Protokoll:
16233

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 16

  • date_rangeSitzungsnummer: 233

  • date_rangeDatum: 8. September 2009

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 17:32 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 16/233 kanzlerin: zu den aktuellen Ereignissen in Afghanistan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister BMVg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eckart von Klaeden (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gert Winkelmeier (fraktionslos) . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oskar Lafontaine (DIE LINKE) . . . . . . . . . . Dr. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . Dr. Peter Ramsauer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Jörg Tauss (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Stiegler (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 2: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Ausweitung und Stärkung 26297 D 26297 D 26300 C 26302 B 26303 D 26305 B 26306 C 26308 A 26309 B 26339 A 26339 D 26341 B 26341 D 26343 A 26343 C Deutscher B Stenografisch 233. Sitz Berlin, Dienstag, den 8 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Volker Kauder, Detlef Parr und Wolfgang Gehrcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl der Abgeordneten Julia Klöckner und Elvira Drobinski-Weiß als Mitglied des Bei- rates der Schlichtungsstelle für den öffent- lichen Personenverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . Wahl des Abgeordneten Klaus Uwe Benneter als stellvertretendes Mitglied des Vermitt- lungsausschusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung und Abwicklung der Tagesord- nung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusatztagesordnungspunkt 1: Abgabe einer Erklärung durch die Bundes- T V l D D D D R V P D 26297 A, C 26297 B 26297 B 26362 B Ulrike Merten (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . 26310 A 26311 A undestag er Bericht ung . September 2009 t : agesordnungspunkt 1: ereinbarte Debatte: Zur Situation in Deutsch- and . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . r. Guido Westerwelle (FDP) . . . . . . . . . . . . r. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister AA . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . enate Künast (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . eer Steinbrück, Bundesminister BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Hermann Otto Solms (FDP) . . . . . . . . . . . 26312 A 26312 B 26317 C 26321 D 26325 D 26329 A 26332 C 26334 B 26338 C der Rechte des Bundestages und des Bundesrates in Angelegenheiten der Europäischen Union II Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 (Drucksachen 16/13923, 16/13985, 16/13994) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Umsetzung der Grundgesetzän- derungen für die Ratifizierung des Vertrags von Lissabon (Drucksachen 16/13924, 16/13985, 16/13994) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrach- ten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Eu- ropäischen Union (Drucksachen 16/13925, 16/13986, 16/13995) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Zu- sammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäischen Union (Drucksachen 16/13926, 16/13987, 16/13996) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Wolfgang Nešković, Dr. Diether Dehm, Alexander Ulrich, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 23, 45 und 93) (Drucksachen 16/13928, 16/13988, 16/13997) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Thomas Silberhorn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Markus Löning (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gunther Krichbaum (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Alexander Ulrich (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Henry Nitzsche (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD) . . . . . . . . Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Michael Roth (Heringen) (SPD) . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung . . . . . . . . . . . . . . . E T a b c d e Z B W n z ( T – 26346 A 26346 B 26346 B 26346 C 26346 D 26347 A 26347 D 26348 B 26348 C 26349 D 26351 A 26352 B 26353 C 26354 B 26355 B 26356 D 26358 A rgebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 4: ) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und SPD einge- brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Er- leichterung der Sanierung von Unter- nehmen (Drucksachen 16/13927, 16/13980) . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft und Technolo- gie zu der Verordnung der Bundesregie- rung: – Fünfundachtzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsver- ordnung – Einhundertachte Verordnung zur Än- derung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – (Drucksachen 16/13920, 16/13921, 16/13975) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses: zu dem Streitverfah- ren vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 1/09 (Drucksache 16/13976) . . . . . . . . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung: Vorschlag für einen Rahmenbeschluss des Rates über das Recht auf Verdolmetschung und Übersetzung in Strafverfahren (inkl. 11917/09 ADD 1 und 11917/09 ADD 2) (ADD 1 in Englisch) KOM (2009) 338 endg.; Ratsdok 11917/09 (Drucksachen 16/13912 A.4, 16/13982) . ) Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine, Klaus Ernst, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Freigrenzen im SGB II erwei- tern – Erhöhung des Schonvermögens und Anrechungsfreiheit für Ferienjobs (Drucksache 16/14012) . . . . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 3: eschlussempfehlung des Ausschusses für ahlprüfung, Immunität und Geschäftsord- ung zu einem Antrag auf Genehmigung ur Durchführung eines Strafverfahrens Drucksache 16/4010) . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 3: Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und 26358 D 26361 B 26361 C 26361 C 26361 D 26362 A 26362 B Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 III BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrach- ten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (2. NS-Aufh- GÄndG) (Drucksachen 16/13654, 16/13979) . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jan Korte, Christine Lambrecht, Wolfgang Wieland und weite- ren Abgeordneten eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalso- zialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (Drucksachen 16/13405, 16/13979) . . . . . – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jan Korte, Petra Pau, Ulla Jelpke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Ent- wurfs eines Zweiten Gesetzes zur Ände- rung des Gesetzes zur Aufhebung natio- nalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (2. NS-AufhGÄndG) (Drucksachen 16/3139, 16/13979) . . . . . . Dr. Carl-Christian Dressel (SPD) . . . . . . . . . . Dr. Max Stadler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Jürgen Gehb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christine Lambrecht (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 4: f) – q) Beschlussempfehlungen des Petitionsaus- schusses: Sammelübersichten 617, 618, 619, 620, 621, 622, 623, 624, 625, 626, 627 uns 628 zu Petitionen (Drucksachen 16/13951, 16/13952, 16/13953, 16/13954, 16/13955, 16/13956, 16/13957, 16/13958, 16/13959, 16/13960, 16/13961, 16/13962) . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hermann Scheer (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes über die Ausweitung und Stärkung der Rechte des Bundestages und des Bundesrates i ( A E V A B O A B H B H D D F M H ( F G P M K H F H K A B K K K K D L M W D M N H D R J R H K S D K J S C M T V M W 26362 C 26362 C 26362 C 26362 D 26363 C 26364 C 26365 B 26366 A 26367 A 26368 B 26371 A n Angelegenheiten der Europäischen Union Tagesordnungspunkt 2 a) . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten olker Kauder, Dr. Peter Ramsauer, Ilse igner, Dorothee Bär, Norbert Barthle, Günter aumann, Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen), tto Bernhardt, Renate Blank, Peter Bleser, ntje Blumenthal, Dr. Maria Böhmer, Jochen orchert, Klaus Brähmig, Michael Brand, elmut Brandt, Dr. Ralf Brauksiepe, Monika rüning, Cajus Caesar, Leo Dautzenberg, ubert Deittert, Alexander Dobrindt, Thomas örflinger, Marie-Luise Dött, Maria Eichhorn, r. Hans Georg Faust, Erich G. Fritz, Enak erlemann, Hartwig Fischer (Göttingen), Dr. aria Flachsbarth, Klaus-Peter Flosbach, erbert Frankenhauser, Dr. Hans-Peter Friedrich Hof), Jochen-Konrad Fromme, Dr. Michael uchs, Hans-Joachim Fuchtel, Dr. Peter auweiler, Dr. Jürgen Gehb, Norbert Geis, eter Götz, Dr. Wolfgang Götzer, Ute Granold, ichael Grosse-Brömer, Markus Grübel, Dr. arl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Gerda asselfeldt, Holger Haibach, Uda Carmen reia Heller, Jürgen Herrmann, Bernd eynemann, Ernst Hinsken, Robert Hochbaum, laus Hofbauer, Franz-Josef Holzenkamp, nette Hübinger, Dr. Hans-Heinrich Jordan, artholomäus Kalb, Alois Karl, Bernhard aster, Jürgen Klimke, Jens Koeppen, Norbert önigshofen, Manfred Kolbe, Dr. Rolf oschorrek, Hartmut Koschyk, Dr. Hermann ues, Andreas G. Lämmel, Katharina Landgraf, r. Max Lehmer, Paul Lehrieder, Ingbert iebing, Eduard Lintner, Dr. h. c. Hans ichelbach, Stephan Mayer (Altötting), olfgang Meckelburg, Dr. Angela Merkel, r. Eva Möllring, Marlene Mortler, Dr. Gerd üller, Stefan Müller (Erlangen), Dr. Georg üßlein, Franz Obermeier, Eduard Oswald, enning Otte, Rita Pawelski, Ulrich Petzold, aniela Raab, Eckhardt Rehberg, Katherina eiche (Potsdam), Dr. Heinz Riesenhuber, ohannes Röring, Dr. Norbert Röttgen, Franz omer, Kurt J. Rossmanith, Peter Rzepka, ermann-Josef Scharf, Dr. Andreas Scheuer, arl Schiewerling, Bernd Schmidbauer, Christian chmidt (Fürth), Dr. Andreas Schockenhoff, r. Ole Schröder, Wilhelm Josef Sebastian, urt Segner, Marion Seib, Thomas Silberhorn, ohannes Singhammer, Jens Spahn, Gero torjohann, Andreas Storm, Lena Strothmann, hristian Freiherr von Stetten, Max Straubinger, atthäus Strebl, Michael Stübgen, Hans Peter hul, Dr. Hans-Peter Uhl, Arnold Vaatz, olkmar Uwe Vogel, Andrea Astrid Voßhoff, arco Wanderwitz, Marcus Weinberg, Gerald eiß (Groß-Gerau), Karl-Georg Wellmann, 26371 D IV Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 Klaus-Peter Willsch, Willy Wimmer (Neuss), Elisabeth Winkelmeier-Becker, Werner Wittlich, Dagmar Wöhrl, Wolfgang Zöller (alle CDU/ CSU) zu den Abstimmungen: – Entwurf eines Gesetzes über die Auswei- tung und Stärkung der Rechte des Bundes- tages und des Bundesrates in Angelegen- heiten der Europäischen Union – Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Grundgesetzänderungen für die Ratifi- zierung des Vertrags von Lissabon – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundes- tag in Angelegenheiten der Europäischen Union – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäischen Union (Tagesordnungspunkt 2 a bis c) . . . . . . . . . . . Anlage 4 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26372 D 26374 A Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 26297 (A) ) (B) ) 233. Sitz Berlin, Dienstag, den 8 Beginn: 11.0
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    Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 26371 (A) ) (B) ) scheidung vom 30. Juni 2009 aus prinzipiellen verfas-Kucharczyk, Jürgen SPD 08.09.2009 Stärkung der Rechte des Bundestages und des Bundesrates in Angelegenheiten der Europäi- schen Union (Tagesordnungspunkt 2 a) Das Bundesverfassungsgericht hat mit seiner Ent- Kretschmer, Michael CDU/CSU 08.09.2009 Dr. Krüger, Hans-Ulrich SPD 08.09.2009 Anlage 1 Liste der entschuldigt * A Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ahrendt, Christian FDP 08.09.2009 Dr. Akgün, Lale SPD 08.09.2009 Aydin, Hüseyin-Kenan DIE LINKE 08.09.2009 Bätzing, Sabine SPD 08.09.2009 Beck (Bremen), Marieluise BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.09.2009 Dr. Berg, Axel SPD 08.09.2009 Binding (Heidelberg), Lothar SPD 08.09.2009 Bodewig, Kurt SPD 08.09.2009 Bülow, Marco SPD 08.09.2009 Burchardt, Ulla SPD 08.09.2009 Dörmann, Martin SPD 08.09.2009 Duin, Garrelt SPD 08.09.2009 Edathy, Sebastian SPD 08.09.2009 Fischbach, Ingrid CDU/CSU 08.09.2009 Glos, Michael CDU/CSU 08.09.2009 Grotthaus, Wolfgang SPD 08.09.2009 Gruß, Miriam FDP 08.09.2009 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 08.09.2009 Hartmann (Wackernheim), Michael SPD 08.09.2009 Hauer, Nina SPD 08.09.2009 Hoff, Elke FDP 08.09.2009 Kramme, Anette SPD 08.09.2009 K L L M M M P P R S S S S D S D A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung des Europarates nlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Dr. Hermann Scheer (SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes über die Ausweitung und umpf, Ute SPD 08.09.2009 eutert, Michael DIE LINKE 08.09.2009 ips, Patricia CDU/CSU 08.09.2009 öller, Kornelia DIE LINKE 08.09.2009 üntefering, Franz SPD 08.09.2009 ulthaupt, Gesine SPD 08.09.2009 feiffer, Sibylle CDU/CSU 08.09.2009 othmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.09.2009 upprecht (Tuchenbach), Marlene SPD 08.09.2009* chäfer (Bochum), Axel SPD 08.09.2009 charfenberg, Elisabeth BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 08.09.2009 chmidt (Nürnberg), Renate SPD 08.09.2009 cholz, Olaf SPD 08.09.2009 r. Schwanholz, Martin SPD 08.09.2009 teppuhn, Andreas SPD 08.09.2009 r. Wiefelspütz, Dieter SPD 08.09.2009 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 26372 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 (A) ) (B) ) sungsrechtlichen Gründen der Sicherung der demokrati- schen Grundordnung die Zustimmung zum Lissabon- Vertrag der EU konditioniert. Es sei im Rahmen der Inte- grationsverantwortung aller Verfassungsorgane zu ge- währleisten, dass legislative Vorhaben der EU nicht am Prozess der gesetzgeberischen Willensbildung des Bun- destages vorbeigeschleust werden, um die demokratische Kernsubstanz der Bundesrepublik Deutschland aufrecht- erhalten zu können. Diese Entscheidung des Bundesver- fassungsgerichts ist eine Aufforderung an den Bundestag und an den Bundesrat, einer schleichenden Entdemokra- tisierung auf einzelstaatlicher Ebene durch Gesetzge- bungsakte der EU entgegenzuwirken und den in den EU- Verträgen festgehaltenen Subsidiaritätsgedanken dau- ernd mit demokratischem Leben füllen zu können. Diese Grundsatzentscheidung hat für die repräsenta- tive parlamentarische Demokratie einen substanziellen Stellenwert – nicht nur direkt für die Bundesrepublik Deutschland, sondern indirekt auch für alle Mitglied- staaten der EU. Der Lissabon-Vertrag bekennt sich aus- drücklich zur repräsentativen Demokratie. Eine diesem Prinzip folgende rechtsstaatliche Verfassung ist Voraus- setzung einer Mitgliedschaft in der EU. Es geht im Kern um die Frage, die der Philosoph Otfried Höffe in seinem Werk „Demokratie im Zeitalter der Globalisierung“ fol- gendermaßen formuliert hat: „Weder darf die einzel- staatliche Demokratie bei der Bildung einer großregio- nalen Union, noch darf deren demokratisches Niveau bei der Bildung der Weltrepublik gefährdet werden.“ Bezogen auf den politischen Integrationsprozess der EU bedeutet das: so viel dezentrale (das heißt einzel- staatliche, regionale, kommunale) demokratische Ent- scheidungen wie möglich, so viel zentrale – in der EU: gemeinschaftliche Gesetzesakte – wie tatsächlich nötig. Es geht also nicht um einen Gegensatz von nationalen und europäischen Entscheidungskompetenzen, von Na- tionalstaat oder EU, sondern um prinzipielle Fragen der Demokratie, die möglichste Transparenz, Überschaubar- keit, Unmittelbarkeit und Nähe der gewählten Repräsen- tanten verlangt. In den Vertragswerken bis zur heutigen EU (Maastricht, Amsterdam, Nizza, Lissabon) sind die Kompetenzen des seit 1979 direkt gewählten Europäischen Parlaments Zug um Zug ausgeweitet worden. Indem aber gleichzeitig die Gesetzgebungs- und Verordnungskompetenzen der EU- Organe ebenfalls Zug um Zug erweitert worden sind, steht dem Gewinn an repräsentativer Demokratie auf die- ser Ebene ein Verlust an demokratischer Entscheidungs- kompetenz auf einzelstaatlicher, regionaler und kommu- naler Ebene gegenüber. Dies hat mit dazu beigetragen, dass es eine zunehmende Entfremdung zwischen Reprä- sentanten und Repräsentierten in den Demokratien der EU gibt, die auch im Verhältnis zu den EU-Organen fest- zustellen ist. Volksabstimmungen gegen EU-Verträge – Dänemark, Frankreich, Niederlande, Irland – doku- mentieren das ebenso wie die durchgehend geringer wer- denden Wahlbeteiligungen an den Europawahlen trotz er- heblichen Kompetenzzuwachses der EU-Organe. Es ist eine weit verbreitete Fehlinterpretation dieser Entwick- lungen, diese als „anti-europäisch“ zu bewerten, weil sie eine Inflationierung der Kompetenzverlagerung auf die E p l t m p W d s d d t d z a d e d s s r g f g d t e s g n t b n S d H t c s i d w s g F B h D s A (C (D U-Ebene zulasten der demokratischen Gestaltungskom- etenzen auf einzelstaatlicher, regionaler oder kommuna- er Ebene befürchten. Dass sich die Europaskepsis nicht rotz, sondern offensichtlich wegen der mangelnden de- okratischen Sensibilität des europäischen Integrations- rozesses entwickelt, hat vor allem hier seinen Grund. as die EU-Integration vorantreiben soll, gefährdet sie amit. Um dem unvermeidlichen Spannungsverhältnis zwi- chen Dezentralität und Zentralität politischer Entschei- ungsprozesse besser als bisher gerecht zu werden und en offenkundigen Entfremdungen zwischen Repräsen- ierten und Repräsentanten entgegenzuwirken, und um en vom Bundesverfassungsgericht gestellten diesbe- üglichen Anforderungen gerecht zu werden, ist eine usführliche Beratung des gesamten Bundestages über ie Begleitgesetze zum Lissabon-Vertrag geboten. Bei iner derart grundlegenden, das eigene Selbstverständnis es Bundestages unmittelbar betreffenden Entscheidung ollte dies Vorrang vor der Geschwindigkeit eines Ge- etzgebungsverfahrens haben. Eine gründliche Erörte- ung war jedoch nicht möglich: Das Bundesverfassungs- ericht entschied am 30. Juni 2009. Die Gesetzesvorlage ür die Begleitgesetze wurde dem Bundestag am 21. Au- ust 2009 zugeleitet, zu einem Zeitpunkt, in dem sich ie Mitglieder des Bundestages großenteils im Bundes- agswahlkampf befanden. Am 26. August erfolgte die rste Lesung im Parlament. Die Protokolle der zwi- chenzeitlich erfolgten staatsrechtlichen Sachverständi- enanhörungen vom 26./27. August liegen den Abgeord- eten nicht vor. An dieser Anhörung konnte ich nicht eilnehmen, weil zum Zeitpunkt der Einladung hierzu ereits angekündigte Wahlkampftermine anstanden, die icht mehr storniert werden konnten. Selbst eingeladene achverständige erklärten sich außerstande, innerhalb ieses kurzen Zeitraums die Wirkung dieser Gesetze im inblick auf die vom Bundesverfassungsgericht gestell- en Anforderungen ausreichend zu erfassen. Auch ich sehe mich dazu außerstande, eine ausrei- hende verantwortliche Bewertung nach bestem Ermes- en vorzunehmen. Die Erörterung der Gesetzesentwürfe m Europa-Ausschuss ist dafür kein Substitut. Obwohl er vorliegende Entwurf dem Bundestag und Bundesrat esentlich mehr Rechte in Form parlamentarischer Zu- timmungsgesetze bei den Gesetzgebungsakten der EU ibt, was positiv hervorgehoben werden muss, bleibt die rage offen, ob den materiell-rechtlichen Postulaten des undesverfassungsgerichts mit den im Entwurf vorgese- enen Regelungen tatsächlich entsprochen werden kann. eshalb werde ich mich bei der Abstimmung über die- en Entwurf enthalten. nlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Volker Kauder, Dr. Peter Ramsauer, Ilse Aigner, Dorothee Bär, Norbert Barthle, Günter Baumann, Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen), Otto Bernhardt, Renate Blank, Peter Bleser, Antje Blumenthal, Dr. Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 26373 (A) ) (B) ) Maria Böhmer, Jochen Borchert, Klaus Brähmig, Michael Brand, Helmut Brandt, Dr. Ralf Brauksiepe, Monika Brüning, Cajus Caesar, Leo Dautzenberg, Hubert Deittert, Alexander Dobrindt, Thomas Dörflinger, Marie-Luise Dött, Maria Eichhorn, Dr. Hans Georg Faust, Erich G. Fritz, Enak Ferlemann, Hartwig Fischer (Göttingen), Dr. Maria Flachsbarth, Klaus-Peter Flosbach, Herbert Frankenhauser, Dr. Hans-Peter Friedrich (Hof), Erich G. Fritz, Jochen-Konrad Fromme, Dr. Michael Fuchs, Hans-Joachim Fuchtel, Dr. Peter Gauweiler, Dr. Jürgen Gehb, Norbert Geis, Peter Götz, Dr. Wolfgang Götzer, Ute Granold, Michael Grosse- Brömer, Markus Grübel, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Gerda Hasselfeldt, Holger Haibach, Uda Carmen Freia Heller, Jürgen Herrmann, Bernd Heynemann, Ernst Hinsken, Robert Hochbaum, Klaus Hofbauer, Franz-Josef Holzenkamp, Anette Hübinger, Dr. Hans-Heinrich Jordan, Bartholomäus Kalb, Alois Karl, Bernhard Kaster, Jürgen Klimke, Jens Koeppen, Norbert Königshofen, Manfred Kolbe, Dr. Rolf Koschorrek, Hartmut Koschyk, Dr. Hermann Kues, Andreas G. Lämmel, Katharina Landgraf, Dr. Max Lehmer, Paul Lehrieder, Ingbert Liebing, Eduard Lintner, Dr. h. c. Hans Michelbach, Stephan Mayer (Altöt- ting), Wolfgang Meckelburg, Dr. Angela Merkel, Dr. Eva Möllring, Marlene Mortler, Dr. Gerd Müller, Stefan Müller (Erlangen), Dr. Georg Nüßlein, Franz Obermeier, Eduard Oswald, Henning Otte, Rita Pawelski, Ulrich Petzold, Daniela Raab, Eckhardt Rehberg, Katherina Reiche (Potsdam), Dr. Heinz Riesenhuber, Johannes Röring, Dr. Norbert Röttgen, Franz Romer, Kurt J. Rossmanith, Peter Rzepka, Hermann-Josef Scharf, Dr. Andreas Scheuer, Karl Schiewerling, Bernd Schmidbauer, Christian Schmidt (Fürth), Dr. Andreas Schockenhoff, Dr. Ole Schröder, Wilhelm Josef Sebastian, Kurt Segner, Marion Seib, Thomas Silberhorn, Johannes Singhammer, Jens Spahn, Andreas Storm, Christian Freiherr von Stetten, Max Straubinger, Matthäus Strebl, Gero Storjohann, Lena Strothmann, Michael Stübgen, Hans Peter Thul, Dr. Hans-Peter Uhl, Arnold Vaatz, Volkmar Uwe Vogel, Andrea Astrid Voßhoff, Marco Wanderwitz, Marcus Weinberg, Gerald Weiß (Groß-Gerau), Karl- Georg Wellmann, Klaus-Peter Willsch, Willy Wimmer (Neuss), Elisabeth Winkelmeier-Becker, Werner Wittlich, Dagmar Wöhrl, Wolfgang Zöller (alle CDU/CSU) zu den Abstimmungen: – Entwurf eines Gesetzes über die Ausweitung und Stärkung der Rechte des Bundestages und des Bundesrates in Angelegenheiten der Europäischen Union – Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Grundgesetzänderungen für die Ratifizie- rung des Vertrags von Lissabon g n M d d D d u c b g l ß D L B g s p F d a d t V d z A i t d h B s d r d D r f t L b G d R (C (D – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bundesregierung und Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der Europäischen Union – Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäischen Union (Tagesordnungspunkt 2 a bis c) Erstens. Wir begrüßen mit Nachdruck die Ankündi- ung von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, auf der ächsten Tagung des Europäischen Rats den anderen itgliedern des Europäischen Rates sowie dem Präsi- enten der Europäischen Kommission mitzuteilen, dass er Vertrag von Lissabon vom 13. Dezember 2007 für eutschland nur nach Maßgabe der im Urteil des Bun- esverfassungsgerichts vom 30. Juni 2009 (2 BvE 2/08 nd anderen) dargelegten Gründe gültig ist. Damit ist si- hergestellt, dass elementare Interessen Deutschlands ei seiner weiteren Beteiligung an der europäischen Inte- ration gewahrt bleiben. Wir sprechen der Bundeskanz- erin für diese für die Rolle Deutschlands in Europa au- erordentlich wichtige Initiative unseren ausdrücklichen ank aus. Zweitens. Das deutsche Grundgesetz hat sich mit dem eitbild eines vereinten Europas für die Mitwirkung der undesrepublik Deutschland an der europäischen Inte- ration entschieden. Gemäß diesem Auftrag beteiligt ich Deutschland aktiv an der Fortentwicklung der Euro- äischen Union als Staatenverbund in einer europäischen riedensordnung. Hierfür ermächtigt das Grundgesetz en Gesetzgeber zur Übertragung von Hoheitsrechten uf die Europäische Union. Diese vollzieht sich nach em Prinzip der begrenzten Einzelermächtigung und un- er der Bedingung, dass der unantastbare Kerngehalt der erfassungsidentität der Mitgliedstaaten – für die Bun- esrepublik Deutschland also derjenige des Grundgeset- es, insbesondere seiner Art. 23 Abs. 1 Satz 3 und 79 bs. 3 GG – gewahrt bleibt. Den Mitgliedstaaten müssen m Zuge der europäischen Vereinigung politische Gestal- ungsrechte von substanziellem Gewicht im Hinblick auf ie wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Lebensver- ältnisse verbleiben. Es wird weder ein europäischer undesstaat geschaffen, der mit dem geltenden Grundge- etz nicht vereinbar wäre, noch erfolgt die Übertragung er Kompetenz-Kompetenz auf die Europäische Union. Drittens. Die Bundesrepublik Deutschland kommt ih- er Verantwortung für die europäische Integration auch urch die Zustimmung zum Vertrag von Lissabon nach. iese kann gemäß dem Urteil des Bundesverfassungsge- ichts „nur nach Maßgabe der Gründe“ dieses Urteils er- olgen. Die deutschen Staatsorgane sind in der Interpre- ation und dem künftigen Vollzug des Vertrags von issabon an die Anforderungen des Grundgesetzes ge- unden, wie sie vom Bundesverfassungsgericht in den ründen seines Urteils dargelegt wurden. Viertens. Das Bundesverfassungsgericht prüft nach em Grundsatz der Europarechtsfreundlichkeit, ob sich echtsakte der Europäischen Union unter Wahrung des 26374 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 (A) ) (B) ) gemeinschafts- und unionsrechtlichen Subsidiaritätsprin- zips in den Grenzen der im Wege der begrenzten Einzel- ermächtigung übertragenen Hoheitsrechte halten und der unantastbare Kerngehalt der Verfassungsidentität des Grundgesetzes gewahrt bleibt. Die Schaffung eines eige- nen Verfahrens hierfür erachtet das Bundesverfassungs- gericht ausdrücklich für „denkbar“. Wir bringen unseren erklärten Willen zum Ausdruck, zu Beginn der nächsten Legislaturperiode im Deutschen Bundestag zu prüfen, ob dieses Anliegen aufgegriffen und ein verfassungsgericht- liches Verfahren zur Kompetenzklage gesetzlich veran- kert wird. Fünftens. Neben der Bundesregierung kommt den ge- setzgebenden Körperschaften Bundestag und Bundesrat in Deutschland eine besondere Verantwortung bei der Mitwirkung an der europäischen Integration zu, da deren demokratische Legitimation nach wie vor in erster Linie über die nationalen Parlamente gewährleistet wird. Wir begrüßen es sehr, dass dieser Tatsache mit den heute be- ratenen Gesetzentwürfen und den darin enthaltenen in- nerstaatlichen Beteiligungsrechten von Bundestag und Bundesrat Rechnung getragen wird. Durch diese erlan- gen die parlamentarischen Mitwirkungsrechte in EU- Angelegenheiten eine neue Qualität. Wir sind der festen Überzeugung, dass der Deutsche Bundestag der damit verbundenen Verantwortung für die europäische Integra- tion in vollem Umfang gerecht werden wird. Anlage 4 Amtliche Mitteilungen Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses hat mitge- teilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: – Unterrichtung durch die Bundesregierung Haushaltsführung 2009 Mitteilung gemäß § 37 Absatz 4 der Bundeshaushalts- ordnung über die Einwilligung in eine überplanmäßige Ausgabe bei Kapitel 11 02 Titel 632 01 – Beteiligung des Bundes an der Grundsicherung im Al- ter und bei Erwerbsminderung – bis zur Höhe von 31,408 Mio. Euro – Drucksachen 16/13508, 16/13712 Nr. 4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mitgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden Uni- onsdokumente zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung abgesehen hat. Petitionsausschuss Drucksache 16/11721 Nr. A.1 EuB-EP 1824; P6_TA-PROV(2008)0555 Drucksache 16/11819 Nr. A.1 EuB-EP 1817; P6_TA-PROV(2008)0524 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 16/12954 Nr. A.1 EuB-EP 1890; P6_TA-PROV(2009)0076 (C (D Drucksache 16/13264 Nr. A.1 Ratsdokument 9029/09 Drucksache 16/13264 Nr. A.2 Ratsdokument 9213/09 Drucksache 16/13264 Nr. A.3 Ratsdokument 9268/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.1 Ratsdokument EuB-BReg 31/2009 Drucksache 16/13524 Nr. A.2 Ratsdokument EuB-BReg 33/2009 Innenausschuss Drucksache 16/12954 Nr. A.6 Ratsdokument 8375/09 Rechtsausschuss Drucksache 16/150 Nr. 2.91 Ratsdokument 11341/05 Drucksache 16/4819 Nr. 1.17 Ratsdokument 6783/07 Drucksache 15/5636 Nr. 1.36 Ratsdokument 7388/1/05 REV 1 Drucksache 16/9394 Nr. A.1 Ratsdokument 5296/08 Drucksache 16/12778 Nr. A.14 Ratsdokument 7229/1/09 REV 1 Drucksache 16/12954 Nr. A.8 Ratsdokument 7927/09 Haushaltsausschuss Drucksache 16/13068 Nr. A.3 Ratsdokument 9005/09 Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 16/6865 Nr. 1.14 Ratsdokument 13049/07 Drucksache 16/7070 Nr. A.2 Ratsdokument 13417/07 Drucksache 16/8135 Nr. A.21 Ratsdokument 5120/08 Drucksache 16/10286 Nr. A.30 Ratsdokument 12041/1/08 REV 1 Drucksache 16/10286 Nr. A.34 Ratsdokument 12119/08 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 16/11517 Nr. A.19 Ratsdokument 15416/08 Drucksache 16/11819 Nr. A.8 Ratsdokument 17480/08 Drucksache 16/11965 Nr. A.9 Ratsdokument 5382/09 Drucksache 16/13068 Nr. A.5 Ratsdokument 8858/09 Drucksache 16/13264 Nr. A.14 Ratsdokument 9003/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.8 Ratsdokument 10260/1/09 REV 1 Drucksache 16/13524 Nr. A.9 Ratsdokument 9838/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.10 Ratsdokument 10255/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.11 Ratsdokument 10261/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.12 Ratsdokument 10263/09 Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 233. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 26375 (A) (C) (B) ) Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Drucksache 16/13068 Nr. A.7 EuB-EP 1923; P6_TA-PROV(2009)0161 Drucksache 16/13264 Nr. A.15 Ratsdokument 9008/09 Drucksache 16/13264 Nr. A.16 Ratsdokument 9200/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.15 EuB-EP 1953; P6_TA-PROV(2009)0202 Ausschuss für Gesundheit Drucksache 16/13524 Nr. A.16 EuB-EP 1958; P6_TA-PROV(2009)0216 Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Drucksache 16/12954 Nr. A.18 Ratsdokument 6257/09 Drucksache 16/13068 Nr. A.8 EuB-EP 1925; P6_TA-PROV(2009)0164 Drucksache 16/13068 Nr. A.9 EuB-EP 1926; P6_TA-PROV(2009)0165 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 16/11819 Nr. A.23 Ratsdokument 17333/08 Drucksache 16/11819 Nr. A.24 Ratsdokument 17367/08 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 16/13264 Nr. A.18 Ratsdokument 9069/09 Drucksache 16/13264 Nr. A.19 Ratsdokument 9372/09 Drucksache 16/13264 Nr. A.20 Ratsdokument 9374/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.21 EuB-EP 1959; P6_TA-PROV(2009)0217 Drucksache 16/13524 Nr. A.22 Ratsdokument 10285/09 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 16/12954 Nr. A.21 EuB-EP 1913; P6_TA-PROV(2009)0138 Drucksache 16/12954 Nr. A.22 EuB-EP 1919; P6_TA-PROV(2009)0151 Drucksache 16/12954 Nr. A.23 EuB-EP 1920; P6_TA-PROV(2009)0152 Drucksache 16/13524 Nr. A.23 EuB-EP 1943; P6_TA-PROV(2009)0252 Drucksache 16/13524 Nr. A.24 EuB-EP 1944; P6_TA-PROV(2009)0253 Drucksache 16/13524 Nr. A.25 Ratsdokument 9682/09 Drucksache 16/13524 Nr. A.26 Ratsdokument 9790/09 Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union Drucksache 16/11721 Nr. A.33 Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe Drucksache 16/13524 Nr. A.20 EuB-EP 1957; P6_TA-PROV(2009)0213 (D Ratsdokument 16311/08 Drucksache 16/12954 Nr. A.24 EuB-EP 1902; P6_TA-PROV(2009)0120 Drucksache 16/13068 Nr. A.10 EuB-EP 1922; P6_TA-PROV(2009)0154 233. Sitzung Berlin, Dienstag, den 8. September 2009 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623300000

Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie herzlich. Bevor wir in unsere Tagesordnung
eintreten, die nach Vereinbarung zwischen den Fraktio-
nen erweitert werden soll, möchte ich zunächst dem Kol-
legen Kauder zu seinem 60. Geburtstag gratulieren, den
er vor wenigen Tagen gefeiert hat, und im Namen des
Hauses dazu meine und unser aller herzlichen Glück-
wünsche übermitteln.


(Beifall)


Heute auf den Tag genau hat der Kollege Detlef Parr
seinen 67. Geburtstag. Das alleine wäre kein Grund für
eine Sondersitzung des Bundestages, aber ich weiß, dass
es ihm gut gefällt, dass seine voraussichtlich letzte Teil-
nahme an einer Sitzung des Deutschen Bundestages just
an seinem Geburtstag stattfindet. Deswegen nutze ich
die Gelegenheit gerne, meine guten Wünsche mit dem
herzlichen Dank für die gute Arbeit hier im Hause zu
verbinden.


(Beifall)


Wir müssen zwei Wahlen zu Gremien vornehmen, be-

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Redet
vor wir in unsere Tagesordnung eintreten. Für den
Beirat der Schlichtungsstelle für den öffentlichen
Personenverkehr schlägt die Fraktion der CDU/CSU
die Kollegin Julia Klöckner und die Fraktion der SPD
die Kollegin Elvira Drobinski-Weiß vor. Sind Sie mit
diesen Vorschlägen einverstanden? – Das ist der Fall.
Dann sind die beiden Kolleginnen in den Beirat der
Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr
gewählt.

Die Fraktion der SPD hat außerdem mitgeteilt, dass
der Kollege Dr. Dieter Wiefelspütz als stellvertretendes
Mitglied aus dem Vermittlungsausschuss ausscheidet.
Als Nachfolger wird der Kollege Klaus Uwe Benneter
vorgeschlagen. Sind Sie auch mit diesem Vor
verstanden? – Das ist offenkundig der Fall. D
Kollege Benneter zum stellvertretenden M
Vermittlungsausschusses gewählt.

(C (D ung . September 2009 0 Uhr Interfraktionell ist vereinbart worden, dass die heutige agesordnung ergänzt werden soll. Bevor ich darüber siherlich Einvernehmen herstelle, darf ich Ihnen miteilen, dass auch der Kollege Gehrcke heute seinen eburtstag feiert, der natürlich genauso herzlich belückwünscht sei. Es gibt eine Vereinbarung zwischen den Fraktionen, ie heutige Tagesordnung um die Regierungserklärung er Bundeskanzlerin zu den aktuellen Ereignissen in fghanistan zu erweitern. Als weiterer Zusatzpunkt soll arüber hinaus über eine Reihe von Beschlussempfehungen des Petitionsausschusses ohne Debatte abgetimmt werden. Sind Sie mit diesen Vereinbarungen einerstanden? – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das o beschlossen. Ich rufe nun den Zusatzpunkt 1 auf: Abgabe einer Erklärung durch die Bundeskanzlerin zu den aktuellen Ereignissen in Afghanistan Das Wort hat die Frau Bundeskanzlerin. ext Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Letzte Woche Freitag hat eine der schwersten militärischen Auseinandersetzungen der Bundeswehr mit den Taliban im Rahmen des ISAF-Einsatzes in Afghanistan stattgefunden. Zahlreiche Menschen haben ihr Leben verloren. Über die Folgen, insbesondere über zivile Opfer, gibt es widersprüchliche Meldungen. Das genau zu klären, wird uns heute Morgen nicht möglich sein. Umso mehr sage ich eines vorweg – und zwar ohne jede Umschweife –: Jeder in Afghanistan unschuldig zu Tode gekommene Mensch ist einer zu viel. i der CDU/CSU, der SPD und der e bei Abgeordneten der LINKEN NDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1623300100
schlag ein-
ann ist der
itglied des


(Beifall be FDP sowi und des BÜ Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Wir trauern um jeden Einzelnen. Jeder unschuldig Verletzte ist einer zu viel. Wir fühlen mit ihnen und ihren Angehörigen. Unschuldig verletzte und zu Tode gekommene Menschen, auch und gerade infolge deutschen Handelns, bedauere ich zutiefst. Es ist mir wichtig, dies heute als deutsche Bundeskanzlerin vor diesem Hohen Haus und genauso dem afghanischen Volk gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Ich denke, ich sage das in Ihrer aller Namen. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Afghanistan, dieses leidgeprüfte Land, hat eine bes-
sere, eine friedlichere Zukunft verdient. Das ist unser al-
ler Hoffnung. Wie in einem Brennglas werden in dem
Vorfall vom Freitag alle grundsätzlichen Fragen sicht-
bar, die wir uns seit Beginn des Einsatzes der Bundes-
wehr in Afghanistan immer wieder stellen müssen. Des-
halb ist es richtig, und ich sage, es ist notwendig, dass
wir darüber heute im Bundestag debattieren. Als deut-
sche Bundeskanzlerin möchte ich in diesem Hause fest-
halten:

Erstens. Die lückenlose Aufklärung des Vorfalls
vom letzten Freitag und seiner Folgen ist für mich und
die ganze Bundesregierung ein Gebot der Selbstver-
ständlichkeit. Die Bundeswehr wird mit allen zur Verfü-
gung stehenden Kräften genau dazu beitragen. Den Er-
gebnissen kann und will ich heute nicht vorgreifen. Ich
stehe dafür ein, dass wir nichts beschönigen werden,
aber ich stehe genauso dafür ein, dass wir Vorverurtei-
lungen nicht akzeptieren werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage nach dem, was ich in den letzten Tagen erlebt
habe, ganz deutlich: Ich verbitte mir das, und zwar von
wem auch immer, im Inland genauso wie im Ausland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Genau darüber habe ich auch mit dem NATO-Generalse-
kretär Rasmussen gesprochen, und zwar sehr unmissver-
ständlich. Eine umfassende Bewertung des Angriffs und
seiner Folgen ist mir, ist dem Bundesminister der Vertei-
digung, ist der Bundesregierung insgesamt absolut wich-
tig. Auf der Grundlage aller Fakten wird sie erfolgen: of-
fen und nachvollziehbar.

Zweitens. Der Kampfeinsatz der Bundeswehr zu-
sammen mit unseren Partnern im Nordatlantischen
Bündnis in Afghanistan ist notwendig. Er trägt dazu bei,
die internationale Sicherheit, den weltweiten Frieden
und Leib und Leben der Menschen hier in Deutschland
vor dem Übel des internationalen Terrorismus zu schüt-
zen. Das stand am Anfang dieses Einsatzes, und das gilt
bis heute. Das ist unsere Überzeugung. Das fand und fin-
det die Zustimmung der afghanischen Regierung, und
wir wissen, wie viele einfache Afghanen uns immer wie-
der bitten, sie im Kampf gegen die Taliban nicht allein
zu lassen.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Drittens. Die zweite Präsidentschaftswahl in
fghanistan markiert den Beginn einer neuen Qualitäts-

tufe in den Beziehungen zwischen der internationalen
taatengemeinschaft und dem Staat Afghanistan. Es ste-
en Entscheidungen über neue Schritte an, Entscheidun-
en, die getroffen werden müssen, und zwar auch, wenn
s den Vorfall vom Freitag nicht gegeben hätte. Mit der
weiten Präsidentschaftswahl muss für die Autoritäten in
fghanistan der Beginn der Übernahme eigener Verant-
ortung in einer neuen Qualität verbunden sein.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Ich bin mit Staatspräsident Sarkozy und Premiermi-
ister Brown der Auffassung, dass jetzt, nach der zwei-
en Präsidentschaftswahl, der richtige Moment ist, um
emeinsam mit der neuen afghanischen Führung am
nde dieses Jahres festzulegen, wie diese Verantwor-

ungsübernahme messbar geschehen kann. Wir schlagen
eshalb dem Generalsekretär der Vereinten Nationen
or, noch in diesem Jahr eine Konferenz einzuberufen,
ei der über Stand und Perspektiven der zukünftigen
fghanistan-Politik zu befinden sein wird. Ich erwarte

uf dieser Konferenz Zielvorgaben zum politischen und
irtschaftlichen Aufbau des Landes. Dabei wird die
onferenz klarzustellen haben, dass und wie die afgha-
ischen Verantwortlichen alles in ihrer Macht Stehende
un müssen, um Kriminalität, Korruption und Drogen-
andel zu unterbinden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Zuruf von der LINKEN)


Die Konferenz wird außerdem weitere klar umrissene
ielgrößen festzulegen haben, die die nächste afghani-

che Regierung auf gute Regierungsführung, auf Rechts-
taatlichkeit und auf die Einhaltung der Menschenrechte
erpflichten. Vor allem aber muss die Konferenz Ziel-
orgaben zur Zahl und Qualität der auszubildenden
fghanischen Sicherheitskräfte machen einschließlich
larer Zeitvorgaben, in denen dies zu geschehen hat. Die
onferenz wird festzuhalten haben, welches der beste
eg ist, um unser Engagement gerade auch den lokalen

nd regionalen Gegebenheiten des Landes anzupassen
nd die jeweiligen Machthaber vor Ort auf die gemein-
amen Ziele verlässlich zu verpflichten.

Mit anderen Worten: Mit dieser Konferenz geht es
rankreich, Großbritannien und Deutschland darum, die
oraussetzungen dafür zu schaffen, dass wir entschlos-
en eine international abgestimmte Übergabestrategie in
erantwortung entwickeln können. Denn unser überge-
rdnetes politisches Ziel ist und bleibt ein Afghanistan,
as selbst für seine Sicherheit sorgen kann, ein Afgha-
istan, das wirksam verhindert, dass seine Regionen er-
eut Heimstatt des internationalen Terrorismus werden
önnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Innerhalb der nächsten fünf Jahre – das ist die Lauf-
zeit des nächsten Afghan Compact – müssen hier sub-
stanzielle, qualitative Fortschritte erzielt werden, die es
den internationalen Truppen Schritt für Schritt ermögli-
chen, sich mehr und mehr zurückzuziehen. Das meine
ich, wenn ich von einer „Übergabestrategie in Verant-
wortung“ spreche. Diese Worte sind miteinander ver-
bunden: Übergabestrategie in Verantwortung. Damit er-
reichen wir unser Ziel.

Viertens. Unser Engagement in Afghanistan war von
Anfang an auf das Miteinander von wirtschaftlicher
Entwicklung und Sicherheit ausgerichtet. Das eine
– so unsere Überzeugung – funktioniert ohne das andere
nicht. Beides muss ineinandergreifen. Deshalb beteiligt
sich die Bundesregierung mit erheblichen Mitteln an
Aufbau- und Entwicklungsprojekten: von der Infrastruk-
tur über Bildungsprogramme bis hin zu Ausbildungs-
maßnahmen für die Polizei. Es ist weitgehend auf das
beharrliche Engagement der Bundesregierung und auch
des Deutschen Bundestages zurückzuführen, dass nun-
mehr alle unsere Partner, auch alle in der NATO, von
diesem Ansatz überzeugt sind. Wurde die Bundeswehr
in der Vergangenheit oft als Brunnenbauer verspottet, so
ist die Politik der vernetzten Sicherheit heute Konsens
unter den Verbündeten. Das ist ein nachhaltiger Erfolg
deutscher Afghanistan-Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Dafür danke ich allen, die daran mitgewirkt haben.
Ich danke allen in der Bundesregierung: dem Außen-
minister, der Entwicklungsministerin, natürlich dem
Verteidigungsminister und dem Innenminister. Nur auf
dieser Basis konnte die internationale Gemeinschaft in
diesem Sommer wirksam Unterstützung leisten, damit
die zweiten Präsidentschaftswahlen abgehalten werden
konnten. Die Menschen in Afghanistan haben unter teils
schwierigen Bedingungen ihre Stimme abgegeben. Sie
haben damit großen Mut bewiesen, und sie haben ein
Bekenntnis für Frieden, Einheit und Demokratie abge-
legt. Ihnen gehört unser Respekt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir verschließen dabei vor den Unzulänglichkeiten im
Umfeld der Wahlen nicht die Augen. Die Überprüfung
durch die Wahlbeschwerdekommission ist außerordent-
lich wichtig. Aber dass es – im Unterschied zu vielen an-
deren Staaten – eine solche Instanz gibt, zeigt den demo-
kratischen Fortschritt, den wir in Afghanistan schon
sehen können.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP – Zuruf von der LINKEN)


Fünftens. Von Beginn an haben wir uns mit unseren
Partnern dafür eingesetzt, dass die Region über Afgha-
nistan hinaus in Lösungsansätze einbezogen wird. So
hat der Bundesaußenminister einen solchen Prozess mit
Begegnungen der afghanischen und der pakistanischen
Regierung bereits frühzeitig eingeleitet. Er ist nunmehr
auch Teil der internationalen Strategie geworden.

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(C (D Sechstens. Unser Weg zur Erreichung unserer Ziele st und bleibt vor allem anderen der Weg des gegenseitien Vertrauens: des Vertrauens zwischen den Afghanen nd den Bündnistruppen, des Vertrauens zwischen der fghanischen Regierung und den befreundeten Ländern er internationalen Staatengemeinschaft und eines imer stärker werdenden Vertrauens der Afghanen in ihre igene Fähigkeit, ihre Zukunft wieder vollständig in die igene Hand zu nehmen. Ebenso zentral gehört dazu für ich das Vertrauen der Menschen hier in Deutschland arin, dass die Regierung und das Parlament alles unterehmen, was für die Sicherheit des Landes notwendig st, und zwar mit größtmöglicher Sorgfalt, unter strikter ahrung der Verhältnismäßigkeit und beständiger Überrüfung, ob der gewählte Weg der richtige ist. Herr Präsident, meine Damen und Herren, ich sagte s zu Beginn: Wie in einem Brennglas werden in den olgen des Luftangriffs vom letzten Freitag alle grundätzlichen Fragen sichtbar, die wir im Zusammenhang it unserem Einsatz in Afghanistan zu beantworten ha en. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Wie in einem rennglas werden uns die drei Grundprinzipien vor ugen geführt, die die deutsche Außenpolitik seit der ründung der Bundesrepublik Deutschland leiten: Deutschland ist dem Dienst für den Frieden in der elt verpflichtet; so steht es in der Präambel unseres rundgesetzes. (Frank Spieth [DIE LINKE]: Ja, im Grundgesetz steht das!)


Deutschland ist eine wehrhafte Demokratie; wir
chützen unsere Bürger, ihr Leben und ihre Unversehrt-
eit mit den zu Gebote stehenden rechtsstaatlichen Mit-
eln.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deutschland steht in dieser Welt in festen Bündnissen
nd Partnerschaften; deutsche Sonderwege sind grund-
ätzlich keine Alternative deutscher Außenpolitik.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Es ist Aufgabe jeder politischen Führung, diese drei
rinzipien in der konkreten geschichtlichen Wirklichkeit

mmer wieder neu zur Geltung zu bringen. Das gehört
it zu den schwersten Aufgaben. Denn letztlich geht es

m den Schutz von Leben


(Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE]: Gerade Sie sprechen vom „Schutz von Leben“? Interessant!)


nd bei den Aufträgen der Bundeswehr auch um den
insatz von Leben. Niemand täusche sich: Die Folgen
on Nichthandeln werden uns genauso zugerechnet wie
ie Folgen von Handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)







(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Das sollte jeder bedenken, der ein Zurseitetreten
Deutschlands bei der Bekämpfung des internationalen
Terrorismus auch und gerade in Afghanistan fordert.

Wir dürfen nie die Umstände vergessen, die die Bun-
desregierung unter der Führung meines Amtsvorgängers
und unter meiner Führung bis heute zum Afghanistan-
Einsatz bewogen haben: das von den Taliban und al-
Qaida beherrschte Afghanistan,


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Die sind doch immer noch da!)


das die Brutstätte des Terrors vom 11. September 2001
war. Am Freitag jähren sich die Anschläge zum achten
Mal. Dem 11. September 2001 folgten weitere verhee-
rende Anschläge auch in Europa, in Madrid und London.

Auch Deutschland – das wissen wir – ist im Visier.
Die Vorhaben der Sauerland-Gruppe wurden glückli-
cherweise vereitelt; sie hätten verheerende Folgen haben
können. Die Ausbildung dieser Attentäter erfolgte in
Afganistan. Deshalb sollte niemand die Ursachen ver-
wechseln: Der Afghanistan-Einsatz ist unsere Reaktion
auf den Terror – er ist von dort gekommen – und nicht
umgekehrt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Einsatz der Bundeswehr war und ist im dringen-
den Interesse der Sicherheit unseres Landes. Er beruht
auf Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen. Die Entsendung unserer Soldaten ist seit
Anfang 2002 von jeder Bundesregierung verantwortet
worden. Die jährlichen Anpassungen und Verlängerun-
gen haben jeweils eine breite Unterstützung im Parla-
ment erhalten. Das ist nicht zuletzt im Interesse unserer
Soldatinnen und Soldaten ausgesprochen wichtig. Ich
danke ausdrücklich allen, die – auch aus der Opposition
heraus – bei diesen Entscheidungen Verantwortung über-
nommen haben. Unsere Soldatinnen und Soldaten
riskieren bei diesem Einsatz ihr Leben. Dafür haben wir
ihnen zu danken, genauso wie wir unseren Polizisten
und zivilen Aufbauhelfern für ihren Einsatz zu großem
Dank verpflichtet sind.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident, meine Damen und Herren, das Han-
deln Deutschlands auf der Basis der drei Grundprinzi-
pien deutscher Außenpolitik eröffnet die Möglichkeit,
dass Afghanistan ein stabiler, selbstständiger Partner im
Kampf gegen den internationalen Terrorismus wird und
keine Verbündeten mehr im eigenen Land braucht. Das
ist eine der schwierigsten internationalen Herausforde-
rungen unserer Zeit. Sie zu meistern, ist mein Ziel und
das Ziel der Bundesregierung. Dafür arbeitet die Bun-
desregierung, und dafür bitte ich Sie um Ihre Unterstüt-
zung, auch in der Zukunft.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der SPD und der FDP)


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(C (D Die nachfolgende Aussprache soll nach einer Verein arung unter den Fraktionen eine Stunde dauern. Ich will er guten Ordnung halber auch hierzu förmlich Einverehmen feststellen. – Das ist offenkundig der Fall. Erster Redner in der Aussprache ist der Kollege r. Guido Westerwelle für die FDP-Fraktion. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Frau Bundeskanzlerin, die Tatsache, dass Sie eine egierungserklärung angesetzt haben, aber auch der berzeugende Inhalt dieser Regierungserklärung wird on den Freien Demokraten nachdrücklich unterstützt. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623300200

(Beifall bei der FDP)

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1623300300

Wir gehen davon aus, dass diese Regierungserklärung
ine Regierungserklärung der gesamten Regierung ge-
esen ist. Wir gehen davon aus, dass sich diejenigen
80 Prozent, 90 Prozent in diesem Hohen Hause –, die

en Afghanistan-Einsatz mit der Abgabe ihrer persönli-
hen Stimme beschlossen haben, hier jetzt keinen
chlanken Fuß machen. Ich glaube, dass diejenigen, die
en Afghanistan-Einsatz überparteilich mit beschlossen
aben, sich hinter dieser Regierungserklärung versam-
eln können. Hier haben Sie für Deutschland gespro-

hen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei Abgeordneten der LINKEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, weil Sie dazwi-
chenrufen, will ich Ihnen Folgendes sagen: Ich akzep-
iere und respektiere, dass Sie eine andere Haltung ha-
en. Ich hoffe aber eines: dass die Debatte im Anschluss
n diese Regierungserklärung keine Fortsetzung des
ahlkampfes in diesem Hause wird.


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ier geht es nicht um Parteien, hier geht es um unser
and; das ist es, worüber wir in dieser Stunde debattie-

en sollten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So eine Schleimerei!)


Deswegen, Frau Bundeskanzlerin, möchte ich mit
achdruck begrüßen, dass Sie Worte des Mitgefühls
nd der Trauer gesprochen haben. Sie haben diese
orte für Deutschland gewählt. Das ist aus unserer

icht, aus Sicht der Freien Demokraten, richtig, ange-
essen, notwendig und überfällig gewesen, damit nicht

er Eindruck erweckt wird, die Fakten zu allem seien
chon bekannt und wir könnten abschließend urteilen.

Es ist richtig: Wenn Fehler gemacht worden sind,
üssen wir als ganzes Land die Verantwortung dafür






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
übernehmen. Richtig ist aber auch: Wenn man die Fak-
ten noch nicht kennt, wäre es falsch, eine Vorverurtei-
lung vorzunehmen. Deswegen – dieses kritische Wort
gehört dazu – ist es nicht in Ordnung, dass vor dieser
Debatte, vor dieser Regierungserklärung eine Informa-
tionspolitik stattgefunden hat, die mehr zur Verwirrung
als zur Aufklärung beigetragen hat. Die Regierungser-
klärung, die Sie abgegeben haben, war auch deswegen
überzeugend, weil Sie gar nicht den Versuch unternom-
men haben, zu behaupten, alles sei schon aufgeklärt. Es
wäre gut, wenn alle Kabinettsmitglieder vorher so ge-
handelt hätten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


Meine Damen und Herren, ich denke, es ist richtig
und wichtig, dass wir alle, die wir diesem Einsatz zuge-
stimmt haben, die Verantwortung nicht abgegeben
haben.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nicht alle!)


– Das ist wahr. Mit „wir“ meine ich uns, die wir diesem
Einsatz zugestimmt haben. Es ist hinreichend bekannt,
dass Sie eine andere Haltung einnehmen. Das ist ja auch
Ihr gutes Recht. – Wir alle, die wir diesem Einsatz ja
auch aus der Opposition heraus zugestimmt haben, ha-
ben von Anfang an die Überzeugung gehabt, dass dieser
Einsatz so schnell wie möglich beendet werden soll.
Niemand schickt doch leichtfertig Soldaten in ein ande-
res Land, niemand schickt leichtfertig Soldaten nach
Afghanistan. Jeder, der diesen Beschluss gefasst hat,
möchte, dass unsere Frauen und Männer so schnell wie
möglich gesund zurückkehren.

Niemand tut das leichten Herzens. Wir tun das, um
die Sicherheit unseres eigenen Landes, der Bürgerinnen
und Bürger in Deutschland, in Mitteleuropa, zu gewähr-
leisten und zu verbessern. Zuallererst deswegen sind wir
in Afghanistan. Es geht um die Freiheit und die Sicher-
heit unserer Bürgerinnen und Bürger.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Deswegen ist es auch richtig, dass wir gemeinsam
dem Ziel verpflichtet bleiben, so schnell wie möglich
aus Afghanistan rauszugehen. Das Ganze kann aber
weder kopflos noch überstürzt stattfinden; denn wenn
wir jetzt überstürzt und kopflos abziehen würden, dann
wäre Afghanistan am nächsten Tag wieder das Rück-
zugsgebiet der Terroristen in der ganzen Welt. Das kann
niemand ernsthaft verantworten.

Denjenigen, die es sich heute leicht machen, weil sie
an den Wahltag denken, möchte ich zurufen: Bedenken
Sie bitte auch, welche Diskussion es in diesem Lande
gäbe, wenn wir als Vertreter des Volkes, wissend, welche
Gefahr es für unser Volk gibt, so tun würden, als gäbe es
diese Gefahr nicht. Wenn etwas passiert, dann findet
plötzlich eine ganz andere Diskussion statt. Unsere Auf-
gabe ist es, zu verhindern, dass etwas passiert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Deswegen möchte ich auch nachdrücklich darauf auferksam machen, dass die Idee, man könne den zivilen ufbau von dem militärischen Schutz trennen, nicht umesetzt werden kann. Es würde kein einziges Krankenaus in Afghanistan gebaut, es würde kein Brunnen geohrt, es gäbe keine einzige Ärztin, die zum Beispiel inder impft, und es gäbe keine Lehrerin, die unterrich et, wenn keine Frauen und Männer der Bundeswehr dort ären, die mit ihrem Leib und Leben dafür gerade tehen, dass diese großartige zivile Aufbauleistung überaupt stattfinden kann. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Frau Bundeskanzlerin, es ist gleichwohl notwendig,
ass wir feststellen: Wenn wir das Konzept der selbst-
ragenden Sicherheit im Bündnis durchsetzen wollen,
ann müssen wir auch unseren Verpflichtungen, die wir
nternational übernommen haben, nachkommen. Wir
ritisieren seit längerer Zeit, dass der Aufbau der Poli-
eischulung nicht in dem Umfang von uns wahrgenom-
en wird, wie wir uns international dazu verpflichtet ha-

en.


(Beifall bei der FDP)


Wenn wir raus aus Afghanistan wollen, ohne dass der
errorismus dort sofort wieder die Überhand gewinnt,
ann müssen wir dafür sorgen, dass es dort eigene staat-
iche Hoheits- und Sicherheitsstrukturen gibt. Deswegen
st der Polizeiaufbau, die Schulung der Polizei, in Afgha-
istan von ganz besonderer Bedeutung. Dass derzeit le-
iglich 43 Polizeivollzugsbeamte dort wirken – das ist
eniger als die Hälfte der Anzahl, die wir im Rahmen

iner internationalen Verpflichtung bereitstellen woll-
en –, ist und bleibt ein Defizit, das wir uns hier gemein-
am ansehen müssen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das liegt an Bayern!)


ch denke, wir, die wir Verantwortung tragen, und zwar
lle, ob Regierung oder Opposition, müssen diesem
hema, dem Aufbau der eigenen Staats- und Sicher-
eitsstrukturen in Afghanistan, mehr Nachdruck verlei-
en.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das ist ein tragischer, furchtbarer Freitag gewesen,
ei dem wir alle noch nicht wissen, wie viele Opfer tat-
ächlich ums Leben gekommen sind. Wir wissen auch
och nicht, wer wirklich welche Verantwortung trägt.
ber eines möchte ich hier doch feststellen. Man kann es

ich nicht so einfach machen, zu sagen: „Das war die
undeswehr“, und das ist es dann auch gewesen. Ich
itte, zu berücksichtigen, was in Deutschland losgewe-
en wäre, wenn diese beiden Tanklaster für einen
nschlag gegen uns, unsere Verbündeten und unsere
undeswehr tatsächlich zum Einsatz gebracht worden
ären. Auch das muss, denke ich, in der Abwägung im
ahmen einer wirklich sachlichen Bewertung angespro-
hen werden, und auch darauf möchte ich nachdrücklich
ufmerksam machen.






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deswegen hoffe ich von ganzem Herzen, dass eines
nicht passiert: dass unsere politische Auseinanderset-
zung, die naturgemäß drei Wochen vor einer Bundes-
tagswahl verschärft ist, dazu führt, dass man sich mit
kleiner Münze einen Wahlkampf auf dem Rücken der
Frauen und Männer der Bundeswehr leistet. Sie leisten
einen großartigen Einsatz, und dafür möchte ich mich an
dieser Stelle bedanken.


(Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und der SPD)


Ich möchte jedenfalls für die stärkste Oppositions-
fraktion in diesem Hause nachdrücklich unterstreichen,
dass wir uns mit dieser Linie einverstanden erklären und
dass wir sie unterstützen und kritisch begleiten werden.
Aber ich bleibe dabei: Das ist eine Angelegenheit, die
nicht zwischen Parteien im Wahlkampf besprochen wer-
den sollte. Das ist kein Wahlkampfmanöver. Hier geht es
um unser Land; hier geht es darum, wie wir mit unserem
Land in der Welt dastehen. Es geht in Wahrheit um un-
sere Sicherheit, unsere Freiheit und unseren Frieden.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623300400

Das Wort hat nun der Bundesminister des Auswärti-

gen, Dr. Frank-Walter Steinmeier.


(Beifall bei der SPD)


Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
Auswärtigen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Noch wissen wir nicht genau, wie viele Men-
schen bei dem Luftangriff am vergangenen Freitag in
Afghanistan ums Leben gekommen sind. Noch wissen
wir nicht, wie viele Zivilisten unter den Opfern waren.
Aber eines wissen wir: Dieser Luftangriff war nicht ir-
gendein bedauerlicher Zwischenfall, und wir können
nach diesem Ereignis natürlich nicht ohne weiteres zur
Tagesordnung übergehen. Dieser Freitagmorgen hat – ob
wir das wollen oder nicht – ein Schlaglicht auf unseren
Afghanistan-Einsatz geworfen und ihn neu ins Rampen-
licht gerückt. Natürlich gibt es – das verstehe ich – da-
rüber eine öffentliche Diskussion. Ich verstehe auch,
dass Diskussionen nicht nur bei uns, sondern auch im
europäischen und außereuropäischen Ausland geführt
werden.

Eines allerdings verstehe ich nicht – das können wir
auch nicht so lassen –, nämlich dass, bevor die Untersu-
chungen abgeschlossen sind, Vorverurteilungen, auch im
Ausland, stattfinden. Deshalb habe ich seit dem vergan-
genen Wochenende mit vielen europäischen Außen-
ministern telefoniert und ihnen gesagt: Ihr müsst bitte
genauso abwarten wie wir, bis öffentlich beurteilt wer-
den kann, ob der Einsatz gerechtfertigt war oder nicht.

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(C (D (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich habe aber nicht nur mit den europäischen Kolle-
en telefoniert, sondern vor allen Dingen vorgestern
uch mit meinem afghanischen Kollegen, Herrn Spanta.
ch habe ihm im Namen der Bundesregierung das Mitge-
ühl für die möglicherweise unschuldigen Opfer zum
usdruck gebracht, die es gegeben hat. Vor allen Dingen
abe ich ihm versichert, dass es bei unserer Philosophie
nd unserem Verständnis des Einsatzes bleibt.

Niemand hier im Saal war so naiv, zu glauben, dass
er Kampf gegen den Terrorismus in Afghanistan nur
it militärischen Mitteln zu gewinnen sei. Weit vor an-

eren haben wir gesagt, dass wir in Afghanistan nur
ann miteinander Erfolg haben werden, wenn wir die-
em in 30 Jahren Krieg und Bürgerkrieg geschundenen
olk helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Wir ha-
en immer gesagt – dabei bleibt es –: Wenn es notwen-
ig ist, gegen terroristische Kräfte vorzugehen, dann
üssen dabei zivile Opfer vermieden werden. Das war

nsere Politik in allen Gremien der NATO. Ich freue
ich, dass wir uns damit durchgesetzt haben. Aber ich
eiß auch: Wie immer die Untersuchung ausgeht, die im
ugenblick stattfindet, einfacher wird es insgesamt na-

ürlich nicht. Ich sehe das ja im Augenblick auf den Stra-
en. Es gibt viele, die unterwegs sind und nach den ganz
infachen Antworten suchen. Es werden Schilder mit der
ufschrift „Sofort raus aus Afghanistan“ hochgehalten.
enschlich kann man das noch nachvollziehen. Das ist

nangenehm. Das ist quälend. Es geht nicht schnell ge-
ug; es ist gefährlich. Aber ich sage auch: So menschlich
erständlich es ist, dass man sich von Aufgaben, die un-
ngenehm sind, trennen möchte, möglichst nichts damit
u tun haben will, so ist das gleichzeitig unpolitisch und
nhistorisch und deshalb nicht zu verantworten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Viele, die so tun, als gäbe es eine einfache Antwort,
aben aus meiner Sicht ein paar Dinge vergessen, näm-
ich dass das Nein zum Irakkrieg und das Ja zu unserem
fghanistan-Engagement zusammengehören


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


nd dass am Anfang etwas war – das dürfen wir in einer
olchen Debatte nicht einfach zynisch übergehen –:
000 Opfer bei den Anschlägen in New York am 11. Sep-
mber. Ich habe in guter Erinnerung – weil ich damals
erantwortung getragen habe –


(Zuruf von der LINKEN)


hören Sie einen Augenblick zu, bevor Sie zynisch da-
auf antworten! –,


(Zuruf von der LINKEN: Nicht zynisch!)


n welchem Zustand dieses Land war, als sich nach den
nschlägen in New York in schneller Reihenfolge die
nschläge auf Djerba und Bali sowie in Casablanca wie-
erholten, darunter immer deutsche Opfer. Ich habe in






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
guter Erinnerung, als die Anschläge näher kamen, nach
Madrid und London. Ich weiß, dass die Angst in diesem
Land davor ehrlich war, dass die terroristische Gefahr
nicht nur besteht, sondern dass Terroristen auch hier in
Deutschland zuschlagen könnten. Deshalb haben wir uns
engagiert. Vielleicht haben wir nicht zu jeder Zeit in
Afghanistan alles richtig gemacht. Das will ich auch gar
nicht behaupten. Aber niemand war so naiv, zu glauben,
dass wir dort nur mit militärischen Mitteln agieren könn-
ten. Immer haben wir uns auf den Wiederaufbau konzen-
triert, weit vor anderen. Immer haben wir gesagt: Wir
müssen diesem geschundenen Volk auf die Beine helfen.
Und immer haben wir gesagt: Wir werden am Ende ge-
meinsam mit der afghanischen Regierung nur gewinnen,
wenn wir die Herzen der Afghanen gewinnen. Insofern
ziehe ich für mich noch immer die Zwischenbilanz: Wir
sind in unser Engagement in Afghanistan nicht kopflos
hineingestolpert. Weil das so ist, dürfen wir dort auch
nicht einfach kopflos hinaus. Das geht nicht. Das ist
nicht zu verantworten.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn ich sage: „Wir können da nicht einfach kopflos
raus“, dann heißt das natürlich nicht – Herr Westerwelle,
hier haben Sie völlig recht –, dass die Aufgabe der Bun-
deswehr in Afghanistan eine Daueraufgabe ist oder so-
gar zu einer Daueraufgabe werden soll. Die Bundeswehr
ist zusammen mit den anderen europäischen Truppen-
verbänden, die dort sind, keine Besatzungsarmee. Des-
halb sind wir nicht für die Ewigkeit da. Ich sage Ihnen
hier das, was ich schon vor diesen Ereignissen von Don-
nerstagnacht auf Freitagnacht und zur Wahl in Afghanis-
tan gesagt habe, nämlich dass die Wahl eines neuen Prä-
sidenten in Afghanistan ein Einschnitt sein muss. Ein
schlichtes „Weiter so“ kann es danach nicht geben. Was
wir dann von dem gewählten und im Amt befindlichen
afghanischen Präsidenten brauchen, ist eine klare An-
sage, wie wir in welchen Schritten und in welchen Zeit-
abständen zu mehr afghanischer Eigenverantwortung
kommen. Im Kern geht es doch immer darum, dass die
Afghanen selbst Sicherheit im Land garantieren. Dazu
gehört ganz zuvörderst aus meiner Sicht, Herr Schäuble,
die Festlegung der endgültigen Stärke der afghanischen
Polizei ebenso wie die Festlegung der endgültigen
Stärke der afghanischen Armee. Darüber haben wir noch
keine Vereinbarung mit der afghanischen Regierung.
Das muss vereinbart werden, und das steht jetzt an.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu gehören auch die Festlegung von Ausbildungs-
standards für die afghanische Armee und die afghani-
sche Polizei, die Festlegung von Ausrüstungsstandards
und natürlich auch – Herr Westerwelle, Sie haben das in
Bezug auf die Polizei angesprochen; die Polizisten, die
Sie genannt haben, sind nur die, die im europäischen
Rahmen im Einsatz sind; dazu kommen die, die wir im
bilateralen Polizeiausbildungsprojekt haben, aber im
Kern haben Sie recht – klare Verantwortlichkeiten inner-

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(C (D alb der internationalen Staatengemeinschaft, damit klar st, wer für was zuständig ist und Verantwortung trägt. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


er geeignete Ort, das alles zu verabreden und dafür
lare Vereinbarungen mit dem neuen afghanischen Prä-
identen zu machen, ist der Afghan Compact. Der steht
etzt zur Neuverhandlung an. Wir müssen in diesem
fghan Compact – das ist mein Ziel – klare Perspektiven

ür die schrittweise Übergabe unserer Aufgaben in af-
hanische Hände festlegen. Für dieses Vorgehen werbe
ch seit Wochen. Ich darf Ihnen sagen: Es gibt wach-
ende Unterstützung, jedenfalls der europäischen Kolle-
en, für dieses Vorgehen. Das ist aus meiner Sicht der
inzige, aber, wie ich finde, ehrliche und verantwortliche
eg, um eine Perspektive in Hinsicht auf Dauer und
ualität unseres Einsatzes in Afghanistan zu gewinnen
nd damit eben auch eine Perspektive für die Reduzie-
ung deutscher Truppen in Afghanistan zu gewinnen,
ine Perspektive, von der ich sage, dass sie mit klaren
eitangaben unterlegt werden muss. Meine Bitte an alle,
ußerhalb und innerhalb dieses Parlamentes, ist: Lassen
ie uns bitte der Öffentlichkeit nicht vormachen, es gäbe
inen anderen Weg.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Ich erinnere mich – damit komme ich zum Schluss –
och an meinen letzten Besuch in Afghanistan. 24 Stun-
en nach einem Angriff auf eine Patrouille, bei dem
wei seiner Kameraden ums Leben gekommen sind,
abe ich mit einem jungen Soldaten gesprochen. Ich
abe länger mit ihm gesprochen, und er hat mir am Ende
es Gesprächs gesagt: Herr Außenminister, seien Sie si-
her, wir wissen, warum wir hier sind; wir werden dieses
and nicht in der Steinzeit zurücklassen.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ir hier zu Hause, finde ich, dürfen nicht weniger ver-
ntwortlich reden als dieser deutsche Soldat in Afghanis-
an.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623300500

Nächster Redner ist der Kollege Oskar Lafontaine,

raktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623300600

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Die Bundeskanzlerin hat noch einmal den Einsatz
er Bundeswehr in Afghanistan mit dem Argument ge-
echtfertigt, dieser Einsatz diene der internationalen
icherheit, er diene dem Frieden und er diene der Be-
ämpfung des internationalen Terrorismus. Für meine
raktion möchte ich die gegenteilige Schlussfolgerung






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
ziehen: Wir fordern den Rückzug der Bundeswehr aus
Afghanistan, weil wir der festen Überzeugung sind, dass
der Einsatz der Bundeswehr nicht der internationalen Si-
cherheit dient, nicht dem Frieden und er auch nicht ge-
eignet ist, den internationalen Terrorismus zu bekämp-
fen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


In der Kürze der Zeit kann ich nur wenige Argumente
aufgreifen. Ein klassisches Argument, das immer wieder
ins Feld geführt wird, ist das Argument, ein deutscher
Sonderweg sei zu vermeiden; die Bundeskanzlerin hat es
ebenfalls wieder ins Feld geführt. Wäre dieses Argument
zutreffend, meine Damen und Herren, dann hätten wir
uns auch am Irakkrieg beteiligen müssen, dann wäre hier
der deutsche Sonderweg im Hinblick auf unsere interna-
tionalen Interessen nicht gerechtfertigt gewesen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Völlig absurd!)


Sie haben dies als CDU-Vorsitzende damals auch so ge-
sehen. Wäre das Argument des unzulässigen deutschen
Sonderweges richtig, dann hätten die Kanadier völlig
falsch entschieden, als sie jetzt schon ein Abzugsdatum
festgesetzt haben. Warum haben wir nicht zumindest den
Mut, uns so zu entscheiden wie die Kanadier?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Es ist interessant, dass Sie die zivile Komponente
heute wieder betont haben. Das ist im Moment leider
völlig unglaubwürdig; denn in den letzten Monaten ist
das krasse Gegenteil geschehen: Es ist nicht die zivile
Komponente gestärkt worden – das sollte man in einer
solch tragischen Situation nicht beschwören –, sondern
die militärische Komponente. Alles, was man hört, läuft
darauf hinaus, dass die militärische Komponente weiter
gestärkt werden soll. Man darf auch in einer solch
schwierigen Situation über diesen Sachverhalt nicht hin-
wegtäuschen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nun komme ich zum entscheidenden Punkt. Die Be-
hauptung, Sie bekämpften den internationalen Terro-
rismus, wird von denen widerlegt, die, wenn man so
will, von der fachlichen Seite damit befasst sind. Es ist
doch gut, dass dies der Kommandeur McChrystal zum
ersten Mal in aller Klarheit festgestellt und Ihre Ausfüh-
rungen hier krass widerlegt hat, ja, als – so möchte ich
einmal sagen – nicht rational, als nicht vernünftig, als
nicht nachvollziehbar dargestellt hat. Ich trage hier ein-
mal vor, was dieser Kommandeur zu den Kampfeinsät-
zen, die Sie gerechtfertigt haben, vorgetragen hat. Er
sagt, dass der Krieg in Afghanistan nicht mit konventio-
nellem militärischem Denken gewonnen werden könne,
das darauf abzielt, den Gegner zu bekämpfen. Aus kon-
ventioneller Sicht stelle sich die Tötung von zwei Auf-
ständischen in einer Gruppe von zehn so dar, als seien
nur noch acht Gegner übrig. In einem von Clans und
Stämmen geprägten Umfeld wie Afghanistan sei es aber
so, dass die zwei Getöteten viele Verwandte hätten, die
nach solchen Vorfällen Rache schwörten. Im Fall von zi-

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(C (D ilen Opfern seien das sogar noch mehr als im Fall von etöteten Kämpfern. So laute die Rechnung: „10 minus 2 rgibt 20“. Das heißt, der verantwortliche Mann in Afghanistan agt Ihnen hier, dass die Kampfeinsätze zu nichts andeem führen als dazu, dass mehr Kämpfer rekrutiert weren. Wie wollen Sie angesichts dieses Sachverhalts hier arstellen, Sie bekämpften den Terrorismus in Afghanisan? (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


ie soll dabei überhaupt logisch argumentiert werden?

Nichts anderes ist in den letzten Jahren passiert. Des-
alb hat sich die Anzahl der Anschläge erhöht, deshalb
st das Land immer unsicherer geworden, deshalb haben
ir dort – vielleicht in guter Absicht – mehr Unheil an-
erichtet, Jahr für Jahr: Immer mehr Menschen sind ums
eben gekommen, Soldaten und Zivilisten, Zivilisten
nd Soldaten. Sosehr ich anerkenne, Frau Bundeskanzle-
in, dass Sie hier vorgetragen haben, dass Sie bedauern,
ass Zivilisten, also Unschuldige, ums Leben gekommen
ind: Ich bedauere – auch aufgrund meiner persönlichen
rfahrung –, dass Soldaten dort ums Leben kommen. Ich
ürde mir wünschen, dass dort, in Afghanistan, keine
oldaten ums Leben kommen.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


Was wir erkennen müssen, ist, dass wir dort gegen
ine Kultur kämpfen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein!)


nd dieser Kampf gegen eine Kultur ist nicht zu gewin-
en. Die Kultur, um die es geht, hat der Oberbefehlsha-
er der ISAF ganz klar angesprochen. Wir haben es dort
it einer Stammeskultur zu tun. Diese Stammeskultur

erpflichtet all diejenigen, die im Verwandtenkreis Tote
u beklagen haben, auf Blutrache.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


An die Adresse der Grünen. Ich weiß, dass Sie jetzt
chwierigkeiten haben: Sie haben diesen Krieg mitzu-
erantworten und wollen sich jetzt aus dieser Verantwor-
ung herauswinden.


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])


as ist keine noble Haltung.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine völkische Argumentation, die Sie hier haben!)


ie müssen auch zu dieser Verantwortung stehen.

Wir sind der Auffassung, dass der Ansatz, der hier
orgetragen worden ist – dass die zivile Komponente zu
erstärken sei –, natürlich letztendlich das Eingeständnis
st, dass die militärische Komponente gescheitert ist,
eil sie die Folgen hat, die ich vorhin hier zitiert habe.
an kann sich vor dieser Logik nicht wegdrücken. Wir






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
bewirken das Gegenteil von dem, was wir eigentlich be-
wirken wollen.

Dies wird durch die Erklärung der Dienste hier in der
Bundesrepublik auch noch bestärkt. Es ist gerade in den
letzten Tagen erneut gemeldet worden – wir haben im-
mer wieder darauf hingewiesen –, dass die Dienste in der
Bundesrepublik sagen: Der Kampfeinsatz in Afghanis-
tan, den die Bundeskanzlerin gerechtfertigt hat, erhöht
die Terroranschlagsgefahr in Deutschland. Ich frage
hier für meine Fraktion: Ist es Aufgabe der Bundesregie-
rung, durch ihr Handeln dafür Sorge zu tragen, dass sich
die Terroranschlagsgefahr in Deutschland erhöht?


(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos] – Thomas Oppermann [SPD]: Es ist doch unglaublich, was Sie da sagen!)


– Ja, es ist unglaublich, welche Politik Sie machen; da
haben Sie völlig recht. Sie haben kein rationales Argu-
ment, um diese Politik überhaupt noch zu rechtfertigen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Durch die Terrorismusbekämpfung sorgen wir für Terrorgefahr? Das ist doch Wahnsinn! – Detlef Dzembritzki [SPD]: Das lohnt nicht mal einen Zwischenruf!)


Am Schluss sage ich noch etwas zu dem häufig vor-
gebrachten Argument, es handele sich hier um einen
Hilfseinsatz, um eine humanitäre Intervention. Alle in-
ternationalen Organisationen, die sich in der Hilfe
engagieren, weisen immer auf folgenden Sachverhalt
hin: Mit viel weniger Geld könnte man ungleich mehr
Menschen vor dem Tod durch Hunger und vor dem Tod
durch Krankheit bewahren, ohne dass man einen einzi-
gen anderen Menschen töten müsste. – Das ist das mora-
lische Dilemma, in dem Sie stecken. Deshalb bleiben wir
bei der These: Krieg ist kein Mittel der Politik. Ziehen
Sie die Bundeswehr aus Afghanistan ab!


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert Winkelmeier [fraktionslos])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623300700

Das Wort erhält nun der Bundesminister der Verteidi-

gung, Dr. Franz Josef Jung.


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Da hat jetzt keiner von der Union geklatscht!)


Dr. Franz Josef Jung, Bundesminister der Verteidi-
gung:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Herr Lafontaine, lassen Sie mich eine Bemer-
kung zu Ihren Ausführungen machen. Wenn wir Ihrer
Aufforderung folgen würden, dann – der felsenfesten
Überzeugung bin ich – würde dies eine Gefährdung der
Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, eine Gefähr-
dung ihrer Sicherheit bedeuten, weil Afghanistan wieder
zurückfallen würde: in den Status eines Ausbildungs-
camps für den Terrorismus und in die Herrschaft der Ta-
liban. Dies wäre eine Bedrohung von Frieden, Freiheit
und Sicherheit in unserem Land. Deshalb können wir im

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(C (D nteresse der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger hrer Aufforderung nicht Folge leisten. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die Ereignisse vom Freitag haben auch deutlich ge-
acht, in welch schwieriger Situation unsere Soldatin-

en und Soldaten diesen Einsatz für unsere Sicherheit
eisten. Durch die bevorstehende Wahl und durch Debat-
en, die hier immer wieder geführt werden – dies regis-
rieren die Taliban –, sind wir weiter in den Blickpunkt
er Taliban gerückt. Wir sind in Gefechtssituationen her-
usgefordert. Wir mussten uns in Kampfhandlungen be-
ähren, um Sicherheit dort zu gewährleisten. Die Situa-

ion vom Freitag hat aus meiner Sicht auch gezeigt,
elch konkrete Bedrohungslage dort für unsere Solda-

innen und Soldaten vorhanden war. Deshalb haben un-
ere Soldatinnen und Soldaten, die im Interesse unserer
icherheit ihr Leben riskieren und einen derartigen Ein-
atz auf sich nehmen, unseren Dank und unsere Unter-
tützung verdient.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)


Deshalb halte ich es auch für richtig, dass wir in einer
olch schwierigen Situation unseren Oberst, der die Ent-
cheidung getroffen hat, nicht alleinstehen lassen, wenn
oreilig von schweren Fehlern gesprochen wird. Wir ha-
en gleichzeitig andere Informationen – Sie kennen sie
ahrscheinlich – von dem Polizeichef von Kunduz, von
em Gouverneur von Kunduz, von dem Geheimdienst-
hef von Kunduz, von dem Chef der ANA, sprich: der
treitkräfte, von Kunduz und von dem Vorsitzenden des
rovinzrats. Sie haben in ihrer Erklärung gegenüber dem
räsidenten festgestellt, dass bei dieser Situation Taliban
nd deren Verbündete getötet worden sind.

Weil es jetzt auch andere Informationen gibt, ist es
otwendig und richtig, dass wir alles daransetzen, unse-
en Beitrag zur sachgerechten Aufklärung zu leisten. Ich
age noch einmal: Wenn es zivile Opfer gegeben hat,
ordert dies unsere Anteilnahme und unser Mitgefühl.


(Widerspruch bei der LINKEN)


ir werden uns auch darum kümmern, dass die Situa-
ion vor Ort geregelt wird. Das halte ich für einen wichti-
en Punkt. Aber um Entscheidungen in dieser Richtung
reffen zu können, muss erst das abschließende Untersu-
hungsergebnis vorliegen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir hatten eine sehr konkrete Bedrohungslage im
inblick auf unser Lager in Kunduz. Als unser Oberst

rfahren hat, dass zwei Tanklastzüge durch Gewaltmaß-
ahmen in die Hände der Taliban gelangt sind – sie ha-
en einen der Fahrer ermordet –, war ihm klar, dass dies
uch eine sehr konkrete Gefahrenlage für unsere Solda-
innen und Soldaten bedeutete. Meine Damen und Her-
en, versetzen Sie sich einmal in diesen Abwägungspro-
ess und in diese Situation: Er hatte durch klare
ufklärungsmittel den eindeutigen Hinweis, dass es sich

usschließlich um regierungsfeindliche Kräfte handelt
nd dass vier Talibanführer dabei waren. Deshalb hat er






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Franz Josef Jung
eine Gefahr für unsere Soldatinnen und Soldaten gese-
hen. Stellen Sie sich einmal vor, welcher Schaden durch
eine Detonation zweier solcher Tanklastwagen hätte an-
gerichtet werden können. Wir haben das sehr konkret in
Kabul gesehen. Mit der Entscheidung, die unser Oberst
in dieser schwierigen Situation getroffen hat,


(Widerspruch bei der LINKEN)


darf man ihn nicht alleinlassen. Ich finde, es ist richtig,
wenn man unsere Soldatinnen und Soldaten in dieser
schwierigen Situation unterstützt, statt sie mit Vorverur-
teilungen alleinzulassen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich denke, dass es richtig und notwendig ist – ich habe
auch mit General McChrystal darüber gesprochen –, dass
wir in dieser Situation einerseits alles tun, um ordnungs-
gemäß aufzuklären, dass wir andererseits aber auch wei-
terhin gemeinsam im Rahmen von ISAF und NATO un-
seren Auftrag zur Gewährleistung von Stabilität und
Sicherheit in Afghanistan erfüllen. Denn man muss
auch sehen, welche Erfolge wir dort bereits erzielt ha-
ben. Wir dürfen nicht verkennen, was sich alles erheb-
lich verbessert hat: die Bildungschancen junger Men-
schen, die Situation der Universitäten, die medizinische
Versorgung, die Infrastruktur bis hin zu einer Informa-
tionsgesellschaft. Es geht schrittweise voran. Das gilt
auch für die Unterstützung und Ausbildung der afghani-
schen Kräfte. Die vergangene Wahl ist nach 30 Jahren
Bürgerkrieg die erste Wahl, die in Verantwortung der
afghanischen Regierung und im Wesentlichen abgesi-
chert durch afghanische Kräfte durchgeführt worden ist.
Inzwischen führen die ANA-Streitkräfte 50 Prozent der
Einsätze selbst durch.


(Walter Kolbow [SPD]: Richtig!)


Wir konnten bereits die Stadt Kabul in die Sicherheits-
verantwortung Afghanistans übergeben. Die Tatsache,
dass im Norden, in unserem Verantwortungsbereich, bis
zu 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zur Wahl ge-
gangen sind, trotz der Drohung der Taliban, ihnen die
Finger abzuhacken, wenn sie daran die blaue Tinte als
Zeichen für die Teilnahme an der Wahl finden, ist ein
Ausdruck von Mut der Bevölkerung und auch ein Be-
weis für Stabilität und zukünftige positive Entwicklung.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP)


Ich kann nur unterstreichen, dass wir weiterhin unse-
ren Beitrag zur Umsetzung der vernetzten Sicherheit
leisten, um das Vertrauen der Menschen dort zu gewin-
nen. Als ich in diesem Jahr in Kunduz war, haben mir
die Bürgerinnen und Bürger versichert, dass 90 Prozent
der Bevölkerung an unserer Seite stehen. Wir werden auf
der Afghanistan-Konferenz alles daransetzen, um eine
klare Zielorientierung zu entwickeln – Ausbildung von
Streitkräften und Ausbildung von Polizei –, damit Af-
ghanistan selber in der Lage ist, für seine Sicherheit zu
sorgen.

Die Bundeswehr wird im Interesse der Sicherheit un-
serer Bürgerinnen und Bürger weiterhin ihren Beitrag

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(C (D eisten; denn dies ist für die Gewährleistung von Frieden nd Freiheit gerade auch in unserem Land von entscheiender Bedeutung. Recht schönen Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623300800

Der nächste Redner ist Jürgen Trittin für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Jürgen Trittin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1623300900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr ge-

hrter Herr Jung, Sie haben mit Ihrem, wie ich finde,
echt hilflosen Auftritt hier eines belegt:


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ie Informationspolitik dieser Bundesregierung zu Af-
hanistan ist ein Desaster. – Das sagt einer Ihrer Amts-
orgänger, Volker Rühe.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Überhaupt, liebe Frau Merkel, ist Ihr Umgehen mit
fghanistan eigentlich nur mit dem Wörtchen „ver-
ruckst“ zu beschreiben.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Wenn einer verdruckst ist, dann sind Sie es!)


rotz dieses schwersten Zwischenfalls, den es gegeben
at, mussten Sie von der Opposition zu dieser Regie-
ungserklärung getrieben werden. Sie mussten vor Jahren
on uns dazu getrieben werden, endlich einmal unsere
oldatinnen und Soldaten in Afghanistan zu besuchen.
hrlich gesagt: Das ist beschämend. Eine offene Haltung
ierzu wäre angemessen gewesen.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jetzt werden Sie aber größenwahnsinnig!)


as haben Sie heute nur mühsam versucht nachzuholen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jetzt spricht ein ganz großer Staatsmann! – Gegenruf der Abg. Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nur kein Neid!)


In Afghanistan führen die Taliban einen Bürgerkrieg.
ür den Tod unschuldiger Zivilisten, für hinterhältige
orde sind in erster Linie sie verantwortlich.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie sind es, die das Völkerrecht nicht einhalten. Sie brin-
en den schmutzigen Krieg in die Dörfer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


it Blick auf Sie, Herr Lafontaine, sage ich: Dass es in
fghanistan Krieg gibt, heißt nicht, dass die Bundes-
ehr dort einen Krieg führt.






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich will das mit einem Zitat belegen:

Die Bundeswehr ist in Afghanistan nicht im Krieg
… Sie arbeitet auf der Grundlage des völkerrechtli-
chen ISAF-Mandats zur Stabilisierung des Landes.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Das stammt von Wolfgang Nešković, dem Rechtspoliti-
ker Ihrer Fraktion. Ich sage Ihnen: Wolfgang Nešković
hat vollständig recht. Aber dann dürfen Sie hier nicht
solche Reden halten, wie Sie sie gehalten haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ha-
ben einen schwierigen Auftrag. Sie riskieren ihr Leben,
und sie sollen das Leben Unschuldiger nicht gefährden.
Das verdient Respekt und Anerkennung. Deswegen
kann es in dieser Debatte nicht darum gehen, irgendwel-
che Schuldigen zu finden. Aber es geht in der Tat darum,
die Fakten auf den Tisch zu legen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es kann nicht akzeptiert werden, dass diese Operation
verniedlicht wird. Frau Merkel, es handelt sich hier nicht
um irgendeinen Vorfall. Es handelt sich um einen Ein-
schnitt, der deutlich machen kann und der in der Öffent-
lichkeit den Eindruck hat entstehen lassen, dass
Deutschland in Afghanistan zu einer anderen – ich sage
an dieser Stelle: zu einer falschen – Strategie übergegan-
gen ist. Darum geht es.

Wenn es zivile Opfer gegeben hat, dann muss man zu
dieser Verantwortung auch stehen. Wie man damit an-
ders als Herr Jung umgeht, hat der Oberkommandierende
von ISAF, Stanley McChrystal, bewiesen. Er hat sich so
verhalten, wie wir es uns lange gewünscht haben: Nach
dem Vorfall hat er sich an den Ort des Geschehens bege-
ben. Er hat mit den Opfern gesprochen. Er hat sich ent-
schuldigt. Er hat sich also gemäß den neuen Einsatzricht-
linien für solche Zwischenfälle verhalten, die lauten:
„apologize“, „compensate“, „investigate“ – entschuldi-
gen, entschädigen und dann untersuchen. Das ist die rich-
tige Reihenfolge, und die hätte ich mir auch von unserem
Bundesverteidigungsminister gewünscht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wie sind Sie vorgegangen? Sie haben als Erstes die
Unwahrheit gesagt. Sie haben behauptet, das Ganze habe
sich in 40 Minuten abgespielt. Die Wahrheit ist: Es hat
sechs Stunden gedauert. Es hat übrigens zwölf weitere
Stunden gedauert, bis nach dem Bombardement Aufklä-
rer vor Ort gewesen sind. Das ist das Ergebnis der Unter-
richtung, die Sie uns heute in den Ausschüssen gegeben
haben. Schließlich haben Sie gesagt, Sie seien sicher, es
habe keine zivilen Opfer gegeben. Im Ergebnis geben
Sie heute zu, dass eine solche Möglichkeit nicht auszu-
schließen ist. Ihr Grundsatz ist ein anderer als der, den
die Amerikaner an dieser Stelle beherzigt haben. Ihr
Grundsatz lautet offensichtlich: Vertuschen, leugnen

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(C (D nd, wenn es gar nicht anders geht, sich für das entschuligen, was man vorher bestritten hat. Diese Haltung acht die Akzeptanz dieses Einsatzes in der Bevölke ung, in diesem Deutschen Bundestag so unerträglich chwer. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie sind heute zu einer Belastung für die deutsche Af-
hanistan-Politik geworden. Sie haben mit Ihrer Haltung
nzwischen dafür gesorgt, dass Deutschland in einen
charfen Gegensatz zu seinem engsten Verbündeten, den
SA, geraten ist und dass im Rat der Außenminister
iese Isolierung kollektiv kritisiert worden ist. Dass es
urch den Bundesverteidigungsminister dazu gekommen
st, dafür tragen Sie, Frau Merkel, die Verantwortung.
ber diesen Punkt muss man diskutieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich will an dieser Stelle etwas hinzufügen. Wir führen
eit drei Jahren eine Debatte um den Begriff der ver-
etzten Sicherheit. Wir haben in diesem Haus einen
iemlich breiten Konsens, dass dies der richtige Ansatz
st, um Afghanistan zu stabilisieren. Nur müssen Sie sich
ach drei Jahren der Diskussion und nach vier Jahren
egierungszeit die Frage gefallen lassen: Was ist mit
em Ansatz der vernetzten Sicherheit geschehen? Da
tellen wir fest: Es ist zwar möglich, in Wochenfrist bei-
pielsweise den Einsatz von AWACS-Flugzeugen, die
ort noch gar nicht angekommen sind, freizugeben. Aber
ie sind nicht in der Lage gewesen, die Zahl der Polizis-

innen und Polizisten auf das Maß zu bringen, das diese
egierung international zugesagt hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


as heißt, Sie reden von vernetzter Sicherheit; aber Sie
etzen sie nicht um.

Was sollen wir denn davon halten, wenn Sie heute in
hrer Regierungserklärung sagen: „Ich habe mit Gordon
rown die Abhaltung einer internationalen Konferenz
erabredet“? Wir hätten von Ihnen erwartet, dass Sie
em Parlament, der deutschen Öffentlichkeit im Rahmen
iner Regierungserklärung in aller Deutlichkeit sagen,
it welchen Vorstellungen, mit welchen Maßnahmen

nd mit welchen Zeitplänen Sie, die Bundesregierung,
u dieser Konferenz gehen. Wir sind sehr wohl der Auf-
assung, dass es einer zeitlichen Abzugsperspektive ge-
auso bedarf, wie es einer zeitlichen Aufbauperspektive
edarf. Aber von vernetzter Sicherheit und vom Afghan
ompact zu reden und nicht eine einzige konkrete Maß-
ahme vorzuschlagen, ist die Ankündigung, mit dem
ortzufahren, was Ihre Afghanistan-Politik der letzten
ahre gekennzeichnet hat, nämlich durchwursteln, um
loß nicht aufzufallen, weil Sie wissen, wie unpopulär
as Thema ist. Das ist mit dem Geschehen am letzten
reitag geplatzt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich sage Ihnen eines: Alle Argumente gegen die
inkspartei, die sagt, wir würden die Truppen sofort ab-
iehen, dahin gehend, ein solches Vorgehen würde die-






(A) )



(B) )


Jürgen Trittin
ses Land in einen Bürgerkrieg ganz anderen Ausmaßes
stürzen, sind richtig. Es ist falsch, diese Forderung zu er-
heben. Aber ich sage Ihnen auch: Wenn Sie mit dieser
Politik des Durchwurstelns so weitermachen, werden Sie
am Ende genau da landen, wo die Linkspartei schon
heute ist, nämlich in einem kopflosen Abzug, weil Sie
die notwendigen Anforderungen für den zivilen Aufbau
und für den Polizeiaufbau nicht auf die Reihe bekommen
haben. Deswegen muss Schluss sein mit diesem Durch-
wursteln; denn das führt ins Chaos, auch in Afghanistan.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623301000

Das Wort hat nun der Kollege Eckart von Klaeden,

CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Eckart von Klaeden (CDU):
Rede ID: ID1623301100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren Kollegen!

Herr Kollege Trittin, ich finde es außerordentlich bedau-
erlich, dass Sie wenige Tage vor der Bundestagswahl der
Versuchung nicht widerstanden haben, die Afghanistan-
Debatte zu einer Wahlkampfdebatte zu machen.


(Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe nichts dagegen, im Wahlkampf über Afghanis-
tan zu sprechen. Aber die Art und Weise, wie Sie den
Vorfall und seine Folgen vom letzten Freitag, die noch
aufgeklärt werden müssen, als Tatsachen dargestellt ha-
ben, und wie Sie dies versucht haben in einen Vorwurf
gegen die Bundesregierung umzuwandeln, ist in hohem
Maße unseriös.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Sie hätten durchaus sagen können, dass nach all dem,
was uns bisher an Erkenntnissen vorliegt, festzustellen
ist, dass den beteiligten Soldaten, insbesondere dem
Oberst, der den Befehl gegeben hat, keine Pflichtverlet-
zung vorzuwerfen ist, dass die Informationen, aufgrund
derer die Entscheidung getroffen wurde, ganz wesentlich
auch aus amerikanischen Quellen stammen und dass die
Wirkung der eingesetzten Waffe – ihm wurde eine an-
dere vorgeschlagen – aufgrund der Entscheidung des
deutschen Offiziers geringer ausgefallen ist. Diese As-
pekte gehören zur Wahrheit dazu. Sie hätten sie erwäh-
nen müssen, wenn es Ihnen tatsächlich um eine sachge-
rechte Beurteilung und nicht um Wahlkampf gegangen
wäre.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Herr Lafontaine hat wieder einmal vorgeführt, wie
man in der Debatte um den Afghanistan-Einsatz Ursache
und Wirkung verwechseln kann. Es ist richtig: Die Be-
kämpfung des internationalen Terrorismus ist gefähr-
lich. Sie ist mit Gefahren verbunden, nicht nur in Afgha-
nistan, sondern auch hier. Aber noch viel gefährlicher
wäre es, den Forderungen der Terroristen nachzugeben
und Afghanistan im Stich zu lassen.

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(C (D Lassen Sie uns einmal einen Blick auf die Ideologie erer werfen, die nicht nur die Bundeswehr und ihre Veründeten in diesem internationalen Einsatz bekämpfen, ondern vor allem den Aufbau der islamischen Republik fghanistan verhindern und untergraben wollen. Ihr Ziel st es, alle sogenannten Ungläubigen vom muslimischen oden zu vertreiben oder zu töten. Dabei befinden sich or allem auch die moderaten Kräfte in der islamischen elt in ihrem Fadenkreuz, weil sie aus Sicht dieser islaistischen Ideologen als Verräter gelten. Diese Terroris en hassen uns nicht für das, was wir tun, sondern für as, was wir sind. Deswegen dürfen wir hier nicht nacheben. Wenn wir uns jetzt unverrichteter Dinge aus Afghaistan zurückzögen, wäre das ein enormer Propagandarfolg für al-Qaida. Es wäre auch eine enorme Schwähung der moderaten Kräfte in der islamischen Welt, mit enen wir gemeinsam Strukturen von Demokratie und echtsstaatlichkeit aufbauen wollen. Bin Laden behaup et, dass er in den Jahren von 1979 bis 1989 den ersten roßen Satan, die UdSSR, niedergerungen habe. Er ürde im Falle eines Rückzugs behaupten, er habe auch en zweiten großen Satan, nämlich die Vereinigten Staaen und ihre Verbündeten im Westen, niedergerungen. abei spielt es keine Rolle, von wem die Vereinigten taaten regiert werden. Wir dürfen den Fehler, den die internationale Geeinschaft in den 90er-Jahren gemacht hat, nämlich sich icht weiter um Afghanistan zu kümmern, nicht wiederolen. In den 90er-Jahren hat in Afghanistan ein Bürgerrieg getobt. In dieser Zeit ist in den Medressen, in den oranschulen, im afghanisch-pakistanischen Grenzgeiet die Taliban-Bewegung – „talib“ heißt Schüler – enttanden. Den Taliban ist es mithilfe des pakistanischen eheimdienstes in einem langjährigen Bürgerkrieg geen die Nordallianz, die vom Iran und von Russland unerstützt wurde, gelungen, die Macht in Afghanistan zu rgreifen. Gerade diese Verhältnisse haben Afghanistan zu eiem Rückzugsraum für internationalen Terrorismus weren lassen. Würden wir uns jetzt zurückziehen, bestünde ie Gefahr, dass sich die Geschichte der 90er-Jahre wieerholt, dass es wieder zu einem solchen Bürgerkrieg ommt und dass wir dasselbe Chaos, dieselben Gefahren u gewärtigen hätten, allerdings unter wesentlich chlimmeren Voraussetzungen; denn damit wäre ein proagandistischer Erfolg für al-Qaida verbunden. Die Ausirkungen auf extremistische Kräfte in der muslimi chen Welt wären unvorstellbar. Wir würden aber auch noch mehr Schwierigkeiten mit er Stabilisierung Pakistans bekommen. Pakistan zu tabilisieren, ist schon heute eine sehr schwierige Aufabe; wenn Afghanistan verloren ginge, wäre sie nahezu nmöglich. Pakistan ist eine Nuklearmacht. Erinnern wir ns an die Ereignisse der letzten Monate und Jahre, die ir in Pakistan haben zur Kenntnis nehmen müssen: die ämpfe um die Rote Moschee, die Ermordung von enazir Bhutto, den Anschlag auf das Marriott-Hotel, ie Anschläge in Bombay auf das Taj-Mahal-Hotel und Eckart von Klaeden andere Hotels sowie den Anschlag auf die sri-lankische Kricketnationalmannschaft in Lahore. All diese Terroranschläge haben in Pakistan und im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ihren Ursprung. Wer sich in den letzten Tagen und Wochen die Zeit genommen hat, den Prozess um die Sauerlandgruppe zu verfolgen, der hätte zur Kenntnis nehmen können, dass einerseits die Erfolge in Afghanistan so groß sind, dass für die Terroristen heute das Wirken in diesem Grenzgebiet wesentlich schwieriger ist als vor einigen Jahren, dass die Netzwerke aber nach wie vor vorhanden sind. Deutsche Muslime sind in dieses Grenzgebiet gereist, um sich dort ausbilden zu lassen, um in Tschetschenien, im Irak oder bei uns Anschläge zu verüben. Es ist richtig: Wir sind in Afghanistan noch lange nicht am Ziel. Aber zu unserer Strategie der Stabilisierung gibt es keine Alternative. Unser Einsatz ist nicht auf Dauer, sondern auf Verlässlichkeit und Erfolg ausgerichtet. Die Wahlen, die vor wenigen Wochen in Afghanistan stattgefunden haben, sind bei allen Defiziten ein beeindruckendes Beispiel für den Fortschritt im Land. Die afghanischen Präsidentschaftswahlen haben bei allen Gefahren, denen die Wählerinnen und Wähler ausgesetzt waren, mit einer höheren Beteiligung stattgefunden als die Europawahlen in Deutschland. Sie sind weniger blutig gewesen als die Parlamentswahlen 2004 in Spanien. Sie sind freier gewesen als die Präsidentschaftswahlen im Iran oder in Russland. Das ist ein enormer Fortschritt für Afghanistan, den wir nicht aufgeben dürfen. Deswegen ist es falsch, vordergründig über Abzugspläne oder gar über Daten zu sprechen; das würde den Taliban nur deutlich machen, wie lange sie durchhalten bzw. stillhalten müssten. Wir dürfen an unserer Verpflichtung, zu dem Erfolg des Einsatzes in Afghanistan beizutragen, keinen Zweifel lassen, und zwar weil es sich nicht in erster Linie um eine humanitäre Intervention handelt, sondern weil es vor allem um unsere eigene Sicherheit geht. Für diese Verlässlichkeit steht diese Bundesregierung und, so hoffe ich, auch die Bundesregierung nach dem 27. September. Das Wort erhält nun der Kollege Gert Winkelmeier. Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Aussage des Bundesministers der Verteidigung heißt seit 2005: Die Bundeswehr befindet sich in Afghanistan in einem Stabilisierungseinsatz, nicht aber in einem Krieg. Weder das ungläubige Kopfschütteln seiner Soldaten vor Ort noch die seit 2005 steigende Zahl der Gefallenen, Traumatisierten und körperlich Verwundeten, ganz zu schweigen von der ständig zunehmenden Zahl der Opfer i A S u s a r d O s g d g p n r d w s t v d E B F c n ß d t k S r g Z b a m g g r W J d n (C (D n der afghanischen Zivilbevölkerung, haben an dieser ussage etwas geändert. Es ist armselig, Herr Jung, dass ie immer noch nicht zur Kenntnis nehmen, dass sich nser Land in Afghanistan in einem Krieg befindet. Vor Wochen diskutierten wir im Verteidigungsauschuss, dass nach Möglichkeit keine Luftunterstützung ngefordert werden soll, weil dann sogenannte Kollatealschäden unvermeidlich sind. Nun gab es die Bombarierung der Tanklastzüge. Die Folge ist, dass viele zivile pfer zu beklagen sind. Die Washington Post war cheinbar besser informiert als der deutsche Verteidiungsminister. Gemessen am ursprünglichen Auftrag er Bundeswehr, die Köpfe und Herzen der Afghanen zu ewinnen, ist der jetzige Zustand eine blanke Katastrohe. Mit der Weigerung, die Kritik unserer Partner anzuehmen, blamieren Sie sich. Herr Minister, Sie betreiben eine Selbstverteidigung, weil Sie Angst haben, dass nun as eintritt, was Sie unter allen Umständen vermeiden ollten, nämlich dass der von zwei Dritteln der Deut chen abgelehnte Afghanistan-Einsatz zum Wahlkampfhema wird. Anstatt sich dem Thema offen zu stellen, ermitteln Sie der Öffentlichkeit ein Bild des Jammers, as Bild eines Realitätsverweigerers. s ist doch eine Schande, dass es eines derartig hohen lutzolls bedarf, um in unserem Land über Krieg und rieden und die Rolle der Bundeswehr zu debattieren. Lassen sie mich etwas zu der Entscheidung des örtlihen deutschen Kommandeurs sagen: Tankwagen sind icht geländefähig. Sie können nur auf befestigten Straen gefahren werden. Das Lager Kunduz hätte also auf en befestigten Zugangsstraßen mit ganz einfachen Miteln gegen die vermeintliche Gefahr geschützt werden önnen. 2 000 Meter vor dem Lager postiert, hätten ein chützenpanzer oder ein paar Maschinengewehre geeicht, um die Umwidmung dieser Lastwagen in Anriffswaffen zu unterbinden. (Dr. Peter Struck [SPD]: Was ist das denn für Unsinn!)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr gut!)


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623301200

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Gert Winkelmeier (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623301300

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


udem standen diese Lastwagen ständig unter Luft-
eobachtung.

Ich sage aber auch: Für diese schlechte Leistung ist
ls letztes Glied in der Kette nicht allein dieser Kom-
andeur haftbar. Nein, und das muss in aller Klarheit

esagt werden: Die Hauptverantwortung tragen diejeni-
en, die im Deutschen Bundestag immer der Verlänge-
ung des ISAF-Mandats zugestimmt haben. Das ist die

ahrheit.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


eder in unserem Land kann auf der Webseite des Bun-
estages die namentlichen Abstimmungen aufrufen und
achlesen, wer zugestimmt hat.






(A) )



(B) )


Gert Winkelmeier
Auch das sage ich Ihnen: Dieser Vorfall ist nicht die
letzte Stufe der Eskalation der Gewalt. Das ist eine neue
Qualität. Ich bin sicher, dass sich der nächste Bundestag
mit diesen Gewalttaten noch öfter auseinandersetzen
muss. Wenn nicht endlich umgedacht wird, gerät
Deutschland immer tiefer in den Sumpf eines nicht ge-
winnbaren Krieges. Ziehen Sie die Bundeswehr so
schnell wie möglich aus Afghanistan ab! Das wäre die
Lösung.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623301400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Merten für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Ulrike Merten (SPD):
Rede ID: ID1623301500

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Damen und Herren! Die Bundeswehr ist eine Parla-
mentsarmee. Nur mit einem konstitutiven Beschluss des
Deutschen Bundestages kann die Bundeswehr auf An-
trag der Bundesregierung in bewaffnete Auslandsein-
sätze entsendet werden.

Das Parlamentsbeteiligungsgesetz ist hierfür die
rechtliche Grundlage. Das ist aber lediglich die formale
Ebene. Sie ist wichtig, aber hinter dem Parlamentsbetei-
ligungsgesetz und dem Umstand, dass das Parlament zu-
stimmen oder ablehnen kann, steht für jede Bundesregie-
rung natürlich auch die Notwendigkeit, das Parlament
vor einer Antragstellung soweit wie möglich einzubezie-
hen und zu hören, inwieweit das Parlament bereit und in
der Lage ist, mitzugehen. Wenn das gelingt, hat das im
besten Fall zur Folge, dass es einen lange andauernden
und über alle Parteigrenzen hinwegreichenden Konsens
gibt. Deshalb ist die im Parlamentsbeteiligungsgesetz
verankerte Pflicht der Bundesregierung, das Parlament
über alle Vorfälle im Verlauf eines Einsatzes zu infor-
mieren, eine weitere wichtige Grundlage dafür, dass ei-
nem im Laufe eines Einsatzes sozusagen nicht das Parla-
ment verloren geht und der Rückhalt, den die Soldaten
brauchen, nicht schwindet.

Herr Minister, ich will hier deutlich sagen – ich habe
das auch an anderer Stelle getan –: Es wäre gut gewesen,
wenn Sie dies berücksichtigt und das Parlament frühzei-
tig eingebunden hätten.

Natürlich sind wir durch eine schriftliche Information
einbezogen gewesen; das ist auch in Ordnung. Aber da-
rüber hinaus mussten wir in der Zeitung lesen, dass Sie,
Herr Minister, und auch der Parlamentarische Staats-
sekretär Kossendey sich sehr ausführlich über Details
geäußert haben. Das ist immer schlecht; das Parlament
sollte sich das – ich finde: zu Recht – nicht gefallen las-
sen. Wie sollen wir den Bundeswehreinsatz in Afghanis-
tan, den ich hier nur stellvertretend für unser Engage-
ment im Ausland nenne, den Bürgerinnen und Bürgern
erklären, ja, sie davon überzeugen, wenn nicht in jedem
Fall versucht wird, uns als Partner zu gewinnen? Ich
meine damit keine Komplizenschaft, sondern den Rück-

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(C (D alt, den, glaube ich, jede Bundesregierung in einer solhen Frage braucht. Wie soll eine breite öffentliche Deatte über unsere Sicherheitsund Verteidigungspolitik ntstehen, wenn der Informationsstrom und die Übereugungsarbeit bereits an der Quelle versiegen? Herr Minister, indem ich – das will ich betonen – den iskurs verhindere, ernte ich nur kurzfristig eine trügeri che Ruhe und keine Ruhe oder Gelassenheit der Akzepanz für unser Tun. Die Bundeskanzlerin, Sie, Herr Miister, der Bundesaußenminister und andere haben in der ebatte zu Recht darauf hingewiesen, dass wir in Afghaistan sind, nicht weil wir verhindern wollen, dass die rauen dort Burka tragen müssen, sondern weil Afghaistan nicht wieder zum Rückzugsort für Terroristen erden soll. Gleichzeitig dient unser Engagement dort er Sicherheit der Menschen unseres Landes. Ich sage uch ganz klar: Diese Wahrheit mit Leben zu füllen, bearf nicht nur einer jährlichen Bundestagsdebatte über ie Verlängerung des Mandats; dies muss immer und imer wieder erklärt werden. Ich glaube, es wäre gut, enn wir uns ehrlich vor Augen hielten: Hier sind wir eniger vorangekommen, als wir es uns wünschen und s notwendig ist, um die Bürgerinnen und Bürger unsees Landes davon zu überzeugen, dass das, was wir in fghanistan tun, keine Verschwendung ist, sondern dass ir es auch für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürer dieses Landes tun. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind heute Moren im Verteidigungsausschuss und im Auswärtigen usschuss über die Aspekte, die zu berücksichtigen ind, informiert worden. Ich sage ganz deutlich: Das ild, das sich uns daraus ergeben hat, lässt aus meiner icht immer noch keine voreiligen Schlüsse zu. Vielehr sollten wir abwarten, bis die Untersuchungen abge chlossen sind. Ich wundere mich schon sehr – auch nach er Information heute Morgen in den Ausschüssen –, über elche Erkenntnisse einige verfügen, die mit großer Si herheit davon ausgehen, dass das Gebot der Verhältnisäßigkeit verletzt worden ist, und die schon ausmachen önnen, dass hier gravierende Fehler begangen worden ind. Unsere Soldaten, die im Raum Kunduz eingesetzt ind, haben einen gefährlichen und schweren Auftrag zu rfüllen. Sie sind tagtäglich mit konkreten Gefährdungen ür Leib und Leben der Afghanen, aber auch für sich elbst konfrontiert. Sie müssen zum Teil sehr weitreihende Entscheidungen treffen. Sie haben alles Recht arauf, dass dies bei der Kommentierung und Bewertung erücksichtigt wird. Ich sage ganz deutlich: Wir müssen erücksichtigen, dass da, wo Menschen handeln, Fehler emacht werden können. Dies liegt letzen Endes in der atur der Sache. Jeder hat das Recht, vor voreiligen Verrteilungen geschützt zu werden. Inzwischen ist es wahrscheinlich, dass auch zivile pfer zu beklagen sind. Die Bilder, die uns am Wochen nde aus dem Krankenhaus von Kunduz erreichten, könen niemanden gleichmütig lassen. Ich bin überzeugt, ass die Bundesregierung zusammen mit unseren Part Ulrike Merten nern auf die Betroffenen und die Familien der Opfer zugehen wird. Ich will abschließend sagen: Die Bundeswehr hat mit der Art und Weise ihres Auftretens und Vorgehens stets das Ziel verfolgt, für die Menschen in Afghanistan zu wirken. Sie will nicht als Besatzer auftreten, sondern als Unterstützer für den Wiederaufbau. Vor diesem Hintergrund kommt dem Vorfall am letzten Freitag eine große Bedeutung zu, nicht weil wir von unserer bisherigen Strategie abgewichen wären, sondern weil wir befürchten müssen, dass die vorschnellen Kommentierungen und Einreden letzten Endes auf fruchtbaren Boden fallen und wir dadurch zunehmend unter Druck geraten. Deswegen ist es so wichtig, dass wir das, was am letzten Freitag passiert ist, mit großer Transparenz aufklären. Wir müssen Afghanistan auf dem Wege zu Stabilität und Sicherheit weiterhin helfen und an unserer nach wie vor richtigen Strategie festhalten. Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der Kollege Thomas Silberhorn, CDU/CSU-Fraktion. Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Hoffnung dieses Sommers war, dass mit der Präsidentschaftswahl und der Ernennung einer neuen afghanischen Regierung zumindest ein kleiner Fortschritt in Richtung einer weiteren Stabilisierung des Landes gelingen könnte. Stattdessen diskutieren wir heute über Bomben auf zwei Tanklastzüge, durch die möglicherweise auch Zivilisten ums Leben gekommen sind. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen aller Opfer. Ich begrüße, dass vonseiten der Regierung schon angekündigt worden ist, den Gesprächsfaden mit ihnen aufzunehmen. Es gab in den letzten Wochen und Tagen immer wieder Warnungen vor gezielten Anschlägen gegen die Bundeswehr in Afghanistan im Vorfeld der Bundestagswahl. Deswegen möchte ich darauf hinweisen: Die erschreckend hohe Zahl von Toten zeigt auch die Dimension der Gefährdung, der unsere Soldaten vor Ort in Afghanistan ausgesetzt sind, wenn solche Tanklastzüge als Waffen missbraucht werden. Vor diesem Hintergrund muss man diese Situation betrachten. Deswegen sind wir gut beraten, die genauen Ergebnisse der noch laufenden Untersuchungen abzuwarten, bevor wir eine Bewertung des Vorfalls vornehmen. Das gilt auch für unsere NATOPartner. Denn wer jetzt versucht, in der NATO Politik auf dem Rücken der Bundeswehr zu machen, der schadet nicht nur dem gemeinsamen Bündnis, sondern gefährdet auch alle, die in Afghanistan nach wie vor im Einsatz sind. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das Engagement in Afghanistan bietet keinen Platz für vorschnelle Verurteilungen und wahltaktisch motivierte Polemiken. Denn eines hat die heutige Debatte gezeigt: Alle, die Kritik geübt haben, haben nicht einen Deut etwas dazu sagen können, wie wir es besser machen und unsere Strategie modifizieren könnten, um schneller zu E D d a G d w k n d z v d u d w v g D d w u z u t H i V k n h e d w d s A r a b V s D u g D P S d s b V m (C (D rgebnissen zu kommen. Wer meint, er müsse an dieser ebatte sein Mütchen kühlen, der wird nicht nur den eutschen Soldaten in Afghanistan, sondern auch der fghanischen Bevölkerung, die auf die internationale emeinschaft vertraut, nicht gerecht. Vor allem wird er er deutschen Öffentlichkeit nicht gerecht, die von uns issen möchte, wie wir in Afghanistan vorgehen. Ich begrüße, dass die Bundeskanzlerin heute angeündigt hat, sich für eine weitere internationale Afghaistan-Konferenz einzusetzen. Wir müssen allerdings arauf hinwirken, dass eine solche Konferenz tatsächlich u Ergebnissen kommt und eine internationale Strategie erabredet wird, die den Einstieg in den Ausstieg aus iesem Einsatz ermöglicht. Die Frage ist nicht, ob wir nsere Truppen aus Afghanistan abziehen – sie werden ort nicht ewig bleiben –, sondern die Frage ist, wie und ann wir das tun. Wir müssen die Rahmenbedingungen or Ort so setzen, dass die Bundeswehr keinen Tag läner als unbedingt notwendig in Afghanistan bleibt. Wir haben in diesem Zusammenhang eine Reihe von ingen bereits verwirklichen können. Wir haben von em hehren Ziel, in Afghanistan eine Demokratie nach estlichem Vorbild einzuführen, Abstand genommen nd gesagt: Wir müssen unser Engagement darauf konentrieren, die Lage in Afghanistan so zu stabilisieren nd die Sicherheitskräfte so auszubilden und auszustaten, dass wir die Verantwortung in Afghanistan in die ände der Verantwortlichen vor Ort legen können. Dazu st es notwendig, dass auch die staatlichen Strukturen, erwaltung und Justiz in Afghanistan auf die Beine ommen; denn von außen allein wird dieser Einsatz icht gelingen. An diesem Punkt, liebe Kolleginnen und Kollegen, alte ich es für notwendig, dass wir in unserer Strategie inen Wechsel vollziehen. Es reicht nicht aus, dass wir in eutschen Legislaturperioden und in den Vorgaben, die ir international vereinbaren, denken. Wir müssen auch en Zeitplan der Afghanen im Blick haben. Wir müsen die Ziele, die wir uns setzen, mit den Beteiligten in fghanistan, und zwar mit allen Beteiligten, vereinba en. Ich halte es für notwendig, dass wir der neuen fghanischen Regierung klare und nachprüfbare Vorgaen machen, was sie bis wann erreicht haben muss, um erwaltung und Justiz zu reformieren sowie um organiierte Kriminalität und den Drogenanbau zu bekämpfen. as muss eine gemeinsame Aufgabe sein. Wir müssen nseren Partnern in der afghanischen Regierung klar saen, was wir von ihnen erwarten. iese Zielvorgaben müssen wir noch in der laufenden eriode des afghanischen Parlaments bereden, das im ommer nächsten Jahres neu gewählt werden soll. In der ann beginnenden Legislaturperiode muss das afghaniche Parlament die Voraussetzungen schaffen, die wir rauchen, um unsere Ziele in Afghanistan zu erreichen. Ich sage ein Letztes: Wir müssen die Ziele auch mit ertretern der Taliban, mit den paschtunischen Stämen, mit den Gouverneuren vor Ort vereinbaren. Denn Thomas Silberhorn wie immer wieder richtig kommentiert worden ist: Jeder Konflikt endet mit Verhandlungen, jeder Konflikt endet dann, wenn es gelingt, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Auch in diese Richtung müssen wir denken. Wir dürfen nicht nur selber Ziele setzen, sondern wir müssen mit den Verantwortlichen auf allen Seiten vereinbaren, welche Ziele in der nächsten Legislaturperiode erreicht werden müssen, damit die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass wir uns mit unserem militärischen Engagement schrittweise zurückziehen und auf den zivilen Aufbau des Landes setzen können. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache zu diesem Tagesord nungspunkt und rufe nun den Tagesordnungspunkt 1 auf: Vereinbarte Debatte Zur Situation in Deutschland Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für diese Aussprache zweieinhalb Stunden vorgesehen. – Auch hierzu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zunächst der Bundeskanzlerin, Frau Dr. Merkel. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Her ren! Die zentrale Frage, vor der wir in den nächsten Monaten und Jahren stehen, heißt: Wird Deutschland es schaffen, nachhaltig gestärkt aus der Krise zu kommen, oder werden andere auf der Welt unseren Platz einnehmen, weil wir es versäumen, die Quellen unseres Wohlstands von Morgen zu finden und zu nutzen? Denn eines ist klar: In dieser internationalen Finanzund Wirtschaftskrise werden die Karten auf der Welt neu gemischt. Alle Länder versuchen, ihre Position zu verbessern. Das haben wir bei der Struktur der Konjunkturprogramme erlebt. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Aufstellung, die Aufstellung der Bundesrepublik Deutschland für die Zukunft, finden. Es sei mir ein kurzer Rückblick gestattet. Gestern haben wir in Bonn des Ereignisses gedacht, dass dort vor 60 Jahren der Deutsche Bundestag zum ersten Mal zusammengetreten ist. Das geschah damals in einem völlig zerstörten Land. Es war nicht sicher, ob die Aufbauarbeit gelingen wird. Sie gelang, Schritt für Schritt, und im Rückblick bezeichnen wir diese Zeit als die Zeit des Wirtschaftswunders. Ich erinnere auch an den September vor 20 Jahren. In jenem September begannen die Montagsdemonstrationen, und die Flüchtlingsströme in Richtung Westen wurden immer größer. Niemand wusste damals, ob sich die Zukunft zum Besseren wenden würde. Die Freiheit hat g d S e M B n g b b d G i s m m k D w L u n a d v 0 s l D J s M g s s s d n u o w m W m e d (C (D esiegt, und wir sind heute ein einiges Vaterland. Auch er Aufbau der neuen Bundesländer gelang, Schritt für chritt und manchmal langsamer, als wir dachten; aber s ist geschafft. Im September vor einem Jahr, vor fast genau zwölf onaten, führte der Fall der US-Bank Lehman rothers beinahe zu einem Zusammenbruch des interationalen Finanzsystems. Diesen Tag und die darauffolenden Tage hat manch einer mit den Worten „Wir haen in den Abgrund geblickt“ beschrieben. Das ist ildhaft beschrieben, aber es ist richtig. Seitdem sind wir in der schwersten Wirtschaftskrise, ie die Bundesrepublik Deutschland in ihrer 60-jährigen eschichte erlebt hat. Wir hatten während der Erdölkrise n den 70er-Jahren einmal einen Einbruch des Wirtchaftswachstums auf minus 0,9 Prozent – und sonst imer positive Wachstumsraten. In diesem Jahr werden es inus 5,5 Prozent bis minus 6 Prozent sein. Aber – das ist die gute Botschaft – wir können immer larer sehen: Offensichtlich ist die Talsohle erreicht. as Bankensystem ist vor dem Zusammenbruch bewahrt orden, die sozialen Sicherungssysteme in unserem ande haben gehalten, die Betriebe leisten Großartiges, nd die Politik hat Handlungsfähigkeit bewiesen. Denoch sage ich angesichts dieser Debatte auch mit Blick uf die Zukunft: Es wird noch ein langer Weg sein, bei er Wirtschaftskraft wieder das zu erreichen, was wir or der Krise bereits erreicht hatten; denn auch ,3 Prozent Wachstum im letzten Quartal können angeichts eines Einbruchs auf minus 6 Prozent natürlich ängst nicht das Ende der Krise bezeichnen. Wir haben aber auch erlebt: Deutschland ist stark, eutschland ist stabil. Das ist das Deutschland des ahres 2009, und das Deutschland des Jahres 2009 ist tärker als das Deutschland des Jahres 2005. Wir können erst einmal festhalten, dass wir bei der eisterung dieser Krise viele Antworten auf Fragen efunden haben, die uns sicherlich zu allen Zeiten bechäftigen, zum Beispiel, ob der Staat in solchen Krisenituationen überhaupt eingreifen und eine aktive Wirtchaftspolitik machen darf oder nicht. Das ist ja viel iskutiert worden. Ich finde, es ist klar: Er darf es nicht ur, er muss es in bestimmten Situationen tun. Die zweite Frage, die sich immer wieder gestellt hat nd die wir immer wieder diskutiert haben, ist die Frage, b der Staat nicht eigentlich der bessere Unternehmer äre. Ich sage klar: Er ist es nicht, und er wird es nieals werden. Unternehmen haben ihren eigenständigen ert. Ich glaube auch, der Streit, welche Partei sich nun am eisten für den Erhalt von Arbeitsplätzen einsetzt, ist in Streit, den wir nicht zu führen brauchen; denn alle, ie wir hier sitzen, haben ihre Vorstellungen davon, wie Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel man Arbeitsplätze schaffen kann. Der Streit geht um die Frage, wie wir das schaffen und welche Konzepte wir dafür für richtig halten. Ich finde, es haben sich drei Stärken als Fundament für die Zukunft unseres Landes erwiesen: Das sind zuallererst die Menschen, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Sie haben in dieser Krise zusammengehalten, ob in den Betrieben, bei den Belegschaften, in den Unternehmen, bei den Managern oder auch in den Eigentumsunternehmen und Familienunternehmen. Viele sind jeden Abend mit Sorgen ins Bett gegangen und haben nachts vielleicht nicht schlafen können. Sie haben sich aber immer wieder dafür entschieden, die Beschäftigten zu halten und nicht leichtfertig aufzugeben. Dafür ein herzliches Dankeschön. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623301600
Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1623301700

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1623301800

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1623301900

(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Die Betriebsräte haben genauso verantwortlich ge-
handelt. Man hätte protestieren können. Die unterneh-
merische Vernunft hat sich durchgesetzt, auch bei den
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Man hat in vie-
len Fällen zusammengehalten.

Die zweite Stärke unserer Wirtschaft ist, dass sich der
Mittelstand als besonders stabil erwiesen hat. Er hat es
nicht einfach, aber er hat sich als das Rückgrat unseres
Landes erwiesen. Das, was seit der Schaffung der sozia-
len Marktwirtschaft von Ludwig Erhard immer unser
Credo war, dass nämlich die Wettbewerbsbeschränkung
dazu da ist, dass kleine und große Unternehmen des Mit-
telstandes in einem fairen Wettbewerb miteinander agie-
ren können, hat sich in dieser schwierigen Situation als
die Stärke unseres Landes herausgestellt.

Ohne überheblich zu sein, dürfen wir drittens sagen:
Auch die politischen Institutionen unseres Landes haben
sich als handlungsfähig erwiesen. Bundesregierung, Ver-
waltung, Bundestag, Bundesrat: Sie alle – ich schließe
die Kommunen mit ein – haben ihre Handlungsfähigkeit
bei der Umsetzung des Infrastrukturprogramms gezeigt.
Wir können stolz auf das sein, was unser Land in den
letzten zwölf Monaten geleistet hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Am Anfang sind wir viel dafür kritisiert worden – ge-
rade auch international –, wie wir unsere Konjunktur-
programme anlegen. Inzwischen gibt es ein breites
Nachahmungsprogramm, ob es die Kurzarbeit, die Um-
weltprämie für Autos oder alle Versuche der Stabilisie-
rung des Binnenmarktes sind. Die Maßnahmen werden
in vielen europäischen Ländern und auch in den Verei-
nigten Staaten von Amerika angewandt.

Unser Programm war also richtig, inklusive des Infra-
strukturprogramms für die Kommunen – was die Bau-
wirtschaft in diesen Tagen auch bestätigt –, und wir sa-
gen: Wir arbeiten für die Zukunft. Wir machen aus dieser
Krise eine Chance. Wir machen etwas Positives aus die-
ser Krise.

Ein Thema, das uns auch in den nächsten Monaten
beschäftigen wird, ist die Kreditklemme. Viele Unter-

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(C (D ehmen haben Angst. Unternehmen, die lange Jahre eine tabile Basis hatten, bekommen heute nur unter sehr chwierigen Bedingungen von den Banken Kredite. Hier ommen viele Effekte zusammen, aber ich möchte an ieser Stelle auch noch einmal die Banken und Finanznstitutionen unseres Landes auffordern, ihrer Aufgabe ndlich wieder ein Stück mutig und verantwortungsvoll u entsprechen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es war auch richtig, in unserem Konjunkturprogramm
in großes Kredit- und Bürgschaftsprogramm aufzu-
egen. Wir haben jetzt erste Erfahrungen mit diesem Pro-
ramm. Ich kann nur sagen: Es hat sich herausgestellt,
ass wir selbstverständlich jedes Unternehmen gleich
ehandeln. Wir behandeln die kleineren und die mittel-
tändischen Unternehmen genauso wie die großen, und
ir können von den etwa 4 Milliarden Euro, die im Au-
ust ausgereicht worden sind, sagen, dass zwei Drittel
er Gelder – gemessen an der Zahl der Unternehmen ist
s ein viel größerer Anteil; dort sind es über 99 Prozent –
on mittelständischen Unternehmen in Anspruch ge-
ommen werden und sie die Genehmigung bekommen
erden. Jedes Unternehmen hat in unserem Land die
leiche Chance. Alle Unternehmen werden von uns
leich behandelt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich will aber hier keinen Rückblick machen, sondern
ur an einem Faktum aufzeigen, dass wir in den letzten
ier Jahren vorangekommen sind. Trotz der internationa-
en Finanz- und Wirtschaftskrise haben wir derzeit im-
erhin noch 1,25 Millionen mehr sozialversicherungs-

flichtige Beschäftigungsverhältnisse als Ende 2005.
as ist ein Erfolg der Großen Koalition. Das stabilisiert
nsere sozialen Sicherungssysteme.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich unsere sozia-
en Sicherungssysteme als stabil erwiesen. Am Anfang
nserer Regierungsarbeit sah es so aus, als hätten wir im
entensystem eine Lücke von 2 bis 3 Milliarden Euro.
urch die verbesserte Beschäftigungslage haben wir im
entensystem heute Rücklagen von 15 Milliarden Euro.
er Gesundheitsfonds, der so vielfältig kritisiert wird,
at sich als ein ausgesprochener Stabilisator in dieser
chwierigen Situation erwiesen. Das wird auch in Zu-
unft der Fall sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Sagen Sie es der CSU!)


Klatschen Sie lieber, Herr Stiegler, als dass Sie sich
ufregen!


(Ludwig Stiegler [SPD]: Ich habe geschaut, wie zögerlich Herr Ramsauer klatscht!)


ie sind doch der Meinung, dass der Gesundheitsfonds
ine tolle Sache ist. Klatschen Sie! Das wäre doch viel
esser.






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ludwig Stiegler [SPD]: Ich habe nur gezögert, bis Herr Ramsauer klatscht!)


Meine Damen und Herren, worum geht es in der Zu-
kunft? Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten er-
fahren, dass die soziale Marktwirtschaft als unsere ge-
sellschaftliche Ordnung das richtige Wertefundament für
eine zukunftsfähige Wirtschaft ist.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Sie gibt uns die Maßstäbe und Möglichkeiten, auch im
Rahmen dieser sozialen Marktwirtschaft Weiterentwick-
lungen vorzunehmen und auf die Herausforderungen des
21. Jahrhunderts zu reagieren.

Ich will an dieser Stelle deutlich machen: Es war rich-
tig, dass wir uns mit der Vergütung von Managern be-
fasst haben.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Aber mehr ist auch nicht passiert! – Weiterer Zuruf des Abg. Joachim Poß [SPD])


– Ich weiß ja, dass Sie weitergehende Vorstellungen hat-
ten, Herr Poß. Ich kann Ihnen Folgendes sagen – darüber
werden wir uns wahrscheinlich jetzt nicht mehr einig
werden –:


(Joachim Poß [SPD]: Das fürchte ich auch!)


Wenn Sie zum Beispiel die Versteuerung ab einem Ver-
dienst von 1 Million Euro fordern und glauben, damit
würden Sie dem Problem gerecht werden,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann fordern Sie doch endlich mal was! Oder tun Sie was!)


dann kann ich Ihnen nur sagen, dass man das in Amerika
gemacht hat. Das hat zu einer extensiven Verwendung
von Boni geführt, über die wir jetzt wieder sprechen, und
wir versuchen, sie zu unterbinden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann tun Sie doch was! – Joachim Poß [SPD]: Das ist ja nichts Schlechtes! Wir würden die USA nicht kopieren! Amerika macht es nur mit Festgehältern!)


Das ist doch der Punkt. Das alleine hilft doch nicht. Da-
rin sind wir halt unterschiedlicher Meinung, aber einiges
haben wir zustande gebracht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir haben seitens der Bundesanstalt für Finanzdienst-
leistungen Mindestanforderungen für Boni definiert,
die ihresgleichen suchen. Natürlich spüren wir alle,
selbst wenn wir in einigen Fragen unterschiedlicher Mei-
nung sind – das ist auch gut so; wenn wir jetzt im Wahl-
kampf sind, können wir uns unterscheiden –, dass die
Frage nach Managervergütungen und Bonuszahlungen
etwas mit dem tiefen Empfinden der Menschen für Ge-
rechtigkeit in der sozialen Marktwirtschaft zu tun hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D eshalb sind wir wahrscheinlich gemeinschaftlich der einung – hier helfen Ihre Forderungen nicht weiter –, ass zum Bespiel eine Bezahlung von Herrn Eick für echs Monate Arbeit mit einem Fünfjahresvertrag nicht as ist, was dem Gerechtigkeitsgefühl der Menschen ntspricht. Ich bin dabei, zu überlegen, wie zum Beispiel erhindert werden kann, dass man Gehälter für fünf ahre bekommt, wenn man keine sechs Monate gearbeiet hat. Das halte ich für sinnvoller als eine schärfere Beteuerung von Managergehältern. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Nicht reden, handeln! – Ulrich Kelber [SPD]: Sie weigern sich doch, zu handeln!)


Die zweite Lehre ist, dass wir in Zukunft unsere Wirt-
chaftsweise stärker auf Nachhaltigkeit ausrichten müs-
en.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ist es!)


eshalb halte ich es für außerordentlich wichtig – ich
ill ein Lob für uns alle äußern;


(Zuruf von der Linken: Nicht für uns!)


as hat bislang keiner in der Welt nachgemacht –, dass
ir, Bund und Länder, die Kraft aufgebracht haben, eine
chuldenbremse für die Zukunft im Grundgesetz zu
erankern und uns zu einer nachhaltigen Haushaltsfüh-
ung zu verpflichten. Ich danke allen, die dabei mitge-
irkt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich sehe einen dritten Punkt, wenn es um die Zukunft
nserer Wirtschaft geht. Wir können stolz darauf sein
nd uns darüber freuen, dass wir breit aufgestellt sind,
ass wir eine breite Industriestruktur haben. In der jet-
igen Krise hat sich gezeigt, dass die Länder, die sich
inseitig orientieren und keine Vielfalt haben, sehr viel
chwerer betroffen sind. Ich sage für die Zukunft: Sollte
s einen ernsthaften Streit über Industriegesellschaft und
ienstleistungsgesellschaft gegeben haben, müssen wir

hn aufgeben. Wir brauchen beide. Beide müssen Säulen
nseres zukünftigen wirtschaftlichen Erfolgs sein.


(Beifall bei der CDU/CSU)


eshalb ist die Debatte, ob wir weg von der Position müs-
en, vorne beim Export und sogar Exportweltmeister zu
ein, natürlich falsch. Wir müssen alles daran setzen, in-
ovative Produkte zu haben, um den Export als eine der
irklich wichtigen Säulen unserer Wirtschaft zu stärken.
ber richtig ist auch, dass wir gleichzeitig darauf achten
üssen, dass sich der Dienstleistungsbereich entwickeln

ann. So ist es richtig, darauf zu setzen, dass wir im Ma-
chinenbau und der Feinmechanik stark sind sowie den
odernen Fahrzeugbau nach vorne bringen. Deshalb ha-

en wir in unserem Konjunkturprogramm zum Beispiel
ie Elektromobilität gefördert. Deshalb haben wir, die
undesregierung, einen Plan bzw. ein Konzept, das weit
ber diese Legislaturperiode hinausreicht, aufgestellt, aus
em hervorgeht, wie wir die Elektromobilität nach vorne
ringen. Wir werden mit den betreffenden Unternehmen
prechen müssen und sie darauf aufmerksam machen,






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
dass sie in einer so wichtigen Frage zusammenarbeiten
müssen; denn es nutzt uns nichts, wenn jeder deutsche
Automobilproduzent mit einem anderen Anbieter zusam-
menarbeitet, um die Batterieentwicklung voranzubringen.
Wir wollen vielmehr – genauso wie unsere Vorfahren am
Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Benzinautos ge-
baut haben – diejenigen sein, die bei der Elektromobilität
vorne dabei sind.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie mit der Umweltprämie doch kaputt gemacht!)


Natürlich ist es richtig, dass wir auf Energieeffizienz
und erneuerbare Energien setzen und die Medizintechnik
voranbringen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir
vernünftige Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche
Entwicklung und die Industrie schaffen. Dazu sage ich,
wenn ich in die Zukunft schaue: Wir müssen alles ver-
hindern, was zu prozyklischen Effekten bei der Unter-
nehmensbesteuerung führt. Wir haben eine erste Korrek-
tur vorgenommen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht
in einigen Monaten noch einmal nachsteuern müssen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich würde das jedenfalls für wichtig halten, weil es die
Zukunft unserer Wirtschaft beeinflusst.

Wir haben in dieser Legislaturperiode – das muss
weiterentwickelt werden – den Dienstleistungsbereich
gestärkt. Wir haben ihn gestärkt, indem wir angefangen
haben, den privaten Haushalt zu einem Arbeitgeber zu
machen. Das ist eine ganz wichtige Initiative gewesen;
denn in einer alternden Gesellschaft, in der wir mehr
Dienstleistungen von Menschen für Menschen brauchen,
muss der Haushalt als Arbeitgeber gestärkt werden. Die-
ser Weg ist eingeleitet – wir sind Gott sei Dank darüber
hinweg, dass wir über das Dienstmädchenprivileg strei-
ten –, und wir alle wissen: Von der Kinderbetreuung bis
hin zu handwerklichen und anderen Dienstleistungen
sollten wir den Haushalt stärken, weil er auch Menschen,
die keine ganz gute Ausbildung haben, eine Beschäfti-
gungschance bietet und die Arbeit im Haushalt gleich-
zeitig anderen Menschen dient und diesen Freude macht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Alles in allem müssen wir vor allen Dingen wieder
unsere mittelständische Basis stärken. Hier geht es da-
rum, dass wir eine kluge Steuerpolitik betreiben. Ich
glaube, dass es in der jetzigen Zeit nicht richtig ist, ein
Signal für Steuererhöhungen zu setzen, weil diese auch
mittelständische Unternehmen und selbstständige Perso-
nengesellschaften treffen. Die aber brauchen wir, denen
dürfen wir keine Knüppel zwischen die Beine schmei-
ßen, sondern wir müssen ihnen sagen: Ihr habt ein Zu-
hause bei uns, ihr dürft nicht abwandern; denn die Ar-
beitsplätze sollen bei uns in Deutschland entstehen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich sage ganz eindeutig: Diese Bundesregierung hat
mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz für wichtige
Weiterentwicklungen gesorgt. Damit werden gerade die
Umwelttechnologien und die neuen Energien gefördert.

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(C (D as ist ein wichtiger Exportbereich. Für uns in Deutschand ist es jetzt von entscheidender Bedeutung, dass es ns gelingt, in Kopenhagen international verbindliche erpflichtungen für die Zukunft zu vereinbaren, damit ir einen stabilen Exportmarkt haben und gleichzeitig u einer globalen Verbesserung unserer Klimasituation eitragen. Das ist Wirtschaft und Umwelt zusammen. (Beifall bei der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Sie wollen das, aber Ihre Fraktion will es nicht!)


Natürlich will die das. –


(Ulrich Kelber [SPD]: Mit Ihnen kann man das machen, aber mit Herrn Kauder nicht!)


Herr Kelber, Sie können doch erfreut sagen, was wir
lles erfolgreich miteinander verabschiedet haben. Es
ind tolle Nummern gewesen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Meistens gegen die CDU/CSU-Fraktion!)


as wäre doch ohne die CDU/CSU-Fraktion weiß Gott
icht gegangen. – Allerdings sind wir diejenigen, die im-
er wieder darauf geachtet haben, dass Wirtschaft und
mwelt zusammengehen, weil es nichts nützt, wenn
mweltpolitik Jobs kostet. Umweltpolitik muss Jobs
ringen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Das zentrale Thema, das uns im nächsten Jahrzehnt
esentlich begleiten wird, ist die Bildungspolitik. Ich
abe mich außerdem dafür eingesetzt, dass wir die Inte-
rationsaufgabe im Bundeskanzleramt ansiedeln. Das
at sich bewährt. Es ist zu einem Nationalen Integra-
ionsplan von Bund, Ländern und Kommunen gekom-
en. Da ist noch vieles umzusetzen, und das wird die

ächste Legislaturperiode bestimmen. Aber der Ansatz
st richtig. Integration ist eine Schwerpunktaufgabe und

uss weiterentwickelt werden.


(Hubertus Heil [SPD]: Weiß das Herr Rüttgers?)


ildung ist das zentrale Thema für die Frage des Wohl-
tands in der Zukunft. Darüber sind wir uns parteiüber-
reifend einig, wenngleich wir über die Ausgestaltung,
ie häufig, unterschiedliche Meinungen haben. Ich bin
afür, dass wir uns für ein gegliedertes Schulsystem ent-
cheiden und dass wir natürlich die Durchlässigkeit for-
ern, aber gleichzeitig Leistung belohnen und Leistungs-
nreize setzen, auch schon bei Kindern. Ich halte, mit
erlaub gesagt, nichts davon, dass man wie in Berlin
ymnasialplätze in Zukunft verlosen will. Das scheint
ir die falsche Antwort auf die Frage, wie wir vorgehen,

u sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir kennen die unterschiedlichen Zuständigkeiten,
ber wir wissen, dass wir in der Bildungspolitik natürlich
usammenarbeiten müssen. Deshalb habe ich – nicht zur
reude aller Ministerpräsidenten, um es vorsichtig auszu-
rücken – zu einem Bildungsgipfel zusammen mit der






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Bundesbildungsministerin und dem Bundesarbeitsminis-
ter eingeladen. Wir haben konkrete Vereinbarungen
getroffen, die wichtig sind: Halbierung der Zahl der
Schulabbrecher, Investition von 10 Prozent des Bruttoin-
landprodukts in Forschung und Bildung bis zum Jahr
2015. Wir haben Pakte zur Förderung der Hochschulab-
solventen abgeschlossen. Für die Förderung der For-
schungseinrichtungen wird es jedes Jahr einen Zuwachs
der Mittel von 5 Prozent geben. Da gibt es jetzt ein hohes
Maß von Berechenbarkeit für die Zukunft. Wir haben ge-
sagt, die Exzellenzinitiative muss weitergeführt werden,
weil wir nur mit exzellenten Forschungs- und Hochschul-
institutionen die Zukunft wirklich gestalten können.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, ich bin dafür – ich will das
ganz klar sagen –, dass wir die Schulpolitik bei den Län-
dern belassen. Aber ich bin dagegen, dass die Schulpoli-
tik in den Ländern so ausgestaltet wird, dass man in
Deutschland nicht umziehen kann. Deshalb war es wich-
tig, dass die Kultusminister sich auf gleiche Standards
geeinigt haben. Außerdem bin ich dagegen, dass wir zu-
lassen, dass Schulabsolventen von den Industrie- und
Handelskammern das Zeugnis ausgestellt wird, dass sie
nicht ausbildungsfähig sind. So etwas kann sich unser
Land nicht leisten. Deshalb war der Bildungsgipfel ein
Erfolg und muss gleich in der nächsten Legislatur-
periode umgesetzt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Auch daran zeigt sich, dass wir unsere Arbeitswelt ge-
rade an der Anerkennung für diejenigen ausrichten müs-
sen, die Bildung – vom Kleinkind bis hin zur Weiterbil-
dung in den Betrieben – vermitteln.

Wenn ich einen kritischen Punkt zu unserem Kon-
junkturprogramm sagen darf: Die Weiterbildungsmög-
lichkeiten, die wir in diesem Konjunkturprogramm an-
geboten haben, wurden von den Unternehmen leider
sehr zögerlich angenommen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sehr wahr!)


Lebenslanges Lernen wird eine Aufgabe sein, die uns
in den nächsten Jahren begleitet. Hier müssen wir sehr
viel mehr Druck machen. Mit dem Erreichten kann man
noch nicht zufrieden sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir haben nach innen eini-
ges auf den Weg gebracht. Es zeichnet sich ab, wo die
Aufgaben der nächsten Legislaturperiode liegen. Ich bin
dafür, dass wir alles tun, um den Zusammenhalt unserer
Gesellschaft zu fördern. Das bedeutet Motivation für je-
den. Ich sage: Die Krise ist erst vorbei, wenn wir aus der
Talsohle wirklich heraus sind und wieder da sind, wo wir
vorher waren. Deshalb brauchen wir auch Motivation für
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Deshalb
gibt es innerhalb der Großen Koalition eine unterschied-
liche Auffassung darüber, ob wir gerade bei der kalten
Progression, bei der Steuererhöhung durch die Hintertür,
für diejenigen, die den Tag über arbeiten, die Überstun-
den machen, die ein bisschen mehr Gehalt haben, auch

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(C (D afür Sorge tragen müssen, dass sie zum Schluss wirkich mehr im Portemonnaie und auf dem Konto haben. Uns ist in dieser Krise bewusst geworden, dass wir als undesrepublik Deutschland allein nicht agieren könen. (Hubertus Heil [SPD]: Das wussten wir schon vorher!)


(Beifall bei der CDU/CSU)


ns ist bewusst geworden, dass die Europäische Union
n dieser Zeit eine ganz wesentliche Bedeutung hat. Wir
ollten uns nur einmal vorstellen, was in der Finanzkrise
uf uns zugekommen wäre, wenn wir keine gemeinsame
ährung wie den Euro gehabt hätten – nicht auszuden-

en! Aber ich sage auch: Erfolgreich konnte das nur
unktionieren, weil wir an bestimmten Grundprinzipien
icht gerüttelt haben. Klar ist: Mit der Union ist nicht zu
achen, die Unabhängigkeit der Europäischen Zentral-

ank aufzugeben, wie das in einigen Papieren aus Teilen
ieses Hauses gefordert wurde.


(Hubertus Heil [SPD]: Das ist ja eine Parteitagsrede und keine Regierungserklärung mehr!)


Das hat nichts mit Parteitagsrede zu tun, Herr Heil, Sie
ennen vielleicht nichts anderes mehr, sondern es hat mit
einen europapolitischen Aktivitäten zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Hier redet die CDU-Vorsitzende und nicht die Bundeskanzlerin!)


Ich habe Herrn Trichet versprochen, dass die Europäi-
che Zentralbank unabhängig bleibt, und ich werde mich
uch dafür einsetzen, dass der Stabilitäts- und Wachs-
umspakt nicht angetastet wird, sondern die Leitlinie für
ie Zukunft unseres Landes bleiben wird.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Eine abschließende Bemerkung. Wir werden heute
och über den Lissabon-Vertrag beraten. Dieser Lissa-
on-Vertrag ist eine Bekräftigung unseres europäischen
ngagements.


(Zuruf von der LINKEN: Ein glatter Verfassungsbruch!)


r bringt Europa näher zu den Bürgerinnen und Bürgern.
ir hatten dazu ein Urteil des Bundesverfassungs-

erichts, das besagt, dass das Parlament mehr Mit-
irkungsrechte braucht. Dieses Urteil wird heute um-
esetzt, und die Bundesregierung hat dabei, sofern sie
efragt war, konstruktiv mitgearbeitet.

Dieses Bundesverfassungsgerichtsurteil ist in der
uropäischen Union mit großem Interesse aufgenom-
en worden, weil es natürlich die Frage stellt: Wie wird

ich Deutschland in der Europäischen Union in Zukunft
ositionieren? Ich habe zugesagt – ich werde das auch
inhalten –, am 17. September, wenn wir uns zur Vorbe-
eitung des G-20-Gipfels treffen, meinen europäischen
ollegen zwei Dinge noch einmal deutlich zu machen:






(A) )



(B) )


Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
Erstens. Urteile des Bundesverfassungsgerichts sind
in Deutschland bindend bezüglich der Anwendung von
Gesetzen, also auch des Lissabonner Vertrags.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das wissen sie aber auch!)


Zweitens. Deutschland wird sein proeuropäisches
Engagement beibehalten, und es wird weiter Motor der
Europäischen Union sein.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Das müssen Sie der CSU mal sagen! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/ CSU]: Seien Sie doch mal ruhig!)


Das sind die beiden Botschaften für den Gipfel.

Eine letzte Bemerkung. Es ist so, dass wir uns in we-
nigen Tagen zum nächsten G-20-Gipfel treffen werden.
Die Finanzminister sind bereits am Wochenende in Lon-
don zusammengekommen. Es geht darum, dass kein
Finanzplatz, keine Institution und kein Produkt in der
Krise ungeregelt bleiben. Was wir uns in der Krise vor-
genommen haben, muss auch umgesetzt werden. Wir
sind hier auf einem guten Weg, aber es gibt noch einiges
zu tun.

Ein Punkt, der mir neben der Frage der Zahlung von
Boni besonders am Herzen liegt, ist, dass wir nie wieder
in eine Situation geraten dürfen, in der Banken Staaten
erpressen können, weil sie so groß sind, dass sie glau-
ben, den Staaten sozusagen die Pistole auf die Brust set-
zen zu können.


(Hubertus Heil [SPD]: Weiß das Herr Ackermann?)


Es wird an internationalen Regeln gearbeitet, was die Ei-
genkapitalhinterlegung anbelangt, damit Banken das von
ihnen eingegangene Risiko selber tragen müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich spüre schon wieder, dass die Ersten die verschie-
denartigsten Ausreden finden, warum dies nun gerade
nicht sein muss und warum Wachstum doch viel schnel-
ler zustande kommen könnte, wenn man solche Siche-
rungen nicht hätte.


(Hubertus Heil [SPD]: Meinen Sie die FDP?)


Für mich ist die Lehre – die werde ich zusammen mit
dem Finanzminister beim G-20-Treffen in Pittsburgh
auch ganz deutlich machen –: nicht auf diese Stimmen
hören, sondern auf nachhaltiges Wachstum setzen – im
Sinne der sozialen Marktwirtschaft, im Sinne der Prinzi-
pien, die Deutschland stark gemacht haben.


(Hubertus Heil [SPD]: Das geht nicht mit Schwarz-Gelb!)


Das wird uns in unserer weiteren Arbeit prägen.

Herzlichen Dank, meine Damen und Herren.


(Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Das Wort hat der Vorsitzende der FDP-Fraktion, r. Guido Westerwelle. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! An dem eifall nach der Rede der Bundeskanzlerin hat man in iesem Hohen Hause wirklich lehrbuchartig sehen könen, wo und in welcher Zerrüttung Zwangsehen enden. Diese Große Koalition hat nie den Anspruch auf eistige Führung erhoben. Mal hat sich diese Große oalition zusammengerauft; meistens hat sie sich nur erauft. Sie wollte politischen Schlaglöchern aus dem eg gehen. Das Ziel von Ihnen war immer nur, die ächste Kurve zu kriegen. In Wahrheit war diese Große oalition im besten Fall ein Reparaturbetrieb für tagesolitische Probleme; mehr war sie nicht für unser Land. Es waren in Wahrheit vier verlorene Jahre. Sie haben eutschland der Zukunft nicht näher gebracht. Sie haben risen verwaltet und vollständig darauf verzichtet, die ukunft zu gestalten. Frau Bundeskanzlerin, Sie haben hier gesagt, eutschland sei 2009 stärker als 2005. Das ist eine inte essante Sichtweise. Sie sind stärker verschuldet als 005, so stark wie nie zuvor. ie haben die Steuern so stark erhöht wie nie zuvor. Wir ind in der Gesundheitspolitik in der Planwirtschaft so tark wie noch nie zuvor. Sie haben mit dieser Regierung eutschland nicht gestärkt. Es waren vier verlorene ahre. Sie haben unser Land geschwächt. Sie haben es icht in Ihrer eigenen Richtung vorangebracht. (Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Und mit denen wollen Sie koalieren?)

Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623302000

(Beifall bei der FDP)

Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1623302100

(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP)


Aber auch bei dem Bereich, den Sie hier für sich re-
lamiert haben, gilt: Sie haben gar nicht mehr den An-
pruch erhoben, wirklich perspektivisch Politik für unser
olk anzugehen.


(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das hat Frau Merkel nie gemacht!)


ie haben als Regierungskoalition gar nicht mehr den
nspruch erhoben, zu sagen, wo unser Land in 10, 15,
0 Jahren stehen soll. Eigentlich befasst sich mittler-
eile jede Regierungserklärung und jede Rede, die aus
en Reihen der Regierung gehalten wird, nur mit der Ta-
espolitik.

Aber auch da, wo Sie meinen, Sie hätten besonders
ut gewirkt, haben Sie in Wahrheit die meiste Zeit ver-
agt. Ich denke insbesondere an die Bankenaufsicht.
ie Bundeskanzlerin hat hier von dieser Stelle aus nach
usbruch der Finanzkrise in einer Regierungserklärung

ngekündigt – unter dem Beifall übrigens auch der Frak-
ion der CDU/CSU –, dass die Bankenaufsicht in
eutschland neu und schlagkräftiger sortiert werden






(A)



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
muss, weil die Zersplitterung bei dieser wichtigen Ho-
heitsaufgabe Lähmung bedeutet. Neun Monate ist diese
Bankenkrise in Deutschland mittlerweile alt, und wir ha-
ben auch im Deutschen Bundestag die gesamte Zeit da-
rüber diskutiert. Aber bis zur Stunde haben Sie in der
Bankenaufsicht nichts zustande gebracht. Wir haben die-
selbe verkorkste, zersplitterte Bankenaufsicht wie vor
der Krise. Nicht einmal die Krise haben Sie richtig be-
wältigt und notwendige strukturelle Reformen eingelei-
tet.


(Beifall bei der FDP)


Wir brauchen eine Politik, die die Mittelschicht in
unserem Land wieder stärkt. Der Rückgang der Mittel-
schicht ist aus unserer Sicht die gefährlichste Entwick-
lung, übrigens nicht nur der letzten vier Jahre, sondern
der letzten zehn Jahre. Vor zehn Jahren hatte die Mittel-
schicht in unserer Gesellschaft einen Anteil von unge-
fähr zwei Dritteln. Heute muss man feststellen, dass die
Mittelschicht in unserem Land nur noch etwas mehr als
die Hälfte der Bevölkerung ausmacht. Das heißt, die
Mittelschicht schrumpft. Das ist in Wahrheit die Heraus-
forderung für die Gesellschaftspolitik in unserem Land.
Denn wir wollen keine Gesellschaft, die nur noch aus
Arm und Reich besteht. Vielmehr brauchen wir eine
starke Mittelschicht, die in unserer Gesellschaft gewis-
sermaßen als Klammer dient. Wenn die Mittelschicht
schrumpft, dann wachsen Spaltung und Ungerechtigkeit
in unserem Land.

Aus diesem Grund brauchen wir einen Neuanfang mit
einem fairen Steuersystem in Deutschland.


(Beifall bei der FDP)


Nun heißt es, dass eine Politik der fairen Steuern nicht
finanzierbar sei. Es heißt, dass die Vorschläge für ein fai-
res Steuersystem, die wir vorgelegt haben, nicht umsetz-
bar seien. Das bestreite ich mit Nachdruck. Ich lasse
mich auch nicht durch die angeblich amtlichen Berech-
nungen des Bundesfinanzministers bezüglich der Hor-
rorkosten eines fairen Steuersystems irritieren.

Herr Minister Steinbrück, Sie werden ja in dieser De-
batte noch reden.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


Sie sind der Mann, der so viel Schulden gemacht hat wie
kein Finanzminister zuvor.


(Beifall bei der FDP)


Sie haben in der gesamten Zeit in Bezug auf die Finanz-
politik immer falsch gelegen. Hören Sie doch wenigs-
tens jetzt auf, den Leuten etwas Falsches vorzumachen!
Sie sagen, Sie können kein faires Steuersystem in
Deutschland durchsetzen. Dann gehen Sie; wir machen
es, wir können es nämlich!


(Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Jetzt kommt das Plakat!)


– Das kommt jetzt, Herr Heil. Sie freuen sich doch schon
die ganze Zeit darauf.


(Hubertus Heil [SPD]: Ich habe Herrn Kubicki gehört!)


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(C (D Ich möchte nur kurz auf Folgendes aufmerksam mahen: Ungefähr so viele SPD-Abgeordnete, wie jetzt hier itzen, wären in Ihrer Fraktion, wenn Sie vor der letzten undestagswahl die Leute bezüglich der Mehrwertsteuer icht betrogen hätten. (Beifall bei der FDP – Der Redner hält ein Plakat hoch.)


Sie haben vor der Wahl überall auf dem Plakat heilige
ide geschworen, Sie würden die Bürger entlasten; eine
ehrwertsteuererhöhung gebe es nicht. Jeder von Ihnen,

er hier sitzt, hat in Sachen Mehrwertsteuer die eigenen
ähler belogen, nur um an die Regierung zu kommen.

ie haben in Wahrheit unglaubwürdige Politik gemacht.


(Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Immer eine Spur zu laut, Herr Westerwelle! Sie waren doch vorhin so staatstragend! Was ist mit Ihnen los?)


Wir brauchen ein faires Steuersystem, das Arbeit und
nstrengung belohnt. Das ist möglich, und es ist auch
ringend nötig. Damit müssen wir bei den Familien be-
innen, indem wir die Familien entlasten. Nach dem
teuermodell, das Deutschland braucht, wäre eine vier-
öpfige Familie erst ab 40 000 Euro überhaupt steuer-
flichtig. Das ist eine familienfreundliche Politik; das ist
ozial.

Dass gewisse Gewerkschaftsfunktionäre mittlerweile
azu aufrufen, ausgerechnet die Partei, nämlich die SPD,
u wählen, die mit der Mehrwertsteuererhöhung um
Prozentpunkte die unsozialste Politik gegen Arbeit-

ehmer gemacht hat, die man machen konnte, finde ich
anz schön scheinheilig.


(Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Sie sind scheinheilig!)


ch habe nicht die Absicht, das in dieser Generaldebatte
u verschweigen.

Meine Damen und Herren, wir haben in den vergan-
enen vier Jahren jedes Jahr Vorschläge gemacht, wie
er Staat Geld sparen kann.


(Christian Carstensen [SPD]: Überall Studiengebühren eingeführt!)


ein einziges Mal sind Sie darauf eingegangen. Statt-
essen fangen Sie wieder an – im Augenblick mit einer
chwarz-gelbe-Socken-Kampagne –, den Menschen in
eutschland Angst davor zu machen, dass Union und
DP die Mehrheit erlangen und in der nächsten Legisla-

urperiode an die Regierung kommen.


(Hubertus Heil [SPD]: Kommen jetzt die Schuhsohlen?)


Dazu möchte ich Ihnen zunächst einmal sagen, dass
s in Deutschland natürlich längst ganz anders läuft, als
ie glauben. Nach den letzten Landtagswahlen werden
it Sachsen die sechs größten Bundesländer von Union

nd FDP regiert. Das heißt, von etwas mehr als
0 Millionen Deutschen leben drei Viertel, nämlich
0 Millionen, mittlerweile in Ländern, die schwarz-
elbe Regierungen haben. In diesen Ländern kann jeder
)






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
erkennen, dass soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche
Vernunft keine Gegensätze sind, sondern einander be-
dingen. Das werden wir auch auf Bundesebene durchset-
zen.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. Monika Grütters [CDU/CSU])


Lassen Sie bitte Ihre seltsamen Entgleisungen sein,
mit denen Sie in unsere Richtung zielen! Da sind zu-
nächst einmal die Plakate, die Sie vor der letzten natio-
nalen Wahl, der Europawahl, gedruckt haben; wir ha-
ben sie alle gesehen. Es ist schon eine Kunst – dafür
haben Sie bei der Wahl die entsprechende Quittung kas-
siert –, dass die SPD auf jedem dritten Plakat vor den
Haien der FDP gewarnt hat. Das ist deswegen drollig,
weil Sie wissen, wie die Sache ausgegangen ist. Aber
auch für uns liegt darin eine gewisse Ironie: Sie haben
mehr Plakate gegen die FDP geklebt, als wir Plakate für
uns kleben konnten.


(Beifall des Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP] – Hubertus Heil [SPD]: Oh!)


Das ist bemerkenswert, weil es nach hinten losgegangen
ist.

Jetzt haben Sie sich etwas Neues ausgedacht. Weil ich
in der letzten Woche eine, wie ich finde, Selbstverständ-
lichkeit ausgesprochen habe, nämlich dass der Sozial-
staat für die Bedürftigen und nicht für die Findigen da
ist, höre ich beispielsweise von Ihrer Vizechefin, Frau
Nahles:


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Wo ist sie denn überhaupt? – Gegenruf des Abg. Hubertus Heil [SPD]: Sie muss sich nicht jeden Unsinn von Ihnen anhören!)


Selten wurde in solcher Klarheit zum Ausdruck ge-
bracht, dass liberale Politik zulasten der Schwächsten
geht.

Ich möchte Ihnen einen Auszug aus einem bemer-
kenswerten Interview vortragen, das Gerhard Schröder,
der immer noch der SPD angehört, einmal gegeben hat.
Er hat als Bundeskanzler fast wörtlich das gesagt, wofür
Sie mich jetzt im Augenblick kritisieren. Er hat nämlich
gesagt: Wer arbeiten kann, aber nicht will, der kann nicht
mit Solidarität rechnen. Es gibt kein Recht auf Faulheit
in unserer Gesellschaft. – Ich habe das fast wortgleich
gesagt.


(Hubertus Heil [SPD]: Nehmen Sie sich nicht so wichtig, Herr Westerwelle!)


Es ist richtig: Früher hätte sich jeder anständige Sozial-
demokrat hinter den anständigen, fleißigen Leuten ver-
sammelt und genau dasselbe gesagt. So weit sind Sie
heute mit Ihrer linken Gehirnwäsche gekommen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! – Hubertus Heil [SPD]: Sie nehmen sich zu wichtig, Herr Westerwelle! Sie können sich nicht mit Schröder messen! – Joachim Poß [SPD]: Jetzt entgleist er!)


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(C (D Arbeit muss sich wieder lohnen. Deswegen war es alsch, dass die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung nd insbesondere dieser Koalition in Wahrheit nur noch uf die ganz Großen und auf die ganz Kleinen gesetzt at. (Hubertus Heil [SPD]: Ein Wichtigtuer! – Joachim Poß [SPD]: Das ist mit Daten und Fakten nicht zu belegen! Reine Erfindungen!)


Tatsächlich war es die Haushaltsvorlage mit Rekord-
erschuldung, warum wir diese Debatte heute angesetzt
aben. Ich möchte darauf eingehen, weil es wichtig ist,
arüber zu reden, wofür das Geld der Deutschen ausge-
eben worden ist.


(Zuruf des Abg. Thomas Oppermann [SPD] – Joachim Poß [SPD]: Ideologische Kopfgeburt!)


Es mag ja sein, dass Sie es mit Ihrem Einfluss schaf-
en, zu verhindern, dass die Opposition Sie in den wich-
igsten Fernsehsendungen stellen kann.


(Hubertus Heil [SPD]: Das ist eine Verschwörungstheorie! Der arme Guido!)


ier müssen Sie es aber ertragen, zu hören, was wir zu
agen haben.


(Beifall bei der FDP – Hubertus Heil [SPD]: Er ist wehleidig!)


Ich will darauf eingehen, wofür das Geld der Bürge-
innen und Bürger in Wahrheit ausgegeben worden ist.
a ist beispielsweise die Abwrackprämie, die jetzt aus-

äuft. 5 Milliarden Euro haben Sie sozusagen über Nacht
ür die Abwrackprämie gefunden. Das heißt, für alte Au-
os hatten wir in Deutschland mal eben 5 Milliarden
uro übrig. Gleichzeitig sagen Sie: Bei Bildung und
usbildung geht es leider nicht; dafür haben wir zu we-
ig Geld in den Staatskassen.

Jetzt, wo die Abwrackprämie ausgelaufen ist, weiß je-
er, was passiert. Wir wissen nämlich genau, dass die
enschen, die dieses Jahr ein Auto gekauft haben, dies

m nächsten Jahr nicht noch einmal tun werden, weil es
ieses Jahr so schön war. Das kostet natürlich Arbeits-
lätze. Aber dieser Abbau findet nach der Bundestags-
ahl statt. Darum kann sich ja dann die nächste Bundes-

egierung, also wir, kümmern.


(Beifall bei der FDP – Zurufe von der SPD: Oh! – Thomas Oppermann [SPD]: Nicht so überheblich! Hochmut kommt vor dem Fall!)


iese Art und Weise halte ich für völlig inakzeptabel.
ie Reparaturwerkstätten und der Gebrauchtwagenhan-
el leiden darunter und sind zum Teil pleitegegangen.
ie haben nicht auf die Mittelständler geschaut, die auf-
rund der Abwrackprämie pleitegegangen sind. Eine Re-
ierung, die mal eben 5 Milliarden Euro für alte Autos
brig hat, soll nie wieder sagen, für faire Steuern und für
essere Bildung sei in Deutschland kein Geld vorhan-
en. Wir zeigen Ihnen, dass es besser geht.


(Beifall bei der FDP)







(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Wenn es eine Sache gibt – außer dass die Mittel-
schicht geschrumpft ist, dass Sie dafür gesorgt haben,
dass die Schulden immer höher werden, und dass von Ih-
nen immer höhere Steuern durchgesetzt worden sind; ich
erinnere an den Wortbruch –,


(Joachim Poß [SPD]: Das stimmt doch nicht! Es stimmt kein Satz! Der weiß gar nicht, worüber er redet!)


die unser Land in wirklich große Schwierigkeiten bringt,
dann ist es insbesondere die Tatsache, dass Bildung als
Bürgerrecht in Deutschland immer mehr infrage gestellt
wird.


(Hubertus Heil [SPD]: Die FDP führt Studiengebühren ein!)


Ich nenne Ihnen ein Beispiel – ich rechne das einmal um,
weil ein entsprechender Zuruf gemacht wurde –: Die
Mittel für die Abwrackprämie betrugen 5 Milliarden
Euro. Mit diesen Mitteln könnte man ein perfektes Stipen-
dienprogramm für Studenten elternunabhängig 25 Jahre
lang zahlen.


(Hubertus Heil [SPD]: Und Sie führen Studiengebühren ein! Schaffen Sie doch die Studiengebühren ab!)


Das Geld gehört in helle Köpfe


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


und nicht in alte Autos. Sie verstehen es nicht.

Im Zusammenhang mit der Bildung müssen wir fest-
halten, dass uns die OECD in diesem Jahr bescheinigt
hat, dass in keinem vergleichbaren entwickelten Land
der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und
den Bildungschancen eines Kindes so unerfreulich ist
wie hier in Deutschland.


(Hubertus Heil [SPD]: Deshalb führen Sie Studiengebühren ein! Super Idee!)


Sie können nicht so tun, als seien daran andere schuld.
Sie meinen immer, für Krisen und Missstände sei die
Opposition verantwortlich. Ich darf darauf aufmerksam
machen: Sie regieren seit elf Jahren –


(Hubertus Heil [SPD]: Sie regieren mit den Ländern! Sie machen Studiengebühren! Niedersachsen, Baden-Württemberg, NRW!)


erst mit dem Finanzminister Lafontaine, dann mit dem
Finanzminister Eichel und jetzt mit dem Finanzminister
Steinbrück. Für die Prioritätensetzung, die in der Finanz-
politik falsch gelaufen ist, können Sie nicht die Opposi-
tion verantwortlich machen. Dafür sind Sie verantwort-
lich. Sie hatten die Macht. Sie haben nichts gemacht.


(Beifall bei der FDP)


Ich kann der Koalition insgesamt einen Vorwurf nicht
ersparen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was?)


Sie sagen, es gebe eine zersplitterte Bildungslandschaft.
Frau Bundeskanzlerin, Sie sagen, eine Familie müsse

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(C (D uch umziehen können. Da haben Sie recht; das alles ist ichtig. Ich bin übrigens ein Anhänger dafür, dass es eine ultusbzw. Bildungshoheit der Länder gibt. Das ist für mich überhaupt keine Frage. – Nur, eines öchte ich festhalten: Sie sagen, es werde den Men chen wegen der Bildungsunterschiede in Deutschland nmöglich gemacht, umzuziehen, und verschweigen daei, dass Sie den Bereich Bildung mit Ihrer katastrophaen Föderalismusreform vermasselt haben. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


(Zurufe von der SPD: Aha!)


ie Föderalismusreform hat doch die Zersplitterung der
ildungslandschaft befördert. Dafür tragen Sie gemein-

am die Verantwortung.

Meine Damen und Herren, es ist so, dass wir nicht nur
eim Thema „Leistungsbereitschaft, Leistungsgerechtig-
eit, soziale Verantwortung“ und beim Thema Bildung
n unserem Land nicht wirklich vorangekommen wären.
s ist auch notwendig, dass wir in dieser letzten Debatte,

n der wir über diese vier Jahre der Großen Koalition
ilanz ziehen, über ein Kernanliegen, das gerade von der
undeskanzlerin wieder verteidigt worden ist – die Ge-

undheitsreform –, reden. Diese Gesundheitsreform,
ie Sie in Kraft gesetzt haben, und der Gesundheitsfonds
achen alles teurer, und nichts wird besser.


(Beifall bei der FDP)


ie wissen das auch. Beitragserhöhungen waren die
olge. Im nächsten Jahr sollen – so ist die Finanzpla-
ung der Regierung – allein 12 Milliarden Euro an Steu-
rgeldern in das bürokratische Monstrum Gesundheits-
onds gesteckt werden.

Ich will hier in aller Ruhe und in großer Klarheit sa-
en – auch Ihnen, meine Damen und Herren von der
nion –: Diese Gesundheitspolitik von Ulla Schmidt
ird in einer Koalition aus Union und FDP beendet, weil

ie zulasten der Bürgerinnen und Bürger in ganz
eutschland geht. Ich sage das, damit das klar ist.


(Beifall bei der FDP – Thomas Oppermann [SPD]: Klare Ansage!)


ch freue mich – Herr Ramsauer, Sie werden es sicher-
ich gleich Herrn Seehofer erzählen –, dass ich in ihm ei-
en kräftigen Verbündeten haben werde.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


der hat Herr Söder das, was er dazu gesagt hat, nicht in
bstimmung mit seiner Partei gesagt?

Meine Damen und Herren, es ist dringend notwendig,
ass wir in dieser Richtung vorankommen. Wir haben in
iesem Hause in den Generaldebatten über einen Be-
eich, der meines Erachtens durch eine erhebliche Ver-
chlechterung gekennzeichnet ist, selten diskutiert. Ich
ill es trotzdem tun. Ich sprach eben von Bildung als
ürgerrecht. Das Thema, wie mit den Bürgerrechten

nsgesamt in den letzten Jahren umgegangen worden ist,
üsste uns hier beschäftigen. Unter Rot-Grün mit Herrn
chily hat es begonnen; unter Schwarz-Rot mit Herrn






(A) )



(B) )


Dr. Guido Westerwelle
Schäuble wurde es fortgesetzt: Es hat noch nie so wenig
Respekt seitens der Mehrheit gegenüber den Bürgerrech-
ten gegeben. Noch nie wurden Entscheidungen einer Re-
gierung vom Verfassungsgericht in Karlsruhe so oft kas-
siert. Das muss hier erwähnt werden.


(Beifall bei der FDP)


Wir halten es für einen wirklichen Fehler, dass man
diese Politik weiter fortsetzt. Bürgerrechte sind die Frei-
heitsrechte der Bürgerinnen und Bürger. Wir setzen da-
rauf, dass sie stärker geschützt und respektiert werden.
Gläserner Patient, gläserner Bankkunde, gläserner Steu-
erzahler, gläserner Autofahrer, Aufhebung des Bank-
geheimnisses usw. usf. – eine solche Politik darf es nicht
länger geben.

Wie oft hört man von den Konservativen: Wer nichts
zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten.


(Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)


– Sie rufen: Richtig! Das ist Obrigkeitsdenken.


(Hubertus Heil [SPD]: Und mit denen wollen Sie koalieren?)


Jeder selbstbewusste Bürger in dieser Gesellschaft muss
sagen: Weil ich nichts zu verbergen habe, verbitte ich es
mir, vom Staat wie ein gemeiner Krimineller unter Ge-
neralverdacht gestellt und permanent überwacht zu wer-
den. Das müsste in diesem Land unser Anspruch sein.
Wir sind die Volksvertreter und damit auch diejenigen,
die Bürgerrechte schützen sollen.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Sie wollen nur die Steuerhinterzieher schützen!)


In der Energie- und Umweltpolitik ging es in Wahr-
heit nicht um einen rationalen Energiemix, sondern es
herrschte Irrationalität. Zwar hat der Umweltminister
Knut aus dem Berliner Zoo adoptiert, aber das war wohl
das Einzige, das in Erinnerung bleibt.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)


Eine solche Umweltpolitik ist mit Abstand zu wenig.
Das ist in Wahrheit nur Kulisse. Eine vernünftige Um-
weltpolitik will das Zeitalter der erneuerbaren Energien
erreichen. Aber sie weiß auch, dass wir in dieses Zeit-
alter Brücken brauchen.


(Hubertus Heil [SPD]: Atomkraft!)


Es macht keinen Sinn, dass wir in Deutschland die mo-
dernsten Energieanlagen der Welt abschalten, um am
Tag danach den Strom aus sehr viel unsichereren Kraft-
werken, vorzugsweise aus dem Ausland, einzukaufen.


(Ulrich Kelber [SPD]: 40 Jahre alte Kraftwerke sind das Modernste, was wir haben?)


Deswegen brauchen wir eine neue, vernünftige, rationale
Energiepolitik mit einem rationalen Energiemix.


(Beifall bei der FDP)


Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist in sol-
chen Generaldebatten üblich, Klartext zu reden. Wir ha-
ben eine solche Debatte nicht angesetzt, damit Sie in der
Großen Koalition eine Bühne bekommen, um sich ge-

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(C (D enseitig auf die Schulter zu klopfen: Nicht wahr, Frankalter, es war nicht alles schlecht! – Nein, da hast du echt, Angela. as ist keine vernünftige Auseinandersetzung in einer arlamentarischen Demokratie. Ich werde mir das Duell m Sonntagabend anschauen. (Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister: Dann schaut schon mal einer!)


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP)


Ja, damit habt ihr wenigstens einen Zuschauer. Es ist
berhaupt keine Frage, dass ich mir das anschaue.


(Thomas Oppermann [SPD]: Aber du wärst lieber selber dabei!)


In Wahrheit geht es um etwas anderes: Es geht um un-
er Land. Unser Land braucht eine Politik, die an die Zu-
unft denkt und nicht nur in der Krise stecken bleibt. Wir
rauchen eine Politik der klaren Verhältnisse: Raus aus
er Großen Koalition, aber nicht rein in eine Linksregie-
ung! Wir brauchen eine klare bürgerliche Mehrheit der

itte. Dafür stehen wir.

Ich danke sehr für Ihre freundliche Aufmerksamkeit,
iebe Genossinnen und Genossen.


(Anhaltender Beifall bei der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623302200

Das Wort hat der Bundesminister des Auswärtigen,

r. Frank-Walter Steinmeier.

Dr. Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister des
uswärtigen:
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! In 19 Tagen wird ein neuer Bundestag gewählt.


(Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP]: Das stimmt!)


uch wenn manche im Augenblick statt von der Wahl
ieber vom Wetter reden, Herr Koppelin: Den Menschen
st klar – seien Sie gewiss –, dass wir vor schwierigen
ahren stehen, Jahren, die unser Land prägen und verän-
ern werden, entweder zum Besseren oder zum Schlech-
eren. Es geht darum, ob wir bereit und in der Lage sind,
ie richtigen Lehren aus den Krisen zu ziehen, ob wir in
er Lage sind, die soziale Balance in diesem Lande zu
ehalten, und ob wir uns auf den Weg hin zu einem
irklich nachhaltigen Wachstumsmodell machen.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin sicher, die Menschen werden ganz genau hin-
chauen, Herr Westerwelle, wer die richtigen Antwor-
en auf die Fragen der Vergangenheit hat und wer eine
lare Vorstellung davon hat, wohin die Reise gehen soll.
er sich den notwendigen Lehren aus der Krise verwei-

ert, der wird nicht mit seiner Politik scheitern, sondern
er wird schon bei den Wahlen scheitern; das garantiere
ch Ihnen.


(Beifall bei der SPD)







(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Wir haben in den letzten Monaten auch Glück gehabt;
das ist wahr. Aber dass die Krise die Menschen in
Deutschland nicht mit aller Wucht getroffen hat, das
alles ist doch nicht vom Himmel gefallen. Wir haben in
Deutschland Brücken gebaut, die bisher einigermaßen
getragen haben. Das ist doch nichts anderes, Herr
Westerwelle, als das Ergebnis von Politik.

Trotz des Wahlkampfs sage ich: Das ist ein gemeinsa-
mer Erfolg aller Beteiligten. Deshalb will ich die Gele-
genheit nutzen, während der letzten Rede im Deutschen
Bundestag in dieser Legislaturperiode allen Abgeordne-
ten, gleich welcher Partei, zu danken. Ich weiß, dass wir
über vieles gestritten haben; auf einzelne Instrumente
werde ich gleich eingehen. Ich weiß, dass wir in Aus-
schüssen und im Plenum gestritten haben, dass wir nach
Kompromissen gesucht haben. Am Ende haben wir aber
– auch das ist die Wahrheit – unter unglaublichem Zeit-
druck im September und im Oktober vergangenen Jahres
Entscheidungen gefällt, von denen ich überzeugt bin,
dass sie den allermeisten Menschen in Deutschland auch
weitergeholfen haben. Ich danke Ihnen dafür, dass das
gelungen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich darf noch einmal an die Diskussionen über den
weit gespannten Rettungsschirm für die Banken erin-
nern, die wir zu Recht geführt haben. Der Rettungs-
schirm hat immerhin verhindert, dass es bei uns zu ei-
nem Zusammenbruch größerer Institute gekommen ist.
Ich darf an den Streit erinnern, den wir darüber geführt
haben, ob es ein Konjunkturprogramm geben soll und,
wenn ja, in welchem Umfang. Wir haben das miteinan-
der entschieden. Ich darf daran erinnern, dass wir für ein
Investitionsprogramm für Städte und Gemeinden ge-
kämpft haben. In all Ihren Orten zu Hause sind in den
Sommerferien Schulen und Kindergärten saniert wor-
den.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Wir brauchen mehr Lehrerinnen und Lehrer!)


Ich stehe auch, Herr Westerwelle, für die Umwelt-
prämie. Das sage ich Ihnen ganz offen. Es ist nämlich
kein guter Ratschlag, den Menschen zu sagen: Wir ha-
ben noch schwierige Monate und Jahre vor uns, deshalb
wäre es gut gewesen, die 250 000 Arbeitsplätze sofort
preiszugeben. Das ist doch kein Ratschlag für eine Re-
gierung und für ein Parlament: „auf besseres Wachstum
hoffen“.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich erwähne ausdrücklich die Diskussion um das
Kurzarbeitergeld. Wir haben auf Vorschlag von Olaf
Scholz hin nicht nur die Bezugsdauer verlängert,
sondern wir haben es vor allen Dingen attraktiver ge-
macht. Zehntausende Unternehmen in Deutschland
nutzen die Möglichkeit der Kurzarbeit.

All das zusammengenommen – ich will kein einzel-
nes Instrument zu weit hervorheben –, stelle ich fest:
Dieser Mix von Instrumenten war es, der am Ende dazu

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(C (D eführt hat, dass bei uns nicht wie in Spanien die rbeitslosigkeit von 8 auf 18 Prozent gestiegen ist. Vielehr haben wir den Anstieg von 7 auf 8 Prozent be renzen können, Herr Westerwelle. Dass uns das gelunen ist, ist das Ergebnis von Politik, und zwar, wie ich inde, richtiger Politik. Es kann ja sein, dass wir in einzelnen Punkten unterchiedlicher Meinung sind. Das wird und muss auch so leiben; denn das – Sie haben Recht – gehört zu einer arlamentarischen Demokratie. Aber was wichtiger ist das muss man am letzten Sitzungstag der Legislatur eriode dieses Deutschen Bundestags vielleicht einmal esthalten –: Die politischen Institutionen in Deutschland das ist nicht selbstverständlich – haben sich in der rise bewährt. Deshalb darf ich mitten im Wahlkampf nd trotz Ihrer Rede allen, die jetzt ausscheiden und daan in Zukunft nicht mehr mitwirken können, einen herzichen Dank aussprechen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Ich möchte besonders einen Kollegen hervorheben.
ieber Peter Struck, du warst so etwas wie der Haus-
eier der Großen Koalition. Du warst derjenige, der im-
er gesagt hat: Die beiden großen Volksparteien haben

005 keinen Wahlkampf für eine Große Koalition ge-
ührt, aber es war eben das Ergebnis des Wählervotums.

it Blick auf die vergangenen vier Jahre sage ich im
nterschied zu Ihnen, Herr Westerwelle: Wir haben das
este daraus gemacht. Dass die Bilanz der Großen
oalition, dass die Bilanz dieser Regierung eine sozial-
emokratische Handschrift trägt,


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wo denn?)


st ganz wesentlich das Verdienst von Peter Struck. Des-
alb dir, lieber Peter, ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU])


Ich bleibe dabei: Unser politisches System hat sich in
er wirtschaftlichen Krise bewährt. Eines ist mir und den
eisten von Ihnen, denke ich, aber auch klar: Das Ver-

rauenskapital, das wir uns in den letzten Monaten
davon bin ich überzeugt – erarbeitet haben, darf jetzt

icht leichtfertig verspielt werden.


(Beifall bei der SPD)


ch bin davon überzeugt, dass es weltweit eine Rückkehr
er Politik geben wird. Der Glaube an die ungehemmten
arktkräfte ist erschüttert. Nur einige Großbanken – das

ilt auch für Deutschland – glauben noch an die Selbst-
einigungskräfte des Bankensektors und an erzielbare
enditen von über 25 Prozent. Und weil das so ist, muss
ie Politik gerade jetzt am Ball bleiben. Gerade jetzt
rauchen wir eine mutige Politik, eine Politik mit Kom-
ass und Richtung. Wer, wie mancher hier im Hause,
err Westerwelle, bei dem Begriff Sozialstaat in erster






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
Linie an bezahlte Faulheit denkt, der hat diesen Kom-
pass eben nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wer in einer solchen Situation, in der den meisten in
Deutschland klar ist, was in den nächsten Monaten und
Jahren auf uns zukommen wird, massive Steuersenkun-
gen verspricht, täuscht die Wähler über das hinweg, was
in diesem Land wirklich möglich ist. Und auch das kos-
tet Vertrauen in Demokratie.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Eines darf ich Ihnen hier im Saal und darüber hinaus
versichern: Mit meiner Partei, mit der SPD, wird es kei-
nen Abbau des Sozialstaates geben. Mit der SPD bleibt
es bei einem handlungsfähigen Staat.


(Beifall bei der SPD)


Damit kein Missverständnis über das Staatsverständnis
der SPD aufkommt: Wenn ich von einem handlungsfähi-
gen Staat spreche, dann meine ich nie einen Staat, der
die Bürger von morgens bis abends bevormundet, son-
dern dann rede ich von einem Staat, der in der Lage ist,
Beistand zu leisten. Und wie notwendig das ist, sehen
wir doch gerade jetzt, in der Krise.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin fest davon überzeugt – das entspricht nicht
dem Programm der FDP –, dass wir vor Jahren stehen, in
denen der Rückzug des Staates nicht mehr auf dem Pro-
gramm stehen wird. Ganz im Gegenteil: Was wir brau-
chen, ist nicht ein Rückzug des Staates, sondern die
Rückkehr von Politik.


(Beifall bei der SPD)


Deshalb sage ich: Die Jahre, die vor uns liegen, werden
entweder mutige Jahre der Gestaltung, oder es werden
verlorene Jahre sein, Herr Westerwelle. Die letzten wa-
ren es nicht, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin fest davon überzeugt, dass wir, wenn wir das
wirklich wollen, wenn wir die Kraft haben, wenn wir
den Mut haben und wirklich einsteigen, den internatio-
nalen Finanzmärkten neue Regeln geben können. Sie
erinnern sich: Peer Steinbrück und ich haben Anfang des
Jahres Vorschläge dazu gemacht. Wir haben das, was wir
für notwendig halten, auch auf den Tisch dieses Hauses
gelegt. Peer, dir einen ausdrücklichen Dank für deinen
unermüdlichen Einsatz. Lass dich bitte nicht unterkrie-
gen, nicht in Pittsburgh, nicht in Brüssel und erst recht
nicht zu Hause.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Das mit „zu Hause“ muss erklärt werden!)


Wir können die Weichen in der Wirtschaft anders stel-
len. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir sie anders
stellen müssen: weg vom schnellen Geld, weg von einer
Politik der Ausplünderung von Unternehmen und hin zu

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(C (D ehr Nachhaltigkeit. Wir können durch eine vernünftige ntegrationsund Bildungspolitik erreichen, dass es in iesem Lande gut ausgebildete Menschen, die wir für ie Arbeitsplätze von morgen brauchen, gibt. Darauf ommt es an und nicht auf eine vage Rückkehr in die lte Welt. Was ist das überhaupt, die alte Welt, in die anche zurückwollen? Das Deutschland Adenauers? as Deutschland Erhards? Das Deutschland Helmut ohls? Ich sage nur: Wenn man sich manches kleinka ierte Gezänk anhört, das im Augenblick zwischen der DP und einzelnen Vertretern der CSU stattfindet, dann ühlt man sich jedenfalls atmosphärisch – so habe ich as in Erinnerung – in die letzten Kohl-Jahre zurückersetzt. (Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eure Liebesheirat hier!)


Ich habe – im Unterschied zu vielen anderen – gesagt,
ie ich mir den Weg in die Zukunft dieses Landes vor-

telle. Ich habe das Konzept dazu öffentlich zur Diskus-
ion gestellt. Ich habe dargestellt, wo wir ansetzen müs-
en, um Arbeit, Arbeitsplätze und Wohlstand von
orgen zu schaffen.


(Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Planwirtschaft!)


s geht um Energie- und Ressourceneffizienz. Wir sind
nmitten einer großen, einer gewaltigen technologischen
mwälzung. Stichwort Effizienzrevolution: Niemand

n der Welt ist besser aufgestellt als wir in Deutschland
it leistungsfähigen Großunternehmen, mit einem inno-

ativen Mittelstand, mit hervorragenden Ingenieuren
nd Facharbeitern. Ich sage Ihnen: Wenn uns das
elingt, wenn wir den Mut und die Kraft haben, die Wei-
hen jetzt richtig zu stellen, dann können wir Ausrüster
er Welt von morgen sein. Ich füge hinzu: Wir müssen
usrüster der Welt sein, wenn wir Arbeitsplätze und
enschen mit der dafür erforderlichen Qualifikation in

usreichender Zahl bei uns halten wollen.


(Beifall bei der SPD)


Ich freue mich, dass über diese Vorschläge eine öf-
entliche Diskussion entstanden ist. Entgegen mancher
rwartung ärgere ich mich nicht; denn Kritik gab es
icht aus der Fachwelt, nicht aus der Wirtschaft, sondern
llenfalls von der politischen Konkurrenz. Einige haben
ir vorgehalten, das Ziel Vollbeschäftigung sei unred-

ich. Ich sage: Ich werde mich niemals mit Massen-
rbeitslosigkeit in diesem Lande abfinden.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Eduard Oswald [CDU/CSU] – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Wer hat vor 2005 regiert?)


Noch viel wichtiger ist mir aufgrund meiner Erfah-
ung in der Politik: Wer sich keine anspruchsvollen,
eine hohen Ziele setzt, wird immer hinter seinen Mög-
ichkeiten bleiben. Deshalb sage ich: Nur wer die Dinge
usammen sieht, nur wer sieht, wie Bildung, Forschung,
rbeitsmarkt, Integration und Gleichstellung zusam-
enwirken und ineinandergreifen, wird in der Lage sein,

n diesem Lande die Weichen richtig zu stellen. Wir sind
s.






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier

(Beifall bei der SPD)


Ich nenne nur ganz kurz ein Beispiel zur Energiepoli-
tik: Ich finde es richtig, dass wir uns im letzten Jahr auf-
gemacht haben, Vorreiter bei der Klimapolitik zu sein.
Aber es geht nicht an, dass wir auf der einen Seite inter-
national Musterschüler sind und auf der anderen Seite im
Wahljahr hier bei uns zu Hause Energiepolitik von ges-
tern machen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Deshalb sage ich ganz deutlich: Wer jetzt ein Zurück zur
Kernenergie proklamiert, der dreht die Energiewende
zurück,


(Beifall bei der SPD)


der wird dafür sorgen, dass wir den Vorsprung, den wir
im Augenblick bei der neuen Energietechnologie haben,
sehr schnell wieder einbüßen. Er wird vor allen Dingen
dafür sorgen, dass die Arbeitsplätze, die wir in diesem
Bereich so dringend brauchen, in Zukunft nicht mehr
entstehen.

Eine letzte Bemerkung mit Blick auf den vergangenen
Samstag: Wer den Atomkonsens von 2000 infrage stellt,
reißt einen alten gesellschaftlichen Großkonflikt in die-
sem Lande wieder auf. Frau Merkel, Sie kennen das
noch aus den 90er-Jahren: volle Zwischenlager, ver-
strahlte Castoren und kein Ausweg in der Energiepolitik.
Das ist jedenfalls nicht die Energiepolitik, die unser
Land braucht. Deshalb sage ich mit Sigmar Gabriels
Worten: Es muss beim Ausstieg aus der Atomenergie
bleiben.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wenn ich von Weichenstellungen rede, dann geht es
um Arbeit und Umwelt, aber auch um Löhne und
Gehälter. Es muss in diesem Hause doch ein gemeinsa-
mer Grundsatz sein, dass Menschen, die arbeiten, von
ihrem Lohn auch vernünftig leben können müssen.


(Beifall bei der SPD)


Das ist nicht nur ein Gebot der Fairness, sondern – das
ist mir mindestens genauso wichtig; das sage ich mit
großer Ernsthaftigkeit – das ist auch ein Gebot wirt-
schaftlicher Vernunft. Denn unser deutsches Wirtschafts-
modell wird nur dann nachhaltig sein, wenn wir einen
starken Export haben; dafür arbeite ich. Wir dürfen uns
aber nicht nur auf den Export stützen, sondern müssen
gleichzeitig auch für eine starke Binnennachfrage sor-
gen. Anders funktioniert das nicht. Das ist nicht nur ein
sozialdemokratischer Wachstumstraum, sondern das,
worüber ich rede, ist auch eine wirtschaftliche Notwen-
digkeit. Deshalb brauchen wir in unserem Land anstän-
dige Löhne, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD)


Wer anständige Löhne will, der muss auch den zwei-
ten Schritt tun und sagen: Da Löhne Angelegenheiten
der Tarifvertragsparteien sind, brauchen wir auch starke
Gewerkschaften, die darüber verhandeln. Wie Sie wis-
sen, bin ich viel unterwegs, und ich weiß, dass dieser

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(C (D atschlag nicht überall angenommen wird. Wir alle waen vor kurzem in Thüringen unterwegs, in einem Land, n dem gerade noch 20 Prozent der Arbeitsplätze tarifgeunden sind. Durch solche Entwicklungen wird eine pirale nach unten in Gang gesetzt. All das hat schon tattgefunden. Aber ich frage Sie: Wie soll denn jemand, er mit 3,75 Euro pro Stunde abgespeist wird, bei der rbeit Einsatz zeigen? Das ist nicht nur in Thüringen, ber auch dort ein Thema. Deshalb brauchen wir flähendeckend gesetzliche Mindestlöhne. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE], zur SPD gewandt: Das habt ihr doch verhindert!)


Wir sind in dieser Frage ein Stück vorangekommen,
ber nicht weit genug. Ich kämpfe vor allen Dingen da-
ür, dass das, was wir erreicht haben, nicht rückabgewi-
kelt wird. Darum geht es.


(Beifall bei der SPD)


Die zentrale Aufgabe des nächsten Jahrzehnts – das
age ich nicht einfach nur so daher – wird das Thema
ildung sein. Sie werden bestimmt sagen: Das sagt je-
er. Das ist wahr, das sagen alle. Bildung ist die Schlüs-
elaufgabe, der wir uns stellen müssen. Gelingt es uns, in
iesem Bereich Fortschritte zu machen, wird uns auch das
ächste Jahrzehnt gelingen, mit ordentlichem Wachstum
nd zum Vorteil unserer Gesellschaft. Wenn wir aber
ichts tun, wenn wir die Weichen falsch oder gar nicht
tellen, dann haben wir im nächsten Jahrzehnt beides:
uf der einen Seite einen Mangel an Facharbeitern und
ngenieuren und auf der anderen Seite trotzdem eine
ohe Arbeitslosigkeit. Diesen Weg dürfen wir nicht ge-
en. Deshalb müssen wir die Weichen beim Thema Bil-
ung richtig stellen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


An dieser Stelle widerspricht noch keiner. Aber die
eisten werden unterschiedliche Vorstellungen davon

aben, welche Konsequenzen das hat. Ich sage: Bildung
ostet Geld, und wir dürfen uns in den nächsten Jahren
icht künstlich arm machen. Wer es mit der Bildung
rnst meint, der muss auch bereit sein, dafür Geld auszu-
eben. Dafür muss aber auch Geld eingenommen wer-
en.


(Beifall bei der SPD)


Ich weiß, dass es im Wahlkampf nicht ganz einfach
st, Vorschläge zu machen, woher das dafür benötigte
eld kommen soll; auch wir haben intern lange über
iese Frage diskutiert. Wir sind allerdings der Meinung:
enn wir beim Thema Bildung ernst genommen werden
ollen, dann müssen wir auch sagen, woher das Geld
ommen soll. Ich habe die Einführung eines zweipro-
entigen Aufschlags auf den Spitzensteuersatz, den Bil-
ungssoli, vorgeschlagen. Das wäre verträglich. Ich habe
it vielen Wirtschaftsvertretern Gespräche geführt. Man

at mir gesagt: Wenn ihr wirklich sicherstellen könnt,
ass das Geld, das dadurch reinkommt, für die Bildung
erwandt wird, dann bin ich bereit, das zu zahlen. – Ich






(A) )



(B) )


Bundesminister Dr. Frank-Walter Steinmeier
sage: Wenn wir das machen, dann geht jeder Cent davon
in die Bildungspolitik, dahin, wo er dringend gebraucht
wird.


(Beifall bei der SPD)


Nun geht diese Legislaturperiode zu Ende, und Ge-
setze werden nicht mehr gemacht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Doch: heute!)


Dennoch tragen wir noch ein paar Tage gemeinsam die
Regierungsverantwortung. Frau Merkel, Sie werden zu-
sammen mit Peer Steinbrück die Bundesregierung auf
dem G-20-Gipfel vertreten. Sie haben erklärt, dass Sie
sich für strenge Regeln für die internationalen Finanz-
märkte einsetzen wollen. Ich versichere Ihnen: Meine
und unsere Unterstützung haben Sie dabei.


(Beifall bei der SPD)


Glaubwürdig wird die deutsche Öffentlichkeit diese
Position aber nur dann finden, wenn wir das, was wir in-
ternational fordern, auch zu Hause tun.


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Unser Oberlateiner kommt gleich noch. Hic Rhodus,
hic salta, würde er wahrscheinlich sagen. Aber ich muss
anfügen, dass es mit der CDU/CSU leider über viele
Monate hinweg nicht möglich war, die steuerliche Ab-
setzbarkeit von Abfindungen, die sich nicht nur auf die
festen, sondern auch auf die variablen Bestandteile von
Gehältern beziehen, einzuschränken.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Es war auch nicht möglich, den Boni-Wahnsinn ernsthaft
zu begrenzen. Wir hatten vorgeschlagen, den festen und
den flexiblen Gehaltsbestandteil in ein vernünftiges Ver-
hältnis zu bringen. Das ist uns leider nicht gelungen. So
bleibt es eine Aufgabe für die kommenden internationa-
len Verabredungen. Peer Steinbrück wird in Pittsburgh
dafür kämpfen. Ich möchte Sie, Frau Bundeskanzlerin,
bitten, ihn darin mit Nachdruck zu unterstützen.


(Beifall bei der SPD – Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hubertus Heil [SPD]: Ihn zumindest nicht zu behindern! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Dann wird er doch EUKommissar!)


19 Tage sind es noch bis zur Bundestagswahl. Ich bin
so gespannt wie Sie alle. Sie wissen, dass wir bis zum
letzten Tag gespannt bleiben werden, weil sich die Men-
schen offenbar immer später entscheiden und weil man
in einem Parlament mit vermutlich sechs Parteien immer
schlechter voraussagen kann, in welchen Konstellatio-
nen und Koalitionen es nach der Wahl weitergeht, wel-
ches Bündnis regieren wird. Deutschland braucht jeden-
falls – darum geht es mir nur – in den nächsten vier
Jahren eine Regierung, die von dem Willen, zu gestalten,
beseelt ist;


(Beifall bei der SPD)


eine Regierung, die mit aller Kraft die Arbeitslosigkeit
bekämpft; eine Regierung, die Arbeit zu fairen Bedin-

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(C (D ungen und anständigen Löhnen organisiert; eine Regieung, die mehr Geld in Zukunftsbranchen, in Forschung nd Bildung steckt; eine Regierung, unter der alle Kiner faire Chancen bekommen; eine Regierung, die Soliarität und soziale Sicherheit nicht zur Disposition stellt. as ist das Regierungsbündnis, für das ich kämpfe und ür das ich mir am 27. September eine Mehrheit wünche. (Beifall bei der SPD – Dr. h. c. Hans Michelbach [CDU/CSU]: Und wie sieht dieses Regierungsbündnis aus?)


Ich wünsche meinem Land, dass ihm eine andere Re-
ierung erspart bleibt, eine Regierung nämlich, die sich
it weniger zufriedengibt; eine Regierung, die den Staat

rm macht; eine Regierung, die das Gesundheitswesen
ieber privatisieren als stabilisieren will; eine Regierung,
ie den Kündigungsschutz schwächen will; eine Regie-
ung, die die Mitbestimmung als Folklore abtut. Ich
ünsche mir, dass das an unserem Land vorbeigeht.


(Beifall bei der SPD)


Aber mir geht es wie Ihnen, meine Damen und Her-
en: Die Wählerinnen und Wähler werden ihr Urteil
prechen. Ich kann Ihnen versichern: Dieses Urteil wird
nders ausfallen, als sich das manche hier wünschen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Guido Westerwelle [FDP])


ch bin fest davon überzeugt: Dieses Land, Deutschland,
st ein sozialdemokratisches Land,


(Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Dazu sage ich nur: Sachsen, 10 Prozent!)


nd es gibt nur eine Sozialdemokratische Partei. Deshalb
erden sich Ihre Blütenträume von Schwarz-Gelb nicht

rfüllen. Das war 2002 nicht so, das war 2005 nicht so,
nd das wird 2009 wieder nichts.

Herr Westerwelle, es geht um unser Land – da haben
ie recht –, aber es geht nicht um Sie.


(Langanhaltender Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ich glaube, das nennt man abklatschen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623302300

Das Wort hat der Vorsitzende der Fraktion Die Linke,

r. Gregor Gysi.


(Beifall bei der LINKEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Jetzt kommt euer Koalitionspartner, Genossen!)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623302400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich habe

etzt drei Wahlkampfreden gehört. Es wird Sie nicht
undern: Sie alle haben mich nicht überzeugt,


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt kommen Sie auch noch!)







(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
wobei ich sagen muss: Bei Frau Merkel habe ich ver-
standen, dass sie Kanzlerin bleiben will. Welche Politik
sie machen will, kam aber irgendwie nicht zum Aus-
druck. Dann habe ich Sie, Herr Steinmeier, nicht ganz
verstanden; das ging ein bisschen durcheinander. Wollen
Sie Vizekanzler bleiben oder mit uns koalieren? Das
habe ich jetzt nicht richtig verstanden.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Genau, die Antwort ist er schuldig geblieben! Da haben Sie recht!)


Bei Herrn Westerwelle habe ich verstanden, dass er
Vizekanzler werden will. Das alles kann aber doch keine
Wahlmotivation sein.

Im Übrigen verstehe ich die FDP und die SPD nicht.
Warum kämpfen Sie die ganze Zeit gegeneinander? Wer
sich ernsthaft entschieden hat, die FDP zu wählen, der
kommt doch nicht zur SPD, und wer sich, aus welchen
Gründen auch immer, entschieden hat, die SPD zu wäh-
len, der kommt doch nicht zur FDP.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Na, na!)


Ich wollte Ihnen nur sagen: Das können Sie beide ein-
fach vergessen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Jetzt aber Sie, Herr Gysi!)


In einem Punkt muss ich Herrn Stiegler verteidigen,
Frau Merkel: Sie können keinen Applaus mehr anord-
nen; das geht nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Wenn
man nicht klatschen will, dann lässt man das einfach
bleiben.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen das ja wissen!)


Das ist Ihnen gar nicht aufgefallen: Es gab schon drei
Landtagswahlen. Ich darf das hier einmal sagen: Wir
haben in Sachsen gut, in Thüringen sehr gut und im
Saarland gigantisch abgeschnitten. Das darf man doch
einfach einmal feststellen.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich möchte jetzt der SPD und den Grünen nur zwei
Takte sagen: Erstens. Wenn man drittstärkste Kraft ist,
dann kann man nicht so tun, als ob die Wählerinnen und
Wähler der SPD einen doppelten Wert haben wie die
Wählerinnen und Wähler der Linken. Das steht weder
im Grundgesetz noch in der Landesverfassung von Thü-
ringen. Man muss einmal lernen, Wahlergebnisse zu re-
spektieren. Das ist doch nicht zu viel verlangt, auch von
der SPD nicht.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Ich habe festgestellt, dass die SPD und die
Grünen in Thüringen und die Grünen im Saarland die
Sondierungsgespräche weit hinter den 27. September
2009 hinausschieben wollen.


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(C (D (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Du hast doch die Mehrheit in Thüringen! Habt ihr wieder keinen Mut?)


Hören Sie doch einmal zu! – Dazu möchte ich Ihnen
ur Folgendes sagen: Ich verstehe Sie beide. Sie von der
PD sagen sich: Wenn wir zur Union gehen, dann verlie-
en wir Stimmen, wenn wir zur Linken gehen, dann ver-
ieren wir auch Stimmen. Sie von den Grünen sagen
ich: Wenn wir zur Union gehen, dann verlieren wir
timmen, wenn wir zur Linken gehen, dann verlieren
ir auch Stimmen. Deshalb denken Sie: Verschieben ist
as Beste.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr habt doch eine Mehrheit in Thüringen! Wovon sprichst Du? Ihr seid zu feige, eure Mehrheit zu nutzen!)


ines sage ich Ihnen beiden aber auch: Wer verschiebt,
er verliert auch Stimmen. Und das ist auch richtig so.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt komme ich zur Politik zurück. Mit Ausnahme
er Linken gibt es in diesem Bundestag doch in Wirk-
ichkeit eine Konsenssoße. Es gibt zwei nennenswerte

idersprüche zwischen Ihnen: der eine bei der Nutzung
er Atomenergie – Herr Steinmeier hat das angespro-
hen –, der andere beim flächendeckenden gesetzlichen
indestlohn; das stimmt. Dann ist bei den Kernfragen

ber auch Schluss.

Nehmen wir den Krieg in Afghanistan, über den wir
orhin diskutiert haben. Sie alle sind einer Meinung und
lauben im Ernst, man könne Terrorismus mittels Krieg
ekämpfen. Ich sage Ihnen: Im Krieg sterben immer Un-
chuldige und Unbeteiligte. Dabei entsteht Hass, und die
in Ladens nutzen diesen Hass, um neue Terroristen zu

ekrutieren. Deshalb ist das das völlig falsche Mittel.
ir müssen raus aus der Spirale der Gewalt, gerade
enn wir den Terrorismus bekämpfen wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Deutschland ist inzwischen der drittgrößte Waffen-
xporteur der Welt. Es gibt keinen Krieg, an dem wir
icht mitverdienen. Solange an Kriegen so viel verdient
ird, hören sie auch nicht auf. Das müssen wir ändern.
ir müssen den Waffenexport verbieten.


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen wir einen weiteren Punkt: die Rentenkür-
ung. Sie haben die Rentenformel und damit das Renten-
iveau geändert. Darin waren sich wieder alle vier einig:
nion, FDP, SPD und Grüne.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was?)


Natürlich. Sie alle haben die Rentenkürzung um zwei
ahre beschlossen. Ich sage Ihnen eines: Was mich daran
irklich stört, ist, dass nicht einmal die SPD auf die Idee
ommt – bei der Interessenlage der anderen kann ich es
och irgendwie nachvollziehen –, einen anderen Weg zu
ehen. Wir könnten doch drei Punkte beschließen. Wir
önnten erstens regeln, dass in der künftigen Generation






(A) )



(B) )


Dr. Gregor Gysi
nicht nur die abhängig Beschäftigten, sondern alle, die
ein Einkommen beziehen – auch Abgeordnete, Ärztin-
nen und Rechtsanwälte –, in die Rentenkasse einzahlen
müssen. Das wäre ein gewaltiger Schritt.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens könnten wir die Beitragsbemessungsgren-
zen aufheben. Dann muss eben ein Siemens-Chef seinen
Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung aus seinem
gesamten Einkommen statt nur aus einem kleinen Teil
davon zahlen. Als dritter Punkt sollte der damit verbun-
dene Rentenanstieg abgeflacht werden.

Das wären drei Reformen. Dann könnte jeder eine
vernünftige gesetzliche Rente erhalten. Aber die SPD
hat zugestimmt, die Rente einfach um zwei Jahre zu kür-
zen, und dann sagen Sie, Herr Steinmeier, dass Sie kei-
nen Sozialabbau mitmachen. Eine Rentenkürzung um
zwei Jahre ist doch wohl ein gigantischer Sozialabbau.


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen wir die Agenda 2010 und die Hartz-IV-
Gesetze. Sie alle sind für Hartz IV. Wir sagen: Das ist
ein Akt falscher Gleichmacherei und ein Akt der Demü-
tigung. Deshalb wollen wir Hartz IV überwinden. Aber
wir sind in diesem Bundestag die Einzigen, die das wol-
len.


(Beifall bei der LINKEN – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zurück zur Sozialhilfe!)


– Ja, ja. Nachher stimmen wir über einen Antrag ab.
Darauf bin ich schon gespannt. Darin geht es um die Er-
höhung des Schonvermögens. Das fordert auch die FDP.
Mal sehen, wie Sie nachher abstimmen.

Ich war bei Hart aber fair zu Gast.


(Zuruf von der FDP: Was, da auch?)


Dort trat eine Frau auf, die teilzeitbeschäftigt ist und zu-
sätzlich ALG II bekommt. Deren Tochter hat in den
Ferien drei Wochen gearbeitet, um sich von dem dabei
verdienten Geld eine Gitarre zu kaufen, und dann hat das
Amt der Frau mitgeteilt, dass ihr dieses Geld vom
ALG II abgezogen wird. Ich finde, das ist ein Skandal.
Nachher können wir entscheiden, dass das ein Ende hat.
Mal sehen, was Sie nachher beschließen. Ich bin sehr ge-
spannt.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie alle haben die Senkung des Spitzensteuersatzes
beschlossen. Herr Steinmeier, Sie wollen ihn um zwei
Prozentpunkte erhöhen. Ich darf Sie daran erinnern, dass
wir unter Herrn Schröder mit einem Spitzensteuersatz
von 53 Prozent begonnen haben, den Sie auf 42 Prozent
gesenkt haben. Davon hat Kohl nur geträumt. Er hat sich
das nie getraut. Das haben die SPD und die Grünen um-
gesetzt. Das ist die Wahrheit, und das führte dann letzt-
lich auch zu einem Sozialabbau.


(Beifall bei der LINKEN)


Keine andere Partei im Bundestag außer der Linken
will eine Vermögensteuer, auch die Grünen nicht. Sie

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(C (D ollen eine einmalige Abgabe durch die Vermögenden, ber keine Steuer, nicht dass sie regelmäßig etwas zu ahlen hätten. Das ist doch das ganze Problem: Die Linken sind icht Bestandteil dieser Konsenssoße. Deshalb mögen ie uns nicht. Deshalb ist unser Wahlergebnis das entcheidende. Denn Sie ändern sich nur in Bezug auf das ahlergebnis der Linken. Sie glauben doch nicht, dass ich die SPD ändert, wenn die Grünen zwei Prozentunkte mehr haben, oder dass es die Union interessiert, b die FDP zwei Prozentpunkte mehr bekommt. Aber enn wir stark abschließen, dann werden Union, SPD nd Grüne sozialer. Das ist die Wahrheit, und das wissen mmer mehr Leute. Deshalb bin ich auch ganz optimisisch. Es begreifen immer mehr Menschen, dass es gesellchaftspolitisch irrelevant ist, ob wir eine Regierung in ieser oder in jener Konstellation bekommen. Es geht in nserer Gesellschaft um ganz andere Fragen. Herr Jörges at im Stern übrigens völlig zu Recht geschrieben, woum es geht: „Die Linke in der Krise klein halten, koste s, was es wolle“. Er behauptet, dass die Menschen die erlängerung des Kurzarbeitergeldes und die Abwrackrämie nur unserer Existenz verdanken. Ich finde, das ollte man verbreiten, damit es alle wissen. Dann will ich noch ein bisschen in die Geschichte zuückgehen. Was ist passiert? Als die Grünen zusammen it Schröder regierten, haben sie den Spitzensteuersatz er Einkommensteuer gesenkt. Dann haben sie entschieen, dass die Deutsche Bank, wenn sie etwas verkauft, uf den Kaufpreis keine Steuern mehr bezahlen muss. ie haben aber auch entschieden, dass ein Bäckermeister as Doppelte bezahlen muss, wenn er etwas verkauft. Es st ja wahnsinnig sozial, was Sie damals entschieden haen. Damit haben Sie alle Hedgefonds eingeladen. Herr teinbrück hat bei Frau Illner zu mir gesagt, dadurch eien wir Weltklasse geworden. Ich kann nur feststellen, err Steinbrück: Dadurch sind wir in eine Weltklasserise geraten. Das ist wahr. Ansonsten hat das mit Weltlasse überhaupt nichts zu tun. as war doch eine Einladung an alle Hedgefonds. Die önnen hier kaufen und verkaufen, was sie wollen. Sie üssen nie einen Cent Steuern zahlen. Dafür haben SPD nd Grüne gesorgt, und die Union hat es selbstverständich nicht korrigiert. Dann haben Sie die Körperschaftsteuer zuerst von 5 Prozent auf 25 Prozent und jetzt in Ihrer Koalition on 25 auf 15 Prozent gesenkt. Was macht man, wenn an auf so viele Steuereinnahmen verzichtet? Dann uss man jemanden zur Kasse bitten. Deshalb haben wir ei der Einkommensteuer den Steuerbauch. Deshalb haen Sie die Pendlerpauschale grundgesetzwidrig ekürzt. Herr Steinmeier, handelt es sich nicht um ozialkürzungen und einen Abbau des Sozialstaates, enn man den Menschen – grundgesetzwidrig – die Dr. Gregor Gysi ersten 20 Kilometer nicht mehr bezahlen will? Das ist doch wohl ein Abbau des Sozialstaates. Nichts anderes haben Sie beschlossen. Dann haben Sie den Sparerfreibetrag gesenkt, damit auch die Kleinsparer früher Steuern zahlen müssen. Dann haben Sie entschieden, die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent zu erhöhen. Hier hat Herr Westerwelle recht: Sie haben ein Wahlversprechen gebrochen. Diese Mehrwertsteuererhöhung hat den schlimmsten Sozialabbau zur Folge, den man betreiben kann. Frau Merkel, Sie sind nun eine ostdeutsche Kanzlerin. (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine deutsche!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Hat sich strukturell irgendetwas an der Situation der
Ostdeutschen durch Sie in den letzten vier Jahren ver-
bessert? – Gar nichts!


(Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin: Doch!)


Noch immer wird mir erzählt, geringerer Lohn bei län-
gerer Arbeitszeit im Osten führe zum Abbau der Ar-
beitslosigkeit. Aber sie ist dort noch immer doppelt so
hoch. Wenn eine naturwissenschaftliche These durch ein
19-jähriges Experiment widerlegt ist, könnten Sie end-
lich sagen: gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei gleicher
Arbeitszeit. Das sagen diejenigen, die vereinigen wollen.


(Beifall bei der LINKEN)


Nehmen wir den Niedriglohnsektor als Beispiel.
19 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse in den alten
Bundesländern sind Niedriglohnverhältnisse. In den
neuen Bundesländern sind es 41 Prozent. Teilzeitbeschäf-
tigungsverhältnisse: Insgesamt macht das 17 Prozent der
Beschäftigungsverhältnisse in den alten Bundesländern
aus, aber 65 Prozent der Arbeitsverhältnisse in den
neuen Bundesländern. Ein weiteres Beispiel: Nach wie
vor haben wir keine gleiche Rente für gleiche Lebens-
leistung. Wir haben dazu 17 Anträge gestellt. Ich
möchte, dass Sie, Frau Merkel, und Sie, Herr Steinmeier,
aber auch Sie, Herr Westerwelle, und Sie, Frau Künast
und Herr Trittin, den Menschen im Osten nur drei Fra-
gen beantworten: Warum dürfen geschiedene Frauen aus
der ehemaligen DDR – im Unterschied zu allen anderen
Frauen – keinen Versorgungsausgleich bekommen, wie
wir es beantragt haben? Warum stimmen Sie nicht der
Korrektur zu, dass die 1990 gestrichenen Anwartschafts-
jahre von Hausfrauen, die über Jahre „Marken geklebt“
und Anwartschaftsjahre erworben haben, wieder aner-
kannt werden? Warum können Sie all dem nicht zustim-
men?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren doch in der DDR! Warum haben Sie das zugelassen?)


Warum können Sie nicht der Korrektur der 1990 gestri-
chenen gesetzlichen Rentenansprüche von eingetragenen
Familienmitgliedern privater Handwerker zustimmen?

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(C (D arum können Sie das nicht machen? Sie alle lehnen as ab. Ich finde, das ist ein völlig falscher Weg. Vollbeschäftigung ist ein redliches Ziel; das stimmt. ber was ist denn bis 2008 passiert? Sie tun so, als ob ie Arbeitslosigkeit abgebaut hätten. Darf ich Sie auf olgendes hinweisen? – Sie haben 1,6 Millionen Volleitbeschäftigungsverhältnisse abgebaut, aber 2,6 Milionen prekäre Beschäftigungsverhältnisse aufgebaut. ie haben oft einen Vollzeitjob in zwei 400-Euro-Jobs mgewandelt. Das hat mit „sozial“ gar nichts zu tun und öst nicht das Problem, sondern verschärft es. Lassen Sie mich zum Schluss noch etwas zur Bildung agen, da alle darüber reden. Es ist wirklich ein starkes tück. SPD und Union haben beschlossen, das Grundgeetz zu ändern. Der Bund ist aus der Zuständigkeit für ie Schulsysteme ganz hinausgeflogen. Sie wollten dann n Bildung investieren, mussten aber feststellen, dass Sie ich gerade selber ein Bein gestellt haben und gar nicht ehr investieren dürfen. So kam das Programm zur nergetischen Sanierung der Schulgebäude zustande. ir brauchen aber mehr Lehrerinnen und Lehrer sowie ehr Erzieherinnen und Erzieher. Wir brauchen mehr achmittagsbetreuung und Förderung. Wir brauchen zuem mehr Gemeinschaftsschulen. Die frühe Trennung er Kinder führt zu nichts anderem als zu sozialer Ausrenzung. Das wird in Bayern ganz großgeschrieben. Es gibt in jeder Gesellschaft eine unschuldige ruppe. Das sind die Kinder. Das Einzige, wozu wir verflichtet sind, ist, ihnen gleiche Chancen einzuräumen. ch will gleiche Chancen für das eine Kind des Proessors wie für das dritte Kind der alleinerziehenden artz-IV-Empfängerin. Aber davon sind wir in Deutsch and meilenweit entfernt. n die Bildung müssen wir wirklich investieren, aber icht bei 16 verschiedenen Schulsystemen. Das ist 9. Jahrhundert. Wir brauchen ein Topbildungssystem on Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern. Jedes Kind uss die Chance auf eine Topbildung erhalten. Deshalb zum Schluss: Ihre Regierungstätigkeit hat ich vielleicht für Sie gelohnt, aber nicht für die Bevölerung. Danke schön. (Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Gysi kriegt noch einmal einen Herzinfarkt!)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623302500

Das Wort hat die Vorsitzende der Fraktion

ündnis 90/Die Grünen, Renate Künast.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Petra Pau

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Frau Künast, jetzt wollen wir was Gescheites hören!)



Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1623302600

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich nur mit

einem Satz auf die sehr engagierte Rede des Kollegen
Gysi eingehen: Lieber Gregor Gysi, wärst du doch ein-
fach in Berlin Wirtschaftssenator geblieben und hättest
dort all die guten Ideen realisiert, über die du hier gere-
det hast,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der CDU/CSU und bei der SPD – Zurufe von der LINKEN: Oh!)


dann hättest du dich hier nicht mit so einem hochroten
Kopf engagieren müssen. Wir allerdings hätten dann ge-
wusst, ob den guten und engagierten Worten auch jemals
Taten folgen. Interessiert hätte es mich schon.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will es damit bewenden lassen und einige Worte
zur Bundeskanzlerin und ihrer heutigen Rede zur Situa-
tion Deutschlands sagen. Diese Rede der Bundeskanzle-
rin war nicht wegweisend, sondern das war im Gegenteil
die typische Schlafwagenrede von Angela Merkel – man
kann auch sagen: eine Valiumrede –, die dem Drei-
Punkte-Schema folgte: erstens das Thema benennen,
zweitens eine Frage stellen und sich drittens um die Ant-
wort drücken. Das hat sich durch ihre komplette Rede
gezogen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir haben die Situation, dass diese Gesellschaft und
dieses Land vor wirklich tiefgreifenden Problemen ste-
hen. Wir haben den Klimawandel, also das größte
Marktversagen, das wir kennen. Wir haben eine durch
ein zutiefst ungerechtes Bildungssystem blockierte Ge-
sellschaft. Wir haben die höchste Verschuldung seit
60 Jahren. Wir haben eine Weltwirtschafts- und Finanz-
krise mit Kurzarbeit und vermutlich bevorstehenden
Entlassungen. Sie, Frau Merkel, haben fast alle Themen
benannt, aber keine einzige Antwort gegeben. Das reicht
definitiv nicht aus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man könnte sagen: Frau Merkel hat heute wieder einmal
Kreide gefressen, weil sie alles benennt, sich aber um die
Antwort drückt. Das war wie in der Großen Koalition.
Frau Merkel vorneweg bietet immer kurzfristige Schein-
lösungen, kuriert ein bisschen am System herum, und am
Ende wird noch die soziale Marktwirtschaft beschworen.
Aber was wir wirklich brauchen, ist eine Neuausrich-
tung, eine Neustrukturierung der Wirtschaft in
Deutschland. Wir hatten auch in den Schlüsselindus-
trien, zum Beispiel in der Chemieindustrie und in der
Automobilindustrie, schon vor der Krise eine große
Überproduktion und große Strukturprobleme. Wer dieses
Land aus der Krise herausführen will, der darf nicht sa-
gen, dass wir wieder wie vor der Krise sein wollen, son-
dern er muss jetzt neue Antworten geben. Aus der Krise

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(C (D ommen wir nicht mit der Denkweise von gestern, nicht it der Denkweise, die uns in die Krise geführt hat, son ern mit neuen, innovativen Lösungen, mit dem Mut, en alten Lobbyisten nicht mehr auf dem Schoß zu siten, sondern ihnen einmal auf die Füße zu treten. ir brauchen in diesem Land keine Scheinlösungen, ondern wirklich neue Ideen und andere Strukturen, geade für die Schlüsselindustrien Deutschlands. Das geht icht mit Wischiwaschi, wie es Frau Merkel gemacht at, sondern alle Maßnahmen, die man ergreift, müssen em Kriterium entsprechen, dass es keine Neuverschulung geben darf, ohne dass ein Mehrwert, eine Neuausichtung entsteht. Wer einfach neue Schulden macht, wie ie es getan hat, versündigt sich an der jüngeren Generaion. Im Zusammenhang mit Scheinlösungen muss ich pel erwähnen. Die Bundesregierung hat beim Thema pel vorgeführt, was sie alles nicht kann. etzt findet quasi ein Wettbewerb statt, wer von den Miistern am schönsten aussieht. Das interessiert uns aber ier überhaupt nicht. ir wollen wissen, wer wirklich professionell an die ufgabe herangeht und was er für die Opelaner tut, egal b in Bochum, Rüsselsheim, Eisenach oder in Kaisersautern. Aber diese Regierung hat die Verhandlungsituation komplett falsch eingeschätzt. Jetzt haben wir ine Bundesregierung, die am Gängelband des Generalotors-Verwaltungsrats ist. Das war handwerklich nicht ut gemacht. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Otto Fricke [FDP])


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Otto Fricke [FDP]: Ja!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Man muss nach vier Jahren Großer Koalition eines
agen: Deutschland hat vier verlorene Jahre hinter sich,
ben weil es keine Neuausrichtung gab. Deutschland hat
ich verschuldet, ohne zu wissen, wer dafür eigentlich
ahlen soll. Deutschland hat in diesen vier Jahren keine
euausrichtung auf Zukunftsprojekte vorgenommen.

Sie von der Koalition behaupten – Frau Merkel heute
orneweg –, Sie bauten Brücken. Brücken bauen Sie im-
er nur ins Nichts. Die Abwrackprämie oder die Kurz-

rbeit: Was folgt denn danach? Mir kommt es so vor, als
ürden Sie an einem Ufer anfangen, eine Brücke zu
auen. Nur leider endet sie in der Mitte des Sees, da, wo
er See am tiefsten ist. Wer kauft Autos nach Ablauf der
bwrackprämie? Was produzieren die Automobilkon-

erne und deren Zulieferer eigentlich, wenn die Ab-
rackprämie ausgelaufen ist? Wie sollen angesichts von
ohlekraft- und Atomkraftwerken – ich erinnere an Ihre
ünsche, deren Laufzeiten zu verlängern – die erneuer-

aren Energien, die damit verbundene Effizienz und die
amit einhergehenden Jobmöglichkeiten wachsen? Sie
auen keine Brücken in die Zukunft, sondern Sie haben






(A) )



(B) )


Renate Künast
in den vergangenen vier Jahren lauter Brücken ins
Nichts gebaut.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was sind denn die dringendsten Probleme? Schauen
wir uns einmal den Sozialbereich an. Dazu hat Frau
Merkel heute wieder einmal gar keine Antwort gegeben.
Sie hat gesagt – dieser Satz ist mir aufgefallen –, das
Thema Kündigungsschutz sei für sie abgehakt. Ich
weiß nicht, wie sie es meint: Denkt sie an die Reduzie-
rung oder an den Erhalt des Kündigungsschutzes? Man
kann an dieser Stelle nur in das Grundsatzprogramm der
CDU schauen. Was ist ihre Reaktion auf die Sorgen der
Menschen in diesem Land? Diese Menschen fragen, ob
ihr Job sicher ist, ob ihnen gekündigt wird, ob sie einen
neuen Job finden. Dazu sagt die Kanzlerin, das Thema
Kündigungsschutz sei für sie abgehakt. Das Grund-
satzprogramm der CDU von 2007 besagt, eine Flexibili-
sierung des Kündigungsschutzes sei ein Gebot der
Gerechtigkeit. Das bedeutet, dass kleinere Unternehmen
– Unternehmen bis 20 Personen – mehr Möglichkeiten
haben sollen, Arbeitnehmern zu kündigen.


(Zuruf von der CDU/CSU: Dummes Zeug!)


Das Ganze wird präzisiert durch Papiere, von denen
Herr Guttenberg mittlerweile nichts mehr wissen will.
Wenn ich mir vorstelle, dass auch noch die Westerwelle-
FDP der Regierung angehört, dann weiß ich, wie Sozial-
politik Ihrer Meinung nach in Zukunft aussehen soll.
Schon deshalb muss man Schwarz-Gelb verhindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was sind Ihre Sorgen um das Soziale? Nehmen wir
einmal die Menschen in diesem Land, die wirklich einen
Vollzeitjob haben und denken, dass sie von ihrer Hände
Arbeit sich selber ernähren können, also nicht aufs Amt
laufen müssen – was ich für selbstverständlich, für eine
Frage der Würde halte. In Thüringen bekommen eine
Friseurin 3,18 Euro die Stunde und ein Wachmann
4,32 Euro die Stunde. Für den Kollegen Gregor Gysi:
Bis vor kurzem zahlte auch Berlin für so manchen outge-
sourcten Wachmann 5 Euro die Stunde. Das änderte sich
erst, nachdem andere immer wieder mit dem Finger da-
rauf hingewiesen hatten. Gut, dass auch andere Stimmen
bekommen und euch nachhelfen können, mein Lieber!

Die CDU sagt zu diesem Thema: Mindestlöhne
schränken die notwendige Flexibilität der Unternehmen
ein und verteuern die Arbeit. Auch das CDU-Wahlpro-
gramm besagt: Das für ein menschenwürdiges Leben
– das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen –
notwendige Einkommen sichert nicht ein einheitlicher
gesetzlicher Mindestlohn. Ja, wer denn dann?


(Zuruf von der CDU/CSU: Weiterlesen!)


Es kann doch nicht sein, dass Unternehmen Profit ma-
chen, dass deren Arbeitnehmer zum Amt laufen und dass
die öffentliche Hand nachher von nicht eingenommenen
Steuern Wohngeld und anderes finanziert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D s gehört zur Sozialbindung des Eigentums des Unterehmers, dass man Mindestlöhne zahlt. So steht es im rundgesetz. Deshalb brauchen wir einen Mindestlohn on 7,50 Euro. Was ist mit den Menschen in Armut? Was haben Sie igentlich dazu gesagt? Frau Merkel hat ein bisschen ber Bildung geredet; darauf komme ich gleich zurück. edes sechste Kind in Deutschland lebt in Armut. Besoners betroffen sind Alleinerziehende; 44 Prozent von ihen müssen von ALG II leben. Das kann im Alltag heien, dass deren Kinder schon bei einer Klassenfahrt arauf angewiesen sind, dass andere Geld sammeln, dait sie mitfahren können. Außerdem können sie darauf ngewiesen sein, dass andere Geld sammeln, damit sie um Beispiel ein Musikinstrument bekommen. Was haen Sie an dieser Stelle in dieser Legislaturperiode gean? Ich sage Ihnen: faktisch nichts. Ihre Antwort heißt: amiliensplitting, also für Verheiratete mit vielen Kinern aufs Ehegattensplitting oben noch was drauf. Aber ie Mehrheit der wirklich Armen in diesem Land sind ie alleinerziehenden Eltern, und für die haben Sie gar ichts getan. Dann schauen wir mal weiter beim Thema Gerechtigeit! Gerechtigkeit hat für unsere Begriffe viel damit zu un, dass wir nicht auf Kosten der kommenden Generaionen leben. Wir haben jetzt die größte Verschuldung eit den 60er-Jahren, in diesem Jahr sicher mindestens 00 Milliarden Euro, im nächsten Jahr noch mal so viel. inzu kommt noch das Versteckspiel dieser Koalition: inanzmarktstabilisierung, Investitionsfonds, Wirtschaftsonds, alles in Schattenhaushalten versteckt. Ich sage Ihen ganz klar: Es ist nicht gerecht, auf Kosten der Kiner zu leben. Es geht nicht an, sich jetzt nicht Gedanken arüber zu machen, wie dies abgezahlt wird. Es ist schon gar nicht gerecht, dann noch, wie Union, DU/CSU, und FDP es tun, über Steuerentlastungen achzudenken. Wenn Sie, meine Damen und Herren, in ieser Situation von Steuerentlastung für Wohlhabende eden, ist darin die Drohung enthalten, an anderer Stelle eistungen zu kürzen oder Abgaben zu erhöhen. Das ird am Ende heißen: Sozialabbau und Bildungsabbau der, wie selbst Wolfgang Kubicki sagt, erneute Erhöung der Mehrwertsteuer. as ist nicht gerecht. Wovon zahlen Sie das denn? Ich weiß nicht, woher ie zweistelligen Milliardenbeträge der CDU/CSU komen sollen. Ich weiß nur eines: Herr Westerwelle macht olgendes: Hier wird ein bisschen gestrichen, da wird in bisschen gestrichen, und dann werden zweistellige illiardenbeträge mit der Entwicklungshilfe für China inanziert, die allerdings nur 200 Millionen Euro – nicht 00 Milliarden Euro! – beträgt. Sie haben hier eine echte ücke in Ihrer Rechnung. Deshalb muss man erwarten, ass Sie das auf Kosten des Sozialen aufbringen. Renate Künast (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf von der FDP: Falsch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Zuruf von der FDP: Quatsch!)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)





(A) )


(B) )


Wir sagen: Diese Generation muss sich Gedanken
übers Abzahlen machen. Deshalb müssen in dieser Ge-
neration diejenigen, die von dieser Wirtschafts- und
Finanzweise profitiert haben, anfangen, den Schaden zu
beseitigen. Deshalb geht es nicht an, eine Steuersenkung
zu versprechen. Was wir jetzt brauchen, ist eine befris-
tete Vermögensabgabe, die gezielt gezahlt wird, um mit
dem Abtragen der Schulden zu beginnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Worüber haben Sie an dieser Stelle und heute noch
nicht geredet, Frau Merkel? Sie haben auf allen vergan-
genen Terminen wohltuende Worte über die Finanz-
marktregulierung gesprochen. Sie kündigen jetzt schon
wieder schöne Dinge an. Aber auch London und
Washington waren Ankündigungen. Da hieß es von Ih-
nen: Kein Staat, kein Produkt, kein Institut soll unregu-
liert bleiben. – Nun kommt Pittsburgh. Schon wieder ein
Versprechen! Für uns stellt sich aber die Frage: Wann
passiert denn endlich was?

Die Kanzlerin hat sich hier gerade mit ganz viel Emo-
tion über den Vertrag von Herrn Eick echauffiert, der bei
Arcandor nach sechs Monaten Arbeit insgesamt
15 Millionen Euro Abfindung erhält. Darüber kann man
sich trefflich aufregen, das ist mehr als unanständig, aber
wer mit dem Finger darauf zeigt, ist als Nächstes gefor-
dert, zu sagen, warum er oder sie nicht selbst etwas da-
gegen getan hat. Weil in Deutschland Vertragsfreiheit
herrscht – das ist auch gut so –, können wir die nicht
zwingen, einen anderen Vertrag abzuschließen. Wir
könnten aber dafür sorgen, dass in Zukunft nicht der
Aufsichtsrat, sondern ganz öffentlich die Hauptver-
sammlung über die Gehälter entscheidet. Das könnten
wir gesetzlich festlegen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Steuerlich bestrafen!)


Dann wüsste jeder, was Sache ist, und könnte sich dage-
gen entscheiden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Was könnte man noch tun, und was hätte man gerade
tun können? Sie haben das Gesetz über die Angemessen-
heit der Managervergütungen verabschiedet. Warum
haben Sie in dieses Gesetz denn nicht die einzig sinn-
volle Vorschrift hineingeschrieben, nämlich die, dass
Gehälter oder Boni nur bis zur Höhe von 1 Million Euro
steuerlich abzugsfähig sind, also nur bis zu dieser Höhe
auf dem Rücken des Steuerzahlers gewährt werden?


(Joachim Poß [SPD]: Das haben wir doch vorgeschlagen!)


Dazu hat die CDU/CSU Nein gesagt. Dazu hat auch
Frau Merkel Nein gesagt. Aber das wäre das Richtige.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D ann würden nämlich die horrenden Gehälter oder die erträge, nach denen schon nach sechs Monaten 5 Millionen Euro Abfindung gezahlt werden, nicht ehr durch die Minderung der Steuerberechnungsgrund age dem Steuerzahler aufgebürdet, sondern knallhart ulasten des Profits des Unternehmens gehen. Das wäre ie einzig richtige Entscheidung. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


Jetzt kommen Sie damit, dass man eine rechtliche
erankerung des Rückforderungsrechts für den Fall ver-
inbart habe, dass die Profite einer Firma nicht ganz so
roß gewesen seien wie erwartet. Dies reicht uns nicht
us. Wir wollen dafür Sorge tragen, dass große Gehälter
icht zulasten des Steuerzahlers gehen. So einfach ist
as.

Ich habe aufmerksam beobachtet, wie Herr
esterwelle engagiert gefordert hat, zum Beispiel die
ankenaufsicht zu verbessern und Ähnliches. Er hat die
DP als Partei der Bürgerrechte dargestellt. Ich wollte
chon glauben, Sie seien die Partei der Verbraucher-
echte. Ich denke aber, die FDP wäre gut beraten, nicht
ur zu reden, sondern bei den Themen Banken, Arbeit-
ehmerrechte, Datenschutz und Internetrechte einmal
uf ihre Landesminister zu achten. Wenn Sie hier den
ürgerrechtler geben, während Herr Wolf beim Verfas-

ungsgericht mit der Forderung der Onlinedurchsuchung
nd Herr Goll mit der Forderung der Sicherungsverwah-
ung gegen die Wand läuft und die FDP in Niedersach-
en das Polizeigesetz gar nicht erst durchbringt, ist das
ehr doppelbödige Politik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Was wir brauchen, ist ein Aufbruch zu einer ökologi-
chen und sozialen Modernisierung dieses Landes.

ir hätten mit einem Zehntel des Geldes, das Sie für die
bwrackprämie ausgegeben haben, einen riesigen Ent-
icklungsboom bei der Elektromobilität auslösen
önnen. Sie haben eine Brücke nur bis zur Wahl gebaut,
nd es besteht die Befürchtung, dass sofort danach
0 000 Arbeitsplätze gefährdet sind. Sie denken immer
och nicht darüber nach, wie eine gute Struktur für die
eutsche Wirtschaft aussehen müsste. Ich habe mir ehr-
ich gesagt die Augen gerieben, als ich gehört habe, dass
ieses Bundeskabinett beschlossen hat, für 2015 ein Pro-
ekt der unbemannten Mondfahrt mit 1,5 Milliarden
uro zu finanzieren. Was wollen wir eigentlich auf dem
ond? Wir wollen doch nicht Letzter auf dem Mond

ein, sondern die Ersten, die Elektromobile mit einer
odernen Technologie haben, welche in der Lage sind,

on Flensburg bis München statt nur 80 Kilometer zu
ahren. Damit wäre man vorne.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Gesellschaft muss man so aufbauen, dass man
n vier Jahren 1 Million neue Jobs schafft. Das kann man
uch: durch erneuerbare Energien, durch Investitionen in
ildung und soziale Gerechtigkeit. Dafür muss aber der
laumann in der Industrie endlich grün werden. Dafür






(A) )



(B) )


Renate Künast
muss man den Mut haben, der Wirtschaft nicht hinter-
herzulaufen und sie die Gesetze schreiben zu lassen,
sondern ihr einen Ordnungsrahmen zu setzen. Wenn die
CDU plakatiert: „Wir haben die Kraft“,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


dann sage ich Ihnen ehrlich: Sie haben vier Jahre lang
nicht die Kraft und nicht den Mut gehabt, der Wirtschaft
Leitplanken zu setzen, um zu verhindern, dass sie auf
Kosten der Umwelt ihr Wachstum und ihren Profit orga-
nisiert. Das ist die Wahrheit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Sie propagieren immer noch: Weiter mit der Atom-
energie! Das ist genauso falsch. Wer jetzt Hand an die
Vereinbarungen zum Atomausstieg legt und Verlänge-
rung fordert, schadet diesem Land, weil auf diese Weise
keine neuen Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren
Energien und der effizienten Technologien entstehen,
sondern nur die Profite der Atombetreiber erhöht wer-
den. Aber wir haben verstanden: Wenn der Atomkonsens
für Sie und die Atomkonzerne nicht gilt, dann gilt er
auch nicht mehr für die Menschen in diesem Land, die
diese Risikotechnologie mehrheitlich nicht wollen. Dann
kämpfen wir dafür, dass die Atomwerke noch schneller
abgeschaltet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623302700

Kollegin Künast, kommen Sie bitte zum Schluss.


Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1623302800

Ja. – Wir kämpfen dafür, dass die Menschen in Gorle-

ben nicht mit Gutachten, die in Zeiten einer schwarz-gel-
ben Bundesregierung vorsätzlich gefälscht wurden, über
den Tisch gezogen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir kämpfen dafür, dass die Kinder in diesem Land
nicht an Leukämie sterben, wenn sie in der Nähe eines
Atomkraftwerks wohnen. Wir kämpfen dafür, dass man
die soziale Frage für die Frauen endlich löst, indem man
ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft macht.
Wir kämpfen für ein Bildungssystem, bei dem jedes
Kind unabhängig vom Bildungsabschluss seiner Eltern
die Chance hat, sich zu entwickeln.

Wir wissen: Am 27. September steht dieses Land vor
einer Richtungsentscheidung, weil es darum geht, wie
wir aus der Krise herauskommen und wie wir die Wei-
chen für ein ökologisches Wachstum stellen, das nicht
zulasten der Umwelt geht. Die Debatte in der Zukunft
geht darum: entweder erneuerbare Energien oder Atom-
energie, entweder Bildung oder Steuersenkung.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623302900

Frau Kollegin Künast, Sie müssen jetzt bitte zum

Schluss kommen.

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(C (D Mein letzter Satz, Frau Präsidentin. Dieses Land braucht einen Richtungswechsel, eil wir nur mit einem Richtungswechsel aus der Krise erauskommen. (Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1623303000

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ruhe jetzt!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623303100

Das Wort hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Frak-

ion, Volker Kauder.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1623303200

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

erren! Was bewegt die Menschen im Augenblick am
eisten? – Das sind die Fragen: „Sind wir schon durch

ie Krise durch?“ und „Bleibt mein Arbeitsplatz erhal-
en?“ Für diejenigen, die in Arbeit sind, ist die Arbeits-
latzsicherheit und für die jungen Menschen ist die
rage, ob sie einen Ausbildungsplatz bekommen und ob
ie nach ihrer erfolgreichen Ausbildung weiterbeschäf-
igt werden, das zentrale Thema. Deswegen sagen wir
on der Union: „Arbeit für alle“ ist unser Thema. Dafür
üssen wir in den nächsten Wochen und Monaten und
ahrscheinlich auch in den nächsten Jahren ganz ener-
isch arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dass wir nicht nur davon sprechen – Arbeit für alle –,
ondern dass wir von diesem Thema auch etwas verste-
en, haben wir in den vergangenen vier Jahren gezeigt.
enn die rot-grüne Bundesregierung hat uns über
Millionen Arbeitslose hinterlassen. Diese Zahl haben
ir auf unter 3 Millionen zurückgeführt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


enn es also einer bewiesen hat, dass er es kann,


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Dann war es Gerhard Schröder!)


ass er es schafft, die Arbeitslosigkeit zurückzuführen,
ann war es die Union.


(Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Das wäre schön!)


Wir haben dies mit den richtigen Konzepten gemacht.
s ist völlig klar: Wir brauchen Wachstumsantriebe, die
nser Land nach vorne bringen und die unsere Wirt-
chaft motivieren. Die Stärke der Wirtschaft in unserem
and beruht auf dem Mittelstand und den Familienbe-

rieben, in die Menschen ihr ganzes Vermögen gesteckt
aben. Diese Menschen stehen mit Haut und Haaren da-
ür ein, dass die Firma fortgeführt wird. Ihr Risiko und
rtrag ist nicht nur Ertrag und Risiko der Firma, sondern
uch der ganzen Familie. Wenn Sie in diesem Bereich
ie Steuern erhöhen, dann nehmen Sie gerade denen die
raft, auf die es in dieser Zeit besonders ankommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )


Volker Kauder
Einen größeren Unsinn, als die zu bestrafen, von denen
wir erwarten, dass sie etwas machen, habe ich in der
letzten Zeit nicht gehört.

Um dieses Land voranzubringen, brauchen wir auch
die Motivation der Menschen. Unsere Unternehmen sind
keine Ansammlungen von Betriebsgebäuden und von
Maschinen. In unseren Unternehmen arbeiten Men-
schen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Von die-
sen erwarten wir, dass sie ihre ganze Kraft einsetzen.
Aber wenn diese die Botschaft erhalten, jede Überstunde
ist mit besonders hohen Abgaben verbunden, dann ist
dies keine Motivation. Ich nenne beispielsweise die Er-
zieherin, die jetzt zwar 120 Euro mehr bekommt, die
aber von diesem Bisschen einen großen Teil an das Fi-
nanzamt und in die Sozialversicherung zahlen muss.
Deswegen ist es richtig, wenn wir sagen: Wir werden die
unteren und mittleren Einkommen entlasten, damit der
Satz stimmt: Wer arbeitet, muss mehr haben als derje-
nige, der nicht arbeitet.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Mein Herz geht auf!)


Dass da Sozialdemokraten nicht mitmachen können,
kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich kann zwar noch
nachvollziehen, dass ein Finanzminister seinen Haushalt
zusammenhalten will und sagt: Es gibt vielleicht keinen
Spielraum. – Aber eines kann ich überhaupt nicht akzep-
tieren: dass es immer dann einen Spielraum für die Sen-
kung von Steuern gibt, wenn das Bundesverfassungsge-
richt es verlangt, und nie dann, wenn wir der Meinung
sind, wir sollten dies machen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage Ihnen: Wir werden die Bezieher unterer und
mittlerer Einkommen entlasten.

Jetzt will ich ein klares Wort sagen: Natürlich gehört
zu unserer Wirtschaft auch, dass sie über ausreichend
Energie zu einem akzeptablen Preis verfügen kann.
Wenn ich auf die offizielle Homepage des Bundesum-
weltministers schaue, sehe ich dort, dass die erneuerba-
ren Energien aktuell einen Anteil von 15,1 Prozent am
Gesamtstrom haben. Die Prognose lautet: 2020 wird der
Anteil der erneuerbaren Energien 30 Prozent betragen.

Ich habe noch ganz normal rechnen gelernt – keine
anderen Mittel verwendet, auch keine Mengenlehre –,
nämlich dass eins plus eins zwei ist. Deswegen weiß ich,
dass in zehn Jahren 70 Prozent Energie fehlen werden.
Frau Künast, Sie haben ein paar schnoddrige Bemerkun-
gen gemacht.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kann ich gar nicht! – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist das denn?)


Ich sage Ihnen eines: In der Energiepolitik stellen Sie gar
keine Fragen mehr, sondern sagen einfach: „Wir steigen
aus der Atomenergie aus“, ohne mir zu erklären, wo die
70 Prozent Strom herkommen sollen, die im Jahre 2020
fehlen werden.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sind alte Kamellen! Ich wollte nicht die Rede von vor zehn Jahren wiederholen!)


eswegen sage ich Ihnen: Machen Sie Ihre Hausaufga-
en!

Wir haben ausdrücklich erklärt: Wir brauchen für eine
bergangszeit, bis wir durch Einsparen und erneuerbare
nergien das Problem der Energieversorgung gelöst ha-
en, Kohlekraftwerke, die modern gestaltet sein sollen,
nd Kernkraftwerke, die sicher laufen. Wir haben nicht
avon gesprochen, dass das unsere Wunschform ist.
ber eines muss ich sagen: Es ist in höchstem Maße un-

edlich, wenn sich Grüne und andere der Lösung einer
ndlagerung verweigern; denn gerade diejenigen, die
en Ausstieg wollen, wissen, dass beim Ausstieg Atom-
üll anfällt. Dieser muss irgendwohin. Deswegen ist es

icht in Ordnung, nach dem Motto zu verfahren: Wer
ussteigt, hat kein Problem mit der Endlagerung. Sie ha-
en es erst recht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Katrin Kunert [DIE LINKE]: Wie lange? Nennen Sie einmal eine Zahl!)


ies muss eine neue Koalition lösen.

Es geht derzeit vor allem darum, dass wir Antworten
arauf geben, was die Menschen jetzt von uns erwarten.
s kommt dabei darauf an – dies sage ich mit allem
achdruck –, den Menschen keine Angst, sondern ihnen
ut zu machen. Wir brauchen Menschen, die zuver-

ichtlich nach vorne schauen und zuversichtlich durch
iese Krise gehen, und keine Menschen, die ängstlich
ind. Ich kann Ihnen sagen – auch an die Adresse von
anchem Sozialdemokraten gerichtet –: Wer Ängste

chürt, wird die Stimmen der Wählerinnen und Wähler
afür zu Recht nicht bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Reden wir vielmehr davon, was notwendig ist. Dazu
age ich Ihnen: Wir sind auf einem guten Weg:

Erstens. Diese Koalition hat einen wichtigen Einstieg
ahin gehend gemacht, dass auch in Zukunft moderne
utos in Deutschland gebaut werden. Die Automobil-

echnologie wird auch in Zukunft eine Schlüssel-
echnologie sein. Deswegen ist es richtig, dass wir in die
lektromobilität einsteigen.

Zweitens. Die Pharmazie wird ein wichtiges Thema
leiben. Wir haben zusammen mit den deutschen Phar-
azieunternehmen in wichtigen Bereichen eine moderne
edizin zu entwickeln. Deswegen werden natürlich die
iologie, die Pharmazie, aber auch die Gentechnologie


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, da ist doch die CSU dagegen!)


chlüsseltechnologien für den Aufbruch in eine Zukunft
it Arbeitsplätzen für qualifiziert ausgebildete junge
enschen sein. Auf diesem Weg gehen wir voran.






(A) )



(B) )


Volker Kauder
Natürlich ist auch klar, dass Bildung das Thema ist.
Als Bundespolitiker sind wir für Bildung in einem be-
grenzten Maße zuständig.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie kam das?)


Ich sage Ihnen aber eines: Auch als Bundespolitiker kön-
nen wir uns mit bildungspolitischen Fragen auseinander-
setzen sowie dafür sorgen und werben, dass dort, wo wir
an Landesregierungen beteiligt sind, der richtige Weg
eingeschlagen wird.

Ich sage Ihnen nur eines: In den Ländern, in denen es
ein differenziertes Schulsystem gibt und in denen man
sich sehr intensiv um die jungen Leute kümmert, um
ihnen je nach Fähigkeiten und Stand der Entwicklung zu
helfen, haben wir bessere Ergebnisse erzielt als in den
Ländern, in denen Sie nur über Gesamtschulen diskutiert
und in der Bildungspolitik nicht den richtigen Weg ein-
geschlagen haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist falsch! Das gilt nicht für Migranten!)


Es ist doch nicht von ungefähr gekommen, dass zu
Zeiten von Rot-Grün in Nordrhein-Westfalen die Eltern
auf die Barrikaden gegangen sind und sich ein Schul-
system nahe an den Kindern gewünscht haben, nicht
nahe an der Ideologie von Rot-Grün. Das war der ent-
scheidende Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Wir sollten auch in den natürlich vom Wahlkampf ge-
prägten Diskussionen der nächsten Wochen klarmachen,
worum es geht. Wir von der Union werden das machen.
Uns geht es darum, dass Menschen, die sich jetzt in
Kurzarbeit befinden und sich die Frage stellen, wie es
weitergeht, von uns eine Perspektive bekommen und
dass sich diese Menschen Hoffnung machen können,
weil sie sehen: Da gibt es welche, die genau den richti-
gen Weg vorgeben. Mit Mut, Zuversicht und dem richti-
gen politischen Konzept führen wir dieses Land durch
die Krise und aus der Krise heraus. Dafür bin ich Angela
Merkel außerordentlich dankbar.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623303300

Das Wort hat der Bundesminister der Finanzen, Peer

Steinbrück.


(Beifall bei der SPD – Hellmut Königshaus [FDP]: Kavallerie!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1623303400

Wenn Sie das doch in Ihren Beziehungen zu Schwei-

zer Bankern sowie zu Vertretern der Schweizer Regie-
rung einmal ausgesprochen und auf den Punkt gebracht
hätten! Sie haben hier „Kavallerie“ gerufen, um mich
gleich einzunorden.

Ich überlege noch, ob ich jetzt eine Wahlkampfrede
halte

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(C (D (Klaus Uwe Benneter [SPD]: So wie die anderen!)


der eine Parlamentsrede. Was ich definitiv nicht ma-
hen werde, ist, das Parlament mit einer Talkshow zu
erwechseln, Herr Westerwelle. Der Fehler wird mir
icht passieren.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Der Lehrer ist wieder da!)


Sie treten ja ganz anders auf.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Sind Sie eigentlich Abgeordneter?)


Nein. Sie versuchen, mir meine große Klappe vorzu-
alten, obwohl Sie selber eine Maulsperre brauchen. In-
ofern ist es für Sie schwierig, hier mit Steinen zu wer-
en.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Oh! Das war ein ganz staatsmännischer Einstieg!)


Den brauche ich nicht immer, genauso wenig wie Sie;
as haben Sie mit Ihrer Rede gezeigt. Wir können das-
elbe Tempo halten, Herr Westerwelle. Da stehen wir
ns in nichts nach.

Heute in sieben Tagen ist es ein Jahr her, dass sich
die Pleite von Lehman Brothers war das Epizentrum –

as Beben weltweit ausbreitete. Zwei Tage später hätten
ir es mit dem Fall von AIG mit einer Situation zu tun
ehabt, die in der Tat nicht nur in der Bundesrepublik
eutschland, sondern weltweit zu einer Kernschmelze
er gesamten Finanzmarktarchitektur hätte führen
önnen. Weltweit hat es entsprechende Erschütterungen
egeben. Es kam zu Übersprungeffekten.

Ich habe damals sehr früh zwei Sätze gesagt: Erstens.
ach dieser Krise wird die Welt nicht mehr so aussehen
ie vor der Krise. Diejenigen, die das bis heute nicht ge-

ernt haben, sollten es durch die Beiträge des Deutschen
undestages langsam lernen. Zweitens. Das ist nicht nur
ine Krise, sondern eine Zäsur. Wir haben es nicht nur
it einer enormen ökonomischen Wertvernichtung zu

un, sondern wir haben es auch mit erheblichen sozialen,
a mit gesellschaftlichen Konsequenzen zu tun. Darüber
ill ich gerne einige Worte verlieren.

Wichtig ist gewesen – das war die Leitschnur dieser
egierung, die wir gut eingehalten haben –, dabei vier
edanken nicht nur zu verfolgen, sondern uns auch in
er konkreten Politik daran zu halten.

Erstens. Wir wollten keine Schlangen von Menschen
or der Filiale eines deutschen Kreditinstitutes sehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as diesbezügliche Bild, dass sich vor der Filiale einer
nglischen Bank Schlangen von Menschen bildeten, die
us Verunsicherung und Angst ihr Geld abhoben, hat
iese Politik sehr geprägt, weil wir gleichzeitig wussten,
ass solche Bilder in Deutschland vor dem Hintergrund
iner historischen Traumatisierung aus dem 20. Jahrhun-
ert eine völlig andere Wirkung haben als im Vereinig-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
ten Königreich mit einer sehr viel kontinuierlicheren und
weniger tragisch entwikkelten Geschichte des 20. Jahr-
hunderts.

Zweitens. Wir wollten verhindern – dabei standen wir
im Obligo auch internationaler Zusagen –, dass eine
deutsche Bank, egal welcher Säule zugehörig, mögli-
cherweise einen Dominosteineffekt auslöst, sodass an-
dere Banken betroffen sind und plötzlich eine systemati-
sche Erschütterung erfolgt, die weit über Deutschland
hätte hinausgehen können.

Drittens. Wir wollten verhindern, dass sich eine sol-
che Krise wiederholt. Anders als manche Oppositions-
politiker behaupten, lässt sich belegen, was uns in diesen
letzten zwölf Monaten an Regulierungsmaßnahmen und
der Umsetzung des Prinzips, dass kein Finanzmarktteil-
nehmer, kein Finanzmarktprodukt, kein einzelner
Finanzmarkt ohne Aufsicht und ohne Regelung sein soll,
gelungen ist.

Viertens. Wir wollten nicht tatenlos zusehen, dass
Millionen von Menschen unverschuldet in die Arbeitslo-
sigkeit hineingeraten. Das ist der Sinn der Konjunktur-
pakete I und II gewesen. In diesem Sinne, glaube ich,
dass die Große Koalition in diesen zwölf Monaten ein
gutes Krisenmanagement geleistet hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im internationalen Vergleich sind wir bisher nicht
schlecht durch diese Krise gekommen. Die Konjunk-
turprogramme bekommen intern und vor allen Dingen
auch von ausländischen Beobachtern sehr viel bessere
Zensuren als von der Opposition. Es gibt eine Studie, die
selten zitiert wird – ich glaube von der Boston Consul-
ting Group –, die insbesondere dem Konjunkturpaket II
im internationalen Vergleich Bestnoten gibt. Diese Stu-
die spielt im politischen Schlagabtausch aber nur sehr
selten eine Rolle.

Die von Herrn Westerwelle so kritisierte Abwrackprä-
mie ist inzwischen von mehreren Staaten, nicht zuletzt in
den USA, ebenfalls eingeführt worden. Wenn er denn
die Rolle bekommt, in die er gerne hinein möchte, dann
kann er der amerikanischen Regierung ja vorhalten, wel-
chen Mist sie gerade mit der Abwrackprämie gebaut hat.


(Beifall bei der SPD – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Eine gute Anregung, Herr Minister!)


Der allerletzte Kronzeuge für eine analytische Auf-
arbeitung dieser Krise, die allerletzte Instanz, die uns ra-
ten kann, wie wir über Leitplanken und Verkehrsregeln
aus dieser Krise herauskommen, ist nun wirklich die
FDP.


(Beifall bei der SPD)


Ich kenne keine andere politische Kraft, auch in diesem
Haus, die die Monstranz der entfesselten Märkte in der
Zeit nach Reagan und Thatcher so hochgehalten hat wie
die FDP.


(Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es!)


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(C (D ch kenne keine andere Partei und keine andere Fraktion, ie in den letzten zehn Jahren drögere Predigten einer arkttheologie gehalten haben als Ihre Partei. (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE] und des Abg. Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Zuruf von der FDP: Deshalb wollen Sie auch mit uns regieren!)


Deshalb haben Sie bis heute auch kein Verhältnis zur
inanzmarktkrise. Ich kenne von Ihrer Fraktion, Ihrer
artei keinerlei Beiträge zur Aufarbeitung, die in ir-
endeiner Form von nennenswerter Bedeutung sind. Ich
enne entsprechende Beiträge von anderen Parteien,
ber von der FDP kenne ich keine. Ich kenne keine ein-
ige analytische Aufarbeitung, nur ein Stichwort, auf das
ch später zu sprechen komme. Ich kenne kein konzises
apier, keine konzise Position von Ihnen über das, was
ie konkret an Finanzmarktregulierung in Zukunft für
otwendig halten. Da ist nichts.


(Zuruf von der SPD: Alles nur Großmäuler!)


In Ihren Reden verirren Sie sich immer wieder in dem
hema Bankenaufsicht. Darüber kann man reden; ich
omme gleich darauf zu sprechen. Aber mit diesem Sei-
enschritt lenken Sie in Wirklichkeit davon ab, dass Ihr
rdnungspolitischer Faden gerissen ist.


(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE] und Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Sie lenken davon ab, dass Ihre ideologische Markt-
heologie gescheitert ist, sonst müssten Sie sich auf mehr
inlassen, als nur diesen Hinweis zur Bankenaufsicht zu
eben. Im Übrigen verschweigen Sie dabei regelmäßig
n fast allen Ihren Beiträgen, Herr Westerwelle, dass es
ier oder fünf gesetzliche Initiativen der Großen Koali-
ion zur Verbesserung der Bankenaufsicht gegeben hat.
uletzt wurde übrigens im Juni ein Banken- und Versi-
herungsaufsichtsgesetz mit überwältigender Mehrheit
es Parlamentes beschlossen.

Sie verschweigen auch regelmäßig in den Parlaments-
ebatten, dass wir es längst mit einer neuen Auf-
ichtsrichtlinie zur Zusammenarbeit von BaFin und Bun-
esbank zu tun haben, unbenommen der Tatsache, dass
ational wie international selbstverständlich weitere
hemen zur Verbesserung der Bankenaufsicht anste-
en.

Das, was ich faszinierend an dem finde, was Sie hier
etreiben, Herr Westerwelle, möchte ich anhand eines
itats des Journalisten Nils Minkmar verdeutlichen. Er
ennt das die akustische Möblierung des öffentlichen
aumes. Sie verwenden immer dieselben Stichworte,
ber immer mit einer selbst verordneten Begrenzung Ih-
es Blickwinkels.

Ich will Ihnen drei Beispiele aus Ihrer Rede geben.
ie behaupten mit großem Affront, großem Tempera-
ent und auch in einer erheblichen Lautstärke: Wir

ragen dafür Sorge, dass Familien – verheiratet, zwei
inder – mit einem Jahreseinkommen von bis zu






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
40 000 Euro keine Steuern bezahlen müssen. Dabei ist
dies längst Fakt!


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Franz Romer [CDU/CSU])


Die genaue Zahl beträgt nicht 40 000 Euro, sondern
39 000 und ein paar Zerquetschte, und zwar dank einer
Steuerpolitik, die schon unter Schröder und später in der
Großen Koalition gemacht worden ist. All diese Fami-
lien – verheiratet, zwei Kinder – zahlen, unter Anrech-
nung des Kindergeldes, in Deutschland keine Steuern.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Franz Romer [CDU/CSU])


Sie zahlen Sozialversicherungsabgaben. Da Sie sich im-
mer auf dem Gebiet der Steuerpolitik verirren, gilt: Vor-
sicht an der Bahnsteigkante! Das geht meistens schief.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Und die zahlen auch keine Mehrwertsteuer?)


– Sie versuchen, einen Nerv zu treffen: die größte Steu-
erhöhe in der Geschichte der Republik. Ich stehe gar
nicht lange an, um zu bestätigen, dass das mit der Mehr-
wertsteuer so gelaufen ist und dass das im Kurzzeitge-
dächtnis der Menschen drin ist; da gebe ich Ihnen recht.
Das ist, wie ich glaube, einer der Gründe, warum sich
CDU/CSU und SPD darauf geeinigt haben, an dem Re-
gelsatz der Mehrwertsteuer nicht herumzufummeln. Was
Sie aber regelmäßig verschweigen, ist, dass in der Zeit
dieser Großen Koalition, wenn man die Gesamtheit aller
steuer- und abgabenpolitischen Beschlüsse betrachtet,
eine Nettoentlastung für die Bürgerinnen und Bürger
herausgekommen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das kann die FDP von ihrer letzten Regierungsbeteiligung nicht behaupten!)


Das kommt bei Ihnen nicht vor.

So ähnlich ist es auch dann, wenn Sie sich auf andere
Felder begeben, insbesondere, wenn Sie über Tatbe-
stände der Unternehmensbesteuerung reden, zum Bei-
spiel über die exorbitant hohe Substanzbesteuerung in
Deutschland. Wissen Sie eigentlich, dass die Substanz-
besteuerung in Deutschland im Vergleich mit anderen
OECD- und EU-Staaten eine der niedrigsten ist?


(Beifall des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE] – Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Das ist das Problem!)


Das wissen Sie nicht, aber Sie stellen sich trotzdem
mit Aplomb hier hin und reden in einer Form über die
Staatsverschuldung, dass man glauben könnte, wir hät-
ten zurzeit nicht die größte Wirtschaftskrise seit Grün-
dung der Republik. Mein Vorgänger in Sachen „größte
Rekordschuldenzahl“ hatte wirtschaftlich gute Zeiten.
Damals betrug das Wachstum gut 1 Prozent. Das ist aber
ein Unterschied zu minus 5 oder minus 6 Prozent. Inso-
fern ist der Hinweis auf den Schuldenstand unzweifel-
haft richtig. Ich werde darauf zurückkommen, wenn es
um Ihre Steuersenkungsarien geht. Wenn Sie Ihre Ana-
lyse in die Tatsache eingebettet hätten, dass wir nach ei-

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(C (D em Wirtschaftswachstum von minus 0,9 Prozent im ahre 1975 jetzt mit minus 5 bis minus 6 Prozent die chärfste Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesepublik haben, die alle Haushaltskennzahlen wegfegt, nd zwar bei Kommunen, Ländern und beim Bund, häten Sie sich wenigstens intellektuell redlich verhalten; on politischer Redlichkeit will ich gar nicht reden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ihre Hinweise zur Abwrackprämie hatten Talkshow-
harakter. Darüber kann ich lange reden. Im Übrigen
ilt: Die Logik der Bundesregierung ist in diesem Zu-
ammenhang völlig richtig gewesen. Eine Leitindustrie
n Deutschland, an der nach wie vor ungefähr
00 000 bis 800 000 Arbeitsplätze hängen, vor dem Hin-
ergrund eines der größten Einbrüche, die es je gegeben
at, zu stabilisieren, war völlig richtig. Ich möchte mir
ar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn man Ihren
mpfehlungen gefolgt wäre und diese Abwrackprämie
icht eingeführt hätte. Der Hinweis, das sei ein reiner
orzieheffekt, ist richtig. Es ging ja gerade darum, die
utomobilindustrie in dem sehr ungünstigen Jahr 2009/
010 zu stabilisieren, um den möglichen negativen
ffekt in den Jahren 2010, 2011 und folgende in einem
offentlich besseren konjunkturellen Umfeld zu haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Den Einwand der Grünen lasse ich nicht gelten. Es
at keine dezidierte ökologische Lenkungsüberlegung
abei gegeben.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat aber der Herr Gabriel behauptet! – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie haben doch „Umweltprämie“ gesagt, nicht wahr? – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Deshalb heißt es „Umweltprämie“!)


er konjunktur- und arbeitsmarktpolitische Effekt stand
m Vordergrund. Abgesehen davon hat die Abwrackprä-
ie natürlich einen ökologischen Lenkungseffekt. Wenn
ie zehn Jahre alte Klitschen durch neue Autos mit ei-
em anderen Emissionswert ersetzen, hat das einen Um-
elteffekt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sprach vorhin davon, dass wir nicht nur über die
konomischen Folgen dieser Krise zu reden haben. Das,
as Sie und ich im Wahlkampf erleben, sind die sozialen
uswirkungen. Etwas komplizierter ausgedrückt, heißt
as: Viele Leute zweifeln an der Balance dieser sozia-
en Marktwirtschaft. Man kann auch sagen: Diese
rise hat die legitimatorischen Grundlagen dieses Ord-
ungs- und Wirtschaftsmodells auf die Tagesordnung
ehoben. Genau darum geht es in diesem Bundestags-
ahlkampf und bei der Bildung einer neuen Regierung:
s geht um den Spannungsbogen zwischen dem, was
ranz Müntefering sittenwidrig niedrige Löhne nennt,
nd der Frage, wie wir zukünftig mit Mindestlöhnen um-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
gehen – Sie wollen sie wieder abschaffen – auf der einen
Seite und den sittenwidrig hohen Abfindungen und Boni
und der Frage, wie wir diese eingrenzen können, auf der
anderen Seite. Da ist uns vieles gelungen. Wir haben ein
Gesetz zur Angemessenheit von Vorstandsvergütungen
verabschiedet, das derzeit unter Wert verkauft wird. Wir
hätten gerne mehr.

Es wird sehr stark darauf ankommen, auf internatio-
naler Ebene andere Länder zu motivieren, die Boni stär-
ker zu begrenzen, damit dieser Wettlauf von Land zu
Land – Ähnliches gibt es bei Bundesligaspielern – auf-
hört. In London ist etwas Wichtiges beschlossen worden:
Zum ersten Mal haben wir eine Limitierung beschlossen,
keine Limitierung auf absolute Zahlen – das können Sie
nicht machen –, aber eine Limitierung im Verhältnis der
fixen Bestandteile zu den variablen Bestandteilen. Es
wird sehr stark darauf ankommen, dass wir in Pittsburgh,
nachdem das weiter aufgearbeitet worden ist, dazu kom-
men, dieses Verhältnis zu definieren, zum Beispiel 3:1,
um ein Beispiel zu nennen. Diese internationale Festle-
gung müssen wir dann durch die jeweils nationalen Ban-
kenaufsichten durchsetzen.

Wir haben auch eine Mindestanforderung im Bereich
des Risikomanagements durchgesetzt. Dadurch wird
zum ersten Mal die Bankenaufsicht in die Lage versetzt,
Vergütungssysteme dahin gehend zu überprüfen, ob sie
an dem nachhaltigen Unternehmenszweck orientiert sind
und nicht infolge einer Quartalsbilanzorientierung in
Gang gesetzt werden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Eine drängende Frage, die die Menschen beschäftigt,
lautet: Wer zahlt die Zeche? Die zweite große Frage, die
sie stellen, lautet: Ziehen wir die richtigen Lehren aus
dem, was in diesen Irrsinn geführt hat? Sie repräsentie-
ren die Denke, die in diese Krise geführt hat. Genau die
wollen wir nicht mehr.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Willy Wimmer [Neuss] [CDU/CSU])


Ich will zwei, drei Bemerkungen zu den vollmundi-
gen Steuerversprechungen, die vorgetragen werden, ma-
chen. Ich werde wahrscheinlich auch in die Beete der
Empfindlichkeiten der Union hineintreten. Die Netto-
kreditaufnahme des Bundes im nächsten Jahr wird
wahrscheinlich bei 100 Milliarden Euro liegen statt
geplanter 6 Milliarden Euro. In der mittelfristigen Fi-
nanzplanung haben wir als Bund bereits jetzt durch Steu-
erausfälle 150 Milliarden Euro weniger. Die Staats-
verschuldung wird von 1,6 Billionen auf wahrscheinlich
1,7 oder 1,8 Billionen Euro steigen. Die damit verbunde-
nen Zinslasten werden steigen. Die Spielräume, über die
Sie als Souverän zu entscheiden haben mit Blick auf die
wichtigen Zukunftsfelder Bildung, Infrastruktur, For-
schung und Entwicklung sowie Mittelstand werden
dadurch immer weiter eingeengt. Wie man angesichts
dieser Lage trotz Wahlkampfes vollmundig Steuerver-
sprechungen machen kann, die sowohl die Einnahme-
situation der Kommunen und damit die Daseinsvorsorge

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(C (D or Ort als auch die der Länder und des Bundes buchtäblich aushebeln würden, ist mir ein absolutes Rätsel. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Hinweis von Herrn Kauder ist nicht tragfähig mit
lick auf die Umsetzung einer Entscheidung des Bun-
esverfassungsgerichtes, die sich im Bürgerentlastungs-
esetz niederschlägt. Dies bewirkt ab 1. Januar 2010
ine Entlastung in Höhe von 9 Milliarden Euro. Aber Sie
eden über den Faktor zwei oder drei; von der FDP will
ch gar nicht reden. Das Simulationsmodell, das wir im

inisterium allein bezogen auf die Lohn- und Einkom-
ensteuer plus Kinderfreibetrag gemacht haben, hat als
rgebnis 90 Milliarden Euro bei voller Jahreswirksam-
eit. Das ist kein Witz. Das ist nicht die Abteilung
Agitation und Propaganda“. Insbesondere mit Blick auf
ie Absenkung des Spitzensteuersatzes in Ihrem Dreistu-
enmodell aus verteilungspolitischen Gesichtspunkten
uss man hervorheben, dass die FDP etwas vorschlägt,

as im oberen Bereich achtmal so viel Entlastung wie im
nteren Bereich bringt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ludwig Stiegler [SPD]: So sind sie!)


So sind sie.

Das Bemerkenswerte ist, dass Sie nicht einmal dabei
tehen bleiben. Die nächsten Nummern kommen. Sie
ollen die Refinanzierungsmöglichkeiten bei der Unter-
ehmensteuer rückgängig machen. Gute Reise, Herr
hiele! Wie machen wir das denn bezogen auf den
aushalt? Sie wollen die Gewerbesteuer abschaffen.
as halten denn CDU- und CSU-Kommunalpolitiker

avon? Das, was Sie kompensatorisch einführen wollen,
st ziemlich unsicher und nimmt jedenfalls den Kommu-
en das Interesse, über eine eigene wirtschaftskraftbezo-
ene Einnahmequelle das zu tun, wofür alle Sonntags-
eden halten: Pflege von Handwerk und Gewerbe in dem
igenen Gemeindegebiet, weil man eine Rendite davon
at. Das kommt bei denen nicht mehr vor. Die Erbschaft-
teuer – schön und sauber – wird in Zweifel gezogen.
ie steuerpolitischen Vorstellungen, die da deutlich wer-
en, würden bei ihrer Umsetzung die Achse dieser Re-
ublik definitiv aushebeln.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Was für ein Unfug!)


eile Ihrer Vorstellungen sind leider Gottes nicht weit
avon entfernt. Ich mache Ihnen eine Prophezeiung:
gal, wie die nächste Zusammensetzung der Regierung

st, keines dieser Versprechen wird erkennbar in der
ächsten Legislaturperiode realisiert werden können,
ein einziges.


(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


Das sollten wir aus der letzten Operation Mehrwert-
teuer als Lerneffekt mitnehmen; das richtet sich nicht
n Sie von der FDP, sondern an uns alle. Abgesehen da-






(A) )



(B) )


Bundesminister Peer Steinbrück
von sollte man darauf hinweisen, dass ein Teil der Mehr-
wertsteuererhöhung an anderer Stelle zu Entlastungen
geführt hat, und zwar bei den Arbeitslosenversiche-
rungsbeiträgen. Das wird immer verschwiegen.


(Dr. Gregor Gysi [DIE LINKE]: Toll! Die müssen Sie jetzt wieder erhöhen!)


– Von 6,5 auf 2,8 Prozent herunter, lieber Herr Gysi, ist
eine Entlastung in Höhe von 30 Milliarden Euro.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der LINKEN)


– Ja, Sie sind ein Experte der Steuerpolitik, mit dem es
schwer ist, zu streiten. Da braucht man 90 Minuten, um
das zu erklären, was Sie in 5 Minuten geredet haben.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623303500

Herr Bundesminister, ich muss Sie darauf aufmerk-

sam machen, dass Sie natürlich weiterreden können, al-
lerdings inzwischen auf Kosten des Kollegen Stiegler.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Peer, mach weiter! Das ist gut!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1623303600

Das ist schade, weil ich hier gerade so schön in Fahrt

bin.


(Heiterkeit bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP)


– Ja, einiges daran stört Sie; aber Ihre Steuerpolitik
werde ich Ihnen weiter vorführen. Das ist mein Kirch-
hof, was Sie da sagen.


(Heiterkeit bei der SPD)


Am 27. September dieses Jahres wird, wie ich glaube,
über drei wichtige Grundsatzfragen entschieden:

Erstens. Ziehen wir Lehren aus dem Irrsinn, und zwar
national und – indem wir uns entsprechend einbringen –
auch international?

Zweitens. Sorgen wir für einen handlungsfähigen
Staat, der wichtige öffentliche Dienstleistungen bezahl-
bar hält, auch für diejenigen, die dies privat sonst sehr
viel teurer bezahlen müssten? Das gilt insbesondere für
Bildung und die Frage der kostenlosen Zugänge zu Bil-
dung.

Drittens. Halten wir diese Gesellschaft weltoffen, to-
lerant und so zusammen, dass die innere, die soziale Sta-
bilität, die soziale Kohäsion nicht aufgegeben wird im
Zuge dieser Wirtschafts- und Finanzkrise?


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623303700

Zu einer Kurzintervention hat der Kollege Hermann

Otto Solms das Wort.

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(C (D Herr Minister Steinbrück, ich habe Ihre Rede vor dem ernseher verfolgt und gehört, dass Sie zum Ausdruck ebracht haben, die FDP-Fraktion habe zum Thema inanzmarkt keine Vorschläge gemacht. Daraufhin habe ch mir schnell vier wesentliche Positionspapiere, die ir in den letzten Wochen und Monaten verabschiedet aben, ausdrucken lassen. (Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Von Ihrem Altpapierdrucker?)

Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1623303800

ch nenne einige Beispiele: „Grundsätze für Manager-
ergütungen“ vom 24. März 2009,


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das ist schon längst erledigt!)


Liberale Antworten auf die Finanzkrise“ – das ist ein
eschluss unseres Bundesparteitages in Hannover im
ai dieses Jahres –, „Verbraucherrechte im Finanzmarkt

tärken“ vom 5. Mai 2009


(Dr. Peter Struck [SPD]: Sehr interessant! Was steht in dem Papier denn drin? – Zuruf von der LINKEN: Ist das von Herrn Ackermann?)


nd ein Papier mit dem Titel „Bankeninsolvenz“ vom
uni dieses Jahres, in dem wir die Einführung eines dem
nsolvenzverfahren vorgelagerten Restrukturierungsver-
ahrens vorschlagen. Außerdem haben wir gefordert, die
ankenaufsicht neu zu strukturieren und vieles andere
ehr.


(Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Diese Papiere hätten Sie heute Morgen Herrn Westerwelle mit auf den Weg geben sollen!)


ch möchte nur darauf hinweisen: Bei diesem Thema ist
s genauso wie in der Steuerpolitik: Sie nehmen die Vor-
chläge der Opposition nur lückenhaft zur Kenntnis,


(Ulrich Kelber [SPD]: Die sind ja auch lückenhaft!)


m dann umso rücksichtsloser draufschlagen zu können.

Auch Ihre Berechnungen der Steuerausfälle sind reine
antasie. Das Bundesfinanzministerium hat einem Bür-
er gegenüber schriftlich dargelegt – dieses Schreiben
iegt mir vor –, dass es die Steuerausfälle nicht genau be-
iffern kann. Mit Schätzungen können wir aber keine
olitik machen. Selbstverständlich werden wir aufgrund
es neuen Tarifs Steuerausfälle zu verzeichnen haben.
ir haben aber eine ganze Reihe von Maßnahmen vor-

eschlagen, durch die diese Steuerausfälle deutlich ge-
indert würden.


(Hubertus Heil [SPD]: Voodoo-Ökonomie!)


Im März dieses Jahres sprachen Sie von 25 Milliarden
uro, im Mai von 70 Milliarden Euro, und jetzt sind Sie
ei 90 Milliarden Euro. Am Wahltag sagen Sie dann
ahrscheinlich, dass die Vorschläge der FDP zu Steuer-

usfällen von 150 Milliarden Euro führen würden. Das
st überhaupt nicht konkret und auch völlig unhaltbar.






(A) )



(B) )


Dr. Hermann Otto Solms
Zu dem, was die SPD will, haben Sie kein Wort ge-
sagt.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Das hat Steinmeier doch schon gemacht!)


Warum haben Sie nicht über die Steuererhöhungsvor-
schläge gesprochen, über die in der SPD diskutiert wird?
Es wäre richtig gewesen, diese Alternative hier deutlich
zum Ausdruck zu bringen.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Sie hatten für die Debatte wohl keine Zeit! Sonst hätten Sie das gehört! – Dr. h. c. Gerd Andres [SPD]: Da waren Sie wohl gerade mal wieder draußen!)


Ich bitte Sie daher: Wenn Sie sich mit der Opposition
und der FDP beschäftigen, sollten Sie sich erst einmal
deren Vorschläge anschauen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623303900

Herr Minister, Sie können antworten.


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1623304000

Herr Kollege Solms, vielleicht konnten Sie nicht hier

sein; aber selbstverständlich hat sich Herr Steinmeier zu
den Vorschlägen der SPD geäußert. Er hat insbesondere
darauf hingewiesen, dass wir den Spitzensteuersatz um
2 Prozent erhöhen wollen, um das damit verbundene
Steueraufkommen direkt und unmittelbar Bildungszwe-
cken zukommen zu lassen.


(Beifall bei der SPD)


Von dieser Maßnahme werden Verheiratete ab einem zu
versteuernden Einkommen in Höhe von 250 000 Euro
betroffen sein. Fragen Sie doch einmal die Zuschauer
auf der Tribüne, wer von ihnen verheiratet ist und
250 000 Euro oder mehr verdient! – Wo ist also das Pro-
blem, wenn davon nur sehr wenige Menschen in
Deutschland betroffen sind?

Für das, was Sie zu Ihren Einsparvorschlägen gesagt
haben, bin ich Ihnen sehr dankbar – denn das war ein
Steilpass –: Die Vorschläge, die ich in Ihrem Liberalen
Sparbuch lese, würden auf einen absoluten Raubbau an
unseren sozialen Sicherungssystemen und in der
Arbeitsmarktpolitik hinauslaufen. Diese Maßnahmen
würden ausgerechnet jene Bereiche treffen, die aufgrund
von Absicherung und Sozialpartnerschaft in der Krise
die wichtigste stabilisierende Funktion haben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Diese Vorschläge werden durch Ihre Relativierung
des Kündigungsschutzes ergänzt. Das, was Sie wollen,
hätte zur Folge, dass 2,4 Millionen Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer mehr als bisher keinen Kündigungs-
schutz mehr hätten. Über die Relativierung der paritäti-
schen Mitbestimmung, die Sie in Ihrem Programm for-
dern, können wir gern diskutieren.

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(C (D All die Papiere, die Sie zum Thema Finanzmarktkrise orgelegt haben, sind Weichmacher. (Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Wenn Sie das sagen, haben Sie sie wohl nicht ordentlich gelesen!)


ch hätte gern einmal gewusst, wo sich die FDP konkret
eäußert hat: zu Leerverkäufen,


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Ach! Das hat damit doch nichts zu tun!)


um Eigenbehalt im Zusammenhang mit Risiken, zu Ei-
enkapitalkennziffern, zum Thema Liquiditätspuffer und
darüber wird nämlich auf internationaler Ebene disku-
iert – zur Überwachung bis ins Management hinein
urch Colleges of Supervisors. Auch was die Bekämp-
ung der Steuerhinterziehung angeht, haben Sie nichts
orgelegt. Da haben Sie sich nur mir gegenüber über
tilfragen ausgelassen und meine Wortwahl kritisiert,
ber auf die Substanz meiner Vorschläge sind Sie nie
ingegangen. Dabei haben Sie auch einmal regiert und
brigens mit Blick auf die Schuldenentwicklung eine
eineswegs geringere Verantwortung zu tragen als wir.

Gehen wir auf das, was in den letzten zehn Jahren
tattgefunden hat, noch einmal ein: Es hat eine lange De-
atte darüber gegeben – übrigens gar nicht im Wider-
pruch zu Positionen der FDP –, ob wir den Finanzplatz
rankfurt auf Augenhöhe halten können mit Finanz-
lätzen wie London und New York. Die Alternative
äre gewesen, dass der Finanzplatz Frankfurt in die
reisklasse absteigt und damit der Finanzplatz Deutsch-

and nicht auf Augenhöhe bleibt – und das bei einer Re-
lökonomie, die nach wie vor die drittgrößte oder
iertgrößte der Welt ist und Finanzmarktprodukte und
dienstleistungen möglichst in Deutschland abrufen
ollte und nicht etwa in Mailand, in Den Haag, in Lon-
on oder New York. Darüber ging die Debatte zu Beginn
ieses Jahrzehnts.

Selbstkritisch füge ich hinzu, dass sich wahrschein-
ich die gesamte Politik den damit verbundenen Deregu-
ierungsmechanismen zu sehr ergeben hat. Aber die
DP ist die allerletzte Partei, die mir vorhalten kann, sie
ei ordnungspolitisch auf der anderen Seite gewesen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Jörg Tauss [fraktionslos] – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: „Das Allerletzte“, wollten Sie sagen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623304100

Das Wort hat der Kollege Oskar Lafontaine, Fraktion

ie Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Jetzt kommt die vorletzte Partei!)



Oskar Lafontaine (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623304200

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Herr Bundesfinanzminister, Sie haben eine Rede
ehalten, der man über weite Strecken zustimmen






(A) )



(B) )


Oskar Lafontaine
könnte. Es macht regelrecht Spaß, Ihnen zuzuhören. –
Jetzt rennt er gerade raus. – Es ist wirklich eine Unsitte,
dass Regierungsmitglieder gleich im Anschluss an ihre
Rede gehen. Das gibt es selbst im Dorfparlament nicht.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Sie haben es selber ebenso gemacht! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Der Minister spricht als Minister und haut jetzt ab! Überziehen als Minister und dann gehen, das ist eine Unverschämtheit!)


Ich wende mich jetzt anderen Themen zu und setze
mich auseinander mit dem, was Herr Kauder vorgetra-
gen hat – wenn er überhaupt noch im Saal ist. Herr
Kauder hat die Sorge der Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer um ihren Arbeitsplatz aufgegriffen und die
Sorge derjenigen, die sich in Ausbildung befinden und
sich fragen, ob sie weiter beschäftigt werden. In diesem
Zusammenhang wurde vorhin gesagt, die soziale
Marktwirtschaft sei in eine Krise geraten. Das ist rich-
tig. Die Krise der sozialen Marktwirtschaft besteht darin
– davon war heute noch nicht die Rede –, dass die große
Mehrheit der Bevölkerung vom wachsenden Wohlstand
abgekoppelt wird. Wir hatten das niemals vorher. Das ist
die Folge von ordnungspolitischen Weichenstellungen,
die fehlerhaft sind. Wir hatten es niemals vorher, dass
der Reichtum der Volkswirtschaft zugenommen hat, aber
die Löhne, die Renten und die sozialen Leistungen ge-
sunken sind. Deshalb ist die soziale Marktwirtschaft in
einer Krise. Sie ist gar keine soziale Marktwirtschaft
mehr.


(Beifall bei der LINKEN)


Denn „soziale Marktwirtschaft“ heißt, dass die große
Mehrheit der Bevölkerung, wenn der Wohlstand wächst,
beteiligt wird. So platt ist die Definition von sozialer
Marktwirtschaft. Hier wird immer mit Begriffen um sich
geworfen, ohne dass irgendeiner definiert, was er darun-
ter versteht.

Lustig ist immer wieder, wenn sich die CDU auf
Ludwig Erhard beruft. Ich bin davon überzeugt: Kein
Einziger von Ihnen hat Erhards Standardwerk gelesen;
sonst könnten Sie sich nicht auf ihn berufen. In diesem
Standardwerk wird nämlich im Hinblick auf die soziale
Marktwirtschaft eine Grundforderung erhoben: dass die
Arbeitnehmer im Rahmen des Produktivitätszuwachses
ein Lohnwachstum haben müssen, damit das in den
Konsum fließt. Gegen diese Grundforderung Erhards ha-
ben Sie über zehn Jahre verstoßen, und Sie haben es
nicht einmal gemerkt, meine sehr geehrten Damen und
Herren. Das möchte ich hier einmal anmerken.


(Beifall bei der LINKEN)


Offensichtlich kennen Sie die Zusammenhänge nicht
mehr.

Dann kommt die Frage nach der Motivation der
Menschen. Die Motivation der Menschen, sagte Herr
Kauder – ich sehe ihn im Moment ebenfalls nicht; auch
das ist sehr „motivierend“, wenn man solche Debatten
führt –, liege ihm besonders am Herzen. Wenn man
ernsthaft will, dass die Menschen motiviert sind, dann

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(C (D uss es doch verdammt noch mal das Erste sein, denjeigen, die acht Stunden am Tag arbeiten, einen Lohn zuubilligen, von dem sie leben können. enn man das nicht tut, dann soll man nicht von Motiation sprechen, dann ist das schlicht und einfach Zynisus. Das Zweite ist: Wenn man es mit der Motivation der enschen ernst meint, muss man sofort die Rentenforel ändern. Die Rentenformel – man kann es nicht oft enug sagen – führt dazu, dass Menschen, die 45 Jahre, in Leben lang, gearbeitet haben, wenn sie im Niedrigohnsektor beschäftigt sind – das sind immerhin 20 Proent der Bevölkerung –, denselben Rentenanspruch haen wie jemand, der nie gearbeitet hat. Eine größere erstörung des Leistungsgedankens hat es in dieser Geellschaft noch nie gegeben. rbeit ist regelrecht entwertet worden. Das ist das Erebnis der Politik der letzten Jahre. Wenn man also von otivation spricht, dann muss man bei den Löhnen be innen – ich habe zwei Vorschläge gemacht –, und man üsste zumindest die Rentenformel ändern. Ein weiterer Vorschlag, den die FDP und die CDU etzt im Wahlkampf immer wieder benennen, ist der eies anderen Steuertarifs. Ich muss Ihnen sagen: Für ich sind Sie an dieser Stelle total unglaubwürdig, weil ie praktisch dieselben Vorschläge immer wieder abge ehnt haben, als wir sie hier zum Beschluss vorgelegt haen: sowohl den linearen Tarif als auch die Beseitigung er kalten Progression. Sie haben alles abgelehnt, als die assen voll waren. Jetzt, da die Kassen leer und Riesenefizite aufgelaufen sind, sagen Sie, Sie würden das umetzen. Das ist für uns total unglaubwürdig. Solche leeren Versprechungen sollten Sie vor der ahl nicht machen. Ich kann Herrn Steinbrück nur zu timmen: Nichts von alledem, was hier angekündigt orden ist, wird nach der Wahl realisiert werden. Wenn ie Schätzungen hinsichtlich der Entwicklung der Finanen, die jetzt vorgetragen worden sind, nur in etwa stimen, dann wird davon überhaupt nichts umgesetzt. Wenn Herr Kauder schon die Sicherheit der Arbeitslätze usw. in den Vordergrund stellt, dann sollte er aus ieser Krise doch endlich einmal auch Lehren ziehen. ichts von alledem geschieht. Wir haben erlebt, dass in dieser Krise als Erstes die eiharbeiter gefeuert worden sind. Es wäre deshalb doch ine sachgemäße Antwort, die Leiharbeit auf ein Minium zu begrenzen. Nichts von alledem tragen Sie vor. Wir haben erlebt, dass die Nächsten, die gefeuert wuren, diejenigen waren, die befristete Arbeitsverträge haen. Deshalb wäre es doch eine logische Konsequenz, zu agen: Lasst uns die Anzahl der befristeten Arbeitsverräge auf ein Minimum begrenzen, damit die Leute eine Oskar Lafontaine gewisse Existenzsicherheit haben. – Das wäre eine Antwort auf die Krise. Das Dritte ist, auch die sogenannten Miniund Midijobs, deren Anzahl ausgeufert ist, zu begrenzen. Das Tollste ist immer wieder – man kann es hier nicht oft genug sagen –, dass sich die CDU als Familienpartei darstellt. Es ist wirklich absurd, was Sie hier für ein Theater veranstalten. Leute, die nicht wissen, ob sie in ein paar Wochen noch Geld auf dem Konto haben, die also befristete Arbeitsverträge haben, in Leiharbeit sind oder was weiß ich, können doch keine Ehe schließen, geschweige denn Kinder in die Welt setzen. Sie wären doch völlig verantwortungslos, wenn sie das tun würden. Begreifen Sie doch endlich einmal: Die Leute brauchen Sicherheit, Mindestlöhne und nichtbefristete Arbeitsverträge. Die Flexibilisierung der Arbeitswelt, Ihr Credo, hat nichts anderes als die Zerstörung der Familien und der Gemeinschaften zur Folge gehabt. Das ist die entscheidende verheerende Wirkung dessen, was wir Neoliberalismus nennen. Ich fasse zusammen. Es ist gut, dass wir Alternativen haben, die die Wählerinnen und Wähler zur Kenntnis nehmen. Es ist gut, dass jetzt mehr und mehr Alternativen, die wir vorgetragen haben, von sogenannten neoliberalen Professoren übernommen werden. Ich erwähne sie einmal kurz: Die Kontrolle des Bankensektors wird jetzt von Herrn Sinn vertreten, ein drittes Konjunkturpaket wird jetzt von Herrn Sinn vertreten, die längere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes wird jetzt von Herrn Franz vertreten, und eine höhere Vermögensteuer wird jetzt von Herrn Zimmermann vertreten. All diese Vorschläge, die als populistisch und dumm diffamiert worden sind, werden jetzt von der Wissenschaft übernommen. Es wäre gut, wenn Sie diese Vorschläge wenigstens teilweise übernehmen würden; denn mit Steuersenkungen und einem „Weiter so wie bisher!“ werden Sie die Krise niemals bewältigen. Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem Kollegen Westerwelle. Frau Präsidentin! Ich möchte hier meinem Ärger da rüber Luft machen, dass ein Mann, der nicht Mitglied des Deutschen Bundestages ist, von der Regierungsbank aus als Minister das Wort für die Bundesregierung ergreift, hier eine scharfe Attacke reitet – das ist sein gutes Recht; solche Meinungsunterschiede kann auch jeder vertragen – und anschließend, wenn das Parlament ihm antworten kann, mit seinen Akten den Raum verlässt und an dieser Debatte nicht mehr teilnimmt. Ich finde, d s d r W E i w D m v is C n F a z e D n d k B d R d d a g u d n s B N s z r (C (D as ist eine unverschämte Missachtung dieses Deutchen Bundestages. (Beifall bei der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )


(B)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623304300
Dr. Guido Westerwelle (FDP):
Rede ID: ID1623304400

Ich appelliere an das Präsidium des Deutschen Bun-
estages, gegenüber dem Verfassungsorgan Bundes-
egierung kenntlich zu machen, dass das keine Art und

eise des Umgangs ist. Wir hier sind die Parlamentarier.
in Minister redet hier, greift die Abgeordneten an – das

st völlig in Ordnung –, und wenn dann geantwortet
ird, haut er ab. So ist kein Dienstgeschäft zu machen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


afür gibt es auch keine Entschuldigung.

Das wollte ich hier zu Protokoll geben.


(Beifall bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623304500

Herr Kollege Westerwelle, Ihr Appell ist angekom-

en, obwohl Sie sicher wissen, dass in einer Kurzinter-
ention auf den vorangegangenen Redner einzugehen
t.

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Peter Ramsauer,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Ramsauer (CSU):
Rede ID: ID1623304600

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegin-

en und Kollegen! Bevor ich auf einige wirtschaftliche
ragen zu sprechen komme, möchte ich einen Aspekt
ufgreifen, den die Frau Bundeskanzlerin in ihrer Rede
u Beginn dieser Debatte angesprochen hat, nämlich die
uropäische Dimension, die heute über der gesamten
ebatte schwebt und auch beim nächsten Tagesord-
ungspunkt dieser Plenarsitzung im Zusammenhang mit
er Ratifizierung des Lissabon-Vertrages zur Sprache
ommt.

Ich begrüße ausdrücklich Ihre Ankündigung, Frau
undeskanzlerin, dass Sie bei der schwedischen Präsi-
entschaft beantragt haben, beim nächsten Europäischen
at am 17. September auf die Tagesordnung zu setzen,
ass Sie über den Fortgang des Ratifikationsprozesses
es Lissabon-Vertrages berichten werden. Ich begrüße
uch ausdrücklich Ihre Ankündigung, dass Sie dort ge-
enüber den Regierungen der anderen Mitgliedsländer
nd auch gegenüber der Kommission und ihrem Präsi-
enten eine wichtige Klarstellung vornehmen werden,
ämlich dass die Auslegung des Lissabon-Vertrages
elbstverständlich nur nach Maßgabe des Urteils des
undesverfassungsgerichts vom 30. Juni erfolgen kann.


(Beifall bei der CDU/CSU)


ur in dieser Auslegung kann der Lissabon-Vertrag ge-
ehen werden, und ich füge ausdrücklich hinzu: Das be-
ieht sich nicht nur auf die Politik Deutschlands im Inne-
en. Vielmehr ist diese Interpretation auch dann zu
)






(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
beachten, wenn sich aus dem Vertrag von außen her
– von europäischer Seite – für Deutschland eine Wir-
kung ergeben soll. Die Auslegung bezieht sich auf bei-
des: auf innen und auf außen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Im Grunde genommen ist das völlig selbstverständ-
lich; denn dies entspricht dem Charakter und der Wertig-
keit – auch der verfassungspolitischen Wertigkeit – des
Bundesverfassungsgerichts. Ich möchte dazu Heribert
Prantl, einen der kritischsten Journalisten unserer Repu-
blik, zitieren, der vorletzte Woche in der Süddeutschen
Zeitung zu dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts
geschrieben hat, das Bundesverfassungsgericht ver-
lange:

Der Lissabon-Vertrag sei nur nach „Maßgabe der
Gründe“ des Urteils mit dem Grundgesetz verein-
bar … Dass es darüber im Bundestag … Streit gibt,
ist unverständlich.

Ich verstehe dies auch nicht. Deshalb haben die Kolle-
ginnen und Kollegen meiner Fraktion die von mir eben
beschriebene Maßgabe dazu, wie der Lissabon-Vertrag
ausschließlich interpretiert werden kann, in einer Erklä-
rung zur Abstimmung niedergelegt. Ich freue mich, Frau
Bundeskanzlerin, dass auch Sie als Mitglied der Fraktion
diese Erklärung unterschrieben haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich kann die Kritik vonseiten der SPD-Bundestags-
fraktion daran, dass wir solche Selbstverständlichkeiten
zum Ausdruck bringen, in keiner Weise verstehen. Ich
verstehe nicht, warum sich die SPD weigert, eine solche
Selbstverständlichkeit auch im Hinblick darauf zu for-
mulieren, dass wir damit die Interessen Deutschlands auf
europäischer Ebene auf bestmögliche Weise wahren
können. Die SPD widersetzt sich mit dieser Weigerung
der Wahrung der deutschen Interessen auf europäischer
Ebene.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich verstehe dies umso weniger, als sonst gerade die
SPD-Fraktion immer nach mehr Basisdemokratie, Teil-
habe, Mitbestimmung und plebiszitären Elementen ruft.


(Ludwig Stiegler [SPD]: Er muss die Zeit füllen! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist das falsche Skript! Er spricht zu Tagesordnungspunkt 2! – Ludwig Stiegler [SPD]: Falscher Film! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die Skripte verwechselt oder vermengt!)


Mit dieser zusätzlichen Klarstellung in Bezug auf die
Rechte des Parlaments hätten auch die Kolleginnen und
Kollegen der SPD diesem Anliegen Rechnung getragen.

Ich möchte noch einen anderen Aspekt aufgreifen, der
die wirtschaftliche Lage betrifft. Auch hier ist in beson-
derer Weise die europäische Ebene gefordert. Wir haben
in allen Debatten dieses Hohen Hauses zur Wirtschafts-
und Finanzkrise über alle möglichen Sektoren unserer
Wirtschaft und Finanzwelt gesprochen. Aber bislang,
auch heute nicht, ist kein einziges Mal ein Wirtschafts-

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(C (D ereich genannt worden, der für unser Land ebenso ichtig ist wie viele andere Bereiche unserer Wirtschaft. ch meine die krisenhafte Zuspitzung, die wir derzeit in ielen Bereichen der Landwirtschaft erleben. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ir sind sehr für die Stärkung der Metropolregionen.
ber wir treten genauso energisch dafür ein, dass auch
ie ländlichen Räume gestärkt werden. Wenn wir über
lle Bereiche der Wirtschaft sprechen, in denen es kri-
enhafte Zuspitzungen gibt, müssen wir heute auch über
ie dramatischen Entwicklungen in der Landwirtschaft
nd insbesondere in der Milchwirtschaft sprechen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ich bin ehrlich gesagt etwas überrascht darüber, dass
ch der Erste am heutigen Tag bin, der diese Problematik
berhaupt aufgreift. Allen liegt sonst in Sonntagsreden
n guten Zuständen und Bedingungen für unsere Land-
irtschaft. Ich möchte herausheben: Es gibt eine funda-
ental unterschiedliche Sichtweise, wann und wo in Zu-

unft Landwirtschaft produzieren soll. Die einen sagen,
andwirtschaft solle in Zukunft nur noch dort möglich
ein, wo weltweit oder europaweit am allerbilligsten
roduziert werden kann. Diese Sichtweise teilen wir aus-
rücklich nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Oskar Lafontaine [DIE LINKE])


enn wenn das die Maßgabe künftiger Standortentschei-
ungen und der Förderpolitik in der Landwirtschaft
äre, könnte die Landwirtschaft nicht nur in Deutsch-

and, sondern in Europa in weiten Bereichen einpacken.
eswegen bekennen wir uns ausdrücklich dazu, dass

ine landwirtschaftliche Produktion und insbesondere
ine Milchproduktion auch in strukturschwachen Regio-
en und in solchen Regionen ermöglicht werden, in de-
en es aufgrund der topografischen und landschaftlichen
agen große Erschwernisse gibt.

Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich
ie Bemühungen unserer Agrarministerin Ilse Aigner lo-
en,


(Beifall bei der CDU/CSU)


ie aus gegebenem Anlass leider nach Brüssel reisen
usste, um zu kämpfen und sich für die bäuerliche
andwirtschaft und insbesondere für die Milchviehbe-

riebe einzusetzen. Ich halte es für vollkommen inakzep-
abel, dass sich die Europäische Kommission und insbe-
ondere die zuständige Kommissarin bei den gestrigen
eratungen der Agrarminister in Brüssel vehement wi-
ersetzt haben, Sofortmaßnahmen zugunsten der Milch-
etriebe zu ergreifen, obwohl 15 von 27 Mitgliedslän-
ern solche Maßnahmen verlangt haben. Es darf nicht
ein, dass eine einzelne Kommissarin ganz allein über
ie Zukunft der Landwirtschaft in Europa befindet.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Hermann Otto Solms [FDP] – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist doch eine Konservative!)







(A) )



(B) )


Dr. Peter Ramsauer
– Ich höre das Wort „konservativ“. Jawohl, ich bekenne:
Ich bin ein Konservativer, aber auch ein Liberaler. Ich
bin ein Konservativer, wenn es um eine gesunde Wirt-
schaft und insbesondere um vernünftige Bedingungen
für die Landwirtschaft geht. Das ist guter Konservatis-
mus.

Ich verlange von der Europäischen Kommission und
ihrem Präsidenten, sich der wichtigen Belange und Nöte
der bäuerlichen Landwirtschaft und insbesondere der
Milchwirtschaft in Europa und Deutschland anzuneh-
men.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Peter Struck [SPD]: Ramses, du hast zum falschen Tagesordnungspunkt geredet! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das kommt erst nachher!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623304700

Das Wort hat der Kollege Jörg Tauss.


Jörg Tauss (Plos):
Rede ID: ID1623304800

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Tagesordnungspunkt 1 des heutigen Nachmittags
lautet: Zur Situation in Deutschland. Ich glaube, es wäre
besser gewesen, wenn der Tagesordnungspunkt geheißen
hätte: Zur wirtschaftlichen Situation in Deutschland. Das
ist wichtig und der Schwerpunkt. Aber zur Situation in
Deutschland gehört meines Erachtens ein bisschen mehr,
beispielsweise dass wir im Moment in einem Wahl-
kampf sind, der erneut – ich schaue die Frau Präsidentin
an, die in Sachen Rumänien sehr engagiert ist – zulasten
anderer Menschen geführt wird – Koch lässt grüßen –, in
diesem Fall der Menschen in Rumänien. Aber auch
Chinesen und andere wurden in diesem Wahlkampf
schon erwähnt. Frau von der Leyen führt einen Wahl-
kampf mit falschen Anschuldigungen gegen Indien, dem
sie unterstellt, nicht das Notwendige gegen Kinderpor-
nografie zu tun. Frau Bundeskanzlerin, ich glaube, es
wäre Zeit, dass sich diese Bundesregierung für die
Falschaussagen und die Verbreitung offenkundiger
Unwahrheiten über die entsprechenden Staaten und auch
Indien gegenüber dem Parlament und der deutschen
Öffentlichkeit entschuldigt.

Zur Lage gehört auch, wenn man über Rumänien re-
det, das Folgende: Ich habe vorhin die Zeit genutzt, um
ein bisschen zu googeln. Man kann feststellen, dass wir
in großem Maße Menschen aus Rumänien anwerben, da-
mit diese für Menschen in Deutschland die Pflege über-
nehmen. Ich zitiere aus einem entsprechenden Angebot:
Eine Rumänin lebt als Haushaltshilfe in Ihrem Haus. Sie
ist fast rund um die Uhr präsent. – Es schließt mit dem
humanitären Absatz: Bitte beachten Sie aber, dass auch
diese Menschen Freizeit haben. – Ich glaube, das sagt
mehr über die Situation dieses Landes aus als manch
anderes, über das wir gelegentlich diskutieren.

Die Freiheitsrechte und die Bürgerrechte, die eigent-
lich keine Randnotiz sein sollten – auf dem Rand des
Zweieurostücks sind die Worte „Einigkeit und Recht und
Freiheit“ vermerkt –, waren in der heutigen Debatte eine

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(C (D andnotiz. Frau Bundeskanzlerin, Sie haben in Ihren geamten Ausführungen zum Thema Bürgerrechte und um Thema Rechtsstaat nicht ein einziges Wort verloren. uch dies kennzeichnet deutlich Ihren Wahlkampf, der on Sicherheit geprägt ist. Erst ganz weit hinten kommt ie Freiheit. Ich habe gestern einen Bescheid eines Verwaltungserichts mit der Aufforderung erhalten, die Gerichtsgeühren für eine Auseinandersetzung zu zahlen – ich erde sie natürlich zahlen –, die ich seit einigen Jahren it dem Bundesministerium für Verkehr führe. Es ging arum, dass ich beantragt habe, als deutscher Abgeordeter – auch dieses hängt mit dem Zustand Deutschlands usammen – Einsicht in den Vertrag der Bundesrepublik eutschland mit dem Mautkonsortium zu nehmen, der und 10 000 Seiten umfasst. Ich kann Ihnen sagen: Mir ls Abgeordnetem wird diese Einsicht verwehrt. Von den 0 000 Seiten darf ich vier Seiten betrachten. Das sind ie ersten beiden Deckblätter und die beiden rückwärtien Deckblätter. Die Begründung lautet, es handle sich m Geschäftsgeheimnisse. Auch das gehört zur Situaion Deutschlands, dass ein deutscher Abgeordneter icht in Verträge hineinschauen darf, die die deutsche undesregierung zulasten und auf Kosten des deutschen teuerzahlers mit der Privatwirtschaft abschließt. Ich enke, auch dieser Skandal sollte, wenn man zur Situaion in Deutschland spricht, benannt werden. Zur Lage in Deutschland gehört auch, dass wir nach en größten Datenschutzskandalen, die wir in der Gechichte der Republik hatten, hier ein allenfalls halbheriges Datenschutzgesetz hinbekommen haben, es aber icht geschafft haben, den Bundesbeauftragten für den atenschutz personell zu verstärken. Wir haben hier ein esetz beschlossen, das am 1. August in Kraft treten ollte. Es hat meine Partei schier zerrissen und bei mir azu geführt, dass ich meine Partei verlassen habe. Fraen Sie einmal, was mit diesem Gesetz geschehen ist. Es st natürlich nicht in Kraft getreten, weil es wegen der chlampigen Vorbereitung durch Frau von der Leyen nd Herrn zu Guttenberg überhaupt nicht tauglich ist, om Herrn Bundespräsidenten unterschrieben zu weren. Auch das ist die Lage in Deutschland. Dafür nimmt an aber in Kauf, 134 000 Petentinnen und Petenten, die ich gegen dieses Gesetz gewandt haben, zu beschimpen. Die Konservativen verhalten sich beim Internet wie amals bei der Einrichtung des Eisenbahnverkehrs: Man erlangt, dass man mit einer Fahne vor der Lokomotive erläuft. Meine Damen und Herren von der Union, Sie eden über Technikfreundlichkeit. Die letzte Technik, ie Sie gut fanden, war vielleicht die Kernkraft. Mit dem nternet haben Sie nichts am Hut. (Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So ein Quatsch!)


Vielleicht noch etwas zum Zustand des Parlaments.
Darüber rede ich gerne nachher mit dem Kollegen. –

ch kümmere mich im Moment sehr um inhaftierte Blog-
er in Aserbaidschan. Menschen, die im Internet ihre
einung gesagt haben, sind in diesem Land verhaftet
orden. Ich bin selbstverständlich hingefahren, zumal

iner der Betroffenen einmal Praktikant in meinem Büro






(A) )



(B) )


Jörg Tauss
war. Wissen Sie, was die Auskunft der Bundestagsver-
waltung war, als ich gesagt habe, ich würde gerne dort-
hin fliegen? Ich habe den Bescheid bekommen, dass ich
als Abgeordneter selbstverständlich eine Bildungsreise
unternehmen könnte – dafür könnte ich auch meine
Bonusmeilen, die ich erflogen habe, verwenden –, aber
für eine Reise in Sachen Menschenrechte dürfte ich
Bonusmeilen nicht verwenden. Das ist der Zustand
Deutschlands im Jahr 2009.

Man könnte mit dem fortfahren, was vom Kollegen
Westerwelle zum Bundesverfassungsgericht gesagt wor-
den ist. Ich bin froh, dass bereits richtiggestellt worden
ist, dass die Anregung zur Onlinedurchsuchung aus
FDP-Kreisen in Nordrhein-Westfalen gekommen ist.
Lieber Kollege Westerwelle, ich traue Ihnen ebenso zu,
etwas für die Bürgerrechte zu tun, wie ich mir zutraue,
eine Kuh zu werfen. Sie haben immer nur ein taktisches
Verhältnis zu den Menschenrechten gehabt. Dort, wo Sie
regiert haben, haben Sie mit dem Thema Menschen-
rechte, wie Sie an den aktuellen Landesregierungen
sehen, nichts zu tun gehabt.

Was die Terroristen angeht, so würde ich Ihnen, Herr
Lafontaine, sehr empfehlen, nicht in die Kerbe zu hauen,
in die auch der Herr Innenminister immer haut; denn mit
dem Schüren von Terrorangst werden immer mehr Bür-
gerrechte und Menschenrechte in diesem Land einge-
schränkt.

Last, but not least, Frau Präsidentin, zur Lage in
Deutschland gehört auch – das ist angesprochen worden
– der Mindestlohn. Lassen Sie mich angesichts der Tat-
sache, dass ich heute wohl meine vorläufig letzte Rede
halte, den Garderobenfrauen und anderem Personal im
Deutschen Bundestag danken. Vielleicht könnten wir,
bevor wir salbungsvolle Reden halten, mit Blick auf un-
sere Fahrerinnen und Fahrer, auf die, die hier als
Personal arbeiten und bei denen ich mich herzlich
bedanke, anfangen, über einen Mindestlohn zu reden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Das wäre gut und würde dieses Parlament ehren. Ich är-
gere mich jedes Mal – ich schäme mich fast –, wenn ich
an unseren Garderobenfrauen vorbeilaufe, weil ich im-
mer daran denken muss, welche finanzielle Leistung
diese bei einer auswärtigen Firma beschäftigten Kräfte
bekommen.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623304900

Herr Kollege Tauss!


Jörg Tauss (Plos):
Rede ID: ID1623305000

Frau Präsidentin. Ich bedanke mich für Ihre Geduld. –

Ich wünsche Ihnen alles Gute und einen schönen Tag.
Vielleicht können Sie den einen oder anderen Punkt über
die Zukunft Deutschlands, den ich angesprochen habe,
hier in diesem Parlament berücksichtigen.

Besten Dank.

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(C (D Ich gebe das Wort dem Kollegen Ludwig Stiegler, PD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der ollege Ramsauer hat hier eine bemerkenswerte Rede ehalten. Er hat sich erstens an der Kanzlerin abgearbeiet und ihr vorgeworfen, dass sie wichtige Politikfelder berhaupt nicht wahrnimmt. (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Du hast eine Wahrnehmungsstörung!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623305100
Ludwig Stiegler (SPD):
Rede ID: ID1623305200

as ist wieder einmal ein Beweis für die Eintracht in der
nion; CDU und CSU sind eben wie feindliche Ge-

chwister.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ludwig, bei deiner letzten Rede erwarten wir ein höheres Niveau!)


ieber Peter Ramsauer, statt über die Landwirtschaft zu
lagen, lasst uns das Kartellrecht ändern und die Nach-
ragemacht der großen Einkäufer hier beenden. Das
äre die richtige Reaktion. Es ist eines der Grundübel in
er deutschen Wirtschaftsordnung, dass wenige die
eute ausbeuten können.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bemerkenswert an der Rede des Kollegen Ramsauer
ar auch, dass er Freiherr zu Guttenberg vollkommen

gnoriert hat. Guttenberg wird zwar plakatiert und darf
ich in Bierzeltreden austoben, aber mehr erlaubt der
utterneid innerhalb der CSU nicht. Früher hätte man
obpreis und Dank zum Ausdruck gebracht. Wenn
ichael Glos hier noch gesessen hätte, dann hätte sich

eter Ramsauer in unberechtigtem Lobpreis und Dank
berschlagen. Heute hat er beredt geschwiegen.

Er hat in gewisser Weise recht. Während sich Olaf
cholz bezüglich Mindestlohn und Kurzarbeit überall
chmücken kann, fällt einem bei Guttenberg Hans
hristian Andersens Des Kaisers neue Kleider ein.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Genau!)


er hinschaut, der sieht, dass nur ein paar Hofschranzen
n der Presse und in der Union des Kaisers neue Kleider
ühmen und sagen: Was hat der alles für Taten voll-
racht!


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Nur keinen Neid!)


ch sage Ihnen: Vor dem 27. September wird das Kind
och kommen und feststellen, dass der Kaiser nackt ist.
er erste, der uns das jetzt gesagt hat, war Peter
amsauer durch sein beredtes Schweigen.


(Beifall bei der SPD)


Im Zusammenhang mit Herrn Guttenberg fällt mir
uch noch Das Bildnis des Dorian Gray ein. Dorian
ray war der wunderbare Jüngling, der porträtiert






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
wurde, bevor sich Lebensweg und Bildnis trennen; das
Bild wird auf dem Speicher aufbewahrt, während der
Jüngling durch die Welt zieht. Lange Zeit haben sich alle
Grausamkeiten des Jünglings nicht an ihm gezeigt
– auch Guttenberg sieht man nichts an –, aber am Bildnis
ist es sichtbar geworden. Wenn ich an das industriepoliti-
sche Papier des Ministeriums denke, dann fürchte ich,
dass das wahre Bild von Guttenberg im Archiv des Bun-
deswirtschaftsministeriums ist.


(Beifall bei der SPD)


Da sind zum Beispiel die Pläne für die Abschaffung des
Kündigungsschutzes. Jetzt tut er noch, als sei er unschul-
dig. Ihr werdet sehen: Wenn er die Gelegenheit dazu be-
käme – aber wir werden alles tun, dass er diese Gelegen-
heit nicht bekommt –, würde dieses schöne Bild zerstört
werden. Belassen wir es also bitte bei der jetzt bestehen-
den Illusion!

Auch die Frau Bundeskanzlerin war heute ganz me-
lancholisch-sachlich.


(Gerda Hasselfeldt [CDU/CSU]: Super war sie!)


Sie hat in die Vergangenheit geschaut, weil sie mit dem
neuen Verlobten nicht in die Zukunft schauen kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Keine Gerüchte in die Welt setzen!)


Wenn ich mir vorstelle, wie sich dieser neue Verlobte
aufgeführt hat: Einen solchen Kerl würde ich nicht heira-
ten.


(Beifall bei der SPD)


Er sagt Ihnen schon jetzt, Sie hätten alles falsch gemacht
und seien die schrecklichste Frau der Welt;


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Nein, das habe ich nicht gesagt!)


aber die Ehe kann er kaum erwarten. Eine solche Ehe
würde allein wegen mentalen Vorbehalts angefochten.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es war so, dass hier die Nebelschleier über die Zu-
kunft gehängt werden – wie in einer Inszenierung von
Schlingenschief.


(Heiterkeit)


– Entschuldigung; Schlingensief. Ich war zu sehr auf
„schief“ fixiert.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ludwig, es ist Zeit, dass du aufhörst!)


Da gibt es nur Nebel und irgendwelche Verhängnisse.


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Und jetzt aber noch etwas Lateinisches!)


– Nein, ich sage heute nichts Lateinisches, sondern die
Wahrheit.


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(C (D Aber wenn Sie es wollen, Herr Westerwelle, dann omme ich Ihnen mit einem griechischen Wort. Die alen Griechen kannten das Wort „Aletheia“ für „Wahreit“. Das hat Gadamer mit „Unverborgenheit“ überetzt; man kann es sehen. Wenn ich mir die Reden von hnen von der Union vor Augen führe, in denen Sie etas dazu gesagt haben, was Sie in Zukunft mit dem and vorhaben, komme ich zu dem Schluss: Sie haben icht die Wahrheit gesagt; denn Sie haben verborgen, as Sie wirklich im Schilde führen und was wir verhinern müssen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Si tacuisses, philosophus manisses!)


(Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Komm!)


Frank-Walter Steinmeier hat eben gezeigt, was er in
ukunft haben will: eine starke Exportwirtschaft, eine
tarke Binnenwirtschaft, starke Löhne, damit das Wachs-
um auch in der Binnenwirtschaft gelingen kann. Das ist
ine Perspektive, und dafür sorgt auch die Kraft der
PD.


(Lachen bei der CDU/CSU – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Die bayerische SPD!)


Ich möchte bei dieser Gelegenheit unserer SPD-Frak-
ion danken. Wohin wäre die Union gelaufen, wenn nicht
eter Struck mit seiner Truppe sie immer auf dem Pfad
er Tugend gehalten hätte?


(Beifall bei der SPD – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Ludwig, warum ist aus der bayerischen SPD niemand in der Mannschaft?)


ch sage einen ganz herzlichen Dank an unsere Fraktion
nd an Peter Struck, der das Kunststück fertiggebracht
at, einerseits sozialdemokratische Konzepte zu machen,
ndererseits auch mit den schwarzen Brüdern und
chwestern zu hantieren,


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Kein Bayer in der Mannschaft von Steinmeier!)


ie vom rechten Weg, vom falschen Weg abzuhalten und
uf den Pfad der Tugend zu bringen.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


as hat er geschafft, und dafür danken wir ihm ganz
erzlich.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Kein bayerischer Sozi in der Mannschaft vom Steinmeier!)


Meine Damen und Herren, beim letzten Wahlkampf
aben Sie mit offenem Visier gekämpft, heute kämpfen
ie mit der Tarnkappe. Aber ich sage Ihnen: Auch die
arnkappe wird Ihnen nicht helfen; denn die Menschen
issen: Ohne die soziale Kompetenz und die soziale
raft der Sozialdemokratie kommen wir nicht anständig

n das nächste Jahrzehnt.






(A) )



(B) )


Ludwig Stiegler
Ich sage Ihnen: Servus! Alles Gute! Die SPD-Frak-
tion ist auf der Wacht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/ CSU]: So möchte ich meine letzte Rede nicht halten! – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Frau Präsidentin, er wird uns fehlen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623305300

Herzlichen Dank, Ludwig Stiegler, für diese letzte hu-

morvolle Rede.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Die war nicht humorvoll! Die war schwach!)


Wir wünschen dir im Namen des Hohen Hauses alles
Gute für deinen dritten Lebensabschnitt.


(Beifall)


Ich schließe die Aussprache und rufe die Tagesord-
nungspunkte 2 a bis 2 d auf:

2 a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes über die Ausweitung und Stärkung
der Rechte des Bundestages und des Bundes-
rates in Angelegenheiten der Europäischen
Union

– Drucksache 16/13923 –

– Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Umsetzung der Grundgesetz-
änderungen für die Ratifizierung des Vertrags
von Lissabon

– Drucksache 16/13924 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für die Angelegenheiten der Europäischen
Union (21. Ausschuss)


– Drucksachen 16/13985, 16/13994 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Stübgen
Michael Roth (Heringen)

Markus Löning
Dr. Diether Dehm
Rainder Steenblock

2 b) Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines
Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die
Zusammenarbeit von Bundesregierung und
Deutschem Bundestag in Angelegenheiten der
Europäischen Union

– Drucksache 16/13925 –

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(C (D Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union – Drucksachen 16/13986, 16/13995 – Berichterstattung: Abgeordnete Michael Stübgen Michael Roth Markus Löning Dr. Diether Dehm Rainder Steenblock c)

nen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des
Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bund
und Ländern in Angelegenheiten der Europäi-
schen Union

– Drucksache 16/13926 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für die Angelegenheiten der Europäischen
Union (21. Ausschuss)


– Drucksachen 16/13987, 16/13996 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Stübgen
Michael Roth (Heringen)

Markus Löning
Dr. Diether Dehm
Rainder Steenblock

d) Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Wolfgang Nešković, Dr. Diether Dehm,
Alexander Ulrich, weiteren Abgeordneten und
der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs
eines Gesetzes zur Änderung des Grundgeset-
zes (Artikel 23, 45 und 93)


– Drucksache 16/13928 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschus-
ses für die Angelegenheiten der Europäischen
Union (21. Ausschuss)


– Drucksachen 16/13988, 16/13997 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Michael Stübgen
Michael Roth (Heringen)

Markus Löning
Dr. Diether Dehm
Rainder Steenblock

Zu den Gesetzentwürfen liegen ein Änderungsantrag
er Fraktion der FDP, drei Änderungsanträge der Frak-
ion Die Linke, drei Änderungsanträge der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen sowie ein Entschließungsantrag
er Fraktion Die Linke vor.

Über den Gesetzentwurf der Fraktionen CDU/CSU,
PD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen über die Auswei-

ung und Stärkung der Rechte des Bundestages und des
undesrates in Angelegenheiten der Europäischen
nion werden wir später namentlich abstimmen.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Ich
höre keinen Widerspruch.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege
Thomas Oppermann, SPD-Fraktion.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1623305400

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kollegen und

Kolleginnen! Heute machen wir mit den Europagesetzen
vom Bundestag aus den Weg für die Ratifizierung des
Vertrages von Lissabon frei. Dieser Vertrag wird die de-
mokratischen Entscheidungssysteme der Mitgliedslän-
der noch stärker mit der Europäischen Union verzahnen.
Das macht die Union demokratischer und handlungsfä-
higer und setzt sie in den Stand, auf der Basis gemeinsa-
mer Werte die legitimen Interessen von 500 Millionen
Europäern in einer globalisierten Welt effektiv und nach-
haltig zu vertreten – besser, als jedes einzelne Mitglieds-
land dies tun könnte.

Wir haben in kurzen, aber intensiven Beratungen gute
Kompromisse erzielt zwischen Bundesrat und Bundes-
tag sowie zwischen Mehrheit und Opposition im Bun-
destag. Der Kompromiss sieht vor, dass der Bundestag
bei vertragsgestaltenden Entscheidungen umfassend mit-
wirken muss und darf. Die Bundesregierung ist nach in-
nen voll rechenschaftspflichtig und nach außen uneinge-
schränkt verhandlungsfähig. Das ist ein gutes Ergebnis.

Gut ist auch, meine Kollegen und Kolleginnen von
der CSU, dass der Entschließungsantrag vom Tisch ist.
Wir brauchen keine neuen Klagearten beim Bundesver-
fassungsgericht. Wir brauchen keine irritierenden Vorbe-
halte gegen den Vertrag. Wir brauchen keine imperativen
Mandate.


(Beifall bei der SPD)


Im Übrigen ist es nicht so, dass der Vertrag nur nach
Maßgabe der Gründe des Urteils verfassungsgemäß ist.
Vielmehr ist der Vertrag ohne Wenn und Aber verfas-
sungsgemäß. Durch die Begleitgesetze, die wir heute
verabschieden, wird der Vertrag mit der Ratifizierung
Rechtskraft erlangen. Er erlangt Rechtskraft, weil wir
ihn mit einem verfassungskonformen Begleitgesetz in
Kraft setzen, aber nicht weil das Bundesverfassungsge-
richt weitergehende Äußerungen dazu macht.

Sie, meine Damen und Herren von der CSU, müssen
sich heute entscheiden, ob Sie in der antieuropäischen
Ecke bleiben wollen oder ob Sie sich auf die Seite derer
stellen wollen, die für ein vereintes, soziales und demo-
kratisches Europa streiten.


(Beifall bei der SPD – Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Wir bleiben auf dem Boden des Grundgesetzes, Herr Oppermann!)


Ich habe den Eindruck, dass sich hinter mancher – nicht
hinter allen – antieuropäischen Attitüde in Wirklichkeit
nationales Denken versteckt. Aber weil nationales Den-
ken antiquiert ist, weil es nicht in eine moderne Gesell-
schaft passt, wird das so nicht gesagt. Stattdessen wird
der ganze politische Frust an Europa abgelassen.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Guido Westerwelle [FDP]: Da ist was dran!)


Im Europaausschuss haben die CSU-Abgeordneten
auweiler, Silberhorn und Lintner 15-mal gegen die
oalition abgestimmt, 7-mal im Schulterschluss mit der
inkspartei.


(Beifall des Abg. Alexander Ulrich [DIE LINKE] – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mit Diether Dehm?)


Mit Diether Dehm und den Kollegen von der Linkspar-
ei. – Ich muss sagen: Ich habe mich gewundert über die
andständigen Positionen, die Sie da eingenommen ha-
en. Das ist eine antieuropäische Allianz an den Rändern
es Deutschen Bundestages.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Müssen wir jetzt die CSU auch vom Verfassungsschutz überwachen lassen?)


Zu dem europäischen Geist und dem, was wir heute
erabschieden, passt es auch nicht, wenn der nordrhein-
estfälische Ministerpräsident abfällige und tendenziell

assistische Äußerungen über Rumänen macht.


(Beifall bei der SPD – Ulrich Kelber [SPD]: Mehrfach wiederholt und vorsätzlich!)


enauso wenig passt dazu, wenn Oskar Lafontaine aus-
ührt, er müsse deutsche Arbeitsplätze gegen europäi-
che Fremdarbeiter schützen.


(Ulrich Kelber [SPD]: Auch vorsätzlich gesagt!)


uch das ist kein europäischer Tonfall.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich finde, wir brauchen keinen Nationalismus, weder
inken noch rechten. Was wir brauchen, ist ein friedferti-
es, innovatives, ökonomisch starkes, soziales und de-
okratisches Europa. Dem kommen wir mit dem Ver-

rag von Lissabon ein gutes Stück näher.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623305500

Das Wort zu einer Kurzintervention gebe ich dem

ollegen Silberhorn.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Ihnen jetzt unangenehm mit dem Diether Dehm, oder?)



Thomas Silberhorn (CSU):
Rede ID: ID1623305600

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Der Umstand, dass

ch mit einigen Kollegen in der letzten Woche im Euro-
aausschuss gegen, wie Sie sagen, die Koalition abge-
timmt habe,


(Zuruf von der SPD: Mehrfach!)







(A) )



(B) )


Thomas Silberhorn
hat den Grund, dass es der Koalition zu meinem Bedau-
ern nicht gelungen ist, alle Anträge gemeinsam abzu-
stimmen. Sie wissen: Die schriftlichen Anträge der
Koalition lagen am Mittwoch um 10 Uhr vor. Die CSU-
Landesgruppe hatte ihre Änderungswünsche bereits am
Freitag vorher vorgelegt.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Sind Sie nicht in einer Fraktionsgemeinschaft?)


Wenn die Einbringung nicht anders möglich ist, müssen
wir eben eigene Anträge einbringen.

Es war im Übrigen bezeichnend, Herr Trittin, dass
viele Anträge, die von meiner Seite eingebracht worden
sind, mit Anträgen der Grünen oder auch der FDP inhalt-
lich identisch waren.


(Ulrich Kelber [SPD]: Oder der Linkspartei!)


Das hat den schlichten Hintergrund, dass wir alle die
zweitägige Sachverständigenanhörung ernst genommen
und die Anliegen, die von den Sachverständigen vielfach
an uns herangetragen worden sind, aufgegriffen und in
Antragsform gefasst haben.

Ich werde diesem Begleitgesetz am Ende aus Über-
zeugung zustimmen, weil der Bundestag deutlich mehr
Informations- und Mitwirkungsrechte erhält, als er bis-
her hat. Aber ich hätte mir schon gewünscht, dass man
denjenigen, die an Sonntagen über mehr Demokratie,
Bürgernähe und Transparenz in der Europapolitik reden,
nicht jedes neue Informations- und Mitwirkungsrecht
des Bundestages förmlich aus der Nase ziehen muss.

Es bleibt dabei: Wir hätten etwas mehr Demokratie,
Transparenz und Bürgernähe in der deutschen Europa-
politik erreichen können. Gleichwohl begrüßen wir, dass
wir einen großen Schritt nach vorne machen. Wir wer-
den deshalb aus Überzeugung dieser Begleitgesetzge-
bung zustimmen.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623305700

Herr Kollege Oppermann, bitte.


Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1623305800

Herr Silberhorn, ich finde es erfreulich, dass Sie sich

am Ende entschließen, den Gesetzen zuzustimmen. Sie
haben anfangs noch gegen den Vertrag von Lissabon ge-
stimmt.


(Thomas Silberhorn [CDU/CSU]: Falsch, was Sie sagen!)


Wenn das ein Lernprozess ist, der auch den Rest der
CSU erfasst, dann hat sich die Auseinandersetzung mit
Ihnen gelohnt.

Im Übrigen haben Sie im Ausschuss Anträge gestellt,
die sich aus den Verhandlungen ergeben haben. Es lagen
ausverhandelte Gesetzentwürfe vor. Sie haben aber ge-
meinsam mit der Linkspartei abgestimmt, und das nicht,
weil Sie mehr Transparenz nach Europa bringen wollten,

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(C (D ondern weil Sie in Sachen Europa Sand ins Getriebe treuen wollten. Sie wollten europäische Prozesse bremen und verlangsamen. Das entspricht genau der Halung, die Sie ansonsten einnehmen. Ihnen ist die Euroäische Union suspekt. Uns ist die Europäische Union illkommen, weil nur sie uns und der nächsten Genera ion in Europa eine Zukunft sichern kann. (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623305900

Ich gebe das Wort dem Kollegen Markus Löning,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Markus Löning (FDP):
Rede ID: ID1623306000

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

en! Die FDP-Fraktion hat dieses Gesetzespaket mit ein-
ebracht, weil sich hier die Linie der Vernunft durchge-
etzt hat. Die euroskeptisch angehauchte Linie, die in der
ffentlichkeit von den Kollegen auf der linken Seite des
auses vertreten worden ist, hat sich nicht durchgesetzt.
err Oppermann, an dieser Stelle muss ich aber sagen:
uch die Linie, dem Parlament möglichst wenig zu sa-
en


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: So war es! Das war nämlich die Oppermann-Linie!)


nd möglichst alles geheim zu halten, wäre nicht die Li-
ie der FDP gewesen. Wir sind froh, dass sich nicht die
inie der Geheimbündelei, sondern die Linie der Ver-
unft durchgesetzt hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Oppermann wollte das Parlament klein und dumm halten!)


Zwei Punkte konnten wir leider nicht durchsetzen; ei-
en Punkt bringen wir hier noch einmal ein. Das Interes-
ante an diesen beiden Punkten ist, dass alle sie wollten.

ir haben vorgeschlagen – dazu gibt es unseren Ände-
ungsantrag –, dass alle finanziellen Verpflichtungen, die
ie Bundesregierung gegenüber der Europäischen Union
ingeht, vom Bundestag kontrolliert werden,


(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Henry Nitzsche [fraktionslos])


nd zwar sowohl im Zufluss als auch im Haushaltsvoll-
ug. Ich erinnere beispielsweise an den Europäischen
ntwicklungsfonds, den Europäischen Globalisierungs-

onds und an Galileo. Für diese Projekte wurden im Rat
reistellige Millionenbeträge und teilweise mehr zuge-
agt, ohne dass der Gesetzgeber dazu auch nur ein Wort
agen konnte. Deswegen fordere ich Sie als Parlamenta-
ier auf: Stimmen Sie unserem Änderungsantrag zu! Es
st nötig, dass der Bundestag die volle Kontrolle im
aushaltsrecht, auch was die EU angeht, behält.






(A) )



(B) )


Markus Löning

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Henry Nitzsche [fraktionslos])


Die Tatsache, dass auch der andere Punkt abgelehnt
wurde, ist eigentlich noch bizarrer. Wir wollten fest-
schreiben, dass die Bundesregierung dem Bundestag die
Gelegenheit gibt, einen deutschen Kandidaten für die
Europäische Kommission anzuhören. Ein Kandidat, der
sich im Europäischen Parlament einer Anhörung stellen
muss, soll sich auch einer Anhörung der Bundestags-
abgeordneten stellen. Das ist ein Symbol für mehr Trans-
parenz und für mehr Mitbestimmung des Bundestages.
Alle Kollegen quer durch die Fraktionen haben gesagt:
Ja, wir wollen das. – Trotzdem wurde dieser Vorschlag
abgelehnt. Das ist die eigentliche Krux und illustriert,
worauf es am Ende des Tages ankommen wird. Es ist
gut, dass jetzt mehr Rechte in einem Gesetz und nicht
nur in einer Vereinbarung normiert sind. Am Ende des
Tages wird es aber darauf ankommen, dass die Mehrheit
in diesem Haus, die Mehrheit, die die Regierung trägt,
den Mut aufbringt, diese Rechte auch einzufordern und
auszufüllen. Wenn das nicht passiert, sind diese Gesetze,
diese Mitwirkungsrechte des Bundestages nichts wert.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben in dieser Legislaturperiode leider mehrfach
erlebt, dass sich die Koalitionsfraktionen entweder nicht
einigen konnten oder am Ende des Tages den Mut nicht
aufgebracht haben, wichtige europäische Entscheidun-
gen in das Plenum einzubringen und das Plenum darüber
entscheiden zu lassen. Das muss sich ändern. Im nächs-
ten Deutschen Bundestag wird die Mehrheit – es wird
eine andere Mehrheit sein, die die nächste Bundesregie-
rung tragen wird –


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU]: Hoffentlich!)


die neue Bundesregierung anders kontrollieren – mit
mehr Selbstbewusstsein, mit mehr Mitsprache. Ansons-
ten macht sich der Deutsche Bundestag in dieser Frage
völlig unglaubwürdig.

Meine Damen und Herren, angesichts des langen Pro-
zesses der Debatte – über den Verfassungsvertrag bis hin
zum Lissabonner Vertrag – müssen wir uns darauf kon-
zentrieren, den Blick nach vorne zu richten. Die Men-
schen sind es leid, unsere Debatten über Stimmrechtsfra-
gen, darüber, ob es einen Kommissar mehr oder weniger
geben soll, und über irgendwelche technischen Abspra-
chen zu hören. Es wird darauf ankommen, die europäi-
sche Politik mit Leben zu erfüllen – und nicht mit
Geschacher um Posten, Stimmenmehrheiten und Ge-
schäftsordnungsfragen. Es wird darauf ankommen, dass
sich die europäische Politik mit der neuen Kommission
wieder eine vernünftige Agenda gibt. Es wird darauf an-
kommen, dass die europäische Politik nach vorne blickt,
für die Menschen arbeitet und nicht über Institutionen
und Mehrheitsfragen streitet.

Lassen Sie mich einige wenige Punkte aufzählen, die
auch für den Bundestag wichtig sind. Wir sollten nicht
vergessen, die bilateralen Beziehungen gerade zu unse-
ren europäischen Partnern in den nächsten Jahren mit

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(C (D iel mehr Intensität zu pflegen. Für den Deutschen Bunestag ist es insbesondere wichtig, darauf zu achten, dass r, wenn die Parlamente in Zukunft mehr mitsprechen ollen, ein vernünftiges Geflecht an Beziehungen zu en anderen nationalen Parlamenten aufbaut. Das brauhen wir für die Demokratie in Europa; das brauchen wir ber auch für das Zusammenwachsen in Europa. Wir rauchen, wenn Europa eine Zukunft haben soll, eine inensive Pflege der bilateralen Beziehungen. Das wird zu eicht vergessen. Es wird zu sehr für selbstverständlich ehalten, dass die Beziehungen zu unseren Nachbarn gut ind. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist nicht selbsterständlich, dass die Beziehungen zu unseren polnichen Nachbarn oder auch zu unseren Nachbarn auf der nderen Seite, zu den Dänen, zu den Holländern, zu den elgiern oder den Luxemburgern, von vornherein gut ind. Wir müssen uns darum kümmern, dass sie das auch n Zukunft bleiben. Das hat nichts mit gesetzlichen Reulierungen zu tun, sondern damit, dass wir sehen und erstehen, dass unsere Zukunft in einem gemeinsamen uropa liegt. Der neue Bundestag ist dazu aufgerufen, auf der deokratischen Seite mehr zu machen, die neue Bundes egierung besser zu kontrollieren, aber auch seine Verntwortung im Rahmen der Beziehungen zu unseren uropäischen Partnern besser wahrzunehmen als in der ergangenheit. Vielen Dank. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623306100

Ich gebe das Wort dem Kollegen Gunther Krichbaum,

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Gunther Krichbaum (CDU):
Rede ID: ID1623306200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

eute ist ein guter Tag für den Deutschen Bundestag und
in guter Tag für den Bundesrat, aber ebenso für den
arlamentarismus in Deutschland. Wir verabschieden
eute die vier Begleitgesetze zum Vertrag von Lissabon,
ie nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts not-
endig wurden. Die Mitwirkungs- und Mitbestim-
ungsmöglichkeiten und -rechte des Bundestages wer-

en damit deutlich gestärkt.

Einem Eindruck möchte ich aber entgegentreten, und
war dem Eindruck, es hätte in der Vergangenheit gar
eine Mitwirkungsrechte des Deutschen Bundestages in
er Europapolitik gegeben. Es handelt es sich hier viel-
ehr um einen kontinuierlichen Prozess. Wir haben un-

ere Rechte gerade gegenüber der Bundesregierung über
ie Jahre hinweg kontinuierlich ausgebaut. Das, was wir
islang in der sogenannten Zusammenarbeitsvereinba-
ung, der BBV, geregelt hatten, hat nun seinen Nieder-
chlag im Gesetz gefunden. Das ist sicherlich gut so,
eil wir damit ein höheres Maß an Verbindlichkeit ha-
en.






(A) )



(B) )


Gunther Krichbaum
Ich möchte den Gedanken des Kollegen Löning hin-
sichtlich der Vernetzung aufgreifen. Ja, wir brauchen für
die Zukunft eine stärkere Vernetzung der nationalen Par-
lamente in Europa. Aber ich darf auch hier daran erin-
nern, dass es mittlerweile die fest etablierte COSAC
gibt, wie wir die Konferenz der Europaausschüsse der
Parlamente der EU-Mitgliedstaaten technisch nennen, in
der wir uns in Europa regelmäßig begegnen. Wir haben
ein Verbindungsbüro des Bundestages in Brüssel. Wir
haben – auch das darf man in diesem Zusammenhang ru-
hig einmal erwähnen – gut arbeitende Stiftungen der
Parteien in nahezu allen europäischen Ländern. Auch
das trägt dem Gedanken der Vernetzung der Parlamenta-
rier untereinander Rechnung.

Aber zurück zum sogenannten Begleitgesetz und zur
BBV. Wir haben die Vorgaben des Bundesverfassungs-
gerichts eins zu eins umgesetzt und sind sogar darüber
hinausgegangen. Die Schwierigkeit bestand aber darin,
eine Balance zu finden; denn gerade wir als Deutscher
Bundestag haben ein elementares Interesse daran, dass
die eigene Regierung in Brüssel und damit in Europa
handlungsfähig bleibt. Nur dann stärken wir das Ge-
wicht Deutschlands und nutzen die Potenziale des Ver-
trages von Lissabon, die uns dieser Vertrag erst gibt.

Eines aber muss an dieser Stelle klar sein: Der Deut-
sche Bundestag ist ein oberstes Verfassungsorgan. Des-
wegen haben wir die Einschätzungsprerogative darüber,
wie wir die europäische Integration in Zukunft verant-
worten und gestalten. Dafür sind in erster Linie wir
verantwortlich, nicht ein anderes oberstes Verfassungs-
organ, das Bundesverfassungsgericht. Wir tragen die
Verantwortung gegenüber unseren Wählerinnen und
Wählern.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das dürfen wir als Bundestag einmal sehr selbstbewusst
sagen.

Mit der heutigen Verabschiedung der Begleitgesetze
folgen wir vor allem der zeitlichen Vorgabe des Bundes-
verfassungsgerichts; denn die Begleitgesetze sollten vor
der Ratifizierung in Kraft treten. Auch hier haben wir
unsere Hausaufgaben gemacht.

Die Erarbeitung der Begleitgesetze geschah unter
großem Zeitdruck. Ich möchte deshalb vor allem den
Fraktionsarbeitsgruppen und den Berichterstattern inner-
halb der Arbeitsgruppen danken. Ich möchte auch der
Bundestagsverwaltung und ihren zahlreichen Mitarbei-
tern danken; denn die Erarbeitung und die Beratungen
erfolgten während der sogenannten parlamentarischen
Sommerpause. Es ist – das möchte ich hervorheben – ein
echtes Parlamentsgesetz. Es ist ein Gesetz, das aus der
Mitte des Parlaments heraus entwickelt wurde. Darauf
haben wir als Parlamentarier sehr großen Wert gelegt.

Wir äußern nun aber die Erwartung, dass die Ratifi-
zierung, nachdem wir unsere Aufgaben erledigt haben,
schnell vonstatten geht. Ich meine damit, dass die
Urkunde in Rom hinterlegt werden kann. Dann ist das
Ratifizierungsverfahren abgeschlossen. Was mögliche
neuerliche Klagen gegen die Begleitgesetze angeht, so

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(C (D ußere ich den Wunsch und die Erwartung an ein andees oberstes Verfassungsorgan, diese Klagen bitte zügig u bearbeiten, damit es zu keiner zeitlichen Verzögerung ommt. Das ist möglich. Wir brauchen dieses Signal in ichtung Irland, aber auch in Richtung Polen und Tschehien, weil dort die Ratifizierungen noch nicht abgechlossen sind. Vor allem für das irische Referendum ünsche, aber erwarte ich auch einen entsprechenden mpuls. Ziel muss es sein, dass der Vertrag zu Beginn des Jahes 2010 in Kraft tritt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


r fördert die Rechte des Bundestages und die Rechte
es Europäischen Parlamentes; denn erst der Vertrag von
issabon schafft bei aller Diskussion um die Begleitge-
etze das, was wir eigentlich wollen und was wir anstre-
en.

Er macht Europa handlungsfähiger, demokratischer
nd auch transparenter. Erst dann können wir uns den
roblemen zuwenden, die die Bürgerinnen und Bürger

m Kern beschäftigen, nämlich Fragen und Probleme der
irtschaft und der Beschäftigung, worum wir heute
orgen in den Debatten gerungen haben. Es geht um

ragen der Finanzmarktkontrolle, des Klimaschutzes,
es Verbraucherschutzes, aber auch darum, dass wir die
öglichkeiten nutzen, die uns der Binnenmarkt gibt,

enn nur dann können wir die Freiheitspotenziale der
uropäischen Union ausschöpfen. Nur dann können wir
ie europäische Integration weiter gestalten. Nur dann
önnen wir die Probleme lösen, die auch für uns als gro-
er Mitgliedstaat eine Schuhgröße zu groß wären. Wir
rauchen das europäische Miteinander, damit wir im
rozess der Globalisierung bestehen können.

Ja, die heute vorgelegten Gesetzentwürfe sind verfas-
ungsfest. Wir hatten eine zweitägige Anhörung mit
achverständigen durchgeführt. Diesen gilt mein Dank;
enn sie haben in den zwei Tagen ihre Expertise in den
rozess eingebracht. Mein Dank gilt an dieser Stelle
uch Minister Prof. Dr. Reinhart, dem Vorsitzenden des
uropaausschusses des Bundesrates; denn auch hier hat
ich gezeigt, dass es bei den ansonsten manches Mal ent-
egengesetzten Positionen gut war, diese Anhörung ge-
einsam durchzuführen.

Wir müssen die Rechte, die wir heute bekommen, für
ie Zukunft nutzen. Es wurde in den anderen Debatten-
eiträgen, auch vom Kollegen Oppermann, schon ange-
prochen. Der Deutsche Bundestag erhält mit den heuti-
en Gesetzen mehr Rechte, aber daraus fließt auch ein
öheres Maß an Verantwortung. Dieser Verantwortung
üssen wir insofern gerecht werden, als wir uns als
undestag auch organisatorisch darauf einrichten. Die
uropapolitik muss wieder stärker in den Fachausschüs-
en stattfinden, nicht allein im Europaausschuss. Sie
uss dort gelebt werden. Dort werden auch die Pro-

leme behandelt.

Die Arbeit des Europäischen Parlamentes muss hier
n Berlin besser dargestellt werden. Hier laufen viel zu






(A) )



(B) )


Gunther Krichbaum
häufig die Dinge nebeneinander her. Dann erst erkennen
auch die Bürgerinnen und Bürger vor Ort und hier bei
uns, wie wichtig die Arbeit des Europäischen Parlaments
ist.

Wir haben unsere Aufgaben erledigt. Ich möchte Sie
um die Zustimmung bitten und den Bundespräsidenten
um die Hinterlegung und damit um den Abschluss des
Verfahrens.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623306300

Ich gebe das Wort dem Kollegen Alexander Ulrich,

Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Alexander Ulrich (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623306400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Wir haben die Vorredner gehört. Sie alle freuen sich über
die zusätzlichen Rechte, die der Deutsche Bundestag in
Zukunft in den Angelegenheiten Europas hat. Man sollte
aber darauf hinweisen, dass man dafür, dass der Bundes-
tag diese Rechte bekommen hat, der Fraktion Die Linke
und auch dem Kollegen Gauweiler Danke schön sagen
muss; denn das waren diejenigen, die nach Karlsruhe ge-
gangen sind und das letztlich erstritten haben.


(Beifall bei der LINKEN – Markus Löning [FDP]: So ein Quatsch!)


CDU/CSU, FDP und Grüne haben das immer als anti-
europäische Reflexe begriffen und nie verstanden, dass
sie sich durch das, was sie tun, ihrer eigenen Rechte, ih-
rer Möglichkeiten berauben. Jetzt hört man, dass das al-
les ein wohldosierter Gang war. Deshalb kann man
schon sagen, dass heute ein Stück weit Demokratie zu-
rückgewonnen worden ist,


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Das ist Geschichtsklitterung hoch drei!)


von der Regierungspolitik zum demokratischen Han-
deln. Das ist, wie gesagt, auch ein Verdienst unserer
Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben doch gegen etwas anderes geklagt!)


Herr Oppermann, Sie erklären, dass die Fraktion Die
Linke und CSU-Politiker antieuropäisch gehandelt hät-
ten. Dazu möchte ich Folgendes sagen: Willy Brandt
pflegte den großen Satz zu sagen: Mehr Demokratie wa-
gen. Dass Sie Fraktionen und Abgeordnete, die zum Bei-
spiel bei wichtigen europäischen Entscheidungen den
Volksentscheid wollen, als antieuropäisch bezeichnen,
zeigt, wie verkommen die Sozialdemokratie mittlerweile
ist.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN – Thomas Oppermann [SPD]: Sie wollen einen Volksentscheid gegen Europa!)


Ganz nebenbei: Wenn Sie das zu politischen Rändern
rklären, dann haben Sie damit auch erklärt, dass Klaus
owereit zum politischen Rand gehört; denn Berlin hat

en EU-Verträgen im Bundesrat nicht zugestimmt. Auch
hre Partei hat mitgemacht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlimm genug! – Markus Löning [FDP]: Die schämen sich dafür, aber ordentlich!)


uch das gehört zur Ehrlichkeit dazu.

Wir als Linke haben über die kompletten vier Jahre
inweg die Debatte über die EU-Verfassung und dann
en Vertrag von Lissabon geführt. Das war das zentrale
hema im EU-Ausschuss und damit auch das zentrale
hema der Europapolitik im Bundestag.

Wie oft hat man gesagt, Europa ist in der Krise? Dann
am die deutsche EU-Ratspräsidentschaft. Die Bundes-
anzlerin hat sich sehr früh dafür feiern lassen, sie hätte
ie EU-Verträge gerettet. Mittlerweile wissen wir, da hat
an zu früh gejubelt; denn die deutsche EU-Ratspräsi-

entschaft war auch in dieser Hinsicht ein Flop.


(Markus Löning [FDP]: Sie waren offensichtlich in einem anderen Film!)


anach kamen die Iren, die verstanden haben, dass es
icht zu einer anderen Entscheidung kommen kann,
enn man der EU-Verfassung nur einen anderen Titel
ibt, aber 95 Prozent der Inhalte beibehält. Deshalb kann
ch hier nur sagen: Wir hoffen, dass die No-Campaign in
rland erfolgreich ist und wir uns in der nächsten Legis-
aturperiode nochmals über dieses Vertragswerk unter-
alten müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben immer gesagt, wir lehnen die EU-Verfas-
ung nicht aus antieuropäischen Gründen ab. An die
dresse der Union, die hier gerne zujubelt, sage ich: Wer
ie Ministerpräsident Rüttgers die Bevölkerung eines
U-Mitgliedslands so bezeichnet und wer das wie die
DU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin durch
ichtssagen toleriert, ist ein wahrer Antieuropäer. So
eht man mit den Menschen eines Mitgliedslandes nicht
m. Sie sollten sich für solch antieuropäische Reflexe
chämen!


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben immer gesagt, wir wollen, dass Europa so-
ial, demokratischer und friedlich gestaltet wird. Das
aren und sind die Hauptgründe, warum wir diese Ver-

räge ablehnen. Wir fühlen uns durch das Bundesverfas-
ungsgericht und Ihre Argumentation in dieser Ansicht
estätigt. Das Bundesverfassungsgericht zeigt zum Bei-
piel auf, dass die EU-Verfassungsverträge aufgrund der
usgestaltung des Begleitgesetzes nicht verfassungs-
onform sind. Nur durch eine verbindliche Regelung des
egleitgesetzes wird das verfassungskonform.






(A) )



(B) )


Alexander Ulrich
Herr Oppermann, ich finde es schön, dass Sie sich
hier und heute dazu geäußert haben. Es wäre aber sinn-
voll gewesen, wenn Sie bei den Beratungen manchmal
wirklich dabei gewesen wären. Vieles von dem, was Sie
in der Öffentlichkeit gesagt haben, hat gezeigt, dass Sie
von dieser Materie wenig Ahnung haben. Als Parlamen-
tarischer Geschäftsführer waren Sie zwar dabei, von der
Sache aber haben Sie keine Ahnung. Sie konnten mit
„Seehofer als Bettvorleger“ zwar glänzen, aber zu den
Inhalten haben Sie auch heute wenig gesagt.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Mehrheit der Abgeordneten in diesem Haus
wollte und will weiterhin eine Europäische Union, die
den wirtschaftlich Mächtigen verpflichtet ist. Wir haben
das sehr oft gesagt. Auch die SPD hat im Zusammen-
hang mit den EuGH-Urteilen zu Viking, Laval usw. ge-
meinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund Erklä-
rungen zur Fortschrittsklausel abgegeben. Die SPD hat
die Gewerkschaften aber auch da im Stich gelassen und
bei der Klausel für den sozialen Fortschritt mit Nein ge-
stimmt. Wenn Sie jetzt gemeinsam mit den Gewerk-
schaften Wahlkampf machen wollen, müssen Sie auch
sagen, dass Sie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
mer in dieser Sache im Stich gelassen haben. Sie haben
nichts dagegen getan, dass die Regelungen durch den
Europäischen Gerichtshof eingeschränkt wurden. Auch
da hat die Sozialdemokratie vollkommen versagt.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir haben heute die letzte Plenarsitzung in dieser Le-
gislaturperiode. Für Rainder Steenblock und Markus
Löning ist die heutige Plenarsitzung die letzte. Im Euro-
paausschuss haben wir oft darum gekämpft, dass auch
die kleineren Fraktionen eine tatsächliche Mitsprache in
Europaangelegenheiten bekommen. Wir haben oft ver-
sucht, Parlamentsrechte zu erhalten. Ich glaube, auch die
kleinen Fraktionen hatten einen Anteil an dieser BBV.
Weil ihr heute zum letzten Mal da seid, sage ich: Wir ha-
ben zwar unterschiedliche Standpunkte, aber Danke
schön für eure Arbeit. Ich glaube, ihr gehört auch zu de-
nen, denen es um das Parlament und nicht um Regie-
rungshandeln geht. Europa kann man sozialer machen,
aber nicht mit dieser SPD und nicht mit dieser CDU/
CSU.

Vielen Dank.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623306500

Ich gebe das Wort dem Kollegen Manuel Sarrazin,

Bündnis 90/Die Grünen.


Manuel Sarrazin (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1623306600

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn

wir denn der Linken dafür dankbar sein sollten, dass sie
vor dem Bundesverfassungsgericht den Vertrag von Lis-
sabon, der die Grundlage für die Einführung von mehr
Parlamentsrechten ist, beklagt hat und ganz kippen
wollte, weil wir mit den Gesetzen jetzt mehr Rechte be-
kommen, denke ich mir: Wir können Ihnen doch höchs-

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(C (D ens bis zu dem Zeitpunkt dankbar sein, bis Sie das nacher ablehnen werden. Wenn ich das richtig sehe, werden ie nachher gegen das EUZBBG stimmen und sich beim ntVG, also bei der Eins-zu-eins-Umsetzung der Fordeung des Verfassungsgerichts enthalten. Da muss ich saen: Selbst wenn Sie Dankbarkeit wollten, so blöd sind ir nicht, dass wir Ihnen das auch noch durchgehen las en. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP – Markus Löning [FDP]: Philister bleiben Philister!)


Erklärungen, bayerische Ministerpräsidenten, Linke,
usatzanträge, Koalitionsstreit – ich habe heute Nacht
ei Mondschein nicht einschlafen können und mir über-
egt, was ich heute sagen könnte. Man könnte versuchen,
as gegen die CSU zu wenden. Man könnte die SPD, un-
ere Wechselwähler oder die Linke ansprechen. Interna-
ionale Solidarität hat ja etwas mit Europa zu tun. Inso-
ern wären Marx und Lenin von euch enttäuscht.


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


Das Wichtige, das wir heute beschließen, ist, dass wir,
er Deutsche Bundestag, uns stärker dafür verantwort-
ich erklären, welche Politik in Europa gemacht wird,
nd dass wir sagen: Europäische Politik ist nicht nur von
en Europaabgeordneten, von der Europäischen Kom-
ission und vielleicht noch von einem Minister, der im
at sitzt, relevant zu erklären, sondern wir als Abgeord-
ete des Deutschen Bundestages sind verantwortlich,
reten ein, fühlen uns zuständig, informieren und disku-
ieren über das, was in Europa passiert. Das ist das

ichtigste, was wir heute beschließen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der FDP sowie bei Abgeordneten SPD)


Das erklären wir unseren Wählern. Es liegt an uns,
as in Europa passiert. Wenn es an uns Bundestagsabge-
rdneten liegt, dann liegt es auch an unseren Wählerin-
en und Wählern, dass Europa in der Integration weiter
ortschreiten kann. Ich muss über diese Parlamentsrechte
agen: Das Verfassungsgerichtsurteil ist kritisiert wor-
en. Ich als europäischer Föderalist persönlich war auch
icht unbedingt glücklich und brauchte einige Zeit. Aber
ie befriedende Wirkung des Verfassungsgerichtsurteils
arf nicht infrage gestellt werden. Es steht außer Frage,
ass die Bundesrepublik Deutschland eine Integrations-
erantwortung hat. Wir als Bundestag sind dazu ver-
flichtet, an der europäischen Integration teilzuhaben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese befriedende Wirkung des Verfassungsgerichts-
rteils besteht in Bezug auf die Verbesserung der Rechte
or allem auch darin, dass die alte grüne Forderung, die
BV auf Gesetzesrang zu bringen, in weiten Teilen
bernommen wurde. Es bezieht sich allerdings – aus un-
erer Sicht zu Unrecht – nicht auf einen ganz wichtigen
ereich. Praktisch alle Redner, auch aus den Koalitions-

raktionen und erst recht aus der Regierung, betonen im-






(A) )



(B) )


Manuel Sarrazin
mer wieder: Europa brauchen wir, weil die großen Fra-
gen der internationalen Sicherheit, die Fragen der
zukünftigen Entwicklung der Welt nur noch von Europa
beantwortet werden können. Deswegen halten wir es für
unbedingt erforderlich, nachzubessern – am besten durch
Zustimmung zu unseren Änderungsanträgen heute – und
den Bereich der Gemeinsamen Außen- und Sicherheits-
politik hinter die sonstigen Politikbereiche zurückzustu-
fen; sonst wird dies der Bedeutung dieser Politikbereiche
für Europa, aber auch der Kommunikation mit unseren
Wählern, die wir leisten müssen, nicht gerecht.

Noch etwas anderes ist wichtig. Wenn wir uns an-
schauen, was das Verfassungsgericht sagt, sehen wir,
dass es etwas ganz Grundsätzliches für die Europäische
Union feststellt. Die europäische Integration sorgt nicht
dafür, dass ein europäischer Überstaat existiert. Die eu-
ropäische Integration sorgt auch nicht dafür, dass die
Wählerinnen und Wählern weniger demokratische
Rechte haben. Das Verfassungsgericht sagt ganz deut-
lich: Durch den Prozess der europäischen Integration
und auch durch den Vertrag von Lissabon werden die
Handlungsfähigkeit der Demokratie und damit die Mög-
lichkeiten der Menschen, über demokratische Wahlen
auf Politik Einfluss zu nehmen, gestärkt, weil übernatio-
nale Interessenfelder und übernationale Fragestellungen
von Politik überhaupt belangbar werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wenn wir uns anschauen, wo wir mit diesen Geset-
zesvorlagen angelangt sind, denen wir zustimmen wer-
den und die wir zum großen Teil auch mit einbringen,
und wenn wir berücksichtigen, dass viele unserer Forde-
rungen eingeflossen sind und wir im Bereich der Ge-
meinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, beim Um-
gang mit der Notbremse und bei der schrittweisen
Festlegung der gemeinsamen Verteidigungspolitik und
der Rechtfertigung gegenüber dem Bundestag noch wei-
tergehen wollten, dann müssen wir eines feststellen: Am
Ende der Regierungszeit dieser Großen Koalition wird
der Ratifikationsprozess des Vertrages von Lissabon, der
im Hinterzimmer der Regierung ohne ausreichende In-
formation des Parlaments begonnen hat, im Deutschen
Bundestag mit einer Entscheidung abgeschlossen, die
den Deutschen Bundestag neu in die Verantwortung
nimmt und die Parlamentsrechte gerade hinsichtlich der
Information stärkt.

Deswegen sage ich: Ich wünsche mir, dass diese Ge-
setze, die hier heute beschlossen und nächste Woche rati-
fiziert werden, auch in Irland, Tschechien und Polen rati-
fiziert werden und für das nächste deutsche Parlament
und für die nächste deutsche Bundesregierung Ansporn
sind, den Auftrag von heute ernst zu nehmen und damit
Europa einen Schritt weiterzubringen.

Ich bedanke mich.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623306700

Ich gebe das Wort dem Kollegen Henry Nitzsche.

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(C (D Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Eigent ich können Sie alle froh sein, dass das deutsche Volk on Revolutionen seit Jahren die Nase voll hat. Sonst ürden heute wohl etliche Bürger dieses Hohe Haus be agern und Sie zum Abdanken auffordern. Das Recht azu hätten sie. Schließlich heißt es in Art. 20 Abs. 2 des rundgesetzes: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“ Wenn Sie heute allerdings dem EU-Reformvertrag en Weg ebnen, geben Sie große Teile unserer nationaen Souveränität an Brüssel ab. Für genau diesen Fall ieht das Grundgesetz das sogenannte Widerstandsrecht or. Ich zitiere Art. 20 Abs. 4 des Grundgesetzes: Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand … oris Neujahr hat es in der Jungen Freiheit mit Blick auf ie politische Klasse kürzlich auf den Punkt gebracht: Die Quelle ihrer Legitimität ist der deutsche Wähler und niemand sonst! Wenn Sie jetzt Rechte des deutschen Parlaments an rüssel abtreten, verschenken Sie etwas, das Ihnen vom eutschen Volk nur geliehen war. Aber in Ihrer Selbsterrlichkeit ignorieren Sie das bewusst. Für Sie besteht as Volk nur aus Wählern, die den Parteien alle vier ahre ihre Futtertröge füllen sollen. Richtig wäre gewesen, die Bürger selbst über den Reormvertrag und seine Folgen abstimmen zu lassen. ber daran besteht hier offenbar kein Interesse, angeb ich weil es das Grundgesetz nicht hergibt. Aber wenn as Grundgesetz das nicht hergibt, warum ändern wir es ann nicht? In anderen Fällen ist das doch auch kein roblem. Kommen Sie mir also nicht mit der faulen usrede, ein Volksentscheid über den Reformvertrag sei echtlich nicht möglich. Seien Sie einmal ehrlich und saen Sie: „Wir wollen nicht, dass die Bürger darüber entcheiden. Die machen uns sonst einen Strich durch die echnung.“ (Dr. Peter Struck [SPD]: Jetzt ist aber Schluss mit Ihrem Stuss!)

Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1623306800

Nach dem vorliegenden Gesetzentwurf soll der Deut-
che Bundestag bei Fragen der Kompetenzerweiterung
n Zukunft mit Zweidrittelmehrheit zustimmen. Vom
edanken her ist dies begrüßenswert. Nur wurde dabei
ffenbar vergessen, dass wir es in Deutschland nicht mit
reien Abgeordneten zu tun haben, sondern mit willfäh-
igen Parteisklaven,


(Widerspruch bei der CDU/CSU und der SPD)


ie nur abnicken, was ihnen ihre Partei- und Fraktions-
ührung vorgibt.


(Hartmut Koschyk [CDU/CSU], zur SPD gewandt: Ach du meine Güte! Der ist ja noch schlimmer als Tauss!)


Das beste Beispiel ist die Verabschiedung des Re-
ormvertrages im letzten Jahr. Dieser wurde samt verfas-
ungswidrigem Begleitgesetz mit deutlich mehr als zwei






(A) )



(B) )


Henry Nitzsche
Dritteln der Stimmen angenommen, was hinterher noch
als großer Tag für Deutschland gefeiert wurde. Dabei
war dieser Tag einer der Tiefpunkte der deutschen
Geschichte.


(Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Aber das Allerschlimmste ist, dass die CDU Sie damals aufgestellt hat!)


Ich habe damals zu Recht an das Ermächtigungsgesetz
von 1933 erinnert.


(Zuruf von der SPD: Es ist ungeheuerlich, was Sie da sagen!)


Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit von Ihnen auch
dem heute vorliegenden Gesetzentwurf zustimmt und
sich somit zum Totengräber der deutschen Souveränität
macht.


(Dr. Peter Struck [SPD]: Lächerlich!)


Es gibt hier aber auch noch selbsternannte Freiheits-
kämpfer, die CSU zum Beispiel. Pünktlich vor der Bun-
destagswahl kritteln Sie am Reformvertrag herum und
betonen, wie dankbar Sie Ihrem Kollegen Gauweiler
sind: „Danke, Peter, dass du das für uns durchgeboxt
hast!“ Ich frage mich aber, warum Sie alle im April ver-
gangenen Jahres so fröhlich für den Vertrag von
Lissabon gestimmt haben. Sie hatten wohl Angst vor der
Knute von Frau Merkel!

Da war die Linksfraktion schon mutiger. Sie hat sogar
gegen den Vertrag gestimmt und in Karlsruhe geklagt.
Allerdings frage ich mich: Aus welchen Motiven? Wahr-
scheinlich können Sie sich mit der allgemeinen Reise-
freiheit in der Europäischen Union nicht so ganz an-
freunden. Oder fehlt Ihnen etwa der antifaschistische
Schutzwall –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623306900

Herr Kollege Nitzsche.


Henry Nitzsche (Plos):
Rede ID: ID1623307000

– ich komme zum letzten Satz –, damit Sie sich in der

„EUdSSR“ richtig wohlfühlen? Ich nehme Ihnen jeden-
falls nicht ab, dass Sie sich um die Interessen Deutsch-
lands sorgen – wie keiner in diesem Hause.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623307100

Das Wort hat die Kollegin Dr. Angelica Schwall-

Düren, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Angelica Schwall-Düren (SPD):
Rede ID: ID1623307200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kolle-

gen! Lassen Sie uns zu einem demokratischen Diskurs
zurückkehren.


(Beifall bei der SPD und der FDP sowie des Abg. Rainder Steenblock [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Wir sind gestern in Bonn gewesen und haben
„60 Jahre Deutscher Bundestag“ gefeiert. Bundestags-

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(C (D räsident Lammert hat aus der Rede des damaligen lterspräsidenten Paul Löbe zitiert, der sich damals geünscht hat, dieses deutsche Parlament möge dazu bei ragen, dass Deutschland im Sinne des Grundgesetzes in inem vereinten Europa an dem Frieden der Welt mitareite. Ich bin froh, dass wir heute den letzten Schritt mahen können, damit der Lissabonner Vertrag in Kraft geetzt werden kann, damit auch die Iren zu einem Ja rmutigt werden und wir darüber hinaus positive Signale ach Tschechien und Polen senden. Denn mit dem Lissaonner Vertrag wird die Handlungsfähigkeit der Euroäischen Union gestärkt. Im Gegensatz zu dem, was von uropaskeptikern immer wieder verbreitet wird, wird uch die demokratische Legitimität der Europäischen nion durch den Lissabonner Vertrag forciert, gestärkt nd unterstützt. Wir haben bereits mit der damaligen Raifizierung des Verfassungsvertrags in Begleitgesetzen estgelegt, dass eine stärkere Beteiligung des Bundesages an europapolitischen Fragestellungen Platz greifen oll. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird ie Integrationsverantwortung des Bundestages gestärkt nd strukturiert. Ich bin froh, dass wir heute zu einem bschluss kommen können. Wir haben immer noch Kollegen hier im Parlament, ie glauben, wir müssten eher Sand ins Getriebe werfen. ass die Linkspartei grundsätzlich eine europaskepti che Haltung hat, braucht kaum noch eine Erwähnung. ber ich bin sehr enttäuscht von dem Verhalten der CSU n diesem Beratungsprozess. Die Kollegen von der CDU atten offenbar nicht die Kraft, sich diesen Bremsmanöern der CSU entgegenzustellen nd dafür zu sorgen, dass es wirklich zu einer gemeinam Arbeit der Koalitionsfraktionen kommt. Die Frage ar ja nicht die Kurzfristigkeit durch die Ausschussareit, Herr Silberhorn. Wir standen doch alle unter dem ruck des Urteils des Bundesverfassungsgerichtes, die eratungen rechtzeitig abzuschließen und gemeinsam ie Dinge voranzubringen. Wenn Sie heute in einer Erklärung nach § 31 GO die orbehalte, die Sie formuliert haben, (Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie wissen nicht, wovon Sie reden!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


rneut vortragen und die Bundeskanzlerin nach Brüssel
chicken wollen, damit sie dort erklärt, dass es in
eutschland Vorbehalte gegenüber dem Lissabonner
ertrag gibt, und Sie außerdem eine Selbstentmündi-
ung propagieren und fordern, dass nicht der Gesetzge-
er, sondern das Bundesverfassungsgericht vorab über-
rüfen solle, ob europäische Rechtsakte in Ordnung
ehen, dann kann ich die Frau Bundeskanzlerin nur war-
en: Wenn sie die Europareputation der CDU schädigt,
st das ihre Sache, aber wenn die Bundeskanzlerin die
uropareputation Deutschlands schädigt, dann ist das
ehr als bedauerlich und dient sicherlich nicht den Inte-

essen Deutschlands in der Europäischen Union.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)







(A) )



(B) )


Dr. Angelica Schwall-Düren
Schwierig war es gelegentlich auch mit dem Bundes-
rat. Ich möchte die Auseinandersetzung um die Frage
der Daseinsvorsorge erwähnen. In der Situation, dass wir
zum ersten Mal in einem europäischen Vertrag die natio-
nale Kultur im Bereich der Daseinsvorsorge als schüt-
zenswert festgeschrieben haben, meinte der Bundesrat,
die Gelegenheit nutzen zu können, seine Rechte noch
weiter auszudehnen. Dem konnten wir zum Glück ein P
vorsetzen. Die Rechte des Bundesrates werden nicht ge-
schwächt; aber es wird dem Bundesrat auch nicht mög-
lich sein, weitere Schwierigkeiten zu machen.

Was wir nun ins Auge fassen müssen – da hat Herr
Löning recht –, sind die Konsequenzen aus den neuen
Gesetzen. Die Arbeit des EU-Ausschusses wird sich ver-
ändern müssen. Wir werden Schwerpunkte setzen müs-
sen, und wir werden darüber nachdenken müssen – ich
möchte das hiermit vorschlagen –, auch im EU-Aus-
schuss ein Berichterstatterregime einzuführen, damit wir
unsere Verantwortung für die europäische Integration
umsetzen können und der Bundestag hier stärker als in
der Vergangenheit beteiligt wird.

Liebe Kollegen und Kolleginnen, ich möchte mich
dem Dank von Herrn Krichbaum anschließen: Viele
Menschen haben viele Tage bis spät in die Nacht daran
gearbeitet, dass diese Gesetze heute vorliegen. Die SPD
ist froh, dass wir heute so weit gekommen sind und ent-
sprechend der Präambel weiter dynamisch an der Inte-
gration der Europäischen Union arbeiten können – als
ein Mitgliedstaat in dieser Gemeinschaft, die für den
Frieden der Welt arbeitet.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623307300

Das Wort hat der Kollege Dr. Peter Gauweiler, CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1623307400

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mir bleiben

leider nur fünf Minuten, sodass ich, Frau Schwall-
Düren, auf Ihre Rede nicht im Einzelnen antworten
kann.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Wie bedauerlich!)


Ich empfehle Ihnen nur, sich Ihren Redebeitrag vom
Dezember 2007 bei der Einbringung der verfassungs-
widrigen alten Begleitgesetze durchzulesen und diese
Rede in den nächsten drei Wochen im Wahlkampf fest
unter Verschluss zu halten. Ich hätte von Ihnen wenigs-
tens ein Wort der Selbstkritik erwartet,


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


dass hier im Haus ein in dieser fundamentalen Weise
verfassungswidriges Gesetz verabschiedet worden ist.

Sie haben von Bremsmanövern gesprochen. Das
wichtigste Bremsmanöver überhaupt war die von der

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(C (D SU unterstützte Klage gegen die alten Begleitgesetze um Lissabon-Vertrag; denn ohne dieses Klageverfahren äßen Sie heute nicht hier und könnten den neuen Geetzentwurf nicht loben. Ich danke allen Mitstreitern, übrigens auch der Frakion der Linken. Es ist besser, mit den Außenseitern das rundgesetz zu verteidigen, als es mit den Volksparteien u brechen. (Beifall bei der LINKEN – Dr. Peter Struck [SPD]: Hört! Hört! – Hubertus Heil [SPD]: Herr Ramsauer, klatschen Sie auch! – Unruhe)


Ich möchte hier ganz kurz drei Punkte ansprechen:


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623307500

Herr Kollege Gauweiler, einen Augenblick bitte. Ich

alte Ihre Redezeit auch an.


Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1623307600

Danke.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623307700

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ein bisschen zuhö-

en müssen Sie schon.


(Dr. Hans-Peter Friedrich [Hof] [CDU/CSU]: Wir haben mit Begeisterung zugehört! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das ist das Problem: Wir haben zugehört! – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben wir doch gerade!)



Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1623307800

Ich glaube auch, dass Sie zugehört haben. Es war

usdruck Ihrer Erregung; das freut mich ja.

Erstens. Mit dem neuen Begleitgesetz wurde viel er-
eicht. Alle Prozessbevollmächtigten, die in Karlsruhe
ufseiten der Kläger dabei waren, haben erklärt, dass
iesem neuen Begleitgesetz zugestimmt werden kann.
ie können mir also auch noch über die Abstimmung hi-
aus danken, Herr Kollege. Mit diesem neuen Begleitge-
etz wurde auch mehr erreicht – das, was hier gesagt
orden ist, stimmt –, als vom Bundesverfassungsgericht
erlangt worden ist. Der Bundestag und teilweise auch
er Bundesrat haben in 30 Fällen zum Teil fundamentale
eue Rechte erhalten.

Für zwölf Arten von Beschlüssen ist in Zukunft ein
arlamentarisches Zustimmungsgesetz zwingend erfor-
erlich, zum Beispiel zur Einführung eines einheitlichen
ahlverfahrens zum Europäischen Parlament, zur Ein-

ührung einer gemeinsamen Verteidigung und zur Fest-
egung der Eigenmittel der EU.

Für sechs weitere Arten von Beschlüssen ist ein zu-
timmender Parlamentsbeschluss des Deutschen Bun-
estages erforderlich, zum Beispiel zur Wahrnehmung
on Arbeitnehmer- und Arbeitgeberinteressen, zu Maß-
ahmen zum Schutz von Arbeitnehmern bei Beendigung
es Arbeitsvertrages und zu Maßnahmen der Umweltpo-
itik. Dazu waren alle Kompetenzen, auch die Erweite-
ungskompetenzen, nach Brüssel weitergegeben worden.






(A) )



(B) )


Dr. Peter Gauweiler
Ich frage mich, warum Sie sich über Papiere im Wirt-
schaftsministerium aufregen, wenn Sie die Kompeten-
zen im Arbeits- und Sozialrecht so intensiv nach Brüssel
abgeben wollen.

In drei Fällen, nämlich in dem sogenannten Notbrem-
severfahren, beispielsweise beim Strafrecht und bei der
Herstellung der Freizügigkeit der Arbeitnehmer, sind in
Zukunft verbindliche Weisungen des Bundesrates und
des Bundestages möglich.

Der Anwendungsvorrang des Unionsrechts kann in
Zukunft nur aufgrund verfassungsrechtlicher Ermächti-
gung durch das deutsche Grundgesetz verwirklicht
werden. Das Bundesverfassungsgericht kann die Unan-
wendbarkeit einzelner Rechtsakte der Europäischen
Union in Deutschland feststellen.

Der zweite Punkt, auf den ich hinweisen möchte: Sie
meinen immer, nicht ohne Süffisanz über uns reden zu
können. Sie sagten, dass die gemeinsame Erklärung zur
Abstimmung vom Tisch sei. Mit dieser Erklärung sollte
die Bundesregierung aufgefordert werden, dafür zu sor-
gen, dass im Europäischen Rat festgestellt wird, dass der
Lissabon-Vertrag nur nach Maßgabe der im Urteil des
Bundesverfassungsgerichts dargelegten Gründe gültig
ist. Das, was Herr Ramsauer hier dazu gesagt hat, war
völlig richtig. Diese Erklärung des Bundestages, mit der
die Bundesregierung dazu aufgefordert werden sollte, ist
deswegen obsolet, weil die Bundeskanzlerin, übrigens
heute hier in dieser Sitzung, dem Parlament erklärt hat,
dass sie eine solche Erklärung dem Europäischen Rat
und der schwedischen Präsidentschaft gegenüber abge-
ben wird. Ich danke ihr dafür.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der dritte und letzte Punkt ist der Streit um die Fort-
entwicklung der Integration. Herr Kollege Oppermann,
Sie haben gesagt, in Wahrheit solle klammheimlich der
Nationalismus befördert werden, man würde es sich nur
nicht so richtig trauen. Ich weiß nicht, ob Sie sich in ei-
nen Bayern hineindenken können, aber ich sage es trotz-
dem: Es ist für unsereinen von München und von Bayern
aus und nach der Erfahrung von 1871 nur ein gradueller
Unterschied, ob man von Berlin oder von Brüssel bevor-
mundet wird.


(Lachen bei der SPD – Michael Roth [Heringen] [SPD]: Das ist doch arm! – Zuruf von der SPD: Ihr seid eine Regionalpartei!)


– Richtig. Ich spreche betont einfach. – Unser Anliegen
ist, Leuten entgegenzuwirken, die einer Verwechslung
unterliegen. Ich fürchte – das sage ich mit Respekt –,
dass auch Sie die Bildung eines vereinten Europas mit
immer mehr Zentralismus verwechseln. Dagegen wen-
den wir uns.


(Dr. Angelica Schwall-Düren [SPD]: Sie haben noch nie konkrete Europapolitik gemacht!)


Jeder redet in seinem Programm von Bürgernähe.
Aber diese Nähe des Bürgers entsteht nicht in einer
Mammutzentrale für 450 Millionen Menschen, sondern
vor Ort, wo der Bürger lebt, wo seine Sprache verstan-

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(C (D en wird und die von ihm gewählte unmittelbare Volksertretung lebt und arbeitet. Herr Kollege Gauweiler. Ich bin gleich fertig. – Letzter Satz: Um diese nicht och weiter entmachten zu lassen, habe ich mit anderen ieses Klageverfahren beim Bundesverfassungsgericht urchgeführt. Es war eine Sternstunde des Gerichts, dass ies erreicht werden konnte. Herr Kollege Gauweiler. Mit diesem neuen Gesetz gehen wir in eine bessere ichtung als vorher. Vielen herzlichen Dank. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der LINKEN)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623307900
Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1623308000
Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623308100
Dr. Peter Gauweiler (CSU):
Rede ID: ID1623308200


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623308300

Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege
ichael Roth, SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Michael Roth (SPD):
Rede ID: ID1623308400

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

s ist schon ein etwas seltsames Schauspiel heute Nach-
ittag: Wir erleben eine sich stabilisierende Allianz aus
SU und Linkspartei. Wer hätte das noch vor wenigen
onaten für möglich gehalten?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das kann man wohl sagen!)


ymbol dieser wachsenden und gedeihlichen Zusam-
enarbeit ist Herr Gauweiler.

Herr Gauweiler, die CSU war doch bislang immer so
tolz darauf, zur politischen Bundesliga zu gehören.
ber was Sie eben abgegeben haben, war schlechte Re-
ionalliga. Darüber muss man sich schon wundern. Viel-
eicht liegt es daran, Herr Gauweiler, dass Sie beabsich-
igen, sich hier zum europapolitischen Star aufzuspielen.
ie sind aber eigentlich nur ein europapolitischer Mops.
ie europapolitischen Stars sind nämlich diejenigen un-

er uns in allen Fraktionen, die jahrein, jahraus, tagein,
agaus europapolitische Kärrnerarbeit leisten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


as sind diejenigen, die schon seit Jahren konstruktiv
itarbeiten und Verantwortung tragen.

Ich bin gespannt, ob Sie dem nächsten Europaaus-
chuss angehören, Herr Gauweiler. Dann darf ich Sie
chon jetzt im Klub der europapolitischen Ackergäule
illkommen heißen. Da geht es nämlich nicht alleine da-

um, dass man vor das Bundesverfassungsgericht zieht,






(A) )



(B) )


Michael Roth (Heringen)

sondern dass man in der tagtäglichen Arbeit kontrolliert,
Verantwortung übernimmt – Sie können genügend Kol-
leginnen und Kollegen Ihrer eigenen Fraktion fragen –
und sich der mühseligen Kleinarbeit ergibt. Vielleicht
haben Sie Zeit dafür. Wir würden uns darüber freuen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Es ist wurscht, ob Sie sich freuen oder nicht!)


Gestatten Sie mir zum Schluss der Debatte noch ein
paar klare Worte zum Bundesverfassungsgericht. Ich
hatte den Eindruck, dass sich nicht wenige Kolleginnen
und Kollegen hinter dem Bundesverfassungsgericht ver-
stecken. Für mich ist aber der Deutsche Bundestag das
erste Verfassungsorgan. Wir sagen, wo es europapoli-
tisch langgeht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie des Abg. Markus Löning [FDP])


Wir sollten unsere Verantwortung nicht an das Bundes-
verfassungsgericht abgeben.

Ich widerspreche dem Bundesverfassungsgericht
– das sage ich deutlich – in mindestens zwei Punkten.
Der erste Punkt: Ich halte das Urteil im Hinblick auf das
Europaparlament für wenig akzeptabel.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Was dort über das Europäische Parlament gesagt und ge-
schrieben wird, hat mit der europapolitischen Wirklich-
keit in Brüssel überhaupt nichts gemein. Das muss man
den Richterinnen und Richtern einmal ins Stammbuch
schreiben dürfen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Der zweite Punkte – insofern freue ich mich über die
Debatte der vergangenen Woche –: Das Bundesverfas-
sungsgericht bedient sich aus meiner Sicht eines über-
holten Souveränitätsgedankens. Diese nationale Souve-
ränität, von der das Bundesverfassungsgericht spricht,
hat mit dem 21. Jahrhundert und den Herausforderungen
der Globalisierung nichts zu tun.


(Beifall des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: Sie gehören wirklich abgewählt!)


Wir sind zur europapolitischen Zusammenarbeit ver-
pflichtet. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig. Wir
müssen uns fragen, inwieweit wir in Partnerschaft mit
dem Europaparlament Europa demokratischer und hand-
lungsfähiger machen können. In dieser Hinsicht ist der
Vertrag von Lissabon sicherlich nicht die letztinstanzli-
che, aber eine akzeptable Antwort. Deshalb treten wir
alle gemeinsam in der SPD-Bundestagsfraktion dafür
ein, dass dieser Vertrag so schnell wie nur irgend mög-
lich in Kraft treten kann.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Wir freuen uns über neue gesetzliche Regelungen so-
wie neue Chancen und Optionen für den Deutschen Bun-
destag, aber auch für den Bundesrat. Aber viel wichtiger
als Gesetzesänderungen ist die politische Praxis. Ich bin
gespannt, ob wir als Deutscher Bundestag, die Fachaus-
schüsse und insbesondere der Europaausschuss, dieser

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(C (D achsenden Verantwortung gerecht zu werden vermöen. Ich hoffe es. Wir, die SPD-Bundestagsfraktion, erden dazu einen aktiven und verantwortungsbewuss en Beitrag leisten. Wir werden, wenn es nötig erscheint, er Bundesregierung auch Feuer machen. Zum Schluss. Die Verfassungsväter und Verfassungsütter haben – wenn man die alten Kommentare zum rundgesetz liest, wird einem das sehr deutlich – im ver inten Europa noch Hoffnung und Zuversicht gesehen. n den vergangenen Wochen war ich mir nicht mehr so anz sicher, ob diese Hoffnung und Zuversicht, dieser ptimistische Geist von allen Kolleginnen und Kollegen etragen wird. Vielleicht war das der Grund, warum 949 der Freistaat Bayern das Grundgesetz für die Bunesrepublik Deutschland abgelehnt hat. Vielen Dank. Ich schließe die Aussprache. Tagesordnungspunkt 2 a. Wir kommen zur Abstimung über den von den Fraktionen der CDU/CSU, SPD, DP und Bündnis 90/Die Grünen eingebrachten Entwurf ines Gesetzes über die Ausweitung und Stärkung der echte des Bundestages und des Bundesrates in Angeleenheiten der Europäischen Union. Zu dieser Abstimung liegen mir zahlreiche Erklärungen nach § 31 unse er Geschäftsordnung vonseiten der CDU/CSU und eine rklärung von der SPD vor.1)


(Beifall bei der SPD)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623308500

Der Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäi-
chen Union empfiehlt unter Buchstabe a seiner
eschlussempfehlung auf Drucksache 16/13985, den
esetzentwurf auf Drucksache 16/13923 in der Aus-

chussfassung anzunehmen. Hierzu liegen Änderungs-
nträge vor, über die wir zuerst abstimmen.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion
ie Linke auf Drucksache 16/14013? – Wer stimmt da-
egen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist bei
egenstimmen der Fraktion Die Linke mit dem Rest der
timmen des Hauses abgelehnt.

Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/14017? –
er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ände-

ungsantrag ist mit den Stimmen von SPD und CDU/
SU bei Enthaltung der Fraktion der FDP und Gegen-

timmen der Fraktion Die Grünen und der Fraktion Die
inke abgelehnt.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in
er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Hand-
eichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Ge-
etzentwurf ist damit in zweiter Beratung bei Gegen-
timmen der Fraktion Die Linke mit dem Rest der
timmen des Hauses angenommen.

Dritte Beratung

nd Schlussabstimmung.

Anlagen 2 und 3






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Wir stimmen nun über den Gesetzentwurf auf Verlan-
gen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD namentlich
ab. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind die Plätze an
den Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die Ab-
stimmung und weise darauf hin, dass im Anschluss an
die namentliche Abstimmung noch etliche andere Ab-
stimmungen folgen werden.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Ich
schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerin-
nen und Schriftführer, mit der Auszählung zu beginnen.
Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen später be-
kannt gegeben.

Wir kommen nun zum Änderungsantrag der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/14018. Wer
stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? –
Der Änderungsantrag ist mit den Stimmen der SPD,
CDU/CSU und FDP bei Gegenstimmen von Bündnis 90/
Die Grünen und der Fraktion Die Linke abgelehnt.

Abstimmung über den von den Fraktionen der CDU/
CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen einge-
brachten Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der
Grundgesetzänderung für die Ratifizierung des Vertrags
von Lissabon. Der Ausschuss für die Angelegenheiten
der Europäischen Union empfiehlt unter Buchstabe b
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/13985,
den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/13924 in der Aus-
schussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die
dem Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter
Beratung mit den Stimmen der SPD, Bündnis 90/Die
Grünen, CDU/CSU und FDP bei Gegenstimmen der
Fraktion Die Linke angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
damit in dritter Beratung mit demselben Ergebnis wie in
zweiter Beratung angenommen.

Tagesordnungspunkt 2 b. Abstimmung über den von
den Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und Bünd-
nis 90/Die Grünen eingebrachten Gesetzentwurf zur Än-
derung des Gesetzes über die Zusammenarbeit von Bun-
desregierung und Deutschem Bundestag in Angelegen-
heiten der Europäischen Union. Der Ausschuss für die
Angelegenheiten der Europäischen Union empfiehlt in
seiner Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/13986,
den Gesetzentwurf auf Drucksache 16/13925 in der Aus-
schussfassung anzunehmen.

Hierzu liegen Änderungsanträge vor, über die wir zu-
erst abstimmen. Wer stimmt für den Änderungsantrag
der Fraktion der FDP auf Drucksache 16/14011? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Änderungs-
antrag ist mit den Stimmen der Koalition bei Gegenstim-
men der Opposition abgelehnt.

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(C (D Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion ie Linke auf Drucksache 16/14015? – Wer stimmt daegen? – Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist mit en Stimmen von SPD, CDU/CSU und FDP bei Gegentimmen von Bündnis 90/Die Grünen und der Fraktion ie Linke abgelehnt. Wer stimmt für den Änderungsantrag der Fraktion ündnis 90/Die Grünen auf Drucksache 16/14019? – er stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Ände ungsantrag ist ebenfalls mit den Stimmen von SPD, DU/CSU und FDP bei Gegenstimmen von Bündnis 90/ ie Grünen und der Fraktion Die Linke abgelehnt. Ich bitte nun diejenigen, die dem Gesetzentwurf in er Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handeichen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Geetzentwurf ist bei Gegenstimmen der Fraktion Die inke mit den restlichen Stimmen des Hauses in zweiter eratung angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist in ritter Beratung mit demselben Stimmenergebnis wie in weiter Beratung angenommen. Tagesordnungspunkt 2 c. Abstimmung über den von en Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP eingebrachn Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes ber die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angegenheiten der Europäischen Union. Der Ausschuss für ie Angelegenheiten der Europäischen Union empfiehlt in einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/13987, en Gesetzentwurf auf Drucksache 16/13926 in der Auschussfassung anzunehmen. Ich bitte diejenigen, die em Gesetzentwurf in der Ausschussfassung zustimmen ollen, um das Handzeichen. – Wer stimmt dagegen? – nthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter eratung bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke mit en restlichen Stimmen des Hauses angenommen. Dritte Beratung nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist amit in dritter Beratung mit demselben Stimmenergebis wie in zweiter Beratung angenommen. Ich komme zu dem von den Schriftführerinnen und chriftführern ermittelten Ergebnis der namentlichen bstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktionen er CDU/CSU, SPD, FDP und der Fraktion Bündnis 90/ ie Grünen, Entwurf eines Gesetzes über die Auswei ung und Stärkung der Rechte des Bundestages und des undesrates in Angelegenheiten der Europäischen nion: abgegebene Stimmen 494. Mit Ja haben ge timmt 446, mit Nein haben gestimmt 46, Enthaltunen 2. Der Gesetzentwurf ist damit angenommen. Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 494; davon ja: 446 nein: 46 enthalten: 2 Ja CDU/CSU Ulrich Adam Ilse Aigner Peter Albach Peter Altmaier Dorothee Bär Norbert Barthle Dr. Wolf Bauer Günter Baumann Veronika Bellmann Dr. Christoph Bergner Otto Bernhardt Clemens Binninger Renate Blank Peter Bleser Antje Blumenthal Dr. Maria Böhmer Jochen Borchert Wolfgang Börnsen Wolfgang Bosbach Klaus Brähmig Michael Brand Helmut Brandt Dr. Ralf Brauksiepe Monika Brüning Georg Brunnhuber Cajus Caesar Leo Dautzenberg Hubert Deittert Alexander Dobrindt Thomas Dörflinger Marie-Luise Dött Maria Eichhorn Dr. Stephan Eisel Anke Eymer Ilse Falk Dr. Hans Georg Faust Enak Ferlemann Hartwig Fischer Dirk Fischer Axel E. Fischer (Karlsruhe Land)





(A) )


(B) )


(Bönstrup)

Dr. Maria Flachsbarth
Klaus-Peter Flosbach
Herbert Frankenhauser
Dr. Hans-Peter Friedrich


(Hof)

Erich G. Fritz
Dr. Michael Fuchs
Hans-Joachim Fuchtel
Dr. Peter Gauweiler
Dr. Jürgen Gehb
Norbert Geis
Eberhard Gienger
Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer

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ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
r. Karl-Theodor Freiherr
zu Guttenberg
lav Gutting
olger Haibach
erda Hasselfeldt
rsula Heinen
da Carmen Freia Heller
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
ernd Heynemann
rnst Hinsken
eter Hintze
hristian Hirte
obert Hochbaum
laus Hofbauer
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
ubert Hüppe
usanne Jaffke-Witt
r. Hans-Heinrich Jordan
ndreas Jung (Konstanz)

artholomäus Kalb
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder
ckart von Klaeden
ens Koeppen
r. Kristina Köhler

(Wiesbaden)

anfred Kolbe
orbert Königshofen
r. Rolf Koschorrek
artmut Koschyk
homas Kossendey
unther Krichbaum
r. Günter Krings
r. Martina Krogmann
r. Hermann Kues
ndreas G. Lämmel
r. Norbert Lammert
elmut Lamp
atharina Landgraf
r. Max Lehmer
aul Lehrieder
gbert Liebing
duard Lintner
r. Klaus W. Lippold
r. Michael Luther
homas Mahlberg
tephan Mayer (Altötting)

olfgang Meckelburg
r. Michael Meister
riedrich Merz
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hilipp Mißfelder
r. Eva Möllring
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(Braunschweig)


tefan Müller (Erlangen)

r. Gerd Müller
ernd Neumann (Bremen)

r. Georg Nüßlein
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r. Joachim Pfeiffer
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r. Peter Ramsauer
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r. Heinz Riesenhuber
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r. Norbert Röttgen
r. Christian Ruck
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nita Schäfer (Saalstadt)

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r. Wolfgang Schäuble
r. Annette Schavan
r. Andreas Scheuer
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ernd Schmidbauer
hristian Schmidt (Fürth)

ndreas Schmidt (Mülheim)


ngo Schmitt (Berlin)

r. Andreas Schockenhoff
r. Ole Schröder
ernhard Schulte-Drüggelte
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ilhelm Josef Sebastian
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homas Silberhorn
ohannes Singhammer
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hristian Freiherr von Stetten
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r. Hans-Peter Uhl
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(C (D go Wellenreuther arl-Georg Wellmann nette Widmann-Mauz laus-Peter Willsch illy Wimmer lisabeth WinkelmeierBecker erner Wittlich olfgang Zöller illi Zylajew PD regor Amann r. h. c. Gerd Andres iels Annen rnst Bahr r. Hans-Peter Bartels laus Barthel irk Becker we Beckmeyer laus Uwe Benneter te Berg etra Bierwirth olker Blumentritt lemens Bollen erd Bollmann r. Gerhard Botz laus Brandner ernhard Brinkmann delgard Bulmahn r. Michael Bürsch hristian Carstensen arion Caspers-Merk r. Peter Danckert r. Herta Däubler-Gmelin arl Diller r. Carl-Christian Dressel lvira Drobinski-Weiß etlef Dzembritzki iegmund Ehrmann ans Eichel etra Ernstberger arin Evers-Meyer nnette Faße lke Ferner abriele Frechen agmar Freitag eter Friedrich igmar Gabriel artin Gerster is Gleicke ünter Gloser ngelika Graf ieter Grasedieck onika Griefahn erstin Griese abriele Groneberg chim Großmann olfgang Gunkel ans-Joachim Hacker ettina Hagedorn lfred Hartenbach ubertus Heil r. Reinhold Hemker olf Hempelmann r. Barbara Hendricks etra Heß Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner Stephan Hilsberg Petra Hinz Gerd Höfer Iris Hoffmann Frank Hofmann Dr. Eva Högl Eike Hovermann Klaas Hübner Christel Humme Lothar Ibrügger Brunhilde Irber Johannes Jung Josip Juratovic Johannes Kahrs Ulrich Kasparick Dr. h. c. Susanne Kastner Ulrich Kelber Christian Kleiminger Hans-Ulrich Klose Astrid Klug Dr. Bärbel Kofler Walter Kolbow Fritz Rudolf Körper Karin Kortmann Rolf Kramer Ernst Kranz Nicolette Kressl Volker Kröning Angelika Krüger-Leißner Helga Kühn-Mengel Dr. Uwe Küster Christine Lambrecht Christian Lange Dr. Karl Lauterbach Waltraud Lehn Helga Lopez Gabriele Lösekrug-Möller Lothar Mark Caren Marks Katja Mast Markus Meckel Petra Merkel Ulrike Merten Dr. Matthias Miersch Ursula Mogg Marko Mühlstein Detlef Müller Michael Müller Andrea Nahles Dr. Erika Ober Thomas Oppermann Holger Ortel Heinz Paula Johannes Pflug Joachim Poß Dr. Wilhelm Priesmeier Florian Pronold Dr. Sascha Raabe Mechthild Rawert Steffen Reiche Maik Reichel Gerold Reichenbach Dr. Carola Reimann Christel Riemann Hanewinckel Walter Riester René Röspel Dr. Ernst Dieter Rossmann Karin Roth M O A B M O U S H C O R S E F D R R D J D L R C D J D J D F R S J D A P G H L D A H D W H U M B F D D R A P M J U O P H D H H D M ichael Roth rtwin Runde nton Schaaf ernd Scheelen arianne Schieder tto Schily lla Schmidt ilvia Schmidt einz Schmitt arsten Schneider ttmar Schreiner einhard Schultz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe r. Angelica Schwall-Düren olf Schwanitz ita Schwarzelühr-Sutter r. Margrit Spielmann örg-Otto Spiller ieter Steinecke udwig Stiegler olf Stöckel hristoph Strässer r. Peter Struck oachim Stünker r. Rainer Tabillion ella Teuchner r. h. c. Wolfgang Thierse ranz Thönnes üdiger Veit imone Violka örg Vogelsänger r. Marlies Volkmer ndreas Weigel etra Weis ert Weisskirchen ildegard Wester ydia Westrich r. Margrit Wetzel ndrea Wicklein eidemarie Wieczorek-Zeul r. Wolfgang Wodarg altraud Wolff eidi Wright ta Zapf anfred Zöllmer rigitte Zypries DP r. Karl Addicks aniel Bahr ainer Brüderle ngelika Brunkhorst atrick Döring echthild Dyckmans örg van Essen lrike Flach tto Fricke aul K. Friedhoff orst Friedrich r. Wolfgang Gerhardt ans-Michael Goldmann einz-Peter Haustein r. Werner Hoyer ichael Kauch D H G D H S I M D H J D M D D D C F D C D D H B D V C B A E D D K B B W P P D B T U S F R M A J K W O K M C I D G R S D H D J W J r. Heinrich L. Kolb ellmut Königshaus udrun Kopp r. h. c. Jürgen Koppelin einz Lanfermann ibylle Laurischk na Lenke arkus Löning r. Erwin Lotter orst Meierhofer an Mücke irk Niebel arina Schuster r. Hermann Otto Solms r. Max Stadler r. Rainer Stinner arl-Ludwig Thiele lorian Toncar r. Daniel Volk hristoph Waitz r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein artfrid Wolff ÜNDNIS 90/ IE GRÜNEN olker Beck ornelia Behm irgitt Bender lexander Bonde kin Deligöz r. Thea Dückert r. Uschi Eid ai Gehring ritta Haßelmann ettina Herlitzius infried Hermann eter Hettlich riska Hinz r. Anton Hofreiter ärbel Höhn hilo Hoppe te Koczy ylvia Kotting-Uhl ritz Kuhn enate Künast arkus Kurth nna Lührmann erzy Montag erstin Müller infried Nachtwei mid Nouripour rista Sager anuel Sarrazin hristine Scheel rmingard Schewe-Gerigk r. Gerhard Schick rietje Staffelt ainder Steenblock ilke Stokar von Neuforn r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe ürgen Trittin olfgang Wieland osef Philip Winkler fr A J N D D K H E D R S D W D K W D D H L H In D D U K M J K O U D D K W D P B E P V D F D D A J S fr A H G E S D F D (C (D aktionsloser bgeordneter örg Tauss ein IE LINKE r. Dietmar Bartsch arin Binder eidrun Bluhm va Bulling-Schröter r. Martina Bunge oland Claus evim Dağdelen r. Diether Dehm erner Dreibus r. Dagmar Enkelmann laus Ernst olfgang Gehrcke iana Golze r. Gregor Gysi eike Hänsel utz Heilmann ans-Kurt Hill ge Höger r. Barbara Höll r. Steffen Hultsch lla Jelpke atja Kipping onika Knoche an Korte atrin Kunert skar Lafontaine lla Lötzer r. Gesine Lötzsch orothée Menzner ersten Naumann olfgang Nešković r. Norman Paech etra Pau odo Ramelow lke Reinke aul Schäfer olker Schneider r. Ilja Seifert rank Spieth r. Kirsten Tackmann r. Axel Troost lexander Ulrich örn Wunderlich abine Zimmermann aktionslose bgeordnete enry Nitzsche ert Winkelmeier nthalten PD r. Hermann Scheer DP r. Konrad Schily Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Hildesheim)





(A) )


(B) )


(Everswinkel)


(Wiesloch)


(Wolmirstedt)


(Saarbrücken)





(A) )


(B) )


Tagesordnungspunkt 2 d. Abstimmung über den von
der Fraktion Die Linke eingebrachten Entwurf eines Ge-
setzes zur Änderung des Grundgesetzes, Art. 23, 45 und
93. Der Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäi-
schen Union empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung
auf Drucksache 16/13988, den Gesetzentwurf der Frak-
tion Die Linke auf Drucksache 16/13928 abzulehnen.
Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf zustimmen
wollen, um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthal-
tungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Bera-
tung bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke mit den
restlichen Stimmen des Hauses abgelehnt. Damit entfällt
nach unserer Geschäftsordnung die weitere Beratung.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Ent-
schließungsantrag der Fraktion Die Linke auf Druck-
sache 16/14014. Wer stimmt für diesen Entschließungs-
antrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der
Entschließungsantrag ist bei Gegenstimmen der Fraktion
Die Linke mit den restlichen Stimmen des Hauses abge-
lehnt.

Bevor ich den nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe,
teile ich Ihnen mit, dass sich die Fraktionen verständigt
haben, die heute Morgen aufgesetzten Zusatzpunkte 2 a
bis 2 g – es handelt sich um Beschlussempfehlungen des
Petitionsausschusses – von der Tagesordnung abzuset-
zen. Sind Sie mit der Vereinbarung einverstanden? – Das
ist der Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 4 a bis 4 e auf. Es
handelt sich um die Beschlussfassung zu Vorlagen, zu
denen keine Aussprache vorgesehen ist.

Tagesordnungspunkt 4 a:

Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der SPD eingebrachten
Entwurfs eines Gesetzes zur Erleichterung der
Sanierung von Unternehmen
– Drucksache 16/13927 –
Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsaus-
schusses (6. Ausschuss)


– Drucksache 16/13980 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Dr. Günter Krings
Joachim Stünker
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Sevim Dağdelen

Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschluss-
empfehlung auf Drucksache 16/13980, den Gesetzent-
wurf der Fraktionen der CDU/CSU und SPD auf
Drucksache 16/13927 in der Ausschussfassung anzuneh-
men. Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
Ausschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-
chen. – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Gesetz-
entwurf ist damit in zweiter Beratung mit den Stimmen
von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU bei Ge-
genstimmen der Fraktionen der FDP und Die Linke an-
genommen.

Dritte Beratung

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(C (D nd Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem esetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. – egenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist amit in dritter Beratung mit demselben Ergebnis wie in weiter Beratung angenommen. Tagesordnungspunkt 4 b: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie Bundesregierung – Fünfundachtzigste Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung – Einhundertachte Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste – Anlage AL zur Außenwirtschaftsverordnung – – Drucksachen 16/13920, 16/13921, 16/13975 – Berichterstattung: Abgeordneter Erich G. Fritz Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfehung auf Drucksache 16/13975, die Aufhebung der Verrdnungen auf den Drucksachen 16/13920 und 16/13921 icht zu verlangen. Wer stimmt für diese Beschlussempehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die eschlussempfehlung ist mit den Stimmen von SPD, DU/CSU und FDP bei Enthaltung der Fraktionen ündnis 90/Die Grünen und Die Linke angenommen. Tagesordnungspunkt 4 c: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses zu dem Streitverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht 2 BvE 1/09 – Drucksache 16/13976 – Berichterstattung: Abgeordneter Andreas Schmidt Der Rechtsausschuss empfiehlt in seiner Beschlussmpfehlung, in dem Streitverfahren vor dem Bundesverassungsgericht eine Stellungnahme abzugeben und den räsidenten zu bitten, Professor Dr. Hans Michael einig, Universität Göttingen, als Prozessbevollmäch igten zu bestellen. Wer stimmt dafür? – Wer stimmt daegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist ei Enthaltung von Bündnis 90/Die Grünen mit den restichen Stimmen des Hauses angenommen. Tagesordnungspunkt 4 d: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Rechtsausschusses der Unterrichtung durch die Bundesregierung Vorschlag für einen Rahmenbeschluss des Rates über das Recht auf Verdolmetschung und Übersetzung in Strafverfahren (inkl. 11917/09 ADD 1 und 11917/09 ADD 2)

in Englisch)
KOM (2009) 338 endg.; Ratsdok. 11917/09

– Drucksachen 16/13912 A.4, 16/13982 –






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Berichterstattung:
Abgeordnete Daniela Raab
Joachim Stünker
Mechthild Dyckmans
Sevim Dağdelen

Der Ausschuss empfiehlt in seiner Beschlussempfeh-
lung auf Drucksache 16/13982, in Kenntnis der Unter-
richtung festzustellen, dass der Vorschlag der EU-Kom-
mission für einen Rahmenbeschluss des Rates über das
Recht auf Verdolmetschung und Übersetzung in Straf-
verfahren keinen Bedenken hinsichtlich der Einhaltung
des gemeinschaftsrechtlichen Grundsatzes der Subsidia-
rität begegnet. Wer stimmt für diese Beschlussempfeh-
lung? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die
Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen des ganzen
Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 e:

Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gregor Gysi, Oskar Lafontaine, Klaus Ernst,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Freigrenzen im SGB II erweitern – Erhöhung
des Schonvermögens und Anrechungsfreiheit
für Ferienjobs

– Drucksache 16/14012 –

Wer stimmt für diesen Antrag? – Wer stimmt dage-
gen? – Enthaltungen? – Der Antrag ist mit den Stimmen
von SPD, CDU/CSU bei Enthaltung der FDP und Ge-
genstimmen der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und
Die Linke abgelehnt.

Interfraktionell ist vereinbart, die heutige Tagesord-
nung um die Beratung einer Beschlussempfehlung des
Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung zu einem Antrag auf Genehmigung zur
Durchführung eines Strafverfahrens zu erweitern und
diese jetzt als Zusatzpunkt 3 aufzurufen. Sind Sie damit
einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ist das so be-
schlossen.

Ich rufe somit den Zusatzpunkt 3 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung des Aus-
schusses für Wahlprüfung, Immunität und Ge-
schäftsordnung (1. Ausschuss) zu einem Antrag
auf Genehmigung zur Durchführung eines
Strafverfahrens

– Drucksache 16/14010 –

Wir kommen sofort zur Abstimmung. Der Ausschuss
für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf Druck-
sache 16/14010, die Genehmigung zur Durchführung ei-
nes Strafverfahrens zu erteilen. Wer stimmt für diese
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men des ganzen Hauses angenommen.


(Jörg van Essen [FDP]: Bei Enthaltung Tauss! – Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Bei Enthaltung des Betroffenen!)






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(C (D Welche Enthaltung? Eine Enthaltung vom Kollegen Tauss. Ich rufe den Tagesordnungspunkt 3 auf: – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege – Drucksache 16/13654 – – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jan Korte, Christine Lambrecht, Wolfgang Wieland und weiteren Abgeordneten eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege – Drucksache 16/13405 – – Zweite und dritte Beratung des von den Abgeordneten Jan Korte, Petra Pau, Ulla Jelpke, weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege – Drucksache 16/3139 – Beschlussempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses – Drucksache 16/13979 – Berichterstattung: Abgeordnete Dr. Günter Krings Dr. Carl-Christian Dressel Joachim Stünker Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Jan Korte Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre einen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege arl-Christian Dressel, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich reue mich sehr, als Redner zum letzten Tagesordnungsunkt vor Abschluss dieser Wahlperiode und damit ganz urz vor Toresschluss feststellen zu können: Wir haben m 26. August im Rechtsausschuss einstimmig bechlossen, dem Plenum zu empfehlen, den Gesetzenturf auf der Drucksache 16/13654 in zweiter und dritter esung anzunehmen. Das freut mich besonders, weil wir amit die Ehre der letzten Opfergruppe wiederherstellen önnen oder, wie es Professor Wolfram Wette in seinem Dr. Carl-Christian Dressel Buch Das letzte Tabu bezeichnet hat, das letzte Tabu gebrochen haben. Es ist ein guter Tag für die Opfer der Nazijustiz, und es ist gut, dass es diesen Tag, an dem alle Todesurteile und Urteile gegen die sogenannten Kriegsverräter pauschal aufgehoben werden, in der 16. Wahlperiode gibt. Soldaten und, entgegen dem Wortlaut, auch Zivilisten wurden während des Zweiten Weltkrieges nach dem damaligen § 57 des Militärstrafgesetzbuchs von 1934 wegen Kriegsverrats verurteilt und fast ausnahmslos mit dem Tode bestraft. Ich habe eben den Wortlaut erwähnt. Kriegsverrat war ein Landesverrat, der von Militärpersonen während des Krieges begangen wurde. Das war allerdings eine schwammige Formulierung, die es der NSMilitärjustiz ermöglichte, widerständiges Handeln stets mit dem Tode zu bestrafen. Schätzungsweise 30 000 Todesurteile wurden von der NS-Militärjustiz gefällt; 20 000 dieser Urteile wurden vollstreckt. Viele wussten lange nicht, was es mit dem Delikt „Kriegsverrat“ und den betroffenen Menschen auf sich hatte. Dank der Arbeit von Wolfram Wette wissen wir inzwischen mehr: Wer sich nicht am Krieg beteiligen wollte, wer half, dass die Barbarei früher beendet wurde, der handelte nicht kriminell. Es ist gut, dass der Deutsche Bundestag das heute abermals feststellt. Kriminell waren das Regime und die in weiten Teilen nicht rechtsstaatliche Vorgehensweise. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Zurufe)

Dr. Carl-Christian Dressel (SPD):
Rede ID: ID1623308600




(A) )


(B) )


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ich sage „abermals“; denn der Deutsche Bundestag
hat bereits 1998 beschlossen, Unrechtsurteile aufzuhe-
ben. Die Deserteure, die zunächst von dieser Aufhebung
ausgenommen wurden, wurden am 17. Mai 2002 mit
einbezogen. Die letzte Lücke schließen wir heute. Mit
dem Gesetzentwurf, den wir heute beraten und beschlie-
ßen werden, beenden wir eine weitere Phase im Prozess
der Bewusstseinswerdung bezüglich des Unrechts der
NS-Militärjustiz.

Ich freue mich, dass auch neue Erkenntnisse zu dieser
Entschließung geführt haben: zum einen die Studie des
Militärhistorikers und SPD-Sachverständigen in der An-
hörung Wolfram Wette mit dem Titel Das letzte Tabu,
und zum anderen von der rechtswissenschaftlichen Seite
ein Gutachten, das der frühere Bundesverfassungsrichter
Hans Hugo Klein für das Bundesjustizministerium er-
stellt hat. Darin wird festgestellt, dass der Tatbestand des
Kriegsverrats von den Nazimachthabern so verändert
wurde, dass er den Anforderungen, die man an rechts-
staatliche Strafnormen stellen muss, nicht mehr genügte.
Diese Ergebnisse führten dankenswerterweise auch in
weiten Teilen dieses Hauses zu einem Umdenken. Es ist
wichtig, dazuzulernen und umdenken zu können. Die
Vorschrift war rechtsstaatswidrig, und Urteile, die auf-
grund rechtsstaatswidriger Vorschriften ergangen sind,
können keinen Bestand haben. Dazu möge sich der
Deutsche Bundestag heute bekennen, indem er die

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(C (D riegsverräter vollständig rehabilitiert. Es hat zwar etas länger gedauert, aber ich freue mich, dass auch un er Koalitionspartner überzeugt werden konnte. Ich möchte allen, die an diesem Prozess beteiligt waen, danken: der Bundesvereinigung Opfer der NS-Miliärjustiz um Ludwig Baumann, den Historikern, die sich amit auseinandergesetzt haben – in erster Linie olfram Wette und Helmut Kramer –, der Bundesjustizinisterin Brigitte Zypries, Herrn Staatssekretär artenbach und den Mitarbeitern des Bundesministe iums der Justiz, die in der Sache an unserer Seite stanen, sowie den Kolleginnen und Kollegen aus allen raktionen, die immer wieder Druck gemacht haben. Bei der Wiederherstellung der Ehre der Opfer wäre es in gutes Zeichen, wenn nicht nur der Rechtsausschuss, ondern auch das Plenum den gemeinsamen Gesetzenturf heute einstimmig verabschieden würde. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623308700

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Max Stadler,

DP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Max Stadler (FDP):
Rede ID: ID1623308800

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

erren! Dieses Thema ist so wichtig, dass es richtig ge-
esen ist, sich darauf zu einigen, am Ende der Legisla-

urperiode noch eine Aussprache im Plenum durchzu-
ühren und nicht, wie manche überlegt haben, die Reden
u Protokoll zu geben.

Bereits seit mehreren Jahren diskutiert der Bundestag
ber die Aufhebung von NS-Urteilen wegen Kriegsver-
ats. Die FDP freut sich, dass es zum Ende dieser Legis-
aturperiode gelungen ist, fraktionsübergreifend einen
onsens zu finden. Wenn der Deutsche Bundestag heute
it den Stimmen aller Fraktionen den vorliegenden Ge-

etzentwurf verabschiedet, so ist dies bei diesem sensi-
len Thema ein wichtiges Zeichen für die Betroffenen,
ber auch für den Rechtsstaat.

Der Umgang mit Urteilen aus der Nazizeit hat den
eutschen Bundestag wiederholt beschäftigt. In der
3. Wahlperiode hat die damalige Koalition aus CDU/
SU und FDP das NS-Aufhebungsgesetz auf den Weg
ebracht. Einstimmig wurde 1998 beschlossen, dass sol-
he strafgerichtlichen Verurteilungen durch Gesetz auf-
ehoben werden, die gegen elementare Grundsätze der
erechtigkeit verstoßen haben und die nach dem
0. Januar 1933 zur Durchsetzung der Politik des Nazi-
egimes gefällt worden sind.

Davon betroffen waren insbesondere Entscheidungen,
ie auf gesetzlichen Vorschriften beruhten, die in einer
nlage zu dem Gesetz zusammengefasst worden sind.
usdrücklich hat der Gesetzgeber aber immer die Auf-

assung vertreten, dass auch andere Verurteilungen Ge-






(A) )



(B) )


Dr. Max Stadler
genstand der Generalklausel des § 1 des NS-Aufhe-
bungsgesetzes sein könnten. Das bedeutet: Auch Urteile,
die nicht ausdrücklich in der Anlage erwähnt sind oder
die Sachverhalte betroffen haben, die dort nicht aufge-
führt sind, konnten sehr wohl als nichtig angesehen wer-
den, weil sie gegen elementare Rechtsgrundsätze versto-
ßen haben. Dazu gehörten nach Auffassung der FDP
unzweifelhaft auch Entscheidungen wegen Kriegsver-
rats.

Der Gesetzgeber hat längere Zeit gemeint, dass mit
der Gesetzgebung von 1998 das Thema angemessen be-
handelt worden sei. Dies ist auch die Auffassung der
FDP-Fraktion gewesen. Gleichwohl ist es in der Folge-
zeit immer wieder zu Forderungen gekommen, aus-
drücklich die heute in Rede stehenden Urteile per Gesetz
aufzuheben. Grund dafür waren neuere wissenschaftli-
che Abhandlungen; Sie haben es bereits erwähnt, Herr
Kollege Dressel. Insbesondere war für die FDP-Fraktion
auch das Gutachten des ehemaligen Verfassungsrichters
Professor Klein von Bedeutung. Darin wurde ausgeführt,
dass die Vorschriften über den Kriegsverrat mit rechts-
staatlichen Grundsätzen schlechterdings unvereinbar ge-
wesen seien. Der Sachverhalt, der zu einer Verurteilung
habe führen können, sei dort nicht präzise beschrieben.
Es mangelte also an dem Grundsatz der Bestimmtheit ei-
ner Strafnorm. Auch was die Rechtsfolgen betrifft – aus-
nahmslos musste die Todesstrafe verhängt werden, was
völlig unverhältnismäßig war –, kann dieses damalige
Gesetz nur als Unrecht bezeichnet werden.

Aufgrund dieser neueren Erkenntnisse hat sich die
Frage gestellt, ob es nachträglich doch noch geboten ist,
die Vorschriften über den Kriegsverrat in die Anlage
zum NS-Aufhebungsgesetz aufzunehmen. Diese Auffas-
sung hat sich nunmehr durchgesetzt. Ich will gerne aner-
kennen, dass sich aus den Reihen der Parlamentarier der
Kollege Jan Korte in dieser Angelegenheit besonders
engagiert hat.


(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg. Jörg Tauss [fraktionslos])


Dies gilt ebenso für den Kollegen Wolfgang Wieland im
Innenausschuss und die Kollegin Christine Lambrecht
im Rechtsausschuss.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Meine Damen und Herren, die FDP war immer der
Auffassung, dass es sich bei diesen Urteilen um typi-
sches NS-Unrecht gehandelt hat. Wir waren also nicht
der Meinung, dass die Entscheidung des Gesetzgebers
von 1998 solche Urteile nicht betroffen hätte. Aber wir
schließen uns gerne der sich mittlerweile durchsetzenden
Auffassung an, dass es ein richtiges Zeichen ist, wenn
der Gesetzgeber diese Urteile heute noch einmal aus-
drücklich aufhebt. Deswegen stimmen wir dem frak-
tionsübergreifenden Gesetzentwurf zu.


(Beifall bei der FDP, der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Ich gebe das Wort dem Kollegen Dr. Jürgen Gehb, DU/CSU-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen! eine Herren! Herr Stadler, ich will da anknüpfen, wo ie aufgehört haben. Im Ergebnis ist dies eine Initiative on CDU/CSU, SPD und FDP. Man fragt sich, warum ie Linken nicht dabei sind, die Sie gerade so gelobt haen. as kann ich erklären. Wir haben nicht nur gesagt, dass ir mit den Erben der Verantwortlichen für Stacheldraht nd Mauerschüsse keine solche Initiative machen. Wir aben dafür auch sachliche Gründe. In der vorletzten Legislaturperiode unter Rot-Grün, ls es um die Änderung des NS-Aufhebungsgesetzes ing, stand in der Begründung des Gesetzentwurfes in er Bundestagsdrucksache 14/8276 wörtlich – entgegen einer sonstigen Gewohnheit muss ich nun doch einmal blesen –: Es finden sich im Militärstrafgesetzbuch – eine ganze Reihe von Straftatbeständen, bei denen die Aufhebung des Urteils ohne Einzelfallprüfung nicht verantwortbar erscheint. Beispielhaft seien hier der Kriegsverrat, die Plünderung, die Fledderei sowie die Misshandlung von Untergebenen genannt. Bei diesen Delikten vermag auch der Umstand, dass sie während eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges begangen wurden, keinen Anlass zur Rehabilitierung zu begründen. Aus diesen Gründen war die Aufnahme von genau zu benennenden Einzelvorschriften des MStGB in die Anlage zu § 2 erforderlich. Wir haben schon gehört, dass es neuere wissenschaftiche Erkenntnisse gibt. Der Historiker sagt: Es gibt keien einzigen Fall, in dem man das vielleicht nachweisen önnte. Dann haben Sie auf Hans Hugo Klein hingewieen. Es hätte uns vielleicht schon in den letzten 5 Jahren einmal auffallen können, dass der Tatbestand icht bestimmt genug ist. Aber jetzt komme ich zu dem wesentlichen Unterchied zu den Linken. Wir alle sind der Auffassung, dass ie Arbeitsweise der Kriegsgerichte, die Weite des traftatbestandes und die ausschließliche Strafandroung der Todesstrafe mit rechtsstaatlichen Kautelen icht übereinstimmen können. ie Linken sehen es ganz anders. Sie sagen: Ungeachtet avon, ob jemand Kriegsverräter war oder nicht, ist er zu ehabilitieren. – Ich darf aus der Begründung des Geetzentwurfes der Linken vorlesen. Dort steht unter anerem: Dr. Jürgen Gehb Die Kriegsverräter haben aus zutiefst humanen Gründen gehandelt und sind selbst bei anderen Motiven zu rehabilitieren, weil sie sich gegen einen völkerrechtswidrigen Angriffsund Vernichtungskrieg stellten. Eines ist mit mir nicht zu machen: dass ich die tatsächlichen oder vermeintlichen Kriegsverräter glorifiziere oder am Ende auf einen Podest stelle und ihnen ein Ehrenzeichen umhänge. (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darum geht es gar nicht!)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623308900

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Jürgen Gehb (CDU):
Rede ID: ID1623309000

(Dr. Max Stadler [FDP]: Genau!)


(Dr. Max Stadler [FDP]: Völlig richtig!)





(A) )


(B) )


(Beifall bei der LINKEN)


Wir sagen ganz klar: Die entsprechende Vorschrift ist
in die Anlage zu § 2 des NS-Aufhebungsgesetzes aufzu-
nehmen, weil wir im Grunde genommen nicht mehr ve-
rifizieren können, ob es Fälle gibt, in denen es tatsäch-
lich um Kriegsverräter geht, aber ungeachtet dessen, ob
jemand Kriegsverräter war oder nicht, nicht sagen: Das
ist ein prima Kerl, heben wir das Urteil auf. Diesen Un-
terschied möchte ich an dieser Stelle für meine Fraktion
heute ganz besonders herausgearbeitet haben.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623309100

Ich gebe dem Kollegen Jan Korte, Fraktion Die

Linke, das Wort.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1623309200

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eine Frage, Herr Gehb, müssen Sie schon beantworten,
nämlich wie Sie den Widerstand des 20. Juli 1944 ein-
schätzen. Das müssen Sie uns einmal darlegen.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Heute treffen wir eine wichtige Entscheidung. Ich
freue mich ganz besonders, dass Ludwig Baumann als
Vorsitzender der Bundesvereinigung Opfer der NS-Mili-
tärjustiz heute bei uns im Plenum ist. Herzlich willkom-
men, Ludwig Baumann.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Auch wenn ich dazu ein wenig Lust verspüre, will ich
nicht darüber sprechen, was hier in den letzten drei Jah-
ren gesagt und wie diskutiert wurde. Ich will auch nicht
darüber reden - man kann hier eine andere Position
haben -, was aus parteitaktischen Erwägungen in den
letzten drei Jahren abgelaufen ist. Ich will auch nicht nä-
her darauf eingehen, dass es schon relativ absurd ist,
dass ausgerechnet der Name derjenigen Fraktion, die
dieses Thema seit dreieinhalb Jahren vorangebracht hat,
nicht auf diesem Antrag steht. Aber geschenkt! Wir
stimmen auf jeden Fall zu; das haben wir immer gesagt.
Uns geht es um die Sache. Deswegen werden wir heute

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(C (D atürlich allen Anträgen zustimmen, in denen eine pauchale Rehabilitierung vorgesehen ist. Es geht um zwei Dinge. Zum einen geht es darum, für ie Angehörigen das Zeichen zu setzen, dass ihre Väter nd Großväter keine Kriminellen gewesen sind, sondern ass sie Opfer einer durch und durch willkürlichen Naziilitärjustiz geworden sind, die Teil des gesetzlichen nrechts war. Die Militärjustiz ist von dem NS-Terror egime nicht trennbar. Das ist der Kern der politischen useinandersetzung. (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Zum anderen haben wir es hier mit Bestimmungen in
er Fassung von 1934 zu tun. Spätestens da muss man
ellhörig werden und sich diese Bestimmung, über die
ir hier diskutieren, anschauen. Die Fassung von 1934
einhaltet eben kein Recht, wie es das in anderen Län-
ern gegeben hat, sodass sie heute als gültiger Bezugs-
unkt gelten könnte. Genau damit haben wir es nicht zu
un, sondern der Kriegsverrat war zentrales Terrorinstru-
ent zur Aufrechterhaltung der Disziplin in der Wehr-
acht. Er war Teil des gesetzlichen Unrechts. Eine Ab-

rennung ist nicht möglich.

Fritz Bauer, der hessische Generalstaatsanwalt, hat
amals im Zusammenhang mit den Verunglimpfungen
egen die Widerständler des 20. Juni, die wir jedes Jahr
hren, Folgendes gesagt:

Ein Unrechtsstaat wie das Dritte Reich ist über-
haupt nicht hochverratsfähig.

as ist der Kern der Auseinandersetzung. Was, bitte, ist
n einem Angriffs- und Vernichtungskrieg verratswür-
ig? Jeder, der diesen Krieg verraten hat, verdient unse-
en größten Respekt, um das ganz klar zu sagen. Darum
eht es heute.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte sagen, dass wir heute keine Regelung er-
eicht hätten, wenn es darüber keine gesellschaftliche
ebatte gegeben hätte. Sie alle wissen, die Debatten der

etzten 60 Jahre über die Rolle der Wehrmacht und über
en NS-Justizapparat waren heftige Debatten. Deswegen
reue ich mich, dass heute alle Fraktionen diesem Antrag
ustimmen werden; denn er bedeutet – das finde ich in
er Tat auch aufseiten der Union politisch bemerkens-
ert; das gebe ich gerne zu – das Ende eines Denkens:

Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.“
er heutige Antrag bedeutet das Ende dieses Denkens.
s freut mich, dass alle Fraktionen zustimmen werden.
enn es andere Positionen gibt, die auch deutlich geäu-

ert wurden, ist das in Ordnung. Was ich nicht verstehen
onnte, ist, wie hier herumgeeiert und herumtaktiert
urde, anstatt sich mit der Sache auseinanderzusetzen.
as bedauere ich sehr.


(Beifall bei der LINKEN)


Trotzdem glaube ich, dass wir heute eine wichtige
ntscheidung treffen. Auch ich bedanke mich bei
hristine Lambrecht und Wolfgang Wieland für den ge-






(A) )


)

Jan Korte
meinsam eingebrachten Gruppenantrag. Der Antrag, den
die Linke eingebracht hat, wurde zwar inhaltlich von al-
len geteilt, aber es bestand eben das Problem der Ein-
bringer. Deswegen haben wir einen Gruppenantrag ge-
macht. Danach hat dann auch die CDU/CSU-Fraktion
und die gesamte SPD-Fraktion diesem Anliegen stattge-
geben. Das ist eine wichtige Entscheidung und würdigt
ein Stück weit das Kämpfen und Streiten von Leuten wie
Ludwig Baumann in den letzten Jahrzehnten der Bun-
desrepublik.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD, dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623309300

Das Wort hat der Kollege Wolfgang Wieland,

Bündnis 90/Die Grünen.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1623309400

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Satz

„Was lange währt, wird endlich gut.“ geht mir hier nicht
so einfach über die Lippen. Zum einen hat es zu lange
gedauert und zu lange gewährt. Das muss man in Rich-
tung von Herrn Baumann zugestehen. Viele seiner Ka-
meraden sind inzwischen tot und haben diese Rehabili-
tierung nicht mehr erlebt.

Zum anderen muss man ganz deutlich sagen: Lieber
Kollege Gehb, einige zentrale Fragen sind offenbar im-
mer noch nicht geklärt.

Wir haben letzte Woche eine Woche im Zeichen des
Gedenkens an den Beginn des Zweiten Weltkrieges ge-
habt. Die Kanzlerin hat in Polen eine Rede gehalten. Bei
dieser Gelegenheit wurde in den Medien noch einmal
viel über den Krieg berichtet. Auch ich habe dabei noch
Neues gelernt. Ich wusste beispielsweise nicht, dass die-
ser Krieg mit einem Angriff auf die polnische Zivil-
bevölkerung begann – als Erstes wurde eine polnische
Stadt bombardiert –, dass man von Anfang an mit Mas-
senexekutionen gearbeitet hat, weil es den Widerstand in
polnischen Dörfern tatsächlich gab oder gegeben haben
soll, dass der Mythos der sauberen Wehrmacht, den man
gerne verbreitet, und der SS und der Sondereinsatzgrup-
pen, die angeblich nur gewütet haben sollen, vom ersten
Tag an falsch gewesen ist, dass der Plan nicht nur zur
Vernichtung des europäischen Judentums, sondern auch
der polnischen Intelligenz von Anfang an durchgesetzt
wurde. In Krakau wurden Professoren ermordet, nur
weil sie intelligent waren. Das alles war geplant. Das al-
les hat man gemacht.

Jetzt stellt sich die Frage: War es nicht ehrenwert, ei-
nen solchen Krieg zu verraten, war das nicht eine bes-
sere Haltung, als ihn zu führen, als den Mut nicht aufzu-
bringen, zu desertieren, als die Befehle bis zum Ende zu
befolgen? Das ist die entscheidende Frage. Hier haben
Sie immer noch keine Klarheit geschaffen, Herr Kollege
Gehb. Die Konservativen in diesem Land haben in
50 Jahren Aufarbeitung leider immer noch keine Klar-
heit gewonnen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


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(C (D Zur Frage der toten Kameraden. Dieser Frage muss an sich stellen. Nur, wie hätten die Alliierten denn sie en sollen? Mit Wattebäuschchen oder mit Gut-Zureen? Es ging leider nur über Millionen toter deutscher oldaten. Die Schuld dafür trugen andere. Wenn Sie beaupten, ein Kriegsverrat ist schändlich, wenn er tatächlich dazu führt, dass die Wehrmacht militärisch gechwächt wurde, (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das habe ich nicht gesagt!)


ann müssen Sie auch fragen, was mit den amerikani-
chen Bauernsöhnen aus Kentucky ist, die in Hürtgen-
ald, die in der Eifel gefallen sind. War es in deren Inte-

esse nicht richtig, so viele militärische Details wie
öglich zu verraten? Diese Frage muss man stellen.

Als Letztes: Die Untersuchungen haben ergeben, dass
ie Fälle, die abgeurteilt wurden, keine Fälle des Verrats
on militärischen Geheimnissen waren. Das kommt ja
och dazu.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Eben!)


Ja, aber Sie haben darauf abgestellt.


(Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Habe ich auch!)


ie haben gesagt: wenn es so gewesen wäre! Die Männer
es 20. Juli haben Angriffspläne verraten, sogar schon
ehr früh. Sie sind nach London geflogen und haben den
riegsverrat begangen, weil sie den Krieg verhindern
ollten. Sie haben genau das getan. Auch sie haben rich-

ig gehandelt, und auch sie verdienen unseren Respekt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Dr. Konrad Schily [FDP])


Es war ein ganz langer Weg in der Geschichte der
undesrepublik, bis zunächst einmal anerkannt wurde,
ass die Männer des 20. Juli keine Verräter sind. Jetzt
ind wir sozusagen bei den Gefreiten, bei den Schützen
ngekommen, die heute auch rehabilitiert werden.

Von dem, was Ralph Giordano einmal die zweite
chuld der Deutschen genannt hat, nämlich die Unfähig-
eit, nach dem Krieg aufzuarbeiten, auch zu bestrafen,
eispielsweise auch die Richter des Volksgerichtshofs
or Gericht zu bringen, wird ein ganz kleines Stück ab-
etragen, aber wirklich nur ein ganz kleines Stück.

Mein Dank gilt Jan Korte. Er hat dieses Thema aufge-
riffen. Wir hätten jederzeit dem Gesetzentwurf der
inkspartei zugestimmt. Wir haben das auch immer ge-
agt. Wir wollten nicht, dass er beerdigt wird. Mein
ank gilt auch Christine Lambrecht, die in der SPD-
raktion mit anderen zusammen das Ruder herumgeris-
en hat; sonst wäre eine weitere Legislaturperiode ver-
lempert worden. Das muss man ganz deutlich sagen.
nsofern freue ich mich dann doch noch an dem heutigen
ag.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD, der FDP und der LINKEN)


(B)







(A) )



(B) )


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623309500

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist Christine

Lambrecht, SPD-Fraktion.


Christine Lambrecht (SPD):
Rede ID: ID1623309600

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Quasi in letz-
ter Minute beschließen wir heute die Rehabilitierung der
letzten Opfergruppe der NS-Zeit. Noch vor ein paar Wo-
chen hätte es wahrscheinlich niemand für möglich gehal-
ten, dass wir das doch noch hinbekommen. Ich muss sa-
gen, es freut mich sehr und macht mich auch ein
bisschen stolz, dass wir es als Parlament geschafft ha-
ben, uns zusammenzuraufen und diese wichtige Frage in
der letzten Sitzung zur Abstimmung zu bringen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Es ist zwar schon oft gesagt worden, aber ich möchte
trotzdem die Gelegenheit ergreifen und den Kollegen
Jan Korte und Wolfgang Wieland danken, die mich un-
terstützt haben, als wir einen Gruppenantrag auf den
Weg gebracht haben, mit dem wir – so will ich es einmal
sagen – noch einmal Bewegung in die Angelegenheit ge-
bracht haben. Weil das Ganze dermaßen ins Stocken ge-
kommen ist, haben wir befürchtet, dass darüber nicht
mehr entschieden werden könnte. Deswegen haben wir
die unübliche und nicht regelmäßig genutzte Möglich-
keit des Gruppenantrags gewählt. Ich glaube, das war in
dieser hochmoralischen und wichtigen Angelegenheit
der richtige Weg.

Ich bin ganz oft von Journalisten gefragt worden: Wa-
rum setzen Sie sich für diese Opfergruppe ein, die Men-
schen sind doch alle tot? Das hört sich auf den ersten
Blick zynisch an. Ich glaube aber, man muss trotzdem
eine Antwort darauf geben. Gewiss, nach unserem heuti-
gen Kenntnisstand gibt es niemanden, der während der
NS-Zeit wegen Kriegsverrats verurteilt worden ist und
heute noch lebt. Aber ich glaube, wir müssen auch den
Hinterbliebenen zu ihrem Recht verhelfen.


(Beifall im ganzen Hause)


Beim Lesen der vielen Zuschriften, die ich bekom-
men habe, wurde mir erst bewusst, wie schwierig es ge-
rade für die Hinterbliebenen war, mit dem Stigma, mein
Vater, mein Sohn, mein Bruder waren Kriegsverräter, in
der Nachkriegszeit zu leben. Es war ja keineswegs so,
dass, als der Krieg vorbei war, das Naziunrecht nicht
mehr vorhanden war und auf einmal alle Antifaschisten
waren, sondern dort, wo dieses Urteil im Raum stand,
hat der eine oder andere Nachbar selbstverständlich mit
dem Finger auf die Frau gedeutet, deren Mann wegen
Kriegsverrats verurteilt wurde.


(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und wie!)


Auch Kinder wurden in der Schule deswegen – heute
würde wir sagen – gemobbt. Es gab unglaublich schwere
Schicksale. Die Menschen haben das in sich hineinge-
fressen, manche sind daran sogar zerbrochen. Ich
glaube, dass es wichtig ist, dass wir nicht nur den eigent-
lichen Kriegsverrätern, sondern auch ihren Angehörigen

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(C (D m Rahmen unserer Möglichkeiten als Parlament heute hre Würde zurückgeben. Die Menschen, die wegen Kriegsverrats verurteilt urden, sind tot. Das ist richtig. Aber es gibt den Aus pruch von Bertolt Brecht, dass nur die wirklich tot sind, n die sich niemand mehr erinnert. Es ist vor allen Dinen Professor Wette zu verdanken, dass viele Fälle nicht er Vergessenheit anheimgegeben wurden, sondern wir hnen heute mit Respekt noch einmal begegnen. Wir haben viele Diskussionen darüber geführt. Der ollege Gehb hat in der ihm eigenen Art deutlich geacht, was Kriegsverrat bedeutet hat. Nach gegenwärti em Forschungsstand wissen wir, dass § 57 MStGB eine llzweckwaffe gegen Soldaten war, insbesondere gegen oldaten unterer Dienstränge; auch das muss man in dieem Zusammenhang sagen. Wer in irgendeiner Form geen den Willen der Naziführung verstoßen hatte, wurde erurteilt. Es ist kein einziger Fall von Kameradenverrat elegt. Es ist oft eingewendet worden – auch Sie haben das eute wieder getan –, dass man die wegen Kriegsverrats erurteilten nicht nachträglich zu Helden machen dürfe. (Dr. Jürgen Gehb [CDU/CSU]: Das habe ich doch gar nicht gesagt!)


(Beifall im ganzen Hause)


s leuchtet mir bis heute nicht ein, warum ich Men-
chen, die zu Unrecht verurteilt wurden, dadurch zu Hel-
en machen soll, dass ich deren Unrechtsurteile aufhebe.
ein, ich gebe ihnen lediglich ihr Recht zurück. Das hat
it Heldentum überhaupt nichts zu tun.


(Beifall bei der SPD, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Persönlich will ich erklären, dass jede Tat, die dazu
eführt hat, Widerstand gegen das NS-Regime deutlich
u machen oder den Krieg um nur einen Tag, um nur
ine Stunde zu verkürzen, dass jede Tat, die das Schwei-
en der Waffen früher herbeigeführt hat und die Befrei-
ng von Auschwitz und der anderen Konzentrations-
nd Vernichtungslager früher ermöglicht hat, für mich
ersönlich eine Heldentat war. So gab es viele Helden in
ieser Zeit, viele unbesungene Helden.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich hoffe, dass das Ergebnis dieser langen, zähen Dis-
ussion, dass die Aufhebung dieses NS-Unrechts darin
esteht, dass sich auch heute und in der Zukunft Men-
chen finden werden, die gegen Unterdrückung,
nrecht, Ausbeutung und Krieg aufstehen; denn dann
ären die Menschen, denen wir heute Gerechtigkeit wi-
erfahren lassen, nicht umsonst gestorben.

Vielen Dank.


(Beifall im ganzen Hause)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1623309700

Ich schließe die Aussprache.






(A) )



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner
Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Rechts-
ausschusses auf Drucksache 16/13979 zu dem von den
Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/
Die Grünen eingebrachten Gesetzentwurf, dem von den
Abgeordneten Jan Korte, Christine Lambrecht,
Wolfgang Wieland und weiteren Abgeordneten einge-
brachten Gesetzentwurf sowie dem von der Fraktion Die
Linke eingebrachten Gesetzentwurf zur Änderung des
Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Un-
rechtsurteile in der Strafrechtspflege.

Abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktionen
der CDU/CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen auf
Drucksache 16/13654. Der Rechtsausschuss empfiehlt
unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die An-
nahme des Gesetzentwurfs. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, um das Handzeichen. –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
damit in zweiter Beratung mit den Stimmen des ganzen
Hauses angenommen.

Dritte Beratung

und Schlussabstimmung. Ich bitte diejenigen, die dem
Gesetzentwurf zustimmen wollen, sich zu erheben. –
Gegenprobe! – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf ist
damit in dritter Beratung ebenfalls mit den Stimmen des
ganzen Hauses angenommen.


(Beifall im ganzen Hause)


Mit der Zustimmung zu diesem Gesetzentwurf ent-
fällt die Abstimmung über die beiden weiteren Gesetz-
entwürfe auf Drucksachen 16/13405 und 16/3139.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen jetzt
noch über ein paar Petitionen abstimmen; es tut mir leid.

Im Übrigen weise ich darauf hin, dass ein Änderungs-
antrag der Linken auf Drucksache 16/14016 vorgelegen
hat und nicht darüber abgestimmt worden ist. Es ist ja
über einen Gesetzentwurf abgestimmt worden. Ich bitte,
dies zur Kenntnis zu nehmen. Wir können über ihn nicht
mehr abstimmen, weil über den Gesetzentwurf bereits
abgestimmt worden ist. Ich wollte der Form halber da-
rauf hinweisen.

Wir kommen zu den Beschlussempfehlungen des
Petitionsausschusses.

Tagesordnungspunkt 4 f:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 617 zu Petitionen

– Drucksache 16/13951 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 617 ist mit den Stimmen
des ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 g:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 618 zu Petitionen

– Drucksache 16/13952 –

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Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Sammelübersicht 618 ist ebenfalls mit den
timmen des ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 h:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 619 zu Petitionen

– Drucksache 16/13953 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Sammelübersicht 619 ist mit den Stimmen
on SPD, CDU/CSU, FDP bei Enthaltung des
ündnisses 90/Die Grünen und Gegenstimmen der Frak-

ion Die Linke angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 i:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 620 zu Petitionen

– Drucksache 16/13954 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Sammelübersicht 620 ist mit den Stimmen
es ganzen Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 j:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 621 zu Petitionen

– Drucksache 16/13955 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Sammelübersicht 621 ist bei Gegenstim-

en des Bündnisses 90/Die Grünen mit dem Rest der
timmen des Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 k:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 622 zu Petitionen

– Drucksache 16/13956 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Sammelübersicht 622 ist bei Gegenstim-

en der Fraktion Die Linke mit dem Rest der Stimmen
es Hauses angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 l:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 623 zu Petitionen

– Drucksache 16/13957 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ungen? – Die Sammelübersicht 623 ist bei Gegenstim-

en der FDP mit dem Rest der Stimmen des Hauses an-
enommen.






(A) (C)



(B) )


Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner

Tagesordnungspunkt 4 m:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 624 zu Petitionen

– Drucksache 16/13958 –

Wer stimmt dafür? – Gegenprobe! – Enthaltungen? –
Die Sammelübersicht 624 ist mit den Stimmen von SPD,
Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU bei Enthaltung der
FDP und Gegenstimmen der Fraktion Die Linke ange-
nommen.

Tagesordnungspunkt 4 n:

Tagesordnungspunkt 4 q:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 628 zu Petitionen

– Drucksache 16/13962 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Sammelübersicht 628 ist mit den Stimmen der
Koalition gegen die Stimmen der Opposition angenom-
men.

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, wir sind da-
mit am Schluss unserer heutigen Tagesordnung und so-
Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 625 zu Petitionen

– Drucksache 16/13959 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 625 ist bei Zustimmung
von SPD, CDU/CSU, FDP und Gegenstimmen des
Bündnisses 90/Die Grünen und der Fraktion Die Linke
angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 o:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 626 zu Petitionen

– Drucksache 16/13960 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 626 ist mit den Stimmen
der Fraktionen Die Linke, SPD, CDU/CSU bei Gegen-
stimmen des Bündnisses 90/Die Grünen und der FDP
angenommen.

Tagesordnungspunkt 4 p:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 627 zu Petitionen

– Drucksache 16/13961 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Sammelübersicht 627 ist mit den Stimmen
von SPD und CDU/CSU bei Enthaltung der FDP und bei
Gegenstimmen des Bündnisses 90/Die Grünen und der
Fraktion Die Linke angenommen.

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it am Ende der voraussichtlich letzten Sitzung in der
6. Wahlperiode des Deutschen Bundestages.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, hinter uns liegen
ier arbeitsreiche Jahre, Jahre kontroverser Debatten,
ielfach aber auch der Übereinstimmung über Fraktions-
renzen hinweg. Wir führten in grundlegenden Fragen
iskussionen, die Höhepunkte unserer parlamentari-

chen Demokratie darstellten.

Ich möchte Ihnen allen für Ihr Engagement und Ihren
insatz ganz herzlich danken. Das gilt insbesondere für
ie Schriftführerinnen und Schriftführer, die das Präsi-
ium tatkräftig unterstützt haben.


(Beifall)


Mein besonderer Dank gilt den vielen Kolleginnen
nd Kollegen, die dem neuen, dem 17. Deutschen Bun-
estag nicht mehr angehören werden. Ich wünsche Ihnen
m Namen aller alles erdenklich Gute für die Zukunft.

Mein Dank gilt aber auch den vielen Mitarbeiterinnen
nd Mitarbeitern der Bundestagsverwaltung, die vor
der hinter den Kulissen ihre Dienste geleistet haben und
och leisten. Ohne sie könnten wir unsere parlamentari-
che Arbeit überhaupt nicht machen.


(Beifall)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich wünsche uns al-
en in den nächsten Wochen einen fairen Wahlkampf.
en Zuschauerinnen und Zuschauern auf der Tribüne
nd vor den Bildschirmen wünsche ich eine gute Woche.
anke für Ihre Aufmerksamkeit.

Die Sitzung ist geschlossen.


(Beifall)