Protokoll:
15176

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 15

  • date_rangeSitzungsnummer: 176

  • date_rangeDatum: 13. Mai 2005

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:27 Uhr

  • account_circleMdBs dieser Rede
  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 15/176 in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 8: Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Arbeitnehmer-Entsen- degesetzes (Drucksache 15/5445) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 9: Große Anfrage der Abgeordneten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Tagesordnungspunkt 25: Große Anfrage der Abgeordneten Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart, Carl-Ludwig Thiele, weiterer Ab- geordneter und der Fraktion der FDP: Verein- fachung des deutschen Steuerrechts (Drucksachen 15/501, 15/1548) . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 10: Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/CSU eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes zur Sicherung der Unternehmens- nachfolge (Drucksache 15/5448) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16579 B 16594 D 16595 A Deutscher B Stenografisch 176. Sitz Berlin, Freitag, den I n h a l Tagesordnungspunkt 28: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD, der CDU/CSU und des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Neufassung der Freibetragsregelungen für erwerbs- fähige Hilfebedürftige (Freibetragsneu- regelungsgesetz) (Drucksache 15/5446 (neu)) . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Dirk Niebel, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Hinzuverdienstmöglichkeiten zum Arbeitslosengeld II im Interesse ei- ner Beschäftigung im ersten Arbeits- markt verbessern (Drucksache 15/5271) . . . . . . . . . . . . . . . . K K D D G A P A D 16579 A 16579 B Fraktion der CDU/CSU: Sozialdumping durch osteuropäische Billigarbeiter (Drucksache 15/5168) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16579 C undestag er Bericht ung 13. Mai 2005 t : laus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . arl-Josef Laumann (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Brandner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . irk Niebel (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erd Andres, Parl. Staatssekretär BMWA . . . lexander Dobrindt (CDU/CSU) . . . . . . . . . etra Pau (fraktionslos) . . . . . . . . . . . . . . . . . nette Kramme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Reinhard Göhner (CDU/CSU) . . . . . . . . . 16579 D 16581 D 16584 B 16585 A 16586 B 16587 D 16590 A 16591 B 16592 A 16593 B in Verbindung mit II Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 176. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2005 Zusatztagesordnungspunkt 11: Antrag der Abgeordneten Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Otto Bernhardt, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Herausforderungen der Globa- lisierung annehmen, Unternehmensteuern modernisieren, Staatsfinanzen durch mehr Wachstum sichern (Drucksache 15/5450) . . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 12: Antrag der Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN: Steuer- vereinfachung im Vollzug – Vorteil für Bürger, Betriebe und Verwaltung (Drucksache 15/5466) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Volker Wissing (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Reinhard Schultz (Everswinkel) (SPD) . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Joachim Poß (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Meister (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans Michelbach (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister (Bayern) Dr. Barbara Hendricks (SPD) . . . . . . . . . . Carl-Ludwig Thiele (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . Gabriele Frechen (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Hartmut Schauerte (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 29: a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung der projektbe- zogenen Mechanismen nach dem Proto- koll von Kioto zum Rahmenüber- einkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen vom 11. Dezem- ber 1997 und zur Umsetzung der Richt- linie 2004/101/EG (Drucksache 15/5447) . . . . . . . . . . . . . . . . b) Antrag der Abgeordneten Birgit Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Mehr Klima- U M U J B W R T a b c d 16595 A 16595 A 16595 B 16596 C 16598 D 16601 D 16602 C 16603 C 16604 A 16606 B 16606 D 16607 B 16609 B 16610 A 16611 B 16614 A 16616 A schutz zu geringeren Kosten durch na- tionale Projekte ermöglichen (Drucksache 15/4948) . . . . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . arie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . lrich Kelber (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ürgen Trittin, Bundesminister BMU . . . . . . . Marie-Luise Dött (CDU/CSU) . . . . . . . . . irgit Homburger (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . ilfried Schreck (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . oland Dieckmann (CDU/CSU) . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 27: ) Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Dr. Maria Böhmer, Thomas Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Forschungs- und Innovationsförderung für die Ar- beitsplätze der Zukunft (Drucksache 15/5016) . . . . . . . . . . . . . . . ) Große Anfrage der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Lage der Forschung in Deutschland (Drucksachen 15/2528, 15/4793) . . . . . . . ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Pieper, Ulrike Flach, Christoph Hartmann (Homburg), wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Die europäische Spalla- tions-Neutronenquelle in Deutsch- land fördern – zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Christoph Bergner, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion der CDU/ CSU: Sachgerechte Planungsent- scheidungen zum Bau einer europäi- schen Spallations-Neutronenquelle ermöglichen (Drucksachen 15/472, 15/654, 15/5174) ) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria Böhmer, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Informatives Berichtswesen 16616 A 16616 B 16617 C 16618 B 16618 C 16619 C 16620 B 16621 B 16622 B 16623 B 16623 C 16623 C Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 176. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2005 III als Grundlage einer guten Forschungs- und Technologiepolitik (Drucksachen 15/4497, 15/5101) . . . . . . . e) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dem An- trag der Abgeordneten Helge Braun, Katherina Reiche, Thomas Rachel, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: 7. EU-Forschungsrahmen- Zusatztagesordnungspunkt 13: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP: Äußerungen des Bundesministers der Finanzen zu Haushaltsrisiken für den Bundeshaushalt 2005 und zur Mehrwert- steuer Dr. Andreas Pinkwart (FDP) . . . . . . . . . . . . . Karl Diller, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . 16623 D 16643 D 16645 A programm wirksam ausgestalten (Drucksachen 15/3807, 15/4712) . . . . . . . f) Antrag der Abgeordneten Helge Braun, Katherina Reiche, Thomas Rachel, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU: Stärkung der klinischen Forschung in der Hochschulmedizin (Drucksache 15/5246) . . . . . . . . . . . . . . . . g) Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht zur technologischen Leistungs- fähigkeit Deutschland 2005 und Stel- lungnahme der Bundesregierung (Drucksache 15/5300) . . . . . . . . . . . . . . . . h) Antrag der Abgeordneten Ulrike Flach, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Deutschland muss aufholen – 2006 bis 2016 – Dekade der Innova- tionen (Drucksache 15/5360) . . . . . . . . . . . . . . . . Edelgard Bulmahn, Bundesministerin BMBF Katherina Reiche (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ulrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg Tauss (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Martina Eickhoff (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Maria Böhmer (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Marion Seib (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Andrea Wicklein (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Helge Braun (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Ulla Burchardt (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S A O P B C N O G K P N A L A N B z s T K A A 16623 D 16624 A 16624 A 16624 B 16624 C 16626 C 16628 B 16629 D 16631 C 16632 C 16633 C 16635 C 16637 A 16638 C 16640 A 16641 B teffen Kampeter (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . nja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . tto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . etra-Evelyne Merkel (SPD) . . . . . . . . . . . . . artholomäus Kalb (CDU/CSU) . . . . . . . . . . hristine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . rtwin Runde (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eorg Fahrenschon (CDU/CSU) . . . . . . . . . . arin Roth (Esslingen) (SPD) . . . . . . . . . . . . eter Rzepka (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . ächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 1 iste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . nlage 2 achträglich zu Protokoll gegebene Rede zur eratung des Entwurfs eines Ersten Gesetzes ur Änderung des Anspruchs- und Anwart- chaftsüberführungsgesetzes (175. Sitzung, agesordnungspunkt 18) laus Haupt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 3 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16647 B 16649 A 16650 B 16651 D 16653 C 16654 C 16656 A 16657 B 16658 B 16659 C 16661 A 16662 C 16663 A 16663 C 16664 B Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 176. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2005 16579 (A) ) (B) ) 176. Sitz Berlin, Freitag, den Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 176. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2005 16663 (A) ) (B) ) kürzen. Die Bundesregierung hat nicht, wie vomSchröder, Gerhard SPD 13.05.2005 In der Folge entspricht der Gesetzentwurf nicht den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts. Das Gericht hat festgestellt, dass hohe Gehälter nicht automatisch politisch überhöhte Gehälter sind. Nur diese seien zu Schlauch, Rezzo BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 13.05.2005 Anlage 1 Liste der entschuldigt A w g b g B d g g v B u w f s d m w Abgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich Bellmann, Veronika CDU/CSU 13.05.2005 Dr. Bietmann, Rolf CDU/CSU 13.05.2005 Bollmann, Gerd Friedrich SPD 13.05.2005 Brüderle, Rainer FDP 13.05.2005 Dr. Däubler-Gmelin, Herta SPD 13.05.2005 Eichel, Hans SPD 13.05.2005 Eichhorn, Maria CDU/CSU 13.05.2005 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 13.05.2005 Goldmann, Hans- Michael FDP 13.05.2005 Hempelmann, Rolf SPD 13.05.2005 Hilsberg, Stephan SPD 13.05.2005 Dr. Hoyer, Werner FDP 13.05.2005 Kossendey, Thomas CDU/CSU 13.05.2005 Löning, Markus FDP 13.05.2005 Müller (Erlangen), Stefan CDU/CSU 13.05.2005 Multhaupt, Gesine SPD 13.05.2005 Nitzsche, Henry CDU/CSU 13.05.2005 Dr. Paziorek, Peter CDU/CSU 13.05.2005 Dr. Pinkwart, Andreas FDP 13.05.2005 Riegert, Klaus CDU/CSU 13.05.2005 Schäfer (Bochum), Axel SPD 13.05.2005 Scharping, Rudolf SPD 13.05.2005 Schily, Otto SPD 13.05.2005 S S D S V V D W A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten nlage 2 Nachträglich zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung des Entwurfs eines Ersten Geset- zes zur Änderung des Anspruchs- und Anwart- schaftsüberführungsgesetzes (175. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 18) Klaus Haupt (FDP): Die FDP begrüßt den von ihr iederholt angemahnten Gesetzentwurf der Bundesre- ierung zur Umsetzung des Bundesverfassungsgerichts- eschlusses vom 23. Juni 2004 ausdrücklich. Auf eine Anfrage der FDP antwortete die Bundesre- ierung noch am 7. März, sie prüfe, ob die Vorgaben des undesverfassungsgerichts überhaupt umgesetzt wür- en. Erst als wir am 26. März das Zögern der Bundesre- ierung in der Presse öffentlich machten, kam Bewe- ung in die Sache. Am 19. April lag der Gesetzentwurf or, der schon am 21. April zur ersten Lesung in den undestag kam. Die Bundesregierung handelt dabei aber überstürzt nd offensichtlich erst auf Druck der Öffentlichkeit. Es äre schön, wenn Sie das gut ein Jahr bekannte Problem rühzeitig aufgegriffen hätten, damit die parlamentari- chen Beratungen nicht unter solchem Zeitdruck stattfin- en müssen. Die komplexe Problematik, faire Kürzungs- echanismen auszuarbeiten, kann so nicht gewährleistet erden. eehofer, Horst CDU/CSU 13.05.2005 pahn, Jens CDU/CSU 13.05.2005 r. Stinner, Rainer FDP 13.05.2005 trothmann, Lena CDU/CSU 13.05.2005 ogel, Volkmar Uwe CDU/CSU 13.05.2005 ogt (Pforzheim), Ute SPD 13.05.2005 r. Westerwelle, Guido FDP 13.05.2005 öhrl, Dagmar CDU/CSU 13.05.2005 bgeordnete(r) entschuldigt biseinschließlich 16664 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 176. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2005 (A) ) (B) ) Verfassungsgericht gefordert, geprüft, in welchen Berei- chen des Staatsdienstes der ehemaligen DDR solche po- litisch überhöhten Gehälter gezahlt wurden. Nur auf ei- ner solchen Grundlage hätten wirklich angemessene Kürzungsmechanismen erstellt werden können. Jetzt bleibt nur übrig, einige hochgestellte Berufsgruppen, die im Verantwortungszusammenhang mit der Staatssicher- heit gestanden haben, auszuwählen. Das Gesetz kommt den Anforderungen des Verfassungsgerichts damit nur ungenügend nach. Der Entwurf zieht den Kreis der Per- sonen, die von den Kürzungen betroffen sind, recht eng. Eine Vielzahl von DDR-Funktionären kann nun mit hö- heren Renten rechnen. Die FDP stimmt dem Gesetzentwurf und dem ge- meinsamen Änderungsantrag zu, da ansonsten alle Kür- zungsmechanismen entfallen würden. Eine derartige Rentenerhöhung ausgerechnet für die Spitzen des DDR- Regimes ist jedoch vor dem Hintergrund allgemeiner Rentenkürzungen inakzeptabel und wäre besonders für die immer noch unzureichend entschädigten SED-Opfer ein Schlag ins Gesicht. Auch der Änderungsantrag kann nur auf Annahmen beruhen, welche Bereiche der Staatsorganisation gegen- über der Staatssicherheit Verantwortung trugen. Wir stimmen ihm aber zu, da er Personengruppen benennt, bei denen ein enges Verhältnis mit der Staatssicherheit und ein überhöhtes Gehalt als wahrscheinlich angenom- men werden können. Die FDP-Fraktion fordert von der Bundesregierung, wie vom Bundesverfassungsgericht beschlossen, eine Aufstellung der Gehaltsstrukturen im öffentlichen Dienst der ehemaligen DDR, die Grundlage für eine faire Auswahl der Personen sein kann, bei denen Ein- schnitte bei der Rente verfassungsrechtlich zu rechtferti- gen sind. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 810. Sitzung am 29. April 2005 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen, einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 Grund- gesetz nicht zu stellen bzw. einen Einspruch gemäß Arti- kel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: – Gesetz zur Änderung des Öko-Landbaugesetzes – Dreizehntes Gesetz zur Änderung des Arzneimit- telgesetzes – Gesetz zur Änderung der Bundes-Apothekerord- nung und anderer Gesetze – Gesetz zur Organisationsstruktur der Telematik im Gesundheitswesen – Gesetz zur Reform des Reisekostenrechts – Drittes Gesetz zur Änderung des Sprengstoffgeset- zes und anderer Vorschriften (3. SprengÄndG) – – – – – m z v m d n m V P t (C (D Gesetz zur Änderung des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche Gesetz zur Änderung des Statistikregistergesetzes und sonstiger Statistikgesetze Zweites Gesetz zur Änderung des Seemannsgeset- zes und anderer Gesetze Gesetz zur Änderung des Apothekengesetzes Gesetz zur Regelung bestimmter Altforderungen (Altforderungsregelungsgesetz – AFRG) Der Bundestag hat gemäß § 4 Abs. 1 Satz 4 Parla- entsbeteiligungsgesetz mit Wirkung vom 12. Mai 2005 u dem nachfolgenden Antrag seine Zustimmung im ereinfachten Verfahren erteilt: – Antrag der Bundesregierung Fortsetzung des Einsatzes bewaffneter deutscher Streit- kräfte zur Unterstützung der Überwachungsmission AMIS der Afrikanischen Union (AU) in Darfur/Sudan auf Grundlage der Resolution 1556(2004) und 1564(2004) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen vom 30. Juli 2004 und 18. September 2004 – Drucksache 15/5423 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 er Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den achstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Fünfter Bericht der Bundesregierung über den Stand der Rechtssicherheit für deutsche Unternehmen im Zu- sammenhang mit der Stiftung „Erinnerung, Verantwor- tung und Zukunft“ – Drucksachen 15/3100, 15/3251 Nr. 2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Vierter Bericht der Bundesregierung über den Stand der Auszahlungen und die Zusammenarbeit der Stif- tung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ mit den Partnerorganisationen – Drucksachen 15/3440, 15/3693 Nr. 1.4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU- orlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische arlament zur Kenntnis genommen oder von einer Bera- ung abgesehen hat. Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung Drucksache 15/4911 Nr. 1.5 Auswärtiger Ausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 2.1 Finanzausschuss Drucksache 15/4911 Nr. 1.2 Drucksache 15/4911 Nr. 2.12 Deutscher Bundestag – 15. Wahlperiode – 176. Sitzung. Berlin, Freitag, den 13. Mai 2005 16665 (A) (C) (B) (D) Drucksache 15/4911 Nr. 2.14 Drucksache 15/4911 Nr. 2.15 Drucksache 15/4911 Nr. 2.17 Drucksache 15/4911 Nr. 2.21 Drucksache 15/4911 Nr. 2.22 Drucksache 15/4911 Nr. 2.27 Drucksache 15/5080 Nr. 2.2 Drucksache 15/5080 Nr. 2.7 Haushaltsausschuss Drucksache 15/5172 Nr. 1.1 Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Drucksache 15/5080 Nr. 2.5 Drucksache 15/5080 Nr. 2.6 Drucksache 15/5080 Nr. 2.8 Drucksache 15/5080 Nr. 2.13 Drucksache 15/5080 Nr. 2.14 Drucksache 15/5080 Nr. 2.16 Drucksache 15/5080 Nr. 2.17 Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft Drucksache 15/5080 Nr. 2.4 Drucksache 15/5080 Nr. 2.11 Drucksache 15/5080 Nr. 2.12 Drucksache 15/5172 Nr. 1.7 Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Drucksache 15/4705 Nr. 2.29 Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Drucksache 15/5172 Nr. 1.3 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 15/5080 Nr. 1.4 176. Sitzung Berlin, Freitag, den 13. Mai 2005 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3
Gesamtes Protokol
Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517600000

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die

Sitzung ist eröffnet.
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 28 a und 28 b so-

wie die Zusatzpunkte 8 und 9 auf:
28 a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD,

der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Geset-
zes zur Neufassung der Freibetragsregelun-

(Freibetragsneuregelungsgesetz)

– Drucksache 15/5446 (neu)
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Dirk
Niebel, Rainer Brüderle, Angelika Brunkhorst,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Hinzuverdienstmöglichkeiten zum Arbeitslo-
sengeld II im Interesse einer Beschäftigung im
ersten Arbeitsmarkt verbessern
– Drucksache 15/5271 –

Z

A
W

K

D
w
V
d
W
w
6
a

Redet
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Innenausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

ZP 8 Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung
des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes
– Drucksache 15/5445 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit (f)

Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung un
Landwirtschaft

(C (D ung 13. Mai 2005 0 Uhr P 9 Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten Karl-Josef Laumann, Dagmar Wöhrl, Veronika Bellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU Sozialdumping durch osteuropäische Billigarbeiter – Drucksache 15/5168 – Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Stunde vorgesehen. – Ich höre keinen iderspruch. Dann ist so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen laus Brandner, SPD-Fraktion, das Wort. Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten amen und Herren! Gestern hat der Bundestag mit überältigender Mehrheit den Vertrag über eine europäische erfassung verabschiedet. In der Debatte waren wir uns arüber einig, dass Europa viele Vorteile mit sich bringt. ir haben gerade den 8. Mai würdig begangen, an dem ir uns daran erinnert haben, dass wir in Europa über 0 Jahre ohne Krieg verbracht haben. Wir wollen jetzt uch über die wirtschaftlichen Aspekte reden, von denen ext viele Mitgliedstaaten, insbesondere auch Deutschland, profitieren. Wir sind Exportweltmeister. Unsere Exporte gehen zu 75 Prozent in die Europäische Union. Angesichts der hohen wirtschaftlichen und auch gesellschaftlichen Bedeutung muss Europa von uns allen weiterhin als Chance genutzt werden. Doch der Wandel und die Veränderungen, die mit dem größeren Europa einhergehen, laufen nicht immer ganz reibungslos ab. Viele Menschen erleben Bedrohungen und haben Ängste. Gerade in Grenzgebieten haben die Menschen mit Blick auf osteuropäische Billig um ihren Arbeitsplatz. Viele, die als liesenleger arbeiten, sahen in den letzten Arbeitsplatz durch illegale Praktiken ben ihn sogar verloren. d arbeiter Angst Fleischer oder F Monaten ihren droht oder habe Klaus Brandner Dies müssen wir abwenden. Deshalb gilt, dass das Zusammenleben in Europa Spielregeln braucht. Eine dieser Spielregeln ist: faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1517600100




(A) )


(B) )


Darum diskutieren wir heute über die Änderung des Ent-
sendegesetzes. Mit den neuen Regelungen schaffen wir
erstens die Möglichkeit, Sozial- und Lohndumping
einzudämmen, und zweitens schaffen wir die Rahmen-
bedingungen dafür, dass ein fairer Wettbewerb in Europa
gesichert bleibt.

Hierbei dürfen ausländische Unternehmen nicht be-
nachteiligt werden. Sie dürfen aber auch nicht, wie bis-
her, aufgrund fehlender Regelungen durch Lohn- und
Sozialdumping Arbeitsplätze in unserem Land gefähr-
den. Dass man sich durch unfairen Wettbewerb Vorteile
verschafft, muss in diesem Land ausgeschlossen werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb wollen wir mit der Änderung des Entsende-
gesetzes auch ausländische Arbeitgeber verpflichten,
Mindestlöhne zu zahlen und Mindestarbeitsbedingun-
gen wie Entlohnung von Überstunden, Urlaubsdauer,
Urlaubsgeld usw. zu gewährleisten.

Bislang galt das Entsendegesetz für die Baubereiche.
Es ist bedauerlich – das will ich hier klar sagen –, dass
die Ausweitung auf andere Bereiche erst jetzt erfolgt.
Wir hätten dies schon 1996 erreichen können.


(Beifall bei der SPD)

Damals hat die SPD genau das gefordert und einen ent-
sprechenden Gesetzentwurf eingebracht.


(Dirk Niebel [FDP]: Das war schon damals falsch!)


Meine Damen und Herren, schauen Sie sich den der-
zeitigen Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen an, wo ins-
besondere die sozialen Missstände beklagt werden. Da-
bei sind allerdings diejenigen unglaubwürdig, die sich
gegen eine Ergänzung des Entsendegesetzes ausgespro-
chen und damit eine bessere Bekämpfung von Miss-
brauch, der zu unfairen Arbeitsbedingungen führt, ver-
hindert haben. Auch das muss heute gesagt werden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Faktisch schaffen wir mit der Ausweitung des Entsen-
degesetzes zunächst einheitliche Rahmenbedingungen
für alle Branchen. Zukünftig soll es den Tarifvertrags-
parteien überlassen bleiben, selbst Regelungen für die
jeweiligen Branchen zu treffen und durch ein bundes-
weites Tarifgefüge sicherzustellen, dass keine Niedrigst-
löhne mehr gezahlt werden und unfaire Wettbewerbsbe-
dingungen gar nicht erst entstehen können. Ich sage ganz
bewusst: Das ist eine Regelung im Rahmen der Tarif-
autonomie. Alle, die nichts von einem allgemeinen ge-
setzlichen Mindestlohn halten, sollten daran erinnert
werden, dass es darum geht, die Tarifautonomie zu stär-

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(C (D en und dafür zu sorgen, dass im Rahmen dieser Tarifutonomie bundesweite Regelungen erlassen werden önnen und die gesetzliche Festlegung eines allgemeien Mindestlohnes gar nicht erst nötig wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir, meine Damen und Herren, werden die Situation im
uge behalten. Wir werden die Verantwortung wahrneh-
en und, wenn es sein muss, natürlich auch über einen
rweiterten Spielraum reden.
In der Union ist man durch die Zustände, die wir in

er Fleischwarenindustrie erlebt haben, wach geworden.
err Stoiber erklärte, nachdem die Probleme in der
leischindustrie deutlich wurden, ganz schnell, man
üsse sich ernsthaft Gedanken über einen gesetzlichen
indestlohn machen. Das veranlasste Frau Merkel kurz
arauf dazu, öffentlich festzustellen, dass ein gesetzli-
her Mindestlohn mit der Union nicht zu machen sei.
err Pofalla hat diese Haltung bestätigt, während Herr
aumann sagte, einer solchen Diskussion stehe er sehr
ufgeschlossen gegenüber, und Herr Weiß von der CDA
agte, ein staatlicher Mindestlohn stelle eine diskus-
ionswürdige Alternative dar.
Nun wollen wir nicht gesetzlich einen allgemeinen
indestlohn festlegen. Wir wollen als ersten Schritt ein
ntsendegesetz, das zulässt, dass im Rahmen der Tarif-
utonomie faire Bedingungen durch die Tarifvertrags-
arteien für jede Branche separat geregelt werden. Jede
ranche soll feststellen, welche Verdiensthöhe in ihrem
ereich notwendig und richtig ist. Wenn die Union, wie
ührende Politiker von ihr sagen, aufgeschlossen über
as Thema sprechen will, dann hat sie heute die Mög-
ichkeit, das unter Beweis zu stellen. Ihre Vertreter soll-
en also nicht nur die Lippen spitzen, sondern auch pfei-
en und mithelfen, dass Regelungen, die für faire
edingungen am Arbeitsmarkt sorgen, erlassen werden
önnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, über die Frage der Wir-
ungen des gesetzlichen Mindestlohns im Baubereich
ird viel gestritten. Wer kann eigentlich besser Auskunft
ber die Wirkungen eines solchen Gesetzes, das seit
996 in Kraft ist, geben als die Bauindustrie selbst? Na-
ürlich kann ich durch ein Entsendegesetz, das die Mög-
ichkeit zur Festlegung eines Mindestlohns gibt, nicht
en Strukturwandel verhindern. Das ist auch nicht die
ufgabe. Der Strukturwandel ist aber auch nicht behin-
ert worden. Das stellt die Bauindustrie selbst in aktuel-
en Stellungnahmen fest. Sie sagt darüber hinaus, der ta-
ifliche Mindestlohn hat nicht preistreibend gewirkt, es
am zu keiner Verdrängung inländischer Baunachfrage.
as jedenfalls steht in der jüngsten Stellungnahme der
eutschen Bauindustrie, die auch Ihnen, meine Damen
nd Herren von der Opposition, mit Sicherheit zugegan-
en sein wird.
Insofern sind Aussagen, die das Entsendegesetz oder

esetzliche Mindestlöhne verteufeln, Schall und Rauch.
er das verteufelt, will nicht, dass für faire Arbeitsplatz-






(A) )



(B) )


Klaus Brandner

bedingungen in Deutschland gesorgt wird, will nicht,
dass es ein Regelwerk gibt, das die Bereitschaft der
Menschen, Ja zu Europa zu sagen, erhöht. Sie werden
nämlich nur dann Ja zu Europa sagen, wenn sie wissen,
dass es in Europa fair und korrekt zugeht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Fest steht, das Entsendegesetz ist ein Element, um Ar-
beits- und Wettbewerbsbedingungen innerhalb der Wirt-
schaft fair zu gestalten. Es kommt bei der Umsetzung
darauf an, dass alle mithelfen: die Sozialpartner, die
öffentlichen Hände und all diejenigen, die Überwa-
chungs-, Kontroll- und Gestaltungsaufgaben wahrneh-
men. Die Bundesregierung geht gegen schwarze Schafe
und diejenigen, die die Dienstleistungs- und Niederlas-
sungsfreiheit missbrauchen, konsequent vor.


(Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Reichlich spät!)


Der Bundeskanzler hat eine Taskforce eingerichtet. Der
Staatssekretär Andres, der gleich noch reden wird, wird
– ich bin davon überzeugt – über einige Erfolge ihrer Tä-
tigkeit berichten.

Die Taskforce zeigt: Es darf nicht nur Sanktionen ge-
ben, sondern wir müssen auch weiter an einer effizienten
Kontrolle arbeiten. Dazu muss zum Beispiel die Melde-
pflicht ausländischer Arbeitgeber angepasst und durch
elektronische Kommunikationswege verbessert werden.
Es kommt darauf an, dass Bund und Länder in dieser
Frage noch enger zusammenarbeiten als bisher; denn wir
sind davon überzeugt, dass ein präventiver Ansatz den
Menschen am ehesten hilft, eine wirksame Kontrolle im
Bereich des Entsendegesetzes und des Missbrauchs von
Niederlassungsfreiheit zu erreichen.

Ich will aber auch sagen, meine Damen und Herren,
dass nicht die ganze Fleisch- und Schlachthofbranche in
Verruf gebracht werden darf. Wer dieses Thema nur zum
Verteufeln nutzt, der dient der Sache nicht. Bei schwar-
zen Schafen wurden gravierende Missstände aufgedeckt.
Aber es gibt eine große Zahl von Unternehmen, die be-
reit sind, einen Ehrenkodex und ein Markenzeichen
für Qualitätsprodukte auszuarbeiten, das dafür steht,
dass die Qualitätsprodukte unter fairen Bedingungen
hergestellt und bearbeitet worden sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Dieser Initiative müssen wir Unterstützung verleihen.
Auch ein Großunternehmen aus meinem Wahlkreis, das
Unternehmen Tönnies, ist bereit, einen solchen runden
Tisch mit zu organisieren, weil es darum geht, Arbeits-
plätze und Ausbildungsplätze in Deutschland zu erhal-
ten, und das zu fairen Bedingungen.

Dahinter steckt doch auch, dass es um Investitionen
am Standort Deutschland geht. Es geht darum, dass die
hier vorhandene Arbeit zu menschenwürdigen Bedin-
gungen geleistet wird. Dazu müssen die entsprechenden
Organisationsformen hergestellt werden. Ein solcher
runder Tisch kann dazu dienen, letztlich sicherzustellen,

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(C (D ass Betriebsräte üblich sind, dass Tarifverträge üblich ind und dass die Einhaltung von gesetzlichen Mindesttandards nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich hoffe, meine Damen und Herren, dass die Union
it ihrem Zickzackkurs aufhört. Sie hat das ja bei dem
weiten Thema, das wir zum Schluss positiverweise ein-
eitlich geregelt haben, gezeigt. Ich will damit ganz klar
uf die Zuverdienstregelung zu sprechen kommen. Wir
ätten eine Zuverdienstregelung natürlich schon längst
aben können; denn Rot-Grün hatte einen Gesetzentwurf
ingebracht, der einen höheren Zuverdienst vorsah, da-
it sich auch die Aufnahme einer geringer bezahlten Ar-
eit lohnt. Im Verfahren hat die Union eingelenkt. Das
egrüße ich sehr. Wir legen heute eine Regelung vor, die
ansparent ist, die einen echten Anreiz bietet, auch Ar-
eit in Teilzeit oder mit einer geringeren Bezahlung auf-
unehmen, und damit den Weg in den ersten Arbeits-
arkt eröffnet.
Ich begrüße dies sehr und freue mich, dass die Union
it ihrem Zickzackkurs Schluss gemacht hat. Es kommt
tzt darauf an, dass wir den Prozess insgesamt voran-
ringen. Wir konnten gestern Konjunktursignale zur
enntnis nehmen: Im ersten Quartal 2005 haben wir seit
ier Jahren das erste Mal wieder ein Wachstum, mit
em wir in Europa Spitzenreiter und eben nicht Schluss-
cht sind.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir werden gleich hören, dass Sie das alles wieder klein-
eden. Das ist völlig klar; das kennen wir schon.


(Dirk Niebel [FDP]: Wie war das mit dem Einäugigen und dem Blinden?)


ber es ist in dieser Zeit doch wichtig, deutlich zu ma-
hen: Hier bewegt sich was! Reden Sie doch nicht im-
er schlecht, sondern helfen Sie mit, wie Sie das auch in
nderen Bereichen in der Vergangenheit getan haben!
ie Opposition kann zeigen, dass sie durch die Zustim-
ung zu beiden Gesetzentwürfen, zum Zuverdienst und
um Entsendegesetz, ein gutes Signal für Deutschland
nd für den Arbeitsmarkt setzt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517600200

Das Wort hat nun Kollege Karl-Josef Laumann,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Karl-Josef Laumann (CDU):
Rede ID: ID1517600300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
ieser Tagesordnungspunkt umfasst ja zwei Gesetz-
ebungsvorhaben der Regierung: Der eine Teil sind die
inzuverdienstregelungen bei Hartz IV, die wir für






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

sinnvoll halten, die wir in einem gemeinsamen Gesetz-
entwurf eingebracht haben und die ich teilweise per-
sönlich ausgehandelt habe. Der andere Teil ist das Ent-
sendegesetz. Ich glaube, dass dieses Entsendegesetz
überhastet entstanden ist.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD – Ute Kumpf [SPD]: Mal geht es Ihnen zu langsam, mal zu schnell! Sie können sich nie entscheiden!)


Ich bin fest davon überzeugt, dass es in vielen Bereichen
gegen die soziale Partnerschaft gerichtet ist, etwa da-
durch, dass der Bundesminister auf dem Wege der Ver-
ordnung auf Antrag nur einer Tarifvertragspartei einen
entsprechenden Prozess in Gang setzen kann.

Zu dem Gesetzentwurf zu den geänderten Hinzuver-
diensten möchte ich sagen: Man kann immer darüber
streiten, ob die Freibeträge, die gewährt werden, so rich-
tig sind oder ob sie höher oder niedriger sein sollten. Das
möchte ich einmal dahingestellt lassen.

Wichtig ist aus meiner Sicht, dass das Arbeiten in
einem regulären Job auf dem so genannten ersten
Arbeitsmarkt attraktiver sein muss als zum Beispiel ein
1-Euro-Job, der immer im zweiten Arbeitsmarkt ange-
siedelt ist. Ein regulärer Job für einen Empfänger von
Arbeitslosengeld II muss auch so attraktiv sein, dass der
Betreffende lieber arbeitet, als endlose Runden in geför-
derten Maßnahmen zu drehen. Nichts qualifiziert aus
meiner Sicht für den Arbeitsmarkt so gründlich, wie das
Arbeiten im ersten Arbeitsmarkt, auch wenn es nur we-
nige Stunden in der Woche sind.

Ich glaube, dass die bisherigen Regelungen, nämlich
nicht nur – wie es früher der Fall war – mit einem Frei-
betrag zu arbeiten, sondern auch mit Zuverdiensten in
prozentualer Höhe, zwar im Prinzip gut und hinsichtlich
der Anreizwirkung richtig waren, aber im Bereich der
Jobs bis zu einem Verdienst von 400 Euro gegenüber
dem Bereich der 1-Euro-Jobs schlicht und ergreifend un-
attraktiv waren.

Ich meine, dass wir hier eine vernünftige Lösung ge-
funden haben. Ich bin auch sehr froh, dass wir eine
Lösung gefunden haben, mit der im Regelfall die Zu-
verdienstmöglichkeiten der größeren Bedarfsgemein-
schaften, also der Bedarfsgemeinschaften mit Kindern,
gegenüber den Zuverdienstmöglichkeiten von Leuten,
die keine Kinder haben, verbessert wurden. Dadurch
wird das Lohnabstandsgebot besser gewahrt.

Wir sollten nicht nur sehen, dass wir das Gesetz zügig
verabschieden, sondern wir sollten vor allen Dingen da-
für sorgen, dass die Bundesagentur für Arbeit in der
Lage ist, diese Änderungen zügig zu administrieren.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Mir macht schon ein wenig Sorgen, dass unter Umstän-
den, wie man hören kann, die Regelungen erst zum
1. Januar des nächsten Jahres in Kraft treten. Wir sollten
im Interesse der Menschen zusehen, dass diese Regelun-
gen spätestens zum 1. August oder 1. September umge-
setzt werden.

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(C (D Der Entwurf eines Entsendegesetzes hat sicherlich ine ehrenwerte Zielrichtung, nämlich Sozialdumping u verhindern. Bevor wir aber einen solchen weit reihenden Schritt tun, müssen wir uns doch fragen, welche rkenntnisse die Bundesregierung in den einzelnen ranchen hat, dass sie jetzt zu diesem gesetzlichen Mitl greifen will. Wir von der Union haben eine Große nfrage gestellt, in der wir wissen wollten: Wie ist die ituation in den einzelnen Branchen? Welche Erkenntisse haben Sie? Welche Zahlen liegen vor? Diese Große nfrage ist bis heute nicht beantwortet. Sie sollte aus unerer Sicht im Übrigen eine Vorbereitung auf die Diskusion sein, wie wir mit diesen Problemen umgehen. Ich habe den Eindruck, dass dieses Gesetz für die enschen, die Angst haben – auch wir sehen, dass es ranchen gibt, wo die Situation nicht einfach und nicht Ordnung ist –, ein Symbol sein soll: Wir haben euer roblem erkannt und jetzt führen wir ein Instrument ein, it dem wir euch helfen. – Aber wenn dieses Instrument icht funktioniert, wenn die Leute sehen, dass trotz der eschlossenen Maßnahmen ihre Situation überhaupt icht verändert wird, dann bewirken Sie in einem äuerst sensiblen Bereich bei Menschen, die es auf unseem Arbeitsmarkt oft nicht sehr einfach haben, eine roße Enttäuschung. Ich will ganz klar sagen: Die Situation der Menschen den Schlachtbetrieben ändern Sie mit dem Gesetzenturf, den Sie heute vorlegen, überhaupt nicht; (Dirk Niebel [FDP]: Alles Scheinselbstständige!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


enn diejenigen aus Osteuropa, die in den Schlacht-
etrieben arbeiten, kommen zunächst einmal als Selbst-
tändige.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

b diese nun alle, Herr Kollege Niebel, Scheinselbst-
tändige sind, möchte ich bezweifeln. In Nordrhein-
estfalen wurden in den letzten Monaten in allen gro-
en Schlachtbetrieben Kontrollen in einem erheblichen
mfang durchgeführt. Natürlich ist es zu Beanstandun-
en gekommen. Aber es gab auch ganz viele Fälle, in de-
en die Situation nicht zu beanstanden war. Auch das
uss man sagen.
Sie werden dieses Problem mit den Selbstständigen

us Osteuropa, die Aufträge beispielsweise in deut-
chen Schlachthöfen übernehmen, über ein Entsendege-
etz nicht lösen können.


(Beifall bei der CDU/CSU)

as Problem hängt damit zusammen, dass es in Europa
ine Dienstleistungsfreiheit gibt, die diese Selbstständi-
en nach dem EU-Beitritt nutzen können.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sollen wir die jetzt abschaffen?)


Obwohl der Bundesrat die Bundesregierung dazu auf-
efordert hat, ist diese Dienstleistungsfreiheit nicht wie
ie Arbeitnehmerfreizügigkeit für einen Übergangszeit-






(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

raum eingeschränkt worden. Darin liegt das Problem. In
dem EU-Vertrag mit Bulgarien und Rumänien hat die
Bundesregierung eine Fußnote durchgesetzt, dass wir
unseren Arbeitsmarkt relativ rasch für diese Menschen
öffnen wollen. Das zeigt, dass Sie genau das Gegenteil
von dem tun, was Sie den Menschen vorzutäuschen ver-
suchen. Da kann man doch einfach nicht mitmachen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nehmen wir ein anderes Beispiel, eine andere Bran-

che, in der es zurzeit Schwierigkeiten gibt: Das sind die
Fliesen- bzw. Plattenleger. Zum Beispiel in der Hand-
werkskammer Münster – ich komme von dort – haben
die Anmeldezahlen in dieser Branche um 85 Prozent zu-
genommen. Die Menschen, die jetzt in diesem Bereich
ein Gewerbe anmelden, sind fast ausschließlich aus Ost-
europa. Wenn diese ihre Dienstleistung als selbststän-
dige Fliesenleger bei uns anbieten, dies aber zu Quadrat-
meterpreisen, mit denen man einen deutschen
Fliesenleger weder nach Tarif noch im Hinblick auf das
Urlaubsgeld und die Sozialversicherung, wie es bei uns
der Fall ist, bezahlen kann, dann lösen Sie dieses Pro-
blem nicht über den Gesetzentwurf, den Sie heute vorge-
legt haben.


(Anette Kramme [SPD]: Herr Laumann, wer hat denn die Niederlassungsfreiheit eingeräumt?)


Sie lösen das Problem damit nicht und sollten dies auch
den Menschen nicht vorgaukeln. Es ist doch verrückt,
den Leuten zu sagen: Mit diesen Mindestlöhnen können
wir eure Situation ändern. Dieses Parlament trägt die
Verantwortung dafür, dass diese Situation bei den Flie-
senlegern entstehen konnte, indem wir den Meister-
zwang beseitigt haben


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist es!)

und damit die europäische Richtlinie über die berufliche
Qualifikation nicht mehr greift. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie waren aus ideologischen Gründen dafür, den Meis-
terbrief abzuschaffen. Sie haben es zum Schlimmen ver-
ändert.

Wollen Sie den Fliesenlegern helfen? Das kann der
Bundestag in einem Tag machen. Dann müssen Sie den
Meisterzwang für diesen Bereich wiederherstellen. Dann
können Sie zumindest verhindern,


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: So ist das!)

dass sich Menschen, die nicht schon heute im Ausland
selbstständig sind, in diesem Bereich selbstständig ma-
chen. Das wäre die einzige Möglichkeit, um dieser Bran-
che zu helfen.


(Klaus Brandner [SPD]: Ich habe die Bauindustrie am Tisch gehabt! Es ist totaler Quatsch, was ihr erzählt!)


Oder sagen Sie: „Wir wollen diesen Wettbewerb“?
Dann muss man aber auch dazu stehen. Nur, ich bin ge-
spannt, wie wir Wettbewerb im gehobenen Dienstleis-
tungsbereich herstellen wollen, wo wir etwa bei Notaren

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(C (D och Gebietsschutz haben und wo im Hinblick auf die ienstleistungsfreiheit in Europa gar nichts passieren ann. Ich sehe die Probleme, die das Dienstleistungshanderk hier hat; aber mit dem vorliegenden Gesetzentwurf ösen Sie diese nicht. Sie machen Versprechungen Menchen gegenüber, die sehr gefährdet sind, weil es aufrund der europäischen Erweiterung um ihre Existenz eht. Sie verstehen Ihre Politik nicht mehr, die ihnen am nde nicht hilft. Eine solche Politik ist meiner Meinung ach unverantwortlich. (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Norbert Röttgen [CDU/CSU]: Das ist doch Methode bei denen!)


Natürlich muss es, auch was die Löhne ausländischer
rbeitnehmer, die in Deutschland arbeiten, angeht,
pielregeln geben. Es ist wahr, dass es Bereiche gibt, in
enen die Tarifvertragsbindung zwar auf dem Papier
teht, aber in der Realität sehr zu wünschen übrig lässt.
ass es ganz klar ist: Auch für die CDU/CSU ist Lohn-
umping nicht in Ordnung; dagegen muss man vorge-
en.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)


s ist für uns nicht in Ordnung – das sage ich hier ganz
eutlich –, wenn wir teilweise Strukturen haben, in de-
en einzelne Unternehmer die Höhe der Löhne in ihren
etrieben allein festsetzen können. Das ist nicht das
piel, wie wir Koalitionsfreiheit verstehen. Schon
eo XIII. – der Mann war von 1878 bis 1903 Papst der
ömisch-katholischen Kirche – hat gesagt:


(Klaus Brandner [SPD]: Der steht aber nicht zur Wahl!)


s ist nicht in Ordnung, wenn Unternehmen einseitig
öhne festlegen können. – Das ist ein wesentlicher Be-
tandteil der christlichen Soziallehre, die in meiner Par-
ei und in keiner anderen in Deutschland ihren Schutz-
atron hat.


(Zuruf von der SPD: Mir kommen die Tränen!)


Deswegen sage ich Ihnen: Es ist ganz normal, Allge-
einverbindlicherklärungen von Tarifverträgen abzuge-
en. Es gibt in Deutschland über 450 allgemein verbind-
ich erklärte Tarifverträge.


(Klaus Brandner [SPD]: Das macht die Nähe zur christlichen Gewerkschaft aus!)


ie meisten kommen im Übrigen aus der Zeit, in der die
nion regiert hat. Dies war immer ein ganz normales In-
trument der Politik.
Aber man muss sich dieses Instrument Branche für
ranche anschauen. Man muss genau abwägen: Kann
an damit Probleme lösen oder muss man andere Instru-
ente in die Hand nehmen, um die Probleme zu lösen?


(Klaus Brandner [SPD]: Genau deshalb machen wir das! Weil wir Branche für Branche angucken!)







(A) )



(B) )


Karl-Josef Laumann

Ich habe neben anderen ein großes Problem mit Ihrem
Vorschlag, der in der Anwendung demnächst im Grunde
folgendermaßen funktionieren soll: Eine Tarifvertrags-
partei einer Branche sagt: Wir sind der Meinung, dass in
unserem Bereich keine Ordnung herrscht. Dann muss
zwar der Bundesminister mit der anderen Tarifvertrags-
partei reden; aber im Grunde kann er durch eine Verord-
nung am Parlament und der anderen Tarifvertragspartei
vorbei entscheiden, was er in diesem Bereich will. Das
ist nicht unsere Vorstellung.

Unsere Vorstellung ist vielmehr – das haben wir auch
nach 1998, als Sie dieses Gesetz verändert haben, sehr
deutlich gesagt –: Wir sind der Meinung, dass sich die
Tarifvertragsparteien einer Branche über die Frage ver-
ständigen müssen, ob Unordnung in ihrem Bereich be-
steht, und dann der Politik sagen müssen: Wir beantra-
gen eine Allgemeinverbindlichkeit. Aus unserer Sicht
kann der Bundesminister dann nach einem Prüfungspro-
zess entscheiden; denn ich glaube, dass die Sozialpart-
nerschaft in den Branchen eine wichtige Voraussetzung
für die Tarifautonomie ist, die sich im Grundsatz be-
währt hat. Wir, die Politik, sollten uns nicht danach seh-
nen, die unteren Löhne festzusetzen. Hinter der Frage,
ob wir das besser als die Tarifvertragsparteien könnten,
mache ich ein ganz großes Fragezeichen.


(Dirk Niebel [FDP]: Ja, allerdings!)

Sie werden die Tarifautonomie dann stärken, wenn

Sie es zumindest dabei belassen, dass sich beide Tarif-
vertragsparteien über diese Frage verständigen müssen.

Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517600400

Ich erteile das Wort der Kollegin Thea Dückert, Frak-

tion Bündnis 90/Die Grünen.

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517600500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor

ungefähr einem Monat, am 8. April, konnten wir in der
„FAZ“ lesen, dass Herr Stoiber bei einem Besuch in
Brüssel erklärte, dass man sich „ernsthaft über einen ge-
setzlichen Mindestlohn Gedanken machen muss“. Herr
Laumann hat dem zugestimmt und applaudiert.


(Klaus Brandner [SPD]: Dann muss er jetzt auch pfeifen! Oder er ist unglaubwürdig!)


Er hat, wie auch Herr Stoiber, darauf hingewiesen, dass
wir in verschiedenen Branchen so etwas wie Mindest-
löhne haben müssen, um genau dies in Deutschland zu
vermeiden.

Die Ausweitung des Entsendegesetzes ist ein Mittel
– eines von vielen denkbaren, unterschiedlichen Mit-
teln –, um genau das, was von Ihnen beklagt wird, aufzu-
greifen, dem etwas entgegenzusetzen und das zu tun,
was Herr Laumann gerade eingefordert hat: sich unter
Berücksichtigung der Branchen auf die Autonomie der
Tarifvertragsparteien zu beziehen, um in einzelnen Bran-
chen Mindestlöhne einzuziehen, um Lohndumping und
Sozialdumping in Deutschland zu verhindern.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Nur zwei Wochen später, vielleicht sogar noch eher,
at sich die Union von den Ausführungen von Herrn
aumann und Herrn Stoiber distanziert, ganz nach dem
otto: Was schert mich mein Geschwätz von gestern.


(Zuruf von der CDU/CSU: Vielleicht gab es auch einfach ein paar neue Erkenntnisse, Frau Dückert!)


ie haben wieder einen Beweis dafür geliefert, dass die
nionsparteien die Parteien der Unberechenbarkeit und
es Populismus sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


hre populistischen Versprechen haben Halbwertszeiten
on zwei Wochen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, Zickzack! Rauf und runter! – Klaus Brandner [SPD]: Wenn es ernst wird, schlagen sie sich in die Büsche!)


In der Tat gilt es, Armutslöhne in Deutschland wir-
ungsvoll zu bekämpfen; das ist überhaupt keine Frage.
uch gilt es, jede mögliche Chance dazu zu nutzen.
ber was schlagen Sie vor? Sie mäkeln am Entsendege-
etz herum. Herr Laumann sagt: Wir müssen noch ein
isschen prüfen. Er fragt: Wie ist das in Deutschland
berhaupt? Dabei hat das Entsendegesetz seinen Praxis-
st schon bestanden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Was schlagen Sie vor, außer dass Sie an den Vorschlä-
en, die wir gemacht haben, herummäkeln?


(Zuruf von der SPD: Nichts!)

ie schlagen zum Beispiel eine Abschottungspolitik ge-
enüber Europa vor. Herr Laumann, Sie haben dieser
bschottungspolitik mit Hinweisen auf Rumänien und
ulgarien wieder das Wort geredet. – Wie ich sehe,
icken Sie.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Dazu stehe ich auch! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Ihr habt noch nichts dazugelernt!)


Gleichzeitig haben Sie im Zusammenhang mit der
roblematik mit den Fliesenlegern wieder einmal das
ohelied auf das alte Zunftwesen gesungen.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Dazu stehe ich auch! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Aber, aber, Frau Dückert!)


uch Sie, Herr Laumann, wissen, dass dieses Zunft-
esen und diese Form der Handwerksordnung, die wir
um Glück modernisiert haben, in keinem unserer euro-
äischen Nachbarländer existieren.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das wird uns noch Leid tun!)







(A) )



(B) )


Dr. Thea Dückert

In genau diesem europäischen Kontext, in den wir ein-
steigen wollen, um ein soziales und offenes Europa zu
schaffen, sind solche Formen von Sonderregelungen und
Abschottung, wie Sie sie betreiben wollen, kontrapro-
duktiv.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Den Erfolg sehen Sie ja, Frau Dückert!)


Was Sie hinsichtlich der Lohnentwicklung in Europa
wollen – das hat Herr Pofalla in den letzten Wochen ge-
sagt und das ist auch von Frau Merkel gesagt worden –,
ist die Möglichkeit eines Niedriglohnsektors. Sie wollen
eine Abschottung und Sie wollen einen Niedriglohn-
sektor; das ist Ihre Antwort.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517600600

Kollegin Dückert, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Brandner?

Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517600700

Sofort, Herr Brandner, nachdem ich meinen Gedan-

ken zu Ende geführt habe. – Es geht darum, dass genau
die flächendeckenden Niedriglöhne, die Sie vorschlagen,
das Gegenteil von einem Kampf gegen Armutslöhne in
Deutschland bedeuten. Das, meine Damen und Herren,
machen wir nicht mit und deswegen schlagen wir Maß-
nahmen wie das Entsendegesetz vor.

Herr Brandner.

Klaus Brandner (SPD):
Rede ID: ID1517600800

Frau Kollegin Dückert, Sie haben gerade berichtet,

dass die Union sich gegenüber Europa abschotten will.
Ist Ihnen die Aussage von ihrem ehemaligen europapoli-
tischen Sprecher Peter Hintze bekannt? Er hat gesagt,
der Vorschlag der EU-Kommission, für die Arbeitneh-
merfreizügigkeit nach der EU-Erweiterung bis zu sieben
Jahre als Übergangsfrist vorzusehen, sei zu zögerlich
– wörtlich –:

Solch lange Fristen sind weder politisch noch wirt-
schaftlich gerechtfertigt.

So zu lesen in einer Presseerklärung der CDU/CSU-
Bundestagsfraktion. Wie erklären Sie sich das?


Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517600900

Es ist relativ schwierig, sich die ständigen Positions-

veränderungen innerhalb der Union zu erklären,

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD)

außer vielleicht damit, dass es sich auch hier um tages-
politische, um populistische Äußerungen handelt – wie
in diesem ganzen Bereich – nach dem Motto „Was schert
mich mein Geschwätz von gestern?“.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sie wollen Abschottungspolitik und Sie werfen uns
vor, dass das Entsendegesetz ein Arbeitsvernichtungs-
programm sei; Sie verweisen dabei auf das Bau-
gewerbe. Herr Laumann, Sie wissen sehr genau, was die

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(C (D robleme im Baugewerbe sind: Natürlich sind durch den trukturwandel Arbeitsplätze verloren gegangen, aber och mit Sicherheit nicht als Folge des Entsendegesetes; das wissen Sie. Sie haben selber die unsägliche, uninnige Politik der Subventionierung im Bausektor in en 90er-Jahren zu verantworten, die Aufblähung des ektors, auf die natürlich Strukturveränderungen und uch Schrumpfungsprozesse folgen mussten. Das sind ie Ursachen für die schwierige Entwicklung im ausektor. Deswegen hat der Hauptgeschäftsführer des auptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Michael nipper, mit Recht darauf hingewiesen, dass in der Baundustrie ohne die Mindestlöhne des Entsendegesetzes ehr als 650 000 Arbeitsplätze verloren gegangen wäen. Ein anderer Punkt: Sie beklagen, dass das Entsende esetz nicht verhindern könnte, dass sich beispielsweise Fleischereigewerbe und in anderen Bereichen ille ale Machenschaften, Scheinselbstständigkeit und ohndumping durchsetzen. Sie haben Recht, Herr aumann: Das kann das Entsendegesetz nicht regeln, eil hier gesetzeswidriges Handeln vorliegt, weil es sich ier um die Umgehung von Gesetzen handelt, um chwarzarbeit, um Scheinselbstständigkeit. Die kann an nicht mit Gesetzen austreiben, sondern nur durch ontrolle, zum Beispiel durch Kontrolle durch die Zollehörden, durch Kontrolle in den Betrieben und durch nternationale Zusammenarbeit. Ganz sicher reicht dafür ein Entsendegesetz. Aber es läuft ins Leere, wenn Sie erade dieses dem Entsendegesetz vorwerfen. Meine Damen und Herren, es geht darum, in vielen ranchen unterschiedliche Möglichkeiten zu ergreifen, ohndumping zu verhindern. Wir brauchen dieses, aber ir müssen dabei gleichzeitig auf die Kraft der Tarifveragsparteien setzen, auf die Tarifautonomie. Deswegen t es sinnvoll, mit dem Entsendegesetz, aber auch mit nderen Möglichkeiten branchenbezogene Mindestlöhne urchzusetzen, zum Beispiel durch eine Erleichterung er Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen. Das ntsendegesetz ist das eine. Dieser Schritt muss auch in nderen Branchen folgen. Ich möchte ganz zum Schluss noch zu einem anderen esetz etwas sagen, über das wir hier sprechen – auch in Beweis für die Wendefähigkeit, vielleicht sogar einal für die Lernfähigkeit der Union –: Es geht um die uverdienstregelung. Ich bin ungeheuer froh, dass es eute gelingt, die Zuverdienstregelung für die Langzeitrbeitslosen zu verbessern. Es war ein wirklich schwarer Fleck am Hartz-Gesetz, dass die Union uns gezwunen hat, die Zuverdienstmöglichkeiten gegenüber der lten Gesetzeslage so zu verschlechtern, wie wir es dann achen mussten, um die Zusammenlegung von Arbeitsosenhilfe und Sozialhilfe überhaupt hinzubekommen. ie haben hier gelernt. Ich möchte trotzdem noch einmal sagen: Gemäß Ih em Ansatz durften die Menschen, die bis 400 Euro verienen, keinen Cent dazuverdienen. Wir haben heute ein esetz eingebracht, durch das genau dies für kleine Zuerdienste extrem verbessert wird. Ich bin froh darüber, eil es in diesem Land ganz viele Leute gibt, die zwar Dr. Thea Dückert aktiv sind und Eigeninitiative ergreifen, die es aber aufgrund der engen Arbeitsmarktsituation sehr schwer haben, in den ersten Arbeitsmarkt zurückzukommen. Diesen Menschen können wir ihren Zuverdienst nicht madig machen. Wir können ihnen nicht jeden Cent abnehmen, sondern wir müssen sie in ihrer Eigeninitiative unterstützen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)





(A) )


(B) )


Deswegen ist es richtig, dass wir hier einfache pauscha-
lierte Regelungen und eine Möglichkeit geschaffen ha-
ben, gerade bei Tätigkeiten in Teilzeit und bei ersten
Schritten in den ersten Arbeitsmarkt Unterstützung zu
bieten. Dies ist besser als die 1-Euro-Jobs; sie sind die-
sen überlegen. Ich begrüße das sehr und freue mich, dass
Sie hier mit im Boot sind. Es hat lange gedauert.

Den Betroffenen hat das übrigens einiges gekostet.
Das finde ich sehr schade. Ab dem 1. Januar 2005 haben
einige der Betroffenen auf Zuverdienst verzichten müs-
sen. Das, was Sie da ausgebremst haben, hat den Men-
schen geschadet. Jetzt sind Sie auf dem richtigen Weg.
Es ist gut, dass Sie hier mitkommen.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517601000

Ich erteile das Wort Kollegen Dirk Niebel, FDP-Frak-

tion.

Dr. h.c. Dirk Niebel (FDP):
Rede ID: ID1517601100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die rot-grüne Bundesregierung bereitet mit die-
sem Gesetzgebungsverfahren den Weg für die Enttäu-
schung vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
Deutschland. Sie suggerieren den Menschen, die Angst
um ihre Arbeitsplätze haben, einen Lösungsweg und im
Endeffekt streuen Sie ihnen doch nur Sand in die Augen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Wenn wir uns anschauen, welche Situation wir vorge-

funden haben – ich nehme einmal die Fleisch verarbei-
tenden Betriebe –, müssen wir feststellen


(Klaus Brandner [SPD]: Wir erinnern uns: 1998 die höchste Arbeitslosigkeit, der höchste Schuldenstand, die höchsten Steuern!)


– Herr Brandner, nun lernen Sie doch mal ein bisschen
dazu, ich habe ja noch gar nicht richtig angefangen und
Sie blöken schon wieder dazwischen; vielleicht kann ich
Ihnen hier ja noch etwas erklären –:


(Ute Kumpf [SPD]: Sie sind ganz schön arrogant geworden! – Klaus Brandner [SPD]: Ist Ihnen der Job zu Kopf gestiegen?)


Viele Selbstständige aus osteuropäischen Ländern sind
hier tätig. Wir stellen aber auch fest, dass nicht alle vor-
her in ihren Herkunftsländern tatsächlich selbstständig
gewesen sind.

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(C (D Wenn ich mich jetzt zurückerinnere, wie diese Bunesregierung die angeblichen Scheinselbstständigen in eutschland drangsaliert und verfolgt hat, dann erwarte ch von Ihnen in allererster Linie, dass Sie den Missrauch einschränken, dass Sie überprüfen, wer tatsächich selbstständig ist, und dass Sie gegen diejenigen vorehen, die rechtsmissbräuchlich in diesen Betrieben rbeiten. (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Anette Kramme [SPD]: Genau das findet statt, Herr Niebel!)


Selbst, wenn Sie das dann gemacht und herausgefun-
en haben, dass nur noch richtige Selbstständige dort tä-
ig sind, greift das Entsendegesetz – das hat der Kollege
aumann bereits angesprochen – überhaupt nicht. Das
reift nämlich nur bei Angestellten. Also können Sie
uch hier keine Lösung herbeiführen. Sie tun aber so, als
b den Menschen in den Betrieben geholfen würde. Das
st schäbig.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Mindestlöhne, seien sie tariflich oder staatlich fest-

elegt, sichern und schaffen keinen einzigen Arbeits-
latz; sie vernichten Arbeitsplätze in der regulären Wirt-
chaft.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Klaus Brandner [SPD]: So ein Quatsch!)


indestlöhne in anderen Ländern haben eine komplett
ndere Funktion als Mindestlöhne in Deutschland.


(Klaus Brandner [SPD]: Die Bauindustrie sagt über das Gesetz genau das Gegenteil!)


n anderen Ländern, in denen es Mindestlöhne gibt, be-
teht der Zweck darin, ein Mindesteinkommen zu si-
hern, damit es nicht zur Armut kommen kann. Exakt
ieser Zweck wird in der Bundesrepublik durch die so-
ialen Sicherungssystemen verfolgt, nämlich durch das
rbeitslosengeld II und die Sozialhilfe.
Mindestlöhne, wie Sie sie diskutieren, setzen einen
indestpreis für eine bestimmte Leistung fest. Wenn
iese Leistung im Wettbewerb den Preis allerdings nicht
ert ist, dann wird sie zumindest in der regulären Wirt-
chaft nicht mehr nachgefragt und die Menschen werden
us dem Arbeitsmarkt faktisch ausgeschlossen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

us diesem Grund setzen wir als FDP-Bundestagsfrak-
ion auf Lohnzuschüsse statt auf Mindestlöhne.
Ich bin sehr froh, dass wir auf unserem Bundespartei-

ag am letzten Wochenende beschlossen haben, ein Bür-
ergeld einzuführen, durch das die steuerfinanzierten
ozialtransfers mit dem Steuersystem zusammengeführt
erden,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann müssen Sie sich auch mal einigen, welches Modell Sie wollen! Alle drei Wochen ein neues Modell!)







(A) )



(B) )


Dirk Niebel

damit hier ein geregelter Niedriglohnsektor geschaffen
werden kann, der auch Menschen mit geringerer Qualifi-
kation die Möglichkeit gibt, ihren Lebensunterhalt we-
nigstens teilweise wieder durch eigene Arbeit zu verdie-
nen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Denn eines ist doch völlig klar: In einer arbeitsteili-
gen Gesellschaft wie der unsrigen ist Massenarbeits-
losigkeit eine der größten Freiheitsberaubungen, die es
gibt. Deswegen müssen wir dagegen angehen, dass Men-
schen immer weiter aus dem Erwerbsprozess gedrängt
werden. Was ist denn der Grund oder zumindest ein
wichtiger Grund für die hohe Sockelarbeitslosigkeit ge-
rade im geringqualifizierten Bereich? Das sind die star-
ken Sockellohnerhöhungen der vergangenen Jahrzehnte,


(Anette Kramme [SPD]: 3 Euro Stundenlohn für alle!)


die, Frau Kramme, gut gemeint, aber schlecht gemacht
waren. Die unteren Tariflohngruppen wurden überpro-
portional angehoben. Damit sind die Menschen mit ih-
rem Gehalt aus der Produktivität herausgewachsen. Der
Arbeitsmarkt wurde faktisch verschlossen. Die Men-
schen wurden zu 100 Prozent in die Transferleistungen
überführt. Das ist menschenunwürdig und hat mit dem
mündigen Bürger, wie wir ihn uns vorstellen, überhaupt
nichts mehr zu tun.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Abschottungsprozesse werden auf Dauer nichts nüt-
zen. Man sollte vielmehr über flexible Übergangsfris-
ten – auch im Rahmen der Dienstleistungsrichtlinie, die
wir noch zu erwarten haben – nachdenken, die branchen-
spezifisch und regional unterschiedlich sind.

Ich möchte auch auf den zweiten Entwurf, der hier
vorliegt, eingehen. Ich erkenne an, dass Schwarz, Rot
und Grün hier eine Verbesserung der Hinzuverdienst-
möglichkeiten vorsehen. Ich habe – vielleicht können
Sie sich noch daran erinnern – schon im Vermittlungs-
verfahren gefordert, dass wir bessere Hinzuverdienst-
möglichkeiten erreichen. Natürlich muss derjenige, der
arbeitet, mehr Geld übrig haben als derjenige, der nicht
arbeitet. Natürlich muss man einen Anreiz schaffen, im
ersten Arbeitsmarkt zu verdienen und nicht vorzugs-
weise im zweiten Arbeitsmarkt.

Das passt übrigens ganz gut zusammen mit der vor-
hergehenden Position. Die Baubranche sagt nämlich im
„Mannheimer Morgen“ von gestern – ich zitiere –:

Bau beklagt Lohn-Dumping – Billig-Konkurrenz
durch Ich-AGs und Ein-Euro-Jobs
… wegen der Konkurrenz mit staatlich subventio-
nierten Ich-AGs seien reguläre Bautarife häufig
nicht mehr zu bezahlen. Missbraucht würden auch
die Regelungen zum Einsatz von Ein-Euro-Job-
bern. Langzeitarbeitslose würden inzwischen häu-
fig von Kommunen und Krankenhäusern bei der

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(C (D Sanierung ihrer Gebäude eingesetzt. Dies sei jedoch nicht im Sinne des Gesetzgebers. ch stimme dem zu. Das war nicht in unserem Sinne. Wenn wir jetzt aber eine Hinzuverdienstregelung, ie die von Ihnen vorgelegte, haben, behalten wir imer noch den höheren Anreiz, im zweiten Arbeitsmarkt ätig zu werden. Wer einen 2-Euro-Job 30 Stunden die oche ausübt, wird 240 Euro netto mehr zur Verfüung haben. Wer den gleichen Nettobetrag im ersten rbeitsmarkt zur Verfügung haben will, der muss chon einen 850-Euro-Job bekommen. Ich denke, hier ist die Anreizwirkung immer noch ine falsche. Deswegen hat die FDP-Bundestagsfrakion einen eigenen Vorschlag vorgelegt. Bis zu einem erdienst von 600 Euro sollen 40 Prozent anrechnungsrei bleiben, damit es sich tatsächlich lohnt, für sich elbst zu arbeiten und wieder in den Erwerbsprozess hieinzukommen. (Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist das jetzt der Parteitagsbeschluss oder der Antrag? Das sind zwei verschiedene Dinge!)


Ich verstehe, Frau Dückert, dass Sie traurig sind, weil
ie Grünen so etwas Ähnliches auch einmal wollten.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind überhaupt nicht traurig!)


ber Sie sind natürlich wieder einmal platt wie eine
lunder vor Ihrem Koalitionspartner umgefallen. Es tut
ir furchtbar Leid. Wir werden uns bemühen, dass Ih-
en dieses Leid in Zukunft nicht mehr entgegentritt.


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich frage nur: Was gilt jetzt? Gilt Ihr Antrag hier oder Ihr Parteitagsbeschluss? Das sind zwei unterschiedliche Modelle, Herr Niebel!)


ir werden dafür sorgen, dass Sie wieder in Ruhe die
laren grünen Thesen, die es irgendwann einmal gege-
en hat, vertreten können, und zwar in dem Moment, in
em wir die rot-grüne Bundesregierung abgelöst haben.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Über was reden Sie eigentlich?)


Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517601200

Ich erteile das Wort dem Parlamentarischen Staats-

ekretär Gerd Andres.
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Dr. h.c. Gerd Andres (SPD):
Rede ID: ID1517601300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
erren! Wir diskutieren hier in verbundener Debatte
wei für den Arbeitsmarkt sehr wichtige Gesetze. Die
eue Hinzuverdienstregelung wird stärkere Arbeitsan-
eize als bisher in allen Einkommensbereichen setzen,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

zugleich aber auch eine vereinfachte Lösung für den un-
teren Einkommensbereich bieten. Darüber hinaus enthält
die Neuregelung große Transparenz für die Hilfebedürf-
tigen und eine Kinderkomponente.

Künftig wird es nur noch zwei Freibetragsstufen ge-
ben. Bis zu einem Bruttoeinkommen in Höhe von
800 Euro beträgt der prozentuale Freibetrag 20 Prozent
des 100 Euro übersteigenden Einkommens. Das heißt
übersetzt, 100 Euro darf man immer behalten. Der da-
rüber hinausgehende Betrag wird zu 20 Prozent nicht an-
gerechnet. Für Bruttoeinkommen über 800 Euro beträgt
der zusätzliche prozentuale Freibetrag 10 Prozent. Das
heißt zum Beispiel, bei einem 400-Euro-Minijob wird
künftig Einkommen in Höhe von bis zu 160 Euro freige-
stellt. Jeder erwerbsfähige Hilfebedürftige kann künftig
sehr einfach ausrechnen, wie viel er mehr in der Tasche
hat, wenn er eine Arbeit aufnimmt, als wenn er nicht ar-
beitet.

Der Gesetzentwurf sieht weiterhin vor, dass die Rege-
lungen zum so genannten Einstiegsgeld geändert wer-
den. Einstiegsgeld kann künftig auch dann gewährt wer-
den, wenn die Hilfebedürftigkeit durch oder nach
Aufnahme einer Beschäftigung entfällt. Damit wird ein
weiterer möglicher Fehlanreiz beseitigt.

Ich darf ganz ausdrücklich sagen: Dieser Gesetzent-
wurf ist durch gemeinsame Gespräche zwischen der
Bundesregierung und der CDU/CSU zustande gekom-
men. Er beendet eine Regelung, die bürokratisch und un-
logisch war und die uns im letzten Jahr im Vermittlungs-
verfahren durch die CDU/CSU aufgezwungen wurde.
Die Union hat erklärt, der neuen Regelung im Bundesrat
zuzustimmen. Herr Laumann, dafür bedanken wir uns
sehr. Sie beseitigen mit der Zustimmung zu diesem Ge-
setz den Unfug, den Sie im letzten Jahr angerichtet ha-
ben. Herzlichen Glückwunsch dazu!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie behaupten etwas anderes; es gibt aber genügend, die
dabei waren.

Die FDP ist bei dieser Regelung entbehrlich; sie war
es auch bei der alten. Man muss, wenn man sich den
FDP-Antrag anschaut, wissen, dass der Vorschlag, der
da gemacht wird, ziemlicher Unsinn ist. Jede Zuver-
dienstregelung muss nämlich die Balance halten: Sie
soll einerseits Anreiz für zusätzliche Beschäftigung
– raus aus dem Bezug von Transferleistungen – sein; sie
darf andererseits nicht zementieren, dass man die Trans-
ferleistungen weiter bezieht und nebenbei ordentlich da-
zuverdient.


(Dirk Niebel [FDP]: Tut er auch nicht!)

Wer sich die FDP-Regelung anschaut, der wird fest-

stellen, dass sie einen saftigen Zuverdienst von bis zu
600 Euro einräumt. Er wird, wenn er ein bisschen Ah-
nung hat, weiter feststellen, dass man mit dieser Rege-
lung die Zahl der Bedarfsgemeinschaften deutlich erhö-
hen würde. Herr Niebel, mein Vorschlag ist also:
Machen Sie erst einmal ordentlich Ihre Hausaufgaben,
bevor Sie irgendeinen Unsinn erklären!

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(C (D (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Jawohl, Herr Oberlehrer! – Dirk Niebel [FDP]: Sie sind so ungefähr der Letzte, von dem ich mir etwas sagen lasse! Vom Gewerkschaftssekretär zum Staatssekretär!)


Nun sind wir beim zweiten Thema. Dazu ist – das
uss ich hier wirklich einmal sagen – auch ganz viel
nsinn erzählt worden. Ich möchte etwas zum Entsen-
egesetz sagen. Wir glauben, dass auch das Entsende-
esetz dazu beitragen wird, Arbeit in Deutschland wie-
er attraktiver zu machen. Wir haben es erlebt: Dem
inen geht der Gesetzentwurf nicht weit genug; auch die
roße Anfrage der CDU/CSU zum Sozialdumping
eigt, wie stark die politischen Strömungen, die mehr
rotektionismus und sogar Abschottung innerhalb Euro-
as fordern, sind. Dem anderen geht der Entwurf viel zu
eit, weil er ein Entsendegesetz mit einem gesetzlichen
indestlohn verwechselt. Kritikern von beiden Seiten
ann ich nur entgegnen: Wir liegen offenbar richtig
chön in der goldenen Mitte.
Das Arbeitnehmer-Entsendegesetz ist kein Mindest-

ohn, der generell den Wettbewerb ausschaltet. Ich sage
usdrücklich: In unserem Haus, im Bundesministerium
ür Wirtschaft und Arbeit, gibt es keine Überlegung, ei-
en solchen allgemeinen Mindestlohn einzuführen.
ohnfindung ist und bleibt primär die Aufgabe der Tarif-
ertragsparteien, nicht die des Staates.
Mit der Gesetzesänderung können in Zukunft die Ta-

ifpartner aller Branchen eine bundesweit geltende tarif-
ertragliche Lohnuntergrenze vereinbaren. Damit
aben sie die Möglichkeit, sicherzustellen, dass auslän-
ische Arbeitgeber, die Arbeitnehmer zur Arbeit nach
eutschland entsenden, verpflichtet werden, ihnen den
eutschen Mindestlohn zu zahlen. Bisher ist diese Rege-
ung im Wesentlichen auf den Baubereich beschränkt.
ie soll jetzt auf alle Branchen ausgedehnt werden.
Herr Laumann, ich bitte Sie, einen Moment zuzuhö-

en. Wir oktroyieren niemandem etwas auf. Sie müssen
issen, dass auch bei der Allgemeinverbindlichkeitser-
lärung eine Tarifvertragspartei alleine einen Antrag
tellen kann.


(Dr. Reinhard Göhner [CDU/CSU]: Aber Sie beschaffen die Verordnungsermächtigung!)


Sie haben hier wortreich – mit viel Geklingel – viel
rklärt. Sie haben aber nicht erklärt, was Sie machen
ollen. Ich habe sogar gelernt, dass auch Papst Leo XIII.
egen einseitige Lohnfestlegungen war. Donnerwetter,
err Laumann! Sie haben mit keinem Wort gesagt, was
ie gerne machen würden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie haben hier wunderbar etwas beklagt. Das war übri-
ens streckenweise überhaupt nicht haltbar. Ich weiß:
ei Ihnen sitzen die BDA und andere nicht nur nebenan,
ondern auch im Nacken; Herr Göhner wird ja hier noch
prechen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

Mit diesem Entsendegesetz – damit das völlig klar

ist – sind wir auf die Mithilfe der Tarifvertragsparteien
angewiesen. Zum Tarifvertrag gehören immer zwei Par-
teien – Herr Laumann, auch dazu herzlichen Glück-
wunsch! –, die ihn bundesweit abschließen und die dafür
sind, dass er einen Mindestlohn festlegt. Schon mit der
Verabredung des Tarifvertrages macht man doch deut-
lich, dass man das eigentlich will. Deswegen sind all
Ihre Vorhalte heiße Luft im Wahlkampfgeklingel.

Ich sage Ihnen: Wir bringen dieses Entsendegesetz
– einen schönen Gruß an Herrn Pofalla und andere –
jetzt ein. Es reicht nicht mehr, dass Herr Stoiber, Sie und
andere vom Arbeitnehmerflügel schöne Sonntagsreden
halten und im Bundesrat das Entsendegesetz kaputtma-
chen. Wir werden Sie jeden Tag und jede Woche vorfüh-
ren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will etwas zu bestimmten Branchen sagen, weil
auch dazu sehr viel Unsinn erzählt wird. Es gibt in
Europa und damit auch in Deutschland Dienstleistungs-
freiheit. Das bedeutet, dass Selbstständige, die hierher
kommen, ihre Dienstleistungen anbieten dürfen. Sie dür-
fen das im Zweifelsfalle für 1 Euro die Stunde tun; daran
kann sie niemand hindern. Genauso kann sich ein deut-
scher Selbstständiger so billig verkaufen, wie er Lust
hat. Aber bestimmte Bedingungen müssen eingehalten
werden. Sie können sich darauf verlassen, dass wir diese
Bedingungen knochenhart durchsetzen; auch wenn Sie
die Vorlage im Bundesrat liegen lassen.

Zur Selbstständigkeit gehört nach europäischer
Rechtsprechung so etwas wie eine Mindestform von
Niederlassung. Es reicht nicht, wenn sich 32 polnische
Menschen – ich habe nichts gegen diese Menschen – in
einer Vorstadtwohnung anmelden und alle als Fliesenle-
ger arbeiten wollen. Der Zentralverband des Deutschen
Handwerks und deutsche Behörden dürfen diesen Men-
schen nicht einfach ungeprüft die notwendigen Beschei-
nigungen und Zulassungen erteilen. Das kann nicht sein.
Dagegen werden wir vorgehen, damit Sie das wissen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Es muss sich um echte Selbstständige handeln. Wir wer-
den das prüfen und entsprechend vorgehen.

Zum Entsendegesetz will ich Ihnen Folgendes sagen:
Ich glaube, dass es seine Wirkung für die Tarifvertrags-
parteien entfaltet, die das wollen. Das deutsche Gebäu-
dereinigerhandwerk und das Gewerbe wollen diese Re-
gelung nutzen. Davon sind zwischen 700 000 und
800 000 Menschen betroffen.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das sehen wir auch so!)


Auch die deutsche Landwirtschaft will von dieser Rege-
lung profitieren. Sie alle haben kein Problem damit, dass
man dies einseitig beantragen kann. Sie aber, Herr
Laumann, machen deswegen viel Wind. Die Allgemein-
verbindlichkeitserklärung eines Tarifvertrages wird ge-
gen den erklärten Willen der Bauwirtschaft, der Bauin-

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(C (D ustrie und der Gewerkschaften von der BDA und nderen massiv sabotiert, weil sie diese Regelung aus rdnungspolitischen Gründen nicht wollen. Die Wirtchaft und die Gewerkschaften wollten sie, aber BDA nd andere haben sie verhindert. Deswegen sage ich Ihnen – das gilt auch aus anderen ründen; Herr Göhner, Sie können hier anschließend reen und dürfen all Ihre Positionen darstellen; das ist völig klar –: (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das tut er auch, damit er das richtig stellt, was Sie hier Falsches sagen!)


ir machen das Entsendegesetz. Damit steht der Bun-
esrat vor der Nagelprobe. Ich sage noch einmal: Hier
eht es nicht um Sonntagsreden vor Wahlkämpfen, son-
ern hier sind Bekenntnisse gefragt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich könnte Ihnen hierzu noch viel erzählen. Deswe-
en brauchen wir für die Beantwortung Ihrer Großen
nfrage noch etwas Zeit, Herr Laumann.


(Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Ach so! – Dirk Niebel [FDP]: Da hat jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht!)


Passen Sie auf: Wir müssen eine ganze Reihe Daten er-
eben. Dafür brauchen wir die Mitwirkung der Länder.
amit Sie eines wissen: Für den kommenden Dienstag
aben wir die versammelte deutsche Fleischwirtschaft
ingeladen. Ich führe viele Gespräche mit vielen Betrof-
enen. Wir werden auch dafür sorgen, dass Teile der
andwirtschaft – das haben wir schon verabredet –,
andwirtschaftliche Helfer und Facharbeiter, möglicher-
eise auch Saisonarbeiter in diese Regelung aufgenom-
en werden. Wir können das nur da machen, wo dies die
arifvertragsparteien wollen. Da, wo sie das nicht wol-
en, geht es nicht.
Ich sage ganz ruhig und gelassen, Herr Laumann: In

3 europäischen Ländern gibt es einen gesetzlichen
indestlohn. Wer keinen gesetzlichen Mindestlohn will,
er muss guten Willens sein und mithelfen, dass in
eutschland Lohndumping nicht flächendeckend um
ich greift. Das wäre eine Benachteiligung für die betrof-
enen Arbeitnehmer und ehrliche Arbeitgeber, die sich
it vernünftigen Wettbewerbsbedingungen auseinander
etzen. Eine Regelung nützt also beiden.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wer Lohndumping nicht will, der muss uns helfen,
it allen Mitteln und Möglichkeiten gegen illegale Prak-
iken vorzugehen – das werden wir tun –, und der muss
ereit sein, mit den Tarifvertragsparteien Verabredungen
u treffen, die wir mit dem Entsendegesetz für alle ver-
indlich regeln können. Diese würden dann auch für Ar-
eitgeber aus Europa gelten, die mit ihrem Personal hier-
er kommen. Das ist auch in anderen europäischen
ändern so. Also, Herr Laumann: weniger Nebelkerzen
erfen, weniger Wahlkampfreden, sondern bei der






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Gerd Andres

Umsetzung handfest mithelfen, damit wir diese Miss-
stände abstellen.

Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517601400

Ich erteile das Wort Kollegen Alexander Dobrindt,

CDU/CSU-Fraktion.


Alexander Dobrindt (CSU):
Rede ID: ID1517601500

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit der EU-Osterwei-
terung entsteht, ohne dass dies heute von allen Men-
schen bewusst wahrgenommen worden ist, eines der re-
gional größten Wohlstandsgefälle.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)

Dies findet sich mitten in der Europäischen Union. An
keiner anderen Ländergrenze innerhalb Europas macht
sich dieses Wohlstandsgefälle so deutlich bemerkbar.
Dass daraus ganz besondere Probleme entstehen, ist, so
glaube ich, leicht nachvollziehbar. Dass sich diese Pro-
bleme auch in einer besonderen Weise in der Arbeitswelt
widerspiegeln – nicht nur da, aber zu einem großen
Teil –, ist zum einen vorhersehbar, zum anderen deutlich
bei den beschriebenen Problembereichen, zum Beispiel
beim Fleischergewerbe und bei den Fliesenlegern, er-
kennbar geworden. Es werden – da bin ich mir sicher –
weitere Branchen folgen.

Wir diskutieren hier im Deutschen Bundestag in aller
Regel sehr ausgiebig über die Wettbewerbsfähigkeit der
deutschen Unternehmen. Zu Recht macht man sich Ge-
danken darüber, wie in einer globalisierten Welt die in-
ternationale Konkurrenzfähigkeit aufrechterhalten wer-
den kann. Das Problem aber, das wir heute diskutieren,
besteht in der Konkurrenzfähigkeit unserer Arbeitneh-
mer und der kleinen Handwerker gegenüber den Wettbe-
werbern aus dem osteuropäischen Raum.


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Die Unternehmer leben heute – einfach dargestellt –

zum Teil von einer Mischkalkulation von günstigen Pro-
duktionsstätten und von teureren Produktionsstätten. Der
Arbeitnehmer hat diese Möglichkeit nicht. Die Mobilität
ist ihm nicht gegeben. Den Konkurrenzkampf über die
Preisschraube vor Ort kann er natürlich auch nicht ge-
winnen. Dass beide Mechanismen in einem Zusammen-
hang stehen, ist klar. Unsere Aufgabe ist es, die Waage
zu halten. Wir müssen die Abwanderung der Unterneh-
men nach Osten genauso zu verhindern versuchen wie
den Einsatz der Billiglohnkräfte, die die einheimischen
Arbeitskräfte verdrängen.

Die Antwort, die die Bundesregierung auf diese kor-
respondierende doppelte Problemstellung hat, ist die
Ausweitung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes auf
alle Branchen. Das Entsendegesetz löst dieses Problem
mit Sicherheit nicht, das ganz offensichtlich auf Miss-
brauch beruht bzw. aus der Umgehung der Einschrän-

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(C (D ung der Arbeitnehmerfreizügigkeit mithilfe der Diensteistungsfreiheit resultiert. Damit wird nicht nur ohndumping betrieben, sondern es werden auch Areitszeitregelungen und Standards der Arbeitsbedingunen unterlaufen. Das Entsendegesetz greift in vielen Fällen nicht. Es reift nicht bei Briefkastenfirmen und Scheinselbststänigen, wie Sie bei den Fliesenlegern bereits erkannt haen; sie haben ihre freie Preisgestaltung. Das Entsendeesetz greift nicht, weil Sie durch Mindestlöhne bwanderungsprozesse der Unternehmen in den Osten eschleunigen. Das Entsendegesetz greift nicht, weil Sie urch Mindestlöhne die Schwarzarbeit stärken, und das ntsendegesetz mit den Mindestlöhnen greift schon gar icht, weil Sie damit Ihre eigenen Initiativen, nämlich it den Hartz-Gesetzen die Beschäftigungschancen im iedriglohnbereich zu verbessern, zunichte machen, eil Sie den Niedriglohnsektor entscheidend schwähen. Die Erfahrungen aus der Bauwirtschaft, die hier chon mehrmals angesprochen worden sind, zeigen die uswirkungen des Entsendegesetzes nur zu einem gerinen Teil, und zwar deshalb, weil wir es in der Bauwirtchaft mit immobilen Gütern zu tun haben. Wenn Sie ier ein Haus bauen wollen, dann müssen Sie die Areitskräfte auch hier zur Verfügung stellen und tätig weren lassen, einmal abgesehen vom Fertighaus, das Sie ich schon heute in Teilen günstig in Polen besorgen önnen. Trotz dieser Besonderheit in der Baubranche, it immobilen Gütern zu arbeiten, ist seit der Einfühung des Entsendegesetzes die Zahl der ausländischen ntsendearbeiter über die Jahre gleich geblieben. Die chattenwirtschaft hingegen hat in diesem Bereich deutich zugenommen. Zusätzlich wird das Entsendegesetz in hohem Maße nterlaufen, weil die Zahl der geleisteten Stunden höher st als die, die offiziell vereinbart werden, und letztlich ie wirklich gezahlte Entgeltsumme nicht ausreichend ontrolliert werden kann. Weil diese Probleme des Entendegesetzes allen bekannt sind, wäre es die erste Aufabe der Bundesregierung gewesen, einen Bericht vorulegen, in dem steht, wo heute Lohndumping tattfindet, um welche Branchen es sich bislang handelt, elche regionalen Besonderheiten dabei auftreten, wo erdrängungseffekte entstehen und wo EU-Recht missraucht und umgangen wird. (Beifall bei der CDU/CSU – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Nichts davon haben sie gebracht! – Dirk Niebel [FDP]: Und der erzählt was von Hausaufgaben! Setzen, sechs!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Leider wahr!)


och viel wichtiger ist, wo denn zukünftig mit Lohn-
umping zu rechnen ist. Es wäre nämlich sinnvoller,
enn sich die Bundesregierung im Vorfeld mit den Pro-
lemen auseinander setzen und tragfähige Konzepte ent-
ickeln würde, anstatt zu diskutieren zu beginnen, wenn
ausende von neuen Arbeitslosen auf der Straße stehen.






(A) )



(B) )


Alexander Dobrindt


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)

Erst wenn ein solcher fundierter Lohndumpingbericht
vorliegt, können wir darüber reden, ob es neben dem
Baugewerbe sensible Branchen gibt, für die eine Aus-
weitung des Entsendegesetzes sinnvoll sein kann.

Wir verlangen von der Bundesregierung, dass sie sich
der Wurzel des Problems stellt. Meine Damen und Her-
ren, Sie brauchen uns nicht immer mit irgendwelchen
Abschottungstheorien zu kommen: Hauptursache für all
die entstehenden Verdrängungswettbewerbe am deut-
schen Arbeitsmarkt sind die fehlerhaften Verhandlungen
der Bundesregierung bei der EU-Osterweiterung.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Jörg van Essen [FDP])


Sie haben die Arbeitnehmerfreizügigkeit einge-
schränkt, aber auf die Einschränkung der Dienstleis-
tungsfreiheit verzichtet. Darin liegt das ursächliche
Problem. Sie haben keine Übergangsfristen bei der
Dienstleistungsfreiheit verhandelt. Dass dies möglich
gewesen wäre, haben uns andere Länder – beispiels-
weise Österreich – bewiesen. Obwohl Ihnen dies be-
kannt ist, haben Sie den gleichen Fehler in der Beitritts-
akte für Rumänien und Bulgarien wiederholt. Sie haben
auch hier die Dienstleistungsfreiheit nicht eingeschränkt.
Damit sind Sie für weiteres massives Lohndumping ver-
antwortlich, das auf die Arbeitnehmer in diesem Land
zukommen wird.

Wir fordern Sie deswegen auf: Verhandeln Sie an die-
ser Stelle nach! Bekämpfen Sie die Ursachen und versu-
chen Sie nicht, mit Notoperationen die Auswirkungen
Ihrer eigenen fehlerhaften Politik zu vertuschen!

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord neten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517601600

Ich erteile Kollegin Petra Pau das Wort.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1517601700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

reden über Hartz IV, konkret über die Freibeträge, die
Empfängerinnen und Empfängern von Arbeitslosen-
geld II gewährt werden, wenn sie einen Minijob haben.
Die Freibeträge sollen angehoben und die Regeln ihrer
Anwendung vereinfacht werden.

Ich stelle für die PDS fest: Die vorgeschlagene Rege-
lung ist besser als die bisherige, aber sie ist nicht gut.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Denn sie bricht nicht mit der Logik von Hartz IV; sie ge-
staltet sie nur aus. Sie lindert ein Gesetz, das dennoch
– und zwar für Millionen Betroffene – in die falsche
Richtung weist.

Lindern ist zunächst einmal nichts Schlechtes. Die
PDS unterbreitet in diesem Sinne seit Monaten zwei

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(C (D orschläge: Gleichen Sie das Arbeitslosengeld II Ost an as Arbeitslosengeld II West an und heben Sie beide auf 14 Euro monatlich an! (Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


ür die Ost-West-Differenz gibt es keinen sachlichen
rund. Sie entspringt Mauern in politischen Köpfen, die
ngst verschwunden sein sollten.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


ür die Anhebung des Arbeitslosengeldes II auf
14 Euro gibt es gute Gründe. Das belegen Berechnun-
en von Sozialverbänden über minimale Alltagskosten.
Lindern kann auch noch andere Formen anneh-
en. Rot-Rot in Berlin – konkret: Kultursenator
lierl – hat gemeinsam mit den Berliner Kulturein-
ichtungen ein 3-Euro-Ticket eingeführt, sodass auch
artz-IV-Betroffene wieder Zugang zum Theater, zum
onzert oder zur Oper haben.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


ot-Rot in Berlin hat auch – anders als in der Uckermark
nd in weiteren Regionen – eine Wohngeldregelung ver-
inbart, sodass nicht obendrein unzählige Hartz-IV-Be-
offene umziehen müssen.
Aber Lindern ist nicht Heilen. Deshalb mache ich

ine andere Rechnung auf als der Wirtschaftsminister.
ie müssten diese Rechnung eigentlich kennen; denn
arald Wolf, Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen
Berlin, und Helmut Holter, Arbeitsminister in Meck-
nburg-Vorpommern, haben sie schon mehrfach in die
ebatte eingebracht.
Die Frage lautet schlicht: Warum ist es nicht möglich,

ie Bundes- und Landesmittel, die für den Lebensunter-
alt, das Wohnen und die materielle Absicherung von
artz-IV-Betroffenen sowie für 1- bzw. 2-Euro-Jobs und
ür die Qualifizierung der Betroffenen eingesetzt wer-
en, zusammenzuführen? Würde man das tun, dann
önnte man – öffentlich gefördert – reguläre Arbeits-
lätze schaffen, die den Betroffenen ihre Würde wieder-
eben und den gesellschaftlichen Bedürfnissen entspre-
hen. Das wäre allerdings etwas anderes als Hartz IV.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])


Alle mir bekannten Berechnungen ergeben: Es ginge,
llein es fehlt der Wille, und zwar der von Rot-Grün; der
ille der Opposition zur Rechten fehlt sowieso. Ich wie-
erhole: Hartz IV ist ein schlechtes Gesetz. Denn es ent-
orgt ein gesellschaftliches Problem – die Massen-
rbeitslosigkeit – bei den Betroffenen.
Deshalb halte ich an die Adresse der SPD gewandt

och einmal fest: Kapitalismuskritik ist sicherlich gut für
inen Vereinsabend. Aber von einer Regierungspartei
ird mehr erwartet.


(Beifall der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [fraktionslos])







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517601800

Ich erteile Kollegin Anette Kramme, SPD-Fraktion,

das Wort.

Anette Kramme (SPD):
Rede ID: ID1517601900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Lieber Herr Niebel, Sie stolzieren zwar mitt-
lerweile wie King’s Majesty durch diese Räumlichkei-
ten.


(Dirk Niebel [FDP]: Den kenne ich gar nicht! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Und Sie wie die Prinzessin auf der Erbse!)


Aber Ihre Politik ist dadurch keineswegs aufrichtiger
und besser geworden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Lassen Sie mich ein wenig auf die Geschichte der

Europäischen Union eingehen. Folgende zwei Aspekte
waren der Grund für die Schaffung der Europäischen
Wirtschaftsgemeinschaft: Friedenssicherung durch wirt-
schaftliche Verflechtung einerseits und Schaffung von
Prosperität durch wirtschaftliche Verflechtung anderer-
seits. Daraus konnte nur eines resultieren, nämlich ein
Binnenmarkt, der freien Warenverkehr, freien Kapital-
verkehr und die Freiheiten einräumt, die uns momentan
so große Probleme bereiten, nämlich die Niederlas-
sungsfreiheit, die Dienstleistungsfreiheit und die Arbeit-
nehmerfreizügigkeit. Allen Staaten, die nach 1957 der
EU beigetreten sind, sind diese Rechte gewährt worden.
So haben auch Sie, meine Damen und Herren von der
Opposition, den neuen Beitrittsstaaten in den Europaab-
kommen in den 90er-Jahren uneingeschränkt Niederlas-
sungsfreiheit gewährt: zum Beispiel Polen ab 1994,
Tschechien ab 1995 und den baltischen Staaten ab 1998.
Herr Laumann und Herr Niebel, Ihr Erinnerungsvermö-
gen scheint insoweit miserabel zu sein. Mit dem Beitritt
im Jahre 2004 sind dann auch Dienstleistungsfreiheit
und Arbeitnehmerfreizügigkeit eingeräumt worden, al-
lerdings mit erheblichen Beschränkungen.

Gestatten Sie mir, dass ich an dieser Stelle den he-
rausragenden Verhandlungserfolg des Bundeskanzlers
hervorhebe.


(Dirk Niebel [FDP]: Oh Gott!)

Am Brüsseler Verhandlungstisch haben wir uns mit Ös-
terreich in einer Situation der politischen Isolation be-
funden. Es hat wenig Verständnis für Übergangsfristen
gegeben. Irland und Großbritannien haben immer wieder
signalisiert, dass sie ihre Arbeitsmärkte sofort öffnen
wollen. Aber es ist zäh verhandelt worden und damit ha-
ben wir schließlich Erfolg gehabt. Das war ein großer
Erfolg. Ich möchte an dieser Stelle den Bundesge-
schäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäu-
dereiniger-Handwerkes zitieren:

Nur dank der Zwei-plus-Drei-plus-Zwei-Regelun-
gen, für die wir auch im Interesse unserer Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer äußerst dankbar
sind, konnte das

– gemeint ist das Sozialdumping –
zum aktuellen Zeitpunkt noch verhindert werden.

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(C (D Leider ist zunehmend ein Missbrauch der eingeräumen Freiheiten zu beobachten. Durch die Presse ist das eispiel der Schlachthöfe gegangen, in denen Arbeitehmerinnen und Arbeitnehmer für Stundenlöhne von bis 5 Euro arbeiten. Es ist zu befürchten, dass es ähnlihe Verhältnisse in anderen Branchen geben wird. Es beteht Handlungsbedarf. Aber die Koalition ist bereit, geen den Missbrauch entschlossen vorzugehen. ir haben eine Taskforce eingerichtet. Das Entsendegeetz ist insoweit ein wichtiger Bestandteil. Es gibt drei rgumente für das Entsendegesetz. Erstens. Wir wollen den Schutz der Wanderarbeitneher. Wir wollen, dass ausländische Arbeitnehmerinnen nd Arbeitnehmer in Deutschland zu akzeptablen tundenlöhnen arbeiten. Zweitens. Wir wollen gleiche Wettbewerbsbedingun en, und das unter zwei Gesichtspunkten: Wir wollen, ass inländische Arbeitnehmer im Vergleich zu Kollegen us der Rest-EU bestehen können und dass inländische etriebe im Vergleich zur europäischen Konkurrenz icht nur existieren, sondern erfolgreich bestehen könen. Die Baubranche hat uns aufgezeigt: Ein ruinöser ettbewerb ist nicht durchzustehen. Unzählige Arbeitehmer haben unnütz ihre Arbeitsplätze verloren. Unählige seriöse Betriebe sind Pleite gegangen. Dieser kandal sollte hinreichend Lehrstück dafür sein, dass chutzregelungen erforderlich sind. Drittens. Durch die Änderung des Entsendegesetzes chließen wir gleichzeitig eine Schutzlücke im deutchen Arbeitsrecht. Hintergrund ist Folgendes: Mindestedingungen für Arbeitnehmer aus anderen EU-Staaten önnen wir nur dann festlegen, wenn die Regelung auch ür inländische Arbeitnehmer gilt. Das Verbot der Ausänderdiskriminierung wandelt sich an dieser Stelle in ine Begünstigung der Inländer um. Wir haben die große hance, erstmals generell Mindestlöhne festzusetzen. ie SPD hat mit Franz Müntefering an der Spitze bereits m letzten Sommer Vorschläge über Mindestlöhne aufegriffen. Hintergrund ist Hartz IV. Sie haben uns im Vermittngsausschuss aufgezwungen – wir mussten es mit verbschieden –, dass Arbeitnehmer, die Arbeitslosengeld II eziehen, künftig bereit sein müssen, jede bezahlte Täigkeit, unabhängig von Arbeitsund Lohnkonditionen, nzunehmen. (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie waren doch gar nicht dabei!)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ir wollten das nicht.
Zur derzeitigen Situation gehört aber auch Folgendes:
ie Schutzregelungen im deutschen Recht sind insge-
amt unzureichend. § 138 Abs. 2 BGB setzt ein auffälli-
es Missverhältnis zwischen Arbeitsleistung und Ver-
ienst voraus. Die Vergütungsvereinbarung muss unter
usnutzung einer Zwangslage, der Unerfahrenheit, des
angels an Urteilsvermögen oder einer erheblichen
illensschwäche zustande gekommen sein.






(A) )



(B) )


Anette Kramme

Das BAG konkretisiert: Lohnwucher liegt erst dann

vor, wenn weniger als zwei Drittel des Tariflohns bzw.
des ortsüblichen Lohns gezahlt wird. In der Bundes-
republik gibt es demzufolge einen ausgeprägten
Niedriglohnbereich. 7,8 Millionen Vollzeitarbeitnehmer
verdienen weniger als 75 Prozent des Durchschnittsein-
kommens. 12 Prozent der Vollzeitarbeitnehmer verdie-
nen sogar weniger als 50 Prozent des Durchschnitts.

Die Erfahrungen mit dem Entsendegesetz sind posi-
tiv. Das sagen sowohl die IG Bau als auch der Arbeitge-
berverband. Ich zitiere Michael Knipper:

Ohne dieses Gesetz wären weitere 250 000 Jobs
weggefallen.

18 von 25 Staaten in der EU haben Mindestlohngesetze.
Von der OECD stammt die Aussage: Zwischen der Exis-
tenz von Mindestlöhnen und der Beschäftigungshöhe in
traditionellen Niedriglohnbranchen besteht kein nach-
vollziehbarer Zusammenhang. Die Hans-Böckler-Stif-
tung berichtet: Neuere Untersuchungen aus den USA
und mehreren europäischen Ländern bestätigen die
OECD.

Wir zählen auf Angela Merkel. Am 11. April 2005 hat
sie im „Handelsblatt“ Folgendes gesagt:

Wenn jetzt andere Branchen, wie aktuell die
fleischverarbeitende Industrie, mit ähnlichen Pro-
blemen wie die Baubranche konfrontiert werden,
muss die Politik die vorhandenen Möglichkeiten
prüfen, die Probleme zu lösen.

Wir setzen ausnahmsweise auf Jürgen Rüttgers. Er hat
gesagt, das Entsendegesetz sei ein „geeignetes Mittel,
Auswüchse zu verhindern“.


(Beifall des Abg. Klaus Brandner [SPD])

Meine sehr geehrten Damen und Herren der Opposi-

tion, ich fordere Sie auf: Tun Sie etwas gegen Lohndum-
ping! Tun Sie etwas gegen Schwarzarbeit! Unterstützen
Sie uns im Bundestag und Bundesrat!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517602000

Ich erteile das Wort Kollegen Reinhard Göhner,

CDU/CSU-Fraktion.


Dr. Reinhard Göhner (CDU):
Rede ID: ID1517602100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dieser Gesetzentwurf ist gut gemeint. Lohn- und So-
zialdumping zu verhindern ist eine vernünftige Zielset-
zung. Aber was wird dieser Gesetzentwurf tatsächlich
bewirken? Die Wahrheit ist: Der Gesetzentwurf gibt
keine Antwort auf diese Frage; er gibt nicht einmal eine
Antwort auf die Frage, Herr Andres, für wen er gelten
soll.

Sie sind der Auffassung, dass das die Tarifvertrags-
parteien entscheiden sollen.


(Klaus Brandner [SPD]: Da gehört das zuallererst hin!)


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(C (D ieser Gesetzentwurf regelt das aber nicht so. Nach dieem Gesetzentwurf soll der Bundesminister für Wirtchaft und Arbeit eine Ermächtigung erhalten, per echtsverordnung für alle Branchen Tariflöhne zu geetzlichen Mindestlöhnen zu erklären. Das ist ein Blanoscheck. Bisher hat uns keiner gesagt, für welche Branhe das tatsächlich gelten soll. Das heißt, die Frage, wen ieses Gesetz betrifft, bleibt völlig unbeantwortet. Jenseits aller sozialpolitischen und ökonomischen ragen will ich zunächst einmal sagen: Wir Abgeordneen, der Gesetzgeber, sollten dann, wenn wir eine solche rmächtigung ausstellen, schon wissen, wer davon beroffen sein kann. as Grundgesetz verlangt für solche Rechtsverordungsermächtigungen deshalb eine hinreichende estimmtheit. Unzulässig sind also unbestimmte, unberenzte Ermächtigungen. Das Bundesverfassungsgericht hat im Jahre 2000 zum etzigen Entsendegesetz entschieden, dass die Verordungsermächtigung, die auf die Bauwirtschaft begrenzt st, noch den Bestimmtheitserfordernissen von rt. 80 GG genüge, weil – ich zitiere auszugsweise – klar festgelegt ist, welche Tarifverträge mit welchem regelungsunterworfenen Personenkreis durch Rechtsverordnung auf Außenseiter erstreckt werden können, sodass für den Gesetzgeber bei Erlass des Gesetzes hinreichend klar vorhersehbar gewesen ist, welchen Inhalt eine spätere Rechtsverordnung haben wird. Nach dem jetzt vorliegenden Gesetzentwurf ist genau as überhaupt nicht mehr vorhersehbar. Der regelungsnterworfene Personenkreis ist völlig unbestimmt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Niebel [FDP])


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: So ist es!)


Nun tragen Sie hier vor, das solle nur für Branchen
it bundesweiten Tarifvertragsstrukturen gelten. Im be-
tehenden Entsendegesetz wie in Ihrem Gesetzentwurf
teht davon kein Wort. Das ergibt sich auch aus keiner
nderen Rechtsvorschrift, insbesondere auch nicht aus
uroparecht. Wenn das Ihre politische Absicht ist, dann
agen Sie doch bitte wenigstens, in welchen Branchen,
n denen es heute bundesweite Tarifvertragsstrukturen
ibt, Sie von dieser Verordnungsermächtigung Gebrauch
achen wollen, damit wir jedenfalls ungefähr erahnen
önnen, wen Sie eigentlich mit dieser Regelung treffen
ollen.
Zurzeit gibt es bundesweite Tarifvertragsstrukturen

ei Banken, bei Versicherungen, in der Druckindustrie,
n der Entsorgungswirtschaft und in der Papierverarbei-
ung. Wollen Sie denn ernsthaft in diesen Branchen per
echtsverordnung gesetzliche Tariflöhne schaffen? Für
ntsendearbeitnehmer würden Sie damit nichts bewir-
en. Sie würden nur nicht tarifgebundene deutsche Un-
ernehmen in Tarifbindungen zwingen. Wollen Sie das?


(Dirk Niebel [FDP]: Das wollen die, ja!)







(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Göhner

Wenn Sie das wollen, dann sagen Sie das und sagen Sie
gefälligst, für welche Branchen Sie das anwenden wol-
len!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

In einer Branche gibt es bundesweite Tarifverträge,

die Sie bei dem von Ihnen vorgesehenen Weg außer
Kraft setzen würden, nämlich in der Zeitarbeitsbranche.

Ihnen geht es um die Gebäudereiniger. Das ist ein
Bereich, über den Sie mit uns reden können, was die
Ausdehnung des Entsendegesetzes angeht. Bei den Ge-
bäudereinigern gibt es einen bundesweiten Tarifvertrag,
den Sie dann außer Kraft setzen würden. Wollen Sie das?
Wollen Sie diese Tarifkonkurrenzen eröffnen? Das hät-
ten Sie klären müssen, bevor Sie einen solchen Gesetz-
entwurf vorlegen.


(Alexander Dobrindt [CDU/CSU]: So ist es!)

Es gibt in Deutschland aus guten Gründen nur zwei

Branchen, in denen für allgemein verbindlich erklärte
bundesweite Tarifverträge bestehen, die Bauwirtschaft
und die Gebäudereiniger. Tarifautonomie kennt auch ne-
gative Koalitionsfreiheit, das heißt die Entscheidung von
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, nicht tarifgebunden zu
sein. Dass in der Gebäudereinigerbranche, in der das für
alle deutschen Unternehmen gilt, die Frage aufgeworfen
wird: „Warum dann nicht auch für unsere europäischen
Wettbewerber?“, ist völlig in Ordnung. Aber prinzipiell
muss es nach unserer Überzeugung für eine temporär be-
schränkte, also befristete, Ausweitung des Entsendege-
setzes drei Voraussetzungen geben: Erstens müssen
einzelne Branchen konkret benannt werden und darf
nicht eine Blankoermächtigung für alle erteilt werden.
Zweitens müssen beide Tarifparteien dies wollen; es
reicht nicht, wenn, wie nach Ihrem Gesetzentwurf vorge-
sehen, nur eine Tarifpartei das will. Drittens müssen
Fakten auf dem Tisch liegen, die zeigen, dass in dieser
Branche Missbräuche nicht schon mit dem bestehenden
Recht abgestellt werden können.

Letzteres ist ein wichtiger Punkt. In dieser Debatte
wird völlig übersehen, dass das Entsendegesetz bereits
heute weitgehend für weite Bereiche des Arbeitsrechts,
zum Beispiel den ganzen Arbeitsschutz und weite Berei-
che des Sozialrechts für alle Branchen gilt. Es gibt nur
ein Vollzugsdefizit. Alle bisher bekannt gewordenen
Missbrauchsfälle – alle, die die Bundesregierung be-
nannt hat, alle, die in der Öffentlichkeit benannt worden
sind – sind bereits nach heutigem Recht, nämlich durch
Anwendung des bestehenden Entsendegesetzes, zu un-
terbinden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Es gibt Vollzugsdefizite. Das Gesetz über die Arbeit-

nehmerüberlassung gilt selbstverständlich auch für Un-
ternehmen aus Polen, die hier Werkverträge überneh-
men. Ich erwarte selbstverständlich, dass das Recht, das
für deutsche Unternehmen gilt, genauso auch auf diese
polnischen Unternehmen angewandt wird. Da haben die
zuständigen Vollzugsbehörden jahrelang geschlafen.
Jetzt sind Missstände bekannt geworden. Aber Sie kön-
nen sie alle abstellen. Alle Fälle, in denen illegale Ar-

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(C (D eitnehmerüberlassung erfolgte, in denen das Arbeitseitgesetz, das für jeden Entsendearbeitnehmer gilt, issbraucht wurde, in denen es Schwarzarbeit gegeben at, in denen Scheinselbstständigkeit vorlag, also alle iese Fälle des illegalen Verhaltens, zum Beispiel polnicher Unternehmen in Deutschland, können nach dem eute geltenden Entsendegesetz unterbunden werden. ie müssen es nur vollziehen. Bevor Sie neue gesetzliche Regelungen schaffen, ollten Sie sich fragen: Wie können wir mit dem geltenen Recht die Missbrauchsfälle abstellen? (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Da Sie bislang – ich wiederhole das – nicht einen Fall
argelegt haben, in dem man den Missbrauch mit dem
eltenden Recht nicht abstellen kann, frage ich einmal:
as soll der neue Gesetzentwurf, bei dem Sie uns nicht
inmal sagen, für wen die Regelungen gelten sollen?


(Dirk Niebel [FDP]: Wahlkampfklamauk!)

Sie können mit uns über die Ausdehnung des Entsen-

egesetzes auf Gebäudereiniger reden. Sie können mit
ns über die Frage reden, wie die Allgemeinverbindlich-
eit ausgedehnt werden kann. Es gibt aus guten Gründen
wei Branchen und nicht mehr. Ich glaube nicht daran,
ass in diesem Bereich weiterer Regelungsbedarf be-
teht. Wenn er aber von Ihnen begründet wird, indem Sie
agen, dass ansonsten Missbräuche nicht abgestellt wer-
en können, dann können wir darüber reden. Aber Sie
erden uns nicht überzeugen können, Ihnen einen Blan-
oscheck, den Sie hier verlangen, auszustellen. Einen
olchen Persilschein erhalten Sie von uns nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517602200

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, den Gesetzent-
urf auf Drucksache 15/5446 (neu) zur federführenden
eratung an den Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
nd zur Mitberatung an den Finanzausschuss, den Aus-
chuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den
usschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung sowie
n den Haushaltsausschuss gemäß § 96 der Geschäfts-
rdnung zu überweisen. Die Vorlagen auf Drucksachen
5/5271 und 15/5445 sollen an die in der Tagesordnung
ufgeführten Ausschüsse überwiesen werden. Gibt es
azu anderweitige Vorschläge? – Das ist nicht der Fall.
ann sind die Überweisungen so beschlossen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 25 sowie die Zu-

atzpunkte 10 bis 12 auf:
25 Beratung der Großen Anfrage der Abgeordneten

Dr. Hermann Otto Solms, Dr. Andreas Pinkwart,
Carl-Ludwig Thiele, weiterer Abgeordneter und
der Fraktion der FDP
Vereinfachung des deutschen Steuerrechts
– Drucksachen 15/501, 15/1548 –






(A) )



(B) )


Präsident Wolfgang Thierse

ZP 10 Erste Beratung des von der Fraktion der CDU/

CSU eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Sicherung der Unternehmensnachfolge
– Drucksache 15/5448 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Haushaltsausschuss gemäß § 96 GO

ZP 11 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Michael Meister, Heinz Seiffert, Otto
Bernhardt, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Herausforderungen der Globalisierung anneh-
men, Unternehmensteuern modernisieren,
Staatsfinanzen durch mehr Wachstum sichern
– Drucksache 15/5450 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

ZP 12 Beratung des Antrags der Fraktionen der SPD
und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Steuervereinfachung im Vollzug – Vorteil für
Bürger, Betriebe und Verwaltung
– Drucksache 15/5466 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)

Innenausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine Stunde vorgesehen, wobei die Fraktion
der FDP zehn Minuten erhalten soll. – Ich höre keinen
Widerspruch. Dann ist so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Volker Wissing, FDP-Fraktion, das Wort.


Dr. Volker Wissing (FDP):
Rede ID: ID1517602300

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

118 Gesetze, 87 Rechtsverordnungen, 3 235 Schreiben
des Bundesfinanzministeriums – so sehen die Eckdaten
eines Steuersystems aus, das weltweit berühmt ist, aber
nicht etwa für seine Effizienz, sondern dafür, dass es
kompliziert und umständlich ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Menschen verstehen unser Steuersystem nicht
mehr. Selbst Experten tun sich immer schwerer. Das ist
ein Alarmsignal. Da reicht es nicht aus, wenn die Bun-
desregierung erklärt, sie habe seit ihrem Amtsantritt
konsequent an der Modernisierung und Vereinfachung
des Steuersystems gearbeitet. Meine Damen und Her-
ren, wenn Sie das Ziel der Vereinfachung jemals vor Au-
gen gehabt haben sollten, haben Sie es wirklich verfehlt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


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(C (D Es ist doch geradezu rührend, wie Rot-Grün versucht, it der Nagelschere Ordnung in den steuerpolitischen schungel zu bringen. Wir brauchen mehr als Kosmetik. nser Steuersystem muss radikal vereinfacht werden. ie Steuersätze müssen herunter und Subventionen müsen konsequent abgebaut werden. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ir brauchen eine klare Reform unseres Steuersystems
in zu einem einfachen und transparenten System. Das
äre ein Befreiungsschlag für unser Land und der beste
eitrag zu mehr Steuerehrlichkeit.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Rot-Grün fehlt offenbar die Kraft zu entschlossenen
eformen. Sie verschicken lieber Schreiben und schrau-
en an kleinen Rädchen herum, statt einen mutigen Neu-
nfang zu wagen, beispielsweise einen solchen Neuan-
ang, wie wir ihn von der FDP mit unserem
teuerkonzept vorgeschlagen haben. Ihre Antwort auf
ie Große Anfrage der FDP-Fraktion ist ein einziger fi-
anzpolitischer Offenbarungseid. Es ist sozusagen die
ehisste weiße Fahne eines Bundesfinanzministeriums,
as mit dem Ändern von Gesetzen und Verordnungen
icht mehr hinterherkommt. Allein im Einkommensteu-
rgesetz haben Sie über 100 Paragraphen gleich mehr-
ach geändert. Kaum war eine Änderung in Kraft, kam
chon wieder die nächste, weil Sie sich geirrt hatten. Ex-
erimentierfreude ist eine durchaus positive Eigenschaft;
chüler können damit viele Erfahrungen sammeln. Aber
xperimentierfreude ist nicht die beste Grundlage, um
in Steuersystem effizient zu gestalten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wie sollen sich denn Unternehmen in Deutschland
uf klare Rahmenbedingungen einstellen, wenn Sie die
esetze immer wieder ändern? Statt Investoren zu be-
chimpfen, sollten Sie lieber Ihre Hausaufgaben machen
nd für ein gerechtes Steuersystem sorgen. Das aber
leiben Sie seit Jahren schuldig. Ihren für heute groß an-
ekündigten Antrag zur Körperschaftsteuer- und Erb-
chaftsteuerreform haben Sie auf die Schnelle auch wie-
er vertagt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Weder aus der Sicht der Unternehmen noch aus der

icht der Bürgerinnen und Bürger ist unser Steuersystem
erecht. Sie sollten einmal die Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer fragen, was sie empfinden, wenn sie ihre
ohnabrechnung anschauen. Die Menschen in unserem
and fühlen sich doch regelrecht abgegrast.


(Zuruf von der FDP: Die haben die Schnauze voll!)


Die hohe Steuerbelastung ist schon schlimm genug,
ber dass man auch noch auf so komplizierte Art und
eise zur Kasse gebeten wird, dafür kann man von den
etroffenen kein Verständnis mehr erwarten. Sie haben
s in Ihrer Antwort selbst dargelegt: 17 Seiten Formulare






(A) )



(B) )


Dr. Volker Wissing

muss ein durchschnittlicher Arbeitnehmerhaushalt aus-
füllen, um den Wissensdurst der Finanzbehörden zu stil-
len.


(Horst Schild [SPD]: Das ist Ihre Interpretation!)


– Das haben Sie geantwortet. – Ein umsatz-, gewerbe-
und körperschaftsteuerpflichtiges Unternehmen, das zu-
dem noch eine Investitionszulage beantragen möchte,
muss sich durch mehr als 50 Seiten quälen. Das gilt für
Großunternehmen mit eigener Steuerabteilung genauso
wie für kleine und mittelständische Unternehmerinnen
und Unternehmer.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Meine Damen und Herren, viele Unternehmen in

Deutschland treffen ihre Investitionsentscheidungen
längst nicht mehr nach den Regeln des Marktes, sondern
nach der Steuergesetzgebung. So kann eine Gesellschaft
nicht erfolgreich sein.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ihre Formularlawine belastet auch die Finanzbehörden,
die alle Angaben nicht nur einsammeln, sondern auch
kontrollieren und auswerten müssen. Auf 185 Formulare
kommt die Bundesregierung und das ist nur eine grobe
Schätzung. In der Antwort auf unsere Anfrage schreiben
Sie selbst, dass Sie die Gesamtzahl der Formulare nicht
kennen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Unfassbar! – Zuruf des Abg. Horst Schild [SPD])


– Dass das für Sie klar ist, Herr Schild, wundert mich
nicht. Aber für mich ist eines klar, nämlich dass Sie den
Überblick verloren haben.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Niemand liebt Steuern und niemand in Deutschland
oder auch anderswo wird Steuern jemals lieben. Aber
die Bürgerinnen und Bürger sind bereit, sie zu akzeptie-
ren, wenn die Steuersätze niedrig sind, wenn das System
gerecht und transparent ist. Nichts von alledem ist bei
uns noch erfüllt.

Wer ein System nicht versteht, der kann es nicht aus
Überzeugung mittragen. Steuerehrlichkeit ist untrenn-
bar mit einem einfachen und gerechten Steuersystem mit
niedrigen Steuern verbunden.


(Beifall bei der FDP – Joachim Poß [SPD]: Ihre ganze Politik ist doch nicht verständlich!)


Die Antwort der Bundesregierung, Herr Poß, zeigt über-
deutlich, welche Auswüchse unser Steuersystem ange-
nommen hat. Ich kann Sie nur auffordern: Wenn Sie et-
was Gutes für dieses Land tun wollen, dann stellen Sie
schnellstmöglich Ihren Steuerreparaturbetrieb ein. Was
wir jetzt brauchen, sind Reformen und kein Stillstand.
Ich fordere Sie auf: Sagen Sie Ja zu einem einfachen und
gerechten Steuersystem mit niedrigen Steuern, Transpa-
renz und Verständlichkeit, damit die Bürger wieder wis-

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(C (D en, wofür sie Steuern zahlen! Sagen Sie Ja zum Steueronzept der FDP! (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517602400

Ich erteile das Wort Kollegen Reinhard Schultz, SPD-

raktion.

(Beifall bei der SPD)



Reinhard Schultz (SPD):
Rede ID: ID1517602500

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das war ja ein

raftvoller Einstieg in die Debatte, Herr Wissing; das
uss ich schon sagen. Die Kollegin Frechen wird im
inzelnen darstellen, was diese Bundesregierung auf
em Gebiet der Steuervereinfachung gerade für Arbeit-
ehmer bereits getan hat und welche praktischen Versu-
he – Stichwort Experimentierfreudigkeit – zum Bei-
piel das Land Nordrhein-Westfalen unternommen hat,
m Arbeitnehmern, die nur eine Einkommensart haben,
as Leben gegenüber dem Finanzamt einfacher zu ma-
hen. Hoch kompliziert ist es natürlich immer für dieje-
igen, die sämtliche Einkunftsarten ausschöpfen. Da
uss man dann ein bisschen mehr ausfüllen und ein bis-
chen genauer hinschauen. Aber diese Leute bedienen
ich in der Regel des Rates von Fachleuten und machen
as nicht alleine; so sind sie letztendlich gut beraten.
Mein Thema ist heute eigentlich mehr die Auseinan-

ersetzung mit der Frage: Was kann man tun, um im in-
ernationalen, auch im europäischen Steuerwettbewerb
en Standort Deutschland zu stärken und zu verhin-
ern, dass es zu unnötigen und in großem Maße nicht
innehmbaren Gewinnverlagerungen ins europäische
der außereuropäische Ausland kommt, und was kann
an tun, damit insbesondere kleine und mittlere Unter-
ehmen ihre Unternehmensnachfolge so geregelt be-
ommen, dass die Nachfolger nicht erst zur Bank gehen
üssen, weil sie einen großen Teil dessen, was sie an
ubstanz geerbt haben, durch die Erbschaftsteuerbelas-
ung wieder verlieren?


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Darüber wollten Sie doch heute nicht reden!)


Doch, darüber reden wir sehr gern. Herr Wissing, Sie
aben eben gesagt, wir hätten dazu keine Anträge oder
esetzentwürfe in den Bundestag eingebracht. Die Bun-
esregierung hat – die Koalition trägt das natürlich voll
it – in den Bundesrat zu beiden Feldern verabredungs-
emäß Gesetzentwürfe eingebracht: auf der einen Seite
inen Gesetzentwurf zum Thema Standortverbesserung,
u dem Komplex Senkung des Körperschaftsteuersatzes,
nd auf der anderen Seite einen Gesetzentwurf zum
hema Unternehmensnachfolge, Stichwort: Erbschaft-
teuer.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das haben Sie doch von der Tagesordnung genommen!)


Wir hatten diesen Punkt auf der Tagesordnung, weil
ir uns im Rahmen des üblichen Gegenstromverfahrens
wischen Bundestag und Bundesrat einen Zeitgewinn






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)


versprachen. Aber da der Bundesrat einer Fristverkür-
zung zugestimmt hat, ist eine schnelle Einbringung nicht
mehr erforderlich. Wir werden auch so vor der Sommer-
pause dieses Gesetzgebungsvorhaben punktgenau ab-
schließen. Ich verstehe deswegen Ihre Aufregung nicht.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich will etwas zur Sache selbst sagen. Zunächst ein-
mal ist es wichtig, festzustellen, dass wir bei der Unter-
nehmensteuerreform nicht bei null anfangen. Wir haben
schon seit vielen Jahren sehr große Anstrengungen auf
dem Gebiet der Steuerreform im Allgemeinen und auf
dem Gebiet der Unternehmensteuerreform im Speziellen
unternommen.

Der Eingangssteuersatz wurde deutlich herabgesetzt
und die Grundfreibeträge wurden heraufgesetzt. Das hat
dazu geführt, dass 1 Million Steuerbürger überhaupt
keine Steuern mehr zahlen müssen und mit dem Finanz-
amt so gut wie überhaupt nichts mehr zu tun haben.
Durch den Progressionsverlauf zwischen dem Eingangs-
steuersatz von 15 Prozent und dem Spitzensteuersatz
von 42 Prozent wurde die Steuerbelastung für alle, auch
für mittlere Unternehmen, deutlich abgesenkt. Dadurch
haben wir auch erreicht, dass die Personengesellschaf-
ten, die nach wie vor etwa 90 Prozent unserer Unterneh-
men ausmachen, deutlich entlastet worden sind. Ver-
stärkt wird dieser Effekt noch dadurch, dass die
Gewerbesteuer in einem großen Umfang von der Ein-
kommensteuerschuld abgezogen werden kann.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)


Wir haben natürlich auch viel für die großen Körper-
schaften getan, indem wir die Definitivbesteuerung ein-
geführt haben. Was im Unternehmen bleibt, wird mit
25 Prozent besteuert, und lediglich das, was aus dem
Unternehmen in Form von Dividenden oder Ausschüt-
tungen herausgenommen wird, wird mit der Hälfte des
persönlichen Einkommensteuersatzes besteuert. Das
sind große Reformschritte gewesen.

Trotzdem ist nicht zu verkennen, dass sich die Kulisse
um uns herum in Europa, insbesondere nach der Ost-
erweiterung der EU, deutlich verändert hat, was die Un-
ternehmensteuersätze angeht. Natürlich haben wir kein
Interesse daran, dass Unternehmen ihre Erträge oder so-
gar Unternehmen selbst aus Gründen der Steuerver-
meidung ins Ausland verlagern. Deswegen haben der
Bundeskanzler und die Opposition beim Jobgipfel ver-
abredet, dass es zu einer Absenkung des Körperschaft-
steuersatzes von 25 auf 19 Prozent kommen soll.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wo ist denn der Vorschlag?)


Auch das haben wir verabredungsgemäß in den Bundes-
rat eingebracht. Wir werden uns damit in kurzer Zeit im
Bundestag beschäftigen.

Eine solche Absenkung wird dazu führen – davon
sind wir fest überzeugt –, dass es Gewinnverlagerungen
ins Ausland – zum Beispiel durch überhöhte Verrech-
nungspreise – nicht mehr in dem Maße wie bisher geben

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(C (D ird und dass Gewinne im eigenen Land realisiert weren. Das allein reicht angesichts der Einnahmesituation es Staates insgesamt natürlich für eine solide Gegeninanzierung nicht aus. Wir haben uns über eine ausreichende Gegenfinanzie ung Gedanken gemacht und haben geschaut, wo es och Steuerschlupflöcher gibt. Die Bemessungsgrundage für Unternehmen ist sehr breit geworden. Es wird war oft davon geredet, dass sie noch löcherig sei. Aber an muss feststellen, dass wir sehr viel auf diesem Geiet getan haben. Es ist aber nicht mehr hinzunehmen, ass es nach wie vor Steuerstundungsmodelle und onds gibt, die ihre Existenzberechtigung eigentlich nur er Tatsache verdanken, dass sie zu Beginn ihrer Tätigeit den Zeichnern solcher Fonds hohe Verluste zuweien, die dann aber später Gewinne aus diesen Fonds, inanziert durch die Gemeinschaft der Steuerzahler, uneschmälert einstreichen können. Das sind keine seriöen Geschäftsmodelle, sondern Modelle zulasten Dritter, ämlich der Allgemeinheit. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir werden deswegen solche Steuerstundungsmo-
elle nicht mehr zulassen. Wir gehen davon aus, dass
ich dann diejenigen, die solche Fonds auflegen, Alter-
ativen suchen müssen, die in erster Linie das Ziel ha-
en, möglichst schnell eine reale Wertschöpfung und ei-
en positiven Ertrag zu erreichen. Ansonsten werden
nleger solche Fonds künftig meiden.
Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass es nicht un-

edingt sinnvoll ist, die halbe Hollywoodproduktion aus
eutschen Steuermitteln über solche Verlustzuweisungs-
odelle zu finanzieren. Es ist auch nicht sinnvoll, Fonds
ür Windkraftanlagen durch die so genannte doppelte
ividende zu finanzieren, indem zum einen eine garan-
ierte Mindestvergütung bei der Stromeinspeisung vor-
esehen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Eine ganz neue Erkenntnis!)


ber ein Steuerstundungsmodell soll dann zum zweiten
al in die Kasse der Allgemeinheit gegriffen werden.


(Beifall bei der SPD)

s gibt Beispiele noch und nöcher, über die wir im wei-
eren Beratungsverfahren mit den Betroffenen diskutie-
en wollen.
Wir schlagen vor, dass angesichts der Tatsache, dass

ine Reihe von Unternehmen eine Vielzahl von Grund-
tücken und Immobilien zum Teil seit Jahrzehnten als
tille Reserve ungenutzt bei sich bunkern, aber nicht zu
ktivieren wagen, weil sie Angst vor dem Fiskus haben,
n einem überschaubaren Zeitraum eine Lösung geschaf-
en werden muss, damit diese Unternehmen anderen
iese Immobilien für wirtschaftliche Zwecke im Rah-
en einer deutlich verminderten Steuerlast zur Verfü-
ung stellen, sprich: damit sie sie verkaufen können. Wir
rhoffen uns dadurch einen Einstieg in zusätzliche






(A) )



(B) )


Reinhard Schultz (Everswinkel)


wirtschaftliche Aktivitäten, insbesondere in Regionen
mit alten industriellen Kernen.

Aber wir wissen auch, dass solche Ansätze miss-
brauchsanfällig sein können. Deswegen werden wir im
weiteren Verfahren sehr darauf achten, dass dieser Ge-
setzgebungsvorschlag für sich betrachtet auf der einen
Seite so wasserdicht ist, dass es keine Kreislaufgeschäfte
in dem Sinne gibt, dass diese steuermindernd veräußer-
ten Grundstücke hinterher auf Umwegen wieder bei dem
Veräußerer landen. Auf der anderen Seite muss dies na-
türlich im Licht der noch nicht endgültig entschiedenen
Diskussion über die REITs betrachtet werden; denn da
bewegen sich zwei Dinge aufeinander zu, was gerade
unter dem Gesichtspunkt der Steuerschonungsmodelle
ein großes Maß an Aufmerksamkeit von uns Finanzpoli-
tikern erfordert.

Wir müssen uns darüber hinaus Gedanken darüber
machen, ob nicht aus der Sphäre der Körperschaft- und
Unternehmensteuer insgesamt ein zusätzlicher De-
ckungsbeitrag erwirtschaftet werden muss. Denn wenn
man sich die Finanztableaus der vorliegenden Gesetze
anschaut, dann sieht man, dass das Ergebnis für die Ge-
meinden in hohem Maße erfreulich, für die Länder ge-
rade noch erträglich und für den Bund ziemlich schlecht
ist.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ist es leider!)


Deswegen muss man ernsthaft darüber nachdenken, ob
man nicht aus Gründen einer gewissen sozialen Balance
und der Außenwirkung solcher steuerpolitischen Vorha-
ben die Besteuerung von Entnahmen bzw. der Dividen-
denausschüttung zumindest in dem Maße, wie man den
Körperschaftsteuersatz senkt, erhöht.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Jetzt entstehen Gesetzentwürfe am Rednerpult des Bundestages!)


Ich habe in dem Gesetzentwurf der CDU/CSU gele-
sen – was die Unternehmensnachfolge betrifft, bezieht
sich ja in diesem Falle alles auf Bayern; Herr Faltlhauser
ist ja anwesend –, dass zur Gegenfinanzierung der Aus-
fälle im Bereich der Erbschaftsteuer vorgeschlagen wird,
die Besteuerung der Ausschüttung etwas zu erhöhen,
nämlich als Bemessungsgrundlage 57 Prozent zugrunde
zu legen.

Da vermischen sich die Systeme sehr stark. Die Erb-
schaftsteuer ist ein System für sich, eine Ländersteuer.
Der Vorschlag, das zu machen, kam im Wesentlichen
von den Ländern, vor allem aus Bayern. Wir werden
gerne dabei helfen, das so zu gestalten, dass es nicht zu
einem Fass ohne Boden für die betroffenen Bundeslän-
der wird. Aber die Frage der Herabsetzung der Körper-
schaftsteuer und die Frage der Besteuerung von Aus-
schüttungen und Dividenden ist etwas, was im
Zusammenhang betrachtet werden muss. Dies muss
auch im Hinblick darauf geschehen, wie der Normalbür-
ger, der alles zu seinem persönlichen Steuersatz versteu-
ern muss, darauf reagiert, dass wir im Steuerwettlauf der
unterschiedlichen Länder in Europa gezwungen sind,

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(C (D achzugeben, gleichzeitig bei den Eigentümern, die am nde die Gewinne einstreichen, bei der Besteuerung ber so niedrig bleiben, als hätten wir den Körperschaftteuersatz von 25 Prozent erhalten. Auch das muss man ich fragen. Da sind wir sehr sensibel; da befinden wir ns in einem sehr ernsten Prüfungsprozess. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin davon über eugt, dass wir uns in einem weiteren Schritt – auch das st verabredet – werden darüber unterhalten müssen, Peronengesellschaften und Körperschaften gleich, also echtsformneutral zu besteuern. Das kann man nicht ber das Knie brechen. Das hat jeder – natürlich auch die änder – anerkannt. Diese Forderung steht aber sowohl on unserer Seite als auch von Ihrer Seite im Raum. Daei gibt es unterschiedliche Modelle, über die diskutiert ird. Eines kann ich Ihnen schon jetzt angesichts der ak uellen Steuerprognosen, nach denen sich alles sehr labil ewegt, aber im Bereich der Gewerbesteuer eigenartierweise ein großes Maß an Stabilisierung eintritt, saen: Diesen Zugewinn, den wir für die Gemeinden orgaisiert haben, werden wir im Rahmen einer echtsformneutralen Unternehmensbesteuerung nicht geährden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ie Gewerbesteuer bleibt eine Scheibe innerhalb des
ystems der Unternehmensbesteuerung.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517602600

Ich erteile das Wort dem Kollegen Michael Meister,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1517602700

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Lieber Kollege Schultz, es ist schon eine schwere
rohung gegenüber dem deutschen Volk, wenn Sie,
achdem am gestrigen Tag die Steuerschätzung veröf-
entlicht worden ist, bei den Steuergesetzen eine Punkt-
andung ankündigen. Wenn die Koalition nach dem gest-
igen Tag eine Punktlandung ankündigt,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Bruchlandung wäre besser gewesen!)


age ich nur: Schlimmer kann es für die Bundesrepublik
eutschland nicht mehr kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Alles Bruchpiloten!)


Es ist ein absoluter Offenbarungseid, dass sich die
oalition aus SPD und Grünen heute in den Deutschen
undestag traut, aber nicht in der Lage ist, die Gesetz-






(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

entwürfe zur Körperschaft- und Erbschaftsteuer, die sie
im Kabinett beschlossen hat, dem Deutschen Bundestag
vorzulegen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Ja!)

Sie reden zwar über Ihre Gesetzentwürfe, trauen sich
aber nicht, sie vorzulegen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bauen Sie hier doch nicht so einen Popanz auf! Das ist doch völliger Quark!)


Dieser Offenbarungseid ist nicht zu überbieten.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nun könnte man das – wie Sie, Frau Scheel, es tun –
mit Formalien abtun und über Bundesrat und Bundestag
sprechen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich sage Ihnen gleich, warum!)


Hier geht es allerdings um das Essenzielle unserer Poli-
tik, die Frage: Wie viel Vertrauen haben die Menschen in
den Gesetzgeber? Mit dieser Vorgehensweise zerstören
Sie massiv das Vertrauen der Investoren.


(Joachim Poß [SPD]: Sie haben es nötig!)

Dann wundern Sie sich, dass nicht in Deutschland inves-
tiert wird,


(Joachim Poß [SPD]: Obstruktion und Blockade, das ist Ihre Methode!)


dass wir kein Wachstum haben und dass unsere Wirt-
schaft nicht in Fahrt kommt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Herr Meister, Sie dürften sich hier nicht hereintrauen!)


Lieber Herr Poß, die Vorsitzenden beider Unionspar-
teien sind ins Kanzleramt gekommen und haben dem
Regierungschef die Hand gereicht, um gemeinsam darü-
ber nachzudenken, wie wir in Deutschland mehr Be-
schäftigung und Wachstum zustande bekommen.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genauso ist es!)


Dabei wurden Vereinbarungen zur Körperschaft-
steuer und zur Erbschaftsteuer getroffen. Der Bundes-
finanzminister hat, um einen Gesetzentwurf zur Körper-
schaftsteuer auf den Weg zu bringen, der sechs DIN-A4-
Seiten und neun Paragraphen umfasst,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also existiert doch etwas! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben haben Sie noch so getan, als gäbe es gar nichts!)


sechs Wochen gebraucht. Meine Damen und Herren, ich
frage mich: Warum haben wir vor dem Hintergrund der
bedrückenden Arbeitslosigkeit in Deutschland einen
Finanzminister, der nicht in der Lage ist, diese sechs Sei-
ten in kürzerer Zeit aufzuschreiben?


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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Erst sagen Sie, es gibt nichts, und jetzt dauert es Ihnen zu lange! – Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Wenn es nur so einfach wäre!)


Lieber Herr Schultz, wir haben etwas aufgeschrieben.
nser Gesetzentwurf zur Erbschaftsteuer liegt Ihnen
eute mit seriöser Gegenfinanzierung vor.


(Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, sehr seriös!)


ie sind zwar nicht in der Lage zu handeln, aber die Op-
osition ist in der Lage zu handeln.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre aber das erste Mal! – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Genau! Das ist die Botschaft!)


Zu diesem Vorgang will ich Ihnen schlicht und ergrei-
end Folgendes sagen: Das, was am heutigen Tag ge-
chieht, zeigt dreierlei: Erstens. Unsere Kritik an der un-
ureichenden Gegenfinanzierung Ihrer Gesetzentwürfe
t berechtigt. Sie wird von Frau Scheel von den Grünen
nd auch von Mitgliedern aus den Reihen der SPD ge-
ilt. Ihre eigenen Koalitionskollegen haben erklärt, die
egenfinanzierung von Herrn Eichel sei nicht seriös.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: So ist es!)

s gibt keine Blockade der Union. Vielmehr ist im
inanzministerium unseriös gearbeitet worden. Das ist
er Punkt.


(Beifall bei der CDU/CSU – Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Wer aus der SPD hat das denn erklärt?)


Der zweite Punkt: Ihre Regierung ist nicht mehr
andlungsfähig. Sie hat im Deutschen Bundestag keine
igene Mehrheit mehr. Dies dokumentieren Sie heute,
dem Sie nicht in der Lage sind, Ihre Entwürfe zur
teuergesetzgebung vorzulegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben doch gerade gesagt, der Gesetzentwurf passt Ihnen nicht!)


Zum Dritten: Ich frage mich, wohin die SPD will. Sie
aben einen Partei- und Fraktionsvorsitzenden, der an
inem Strang zieht, und Sie haben einen Bundeskanzler,
er an einem Strang zieht. Es ist zwar derselbe Strang,
ber beide ziehen in die entgegengesetzte Richtung.


(Joachim Poß [SPD]: Ach, sagen Sie doch nicht so etwas!)


ohin will die SPD? Wollen Sie mehr Investitionen am
tandort oder weniger? Wollen Sie mehr Wachstum oder
eniger? Wollen Sie mehr Beschäftigung oder weniger?
rklären Sie sich doch einmal! Aber vor dem 22. Mai
aben Sie dazu keinen Mut, Herr Poß.


(Joachim Poß [SPD]: Ach!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Sie sitzen nur da und schreien dazwischen, machen aber
keinen Lösungsvorschlag. Das ist das Problem.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Herr Kollege Poß, da Sie für die Finanzpolitik der

SPD verantwortlich sind, will ich Ihnen sagen: Sie haben
überhaupt keine Linie. Sie haben überhaupt keine Vor-
stellung davon, wie sich die Finanzpolitik in Deutsch-
land entwickeln soll. Sie haben jegliche Verlässlichkeit
und jegliches Vertrauen verspielt. Eben hat sich der Kol-
lege Schultz so wunderbar zum Thema Fonds geäußert.
Das ist ein spannendes Thema. Mich würde interessieren
– Frau Kollegin Scheel hat ja gleich das Wort –,


(Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie zittern ja schon!)


ob das Bündnis 90/Die Grünen der Meinung ist, dass die
Förderung von Windparks und Windenergie abgeschafft
werden soll. Auch würde mich interessieren, ob die Ko-
alition einheitlich die Linie vertritt, dass diese Förderung
abgeschafft werden soll. Das wäre eine klare und deutli-
che Positionierung. Wir sind gespannt, von Frau Scheel
zu hören, ob sie das unterstützt, was Herr Schultz gerade
vorgetragen hat.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU], zu Abg. Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Jetzt können Sie endlich einmal etwas Konkretes sagen!)


Meine sehr verehrten Damen und Herren, statt Ge-
setzentwürfen und klaren Ansagen legen Sie heute einen
lapidaren Antrag vor, in dem Sie behaupten, Sie hätten
das Steuerrecht gerechter und einfacher gemacht.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Die murksen jetzt seit sechs Jahren an den Steuergesetzen herum!)


Gehen Sie doch einfach einmal in Ihre Wahlkreise und
reden Sie einmal mit jemandem, der in einer Firma tätig
ist, und fragen Sie ihn, ob er denn in der Lage ist, zu er-
kennen, wie einfach und gerecht Sie das deutsche
Steuerrecht bei der Gesellschafterfremdfinanzierung
– § 8 a KStG – gemacht haben!


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Gehen Sie doch einmal in ein kleines Unternehmen und
fragen Sie, ob die Einnahmen-Überschuss-Rechnung,
für die Sie dieses tolle Formular vorgelegt haben, ein
Beitrag ist, das deutsche Steuerrecht einfacher und ge-
rechter zu machen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: 82 Fragen!)

Wenn Sie das dort hören, würde es mich wundern;

zeigen Sie mir den Menschen, der das erklärt! Zeigen
Sie mir einen Menschen, der sagt, Ihre rückwirkenden
Eingriffe hätten das deutsche Steuerrecht einfacher und
verlässlicher gemacht! Sie werden keinen finden.


(Jörg-Otto Spiller [SPD]: Die von Ihnen regierten Länder haben das Formular doch so durchgesetzt!)


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(C (D as ist doch Ihr Irrglaube: Sie leben auf einer Insel abeits der Realität, Sie haben keinen Bezug zur Realität. ie haben nichts gerechter und einfacher gemacht, Sie aben es ungerechter und komplizierter gemacht. Das ist as Ergebnis Ihrer Politik. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Wir sind bereit, die notwendigen Reformen anzupa-
ken, wir sind handlungsfähig.


(Joachim Poß [SPD]: Sie sind handlungsfähig?)


ir haben einen Gesetzentwurf zur erbschaftsteuer-
ichen Behandlung von Betriebsübergängen vorge-
egt. Nach unserer Übergangsregelung soll die Erb-
chaftsteuerschuld gestundet werden und innerhalb von
ehn Jahren in Jahresschritten abgegolten werden kön-
en. Diesen Gesetzentwurf haben wir mit einer seriösen
egenfinanzierung ausgestattet.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

ies hilft dem Mittelstand, der das Rückgrat unserer Ge-
ellschaft ist und hilft, Arbeitsplätze und Beschäftigung
u sichern. Deshalb geht es in die richtige Richtung und
s wäre an der Zeit, dass Sie nicht dazwischenrufen,
err Poß, sondern dass Sie sagen: Jawohl, das ist ein
ernünftiger Vorschlag; wir haben das im Bundeskanz-
eramt gemeinsam verabredet und jetzt beschließen wir
as, um Klarheit zu schaffen, um Vertrauen zu schaffen,
m Berechenbarkeit zu schaffen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dann gibt Ihr Finanzminister Hans Eichel den wun-

erbaren Hinweis, unsere Gegenfinanzierung sei unse-
iös, man wolle hier dem Bund Geld abnehmen, um den
ändern etwas zu geben.


(Zuruf von der SPD: Stimmt ja auch!)

ie Erbschaftsteuer fließt den Ländern zu 100 Prozent
u. Zur Gegenfinanzierung bei der Einkommensteuer
aben wir den Vorschlag gemacht, sie zu teilen:
2,5 Prozent bekommt der Bund, 42,5 Prozent die Län-
er, den Rest die Gemeinden. Und dann behauptet Herr
ichel, der mehr Geld bekommt, ihm würde etwas weg-
enommen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Er versteht es halt nicht! Er blickt die einfachsten Zusammenhänge nicht!)


at er denn nicht verstanden, wie die Einkommensteuer
uf die verschiedenen Ebenen aufgeteilt wird? Hat Ihr
inanzminister nicht einmal diesen primitiven Gedanken
m Kopf?


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Er hat keine primitiven Gedanken im Kopf!)


a würde ich mir die Frage stellen, was an dieser Stelle
igentlich zu tun ist. Der Vorwurf, den Herr Eichel er-
ebt, ist unqualifiziert.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Wie seine ganze Arbeit!)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Er ist eines Finanzministers der Bundesrepublik
Deutschland gar nicht würdig.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich will zu dem Gesetzentwurf sagen: Wir erleben oft
in der Beratung, dass die Koalition, wenn sie etwas vor-
legt, zwar Sachverständige zur Anhörung einlädt, aber
der Sachverstand eigentlich gar nicht gefragt ist.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Der ist hinderlich!)


Wir haben die Absicht, eine Sachverständigenanhörung
zu unserem Erbschaftsteuervorschlag durchzuführen.
Wenn es aus dem Kreis der Sachverständigen sachver-
ständige Vorschläge gibt, werden wir sie auch berück-
sichtigen und einarbeiten. Wir nehmen den Sachverstand
in Deutschland ernst.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Deshalb wollen wir ein parlamentarisches Verfahren, das
ernsthaft geführt wird und in dem Vorschläge ernsthaft
geprüft werden.

Ich will aber auch deutlich machen: Ein paar Punkte
Körperschaftsteuer, die Erleichterung bei der Erbschaft-
steuer, das sind Steuersatzänderungen, das sind Erleich-
terungen für den Mittelstand. Aber das ist doch keine
Unternehmensteuerreform.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Nein! – CarlLudwig Thiele [FDP]: Richtig!)


Bei einer Unternehmensteuerreform müssten wir uns mit
der Gewerbesteuer beschäftigen, wir müssten Rechts-
formneutralität herstellen. Denn 20 Prozent unserer Un-
ternehmen sind Kapitalgesellschaften, 80 Prozent sind
Personenunternehmen. Denen ist mit Veränderungen bei
der Körperschaftsteuer überhaupt nicht geholfen. Unser
Steuerrecht muss EU-tauglich gemacht werden. Kein
Wort sagen Sie dazu. Es fehlt das Engagement der Bun-
desregierung, auf europäischer Ebene eine gemeinsame
Bemessungsgrundlage anzustreben.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist schon längst von der Bundesregierung auf den Weg gebracht! – Dr. Barbara Das finde ich nun wirklich allerhand! Wir sind die Einzigen, die es betreiben!)

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1517602800

– Liebe Frau Hendricks, ich würde mir mehr Engage-
ment wünschen. Bisher haben Sie bei der Gesellschafter-
fremdfinanzierung – ich habe das angesprochen – und
bei anderen Themen immer die Position bezogen: Wir
warten ab, was der EuGH urteilt. Und wenn der EuGH
geurteilt hat, haben Sie darauf reagiert. Wir brauchen
kein Reagieren, wir müssen agieren,


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Dazu braucht man Kraft und die haben sie nicht!)


wir brauchen eine Strategie, wir müssen nach vorne ge-
hen. Daran fehlt es dieser Bundesregierung.

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(C (D (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, notwendig wäre nicht nur die Kraft, in der
teuergesetzgebung einen großen Wurf vorzulegen
wie wir mit dem Konzept 21 – und zu beschließen,
ondern wir bräuchten dringend auch auf den anderen
eformbaustellen endlich eine mutige, entschlossene
nd kraftvolle Bundesregierung, um voranzukommen.
as vermissen wir und wir vermissen leider auch, dass
ie, liebe Kolleginnen und Kollegen von Rot-Grün,
berhaupt wissen, wohin Sie wollen.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517602900

Kollege Meister, wenn Sie noch ein bisschen reden
ollen, dann bleiben Sie da; denn Frau Parlamentarische
taatssekretärin, die Kollegin Hendricks, möchte Ihnen
ine Zwischenfrage stellen.


(Zurufe von der CDU/CSU: Die Abgeordnete!)


Frau Abgeordnete Hendricks, ja.


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1517603000

Wenn Frau Hendricks so nett ist, mir eine Frage stel-

en zu wollen, dann werde ich dies selbstverständlich ge-
tatten. Bitte sehr.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Hoffentlich ist sie gut vorbereitet! – Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Uns kann man fragen, das lohnt! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Wir laufen nicht weg!)



Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1517603100

Herr Kollege Meister, sind Sie bereit, mit mir gemein-

am zu sehen, dass die Bundesregierung alle Anstren-
ungen unternimmt, um in Europa zu einer einheitlichen
emessungsgrundlage für die Besteuerung der interna-
ional tätigen Unternehmen zu kommen? Sind Sie bereit,
u sehen, dass es die Bundesregierung war, die den ers-
en Vorschlag, der aus der Kommission – damals noch
on dem Kommissar Frits Bolkestein – gekommen ist,
ufgegriffen hat?


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ihre Politik ist ungenügend!)


Sind Sie bereit, mit mir zu sehen, dass die letzte Zu-
ammenkunft auf der Arbeitsebene hier in Berlin stattge-
unden hat und dass mittlerweile 13 Länder unsere Ini-
iative stützen?


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist ja gerade die Hälfte!)


ind Sie bereit, mit mir zu sehen, dass wir alles darauf
nlegen, im ersten Halbjahr 2007, wenn die Bundesre-
ierung erneut den Ratsvorsitz hat, zu einem Abschluss
u kommen? Sind Sie bereit, mit mir zu sehen, dass wir
iese Verabredung mit den Ländern getroffen haben, die
or und nach uns die Ratspräsidentschaft haben, nämlich
it Slowenien und Finnland? Sind Sie bereit, mit mir zu
ehen, dass dies alles ist, was man zurzeit tun kann, und






(A) )



(B) )


Dr. Barbara Hendricks

dass wir wirklich auf dem Weg sind, über diese
13 Länder hinauszukommen? Denn selbstverständlich
werden irgendwann auch andere Länder, wie zum Bei-
spiel Großbritannien, merken, dass man gerade vor dem
Hintergrund der von Ihnen angesprochenen EuGH-Ur-
teile nicht mehr ganz allein eine nationale Steuerpolitik
machen kann.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sagen Sie das mal Frau Scheel!)



Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1517603200

Vielen Dank für die Fragen, Frau Dr. Hendricks.
Ich will zunächst einmal sagen, dass wir einig in dem

Ziel sind – das will ich ausdrücklich unterstreichen –,
dass wir dringend eine gemeinsame europäische Bemes-
sungsgrundlage für die Körperschaftsteuer und im Prin-
zip für die gesamten Unternehmensteuern benötigen,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: So ist das!)

weil das sowohl den Unternehmen bei grenzüberschrei-
tenden Tätigkeiten helfen als auch viele Dinge im Steu-
errecht erleichtern würde.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jawohl, so ist das!)


Ich bin ausdrücklich der Meinung, dass wir die
Gedanken – die es an der einen oder anderen Stelle
gibt –, dass deshalb auch die Steuersätze harmonisiert
werden müssten, nicht teilen. Ich bin der Meinung, bei
den Steuersätzen sollten wir Wettbewerb anstreben.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat ja auch niemand gesagt! Darum geht es doch überhaupt nicht!)


– Ich bin gefragt worden, zwar nicht von Ihnen, Frau
Scheel, aber von Frau Hendricks, und ich bin jetzt dabei,
zu antworten.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Lassen Sie ihn doch seine Meinung sagen! – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Danach hat sie gar nicht gefragt!)


Ich bin ausdrücklich der Meinung, dass wir bei den
Steuersätzen Wettbewerb brauchen, weil es auch bei der
Leistung Wettbewerb gibt. Deshalb muss auch die Be-
preisung über Steuersätze möglich sein.

Ich bin nicht der Auffassung, Frau Hendricks, dass
rechtzeitig und ausreichend etwas getan worden ist. Ich
habe das Beispiel der Gesellschafterfremdfinanzierung
eben genannt. Mittlerweile gibt es auch weitere Urteile,
bei denen es um die Bemessungsgrundlage bei der Kör-
perschaftsteuer geht. Sie selbst als Vertreterin des Fi-
nanzministeriums haben im Finanzausschuss immer
wieder vorgetragen: Wir warten mal die Urteile des
Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg ab und dann
versuchen wir, diese Urteile in das deutsche Steuerrecht
einzubauen. Meine Ansage ist: Nein, das ist der falsche
Weg. Wir müssen selbst versuchen, eine Idee dafür, wie
eine Bemessungsgrundlage aussehen kann, in die Euro-

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(C (D äische Kommission einzuspeisen und dies dort mitzuestalten. (Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch genau das! – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Das machen wir doch gerade!)


Sie machen es leider zu spät und mit zu wenig Engage-
ent. Wir brauchen hier mehr Tempo und mehr Ge-
chwindigkeit, sonst werden wir einen solchen Tag, wie
ir ihn gestern erlebt haben, immer wieder erleben;
enn auf diesem Weg fließt das Steuersubstrat schneller
b, als wir als nationaler Gesetzgeber hinterherlaufen
nd korrigieren können.
Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517603300

Zu einer Kurzintervention erteile ich das Wort Kolle-

en Joachim Poß, SPD-Fraktion.

Joachim Poß (SPD):
Rede ID: ID1517603400

Herr Präsident! Lieber Kollege Meister, Sie hatten
ich mehrfach angesprochen, deswegen will ich gerne
arauf eingehen.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Sie haben ihn ständig angebrüllt, so war das! Sie haben sich angesprochen gefühlt!)


Sie haben das, was Sie ausgeführt haben, garniert mit
er waghalsigen Behauptung, Sie hätten eine Linie in
er Steuer- und Finanzpolitik.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Für Sie ist es besser, Sie schweigen!)


er die Zeitungen seit dem 17. März 2005 aufmerksam
elesen hat, der konnte feststellen,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dass Sie Ihren Laden nicht im Griff haben!)


ass Sie jeden Tag in die Büsche abgetaucht sind.

(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Frau Scheel sitzt in den Büschen!)

ie sind nur einmal konkret geworden, nämlich mit Hilfe
es Kollegen Faltlhauser bei der Erbschaftsteuer, über
eren Relevanz im Einzelnen noch zu diskutieren sein
ird.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Frau Scheel sitzt mitten im Wald!)


Schauen Sie sich doch nur die heutigen Agenturmel-
ungen an! Dort steht: Union uneins über Entgegenkom-
en in Sachen Erbschaftsteuer.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Frau Scheel ist in den Büschen! Reden Sie mal von der Frau Scheel!)


hr Generalsekretär Söder will zur Stabilisierung des
aushalts Sozialleistungen kürzen, er sagt aber nicht
onkret, was er meint.






(A) )



(B) )


Joachim Poß


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Genau!)

Herr Meister will auch in Leistungsgesetze einschnei-

den.

(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Rente!)

Er sagt aber nicht, welche Maßnahmen er dabei im Auge
hat. Demgegenüber sagt Herr Böhmer, er könne keinen
Vorschlag dazu machen, an welcher Stelle er in seinem
Haushalt noch Einsparungen vornehmen könne. Er fügt
hinzu, er wisse auch nicht, wo der Finanzminister noch
kürzen solle.

Mit diesen Beispielen will ich Folgendes deutlich ma-
chen: Wenn die Union behauptet, eine Linie in der
Steuer-, Finanz- und Haushaltspolitik zu haben, so ist
diese Behauptung abenteuerlich. Sie jedenfalls haben
keine Linie. Es gibt nirgendwo so viele Widersprüche
wie bei der CDU/CSU.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Aber wer regiert denn?)


Sie sind nicht regierungsfähig. Das muss man ganz ein-
deutig feststellen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ministerpräsident Koch – auch das ist eine heutige
Agenturmeldung – kündigt einen neuen Vorschlag zur
Steuerreform an.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: So wird er nie Finanzminister!)


Das ist der dritte Steuerreformvorschlag in den letzten
beiden Jahren. Der erste Vorschlag war das Bierdeckel-
konzept von Herrn Merz. Der Bierdeckel ist verschwun-
den.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Merz auch!)


– Herr Merz ist auch verschwunden, er ist jetzt bekann-
terweise bei einem Hedgefonds tätig, den ich jetzt nicht
charakterisieren will.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Was soll das denn?)


Dazu kann sich jeder selbst seine Gedanken machen.
Ihr zweites Konzept war das gemeinsame Konzept 21

der Union, das eine Nettoentlastung in Höhe von über
10 Milliarden Euro bringen sollte. Das gilt jetzt nicht
mehr. Herr Koch kündigt an: Es gibt keine Nettoentlas-
tung mehr. Sie haben lange gebraucht, um zu diesen Er-
kenntnissen zu kommen.

Angesichts dieser Meldungen behaupten Sie weiter-
hin, Sie hätten eine Linie? Meine Damen und Herren,
Herr Kollege Meister, das, was Sie heute Morgen gebo-
ten haben, ist lächerlich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Aber das, was Sie jetzt geboten haben, war d S w 6 S b P S d w s S m n f k H m u n s h z S k E m d (C (D großartig? So werden Sie nie Finanzminister, so werden Sie nie etwas!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517603500

Herr Kollege Meister, wenn Sie wollen, können Sie

arauf reagieren.


Dr. Michael Meister (CDU):
Rede ID: ID1517603600

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ehr geehrter Herr Poß, Ihre Koalition ist dafür verant-
ortlich, dass dem öffentlichen Gemeinwesen gestern
6,8 Milliarden Euro entzogen wurden.


(Joachim Poß [SPD]: Die Koalition? Das ist eine Steuerschätzung, die für Bund, Länder und Gemeinden gilt! Das ist eine dreiste Lüge!)


ie macht die Opposition dafür verantwortlich und
ringt nicht die Kraft auf – ich sage das zu Ihnen, Herr
oß, als stellvertretendem Fraktionsvorsitzenden der
PD –, dafür die Verantwortung zu übernehmen. Statt
ie Opposition zum Rücktritt aufzufordern, wäre es not-
endig, Vorschläge zu machen, wie Sie diese Löcher
topfen wollen.


(Joachim Poß [SPD]: Sie haben doch blockiert!)


ie sind in der Verantwortung, Sie haben zu regieren. Sie
üssen Deutschland sagen, welche Korrekturen Sie vor-
ehmen wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Eingeständnis der Verantwortungslosigkeit!)


Darüber hinaus will ich Ihnen sagen, was Ihr Bundes-
inanzminister, der heute Morgen leider nicht hier sein
ann, heute in der „Welt“ sagt:

Das ist nicht die Finanzpolitik, die ich ursprünglich
machen wollte.

ier stellt sich schon die Frage, welche Finanzpolitik ge-
acht werden müsste. Dazu erwarten wir im Haushalts-
nd im Steuerbereich Vorlagen.


(Joachim Poß [SPD]: Wo sind Ihre Vorschläge?)


Zur Union: Wir haben heute, auch wenn es Ihnen
icht gefällt, in Bezug auf die Erbschaftsteuer einen Ge-
etzentwurf mit voller Gegenfinanzierung vorgelegt. Wir
aben zur Ertragsbesteuerung, zur Einkommensteuer,
ur Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer in der letzten
itzungswoche unser Konzept 21 behandelt. Das ist ein
lares Konzept für die Steuerreform in Deutschland.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist hinfällig! Koch sagt, es gibt ein neues!)


s liegt nur an der von Ihnen nicht erteilten Zustim-
ung, dass dieses klare Konzept nicht umgesetzt wor-
en ist. Wir haben ein klares Konzept.


(Beifall bei der CDU/CSU)







(A) )



(B) )


Dr. Michael Meister

Ihr Finanzminister verletzt seit drei Jahren die

Maastricht-Kriterien und missachtet seit drei Jahren das
Grundgesetz. Er erzählt uns seit drei Jahren, dass er kei-
nen neuen Nachtragshaushalt macht, wenn die Steuer-
schätzung kommt. Am Jahresende plant er lediglich ein,
wie groß die Verluste geworden sind. Wo ist die Kraft,
gegenzusteuern? Warum gibt es keine Haushaltssperre?
Warum gibt es nicht sofort einen Nachtragshaushalt?
Warum begreifen Sie nicht, dass Sie nicht ständig zulas-
ten künftiger Generationen weitere Schulden machen
können? Wo ist Ihre Verantwortung, Herr Poß, für die
junge Generation und für die künftigen Generationen?
Zwischenrufe, Lachen und Beschimpfen der Opposition
helfen nicht. Sie müssen Ihrer Verantwortung gerecht
werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Das war eine Nummer!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1517603700

Ich erteile Kollegin Christine Scheel vom Bünd-

nis 90/Die Grünen das Wort.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517603800

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Herr

Dr. Meister, anscheinend ist Ihnen entgangen, dass die
Steuerschätzung sowohl für den Bund als auch für die
Länder und die Kommunen gilt. Nach der Steuerschät-
zung der Bund-Länder-Kommission werden wir bis zum
Jahre 2009 56 Milliarden Euro mehr an Steuereinnah-
men haben, aber eben nicht so viel, wie ursprünglich ge-
schätzt wurde. In der Konsequenz heißt das: Es tut sich
gegenüber den heutigen Einnahmen kein Loch auf, son-
dern lediglich der Aufwuchs der Einnahmen fällt in den
nächsten Jahren geringer aus. Das ist etwas völlig ande-
res. Die Schuld dafür können Sie auch nicht der Bundes-
regierung in die Schuhe schieben, sondern hier muss die
gesamtwirtschaftliche Situation betrachtet werden, die
auch Grundlage der Schätzungen ist. Das wissen Sie
sehr gut. Deswegen brauchen Sie hier auch keinen sol-
chen Popanz aufzubauen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Zu Ihren Überlegungen hinsichtlich des Verhaltens
der deutschen Bundesregierung in Europa kann man nur
sagen: Guten Morgen, Herr Dr. Meister. Anscheinend ist
die Union aus dem Tiefschlaf erwacht.


(Joachim Poß [SPD]: Sehr wahr! – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Bitte? Dazu fällt Ihnen sonst nichts mehr ein?)


Im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages haben
wir bereits mehrmals darüber diskutiert, wie sich
Deutschland auf europäischer Ebene im Hinblick auf die
Unternehmensbesteuerung für die Zukunft positioniert.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wir warten noch auf Ergebnisse! Sich bemühen ist nicht genug!)


Frau Dr. Hendricks hat es klipp und klar gesagt: Es
geht um eine einheitliche Bemessungsgrundlage. Die

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(C (D undesrepublik Deutschland, vertreten durch die Bunesregierung, insbesondere durch den Finanzminister, nd die sie tragenden Fraktionen von Rot-Grün sind der uffassung, dass es diese einheitliche Bemessungsrundlage möglichst schnell geben soll. Es wurde alles etan, was aus nationaler Sicht getan werden konnte, um iesem Ziel näher zu kommen. Guten Morgen, Union! (Zuruf von der CDU/CSU: Seit wann machen sie Radiosendungen, Frau Scheel?)


Zu diesem Popanz, den Sie mit der aktuellen Diskus-
ion zu diesen beiden Gesetzentwürfen aufbauen, kann
ch Ihnen nur sagen: Ich bin sehr froh, dass der Bundes-
at bzw. das Gremium, das über die Einhaltung der Fris-
en entscheidet, mit großer Weisheit eine Fristverkür-
ung beschlossen hat. Damit haben wir vom Verfahren
er ein Optimum erreicht, indem wir jetzt beide Regie-
ungsentwürfe von Rot-Grün schon im Bundesrat haben.


(Vorsitz: Vizepräsident Dr. Norbert Lammert)

Die Stellungnahme des Bundesrates wird erstellt und

er Finanzausschuss des Bundestages – das haben wir
eute Morgen besprochen und gemeinsam mit allen
raktionen vereinbart – kann am 15. Juni eine Anhörung
u diesem Sachverhalt durchführen. Damit können die
bschließende Beratung im Finanzausschuss Ende Juni
nd die zweite und dritte Lesung hier im Bundestag am
. Juli stattfinden.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sie haben trotzdem nichts vorgelegt!)


anach können die Beschlüsse des Bundestages dem
undesrat zu seiner Sitzung im Juli zugeleitet werden.
as ist genau so, wie wir es immer gesagt haben und wie
s sich der Bundeskanzler gewünscht hat.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Deswegen haben Sie die Anträge nicht eingebracht?)


eswegen bitte ich Sie: Hören Sie auf, hier einen sol-
hen Popanz aufzubauen, als ob es uns um Verzögerun-
en gehen würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Natürlich geht es darum! – Zuruf von der CDU/CSU: Ihr seid euch doch nicht einig!)


In der Zeitung liest man jetzt: Front gegen rot-grünes
teuergesetz bröckelt! CDU-Finanzminister Stratthaus
irkt auf Union ein! Ich finde das sehr interessant.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: In der Zeitung steht: „Zoff im rot-grünen Lager“!)


err Stratthaus, der immerhin Finanzminister eines sehr
roßen, von der CDU regierten Bundeslandes ist, ist der
uffassung, dass wir diese Reformen jetzt dringend
rauchen. Er sagt, wenn sie jetzt scheitern, wäre die Ent-
äuschung in der Wirtschaft ein weiterer Belastungsfak-
or für die Stimmung in Deutschland.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Vielleicht sagen Sie das der SPD!)







(A) )



(B) )


Christine Scheel

Da kann ich nur sagen: Da hat Herr Stratthaus völlig
Recht.


(Beifall der Abg. Elke Wülfing [CDU/CSU])

Deswegen ist es wichtig, dass wir hier vereinbaren,

(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Dann tut doch eure Pflicht! – Georg Fahrenschon [CDU/ CSU]: Was sagen Sie denn zur Gegenfinanzierung?)


ein Stück voranzukommen, und zwar sehr schnell. Hö-
ren Sie von der Union auf, Ihre schon ausgetretenen
Pfade noch weiter auszulatschen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Die ausgetretenen Schuhe!)


Hören Sie mit diesen polemischen Auseinandersetzun-
gen auf.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist jetzt aber nicht gut!)


Gehen Sie mit uns auf die Fachebene. Der Jobgipfel ist
ein Aufbruchsignal.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das ihr jetzt kaputtmacht!)


Letztendlich wollen wir alle, dass die Steuersätze im
Unternehmensbereich mit Blick auf Europa gesenkt wer-
den und auch Entlastungen für die kleinen und mittel-
ständischen Unternehmen erreicht werden. Natürlich
wollen auch wir keine Finanzlöcher.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Wollt ihr das wirklich alle?)


So ist es – Frau Merkel ist jetzt gerade nicht anwesend –
vereinbart. Alle Seiten – ich sage das wirklich sehr
ernst –, Rot-Grün und die Union, müssen jetzt an der
Umsetzung dieser beiden Gesetzentwürfe konstruktiv ar-
beiten.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Legen Sie doch mal Ihre Anträge vor! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Tut doch mal eure Pflicht!)


Fest steht: Wir sind für Finanzierungsvorschläge ge-
sprächsbereit.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Sie wissen doch gar nicht, über was! – Elke Wülfing [CDU/ CSU]: Ihr wisst doch gar nicht, was ihr machen sollt!)


Die Union ist bis heute – genau das ist das Problem – da-
für, die Steuersatzsenkungen umzusetzen, sagt aber, dass
das, was an Finanzierungsvorschlägen vonseiten des
Finanzministeriums vorliegt, im Kabinett von Rot-Grün
verabschiedet,


(Zuruf von der CDU/CSU: Von Rot-Grün nicht verabschiedet!)


nicht ausreichend ist. Sie selbst hat aber noch keinen ein-
zigen Vorschlag gemacht.

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(C (D Ich finde, Folgendes gehört auch zur demokratischen rdnung: Wenn man sich auf einem Gipfel an der Disussion beteiligt – Herr Stoiber war da und mein bayericher Freund Faltlhauser, der Finanzminister, sitzt auf er Bundesratsbank – und eine Vereinbarung trifft, dann ann man diese Vereinbarung nicht einseitig aufkündien. Man kann nicht sagen: Für die unangenehmen Sahen sind die anderen zuständig und wenn uns das anze nicht passt, dann machen wir überhaupt keinen orschlag. – Vielmehr muss man konstruktiv mitarbein. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Der Unterschied ist, dass wir einen Vorschlag vorgelegt haben, Sie nicht!)


Ziel ist natürlich, dass wir in Richtung Rechtsform-
eutralität gehen. Das ist überhaupt keine Frage. Dazu
ibt es auch einen Vorschlag von den Grünen. Herr
toiber hat diesen Vorschlag der Grünen übrigens öffent-
ch als mehr oder weniger guten Vorschlag bezeichnet.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Mehr oder weniger!)


r hat auch die Wortwahl übernommen. Inzwischen bin
h gespannt, was der Finanzminister sagen wird. In
ernsehsendungen hat sich der bayerische Ministerpräsi-
ent in dieser Frage eindeutig geäußert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Fest steht aber auch, dass es keinen Sinn macht,


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Dass ihr weiterregiert!)


ie Körperschaftsteuer zum jetzigen Zeitpunkt – das ist
on Herrn Glos gesagt worden, der immerhin CSU-Lan-
esgruppenchef ist, das ist von Herrn Dr. Meister und
uch von Edmund Stoiber unterstrichen worden – nur
uf 22 Prozent zu senken.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das stimmt einfach nicht!)


Sehr geehrte Damen und Herren von der Opposition,
enn man so etwas tut, dann muss man es richtig tun.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Dann tut es doch!)


ir brauchen auch für Investoren ein europapolitisches
ignal.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sagen Sie es uns mal!)


s macht keinen Sinn, in Holperschritten Steuersätze zu
enken, die uns international keinen Schritt nach vorne
ringen.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Sagen Sie Herrn Müntefering, dass er sich daran hält!)


enn wir es machen, dann machen wir es gescheit. Die
orschläge liegen auf dem Tisch.


(Abg. Bartholomäus Kalb [CDU/CSU] meldet sich zu einer Zwischenfrage)







(A) )



(B) )


Christine Scheel

Ich bitte Sie – das sage ich zum dritten Mal –, sich daran
konstruktiv zu beteiligen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517603900

Sie können Ihre Rede jetzt freiwillig beenden, aber

Sie können sie nach Überschreiten der Redezeit nicht
noch durch das Zulassen einer Frage verlängern.


Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517604000

Das ist sehr schade; denn ich hätte gerne gehört, was

Herr Kalb dazu zu sagen hat. Vielleicht hätte er für die
Union einen Vorschlag gemacht, wie sich die Union die
Finanzierung dieser Steuersenkung vorstellt.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Ich hätte eine Frage gestellt!)


Ich hoffe, wir kommen in der Auseinandersetzung wie-
der auf einen ruhigen Pfad und können die Polemik ins-
gesamt beenden.


(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Sie hätten doch mit der Polemik gar nicht beginnen müssen!)


Dann können wir für das Land gemeinsam entscheiden,
wohin wir wollen. Wir von Rot-Grün wissen, wohin wir
wollen. Beteiligen Sie sich daran. Das wäre schön.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517604100

Zu einer Kurzintervention erhält das Wort der Kollege

Hans Michelbach für die CDU/CSU-Fraktion.

(Joachim Poß [SPD]: Er war doch gar nicht angesprochen!)



Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1517604200

Nachdem Sie die Frage des Kollegen Bartholomäus

Kalb nicht zugelassen haben, bitte ich Sie – –

(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich durfte ja nicht! – Dr. Uwe Küster [SPD]: Das ist nicht der Weg für eine Kurzintervention!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517604300

Einen Augenblick, bitte. Gelegentlich empfehle ich

vor unnötigen Zwischenrufen, einen Blick in die Ge-
schäftsordnung des Deutschen Bundestages zu werfen.
Nach dieser ist es völlig unerheblich, ob es für eine
Wortmeldung zu einer, wie es in der Geschäftsordnung
heißt, Zwischenbemerkung einen unmittelbaren Anlass
gibt, den der vorherige Redner geboten hat. Im Übrigen
muss ich auch nicht darauf hinweisen, dass die meisten
solcher Anlässe notfalls kunstvoll hergestellt werden.


(Heiterkeit – Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Nun hat der Kollege Michelbach wieder das Wort. Herr Präsident, vielen Dank für diese Klarstellung der eschäftsordnungslage. Das ist sehr erhellend. Sehr geehrte Frau Kollegin Scheel, trotz besseren issens haben Sie immer wieder die Behauptung aufgetellt, die Kosten von deutschen Investitionen im Ausand würden in Deutschland steuerlich begünstigt. Ich will Ihnen noch einmal deutlich machen, dass dies konomisch und steuerrechtlich grundsätzlich falsch ist. ir haben Ihnen dies im Finanzausschuss mehrfach erlärt, Sie aber wiederholen diese falsche Behauptung mmer wieder, hier und in Tageszeitungen. Dieser Steurpopulismus schadet uns. Fakt ist: Viele Arbeitsplätze in Deutschland werden erade bei der schwierigen Binnenkonjunktur dadurch esichert, dass Märkte erschlossen und einfache Vorproukte, die im Ausland gefertigt wurden, eingeführt und ier zu einem Gesamtprodukt zusammengefügt werden. ie Betriebe, die im Ausland Investitionen tätigen, eralten keine Steuersubventionen. Im Gegenteil: Die Geinne werden im Ausland voll versteuert. Der Ertrag, er zur Muttergesellschaft nach Deutschland kommt, ird mit 5 Prozent besteuert und dann erfolgt noch einal beim Eigentümer eine Besteuerung nach dem Halbinkünfteverfahren. Die Investitionen deutscher Unternehmen im Ausland erden also dreimal besteuert. Deswegen unterlassen ie endlich Ihre falsche Behauptung. Sie heizen damit m Bereich des Steuerrechts dieselbe Stimmung an, die err Müntefering anzuheizen versucht. Sie können als orsitzende des Finanzausschusses nicht fortgesetzt falche Behauptungen in die Öffentlichkeit tragen. as akzeptieren wir nicht. Selbst die SPD hat dafür im inanzausschuss kein Verständnis mehr gehabt. Ich darf ie bitten, keine Nebelkerzen mehr zu werfen, sondern u einer seriösen Steuerpolitik zurückzukehren. Vielen Dank. Zur Erwiderung Frau Kollegin Scheel. (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Da nutzt auch der Jarass nichts!)

Hans Michelbach (CSU):
Rede ID: ID1517604400

(Widerspruch bei der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517604500

Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517604600

Herr Kollege Michelbach, Sie sind doch jemand, der

mmer wieder fordert, dass wir Kapitalgesellschaften
nd Personengesellschaften gleichbehandeln sollen.
ie sind jemand, der fordert, genau wie Herr Dr. Meister
as heute getan hat, was ich übrigens richtig finde, dass
ir, was die Unternehmensbesteuerung anbelangt, zu
iner rechtsformneutralen Lösung kommen sollten. Kön-
en Sie mir bitte einmal erklären, warum Personenge-
ellschaften eine andere Regelung haben, was steuerli-






(A) )



(B) )


Christine Scheel

che Abzugsfähigkeiten für Kosten im Zusammenhang
mit steuerfreien Einnahmen anbelangt, als das bei den
Körperschaften der Fall ist?


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Gute Frage!)


Wir haben bei den Körperschaften die Situation, dass
es steuerfreie Einnahmen gibt, auf der anderen Seite aber
ein steuerliches Abzugsverbot für Kosten im Zusam-
menhang mit diesen steuerfreien Einnahmen so nicht
existiert. Unser Ziel ist eine Gleichbehandlung von Per-
sonengesellschaften und Körperschaften. Wir müssen
uns gemeinsam überlegen, wie wir diesem Ziel näher
kommen. Jedenfalls kann es nicht sein, dass man sich
– die Entwicklung hat in den letzten Jahren zugenom-
men – über Abzugsmöglichkeiten in Deutschland steuer-
lich auf Kosten derjenigen, die hier Steuern zahlen, sa-
niert.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Dreimal wird besteuert!)


Die Konsequenz ist nämlich, dass die Verlagerung von
Arbeitsplätzen steuerlich indirekt subventioniert wird.
Das ist der Punkt. Dafür bedarf es einer Lösung. Ich bitte
Sie, zu bedenken, dass es für Personengesellschaften und
für Körperschaften eine gemeinsame Zielrichtung gibt.
Personengesellschaften können das nämlich nicht. Inter-
national operierende Unternehmen aber können das. Ich
weiß, dass wir eine europataugliche Regelung brauchen.
Das ist richtig.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Fragen Sie mal Frau Hendricks!)


Es gibt Vorschläge, die nicht europarechtswidrig sind,
über die wir im Verfahren diskutieren werden.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517604700

Das Wort erhält nun der Staatsminister für Finanzen

des Freistaats Bayern, Professor Faltlhauser.

(Beifall bei der CDU/CSU – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Jetzt kommt das Zeitalter der Aufklärung! – Hans Michelbach [CDU/ CSU]: Endlich kommt Sachverstand! – Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Er ist ein sachkundiger Thebaner!)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517604800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eigentlich

bin ich ja für 9 Uhr hierher bestellt worden.

(Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Eingeladen!)


Die Absetzung der Einbringung des Gesetzes scheint
mir ein bemerkenswerter Vorgang zu sein.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie eine falsche Tagesordnung bekommen?)


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(C (D ch habe den Eindruck, Schröder laufen die Truppen von en Fahnen. Wie will denn die Bundesregierung eutschland energisch voranbringen, wenn sie bei einem rojekt, das sie inhaltlich und zeitlich selbst für bedeuend hält, nicht einmal einen Gesetzentwurf im Bundesag einbringen kann? ch glaube, dieser Vormittag zeigt in diesem Punkt die andlungsunfähigkeit. Ich will mit Blick auf die FDP festhalten: Selbstver tändlich muss klar sein, dass sich die Steuerpolitik – das ilt aktuell wie auch für die nächsten Jahre – vorrangig er Aufgabe widmen muss, Vereinfachungen zu erreihen, damit das Steuersystem wieder verständlich wird nd im Ergebnis auch wirksam sein kann. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie bei der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Ich stelle fest, dass die Bundesregierung keine Vor-
rbeiten für eine große Steuerreform getroffen hat, Herr
oß.


(Joachim Poß [SPD]: Das ist jetzt der dritte Anlauf! Wir haben eine große Reform gemacht!)


ie Opposition hat dies sehr wohl getan. In diesem Haus
iegt ein einstimmig beschlossener Entwurf der CDU/
SU vor, der das gesamte Einkommensteuerrecht bis ins
etail abdeckt.


(Joachim Poß [SPD]: Ist ja alles Makulatur!)

r muss zwar noch um die Komplexität der Unterneh-
ensteuerreform ergänzt werden, aber – dies hat Herr
och heute in der Presse angekündigt – wir werden in
iesem Jahr rechtzeitig vor den Wahlen ein Gesamtkon-
ept vorlegen. Dabei handelt es sich nicht um ein völlig
eues, sondern um ein ausgearbeitetes Konzept. Ich
ätte mir gewünscht, dass die Bundesregierung ein sol-
hes Konzept vorgelegt hätte. Das ist ihre Aufgabe.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Wir haben eine große Steuerreform gemacht!)


Beim Jobgipfel wurde hinsichtlich der Vorschläge
ur Steuersenkung – die wir ausdrücklich begrüßen,
rau Hendricks – die volle Gegenfinanzierung klar ver-
inbart. Damit ist eine belastbare Gegenfinanzierung ge-
eint. Gegenfinanzierung heißt nicht, dass irgendwelche
teuerentlastungen auf Pump vorgenommen werden.
ies ist heute nicht mehr vertretbar. Eine volle Gegen-
inanzierung bedeutet: keine virtuellen Einnahmen,
eine Einnahmen nach dem Prinzip Hoffnung.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang auf Nord-

hein-Westfalen zu sprechen kommen. Nordrhein-
estfalen wird nach der jüngsten Steuerschätzung im
ächsten Jahr wohl zusätzliche Einnahmeausfälle in
öhe von 1,5 Milliarden Euro zu verkraften haben. Wie
oll die dortige Regierung – sicherlich eine andere als
etzt – dann noch zusätzlich Löcher stopfen können, die






(A) )



(B) )


Staatsminister Dr. Kurt Faltlhauser (Bayern)


sich aus irgendwelchen virtuellen Einnahmen ergeben,
wie es nach den Vorstellungen der Bundesregierung not-
wendig wäre? Insofern muss die Gegenfinanzierung so-
lide sein.

Wir haben doch beim Amnestiegesetz bereits ent-
sprechende Erfahrungen gemacht, meine Damen und
Herren von der Regierungsseite. Zunächst hatte man auf
20 Milliarden Euro gehofft. Im Gesetz selber ging man
dann noch von 5 Milliarden Euro aus. Im Ergebnis sind
es dann 1,2 Milliarden Euro geworden. Aus dieser Er-
fahrung muss man doch lernen. Es geht doch nicht an,
auch weiterhin von solchen Hoffnungen auszugehen,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Eichel, der Herr der Löcher!)


wie es im Gesetzentwurf der Bundesregierung der Fall
ist. Darin heißt es:

Durch die Senkung des Körperschaftsteuersatzes
wird bei vorsichtiger Schätzung

– ich betone: bei vorsichtiger Schätzung. –
davon ausgegangen, dass zunächst 6,5 Milliarden
Euro zukünftig wieder der deutschen Besteuerung
unterworfen werden, da sich eine Gewinnverschie-
bung in ein anderes EU-Land vielfach steuerlich
nicht mehr lohnt. Hieraus ergeben sich Mehrein-
nahmen von 2,2 Milliarden Euro.

(Joachim Poß [SPD]: Das ist doch mit Ihren Beamten besprochen worden!)

Das ist doch eine Illusion. Sie können doch nicht glau-
ben, dass Unternehmen in Massen zur Besteuerung in
dieses Land zurückkehren, in dem gleichzeitig die Ge-
winnerwirtschaftung durch die Unternehmen verteufelt
wird und eine rüde Kapitalismusdebatte stattfindet. Da-
hin kehrt kein einziger Unternehmer zurück.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Das Vertrauen in dieses Land ist zerstört. Deshalb

werden die Unternehmer nicht zurückkehren. Insofern
ist die Annahme, dass zusätzliche Einnahmen in Höhe
von 2,2 Milliarden Euro anfallen werden, in höchstem
Maße illusionär.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517604900

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517605000

Nein. – Auf der Grundlage dieser virtuellen Einnah-

men können Sie mit uns keine seriöse Vereinbarung
schließen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD – Joachim Poß [SPD]: Er hat Angst!)


– Auch wenn Sie so laut schreien, retten Sie Nordrhein-
Westfalen nicht mehr, Herr Poß.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Ich habe den Eindruck, das ist ein Hilferuf nach außen.

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(C (D (Joachim Poß [SPD]: Die Zahlen sind abgestimmt!)


ie machen bis zum übernächsten Sonntag nichts mehr
ut.


(Joachim Poß [SPD]: Er kneift!)

Lassen Sie mich etwas zu der Möglichkeit der Ver-

ustverrechnung anmerken, deren Beschränkung Sie auf
0 Prozent anheben wollen. Wir haben bereits im Ver-
ittlungsausschuss deutlich gemacht: Der Sinn des Job-
ipfels liegt doch in der Schaffung von Arbeitsplätzen.
it dieser Erhöhung der Mindestbesteuerung ver-
ichten Sie aber Arbeitsplätze. Das ist die Realität. Das
st das Gegenteil von dem, was wir wollen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Auch die Hebung der stillen Reserven bei Unterneh-
ensimmobilien, um die es in der Debatte um REITs
eht, ist kompliziert genug. Aber davon Steuermehrein-
ahmen in Höhe von 700 Millionen Euro oder mehr zu
rwarten, ist doch, halten zu Gnaden, windig. So etwas
önnen wir doch nicht ernsthaft diskutieren wollen.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das ist deren Unseriosität!)


Ich bin bis zur Hälfte mit der Finanzierung – also
,5 Milliarden Euro – einverstanden. Alles, was darüber
iegt – bis zu den 5,2 Milliarden Euro –, ist ein unseriö-
er Ansatz. Sie brauchen auch nicht mit dem ausge-
treckten Finger auf die Opposition zu zeigen. Es ist
och Ihre Aufgabe, seriöse Vorschläge zu machen. Das
st die Aufgabe der Regierung.
Lassen Sie mich noch etwas zum Erbschaftsteuer-

esetz sagen. Pro Jahr stehen etwa 70 000 Unternehmen
n der Schwelle zu einem Generationenwechsel. 10 000
avon hören dabei auf zu existieren. Richtig ist zwar,
ass es schon heute eine Stundungsregelung gibt. Aber
iese ist für einen Vergleich völlig ungeeignet; denn die
oraussetzungen für eine Stundung sind restriktiv und
urch die Rechtsprechung noch restriktiver geworden.
ie kann kein Unternehmen erfüllen. Wer das zum Maß-
tab für den zukünftigen Erfolg des Gesetzes nimmt, hat
eine Ahnung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ie Praxis wird beweisen, dass die von uns vorgeschla-
ene Regelung tatsächlich greift und Arbeitsplätze er-
ält. Gott sei Dank hat die Bundesregierung das erkannt
nd einen – abgesehen von zwei Abweichungen – wort-
leichen Gesetzentwurf vorgelegt.
Aber das Gesetz steht nur auf einem Bein. Es kann

och nicht angehen, dass eine Regierung ein großes Ge-
etzeswerk ohne Gegenfinanzierung verabschiedet.
as hat es noch nie gegeben. Wohin sind Sie denn ge-
ommen, Frau Hendricks? Das geht doch nicht. Wenn
ie einen Gesetzentwurf vorlegen, müssen Sie auch für
ine entsprechende Gegenfinanzierung sorgen. Wir ha-
en das getan.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)







(A) )



(B) )


Staatsminister Dr. Kurt Faltlhauser (Bayern)


Zur Gegenfinanzierung will ich noch eines sagen:

Frau Hendricks, wenn wir mit einer Gegenfinanzierung
in einer Größenordnung von 2,5 Milliarden Euro ein-
verstanden sind, dann kommen Sie auf eine Senkung des
Körperschaftsteuersatzes auf 22 Prozent. – Frau
Hendricks, Sie irren nicht nur in der Politik, sondern nun
sogar auch hier herum.


(Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU)

Wenn Sie also von einer Gegenfinanzierung in Höhe von
2,5 Milliarden Euro ausgehen, dann können Sie den
Körperschaftsteuersatz auf 22 Prozent senken. Das heißt
nicht, dass das unser Ziel ist. Aber bis dahin reicht es.
Darüber hinaus muss die Bundesregierung zusätzliche
Vorschläge vorlegen. Es ist dann logisch, dass man das
auf die Besteuerung der Dividenden umlegt. Herr Solms,
es ist aber keine Erhöhung, sondern eine Anpassung der
Dividendenbesteuerung an eine Senkung der Körper-
schaftsteuer.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517605100

Herr Minister, darf die von Ihnen angesprochene Kol-

legin Hendricks eine Zwischenfrage stellen?

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517605200

Aber sehr gerne, Frau Kollegin.

(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gerade eine interessante Interpretation gewesen!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517605300

Bitte schön.

Dr. Barbara Hendricks (SPD):
Rede ID: ID1517605400

Herr Kollege Faltlhauser, darf ich Ihnen die Frage zu-

rückgeben? – Sie haben mich gerade mehr oder weniger
rhetorisch gefragt, wohin wir gekommen seien, und ge-
sagt, das habe es noch nie gegeben, dass eine Regierung
einen Steuergesetzentwurf ohne Gegenfinanzierung vor-
gelegt habe. Darf ich Sie daran erinnern, dass erstens
jede Nettoentlastung notwendigerweise ohne Gegen-
finanzierung stattfinden muss und dass zweitens diese
Bundesregierung Nettoentlastungen in einer Größenord-
nung von 56 Milliarden Euro für Familien, Arbeitneh-
mer und mittelständische Unternehmen durchgesetzt
hat? Darf ich Sie im Übrigen daran erinnern, dass es ge-
rade Ihre Seite – nicht zuletzt Frau Merkel – war, die uns
immer dann, wenn wir eine Gegenfinanzierung ange-
mahnt haben, das Wort von „rechter Tasche, linker Ta-
sche“ vorgehalten hat?


(Beifall bei der SPD)


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517605500

Frau Kollegin, zum Thema Gegenfinanzierung zwei

Antworten: Erstens. Ich habe gestern und heute in den
Zeitungen gelesen, dass Herr Eichel behauptet: Die Lö-
cher, die nun im Haushalt entstanden sind, sind nicht zu-
letzt deshalb da, weil die Opposition im Bundesrat nicht
bereit ist, den Abbau bestimmter Subventionen mitzu-
tragen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D r sagt weiter: Das Erste und das Wichtigste ist dabei die bschaffung der Eigenheimzulage. – Der Regierung ehlen nach unserer Schätzung 10 Milliarden bis 5 Milliarden Euro. Wenn man die Eigenheimzulage abchafft, dann hat man im ersten Jahr 200 Millionen Euro nd im zweiten Jahr 1,5 Milliarden Euro zusätzlich zur erfügung. Damit wollen Sie diesen Riesenkrater fülen? Was soll das? Eine derartige Schauveranstaltung on Herrn Eichel ist unglaublich. Zweitens. Frau Kollegin, das, was Sie zur Nettoent astung sagen, ist zwar richtig. Aber eine solche war icht angekündigt. Auf dem Jobgipfel ist gemeinsam om Bundeskanzler und den beiden Parteivorsitzenden ereinbart worden, dass es eine volle und belastbare Geenfinanzierung gibt. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Keine neuen Schulden!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


azu haben Sie nichts vorgelegt. Sie hätten ja sagen
önnen: Ich will diese Erbschaftsteuerregelung nicht.
ber die Bundesregierung hat sie beschlossen. Offenbar
ibt es in Ihren Reihen – die entsprechenden Leute sind
icht anwesend – ein Murren. Das ist der eigentliche
rund, warum Sie dafür gesorgt haben, dass die Debatte
ber die Körperschaftsteuer abgesetzt wird. Das, was Sie
ufführen, ist eine erbärmliche Veranstaltung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Frau Kollegin Hendricks, um Sie zu trösten, möchte

ch noch etwas zu dem Wunderfinanzierungsvorschlag
on Frau Scheel sagen. Hier bin ich nämlich völlig Ihrer
einung. Sie haben der Vorsitzenden des Finanzaus-
chusses ein ausgezeichnetes zweiseitiges Papier zuge-
chickt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Ein gutes Papier!)

ieses Papier entspricht völlig meiner Auffassung. Da
eißt es: Die Vorstellung von Frau Scheel verfälscht und
erkürzt die tatsächliche Rechtslage.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Stimmungsmache!)


ußerdem heißt es: Die Umsetzung des Absetzungsver-
ots scheitert aber regelmäßig daran, dass es praktisch
icht möglich ist, die nicht abziehbaren Betriebsausga-
en den Beteiligungserträgen direkt zuzuordnen. Dann
eißt es: Nicht zuletzt hätte eine Verschärfung des Be-
riebsausgabenabzugsverbotes zudem nachteilige stand-
rtpolitische Wirkungen. – Sehr wahr, Bundesregierung!
ch fordere Sie auf: Einigen Sie in dieser Koalition sich
ndlich auf wichtige steuerpolitische Maßnahmen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ie haben völlig unterschiedliche Auffassungen. Sie
elbst versagen und geben dem Bundesrat die Schuld. Es
ommt auch vor, dass der eine Koalitionspartner etwas
öllig anderes als der andere sagt. Dieses Doppelspiel
uss endlich aufhören.

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Die Grünen tun im mer so, als hätten sie damit nichts zu tun!)







(A) )



(B) )


Staatsminister Dr. Kurt Faltlhauser (Bayern)


Ich glaube, dass der Jobgipfel und die entsprechenden

Steuersenkungsvorhaben eine Chance sind. Diese
Chance muss aber entschlossen und auch korrekt genutzt
werden. Frau Hendricks, ich glaube, dass die Bundes-
regierung hier noch viele Hausaufgaben machen muss.
Wir sind zwar konstruktiv eingestellt, aber wir sind nicht
diejenigen, die für Sie die Arbeit erledigen. Sie sind ge-
wählt worden, um konkrete Vorschläge zu machen. Ma-
chen Sie sie endlich!


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der FDP – Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU]: So spricht ein bayerischer Staatsminister! – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Ein Staatsmann!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517605600

Nächster Redner ist der Kollege Carl-Ludwig Thiele

für die FDP-Fraktion.


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1517605700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Am 17. März hat der Bun-
deskanzler hier, im Plenum des Deutschen Bundestages,
eine Regierungserklärung abgegeben


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war ein schöner Tag!)


und am Nachmittag fand im Kanzleramt der Jobgipfel
statt. Dort hat der Bundeskanzler nach Abstimmung mit
den Grünen erklärt, dass die Körperschaftsteuer gesenkt
und der Betriebsübergang für Familienunternehmen er-
leichtert werden soll. Das Kabinett hat dann mit den
Stimmen der grünen Minister einen solchen Gesetzent-
wurf beschlossen.

Heute, knapp zwei Monate später, sollte dieser Ge-
setzentwurf hier im Deutschen Bundestag debattiert wer-
den. Ich muss fragen – ein Großteil der Debatte dreht
sich um genau diese Entwürfe –: Warum debattieren wir
über diese Entwürfe hier eigentlich nicht ordentlich?
Warum liegen diese Entwürfe hier nicht vor?


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das hat einen ganz simplen Grund: Am Dienstag fin-
gen die Grünen an, dem Kanzler auf der Nase herumzu-
tanzen. Die Fraktion der Grünen hat sich geweigert, die-
sen Gesetzentwurf in den Deutschen Bundestag
einzubringen. Darum wurde die heutige Debatte abge-
setzt.


(Beifall bei FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das zeigt: Die rot-grüne Koalition ist überhaupt nicht
mehr handlungsfähig.

Parallel zeigt die Steuerschätzung vom gestrigen
Tage, dass die gesamte Politik von Rot-Grün ein einzi-
ges Chaos, eine einzige Konfusion darstellt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D nser Finanzminister hieß einmal „der eiserne Hans“. (Elke Wülfing [CDU/CSU]: Das stimmte schon damals nicht!)

n seinen Hochzeiten erklärte er: Im Jahr 2005 werden
ir keine Neuverschuldung mehr haben und ab dem
ahr 2006 wird der Staatshaushalt Überschüsse produ-
ieren. Nun zeigt die Steuerschätzung, dass es in den
ächsten Jahren ein Steuerloch in Höhe von
8 Milliarden Euro geben wird. Das ist das Ergebnis ei-
er gescheiterten Politik. Über dieses Ergebnis kann
an nicht hinwegtäuschen, indem man sagt: Im ersten
uartal gab es ein Wachstum von 1 Prozent. Darüber
reuen auch wir uns. Aber die Regierung ist von
,7 Prozent ausgegangen und auch dieser Wert ist nicht
rreicht worden.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

In neun Tagen ist Landtagswahl in Nord-

hein-Westfalen. Die letzte rot-grüne Landesregierung,
ie es in Deutschland als Auslaufmodell überhaupt noch
ibt, steht auf dem Prüfstand. Es sind schwierige Zeiten
ür Rot-Grün. Ich erinnere mich noch an früher: Gerade
der SPD galt in schwierigen Zeiten immer, Solidari-
ät mit seinen Partnern zu üben.
Jetzt erleben wir, wie sich die Grünen vor der Land-
gswahl in NRW gegenüber ihrem Koalitionspartner
PD in unglaublicher Weise profilieren. Der Kabinetts-
ntwurf wird von den Fraktionen nicht übernommen und
ie Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen
undestages, Frau Scheel – derzeit zieht sie dem Verfol-
en der Debatte das Telefonieren vor –,


(Zuruf von der CDU/CSU: Sie macht wieder eine Presseerklärung!)


at erklärt, dass es in der nächsten Sitzungswoche nur ei-
en Gesetzentwurf der Regierung und keinen der Koali-
onsfraktionen geben wird.
Heute haben wir die vorläufige Tagesordnung für die

ächste Sitzungswoche erhalten und auf dieser Tages-
rdnung steht ein solcher Koalitionsentwurf nicht; da-
auf steht nur die Debatte über die beiden Regierungs-
ntwürfe. Wenn das in der nächsten Sitzungswoche aber
as Einzige ist, über das wir uns in dem Zusammenhang
nterhalten, frage ich mich: Warum haben wir das dann
icht heute schon behandelt?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

arum konnte dann heute nicht zumindest über die Re-
ierungsentwürfe förmlich diskutiert werden? – Das ist
in abenteuerliches Verhalten.
Das zeigt: Solidarität ist eine Sekundärtugend – so
urde sie von Lafontaine einmal bezeichnet – und diese
ekundärtugend ist den Grünen fremd. Sie zeigen Soli-
arität nicht einmal gegenüber dem Koalitionspartner
PD. Das führt dazu, dass die SPD die Grünen öffentlich
eschimpft und sagt, die Grünen sollten aufhören, Pfeile
ufs eigene Lager zu schicken.
Ein solcher Koalitionspartner ist kein Partner, mit

em man verantwortungsvoll Politikmodelle, über die






(A) )



(B) )


Carl-Ludwig Thiele

wir ja diskutieren können, verfolgen kann. Wer in einer
solchen Form zeigt, dass er überhaupt keine Rücksicht
auf den Partner nimmt, der hat Vertrauen verspielt.

Ich wünsche mir, dass wir zu einer Einigung in die-
sem Bereich kommen. Die FDP steht dafür bereit. Ge-
rade bei der Erbschaftsteuer geht es um das Modell,
das die FDP als einzige Partei ins Wahlprogramm ge-
schrieben hat.

Einen Punkt verstehe ich an der Stelle allerdings
nicht. Wie lässt sich dann, wenn der Betriebsübergang
erleichtert werden soll, eine Grenze von 100 Millionen
Euro rechtfertigen? Wir halten sie für verfassungswidrig.
Es wird ja gesagt, die Arbeitsplätze stünden im Vorder-
grund. Bei Kapitalgesellschaften ist es so: Wenn ein Ak-
tionär verstirbt, wird das Depot bewertet, ein Wert fest-
gelegt und die entsprechende Summe gezahlt. Die
Aktiengesellschaft verliert keinen Cent Kapital. Das ist
im Mittelstand anders.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517605800

Herr Kollege Thiele – –


Carl-Ludwig Thiele (FDP):
Rede ID: ID1517605900

Ich komme sofort zum Ende, Herr Präsident. – Wir

brauchen aber eine Stärkung des Mittelstands, weil dort
die Arbeitsplätze sind.

Es macht keinen Sinn, zu sagen: „Bei 100 Millionen
Euro, also wenn ein Unternehmen besonders erfolgreich
ist, gilt das nicht mehr“; denn diese Firmen haben genau
dieselben Probleme. Insofern appelliere ich an die
Union, diese Grenze zu überprüfen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Heinz Seiffert [CDU/CSU]: Darüber können wir reden!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517606000

Ich erteile der Kollegin Gabriele Frechen, SPD-Frak-

tion, das Wort.

(Beifall bei der SPD)



Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1517606100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Lieber Herr Dr. Wissing, ich bin Ihnen ausge-
sprochen dankbar dafür, dass Sie Ihren Regierungsent-
wurf, den Sie zurückgezogen haben, noch einmal er-
wähnt haben.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Regierungsentwürfe machen wir ab 2006, Frau Kollegin!)


– Ihren Gesetzentwurf, Entschuldigung. Sie werden aber
auch ab 2006 keine Regierungsentwürfe machen, auch
wenn sich Herr Thiele hier gerade als neuer Koalitions-
partner – statt der Grünen – angebiedert hat.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – CarlLudwig Thiele [FDP]: Nein, nein!)


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(C (D Ich habe so die Möglichkeit, noch einmal klipp und lar zu sagen, was die Sachverständigen von Ihrer Steurpolitik halten. Die kamen übereinstimmend zu dem Erebnis: Nach Ihrem Entwurf gibt es eklatante Verschieungen von unten nach oben. In den unteren inkommensbereichen nehmen die Belastungen zu und den oberen Bereichen nehmen die Entlastungen zu. as ist Ihre Politik, was Steuern anbelangt. Soziale Geechtigkeit – Fehlanzeige. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Auf Ihre Große Anfrage, die heute auf der Tagesord-
ung steht – auch wenn es ungewöhnlich ist, möchte ich
ber das sprechen, was auf der Tagesordnung steht –,
omme ich gern zurück. Die Bundesregierung hat Ihnen
eantwortet: niedrigere Steuersätze, weniger Ausnah-
en und kein Reformschritt ohne Vereinfachung. Die
undesregierung wird ihre Steuerpolitik auch in Zukunft
n diesen bewährten Maximen ausrichten.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Hat sie das schon jemals getan?)


iese Auffassung teilt die SPD-Bundestagsfraktion voll
nd ganz. – Ich habe gewusst, dass an der Stelle ein Zwi-
chenruf kommt. Ich werden Ihnen das nachweisen, Herr
r. Wissing.
Erste Maxime: niedrigere Steuersätze. Zu Ihrer Zeit
usste jeder und jede Steuerpflichtige vom ersten
teuerpflichtigen Euro an – wir hatten damals noch die
-Mark; aber die Kolleginnen und Kollegen können in-
oweit, denke ich, folgen – 25,9 Cent Einkommensteuer
ezahlen. Heute sind es noch 15 Cent. Wir haben den
pitzensteuersatz von 53 auf 42 Prozent sowie den Kör-
erschaftsteuersatz auf 25 Prozent gesenkt. Die Planung
ür die nächste Zeit sieht eine Senkung auf 19 Prozent
or. Das ist in Europa wettbewerbsfähig.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Das haben Sie doch von der Tagesordnung genommen!)


Herr Dr. Meister, Sie haben eben angemerkt, dass die
ersonengesellschaften nichts von der Senkung des
örperschaftsteuersatzes hätten. Da gebe ich Ihnen
echt. Aber was ist denn mit der Anrechnung der Ge-
erbesteuer auf die Einkommensteuer? So etwas hat es
u Ihrer Zeit nie gegeben. Für Personengesellschaften ist
och die Gewerbesteuer heute überhaupt kein Thema
ehr.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie sehen also, die erste Maxime wurde voll erfüllt.
Zweite Maxime: weniger Ausnahmen. Jetzt könnte
h natürlich das von Ihnen blockierte Steuervergüns-
gungsabbaugesetz anführen oder die Eigenheimzu-
ge. Das ist aber, wie ich denke, schon zu oft getan wor-
en. Ich gehe noch ein bisschen weiter in die
ergangenheit zurück. Erinnern Sie sich noch an das
teuerentlastungsgesetz 1999/2000/2002?






(A) )



(B) )


Gabriele Frechen


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Erinnern Sie sich an die Steuerreform von Waigel? – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Darin enthalten waren: Begrenzung der Verlustverrech-
nung, Streichung der Abzugsfähigkeit von Verlusten aus
ausländischen Betriebsstätten in DBA-Staaten, Beseiti-
gung des Missbrauchs beim Zwei-Konten-Modell, Ab-
zugsverbot von Schmier- und Bestechungsgeldern im
Ausland. Das sind nur vier von 70 Ausnahmen, die mit
diesem Gesetz wirksam beseitigt wurden.

Das Finanzamt Bad Homburg, ein Finanzamt mit zu-
gegebenermaßen überdurchschnittlich vielen gut verdie-
nenden Menschen, musste noch 1997 3,1 Millionen
Euro mehr an Einkommensteuer auszahlen, als es einge-
nommen hatte. Im Jahr 2001 dagegen betrug die veran-
lagte Einkommensteuer 128,3 Millionen Euro und in
2002 181,9 Millionen Euro.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das sind alles Leute, die in den neuen Ländern investiert haben! Diese werden von Ihnen geschröpft!)


Also war auch die zweite Maxime erfolgreich.

(Beifall bei der SPD)


Dritte Maxime: Vereinfachung. Wer hätte nicht gerne
ein Steuerrecht, das einfach und gleichzeitig gerecht ist
und dem Staat die Einnahmen bringt, die er zur Erfül-
lung seiner Aufgaben braucht?


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie offenbar nicht!)


Aber keines der konkurrierenden Modelle – das haben
die Landesfinanzminister festgestellt; ich erinnere an die
Diskussion von vor drei Wochen – erfüllt diese Bedin-
gungen. Ein Modell ist nämlich entweder einfach oder
gerecht. Beides geht nicht. Die Folge der Umsetzung ei-
nes der Reformmodelle wäre, dass eine Umverteilung
von unten nach oben vorgenommen würde. Das gilt üb-
rigens auch für das Modell, das sich die Union auf die
Fahnen geschrieben hat und mit dem im Moment Herr
Rüttgers versucht, den Menschen in Nordrhein-Westfa-
len Sand in die Augen zu streuen.


(Beifall bei der SPD – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Erklären Sie das doch bitte einmal!)


Die Vereinfachung besteht nämlich unter anderem darin,
dass Sie die Pendlerpauschalen sowie die Steuerbefrei-
ung für Sonn- und Feiertagsarbeit und für Nachtzu-
schläge streichen wollen. Auf dieser Basis wollen Sie
die Steuersätze senken. Wenn Sie noch mehr Beispiele
brauchen, empfehle ich Ihnen, meine Rede von vor drei
Wochen durchzulesen. Bergmannsprämie, Wohngeld
und Mutterschaftsgeld habe ich da erwähnt.

Es gibt aber noch einen weiteren Ansatzpunkt für
Vereinfachung, nämlich die Steuervereinfachung im
Vollzug, so wie es in unserem Antrag steht: Steuerver-
einfachung betreiben, ohne dabei die Gerechtigkeit aus
den Augen zu verlieren. Die Frage, die sich stellt und auf
die wir in Nordrhein-Westfalen eine Antwort gefunden
haben,

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(C (D (Dr. Volker Wissing [FDP]: Da bin ich einmal gespannt!)


autet: Wie machen wir es einfacher für den Steuer-
flichtigen? Dafür ist die Höhe des Steuersatzes weniger
rheblich. Entscheidend ist das Verfahren. Dienstleistun-
en, Bürgerorientierung, Härte gegenüber Steuerhinter-
iehern zeigen und zuvorkommend gegenüber Steuer-
hrlichen sein – das sind die Dinge, auf die es ankommt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Der SPD-Finanzminister Jochen Dieckmann hat die
ereinfachte Steuererklärung in Nordrhein-Westfa-
en zusammen mit Finanzbeamtinnen und Finanzbeam-
en entwickelt, erprobt und auf alle Finanzämter in NRW
usgeweitet. Ich will meinen Rat aus der letzten Sit-
ungswoche wiederholen: Besuchen Sie doch endlich ei-
es der dieses Verfahren anwendenden Finanzämter,
um Beispiel in Bochum, Geldern oder Herne. Ein Zu-
riedenheitsgrad von 96 Prozent der betroffenen Steuer-
flichtigen spricht für Jochen Dieckmann.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


wei von drei Steuerpflichtigen können damit ihre
teuerklärung auf einem einzigen Blatt Papier abgeben.
er Kinder hat, braucht zwei Blätter. Für mehr als die
älfte der Steuerpflichtigen wird damit die Steuererklä-
ung deutlich einfacher und der Gerechtigkeitsanspruch
ird nicht angetastet. Da wundert es nicht, dass die
inanzminister aller Länder, also auch Herr Faltlhauser,
eschlossen haben, diese Form ab 2005 in allen Bundes-
ändern zuzulassen.
Sie sehen, die von Ministerpräsident Peer Steinbrück

eführte Landesregierung hält nicht so viel von Steuer-
topien, die von Vereinfachung sprechen und Umvertei-
ung meinen. Sein „Bierdeckel“ hat DIN-A4-Format,
ber er hat den großen Vorteil, dass es ihn wirklich gibt,
nd zwar in ganz großer Zahl.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir stimmen überein, dass die Vereinfachungen im
teuerrecht weitergehen müssen, sowohl in der materiel-
en als auch in der praxisorientierten Anwendung.


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Eine Bewerbungsrede für Herrn Dieckmann!)


ie Weiterverarbeitung der elektronischen Steuer-
rklärung zur elektronischen Steuerkarte ist ein wichti-
er Schritt auf diesem Weg; die Abgabe der Lohn- und
msatzsteuervoranmeldungen auf elektronischem Weg
ar ein weiterer. Seit der Einführung von Elster-Lohn
ind 35 Millionen elektronische Steuerbescheinigungen
bermittelt worden. Jede Lohnbuchhalterin und jeder
uszubildende im Betrieb kann Ihnen sagen, was das an
ürokratieabbau bedeutet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Gabriele Frechen

Die einheitliche Wirtschaftsidentifikationsnum-

mer soll ein weiterer Baustein sein. Ich gehe davon aus,
liebe Kolleginnen und Kollegen, das Thema ist Ihnen
ebenfalls noch bekannt. Eine bundeseinheitliche Wirt-
schaftsnummer, die die Steuernummer ersetzt und die
die Betriebsnummer bei Krankenkassen und Arbeits-
agentur sowie die Beitragskontonummer bei der Berufs-
genossenschaft und den Kammern ersetzen könnte,
klingt bei dem Nummernsalat, den wir in den Betrieben
haben, fast wie eine Vision. Es ist aber keine. Dieser
Punkt nahm, wie im Protokoll nachzulesen, breiten
Raum in der Ausschusserörterung zum Steueränderungs-
gesetz 2003 ein. Das Ergebnis kennen Sie; es war wie
immer: Sie haben Nein gesagt.

Stattdessen fragen Sie, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen von der FDP, unter Nr. 34 Ihrer Großen Anfrage
– man höre! –:

Teilt die Bundesregierung die Auffassung, dass die
Abschaffung ganzer Steuergesetze das Steuerrecht
vereinfacht?

Ich finde die Frage echt toll. Ich hoffe nur, dass im In-
nen- und Rechtsausschuss niemand auf die Idee kommt,
Strafgesetze abzuschaffen, um die Bürokratie zu verein-
fachen.


(Beifall bei der SPD – Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie haben die Frage mit Ja beantwortet!)


Natürlich führt die Abschaffung von ganzen Gesetzen
grundsätzlich zu Vereinfachung, Bürokratieabbau und
Einsparungen in der Verwaltung,


(Zuruf der Abg. Birgit Homburger [FDP])

aber nur, wenn man sie ersatzlos streicht, Frau
Homburger. Zum ersatzlosen Streichen gehört auch, dass
man sich im Klaren ist, was dann passiert, und dass man
das den Menschen auch sagt.


(Dr. Volker Wissing [FDP]: Die Bundesregierung hat einfach nur „Ja“ geantwortet!)


Diese Diskussion hatten wir vor drei Wochen zu dem
Bierdeckelkonzept von der CDU/CSU, das auch nicht
konkret geworden ist.

Ich gebe zu, dass ich ziemlich gespannt war, was sich
hinter dem Titel „Herausforderungen der Globalisierung
annehmen, Unternehmensteuern modernisieren, Staats-
finanzen durch mehr Wachstum sichern“ verbirgt. Sie
hatten – so war in der Presse zu lesen – erwartet, dass
unsere Entwürfe zur Umsetzung der Ergebnisse aus dem
Jobgipfel diese Woche debattiert werden; sie werden
erst nächste Woche debattiert. Also haben Sie ganz
schnell ein Papier auf den Weg gebracht. Ich halte es für
richtig, dass wir einen Entwurf vorlegen, in dem sich alle
Mitglieder der Koalitionsfraktionen wiederfinden, hinter
dem alle stehen. Wenn es Differenzen oder Unstimmig-
keiten gibt, dann lösen wir sie vorher.

Sie wählen einen anderen Weg: Sie haben die Erb-
schaftsteueränderung aus Bayern ins Konzept 21 über-
nommen und jetzt eingebracht. Was lese ich heute Mor-
gen im „Handelsblatt“?

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(C (D Bei den Unions-Finanzministern, die gestern zur Finanzministerkonferenz von Bund und Ländern zusammenkamen, wächst das Unbehagen gegen die Erbschaftsteuerreform. (Dr. Kurt Faltlhauser, Staatsminister [Bayern]: Das stimmt nicht! – Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine Falschmeldung! Das war einstimmig!)


lso bitte: Wir streiten vorher, Sie streiten hinterher.
Wir streiten überhaupt nicht darüber, ob es sinnvoll
t, die Unternehmensnachfolge steuerlich zu erleichtern.
ber wir können sehr wohl über die Gegenfinanzierung
treiten. Wir wollen auch nicht darüber streiten, ob man
ber eine Erhöhung der Dividendenbesteuerung reden
ann. Aber wir sollten darüber reden, ob sich eine Ent-
stung der kleinen und mittelständischen Unternehmen,
er Familienunternehmen bei der Erbschaftsteuer nicht
nerhalb der Ländersteuern gegenfinanzieren lässt.
ie Erbschaftsteuer ist eine Ländersteuer. Deshalb ist es
innvoll, dass sich die Länderkammer vorrangig damit
efasst.
Was bei dem Papier, über das Sie heute debattieren
ollen, herausgekommen ist, spricht Bände:


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Sie haben die falsche Zeile gelesen!)


in dreiseitiger Schnellschuss mit den üblichen Textbau-
teinen in Floskelform. Ganz am Ende wird die Bundes-
egierung in vier Spiegelstrichen aufgefordert, ein Kon-
ept für niedrigere Steuersätze vorzulegen, eine
echtsformneutrale Unternehmensbesteuerung darin ein-
ubetten,


(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP] – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie hat es!)


insparvorschläge für die Senkung der Steuersätze vor-
ulegen und die Kapitalismuskritik zu unterlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Endlich hat sie es!)


as ist alles, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Nach meiner Einschätzung klappt die Zusammen-

rbeit im Finanzausschuss ganz gut.

(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Dann müssten Sie doch unseren Antrag kennen!)

Ich habe ihn gelesen, auch wenn es mir manchmal
chwer fällt, das zu lesen, was Sie zu Papier bringen.


(Beifall bei der SPD – Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sie müssen nicht nur lesen, sondern auch handeln!)


ngesichts dieses Papiers frage ich mich – sicherlich
icht nur ich, sondern auch die Menschen draußen im
and –: Ist es Oppositionspolitikern eigentlich verboten,
itzuwirken, eigene Vorschläge zu machen oder Kon-
epte zu entwickeln? Für mich ist Ihr Antrag ein Fetzen
apier, der nur Floskeln enthält.






(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517606200

Frau Kollegin, bevor Sie nun vollends in Begeiste-

rung ausbrechen, möchte ich Sie auf Ihre abgelaufene
Redezeit aufmerksam machen.


Gabriele Frechen (SPD):
Rede ID: ID1517606300

Eine letzte Bemerkung. In der „Westdeutschen Zei-

tung“ vom 16. April ist zu lesen:
Merkels liebstes Konzept: Konzepte einfordern. Ob
Körperschaftsteuer oder Lohndumping: Die Union
vollzieht eine ordnungspolitische Wende nach der
anderen. Ist das Taktik oder Unvermögen?

Egal was es ist, liebe Kolleginnen und Kollegen: Auf je-
den Fall ist es zu wenig.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Aber wesentlich mehr als das, was Sie vorgelegt haben! – Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wir haben wenigstens einen Gesetzentwurf! Sie nicht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517606400

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Hartmut Schauerte, CDU/CSU-Fraktion.


Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1517606500

Liebe Frau Frechen, da Sie für die gegenwärtig not-

wendigen Maßnahmen kein Konzept haben – die Koali-
tion ist in diesem Punkt völlig zerstritten; ich komme
darauf noch zurück –, beschäftigen Sie sich mit der Ver-
gangenheit, mit lang zurückliegenden Dingen, die – wie
wir heute wissen – nicht wirklich geholfen haben; denn
die wirtschaftliche und finanzpolitische Situation ist
nach wie vor katastrophal.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Wohl wahr!)

Die Steuerschätzung – auch in diesem Punkt ist Ihr

Verhalten interessant – weist ein zusätzliches Defizit in
den nächsten vier Jahren in Höhe von 66 Milliar-
den Euro aus.


(Joachim Poß [SPD]: Bund und Länder!)

Sie haben sich also für den Zeitraum von vier Jahren um
66 Milliarden Euro verschätzt. Sie sagen dazu, es liege
nicht an der Bundesregierung, sondern an den Schätzern.


(Lachen der Abg. Elke Wülfing [CDU/CSU])

Entschuldigung! Wo sind wir denn hier? Auf welcher
Basis wird denn geschätzt? Es wird auf Basis der Rah-
mendaten, die die Bundesregierung vorgibt, geschätzt.
Dazu gehören die Daten der Bundesregierung hinsicht-
lich des Arbeitsmarktes und des Wachstums.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Da sich die Bundesregierung schon seit Jahren jedes

Mal katastrophal verschätzt, stelle ich heute die Frage:
Ist das nur Pech oder ist das Absicht?

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(C (D eine Antwort ist: Sie verschätzen sich planmäßig, um ehaupten zu können, Sie hätten verfassungsmäßige aushalte. nschließend beschweren Sie sich bei den Schätzern, ass Sie Ihre Zahlen korrigieren müssen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Jürgen Koppelin [FDP] – Widerspruch des Abg. Joachim Poß [SPD])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: So ist das!)


iese Art und Weise, mit den Zahlen umzugehen, ist ab-
olut unseriös. Herr Poß, dass Sie sich so aufregen, zeigt,
ass Sie wissen, wie unseriös Sie arbeiten.


(Joachim Poß [SPD]: Ihre Länder sind beteiligt!)


Zweite Bemerkung: Sie legen heute – Sie regieren
och seit sechseinhalb Jahren – einen Antrag zur Steu-
rvereinfachung vor. Was Sie selber machen können,
ätten Sie nicht in Ihren Antrag aufnehmen, sondern ein-
ach nur umsetzen müssen.


(Joachim Poß [SPD]: Haben wir ja!)

as Sie von anderen in diesem Antrag verlangen, ist
nsinn. Sie können mit diesem Antrag nichts erreichen.
r lenkt nur von Ihrer momentanen Schwäche und von
er Tatsache ab, dass Sie nicht mehr wissen, wie es wei-
ergehen soll.
Ich komme zu meiner dritten Bemerkung. Was sind

obgipfel eigentlich noch wert? Früher gab es einmal
en „Basta“-Kanzler.


(Joachim Poß [SPD]: Den wollten Sie doch!)

er war auch nichts wert. Dann wurde ein Jobgipfel
urchgeführt. Die Regierung hat zugesagt, dass sie etwas
acht.


(Reinhard Schultz [Everswinkel] [SPD]: Machen wir auch!)


ie Opposition hat zugesagt, dass sie mitwirkt.

(Joachim Poß [SPD]: Aber Sie machen doch nicht mit!)

ir legen heute unseren Gesetzentwurf vor. Aber weil
ie immer noch nicht wissen, was Sie wollen, legen Sie
einen eigenen Gesetzentwurf vor.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU sowie des Abg. Carl-Ludwig Thiele [FDP] – Joachim Poß [SPD]: Im Kabinett beschlossen!)


In diesem Zusammenhang gibt es zwei sehr wichtige
ntwicklungen. Eine Entwicklung findet bei den Grünen
tatt. Die Grünen haben uns bestätigt, dass das, was die
undesregierung bisher vorgelegt hat, völlig unseriös
nd nicht finanzierbar ist. Die Grünen sind der Meinung,
an könne das nicht vorlegen, weil es nicht seriös ge-
enfinanziert ist.






(A) )



(B) )


Hartmut Schauerte


(Joachim Poß [SPD]: Seit wann hören Sie auf die Grünen? – Carl-Ludwig Thiele [FDP]: Im Kabinett haben sie zugestimmt!)


Das ist die Entwicklung bei den Grünen.
Die SPD hat den Gesetzentwurf ebenfalls nicht vorle-

gen wollen – jetzt wird es spannend –, weil in der SPD
Tag für Tag der Druck wächst, dieses Programm nicht zu
verwirklichen.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es! – Widerspruch der Abg. Gabriele Frechen [SPD])


Sie stehen auch inhaltlich zunehmend nicht mehr dahin-
ter. Ich äußere hier die große Sorge, dass in der SPD die
totale Konfusion eintreten wird, wenn sie in Nordrhein-
Westfalen – was vermutlich passiert – ihre Mehrheit ver-
liert


(Joachim Poß [SPD]: Warten wir es ab!)

und sich die Münteferings mit ihrer Kapitalismuskritik
bei diesem Gesetzgebungsvorhaben durchsetzen wer-
den.


(Carl-Ludwig Thiele [FDP]: So ist es!)

Ich habe die Sorge, dass der Kanzler seine Zusage,

die er der Oppositionsführung gemacht hat, nicht durch-
setzen kann. Sie sind auf dem besten Wege, diese nega-
tive Entwicklung voranzutreiben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Nun eine vierte Bemerkung, Thema „Erbschaftsteuer

und Kapitalismuskritik“. Im Zusammenhang mit der
Erbschaftsteuer wäre es zum Beispiel eine wirklich
vernünftige Maßnahme, den Verkaufsdruck und den Ab-
wanderungsdruck von mittelständischen Unternehmern
und Unternehmen im Falle des Erbübergangs so zu ver-
ringern,


(Hans Michelbach [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

dass die von Ihnen so kritisierten Hedgefonds deutlich
weniger Aufgaben in Deutschland bekommen.


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: So ist das! – CarlLudwig Thiele [FDP]: So ist das!)


Das ist eine wirklich praktikable Maßnahme, mit der Ar-
beitsplätze erhalten werden, was ja unser oberstes Gebot
ist.

Ich weiß, was bei Ihnen in der Fraktion los ist. Bei
diesem Thema haben Sie noch keinen inneren Frieden
geschlossen. Die Zahl derer, die dieses Thema kritisieren
und sich damit nicht auseinander setzen wollen, wächst
stündlich. Ich garantiere: Es wird in den nächsten Wo-
chen – es dauert drei Wochen, bis wir uns wieder mit
diesem Thema beschäftigen können,


(Elke Wülfing [CDU/CSU]: Warten wir es mal ab, ob überhaupt!)


und nicht eine Woche, Frau Frechen; diese drei Wochen
sind wieder verloren –, also nach der Landtagswahl, aus
Ihrer Fraktion eine Serie von Meldungen dazu geben,
dass man sich mit diesem Thema nicht mehr beschäfti-
gen will. Ich warne vor dieser Korrektur. Dann haben Sie

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(C (D ich endgültig blamiert und dem Standort Deutschland nd dem Fortbestand von Arbeitsplätzen und Unternehen in unserem Land schweren Schaden zugefügt. Eine letzte Bemerkung: Ich bitte darum, dass wir im usammenhang mit der Körperschaftsteuerreform nicht mmer nur auf die 19 und die 25 Prozent schielen. Die nternehmensteuerbelastung in Deutschland ist nach ie vor größer denn 40 Prozent. Natürlich. Haben Sie noch nie etwas von der Gewerbeteuer und vom Solizuschlag gehört? Können Sie nicht echnen? Rechnen Sie doch einmal: 25 plus 14 plus 3 eribt eine Steuerbelastung von 42 Prozent. (Florian Pronold [SPD]: Haben Sie schon mal etwas von der Bemessungsgrundlage gehört?)


(Lachen des Abg. Florian Pronold [SPD])


as ist die Unternehmensbelastung in Deutschland.

(Joachim Poß [SPD]: Das stimmt nicht mal für Kapitalgesellschaften!)

Wichtig und interessant, Frau Frechen, ist: Wegen der

ohen Gewerbesteuer – –

(Gabriele Frechen [SPD]: Wie hoch war die 1998?)

Die war bis 1998 sehr hoch, weil wir, als wir sie 1997
enken wollten, von Herrn Lafontaine und weiteren Mi-
isterpräsidenten Ihrer Partei,


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

um Beispiel von dem jetzigen Finanzminister Eichel,
aran gehindert worden sind, eine große Steuerreform
urchzusetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ie ist hier im Bundestag verabschiedet und von Ihnen
estoppt worden. Sie haben den deutschen Unterneh-
en, der deutschen Wirtschaft und den deutschen Ar-
eitnehmern fünf Jahre verspätet Steuersenkungen gelie-
ert. Wir hätten das fünf Jahre vorher haben können,
ämlich beginnend ab 1997.


(Gabriele Frechen [SPD]: Wir haben das gemacht! Sie nicht!)


as haben Sie verhindert; das ist schlimm.
Noch einmal zurück.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517606600

Zurück, Herr Kollege Schauerte, heißt in diesem Fall,

um zügigen Ende zu kommen.

Hartmut Schauerte (CDU):
Rede ID: ID1517606700

– Ja, Herr Präsident. – Die Belastung liegt nach wie

or bei über 40 Prozent. Das ist im europäischen Maß-
tab immer noch entschieden zu hoch. Ich hoffe, dass Sie
eim Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen auch wegen
er Höhe der Steuerbelastung eine ganz niedrige Quote
u erwarten haben.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)







(A) )



(B) )



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517606800

Ich schließe die Aussprache.
Interfraktionell wird die Überweisung der Vorlagen

auf den Drucksachen 15/5448, 15/5450 und 15/5466 an
die in der Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorge-
schlagen. Sind Sie damit einverstanden? – Das ist offen-
sichtlich der Fall. Dann sind die Überweisungen so be-
schlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 29 a und 29 b auf:
a) Erste Beratung des von den Fraktionen der SPD

und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN einge-
brachten Entwurfs eines Gesetzes zur Einfüh-
rung der projektbezogenen Mechanismen
nach dem Protokoll von Kioto zum Rahmen-
übereinkommen der Vereinten Nationen über
Klimaänderungen vom 11. Dezember 1997 und
zur Umsetzung der Richtlinie 2004/101/EG
– Drucksache 15/5447 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung

b) Beratung des Antrags der Abgeordneten Birgit
Homburger, Angelika Brunkhorst, Michael
Kauch, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP
Mehr Klimaschutz zu geringeren Kosten
durch nationale Projekte ermöglichen
– Drucksache 15/4948 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Dazu höre
ich keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
der Kollege Ulrich Kelber für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1517606900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Heute beginnt der Deutsche Bundestag einen Ge-
setzgebungsprozess, mit dem im Rahmen des europäi-
schen Treibhausgasemissionshandels weitere Optionen
zum Klimaschutz ermöglicht werden sollen. Das ist eine
gute Nachricht, besonders für diejenigen deutschen Un-
ternehmen, die am Emissionshandel teilnehmen; denn
zusätzliche Optionen wirken natürlich kostendämpfend.
Ganz konkret: Die im Gesetzentwurf vorgesehene Ein-
führung der projektbezogenen Mechanismen des Emis-
sionshandels, Clean Development Mechanism und Joint
Implementation, werden helfen, den Börsenpreis für
Emissionszertifikate zu senken.

Wir liegen in diesem Gesetzgebungsprozess übrigens
voll im Zeitplan, auch wenn die Opposition im Vorfeld
ritualisiert etwas anderes behauptet hat. Ich hoffe, dass
Sie das heute ein Stück weit korrigieren.


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(C (D Man muss nur nach Brüssel schauen, Frau Homburger, m festzustellen: Noch kein einziges anderes Land der uropäischen Union hat dort die nationale Umsetzung emeldet und in diesen Ländern gibt es keinen Bremslotz Bundesrat mit einer CDU/CSU-Mehrheit. Dieses neue Gesetz wird es deutschen Unternehmen beginnend in diesem Jahr – ermöglichen, Emissionserechtigungen auch durch Maßnahmen in Entwickungsländern zu erwerben – Stichwort: Clean Developent Mechanism –, und ab 2008 sind Maßnahmen in ndustriestaaten durch Joint Implementation möglich. er Gesetzentwurf zeigt, dass es – trotz anders lautender ehauptungen der Opposition im Vorfeld der Beratunen; Sie haben ja Forderungen gestellt, die gar nicht euopäisches Recht betreffen – tatsächlich um eine Einsu-eins-Umsetzung der europäischen Richtlinie in natioales Recht geht. Wir wollen kleinen und mittelständischen Unternehen die Option der projektbezogenen Mechanismen erffnen. Als einen möglichen Weg hat die Kreditanstalt ür Wiederaufbau, die Bank des Bundes, einen Klimachutzfonds aufgelegt. Hier können sich auch kleine nd mittelständische Unternehmen beteiligen; denn man enötigt kein eigenes technisches oder juristisches now-how, um sich über den Klimaschutzfonds an Proekten im Ausland zu beteiligen. Der Klimaschutzfonds nvestiert das Geld seiner Anteilseigner in solche Proekte. Die gewonnenen Zertifikate gibt der Fonds dann n seine Eigner aus. Einfacher geht es nicht. Zuletzt echnete die Bank mit Kosten von 5 Euro pro Zertifikat ür eine Tonne CO2-Emissionen. Dieser Preis ist deutlicheringer, als es die aktuellen Börsenpreise sind. Clean Development Mechanism und Joint Implemen ation haben jeweils ihre eigenen Chancen und Grenzen. iese muss man benennen. Vor allem hinsichtlich des lean Development Mechanism ist die Einbindung der ntwicklungsund Schwellenländer in den Klimachutz eine große Chance. Wenn man dabei auf die Nutung von Senken verzichtet, wie es die Europäische nion entschieden hat – hier ist sie mit der Koalition eier Meinung –, kann ein echter Technologietransfer in ie Entwicklungsund Schwellenländer stattfinden. Das önnte ein Baustein für eine Strategie sein, die Entwickungsund Schwellenländer davon zu überzeugen, selber onkrete Klimaschutzziele zu übernehmen und damit er Bush-Administration in den USA den wichtigsten orwand zu nehmen, sich nicht am internationalen Kliaschutz zu beteiligen. Es gibt aber auch Grenzen für die projektbezogenen echanismen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass ie Europäische Union nicht ihre gesamten Klimachutzanstrengungen durch Maßnahmen außerhalb der uropäischen Union erfüllen sollte. Dann ginge nämlich ie Innovationskraft verloren, in Europa selbst neue echnologien zu entwickeln. Genau diese Technologien ind es aber, die unserer Industrie Wettbewerbsvorteile uf den Weltmärkten erschaffen Ulrich Kelber und sogar, wenn wir auf Deutschland schauen, in anderen Staaten der Europäischen Union. Außerdem würde die Glaubwürdigkeit der Industriestaaten leiden, wenn wir nicht zu Hause beweisen würden, dass Wohlstand und Klimaschutz zusammengehören und sich nicht widersprechen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Birgit Homburger [FDP]: Nein!)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Deswegen muss die EU den Einsatz der projektbezoge-
nen Mechanismen auf einen bestimmten Anteil der zu
erbringenden Emissionsminderungen begrenzen. Dieser
Anteil sollte möglichst in der ganzen EU einheitlich
sein.

Positive Folge einer solchen gemeinsamen europäi-
schen Regelung ist: Staaten wie Deutschland, die bereits
einen Großteil ihrer Emissionsminderungen erbracht ha-
ben, können für ihre restlichen Maßnahmen relativ unbe-
grenzt auf die projektbezogenen Mechanismen zurück-
greifen. Staaten wie zum Beispiel Italien, die noch weit
vom verbindlich eingegangenen Klimaschutzziel ent-
fernt sind, müssten dagegen einen Großteil der Emis-
sionsminderungen im eigenen Land erbringen und –
auch das ist unsere Hoffnung – auf deutsche Technolo-
gien, die wir als Schrittmachernation entwickelt haben,
zurückgreifen.

Im Gesetzentwurf ist die Frage der Begrenzung der
projektbezogenen Mechanismen noch nicht geregelt.
Darüber werden wir sicherlich im Rahmen der Fachbera-
tungen sprechen müssen. Der offenen Beratung über Än-
derungen im Gesetzentwurf stehen wir positiv gegen-
über.

Dazu zählt auch die Frage der Zulässigkeit nationa-
ler Projekte im Rahmen von Joint Implementation.
Darum geht es ja im Antrag der FDP, über den wir heute
auch beraten. Ich habe Sympathie für diesen Vorschlag,
da er durchaus Potenzial für Vereinfachungen bietet. Im
Rahmen der EU ist darüber schon diskutiert worden. Die
EU hat beschlossen, über diese Frage in näherer Zukunft
zu entscheiden. Allerdings tendiere ich auch hier zu ei-
ner europaweit einheitlichen Lösung. Das wäre das
Beste für unsere Unternehmen, insbesondere für die Un-
ternehmen, die europaweit agieren; denn bei einer rein
nationalen Umsetzung kämen weitere Probleme zu den
ohnehin vorhandenen Schwierigkeiten bei der prakti-
schen Umsetzung nationaler Projekte hinzu. Man müsste
nicht nur auf die Doppelzählung achten, sondern, wenn
wir nur national umsetzen, müssten wir neben dem EU-
Emissionshandel auch ein Gutschriftensystem schaffen.
Daher möchte ich vonseiten der SPD-Fraktion ein Ange-
bot zum Antrag der FDP-Fraktion machen: Lassen Sie
uns diese Probleme in Kürze in einem überfraktionellen
Expertengespräch behandeln – wir sind ja auch von der
Kreditanstalt für Wiederaufbau angesprochen worden –,
damit wir schauen können, ob wir zu einer einheitlichen,
einvernehmlichen Lösung kommen.

Zusammenfassend: Die projektbezogenen Mechanis-
men sind die richtige Ergänzung zu den schon umgesetz-
ten Teilen des Emissionshandels. Wir sollten den heute
beginnenden Gesetzesprozess daher zügig abschließen.

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(C (D Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517607000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Marie-Luise Dött,
DU/CSU-Fraktion.

Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1517607100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich muss
ich schon sehr wundern: Vor exakt drei Wochen noch
at Herr Kelber die Plenardebatte um die Umsetzung der
U-Verbindungsrichtlinie als Wahlkampfgetöse der
nion abgetan. Dabei handelt es sich um ein bedeuten-
es Thema: Durch die Verbindungsrichtlinie wird eine
rücke zwischen dem Emissionshandel und den interna-
ionalen Klimaschutzbemühungen gebaut. Es wird Zeit,
ass diese Instrumente ineinander greifen und sich sinn-
oll ergänzen können. Deswegen haben wir vor drei Wo-
hen die Bundesregierung aufgefordert, die entspre-
hende Gesetzgebung möglichst schnell vorzulegen und
uf den Weg zu bringen. In der Plenardebatte hierzu hat
ich die SPD-Fraktion leider jeglicher inhaltlichen Aus-
age zum Thema verweigert. Vielleicht waren Sie ein-
ach noch nicht so weit. Das Versprechen des SPD-Ver-
reters in der Debatte vor drei Wochen, man könne seine
ositionen hierzu auf seiner Internetseite nachlesen, war
edenfalls eine leere Floskel. Ich habe dort nachgesehen,
err Kelber: Zur Umsetzung der Verbindungsrichtlinie
nd dem Projekt-Mechanismen-Gesetz findet sich auf
hrer Homepage gar nichts – keine einzige Position oder
ressemitteilung.

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517607200

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des
ollegen Kelber?

Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1517607300

Nein, in diesem Falle nicht.
Heute scheint sich die Haltung der SPD-Fraktion um

80 Grad gedreht zu haben: Sie sind unserer Forderung
achgekommen und haben zusammen mit den Grünen
inen Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Verbin-
ungsrichtlinie vorgelegt. Dazu war heute auch ein Re-
ebeitrag der SPD zu hören. Beides begrüße ich aus-
rücklich. Der Gesetzentwurf ist taufrisch: Gerade einen
ag liegt er dem Bundestag vor. Eine inhaltliche Stel-
ungnahme abzugeben wäre aufgrund der kurzfristigen
orlage nicht angebracht. Die Komplexität des Themas
ebietet es, sich ausführlicher als nur einen Tag mit dem
ntwurf auseinander zu setzen.
Ich möchte mich daher auf grundsätzliche Erwägun-

en beschränken. Zum einen werden wir Sie auch in die-
em Gesetzgebungsverfahren immer wieder dazu anhal-
en, saubere gesetzgeberische Arbeit zu leisten; es ist
nsere Aufgabe als Opposition, darauf zu achten. Die
ergangenheit lehrt uns, wie wichtig dieser Aspekt ist:
nklare Definitionen und Verweisungen, wie sie zum
eispiel im Zuteilungsgesetz enthalten sind, sollten
icht noch einmal passieren. Ich erinnere hier nur an die






(A) )



(B) )


Marie-Luise Dött

Optionsregel, die zwar Arbeitsplätze bei der Anwalt-
schaft und den Gerichten schafft, in Sachen Rechtsklar-
heit aber glatt ein Fehlgriff ist.

Zum anderen werden wir als CDU/CSU-Bundestags-
fraktion darauf achten, dass die Anerkennung der
Zertifikate möglichst hier in Deutschland gebunden
wird, damit keine Ausweichbewegungen ins Ausland
stattfinden. Natürlich besteht die Gefahr, dass die Zerti-
fikate vor allem in den Mitgliedstaaten umgetauscht
werden, die die schlankesten und effizientesten Systeme
anbieten; die Zertifikate können ja problemlos in
Deutschland verwendet werden, egal wo sie umge-
tauscht wurden. Ein solcher Trend würde sich zuunguns-
ten der kleinen und mittelständischen Unternehmen aus-
wirken, die nicht europaweit aufgestellt sind. Große
Firmen haben einen oder mehrere Sitze im europäischen
Ausland und können den Umtausch dort vornehmen.
Unternehmen, die nur in Deutschland ansässig sind, sind
allerdings an das hiesige System gebunden. Um solche
Umgehungsbewegungen gar nicht erst aufkommen zu
lassen, gibt es verschiedenste Möglichkeiten:

Erstens. In Deutschland dürfen die Kosten des Aner-
kennungsverfahrens nicht höher werden als in den ande-
ren Mitgliedstaaten. Das bedeutet auch, dass die behörd-
lichen Kosten nicht eins zu eins auf den Antragsteller
umgewälzt werden können.

Zweitens. Die Genehmigungskriterien müssen sich
eng an die europäische Richtlinie anlehnen und europa-
weit harmonisiert werden. Damit meine ich, dass von zu-
sätzlichen Anforderungen, die weder nach europäischem
noch nach internationalem Recht vorgesehen sind, abge-
sehen werden muss.

Drittens. Das Verfahren darf nicht zu aufwendig und
langwierig sein. Das bedeutet, dass vor allem mit Paral-
lel- und Vorregistrierungsverfahren zurückhaltend um-
gegangen werden sollte.

Wenn in dem Gesetzentwurf diesen Punkten Beach-
tung geschenkt wird, dann haben wir die gute Gelegen-
heit, die Anerkennung von internationalen Zertifikaten
in Deutschland reibungslos zu gestalten. Damit würden
wir den internationalen Klimaschutz nach Deutschland
holen und fest verankern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517607400

Da die Kollegin Dött ihre Redezeit in vorbildlicher

Weise unterboten hat, gebe ich jetzt dem Kollegen
Kelber die Gelegenheit zu einer kurzen Kurzinterven-
tion, auf die sie gegebenenfalls, wenn nötig, reagieren
kann. Bitte schön.


Ulrich Kelber (SPD):
Rede ID: ID1517607500

Vielen Dank, Herr Präsident. – In der Debatte vor drei

Wochen zum gleichen Thema habe allerdings auch ich
meine Redezeit unterschritten, und zwar um 16 Minuten
und 40 Sekunden. Wir haben damals keine ausführliche
Auseinandersetzung geführt, da nicht einmal 1 Prozent
der CDU/CSU-Fraktion bei der Debatte über ihren eige-
nen Antrag anwesend war.

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(C (D Der Vorwurf an mich lautete ja, dass ich gesagt hätte, ie Positionen der SPD könne man erhalten, und dass ie sie heute Morgen auf meiner Website nicht gefunden aben. Ich werde natürlich noch mal mit meinem Webaster über die Übersichtlichkeit reden, aber ich finde, in Link auf der ersten Seite ist relativ übersichtlich. Sie hätten dort die Reden zum Thema vom 5. April 2005 – ich gebe Sie Ihnen nachher markiert –, om 24. September 2004, vom 28. Mai 2004 und vom 6. Januar 2004 finden können. Ich habe heute Morgen ann einfach aufgehört, sie auszudrucken. Am Ende der ebatte gebe ich sie Ihnen gerne. Dann können Sie sich och einmal überzeugen. Ich bin auch immer gerne beeit, meine Website zu erläutern. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517607600

Dem Kollegen Küster wird jetzt vielleicht einleuch-

en, warum seine Anmeldung einer dringlichen Kurzin-
ervention bei mir nicht sofort auf spontane Zustimmung
estoßen ist.
Nun erteile ich dem Bundesminister Jürgen Trittin das
ort.
Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur-

chutz und Reaktorsicherheit:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Dött,

ch finde, Sie sollten keine Kontroversen führen, wo es
eine gibt.


(Marie-Luise Dött [CDU/CSU]: Habe ich gar nicht!)


Wir alle sind dafür, dass Klimaschutz effizient und
ostengünstig betrieben wird. Was wir heute vorlegen,
st ein weiteres Instrument dafür, diese Kosten zu opti-
ieren. Was das betriebswirtschaftlich bedeutet, kann
an an Folgendem erkennen: Die niedersächsischen Un-
ernehmensverbände haben das in 50 Anlagen, die am
missionshandel teilnehmen, untersucht und dabei fest-
estellt, dass es mit den heutigen Techniken in diesen
nlagen ein Minderungspotenzial für Treibhausgase von
5 Prozent gibt. Dies würde pro Tonne deutlich unter
0 Euro kosten. Damit läge man unter dem Preis, der
urzeit an der Strombörse im Rahmen des Emissions-
andels gezahlt werden muss. Das zeigt doch, dass wir
lle gemeinsam aufhören sollten, Klimaschutz als eine
ast zu betrachten. Wir sollten stattdessen dazu überge-
en, Klimaschutz als eine Chance zu betrachten, Kosten
inzusparen und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stär-
en.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dafür gibt uns das, was wir heute hier vorgelegt ha-
en – das Gesetz zu Joint Implementation und zum
lean Development Mechanism –, ein weiteres Instru-
ent in die Hand. Indem Unternehmen in klimafreundli-
he Techniken im Ausland investieren, können sie ihre
missionsminderungen dort erbringen, und zwar häufig






(A) )



(B) )


Bundesminister Jürgen Trittin

zu geringeren Kosten als hier. Die Voraussetzung ist klar
– sie sind übrigens auch international vereinbart; das
steht schon im Protokoll, das Sie ja mit ratifiziert
haben –: Es muss sich dabei um zusätzliche Emissions-
minderungen handeln; es darf also nicht einfach eine
Fortschreibung im Sinne von Business as usual sein. Wir
haben – übrigens auch international – zum Beispiel
Atomprojekte ausgeschlossen, weil wir dann den Klima-
schutz mit unglaublichen Mengen strahlender Altlasten
erkaufen müssten. Auch dies wollten wir alle nicht.

Der Gewinn dieser flexiblen Instrumente ist ein drei-
facher: Es werden Treibhausgase vermieden, die Unter-
nehmen sparen Kosten und Entwicklungsländer profi-
tieren – das ist für den Zusammenhang von Umwelt und
Entwicklung von zentraler Bedeutung – von den Investi-
tionen in moderne Technologien. Das ermöglicht Län-
dern wie China, Indien oder Brasilien, vielleicht eine an-
dere Entwicklung zu durchlaufen, als wir es getan haben.
Sie gehen vielleicht nicht den Umweg über eine ineffi-
ziente, hochgradig Treibhausgase emittierende Industria-
lisierung, sondern nutzen gleich effiziente, Ressourcen
sparende und klimaschonende Technologien.

Genau darüber – deshalb passt der Gesetzentwurf
heute sehr gut in die Debatte – werden wir ab Montag im
Wahlkreis des Kollegen Kelber, in Bonn, mit Vertretern
von über 170 Ländern diskutieren. Wir werden die Frage
aufwerfen, was nach Kioto, also nach 2012, kommen
soll.

Wenn wir über Clean Development Mechanism spre-
chen, müssen wir uns über eines besonders im Klaren
sein: Das, was wir heute verabschieden, ist auch ein
Faustpfand dafür, dass der Klimaschutzprozess über das
Jahr 2012 hinaus weitergeht. Wir müssen verhindern,
dass die globale Erwärmung um mehr als 2 Grad steigt.
Darüber waren sich alle Europäer einig. Sie haben beim
Frühjahrsgipfel gemeinsam festgestellt, dass die Indus-
trieländer bis zum Jahre 2020 zwischen 15 und 30 Pro-
zent ihrer CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 ein-sparen müssen, um die schadhafte Erwärmung zu
vermeiden. Aus diesem Grunde muss der Prozess nach
2012 weitergehen.

Warum ist CDM, sind die Maßnahmen zur sauberen
Entwicklung etwas Besonderes? Wenn der Klimaschutz-
prozess nicht fortgesetzt wird, dann gibt es auch keinen
Anlass mehr für Investitionen in moderne Technologien.
Das gilt gerade für die Entwicklungsländer. Deswegen
ist das Signal von heute gerade mit Blick auf das, was
wir gemeinsam tun wollen – wir haben die Beschlüsse
immer in einem breiten Konsens gefasst –, so wichtig.
Wir wollen dafür sorgen, dass die Bundesrepublik
Deutschland eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz ein-
nimmt. Der heute eingebrachte Gesetzentwurf enthält
die richtigen Instrumente, zum Nutzen des Weltklimas,
zum Nutzen der hiesigen Unternehmen und auch zum
Nutzen der Entwicklungsländer.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Eigentlich war ich am Ende meiner Rede, aber dann
könnte Frau Dött keine Frage mehr stellen.

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(C (D Ich würde das der Kollegin Dött wegen der eingespar en Redezeit noch zubilligen, wenn Sie damit einverstanen sind. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur chutz und Reaktorsicherheit: Ja, gerne. Herr Minister, ich hätte auch eine Kurzintervention achen können. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur chutz und Reaktorsicherheit: Auch darauf hätten Sie eine Antwort bekommen. Da Sie uns als Opposition angesprochen haben, öchte ich ausführen: Gerade die Opposition hat sich mmer für flexible Instrumente ausgesprochen – Sie ernnern sich bestimmt daran –; denn es ist der Umwelt gal, wo Treibhausgase eingespart werden. Diesen Satz, en Sie gerade verwendet haben, haben wir schon immer erwendet. Ich erinnere Sie aber gern an die von Ihnen ursprüng ich vorgesehene Deckelung, die wir nie gewollt haben. ir sind gern bereit, konstruktiv an der Umsetzung der U-Verbindungsrichtlinie mitzuwirken. Die entscheienden Punkte habe ich genannt. Ich will sie gern wieerholen: Erstens. In Deutschland dürfen die Kosten des Aner ennungsverfahrens nicht höher werden als in den andeen Mitgliedstaaten. Das bedeutet auch, dass die behördichen Kosten nicht eins zu eins auf den Antragsteller bgewälzt werden können. Zweitens. Die Genehmigungskriterien müssen sich ng an die europäische Richtlinie anlehnen und europaeit harmonisiert sein. Damit meine ich, dass von zuätzlichen Anforderungen, die weder nach europäischem och nach internationalem Recht vorgesehen sind, abgeehen werden muss. Drittens. Das Verfahren darf nicht zu aufwendig und angwierig sein. Das bedeutet, dass vor allem mit Paralelund Vorregistrierungsverfahren zurückhaltend umegangen werden muss. Vielen Dank. Jürgen Trittin, Bundesminister für Umwelt, Natur chutz und Reaktorsicherheit: Liebe Frau Dött, ich glaube, wir können uns über iele Punkte verständigen. Sie sind auf die Frage der eckelung eingegangen; dazu möchte ich zwei Bemerungen machen. In wessen Interesse ist es eigentlich, dass es auch in ändern der Europäischen Union einen bestimmten Aneil selbst erbrachter Klimaschutzmaßnahmen gibt? Sie aben völlig Recht: Für das Weltklima ist es egal, wo O2 eingespart wird. Bundesminister Jürgen Trittin – Kurzfristig ist das egal. – Aber ist es eigentlich im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie, die ja unter dem Lob des ganzen Hauses im Bereich des Klimaschutzes viel Vorleistung erbracht hat, die investiert hat, wenn manche Länder die gesamten Kosten für den Klimaschutz komplett externalisieren, das heißt auf andere Bereiche übertragen können? An Ihrer Stelle würde ich noch einen Moment darüber nachdenken. Ich würde hier zu einer differenzierten Position neigen und halte den Ansatz, den wir mit der Kommission vereinbart haben, nämlich abzuwarten, bis 8 Prozent erreicht sind, und dann zu schauen, wie es weitergeht, für richtig, auch wenn sich zurzeit viele Entwicklungsländer sehr darüber freuen, dass Spanien zur Erreichung seiner Klimaschutzziele etwa eine halbe Milliarde Euro für CDMMaßnahmen vorgesehen hat. Ob das Geld allerdings fließen wird, weiß ich nicht. Zweite Bemerkung, zu Vergangenheit und Kontroversen: Sie haben von unklaren Definitionen gesprochen. Ich erinnere Sie daran, dass der Gesetzentwurf für das Zuteilungsgesetz, den das Bundesumweltministerium hier vorgelegt hat, eine Optionsregelung nicht enthalten hat. Woran ich mich nicht erinnere, ist, dass Sie das im parlamentarischen Verfahren heftig angegriffen hätten. Sie waren im Gegenteil der Auffassung, dass einem entsprechenden Wunsch des Bundesverbandes der Deutschen Industrie nachgekommen werden sollte. Insofern wäre ich jetzt ein bisschen vorsichtig. Ich greife aber Ihr Argument, dass das schwierig sei, gerne auf und verspreche Ihnen: Wir werden bei einem neuen Zuteilungsgesetz diese Regel jedenfalls nicht vorsehen. Wenn Sie als Parlament, als Hohes Haus, eine andere Auffassung dazu haben sollten, so hätten wir das dann natürlich zu exekutieren. Aber machen Sie uns nicht für Dinge verantwortlich, zu denen wir dezidiert eine andere Meinung gehabt haben. Vielen Dank, Frau Dött. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517607700
Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1517607800
Marie-Luise Dött (CDU):
Rede ID: ID1517607900




(A) )


(B) )


(Ulrich Kelber [SPD]: Zumindest kurzfristig!)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517608000

Ich erteile das Wort der Kollegin Birgit Homburger,

FDP-Fraktion.

Birgit Homburger (FDP):
Rede ID: ID1517608100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir

beraten heute über einen Gesetzentwurf, der das zentrale
Scharnier zwischen dem internationalen und dem natio-
nalen Klimaschutz sein wird, nämlich über die Verbin-
dung des Emissionshandels mit den flexiblen Instrumen-
ten des Kioto-Protokolls. Hier – das haben Sie, Herr
Trittin, in Ihrer Rede auch heute wieder gemacht – tra-
gen Sie die marktwirtschaftlichen Instrumente seit
neuestem wie eine Monstranz vor sich her, nämlich seit
Sie nicht mehr anders können. Wenn man dann aller-
dings schaut, was Sie tatsächlich tun, kommt man zu
dem Ergebnis, dass Sie bisher die Nutzung der markt-
wirtschaftlichen Mechanismen, der flexiblen Elemente
des Kioto-Protokolls, die es möglich machen, auch im
Ausland erzielte Emissionsminderungen im Inland ange-

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(C (D echnet zu bekommen, verhindert haben. Mit diesem Geetzentwurf geht es genauso weiter. Das kann man an verschiedenen Beispielen deut ichen machen. Herr Kelber, Sie haben gesagt, noch kein nderes Land habe das national umgesetzt. Die anderen änder haben auch nicht die gleichen Probleme wie wir. ie wissen ganz genau, dass nach dem Kioto-Protokoll ereits seit Mitte 2000 die Möglichkeit besteht, Joint mplementation und CDM einzusetzen, diese flexiblen echanismen zu nutzen. Andere Länder tun das. Die haen längst die Voraussetzungen dafür geschaffen. Nur eutschland tut das nicht. Deswegen sind wir so weit urück und deswegen ist die Kritik der Opposition, dass an hier viel schneller hätte handeln müssen, wenn man atsächlich etwas für den Klimaschutz tun will, eben och richtig. Ich freue mich, dass der Gesetzentwurf jetzt nach sie en Monaten endlich vorliegt. Das ist aber auch schon lles. Schauen wir einmal genauer hin! Der Minister hat esagt, wir erreichen damit eine Reduktion der Treibausgasemissionen bei gleichzeitiger Verminderung der osten für die Unternehmen und wir erreichen einen echnologietransfer in Entwicklungsländer. Was er veressen hat, hinzuzufügen, ist, dass wir gleichzeitig hancen für den Export von Technologien im Zusamenhang mit erneuerbaren Energien aus Deutschland in iese Länder eröffnen. All das ist damit verbunden. Wenn man sich die Richtlinie genau anschaut, dann tellt man fest, Herr Trittin, dass die Spielräume, die uns ie Richtlinie in Deutschland lässt, mit dem Gesetzenturf, den Sie heute vorgelegt haben, wieder nicht geutzt werden können. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Ulrich Kelber [SPD]: Das ist doch ein Ritual!)


(Beifall bei der FDP)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Nein, ich will es Ihnen gerne sagen. Herr Kelber, Sie
elber haben die nationalen Aktivitäten angesprochen.
ir als FDP haben einen Antrag vorgelegt. Sie wissen
alle Experten sagen Ihnen das –: Wenn Deutschland
ast- und Investorland zugleich ist, dann braucht es
eine weitere europarechtliche Grundlage. Lassen Sie
ns doch diese riesigen Emissionsminderungspotenziale
n Deutschland, die beispielsweise im Gebäudebestand
iegen, um Himmels willen endlich nutzen, indem wir
iese Mechanismen hier zulassen. Diese Forderung ha-
en wir an Sie. Ich danke Ihnen, Herr Kelber, dass Sie
ereit sind, mit uns darüber zu sprechen; der Minister ist
s bisher nicht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Joint-Implementation-Projekte sind ohne Möglich-
eit der Verlängerung bis 2012 begrenzt. Das heißt, an-
esichts eines Entwicklungsvorlaufs, der dazu führt,
ass eine Realisierung von heute ins Auge gefassten Pro-
ekten überhaupt erst in den Jahren 2009 oder 2010 mög-
ich ist, bedeutet diese Befristung eine massive Behinde-
ung von Investitionen in diesem Bereich. Ein anderes






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(B) )


Birgit Homburger

Beispiel: Herr Minister, Sie haben gerade so sehr betont,
dass wir internationale Abkommen umsetzen. Warum
um Himmels willen lassen Sie dann Senkenprojekte
nicht zu? Das ist doch in Marrakesch vereinbart worden.


(Beifall bei der FDP sowie der Abg. MarieLuise Dött [CDU/CSU])


Nur noch ein Beispiel, Herr Präsident, dann komme
ich zum Ende: Es sind Zustimmungsvoraussetzungen in
einige Teile des Gesetzentwurfs hineingeschrieben wor-
den. Wenn ich sehe, dass für eine CDM-Maßnahme in
der guten deutschen Art und Weise, mit der wir vorge-
hen, eine UVP, also eine Umweltverträglichkeitsprü-
fung, im Ausland vorgeschrieben werden soll,


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Unmöglich!)


dann kann ich nur sagen: Eine bessere Idee, Projektträ-
ger abzuschrecken, hätte Ihnen beileibe nicht einfallen
können, Herr Minister.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Abschließend: Wir brauchen einen Klimaschutzpro-
zess, der über das Jahr 2012 hinausreicht. Wenn Sie auch
andere Länder überzeugen wollen, beispielsweise die
USA, dann wäre es gut, wenn die Umsetzung dies Kioto-
Protokolls funktionierte. Wir müssen die ökonomischen
und ökologischen Vorteile nutzen. Mit dem Gesetzent-
wurf, den Sie heute vorgelegt haben, werden Sie dem in
keiner Weise gerecht. Mit dem, was in diesem Entwurf
an Bürokratie enthalten ist, bremsen Sie, statt den Kli-
maschutz zu fördern. Ich hoffe sehr, dass es uns in den
Beratungen im Ausschuss und im Parlament gelingt,
dies zu ändern, um diese Mechanismen mit einem guten
Gesetz tatsächlich nutzen zu können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517608200

Das Wort hat nun der Kollege Wilfried Schreck, SPD-

Fraktion.

Wilfried Schreck (SPD):
Rede ID: ID1517608300

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! In der letzten
Debatte zum Thema Emissionshandel haben wir uns am
15. April mit der Forderung zur Umsetzung der EU-
Linking-Directive, also der so genannten Verbindungs-
richtlinie, auseinander gesetzt. Heute liegt uns der Ent-
wurf zu einem Projekt-Mechanismus-Gesetz vor und wir
können nun zum Inhalt kommen.

Dazu aus meiner Sicht einige Gedanken: Der Emis-
sionshandel ist durch die Verbindung ökologischer
Forderungen und ökonomischer Anreizsysteme nach
vorherrschender wissenschaftlicher Meinung die wir-
kungsvollste Methode des Klimaschutzes – wenn er
denn funktioniert. Voraussetzung ist, dass die Regel-
werke des europäischen Emissionshandelssystems in na-
tionales Recht umgesetzt werden. Genau dabei sind wir

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(C (D m Moment. Wir komplettieren diese Umsetzung nach em Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz und dem Geetz zum Nationalen Allokationsplan mit dem Gesetz zur inführung der so genannten projektbezogenen Mechaismen. Wir erfüllen damit auch eine Forderung der deutschen irtschaft. Das Gesetz bietet der Wirtschaft die Chance, nrechnungsfähige Klimaschutzmaßnahmen zunächst in ntwicklungsländern und ab 2008 auch in anderen Inustriestaaten in Investitionsprojekten zu realisieren. ie wir alle wissen, gibt es dazu schon eine umfangreihe Liste bei der Dena. Wir sollten uns also beeilen. Es önnte bald losgehen. Dabei ist eine breite Palette von echnischen Lösungen denkbar. Ich möchte mich heute aufgrund der knapp bemesse en Redezeit auf einen der wichtigsten Bereiche konzenrieren. Energieerzeugungsanlagen auf Basis fossiler ohstoffe, also Steinund Braunkohle, Öl und Gas, erden, realistisch betrachtet, noch lange Zeit den chwerpunkt der Stromerzeugung bilden, erst recht im lobalen Maßstab. Klimaschutz ist ein globales Problem. Also lohnt es ich, sich mit dem großen Emissionspotenzial insbesonere der Kohle auseinander zu setzen. Gerade dieser roße Anteil bietet große Chancen, mit neuer Technik ier in Deutschland, aber eben durch die Wirkung der rojektbezogenen Mechanismen auch im Ausland große eiträge zur Klimaverbesserung zu erbringen. Das wird ier in Deutschland einen Modernisierungsschub und amit einen Investitionsschub auslösen, den wir uns och hoffentlich alle schnellstmöglich wünschen. Genauso wichtig ist das auch im Ausland. Wenn wir s geschickt anstellen, bietet uns dieser Weg gewaltige hancen in einem klassischen deutschen Kompetenzeld, dem Maschinenund Anlagenbau. Die Projekte n Deutschland führen in einem hohen Grad zu nationaer Wertschöpfung. Aber auch die durch das Gesetz iniiierten Investitionen im Ausland bieten die Möglichkeit, eutsche Ingenieurleistungen und wichtige Komponenen zu exportieren. aran hängt eine große Zahl zukunftsfähiger Arbeitslätze in unserem Land. Dies gilt natürlich neben dem onventionellen Kraftwerksanlagenbau auch für Solarnd Windenergieanlagen. icht umsonst sind wir auch da Weltmeister. Wenn ich ie Betriebsrätekonferenz am Mittwoch hier in diesem ause Revue passieren lasse, dann stelle ich fest, dass erade die Kollegen aus dem Maschinenund Anlagenau große Erwartungen in unsere Aktivitäten setzen, um inen solchen Erneuerungsprozess in Gang setzen zu önnen. Natürlich spielen bei diesem Modernisierungspro ramm auch Kosten und Effizienz eine große Rolle. Es ohnt nämlich nicht, aus bestehenden Anlagen mit viel Wilfried Schreck Geld die letzten Prozentpunkte beim Wirkungsgrad herauszuquetschen. Die letzten Prozentpunkte sind immer die teuersten. Aber auch dieses Problem wird ein funktionierender Emissionshandel lösen; denn dann gilt nicht mehr „Klimaschutz – koste es, was es wolle“, vielmehr gilt, wo und wie er am wirkungsvollsten und am kostengünstigsten zu haben ist. Noch eine Bemerkung zu der so genannten Exportquote, also der Frage, wie viele Maßnahmen man außerhalb Deutschlands realisieren darf. Ich denke, wir sollten keinen Klimaschutzisolationismus beginnen und so tun, als wären wir auf der Insel der Glückseligen. Ebenso sollte – derzeit sind CO2-Senken noch ausgeschlossen –zumindest die Möglichkeit von Projekten zum Beispiel zur Vermeidung von Bodenerosion bzw. Wüstenbildung zugelassen werden. Im Übrigen halte ich es für einen Nachteil, dass die Joint-Implementation-Maßnahmen erst ab 2008 möglich sein werden. Hier begrenzt uns in diesem Fall das geltende EU-Recht. Abschließend: Hinter dem Emissionshandel und hinter den projektbezogenen Maßnahmen steht eine gute Idee. Der Gesetzentwurf ist etwas komplex geraten. Vielleicht gelingt uns in der parlamentarischen Beratung, auch mit Unterstützung der Beteiligten, eine sinnvolle Verschlankung. Frau Homburger, mein Kollege Kelber hat Ihnen schon zugesagt, dass wir Ihren Antrag prüfen werden. (Ulrich Kelber [SPD]: Das ist ja auch keine neue Idee!)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)


(Beifall bei der SPD)





(A) )


(B) )


Auch ich halte ihn für sinnvoll. Insofern könnten wir
auch auf diesem Feld zügig vorankommen. Ich wünsche
uns eine zielführende und vor allem zügige Beratung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517608400

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Roland Dieckmann, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Roland Dieckmann (CDU):
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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit dem

heute hier vorliegenden Gesetzentwurf zur Ergänzungs-
richtlinie für flexible Mechanismen debattieren wir nach
dem Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz und dem Zu-
teilungsgesetz das dritte Gesetz zur Umsetzung des
Emissionshandels in Deutschland. Durch die Nutzung
der flexiblen Mechanismen des Kioto-Protokolls wird es
den am Emissionshandel beteiligten Unternehmen er-
möglicht, ihre Klimaschutzanstrengungen kosteneffi-
zienter und flexibler zu gestalten.

Hintergrund der flexiblen Mechanismen ist, dass es
im Hinblick auf den ökologischen Effekt völlig egal ist,
wo klimaschädliche Treibhausgase verursacht oder ver-
ringert werden. Deshalb ist es sinnvoll, Klimaschutz-
maßnahmen dort durchzuführen, wo diese zu den ge-
ringsten Kosten möglich sind oder,

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(C (D nders ausgedrückt, wo mit den zur Verfügung stehenen finanziellen Mitteln eine möglichst große Menge limaschädlicher Treibhausgase vermieden werden ann. Dies ist nun einmal vor allem in den Schwellennd Entwicklungsländern unserer Erde möglich. Wir, die Union, haben die Bundesregierung wieder olt aufgefordert, hierfür endlich die notwendigen rechtichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Zuletzt wurde m April dieses Jahres ein Antrag der CDU/CSU-Bunestagsfraktion zu diesem Thema im Plenum debattiert. Nun hat die rot-grüne Bundesregierung bzw. Sie, Herr rittin, endlich einen Gesetzentwurf erarbeitet. Dabei ist ie dafür erforderliche EU-Richtlinie bereits im Oktober etzten Jahres in Kraft getreten. Die Umsetzung hätte lso viel schneller erfolgen können, ja müssen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Birgit Homburger [FDP])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ierdurch hätte nicht zuletzt ein erheblicher Beitrag zu
ehr Planungssicherheit bei den betroffenen Unterneh-
en geleistet werden können.
Die EU-Richtlinie selbst sieht im Gegensatz zu Ihrem

rsprünglichen Gesetzentwurf keine Grenzwerte für die
nrechnung von Maßnahmen aus flexiblen Mechanis-
en vor. Ich halte dies auch für richtig und bin froh, dass
ie Europäische Union die restriktive Haltung des ur-
prünglichen Entwurfs nicht fortgeführt hat.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Auch der heute vorliegende Gesetzentwurf enthält

eine Grenze für die Anrechnung der flexiblen Mecha-
ismen. Damit widersprechen sowohl die Europäische
ommission als auch die Bundesregierung ganz klar der
uffassung, die die SPD-Bundestagsfraktion in der De-
atte im November 2003 vertreten hat.


(Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Gut recherchiert!)


amals haben Sie – das konnte ich nachlesen – nämlich
och gesagt, dass eine völlige Freigabe bei den flexiblen
echanismen das Ende des Klimaschutzes bis 2012
äre. Mit dieser Auffassung sind Sie inzwischen allein.
ielleicht haben Sie aber auch dazugelernt, was Sie eh-
en würde, liebe Kolleginnen und Kollegen von der
PD.


(Beifall bei der CDU/CSU – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Das kann mal vorkommen!)


Die Vorteile der flexiblen Mechanismen liegen auf
er Hand: Sie schaffen mehr Kosteneffizienz und Flexi-
ilität zur Erreichung von Klimaschutzzielen und senken
en Preis der Zertifikate deutlich. Sie fördern den Tech-
ologietransfer in Schwellen- und Entwicklungsländer
nd erhöhen dadurch deren Umwelt-, Gesundheits- und
ebensstandards und sie verknüpfen ökologische, öko-
omische und entwicklungspolitische Ziele. Die Chan-






(A) )



(B) )


Roland Dieckmann

cen der flexiblen Mechanismen sind also enorm und dür-
fen deshalb auf keinen Fall ungenutzt bleiben.

Zu viele Regelungen und Beschränkungen führen
dazu, dass der Klimaschutz und der EU-Emissionshan-
del unnötig verteuert werden, was die Wettbewerbs-
fähigkeit der deutschen Wirtschaft aufs Spiel setzt und
Tausende von Arbeitsplätzen gefährdet. Am Ende gibt es
dann wieder nur Verlierer: die Umwelt, die Wirtschaft
mit den Unternehmen und den Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmern und die Entwicklungs- und Schwellen-
länder unserer Erde.


(Beifall bei der CDU/CSU)

So weit darf es gar nicht erst kommen.

Deshalb werden wir uns als CDU/CSU-Bundestags-
fraktion in den weiteren Beratungen für eine schlanke,
unbürokratische und einfache Regelung zur Anrechnung
der flexiblen Mechanismen einsetzen.

Mit Blick auf die Zeit möchte ich an dieser Stelle zum
Ende kommen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517608600

Lieber Kollege Dieckmann, ich gratuliere Ihnen zu

Ihrer ersten Rede im Plenum des Deutschen Bundesta-
ges, verbunden mit allen guten Wünschen für die parla-
mentarische Arbeit.


(Beifall)

Ich schließe die Debatte.
Interfraktionell wird vorgeschlagen, die Vorlage auf

Drucksache 15/5447 zur federführenden Beratung an
den Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktor-
sicherheit und zur Mitberatung an den Ausschuss für
Wirtschaft und Arbeit sowie an den Ausschuss für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu über-
weisen.

Die Vorlage auf Drucksache 15/4948 soll an den Aus-
schuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
überwiesen werden. Gibt es dazu anderweitige Vor-
schläge? – Das ist dankenswerterweise nicht der Fall.
Dann sind die Überweisungen so beschlossen.

Ich rufe die Tagesordnungspunkte 27 a bis h auf:
a) Beratung des Antrags der Abgeordneten

Katherina Reiche, Dr. Maria Böhmer, Thomas
Rachel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Forschungs- und Innovationsförderung für die
Arbeitsplätze der Zukunft
– Drucksache 15/5016 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Innenausschuss

(C (D Rechtsausschuss Finanzausschuss Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit Verteidigungsausschuss Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Haushaltsausschuss b)

Katherina Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria
Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der CDU/CSU
Lage der Forschung in Deutschland
– Drucksachen 15/2528, 15/4793 –

c) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia

Pieper, Ulrike Flach, Christoph Hartmann

(Homburg), weiterer Abgeordneter und der

Fraktion der FDP
Die europäische Spallations-Neutronen-
quelle in Deutschland fördern

– zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina
Reiche, Thomas Rachel, Dr. Christoph
Bergner, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion der CDU/CSU
Sachgerechte Planungsentscheidungen
zum Bau einer europäischen Spallations-
Neutronenquelle ermöglichen

– Drucksachen 15/472, 15/654, 15/5174 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Andrea Wicklein
Dr. Christoph Bergner
Hans-Josef Fell
Cornelia Pieper

d) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Katherina
Reiche, Thomas Rachel, Dr. Maria Böhmer, wei-
terer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/
CSU
Informatives Berichtswesen als Grundlage ei-
ner guten Forschungs- und Technologiepolitik
– Drucksachen 15/4497, 15/5101 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Jörg Tauss
Katherina Reiche
Hans-Josef Fell
Ulrike Flach

e) Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Bildung, Forschung
und Technikfolgenabschätzung (17. Ausschuss)

zu dem Antrag der Abgeordneten Helge Braun,






(A) )



(B) )


Vizepräsident Dr. Norbert Lammert

Katherina Reiche, Thomas Rachel, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion der CDU/CSU
7. EU-Forschungsrahmenprogramm wirksam
ausgestalten
– Drucksachen 15/3807, 15/4712 –
Berichterstattung:
Abgeordnete Ulrike Flach
Andrea Wicklein
Helge Braun
Hans-Josef Fell

f) Beratung des Antrags der Abgeordneten Helge
Braun, Katherina Reiche, Thomas Rachel, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU
Stärkung der klinischen Forschung in der
Hochschulmedizin
– Drucksache 15/5246 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung
Haushaltsausschuss

g) Beratung der Unterrichtung durch die Bundesre-
gierung
Bericht zur technologischen Leistungsfähig-
keit Deutschland 2005
und
Stellungnahme der Bundesregierung
– Drucksache 15/5300 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

h) Beratung des Antrags der Abgeordneten Ulrike
Flach, Daniel Bahr (Münster), Rainer Brüderle,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
Deutschland muss aufholen – 2006 bis 2016 –
Dekade der Innovationen
– Drucksache 15/5360 –
Überweisungsvorschlag:
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung (f)

Ausschuss für Wirtschaft und Arbeit
Haushaltsausschuss

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 75 Minuten vorgesehen. – Ich höre dazu
keinen Widerspruch. Dann kann auch dies als vereinbart
gelten.

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-
nächst für die Bundesregierung der Bundesministerin
Edelgard Bulmahn.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten amen und Herren! Wirtschaftswachstum, sichere Areitsplätze, soziale Sicherheit, alles hängt von Bildung nd Forschung sowie von unserer Leistungsfähigkeit nd Stärke ab. Die Lage der Forschung in Deutschland st gut. Das zeigt klar der jüngste Bericht zur technologichen Leistungsfähigkeit und bestätigte damit auch den urs der Bundesregierung. Deutsche Unternehmen geören zu den innovativsten in Europa. (Beifall des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])

issenschaft und Forschung in Deutschland gehören zur
eltspitze. Die Produktion in forschungsintensiven
irtschaftszweigen wächst deutlich schneller als in an-
eren Sektoren. Beim Export forschungsintensiver Güter
aben deutsche Unternehmen mit 15,6 Prozent nach den
SA den zweithöchsten Welthandelsanteil.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Im internationalen Vergleich spielt Deutschland bei
er Forschungs- und Wissensintensität der Wirtschaft
anz vorne mit. Mit 277 weltmarktrelevanten Paten-
en auf je 1 Million Erwerbstätige unterstreichen wir
ieses Potenzial und diese Leistungsfähigkeit. Damit lie-
en wir vor den USA, aber auch vor Großbritannien und
rankreich sowie deutlich über dem EU- und OECD-
urchschnitt. Im 6. EU-Forschungsrahmenprogramm
at sich die deutsche Beteiligung nun auf rund 21 Pro-
ent gesteigert. Als kleiner Vergleich: 1997 lagen wir
ur bei 16 Prozent.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Auch das Ausland gibt laut aktueller Forsa-Studie

em Standort Deutschland gute Noten. Deutsche Pro-
ukte und Technologien zählen in vielen Branchen welt-
eit zur Spitzengruppe. Deutschland ist weltweit füh-
end bei Zukunftstechnologien, wie zum Beispiel der
anotechnologie, der Mikrosystemtechnik oder in be-
timmten Bereichen der Biotechnologie.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as hier auch einmal gesagt werden sollte: Die Gewinne
eutscher Unternehmen wachsen stärker als die der US-
merikanischen. Das zeigt diese internationale Studie
benfalls.
In ihrem wirtschaftspolitischen Deutschlandbericht

at die OECD im vergangenen Jahr bestätigt, dass
eutschland nach Großbritannien das attraktivste Ziel-
and für Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen von
m Ausland tätigen US-amerikanischen Unternehmen
st.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)

So viel zur Realität. Das ist die Wirklichkeit, über die
ir hier diskutieren sollten und die wir zur Kenntnis
ehmen sollten. Gleichwohl zeigt der Bericht zur tech-
ologischen Leistungsfähigkeit – auch das will ich klar






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

sagen –, dass die Herausforderungen im internationa-
len Wettbewerb nicht abnehmen, sondern zunehmen;
denn neben den bekannten forschungsstarken Ländern
investieren inzwischen auch die so genannten Schwel-
lenländer erheblich in Forschung und Entwicklung.
Dazu gehören China und Indien. Aber auch unsere euro-
päischen Nachbarländer wie Großbritannien und Frank-
reich investieren erheblich in Forschung und Entwick-
lung.

Die Bundesregierung hat seit 1998 Bildung und For-
schung konsequent gefördert und ihre Bedeutung klar
herausgestellt. Wir haben hier massiv investiert. Wir ha-
ben diesem Bereich die notwendige Priorität eingeräumt
und damit auch ein klares Signal an die Wirtschaft gege-
ben. Von 1998 bis 2003 haben Wirtschaft und Staat in
Deutschland den Anteil der Ausgaben für Forschung und
Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt von 2,27 Prozent
auf 2,51 Prozent erhöht. Das hört sich vielleicht gar
nicht so viel an. Aber es sind Milliardenbeträge, die zu-
sätzlich in Forschung und Entwicklung investiert wor-
den sind. Damit haben wir mühsam aufgeholt, was in
den 90er-Jahren von der damaligen CDU/CSU-geführ-
ten Bundesregierung verspielt worden ist und durch eine
falsche Politik verloren gegangen ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Die FDP war auch dabei!)


Wir haben die Entwicklung umgekehrt. Wir haben hier
einen klaren Schwerpunkt gesetzt. Wir haben das Geld,
das wir dort zusätzlich investiert haben, eingesetzt, wo
sich die Innovationskraft unseres Landes am besten ent-
falten kann, damit die Menschen in unserem Land ganz
konkret von diesen Investitionen profitieren.

Ich will die Schlüsseltechnologien nennen. Seit 1998
hat mein Ministerium die Projektfördermittel für Bio-
technologie um rund 80 Prozent erhöht, und zwar mit
klarem Erfolg; denn die Zahl der Biotechnologieunter-
nehmen, insbesondere die der kleinen und mittleren, ist
sehr stark gestiegen. Hier liegen wir inzwischen in
Europa an der Spitze. Wir haben uns vom Importeur zum
weltweit führenden Anbieter der ganzen Bandbreite op-
tischer Technologien – Stichwort „Lasertechnologien“ –
entwickelt. Unsere Führungsposition in der Welt ist an-
erkannt. Auch die Nanotechnologie ist inzwischen zum
Wachstumstreiber für viele aufstrebende Branchen, zum
Beispiel für die Automobilbranche, für die Pharmain-
dustrie oder für den Bereich der optischen Technik, ge-
worden. Hier liegen wir ebenfalls an der Weltspitze.

Unsere Strategie ist klar: Wir fördern das, was
Arbeitsplätze schafft. Es geht uns um die Wahrung und
um die Schaffung von zukunftssicheren Arbeitsplätzen,
damit die Menschen hier, in Deutschland, auch noch in
fünf, in zehn und in 15 Jahren eine Lebensperspektive
haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Weil wir wissen, dass dabei gerade kleinere und
mittlere Unternehmen eine ganz wichtige Rolle spie-
len, haben wir mit ganz viel Engagement, mit ganz viel

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(C (D raft dafür gesorgt, dass sie in die Netzwerke der Spitenforschung einbezogen werden. Da geht es um ein olumen von rund 1,9 Milliarden Euro. Die Anzahl der leinen und mittleren Unternehmen, die sich an dem achprogramm meines Ministeriums beteiligen, ist seit 998 um mehr als zwei Drittel gestiegen. Die Schlüsselrolle junger Unternehmen bei der Er chließung neuer Märkte müssen wir weiterhin untertützen. Das gilt insbesondere für die jungen Unternehen in den neuen Ländern; denn da sind sie für die irtschaftliche Entwicklung ganz besonders wichtig. In en neuen Bundesländern werden wir deshalb die überroportionale Förderung von Bildung und Forschung ortsetzen. Mit „Unternehmen Region“, der Gesamtstraegie des BMBF für Ostdeutschland, verfolgen wir in ehr als 100 regionalen Initiativen eine erfolgreiche, an en Regionen orientierte Innovationspolitik. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Die Steigerung der Lebensqualität der Menschen,
um Beispiel die Verbesserung ihrer Gesundheit, ist ein
eiteres wichtiges Ziel, das wir mit der Forschungspoli-
ik meines Hauses verfolgen. Die Angst vor Alzheimer
der Parkinson soll irgendwann der Vergangenheit ange-
ören, weil Diagnosemöglichkeiten die Früherkennung
rheblich verbessern und weil wir hoffentlich irgend-
ann ausgereifte Medikamente zur Therapie haben. Wir
aben die Haushaltsmittel für Gesundheit und Medizin
on 295,4 Millionen Euro im Jahre 1998 auf 405 Mil-
ionen Euro im Jahre 2005 gesteigert. Das ist im Übrigen
ine Steigerung von 37,2 Prozent.
Gefördert wird auch das, was zum nachhaltigen und

chonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen
eiträgt, damit unsere Umwelt schützt und gleichzeitig
rbeitsplätze schafft. Auch auf diesem Gebiet sind wir
nzwischen anerkannt und weltweit führend. Das spielt
ür die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes
benfalls eine ganz erhebliche Rolle.
Programme und Geld allein schaffen noch keine Inno-

ation. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Wir
enötigen mehr denn je gut ausgebildete Menschen. Die
undesregierung hat auch dazu die notwendigen Refor-
en auf den Weg gebracht. Endlich hat die Anzahl der
ungen Menschen, die ein Studium aufgenommen haben,
ieder zugenommen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


998 waren wir gegenüber allen anderen Ländern weit
bgeschlagen: Damals lag die Studienanfängerquote
ei 27,8 Prozent. Inzwischen sind es 37,5 Prozent. Ich
age ausdrücklich: Das ist ein gutes Zwischenergebnis;
ir müssen das Ziel 40 Prozent im Auge behalten und
uch erreichen.


(Ulrike Flach [FDP]: Was ist denn mit den Abschlüssen, Frau Bulmahn?)


ie BAföG-Reform hat dabei eine ganz wichtige Rolle
espielt. Deshalb werden wir den Weg, die Studienmög-
ichkeiten zu verbessern, konsequent weitergehen.






(A) )



(B) )


Bundesministerin Edelgard Bulmahn

Mit der Einführung international anerkannter Ab-

schlüsse und mit der erweiterten Autonomie der Hoch-
schulen, etwa bei der Auswahl der Studierenden, haben
wir auch den Universitäten ein zusätzliches Mittel in die
Hand gegeben und wir haben auch dafür Sorge getragen,
dass die deutschen Universitäten an Attraktivität gewin-
nen, was man an der in den letzten Jahren deutlich ge-
stiegenen Anzahl ausländischer Studierender sehen
kann.

Die Juniorprofessur bietet exzellenten jungen Köp-
fen die Chance, früh selbstständig zu forschen und zu
lehren. Die Habilitation und das Lehrstuhlprinzip mit der
starken Bindung der Doktoranden an einen Professor
sind international längst unüblich. Eine ausführliche
Darstellung im Zusammenhang mit der Stellung der
Wirtschaftswissenschaften konnte man vor zwei Tagen
im „Handelsblatt“ lesen. Es ist notwendig, dass auch die-
ser Weg, den wir hier so erfolgreich beschritten haben,
konsequent weitergegangen wird.

Ich bin davon überzeugt, dass die Hochschulen noch
deutlich mehr Eigenständigkeit und Selbstständigkeit er-
halten müssen. Dazu reicht es leider nicht aus, die Zahl
der Vorschriften im Bundesrecht deutlich zu verringern
– das haben wir getan –; vor allem müssen die Länder
bereit sein, ihren Hochschulen die Eigenständigkeit und
Selbstständigkeit zu geben, die sie so dringend brauchen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mit dem Pakt für Forschung und Innovation garantie-
ren wir den Forschungsorganisationen bis 2010 einen
jährlichen Mittelzuwachs von mindestens 3 Prozent. Sie
erhalten damit Planungssicherheit und ein Plus von rund
150 Millionen Euro pro Jahr. Davon trägt der Bund al-
lein über 100 Millionen Euro.

Dieser Pakt wird durch die Exzellenzinitiative er-
gänzt, die außerordentlich wichtig ist, damit auch die
Universitäten in unserem Land die Chance erhalten, die
sie so dringend brauchen, damit sie sich weltweit ein Re-
nommee erarbeiten können, damit sie sich zu for-
schungsstarken Spitzenuniversitäten entwickeln können
und so auch mit den Universitäten weltweit konkurrieren
können.

Meine Damen und Herren von der CDU/CSU-Frak-
tion, ich finde es, gelinde gesagt, erstaunlich


(Jörg Tauss [SPD]: Beschämend!)

– ich fand es erstaunlich; ich kann auch sagen: Ich habe
mich über die Gedankenakrobatik, die Sie dort vollführt
haben, etwas gewundert –, dass Sie in Ihrem Antrag for-
dern, die Zuweisungen an die Forschungsorganisationen
zwischen 2005 und 2010 verlässlich und angemessen zu
erhöhen, und zwar genau so, wie wir das im Pakt für
Forschung vereinbart haben. Beide Programme – das
wissen Sie – liegen unterschriftsreif auf dem Tisch.


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517608700

Frau Ministerin, ich darf nur – –

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(C (D Edelgard Bulmahn, Bundesministerin für Bildung nd Forschung: Ich komme zum Ende. – Beide Programme sind von en Fachministern der Bund/Länder-Kommission beeits beschlossen worden. Genau dem verweigern die nions-Ministerpräsidenten ihre Unterschrift. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Beschämend!)


it Ihrer Blockadepolitik, liebe Kolleginnen und Kolle-
en von der CDU/CSU, fügen Sie dem Land wirklich
roßen Schaden zu.
Albert Einstein hat einmal gesagt:
Wir müssen unser Bestes tun. Das ist unsere heilige
menschliche Verantwortung.

iese Verantwortung macht vor Ministerpräsidenten ge-
auso wenig Halt wie vor Parlamentariern.
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517608800

Das Wort hat nun die Kollegin Katherina Reiche,
DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Katherina Reiche (CDU):
Rede ID: ID1517608900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Wir müssen um so vieles besser sein, wie wir teurer
ind. – So Horst Köhler am 15. März dieses Jahres in
einer Grundsatzrede zu Wirtschaft und Gesellschaft.
Frau Bulmahn, ich stimme Ihnen ausdrücklich darin

u, dass Forschung, Entwicklung und Wirtschaftswachs-
um in einem signifikanten positiven Zusammenhang
tehen, weshalb alle Anstrengungen darauf gerichtet
erden müssen, sie zu befördern.
Deutschland hat ohne Zweifel Potenzial. Das sagt in

er Tat auch der Bericht zur technologischen Leistungs-
ähigkeit. Nanotechnik, Optik, Medizintechnik sind ein
eleg dafür. Aber oftmals klemmt der Innovationsreiß-
erschluss. Er klemmt, weil Rot-Grün in vielen Feldern
uf der Fortschrittsbremse steht. Aus dem Kanzler der
nnovation ist längst ein Kanzler der Illusion geworden.
Was Frau Bulmahn bisher vorgelegt hat, ist geschei-

ert, entweder vor dem Bundesverfassungsgericht oder
m berechtigten Widerstand der Länder


(Jörg Tauss [SPD]: Berechtigt? – Ulla Burchardt [SPD]: An den Betonköpfen!)


der an fehlenden Mitteln oder in Ermangelung einer
trategie. Erfolg lässt sich eben nicht herbeireden oder
erbeirechnen;


(Jörg Tauss [SPD]: Aber er lässt sich verhindern, durch euch! Das ist der Punkt!)


rfolg ist ein Ergebnis von echter Leistung.






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Egal ob Sie den Bericht zur technologischen Leis-

tungsfähigkeit vorstellen oder Fragen beantworten: Sie
rechnen sich die Zahlen schön, Sie picken einzelne Er-
gebnisse heraus, so wie sie Ihnen passen, und erwecken
damit den Eindruck, als hätten Sie den Überblick verlo-
ren, oder spielen bewusst falsch.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Ihren Aufwuchs klauben Sie zusammen, indem Sie

Mittel für Ganztagsschulen oder die Sanierung von bau-
fälligen Gebäuden als Forschungsmittel deklarieren. Die
Wahrheit ist aber, dass die Gesamtausgaben des Bundes
für Forschung und Entwicklung sinken, und das seit
mehreren Jahren: im Jahr 2001 um 1,6 Prozent, im Jahr
2003 um 0,7 Prozent und im vergangenen Jahr um noch
einmal 3,4 Prozent. Das sind Kennzahlen einer Ab-
wärtsspirale und nicht eines Aufschwungs.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])

Hans Eichel will Ihnen 2006 500 Millionen bis

700 Millionen Euro aus Ihrem Forschungshaushalt he-
rausschneiden. Ich bin wirklich gespannt, ob Sie sich im
Interesse der Hochschulen und der Forschung in diesem
Land gegen ihn durchsetzen können.

Wenn sie ehrlich wären, müssten Sie auch zugeben,
dass Sie das 3-Prozent-Ziel von Lissabon bis 2010
nicht erreichen werden. Da hilft auch nicht der gebets-
mühlenartig vorgetragene Verweis auf die Eigenheimzu-
lage. Sie haben keinen weiteren Vorschlag gemacht, wie
der Kraftakt bewältigt werden soll. Anstatt Kinder und
Familien gegen den Rest der Gesellschaft auszuspielen,
sollten Sie lieber an Vergangenheitssubventionen wie die
Steinkohleförderung gehen.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Grubenschlecht!)

Immer mehr Unternehmen verlagern ihre Forschung

und Entwicklung ins Ausland. Beim letzten Innovations-
check der „Wirtschaftswoche“ bekam der Forschungs-
standort Deutschland nur noch die Note 3,7. Das ist zu
wenig für ein Land wie Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Als Ergebnis von sieben Jahren Rot-Grün kann fest-

gehalten werden: fast 5 Millionen Arbeitslose und
40 000 Insolvenzen pro Jahr. Auch der Bericht zur tech-
nologischen Leistungsfähigkeit zieht eine beängstigende
Bilanz. Aus diesem resümiere ich jetzt, Frau Ministerin:
Deutschlands aktuelle Platzierung ist bei fast allen
Kennzahlen schlechter als noch Anfang der 90er-Jahre.
Das ist die Wahrheit. So steht es im Bericht.


(Lachen des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Ich mache Ihnen heute fünf Vorschläge und biete Ih-

nen an, gemeinsam dafür zu arbeiten, dass Forschung
und Innovation wieder zu mehr Wachstum in diesem
Land führen:

Erstens. Wir sollten die Hochschulen gemeinsam
stärken. Sie haben vollkommen korrekt gesagt, dass die
Hochschulen die Basis für unser Forschungssystem sind.
Ja, sie sind in der Tat der Humus für Innovationen in un-
serem Land. Sie aber haben den Boden ausgelaugt und

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(C (D hrelang nicht gedüngt. Sie haben die Hochschulmittel wischen 1998 und 2003 um 2 Prozent gekürzt. Die ochschulbauförderung ist von 1,1 Milliarden auf 60 Millionen gesunken. Das Exzellenzprogramm kann in Erfolg werden, Frau Ministerin, wenn es auf eine erfassungsmäßig einwandfreie Grundlage gestellt wird. ur Wahrheit gehört aber eben auch, zu sagen, dass es einen Cent mehr gibt. Was Sie heute bei der Hochchulbauförderung streichen, verkaufen Sie morgen als xzellenzförderung. Das ist linke Tasche, rechte Tasche nd am Ende gibt es keinen Cent mehr. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Das ist nicht wahr!)


agen Sie mit uns einen Einstieg in die Vollkostenfinan-
ierung! Wir halten zudem den Geist Humboldts wach,
enn Forschung und Hochschule wieder mehr miteinan-
er verzahnt werden. Sie weisen auch zu Recht auf die
erantwortung der Länder hin, wenn es darum geht, den
ochschulen wieder mehr Freiheiten zu geben. Aber in
em Moment, wo Sie den Zeigefinger auf die Länder
ichten, zeigen drei Finger auf Sie selbst. Auch Sie soll-
n überlegen, wo der Bund weitergehen kann.
Zweitens. Deutschland muss wieder zum Gravita-

onszentrum für junge Wissenschaftler aus aller Welt
erden.


(Zuruf von der SPD: Schön, dass Ihnen das jetzt wieder einfällt!)


ir haben einen großen Kongress mit 500 Jungwissen-
chaftlern aus dem In- und Ausland durchgeführt.
eutschland ist nicht unattraktiv, aber andere Nationen
ntfalten eine sehr viel stärkere Dynamik und Anzie-
ungskraft. BAT und Professorenbesoldung müssen
ngfristig durch flexible Vergütungssysteme ersetzt
erden.


(Jörg Tauss [SPD]: Wer soll es machen?)

ie Juniorprofessur war gut gedacht, jedoch schlecht ge-
acht. Sie ist eben kein Tenure-Track-System, aber das
rauchen wir.
Drittens. Deutschland braucht international konkur-

enzfähige Förderinstrumente. Im internationalen Um-
eld beobachten wir eine starke Präferenz für indirekte
inanzierungshilfen für Forschung und Entwicklung. In
8 OECD-Ländern gibt es mittlerweile eine steuerliche
orschungsförderung. Wir schlagen hier und heute er-
eut eine solche Forschungsprämie vor, gemäß der Un-
ernehmen, die mit Forschungseinrichtungen und Hoch-
chulen zusammenarbeiten, belohnt werden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Viertens. Deutschland braucht eine Nationale Aka-

emie der Wissenschaften. Was uns in Deutschland
ehlt, ist ein geistiges Zentrum einer innovativen Gesell-
chaft. Es muss nicht Sache der Politik sein, eine solche
kademie zu errichten. Aber das Gutachten des Wissen-
chaftsrates liegt jetzt seit über einem Jahr auf dem
isch. Das Thema muss wieder auf die Tagesordnung.
Vorschlag Nummer fünf: Wir brauchen ein strategi-

ches Forschungs- und Innovationsministerium.






(A) )



(B) )


Katherina Reiche

Manchmal hat man den Eindruck, dass Ihr Haus, Frau
Bulmahn, in den letzten Jahren zu einer Mischung aus
PR-Agentur und Schulministerium geworden ist. Der
Direktor des Albert-Einstein-Instituts, Professor Nicolai,
hat es im Einstein-Jahr dann auch auf den Punkt ge-
bracht:

Hinter der glänzenden Fassade wird genau die Phy-
sik, die Einstein betrieb, demontiert.

Das Geld für die Riesen-PR-Kampagne im Einstein-Jahr
hätten Sie möglicherweise besser für die Einrichtung ei-
nes Einstein-Lehrstuhls ausgegeben.


(Ulla Burchardt [SPD]: Ein andermal fordern Sie Aufklärung!)


Die Energieforschung ist auf vier Ministerien aufgeteilt,
die sich gegenseitig blockieren. Wir haben nach wie vor
kein komplettes Energieforschungsprogramm. Die Inno-
vationsförderung für den Mittelstand, derentwegen Sie
gerade Ihr Haus gelobt haben, wird zwischen BMBF und
BMWA zerrieben.


(Dr. Uwe Küster [SPD]: Die Frau redet doch bevorzugt warme Luft!)


Der Grünen Gentechnik geht es schlecht. Sie fördern,
Frau Künast blockiert. Ebenso sieht es im Bereich Life
Science aus.

Frau Bulmahn, ich weiß nicht, ob Sie die Kraft haben,
alle Ministerien zu überzeugen, dass Innovation nicht et-
was ist, was in Ihrem Haus betrieben wird, sondern alle
angeht. Manchmal können einem da Zweifel kommen.
Ein strategisches Innovationsministerium ist mehr als
nur eine Forschungsverwaltung. Es bedeutet nicht nur
ein Klein-Klein von Projekten und Programmen, son-
dern es ist ein Impulsgeber einer innovativen Gesell-
schaft.

Setzen Sie, meine Damen und Herren von der Koali-
tion, gemeinsam mit uns die Vorschläge um, auch die,
die ich nicht erwähnen konnte, die aber in den Anträgen
zusammengefasst sind. Vielleicht gelingt es dann we-
nigstens, das Jahr 1 nach dem Jahr der Innovation zu ei-
nem solchen zu machen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1517609000

Ich erteile das Wort dem Kollegen Hans-Josef Fell,

Bündnis 90/Die Grünen.


Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517609100

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen

und Kollegen! Forschung und Innovation für eine starke
Wirtschaft ist das berechtigte Anliegen aller Fraktionen
in diesem Hause. Sie, meine Damen und Herren von der
Union und der FDP, behaupten seit Jahren unentwegt,
dass Deutschland wirtschaftliches Schlusslicht in Europa
sei.


(Ulrike Flach [FDP]: Ist es!)


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(C (D ie reden den Standort unentwegt schlecht, so wie es uch Frau Reiche gerade wieder getan hat. (Katherina Reiche [CDU/CSU]: Das habe ich nicht gemacht!)


Doch Deutschland ist – das müssen Sie endlich ein-
al begreifen – die stärkste Wirtschaftsnation in Europa
nd eine der stärksten in der Welt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


a, Deutschland hat sogar die Kraft, dieses hohe Niveau
eiter zu steigern. So lag das Wachstum des Brutto-
nlandsproduktes im ersten Quartal dieses Jahres um
,0 Prozent höher als im Vorquartal. Damit hat Deutsch-
and nicht nur absolut, sondern sogar prozentual die
tärkste wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung in der
urozone; so die neuesten Zahlen von Eurostat.
Im Wesentlichen bestätigt wird die starke Wirt-

chaftsnation auch durch den der heutigen Debatte zu-
runde liegenden Bericht zur technologischen Leis-
ungsfähigkeit Deutschland 2005. So heißt es in der
usammenfassung des Berichtes:

Das Durchsetzungsvermögen der exportierenden
Industrie ist aktuell uneingeschränkt hoch, sie
bricht auf den Weltmärkten alle Rekorde.

uch zur Forschung gibt die Zusammenfassung eine
indrucksvolle positive Bewertung. Frau Ministerin
ulmahn hat dies deutlich gemacht.
Aber weiter heißt es in diesem Bericht auch:
Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
haben in Deutschland seit einigen Jahren auch in
den öffentlichen Haushalten wieder einen leicht hö-
heren Stellenwert bekommen. Vielfach gelingt es in
anderen Staaten jedoch erheblich schneller, die
Budgets gezielt auf mehr Investitionen zur Verbes-
serung der technologischen Leistungsfähigkeit aus-
zurichten.

iese Mahnung, meine Damen und Herren von der
nion, sollten Sie sich viel ernsthafter zu Herzen neh-
en. Die rot-grüne Parlamentsmehrheit und die Bundes-
egierung haben seit Jahren mit mehr Mitteln für Bil-
ung und Forschung für einen höheren Standard als
nter der alten Regierung gesorgt. Frau Bulmahn hat das
eutlich gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jedoch die gerade für unsere Hochschulen und For-
chungseinrichtungen weiteren notwendigen Erhöhun-
en der Ausgaben blockieren Sie in unverantwortlicher
eise. Allein durch die von Ihnen verursachte Verzöge-

ung des Paktes für Forschung entgehen den institutio-
ell geförderten Forschungseinrichtungen schon in die-
em Jahr gut 150 Millionen Euro.180 Millionen Euro für
ie Juniorprofessur stehen wegen Ihrer Blockade nicht
ur Verfügung.






(A) )



(B) )


Hans-Josef Fell


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Katherina Reiche [CDU/ CSU]: Gott sei Dank!)


Die Exzellenzinitiative haben Ihre Ministerpräsidenten
schon wieder gestoppt. Damit fehlen den Hochschulen
allein in diesem Jahr 380 Millionen Euro. Mit Ihrer Blo-
ckade der Abschaffung der Eigenheimzulage verhindern
Sie notwendige Finanzierungen im Hochschulbau oder
verschiedene Forschungsprojekte, beispielsweise für er-
neuerbare Energien, im Umweltministerium.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Meine Damen und Herren von der Union, es ist uner-
träglich, wie Sie Forschung, Bildung und Innovation in
Deutschland zunehmend schädigen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Sogar die ansonsten sehr zurückhaltenden Forscher und
Hochschullehrer haben dies bereits in aller Deutlichkeit
kritisiert. Am 18. Februar haben Wissenschaftsrat, DFG
und Hochschulrektorenkonferenz gemeinsam ange-
mahnt:

Wir halten es für untragbar, dass die Realisierung
von „Pakt“ und „Exzellenzinitiative“ im Zuge der
Föderalismusdebatte zum Spielball wissenschafts-
fremder Interessen geworden ist.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)

Seitdem sind schon wieder drei Monate verstrichen, in
denen Sie von der Union hier zwar mit Krokodilstränen
das Abwandern von jungen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern bedauern, zu wenig Aufwuchs bei den
Forschungsmitteln beklagen und Deutschland als Wis-
senschafts- und Wirtschaftsstandort schlecht reden. Aber
Ihre Handlungen intendieren genau dies.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Statt Ihre Blockade gegen Bildung und Forschung end-
lich aufzugeben, legen Sie heute eine Reihe von Anträ-
gen vor, in denen Sie dann auch noch behaupten, innova-
tiv zu sein. Aber das ist doch nur ein Bauchladen voller
alter Ladenhüter, die Sie schon immer gebracht haben;
nichts Neues ist enthalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ich muss an dieser Stelle einen dringlichen Appell an
die Forscher und an die Hochschulen richten. Auch
wenn sich diese bereits einige Male deutlich gegen die
bildungs- und forschungsfeindliche Politik der Union
geäußert haben: Die Proteste aus diesem Bereich sind of-
fensichtlich immer noch nicht ausreichend.


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])

Angesichts des Ausfalls von Steuermitteln droht im
kommenden Jahr erstmals ein Rückgang der Mittel für
Bildung und Forschung.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Aha!)


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(C (D uch der vom Kanzler versprochene Zuwachs für die orschungsgemeinschaft von jährlich 3 Prozent ist mögicherweise akut gefährdet. elfen kann hier nur ein bundesweiter Proteststurm von orschern, Hochschullehrern, Studenten, der Wirtschaft, a, der gesamten Gesellschaft, damit die Ministerpräsienten der unionsregierten Länder endlich wachgerüttelt erden nd einem Subventionsabbau nicht nur bei der Eigeneimzulage, sondern auch an anderen Stellen zustimen. (Vorsitz: Vizepräsidentin Dr. h.c. Susanne Kastner)


(Ulrike Flach [FDP]: Oh!)


(Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD])


Ansonsten, meine Damen und Herren von der Union,
ekommen wir wieder Verhältnisse in Deutschland wie
nter dem ehemaligen so genannten Zukunftsminister
üttgers. Unter dessen Verantwortung im Zeitraum von
992 bis 1998 ist der Anteil der Ausgaben für Bildung
nd Forschung im Haushalt von 4,7 Prozent auf
,2 Prozent radikal zusammengestrichen worden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517609200

Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen.

Hans-Josef Fell (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517609300

Die Gesellschaft muss wissen, auf wen sie sich ein-

ässt, wenn sie die wirklichen Forschungs- und Bil-
ungsfeinde der Union wählt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Marion Seib [CDU/CSU]: Jetzt hat er aber hingelangt!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517609400

Nächste Rednerin ist die Kollegin Ulrike Flach, FDP-

raktion.

Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1517609500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr

ell, ich habe das Gefühl, die Gesellschaft weiß im Au-
enblick nicht so recht, was sie von dieser Debatte über-
aupt halten soll. Die eine Seite sagt so und die andere
eite sagt so.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe von den zukünftigen Mitteln gesprochen!)


ch ziehe es aus diesem Grunde vor, an dieser Stelle je-
anden zu zitieren, der nicht zu unserem erlauchten
reis gehört. Herr Bullinger hat treffend gesagt: „Ohne
ie Automobilindustrie kann man Deutschland kaum
och als Hightechland bezeichnen.“
Herr Bullinger ist sicherlich unverdächtig, für eine

artei zu sprechen. Er ist der technologische Chefberater






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

der Bundesregierung. Frau Bulmahn, ich muss mich also
fragen, inwieweit Sie überhaupt noch in der Lage sind,
die Situation realistisch zu beurteilen.


(Willi Brase [SPD]: Sehr realistisch!)

Ich muss auch fragen, inwieweit Sie noch in der Lage
sind, über diese für unser Land grundlegenden Fakten zu
diskutieren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Es gibt inzwischen Dutzende von Berichten, die da-

vor warnen, dass unser Forschungsstandort von der
Grundsubstanz lebt, dass wir im Wettbewerb zurückfal-
len und dass das gesunde Fundament unterhöhlt wird.
Frau Bulmahn, niemand erwartet von Ihnen – ich schon
gar nicht –, dass Sie wie Moses das Meer für uns teilen
und dass Sie die internationalen Globalisierungswinde,
die um uns wehen, aufhalten. Wir erwarten aber natür-
lich von Ihnen, dass Sie unser Land in diesem Bereich
seefest machen.


(Beifall bei der FDP)

Aber das Manko liegt in Ihrer Haushaltspolitik. Wir er-
warten deswegen von Ihnen eine verlässliche Haushalts-
politik. Herr Fell, ich bin entsetzt, dass Sie davon spre-
chen, der Kanzler denke jetzt darüber nach, seine
Versprechen nicht einzuhalten, die er gegenüber der
Wissenschaft gemacht hat.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich habe nicht vom Kanzler gesprochen!)


Wir erwarten natürlich auch mutige Reformen unserer
zum Teil wirklich altbackenen Strukturen. Seit Jahren
gibt Deutschland zu wenig für Forschung und Entwick-
lung aus. Dem Ziel, 3 Prozent des BIP für diesen Be-
reich auszugeben, haben wir uns in den letzten Jahren
nicht sonderlich erfolgreich genähert. Der Anteil liegt
bei 2,5 Prozent.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu Ihrer Zeit waren wir bei 2,2 Prozent!)


Wenn das BIP jetzt steigt, müssen wir sogar noch ein
wenig Geld mehr in die Hand nehmen.

Wir sind nicht nur auf finanziellem, sondern auch auf
politischem Gebiet nicht viel weiter gekommen. Denken
Sie an die Entrümpelung des HRG, Frau Bulmahn! Den-
ken Sie an den Wissenschaftstarifvertrag und an die Ex-
zellenzinitiative, die wirklich nur schleppend voran-
kommt!


(Jörg Tauss [SPD]: Warum denn, Frau Flach? Jetzt werden Sie doch einmal konkret!)


Liebe Frau Bulmahn, Sie leisten sich Spiegelfechte-
reien mit den Ländern. Das Geschrei von Herrn Tauss
unterstreicht das.


(Jörg Tauss [SPD]: Was?)

Ich muss einmal eine Analogie zum wirklichen Leben
ziehen. Nach nunmehr sechs Jahren Amtszeit leben Sie
mit den Bundesländern zusammen wie ein altes Ehepaar.

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(C (D eden Morgen überlegen Sie sich, wie man dem anderen inen Stein in den Weg legen kann. Darunter leidet dieer Standort. (René Röspel [SPD]: Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen zuhause ist, Frau Flach! – Katherina Reiche [CDU/CSU]: Meine Ehe ist anders!)


Lieber Herr Tauss, ich kann Sie beruhigen. Ich feiere
eute Silberne Hochzeit und führe eine gute Ehe.


(Beifall bei der FDP)

Der Pakt für Forschung, die Exzellenzinitiative und

ie Finanzierung des Bologna-Prozesses sind inzwi-
chen Symbole der Politikunfähigkeit von Bund und
ändern geworden. Darauf sollten wir alle in diesem
ause nicht besonders stolz sein. Der ewige Kleinkrieg
rfreut zwar die Medien; er hat aber lange verdeckt, dass
iele Akteure den Forschungsstandort verlassen haben.
ir haben hier immer wieder darüber diskutiert.
Frau Ministerin, die offene Bilanz Ihrer Regierungs-

eit ergibt unter dem Strich vor allen Dingen eines: Sie
ämpfen verzweifelt gegen die internationale Techno-
ogiekonkurrenz. Das ist ganz bestimmt ehrenhaft, hat
ber ausgesprochen geringen Erfolg.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Na, na, na!)


n der Elektrotechnik werden wir von Asien überholt. In
er Informationstechnologie haben wir zwar aufgeholt,
ind aber nicht mehr Technologieführer.


(Jörg Tauss [SPD]: In eurer Zeit ist dies verloren gegangen!)


n der Mikroelektronik sehen nur 16 Prozent der Exper-
en Deutschland als Innovator. In der Nanotechnologie
ind wir nach wie vor Spitze in der Grundlagenfor-
chung.


(Jörg Tauss [SPD]: Aha!)

Selbstverständlich. – Aber wir füllen nicht die Lücke
wischen der Grundlagenforschung und dem Produkt. In
er Stammzellforschung und in der Pharmaforschung
aben wir die Marktführerschaft verloren.


(Jörg Tauss [SPD]: Wann haben wir die verloren?)


ir sind selbst bei der Automatisierung dabei, den preis-
erten Anbietern aus den asiatischen Bereichen Raum
u geben und unseren Spitzenplatz zu verlieren.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber wir sind Spitze bei den erneuerbaren Energien!)


Betrachten Sie den Antrag zur ESS: Die Engländer
ind gerade dabei, dieses wirklich hochinnovative Pro-
ekt abzugreifen. Es ist aus Deutschland verschwunden,
eil Sie an dieser Stelle nicht in der Lage waren, Herrn
ichel oder auch andere in diesem Lande, die Sie hätten
nterstützen können, dazu zu überreden, dass man dieses
rojekt auf die Schiene bringt. Also hat es wieder einmal
ie europäische Konkurrenz übernommen.






(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Unter dem Strich ist eines klar: Der Wettbewerb ist

knallhart und wird natürlich durch die aufstrebenden Na-
tionen China und Indien sowie in Osteuropa noch härter.
Andere Länder fördern ihre Forschung und Entwicklung
deutlich entschlossener, konsequenter, abgestimmter und
strategisch klarer ausgerichtet.


(Jörg Tauss [SPD]: Wir werden durch euch blockiert!)


Frau Bulmahn, ich frage Sie ganz im Ernst: Wie beab-
sichtigen Sie in den verbleibenden anderthalb Jahren,
auf die industriepolitische Herausforderung unserer
europäischen Partner zu reagieren? Dazu höre ich von
Ihnen keine Antwort. Wir haben es mit Frankreich zu
tun, das allein im Raumfahrtbereich das Zigfache von
dem ausgibt, was wir ausgeben. Wir haben es mit Italien
und Belgien zu tun, die uns natürlich überholen. Ich höre
von der Bundesregierung keine Antwort auf diese gro-
ßen europäischen Herausforderungen. Ich wäre Ihnen
sehr dankbar, wenn wir dazu eine wirklich maßgebliche
Debatte führen könnten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Ihr Haushalt ist schon heute Makulatur; Herr Fell hat

es eben erwähnt. Ich bin gespannt, ob diese düsteren Vo-
raussagen auch zutreffen werden. Wenn man zu den
Hochschulen und den Wissenschaftlern geht, erkennt
man überall, dass dies auch draußen angekommen ist.
Optimismus greift eben leider nicht um sich, so wie Sie
es eben dargestellt haben.


(Jörg Tauss [SPD]: Mit diesen Reden?)

Lassen Sie mich etwas zu dem sagen, dass man in der

Bundesregierung versucht, dies rhetorisch glänzend zu
heilen. Der Kanzler hat vor wenigen Tagen erneut von
dem Gründerfonds gesprochen. Jetzt bekommen wir
plötzlich die Entsperrungsmitteilung unserer Haushalts-
experten auf den Tisch, dass dieses große Gründer-
fondsprojekt auf die Schiene gestellt wird. Das, was
durch die Medien gegangen ist, umfasst knappe 5 Mil-
lionen Euro in diesem und knappe 20 Millionen im
nächsten Jahr. Sie glauben doch wohl nicht, dass ich, als
ich dies auf dem VDI-Kongress vor wenigen Tagen den
dort Versammelten mitteilte, Begeisterung geerntet habe.
Gelächter, Frau Bulmahn! Das sind kleine Trippelschritt-
chen, mit denen wir diesem Standort leider nicht weiter-
helfen werden und über die wir vor allen Dingen in den
Medien in dem Sinne lesen werden, dass etwas getan
werden soll, aber noch nicht in der Realität umgesetzt
ist.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517609600

Frau Kollegin, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Tauss?


Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1517609700

Kollege Tauss darf heute leider nicht reden.

(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Der darf selten reden! – Helge Braun [CDU/CSU]: Der redet die ganze Zeit!)


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(C (D eswegen möchte ihm diese Gelegenheit geben. – Herr auss. Der Kollege Tauss hat eigentlich keine Probleme zu eden. In unserer Arbeitsgruppe – Sie haben keine Areitsgruppe; Sie müssen sich mit einer Person abwecheln – haben wir genügend qualifizierte Leute, die reden önnen. Trotz des ganzen Gejammers, das Sie anstimmen, ist s in vielen Bereichen eine zutreffende Beschreibung. In aden-Württemberg, in dem Land, in dem Sie mitregieen, wurde gerade gesagt, dass die Förderung von Einauküchen und Vorgartenzwergen durch die Eigenheimulage ein wichtigerer Punkt sei als die Förderung von ildung und Wissenschaft. Was tun Sie in Badenürttemberg – ich betone: Sie konkret –, um diese Blokade von mehr als 600 Millionen Euro im nächsten und 0 Millionen Euro in diesem Jahr – zusammen mit der DU/CSU verhindern Sie durch Ihre Politik, dass Hunerte von Millionen an die Universitäten fließen – aufzuösen? Erst einmal zur Klarstellung – damit Sie ganz beru igt sind –: Selbstverständlich hat die FDP-Fraktion eine rbeitsgruppe, (Jörg Tauss [SPD]: Zwei von Ihnen sind ja schon mal da!)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1517609800
Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1517609900

it der wir auch sehr intensiv arbeiten, wie Sie alle wis-
en, wenn Sie unsere Anträge lesen. Auch heute liegt Ih-
en ja wieder einer vor. Das ist das Erste.
Das Zweite. Herr Tauss, falls Ihre Frage die Aufforde-

ung an mich sein sollte,

(Jörg Tauss [SPD]: Nein, die FDP! Was tut die FDP?)

as nächste Mal für die Landesliste von Baden-
ürttemberg zu kandidieren, kann ich dies als Nord-

hein-Westfälin entschieden zurückweisen. Ich bin und
leibe Nordrhein-Westfälin.


(Jörg Tauss [SPD]: Hier sind Sie Bundestagsabgeordnete!)


Das Dritte. Lieber Herr Tauss – darüber haben wir
chon oft diskutiert –,


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

ie kennen meine persönliche Meinung, dass die Eigen-
eimzulage in die Mottenkiste gehört.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, und was tun Sie dafür?)

as wissen Sie und das ist nichts Neues. Allerdings dis-
utieren wir über dieses Thema nun bereits seit einem
ahr. Die Bundesregierung ist diejenige, die längst hätte
eagieren müssen.


(Jörg Tauss [SPD]: Worauf denn? – Weitere Zurufe von der SPD: Was? – Wie bitte?)







(A) )



(B) )


Ulrike Flach

Ich frage mich: Gibt es für Sie eigentlich nur die Eigen-
heimzulage und keine andere Subvention, an die Sie he-
rangehen könnten?


(Jörg Tauss [SPD]: Im Moment keine! – HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie ist die größte!)


Wie sieht Ihr Haushalt überhaupt aus? Sie „verdumm-
deudeln“ die Leute, indem Sie ständig von einem einzi-
gen Subventionspaket reden,


(Jörg Tauss [SPD]: Weil es zur Verfügung steht!)


und Sie haben offensichtlich nicht genug haushalterische
Fantasie, um das Ganze anders zu gestalten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Sie wissen, dass das nicht funktioniert. Insofern ist das
nichts als ein rhetorischer Gag,


(Jörg Tauss [SPD]: Und dann werfen Sie es uns vor!)


der immer wieder gut funktioniert, der den Leuten im
Lande – das muss ich Ihnen sagen – aber nicht helfen
wird.


(Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Kein konkreter Vorschlag! Nichts Konkretes!)


Meine Damen und Herren, Sie wissen, dass die FDP-
Fraktion in den letzten Jahren – übrigens als einzige
Fraktion – immer wieder dafür gesorgt hat, dass entspre-
chende Sparvorschläge auf dem Tisch lagen. Ich habe
unser dickes Büchlein heute nicht dabei; nächstes Mal
bringe ich es wieder mit. Auch wissen Sie, dass wir im
Augenblick in Nordrhein-Westfalen heftig über eine
Kürzung der Subventionen für die Steinkohle diskutie-
ren.


(Lachen des Abg. René Röspel [SPD])

Gerade Sie rasten dabei völlig aus.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja! Das ist viel weniger als die Eigenheimzulage!)


Bei der FDP haben wir es also mit einer Fraktion zu tun,
die haushalterisch ausgesprochen ausgefeilte Vor-
schläge vorlegt. Wir sind bereit, dieses Geld in For-
schung und Entwicklung zu stecken. Genau das werden
wir 2006 tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das ist doch ein viel geringerer Betrag, Frau Flach!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517610000

Frau Kollegin, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem

25-jährigen Ehejubiläum am heutigen Tag.

(Beifall des Abg. Dr. Peter Ramsauer [CDU/ CSU])

Das Wort hat die Kollegin Martina Eickhoff, SPD-

Fraktion.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Martina Eickhoff (SPD):
Rede ID: ID1517610100

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe
olleginnen und Kollegen! Innovation und Forschung
ind unverzichtbare Bausteine für die wirtschaftliche
ntwicklung unserer Gesellschaft. Diesem Leitsatz hat
ie rot-grüne Bundesregierung in den vergangenen Jah-
en Taten folgen lassen. Das zeigen die heute gehörten
usführungen der Bundesministerin für Bildung und
orschung.
Nochmals sei gesagt: Zwischen 1998 und 2003 sind

ie Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwick-
ung um 1 Milliarde Euro auf rund 9 Milliarden Euro ge-
tiegen. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung
n Deutschland insgesamt sind von 44,6 Milliarden Euro
m Jahr 1998 auf 53,3 Milliarden Euro im Jahr 2003 ge-
tiegen. Das ist ein beachtlicher Zuwachs von mehr als
9 Prozent.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ach den USA hat Deutschland mit 15,6 Prozent den
weithöchsten Weltmarktanteil bei forschungsintensi-
en Gütern. Bescheinigt wird dies zum Beispiel durch
en „Wirtschaftsbericht Deutschland“ der OECD.
Die SPD-Fraktion ist sich bewusst, dass der Wohl-

tand unserer Gesellschaft auf Produktinnovationen
asiert. Unsere Forschungspolitik wird die Menschen zu
nnovationen befähigen. Nachweislich besteht in
eutschland ein positiver Zusammenhang zwischen For-
chungsinvestitionen und Wirtschaftswachstum. Darstel-
n lässt sich das am Beispiel der Nanotechnologie. Ich
itiere aus der Antwort der Bundesregierung auf die
roße Anfrage der CDU/CSU mit dem Titel „Lage der
orschung in Deutschland“:

Die Forschung zur Nanotechnologie in Deutschland
wird von deutschen Firmenvertretern als weltweit
führend eingestuft … Die Mittel für die Förderung
von Forschungsvorhaben im Bereich Nanotechno-
logie wurden seit 1998 um 440 % auf 125 Mio. €
im Jahr 2004 gesteigert.

ch wiederhole: um 440 Prozent.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Ja, seit damals!)

Mit Unterstützung der vom BMBF initiierten und
geförderten Kompetenzzentren der Nanotechnolo-
gie wurden ab 1998 ca. 40 neue Firmen gegrün-
det …

Der von der CDU/CSU-Fraktion eingebrachte Antrag
Forschungs- und Innovationsförderung für die Arbeits-
lätze der Zukunft“ ist ein bunter Strauß von Forderun-
en, ein wenig tief gehender Rundumschlag, der der an-
esprochenen Bedeutung der Innovationspolitik nicht
erecht wird. Aber gut, in wenigen Tagen ist Wahl in
ordrhein-Westfalen. Einige Details: Sowohl im Antrag






(A) )



(B) )


Martina Eickhoff

der CDU/CSU-Fraktion als auch im FDP-Antrag wird
das Thema Energieforschung angesprochen. Meine Da-
men und Herren der Opposition, zu Recht weisen Sie
darauf hin, dass besonders der Energiesektor eine
enorme Wirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung
unseres Landes hat und deshalb immens wichtig ist.
Dass dieses Thema für die Regierungskoalition nicht neu
ist, wissen Sie. Bekanntermaßen haben SPD und Bünd-
nis 90/Die Grünen zum Jahreswechsel einen Antrag for-
muliert und beschlossen, der da heißt: „Nationales Ener-
gieforschungsprogramm vorlegen“. Einige Stichpunkte
aus diesem Antrag lauten: Steigerung der Energieeffi-
zienz, gezielte Förderung von erneuerbaren Energien so-
wie Entwicklung klimaschonender Techniken zur
Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Antrag ist richtig gut!)


Wir streben einen Mix an, der die Potenziale der un-
terschiedlichen Energieträger angemessen berücksich-
tigt, Effizienzsteigerung erreicht sowie Versorgungssi-
cherheit gewährleistet. Die Bundesregierung wird ein
neues Energieforschungsprogramm vorlegen, das von
der Grundlagenforschung bis zur anwendungsnahen For-
schung reicht. Die genannten Stichworte tauchen hier
wieder auf. Konkrete Forschungsfelder werden unter an-
derem: Technologien zur Nutzung erneuerbarer Ener-
gien, Kraftwerkstechnologien, Brennstoffzellen und En-
ergieeinsparungstechnologien.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Erfolge der Ener-
gieforschung lassen sich jedoch schon heute benennen.
Das gilt für den Bereich der erneuerbaren Energien,
deren Anteil am Primärenergieverbrauch aufgrund ent-
sprechender Entwicklungen stetig steigt. Das technolo-
gische Potenzial der erneuerbaren Energien und die da-
mit verbundenen Exportchancen sind anerkennenswert
und bemerkenswert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber auch bei den fossilen Energieträgern zeigt sich
der Erfolg von Forschungsprojekten: Moderne Kraft-
werkstechnologien können entscheidenden Einfluss auf
die Energieversorgung der Zukunft und den globalen
Umweltschutz nehmen. Darauf hat Ende 2003 unter an-
derem der von der Bundesregierung eingesetzte Rat für
Nachhaltige Entwicklung hingewiesen. Im Weltdurch-
schnitt pendelt sich der Wirkungsgrad aller Kohlekraft-
werke zurzeit bei 31 Prozent ein. In Deutschland liegen
wir durchschnittlich bei einem Wirkungsgrad von
38 Prozent. Wir erreichen Spitzenwerte von 45 Prozent.
Damit sind wir weltweit führend. Wirkungsgrade von
55 Prozent werden in den kommenden zehn Jahren an-
gestrebt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – René Röspel [SPD]: Das ist Hightech!)


Länder wie China und Russland liegen mit 23 Prozent
weit zurück. Das heißt, wir stehen bei der Kraftwerks-

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(C (D echnologie an erster Stelle. Neben der effizienteren Nutung vorhandener Energien geht es auch um CO2-Re-uktionstechniken. Zum Klimaschutz könnte ein Cleanoal-Kraftwerk enorm beitragen. Liebe Kolleginnen nd Kollegen, wir sehen an diesen wenigen Beispielen: ie Innovationspolitik dieser Bundesregierung wirkt. nsere Forschungsförderung regt zu sinnvollen Neueungen an. Ein Beispiel für weniger brauchbare Innovaionen war übrigens in dieser Woche auf der Webseite on „Spiegel online“ zu lesen. Die Schlagzeile hieß Anti-Lachkrampf-Mittel – US-Firma erfindet Krankeit zur Arznei“. Vielen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517610200

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Maria Böhmer,
DU/CSU-Fraktion.

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1517610300

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
ollegen! Ich finde es schon bemerkenswert, wie heute
on Regierungsseite und auch vonseiten der Regierungs-
oalition die Realität ausgeblendet wird. Seit gestern
issen wir: Die Bundesregierung steht finanziell am Ab-
rund.


(Jörg Tauss [SPD]: Durch eure Blockade!)

ie Steuerschätzung hat deutlich gemacht: Es ist mit ei-
em Minus von mehr als 40 Milliarden Euro zu rechnen.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

as bedeutet, dass Ihre Planungen, Frau Bulmahn, wie
in Kartenhaus zusammenbrechen werden. Das ist eine
atastrophenmeldung für Bildung und Forschung in un-
erem Land.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zuruf von der SPD: Dann tut was!)


Der Bundesfinanzminister hat schon vor einiger Zeit
wohl wissend offensichtlich – angekündigt, dass dras-
ische Kürzungen im Bereich Ihres Haushalts vorzuneh-
en wären. Es ist die Rede gewesen von 1 Milliarde
uro.


(Ulrike Flach [FDP]: 1 Milliarde Euro!)

1 Milliarde Euro, die dann fehlen wird. Das heißt, hier
erden Hoffnungen und Planungen in den Sand gesetzt.
as ist so nicht haltbar.
Ich halte es auch für absurd, dass immer wieder
auch heute – versprochen wird, dass es zu höheren In-
estitionen für Bildung und Forschung kommt.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nur, wenn Sie die Gelder freisetzen!)


er Kollege Fell hat immerhin angedeutet, womit zu
echnen ist. Diese Ehrlichkeit rechne ich ihm hoch an.






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer

Ansonsten muss ich Ihnen sagen: Es fehlt Ihnen an Geld.
Mit ungedeckten Schecks ist hier niemandem gedient.


(Jörg Tauss [SPD]: Blockierer! Verhinderer! Zerstörer!)


– Lieber Herr Tauss, ereifern Sie sich weiterhin. Es
macht jede Debatte munter, wenn Sie so dabei sind.

Das gilt auch für das Versprechen, das Sie mantraartig
wiederholen und das richtig ist, dass nämlich die Inves-
titionen für Forschung und Entwicklung bis 2010 auf
3 Prozent des Bruttosozialprodukts zu steigern sind. Die-
ser Weg muss gegangen werden. Stellen wir uns aber
einmal vor, was das für Sie bedeutet: Wenn Sie dieses
Ziel erreichen wollten, dann müssten Sie ab jetzt eine
Steigerungsrate von sage und schreibe 9 Prozent vorle-
gen. Diese Steigerungsrate ist angesichts der finanziellen
Verhältnisse, die Sie zu verantworten haben, doch völlig
illusorisch.


(Jörg Tauss [SPD]: Ha, ha! Das ist Chuzpe!)

Im Übrigen: Da Sie vorhin behauptet haben, zu unse-

rer Zeit wären die Dinge so viel schlechter gewesen,

(Jörg Tauss [SPD]: Ja, nachweislich!)


muss ich Ihnen sagen: Sie weisen heute einen Anteil der
Investitionen am Bruttosozialprodukt von 2,51 Prozent
aus. Wir haben es eben von der Ministerin gehört. Zu un-
serer Regierungszeit waren es 2,9 Prozent.


(Jörg Tauss [SPD]: Wo?)

– Das ist Fakt.


(Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: 1983 vielleicht!)


Ich will Ihnen auch noch einmal sehr deutlich sagen,
dass die Mittel von staatlicher Seite zurückgefahren wor-
den sind: 1995 betrug der Anteil der staatlichen Mittel
38 Prozent, heute sind es ganze 31 Prozent.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Hört! Hört!)

Die Leistungen, die im FuE-Bereich dafür sorgen, dass
Deutschland mit 2,51 Prozent gerade noch über die Run-
den kommt, sind die Leistungen der Wirtschaft und
nichts anderes.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Jörg Tauss [SPD]: Frei erfunden!)


Angesichts dieser riesigen Haushaltslöcher frage ich Sie
auch, Frau Ministerin: Wie wollen Sie den Pakt für For-
schung und die Exzellenzinitiative noch finanzieren?
Woher nehmen Sie die Mittel?


(Jörg Tauss [SPD]: Eigenheimzulage!)

Oder wird das alles jetzt Makulatur?

Sie wissen: Wir stehen zum Pakt für Forschung und
Innovation.


(Jörg Tauss [SPD]: Nein, nein, das tun Sie nicht! – Klaus Barthel [Starnberg] [SPD]: Da lachen Sie selbst!)


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(C (D ir sind für die Stärkung der außeruniversitären Forchung; denn sie braucht verlässliche Steigerungen. (Swen Schulz [Spandau] [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht!)


ir sind auch für die Stärkung der universitären For-
chung. Ich sage Ihnen aber deutlich – da können Sie
och so laut schreien –: Man muss es richtig machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ei dem Weg, den Sie einschlagen wollten, denke ich
mmer noch an „Brain-up“ und an den Wettbewerb der
pitzenuniversitäten. Der erste Vorschlag für diesen
ettbewerb grenzte ja schon an Lächerlichkeit. Das ist

n Verhandlungen mühsam auf den Weg gebracht wor-
en. Man kann Elite nicht verordnen, sondern man muss
ür die Elite günstige Rahmenbedingungen bis hin zur
bernahme der vollständigen Kosten für Forschungs-
rojekte schaffen. In dieser Situation werfen Sie uns
lockade vor und legen Sie sich ständig quer. Das ist
och die Wahrheit.


(Beifall bei der CDU/CSU)

ehen Sie auf unsere Vorschläge ein, dann können wir
n Kürze abschließen und die Hochschulen und außer-
niversitären Forschungseinrichtungen werden endlich,
o Sie es finanzieren können, die finanziellen Mittel ha-
en.


(Jörg Tauss [SPD]: Was ist Ihr Vorschlag?)

Das Trauerspiel verfolgen wir auch bei der Föderalis-
usdebatte. Das ist der nächste Akt, auf den wir genau
chauen werden. Ihr Parteivorsitzender hat endlich eine
insicht gehabt. Er hat nämlich den Föderalismus in Bil-
ungsfragen akzeptiert. Frau Bulmahn, was haben Sie
etan? Sie hatten nichts Eiligeres zu tun, als wieder da-
egen zu gehen und wieder deutlich zu machen, dass Sie
uch weiter in die Schulpolitik hineinregieren wollen.


(Jörg Tauss [SPD]: Völliger Unsinn!)

ie haben eine Pressekonferenz zum Thema Ganztags-
chulen einberufen. Sie wissen genau: Schulpolitik ist
ändersache. Dies soll auch in Zukunft so bleiben; denn
nsere Länder sind die Besseren.


(Beifall bei der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Das merkt man!)


Die von Ihnen so viel gepriesene Innovationsoffen-
ive hat keinen messbaren Ertrag gebracht. Da können
ie hier noch so viel vorrechnen. Woran liegt das? Einer-
eits ist Deutschland in der Grundlagenforschung her-
orragend. Wir haben in unserem Land exzellente For-
cher. Man muss sich aber immer wieder fragen, wie
ange viele noch in unserem Land bleiben werden.
Deutschland verfügt über Unternehmen, die innova-

ionsbereit und offen sind für neue Ideen und Techniken.
ber viele hervorragende Forschungsergebnisse bleiben
n den Labors und finden keine Anwendung. Das ist der
unkt, an dem wir arbeiten müssen. Wir müssen aus der
rundlagenforschung über die Entwicklung in die An-
endung kommen.






(A) )



(B) )


Dr. Maria Böhmer


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum verhindern Sie dann die Exzellenzinitiative?)


Nicht nur das Ausland darf aber von dem profitieren,
was in Deutschland erforscht worden ist. Die Anwen-
dung sollte primär in Deutschland stattfinden. Dafür
müssen wir die Rahmenbedingungen setzen.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Sie haben die Globalisierung nicht verstanden! Sie wissen wirklich nicht, worum es geht!)


Ich will Ihnen die Antwort mit den Worten von Peter
Gruss, dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft,
geben. Er hat gesagt:

Das virtuelle Staffelholz zwischen den Forschungs-
einrichtungen und innovativer Wirtschaft darf …
nicht zu Boden fallen.

Ich glaube, wir sind gut beraten, uns dem Vorschlag
der Max-Planck-Gesellschaft zuzuwenden. Sie schlägt
die Schaffung von Innovationsfonds vor. Mit diesen In-
novationsfonds kann die Brücke zwischen Forschung
und Wirtschaft geschlagen werden. Wir stehen hinter
dieser Idee, wir sind dafür, dass diese strukturelle Lücke
schnellstens geschlossen wird. Wir fordern Sie auf: Ma-
chen Sie mit! Tun Sie etwas dafür, dass Forschungser-
gebnisse auch zu entwicklungsfähigen Produkten wer-
den, damit die Chancen wachsen, in unserem Land zu
Arbeitsplätzen und Wachstum zu kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU)

Man darf an dieser Stelle eines nicht unerwähnt las-

sen: Die Diskrepanz zwischen Reden und Handeln ist
bei Ihnen immer wieder riesig.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Himmelweit! – Jörg Tauss [SPD]: Das können wir zurückgeben!)


Das wird an keinem Beispiel so deutlich wie an dem der
Grünen Gentechnologie.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Wohl wahr!)

Sie müssen verantworten, dass die Chancen für Deutsch-
land verloren zu gehen drohen. Rund um den Globus
werden auf 70 Millionen Hektar gentechnisch verän-
derte Pflanzen angebaut, in Deutschland gerade einmal
auf 673 Hektar. Das weltweite Marktpotenzial wird auf
500 Milliarden Dollar geschätzt.

Schauen Sie sich vor Ort, dort, wo die Industrie in
diesem Bereich forscht und Arbeiter auf Arbeitsplätze
hoffen, um. Gehen Sie einmal zur BASF. Dort werden
bis zum Jahr 2010 700 Millionen Euro in den Ausbau
der Pflanzenbiotechnologie investiert. Ich sage: mög-
lichst in Deutschland!


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517610400

Frau Kollegin, Sie müssen zum Ende kommen.

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(C (D Die IG BCE und der Betriebsrat der BASF kämpfen it Vehemenz dafür, dass endlich die Grüne Gentechnoogie eine Chance erhält. Wir werden im Vermittlungsusschuss alles daransetzen, dass die Fehler, die Sie im entechnikgesetz gemacht haben, beseitigt werden, dait Deutschland wieder eine Chance hat. Wir werden ales daransetzen, an das anzuknüpfen, was zu unserer Zeit alt: Deutschland war der größte Technologielieferant uropas. Es ist Zeit für eine neue Bundesregierung, damit die er Weg wieder beschritten wird. Dafür werden wir ämpfen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP] – Jörg Tauss [SPD]: Wie die Professorin geworden ist! – Gegenruf des Abg. Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sie sollten sich entschuldigen! – Weiterer Gegenruf der Abg. Marion Seib [CDU/CSU]: In welcher Kinderstube waren Sie?)

Dr. Maria Böhmer (CDU):
Rede ID: ID1517610500


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517610600

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Reinhard Loske,
ündnis 90/Die Grünen.

Dr. Reinhard Loske (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517610700

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

rau Böhmer, es ist schon ein wenig abenteuerlich. Ei-
ige Ihrer Argumentationen habe ich durchaus verfolgt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


in Argument ist mir besonders aufgefallen. Bis jetzt ha-
en Sie bei jeder Debatte behauptet, die Forscherinnen
nd Forscher liefen aus Deutschland weg, alles sei ganz
urchtbar. Braindrain war Ihr Stichwort. Jetzt haben Sie
ffenbar gemerkt, dass Sie, wenn Sie den Standort
eutschland immer so schlechtreden, wie Sie es in der
ergangenheit getan haben, die Argumentation leicht än-
ern müssen. Jetzt heißt es: Wer weiß, wie lange die For-
cherinnen und Forscher noch bleiben? Die Realität ist
ine ganz andere: Sie kehren zurück, und zwar wegen
nserer Politik und der Rahmenbedingungen, die wir
etzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Ein Zweites können wir Ihnen nicht durchgehen las-
en. Das sind Ihre Zahlen. Sie müssen schon bei der
ahrheit bleiben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


998 lag der Anteil der Ausgaben für Forschung und
ntwicklung am Bruttoinlandsprodukt bei knapp
,3 Prozent, heute liegt er bei 2,5 Prozent, das ist ein
eutlicher Aufwuchs. Diese Ansicht könnten Sie mögli-
herweise teilen. Ihre These ist, der öffentliche Anteil sei
urückgegangen. Auch diese These stimmt nicht; denn
er Anteil des Bundes ist zwischen 1998 und heute von
,2 auf knapp 9 Milliarden Euro gestiegen. Sie sagen






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

hier also die Unwahrheit und das können wir nicht ak-
zeptieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Maria Böhmer [CDU/ CSU]: Das stimmt nicht, Herr Loske! Das sind Zahlenspielereien! – Gegenruf des Abg. HansJosef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Realität!)


Jetzt zu Frau Flach. Ich hoffe – ich nehme an, das hat
auch die Frau Präsidentin so gemeint –, wir haben vorhin
nicht über Ihre Ehe gesprochen.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein!)

Da ich auch Ihren Mann kenne, gehe ich eigentlich fest
davon aus, dass Sie sich nicht morgens darüber Gedan-
ken machen, wie man dem Partner Steine in den Weg
rollen kann. Vielleicht beschreibt das Beispiel das Ver-
halten der Länder ganz gut, aber ganz sicher nicht Ihre
Ehe.


(Beifall bei der SPD)

Die CDU hat die These vertreten: Früher war alles

besser. Dazu komme ich gleich noch. Sie haben die
These vertreten: Andere sind durchweg besser. Dass wir
besser werden müssen, darüber besteht Einvernehmen.
Auch darüber, dass die Skandinavier mehr Mittel für
Forschung und Technologie bereitstellen als wir, besteht
Einvernehmen.

Betrachten wir dazu einmal die nüchternen Zahlen:
Der Anteil der Forschungsausgaben am Bruttoinlands-
produkt beträgt bei uns 2,5 Prozent. In Amerika beträgt
er 2,6 Prozent, ist also nur geringfügig höher. Im Verei-
nigten Königreich liegt er bei 1,9 Prozent, in Frankreich
bei 2,3 Prozent. Sie sollten uns also nicht ständig so
schlechtreden. Wir müssen besser werden, aber wir sind
nicht schlecht. Das möchte ich noch einmal betonen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Das sehen wir auch alle, unabhängig von der Parteizuge-
hörigkeit.

Ein Argument finde ich besonders heuchlerisch und
verlogen, auch wenn es auf der Metaebene natürlich
stimmt, nämlich das Argument: Es ist zu wenig Geld da.
Ja, das stimmt. Warum aber ist zu wenig Geld da?


(Marion Seib [CDU/CSU]: Weil ihr falsche Wirtschaftspolitik macht!)


Es ist zu wenig Geld da, weil Sie systematisch den Pakt
für Forschung und Innovation blockieren, weil Sie syste-
matisch die Exzellenzinitiative blockieren, weil Sie dem
Abbau aller möglichen Subventionen nicht zustimmen.
Das war nicht nur bei der Eigenheimzulage so, sondern
auch beim Agrardiesel und anderen Subventionen. Sie
sprechen hier also mit gespaltener Zunge und sind nicht
glaubwürdig. Das muss man ganz klar sagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


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(C (D Jetzt zu zwei Forschungsfeldern, bei denen gewaltige nterschiede zwischen uns bestehen. Hier nenne ich um einen das Thema Biotechnologie. Für uns ist wichig, das Thema Biotechnologie wesentlich weiter auszuehnen. Zur Biotechnologie gehören für uns auch Theen wie Biokatalyse, Bionik, Bioenergien, Biorohstoffe sw. Mit Ihrer Verengung des Themas auf Grüne Genechnik springen Sie viel zu kurz und weisen in die völig falsche Richtung. Es gibt Felder, in denen wir Weltspitze sind, zum Bei piel bei der Weißen Biotechnologie; das ist die Biotechologie, die in industriellen Prozessen außerhalb des enschlichen Körpers und innerhalb der Fabriken stattindet. Hier sind wir heute schon Weltspitze (Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Herr Loske, dafür brauchen Sie die Grüne Gentechnik nicht!)


nd diese Position an der Weltspitze wollen wir durch
ie Setzung entsprechender Rahmen, beispielsweise
urch das BMBF, weiter ausbauen. Hierdurch werden
ir unsere Position an der Weltspitze halten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


nterstützen Sie das und blockieren Sie das nicht dau-
rnd! Das machen Sie nämlich gerade bei der Novelle
es Gentechnikgesetzes. Die Vereinfachung, die wir uns
m Bereich der Weißen Biotechnologie, also im ge-
chlossenen System, vorgenommen haben, versuchen
ie gerade wieder zurückzunehmen.
Ihre sonstigen Vorstellungen im Vermittlungsaus-

chuss sind wahnsinnig: Erstens. Bezüglich der Haftung
ür Schäden durch gentechnisch veränderte Pflanzen
ollen Sie beispielsweise, dass nicht der Verursacher
aftet, sondern dass im Prinzip der Betroffene den Scha-
en trägt. Sie wollen die Gewinne privatisieren und die
erluste sozialisieren. Das machen wir ganz eindeutig
icht mit.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Zweitens wollen Sie das Standortregister wieder

chließen. Sie wollen, dass die Leute keinen Einblick ha-
en. Auch das ist unakzeptabel. Wir sind für Transpa-
enz. Drittens. Völlig inakzeptabel ist, dass Sie den
chutz ökologisch sensibler Gebiete komplett kippen
ollen. – Hier bestehen zwischen uns gewaltige Unter-
chiede. Das ist erkennbar.
Ich möchte einen letzten Punkt ansprechen: Sie for-

ern immer wieder ein konsistentes Energieforschungs-
rogramm ein.


(Marion Seib [CDU/CSU]: Nach sechs Jahren wird es Zeit!)


ir sind da dran. Das ist jedoch schwierig. Sie jedoch
etzen völlig einseitig auf Atomenergie bzw. Fusions-
nergie. Aber das ist die Energie der Vergangenheit und
icht die Energie der Zukunft. Ich will Ihnen dazu ein-
al einige Zahlen nennen. Seit den 50er-Jahren sind
0 Prozent der gesamten öffentlichen Energiefor-
chungsmittel innerhalb der OECD in Kernspaltung und






(A) )



(B) )


Dr. Reinhard Loske

Kernfusion geflossen. Gedeckt werden dadurch nur noch
7 Prozent des Weltenergiebedarfs. Ich fordere Sie daher
auf: Kommen Sie weg von Ihrer einseitigen Fixierung
auf Atomenergie und Kernfusion! Gehen Sie mit uns den
Weg der erneuerbaren Energien und der Energieeffi-
zienz. Dann sind Sie auf der richtigen Seite.

Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517610800

Nächste Rednerin ist die Kollegin Marion Seib, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Marion Seib (CSU):
Rede ID: ID1517610900

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten

Damen und Herren!
Die Bereitschaft der Wirtschaft zu Innovationen am
Standort Deutschland hat zwar zugenommen. Unsi-
cherheit über die mittelfristigen Absatz- und
Wachstumsaussichten begrenzt jedoch das finan-
zielle Engagement bei Investitionen in Forschung
und Entwicklung, in hoch qualifiziertes Personal
und in Sachanlagen.

Und:
Vielfach gelingt es in anderen Staaten jedoch erheb-
lich schneller, die Budgets gezielt auf mehr Investi-
tionen zur Verbesserung der technologischen Leis-
tungsfähigkeit auszurichten.

Diese zwei Zitate aus dem Bericht zur technologischen
Leistungsfähigkeit 2005 der Bundesregierung bringen es
tatsächlich auf den Punkt.

Kurzum: Unsere Ausgaben für Forschung und Ent-
wicklung stehen hinter der internationalen Entwick-
lung deutlich zurück. Das Forschungs- und Innovations-
geschehen ist in anderen Ländern weitaus dynamischer.
China hat seine Forschungs- und Entwicklungsaufwen-
dungen allein seit Mitte der 90er-Jahre vervierfacht und
sich mit FuE-Ausgaben von 72 Milliarden US-Dollar
auf Rang drei der forschungsreichen Länder katapultiert.

Die trübe Entwicklung zeigt sich auch im gestern ver-
öffentlichten Wettbewerbsindex des International Insti-
tute for Management Development in Lausanne; das
konnte man in der „FAZ“ nachlesen. Im Vergleich von
60 Staaten ist Deutschland mittlerweile auf den 23. Platz
abgerutscht. Vor einigen Jahren befand sich unser Land
noch auf Platz 13. Klarer kann sich das rot-grüne Regie-
rungsversagen nicht ausdrücken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Forschungs- und Innovationsförderung für die
Arbeitsplätze der Zukunft – wenn wir dieses Thema
diskutieren, so stehen wir in Deutschland vor einem Di-
lemma. Wir benötigen ganz dringend Arbeitsplätze, vor
allem aber in den Spitzentechnologien, um unsere Kon-

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(C (D urrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt aufrechterhalten zu önnen. Der materielle Wohlstand unserer Volkswirtchaft wird in Zukunft maßgeblich davon abhängen, wie iele junge Menschen in Wissenschaft und Forschung ätig sind und wie viele Spitzenleistungen erbracht weren können; denn nur in den wachstumsstarken Bereihen der Spitzentechnologien können langfristig Areitsplätze geschaffen werden. Die Bundesregierung bietet bisher keinen Ausweg us diesem Konflikt. Sie steuert vielmehr unentwegt eien Zickzackkurs. Im vergangenen Jahr der Technik erebten wir ein wahres Feuerwerk an verbalen Worthülsen n Sachen Innovation und Fortschritt. In diesem Jahr verreibt Rot-Grün durch Kapitalismusdiskussionen innovaive und risikofreudige Unternehmer ins Ausland. Was utzt es, wenn der Bundeskanzler Mitte April gemeinam mit der KfW und einigen Großunternehmen einen nnovationsfonds für junge Unternehmer in Höhe von 40 Millionen Euro ins Leben ruft und Herr Müntefering ur gleichen Zeit wenige Stunden später auf die kapitaistischen Heuschrecken einprügelt? (Beifall der Abg. Katherina Reiche [CDU/ CSU])


Was fehlt, ist eine klare Linie der Bundesregierung.
s fehlt die Botschaft, dass Spitzentechnologieunterneh-
en in Deutschland ohne Wenn und Aber willkommen
ind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])


er Bundesregierung fehlen der Mut und die Entschlos-
enheit, auf die Herausforderungen der globalisierten
irtschaft angemessen zu reagieren und damit auf die
issensgesellschaft einzugehen. Die bereits erwähnte
tudie aus der Schweiz fasst dies mit den folgenden
orten zusammen:

Deutschland muss die Reform des Steuersystems,
die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen, die
Entwicklung und Anwendung einer umfassenden
Innovationsstrategie und die Verbesserung des Aus-
bildungswesens in Angriff nehmen.

esser hätten auch wir das nicht formulieren können.
Zwei Beispiele für das widersprüchliche zaghafte

erhalten der Bundesregierung sind besondert markant.
m Bereich der Biotechnologie stolpert die Regierungs-
oalition hin und her. Einerseits unterstützt sie die so ge-
annte Weiße Gentechnik vollmundig, andererseits
randmarkt sie die Grüne Gentechnik als Teufelszeug.
inen Schlingerkurs fährt die Regierung ebenso in Sa-
hen Energieforschung. Auch wenn Herr Trittin noch
o laut Hurra schreit, wenn ein Atomkraftwerk vom Netz
eht: Deutschland fehlt ein konsistentes neues Ener-
ieforschungsprogramm, das alle technologischen Optio-
en untersucht und offen hält.
Bemerkenswert ist das Themenpapier aus dem Bun-

esministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsi-
herheit mit dem Titel „Atomkraft: Wiedergeburt eines
uslaufmodells?“. Hier heißt es zum Beispiel lapidar:






(A) )



(B) )


Marion Seib

Der nationale Strom-Mix verändert sich wie seit
den Siebziger und Achtziger … nicht mehr. Damals
veränderten Atomkraftwerke die Struktur der
Stromerzeugung; jetzt sind es die unerschöpflichen
Energien aus Wind, Sonne, Wasser, Biomasse und
Erdwärme.

Wirklichkeitsferner geht es nicht mehr. Außer blumigen
Worten fehlt jeder konkrete Hinweis, Herr Kollege Fell,
darauf, wie die Kernenergie kurz- und mittelfristig durch
alternative Energien in Deutschland ersetzt werden kann.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich erkläre es Ihnen, Frau Seib!)


Zu einer zukunftsgerichteten Forschungs- und Inno-
vationsförderung gehört auch eine preiswerte und von
äußeren Einflüssen weitgehend unabhängige Energie-
versorgung.

In der Antwort auf unsere Große Anfrage zur Lage
der Forschung in Deutschland schreibt die Bundesregie-
rung:

Die Verbindungen zwischen FuE, Innovation und
Arbeitsplatzschaffung sind in einer arbeitsteiligen
Volkswirtschaft vielschichtig und komplex.

Da hat die Bundesregierung Recht, doch sie lässt dieser
Erkenntnis keine Taten folgen. Ihre Aktionen sind kurz-
atmig und oft nicht richtig durchdacht. Auf der einen
Seite fördert sie junge Unternehmen mit Innovations-
fonds, auf der anderen Seite will sie genau diesen Unter-
nehmen mit einem übertriebenen Antidiskriminierungs-
gesetz das Leben schwer machen.


(Widerspruch bei der SPD)

Forschungs- und Innovationsförderung ist langfristige

Zukunftsplanung. Die heutigen Weichenstellungen wer-
den sich erst langfristig auswirken. Deswegen müssen
wir die Technologien mit Innovationspotenzial rechtzei-
tig identifizieren und unterstützen. In unserem Antrag
haben wir einige Bereiche, natürlich ohne Anspruch auf
Vollständigkeit, genannt. Jetzt kommt es darauf an, eine
optimale Verzahnung von Finanzmitteln, Wissenschaft
und Wirtschaft zu fördern, damit gut bezahlte Arbeits-
plätze der Zukunft in Deutschland entstehen und auch
mit exzellent ausgebildeten Fachkräften besetzt werden
können.

Die geschätzten Steuerausfälle in Höhe von 67 Mil-
liarden Euro zeigen deutlich, dass der Spielraum der öf-
fentlichen Hand in den nächsten Jahren gering bleibt.
Umso wichtiger ist es, die Hebelwirkung der Förderpro-
gramme zu optimieren und ständig zu evaluieren. Mit
gutem Beispiel geht hier Bayern mit seiner Politik der
Clusterbildung voran. In den letzten zehn Jahren hat
Bayern zum Beispiel durch den Einsatz von mehr als
3 Milliarden Euro aus Privatisierungserlösen Schlüssel-
technologien wie Life Science, Informations- und Kom-
munikationstechnologie oder Mechatronik gezielt ge-
stärkt und damit den Boden für leistungsfähige
Wirtschafts- und Wissenschaftscluster bereitet.

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(C (D Mit der konsequenten Verzahnung von Finanzmitteln, issenschaft und Wirtschaft kann es uns gelingen, innoative Spitzentechnologien dauerhaft in Deutschland zu tablieren, unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu rhöhen und damit unseren Sozialstaat zu erhalten. iese Chance müssen wir alle nutzen. Besten Dank. (Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Ulrike Flach [FDP])



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517611000

Nächste Rednerin ist die Kollegin Andrea Wicklein,

PD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)



Andrea Wicklein (SPD):
Rede ID: ID1517611100

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
er springende Punkt auch bei dieser Debatte ist, dass
ie Reden und die Taten der Union einfach nicht zusam-
enpassen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie Vorschläge der Union in den vorliegenden Anträgen
ür Bildung und Forschung sind marginal, bunt zusam-
engewürfelt und lassen keine wirklich ehrliche Strate-
ie erkennen. Zum Beispiel fordern Sie in Ihren Anträ-
en mehr Geld für optische Technologie und für die
anotechnologie. Wussten Sie eigentlich, dass die Mit-
el für die Nanotechnologie von 1998 bis 2003 um sage
nd schreibe 440 Prozent


(Zurufe von der SPD: Aha!)

nd die für Biotechnologie um 80 Prozent erhöht wur-
en?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie fordern weiter, die deutsche und die europäische
uft- und Raumfahrt zu unterstützen. Festzustellen ist:
uch dank der Bundesförderung ist Europa die Nummer
ins in der Luftfahrtindustrie.


(Jörg Tauss [SPD]: Der A380 fliegt!)

So ist es. – Der neue Airbus A380 soll bereits im ersten
nlauf allein in Deutschland 4 000 Arbeitsplätze schaf-
en, viele davon in der mittelständischen Wirtschaft.


(Beifall bei der SPD)

Sie wissen, dass selbst aus Ihrer Sicht die Strategie

er rot-grünen Bundesregierung für mehr Forschung und
nnovation richtig und notwendig ist. Doch Ihre Mehr-
eit im Bundesrat nutzen Sie lediglich, um zu blockieren
nd um zu verhindern.
Sehr überrascht hat mich auch Ihr Antrag zur rei-

ungslosen Umsetzung des Bologna-Prozesses in
eutschland, den wir gestern hier debattiert haben. Ich
ann mir nicht verkneifen, Ihnen daran Ihre Wider-
prüchlichkeit heute nochmals deutlich zu machen. Ich
reue mich sehr, dass Sie den Umsetzungsprozess in






(A) )



(B) )


Andrea Wicklein

Deutschland als mustergültig für andere Länder hervor-
heben. Umso weniger verstehe ich dann, dass Sie den
hessischen und den bayerischen Ministerpräsidenten of-
fensichtlich nicht daran hindern können, sich regelmäßig
als Bremsklötze zu betätigen,


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


wollen diese doch mit einer Klage vor dem Bundesver-
fassungsgericht den Bund gerade daran hindern, den Bo-
logna-Prozess zu beschleunigen. Aus meiner Sicht ist
das alles schizophren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Auch ist es grandios, dass Sie sich im selben Antrag

darüber besorgt zeigen, dass die Bundesmittel für den
Hochschulbau gekürzt werden könnten. Wir haben
heute wieder Ihre diesbezüglichen Befürchtungen ge-
hört.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Sie werden gekürzt! Das ist das Skandalöse!)


Ist nicht auch das eine unzulässige Einmischung des
Bundes in die Länderkompetenz? Vielleicht gibt es auch
hinsichtlich des Hochschulbaus demnächst eine Klage
vor dem Bundesverfassungsgericht durch einen Ihrer
Ministerpräsidenten.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Das ist doch Quatsch! – Katherina Reiche [CDU/CSU]: Das ist doch fest geregelt! Lesen Sie mal das Grundgesetz, Frau Wicklein!)


In der Union gibt es auf breiter Front Widersprüche
zwischen Fordern und Handeln, Herr Rachel. In den An-
trägen fordern Sie mehr Geld. Gleichzeitig lehnen Sie im
Bundesrat Vorschläge ab, die mehr Geld bedeuten, und
beharren dort auf der Eigenheimzulage.


(Thomas Rachel [CDU/CSU]: Machen Sie sich mal sachkundig!)


Das Verhalten der Union ist insgesamt wenig vertrauens-
würdig, wenig durchschaubar und aus meiner Sicht un-
ehrlich.

In den Beratungen zum Haushalt 2005 zum Beispiel
haben Sie in Anträgen zum Thema Bildung und For-
schung auf der einen Seite Kürzungen in Höhe von
100 Millionen Euro und auf der anderen Seite Mehraus-
gaben in Höhe von 400 Millionen Euro vorgesehen. Das
sind unterm Strich 300 Millionen Euro mehr. Vorschläge
zur Gegenfinanzierung blieben allerdings aus. Interes-
sant ist auch, wo Sie sparen wollen: bei Ganztagsschu-
len, bei der Chancengleichheit von Frauen und – man
höre und staune – auch bei der Umsetzung des Bologna-
Prozesses.

Lassen Sie mich ein weiteres treffendes Beispiel dafür
anführen, was Sie mit Ihrer Politik beabsichtigen: Sie
wollten allein bei der Arbeitsforschung um
18 Millionen Euro kürzen. Dabei stehen wir gerade in
der Arbeitswelt vor riesigen Herausforderungen. Innova-
tionen sind Menschenwerk. Menschen denken, forschen
und gestalten. Daher genügt es nicht, nur neue Technolo-

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(C (D ien zu entwickeln. Wir müssen vielmehr der wertvollsen betrieblichen Ressource – den Mitarbeiterinnen und itarbeitern – eine größere Beachtung widmen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir brauchen gerade hierfür neue Konzepte und Ideen.
m Mittelpunkt unserer Politik stehen die Menschen.
hre Ideen und Potenziale sind entscheidend für die In-
ovationsfähigkeit der Volkswirtschaft.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, unter Rot-Grün ha-

en wir in Forschung und Entwicklung Beachtliches ge-
istet. Das ist unstrittig. Wir sind gut aufgestellt und
rauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen.


(Ulrike Flach [FDP]: Doch! Das müsst ihr schon!)


ie Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwick-
ng sind – das haben wir heute schon mehrfach gehört –
eit 1998 um 1 Milliarde Euro auf über 9 Milliarden
uro gestiegen. Im Übrigen ist auch unser Engagement
Rahmen der europäischen Forschungsförderung an

ieser Stelle herauszustellen. Schon beim laufenden
. EU-Forschungsrahmenprogramm geht jeder fünfte
uro nach Deutschland. Unsere Wissenschaftler sind an
0 Prozent der ausgewählten Vorhaben beteiligt. Wir lie-
en damit auf Platz eins.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Derzeit legen wir gerade den Grundstein dafür, dass
ir auch im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm diesen
rfolgreichen Weg fortsetzen, indem wir uns jetzt aktiv
den Entstehungsprozess einbringen. Dennoch sind wir
on unserem gemeinsamen Ziel, die Ausgaben für Bil-
ung und Forschung bis 2010 auf 3 Prozent zu steigern,
och weit entfernt. Darin sind wir uns einig.
Doch Sie von der Union hindern uns permanent da-

an, dass wir bei Forschung und Innovation noch etwas
rauflegen können.


(Dr. Maria Böhmer [CDU/CSU]: Das ist Ihre miese Wirtschaftspolitik!)


angsam müsste es Ihnen peinlich sein, die Hochschulen
nd Forscher in unserem Land im Stich zu lassen,


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

enauso wie übrigens die Unternehmen, die gut ausge-
ildete Fachkräfte und innovatives Wissen brauchen.
Albert Einstein sagte einmal: „Es lässt sich schwer sa-

en, was Wahrheit ist, aber manchmal ist es leicht, etwas
alsches zu erkennen.“ Denken Sie einmal darüber nach
nd beenden Sie Ihre Blockaden im Interesse der Studie-
enden, der Forscher und Wissenschaftler in unserem
and! Machen Sie den Weg für mehr Innovationen in
ildung und Forschung und damit für mehr Wachstum
nd Beschäftigung frei!
Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517611200

Nächster Redner ist der Kollege Helge Braun, CDU/

CSU-Fraktion.

Dr. Helge Braun (CDU):
Rede ID: ID1517611300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir haben heute eine Rede von der Bundes-
ministerin für Bildung und Forschung gehört,


(Jörg Tauss [SPD]: Die gut war!)

in der sie die ganze Zeit den Status quo beschrieben und
die Zahlen, die diesen Status quo bestimmen, schön-
geredet hat.


(Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die Zahlen sind schön!)


Wir haben während der gesamten Rede der Bundes-
ministerin nicht einen einzigen Vorschlag gehört, wie
sich die Forschungslandschaft in Deutschland in den
kommenden Jahren unter den Herausforderungen, vor
denen wir stehen, weiterentwickeln soll. Das ist kein
Signal des Aufbruchs im Bereich Forschung und Bil-
dung.


(Beifall der Abg. Ulrike Flach [FDP])

Es geht hier aber nicht um das Bund-Länder-Verhält-

nis, sondern darum, dass der Bund erst einmal seine ori-
ginären Kompetenzen im Bereich der Forschung nutzt,
um Strukturen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die
ernsthaft dazu beitragen, dass Deutschland besser wird.
Da heute offenbar der Tag der Familienvergleiche ist,
würde ich das Verhältnis zwischen Bund und Ländern
eher als eines zwischen zwei kleinen Kindern beschrei-
ben. Dabei hat der Bund als eines der beiden kleinen
Kinder ständig Interesse genau an dem Spielzeug, das
der andere hat, während alle Spielzeuge, die er selber in
der Hand hat, automatisch uninteressant sind. Deshalb
sage ich: Frau Bundesforschungsministerin, beschäfti-
gen Sie sich genau mit den Aufgaben, die Sie selber ha-
ben, und lassen Sie den Ländern ihre Kompetenz und
Verantwortung, für die sie zuständig sind!


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das, was uns im Bund fehlt, ist eine strategische

Ausrichtung der Forschungspolitik im Ganzen. Heute
wäre anderthalb Jahre vor der nächsten Bundestagswahl
die letzte Chance gewesen, eine entsprechende Strategie
deutlich zu machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die entscheidende Frage ist: Wie können wir die Karrie-
rewege von Forschern in Deutschland so organisieren,
dass sie ihre Exzellenz ununterbrochen in Deutschland
ausüben können? Sie haben die Juniorprofessur ange-
sprochen. Aber auf unserem Nachwuchswissenschaftler-
kongress wurde deutlich, dass es gerade an dem Punkt,
an dem dieses Instrument aufhört, große Probleme gibt;
denn wir haben nicht wie in Amerika ein Tenure-Track-
System oder Ähnliches. Junge Forscher in Deutschland
können realistischerweise nicht sagen: Wer exzellent ist,
der kann auch auf Dauer seinen Weg in der Wissenschaft

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(C (D ehen. Immer wieder müssen Projekte beendet werden, bwohl sie Exzellenz zeigen, weil die Mechanismen, die ir in der deutschen Forschungslandschaft vorhalten, icht ausreichen. Sie nennen immer wieder Beispiele. Aber genau diese orschungspolitik in Beispielen ist ein Zeichen des anesprochenen strategischen Mangels. Der Hinweis daauf, dass es in Deutschland 150 Studenten mit Heisenerg-Stipendien gibt, kann doch nicht die Antwort auf in im gesamten Forschungsraum bestehendes Problem ein. Wenn man mit jungen Forschern redet, dann stellt an zwar fest, dass diese schon einmal jemanden auf eiem Kongress kennen gelernt haben, der in den Genuss olcher Instrumente gekommen ist. Aber die vielen kleien einzelnen Mosaiksteine führen teilweise dazu, dass nser gesamtes Forschungssystem undurchschaubar ird. Von einem strategischen Gesamtaufbau der Karrieewege junger Forscher in Deutschland kann nicht die ede sein. Der zweite Komplex, in dem eine solche Gesamtstragie fehlt, ist der Bereich der Innovationen – von der dee über die Grundlagenforschung zur anwendungsorintierten Forschung bis hin zu Patent und Produkt. Wir aben in den letzten Jahren enorme Anstrengungen in eutschland unternommen, um die Zahl der Patente, die Bereich der Hochschule erarbeitet werden, zu er öhen. Nun sind wir in der Situation, dass uns Venture apital, Kapital für Unternehmensgründungen, in erhebichem Maße fehlt. Wenn man sieht, in welchem Maße ie Bundesregierung bereit ist, in diesem Bereich Gelder ur Verfügung zu stellen oder Mechanismen zu etablieen, die für Kapital sorgen, dann muss man sagen: Siherlich gibt es in der deutschen Forschungslandschaft inzelne Initiativen, die dem Ansatz gerecht werden. ber wir sind weit davon entfernt, flächendeckend alle arktfähigen Innovationen auf den Markt zu bringen. uch hier fehlt eine grundsätzliche Strategie in der Forchungspolitik der Bundesregierung. Der dritte Punkt, bei dem eine Strategie fehlt, ist die ezielte Forschungsförderung in Deutschland. Das abupte Beenden der Kernforschung in Deutschland und ie Behinderung der Grünen Gentechnologie wurden beeits als Beispiele genannt. Aber auch die Tatsache, dass ir teilweise Schlüsseltechnologien viel zu spät fördern nd die Förderung neuer Ideen, die zuerst attraktiv ercheinen, zu einem Zeitpunkt, zu dem sie sich gerade beinnen, richtig zu entwickeln, wieder einstellen, ist ein eichen dafür, dass wir uns – statt Exzellenz zu fördern nd uns in der politischen Gestaltung ein Stück zurückunehmen – politische Spielbälle zuspielen und uns imer wieder zu stark in die Wissenschaftsfreiheit einmichen. Das Beispiel, dass Frau Künast in der essortforschung einzelnen Forschern sogar die Forchung verbietet, ist nur die Spitze des Eisbergs. Wir beraten heute auch den Antrag der CDU/CSU um 7. EU-Forschungsrahmenprogramm. Die CDU/ SU will mit diesem Antrag – sie ist die erste Fraktion Helge Braun gewesen, die dies angegangen ist – deutlich machen, dass Entbürokratisierung und klarere Strukturen ein notwendiger Schritt in diesem Forschungsraum sind. Ich habe neulich einen jungen Forscher kennen gelernt. Als ich ihn fragte, was er macht – wir reden immer von exzellenten jungen Forschern –, hat er geantwortet: Würde ich meine Tätigkeit realistisch bezeichnen, müsste ich mich „Antragsforscher“ nennen. Aufgrund der Tatsache, dass er es einmal geschafft hat, einen Forschungsantrag im Rahmen des 6. EU-Forschungsrahmenprogramms genehmigt zu bekommen, hat er von seiner Hochschule nämlich den Auftrag bekommen, nichts anderes mehr zu machen, als Anträge zu stellen; denn allein die Fähigkeit, solche Anträge zu stellen, stellt schon eine Ausnahmequalifikation dar. Das muss sich im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm dringend ändern. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Hans-Josef Fell [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU)


(Beifall bei der CDU/CSU)





(A) )


(B) )


Die Kritikfähigkeit der Bundesregierung in diesem
Haus leidet immer wieder. Heute Morgen war ich eigent-
lich guter Dinge, als ich die von Wissenschaftsrat, Deut-
scher Forschungsgemeinschaft und BMBF gemeinsam
herausgegebene Presseerklärung „Sorgenkind klinische
Forschung“ las. Natürlich sehen wir uns im Bereich der
klinischen Forschung großen Herausforderungen ge-
genüber. In der Gesundheitsforschung – mit diesem Be-
reich sind zentrale Interessen unseres Landes verbun-
den – arbeiten immer mehr Mediziner. Am Montag der
letzten Woche fand in Deutschland eine große Demons-
tration statt; junge Ärzte sind auf die Straße gegangen,
um kundzutun: Wir wollen keine Feierabendforschung
betreiben. Deutschland wird nicht konkurrenzfähig,
wenn Ärzte mit einer regulären Arbeitszeit von
42 Stunden pro Woche – hinzu kommen zehn Überstun-
den pro Woche, zum Beispiel durch die Patientenversor-
gung nach Dienstschluss – erst am Feierabend ins Labor
gehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt!)

Wir brauchen endlich wieder eine Forschungspolitik,

die die strategischen Aufgaben dieses Landes auch wirk-
lich bewältigt. Diese Bundesregierung hat heute erneut
die Chance verpasst, dazu konstruktive Vorschläge zu
machen.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517611400

Letzte Rednerin in dieser Debatte ist die Kollegin

Ulla Burchardt von der SPD-Fraktion.


Ulla Burchardt (SPD):
Rede ID: ID1517611500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Die Opposition wollte diese Debatte, um eine
Bilanz der Forschungs- und Innovationspolitik zu zie-
hen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Mager sieht diese Bilanz aus!)


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(C (D ie bemühte diverse Vergleiche. Als letzte Rednerin in ieser Debatte greife ich diesen Ball gern auf. Die beeindruckende Bilanz rot-grüner Forschungs nd Innovationspolitik liegt Ihnen nicht nur in gedruckr Fassung vor – ich verweise auf die Antwort der Bunesregierung auf die Große Anfrage der Union und auf en Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit –; ielmehr haben diese Bilanz heute auch Frau Ministerin, eine Kolleginnen und die beiden grünen Kollegen sehr eutlich unterstrichen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wer sich heute zu Gemüte geführt hat, was die Oppo-
itionsfraktionen hier geboten haben, der hat festgestellt:
as waren im Wesentlichen Mäkelei, Schwarzmalerei
nd Herumjammern. Man kann wirklich den Eindruck
aben: Sie verwechseln eine Plenardebatte mit einem
asting für eine Show „Wer ist die beste Jammertruppe
ganzen Land?“.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Kommen wir zur Bewertung Ihrer Konzepte.

(Nicolette Kressl [SPD]: Welche Konzepte?)


azu ist bereits etliches gesagt worden. Ihre Konzepte
estechen durch drei Merkmale:
Erstens. Angesichts der Widersprüchlichkeit Ihrer

orderungen sind Sie von der selbst aufgelegten Mess-
tte einer konsistenten Forschungs- und Innovations-
olitik weit entfernt. Mit dem Hinweis auf die Finanz-
ebatte heute Morgen möchte ich an einem Beispiel klar
achen, was überhaupt nicht zusammenpasst: Sie for-
ern einerseits viel mehr Geld für Forschung und auf der
nderen Seite versprechen Sie im ganzen Land Steuer-
enkungen in Milliardenhöhe. Ich wiederhole: Das ist
on einer konsistenten Forschungs- und Innovationspoli-
k weit entfernt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ie fordern Fortschritte in der Forschungs- und Innova-
onspolitik; gleichzeitig sind Sie die personifizierte
lockade, und zwar nicht nur hier im Bundestag, son-
ern auch in den Ländern. Das haben die Kolleginnen,
ie vor mir gesprochen haben, sehr deutlich dargestellt.
Zweitens. Das, was notwendigerweise und sinnvoller-
eise zu tun ist – man beachte Ihre Anträge und manche
hrer Vorschläge, die heute vorgetragen wurden; das
etzt sich aus den Textbausteinen der letzten zwei Jahre
usammen –, haben die rot-grüne Koalition und die For-
chungsministerin bereits in Angriff genommen. Auch
azu wurden diverse Beispiele genannt. Ich verweise nur
uf die Forderung – sie wird in beiden Anträgen ge-
tellt –, regionale Cluster zu fördern. Gehen Sie doch
inmal durchs Land und schauen Sie sich um! Wenn Sie
as getan haben, dann stellen Sie fest, dass die Förde-
ung regionaler Cluster schon lange Wirklichkeit ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ulla Burchardt

Das dritte Merkmal – das scheint mir nun wirklich

das Bemerkenswerteste zu sein; da muss man schon
nach der Innovationsfähigkeit Ihrer Politikkonzepte fra-
gen – ist ein Manko. In Ihren Vorstellungen und Vor-
schlägen kommt der Mensch als zentrale Quelle für tech-
nologische, organisatorische und soziale Innovation
nicht vor; er spielt keine wesentliche Rolle. Das ist der
zentrale Unterschied zwischen Oppositionsvorstellung
und Regierungspolitik. Für uns steht der Mensch im Mit-
telpunkt. Deswegen setzen wir auf die strategische Ver-
zahnung von Bildungs-, Forschungs- und Innovations-
förderung. Deswegen sind wir auch erfolgreich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich komme gern zu den Vergleichen. Frau Reiche hat
gesagt, man könne nur echte Leistung messen. Verglei-
chen wir also einmal die Politik der Forschungsministe-
rin der rot-grünen Bundesregierung mit der Forschungs-
politik der Regierungen bis 1998! Wenn man Ihre
Benchmarks nimmt, bleiben sie weit hinter dem zurück,
was nach Ihrer Vorstellung eine fähige Forschungspoli-
tik ist.

Das Problem ist: Sie haben uns im Forschungs- und
Innovationssystem eine Erblast hinterlassen, die ange-
sichts der zeitlichen Reichweite von Investitions- und
Modernisierungsbedarfen nach wie vor – das ist doch die
Wahrheit – schwer auf diesem Land liegt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen der Abg. Ulrike Flach [FDP])


Darum können Sie sich nicht herumdrücken nach dem
Motto – den Eindruck hat man bei allen Rednern der
Union gehabt –: Ich bin damals noch nicht dabei gewe-
sen.

Sie haben die Forschungsausgaben kontinuierlich ge-
senkt. Frau Böhmer, die Zahl von 2,9 Prozent bezog sich
auf die Jahre 1982/83, also auf die Zeit, als Sie gerade an
die Regierung gekommen waren.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Alle Forschungsminister, die es bei Ihnen gegeben

hat, haben die notwendigen, vom Wissenschaftsrat auch
damals schon empfohlenen Strukturreformen im For-
schungssystem systematisch ausgesessen. Sie sind da-
mals völlig überhöhte Verpflichtungen für Nuklearfor-
schung und Raumfahrt eingegangen und haben die
wirklichen Zukunftstechnologien ausgebremst.


(Ulrike Flach [FDP]: Aber den Airbus haben Sie eben gelobt, Frau Burchardt! Denken Sie mal an Strauß!)


Von strategischer Forschungsförderung in Ihrem prakti-
schen Regierungshandeln – auch die FDP war damals
dabei; vielleicht ist Ihnen das im Nachhinein peinlich –
ist bei über 10 000 Einzelprojekten keine Spur.

Herzlichen Glückwunsch, dass Sie endlich den wis-
senschaftlichen Nachwuchs entdeckt haben! Der kam
nämlich in den 16 Jahren Ihrer Bildungs- und For-
schungspolitik überhaupt nicht vor.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir sind für lebenslanges Lernen. Es wäre ganz prima,
enn auch Sie dem Rechnung trügen.
Der absolute Skandal lag darin, dass Sie bei der Ver-

eilung von Fördermitteln 16 Jahre systematisch partei-
olitische Klientelpolitik und systematisch auch eine Be-
achteiligung SPD-geführter Länder betrieben haben.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie reden über das letzte Jahrtausend, Frau Kollegin! Wie wäre es, wenn Sie mal über heute reden würden? Wollen Sie auch noch über die Weimarer Republik reden?)


uch unter einem Minister Rüttgers ist Nordrhein-
estfalen systematisch benachteiligt worden. Wenn
err Rüttgers heute von Heimatliebe spricht, dann ist
as angesichts dessen, was er für dieses Land oder bes-
er gegen dieses Land getan hat, purer Zynismus.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Er ist sich auch nicht zu schade, den Forschungs- und
nnovationsstandort schlechtzureden. Aus gegebenem
nlass dazu noch ein paar Fakten:


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Heute Morgen in der ZDF-Umfrage haben Sie in Nordrhein-Westfalen kräftig verloren!)


RW ist Exportmeister und exportiert mehr Waren und
ienstleistungen als Hessen, Niedersachsen, Schleswig-
olstein, Sachsen und Berlin zusammen. NRW ist Grün-
erland. Über alle Branchen hinweg werden in Nord-
hein-Westfalen mehr Unternehmen pro Einwohner ge-
ründet als beispielsweise in Baden-Württemberg.


(Katherina Reiche [CDU/CSU]: Sind wir im Landtag?)


Ich sage das, damit Sie ein bisschen über das Land er-
ahren, Frau Reiche. – NRW ist Investorenland. Mehr als
0 Prozent aller Auslandsinvestitionen gehen direkt
orthin. Den Rest teilen sich die anderen 15 Bundeslän-
er.
Dass heute in Nordrhein-Westfalen Kohle mit Köp-

en, mit dem Know-how und der Kreativität der Men-
chen gemacht wird, ist der klugen und weitsichtigen
olitik sozialdemokratisch geführter Landesregierungen
u verdanken,


(Beifall bei der SPD)

ie damit zu Beginn des Strukturwandels angefangen ha-
en.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Steinkohle!)

ort gibt es heute mit 57 Hochschulen die dichteste
ochschullandschaft in ganz Europa. In Nordrhein-
estfalen sind 59 der 264 Sonderforschungsbereiche an-
esiedelt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was heißt denn das? Wer ist eigentlich Wissenschaftsminister in Nordrhein-Westfalen? Kennt den einer?)







(A) )



(B) )


Ulla Burchardt

In Nordrhein-Westfalen sind Clusterbildung, Vernetzung
von Hochschulen, Forschung und Wirtschaft, Wirklich-
keit geworden. Bei uns sind die Pro-Kopf-Ausgaben für
Bildung und Wissen stärker gestiegen als in jedem ande-
ren Bundesland.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die jubeln alle in Nordrhein-Westfalen!)


Wir haben den Weg zur Selbstständigkeit von Schulen
und Hochschulen verordnet.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Was Sie machen, ist ja oberbillig!)


Ich komme noch einmal auf Herrn Rüttgers zurück.
Dass seine damaligen Äußerungen zu Studiengebühren
völlig konträr zu denen sind, die er jetzt macht, ist kein
Wunder. In Nordrhein-Westfalen ist die „Rolle Rüttgers“
mittlerweile eine stehende Redewendung.

Was alle wissen sollten – auch Sie; vielleicht ist es Ih-
nen entgangen –, ist Folgendes: Herr Rüttgers hat jetzt
im Wahlkampf ein Zukunftsprogramm vorgestellt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist gut!)

– Wenn Sie das gut finden, ist Ihnen vielleicht noch nicht
aufgefallen, dass Forschung in diesem Zukunftspro-
gramm überhaupt nicht vorkommt.


(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517611600

Frau Kollegin, Sie müssen jetzt zum Schluss kom-

men.

Ulla Burchardt (SPD):
Rede ID: ID1517611700

Wer die Forschung in dem Programm vergisst, mit

dem er regieren will, der ist nicht nur ein Standortrisiko;
der hat die Zukunft lange hinter sich.


(Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg Tauss [SPD]: Zugabe! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: 5 Millionen Stunden Unterrichtsausfall! 110 Milliarden Euro Schulden! Das ist die nordrhein-westfälische Bilanz!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517611800

Ich schließe die Aussprache.
Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 27 a: Inter-

fraktionell wird Überweisung der Vorlage auf Druck-
sache 15/5016 an die in der Tagesordnung aufgeführten
Ausschüsse vorgeschlagen. Sind Sie damit einverstan-
den? – Das ist der Fall. Dann ist die Überweisung so be-
schlossen.

Tagesordnungspunkt 27 c: Abstimmung über die Be-
schlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, For-
schung und Technikfolgenabschätzung auf Druck-
sache 15/5174. Der Ausschuss empfiehlt unter Nr. 1 sei-
ner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion der FDP auf Drucksache 15/472 mit dem

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(C (D itel: „Die Europäische Spallations-Neutronenquelle in eutschland fördern“. Wer stimmt für diese Beschlussmpfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Bechlussempfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsraktionen bei Gegenstimmen der FDP und der CDU/ SU angenommen. Noch Tagesordnungspunkt 27 c: Unter Nr. 2 seiner eschlussempfehlung empfiehlt der Ausschuss die Abehnung des Antrags der Fraktion der CDU/CSU auf rucksache 15/654 mit dem Titel: „Sachgerechte Plaungsentscheidungen zum Bau einer Europäischen Spalations-Neutronenquelle ermöglichen“. Wer stimmt für iese Beschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthalungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimen der Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der DU/CSU und der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 27 d: Abstimmung über die Be chlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, Forchung und Technikfolgenabschätzung auf Druckache 15/5101 zu dem Antrag der Fraktion der CDU/ SU mit dem Titel: „Informatives Berichtswesen als rundlage einer guten Forschungsund Technologieolitik“. Der Ausschuss empfiehlt, den Antrag auf rucksache 15/4497 abzulehnen. Wer stimmt für diese eschlussempfehlung? – Gegenprobe! – Enthaltunen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stimmen er Koalitionsfraktionen bei Gegenstimmen der CDU/ SU und der FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 27 e: Beschlussempfehlung des usschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenbschätzung auf Drucksache 15/4712 zu dem Antrag der raktion der CDU/CSU mit dem Titel: „7. EU-Forchungsrahmenprogramm wirksam ausgestalten“. Der usschuss empfiehlt, den Antrag auf Drucksache 15/3807 bzulehnen. Wer stimmt für diese Beschlussempfehung? – Gegenprobe! – Enthaltungen? – Die Beschlussmpfehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktioen bei Gegenstimmen der CDU/CSU und Enthaltung er FDP angenommen. Tagesordnungspunkt 27 f bis 27 h: Interfraktionell ird Überweisung der Vorlagen auf den Druckachen 15/5246, 15/5300 und 15/5360 an die in der Taesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. ind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann ind die Überweisungen so beschlossen. Ich rufe den Zusatzpunkt 13 auf: Aktuelle Stunde auf Verlangen der Fraktion der FDP Äußerungen des Bundesministers der Finanzen zu Haushaltsrisiken für den Bundeshaushalt 2005 und zur Mehrwertsteuer Ich eröffne die Aussprache. Das Wort hat der Kollege r. Andreas Pinkwart, FDP-Fraktion. Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Die ernüchternden Zahlen, die uns gestern die teuerschätzer vorgetragen haben, und die Reaktion des Dr. Andreas Pinkwart Bundesfinanzministers, der bereits im Vorfeld vor dem Hintergrund der desaströsen Finanzlage des Bundes eine Mehrwertsteuerdebatte entfacht hat, machen deutlich, dass Rot-Grün zunehmend einem Komafall gleicht. Rot-Grün bewegt nichts mehr, was Wachstum und Beschäftigung fördern könnte, und schafft es nicht, die Krankheit an der Wurzel zu packen. So ist die Beratung der Pläne, die eigentlich den Standort Deutschland wieder nach vorne bringen sollten und deren Umsetzung vom Bundeskanzler hier vor einigen Wochen angekündigt wurde, heute von der Tagesordnung abgesetzt worden. Das heißt, hier fehlt es an Kraft, etwas für mehr Investitionen und Arbeitsplätze zu tun. Von dieser Seite ist eben kein Aufschwung für Deutschland zu erwarten. Rot-Grün fehlt aber auch längst die Kraft, die Schul denproblematik durch wirksame Konsolidierungsanstrengungen in den Griff zu bekommen. Der Haushalt für dieses Jahr sieht eine Nettoneuverschuldung von 22 Milliarden Euro vor. Aufgrund der Steuerschätzung und aufgrund der anderen Haushaltsrisiken, die noch nicht einmal in Abrede gestellt werden, wissen wir, dass wir mit einer Neuverschuldung von annähernd 40 Milliarden Euro rechnen müssen. Addiert man den Vermögensverzehr, der für dieses Jahr geplant ist, hinzu, dann kommen wir in diesem Haushalt auf ein Defizit von insgesamt nahezu 60 Milliarden Euro. Meine Damen und Herren, das ist die Bilanz Ihrer verfehlten Haushalts-, Finanz-, Wirtschaftsund Arbeitsmarktpolitik der letzten Jahre. Der Bundesfinanzminister wird vor dem Hintergrund dieser desaströsen Bilanz zunehmend zu einer Art Illusionskünstler, der nicht müde wird, seinen Haushalt und seine Berichte immer wieder neu schönzufärben und schönzureden; so auch seine Reaktion auf die neuesten Zahlen. Es ist immer wieder das gleiche Spiel: Die Einnahmen werden seit Jahren überschätzt, die Ausgaben seit Jahren unterschätzt. (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Zeche zahlt der Steuerzahler!)

Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP):
Rede ID: ID1517611900




(A) )


(B) )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Otto Fricke [FDP]: Luftschloss!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Beides ist eine Illusion, beides geht nicht auf, und das in
Serie.

Wer trägt die Lasten dieser verfehlten Politik? Sie ha-
ben dadurch in den letzten Jahren 200 Milliarden Euro
neue Schulden aufgetürmt und zusätzlich 60 Milliarden
Euro Vermögenswerte aufgelöst. Das ist eine Politik zu-
lasten der zukünftigen Generationen. Es ist in hohem
Maße eine unsoziale Politik, die Sie hier betreiben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Jörg Tauss [SPD]: Ihre Zahlen!)


Es ist nicht erkennbar, auch nicht nach dem Bericht,
den wir vorhin im Haushaltsausschuss bekommen
haben


(Jörg Tauss [SPD]: Ihre Zahlen!)




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(C (D nein, das sind leider Ihre Zahlen –, (Jörg Tauss [SPD]: Ihre Zahlen! – Gegenruf des Abg. Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Herr Tauss hat doch keine Ahnung!)


ass Sie hier eine verantwortliche Politik betreiben.
enn auf Ihren Haushalt kommt – Sie haben sich ja ge-
ade so stark für Bildung und Innovation ausgesprochen –
m nächsten und in den Folgejahren folgende Situation
u: Nach der neuen Schätzung fehlen Ihnen weitere
0 Milliarden Euro für die Folgejahre. Die Ausgaben
ollen in der mittelfristigen Finanzplanung nur um ein
iertel Prozent steigen. Das sind Ihre Pläne. Wenn Sie
as ernst meinten, müssten Sie aber schon jetzt Vor-
chläge vorlegen, die eine Ausgabensenkung von jähr-
ich mindestens 4 Prozent zum Gegenstand hätten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


as heißt, Sie müssen jetzt umsteuern

(Dr. Dieter Thomae [FDP]: Können die doch gar nicht!)

der Sie werden Ihrer Verantwortung nicht mehr ge-
echt.
Wir fordern deshalb, dass Sie einen Kassensturz ma-

hen, endlich dem Deutschen Bundestag und der deut-
chen Öffentlichkeit ehrlich die Haushaltslage darstellen
nd nicht immer wieder eine Verschleierung vortragen
nd sich hinter Schätzungen verstecken, für die Sie
elbst die Prognosedaten geliefert haben, für die Sie also
elbst verantwortlich sind. Ein ehrlicher Kassensturz,
ffenlegung aller Risiken in den Ausgabenbereichen,
orlage eines Nachtragshaushaltes, der deutlich macht,
ass Sie umsteuern wollen, und in Verbindung damit ein
aushaltssicherungsgesetz!
Wir haben Ihnen als FDP den Weg gewiesen. Wir ha-

en schon bei den Haushaltsberatungen 2005 ein „Spar-
uch“ über 12,5 Milliarden Euro vorgelegt. Dieses
önnten Sie umsetzen. Wir haben ein Subventionsabbau-
egrenzungsgesetz in den Deutschen Bundestag einge-
racht.


(Jörg Tauss [SPD]: Abbaubegrenzungsgesetz, genau! Die ganze Zeit, bis heute! – Gegenruf des Abg. Otto Fricke [FDP]: Herr Tauss, erst das Gesetz lesen! – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Tauss, der Universalschreihals!)


Subventionsbegrenzungsgesetz. – Sie können ihm zu-
timmen; es liegt vor. Voriges Jahr haben Sie es abge-
ehnt. Außerdem haben wir einen Gesetzentwurf für ei-
en nationalen Stabilitätspakt eingebracht, um die
aastricht-Kriterien ins Grundgesetz zu schreiben.
Meine Damen und Herren, Sie haben die Chance, auf

en Pfad einer vernünftigen Haushalts- und Finanzpoli-
ik zurückzufinden. Wenn Sie die Kraft dazu nicht mehr
inden – bisher haben Sie sie nicht gezeigt –, dann soll-
en Sie Ihre Stühle räumen und es anderen überlassen,
ür das Land das Notwendige zu tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517612000

Das Wort hat der Parlamentarische Staatssekretär

beim Bundesminister der Finanzen, Karl Diller.

(Beifall bei der SPD – Simone Violka [SPD]: Endlich mal jemand, der Ahnung hat!)


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Karl Diller (SPD):
Rede ID: ID1517612100


Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Der Haushaltsausschuss hat sich mit dem Ergeb-
nis der Steuerschätzungen gerade zwei Stunden lang
sehr intensiv und, wie ich finde, in einer parteiübergrei-
fend sehr sachlichen Debatte auseinander gesetzt. In der
Tat, die Steuerschätzungen sind für Bund und Länder
schlechter, als die Steuerschätzer uns noch im November
für dieses Jahr prognostizierten: für den Bund
3,5 Milliarden Euro, für die Länder 2,5 Milliarden Euro.

Erfreulich ist, dass sich die Steuerschätzer im Novem-
ber bei der Steuerschätzung hinsichtlich der Gemeinden
in einem positiven Sinn getäuscht haben. Die Gemein-
den haben nämlich 800 Millionen Euro mehr an Einnah-
men in diesem Jahr zu erwarten.

Die Steuerschätzer haben im November nicht das
Steueraufkommen für 2006 geschätzt. Diese Prognose
wird erst im Mai aufgestellt. Deswegen müssen wir die
Steuerschätzung vom Mai dieses Jahres mit der vom Mai
des letzten Jahres vergleichen. Daraus ergibt sich, dass
der Bund nächstes Jahr 10 Milliarden und die Länder
knapp 7 Milliarden Euro weniger zu erwarten haben.
Die Gemeinden haben erfreulicherweise noch einmal
400 Millionen Euro mehr an Einnahmen zu erwarten als
im vergangenen Jahr geschätzt.

Die Gründe für diese Entwicklung sind, dass das no-
minale Bruttoinlandsprodukt weniger stark wächst als
damals unterstellt.


(Otto Fricke [FDP]: Woran liegt das?)

In diesem Jahr beträgt das Wachstum statt 2,7 Prozent
nur 1,6 Prozent. In den nächsten Jahren wird es ebenfalls
geringer ausfallen. Daraus ergeben sich die bereits er-
wähnten Mindereinnahmen bei den Steuern.


(Otto Fricke [FDP]: War das überraschend?)

Was die Steuerschätzer in ihre Schätzungen übrigens

nicht mehr einbezogen haben, war eine Zahl, die das Sta-
tistische Bundesamt gestern mitteilen konnte.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oh Karl, lass es lieber sein!)


Wir haben im ersten Quartal dieses Jahres gegenüber
dem letzten Quartal des vorigen Jahres


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Da ist die Wirtschaft auch geschrumpft, Herr Staatssekretär!)


ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 1 Prozent. Damit
waren wir Spitze in Europa. Im nationalen Vergleich war
es das höchste Wachstum seit vier Jahren.


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(C (D (Norbert Barthle [CDU/CSU]: Wie sieht es im April aus? – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: 1 Prozent ist das höchste Wachstum – das ist die beste Werbung für diese Regierung!)


Diese Zahl ergibt sich aus dem Vergleich des ersten
uartals dieses Jahres mit dem Vorquartal. Sie bezieht
ich also nicht auf das ganze Jahr, mein lieber Herr Pro-
essor. Das müsste ein Professor eigentlich wissen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: 1 Prozent ist 1 Prozent!)


ir haben deswegen die Hoffnung, dass die Prognosen
er Steuerschätzer für dieses und für das nächste Jahr im
nteren Bereich absolut sicher sind und wir keine weite-
en Einbrüche mehr haben werden.
Auf der Ausgabenseite gibt es Belastungen, die sich

adurch ergeben, dass wir Neuland betreten, nämlich die
usammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe,
ie wir gemeinsam beschlossen haben. In diesem Be-
eich gibt es überhaupt keine Erfahrungswerte. Wir ha-
en aber mittlerweile die Erkenntnis gewonnen, dass es
ine nicht unerhebliche Mehrbelastung in einer Milliar-
engrößenordnung zu verkraften gilt.
Die Frage ist: Ist diese Mehrbelastung die typische

olge einer Strukturreform – sehr oft ist es der Fall, dass
an nach einer Strukturreform zunächst mehr Geld in
ie Hand nehmen muss, bevor sich mittel- und langfris-
ig Einspareffekte einstellen – oder ist es die Folge des-
en, dass sich Menschen in diesem System befinden, die
igentlich dort nicht hineingehören? Ich nenne beispiels-
eise arbeitsunfähige Sozialhilfeempfänger, die von den
ommunen in die Finanzzuständigkeit des Bundes ver-
choben worden sind. Es gibt auch noch andere Fälle
on Beziehern, die eigentlich nicht in dieses System hi-
eingehören.
Lassen Sie uns noch auf die Ernsthaftigkeit der De-

atte in der Vergangenheit rekurrieren. Die FDP hat bei
en Beratungen zum Bundeshaushalt für dieses Jahr An-
räge gestellt und Kürzungsvorschläge in Milliardengrö-
enordnung gemacht. Aber bei näherem Betrachten be-
nhalteten diese Vorschläge einen Gesetzesbruch bzw.
inen Rechtsbruch.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie hätten die anderen Vorschläge verwirklichen können!)


enn die Kürzung der Arbeitslosenhilfe um einen Mil-
iardenbetrag hätte bedeutet, dass den Menschen der An-
pruch, den sie für Dezember 2004 hatten und der am
. Januar gebucht wurde, verweigert worden wäre.


(Otto Fricke [FDP]: Sie wissen genau, dass es um die Doppelzahlung ging! – Gegenruf von der SPD: Es gab keine Doppelzahlung!)


Sie wollten zweitens den Bundeszuschuss an die BA
ürzen. Sie wollten außerdem tiefe Einschnitte in mehr-
telliger Millionenhöhe in einem Bereich vornehmen,
ber den wir gerade diskutiert haben: bei der For-
chungsförderung und -entwicklung. Sie wollten bei der
orschungszusammenarbeit kürzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)







(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Karl Diller

Sie wollten bei den Unternehmungsgründungen kürzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja!)

Sie wollten bei den innovativen Wachstumsträgern und
bei den Existenzgründungen kürzen.


(Jörg Tauss [SPD]: Ja, genau! – Widerspruch bei der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Schulden, Schulden, Schulden! Sonst kennen Sie gar nichts!)


Wir dagegen wollen in diesem Jahr für Bildung und For-
schung, für Ausbildung und Weiterbildung 30 Prozent
mehr ausgeben als Sie in Ihrer Regierungszeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Auch die CDU/CSU soll betrachtet werden. Im Jahre
2003 haben Sie es vorgezogen, keinen einzigen Antrag
im Hinblick auf den Haushalt 2004 zu stellen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Die Entwicklung hat uns bestätigt! Das war alles nicht das Papier wert, auf dem es geschrieben war!)


Das zeigte Ihre Ratlosigkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Im Jahre 2004 haben Sie im Hinblick auf den Haus-
halt 2005 Anträge in Milliardenhöhe gestellt, die folgen-
des Qualitätsmerkmal hatten: Sie waren rechtswidrig.
Sie wären ein Vertragsbruch gewesen. Den Zuschuss für
die Steinkohle von heute auf morgen auf null zu setzen


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist doch gar nicht wahr!)


oder um eine Milliardengrößenordnung zu kürzen stellt
den Bruch eines Vertrages dar, den übrigens noch die
Kohl-Regierung abgeschlossen hat und den wir bedienen
müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie brechen dafür den Stabilitätspakt schon in Folge!)


Der Gipfel der Unverschämtheiten war Ihr Vorschlag,
12 Prozent aller flexibilisierten Mittel zu kürzen. Das
hätte nämlich bedeutet, dass wir von heute auf morgen
Tausende von Beamtinnen und Beamten nicht mehr hät-
ten bezahlen können.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das ist wirklich hanebüchener Blödsinn!)


Das wäre ein klarer Rechtsbruch gewesen.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Früher gab es noch kompetente Staatssekretäre im Finanzministerium!)


Bei der Befragung der Haushaltsdirektoren des Bun-
desrechnungshofes und des Bundesverfassungsgerichts,
was diese 12-prozentige Kürzung der flexibilisierten
Mittel für sie bedeuten würde, haben diese mit der
Schulter gezuckt. Beim Bundesrechnungshof wären
plötzlich Stellen nicht mehr bezahlbar gewesen.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Stimmt doch gar nicht! – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das hätte euch gefreut!)


eim Bundesverfassungsgericht hätten wir einen ganzen
enat einsparen müssen und damit hätte Ihre Klage ge-
en den Haushalt überhaupt nicht bearbeitet werden
önnen. So logisch sind Ihre Anträge.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie fordern ein Haushaltssanierungskonzept.

(Otto Fricke [FDP]: Krankenkasse!)


ls ersten Beitrag zu dieser Debatte würde ich folgenden
orschlag machen: Ziehen Sie Ihre Anträge zu Steuer-
enkungen,


(Zurufe von der SPD: Genau!)

ur Abschaffung der Gewerbesteuer sofort zurück!


(Otto Fricke [FDP]: Wir sehen keine Abschaffung vor!)


enn das reißt ein Loch von 20 Milliarden Euro im Jahr
n die Etats des Gesamtstaates. Das ist nicht zu bezahlen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie geben doch gar keine Antwort auf die Herausforderungen! Was machen Sie denn jetzt angesichts des zusätzlichen Defizits? Keine Antwort!)


Der Union empfehle ich, den in ihrem Antrag „Pakt
ür Deutschland“ gemachten Vorschlag, den Beitrag zur
rbeitslosenversicherung von 6,5 auf 5 Prozent zu sen-
en, sofort zurückzuziehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das bereitet doch Clement vor!)


enn das reißt in die Bundesagentur für Arbeit ein Loch
on 11 Milliarden Euro. Sie könnte keine Weiterbil-
ungs- und Fortbildungsförderung und auch keine Hilfe
ur Existenzgründung mehr bezahlen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Was schlagen Sie denn jetzt vor, Herr Staatssekretär? – Jürgen Koppelin [FDP]: Wo sind Ihre Vorschläge?)


ie müsste zusätzlich das halbe Personal entlassen.
enn Sie das nicht wollten, müssten Sie die fehlenden
innahmen dem Bundeshaushalt entnehmen. Dann gäbe
s zwar eine Senkung des Beitragssatzes, aber wir hätten
m Bundeshaushalt zusätzlich ein 11-Milliarden-Euro-
roblem.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das ist ja eine Ohnmachtserklärung, die Sie hier abgeben!)


Ich könnte das fortsetzen, was Ihre Vorschläge an-
eht.
Ich will auf Folgendes hinweisen: Die SPD hat Ihnen

en Vorschlag gemacht,






(A) )



(B) )


Parl. Staatssekretär Karl Diller


(Jürgen Koppelin [FDP]: Subventionserhö hung bei der Steinkohle!)

einen Pakt für die Finanzen zu schließen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Diese Rede ist eine Zumutung!)


Dazu liegen Ihnen Vorschläge vor. Steuerhinterziehung
ist energisch zu bekämpfen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Administrative Missstände in der Zusammenarbeit der
Länder untereinander und mit dem Bund im Rahmen der
Finanzverwaltung sind zu überwinden. Wir haben den
Ländern vorgeschlagen, ihre gesamte Finanzverwaltung
durch den Bund übernehmen zu lassen, damit die beste-
henden Missstände endlich beseitigt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wenn das Ihre Antwort ist!)


Dann sollten sich Ihre beiden Fraktionen endlich dazu
entschließen, Subventionen nicht nur auf der Ausgaben-
seite zu kürzen. Da waren wir sehr erfolgreich – denn
wir konnten dies allein beschließen –,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Pleite sind Sie! – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie haben doch neue Subventionen beschlossen!)


indem wir in der Zwischenzeit die Hälfte aller Subven-
tionen gekürzt haben. Wir sind bei den Subventionen auf
der Ausgabenseite von 11 Milliarden auf 5,9 Milliarden
Euro heruntergekommen, weil Sie dagegen nichts unter-
nehmen konnten.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Windenergie! Steinkohle!)


Aber unserem Vorschlag, die Subventionen auch auf der
Einnahmenseite zu kürzen, haben Sie bisher immer wi-
dersprochen, weil Sie Ihre Klientel, die davon betroffen
wäre, schützen wollen. Das können wir uns nicht weiter
erlauben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jürgen Koppelin [FDP]: Wer hat Ihnen das bloß aufgeschrieben?)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517612200

Das Wort hat der Kollege Steffen Kampeter, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1517612300

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Der Bundeshaushalt im Jahre 2005 hat bei Ge-
samtausgaben von 254 Milliarden Euro eine strukturelle
Unterdeckung in einer Größenordnung von 60 Milliar-
den Euro. Der für den Haushalt zuständige Staatssekre-
tär stellt sich hier hin


(Otto Fricke [FDP]: Und beschimpft die Opposition!)


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(C (D nd kritisiert die Vorschläge von CDU/CSU und FDP, urch die das strukturelle Defizit von 60 Milliarden Euro erringert werden könnte, (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Bemerkenswert!)


acht selbst aber keinen einzigen Vorschlag zur Verbes-
erung der gegenwärtigen Situation.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Das ist falsch! Sie haben nicht zugehört!)


as zeigt – ebenso wie die Abwesenheit nahezu der ge-
amten Arbeitsgruppe Haushalt der SPD-Fraktion, die
ffenbar die Wahrheit kennt –,


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Die haben sich schon aus der Regierungsverantwortung verabschiedet!)


ass die Regierung mit ihrem finanzpolitischen Latein
ollständig am Ende ist.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf von der SPD: Wir können wenigstens Latein!)


Wenn jeder vierte im Bundeshaushalt eingeplante
uro nicht durch dauerhafte Steuereinnahmen finanziert
st, dann ist das ein finanzpolitischer Offenbarungseid.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

enn gleichzeitig auch der letzte noch vorhandene Ver-
ögenswert mobilisiert wird, den man in der Zukunft
ielleicht noch sinnvoll hätte verwenden können, dann
st das die umfassendste Plünderung der Zukunftschan-
en der nachfolgenden Generationen und Politiker.


(Zuruf von der CDU/CSU: Leider wahr!)

Die Steuerschätzung, die den Anlass für diese Debatte

iefert, leidet seit Jahren unter den falschen Vorgaben der
undesregierung.


(Brigitte Schulte [Hameln] [SPD]: Was machen eigentlich die Länder?)


ie Bundesregierung zwingt die Steuerschätzer durch
berhöhte Wachstumsangaben, die Einnahmesituatio-
en des Bundes, der Länder und der Kommunen zu be-
chönigen. Gleichzeitig legt sie Haushalte vor, die – wie
eispielsweise der gegenwärtige Bundeshaushalt – allein
m Bereich der Arbeitsmarktpolitik unter einer Unterde-
kung in Höhe von 11 Milliarden Euro leiden, und gau-
elt den Menschen bei der Verabschiedung des Haus-
alts vor, alles wäre in Ordnung.
An dieser Situation sind nicht, wie ich es in diesen Ta-

en in der Zeitung lese, die Steuerschätzer schuld. Daran
st vielmehr die Regierung schuld, die vorsätzlich fal-
che Angaben macht, mit denen sie uns alle in die Irre
ühren will.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Der Jahreswirtschaftsbericht!)







(A) )



(B)


Steffen Kampeter

Die Regierung kennt auf alle Haushaltsprobleme nur

eine Antwort: Steuererhöhungen, Steuererhöhungen,
Steuererhöhungen. Erst kürzlich haben Sie die Tabak-
steuer erhöht. Wir haben davor gewarnt, so vorzugehen,
wie Sie es getan haben, waren aber im Grundsatz nicht
dagegen. Wir haben Ihnen allerdings gesagt: Die von Ih-
nen geplante Anhebung der Steuersätze wird zu geringe-
ren Einnahmen führen. Das Ergebnis der in dieser
Woche durchgeführten Steuerschätzung ist, dass die
Steuerschätzer – anstatt, wie angekündigt, Mehreinnah-
men auszuweisen – die Einnahmen aus der Tabaksteuer
um 2 Milliarden Euro nach unten korrigiert haben.


(Zuruf von der SPD: Sieht der Herr Seehofer das auch so?)


Die Tatsache, dass das Haushaltsloch des Bundes in die-
sem Jahr 3,5 Milliarden Euro beträgt, macht deutlich,
dass es handwerkliche Schlampigkeiten waren, die zu
der gegenwärtigen Haushaltssituation geführt haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Sie werden nie begreifen, dass hohe Steuersätze nicht

zwangsläufig hohe Steuereinnahmen bedeuten. Sie wer-
den nie begreifen, dass die Bürgerinnen und Bürger in
diesem Land nicht begeistert sind, Steuern zu zahlen. Sie
haben noch nie begriffen, dass Steuerpolitik nicht nur
Gesellschafts-, sondern auch Wirtschaftspolitik ist


(Markus Kurth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Unsinn!)


und dass es in der Steuerpolitik ein ehernes Gesetz ist,
dass Senkungen der Steuersätze und Befreiungen der
Bürger ihre Leistungsbereitschaft erhöhen und zu Mehr-
einnahmen im Haushalt führen können.


(Zuruf von der SPD: Wollen Sie Steuern zahlen, ja oder nein?)


Wann werden Sie das endlich einmal begreifen?

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie fordern uns auf, unsere Gesetzentwürfe zur Sen-
kung der Steuersätze in bestimmten Bereichen, die Sie
verzerrt wiedergegeben haben, zurückzuziehen. Ihr Ka-
binett hat gerade einen, wie ich finde, richtigen Gesetz-
entwurf zur Senkung des Körperschaftsteuersatzes be-
schlossen, weil offensichtlich auch Sie der Meinung
sind, dass zu hohe Steuersätze in Deutschland ein
Bremsklotz für Wachstum und Beschäftigung sind und
unsere Haushalte eher ruinieren.

Wenn wir diese Initiative auch für den Mittelstand
nutzbar machen, für eine Steuerentlastung der Jobbrin-
ger, der kleinen und mittelständischen Unternehmen sor-
gen und dieses Vorhaben auch noch solide finanzieren
könnten, dann hätten wir endlich einmal einen positiven
Beitrag zur Verbesserung der Situation in unserem Land
geleistet, anstatt uns einfach nur gegenseitig zu be-
schimpfen, ohne aber Vorschläge in den Deutschen Bun-
destag einzubringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Die Regierung ist nicht mehr handlungsfähig!)


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(C (D Es ist – darauf möchte ich hinweisen – eine Mär, dass ie Union im Bundesrat Einsparungen bzw. den Abbau on Subventionen blockiert habe. (Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Natürlich! Eindeutig!)


ir haben bei dem in den Koch/Steinbrück-Vorschlägen
orgesehenen Subventionsabbau mitgemacht und nur
wei Vorschlägen, die wir nicht für richtig halten, nicht
ugestimmt: der vollständigen Streichung der Eigen-
eimzulage und der Kürzung der Kilometerpauschale.
Ich will Ihnen sagen: Damit stehen wir nicht allein.

ragen Sie einmal die Sozialdemokraten in Hessen, was
ie zur Kürzung der Eigenheimzulage sagen. Da hier
ben bereits nordrhein-westfälischer Wahlkampf ge-
acht wurde, frage ich Sie: Wollen Sie den Bürgerinnen
nd Bürgern in einem solchen Flächenland zum gegen-
ärtigen Zeitpunkt tatsächlich – vor dem Hintergrund
ines Spritpreises pro Liter Super in Höhe von 1,20 Euro
is 1,25 Euro – auch noch die Kilometerpauschale kür-
en oder streichen?


(Lachen bei der SPD)

ie Art und Weise, in der Sie argumentieren, ist unsolide
nd unseriös. Das können wir Ihnen nicht durchgehen
ssen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wieso klatscht da eigentlich jemand?)


Das Letzte, worauf ich hinweisen möchte, ist Folgen-
es: Herr Kollege Diller – –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517612400

Herr Kollege, Sie haben keinen letzten Punkt mehr,
eil Sie keine Zeit mehr haben.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist gut so!)



Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1517612500

Die Anzeige blinkt doch erst!


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517612600

Herr Kollege, Sie haben keine Zeit mehr.


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1517612700

Konsolidierung, verbunden mit wachstumsfördernden

trukturreformen, größere Flexibilität auf dem Arbeits-
arkt,


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517612800

Herr Kollege Kampeter, Sie sind im Minus!


Steffen Kampeter (CDU):
Rede ID: ID1517612900

niedrigere Steuersätze und ein produktiver Finanz-
arkt erzeugen Wachstum und konstante Steuereinnah-
en.
)






(A) )



(B) )


Steffen Kampeter

Diesen Satz von Theo Waigel sollten Sie endlich einmal
beherzigen.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU – Lothar Binding [Hei delberg] [SPD]: Die Zeit ist abgelaufen!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517613000

Das Wort hat die Kollegin Anja Hajduk, Bündnis 90/

Die Grünen.


Anja Hajduk (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517613100

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Herr Kampeter, ich will mit der ruhigeren Ton-
lage weitermachen, mit der Sie auch begonnen haben.


(Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Das ist auch besser!)


Sie haben von struktureller Unterdeckung des Haushalts
gesprochen. Das finde ich gut, das hat mich fast hoff-
nungsvoll gestimmt. Wenn Sie von struktureller Unter-
deckung des Haushalts reden, erwecken Sie den Ein-
druck ernsthafter Analysefähigkeit. Doch die Union
reagiert darauf entweder mit Steuersenkungsvorschlägen


(Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Ja!)

oder mit Kritik an der Minderveranschlagung bei Ausga-
ben im Haushalt; das waren Ihre Vorschläge. Sie polemi-
sieren immer gegen Steuererhöhungen. Sie haben ein
Konzept, nach dem Sie die Steuern massiv senken wol-
len, doch umgekehrt haben Sie eine Klage beim Verfas-
sungsgericht eingereicht, in der Sie uns den Vorwurf ma-
chen, wir würden die Ausgaben im Haushalt nicht
ehrlich benennen. Gleichzeitig wollen Sie ebendiese
Ausgaben, nämlich im Arbeitsmarktbereich, weiter ab-
senken. Das passt nicht zusammen. Das zeigt, dass Sie
Angst haben, einen eigenen, belastbaren Kurs einzu-
schlagen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Sagen Sie doch mal etwas zu Ihrem Vorschlag zur Mehrwertsteuer, Frau Hajduk!)


Ich möchte jetzt etwas zum Thema „Union und Steu-
ern“ sagen. Sie sprechen von katastrophalen Steueraus-
fällen. Das ist unglaubwürdig, weil Sie nicht die Kraft zu
wirklichem Subventionsabbau im Steuerbereich haben.


(Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Ja! – Zuruf von der FDP: Vor allen Dingen bei der Windenergie!)


Das haben Sie hier gerade noch einmal ganz deutlich un-
terstrichen: 2- und 4-Prozent-Schritte bei Koch/
Steinbrück, das geht gerade eben noch, aber an die rich-
tig großen Steuersubventionstatbestände heranzugehen
haben Sie nicht die Kraft; das wollen wir hier einmal
festhalten.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was haben Sie bei den Kohlesubventionen gemacht? Was Sie vortra r Ö d s d J d u e t d I m e w A e m s c 1 je V K e s a D b d w te k (C (D gen, ist bar jeder Realität! – Jürgen Koppelin [FDP]: Steinkohle!)


Jetzt komme ich einmal dazu, was die Union mit ih-
em Programm vorschlägt – Herr Meister hat sich da der
ffentlichkeit gegenüber hervorgetan –: dass man bei
en Ausgaben kürzen müsse. Herr Meister hat davon ge-
prochen, 5 Milliarden Euro im Haushalt einzusparen;
as sind ungefähr 2 Prozent der Ausgaben. Im
ahr 2004, im letzten Jahr, hat diese rot-grüne Regierung
ie Ausgaben im Vergleich zum Jahr 2003 um 2 Prozent,
m ebendiese 5 Milliarden Euro, zurückgeführt – trotz
iner wahrlich nicht einfachen wirtschaftlichen Situa-
ion. Das will ich Ihnen einmal sagen, weil Sie immer
avon reden, wir würden so viel ausgeben.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Und dann haben Sie 40 Milliarden Euro neue Schulden gemacht! – Jürgen Koppelin [FDP]: Und was ist mit den Steinkohlesubventionen?)


ch möchte von Ihnen wissen, was Sie vorschlagen, da-
it wir im Haushalt 2005 zusätzlich 5 Milliarden Euro
insparen. Inflationsbereinigt haben wir die Ausgaben
ieder gesenkt.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Steinkohle!)

uf Ihre Vorschläge trifft das nicht zu. Ich will Ihnen
inmal sagen, was Herr Meister vorschlägt – das muss
an einmal so ehrlich analysieren –: 5 Milliarden Euro
ind 2 Prozent. Er sagt ausdrücklich: überall ein biss-
hen. Ein Anteil von 2 Prozent bei der Rente entspricht
,5 Milliarden Euro. Das heißt: Im Durchschnitt verliert
der Rentner beim Vorschlag der Union 100 Euro.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Das ist doch Blödsinn, was Sie jetzt hier vortragen!)


ertreten Sie das nach außen! Dann sind Sie ehrlich.
Oder Sie wollen die Rentner mit dem vollständigen
assenbeitrag zur Krankenversicherung belasten; das
ntspricht derselben Größenordnung. Herr Meister
pricht von Klarheit und Wahrheit und Sie verlangen das
uch.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie wollen die Mehrwertsteuer erhöhen! Oder was wollen Sie machen?)


ann sagen Sie doch ganz klar, dass Ihnen die Nullrunde
ei den Rentnern nicht reicht,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Wie viel bringt das bei der Windenergie?)


ass Sie 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro zusätzlich sparen
ollen. Wenn Sie diesen Vorschlag nach außen vertre-
n, dann kommt in Ihre eigene Debatte mehr Ehrlich-
eit; das möchte ich hier einmal deutlich festhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Was sind denn Ihre Vorschläge, Frau Hajduk?)







(A) )



(B) )


Anja Hajduk

Ich will jetzt etwas zur Analyse sagen, warum wir

diese Haushaltssituation haben und was wir tun sollen;
danach fragen Sie ja.


(Zuruf von der CDU/CSU: Steinkohlesubventionen!)


Ich finde, dass wir in den letzten Jahren eine sehr restrik-
tive Ausgabenpolitik geplant und im Haushaltsvollzug
auch eingehalten haben – bis auf den Bereich Arbeits-
markt, wo wir bislang gescheitert sind.

Wir sind bis jetzt an unseren Zielsetzungen beim Ar-
beitsmarkt gescheitert; das gebe ich auch zu. Man sieht
auch an dieser Steuerschätzung, dass wir zum Beispiel
im Bereich der Lohnsteuerentwicklung im laufenden
Jahr einen großen Einnahmeverlust haben werden. Im
Ausgabenbereich, auch in der Sozialversicherung, wer-
den wir zusätzlich schwere Belastungen haben.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das liegt daran, dass Sie die Reform nur zur Hälfte gemacht haben! Sie haben den Arbeitsmarkt zementiert!)


Ich sage deswegen: Wir müssen die Lösung – auch
für die Haushaltsprobleme – im Bereich des Arbeits-
marktes und dort insbesondere der sozialversicherungs-
pflichtigen Beschäftigung suchen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Mehr Wettbewerb: mehr Beschäftigung!)


Dazu hat diese Regierung schon eine Menge Reformpro-
zesse auf den Weg gebracht. Darin liegt auch eine lang-
fristige Lösung der Probleme bei den öffentlichen Finan-
zen.

Ihre Polemik – hier nehme ich die Union noch schär-
fer ins Blickfeld, die die Ausgaben mithilfe der Rasen-
mähermethode, also pauschal um einen bestimmten Pro-
zentsatz, senken will – entbehrt jeder Konkretion. Wenn
man Ihnen das mit der Rente hier sagt, dann erschrecken
Sie mächtig. Das passt auch nicht mit dem zusammen,
was Herr Storm hier gestern vertreten hat.

Tschüs.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU] Vor Ihnen erschrecken wir uns schon gar nicht! Ihnen fehlen 60 Milliarden Euro, aber kein einziger Vorschlag ist Ihnen recht! – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Keine Lösung! Keine Antwort!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517613200

Das Wort hat der Kollege Otto Fricke, FDP-Fraktion.

Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1517613300

Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol-

legen!

(Karl Diller, Parl. Staatssekretär: Er kommt wieder mit dem Buch!)

– Ja, natürlich komme ich wieder mit dem dicken Buch,
Herr Diller, dazu aber später. – Wenn man sich anschaut,

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(C (D ie der Haushalt gegenwärtig aussieht, dann kann man hn eigentlich nur mit einem schönen Wort beschreiben, as da heißt: Die Lage ist hoffnungslos. Wenn man die oalition hört, dann heißt es noch: Aber sie ist nicht rnst. Faktisch ist es umgekehrt: Die Lage ist ernst, sehr rnst, sie ist aber nicht hoffnungslos. (Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Genau, endlich mal!)


ch werde auch begründen, warum. Zu der Frage, warum
ie nicht hoffnungslos ist, haben Sie hier fast nichts ge-
agt, außer der Tatsache, man wolle beim Arbeitsmarkt
in bisschen tun.
Wenn man hier jetzt eine Liste der Haushaltsrisiken

ufstellen wollte, in der steht, was alles passiert, dann
ürde sie beinhalten: Hartz IV, Zuschüsse zu den Kran-
enkassen, ERP-Vermögen, Bundesbankgewinn, Steuer-
chätzungen, Postpensionen aller Art, Rentenfragen,
flegeversicherungsprobleme usw. Sie haben keinen
inzigen Bereich, in dem Sie sagen können, dass Sie ir-
endwo Licht am Ende des Tunnels sehen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


ch glaube, bei Ihnen ist es sogar so weit, dass Sie noch
ar nicht wissen, in welche Richtung Sie im Tunnel
berhaupt gehen.


(Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Ach, Herr Fricke, das ist doch albern!)


Ja, ich habe wirklich das Gefühl.
Jetzt komme ich zu der Frage, ob man denn Hoffnung

aben kann.

(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Bei denen nicht mehr!)

err Diller sagt da wieder: Ihre Vorschläge von der Op-
osition, die Sie gemacht haben, sind alle nichts. – Herr
iller, ich sage auch noch einmal Ihren Koalitionären:
an muss Mut haben.


(Petra-Evelyne Merkel [SPD]: Ach, hätten Sie den mal gehabt!)


ören Sie, was der Verfassungsgerichtspräsident sagt. Er
agt: Ich erwarte vom Parlament mutigere Entscheidun-
en. – Darum dreht es sich beim Haushalt. Der doku-
entierbare Mut fehlt.


(Beifall bei der FDP)

Diese 450 Seiten unseres „Liberalen Sparbuchs

005“, das ich Ihnen hier zeige, mögen falsch und nicht
n Ordnung sein, aber sie sind ein Versuch. Ich kann
ich nicht erinnern, dass irgendeine Fraktion, etwa als
ie in der Opposition waren, irgendwelche Kürzungs-
orschläge, außer beim Jäger 90, gemacht hat. Sie haben
tattdessen immer nur erhöht. Wir als FDP – die CDU/
SU etwas weniger; vielleicht wird sie demnächst aber
twas mutiger – haben das gemacht. Was ist übrigens
as Ergebnis? Hier liegt dann auch unsere Verantwor-
ung gegenüber dem Bürger.






(A) )



(B) )


Otto Fricke


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ihre Panik hätte ich sehen wollen, wenn wir das wirklich angenommen hätten!)


Es ist nicht so, dass man sagt, es sei gut, dass die Vor-
schläge gemacht werden. Nein, man versucht, es klein-
zureden.

Seien wir alle ehrlich: Das Hauptproblem, das wir als
Haushälter haben, ist doch ein anderes. Wir haben heute
auch im Ausschuss darüber gesprochen und da wundere
ich mich wirklich nicht, dass so wenige Haushälter der
SPD da sind. Es ist doch ganz einfach so, dass wir ge-
genüber früher folgendes Ergebnis haben: Als Haushäl-
ter entscheiden wir doch nicht mehr wirklich darüber, ob
unser Haushalt ins Defizit rutscht. Das Defizit entsteht
durch Leistungsgesetze, die uns die Sozial- und Arbeits-
marktpolitiker unserer eigenen Fraktionen – meine muss
ich dabei ausdrücklich ausnehmen – vorlegen.

Ich weiß gar nicht, wo sich Herr Diller jetzt hinbe-
wegt hat.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Er sitzt da vorne!)


– Ah, er sitzt da vorne. – Jetzt kommt Herr Diller und
sagt, unsere Vorschläge seien schlecht. Ich nenne nur ein
kleines Beispiel, nämlich den Steuerzuschuss an die
Krankenkassen. In diesem Jahr gehen 2,5 Milliar-
den Euro an die Krankenkassen. Die CDU/CSU hat brav
mitgeholfen, die SPD hat sich nicht dagegen gewehrt.
Die Gesundheitsministerin hat sogar gelächelt und sich
gefreut, während der Finanzminister – das möchte ich
ausdrücklich sagen – wirklich in die Tischkante gebissen
und gesagt hat, er sei ein solidarischer Minister und er
tue das.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Nur die Liberalen sind unschuldig! Wir waschen unsere Hände in Unschuld – so geht es auf Dauer auch nicht, Herr Kollege Fricke!)


Jetzt stellen Sie aufgrund der Klauseln, die Sie selbst
eingefügt haben, fest, dass Sie das am liebsten rückgän-
gig machen wollen. Als wir aber den Antrag hier gestellt
und gesagt haben, dass wir das genau so machen sollten,
um einzusparen, da war das unsozial.


(Karin Roth [Esslingen] [SPD]: Das ist bei Ihnen immer so!)


Nachher kommen Sie immer wieder zu dem Ergebnis,
dass die Vorschläge, die auf den ersten Blick kurzfristig
unsozial sind, das sind, was der Haushalt sein sollte,
nämlich langfristig verantwortungsvoll.

Denn jeder Euro, den Sie an Neuverschuldung auf-
nehmen – Sie tragen die Verantwortung –, ist ein Euro,
den wir und unsere Kinder und Kindeskinder irgend-
wann einmal über Steuern zurückzahlen müssen. Das
müssen Sie den Bürgern sagen. Jeder neue Euro Schul-
den heißt: Ihr zahlt später höhere Steuern. Hier nehmen
wir als Politiker – das will ich für die FDP ausdrücklich
sagen – eine Verantwortung wahr. Wir haben sie übri-
gens auch durch die Verfassungsklage wahrgenommen.



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(C (D (Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die steht im Widerspruch zu Ihrem dicken Buch!)


Sie steht nicht dazu im Widerspruch.

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich meine Ihre Vorschläge!)

as Gericht urteilt unabhängig vom Verhalten der Oppo-
ition über den eigentlichen Gesetzentwurf und dessen
erfassungsmäßigkeit. Dabei ist egal, was dagegen oder
afür beantragt wird.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was Sie hier sagen und argumentieren, ist egal, das stimmt!)


s ist eine objektive Kontrolle. Ich wäre froh – und ich
laube, das gilt, wenn wir ehrlich sind, für uns alle –,
enn das Verfassungsgericht uns Haushaltspolitiker
anchmal in die Schranken weisen würde. Wir Politiker
aben immer wieder einen Fehler gemacht, von dem wir
ns als FDP mit diesem Buch nun getrennt haben: Wir
aben den Bürgern immer wieder mehr versprochen, als
öglich war.
Wir müssen die Bürger mitnehmen, wir müssen ihnen

agen, dass wir über unsere Verhältnisse leben. Wir müs-
en überall sparen, jeder muss seinen eigenen Gürtel en-
er schnallen, um überhaupt auf die Füße zu kommen.
Zum Schluss: Der Bundeskanzler hat einmal gesagt,


(Zuruf von der SPD: Welcher?)

oran man ihn messen soll. Er hat das klar und deutlich
esagt. Ich frage Sie daher: Wollen Sie nicht ehrlicher-
eise zugeben, dass der Bundeskanzler, wenn man ihn
n den Haushaltszahlen und Wirtschaftsdaten misst, die
esslatte nicht nur unterschreitet, sondern darunter
urchtaucht? Das ist das Ergebnis Ihrer Haushaltspolitik,
as liegt in Ihrer Verantwortung.
Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517613400

Das Wort hat die Kollegin Petra Merkel, SPD-Frak-

ion.


Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1517613500

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich bin

roh, dass die Atmosphäre etwas ruhiger geworden ist.
uch im Ausschuss haben wir in Ruhe diskutiert. Das
inde ich bei diesem Thema wirklich wichtig; denn die
ituation ist ernst und wir nehmen sie auch ernst. Es ist
ichtig, was Herr Fricke gesagt hat: Die Situation ist
icht hoffnungslos.
Herr Fricke, Sie haben Ihr Buch hoch gehalten, schla-

en Sie doch einmal eine beliebige Seite auf. Sie werden
icher einen Volltreffer landen; denn Sie haben auf jeder
eite um 1 000 Euro gekürzt. Wenn Sie auf 440 Seiten
m jeweils 1 000 Euro kürzen, kommt etwas heraus.






(A) )



(B) )


Petra-Evelyne Merkel


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Es sind 12,5 Milliarden Euro!)

Ich gebe ja zu, dass Sie sich Mühe geben. Das ist doch
schon etwas.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie machen gar nichts! Von Ihnen kommt gar nichts!)


Vielleicht hätten Sie sich aber schon am Anfang der Le-
gislaturperiode Mühe geben müssen, als es wirklich um
den drastischen Abbau von Subventionen ging.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Um wie viele Milliarden haben Sie die Steinkohlesubventionen gesteigert? Gucken Sie einmal nach! Wie viele Milliarden zusätzlich?)


Wo waren Sie, als es um das Steuervergünstigungsab-
baugesetz – ein Wortungetüm, hinter dem drastischer
Subventionsabbau steckt – ging? Damals haben wir uns
nahezu mit jedem und jeder im Land angelegt. Ich kann
mich noch sehr gut erinnern: Damals sind Sie abge-
taucht, damals wollten Sie nicht mitmachen. Sie schreien
bei jedem Punkt, wir sollen Subventionen abbauen, aber
damals haben Sie nicht mitgemacht.

Ich kann mich noch gut an die Gespräche erinnern,
die ich darüber mit meinem Blumenhändler an der Ecke
geführt habe. Wir haben darüber gefightet, dass wir die
Mehrwertsteuer von für ihn 7 auf 16 Prozent erhöhen
wollten. Er sagte: Wie können Sie das machen? Dann
müssen wir entlassen. Das ist dramatisch. – Das war im
November.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wie machen Sie das mit den 16 Milliarden Euro?)


Wir haben das weiterverfolgt und gesagt: Wir müssen
jetzt rangehen und alle gleichermaßen runtersetzen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das haben Sie nicht gemacht! Sie haben die Sonntage und Feiertage herausgenommen!)


Wir dürfen zum Subventionsabbau nicht nur ein Lippen-
bekenntnis ablegen, sondern müssen ihn wirklich ma-
chen.

Wissen Sie, welches Ergebnis es gab? Anfang Januar
hatten wir das Gesetz zwar nicht umgesetzt, aber die
Blumen waren teurer. Als ich fragte, wie kommt das ei-
gentlich, antwortete mein Blumenhändler: Mehrwert-
steuererhöhung. Ich sagte, das kann doch gar nicht sein,
wir haben sie doch gar nicht erhöht. Der Großhandel hat
die Preise erhöht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Welche Schlussfolgerungen für die Sanierung des Haushalts ziehen Sie daraus?)


Vor diesem Hintergrund muss ich sagen, wir müssen
schneller arbeiten, schneller herangehen und manchmal
mutiger springen. Wir dürfen nicht so kleinmütig wie in
der Vergangenheit sein.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Legen Sie Vorschläge vor!)


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(C (D Der Subventionsabbau wäre uns nicht leicht gefallen, ber wir hätten den Etat insgesamt um 42 Milliarden uro entlastet. (Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie legen nichts vor! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Aber die Steuerpolitik macht nicht der Blumenhändler, sondern der Bundesfinanzminister!)


ach langen Kämpfen im Vermittlungsausschuss konn-
en wir die Subventionen um 11 Milliarden Euro kürzen.
nser Ziel waren aber 42 Milliarden Euro. Sie sind weg-
etaucht, weil Sie sich nicht mit ihrer eigenen Klientel
nlegen wollten.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

o kommen wir aber nicht weiter. Unsere Vorschläge
iegen auf dem Tisch. Ich bin sicher, ihre Umsetzung
äre möglich.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Wie ist es mit der Steinkohle?)


Herr Kampeter, niemand hat ein Patentrezept. Keiner
ennt den Königsweg.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das stimmt!)

ir aber haben eine Möglichkeit vorgeschlagen. Sie je-
och haben nicht eingeschlagen, sondern sind weg-
etaucht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Zwei Drittel haben wir mitgemacht! So viel konstruktive Opposition gab es noch nie!)


Ich finde es gut, dass die SPD heute noch einmal ei-
en Vorstoß zum Abschluss eines Finanzpakts gemacht
at. Hier müssen wir schauen, was bei Steuerhinterzie-
ung, beim Abbau von Steuervergünstigungen – unser
onzept dazu liegt immer noch auf dem Tisch –, bei der
rbschaftsbesteuerung und was bei den Föderalismus-
trukturen passiert.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Wer hat denn die Föderalismuskommission scheitern lassen?)


ir dürfen nicht nur darüber reden, sondern wir müssen
a rangehen.
Wenn heute einer in diese Diskussion reinzappt,

chlägt er die Hände über dem Kopf zusammen. Wir
üssen doch weiterkommen und ich denke, dazu gibt es
uch eine Möglichkeit; denn jeder sieht, dass wir die
robleme lösen müssen und nicht nur darüber reden dür-
en.
Wir haben auch eine Menge gemacht. Es ist nicht so,

ass wir untätig gewesen sind. Das gilt beispielsweise
ür die Stabilisierung der Sozialsysteme. Auch das ist
icht einfach gewesen. Wir haben die Sozialversiche-
ungsbeiträge so stabilisiert, dass sie nicht angehoben
orden sind. Da ging es um 4 bis 5 Prozent. Das war
ine unglaubliche Leistung. Bei den Krankenkassenbei-
rägen ist eine Senkung erfolgt und die Rentenbeiträge






(A) )



(B) )


Petra-Evelyne Merkel

sind auf 19,5 Prozent stabilisiert worden und nicht auf
21 oder 22 Prozent gewachsen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was heißt denn das?)


Wir haben also die Begleitkosten von Arbeit stabil ge-
halten bzw. gesenkt.

Wir wissen alle, dass wir noch mehr machen müssen.
Das Gesundheitssystem ist noch nicht so stabil, wie wir
es brauchen. Deswegen stellt sich auch die Frage nach
einer Bürgerversicherung, nach neuen Systemen, um un-
ser System im Vergleich zu anderen europäischen Län-
dern zu verbessern. Die Bürgerversicherung ist eine Ant-
wort auf die Fragen zum Gesundheitssystem. Meine
persönliche Auffassung ist, dass wir in dieser Form
– alle sind beteiligt und alle müssen mit einzahlen – auch
an die Rente herangehen müssen. Diesen Vorschlag
müssen wir weiter ausbauen.

Wir haben weit reichende Reformen auf dem Arbeits-
markt auf den Weg gebracht. Das fiel uns allen nicht
leicht, aber wir haben es geschafft. Auch durch die Zu-
sammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe haben
wir eines geschafft: Wir haben den Kommunen durch
den Wegfall der Sozialhilfe Luft verschafft; denn über
90 Prozent der Sozialhilfeempfänger sind aus der Sozial-
hilfe herausgefallen –


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517613600

Frau Kollegin, auch Sie müssen zum Ende kommen.

Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1517613700

– und beziehen jetzt Arbeitslosengeld II. Das schafft

den Kommunen genau wie die Gemeindefinanzierung
Spielraum.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Das Problem ist allerdings, bei uns sind es 10 Milliarden Euro mehr!)


Ich kann nur den Gemeinderäten und Stadtvätern raten:

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517613800

Frau Kollegin, Ihre Redezeit ist überschritten.

Petra Merkel (SPD):
Rede ID: ID1517613900

Schauen Sie nach, was Sie dadurch alles gewonnen

haben, und investieren Sie in die kleinen und mittelstän-
dischen Betriebe und die Handwerker.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: 16 Milliarden Euro strukturelle Unterdeckung und kein einziger Vorschlag!)


Machen Sie Ihre eigenen Aufträge.
Schönen Dank und schöne Pfingsten.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517614000

Das Wort hat der Kollege Bartholomäus Kalb, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und erren! Ein bisschen zur Szenerie: Im Juni 2003 stand in er „Passauer Neuen Presse“: Schröder lehnt höhere teuern ab. Ende des Jahres 2004 bzw. Anfang dieses ahres sagte Müntefering im „Handelsblatt“: Mindestens n dieser Legislaturperiode wird es keinen Ansatz geben, teuern zu erhöhen. (Otto Fricke [FDP]: Das war die Cartoonseite!)

Bartholomäus Kalb (CSU):
Rede ID: ID1517614100

etzt will Eichel die Mehrwertsteuer erhöhen, nicht zu-
etzt ausgelöst durch das Papier von Frau Hajduk,


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Sie nicht richtig gelesen haben!)


ie jedoch heute nichts, aber auch gar nichts dazu gesagt
at.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie fordert Mehrwertsteuererhöhung und sagt nichts dazu!)


s wäre doch sehr interessant gewesen.
Minister Eichel hat gestern in der Pressekonferenz

och einmal begründet, warum er eine Mehrwertsteuer-
rhöhung für notwendig hält. Er führt aus, dass die Steuer-
stquote so dramatisch gesunken sei, dass dies so nicht
leiben könne. Die Steuerlastquote jedoch ist nur ein sta-
istischer Durchschnittswert. Hier muss die Frage ge-
tellt werden: Wer trägt bei uns im Lande überhaupt
och die Steuerlast? Das sind die vielen Leistungserbrin-
er, die immer geringer werdende Zahl der Erwerbstäti-
en, die die komplette Steuer- und Abgabenlast zu tra-
en haben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

as alles ist Ausfluss der katastrophalen wirtschaftli-
hen Lage, in der wir uns befinden.
Wir haben heute früh über die Steuerreformen und die

orschläge diskutiert. Von einigen ist eine strukturelle
eform des Steuerrechts angemahnt worden. Aber
0 verschiedene steuerrechtsändernde Gesetze, die Sie
n sechs Jahren auf den Weg gebracht haben, haben doch
icht zur Vereinfachung und zu mehr Durchsichtigkeit
nd Nachvollziehbarkeit des Steuerrechts geführt, son-
ern zu einer Verkomplizierung in einem bisher nicht für
öglich gehaltenen Ausmaß.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Der Kollege Kampeter hat schon darauf hingewiesen:

ie haben sich darauf gestützt, Steuern zu erhöhen. Sie
rauchen sich nur den BMF-Bericht für den Monat April
nd die Einnahmenentwicklung der letzten Jahre bei den
erbrauchsteuern anzuschauen. Sie werden dann mer-
en, dass die Einnahmen in den Bereichen Mineralöl-
teuer, Tabaksteuer, Ökosteuer, Energiesteuer und
tromsteuer nicht gestiegen, sondern gesunken sind.
ies müsste man zumindest doch berücksichtigen.
Der Haushalt gerät immer stärker aus den Fugen. Ich
ill doch darauf hinweisen, wie weit Sie jeweils von der
irklichkeit entfernt sind. Im Jahre 2002 haben Sie für






(A) )



(B) )


Bartholomäus Kalb

den Haushalt eine Neuverschuldung von 21 Milliarden
Euro eingeplant, abgeschlossen haben Sie ihn mit
31,9 Milliarden Euro; 2003 waren 18,9 Milliarden Euro
geplant, abgeschlossen wurde mit 38,6 Milliarden Euro
Neuverschuldung; 2004 waren 29,3 Milliarden Euro ein-
geplant, abgeschlossen haben Sie mit 39,5 Milliarden
Euro Neuverschuldung, und zwar nur wegen der statisti-
schen Tricks. Wir sind schon gespannt, wie am Ende die-
ses Jahres die Zahl aussehen wird. Dazu sind hier schon
Angaben gemacht worden.

Sie selber widersprechen heute nicht mehr. Als Kol-
lege Austermann die Defizite, die im Zusammenhang
mit den Hartz-IV-Gesetzen entstehen würden, mit
5 Milliarden Euro beziffert hat, gab es hier noch große
Empörung und Gelächter. Heute sagen Koalitionsvertre-
ter und Regierung übereinstimmend, die Differenz
könnte ungefähr 6,5 bis 9 Milliarden Euro ausmachen.
Sie haben jedoch keine Antwort auf diese Fragen.

Stattdessen kündigen Sie gleichzeitig an, dass Sie
mehr Investitionen tätigen wollen. Letztes Jahr haben
Sie dem Haushalt in der Bewirtschaftung 2,4 Milliarden
Euro an Investitionen zur Deckung anderer Ausgaben
entzogen. Die Investitionsquote liegt heute weit unter
9 Prozent und wird auch in diesem Jahr weit unter
9 Prozent liegen. Es handelt sich in diesem Land um eine
klassische Desinvestition. Das heißt, neben die explizite
Verschuldung tritt auch noch die implizite Verschuldung,
weil wir auch bei der Infrastruktur der nachfolgenden
Generation die Lasten übertragen.

Mich hat das, was der Herr Staatssekretär gesagt hat,
etwas empört. Es heißt immer: Wenn die Opposition
Vorschläge macht, dann sind sie sozial ungerecht und
dann müssten verschiedene Dinge genauer benannt wer-
den. – Ich kann nur sagen: Die Zeit ist vorbei, in der wir
uns diese Spielchen leisten können. Wir können uns
keine grünen Spielwiesen mehr leisten wie Antidiskrimi-
nierungsgesetz und Widerstand gegen die Planungs-
rechtsvereinfachung.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

Wir können es uns auch nicht mehr leisten, jeweils mit
dem Finger auf die anderen zu zeigen, sondern wir müs-
sen – das ist die Verantwortung von uns Bundespoliti-
kern – auch Vorschläge machen, wie wir auf der Ausga-
benseite für alle staatlichen und kommunalen Ebenen
Entlastungen erreichen, weil uns sonst die öffentlichen
Haushalte irgendwann völlig um die Ohren fliegen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517614200

Das Wort hat die Kollegin Christine Scheel, Bünd-

nis 90/Die Grünen.

(Otto Fricke [FDP]: Jetzt möchte ich etwas zur Mehrwertsteuer hören! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sie wird uns jetzt die Position der Grünen zur Mehrwertsteuer erklären! Aber Sie kennt das Wort Mehrwertsteuer wahrscheinlich gar nicht! – Gegenruf der Abg. Anja I g s a m E I w k v s D p t l t A z l w f d d D a v f (C (D Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie geistreich! Ihr könnt ja selber etwas dazu sagen!)



Christine Scheel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1517614300

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ch finde es Klasse, wenn Sie mir immer so schöne Vor-
aben machen und mir sagen, wozu ich hier sprechen
oll. Aber keine Sorge: Das weiß ich selbst immer noch
m besten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Die FDP hat heute diese Aktuelle Stunde im Verbund
it dem Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen beantragt.
s ist völlig klar, um welche Themen es eigentlich geht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Um die Vorschläge der Abgeordneten Hajduk zur Mehrwertsteuererhöhung! – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Frau Scheel, Sie werden der Lage wirklich nicht mehr gerecht!)


n diesem Kontext hat sie so getan, als ob wir dann,
enn die FDP an die Regierung käme, in Deutschland
eine Probleme mehr hätten, weder im Haushalt noch in
erschiedensten strukturellen Zusammenhängen, was
oziale Sicherungssysteme anbelangt.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie haben doch ein Defizit im Haushalt!)


azu kann ich Ihnen nur sagen: Es wäre eine Katastro-
he, wenn das, was Sie in den letzten Jahren und Mona-
en vorgeschlagen haben, Realität werden würde.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Für die Katastrophe sind Sie verantwortlich! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wissen Sie überhaupt, was Sparen ist, Frau Kollegin?)


Ich sage Ihnen, warum. Sie haben uns zwar Ihr libera-
es Sparbuch vorgestellt, was Sie immer mit sich herum-
ragen.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wo sind denn Ihre Vorschläge?)


uf der anderen Seite haben Sie einen Gesetzentwurf
ur Steuerreform vorgelegt, ihn dann aber zwischenzeit-
ich wieder zurückgezogen,


(Otto Fricke [FDP]: Warum denn?)

eil er inhaltlich überhaupt nicht mehr aktuell ist, nicht
inanzierbar ist und Sie dafür keine Unterstützung aus
en von Ihnen mitregierten Ländern bekommen. Das ist
och die Wahrheit.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das stimmt doch gar nicht!)


eswegen: Hören Sie auf, immer solche Luftschlösser
ufzubauen. Das Gleiche gilt übrigens für Ihre Bürger-
ersicherung. Von der wissen Sie auch, dass sie nicht
inanzierbar ist.






(A) )



(B) )


Christine Scheel


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Bürgerversiche rung? Die wollen Sie haben!)

Wir haben das letzte Mal gesehen, was wir von Ihrem

wunderbaren Vorschlag, beim Subventionsabbau die Ra-
senmähermethode anzuwenden, gehabt haben. Wir hat-
ten nämlich das letzte Mal das Problem, dass wir bei den
Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur plötzlich Ein-
brüche gehabt haben, die sich sehr negativ auf den Bun-
desverkehrswegeplan ausgewirkt haben.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Weil das Mautsystem nicht funktioniert hat! Das ist doch Ihr Problem!)


Die Konsequenz war, dass jetzt Finanzierungen aufge-
baut worden sind, um die örtliche Bauwirtschaft zu stär-
ken und das zu tun, was letztendlich im Zusammenhang
mit Investitionen in diesem Sektor notwendig ist. Das
heißt, alles das, was Sie vorschlagen, passt hinten und
vorne nicht zusammen. Das sind nur ein paar Fragmente
und viele Prosatexte, aber in Wirklichkeit ist nur Luft da-
hinter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Was machen Sie jetzt anders? – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Was schlagen Sie vor?)


Die Union hat ein Steuerkonzept vorgelegt und ge-
sagt: Das ist die Zukunft für die Nation, die Steuererklä-
rung passt auf einen Bierdeckel.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir wollen alle wissen, was Ihr Mehrwertsteuerkonzept macht!)


Dann konnten wir hier feststellen, dass das Steuerkon-
zept weg war, der Bierdeckel weg war und Herr Merz
weg war. Dann gab es einen neuen Vorschlag, der
„Steuerkonzept 21“ hieß. Heute ist in den Tickermeldun-
gen nachzulesen, dass Herr Koch, bekanntlich Minister-
präsident in Hessen und CDU-Mitglied,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Guter Mann!)

einen neuen Vorschlag gemacht hat, weil das, was die
Union in Sachen Steuer vorgeschlagen habe, nichts ge-
wesen sei. Wie der neue Vorschlag aber genau aussehen
soll, darüber müsse man noch reden und Überlegungen
anstellen. Das heißt: viel Prosatext, viele Ankündigun-
gen, aber nichts dahinter.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben Sie heute Vormittag nicht richtig zugehört?)


Dann gibt es immer noch die Überlegungen zur Kopf-
pauschale. Aber auch die ist nicht finanzierbar.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wo sind denn Ihre Gesetzentwürfe?)


Das heißt konkret: Sie haben alle paar Monate einen
neuen Vorschlag, der im Widerspruch zum vorhergehen-
den Vorschlag steht, und was danach kommt, weiß man
auch nicht. Dann gute Nacht, schöne Welt. Ich möchte
nicht, dass wir mit einer solchen Beliebigkeit konfron-
tiert werden

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Oppositionsbeschimpfung ist kein Ersatz für Regierungshandeln!)


nd dass dann auch noch der Anspruch erhoben wird, re-
ierungstauglich zu sein. Sie sind nicht regierungstaug-
ich, weil Sie nicht einmal eine klare Position zwischen
DU und CSU hinbekommen, geschweige denn mit der
DP. Es gelingt Ihnen nicht, eine klare Linie zu irgendei-
em Thema im Zusammenhang mit der Steuer-, Finanz-
nd Abgabenpolitik zu finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Da muss sie selber lachen!)


Ich muss abschließend sagen, dass das gelungen ist,
as der Bund aus eigener Kraft leisten kann, nämlich die
inanzhilfen des Bundes zu reduzieren.


(Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Sie haben doch die Hilfe für die Steinkohle wieder verlängert! 16 Milliarden Euro!)


ie Finanzhilfen des Bundes sind in einer Größenord-
ung von rund 50 Prozent zurückgefahren worden. Wir
aben die Ausgaben des Bundes seit 1990 von
5,2 Prozent auf mittlerweile 11,4 Prozent reduziert. Wir
aben die niedrigste Staatsquote seit der Wiedervereini-
ung, meine Damen und Herren von der FDP. Von we-
en: Staatsquote runter. Hören Sie auf, immer einen sol-
hen Unsinn zu erzählen, wir hätten eine exorbitant hohe
taatsquote und das sei das Problem für die Bundesrepu-
lik Deutschland!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Kurz vor dem Sozialismus! – Gegenruf der Abg. Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr qualifizierter Zwischenruf!)


Wir sind der Auffassung, dass die Dinge gut vorange-
en. Wir haben einen Rückgang der Schwarzarbeit. Das
st sehr positiv. Wir haben einen Rückgang des Umsatz-
teuerbetrugs. Vor einem Jahr betrug die Größenordnung
8 Milliarden Euro, heute liegt sie bei 15 Milliarden
uro, was immer noch schlimm genug ist, aber wir sind
ier am Ball. Es geht darum, die Steuern vernünftig ein-
uziehen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir haben nicht 16 Milliarden zu viel, sondern zu wenig, Frau Kollegin!)


ir wollen keine Steuererhöhungsdebatten führen, son-
ern die Bodenhaftung behalten und keine Luftnummern
bziehen.
Danke schön.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Kein Wort zum Mehrwertsteuervorschlag der Grünen!)







(A) )



(B) )



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517614400

Das Wort hat der Kollege Norbert Barthle, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1517614500

Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Frau Kollegin Scheel, zum Thema Haushalts-
risiken und Mehrwertsteuer haben wir leider nicht viel
von Ihnen gehört.


(Zuruf von der CDU/CSU: Gar nichts!)

Dafür gab es eine kräftige Beschimpfung der Oppo-
sition.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das haben Sie auch verdient!)


Das scheint die Strategie der Regierung zu sein. Man
muss leider feststellen, dass solche Debatten in diesem
Hause regelmäßig wiederkehren. Man kommt sich schon
fast wie am Silvesterabend bei „Dinner for one“ vor: The
same procedure as every year.

Wir erleben immer wieder, dass Herr Clement den
Jahreswirtschaftsbericht, den er vorgelegt hat, im folgen-
den Jahr wieder korrigieren muss. Zuerst erzählt er uns:
Die Welt ist wunderbar. Wir erleben Wachstum; jetzt
geht es aufwärts. – Im Jahr darauf muss er sich selbst
korrigieren.

Finanzminister Eichel bietet uns dasselbe Schauspiel.
Erst sagt er uns, die Steuereinnahmen würden wieder zu-
nehmen, wir würden die Maastricht-Kriterien einhalten
und die Neuverschuldung werde niedriger ausfallen als
im Vorjahr.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wer glaubt das denn noch?)


Dann muss auch er sich Jahr für Jahr korrigieren. Es ist
immer wieder dasselbe Prozedere.

Wir Haushälter sagen ja, der Haushalt sei das Schick-
salsbuch der Nation.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Leider nur noch ein Groschenroman!)


Das ist es auch tatsächlich. Aber unter dieser Regierung
und diesem Finanzminister ist daraus ein Märchenbuch
geworden. Das ist das eigentlich Schlimme an dieser
Entwicklung.

Leider hat dieses Vorgehen schon ein Stück weit Sys-
tem. Immer dann, wenn wichtige Wahlen vor der Tür
stehen, erleben wir eine seltsam verfälschte Wahrneh-
mung der Dinge. Ich will in diesem Zusammenhang
daran erinnern, wie es seinerzeit bei der Bundestagswahl
2002 war. Die Menschen draußen im Lande vergessen
das ja sehr schnell. Im September 2002 hat Herr Eichel
festgestellt: Wir sind auf dem Weg zu einem Bundes-
haushalt ohne Neuverschuldung. Er sagte noch im Juli:
„Mit uns wird es keine Kehrtwende zurück in den Ver-
schuldungsstaat geben; wir machen keine neuen Schul-
den“ und so weiter und so fort.

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(C (D (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört! – Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Das war vor der Wahl! Vor der Wahl ist viel gesagt worden!)


Der Höhepunkt war dann das Wahlplakat mit der Auf-
chrift: „Stoiber heißt: Neue Schulden – Armer Staat.
chröder heißt: Solide Finanzen – Aktiver Staat.“


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)

igentlich müsste Ihnen angesichts dieses Plakats die
chamesröte ins Gesicht steigen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

ch würde mir wünschen, dass Herr Müntefering und
err Schröder einen Canossagang zu Herrn Stoiber un-
ernehmen, um sich für dieses Plakat zu entschuldigen,
enn die Wirklichkeit sieht doch ganz anders aus.
Wie sieht denn die Pro-Kopf-Verschuldung aus? In
ayern beträgt die Verschuldung 3 012 Euro pro Kopf,
n Baden-Württemberg etwas über 4 000 Euro und in
ordrhein-Westfalen 7 244 Euro. Das ist die Wahrheit,
ie Sie endlich einmal zur Kenntnis nehmen sollten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie ist es denn in Niedersachsen und in Hessen?)


Wenn wir schon beim Thema Neuverschuldung sind:
ir müssen Jahr für Jahr eine Neuverschuldung von an-
ähernd 40 Milliarden Euro in Kauf nehmen. Ich habe
inmal ausgerechnet, was das bezogen auf diese Aktu-
lle Stunde bedeutet. Justament in dieser einen Stunde
achen wir neue Schulden in einem Volumen von
576 000 Euro.


(Ortwin Runde [SPD]: Wie viel sind das pro Kopf bezogen auf die Versammelten? – Heiterkeit bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Gegenruf des Abg. Dr. Andreas Pinkwart [FDP]: Wir verteilen es auf die Köpfe der Regierung!)


Das dürfen Sie zu Hause gerne ausrechnen. Ich halte es
ür erschreckend, dass solche Angaben permanent mit
umorigen Bemerkungen weggesteckt werden.
Lassen Sie uns etwas sachlicher werden. Frau Kolle-

in Hajduk, ich durfte vor wenigen Tagen in der „Stutt-
arter Zeitung“ ein Zitat von Ihnen nachlesen, das ich
offentlich richtig wiedergebe:

„Man muss zur Kenntnis nehmen, dass angesichts
verfestigter Ausgabenstrukturen und schmaler ge-
wordenen Einnahmeerwartungen verfassungsge-
mäße Haushalte auf Jahre nicht gesichert sind.“
Damit droht der Verstoß gegen Artikel 115 Grund-
gesetz zur Regel zu werden.

Ich gebe Ihnen Recht, was die Aussage dieses Zitats
nbelangt. Dem kann man nicht widersprechen; es ist so
ichtig. Nicht richtig ist aber, was Sie in diesem Zitat
itbehaupten. Sprachwissenschaftler nennen das Prä-
upposition.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Hört! Hört!)







(A) )



(B) )


Norbert Barthle

Die Formulierung „angesichts verfestigter Ausgaben-
strukturen“ stimmt nicht, Frau Kollegin, denn die Aus-
gabenstrukturen haben Sie verfestigt. Wir sind der Auf-
fassung, dass man auch bei den konsumtiven Ausgaben
ansetzen muss statt nur bei den Einnahmen. Das ist der
große Unterschied.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt seien Sie mal mutig, Herr Barthle! Drei Vorschläge! Machen Sie nur einen Vorschlag!)


Wenn ich Ihre Einlassungen heute früh im Haushalts-
ausschuss richtig verstanden habe, dann sind Sie sogar
bereit, diesen Weg mitzugehen.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist aber ungehörig, was Sie da sagen!)


Aber ganz offensichtlich ist diese Koalition nicht dazu
bereit; denn Sie geben mit dieser Äußerung die Auffas-
sung der Mehrheitskoalition wieder. Das ist der entschei-
dende Punkt. In diesem Land fehlt es – wenn Probleme
bestehen – an der Bereitschaft, ernsthaft zu sparen, statt
nur die Einnahmen zu erhöhen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sagen Sie was zur Rente!)


Meine Redezeit ist leider abgelaufen.
Danke.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517614600

Nächster Redner ist der Kollege Ortwin Runde, SPD-

Fraktion.

Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1517614700

Wenn man sich die Steuerschätzung ansieht,


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Dann graust es einem!)


dann stellt sich die Frage, welche Lehre daraus zu ziehen
ist. Es gibt ein positives Signal, das sich auf die Gemein-
definanzen bzw. die Gewerbesteuer bezieht.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Warten wir mal ab, wie die Gemeinden das sehen!)


Dank gemeinsamer Anstrengungen ist es uns im
Dezember 2003 im Vermittlungsausschuss nicht nur ge-
lungen, diese Steuer zu stabilisieren, sondern auch dafür
zu sorgen, dass die Gemeinden statt eines Gewerbesteu-
eraufkommens in Höhe von 22 Milliarden Euro, wie es
vor einigen Jahren der Fall war, mittlerweile etwa
28 Milliarden Euro verbuchen können.


(Beifall bei der SPD)

Laut Steuerschätzung sind hier in diesem Jahr
0,8 Milliarden Euro und im nächsten Jahr 0,4 Milliarden
Euro mehr zu erwarten. Eine positive Entwicklung! Das
sollte man sich als Beispiel nehmen. Es geht auch da-
rum, Besteuerungsgrundlagen zu festigen, Bemessungs-
grundlagen zu verbreitern und Schlupflöcher zu schlie-

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(C (D en. Der Weg, den wir gemeinsam gegangen sind, ist ernünftig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


s ist aber eine gefährliche Situation, dass der Bund im
aufenden Jahr bei den Steuereinnahmen ein Minus von
,5 Milliarden Euro und die Länder ein Minus von
,5 Milliarden Euro zu verzeichnen haben.
Herr Kampeter, es gibt ja einen interessanten Gegen-

atz. Wenn ich die Pressestimmen vernehme, dann stelle
ch fest, dass alle Ländervertreter, insbesondere Herr
och und Herr Stratthaus, sagen: Angesichts der gegen-
ärtigen Situation dürfen keine weiteren Steuersenkun-
en versprochen oder vorgenommen werden. Was haben
ie aus der Finanzsituation gelernt? Das bedeutet doch
anz klar, dass man mit dem Klammersack gepudert
äre, wenn man die Gewerbesteuer mit einem momen-
anen Aufkommen in Höhe von 28 Milliarden Euro in-
rage stellte.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Steffen Kampeter [CDU/ CSU]: Heißt das Mehrwertsteuererhöhung?)


Ich habe Herrn Faltlhauser heute Morgen ganz genau
ugehört. Er hat gesagt, zum Herbst hin wolle die Union
in abgestimmtes Unternehmensteuerkonzept vorlegen.
ch bin gespannt, was mit der Gewerbesteuer geschehen
oll. Ich kann Ihnen garantieren, dass es zum Herbst hin
ein Konzept geben wird; denn die entscheidende Frage
st, wie Sie die Gewerbesteuer mit einem momentanen
ufkommen in Höhe von 28 Milliarden Euro auf die
örperschaftsteuer sowie auf die Lohn- und Einkom-
ensteuer umlegen wollen. Ich möchte sehen, wie Sie
as hinbekommen.


(Otto Fricke [FDP]: Aber besser als eine Nullrunde wie bei Ihnen!)


iese Nummer wird noch viel tragischer als das, was wir
ei der Kopfpauschale erlebt haben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ier wären Sie gut beraten, sich noch einmal mit den
ändern abzustimmen und zu schauen, was möglich ist.
Das hat natürlich auch mit der Frage zu tun – hier

abe ich heute Morgen ebenfalls genau zugehört –, ob
an den Körperschaftsteuersatz senken soll, um deut-
che Unternehmen im europäischen Vergleich wettbe-
erbsfähiger zu machen. Wir sind übereinstimmend der
uffassung, dass der Körperschaftsteuersatz von 25 auf
9 Prozent gesenkt werden muss. Das ist eine sinnvolle
aßnahme, die – so die Länderseite – voll gegenzufi-
anzieren ist. Aber so wie die Haushaltssituation nach
er Steuerschätzung aussieht, ist eine volle Gegenfinan-
ierung ohne Inkaufnahme von Haushaltsrisiken erfor-
erlich. Das wird die Herausforderung sein, vor der wir
n den nächsten Wochen stehen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)







(A) )



(B) )


Ortwin Runde

Ein bisschen enttäuscht bin ich, dass Herr Faltlhauser

in der Debatte über die Erbschaftsteuer, die ja Angele-
genheit der Länder ist und ihre Haushalte betrifft,


(Otto Fricke [FDP]: Es ist aber ein Bundesgesetz!)


keine Vorschläge für eine Gegenfinanzierung gemacht
hat.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Doch! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: War das Mikrofon ausgefallen oder haben Sie nicht richtig zugehört?)


Ich weiß von den Länderkollegen, die ich ja alle aus der
Vergangenheit kenne, dass darüber sehr kontrovers dis-
kutiert wird. Diese sagen: Solche Einnahmeausfälle kön-
nen wir uns eigentlich nicht leisten; so wünschenswert
eine steuerliche Förderung von Unternehmensübergän-
gen auch ist, müssen wir darauf achten, welche Einnah-
meausfälle damit verbunden sind und ob unsere Gestal-
tungsspielräume eingeengt werden. Ich bin auf die
weiteren Beratungen in den nächsten Wochen gespannt.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir werden das in der Anhörung klären!)


Wir können aus den Ergebnissen dieser Steuerschät-
zung lernen, dass es sinnvoll ist, im kooperativen Föde-
ralismus bei der Festigung der Besteuerungsgrundlagen
zusammenzuwirken. Wenn man das tut, kann man sich
über die Absenkung von nominalen Steuersätzen unter-
halten.


Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517614800

Herr Kollege!

Ortwin Runde (SPD):
Rede ID: ID1517614900

Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517615000

Das Wort hat der Kollege Georg Fahrenschon, CDU/

CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)



Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1517615100

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Diese Debatte ist auf jeden Fall in einer Hinsicht
spannend: Wir haben gerade den fünften Redner der Re-
gierung bzw. der sie tragenden Koalition gehört; doch
zum Thema hat bislang kein einziger einen Vorschlag
gemacht.


(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir wollen keine Mehrwertsteuererhöhung! So einfach ist das!)


Das zeigt wieder einmal, wer in dieser Republik Vor-
schläge macht und am politischen Prozess teilnimmt und
wer die Verhältnisse einfach nur noch hinnimmt, weil er
nicht mehr regierungsfähig ist.

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(C (D Wenn wir uns mit dem Thema Mehrwertsteuererhö ung konkret auseinander setzen, dann können wir festalten, dass die Vorschläge von Rot-Grün in Bezug auf ine Mehrwertsteuererhöhung ein Paradebeispiel dafür ind, wie man es nicht machen darf, weil so Verunsicheung in die Bevölkerung hineingetragen wird und genau as Gegenteil von Sicherheit und Kontinuität in der teuer-, Finanzund Wirtschaftspolitik ausgestrahlt ird. Von Anfang an, im Grunde seit Beginn der Amtszeit on Hans Eichel, spielt die Mehrwertsteuer eine zentrale olle. Bereits im ersten Regierungsjahr ging es darum, 0 Milliarden DM einzusparen. Schon damals stand eine ehrwertsteuererhöhung auf der Tagesordnung. (Zuruf von der SPD: Stimmt doch gar nicht! Was erzählen Sie da für einen Mist? – Weitere Zurufe von der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ein Jahr nach der Regierungsübernahme, genau ge-
agt: am 9. Oktober 2000, ging es darum, die Höhe der
kosteuer zu reduzieren. Der Kanzler prüfte Alternati-
en zur Ökosteuer und brachte die Mehrwertsteuer in die
iskussion.

Den Wechsel von der Ökosteuer zur Mehrwertsteu-
ererhöhung könnte Schröder noch vor dem Jahres-
ende ankündigen. Damit könne, so SPD-Strategen,
der öffentliche Druck aus der nächsten Stufe der
Ökosteuer-Erhöhung zum Januar 2001 genommen
werden.

as stand in der „Welt“ vom 9. Oktober 2000. Die
ehrwertsteuerdebatte war damit eröffnet.
Etwa sechs Monate später, am 2. März 2001, musste

er Finanzminister Pläne zur Erhöhung der Mehrwert-
teuer dementieren. Es hieß, die Finanzierung der Ren-
enkasse durch die Ökosteuer sei gesichert. Die Äuße-
ungen des Ministers Hans Eichel seien, so sein
ressesprecher am Tag danach, überinterpretiert worden.
s hieß, Rot-Grün plane keine Mehrwertsteuererhöhung.
Dann war Pause, weil das desaströse Finanzloch im
undesetat vor der Bundestagswahl 2002 bewusst ver-
chwiegen wurde – Kronzeuge ist Oswald Metzger –;
onst hätten Sie 2002 ebenfalls über eine Mehrwertsteu-
rerhöhung debattiert.
Nach der Bundestagswahl 2002 hat es bis zum

5. November 2002, also nur wenige Wochen, gedauert,
is die Mehrwertsteuer wieder ein Thema war. Der Fi-
anzminister sagte in einem Interview mit dem „Focus“:
enn wir unsere Vorschläge nicht durchsetzen können,
enken wir über eine Änderung der Mehrwertsteuer
ach.
Im Oktober 2003 präsentierte der Finanzminister im

usammenhang mit dem Haushaltsbegleitgesetz 2003
oh Wunder! – Ideen zur Mehrwertsteuererhöhung;
enn er musste das erste Mal – um es auf Bayerisch zu
agen – die Hosen herunterlassen und einen Nachtrags-
aushalt in Höhe von 43,4 Milliarden Euro – das war
achkriegsrekord – vorlegen. Da er Angst hatte, diesen






(A) )



(B) )


Georg Fahrenschon

Nachtragshaushalt über neue Schulden finanzieren zu
müssen, hat er selber eine Mehrwertsteuererhöhung ins
Gespräch gebracht.


(Zuruf von der SPD: Das war das Steuervergünstigungsabbaugesetz! Das ist Quatsch, was Sie da erzählen! Seit wann sind Sie dabei?)


Ein halbes Jahr später kam es dann zum Super-GAU
– ich zitiere –:

Gestern wurde in Koalitionskreisen bekannt, dass
Kanzler Gerhard Schröder und der SPD-Vorsitzende
Franz Müntefering am Mittwoch vergangener Wo-
che Pläne Eichels für eine Mehrwertsteuererhöhung
um fünf Prozentpunkte in drastischer Weise zurück-
gewiesen haben.

Hans Eichel wollte mit den Mehreinnahmen von jährlich
45 Milliarden Euro – er wollte sich die Arbeit leicht ma-
chen – einerseits die Lohnnebenkosten senken und ande-
rerseits den Etat sanieren.

Fünf Monate später, im Oktober 2004, sagte der da-
malige Finanzminister des Landes Schleswig-Holstein:
Wir verlassen die politische Debatte über das Sparen;
wir schlagen lieber eine Erhöhung der Mehrwertsteuer
vor.

Aufgrund der von ihr von Anfang an betriebenen
Politik ist diese Regierung mittlerweile ein Standort-
risiko in Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Tut mir leid, das ist eine richtig dumme Analyse!)


Angesichts des derzeitigen Zustands der deutschen
Volkswirtschaft ist es, liebe Frau Hajduk, für die Binnen-
konjunktur wirklich Gift, wieder einmal eine Mehrwert-
steuererhöhung ins Spiel zu bringen. Es ist schon ein
spannendes Bild, wie Sie jetzt hier ganz allein an der
Spitze der grünen Bundestagsfraktion sitzen; Ihre eige-
nen Leute haben Sie nämlich im Stich gelassen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Otto Fricke [FDP]: Das hat sie aber nicht verdient!)


In der Debatte um die Streichung von Steuersubven-
tionen habe ich noch eine spannende Idee für Sie.


(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Okay! Ich höre zu!)


Sie sagen doch immer, wir müssten Steuersubventionen
streichen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Jetzt kommt die Ökosteuer!)


Erwägen Sie doch einmal folgenden Gedanken, der zu
Ihnen passen würde: Während die Mehrwertsteuer in
Deutschland 16 Prozent beträgt, beträgt sie zum Beispiel
in Schweden und in Dänemark 25 Prozent. Im Grunde
ist das niedrige Mehrwertsteuerniveau bei uns im Ver-
gleich zu Schweden und Dänemark eine Steuersubven-
tion des Staates.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


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(C (D s wäre doch ein toller Vorschlag – auf den warten wir etzt noch –, die Mehrwertsteuer zu erhöhen, um Steuerubventionen zu streichen. Herr Kollege, Sie müssen zum Ende kommen. Die Mehrwertsteuererhöhung wäre Gift für die Kon unktur. Lassen Sie die Finger davon und kehren Sie ieder zu einer vernünftigen Steuerpolitik zurück! Herzlichen Dank. Das Wort hat die Kollegin Karin Roth, SPD-Fraktion. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! ch habe eigentlich gedacht, die Aktuelle Stunde sei azu da, dass wir ein Stück weit sachlich darüber diskuieren und vor allem nicht nur aus der Finanzsicht, sonern auch aus der wirtschaftspolitischen Sicht der Frage achgehen, (Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Haben Sie meinen Beitrag gar nicht gehört?)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517615200
Georg Fahrenschon (CSU):
Rede ID: ID1517615300

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517615400

(Beifall bei der SPD)

Karin Roth (SPD):
Rede ID: ID1517615500

ie wir die Entwicklung in Deutschland voranbringen.
ir müssen dabei die Steuereinnahmen – das hat der
taatssekretär schon gesagt – auch unter der Bedingung
es wirtschaftlichen Wachstums sehen. Ich bin ent-
äuscht worden. Den Damen und vor allem den Herren
er Opposition geht es offensichtlich nur darum, die
enschen in unserem Land zu verunsichern. Gerade der

etzte Beitrag war ja eine Arie über die Mehrwertsteuer-
rhöhung.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Das sind Ihre Vorschläge, Frau Kollegin!)


ch darf darauf hinweisen, dass die letzte Mehrwertsteu-
rerhöhung 1997 war und mit Ihren Stimmen im Bun-
estag beschlossen worden ist.


(Georg Fahrenschon [CDU/CSU]: Bei einem Wachstum von 2,8 Prozent! Wenn Sie das hätten, wären wir schon froh!)


eshalb sage ich Ihnen: Seien Sie vorsichtig!

(Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Wie haben Sie gestimmt?)

Wir haben damals zugestimmt. Wir waren dafür, die
ehrwertsteuer zu erhöhen, weil wir den Rentenver-
icherungsbeitrag nicht erhöhen wollten. Das war die
rgumentation.


(Otto Fricke [FDP]: Das heißt, dafür würden Sie es wieder machen?)


Nun ist der Herr Barthle schon weg; wahrscheinlich
ar es so wichtig, dass er nicht mehr zuhören konnte.






(A) )



(B) )


Karin Roth (Esslingen)



(Dr. Wolfgang Gerhardt [FDP]: Wir sagen es ihm! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wir werden es ihm gern sagen!)


Herr Barthle hat gesagt, wir müssten an die Ausgaben
richtig rangehen. Er hat leider vergessen zu sagen, wo.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wo haben Sie denn die 60 Milliarden gelagert, die wir noch brauchen? – Jürgen Koppelin [FDP]: Bei Künast und Trittin zum Beispiel! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Im Prinzip sind Sie doch auch dafür, dass wir bei Künast und Trittin streichen!)


Im Haushalt gibt es einen großen Posten, nämlich
80 Milliarden Euro, die wir im Rahmen der Steuerfinan-
zierung der Rente ausgeben. Möchte Herr Barthle bei
diesen Ausgaben einsparen? Wenn er das möchte, dann
– das hat meine Kollegin Hajduk schon angemerkt –
muss er den Rentnern sagen, dass er die Renten kürzen
will. Sie müssen es den Menschen sagen.


(Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie sie erhöhen?)

Dazu sind Sie nicht in der Lage. Im entscheidenden Mo-
ment ducken Sie sich immer weg.


(Otto Fricke [FDP]: Wollen Sie sie erhöhen?)

Das gilt für die CDU/CSU, für die FDP sowieso.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir sagen
– Ortwin Runde hat schon deutlich gemacht, wie schwer
das ist, sowohl für die Länder als auch für den Bund –:
Wir müssen die Staatsausgaben konsolidieren,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Waren Sie bei der Verschuldung in Hamburg nicht auch dabei?)


aber wir dürfen die Konjunktur nicht abbremsen – das ist
wichtig –; denn die Konjunktur ist Voraussetzung für
Wachstum und Beschäftigung sowie Steuereinnahmen.


(Beifall bei der SPD)

Das Wissen um diese Logik ist bei Ihnen abhanden ge-
kommen.

Man sieht diesen Zusammenhang auch. Wir haben im
ersten Vierteljahr zur Überraschung aller eine doppelt so
hohe Wachstumsrate, als erwartet worden ist. Wir sind in
der Eurozone jetzt vorn.


(Otto Fricke [FDP]: Weil wir erst drei Länder haben!)


Kaum haben wir ein bisschen mehr Wachstum und Be-
schäftigung,


(Otto Fricke [FDP]: Beschäftigung?)

machen Sie jetzt Folgendes – das gilt vor allem für die
FDP –: Sie reden es schlecht.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist doch nicht wahr!)


Wir brauchen eine andere Debatte.

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(C (D (Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Sie sollten nicht nur den „Vorwärts“ lesen!)


Für uns ist wichtig, dass wir die Staatsfinanzen stabi-
isiert haben. Die Frage ist, was Sie machen, Herr
oppelin. Sie erzählen ständig über Subventionsabbau.
ie halten Ihr Gebetsbuch hoch.


(Otto Fricke [FDP]: Ja! – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Ich wünsche Ihnen auch mal ein anständiges Gebetsbuch, Frau Kollegin!)


ber wenn es um die Fakten geht, dann – das ist die
ahrheit – rudern Sie zurück und sagen: Nein, das wol-

en wir nicht. Das ist ein Missverständnis. – Ich sage Ih-
en: Wer sonntags über Steuersubventionen redet und
ich montags nicht mehr daran erinnert,


(Jürgen Koppelin [FDP]: Bei allen Subventionen 20 Prozent runter!)


er besitzt nicht die Fähigkeit zum Regieren. So sieht es
us.


(Beifall bei der SPD)

Es geht Ihnen nur darum, im Steuerbereich etwas für

hre Klientel zu tun,

(Jürgen Koppelin [FDP]: Nein! Stimmt nicht!)


ber umgekehrt sind Sie nicht bereit, Ihre Verantwortung
m Bundesrat wahrzunehmen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Ich schenke Ihnen das Ganze auf CD-ROM!)


er Bundesrat blockiert nämlich den Subventionsabbau.
as ist der entscheidende Punkt. Wir haben deutlich ge-
acht, was wir wollen. Sie haben aber die von uns un-
erbreiteten Vorschläge nicht Realität werden lassen.


(Jürgen Koppelin [FDP]: Sie sollten nicht nur den „Vorwärts“ lesen!)


Der Vorschlag der CDU/CSU, den Beitrag zur Ar-
eitslosenversicherung um 1,5 Prozentpunkte zu senken,
ürde dazu führen, dass im Haushalt der Bundesagentur
ür Arbeit 11 Milliarden Euro fehlen. Wenn Sie diesen
etrag über Steuereinnahmen gegenfinanzieren wollen,
üssen Sie hier und heute sagen, wie Sie sich das kon-
ret vorstellen. Sie können doch nicht auf der einen Seite
teuern senken, auf der anderen Seite aber Vorschläge
nterbreiten, die dazu führen, dass noch weitere Staats-
usgaben erforderlich werden.


(Beifall bei der SPD – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Wollen Sie die Körperschaftsteuer absenken oder nicht? Was ist denn hier los?)


Aus meiner Sicht weisen Ihre Forderungen in die fal-
che Richtung. Wir müssen die Investitionen stärken,
ir müssen


(Jürgen Koppelin [FDP]: Engelen-Kefer ablösen!)


ie Verkehrsinfrastruktur ausbauen, also Dinge tun, die
ie Konjunktur ein Stück weit anregen.






(A) )



(B) )


Karin Roth (Esslingen)



(Otto Fricke [FDP]: Schulden aufnehmen, Schul den aufnehmen, Schulden aufnehmen!)

Damit sorgen wir für mehr Wachstum. So werden auch
wieder mehr Steuereinnahmen kommen. Diese Logik le-
gen wir zugrunde, nicht nur die einfache Logik des Spa-
rens, das am Ende nichts bringt.


(Beifall bei der SPD – Jürgen Koppelin [FDP]: Schulden, Schulden, Schulden!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517615600

Das Wort hat der Kollege Peter Rzepka, CDU/CSU-

Fraktion.


Peter Rzepka (CDU):
Rede ID: ID1517615700

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und

Herren! Alle Jahre wieder das gleiche Bild. Steuerschät-
zung Mai 2002: 65 Milliarden Euro weniger, Steuer-
schätzung Mai 2003: 126 Milliarden Euro weniger,


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Macht schon 200 Milliarden Euro!)


Steuerschätzung Mai 2004: 61 Milliarden Euro weni-
ger und Steuerschätzung Mai 2005: 66 Milliarden Euro
weniger als ursprünglich angenommen und den Haus-
haltsplanungen zugrunde gelegt.


(Hellmut Königshaus [FDP]: Hört! Hört!)

Wieder einmal werden die optimistischen Wachstums-
prognosen dieser Bundesregierung in dramatischer
Weise von der Realität widerlegt. Jedes Jahr aufs Neue
werden im Bundeshaushalt leichtfertig die Einnahmen
zu hoch und die Ausgaben zu niedrig angesetzt. Es rächt
sich zunehmend, dass dieser Bundesregierung jegliche
ordnungspolitische Orientierung fehlt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Die aktuelle Diskussion um eine Erhöhung der Mehr-

wertsteuer passt in dieses Bild. Eine Erhöhung der
Mehrwertsteuer wäre Gift für die Konjunktur und würde
die binnenwirtschaftliche Entwicklung zusätzlich belas-
ten. Gelingt es den Unternehmen, die Erhöhung auf die
Konsumenten abzuwälzen, wird die Binnennachfrage
weiter geschwächt. Kann die Steuererhöhung nicht an
die Verbraucher weitergegeben werden, tragen die
Unternehmen, vor allem der Einzelhandel und das Hand-
werk, die zusätzlichen Belastungen. Die Wachstums-
und Beschäftigungskrise würde sich ausweiten,
Schwarzarbeit weiter zunehmen, Steuer- und Beitrags-
einnahmen würden erneut zurückgehen. Sie erleben es
gerade bei der Tabaksteuer – der Kollege Kampeter hatte
schon darauf hingewiesen –: Steuererhöhungen können
im Ergebnis zu Steuermindereinnahmen führen.


(Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr wahr!)

Deshalb ist es unverständlich, warum im Bundes-

finanzministerium offenbar Pläne zur Erhöhung der Um-
satzsteuer verfolgt werden. Es gibt nur eine denkbare
Erklärung: Es ist die pure Verzweiflung des Bundes-
finanzministers. Wir haben einen Bundesfinanzminister,
der die Übersicht verloren hat, dessen Haushaltspläne

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(C (D ahr um Jahr danebenliegen, der sich jedes Jahr mit Vertößen gegen das Grundgesetz und die Maastricht-Kriteien blamiert, der mit Tricks wie der Versilberung der ostpensionsverpflichtungen und dem Verkauf von Kreitforderungen versucht, über die wahre Haushaltslage u täuschen. „Tricksen, täuschen, tarnen“ nennt das die Süddeutsche Zeitung“ von heute. Der Minusminister raucht mehr Geld um fast jeden Preis, weil er es veräumt hat zu sparen und weil er kein steuerpolitisches esamtkonzept hat. Auch den Grünen fehlt der notwendige Sachverstand n der Steuerdebatte. Die Kollegin Hajduk will die ehrwertsteuer gar um 2 Prozentpunkte anheben. Überies wollen die Grünen zur Finanzierung der Körperchaftsteuersenkung die Exportwirtschaft mit 5 Milliaren Euro jährlich mehr belasten und legen damit die Axt n diesen sehr erfolgreichen Zweig der deutschen Volksirtschaft. Auf Initiative der Grünen wurden die Gesetzentwürfe es Bundesfinanzministers zur Senkung der Körperchaftsteuer und der Erbschaftsteuer von der Tagesordung der heutigen Sitzung genommen. „Wir haben rundsätzliche Bedenken mit beiden Gesetzentwürfen“, agt der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen unter erweis auf die neue Steuerschätzung. Der zuständige tellvertretende Fraktionschef der SPD wirft dem kleien Koalitionspartner vor, der Opposition Steilvorlagen u liefern, obwohl auch in der SPD-Fraktion die vom undeskanzler angekündigten Steuergesetze heftig umtritten sind. In dieser Situation stellt sich doch die Frage, ob dieser inanzminister überhaupt noch irgendeinen wesentlihen Einfluss auf die Steuerpolitik dieser Regierungsoalition hat. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist die Frage!)


ie Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Koalition nicht
ie Kraft haben wird, die Unternehmensteuern zu sen-
en, und nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen
ie Mehrwertsteuer erhöht.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Zoff in der Koalition!)


Die Haltung der Unionsfraktion ist demgegenüber
anz klar: Mit uns wird es keine zusätzliche Belastung
er Bürger und Unternehmen zum Stopfen von Haus-
altslöchern geben. Eine kurzfristige Konsolidierung der
ffentlichen Finanzen muss auch über die Kürzung von
usgaben erreicht werden. Was wir jetzt brauchen, sind
in Nachtragshaushalt und ein Haushaltssicherungsge-
etz.
Die Unionsfraktion fordert den Bundesfinanzminis-

er auf, endlich eine Haushaltsplanung vorzulegen, die
uf realistischen Wachstumsprognosen beruht. Der Kon-
olidierungsbedarf muss von einer soliden Basis aus be-
echnet werden. Alles deutet darauf hin, dass es zu Ein-
chnitten kommen muss, auch in Leistungsgesetze. Der






(A) (C)



(B) (D)


Peter Rzepka
schrittweise Abbau von Subventionen, der ja mit dem
Koch/Steinbrück-Papier bereits begonnen wurde, muss
jetzt fortgesetzt werden. Es ist an der Zeit, dass der Bun-
desfinanzminister handelt, meine Damen und Herren.

Ihnen wünsche ich frohe Pfingsten. Schönen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Steffen Kampeter [CDU/CSU]: Sehr gute Rede!)



Dr. h.c. Susanne Kastner (SPD):
Rede ID: ID1517615800

Die Aktuelle Stunde ist beendet.

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tages-
ordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Mittwoch, den 1. Juni 2005, 13 Uhr, ein.

Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen, den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch unseren
Zuschauerinnen und Zuschauern auf der Tribüne ein
schönes Pfingstfest.

Die Sitzung ist geschlossen.