,
nach § 42 unserer Geschäftsordnung über die Herbei-
zitierung der Ministerin abstimmen zu lassen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609508100

Zur Geschäftsordnung hat sich ebenfalls der Kollege

Koschyk gemeldet.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1609508200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei

dieser Debatte ist der Parlamentarische Staatssekretär im
zuständigen Bundesressort, Herr Kues, anwesend.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Ministerin ist aufgrund anderweitiger Termine ver-
hindert. Verehrte Kolleginnen und Kollegen von Bünd-
nis 90/Die Grünen, wir haben, wenn wir die Plenartages-
ordnung festlegen, immer das Einvernehmen, dass Sie
uns als Oppositionsfraktionen sagen, wenn Sie zum Bei-
spiel wollen, dass bei bestimmten Tagesordnungspunk-
ten die Ministerin oder der Minister anwesend ist.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Doch.


(Zuruf des Abg. Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609508300

Das Wort hat der Kollege Koschyk.


Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1609508400

Die Ministerin ist aufgrund anderer Termine entschul-

digt, und der Staatssekretär ist anwesend. Ich finde, liebe
Kolleginnen und Kollegen von Bündnis 90/Die Grünen,
es wird dem Thema nicht gerecht, wenn Sie jetzt einen
Antrag auf Herbeizitierung der Ministerin stellen. Kon-
zentrieren Sie sich auf die Sachdebatte, und lassen Sie
diese Schaukämpfe, die diesem Thema nicht gerecht
werden!


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609508500

Das Wort zur Geschäftsordnung hat der Kollege

Jürgen Koppelin.

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(C (D Die Fraktion der FDP unterstützt den Antrag auf Her eirufung der Ministerin. (Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1609508600

err Kollege, Ihre Argumente können nicht gelten. Wir
aben heute einen Sitzungstag, und da kann die Ministe-
in nicht entschuldigt sein; bei unserer Fraktion ist sie je-
enfalls nicht entschuldigt, uns ist das nicht bekannt. An
inem Sitzungstag kann die Ministerin keine anderen
ermine haben; es sei denn, sie sind wirklich wichtig.
rstens aus diesem Grund lasse ich Ihre Argumente
icht gelten.

Zweitens. Der Herr Staatssekretär, dessen Anwesen-
eit Sie hier loben, hat sich nicht einmal auf die Redner-
iste setzen lassen. Das ist ein Armutszeugnis bei einem
o wichtigen Thema.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ein dritter Punkt, Herr Kollege. Es kann einfach nicht
ein, dass diese Ministerin von Interview zu Interview
echelt, aber den Plenarsaal meidet.


(Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ch vermute, warum sie den Plenarsaal meidet: weil sie
en Sozialdemokraten nicht über den Weg laufen will. In
em Zusammenhang darf ich mit Genuss zitieren, was
eter Struck in dieser Woche gesagt hat. Nach seinen
orten ist dieses „Gewürge ein Offenbarungseid“ für

amilienministerin Ursula von der Leyen, CDU. „Mehr
ls heiße Luft ist bei ihr bisher noch nicht herausgekom-
en.“ So Peter Struck. Dem ist nichts mehr hinzuzufü-

en.

Wir bleiben dabei: Wir beantragen die Herbeirufung
er Ministerin.


(Beifall bei der FDP und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Abstimmen!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609508700

Auch Frau Kollegin Kumpf hat sich zur Geschäfts-

rdnung gemeldet. Bitte schön.


Ute Kumpf (SPD):
Rede ID: ID1609508800

Liebe Kolleginnen und Kollegen Parlamentarische

eschäftsführer! Ich kann verstehen, dass Sie jetzt, zum
nde der Woche, ein bisschen Zirkus machen wollen. Es
ibt einen parlamentarischen Brauch. Wir sind das Parla-
ent, und wir sollen über diesen Antrag debattieren. Für
ich als Abgeordnete ist es zunächst einmal gar nicht re-

evant, ob die Ministerin auf der Regierungsbank sitzt
der ob wir uns auseinandersetzen.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) (C)



(B) )


Ute Kumpf

Ich glaube, wir sind Manns und Frau genug, uns inhalt-
lich zu streiten.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Dann brauchen wir gar keine Minister!)


– Ein bisschen langsam! – Wir sind heute dabei, Anträge
zu beraten. Ich weiß gar nicht, warum Sie so autoritäts-

den Mitgliedern des Bundestages sagen, dass
sie rausgehen sollen?)

– Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie, den
Plenarsaal zu verlassen.

Ich will daran erinnern, worüber jetzt beim Hammel-
sprung abgestimmt wird. Es geht um den Antrag der Op-
gläubig sind. Hier ist heute der Platz, diese Debatte zu
führen. Warum suchen Sie Ihre Mutter? Ich glaube, wir
können hier auch ohne Mutter debattieren, und wir ha-
ben genügend Zeit, diese Debatte ordentlich, auch ohne
die Ministerin, fortführen zu können.

Noch ein Wort: Alle reden davon, dass es im Zusam-
menhang mit der Kinderbetreuung ein großes Problem
gibt, nämlich die Männer. Ich sage immer: Bei der Frage
der Kinderbetreuung schwächeln die Männer. Sie neh-
men ihre Pflichten nicht wahr. Es ist gut, dass der Staats-
sekretär unsere Anregungen in der Debatte entgegen-
nimmt. Die Ministerin ist bei ihren Terminen gut
aufgehoben.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1609508900

Ich bitte um Aufmerksamkeit. Wir kommen zur Ab-

stimmung. Wer für die Herbeizitierung der Ministerin
stimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenstim-
men! – Enthaltungen? –


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Wir haben die Mehrheit! – Gegenruf des Abg. Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Niemals!)


Das Präsidium hat eine unterschiedliche Betrachtungs-
weise.


(Heiterkeit)


Das ist nicht ganz überraschend. Deswegen kommen wir
jetzt zum Hammelsprung.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich bitte Sie alle, den Saal zu verlassen und die Türen zu
schließen.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1609509000

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt einen Bedarf

an Schriftführern. Können sich einige Schriftführer, die
an den Türen zählen, bei Herrn Kollegen Winkler mel-
den?


(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Herr Präsident, können Sie p F m d d u s P h g s n k s d g s D g h H f S (D ositionsfraktionen auf Herbeizitierung der Ministerin rau von der Leyen. Wer diesem Antrag zustimmen will, uss durch die Ja-Tür gehen, wer dagegen stimmt, urch die Nein-Tür, wer sich enthalten will, durch die ritte Tür. Ich eröffne die Abstimmung. (Auf der Tribüne wird ein Transparent entrollt – Zwei Besucher springen von der Tribüne in den Plenarsaal hinab – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Typisch Thierse! Thierse unternimmt nichts! Der Präsident schläft!)


Liebe Gäste, ich fordere Sie auf, solche Aktivitäten zu
nterlassen und sofort die Zuschauertribüne zu verlas-
en.


(Beifall)


Ich bitte all diejenigen, die sich noch außerhalb des
lenums befinden, endlich durch eine der Türen zu ge-
en und abzustimmen.

Darf ich die Schriftführerinnen und Schriftführer fra-
en, ob sich noch Abgeordnete außerhalb des Plenar-
aals befinden, ob wir die Abstimmung beenden kön-
en?

Ich darf Sie bitten, Platz zu nehmen, damit ich sehen
ann, ob alle Abgeordneten in den Plenarsaal gekommen
ind.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Das geht zu weit!)


Der Hammelsprung ist beendet. Ich teile das Ergebnis
er Abstimmung mit: Für den Antrag haben 76 Kolle-
innen und Kollegen gestimmt, 192 haben dagegen ge-
timmt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)


amit ist der Antrag auf Herbeirufung der Ministerin ab-
elehnt.

Nach unserer Geschäftsordnung ist die Beschlussfä-
igkeit des Hauses nur dann gegeben, wenn mehr als die
älfte seiner Mitglieder anwesend ist. Ich stelle also

est, dass das Haus nicht beschlussfähig ist und hebe die
itzung damit auf.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.