Protokoll:
17060

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 60

  • date_rangeDatum: 17. September 2010

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:09 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/60 BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6267 B Michael Schlecht (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister BMVBS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Uwe Beckmeyer (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Roland Claus (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bartholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . Arnold Vaatz (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . Johannes Kahrs (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sabine Leidig (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. h. c. Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . Lothar Binding (Heidelberg) (SPD) . . . . . . . . Dr. Claudia Winterstein (FDP) . . . . . . . . . . . . Norbert Brackmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Leo Dautzenberg (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 6269 D 6269 D 6270 B 6272 C 6274 A 6275 A 6275 D 6277 A 6279 A 6281 D 6283 C 6305 C 6307 C 6309 C 6310 D 6312 C 6313 D 6315 C 6316 D 6317 A Deutscher B Stenografisch 60. Sitz Berlin, Freitag, den 17 I n h a l Tagesordnungspunkt 1: (Fortsetzung) a) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- zes über die Feststellung des Bundes- haushaltsplans für das Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011) (Drucksache 17/2500) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 2010 bis 2014 (Drucksache 17/2501) . . . . . . . . . . . . . . . . Einzelplan 12 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister R D N C D D P D 6267 A 6267 B 6267 B Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6285 B undestag er Bericht ung . September 2010 t : einhold Sendker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . r. Max Lehmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Schlussrunde: Haushaltsgesetz 2011 . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . arsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . . . r. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . r. Dietmar Bartsch (DIE LINKE) . . . . . . . . riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Wolfgang Schäuble, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Carsten Schneider (Erfurt) (SPD) . . . . . . . 6286 C 6288 B 6289 C 6289 D 6291 D 6294 C 6296 B 6300 B 6302 C 6303 B Anlage 2 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6317 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 2010 6267 (A) ) )(B) 60. Sitz Berlin, Freitag, den 17 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 2010 6317 (A) ) )(B) Schnieder, Patrick CDU/CSU 17.09.2010 hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass aus einer Hand erfolgen kann, sieht § 44b SGB II die Bildung von Arbeitsgemeinschaften aus den Agentu- ren für Arbeit und den kommunalen Trägern vor. Mit Urteil vom 20. Dezember 2007 (BVerfGE 119, 331) Dr. Schmidt, Frithjof BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A 2 s d – ß Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 17.09.2010 Dr. Bartels, Hans-Peter SPD 17.09.2010 Bartol, Sören SPD 17.09.2010 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010* Bernschneider, Florian FDP 17.09.2010 Binder, Karin DIE LINKE 17.09.2010 Birkwald, Matthias W. DIE LINKE 17.09.2010 Duin, Garrelt SPD 17.09.2010 Ehrmann, Siegmund SPD 17.09.2010 Erdel, Rainer FDP 17.09.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 17.09.2010 Herzog, Gustav SPD 17.09.2010 Lay, Caren DIE LINKE 17.09.2010 Lenkert, Ralph DIE LINKE 17.09.2010 Meierhofer, Horst FDP 17.09.2010 Möller, Kornelia DIE LINKE 17.09.2010 Nahles, Andrea SPD 17.09.2010 Nink, Manfred SPD 17.09.2010 Oswald, Eduard CDU/CSU 17.09.2010 Pitterle, Richard DIE LINKE 17.09.2010 Pothmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 Pronold, Florian SPD 17.09.2010 Roth (Augsburg), Claudia BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 D D D D D W W W W W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Amtliche Mitteilung Der Bundesrat hat in seiner 873. Sitzung am 9. Juli 010 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- timmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 es Grundgesetzes nicht zu stellen: Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes (Arti- kel 91 e) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ung gefasst: I. Kern des Regelungsanliegens des Gesetzes für mo- derne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt war die Zu- sammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe zu einer einheitlichen Leistung, der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Damit die Verwaltung der Leistung r. Schui, Herbert DIE LINKE 17.09.2010 r. Seifert, Ilja DIE LINKE 17.09.2010 r. Sitte, Petra DIE LINKE 17.09.2010 r. Steinmeier, Frank- Walter SPD 17.09.2010 r. Terpe, Harald BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 einberg, Harald DIE LINKE 17.09.2010 ellenreuther, Ingo CDU/CSU 17.09.2010 erner, Katrin DIE LINKE 17.09.2010 ieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 17.09.2010 ieland, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 17.09.2010 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 6318 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 2010 (A) ) )(B) Arbeitsgemeinschaften gemäß § 44b SGB II dem Grundsatz eigenverantwortlicher Aufgabenwahrneh- mung widersprechen, der den zuständigen Verwal- tungsträger verpflichtet, seine Aufgaben grundsätz- lich durch eigene Verwaltungseinrichtungen, also mit eigenem Personal, eigenen Sachmitteln und eigener Organisation wahrzunehmen. Das Bundesverfas- sungsgericht hat insofern die entsprechende Regelung in § 44b SGB II für unvereinbar mit dem Grundgesetz erklärt und dem Gesetzgeber aufgegeben, bis zum 31. Dezember 2010 einen verfassungsgemäßen Zu- stand herzustellen. II. Mit dem vom Deutschen Bundestag am 17. Juni 2010 beschlossenen Gesetz zur Änderung des Grundgeset- zes wird die verfassungsrechtliche Grundlage für eine Neuorganisation der Aufgabenwahrnehmung in der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) entspre- chend den Absprachen einer interfraktionellen Bund- Länder-Arbeitsgruppe geschaffen. Das Gesetz ergänzt das Grundgesetz um einen neuen Zuständigkeitstitel für die Aufgabe der Grundsicherung für Arbeitsu- chende. Es ermöglicht dem Gesetzgeber im Bereich der für dieses Aufgabengebiet nunmehr ausdrücklich zugelassenen Verwaltungsformen (Artikel 91 e Ab- satz 1 und 2 GG) nicht nur kompetenzielle, sondern auch materielle, in der Zusammenschau mit anderen verfassungsrechtlichen Prinzipien tragfähige Lösun- gen. 1. Der Bundesrat stellt fest, dass sich die gemeinsame Durchführung der Grundsicherung für Arbeitsu- chende durch die der Bundesagentur für Arbeit zu- gehörigen örtlichen Agenturen für Arbeit und die jeweils zuständigen kommunalen Träger grund- sätzlich bewährt hat. Die Zusammenarbeit von Ar- beitsagenturen und Kommunen gewährleistet, dass die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen aus einer Hand betreut werden und Leistungen aus einer Hand erhalten. 2. Der Bundesrat begrüßt, dass die gemeinsame Durchführung daher als Regelfall fortgesetzt wer- den soll. Daneben sollen die bisher in einer Experi- mentierklausel im SGB II geregelten Zulassungen von einzelnen Kommunen zur alleinigen Aufga- benwahrnehmung verstetigt und die Grundsiche- rung für Arbeitsuchende von einer begrenzten An- zahl von Gemeinden und Gemeindeverbänden auf ihren Antrag und mit Zustimmung der obersten Landesbehörde auch künftig allein wahrgenom- men werden können. 3. Der Bundesrat bekräftigt in Ansehung des im Text der neuen Verfassungsnorm verankerten Regel- Ausnahme-Verhältnisses zwischen der Aufgaben- wahrnehmung in gemeinsamen Einrichtungen und Optionskommunen, dass hiernach die Zahl der Op- tionskommunen bezogen auf die bestehende Ge- samtzahl der Aufgabenträger im Bundesgebiet bis zu einem Viertel betragen kann. – – – – – – – – – – – – – – – – s 1 (C (D Gesetz zur Weiterentwicklung der Organisation der Grundsicherung für Arbeitsuchende Drittes Gesetz zur Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze Zweites Gesetz zur Änderung des Bundeswaldge- setzes Sechstes Gesetz zur Änderung des Weingesetzes Gesetz zur Änderung des Betriebsprämiendurch- führungsgesetzes und anderer Gesetze Gesetz zur Änderung des Katzen- und Hundefell- Einfuhr-Verbotsgesetzes und zur Änderung des Seefischereigesetzes Gesetz über die aufsichtsrechtlichen Anforderun- gen an die Vergütungssysteme von Instituten und Versicherungsunternehmen Gesetz zur Änderung krankenversicherungs- rechtlicher und anderer Vorschriften Gesetz zu dem Staatsvertrag vom 16. Dezember 2009 und 26. Januar 2010 über die Verteilung von Versorgungslasten bei bund- und länderübergrei- fenden Dienstherrenwechseln Gesetz zur Schaffung eines nationalen Stipendien- programms (Stipendienprogramm-Gesetz – StipG) Sechstes Gesetz zur Änderung des Filmförde- rungsgesetzes Gesetz zur Einführung einer Musterwiderrufs- information für Verbraucherdarlehensverträge, zur Änderung der Vorschriften über das Wider- rufsrecht bei Verbraucherdarlehensverträgen und zur Änderung des Darlehensvermittlungsrechts Zweites Gesetz zur Harmonisierung des Haf- tungsrechts im Luftverkehr Gesetz zur Vermeidung kurzfristiger Markteng- pässe bei flüssiger Biomasse Gesetz zur Umsetzung der Dienstleistungsrichtli- nie auf dem Gebiet des Umweltrechts sowie zur Änderung umweltrechtlicher Vorschriften Gesetz zur Änderung wehr- und zivildienstrecht- licher Vorschriften 2010 (Wehrrechtsänderungs- gesetz 2010 – WehrRÄndG 2010) Der Bundesrat hat ferner die nachstehenden Ent- chließungen gefasst: . – Der Bundesrat stellt fest, dass sich die mit dem Ge- setz verbundene Verkürzung des Zivildienstes auf sechs Monate unmittelbar auf die soziale Infra- struktur in den Ländern auswirkt. Angesichts des- sen begrüßt der Bundesrat, dass das Gesetz die Möglichkeit der freiwilligen Verlängerung des Zi- vildienstes vorsieht. In diesem Zusammenhang bit- tet er Bundesregierung und Bundestag, dafür Sorge zu tragen, dass die Eigenständigkeit der Jugend- freiwilligendienste, wie sie im Gesetz zur Förde- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 2010 6319 (A) ) )(B) rung der Jugendfreiwilligendienste vom 16. Mai 2008 geregelt sind, auch mittel- und langfristig ge- wahrt bleibt. – Der Bundesrat stellt fest, dass die Absenkung der Förderung für Kriegsdienstverweigerer nach § 14c ZDG in einigen Bereichen der Jugendfreiwilligen- dienste zu Finanzierungsproblemen der Träger und Einsatzstellen führt. Er begrüßt allerdings die Ab- sicht der Bundesregierung, die Jugendfreiwilligen- dienste durch Bundesmittel zu verstärken und die Bundesmittel in Höhe von jährlich 35 Millionen Euro, die durch die Absenkung der Förderung nach § 14c ZDG frei geworden sind, künftig zur Förde- rung der Jugendfreiwilligendienste zu verwenden. – Mit Blick auf die Folgen des Gesetzes für die Län- der fordert der Bundesrat, die Mittel für die Ju- gendfreiwilligendienste generell anzuheben und die Förderhöhen bei FSJ und FÖJ unter Berück- sichtigung der jeweiligen Strukturen dem erheblich angewachsenen Bedarf an pädagogischer Betreu- ung anzupassen. Er fordert überdies, auch Träger der Jugendfreiwilligendienste in die Förderung einzubeziehen, die nach § 10 JFDG von den zu- ständigen Landesbehörden zugelassen sind und keinem der acht bundeszentralen Träger angehö- ren. – Der Bundesrat fordert die Bundesregierung ein- dringlich auf, bei weiteren Überlegungen zur Re- form des Wehrdienstes deren Auswirkungen auf den Zivildienst einschließlich aller Folgewirkun- gen insbesondere auf die Jugendfreiwilligendienste und die soziale Infrastruktur maßgeblich zu be- rücksichtigen und die Länder bei gesetzlichen Vor- haben dieser Bedeutung künftig frühzeitiger zu be- teiligen. – Er bittet die Bundesregierung, dem Bundesrat über die Auswirkungen des Gesetzes auf die soziale In- frastruktur bis zum 30. Juni 2012 zu berichten. 2. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, die Länder im Rahmen der anstehenden Strukturverände- rungen bei der Bundeswehr – beginnend mit dem Wehrrechtsänderungsgesetz 2010 – angemessen und frühzeitig zu beteiligen, um zu einem Konzept zu ge- langen, das auch die Interessen der Länder hinrei- chend berücksichtigt. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf – die Standorte der Bundeswehr; – die zivil-militärische Zusammenarbeit und die Er- haltung der Einsatzfähigkeit des Zivil- und Kata- strophenschutzes; – den gesamten sozialen Sektor wie den Zivildienst, die Surrogatdienste (FSJ, FÖJ, anderer Dienst im Ausland), den Ausbau der Jugendfreiwilligen- dienste. – – – – – – – – – – – – – d d g b 1 (C (D Gesetz zur Änderung des Güterverkehrsgesetzes und des Fahrpersonalgesetzes Gesetz über die Feststellung des Wirtschaftsplans des ERP-Sondervermögens für das Jahr 2010 (ERP-Wirtschaftsplangesetz 2010) Gesetz zu dem Abkommen vom 3. Dezember 2009 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Föderativen Republik Brasilien über Soziale Sicherheit Gesetz zu dem Abkommen vom 2. März 2009 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Insel Man zur Vermeidung der Doppelbesteuerung von im internationalen Verkehr tätigen Schifffahrtsun- ternehmen Gesetz zu dem Abkommen vom 2. März 2009 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Insel Man über die Unterstützung in Steuer- und Steuer- strafsachen durch Auskunftsaustausch Gesetz zu dem Abkommen vom 26. März 2009 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung von Guernsey über den Auskunftsaustausch in Steuersachen Gesetz zu dem Abkommen vom 13. August 2009 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung von Gibraltar über die Unterstützung in Steuer- und Steuer- strafsachen durch Auskunftsaustausch Gesetz zu dem Abkommen vom 2. September 2009 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung des Fürstentums Liechtenstein über die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch in Steuersachen Gesetz zu dem Vertrag vom 27. November 2008 über die Änderung des Vertrags vom 11. April 1996 über die Internationale Kommission zum Schutz der Oder gegen Verunreinigung Gesetz zu den Änderungen vom 2. Oktober 2008 des Übereinkommens vom 3. September 1976 über die Internationale Organisation für Mobile Satellitenkommunikation (International Mobile Satellite Organization – IMSO) Gesetz zur Vorbeugung gegen missbräuchliche Wertpapier- und Derivategeschäfte … Gesetz zur Änderung des Gerichtsverfassungs- gesetzes … Gesetzes zur Änderung des Erneuerbare-Ener- gien-Gesetzes Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat mitgeteilt, ass sie den Entwurf eines … Gesetzes zur Änderung es Grundgesetzes – Ausführung von Bundes- esetzen auf dem Gebiet der Grundsicherung für Ar- eitsuchende (Artikel 87g und 125d) auf Drucksache 7/206 zurückzieht. 6320 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 2010 (A) ) )(B) Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Januar bis 30. Juni 2010 – Drucksachen 17/1495, 17/1819 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Tätigkeit des Europarates im Zeitraum vom 1. Juli bis 31. Dezember 2009 – Drucksachen 17/1496, 17/1819 Nr. 1.3 – Ausschuss für Wirtschaft und Technologie – Unterrichtung durch die Bundesregierung Koordinierungsrahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ ab 2009 – Drucksachen 16/13950, 17/591 Nr. 1.27 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über End- energieeffizienz und Energiedienstleistungen – Drucksache 17/1719 – hier: Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäuße- rung der Bundesregierung – Drucksachen 17/2280, 17/2373 Nr. 4 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – Drucksachen 16/13800, 17/591 1.18 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Achtzehnter Bericht nach § 35 des Bundesausbildungs- förderungsgesetzes zur Überprüfung der Bedarfssätze, Freibeträge sowie Vomhundertsätze und Höchstbeträge nach § 21 Absatz 2 – Drucksache 17/485 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Gutachten zu Forschung, Innovation und technologi- scher Leistungsfähigkeit 2010 – Drucksache 17/990 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Forschung und Innovation 2010 – Drucksache 17/1880 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Unionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- ner Beratung abgesehen hat. (C (D Innenausschuss Drucksache 17/136 Nr. A.15 Ratsdokument 11715/3/09 REV 3 Drucksache 17/1100 Nr. A.3 Ratsdokument 6213/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.7 Ratsdokument 7264/10 Drucksache 17/1492 Nr. A.8 Ratsdokument 7936/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.5 Ratsdokument 9273/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.6 Ratsdokument 9604/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.6 Ratsdokument 11172/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.7 Ratsdokument 11173/10 Rechtsausschuss Drucksache 17/1492 Nr. A.10 EuB-EP 2009; P7_TA-PROV(2010)0018 Haushaltsausschuss Drucksache 17/2071 Nr. A.11 Ratsdokument 9193/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.14 Ratsdokument 9875/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.15 Ratsdokument 9877/10 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 17/2071 Nr. A.22 Ratsdokument 9793/10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/136 Nr. A.69 Ratsdokument 13632/09 Drucksache 17/2071 Nr. A.24 Ratsdokument 9585/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.25 Ratsdokument 9821/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.26 Ratsdokument 9888/10 Drucksache 17/2224 Nr. A.6 Ratsdokument 10229/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.19 Ratsdokument 10499/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.20 Ratsdokument 10500/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.21 Ratsdokument 10501/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.22 Ratsdokument 10502/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.23 Ratsdokument 10503/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.24 Ratsdokument 10505/10 Drucksache 17/2408 Nr. A.25 Ratsdokument 11060/10 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 17/136 Nr. A.96 Ratsdokument 12109/09 Drucksache 17/859 Nr. A.12 Ratsdokument 5614/10 Drucksache 17/1100 Nr. A.10 Ratsdokument 6826/10 Drucksache 17/1270 Nr. A.4 Ratsdokument 6759/10 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 60. Sitzung. Berlin, Freitag, den 17. September 2010 6321 (A) (C) (D)(B) Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 17/136 Nr. A.100 Ratsdokument 11872/09 Drucksache 17/1649 Nr. A.8 Ratsdokument 8250/10 Drucksache 17/1649 Nr. A.9 Ratsdokument 8433/10 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 17/592 Nr. A.9 Ratsdokument 5026/10 Drucksache 17/1821 Nr. A.20 Ratsdokument 9424/10 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/2071 Nr. A.34 Ratsdokument 6142/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.35 Ratsdokument 7261/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.37 Ratsdokument 9329/10 Drucksache 17/2071 Nr. A.38 Ratsdokument 9631/10 60. Sitzung Berlin, Freitag, den 17. September 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706000000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich begrüße Sie alle
herzlich, jedenfalls diejenigen, die zu dieser frühen Uhr-
zeit schon eingetroffen sind.

Wir setzen unsere Haushaltsberatungen – Tagesord-
nungspunkt 1 – fort:

a) Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das
Haushaltsjahr 2011 (Haushaltsgesetz 2011)


– Drucksache 17/2500 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

b) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung

Finanzplan des Bundes 2010 bis 2014

– Drucksache 17/2501 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

Vereinbarungsgemäß soll die heutige Aussprache eine
Redezeit von insgesamt dreieinhalb Stunden umfassen.
Dazu gibt es offenkundig keine neuen Anträge.

a
n
d

b
f
l
B
e

G
p





Redet
Wir beginnen die heutigen Haushaltsberatungen mit
dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Einzelplan 12.

Das Wort erhält zunächst der Bundesminister
Dr. Peter Ramsauer.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf
den Rängen und vor den Fernsehgeräten! In
begehen wir den 20. Jahrestag der Wiederv
unseres Vaterlandes, und die meisten von u
noch und haben noch vor Augen, wie das

(C (D ung . September 2010 1 Uhr ussah. Die Verkehrsinfrastruktur war vollkommen verachlässigt, und Teile der wertvollen Bausubstanz waren em Verfall preisgegeben. Das war die bittere Wahrheit. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das kann man wohl sagen!)


Wenn wir uns heute im geeinten Deutschland und ins-
esondere in den neuen Bundesländern umsehen, so dür-
en wir mit Fug und Recht sagen: In der Stadtentwick-
ung, im Bereich der Verkehrsinfrastruktur und im
ereich der gesamten Bausubstanz und Baukultur ist Be-
indruckendes geschaffen worden.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


erade auch die Verkehrs-, Bau- und Stadtentwicklungs-
olitik des Bundes hat dazu Erhebliches beigetragen.


(Johannes Kahrs [SPD]: So ist das!)


So ist das, Herr Kahrs, genau. Danke.


(Iris Gleicke [SPD]: Das muss fortgesetzt werden! – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das muss fortgesetzt werden, Herr Minister!)


Wir sind bestens dabei.

ext
Von der Vielzahl an Verkehrs- und Bauprojekten so-
wie Maßnahmen der Städtebauförderung profitieren da-
bei nicht nur die Bürgerinnen und Bürger in den neuen
Ländern, sondern Gewinner dieser Entwicklung sind wir
alle, ist unser ganzes Land in West und Ost.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, damals wie heute
ist sich die unionsgeführte Bundesregierung des überra-
genden Stellenwerts einer gut ausgestatteten Verkehrsin-
frastruktur für den Wohlstand und die Chancen unseres
Landes bewusst. Ich darf zunächst einmal den Verkehrs-
bereich ansprechen. Wir müssen mit Blick auf unsere
Verkehrswege zwei ganz zentrale Aufgaben schultern.
Wir müssen erstens die gute Qualität unseres Bestands-

, und wir dürfen es nicht auf Verschleiß
ssen uns zweitens bereits heute rüsten für
g weiterentwickelnden Mobilitätserfor-
enschen und der Wirtschaft von morgen.
16 Tagen
ereinigung
ns wissen
DDR-Erbe

netzes erhalten
fahren. Wir mü
die sich ständi
dernisse der M





Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)

Hier ist natürlich die herausragende Herausforderung die
Verkehrszunahme, die wir prognostizieren müssen. Wir
brauchen also weiterhin einen bedarfsgerechten Aus-
und Neubau neben dem Erhalt, und zwar für alle Ver-
kehrsträger.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Unsere Verkehrswege sind die entscheidenden Le-
bensadern unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft.
Deshalb müssen wir auch bereit sein, die dazu erforderli-
chen finanziellen Mittel in ausreichender und verant-
wortbarer Weise zur Verfügung zu stellen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das wäre schön!)


– Das machen wir schön, Herr Kahrs, wenn es in den an-
stehenden Haushaltsberatungen darum geht, dies sicher-
zustellen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir helfen!)


– Ich nehme Sie beim Wort. Mit Ihnen ist manchmal
noch ganz gut reden. Aber dann hört es schon bald auf,
wenn man in die Weiten Ihrer Fraktion hineingeht.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


Ich glaube, es ist uns gelungen, im Bundeshaushalt
eine durchaus ansehnliche Verkehrsinvestitionslinie zu
verankern. Für die Jahre 2011 bis 2014 wird sie ausweis-
lich des vorliegenden Finanzplans mit konstant
9,7 Milliarden Euro auf einem höheren Niveau festge-
schrieben, als dies in den Jahren 2001 bis 2008 mit
durchschnittlich 9,4 Milliarden Euro der Fall war. Das
kann sich durchaus sehen lassen. Aber eine klare Priori-
tätensetzung ist dennoch erforderlich. Priorität müssen
solche Projekte haben, die den größten gesellschaftli-
chen, aber vor allen Dingen auch den größten ökonomi-
schen Nutzen aufweisen. Beim Neubau wird es also vor-
rangig um die Beseitigung von Engpässen und den
Ausbau überlasteter Hauptverkehrsachsen gehen.

Ich möchte beispielhaft ein Zukunftsprojekt heraus-
greifen. Für unser Land als führende Exportnation ist
eine Verbesserung der Hinterlandanbindung der Hä-
fen auch und vor allen Dingen auf der Schiene von he-
rausragender Bedeutung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD – Uwe Beckmeyer [SPD]: Ich nehme Sie beim Wort!)


– Herr Beckmeyer, Sie auch. Es wird schon besser. – Die
Realisierung der sogenannten Y-Trasse – das ist die Ver-
bindung von Hannover, die sich y-mäßig Richtung Bre-
men und Hamburg verzweigt – ist ein Projekt, das kein
isoliertes Prestigeprojekt darstellt, sondern ist pure Not-
wendigkeit, damit wir für die Zielorte und für die Ab-
satzwege fertiger Produkte in Gesamtdeutschland eine
stimmige und zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur be-
reitstellen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


– Das ist ja fast wie früher zu Zeiten der Großen Koali-
tion.



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(C (D (Patrick Döring [FDP]: Nur dass wir jetzt auch mitklatschen!)


Stimmt, und weit darüber hinaus.

Wir alle, glaube ich – jetzt komme ich zu einem wich-
igen Punkt –, sind gut beraten, immer den gesamtwirt-
chaftlichen Nutzen derartiger Projekte deutlich stärker
n das öffentliche Bewusstsein zu rücken.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


eder von uns weiß um das Konfliktpotenzial von Groß-
rojekten. Das war immer so, und leider Gottes fängt es
etzt wieder an. Wir wissen um die langen Planungszeit-
äume, und wir wissen um die langen, oft jahrzehntelan-
en Entscheidungsprozesse. Wenn dann aber endlich
er Startschuss für die Realisierung eines Projekts fällt,
ann sollten die Entscheidungen, die diesen Projekten
orangegangen sind, auch respektiert und mitgetragen
erden.

Ich möchte hier ganz offen das Projekt Stuttgart 21
nsprechen. Die Bundeskanzlerin hat vorgestern an die-
er Stelle schon das Notwendige gesagt. Stuttgart 21,
iebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein Projekt, das über
5 bis 20 Jahre hinweg nach allen Regeln rechtsstaatli-
her Kunst als Projekt und als Baurecht zustande gekom-
en ist.


(Zurufe von der LINKEN)


s kann deshalb nicht hingenommen werden, dass nach
iner solchen Rechtsfindung nach allen Regeln des
echtsstaats entgegenstehende Kräfte für sich ein ver-
eintlich höherrangiges Recht reklamieren, das dem
echt nach rechtsstaatlichen Regeln entgegensteht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


iebe Kolleginnen und Kollegen, ein Staat – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706000100

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Schlecht?

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Ich bin mitten in diesem Gedanken. Das ist ein sehr

entraler Gedanke; er ist nicht nur verkehrspolitisch,
ondern gesamtgesellschaftspolitisch wichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir halten ihn fest, den Gedanken!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Staat, der dies
innehmen würde, würde sich als Rechtsstaat dem Zwei-
el preisgeben. Die Politik muss natürlich zu den Resul-
aten klarer rechtsstaatlicher Prozeduren stehen. Die
olitik muss zu dem stehen, was der Rechtsstaat hervor-
ebracht hat.


(Johannes Kahrs [SPD]: Sie muss auch überzeugen!)






Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)

Zu diesen Prozeduren gehören ganz ausdrücklich auch
Bürgerbeteiligungen. Dazu gehören Parlamentsbe-
schlüsse, Gemeinderatsbeschlüsse, Gerichtsverfahren,
Gerichtsurteile und vieles mehr. Tut die Politik dies
nicht, dann wirkt sie selbst daran mit, dass Respektlosig-
keit ihr selbst gegenüber und gegenüber dem Rechtsstaat
um sich greift.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


An die Adresse der SPD als größte Oppositionsfrak-
tion sage ich: Stehen Sie zu diesem Projekt! Nehmen Sie
sich ein Beispiel an Ihren Kolleginnen und Kollegen von
der Südwest-SPD im Landtag von Baden-Württemberg!
Ihr Spitzenkandidat Nils Schmid hat noch am vergange-
nen Samstag klipp und klar festgestellt:


(Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!)


Aber wir wackeln nicht … Die SPD steht in der Sa-
che weiter zu Stuttgart 21 und dem Bau der Neu-
strecke Wendlingen–Ulm.

Und vorgestern, am Mittwoch:

Die verkehrlichen, ökologischen und städtebauli-
chen Vorteile überwiegen deutlich. Ein Ausstieg
aus dem Projekt würde sich auf die Verkehrsinfra-
struktur in Baden-Württemberg fatal auswirken.

Besser noch:

Ich persönlich bin auch bereit, Seite an Seite mit
den Kollegen von den anderen Befürworter-Par-
teien gegen den Ausstieg zu streiten.

Donnerwetter, kann ich nur sagen. Klatschen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!)


– Guter Mann, Herr Kahrs.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich weiß
zwar nicht, wer von der SPD sprechen wird, aber Herr
Beckmeyer würde zum Beispiel gleich sagen: Zu dem
haben Sie nichts gesagt, dazu haben Sie nichts gesagt,
dazu haben Sie nichts gesagt. Sie wissen ganz genau,
dass ich zu allem gern stundenlang sprechen würde. In
den verbleibenden anderthalb Minuten möchte ich noch
einige Punkte anreißen.

Zukunft der Städtebauförderung: Das ist ein Thema,
das uns allen intensiv am Herzen liegt. Die Einschnitte,
die jetzt im Entwurf stehen, sind für uns alle schmerz-
lich. Ich möchte mir aber den Hinweis erlauben: Wir alle
miteinander können stolz darauf sein, in den schwierigen
Jahren der Wirtschafts- und Finanzkrise gerade den
Kommunen mit zweistelligen Milliardensummen aus
dem Konjunkturpaket II – 10 Milliarden Euro, die durch
Komplementärmittel und Länder- und Gemeindemittel
aufgestockt wurden – geholfen zu haben. Diese Mittel
sind vom Zweckcharakter her in Bereiche der Städte-
bauförderung und der energetischen Gebäudesanierung
hineingeflossen. Das waren großartige Erfolge, und da-
ran war natürlich auch die SPD beteiligt.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Beim Thema energetische Gebäudesanierung gehört
uch zur Wahrheit, dass, weil das Programm ein Renner
ar, wir noch im Jahr 2009 damit begonnen haben,
aushaltsmittel aus den Jahren 2010 und 2011 vorzuzie-
en, um sie in diesen Bereich hineinzupumpen. Vorzie-
en heißt, dass sie später haushaltsmäßig nicht mehr zur
erfügung stehen. Das wissen auch Sie von der SPD,
eil Sie selbst daran mitgewirkt haben. Jetzt müssen wir

ehen, wie wir damit in den schwierigen Verhandlungen,
ie in den Haushaltsberatungen vor uns stehen, zurecht-
ommen.

Eine Reihe von weiteren Themen wäre zu nennen,
eispielsweise die Verkehrssicherheit. Wir müssen uns
edanken darüber machen, wie wir sie im Haushalt noch
esser dotieren können. Ich nenne die Elektromobilität,
ie Stärkung des Logistikstandorts Deutschland und die
ernetzung von Verkehrsträgern. Wir haben in den kom-
enden Wochen reichlich Gelegenheit, all diese Themen

u erörtern. Ich als verantwortlicher Ressortminister
reue mich auf diese Gespräche und lade die Opposition
in, konstruktiv mitzuarbeiten.

Besten Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706000200

Für eine Kurzintervention erteile ich dem Kollegen

chlecht das Wort.


Michael Schlecht (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706000300

Herr Minister Ramsauer, seit Jahren wird in Stuttgart

egen Stuttgart 21 protestiert. Seit Ende Juli hat dieser
rotest gewaltige Ausmaße angenommen. Es wird dort
ehrmals in der Woche protestiert. Große Teile der Stutt-

arter Bevölkerung beteiligen sich an diesen Demonstra-
ionen. Wir hatten in der letzten Woche eine Demonstra-
ion mit 70 000 Teilnehmern. Man kann schätzen, dass in
tuttgart mittlerweile bei den vielen Demonstrationen ein
ersonenkreis von 100 000 bis 200 000 Menschen aktiv
n den Protesten gegen Stuttgart 21 beteiligt war. Das
eißt, fast die Hälfte der Bevölkerung in Stuttgart hat sich
urch aktives Handeln gegen dieses Projekt ausgespro-
hen. Vor diesem Hintergrund finde ich es schon sehr
erkwürdig, wenn Sie diesen Protest als „entgegenste-

ende Kräfte“ bezeichnen. Das empfinden die Menschen
n Stuttgart sicherlich als eine Verhöhnung ihres Einsat-
es für ihre Interessen und für ihre demokratischen
echte.

Danke schön.


(Arnold Vaatz [CDU/CSU]: Herr Präsident, haben die diesmal keine Redezeit?)


Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr,
au und Stadtentwicklung:
Sehr geehrter Herr Kollege, ich bedanke mich für

iese Frage. Wenn Sie sagen, es habe seit Jahren Proteste
rößerer und kleinerer Art gegeben, dann möchte ich da-





Bundesminister Dr. Peter Ramsauer


(A) )


)(B)

ran erinnern, dass dieses Projekt seit Jahren von einem
großen Lager ständig gefordert worden ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich betone, dass heute, wie ich zitiert habe, auch die
Landtagsfraktion der SPD im Landtag von Baden-
Württemberg ganz offensichtlich nach wie vor zu die-
sem Projekt steht, und zwar unmissverständlich. Seit‘ an
Seit‘, hat der Spitzenkandidat gesagt, stehe er dazu. Ich
erinnere auch daran, dass im Rahmen aller rechtsstaatli-
chen Genehmigungs-, Verwaltungs- und Verfahrenspro-
zeduren und Gerichtsverfahren alle erdenklichen zur De-
batte stehenden Aspekte abgewogen worden sind und
dass alle an diesem Prozess Beteiligten mit allen rechts-
staatlichen Mitteln das Ihre haben beitragen können. Das
ist das, was ein Rechtsstaat bieten muss, und das, was er
bieten kann. Ich als verantwortlicher Politiker muss aber
dann auch fordern, dass die Ergebnisse solcher rechts-
staatlichen Prozeduren gesamtgesellschaftlich akzep-
tiert werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich erinnere an ein weiteres Moment: die Legitima-
tion. Ich habe von 15 bis 20 Jahren gesprochen. Gerade
in den letzten Jahren haben Wahlen aller Art stattgefun-
den. Zwei Beispiele: Zu dem Zeitpunkt, als das letzte
Mal der Stuttgarter Oberbürgermeister Schuster gewählt
worden ist, war es nicht so, dass von diesem Projekt
noch nie die Rede gewesen wäre. Dieses Projekt war da-
mals zur Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl klar
auf der Tagesordnung. Dieser Oberbürgermeister ist mit
einem guten Ergebnis wiedergewählt worden, und die
Menschen wussten, wofür er steht.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Er hatte eine Bürgerbefragung versprochen!)


Vor vier Jahren wurde der baden-württembergische
Landtag mit einem Ergebnis gewählt, das mich nur
freuen kann. Auch damals hat Stuttgart 21 klar im Raum
gestanden.


(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Nein!)


Diejenigen, die heute für dieses Projekt stehen, sind
nicht nur irgendwann in letzter Zeit gewählt worden,
sondern sie sind mit hervorragenden Ergebnissen wie-
dergewählt worden vor dem Hintergrund, dass sie für
dieses Projekt stehen. Ich lasse deshalb keinerlei Zweifel
an der rechtsstaatlichen sowie gesellschaftlichen und ge-
samtpolitischen Legitimation dieses Projekts.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706000400

Nächster Redner ist der Kollege Uwe Beckmeyer für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1706000500

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister, zu
dem zuletzt angesprochenen Thema ein Satz. Nach mei-
ner Kenntnis wird in 2011 in Baden-Württemberg ge-

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(C (D ählt. Die Kanzlerin hat vorgestern deutlich gemacht: as wird ein wichtiges Thema in diesem Wahlkampf ein. Die Bürger in Baden-Württemberg werden die Geegenheit haben, bei dieser Abstimmung zu zeigen, woür sie sind. – So weit zur Beteiligung der Bürger. Wir ünschen uns eigentlich noch mehr Beteiligung; viel eicht gibt es das. Herr Minister, ich habe mich über Ihre Rede zum Teil efreut. An manchen Stellen habe ich mich aber auch efragt: Warum sagt er nicht noch mehr zu seinem Hausalt? – Das ist doch Ihr Haushalt, Herr Minister, den Sie ns hier als Entwurf vorlegen. Dazu hätten wir eigentich gern noch etwas mehr gehört (Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister: Kommt noch!)


das ist wunderbar –, weil das, was in diesem Haus-
altsentwurf zu finden ist, schmerzlich, in einigen Berei-
hen aber auch unverständlich ist.


(Beifall bei der SPD)


ls oppositioneller Sozialdemokrat muss ich das in die-
er Rede natürlich sagen; ich werde daran nicht vorbei-
ommen.

Zum Fachpolitischen. Es gibt Schwerpunktsetzun-
en – es geht immerhin um viel Geld –, die mit meinem
achpolitischen Verständnis von Verkehrs- und Baupoli-
ik überhaupt nicht in Einklang zu bringen sind. Man
ann nicht sagen: „Wir machen etwas mit Elektromobili-
ät“, dann aber im Haushalt die Ansätze dafür vergessen.
as geht nicht. Man kann doch nicht am Ende die
inanzausstattung für all die Elektromobilitätsprojekte in
en Regionen in Deutschland vergessen. Man kann doch
icht die Ansätze für Maßnahmen zur CO2-Reduzie-
ung – wir alle wissen, dass das Handwerk und die Bun-
esrepublik Deutschland insgesamt sehr davon profitiert
aben – im Grunde halbieren. Wir haben in Deutschland
urzeit eine Debatte über Integration. Und was passiert in
hrem Haushalt? Die Mittel für die Städtebauförderung
nd für das Programm „Soziale Stadt“ werden halbiert.
as sind doch gerade die Programme, mit denen wir in
en Städten und Kommunen wirken können.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Stephan Kühn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Das ist doch das, was Politik ausmacht. Es geht nicht
mmer nur um Milliarden, sondern auch darum, kleine
rojekte zu pflegen, zu unterstützen, am Leben zu hal-

en, zu helfen, dass die Gesellschaft zusammenwächst.
afür haben Sie in Ihrem Haushalt ein ganz wesentli-

hes Werkzeug. Und was passiert? Wir stellen fest: Sie
albieren die Ansätze. Vor der bundesrepublikanischen
ffentlichkeit muss offengelegt werden, weshalb Sie das

un. Warum kürzen Sie dort? Ist das Ihr Politikverständ-
is? Ist das Ihre Schwerpunktsetzung, von der Sie ge-
prochen haben?

Das geht so weiter. Wir haben im Norden schon über
ahre ein maritimes Bündnis. Mit Kanzler Schröder hat
as angefangen, Kanzlerin Merkel hat es fortgesetzt. Da-
it wollen wir etwas für Kapitäne und die Ausbildung

n der Küste machen. Und was passiert? Es wird massiv





Uwe Beckmeyer


(A) )


)(B)

gekürzt. Das maritime Bündnis wird von der öffentli-
chen Seite aufgekündigt. Da kann mich der Hinweis:
„Wir bekommen die Y-Trasse“, für die Sie momentan
die Planungsmittel bereitstellen, aber auch keinen Cent
mehr, gar nicht beruhigen. Das ist nur die Wurst, die uns
vor die Nase gehängt wird, aber am Ende des Tages ist
keine Substanz vorhanden. Ihre Staatssekretäre gehen
von einer Veranstaltung in der Bundesrepublik zur
nächsten, verkünden alles, versprechen alles,


(Johannes Kahrs [SPD]: Wir hören es gern!)


aber es ist keine Substanz da.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir hören das überall, in Bremen, in Hamburg, bei den
Vertretungen. Es wird alles versprochen. Schaut man in
den Haushalt, stellt man fest: Das ist irgendwie nur vir-
tuell. Es steht nicht im Haushalt. Man kann es nicht fin-
den. Es ist nicht finanziert. Dennoch wird es verspro-
chen. Ich frage mich: Woher nehmen Sie eigentlich die
Chuzpe, so zu verfahren? Ist das eine andere Wirklich-
keit?

Sie selbst haben in Ihrem Koalitionsvertrag, um ein
anderes Thema anzusprechen, gesagt: Wir wollen dem
deutschen Verkehrsgewerbe helfen. Wir setzen die Maut-
erhöhung aus. – Das klingt erst einmal toll, aber wenn
man sich das genauer anschaut, stellt man fest: Sie hel-
fen der Verkehrswirtschaft überhaupt nicht. Es werden
erst einmal Einnahmen in Höhe von 80 Millionen Euro
weggekürzt, die Sie ansonsten im nächsten Jahr bekom-
men würden und die dann vielleicht auch in die Straße
fließen könnten. Doch Sie setzen die Mauterhöhung aus
und verzichten auf die Einnahmen. Was heißt das dann
für die Verkehrswirtschaft? Alle Unternehmen, die so
klug waren – das war ja auch unsere Absicht –, in die Er-
neuerung ihres Fuhrparks zu investieren, und eine Erhö-
hung der laufenden Betriebskosten in Kauf genommen
haben, indem sie Euro-4- und Euro-5-Fahrzeuge ange-
schafft haben, werden nun bestraft.


(Iris Gleicke [SPD]: So ist es! – Patrick Döring [FDP]: Stimmt doch nicht!)


Und das betrifft nun überwiegend deutsche Unterneh-
men. Alle diese können keine Vorteile aus ihren Investi-
tionen ziehen, während mehr als ein Drittel der nicht
nachgerüsteten Euro-3-Fahrzeuge, für die nun keine hö-
here Maut fällig wird, aus dem Ausland kommt.


(Johannes Kahrs [SPD]: So ist das!)


Was machen Sie also? Sie bestrafen im Grunde diejenigen
Unternehmen in Deutschland, die ihren Fuhrpark erneuert
haben, und unterstützen die ausländischen Unternehmen,
die noch Euro-3-Fahrzeuge haben. Das ist völliger Un-
sinn. Das ist eine völlig falsche Schwerpunktsetzung in
der Mautpolitik.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin der Meinung, dass wir uns auch den Baubereich
noch einmal genau anschauen sollten. Es war ziemlich hef-
tig, was vonseiten der CSU, Ihrem eigenen Landesver-
band, Herr Minister, und vonseiten der Bauministerkon-

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(C (D erenz zu lesen und zu hören war. Die Bauminister aller änder in Deutschland haben gesagt: Herr Ramsauer, so eht das nicht, machen Sie bitte bei der Städtebaufördeung ordentlich weiter! – Ich war in der Sommerpause eim Oberbürgermeister von Stralsund, einem CDUann, gut mit Frau Merkel bekannt. Stralsund ist wie uch Wismar eine der Städte in Deutschland, die zum eltkulturerbe gehört. Er hat gesagt: Wenn das eintritt, as geplant ist, kann ich hier meinen Laden dichtmachen. ch kann nichts Neues beginnen. – Die Konsequenz Ihrer läne ist, dass eine so wunderschöne und kulturhistorisch edeutsame Stadt ihre Ausbaumaßnahmen nicht fortseten und bestimmte Projekte nicht mehr unterstützen ann. Wollen wir das? ein. Darum ist es doch nur sinnvoll, zu überlegen, ob s nicht vielleicht klüger ist, diese Förderung fortzuseten und vielleicht sogar besser auszustatten. In solchen Momenten mache ich mir bewusst: Bei der olitik geht es nicht nur darum, Milliarden hin und her u schieben, sondern auch um Gestaltung. Ich glaube, as ist ein wichtiger Aspekt, den zu berücksichtigen man uch von Ihrem Ministerium erwarten kann. Darum ist ie Frage, meine sehr geehrten Damen und Herren: Wo st Ihre rote Linie? Wo ist Ihre Gestaltungskraft? Wo ist hr tragendes Konzept? (Johannes Kahrs [SPD]: Rot ist nicht ihre Farbe!)


(Johannes Kahrs [SPD]: Nein!)


Wir können zunächst einmal in keinster Weise einen
mbau des Haushaltes feststellen. Vielmehr halten Sie
rampfhaft an einer Investitionslinie fest. Sie selbst ha-
en gesagt, Sie müssten 10 Milliarden Euro halten. Doch
elbst das schaffen Sie nicht. Es sind nur 9,75 Milliarden
uro für Investitionen vorgesehen. Das hat zur Konse-
uenz, dass bei Straße, Schiene und Wasserstraße im
ächsten Jahr im Grunde kein neues Projekt angefangen
erden kann, weil das Geld dafür nicht da ist. Sie kön-
en neue Projekte im Augenblick in keiner Form dar-
tellen. Darum sind alle vollmundigen Ankündigungen,
ie im Land getätigt werden, stark von der Realität ent-
ernt, um es nicht drastischer auszudrücken.


(Heiterkeit des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Ihr Spitzenpersonal erklärt etwas anderes. Ich sage an
ieser Stelle noch einmal: Das ist nicht seriös. Die
chiene ist unterfinanziert, die Straße ist unterfinanziert.
iele Warnrufe aus der Fachbeamtenschaft Ihres Hauses
erden leider ignoriert. Man hat so den Eindruck: Ent-
eder sind Sie nicht informiert, oder Ihre Entourage fil-

ert alle entsprechenden Informationen weg und sie kom-
en nicht an Sie heran, oder aber die Spitze des Hauses

st derart von sich selbst überzeugt, dass sie meint, fach-
ich alles besser zu wissen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ja, Letzteres!)


as Ergebnis ist nicht in Ordnung. Es ist gefährlich für
ie deutsche Verkehrswirtschaft und für die deutsche
auwirtschaft, eine solche Politik fortzusetzen, meine

ehr geehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)






Uwe Beckmeyer


(A) )


)(B)

Der legendäre Franz Josef Strauß hat einmal gesagt:
Es kann nicht ein Neuer, noch bevor er sein Amt über-
nimmt, Vollkommenheit erwerben, um das Amt über-
nehmen zu dürfen. – Herr Minister, Ihr Amtsantritt ist
jetzt ein Jahr vorbei. Nun geht es langsam ans Einge-
machte. Wir erwarten von Ihnen, dass mehr dabei he-
rauskommt. Kommen Sie heraus aus der Wagenburg Ih-
res Leitungszirkels! Machen Sie mit uns Politik!

Wir haben uns vorhin sehr darüber gefreut, dass Sie
ganz bestimmte Projekte angekündigt haben. Aber Sie
müssen jetzt auch etwas dafür tun, dass die Opposition
mit Ihnen zusammenarbeitet. Ich habe schon einmal in
einer Haushaltsdebatte gesagt: Machen Sie Vorschläge,
und wir werden darüber nachdenken. Machen Sie bei-
spielsweise Vorschläge zu einer Nutzerfinanzierung von
Verkehrsprojekten.

Aber was Sie momentan machen, ist abenteuerlich.
Sie wollen demnächst – auch das haben Sie angekündigt –
die Mittel aus der Maut der Straße zuführen. Aber das
reicht für die Straße nicht. Sie werden also weiterhin Fi-
nanzierungsbeiträge aus dem Haushalt für die Straße
brauchen. Auch für die Schiene werden Sie mehr Finan-
zierungsmittel aus dem Haushalt einsetzen müssen.
Wenn Sie sich die Zahlen anschauen, dann werden Sie
feststellen, dass auch das nicht zu einer Art Geldvermeh-
rung in diesen Bereichen führt. Es führt möglicherweise
nur dazu, dass Sie damit eine Diskussion zur Einführung
einer Pkw-Maut anstoßen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706000600

Herr Kollege Beckmeyer!


Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1706000700

Jawohl, Herr Präsident, ich komme zum Schluss.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706000800

Wie schön.


Uwe Beckmeyer (SPD):
Rede ID: ID1706000900

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie merken,

in diesem Haushaltsentwurf ist der Wurm drin. Ich habe
versucht, dies an einigen Beispielen darzustellen. Ich
hoffe, dass die Koalitionsfraktionen aus sich heraus ein
wenig mehr Kraft entfalten, um das eine oder andere
noch zu korrigieren. Wir würden uns jedenfalls darüber
freuen. Wir Sozialdemokraten werden einige Anträge für
die Haushaltsberatung am 6. Oktober einbringen, um Ih-
nen ein bisschen zu helfen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706001000

Dr. Claudia Winterstein ist die nächste Rednerin für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die letzten Regierungen sind immer den einfahen Weg gegangen, nämlich über Schulden und Steuerrhöhungen ihre Ausgabenpolitik zu finanzieren. Das aben Sie, Herr Beckmeyer, eben sehr deutlich gemacht. ie haben gesagt, wofür wir das Geld ausgeben sollen. ber Sie haben nicht gesagt, woher wir das Geld bekomen sollen, um es dann auszugeben. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Denken Sie mal ein bisschen an Mövenpick!)

Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1706001100

Der Haushalt für das Jahr 2011 wird eine deutliche
rendwende einleiten. Hier stellt sich die christlich-libe-
ale Koalition ihrer Verantwortung, die enorme Ver-
chuldung, die Sie mit zu vertreten haben, endlich in den
riff zu bekommen, um dann wieder Gestaltungsmög-

ichkeiten zu haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


as sind wir auch unserer jungen Generation schuldig.
ür sie müssen wir die Grundlagen für ein stabiles
achstum unserer Volkswirtschaft erhalten und aus-

auen. Eine gut ausgebaute und intelligent vernetzte
erkehrsinfrastruktur ist eine der wichtigsten Grundla-
en.


(Johannes Kahrs [SPD]: Daran sparen Sie doch!)


Deswegen betrachtet die Koalition neben der Konso-
idierung der Staatsfinanzen den Ausbau der Infra-
truktur als ein sehr wichtiges Ziel ihrer Politik.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Bettina Hagedorn [SPD]: Dann müssen Sie doch Geld dafür vorsehen!)


hne solide Staatsfinanzen nehmen wir uns den Hand-
ungsspielraum, um auch in Zukunft Verkehrspolitik zu
estalten. Jeder Euro, den wir für Kredite ausgeben müs-
en, fehlt uns nicht zuletzt bei den Straßen und Schienen.

Der hier vorliegende Entwurf zum Einzelplan 12 be-
ücksichtigt beide Ziele in gleicher Weise. Trotz der
chwierigen Rahmenbedingungen durch die Schulden-
remse und das Sparpaket bleiben die Investitionen im
erkehrsbereich auf einem akzeptablen Niveau. Denn
ie müssen bedenken: Fast 10 Milliarden Euro werden

m nächsten Jahr in Straße, Schiene und Wasserstraße in-
estiert. Im Haushalt 2008, also vor den Konjunkturhil-
en, lagen die Investitionen im Verkehrsbereich bei
napp über 9 Milliarden Euro. Es fließt im Jahre 2011
lso mehr Geld in die Sanierung und den Ausbau unserer
erkehrswege als vor der Wirtschaftskrise.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Auch Sie, Herr Beckmeyer, hätten in den letzten vier
der acht Jahren die Möglichkeit gehabt – ich frage
ich: wo waren Sie eigentlich in diesen Jahren? –,


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Wir haben gestaltet! – Johannes Kahrs [SPD]: Hat er gemacht!)


iese Ansätze noch höher zu setzen, da Sie sich ja keine
edanken darüber machen, woher Sie das Geld bekom-





Dr. Claudia Winterstein


(A) )


)(B)

men, sondern sich nur Gedanken darüber machen, wie
Sie es ausgeben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ob das nun eines verantwortungsbewussten Politikers
würdig ist, darüber kann man streiten.

Jedenfalls muss der Einzelplan 12 auch seinen Bei-
trag erbringen. Einer von vielen Einsparvorschlägen der
Regierung betrifft die Kürzung von Programmmitteln im
Bereich der Stadtentwicklung; Sie haben das schon ge-
sagt. Dieser Bereich wurde in den beiden letzten Jahren
um zusätzliche Mittel aus dem Konjunkturprogramm I
aufgestockt. Diese Sonderausgaben fallen jetzt weg.

Darüber hinaus leistet der Bereich Städtebau seinen
Beitrag zur Haushaltskonsolidierung. Das ist eben leider
so. Wenn Sie jetzt sagen: „Wir brauchen das nicht, wir
wollen weiterhin die Gelder ausgeben“, dann sagen Sie
uns bitte, woher sie kommen sollen. Durch die Förder-
summe von 305 Millionen Euro, die der Bund den Län-
dern und Kommunen für städtebauliche Projekte zur
Verfügung stellt, bleibt die Möglichkeit erhalten, auch
weiterhin Impulse für die Stadtentwicklung zu setzen.

Die Städtebauförderung ist durch ihre Vielzahl von
Programmen kompliziert und zum Teil unüberschaubar
geworden. Ich denke, dass eine Verknappung der Mittel
vielleicht auch dazu führt und Anreize bietet, Pro-
gramme zu bündeln und effizienter zu gestalten.


(Beifall bei der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das glauben aber auch nur Sie!)


– Ja. – Ein weiterer Sparbetrag soll nach bisheriger Pla-
nung das CO2-Gebäudesanierungsprogramm erbringen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Falsche Weichenstellung!)


Seit dem Start im Jahre 2006 wurde die energetische
Haussanierung mit 7,2 Milliarden Euro durch den Bund
unterstützt. Jetzt soll das Programm zurückgefahren
werden, mit Mitteln von 440 Millionen Euro in 2011
aber noch aktiv bleiben.

Nun erinnere ich mich sehr gut daran, dass Herr
Tiefensee dafür in der letzten Regierung verantwortlich
war, Herr Beckmeyer. Ich frage mich: Warum hat er
denn die 1,5 Milliarden Euro, die er pro Jahr zur Verfü-
gung gestellt hat, nicht noch weiter erhöht? Warum hat
er den Einsatz von 400 Millionen Euro vorgezogen?


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Reden sie einmal von den nächsten Jahren und nicht immer von der Vergangenheit!)


– Sie müssen auch einmal die Vergangenheit sehen. Sie
haben doch gesagt: Die Mittel haben nie gereicht. So ge-
sehen hätte Herr Tiefensee den Bereich der CO2-Gebäu-
desanierung in den letzten Jahren noch wesentlich besser
ausstatten können. Er hat es aber nicht getan. Aus wel-
chem Grund? Weil eben schlichtweg die Gelder nicht
vorhanden waren.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Es ist doch Humbug, was Sie erzählen!)


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(C (D Insofern möchte ich noch einmal darauf hinweisen, ass wir jetzt über das Energiekonzept der Bundesregieung zu diskutieren haben, insbesondere natürlich auch m Hinblick auf das ehrgeizige Ziel, bis 2050 alle Geäude emissionsfrei umzubauen. Hier gibt es, denke ich, och viele offene Fragen wirtschaftlicher und auch jurisischer Art. (Johannes Kahrs [SPD]: Ihr Haushalt ist auch eine offene Frage!)


Es ist zum Beispiel fraglich, ob ein Zwang zur Sanie-
ung nicht einen unzulässigen Eingriff in das Eigentum
arstellt.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Die Frage stellt sich bei dem Thema doch gar nicht!)


ir dürfen Hauseigentümer und Mieter nicht überfor-
ern. Nicht jeder ist in der Lage, entsprechende Summen
ur Sanierung aufzubringen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – HansJoachim Hacker [SPD]: Unsinn!)


Wir wollen die nächsten Wochen nutzen, um darüber
u diskutieren, wie wir das CO2-Gebäudesanierungspro-
ramm in Zukunft ausgestalten können.

Eines muss man aber ehrlicherweise sagen: Derzeit
efinden sich die Bauzinsen auf einem sehr niedrigen
iveau. Dadurch besteht auch ohne staatliche Förderung

in hoher Anreiz für Sanierungsmaßnahmen. Außerdem
ind bei solchen Förderprogrammen auch Mitnahme-
ffekte zu beachten, wenn zum Beispiel ein Bauherr den
eubau sowieso nach den neuesten Standards geplant
atte. Die Förderung muss also vor allen Dingen dort an-
ommen, wo sie gebraucht wird.

Wir denken über den aktuellen Haushaltsentwurf hi-
aus darüber nach, wie in Zeiten knapper öffentlicher
assen eine ausreichende Finanzierung der Verkehrs-
ege erreicht werden kann. Das schaffen wir einerseits
urch die effektive Verteilung der vorhandenen Gelder,
ndem wir klare Schwerpunkte in der Verkehrspolitik
etzen, wie etwa Erhalt vor Ausbau und die Beseitigung
on Engpässen an wichtigen Knotenpunkten und Haupt-
trecken.

Andererseits wollen wir mehr privates Kapital für die
nfrastruktur mobilisieren. Es werden zu den bereits er-
olgreich laufenden Projekten in öffentlich-privater Part-
erschaft neue hinzukommen. Darüber hinaus wollen
ir durch die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruk-

urgesellschaft einen geschlossenen Finanzierungskreis-
auf bei der Straße schaffen. Die Einnahmen aus der
kw-Maut sollen vollständig in die Straße zurückflie-
en. Das entspricht übrigens einer langjährigen Forde-
ung der FDP. Es erhöht die Akzeptanz der Maut.
usätzlich soll die Verkehrsinfrastrukturgesellschaft kre-
itfähig werden, um bei der Finanzierung von Auto-
ahnprojekten mehr Spielraum zu erhalten.

Meine Damen und Herren, wir wollen ganz klar eine
rendwende in der Haushaltspolitik einleiten: solide
taatsfinanzen statt ungezügelter Ausgabenpolitik. Das

st das Versprechen gegenüber unserer jungen Genera-





Dr. Claudia Winterstein


(A) )


)(B)

tion; denn auf Schuldenbergen können unsere Kinder
nicht spielen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706001200

Nächster Redner ist der Kollege Roland Claus für die

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Roland Claus (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706001300

Herr Präsident! Sehr verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Die Linke steht für eine Verkehrs-, Bau- und Stadt-
entwicklungspolitik, die stets von sozialer Verantwor-
tung und demokratischer Teilhabe aller an den Gütern
der öffentlichen Daseinsvorsorge ausgeht: Was alle brau-
chen, muss öffentlich zugänglich sein; Mobilität und ur-
banes Leben müssen bezahlbar sein.

Wir reden hier über den Infrastrukturhaushalt. Um es
einmal plastisch zu machen: Es gibt nicht einen einzigen
Wahlkreis eines Bundestagsabgeordneten, der von die-
sem Etat nicht berührt wäre; er hat enorme Auswirkun-
gen. Wenn Sie von der Bundesregierung etwas mutiger
wären, dann hätten Sie einen wirklichen Infrastrukturetat
geschaffen, indem Sie das Wirtschafts- und Landwirt-
schaftministerium hier integriert hätten.

Sie sehen: Die Opposition geht den Haushalt lustvoll
und kreativ an. Das Zahlenwerk von Bundesminister
Ramsauer ist allerdings ein Anschlag auf Mut und Krea-
tivität.


(Beifall bei der LINKEN)


Dafür will ich ein paar Beispiele nennen.

Sie wollen mit diesem Haushalt die Etats zweier be-
sonders erfolgreicher Förderprogramme – die Städte-
bauförderung und die energetische Gebäudesanie-
rung – im Vergleich zu diesem Jahr halbieren. Wer sich
so seiner eigenen Stärken beraubt, nimmt sich doch den
Spielraum zum Gestalten. Ich finde, das, was Sie hier
vorführen, ist nun wirklich absurd.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb bekommen Sie wie wir Briefe von Architek-
ten, Wohnungsgesellschaften, Kirchen und Mieterverei-
nigungen, die sich darüber beschweren. Es muss Ihnen
doch zu denken geben, wenn sich Ortsvereine von CSU,
Grünen, SPD und Linken gleichermaßen über diesen
Unsinn beschweren. Dass Sie nicht in der Lage sind, da-
raus Schlüsse zu ziehen, ist ebenfalls absurd.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ja, weil die Linke dabei ist!)


– Das schreckt inzwischen niemanden mehr.


(Heiterkeit des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Das Neue an diesem Widerstand ist: Diejenigen, die
uns diese Beschwerdebriefe schicken, argumentieren in
erster Linie nicht betriebswirtschaftlich. Sie sagen nicht:

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(C (D einem Unternehmen geht der Gewinn flöten. Sie sagen uch, aber nicht nur: Es geht um Arbeitsplätze. Sie arguentieren mit gesellschaftlicher Verantwortung und sa en Ihnen die Wahrheit. Die Wahrheit ist: Sie machen it dieser Politik das Gemeinwesen und die Demokratie aputt; wir erleben hier einen Anschlag auf unser demoratisches Gemeinwesen. Das ist das Neue am Widerstand gegen Ihre vermeintiche Sparpolitik, die nicht wirklich Sparpolitik ist: Wähend wir hier eine Woche lang darüber debattieren, wie an 10 Milliarden Euro im Bundesetat einsparen kann, erden Garantien in Höhe von 40 Milliarden Euro – ereut für die Hypo Real Estate – am Parlament vorbei usgereicht. (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Garantien, nicht Barmittel!)


(Beifall bei der LINKEN)


Ich will Ihnen von einem Erlebnis erzählen. Ich stand
or kurzem auf einer halb fertiggestellten ICE-Brücke in
einem Wahlkreis, die über die Unstrut führt. Sie gehört

ur ICE-Strecke Nürnberg–Leipzig. Ingenieurtechnisch
st das außerordentlich beeindruckend; die Fahrstrecke
ird dann irgendwann eine halbe Stunde kürzer sein.
ie Wahrheit der neuen Trasse heißt aber auch, dass
ann Kulturstädte wie Weimar, Naumburg und andere
egelrecht vom Fernverkehr abgehängt werden. Ich
laube, diese Logik der Metropolendominanz ist keine
ogik von heute, sondern von gestern. Das Interessante
abei ist: Ihre Ideen von vorgestern werden heute in Be-
on gegossen; aber es sind eben Ideen von vorgestern.

Es gibt auch ganz andere Logiken. In Sachsen-Anhalt
and die Internationale Bauausstellung statt, eine sehr
eeindruckende Veranstaltung, deren Motto „Weniger ist
ukunft“ lautete. Es ging um die Hinwendung zu einer
nderen Entwicklungslogik. Aber dafür braucht es eine
ukunftsfähige Infrastrukturpolitik. Dafür muss man
ut haben und dann auch Geld anfassen.

Herr Bundesminister, in Ihrem Etat sind alle Baulich-
eiten des Bundes in Berlin und Bonn versammelt. Sie
ragen künftig eine spezielle Verantwortung dafür, den
mzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin

u vollziehen. Die Linke hat Ihnen dazu bereits im Jahr
006 einen entsprechenden Antrag vorgelegt. Nun hat
uch der Bundesverteidigungsminister – er ist ein re-
ormfreudiger Typ – erkannt, dass es besser wäre, sein

inisterium in Berlin anzusiedeln.


(Johannes Kahrs [SPD]: Da hat er recht, ausnahmsweise!)


err Ramsauer, wir fordern Sie auf: Packen Sie es an!
reten Sie für die Wiedervereinigung der Bundesregie-
ung in Berlin ein! Wir versprechen Ihnen dabei: Kei-
em Bonner wird es schlechter gehen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD)


err Minister, wir Ossis haben gut gelernt, zwischen den
eilen zu lesen, auch bei Ihrer Rede. Demnach wollen
ie, dass Ihr Etat nicht so bleibt, wie er ist. Hierin stim-





Roland Claus


(A) )


)(B)

men wir überein. Bessern Sie Ihren Etat; denn so, wie er
ist, ist er Mist.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706001400

Herr Kollege Claus, es wird in Bonn sicher nachhal-

tige Beruhigung auslösen, wenn ein Vertreter Ihrer Frak-
tion die Bundesregierung zur Wiedervereinigung auffor-
dert.


(Heiterkeit)


Nächster Redner ist der Kollege Winfried Hermann
für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706001500

Vielen Dank, Herr Präsident. – Meine Damen und

Herren! Liebe Kollegen! Wir debattieren heute über die
Grundzüge des Haushalts des Ministeriums für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung.


(Johannes Kahrs [SPD]: Genau!)


Eines der Grundprobleme dieses Haushalts – vor allem
im Verkehrsbereich – ist, dass wir eine große Lücke ha-
ben zwischen den Ansprüchen, die gestellt werden, und
den Mitteln, die tatsächlich zur Verfügung stehen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit – man
müsste eigentlich sagen: zwischen Wahn und Wirklich-
keit – ist gewaltig.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE])


Schauen wir uns an, welche Kosten im Bundesver-
kehrswegeplan für den vordringlichen Bedarf vorgese-
hen sind: im Bereich Schiene noch 35 Milliarden Euro
und im Bereich Straße noch 28 Milliarden Euro. Im
Schienenbereich stehen uns in den kommenden 5 Jahren
aber nur maximal 5 bis 6 Milliarden Euro und im Stra-
ßenbereich maximal 10 Milliarden Euro für Neubau-
investitionen zur Verfügung. In dieser Situation hätte
ich vom Minister erwartet, dass er sagt: Es ist Zeit zur
Einkehr, zum Nachdenken, zum Nachrechnen und auch
zur Umkehr. Wir müssen uns von unbezahlbar teuren,
nicht durchsetzbaren Projekten verabschieden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE])


Das tun Sie nicht. Dazu haben Sie nicht den Mut.

Das ist übrigens der Grund, warum in Stuttgart so
viele Menschen Tag für Tag auf die Straße gehen. Sie
protestieren nicht, wie die Kanzlerin meint, gegen einen
neuen Bahnhof. Nein, diese Menschen fragen sich: Wa-
rum wird in Stuttgart ein gut funktionierender Kopf-
bahnhof nicht einfach bezahlbar und schnell moderni-
siert? Warum wird er zerstört? Warum wird ein Park für
einen unterirdischen Durchgangsbahnhof zerstört,


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Er wird renaturiert!)


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(C (D er geringere Kapazitäten hat, der schlechter für die unden ist, bei dem der Taktverkehr nicht mehr funktioiert, aber richtig teuer ist und nur der Immobilienwirtchaft und den Tunnelbauern nutzt? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ein Blödsinn!)


Sie fragen sich: Wie kann es sein, dass sich Politiker
n Gremien über Jahre hinweg schöne Zahlen vorlegen
assen und nie kritisch nachfragen? Wie kann es sein,
ass ein Gremium wie der Haushaltsausschuss des Deut-
chen Bundestages – Herr Kollege Barthle, Sie waren
abei – das Projekt Stuttgart 21 und die Neubaustrecke
or anderthalb Jahren verabschiedet hat, was mit
,8 Milliarden Euro veranschlagt wurde und inzwischen
,1 Milliarden Euro kosten soll?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wer sagt das?)


ie Neubaustrecke wurde damals mit 2 Milliarden Euro
eranschlagt, inzwischen wurde zugegeben, dass es
Milliarden Euro sind.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wer sagt das?)


n einem von uns vorgelegten Gutachten haben wir Ih-
en dargelegt, dass es wohl eher 4 oder 5 Milliarden
uro sein werden.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das war ein bestelltes Gutachten!)


lles in allem schlucken beide Projekte 10 bis 11 Mil-
iarden Euro. Das ist die Summe, die Sie zum Ausbau
es gesamten deutschen Schienengüterverkehrs drin-
end brauchten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


iese Art von Geldverschwendung geht den Leuten so
as von auf den Keks, in Schwaben ganz besonders.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist doch schlicht gelogen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706001600

Herr Kollege Hermann, darf Ihnen der Kollege Kalb

ine Zwischenfrage stellen?


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706001700

Gerne, das verlängert meine Redezeit, und ich kann

ann meine Gedanken noch besser ausführen. Vielen
ank.


Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1706001800

Herr Kollege Hermann, würden Sie erstens zugeben,

ass es eine klare Finanzierungsvereinbarung zwischen
em Bund und den übrigen Beteiligten gibt und dass die
inanzielle Beteiligung des Bundes seinerzeit auf
orschlag des damaligen Bundesverkehrsministers
iefensee


(Johannes Kahrs [SPD]: Guter Mann!)






Bartholomäus Kalb


(A) )


)(B)

exakt begrenzt wurde und hier keine nachteiligen Aus-
wirkungen zu erwarten sind?

Würden Sie zweitens zugeben, dass Sie die Öffent-
lichkeit in die Irre führen, weil bei allen Planungen und
Kostenangaben der Kostenstand des Jahres 2004 zu-
grunde gelegt wird und es natürlich eine Eskalation bei
der Preisentwicklung gibt?


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Sabine Leidig [DIE LINKE]: „Natürlich“!)



Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706001900

Vielen Dank. – Tatsächlich wird bei diesen Großpro-

jekten immer mit veralteten Zahlen gerechnet, damit
nicht auffällt, wie teuer sie sind.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist unverschämt, was Sie hier sagen! – Patrick Döring [FDP]: Unglaublich!)


Wir wissen heute zum Beispiel – nach Angaben der
Bahn –, dass die Neubaustrecke 3 Milliarden Euro kos-
tet. Das ist exakt das Doppelte von dem, was der Haus-
haltsausschuss vor anderthalb Jahren als Verpflichtungs-
ermächtigung beschlossen hat. Bei Neubaustrecken
– das wissen Sie so gut wie ich – ist der Bund alleiniger
und ausschließlicher Finanzier. Dass Baden-Württem-
berg dem Bund in diesem Zusammenhang ungefähr
1 Milliarde Euro schenkt, ist eher ein Glück, man könnte
auch sagen: Dummheit. Auf jeden Fall muss das nicht
geschehen.

Beim Bahnhof ist es das Gleiche. Der Bund wird
nicht alleine bezahlen. Alle Beteiligten werden mehr be-
zahlen. Aber auch hier hat man jahrelang mit falschen
Zahlen gerechnet.


(Patrick Döring [FDP]: Völliger Unsinn!)


Jetzt komme ich zum Thema Demokratie. Herr
Minister, Sie haben gefragt: Was haben diese Leute für
ein Demokratieverständnis? Bei den Protesten in Stutt-
gart höre ich von den Leuten immer wieder, dass sie
nicht verstehen können, dass sich gewählte Parlamenta-
rierinnen und Parlamentarier so wenig mit der Frage be-
schäftigen, was solche Großprojekte wirklich kosten,
wie hoch die Baurisiken und die Kostenrisiken sind. Die
Leute fragen: Wie kann es sein, dass solche Gremien auf
der Basis völlig falscher Zahlen Beschlüsse fassen und
diese anschließend noch nicht einmal korrigieren?


(Patrick Döring [FDP]: Nur Sie haben die Wahrheit gesagt, oder wie?)


Nach der Haushaltsordnung des Deutschen Bundestages
und den darin festgelegten Prinzipien der Sparsamkeit
und der Wirtschaftlichkeit wäre es Ihre Pflicht, diese Be-
schlüsse von vor anderthalb Jahren komplett infrage zu
stellen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Wie war es denn unter RotGrün?)


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(C (D Noch etwas ärgert die Leute. Hier wird so getan, als ären diese Beschlüsse unumkehrbar, als sei von allen uständigen Gremien längst alles beschlossen. Die Beölkerung ist nie gefragt worden. Eine Bürgerbeteiliung ist immer abgelehnt worden. Ein Bürgerentscheid st immer abgelehnt worden. Am Anfang hat man geagt, dafür sei es zu früh. Später hat man gesagt, es sei zu pät dafür. Abgelehnt worden ist die Beteiligung immer. as aber wirklich ärgerlich ist, ist, dass man, obwohl as Projekt Stuttgart 21 in wesentlichen Teilen noch icht rechtskräftig planfestgestellt ist und die Neubautrecke in fast allen Teilen noch nicht rechtskräftig planestgestellt ist, (Patrick Döring [FDP]: Das ist doch gut! Dann können sich die Bürger doch noch beteiligen!)


en Bahnhof abreißt und damit Tatsachen schafft. Man
ill das Projekt durchprügeln, und das stinkt den Leuten.
s stinkt ihnen, dass Sie so tun, als sei über alles ge-
chwätzt worden, als sei alles geregelt, als könne man
ichts mehr umkehren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN – Patrick Döring [FDP]: Es gibt ein Planfeststellungsverfahren!)


as ist die Wahrheit, aber die verstehen Sie nicht.

Sie haben gesagt, dass es genügend Möglichkeiten
ab, Einfluss zu nehmen.


(Patrick Döring [FDP]: Gibt es doch!)


ie täuschen sich. Ich begleite dieses Projekt seit Anfang
er 90er-Jahre. Die Bevölkerung ist nie gefragt worden,
b sie einen neuen Bahnhof haben möchte, ob sie einen
utzen in diesem Projekt sieht. Sie ist nie gefragt wor-
en. In den allgemeinen Wahlen hat die Bevölkerung der
DU die Mehrheit gegeben. Die Krux an einer allgemei-
en Wahl ist nun einmal, dass man nicht über einzelne
unkte abstimmen kann. Viele CDU-Wähler haben Sie
weifellos gewählt, obwohl sie gegen Stuttgart 21 wa-
en. Das wird sich ändern. Das werden Sie sehen. Das
rkennt man an den aktuellen Umfragen. Ich kann nur
agen: Es ist noch Zeit zum Umdenken. Wir sagen klipp
nd klar: Es ist höchste Zeit zum Nachdenken und zum
inlenken. Schluss mit den Abrissarbeiten! Moratorium!
ie Zahlen müssen auf den Tisch. Wir müssen wissen,
as das kostet und welchen Nutzen das wirklich bringt.
s muss auch auf den Tisch, was der Ausstieg kosten
ürde. Wir brauchen seriöse und ehrliche Berechnungen
nd keine Mondzahlen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706002000

Herr Kollege Hermann.


Winfried Hermann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706002100

Wenn diese Zahlen auf dem Tisch liegen, dann kann

ie Bevölkerung abstimmen. Entweder Sie machen bei
er Volksbefragung und dem Volksentscheid mit oder
ie bekommen bei der Wahl, bei der Sie sowieso dabei
ind, die Quittung.

Vielen Dank.





Winfried Hermann


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706002200

Arnold Vaatz ist der nächste Redner für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Arnold Vaatz (CDU):
Rede ID: ID1706002300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Abweichend von dem, was ich ei-
gentlich vorhatte, muss ich erst einmal etwas zu der
Rede von Herrn Hermann sagen.

Wenn ich über Stuttgart 21 rede, ist das nicht authen-
tisch, weil ich nicht von dort komme


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Dann sollte man es lassen!)


und in meinem Wahlkreis andere Probleme habe. Ich
möchte Ihnen etwas Prinzipielles zu dem Gesamtpro-
blem sagen. Ihre Politik, die Politik der Grünen,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sind Sie nervös?)


besteht seit vielen Jahren darin, Planungsprozesse so
lange wie möglich zu verzögern, immer neue Ein-
spruchsmöglichkeiten zu schaffen


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt er als ehemaliger DDR-Bürger! Früher haben Sie sich nach Rechtsmitteln gesehnt und sind dafür auf die Straße gegangen! Herr Vaatz, Herr Vaatz!)


und nach erfolgreicher Verzögerung mit der veränderten
Sachlage zu argumentieren und zu sagen, das Ganze sei
jetzt nicht mehr zeitgemäß.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie diese Strategie in diesem Land weiter bis zum
Exzess treiben, kommen wir an einen Punkt, an dem wir
in diesem Land nicht mehr investieren können. Das müs-
sen Sie wissen. Sie tragen dafür die volle Verantwortung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hier ist BRD und nicht DDR!)


Im Übrigen sollten Sie nicht so laut nach Volksent-
scheiden rufen. Ich habe in Dresden erlebt, wie Sie mit
dem Resultat von Volksentscheiden umgehen.


(Patrick Döring [FDP]: So ist es! In Hamburg auch!)


Sie holen dann eine Reihe von Demonstranten auf die
Straße. Diese Demonstranten waren in Dresden immer
die Minderheit. Sie waren allerdings, wenn sie gesam-
melt auftraten, ganz eindrucksvolle Kulissen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dresden ist nicht Stuttgart! Sie vergleichen Unvergleichbares!)


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(C (D ie wollen mit einer Minderheit der Mehrheit Ihren Wilen aufzwingen. Das ist undemokratisch. Das ist das Geenteil von dem, was ich unter Demokratie verstehe. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir werden sehen, wer die Mehrheit hat! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Vielleicht sind Sie ja bald die Minderheit, die das durchpeitschen will! Warten Sie nur ein paar Tage ab!)


Wir reden heute über den Einzelplan 12. Wenn Sie ge-
tatten, möchte ich Sie bitten, vor allen Dingen diejeni-
en, die schon länger im Parlament sind, ehrlich zurück-
ublicken, was in aller Regel geschehen ist, wenn von
aushaltskonsolidierung die Rede war. In aller Regel ist
er konsumtive Teil des Haushaltes nahezu unangetastet
eblieben, und der investive Teil war sozusagen der
teinbruch, wo man sich bedient hat. Das mag ein be-
uemer Weg sein, aber diesen bequemen Weg ist die Ko-
lition, insbesondere Wolfgang Schäuble, in diesem Fall
icht gegangen. Vielmehr haben wir zum ersten Mal
onsolidierung und Schonung des investiven Haushalts-

eils zusammengebracht. Das halte ich für eine ganz
roße Leistung dieser Koalition.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir haben also auch im Verkehrshaushalt die Investi-
ionslinie auf hohem Niveau gehalten. Kern unserer
erkehrspolitik bleibt – das bildet der Haushalt ganz ein-
eutig ab – die Sicherstellung unserer Infrastruktur-
inanzierung. Allerdings brauchen wir, da auch in Zu-
unft das Geld knapp sein wird, neue umfassende
onzepte, um das, was wir uns vorgenommen haben,
urchzusetzen. Wir müssen in erster Linie beachten
hier verändern sich die Dinge in Deutschland ein klein
enig –, dass die Erhaltung unserer Verkehrswege in
ukunft mehr Aufmerksamkeit fordern wird als früher.

Peter Ramsauer ist am Anfang seiner Rede auf das
hema 20 Jahre deutsche Wiedervereinigung eingegan-
en. Wenn Sie sich fragen, weshalb ein so ungeheuer
roßer Finanz- und Investitionsbedarf in Ostdeutschland
estanden hat, dann müssen Sie sich vergegenwärtigen,
ass Instandhaltung über viele Jahre in Ostdeutschland
in Fremdwort war. Wir bekamen ab und zu schöne neue
traßen – das ist richtig –, aber an denen wurde dann
ber ein, zwei oder drei Jahrzehnte nichts getan. Das
ührte zu dem Zustand, den wir 1990 hatten. Dies dürfen
ir in der Bundesrepublik Deutschland auf keinen Fall

emals wieder zulassen. Demzufolge ist Instandhaltung
ichtig.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Für den Schienenbereich haben wir die Leistungs-
nd Finanzierungsvereinbarung für das Bestandsnetz.
as ist eine gute Tat, die unter der Ägide unserer sozial-
emokratischen Freunde vernünftig unter Dach und
ach gebracht worden ist. Dergleichen brauchen wir in
ukunft für die Straße aber auch. Ich hoffe, dass uns das
elingen wird.





Arnold Vaatz


(A) )


)(B)

Wir sagen aber auch ganz deutlich, und unser Haus-
halt bringt das zum Ausdruck: Mobilität muss bezahlbar
bleiben. Das ist ein ganz wichtiger Zielpunkt, den wir
anstreben. Das heißt insbesondere, dass man nicht dau-
ernd mit kostentreibenden Vokabeln in der Öffentlich-
keit jonglieren sollte. Über Finanzierungsfragen sollten
wir erst reden, wenn sich diese aus einem Konzept he-
raus ergeben. Es darf nicht zuerst eine Vokabel in die
Welt geworfen und dann die konzeptionelle Frage nach-
gereicht werden. Das ist keine richtige Politik. Demzu-
folge sagen wir auch, dass die Einführung einer Pkw-
Maut nicht auf der Tagesordnung steht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das Bundesverkehrsministerium hat jetzt die große
Möglichkeit, möglicherweise ideologisch bedingte
Denkverbote von früher abzustreifen und die vorhande-
nen Spielräume besser auszunutzen. Grundlage seriösen
Handelns ist es meines Erachtens, dass man nicht zuerst
nach mehr ruft, sondern mit dem, was man hat, so effi-
zient wie möglich umgeht.

Wir konnten die Infrastrukturinvestitionsmittel auf
hohem Niveau verstetigen. Wir müssen uns aber überle-
gen, ob wir uns in bestimmten Bereichen des Bundes-
haushalts in Zukunft von diesen nicht unabhängiger ma-
chen können und machen müssen; denn Unabhängigkeit
ist eine wichtige Grundlage für Planungssicherheit.

Wir brauchen verkehrsträgerbezogene Finanzie-
rungskreisläufe. Das gilt sowohl für die Einnahmen aus
der Lkw-Maut, die wieder vollständig für die Straße ein-
zusetzen sind, wie auch für die Trassenerlöse der
Schiene, die komplett in die Schieneninfrastruktur zu-
rückfließen müssen. Das halte ich für ein wichtiges Ge-
bot der Transparenz. Wenn wir das unterlassen, dann
werden wir das nötige Vertrauen in eine vernünftige Ver-
kehrspolitik in der Öffentlichkeit nicht einwerben kön-
nen. Demzufolge müssen wir dies mit aller Konsequenz
angehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In einem ersten Schritt müssen wir noch für den
Haushalt 2011 die haushaltstechnischen Änderungen be-
zogen auf die Straße schaffen. Die Einnahmen aus der
Lkw-Maut müssen wieder ausschließlich für Investitio-
nen in die Straße eingesetzt werden. In diesem Zusam-
menhang sehe ich auch den mit der Lkw-Maut verbun-
denen Anspruch, im Bundeshaushalt prinzipiell mehr
Transparenz herzustellen.

In einem zweiten Schritt gilt es dann, ein Geschäfts-
modell für die Verkehrsinfrastrukturfinanzierungs-
gesellschaft zu entwickeln. Dieses muss die direkte
Zuweisung der Lkw-Maut an die Gesellschaft unter
Wegfall der Jährlichkeit ermöglichen. Dabei muss ihr
auch eine beschränkte Kreditfähigkeit eingeräumt wer-
den.

Wir haben über die Kreditfähigkeit der VIFG schon
viel diskutiert. Es ist richtig, wenn das Finanzministe-
rium sagt: Die VIFG kann Kredite nicht zu besseren
Konditionen als der Bundeshaushalt aufnehmen und un-
terliegt zudem auch der Schuldenbremse. Sie kann sich

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(C (D lso nicht zusätzlich verschulden. Das ist alles in Ordung. Sie kann sich aber auf diese Weise etwas mehr aus er Klammer der Kameralistik befreien. Sie kann stetier finanzieren. Das führt zu mehr Effizienz. Demzuolge müssen wir uns darum bemühen, dass das stattfinet, meine Damen und Herren. Ich möchte eine weitere Aussage machen. Auch ein uter Haushalt verdient es, gelegentlich nachjustiert zu erden. Neben den Verkehrsinvestitionen sind auch die nvestitionen im Städtebaubereich von elementarer edeutung. Ich halte es für richtig, dass wir stärker dem edanken nachgehen, dass sich die Städtebaumittel ween ihrer enormen Hebelwirkung, wegen der daraus reultierenden zusätzlichen Investitionen selbst refinanzieen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Uwe Beckmeyer [SPD]: Aber jetzt konsequent sein! – Hans-Joachim Hacker [SPD]: Sagen Sie das der FDP!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wissen Sie, wir sind der Deutsche Bundestag. Wir ha-
en die Haushaltssouveränität, und wir können in unse-
en Verhandlungen über den Bundeshaushalt genau über
iese Fragen ausführlich reden. Dazu leiste ich hier ei-
en Beitrag.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Patrick Döring [FDP] – Johannes Kahrs [SPD]: Bravo! Guter Mann!)


Sie brauchen nicht zu klatschen.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


inen Satz muss ich Ihnen noch sagen. – Herr Präsident,
inen Augenblick Geduld.

Ich sage auch: Wir müssen aufpassen, dass wir aus
nseren Fachhaushalten nicht ein Sammelbecken für al-
es machen.


(Patrick Döring [FDP]: So ist es!)


azu gehört zum Beispiel, dass wir einmal überprüfen,
b es passend ist, das Programm „Soziale Stadt“ tatsäch-
ich aus diesem Investitionshaushalt zu finanzieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist es nicht. Stadtfeste zu organisieren, ist nicht Auf-
abe des Bundesbau- und Verkehrsministers.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Sie haben überhaupt nichts verstanden!)


us dem Grunde sage ich: Das mag Sinn haben, aber es
ehört in den richtigen Haushalt, nämlich in den Haus-
alt für Arbeit und Soziales. Ich hoffe, dass uns hier ein
isschen mehr Ordnung gelingt.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Uwe Beckmeyer [SPD]: Das war allerdings dumm!)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706002400

Nun hat der Kollege Kahrs für die SPD-Fraktion das

Wort.


(Beifall bei der SPD)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1706002500

Guten Morgen, Herr Präsident! Herr Minister! Liebe

Kolleginnen und Kollegen!


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Moin, Moin!)


Wenn man die Reden heute hier hört, dann fragt man
sich, wer hier gerade in welche Rolle geschlüpft ist. Herr
Minister, ich habe Ihre Rede gehört und zu großen Teilen
klatschen können. Sie war fantastisch. Ich frage mich
aber, wer hier jetzt die Regierung stellt und wie das am
Ende funktionieren soll.

Ich habe gerade eben auch den Kollegen Vaatz gehört,
der nun ob seiner Rede von allen beglückwünscht wird.
Ich habe ernsthaft nicht verstanden, wie das, was Sie sa-
gen, mit dem, was Sie uns schriftlich vorgelegt haben, in
irgendeiner Form übereinstimmt.


(Beifall bei der SPD)


Herr Minister, Sie und Ihre Staatssekretäre – Ihre fünf
Jungs hinter Ihnen – sind wirklich eine feine Truppe. Es
macht viel Spaß, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, und
ich muss sagen: Es ist auf der privaten Ebene immer eine
helle Freude.


(Hans-Joachim Hacker [SPD]: Das reicht aber nicht!)


Bei aller persönlichen Sympathie muss ich aber auch
ganz ehrlich sagen: Ich weiß angesichts dessen, was Sie
tun, nicht, ob Sie auf der Sachebene Ihrer Aufgabe wirk-
lich ernsthaft gewachsen sind.

Wenn man sich einmal die unterschiedlichen Aussa-
gen zu Ihrem Haushalt anhört, dann wundert man sich.
Zum einen haben Sie einen Kollegen – das sind manch-
mal die Gefährlichsten –, nämlich den Kollegen Röttgen.
Der erklärte zu den Streichungen beim CO2-Gebäude-
sanierungsprogramm – man soll es ja gar nicht für
möglich halten –:

Diese Kürzungen werden die Sanierungsrate mas-
siv senken und drastische Auswirkungen auf Wirt-
schaft und Arbeitsmarkt haben.

Wenn Deutschland seine ambitionierten Klimaschutz-
ziele verwirklichen wolle, müssten dauerhaft wieder
2 Milliarden Euro pro Jahr für das Gebäudesanierungs-
programm zur Verfügung stehen. – Das sagte Minister
Röttgen.


(Beifall bei der SPD)


Als Sozialdemokrat habe ich jetzt ein kleines Problem
damit. Ich habe in meiner Fraktion tapfer dafür ge-
kämpft, dass wir von den mieseligen 400 Millionen
Euro, die Sie für dieses CO2-Gebäudesanierungspro-
gramm übergelassen haben, auf 1,5 Milliarden Euro
hoch wollen. Jetzt hat mich der Röttgen um 500 Millio-

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(C (D en Euro geschlagen. Abgesehen davon, dass das mit Ihem Haushalt überhaupt nichts zu tun hat: Wie soll ich as jetzt in meiner Fraktion erklären? as der Herr Schäuble dazu sagt, das können wir ja einal in einer stillen Stunde diskutieren. Weit besser als der Kollege Röttgen ist allerdings Ihr igener Staatssekretär. Man liest ja nun wirklich selten ie Bild-Zeitung, aber manchmal lernt man etwas dabei. ch hoffe, ich finde das jetzt in meinen Unterlagen. Diese ettelwirtschaft liegt daran, dass die Presse in letzter eit so fantastisch geworden ist. – Wenn man die Bildeitung liest, dann erfährt man, dass der Kollege Mücke on der FDP – Frau Winterstein, Sie müssen einmal mitinander reden – (Hans-Joachim Hacker [SPD]: Da hinten sitzt er!)


(Heiterkeit bei der SPD)


ine Kehrtwende der Regierung bei der Förderung der
nergiesanierung von Wohnungen angedeutet hat. Er
agte der Bild-Zeitung:

Das CO2-Sanierungsprogramm sollte auf bis zu
3 Milliarden Euro im Jahr aufgestockt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


lso: Lesen bildet, Denken hilft!

Jetzt haben wir hier also einen Haushaltsentwurf zum
O2-Gebäudesanierungsprogamm, in dem 400 Millio-
en Euro stehen. Der Bundesumweltminister sagt: Es
üssen mindestens 2 Milliarden Euro sein, sonst sind die
iele der Bundesregierung überhaupt nicht zu halten. –
as ich davon zu halten habe, weiß ich ja. Schließlich

o
Jan Mücke (FDP):
Rede ID: ID1706002600
die
SU mit ihrem Entwurf über 400 Millionen Euro, die
DU, der Minister, mit dem Entwurf über 2 Milliarden
uro und die FDP, Ihr Staatssekretär, mit gleich 3 Mil-

iarden Euro.

Die Kollegin Winterstein hat die ganze Zeit etwas da-
on erzählt, dass man keine Schulden machen dürfe und
paren müsse; hier ganz besonders.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Das ist auch so!)


azu kann ich nur sagen, dass das eine lustige Mischung
st. Was das allerdings mit einer soliden Haushalts-
nd Regierungspolitik zu tun hat – Haushaltsklarheit
nd -wahrheit, das sagen Sie ja immer gerne –, weiß
icht einmal der Kollege Barthel Kalb. Er schüttelt näm-
ich die ganze Zeit den Kopf. Er ist ein feiner Kerl, aber
uch er ist ratlos.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich habe noch kein nervöses Zucken!)


Ich weiß, dass du nicht nervös bist. Du bist schon so
ange dabei; dich wird niemand aus der Ruhe bringen. –
ch bemühe mich in dieser Frage nicht. Ich finde, dass
her der Minister unruhig werden sollte.





Johannes Kahrs


(A) )


)(B)

Wenn man sich die Presse weiter anschaut, liest man
so schöne Überschriften wie: „Soziale Kälte statt Heiz-
kostenzuschuss“. Über den Heizkostenzuschuss können
wir noch an anderer Stelle reden.

Ein Thema, das auch ganz amüsant ist, ist das Thema
Städtebauförderung; das hatten wir eben.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich rufe gleich „Sarrazin“ dazwischen!)


Sie haben uns gerade gesagt, die Mittel hierfür würden
halbiert. Über den Sinn, Unsinn und Zweck der Städte-
bauförderung ist bereits viel gesagt worden. Dass sie
richtig, wichtig und gut ist, hat die CDU/CSU-FDP-Ko-
alition in ihrer Koalitionsvereinbarung geschrieben. In
der Koalitionsvereinbarung, die Sie geschrieben haben
– das ist die Grundlage Ihrer Arbeit; das, was Sie für vier
Jahre vereinbart haben –, kann man nachlesen


(Patrick Döring [FDP]: Das lohnt immer!)


– sie ist nicht für jeden Sozialdemokraten die Grundlage
einer vernünftigen Politik; aber lichte Momente sollte
man durchaus zitieren –:

Die Städtebauförderung leistet einen unverzichtba-
ren Beitrag zur lebenswerten Gestaltung von Städ-
ten und Gemeinden.

– Herr Vaatz, das haben Sie eben als Stadtteilfeste so ab-
gekanzelt. –

Wir werden die Städtebauförderung als gemein-
schaftliche Aufgabe von Bund, Ländern und Kom-
munen auf bisherigem Niveau, aber flexibler fort-
führen.

Gegen Flexibilität hat niemand etwas. Aber das Niveau
war die Ansage.

In einer Presseerklärung des Bundesverbandes deut-
scher Wohnungs- und Immobilienunternehmen – ein sehr
solider, sehr ehrenwerter Verband, meistens von Hanse-
aten geführt – steht – manchmal hilft es, zu lesen –: Den-
noch sieht der Haushaltsentwurf der Bundesregierung
vor, im Haushalt des BMVBS die Mittel für die Städte-
bauförderung zu halbieren, von ursprünglich geplanten
610 Millionen Euro auf 305 Millionen Euro. – Jetzt neh-
men wir den Koalitionsvertrag dieser Regierung, dann
nehmen wir den Haushaltsentwurf, und dann wundern
wir uns; denn eigentlich sollte man glauben, dass hier
die gleichen Herrschaften tätig gewesen sind.

Nachdem wir jetzt die Presselage studiert, die unter-
schiedlichen Ministermeinungen und die Unterschiede
zwischen CSU, CDU und FDP zur Kenntnis genommen
haben, kann ich noch kurz auf den Haushalt zu sprechen
kommen. Herr Minister, ich habe wirklich sehr ge-
schätzt, was Sie zu den wichtigen Themen gesagt haben,
nämlich zu den Häfen, dass sie die Lebensader unserer
Republik seien, und zu den Hinterlandverkehren. Es
ist eine Supersache, dass Sie als Bayer das verstanden
haben. Ich nehme an, der Kollege Ferlemann hat etwas
damit zu tun. Er – der übrigens von mir sehr geschätzte
Kollege ist aus Otterndorf; bei der Elbsanierung ist das
für ihn nicht immer so einfach – hat auf einer Veranstal-

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(C (D ung des Hamburger Hafens alle diejenigen Dinge erähnt, die für uns Norddeutsche für die Hinderlandverehre richtig, wichtig und gut sind: Elbe rauf und runter usbauen, Nord-Ostsee-Kanal – das sind wunderbare eschichten – und Y-Trasse. Er hat gesagt: All das soll, ird und muss kommen. ls Hamburger mit dem Wahlkreis Hamburg-Mitte kann ch dem nur zustimmen. Super! (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So viel Unterstützung bekommst du von uns!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aber das klitzekleine Problem bei der Sache ist, dass
ie anderen Jungs, die da sitzen, das Gleiche tun. Sie alle
ehen durch ihre Wahlkreise und Bundesländer – egal ob
n Bayern oder Baden-Württemberg – und erzählen den
euten das, was sie hören wollen. Auch ich als Sozialde-
okrat tue das immer gerne. Aber wenn man schon

urch die Länder und Kommunen geht und Ortsumge-
ungen, Elbvertiefungen, die Y-Trasse und all das, was
ichtig, wichtig und gut ist, verspricht, dann müsste man
as auch im Haushalt wiederfinden – Stichwort: „Haus-
altsklarheit und Haushaltswahrheit“.


(Beifall bei der SPD)


Allerdings ist das, was wir sehen, mehr Wunsch und
ahn, weil finanziell nicht unterlegt. Wir haben doch

as Problem, dass all die schönen Dinge nicht unterlegt
ind. Bei der Y-Trasse, so erklärte uns Herr Grube vor
urzem, habe er leider nur die Planungskosten, von Bau
nd Investitionen nichts, gar nichts.


(Patrick Döring [FDP]: Man muss ja erst einmal planen, bevor man Baukosten hat!)


Das ist richtig. Aber wir haben doch eine mittelfristige
nd eine langfristige Finanzplanung, und Sie wissen: Es
ibt bestimmte Vorläufe, und es muss Geld da sein. Das
roblem ist: Es ist kein Geld da.

Herr Grube sagte, dass die Y-Trasse unverzichtbar
nd notwendig, zurzeit aber nicht finanzierbar ist. Vor
iesem Hintergrund erscheint die Arbeit dieser Regie-
ung, dieser Koalition in einem anderen Licht. Frau
r. Winterstein sagt zwar zu Recht: Man muss das, was
an tut, auch finanzieren können. Aber da erinnere ich

mmer an Theo Waigel;


(Heiterkeit der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


r ist ja ein respektabler Mann.


(Georg Schirmbeck [CDU/CSU]: Oh! Auf einmal? Das sollten wir festhalten! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Für Sie aber auch erst seit heute, oder?)


Ja, ja. – Er hat gesagt: Haushaltssanierung gelingt
ur in einem Dreischritt: erstens Einnahmeverbesserun-
en, zweitens Wachstumsförderung, drittens Einsparun-
en.

Die Einnahmeverbesserungen haben Sie versemmelt.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)






Johannes Kahrs


(A) )


)(B)

Ich will jetzt nicht wieder mit Ihrer Nummer mit den
Hotels anfangen. Sonst bekomme ich gleich Ärger von
meinem Lieblingsstaatssekretär;


(Steffen Kampeter, Parl. Staatssekretär: Jawohl!)


das muss ich nicht haben. Auch über die anderen Punkte
haben wir schon diskutiert; auch da haben Sie geloost.

Wachstumsförderung ist das, was wir in der Großen
Koalition so wunderbar getan haben. Wir haben Kon-
junkturpakete geschnürt. Sie canceln jetzt leider all diese
Konjunkturpakete. Dabei kommt aber nichts heraus.
Wachstumsförderung findet bei Ihnen also nicht statt.
Sie fördern nicht Wachstum, sondern Sie streichen.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist doch unglaublich!)


– „Unglaublich“, Herr Döring, ist in der Tat das einzige
Wort, mit dem man beschreiben kann, was Sie leisten,
wenn man das überhaupt „leisten“ nennen kann.


(Beifall bei der SPD)


Zum Schluss möchte ich ganz kurz sagen: Die Elb-
vertiefung wollen wir natürlich alle. Bei Otterndorf müs-
sen wir aufpassen; das wissen wir. Der Nord-Ostsee-
Kanal ist super, die Y-Trasse auch.

Ein allerletztes Wort zu Stuttgart 21. Da wir hier und
heute gehört haben, dass die CSU Lobeshymnen auf die
SPD in Baden-Württemberg gesungen hat, sage ich Ih-
nen: Erstens ist die SPD in Baden-Württemberg gut,
zweitens in den Umfragen deutlich unterbewertet,


(Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Na ja! Na ja!)


und drittens glauben wir, dass das, was in Baden-
Württemberg geschieht, kluge, kühle und solide den-
kende Köpfe erfordert. Ich kann den Kollegen Hermann
verstehen. Ein kleiner Wutanfall ist gut für Wahlaussa-
gen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706002700

Lieber Kollege Kahrs.


Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1706002800

Ich komme zum Ende.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706002900

Ich könnte Ihnen zwar noch stundenlang zuhören.


(Heiterkeit bei der SPD – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Wir nicht, Herr Präsident!)


Bedauerlicherweise hat Ihnen Ihre Fraktion aber eine
miserabel kurze Redezeit zugestanden.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Patrick Döring [FDP]: Völlig unverständlich!)


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(C (D ch warte die ganze Zeit auf Vorschläge aus den Reihen er Koalition, dass sie einen Teil ihrer Redezeit für weiere Belobigungen von Regierungsmitgliedern, insbeondere von Mitgliedern früherer Bundesregierungen, ur Verfügung stellen will. (Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ine solche Meldung habe ich aber nicht erhalten. Des-
egen nähern wir uns dem grausamen Ende Ihrer Rede-

eit.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Johannes Kahrs (SPD):
Rede ID: ID1706003000

Herr Präsident, ich komme zum Schluss, allerdings

icht, ohne noch darauf hinzuweisen: Stuttgart 21 ist
ichtig; die SPD hat dazu eine klare Ansage gemacht. Es
st aber auch richtig, die Bevölkerung zu fragen, zu über-
eugen und in der Sache mitzunehmen.


(Patrick Döring [FDP]: Ach nein! Welchen Beitrag leisten denn Sie dazu? – Weiterer Zuruf von der FDP: Dann machen Sie das doch mal!)


adurch vermeidet man solche Demonstrationen.

Herr Minister, Sie haben gute Argumente. Nutzen Sie
ie, statt auf die Demonstranten, die das Gefühl haben,
ass sie von Ihnen alleine gelassen werden, immer nur
einzudreschen“.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706003100

Das Wort erhält nun der Kollege Patrick Döring für

ie FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1706003200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es

st ein Stück weit tragisch, dass die Opposition immer
irtuelles Geld ohne Ende hat,


(Lachen bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Uwe Beckmeyer [SPD]: Die Regierung! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Die Opposition? Die Koalition! – Bettina Hagedorn [SPD]: Wie bitte?)


ass diejenigen, die regieren, aber mit der Realität ope-
ieren müssen. Ebenso ist es intellektuell unredlich, dass
ie über diesen Einzelplan völlig losgelöst von der
aushaltswirklichkeit der Bundesrepublik Deutschland,
nseres Staatswesens, diskutieren.





Patrick Döring


(A) )


)(B)

Das, was wir gehört haben, war ein Wunschkonzert,


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch von Ihnen veranstaltet worden!)


insbesondere vonseiten der Sozialdemokraten. Sie be-
tonten zwar, all Ihre Vorschläge seien wohlfeil durch-
dacht und leicht umsetzbar. Aber die Kollegin
Winterstein und andere haben schon deutlich gemacht:
Wir investieren mehr in die Verkehrswege, als es die Re-
gierungen, an denen Sie beteiligt waren, jemals getan ha-
ben.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das stimmt nicht! – Uwe Beckmeyer [SPD]: Nein! – Bettina Hagedorn [SPD]: Nicht wahr!)


Mit Ausnahme der zwei Jahre, in denen sich Deutsch-
land in einer Konjunkturkrise befunden hat und wir Kon-
junkturpakete aufgelegt haben, investieren wir mehr.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Das ist Quatsch!)


Das ist die Wahrheit.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Nein! Das Gegenteil!)


Mit diesem Phantomschmerz kommen Sie nicht klar,
liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Sie kürzen doch! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Glauben Sie das wirklich?)


Man kann über Unterfinanzierung, Planungen oder
Versprechungen diskutieren, aber eines ist auch klar: Die
Projekte, über die wir aktuell sprechen und die so stark
im Fokus sind, sind alle unter einer anderen Regierung
entstanden. Auch die Finanzierungsvereinbarung zu dem
umstrittenen Projekt im Südwesten trägt die Unterschrift
eines Sozialdemokraten, nämlich von Wolfgang
Tiefensee.


(Johannes Kahrs [SPD]: Ein guter Mann!)


Jetzt werfen Sie das uns vor die Füße und beklagen sich,
dass wir nicht genug Mittel auskehren können. Auch das
ist intellektuell unredlich.


(Johannes Kahrs [SPD]: Das haben wir nie gemacht! – Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie waren in BadenWürttemberg beteiligt!)


– Geschätzter Kollege Hermann, ich komme noch da-
rauf, keine Bange.

Man kann auch das Thema CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm isoliert betrachten und den Blick nur
in den Einzelplan werfen. Aber falls es Ihnen entgangen
ist: Diese Bundesregierung und diese Koalition arbeiten
gerade an einem umfangreichen Energiekonzept, durch
das es zu zusätzlichen Haushaltseinnahmen kommt.
Selbstverständlich werden wir darüber reden, wie wir
die Mittel aus diesem Sondervermögen einsetzen wer-
den. Wenn wir uns in der Koalition darüber einig sind,
dass die Gebäudesanierung einen wesentlichen Beitrag

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(C (D ur Erreichung unserer Klimaziele leistet, dann werden ir sie auch finanzieren. So einfach ist das. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Johannes Kahrs [SPD]: Geld drucken!)


nsofern muss man sein Horizontproblem – keiner weiß,
ie klein sein Horizont ist – auch dadurch lösen, dass
an andere Politikbereiche mit einbezieht.

Ich persönlich finde es auch bemerkenswert, ge-
chätzte Kolleginnen und Kollegen, dass alle bisherigen
edner der Opposition es geschafft haben, kein einziges
ort über die gesamtstaatliche Situation zu verlieren.
anz im Gegenteil, Herr Kahrs hat eben gesagt, wir wür-
en angeblich kein Wachstum bewirken. Dabei ist die
eutsche Wirtschaft in diesem Quartal so stark gewach-
en, wie es in den meisten Quartalen der Regierungszeit
er Sozialdemokraten nicht der Fall war.

Wir brauchen keine Konjunkturprogramme, weil wir
ute Politik machen. Das ist die Wirklichkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Wir haben so wenig Arbeitslose in unserem Land wie
ie zuvor in der Regierungszeit der Sozialdemokraten.


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Dazu habt ihr nichts beigetragen!)


uch das ist offensichtlich ein Phantomschmerz. Denn
as ist die Wahrheit in diesem Land, auch wenn Sie noch
o viele nette Reden halten: Die Wirtschaft funktioniert
ehr gut, weil diese Regierung gute Politik macht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich will nicht auf die gespielte Empörung des Kolle-
en Hermann zu dem Infrastrukturprojekt in Stuttgart
ingehen, weil ich glaube, dass die Art der Diskussion,
ie Sie dort anzetteln, weit über die Grenzen Stuttgarts
inaus und auch für dieses Haus eine große Bedeutung
at.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist wahr!)


s ist demokratietheoretisch und politisch brandgefähr-
ich, einen Unterschied zwischen Legalität und Legiti-

ität zu machen.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss zusammenpassen!)


as tun Sie permanent.

Es gibt ein Planfeststellungsverfahren. Das ist übri-
ens spannend, weil die Kollegin Künast, die die
ebatte leider nicht mehr verfolgen kann, immer von
ürgerrechten redet: Wir haben in Stuttgart ein Plan-

eststellungsverfahren durchgeführt, in dem über
0 000 Einwendungen von Bürgerinnen und Bürgern
on den Behörden einzeln und individuell abgearbeitet
orden sind.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist noch nicht fertig! Noch nicht rechtskräftig!)






Patrick Döring


(A) )


)(B)

Deshalb hat es über 15 Jahre gedauert. Jetzt der Bundes-
republik Deutschland – unabhängig davon, wer regiert –
vorzuwerfen, dass das ganze Projekt nicht mehr legitim
und legal ist, weil es 15 Jahre gedauert hat und zu Kos-
tensteigerungen gekommen ist, ist schlicht unredlich.
Das wird das Land nicht weiterbringen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie des Abg. Johannes Kahrs [SPD])


Es gibt klare Prozesse und Verfahren. Bürgerbeteili-
gung ist ein hohes Gut. Es gibt kein Land in der Europäi-
schen Union, das seine Bürgerinnen und Bürger in Plan-
feststellungsverfahren so stark und intensiv beteiligt wie
die Bundesrepublik Deutschland.


(Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ohne Alternativen!)


Aber worüber soll eigentlich abgestimmt werden,
Frau Kollegin? Soll über die Oberverwaltungsgerichts-
urteile oder über die 1 200 Seiten der Planfeststellung
abgestimmt werden? Nein, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen, wenn wir anfangen, Legitimität und Legalität ge-
geneinander auszuspielen, dann werden wir in diesem
Land – das hat der Kollege Vaatz richtigerweise gesagt –
keine Möglichkeit haben, Infrastrukturprojekte durchzu-
setzen, wenn wir gleichzeitig unsere Verfahren zumin-
dest halbwegs am Leben erhalten wollen, und ich bin
sehr dafür, dass man das tut.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich komme zum Schluss. Der Deutsche Bundestag hat
sich kurz vor der Wahl 2005 einstimmig für das Projekt
Wendlingen–Ulm und für Stuttgart 21 positioniert. Es
gab einen Antrag der damaligen rot-grünen Koalition.
Der verkehrspolitische Sprecher der SPD hat damals in
einer Pressemeldung gejubelt: Schön, dass auch Union
und FDP bei diesem tollen Projekt mit im Boot sind!


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706003300

Die Zurückweisung muss jetzt ganz knapp erfolgen.


Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1706003400

Nun, wo es ein bisschen brenzlig wird, gehen einige

von der Fahne. Der Kollege Kahrs hat sich positioniert;
das habe ich sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen.


(Johannes Kahrs [SPD]: Die SPD, Herr Kollege!)


Ich sage Ihnen: Es war klug, dass der Deutsche Bun-
destag neben vielen anderen Institutionen im Jahre 2005
den Weg bereitet hat. Ihr Minister hat dann eine Finan-
zierungsvereinbarung geschlossen. Diese Regierung
wird sich ganz getreulich der Umsetzung dieses einstim-
migen Beschlusses des Deutschen Bundestages – ein-
stimmig, also mit Ihren Stimmen, Kollege Hermann –
zuwenden.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Sabine Leidig ist die nächste Rednerin für die Frak ion Die Linke. Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte tatsäch ich noch einmal dafür werben, den Beschluss zu tuttgart 21 zu überdenken und zu verhindern, dass dort iele Milliarden unsinnig vergraben werden. Wir glauen nicht, dass virtuelles Geld in Massen zur Verfügung teht. Wir wissen, dass das Geld knapp ist. Genau desalb muss man diesen Beschluss überdenken. Es ist doch öllig unsinnig, dass Großprojekte auf jeden Fall durchezogen werden, nur weil irgendwann einmal vertraglihe Grundlagen geschaffen worden sind, die jedoch auf öllig falschen Fakten beruhen. (Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706003500

(Beifall bei der LINKEN)

Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706003600

ir haben die Wiederaufbereitungsanlage in Wackers-
orf nicht gebaut. Der Schnelle Brüter in Kalkar ist nicht
n Betrieb gegangen, weil sich die Grundlagen verändert
atten. Es gehört doch zum politischen Vermögen, zu er-
ennen, dass sich Verhältnisse verändern. Es hat von An-
ang an begründete Skepsis gegenüber dem Projekt
tuttgart 21 gegeben. Schon vor 14 Jahren ist ein Büch-

ein erschienen, in dem ganz vieles wunderbar zusam-
engefasst ist. Es hat allerdings auch eine Menge Ver-

prechungen und Vorstellungen gegeben, was es Tolles
ibt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es genügt eigenes logisches Denken, um den Sinn zu erfassen!)


In den letzten Monaten ist aber eine ganze Reihe von
akten auf den Tisch gekommen, die bisher unter Ver-
chluss gehalten waren.


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Döring [FDP]: Dann können sie nicht auf den Tisch gekommen sein, Frau Kollegin!)


Die bisher unter Verschluss waren.


(Patrick Döring [FDP]: Es ist alles öffentlich!)


ch spreche noch darüber. – Es ist deshalb nicht ehren-
ührig, wenn man seine Meinung ändert; das ist eigent-
ich das Vernünftige. Der vernünftige und erst recht der
olitische Verstand gebietet es, dann die Meinung zu än-
ern.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will noch etwas zum Rechtsstaat sagen. Er kennt
as Prinzip von Treu und Glauben. Dieses Prinzip ist
erletzt worden. Wer vor diesem Hintergrund nach dem
otto verfährt: „Augen zu und durch“, und wie die
anzlerin sagt, das sei standfest, der irrt. Das ist nicht

tandfest, sondern starrsinnig oder sogar suspekt.


(Beifall bei der LINKEN)






Sabine Leidig


(A) )


)(B)

Schon im Oktober 2008 hat der Bundesrechnungshof
Fundamentalkritik geübt und gesagt: Stuttgart 21 muss
als Projekt des Bundes anerkannt und unter parlamenta-
rische Kontrolle gestellt werden. – Das haben Sie igno-
riert. Die Deutsche Bahn AG hat beschlossen, dass der
Bau jetzt losgeht.


(Patrick Döring [FDP]: Wie bei allen Bahnhofsbauten!)


Seit dieser Bau losgegangen ist, gibt es jede Woche eine
Demonstration, und zwar jeden Montag. Das Wort
„Montagsdemonstrationen“ haben Sie, glaube ich, schon
einmal gehört.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist schon peinlich! Anmaßend gerade von Ihnen!)


– Es ist nicht die Linke, die dort demonstriert, sondern
die Bevölkerung von Stuttgart. Gehen Sie doch einfach
einmal dorthin, und schauen Sie sich an, mit welchen
Leuten Sie es dort zu tun haben!


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Am Anfang waren es nur zwei Leute, die dort demon-
striert haben. Als ich im Februar dort war, waren es
schon 2 000. Als ich vor 14 Tagen dort war, waren es
20 000 Leute. Damals hat der evangelische Prälat von
Stuttgart gesprochen. Er hat dieses Projekt mit dem
Turmbau zu Babel verglichen. Sie sollten darüber nach-
denken, was das bedeutet.

Am 8. Juli hat der Stern über ein Gutachten berichtet,
das die Landesregierung vor zwei Jahren in Auftrag ge-
geben, aber auch zwei Jahre unter Verschluss gehalten
hatte. Darin ist die Rede vom „hohen Stabilitätsrisiko“
und von „einer geringen Gestaltungsmöglichkeit des
Fahrplanes“. Es wird konkret nachgewiesen, dass sich
der Schienennahverkehr durch das Projekt verschlech-
tern wird.


(Beifall der Abg. Heike Hänsel [DIE LINKE] und Winfried Hermann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Am Ende dieses Berichts heißt es wörtlich:

Aufgrund der Brisanz der vorliegenden Resultate
ist absolutes Stillschweigen erforderlich.

Ich bitte Sie, das ist doch unverantwortlich. Da können
Sie nicht von Demokratie reden.


(Beifall bei der LINKEN)


Am 11. August hat das Umweltbundesamt seine Stu-
die zur Entwicklung der Schieneninfrastruktur vorgelegt,
und die Verfasser meinen, dass Stuttgart 21 umgehend
gestoppt werden müsste, weil es kein Nadelöhr beseitigt,
sondern ein neues schafft.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist völlig unbewiesen!)


Zwei Tage später lässt Grube das erste Loch in den
Nordflügel des Bahnhofs reißen.

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(C (D (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Reden Sie mit den Experten von der Bahn!)


ie Folge davon sind Menschenketten und spontane
traßenblockaden. Sie müssen sich einmal Ursache und
irkung vor Augen führen.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Am 26. August bringt der Stern ein Interview mit dem
erühmten Architekten Frei Otto, der diesen unterirdi-
chen Bahnhof übrigens einmal entworfen hat. Dieser
rchitekt befürchtet ein schlimmes Baudesaster, nach-
em er die geologischen Untersuchungen gesehen hat,
ie auch nicht veröffentlicht worden sind.


(Patrick Döring [FDP]: Das ist auch Quatsch, schlimmer Quatsch!)


r sagt, man müsse jetzt die Notbremse ziehen. Über die
ostensteigerungen muss ich gar nicht mehr sprechen;
enn dazu hat der Kollege Winfried Hermann geredet.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Dessen Verhalten ist besonders ehrenwert!)


Die Bürgerinnen und Bürger im Schwabenland sind
ber diese Expertisen und Argumente bestens informiert.
as, womit wir es hier zu tun haben, ist kein Kommuni-
ationsproblem.


(Beifall bei der LINKEN)


ie Bürgerinnen und Bürger fragen sich mit Recht,
arum dieses Projekt auf Biegen und Brechen durchge-

ogen werden soll und warum die Alternativen, die vor-
iegen, systematisch ignoriert werden, obwohl sie kos-
engünstiger sind.


(Patrick Döring [FDP]: Weil sie keine Alternativen sind!)


Sie müssen sie sich einmal angucken. Lassen Sie uns
m Parlament darüber reden.


(Patrick Döring [FDP]: Darüber gibt es Oberverwaltungsgerichtsurteile! Das sind doch Zerrbilder!)


Man fragt sich, warum sich Bahnchef Grube wie ein
ambo gebärdet und einen intakten Bahnhof zerstört,


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist eine Beleidigung! Das nehmen Sie zurück!)


er übrigens zusammen mit Leipzig einen Wettbewerb
ewonnen hat, welcher Bahnhof der pünktlichste ist.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706003700

Frau Kollegin!


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706003800

Man fragt sich natürlich auch, warum Ministerpräsi-

ent Mappus eigentlich sein Amt als Regierungschef
ufs Spiel setzen will.

Herr Präsident, wollen Sie mir sagen, dass meine Re-
ezeit zu Ende ist? – Okay.





Sabine Leidig


(A) )


)(B)

Man fragt sich natürlich auch, ob ein Grund ist, dass
Vertreter von Bilfinger Berger in diesem Beirat sitzen.
Man fragt sich, ob ein Grund ist, dass die Bahnvorstände
aus der Automobilindustrie kommen. Jedenfalls be-
fürchtet man, dass die Verantwortlichen für dieses Pro-
jekt so verstrickt und so bestochen sind, dass sie nicht
mehr zurückkönnen. Die Leute begreifen nicht, was hier
abläuft. Die Mehrheit der Menschen in Baden-Württem-
berg hat dafür kein Verständnis.

Das Schild, das ich jetzt hochhalte, hängt in Stuttgart
inzwischen überall: in den Wohnblocks, in denen die
einfachen Leute wohnen, aber auch in der Halbhöhen-
lage, in der die Architekten, die Künstler, die Lehrerin-
nen und Lehrer wohnen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706003900

Frau Kollegin, Sie sind nun wirklich weit über Ihre

Redezeit.


Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706004000

Diese Leute, viele ehemalige CDU-Wählerinnen und

-Wähler, sind nicht einfach gegen irgendetwas. Sie
kämpfen für ihre Stadt.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706004100

Ich entziehe Ihnen jetzt das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Sabine Leidig (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706004200

Es ist höchste Zeit, dass der Bundesrat sie dabei un-

terstützt.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706004300

Im Übrigen schließe ich die Kolleginnen und Kolle-

gen der Linken, die glauben, den Plenarsaal mit T-Shirts
bereichern zu müssen, vom weiteren Verlauf der Sitzung
aus. Sie verlassen bitte unverzüglich den Plenarsaal.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Abgeordnete der LINKEN verlassen den Plenarsaal – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist unglaublich, dass sich die nur wieder Freizeit verschaffen wollen!)


Nächster Redner ist der Kollege Stephan Kühn für die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


Stephan Kühn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1706004400

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

ehrter Herr Minister Ramsauer, das Engagement, das Sie
hier für Stuttgart 21 an den Tag legen, hätte ich mir bei
der Aufstellung des Etats für das CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm und für die Städtebauförderung ge-
wünscht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


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(C (D Man muss den Eindruck haben, dass die Bundesregieung nicht nur nach der Pfeife der vier großen Energieonzerne tanzt, sondern offensichtlich auch nach den obbyinteressen der großen Baukonzerne. Wie wäre es nders zu erklären, dass weiterhin überdimensionierte owie verkehrlich und volkswirtschaftlich unsinnige erkehrsprojekte umgesetzt werden? Kleine und mitteltändische Unternehmen, regionale Baufirmen und andwerker, die noch vor Ort ihre Steuern zahlen – das st im Bauhauptgewerbe die überwiegende Mehrheit – nd die eine Vielzahl an Arbeitsplätzen anbieten und sihern, haben das Nachsehen, weil Sie die Mittel für die tädtebauförderung halbieren und die verbliebenen Mit el für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm – es sind ur noch Restmittel – ebenfalls halbieren. In diesem Jahr tehen 1,35 Milliarden Euro für das CO2-Gebäudesanieungsprogramm zur Verfügung, und dieses Geld wird icht bis zum Ende des Jahres ausreichen. Ich frage ich, wie man im nächsten Jahr mit 450 Millionen Euro uskommen will. 300 000 Arbeitsplätze hängen davon b. Jetzt, da das Konjunkturprogramm ausläuft, streihen Sie dieses Programm zusammen. Wenn man sich den Etat ganz genau anschaut, wird an feststellen, dass dieser Kahlschlag nur im Baube eich stattfindet. 10 Prozent der Kürzungen beziehen ich auf den Bauetat. Der Verkehrsetat ist mehr oder weiger ausgenommen; die Kürzungen dort betragen geade einmal 2,5 Prozent. Nachgewiesen ist bekanntlich, dass sich die Städteauförderung und das CO2-Gebäudesanierungsproramm rechnen. Diese Programme bringen mehr ein, ls sie kosten. Im vergangenen Jahr wurden durch das O2-Gebäudesanierungsprogramm private Investitioen in Höhe von 18 Milliarden Euro ausgelöst. Bei der tädtebauförderung haben wir nachweislich eine Hebelirkung von 1 : 8 in Bezug auf private Investitionen. m zu sehen, dass sich diese Programme rechnen, raucht man sich nur die Umsatzsteuermehreinnahmen nzuschauen. Wenn Sie, Herr Minister, also sparen wolen, dann fangen Sie endlich an, bei den umweltschädlihen Subventionen zu sparen. Davon ist in Ihrem Etatntwurf nichts zu sehen. Stattdessen werden Sie, wenn der Etatentwurf nicht eändert wird, die Investitionstätigkeit im Bereich der nergetischen Gebäudesanierung und der Stadtentwickung komplett zum Erliegen bringen. Sie beschneiden ieder einmal massiv die Handlungsfähigkeit der Komunen und lassen sie mit den Problemen des demografi chen Wandels und des ökologischen Umbruchs alleine. Der Haushalt ist das in Zahlen gegossene politische rogramm. Leider hat dieser Haushaltsentwurf mit Ihem politischen Programm überhaupt nichts zu tun. enn man sich Ihr Energiekonzept anschaut, dann stellt an fest, dass es dem Haushaltsentwurf widerspricht. Im nergiekonzept kommt man zu der richtigen Erkenntnis, ass in Bezug auf den Klimaschutz der größte Handungsspielraum bei Maßnahmen liegt, die Gebäude und erkehr betreffen, und man deshalb die größte Reduzie ung des Energieverbrauchs in diesen Bereichen errei Stephan Kühn )


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )

chen kann. Deshalb heißt es in Ihrem Konzept zu Recht:
Die Gebäudesanierung muss deutlich besser ausgestattet
werden.


(Patrick Döring [FDP]: So ist es!)


Außerdem heißt es dort: Der Schlüssel zur Energieeffi-
zienz ist der Gebäudebereich.

Doch Sie haben Ihre Hausaufgaben bei der Etatauf-
stellung einfach nicht gemacht.


(Patrick Döring [FDP]: Man muss Zusammenhänge erkennen!)


Ich habe manchmal den Eindruck, wir seien die Regie-
rung und Sie die Opposition. Herr Ramsauer spricht sich
öffentlich gegen diese Kürzungen aus, obwohl er für den
Etat zuständig ist. Staatssekretär Mücke fordert sogar
3 Milliarden Euro für das CO2-Gebäudesanierungspro-
gramm. Richtig! Sie haben mich das letzte Mal noch
schief angeschaut, als ich – bescheiden, wie ich war –
2 Milliarden Euro für das CO2-Gebäudesanierungspro-
gramm gefordert habe. Herr Staatssekretär Mücke geht
richtigerweise noch darüber hinaus.


(Roland Claus [DIE LINKE]: Populist!)


Lassen Sie mich abschließend auf die Bedeutung der
Städtebauförderung eingehen. Es ist nicht so – das ist
angesprochen worden –, dass die Bauminister sich im-
mer einig sind und ihre Beschlüsse im Verhältnis 16 : 0
treffen. Aus gutem Grund ist das so; denn sie wissen ge-
nau, dass, wenn die Städtebauförderung in dem Ausmaß
gekürzt wird, wie Sie das im Etat vorgesehen haben, ein
Investitionsstopp droht und in den Kommunen keine
neuen Projekte mehr begonnen werden können. Es wird
ein ganz wichtiger Aspekt angesprochen, den Sie, Herr
Kollege Vaatz, diffamiert haben. Ich meine den sozialen
Zusammenhalt. Dabei geht es nicht um irgendwelche
Stadtteilfeste. Ich bringe ein Zitat aus der Bauminister-
konferenz:

Die Städtebauförderung stärkt wie kein anderes
Politikinstrument die Integration unterschiedlicher
sozialer Schichten und von Zuwanderern vor Ort.

Das ist der Kern des Programms „Soziale Stadt“, nicht
die Finanzierung von irgendwelchen Stadtteilfesten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie, Herr Vaatz, wissen genauso gut wie ich, dass die
Städtebauförderung ein unverzichtbarer Beitrag zum
Aufbau Ost ist. Wenn wir demografische Prozesse, die
im Osten wesentlich eher und massiver als in den alten
Bundesländern auftreten, bremsen wollen, dann ist es
entscheidend, ob es uns gelingt, die Innenstädte und die
Wohnquartiere aufzuwerten, oder ob nichts passiert und
wir sie der Abwanderung preisgeben.

Wir werden unsere Vorschläge in die Etatverhandlun-
gen einbringen. Wir haben gehört, dass die Regierung
mit dem von ihr vorgelegten Entwurf nicht zufrieden ist.
Ich bin gespannt auf die Haushaltsberatungen und hoffe,
dass wir gerade in den Bereichen CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm und Städtebauförderung am Ende des

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(C (D ages ein anderes Ergebnis haben als das, das uns mit em heutigen Entwurf vorgelegt wurde. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706004500

Nächster Redner ist der Kollege Reinhold Sendker für

ie CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Reinhold Sendker (CDU):
Rede ID: ID1706004600

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!

s lohnt, nicht nur über Stuttgart 21 zu sprechen,
ondern auch über herausragende Essentials des Einzel-
lans 12, des Verkehrshaushalts. In den zurückliegenden
0 Jahren, also seit der Einheit Deutschlands, wurden al-
ein im Rahmen der Verkehrsprojekte „Deutsche Ein-
eit“ fast 40 Milliarden Euro in Straße, Schiene und
asserwege investiert. Die Bahnfahrt von Berlin nach
amburg – das werden unser hochverehrter Kollege
irk Fischer und andere mir bestätigen – dauert nicht
ehr vier Stunden, sondern, bei Pünktlichkeit, 99 Minu-

en. Dank der milliardenschweren Investitionen geht
eute vieles besser und komfortabler. Damit sind wir auf
inem guten Kurs.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Gerade weil gute Verkehrsinfrastruktur Wettbe-
erbsvorteile bringt, neigt ein Großteil der Investoren in
nserem Land dazu, eine moderne Infrastruktur deutlich
öher zu gewichten als niedrige Arbeitskosten. In die-
em Licht sind es drei Punkte, die beim vorliegenden
tatentwurf 2011 als hocherfreulich zu nennen sind:

Erstens. Wir können heute miteinander feststellen,
ass die Investitionen im Bereich von Verkehr, Bau und
tadtentwicklung inklusive der Konjunkturpakete, die in
en beiden zurückliegenden Jahren auf Rekordniveau
elegen haben, ihre Wirkung voll erreicht haben. Das
ar erfolgreiche Politik zur Bekämpfung der Krise.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Zweitens. Auch vom Bundeshalt 2011 geht ein klares
ekenntnis zur Stärkung von Wachstum und zur Siche-

ung und Schaffung von Arbeitsplätzen aus. Deshalb ist
s erfreulich, wenn unser Minister hier feststellen kann,
ass es trotz Auslaufens der Konjunkturprogramme und
uch bei Berücksichtigung der Haushaltskonsolidie-
ungsbeiträge keine nennenswerten Abstriche bei der
erstetigung der Investitionslinie auf knapp 10 Milliar-
en Euro jährlich geben wird. Auch das ist ein großer
rfolg – das sollte man hier nicht bestreiten – und findet

n der Öffentlichkeit sowie bei den Verbänden breite An-
rkennung. Fakt ist auch, dass diese Investitionslinie
eutlich höher liegt als in den Jahren vor der Finanz- und
irtschaftskrise.

Drittens. Im kommenden Jahr, 2011, summieren sich
ie Investitionen sowie die Mittel nach dem Gemeinde-





Reinhold Sendker


(A) )


)(B)

verkehrsfinanzierungsgesetz und für den Verwaltungsbe-
reich auf insgesamt 11,6 Milliarden Euro. 40 Prozent
sind Investitionen. Damit ist dieser Einzelhaushalt nach
wie vor der größte Investitionshaushalt des Bundes, ver-
ehrte Anwesende. Darin steckt nicht der Wurm; das ist
weiterhin eine gute Basis für die Ertüchtigung unserer
Verkehrsinfrastruktur als einem der Grundpfeiler einer
erfolgreichen Wirtschaftspolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie, meine Damen und Herren der Opposition, haben
in den vergangenen Tagen und auch heute Morgen wie-
der unsere Haushaltskonsolidierungsbeiträge kritisiert.
Da muss ich Sie nach Ihren Alternativen fragen. Auch
bei mir hat sich der Eindruck verfestigt: Die Opposition
hat Geld im Überfluss wie in einem Märchenland. Meine
Damen und Herren, kommen Sie in die Realität zurück!
Kritisieren Sie nicht nur, sondern nennen Sie bitte auch
Ihre Alternativen! Das ist Haushaltspolitik. Darum bitten
wir Sie.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Vielleicht wollen Sie aber auch gar nicht sparen, son-
dern weiter Schulden machen, wie das aktuell in Nord-
rhein-Westfalen der Fall ist. Was dort geschieht, ist in
meinen Augen verantwortungslos; denn weiter Schulden
auf dem Rücken unserer Kinder zu machen, ist doch in
Wahrheit die unsozialste Politik, die es gibt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Klaus Hagemann [SPD]: Ihr macht auch Schulden! Eine ganze Menge: 60 Milliarden!)


Natürlich hätten wir angesichts steigender Verkehrs-
leistungen in unserem Land gern mehr oder zumindest
so viele Finanzmittel wie in den beiden Vorjahren zur
Verfügung; das räume ich ein. Da dem nicht so ist, müs-
sen wir Prioritäten setzen, auch – das will ich hier in die
Diskussion einbringen – mithilfe privater Investoren,
vor allem was die Effizienz der Verkehrsprojekte angeht,
die man mit Planungssicherheit deutlich verbessern
kann, insbesondere beim mehrstufigen Ausbau unserer
Bundesautobahnen.

ÖPP – lassen Sie mich das noch hinzufügen – sind
nicht nur eine wirtschaftliche Alternative zum konven-
tionellen Straßenbau, sondern erreichen mit der Bün-
delung der baubedingten Staus auf einen bestimmten
Zeitraum auch einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen.
Deswegen unterstütze ich das, was meine Vorredner aus
der Koalition gesagt haben: Zielführend ist die Herstel-
lung eines Nutzerfinanzierungskreislaufs Straße, wie
ihn der Koalitionsvertrag ausdrücklich vorsieht – vor
dem Hintergrund der Forderung nach mehr Transparenz,
nach mehr Planungs- und Finanzierungssicherheit.

Vor allem, weil Deutschland über eines der am besten
ausgebauten Verkehrsnetze Europas verfügt, ist es von
hoher Bedeutung, die Qualität der Bestandsnetze bei
Schiene, Straße und Wasserwegen zu sichern und, wenn
nötig, durch Aus- und Neubau Engpässe zu beseitigen,
insbesondere mit Blick auf die leistungsfähige Hinter-
landanbindung deutscher Seehäfen.

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(C (D Auch die Verkehrsbeanspruchung unserer Straßen ird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Daher sind ubstanzerhaltung und funktionssichernde Maßnahmen nabdingbar. Hierfür sieht der Etat 2,2 Milliarden Euro or. Der Bewältigung wachsender Verkehre dienen naürlich auch integrierte Systeme – wir wollen sie weiter ach vorne bringen – sowie die Forschung im Bereich es Verkehrsmanagements. Deshalb fördert die Bundesegierung auch die Telematik. Die Bundesregierung fördert ferner die Elektromobiität. Die Anfang Mai gegründete Nationale Plattform lektromobilität arbeitet nun an dem sich selbst gesteck en ambitionierten Ziel, bis 2020 1 Million Elektrofahreuge auf deutschen Straßen fahren lassen zu können. as bleibt unser Kurs, meine Damen und Herren, und ieser Kurs ist richtig. Zudem ist und bleibt es erklärtes Ziel der Koalition, em Lkw-Stellplatzdefizit wirksam zu begegnen. Bis 012, also innerhalb von zwei Jahren, sollen 8 000 neue kw-Parkstände entstehen. Mit Blick auf die internatioalen Wettbewerbsverzerrungen im Gütertransportgeerbe begrüßen wir an dieser Stelle auch ausdrücklich ie Entscheidung der Bundesregierung, die Erhöhung er Lkw-Maut nicht durchzuführen. Das Moratorium ist öllig richtig. Im Bereich Schiene stehen die laufenden Bedarfslanvorhaben im Mittelpunkt: der Substanzerhalt, die otwendige Lärmsanierung an bestehenden Schienenween und das Bahnhofssanierungsprogramm. Damit inestieren wir direkt in die Sicherheit unserer Mitbürgeinnen und Mitbürger. In diesem Zusammenhang ist auch die Verlagerung er Schwerlastverkehre, unter anderem auf die Waserwege, Anliegen der Koalition. Es werden allein 72 Millionen Euro für Um-, Ausund Neubaumaßnahen bereitgestellt. Hiermit steigern wir die Leistungsfä igkeit des Wasserwegenetzes. Meine Damen und Herren, erfolgreiche und zukunftsähige Verkehrspolitik muss auf alle wesentlichen Anprüche des Menschen ausgerichtet sein, somit auch auf eine Sicherheitsbedürfnisse. Seit 1970 hat sich die daals sehr hohe Zahl von fast 20 000 Verkehrstoten pro ahr auf nunmehr circa 4 000 verringert. Dem Bemühen m mehr Verkehrssicherheit dient auch unsere Initiaive zur Einführung des begleiteten Fahrens mit 17 zum . Januar 2011 als Dauerrecht. Der Modellversuch errachte in den letzten fünf Jahren im Ergebnis 20 Proent weniger Unfälle bei den Fahranfängern. Auch hier st ein deutlich positives Ergebnis zu verkünden. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Den Mopedführerschein mit 15 ziehen Sie jetzt zurück!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Herr Kollege Beckmeyer, wir sind der Auffassung,
ass wir auch die jungen Menschen früh an die Risiko-
ereitschaft im Verkehrsgeschehen heranführen sollten.
s ist ganz besonders im ländlichen Raum zielführend,
ie Menschen da heranzuführen.





Reinhold Sendker


(A) )


)(B)


(Uwe Beckmeyer [SPD]: Der Minister sieht das anders!)


Überaus erfolgreich im Bereich von Bau- und Stadt-
entwicklung entwickelte sich das CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm, konjunkturpolitisch, wohnungspoli-
tisch und klimapolitisch. Daher ist die Kürzung der
Ansätze für dieses Programm im Rahmen der Haushalts-
konsolidierung schmerzlich: Ich freue mich aber nun da-
rüber, dass durch das Energiekonzept der Bundesregie-
rung neue Perspektiven eröffnet werden.

Die Städtebauförderung leistet ein Vielfaches des-
sen, was sie kostet. Das heißt, auch sie stellt eine Er-
folgsgeschichte dar. Die Kritik an den Kürzungen ist
also sachlich begründet, wir nehmen sie ernst.

Verehrte Frau Kollegin Dr. Winterstein, die Debatte
über die Mittelkürzungen sollten wir darüber hinaus als
Möglichkeit betrachten, die Effizienz der Programme
durch Bündelung insgesamt zu verbessern, –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706004700

Herr Kollege!


Reinhold Sendker (CDU):
Rede ID: ID1706004800

– um den immer wieder kritisierten Überschneidun-

gen zu begegnen.

Meine Damen und Herren, wir freuen uns darüber,
dass unser Minister hier Nachprüfungen angekündigt
hat. Wir freuen uns auch darüber – damit komme ich
zum Schluss, Herr Präsident –, dass er ein Herz für länd-
liche Räume hat. Wir begrüßen ebenso den Einzelplan 12
insgesamt, nicht nur vor dem Hintergrund der notwendi-
gen Haushaltssanierungsmaßnahmen, sondern auch des-
halb, weil er das Fundament für die Fortsetzung einer er-
folgreichen und zukunftsfähigen Politik im Bereich von
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung für unser Land dar-
stellt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706004900

Letzter Redner zu diesem Geschäftsbereich ist der

Kollege Dr. Max Lehmer, ebenfalls für die CDU/CSU-
Fraktion.


Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1706005000

Sehr verehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Der vorgelegte Haushalt zeigt, wie
man Verkehrspolitik unter den gegebenen Bedingungen
verantwortbar gestalten kann. Das sage ich ganz aus-
drücklich. Im Rahmen des allgemeinen Sparzwangs
beim Gesamthaushalt ist es leider unvermeidlich, dass
auch der Haushalt des Bundesministers für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung Einschränkungen hinnehmen
muss. Ich sage das als jemand, der, was die Realisierung
von Großprojekten angeht, betroffen ist. Ich erwähne
zum Beispiel die Projekte im Großraum München und
die TEN-Strecke Paris–München–Bratislava–Budapest.

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(C (D Umso mehr begrüße ich es, dass es mit dem vorlieenden Entwurf gelingt, Deutschland auch in verkehrsolitischer Hinsicht zukunftsfähig zu machen. Die knapen Mittel werden gezielt und, so meine ich, richtig ingesetzt. Dies sichert den Wirtschaftsstandort eutschland. Gerade eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur st für eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft wie die nsere eine Grundvoraussetzung, wie wir alle wissen. ngesichts dessen ist es ein großer Erfolg, dass bei den achstum generierenden Verkehrsinvestitionen nicht ekürzt wird. Die Verkehrsinvestitionslinie von knapp 0 Milliarden Euro kann über den gesamten Finanzplaungszeitraum aufrechterhalten werden. Damit steht ehr Geld zur Verfügung als in den Jahren vor der Fi anzund Konjunkturkrise. Zusätzlich darf auch noch inmal erwähnt werden, dass wir mit den Konjunkturrogrammen zusätzlich über 2 Milliarden Euro für Verehrsinvestitionen verwenden konnten. Dies findet auch Anerkennung. Unmittelbar nach dem abinettsbeschluss zum Haushalt 2011 stellte zum Bei piel die Allianz pro Schiene fest, dass es dem Bundeserkehrsminister gelungen sei, die um die Konjunkturakete bereinigten Haushaltsmittel für Schienenprojekte ogar noch leicht zu erhöhen. Natürlich erreicht die vorgesehene Summe für Verehrsinvestitionen noch lange nicht die Höhe, von der eder Verkehrspolitiker träumt. Aber in dieser Angeleenheit sind auch Realismus und Pragmatismus gefragt. ir müssen unser Geld ganz gezielt in notwendige Pro ekte investieren und in diesem Zusammenhang insbeondere auch einen Schwerpunkt auf den Lärmschutz leen. Der Schutz der Menschen vor Lärm ist ein zentrales nliegen, das wir trotz aller Sparzwänge verwirklichen ollen. (Uwe Beckmeyer [SPD]: Darauf kommen wir noch einmal zurück!)


Noch ein Wort zur Lkw-Maut. Politik muss realitäts-
ah und verlässlich sein. Deshalb wird die Lkw-Maut
011 nicht erhöht. Deutschland wird damit als Logistik-
tandort gestärkt. Ich denke, auch das ist verantwortliche
olitik.

Verkehrs- und Baupolitik wird zumeist am dafür ein-
esetzten Geld gemessen. Das greift aber zu kurz; denn
ine gute und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger vor-
eilhafte Politik ist auch bei knappen Kassen möglich.
ch nenne hier zum Beispiel die Stichworte „begleitetes
ahren mit 17“ und „Wechselkennzeichen“. Die damit
erbundenen Maßnahmen hat unser Verkehrsminister
ehr pragmatisch und schnell umgesetzt. Das ist es, was
ir beispielhaft unter freiheitlicher Verkehrspolitik im
inne der Bürger verstehen.

Aus dem Baubereich hierzu noch ein Beispiel. Die
eräusche spielender Kinder dürfen nicht wie Maschi-
enlärm und damit als Lärmbelästigung behandelt wer-
en. Durch eine Gesetzesänderung im Bau- und Immis-
ionsschutzrecht werden wir Kindertagesstätten auch in
einen Wohngebieten ermöglichen. Ich glaube, da gehö-
en sie auch hin.





Dr. Max Lehmer


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Städtebauförderung schreibt seit 40 Jahren Er-
folgsgeschichte, wie uns allen bekannt ist. Aber auch
hier müssen wir verantwortungsvoll handeln. Nicht nur
das Bundesverkehrsministerium muss sparen, sondern
auch die Länder haben enorme Haushaltszwänge und
stehen unter Druck. Das hat sich, wie der Herr Minister
richtig ausgeführt hat, auf der Konferenz der Landesbau-
minister deutlich gezeigt. Wir sind also gemeinsam mit
den Beteiligten gefordert, hier eine tragfähige Lösung zu
finden, damit die Städtebauförderung auf hohem Niveau
fortgeführt werden kann, und zwar auch im Westen.

Es ist dringend nötig, im Dialog mit allen Beteiligten
die vielfältigen Programme, die es im Bereich Städtebau
gibt, zu bündeln, effizienter zu machen – das ist eine
große Herausforderung – und dafür zu sorgen, dass in
den nächsten Jahren mit weniger Geld eine intelligentere
Stadtentwicklung betrieben werden kann. Ich denke, das
ist ein gutes Ziel.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ähnlich verhält es sich mit dem CO2-Gebäudesanie-
rungsprogramm. Niemand bestreitet den Nutzen dieses
Programms für den Klimaschutz und auch für die Volks-
wirtschaft. Die durch das Programm ausgelösten Investi-
tionen sind so hoch und haben einen solchen Nutzen,
dass sich das Programm – das wurde schon ausgeführt –
eigentlich selbst trägt. Denn zusätzliche Steuereinnah-
men und Sozialbeiträge in Verbindung mit vermiedenen
Kosten der Arbeitslosigkeit führen zu Einnahmen, die
höher sind als die damit verbundenen Ausgaben. Auch
das ist nachgewiesen.

Außerdem müssen wir bedenken, dass die vorgese-
hene Halbierung der Programmmittel – das hat der Bun-
desverkehrsminister richtig dargelegt – vor dem Hinter-
grund des Energiekonzepts der Bundesregierung eine
Neubewertung erfahren muss und erfahren wird. Das ist
sehr wichtig. Sie von der Opposition dürfen den aktuel-
len Haushaltsansatz in diesem Bereich nicht mit den
Zielvorgaben, die wir im Energiekonzept haben, ver-
wechseln. Die Steigerung der Energieproduktivität um
durchschnittlich 2,1 Prozent jährlich und die Verdoppe-
lung der Sanierungsrate bei der Sanierung des Gebäude-
bestands sind ohne Frage richtige und notwendige Maß-
nahmen, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706005100

Herr Kollege!


Dr. Max Lehmer (CSU):
Rede ID: ID1706005200

Ich komme gleich zum Ende, Herr Präsident. – Es ist

aber nicht zielführend, diese Sanierungsrate mit Zwang
erreichen zu wollen. Hier setzen wir ganz klar auf An-
reize,


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


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(C (D ie es dem Bürger ermöglichen, seinen Beitrag zum Kliaschutz zu leisten. Ausdrücklich wollen wir dazu keine igentumsähnlichen Eingriffe und Malusregelungen. Vielen herzlichen Dank. Weitere Wortmeldungen zu diesem Einzelplan liegen icht vor. Bevor wir nun zur Schlussrunde kommen, will ich ach einer Demonstration, die nach gemeinsamer Übereugung ausnahmslos aller Fraktionen dieses Hauses mit nserer Geschäftsordnung nicht vereinbar ist, auf den usschluss einiger Mitglieder aus den Reihen der Frak ion Die Linke zurückkommen. Nach § 38 unserer Geschäftsordnung kann der Präsient ein Mitglied des Bundestages, auch ohne dass ein rdnungsruf ergangen ist, für die Dauer der Sitzung aus em Saal verweisen. Bis zum Schluss der Sitzung muss er Präsident bekannt geben, für wie viele Sitzungstage er Betroffene ausgeschlossen wird. Ein Mitglied des undestages kann bis zu 30 Sitzungstage ausgeschlos en werden. Ich schließe die Kolleginnen und Kollegen Heidrun ittrich, Heike Hänsel, Inge Höger, Annette Groth und ichael Schlecht für die beiden nächsten Sitzungstage m 29. und 30. September 2010 von den Sitzungen des eutschen Bundestages aus. Damit will ich sicherstel en, dass die wiederholte, nicht mehr sonderlich origielle, spektakuläre, öffentlichkeitswirksame, im Übrigen ber folgenlose Demonstration an Freitagvormittagen icht zu einer bequemen Verabschiedung in ein vorzeities Wochenende wird. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1706005300

Wir kommen nun zur Schlussrunde.

Erster Redner in der Schlussrunde ist der Kollege
orbert Barthle für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1706005400

Sehr verehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Wenn wir jetzt in die Schlussrunde der ersten
esung dieses Haushalts eintreten, dann ist es sicherlich
ngebracht, die Debatten dieser Woche kurz Revue pas-
ieren zu lassen. Wir werden jetzt in intensive Beratun-
en im Haushaltsausschuss eintreten. Wir werden uns
eden Einzelplan, jeden Titel noch einmal genau an-
chauen, und wir werden wägen und prüfen. Wir werden
icherlich auch die einen oder anderen Vorschläge aus
en Reihen der Opposition aufnehmen und schauen, was
ich realisieren lässt.

Man kann zunächst einmal feststellen, dass einer der
öhepunkte dieser Woche die wirklich kämpferische
nd ideenreiche Rede unserer Bundeskanzlerin war.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Wir haben in einer wirklich gehaltvollen Rede unse-
res Finanzministers hören können, wie die einzelnen
Punkte unseres Zukunftspakets zusammenzubinden
sind, wie das Konzept, das diesem Paket zugrunde liegt,
aussieht. Das fand ich sehr erhellend.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die Opposition dagegen hat aus meiner Sicht einen
Fehlstart hingelegt. Kollege Gabriel trat als Oppositions-
führer auf und sprach davon, dass es keine große intel-
lektuelle Herausforderung sei, eine Oppositionsrede zu
halten. Nun, seine Rede wurde diesem Anspruch ge-
recht. Aber leider macht es das nicht leichter, darauf zu
reagieren. Ein wirklich konstruktives, sinnvolles Alter-
nativkonzept zur Bewältigung der Herausforderungen
der Zukunft habe ich nicht hören können. Das muss man
am Ende dieser Woche auch feststellen.


(Axel E. Fischer [Karlsruhe-Land] [CDU/ CSU]: Das ging mir auch so!)


Wir stehen jetzt vor der anspruchsvollen Herausforde-
rung, dass wir ab dem Jahr 2011 bis zum Jahre 2016
mindestens 80 Milliarden Euro weniger neue Schulden
machen, dies mit weiteren Impulsen für Wachstum und
Beschäftigung verbinden und dabei die Sozialkassen
nicht gefährden. Ich stelle fest: Die Koalition gestaltet
Zukunft. Wir haben ein tragfähiges Konzept vorgelegt.
Wir kürzen die Ausgaben um 3,8 Prozent. Wir verbes-
sern die Einnahmen, ohne das Wachstumspotenzial zu
gefährden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wachstumsfördernde Investitionen und Impulse bleiben
erhalten; wir sparen nicht bei Bildung und Forschung.
Wir nehmen aber durchaus Unternehmen, Banken, Ver-
waltungen und auch den Sozialbereich in den Blick,
wenn es um die Konsolidierung des Haushalts geht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein weiterer Höhepunkt dieser Woche war die De-
batte über den Etat des Umweltministers. Ich kann fest-
stellen: Es ist der Bundesregierung gelungen, ein zu-
kunftsweisendes Energiekonzept zu erarbeiten, das
entscheidende Weichen für nachhaltiges wirtschaftliches
Wachstum stellt und in den kommenden Jahren Beschäf-
tigung sichern wird. Dabei werden die Energieversor-
gungsunternehmen in den nächsten Jahren einen Beitrag
von immerhin rund 30 Milliarden Euro leisten müssen.
Die Opposition stellt es aber so dar, als ob das Klientel-
politik wäre, als ob wir den Energieversorgern etwas
hinterherwerfen würden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, natürlich!)


Meine Damen und Herren, schauen Sie sich doch ein-
mal die Situation an! Werfen Sie einen einzigen Blick in
die Meldungen der Ratingagenturen. Schauen Sie sich
die Reaktion der Aktienmärkte an. Schauen Sie, was die
Analysten zur Situation der Energieversorger sagen.
Dann werden Sie schlauer. Eines muss man auch

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(C (D eststellen: Die Wirtschaftlichkeit einzelner Energieverorgungsunternehmen bzw. -standorte ist noch nicht geichert. Hier geht es immer noch darum, die Wirtschaftichkeit für die Zukunft zu sichern. Ich habe den Eindruck, die Opposition ist erst dann ufrieden, wenn man jeden Gewinn abschöpft und damit ie Energieversorger an den Rand ihrer Wirtschaftlicheit drängt; aber das kann es nicht sein. (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oje, mir kommen die Tränen! Echt!)


ie Energieversorger leisten erstens einen wirkungsvol-
en Beitrag zur Reduzierung der Neuverschuldung.
weitens ebnen sie den Weg in das neue, regenerative
eitalter. Der Umweltminister sagt immer: Die Kern-
nergie bildet die Brücke. Ich sage: Wir haben eine gol-
ene Brücke, wenn nicht gar die Golden Gate Bridge in
as regenerative Zeitalter geschaffen. Das muss man ent-
prechend würdigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


An dieser Stelle muss man schon betonen: Wenn Rot
nd Grün hier regieren dürften, würden sie 30 Milliarden
uro einfach auf der Straße liegen lassen.


(Joachim Poß [SPD]: Goldener Handschlag für die Konzerne und keine goldene Brücke!)


as ist so, als ob Sie einen Lastwagen voller Geld vor
ie Tür gestellt bekommen und diesen anzünden, nur
eil draufsteht: kommt von den Kernenergieunterneh-
en.


(Lachen der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist das Größte, was ich jemals gehört habe! Wer hat denn immer die Anträge auf Einführung einer Brennelementesteuer gestellt? Ohne Laufzeitverlängerung!)


as wäre ein Verwerfen von Volksvermögen in großem
mfang, wie es schlimmer kaum sein könnte. Wenn man
ur eine Sekunde darüber nachdenkt, welche neuen
parpakete notwendig wären, um diese 30 Milliarden
uro zu erwirtschaften, dann relativiert sich jede Kritik,
ie Sie in dieser Woche vorgetragen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Lassen Sie mich auf das eingehen, was schon heute
rüh besprochen wurde – das war auch ein Höhepunkt
ieser Woche –: Stuttgart 21. Da gab es eine Rede des
ollegen Winfried Hermann; er ist leider nicht mehr da.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gute Rede!)


r hat auch die Haushälter angesprochen. Erst einmal
uss man dem Kollegen Winfried Hermann mit Blick auf

en Umfang der Kosten für Stuttgart 21, nämlich rund
,5 Milliarden Euro, sagen: Sie verschenken 30 Milliar-
en Euro; damit könnte man Stuttgart 21 sechsmal
auen.





Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Winfried Hermann meinte, wir Haushälter hätten uns
das nicht genau angeschaut. Ich erinnere mich sehr gut
an die Sitzung, bei der er extra zu uns in den Haushalts-
ausschuss gekommen ist. Wir haben uns die Unterlagen
sehr genau angeschaut und lange mit uns gerungen, ob
wir die langfristigen Verpflichtungsermächtigungen in
die Haushalte einstellen. Wir haben uns also die Zahlen
sehr genau angeschaut. Winfried Hermann hat als Aus-
schussvorsitzender Zugang zu diesen Zahlen und zu al-
len vertraglichen Vereinbarungen. Er weiß es also besser
und nennt trotzdem falsche Zahlen; er stellt die Fakten-
lage falsch dar. Das halte ich für nicht tragbar; das ist
kein verantwortungsvolles Handeln. Das muss man dem
Kollegen ganz klar sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Sabine Leidig [DIE LINKE]: Das ist doch gar nicht wahr!)


Eines ist auch wichtig – Bundesbauminister
Ramsauer hat bereits darauf hingewiesen –: Bei Stutt-
gart 21 geht es inzwischen nicht mehr nur um die Finan-
zen. Es geht um den Kernbereich unseres Rechtsstaates.
Es geht darum, ob man sich noch darauf verlassen kann,
dass Verträge Gültigkeit haben.


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Es kommt darauf an, ob das Volk noch etwas zu sagen hat oder ob ihr alles so entscheidet!)


Es geht darum, ob die Unterschrift eines SPD-Verkehrs-
ministers unter einem Vertrag noch Gültigkeit hat. Es
geht darum, ob sich ein Investor noch darauf verlassen
kann, wenn Projekte politisch und vertraglich festgelegt
sind. Glaubt irgendein Mensch in diesem Saal, dass die
Bahn einen einzigen Euro in Stuttgart investieren würde,
wenn dieses Projekt bzw. diese begonnene Maßnahme
gestoppt werden müsste? Glaubt irgendjemand, dass
noch ein Investor in ein größeres Projekt investieren
würde, wenn er sich auf vertraglich festgelegte Verein-
barungen nicht verlassen könnte? Wenn in Deutschland
der Satz „Pacta sunt servanda“ keine Gültigkeit mehr
hat, dann werden wir zur Bananenrepublik, dann werden
wir zum Entwicklungsland. Das müssen sich vor allem
die Grünen, die sich an dieser Stelle vom Acker gemacht
haben, genau überlegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn es so käme, dass dieses begonnene Bauprojekt,
das sich in wirtschaftlicher Hinsicht rechnen wird – das
rechnet Ihnen der Bahnchef klipp und klar vor –,


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum zeigt er es uns dann nicht? Wo ist das Problem? Warum hält er das geheim?)


gestoppt werden müsste, dann bekäme das in diesen Ta-
gen aktuelle Buch „Deutschland schafft sich ab“ von
Herrn Sarrazin eine ganz neue Bedeutung.

Damit komme ich zu einem weiteren Kritikpunkt, der
in dieser Woche immer wieder vorgetragen wurde, und
zwar dem der sozialen Schieflage. Die Kollegen von der
Opposition weisen immer wieder darauf hin, dass die so-
zial Schwachen in unserem Lande nicht die Verursacher

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(C (D er Krise gewesen seien. Das ist richtig. Man muss geeinsam mit der Ursache aber immer auch die Wirkung m Blick haben; Ursache und Wirkung stehen immer im usammenhang. Die Schwachen wurden auch von den irkungen nicht betroffen. Die Verluste haben andere etragen. Die Wirkungen haben diejenigen, die von soialen Transferleistungen leben, überhaupt nicht betrofen. Im Gegenteil: Wir haben sie verschont. Wenn man ie Auswirkungen wieder korrigieren und zu einem konolidierten Haushalt zurückkehren muss, dann kommt an nicht daran vorbei, ein sozial ausgewogenes Kon ept zu erarbeiten, an dem alle gesellschaftlichen chichten teilhaben. Genau das machen wir. Ich füge hinzu: Dieses Konzept setzt vorwiegend auf er Ausgabenseite an und nicht auf der Einnahmeseite. as ist der entscheidende Unterschied zu dem, was wir isher erlebt haben, und zu dem, was die Opposition vorchlägt. Von Ihnen höre ich ständig, man müsse die Einahmeseite stärken, man müsse die starken Schultern tärker belasten, man müsse neue Steuern erfinden. (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das macht ihr schon! Luftverkehrsteuer!)


an muss immer wieder darauf hinweisen: Das oberste
rittel unserer Steuerpflichtigen trägt 80 Prozent des
ufkommens der Einkommensteuer. Wir belasten un-

ere starken Schultern schon erheblich. Wenn es nach Ih-
en ginge, dann würden wir die Steuererhöhungen so
ange nach oben treiben, bis alle weggehen und gar kein
eld mehr kommt. Das ist der entscheidende Unter-

chied zwischen uns. Mit einer solchen Strategie
eheben wir aber nicht das strukturelle Defizit. Die Er-
ahrungen anderer Staaten zeigen es: Wer auf der Ein-
ahmeseite für Zuwachs sorgt, verbessert nicht die
trukturellen Defizite, sondern erlaubt sich auch mehr
usgaben.

Uns geht es darum, das strukturelle Defizit abzu-
auen. Das ist der entscheidende Unterschied. An dieser
telle setzt unser Konzept an. Ich bin überzeugt: Mit un-
erem Konzept, das wir in den kommenden Wochen in-
ensiv beraten und weiter gestalten werden, gelingt es
ns, den Bundeshaushalt wieder auf solide Beine zu stel-
en und damit die Voraussetzung für mehr Wachstum,
ehr Beschäftigung und mehr Wohlstand in diesem
ande zu schaffen. Das ist im Sinne der Menschen in un-
erem Land. Das erwarten sie von uns. Daran arbeiten
ir.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706005500

Das Wort hat nun Carsten Schneider für die SPD-

raktion.


(Beifall bei der SPD)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1706005600

Herr Präsident! Meine Kolleginnen und Kollegen!

err Kollege Barthle hat eben begonnen, für die Redner-
ualitäten und die Inhalte der Reden, die in dieser Wo-





Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

che gehalten wurden, Noten zu verteilen. Ich will daran
anknüpfen, möchte mich aber nicht auf Personen, son-
dern auf den Haushalt und auf das, was Sie vorgelegt ha-
ben, beziehen. Man kann klar sagen: Mathematik gerade
noch ausreichend, aber Volkswirtschaftslehre, Sozial-
kunde und Ethik mangelhaft und ungenügend.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das ist ja fast wie beim Steinbrück! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ich habe keine Noten verteilt!)


Zu Beginn meiner Ausführungen möchte ich erklären,
warum ich die Mathematik für gerade noch ausreichend
halte. Es stellt sich die Frage: Ist das, was Sie hier vorge-
legt haben, nicht nur nicht sozial ungerecht – darauf
komme ich noch –, sondern auch ausreichend im Hin-
blick auf die Erfordernisse der Schuldenbremse, so wie
wir sie im Grundgesetz im vergangenen Jahr mit großer
Mehrheit im Bundestag verabschiedet haben?


(Otto Fricke [FDP]: Das erkläre jetzt mal!)


Der entscheidende Ausgangspunkt dafür ist das Jahr
2010.


(Otto Fricke [FDP]: Das strukturelle Defizit des Jahres 2010!)


– Warten Sie doch einmal, Herr Kollege Fricke, Sie ha-
ben nachher genügend Zeit, zu antworten. – Bei der ers-
ten Anwendung der Schuldenbremse ist entscheidend,
dass wir im Parlament wissen, worüber wir abstimmen,


(Otto Fricke [FDP]: Was ich bei euch bezweifele!)


das heißt, dass wir vom Finanzministerium bezüglich
der Zahlen nicht an der Nase herumgeführt werden und
es keine Tricksereien gibt.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist immer noch derselbe Staatssekretär wie bei euch!)


Entscheidend ist die Frage: Wie sieht das voraussicht-
liche Ist, das Ergebnis des Jahres 2010 aus?


(Bettina Hagedorn [SPD]: Genau!)


Der Kollege Schäuble hat bereits einen Zickzackkurs
hingelegt. Am Anfang des Jahres gab Ihr Haus die Aus-
kunft, dass Sie das Haushaltssoll des Jahres 2010 anset-
zen wollen. Das waren 80 Milliarden Euro. Das habe ich
schriftlich, und ich gebe es Ihnen gern. Das war die Ant-
wort Ihres Staatssekretärs, Herrn Kampeter, auf eine
schriftliche Anfrage. Das wären 80 Milliarden Euro ge-
wesen. Dann hätten Sie in den nächsten Jahren weniger
sparen müssen, als jetzt von ihnen vorgelegt.


(Otto Fricke [FDP]: Das war der Plan von Steinbrück!)


Dann haben Sie festgestellt, dass es aufgrund der
Konjunkturprogramme und der erfolgreichen Politik, die
wir gemeinsam betrieben haben, bedeutend besser lief,
worüber wir uns freuen. Angesichts dessen war es wirk-
lich nicht mehr zu akzeptieren, es bei den 80 Milliarden
Euro zu belassen. Sie sind also von weniger ausgegan-
gen. Im Juni, nachdem Sie bis zur NRW-Wahl alles ver-

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(C (D chleiert haben, haben Sie gesagt: Wir nehmen das voaussichtliche Ist. Das waren 65 Milliarden Euro. Das ist erzeit der Ausgangspunkt für Ihren Abbaupfad. Wenn Sie dieser Logik folgen – das ist zwingend und m Geiste dessen, was wir als Gesetzgeber mit der chuldenbremse hier beschlossen haben –, müssen Sie m November, wenn wir den Haushalt in dritter Lesung eschließen, das dann voraussichtliche Ist als Ausgangsunkt heranziehen. Das werden deutlich bessere Zahlen ein. (Otto Fricke [FDP]: Wieso nicht im Dezember? Was ist mit Dezember? Warum lassen Sie den Dezember weg?)


Ich merke, dass Sie getroffen sind.


(Beifall bei der SPD)


Sie tun so, als wären Sie die Sparmeister der Nation.
as die Konjunktur betrifft, läuft bisher alles von selbst.
ie Frage ist jetzt: Strengen Sie sich genügend an, wenn

s darum geht, Einnahmen und Ausgaben so anzupassen,
ass wir das Defizit so schnell wie möglich verringern?
as wird sich im November zeigen.

Herr Bundesfinanzminister, ich würde gerne heute
ier Folgendes von Ihnen erfahren: Werden Sie die vo-
aussichtlichen Ist-Zahlen im November akzeptieren


(Otto Fricke [FDP]: Wieso November?)


nd zur Grundlage machen, und zwar auch für die
inanzplanung, die Sie im nächsten Jahr fortschreiben
erden? Wenn dem so wäre, müssten Sie die richtigen
ahlen in den Blick nehmen, könnten nicht tricksen und
üssten außerdem die Einnahmeseite dieses Staates be-

ücksichtigen.


(Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Der Minister wird das alles genau erklären!)


ch bin sehr gespannt, was Sie darauf sagen. Bisher be-
tand Ihre Finanzpolitik nur aus einem Zickzackkurs.
as ist der eine Kritikpunkt.

Der zweite Kritikpunkt betrifft die Frage: Wen belas-
en Sie hier eigentlich? Wenn Einnahmen und Ausgaben
o weit auseinanderklaffen, dann müssen Sie diese Lü-
ke schließen; das ist vollkommen klar. Diesem Vorha-
en verschließen wir uns nicht.


(Otto Fricke [FDP]: Ach!)


Ich werde konkrete Vorschläge machen. Beruhigen Sie
ich. Ich werde sagen, wie wir uns das vorstellen.


(Otto Fricke [FDP]: Mehrwertsteuererhöhung!)


Das, was Sie vorgelegt haben, geht einseitig zulasten
er sozial Schwachen, zulasten derer, die sich nicht weh-
en können. Bei denen schlagen Sie knallhart zu.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt doch gar nicht!)






Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

Sie kürzen nur im Sozialbereich. Sie kürzen das Eltern-
geld für Arbeitslosengeld-II-Empfänger, sie kürzen beim
Rentenversicherungsanspruch für Arbeitslosengeld-II-
Empfänger, und Sie kürzen bei den Eingliederungsleis-
tungen. Alles, was konkret belegt ist, bezieht sich auf
den Sozialbereich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Thomas Oppermann [SPD]: Eindeutige Schlagseite! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: So eine Unwahrheit! Eine unglaubliche Polemik ist das!)


Kein einziger Vorschlag betrifft die Gehaltsklasse derer,
die hier sitzen. Weder bei der Steuer noch bei den staatli-
chen Leistungen sind für diese Gehaltsklasse Mehrbelas-
tungen geplant – gar nichts. Sie sind vollkommen blind,
wenn es um die soziale Balance in diesem Land geht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im Gegenteil. Sie haben gesagt, Sie wollen die Steu-
ern senken und die Abgaben nicht erhöhen. Das war im-
mer Ihr Spruch. Jetzt führen Sie eine neue Steuer ein. Sie
nennen das zwar Luftverkehrsabgabe; es ist aber eine
neue Steuer.


(Otto Fricke [FDP]: Sind Sie dagegen?)


Ich wünsche mir, dass das auf dem FDP-Parteitag end-
lich einmal beschlossen wird. Machen Sie sich doch ein-
mal ehrlich!


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Sind Sie dagegen? Also sind Sie dagegen!)


Ein wirkliches Problem, das wir in diesem Land ha-
ben, ist die Binnennachfrage. Wir haben eine zu ge-
ringe Bruttolohnentwicklung und eine sehr hohe Abga-
benlast. Wir haben keine hohe Steuerlast, sondern eine
hohe Abgabenlast in den unteren Einkommensberei-
chen.


(Otto Fricke [FDP]: Wer hat die denn in den letzten elf Jahren eingeführt?)


Was passiert durch Ihre Politik? Aufgrund der Gesund-
heitspolitik Ihres Ministers, die die CDU/CSU mit ver-
antwortet, werden die privaten Krankenversicherungen
aus dem Steuersäckel quersubventioniert und gepäppelt,
und der normale Arbeitnehmer zahlt die Zeche dafür.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Die zusätzlichen Belastungen durch die Steigerung des
Gesundheitsversicherungsbeitrages plus einmalige Leis-
tungen plus Steigerung des Arbeitslosenversicherungs-
beitrages um mehr als 1 Prozent führen bei einem
Normalverdiener – 27 000 Euro pro Jahr – zu einer zu-
sätzlichen Belastung um monatlich 22,50 Euro. Das ist
die Rechnung, die Sie den normalen Arbeitnehmern in
Deutschland präsentieren.


(Beifall bei der SPD – Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist weniger Netto vom Brutto!)


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(C (D Ein zweiter ökonomischer Punkt, der gegen diesen aushalt spricht: Die Investitionen sinken. Sie sinken icht nur, weil die Konjunkturprogramme wegfallen. as ist richtig; aber diese hatten wir ohnehin in einem nderen Haushalt abgerechnet. Die Investitionen sinken m 1 Milliarde Euro von 28,2 auf 27,2 Milliarden Euro. ie haben andere Zahlen ausgewiesen, weil Sie die Mit el für die BA, die im Jahr 2010 noch als Zuschuss verucht waren, jetzt als Darlehen darstellen und dieses als nvestition verbuchen. Aber das ist natürlich Quatsch. ie realen Investitionen sinken um 1 Milliarde Euro. ir haben das eben auch in der Verkehrsund Baude atte gehört. Das wird für die Arbeitsplätze in Deutschand ein Minus bedeuten. Ich will, weil sich das in der ersten Lesung geziemt, uch sagen, wie unsere Vorschläge aussehen. Darauf waen Sie ja so gespannt. Wir werden unsere Vorschläge lle einbringen, und Sie können sich dann dazu verhalen. Erstens. Wir sind der Auffassung, dass die Quersubentionierung von Niedrigstlöhnen aus dem Sozialetat on Frau von der Leyen aufhören muss. Da muss ein toppschild hin. ie gelingt das? Ganz einfach: Durch die Einführung eies flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns chaffen Sie – das sind ganz normale Berechnungen, die ie Bundesregierung unter alter Führung noch in Auftrag egeben hat – 5 Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen n der Sozialversicherung und bei Steuern. Wir müssen ndlich damit aufhören, die Aufstocker – 1,2 Millionen enschen in diesem Land, die arbeiten, obwohl sie es icht müssten, weil sie genauso viel Geld vom Sozialamt ekämen – und damit die Arbeitsplätze bzw. Arbeitgeber n diesem Land querzusubventionieren. (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wer hat das denn eingeführt?)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Zweitens. Wir plädieren dafür – wir halten das für den
ntscheidenden Punkt, damit Ihre Maßnahmen über-
aupt in irgendeiner Weise akzeptiert werden könnten –,
ass dieses unsinnige Steuersenkungs- und Klientelge-
chenkegesetz für die Hotels vom Beginn dieses Jahres
urückgenommen wird. Das macht 3 Milliarden Euro.


(Beifall bei der SPD – Norbert Barthle [CDU/ CSU]: Stimmt doch nicht! – Otto Fricke [FDP]: Stimmt doch gar nicht! Das ist schlicht gelogen!)


Das ist nicht gelogen. – Natürlich ist die Zahl bereinigt
m die Kindergelderhöhung. Sonst wäre es sogar mehr;
ber diese Erhöhung wollen wir gar nicht zurückneh-
en.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist doch gelogen! Das ist doch unter deinem Niveau! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)






Carsten Schneider (Erfurt)



(A) )


)(B)

Drittens: effizienter Steuervollzug in Deutschland;
dazu gibt es auch ein Gutachten des Bundesrechnungs-
hofs. Führen Sie doch einmal in Ihrer Verantwortung als
Ressortminister Gespräche mit den Landesverwaltungen
darüber, dass Unternehmen in Deutschland fast nicht
mehr geprüft werden, dass, wenn es dazu kommt, das
quasi schon ein Schicksalsschlag ist.


(Otto Fricke [FDP]: Wer macht das denn? Wer macht denn die Prüfung? Die Länder! Ihr habt elf Jahre Zeit gehabt!)


Wir fordern die Einführung einer Bundessteuerverwal-
tung, damit Steuermoral und Steuergerechtigkeit wieder
durchgesetzt werden. Das würde 11 Milliarden Euro
bringen.


(Beifall bei der SPD)


Ich weiß, dass das mit den Ländern besprochen werden
muss. Aber die wollen auch ein bisschen Geld; man
muss nur an die Ausgaben für Bildung denken. Da muss
man einmal verhandeln.

Viertens. Zu den Kürzungen im Verwaltungsbereich,
die Sie mit dem Rasenmäher machen, insbesondere im
Bereich des Personalabbaus, will ich Ihnen klar sagen,
dass ich das sehr kritisch sehe.


(Otto Fricke [FDP]: Aha!)


Was passiert? Sie wollen dort mit der Sense ran.


(Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie im Personalbereich kürzen oder nicht?)


Das bedeutet, dass Sie weitere Auslagerungen – diese
halte ich für nicht mehr akzeptabel – vornehmen. Sie
wollen öffentliche Fürsorge und auch Beratung auf Bun-
desebene, Beratung des Parlaments und der Regierung,
also die Steuerung eines Landes, auf externe Berater,
Anwälte etc. und letztendlich Lobbyisten auslagern. Das
akzeptieren wir nicht mehr. Wir glauben vielmehr, dass
wir die 65 Milliarden Euro für Beschaffung, die insge-
samt im Bundeshaushalt sind, überprüfen sollten. Wir
werden vorlegen, wie man dort 10 Prozent sparen kann.
Auch dann kommen Sie auf eine Summe von
6 Milliarden Euro.

Der letzte Punkt, den ich ansprechen möchte, setzt bei
der Gerechtigkeit von Besteuerung an.


(Otto Fricke [FDP]: Kein einziger Vorschlag!)


Sie machen keinen einzigen Vorschlag – ich habe das
vorhin gesagt –, um diejenigen, die in diesem Land mehr
verdienen, ein bisschen zur Verantwortung zu ziehen.
Wir hatten in den vergangenen Jahren enorme Vermö-
genszuwächse, und es betrifft im Übrigen auch die, die
dafür gesorgt haben, dass wir in die Krise geschliddert
sind. Wir sind für eine Erhöhung des Spitzensteuersat-
zes. Auch das bringt nach dem Konzept der SPD
5 Milliarden Euro mehr Staatseinnahmen für den Bil-
dungsbereich und für die Konsolidierung.

Unser Konzept steht.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist Ihr Konzept?)


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(C (D s wäre erstens zukunftsfähig, und zweitens würde es ine Wahrung der sozialen Balance in Deutschland geährleisten, die Sie wie eine Dampfwalze einreißen. In ieser Koalition hat reine Klientelpolitik begonnen, und ie schreiben diese jetzt dauerhaft fort. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Meine Herren!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706005700

Das Wort hat nun Kollege Jürgen Koppelin für die

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1706005800

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

inde, diese Haushaltswoche hat deutlich gemacht, was
ie Koalition will. Haushaltsdebatte ist keine Vertei-
ungsdebatte mehr,


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN)


ie das in früheren Jahren der Fall war. Hier geht es um
as Sparen und das Abbauen von Schulden.

Das habe ich vermisst, Kollege Schneider. Sie haben
icht ein Wort zu unseren Schulden gesagt, nicht ein
ort zu den hohen Zinsen, die wir zahlen müssen, und

ass wir davon herunterkommen müssen. Ihre Redebei-
räge in dieser Woche vermitteln den Eindruck, dass
wei und zwei nicht vier sind, sondern fünf oder sechs.
twas anderes bieten Sie hier nicht. Sie haben nicht ein
ort zu den Schulden gesagt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Was Sie hier gerade vorgetragen haben, das sind doch
uftbuchungen. Sie wissen genau, dass das Luftbuchun-
en sind.

Kein Wort von der Opposition zu dem, was wir – ich
inde, das muss man anerkennen – zurzeit in Deutsch-
and erleben: einen boomenden Export, Investitionen der
eutschen Wirtschaft, Wachstumssprünge. Das heften
ir uns nicht allein an – das unterscheidet uns vielleicht
on früheren Regierungen –; aber wir haben die Rah-
enbedingungen dafür geschaffen, dass die Wirtschaft
achsen kann, dass wir diese Wachstumssprünge ma-

hen können.


(Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Hotels werden alle größer, oder was?)


as ist das Verdienst dieser Bundesregierung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich glaube, es gibt keine Alternative zur Haushalts-
anierung. Dazu haben Sie sich aber überhaupt nicht ge-
ußert. Ich kann nur sagen: Dieser Boom bietet die
hance zur Haushaltssanierung. Wir müssen aber sehr
orsichtig damit umgehen. Den Fehler früherer Regie-
ungen, Steuermehreinnahmen gleich auszugeben und





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

den Schuldenberg so zu belassen, werden wir Freien De-
mokraten jedenfalls nicht begehen.

Der Parteivorsitzende der SPD, Herr Gabriel, beklagt
– ich will das einmal aufgreifen; man müsste eigentlich
viel mehr Ihrer Argumente aufgreifen, sofern es über-
haupt Argumente sind –, wir würden nicht vom Gemein-
wohl sprechen. Er selbst hat übrigens kein Wort zum
Thema Gemeinwohl gesagt. Er hat uns auch nicht er-
klärt, was er unter Gemeinwohl versteht.

Ich freue mich, dass der frühere Finanzminister Peer
Steinbrück, der ein Buch veröffentlicht hat, heute anwe-
send ist; denn heute kann man in der Süddeutschen Zei-
tung lesen – und das sollte auch Herr Gabriel lesen –:

Von den jüngsten politischen Beschlüssen seiner
Partei zeigte sich Steinbrück nicht begeistert: „Die
SPD hat in den letzten zwei Monaten im Wesentli-
chen Rentner und Transferempfänger angespro-
chen.“


(Dr. Peter Danckert [SPD]: Machen wir hier Buchwerbung, oder was ist los?)


Weiter heißt es:

Steinbrück … zeigte sich auch skeptisch über die
Reformfähigkeit der SPD.

Herr Steinbrück, ich werde mir Ihr Buch kaufen. Das
scheint wirklich spannend zu sein.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe auch fest-
gestellt, dass es vonseiten der Opposition nicht einen
einzigen Sparvorschlag gibt,


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht! Sie haben nicht zugehört!)


sondern nur allgemeines Gejammer und allgemeines
Klagen, wir müssten mehr Geld ausgeben. Gleichzeitig
fordern Sie uns auf, Schulden abzubauen. Ich kann Ihnen
nur sagen: Das wissen wir auch. Für Kürzungen, die wir
vornehmen müssen, für unangenehme Aufgaben bei der
Beratung des Haushalts werden wir keinen Beifall be-
kommen. Das weiß man.

Aber eines sage ich Ihnen auch bei dieser Gelegen-
heit: Die Haushaltspolitik von Rot-Grün in Nordrhein-
Westfalen wird uns jedenfalls kein Vorbild sein.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Da Herr Gabriel mehrmals aus Medien zitiert hat, ma-
che ich das jetzt auch, obwohl das eigentlich nicht meine
Art ist. Vor einigen Wochen las ich zum Beispiel im
Spiegel über die Haushaltspolitik der rot-grünen Koali-
tion in Düsseldorf: „Politik der neuen Löcher“. Dort ist
auch beschrieben, wie Sie beim Schuldenmachen trick-
sen. So viel dazu. Das wird für uns kein Vorbild sein.

Bei dieser Gelegenheit will ich auch sagen – weil im-
mer von Schieflage die Rede ist –, dass Sie offensicht-
lich vergessen haben, dass diese Koalition zu Beginn
dieses Jahres das Kindergeld angehoben hat. Ich weiß

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(C (D llerdings auch: Man kann das Kindergeld noch so sehr nheben, dafür erntet man keinen Dank. Würden wir jeoch das Kindergeld um 5 Euro kürzen, würden wir iele böse Briefe bekommen. Wir haben uns schwerunktmäßig dafür engagiert und über 4 Milliarden Euro ingesetzt. (Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für die Hoteliers!)


as war richtig und wichtig.

Genauso – und das fehlt bei Ihnen – setzen wir uns
etzt schwerpunktmäßig für Bildung und Forschung
in. Das wird ein Schwerpunkt der Arbeit dieser Regie-
ung sein. Dies dient kommenden Generationen und
chafft Arbeitsplätze. Sie haben nicht mit einem Wort er-
ähnt, welche positiven Impulse wir als Koalition für
ildung und Forschung setzen. Ich behaupte, damit ha-
en Sie ein Problem, weil die sozialdemokratische Partei
n den vergangenen Jahren immer forschungsfeindlich
ewesen ist.


(Lachen des Abg. Klaus Hagemann [SPD])


ie sind die forschungsfeindliche Partei in Deutschland.


(Beifall bei der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Das weisen wir zurück!)


Um es anders zu sagen: Die Sozialdemokraten haben
ich 1966 zum letzten Mal für Forschung eingesetzt. Ich
ann mich noch gut daran erinnern. Willy Brandt
rückte auf einen Knopf, und in Westdeutschland gab es
arbfernsehen. Bei dieser Gelegenheit haben Sie sich
um letzten Mal für Forschung eingesetzt.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Außerdem werfen Sie uns Klientelpolitik vor. Hierfür
ibt es viele Beispiele. Der Herr Präsident hat dafür ge-
orgt, dass wir im Plenum so tolle Tafeln haben. Viel-
eicht wäre es möglich, während der Debatte auf diesen
afeln zu zeigen, was Gerhard Schröder und Joschka
ischer mit welchen Firmen verdienen. Dann zeigt sich,
as Klientelpolitik ist.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Klaus Hagemann [SPD]: Die sind nicht mehr im Parlament!)


Daneben haben Sie etwas völlig ausgeblendet, was im
etzten Jahr bei den Sozialdemokraten noch eine große
olle gespielt hat – ich bin dem Minister Brüderle mehr
ls dankbar –: Sie, die Sozialdemokraten, hätten die Mil-
iarden zu General Motors getragen. Sie hatten das vor,
ir haben das verhindert. Das ist der Erfolg unserer Poli-

ik. Unser Weg war richtig und Ihrer war falsch. So hät-
en Sie die Milliarden verbrannt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


achen wir uns nichts vor: General Motors hat die SPD
n der Nase herumgeführt.

Gerade von den Sozialdemokraten könnte man mehr
rwarten. Sie nehmen in diesen Tagen Ihre gesamte Re-





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

gierungspolitik zurück, und ich habe gelesen, Franz
Müntefering – dafür habe ich viel Verständnis – habe er-
klärt, dass er zum Bundesparteitag der Sozialdemokraten
nicht kommen werde, weil er etwas Besseres vorhabe.
So war es gestern in den Agenturmeldungen zu lesen.
Ich kann das gut verstehen.

Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von den Sozial-
demokraten, haben uns bei einer der größten und wich-
tigsten Aufgaben, die diese Koalition in den letzten Mo-
naten bewältigt hat, völlig im Stich gelassen, nämlich bei
der Rettung des Euros. Das war Schwerstarbeit. Das Ver-
dienst dieser Regierung ist es, den Euro mit stabilisiert
zu haben,


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Oh!)


während Sie versagt haben. Sie haben – unter einem so-
zialdemokratischen Finanzminister – dafür gesorgt, dass
Griechenland in die Euro-Zone aufgenommen wurde,
obwohl Sie genau wussten, dass die Daten nicht stimm-
ten. Wir haben das jetzt wiedergutzumachen. Das sind
Ihre Fehler gewesen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich gebe zu – damit habe ich kein Problem –: Auch
diese Regierung hat Fehler gemacht, gerade zu Beginn.
Eines ist aber klar – ich glaube, auch den Bürgern wird
das inzwischen klar –: Zu dieser Koalition gibt es trotz-
dem keine Alternative; denn die Alternative wäre Rot-
Rot-Grün,


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


und wir sehen gerade in Nordrhein-Westfalen und an-
derswo – der Herr Präsident musste heute einige von den
Linken ausschließen –, wohin das führt.

Herr Gabriel hat davon gesprochen, dass diese Regie-
rung für die Opposition keine große intellektuelle He-
rausforderung bedeute. Das hat man bei Ihren Reden ge-
merkt. Schade; Sie hätten sich mehr Mühe geben sollen.

Ich kann nur sagen: Wir gehen einen unbequemen
und anstrengenden Weg, einen Weg, der nicht einfach
ist. Man bekommt wenig Beifall dafür.


(Manfred Zöllmer [SPD]: Mir kommen die Tränen!)


Ich sage Ihnen aber auch: Kommende Generationen wer-
den es uns danken.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706005900

Das Wort hat nun Dietmar Bartsch für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Dietmar Bartsch (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1706006000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr

Koppelin hat eben davon gesprochen, dass Schulden ab-
gebaut werden. Das ist mir hier im Haushalt wirklich
nicht aufgefallen. Daneben soll das Wachstum von der

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(C (D egierung herbeigeführt worden sein. Ich vermute, irendwann wird auch der Sonnenschein noch mit der Reierung verbunden werden. Ich kann nach dieser Woche ur eines feststellen: Dieser schwarz-gelbe Haushaltsntwurf ist unsolide, er ist ungerecht, und er vertieft die paltung. Er ist durch und durch unsolide. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Gerade weil Herr Steinbrück heute auch hier ist, las-
en Sie mich noch einmal daran erinnern: Es ist ja noch
ar nicht so lange her, dass die Kanzlerin davon gespro-
hen hat, das Jahr 2011 werde das erste Jahr mit einem
usgeglichenen Haushalt sein. Das war einmal das Ziel.
un weiß ich, dass die Krise und vieles andere mehr da-

wischengekommen ist. Die Zahlen, die wir heute ver-
eichnen können, sind aber ganz einfach: 60 Milliarden
uro an neuen Schulden in diesem Jahr, im nächsten
ahr werden es 57,5 Milliarden Euro sein, im Jahre 2012
ber 40 Milliarden Euro und 2013 über 30 Milliarden
uro. Diese Regierung macht neue Schulden in Höhe
on fast 200 Milliarden Euro.

In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
urde in keiner Legislaturperiode ein solcher Schulden-
erg angehäuft. Sie hingegen kündigen das schon jetzt
n. Das ist die Realität.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Herr Schäuble löst Herrn Waigel als Schuldenminister
b. Das ist die schlichte Realität.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Da hat es aber keine solche Krise gegeben!)


err Schäuble ist der Schuldenminister. Das, was Sie
ier im Plenum immer postulieren, ist weder nachhaltig
och verantwortungsbewusst und auch nicht solide. Sie
erfrühstücken mit Ihrer Politik die Einnahmen des Jah-
es 2040. Das ist die Zukunft unserer Kinder und Enkel.

Ich habe hier in der Debatte – das ist völlig absurd –
on mindestens vier Leuten von der FDP – zum Beispiel
rau Homburger, Frau Winterstein und Frau Piltz – den
underschönen Satz gehört: Kinder können nicht auf
chuldenbergen spielen. – Dieser Satz ist richtig klasse.


(Beifall bei der FDP)


andlungsmaxime dieser Regierung ist er aber eben
berhaupt nicht.


(Otto Fricke [FDP]: Ach nein, deshalb beschweren Sie sich, dass wir sparen!)


as ist die Realität. Im Gegenteil: Sie betreiben Raub-
au an der Zukunft unseres Landes und verengen die
andlungs- und Gestaltungsspielräume durch Ihre
chuldenaufnahme. Sie häufen nämlich Schuldenberge
n. Das ist die Realität.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Reden Sie über Berlin oder worüber reden Sie?)






Dr. Dietmar Bartsch


(A) )


)(B)

Frau Merkel hat ja recht: Jeder fünfte Euro wird für
den Schuldendienst eingesetzt. Herr Schäuble, was pas-
siert eigentlich, wenn die Zinsen ansteigen? Das ist ja
nicht völlig ausgeschlossen. Was tun Sie eigentlich,
wenn wir hier in die Situation kommen, dass wir völlig
neue Aufgaben bewältigen müssen?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Bezahlen natürlich!)


Als wenn das alles nicht schon schlimm genug wäre,
müssen wir auch noch konstatieren, dass es nicht nur ei-
nen, sondern diverse Schattenhaushalte gibt.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie wollen doch noch mehr Geld ausgeben!)


Über diese hat niemand hier vor laufender Kamera ir-
gendein Wort verloren. Ich möchte nur noch einmal da-
ran erinnern: Im vergangenen Jahr haben wir den Ban-
kenrettungsschirm


(Otto Fricke [FDP]: Sie wollen doch noch mehr Geld ausgeben!)


– ich komme noch dazu – mit 480 Milliarden Euro be-
schlossen. Inzwischen schaut es bei den Sondervermögen
folgendermaßen aus: Der Finanzmarktstabilisierungs-
fonds umfasst 36 Milliarden Euro, der Investitions- und
Tilgungsfonds 7,5 Milliarden Euro und der Euro-Rettungs-
schirm fast 150 Milliarden Euro. Für Griechenland sind
über 20 Milliarden Euro vorgesehen.


(Otto Fricke [FDP]: Ist das Geld ausgegeben oder nicht?)


– Das weiß ich doch, Herr Fricke; keine Belehrungen. –
Das alles sind Schattenhaushalte, und es besteht die Ge-
fahr, dass dieses Geld weg ist. Das ist die Realität.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte an dieser Stelle nur eine Sache zur HRE
sagen: In der letzten Woche haben wir festgestellt, dass
die HRE offensichtlich ein Fass ohne Boden wird.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist doch eine Irreführung der Öffentlichkeit!)


Die inzwischen über 140 Milliarden Euro für Hilfen und
Garantien umfassen, wie Sie alle wissen, den halben
Bundeshaushalt.


(Otto Fricke [FDP]: Wie viel ist garantiert?)


Das ist die Realität. Ich erinnere mich noch: Herr
Steinbrück kam einmal in die Fraktion der Linken und
hat bei der ersten Tranche von 25 Milliarden Euro ge-
sprochen. Danach sei aber wirklich Schluss, kein Euro
mehr, meinte er. Die Realität ist 140 Milliarden Euro, ein
Fass ohne Boden.

Das Problem ist folgendes: An einem Wochenende
beschließen Sie weitere 40 Milliarden Euro am Parla-
ment vorbei. Es ist doch völlig klar, dass die Menschen
dann sagen, das am Parlament vorbei und nach Gutsher-
renart zu tun, habe mit Demokratie nichts zu tun. Aber
genau das tun Sie bei der HRE, und leider ist es so, dass
letztlich Rentner und Steuerzahler für diese Summen zur
Kasse gebeten werden.

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(C (D Ich möchte daran erinnern: Ihre Koalition, insbesonere die FDP, hat im vorigen Jahr – das ist noch gar nicht o lange her; da war noch Wahlkampf – gesagt: Das ist ie Koalition mit Wirtschaftsund Finanzkompetenz. – ann fiel der Spruch von der FDP, den ich sehr oft geört habe: Wir wollen ein Steuersystem, das einfach, iedrig und gerecht ist. – Was ist dabei herausgekomen? Es ist die Entlastung der großen Hoteliers heraus ekommen, die Mövenpick-Steuer, und Sie haben die roßen Erben entlastet. Das ist die Realität. Das ist steuerolitischer und haushaltspolitischer Unfug gewesen, hne Wenn und Aber. Deswegen: Einfach, niedrig und erecht sind die Umfrageergebnisse der FDP, und das ist ut so. (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie sagen, mit dem Haushalt werde die Wirtschaft an-
emessen belastet. Aber niemand glaubt doch ernsthaft,
ass die Luftverkehrsteuer die Wirtschaft belastet. Sie
lle sagen, dass diese Kosten selbstverständlich in Rich-
ung Passagiere weitergegeben würden. Ich bin nicht ge-
en die Luftverkehrsteuer; das ist überhaupt nicht die
rage. Sie haben diese Steuererhöhung beschlossen, und

ch finde sie vernünftig. Aber sagen Sie nicht, Sie wür-
en die Wirtschaft belasten. Das ist schlicht die Unwahr-
eit.

Noch unwahrer ist es bei der Brennelementesteuer.
err Barthle, es ist richtig, wenn gesagt wird, dass Sie
en Energiekonzernen Geld hinterherwerfen. Das ist die
ealität.


(Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Im Gegenteil!)


ie haben einen Deal mit den Energiekonzernen ge-
acht. Die Regierung hat eben keine angemessene Be-

eiligung der Wirtschaft bei der Überwindung der Krise
uf den Zettel genommen. Das ist unsere Hauptkritik.

Ein Markenzeichen Ihrer Politik ist, dass Sie die wirk-
ich Vermögenden nicht zur Kasse bitten. Damit spalten
ie das Land. Ich möchte noch einmal an die Zahlen er-

nnern: Im letzten Jahr – das war das große Krisenjahr –
atten wir beim Bruttoinlandsprodukt minus 5 Prozent.
n diesem Jahr ist die Zahl der Vermögensmillionäre in
eutschland relevant um 6,4 Prozent auf 861 700 gestie-
en. Sie sind nicht in der Lage, auch nur mit einer Maß-
ahme an die Reichen und Superreichen dieser Gesell-
chaft zu gehen. Sie schonen die privaten Geld- und
mmobilienvermögen. Das ist inakzeptabel, meine Da-
en und Herren von der Regierungskoalition.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie sagen zu Recht, eine Haushaltskonsolidierung
üsse mit Zukunftsinvestitionen verbunden werden.
öllig d’accord. Ja, wir müssen investieren, wir müssen
iel mehr machen. Mehr Geld für Bildung ist grundsätz-
ich ein richtiger Ansatz. Aber das, was Frau Schavan
orgelegt hat, ist letztlich halbherzig und ein Ausdruck
er Kräfteverhältnisse in der Koalition. Insgesamt ist
ieser Haushaltsentwurf vor allem auch Politik zulasten





Dr. Dietmar Bartsch


(A) )


)(B)

der Länder und Kommunen. Das, was Sie hier beschlie-
ßen, ist die Realität: Sie produzieren neue Haushalts-
löcher.

Weil wir vorhin die Debatte dazu geführt haben,
möchte ich eines noch deutlich hervorheben: Das, was
Sie bei der Kürzung der Städtebauförderung machen
– mir muss einmal jemand erklären, wie man auf eine
solche Idee kommen kann –, ist grandios falsch. Dass
Sie die Mittel für die energetische Gebäudesanierung
streichen, ist grandios falsch. Das sind Zukunftsinvesti-
tionen. Hier muss trotz klammer Kassen eher noch etwas
draufgelegt werden. Korrigieren Sie das im Laufe der
Haushaltsberatungen! Unsere Unterstützung haben Sie
dafür in jedem Fall.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Übrigen widerspricht das sogar Ihrem eigenen
Koalitionsvertrag. Lesen Sie einmal nach, was Sie dort
zu diesen beiden Punkten geschrieben haben. Da steht
nämlich etwas anderes. Sie verletzen also Ihren eigenen
Koalitionsvertrag.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na! Sauerei!)


Carsten Schneider hat darauf hingewiesen: Was die
Binnenkonjunktur betrifft, ist die Frage des Mindest-
lohns natürlich relevant, ebenso wie die Aufstockerpro-
blematik. Ich glaube, das hat die SPD beschlossen. Kann
das sein?


(Otto Fricke [FDP]: Jawohl!)


Das war ein großer Fehler.


(Otto Fricke [FDP]: Das sagen ausgerechnet Sie mit Ihrem Porsche-Aufstocker!)


Die Aufstockerproblematik wird durch die Einführung
eines Mindestlohns reduziert, und die Binnennachfrage
wird gestärkt. Für die Binnennachfrage tun Sie real näm-
lich gar nichts. Die Linke bleibt bei ihrer Forderung:
Diejenigen, die die Krise zu verantworten haben und
jetzt schon wieder sehr große Gewinne einfahren, müs-
sen zur Kasse gebeten werden.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Das ist in dieser Situation ohne Wenn und Aber notwen-
dig. Wir müssen die Einnahmen erhöhen. Herr Barthle,
Ihre Politik, auf der Einnahmeseite um Gottes willen
nichts zu tun, ist falsch. Deswegen möchte ich auf einige
Punkte eingehen.

Es ist richtig, den Spitzensteuersatz bei der Einkom-
mensteuer zu erhöhen. Er kann etwas später einsetzen;
aber er muss wieder in Richtung 50 Prozent angehoben
werden. Das ist angesichts dieser Krise notwendig.


(Otto Fricke [FDP]: Wer war denn das mit dem Steuersatz?)


– Wer das mit dem Steuersatz war? Zu Ihrer Regierungs-
zeit bis 1998 lag der Spitzensteuersatz bei 53 Prozent.


(Otto Fricke [FDP], an die SPD gewandt: Die haben ihn gesenkt!)


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(C (D ar Helmut Kohl etwa ein Linksradikaler? (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Otto Fricke [FDP]: Wer hat den Steuersatz gesenkt?)


Ja, die Sozialdemokraten. Aber jetzt muss man ihn er-
öhen.


(Otto Fricke [FDP]: Und wer hat ihn gesenkt?)


iese Krise hat uns nämlich vor andere Herausforderun-
en gestellt.

Die Finanztransaktionsteuer ist bereits mehrfach er-
ähnt worden. Hier haben Sie unsere volle Unterstüt-

ung. Ich habe allerdings manchmal das Gefühl, dass Sie
ieses Vorhaben nicht mit vollem Enthusiasmus ange-
en. Tun Sie das, Herr Schäuble! Ich wäre dafür. Die
nterstützung der Linken haben Sie. Das wird Ihnen auf

uropäischer Ebene wirklich helfen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Mein nächster Punkt. Mit der Entlastung von Erben
roßer Vermögen haben Sie zu Beginn dieser Legislatur-
eriode eine Fehlentscheidung getroffen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das war für die Fortführung von Firmen! – Otto Fricke [FDP]: Sie meinen wohl die mittelständischen Unternehmen!)


ehmen Sie eine generelle Korrektur der Erbschaft-
teuer vor! Über die Erbschaftsteuer nehmen wir viel zu
enig Geld ein. Diese 4 Milliarden Euro sind faktisch
ichts.


(Otto Fricke [FDP]: Die kriegt der Bund doch gar nicht!)


Das ist mir klar. Herr Fricke, lassen Sie doch die Be-
ehrungen. Ich erkläre Ihnen das alles.


(Otto Fricke [FDP]: Gerne! Aber Sie reden über die falschen Themen! Bleiben Sie doch beim Haushalt! – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Wie groß war eigentlich das SED-Erbe?)


ir brauchen eine Reform der Erbschaftsteuer. Nehmen
ie sich die USA zum Vorbild. Dann erzielen wir Ein-
ahmen im zweistelligen Milliardenbereich.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Kernforderung, die die Linke angesichts der
rise erhebt, ist die Einführung einer Millionärssteuer.
ie Zahl der Vermögensmillionäre habe ich Ihnen ge-
annt. Was ist denn so schlimm daran, oberhalb eines
reibetrags von 1 Million Euro eine Steuer in Höhe von
Prozent zu erheben?


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Mein Gott! Das würde ich auch gerne mal wissen! 5 Prozent sind für die doch lächerlich!)


adurch würde niemand verarmen. Für die zweite Mil-
ion müsste ein Betrag von 50 000 Euro gezahlt werden.
adurch würden zweistellige Milliardenbeträge in die
ffentlichen Haushalte fließen.





Dr. Dietmar Bartsch


(A) )


)(B)


(Heinz-Peter Haustein [FDP]: Ja, ja! Das glauben Sie!)


Das ist die Realität.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Genau! – Otto Fricke [FDP]: Sie haben übrigens gerade aus Vermögensmillionären Einkommensmillionäre gemacht! Das merken Sie aber gar nicht!)


Wir haben doch die völlig kuriose Situation, dass das
Volumen der Sparvermögen selbst im Krisenjahr 2009
um 200 Milliarden Euro gestiegen ist. Warum schöpfen
wir da nicht etwas ab? Das wäre angesichts der Situation
notwendig.


(Beifall bei der LINKEN)


Zu den Militärausgaben, zu denen ich sehr viel sagen
könnte, möchte ich mich jetzt nicht äußern.

Mich hat sehr gefreut, dass die Bonn/Berlin-Frage
auch von Abgeordneten der Union und der FDP ange-
sprochen worden ist.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Na, na, na!)


– Ich unterstütze das sehr, Herr Westerwelle. Ich unter-
stütze es sehr, wenn endlich die Zusammenführung der
Bundesregierung hier in Berlin erfolgt.


(Otto Fricke [FDP]: Die ist doch schon da!)


Das wäre auch eine Sparmaßnahme.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke ist auf der Seite derjenigen, die dies vorschla-
gen.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Wir sind doch in Berlin! Hier sitzen wir!)


– Herr Westerwelle, Sie wissen doch, dass nach wie vor
sechs Ministerien in Bonn sind.


(Dr. Guido Westerwelle, Bundesminister: Ja! Das war doch nur ein Scherz! Der ist mir so rausgerutscht!)


Das ist falsch. Alle Ministerien sollten nach Berlin um-
ziehen. Sie können am Wochenende trotzdem in Ihre
Heimat nach Bonn fahren; das verwehrt Ihnen ja nie-
mand.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist eigentlich Ihre Heimat, Herr Bartsch?)


Zu den Maßnahmen, die Sie durchgeführt haben, will
ich ein paar Bemerkungen machen. Mir muss einmal je-
mand von der Union erklären, wie die Streichung des
Elterngeldes für Hartz-IV-Empfänger mit dem Adjektiv
„christlich“ zu verbinden ist.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Oh! Wenn Sie von „christlich“ reden, ist Vorsicht geboten!)


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(C (D iejenigen, die nicht gearbeitet haben, bekommen 00 Euro Elterngeld. Die Millionärsgattin bekommt Elerngeld. Aber bei denjenigen, die nur ganz wenig haen, streichen Sie. Ich kann Ihnen nur raten: Überdenken ie diese Entscheidung. Diese Maßnahme ist zutiefst unozial. Sie trifft die Kinder und ist mit dem Ausdruck christlich“ keinesfalls zu verbinden. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Genauso verhält es sich im Übrigen mit dem Heizkos-
enzuschuss. Sie führen die Begründung an, die Energie-
osten seien gesunken, und sagen, deswegen hätten sie
hn in etwa halbiert. Wenn Sie ihn halbiert hätten, wäre
as noch nachzuvollziehen. Aber Sie streichen ihn gänz-
ich. Wieder sind es die sozial Schwächsten der Gesell-
chaft, bei denen Sie total „mutig“ sind. Natürlich ver-
andeln Sie mit denen auch nicht, anders als mit den
nergiekonzernen. Die Konzerne laden Sie sonntags ein,
ann schließen Sie einen Deal, und am Ende kommt ir-
endeine Summe heraus. Warum reden Sie nicht auch
it denjenigen, die von dieser Maßnahme betroffen

ind, oder warum gelangen Sie nicht durch die Debatten
m Parlament zu der Erkenntnis, dass die Richtung Ihrer
olitik eine grundsätzlich falsche ist?


(Beifall bei der LINKEN – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Machen Sie doch mal vernünftige Sparvorschläge! Dann reden wir weiter! Ich höre immer nur etwas von Einnahmeverbesserungen!)


s ist grundsätzlich falsch, bei den sozial Schwächsten
u sparen.

Ich mache Ihnen gerne Sparvorschläge. Nehmen wir
och nur den Militärhaushalt. Wie finden Sie die Idee,
en Transportflieger A400M zu streichen? Das würde
Milliarden Euro ausmachen.


(Otto Fricke [FDP]: Aha! In 2011?)


ie denken Sie über den Eurofighter? Damit könnten
ir 10 Milliarden Euro einsparen.

Wie könnten wir über eine Reform der Wehrpflicht
wir sind für die Abschaffung – dahin kommen, dass in

iesem Bereich weniger Geld ausgegeben wird? Warum
enken Sie nicht darüber nach, die Auslandseinsätze
irklich zurückzufahren? Für den Afghanistan-Einsatz

ahlen wir 1 Milliarde Euro. Das alles sind unsinnige
eldausgaben.


(Beifall bei der LINKEN)


Die Linke hat in den Beratungen reichlich Sparvor-
chläge gemacht und wird dies auch weiter fortsetzen.
ch würde auch gerne auf das Liberale Sparbuch der
DP zurückkommen. Wie viele Staatssekretäre sollten
ingespart werden?


(Zurufe von der SPD: Ah!)


s ist leider kein einziger eingespart worden. Dabei bin
ch zutiefst davon überzeugt, dass man sich einige wirk-
ich sparen könnte.


(Otto Fricke [FDP]: Wen denn?)






Dr. Dietmar Bartsch


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– Ich sage Ihnen auch Namen, Herr Fricke, kein Pro-
blem.


(Otto Fricke [FDP]: Ja! Sagen Sie es!)


Ich will etwas ansprechen, das mir wichtig ist, weil
mit diesem Haushalt auch die Problematik der Ost-
West-Spaltung vertieft wird: Die Sozialkürzungen pro
Einwohner sind in den neuen Ländern mit 76 Euro dop-
pelt so hoch wie in den alten Bundesländern, wo sie etwa
36 Euro betragen. Das sollten Sie sich auf der Zunge zer-
gehen lassen, meine Damen und Herren. Wir wollen
doch nicht, dass 20 Jahre nach der deutschen Wiederver-
einigung die Menschen im Osten noch als Menschen
zweiter Klasse betrachtet werden. Deswegen muss man
sich, wenn es um Einsparungen geht, auch diesen Aspekt
vor Augen führen.

Wir haben im Osten weiterhin fast doppelt so hohe
Arbeitslosenzahlen und eine geringere Wirtschaftskraft
als im Westen. Deshalb kann man in dieser Situation
dort nicht besonders hohe Einsparungen vornehmen.
Denn auch das vertieft die Spaltung in diesem Lande.


(Beifall bei der LINKEN)


Frau Merkel hat in ihrer Rede am Mittwoch viel über
Zusammenhalt gesprochen. Ich halte es grundsätzlich
für einen richtigen Ansatz, dieses Substantiv und die da-
mit verbundene Problematik in den Mittelpunkt zu stel-
len. Realität ist aber, dass dieser Haushalt nicht den Zu-
sammenhalt fördert; er ist vielmehr durch und durch ein
Haushalt für Lobbyisten. Er richtet sich gegen Arbeits-
lose, Familien und Kinder. Er ist unsozial, ungerecht und
unsolide.


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen Sie die Vorschläge der Opposition an, damit
Deutschland gerechter wird!

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706006100

Das Wort hat nun Kollegin Priska Hinz für die Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr
Barthle und Herr Koppelin, es war zu erwarten, dass Sie
sich und die gesamte Koalition heute wie schon die
ganze Woche rühmen, welch tollen Sparhaushalt Sie
vorgelegt haben und wie hervorragend Sie das Problem
der Schuldenbremse lösen. Ich will aber kurz daran er-
innern, dass Sie Anfang des Jahres ein Schuldenbe-
schleunigungsgesetz verabschiedet haben


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ein Wachstumsbeschleunigungsgesetz!)


und dass Sie dann bis zur NRW-Wahl abgetaucht sind,
als es um die Reduzierung der Nettoneuverschuldung
und die Einhaltung der Schuldenbremse ging. Wir könn-

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(C (D en mit der Konsolidierung des Haushaltes nämlich chon sehr viel weiter sein. Ganz besonders vergnüglich, Herr Koppelin, finde ich en Vorwurf an die Opposition, dass wir immer Steuerinnahmen erzielen wollten, die wir gleich wieder auseben wollten. Sie haben mit der Hoteliersteuer keine innahmen generiert, sondern gleich Steuerlöcher gechaffen. uch das macht vielleicht den Unterschied zur FDP aus. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Otto Fricke [FDP]: Ein neues Argument!)


Wir wissen auch, dass die Verschuldung des Bundes
igantische 1,045 Billionen Euro beträgt und dass inzwi-
chen jeder fünfte Euro im Bundeshaushalt für Zinsen
usgegeben wird. Wir wissen aber auch, dass die Regie-
ung mit dem Finanzplan bis zum Jahr 2014 nur die
älfte des Weges aufgezeigt hat, wie die Schulden-
remse eingehalten werden kann, und zudem im Finanz-
lan einen Haufen Luftbuchungen vorgenommen hat.


(Otto Fricke [FDP]: Sie hätten gerne kommunistische Vierjahrespläne!)


Als globale Minderausgabe sind für das Jahr 2014
,6 Milliarden Euro veranschlagt. An Kürzungen der
erwaltungsausgaben sind für das Jahr 2014 3,9 Mil-

iarden Euro vorgesehen, und die Einsparungen durch
ie Streitkräftereform, die auch noch nicht hinterlegt ist,
ind mit 3 Milliarden Euro veranschlagt. Damit kommen
ir auf 12,5 Milliarden Euro, die sehr wackelig sind.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Jetzt warten Sie doch mal ab! Darüber reden wir 2013!)


inzu kommen Schattenhaushalte und möglicherweise
teigende Zinslasten. Sie häufen damit eine Hypothek
uf, die Sie der neuen Regierung vor die Füße kippen.
ber ich sage Ihnen: Wir nehmen die Herausforderung

n. Wir werden es schaffen, die Tendenz hin zu einer so-
ialen, ökologischen und finanziellen Verschuldung, die
ie vorantreiben, umzukehren. Wir werden in der nächs-

en Regierung bessere Finanzpläne vorlegen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU/CSU – Otto Fricke [FDP]: So wie in NRW! Da kann man es genau sehen!)


Es ist mir klar, dass es Sie aufregt, dass wir die nächste
egierung übernehmen wollen. Aber Sie werden schon

ehen, wie wir das schaffen.

Herr Schäuble, Sie haben bei der Einbringung des
aushalts darauf hingewiesen, dass es eine hohe Zustim-
ung in der Bevölkerung zum Sparkurs gibt. Das ist

ichtig; darin stimme ich Ihnen zu. Aber die Bevölke-
ung will auch, dass es gerecht zugeht. Die Bürgerinnen
nd Bürger haben derzeit überhaupt nicht das Gefühl
nd sind nicht der Meinung, dass diese Regierung in der
age ist, eine gerechte Steuerpolitik zu machen und ei-
en gerechten Sparkurs zu fahren, weil zwei Drittel der





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)

Belastungen im Sozialbereich verankert werden und nur
ein Drittel der Belastungen auf die Wirtschaft zukommt.


(Otto Fricke [FDP]: Das sind doch Ihre Steuersätze!)


Das ist nicht gerecht. Das können Sie nicht einfach mit
der allgemeinen Aussage wegwischen, auch die Bevöl-
kerung wolle sparen. Vielmehr müssen Sie aufzeigen,
wie es gerecht zugehen kann. Wir machen das in unseren
Vorschlägen immer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie streichen über 30 Milliarden Euro bei den Ärms-
ten und Arbeitslosen: beim Heizkostenzuschuss, beim
Wohngeld und beim Elterngeld für Langzeitarbeitslose.
In der gestrigen Debatte über die Sozialpolitik wurde
über das Lohnabstandsgebot philosophiert. Sie sind bis-
lang nicht in der Lage, das Problem mit dem Lohnab-
standsgebot durch die Einführung eines Mindestlohns zu
lösen. Das wäre das Gebot der Stunde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie verschieben auch noch zulasten der Zukunft und der
Kommunen, indem Sie die Streichung des Rentenbei-
trags für die Arbeitslosengeld-II-Empfänger im Haushalt
verankert haben. Das heißt, dass die Arbeitslosen ihre
Armut im Alter fortsetzen und die Kommunen als Träger
der Grundsicherung dies künftig bezahlen müssen. So
sieht Ihre Haushaltspolitik aus; so sieht Ihre Konsolidie-
rung aus. Das ist nicht in Ordnung, weil das eine falsche
Prioritätensetzung ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der letzte Tag der Wirtschafts- und Finanzkrise wird
der erste Tag des Fachkräftemangels sein. Schon jetzt
fehlen Ingenieure und Pflegekräfte. Was tun Sie gerade
in diesem Bereich? Sie kürzen die Mittel für die Wieder-
eingliederungsmaßnahmen. Aber gerade die Langzeit-
arbeitslosen brauchen Möglichkeiten der Umschulung
und der Weiterbildung und kein Streichkonzert. Notwen-
dig wäre, dass die Bundesregierung im Ganzen ein Wei-
terbildungskonzept hätte. Aber auch im Bereich des Bil-
dungsministeriums wird gespart, und zwar unter
anderem 20 Prozent bei der Weiterbildung. 20 Prozent!
Zwar bleibt noch immer viel Geld übrig. Aber das wird
falsch ausgegeben. Da, wo Sie sparen, sparen Sie unge-
recht. Das ist keine sinnvolle Haushaltspolitik. Wir ha-
ben Ihnen ein Konzept vorgelegt, aus dem hervorgeht,
wie in drei Jahren 1 Million Weiterbildungsangebote
durch das Bildungsministerium geschaffen werden kann,
und zwar sowohl im Umschulungsbereich als auch im
Bereich der Weiterbildung. Sie verschärfen dagegen den
Fachkräftemangel, anstatt ihm zu begegnen.

Des Weiteren kommt hinzu: Sie brauchen vier Minis-
ter, die permanent Pressekonferenzen geben – Herr de
Maizière, Frau Schavan, Frau von der Leyen und der all-
gegenwärtige Herr Brüderle –, um über eine Lösung des
Problems der Zuwanderung zu diskutieren. Aber Sie
schaffen es nicht, eine Einigung herzustellen und in die-
sem Land die Zuwanderung für Hochqualifizierte zu re-

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(C (D eln. Hier werden wir Ihnen ebenfalls auf die Sprünge elfen, meine Damen und Herren. Sie erhöhen aber nicht nur die soziale Verschuldung n diesem Haushalt, sondern Sie treiben mit der Kürzung er Mittel für das Gebäudesanierungsprogramm und mit er Kürzung beim internationalen Klimaschutz auch die kologische Verschuldung voran. Sie sind nicht gut bei em Thema der ökologischen Modernisierung in dieem Land. Sie schaden aber nicht nur dem Klima. Sie chaden der Wirtschaft, und Sie schaden mit solchen ürzungsorgien dem Handwerk. Frau Flach hat gestern ngekündigt, dass die steuerliche Forschungsförderung icht mehr stattfinden wird. as hat das BMBF uns schon vor ein paar Wochen erählt. Jetzt erklärt es auch die FDP. Auch hier ist Fehlnzeige, was das Thema ökologische und technologische odernisierung der kleinen und mittleren Unternehmen n diesem Land angeht. Gerade hier wäre es aber notendig, Mittel einzusetzen, damit das Innovationspoten ial der Wirtschaft gehoben wird, weil eine ökologische odernisierung auf breiten Füßen stehen muss. Das ist um einen durch Programme zu erreichen. Zum anderen st das durch steuerliche Forschungsförderung zu erreihen, damit die KMUs überhaupt die Möglichkeit haben, ich auf diesem Feld zu betätigen. Ich komme nun zum Werbeblock für die Atomindusrie, den Sie, Frau Merkel, Herr Brüderle und Herr öttgen, in dieser Woche mit Leben gefüllt haben. Auch er Bundesfinanzminister hat bei der Einbringung des undeshaushaltes dazu gesprochen. Sie versuchen, den chmutzigen Deal mit der Atomlobby kleinzureden, und war die ganze Woche lang. (Volker Kauder [CDU/CSU]: Das nehmen Sie zurück! – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist ein Begriff aus der Drogenszene!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Klaus Hagemann [SPD]: Genau!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kauder, das haben Sie die ganze Woche lang ver-
ucht, aber das wird Ihnen nicht gelingen;


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


enn Fakt ist, dass Sie den Atomkonzernen für ihre
aufzeitverlängerungen 100 Milliarden Euro an Zusatz-
ewinnen schenken.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Auch das stimmt nicht!)


Herr Barthle, die Brennelementesteuer wollen wir
chon seit vielen Jahren einführen, aber ohne Laufzeit-
erlängerung,


(Otto Fricke [FDP]: Aber?)


eil wir der Meinung sind, dass die Atomindustrie na-
ürlich auch in der Frage der Endlagersuche und in der
rage, wie Müll entsorgt werden soll, beteiligt werden
uss.





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)


(Otto Fricke [FDP]: Wer hat das verhindert? Wahrscheinlich Trittin! – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Ihr redet, wir machen!)


Meine Damen und Herren, es kann doch wohl nicht
sein, dass es einen Deal am Parlament vorbei gibt und
dass man die Zahlungen in den Fonds, den Sie jetzt im-
mer so in den Mittelpunkt stellen, dadurch reduzieren
kann, dass man in den einzelnen Atomkraftwerken Si-
cherheitsauflagen erfüllt.


(Otto Fricke [FDP]: Die Sie nicht wollen!)


– Wir wollen Sicherheitsauflagen, aber wir wollen kei-
nen Rabatt auf Sicherheit. Wir wollen nicht, dass sich
die Atomindustrie von Sicherheitsauflagen freikaufen
kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Jetzt auf einmal! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, Herr Barthle, das, was an
Zahlungen in den Fonds hineingeht, hat die Atomindus-
trie nach einer Betriebslaufzeit von drei Wochen wieder
raus.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das sollten Sie sich einmal genau ansehen!)


Das ist der Deal, den Sie mit der Atomindustrie gemacht
haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Und der Bundesumweltminister? Der Bundesumwelt-
minister saß während dieses Deals draußen vor der Tür.
Das muss man sich einmal vorstellen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Der hat geschlafen!)


– Ja, vielleicht hat er vor der Tür oder zu Hause geschla-
fen, das ist mir auch egal. Wenn man als Bundesumwelt-
minister aber ein bisschen Selbstachtung hat, dann dürfte
man so etwas nicht nur nicht mitmachen, dann müsste
man eigentlich zurücktreten, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


In jedem Fall ist dies die dreisteste Klientelpolitik, die
das Land jemals gesehen hat. Das ist neben der sozialen
Schieflage und dem ökologischen Rückschritt das Be-
merkenswerteste, was wir in dieser Haushaltswoche zu
diskutieren haben.


(Zuruf von der FDP)


Wir werden Ihnen in den Haushaltsberatungen zeigen,
dass es ganz anders gehen kann, dass man den Haushalt
konsolidieren und trotzdem mehr in Klimaschutz, Bil-
dung und soziale Gerechtigkeit investieren kann. Wir ha-
ben die Möglichkeit, ökologisch schädliche Subventio-
nen zu streichen, und zwar, wie das Umweltbundesamt
sagt, in einer Höhe von über 40 Milliarden Euro.

Wir gehen noch nicht einmal so stark heran. Wir sa-
gen, dass im ersten Jahr 12 Milliarden Euro ausreichen.
Auch das wäre ein erklecklicher Teil, der zur ökologi-
schen Modernisierung des Landes beitragen würde.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Sabine Leidig [DIE LINKE])


Auch wir sind der Meinung, dass wir Strukturrefor-
en brauchen. Die Bundessteuerverwaltung ist schon

ngesprochen worden. Es gibt weitere Bereiche. Weil
ir einen handlungsfähigen Staat wollen und für eine
erechte Steuerpolitik sorgen wollen, kämpfen wir für
ie Erhöhung des Spitzensteuersatzes, für eine gerechte
rbschaftsteuer und für eine Finanztransaktionsteuer auf
uropäischer Ebene. Das ist die Alternative zur unsozia-
en Politik von Schwarz-Gelb. Wir werden Ihnen in die-
en Haushaltsberatungen aufzeigen, wie man einen Zu-
unftshaushalt aufstellen kann.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706006200

Das Wort hat nun der Bundesminister der Finanzen,

olfgang Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
en:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Die erste Lesung des Entwurfs des Bundeshaus-
alts 2011 geht ihrem Ende entgegen. Ich will doch in
ieser Debatte, nachdem ich den Rednerinnen und Red-
ern der Opposition sorgfältig zugehört habe, daran erin-
ern: Wir kommen aus der schwersten Wirtschaftskrise,
us dem schwersten wirtschaftlichen Einbruch, verur-
acht durch die Finanz- und Bankenkrise von vor zwei
ahren. Deswegen haben wir höhere Defizite, als wir in
er mittelfristigen Finanzplanung unterstellt haben. Es
ut mir ein bisschen leid, Herr Kollege Bartsch. Es ist zu
infach, zu sagen, Frau Merkel habe für 2011 ein Defizit
on null angekündigt. Klar, in der mittelfristigen Finanz-
lanung stand es so, aber inzwischen hat sich die Welt
in wenig verändert.


(Otto Fricke [FDP]: Es ist schwer, denen das klarzumachen!)


ch habe bisher nicht gehört, dass irgendjemand in die-
em Hause infrage gestellt hat, dass es richtig war, unter
nkaufnahme exorbitant hoher Defizite die schlimmen
uswirkungen dieser Wirtschaftskrise, insbesondere auf
em Arbeitsmarkt, zu bekämpfen. Deswegen sollten Sie
icht in einer so billigen und demagogischen Weise zwei
age später so etwas tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Eine zweite Bemerkung: Wenn man der Opposition
uhört, klingt es so, als würden wir nicht genügend kon-
olidieren, wenn wir aber konsolidieren, dann angeblich
n der falschen Stelle. Die Kunst ist, dass wir so konsoli-
ieren, dass wir die Chance für eine nachhaltige wirt-
chaftliche Aufwärtsbewegung nicht zerstören, sondern
ördern. Das nennt man wachstumsfreundliche Defizit-
eduzierung. Die ist international vereinbart. Es ist viel
ezweifelt worden, ob das geht. Die Bundesrepublik





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Deutschland beweist zurzeit zur Überraschung vieler in
der Welt, dass es möglich ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Damit wird der Instrumentenkasten für die nachhaltige
Reduzierung der zu hohen Defizite ein bisschen kleiner.
Die Vorstellung, man könne einfach beliebig Steuern er-
höhen


(Joachim Poß [SPD]: Das will keiner!)


– ich komme gleich dazu –, hat wenig mit der wirtschaft-
lichen Überzeugung zu tun, dass wir alles daransetzen
müssen, den Weg aus der Krise zu finden. Im letzten
Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt um 4,7 Prozent zu-
rückgegangen. Wenn das Bruttoinlandsprodukt in die-
sem Jahr wirklich um 3 Prozent steigt, dann liegen wir
immer noch deutlich unter dem Niveau von 2008. Des-
wegen müssen wir bei allem, was wir tun, die wirtschaft-
lichen Auswirkungen mit bedenken. Daran führt kein
Weg vorbei. Deswegen sind die meisten Instrumente, die
Sie uns vorschlagen, völlig ungeeignet, wenn wir eine
wachstumsfreundliche und beschäftigungsfreundliche
Defizitreduzierung vornehmen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es kommt noch etwas hinzu – das will ich für Ihre Ar-
gumentationslinien für die weiteren Beratungen doch
noch einmal anmerken –: Wenn man Defizite reduzieren
will, muss man auch die Kraft haben, Leistungen, die in
einer besonderen Situation vorübergehend eingeführt
worden sind, dann, wenn die Voraussetzungen nicht
mehr gegeben sind, wieder zurückzunehmen. Deswegen,
Herr Kollege Schneider, mit allem Respekt: Der Ver-
gleich der Investitionsquoten ohne Berücksichtigung
dessen, dass das Konjunkturprogramm ausläuft, ist ein-
fach ein irreführender.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Die sind separat, Herr Schäuble! Das wissen Sie!)


Genau so ist es übrigens mit dem Heizkostenzuschuss
für Wohngeldempfänger. Er ist eingeführt worden, als
der Preis für einen Barrel Rohöl bei nahezu 200 Dollar
lag. Inzwischen beträgt er zum Glück wieder weniger als
die Hälfte. Deswegen ist es richtig, dass wir das zurück-
führen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706006300

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Schneider?

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Kollege Schneider.


Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1706006400

Herr Minister, ich will gern auf Ihre Anmerkung zum

Vergleich der Investitionsquoten 2010 und 2011 einge-
hen. Vorhin habe ich ausgeführt, dass die Ausgaben, be-

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(C (D einigt um das BA-Darlehen, um 1 Milliarde Euro sinen. Dann kann man eben nicht sagen, das sei 2010 onjunkturbedingt gewesen; denn der gesamte Konjunkurteil – das wissen Sie – liegt separat im Sondervermöen „Investitionsund Tilgungsfonds“. (Otto Fricke [FDP]: Aber die Gesamtausgaben sinken doch auch!)


eswegen müssen wir die bereinigten Zahlen 2010 mit
enen für 2011 vergleichen, und da sinkt der Investi-
ionsanteil.

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
en:

Herr Kollege Schneider, wenn Sie die Investitionen
it dem Gesamtvolumen des Haushalts vergleichen,

ann werden Sie feststellen, dass Sie nicht recht haben.
um ersten Mal legen wir einen Haushalt vor, bei dem
ie Ausgaben kontinuierlich von Jahr zu Jahr sinken.


(Otto Fricke [FDP]: Eben!)


as ist der Schlüssel für eine nachhaltige Defizitreduzie-
ung.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: So ist das!)


Wir haben bei unserem Zukunftspaket die investiven
usgaben sehr bewusst geschont, so gut es irgend ging.
atürlich haben wir im Bereich der disponiblen Mittel
ei den Einzelplänen eine gewisse Vorgabe gemacht. Die
uss jedes Ressort in seiner eigenen Verantwortung er-

üllen. Darüber wird es im Einzelnen noch Debatten ge-
en, auch im Zuge der weiteren Haushaltsplanung. Aber
nsgesamt ist unser Konsolidierungskurs ein wachstums-
reundlicher, der die Investitionen schont. Die Investitio-
en in Bildung und Forschung haben wir sogar erhöht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Weil Sie die Bemerkung gemacht haben, Herr Kol-
ege Schneider: Unterstellen Sie mir bitte nicht Trickse-
eien! Das ist nicht in Ordnung.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ich will doch, dass Sie konsequent sind!)


ch habe frühzeitig hier gesagt, mehrfach, bei der ersten
ie bei der zweiten und dritten Lesung des Bundeshaus-
alts 2010: Wir werden als Ausgangsmarke für das
trukturelle Defizit gemäß der Schuldenbremse des
rundgesetzes, die wir zum ersten Mal anwenden, das

um Zeitpunkt der Fortschreibung der mittelfristigen Fi-
anzplanung – das ist der entscheidende Punkt –


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nein!)


bsehbare tatsächliche strukturelle Defizit zugrunde le-
en. – Genau das haben wir getan.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das sagt die Bundesbank aber anders!)


Genau so habe ich es gesagt, und genau so tun wir es.


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


Wir können die mittelfristige Finanzplanung doch
icht im parlamentarischen Verfahren fortschreiben.





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Deswegen gilt: Wir brauchen für die Schuldenbremse
die mittelfristige Perspektive, und genau dies haben wir
mit der Formulierung des strukturellen Defizits in 2010
sichergestellt. Das hatte ich vorher angekündigt, und ge-
nau das machen wir. Werfen Sie mir also nicht Trickse-
reien vor! Das ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706006500

Gestatten Sie noch eine Frage des Kollegen

Schneider? – Ja.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Carsten, nimm dich nicht so wichtig! – Zurufe von der FDP: Er hat doch schon geredet!)



Carsten Schneider (SPD):
Rede ID: ID1706006600

Herr Minister, ich wollte Ihnen in dem Punkt nicht

Tricksereien vorwerfen. Ich habe ja gesagt: Ich habe die
Sorge, dass es so sein könnte. Deswegen frage ich ganz
gezielt und konkret: Was ist für die Aufstellung der Fi-
nanzplanung 2012, die Sie im Juni 2011 beschließen
werden, maßgeblich, das Ist-Ergebnis des Jahres 2011


(Otto Fricke [FDP]: Das geht doch gar nicht!)


– Entschuldigung, 2010 –, was auch die Bundesbank in
ihrem letzten Monatsbericht empfiehlt, oder die nicht
ganz so guten Zahlen vom Juni dieses Jahres, weil die
dazu führen, dass Sie ein höheres Defizit haben und
dementsprechend in den Folgejahren weniger abbauen
müssen?


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Höher oder niedriger?)


Sind Sie also engagiert oder nicht?

Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Kollege Schneider, schauen Sie sich doch noch
einmal die Schuldenbremse im Grundgesetz an. Ich
empfehle übrigens überhaupt, sich noch einmal anzu-
schauen, was wir in der Föderalismuskommission ge-
meinsam erreicht haben und was nicht. Eine Bundes-
steuerverwaltung haben wir nicht erreicht. Deswegen
sollte man sie nicht ein paar Monate später schon wieder
als den großen Vorschlag zur Lösung aller Probleme in
die Debatte einbringen. Das ist doch unseriös.

Nach den Regeln des Grundgesetzes müssen wir das
im Jahr 2010 vorhandene strukturelle Defizit in gleichen
Jahresbeträgen


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: So ist das!)


bis 2016 zurückführen. Deswegen haben wir 2012 kei-
nen Beurteilungsspielraum. Die Entscheidung war bei
der Aufstellung der mittelfristigen Finanzplanung im
Sommer 2010 zu treffen. Und wir haben sie getroffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt würde ich gern noch eine Bemerkung zu der
Frage machen, wie sich all das sozial auswirkt. Verehrte

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(C (D olleginnen und Kollegen, die schlimmste Gefahr für ie soziale Ausgewogenheit unserer Politik ist eine zu ohe Arbeitslosigkeit. Das Beste, was wir für mehr soiale Gerechtigkeit in diesem Lande tatsächlich tun könen, ist, dafür zu arbeiten, dass alle Menschen mehr hancen auf Beschäftigung bzw. auf Arbeit haben. Da ind wir auf einem ausgesprochen guten Weg. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch der Abg. Bettina Hagedorn [SPD])


lle Ihre Vorschläge führen jedoch genau in die falsche
ichtung. Für uns ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt
ntscheidend. Was wir machen, ist wirklich sozial nach-
altige Politik, und diesen Weg werden wir fortsetzen.

Herr Kollege Schneider, es hat mich schon tief betrof-
en gemacht, wie Sie damit – womit Sie sich schon in
er rot-grünen Regierungszeit beschäftigt haben, womit
ir uns während unserer gemeinsamen Regierungszeit
ber vier Jahre beschäftigt haben und womit wir uns
uch in Zukunft beschäftigen müssen – umgegangen
ind, nämlich mit der Frage: Wie können wir angesichts
er Entwicklung des globalen Wettbewerbs um Arbeits-
lätze, Investitionsstandorte und Marktanteile ein ver-
ünftiges Beschäftigungsniveau für unser Land sichern?
o einfach ist das Thema Mindestlohn nämlich nicht.
enn wir Regelungen treffen, die dazu führen, dass

och mehr Arbeitsplätze in der industriellen Produktion
uf andere Kontinente verlagert werden, dann erweisen
ir der sozialen Gerechtigkeit einen Bärendienst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das ist doch Ihre Ansicht! Das ist doch Ihre Behauptung!)


Herr Kollege Poß, ich würde doch einmal nachlesen,
elche Reden Sie persönlich im Zusammenhang mit der
genda 2010 gehalten haben.


(Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/CSU] – Otto Fricke [FDP]: Ja, ja; nein, nein!)


ie werden sehr schnell finden, dass Sie sich da sachlich
ertieft mit dem Problem des Lohnabstandsgebotes be-
chäftigt haben. Dabei geht es darum, dass wir darauf
chten müssen, dass nicht ein Niveau bei den Sozialleis-
ungen festgeschrieben wird, das auf dem Arbeitsmarkt,
ie er im Zeitalter der Globalisierung – –


(Joachim Poß [SPD]: Aber doch nicht durch Abstand zu Dumpinglöhnen! Ich bitte Sie! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Es geht doch nicht nur in eine Richtung! – Joachim Poß [SPD]: Es geht doch nicht um Subventionierung von Dumpinglöhnen!)


Warum lassen Sie mich eigentlich nicht einen Satz zu
nde sprechen? Sie werden offenbar nervös, wenn man
ie an Ihre eigenen Reden erinnert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das Problem ist, dass wir bei dem Standard an Sozial-
eistungen in Deutschland, der richtig ist und auf den wir
tolz sein können, den wir aber wieder und wieder durch
irtschaftliche Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit er-





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

arbeiten müssen, ein Niveau haben, das weit über dem
liegt, zu dem in anderen Ländern Menschen arbeiten, ein
Problem, das wir nur durch eine vernünftige Kombina-
tion bzw. Abgrenzung von Sozialleistungen und Löhnen
lösen können.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wenn Sie das als Quersubventionierung diffamieren,
versperren Sie sich den Weg zu einer sachgerechten Lö-
sung dieser Probleme. Es ist nicht einfach, diesen Weg
zu gehen, aber es ist notwendig. Man darf ihn aber nicht
durch Diffamierung versperren. Deswegen werbe ich da-
für, dass wir all das nicht aus dem Blick verlieren. Dafür
brauchen wir übrigens die Tarifpartner. Was die zum ge-
setzlichen Mindestlohn sagen, sollten Sie sich im Einzel-
fall auch etwas genauer anschauen. Dann könnten Sie
auch hören: Dadurch wird die Tarifautonomie ausge-
höhlt.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Scheingewerkschaften! Die christlichen Scheingewerkschaften!)


Meine Damen und Herren, auch wenn wir uns auf
dem Weg aus der schwersten Krise seit langem befinden,
sollten wir unsere Verantwortung für Europa nicht ge-
ringschätzen. Wir haben in den ersten Monaten dieses
Jahres in der so auch nicht erwarteten Situation, dass
sich die Krise eines Landes ganz schnell und unabsehbar
auf andere Euro-Länder und weit darüber hinaus aus-
breiten kann, eine neue Dimension der Verflechtung der
Finanzmärkte erkennen können. Wir wissen, dass die In-
strumente des europäischen Stabilitäts- und Wachstums-
paktes geschärft werden müssen, um in dieser Situation
bestehen zu können. Wir wissen, dass es dazu unver-
meidlich ist, dass alle Länder ihre Defizite reduzieren,
so, wie wir es vereinbart haben. Wir wissen, dass dabei
Deutschland beobachtet wird: Halten wir es ein oder
nicht? Schaffen wir es in einer Weise, die Arbeitsplätze
nicht gefährdet, sondern fördert? Wenn wir das schaffen,
nehmen wir unsere Verantwortung für Europa wahr.
Denken Sie daran: Hätten wir den Euro nicht gehabt,
wären die Auswirkungen der Krise für unser Land noch
schlimmer gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir müssen alles daransetzen, die Stabilität in Europa
und für den Euro zu verteidigen. Dazu muss jeder seine
Verantwortung wahrnehmen. Die Bundesrepublik
Deutschland tut es auch nach dem Urteil aller sachver-
ständigen Institutionen. Die Europäische Zentralbank
wie auch die Europäische Kommission sagen: Deutsch-
land ist auf dem richtigen Weg.

Die Ergebnisse am Arbeitsmarkt, Wirtschaftsentwick-
lung und Steuereinnahmen geben uns recht. Deswegen
dürfen wir nicht den Fehler machen, dass wir auf dem
Weg, den wir jetzt erfolgreich eingeschlagen haben und
wo sich die ersten Erfolge abzeichnen, in der Entschlos-
senheit wieder nachlassen. Nein, wenn wir Generatio-
nengerechtigkeit und Nachhaltigkeit ernst meinen und
wenn uns die soziale Verpflichtung gegenüber allen Tei-
len unserer Bevölkerung auch in der Zukunft wichtig ist,

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(C (D ann müssen wir genau diesen Weg mit Kraft, Entschieenheit und ohne demagogische Verzerrung weitergeen. Darum bitte ich Sie in den weiteren Haushaltsberaungen. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706006700

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ich dem

ächsten Redner das Wort erteile, möchte ich eine Mit-
eilung bekannt geben.

Der Bundestagspräsident Norbert Lammert hat mir
bermittelt, dass an dem Zwischenfall, der passierte,
ährend er präsidiert hat, auch der Kollege Herbert
ehrens von der Fraktion Die Linke beteiligt war. Die
nwesenden wissen, worum es sich handelt: ein unpar-

amentarisches Verhalten, eine Demonstration, die nicht
n dieses Haus gehört. Der Bundestagspräsident möchte
usdrücklich den Kollegen Herbert Behrens in die Sank-
ionen einschließen. Auch für ihn gilt also der Aus-
chluss von Plenardebatten für zwei Tage.

Nun erteile ich dem Kollegen Klaus Hagemann von
er SPD-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der SPD)



Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1706006800

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Bundesfinanzminister Dr. Schäuble hat zum
chluss das Thema Europa angesprochen. Lassen Sie
ich zu Beginn einige Gedanken hinzufügen; denn wir

iskutieren zurzeit nicht nur über den deutschen Haus-
alt, sondern wir reden in den Gremien des Bundestages
uch über den Haushalt 2011 der Europäischen Union
nd über die finanzielle Vorausschau 2014 bis 2020. Wir
önnen also praktisch von einer Schicksalsgemeinschaft
eden.

Wir hatten in diesem Jahr große Ereignisse zu bewäl-
igen. Ich nenne die Hilfe für Griechenland. Die deut-
che Beteiligung an der solidarischen Unterstützung
eträgt immerhin 6 Milliarden Euro. Kurz danach, sozu-
agen nur Stunden danach, gab es die Ad-hoc-Entschei-
ung für den Rettungsschirm und für die Stabilität des
uro. Hier geht es ebenfalls um eine Bürgschaft, die im
otfall in Anspruch genommen würde. Der Anteil der
undesrepublik Deutschland beträgt 148 Milliarden
uro. Es geht schließlich noch um EU-Zahlungshilfen

ür Nicht-Euro-Staaten wie Lettland oder Ungarn.

Der Kollege Jürgen Koppelin hat ebenfalls das Thema
riechenland angesprochen. Herr Kollege, ich kann
ich nicht daran erinnern, dass die FDP damals gegen

ine Aufnahme Griechenlands in den Euro-Raum ge-
timmt hat. Ich kann mich auch nicht daran erinnern,
ass die Union gegen eine Aufnahme gestimmt hat. Das
ei hier unterstrichen.


(Beifall bei der SPD)


as jetzt Rot-Grün vorzuwerfen, empfinde ich als unfair.
as ist nicht gerecht und wäre auch historisch falsch.





Klaus Hagemann


(A) )


)(B)

Ich möchte noch einen anderen Gedanken aufgreifen,
der diese Woche geäußert worden ist. Frau Bundeskanz-
lerin hat von der „historischen Schuld“ durch die Ände-
rung des Stabilitätspaktes im Jahre 2005 gesprochen.
Er wurde ja deswegen geändert, um zukünftig solche
prozyklischen Phasen zu verhindern.


(Beifall bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Das weiß sie auch selbst!)


Es sollte vielmehr in wirtschaftlich guten Zeiten gespart
werden, um in wirtschaftlich schlechten Zeiten, wie in
den Jahren 2008, 2009 und 2010, mehr ausgeben zu kön-
nen. Genau das ist in den Stabilitätspakt eingearbeitet
worden, und das ist beschlossen worden.

Sehr verehrte Frau Bundeskanzlerin,


(Joachim Poß [SPD]: Hören Sie mal zu!)


wir hätten die von Ihnen zu Recht gelobten Konjunktur-
programme, die wir in der Großen Koalition beschlossen
haben, die Verlängerung beim Kurzarbeitergeld oder die
Konjunkturprogramme I und II etwa, die wir vorgenom-
men haben, die Sie jetzt auch loben und die Ihnen auch
die guten Zahlen auf dem Arbeitsmarkt bringen, gar
nicht durchführen können, wenn nicht der Stabilitätspakt
geändert worden wäre. Auch das sollten wir noch einmal
unterstreichen.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Das stimmt doch gar nicht! Das ist schlicht falsch!)


Das Gleiche gilt auch für die Logik der Schulden-
bremse. Auch das ist die Grundlage. Kollege Fricke, Sie
können es abstreiten. Es ist aber so.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie
mich zu Griechenland noch einiges hinzufügen bzw. fra-
gen. Es wurden ja nun die Kontrollberichte vorgelegt.
Da lobt die EZB die Entwicklung, und auch der Bundes-
finanzminister tut dies. Die Kommission lobt die Ent-
wicklung. Der Internationale Währungsfonds lobt die
Entwicklung. Nur, in den Medien hört und liest man et-
was ganz anderes. Ich bin verunsichert. Ich weiß nun
nicht, was sich hier alles tut.

Auf eine Frage, Herr Bundesfinanzminister, möchte
ich noch eingehen. Sie hatten ja mit Herrn Ackermann in
einer öffentlichen Präsentation sehr groß herausgestellt,
dass sich die privaten Banken an den Kosten mit betei-
ligen, dass es hier um 8 Milliarden Euro gehe, an denen
sich die Privaten, also die, die verdienen, indem sie Kre-
dite auch nach Griechenland vergeben haben, beteiligen.

Ich habe Ihr Haus gefragt, welche Entwicklung die
Zahlen nehmen, welche Ergebnisse vorliegen. Ich habe
keine Antwort bekommen. Es hieß: Man könne es nicht
und wisse es nicht. – Ich hoffe und wünsche nur, dass die
Zahlen Ende dieses Jahres wirklich vorgelegt werden,
dass dann geprüft wird und dass Sie dann genau so hef-
tig darauf pochen – wie Sie es bei der gemeinsamen Prä-
sentation getan haben –, dass die privaten Banken sich
hier beteiligen, dass die, die Gewinne gemacht haben, an
den Kosten beteiligt werden.

Wir wissen, die Financial Times Deutschland titelte
damals: „Ackermanns Charity Show“. Ich hoffe, dass

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(C (D as, was ich hier anmahne, entsprechend geschieht; enn, meine Damen und Herren, es ist den deutschen nd auch den europäischen Steuerzahlern sehr schwer zu ermitteln, dass sie blindlings bürgen sollen, während on den deutschen Banken keine belastbaren Fakten zu hrer Beteiligung und zu ihren risikolosen Gewinnen orgelegt werden können. ch bitte Sie also, Herr Minister, uns das dann im Hausaltsausschuss vorzulegen. Wir hatten uns – ich sagte es eben schon – wenige age nach den Ereignissen Griechenland betreffend in ensiv mit dem EU-Rettungsschirm zu beschäftigen. a hätte man das Parlament an den Beratungen und an en Beschlussfassungen durchaus etwas stärker beteilien können. Wir diskutieren jetzt sehr viel in den Greien, etwa im Unterausschuss zu Fragen der Europäi chen Union des Haushaltsausschusses. Wir hatten hier in Rettungspaket von 750 Milliarden Euro zu beraten. Aber ich sage noch einmal: Die Informationspolitik er Bundesregierung war sehr zurückhaltend, um es dilomatisch auszudrücken. Wir mussten uns – damit eine ich das Parlament – vieles selbst erarbeiten. Wir ussten nachbohren und nachfragen. Unser Unteraus chuss hat auch eine Reise nach Brüssel unternommen, m dort nähere Fakten zu erfahren. Wir haben beispielseise festgestellt, dass die 60 Milliarden Euro, die sei ens der Europäischen Union kommen, eigentlich virtulles Geld sind; denn sollte es notwendig werden – ich offe, das wird es nicht –, dann muss das auch erst finaniert und auf dem Markt aufgenommen werden. Das ist ine schwierige Sache. Die 440 Milliarden Euro, die dann noch aufzubringen ind, könnten gar nicht in voller Höhe verwendet weren, weil hier nämlich eine Belastung von 120 Prozent otwendig ist, sodass effektiv nur 366 Milliarden Euro ur Auszahlung kommen könnten. Ich äußere also noch einmal die Bitte nach einer inensiveren Informationspolitik, zumal das auch in dem egleitgesetz zu den Beschlüssen des Lissabonner Ver rags, die wir im vergangenen September hier gefasst haen, gefordert wird und Verfassungsrang hat; daran öchte ich doch immer wieder erinnern. Lassen Sie mich kurz die Zahlungshilfen für Ungarn nsprechen. Auch hier ist unklar, wie es weitergeht. Am . Oktober laufen die Verträge aus. Wie geht es weiter? iese Frage steht hier im Mittelpunkt. Lassen Sie mich nun die Reform des europäischen tabilitätsund Wachstumspaktes ansprechen. Auch ier scheint große Verwirrung zu herrschen: ie ist jetzt der Sachstand? Man bekommt keine klaren ntworten. Die Vorschläge des BMF wurden mit groem Getöse und starken Ausdrücken öffentlich gemacht; ier war vom Rausschmiss aus der Euro-Zone, von Klaus Hagemann )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Bei Ihnen!)





(A) )

Strafzahlungen und vom Entzug des Stimmrechts die
Rede.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nichts durchgesetzt! – Joachim Poß [SPD]: Alles auf der Strecke geblieben!)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gestern in Brüssel ge-
tagt; ich würde gerne wissen, welche Zwischenergeb-
nisse – mehr ist jetzt noch nicht zu erwarten – es gibt.


(Joachim Poß [SPD]: Sie musste Sarkozy besänftigen!)


Die Presse berichtet sehr negativ, dass hier noch alles of-
fen sei. Es scheint mir, als habe sich Deutschland in die-
ser Frage stark isoliert.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie lesen die falschen Zeitungen! – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sie dürfen nicht nur Vorwärts lesen!)


Ich hoffe, es ist nicht so. Es gibt aber heftigen Wider-
stand von Italien, Großbritannien und den osteuropäi-
schen Ländern. Herr Minister, Frau Bundeskanzlerin, ich
frage nur: Wie ist der Sachstand? Was muss hier getan
werden? Wie kann das Parlament in die Entscheidungen
einbezogen werden?

Schließlich kann man den Medien entnehmen: Es
scheint in der Unionsfraktion zu „rumoren“ – das ist
nicht mein Wort, Sie können es so nachlesen –, weil die
Maximalziele, die Sie genannt haben, nicht erreicht wer-
den und es wenig Spielraum in der Gestaltung gibt.

Gerade in der Sommerzeit konnte man lesen, dass die
Bundeskanzlerin und der Außenminister von „deutscher
Stabilitätskultur“ sprechen, als ob am deutschen Wesen
die Welt genesen müsste.


(Otto Fricke [FDP]: Was ist das denn für ein Ausdruck? So einen Satz würde ich hier nicht sagen!)


Wir sollten zuerst vor der eigenen Türe kehren. Dann er-
kennen wir: Wenn man mit dem Finger auf andere Men-
schen zeigt, zeigen drei Finger auf einen selbst. Mit un-
serem Verhalten sind wir nämlich nicht solch ein großes
Vorbild; Kollege Fricke, das sage ich auch selbstkritisch.
Auch die deutsche Verschuldungsquote liegt bei 80 Pro-
zent; auch unsere Neuverschuldungsquote liegt deutlich
über 3 Prozent. Deshalb wäre es für die anstehenden
Verhandlungen sicherlich gut, ein wenig bescheidener
bei der Formulierung zu sein und etwas weniger groß-
spurig aufzutreten.

Zum Schluss möchte ich auf den EU-Haushalt und
die Beratungen, die dazu anstehen, eingehen – meine
Redezeit ist abgelaufen –: Warum sieht der Vorschlag
vor, dass die Verwaltungskosten der Europäischen Union
so stark steigen? Warum müssen die Personalkosten so
stark steigen? Diese Fragen sind zu stellen. Die Frage ist
auch: Warum muss immer noch so viel Geld – 40 Pro-
zent des EU-Etats – für die Agrarpolitik zur Verfügung
gestellt werden? Frau Aigner hat gesagt, daran dürfe
nicht gerüttelt werden. Wir müssen jetzt über all diese
Fragen diskutieren.

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(C (D Interessant ist, dass viele Projekte, bei denen der EU etzt die Kosten davonlaufen – ich denke an das ITERrojekt, die Kernfusion –, über Mittel aus dem Agrartitel inanziert werden. Da muss doch etwas nicht stimmen. ir müssen die Großprojekte wie „Galileo“, das euroäische GPS, und das Kernfusionsprojekt ITER stärker n den Blick nehmen; das wollen wir in den Ausschüssen un. Zum Schluss möchte ich sagen: Ich bin stolz, dass wir en Euro haben; ich bin stolz, dass wir die Europäische nion haben. Das ist die Zukunft für unser Land. Wir üssen aber auch die Schwachstellen herausarbeiten. as tun wir gemeinsam, auch in unserem Unteraus chuss des Haushaltsausschusses zu Fragen der Europäichen Union. Vielen Dank. Das Wort hat nun endlich Kollege Otto Fricke. Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle en! Ein Haushalt ist konkret; er besteht aus konkreten ahlen. Anscheinend ärgert es Sie von der Opposition nheimlich, dass Sie an den konkreten Zahlen nicht voreikommen, dass Sie nur Fantasieund Theoriegebäude ufbauen können. Von Ihnen kommen keine konkreten ahlen, sondern nur Vorurteile. Wenn Sie das nicht irendwann einschränken, dann werden Sie sich nur noch eiter aus der Haushaltspolitik verabschieden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706006900

(Beifall bei der FDP)

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1706007000

Was mich am meisten ärgert: Wenn man eine Woche
aushaltsdebatten verfolgt, wenn man hier also sitzt, die
röffnungsrunde hört, dann die Fachdebatten und die
anzlerrunde usw., denkt man immer, dass es in diesem
aus zwei verschiedene Oppositionen gibt. Es gibt die
achopposition, die sagt: Oh Gott, ihr spart da; das dürft

hr nicht! Mehr Geld ausgeben! Ihr gebt auch an anderer
telle nicht genug Geld aus, ihr tut dieses nicht, ihr tut

enes nicht. – Und dann kommt der Kollege Schneider,
tellt sich hier hin und sagt:


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ihr Steuererhöher!)


hr spart nicht. – Liebe SPD, ihr müsst euch irgendwann
ntscheiden: Seid ihr der Meinung, dass ihr auf dem Bo-
en der Verfassung steht und die Schuldenbremse ein-
alten wollt? Oder versucht der Kollege Schneider mit
einen Konstruktionen, die noch nicht einmal die Verfas-
ung berücksichtigen, daran herumzudrehen? Was wollt
hr? Ihr wollt die Zahlen sehen. Die Zahlen sind das, was
ie Opposition so stört. Wir sind gemeinsam mit unseren
achbarn, mit unseren Freunden in Polen,


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das sind auch Steuererhöher!)






Otto Fricke


(A) )


)(B)

die Wachstumslokomotive in Europa. Das passt euch
nicht. Das wollt ihr nicht wahrhaben.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das stimmt doch nicht! Das hat die Große Koalition gemacht!)


Deswegen versucht ihr immer wieder, unser Land
schlechtzureden, statt den Leuten Mut zu machen, dass
es nach vorne geht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das Wachstum ist auf hohem Niveau, und die Ar-
beitslosigkeit befindet sich auf dem niedrigsten Stand.
Das hatten Sie in elf Jahren SPD-Regierung nie. Auch
das scheint Ihnen Probleme zu bereiten.

Dann erleben wir Folgendes – Carsten Schneider war
dafür das beste Beispiel –: Zu Beginn seiner Rede sagt er
– die Bürger draußen im Land hören das –: Ich mache
Ihnen nachher ein paar Vorschläge, wo wir einsparen
können. – Ich sage den Bürgern: Diese SPD, diese Grü-
nen und diese Linken können Ihnen keine Einsparvor-
schläge machen, weil sie unter Einsparen verstehen, dass
man mehr Geld einnimmt.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sie sollten wenigstens zuhören bei den Reden von anderen!)


Für jeden verständigen Bürger bedeutet Einsparen, dass
man den Mut hat, an die Ausgaben heranzugehen. Das
ist Verantwortungspolitik und nicht Gesinnungspolitik.
Das müssten Sie sich mal merken.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat Ihnen denn das aufgeschrieben? Das wissen Sie doch selbst besser!)


Diese Regierung geht einen nicht einfachen Weg. Sie
muss bittere Medizin verteilen. Sie muss sagen: Ja, wir
wissen, dass wir die Verfassung einhalten müssen; wir
wissen, dass wir in den nächsten Jahren aufgrund der
Verfassung diese bittere Medizin nehmen müssen. Wir
gehen an Ausgaben heran, die wir für nicht notwendig
halten,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Hartz-IV-Empfänger! – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Für Soziales habt ihr nichts übrig!)


wir gehen auch an Ausgaben heran, die Sie nie abgebaut
haben. Wir machen das aus einem einfachen Grund: Wir
wollen diese Schuldenberge – Herr Kollege, Sie wissen,
dass sie seit Jahrzehnten existieren –, auf denen Kinder
nun wirklich nicht spielen und erst recht nicht, Herr Kol-
lege Hagemann, lernen können, abbauen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: 200 Milliarden mehr!)


Wir wollen sie abbauen. Dafür muss man auch mal sa-
gen: Nein, das geht nicht. Man kann nicht immer nur sa-
gen: Ja, wir geben mehr.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Genau!)


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(C (D ie Linie, die Sie elf Jahre lang im Finanzministerium erfolgt haben, wird mit der schwarz-gelben Koalition icht verfolgt werden. Konkrete Sparvorschläge von Ihnen? Nichts. Steuerrhöhungsvorschläge haben Sie. Ich sage klar: Wenn wir n den nächsten Jahren die Neuverschuldung Stück für tück abbauen, dann ist das nicht nur eine Frage dessen, ass auf der Ausgabenseite etwas passieren muss. Vielehr werden die Steuerzahler selbst ohne Steuererhö ung in erheblichem Umfang und weit mehr als auf der usgabenseite vorgesehen dazu beitragen, dass die Neuerschuldung abgebaut wird. (Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Aber ihr macht doch Steuererhöhungen! – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Ja, welche Steuerzahler?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Im Sozialbereich ist eine Kürzung um 1,7 Prozent
1,7 Prozent von diesen riesigen Ausgaben – vorgese-

en. Man kann einzelne Punkte kritisieren, aber insge-
amt zu sagen: „Das ist schlecht“, ist nicht ehrlich. Denn
an muss sich fragen: Wer sorgt denn mit über 3 bis
Prozent bei den Steuereinnahmen dafür, dass dieser
taat endlich schwarze Zahlen schreibt? Das sind die
teuerzahler, diejenigen, die arbeiten, diejenigen, die in
er Krise die größten Belastungen haben, Unternehmer,
elbstständige usw. Die verlieren Sie völlig aus dem
lick und vergessen, dass sie die wesentlichen Träger

ür die Einnahmen unseres Landes, unseres Sozialstaats
ind. Die interessieren Sie gar nicht, das ist Ihr Problem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sie lassen die Vermögenden außen vor! Das ist die Substanz!)


Sie versuchen immer wieder, zu unterstellen: Die Ko-
lition hat ja noch gar nichts erreicht.


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Sie lassen die Superreichen außen vor! Das ist der Kern!)


ch sage Ihnen klar: Es ist schon ziemlich viel erreicht
orden. Wir haben ein Wachstumsbeschleunigungsge-

etz verabschiedet, und was passiert? Das Wachstum
at sich beschleunigt.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ja, das tut Ihnen weh, aber es hat sich beschleunigt. Da
önnen Sie so viel reden, wie Sie wollen; es ist so. Wol-
en Sie vielleicht auch noch bestreiten – das ist Ihr Pro-
lem: Sie würden ja am liebsten das bestreiten –, dass
ich das Wachstum beschleunigt hat? Selbst das wollen
ie nicht wahrhaben.

Was ist mit der Sozialversicherung? Der Minister hat
as genau dargestellt. Wir haben ein Sozialversiche-
ungsstabilisierungsgesetz auf den Weg gebracht. Und
as passiert? Die Beiträge laufen eben nicht aus dem
uder.





Otto Fricke


(A) )


)(B)


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ach, nein? 1 Prozent mehr!)


– 1 Prozent mehr. Herr Schneider, Sie sagen, die Ar-
beitslosenversicherung wird um 1 Prozent erhöht?


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Nein! Gesundheit und Arbeitslosigkeit zusammen!)


– Aha, das wird sie nicht, es sind nämlich nur
0,2 Prozent. Da kann man wieder einmal sehen: Zahlen
sollte man immer klar und präzise nennen. Man sollte
nicht versuchen, herumzuschummeln. Das ist keine
Haushaltspolitik, sondern der Versuch, mit Polemik wei-
terzukommen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich möchte etwas zu dem Vorwurf sagen, unsere Poli-
tik sei unsozial. Wenn eine christlich-liberale Koalition
in einem Sparhaushalt eine Sozialquote erreicht, die
über der Sozialquote von Rot-Grün liegt, wenn wir einen
höheren Prozentsatz für Soziales ausgeben, als Rot-Grün
es jemals geschafft hat – dann zu sagen, das wäre unso-
zial, ist auch nur ein Ignorieren von Zahlen. Das sind
Wunschgebilde, aber keine Politik.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das kommt doch durch den Rentenbeitrag!)


Jetzt kann man sagen, dass SPD, Grüne und Linke
sparen wollen. Sagen wir einmal, wir glauben ihnen.
Nehmen wir einfach an, dass das so ist. Können wir
dann nicht auch schauen, ob sie das tatsächlich machen?
Schauen Sie nach NRW – ich habe das bereits in der Er-
öffnungsrunde gesagt –:


(Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Gucken Sie mal nach Berlin!)


Im Jahr 2011, in dem wir planen, die Neuverschuldung
von 71 Milliarden Euro zur Zeit von Peer Steinbrück auf
57 Milliarden Euro zu reduzieren – wahrscheinlich wird
es noch weniger werden –, wollen Sie die Neuverschul-
dung in NRW erhöhen. Was plant Rot-Grün in NRW mit
Unterstützung der Linken für das Jahr 2011, obwohl die
Verschuldungsbremse auch für die Länder gilt? Sie erhö-
hen die Ausgaben, obwohl sie eigentlich irgendwann bei
null ankommen müssen. Das ist keine ehrliche Politik.
Das ist Scheinpolitik und bringt dieses Land nicht voran.

Ich jedenfalls bin froh, dass diese Koalition in dieser
Woche Mut gefasst hat und ihre Ziele deutlich gemacht
hat. Sie hingegen sind planlos und ziellos. Das wird Ih-
nen in den nächsten Wochen auf die Füße fallen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706007100

Das Wort hat nun Kollege Hans Michelbach für die

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Es ist eit, ein Fazit dieser Haushaltswoche zu ziehen. (Thomas Oppermann [SPD]: Machen Sie es kurz!)

Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1706007200

ie Debatten haben klar gezeigt, dass die Koalition auf
inem richtigen und guten Weg ist:


(Alexander Bonde [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die Erde ist flach!)


ie Krisenbekämpfung, das Krisenmanagement ist er-
olgreich; die Wirtschaft wächst weiter; die Themen
achhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit werden strategisch

ngegangen.

Bei all diesen Debatten stellt sich die Frage: Warum
ind wir diesbezüglich erfolgreicher als alle anderen In-
ustriestaaten? Auf diese Frage muss es doch eine Ant-
ort geben. Die Antwort lautet: weil wir die richtigen
olitischen Rahmenbedingungen schaffen, weil es eine
onsequente Konsolidierungspolitik und neues Ver-
rauen in der Wirtschaft und am Finanzmarkt gibt.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


o bieten wir den Menschen, insbesondere der jungen
eneration, neue Chancen. Wir sind derzeit das Wachs-

ums- und Chancenland Nummer eins in Europa. Das ist
ie Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Natürlich gibt es in dieser Zeit viele Probleme, für die
ir in den weiteren Beratungen und darüber hinaus Lö-

ungsansätze finden müssen. Wir haben – das sollte man
ich vor Augen führen – innerhalb von nur zwei Jahren
inen makroökonomischen Wohlstandsverlust von etwa
70 Milliarden Euro zu verkraften und zu überwinden.


(Thomas Oppermann [SPD]: Und nichts davon haben Sie von den Verursachern zurückgeholt! Keinen Cent!)


as ist eine Herkulesaufgabe. Wir wollen alles daran-
etzen, zukünftige Krisen dieser Art zu verhindern. Wir
erden nicht nachlassen. Wir werden Handlungsfähig-
eit, Verlässlichkeit und konzeptionelle Gestaltungskraft
ufbringen, wenn es darum geht, die zweifellos beste-
enden Herausforderungen anzugehen.

Von der Opposition habe ich in dieser Woche außer
olemik nichts gehört. Gerade heute muss ich sagen:
ier werden teilweise Unwahrheiten gepflegt. Da ich

chon länger in diesem Hause arbeiten darf, möchte ich
agen, was mich vor allem stört: Die Verunglimpfung
emokratischer Institutionen seitens der Opposition be-
eutet einen Niedergang der demokratischen Kultur. Da-
it sollten wir aufhören. Das sollten wir in dieser Form

icht weiter betreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


egriffe wie „Käuflichkeit“ und „Trickserei“ sind außen
or zu lassen.





Dr. h. c. Hans Michelbach


(A) )


)(B)


(Thomas Oppermann [SPD]: Sie haben doch „Gurkentruppe“ gesagt! Das waren Sie doch!)


Wir gehen die Schuldenreduzierung aktiv an. Das
Konsolidierungspaket ist ausgewogen, maßvoll, kon-
junkturschonend und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Es
gibt keinen sozialen Kahlschlag. Im Gegenteil: Der
Haushaltsansatz ist so hoch wie nie. Sie kommen nicht
an der Tatsache vorbei, dass wir mehr als 50 Prozent des
Haushaltsvolumens für Soziales ausgeben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Opposition beklagt die Schulden, fordert aber
gleichzeitig neue Mehrausgaben. Wie passt das zusam-
men? Welch ein Widerspruch! Sie kennen nur Neid-
debatten und sagen den Leuten nicht die Wahrheit. Es ist
notwendig, bei den sozialen und staatlichen Leistungen
maßvoll einzusparen. Das ist es, was wir wahrnehmen
müssen.

Ich glaube, dass es eine Antwort auf die demografi-
schen Veränderungen gibt; die populistische Aufkündi-
gung der SPD bezüglich der Verlängerung der Lebens-
arbeitszeit ist das falsche Signal. Wir gehen auch die
steuerpolitischen Aufgaben an. Wir haben die Familien
und die Bezieher geringer Einkommen zu Beginn dieses
Jahres in wesentlichem Maße steuerlich entlastet.


(Klaus Hagemann [SPD]: Wo?)


Wir gehen die Steuervereinfachung an. Wir widmen uns
der Gemeindefinanzreform, und wir werden auch eine
Mehrwertsteuerreform in die politische Debatte einbrin-
gen.


(Klaus Hagemann [SPD]: Was heißt das?)


Es hilft überhaupt nicht, immer wieder die Hotel-
steuer, wie Sie es bezeichnen, anzusprechen. Tatsache
ist, dass hier eine Selbstfinanzierung stattfindet. Die In-
vestitionen in diesem Bereich haben viel mehr Umsatz-
steuer und auch Lohnsteuer generiert. Ich danke den
Betrieben, dass sie diese Mittel inzwischen für Arbeits-
plätze und Investitionen nutzen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Peter Danckert [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


Wir gehen die Probleme im Zusammenhang mit der
Finanzmarktkrise, den Stabilitätsanforderungen an den
Euro und der Finanzmarktregulierung an. Wir haben
das Primat der Politik über die Finanzmärkte wieder
übernommen und die Finanzierungschancen für die
Wirtschaft wieder erhöht. Es ist ganz klar: Wir wollen
eine Stärkung des europäischen Stabilitäts- und Wachs-
tumspaktes zur Währungssicherung vornehmen. Eine
Verlängerung des Euro-Rettungsfonds ist von uns abzu-
lehnen. Es gibt europaweit Verhandlungen. Deshalb
kann man nicht über Nacht eine Finanzmarkttransak-
tionsteuer beschließen. Das hätte Wettbewerbsnachteile
für den Finanzplatz Deutschland zur Folge. – All dies ist
auf der Agenda. Deutschland und die Bundesregierung
nehmen in all den Fragen der Regulierung des Finanz-
marktes eine Vorreiterrolle in Europa ein. Diese Vorrei-

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(C (D errolle hat der Bundesfinanzminister verantwortungsbeusst wahrgenommen. (Beifall des Abg. Leo Dautzenberg [CDU/ CSU])


ch danke Dr. Wolfgang Schäuble dafür.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Solide Staatsfinanzen sind ein wesentlicher Eckpfei-
er für Wachstum und Beschäftigung und ein Markenzei-
hen der Union. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, den
enschen die Wahrheit zu sagen und deutlich zu ma-

hen, dass an der Haushaltskonsolidierung kein Weg
orbeigeht. Das wissen die Menschen in unserem Land.
ie wissen, dass wir aufhören müssen, Schulden zu ma-
hen, dass wir nicht mehr über die staatlichen Verhält-
isse leben dürfen. Es ist nicht in Ordnung, wenn die
inskosten höher sind als die Investitionen. Das muss
ieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden.

Unser Staat braucht Leistungsvermögen. Es muss
öglich sein, dass sich Leistung für unsere Menschen

ohnt. Wir sagen Ja zu Leistung. Wir sagen Ja zu Eigen-
um. Wir sagen Ja zu neuer moderner Technologie. Wir
agen Ja zu unserem Land, zu unseren Bürgern und zum
rfolg in den nächsten Monaten und Jahren. Der Haus-
alt, den wir heute in erster Lesung beraten, ist dafür der
ichtige Ansatz.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706007300

Das Wort hat nun Lothar Binding für die SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei der SPD)



Lothar Binding (SPD):
Rede ID: ID1706007400

Herr Präsident! Sehr verehrte Damen und Herren!

iebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zunächst
ine Bemerkung zu Otto Fricke machen, weil es mich
elegentlich erschreckt, wenn jemand von der FDP von
notwendig“ spricht.


(Otto Fricke [FDP]: Das darf ich genauso wie du!)


r hat nämlich gesagt: Wir kürzen nur Ausgaben, die wir
ür nicht notwendig halten. „Notwendig“ impliziert eine
ot, zu wenden.


(Otto Fricke [FDP]: Nein! Das ist ein Sprachtrick! Das ist immer dasselbe!)


ie kürzen bei jemandem, dem 359 Euro zur Verfügung
tehen. Mich würde interessieren, ob Sie schon jemals
avon haben leben müssen, um überhaupt zu wissen,
ovon Sie reden.


(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Ja!)


Ja, zu einer anderen Zeit.

Deshalb muss man einmal genauer reflektieren, was
ie sagen und in welchen Bereichen Sie kürzen wollen.





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

Ich würde nicht Begriffe wie Wildsäue, Gurkentruppe
oder „schlagende Verbindung“ nennen. Ich würde aber
sagen, dass wir einen gravierenden Fachkräftemangel
haben – im Kabinett.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Minister Brüderle zum Beispiel reklamiert ein
großes Stoppschild für staatliche Maßnahmen, ruht sich
aber gleichzeitig auf genau den staatlichen Maßnahmen
aus, die Steinbrück, Steinmeier und Olaf Scholz noch
initiiert haben, und bezeichnet dies als sein Wachstum.
Das haben wir schon oft gehört. Wenn er einen Stopp
staatlicher Maßnahmen fordert, erkennt man gleich den
Gedankengang. Er lobt das Wachstum, um dann sofort
wieder mit staatlichen Maßnahmen die Binnennachfrage
zu stören. Eine Kürzung bei den Schwachen trifft genau
diejenigen, die maßgeblich die Nachfrage in Deutsch-
land erzeugen.

Besonders gravierend sind die beabsichtigten Maß-
nahmen zur energetischen Sanierung. Die energetische
Sanierung führt doch dazu, dass der Handwerker einen
Auftrag bekommt. Das Besondere daran ist: Wenn die
Gemeinden die energetische Sanierung durchführen, die
Krise vorbei ist und vielleicht schon die nächste Krise
kommt, dann erzielen diese Gemeinden im Betriebs-
haushalt dieser Gebäude hohe Einsparungen. Das ist da-
rüber hinaus sogar ökologisch sinnvoll, weil sie dann Öl
einsparen. So einfach ist das, und so schlecht ist Ihre
Politik, wie man anhand dieses Beispiels zeigen kann.


(Beifall bei der SPD)


Die Kürzungen bei der Städtebauförderung werden
vorgenommen, nachdem die Kommunen schon mehr-
fach belastet wurden. Die Gewerbesteuereinnahmen
wurden durch die Absenkung der Zurechnungen redu-
ziert. Außerdem wurde die Gewinnverlagerung für Kon-
zerne erleichtert. Hinzu kommt die Umsatzsteuerredu-
zierung für Hotels. All das wirkt auf den Haushalt der
Kommunen.

Ich möchte einen Gedankengang aufgreifen, den
Peter Friedrich gestern geäußert hat. Er hat einen Kolle-
gen der Koalition gefragt, wie Wirtschaftspolitik im Zu-
sammenhang mit der Umsatzsteuerermäßigung für
Hotels eigentlich funktioniert. Man gibt zum Beispiel
den Hotels 1 Milliarde Euro. – Er hat allerdings etwas
vergessen. Davon ziehen wir 1 Million Euro Möven-
pick-Steuer ab, damit es korrekt ist. Dann sind wir bei
999 Millionen Euro. – Laut Angaben des DEHOGA sind
bisher gut 100 Millionen Euro investiert worden. In die-
sem Jahr wurden 200 Millionen Euro investiert, also
100 Millionen Euro mehr. Wenn Sie 1 Milliarde Euro für
100 Millionen Euro Investitionen eingesetzt haben, dann
frage ich mich, was das mit Wirtschaftspolitik zu tun hat.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch die Kürzungen beim Wohngeld nach SGB II
und bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen belasten
die Kommunen. Ein kleiner Rechenfehler ist, dass in Ih-
ren Finanztableaus ein Brennelementesteueraufkommen

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(C (D it einem gewissen Betrag steht. Sie haben aber vergesen, dass dadurch die Bemessungsgrundlage der Geweresteuer sinkt und sich diese Maßnahme damit unmittelar auf die Einnahmen der Kommunen auswirkt. Weshalb dieser Haushalt aufgrund seiner inneren truktur falsch sein muss, will ich in Bezug auf die voretragene Analyse versuchen zu verdeutlichen. Frau von er Leyen hat gesagt, aufgrund der Politik einer hohen erschuldung, die die Regierungen in den Jahren von ot-Grün zu verantworten haben, sei der Haushalt unter ruck. Jetzt schauen wir einmal: Adenauer, Erhard, iesinger, Brandt, Schmidt, Kohl, Schröder, Merkel. lle waren Regierungschefs. (Otto Fricke [FDP]: Das hast du doch schon zweimal gemacht!)


(Beifall bei der SPD)


Ihr lernt es aber nicht. Ich bringe immer Bilder mit, da-
it man es versteht. Die Gelben waren übrigens immer

abei. Ihr müsst also ganz still sein.

Die Verschuldung hat sich über 60 Jahre aufgebaut.
as macht aber Frau von der Leyen? Nehmen wir ein-
al diesen Zollstock als Maßstab für die Verschuldung.
ie rot-grünen Jahre machten dann bestenfalls 20 Zenti-
eter aus. Man kann das doch nicht als Analysegrund-

age für diesen Haushalt nehmen. Die Verschuldung ist
ber viele Jahre aufgebaut worden.

Ausgerechnet dieser Finanzminister sagt: Zum ersten
al ist die Neuverschuldung kontinuierlich gesun-

en. – Herr Dr. Schäuble, kennen Sie diese Grafik? Sie
at einen ganz charakteristischen Punkt. Bis zu diesem
unkt war Steinbrück Finanzminister, danach Sie. Den
icken Bauch, dieses Ausmaß der Neuverschuldung,
erfe ich Ihnen nicht vor. Er ist Folge der Krise. Den
ntschuldungspfad aber – diese dünne Stelle hier – ver-
anken wir Steinbrück. Dafür hat er ein dickes Lob ver-
ient; denn das ist die Basis, auf der Sie heute arbeiten
önnen.


(Beifall bei der SPD)


Zum Stabilitätspakt hat der Freund Klaus Hagemann
as Notwendige gesagt. Ich glaube, dass Sie sich damit
uf sehr dünnem Eis bewegen.

Ich will noch ein Beispiel nennen, weil ich Elektriker
in. Sie sprechen von Elektromobilität und preisen sie.
etzt habe ich ein Problem: Ich finde den Haushalt an
ieser Stelle geradezu magersüchtig und würde gerne
on einem von Ihnen wissen wollen, wo dazu eigentlich
twas steht. Wie kann ich aus dem Haushalt ableiten,
ass Sie die Elektromobilität befördern wollen?

Sie sagen: Wir haben kein Geld. Wo soll das ganze
eld herkommen?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein, nein! Holen Sie den Zollstock noch einmal heraus! Ich zeige Ihnen, wo das ist!)


err Döring hat gesagt, wir würden bei diesem Einzel-
lan ein Wunschkonzert veranstalten, ohne das Gesamte
u sehen, und spricht dann noch von einem Energiekon-





Lothar Binding (Heidelberg)



(A) )


)(B)

zept. Frau Winterstein fragte am letzten Tag der Debatte:
Wo sollen wir das Geld hernehmen? – Wir haben es Ih-
nen mehrfach erklärt. Die Antwort ist gar nicht kompli-
ziert; Sie müssen der Opposition nur ein bisschen zuhö-
ren. Es ist viel Geld da, und zwar in bestimmten Händen.
Wenn Sie sich das unversteuerte Privatvermögen in
Deutschland und der Welt anschauen, haben Sie sofort
eine gute Idee, wenn Sie sie denn haben wollen. Schauen
wir einmal auf die Gewinne der Energiekonzerne. Fällt
Ihnen da etwas ein? Schauen Sie auf die Entwicklung
der privaten Vermögen, auf die Einkommen in der
Finanzwirtschaft – der Banker zum Beispiel – und auf
die Gewinngestaltung der Konzerne, die Sie durch das
Außensteuergesetz erleichtert haben. Jährlich werden
250 Milliarden Euro vererbt. Die Einnahmen aus der
Erbschaftsteuer haben 4 Milliarden Euro ausgemacht. Es
gab einen schwierigen Kompromiss, und Sie haben das
noch einmal abgesenkt.

Zur Gegnerschaft im Kabinett hinsichtlich der
Finanztransaktionsteuer. Man ist immer ein bisschen
irritiert, wenn das von Einzelnen vorgetragen wird. Ich
habe gestern die Probe aufs Exempel gemacht. Für den
Haushalt für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-
wicklung ist Dirk Niebel zuständig. Ich habe ihn gefragt:
Trägst du die Finanztransaktionsteuer mit? – Hat er ge-
nickt oder den Kopf geschüttelt? Was glauben Sie, was
er gemacht hat? Nein, er trägt sie nicht mit; er hat den
Kopf geschüttelt.

Man könnte sich auch noch einmal mit einer Verbrei-
terung der Bemessungsgrundlage bei der Einkommen-
steuer befassen oder mit diesem verrückten Kreditmedia-
tor, der einige Millionen Euro kostet


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


und eine wahnsinnige Wirksamkeit haben soll. Dieses
Wort höre ich immer wieder in der Volkswirtschaft.


(Otto Fricke [FDP]: Hat doch funktioniert!)


Das sind schon tolle Ergebnisse dieses Kabinetts. Das
Meisterstück ist das Auslassen der Banken, der Verursa-
cher der gravierendsten Krise der Nachkriegsgeschichte.
Das nehmen wir Ihnen persönlich übel.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auch durch so etwas wie den Mindestlohn würde Ihr
Haushalt stabilisiert werden. Dazu fällt Ihnen aber nichts
ein. Ich würde nach Theo Waigel sagen: Einnahmever-
besserung? Fehlleistung! Wachstumsförderung? Fehl-
leistung!


(Otto Fricke [FDP]: Was? Über 3 Prozent Wachstum!)


Einsparungen? Bei den Armen!

Ich bedanke mich vielmals für Ihre Aufmerksamkeit,
wobei ich noch auf Norbert Barthle eingehen will; denn
er hat uns einen ganz wichtigen Hinweis gegeben. Er hat
nämlich gesagt, wir sollten uns einmal die Bewertungen
der Ratingagenturen für Deutschland angucken.

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(C (D ines will ich sagen: Wenn ich mich auf irgendjemanden ie mehr verlassen werde, dann sind es die Ratingagenuren. arauf beziehen Sie sich aber, wenn es um Deutschlands achstumsprognose geht. Das ist ein ganz schwerer ehler. Hier ist nichts einfach, niedrig und gerecht, hier ist ales hoch und an der falschen Stelle, kompliziert und unerecht. Außerdem ist aus mehr Netto vom Brutto viel eniger Netto vom Brutto geworden. (Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE] und Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Richtig!)


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706007500

Das Wort hat nun Claudia Winterstein für die FDP-

raktion.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1706007600

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Die vergangenen Tage der Haushaltsdebatte ha-
en aufschlussreiche Erkenntnisse über den Zustand der
pposition hier im Deutschen Bundestag geliefert. Herr
chneider, als Replik auf Ihre oberlehrerhafte Benotung
ann ich nur sagen: Setzen, sechs! Sie haben nichts ver-
tanden.


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Georg Schirmbeck [CDU/CSU])


ch frage mich, wie es dazu nach so vielen Jahren im
aushaltsausschuss kommen kann. Das ist enttäuschend.


(Joachim Poß [SPD]: Das war aber sehr oberlehrerhaft!)


Es wurde viel polemisiert, gepoltert und gepöbelt,
ber leider eben nicht sachgerecht diskutiert. Den Auf-
akt damit machte der Möchtegern-Oppositionsführer
igmar Gabriel am Mittwoch bei der Generaldebatte.
ein Auftritt war wirklich ein Glanzstück. Zur Debatte
ber den Bundeshaushalt hat er gesagt, sie sei keine in-
ellektuelle Herausforderung; so begann er seine Rede.
adurch erklärt sich wohl auch, warum die SPD-Frak-

ion gerade ihn als Redner ausgewählt hat.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Hagemann [SPD]: Sehr gehaltvoll!)


rotzdem muss ich sagen: Ich hatte das Gefühl, dass er
as überhaupt nicht verstanden hat.

Herr Gabriel zitierte sehr gerne negative Zeitungs-
chlagzeilen, um die Politik der Regierung zu kritisieren.
as geht aber auch andersherum. Focus Online schrieb
ach den Reden von Sigmar Gabriel und der Bundes-





Dr. Claudia Winterstein


(A) )


)(B)

kanzlerin: Staatsfrau punktet gegen Politrambo. – Ich
finde das sehr bezeichnend.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das ist ein bisschen sehr einseitig kommentiert!)


Es ist auch eine schöne Beschreibung für die weiteren
Debatten, die wir in den letzten Tagen zwischen Koali-
tion und Opposition erlebt haben. Bei der Opposition
war an konstruktiver Kritik überhaupt nichts zu hören.
Es war eher wie eine Märchenstunde. Im Prinzip wurden
nur selektive Wahrnehmungen deutlich. Man redete an
den Realitäten vorbei.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Diese Rede ist auch nicht sehr gehaltvoll!)


Sie stimmen zwar mit uns überein, dass wir einen Ab-
bau der Staatsverschuldung im Interesse der jungen
Generation brauchen, aber gleichzeitig halten Sie uns bei
jedem Einzelplan vor, dass wir ganz schrecklich seien,
weil wir Kürzungen vornähmen. Sie sagen, wir dürften
es nicht hier tun und nicht dort, aber benennen keine Al-
ternativen. Wenn es ernst wird, tauchen Sie ab und ver-
leugnen die Realität. Das ist eine Haltung nach dem
Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.
– Damit kann man keine verantwortungsvolle Politik
machen, meine Damen und Herren von der Opposition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Sie haben in den guten Jahren vor der Krise, als die
Steuereinnahmen sprudelten, die Chance vertan, die
Haushaltskonsolidierung ernsthaft anzugehen. Das war
verantwortungslos, Herr Schneider. Ich frage mich, was
Sie in den letzten Jahren eigentlich getan haben. Sie
müssen sich im Nachhinein doch einmal überlegen, wel-
che Chancen Sie gehabt haben. Sie aber haben nichts ge-
tan; Sie haben einfach nur weiterhin Geld ausgegeben.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Die Nettokreditaufnahme ist nicht gesunken, nein?)


Das ist nicht der Weg, den wir einschlagen.

Ein Vorwurf, der von der Opposition in den letzten
Tagen vorgebracht wurde, war, der Haushaltsentwurf sei
sozial unausgewogen. Als Berichterstatterin für den So-
zialetat möchte ich dazu nur kurz sagen: Es ist nicht nur
so, dass sich Ihr Vorwurf von der sozialen Schieflage
längst abgenutzt hat, auch inhaltlich ist er nicht haltbar.
Trotz Kürzungen wird der Anteil der Sozialausgaben im
Haushalt 2011 noch immer deutlich höher liegen als je-
mals zu rot-grünen Regierungszeiten.


(Zuruf von der SPD: Das ist eine selektive Darstellung!)


Auch bei der Arbeitsmarktförderung des Bundes steht
2011 deutlich mehr Geld pro Kopf zur Verfügung als
noch vor fünf Jahren. Statt 2 860 Euro werden es im Jahr
2011 4 400 Euro pro Arbeitslosem sein. Der Vorwurf,
Schwarz-Gelb sei unsozial, ist also völlig absurd.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Der vorliegende Etatentwurf stellt einen fairen Aus-
gleich aus Abgaben der Wirtschaft und vertretbaren Kür-

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(C (D ungen dar. Wir konsolidieren den Haushalt und werden amit auch nachfolgenden Generationen gerecht. (Abg. Bettina Hagedorn [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706007700

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage? Das

erlängert Ihre Redezeit.


Dr. Claudia Winterstein (FDP):
Rede ID: ID1706007800

Nein, ich würde gerne fortfahren.

Die Sozialausgaben umfassen mehr als die Hälfte des
esamten Haushaltes; das wissen Sie. Es ist klar, dass
uch in diesem Bereich gespart werden muss. Die Oppo-
ition hat in den Debatten aber keine eigenen Vorschläge
ierzu eingebracht. Das ist ein finanzpolitisches Armuts-
eugnis.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir werden, mit dem Sparpaket als Grundlage, einen
aradigmenwechsel in der Finanzpolitik einleiten. Vor-
erige Regierungen sind immer den einfachen Weg der
usgabensteigerung über Steuererhöhungen und neue
chulden gegangen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Sie schaffen die größte Neuverschuldung der Nachkriegszeit!)


ie christlich-liberale Koalition ist entschlossen, die
chuldenpolitik der letzten Jahrzehnte zu beenden. So-

ide Staatsfinanzen statt ungezügelter Ausgabenpolitik,
o lautet unser Motto. Das sind wir unserer jungen Gene-
ation schuldig.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706007900

Das Wort hat nun Norbert Brackmann für die CDU/

SU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Brackmann (CDU):
Rede ID: ID1706008000

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Der vorgelegte Haushaltsentwurf inklusive
er Finanzplanung bis 2014 markiert einen Zeitenwech-
el. Wir haben seit 60 Jahren immer davon gelebt, dass
ir jedes Jahr mehr ausgegeben haben, und uns gestrit-

en, wo wir die Prioritäten setzen. Wir sind jetzt das erste
al in einer Phase, in der wir nicht darüber diskutieren,

n einem Jahr Ausgaben zurücknehmen zu müssen. Viel-
ehr leiten wir ein Jahrzehnt ein, in dem wir uns immer
ieder hier werden treffen müssen, um darüber zu dis-
utieren, wie wir den Haushalt wieder in Ordnung brin-
en und Ausgaben kürzen.

Dies tun wir nicht nur, um die Schuldenbremse einzu-
alten; dahinter stehen auch Ziele. Bei der Verfolgung
ieser Ziele dürfen wir die Menschen, für die wir hier
itzen und von denen wir gewählt worden sind, nicht aus
em Blick verlieren. Wir müssen an die junge Genera-





Norbert Brackmann


(A) )


)(B)

tion denken, die eine Perspektive braucht. „Perspektive“
heißt, das Leben selbst gestalten zu können. „Selbst ge-
stalten“ heißt, diese Möglichkeit auch in finanzieller
Hinsicht zu haben und nicht nur alte Schulden abtragen
zu müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Und dann wollen Sie den Rechtsanspruch auf den Hauptschulabschluss abschaffen?)


– Liebe Frau Hagedorn, wir wollen auch allen arbeitsfä-
higen Menschen – darauf komme ich nachher zurück –
eine realistische Möglichkeit geben, einen Arbeitsplatz
zu bekommen; auch an diese Menschen müssen wir den-
ken.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Erst mal wären Ausbildung und Qualifizierung wichtig!)


– Frau Hagedorn, das Ergebnis Ihrer Politik, ein paar
Jahre hochgerechnet, können Sie in Griechenland be-
trachten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD – Bettina Hagedorn [SPD]: Das glaube ich jetzt ja wohl nicht! Das ist unglaublich! Wir haben zusammen regiert!)


Wir müssen auch an diejenigen denken, die eine sichere
Rente wollen und nicht erleben wollen, dass ihre Rente
auf einmal um 20 Prozent gekürzt wird.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Haben Sie schon vergessen, dass wir zusammen regiert haben?)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wir müssen
über den Tag hinaus denken und ganz deutlich sagen
– das geht ein wenig unter –: Eine schleichende Enteig-
nung durch immer höhere Preissteigerungsraten wollen
wir verhindern. Zur Stabilität gehört auch, dass wir den
Menschen, die wenig verdienen, Sicherheit geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Voraussetzungen dafür sind solide Staatsfinanzen,
langfristig angelegt und vor allen Dingen nachhaltig an-
gelegt;


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Wieso machen Sie dann so viele Schulden?)


sonst wird aus unseren Bemühungen nichts werden.
Maßnahmen, durch die die Ausgaben reduziert werden,
sind deutlich wachstumsfreundlicher als einnahmeorien-
tierte Maßnahmen wie die, die Sie heute Morgen vorge-
schlagen haben; denn diese führen nicht dazu, dass wir
vorankommen. Die Verschuldungsspirale müssen wir
durchbrechen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja! Das tun Sie aber nicht! – Gegenruf von der CDU/CSU: Das machen wir seit Jahren!)


Nur wenn wir dauerhaft höchstens so viel ausgeben, wie
wir einnehmen,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ach! Das tun Sie doch auch nicht!)


kommen wir auf einen vernünftigen Kurs.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE]: Ich sage nur: 200 Milliarden Euro!)


Eine intellektuelle Leistung wäre es gewesen, in die-
er Woche eine langfristige Alternative zum vorgelegten
inanzplan aufzuzeigen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das wäre ja wohl eine leichte Überforderung!)


azu habe ich in dieser Woche aber überhaupt nichts
on Ihnen gehört.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Wir sind doch gerade in den Haushaltsberatungen, oder etwa nicht?)


as die Einzelthemen, die Sie emotionalisiert haben, be-
rifft, gibt es eine lange Liste; aber eine langfristige Per-
pektive zeigen Sie nicht auf.

Sie haben schon bei den Beratungen des Haushal-
es 2010 bestritten, dass diese Regierung Erfolg haben
ird. Was ist tatsächlich passiert? Wie hoch war denn
ie Arbeitslosigkeit zum Ende der Amtszeit von Herrn
chröder, von dem bei seiner heutigen Tätigkeit – –


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Herr Schröder arbeitet einfach viel zu gut! – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Ja, ja. Aber bei seiner heutigen Tätigkeit ahnt niemand,
ass er noch der SPD angehört. – Zum Ende von Schröders
mtszeit gab es fast 5 Millionen Arbeitslose. Wir haben
iese Zahl auf deutlich unter 4 Millionen Arbeitslose ge-
enkt. Es wurde vorausgesagt, dass die Arbeitslosigkeit
risenbedingt wieder auf dasselbe Niveau wie zu Zeiten
er SPD-Regierung steigen wird, also auf fast 5 Millio-
en Arbeitslose.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das ist doch absurd, was Sie da erzählen! Wir haben in der Großen Koalition die richtigen Antworten gegeben, und das gemeinsam!)


atsächlich läuft die Entwicklung darauf hinaus, dass
ir in diesem Jahr nur noch gut 3 Millionen Arbeitslose

u verzeichnen haben. Die Wirtschaftsforschungsinsti-
ute prognostizieren, dass wir im nächsten Jahr im
urchschnitt sogar deutlich weniger als 3 Millionen Ar-
eitslose haben werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bettina Hagedorn [SPD]: Ja! Aber nicht dank, sondern trotz Schwarz-Gelb! – Zuruf von der CDU/CSU: Daran ist nicht die SPD beteiligt!)


erade die SPD sollte wissen, dass die beste Sozialpoli-
ik, die es gibt, diejenige ist, die die Menschen in Arbeit
ringt und ihnen eine persönliche Perspektive eröffnet.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Richtig! Da haben Sie recht! Und zwar zu auskömmlichen Löhnen!)


enau das werden wir mit unserer Politik erreichen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Norbert Brackmann


(A) )


)(B)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wer dem
Rufer im eigenen Land nicht glaubt, der kann gerne in
die Welt schauen.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist für die Sozialdemokraten zu viel!)


Schauen wir uns doch einmal an, was in der amerikani-
schen Presse im Moment über Deutschland geschrieben
wird.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Die haben ja keinen Steinbrück!)


Deutschland wird als „Powerhouse“ bezeichnet.


(Thomas Oppermann [SPD]: Ja, ja! Das habe ich heute Morgen schon in der Bild-Zeitung gelesen!)


Es ist die Rede von „Germany’s Superstar Economy“.
Im Wall Street Journal hieß es in der letzten Woche
schlicht: das deutsche Wunder.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja! Das deutsche Wunder sind Peer Steinbrück, Frank-Walter Steinmeier, Olaf Scholz usw.!)


Unser Plan, durch Ausgabenkürzungen Wachstum zu
generieren, wird als intelligent bezeichnet. Sie hingegen
beurteilen unsere Leistung als katastrophal. Herr
Schneider bewertete unsere Konsolidierungsbemühun-
gen vorhin als ungenügend. Herr Binding sprach von ei-
ner Fehlleistung.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Sie können ja auch einmal Herrn Rösler zitieren!)


Ich sage Ihnen: Wer zu solchen Einschätzungen kommt,
der hat nicht die vielen Arbeitslosen, die danach streben,
endlich in Arbeit zu kommen, im Blick, sondern der hat
den Blick auf die Menschen in unserem Land verloren.
Das werden wir nicht zulassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ich sage nur: Schleswig-Holstein!)


Darauf, dass sich eine so gute Wirtschaftspolitik, die
auf Wachstum und Stabilität ausgerichtet ist, auch woan-
ders auszahlt,


(Thomas Oppermann [SPD]: Wo?)


ist noch gar nicht eingegangen worden. Wir als Muster-
knaben in Europa sind derzeit die Einzigen neben Finn-
land, die keine Risikoaufschläge zahlen, wenn wir uns
am Finanzmarkt bedienen. Es wird häufig beklagt, dass
wir 38 Milliarden Euro für Zinsen aufwenden müssen.
Wenn wir ein europäisches Mittelmaß an Zinsen aufzu-
bringen hätten, dann müssten wir allein in diesem Haus-
halt 15 Milliarden Euro mehr für Zinsen aufbringen und
damit das Sparpaket, das die Regierung für das nächste
Jahr vorgeschlagen hat, mehr als verdoppeln. Darunter
würden alle Menschen in der Republik leiden, insbeson-
dere diejenigen, die von Transferleistungen des Staates
leben, weil wir sie einfach nicht mehr bezahlen könnten.
Auch das ist ein Stück Wahrheit.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das begreifen die nicht!)


Was wir wegen der Mehrjährigkeit unserer Anforde-
ungen benötigen, ist Nachhaltigkeit und das Wir-Ge-
ühl, dass wir da durch wollen. So wie es uns bei der
mweltpolitik gelungen ist, brauchen wir auch in der
aushaltspolitik Nachhaltigkeit.

Für die Sicherheit dieser und der nachfolgenden Ge-
erationen, für eine nachhaltige Haushaltskonsolidie-
ung und für solide Finanzen müssen wir auch die Netto-
reditaufnahme in 2011 deutlich unter die Zahl von 2010
ringen. Diese Erkenntnis ist mittlerweile Allgemeingut.
ir alle wissen es, aber nur wenige handeln danach.

Alexander von Humboldt hat einst gesagt: „Gelehrte
eute wissen es, tapfere tun es.“ Alle in diesem Hause
issen es. Die christlich-liberale Koalition wird es tun.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706008100

Als letztem Redner in der heutigen Debatte erteile ich

em Kollegen Leo Dautzenberg für die CDU/CSU-Frak-
ion das Wort.


Leo Dautzenberg (CDU):
Rede ID: ID1706008200

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

olleginnen und Kollegen! Ich glaube, dass die erste
eratung des Haushaltes gezeigt hat – so sehen wir das
ls Finanzpolitiker –, dass die Haushaltskonsolidie-
ung Grundlage einer nachhaltigen Finanz-, Finanz-
arkt- und damit auch Wirtschaftspolitik ist. Wann,
enn nicht jetzt sollten wir das schaffen, wo uns die
onjunkturellen Aspekte wieder hoffnungsfroh stimmen
nd wir, wie Herr Schäuble ausgeführt hat, vielleicht im
ächsten Jahr wieder so weit sind, dass wir das aufgeholt
aben, was wir in der Wirtschaftskrise als Einbruch im
achstum, nämlich um knapp 5 Prozent, ertragen muss-

en? Dadurch wird noch einmal klar, um welche Dimen-
ionen es dabei geht.

Wenn man jetzt, wo die Konjunkturlage wieder besser
ird und wir auch Gott sei Dank gemeinsam mit der
PD die Schuldenbremse in der Verfassung verankert
aben, Ihre heutigen Ausführungen hört und wenn man
aran denkt, wie sich manche Bundesländer und auch
ie neue Ministerpräsidentin in Nordrhein-Westfalen äu-
ern, dann muss man fragen: Haben Sie aus dem, was
ir gemeinsam gemacht haben, nichts gelernt? Wollen
ie jetzt wieder den gegenteiligen Weg gehen?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Woraus leitest du das denn ab?)


Das ist Ihr Dilemma. Die Umfragewerte sind auch da-
on abhängig, dass man zu etwas steht, das man gemein-
am gemacht hat, und sich nicht davon verabschiedet.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Stehen Sie einmal zu der Großen Koalition und ihrer Leistung!)






Leo Dautzenberg


(A) (C)


)(B)


Was Stabilitätspolitik anbelangt, Kollegin Hagedorn,
haben Sie kritisiert, wir würden uns auf europäischer
Ebene als Musterknaben aufspielen. Schröder und
Eichel waren es doch, die 2003 den Stabilitäts- und
Wachstumspakt aufgeweicht haben, was dazu geführt
hat, dass auch die anderen europäischen Ländern keine
Haushaltsdisziplin mehr befolgt haben


(Bettina Hagedorn [SPD]: Da haben Sie nicht gut zugehört! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sonst hätten wir K I und K II gar nicht machen können!)


auf die Agenda zu setzen. Mit dem Finanzmarktstabili-
sierungsgesetz und dem Finanzmarktstabilisierungsfort-
entwicklungsgesetz haben wir die Grundlagen für die
Rettung und Stabilisierung von Banken gelegt. Wenn
man dem Wortlaut dieser Gesetze weiterhin folgt, dann
wird einem klar, dass nach der Phase der Konsolidierung
eine Neustrukturierung im öffentlichen Bankensektor,
insbesondere bei den Landesbanken, stattfinden muss.
Wenn man sieht, wie sich die Auswirkungen von
Basel III demnächst darstellen werden, dann muss man
sagen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, in der Über-
und dass die Verschuldung in den Ländern gestiegen ist.
Das ist dann in der Euro-Krise kulminiert. Wenn wir Ur-
sache und Wirkung genau auseinanderhalten, dann war
es auch die nicht mehr verantwortbare Verschuldung der
einzelnen Staaten in Europa, die zur Schwäche des Euro
geführt hat.

Von daher ist es eine konsequente Politik, dass sich
auch unser Finanzminister gemeinsam mit der Kanzlerin
zuletzt noch vorgestern, glaube ich, auf europäischer
Ebene dafür eingesetzt hat, dass wir zu weiteren Krite-
rien der Stabilitätspolitik auf europäischer Ebene kom-
men und dass wir dort Vereinbarungen und Systeme
schaffen, die keine kurzfristigen Euro-Rettungsschirme
mehr erforderlich machen. Damit kommen wir zu einer
langfristigen Stabilitätspolitik. Das ist die Grundlage,
um innerhalb des Euro-Raums zu Stabilität zu kommen
und die Inflation zu bekämpfen. Deshalb betonen wir Fi-
nanzpolitiker, dass mittelfristig die Vorgaben des Konso-
lidierungspakets in jedem Haushalt Schritt für Schritt
umgesetzt werden müssen. Wir haben jetzt die Chance,
dies auf den Weg zu bringen. Es kann sicherlich in ein-
zelnen Bereichen noch zu Veränderungen bei den Stell-
schrauben kommen. Aber es muss klar sein, dass nun die
vereinbarten Eckpunkte und Volumina, die die Grund-
lage bilden, realisiert werden.

Wir können bereits Erfolge in den Fragen betreffend
den Finanzmarkt und insbesondere im Bereich einer ef-
fizienten Regulierung vorweisen, Stichwort Basel III.
So hat sich die deutsche Finanzierungskultur bei den
Banken im angelsächsischen Raum durchgesetzt, wenn
es um die Anerkennung des Kernkapitals geht. Beim
Kernkapital geht es nicht nur um reines Beteiligungska-
pital, sondern auch um sogenannte Mezzanine-Struktu-
ren wie stille Beteiligungen. Aber das ist nur der Über-
gang. 2023 muss das Ganze neu austariert werden. Es ist
daher richtig, dass unser Finanzminister dies zum Anlass
nimmt, weitere Strukturmaßnahmen im öffentlichen
Bankensektor und insbesondere bei den Landesbanken

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angsphase die entsprechenden Maßnahmen auf den
eg zu bringen.

Die Regierung zieht eine weitere Konsequenz aus der
inanzkrise auf nationaler Ebene und bringt den Entwurf
ines Restrukturierungsgesetzes auf den Weg. Dieses
esetz soll gewährleisten, dass sogenannte systemische
anken restrukturiert und abgewickelt werden können;
as war bisher nicht möglich. Mit der Bankenabgabe
nd dem Restrukturierungsgesetz einschließlich eines
nsolvenzrechts für Finanzinstitute wird der richtige

eg beschritten.

Diese Bundesregierung und die Regierungskoalition
eisten mit dem Haushalt, der einen Einstieg in die Kon-
olidierung darstellt, und den Regelungen betreffend die
inanzmärkte einen wesentlichen und notwendigen Bei-

rag zur Sicherung der Zukunft Deutschlands.

In diesem Sinne vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1706008300

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen
uf den Drucksachen 17/2500 und 17/2501 an den Haus-
altsausschuss vorgeschlagen. – Sind Sie damit einver-
tanden? – Das ist der Fall. Dann sind die Überweisun-
en so beschlossen.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
rdnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
estages auf Mittwoch, den 29. September 2010, 13 Uhr,
in.

Ich wünsche Ihnen ein freundliches Wochenende.

Die Sitzung ist geschlossen.