Protokoll:
17121

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 121

  • date_rangeDatum: 8. Juli 2011

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 16:16 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/121 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Peter Altmaier, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paul K. Friedhoff, Claudia Bögel, Dr. Erik Schweickert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Wirtschaftsmacht Handwerk – Kein Wachs- tum in Deutschland ohne das Handwerk (Drucksache 17/6457) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMWi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Garrelt Duin (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 48: a) Antrag der Abgeordneten Sören Bartol, Uwe Beckmeyer, Martin Burkert, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Daniela Wagner, Dr. Anton Hofreiter, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: 40 Jahre Städtebauförderung – Erfolgsmodell für die Zukunft der Städte und Regio- nen erhalten und fortentwickeln (Drucksache 17/6444) . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Städtebauförderung auf hohem Niveau verstetigen, Forderun- 14247 B 14247 C 14249 D 14268 B Deutscher B Stenografisch 121. Sitz Berlin, Freitag, de I n h a l Absetzung des Tagesordnungspunktes 50 . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträgliche Ausschussüberweisungen . . . . Tagesordnungspunkt 47: Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Ernst Hinsken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paul K. Friedhoff, Claudia Bögel, Klaus Breil, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Wirtschaftsmacht Handwerk – Impulse für Wachstum und Beschäftigung (Drucksache 17/3270, 17/5879) . . . . . . . . . . . C C R L D E A U 14247 A 14247 A 14247 A 14247 B Dr. Michael Fuchs (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . 14251 B 14252 D undestag er Bericht ung n 8. Juli 2011 t : hristine Scheel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laudia Bögel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ita Schwarzelühr-Sutter (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . ena Strothmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . r. Diether Dehm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . rnst Hinsken (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ndrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . we Schummer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 14254 B 14256 B 14257 C 14258 A 14258 C 14259 D 14262 A 14263 C 14265 C 14267 A gen der Bauministerkonferenz umset- zen (Drucksache 17/6447) . . . . . . . . . . . . . . . 14268 C II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 Sören Bartol (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Heidrun Bluhm (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Petra Müller (Aachen) (FDP) . . . . . . . . . . . . . Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Peter Götz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz Müntefering (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Sebastian Körber (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Patrick Schnieder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Ulrike Gottschalck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 8: – Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteili- gung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Operation in Dar- fur (UNAMID) auf Grundlage der Reso- lution 1769 (2007) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 und Folgeresolutionen (Drucksachen 17/6322, 17/6509) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/6510) . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: – Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- wärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffne- ter deutscher Streitkräfte an der von den Vereinten Nationen geführten Frie- densmission im Südsudan (Drucksachen 17/6449, 17/6511) . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/6512) . . . . . . . . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . C J C H C C C K P K D H N E Z A G A K (D in Z A tu E e (D in Z A N v (D D 14268 D 14270 B 14270 D 14273 B 14274 D 14276 C 14277 C 14279 A 14281 C 14283 B 14284 C 14285 C 14286 C 14288 B 14288 D 14289 C 14290 B 14290 C 14290 C 14290 D 14290 D hristoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ohannes Selle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . hristine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . Marina Schuster (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . ans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hristine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . hristoph Strässer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . hristine Buchholz (DIE LINKE) . . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . aul Schäfer (Köln) (DIE LINKE) . . . . . . . . erstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Reinhard Brandl (CDU/CSU) . . . . . . . . . artwig Fischer (Göttingen) (CDU/CSU) . . . amentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . rgebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 10: ntrag der Abgeordneten Jan van Aken, Dr. regor Gysi, Wolfgang Gehrcke, weiterer bgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: eine Panzer an Saudi-Arabien verkaufen rucksache 17/6528) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 11: ntrag der Fraktion der SPD: Keine Rüs- ngsgüter in Spannungsgebiete – Für die inhaltung einer restriktiven Rüstungs- xportpolitik rucksache 17/6540) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verbindung mit usatztagesordnungspunkt 12: ntrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- EN: Keine Genehmigung zur Lieferung on Kriegswaffen an Saudi-Arabien rucksache 17/6529) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . 14292 A 14294 A 14295 A 14295 B 14296 C 14297 A 14297 C 14297 D 14298 A 14298 D 14299 C 14300 C 14301 A 14301 D 14302 D, 14303 A 14310 D, 14313 C 14303 B 14303 B 14303 B 14303 C Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 III Roderich Kiesewetter (CDU/CSU) . . . . . . . . Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Hans-Peter Uhl (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Rainer Stinner (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . Sigmar Gabriel (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Claudia Roth (Augsburg) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martin Lindner (Berlin) (FDP) . . . . . . . . . Katja Keul (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Arnold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Georg Nüßlein (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 49: a) Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Arbeit und Soziales zu dem An- trag der Abgeordneten Maria Michalk, Ingrid Fischbach, Karl Schiewerling, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Gabriele Molitor, Heinz Lanfermann, Dr. Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Für eine umfassende Umset- zung der UN-Behindertenrechtskonven- tion – Nationaler Aktionsplan als Leitli- nie (Drucksachen 17/4862, 17/6155) . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Arbeit und Soziales – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Dr. Martina Bunge, Diana Golze, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kostenvorbe- halt in § 13 des Zwölften Buches So- zialgesetzbuch streichen – Selbstbe- stimmtes Leben für Menschen mit Behinderungen gewährleisten M S G D M P T A O w B g g (D O J F J K N 14304 C 14306 C 14306 C 14308 A 14309 A 14309 C 14315 B 14317 B 14317 C 14317 D 14318 C 14319 D 14321 A 14321 C 14322 A 14322 B, 14322 C 14322 C 14326 C, 14328 A 14330 A 14322 D – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja Seifert, Dr. Martina Bunge, Matthias W. Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: zu der Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen 2010 – 2020: Erneuertes Engagement für ein barrierefreies Europa KOM(2010) 636 endg.; Ratsdok. 16489/10 hier: Stellungnahme des Deutschen Bundestages gemäß Artikel 23 Absatz 2 des Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bun- desregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenhei- ten der Europäischen Union Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen 2010 – 2020 unterstützen (Drucksachen 17/4911, 17/5043, 17/6154) . aria Michalk (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . ilvia Schmidt (Eisleben) (SPD) . . . . . . . . . . abriele Molitor (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . arkus Kurth (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eter Weiß (Emmendingen) (CDU/CSU) . . . agesordnungspunkt 52: ntrag der Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt, mid Nouripour, Marieluise Beck (Bremen), eiterer Abgeordneter und der Fraktion ÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ressortüber- reifende Friedens- und Sicherheitsstrate- ie entwickeln rucksache 17/6351) . . . . . . . . . . . . . . . . . . mid Nouripour (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Hardt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ritz Rudolf Körper (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . oachim Spatz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . athrin Vogler (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14322 D 14323 B 14324 C 14333 A 14334 A 14335 A 14336 A 14337 C 14337 D 14338 C 14340 B 14341 B 14342 B 14343 C IV Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Keine Rüs- tungsgüter in Spannungsgebiete – Für die Einhaltung einer restriktiven Rüstungsexport- politik (Zusatztagesordnungspunkt 11) Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörn Wunderlich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Nicole Gohlke und Andrej Hunko (beide DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Keine Rüstungsgüter in Span- nungsgebiete – Für die Einhaltung einer res- triktiven Rüstungsexportpolitik (Zusatztages- ordnungspunkt 11) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Norbert Lammert (CDU/CSU) zu den na- mentlichen Abstimmungen über die Anträge: – Keine Panzer an Saudi-Arabien verkaufen – Keine Rüstungsgüter in Spannungsgebie- te – Für die Einhaltung einer restriktiven Rüstungsexportpolitik – Keine Genehmigung zur Lieferung von Kriegswaffen an Saudi-Arabien (Zusatztagesordnungspunkte 10 bis 12) . . . . . Anlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Armuts- und Reich- tumsbericht zum Ausgangspunkt für Politik- wechsel zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit machen (120. Sitzung, Tagesordnungspunkt 45) Ottmar Schreiner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 6 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14345 A 14345 D 14345 D 14346 A 14346 B 14346 C 14347 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 14247 (A) ) )(B) 121. Sitz Berlin, Freitag, de Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 14345 (A) ) )(B) Nord, Thomas DIE LINKE 08.07.2011 Die Abgeordneten meiner Fraktion und ich stimmen sionen und Menschenrechtsverletzungen gegen die Be- völkerung durchzusetzen. Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Nahles, Andrea SPD 08.07.2011 Nink, Manfred SPD 08.07.2011 Anlage 1 Liste der entschuldigte * A A „ li e d n z Z m e m p Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 08.07.2011 Brand, Michael CDU/CSU 08.07.2011 Burchardt, Ulla SPD 08.07.2011 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.07.2011* Dr. Danckert, Peter SPD 08.07.2011 Dr. h. c. Erler, Gernot SPD 08.07.2011 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 08.07.2011 Dr. Harbarth, Stephan CDU/CSU 08.07.2011 Höger, Inge DIE LINKE 08.07.2011 Jung (Konstanz), Andreas CDU/CSU 08.07.2011 Kilic, Memet BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.07.2011 Kotting-Uhl, Sylvia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.07.2011 Kramme, Anette SPD 08.07.2011 Krellmann, Jutta DIE LINKE 08.07.2011 Leidig, Sabine DIE LINKE 08.07.2011 Leutheusser- Schnarrenberger, Sabine FDP 08.07.2011 Lindemann, Lars Friedrich FDP 08.07.2011 Menzner, Dorothee DIE LINKE 08.07.2011 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 08.07.2011 P P S S D U W W Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht n Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der OSZE nlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Keine Rüstungsgüter in Spannungsgebiete – Für die Einhaltung einer restriktiven Rüstungs- exportpolitik (Zusatztagesordnungspunkt 11) Jörn Wunderlich (DIE LINKE): Ich stimme dem ntrag der SPD zu, auch wenn ich die Bezeichnung restriktive Exportrichtlinie“ für falsch halte. Grundsätz- ch bin ich gegen jedwede Art des Rüstungsexportes. Gleichwohl bietet dieser Antrag die konkrete Chance, ine Panzerlieferung nach Saudi-Arabien zu unterbin- en, um die bestehenden Spannungen im Nahen Osten icht zu verschärfen und weitere Menschenrechtsverlet- ungen zu verhindern. Von daher kann ich ihm meine ustimmung nicht verweigern. Mit meiner Ja-Stimme öchte ich die Möglichkeit nutzen, im Nahen Osten für in Klima der Entspannung zu sorgen und keinen Staat it Panzern zu unterstützen, die dieser sowohl außen- olitisch als auch im Inneren einsetzen kann, um Repres- loetz, Yvonne DIE LINKE 08.07.2011 oß, Joachim SPD 08.07.2011 chaaf, Anton SPD 08.07.2011 pahn, Jens CDU/CSU 08.07.2011 r. Troost, Axel DIE LINKE 08.07.2011 lrich, Alexander DIE LINKE 08.07.2011 ellmann, Karl-Georg CDU/CSU 08.07.2011* inkler, Josef Philip BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.07.2011 apf, Uta SPD 08.07.2011* bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 14346 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 (A) ) )(B) dem Antrag der SPD mit der Maßgabe und nur insoweit zu, dass II. dritter Spiegelstrich – Drucksache 17/6540 – nur meint, was im dritten Spiegelstrich des Antrags mei- ner Fraktion – Drucksache 17/6529 – konkret formuliert wird, wonach die Bundesregierung aufgefordert wird, „Genehmigungen des Bundessicherheitsrats für den Ex- port von Rüstungsgütern dem Bundestag zeitnah be- kannt zu machen“. Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Nicole Gohlke und Andrej Hunko (beide DIE LINKE) zur namentlichen Abstimmung über den Antrag: Keine Rüs- tungsgüter in Spannungsgebiete – Für die Ein- haltung einer restriktiven Rüstungsexportpoli- tik (Zusatztagesordnungspunkt 11) Wir stimmen dem Antrag der SPD aus dem Grunde zu, weil er – neben den Anträgen der Linken und der Grünen – eine konkrete Chance eröffnet, den nach Medienberich- ten im Bundessicherheitsrat beschlossenen Panzerdeal mit Saudi-Arabien zu verhindern. Ausdrücklich teilen wir nicht die im Antrag benannte Einschätzung der Rüstungsexportrichtlinien als „restrik- tiv“. Diese Richtlinien wurden im Jahre 2000 von der da- maligen SPD-Grünen-Bundesregierung eingeführt und haben den deutschen Rüstungsexport nicht gesenkt – im Gegenteil. Nach Saudi-Arabien wurden unter der SPD-Grünen- Regierung Waffen im Wert von über 200 Millionen Euro geliefert, darunter Maschinengewehre, Schießanlagen oder Teile für Kampfflugzeuge. Nach 2005 sind die deutschen Rüstungslieferungen nach Saudi-Arabien wei- ter ausgedehnt worden – trotz der Rüstungsexportrichtli- nien. Auch insgesamt haben sich die Rüstungsexporte aus Deutschland seit dem Jahre 2001 nahezu verdreifacht. Die Zahlen belegen, dass die Rüstungsexportlinien nicht als „restriktiv“ bezeichnet werden können und kei- nen hinreichenden Bezug darstellen, um die skandalöse Rüstungsexportpolitik sowohl der gegenwärtigen Bun- desregierung als auch die der Vorgängerregierungen in- frage zu stellen. Unsere Zustimmung zum Antrag bezieht sich aus- schließlich auf den Versuch, den aktuell beschlossenen „Panzerdeal“ zu verhindern, sowie auf die Forderungen nach Transparenz und Aufklärung dieses Vorgangs. Anlage 4 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Norbert Lammert (CDU/ CSU) zu den namentlichen Abstimmungen über die Anträge: – Keine Panzer an Saudi-Arabien verkaufen w ru n „ E te A tu c P A w b A s S E d g m E m A d E rü th z g s b S te g V u D n (C (D – Keine Rüstungsgüter in Spannungsgebiete – Für die Einhaltung einer restriktiven Rüs- tungsexportpolitik – Keine Genehmigung zur Lieferung von Kriegswaffen an Saudi-Arabien (Zusatztagesordnungspunkte 10 bis 12) An den Abstimmungen nehme ich nicht teil, da mir eder Informationen vorliegen, ob solche Waffenliefe- ngen überhaupt vereinbart oder bereits erfolgt sind, och welche Abwägungen mit Blick auf die geltenden Politischen Grundsätze der Bundesregierung für den xport von Kriegswaffen und sonstigen Rüstungsgü- rn“ gegebenenfalls stattgefunden haben. nlage 5 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Antrags: Armuts- und Reich- tumsbericht zum Ausgangspunkt für Politik- wechsel zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit machen (120. Sitzung, Tagesordnungspunkt 45) Ottmar Schreiner (SPD): Die Armuts- und Reich- msberichterstattung der Bundesregierung ist wesentli- he Grundlage für die Ausgestaltung sozial gerechter olitik. Gerechterer Verteilung von Wohlstand und rbeit kommt entscheidende Bedeutung für die Ent- icklung unseres Landes zu. Die Verbesserung der Le- enssituation von Menschen mit einem erhöhten rmutsrisiko ist Herausforderung für die ganze Gesell- chaft. Der Bericht sollte Handlungsperspektiven für eine tärkung der Teilhabe- und Verwirklichungschancen des inzelnen aufzeigen, vor allem in Richtung besserer Bil- ung, verbesserter Gesundheit und erleichterten Zugän- en zu Erwerbsarbeit mit existenzsicherndem Einkom- en. Der Bericht muss auf der statistisch-empirischen rfassung der gesellschaftlichen Realität in Deutschland it ihren Gegenpolen Armut und Reichtum basieren. Die Verbesserung der Datenlage insgesamt: Im Dritten rmuts- und Reichtumsbericht wurde zum ersten Mal auf ie Datenbasis der amtlichen europäischen Statistik zu inkommens- und Lebensverhältnissen – EU-SILC – zu- ckgegriffen. Dabei zeigte sich, dass die Erfassungsme- oden von EU-SILC fehlerhaft sind. So hat EU-SILC um Beispiel in Bezug auf die Personengruppe der Mi- rantinnen und Migranten die Daten in Deutschland aus- chließlich mit Fragebögen in deutscher Sprache erho- en, was eine bedeutende Fehlerquelle ausmacht. Festgestellt werden muss: Die Verwendung der EU- ILC-Daten erschwert die Vergleichbarkeit zu den Da- n des Ersten und Zweiten ARB bzw. macht einen Ver- leich in langen Zeitreihen unmöglich, weil eine ergleichbarkeit zu den Erhebungen der Einkommens- nd Verbrauchsstichprobe der Amtlichen Statistik in eutschland – EVS – und des Sozio-oekonomischen Pa- els – SOEP – nicht gegeben ist. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 14347 (A) ) )(B) Unabhängig von der Umstellung der Basisdaten in zentralen Bereichen auf EU-SILC enthält der Bericht auch in Bereichen, für die keine EU-SILC-Indikatoren vorliegen bzw. zugrunde gelegt werden, Daten, die nicht sachgerecht sind bzw. eine Vergleichbarkeit erschweren und dazu genutzt werden, den Bericht zu beschönigen. So werden zum Beispiel für die Zahl überschuldeter Haushalte im Verhältnis zu den Vorgängerberichten keine vergleichbaren Daten vorgelegt. Damit wird der Eindruck erweckt, die Überschuldungsproblematik habe sich abgeschwächt, was aber durch anderweitig vorlie- gende Daten widerlegt wird. Die im Jahr 2007 erstmals vom Statistischen Bundesamt durchgeführte bundes- weite Erhebung zur Überschuldung privater Haushalte – Überschuldungsstatistik – hat wesentlich zur Verbesse- rung der Datenlage zu den sozio-oekonomischen Merk- malen von überschuldeten Personen, den Schuldenarten und den Gründen für die Überschuldungssituation bei- getragen. Aber geschlossen sind die offensichtlichen Lü- cken der „Überschuldungsstatistik“ damit bei weitem nicht. Es besteht nicht nur „weiterer Forschungsbedarf“, sondern Bedarf nach einer verstärkten öffentlichen Finanzierung der Überschuldungsforschung – auch um zu einer Harmonisierung der Forschungs- und Daten- erhebungsansätze und zielgenaueren Analysen zu gelan- gen. Auch kann nicht von aktuellen Daten und der Kenn- zeichnung der Lebenslagen, für die sie stehen, gesprochen werden, wenn wie zum Beispiel bei der Vermögensvertei- lung auf einen Erfassungszeitraum zurückgegriffen wird, der sechs Jahre zurückliegt. Bedeutung und Wertschätzung der Armuts- und Reichtumsberichterstattung dürfen durch solcherart Lü- cken, Mängel, Ausblendungen und Verwischungen bei der Erfassung nicht weiter geschwächt werden. Im Dritten Armuts- und Reichtumsbericht ist die Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung nur sehr eingeschränkt wahrgenommen worden. So hat sich die Analyse und Darstellung der Vermögensverteilung auf nur einen einzigen Indikator – „Q.1.: Vermögensver- teilung“ – beschränkt, der für die „Verteilung der Vermö- gen“ nur „auf die oberen 10 Prozent“ und „auf die unte- ren 50 Prozent“ – zudem schwer vergleichbare – Zahlenangaben bietet und deren „aktuellste“ Zahl aus dem Jahr 2003 stammt. Im Bericht wurde festgestellt, „dass die Daten- und Erkenntnislage im Bereich des pri- vaten Reichtums mit Blick auf besonders hohe Einkom- men und Vermögen kurzfristig nur schwer zu verbessern ist. Darüber hinaus muss eine Analyse von Reichtum auch privilegierte Zugänge zu Bildung und zu berufli- chen Spitzenpositionen sowie Aspekte wie Macht und Einfluss umfassen.“ Die Datenlage und die Erfassung dessen, was als „Reichtum“ definiert wird, wie er zustande kommt und wie er weitergegeben wird – Erbschaften –, muss auf alle relevanten Bereiche ausgeweitet und verbessert wer- d h u n a a b c d d 1 k w 0 ü s e tr ti S R u w S w p S fl A s u w d d S d s A m S z (C (D en. Der private Reichtum muss mit Blick auf besonders ohe Einkommen und Vermögen ähnlich differenziert nd präzise erfasst werden wie die Armut im Armutsteil. Es reicht nicht aus, etwa zur Vermögensverteilung auf ur einen einzigen Indikator zurückzugreifen. Es fehlt uch eine detailierte Darstellung ) der Einkommens- und Vermögensentwicklung, ) des Konsumreichtums, ) der zunehmenden Einkommensungleichheit sowie ) die zusätzliche Klärung der Beziehung zwischen pri- vatem Reichtum und öffentlicher Armut. Dazu muss auch die Erfassung von Vermögensbestän- en – ausgewiesenerweise auch derjenigen den obersten Prozent der Reichen – grundlegend verbessert werden. Die Größe und Wirkung von Erbschaften und Schen- ungen muss fester Bestandteil der Berichterstattung erden. So wurden zum Beispiel für 2008 für nur ,2 Prozent der Fälle, die einen steuerpflichtigen Erwerb ber 5 Millionen Euro aufwiesen, 25 Prozent der festzu- etzenden Steuer, das heißt des gesamten Erbschaftsteu- raufkommens, errechnet. Die Erkenntnisse der Monopolkommission zu Be- iebsvermögen der Unternehmen und ihrer Konzentra- on wurden bisher in der Berichterstattung ausgespart. ie sollen Eingang in den Reichtumsteil der Armuts- und eichtumsberichterstattung finden. Steuervermeidung, Steuerflucht, Steuerhinterziehung nd Steuertraglast – Abgeltungsteuer – sind in ihrer Aus- irkung auf die Vermögensbildung nicht unbeträchtlich. ie sollen künftig in der Berichterstattung erfasst und be- ertet werden. Eine hinreichende Analyse von Reichtum muss auch rivilegierte Zugänge zu Bildung und zu beruflichen pitzenpositionen sowie Aspekte wie Macht und Ein- uss umfassen. Die Eliteforschung und insbesondere der spekt der sozialen Herkunft muss in die Reichtumsfor- chung und -berichterstattung einbezogen werden. Neben Untersuchungen zur Rekrutierung von Eliten nd der Durchlässigkeit von Gesellschaftsbereichen so- ie dem Verhältnis zwischen Reichtum und Eliten soll ie Eliteforschung verstärkt die Auswirkungen auf Bil- ung, berufliche Erfahrungen und Gesundheit sowie das ozialvermögen – gesellschaftliche Stellung, Entschei- ungsgewalt, gesellschaftliche Beziehungen – erfor- chen. nlage 6 Amtliche Mitteilungen Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 atz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung u den nachstehenden Vorlagen absieht: 14348 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 121. Sitzung. Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 (A) ) )(B) Innenausschuss – Unterrichtung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Achter Bericht über die Lage der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland – Drucksachen 17/2400 – Haushaltsausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im ersten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2009 – Drucksachen 16/13078, 17/790 Nr. 20 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im zweiten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2009 – Drucksachen 16/13948, 17/591 Nr. 1.26 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im dritten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2009 – Drucksachen 16/14147, 17/591 Nr. 1.39 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Über- und außerplanmäßige Ausgaben und Verpflich- tungsermächtigungen im vierten Vierteljahr des Haus- haltsjahres 2009 – Drucksachen 17/1525, 17/1819 Nr. 1.5 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/6176 Nr. A.1 EuB-BReg 158/2011 Haushaltsausschuss Drucksache 17/5822 Nr. A.27 SEK(2011)498 endg. Drucksache 17/5822 Nr. A.28 Ratsdokument 9061/11 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/136 Nr. A.49 Ratsdokument 11707/1/09 REV 1 Drucksache 17/5434 Nr. A.7 Ratsdokument 7363/11 Drucksache 17/6010 Nr. A.10 Ratsdokument 8548/11 Drucksache 17/6010 Nr. A.11 Ratsdokument 9350/11 (C (D Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/6010 Nr. A.13 Ratsdokument 9593/11 Drucksache 17/6010 Nr. A.14 Ratsdokument 9665/11 Drucksache 17/6176 Nr. A.15 EP P7_TA-PROV(2011)0226 Drucksache 17/6176 Nr. A.16 Ratsdokument 10288/11 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 17/5822 Nr. A.43 Ratsdokument 9028/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.44 Ratsdokument 9030/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.45 Ratsdokument 9066/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.46 Ratsdokument 9083/11 Drucksache 17/6010 Nr. A.16 Ratsdokument 6213/11 Drucksache 17/6010 Nr. A.17 Ratsdokument 6214/11 Drucksache 17/6176 Nr. A.19 Ratsdokument 9982/11 Drucksache 17/6176 Nr. A.20 Ratsdokument 10031/11 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/790 Nr. 1.41 Ratsdokument 11448/09 Drucksache 17/5434 Nr. A.11 Ratsdokument 7505/11 Drucksache 17/5434 Nr. A.12 Ratsdokument 7637/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.47 Ratsdokument 8203/11 Drucksache 17/5822 Nr. A.48 Ratsdokument 8204/11 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/4509 Nr. A.30 EuB-EP 2092 Drucksache 17/4509 Nr. A.31 EuB-EP 2093 Drucksache 17/4509 Nr. A.32 EuB-EP 2107 Drucksache 17/4598 Nr. A.21 EuB-EP 2114 Drucksache 17/4927 Nr. A.28 EuB-EP 2125 Drucksache 17/4927 Nr. A.29 EuB-EP 2126 Drucksache 17/4927 Nr. A.30 EuB-EP 2127 Drucksache 17/4927 Nr. A.31 EuB-EP 2131 Drucksache 17/4927 Nr. A.32 EuB-EP 2133 Drucksache 17/4927 Nr. A.33 EuB-EP 2135 Drucksache 17/5123 Nr. A.20 EuB-EP 2144 Drucksache 17/5434 Nr. A.13 EP P7_TA-PROV(2011)0092 Drucksache 17/5822 Nr. A.49 Ratsdokument 8727/11 121. Sitzung Berlin, Freitag, den 8. Juli 2011 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5 Anlage 6
Gesamtes Protokol
Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712100000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.

Interfraktionell ist vereinbart worden, den Tagesord-
nungspunkt 50 abzusetzen und an dieser Stelle die Zu-
satzpunkte 10, 11 und 12 neu aufzusetzen. Dabei handelt
es sich um die Anträge der Fraktionen SPD, Die Linke
und Bündnis 90/Die Grünen zur Lieferung von Panzern
an Saudi-Arabien. Außerdem ist vereinbart, den Gesetz-
entwurf der Bundesregierung auf Drucksache 17/6260
zusätzlich an den Ausschuss für Gesundheit sowie den
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie zu überwei-
sen. Sind Sie mit dieser Vereinbarung einverstanden? –
Das ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Außerdem hat sich der Ältestenrat auf seiner gestri-
gen Sitzung darauf verständigt, während der Haushalts-
beratungen ab dem 5. September keine Befragung der
Bundesregierung, keine Fragestunde und auch keine Ak-
tuellen Stunden durchzuführen. Sind Sie auch damit ein-
verstanden? – Das ist offenkundig der Fall. Dann verfah-
ren wir so.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 47 sowie den Zu-
satzpunkt 8 auf:

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Redet
47 Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten
Dr. Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Ernst
Hinsken, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paul K.
Friedhoff, Claudia Bögel, Klaus Breil, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der FDP

Wirtschaftsmacht Handwerk – Impulse für
Wachstum und Beschäftigung

– Drucksachen 17/3270, 17/5879 –

ZP 8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr.
Joachim Pfeiffer, Lena Strothmann, Peter
Altmaier, weiterer Abgeordneter und d
der CDU/CSU sowie der Abgeordnete
Friedhoff, Claudia Bögel, Dr. Erik Sc
weiterer Abgeordneter und der Fraktion

(C (D ung n 8. Juli 2011 0 Uhr Wirtschaftsmacht Handwerk – Kein Wachstum in Deutschland ohne das Handwerk – Drucksache 17/6457 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für ie Aussprache anderthalb Stunden vorgesehen. – Ich öre keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Bundesinister Dr. Philipp Rösler. Dr. Philipp Rösler, Bundesminister für Wirtschaft nd Technologie: Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten amen und Herren Abgeordneten! Ich denke, die Wirt chaftsund Wachstumszahlen müssten uns alle zufrieenstellen. Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote eit Anfang der 90er-Jahre mit Zahlen von unter 3 Milonen. Wir haben ein enormes Wachstum; 2,6 Prozent utet die Prognose für das Jahr 2011. Wir alle wissen, ass sie im Herbst wahrscheinlich nach oben korrigiert ird. Wir können mit den Ergebnissen der deutschen Wirtchaft also sehr zufrieden sein. Wir wollen zumindest eies festhalten: Der Positivtrend in der deutschen Wirt ext schaft ist zuallererst das Verdienst der Menschen in Deutschland: der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Unternehmen im Allgemeinen und im Mittelstand im Speziellen. Das gilt natürlich auch für das deutsche Handwerk. Darauf können wir stolz sein. Wir sollten als Politiker an dieser Stelle einmal Danke sagen. Denn das Wachstum ist nicht allein die Leistung der Politik, sondern vor allem die Leistung der Menschen in unserem Lande. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dieses Wachstum gibt es trotz Ihrer ist an dieser Leistung ausdrücklich beteier Fraktion n Paul K. hweickert, der FDP Politik!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Handwerk
ligt.





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

Wir haben gesehen, dass gerade der Mittelstand dazu
beigetragen hat, dass Deutschland gut durch die Krise
gekommen ist. Im Gegensatz zu Großkonzernen, wo
häufig auch dann, wenn hohe Gewinne erzielt werden,
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entlassen werden,
ist in mittelständischen Unternehmen eher Folgendes der
Fall: Wenn es gut läuft, stellt man zusätzliche Mitarbei-
terinnen und Mitarbeiter ein, und man behält diese auch,
wenn es in Krisenzeiten wieder einmal schlechter läuft;
denn die Bindung zwischen einem mittelständischen Ar-
beitgeber und einem Arbeitnehmer ist viel menschlicher
und enger ist als in jedem Großkonzern. Das gilt insbe-
sondere für kleinere Handwerksunternehmen. In
Deutschland gibt es ungefähr 1 Million Handwerksbe-
triebe mit fast 5 Millionen Beschäftigten. Das zeigt im
Übrigen, wie klein die Strukturen im deutschen Hand-
werk sind.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das Handwerk versteht sein Handwerk!)


Handwerksunternehmen findet man in Großstädten,
aber auch im ländlichen Raum. Wir können uns an jeder
Stelle auf die guten Dienstleistungen des deutschen
Handwerks verlassen. Deswegen ist es richtig, dass die
Koalitionsfraktionen den folgenden Titel für ihre Große
Anfrage gewählt haben: „Wirtschaftsmacht Handwerk –
Impulse für Wachstum und Beschäftigung“. Das erinnert
an den Slogan des Handwerks „Die Wirtschaftsmacht.
Von nebenan.“ Das trifft den Kern der Sache: Man kann
sich auf das Handwerk verlassen, an jedem Ort, an jeder
Stelle, immer dann, wenn man gute, qualitativ hochwer-
tige Dienstleistungen braucht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir sehen das auch an der Ausbildungsleistung, die
gerade im Handwerk großartig ist. Momentan werden
440 000 junge Menschen im Handwerk ausgebildet. Im
Jahr 2010 gab es 155 000 zusätzliche Ausbildungsver-
träge. Schon im Mai 2011 konnten wir feststellen, dass
42 000 zusätzliche Ausbildungsverträge abgeschlossen
wurden, 5 000 mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeit-
raum. Das heißt, das Handwerk stellt sich der Herausfor-
derung der Ausbildung der jungen Menschen wie keine
andere Branche in Deutschland; hier werden die meisten
Menschen ausgebildet. Junge Menschen bekommen hier
eine berufliche Chance, eine berufliche Perspektive. Wir
können hier allesamt dem Handwerk Danke sagen; denn
das Handwerk hat diese Ausbildungsleistung in schlech-
ten Zeiten – in den Jahren 2003 bis 2005 genauso wie in
den Jahren 2008 und 2009 – erbracht und setzt dies jetzt,
in besseren Zeiten, fort. Auf das Handwerk kann man
sich in Ausbildungsfragen zu jeder Zeit verlassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, hier zeigen sich aber auch
die Herausforderungen, vor denen das Handwerk steht:
Wir erleben schon heute einen Fachkräftemangel; das
Handwerk selber spricht von 7 000 Stellen, die am Ende
des Jahres voraussichtlich unbesetzt bleiben müssen,
weil wir zu wenig qualifizierte junge Leute haben, um
sie im Handwerk auszubilden. Deswegen ist es richtig,

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(C (D ass die Bundesregierung mit den beteiligten Partnern ine Fachkräfteinitiative auf den Weg gebracht hat. Mein orgänger im Amte, Rainer Brüderle, hat angefangen, ich gerade um diejenigen zu kümmern, die bisher keien Schulabschluss bekommen konnten, und dafür zu orgen, dass diese künftig weitergebildet werden könen, einen Schulabschluss erhalten, in der Folge einen usbildungsplatz und danach einen Arbeitsplatz. Gerade iejenigen, die bisher vernachlässigt wurden, brauchen ine Chance. Das Handwerk ist an dieser Stelle der erste nsprechpartner für diejenigen, die bisher im bildungs chwachen Bereich sind. Wir können uns freuen, dass erade diese jungen Menschen eine Zukunftschance eralten. Wir als Bundesregierung wollen das, was in unseren öglichkeiten steht, tun, nicht nur bei der Qualifizieng junger Menschen; wir wollen auch die Selbstveraltung stärken. Wir wollen die Kammern unterstützen, enn es darum geht, sich bei der Anerkennung ausländi cher Berufsabschlüsse durch das Dickicht zu kämpfen. ir haben gemeinsam mit den Kammern – im Zusamenhang mit dem Gesetzentwurf, der momentan noch in en Ausschüssen liegt – eine Internetplattform auf den eg gebracht, um den Kammern die Möglichkeit zu ge en, selber Informationen über ausländische Berufsabchlüsse, die damit verbundene Qualifikation und deren nerkennung, zur Verfügung zu stellen. Das ist ein we entlicher Beitrag der Bundesregierung, um den Fachräftemangel im deutschen Handwerk zu bekämpfen. as ist im Interesse der Fachkräftesicherung. Es geht aber auch um Entlastungen: Entlastungen der rbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – die Bundesreierung hatte dazu gerade Beschlüsse gefasst –, (Garrelt Duin [SPD]: Was konkret? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da muss der Minister selbst lachen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


um Beispiel bei den Steuern, durch Bekämpfung der
alten Progression – das ist auch eine Frage der Gerech-
gkeit – und durch Senkung der Lohnzusatzkosten. Ge-
de das sind Kosten, die das Handwerk in besonderer
eise belasten. Deswegen ist es richtig, die Menschen

n dieser Stelle zu entlasten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir müssen ebenso beim Thema Bürokratieabbau
ber Entlastungen reden. Gerade kleine Unternehmen
aben keine eigene Abteilung, die sich mit der deutschen
ürokratie auseinandersetzen kann. Wer Unternehmen
Handwerksbereich kennt, der weiß sehr wohl, dass es

ft Familienunternehmen sind, in denen der Mann oder
ie Frau als Meister oder Meisterin die handwerkliche
rbeit macht und sich der jeweilige Partner und die Fa-
ilienangehörigen um die Bürokratie kümmern. Wenn
ir dem Mittelstand, dem Handwerk helfen wollen,
ann zuallererst dadurch, dass wir die Bürokratie beseiti-
en, Dokumentationspflichten reduzieren und Antrags-
erfahren erleichtern. Damit könnte man dem Handwerk
norm helfen. Auch das ist ein erklärtes Ziel der Bundes-





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

regierung. Bürokratieabbau ist Handwerkspolitik, so wie
wir Liberale und Christdemokraten sie verstehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir brauchen aber auch neue Felder für unser Hand-
werk. Wir brauchen Innovationen. Es gibt viele entspre-
chende Programme, auch seitens der Bundesregierung,
zum Beispiel das Zentrale Innovationsprogramm Mittel-
stand. Innovationen sind nicht nur in großen Unterneh-
men mit eigenen Forschungsabteilungen zu finden, son-
dern gerade in mittelständischen Unternehmen, eben im
Handwerk. Mittlerweile gibt es Farbe, die aufgrund mo-
dernster Nanotechnologie schmutzabweisend ist. Sie ist
für Häuseranstriche geeignet und ermöglicht ein energie-
und ressourcenschonendes Agieren.

Es gibt innovative Ideen hinsichtlich der IT-Netz-
werke: Mehrere IT-Unternehmen leisten sich zusammen
ein solches Netzwerk und teilen sich die Kosten dafür.
Es gibt neue Produkte im Bereich Leichtbau und neue
Berufe im Bereich Elektromobilität. Bei diesen Innova-
tionen geht es um Umweltschutz und Energieeffizienz.

Auch auf diesem Gebiet gilt es dem Handwerk zu hel-
fen. Wir dürfen nicht nur die Innovationsfähigkeit großer
Unternehmen durch umfangreiche Forschungspro-
gramme fördern; es gilt darüber hinaus, die Innovations-
politik der Bundesregierung, der Regierungskoalition
auf kleine und mittlere Unternehmen auszudehnen, ge-
rade auf Handwerksbetriebe, die weder eine Abteilung
haben, die sich mit Bürokratiefragen beschäftigt, noch
eine eigene Forschungsabteilung. Das, was sie an Inno-
vationsleistung erbringen, müssen sie mit den Menschen
erbringen, die in den Unternehmen beschäftigt sind.
Deshalb investieren sie in die Köpfe ihrer Mitarbeiter.
Die Mittelstandsbetriebe brauchen die Unterstützung der
Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP, und die
bekommen sie auch.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Neue Märkte gibt es auch im Ausland. Im Zusam-
menhang mit der Umstellung der Energieversorgung ha-
ben wir schon darüber diskutiert, dass derzeit viele Men-
schen im europäischen Ausland – das gilt eigentlich
weltweit – auf Deutschland und den deutschen Mittel-
stand schauen. Die Umstellung der Energieversorgung
ist eine Chance für unser Handwerk. Es geht um neue
Technologien, um Energieeffizienz und um Gebäudesa-
nierung. Diesen Unternehmen wollen wir im europäi-
schen Raum, aber auch im internationalen Rahmen neue
Märkte öffnen. Wir glauben, dass die Unternehmen sehr
wohl in der Lage sind, diese Märkte zu erschließen.

Eines dürfen wir nicht vergessen: Trotz aller Ansprü-
che in Bezug auf Modernität und Innovationen und an-
gesichts der Herausforderungen im europäischen Aus-
land bzw. im internationalen Rahmen kann sich das
Handwerk auf seine Qualitäten besinnen: auf Pünktlich-
keit, Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Kundennähe und
Verbraucherschutz. All dies spiegelt sich im Begriff
„Meisterbrief“ wider. Der Meisterbrief ist nach wie vor
ein Qualitätssiegel, das man nicht abzuschaffen braucht,
sondern das es zu erhalten gilt.


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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Thomas Oppermann [SPD]: Den wolltet ihr doch mal abschaffen!)


Das ist unsere Lesart. Ich erinnere nur daran: Zu An-
ng dieses Jahrtausends wollten die Sozialdemokraten

en Meisterbrief abschaffen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Clement ist doch Ihr Berater!)


s ist gut, dass diese irrsinnige Überlegung am Wider-
tand von CDU/CSU und FDP gescheitert ist.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: „Einen Pappkameraden aufbauen“ nennt man das! Pappkameradentruppe!)


Wir stehen aus einem ganz einfachen Grund zum
eisterbrief: Wir finden, dass das Handwerk nicht spie-

ig, brav oder langweilig ist, sondern mit all seinen Tra-
itionen – Freisprechung, Meisterfeier – auf der einen
eite Strukturen gibt – zum Beispiel wird das Ehrenamt

Bereich der Ausbildung unterstützt –, auf der anderen
eite aber auch für neue Herausforderungen in den Be-
ichen Ausbildung, Innovationen und neue Märkte of-
n ist. Das Handwerk ist die Wirtschaftsmacht von ne-

enan und wird von dieser Regierungskoalition
nterstützt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712100100

Für die SPD-Fraktion spricht nun der Kollege Duin.


(Beifall bei der SPD)



Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1712100200

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrter Minister Rösler, Sie haben ei-
en ganz wichtigen Punkt benannt,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Viele!)


er für den Erfolg des Handwerks in Deutschland maß-
eblich ist: Das ist die Verlässlichkeit. Es geht um die
erlässlichkeit der Handwerksbetriebe, die Verlässlich-
eit der Meister und die Verlässlichkeit bei der Auftrags-
rfüllung. Wenn diese Bundesregierung nur halb so
erlässlich wäre wie die große Anzahl der Handwerks-
etriebe in Deutschland, dann wären wir in Deutschland
esentlich weiter.


(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich will Ihnen Ihren nicht gerade üppigen Antrag ein-
al kurz vor Augen halten. Sie haben darauf nicht Be-

ug genommen, Herr Minister.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Aber inhaltlich steht das Gleiche drin, was er gesagt hat!)


Erster Punkt. Die Regierungskoalition bringt den An-
ag „Wirtschaftsmacht Handwerk – Kein Wachstum in
eutschland ohne das Handwerk“ ein. Hier steht – ich
se es Ihnen vor –:





Garrelt Duin


(A) )


)(B)

Der Deutsche Bundestag begrüßt … die … Kon-
junkturpakete I und II, insbesondere … das kom-
munale Investitionsprogramm …

Wer hat es aufgelegt? Frank-Walter Steinmeier, Olaf
Scholz, Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei der FDP)


Wer ist dagegen gewesen? Brüderle und Co.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Wir waren auch ein bisschen dafür!)


– Ich habe Sie gar nicht angesprochen.

Zweiter Punkt. Sie sprechen die „mit dem Konjunk-
turpaket I erfolgte Verdopplung der Steuerermäßigung“
an. Wer hat das gemacht? Die Sozialdemokraten haben
das in der Großen Koalition vorangebracht. Brüderle
und Co, die ganze FDP, waren immer dagegen. Heute
schreiben Sie, es sei ein großer Erfolg.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der FDP: Das stimmt nicht!)


Dritter Punkt. Das CO2-Gebäudesanierungsprogramm
wird ebenfalls in Ihrem Antrag gelobt. Auch dies wurde
von uns aufgelegt. In den letzten zwei Jahren wurden die
Mittel dafür von Ihnen gekürzt; dies korrigieren Sie jetzt
mühsam. Diese Politik strahlt nicht das aus, was das
Handwerk und die Unternehmen in Deutschland insge-
samt brauchen: Planungssicherheit, Verlässlichkeit. Aber
bei Ihnen Fehlanzeige!


(Beifall bei der SPD)


Die einzigen beiden Punkte in Ihrem Antrag, die Sie
für sich selbst in Anspruch nehmen können, sind die
Maßnahmen – so schreiben Sie hier – des Wachstumsbe-
schleunigungsgesetzes, also die Hotelsteuer – ich weiß
nicht, wie sie dem Handwerk genutzt haben soll –, und
die geplanten Steuervereinfachungen. Dann schreiben
Sie viel über das Thema Steuern. Das ist, wie wir alle
wissen, eine reine Luftnummer.

Sie planen erneut – der Minister hat es gerade bestä-
tigt; wir diskutieren seit einigen Wochen darüber – Steu-
ersenkungen auf Pump. Sie wissen genau – die Äußerun-
gen aus vielen Bundesländern, auch aus Bundesländern,
die von Ihnen, von CDU/CSU und FDP, regiert werden,
sind eindeutig –, dass die Länder das nicht mitmachen.
Auch Herr Schäuble wird das nicht mitmachen. Bei
dieser Bundesregierung wird immer deutlicher: Herr
Schäuble hat mehr Verstand im kleinen Finger als die
ganze FDP. Das, was hier vorgeschlagen wird, ist nicht
realisierbar und wird so auch nicht kommen.


(Beifall bei der SPD)


Stattdessen, Herr Minister Rösler, bräuchten wir eine
Kultur der Investitionen auf der privaten Seite wie auch
auf der öffentlichen. Wenn Sie sich die Investitionsquote
anschauen, sehen Sie, dass Deutschland allen anderen
Ländern in dieser Hinsicht hinterherläuft. Deswegen be-
steht kein Raum für Steuersenkungen; das sieht übrigens
auch der ZDH so. Wir brauchen öffentliche Investitionen
für ein nachhaltiges Wachstum.

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(C (D Kollege Duin, gestatten Sie eine Frage des Kollegen artin Lindner? Nein, das würde nicht zum Ziel führen. – Wenn wir irklich Steuern einsparen wollen, Steuergeld, das dereit verprasst wird, dann müssen auf dem deutschen Areitsmarkt – dies fordern nicht nur die Sozialdemoraten, sondern auch ganz viele Handwerksmeister vor rt – endlich reguläre Bedingungen sowie Recht und rdnung herrschen. Dazu gehört unter anderem ein flä hendeckender Mindestlohn, amit mit Steuergeldern nicht Dumpinglöhne subventioiert werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Klaus Breil [FDP]: Das hat doch mit dem Handwerk nichts zu tun!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712100300
Garrelt Duin (SPD):
Rede ID: ID1712100400

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich komme zum Thema Fachkräfte. Die Fakten haben
ie gerade selbst angesprochen. 1,5 Millionen junge Er-
achsene im Alter zwischen 20 und 30 Jahren haben
einen Berufsabschluss. 400 000 Jugendliche sind in
icht qualifizierenden Maßnahmen, angesiedelt zwi-
chen Schule und beruflicher Bildung. Immer noch ver-
ssen jedes Jahr 65 000 Schülerinnen und Schüler das
chulsystem ohne Abschluss. Es geht also in erster Linie
arum, die Potenziale im Inland auszuschöpfen. Dazu
raucht man Veränderungen in der Bildungspolitik. Eine
anz wichtige Änderung, die wir in diesem Hause
nicht ganz allein, sondern im Konzert mit den
ändern – bewerkstelligen könnten, um in diesem Be-
ich der Bildung endlich voranzukommen, wäre die Be-

ndigung des unsinnigen Kooperationsverbotes.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Notwendig ist noch eine weitere Änderung in diesem
ereich – Frau Schavan, Sie haben dazu Vorschläge ge-
acht, mit denen Sie in Ihrer Partei aber nicht nur auf
eifall gestoßen sind –: Wir können es uns auf Dauer
icht länger leisten, 16 verschiedene Bildungssysteme in
eutschland zu haben. Wir müssen uns der Aufgabe

tellen, dies zu ändern, und dort verbindliche Schritte
ach vorn machen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir müssen über die Modularisierung im Bereich der
usbildung reden, damit alle jungen Menschen mit ihren
ualifikationen und Talenten – diese sind unterschied-
ch; niemand kann alles – eine Chance auf Ausbildung
nd einen Berufsabschluss haben. Wir müssen die Frau-
nerwerbsquote deutlich erhöhen. Aber das funktioniert
ur, wenn wir entsprechende Kinderbetreuungsangebote
achen. Sie wollen eine Herdprämie und investieren

icht in diesen zentralen Bereich.


(Beifall bei der SPD)






Garrelt Duin


(A) )


)(B)

Gerade für die Kommunen stellen Sie die entsprechen-
den Mittel nicht zur Verfügung.

Ein Letztes. Wenn wir die Potenziale im Inland aus-
reichend ausgeschöpft haben, haben wir überhaupt
nichts dagegen, auch darüber zu reden, wie wir im Be-
reich der Zuwanderung ebenfalls entsprechende Poten-
ziale heben. Lassen Sie uns doch anfangen! Ich habe
auch Ihnen, Herr Minister Rösler, gestern in einem Ge-
spräch angeboten: Lassen Sie uns mit den nächstliegen-
den Dingen anfangen!

Wir könnten zum Beispiel dafür sorgen, dass auslän-
dische Studierende, die in Deutschland ihr Studium ab-
solviert und ihren Abschluss gemacht haben, danach
hierbleiben dürfen. Ich weiß, dass es dafür in der Koali-
tion – ich schaue jetzt ganz bewusst in Richtung der
Liberalen – durchaus Bereitschaft gibt. Es scheiterte bis-
her aber an der Blockade der CSU. Ich zitiere stellvertre-
tend Frau Hasselfeldt – man hört solche Aussagen aller-
dings bei vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen immer
wieder –:

Wenn wir die Einkommensgrenzen senken, senden
wir ein falsches Signal zulasten der deutschen Be-
schäftigten. … Uns könnte eine ungesteuerte Zu-
wanderung in unsere Sozialsysteme drohen.

Wenn man der Zuwanderung begegnet, indem man
immer nur das Bild einer drohenden Zuwanderung in un-
sere Sozialsysteme an die Wand malt – das gilt auch mit
Blick auf die Beseitigung des Fachkräftemangels –, wird
man diesem Thema nicht gerecht. Lösen Sie von der
CSU diese Blockade, damit wir beim Zuwanderungs-
recht und beim Ausländerrecht auch mit Blick auf die
Beseitigung des Fachkräftemangels endlich die Schritte
nach vorne machen können, die für Deutschland not-
wendig sind.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Ernst Hinsken [CDU/ CSU]: Er hat es immer noch nicht kapiert! Traurig!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712100500

Das Wort hat der Kollege Dr. Fuchs für die Unions-

fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Es lebe der Atomausstieg! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Ja! Der Atomausstieg schafft Arbeitsplätze!)



Dr. Michael Fuchs (CDU):
Rede ID: ID1712100600

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Herr Duin,
eines muss ich Ihnen sagen: Es ist nicht in Ordnung,
wenn Sie sagen, es sei ein Verprassen von Steuergeldern,
wenn man die Handwerker, beispielsweise bei den Löh-
nen, etwas mehr unterstützt.


(Beifall der Abg. Peter Altmaier [CDU/CSU] und Rainer Brüderle [FDP] – Dr. Diether E w g – N m s re u W M w re In z D D z g d w m A B B s w 1 e D s u 8 (C (D Dehm [DIE LINKE]: Das hat er doch nicht gesagt!)


s ist auch nicht in Ordnung, wenn wir nicht endlich et-
as tun, um den Mittelstandsbauch zu verkleinern. Das
eht nicht.


(Garrelt Duin [SPD]: Ich habe von den Aufstockern gesprochen, Herr Kollege!)


Sie haben eben gesagt, das sei verprasstes Steuergeld.


(Garrelt Duin [SPD]: Nein! – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat er eigentlich nicht gesagt, Herr Fuchs!)


ein, wir wollen die Mittelschicht unterstützen. Das hat
it Verprassen nichts zu tun, sondern ist gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU], an die SPD gewandt: Genau! Entdecken Sie mal Ihr Herz für die Arbeiter wieder! Treten Sie nicht nur für die Lehrer ein!)


Die deutsche Wirtschaft strotzt vor Zuversicht – Gott
ei Dank. Es geht uns richtig gut; das hätte vor zwei Jah-
n kein Mensch für möglich gehalten. Die Zahlen, die

ns vorliegen, sind exzellent. Im letzten Jahr betrug das
irtschaftswachstum 3,6 Prozent. In diesem Jahr – der
inister ist viel zu bescheiden –


(Rainer Brüderle [FDP]: Ja!)


ird es weit höher als 2,6 Prozent ausfallen. Die Augu-
n reden schon von bis zu 4 Prozent. Es gibt tatsächlich
stitute, die behaupten, es sei mit 4 Prozent Wachstum

u rechnen, und das bei einer reifen Volkswirtschaft wie
eutschland.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


as ist eine Erfolgsstory. Wir befinden uns in einer ex-
ellenten Situation.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn man sich vor Augen hält, wie die Situation die
anze Zeit vorher gewesen ist,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Alles schlimm!)


ann zeigt sich, welche Chancen wir jetzt wieder haben,
elche Chancen unsere Unternehmen auf den Welt-
ärkten haben und welche Chancen das Handwerk hat.
uch das Handwerk leistet zu diesen Erfolgen seinen
eitrag. Handwerksleistungen tragen zu 8,5 Prozent zum
ruttoinlandsprodukt bei. Das ist positiv.

Meine Damen und Herren, die Exportquoten der deut-
chen Wirtschaft sind sensationell. Beim Export werden
ir dieses Jahr wohl zum ersten Mal die Grenze von
Billion Euro überschreiten. Beim Import werden wir

in Volumen von etwa 900 Milliarden Euro erreichen.
as zeigt, dass wir auch ein Motor für die Weltwirt-

chaft sind. Damit leisten wir unseren Beitrag, in Europa
nd in den Schwellenländern. Das ist mehr als positiv.

Auch die Handwerker spüren den Aufschwung.
5 Prozent der Betriebe beurteilen ihre Situation mehr





Dr. Michael Fuchs


(A) )


)(B)

als positiv, und die Kapazitätsauslastung geht in Rich-
tung 80 Prozent – Zahlen, die es zuvor eigentlich nie ge-
geben hat.


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Doch!)


Das schlägt sich auf dem Arbeitsmarkt insgesamt nieder.
In Deutschland gibt es etwa 41 Millionen Erwerbstätige,
und die Arbeitslosenquote liegt bei 6,9 Prozent. In man-
chen Regionen Deutschlands gibt es faktisch so gut wie
keine Arbeitslosigkeit mehr; im Hohenloher Land bei-
spielsweise beträgt die Arbeitslosenquote gerade einmal
1,7 Prozent. Das sind Erfolgsstorys. Die Gründe für die-
sen Erfolg sind die Programme, die die Regierung aufge-
legt hat. Er hat natürlich auch mit den Entscheidungen
zu tun – das gebe ich freiweg zu –, die wir mit Ihnen von
der SPD in der Großen Koalition gemeinsam getroffen
haben.


(Garrelt Duin [SPD]: Ja! Gegen Brüderle! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach! Nicht mit der FDP?)


Jetzt entfalten sie ihre Wirkung.

Am allermeisten wirkt das Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Erstmals gibt es wieder eine Binnennachfrage; die hatten
wir früher so gut wie nicht. Die Betriebe sind in der
Lage, höhere Löhne zu zahlen. Die Lohnquoten steigen.
All das ist positiv.


(Sahra Wagenknecht [DIE LINKE]: Was haben Sie denn da für eine Statistik? – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Was? Wie kommen Sie denn darauf?)


Genau so sollte es weitergehen. Wir kämpfen dafür und
werden uns Mühe geben, dass das so bleibt. Erstens las-
sen wir uns das von Ihnen nicht schlechtreden, und zwei-
tens lassen wir das von Ihnen nicht verhindern.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deutschland ist wieder die Wachstumslokomotive in
Europa. Wir sind das Land, das an der Spitze steht. Ich
verweise auf Folgendes: Als Rot-Grün aufhörte – daran
können sich diverse Menschen noch erinnern –, waren
wir Schlusslicht. Ernst Hinsken hat dem damaligen Bun-
deskanzler Schröder die rote Laterne überreicht, und er
hat recht damit gehabt; denn seine Politik war eben
schlecht.

Heute sieht die Situation vollkommen anders aus. Ich
sage Ihnen eines: Wenn Schröder jemals solche Zahlen,
wie wir sie jetzt vorweisen, erreicht hätte, dann hätte er
wahrscheinlich im Französischen Dom irgendwelche
Messen oder sich selbst gefeiert, und er wäre zweimal in
der Woche über den Ku’damm gesteppt. Dies tun wir
nicht. Wir arbeiten schlicht und ergreifend weiter und
sorgen dafür, dass diese positive Konjunktur anhält, und
das ist auch nötig.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und jetzt noch der Atomausstieg!)


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(C (D Ja, es gibt noch Probleme. Wir müssen sehen, dass ir auch den Haushalt in den Griff bekommen. Aber uch das ist meiner Meinung nach eine absolute Erfolgstory – Herr Kuhn, auch dagegen können Sie nichts saen –: Das Staatsdefizit wird dieses Jahr auf unter 2 Proent des Bruttoinlandsproduktes sinken. (Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Trotzdem machen wir Schulden!)


Diese Zahl hat Rot-Grün nie erreicht, wir dagegen
chon. Sie von Rot-Grün waren diejenigen, die die euro-
äischen Stabilitätskriterien aufgeweicht haben. Das ha-
en wir jetzt nicht mehr nötig. Wir sind auch hier füh-
nd in Europa.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dadurch zeigt sich, dass die Konsolidierungsanstren-
ungen dieser Regierung richtig waren, dass wir die
chuldenbremse früher einhalten, als das überhaupt ge-
lant war, dass Minister Schäuble eine exzellente Arbeit
acht, dass die Regierung auf dem richtigen Weg ist und

ass wir mit den Gesetzen, die wir verabschiedet haben,
afür gesorgt haben, dass wir jetzt endlich wieder in ein
ositives Fahrwasser kommen.

Es macht keinen Sinn, das schlechtzureden. Wir soll-
n stolz darauf sein, dass Deutschland die führende
irtschaftsmacht in Europa ist, und wir sollten des Wei-
ren stolz darauf sein, dass wir so weitermachen wer-
en.

Ich wünsche Ihnen eine gute Ferienzeit


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war bisher das Beste an Ihrer Rede!)


– vielen Dank, Herr Kuhn –, in der Sie diese positiven
achrichten verbreiten können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Schützenpanzer Fuchs!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712100700

Das Wort hat die Kollegin Wagenknecht für die Frak-

on Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Sahra Wagenknecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712100800

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

h denke, nach so viel Selbstbeweihräucherung sollten
ir auf das Thema zurückkommen.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das Selbstbeweihräuchern können Sie als Sozialistin ja sehr gut!)


Etwa 22,4 Milliarden Euro wird die Kreditanstalt für
iederaufbau nicht etwa zur Förderung des Handwerks,

ondern für das bisher beschlossene Griechenland-Paket
ereitstellen. Je mehr Geld die KfW dafür verwenden
uss, die Schulden Griechenlands gegenüber den Ban-

en zu bedienen, desto weniger hat sie logischerweise
ur Verfügung, um Förderprogramme aufzulegen,





Sahra Wagenknecht


(A) )


)(B)


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Das ist doch Unsinn! Das ist Unverstand!)


die nicht zuletzt dem deutschen Handwerk zugutekä-
men. Dies haben Sie beschlossen, obwohl Sie ganz ge-
nau wissen, wie stark der Bedarf in dieser Richtung
wäre. Die KfW hat bereits vor der Finanzkrise in ihren
Mittelstandspanels – vielleicht sollten Sie dort einmal hi-
neinschauen – sehr deutlich nachgewiesen, dass sich die
Finanzierungsbedingungen gerade kleiner Unternehmen
in Deutschland mit bis zu zehn Beschäftigten seit Ende
der 1990er-Jahre teilweise dramatisch verschlechtert ha-
ben. Die Laufzeiten der Kredite wurden immer kürzer,
und teilweise waren solche kleinen Unternehmen sogar
gezwungen, sich über teure Dispokredite zu refinanzie-
ren.

Wenn man diese Situation ins Auge nimmt, dann wird
völlig klar, dass dem deutschen Handwerk zum Beispiel
durch gesetzliche Zinsobergrenzen, die die Wucherzin-
sen bei Dispokrediten verhindern würden, weiß Gott
mehr geholfen wäre als durch Schönwetterreporte, wie
sie hier vorgelegt wurden und mit denen sich die Bun-
desregierung selber auf die Schultern klopft.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist gerade ein Jahr her, dass Sie beschlossen haben,
dass die Mittel der KfW für energetische Gebäudesanie-
rung auf die Hälfte zusammengestrichen werden. Vor ein
paar Wochen haben Sie sich das dann wieder anders
überlegt. Das ist zwar schön, aber das ist doch keine
klare Linie. Das ist eine völlig unseriöse Pingpongpoli-
tik. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die 5 Mil-
lionen Menschen, die in Deutschland im Handwerk ar-
beiten, tatsächlich brauchen: Sie brauchen verlässliche
Rahmenbedingungen und nicht eine Bundesregierung,
die mit ihren Interessen Pingpong spielt.


(Beifall bei der LINKEN)


Oder nehmen Sie die Fiskalpolitik: Erst werden gi-
gantische Schulden aufgehäuft, nicht zuletzt zur Rettung
maroder Banken. Dann geht die Bundesregierung hin
und verkündet mal eben Steuersenkungen für das Wahl-
jahr 2013. Das, was Sie hier machen, ist doch Harakiri.
Das kann doch kein Mensch mehr ernst nehmen. Natür-
lich kämen dem deutschen Handwerk Steuersenkungen
gerade im Bereich der niedrigen und mittleren Einkom-
men zugute. Aber das ist doch nur verantwortbar, wenn
man gleichzeitig mehr Steuern einnimmt, zum Beispiel
bei Banken und Konzernen oder bei Millionären und de-
ren Erben.


(Beifall bei der LINKEN)


Es ist doch möglich, sich bei denen das Geld zurückzu-
holen, statt alles auf Pump zu machen, so wie Sie das
tun.

Es ist tatsächlich ein Skandal, dass in Deutschland
Einkommen bei einer besser bezahlten Arbeit in der
Spitze mit bis zu 42 Prozent besteuert werden, aber völ-
lig leistungslose Vermögenseinkommen, Zinsen und Di-
videnden, gerade einmal mit 25 Prozent besteuert wer-
den. Wer arbeitet und etwas besser verdient, zahlt bis zu

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(C (D 2 Prozent. Wer nicht arbeitet und von seinem Vermögen bt, der zahlt nur 25 Prozent Steuern. iese irrsinnige Situation wurde damals unter Finanzinister Peer Steinbrück eingeführt. Doch auch die heuge Bundesregierung würde nie auf die Idee kommen, n dieser Situation irgendetwas zu ändern. Ich sage Ihen: Solange Sie diese Situation aufrechterhalten, brauhen Sie gar nicht mehr von Leistung zu reden oder daon, dass sich Leistung lohnen muss. Das, was Sie achen, ist eine leistungsfeindliche Politik. Diese Steuerpolitik hat außerdem zur Folge, dass iele Kommunen ihre elementaren Aufgaben nicht mehr rfüllen können. Ein Ergebnis dessen ist nicht zuletzt, ass das Niveau bei den öffentlichen Investitionen in eutschland – das ist schon angesprochen worden – mmerlich ist. Das kommt daher, dass die öffentlichen vestitionen immer weiter zusammengestrichen wur en. Aber öffentliche Investitionen, gerade in Infrastrukr, Baumaßnahmen und anderes, bedeuten Aufträge und rbeitsplätze für das deutsche Handwerk und für die loalen Anbieter. Die Situation könnte sich zusätzlich veressern, wenn Sie die Vergabegesetze auf Landesebene o verändern würden, dass kleine, lokale Anbieter geenüber großen Unternehmen und internationalen Konernen bevorzugt werden. Aber das ist ja die nächste große Lüge Ihrer Politik. ie reden immer von Wettbewerb und Mittelstandsorienerung. Tatsächlich aber machen Sie eine Politik, von er vor allem die Großanbieter, die großen Unternehmen rofitieren, die ihre Marktmacht zulasten der Kunden nd natürlich auch zulasten der Zulieferer völlig ungetört immer weiter ausbauen können. Das gilt für Ihre nergiepolitik und auch für nahezu alle anderen Bereihe. In ihrer Antwort auf die Große Anfrage von CDU/ SU und FDP gibt die Bundesregierung selber zu, dass ich die Beschäftigung im Handwerk insgesamt eher unünstig entwickelt hat. Die Begründung, die Sie dafür eben, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. ie führen das auf die – ich zitiere – „schwache Konumneigung der privaten Haushalte“ zurück. Ich frage ie: Wo leben Sie eigentlich? Wollen Sie einem Bechäftigten, dessen regulärer Job gerade outgesourct urde oder der in eine Leiharbeit abgedrängt wurde und ur noch die Hälfte verdient, wirklich vorwerfen, er habe ine niedrige Konsumneigung? Oder die Millionen Bechäftigten, die für Hungerlöhne von 5 oder 6 Euro die tunde malochen müssen: Haben diese eine niedrige onsumneigung? Oder die Millionen Rentnerinnen und entner in diesem Land, die seit Jahren sinkende Renten innehmen müssen: Haben auch diese eine mangelnde onsumneigung? Das ist doch absurd, das ist doch blaner Hohn. (Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sagen Sie doch mal was zu den Rentnern in der ehemaligen DDR!)


(Zuruf von der LINKEN: Lächerlich!)


(Beifall bei der LINKEN)






Sahra Wagenknecht


(A) )


)(B)

Das Problem der Menschen in diesem Land ist wahrlich
nicht, dass ihre Konsumneigung zu niedrig ist. Das Pro-
blem der Menschen in diesem Land ist, dass sie nicht ge-
nug Geld in der Tasche haben, um sich die Dinge zu kau-
fen, die sie brauchen und die sie sich sehr gerne leisten
würden, wenn sie es könnten.

Lohndumping stimuliert vielleicht den Export. Aber
wer sich für das Handwerk wirklich einsetzen will, der
muss bitte schön auch dafür sorgen, dass das Handwerk
zahlungskräftige Kunden hat, und zwar hier im Land.


(Beifall bei der LINKEN)


Ein Programm zur Stärkung der Kaufkraft durch Min-
destlöhne, durch höhere Renten, durch eine Erhöhung
der Hartz-IV-Regelsätze auf 500 Euro käme am Ende
auch dem deutschen Handwerk zugute;


(Beifall bei der LINKEN)


denn ohne einen starken Binnenmarkt gibt es auch kein
starkes Handwerk.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712100900

Das Wort hat die Kollegin Christine Scheel für die

Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Es kann nur besser werden! Das ist wenigstens keine Klassenkämpferin!)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712101000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich glaube, dass wir weder mit Klassenkampf noch mit
Schönrederei weiterkommen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Beifall bei der CDU/CSU!)


Vielmehr müssen die Probleme benannt werden, die es
zu lösen gilt. Herr Rösler, deswegen sind wir schon ein
bisschen enttäuscht darüber, wie die Bundesregierung
und Ihr Haus auf diese Große Anfrage reagiert haben.
Das ist eine unglaubliche Schönrederei. Es ist richtig:
Das Handwerk hat unglaubliche Leistungen vollbracht.
Das Handwerk ist zuverlässig, das Handwerk bildet gut
aus. Aber das Handwerk hat auch Probleme, weil die
Politik in bestimmten Feldern nicht vorankommt. Zu
diesem Punkt ist nichts gesagt worden.

Auch in dem Antrag, der jetzt von den Koalitionsfrak-
tionen vorgelegt worden ist, ist die Rede davon, dass al-
les irgendwie in Butter ist. Da sollen nur einige Sachver-
halte evaluiert und ein bisschen geprüft werden und dann
soll ein bisschen Unterstützung geleistet werden. Liebe
Kollegen von der Union und von der FDP,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Und Kolleginnen!)


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(C (D ie Bevölkerung und vor allem das Handwerk kann chon ein bisschen mehr Substanz von Ihnen erwarten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Es ist völlig klar: Wenn die wirtschaftliche Lage gut
t – und die ist zum Glück derzeit sehr gut –, ist die Auf-
agslage gut, und das Handwerk hat goldenen Boden,
ie wir immer sagen. Aber es stehen nicht genügend
achkräfte zur Verfügung.


(Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es!)


as ist ein ganz zentraler Punkt. Man muss überlegen,
ie man mit der Situation umgeht, und auch den demo-
rafischen Wandel in dieser Gesellschaft mitbedenken.
ir wissen seit Jahren um die Schwierigkeiten in den
usbildungsberufen. Das Handwerk hat seit Jahren Pro-
leme, bestimmte Ausbildungsstellen zu besetzen. Vor
llem im Lebensmittelbereich – ich denke da insbeson-
ere an Bäckereien und Metzgereien – wird immer wie-
er geklagt, dass man keine geeigneten jungen Leute fin-
et, die bereit wären, eine entsprechende Ausbildung zu
achen. Das müssen wir gar nicht schönreden. Ich

laube, da sind wir uns auch einig. Aber auch in weite-
n Branchen wie in der Elektrotechnik und im Metall-

ereich, im Heizungs- und Sanitärbereich fehlen zuneh-
end Menschen. Hier machen zwar viele eine
usbildung, aber sie werden oft – das ist ein Problem,
as wir sehr ernst nehmen müssen – von der Industrie
bgeworben. Also das Handwerk bildet gut aus, die In-
ustrie wirbt dann aber einen Teil ab, indem sie besser
ezahlt.

Hier muss die politische Seite angesichts der verän-
erten Lage, die wir auf dem Ausbildungsmarkt haben,
nd angesichts der demografischen Entwicklung ihrer
erantwortung gerecht werden und sich überlegen, wie
ie wirtschaftliche Entwicklung des Handwerks gestärkt
nd wie die Qualifizierung junger Menschen gefördert
erden kann.

Wir haben gerade in den Städten viele junge Men-
chen mit Migrationshintergrund, die keinen Ausbil-
ungsplatz haben. Kollege Duin hat dargestellt, wie
iele junge Leute die Schule verlassen, ohne einen
chulabschluss zu haben. Das ist ein Riesenproblem.
ir sehen aber auch, dass die Ausbildungsbeteiligungs-

uote von jungen Menschen mit Migrationshintergrund
erade einmal bei 30 Prozent liegt, bei jungen Menschen
hne Migrationshintergrund dagegen bei 64 Prozent. Es
ibt gute Ansätze bei den Kammern und teilweise auch
ei den Städten, um dieses Problem zu lösen. In Berlin
uft zum Beispiel die Kampagne: „Berlins Wirtschaft
raucht Dich!“, die sich an junge Menschen richtet, vor
llem an junge Menschen mit Migrationshintergrund.
as sind gute Ansätze. Das begrüßen wir. Das kann man
ur unterstützen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Christine Scheel


(A) )


)(B)

Aber da müssten auch Sie noch einen Beitrag leisten und
aufzeigen, wie die Bewerberinnen- und Bewerberzahlen
hier verbessert werden könnten.

Ein Weiteres – das sage ich mit aller Ernsthaftigkeit –:
Wir diskutieren in diesem Hause sehr viel darüber, wie
wir junge Menschen zu Abitur, Studium und nachfol-
gend in hoch qualifizierte Berufe bringen. Das ist not-
wendig, und das ist auch berechtigt, wenn man sich an-
schaut, wie Deutschland im internationalen Vergleich
dasteht. Was aber in dem Kontext aus meiner Sicht viel
zu wenig gesagt wird, ist, dass Ausbildungsberufe im
Handwerk eine hervorragende Qualifikation bieten und
dass sich hier oftmals jungen Menschen, die handwerk-
lich oder technisch begabt sind, ein hervorragender Le-
bensweg bietet. Darauf wird, wie ich finde, viel zu selten
hingewiesen. Vom Duktus her tun wir immer so, als ob
diejenigen, die studiert haben, den anderen etwas voraus
hätten. Wir brauchen aber beides. Deshalb müssen wir
uns fragen, wie wir die jungen Leute begleiten und ver-
stärkt für diese Zukunftsberufe gewinnen können.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Aus meiner Sicht müssen wir alle Anstrengungen un-
ternehmen, um dem zunehmenden Fachkräftemangel be-
gegnen zu können. Statt sich intern mit dieser bescheuer-
ten Steuersenkungsdebatte, die die FDP wieder
losgetreten hat – ich glaube, es ist das vierte Mal in die-
ser Legislaturperiode, dass sie irgendwelche Vorlagen
ankündigen, die dann sowieso nicht kommen –, ausein-
anderzusetzen, sollten Sie lieber die notwendigen Ge-
setzentwürfe vorlegen, um den Fachkräftemangel in
Deutschland anzugehen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – HansMichael Goldmann [FDP]: Das finden Sie nicht richtig! Sie wollen keine Reduktion der Steuerlast für Unternehmen? Sie finden die kalte Progression richtig? Wir haben verstanden!)


Daran fehlt es bisher. Statt Steuersenkungsdebatten zu
führen, sollten wir die drängenden Probleme angehen.
Notwendig sind eine schnellere Anerkennung ausländi-
scher Berufsabschlüsse und die Beratung und Begleitung
derjenigen, die das Anerkennungsverfahren durchlaufen.
Es ist notwendig, nach einer individuellen Kompetenz-
feststellung passende Nachqualifikationen mit einer ent-
sprechenden Begleitung der Betroffenen anzubieten. Das
fehlt grundsätzlich.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sagen Sie doch mal, dass Sie dem Handwerk die Steuern erhöhen wollen!)


Minister Rösler, Sie haben vor ein paar Tagen wieder
gefordert, die Mindestverdienstgrenze für die Erteilung
einer Niederlassungserlaubnis auf 40 000 Euro zu sen-
ken.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Warum denn?)


– Ja, das muss man.

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(C (D ir Grünen sind seit sehr langer Zeit der Auffassung, ass die Grenze zu hoch ist. Aber wo bleibt die Gesetesvorlage für eine entsprechende Änderung? Sie reden eit Monaten davon. In fast jeder Sitzung des Wirtchaftsausschusses wird darauf hingewiesen, dass die ahmenbedingungen schlecht sind und geändert werden üssen. Es kommt aber keine Vorlage. Auch heute ha en Sie es wieder nur angesprochen. Stattdessen liegt ein ischiwaschiantrag vor, in dem irgendwelche komi chen Punkte aufgeführt sind, die man prüfen soll. Wir rwarten von Ihnen aber Gesetzesinitiativen statt Gerede nd Schönfärberei, damit wir vorankommen. Wir haben die Energiewende beschlossen. Das ist underbar. Ihr Hin und Her in der Atomfrage hat leider uch dazu geführt, dass Planungssicherheit, die Sie imer sehr hoch hängen und die für unser Land auch notendig ist, nicht gegeben war. Ihr Zickzackkurs in den tzten Monaten stellte für das Handwerk ein großes Prolem dar; denn sehr viele Menschen haben sich mit Aufägen zurückgehalten, weil man nicht wusste, wohin iese Regierung eigentlich wollte. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist doch nicht Ihr Ernst! – Dr. Michael Fuchs [CDU/ CSU]: Wo kommt denn die hohe Auslastung her?)


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nein!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt sind wir endlich an dem Punkt angekommen.
ndlich sagen auch Sie, dass wir mehr für die Gebäude-
anierung tun und die Energieeffizienz steigern müssen.
afür und für den Ausbau der Leitungssysteme und der

rneuerbaren Energien brauchen wir das Handwerk. Da-
it muss aber auch die berufliche Ausbildung Schritt

alten. Wir brauchen somit neue Qualifikationen und
üssen uns mit neuen Ausbildungsberufen beschäftigen

im innovativen Sektor ist vieles beschrieben –, um den
ntstehenden Bedarf entsprechend decken zu können.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712101100

Frau Kollegin Scheel, gestatten Sie eine Zwischen-

age des Kollegen Pfeiffer?


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712101200

Nein. – Es wird eine enorme Nachfrage geben. Um

iese Nachfrage decken zu können, brauchen wir ent-
prechende Fachkräfte. Dann können wir gemeinsam
it dem Handwerk – das geht nämlich nur mit dem
andwerk – unser Land nach vorne bringen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben auch eine komische Debatte über die Ab-
etzbarkeit von Handwerkerleistungen geführt, Herr
ösler. Es gibt dazu gute Untersuchungen wie die von
errn Professor Schneider, die zu dem Ergebnis kom-
en, dass dank der Möglichkeit der Absetzbarkeit von
andwerkerleistungen, die Rot-Grün damals auf den
eg gebracht hat, die Schwarzarbeit zurückgegangen





Christine Scheel


(A) )


)(B)

ist. Die Schwarzarbeit ist in den letzten Jahren nachweis-
lich kontinuierlich zurückgegangen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Ja, weil die Konjunktur boomt!)


Hinzu kommt, dass Sie von falschen Zahlen ausge-
hen. Es wird immer behauptet, dass von Steuerausfällen
in Höhe von 2 Milliarden Euro auszugehen ist. Es gibt
aber in dem Sektor keine Steuerausfälle in Höhe von
2 Milliarden Euro; es gibt nur einen Zinseffekt. Dieser
Zinseffekt liegt bei ungefähr 60 Millionen Euro und
nicht mehr. Entweder wissen Sie es nicht, oder Sie wol-
len suggerieren, dass Sie für das Handwerk sehr viel tun,
und sprechen deswegen von 2 Milliarden Euro. Wenn
man also die gesetzliche Regelung, die jetzt ausläuft,
verlängert, hat man keine Steuerausfälle in Höhe von
2 Milliarden Euro wie zu Beginn, sondern dann hat man
nur Zinsausfälle. Auch das müssen Sie in Ihrem Haus
vielleicht einmal weitergeben, damit das vernünftig
kommuniziert wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wünschen uns außerdem, dass Sie in punkto Ist-
besteuerung klare Linie halten. Es kann nicht angehen,
dass die Umsatzgrenze zur sofortigen Abführung der
Umsatzsteuer von 500 000 Euro, die jetzt gilt, auf
250 000 Euro gesenkt wird. Es geht um die Liquidität
der Unternehmen. Es geht um das Vertrauen in die Poli-
tik. Die Maßnahme ist angekündigt worden, und sie
muss dementsprechend umgesetzt werden.


(Zuruf des Bundesministers Dr. Philipp Rösler)


– Ich stehe wirklich dahinter, weil es hier um Liquidität
geht, und fordere Sie auf: Tun Sie etwas!


(Rainer Brüderle [FDP]: Donnerwetter! – Dr. Volker Wissing [FDP]: Dann hören Sie doch auf mit Ihren Steuererhöhungsforderungen! Warum wollen Sie denn die Steuern erhöhen? Wenn Sie die Steuern erhöhen, gibt es weniger Liquidität!)


Legen Sie endlich die Maßnahmen vor und reden Sie
nicht immer nur darüber! Das Handwerk wartet auf das
Handeln dieser Regierung; da ist es mit Gequatsche
nicht getan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712101300

Das Wort hat die Kollegin Bögel für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Claudia Bögel (FDP):
Rede ID: ID1712101400

Bei vielen meiner Vorredner konnte ich geradezu spü-

ren, dass sie noch nie einen Handwerksbetrieb von innen
gesehen haben, geschweige denn, mit Handwerkern ge-
sprochen haben.

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das können Sie spüren?)


h kenne das Handwerk von der Pike auf. Mein Groß-
ater war Modellbaumeister. Mein Onkel ist Malermeis-
r. Von daher kenne ich diese Leute, und ich weiß um
eren Bedürfnisse.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Garrelt Duin [SPD]: Was wissen Sie von meinem Onkel? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: August Bebel war auch Handwerker! – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Der Großvater meines Hundes war Schäferhund!)


Das Handwerk propagiert nicht umsonst auf seiner
omepage: „Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht. Von
ebenan.“


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Jawohl!)


arum wohl? Jeder kennt einen Handwerker. Jeder hatte
chon einen Handwerker. Das fängt morgens beim Bröt-
henholen an und hört am Heiligabend bei der Instand-
etzung der Heizungsanlage noch nicht auf. Es gibt mehr
ls 4,8 Millionen Beschäftigte in 151 Ausbildungsberu-
n; der Jahresumsatz hat einen dreistelligen Milliarden-

etrag erreicht. Das ist eine wahre Schwergewichts-
lasse im Ring der deutschen Wirtschaft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Doll!)


Was aber bei dieser Betrachtung viel zu kurz kommt,
t die hohe soziale Kompetenz des Handwerks.


(Garrelt Duin [SPD]: Das unterscheidet Sie vom Handwerk!)


Nein, das unterscheidet uns nicht vom Handwerk, weil
erade das von uns gefördert wird.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach ja? Wo denn?)


h möchte einmal ein Beispiel aus meinem Wahlkreis
arstellen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Super!)


in mittelständischer Unternehmer, der ein sehr erfolg-
iches Dentallabor leitet, kümmert sich außerordentlich

m sehr schwierige Jugendliche, indem er sie in seinem
etrieb ausbildet und ihnen eine zweite und auch eine
ritte Chance bietet. Dieser Unternehmer hat ein Projekt
egründet. Das Projekt heißt „Startbahn“. Hier wurde
chon von „Fordern und Fördern“ gesprochen. Nach die-
em Prinzip funktioniert das Projekt. In dem Projekt
ümmert man sich um Jugendliche, fördert sie, aber for-
ert auch von ihnen, zum Beispiel gute Schulnoten. Der
nternehmer hat es geschafft, in seinem Heimatort die
ermittlungsquote der Hauptschüler von bisher 40 Pro-
ent auf 85 Prozent zu heben. Das ist doch was!


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Claudia Bögel


(A) )


)(B)

Das ist ein Paradebeispiel für unser deutsches Hand-
werk: persönliches Engagement, Eins-zu-eins-Begeg-
nung, keine großen Hörsäle, in denen anonym irgendet-
was gelehrt wird, jedem eine oder auch eine zweite
Chance bieten, handeln, statt nur fordern.

Das Handwerk engagiert sich also sehr stark und ist
mit großem Verantwortungsbewusstsein dabei.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Und was tun Sie dafür?)


Wir benötigen jedoch eine ausreichende Zahl an gut aus-
gebildeten Fachkräften, um unsere Wettbewerbs- und
Innovationsfähigkeit und damit den Wohlstand und das
Wachstum für unser Land zu sichern.


(Beifall bei der FDP – Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


– Danke. – Das Problem des Fachkräftemangels hängt
aber wie ein Damoklesschwert über den Unternehmen.
Deswegen ist es sehr wichtig und sehr richtig, dass sich
unsere Regierung gerade um dieses Problem kümmert.
Hier müssen wir – Politik, Wirtschaft und Gesellschaft –
eine gemeinsame Lösung finden und an einem Strang
ziehen. Es gibt auch schon sehr viele gute Projekte, bei
denen Politik, Wirtschaft, Unternehmen und Verbände
zusammenarbeiten. Es gilt, inländische Potenziale besser
auszuschöpfen und gleichzeitig durch eine kluge Zuwan-
derungspolitik – hier möchte ich eindringlich an das
Punktesystem erinnern – ausländische Fachkräfte zu ge-
winnen.

Die geplante Steuersenkung wird von den Hand-
werkskammern, den Handelskammern und auch von
vielen Verbänden sehr begrüßt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben durch das Wachstumsbeschleunigungsge-
setz, durch die Verlängerung der Kurzarbeiterregelung
und auch durch die Vereinfachung der Kreditvergabe
sehr viele richtige und wichtige Maßnahmen getroffen –
für den Mittelstand, für das Handwerk.


(Zuruf von der SPD: Wer hat denn die Kurzarbeiterregelung gemacht?)


Das Handwerk zaubert mit seinen Händen solide
Meisterstücke. Wir machen solide Politik,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Wo denn?)


die den Aufschwung der „Wirtschaftsmacht von ne-
benan“ dauerhaft verstetigt.

Vielen Dank und eine schöne Sommerpause.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712101500

Das Wort hat die Kollegin Schwarzelühr-Sutter für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Handwerk hat goldenen Boden – an diesen pruch hat sich die Bundesregierung wohl erinnert und ersucht jetzt, mit der Beantwortung der Großen Anage beim Handwerk Boden gutzumachen. Dies wird r nur leider nicht gelingen. Aber die Hoffnung stirbt ekanntlich zuletzt. Sie brüsten sich mit einem Aufschwung, für den Sie igentlich recht wenig im Vorfeld getan haben. Dass das andwerk aktuell so gut dasteht, beruht nämlich auf den itiativen der Sozialdemokraten. as CO2-Gebäudesanierungsprogramm und die steuerlihe Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen – um nur wei Beispiele zu nennen – haben dem Handwerk Aufäge und Beschäftigung gebracht. Sie sind nicht auf chwarz-gelbem Boden gewachsen, sondern wurden von ns Sozialdemokraten angestoßen und umgesetzt. Es ist erfreulich, dass das Handwerk so gut dasteht. an erwartet dort mehr als 2 Prozent Wirtschaftswachsm. Die Auftragslage ist gut; die Umsätze entwickeln ich positiv. Die Stimmung im Handwerk ist tatsächlich o gut wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Das andwerk ist der Motor des Aufschwungs. Dazu hat das O2-Gebäudesanierungsprogramm beigetragen. Zur Ernerung: Dieses Programm wurde von der rot-grünen egierung 2001 aufgelegt, um Klimaschutz zu verbes ern – wir waren schon immer etwas früher dran –, ohnnebenkosten einzusparen und Wachstum und Be chäftigung im Baugewerbe sowie im Bauhandwerk zu rhöhen. ieses Programm hat sich auf allen Ebenen als Erfolg rwiesen. Die Nachfrage bei Eigentümern, bei Vermietern und ommunen nimmt weiterhin zu. Circa 40 Prozent des esamten Energieverbrauchs in Deutschland entfallen uf den Gebäudebereich; dieser bietet damit ein riesiges otenzial für Energieeffizienz, Senkung der Wohnneenkosten und Reduktion von CO2-Emissionen. Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Körber? Nein. Darf ich nachfragen, ob Sie generell keine Zwischen agen gestatten; denn es gibt noch weitere Meldungen. )

Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1712101600

(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712101700
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1712101800

(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Oh!)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712101900




(A) )


Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1712102000

Ich sehe, dass sich auch Herr Pfeiffer gemeldet hat.

Bitte sehr.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist ja sehr kollegial! Der eine darf und der andere nicht!)


– Sie, Herr Körber, dürfen danach fragen, damit es aus-
geglichen ist.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712102100

Dann hat erst einmal der Kollege Pfeiffer das Wort.


Dr. Joachim Pfeiffer (CDU):
Rede ID: ID1712102200

Frau Kollegin, Sie tragen zwar nicht im Bund, aber in

Baden-Württemberg Verantwortung. Nachdem Ihr dorti-
ger Seniorpartner in Person von Frau Scheel auf eine
Zwischenfrage nicht antworten wollte, frage ich halt den
Juniorpartner, die SPD.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da muss der Frust bei Ihnen aber sehr groß sein!)


In Ihrem dortigen Koalitionsvertrag werden weder
Arbeiter oder Handwerker noch Freiberufler erwähnt.
Aber das Wort „Beamte“ ist in all seinen Varianten 24-mal
zu finden, und das Wort „Lehrer“ kommt 30-mal vor.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Können Sie Ihre Frage nur ablesen?)


Können Sie mir die Diskrepanz zwischen dem Handeln
dort, wo Sie Verantwortung tragen und Maßnahmen um-
setzen können, und dem, was Sie hier erzählen, ein we-
nig erläutern?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1712102300

Herr Pfeiffer, wir wollen nicht an Worten, sondern an

Taten gemessen werden. Wir werden unseren Ankündi-
gungen auch Taten folgen lassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


Ihre Tat in Regierungsverantwortung auf Bundesebene
war im letzten Haushalt vor allen Dingen, dass Sie die
Mittel für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm ge-
kürzt haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712102400

Darf ich das so werten, dass Sie jetzt die Frage des

Kollegen Körber zulassen?


Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1712102500

Ja, gut, dann bitte.

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(C (D Vielen Dank, Frau Kollegin. Ich hätte noch kurz eine rage zum CO2-Gebäudesanierungsprogramm. Sie sprehen völlig zu Recht an, dass das ein sehr starker Motor r das Handwerk gewesen ist. Deshalb konkret die rage – der Klimawandel ist ja nicht erst seit heute ein roblem, sondern dieses Problem ist meiner Meinung ach auch schon in den letzten fünf Jahren vorhanden ewesen –: Warum hatte das SPD-geführte Ministerium r Verkehr, Bau und Stadtentwicklung dieses Programm efristet angelegt, wenn es doch so ein großer Faktor ist? Erstens freue ich mich neben Ihrem Sinneswandel bei er Atomenergie, dass Sie zu der Erkenntnis gekommen ind, dass es ein gutes Programm für den Klimaschutz t. Wir haben das Programm im Zuge des Konjunkturaketes I und insbesondere des Konjunkturpaketes II eutlich aufgestockt. Mit den Kürzungen, die Sie jetzt orhaben, erreichen Sie noch nicht einmal mehr die öhe des Ansatzes von 2009. (Beifall bei der SPD – Sebastian Körber [FDP]: Sie haben es befristet!)

Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1712102600
Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1712102700


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712102800

Bevor Sie jetzt weitersprechen, sei mir der Hinweis

estattet: Wir sind gehalten, Zwischenfragen auch ge-
essen an der Redezeit zuzulassen. Deshalb lasse ich
tzt keine weiteren Zwischenfragen zu. – Bitte.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Schade! Das waren doch gute Vorlagen! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Da müsst ihr ihr mehr Redezeit geben!)



Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD):
Rede ID: ID1712102900

Bis zu 340 000 Arbeitsplätze im Mittelstand und im

andwerk werden durch die KfW-Programme zum ener-
ieeffizienten Bauen und Sanieren tatsächlich geschaf-
n und gesichert. Es ist eine Win-win-Situation für
vestoren, aber auch für private Eigentümer von Immo-

ilien.

Wie gesagt, die Rücknahme der Kürzungen des KfW-
örderprogramms ab 2012 auf 1,5 Milliarden Euro führt
u einem Ansatz, der noch unter dem Niveau von 2009
egt und bei weitem nicht ausreicht. Pro Jahr sind zum
eispiel laut Aussage der unterzeichnenden Verbände
es Pakts für Klimaschutz mindestens 2 Milliarden Euro
us dem Bundeshaushalt an konstanter Förderung nötig,
m die erforderlichen Energieeinsparungen zu erreichen.
elbst die 1,5 Milliarden Euro, die Sie hier zur Verfü-
ung stellen, geben keine Planungssicherheit, denn sie
ommen aus dem unsicheren Energie- und Klimafonds.

Die in dieser Woche beschlossenen fatalen Kürzun-
en möchte ich natürlich auch nicht unerwähnt lassen:
uch die 45 Millionen Euro, die Sie beim Städtebau kür-

en, werden Auswirkungen auf das Handwerk haben.

Auch der neue Energieeffizienzfonds aus dem Son-
ervermögen, der unter anderem die Markteinführung
on Motoren und Pumpen gerade im Heizungsbereich





Rita Schwarzelühr-Sutter


(A) )


)(B)

sowie in Kälteanlagen unterstützen will, ist bezüglich
der Förderhöhe unsicher.

Beständigkeit und Verlässlichkeit der finanziellen
Mittel sind aber wesentliche Voraussetzungen für Inves-
titionsentscheidungen. Verlässliche Rahmenbedingun-
gen sind unerlässlich, um energetische Sanierungen um-
zusetzen. Typisch hier wieder der Zickzackkurs der
Bundesregierung bei diesen Programmen. Planungssicher-
heit und Verlässlichkeit sind also Fehlanzeigen bei der
Politik dieser Regierung.


(Sebastian Körber [FDP]: Sie haben es doch mitgemacht!)


Die SPD steht hinter den Handwerkern und unterstützt
sie bei der Forderung nach Planungssicherheit.


(Beifall bei der SPD)


Der Umstieg aus dem Atomzeitalter in das Zeitalter
der erneuerbaren Energien bietet dem Handwerk riesiges
Potenzial, riesige Chancen nicht nur bei Maßnahmen der
Energieeffizienz, sondern auch bei Technologien für
Photovoltaik- oder Windkraftanlagen. Hier ziehen SPD
und das deutsche Handwerk an einem Strang.

Planungssicherheit und Verlässlichkeit brauchen aber
ebenso Existenzgründerinnen und Existenzgründer. Die
geplanten Kürzungen bei den Fördermaßnahmen für
Langzeitarbeitslose sind ein fatales Signal. Die Ankün-
digung von Arbeitsministerin von der Leyen, die Zu-
schüsse für Existenzgründerinnen und Existenzgründer
um über 1 Milliarde Euro zu kürzen, also um mehr als
die Hälfte, kann man nicht nachvollziehen; das ist kon-
traproduktiv. Insgesamt gehen die Zahlen bei den Exis-
tenzgründungen leicht zurück. Mit dem neuen Streich-
konzert verabschiedet sich die Bundesregierung vom
Gründerland Deutschland.


(Beifall bei der SPD)


Auch die geplanten Kürzungen bei den beiden Ju-
gendprogrammen „Schulverweigerung – Die 2. Chance“
und „Kompetenzagenturen“ sind absolut nicht nachvoll-
ziehbar. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir
Nachwuchsmangel haben, dass wir Fachkräftemangel
haben, ist das eine falsche Maßnahme; diese muss unbe-
dingt zurückgenommen werden.


(Beifall bei der SPD)


Die SPD steht für ein modernes Handwerk. Das
Handwerk hat eine lange Tradition und hat es immer ge-
schafft, die neuen Herausforderungen anzunehmen und
dabei innovativ zu sein.

Ich möchte das Beispiel der Elektromobilität nennen.
Früher gab es den Beruf des Kfz-Mechanikers, dann gab
es den Beruf des Kfz-Mechatronikers. In Zukunft brau-
chen wir für den Bereich Elektromobilität gut ausgebil-
dete Fachkräfte. Allerdings sind herkömmliche Berufe
wie Bäcker und Metzger bei Jugendlichen als sehr
unsexy verschrien. Die Imagekampagne des ZDH setzt
hier auf eine sehr witzige und ansprechende Art richtige
Akzente. Mit dem Slogan „Am Anfang war Himmel und
Erde. Den ganzen Rest haben wir gemacht“ machen die

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(C (D andwerkerinnen und Handwerker in meinem Wahlreis richtig gute Werbung. Die SPD will mittels guter Politik für den Mittelstand irtschaftliches Wachstum mit sozialem Ausgleich und kologischer Nachhaltigkeit verbinden. Denn für die novationsund Wettbewerbsfähigkeit der deutschen irtschaft nehmen der Mittelstand und insbesondere das andwerk eine zentrale Rolle ein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die FDP und der ehemalige „Mister Mittelstand“
rüderle haben Mittelstand und Handwerk enttäuscht.


(Claudia Bögel [FDP]: Ist doch gar nicht wahr! Unglaublich!)


Außer Erleichterungen für Hoteliers hat es bisher
icht wirklich viel gegeben. Der Mittelstand wartet ver-
eblich auf die Einlösung der Versprechen, die vor der
undestagswahl gemacht wurden. In der heutigen Aus-
abe des Handelsblatts steht zum Stichwort „Steuerpoli-
k“ unter der Überschrift „Auf Kosten der Beitragszah-
r“:

Die schwarz-gelbe Regierung will mit Hilfe der Ar-
beitslosenversicherung eine Steuerreform finanzie-
ren. Die Kosten tragen vor allem die, die angeblich
entlastet werden sollen.

as spricht Bände. Bereits letzte Woche hat Ihnen Herr
etsche von Daimler in diesem Zusammenhang die Le-
iten gelesen.

Wir von der SPD wollen eine moderne Politik für die
irtschaftsmacht und -kraft des Handwerks von ne-

enan. Diese gilt nicht nur heute, sondern auch im Hin-
lick auf die Herausforderungen von morgen.

Ich danke Ihnen herzlich für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712103000

Die Kollegin Lena Strothmann hat für die Unions-

aktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Lena Strothmann (CDU):
Rede ID: ID1712103100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! 150 000 Solarwärmeanlagen
urden 2009 in Deutschland installiert. 310 Millionen
iter Farbe haben Maler und Lackierer 2010 in Deutsch-
nd verarbeitet. 55 000 Wärmepumpen wurden 2009

ingebaut. Fast 3 000 Handwerksbetriebe in Deutsch-
nd stellen Musikinstrumente her. Haben Sie gewusst,
ass auch die Übergabewimpel unserer Nationalelf und
er Goldene Bär der Berlinale handwerklich hergestellt
erden?


(Garrelt Duin [SPD]: Ist das beeindruckend!)


Handwerk ist Vielfalt. Kaum ein anderer Wirtschafts-
weig bietet diese Vielfalt an Berufen und Gewerbegrup-
en. Das Spektrum reicht von der Bauzeichnerin und





Lena Strothmann


(A) )


)(B)

dem Geigenbauer bis hin zur Fotomedienfachfrau. Jähr-
lich kommen hochinteressante, hochtechnisierte und an-
spruchsvolle Berufe hinzu. 1 Million Betriebe, fast 5
Millionen Beschäftigte und fast 500 000 Auszubildende
– das ist, kurz gefasst, die Erfolgsstory des deutschen
Handwerks, der Wirtschaftsmacht von nebenan.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies wird nun aufgrund unserer Großen Anfrage ein-
drucksvoll durch eine Vielzahl an Daten belegt. An die-
ser Stelle möchte ich ein herzliches Dankeschön an das
Bundeswirtschaftsministerium für die intensive Arbeit
bei der Beantwortung der Fragen richten.

Es wird deutlich, dass der Wirtschaftszweig Hand-
werk in Deutschland eine wichtige Rolle einnimmt, stär-
ker als in anderen europäischen Ländern, die auch über
sehr viele kleine und mittlere Betriebe verfügen. Bei uns
in Deutschland ist diese gewachsene Struktur stark ge-
prägt von der hohen Qualität unserer Meisterbetriebe
und unserem erstklassigen Ausbildungssystem.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Fest steht: Das Handwerk ist eine der tragenden Säu-
len unserer Wirtschaft. Was für die Gesamtwirtschaft
gilt, gilt auch für das Handwerk. Wir haben die Wirt-
schaftskrise überwunden und sind – ganz nach der Maß-
gabe unserer Kanzlerin – aus der Krise stärker herausge-
gangen, als wir hineingegangen sind.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ende des Jahres wird voraussichtlich sogar das Vorkri-
senniveau im Handwerk wieder erreicht. Das erste Quar-
tal lief sensationell gut mit einem Zuwachs – man höre
und staune – von 11,7 Prozent.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Aufgrund seiner Stabilität wurden während der Krise
im Handwerk kaum Mitarbeiter entlassen. Das spiegelt
die Philosophie unserer Meisterbetriebe wider. Betonen
möchte ich: Gerade in Krisenzeiten stehen unsere Be-
triebe zu ihren Beschäftigten und setzen auf Qualität und
Leistungsbereitschaft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Kleinbetriebe ja, Großbetriebe nicht!)


Unsere Betriebe haben das Kurzarbeitergeld genutzt,
weil sie wissen, dass sie die gut ausgebildeten Menschen
im Aufschwung wieder brauchen,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


gerade im Hinblick auf den drohenden Fachkräfteman-
gel.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Jawohl!)


Gespürt hat das Handwerk die Krise besonders am
schmerzhaften Umsatzeinbruch und am Rückgang der
Aufträge, besonders im Dienstleistungsbereich, wie zum
Beispiel dem Friseurhandwerk, wo sich die Konsumzu-
rückhaltung der Bürger unmittelbar bemerkbar macht,

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(C (D nd vor allen Dingen bei den Zulieferern der Industrie, ie exportabhängig ist. Die Maßnahmen der Bundesregierung haben sich poitiv ausgewirkt. Insbesondere das Gebäudesanierungsrogramm hat im krisenanfälligen Baugewerbe die achfrage gesteigert. Ich will aber auch erwähnen, dass ie Istbesteuerung ein wichtiges Element war, um die Liuidität unserer Betriebe zu sichern. Deswegen halte ich s für wichtig, diese Maßnahme zu verlängern. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber schnell, bitte!)


Dies gilt in gleicher Weise für die steuerliche Absetz-
arkeit von Handwerkerleistungen in Privathaushalten.
eide Maßnahmen haben wir unter anderem in unserem
ntrag festgehalten.

Im Konjunkturpaket I haben wir die absetzbare
umme verdoppelt. Das war ein Anreiz für die Vergabe
galer Aufträge in privaten Haushalten. Viele hand-
erkliche Leistungen wurden aus der Grauzone der
chwarzarbeit geholt. Dadurch wurden Folgeaufträge
eneriert. Somit finanziert sich der Steuerbonus teil-
eise selbst, und er beschert dem Staat zusätzliche
teuer- und Sozialeinnahmen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


An dieser Stelle möchte ich gerne auf die Kritik des
undesrechnungshofes eingehen.

Erstens. Der Bundesrechnungshof legt in seiner Be-
ertung die Schätzungen des Subventionsberichts zu-
runde. Bereits vor dem Start der Evaluierung, die von
er Bundesregierung noch in diesem Jahr durchgeführt
ird, gibt es Anzeichen, dass die tatsächlichen Steuer-

usfälle geringer sind.

Zweitens. Eine reduzierte Sicht auf diese Steueraus-
lle greift zu kurz, weil es Mehreinnahmen bei der Um-

atzsteuer und bei den Sozialbeiträgen gibt. Diese Ef-
kte hat der Bundesrechnungshof nicht ausreichend in

eine Bewertung einfließen lassen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt!)


Drittens. Es kann nicht sein, dass wir wegen hoher
ontrolldefizite der Finanzämter den Steuerbonus ab-

chaffen. Für mich steht fest: Der Steuerbonus ist wachs-
ms- und beschäftigungsfördernd und daher keine Sub-

ention im herkömmlichen Sinne.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist aber durchaus kritisch zu beleuchten, dass die
teuervergünstigung auch für ohnehin legal vergebene
ufträge gilt, zum Beispiel für Pflichtwartungen. Hier
esteht Korrekturbedarf, der auch vom Handwerk selbst
nterstützt wird. Über dieses Thema werden wir in die-
em Hohen Haus sicher noch debattieren.

Zurück zur Großen Anfrage. Stichwort Eigenkapital-
uote. Als Ostwestfälin würde ich sagen: Die ist nicht





Lena Strothmann


(A) )


)(B)

schlecht. Jedenfalls ist sie besser, als ich erwartet habe
und als man landläufig geglaubt hat.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Richtig! – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Na ja!)


– Lesen Sie es nach!


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das habe ich nachgelesen!)


Sie wirkt sich jetzt im Aufschwung positiv auf die Fi-
nanzierungslage aus. In der Krise – das muss man zuge-
ben – gab es durchaus Spannungen, aber ich will an die-
ser Stelle deutlich sagen: Eine Kreditklemme hat es im
deutschen Handwerk definitiv nicht gegeben.

Besser als in der übrigen Wirtschaft sieht es bei den
Insolvenzen aus. Während in der Gesamtwirtschaft ohne
Handwerk 11 von 1 000 Unternehmen insolvent wurden,
waren es im Handwerk lediglich 7 von 1 000. Dieser
Umstand ist nicht zufällig; denn unsere familien- und
meistergeführten Betriebe sind nun einmal stabiler.
Nicht umsonst ist die unternehmerische Ausbildung der
wichtigste Bestandteil der Meisterausbildung.

Besonders freut mich, dass auch das ostdeutsche
Handwerk heute gut dasteht. Es ist doppelt so stark wie
bei der Wiedervereinigung. Auch die dreimal so hohe
Ausbildungsleistung und die deutlich gesteigerte Pro-
duktivität der ostdeutschen Handwerksbetriebe sprechen
für sich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Das heißt sehr wenig!)


Die Große Anfrage hat auch bestätigt, wie erfolgreich
Frauen im Handwerk sind. Es gibt drei Bereiche, in de-
nen Frauen immerhin einen Anteil von 20 Prozent ha-
ben: bei den Meisterprüfungen, bei den Existenzgründe-
rinnen und den Betriebsinhaberinnen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Dieser hohe Frauenanteil ist erfreulich, aber noch lange
nicht ausreichend. Ich möchte an junge Frauen und Mäd-
chen appellieren, in sogenannte männerdominierte Be-
rufe einzusteigen. Viele Mädchen wissen nicht, welche
Chancen sie in Hightechberufen haben. Dort ist heute
nicht mehr Muskelkraft gefragt, sondern es wird mit
Computerunterstützung gearbeitet. Meistens ist auch die
Bezahlung besser. Unsere Betriebe können auf die gut
ausgebildeten Frauen und Mädchen in technikorientier-
ten Berufen nicht mehr verzichten. Sie brauchen die jun-
gen Frauen als Fachkräfte für die Zukunft.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Umgekehrt müssen wir natürlich auch mehr Jungen
für dienstleistungsorientierte Berufe begeistern. Die
Große Anfrage zeigt: Die Zahl der Betriebsübergaben an
Töchter, die im Vergleich zu der Zahl der Übergaben an
Söhne hinterherhinkt, ist noch ausbaufähig. Von dieser
Tatsache war ich wirklich überrascht. Hier muss es si-
cherlich noch ein Umdenken geben, sowohl bei Vätern
als auch bei Töchtern.

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(C (D Untersuchungen zeigen, dass pro Jahr etwa 22 000 etriebe zur Übergabe anstehen und dass nur ein Teil der etriebe einen Nachfolger findet. Wenn wir den Beiebsbestand und die Zahl der Beschäftigten erhalten ollen, muss die Zahl der Betriebsnachfolger auch inerhalb der Familie steigen. Das ist ein Thema, mit dem ir uns in Zukunft noch intensiv beschäftigen müssen, m die Substanz des Handwerks zu erhalten, als Motor r Wachstum, Arbeitskräfte und Ausbildungsplätze. Grundsätzlich müssen wir das Handwerk als tragende äule der Gesellschaft stärken. Das gelingt nur, wenn ir auch die Begeisterung für das Unternehmertum und r die Selbstständigkeit anfachen. Ich appelliere ein ringlich an junge Menschen, die sich bereits für einen andwerksberuf entschieden haben, ihre Chancen zu utzen und ihre unternehmerische Weiterbildung voranutreiben. Die Meisterprüfung ist die Krönung der Ausildung und die beste Befähigung für die Leitung eines igenen Betriebes. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


iele junge Menschen wissen nicht, dass es unglaublich
iele Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten im deut-
chen Handwerk gibt.

Seit der Novelle zur Handwerksordnung 2003 ist es
war in den B1-Berufen möglich, ohne Meisterbrief in
ie Selbstständigkeit zu gehen, aber man muss feststel-
n: Weil dort die Ausbildungsleistung nachlässt und die
nternehmerische Qualität oft fehlt, ist die Überlebens-
higkeit dieser Betriebe deutlich schlechter.

Die Ausbildungsquote im Handwerk beträgt 10 Pro-
ent. Das heißt, bei rund 5 Millionen Beschäftigten stellt
as Handwerk nahezu eine halbe Million Ausbildungs-
lätze. Von den 2010 neu abgeschlossenen Verträgen
ntfielen über 27 Prozent – das sind über 155 000 – auf
as deutsche Handwerk. Das ist beeindruckend und zeigt
ie hohe Ausbildungsbereitschaft unserer Unternehmen.
nen an dieser Stelle dafür ein herzliches Dankeschön!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


icht nur die Zahlen beeindrucken, sondern auch das da-
interstehende System der dualen Ausbildung bei uns in
eutschland. Unsere Jugendlichen haben die besten
hancen, und zu Recht werden wir von unseren europäi-

chen Nachbarn darum beneidet.

Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel
erden uns auch am Ausbildungsmarkt empfindlich
effen. Aber das Handwerk hat Zukunft, und deshalb
ann es sich auch ständig auf neue Entwicklungen und
esellschaftliche Veränderungen einstellen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712103200

Kollegin Strothmann, achten Sie bitte auf die Zeit!


Lena Strothmann (CDU):
Rede ID: ID1712103300

Ja. – Die Innovationsfähigkeit im Handwerk ist be-

gt. Sie spielt gerade im Klimaschutz und bei der Ener-
iewende eine große Rolle. Die erneuerbaren Energien





Lena Strothmann


(A) )


)(B)

und die Energieeffizienz bieten enorme Chancen. Es
wird keine Energiewende ohne das Handwerk geben.

Ich bin davon überzeugt: Das Handwerk hat wieder
goldenen Boden. Nutzen wir die Chancen für Wachstum,
Arbeitskräfte und Ausbildungskräfte!

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712103400

Das Wort hat der Kollege Dr. Diether Dehm für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Garrelt Duin [SPD]: Der alte Handwerksmeister!)



Dr. Jörg-Diether Dehm-Desoi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712103500

Frau Präsidentin! Der Antrag der Koalitionsfraktio-

nen verrät nicht die mindeste Vision für unser Hand-
werk. Er ist eine einzige Schönfärberei.

Sie freuen sich über eine Eigenkapitalquote von über
10 Prozent, und das bei 67 Prozent des Handwerks. Was
sind 11, 12, 13 Prozent Eigenkapitalquote?


(Lena Strothmann [CDU/CSU]: Rechnen Sie mal richtig! Das stimmt überhaupt nicht!)


– Lesen Sie den Bericht einmal durch! Das ist doch kein
Grund zur Freude.

Bei der Beschäftigungsrate freuen Sie sich über eine
Prognose von plus 0,5 Prozent. 2009 gab es ein Minus
von 1 Prozent und 2010 ein Minus von 0,6 Prozent. Das
Handwerk ist noch lange nicht aus dem Krisental.

Auch die Umsatzentwicklung im Handwerk ist im
Reparatur- und Dienstleistungsbereich, aber auch im
Bau- und Sanierungsgewerbe vom Vorkrisenniveau und
von früheren Zeiten noch weit entfernt.

Hinter dem Begriff „KMU“ stecken in Wahrheit Hun-
derttausende kleine und Kleinstunternehmen. Dort ist in
den letzten Jahren die Zahl derer, die mit Hartz IV „auf-
stocken“ mussten, um 50 000 auf 125 000 gestiegen,
weil sie mit 400 bis 800 Euro im Monat zu wenig zum
Leben hatten.

Das ist die nackte Wahrheit; das sind die Zahlen. Die
werden von Ihrer Schönfärberei in gar keiner Weise ver-
bessert.


(Beifall bei der LINKEN)


Gleichzeitig rollt die Pleitewelle; aber das Finanzamt
greift, selbst bei Insolvenzgefährdung, immer noch viel
zu schnell und unbarmherzig ein.

Wir linken Unternehmer wollen eine Steuerstundung
bei unverschuldeter Dominoinsolvenz. An die FDP ge-
richtet kann ich nur sagen: Ich erinnere mich noch an
Ihre lauten Rufe gegen die 19-Prozent-Mehrwertsteuer.
Wo haben Sie denn in der Bundesregierung etwas getan,
um die Mehrwertsteuer von 19 Prozent wenigstens um
einen 1 Prozentpunkt zu senken? Damit hätten Sie auch
unser Handwerk entlastet. Alles heiße Luft, sobald Sie
regieren.

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(C (D (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Auch im Hotelund Gaststättengewerbe?)


Wir linken Unternehmer wollen das Finanzamt radi-
al umbauen, von einer gefühlten Dauerbedrohung zu
inem freundlichen Partner für kleine Unternehmen, da-
it kleine Handwerker keinen Steuerberater brauchen,

er teurer ist als ihr Telefon.


(Beifall bei der LINKEN)


enn wir mehr Mitarbeiter in den Finanzämtern fordern,
ann zum einen, weil wir mehr Helfer für die kleinen
nd Kleinstunternehmen wollen, zum anderen aber auch
ls Großbetriebsprüfer, damit endlich von der Deutschen
ank und den Energiekonzernen die Steuer geholt wird,
ie bisher einseitig nur vom Mittelstand und von abhän-
ig Beschäftigten gezahlt wird. Wir wollen die Finanz-
mter zu einem Vorposten eines freundlichen, weil star-
en Staates umbauen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Vorposten! Genau!)


Ja, für einen starken und freundlichen Staat. Das
inanzamt ist die Visitenkarte.

Wir werben auch dafür, dass die Unternehmerinnen
nd Unternehmer in Deutschland der Pflicht, gerechte
teuern zu zahlen, wieder gerne nachkommen. Das gilt
esonders für die Deutsche Bank und die Großkonzerne,
ie nämlich so gut wie gar nicht zahlen, weshalb der
ittelstandsbauch entsteht.


(Beifall bei der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Im Moment reden wir über das Handwerk, Herr Dehm!)


Im Übrigen wissen unsere Bürgermeister und Land-
te und auch die Kreissparkassen besser als irgendein

nonymes Rankingsystem nach Basel II oder III, ob der
m Ort eingesessene Bäckermeister für 15 000 Euro eine
eigmischmaschine kreditiert bekommen sollte oder ob
r wegradiert wird und stattdessen eine weitere Wiener
einbäckerei, also die Filiale irgendeines Bäckereikon-
erns, der halbfertige Teigstücke liefert, dort eröffnet
ird.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Wer ist denn wegradiert worden? Wer ist denn von den Raiffeisenbanken und Sparkassen wegradiert worden? Keine Ahnung!)


Sie sagen, es gebe keine Darlehensklemme. Ein Dar-
hen bekommt ein Handwerksunternehmen, gerade ein
leines Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftig-
n, doch oft nur, wenn es bei der Bank nachweisen
ann, dass es gar kein Darlehen braucht.


(Lena Strothmann [CDU/CSU]: So ein Quatsch! Wo leben Sie eigentlich? Er hat keine Ahnung!)


Ich will Ihnen noch etwas sagen. Wir brauchen eine
ision für das Handwerk. Deswegen setzen wir gegen
en Niedergang des Handwerks die Vision einer Repara-
roffensive. Reparieren vor Ort ist die Devise, Reparie-
n statt Austauschen konzernpatentierter und roboter-





Dr. Diether Dehm


(A) )


)(B)

verschweißter Module. Die Zulieferer und Werkstätten
müssen aus der Knechtschaft der Konzerne und auch
von den Wucherzinsen der großen Banken befreit wer-
den.


(Beifall bei der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn in meinem Auto der hintere Fensterheber
klemmt, dann bekomme ich in der Werkstatt drei weitere
Fensterheber mitgeliefert plus Zentralverriegelung. Al-
les muss dann zusammen ausgetauscht werden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was haben denn Sie für ein Auto?)


– Ich kann Ihnen die Marke nennen. Das ist eine große
Marke, die mit Wolfsburg in Verbindung steht.


(Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD] – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Maserati! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Jedenfalls ist es so, dass ausgetauscht wird, anstatt zu
reparieren. Die Konzerne produzieren oft extra so, dass
nicht mehr repariert werden kann. Das ist das Problem.
Irgendwann werden die hochverzinkten Module dann zu
Umweltschrott, der nicht mehr recycelbar ist. Zudem
wird Naturstoff verbraucht und das alles auf Tausenden
von Autobahnkilometern hin und her geschippert.

Die Handwerkerinnen und Handwerker haben das
Nachsehen; denn sie können ihr Talent – das Reparieren
– nicht mehr anwenden. Im Interesse einer ökologischen
Wende muss der Staat die Konzerne zwingen, endlich
wieder reparaturfreundlich zu produzieren.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Genau! Der Staat zwingt die Betriebe!)


Das kann dann mit einem TÜV-Label „Reparabel –
handwerks-, weil kundenfreundlich“ prämiert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen den ermäßigten Mehrwertsteuersatz,
wir brauchen 1 Prozent Zinsen für Start-ups


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Null!)


und Überbrückungsdarlehen im Reparaturhandwerk.
Dann wird eine Reparaturoffensive daraus. Wir müssen
uns entscheiden, gerade bei der Frage der Steuern, aber
auch bei der Frage der Darlehen: Wollen wir den golde-
nen Boden für die Ackermänner, oder wollen wir den
goldenen Boden fürs Handwerk? Die Linke entscheidet
sich für das Handwerk.


(Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Jawohl, das machen wir!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712103600

Der Kollege Ernst Hinsken hat für die Unionsfraktion

das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen nd Kollegen! Herr Dr. Dehm, Sie mögen ja von allem twas verstehen, aber vom Handwerk verstehen Sie ichts. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Ernst Hinsken (CSU):
Rede ID: ID1712103700

re Rede ist total ins Leere gegangen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Obwohl er ein wilder Geselle ist!)


ei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen,
ass Sie zu Recht neben Ihrer Kollegin Frau
agenknecht sitzen. Sie haben eine Klassenkampfrede

ehalten, anstatt zum Thema Handwerk zu sprechen.


(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Da war nichts an Klassenkampf drin!)


om Klassenkampf hat das Handwerk gar nichts, und
ott sei Dank steht der Klassenkampf beim Handwerk
anz weit unten auf der Liste.


(Beifall bei der CDU/CSU)


amit würden Sie dort nie und nimmer einen Blumen-
pf gewinnen.

Ich habe das Bedürfnis, zunächst Ihnen, verehrter
err Wirtschaftsminister Dr. Rösler, ein großes Kompli-
ent zu machen.


(Lachen bei der SPD und der LINKEN)


icht nur ich, sondern auch die sieben im Deutschen
undestag vertretenen Handwerksmeisterinnen und
andwerksmeister gratulieren Ihnen zu Ihrer großarti-
en Rede.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


a können Sie von den Grünen, der SPD und den Lin-
en natürlich nicht mitreden, weil in Ihren Fraktionen
ein einziger Handwerksmeister vertreten ist. Wir hinge-
en stehen mitten im Leben. Wir wissen, wo der Schuh
rückt, und haben unmittelbaren Kontakt mit den Be-
offenen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir auch!)


ir machen eine Politik für das Handwerk als einen
anz starken Mittelstandsbereich. Das ist notwendig, da-
it sich das Handwerk weiterhin entfalten kann.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Den Kontakt haben wir auch!)


Herr Kollege Duin, wenn wir dem damaligen Wirt-
chaftsminister unter Rot-Grün, Herrn Clement, gefolgt
ären und die Anlage A zur Handwerksordnung auf
9 Berufe ausgerichtet hätten –


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Der ist jetzt FDP-Berater! Nicht mehr bei uns!)






Ernst Hinsken


(A) )


)(B)

– Herr Heil, Sie waren auch dabei –, dann sähe es ganz
düster aus für unser Handwerk und andere Bereiche, ins-
besondere was die Arbeitsplätze anbelangt.

Wir – CDU/CSU und FDP – haben es fertiggebracht,


(Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Die Insolvenzfälle weiter zu steigern!)


dass die Anlage A zumindest auf 44 Gewerke ausgewei-
tet wurde. Im Nachhinein kann jetzt festgestellt werden,
dass das eine vernünftige und richtige Entscheidung war.
Wenn es nach Ihnen gegangen wäre, wäre alles ganz an-
ders gekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, die heutige Debatte ist
längst überfällig, und zwar deshalb, weil uns allen be-
wusst ist, dass das Handwerk einer der robustesten Wirt-
schaftszweige der Bundesrepublik Deutschland ist. Die
92 Fragen, die in der Großen Anfrage zum Handwerk
gestellt worden sind, haben auf 69 Seiten Antworten er-
halten.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Toll!)


– Das ist wirklich toll, weil wir etwas zu sagen haben,
weil wir etwas nachzuweisen haben, weil wir Perspekti-
ven geben möchten und weil wir dem Handwerk das
Verständnis entgegenbringen wollen, das es benötigt, das
es aber häufig vermisst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Barthel [SPD]: Sagen Sie doch mal eine konkrete Maßnahme!)


Wenn man 988 000 Betriebe zum Bereich des Hand-
werks zählen kann, wenn man auf 4,7 Millionen Be-
schäftigte verweisen kann, wenn man 440 000 Ausbil-
dungsverträge abgeschlossen hat, dann hat man allen
Anlass, auf eine solche Leistung stolz zu sein. Erkennen
Sie das doch einmal an!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Garrelt Duin [SPD]: Das ist aber alles trotz Ihrer Regierung!)


Im Übrigen erwirtschaftet unser Handwerk im laufen-
den Jahr einen Umsatz von einer halben Billion Euro.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Trotz der Chaosregierung!)


Das ist einmalig und großartig. Ich wollte es besonders
hervorheben.

Mir ist bewusst: Das Handwerk steht für Qualitäts-
arbeit, Ausbildungsplätze, Betriebsgründungen, Innova-
tionen, Fleiß und Zuverlässigkeit. Ein Handwerker, ob
Frau oder Mann, hat die 40-Stunden-Woche – das
möchte ich auch einmal sagen – bereits am Mittwoch-
oder Donnerstagabend erreicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Diether Dehm [DIE LINKE]: Bis der Herzinfarkt naht!)


Handwerker stehen mit beiden Beinen im Leben und
bringen sich inhaltlich voll ein. Sie haben einen Anteil

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(C (D aran, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland so lendend dastehen. Frau Kollegin Scheel, ich meine schon, dass es erähnenswert ist, dass 90 Prozent der Handwerksbetriebe ersonengesellschaften sind. Da kann man nicht wie ein marter Manager vorgehen, der seinen Hut nimmt, wenn s danebengeht. a haftet man mit seinem ganzen Hab und Gut; da muss an sich einbringen. Ich hebe das besonders hervor; enn ich habe vielfach Kontakt mit Handwerkern und öchte anerkennen, was sie leisten. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja! Richtig!)


Es kann nicht von der Hand gewiesen werden: Dort,
o das Handwerk und der Mittelstand breit aufgestellt
aren, hat sich die Wirtschaftskrise am wenigsten aus-
ewirkt;


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Richtig!)


a ist man am leichtesten über die Runden gekommen.
err Duin, ich bin schon bereit, anzuerkennen, dass das
onjunkturprogramm II eine ganz gute Sache für das
andwerk war.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Natürlich! Ja!)


ie Große Koalition hatte das Programm beschlossen.
arum sollte nicht darüber geredet werden, wenn sich

twas so positiv auswirkt? Durch dieses Konjunkturpro-
ramm wurde insbesondere die Binnenwirtschaft ange-
urbelt, die einen Schub brauchte, um die Herausforde-
ngen, die auf uns zukamen, leichter zu bewältigen.

Ich möchte kurz die Ausbildungsleistung des Hand-
erks ansprechen. Frau Kollegin Strothmann, Sie sind
räsidentin einer Kammer und stehen mit beiden Beinen
Leben. Sie wissen, dass im Jahr 2010 gut 155 000 Aus-

ildungsverträge im Handwerk abgeschlossen wurden;


(Klaus Barthel [SPD]: Jetzt haben wir aber immer noch nicht gehört, was die Schwarz-Gelben damit zu tun haben!)


as sind 27,7 Prozent aller Ausbildungsverträge, die in
eutschland abgeschlossen wurden.

Eines freut mich ganz besonders: In verschiedenen
arteien und darüber hinaus wird immer wieder über
ine Frauenquote diskutiert. Frau Kollegin Pawelski,
der vierte Handwerksbetrieb in der Bundesrepublik
eutschland wird von Frauen gegründet. Ein großes
ompliment an die Frauen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich möchte auch sagen: Ein Handwerker weiß, dass er
nternehmer und nicht Unterlasser ist.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sehr gut!)






Ernst Hinsken


(A) )


)(B)

Er greift zu. Er bindet seine Mitarbeiter ein; einer kennt
den anderen im Betrieb.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das gilt für die Handwerkerinnen aber auch!)


Das ist die Grundlage für einen erfolgreichen Betrieb,
wie wir ihn in der Bundesrepublik Deutschland gerne
haben.

Die Handwerksmeister sind zu Recht stolz auf ihren
Meisterbrief. Ich meine aber, dass die Meister, die wir
haben, noch zu wenige sind. Eine breite Gründungswelle
in der ganzen Bundesrepublik Deutschland täte uns gut;
wir könnten sie gebrauchen.

Wenn ich einen Handwerker frage, was ihn beschwert
und ihm am meisten unter den Nägeln brennt, dann
bringt er es ganz kurz, wie aus der Pistole geschossen,
auf den Nenner: zu hohe Steuern, zu hohe Sozialabga-
ben,


(Garrelt Duin [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! Sie sagen als Erstes: Ich bekomme keine guten Auszubildenden und keine Fachkräfte!)


zu viel Bürokratie und: „Wer wird mein Nachfolger?“
Meine Damen und Herren, genau auf diese vier Fragen
geben wir Antworten. Wenn Sie die Antworten auf un-
sere Große Anfrage genau lesen, dann bekommen Sie
auch die Antworten auf die vier genannten Fragen. Die
Zeit lässt es nicht zu, darauf näher einzugehen.

Ich bin mir dessen bewusst: Ein Handwerksmeister
– oder eine Handwerksmeisterin – der Gegenwart muss
ein Fachmann, ein Kaufmann und ein Techniker sein
und etwas von den neuen Medien verstehen. Wenn er
diese vier Komponenten beherrscht, dann wird er – da-
von bin ich fest überzeugt – die Herausforderungen der
Zukunft ohne Weiteres meistern.

Wir sollten die heutige Debatte vor dem Hintergrund
führen, dass rund 85 Prozent der Handwerksbetriebe die
Geschäftslage als gut bzw. befriedigend betrachten. Das
zeigt sich auch daran, dass man ein Umsatzplus von gut
3 Prozent erwartet, während im Jahr 2009 – Sie wissen,
da gab es die kleine Wirtschaftskrise – ein Minus von
0,6 Prozent ausgewiesen wurde.

7 000 Ausbildungsstellen können nicht besetzt wer-
den. Herr Minister, Sie haben darauf verwiesen, dass
junge Leute animiert werden müssen, ihre Zukunft im
Handwerk zu suchen. Es wird belohnt, wenn man tüchtig
ist, wenn man fleißig ist, wenn man sich einbringt.

Als letzten Punkt möchte ich die Verlängerung der
Lebensarbeitszeit ansprechen. Das muss im Zusammen-
hang mit dem Facharbeitermangel gesehen werden. Ich
persönlich bin der Meinung, dass ein Handwerker durch-
aus in der Lage und bereit ist, länger zu arbeiten. Ich
glaube, dass er Verständnis dafür hat, dass er länger ar-
beiten muss. Man kann einen Maurer oder Dachdecker
natürlich nicht mehr mit 65 oder 66 Jahren auf das Dach
jagen – das ist klar –, mit einer Flexibilisierung der Ar-
beitszeit kann man dem Fachkräftemangel aber in gewis-
ser Hinsicht begegnen. Tüchtige Leute, die bereit sind,

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(C (D ich weiter einzubringen, sollten die Möglichkeit haben, in wichtiges Glied in der Handwerkerfamilie zu bleien, insbesondere, wenn sie in dem Betrieb nicht erst ein albes Jahr, sondern schon 20, 30, 40 oder sogar 0 Jahre tätig sind. Das soll als Botschaft hinausgehen: Wir setzen auf as Handwerk. Wir sind stolz auf diese Wirtschaftssparte der Bundesrepublik Deutschland und werden weiter in unser Augenmerk darauf richten. Herzlichen Dank. Das Wort hat die Kollegin Wicklein für die SPD raktion. Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und ollegen! Rund 160 Millionen Füße sind täglich in eutschland unterwegs und können sich dabei auf das andwerkliche Geschick der Schuhmacher verlassen. In 5 600 Handwerksbetrieben sorgen Elektrotechniker, lektroniker und Informationstechniker dafür, dass der unke immer überspringt. 72 Prozent aller Erwachsenen aben in den letzten drei Jahren einen Augenoptiker beucht und einen Sehtest machen lassen. Maler und Lakierer verarbeiten in Deutschland in jedem Jahr etwa 10 Millionen Liter Farbe. 45 000 Bäckereifachgechäfte versorgen uns täglich mit Brot und Backwaren. eutschlandweit sorgen circa 78 000 Friseursalons mit andwerklichem Geschick dafür, dass ihre Kunden gut isiert sind. (Beifall des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712103800

(Beifall bei der SPD)

Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1712103900

ank der handwerklichen Fähigkeiten von Brauern und
älzern werden in Deutschland jährlich 10 Milliarden

iter Bier abgesetzt und wahrscheinlich auch getrunken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Bravo! – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Kauder ist Botschafter des deutschen Bieres!)


Da freuen sich die Männer.

Diese und viele andere interessante Fakten findet man
uf der Internetseite des Zentralverbands des Deutschen
andwerks. Die Beispiele zeigen: Handwerk ist Vielfalt.
andwerk schafft Arbeitsplätze. Handwerk schafft viele
teressante Perspektiven für junge Menschen; auch

eute hören uns viele zu. Das muss man immer wieder
etonen, weil nach wie vor häufig nur die zehn bekann-
sten Handwerksberufe gewählt werden. Da müssen wir

twas ändern, damit das in Zukunft anders aussieht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Andrea Wicklein


(A) )


)(B)

Mit mehr als 4,8 Millionen Beschäftigten in 151 Aus-
bildungsberufen und einem Jahresumsatz in dreistelliger
Milliardenhöhe ist das Handwerk tatsächlich das
Schwergewicht der deutschen Wirtschaft. Es gibt kaum
einen Lebensbereich, in dem das Handwerk nicht eine
wichtige Rolle spielt. Es ist richtig: Noch nie ging es
dem Handwerk so gut wie heute. Als Brandenburgerin
freut mich ganz besonders, dass es dem Handwerk in
den ostdeutschen Bundesländern besonders gut geht.
Das Handwerk hat sich in Ostdeutschland sehr positiv
entwickelt. Es stellt inzwischen eine tragende Säule der
ostdeutschen Wirtschaft dar.

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich den vielen
Unternehmerinnen und Unternehmern in Ostdeutschland
danken, die viel Mut und Risikobereitschaft aufgebracht
haben. Sie haben mit ihrem Einsatz dazu beigetragen,
dass sich eine Struktur der mittelständischen Wirtschaft
herausgebildet hat. Das war viele Jahre lang nicht der
Fall. Aufgrund dieser positiven Entwicklung haben die
jungen Menschen in Ostdeutschland jetzt eine Perspek-
tive.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Claudia Bögel [FDP])


Trotz dieser positiven Bilanz steht natürlich auch das
Handwerk vor großen Herausforderungen; wir haben
heute schon viel darüber gehört. Diese Herausforderun-
gen sind zum Beispiel der demografische Wandel und
der daraus resultierende Fachkräftemangel; meine Kolle-
gen haben dazu schon einiges gesagt.

Aus meiner Sicht ist eines ganz besonders wichtig
und klar – das hört man immer wieder vom Handwerk –:
Handwerk braucht Verlässlichkeit und Planbarkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Politik der aktuellen Bundesregierung zeichnet sich
leider durch das Gegenteil aus.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


Eklatante Planlosigkeit und ständige Richtungswechsel
sind Gift für die Entwicklung des Handwerks.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Erst war Ihre Rede so gut, jetzt wird sie so schlecht! Das ist schade!)


Wir bekommen es aktuell bei der Debatte über Steu-
ersenkungen wieder vor Augen geführt: Im Koalitions-
vertrag wurden Steuersenkungen vereinbart. Dann wur-
den sie vernünftigerweise kurze Zeit später vom Tisch
gewischt. Jetzt werden sie für das Wahljahr 2013 ange-
kündigt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


Der Atomausstieg bzw. der Ausstieg vom Ausstieg und
anschließende Wiedereinstieg und auch das bereits er-
wähnte Gebäudesanierungsprogramm sind bedauerli-

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(C (D herweise Paradebeispiele für das Hü und Hott der jetzien Bundesregierung. Diese Wankelpolitik spiegelt sich auch in vielen Entcheidungen wider, die wichtig für die Entwicklung des andwerks und des Mittelstands insgesamt sind. Ent cheidungen über Dinge, die sich in der Vergangenheit ewährt hatten, wurden kurzerhand rückgängig gemacht. enn der Wind sich dreht oder erster Widerspruch bei öglichen Wählergruppen entsteht, werden sie wieder us der Kiste geholt. Planungssicherheit für die vielen leinen und mittelständischen Unternehmen wird so icht geschaffen – nd Vertrauen in die Regierungspolitik übrigens auch icht. Ihre Politik treibt den Unternehmern den Angstchweiß auf die Stirn, (Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/ CSU: Oh!)


(Beifall bei der SPD)


eil sie heute Abend nicht wissen, was der nächste Tag
ringen wird.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Genau! Reden Sie einmal mit der Kreishandwerkerschaft! So ist es! Sie sind nur noch mit sich selbst beschäftigt! – Gunther Krichbaum [CDU/CSU]: Verlust der Lebenswirklichkeit!)


Ein Beispiel ist die Städtebauförderung; darüber wird
Anschluss noch ausreichend diskutiert werden. Die
ittel werden um 45 Millionen Euro gekürzt; sie reichen

orne und hinten nicht. Der Förderbedarf wird auf
00 Millionen Euro geschätzt, und zwar in einer Studie,
ie Ihr eigener Bauminister in Auftrag gegeben hat.
iese Kürzungsorgie und dieses Hin und Her haben un-
ittelbare Auswirkungen auf das Handwerk. Deshalb
rdern wir die Bundesregierung auf, die Kürzungen bei

er Städtebauförderung komplett zurückzunehmen und
ie Höhe der Mittel auf den ursprünglichen Stand zu set-
en.


(Beifall bei der SPD)


Nehmen wir das Beispiel Bürokratieabbau. Das voll-
undig von der Bundesregierung angekündigte Ziel, bis
nde 2011 die jährlichen Bürokratiekosten der Wirt-
chaft um 25 Prozent zu senken, wird nach dem gegen-
ärtigen Stand nicht erreicht. Zahlreiche Vorschläge
übrigens auch von Handwerkern – wurden bis heute

icht aufgegriffen. Die Entscheidungen darüber wurden
ertagt. Ein Sprint auf der Zielgeraden ist das nicht.

An diesen wenigen Beispielen aus einer endlosen
iste wird deutlich, wie schnell sich die aktuelle Politik
er Bundesregierung ändert. Für mich ist die derzeitige
olitik der Bundesregierung hilflos, planlos und orien-
erungslos.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Alternativlos!)


enau das verunsichert das Handwerk. Unsere mittel-
tändischen Unternehmen brauchen Planungssicherheit,
ontinuität und Verlässlichkeit.

Vielen Dank.





Andrea Wicklein


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Alternativlos hat sie gesagt! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Aber nicht bei der Bundesregierung!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712104000

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege

Schummer für die Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Uwe Schummer (CDU):
Rede ID: ID1712104100

Das Handwerk ist eine starke Wirtschaftsmacht. Es ist

vor allem eine sehr starke Bildungsmacht. Damit hat es
eine Voraussetzung dafür geschaffen, dass wir gemein-
sam gestärkt aus der Weltwirtschafts- und -finanzkrise
herausgekommen sind. 19 Prozent aller Betriebe in der
Wirtschaft sind Handwerksunternehmen. Diese 19 Pro-
zent stellen allerdings fast 30 Prozent aller Ausbildungs-
plätze in Deutschland zur Verfügung. Das Handwerk ist
deutscher Meister in der Berufsausbildung. Die Ausbil-
dungsquote liegt im Handwerk bei 10 Prozent, in der
Großindustrie bei 3,5 bis 4 Prozent. Bis Juni dieses Jah-
res – diese Zahl ist also ganz aktuell – meldete das
Handwerk 58 000 neue betriebliche Ausbildungsplätze,
6 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Das
heißt, es geht auch nach der Krise weiter bergauf. Das
Handwerk bildet sogar über den eigenen Bedarf hinaus
aus, sodass es seine wichtige gesellschaftliche Funktion
im Bildungsbereich immer wieder von Neuem erfüllt.

Was den Unterschied zwischen den Genossen der
Bosse und der Meisterin des Handwerks, Frau Merkel,


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Oh!)


ausmacht, ist Folgendes: 2005 gab es in Deutschland
5 Millionen Arbeitslose, derzeit 2,8 Millionen. 2005
wurden jeden Tag unter dem Strich 2 000 Arbeitsplätze
vernichtet, derzeit werden täglich unter dem Strich 1 400
neue Arbeitsplätze geschaffen. Das ist der Unterschied
zwischen einer unionsgeführten Bundesregierung und
einer SPD-geführten Bundesregierung.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Eine Bildungspartnerschaft gibt es beispielsweise im
Rahmen des Ausbildungspaktes. Die christlich-liberale
Koalition hat es geschafft, dafür zu sorgen, dass auch die
Bundesländer eingestiegen sind. Hier gibt es also kein
Kooperationsverbot, sondern eine ganz konkrete Bil-
dungspartnerschaft, die dazu führt, dass insgesamt mehr
Ausbildungsplätze und in der Ausbildung mehr Qualität
geschaffen werden.

Ein entscheidendes Instrument zur Verbesserung der
Zielgenauigkeit der Berufsorientierung – sie ist im Zu-
sammenhang mit den Hartz-Gesetzen 2003 massiv unter
Beschuss geraten – ist die Schaffung von Bildungsket-
ten. Das heißt, dass wir nicht erst drei Monate, sondern
schon drei Jahre vor der Schulentlassung gemeinsam mit
den Schülern überlegen, wie Berufsorientierung und Be-
rufsberatung aussehen können. Wir wollen drei Jahre vor

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(C (D er Schulentlassung in der Schule eine Potenzialanalyse urchführen, um die Stärken und Schwächen des jeweigen Schülers zu erkennen, sodass wir in der verbleibenen Zeit daran arbeiten können. Wir wollen die Stärken tärken und die Schwächen weitestgehend beseitigen. Zwei Jahre vor der Schulentlassung wollen wir dafür orgen, dass in überbetrieblichen Ausbildungsstätten davon gibt es in Deutschland über 600 – zwar nicht lle 342 Berufsbilder kennengelernt, zumindest aber die ichtigsten Berufsfelder durchlaufen werden können, nerhalb von zwei, drei Wochen und projektbezogen. nschließend sollen betriebliche Praktika absolviert erden, und zwar in dem Berufsbereich, für den der Juendliche geeignet ist und in dem er den Übergang von er Schule in die berufliche Qualifizierung schaffen ann. Die Ausbildungsketten, die wir entwickelt haben und tzt umsetzen, sind ein wesentliches Instrument, auch in en 600 Berufsbildungsstätten des Handwerks, die wir it Zuschüssen von 40 Millionen Euro unterstützen. Sie ind auch eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die otivation in der Schule steigt. So ist die Zahl der chulabbrecher von 100 000 vor einigen Jahren auf dereit 60 000 gesunken. Wir wollen darüber hinaus die Zielgenauigkeit des bergangs in die Berufsqualifizierung verbessern, damit uch die Abbrecherquote in der Berufsausbildung – dereit liegt sie bei 24 Prozent – sinkt. Sie ist allerdings bei eitem geringer als die Abbrecherquote an den Fakultän der Universitäten; dort liegt sie teilweise bei 35, 40 der 45 Prozent. Kollegin Wicklein, Angstschweiß auf der Stirn hatte as Handwerk 2003, 2004 und 2005, als die Handwerksovelle von der damaligen rot-grünen Koalition angeangen worden ist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


amals mussten wir den Meisterbrief – Kollege Hinsken
at es geschildert – gegen die Ich-AGs von Rot-Grün
erteidigen. Wir haben erreicht, dass neben dem Krite-
um der Gefahrengeneigtheit auch das Kriterium der
usbildungsleistung – ein wichtiges Instrument für das
andwerk – beim Erhalt des Meisterbriefes gemäß der
andwerksrolle Anlage A gesichert werden konnte.
ort, wo der Meisterbrief als Voraussetzung für die
elbstständigkeit im Handwerk weggefallen ist, bei den
liesenlegern, kam es zu einem wunderbaren Anstieg
er Zahl neuer Betriebe. Aber die Ausbildungsquote hat
ich halbiert. Ich wiederhole: Verdopplung der Zahl der
etriebe, Halbierung der Ausbildungsleistung. Das
eigt: Der Meisterbrief ist die Voraussetzung für die
usbildungsleistung in unserem Lande.

Wir diskutieren derzeit über den Europäischen Bil-
ungsrahmen bzw. den Europäischen Qualifikationsrah-
en. Uns allen ist daran gelegen, im europäischen
aum, zwischen Portugal und Griechenland, dafür zu

orgen, dass auch die Länder, die das duale System nicht
dem Maße kennen, zu dem Ergebnis kommen – das
ollen wir im Rahmen der Anerkennungsrichtlinie im





Uwe Schummer


(A) )


)(B)

Hinblick auf die Berufsausbildung auf europäischer
Ebene durchsetzen –, dass der Meisterbrief oder der
Techniker, also die Weiterbildung, europaweit genauso
bewertet wird wie der Bachelor, dass also akademische
Ausbildung und berufliche Ausbildung gleichgestellt
werden. Wir sagen beispielsweise auch: Ein Ausbil-
dungsabschluss als Mechatroniker hat im Europäischen
Qualifikationsrahmen den gleichen Wert wie zum Bei-
spiel das Abitur. Wir brauchen nicht nur Menschen, die
Mondbahnen berechnen und die Relativitätstheorie von
Einstein erläutern können, sondern wir brauchen auch
Menschen, die eine Heizung reparieren können und wis-
sen, wie eine Maschine zusammengebaut wird, damit sie
auch funktioniert. Das bedeutet Gleichwertigkeit von
akademischer und Berufsausbildung.

Auch im Bildungsausschuss höre ich immer wieder,
und zwar von den Sozialdemokraten, dass die Abitur-
quote und die Studienzugangsquote Maßstäbe für Bil-
dungserfolge sind. 46 Prozent aller Schulabgänger sind
in der derzeitigen Generation Gott sei Dank Studien-
anfänger, aber der Weiterbildungsberuf, die duale Aus-
bildung, hat den gleichen Wert und die gleiche Sinnhaf-
tigkeit wie diese akademische Ausbildung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Das müssen wir in einem europäischen Ausbildungs-
raum zwischen Portugal und Griechenland auch mitei-
nander umsetzen.

Ich komme zum Schluss. Ernst & Young haben bei ei-
ner Befragung von globalen Personalentscheidern fest-
gestellt, dass Deutschland mit der dualen Ausbildung
hinter China, den USA und Indien an vierter Stelle der
Talentschmieden steht. Der Bildungsfaktor Handwerk ist
eine Voraussetzung für diesen Erfolg, den wir gemein-
sam haben. Dem geht es heute gut, und das hat etwas mit
der christlich-liberalen Koalition zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712104200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/
6457 mit dem Titel „Wirtschaftsmacht Handwerk – Kein
Wachstum in Deutschland ohne das Handwerk“. Wer
stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Wer
enthält sich? – Der Antrag ist mit den Stimmen der
Unionsfraktion und der FDP-Fraktion gegen die Stim-
men der SPD und der Fraktion Die Linke bei Enthaltung
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angenommen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 48 a und b auf:

a) Beratung des Antrags der Abgeordneten Sören
Bartol, Uwe Beckmeyer, Martin Burkert, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD sowie
der Abgeordneten Bettina Herlitzius, Daniela
Wagner, Dr. Anton Hofreiter, weiterer Abgeord-

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(C (D neter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 40 Jahre Städtebauförderung – Erfolgsmodell für die Zukunft der Städte und Regionen erhalten und fortentwickeln – Drucksache 17/6444 – Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Innenausschuss Sportausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ausschuss für Arbeit und Soziales Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Kultur und Medien Haushaltsausschuss b)

Bluhm, Dr. Dietmar Bartsch, Herbert Behrens,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Städtebauförderung auf hohem Niveau verste-
tigen, Forderungen der Bauministerkonferenz
umsetzen

– Drucksache 17/6447 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f)

Innenausschuss
Sportausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Ausschuss für Arbeit und Soziales
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Kultur und Medien
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
ie Aussprache eineinhalb Stunden vorgesehen. – Ich
öre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.


(Einige Abgeordnete unterhalten sich miteinander)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich würde gerne die
ussprache eröffnen. – Kollegen Kauder und Beck, ich
ürde gerne die Aussprache eröffnen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nur zu!)


Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
artol für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Sören Bartol (SPD):
Rede ID: ID1712104300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

or fast genau 40 Jahren, am 16. Juni 1971, hat der Bun-





Sören Bartol


(A) )


)(B)

destag das Städtebauförderungsgesetz beschlossen.
40 Jahre Städtebauförderung: Das wäre eigentlich ein
Anlass, zu feiern, wenn uns in diesem Jahr nicht die
dritte Kürzungsrunde in Folge erwarten würde.

Nur noch 410 Millionen Euro für die Städtebauförde-
rung stehen im Haushaltsentwurf für 2012. Damit blei-
ben Sie noch hinter den 455 Millionen Euro zurück, die
Sie, Herr Ramsauer, uns noch Anfang Juni im Ausschuss
in Aussicht gestellt haben – und weit hinter den 700 Mil-
lionen Euro, die eigentlich nötig wären.


(Gustav Herzog [SPD]: So ist es!)


Herr Ramsauer, die Zukunft der Städte interessiert Sie
offenbar überhaupt nicht; denn ansonsten hätten Sie im
Kabinett endlich einmal mehr Rückgrat gezeigt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Bundesregierung spart damit ein historisch ge-
wachsenes Instrument der Stadtpolitik kaputt, das eine
der großen Reformleistungen der Regierung Willy
Brandt war. Anliegen des sozialdemokratischen Bau-
ministers Lauritz Lauritzen war es, die Bodenspekulatio-
nen einzuschränken, den Kommunen mehr Steuerungs-
möglichkeiten zu geben und die Bürgerbeteiligung und
den Mieterschutz zu stärken. Das waren damals und sind
heute noch immer aktuelle und hochspannende Themen.

Die Städtebauförderung hat sich über 40 Jahre be-
währt. Die Städte und Gemeinden werden durch sie da-
rin unterstützt, die Bausubstanz zu erhalten und ein
lebenswertes Wohnumfeld und nicht zuletzt gute Investi-
tionsbedingungen zu schaffen.

Die rot-grüne Bundesregierung hat mit dem Pro-
gramm „Soziale Stadt“ und mit den Stadtumbaupro-
grammen die Städtebauförderung entscheidend fortent-
wickelt. Sie hat sich damit verstärkt den Stadtteilen
zugewandt, die wirtschaftlich und sozial benachteiligt
sind. Die Programme „Soziale Stadt“ sowie „Stadt-
umbau Ost“ und „Stadtumbau West“ setzen auf ganz-
heitliche Entwicklungsstrategien. Sie beteiligen die
Menschen an der Gestaltung ihres unmittelbaren Le-
bensumfeldes. Sie sind damit Erfolgsmodelle für Bür-
gerbeteiligung und gelebte Demokratie. Vor diesem Hin-
tergrund freue ich mich ganz besonders, dass es uns
gelungen ist, dazu mit den Grünen einen gemeinsamen
Antrag vorzulegen.

Auch in der Großen Koalition war die Stadtentwick-
lungspolitik von einem breiten, parteiübergreifenden
Konsens getragen. Die Städtebauförderung blieb als ge-
meinsame Aufgabe von Bund und Ländern auch nach
der Föderalismusreform erhalten; zu Recht, denn sie ist
ein Paradebeispiel dafür, wie Zusammenarbeit von Bund
und Ländern gelingen kann.

Umso bedauerlicher finde ich es, dass die Bundesre-
gierung dieser erfolgreichen Zusammenarbeit mehr und
mehr die Grundlage entzieht. In diesem Jahr protestieren
die Bauminister der Länder schon zum zweiten Mal ein-
stimmig gegen die Kürzungen der Städtebauförderung.
Herr Minister Ramsauer, die Vertrauensbasis bröckelt.

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(C (D Auch Ihr Haushaltsentwurf für 2012, Herr Minister, eigt, dass Sie überhaupt nicht begriffen haben, was luge Stadtentwicklungspolitik ausmacht. Stadtentwickng geht nicht von heute auf morgen. Sie braucht Versslichkeit. Stattdessen erleben wir Ungewissheit und lljährliche Kürzung. Ihr Haushaltsentwurf enthält, verlichen mit 2009, eine Kürzung um 60 Prozent bei dem rogramm „Soziale Stadt“, eine Kürzung um 40 Prozent ei dem Programm „Stadtumbau Ost“ und eine Kürzung m ein Drittel bei dem Programm „Stadtumbau West“, m drei Beispiele zu nennen. (Sebastian Körber [FDP]: Wir haben auch einen Aufwuchs!)


Das sicherlich sinnvolle Programm für kleine Städte
nd Gemeinden wird seit 2010 immer weiter aufge-
tockt. Wen wundert das: 25 der 75 bisher in diesem Pro-
ramm geförderten Kommunen liegen in Bayern.


(Stephan Kühn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Welch eine Überraschung!)


Ich bin nicht sicher, welch böse Überraschung die
aushaltsberatungen dieses Mal für uns bereithalten.
ie drastische Kürzung der Mittel für das Programm

Soziale Stadt“ im letzten Jahr kam quasi über Nacht.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Eine Nacht-und-Nebel-Aktion!)


DU/CSU und FDP haben nicht nur die Mittel für das
rogramm von 95 auf 28,5 Millionen Euro zusammen-
estrichen. Nein, sie haben die Mittel für Modellvorha-
en zur Integration, zum Spracherwerb und zur Betreu-
ng von Jugendlichen in sozialen Brennpunkten ganz
estrichen und den Ländern verboten, überschüssige
ittel anderer Programme dort einzusetzen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Unglaubliche Schweinerei! So sind sie!)


ibliotheken für Mädchen mit Migrationshintergrund
eien nicht Aufgabe des Bauministeriums, so die Be-
ründung der FDP;


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Der Bau schon!)


an solle sich auf rein investive Maßnahmen beschrän-
en. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP,
t nicht nur ein Ausdruck sozialer Kälte, sondern das ist
uch ein Ausdruck ökonomischer Kurzsichtigkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das verwundert aber nicht!)


Diese Woche haben wir im Ausschuss eine Studie
ebattiert, die die positive Anstoßwirkung der Städte-
auförderung für Investitionen bestätigt. 1 Euro Städte-
aumittel von Bund und Land stoßen über 7 Euro Inves-
tionen in den Fördergebieten an, mit überaus positiven
irkungen auf Wertschöpfung, Beschäftigung, Steuer-

nd Sozialversicherungseinnahmen. Das gilt – liebe
olleginnen und Kollegen, hören Sie doch einmal zu –
berdurchschnittlich für das Programm „Soziale Stadt“.





Sören Bartol


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Sebastian Körber [FDP]: Was erhöht wird!)


Wenn Sie das Gutachten aufmerksam lesen, können
Sie lernen: Langfristige und ganzheitliche Strategien der
Quartiersentwicklung zahlen sich aus, nicht nur im Hin-
blick auf den sozialen Zusammenhalt, sondern auch fi-
nanziell. Neben Wohnungsunternehmen engagieren sich
private Einzeleigentümer, Einzelhändler, Stiftungen und
Kirchen in den Fördergebieten.

Ohne sie geht es nicht, aber es geht auch nicht ohne
Bundesmittel; denn in den Städten und Gemeinden ent-
scheiden sich ganz konkret die großen Zukunftsfragen
unserer Gesellschaft. Um diese großen demografischen,
wirtschaftlichen, sozialen, aber auch ökologischen He-
rausforderungen zu bewältigen, fehlt den allermeisten
Städten die Finanzkraft. Von Ihnen, Herr Minister
Ramsauer, können sie keine Unterstützung erwarten.


(Gustav Herzog [SPD]: So ist es!)


Im Gegenteil: Sie kürzen nicht nur bei der Städtebauför-
derung, sondern Sie fahren auch den altersgerechten
Umbau in der Zukunft in Richtung null.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Unglaublich! – Gustav Herzog [SPD]: Dabei wird der Minister auch immer älter!)


Wir fordern von der Bundesregierung: Lassen Sie die
Kommunen nicht weiter ausbluten! Nehmen Sie endlich
die Kürzung in der Städtebauförderung zurück! Dann
haben Sie, Herr Minister Ramsauer, eine gute Grund-
lage, um mit den Ländern, Kommunen und allen anderen
Akteuren der Stadtentwicklung endlich wieder zu einem
konstruktiven und vertrauensvollen Dialog über die Zu-
kunft der Städte zu kommen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Petra Müller [Aachen] [FDP]: Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712104400

Das Wort hat der Bundesminister Dr. Peter Ramsauer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Lieber Kollege Bartol, als jemand, der seit 33 Jahren,
seit 1978, in der Kommunalpolitik nicht nur tätig war,
sondern ist, etwas mehr als elf Jahre davon – bis zum
Eintritt in den Bundestag – im Stadtrat seiner Heimatge-
meinde – damals war ich noch jünger, als Sie es heute
sind – und seit 1984 im Kreistag seiner Heimat im
Chiemgau, im Landkreis Traunstein, als jemand, der also
33 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik auch an ver-
antwortlicher Stelle hat,


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann man nicht erkennen!)


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(C (D rauche ich keine solchen arroganten Belehrungen über en Wert der Kommunalpolitik, wie Sie sie gerade vorebracht haben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Sören Bartol [SPD]: Getroffene Hunde bellen!)


as wirkt bei Ihnen schon etwas schnöselhaft, das muss
h wirklich sagen.

Genauso deutlich und voller Überzeugung sage ich
auch aus meiner Erfahrung als Kommunalpolitiker he-
us –: 40 Jahre Städtebauförderung sind eine immense
rfolgsgeschichte, und das braucht sich kein Kommu-
alpolitiker in ganz Deutschland von Ihnen kaputtreden
u lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Sören Bartol [SPD] – Florian Pronold [SPD]: Herr Ramsauer, Sie machen es doch kaputt!)


Wenn Sie da lachen, müssen sich die tüchtigen Kom-
unalpolitiker, die Verantwortungsträgerinnen und -trä-

er draußen im Lande in unseren Kommunen, verhöhnt
orkommen. Sie können sich von Leuten wie Ihnen, die
uf solche Aussagen so reagieren, nicht ernst genommen
hlen.


(Gustav Herzog [SPD]: Was schätzt der da vor sich hin?)


Ich nehme sie ernst, und ich bin auch überzeugt, dass
ie Städtebauförderung die ganz zentrale Säule der
tadtentwicklungspolitik des Bundes ist und dass wir da-
urch einen ganz elementaren Beitrag dazu leisten, dass
iele Kommunen auch strukturelle Probleme lösen kön-
en. Ohne die Hilfen der Städtebaupolitik wären sie zur
ösung vieler struktureller Probleme schlicht und ein-
ch nicht in der Lage.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712104500

Herr Minister, sind Sie bereit, eine Frage des Kolle-

en Pronold zu beantworten?

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Pronold? – Endlich bekomme ich vom Kollegen

ronold einmal eine Zwischenfrage gestellt. Jetzt bin ich
in Jahr und acht Monate im Amt. Es ist das erste Mal;
as stelle ich ausdrücklich fest. Ich begrüße es, dass sich
er Kollege Pronold alle gut eineinhalb Jahre aufrafft,
ir irgendwo eine Frage zu stellen, nachdem das im
usschuss, dem er – schweigend – angehört, bisher noch
berhaupt nicht der Fall war.

Also, bitte sehr.


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1712104600

Herr Kollege Ramsauer, ich bin wirklich überrascht,

ass Sie dem Kollegen Bartol angesichts Ihres Auftritts
ier Arroganz vorwerfen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ber das war nicht meine Frage.





Florian Pronold


(A) )


)(B)

Mich interessiert, wie viele Briefe Sie von bayeri-
schen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpoliti-
kern in den letzten zwei Jahren bekommen haben, die
sich gegen die Kürzung der Mittel für die Städtebauför-
derung im Haushalt ausgesprochen haben, die Sie zu
verantworten und im Kabinett zu vertreten haben.

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Ich möchte die Antwort in zwei Teile gliedern.

Erstens. Ich habe Gott sei Dank viele solcher Briefe
bekommen, und ich habe mir ausdrücklich auch viele
solcher Briefe bestellt, was Sie vielleicht verwundern
wird.


(Sören Bartol [SPD]: Was? – Uwe Beckmeyer [SPD]: Selbst bestellt?)


– Ja, ich habe sie bestellt und darum gebeten, man möge
mir solche Bittschreiben schicken, damit ich auch eine
gute Argumentationsgrundlage habe.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Für was denn?)


Jetzt der zweite Teil, lieber Herr Pronold. Es wäre
vielleicht besser gewesen, nicht Sie hätten die Frage ge-
stellt. Wenn Sie aus Bayern heraus argumentieren, wäre
ich an Ihrer Stelle einmal ganz vorsichtig. Wer so baden
geht wie Sie auf Ihrem letzten Landesparteitag,


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Es geht hier um Bundespolitik, Herr Ramsauer! – Gustav Herzog [SPD]: Antworten Sie auf die Frage! Eiern Sie nicht herum!)


wäre besser beraten, nichts zu fragen. Ich zitiere hier aus
der Süddeutschen Zeitung von vor ein paar Tagen. Da
heißt es:

… ließen die Delegierten

– Ihre Parteitagsdelegierten –

beim zweitägigen SPD-Parteitag … ihren Chef

– das sind Sie –

überraschend schroff abblitzen. Anders, als zu-
nächst absehbar, lehnten die Delegierten Pronolds
… Steuerkonzept komplett ab. … Am Ende war
Pronold mit seinem Antrag komplett untergegan-
gen.

Ende der Antwort, Sie können sich setzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Ich bedanke mich für die Antwort auf meine Frage! – Gustav Herzog [SPD]: Ein Trauerspiel mit Ihnen! – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Keine Antwort!)


Zu Ihrer Kritik muss ich sagen: SPD und Grüne
schreiben im vorliegenden Antrag, unsere Städte und
Gemeinden seien in Gefahr, „drastisch an Lebensqualität
zu verlieren“. Das halte ich, gelinde gesagt, für eine arge
Übertreibung. Es gibt zwar eine Reihe problematischer
Entwicklungen. Das ist die Lebensrealität in den Kom-

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(C (D unen. Um diese Entwicklungen müssen wir uns selbsterständlich kümmern. Aber ich finde, wir sollten dies it größtmöglicher Sachlichkeit tun, statt mit solchen ormulierungen Zehntausenden von Kommunalpolitiern eine Ohrfeige zu erteilen. Wir haben in den 40 Jahren seit 1971 stolze 14 Milarden Euro an Bundesfinanzhilfen bereitgestellt und onnten damit 6 400 städtebauliche Maßnahmen konkret rdern. Wie erfolgreich diese Städtebaupolitik war, ieht man im Übrigen besonders in den neuen Ländern. as Städte, Gemeinden und Bürger mithilfe des Bundes nd ihre jeweiligen Länder seit 1990 geschafft haben, ämlich teilweise völlig verwahrloste Stadtquartiere ieder herzurichten, verdient allergrößten Respekt und ann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, im ersten Redebei-
ag ist kritisiert worden, dass die Mittelausstattung zu-
ckgefahren worden ist. Sie haben die Große Koalition

ngesprochen. Wir alle, auch ich, haben in der letzten
egislaturperiode die Schuldenbremse beschlossen.
iese hat konkrete Auswirkungen auf die Haushaltspoli-
k.

Im letzten Jahr ist es für das Haushaltsjahr 2011 ge-
ngen, die ursprünglich ins Auge gefasste Halbierung

u halbieren,


(Sören Bartol [SPD]: Das ist so dreist! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wiederholen Sie das doch noch einmal, und übersetzen Sie es mal!)


nd zwar von 610 Millionen Euro auf 305 Millionen
uro. Wir sind dann auf 455 Millionen Euro gekommen.
afür möchte ich mich beim Bundesfinanzminister,
eim Parlament und beim Haushaltsausschusses unseres
undestages ganz herzlich bedanken.

Sie haben von 410 Millionen Euro gesprochen. Gehen
ie das doch bitte vernünftig an. Wie Sie wissen, waren
ach dem Eckwertebeschluss, den wir am 16. März ge-
sst haben, ursprünglich 266 Millionen Euro für das

ahr 2012 vorgesehen. Wir haben in den Gesprächen
so ist es jetzt auch im Kabinettsbeschluss für das Jahr

012 festgehalten – eine Summe von 410 Millionen
uro vereinbart. Sie könnten zwar sagen, dass eine Sen-
ung von 455 Millionen Euro auf 410 Millionen Euro
0 Prozent weniger bedeuten, aber nehmen Sie bitte
uch Folgendes zur Kenntnis, Kollege Bartol: Wir haben
aneben ein neues KfW-Programm zur energetischen
tadtentwicklung aufgelegt, für das 92 Millionen Euro
eranschlagt sind.


(Sören Bartol [SPD]: Das ist doch etwas anderes! – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nicht vergleichbar! – Florian Pronold [SPD]: Aber das kann man beim besten Willen nicht dazurechnen!)


uch das muss man in diesem Zusammenhang sehen.
ie energetische Stadtentwicklung ist eine Art von
tadtentwicklung und Sanierung. Wenn man das KfW-





Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)

Programm mit einbezieht, dann kommt man nicht mehr
auf 410 Millionen Euro, sondern auf gut 500 Millionen
Euro. Das kann sich in der Tat sehen lassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Florian Pronold [SPD]: Ihnen sieht man das schlechte Gewissen an!)


Uns stehen also statt 455 Millionen Euro in diesem
Jahr insgesamt 502 Millionen Euro zur Verfügung.


(Sören Bartol [SPD]: Das ist doch keine Städtebauförderung!)


– Entschuldigung, Sie wissen doch genau, wie diese Mit-
tel eingesetzt werden. Energetische Sanierung im Quar-
tier ist auch eine Art von Städtebauförderung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Eine Art von Städtebauförderung! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Verräterisch: „eine Art von“!)


Wir werden alle Programme fortführen. Ich komme
viel herum und habe mir von vielen Programmen ein
Bild gemacht. Das sollten auch Sie tun. Alle Kommunal-
politiker, die ich in den letzten eineinhalb Jahren gespro-
chen habe, haben mich gefragt, ob wir nicht einen Weg
finden können, um die energetische Sanierung im Quar-
tier stärker anzugehen. Genau diesen Weg eröffnen wir
jetzt. Ich bekomme dazu nur anerkennende Kommen-
tare,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


nicht nur von Kommunalpolitikern der Union, sondern
auch von den vernünftigen Kommunalpolitikern unter
den Sozialdemokraten und den Grünen; für die FDP gilt
das selbstverständlich genauso.

Wie gesagt, wir führen alle Programme fort. Ich
möchte unterstreichen, dass wir ein Programm weiter
aufstocken, und das ist unser Programm für kleinere
Städte und Gemeinden im ländlichen Raum. Herr Bartol,
wenn Sie dies kritisieren, dann zeigt das Ihr gestörtes
Verhältnis zum ländlichen Raum.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Das sagt einer mit einem ländlichen Wahlkreis! – Weiterer Zuruf von der SPD: Reine Polemik!)


Wann immer ich hier zur Städtebaupolitik gesprochen
habe, habe ich klar gemacht: Es kann nicht nur um die
Metropolzentren gehen, um die großen städtischen Zen-
tren.


(Sören Bartol [SPD]: Das sagt auch niemand!)


Die brauchen wir selbstverständlich.


(Florian Pronold [SPD]: Sie haben für den ländlichen Raum unter dem Strich weniger Geld zur Verfügung gestellt!)


Ein Bundespolitiker mit Gewissen muss aber auch für
den ländlichen Raum da sein, muss sich für die kleinen
Gemeinden einsetzen; denn sie geben unserem Land
Seele und Substanz.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Der gesamte ländliche Raum rebelliert! Das ganze Land rebelliert!)


Funktionierende Metropolzentren in einem gut struk-
rierten Land brauchen starke ländliche Regionen, und

atürlich brauchen gute ländliche Regionen auch städti-
che Zentren; das ist ganz klar.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zehn Minuten bis zum Flughafen!)


eide Seiten der Medaille ergeben eine gute und ausge-
ogene Bundesbaupolitik.

Im Übrigen hat diese Förderung – das haben wir in
er Handwerksdebatte gerade gehört – auch eine ganz

mense konjunkturpolitische Bedeutung.


(Florian Pronold [SPD]: Eben, und da kürzen Sie! Das ist Wahnsinn!)


h bin froh, dass wir nicht nur aus der Kommunalpoli-
k, sondern gerade auch aus dem Bereich des Hand-
erks großen Zuspruch bekommen; denn die Mittel, die
die Städtebaupolitik fließen, wirken vielfach. Von

em Multiplikator haben Sie gerade gesprochen. 1 Euro
on Bund und Land löst das Siebenfache an Investitio-
en aus.


(Florian Pronold [SPD]: Und da haben Sie 300 Millionen weggenommen! 300 Millionen gekürzt!)


as kommt gerade dem mittelständischen Bauhand-
erk, dem Bauhauptgewerbe, dem Baunebengewerbe,

ugute, und das ist dann gut ausgelastet. In Verbindung
it der in den kommenden Jahren hervorragenden Aus-

tattung im Bereich der CO2-Gebäudesanierung wird ein
roßartiger Schuh daraus, nicht nur städtebaulich, son-
ern auch konjunkturpolitisch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich war zu erwarten, dass Sie das Programm
Soziale Stadt“ ansprechen.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das haben Sie auch gut geschädigt!)


ir stocken das wieder auf. Im parlamentarischen Ver-
hren war im letzten Jahr in der Tat eine Kürzung auf

8 Millionen Euro beschlossen worden.


(Zuruf der Abg. Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Im parlamentarischen Verfahren! Eines können Sie
on mir nicht erwarten: dass ich als Bundesminister das
arlament und den Haushaltsausschuss kritisiere. Das
e ich nicht. Das ziemt sich auch nicht.


(Sören Bartol [SPD]: Kämpfen im Haushaltsausschuss würde schon reichen!)


as hat der Haushaltsgesetzgeber, dieses Parlament, be-
chlossen.


(Gustav Herzog [SPD]: Sie kritisieren Ihre Mehrheit! Peinlich genug!)






Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)

Jetzt stocken wir die Mittel für das Programm „So-
ziale Stadt“ von 28 Millionen Euro auf 40 Millionen
Euro auf; denn es ist richtig: Hier kann viel Segensrei-
ches bewirkt werden, wenn auch nicht unbedingt mit ei-
ner hohen Multiplikatorwirkung. Ich sehe die Dinge aber
immer gesamtvolkswirtschaftlich. Da steht zweifellos
fest, dass man mit einem Programm wie der „Sozialen
Stadt“, wenn es vernünftig angelegt ist, viel Prävention
betreiben kann, damit viele Probleme in einer Kommune
erst gar nicht entstehen, die sonst hinterher mit teuren
Reparaturmaßnahmen wieder bereinigt werden müss-
ten. Darum stehe ich hinter diesem Programm. Ich bin
froh, dass wir es wieder aufstocken können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Florian Pronold [SPD]: Die FDP klatscht besonders laut! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da sieht man, wie schwach der Minister ist!)


Meine Damen und Herren, Sie sehen: Der Bund ist
ein verlässlicher Partner der Kommunen. Der Bund steht
zur Städtebauförderung. Nach 40 Jahren Städtebauförde-
rung kann man mit Fug und Recht sagen: Es ist eine Er-
folgsgeschichte. Der Bund weiß, was er den Kommunen
schuldig ist. Ich glaube, die Städtebauförderung hat eine
gute Zukunft. Ich sage es mit einem Wort: Wir als Bund
und ich als Bundesbauminister bleiben ein verlässlicher
Partner für die Kommunen.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Unerhört diese Rede!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712104700

Heidrun Bluhm hat nun das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Heidrun Bluhm (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712104800

Frau Präsidentin! Kolleginnen und Kollegen! Herr

Ramsauer, mit Ihrer Rede haben Sie Ihre einzige Qualifi-
kation gezeigt, nämlich Streichorgien als Erfolgsge-
schichte zu verkaufen. Das nimmt Ihnen aber niemand
mehr ab.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wenn man die Debatten der letzten Monate und auch
die heutige Debatte Revue passieren lässt, dann scheint
es so zu sein, dass in diesem Hause eine große Überein-
stimmung herrscht, was die Bewertung der Städtebauför-
derung betrifft. „Eine einzigartige Erfolgsgeschichte“, so
auch Herr Ramsauer heute, hört man allenthalben, und
niemand widerspricht. Politiker aller Parteien übertref-
fen sich geradezu in ihren lobenden Wertungen der Städ-
tebauförderung insgesamt und ihrer Einzelprogramme.

Es ist in der Tat beeindruckend, welche wirtschaftli-
chen und sozialen Effekte die Städtebauförderung des
Bundes in den vergangenen 40 Jahren in den Städten und
Regionen ausgelöst und angestoßen hat. Die einzelnen

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(C (D rogramme der Städtebauförderung haben sich als effekve und vor allem als lernende Konzepte bewährt, in deen die Kommunen zielgenau und bedarfsgerecht agien können. Was ebenso wichtig ist: Die Programme haben sich arüber hinaus als äußerst wirtschaftsfördernd erwiesen. un trauen Sie mir das vielleicht nicht zu, aber ich öchte gerade auf diesen Aspekt etwas genauer einge en. Wo sonst hat man eine Investitionseffizienz von ins zu sieben, zu acht oder zu elf? Diese Wirkungsquon werden durch das Bauministerium explizit mit den ahlen für 2011 bestätigt. Selbst diese Zahlen sind trotz ekürzter Mittel beachtlich. Aus 455 Millionen Euro undesmitteln werden durch die Kofinanzierung der änder 910 Millionen Euro. Daraus entstehen wiederum esamtwirtschaftliche Effekte durch kommunale Anteile nd Privatinvestitionen in einer Größenordnung von ,6 Milliarden Euro. Die Beschäftigungswirkung in Höhe von 152 000 Ererbstätigen im Jahr zusätzlich, die Bruttowertschöpng in Höhe von rund 7,9 Milliarden Euro, die Sozial ersicherungsbeiträge in Höhe von 1,6 Milliarden Euro nd Steuereinnahmen von rund 1,4 Milliarden Euro davon 658 Millionen Euro für den Bund, 603 Millio en Euro für die Länder und 117 Millionen Euro für die ommunen –: Das kann doch eigentlich auch ein Fianzminister zusammenzählen. Hier muss sich jedem die Frage aufdrängen: Warum m alles in der Welt will die Bundesregierung auf diese olkswirtschaftlichen Effekte verzichten? Warum chmälert sie seit Jahren die finanzielle Basis für Wirtchaft und Sozialsysteme? Denn im Umkehrschluss beeutet diese Rechnung doch, dass die Kürzung der Mitl für die Städtebauförderung zu einem vielfachen innahmeverlust an Steuern und Sozialbeiträgen führt. ie Kürzungen mit den Zwängen der Haushaltskonsoliierung zu begründen, ist angesichts solcher Zahlen eradezu grotesk. Die Städtebauförderung ist kein Subentionsprojekt; sie ist ein einzigartiges Haushaltskonsodierungsprogramm. Von 2009 bis zum Haushaltsplan 2012 hat die Bunesregierung die Mittel für die Städtebauförderung geen jegliche wirtschaftliche Vernunft Jahr für Jahr zuckgefahren. 570 Millionen Euro waren es noch im ahre 2009; dieses Jahr sind es 455 Millionen Euro. Für 012 ist nun doch ein Volumen von 410 Millionen Euro eplant. Das Eckwertepapier, das noch 266 Millionen uro vorsah, ist offensichtlich überholt. Besonders gravierend und zugleich bezeichnend für ie Denkweise der Bundesregierung ist die massive Kürung der Mittel für das Programm „Soziale Stadt“. Auch enn Sie jetzt feiern, auf die 28 Millionen Euro für die es Jahr etwas draufgelegt zu haben, muss man sagen, ass es immer noch nicht das ist, was wir in den Komunen für dieses Programm brauchen. (Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Heidrun Bluhm


(A) )


)(B)

Diese Kürzung wird begleitet von einer kompletten
Sinnentleerung dieses Programms durch die Vorgabe,
Fördermittel nur noch investiv zu verwenden.


(Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Das stimmt doch nicht! Das ist falsch!)


Es ist schon schizophren, Herr Minister, wenn Sie hier
davon sprechen, dass Sie mit dem Programm „Soziale
Stadt“, bei dem nur noch in Beton investiert wird, inte-
grativ tätig werden. Ich bin nicht sicher, ob das funktio-
nieren kann. Begleitet von einer kompletten Sinnentlee-
rung, ist die Verwendung der Mittel aus unserer Sicht
völlig fehlgeleitet.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Neubezeichnung dieses Programms für 2012
„Soziale Stadt – Investitionen im Quartier“ bedeutet also
ein Festhalten an Ihrer Denkweise. Dabei hat sich gerade
dieses Programm als Instrument bei der sozialen Stabili-
sierung benachteiligter Stadtquartiere bestens bewährt
und hat seine Bedeutung keinesfalls verloren. Im Gegen-
teil: Angesichts der drohenden und vielerorts bereits
weit fortgeschrittenen Segregation in deutschen Städten
ist genau dieses Programm das am besten geeignete In-
strument, um gegenzusteuern.

Nach alldem ist das Unverständnis nur allzu gut nach-
vollziehbar, das aus den Beschlüssen und der Resolution
der Bauministerkonferenz vom 28. Juni dieses Jahres
spricht. Einstimmig hat die Konferenz beschlossen und
die Bundesregierung aufgefordert, die Zusagen des
Koalitionsvertrages aus 2009 einzuhalten, die Städte-
bauförderung ab 2012 mindestens auf einen Betrag von
535 Millionen Euro anzuheben und auf diesem Niveau
zu verstetigen.

Gemessen an den Zielsetzungen der Bundesregie-
rung, Energie einzusparen, den CO2-Ausstoß zu verrin-
gern und die Sanierungsquote im Gebäudebereich zu
verdoppeln, scheinen selbst die im Antrag von SPD und
Bündnis 90/Die Grünen genannten 700 Millionen Euro
jährlich noch gar nicht zu reichen. Sei’s drum.

Die Bundesregierung liefert uns dieses Jahr dasselbe
Schauspiel wie 2010: Zunächst werden in den ersten Ka-
binettsrunden zum Haushalt die Mittel für die Städte-
bauförderung halbiert, dann wird die Halbierung wieder
halbiert, und dann wird die Halbierung der Halbierung
mit großem medialen Getöse als Aufstockung verkauft.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Glaubt nur keiner!)


Wen wollen Sie hier eigentlich für dumm verkaufen?

Da waren die Bauminister diesmal schlauer, Herr
Ramsauer, sie haben ihre Sondersitzung rechtzeitig ab-
gehalten und Ihnen diese Trickserei damit diesmal ver-
dorben.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: So ist es!)


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(C (D Die Bauminister haben auf ihrer Konferenz eine weite Forderung erhoben, nämlich, die vorgesehenen ittel für das Programm der KfW Bankengruppe zur nergetischen Stadtentwicklung in die bewährte Systeatik der gemeinsamen Städtebauförderung einzuglie ern – it den Kostenanteilen von 30 Prozent für den Bund, 0 Prozent für die Länder und den Rest für die Kommuen. Das, was Sie mit der KfW-Förderung machen, ist ingegen eine reine Kreditfinanzierung. Ich will Ihnen agen: Viele Kommunen bekommen überhaupt keine redite mehr. (Petra Müller [Aachen] [FDP]: Von der KfW schon!)


(Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Hört, hört!)


re Innenminister sagen, Kreditgenehmigungen sind
icht mehr drin. Selbst wenn die Kommunen noch Kre-
ite aufnehmen könnten, wäre diese Variante in jedem
all die teurere, weil sie den Kredit nicht nur zurückzah-
n müssten, sondern ihn auch verzinsen müssten, wenn

uch günstig.

Schließlich fordern die Bauminister, die Länder sowie
ie Städte und Gemeinden zukünftig intensiver in die
lanungen der Bundesfinanzhilfen einzubeziehen. Auch
iese Forderung unterstützen wir.

Alles in allem sind wir der Auffassung, dass die Bau-
inister der Länder mit ihren Forderungen und damit
it ihrer Resolution nicht überzogen haben. Wir unter-

tützen das Anliegen, das die Sonderkonferenz mit der
esolution vorgetragen hat. Deshalb haben wir diese
orderungen und die Resolution zu einem Antrag zu-
ammengefasst, der hier vorgelegt worden ist, und hof-
n auf Ihre Einsicht und auf Ihre Unterstützung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712104900

Petra Müller hat jetzt das Wort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP – Sören Bartol [SPD]: Den Döring habt ihr heute zu Hause gelassen, nicht? Das ist auch besser! – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der ist schon im Urlaub!)



Petra Müller (FDP):
Rede ID: ID1712105000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

erehrter Minister Ramsauer, über die mehr als positive
irkung der Städtebauförderung des Bundes wurde viel

nd viel Richtiges gesagt.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch viel Falsches!)


Ihren Anträgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, wird
och deutlich, dass die Städtebauförderung in Deutsch-
nd etwas geleistet hat – ökonomisch, infrastrukturell,





Petra Müller (Aachen)



(A) )


)(B)

kulturell und sozial. Es freut mich, feststellen zu können:
In diesem Punkt sind wir uns einig.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Klasse!)


Jetzt sind nur noch zwei wesentliche Fragen zu klären
– und ich habe dafür sieben Minuten Zeit –:


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind aber entscheidend!)


die inhaltliche Ausrichtung der Städtebauförderung und
die Finanzierung. Schon beginnen die Unterschiede zwi-
schen einer maßvollen, konsistenten und finanzierbaren
Politik, wie die christlich-liberale Koalition sie vor-
schlägt, und einer Wunsch- und Gießkannenpolitik der
Opposition. Zukunftsmodell gegen Auslaufmodell.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, das ist doch Quatsch!)


– Ja, so ist es doch.

Die inhaltliche Ausrichtung – so schreiben Sie, liebe
Freunde von der Linken und von den Grünen – der Städ-
tebauförderung wurde in den letzten Jahren kontinuier-
lich weiterentwickelt. – Stimmt. Richtig. Alles super.

Dabei ging es in den 70er- und 80er-Jahren zunächst
um den Erhalt der Stadtkerne, die Bewahrung der histo-
rischen Bausubstanz. Nach der Wiedervereinigung
wurde ein Programm „Aufbau Ost“ aufgelegt, später,
1999 folgende, das Programm „Soziale Stadt“ – zuerst
übrigens nur im Osten, später dann auch im Westen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war Rot-Grün!)


Genau diese Flexibilität macht die deutsche Städte-
bauförderung heute so erfolgreich.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig!)


Wir, die FDP-Bundestagsfraktion, haben uns die
Frage gestellt: Was sind heute die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen? – Die haben sich nämlich verän-
dert.


(Florian Pronold [SPD]: Und dann haben Sie die Mittel für die „Soziale Stadt“ gekürzt, oder was?)


Wie haben wir darauf zu reagieren, Herr Pronold?


(Florian Pronold [SPD]: Ja, wie?)


Vor einer Woche haben wir an dieser Stelle mit gro-
ßen Teilen dieses Hauses gemeinsam die Energiewende
beschlossen.


(Sören Bartol [SPD]: Das hat ja auch lange genug bei euch gedauert!)


Wir haben uns vorgenommen, in nur wenigen Jahren die
Energieversorgung dieses Landes auf völlig neue Füße,
auf eine völlig neue Grundlage zu stellen. Das ist der
wichtige Aspekt dieser gesellschaftlichen Veränderung.
Dazu wird die energetische Stadtsanierung einen wichti-
gen, den entscheidenden Beitrag leisten.


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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie doch was!)


Das kommt ja noch. Immer mit der Ruhe! – Wenn Sie
ich noch erinnern: Damit erfüllen wir eine Forderung
er Ethikkommission. Effektiver Klimaschutz ist ohne
ffizienten Neubau nicht möglich. Effektiver Klima-
chutz ist ohne energetische Sanierung im Bestand und

Quartier nicht möglich. Es geht darum, 40 Prozent
er Primärenergie in diesem Land einzusparen. Das geht
ur unter Einbeziehung privater und öffentlicher Ge-
äude. Da liegen die Energiereserven dieses Landes.
iese müssen wir heben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig! Gratuliere!)


hance und Verantwortung, das ist hier doch der ent-
cheidende Punkt.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Wo ist das Problem, Frau Müller?)


Neben den altbekannten Städtebauförderprogrammen
ommt schwerpunktmäßig die Neuausrichtung zum
hema Energieeffizienz: erstens mit dem KfW-Pro-
ramm „Energetische Stadtsanierung“ und zweitens mit
er steuerlichen Abschreibung – dazu habe ich heute
och gar nichts gehört – bei der energetischen Gebäude-
anierung für private Einfamilien- und Zweifamilienhäu-
er, und das alles unter Berücksichtigung sozialer, wirt-
chaftlicher und demografischer Entwicklungen. Das
ind die Schwerpunkte einer zukunftsorientierten Stadt-
ntwicklung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Florian Pronold [SPD]: Gibt es außer energetischen Gesichtspunkten noch etwas anderes bei der Stadtentwicklung?)


Kommen wir zur Finanzierung. Wir haben die Schul-
enbremse beschlossen. Das bedeutet Haushaltskonsoli-
ierung. Genau deshalb müssen wir die Mittel effizient
nd zielgenau einsetzen. In diesem Jahr stehen 455 Mil-
onen Euro für die Stadtentwicklung zur Verfügung.
ächstes Jahr sind es laut Kabinettsbeschluss vom Mitt-
och 410 Millionen Euro plus 92 Millionen Euro für das
eue KfW-Programm „Energetische Stadtsanierung“.
enn ich richtig gerechnet habe, dann sind das in der
ddition 502 Millionen Euro.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber nicht dasselbe!)


ür diejenigen, die nicht rechnen können: Das sind
7 Millionen Euro mehr als dieses Jahr. Hinzu kommen
,5 Milliarden Euro für das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm. Das nenne ich Verstetigen. Das nenne ich Ein-
alten des Koalitionsvertrages. Das nenne ich eine gute
achricht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das ist eine gute Nachricht für die Bauwirtschaft,
eil hier Investitionen angestoßen werden; das geht





Petra Müller (Aachen)



(A) )


)(B)

auch mit einem KfW-Programm, Frau Bluhm. Das ist
eine gute Nachricht für das Handwerk, die Architekten
und für alle anderen am Bau Beteiligten. Das ist auch
eine gute Nachricht für die Städte und Gemeinden. Ge-
rade weil unsere Kommunen Planungssicherheit brau-
chen, finanzieren wir die 92 Millionen Euro aus dem
Energie- und Klimafonds für das neue KfW-Programm
„Energetische Stadtsanierung“. Damit werden Kommu-
nen entlastet. Sie müssen nicht den sonst üblichen Anteil
wie bei der klassischen Zwei-Drittel/Ein-Drittel-Lösung
übernehmen. Sie werden nicht mehr belastet.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das macht doch den wirtschaftlichen Effekt aus!)


Im Gegensatz zu einigen anderen KfW-Programmen ist
dieses KfW-Programm nur für die Kommunen nutzbar.
Andere KfW-Programme sind nur für Private nutzbar. Es
gibt also einen Mix, und auf diesen Mix kommt es an.
Wir haben Instrumente geschaffen, die die Themen
Quartiers- und Gebäudesanierung, demografischer Wan-
del, sozialer Wandel, Gesundheit und Klimaschutz effi-
zient miteinander verbinden. Das halte ich für einen aus-
gesprochenen Gewinn.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Damit hat die christlich-liberale Koalition Prioritäten
für eine erfolgreiche und kontinuierliche Stadtentwick-
lungspolitik gesetzt. Das ist eine verantwortungsvolle
Politik, weil wir unsere Städte und Gemeinden nicht zu-
sätzlich belasten, sondern entlasten. Zu dieser Politik la-
den wir Sie ein, genauso wie am Anfang dieser Woche.
Wir bitten Sie, gemeinsam mit uns zukunftsorientiert,
problembewusst und nachhaltig für die Städte von mor-
gen zu arbeiten.

Ihren Anträgen können wir leider nicht zustimmen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist traurig!)


Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Bevor ich das Podium ganz verlasse und sich alle nur
aufregen, wünsche ich Ihnen eine schöne Sommerpause.
Vielleicht bekomme ich dafür auch Applaus von Ihnen,
meine Damen und Herren von der Opposition.

Tschüss.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ebenso! – Sören Bartol [SPD]: Wollen Sie eine Postkarte haben?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105100

Bettina Herlitzius hat das Wort. Sie will auf diese

Weise ihren Geburtstag mit uns begehen. Herzlichen
Glückwunsch! Alles Gute!


(Beifall)


Bitte, Frau Herlitzius.

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(C (D Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! h glaube, dieses Thema ist ein kleines Geburtstagsgechenk; denn Städtebauförderung ist ein Herzensthema on mir. 40 Jahre Städtebauförderung sind 40 Jahre Erlgsmodell und 40 Jahre Kooperation zwischen Bund, ändern und Kommunen für unsere Menschen in unsen Städten und Gemeinden. Das ist wirklich ein Grund um Feiern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105200

Ich möchte an dieser Stelle meinem Kollegen Sören
artol von der SPD meinen Dank für seine Unterstüt-
ung und dafür aussprechen, dass wir diesen Antrag ge-
einsam formuliert haben. Es ist wichtig, dass wir die-

es Thema angesichts der vielen Themen, die wir zu
ehandeln haben, heute auf die Tagesordnung gesetzt
aben. Damit senden wir ein Signal an unsere Kommu-
en, dass der Städtebau für uns im Bund nach wie vor
in wichtiges Thema ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Florian Pronold [SPD]: Anders als bei der Bundesregierung!)


Lassen Sie uns einen Blick zurückwerfen. Nach den
normen Wiederaufbauleistungen nach dem Krieg
usste man in den 60er-Jahren feststellen, dass es viele

tädtebauliche Missstände gab. Aus diesem Grund
urde 1971 – das wurde vorhin schon angesprochen –
on der sozialliberalen Koalition – liebe Kollegen von
er FDP, Sie waren dabei –


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Ich war elf!)


as Bundesgesetz zur Städtebauförderung ins Leben ge-
fen. Fast auf den Tag genau, am 1. August 1971, ver-

bschiedete der Bundestag das Städtebauförderungsge-
etz. Es war eine nicht ganz einfache Geburt, war und ist
er Städtebau doch in erster Linie eine kommunale Auf-
abe. Der damalige Bundestag erkannte aber die Dring-
chkeit und sah es als Bundesaufgabe, die Städte und
emeinden in der Bundesrepublik als Wirtschafts- und
ohnstandort zu stärken.

Starke Bedenken kamen allerdings damals vonseiten
er FDP. Ihre Sorge war es, dass das Eigentum mehr als
otwendig eingeschränkt würde. Liebe Kolleginnen und
ollegen von der FDP, Ihre Haus- und Grundpolitik war

chon damals deutlich erkennbar.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Was ist daran falsch, an Haus und Grund?)


Privat vor Staat, Zwangssanierungen, Enteignungen,
ietnomaden – das sind die gelben Angstszenarien, mit

enen Sie immer wieder die guten Ansätze der Städte-
auförderung sabotieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Sebastian Körber [FDP]: Zwingen wir die Leute jetzt?)


Zukunftsfähige Stadtpolitik sieht anders aus. Dabei
ann man noch nicht einmal behaupten, dass die





Bettina Herlitzius


(A) )


)(B)

schwarz-gelbe Regierung nicht wisse, was sie tue. Ich
darf von Ihrer Homepage zitieren, liebe Kollegin Müller:

Dafür müssen wir die vorhandenen Städtebauför-
derprogramme an die veränderten sozialen, demo-
grafischen und ökologischen Rahmenbedingungen
anpassen.

Warum tun Sie es dann nicht?


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Das habe ich gerade auch gesagt!)


Politik heißt gestalten, Politik heißt mitmachen, regie-
ren. Aber Sie stümpern seit zwei Jahren, seitdem Sie an
der Regierung sind, an der Städtebauförderung herum.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Lieber Herr Minister Ramsauer, wenn wir über ge-
störte Verhältnisse reden, dann muss ich sagen, dass Sie
ein gestörtes Verhältnis zur Städtebauförderung haben,
um es vorsichtig auszudrücken. Anders kann ich mir das
nicht erklären.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Nicht nur dazu! Auch zum ländlichen Raum!)


Mit der Veräppelung der Bürgerinnen und Bürger
geht es weiter. Tatsächlich stellt sich die FDP hin und
feiert sich als Retterin der Städtebauförderung,


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Wir feiern schon zusammen!)


obwohl die Programmansätze im Haushalt – das ergibt
sich aus den Gesetzen der Mathematik – definitiv um
45 Millionen Euro gekürzt worden sind. Erzählen Sie
uns doch keine Märchen!


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Nein! Um 47 Millionen rauf!)


– Liebe Frau Kollegin, ich weiß, dass in Nordrhein-
Westfalen im Mathematikunterricht lange Zeit Mengen-
lehre gelehrt wurde, aber das ist doch keine Erklärung
für diese Taschenspielertricks.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Zuruf von der CDU/CSU: Das war Ihre Schulpolitik übrigens! – Gegenruf des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das hat aber lange gedauert, bis Sie das gemerkt haben!)


Sie addieren einfach die 92 Millionen Euro des KfW-
Programms für die städtebauliche Quartierssanierung
zur Städtebauförderung. Das funktioniert so nicht. Das
sind zwei völlig unterschiedliche Programme. Solide
Finanzpolitik und Bürokratieabbau – auch das ist eines
Ihrer großen Wahlkampfthemen – gehen anders.

Diese Koalition ignoriert das Parlament, wenn es um
die politische Zusammenarbeit geht. Das muss man sich
einmal vorstellen. Der Ausschuss für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung des Bundestages lädt zu einer Anhö-

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(C (D ng zum Thema „Klimaschutz im Baurecht“ ein. Das t gar nicht lange her; das war vor zwei Wochen. Aus anz Deutschland wurden Fachleute eingeladen. Fünf inuten nachdem die eineinhalbstündige Sitzung zu nde war, ziehen die Vertreter der Regierungskoalition inen in den Grundsätzen völlig geänderten Gesetzenturf aus der Tasche. Die ganze Anhörung war für die atz. So gehen Sie mit den Fachverbänden, mit den achleuten und mit uns Fachpolitikern um! Das ist chwarz-gelbe Politikignoranz. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105300

Frau Kollegin, Herr Körber würde Ihnen gerne eine

wischenfrage stellen. Möchten Sie die zulassen?


Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105400

Ja.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105500

Bitte schön.


Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1712105600

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Sie haben zwei ver-

chiedene Instrumentarien der Städtebaupolitik genannt.
ind Sie der Auffassung, dass das von Ihnen zitierte
fW-Programm nicht in den Städten zur Anwendung
ommt? Wo wird es denn sonst verwendet? Auch das
ommt doch der Städtebauförderung zugute. Teilen Sie
eine Einschätzung?


Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105700

Herr Körber, ich glaube, Sie haben die grundsätzlich

nterschiedliche Fördersystematik noch nicht verstan-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist doch kein Wunder!)


h kann nur noch einmal darauf hinweisen: Lesen Sie
itte das Gutachten, das uns die Regierung vorgelegt hat.
s geht um eine wirtschaftliche Bewertung des Investi-
onspakts für Schulen und kommunale Einrichtungen
nd der Städtebauförderung. Das Ergebnis ist ganz klar:
as Verhältnis bei der Akquirierung von öffentlichen
nd privaten Geldern beträgt bei der Städtebauförderung
: 8 und beim Investitionspakt 1 : 1,6. Das ist doch ein
iesenunterschied! Sie können doch nicht behaupten,
as sei dasselbe.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD sowie des Abg. Herbert Behrens [DIE LINKE])


Sie haben die Auswirkungen in den Städten angespro-
hen. Natürlich ist Ihr neues Programm eine Unterstüt-
ung – wir wollen das auch nicht schlechtmachen –, und
uch das Programm „Energetisch Sanieren“ der KfW ist
ine Unterstützung. Aber es ist nicht dasselbe.





Bettina Herlitzius


(A) )


)(B)


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Sören Bartol [SPD]: Genau! Das ist der Punkt!)


Herr Götz, ich bin sehr enttäuscht.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Ich habe doch noch gar nichts gesagt! – Heiterkeit)


– Sie haben noch nichts gesagt, aber Sie bekommen
gleich die Gelegenheit.


(Sören Bartol [SPD]: Schon ist er enttäuscht! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Man ahnt schon, was kommt!)


Gerade Sie sind immer für interfraktionelle Einigkeit in
der Bau- und Städtebaupolitik eingetreten. Gerade Sie
haben immer betont, dass wir seit Jahren fachlich effek-
tiv zusammenarbeiten und dass es – egal über welche
politischen Themen wir uns gestritten haben – bei der
Städtebauförderung und bei Änderungen im Baugesetz-
buch immer eine interfraktionelle Einigung gab. Warum
kündigen Sie das jetzt grundlos auf?


(Peter Götz [CDU/CSU]: Wo denn?)


Warum legen Sie uns seit drei Jahren diese desaströste
Städtebaupolitik vor? Das ist nicht Ihr Stil.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Danke für das Kompliment!)


Besinnen Sie sich doch endlich auf die ursprüngliche
Verfahrensweise!

Worüber reden wir? Seit 1971 gibt es die Städte-
bauförderung. 5 000 Projekte in mehr als 2 300 Kommu-
nen sind gefördert worden, und zwar flächendeckend in
allen Bundesländern – schauen Sie sich die Karte an! –:
in Bayern, in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-
Westfalen. Es gibt die unterschiedlichsten Programman-
sätze – die Kollegin hat sie vorhin genannt –, die effektiv
wirken. Es sind lernende Programme, die vor allen Din-
gen – das hat uns das Gutachten gezeigt – sehr viele Fol-
geinvestitionen auslösen.

Der geschätzte ausgelöste Investitionsbedarf des ge-
samten Programmes liegt bei über 65 Milliarden Euro.
Nennen Sie mir ein anderes Förderprogramm des Bun-
des, das über all die Jahre diese Summen ausgelöst hat.
Ich kenne keines. Das haben nicht nur wir in der Opposi-
tion uns so ausgedacht. Auch die Fachleute haben be-
rechnet und belegt: Die Städtebauförderung erzielt be-
achtliche ökonomische Effekte, die weit über das Ziel
der städtebaulichen und sozialräumlichen Erneuerung
hinausgehen. Das kann sich sehen lassen. Mir ist kein
anderes Programm bekannt, das so etwas leistet.

Die Städtebauförderung zu verbessern, bedeutet, die
Lebensqualität in unseren Städten zu verbessern, das ge-
meinsame soziale Leben in Verbindung mit einem wirt-
schaftlich aktiven Leben zu einem Erfolgsmodell weiter-
zuführen.

Aber was macht die Regierung? Sie sind jetzt das
dritte Jahr an der Regierung und kürzen den Mittelansatz
zum dritten Mal um 10 Prozent; das ist so, Herr Minister
Ramsauer. Damit gefährden Sie das soziale Gleichge-

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(C (D icht in unseren Städten und Kommunen. Denn es gibt eute Städte mit klar erkennbaren Missständen. Es gibt ine soziale Segregation in einigen Stadtvierteln. Natürch gibt es auch gut und in sozialer Hinsicht funktioniende Kommunen und Städte, aber es gibt eben auch iese Missstände. Deswegen werden wir das Programm Soziale Stadt“ und die Städtebauförderung weiterhin rauchen. Nicht zu vergessen: Die Städtebauförderung ist auch in Jobmotor. Selbst der reduzierte Mittelansatz von 011, der bei 455 Millionen Euro liegt, bewirkt eine ruttowertschöpfung von 7,9 Milliarden Euro. Daraus ntstehen 152 000 Arbeitsplätze, und zwar in Deutschnd. Liebe Wirtschaftsförderer, das müssen Sie uns erst inmal nachmachen! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ganz wichtig ist an dieser Stelle – das wird auch
urch das Gutachten belegt – der integrative Ansatz. Da-
urch unterscheidet sich die Städtebauförderung von der
fW-Förderung. Es ist der integrative Ansatz, durch den
olgeinvestitionen ausgelöst und Firmen, Verbände und
ewohner an einen Tisch geholt werden. Nur so entste-
en Konzepte für Stadtviertel, nur so entsteht eine Iden-
fikation mit dem Stadtviertel, und nur so werden Be-
ohner auch zu Kümmerern, die sich für ihr Stadtviertel
erantwortlich fühlen.

Die investitionsbegleitenden Maßnahmen – damit
omme ich zu einem ganz entscheidenden Punkt, der ge-
de bei den Kollegen der FDP immer auf Widerstand

tößt – stellten im Programm „Soziale Stadt“ eine ganz
ichtige Voraussetzung dar.


(Sebastian Körber [FDP]: Das kann doch jede Kommune machen!)


icht nur wir, die Opposition, sind zu dieser Erkenntnis
ekommen. Aus der Leipzig-Charta der EU, die wir alle
nterzeichnet haben, geht hervor, dass gerade die nicht
vestiven Mittel, die investitionsbegleitenden Mittel,
r die Qualitätssicherung einer Städtebauförderung sor-

en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105800

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

en.


Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712105900

Ja, ich komme zum Schluss.

Liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierung, las-
en Sie Ihren schönen Worten endlich Taten folgen! Hö-
n Sie mit Ihren Sonntagsreden – oder Freitagsreden –

uf! Helfen Sie den Menschen in unserem Land! Unter-
tützen Sie die Länder und Kommunen mit einer Städte-
auförderung, die verlässlich ist und ihren Namen ver-
ient!


(Sebastian Körber [FDP]: Machen wir doch!)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712106000

Frau Kollegin!


Bettina Herlitzius (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712106100

Sorgen Sie dafür, dass wir in zehn Jahren den 50. Ge-

burtstag feiern können und nicht das Begräbnis begehen
müssen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712106200

Peter Götz hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-Frak-

tion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Götz (CDU):
Rede ID: ID1712106300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Unabhängig davon, liebe Bettina Herlitzius, dass diese
Koalition noch keine drei Jahre besteht, sondern noch
nicht einmal ganze zwei Jahre,


(Ulrike Gottschalck [SPD]: Aber gefühlte! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Gefühlte zehn!)


herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!


(Beifall bei Abgeordneten aller Fraktionen – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danke schön!)


Die Urbanisierung unserer Städte ist ohne Frage ein
Zukunftsthema des 21. Jahrhunderts. Deshalb war es
richtig und konsequent, in der Koalitionsvereinbarung
die Städtebauförderung als unverzichtbaren Teil zur le-
benswerten Gestaltung von Städten und Gemeinden zu
verankern. Sie ist seit 40 Jahren das Erfolgsmodell für
eine gute städtebauliche Entwicklung in den Städten und
Gemeinden unseres Landes. Es wurde schon gesagt:
Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre wurde zu Recht
erkannt, wie wichtig es ist, die Funktion der Innenstädte
zu stärken und einem sich abzeichnenden Bedeutungs-
verlust entgegenzuwirken. „Vom Wohnungsbau zum
Städtebau“ hieß es damals. Allein waren die Städte und
Gemeinden schon damals nicht in der Lage, diese Auf-
gaben finanziell zu bewältigen. Mithilfe der Mittel des
Bundes und der Länder war es ihnen in den letzten
40 Jahren möglich, stadtbildprägende Gebäude zu erhal-
ten und zu modernisieren, Zentren und Nebenzentren zu
revitalisieren, das Wohnumfeld zu verbessern und Stadt-
kerne zu erhalten oder zu entwickeln. Nach Abzug der
ausländischen Streitkräfte wurden in vielen Konver-
sionsgebieten in Ost und West ganz neue innerstädtische
Quartiere in zentraler Lage geschaffen.

Millionen Postkarten mit Ansichten deutscher Städte
werden jährlich in alle Welt versandt. Vermutlich wur-
den fast alle dieser Stadtbilder durch die Städtebauförde-
rung unterstützt. Aber Steine allein machen noch keine
Stadt aus. Deutschland ist bekannt für eine Vielzahl von
attraktiven Städten, in denen das Leben pulsiert. Zen-

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(C (D en, Städte und Stadtteile werden bewusst bewahrt und eiterentwickelt. Das ist anstrengender und teurer, als raußen auf der grünen Wiese einen neuen Stadtteil enttehen zu lassen. Deshalb danken wir den vielen Komunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern, die es eschafft haben, ihre Heimat mit Unterstützung der tädtebauförderung lebensund liebenswert zu gestaln. Das gilt für Metropolregionen genauso wie für den ndlichen Raum. Das ist nicht nur das Ergebnis traditioeller Stadtentwicklung über Jahrhunderte in Europa, ondern auch zurückzuführen auf bewusstes, engagiertes andeln in Deutschland innerhalb der letzten 40 Jahre. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Sören Bartol [SPD])


Ich selbst durfte Anfang der 70er-Jahre in meinen ers-
n Berufsjahren eine kommunale Koordinierungsstelle
r Stadtsanierung leiten. Wir waren in unserer Stadt da-
als sehr dankbar, dass es möglich war, zwei Drittel der

nrentierlichen Kosten unserer Stadtkernsanierung mit
itteln aus dem seinerzeit neu aufgelegten Programm

Städtebauliche Sanierungs- und Entwicklungsmaßnah-
en“ finanziert zu bekommen. Das hat einen enormen
chub gegeben. Ich freue mich deshalb besonders, dass
h – Jahrzehnte später – zum 40-jährigen Bestehen der
tädtebauförderung hier im Deutschen Bundestag am
ednerpult stehen kann.

Meine Damen und Herren, wenn wir auf die letzten
0 Jahre zurückblicken und mit offenen Augen betrach-
n, was nach dem Zerfall des Kommunismus und des
ozialismus vor allem in den neuen Ländern geleistet
urde, dann stellen wir fest, dass es richtig war, unmit-
lbar nach der Wende die Prioritäten der Förderung in
en neuen Ländern zu setzen. Heute gibt es dort viele
lühende Städte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Gute Stadtentwicklungspolitik ist bei einer sich ver-
ndernden Gesellschaft aktueller und wichtiger denn je.
ir müssen den Mut haben, anzuerkennen, dass sich

uch die Zeiten ändern. Neue Herausforderungen kom-
en hinzu. Das gilt für den Stadtumbau genauso wie für

ie „Soziale Stadt“.

Was ist die Kernbotschaft der heutigen Debatte?

Erstens. Bundesminister Dr. Ramsauer war erfolg-
ich.


(Florian Pronold [SPD]: Bei der Kürzung der Städtebauförderung, nicht im Aufbau!)


anke für das Engagement in einer Zeit, in der die Ein-
altung der Schuldenbremse im Vordergrund aller Haus-
altsberatungen steht! Herzlichen Glückwunsch zu dem
rgebnis, das sich sehen lassen kann!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Es war eine sehr gute Rede am Anfang, aber jetzt: Na ja!)


Zweitens. Die Opposition gönnt uns diesen Erfolg
icht.


(Lachen bei der SPD)






Peter Götz


(A) )


)(B)

Sie sitzt im Schmollwinkel und versucht krampfhaft, den
Untergang des Abendlands herbeizureden.


(Sören Bartol [SPD]: Herr Götz, das stimmt doch nicht!)


Dabei vollziehen sich für die Stadtentwicklung mit dem
vom Bundeskabinett am Mittwoch dieser Woche verab-
schiedeten Haushaltsentwurf neue Sonnenaufgänge.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Für jemand, der behauptet, mit der Kommunalpolitik verbunden zu sein, ist das eine Schande!)


Lieber Herr Kollege, über 500 Millionen Euro für die
Stadtentwicklung – wenn Sie es richtig zusammenzählen
können – in 2012 und 2013,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: 410! – Florian Pronold [SPD]: Von 455 auf 410! Das verkaufen Sie noch als Erfolg! Pinocchio ist dagegen ein Waisenknabe gewesen!)


– ich glaube, dass Ihnen das wehtut, aber ich erspare es
Ihnen nicht –


(Zuruf des Abg. Christian Lange [Backnang] [SPD])


1,5 Milliarden Euro jährlich zusätzlich für das CO2-Ge-
bäudesanierungsprogramm, und es kommen – wenn der
Bundesrat zustimmt – jährlich weitere 1,5 Milliarden
Euro für die steuerliche Förderung der energetischen Ge-
bäudesanierung hinzu. Lieber Herr Kollege Bartol, eine
solche Summe haben Sie in Ihrer Regierungszeit noch
nie erreicht. Diesen Erfolg sollten Sie endlich einmal an-
erkennen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun zu Ihnen, liebe Kollegin Herlitzius. Wir haben in
der letzten Woche im Gesetzentwurf den Klimaschutz
im Planungsrecht der Gemeinden an exponierter Stelle
verankert. Das wissen Sie sehr wohl. Wir brauchen mehr
erneuerbare Energien und mehr Energieeffizienz im Ge-
bäudebereich. Das alles hat unmittelbare Auswirkungen
auf die Stadtentwicklung. Deshalb ist es der richtige An-
satz, die klassische Städtebauförderung um die energeti-
sche Stadtsanierung zu erweitern.

Wir sind Bundesminister Dr. Ramsauer sehr dankbar,
dass er es geschafft hat, zusätzlich zu den – von Ihnen
kritisierten – 410 Millionen Euro Städtebaufördermittel
für das kommende Jahr 92 Millionen Euro aus dem
Energie- und Klimafonds für die energetische Stadtsa-
nierung einzuplanen.


(Sören Bartol [SPD]: Das ist was anderes!)


– Aber es kommt der Stadtentwicklung und dem Städte-
bau zugute.


(Florian Pronold [SPD]: Kommt das Berliner Stadtschloss auch?)


Wenn der vorhin bereits angesprochene einstimmige
Beschluss der Bauministerkonferenz vom Juni dieses
Jahres fordert, die vorgesehenen Mittel der KfW zur en-
ergetischen Stadtsanierung in die bewährte Systematik
der gemeinsamen Städtebauförderung einzugliedern,

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(C (D ann verstehe ich dies zunächst als Aufforderung der änderbauminister an ihre eigenen Landesregierungen, ie 92 Millionen Euro des Bundes durch eigene Landesittel noch einmal aufzustocken, weil bei der klassi chen Städtebauförderung eine Drittelfinanzierung gilt. (Sören Bartol [SPD]: Das ist ja der Sinn! Das ist genau der Sinn!)


(Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Zu Recht!)


afür sollen die Länder ihre 92 Millionen in die Hand
ehmen; wenn die Kommunen es ebenfalls tun, erhöht
nd verbessert sich der Wirkungsfaktor zusätzlich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen doch eh ihren Landesanteil dazutun!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen die Städ-
bauförderung nicht isoliert betrachten. Deshalb war es
chtig, sie gezielt mit anderen Instrumenten zu verzah-
en. Gerade bei Problemvierteln hat es sich bewährt,
ine Verknüpfung mit arbeitsmarktpolitischen Instru-
enten herzustellen. So wurde das ergänzende Pro-

ramm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ zu
echt in der Großen Koalition auf den Weg gebracht und
on Bundesminister Ramsauer Ende vergangenen Jahres
eine zweite Förderungsrunde geschickt. Von 2011 bis

014 sollen dafür 83 Millionen Euro bereitgestellt wer-
en. Damit wird die Arbeit in den Quartieren erneut ge-
tärkt, gerade in den Problemgebieten der sozialen Stadt.
ie haben das Thema vorhin kritisch angesprochen; aber
ie Vorwürfe der Opposition in Bezug auf dieses Pro-
ramm sind bei objektiver Betrachtung hoffnungslos
berzogen.

Die Oppositionsredner haben die Finanzlage der
ommunen angesprochen. Tatsächlich stehen viele
tädte und Gemeinden nach wie vor mit dem Rücken zur
and. Die internationale Finanzmarkt- und Wirtschafts-

rise hat auch vor den Kommunen nicht haltgemacht.
ie bekamen die Auswirkungen zeitversetzt zu spüren:
achdem die Kommunen 2007 und 2008 Rekordüber-

chüsse erzielen konnten, brachen ihre Einnahmen in
009 und 2010 weg, und das bei steigenden Ausgaben,
or allem im sozialen Bereich. Auch hier rächt sich, dass
ie rot-grüne Regierung 2003 die Altersgrundsicherung
ingeführt und die Kosten einfach auf die Kommunen
bertragen hat, ohne für die notwendige Finanzierung zu
orgen. Die dadurch steigenden Sozialausgaben führten
eben den krisenbedingten Einbrüchen zu einer struktu-
llen Schieflage. Das war neben vielen anderen Ent-

cheidungen zulasten der Kommunen der Tiefpunkt ei-
er ignoranten rot-grünen Bundespolitik gegenüber den
tädten und Gemeinden. Dafür tragen Sie – ausschließ-
ch Sie – die Verantwortung.

Es war von Anfang an unser Anliegen, alles zu tun,
m den Kommunen aus der Krise herauszuhelfen. Wir
aben in der christlich-liberalen Koalition von Beginn an
ehr viel für die Kommunen erreicht. Es zeichnet sich
ereits heute ab, dass die Städte, Gemeinden und Kreise

Jahr 2012, also bereits im kommenden Jahr, im Bun-
esdurchschnitt mit ausgeglichenen Haushalten rechnen





Peter Götz


(A) )


)(B)

können. Das eröffnet neue Spielräume, auch im Bereich
des Städtebaus.

Mit der schrittweisen Übernahme der einst von Rot-
Grün auf die Kommunen übertragenen Kosten der Al-
tersgrundsicherung entlasten wir die Kommunen bei den
Sozialausgaben bis 2015 um etwa 12,2 Milliarden Euro;
bis 2020 wird der Bund die kommunalen Kassen allein
durch die Übernahme dieser Kosten um rund 54 Milliar-
den Euro entlasten. Das kommt vor allem den struktur-
schwachen und besonders armen Städten und Gemein-
den zugute.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine Kommunalentlastung in dieser Größenordnung ist
in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein-
malig. Der Bund wird damit seiner Verantwortung ge-
recht. Jetzt stehen an erster Stelle die Länder für ihre
Kommunen in der Pflicht.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie sind ein Weißwäscher, Herr Kollege!)


– Nach unserer Finanzverfassung gibt es eine Finanzbe-
ziehung zwischen den Ländern und den Kommunen. Sie
wissen sehr gut, dass es eine Finanzbeziehung zwischen
dem Bund und den Kommunen in dieser Form nicht
gibt.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Die Kürzungen können Sie nicht wegreden!)


Lieber Kollege, wenn die Schlüsselzuweisungen
SPD-geführter Länder, wie jetzt vom Oberverwaltungs-
gericht Rheinland-Pfalz festgestellt, nicht die verfas-
sungsrechtlichen Anforderungen an eine angemessene
kommunale Finanzausstattung erfüllen, dann ist das
mehr als nur peinlich. Diese unverantwortliche Politik
gegenüber den Städten, Gemeinden und Kreisen wird
leider nicht nur vom Ministerpräsidenten Beck aus
Rheinland-Pfalz betrieben. Auch in Baden-Württem-
berg, einem Land, das im besten Zustand an eine grün-
rote Regierung übergeben wurde,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Alle freuen sich! Alle freuen sich über den Regierungswechsel!)


wird derzeit versucht, die von den baden-württembergi-
schen Kommunen aufgrund der positiven finanziellen
Entwicklung erzielten Überschüsse über den kommuna-
len Finanzausgleich abzuschöpfen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Alle sind stolz auf die neue Landesregierung!)


Meine Damen und Herren, es ist unanständig, erst die
Kommunen ausbluten zu lassen und anschließend den
Bund zu deren Rettung aufzufordern.


(Florian Pronold [SPD]: Es ist unanständig, die Redezeit für Ablenkungsmanöver zu nutzen! Das sind Nebenkriegsschauplätze!)


Lassen Sie uns deshalb den Menschen vor Ort gemein-
sam die Chancen und Möglichkeiten zurückgeben, damit
sie ihre Heimat wieder selbst gestalten und sich im Wett-
bewerb behaupten können.

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(C (D Herzlichen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Peinlich war das!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712106400

Franz Müntefering hat jetzt das Wort für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Franz Müntefering (SPD):
Rede ID: ID1712106500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist klar, dass das Geld endlich ist und man nicht alles,
as man sich wünscht, bekommt. Mit dieser Erwartung
in ich auch gar nicht hergekommen. Herr Ramsauer, die
ninspiriertheit, mit der Sie die Rede vorgelesen haben,
ie Ihnen ein Erbsenzähler aufgeschrieben hat, fand ich
ngesichts der Probleme, die die Kommunen im Augen-
lick haben, aber schon beachtlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


enn Sie das einem Sozialdemokraten nicht glauben,
ann empfehle ich Ihnen: Sprechen Sie einmal mit Oscar
chneider! Es gab auch mal andere Zeiten. Es gab große
tädtebau- und Wohnungspolitiker bei der CDU und bei
er CSU. Das, was Sie hier vorgetragen haben, macht ei-
es deutlich: Sie haben entweder nicht verstanden, wo
ie Probleme liegen, oder es interessiert Sie nicht beson-
ers.


(Beifall bei der SPD)


Wir leben in diesem Land auf Pump, wir leben von
er Substanz, und die Städte und Gemeinden können zu
enig Prävention betreiben. Alles drei kommt zusam-
en. Das belastet die Städte und Gemeinden in ganz be-

onderer Weise, und zwar alle 12 400, die wir haben; das
ilt für die ganz großen und die ganz kleinen. Das gilt
berall, wenn auch in ganz unterschiedlicher Weise. Die
tädte und Gemeinden erwarten von uns und den Län-
ern, dass ihnen geholfen wird, damit sie sich aus dieser
ituation herausarbeiten können.

Jedenfalls ist klar: Stadtentwicklung für Städte und
emeinden ist kein Zuckerguss, den man sich leisten
ann oder auch nicht. Arme Kommunen werden den
taat und die Gesellschaft sehr teuer zu stehen kommen.
eshalb müssen wir dafür sorgen, dass unsere Städte
nd Gemeinden in Ordnung sind und ihre Aufgaben er-
llen können. Dazu gehört Stadtentwicklung. Wir dür-
n nicht nur darüber reden, nicht nur ein bisschen Geld

ahin oder dorthin schieben, sondern wir müssen eine
erspektive für die Städten eröffnen. Darum geht es.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Übrigen betrachten wir mit Sorge, dass die Demo-
ratie in vielen Städten und Gemeinden an vielen Stellen
ur Farce wird. Die Kolleginnen und Kollegen, die in
en Parlamenten vor Ort sitzen, haben keine Chance, das
ine oder andere, und seien es auch nur Kleinigkeiten,
elbst zu bestimmen. In vielen Städten und Gemeinden





Franz Müntefering


(A) )


)(B)

bekommen sie von entsandten Beamten Bescheid da-
rüber, was sie tun können und was nicht. Das ist demo-
kratiehygienisch ein großes Problem, mit dem wir es in
Deutschland in vielen Städten zu tun haben. Das gilt
nicht für alle Städte, aber doch für viele. Ich empfehle
sehr, dass wir uns diese Situation anschauen und dafür
sorgen, dass in den Städten und Gemeinden wieder ent-
schieden werden kann, wie Oscar Schneider, Oswald
von Nell-Breuning oder andere es immer gelehrt haben.
Wer Subsidiarität will, der muss auch dafür sorgen, dass
in den Städten entschieden werden kann. Nur wenn die
Städte die erforderlichen Instrumente und das nötige
Geld haben, kann das Ganze funktionieren. Das müssen
wir sehen. Darauf müssen wir Antworten geben, Herr
Ramsauer.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


1971, als die Städtebauförderung entstand, begann der
Minister Lauritz Lauritzen seine Rede vor dem Deut-
schen Bundestag mit dem Motto des Deutschen Städte-
tages. Das hieß: „Rettet unsere Städte jetzt!“ Das ist aus
heutiger Sicht vielleicht ein bisschen dramatisch. Ich
will das nicht überzeichnen, halte es angesichts der Si-
tuation in einigen Städten aber durchaus für zeitgemäß,
wieder über diese Frage zu sprechen: Was können wir ei-
gentlich tun? Diese Idee des Städtebaus hing damals
ganz eng mit „Mehr Demokratie wagen“ zusammen, mit
der großen Parole dieser Zeit, in der es darum ging
– auch in den Städten –, die Fenster und Türen aufzuma-
chen und die Menschen einzuladen, mitzumachen. Die
Aufgabe damals war vor allen Dingen, dafür zu sorgen,
dass der Ausbau gestaltet wird und die Städte nicht ein-
fach so wuchern.

Heute kommen andere Aufgaben hinzu. Zum Beispiel
ist der Rückbau zu organisieren, um nicht eine Implo-
sion der Städte und Gemeinden zuzulassen. Wir müssen
dafür sorgen, dass wir Prävention machen können, statt
auf Repression zu setzen. Das, was Sie gesagt haben,
Herr Götz, war nicht ganz falsch. Was wir an Kinder-
und Jugendarbeit in den Städten nicht mehr machen kön-
nen, weil die Programme zur sozialen Arbeit und „So-
ziale Stadt“ rasiert werden, kommt uns teuer zu stehen.
Das kostet uns in den darauffolgenden Jahren das Dop-
pelte und Dreifache. Jugendstrafvollzugsanstalten sind
teurer als eine vernünftige Kinder- und Jugendarbeit in
den Städten und Gemeinden. Da müssen wir ran.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das gilt auch für den Vorzug für die Inklusion gegen-
über der Gettoisierung und das Motto „Ambulant vor
stationär“. Diese Stichworte wurden hier angesprochen.

Heute leben in Deutschland 81 Millionen Menschen.
In 40 Jahren werden es 65 oder 68 Millionen Menschen
sein. Wir sind auf dieser Rutsche unterwegs. Alle im
Land sprechen darüber; nur, wir handeln nach dem
Motto „Das war schon immer so! Das war noch nie an-
ders! Da kann ja jeder kommen!“ und tun so, als ob alles
in Ordnung wäre. In Wirklichkeit ist es höchste Zeit,
Antworten zu geben. Wir müssen uns um die Städte

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(C (D ümmern, die weiter wachsen und zu explodieren droen, aber auch um diejenigen, die große Probleme haen, mit der Schrumpfung fertigzuwerden. Wir sind mitn in diesem Prozess. Wir müssen die Debatte auch im eutschen Bundestag aufnehmen und mit den Städten nd den Ländern Lösungsmöglichkeiten suchen. Die enschen vor Ort haben Anspruch darauf, dass wir uns arum kümmern und die Probleme und Aufgaben nicht it der Melodie „Alles in Ordnung“ beiseiteschieben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie kürzen die Mittel für das Programm „Soziale
tadt“. Die soziale Arbeit wird reduziert, die Freiwil-
gendienste werden an vielen Stellen chaotisiert. Das
lles trifft die Städte und Gemeinen in ganz besonderer
eise. Städte und Gemeinden haben – das ist keine Sen-

mentalität – in der hochmobilen Zeit, in der wir leben,
ine ganz besonders wichtige Funktion für die Men-
chen. Da sind sie zu Hause, dafür engagieren sie sich,
amit wollen sie sich identifizieren, und da sind sie er-
ichbar. Der Staat hat den Sozialstaat zu sichern, aber

ie soziale Gesellschaft gelingt in den Kommunen, oder
ie gelingt nicht. Wir wollen, dass soziale Gesellschaft in
en Kommunen gelingt, und zwar mit viel Eigeninitia-
ve von Verbänden und Organisationen, von Nachbar-
chaften, von Menschen in den Städten. Sie kann gelin-
en. Nur, die Menschen müssen von uns das Zeichen
ekommen, dass wir ihnen den dafür nötigen Raum ge-
en.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Von den 18 Forderungen, die wir Ihnen zusammen
it den Kolleginnen und Kollegen von den Grünen vor-

elegt haben, möchte ich drei stichwortartig erwähnen.

Erstens. Stocken Sie die Mittel für das Programm
Soziale Stadt“ auf.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Haben wir doch getan!)


orgen Sie dafür, dass es wieder eine intensive Zusam-
enarbeit mit Bildung und Gesundheit, mit Arbeit,
irtschaft, Integration und Sport gibt, sodass wir die
ittel nicht für lauter kleine Programme verkleckern,

ondern alles in einem Programm zusammenführen.

Zweitens. Sprechen Sie mit den Ländern, sprechen
ie mit den Kommunen, stärken Sie die lokale Demo-
ratie dadurch, dass wir ein Zeichen setzen. Kommu-
alpolitik ist nicht das Kellergeschoss der Politik, wo
ozusagen der Rest aufgearbeitet werden muss. Kommu-
alpolitik ist vielmehr eine tragende Säule der Demokra-
e. Sie ist genauso wichtig wie Bundes- und Landespoli-
k. Das müssen wir hier verstehen und den Menschen
or Ort sagen, damit sie begreifen, dass wir sie ernst
ehmen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Franz Müntefering


(A) )


)(B)

Drittens. Lassen Sie uns mit den Ländern und mit den
kommunalen Spitzenverbänden ein Gespräch führen, da-
mit die Städte, die schon unter dem Regime der Haus-
haltssicherung sind, eine Chance haben und nicht abge-
hängt werden. Wir erleben eine soziale Spaltung
zwischen den Städten und den Stadtteilen. Manchen geht
es ganz gut. Auf die Aussage „Im Durchschnitt ist das ja
in Ordnung“ sage ich: Es kann ja in Ordnung sein, aber
es sind einige dabei, die abschmieren, und zwar in ver-
heerender Weise. Es geht nicht um abstrakte Städte, son-
dern um die Menschen, die dort wohnen und das auszu-
halten haben.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Das müssen die Länder regeln!)


In diesem Sinne sollten wir weiter miteinander an der
Stadtentwicklung, Städtebauförderung und an der Zu-
kunft unserer Städte und Gemeinden arbeiten.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712106600

Sebastian Körber hat jetzt das Wort für die FDP-Frak-

tion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1712106700

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kollege Müntefering, Sie haben jetzt hin-
sichtlich der Theorie viel Richtiges gesagt; das war ein
stadtphilosophischer Ansatz. Aber mich würde sehr inte-
ressieren – schließlich ist das unsere Aufgabe als Parla-
ment –, mit welchen Summen wir das Ganze im Haus-
halt hinterlegen sollen. Dazu habe ich bis jetzt nichts von
Ihnen gehört. Ich denke, auch das ist ein wichtiger An-
satz.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Da ich jetzt keinen Zwischenruf gehört habe, gehe ich
davon aus, dass Sie noch in der Findungsphase sind.


(Lachen bei der SPD – Uwe Beckmeyer [SPD]: Bei der Findungsphase seid ihr besser! – Florian Pronold [SPD]: Vielleicht ist Ihre Rede so blöd, dass man nicht einmal dazwischenrufen will! – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Herr Pronold, das ist aber ein netter Angriff! Gleich persönlich werden!)


– Herr Pronold, ich komme gleich zu Bayern. – Wenn
wir anlässlich des 40-jährigen Jubiläums die Ursprünge
der Städtebauförderung eruieren wollten, sollten wir ein-
mal in die Bayernhymne schauen:

Er behüte deine Fluren,
schirme deiner Städte Bau …

Ich denke, der Ursprung der Städtebauförderung ist da-
mit ganz klar.

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(C (D Ich bleibe beim Beispiel Bayern – Herr Pronold, da önnen Sie als Landesvorsitzender vielleicht noch etwas rnen –: Bayern ist ein Land, das relativ gut dasteht. chauen wir uns einmal meine Heimatregion Oberfranen und Mittelfranken mit der Metropole Nürnberg an. ort haben wir ganz andere Aufgaben als vielleicht im stlichen Teil Bayerns, wo es – Stichwort: demografiche Entwicklung – eher Bevölkerungsabwanderungen ibt. Daher muss man die Städtebauförderung ganz geielt – auch darüber müssen wir sprechen – regionalspeifisch ausgestalten. Städtebauprojekte können durch Verbesserungen des ohnumfelds Identifikation vor Ort schaffen und dazu eitragen, Menschen in den Regionen, wo Abwanderunen stattfinden, zu halten. Hierfür gibt es im Bereich der tädtebauförderung sehr viele unterschiedliche Instruente. Es gibt auch unterschiedliche Programme. Ich laube, niemand hier im Raum stellt die Wirtschaftlicheit des Ganzen infrage, da jeder eingesetzte Euro beanntlich Investitionen in Höhe von 7, 8 oder 9 Euro ach sich zieht. (Florian Pronold [SPD]: Warum kürzen Sie es denn dann?)


ie wir bereits gehört haben, stellt dies gerade für das
andwerk vor Ort – der Bundeswirtschaftsminister hat
ies in der vorigen Debatte ausgeführt – einen sehr guten
nreiz dar.

Ich möchte Ihnen kurz erläutern, wie sich die Mittel
r die Städtebauförderung zusammensetzen. Sie sagen
mer, im Vergleich zum letzten Jahr sei es in diesem

aushaltsjahr, in dem vom Parlament 455 Millionen
uro dafür bereitgestellt worden sind, zu Kürzungen ge-
ommen.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Nein, generell! In Ihrer ganzen Politik!)


enn ich die entsprechenden Zahlen addiere, komme
h zu einem anderen Ergebnis. Die Städtebaufördermit-
l haben ein Volumen von 410 Millionen Euro;


(Sören Bartol [SPD]: Ja! Das ist doch weniger, oder?)


h denke, insoweit besteht Konsens. Ich gehe bei mei-
er Berechnung aber anders als die Kollegin Herlitzius
or. Ich bin nämlich sehr wohl der Auffassung, dass das
eu zu schaffende KfW-Programm „Energetische Stadt-
anierung“ in den Städten und Gemeinden Wirkung ent-
lten wird. Wenn man dies berücksichtigt, erreichen die
tädtebaufördermittel ein Volumen von über 500 Millio-
en Euro.


(Sören Bartol [SPD]: Nein! Weil es systematisch anders ist!)


as sind über 45 Millionen Euro mehr, als wir in diesem
ahr bereitstellen.


(Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Das ist doch ein reiner Kredit! Verstehen Sie es doch endlich!)






Sebastian Körber


(A) )


)(B)

– Frau Bluhm, da Sie gerade von einem Kredit gespro-
chen haben, muss ich Ihnen sagen: Ich weiß nicht, inwie-
weit Sie in der Thematik sind.


(Lachen bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Besser als Sie! – Bettina Hagedorn [SPD]: Meine Güte! Wie arrogant!)


Auch wenn eine Kommune einen Kredit braucht, um vor
Ort Städtebaufördermaßnahmen umzusetzen, ist der Ef-
fekt – darauf kommt es doch an – der gleiche.


(Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Aber das ist viel teurer! – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nicht dasselbe!)


Die eine Kommune kann damit vielleicht ganz gut ope-
rieren, die andere Kommune geht vielleicht einen ande-
ren Weg.

Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Linken,
sollten an dieser Stelle sowieso ganz ruhig sein. Die Lin-
ken sind die Nachfolgepartei der SED. Man muss sich
nur einmal anschauen, welch triste, graue und kaputte
Städte Sie uns in den neuen Bundesländern hinterlassen
haben.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na ja! Das ist jetzt aber auch schon über 20 Jahre her!)


Ich sage nur: normierte Platten und standardisierte
Grundrisse. Sie müssen uns im Hinblick auf die Städte-
bauförderung wirklich keine Ratschläge geben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Heidrun Bluhm [DIE LINKE]: Tun wir aber! – Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch billige Polemik! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist ein ganz billiges Argument! – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Aber es ändert nichts daran, dass es wahr ist!)


– Leider aber auch ein zutreffendes.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD und
von den Grünen, niemand hindert Sie daran, diese Maß-
nahmen in den Ländern, in denen Sie Regierungsverant-
wortung übernommen haben – in Baden-Württemberg
und in Nordrhein-Westfalen –, umzusetzen. Im Wahl-
kampf haben Sie das noch mit dicken Backen verspro-
chen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ach ja? Wann denn?)


Ich habe noch nicht festgestellt, dass Sie die entspre-
chenden Maßnahmen gegenfinanzieren können, um
diese Programme aufzufangen.


(Otto Fricke [FDP]: Wenn es zum Schwur kommt, haben sie nichts! Wie immer!)


Wenn Sie an dieser Stelle Kritik äußern und wenn Ihnen
dieses Thema so wichtig ist, muss ich Ihnen sagen: Sie
können doch handeln.

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(C (D Frau Wagner und Frau Herlitzius – vielleicht hören ie mir kurz zu; o sehr scheint Sie dieses Thema ja doch nicht zu intessieren –, sprechen Sie doch einmal mit dem Kollegen retschmann. Dann können Sie die Maßnahmen vielicht vor Ort umsetzen. Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage des ollegen Pronold zulassen? Aber natürlich. Es gibt nach der Geschäftsordnung auch die Möglich eit der Zwischenbemerkung. Da ich glaube, dass eine rage wenig Sinn macht, möchte ich eine Bemerkung achen. (Otto Fricke [FDP]: Das ist auch einfacher! Fragen ist schwerer!)


(Otto Fricke [FDP]: Das können die nicht!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712106800
Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1712106900
Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1712107000

Erstens. Einige Länder haben es trotz schwieriger
aushaltsbedingungen geschafft, die Kürzungen beim
rogramm „Soziale Stadt“ auszugleichen. Dies gilt zum
eispiel für das Land Berlin, falls Sie das nicht wissen.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Die mussten ja auch!)


Zweitens zu dem Aspekt, den Sie vorhin angespro-
hen haben. Sie hätten sich die Mühe machen sollen,
rte in Bayern zu besuchen, in denen Projekte des Pro-
ramms „Soziale Stadt“ durchgeführt werden; dies ge-
chieht unter anderem in Nürnberg und in manchen länd-
chen Räumen. Sie hätten sich von den Menschen
erichten lassen sollen, welch positive Entwicklungen
ingetreten sind.


(Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Genau!)


ußerdem hätten Sie das Gutachten, das im Auftrag der
undesregierung verfasst worden ist, lesen sollen. Darin
eißt es: Das Verhältnis zwischen jedem eingesetzten
uro und den Investitionen, die er nach sich zieht, be-
ägt 1 zu 7. Ich frage Sie: Wie können Sie sich vor die-
em Hintergrund hier hinstellen und die Kürzungen beim
rogramm „Soziale Stadt“ sowie die Kürzung der Mittel
r die Städtebauförderung auch noch schönreden?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Sebastian Körber (FDP):
Rede ID: ID1712107100

Die Frage, die Sie mir gestellt haben, Herr Kollege

ronold, werde ich gerne beantworten. Ich bin noch gar
icht auf die Programme zu sprechen gekommen. Hier
aben wir einen Mittelaufwuchs zu verzeichnen. Ich ver-
ute, dass ich mir gerade aufgrund meines beruflichen
intergrunds als Architekt wahrscheinlich schon viel
ehr solcher Projekte angeschaut habe als Sie. Ich lade
ie gerne ein, in Bayern gemeinsam mit mir solche Pro-





Sebastian Körber


(A) )


)(B)

jekte anzusehen. Dann kann ich Ihnen vielleicht dies
oder jenes erläutern und Ihnen den einen oder anderen
Sachverhalt, den Sie noch immer nicht richtig erfasst ha-
ben, erklären.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Arrogant!)


Sie haben das Land Berlin angesprochen. Hier tragen
Sie Regierungsverantwortung; das ist richtig. Ich glaube,
kein anderes Land hat mit der Städtebauförderung so
viel Missbrauch betrieben, gerade was das Programm
„Soziale Stadt“ betrifft, wie Berlin bzw. die Koalition
aus Linken und SPD.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Sören Bartol [SPD]: Was ist denn Missbrauch in Ihren Augen?)


Herr Pronold, jetzt können Sie sich wieder setzen.
Dann kann ich in meiner Rede fortfahren; vielen Dank.

Die Schwerpunkte der Koalition liegen ganz konkret
in der Bewältigung des wirtschaftlichen Strukturwan-
dels, der demografischen Umbrüche, des sozialen Zu-
sammenhalts und der Stärkung der Innenstädte, auch
was die historischen Kerne angeht. Wichtig ist auch eine
bessere Unterstützung kleiner und mittlerer Städte und
Gemeinden. Diese Koalition hat ein glasklares Bekennt-
nis zum ländlichen Raum abgegeben. So hat sie die Mit-
tel für das Programm „Kleinere Städte und Gemeinden“
und für das Programm „Soziale Stadt“ prozentual deut-
lich erhöht. Ich denke, das steht außer Frage. Das ist eine
sehr wichtige Querschnittsaufgabe, zu der wir uns ganz
klar bekennen.

Ich erlaube mir noch anzumerken, weil das auch zu
unserem Gestaltungsauftrag gehört, dass wir auch die
Bürgerinnen und Bürger vor Ort aufrufen müssen, kon-
kret teilzuhaben, und darauf hinweisen müssen, dass sie
nicht immer nur mit Ja oder Nein für etwas abstimmen
können.

An dieser Stelle gehört es sich auch – das hat bisher
noch keiner getan –, den Gemeinde- und Stadträten vor
Ort, den Mitarbeitern der kommunalen Planungsdezer-
nate, den Vereinen und Initiativen Danke zu sagen, weil
sie das gemeinsam entwickeln. Wir können hier nur fi-
nanzielle Rahmendaten festlegen. Aufgrund der gesell-
schaftlichen und demografischen Veränderungen gibt es
in diesem Bereich sehr große Herausforderungen. Wir
alle sollten uns hier wirklich ernsthaft und konstruktiv
Ansätze überlegen, wie wir der Situation Herr werden
können. Dazu gehört für uns maßgeblich die Bereitstel-
lung des finanziellen Rahmens. Ich lade Sie ein, weiter-
hin konstruktiv daran mitzuarbeiten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712107200

Roland Claus hat das Wort für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! PD und Bündnis 90/Die Grünen haben einen guten Anag vorgelegt. Die Landesbauminister haben einen gun Beschluss gefasst, und zwar einstimmig. Deshalb haen wir Linke diesen Beschluss hier als Antrag ingebracht. Ich finde, so viel Gutes verdient auch eine ehrheit im Deutschen Bundestag. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712107300

Ich war gespannt, welche Argumente Koalition und
egierung dagegen vorbringen könnten, und ich war

chon erstaunt, als uns Minister Ramsauer in die Ge-
eimnisse seiner höheren Mathematik eingeführt hat. Er
at, so hörten wir, die Halbierung halbiert, und bei ihm
ommt dann immer noch Dreiviertel raus. Ich sage ein-
al ganz offen: Als Dreiviertelminister sind Sie mir im
abinett einfach ein Stück zu wenig, Herr Minister.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Sie wollen den ganzen Ramsauer!)


Wenn Sie diese Mathematik so weiter treiben, dann
üssten wir diesen Maßstab vielleicht auch einmal bei

en Haushaltsberatungen anlegen, wenn es um den
aushaltsposten Ministergehalt geht.


(Heiterkeit bei der LINKEN – Florian Pronold [SPD]: Wenn wir nach Leistung bezahlen würden, bekäme er gar nichts!)


40 Jahre Städtebauförderung, zu diesem Thema kann
an einen großen historischen Bogen schlagen. Ich will

as einmal aus ostdeutscher Sicht beleuchten. Der Stadt-
mbau Ost nach der deutschen Einheit findet – das ist
arteiübergreifend unbestritten – in allen Wählerinnen-
nd Wählerschichten große Anerkennung; Franz
üntefering hat das schon gesagt. Inzwischen gibt es ei-

en ostdeutschen Erfahrungsvorsprung bei diesem Stadt-
mbau, bei diesen demografischen und sozialen Prozes-
en. Es gibt jetzt auch einen Stadtumbau West. Man
önnte denken, man finge an, den ostdeutschen Erfah-
ngsvorsprung beispielsweise bei schrumpfenden Städ-
n anzuerkennen, aufzugreifen und zu nutzen. Das ist

ber leider nicht der Fall.

Ich will Sie auch daran erinnern, dass es lange vor der
eutschen Einheit Städtepartnerschaften zwischen Ost
nd West gab. Westdeutsche Städte mit ostdeutschen
artnerstädten waren immer darum bemüht, dass ihre
stdeutsche Partnerstadt ein bisschen besser aussah als
ndere Städte im Osten. Das war damals Teil eines Pro-
ramms nach dem Prinzip „Wandel durch Annäherung“.
er Westen war damals aber auch in der Lage – das kön-
en Sie sich von renommierten Architekten und Städte-
lanern erklären lassen –, vom Osten zu lernen. Manche
tädtebauliche Sünde fand in der DDR nämlich nicht
tatt, weil das Geld dazu fehlte. Ich will sagen: Wir hät-
n schon, konnten aber nicht.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN und der SPD)






Roland Claus


(A) )


)(B)

Zurück zur Gegenwart und zur Zukunft. Städte-
bauförderung und energetische Gebäudesanierung gehö-
ren nun wirklich unbestritten zu den erfolgreichsten För-
derinstrumenten des Bundes. Deshalb kann ich eine
Bundesregierung und eine Koalition, die sich selbst ihrer
besten Förderinstrumente berauben, nach wie vor über-
haupt nicht verstehen – und heute schon gar nicht. Das
ist doch einfach absurd, was Sie hier betreiben.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie können noch tausendmal argumentieren, die energe-
tische Gebäudesanierung werde jetzt aus einem anderen
Topf finanziert und das komme den Kommunen zugute.
Das mag alles richtig sein. Aber erstens stammen die
Mittel hierfür aus dem Energie- und Klimafonds, und
über die Einnahmeseite dieses Fonds sind wir uns über-
haupt noch nicht sicher.


(Sören Bartol [SPD]: So ist es! – Otto Fricke [FDP]: Ein wesentlicher Teil schon!)


Einen Anspruch der potenziellen Anwender dieses Pro-
gramms gibt es deshalb noch nicht. Eines wollen wir
aber nicht: eine energetische Gebäudesanierung nach
Kassenlage.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Zweitens wollen Sie offensichtlich nicht begreifen,
dass es wesentlich ist, ob über bereitgestellte Mittel von
einem Ministerium verfügt werden kann, sie also in den
Instrumentenkasten einer ganzheitlichen Städtebau- und
Förderpolitik eingebaut werden können. Das ist jetzt
nicht mehr der Fall; das beklagen auch Ihre Ministerkol-
legen in den Ländern.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will die Kollegen der SPD, die ich schon sehr ge-
lobt habe,


(Florian Pronold [SPD]: Nicht enttäuschen!)


auf den ersten Punkt ihres Antrags verweisen, in dem ge-
fordert wird, die kommunale Kaufkraft zu stärken. Das
ist zwar richtig, aber auch ziemlich frech.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712107400

Herr Kollege!


(Florian Pronold [SPD]: Die Redezeit ist jetzt um! – Sören Bartol [SPD]: Das war Schicksal! – Heiterkeit bei der SPD)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712107500

Im Moment leiden die Kommunen unter der Unter-

nehmensteuerreform von Rot-Grün, die ihnen die Luft
zum Atmen nimmt. Tun Sie Buße, indem Sie weiter gute
Anträge machen! Meine Fraktion ist es leid, Bußetun als
unser Alleinstellungsmerkmal anzusehen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Wenn ich gewusst hätte, dass Sie noch von Buße spre hen, hätte ich Sie mitnichten auf die überschrittene Reezeit aufmerksam gemacht. Patrick Schnieder hat das Wort für die CDU/CSUraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! h darf zunächst einmal unserem Minister sehr herzlich ratulieren, icht nur dazu, dass es ihm gelungen ist, die Städteauförderung nach 40 Jahren Erfolgsgeschichte auch in er Gegenwart auszugestalten und für die Zukunft fit zu achen, (Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Retter!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712107600

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Patrick Schnieder (CDU):
Rede ID: ID1712107700

(Zuruf von der SPD: Zu was?)


ondern auch dazu – das habe ich jedenfalls der Äuße-
ng von Herrn Kollegen Müntefering entnommen –,

ass Sie, Herr Minister Ramsauer, ein Superministerium
hren.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es kann nur einen geben!)


ie Baupolitik scheint in den Augen der Opposition fä-
ig zu sein, alle Probleme dieser Welt außer denen in der
ußen- und Sicherheitspolitik zu lösen.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Vielleicht auch die noch!)


h halte das für einen sehr interessanten Ansatz. Das
ilt ebenso für Ihre Aufzählung, Herr Kollege
üntefering, der erfolgreichen Bauminister. Wir freuen

ns sehr darüber, dass Sie Minister Schneider gelobt ha-
en; ich lobe unseren aktuellen Minister. Ihr Name hat
ber bezeichnenderweise gefehlt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind uns darin
inig – das hat die Debatte bisher gezeigt –, dass die
tädtebauförderung eine Erfolgsgeschichte ist. Sie bleibt
s auch in Zukunft.


(Gustav Herzog [SPD]: Trotz Koalition! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Träumen darf man!)


ir dürfen allerdings nicht verkennen – darum haben
ich viele Beiträge gerankt, ohne aber auch nur einen
nsatz für eine Lösung aufzuzeigen –, dass wir uns auch
m andere Dinge in diesem Lande zu kümmern haben
nd dass die Probleme nicht allein mit der Städtebauför-
erung zu lösen sind.

Ich nenne als ersten Punkt die Verpflichtung, die
chuldenbremse einzuhalten und den Haushalt zu sanie-
n.





Patrick Schnieder


(A) )


)(B)


(Bettina Hagedorn [SPD]: Durch Steuergelder!)


– Der Zwischenruf kommt wie gerufen. – Wir befinden
uns im Jahre 2011 und reden über die Ausgestaltung der
Städtebauförderung im Jahre 2012. Wir denken selbst-
verständlich darüber nach, wie wir in den Jahren 2013
fortfolgende sozial gerechte Maßnahmen ergreifen kön-
nen, um Beziehern von unteren und mittleren Einkom-
men die Möglichkeit zu geben, auf die Segnungen der
kommunalen Städtebauförderung zuzugreifen. Das ist
doch eigentlich die Politik der SPD.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das war sie mal!)


Ich weiß gar nicht, was daran zu kritisieren ist.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wenn man die Konsolidierung unseres Haushalts und
die Anforderungen der Schuldenbremse ernst nimmt,
dann kann man


(Florian Pronold [SPD]: Jetzt Steuern senken!)


nicht so tun, als könne man gleichzeitig in keinem einzi-
gen Bereich die Ausgaben zurückfahren.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nehmen Sie doch einfach die Mehrwertsteuersenkung für die Hoteliers zurück!)


Sie haben in der Diskussion zum Etat des Verkehrs- und
Bauministeriums schon ausgeführt: Wir bleiben bei den
Verkehrsinvestitionen unterhalb der Erfordernisse.
Heute führen Sie aus: Wir bleiben in der Städtebauförde-
rung unter den Erfordernissen. – Sie müssen mir bitte
einmal verraten, wie Sie die Anforderungen der Schul-
denbremse im Zusammenhang mit der Konsolidierung
des Haushaltes erfüllen wollen.


(Sören Bartol [SPD]: Keine Hotelbesitzer pudern!)


Sie haben über die kommunale Finanznot geredet.
Die haben wir in der Tat zu beobachten.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben Sie auch mit verursacht!)


Es ist allerdings ein Irrglaube, diese Finanznot allein mit
den Mitteln der Städtebauförderung beseitigen zu kön-
nen. Das folgt schon aus der Tatsache, dass bei der In-
anspruchnahme von Städtebauförderprogrammen im-
merhin ein Anteil von einem Drittel zu übernehmen ist.
Wie können Sie auf kommunaler Ebene Geld einsparen,
wenn Sie erst einmal Geld auf den Tisch legen müssen?

Ein weiterer Aspekt: Schauen wir uns einmal die er-
folgreiche Bau- und Kommunalpolitik des Landes
Rheinland-Pfalz an. Dort gibt es eine sozialdemokratisch
geführte Regierung, die das Wort „sparen“ buchstabieren
kann; in die Praxis umsetzen konnte sie das in den letz-
ten 20 Jahren aber nicht. Dort wurden die zur Verfügung
stehenden Mittel in den vergangenen Jahren nicht einmal
vollständig abgerufen.


(Peter Götz [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


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(C (D ehmen wir nur einmal das 2008 von Ihnen so präfeerte Programm „Soziale Stadt“. Das Land Rheinlandfalz hat 600 000 Euro nicht abgerufen, und vor dem intergrund, dass am Nürburgring eine halbe Milliarde uro in den Sand gesetzt worden ist, bekommen die Beriffe „sozialdemokratische Baupolitik“ bzw. „soziale aupolitik“ eine ganz neue Bedeutung. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Da kann man gleich Achterbahn fahren!)


Die christlich-liberale Koalition hat im Bereich der
ommunalen Finanzen das ausgebügelt, was Sie im Be-
ich der Grundsicherung den Kommunen eingebrockt

aben. Sie können uns nicht vorhalten, dass wir bei der
aupolitik, die wir betreiben, die Kommunen im Regen

tehen lassen.


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau das werfen wir Ihnen vor!)


ie haben doch das Chaos bei den kommunalen Finan-
en verursacht. Wir haben es beseitigt, indem wir die
eistung der Grundsicherung dauerhaft auf den Bund
berführt haben. So haben wir die größte Entlastung der
ommunen in den letzten Jahren und Jahrzehnten her-
eigeführt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Lassen Sie mich noch ein Wort zum Programm „So-
iale Stadt“ sagen. In der Tat ist es schmerzlich, dass wir
ort den Ansatz für das laufende Jahr auf 28 Millionen
uro zurückfahren mussten. Ich habe mir verschiedene
rojekte in Rheinland-Pfalz angeschaut, in Worms und
Trier. Man kann nur sagen: Dort wird hervorragende
rbeit geleistet. Wir brauchen dieses Programm.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ach!)


eshalb bin ich froh, dass wir zumindest für das Jahr
012 mit einem Aufwuchs auf 40 Millionen Euro rech-
en können.


(Sören Bartol [SPD]: Wie viel waren es denn mal? – Florian Pronold [SPD]: 94 Millionen waren es mal!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD-Fraktion,
ie haben heute viel über die Vergangenheit geredet,
ber noch nicht ein Wort zu den Herausforderungen von
egenwart und Zukunft gesagt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sören Bartol [SPD]: Das sagen ja die Richtigen! Wir haben wenigstens einen Antrag dazu!)


Im Übrigen müssen auch die Mittel aus dem ESF-
rogramm BIWAQ im Bereich sozialraumorientierte
rbeitsmarktprojekte beim Programm „Soziale Stadt“
erücksichtigt werden.


(Sören Bartol [SPD]: Wer hat das eingeführt? – Gegenruf des Abg. Peter Götz [CDU/CSU]: Die Große Koalition unter der Führung von Angela Merkel!)






Patrick Schnieder


(A) )


)(B)

Wir haben immer den Wunsch, mehr Mittel auszugeben;
aber wir gestalten eine realistische Politik. Dann ist nicht
alles machbar, was man sich wünscht.

Eine letzte Bemerkung zu den hier aufgeführten ma-
thematischen Fähigkeiten. Die Fantasie muss bei Ihnen
in der Opposition noch etwas größer werden. Man muss
nicht mit gleichen Mitteln und der gleichen Ausge-
staltung von Programmen nur mit einer einfachen Zu-
schusspolitik sämtliche Ziele, die man sich vornimmt,
verfolgen. Wir haben 410 Millionen Euro für die Städte-
bauförderung für 2012 vorgesehen. Es kommen 92 Mil-
lionen Euro für die energetische Stadtsanierung hinzu.


(Florian Pronold [SPD]: Immer noch weniger als bisher!)


Das gibt nach Adam Riese mehr als 500 Millionen Euro.
Das ist ein deutlicher Aufwuchs. Sie können es nennen,
wie Sie wollen. Es ist eine zukunftsgerichtete Städtebau-
politik, die unter den gegebenen Umständen realistisch
und machbar ist.


(Florian Pronold [SPD]: Adam Riese dreht sich bei solchen Rechenkünsten im Grabe herum!)


Ich darf abschließend sagen: Diese Koalition steht für
eine realistische und gute Städtebauförderung auch in
Zukunft. Es ist ein zentrales Instrument der nachhaltigen
Entwicklung unserer Städte und Gemeinden. Wir wer-
den mit aller Macht daran festhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712107800

Ulrike Gottschalck hat jetzt das Wort für die SPD-

Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ulrike Gottschalck (SPD):
Rede ID: ID1712107900

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eine Politik, die nicht für die Menschen da ist, son-
dern für sich selbst, kann uns gestohlen bleiben.

Dieses Zitat von Willy Brandt ist das Leitbild nicht nur
meiner persönlichen Überzeugung, sondern auch meines
politischen Handelns. Es dient, denke ich, heute auch
durchaus der Diskussion über die positiven Auswirkun-
gen der Städtebauförderung.

Willy Brandt hat aber nicht nur klug zitiert; er hat
auch klug und nachhaltig gehandelt, zum Beispiel indem
er 1971 die Städtebauförderung ins Leben gerufen hat.
Meine Vorredner haben bereits darauf hingewiesen, dass
die Städtebauförderung eine mittlerweile über vier Jahr-
zehnte andauernde und immer weiter fortgeschriebene
Erfolgsgeschichte ist.

Kern des Erfolgs der Städtebauförderung sind die
sichtbaren und erlebbaren Erfolge. Es ist die Zufrieden-
heit der Menschen, die sich mit ihren Wohnorten und
Quartieren identifizieren und ihr Lebensumfeld lebens-
und liebenswert gestalten. Was können wir uns mehr

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(C (D ünschen, als dass die Menschen in den Städten und Geeinden gerne in ihren Quartieren leben, dort Familien ründen und ihr Umfeld gestalten? ie Politik ist deshalb dazu verpflichtet, Herr Körber, ahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Erfolgseschichte fortgeschrieben werden kann. Das ist eigentch logisch. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich will nicht weiter auf die Zahlen eingehen. Das ha-
en schon meine Vorredner gemacht. Ich will aber eines
eutlich sagen: Auch wenn Sie noch so viel hin- und
errechnen, Sie streichen erneut 45 Millionen Euro. Al-
s andere, was Sie uns vormachen, ist eine Milchmäd-

henrechnung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie sollten nichts gegen Milchmädchen sagen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712108000

Frau Kollegin, möchten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Fricke zulassen?


Ulrike Gottschalck (SPD):
Rede ID: ID1712108100

Ja, bitte.


Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1712108200

Frau Kollegin Gottschalck, ich bin einer von den in

olchen Debatten immer wieder beklagten Haushältern.
eswegen orientiere ich mich immer gerne an Zahlen.
enn die Opposition kritisiert, dass zu wenig Geld aus-

egeben wird, was ihr gutes Recht ist und auch vielleicht
twas Wahres enthält, dann würde ich von Ihnen gerne
issen, wie viele Millionen Euro zu wenig wir seitens
es Bundes im Bereich Städtebauförderung zur Verfü-
ung stellen. Oder sind es gar Milliarden?


(Bettina Herlitzius [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Etwas über 700 Millionen Euro!)



Ulrike Gottschalck (SPD):
Rede ID: ID1712108300

Ich antworte Ihnen sehr gerne, Herr Kollege.

Wir haben einen Antrag vorgelegt, in dem wir alles
enau aufführen. Des Weiteren hat das Verkehrsministe-
um unter Herrn Ramsauer eine eigene Studie in Auf-
ag gegeben, die von 700 Millionen Euro ausgeht. Diese
ittel brauchen wir, um unsere Städte und Gemeinden
Ordnung zu bringen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Da vermutlich eine entsprechende Nachfrage kommt,
ann ich Ihnen auch gleich die Gegenrechnung aufma-
hen. Hören Sie auf, von Steuersenkungen zu fabulieren!


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)






Ulrike Gottschalck


(A) )


)(B)

Nehmen Sie zum Beispiel Ihr Wachstumsbeschleuni-
gungsgesetz zurück! Auch dadurch können wir viel be-
wegen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Ach so! Streichung des Kindergeldes! Super!)


– Das können wir herausrechnen. Es bleibt trotzdem ge-
nug übrig. Sie rechnen, wie gesagt, nur die 45 Millionen
Euro hin und her.

Herr Körber, mein im Ausschuss sehr geschätzter
Kollege, Sie haben es sich heute ein bisschen mit mir
verdorben. Ich fand Ihre Rede ziemlich arrogant.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie sollten vielleicht in der Lebenswirklichkeit ankom-
men. Im Gegensatz zu Ihnen hat Franz Müntefering sehr
praxisnah das Lebensumfeld der Menschen vor Ort be-
schrieben, statt rein theoretisch herumzufabulieren, et-
was schönzureden und von Findungsphasen zu sprechen.
In Findungsphasen stecken Sie noch.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Wer ist denn jetzt gerade arrogant?)


Sie werden getrieben – das habe ich schon gesagt –,
durchaus auch von der FDP, denke ich, über Steuersen-
kungen zu fabulieren. Da spreche ich jetzt Herrn Götz
an. Ich verstehe es nicht. Mit der CDU konnte man in
Fragen der Städtebaupolitik sonst gut zusammenarbei-
ten. Lassen Sie sich nicht treiben! Wir können doch nicht
auf der einen Seite über Steuersenkungen fabulieren und
auf der anderen Seite die Daseinsvorsorge vor Ort ratz-
fatz, ohne mit der Wimper zu zucken, zusammenstrei-
chen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Peter Götz [CDU/CSU]: Wo habe ich über Steuersenkungen fabuliert?)


Die Menschen in den Kommunen erfahren tagtäglich,
wie schwierig es ist, wenn in ihrer Heimatgemeinde die
Kohle fehlt, um die Infrastruktur zu erhalten oder auszu-
bauen, wenn soziale Spaltung droht oder ganze Quar-
tiere abgeschrieben werden müssen. Das können doch
auch Sie von der CDU/CSU und der FDP nicht wollen.
Wollen Sie wirklich riskieren, dass Identifikation verlo-
ren geht, Stadtkerne verkommen,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Milieuschutz! – Gegenruf des Abg. Sören Bartol [SPD]: UNESCO-Welterbeprogramm! Weg!)


Denkmäler nicht mehr gepflegt werden, Quartiere ver-
wahrlosen und ehrenamtliches Engagement vor Ort zu-
rückgeht?

Ich mache bereits seit 1980 Kommunalpolitik. Ich bin
vor Ort Fraktionsvorsitzende.


(Otto Fricke [FDP]: Wie schaffen Sie das denn zeitlich?)


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(C (D h weiß sehr wohl, wie schlecht es den Kommunen eht. Auch im Namen der Kommunen bitte ich Sie sehr erzlich: Nehmen Sie die erneuten Kürzungen der Städbauförderung zurück! Vielen Kommunen steht finan iell das Wasser bis zum Hals. Manche sehen schon eine Perspektive mehr. Wir müssen den Kommunen ber Handlungsspielräume geben; denn wir brauchen die ommunen in Zukunft noch viel mehr. Ich spreche zum Beispiel die Energiewende an. Ich nde es vollkommen in Ordnung, dass Programme aufelegt werden, um die Energiewende voranzutreiben und ie Gemeinden da zu unterstützen. Einen kleinen chlenker kann ich Ihnen aber nicht ersparen: Auch bei em Problem der Energiewende sind Sie leider wieder u spät gewesen. Wir müssen jetzt sehen, wie wir das, as Sie kaputtgemacht haben, wieder einfangen. (Petra Müller [Aachen] [FDP]: Warum haben Sie denn mitgestimmt?)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712108400

Frau Kollegin, Herr Schirmbeck würde Ihnen gern

ine Zwischenfrage stellen.


Ulrike Gottschalck (SPD):
Rede ID: ID1712108500

Ja, bitte.


Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1712108600

Verehrte Frau Kollegin, Sie haben davon gesprochen,

ass es eine kommunale Verelendung in Deutschland
ibt. Wir haben das in Niedersachsen einmal untersucht.
ie zehn Gebietskörperschaften mit den geringsten
chulden in Niedersachsen waren von einer Partei re-
iert. Die zehn Gebietskörperschaften mit den höchsten
chulden waren auch von einer Partei regiert. Können
ie vielleicht die Frage beantworten, welche Partei wel-
he Kommunen regiert? – Man kann auch mit wenig
eld eine ordentliche Politik machen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)



Ulrike Gottschalck (SPD):
Rede ID: ID1712108700

Werter Kollege, man kann auch Äpfel mit Birnen ver-

leichen.


(Patrick Schnieder [CDU/CSU]: Das machen Sie die ganze Zeit!)


h sage Ihnen aus meiner ganz praktischen Erfahrung
Landkreis Kassel: Wir haben auch ordentlich Schul-

en,


(Lachen bei der FDP – Dirk Fischer [Hamburg] [CDU/CSU]: Bravo!)


ber wir setzen dort Prioritäten. Bei uns werden zum
eispiel die Reinigungskräfte komplett ordentlich be-
ahlt. Die Leistung wird nicht outgesourct. Das ist die
enke von Sozialdemokraten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie weisen immer darauf hin, dass Sie so großen
nanziellen und wirtschaftlichen Sachverstand haben.





Ulrike Gottschalck


(A) )


)(B)

Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass Sie bei der
Städtebauförderung kürzen wollen; denn die rechnet sich
doch.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir brauchen die Kommunen für die Energiewende.
Wir brauchen die Kommunen aber auch im Hinblick auf
die demografische Entwicklung; denn ohne die Kommu-
nen werden wir die demografische Entwicklung nicht er-
folgreich gestalten können. Dafür benötigen die Kom-
munen Rüstzeug. Die Streichung des KfW-Programms
„Altersgerecht Umbauen“ ist einfach vollkommen kon-
traproduktiv in einer Zeit, wo wir auf die demografische
Entwicklung eingehen müssen.


(Petra Müller [Aachen] [FDP]: Wer hat denn das Programm gestrichen? Niemand! Das ist eine vollkommen falsche Behauptung!)


Ich mache es jetzt kürzer: Wir brauchen die Pro-
gramme „Städtebaulicher Denkmalschutz“, „Stadtum-
bau Ost“, „Stadtumbau West“ und „Soziale Stadt“. Alle
Landesbauminister, egal welcher Couleur, fordern ein-
stimmig mehr Verlässlichkeit vom Bund.

Die Kürzungen sind, wie eben schon gesagt, auch
noch volkswirtschaftlich unsinnig; denn 1 Euro Städte-
bauförderung – wir haben es jetzt mehrfach gehört –
stößt Investitionen von mindestens 7 bis 8 Euro an.
Diese Förderung rechnet sich.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie sind alle
gewählt, um zum Wohle des deutschen Volkes tätig zu
sein. Eine Politik, die nicht für die Menschen da ist, son-
dern nur für sich selbst, kann uns gestohlen bleiben. Des-
halb bitte ich Sie: Stimmen Sie unserem Antrag zu! Ge-
ben Sie unseren Kommunen Zukunft, und setzen Sie die
Erfolgsgeschichte der Städtebauförderung fort!

Danke schön.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712108800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 17/6444 und 17/6447 an die in der Ta-
gesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. –
Ich sehe, damit sind Sie einverstanden. Dann ist das so
beschlossen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 8 sowie Zusatz-
punkt 9 auf:

8 – Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-

(3. Ausschuss)


Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deut-
scher Streitkräfte an der AU/UN-Hybrid-Ope-
ration in Darfur (UNAMID) auf Grundlage
der Resolution 1769 (2007) des Sicherheits-

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(C (D rates der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 und Folgeresolutionen – Drucksachen 17/6322, 17/6509 – Berichterstattung: Abgeordnete Philipp Mißfelder Heidemarie Wieczorek-Zeul Marina Schuster Jan van Aken Kerstin Müller – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 17/6510 – Berichterstattung: Abgeordnete Norbert Barthle Klaus Brandner Dr. h. c. Jürgen Koppelin Michael Leutert Sven-Christian Kindler P 9 – Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Auswärtigen Ausschusses (3. Ausschuss)


Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte
an der von den Vereinten Nationen geführten
Friedensmission im Südsudan

– Drucksachen 17/6449, 17/6511 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Philipp Mißfelder
Heidemarie Wieczorek-Zeul
Dr. Rainer Stinner
Wolfgang Gehrcke
Kerstin Müller (Köln)


– Bericht des Haushaltsausschusses (8. Ausschuss)

gemäß § 96 der Geschäftsordnung

– Drucksache 17/6512 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Norbert Barthle
Klaus Brandner
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Michael Leutert
Sven-Christian Kindler

Über beide Beschlussempfehlungen wird später na-
entlich abgestimmt werden.

Für die Aussprache ist eine Dreiviertelstunde vorge-
ehen. – Dazu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist es
o beschlossen.

Ich gebe zunächst der Kollegin Marina Schuster das
ort für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1712108900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

er Sudan hat einen jahrzehntelangen blutigen Bürger-
rieg hinter sich. Morgen wird eine neue Seite in den





Marina Schuster


(A) )


)(B)

Geschichtsbüchern aufgeschlagen. Morgen gründet sich
der jüngste Staat Afrikas, der Südsudan. Schon zu Be-
ginn des Jahres wurde ein großer Meilenstein geschafft,
nämlich das Referendum über die Unabhängigkeit. Es
ging viel friedlicher vonstatten, als wir das alle hier er-
wartet hatten. Ein großer Teil ist also schon geschafft.
Aber die großen Aufgaben stehen noch bevor.

Wenn wir uns die Gewaltausbrüche in den vergange-
nen Wochen anschauen – heftige Zusammenstöße zwi-
schen Nord und Süd in Abyei und Süd-Kurdufan, weiter
andauernde Kämpfe zwischen dem Norden und Milizen
in Darfur, aber auch Gewaltausbrüche innerhalb des
Südsudans –, dann erkennen wir, dass grundlegende Pro-
bleme weiterhin noch nicht gelöst sind. Deswegen ist es
wichtig, dass wir heute die beiden Mandate beschließen;
denn die internationale Gemeinschaft darf in ihrem En-
gagement nicht nachlassen, sondern muss auch weiter-
hin ihren Beitrag für die langfristige Befriedung der Re-
gion leisten. Auch Deutschland ist hier in der Pflicht.

Die neue Mission UNMISS hat drei Aufgaben. Die
erste Aufgabe umfasst den Schutz der Zivilbevölkerung;
dies ist ein robustes Mandat. Die zweite Aufgabe bezieht
sich auf die Unterstützung beim Aufbau von Armee und
Polizei. Die dritte Aufgabe ist eine ganz entscheidende,
nämlich die Entwaffnung, Demobilisierung und Reinte-
gration von ehemaligen Kämpfern.

Ich sage an die Adresse des Südsudans ganz klar:
Auch der Süden muss seine Hausaufgaben machen und
seine Verpflichtungen erfüllen. Es darf nicht zu einem
ethnischen Klientelismus kommen; er muss Korruption
und Menschenrechtsverletzungen klar bekämpfen.


(Beifall des Abg. Christoph Strässer [SPD])


Die große Aufgabe, die es nach wie vor zu meistern gilt,
ist der Aufbau eines funktionierenden Staatswesens.
Dazu gehört der Zugang zu Bildung, zu Gesundheit und
zu Infrastruktur.

Auch der Norden ist weiterhin gefordert. Wir hoffen
– darauf drängen wir –, dass sich der Norden bereit
erklärt, dass UNMISS die Grenzüberwachung vom Nor-
den her durchführen kann. Ich halte dies für dringend ge-
boten. Die dramatische Situation, die wir in der Nuba-
Region und in Süd-Kurdufan erleben, sowie die Schwere
der Menschenrechtsverletzungen zeigen, dass gehandelt
werden muss. Für Abyei hat man Gott sei Dank mit dem
Mandat UNISFA einen Weg zur entmilitarisierten Zone
gefunden, der Zeit schafft, um die notwendigen Fragen
zu klären. Wir hoffen alle, dass die Gewalt nicht wieder
eskaliert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Noch einige Worte zur Mandatierung selbst. Wir ha-
ben bei der ersten Lesung dieses Verfahren ganz offen
angesprochen. Natürlich sind wir, was die Mandatierung
des UMNISS-Mandats betrifft, in einer ungewöhnlichen
Situation. Denn der formale Beschluss des VN-Sicher-
heitsrats liegt gleich, wenn wir abstimmen werden, noch
nicht vor. Dennoch ist ganz klar: Das Mandat ist hinrei-
chend konkretisiert; es basiert auf dem Resolutionstext,

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(C (D ber den heute in New York abgestimmt wird. Die Bunesregierung hat nach bestem Wissen und Gewissen geandelt, und es ist ausdrücklich auch kein Vorratsbechluss. Wir sind uns im Hohen Haus – ich glaube, bis auf die inken – einig, dass wir für diesen speziellen Fall einer euen Staatsgründung auch eine praktikable Lösung finen müssen; denn wir müssen natürlich eines verhinern: dass quasi als erste Amtshandlung die deutschen oldaten abgezogen werden müssen, weil kein Mandat orliegt. Das würde auch gar nicht zu unserem langjährien Engagement passen. Ich glaube, es ist wichtig, dass ir dieses Engagement lückenlos fortsetzen. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Unser Engagement beinhaltet ja nicht nur die beiden
andate, sondern es geht viel weiter. Es sind die Ent-
icklungszusammenarbeit, die humanitäre Hilfe, die
nterstützung, die wir im Rahmen der Polizeimission
isten, aber es ist auch das, was wir im Vorfeld an Un-
rstützung bei der Verfassungsreform geleistet haben,
obei sich auch Professor Wolfrum sehr stark engagiert
at.

Unser Engagement fügt sich auch in das neue ressort-
bergreifende Afrika-Konzept der Bundesregierung ein,
as eben von den klassischen Geber-Nehmer-Strukturen
eggeht, sondern diese Partnerschaft auf Augenhöhe
ill, und das gerade auch den Bereich „Peace and Security“

ls einen Pfeiler sieht. Insofern ist es sehr kohärent,
enn wir mit unserem Engagement dort fortfahren.

Ich möchte noch auf den letzten Punkt eingehen, auf
ie Situation in Darfur. Natürlich hat die Staatsgründung
iel mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, aber wir
ürfen nicht außer Acht lassen, was in Darfur geschieht.
eit acht Jahren gibt es dort diesen Konflikt, und auch
enn es bei den Friedensverhandlungen in Doha einige
ortschritte gab, haben wir immer noch kein endgültig
bgeschlossenes Friedensabkommen, und auch wesentli-
he Parteien waren nicht in den Prozess einbezogen.

Insofern bleibt viel zu tun für die Verhandlungen un-
r Thabo Mbeki. Es ist uns allen klar, dass hier letztlich
ur ein tragfähiger politischer Konsens dauerhaften Frie-
en bringen kann.

Bis dahin wird die Hybridmission weiterhin notwen-
ig sein; sie tut ihr Möglichstes, um die Flüchtlingslager
u schützen und die humanitäre Situation zu lindern.
ber es ist natürlich so: Die Mandate sind kein Politiker-

atz. Der Schlüssel kann nur von den Verhandlungen
ommen. Nur da kann sich eine tragfähige, dauerhafte
ösung ergeben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Unsere Soldaten werden im Rahmen von UNAMID
Bereich der Einsatzführung und der Logistik weiter-

in eine wichtige Rolle spielen. Ich bitte auch deshalb
m breite Zustimmung zu diesem Mandat.





Marina Schuster


(A) )


)(B)

Lassen Sie mich zum Schluss meiner Rede unseren
Soldaten im Einsatz ganz herzlich danken, aber auch den
Polizisten, den zivilen Helfern, die seit Jahren im Sudan
engagiert sind, für ihre ausdrücklich großen Leistungen,
die sie dort in einer sehr schwierigen Situation vollbrin-
gen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712109000

Für die SPD-Fraktion hat jetzt Christoph Strässer das

Wort.


(Beifall bei der SPD)



Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1712109100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Der Südsudan wird morgen
offiziell seine Unabhängigkeit erklären. Grundlage hier-
für war die Vereinbarung zum umfassenden Frieden im
Jahre 2005 – das sogenannte Comprehensive Peace
Agreement –, die neben vielem anderen Wahlen, eine
Volksabstimmung über einen Verbleib im Staatsgebiet
des Sudan oder eine Abspaltung des Südens und die
Gründung eines eigenen Staates, des 54. auf dem afrika-
nischen Kontinent, beinhaltete.

Beide Abstimmungen haben stattgefunden, beide hat-
ten eindeutige Ergebnisse, beide sind unter Beobachtung
und mit Unterstützung der internationalen Staatenge-
meinschaft besser abgelaufen, als das gemeinhin be-
fürchtet wurde. Dafür – das sage ich an dieser Stelle
auch ganz bewusst – hat unter anderem auch die Mission
der Vereinten Nationen, die alte UNMIS-Mission, einen
nicht unwesentlichen Beitrag geleistet. Viele, die den
Verhandlungsprozess über Jahrzehnte begleitet haben,
wissen auch, dass das CPA, dieses Abkommen, ohne
UNMIS als konstitutivem Bestandteil nicht möglich ge-
worden wäre.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Der deutsche Repräsentant bei den Vereinten Natio-
nen, Botschafter Peter Wittig, hat am Dienstag erklärt,
dass der Sudan gegenwärtig, insbesondere während der
deutschen Ratspräsidentschaft, im Fokus der Weltöffent-
lichkeit stehe; man werde vorschlagen, die neue Repu-
blik Südsudan schnellstmöglich in die UN-Vollver-
sammlung aufzunehmen. Das unterstützen wir von der
SPD-Fraktion nachdrücklich.

Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir, der per
Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gesucht
wird und trotz vielfältiger Auslandsbesuche noch immer
nicht verhaftet ist, hat auch vernünftige Momente. Er hat
erklärt, dass sein Staat die neue Republik Südsudan an-
erkennen und kooperieren werden. Wir alle hoffen sehr,
dass dies nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt; denn
erst vor kurzem rief al-Baschir seine Truppen zu wei-
teren Kämpfen in der umstrittenen Grenzregion Süd-
Kurdufan auf, die so lange andauern sollen, bis „das Ge-
biet von Rebellen gesäubert“ sei. Nach Schätzungen der

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(C (D NO wurden durch die Kämpfe in der Grenzregion beits mindestens 70 000 Menschen vertrieben. Die renzstaaten gehören zwar zum Norden, stehen aber uch unter dem Einfluss der südsudanesischen Befreingsbewegung SPLM, die den Süden anführt und von iner Bevölkerungsmehrheit geprägt ist, die sich eher em Süden zugehörig fühlt. Die Kollegin Schuster hat chon darauf hingewiesen: Wenn wir über den Sudan reen, dann heißt das sehr deutlich, dass auch die SPLM nter unserer Beobachtung steht. Die Angehörigen der PLM sind keine Kinder von Traurigkeit. Wir werden enau hinsehen müssen, ob sie Menschenrechtsverletungen begehen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben kurz vor der Teilung des Sudans den Streit
m diese Grenzregion ansatzweise befriedet. Ob es sich
abei um eine nachhaltige Regelung handelt, bleibt ab-
uwarten. Die Verständigungen geben allerdings Anlass
u der Hoffnung, dass die Konfliktparteien in der Lage
ind, ergebnisorientierte Regelungen zu vereinbaren.

ir werden sehen, ob die Truppe, die in Addis Abeba
erabredet wurde, in der Grenzregion für nachhaltigen
rieden sorgen kann.

Aber das alles macht deutlich, wie explosiv und fragil
ie Situation ist und vorerst auch bleiben wird. Neben
iesem Konfliktpunkt an der Grenze ist der Südsudan
on einer rückständigen Infrastruktur, einer hohen An-
lphabetenrate sowie inneren Widersprüchen geprägt.
ffen sind zudem die Fragen nach der Verteilung von
ewinnen aus dem Ölgeschäft, der Aufteilung der
chuldenlast und dem Grenzverlauf sowie der Grenz-
icherung insbesondere im Bereich der Stadt Abyei. Der
üden steht damit vor gewaltigen Herausforderungen,
ie er bewältigen muss, um nach der Unabhängigkeits-
rklärung eine tatsächlich selbstständige Entwicklung
alisieren zu können.

In dieser Situation ist eine weitere Unterstützung
urch die internationale Gemeinschaft dringend geboten.
ie Regierung des Südsudan hat sich deshalb schon früh
r eine weitere UN-Präsens in ihrem Territorium ausge-

prochen und dementsprechend um eine Folgemission
ebeten. Die SPD-Fraktion hält ein Folgemandat für die
lte UNMIS insofern für äußerst sinnvoll und richtig,
nd zwar weil die Erfolgsaussichten dieses neuen Staa-
s im Süden jenseits der elementaren Beziehungen zum
ordsudan von wichtigen Elementen, wie der Entwick-
ng einer pluralistischen Demokratie mit gestärkten

ivilgesellschaftlichen Kräften und dem Aufbau eines
ffektiven Staatsapparates, abhängen. Von ganz beson-
erer Bedeutung ist jedoch für jede weitere Entwicklung
ie Stärkung des Sicherheitssektors. Anstrengungen, im-
er noch hoch bewaffnete Milizen zu entwaffnen, sie zu

emobilisieren und in eine zivilgesellschaftliche Ent-
icklung zu integrieren, stehen an erster Stelle. Dies
ird nach unserer festen Überzeugung ohne ein robustes
andat der Vereinten Nationen nicht möglich sein.

Wenn Sie mir das schon nicht glauben, dann lassen
ir doch einmal Leute sprechen, die nicht nur einmal im
udan gewesen sind und sich dort umgetan haben,





Christoph Strässer


(A) )


)(B)

Leute, die seit Jahren für zivilgesellschaftliche Organisa-
tionen dort arbeiten. So fordert ein breites Bündnis afri-
kanischer NGOs unter dem Titel „Beyond the Pledge“
– das alles ist Ihnen zugegangen – die Garantiemächte
des CPA nachdrücklich auf, die Robustheit ihres Enga-
gements zu verstärken. Der Regionalkoordinator der
Welthungerhilfe in Nairobi, Johan van der Kamp, kriti-
sierte die alte UNMIS in einer Presseerklärung des
Evangelischen Pressedienstes vom gestrigen Tage:
„Wenn es tatsächlich Kämpfe gab, war die UNMIS oft
nicht da.“ Doch Kamp fordert aufgrund dieser Analyse
nicht das Ende der Mission, sondern – aus meiner Sicht
folgerichtig und konsequent –: „Die UN-Truppe braucht
ein robusteres Mandat.“


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Vielleicht noch unverdächtiger ist die Leiterin des
Oxfam-Büros in New York, Kirsten Hagon, die sich seit
vielen Jahren mit diesem Thema befasst. Sie fordert in
derselben Pressemitteilung die VN dazu auf, nicht „bei
der Ausstattung dieser Mission zu geizen“. Sie sagt wei-
ter, eine Deckelung der Truppenobergrenze bei der
neuen Mission wie bei der alten UNMIS von derzeit
9 000 Soldaten und gut 1 500 zivilen Mitarbeitern gehe
zulasten der Zivilbevölkerung. – So weit die Repräsen-
tantin der weltweit bekannten und gut arbeitenden Orga-
nisation Oxfam.

Unter diesem Aspekt sollten wir uns vor diesem Man-
dat nicht drücken. Wir sollten dieses Mandat unterstüt-
zen und dafür sorgen, dass das, was in dem Mandat
steht, in den nächsten Jahren möglich wird.

In diesem Zusammenhang ein Appell an die Bundes-
regierung: Herr Staatsminister, die Bundesrepublik hat
in den nächsten sechs Monaten den Vorsitz des Weltsi-
cherheitsrates. Wir rätseln in diesem Hause schon seit
längerem, was auf der Agenda stehen wird. Ich könnte
ein Beispiel nennen, was Sie jenseits der konkreten Ta-
gesordnung tun könnten. Kümmern Sie sich darum, dass
das Mandat so ausgestaltet wird, dass die Rolle von
Frauen in Führungspositionen gestärkt wird. Das könnte
bei der Sensibilisierung des Konflikts eine große Rolle
spielen und würde der Bundesregierung international bei
der Umsetzung der Resolution 1325 sicher viel Renom-
mee verschaffen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Probleme, die bei der Verabschiedung des Man-
dats diskutiert worden sind, sind bereits angesprochen
worden. Es gibt, soviel ich weiß, seit zwei Stunden einen
konsolidierten Text des Weltsicherheitsrats, der nicht
mehr veränderbar ist. Nichtsdestotrotz – das meine ich
ganz ernst – kann und darf es nicht die Regel in diesem
Hohen Hause werden, dass der Parlamentsvorbehalt ein-
geschränkt wird. Wir müssen heute Abend genau hin-
schauen, wie der Text lautet. Wenn er nicht mit dem
übereinstimmt, was wir hier im Deutschen Bundestag als
Mandat beschrieben haben, dann müssen wir im
Sommer eine Sondersitzung des Deutschen Bundestages

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(C (D u diesem Thema einberufen. Alles andere wird unserem nspruch als Parlamentarier nicht gerecht. Das ist mit ns nicht zu machen. – Ich höre keinen Beifall. Das hat twas damit zu tun, dass das Ganze vielleicht nicht auf ngeteilte Zustimmung stößt. (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Weil das trotzdem Vorratsbeschluss heißt! – Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir vertrauen auf die UN!)


h will auch nicht dafür sorgen, dass das passiert.

Zum Schluss noch einige Bemerkungen zu dem von
ns begrüßten UNAMID-Mandat. Darfur ist ein Stück
eit aus dem Blickwinkel der Öffentlichkeit geraten,
sbesondere nach den Feierlichkeiten und den Umstän-

en der Staatsgründung im Süden. Nichtsdestotrotz wäre
s ein fundamentaler Fehler, wenn wir die Situation in
arfur außer Acht ließen. Wir haben darüber schon in
er ersten Lesung diskutiert.

Ich will dazu nur eine Anmerkung machen, die mir
irklich wichtig ist: Viele Kolleginnen und Kollegen
aren in den letzten Jahren in Darfur. Ich persönlich war

iebenmal dort und habe Flüchtlingslager besucht, auch
och im vorletzten Jahr. Wenn ich höre, dass ernsthaft
ie Position vertreten wird – angesichts der aktuellen Si-
ation und der Zuspitzung des Konflikts durch die Zer-

plitterung der Rebellengruppen, die mittlerweile ein-
eutig Teil des Problems sind und nicht mehr als Opfer
ieser ganzen Entwicklung anzusehen sind –, den Men-
chen in den Flüchtlingslagern sei dadurch geholfen,
ass man Mediation organisiert und verhandelt, dann
uss ich sagen, dass diese Position die reale Situation in
arfur elementar verkennt. Es wird nicht anders gehen,

ls diesen Menschen auch militärischen Schutz zu ge-
ähren, damit sie in den Flüchtlingslagern überleben
önnen.

Ein großes Flüchtlingslager heißt Abu Schuq. Es
urde 2004 mit deutschen Mitteln für damals
5 000 sich vorübergehend dort aufhaltende Flüchtlinge
rrichtet. Mittlerweile leben dort über 50 000 Menschen.
ir haben mit diesen Menschen gesprochen und sie ge-
agt, warum sie nicht in ihre Regionen zurückgehen. Sie
aben uns ganz klar geantwortet: weil wir Angst haben,
nd zwar nicht vor den UNAMID-Truppen, sondern vor
en Rebellen und der Dschandschawid-Truppe des
ordsudan, die uns nicht in Ruhe leben lassen, unsere
inder rauben, uns vergewaltigen und dort weiterhin ihr
nwesen treiben. – Das ist die Realität, die ich wahrge-
ommen habe. Deshalb brauchen wir ein stärkeres Man-
at für UNAMID, Herr Staatsminister, auch mit deut-
cher Beteiligung. Sonst werden wir keine Lösung
rreichen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir werden morgen viele Feierlichkeiten erleben.
ine Nachricht am Rande finde ich ganz wichtig. Es gibt
in Verbot von Böllerschüssen bei den Unabhängigkeits-
iern im Südsudan. Aber es wird morgen dort gefeiert
erden, und es wird für viele Menschen ein Tag der
reude sein, ein Tag, den sie herbeigesehnt haben nach





Christoph Strässer


(A) )


)(B)

Jahrzehnten des Krieges, der Unterdrückung und der
Not. Wir aus Deutschland sollten unseren Beitrag dazu
leisten, dass diese Feiern nicht mit einem großen Kater
enden. Nach 40 Jahren Bürgerkrieg, Tod, Unterdrückung
und Vergewaltigung haben die Menschen im Sudan un-
sere Solidarität verdient, und die sollten wir ihnen trotz
der schwierigen Umstände auch gewähren.

Schönen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712109200

Johannes Selle hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Johannes Selle (CDU):
Rede ID: ID1712109300

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Am Anfang unserer Legislaturperiode gehörte der
Sudan zu den größten Sorgenkindern. Der Zeitplan des
Referendums war in Verzug geraten und der Stand der
Vorbereitungen war besorgniserregend. Die Sorge eines
ausbrechenden Konflikts war allerorten zu vernehmen.
In einem fraktionsübergreifenden Antrag wurde die
Bundesregierung aufgefordert, diesem Prozess erhöhte
Aufmerksamkeit zu widmen und international alle An-
strengungen zu unternehmen, um den friedlichen Pro-
zess weiterzuführen.

Trotz einiger Rückschläge, trotz gewisser Irritationen
und regionaler Konflikte: Das Comprehensive Peace
Agreement wurde in wichtigen Punkten eingehalten.
Das Referendum über die Eigenständigkeit des Süd-
sudan wurde erfolgreich durchgeführt, und morgen wird
zum vorgesehenen Zeitpunkt die Unabhängigkeit des
Südsudan ausgerufen. Das ist ein großer Erfolg für alle
Sudanesen, die am Ende eines 20-jährigen Kampfes si-
cher und friedlich in ihrem Land leben wollen. Das ist
ein großer Erfolg der internationalen Gemeinschaft, die
sich dort engagiert hat.

Zur Überwachung des Comprehensive Peace Agree-
ments wurde die Friedensmission UNMIS für den Sudan
eingerichtet, die wichtige Funktionen wahrnahm und
sich bewährt hat. Mit dem 9. Juli endet das UNMIS-
Mandat, das für den gesamten Sudan gegolten hat. An
dieser Stelle möchte ich ausdrücklich der Bundesregie-
rung, Außenminister Westerwelle und Minister Niebel,
danken, die diesen Prozess sehr aktiv begleitet und mit
entsprechenden Ressourcen zeitnah ausgestattet haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deutschland wird im Südsudan sehr positiv wahrge-
nommen. Da ist es ein glücklicher Umstand, dass in der
Zeit der deutschen Präsidentschaft im UN-Sicherheitsrat
der Antrag der Republik Südsudan, als 193. Mitglied in
die Vereinten Nationen aufgenommen zu werden, behan-
delt wird. Inzwischen sind massive Konflikte in der
Nähe hinzugekommen, insbesondere in Libyen, die un-
sere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

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(C (D Trotz der Tatsache, dass wichtige politische Verändengsprozesse hinzugekommen sind, die uns teilweise it Sorge erfüllen, die aber auch Chancen für Demokrae und damit für Frieden und Stabilität darstellen und enen wir uns zuwenden müssen, muss uns klar sein, ass auch im Sudan noch viele Fragen zu lösen sind. Die ternationale Gemeinschaft darf nicht nachlassen, den offnungsvollen Prozess vor Ort weiter zu unterstützen. Der Prozess ist vielfach bedroht, zum Beispiel von iner Hungerkatastrophe. Hunderttausende aus dem orden sitzen im südsudanesischen Bundesstaat Nord ahr el Ghazal fest; viele von ihnen werden verhungern. ausende wollen wieder zurück, dürfen das aber aus soenannten Sicherheitsgründen nicht. Jetzt in der Regeneit kann Nord Bahr el Ghazal nur vom Sudan aus verorgt werden. Es ist leider schon sicher: Viele werden erhungern, weil sie nicht versorgt werden können. Der Prozess ist bedroht, zum Beispiel von Rebellenruppen, die sich im Südsudan gebildet haben und die egen die Streitkräfte kämpfen. In den Bundesstaaten arrap, Jonglei und Upper Nile gab es bereits über 000 Tote. Nicht alle lokalen Kräfte sind in die Grenz iehung der beiden sudanesischen Staaten einbezogen orden. Lokal können Konflikte entstehen, wenn es um essourcen und gewohnte Rechte, historische Stammesrenzen und Gepflogenheiten geht. Obwohl generell stabil, gibt es immer wieder Zwichenfälle zwischen der sudanesischen und der südsudaesischen Armee, wie jüngst in Abyei. Die südsudanesiche Armee muss massiv abrüsten. Die Waffen müssen ingesammelt werden, und die freiwerdenden Kräfte ind zu reintegrieren. Innerhalb des Südsudan sind aufrund der Spannungen und Kämpfe 100 000 Menschen uf der Flucht. Nach der Ausrufung des Staates muss nun der Aufbau es Staates mit allen Institutionen unter den genannten ehr großen Schwierigkeiten erfolgen. Schon im Januar urde ich angesichts dieser Herausforderung von süd udanesischen Regierungsvertretern inständig gebeten, r die Verlängerung der UNMIS-Mission einzutreten. ie Verlängerung ist nicht möglich. Deshalb entscheiden ir heute über die deutsche Beteiligung an einem neuen andat: UNMISS nur für den Südsudan. Die gewaltsamen Zwischenfälle erfordern ein Moniring. Die Umsetzung der Vereinbarungen erfordert exrne Unterstützung. Die Kräfte brauchen ein robustes andat, um die Bevölkerung wirksam schützen zu kön en. Für die neue UNMISS-Mission sind circa 000 Soldaten vorgesehen. Deutschland wird sich mit aximal 50 Kräften beteiligen. Unsere Soldaten werden eobachterund koordinierende Funktion haben und loistische Hilfe leisten. Wir haben die Chance, nahtlos an ie erfolgreiche UNMIS-Mission anzuknüpfen. Die Solaten können, wenn wir heute zustimmen, an Ort und telle weitermachen. Der Entwurf der UN-Resolution liegt vor. Das Manat wird bis Ende September begrenzt. Die Bundesregieng hat alles unternommen, um dem Parlamentsvorbe alt gerecht zu werden, aber trotzdem die Bedeutung des Johannes Selle )





(A) )

Prozesses anzuerkennen und ihre Sympathie für den
weiteren Weg deutlich zu machen.

Wir sollten die Bundesregierung, die wir aufgefordert
haben, aktiv zu werden, jetzt auch deutlich unterstützen.
Es ist für unser internationales Ansehen wichtig, dass
wir unter unserer Präsidentschaft die Republik Südsudan
in den Vereinten Nationen am 13. Juli willkommen hei-
ßen und dann auch sagen können, dass wir uns an der
UN-Mission zur weiteren Stabilisierung beteiligen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712109400

Christine Buchholz hat das Wort für die Fraktion Die

Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712109500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die

Bundestagsabgeordneten sollen heute über einen robus-
ten Bundeswehreinsatz nach Kap. VII der UN-Charta
entscheiden, für den noch kein Mandat des UNO-Sicher-
heitsrats vorliegt. Frau Schuster, Sie sagen, das sei kein
Vorratsbeschluss.


(Marina Schuster [FDP]: Nein!)


Das ist unglaublich. Wir werden der Regierung keinen
Blankoscheck geben.


(Beifall bei der LINKEN – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Den will auch keiner haben von Ihnen! – Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hätte das gedacht! – Manfred Grund [CDU/CSU]: Ihr würdet ja sowieso nicht zustimmen!)


Es ist auch bezeichnend, dass in dieser Debatte kein
Redner der Regierung spricht. Offensichtlich will keiner
von Ihnen den Kopf für diesen Blankoscheck, der ver-
fassungsrechtlich höchst fragwürdig ist, hinhalten.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Rainer Stinner [FDP]: Wissen Sie, was eine zweite Lesung ist? – Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Das ist die zweite und dritte Lesung! Das ist unsere Debatte!)


Wir werden keinen einzigen Soldaten in einen Einsatz
schicken, von dem nicht klar ist, wie er genau aussehen
wird und welche Gefahren die Soldaten erwarten. Sie
sollten das ebenfalls nicht tun.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712109600

Möchten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin

Schuster zulassen? – Bitte schön.


Marina Schuster (FDP):
Rede ID: ID1712109700

Frau Kollegin, ist Ihnen bekannt, dass es parlamenta-

rische Praxis ist, dass bei einer Mandatseinbringung, bei
der ersten Lesung, die Regierung spricht und es dann das

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(C (D ohe Recht der Parlamentarier ist, bei der zweiten Leung zu sprechen? Ist Ihnen darüber hinaus bekannt, dass es einen Brief er Bundesregierung an die Fraktionsvorsitzenden gibt it dem Angebot, hier eine Sondersitzung abzuhalten? enn das Problem des Zeitablaufs löst auch die Linke icht. Am 9. Juli, also morgen, werden wir einen neuen taat haben. Wenn Sie nicht wollen, dass da eine Lücke ntsteht, müssen wir entscheiden. Insofern meine Frage: t Ihnen das bekannt, und ist Ihre Fraktion nicht in der age, sich mit einem solchen Verfahren zu arrangieren? (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712109800

Nein, wir sind nicht bereit, einen solchen Präzedenz-

ll zu schaffen. Ich finde es äußerst fragwürdig, dass
iemand von der Regierung spricht.


(Marina Schuster [FDP]: Sie hat bei der ersten Lesung gesprochen!)


enn das ist tatsächlich nicht Usus. Sie wissen beispiels-
eise bezüglich der Situation in den Grenzregionen
och nicht, was der UN-Sicherheitsrat beschließen wird.


(Christoph Strässer [SPD]: Doch!)


as heißt, gerade da, wo es brenzlig ist, gibt es noch gar
eine Klarheit. Aber Sie schicken die Soldaten dahin.


(Marina Schuster [FDP]: Die sind schon da!)


Sie sind schon da; aber Sie lassen sie dort, während Sie
Sommerurlaub sind. Das halten wir für nicht akzepta-

el.


(Beifall bei der LINKEN – Marina Schuster [FDP]: Ich bin nicht im Sommerurlaub!)


Sie sagen, Sie wollen helfen, Zivilisten zu schützen.
abei verbreiten Sie Unwahrheiten.

In der Debatte am Mittwoch haben sowohl Herr
ißfelder als auch Frau Müller so getan, als ginge es bei

em Mandat um den Schutz von Zivilisten in Abyei in
er nordsudanesischen Provinz Süd-Kurdufan. Darum
eht es aber nicht – der UN-Sicherheitsrat hat jedenfalls
och keinen Beschluss gefasst, und es liegt auch keine
ustimmung des Nordsudan vor –; es handelt sich näm-
ch explizit um ein Mandat für den Südsudan. So, wie
ich die Nachrichtenlage darstellt, ist es sehr unwahr-
cheinlich, dass der Nordsudan einem solchen Mandat
ustimmt, das auch das Staatsgebiet des Sudan betrifft.

Gegen wen soll das Militär eigentlich eingesetzt wer-
en? Bei internen Konflikten im Südsudan sind in die-
em Jahr mehr Menschen getötet worden als in Darfur.
abei handelt es sich um drei Arten von Konflikten:

Erstens: Konflikte zwischen Stämmen um Weideland
nd Vieh. Soll die Bundeswehr etwa den Krieg gegen
tammesmilizen führen und dabei ganze Bevölkerungs-
ruppen gegen sich aufbringen?





Christine Buchholz


(A) )


)(B)

Zweitens: Kämpfe zwischen ehemaligen Bürger-
kriegsmilizen. Soll die Bundeswehr hier etwa dazwi-
schengehen?

Drittens handelt es sich um einen Einsatz an der Seite
der südsudanesischen Armee SPLA. Die SPLA ist be-
kanntermaßen an Menschenrechtsverletzungen betei-
ligt. Gestern kam die Meldung, dass Soldaten der SPLA
Oppositionelle attackiert haben. Wie soll die Bundes-
wehr an ihrer Seite Zivilisten schützen und beim Aufbau
der Demokratie mithelfen? Können Sie mir das erklä-
ren?


(Beifall bei der LINKEN)


Um die Beantwortung dieser Fragen drücken Sie sich
herum. Sie wollen das Mandat heute durchpeitschen, um
dann entspannt in den Sommerurlaub zu fahren. Dabei
machen wir nicht mit.


(Beifall bei der LINKEN – Maria Michalk [CDU/CSU]: Gott sei Dank!)


Wenn Sie den Menschen im Südsudan helfen wollen,
ist eine realistische Einschätzung der drängendsten Pro-
bleme wichtig. Die schwangerschaftsbedingte Sterblich-
keit im Südsudan ist weltweit die höchste. Bei meinem
Besuch im Südsudan im letzten November erfuhr ich,
dass für ein 15-jähriges Mädchen die Wahrscheinlich-
keit, bei der Geburt eines Kindes zu sterben, höher ist als
die Chance, die Schule abzuschließen. Momentan sind
Millionen Menschen durch die Dürre am Horn von
Afrika vom Hungertod bedroht.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712109900

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Ströbele?


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712110000

Nein, jetzt nicht mehr. – Bei der letzten Dürre dieser

Art im Juni 2009 mussten die Hilfsorganisationen mit ei-
nem massiven Kraftaufwand bis zu 4 Millionen Men-
schen – das sind etwa 40 Prozent der Bevölkerung – mit
Nahrungsmitteln versorgen, um eine Katastrophe zu ver-
hindern. Der eklatante Mangel an sozialer Infrastruktur,
die Armut, die Subsistenzwirtschaft unter schwierigsten
Bedingungen, das sind die wesentlichen Ursachen für
bewaffnete Konflikte. Militär ist da keine Hilfe.


(Beifall bei der LINKEN)


Es gibt aber Möglichkeiten, den Menschen im Südsu-
dan zu helfen. Das Internationale Rote Kreuz zum Bei-
spiel geht aufs Land und hilft in den Dörfern dabei,
Brunnen zu bauen, und zwar mit den Hilfsmitteln, die
dort zur Verfügung stehen.


(Maria Michalk [CDU/CSU]: Zwölf Personen!)


Diese Hilfe ist nachhaltig, weil sie auch noch wirkt,
wenn die Helfer gegangen sind. Leider gibt es nur zwei
solcher Teams, weil nicht genug Geld zur Verfügung
steht.

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(C (D Wir sagen: Die Menschen brauchen wirtschaftliche nd soziale Entwicklung. Nur so gibt es eine soziale Bais dafür, dass der Südsudan entmilitarisiert wird. Das rdert der Antrag der Linken, den wir heute in diese De atte einbringen. Stimmen Sie also für den Entschlieungsantrag der Linken und sagen Sie Nein zu dem lankoscheck für UNMISS-Einsatz. Das Wort zu einer Kurzintervention erhält Christian tröbele. Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/DIE RÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712110100
Frau Kollegin, Sie haben leider eine Zwischenfrage

on mir nicht zugelassen; deshalb möchte ich auf diesem
ege von Ihnen eine Antwort erhalten.


(Otto Fricke [FDP]: Das war doch abgesprochen!)


Sie haben auf die schwierige Situation im Sudan hin-
ewiesen. Das sehe ich genauso. Das haben wir auch am
ittwoch im Auswärtigen Ausschuss entsprechend dis-

utiert. Was mir aber fehlt: Wie lautet eigentlich Ihre
ntwort auf die Frage, was man jetzt dort machen soll?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie haben ja nicht gesagt, dass Sie überhaupt nicht
ollen, dass dort eingegriffen wird. Gerade haben Sie

utreffend darauf hingewiesen, dass im ersten Halbjahr
ieses Jahres mehr Menschen im Sudan getötet wurden
ls im gesamten letzten Jahr. Im Südsudan ist die Situa-
on zurzeit dramatisch.

Entscheidend ist: Sie haben nicht gesagt, dass Sie
rundsätzlich dagegen sind. Sie haben gesagt: Wir wol-
n die Bundeswehr doch nicht in das Krisengebiet schi-

ken, um in der Auseinandersetzung zwischen den Vieh-
üchtern und den Bauern zu schlichten oder dort
inzugreifen. Nehmen Sie doch einmal zur Kenntnis
ich habe im Auswärtigen Ausschuss nachgefragt –,

ass die 50 Angehörigen der Bundeswehr, die vor Ort
ind,


(Karin Strenz [CDU/CSU]: 32!)


berhaupt nicht im Felde sind; sie sind überhaupt nicht
nterwegs und werden weder hier noch da eingreifen.
ielmehr wird dort die Afrikanische Union eingreifen.

Ich sage Ihnen: Ich bin gegenüber Militäreinsätzen
er Bundeswehr und anderer sehr skeptisch. Ich habe

mer gesagt: Was sollen unsere Soldaten auf den Kon-
nenten Afrika oder Asien? Das sollen die Menschen,
ie dort leben, selber regeln. – Jetzt ist im Südsudan die
frikanische Union mit einer starken Truppe vertreten.
eutschland tut eigentlich nichts anderes, als die Afrika-
ische Union organisatorisch, beratend und in den Stä-
en ein bisschen zu unterstützen; die Bundeswehr
ämpft dort nicht. Was ist daran falsch?





Hans-Christian Ströbele


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Nun kritisieren Sie, dass man nicht wisse, was der
UN-Sicherheitsrat beschließen werde. Auch da habe ich
im Auswärtigen Ausschuss nachgefragt. Es wurde mir
gesagt – so steht es tatsächlich im Mandat –: Das Man-
dat bezieht sich ganz klar auf den Vorschlag der UN-Re-
solution, der uns vorliegt. Mir wurde gesagt: Wenn die
UN-Resolution in irgendeinem Punkte davon abweicht,
dann bedarf es eines neuen Mandats; sonst müssen die
Bundeswehrsoldaten dort abziehen. Das ist doch klar.
Sie können nachlesen, was die Soldaten nach dem jetzi-
gen Vorschlag der UNO dürfen. Wenn die UNO doch et-
was an der Resolution ändert, dann muss ein neues Man-
dat her oder die Bundeswehr muss abziehen.

Es handelt sich hier um eine schwierige Situation.
Welche Antwort geben Sie als verantwortungsvolle Poli-
tikerin – so schätze ich Sie ein – angesichts dieser Situa-
tion?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712110200

Kollegin Buchholz, Sie haben Gelegenheit zur Erwi-

derung.


(Otto Fricke [FDP]: Gleich lang!)



Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712110300

Kollege Ströbele, ein wichtiges Detail ist bei der

Mandatierung überhaupt nicht berücksichtigt: die Situa-
tion in der Grenzregion, auf die sich ein wesentlicher
Teil der Reden bezogen hat. Es ist völlig unklar, wie sich
dieser Bereich der Mission in den nächsten Wochen und
Monaten entwickeln wird. Gerade heute konnte man in
den Zeitungen lesen, dass die nordsudanesische Regie-
rung nichts tun wird bzw. Zusagen, was die Mission in
Abyei angeht, zurücknimmt.

Herr Westerwelle hat selbst deutlich gesagt, dass es
im Rahmen dieses Mandates zu Kampfhandlungen kom-
men kann; die Soldatinnen und Soldaten, die im Süd-
sudan in der Fläche stationiert sind, sind natürlich immer
dem Risiko ausgesetzt, in lokale Konflikte einbezogen
zu werden. Sie müssen mir bitte einmal erklären, wie je-
der von Ihnen, der Soldaten dorthin schicken will, so et-
was ausschließen möchte.

Ihre Frage war, welche Lösung der dortigen Probleme
wir vorschlagen. Unsere Auffassung ist, dass der ge-
samte Ansatz, den die Vereinten Nationen, aber auch die
Bundesregierung, die sie tragenden Fraktionen und die
Opposition abseits der Linken vertreten, nämlich den
Ansatz der vernetzten Sicherheit, ein völliges Ungleich-
gewicht nach sich zieht, hin zu einem militärischen und
polizeilichen Schwerpunkt, weg von der Demobilisie-
rung, der Entmilitarisierung und dem Wiederaufbau.

Wir haben hier deswegen einen Entschließungsantrag
eingebracht; er liegt aus. Schauen Sie sich ihn genau an!

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(C (D ort haben wir eine Reihe von Forderungen zur Entmilirisierung des Südsudans und zur Entwicklungspolitik ufgeführt. Das sind unsere Schwerpunkte, unsere Perpektiven für den Sudan. Ich denke, damit fahren wir eutlich besser als mit dem Mandat, das heute beschlosen werden soll, aber die Probleme nicht lösen wird. ieses Mandat beinhaltet viele Fragezeichen und schafft nsicherheit für die Menschen im Südsudan und die undeswehrsoldaten. (Beifall bei der LINKEN – Karin Strenz [CDU/CSU]: Überhaupt nicht!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712110400

Das Wort zu einer weiteren Kurzintervention erteile

h Christoph Strässer.


Christoph Strässer (SPD):
Rede ID: ID1712110500

Weil wir nicht vorzeitig aus der Sommerpause zu-

ckkehren wollen – das habe ich eben bemerkt –, ma-
he ich zwei Anmerkungen – leider bin ich vorhin nicht
azu gekommen –:

Erstens. Der Beitrag für den zivilen Wiederaufbau des
udans liegt bis 2011 bei über 600 Millionen Euro. Das
t ungefähr das Zehnfache dessen, was die Bundesregie-
ng für den militärischen Einsatz ausgibt.

Zweitens. Wenn wir linke Anträge lesen sollen, halte
h es für zumutbar, dass Sie von der Linken die konsoli-
ierten Texte des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen
sen;


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as wäre die Voraussetzung für eine gelungene Diskus-
ion.

Diese Resolution ist konsolidiert. Sie ist nicht mehr
eränderbar. Über sie wird abgestimmt. Sie trägt, wie
an hier sehen kann, auch nicht mehr die Überschrift

Draft“. Alle Fragen, über die wir hier heute reden, sind
indeutig geklärt. Es bleibt keine Unsicherheit. Ich
nde, man sollte auf Basis einer vernünftigen und sach-
chen Grundlage diskutieren und nicht über Schnee von
estern.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712110600

Möchten Sie noch einmal erwidern, Kollegin

uchholz? – Bitte.


Christine Buchholz (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712110700

Dies ist keine abschließende Fassung. Wir werden

ier keinen Präzedenzfall schaffen. Wir werden diesem
andat nicht zustimmen, bevor der UN-Sicherheitsrat

inen Beschluss gefasst hat. Das werden wir heute und
uch in Zukunft nicht machen.





Christine Buchholz


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Sie wollen es gar nicht machen! Das ist ja das Problem!)


Ich begrüße jeden Euro und jeden Dollar, den die
Bundesregierung dem Sudan im Rahmen der Entwick-
lungszusammenarbeit und für humanitäre Hilfe gibt.
Meine Gespräche mit mehreren Akteurinnen und Akteu-
ren im Südsudan haben deutlich gemacht, dass der
Handlungsbedarf riesig ist. Deswegen sagen wir: Die
Gewichte müssen verschoben werden. Dort muss viel
mehr getan werden. Deshalb bitte ich Sie, dem Ent-
schließungsantrag der Linken zuzustimmen. Das wäre
etwas anderes als die Unterzeichnung eines Blanko-
schecks für diesen UN-Einsatz. Das wäre ein deutliches
Signal dafür, dass die Gewichte in der Sudan-Politik an-
ders gesetzt werden.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712110800

Das Wort hat nun Kerstin Müller für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Frau Buchholz, Ihr letzter Beitrag hat Folgendes deutlich
gemacht: Sie wollen nicht verstehen, weil Sie nicht zu-
stimmen wollen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Das ist der eigentliche Punkt. Der Kollege Strässer hat es
Ihnen noch einmal erklärt.


(Zuruf der Abg. Christine Buchholz [DIE LINKE])


– Hören Sie doch einmal zu! Wenn Sie sich den Entwurf
der UN-Resolution, den ich hier habe, anschauen, sehen
Sie, dass da steht: „Under silence procedure“ – die
Schweigepflicht ist inzwischen abgelaufen; so sagt man
das bei der UN – ist in Blau gesetzt. Das kann nicht mehr
verändert werden. Das wird ab 16 Uhr so beschlossen
werden. Also: Die Rechtslage ist hinreichend konkreti-
siert, kein Vorratsbeschluss. Suchen Sie hier nicht nach
Ausreden, sondern beziehen Sie sich konkret auf die
Lage im Sudan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ja, das ist eine Zeit des Aufbruchs für den Südsudan.
Das ist zugleich aber auch eine sehr kritische Zeit für
den Norden und den Süden. Das zeigen die weiterhin
vorhandenen Konflikte im Norden, in den Grenzregio-
nen Abyei und Süd-Kurdufan, aber auch in Darfur. In
Darfur muss es endlich um eine umfassende politische
Lösung gehen, in die alle Rebellengruppen, auch die
JEM, eingebunden sind.

Auch die zwischen Nord und Süd noch ungelösten
Fragen müssen angegangen werden. Diese Fragen sind

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(C (D irklich sehr problematisch. Was das Öl betrifft, hoffe h, dass beide Seiten erkennen werden, dass sie ein geeinsames Interesse an der Kooperation haben; denn der orden hat die Pipelines und der Süden die Ölquellen. llein deshalb müssen sie eigentlich kooperieren. Es brennt aber auch in vielen Regionen des Südens. ine der größten Herausforderungen wird die Herstelng von Sicherheit sein. Die Menschen im Süden sind om Krieg stark traumatisiert. Das ist eine militarisierte esellschaft. Überall sind Kleinwaffen im Umlauf. Ein nheizen dieser fragilen Situation ist jederzeit möglich. eshalb ist absolut zentral – damit wende ich mich noch inmal an Sie, meine Damen und Herren von der Linken, eil das eigentlich immer Ihr Hauptpunkt ist –, dass soohl die neue Mission im Süden Sudans, UNMISS, als uch die Mission für Darfur, UNAMID, den robusten uftrag nach Kap. VII der UN-Charta erhalten, die Ziilbevölkerung in dieser fragilen Lage tatsächlich zu chützen. Ich habe das in der letzten Debatte schon geagt: Ein Beobachterauftrag, den Sie in Ihrem Antrag rdern – Sie wollen niemanden dort haben –, wäre an esichts der prekären Lage im Süden und in der Grenzreion unverantwortlich. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712110900

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Schäfer?

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Ja. Das ist eigentlich viel zu viel der Ehre, aber gut.


Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712111000

Danke, Herr Präsident. – Frau Kollegin Müller, haben

ie konkrete, genaue Erkenntnisse darüber, wie die
NO respektive die truppenstellenden Nationen den
uftrag des UN-Mandats, die Zivilbevölkerung zu

chützen, umzusetzen gedenken? Gilt das absolut? Gilt
as in bestimmten Fällen? Haben Sie Erkenntnisse da-
ber, dass es konkrete Vereinbarungen zwischen dem
eneralsekretär der Vereinten Nationen und der südsu-
anesischen Regierung gibt, wie man das umsetzen will?

Der Hintergrund meiner Frage liegt auf der Hand: Wir
atten bereits zwei Mandate, UNAMID und UNMIS.
arin waren der Schutzauftrag und die Aufforderung an
ie jeweiligen Regierungen enthalten, dafür Bewegungs-
eiheit zu sichern. Wir wissen, wie das umgesetzt bzw.
icht umgesetzt worden ist. Deshalb frage ich: Wie soll
ieser Auftrag umgesetzt werden?

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Herr Schäfer, mir sind diese Probleme bekannt. Mich

rstaunt nur, dass diese Frage von Ihnen kommt.


(Christine Buchholz [DIE LINKE]: Sie müssen Rechenschaft ablegen!)






Kerstin Müller (Köln)



(A) )


)(B)

Bei der UNO wird zurzeit zum Beispiel darüber dis-
kutiert, ob die Mission mit 7 000 oder vielleicht nur
6 000 Einsatzkräften, wie sie hier angesetzt ist, ein Stück
weit unterfinanziert ist bzw. zu wenig Personal vorsieht.
Kollege Strässer hat eben die sehr kompetenten, für Sie
sonst als Referenzrahmen dienenden Äußerungen von
Oxfam, von den Kirchen und von den NGOs, die vor Ort
sind, zitiert. Die Lage ist sehr prekär. Die Einschätzung
ist: Wäre die UNO nicht vor Ort gewesen, hätte es wahr-
scheinlich noch mehr Tote gegeben. Das Problem bisher
war eher, dass das Mandat nicht robust genug war. Ich
frage Sie: Fordern Sie jetzt als Linke, dass das Mandat
robuster wird? Jedenfalls zeigt das, dass wir einen Ein-
satz nach Kapitel VII der UN-Charta auf jeden Fall brau-
chen. Wir brauchen eher mehr und nicht weniger Schutz
für die Zivilbevölkerung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich will auch auf den zivilen Teil eingehen. Die neue
Missionsleiterin, Hilde Johnson, die wir auf unserer
Reise getroffen haben, will der Gefahr der Eskalation
durch Teams zur Konfliktprävention auf lokaler Ebene
vorbeugen. Dafür braucht sie mehr ziviles Personal. Wa-
rum, meine Damen und Herren von der Bundesregie-
rung, engagieren wir uns da nicht stärker? Der Gesamt-
anteil des zivilen Personals an UN-geführten Missionen
beträgt 1,2 Prozent. Das ist kein Ruhmesblatt. Ich würde
mir im Hinblick auf die Mandatsverlängerung im Sep-
tember 2011 ein stärkeres Engagement Deutschlands im
zivilen Bereich wünschen. Das würden vielleicht alle
hier mittragen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Die Entwaffnung und Demobilisierung ist ganz wich-
tig; das wurde bereits erwähnt. Auch Sie haben das als
Aufgabe formuliert. Ich frage mich, wie das ohne Trup-
pen vonstatten gehen soll. Der südsudanesische Staat be-
ginnt quasi bei null. Für den Aufbau staatlicher Institu-
tionen, eines Rechtsstaats und eines Gesundheitssystem
braucht der Süden unsere Unterstützung. Letztlich wer-
den viele Erwartungen der Südsudanesen nicht nur dann
erfüllt, wenn es um Stabilität und wirtschaftlichen Auf-
schwung geht, sondern auch, wenn demokratische Struk-
turen aufgebaut werden.

Ich möchte einen heiklen Punkt bezüglich der SPLM
im Süden ansprechen. Zu demokratischen Strukturen ge-
hören eine pluralistische Gesellschaft, die Zulassung an-
derer Parteien, freie Meinungsäußerung und Medien.
Das alles ist, gerade wegen der ethnischen Vielfalt des
Südens, wichtig. Ich muss sagen, dass die SPLM davon
noch meilenweit entfernt ist. Wir müssen uns heute Sor-
gen darüber machen, wie sie sich darstellt. Sie hat eine
Art Alleinvertretungsanspruch: „Der Staat bin ich.“ Da-
bei begeht sie sehr schwere Menschenrechtsverletzun-
gen.

Ich sage Ihnen: Auch wenn wir mit dem Süden soli-
darisch sind und ihn unterstützen, werden wir das nicht

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(C (D kzeptieren. Die SPLM muss auf Dauer demokratische trukturen und freie Meinungsäußerung akzeptieren. ournalisten dürfen im Süden nicht in den Gefängnissen nden. Das ist nicht das, was uns vorschwebt, wenn wir n den Aufbau dieses neuen Staates denken. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Die Aufnahme des Südsudans durch die Staatenge-
einschaft in die UN am 13. Juli 2011 wird für die Su-

anesen ein großer Tag. Das allein macht noch keinen
euen Staat; bauen müssen ihn die Südsudanesen selber.
ir können sie dabei nur nach Kräften unterstützen. Wir
einen: Die deutsche Beteiligung an UNAMID und
NMISS ist ein erster wichtiger Schritt. Deshalb wird
eine Fraktion beiden Mandaten einstimmig zustim-
en.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712111100

Das Wort zu einer Kurzintervention hat Paul Schäfer.


Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712111200

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht zum ersten
al werden bei einer Beratung über Bundeswehraus-
ndseinsätze Emotionen bemüht. Wer wird sich dem
chutz unzähliger Zivilisten entziehen wollen? Nie-
and!


(Zurufe von der CDU/CSU: Sie!)


ass man es dabei aber nicht immer so genau nimmt, ha-
en wir gesehen. Herr Mißfelder, Sie haben am Mitt-
och das Bild einer Familie in den Nuba Mountains he-
ufbeschworen. Wir entscheiden hier über ein Mandat

ezüglich des Südsudan. Die Nuba Mountains gehören
um Nordsudan. Hier wird mit falschen Karten gespielt,
nd zwar buchstäblich.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man den Schutz der Zivilbevölkerung ins Zen-
um des Mandats stellt, dann muss man eine Frage be-
ntworten: Schutz vor wem? In Jonglei, einer Provinz im
üdsudan, sind in den letzten Wochen über 1 000 Men-
chen von SPLA-Soldaten umgebracht worden. In der
uba Post vom 20. Mai dieses Jahres – ich war zu die-
em Zeitpunkt in Juba – hat ein General der SPLA ge-
agt: Nach dem Unabhängigkeitstag werden wir mit den
btrünnigen Milizen aufräumen. – Das ist das, was im
aum steht. Angesichts all dessen frage ich: Schutz vor
em?

Wir hatten eine ähnliche Situation in Darfur. Damals
at die SPLA-Regierung der UNO gesagt: Haltet euch
efälligst heraus! – Man hat dieser Aufforderung bislang
olge geleistet. Was will man denn auch anderes ma-
hen? Ich will damit sagen: Es ist ein unauflösbarer Wi-





Paul Schäfer (Köln)



(A) )


)(B)

derspruch, zu sagen: Wir verteidigen die SPLA-Regie-
rung und die Zivilbevölkerung.


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man sich eine unlösbare Aufgabe stellt, dann
endet das in aller Regel mit einer Blamage bzw. damit,
dass man in Misskredit gerät.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt reicht es aber langsam!)


Ich will nicht, dass die UNO in Misskredit gerät. Ich
will, dass die UNO gestärkt wird.


(Beifall bei der LINKEN)


Man kann natürlich auch sagen: Aha, ihr wollt also
mehr Soldaten und eine noch robustere Durchsetzung.
Das wäre in diesem Falle aber nicht die Lösung, weil
man dann andere gravierende Probleme bekommen
würde.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Er hat doch gar keine Redezeit, Herr Präsident! Jetzt ist aber bald mal Schluss!)


Ich nenne nur das Stichwort „Verhältnismäßigkeit der
Mittel“. Außerdem müsste man dem Sudan dann eine
Fremdherrschaft auferlegen. Das kann nicht die Lösung
sein.

Ich gehöre bekanntlich zu denjenigen, die UN-Peace-
keeping-Einsätze nicht a priori und kategorisch ableh-
nen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Herr Präsident, wieso darf er denn ewig reden? Reicht es nicht langsam? – Das ist eine Kurzintervention, Herr Kollege! – Gegenruf von der LINKEN: Zuhören!)


– Ja, hören Sie doch einmal zu. – Aber diesem vor allem
auf Kap. VII der UN-Charta gestützten Mandat, das auch
einen Kampfauftrag beinhaltet, kann man nicht zustim-
men. Dieses Mandat muss man ablehnen.


(Beifall bei der LINKEN)


Es wäre vernünftig gewesen, eine Beobachtungs- und
Streitschlichtungsmission zu beschließen, die ein ge-
naues Monitoring der Konflikte – Präsenz allein verän-
dert schon das Verhalten der Akteure – und rechtzeitige
diplomatische Vermittlungen für den Fall, dass die Span-
nungen wieder zunehmen, vorsieht, um deeskalierend zu
wirken.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712111300

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. Die

drei Minuten sind vorüber.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Paul Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712111400

Das kann man tun. Das wurde bisher im Rahmen von

UNMIS gemacht, nicht mehr und nicht weniger. Das
wäre vernünftig gewesen. Einen Kampfauftrag zu be-
schließen, dessen Inhalt man ohnehin nicht in die Tat
umsetzt, mit dem man falsche Erwartungen weckt und

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(C (D it dem man nur Enttäuschungen hervorruft, ist nicht er richtige Weg. Danke. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Andreas Schockenhoff [CDU/CSU]: Das ist doch kein Kampfauftrag, Mensch! So ein Schwachsinn!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712111500

Kollegin Müller, Sie haben Gelegenheit zur Erwide-

ng.

Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Schade, Herr Kollege Schäfer. Ich weiß, dass Sie dem
andat zu einem anderen Zeitpunkt schon einmal zuge-

timmt haben. Ich glaube, Ihre Ablehnung hat vielleicht
her damit zu tun, dass die Linke derzeit sozusagen den
ückwärtsgang eingelegt hat und man jetzt nach geeig-
eten Gründen für eine Ablehnung sucht.

Ich will konkret auf Ihren Vorwurf eingehen, in dem
andat stehe nicht, dass die SPLA, also die Kämpfer der

üdsudanesischen Truppen, Teil des Problems sind. Ich
se Ihnen die entsprechende Passage aus dem Entwurf,
er gleich von der UNO beschlossen wird, vor. Unter
r. 3 b steht sehr deutlich, dass der Auftrag lautet:

… protecting civilians under imminent threat of
hysical violence …“ Der Auftrag ist also, die Zivil-
evölkerung zu schützen, wenn sie bedroht wird, insbe-
ondere „when the government of the Republic of South
udan is not providing such security“. Das Problem wird
lso sehr offen angesprochen.

Unter Nr. 13 heißt es dann ganz deutlich: Wir sagen
anz klar und fordern die Republic of South Sudan auf,
ie Straflosigkeit zu bekämpfen. Eingreifen wird man
sbesondere dann, wenn illegale bewaffnete Gruppen

der Elemente der südsudanesischen Armee – „of the
epublic of South Sudan security forces“ – Menschen-
chtsverletzungen begehen.


(Christine Buchholz [DIE LINKE]: Was wollen Sie denn damit sagen?)


as heißt, die Resolution ist an dieser Stelle eindeutig.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich frage Sie noch einmal: Was ist denn die Konse-
uenz? Ich kenne die Empfehlungen von Crisis Action.
ie Äußerungen von Oxfam haben Sie gehört. Ich er-
nere auch an die Äußerungen der Kirchen. Alle sind

ich einig: Bisher hat UNMIS die Zivilbevölkerung nicht
usreichend schützen können. Deshalb fordern sie: Wir
rauchen eigentlich mehr Truppen.

Wissen Sie, was sie noch sagen? Ich war gerade in
ew York bei Le Roy, dem DPKO-Chef. Er sagt: Wir als
uropäer dürfen den Auftrag, Kap. VII der Charta der
ereinten Nationen umzusetzen, nicht den Entwick-
ngs- und Schwellenländern überlassen. – Bangladesch,
dien und Pakistan sind die Haupttruppenstellerländer.
iese Länder fordern: Europa muss sich stärker beteili-
en. Darüber sollten Sie einmal nachdenken.





Kerstin Müller (Köln)



(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712111600

Das Wort hat nun Reinhard Brandl für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Reinhard Brandl (CSU):
Rede ID: ID1712111700

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

Die Welt und wir blicken in diesen Stunden erwartungs-
voll in den Sudan, in ein Land, das seit Jahrzehnten wie
kaum ein anderes Land unter Gewalt, Krieg, Vertreibung
und wirtschaftlicher Not leidet: der Norden gegen den
Süden, die Auseinandersetzungen in Darfur im Westen
und zeitweise auch ein Konflikt im Osten.

Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb, weil diese
Auseinandersetzungen, diese Konflikte schon so lange
andauern – ist die Situation im Sudan in der deutschen
Öffentlichkeit kaum präsent. Vielen ist zudem nicht be-
wusst, dass wir, Deutschland, helfen: mit sehr vielen zi-
vilen Mitteln, aber auch mit Soldaten der Bundeswehr,
mit Polizisten und mit zivilen Helfern, die dort ihren
Beitrag für Frieden und Stabilität leisten. Auch wenn das
zahlenmäßig nur ein kleiner Beitrag ist, leisten sie dort
Großes, und das unter schwierigsten Bedingungen.

Ich möchte all denen, die für uns dort unten sind, von
dieser Stelle aus herzlich danken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sind ein sichtbares Zeichen dafür, dass Deutschland
den Sudan nicht vergessen hat und bereit ist, dort im
Rahmen der Vereinten Nationen Verantwortung zu über-
nehmen.

Wir befinden uns jetzt an einem wichtigen Meilen-
stein der Entwicklung dieses Landes. In wenigen Stun-
den wird der Südsudan offiziell seine Unabhängigkeit
erklären. Damit endet die sechsjährige Übergangsphase
gemäß dem Friedensabkommen nach dem Bürgerkrieg.
Damit endet auch das UNMIS-Mandat, mit dem die Ver-
einten Nationen diesen Prozess unter Beteiligung
Deutschlands begleitet haben.

Die Menschen im Südsudan haben sich Anfang Ja-
nuar in einem Referendum zu diesem Schritt entschie-
den. Dass dieses Referendum letztendlich friedlich
durchgeführt werden konnte und der Norden die Tren-
nung im Grunde akzeptiert, ist bereits ein Erfolg und
auch auf den Einsatz der Vereinten Nationen zurückzu-
führen.

Das Ziel von Frieden und Stabilität im Sudan ist aber
noch lange nicht erreicht. Das wurde uns durch die ge-
waltsamen Auseinandersetzungen in den letzen Wochen,
vor allem an der Grenze, vor Augen geführt. Der Verlauf
der Grenze ist noch ungeklärt. Insbesondere die Zuord-
nung von Abyei und Süd-Kurdufan ist noch nicht klar.
Die Aufteilung der Ölressourcen – dies war bisher die
Haupteinnahmequelle des Landes – ist noch nicht ge-

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(C (D lärt. Die meisten Ölfelder befinden sich im Süden; alle ipelines verlaufen aber durch den Norden. Hinzu kommt, dass der Südsudan bisher kaum über taatliche Strukturen verfügt. Verwaltung, Polizei, Justiz, ildungseinrichtungen usw., all das muss erst noch aufebaut werden. Die Regierung des Südsudan hat darum ebeten, dass die Vereinten Nationen auch nach der Unbhängigkeit des Landes vor Ort präsent sind und dass ie Mission verlängert wird, durch die das Land auf seiem schwierigen Weg zu Stabilität und Frieden begleitet ird. Darüber stimmen wir heute ab. Auch der Nordsudan steht vor schwierigen Situatioen. Er muss die Loslösung des Südens erst einmal wirtchaftlich und politisch verkraften, und vor allem muss er Nordsudan den Friedensprozess in Darfur weiter vonbringen. Die Lage dort ist angespannt. Wir Deutsche nterstützen im Rahmen von UNAMID die Verhandlunen über eine Friedensvereinbarung. Auch an dieser telle sollten wir unser Engagement fortführen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, jetzt gleich tehen beide Mandate zur Abstimmung: UNMISS und NAMID. Die Menschen im ganzen Sudan brauchen nsere Hilfe und die Hilfe der internationalen Gemeinchaft. Ich bitte Sie daher um Ihre Zustimmung. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712111800

Als letztem Redner in dieser Debatte erteile ich Kol-

gen Hartwig Fischer für die CDU/CSU-Fraktion das
ort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1712111900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

in sehr dankbar, dass wir seit Jahren interfraktionell
lare Anträge zum Thema Sudan in dieses Parlament
ingebracht und beraten haben.

Es zeigt sich heute in den Beiträgen der Linken wie-
er, dass deren Argumentation zu UN-Mandaten uner-
äglich ist. Sie versuchen auch heute wieder, in perfider
orm zu unterstellen, dass es sich bei dem Mandat der
undeswehr, mit dem wir einen dortigen Prozess beglei-
n wollen, um einen Kampfeinsatz handele, Frau
uchholz.

Sie schreiben und fragen: Gegen wen soll das Mandat
ingerichtet werden? Wir richten kein Mandat gegen je-
anden ein, sondern wir richten das Mandat für die Be-

ölkerung im Südsudan und für die Vertriebenen und
lüchtlinge in Darfur ein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie fragen: Wollen wir zwischen den Bürgerkriegsar-
een kämpfen? Nein, im Rahmen dieses Mandats soll

ersucht werden – das steht ausdrücklich in dem Antrag –,





Hartwig Fischer (Göttingen)



(A) )


)(B)

alle Parteien zu entwaffnen und sich zwischen die Ar-
meen zu stellen.

Sie sagen: Die Wahrscheinlichkeit einer Frau, bei der
Geburt ihres Kindes zu sterben; ist unglaublich hoch.
Das wissen wir. Die Sterblichkeit von Kindern in den
Lagern in Darfur ist ebenfalls unglaublich hoch. Das
hängt damit zusammen, dass es für diese Menschen kei-
nen geregelten Zugang zu einer Gesundheitsversorgung
gibt. Das hängt auch damit zusammen, dass Hilfsorgani-
sationen keinen Zugang zu den Menschen haben, wenn
nicht die Militärs diesen Zugang sichern.


(Christine Buchholz [DIE LINKE]: Das stimmt doch nicht!)


Sie sagen: Militär ist keine Lösung. Unter dem Deck-
mantel des Pazifismus gehen dann das Sterben und die
Vergewaltigungen weiter, und Sie sehen zu.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
Kollegen, ohne den Einsatz von UNAMID und
UNMISS ist humanitäre Hilfe nicht möglich.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712112000

Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kolle-

gin Dağdelen?


Hartwig Fischer (CDU):
Rede ID: ID1712112100

Nein, ich möchte zuerst meine Ausführungen been-

den.


(Beifall des Abg. Manfred Grund [CDU/ CSU])


Wir sollten uns die Situation bei UNAMID noch einmal
vor Augen führen. Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und
Kollegen von der Linken, die mit uns dort gewesen sind,
daran zu denken, dass die Zahl der Flüchtlinge zum Bei-
spiel in dem Lager in Nyala von 20 000 über 50 000 auf
120 000 angewachsen ist. Dort sterben täglich zwischen
fünf und zehn Kinder; und in der Regenzeit vervielfacht
sich diese Zahl sogar. Dabei ist das schon ein abge-
sicherter Bereich.

In den Dörfern befinden sich rund 4,2 Millionen Ver-
triebene, die keinen regelmäßigen Zugang zu Lebens-
mitteln und sauberem Wasser haben. Weiter gibt es
2,7 Millionen Flüchtlinge, von denen 1,9 Millionen in
den Flüchtlingslagern sind. Dort werden sie zwischen
Angriffen der Dschandschawid-Milizen am Boden und
Angriffen aus der Luft durch Flugzeuge der Baschir-Re-
gierung, die – das war in der Vergangenheit jedenfalls
teilweise so – weiß angestrichen wurden, um sie wie
UN-Flugzeuge aussehen zu lassen, zerrieben.

Die Leistungen der Bundesregierung, gerade von
2009 bis 2011 – Herr Strässer hat das noch einmal deut-
lich gemacht –, sind vor allen Dingen humanitärer Natur.
Die UNAMID-Mission ist inzwischen auf 23 000 Solda-
ten und Polizisten angewachsen. Deutschland hat ent-
scheidend dazu beigetragen, dass ausgebildet worden ist,

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1)

(C (D um einen im Bereich der Polizei, zum anderen im Beich der Armeestäbe. Wir bilden derzeit zielgerichtet frikanische Polizisten, zum Beispiel im Rahmen von S-AFRICOM in Entebbe, aus, damit sie Frauen vor ergewaltigungen schützen können. Meine Damen und Herren von der Linken, als besoners infam und perfide empfinde ich es, wenn Sie untertellen, dass Abgeordnete dieses Parlaments nicht bereit eien, in der Sommerpause zu einer Sondersitzung zuammenzukommen. Sie wissen ganz genau, dass die undeswehr mit der Unabhängigkeit des Südsudan moren sofort abziehen müsste, wenn wir diesen Beschluss icht jetzt fassen und damit das umsetzen würden, was ie UN uns als Mandat bereits heute übertragen hat. Eine anze Reihe von Abgeordneten werden sogar in der ommerpause, also zu einer Zeit, in der nach Ihrer Ausage Abgeordnete nicht zu parlamentarischer Arbeit beit wären, unter Gefährdung der eigenen Gesundheit in risengebiete wie Darfur, Südsudan, Kongo oder andere ebiete reisen. Ich kann Ihnen angesichts Ihrer Argumentation nur agen: Ich möchte gerne wissen, was die Menschen, den Leben in Gefahr ist, sagen würden, wenn sie Ihre Re en hören würden. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712112200

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
mpfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu dem An-
ag der Bundesregierung zur Fortsetzung der Beteili-
ung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der AU/UN-
ybrid-Operation in Darfur, UNAMID.

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
ng auf Drucksache 17/6509, den Antrag der Bundesre-

ierung auf Drucksache 17/6322 anzunehmen. Wir stim-
en über diese Beschlussempfehlung namentlich ab.

Ich möchte darauf hinweisen, dass wir im Anschluss,
lso gleich danach, noch über einen weiteren Bundes-
ehreinsatz namentlich abstimmen werden. Außerdem
erden wir beim nächsten Tagesordnungspunkt, abwei-

hend von der Ankündigung, über alle drei Anträge zu
anzer- bzw. Rüstungsexporten namentlich abstimmen.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
orgesehen Plätze einzunehmen. Sind die Plätze an den
rnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Ab-

timmung.

Die obligate Frage: Haben alle anwesenden Abgeord-
eten ihre Stimme abgegeben? – Das ist offensichtlich
er Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und bitte
ie Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Aus-
ählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung
ird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Ergebnis Seite 14310 D





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Wir kommen nun zur Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Auswärtigen Ausschusses zu
dem Antrag der Bundesregierung zur Fortsetzung der
Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der
von den Vereinten Nationen geführten Friedensmission
im Südsudan, UNMISS.

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 17/6511, den Antrag der Bundesre-
gierung auf Drucksache 17/6449 anzunehmen. Wir stim-
men über diese Beschlussempfehlung namentlich ab. Ich
bitte also die Schriftführerinnen und Schriftführer, wie-
der ihre Plätze einzunehmen. – Ich eröffne die Abstim-
mung.

Nun die obligate Frage: Haben alle anwesenden Ab-
geordneten ihre Stimmkarte abgegeben? – Das ist offen-
sichtlich der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung
und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
der Auszählung zu beginnen. Auch das Ergebnis dieser
Abstimmung wird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie herz-
lich, Platz zu nehmen.

Wir setzen jetzt die Abstimmungen fort und kommen
zu dem Entschließungsantrag der Fraktion Die Linke auf
Drucksache 17/6514. Wer stimmt für diesen Entschlie-
ßungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Entschließungsantrag ist gegen die Stimmen der
Fraktion Die Linke mit den Stimmen der übrigen Frak-
tionen des Hauses abgelehnt.

Ich rufe die Zusatzpunkte 10 bis 12 auf:

ZP 10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Jan van
Aken, Dr. Gregor Gysi, Wolfgang Gehrcke, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE

Keine Panzer an Saudi-Arabien verkaufen

– Drucksache 17/6528 –

ZP 11 Beratung des Antrags der Fraktion der SPD

Keine Rüstungsgüter in Spannungsgebiete –
Für die Einhaltung einer restriktiven Rüs-
tungsexportpolitik

– Drucksache 17/6540 –

ZP 12 Beratung des Antrags der Fraktion BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN

Keine Genehmigung zur Lieferung von
Kriegswaffen an Saudi-Arabien

– Drucksache 17/652 –

Über alle drei Anträge werden wir später namentlich
abstimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Abgeord-
neten Gregor Gysi für die Fraktion Die Linke das Wort.

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1) Ergebnis Seite 14313 A

(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Sie noch inmal herzlich, Platz zu nehmen, damit in Ruhe debatert werden kann. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Warum aben wir diesen Antrag, der heute beraten wird, getellt? Es liegt ja bereits ein Antrag von uns vor, in dem ir fordern, Waffenund Rüstungsexporte in die ge amte Region, auch nach Saudi-Arabien, zu verbieten. ber über die Anträge zu diesem Thema wird erst im erbst entschieden. Jetzt haben wir alle erfahren, dass angeblich entschieen worden ist oder in Kürze entschieden werden soll, 00 Panzer an Saudi-Arabien zu liefern. Ich halte das für inen einzigartigen Skandal (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712112300

nd meine, dass das Parlament hier ein klares Stoppzei-
hen setzen muss. Jetzt ist das Parlament gefragt, und
tzt muss es auch handeln.

Die Panzerlieferung macht übrigens die gesamte
eutsche Außenpolitik, auch die Sicherheits- und
riegspolitik, völlig unglaubwürdig. Ich will das be-
ründen.

Diese Regierung hat uns gerade erklärt, dass sie den
rabischen und nordafrikanischen Frühling in jeder Hin-
icht unterstützt. Deshalb – diese Begründung findet sich
tsächlich – müssten jetzt Waffen an die NATO geliefert
erden, damit man Libyen bzw. Tripolis besser bombar-
ieren könne, weil dies, zumindest angeblich, den Auf-
tändischen und Demonstranten helfen werde. Wenn Sie
leichzeitig entscheiden, auch Waffen an ein Land zu
efern, das im Nachbarstaat einmarschiert ist, um die
emokratie- und Freiheitsbewegung zusammenzuschie-
en, machen Sie sich restlos unglaubwürdig.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Bundesregierung wird absolut unglaubwürdig, wenn
ie einmal Waffen mit der Begründung liefert, sie sollen
en Freiheitskämpfern dienen, und zum anderen Waffen
n ein Land liefert, das die Freiheitsbewegung im Nach-
arland zusammenschießt. Wie wollen Sie dies Ihren
indern und Enkelkindern erklären?


(Beifall bei der LINKEN)


Wenn man Waffen liefert, weiß man nie, wann sie
ingesetzt werden. Stellen Sie sich doch einmal Folgen-
es vor: Es entsteht eine Demokratie- und Freiheits-
ewegung in Saudi-Arabien, und auf die wird mit deut-
chen Panzern geschossen. Ich frage Sie wieder: Was
rklären Sie dann Ihren Kindern und Ihren Enkelkin-
ern?


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

Sie begründen den Krieg in Afghanistan mit dem
Kampf gegen Terror. Die übelste und gefährlichste Ter-
rororganisation ist al-Qaida. Al-Qaida wird ausschließ-
lich von den reichen Familien Saudi-Arabiens bezahlt.
Auch hier wird die Politik restlos unglaubwürdig. Sie
schicken Soldaten nach Afghanistan. Die verursachen
dort Tote, übrigens auch in den eigenen Reihen. Nach Ih-
rer Erklärung dient das Ganze dem Kampf gegen al-
Qaida. Gleichzeitig liefern Sie 200 Panzer an das Land,
aus dem al-Qaida bezahlt wird. Wie erklären Sie denn
das Ihren Kindern und Enkelkindern?


(Beifall bei der LINKEN)


Die Panzer dienen nicht dem Gleichgewicht. Sie sind
ausdrücklich für den Einsatz gegen Aufständische und
Demonstranten geeignet; denn sie sind mit Räumschild,
Wasserwerfern, Tränengas etc. ausgerüstet.

Krauss-Maffei Wegmann, das Unternehmen, das die
Panzer liefert, hat an die Koalitionsparteien 2009
55 000 Euro gespendet. Das hat sich sehr gelohnt; denn
zwei Jahre später bekommt es einen Milliardenauftrag.


(Beifall bei der LINKEN)


Saudi-Arabien gibt mehr Geld für Militär aus als je-
des andere Land in der Region, sogar mehr als der Iran,
Israel, Irak und Ägypten zusammen, allein im Jahr 2010
43 Milliarden Dollar.

Was ist Saudi-Arabien für ein Land? In Saudi-Ara-
bien gibt es nicht einmal im Ansatz eine Gleichstellung
von Frauen und Männern. Frauen ist das Fahren von
Pkw untersagt. Frauen unterliegen einer gesetzlichen
männlichen Vormundschaft, bis zur Ehe in der Regel der
des Vaters, danach der des Ehemanns. Ohne Genehmi-
gung des Vormunds, also in der Regel des Ehemanns,
darf eine Frau nicht einmal ins Ausland reisen.

Ich glaube, es ist erstmalig in meiner Geschichte, dass
ich im Bundestag eine bestimmte Zeitung zitiere. Ich zi-
tiere heute die Bild-Zeitung. Sie hat in der Ausgabe von
gestern Folgendes wörtlich erklärt:

Saudi-Arabien ist eine der schärfsten Diktaturen der
Welt.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat sie recht!)


Politische Opposition gegen die königliche Herr-
scherfamilie wird unterdrückt, auf Demonstrationen
stehen drastische Gefängnisstrafen. Saudi-Arabien
vollstreckt die Todesstrafe …

– auch bei Homosexualität; ich bitte Sie: auch bei Ho-
mosexualität die Todesstrafe! –

durch Enthauptung mit dem Schwert. Saudische
Truppen halfen dabei, die Demokratiebewegung im
Nachbarstaat Bahrain blutig niederzuschlagen.

All das steht in der Bild-Zeitung! Wenn Sie mir schon
nicht glauben, dann werden Sie doch wenigstens der
Bild-Zeitung glauben.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Die Zahl der Hinrichtungen von 1993 bis 2009 betrug 912. Wie wollen Sie Ihren Kindern und Enkelkindern rklären, dass Sie an ein solches Land Panzer liefern? Ich komme zum Schluss. – Ich spreche nicht über früere Genehmigungen und Fehler. Ich spreche auch nicht arüber, dass die Rüstungsexportrichtlinien entgegen der nnahme der SPD leider nicht restriktiv sind. Ich sage ur eines: Wenn Deutschland in seiner Außenpolitik, in einer Menschenrechtsund Demokratiepolitik nicht de Glaubwürdigkeit verlieren will, wenn Sie Ihren indern und Ihren Enkelkindern je die Welt nach be timmten moralischen Maßstäben erklären wollen, dann üssen Sie heute den Export von 200 Panzern nach audi-Arabien stoppen. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712112400

Das Wort hat nun Roderich Kiesewetter für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1712112500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist nicht schön,
m letzten Tag einer Sitzungswoche sich gegenseitig
euchelei oder Zitate oder irgendwelche Besonderheiten

us der Vergangenheit vorzuwerfen. Viel entscheidender
t, dass wir uns als Parlamentarier einmal fragen: Was
aben wir hier für eine Diskussion?


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das frage ich mich auch!)


iese Diskussion, die wir in dieser Woche zum zweiten
al führen, fußt eindeutig auf mangelnder Transparenz.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bravo!)


s gibt in diesem Hause selten den Fall, dass wir keinen
inblick haben; ich glaube, darin sind wir uns einig.
ber, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen nicht
en Fehler machen, Spekulationen Raum zu geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh! – Weitere Zurufe von der SPD)


h möchte deswegen einige Punkte besonders anspre-
hen. Sie machen es sich nämlich zu einfach, indem Sie
opulistische Forderungen stellen.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich möchte Ihnen einige außenpolitische Punkte von
rundsätzlicher Bedeutung darstellen. Darum müssen
ir vielleicht ringen.





Roderich Kiesewetter


(A) )


)(B)

Es ist für uns ganz entscheidend, dass wir die Sicher-
heit Israels gewährleisten. Ich richte an Sie die Frage:
Was sagen Sie dazu, dass Israel diese Panzerlieferungen
nicht nur wünscht, sondern ausdrücklich unterstützt?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Werden sie jetzt geliefert oder nicht? Israel weiß doch gar nichts davon! Es ist doch geheim!)


Was sagen Sie dazu, dass Israel und die Palästinenser da-
von profitieren, dass Saudi-Arabien einen Accord mit
Fatah und Hamas ausgehandelt hat, der dazu beiträgt,
dass die Palästinenser auf eine relativ beruhigte Art und
Weise zu einer Einigung kommen? Es ist ein Verdienst
Saudi-Arabiens, dass Hamas und Fatah hier zusammen-
arbeiten.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712112600

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Vogler?


Roderich Kiesewetter (CDU):
Rede ID: ID1712112700

Nein, ich möchte meine Punkte im Zusammenhang

vortragen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


Wir sehen aber Saudi-Arabien nicht durch die rosa-
rote Brille. Wir wissen, dass die Christen dort in ihrer
Religionsausübung behindert sind. Wir wissen, dass von
dort Salafiten und Wahhabiten auch in Europa unter-
stützt werden. Wir Parlamentarier haben mit Sorge den
Einmarsch nach Bahrain beobachtet.

Ich komme nun zur eigentlichen Frage. Wir wissen
nichts über eine Entscheidung; das ist die mangelnde
Transparenz.


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der LINKEN: Ja, genau! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber Israel ist dafür!)


Sie spekulieren darüber. Ich möchte jetzt den Span-
nungsbogen darstellen, den unsere Außenpolitik auszu-
halten und zu vertreten hat. Es ist sehr einfach, in der
Opposition Forderungen zu stellen. In der Regierung ist
es aber nicht immer einfach, Verantwortung zu tragen.


(Lachen der Abg. Elke Ferner [SPD])


Die Koalitionsfraktionen – das ist mein Appell an uns
alle in der Koalition – müssen unsere Regierung hier un-
terstützen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir haben die werteorientierte und interessengeleitete
Außenpolitik.


(Zurufe von der SPD und der LINKEN)


Es ist Aufgabe der Regierung, diesen Spannungsbogen
zwischen Werten und Interessen auszuhalten.


(Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Ja! Ja!)


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(C (D ir gehen normalerweise davon aus, dass Werte und Inressen ein und dasselbe sind. Aber Politik hat nichts it „Wünsch dir was“ zu tun. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Politik ist ein schmutziges Geschäft!)


Politik ist ein hartes Geschäft, Herr Kollege Trittin.

Es geht jetzt darum, dass wir einmal in die Region
chauen. Wir stehen nicht nur vor dem arabischen Früh-
ng, wir stehen vor einem Paradigmenwechsel, was die
age im Mittleren und Nahen Osten angeht. Wenn Israel
großer Sorge um das, was um das Land herum ge-

chieht, mit Saudi-Arabien zu Vereinbarungen kommt,
ann können wir das nur unterstützen. Ich weiß auch,
ass in dem Spannungsbogen der Verantwortung die
undesregierung mit aller Kraft auf Saudi-Arabien ein-
irken wird. Wir als Parlamentarier möchten – das ist
nser Aufruf –, dass die Regierung hier ihre Verantwor-
ng wahrnimmt.

Worum geht es? Seit über 40 Jahren haben wir die
üstungsexportrichtlinien. An die Adresse der Sozialde-
okraten sage ich: Diese Richtlinien – sie wurden von
nen entwickelt und von Lothar Rühl weiter gefasst, da-
it eine Regierung genug Flexibilität bekommt; das
urde noch letzte Woche gesagt – sind verbindliche
andlungsanweisungen für die Regierungen über all die

ahre gewesen.


(Zuruf der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


nser Land ist das einzige Land in Europa, das seine
üstungsexporte in klarer Weise offenlegt.


(Widerspruch bei der LINKEN – Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


ir werden in einem Jahr alles genau wissen. Es wäre
ber für unser Land schädlich, wenn Dinge offengelegt
ürden, die noch in der Vorabstimmung sind, die also
och nicht endgültig abgestimmt sind. Für mich ist daher
indeutig, dass wir die politischen Grundsätze, die die
rünen im Jahr 2001 mitgetragen haben, genauso in Be-
acht ziehen


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die haben sich aber geändert!)


ie die Richtlinien.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal
agen: Wir könnten es uns als Regierungskoalition sehr
infach machen und darauf hinweisen, dass im Jahr
998, im letzten Jahr der Kohl-Regierung, die Rüstungs-
xporte einen Umfang von rund 1,3 Milliarden D-Mark
atten. Im Jahr 2000 hat sich dieser unter Rot-Grün auf
,9 Milliarden D-Mark verfünffacht.


(Peter Beyer [CDU/CSU]: Unglaublich!)


ir wollen uns aber nicht gegenseitig Zahlen vorwerfen.
ür uns ist entscheidend, dass wir im Parlament über un-
ere nationalen Sicherheitsinteressen diskutieren, und
ir werden das heute Nachmittag noch tun.





Roderich Kiesewetter


(A) )


)(B)

Entscheidend ist auch, dass unsere Regierung den
Spannungsbogen zwischen Werten und Interessen er-
kennt und aushält.


(Unruhe bei der LINKEN)


Wir von der Koalition sollten diese Politik nicht nur un-
terstützen, sondern wir sollten den Blick auf den Nahen
Osten deutlich schärfer fassen, als wir es in der Vergan-
genheit getan haben. Wir stehen in der Region, die un-
sere Unterstützung braucht,


(Zuruf von der LINKEN: Aber doch nicht mit Panzern!)


vor einem Paradigmenwechsel. Diese Unterstützung ist
sowohl hinsichtlich der zivilen Krisenprävention als
auch hinsichtlich der Nachbarschaftspolitik und der Lie-
ferung von Rüstungsgütern ganz entscheidend.

Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren,
zum Abschluss ein Appell: Um diese Diskussion auch
künftig sauber, wahrhaftig und wahr halten zu können,


(Zuruf der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


sollten wir ressortübergreifend an einer föderalen Si-
cherheitsstrategie arbeiten, um die Ziele und Interessen
wieder besser zusammenzubringen. In diesem Zusam-
menhang unterstützen wir nicht die Anträge der Opposi-
tion, sondern wir unterstützen


(Zuruf von der LINKEN: Panzer!)


unsere Regierung, hier im Zusammenhang mit Saudi-
Arabien zu einem klaren Verhältnis zu kommen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712112800

Das Wort hat nun Sigmar Gabriel für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712112900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Kiesewetter, wir würden gern über die Grundlagen der
Außenpolitik und ihre Konsequenzen beim Rüstungsex-
port oder auch bei der Verhinderung von Rüstungsexport
diskutieren. Sie haben ja völlig zu Recht darauf hinge-
wiesen: Eine Regierung muss zwischen Interessen und
Werten abwägen. Aber es wäre nicht schlecht, wenn die,
die das machen würden, die Gründe für ihre Abwägung
mal dem deutschen Parlament und der Öffentlichkeit zur
Kenntnis geben würden, Herr Kollege Kiesewetter.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712113000

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Haßelmann?

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(C (D Aber gern. Herr Gabriel, eine Frage – vielleicht wird daraus ein eschäftsordnungsantrag –: Finden Sie es mit mir geeinsam nicht unerträglich, dass bei solch einer Diskus ion as Kanzleramt nicht anwesend ist? (Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712113100
Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712113200

(Zuruf von der CDU/CSU: Ziehen Sie Leine!)


h finde es unerträglich, dass das Kanzleramt hier nicht
nwesend ist.


(Lebhafter Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712113300

Frau Kollegin, Sie haben natürlich völlig recht. Ich

nde es allerdings ebenso unerträglich, dass der zustän-
ige Außenminister nicht hier ist


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


nd sich durch die Staatssekretärin für Auswärtige Kul-
rpolitik hier vertreten lässt.


(Zurufe von der FDP: Staatsministerin!)


Staatsministerin.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


Die Abwertung Ihrer Kollegin Staatsministerin – diese
emerkung erlaube ich mir – nehmen Sie selber vor,
icht wir.

Ihnen, Herr Kiesewetter, sage ich: Es kann doch nicht
ein, dass Sie einfordern, dass wir über diese Güterabwä-
ung diskutieren, und dass die dafür verantwortlichen
itglieder Ihrer Regierung sich hier drücken. Die Kanz-
rin hat die Richtlinienkompetenz im Bundessicher-
eitsrat. Wir wollen ja gar nicht, dass sie hier vorstellt,
as im Bundessicherheitsrat beraten oder entschieden
orden ist. Aber sie wird doch dazu in der Lage sein, die
rundlagen ihrer Außenpolitik zu erörtern, und zwar
sbesondere dann, wenn das, was hier gerade mit der
ieferung von 200 Panzern an Saudi-Arabien stattfindet,
anz im Gegensatz zu dem steht, was sie und ihr Außen-
inister mit großem Pathos dem Deutschen Bundestag

nd der Öffentlichkeit hinsichtlich der Unterstützung der
emokratiebewegung in Nordafrika vorher erklärt ha-
en. Angesichts dessen wird man doch einmal fordern
ürfen, dass sie kommen und sich erklären.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wissen Sie, meine Damen und Herren von den Koali-
onsfraktionen, Sie verwechseln hier etwas. Sie glau-
en, wir wollten über den Bundessicherheitsrat diskutie-
n. Das kann man auch machen. Das ist nämlich ein





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

Instrument, das im Kalten Krieg entstanden ist und über
dessen Entscheidungsfindungsmechanismen die Zeit
hinweggegangen ist. Aber darüber wollen wir heute gar
nicht reden. Wir wollen über die Grundlagen Ihrer
Außenpolitik sprechen, und dazu gibt es übrigens kein
Geheimnisgebot. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass bei
dieser Frage ein Geheimnisgebot für das Parlament oder
die Öffentlichkeit gilt. Sie verwechseln also das Thema,
über das wir reden wollen. Wir wollen wissen, was Sie
in Ihrer Außenpolitik in diesem Fall dazu bringt, die Un-
terstützung der Demokratiebewegung im Nahen Osten
und am Golf geringer zu schätzen als das Interesse an ei-
nem stabilen, feudalen Herrscherhaus in Saudi-Arabien,
das, wie von Ihnen eben aufgeführt, für Sicherheit bürge.
Wir wollen genau diesen Unterschied zwischen Interes-
sen und Werten von Ihnen erläutert bekommen. Es wäre
übrigens ein Beitrag zur politischen Kultur, über diese
außenpolitischen Fragen ganz offen zu diskutieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir wollen wissen, warum die scheinbare Stabilität
eines Herrscherhauses für Sie wichtiger ist als die De-
mokratiebewegung und wie Sie die Widersprüche zwi-
schen Ihren Reden und Ihrem Handeln auflösen. Dass
das bei Ihnen in der Koalition Kolleginnen und Kollegen
genauso sehen, zeigt doch die aktuelle Meldung – ich zi-
tiere –:

FDP-Außenexperte: Merkel soll sich zu Panzerge-
schäft äußern
Stinner hält Stillschweigen für schädlich


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da hat er recht!)


Der Außenexperte der FDP hat recht, meine Damen und
Herren. Er hat recht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ich habe mit Interesse das Interview der Bundeskanz-
lerin in der Mittelbayerischen Zeitung gelesen. Die
Überschrift lautet – Zitat Merkel –: „Ich kenne die Re-
geln, im Fußball wie in der Politik.“ Das darf man ge-
trost bezweifeln.


(Beifall bei der SPD)


Ich habe Herrn Mißfelder zu seiner Rede gratuliert,
nicht zu dem Inhalt seiner Rede, wohl aber zu dem Ver-
such, eine politische Begründung zu geben. Er hat in der
ersten Debatte gesagt: Sie müssen doch verstehen, dass
die Drohung aus dem Iran dazu führt, dass wir mit Blick
auf Israel verhindern müssen, dass Saudi-Arabien unter
die Kontrolle von schiitischen Militärs oder des Iran ge-
rät. – Ich finde, dass man die Debatte darüber offensiv
führen kann.

Ich möchte Ihnen in der Sache etwas entgegenhalten.
Eigentlich möchte ich die Debatte darüber nicht mit Ih-
nen, sondern mit Ihrer Regierung führen, die das ent-
schieden hat. Da Sie aber schon die Stellvertretung der

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(C (D egierung wahrnehmen – ist von der Regierung inzwichen jemand da, der dazu etwas sagen kann? –, (Heidemarie Wieczorek-Zeul [SPD]: Herr Rösler!)


se ich Ihnen vor, was die Experten, die im Auftrag des
anzleramtes arbeiten, dazu sagen. In der heutigen Aus-
abe des Tagesspiegels steht:

Braucht Saudi-Arabien deutsche Panzer, um
schlagkräftige Argumente gegen den Iran zu ha-
ben? Diese Sichtweise weist Volker Perthes, Direk-
tor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP),

diese wird vom Kanzleramt finanziert und arbeitet dem
arlament, aber insbesondere dem Kanzleramt zu –,

als „abwegig“ zurück.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


h zitiere weiter:

„Wenn sich Saudi-Arabien auf eine Auseinander-
setzung mit dem Iran vorbereiten würde, dann si-
cherlich nicht mit Panzern“, sagte der Nahostex-
perte dem Tagesspiegel.

Dafür gibt er eine relativ einfache Erklärung: Es gibt
eine Landverbindung zwischen Saudi-Arabien und dem
an. Dazwischen liegt der Irak. Deswegen ist die Kritik
erechtigt. Sie müssen im Zweifel damit rechnen, dass
ie infrage stehenden Panzer nicht zur Verteidigung der
icherheit Israels eingesetzt werden, sondern innenpoli-
sch oder bei den Nachbarn zur Unterdrückung der De-
okratiebewegung. Genau das findet dort statt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Waffen, die Sie liefern wollen, bedrohen nicht
en Iran, sondern die Demokratiebewegung. Sie schüt-
en nicht Israel, sondern ein feudales Herrscherhaus. Sie
efährden im Zweifel – das will ich deutlich sagen – ir-
endwann auch uns; denn wir im Westen wissen aus der
ergangenheit – die amerikanische Außenpolitik wurde
ach dem Motto „Der Teufel, den wir kennen, ist besser
ls der, den wir nicht kennen“ betrieben –, dass so etwas
chnell schiefgehen kann. Zuerst Waffen und dann Bun-
eswehrsoldaten in Friedens- oder Kriegseinsätze zu
chicken, die unter anderem dazu dienen, den Betreffen-
en die Waffen wieder abzunehmen, das ist keine beson-
ers kluge Außenpolitik. Sie ist gefährlich für unsere
oldatinnen und Soldaten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie machen das, entweder weil Sie vor der Rüstungs-
bby eingeknickt sind oder weil Sie vor den Vereinigten
taaten eingeknickt sind, weil Sie sich nach Ihrem De-
aster in der Libyen-Debatte im UN-Sicherheitsrat zu-
ckkaufen wollten. Beides wären keine Gründe für eine

ouveräne Entscheidung einer Bundesregierung. Es hat
as deutsche Parlament zu interessieren, ob unsere Re-





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

gierung souverän entscheiden kann oder ob sie dem
Druck – von wem auch immer – weicht und solchen An-
fragen stattgibt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712113400

Herr Kollege Gabriel, gestatten Sie eine Zwischen-

frage des Kollegen Uhl?


Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712113500

Selbstverständlich.


Dr. Hans-Peter Uhl (CSU):
Rede ID: ID1712113600

Herr Kollege Gabriel, Sie fordern eine Parlamentsde-

batte über einen Rüstungsexport im Vorfeld von Ver-
tragsverhandlungen


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wissen wir doch gar nicht!)


bzw. von Vorvertragsverhandlungen.


(Michael Groschek [SPD]: Werden Sie mal konkret!)


Können Sie sich erinnern, ob es in der siebenjährigen
Amtszeit von Gerhard Schröder auch nur einen einzigen
Fall gegeben hat, in dem dieses Parlament vor Beginn
von Vertragsverhandlungen über irgendeinen Rüstungs-
export in irgendein Land eine solche Debatte geführt
hat? Wenn Sie das bejahen, nennen Sie mir bitte den
Ausgang der betreffenden Vertragsverhandlungen. Oder
geben Sie zu, dass das betreffende Geschäft hätte schei-
tern müssen?


Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712113700

Herr Kollege Uhl, wenn ich das richtig weiß – –


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Dr. Uhl!)


– Herr Dr. Uhl! Vielen Dank, dass der Vorsitzende der
CDU/CSU-Fraktion darauf hinweist, dass es sich dies-
mal um Herrn Dr. Uhl handelt.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


– Da müssen Sie sich bei Ihrem Kollegen bedanken.

Herr Dr. Uhl, die Antwort auf die Frage ist ganz ein-
fach: Ihre Regierung verstößt gerade gegen die eigenen
Richtlinien für den Rüstungsexport.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Wo denn?)


Deshalb muss man darüber diskutieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn eine Regierung das nicht tut, dann braucht das
Parlament auch nicht darüber zu diskutieren. Das ist
doch das Problem.


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(C (D (Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist doch keine Antwort! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Die Frage war, warum so etwas in der Vergangenheit
icht öffentlich im Parlament diskutiert worden ist. Die
ntwort darauf ist: Weil sich die Regierung an die Richt-
nien gehalten hat. Sie tun das nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die von Herrn Kiesewetter zitierten Richtlinien für
en Rüstungsexport sind doch unter Rot-Grün geändert
nd verschärft worden. Es wurde die Einhaltung der
enschenrechte als zentraler Parameter dafür einge-
hrt, ob man Rüstungsgüter exportieren darf oder nicht.
ir müssen darüber reden, wenn Sie das heute anders

ehen.

Übrigens ist es doch ein Treppenwitz, wenn jetzt so
etan wird, als gäbe es keine Entscheidung und deshalb
ürfe das Parlament nicht darüber reden. Ganz Deutsch-
nd redet darüber. Wenn wir nicht darüber reden, dann
erstärken Sie noch den Eindruck, den es draußen so-
ieso schon gibt, nämlich dass wir uns hier mit allem
öglichen, nur nicht mit dem beschäftigen, was die

eute interessiert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir können Sie nur eindringlich auffordern, die Ge-
ehmigung zur Ausfuhr entweder zurückzuziehen oder,
enn sie noch nicht endgültig gefallen ist, nicht zu ertei-
n. Kommen Sie zum außenpolitischen Konsens, der
nge Zeit in Deutschland galt, zurück und beenden Sie
ie Irrfahrt, mit der Sie unserem Land in Europa und auf
ternationaler Ebene die Zusammenarbeit erschweren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie der Lieferung von 200 Kampfpanzern nach
audi-Arabien zustimmen, dann überschreiten Sie ein-
eutig den Rubikon und verlassen den Pfad einer werte-
ebundenen Außenpolitik. Sie versagen in einer histori-
chen Situation, in der Deutschland und Europa die
emokratiebewegungen unterstützen müssen, aber nicht
udale Herrscherhäuser, die bereit sind, diese zu unter-

rücken.


(Beifall der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deswegen werden Sie dazu unsere Zustimmung nicht
ekommen und auch nicht die, so glaube ich, der Öffent-
chkeit. Stoppen Sie diese Irrfahrt, die Sie begonnen ha-
en! Sie tun sich, dem Land und Nordafrika einen Gefal-
n.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712113800

Das Wort zu einer Kurzintervention erteile ich Kolle-

gen Stinner.


Dr. Rainer Stinner (FDP):
Rede ID: ID1712113900

Vielen Dank, Herr Präsident. – Herr Gabriel, ich bin

Ihnen sehr dankbar, dass Sie den Kollegen Hans-Peter
Uhl hier identifiziert haben, damit nicht die Gefahr be-
steht, dass er mit Ihrem ehemaligen Bundestagskollegen
Hans-Jürgen Uhl, der VW-Betriebsrat war und wegen
Lustreisen aus der IG Metall und der SPD ausgetreten
ist, verwechselt wird.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh!)


Wir legen Wert darauf, dass keine Verwechslung ge-
schieht.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das peinlich! – Weitere Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


– Ich habe mit der „Uhlerei“ nicht angefangen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, Herr Kauder!)


Da Sie, Herr Gabriel, mich als Kronzeugen für Ihre
Politik herangezogen haben, möchte ich Ihnen sehr deut-
lich sagen, was ich hierzu ausgeführt habe. Ich habe Ih-
nen erstens vorgeworfen, dass ich es als unerträglich
empfinde, in welcher Weise sich Ihre Partei von langjäh-
rigem Regierungsverhalten verabschiedet hat, und dass
das in starkem Widerspruch zu dem steht, was Sie selbst
jahrelang gemacht haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich habe Ihnen zweitens vorgeworfen, dass Sie es als
Regierungspartei abgelehnt haben, die Geheimhaltungs-
pflicht des BSR aufzuheben.

Ich habe Ihnen drittens vorgeworfen, dass Sie in Ihrer
Amtszeit in erheblichem Umfang Kriegswaffen – es wa-
ren keine Spielzeuge, Frau Keul – nach Saudi-Arabien
geliefert haben. Sie haben im Jahr 2008, als Herr
Steinmeier und Frau Wieczorek-Zeul im Bundessicher-
heitsrat waren, die Rüstungslieferungen nach Saudi-Ara-
bien mehr als verdreifacht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Aha! Ihr Heuchler!)


Es ist völlig unredlich, diese Bundesregierung zu einem
Exportmonster zu stilisieren.

Ich bin viertens in keiner Weise auf den Inhalt der
eventuell vorhandenen Entscheidung eingegangen. Ich
habe nur gesagt, dass ich davon ausgehe, dass diese Bun-
desregierung, falls es eine solche Entscheidung gegeben
haben sollte, mit großer Sicherheit das Pro und Kontra in
großer Verantwortung abgewogen hat. Ich kann Ihnen,
Herr Gabriel, sagen: Ich habe diesbezüglich in diese

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(C (D undesregierung ein viel größeres Vertrauen, als ich es frühere Bundesregierungen gehabt habe. Ich habe dann allerdings gesagt, Herr Gabriel: Da diees Thema in der Öffentlichkeit breit diskutiert wird, äre es sinnvoll, wenn die Bundesregierung in einer für ie geeigneten Form politisch auf diese Dinge eingeht. Es kann nicht sein, dass Sie von den drei Oppositionsaktionen in Anträgen hier und heute fordern, dass wir Deutschen Bundestag einzelne Rüstungsgeschäfte erabschieden. Das kann doch nicht wahr sein. err Gabriel, jeder, der in diesem Hause irgendwann inmal Regierungsverantwortung anstrebt – das tun Sie ffensichtlich –, kann einen solchen Antrag nicht stellen, eil durch ihn die Handlungsfähigkeit einer jeden Bunesregierung beeinträchtigt wäre. Kollege Gabriel, Sie haben Gelegenheit zur Reaktion. (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es reicht, wenn Sie sich entschuldigen! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712114000


Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712114100

Herr Präsident! Herr Kollege, erstens neige ich in der

at nicht dazu, Menschen zu verwechseln. Trotzdem
anke ich für die qualifizierte Einführung in die Na-
enskunde.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt mal zur Sache!)


Zweitens. Ich wiederhole ausdrücklich: Der Unter-
chied zwischen dem Handeln der von Ihnen getragenen
egierung und dem früherer Regierungen von SPD und
rünen ist, dass wir uns an die Exportrichtlinien gehal-
n haben


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Woher wissen Sie denn das?)


nd dass wir – wie übrigens Herr Dr. Kohl und andere
egierungschefs – 30 Jahre lang, wenn Saudi-Arabien
anzer wollte, immer Nein gesagt haben.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kohl nicht! Der hat Ja gesagt!)


Nach meinem Kenntnisstand hat sich damals Herr
öllemann noch darüber beklagt, dass es zu keiner Lie-
rung gekommen ist.


(Otto Fricke [FDP]: Und bei anderen Dingen, anderen Waffen nach Saudi-Arabien?)


Herr Kollege Fricke, ich kann nichts dafür, dass ich
tzt die Chance habe, zu antworten. Das ist in der Ge-

chäftsordnung so vorgesehen. Deshalb müssen Sie das
tzt ertragen.





Sigmar Gabriel


(A) )


)(B)

Wir – auch Sie – haben uns 30 Jahre lang daran gehal-
ten, keine Panzer nach Saudi-Arabien zu liefern, weil
das durchaus einen qualitativen Unterschied macht. Das
haben wir auf allen Straßen und Plätzen, wo es Demo-
kratiebewegungen gegeben hat, gesehen.

Drittens. Ich hoffe, dass Sie hier nicht Ihr eigenes In-
terview dementieren; denn dort heißt es – ich zitiere –:

Die Kanzlerin und die beteiligten Minister können
sich dann nicht mehr schablonenhaft hinter das
Schild „geheim“ stellen.

Ich finde, Sie haben recht, Herr Kollege; das tun die Da-
men und Herren der Regierung aber weiterhin.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Um es noch einmal deutlich zu sagen: Wir diskutieren
hier nicht darüber, ob es Rüstungsexporte gibt oder
nicht. Das könnten wir tun. Es gibt gute und weniger
gute Gründe dafür, darüber zu reden bzw. es zu verbie-
ten. Vielmehr reden wir über einen ganz konkreten Fall
und über die daraus entstehenden Konsequenzen für die
Demokratiebewegung im Nahen Osten und am Golf.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir diskutieren auch nicht darüber, ob der Deutsche
Bundestag Rüstungsexporte im Einzelfall genehmigen
soll oder nicht.


(Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Doch!)


Das steht auch nicht in unserem Antrag, sondern dort
steht, dass, wenn eine positive Entscheidung gefallen ist,
wir dies wissen wollen.

Übrigens halte ich es im Zeitalter des Internets für re-
lativ schwierig, zu glauben, dass man irgendwohin Pan-
zer liefern kann und keiner, wenn dann die Leos durch
Saudi-Arabien fahren, fragt, woher die kommen. Wenn
Sie solche Geschäfte machen, dann können Sie davon
ausgehen, dass man das zurückverfolgen kann. Wenn
eine Regierung sagt: „Ja, wir stehen dazu, wir haben in
einer Güterabwägung entschieden, diesem Export zuzu-
stimmen“, warum soll man das in diesem positiven Fall
nicht von vornherein der deutschen Öffentlichkeit und
dem Parlament zur Kenntnis geben? Erklären Sie mir
das einmal!

Wenn Ihr Argument ist: „Warum habt ihr das früher
nicht selber gemacht?“, dann würde ich sagen: Sie haben
recht, das hätten wir machen sollen. – Dann machen wir
es doch bitte jetzt gemeinsam, da wir merken, dass das
notwendig ist.


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Nein!)


Das ist doch ganz einfach.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eines ist doch klar: Wenn man uns oder Sie fragt, ob
wir immer alles richtig gemacht haben, dann sagen wir
oft: Natürlich haben wir immer alles richtig gemacht.

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(C (D leichzeitig tun wir so, als hätten alle anderen immer als falsch gemacht. Das glauben wir noch nicht einmal Parlament. Warum sollen die Menschen draußen das lauben? Von daher finde ich die Situation relativ einfach. Sie hren hier eine Debatte über eine werteund interessen eleitete Außenpolitik. Darüber wollen wir reden. Wir ollen die Begründung dafür hören, warum Sie sich in iesem Fall für Ihre anscheinend vorhandenen Interessen ntschieden haben und gegen die von Ihnen mit großem athos an diesem Rednerpult vertretenen Werte. Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. Darauf hat die deutsche Öffentlichkeit einen An pruch, und nur darüber wollen wir diskutieren und entcheiden. Ihre Regierung drückt sich vor dieser Debatte. as erleben wir heute zum zweiten Mal. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712114200
Sigmar Gabriel (SPD):
Rede ID: ID1712114300


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712114400

Liebe Kolleginnen und Kollegen, zwei Zwischenbe-

erkungen: Erstens. Auf Kurzinterventionen kann man
icht mit einer weiteren Kurzintervention reagieren.
onst würden wir in eine eigentümliche, unübersichtli-
he Debatte geraten.

Zweitens zu dem Namensstreit, da ich ein ganz klein
enig beteiligt war. Das gibt es ja, dass einem im Mo-
ent ein Name nicht einfällt. Deswegen habe ich dem
ollegen Gabriel vorgesagt: Uhl. – Daraufhin hat der
raktionsvorsitzende der CDU/CSU gerufen: Dr. Uhl! –
arauf hat Kollege Gabriel reagiert. Das geschah nicht
einer beleidigenden Absicht.


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Nein! – Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Das war sehr ironisch!)


r hat damit lediglich auf den Zwischenruf „Dr. Uhl!“
agiert. Ich sage das nur, damit wir bei aller Polemik

icht an der falschen Stelle eine Schärfe vermuten.

Jetzt erlaube ich mir, zur Beruhigung der Emotionen
as von den Schriftführerinnen und Schriftführern ermit-
lte Ergebnis der beiden namentlichen Abstimmun-
en mitzuteilen.

Zunächst zum Ergebnis der namentlichen Abstim-
ung zur Beschlussempfehlung des Auswärtigen Aus-

chusses zur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter
eutscher Streitkräfte an der UNAMID-Mission auf
rundlage der Resolution 1769 (2007) des Sicherheits-
tes der Vereinten Nationen vom 31. Juli 2007 und Fol-

eresolutionen: Abgegebene Stimmen 554. Mit Ja haben
estimmt 490, mit Nein haben gestimmt 63, Enthaltun-
en 1. Die Beschlussempfehlung ist angenommen.





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 554;
davon

ja: 490
nein: 63
enthalten: 1

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann
Ingrid Fischbach
Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Michael Frieser
Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk
Ingo Gädechens
Dr. Thomas Gebhart
Norbert Geis
Alois Gerig
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer

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anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
lorian Hahn
rgen Hardt
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
elmut Heiderich
echthild Heil
rsula Heinen-Esser
rank Heinrich
udolf Henke
ichael Hennrich
rgen Herrmann
nsgar Heveling
rnst Hinsken
eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
arl Holmeier
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
homas Jarzombek
ieter Jasper
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
oderich Kiesewetter
wa Klamt
olkmar Klein
xel Knoerig
ns Koeppen
anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
homas Kossendey
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
ünter Lach
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
lrich Lange
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
r. Ursula von der Leyen
gbert Liebing
atthias Lietz

atricia Lips
r. Jan-Marco Luczak
r. Michael Luther
arin Maag
r. Thomas de Maizière
ans-Georg von der Marwitz
ndreas Mattfeldt
tephan Mayer (Altötting)


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r. Michael Meister
aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller
r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
r. Michael Paul
ita Pawelski
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
eatrix Philipp
onald Pofalla
hristoph Poland
uprecht Polenz
ckhard Pols
homas Rachel
r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
sef Rief
hannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif
hannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
ernd Siebert
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hannes Singhammer
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
ero Storjohann
tephan Stracke
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(Hildesheim)





(A) )

Hans-Joachim Hacker
Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Hubertus Heil (Peine)

Rolf Hempelmann
Dr. Barbara Hendricks
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Frank Hofmann (Volkach)

Dr. Eva Högl
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Johannes Kahrs
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe (Leipzig)

Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel (Berlin)

Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Johannes Pflug
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Marlene Rupprecht


(Tuchenbach)

Axel Schäfer (Bochum)

Bernd Scheelen
Marianne Schieder


(Schwandorf)

Werner Schieder (Weiden)

Ulla Schmidt (Aachen)

Silvia Schmidt (Eisleben)

Carsten Schneider (Erfurt)

Ottmar Schreiner

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wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
rank Schwabe
r. Martin Schwanholz
tefan Schwartze
ita Schwarzelühr-Sutter
r. Carsten Sieling
onja Steffen
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r. Frank-Walter Steinmeier
hristoph Strässer
erstin Tack
r. h. c. Wolfgang Thierse
ranz Thönnes
olfgang Tiefensee
üdiger Veit
te Vogt
r. Marlies Volkmer
ndrea Wicklein
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

agmar Ziegler
anfred Zöllmer
rigitte Zypries

DP

ns Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
elga Daub
einer Deutschmann
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans
ainer Erdel
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lrike Flach
tto Fricke
aul K. Friedhoff
r. Edmund Peter Geisen
r. Wolfgang Gerhardt
ans-Michael Goldmann
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r. Christel Happach-Kasan
einz-Peter Haustein
anuel Höferlin

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irgit Homburger
r. Werner Hoyer
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r. Lutz Knopek
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r. Heinrich L. Kolb
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atrick Kurth (Kyffhäuser)

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hristian Lindner
r. Martin Lindner (Berlin)

ichael Link (Heilbronn)

r. Erwin Lotter
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etra Müller (Aachen)

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r. Martin Neumann

(Lausitz)

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ans-Joachim Otto

(Frankfurt)


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r. Christiane Ratjen-
Damerau
r. Birgit Reinemund
r. Peter Röhlinger
r. Stefan Ruppert
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rank Schäffler
hristoph Schnurr
mmy Schulz
arina Schuster
r. Erik Schweickert
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r. Max Stadler
orsten Staffeldt
r. Rainer Stinner
tephan Thomae
lorian Toncar
erkan Tören
hannes Vogel

(Lüdenscheid)

r. Daniel Volk
r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)


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arieluise Beck (Bremen)

olker Beck (Köln)

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r. Thomas Gambke
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(C (D ritta Haßelmann ettina Herlitzius riska Hinz r. Anton Hofreiter ärbel Höhn we Kekeritz atja Keul ven-Christian Kindler aria Klein-Schmeink te Koczy om Koenigs liver Krischer gnes Krumwiede ritz Kuhn tephan Kühn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar obias Lindner icole Maisch gnes Malczak rzy Montag erstin Müller eate Müller-Gemmeke grid Nestle r. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann Ott isa Paus rigitte Pothmer abea Rößner laudia Roth rista Sager anuel Sarrazin lisabeth Scharfenberg hristine Scheel r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt ill Seiler orothea Steiner r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe arkus Tressel rgen Trittin aniela Wagner olfgang Wieland r. Valerie Wilms ein IE LINKE n van Aken gnes Alpers r. Dietmar Bartsch erbert Behrens arin Binder atthias W. Birkwald hristine Buchholz va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm eidrun Dittrich Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )





(A) )


Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach

Norbert Geis
Alois Gerig

Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann

Thomas Kossendey
Michael Kretschmer

Dietrich Monstadt
Marlene Mortler

Henning Otte
Dr. Michael Paul
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Dr. Reinhard Brandl
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Cajus Caesar
Gitta Connemann
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist

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anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
lorian Hahn
rgen Hardt
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
elmut Heiderich
echthild Heil
rsula Heinen-Esser
rank Heinrich
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ichael Hennrich
rgen Herrmann

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unther Krichbaum
r. Günter Krings
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
ünter Lach
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
atharina Landgraf
lrich Lange
r. Max Lehmer
aul Lehrieder

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r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
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homas Rachel
r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
Manfred Behrens (Börde)

Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Wolfgang Börnsen

Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Ute Granold
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe

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anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek

Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald

(Reutlingen) Eberhard Gienger Roderich Kiesewetter Dr. Gerd Müller

Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Katja Kipping

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Nun zum Ergebnis der zweit
mung zur Beschlussempfehlun
schusses zu dem Antrag der B
Titel „Beteiligung bewaffneter

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 550;
davon

ja: 487
nein: 62
enthalten: 1

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Thomas Bareiß
Norbert Barthle

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arald Koch
n Korte
atrin Kunert
aren Lay
alph Lenkert
ichael Leutert
lla Lötzer
r. Gesine Lötzsch
homas Lutze
ornelia Möhring
ornelia Möller
iema Movassat
olfgang Nešković

etra Pau

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en namentlichen Abstim-
g des Auswärtigen Aus-
undesregierung mit dem
deutscher Streitkräfte an

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grid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)


(KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser

rich G. Fritz
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
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r. Thomas Gebhart

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aul Schäfer (Köln)

ichael Schlecht
r. Ilja Seifert
athrin Senger-Schäfer
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r. Petra Sitte
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lexander Süßmair
r. Kirsten Tackmann
rank Tempel

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er von den Vereinten Natione
ion im Südsudan“: abgegeben
aben gestimmt 487, mit Nein
altungen 1. Die Beschlussemp

nsgar Heveling
rnst Hinsken
eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
arl Holmeier
ranz-Josef Holzenkamp
nette Hübinger
homas Jarzombek
ieter Jasper
r. Egon Jüttner
artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


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(C (D athrin Vogler hanna Voß ahra Wagenknecht alina Wawzyniak arald Weinberg atrin Werner rn Wunderlich abine Zimmermann nthalten PD etra Hinz n geführten Friedensmise Stimmen 550. Mit Ja haben gestimmt 62, Entfehlung ist angenommen. r. Ursula von der Leyen gbert Liebing atthias Lietz r. Carsten Linnemann atricia Lips r. Jan-Marco Luczak r. Michael Luther arin Maag r. Thomas de Maizière ans-Georg von der Marwitz ndreas Mattfeldt tephan Mayer r. Michael Meister aria Michalk r. h. c. Hans Michelbach r. Mathias Middelberg hilipp Mißfelder Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )





(A) )

Josef Rief
Johannes Röring
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht (Weiden)

Anita Schäfer (Saalstadt)

Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt (Fürth)

Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Nadine Schön (St. Wendel)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Erika Steinbach
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg (Hamburg)

Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Dagmar Wöhrl
Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

SPD

Ingrid Arndt-Brauer

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r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
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abine Bätzing-Lichtenthäler
irk Becker
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erd Bollmann
laus Brandner
ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


delgard Bulmahn
arco Bülow

etra Crone
artin Dörmann

lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
ebastian Edathy
go Egloff

iegmund Ehrmann
etra Ernstberger
arin Evers-Meyer
lke Ferner
abriele Fograscher
r. Edgar Franke
agmar Freitag
igmar Gabriel
ichael Gerdes
artin Gerster
is Gleicke
ünter Gloser
lrike Gottschalck
ichael Groschek
ichael Groß
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
ustav Herzog
abriele Hiller-Ohm
rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl
hristel Humme
sip Juratovic
liver Kaczmarek
hannes Kahrs
lrich Kelber
ars Klingbeil
ans-Ulrich Klose
r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

ritz Rudolf Körper
icolette Kressl
ngelika Krüger-Leißner
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

teffen-Claudio Lemme
urkhard Lischka
abriele Lösekrug-Möller
irsten Lühmann
aren Marks

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r. Matthias Miersch
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r. Rolf Mützenich
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ietmar Nietan
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r. Wilhelm Priesmeier
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r. Sascha Raabe
echthild Rawert

tefan Rebmann
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

arlene Rupprecht

(Tuchenbach)

xel Schäfer (Bochum)

ernd Scheelen
arianne Schieder

(Schwandorf)

erner Schieder (Weiden)

lla Schmidt (Aachen)

ilvia Schmidt (Eisleben)

arsten Schneider (Erfurt)

ttmar Schreiner
wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
rank Schwabe
r. Martin Schwanholz
tefan Schwartze
ita Schwarzelühr-Sutter
r. Carsten Sieling
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r. Frank-Walter Steinmeier
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r. Marlies Volkmer
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r. Dieter Wiefelspütz
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(Wolmirstedt)

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anfred Zöllmer
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hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
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(Lausitz)


(Frankfurt)





(A) )


Birgitt Bender
Ekin Deligöz

Tabea Rößner
Claudia Roth (Augsburg)


Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke

Kathrin Vogler
Sahra Wagenknecht
Katja Dörner
Harald Ebner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Priska Hinz (Herborn)

Dr. Anton Hofreiter
Bärbel Höhn

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Nun setzen wir die Debatte f
Lindner für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowi der CDU/CSU – Zuruf von kommt Dr. Leo Lindner!)


Dr. Martin Lindner (Berlin)

Herzlichen Dank – Herr Prä

Meine Herren! Kollege Gabrie
batten über interessengeleitete A
len, dann müssen Sie entspre
Stattdessen haben Sie ganz bi
schon seit 1955 im Bereich d
sind, uns heute hier mithilfe vo
legen.

Seit 1955, in ununterbrochen
Gelb, Rot-Gelb, Rot-Grün, egal
wurden solche Fragen immer
entschieden, und da gehören sie
exekutives Handeln.


(Beifall bei der FDP un rista Sager anuel Sarrazin lisabeth Scharfenberg hristine Scheel r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt ill Seiler orothea Steiner r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele D A D H D D A U D K H ort. Das Wort hat Martin e bei Abgeordneten der LINKEN: Jetzt sident! Verehrte Damen! l, wenn Sie mit uns Deußenpolitik führen wol chende Anträge stellen. llig versucht, Dinge, die er Exekutive angesiedelt n Verfahrenstricks vorzu er Tradition – Schwarzwie die Regierung hieß –, im Bundessicherheitsrat auch hin. Das ist streng d der CDU/CSU)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1712114500

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r. Gregor Gysi
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r. Rosemarie Hein
r. Barbara Höll
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lla Jelpke
r. Lukrezia Jochimsen
atja Kipping
arald Koch

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as müssten auch Sie bei einer
ieses komplexen, schwierigen
n.

Bei der Beurteilung, was de
nd außenpolitischen Interesse
ich das vorstellen; Sie waren j
ierungsverantwortung – eine R
cksichtigen. Wir haben hier

iskutiert. Saudi-Arabien ist ei
egen den Terrorismus. Wir
icht aussuchen, wie wir es in
ge sagte: wo alles nur grau ist
ein Weiß gibt – gerne hätten. S
der außen- und sicherheitsp

tanden, wissen ganz genau, da
enhang bestimmte Dinge erf
chtendienstliche Entwicklung
eht nicht im Deutschen Bunde
oth, ist typischerweise exeku
uss es auch in Zukunft bleiben


(Beifall bei der FDP un (D alina Wawzyniak arald Weinberg atrin Werner rn Wunderlich abine Zimmermann nthalten PD etra Hinz ernsthaften Betrachtung Gegenstandes konzedie n deutschen sicherheitsn dient, ist – Sie können a erst vor kurzem in Reeihe von Fragen zu be vor zwei Tagen darüber n Partnerland im Kampf können uns nun einmal dieser Region – ein Kol, wo es kein Schwarz und ie, der Sie hier jahrelang olitischen Verantwortung ss man in diesem Zusamährt und dass man nachen auszuwerten hat. Das stag. Das, Frau Kollegin tives Handeln, und das . d der CDU/CSU)

Christoph Schnurr
Jimmy Schulz
Marina Schuster
Dr. Erik Schweickert
Werner Simmling
Judith Skudelny
Joachim Spatz
Dr. Max Stadler
Torsten Staffeldt
Dr. Rainer Stinner
Stephan Thomae
Florian Toncar
Serkan Tören
Johannes Vogel


(Lüdenscheid)

Dr. Daniel Volk
Dr. Guido Westerwelle
Dr. Claudia Winterstein
Dr. Volker Wissing
Hartfrid Wolff (Rems-Murr)


BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm

Uwe Kekeritz
Katja Keul
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede
Fritz Kuhn
Stephan Kühn
Renate Künast
Markus Kurth
Undine Kurth (Quedlinburg)

Monika Lazar
Tobias Lindner
Nicole Maisch
Agnes Malczak
Jerzy Montag
Kerstin Müller (Köln)

Beate Müller-Gemmeke
Ingrid Nestle
Dr. Konstantin von Notz
Omid Nouripour
Friedrich Ostendorff
Dr. Hermann Ott
Lisa Paus
Brigitte Pothmer

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(Cr. Harald Terpe arkus Tressel rgen Trittin aniela Wagner olfgang Wieland r. Valerie Wilms ein IE LINKE n van Aken gnes Alpers r. Dietmar Bartsch erbert Behrens arin Binder atthias W. Birkwald hristine Buchholz va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm eidrun Dittrich erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst Jan Korte Katrin Kunert Caren Lay Ralph Lenkert Ulla Lötzer Dr. Gesine Lötzsch Thomas Lutze Cornelia Möhring Kornelia Möller Niema Movassat Wolfgang Nešković Petra Pau Jens Petermann Richard Pitterle Ingrid Remmers Paul Schäfer Michael Schlecht Dr. Ilja Seifert Kathrin Senger-Schäfer Raju Sharma Dr. Petra Sitte Kersten Steinke Sabine Stüber Alexander Süßmair Dr. Kirsten Tackmann Frank Tempel Dr. Martin Lindner )





(A) )

Sie haben das unter der rot-grünen Regierung sogar
noch verstärkt. Vor diesem Hintergrund handeln Sie mit
Ihren Anträgen – im Zivilrecht würde man sagen: venire
contra factum proprium – gegen Ihre eigenen Vorstellun-
gen und gegen Ihr eigenes damaliges Regierungshan-
deln. Das erlaubt natürlich schon die Frage, ob das nicht
ein Stück weit Heuchelei ist, was Sie heute hier aufge-
führt haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Offensiv klingt anders!)


Wenn man ein bisschen Exegese der Ereignisse der
letzten 10, 15 Jahre betreibt – weiter muss man gar nicht
zurückgehen –, dann kommt man zu einem Artikel von
RP Online vom 4. Juli 2000.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war vor elf Jahren!)


Da wird berichtet – ich zitiere –:

Der Bundessicherheitsrat hat nach Informationen
des Hamburger Magazins „Stern“ der Lieferung
von 1.200 Panzerfäusten an Saudi-Arabien zuge-
stimmt.

Als ob das Waffen wären, Kollege Gabriel, die weniger
geeignet wären, im Kampf gegen Aufständische einge-
setzt zu werden,


(Sigmar Gabriel [SPD]: Vor allem gegen Panzereinsätze!)


als ein 4 mal 7 Meter großer Panzer! Da ist die Heuche-
lei schon erkennbar.

Weiter heißt es:

Gegen den Rüstungsexport hätten Bundesaußen-
minister Joschka Fischer von den Grünen und Ent-
wicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-
Zeul von der SPD gestimmt.

Nicht bekannt wurde, dass die beiden anschließend aus
der Regierung ausgeschieden wären; vielmehr sind sie
selbstverständlich, wie es bei Ihnen Tradition war, an ih-
ren Sesseln kleben geblieben. Sie haben so geredet, aber
so gehandelt.

Dann heißt es weiter:

Das Bundespresseamt wollte zu dem Bericht
ebenso wie Auswärtiges Amt und Bundeskanzler-
amt keinerlei Kommentar abgeben. Eine Sprecherin
des Bundespresseamts verwies nur darauf, dass die
Sitzungen des Bundessicherheitsrats strikter Ge-
heimhaltung unterliegen.

Sie haben damals genauso gehandelt, wie Sie es uns
heute mit großem Pathos und im Brustton der Empörung
vorhalten. Das ist Heuchelei und nichts anderes.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie entlarven sich selber.

Etwas weiter hinten heißt es:

Im Herbst vorigen Jahres





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(C (D das war 1999 – waren trotz der Geheimhaltungsvorschriften Einzelheiten der Entscheidung des Bundessicherheitsrats unter Rot-Grün – über die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Türkei an die Öffentlichkeit gelangt. (Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


nd das, obwohl Sie, Frau Kollegin Roth, auf jedem
arteitag immer wieder betont haben, dass Kampfpanzer
wegen der schwierigen Lage der Kurden – nicht in die
ürkei geliefert werden dürften.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die sind nicht geliefert worden!)


ie haben schon immer geheuchelt und setzen das heute
ier fort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Was den Leopard 2 angeht: Im Jahr 1981 gab es dies-
ezügliche Anfragen an Helmut Schmidt. Da heißt es
981 im Spiegel:

Der König aus dem Morgenland zeigte Verständnis
für den deutschen Kanzler. Als der saudiarabische
Herrscher Chalid Ibn Abd el-Asis im vergangenen
Juni in Bonn einen Staatsbesuch abstattete, bat
Helmut Schmidt in einem Gespräch unter vier Au-
gen den Gast, er möge sich mit seinem Wunsch
nach deutschen Waffen noch ein wenig gedulden –
bis nach dem 5. Oktober, dem Tag der Bundestags-
wahl.

Erzählen Sie uns doch nicht, dass das nicht auch
hema war. Ihre Bundesregierung hat das damals ge-
auso abgelehnt wie entsprechende Anfragen an die Re-
ierung Kohl in der Zeit zwischen 1990 und 1992, und
war wegen der Intervention Israels und wegen nichts
nderem. Dieser Grund ist jetzt weggefallen. Deswegen
ann man nunmehr zu einer anderen Lagebeurteilung
ommen. Als ernsthafte Oppositionsfraktion müssen Sie
och konzedieren, dass man bei solch schwierigen Ent-
cheidungen nicht einfach nur schwarz-weiß malen und
o tun kann, als sei alles wahninnig einfach. Sie haben in
hnlichen Situationen doch auch gerungen, und Sie ka-
en auch zu Ergebnissen, die nicht auf den Marktplät-

en der Republik ausgetragen wurden. Das muss man
och realistisch betrachten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Ganze geht noch weiter: Es kam zu den Panzer-
eferungen an Katar; da saßen Sie, Kollege Steinmeier,

Bundessicherheitsrat. Es wurden zumindest Voranfra-
en gestellt, die – den vorliegenden Presseinformationen
ufolge – nur im Hinblick auf Israel möglicherweise an-
ers beschieden wurden.

Ich sage Ihnen in aller Ernsthaftigkeit: Man kann in
ieser Frage – bei Vorliegen aller Fakten; aber diese Fak-
n liegen ja nur neun Mitgliedern des Hauses vor – im





Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

Ergebnis möglicherweise zu einer anderen Betrach-
tungsweise kommen. Man kann sicherlich aber auch zu
dem Ergebnis kommen, dass es im Interesse der Bundes-
republik Deutschland war oder ist, solche Waffen in
diese Region, an dieses Land zu liefern.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712114600

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1712114700

Ich warne Sie ganz klar: Sie sind im Moment in der

Opposition.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Moment ja!)


Wenn Sie in diesem Land irgendwann einmal wieder
Verantwortung übernehmen wollen,


(Elke Ferner [SPD]: Sehr bald!)


werden Sie in diesen Fragen höchstwahrscheinlich eine
sehr harte und unangenehme Bekanntschaft mit der Rea-
lität machen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712114800

Das Wort zu zwei Kurzinterventionen erteile ich zu-

nächst Gregor Gysi und dann Claudia Roth.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712114900

Herr Präsident! Herr Lindner, ich habe Ihnen genau

zugehört. Wissen Sie, was mich unheimlich stört? Sie
diskutieren über die Frage der Geheimhaltung, darüber,
wie das früher war, und haben im Übrigen gar nicht be-
griffen, dass es den Kalten Krieg gar nicht mehr gibt und
dass eine neue Zeit angebrochen ist. Abgesehen davon
erklären Sie sich nicht mit einem Satz dazu, ob es nun
richtig oder falsch ist, 200 Panzer an das Herrschafts-
haus Saudi-Arabien zu liefern, in ein Land, in dem die
reichen Familien al-Qaida bezahlen und das die Demo-
kratiebewegung im Nachbarland zusammenschießt.
Kein einziger Satz dazu! Sagen Sie doch einmal, ob Sie
dafür oder dagegen sind, damit hier im Parlament mal
Klarheit herrscht!


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine zweite Bitte. Frau Bundeskanzlerin – jetzt sind
Sie da –, nichts gegen Herrn Nüßlein, aber ich finde, Sie
könnten dessen Redezeit von sechs Minuten überneh-
men und sagen, welche Ziele Sie in der Außenpolitik ei-
gentlich verfolgen.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712115000

Bitte schön, Kollegin Roth.

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(C (D Claudia Roth EN)

Ich habe mich zu einer Kurzintervention gemeldet,

eil Herr Dr. Lindner mit flotter Zunge von „Heuchelei“
eredet hat. Ich würde Sie, wenn Sie anderen Heuchelei
orwerfen, darum bitten, sich an die Wahrheit zu halten.
ahr ist: Es gab einen Konflikt in der rot-grünen Koali-

on über geplante Panzerlieferungen an die Türkei.
ahr ist aber auch, dass es aufgrund genau dieser Aus-

inandersetzung zu einer Neuverhandlung der Rüstungs-
xportrichtlinien gekommen ist, dass der Kollege Gernot
rler für die SPD-Fraktion und die Kollegin – ich – für
ie grüne Fraktion mit der Bundesregierung verhandelt
aben.

In diesen Verhandlungen wurden die Rüstungsexport-
chtlinien verändert und restriktiver gefasst. Unter ande-
m wurde ein Menschenrechtskriterium in den Rüs-
ngsexportrichtlinien verankert, das es nachgerade

nmöglich macht, dass Panzer an Saudi-Arabien gelie-
rt werden. Es wurde ein Kriterium verankert, das es

achgerade unmöglich macht, Waffen bzw. Rüstungsex-
ortgüter in Spannungsregionen wie Saudi-Arabien zu
efern.

In der Folge wurden keine Panzer in die Türkei gelie-
rt. Anders als in der schwarz-gelben Regierungszeit

at Rot-Grün in die Rüstungsexportrichtlinien aufge-
ommen, dass bei einer angespannten Menschenrechts-
ge keine Waffen geliefert werden dürfen, auch wenn
ie Waffen nicht unmittelbar zur Menschenrechtsverlet-
ung eingesetzt werden können.

Behaupten Sie also keine Unwahrheiten, wenn Sie
icht wissen, worüber Sie reden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712115100

Kollege Lindner, bitte.


Dr. Martin Lindner (FDP):
Rede ID: ID1712115200

Herr Gysi, Sie sagen, die Geheimhaltung habe mögli-

herweise im Kalten Krieg noch gegolten. Der Kalte
rieg endete 1989 und nicht 2009, als die SPD aus der
undesregierung ausgeschieden ist; das als kleine Ge-
ächtnisstütze.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Endlich mal ein wahres Wort!)


Sie haben mich aufgefordert, in der Sache Stellung zu
ehmen.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie ja in sechs Minuten nicht geschafft!)


h hatte Ihnen – wenn Sie zugehört hätten, wüssten Sie
as – vorhin deutlich gemacht, dass eine abschließende
eurteilung, ob besondere außen- oder sicherheitspoliti-

che Interessen der Bundesrepublik Deutschland – so
teht es in den Richtlinien – dafür sprechen, Kampfpan-
er nach Saudi-Arabien zu liefern, ausschließlich von





Dr. Martin Lindner (Berlin)



(A) )


)(B)

neun Personen vorgenommen werden kann. Ich gehöre
nicht zu diesen neun Personen. Nur den Mitgliedern des
Bundessicherheitsrats liegen die Fakten vollständig vor,
auf deren Grundlage eine solche Frage seriös beantwor-
tet werden kann.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Dann muss man das aber schnell ändern!)


Ich habe Ihnen gesagt: Wenn man in einer so schwie-
rigen Situation wie im Nahen und Mittleren Osten im
Kampf gegen den Terrorismus steht, muss man natürlich
Kooperationen eingehen und über Dinge verhandeln, die
nicht immer schön sind und die – anders als es eine
populistische Partei gerne hätte – nicht immer einem
Schwarz-Weiß-Schema entsprechen. Sie müssen aber
schon konzedieren, dass nach unserer Verfassung die
Menschen, die dafür gewählt sind und ihren Amtseid ge-
schworen haben, solches exekutives Handeln vollziehen
und darüber berichten und das Parlament anschließend
über die Berichte diskutiert. So ist das in den meisten de-
mokratischen Ländern üblich; so werden wir es weiter-
hin handhaben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Frau Kollegin Roth, es ist sehr spannend, was Sie mir
vorhalten. Sie haben gar nicht abgestritten, dass die Pan-
zer doch in die Türkei gerollt sind.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, sie sind nicht geliefert worden! – Petra Ernstberger [SPD]: Zuhören!)


Sie sagen nur, Sie hätten anschließend die Rüstungsex-
portrichtlinien geändert und dann quasi waffenfrei wei-
terregiert. Frau Kollegin Roth, im Jahr 2002 – da haben
Sie regiert; das war nach der Änderung der Richtlinien –
lag das Volumen der Kriegswaffenexporte bei knapp
300 Millionen Euro. Im Jahr 2003 haben Sie das Volu-
men auf 1,3 Milliarden Euro gebracht.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt reden wir über die Lieferung von Panzern in die Türkei!)


Das ist zugegebenermaßen eine gewisse Steigerung,
oder? Frau Roth, Ihre neuen Richtlinien haben dann also
wirklich gewirkt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Jahr 2005 hat Ihre Regierung dann den Gipfel er-
reicht: über 1,6 Milliarden Euro.


(Zurufe von der FDP und der CDU/CSU: Oh!)


Frau Kollegin Wieczorek-Zeul, Ihr wievieltes Jubiläum
der Mitgliedschaft im Bundessicherheitsrat haben Sie zu
diesem Zeitpunkt gefeiert? Ihr siebtes, und dann waren
Sie noch zwei weitere Jahre drin.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie doch einmal etwas zu den türkischen Panzern, was Sie behauptet haben!)


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(C (D enn das alles so schrecklich und unmöglich war, wam sind Sie dann nicht ausgeschieden? Sie klebten alle n Ihren Sesseln. Heute werfen Sie uns vor, was Sie daals selbst gemacht haben. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Immer weiter so!)


Frau Roth, abschließend lese ich Ihnen vor, was 2001,
Ihrer Regierungszeit, nach Saudi-Arabien geliefert
urde – jetzt tut es richtig weh –: Schießanlagen,
chießsimulatoren, Revolver, Pistolen, Karabiner, Ma-
chinengewehre, Panzerfäuste, Teile für Patrouillen-
oote, Munition für Haubitzen, Maschinenpistolen etc.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das finde ich nicht in Ordnung!)


etzt sagen Sie mir, dass man all die Waffen nicht gegen
emonstranten und Aufständische einsetzen kann. Das
t doch völliger Blödsinn!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


eherrschen Sie sich und halten Sie in dieser Frage Maß,
ie es einem Mitglied einer Exregierungspartei zusteht.


(Lebhafter Beifall bei der FDP und der CDU/ CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712115300

Das Wort hat nun Katja Keul für die Fraktion Bündnis 90/

ie Grünen.


Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712115400

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin! Ich freue
ich, dass die Mitglieder des Bundessicherheitsrates
tzt weitgehend anwesend sind und der Debatte folgen.

Am Mittwoch haben wir eine denkwürdige Frage-
tunde erlebt. Staatssekretär Otto versuchte verzweifelt,
ine Entscheidung seiner Regierung zu rechtfertigen,
hne zuzugestehen, dass es überhaupt eine Entscheidung
egeben hat. In der nachfolgenden Aktuellen Stunde
urften die Redner der Koalition darüber spekulieren,
elche Kriterien und Argumente möglicherweise von
er Regierung erwogen wurden oder auch nicht. Warum
ber sollten Parlamentarier eine Entscheidung der Exe-
utive verteidigen, über deren Existenz sie nicht einmal
formiert werden? Das ist eines Parlamentes unwürdig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Dem Kollegen Stinner von der FDP war das Leiden
ann auch deutlich anzusehen. Er hat völlig recht, wenn
r ausführt, die Abgeordneten des Deutschen Bundesta-
es hätten das Recht und auch die Pflicht, sich mit dem
organg zu beschäftigen. Es ist richtig, dass er die Bun-
esregierung auffordert, eine öffentliche Debatte zu füh-
n und den Deutschen Bundestag über die Entschei-

ungsgrundlage zu informieren.

Geheimnisschutz ist kein Selbstzweck. Geheimnis-
chutz setzt immer ein schutzwürdiges Interesse voraus.





Katja Keul


(A) )


)(B)

Jetzt fragen wir uns doch einmal konkret, was hier ge-
schützt werden soll. Betriebsgeheimnisse der Firma
Krauss-Maffei Wegmann? Die Phase des Bangens vor
der Konkurrenz ist mit der Genehmigung doch abge-
schlossen. Jetzt kann geliefert werden. Eine solche Lie-
ferung kann ohnehin nicht geheim gehalten werden.
Auch die Saudis freuen sich über die Genehmigung und
haben kein erkennbares Geheimhaltungsinteresse mehr.
Unfreundliche Nachbarn sollen ja gerade von den
Kampfpanzern erfahren, um beeindruckt zu werden, und
die eigene Bevölkerung darf ohnehin keine kritischen
Fragen stellen. Also bleibt nur, dass die Bundesregie-
rung selbst ein Geheimhaltungsinteresse hat, weil sie
ihre Entscheidung nicht öffentlich begründen will.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Ingo Gädechens [CDU/ CSU]: Nein, der Bundessicherheitsrat!)


Das ist sogar nachvollziehbar, weil die Entscheidung gar
nicht begründbar ist.

Deutschland ist aber nicht Saudi-Arabien. Wie der
Außenminister dezent angedeutet hat, gibt es einen
gewissen Unterschied zwischen Saudi-Arabien und
Deutschland. Bei uns muss sich die Regierung vor dem
Parlament verantworten. Es ist nicht zielführend, wenn
wir uns immer wieder gegenseitig vorhalten, welche Re-
gierung am meisten geliefert hat. Zielführend wäre es,
wenn wir Parlamentarier uns auf unsere wichtigste Auf-
gabe besännen und gemeinsam mehr Transparenz bei
der Genehmigung von Rüstungsexporten einfordern
würden, damit auch in diesem wichtigen Bereich endlich
parlamentarische Kontrolle möglich wird.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Herr Kiesewetter, ich habe Ihnen gut zugehört. Wenn Sie
das mit der Transparenz ernst meinen, müssten Sie unse-
rem Antrag zustimmen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Im Gegenteil!)


In Gesetzen und Richtlinien haben wir Kriterien fest-
gelegt, an die sich angeblich alle halten wollen. Wie
sieht es mit diesen Kriterien konkret aus? Ein besonderes
sicherheitspolitisches Interesse der Bundesrepublik ver-
mag ich hier beim besten Willen nicht zu erkennen. Die
atomare Bedrohung durch den Iran kann nicht ernsthaft
als Grund für die Lieferung von Panzern herhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Im Gegenteil: Die Aufrüstung von Saudi-Arabien ist für
den Iran eine willkommene Rechtfertigung für die Fort-
setzung des Nuklearprogramms.

Nun habe ich mich am Mittwoch belehren lassen
müssen, dass der Satz „Beschäftigungspolitische Gründe
dürfen keine ausschlaggebende Rolle spielen“, in Wirk-
lichkeit bedeutet, dass sie doch eine Rolle spielen dür-
fen, nur keine ausschlaggebende.

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(C (D (Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: So steht es darin!)


ie Sorge der Industrie ist ja verständlich, da jetzt alle
uropäischen Länder ihre Militärhaushalte reduzieren.
uch unser Verteidigungsminister de Maizière hat in sei-
en Verteidigungspolitischen Richtlinien klargestellt,
ass der Wehrindustrie eine dienende Funktion zu-
ommt. Damit steht die Bundeswehr nicht mehr als
pielwiese für die Industrie zur Verfügung. Man will
tzt zur Abwechslung einmal das anschaffen, was die
ruppe braucht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


EADS-Chef Stefan Zoller ist ganz offen, wenn er
agt: „Wir müssen jetzt dahin, wo die Militärausgaben
weistellig steigen, wie etwa in Indien, Brasilien oder
em Mittleren Osten“. Die industriepolitischen Interes-
en sind die einzig plausiblen Gründe für eine solche
ntscheidung. Damit haben sie aber nicht nur eine Rolle,
ondern die ausschlaggebende Rolle gespielt. Genau das
ürfen sie nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Darüber hinaus stehen der Genehmigung die Gefahr
nerer Repression und die systematischen Menschen-
chtsverletzungen in Saudi-Arabien entgegen. Nähere
usführungen zu den Abscheulichkeiten wie Auspeit-

chen, Handabhacken und öffentliche Hinrichtungen
ollen wir uns an dieser Stelle ersparen. Die Fakten sind
inlänglich bekannt.

Die Genehmigung der Panzerlieferung ist nicht zu
alten. Ich appelliere an Sie als Parlamentarier: Lassen
ie nicht zu, dass die Regierung uns an dieser Stelle völ-
g entrechtet! Fordern Sie mit uns den Widerruf dieser
enehmigung und transparente Verfahren für die Zu-
unft!

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712115500

Als letztem Redner zu diesem Tagesordnungspunkt

rteile ich Georg Nüßlein von der Fraktion der CDU/
SU das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1712115600

Meine Damen und Herren! Herr Kollege Gysi, ich

uss Sie enttäuschen, in dieser Parlamentsdebatte hat
icht die Regierung das letzte Wort.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie als Merkel-Imitator? Das ist mir neu! – Sigmar Gabriel [SPD]: Sie hat weder das erste noch das zweite noch das letzte Wort!)






Dr. Georg Nüßlein


(A) )


)(B)

Der Bundessicherheitsrat tagt geheim, und das ist
richtig und gut so. Deshalb wundert mich jetzt, dass etli-
che Kollegen hier in dieser Debatte so tun, als sei das
schon entschieden und als ob sie wüssten, was warum
wie entschieden worden ist. Das ist doch offensichtlich
nicht der Fall.


(Widerspruch bei der SPD)


– Ich rekurriere auf alles, was hier vorgetragen wurde,
und etliche Kollegen tun so, als sei das eine ganz klare
Sache.

Der Bundessicherheitsrat tagt geheim, aber offenbar
kommt es bei der Beantwortung der Frage, ob es richtig
ist, dass er geheim tagt, auf dessen Besetzung an. Wenn
er von der einen Seite des Hauses besetzt ist, ist es in
Ordnung, dass er geheim tagt, wenn er von der anderen
Seite des Hauses besetzt ist, ist es falsch. Das kann ich
nicht nachvollziehen. Ich habe in die jetzige Besetzung
jedenfalls mehr Vertrauen als in die alte.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Im Übrigen liegt auch mir die Liste, die Kollege
Lindner gerade vorgetragen hat, vor. Dies ist eine span-
nende Liste. Sie ist ellenlang und enthält Handfeuerwaf-
fen, Munition, auch schwere Munition, also alles Mögli-
che, was man im Inland sehr gut, wenn nicht sogar
besser als nach außen einsetzen kann.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712115700

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Ströbele?


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1712115800

Nein, die gestatte ich nicht. Herr Präsident, hier sitzt

eine Reihe von Kollegen, die abstimmen wollen. Dafür
habe ich viel Verständnis.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Wir diskutieren jetzt zum zweiten Mal über dieses
Thema, und die Argumente sind irgendwann ausge-
tauscht.

Ich weise noch einmal darauf hin: Unter Rot-Grün
gab es für 260 Millionen Euro Exporte an Saudi-Ara-
bien. Auch da gilt, was ich vorhin gesagt habe: Offenbar
kommt es weniger darauf an, was exportiert wird, son-
dern von wem es exportiert wird.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Wohin!)


Ich finde, das ist für Sie hochblamabel.

Die Frage, ob Saudi-Arabien ein Bollwerk gegenüber
dem Iran ist, kann ich als einfacher Wirtschaftspolitiker
schwer beurteilen.


(Zurufe von der SPD: Ah!)


Ich setze an dieser Stelle auf die Beurteilung der Israelis;
über diesen Punkt sollte man nicht so hinweggehen, wie
es einige Kollegen getan haben. Gestatten Sie mir beim
Thema Wirtschaftspolitik folgenden Hinweis: In der

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(C (D üstungsindustrie gab es einmal 280 000 Beschäftigte. ittlerweile gibt es noch 80 000 Mitarbeiter in diesem ereich. Ich weiß, man begibt sich bei diesem Thema uf gefährliches Terrain und ist, insbesondere vonseiten er Grünen – Frau Roth schüttelt an dieser Stelle schon en Kopf –, sofort Verleumdung ausgesetzt. (Zuruf der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Es wird gesagt, es ginge hier nur um wirtschaftliche
teressen. Weil ich den Eindruck verhindern möchte,

ass es nur uns um wirtschaftliche Interessen geht, ge-
tatten Sie mir, dass ich Aussagen des Kollegen Arnold
on der SPD aus 2010 zitiere. Er sprach 2010 von „Ver-
ntwortung für die deutsche Rüstungsindustrie“. Dazu
ann ich nur Bravo sagen. Er sagte, dass wir „Hochtech-
ologie und hochqualifizierte Ingenieure in Deutschland
alten“ wollen. Bravo, Herr Kollege Arnold. Es gehe um
Fähigkeiten, die wir haben und die wir nicht verlieren
ürfen“. Auch das ist ein Zitat von Ihnen. Er sagte außer-
em, der „Erhalt nationaler Kernkompetenzen im Rüs-
ngsbereich“ sei eine gesamtpolitische Aufgabe und im
icherheitsinteresse der Bundesrepublik Deutschland.
uch wirtschaftspolitische Interessen sind also bei den
ntscheidungen, die im Bundessicherheitsrat wohl abge-
ogen getroffen werden, zu berücksichtigen.

Wenn es um Menschenrechte und Frauenrechte geht,
ann man, wie ich glaube, besser mit einem Staat reden,
enn man


(Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Panzer liefert?)


n nicht komplett ablehnt, sondern ihm auf Augenhöhe
egegnet


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


nd auch auf der Grundlage von Wirtschaftsbeziehungen
iteinander diskutieren kann.

Dass wir vielfältige Wirtschaftsbeziehungen zu
audi-Arabien haben, wissen Sie. Ich glaube, dass es bei
er Gesamtabwägung Sinn macht, dies bei der Entschei-
ung im Bundessicherheitsrat zu berücksichtigen. Der
undessicherheitsrat wird unter dieser Regierung die
chtigen Entscheidungen treffen. In diesem Sinne: Eine
chöne Sommerpause!

Vielen herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712115900

Zu zwei Kurzinterventionen erteile ich zunächst dem

ollegen Ströbele und dann dem Kollegen Arnold das
ort.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ströbele hat mehr Redezeit als jeder Hauptredner! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Oh nein! Nicht schon wieder Ströbele! – Muss das sein?)







(A) )


)(B)


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kollege Nüßlein hat darauf hingewiesen – das
haben auch andere Redner getan, und auch in der Öffent-
lichkeit wird das dauernd erwähnt –, dass die Sitzungen
des Bundessicherheitsrats geheim sind. Das stimmt; ich
habe die Geschäftsordnung des Bundessicherheitsrates
hier.


(Zurufe von der CDU/CSU: Oh! – Sehr gut!)


Aber: Der Bundessicherheitsrat ist ein Ausschuss der
Bundesregierung. Der „Geheim“-Stempel, der an ihm
haftet, geht nicht auf einen göttlichen Befehl, sondern
auf einen Beschluss der Bundesregierung zurück. Selbst-
verständlich kann die Bundesregierung, allen voran die
Bundeskanzlerin, den Grad der Geheimhaltung herunter-
stufen und dem Deutschen Bundestag Auskunft erteilen.
Sie kann nicht nur, sie muss. Sie will nur nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Der Kollege Gabriel hat vorhin darauf hingewiesen,
dass sich Saudi-Arabien immer wieder darum bemüht
hat, Panzerlieferungen aus Deutschland zu bekommen.
Er hat hinzugefügt, in 30 Jahren sei es nie zu solchen
Panzerlieferungen gekommen. Ich möchte den Kollegen
Nüßlein – er ist Mitglied der CSU, gehört also der Union
an – fragen, ob er bestätigen kann, dass im Jahr 1991,
also vor 20 Jahren, die damalige Bundesregierung
37 Fuchs-Panzer nach Saudi-Arabien geliefert hat, und
zwar zu einem Preis von 446 Millionen D-Mark, dass
220 Millionen D-Mark davon nützliche Aufwendungen
gewesen sind – nützliche Aufwendungen sind Schmier-
gelder – und dass ein Teil dieser Schmiergelder an die
Union geflossen ist,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU)


nämlich als der damalige Waffenlobbyist Schreiber an
der Schweizer Grenze 1 Million D-Mark in einem Kof-
fer an den damaligen CDU-Schatzmeister Walther Leisler
Kiep übergeben hat? So sieht es aus!


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das hat doch mit dieser Debatte überhaupt nichts mehr zu tun!)


Insofern ist es dringend erforderlich, dass wir die Wahr-
heit erfahren, Auskunft bekommen, kontrollieren und
der Frage nachgehen: Sind in diesem Fall wieder nützli-
che Aufwendungen gezahlt worden?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich habe im Untersuchungsausschuss 1999 gelernt,
dass Saudi-Arabien in der Regel auf die Zahlung solcher
Schmiergelder besteht. Wenn jetzt 200 Panzer der Marke
Leo an Saudi-Arabien geliefert werden, drängt sich mir
der Verdacht auf, dass wieder nützliche Aufwendungen
gezahlt worden sind. Das muss dringend aufgeklärt wer-
den.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712116000

Kollege Arnold.


Rainer Arnold (SPD):
Rede ID: ID1712116100

Herr Kollege Nüßlein, Sie haben mich zitiert. Ich

abe davon keinen Satz zurückzunehmen. Sozialdemo-
raten bekennen sich nämlich zu ihrer Verantwortung für
ie Hochtechnologie, auch im Rüstungsbereich. Ich
laube sogar, wir sind mit diesem Thema viel besser,
erantwortungsvoller und sensibler umgegangen als Sie.
u dieser Verantwortung gehört auch, dass man sich an
ie Exportrichtlinien hält. Dies tun Sie nicht.

Eigentlich habe ich mich zu Wort gemeldet, weil ich
uf einen anderen Aspekt zu sprechen kommen wollte.
h finde, die Beiträge von Herrn Dr. Lindner und Herrn
r. Nüßlein waren entlarvend. Sie reden davon, dass

ich die Politik verändert hat, und meinen damit Israel.
chauen Sie einmal genau, was sich wirklich verändert
at und ob sich bei Israel etwas verändert hat.

Haben Sie nicht zur Kenntnis genommen, dass Israel
or wenigen Wochen sogar der Auffassung war, dass das
ordantal für sie strategisch wichtig ist, weil sie einen
ngriff mit Panzern genau aus dieser Richtung befürch-
n? Haben Sie nicht zur Kenntnis genommen, dass das
isiko, das Israel zu Recht beschreibt, nämlich die Ge-
hr einer nuklearen Bedrohung aus dem Iran, eben nie

nd nimmer durch Kampfpanzer einzudämmen ist?

Die Welt hat sich verändert; da haben Sie recht. Das
t das Entlarvende: Zu dieser eigentlichen Veränderung

agen Sie keinen Satz. Sie finden das, was sich in der
rabischen Welt mit den Hunderttausenden jungen Men-
chen wirklich verändert hat, die für ihre Freiheitsrechte
uf die Straße gehen und gegen die Despoten ihr Leben
skieren, in keiner Zeile erwähnenswert.


(Beifall des Abg. Burkhard Lischka [SPD])


In diesem Sinn bewegt sich diese Entscheidung der
undesregierung auf einer durchaus kontinuierlichen Li-
ie, nämlich auf der Linie von der Fehlentscheidung,
ich im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu enthal-
n, bis hin zu Waffenlieferungen an einen Despoten, der
or wenigen Wochen Waffen im Nachbarland eingesetzt
at, um junge Menschen zu bedrohen und umzubringen.
ies sind die Fakten. Wer diese Veränderungen nicht

ieht, der sendet die falschen Signale.

Dieses große Wirtschaftsland Deutschland hat eine
anzlerin, die bei einer solchen Debatte schweigend da-

itzt, anstatt klar zu sagen: Wir brauchen das Signal an
ie arabische Welt. Wir stützen die jungen Menschen,
ie für Freiheit kämpfen, und wir stützen nicht die Des-
oten. Wenn dieses Signal fehlt, dann hat dieses Land
in erhebliches außenpolitisches Problem.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)







(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712116200

Kollege Nüßlein.


Dr. Georg Nüßlein (CSU):
Rede ID: ID1712116300

Sehr geehrter Herr Kollege Arnold, erstens bewun-

dere ich die hellseherischen Fähigkeiten, die hier etliche
Kolleginnen und Kollegen zu haben scheinen, sodass
sie, ohne zu wissen, wie die Entscheidung ausgeht, was
die Grundlage der Entscheidung ist und wie sie begrün-
det ist, schon sagen können, wer verantwortungsvoller
handelt und wo die Wahrnehmung der Verantwortung
besser aufgehoben ist.

Zweitens. Was Sie zu dem Thema Israel gesagt haben,
deckt sich mit dem, was ich gesagt habe. Im Übrigen ha-
ben Sie ja hauptsächlich den Kollegen Lindner ange-
sprochen.

Drittens. Kollege Ströbele, diese Verdächtigungen
sind abstrus, abscheulich und unglaublich.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Richtig, das ist abscheulich!)


Ich finde es absolut unangemessen, dass Sie hier einen
Eindruck erwecken wollen, der haltlos ist und mit dem
Sie im Übrigen nicht nur eine Fraktion treffen, sondern
am Schluss wieder die gesamte politische Klasse beschä-
digen werden. Ich bitte Sie, doch wenigstens das zu be-
rücksichtigen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1712116400

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/6528 mit dem Ti-
tel „Keine Panzer an Saudi-Arabien verkaufen“. Wir
stimmen über den Antrag auf Verlangen der Fraktion Die
Linke nun namentlich ab.

An dieser Stelle will ich erwähnen, dass zu den drei
namentlichen Abstimmungen eine Reihe von schriftli-
chen Erklärungen gemäß § 31 der Geschäftsordnung
vorliegen.1) Auch über die beiden anderen Anträge wird,
wie schon bekannt gegeben, namentlich abgestimmt.

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. Ist das erfolgt? – Das
ist der Fall. Dann eröffne ich die erste namentliche Ab-
stimmung.

Die obligate Frage: Haben alle anwesenden Mitglie-
der des Bundestages abgestimmt? – Das ist offensicht-
lich der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung und
bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der
Auszählung zu beginnen.2)

Wir kommen zur Abstimmung über den Antrag der
Fraktion der SPD auf Drucksache 17/6540 mit dem Titel


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1) Anlagen 2 bis 4
2) Ergebnis Seite 14326 A

3)

4)

(C (D Keine Rüstungsgüter in Spannungsgebiete – Für die inhaltung einer restriktiven Rüstungsexportpolitik“. uch von der Fraktion der SPD wurde namentliche Ab timmung verlangt. Haben die Schriftführerinnen und chriftführer ihre Plätze wieder eingenommen? – Das ist ffensichtlich der Fall. Dann eröffne ich die zweite naentliche Abstimmung. Haben alle Abgeordneten abgestimmt? – Das ist ofnsichtlich der Fall. Dann schließe ich die zweite Ab timmung und bitte die Schriftführerinnen und Schrifthrer, mit der Auszählung zu beginnen.3)


Wir kommen zur dritten namentlichen Abstimmung
ber den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
uf Drucksache 17/6529 mit dem Titel „Keine Genehmi-
ung zur Lieferung von Kriegswaffen an Saudi-Ara-
ien“. Über diesen Antrag stimmen wir ebenfalls na-
entlich ab. Haben die Schriftführerinnen und
chriftführer ihre Plätze wieder eingenommen? – Das ist
ffensichtlich der Fall. Dann eröffne ich die dritte und
tzte namentliche Abstimmung.

Wenn ich es richtig sehe, haben alle Kolleginnen und
ollegen abgestimmt. – Es gibt keinen Widerspruch.
ann schließe ich die Abstimmung und bitte die Schrift-
hrerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu

eginnen.4) Die Ergebnisse aller drei namentlichen Ab-
timmungen werden Ihnen später bekannt gegeben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, nehmen Sie bitte
latz, damit wir in den Beratungen fortfahren können.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 49 a und b auf:

a) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss) zu dem Antrag der Abgeordneten

Maria Michalk, Ingrid Fischbach, Karl
Schiewerling, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten
Gabriele Molitor, Heinz Lanfermann, Dr.
Heinrich L. Kolb, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der FDP

Für eine umfassende Umsetzung der UN-Be-
hindertenrechtskonvention – Nationaler Ak-
tionsplan als Leitlinie

– Drucksachen 17/4862, 17/6155 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Gabriele Molitor

b) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Arbeit und Soziales

(11. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja
Seifert, Dr. Martina Bunge, Diana Golze, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Kostenvorbehalt in § 13 des Zwölften Bu-
ches Sozialgesetzbuch streichen – Selbstbe-

Ergebnis Seite 14328 A
Ergebnis Seite 14330 B





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

stimmtes Leben für Menschen mit Behinde-
rungen gewährleisten

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Ilja
Seifert, Dr. Martina Bunge, Matthias W.
Birkwald, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

zu der Mitteilung der Kommission an das
Europäische Parlament, den Rat, den Euro-
päischen Wirtschafts- und Sozialausschuss
und den Ausschuss der Regionen

Europäische Strategie zugunsten von Men-
schen mit Behinderungen 2010 – 2020: Er-
neuertes Engagement für ein barrierefreies
Europa
KOM(2010) 636 endg.; Ratsdok. 16489/10

hier: Stellungnahme des Deutschen Bundes-
tages gemäß Artikel 23 Absatz 2 des
Grundgesetzes i. V. m. § 9 des Gesetzes
über die Zusammenarbeit von Bun-
desregierung und Deutschem Bundes-
tag in Angelegenheiten der Europäi-
schen Union

Europäische Strategie zugunsten von Men-
schen mit Behinderungen 2010 – 2020 unter-
stützen

– Drucksachen 17/4911, 17/5043, 17/6154 –

Berichterstattung:
Abgeordneter Markus Kurth

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
dazu keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin Maria
Michalk für die CDU/CSU-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Maria Michalk (CDU):
Rede ID: ID1712116500

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Sie wissen, dass seit dem 26. März 2009 die UN-
Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinde-
rung auch in Deutschland völkerrechtlich verbindlich ist.
Zu ihrer konkreten Umsetzung hat die Bundesregierung
nach einem sehr, sehr langen, intensiven und breiten
Diskussionsprozess am 15. Juni dieses Jahres den Natio-
nalen Aktionsplan erarbeitet und beschlossen.

Wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion haben uns ge-
meinsam mit unserem Koalitionspartner frühzeitig in
diesen Prozess eingeschaltet und mit einem separaten
Antrag noch einmal auf besondere Schwerpunkte hinge-
wiesen. Darum geht es heute.

Wir würdigen ausdrücklich, dass Deutschland unter
den ersten Unterzeichnerstaaten ist, und danken der
Bundesregierung ausdrücklich dafür. Das verdeutlicht
nämlich, dass wir in Deutschland die universellen Men-
schenrechte für die speziellen Bedürfnisse und Lebens-
lagen behinderter Menschen sehr ernst nehmen. Ich kann
die Kritik, zum Beispiel des Deutschen Behindertenrates

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(C (D der der Behindertenverbände, hinsichtlich der Einbeiehung in die Erarbeitung des Nationalen Aktionsplans nd des Ersten Staatenberichtes der Bundesregierung zur N-Behindertenrechtskonvention überhaupt nicht ver tehen. Sie kritisieren, dass sie zu wenig eingebunden aren und die Bundesregierung die Zusammenarbeit icht gepflegt hätte, wie wir in den letzten Tagen lesen urften. Das sehe ich ganz und gar nicht so. In den vielen Jahn meiner parlamentarischen Tätigkeit habe ich selten einem Arbeitsfeld einen so intensiven, umfangrei hen, detaillierten und gründlichen Dialogprozess erlebt ie im letzten Jahr zu diesem speziellen Thema. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie großen wie auch die kleinen Verbände und beson-
ers die betroffenen Menschen waren mit einbezogen.

Die Beschlussfassung obliegt am Ende der Bundesre-
ierung. Das liegt in unserer Demokratie in der Natur
er Sache.

Verbandshandeln und Regierungshandeln ist nicht ein
nd dasselbe. Es geht darum, das Notwendige und Wün-
chenswerte gemeinsam zu erarbeiten und dann das

achbare zu beschließen und umzusetzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


as ist verantwortungsvolle Politik und letztlich unser
glich Brot auch hier im Parlament. Das haben bisher

uch alle anderen Bundesregierungen so praktiziert.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sollten uns un-
ere in jahrelanger gemeinsamer Arbeit geschaffenen
uten Grundlagen weder von Interessenverbänden noch
on einseitig gespeisten UN-Kommissionen zerreden
ssen. Wir müssen hier gemeinsam handeln.

Ich danke der Bundesregierung, konkret unserem
undesministerium für Arbeit und Soziales, und allen
itarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über viele Mo-

ate die Zusammenarbeit mit den vielen unterschiedli-
hen Verbänden und Interessenvertretungen der Men-
chen mit Behinderung gestaltet und gepflegt haben und
o gemeinsam dazu beigetragen haben, einen Perspek-
vwechsel in der Behindertenpolitik einzuleiten.

Der Perspektivwechsel, der durch den Begriff Inklu-
ion gekennzeichnet ist, ist ein hohes Gut an sich. Behin-
erte brauchen nicht Mitleid, Überbetreuung und schon
ar nicht fürsorgliche Bevormundung. Notwendig ist für
ie partnerschaftliche Anerkennung als vollwertige Men-
chen, Motivation zur Selbstständigkeit und Hilfe dort,
o es nicht anders geht. Wir wollen die Hilfen auf allen
esellschaftlichen Ebenen eben nicht pauschal erbrin-
en, sondern konkret und sehr individuell am Menschen
rientiert.

Dieser neue Ansatz muss mit Leben erfüllt werden
nd bedeutet, dass so manches lieb gewordene Denken
den Entscheidungsebenen über Bord geworfen wer-

en muss. Wir werden diese Aufgabe nicht durch Streit
nd Vorwürfe erfüllen, sondern durch eine konstruktive





Maria Michalk


(A) )


)(B)

Zusammenarbeit. Das muss uns gelingen; denn immer-
hin leben etwa 10 Prozent unserer Bevölkerung mit einer
Behinderung und müssen ihr tägliches Leben meistern.
Die Mehrzahl der Behinderungen wird erst im Laufe des
Lebens erworben. Niemand weiß, ob er morgen früh ge-
sund aufwacht oder heute Abend gesund nach Hause
kommt.

Jeder kann jederzeit von einer Behinderung betroffen
sein. Deshalb ist es falsch zu meinen, dies sei ein Thema
allein der Betroffenen, ihrer Verbände und Selbsthilfe-
gruppen oder der Politik. Nein, dieses Thema geht alle in
unserer Gesellschaft an.

Je freundschaftlicher und fairer wir gemeinsam in der
Öffentlichkeit daran arbeiten, desto mehr Menschen
werden wir für diese Aufgabe gewinnen. Wo man sich
streitet, geht niemand gern hin.

Inklusion ist kein Ergebnis, sondern ein Prozess.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Inklusion ist eine Leitlinie, an der wir uns konsequent
orientieren und an die wir uns kontinuierlich annähern.
Vielleicht schaffen wir das nie vollständig. Es ist ein
Prozess, und es gibt immer wieder Verbesserungen. Un-
ser persönliches Tun oder unser politisches Handeln
wird durch solche einfachen Kategorien wie Geduld,
Respekt und Wahrhaftigkeit bestimmt. Es wird dadurch
viel einfacher gemacht.

Jeder von uns, aber auch Einrichtungen jeder Art, ob
Kommunen, Organisationen, Unternehmen, Kirchen
oder Verbände, sind jetzt mit dem Nationalen Aktions-
plan angeregt, das eigene Handeln zu überprüfen und ge-
gebenenfalls neu zu gestalten und eigene Aktionspläne
zu schaffen. Dafür gibt es schon gute Beispiele.

In der Praxis ist es aber leider immer noch so – das
zeigen Gutachten –, dass viele in unserem Land mit der
UN-Behindertenkonvention nicht viel anfangen können.
Fragt man sie aber, ob sie sich für dieses Thema engagie-
ren würden, sagen 80 Prozent der Bevölkerung Ja. Das
macht Mut, und das müssen wir nutzen.

In vielen Büros stehen dicke Aktenordner, gefüllt mit
Informationen darüber, welche Maßnahmen es gibt und
was wir an Gutem alles tun. In den zurückliegenden Jah-
ren ist auf diesem Gebiet in der Tat sehr viel geschehen.
Wir haben hohe Standards erreicht. Aber manchmal
sieht die Wirklichkeit auch anders aus.

Im Bereich der Barrierefreiheit wird das am deut-
lichsten. Ich möchte, dass jeder einen Platz in der Gesell-
schaft haben kann und auf allen Gebieten, ob auf der
Straße, im Büro, in der Kultur, im Sport, das, was wir
mit „Barrierefreiheit“ bezeichnen, erreicht wird. Daran
sollten wir arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich möchte eine letzte Anmerkung machen. In unse-
rem Antrag ist festgeschrieben, dass wir das KfW-Pro-
gramm „Altersgerecht Umbauen“ auch in Zukunft haben
wollen, damit Menschen so lange wie möglich in ihrem
vertrauten Wohnumfeld leben können. Deshalb ist es für
mich persönlich überraschend, dass für dieses Programm

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(C (D Haushaltsentwurf 2012 eine Null steht. Ich glaube, ass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Der Aktionsplan ist ein Maßnahmenpaket. Helfen wir lle gemeinsam mit, ihn umzusetzen! Ich freue mich dauf, diese anspruchsvolle Aufgabe für die Zukunft zu sen. Ich danke Ihnen. Das Wort hat die Kollegin Silvia Schmidt für die PD-Fraktion. Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! estern war der Plenarsaal sehr voll. Viele meiner Kolginnen und Kollegen haben die UN-Behindertenchtskonvention angesprochen und gehofft, dass an sol hen Debatten mehr Kolleginnen und Kollegen ilnehmen würden. Wir hoffen, dass sich das in der ächsten Zeit bessert; denn das, was heute passiert, ist in Einstieg. Im Grunde genommen bräuchten wir die Debatte icht, weil die Anträge schon zu alt sind. Wir haben eien Aktionsplan. Im Antrag steht noch, dass 10 Prozent er Menschen hier behindert sind. Es sind aber 11,6 Proent. Es gibt also eine deutliche Steigerung, vor allem ei der Zahl von Menschen mit psychischen Erkrankunen. Da beträgt der Anteil etwa 25 Prozent. Wir haben damals das SGB IX entwickelt – Sie alle aren dabei –; darauf ist das Haus stolz. Was die Heranehensweise an das SGB IX und die Kritik der Behinertenverbände an der Einbeziehung angeht, muss man ststellen: Es war damals anders. Wir haben damals alle it einbezogen. Wir haben damals nicht nur zwei, drei der vier Runden gehabt, sondern es waren intensivste espräche. Wir konnten sie schon gar nicht mehr zählen. edes Mal, wenn ein neuer Referentenentwurf auf dem isch lag, wurde kritisiert: Schon wieder etwas Neues! – ir haben uns intensivst damit auseinandergesetzt. icht wir sind die Experten, sondern die Menschen mit ehinderung sind die Experten vor Ort. Sie wissen, was ie wollen; da können wir ihnen nichts vorgeben. Wir haben damals in New York – dafür bin ich Franz hönnes noch dankbar – die UN-Konvention unterzeichet. Sie ist Recht in Deutschland. Es gibt sogar ein Indiidualrecht – das sollte man nicht vergessen –, das Indiidualrecht auf inklusive Bildung. Das kommt in der ebatte allerdings wenig vor. Lassen Sie mich noch einiges bemerken. Frau ichalk, Sie haben mit Recht gesagt: Das Programm Soziale Stadt“ findet nicht mehr statt. (Maria Michalk [CDU/CSU]: „Altersgerecht Umbauen“, nicht „Soziale Stadt“!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712116600

(Beifall bei der SPD)

Silvia Schmidt (SPD):
Rede ID: ID1712116700

(Beifall bei der SPD)






Silvia Schmidt (Eisleben)



(A) )


)(B)

Wir wollen einen inklusiven Sozialraum. Wir wollen
Barrieren abschaffen, damit die Menschen von einem
Ort zum anderen kommen. Damit erzielt man Kostenein-
sparungen und ermöglicht eine Teilhabe am Leben, eine
Teilhabe an der Gesellschaft, ein selbstbestimmtes Le-
ben. Menschen mit Behinderungen möchten so leben
wie alle anderen Menschen auch. Sie möchten nicht im-
mer fragen: Kannst du mir mal helfen? Kannst du mir
mal einen Transport zur Verfügung stellen, damit ich von
A nach B komme?

Wir haben das in unserem Positionspapier deutlich
gemacht. Wir haben uns in diesem Papier daran orien-
tiert, wie wir damals beim SGB IX vorgegangen sind.
Wir haben die Menschen mit Behinderungen eingeladen.
Wir haben mit ihnen gesprochen. Sie haben uns gesagt,
was sie wollen. Das waren keine Wunschträume. Das
waren auch keine Visionen. Helmut Schmidt hat damals
eine deutliche Bemerkung über Menschen mit Visionen
gemacht. Es ging vielmehr um notwendige Maßnahmen,
um die UN-Menschenrechtskonvention umzusetzen.
Das dürfen wir nicht vergessen.

Ich vermisse sowohl in Ihrem Antrag als auch in Ih-
rem Nationalen Aktionsplan – wir werden im Oktober
eine Anhörung dazu haben; dieser Aktionsplan soll sich
ja weiterentwickeln – mit Blick auf die Pflege folgenden
Punkt: Die Pflegeversicherung ist immer noch kein Reha-
träger. Alle Menschen, die pflegebedürftig sind, sind im
Sinne des § 2 SGB IX Menschen mit Behinderung. Sie
haben deswegen entsprechende Ansprüche. Aber nicht
alle Menschen mit Behinderungen sind auch pflegebe-
dürftig. Um Teilhabe zu garantieren, brauchen wir unbe-
dingt eine Pflegeversicherung, die im SGB IX verankert
ist.

Wir wollen auch, dass die Reform der Eingliede-
rungshilfe – das sagen wir in unserem Positionspapier
deutlich – zu einem Leistungsgesetz führt. So haben die
Betroffenen einen Anspruch auf Leistungen aus einer
Hand. Sicherlich wird das Ganze nicht preiswert wer-
den; das würde auch niemand behaupten. Auf der ande-
ren Seite stehen 44 Milliarden Euro – diese Zahl steht im
Aktionsplan – zur Verfügung.

Es ist klar, dass man die Strukturen verändern muss.
Aber wenn es aufgrund eines Leistungsgesetzes im Rah-
men der Eingliederungshilfe Anspruch auf Teilhabe gibt,
dann muss man damit rechnen, dass das etwas kostet.
Wenn man aber, wie in Ihrem Antrag geschehen, im Vor-
feld schon sagt, alles stehe unter einem Haushaltsvorbe-
halt, dann wird diese Tür wieder zugemacht. Es wird
also gar nicht darüber nachgedacht, was mit dem Geld,
das vorhanden ist, geschehen soll. Man könnte es zum
Beispiel für neue Strukturen verwenden. Nein, es wird
vielmehr gesagt: Es soll alles so bleiben, wie es ist, aber
es darf nicht mehr kosten. – Das ist für mich eine sehr
ernste Angelegenheit. Wir brauchen neue Strukturen und
neue Öffnungsmöglichkeiten im SGB IX. Wir müssen
Dienstleistungen zusammenfassen bzw. sie aus einer
Hand anbieten.

Der andere Bereich, der auch in Ihrem Antrag er-
wähnt wird, ist der Bereich Arbeit. Wir wissen, dass Ar-
beit vor allen Dingen für diejenigen Menschen mit Be-

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(C (D inderung wichtig ist, die sich besonders engagieren und inbringen wollen. Auch das ist bekannt. Auf der anden Seite gibt es eine Diskussion über den Integrationschdienst. Es wurden hier schon Leistungen aufgeteilt, nd zwar in die Vermittlungsleistungen und in die Leisng für die Begleitung. Ich kann Ihnen nur sagen: Das erstehe ich nicht unter „Leistung aus einer Hand“. Das wollten der Gesetzgeber und wir damals auch icht, als wir mit Blick auf das SGB IX gesagt haben: asst den betroffenen Menschen Hilfe und Unterstütung zuteil werden, damit sie auf dem ersten Arbeitsarkt einen Arbeitsplatz finden. Ich kann nicht auf der inen Seite die Werkstätten verteufeln, und auf der anden Seite wird die Tür zugemacht. Das geht nicht. Desegen freue ich mich besonders darüber – wir haben in er Ausschussrunde darüber gesprochen –, dass die Anäge erst einmal ausgesetzt werden. Wir stellen sie jetzt icht zur Abstimmung. In der Sommerpause reden wir emeinsam darüber. Nach der sehr intensiven Anhörung u den Integrationsfachdiensten werden wir darüber och einmal diskutieren. Danach werden wir sicherlich inen Weg finden, diese Leistungen beim Integrationschdienst beizubehalten. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zu einem anderen sehr wichtigen Bereich
ich habe es vorhin kurz anklingen lassen –: Es gibt die
eform der Eingliederungshilfe. Aber diese Reform be-
ifft wahrscheinlich nur die Länder; denn sie kommt in
rem Antrag nicht vor. Auch in Ihrem Aktionsplan kann
h dazu nichts finden. Das heißt, wir nehmen immer
och in Kauf, dass Menschen mit Behinderungen auto-
atisch zu Sozialhilfeempfängern werden. Das ist ein-
ch eine Tatsache. Denn unabhängig von den benötig-
n Hilfsmitteln sind diese Menschen auf Sozialhilfe

ngewiesen. Sie werden also sozusagen arm gemacht.
as kann sogar einen Akademiker betreffen, der sich
ielleicht nur noch ein Straßenbahnticket leisten kann.
llerdings muss die Bahn dann barrierefrei sein; das
äre ein weiterer Punkt.

Die Reform der Eingliederungshilfe – das betrifft den
ntrag der Linken – sollte so ausgestaltet sein, dass die
eistungen vermögensunabhängig sind. Wir dürfen die
enschen, die heutzutage unsere Unterstützung brau-

hen, nicht im Regen stehen lassen. Wir können ihnen
icht sagen: Da habt ihr Pech gehabt. Ihr steht jetzt auf
er Schattenseite der Gesellschaft. – Nein, das geht
icht. Ich versichere Ihnen: Es gibt nicht viele Millio-
äre unter den Menschen mit Behinderungen. Das kön-
en Sie mir glauben. Unterstützen Sie uns bei unserer
rbeit. Ich freue mich auf die weiteren Debatten in die-

em Hohen Haus und wünsche Ihnen natürlich eine
chöne Sommerpause.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712116800

Bevor wir mit der Debatte fortfahren, kommen wir zu

en namentlichen Abstimmungen zurück. Ich gebe Ih-
en die von den Schriftführerinnen und Schriftführern





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)


Andrej Hunko
Dr. Lukrezia Jochimsen

Uwe Kekeritz
Katja Keul

Steffen Bilger Ansgar Heveling
Harald Koch
Jan Korte
Katrin Kunert
Caren Lay
Ralph Lenkert

Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs
Oliver Krischer
Agnes Krumwiede

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eter Bleser
r. Maria Böhmer
olfgang Börnsen

(Bönstrup)

olfgang Bosbach
orbert Brackmann

Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Karl Holmeier
Franz-Josef Holzenkamp
Anette Hübinger
Katja Kipping Sven-Christian Kindler
Clemens Binninger Ernst Hinsken
ermittelten Ergebnisse der nam
gen bekannt.

Ich gebe Ihnen zuerst das E
Fraktion Die Linke „Keine Panz

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 543;
davon

ja: 135
nein: 301
enthalten: 107

Ja

SPD

Klaus Barthel
Marco Bülow
Daniela Kolbe (Leipzig)

Steffen-Claudio Lemme
Sönke Rix
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Ottmar Schreiner
Swen Schulz (Spandau)

Dr. Carsten Sieling
Sonja Steffen
Rüdiger Veit
Heidemarie Wieczorek-Zeul

DIE LINKE

Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Dr. Barbara Höll

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entlichen Abstimmun-

rgebnis zum Antrag der
er an Saudi-Arabien ver-

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ichael Leutert
lla Lötzer
r. Gesine Lötzsch
homas Lutze
ornelia Möhring
ornelia Möller
iema Movassat
olfgang Nešković

etra Pau
ns Petermann
ichard Pitterle
grid Remmers

aul Schäfer (Köln)

ichael Schlecht
r. Ilja Seifert
athrin Senger-Schäfer
aju Sharma
r. Petra Sitte
ersten Steinke
abine Stüber
lexander Süßmair
r. Kirsten Tackmann
rank Tempel
athrin Vogler
hanna Voß

ahra Wagenknecht
alina Wawzyniak
arald Weinberg
atrin Werner
rn Wunderlich

abine Zimmermann

ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN

erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)


olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
kin Deligöz
arald Ebner
ans-Josef Fell
r. Thomas Gambke
ai Gehring
atrin Göring-Eckardt
ritta Haßelmann
ettina Herlitzius
riska Hinz (Herborn)

r. Anton Hofreiter
ärbel Höhn

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aufen“ auf Drucksache 17/65
timmen 543. Mit Ja haben ge
nd Kollegen, mit Nein haben
en und Kollegen. Es gab 107
ieser Antrag abgelehnt.

ritz Kuhn
tephan Kühn
arkus Kurth
ndine Kurth (Quedlinburg)

onika Lazar

obias Lindner
icole Maisch
gnes Malczak
rzy Montag
erstin Müller (Köln)

eate Müller-Gemmeke
grid Nestle
r. Konstantin von Notz
mid Nouripour
riedrich Ostendorff
r. Hermann Ott
isa Paus
rigitte Pothmer
abea Rößner
laudia Roth (Augsburg)

rista Sager
anuel Sarrazin

lisabeth Scharfenberg
hristine Scheel
r. Gerhard Schick
r. Frithjof Schmidt
ill Seiler
orothea Steiner
r. Wolfgang Strengmann-
Kuhn
ans-Christian Ströbele
r. Harald Terpe
arkus Tressel
rgen Trittin
aniela Wagner
olfgang Wieland
r. Valerie Wilms

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DU/CSU

se Aigner
eter Altmaier
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ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

anfred Behrens (Börde)

r. Christoph Bergner
eter Beyer

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(C (D 28 bekannt: abgegebene stimmt 135 Kolleginnen gestimmt 301 Kollegin Enthaltungen. Damit ist laus Brähmig r. Reinhard Brandl elmut Brandt r. Ralf Brauksiepe r. Helge Braun eike Brehmer alph Brinkhaus ajus Caesar itta Connemann homas Dörflinger arie-Luise Dött r. Thomas Feist nak Ferlemann grid Fischbach artwig Fischer irk Fischer xel E. Fischer (KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
go Gädechens
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
lois Gerig
berhard Gienger
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
lorian Hahn
rgen Hardt
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
elmut Heiderich
echthild Heil
rsula Heinen-Esser
udolf Henke
ichael Hennrich
rgen Herrmann





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
Paul Lehrieder
Dr. Ursula von der Leyen
Ingbert Liebing
Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
Patricia Lips
Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
Karin Maag
Dr. Thomas de Maizière
Hans-Georg von der Marwitz
Andreas Mattfeldt
Stephan Mayer (Altötting)

Dr. Michael Meister
Dr. Angela Merkel
Maria Michalk
Dr. h. c. Hans Michelbach
Dr. Mathias Middelberg
Philipp Mißfelder
Dietrich Monstadt
Marlene Mortler
Dr. Gerd Müller
Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann (Bremen)

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Eduard Oswald
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Sibylle Pfeiffer

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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
sef Rief
hannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif
hannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
ernd Siebert
homas Silberhorn
hannes Singhammer
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier
ero Storjohann
tephan Stracke
ax Straubinger
arin Strenz
homas Strobl (Heilbronn)

ena Strothmann
ichael Stübgen
r. Peter Tauber
ntje Tillmann
r. Hans-Peter Uhl
rnold Vaatz
olkmar Vogel (Kleinsaara)

tefanie Vogelsang
ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther

eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch

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lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

ernhard Brinkmann

(Hildesheim)

ichael Hartmann

(Wackernheim)

hannes Kahrs
ans-Ulrich Klose
ritz Rudolf Körper

DP

ns Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
elga Daub
einer Deutschmann
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans
ainer Erdel
rg van Essen
lrike Flach
tto Fricke
aul K. Friedhoff
r. Edmund Peter Geisen
ans-Michael Goldmann
einz Golombeck
iriam Gruß
r. Christel Happach-Kasan
einz-Peter Haustein
anuel Höferlin

lke Hoff
irgit Homburger
r. Werner Hoyer
einer Kamp
ichael Kauch
r. Lutz Knopek
ascal Kober
r. Heinrich L. Kolb
udrun Kopp
r. h. c. Jürgen Koppelin
ebastian Körber
olger Krestel
atrick Kurth (Kyffhäuser)

einz Lanfermann
ibylle Laurischk
arald Leibrecht
hristian Lindner
r. Martin Lindner (Berlin)


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(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)





(A) )


(D)(B)


(Hildesheim)


(Wackernheim)


(Tuchenbach)


(Tuchenbach)


(Wolmirstedt)





(A) )

Waltraud Wolff

(Wolmirstedt)


Dagmar Ziegler
Manfred Zöllmer
Brigitte Zypries

DIE LINKE

Jan van Aken
Agnes Alpers
Dr. Dietmar Bartsch
Herbert Behrens
Karin Binder
Matthias W. Birkwald
Steffen Bockhahn
Christine Buchholz
Eva Bulling-Schröter
Dr. Martina Bunge
Roland Claus
Sevim Dağdelen
Dr. Diether Dehm
Werner Dreibus
Dr. Dagmar Enkelmann
Klaus Ernst
Wolfgang Gehrcke
Nicole Gohlke
Diana Golze
Annette Groth
Dr. Gregor Gysi
Heike Hänsel
Dr. Rosemarie Hein
Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Dr. Lukrezia Jochimsen
Katja Kipping
Harald Koch
Jan Korte
Katrin Kunert
Caren Lay
Ralph Lenkert
Michael Leutert
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch
Thomas Lutze
Cornelia Möhring
Kornelia Möller
Niema Movassat
Wolfgang Nešković
Petra Pau
Jens Petermann
Richard Pitterle
Ingrid Remmers
Paul Schäfer (Köln)

Michael Schlecht
Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Frank Tempel
Kathrin Vogler
Johanna Voß
Sahra Wagenknecht
Halina Wawzyniak
Harald Weinberg
Katrin Werner


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abine Zimmermann

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IE GRÜNEN

erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)


olker Beck (Köln)

ornelia Behm
irgitt Bender
kin Deligöz
arald Ebner
ans-Josef Fell
r. Thomas Gambke
ai Gehring
atrin Göring-Eckardt
ritta Haßelmann
ettina Herlitzius
riska Hinz (Herborn)

r. Anton Hofreiter
ärbel Höhn
we Kekeritz
atja Keul
ven-Christian Kindler
aria Klein-Schmeink
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liver Krischer
gnes Krumwiede
ritz Kuhn
tephan Kühn
arkus Kurth
ndine Kurth (Quedlinburg)

onika Lazar

obias Lindner
icole Maisch
gnes Malczak
rzy Montag
erstin Müller (Köln)

eate Müller-Gemmeke
grid Nestle
r. Konstantin von Notz
mid Nouripour
riedrich Ostendorff
r. Hermann Ott
isa Paus
rigitte Pothmer
abea Rößner
laudia Roth (Augsburg)

rista Sager
anuel Sarrazin

lisabeth Scharfenberg
hristine Scheel
r. Gerhard Schick
r. Frithjof Schmidt
ill Seiler
orothea Steiner
r. Wolfgang Strengmann-
Kuhn
ans-Christian Ströbele
r. Harald Terpe
arkus Tressel
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aniela Wagner
olfgang Wieland
r. Valerie Wilms

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DU/CSU

se Aigner
eter Altmaier
homas Bareiß
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

anfred Behrens (Börde)

r. Christoph Bergner
eter Beyer
teffen Bilger
lemens Binninger
eter Bleser
r. Maria Böhmer
olfgang Börnsen

(Bönstrup)

olfgang Bosbach
orbert Brackmann
laus Brähmig
r. Reinhard Brandl
elmut Brandt
r. Ralf Brauksiepe
r. Helge Braun
eike Brehmer
alph Brinkhaus
ajus Caesar
itta Connemann
homas Dörflinger
arie-Luise Dött
r. Thomas Feist
nak Ferlemann
grid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)


(KarlsruheLand)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk
go Gädechens
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
lois Gerig
berhard Gienger
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
te Granold
einhard Grindel
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
lorian Hahn
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erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
elmut Heiderich
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rsula Heinen-Esser

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olker Kauder
r. Stefan Kaufmann
oderich Kiesewetter
ckart von Klaeden
wa Klamt
olkmar Klein
xel Knoerig
ns Koeppen
anfred Kolbe
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
ichael Kretschmer
unther Krichbaum
r. Günter Krings
üdiger Kruse
ettina Kudla
r. Hermann Kues
ünter Lach
r. Karl A. Lamers

(Heidelberg)

ndreas G. Lämmel
atharina Landgraf
lrich Lange
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
r. Ursula von der Leyen
gbert Liebing
atthias Lietz
r. Carsten Linnemann
atricia Lips
r. Jan-Marco Luczak
r. Michael Luther
arin Maag
r. Thomas de Maizière
ans-Georg von der Marwitz
ndreas Mattfeldt
tephan Mayer (Altötting)

r. Michael Meister
r. Angela Merkel
aria Michalk
r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller





Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)


Ruprecht Polenz
Eckhard Pols

Lena Strothmann
Michael Stübgen

Patrick Döring
Mechthild Dyckmans Cornelia Pieper
Dr. Norbert Röttgen
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht (Weiden)

Anita Schäfer (Saalstadt)

Dr. Wolfgang Schäuble
Dr. Annette Schavan
Karl Schiewerling
Norbert Schindler
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt (Fürth)

Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Nadine Schön (St. Wendel)

Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker

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Zum Antrag der Fraktion
„Keine Genehmigung zur Lief
an Saudi-Arabien“ auf Drucksa
Stimmen 542. Mit Ja haben ge

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 542;
davon

ja: 243
nein: 297
enthalten: 2

Ja

SPD

Ingrid Arndt-Brauer

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r. Johann Wadephul
arco Wanderwitz
ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther

eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
agmar Wöhrl
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

DP

ns Ackermann
hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus

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che 17/6529: abgegebene
stimmt 243 Kolleginnen

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r. Hans-Peter Bartels
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abine Bätzing-Lichtenthäler
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r. Christel Happach-Kasan
einz-Peter Haustein
anuel Höferlin

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r. Werner Hoyer
einer Kamp
ichael Kauch
r. Lutz Knopek
ascal Kober
r. Heinrich L. Kolb
udrun Kopp
r. h. c. Jürgen Koppelin
ebastian Körber
olger Krestel
atrick Kurth (Kyffhäuser)

einz Lanfermann
ibylle Laurischk
arald Leibrecht
hristian Lindner
r. Martin Lindner (Berlin)


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nd Kollegen, mit Nein 297 Ko
s gab zwei Enthaltungen. Auc
hnt.

ernhard Brinkmann

(Hildesheim)


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lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
ebastian Edathy
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iegmund Ehrmann
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arin Evers-Meyer
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(Lüdenscheid)


(Lausitz)


(Frankfurt)





(A) )

Bettina Hagedorn
Klaus Hagemann
Michael Hartmann


(Wackernheim)

Hubertus Heil (Peine)

Rolf Hempelmann
Gustav Herzog
Gabriele Hiller-Ohm
Petra Hinz (Essen)

Frank Hofmann (Volkach)

Dr. Eva Högl
Christel Humme
Josip Juratovic
Oliver Kaczmarek
Ulrich Kelber
Lars Klingbeil
Hans-Ulrich Klose
Dr. Bärbel Kofler
Daniela Kolbe (Leipzig)

Fritz Rudolf Körper
Nicolette Kressl
Angelika Krüger-Leißner
Christine Lambrecht
Christian Lange (Backnang)

Dr. Karl Lauterbach
Steffen-Claudio Lemme
Burkhard Lischka
Gabriele Lösekrug-Möller
Kirsten Lühmann
Caren Marks
Katja Mast
Hilde Mattheis
Petra Merkel (Berlin)

Ullrich Meßmer
Dr. Matthias Miersch
Franz Müntefering
Dr. Rolf Mützenich
Andrea Nahles
Dietmar Nietan
Thomas Oppermann
Holger Ortel
Aydan Özoğuz
Heinz Paula
Dr. Wilhelm Priesmeier
Florian Pronold
Dr. Sascha Raabe
Mechthild Rawert
Stefan Rebmann
Gerold Reichenbach
Dr. Carola Reimann
Sönke Rix
René Röspel
Dr. Ernst Dieter Rossmann
Karin Roth (Esslingen)

Marlene Rupprecht


(Tuchenbach)

Axel Schäfer (Bochum)

Bernd Scheelen
Werner Schieder (Weiden)

Ulla Schmidt (Aachen)

Silvia Schmidt (Eisleben)

Carsten Schneider (Erfurt)

Ottmar Schreiner
Swen Schulz (Spandau)

Ewald Schurer
Frank Schwabe
Dr. Martin Schwanholz
Rita Schwarzelühr-Sutter

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olker Beck (Köln)

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r. Anton Hofreiter
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ndine Kurth (Quedlinburg)

onika Lazar

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erstin Müller (Köln)

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(Reutlingen)


(Bönstrup)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser
r. Michael Fuchs
ans-Joachim Fuchtel
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r. Thomas Gebhart
orbert Geis
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Vizepräsidentin Petra Pau


(A) )


)(B)

Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
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Manfred Grund
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Florian Hahn
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Dr. Matthias Heider
Helmut Heiderich
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
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Thomas Jarzombek
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(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
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Dr. Rolf Koschorrek
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Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
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Dr. Hermann Kues
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Dr. Karl A. Lamers


(Heidelberg)

Andreas G. Lämmel
Katharina Landgraf
Ulrich Lange
Dr. Max Lehmer
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Matthias Lietz
Dr. Carsten Linnemann
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Dr. Jan-Marco Luczak
Dr. Michael Luther
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tephan Mayer (Altötting)

r. Michael Meister
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r. h. c. Hans Michelbach
r. Mathias Middelberg
hilipp Mißfelder
ietrich Monstadt
arlene Mortler
r. Gerd Müller
r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

ichaela Noll
r. Georg Nüßlein
ranz Obermeier
duard Oswald
enning Otte
r. Michael Paul
ita Pawelski
lrich Petzold
r. Joachim Pfeiffer
ibylle Pfeiffer
eatrix Philipp
hristoph Poland
uprecht Polenz
ckhard Pols
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r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen
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hannes Röring
r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
rwin Rüddel
lbert Rupprecht (Weiden)

nita Schäfer (Saalstadt)

r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
arl Schiewerling
orbert Schindler
ankred Schipanski
eorg Schirmbeck
hristian Schmidt (Fürth)

atrick Schnieder
r. Andreas Schockenhoff
adine Schön (St. Wendel)

r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
we Schummer

(Weil am Rhein)

etlef Seif
hannes Selle
einhold Sendker
r. Patrick Sensburg
ernd Siebert
homas Silberhorn
hannes Singhammer
arola Stauche
r. Frank Steffel
rika Steinbach
hristian Freiherr von Stetten
ieter Stier

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ichael Stübgen
r. Peter Tauber
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r. Hans-Peter Uhl
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olkmar Vogel (Kleinsaara)

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ndrea Astrid Voßhoff
r. Johann Wadephul
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ai Wegner
arcus Weinberg (Hamburg)


eter Weiß (Emmendingen)

abine Weiss (Wesel I)

go Wellenreuther

eter Wichtel
nnette Widmann-Mauz
laus-Peter Willsch
lisabeth Winkelmeier-
Becker
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r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD
hannes Kahrs

DP
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hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
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aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
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icole Bracht-Bendt
laus Breil
ainer Brüderle
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
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r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
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ainer Erdel
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lrike Flach
tto Fricke
aul K. Friedhoff
r. Edmund Peter Geisen
ans-Michael Goldmann
einz Golombeck
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r. Christel Happach-Kasan
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(C (D r. Werner Hoyer einer Kamp ichael Kauch r. Lutz Knopek ascal Kober r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp r. h. c. Jürgen Koppelin ebastian Körber olger Krestel atrick Kurth ibylle Laurischk arald Leibrecht hristian Lindner r. Martin Lindner ichael Link r. Erwin Lotter liver Luksic orst Meierhofer atrick Meinhardt abriele Molitor n Mücke etra Müller urkhardt Müller-Sönksen r. Martin Neumann irk Niebel ans-Joachim Otto ornelia Pieper isela Piltz r. Christiane RatjenDamerau r. Birgit Reinemund r. Peter Röhlinger r. Stefan Ruppert jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr mmy Schulz arina Schuster r. Erik Schweickert erner Simmling dith Skudelny achim Spatz r. Max Stadler orsten Staffeldt r. Rainer Stinner tephan Thomae lorian Toncar erkan Tören hannes Vogel r. Daniel Volk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff nthalten DU/CSU rank Heinrich PD arco Bülow Vizepräsidentin Petra Pau )


(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)





(A) )

Wir fahren nun in der Debatte fort. Das Wort hat die
Kollegin Gabriele Molitor für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Gabriele Molitor (FDP):
Rede ID: ID1712116900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Silvia Schmidt, ich finde es sehr bedauerlich, dass
Sie diese Debatte zu unserem Antrag dazu benutzen,
eine Vielzahl an Vorwürfen gegen uns zu schmettern, um
dann gleichzeitig zu sagen, das SGB IX sei ein gelunge-
nes Gesetz, das jetzt seinen zehnten Geburtstag feiert.
Dieses Gesetz krankt daran, dass ganz viele Dinge nicht
umgesetzt werden. Es gibt viele Umsetzungsprobleme,
um die wir uns zu kümmern haben. Der gesetzliche Rah-
men ist häufig sehr gut, aber die Durchführung ist das ei-
gentliche Problem, wenn es darum geht, Teilhabe von
Menschen mit Behinderungen umzusetzen.

Die Grundlage dessen, was wir hier heute debattie-
ren, ist die UN-Behindertenrechtskonvention, die ja im
Kern etwas völlig Selbstverständliches festhält, nämlich
dass Menschen mit Behinderungen Menschenrechte ha-
ben. Das ist keinesfalls überall in der Welt eine Selbst-
verständlichkeit.

Bei uns hat die UN-Behindertenrechtskonvention ein
Umdenken eingeleitet, für das der Begriff Inklusion steht.
Inklusion meint eben die umfassende und uneinge-
schränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Grund-
legend ist dabei die Auffassung, dass ein Mensch eben
nicht behindert ist, sondern dass er behindert wird, und
nicht der behinderte Mensch hat sich auf die Bedingun-
gen der Gesellschaft einzustellen, sondern die Gesell-
schaft muss Strukturen schaffen, damit eine umfassende
Teilhabe ermöglicht werden kann.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Für mich als liberale Sozialpolitikerin geht es im
Kern darum, Menschen mit Behinderungen ein selbstbe-
stimmtes Leben zu ermöglichen. Die Koalitionsfraktio-
nen haben einen gemeinsamen Antrag gestellt, den ich
keinesfalls als überholt betrachte. Denn sonst müssten
wir ja konstatieren, alles sei schon wunderbar und wir
müssten keine politischen Ziele mehr für die Menschen
mit Behinderungen verwirklichen.

Die Bundesregierung hat einen Nationalen Aktions-
plan vorgelegt, kurz NAP genannt, den wir als Gesamt-
strategie verstehen, als Fahrplan für das, was wir künftig
angehen wollen.

Erlauben Sie mir, ein Thema besonders in das Zen-
trum der Debatte zu rücken, nämlich das Thema Bil-
dung.

Wenn behinderte und nichtbehinderte Kinder mit-
einander lernen, begreifen sie sehr schnell, dass es nor-
mal ist, verschieden zu sein. Deshalb sprechen wir uns in
unserem gemeinsamen Antrag auch für den Ausbau der
inklusiven Bildung aus.


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was machen Sie dafür?)


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(C (D leichzeitig machen wir aber auch deutlich, dass das indeswohl dabei immer die oberste Richtschnur sein uss. In der augenblicklichen Inklusionsdebatte hat es och den Anschein, als ginge es nur darum, Kinder mit ehinderungen so schnell wie möglich aus der Förder chule herauszunehmen und in die Regelschule zu geen. So einfach funktioniert das eben nicht, weil auch ie Ressourcenfrage diskutiert werden muss. Lehrer üssen entsprechend ausgebildet sein. Schulgebäude üssen barrierefrei sein. Es muss eine vernetzte Zusamenarbeit zwischen Heilpädagogen, Sonderpädagogen nd anderen Fachleuchten stattfinden. Wir brauchen nicht über inklusive Bildung zu reden, enn wir nicht auch zu Bildungsinvestitionen bereit ind. Es ist geradezu bezeichnend, dass hier in Berlin das klusionskonzept „Inklusive Schule“ des SPD-Bil ungssenators Zöllner von den eigenen Fachpolitikern er rot-roten Regierungskoalition abgelehnt wurde. enn Inklusion nichts kosten darf, wird auf dem Rücken er Kinder gespart. In Berlin heißt das: Die Zahl der Förerstunden für behinderte Kinder werden gekürzt, Mittel edeckelt und Integrationshelferstunden nicht bewilligt. as entspricht weder formal noch fachlich den völkerchtlichen Anforderungen der UN-Behindertenrechts onvention. Besondere Bedeutung kommt – das ist schon angelungen – der Teilhabe am Arbeitsleben zu. Durch Areit bestreiten wir unseren Lebensunterhalt. Arbeit gibt as Gefühl, gebraucht zu werden. Wir müssen darüber iskutieren, wie der Zugang von Menschen mit Behindengen in den Arbeitsmarkt verbessert werden kann. Da ei haben die Werkstätten durchaus ihre Berechtigung. s muss aber auch darum gehen, neue Wege in den Areitsmarkt zu ermöglichen. Hier kann das eine oder anere noch verbessert werden. Das sollte die Bundesreierung in Angriff nehmen. Es ist wichtig, nicht zu vergessen, dass unsere Gesellchaft älter wird. Von Jahr zu Jahr sind mehr Menschen uf Unterstützung angewiesen. Es muss darum gehen, uch älteren Menschen mit Behinderungen ein selbstbetimmtes Leben und den Verbleib in der gewohnten Umebung zu ermöglichen sowie für sie Wohnmöglichkein bereitzuhalten, damit ein Älterwerden in Würde öglich ist. Die UN-Behindertenrechtskonvention ist kein Menchenrechtsvertrag ausschließlich für behinderte Menchen. Sie ist nur so gut, wie sie von der Gesellschaft itgetragen wird. Sie zielt nämlich auf Veränderungen der gesamten Gesellschaft ab. Die Vision der Konvenon beschreibt eine Gesellschaft, in der wir alle unabängig von unseren individuellen Merkmalen anerkannt nd akzeptiert sind. Sie bleibt aber nur ein Dokument, enn sie nicht auch Konsequenzen für unser aller Haneln hat. Der Gesetzgeber und die Politik können nur eien Rahmen geben. Die Menschen müssen das Bild man. Vielen Dank. )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)





(A) )


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712117000

Das Wort hat der Kollege Dr. Ilja Seifert für die Frak-

tion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712117100

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen! Meine Damen und Herren! Es ist erfreulich, dass
die Kollegen bislang eine tolle Generaldebatte über die
Behindertenpolitik führen. Aber ich will zum Tagesord-
nungspunkt zurückkehren. Es liegen drei Anträge vor,
über die wir heute zu entscheiden haben. Die Koalition
verlangt in ihrem Antrag, einen Nationalen Aktionsplan
vorzulegen. Die Linke verlangt in ihren beiden Anträ-
gen, einerseits den Kostenvorbehalt in § 13 des Zwölften
Buches Sozialgesetzbuch zu streichen


(Beifall bei der LINKEN)


und andererseits die Europäische Strategie zugunsten
von Menschen mit Behinderungen zu unterstützen.

Ich will Ihnen die Begründung vortragen, warum die
Union die Anträge der Linken ablehnt. Ich zitiere aus der
Beschlussempfehlung des Ausschusses:

Die Fraktion der CDU/CSU lehnte die Anträge als
überholt ab.

Wahrscheinlich ist mir das entgangen, liebe Frau Kolle-
gin Michalk; wenn diese aber überholt wären, dann wun-
dere ich mich, dass noch immer Menschen gegen ihren
Willen in Heimen leben müssen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Leider ist es mir auch entgangen, dass Sie in Brüssel wie
verrückt dafür kämpfen, dass endlich die Europäische
Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen
2010 bis 2020 umgesetzt bzw. erst einmal beschlossen
wird. Weiter heißt es in Ihrer Begründung der Ableh-
nung:

Die Streichung des Kostenvorbehalts in § 13 des
Zwölften Buches Sozialgesetzbuch werde sich
eventuell durch andere Maßnahmen erledigen.

Das finde ich richtig spannend.

Wenn das wirklich so ist, dann ist es mir entgangen,
dass Sie heimlich daran arbeiten, den Kostenvorbehalt
zu streichen. Machen Sie bitte heimlich weiter, aber ir-
gendwann muss es einmal werden. Sie haben es ange-
kündigt, aber es hat noch niemand etwas davon gemerkt.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es geht weiter:

Insgesamt müsse man

– damit lassen Sie die Katze aus dem Sack –

auch bei der Behindertenpolitik berücksichtigen,
dass Steuergelder nur begrenzt verfügbar seien.

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(C (D as ist eine Binsenweisheit. Wichtig sei auch, keine unerfüllbaren Versprechungen zu geben. as soll denn das? (Maria Michalk [CDU/CSU]: Das habe ich gerade in meiner Rede gesagt!)


Gerade haben Sie eine Eloge auf die Menschenrechts-
imension der Behindertenrechtskonvention gesungen.
erade haben Sie erzählt, dass es um Menschenrechte
eht, die angeblich unteilbar sind und auf der ganzen
elt gleichermaßen Geltung haben, selbstverständlich
r Menschen mit und für solche ohne Behinderungen.
elches unerfüllbare Versprechen wecken Sie denn für
enschen mit Behinderungen, wenn es darum geht, dass

ie voll am Leben teilhaben dürfen?

ann heißt es weiter:

Man müsse realistisch bleiben.

er Satz stimmt auch immer.

Daher würden die beiden Anträge abgelehnt.

as haben Sie im Ausschuss zu Protokoll gegeben. Mit
olchen fadenscheinigen Begründungen lehnen Sie un-
ere guten Anträge ab.

Nun wollen wir zu Ihrem Antrag kommen. Er wurde
März anstelle des von der Regierung angekündigten

ktionsplans ins Parlament eingebracht. Das Positive
aran ist, dass wir wenigstens eine Debatte über Behin-
ertenpolitik führen konnten. Die Regierung hat es nicht
inmal zustande gebracht, einen entsprechenden Antrag
inzubringen. Also: ein Lob dafür, aber nur dafür.

Das Ziel Ihres Antrags bestand darin, der Bundesre-
ierung Hinweise zu geben, was im Aktionsplan eigent-
ch stehen müsste und was sie besonders berücksichti-
en sollte. Wenn Sie das über das Parlament machen, ist
as Ihre Sache. Okay. Am 15. Juni wiederum hat die
undesregierung ihren Aktionsplan beschlossen. Dass
ieser auf einhellige Kritik aller in der Behindertenbe-
egung Aktiven stieß, ist hinlänglich bekannt. Sie haben
erade versucht, das zurückzuweisen. Das ändert aber
ichts an der Tatsache, dass dem so ist. Warum erklärt
ann die Koalition, also Sie, ihren eigenen Antrag nicht
r erledigt? Denn die Regierung hat doch ihren Natio-

alen Aktionsplan vorgelegt, was Sie jetzt mit Ihrem
ntrag verlangen. Sie erklären ihn nicht für erledigt. Da-
r gibt es nur eine mögliche Erklärung.


(Gabriele Molitor [FDP]: Das sind doch nur Formalismen!)


s könnte sein, dass die Bundesregierung in dem Ak-
onsplan, den sie vorgelegt hat, nicht einmal ausrei-
hend ihre eigenen Forderungen berücksichtigt hat.
enn dem so wäre, würde die Koalition weiter gehen als

ie Regierung – komischerweise macht sie es nicht –,
nd dann könnte man dem Antrag zustimmen. Da dem
ber nicht so ist und Ihr Antrag genauso schlecht wie der
ationale Aktionsplan der Regierung ist, tut es mir leid,
ass wir Ihren Antrag ablehnen müssen.





Dr. Ilja Seifert


(A) )


)(B)


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712117200

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun der

Kollege Markus Kurth das Wort.


Markus Kurth (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712117300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mir hängt im-
mer noch die gestrige Debatte zur Präimplantationsdia-
gnostik nach, und mir klingen noch gut die Beschwörun-
gen der Befürworter einer Freigabe der PID im Ohr, die
oft gesagt haben, sie wollten Menschen mit Behinderun-
gen nicht diskriminieren, und auf die Verhältnisse in
Skandinavien verwiesen haben, um zu zeigen, dass PID
und ein vernünftiger Standard von Teilhabe und Selbst-
bestimmung für Menschen mit Behinderungen möglich
sind. Eigentlich müssten alle diejenigen, die dies beteu-
ert und mit dem Beispiel Skandinavien argumentiert ha-
ben, den Aktionsplan der Bundesregierung auf das
Schärfste kritisieren und eine ganz andere Richtung ein-
schlagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Angesichts ihres Auftritts während der gestrigen PID-
Debatte fordere ich die Ministerin Ursula von der Leyen,
die jetzt nicht hier ist, auf, den Aktionsplan zurückzuzie-
hen und zu überarbeiten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)


Ich will ein Zitat anführen, das mich schon – das muss
ich wirklich so sagen – mit Bitterkeit erfüllt hat. Sie
sagte über die PID:

Ein Totalverbot geht eher von einem unmündigen
Menschen aus. Wir

– also die PID-Befürworter –

gehen von einem mündigen Menschen aus.

Im Zusammenhang mit der Lebenswirklichkeit von
Menschen mit Behinderung und vor allen Dingen im Zu-
sammenhang mit dem weitgehend ambitionslosen Ak-
tionsplan ist das schockierend. Der mündige Bürger darf
entscheiden, was lebenswertes Leben und was nicht le-
benswertes Leben ist. Dem Menschen mit Beeinträchti-
gungen, dem Menschen mit Behinderung bleibt in vielen
Lebensbereichen die Mündigkeit einfach versagt.


(Beifall der Abg. Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD])


Der Mensch mit Behinderung muss im Heim oder so-
gar im Pflegeheim bleiben, wenn der Sozialhilfeträger
die Kosten einer eigenen Häuslichkeit für unangemessen
hält. Er muss sein Einkommen für die Teilhabe an ge-
sellschaftlichem, sozialem und kulturellem Leben ein-
setzen. Allein die Tatsache, dass er behindert ist, macht
ihn sein Leben lang zum Sozialhilfeempfänger.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Ein Mensch mit Behinderung mit Assistenzbedarf
ann keinen Masterabschluss machen, wenn er kein ei-
enes Geld einsetzen kann, weil die Assistenz nur bis
um ersten berufsbildenden Abschluss gewährt wird.
in psychisch behinderter Mensch kann gegen seinen
illen in eine Klinik eingewiesen werden. Die Liste der
eispiele von Bevormundungen und Menschenrechts-
erstößen ließe sich fortsetzen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


Wenn die Bundesregierung und die sie tragenden Ko-
litionsfraktionen Menschen mit Behinderungen als
ündige Bürger mit vollen Menschenrechten wirklich

nerkennen und die Verwirklichung dieser Menschen-
chte vorantreiben wollten, dann müssten sie den Natio-

alen Aktionsplan völlig neu entwerfen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


ie müssten vor allen Dingen damit anfangen, die Leis-
ngen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft aus

em Fürsorgerecht herauszulösen. Das ist ein ganz ent-
cheidender Punkt. Der Menschenrechtsansatz verbietet
s, dass Teilhabe und Selbstbestimmung vom Einsatz
on Einkommen abhängig gemacht werden.

Ich habe manchmal schon den Eindruck: Wir stehen
m Scheideweg. Wir müssen uns ernsthaft mit der Mög-
chkeit auseinandersetzen, dass eine Zeit der Rück-
chritte bei der Entwicklung von Selbstbestimmung und
eilhabe für Menschen mit Behinderung anbrechen
önnte. Nicht nur die gestrige Entscheidung für die PID
t aus meiner Sicht ein Indiz dafür. Auch der Bestand an
ühsam erkämpften sozialen Rechten ist ständig in Ge-
hr.

Ein bedrohliches Zeichen waren und sind die Vor-
chläge der AG „Standards“ der Gemeindefinanzkom-
ission. Würden diese Vorschläge im Zuge der Reform

er Eingliederungshilfe umgesetzt werden, dann bedeu-
te dies ein beispielloses Rollback: die Einschränkung
es Wunsch- und Wahlrechts, eine verstärkte Anrech-
ung des Einkommens der Eltern, die Anrechnung des
rbeitsförderungsgeldes bei Werkstattbeschäftigten, die
nrechnung des Kindergeldes und vieles andere mehr
ei gleichzeitiger völliger Abwesenheit von wirksamen
trukturveränderungen.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der LINKEN)


Die Bundesregierung treibt die Rechtsentwicklung an
ieser Stelle leider nicht voran. Man hat stellenweise den
indruck, als wüssten Sie überhaupt nicht, worum es
eht, beispielsweise wenn Sie davon sprechen, dass Sie
roblemen beim persönlichen Budget durch eine verbes-
erte Informations- und Kommunikationstechnologie be-
egnen wollen. Als ob das das Problem beim persönli-





Markus Kurth


(A) )


)(B)

chen Budget wäre! Wenn es nicht so traurig wäre, dann
müsste man eigentlich darüber lachen.

Ich komme zum Schluss. Wir müssen – ich spreche
auch die wackeren Sozialpolitiker der Union an – vom
Parlament aus die Rechtsentwicklung vorantreiben. Von
der Regierung ist dies jedenfalls nicht zu erwarten.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712117400

Das Wort hat der Kollege Peter Weiß für die Unions-

fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Peter Weiß (CDU):
Rede ID: ID1712117500

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Natürlich muss die Opposition in einer solchen De-
batte Kritik üben.


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Na, na, na!)


Aber ich finde, dass bei aller kleinkarierten Argumenta-
tion der zentrale Aspekt untergeht: Mit der UN-Behin-
dertenkonvention, die der Deutsche Bundestag ratifiziert
hat, wird ein grundlegender Wechsel in der Behinderten-
politik vorgenommen.


(Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD]: Hin zur Fürsorge!)


Die tragende Idee ist, dass Menschen mit Behinderungen
die gleichen Rechte und Chancen wie nicht behinderte
Bürgerinnen und Bürger haben. Die Idee der Inklusion
– das ist ein furchtbares Wort, aber es steht nun einmal in
der Behindertenkonvention – macht Schluss mit dem
teilweise paradoxen und aufreibenden Wechselspiel aus
Exklusion, also Ausgrenzen, und Integration, Wiederhe-
reinholen.

Diesem zentralen Wechsel in der Behindertenpolitik,
die künftig besser nicht mehr Behindertenpolitik, son-
dern Inklusionspolitik genannt werden sollte, dient der
Nationale Aktionsplan.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Nationale Aktionsplan ist nicht – das ist vielleicht
das Missverständnis, das hier aufgetreten ist – ein ab-
schließendes Dokument, das für ewige Zeiten im Raum
steht; vielmehr ist er der Auftakt für eine neue Inklu-
sionspolitik


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Zwei Jahre nach der Ratifizierung machen Sie einen Auftakt! Was soll denn das?)


für Menschen mit Behinderungen in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Alle zwei Jahre wird es einen Fortschrittsbericht ge-
ben. Zum ersten Mal nehmen wir auf diesem wichtigen
Politikfeld für Menschen mit Behinderungen eine syste-

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(C (D atische Planung vor. Alle zwei Jahre wird überprüft: elche Schritte haben wir unternommen, um dem neuen iel der Inklusion wirklich gerecht zu werden? Das halte h für einen großen Fortschritt, für ein großes Vorhaben, uf das wir unsere gesamte Kraft konzentrieren sollten. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Johanna Voß [DIE LINKE]: Und was kommt dabei raus für die Leute?)


Natürlich wird das auch Folgen für die Gesetzgebung
aben. Da der Kollege Kurth und die Frau Kollegin
chmidt hier die sogenannte Eingliederungshilfe anspre-
hen, möchte ich höflicherweise daran erinnern, dass
re beiden Fraktionen damals – das will ich durchaus

ls Verdienst anerkennen – das Sozialgesetzbuch IX ge-
chaffen haben, in dem die Leistungen für Menschen mit
ehinderungen zusammengefasst sind. Doch dieses Ge-

etz konnten Sie nur auf den Weg bringen, weil Sie einen
ntscheidenden Punkt ausgeklammert haben, nämlich
ie Reform der Eingliederungshilfe. Anders hätten Sie in
er damaligen rot-grünen Koalition keine Mehrheit da-
r bekommen. Deshalb sollten Sie das heute nicht laut-

als beklagen.


(Zuruf der Abg. Silvia Schmidt [Eisleben] [SPD])


ie haben damals die Chance gehabt, doch Sie haben es
usgeklammert, und deswegen ist es leider bis zum heu-
gen Tag eine unerledigte Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU – Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie wissen doch, wie die Mehrheit im Bundesrat damals war!)


Nun gab es eine gemeinsame Arbeitsgruppe von
und und Ländern, die sich der Reform der Eingliede-
ngshilfe gewidmet und Vorschläge erarbeitet hat. Ich
öchte hier noch einmal unterstreichen, dass ich wirk-
ch wünsche, dass das politische Vorhaben weiter ver-
lgt und umgesetzt wird. Natürlich wird ein Knack-

unkt die Finanzfrage sein: Wer bezahlt? Wer stellt die
ittel zur Verfügung?


(Gabriele Molitor [FDP]: Genau!)


achdem der Bund beschlossen hat, Städte und Gemein-
en in Deutschland mit der Übernahme der Grundsiche-
ng im Alter und bei Erwerbsminderung finanziell

achhaltig zu entlasten, erwarte ich jetzt von den Bun-
esländern und den Kommunen einen Vorschlag, wie sie
ie Finanzierung einer Reform der Eingliederungshilfe
ewerkstelligen wollen. Es kann nicht immer nur nach
em Bund gerufen werden. Nachdem wir in einem gro-
en Sozialgesetzbuch die Entlastung vorgenommen ha-
en, sollten uns jetzt bei der Finanzierung der Eingliede-
ngshilfe die Länder und Gemeinden einen Vorschlag
achen, wie das künftig aussehen könnte. Auf diesen
orschlag warte ich – auch auf den von sozialdemokrati-
chen und grünen Sozialministern und Sozialdezernen-
n in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Peter Weiß (Emmendingen)



(A) )


)(B)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich glaube,
die entscheidenden Punkte der Zukunft werden sein: ers-
tens Inklusion im Bildungswesen. Nur 20,1 Prozent der
Schülerinnen und Schüler, die Behinderungen und För-
derbedarf haben, gehen in eine Regelschule. Da sind
Länder und Gemeinden gefordert. Das Zweite ist Inklu-
sion auf dem Arbeitsmarkt. Wir haben mit der Reform
2008 die notwendigen Regelungen für Außenarbeits-
plätze und Außenarbeitsgruppen von Werkstätten für
Behinderte geschaffen. Das ist bereits angelaufen, wirkt
aber noch viel zu schwach. Ich bin der Auffassung: Wir
müssen die Trennung zwischen Werkstatt und sogenann-
ter normaler Arbeitswelt für Menschen mit Behinderun-
gen in den nächsten Jahren auflösen. Das muss eines der
großen Ziele der Inklusionsarbeit in Deutschland sein.
Ich fordere Sie auf – sowohl Regierung als auch Opposi-
tion –, diese großartige Aufgabe miteinander in Angriff
zu nehmen. Wir können uns über Details streiten, dürfen
aber das große Ziel der Inklusion nicht aus dem Auge
verlieren.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712117600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales zu
dem Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und FDP mit
dem Titel „Für eine umfassende Umsetzung der UN-Be-
hindertenrechtskonvention – Nationaler Aktionsplan als
Leitlinie“. Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 17/6155, den Antrag der
Fraktionen der CDU/CSU und FDP auf Drucksache 17/4862
anzunehmen. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Die
Beschlussempfehlung ist angenommen mit den Stimmen
der CDU/CSU-Fraktion und der FDP-Fraktion gegen die
Stimmen der SPD-Fraktion und der Fraktion Die Linke
bei Enthaltung der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Arbeit und Soziales auf
Drucksache 17/6154. Der Ausschuss empfiehlt unter
Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung
des Antrags der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/4911
mit dem Titel „Kostenvorbehalt in § 13 des Zwölften
Buches Sozialgesetzbuch streichen – Selbstbestimmtes
Leben für Menschen mit Behinderungen gewährleisten“.
Wer stimmt für die Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
dagegen? – Wer enthält sich? – Die Beschlussempfeh-
lung ist mit den Stimmen der CDU/CSU-Fraktion und
der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der SPD-Fraktion,
der Fraktion Die Linke und der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen angenommen.

Wir sind noch beim Tagesordnungspunkt 49 b. Unter
Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung empfiehlt der
Ausschuss die Ablehnung des Antrags der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/5043 mit dem Titel „Europäi-
sche Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderun-
gen 2010–2020 unterstützen“. Wer stimmt für diese Be-

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(C (D chlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Wer nthält sich? – Die Beschlussempfehlung ist mit den timmen der Unionsfraktion und der FDP-Fraktion geen die Stimmen der SPD-Fraktion, der Fraktion Die inke und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen angeommen. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 52 auf: Beratung des Antrags der Abgeordneten Dr. Frithjof Schmidt, Omid Nouripour, Marieluise Beck Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ressortübergreifende Friedensund Sicherheitsstrategie entwickeln – Drucksache 17/6351 – Überweisungsvorschlag: Auswärtiger Ausschuss Innenausschuss Verteidigungsausschuss Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. Ich höre dazu einen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege mid Nouripour für die Fraktion Bündnis 90/Die Grüen. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In den tzten Tagen ist in Deutschland sehr viel über die Frieensund Sicherheitspolitik diskutiert worden. Wir, die ir auf diesem Gebiet arbeiten, haben viele Menschen effen dürfen, mit denen wir über dieses Thema diskueren konnten. Dabei zeigten sich in den Gesprächen eiige Grundkonstanten. Überall ist die Frage nach einer klaren Strategie der undesregierung zu hören. Immer wieder ist zu hören, ass die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts nicht nktioniert. Das hört man in Deutschland, das hört man ber auch in Einsatzländern der Bundeswehr. uch international tätige Zivile können keine ressortbergreifende Arbeit erkennen – weil sie nicht stattfinet. Hier gibt es großen Handlungsbedarf. Gehandelt ird allerdings nicht. Wir haben diesen Antrag gestellt, eil wir anhand von wenigen Beispielen klar erkannt haen, woran es hapert: Beispiel Bundeswehrreform. Es gibt Verteidigungsolitische Richtlinien. Diese Richtlinien werden aber rst dann formuliert, wenn bereits viele Entscheidungen beispielsweise über die Gesamtgröße der Bundeswehr der über die Abschaffung der Wehrpflicht – gefallen ind. Das macht so keinen Sinn. Omid Nouripour )

Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1712117700

(Zuruf des Abg. Joachim Spatz [FDP])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )

Erst wird die Struktur geschaffen, und dann stellt man
die Warum-Frage. Alles wird auf den Kopf gestellt. Es
ist aber auch ein Auf-den-Kopf-Stellen, wenn der neue
Minister der Verteidigung für eine Bundeswehrreform,
die längst angeschoben ist, sicherheitspolitische Ab-
leitungen nachliefern will. Dabei vollzieht er mit dem
Erlass der Verteidigungspolitischen Richtlinien lediglich
einen Verwaltungsakt. Um mehr als einen Verwaltungs-
akt handelt es sich nicht. Es hat jedenfalls keine ressort-
übergreifende Abstimmung darüber gegeben, was
Deutschland im Bereich der Friedens- und Sicherheits-
politik will. Vor allem steht die Vorgehensweise des Ver-
teidigungsministeriums immer wieder in eklatantem Wi-
derspruch zu dem, was andere Häuser sagen. Mit einer
Strategiefähigkeit in den Bereichen Friedens- und Si-
cherheitspolitik hat das überhaupt nichts zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiteres Beispiel, auch im Hinblick auf die Ver-
teidigungspolitischen Richtlinien, ist die gesamte Frage
der deutschen Rohstoff- und Energieinteressen. Was
wollen wir da? Was ist denn eigentlich das Interesse der
Bundesrepublik? Ist es tatsächlich so, wie es von Ihrer
Seite immer wieder behauptet wird, dass Interessen in
der Wirtschaftspolitik ausreichender Grund für ein mili-
tärisches Engagement sind? Oder muss man in diesem
Zusammenhang etwa über Stabilität reden? Natürlich
würde Stabilität – ich rede von wahrer Stabilität, nicht
von Friedensruhe oder Friedhofsruhe, wie wir sie derzeit
in Bahrain erleben – der deutschen Wirtschaft helfen.

Das durchzubuchstabieren, bedeutet aber, dass man
nicht nur im Verteidigungsministerium darüber disku-
tiert, sondern sich alle betroffenen Häuser der Bundes-
regierung daran beteiligen sollten; die Federführung
müsste dabei natürlich beim Auswärtigen Amt liegen.


(Beifall bei Abgeordneten BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD])


Das Auswärtige Amt muss jetzt aber zuschauen, wie das
BMVg die Richtlinien einfach laufend fortschreibt.

Auch die Frage der nuklearen Teilhabe lässt man ein-
fach weiterlaufen. Wir lesen immer wieder, dass die
nukleare Teilhabe integraler Bestandteil der Sicherheits-
politik der Bundesrepublik Deutschland, der Abschre-
ckung, ist. Das hat mit dem, was der Außenminister er-
zählt, und dem, was im Koalitionsvertrag steht, sowie
mit dem Ziel, das die FDP im Wahlkampf immer prokla-
miert hat, nämlich dem Abzug der Atomraketen aus
Deutschland, überhaupt nichts mehr zu tun. Das Problem
ist: Hier weiß eine Hand nicht, was die andere tut.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Fritz Rudolf Körper [SPD])


Ich komme zum Beispiel der zivilen Krisenpräven-
tion; ich mache es kurz, weil nicht mehr viel Zeit bleibt.
Hier fehlt tatsächlich echtes Engagement; hier fehlt der
politische Wille.

Weil das so ist und weil andere Länder es besser ma-
chen, ist unsere Forderung, dass Diskussionen angestoßen

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(C (D erden: natürlich eine ressortübergreifende Diskussion in er Bundesregierung – selbst die findet nicht statt –, aber uch eine öffentliche Debatte. Viele unserer Bündnisartner in der NATO und der EU zeigen, wie es geht: In er Schweiz, Großbritannien und Frankreich gab und ibt es immer wieder Foren, öffentliche Anhörungen nd eine systematische Einbindung der Zivilgesellchaft, damit solche Diskussionen stattfinden. Das Notwendigste, was wir in der Friedensund Siherheitspolitik in diesem Land brauchen, sind Diskusionen und Transparenz. Man hat vorhin gesehen, dass ie mit Transparenz ein größeres Problem haben; das ist xtrem bedauerlich. Ihre Strategie des Schweigens eretzt nicht die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts, rst recht nicht eine öffentliche, breite Debatte darüber, elche Entwicklung die Sicherheitspolitik dieses Landes ehmen sollte, und die Entscheidung darüber, welche olle die Bundesrepublik Deutschland in der Friedensolitik der Welt spielen soll. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712117800

Das Wort hat der Kollege Jürgen Hardt für die

nionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Jürgen Hardt (CDU):
Rede ID: ID1712117900

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Kollege Nouripour, selbstverständlich ist es
ichtig und richtig, immer wieder über die Ziele deut-

cher Friedens- und Sicherheitspolitik in der Welt zu dis-
utieren. Ich glaube aber im Gegensatz zu Ihnen, dass
ir das in Deutschland bereits intensiv tun, nicht nur
ier in diesem Hause.

Wir debattieren jeweils ausführlich über die Mandate
r die Auslandseinsätze der Bundeswehr, pro Auslands-

insatz zweimal innerhalb von zwölf Monaten. Ich finde,
ir diskutieren in dieser Legislaturperiode mehr als zu-
or über die Ziele der Außen- und Sicherheitspolitik.
as die öffentliche Diskussion über die Aufgaben, die
olle, die Ziele und die Erfolge der Bundeswehr in den
uslandseinsätzen angeht, glaube ich, dass wir in den
tzten anderthalb Jahren ebenfalls einen mächtigen
chritt nach vorne gemacht haben.

Ihr Vorwurf, es gebe in Deutschland keine ausrei-
hende Diskussion, ist daher nicht zulässig. Es mag sein,
ass die Diskussionen nicht in allen Punkten Ihren Vor-
tellungen entsprechen. Die Grünen haben früher einmal
eglaubt, man könne den Weltfrieden dadurch herbeire-
en, dass man all das bei einem Gläschen Erdbeertee
usdiskutiert;


(Heiterkeit des Abg. Philipp Mißfelder [CDU/ CSU] – Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kamillentee!)


eute macht man das vielleicht bei einem Gläschen Pro-
ecco.


(Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: Sehr gut, Jürgen!)






Jürgen Hardt


(A) )


)(B)

Es war immerhin ein grüner Außenminister, der den
Schritt, mit Soldaten nach Afghanistan zu gehen, einge-
leitet hat. Sie sollten nicht hinter das zurückfallen, was
wir in der Vergangenheit schon erreicht haben.

Sie sollten auch nicht Ihre eigenen Beiträge zur Au-
ßen- und Sicherheitspolitik der letzten Jahre kleinreden;
ich glaube, es ist ein großes Verdienst, dass die demokra-
tischen Kräfte in diesem Haus über die Fraktionsgrenzen
hinaus bei vielen Fragen einen Konsens oder zumindest
eine weitgehende Übereinstimmung haben.

Zur Strategie der deutschen Friedens- und Sicher-
heitspolitik. Die Strategie ist im Weißbuch von 2006 mit
dem Konzept der vernetzten Sicherheit festgelegt. Die
Verteidigungspolitischen Richtlinien bauen darauf auf.
Das Weißbuch von 2006 löste das Weißbuch von 1994
ab. Ich glaube, in der Verantwortung von Rot-Grün hat
es ein solches strategisches Konzept für die Außen- und
Sicherheitspolitik nicht gegeben. Das müssten Sie aber
selbst erklären. Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat
die Sicherheitsstrategie für Deutschland in ihrem Be-
schluss von 2008 in einem zugegebenermaßen sehr lan-
gen, aber zutreffenden Satz beschrieben. Ich möchte aus
dem Beschluss der Fraktion zitieren:

Außerdem erfordert die Bewältigung dieser He-
rausforderungen eine Sicherheitsstrategie, die auf
einem umfassenden Ansatz beruht und die neben
den klassischen Feldern der Außen-, Europa-, Ver-
teidigungs-, Menschenrechts- und Entwicklungs-
politik auch die Innen-, Wirtschafts- und Energie-,
Umwelt-, Finanz-, Forschungs- und Bildungspolitik
erfasst und zu einem breiten Instrumentarium ver-
netzt, das im Zusammenwirken mit anderen Staa-
ten, nichtstaatlichen Akteuren und Organisationen
wie den Vereinten Nationen, der NATO und Euro-
päischen Union eingesetzt wird. Ziel ist es, präven-
tiv Sicherheitsrisiken zu minimieren und dort
schnell und effektiv eingreifen zu können, wo sich
für unsere Sicherheit relevante Krisen konflikthaft
zuspitzen.

Ich finde, das ist eine schöne Beschreibung der deut-
schen Außen- und Sicherheitsstrategie, der man auch als
Grüner morgens, unter der Dusche, wenn keine Presse
dabei ist, zustimmen könnte.


(Philipp Mißfelder [CDU/CSU]: So ist es! Das ist ja die Wahrheit!)


Die Verteidigungspolitischen Richtlinien unter der
Überschrift „Nationale Interessen wahren – Internatio-
nale Verantwortung übernehmen – Sicherheit gemein-
sam gestalten“ bauen auf dem Konzept der vernetzten
Sicherheit auf. In den großen Bündnissen wirken wir
global daran mit:

Das sind zum Ersten die Vereinten Nationen. Ich
finde es gut, dass wir uns im Deutschen Bundestag da-
rüber einig sind, dass Auslandseinsätze der Bundeswehr
grundsätzlich ein Mandat der Vereinten Nationen vo-
raussetzen.

Zum Zweiten haben wir die NATO. Die NATO ist,
wie ich finde, das einzige wirkmächtige Verteidigungs-

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(C (D ündnis der Welt. Ich glaube, dass wir als Deutsche in achen NATO-Solidarität und NATO-Treue aufgrund nserer Vergangenheit so etwas wie Staatsräson walten ssen. Ich finde, die NATO ist ein schönes Beispiel dar, dass nicht immer weniger Waffen Frieden schaffen, ondern es durchaus auch umgekehrt sein kann. Diejenien, die 1983 im Hofgarten in Bonn gegen die NATOachrüstung demonstriert haben – das hat meine Frau Übrigen auch getan –, haben nicht recht behalten. as hat eher zu einer Stabilisierung in Europa geführt. Die deutsche Außenpolitik lässt sich weiterhin daurch leiten, dass sie der Vermeidung von Konflikten tets Vorrang vor der Anwendung völkerrechtlich legitiierter Gewalt einräumt. Natürlich ist es besser, Konikte im Keim zu ersticken, anstatt hinterher Soldaten chicken zu müssen. Dafür haben wir nationale Struktun: den Bundestagsunterausschuss „Zivile Krisenprä ention und vernetzte Sicherheit“, den Ressortkreis „Ziile Krisenprävention“ der Bundesregierung, den Beirat Zivile Krisenprävention“ und das Zentrum für Internaonale Friedenseinsätze. Doch dort, wo die Aggression ffen ausbricht, sei es in den Trainingslagern von alaida in Afghanistan oder bei Überfällen auf friedliche andelsschiffe am Horn von Afrika, wird Deutschland emeinsam mit seinen Bündnispartnern konsequent haneln. Es ist auch ein konstruierter Widerspruch zwischen er Konsequenz, dort militärische Stärke zu zeigen, wo mer das notwendig ist, und der Bereitschaft, diplomasche und zivile Methoden der Krisenbewältigung zu utzen. Beides kann Hand in Hand gehen. So ist das uch bei dem deutschen Konzept der vernetzten Sichereit. Wer zum Beispiel in Afghanistan eine Stromleitung gt, einen Brunnen baut oder eine Mädchenschule einchtet und unterhält, fährt gut damit, sich auf die Untertützung notfalls auch bewaffneter deutscher Polizisten nd Soldaten im Einsatzgebiet zu verlassen. Wer diese usammenarbeit mit Uniformierten prinzipiell verweiert, der muss sich fragen lassen, ob er seinem eigenen nliegen vielleicht aus falsch verstandenem Antimilitasmus heraus einen schlechten Dienst erweist. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es ist leider das Wesen von Gewalt, dass sie in der
age ist, binnen Sekunden das zu zerstören, was friedlie-
ende Hände in Monaten oder gar Jahren aufgebaut ha-
en. Deswegen ist es richtig, dass wir bereit sind, not-
lls Gewalt gegen diejenigen anzuwenden, die die
erke des Friedens zerstören wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das, was wir gegenwärtig tun, müssen wir in Zukunft
öglicherweise verstärkt tun: global handeln im Inte-
sse von Frieden und Menschenrechten. Die Ursache

afür liegt in der potenziellen Zunahme der Zahl von
onflikten in dieser Welt. Allein durch die Zunahme der
eltbevölkerung entstehen Verteilungskämpfe. Die
ämpfe um den Zugang zu sauberem Wasser, zu Le-
ensmitteln, zu Energie und Rohstoffen werden im





Jürgen Hardt


(A) )


)(B)

Zweifel zunehmen. Deswegen ist es notwendig, dass
Deutschland weiterhin einen energischen Beitrag leistet,
und zwar sowohl im zivilen Bereich als auch in der Be-
reitschaft, militärisch Stärke zu zeigen.

Evaluierung – ich habe schon darauf hingewiesen –
ist eine der Forderungen im Antrag der Grünen. Evaluie-
rung findet meines Erachtens in erheblichem Umfang
statt. Ich habe darauf verwiesen, dass der Deutsche Bun-
destag sehr oft in Ausschüssen und hier im Plenum über
die Auslandseinsätze diskutiert. Ich begrüße es aus-
drücklich, dass die Bundesregierung für das größte und
schwierigste Einsatzgebiet, Afghanistan, zum Ende des
letzten Jahres einen Fortschrittsbericht vorgelegt hat. Die
Verteidigungs- und Außenpolitiker hatten in diesen Ta-
gen den Zwischenbericht zum Fortschrittsbericht mit
Datum 1. Juli 2011 im Postfach. Darin ist angekündigt,
dass es zum Jahresende einen weiteren Fortschrittsbe-
richt geben wird. Wenn man die Presse im Zusammen-
hang mit der Diskussion über den Fortschrittsbericht
Ende letzten Jahres zur Kenntnis genommen hat, so kann
man sich dem Urteil anschließen, dass dies ein sehr aus-
gewogener, selbstkritischer und realistischer Fort-
schrittsbericht ist. Ich glaube, das ist die richtige Me-
thode, mit diesem Einsatz umzugehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Lassen Sie uns gemeinsam auf diesem Weg fortfah-
ren. Lassen Sie uns nicht Widersprüche konstruieren, wo
keine sind. Wir sind uns einig, dass zivile Krisenpräven-
tion und Konfliktbeilegung Vorrang haben vor militäri-
schen Mitteln. Aber man muss – auch im Interesse der
Wirksamkeit ziviler Methoden – bereit sein, beides zu
tun. Ich glaube, dass wir mit dieser Debatte einen Bei-
trag leisten können.

Ich bedanke mich.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712118000

Das Wort hat der Kollege Fritz Rudolf Körper für die

SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Fritz Rudolf Körper (SPD):
Rede ID: ID1712118100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich glaube, dass wir in Deutschland zum Thema Frie-
dens- und Sicherheitsstrategie nicht zu viele Debatten,
sondern eher zu wenige Debatten führen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube auch, dass man die Debatten über bestimmte
Mandate nicht mit Debatten über Grundsätze von Frie-
dens- und Sicherheitsstrategien verwechseln darf. Un-
sere Debatten beziehen sich häufig fast ausschließlich
auf die verschiedenen Mandate. Wir müssen dabei fest-
stellen, dass wir – jedenfalls ist das unsere bzw. meine
Auffassung – wesentliche Defizite bezüglich bestimmter

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(C (D rundsätzlicher Ausrichtungen von Friedensund Siherheitsstrategien haben. Ich sage unumwunden: Ich finde es gut und richtig, ass vonseiten der Kolleginnen und Kollegen der Frakon der Grünen mit diesem Antrag zumindest der Veruch unternommen wird, diese Grundsatzdebatte anzutoßen. Denn es ist wichtig, zu fragen: Wie sieht eutschland, wie sehen wir unsere Rolle im Bündnis der ATO, in Europa und in der Welt? Diese Frage müssen ir uns immer wieder stellen; denn man steigt nie in enselben Fluss. Wird die Rolle, die wir in diesen Fraen einnehmen, den Herausforderungen der heutigen eit gerecht? Ich darf sachlich feststellen, dass es in der at bei der schwarz-gelb geführten Bundesregierung in iesen sicherheitsund friedensstrategischen Debatten ine gewisse Planlosigkeit gibt. Ich denke, das ist an eiigen Punkten sehr deutlich nachweisbar. Der Antrag zielt auf die Frage, inwieweit es vonseiten er Bundesregierung eine ressortübergreifende Sichereitsstrategie, eine Friedensstrategie gibt. Das ist ganz ichtig. Es darf kein nur in einzelnen Ressorts denkenes Bewusstsein geben. Wir sehen an der einen oder aneren Stelle, dass die Kommunikation beispielsweise insichtlich der Einbindung der Zivilgesellschaft zwichen den Ressorts nicht besonders ausgeprägt ist. (Joachim Spatz [FDP]: Das war bei euch vielleicht der Fall!)


as lässt sich am Beispiel des Einsatzes in Afghanistan
ehr gut nachweisen. Ich finde, auf diese Fragen sollte
an nicht polemisch antworten. Man sollte sich viel-
ehr fragen: Wo gibt es Defizite, und wie kann man sie

bbauen?

Ich finde, dass es im Hinblick auf die Abstimmung
uf europäischer Ebene ein ganz großes Defizit gibt, was
ie Ausrichtung der Außenpolitik und der Sicherheits-
olitik anbelangt. Das kann man konkret an der Neuaus-
chtung der Bundeswehr deutlich machen. Der Aus-
angspunkt war eigentlich eine Haushaltsnummer; es
ollten 8,3 Milliarden Euro eingespart werden. Nur, eine
aushaltsnummer ist das falsche Motiv und der falsche
usgangspunkt für eine Neuausrichtung der Bundes-
ehr.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Marco Wanderwitz [CDU/CSU]: Was ist denn daran falsch?)


er das nicht so sieht, hat, wie ich denke, keine Kennt-
is vom Ablauf der Dinge.

Es geht im Wesentlichen um die Frage: Welches Fä-
igkeitsprofil ist notwendig, um eine Gesamtstrategie
r eine zukunftsweisende Friedens- und Sicherheits-

olitik, auch mit Blick auf die europäische Ebene, zu
ntwickeln? Eine solche Neuausrichtung darf nicht ohne
nsere europäischen Nachbarn, sondern nur mit unseren
uropäischen Nachbarn vorgenommen werden. Nur
ann wird es möglich sein, eine vernünftige und wirk-
ame Gesamtstrategie zur Gewährleistung von Frieden
nd Sicherheit zu erarbeiten. Ich denke, dieses Bewusst-





Fritz Rudolf Körper


(A) )


)(B)

sein ist notwendig, damit sich hier ein Erfolg einstellt.
Ich kann nur an Sie appellieren, solche Ansätze zu ver-
folgen. Man muss eine Konzeption – so formuliere ich
es einmal – verfolgen, die sich vom Kästchendenken der
verschiedenen Ressorts verabschiedet. Bei dieser Kon-
zeption dürfen nicht mehr einzig und allein nationale
Kriterien eine Rolle spielen. Wir haben nur dann die
Chance, eine vernünftige Friedens- und Sicherheitsstra-
tegie hinzubekommen, wenn wir unsere Partner und das
Bündnis insgesamt einbeziehen. Ich denke, es ist wich-
tig, dies in Erinnerung zu rufen.

Der Aktionsplan „Zivile Krisenprävention, Konflikt-
lösung und Friedenskonsolidierung“ vom Mai 2004 ist
schon angesprochen worden. Eigentlich war dies ein
sehr vernünftiger und guter – damals sogar ein einmali-
ger – Schritt. Allerdings – das füge ich unumwunden
hinzu – hat die Wissenschaft diesen Aktionsplan sehr
stark kritisiert. Es hieß, dass die Chancen auf Umsetzung
bzw. auf Vollzug in naher Zukunft nicht gut stehen. Ich
sage auch an dieser Stelle unumwunden: Es war gut ge-
meint, aber, was die Wirkung angeht, nicht ganz einfach.

Ich finde, dass ein solcher Versuch, was die zivile
Krisenprävention anbelangt, sehr lohnenswert ist. Solche
Ansätze sollte man viel stärker in die Strategie einfließen
lassen und in der Debatte berücksichtigen. Wir dürfen
diese Diskussion nicht auf militärische Maßnahmen und
militärische Aktionen verengen; das wäre falsch. Letzt-
endlich müssen wir versuchen, kriegerische und militäri-
sche Auseinandersetzungen durch Krisenprävention zu
vermeiden. Das ist die wichtigste Messlatte; das ist das
Ziel einer vernünftigen und guten Friedens- und Sicher-
heitsstrategie. Eines kommt hinzu: Es ist notwendig,
dass wir eine solche Debatte im Deutschen Bundestag
führen. Ich finde, hier gehört sie hin. Wir haben ja in den
zurückliegenden Tagen gesehen, dass wir diesbezüglich
eher einen Mangel haben. Wir sollten diesen Antrag als
Anregung nehmen, diese Debatte hier zielgerichtet zu
führen. Das würde unserem Land und auch dieser Bun-
desregierung ganz gut anstehen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712118200

Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Joachim

Spatz das Wort.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Joachim Spatz (FDP):
Rede ID: ID1712118300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Natür-

lich tut es immer gut, wenn man über friedens- und si-
cherheitspolitische Strategien spricht. Den Auftakt dafür
hat das Bundesverteidigungsministerium mit seinen
Eckpunkten für die Verteidigungspolitischen Richtlinien
gemacht. Der vorliegende Antrag ist dafür schlichtweg
untauglich.

In dem Antrag, der heute zur Debatte steht, wird ge-
fordert, dass ressortübergreifend gedacht wird. Das ist
schon der Fall, und das wird weiter intensiviert.

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(C (D (Manuel Sarrazin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Merkt man nur nicht!)


er in einer Verwaltung tätig ist oder war, der weiß, dass
o etwas eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.

Außerdem wird eine öffentliche Debatte gefordert. Es
ollen öffentliche Anhörungen organisiert werden. Es
oll eine Webplattform eingerichtet werden, um die Öf-
ntlichkeit und die NGOs einzubeziehen. Wer auf die-

em Gebiet arbeitet und gelegentlich an Podiumsdiskus-
ionen bei NGOs und anderen Akteuren in diesem
ereich teilnimmt, der kann eigentlich nicht feststellen,
ass es ein Zuwenig an Möglichkeiten gibt, darüber zu
ebattieren. Vielleicht gibt es ein Zuwenig an Interesse;
chauen Sie sich um, dann werden Sie das auch hier be-
tätigt finden. Ein Zuwenig an Möglichkeiten ist aber
chlichtweg nicht festzustellen.

Der Antrag ist vor allem enttäuschend, wenn man die
ebatte in unserem Unterausschuss „Zivile Krisenprä-
ention“ verfolgt hat. Sie erschöpfen sich in weiten Tei-
n in Polemik.

So heißt es erstens, die Bundeswehrreform sei gewis-
ermaßen ohne Konzept vonstattengegangen, und wie-
erholt wird die falsche Behauptung angeführt, sie sei
usschließlich unter finanziellen Gesichtspunkten er-
lgt. Das ist verkehrt. Jeder weiß, dass wir uns beim
mbau der Bundeswehr zuvorderst dem Umbau von ei-
er Verteidigungsarmee mit einem früher geltenden Be-
rohungsszenario hin zu einer Friedensarmee in Out-of-
rea-Einsätzen widmen müssen. Das ist der Grund für
en Umbau, und es kann überhaupt nicht die Rede davon
ein, dass das gewissermaßen planlos vonstattengeht,
ie in diesem Antrag vorgeworfen wird. Das ist nicht
er Fall.

Der zweite Punkt ist die Kohärenz im Sinne der Zu-
ammenarbeit der einzelnen Ressorts. Diese Diskussion
t vor allem durch die Erfahrungen der Amerikaner ge-
rägt. Ich habe im State Department darüber Gespräche
eführt. Dort sagt man: Das ist alles schön und gut; das
robieren auch wir. Aber viel wichtiger ist die Kohärenz
eim Einsatz vor Ort.

Wer die neue UNO-Resolution für Südsudan genau
elesen hat, der weiß, dass sie vorsieht, dass der Special
epresentative dort alle UN-Einheiten und alle anderen
kteure, die vor Ort aktiv sind, zu koordinieren hat.
uch unter Einflussnahme unserer deutschen Vertreter
UN-Sicherheitsrat ist dieses Erfolgsmodell, das es in

ierra Leone gibt und das eigentlich aus dem Peacebuil-
ing und nicht aus dem Peacekeeping kommt, hier über-
ommen worden. Das ist ein wirklich konkreter Schritt
in zu mehr Kohärenz. Ich führe auch gerne Debatten
ber Prinzipien, aber das Leben ist eben furchtbar kon-
ret. Deshalb geht es darum – vielleicht sogar vorrangig –,
konkreten Einsätzen diese Kohärenz zu erzeugen. Ich

offe, Südsudan ist hierfür ein erfolgreiches Beispiel.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Bernhard Kaster [CDU/CSU])


Ich komme zu einem weiteren Widerspruch. Es kann
och nicht sein, dass wir auf der einen Seite betonen





Joachim Spatz


(A) )


)(B)

– Kollege Körper, hier gebe ich Ihnen völlig recht –, wir
könnten nicht nur nationale Sicherheitsinteressen verfol-
gen, weil wir in die NATO eingebunden sind, während
gleichzeitig kritisiert wird, wie es mein Vorredner von
den Grünen getan hat, dass die Atomwaffen nicht abge-
zogen werden. Wir täten das gerne, aber gerade weil wir
in diese Partnerschaft eingebunden sind, können und
wollen wir das nicht alleine tun. Man muss sich schon
entscheiden, was man möchte. Wir sehen das genauso
wie Sie, Herr Kollege Körper: Wir sind in Sicherheitsar-
chitekturen eingebunden – in diesem Fall in die NATO
und auch in die Europäische Union – und bekennen uns
deshalb dazu, dass wir keine einseitigen Schritte unter-
nehmen.

Als weiterer Punkt wurde angeführt, es gäbe keine
Evaluation. Dazu kann ich nur sagen: Wer so etwas
schreibt, muss den Fortschrittsbericht der Bundesregie-
rung zu Afghanistan übersehen haben. Ich glaube nicht,
dass es in Ihrer Regierungszeit jemals einen so offenen
und ehrlichen Fortschrittsbericht zu unserem Hauptein-
satzgebiet gegeben hat,


(Dr. Rainer Stinner [FDP]: Natürlich nicht!)


gerade auch unter dem Gesichtspunkt von Kohärenz
bzw. Zusammenarbeit.

Außer viel Polemik und einem sehr schwachen For-
derungskatalog hat der Antrag nichts vorzuweisen. Er
bleibt leider hinter den Diskussionen, die wir im Unter-
ausschuss „Zivile Krisenprävention“ führen, weit zu-
rück; das ist enttäuschend. Deshalb ist er abzulehnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712118400

Als letzte Rednerin in dieser Debatte hat die Kollegin

Kathrin Vogler für die Fraktion Die Linke das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712118500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Sehr geehrte Damen

und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In dem
vorliegenden Antrag der Grünen zum Thema Friedens-
und Sicherheitsstrategie gibt es auf den ersten Blick ei-
nige Punkte, denen ich gerne zustimmen würde. So
schreiben Sie zum Beispiel:

Konflikte können mit Gewalt nicht gelöst und in
eine stabile Friedenslösung überführt werden.

Sie schreiben auch völlig zu Recht, dass es auf viele der
heutigen Risiken und Bedrohungen wie internationaler
Terrorismus, organisierte Kriminalität oder die Siche-
rung von Rohstoffen und Vertriebswegen keine militäri-
schen Antworten geben kann. Sie sprechen vom Primat
des Zivilen und davon, dass zivile Krisenprävention,
Konfiktmanagement und Friedenskonsolidierung Leit-
prinzipien einer umfassenden Friedens- und Sicherheits-
konzeption sein sollen. Wer wollte denn dagegen sein?

Aber natürlich ist es ein Antrag der Grünen. Da muss
man leider genauer hinsehen.

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(C (D a heißt es zum Beispiel: Dabei zeigen gerade die Versuche der militärischen Krisenbewältigung der zurückliegenden Jahre, dass deren Potenzial zur Bearbeitung von Konflikten maßlos überschätzt ist. as ist zwar richtig. Aber wer war es denn, der die Ponziale von Kriegseinsätzen maßlos überschätzt hat? h nenne als Beispiele die Kriegseinsätze der Bundesehr in Jugoslawien 1999 und in Afghanistan 2001, die ie Grünen gemeinsam mit den Sozialdemokraten urchgesetzt haben. So gern ich Ihnen glauben würde, es gäbe hier vielicht so etwas wie eine klammheimliche Positionsver nderung, so wenig trifft das leider zu. Wir alle haben och im Ohr, wie vor wenigen Monaten Abgeordnete er Grünen in diesem Haus gefordert haben, Deutschnd solle sich doch bitte am Krieg gegen Libyen beteilien. Inzwischen sehen wir alle, wie durch die Luftanriffe der NATO nicht etwa Zivilistinnen und Zivilisten eschützt werden, wie Sie es sich vorgestellt hatten, sonern die NATO selbst für Todesopfer unter der Zivilbeölkerung verantwortlich ist. Nein – das tut mir leid –, in der Gesamtausrichtung es Papiers gibt es keine Kurskorrektur. Zivile Konfliktearbeitung ist für Sie eben nicht die Alternative zu mitärischer Gewalt, sondern soll sie im Rahmen von mfassenden, ressortübergreifenden, zivil-militärichen Konzepten nur ergänzen. Wenn Sie sich von dieer militärdominierten Logik nicht verabschieden, dann ird diese Strategie auf eine Ausweitung der zivil-milirischen Zusammenarbeit hinauslaufen, die die Linke blehnt. ieses Konzept bedeutet nichts anders als die Unterordung des Zivilen unter militärische Strukturen. Das haen wir an verschiedenen Stellen schon gemeinsam kritiiert. Eines sage ich ganz klar: Die Bundeswehr ist für uns ein außenpolitisches Instrument. In der Außenpolitik at die Bundeswehr überhaupt nichts zu suchen. ine schlüssige Gesamtstrategie würde für mich heißen, ass wir zum Beispiel die Rüstungsexporte stoppen müsen. Sie haben doch gerade gemeinsam mit uns die Bunesregierung wegen der Panzerlieferungen an Saudirabien kritisiert, und wir haben gemeinsam unseren jeeiligen Anträgen zugestimmt. Warum steht denn zu en Rüstungsexporten nichts in Ihrem Konzept? Wir müssen auch darüber reden, wie wir die deutsche ußenwirtschaftspolitik so organisieren, dass sie nicht ngerechtigkeiten, Armut usw. hervorruft, durch die onflikte überhaupt erst gewaltförmig eskalieren. ir müssen dafür sorgen, dass die Bundesrepublik das ölkerrecht bedingungslos einhält; denn wenn wir es Kathrin Vogler verletzen, wie beispielsweise im Jugoslawien-Krieg, dann können wir andere Staaten doch nicht glaubwürdig dazu auffordern, es einzuhalten. (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: So ist es! – Dr. Martin Lindner [Berlin] [FDP]: Das können wir alles nach den Ferien machen!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) (C)


(D)(B)


Wir müssen auch über Abrüstung reden, auch über ein-
seitige. Das hatten Sie doch auch einmal in Ihrem Pro-
gramm.


(Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben wir immer noch in unserem Programm!)


– Sehr schön, aber das alles steht nicht in Ihrem Antrag.
Diese Fragen, die Sie leider nicht einmal stellen, müss-
ten wir aus meiner Sicht dringend in der Gesellschaft
und hier im Parlament diskutieren.


(Agnes Malczak [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun wir auch!)


An einer solchen Debatte würden wir uns gerne beteili-
gen, nicht nur auf irgendwelchen Webportalen, sondern
live und in Farbe, überall dort, wo es notwendig ist.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1712118600

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf
Drucksache 17/6351 an die in der Tagesordnung aufge-
führten Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit ein-
verstanden? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung
so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Dienstag, den 6. September 2011, 10 Uhr,
ein.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche Ihnen
für die folgende sitzungsfreie Zeit alles Gute, manche
neue Erkenntnis und – soweit notwendig – auch Gesun-
dung.


(Beifall)


Die Sitzung ist geschlossen.