Protokoll:
17253

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 253

  • date_rangeDatum: 3. September 2013

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 13:30 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/253 (Drucksachen 17/14681, 17/14682, Inhaltsverzeichnis Tagesordnungspunkt 3: Vereinbarte Debatte: Zur Situation in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Angela Merkel,  Bundeskanzlerin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rainer Brüderle (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister  BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17/14683, 17/14684, 17/14685, 17/14686, 17/14687, 17/14688, 17/14689, 17/14690) Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Katja Kipping (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung: Sammelüber- sicht 633 zu Petitionen (Zusatztagesordnungs- punkt 1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32621 A 32621 A 32627 D 32633 B 32638 A 32643 B 32648 A 32665 D 32669 A 32669 C Deutscher B Stenografisch 253. Sitz Berlin, Dienstag, den 3 I n h a l Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- neten Dr. Peter Danckert, Uta Zapf, Erika Steinbach, Dorothea Steiner, Jürgen Klimke, Krista Sager, Manfred Kolbe und Reiner Deutschmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erweiterung der Tagesordnung . . . . . . . . . . Zur Geschäftsordnung Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jörg van Essen (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Grosse-Brömer (CDU/CSU) . . . . . . Thomas Oppermann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . P V A P G Z a 32615 A 32615 B 32615 D 32617 A 32617 D 32619 A 32620 A Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD) . . . . . . . . Otto Fricke (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32651 B 32654 C undestag er Bericht ung . September 2013 t : riska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . olker Kauder (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . Peer Steinbrück (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . erda Hasselfeldt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . usatztagesordnungspunkt 1: )–j)Beratung der Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses: Sammelüber- sichten 624, 625, 626, 627, 628, 629, 630, 631, 632 und 633 zu Petitionen 32655 D 32656 D 32657 A 32660 B 32661 C 32662 C Anlage 3 Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32670 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 32615 (A) ) )(B) 253. Sitz Berlin, Dienstag, den 3 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 32669 (A) ) )(B) Anlagen offiziellen Zahlen sechs Arbeitsuchende. Nimmt man die Wicklein, Andrea SPD 03.09.2013 Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten A s 8 li B S z n re S E H s tu v d w s in A m E s li G A A n u s s h D 1 s S s e u M  Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Alpers, Agnes DIE LINKE 03.09.2013 Buchholz, Christine DIE LINKE 03.09.2013 Bülow, Marco SPD 03.09.2013 Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 03.09.2013 Granold, Ute CDU/CSU 03.09.2013 Gunkel, Wolfgang SPD 03.09.2013 Hänsel, Heike DIE LINKE 03.09.2013 Dr. Happach-Kasan, Christel FDP 03.09.2013 Hinz (Essen), Petra SPD 03.09.2013 Hoff, Elke FDP 03.09.2013 Mast, Katja SPD 03.09.2013 Menzner, Dorothée DIE LINKE 03.09.2013 Müller (Köln), Kerstin BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.09.2013 Ploetz, Yvonne DIE LINKE 03.09.2013 Pothmer, Brigitte BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.09.2013 Rawert, Mechthild SPD 03.09.2013 Schäffler, Frank FDP 03.09.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 03.09.2013 Stüber, Sabine DIE LINKE 03.09.2013 Dr. Strengmann-Kuhn, Wolfgang BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.09.2013 Walter-Rosenheimer, Beate BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 03.09.2013 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Katja Kipping (DIE LINKE) zur Abstimmung über die Be- schlussempfehlung: Sammelübersicht 633 zu Petitionen (Zusatztagesordnungspunkt 1) Ich lehne die Beschlussempfehlung des Petitionsaus- chusses ab, das Petitionsverfahren zu Pet 4-16-11- 1503-058166 abzuschließen, weil damit dem grundsätz- chen Anliegen des Petenten und der gesellschaftlichen edeutung der Abschaffung der grundrechtswidrigen anktionen bei Hartz IV nicht Rechnung getragen wird. Ralph Boes fordert, die Sanktionen bei Hartz IV ab- uschaffen, damals bei Einreichung der Petition alle och im § 31 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch ge- gelt. Begründet wird diese Forderung wie folgt: „§ 31 GB II verletzt die Menschenwürde und die Freiheit zur ntfaltung der Persönlichkeit und wandelt die gebotenen ilfestellungen des Staates zu Zwangsmaßnahmen um.“ Dem ist zuzustimmen: Sanktionen und Leistungsein- chränkungen verletzen das Grundrecht auf ein soziokul- relles Existenzminimum. Dieses ist, wie das Bundes- erfassungsgericht in seinem Urteil vom 9. Februar 2010 eutlich klarstellte, „unverfügbar“ und „muss eingelöst erden“. In den Leitsätzen des Urteils steht: „1. Das Grundrecht auf Gewährleistung eines men- chenwürdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 bs. 1 GG sichert jedem Hilfebedürftigen diejenigen ateriellen Voraussetzungen zu, die für seine physische xistenz und für ein Mindestmaß an Teilhabe am gesell- chaftlichen, kulturellen und politischen Leben unerläss- ch sind. 2. Dieses Grundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG hat als ewährleistungsrecht in seiner Verbindung mit Art. 20 bs. 1 GG neben dem absolut wirkenden Anspruch aus rt. 1 Abs. 1 GG auf Achtung der Würde jedes Einzel- en eigenständige Bedeutung. Es ist dem Grunde nach nverfügbar und muss eingelöst werden […].“ Wer an den Sanktionen im Zweiten Buch Sozialge- etzbuch, also bei Hartz IV, und an den Leistungsein- chränkungen bei der Hilfe zum Lebensunterhalt fest- ält, begeht eine systematische Grundrechtsverletzung. iese fand im traurigen „Rekord“jahr 2012 bei Hartz IV 024 621-mal statt. Für die Betroffenen heißt das: existenzielle Not und oziale Ausgrenzung. Bei der Veröffentlichung der anktionszahlen für das erste Quartal 2013 wurde ge- agt: Sanktionen gehen zurück. Aber die Zahlen für das rste Quartal 2013 sind deutlich höher als die von 2011 nd den Jahren davor. Es gibt also keine Entwarnung. So mancher behauptet, wer suchet, der findet. Ein ärchen, denn auf eine offene Stelle kommen nach den 32670 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 (A) ) )(B) ungeschönte Statistik, sind es sogar acht. Egal, wie sich der Einzelne bemüht: Von den acht gehen sieben leer aus. Darüber hinaus: Ein Drittel der offenen Stellen sind Leiharbeitsstellen – also von fragwürdiger Qualität. Ralph Boes hat immerhin mit seinem Sanktionshun- gern erreicht, dass das zuständige Jobcenter einen Teil der Sanktionen wegen formaler Fehler zurückgezogen hat. Außerdem hat er mit Rechtsexpertinnen und -exper- ten eine mögliche Richtervorlage erstellt, die das Thema Sanktionen vor das Bundesverfassungsgericht bringen könnte. Die Linke streitet für die Abschaffung der Sanktio- nen. Hartz IV muss durch eine sanktionsfreie Mindest- sicherung von 1 050 Euro ersetzt werden. Denn: Ein Grundrecht kürzt man nicht. Anlage 3 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 912. Sitzung am 5. Juli 2013 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen zuzu- stimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Absatz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen bzw. einen Einspruch gemäß Artikel 77 Absatz 3 des Grundgesetzes nicht ein- zulegen: – Gesetz über die Förderung Deutscher Auslands- schulen (Auslandsschulgesetz – ASchulG) Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat nimmt zur Kenntnis, dass die im Be- schluss vom 3. Mai 2013 (Bundesratsdrucksache 213/13 (Beschluss)) bestätigten Eckpunkte mit dem zwischen dem Auswärtigen Amt und den Ländern ausverhan- delten Entwurf einer Verwaltungsvereinbarung umge- setzt werden. Er verknüpft damit die Erwartung, dass diese Verwaltungsvereinbarung zeitnah zur Verab- schiedung des Gesetzes abgeschlossen wird. – Zweites Gesetz zur Änderung des Öko-Landbau- gesetzes – Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt – Gesetz zur Änderung des Finanzausgleichsgeset- zes und der Bundeshaushaltsordnung – Gesetz zur Förderung der Sicherstellung des Not- dienstes von Apotheken (Apothekennotdienstsi- cherstellungsgesetz – ANSG) – Drittes Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtli- cher und anderer Vorschriften Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: Zu Artikel 2a Nummer 1 – neu – (§ 35a Absatz 6a – neu – SGB IV) Der Bundesrat bezweifelt, dass mit der Regelung zum Zustimmungsvorbehalt für Vorstandsdienstverträge – (C (D ein funktionierendes Verfahren geschaffen wird. Die Verantwortung für die Einhaltung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit für die Vor- standsdienstverträge der genannten Körperschaften wird auf die jeweilige Aufsichtsbehörde verlagert. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, bedarf es weiterer Konkretisierungen im Gesetz. Die im Ge- setz aufgeführten möglichen Entscheidungskriterien sind zu unbestimmt, als dass sie Maßstab für eine transparente, rechtssichere und objektive aufsichts- rechtliche Bewertung sein können. Es ist absehbar, dass es in Folge der Anwendung dieser Regelung zu einer Vielzahl rechtlicher Auseinandersetzungen kommen wird. Um dies zu vermeiden, erwartet der Bundesrat von der Bundesregierung eine rasche Konkretisierung in einem kommenden Gesetzgebungsverfahren unter Einbeziehung der Länder. Gesetz zur Beseitigung sozialer Überforderungen bei Beitragsschulden in der Krankenversicherung Der Bundesrat hat ferner folgende Entschließung ge- fasst: 1. Der Bundesrat begrüßt, dass mit dem Gesetz zur Beseitigung sozialer Überforderung bei Beitrags- schulden in der Krankenversicherung auch Rege- lungen zur Stabilisierung der Krankenhausfinan- zierung getroffen werden. 2. Der Bundesrat stellt fest, dass mit dem Gesetzes- beschluss des Deutschen Bundestages kurzfristig eine Änderung in das Gesetz aufgenommen wurde, nach der in strittigen Fragen bei Kranken- hausabrechnungen vor der Klage über eine Ab- rechnungsprüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen ein Schlichtungsver- fahren durchgeführt werden soll. Alle strittigen Abrechnungen von Krankenhäusern mit einem Streitwert bis einschließlich 2 000 Euro sind zu- nächst dort mit klageaufschiebender Wirkung zu behandeln. Die Mehrzahl der Abrechnungsstrei- tigkeiten soll demnach im Schlichtungsverfahren gelöst werden. 3. Der Bundesrat begrüßt grundsätzlich die Einfüh- rung von Konfliktlösungsinstrumentarien, die vor der Anrufung der Sozialgerichte bei streitigen Vergütungsforderungen zur Anwendung kom- men. Der Bundesrat weist jedoch darauf hin, dass die Entscheidungen des Schlichtungsausschusses nicht bindend sind und es abzuwarten bleibt, ob eine tatsächliche Entlastung der Sozialgerichte erfolgt und nicht lediglich eine Verzögerung ein- tritt. 4. Der Bundesrat stellt fest, dass die vorgenommene Änderung in § 17c Absatz 4b Satz 2 KHG die Aufgaben der gemeinsamen Selbstverwaltung in den Ländern berührt. Mit der Einführung eines verpflichtenden Schlichtungsverfahrens werden in vielen Ländern unter anderem wegen der Menge der strittigen Abrechnungsfälle und der absehbaren Bürokratisierung des Schlichtungs- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 32671 (A) ) )(B) verfahrens erhebliche Umsetzungsprobleme er- wartet. 5. Der Bundesrat stellt fest, dass aufgrund der vor- genommenen Änderung eine Rechtslücke ent- steht und eine Übergangsregelung fehlt. Bis zur Einigung der Selbstverwaltungspartner auf Lan- desebene über das Verfahren des Schlichtungs- ausschusses wäre die Durchsetzung von Rechts- ansprüchen im Klageweg vor den Sozialgerichten wegen der vorgeschalteten Schlichtung nicht zu- lässig. 6. Der Bundesrat weist darauf hin, dass aus Sicht der Länderkammer Zweifel an der Praktikabilität der von der Regierungskoalition nun vorgenom- menen Änderung bestehen. Der Bundesrat regt vor diesem Hintergrund an – zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Übergangsre- gelung ins Gesetz aufzunehmen, – die Effektivität des Schlichtungsverfahrens nach zwei Jahren zu evaluieren. – Fünftes Gesetz zur Änderung des Europawahlge- setzes – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/95/EU Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: Der Bundesrat stellt fest, dass die Anrufung des Ver- mittlungsausschusses den Abschluss des Gesetzge- bungsverfahrens in dieser Legislaturperiode und da- mit die fristgerechte Umsetzung der Richtlinie 2011/ 95/EU gefährden kann. Deshalb stimmt er dem vom Deutschen Bundestag beschlossenen Gesetz zur Um- setzung der Richtlinie 2011/95/EU zu, obwohl seinen Änderungsanträgen zum Aufenthaltsgesetz nicht ent- sprochen wurde. Der Bundesrat hält an seiner Forde- rung fest, die Zuständigkeit für Entscheidungen über das Vorliegen zielstaatsbezogener Abschiebungsver- bote nach nationalem Recht (§ 60 Absatz 5 und 7 AufenthG) unabhängig von einem Asylverfahren auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bun- desamt) zu übertragen. Als für die Durchführung der Asylverfahren zustän- dige Behörde verfügt das Bundesamt über die erfor- derliche Kompetenz zur Beurteilung aller zielstaatsbe- zogenen Abschiebungsverbote. Durch eine Bündelung der Zuständigkeit beim Bundesamt können zudem Ab- grenzungsschwierigkeiten und negative Kompetenz- konflikte mit den Ausländerbehörden vermieden wer- den. Die Bundesregierung wird aufgefordert, bei dem nächsten Gesetzentwurf zur Änderung des Aufent- halts- bzw. Asylverfahrensgesetzes die Übertragung der vollständigen Zuständigkeit für die Entscheidung über das Vorliegen zielstaatsbezogener Abschiebungs- verbote außerhalb eines Asylverfahrens vorzusehen. Bei der Neuregelung kann den formellen Bedenken der Bundesregierung in ihrer Gegenäußerung (vgl. Bundestagsdrucksache 17/13392) erforderlichenfalls – – – – – – – – – – (C (D durch ergänzende Regelungen Rechnung getragen werden. … Gesetz zur Änderung des Bundesvertriebenen- gesetzes Siebtes Gesetz zur Änderung des Filmförderungs- gesetzes Gesetz zur Einführung einer Partnerschaftsgesell- schaft mit beschränkter Berufshaftung und zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte, Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprü- fer Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherrichtlinie und zur Änderung des Gesetzes zur Regelung der Wohnungsvermittlung Gesetz zur Änderung des Bundesverfassungsge- richtsgesetzes Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechts- verkehrs mit den Gerichten Gesetz zur Stärkung der Funktionen der Betreu- ungsbehörde Gesetz zur Änderung des Bundeszentralregister- gesetzes und anderer registerrechtlicher Vorschrif- ten zum Zweck der Zulassung der elektronischen Antragstellung bei Erteilung einer Registeraus- kunft Gesetz zur Änderung des Soldatinnen- und Solda- tengleichstellungsgesetzes Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertragung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinsti- tute auf die Europäische Zentralbank Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Die mit dem Verordnungsvorschlag vorgesehene Schaffung einer einheitlichen europäischen Ban- kenaufsicht ist nach Auffassung des Bundesrates ein notwendiger Schritt hin zur Schaffung einer Bankenunion. Die Finanzkrise hat gezeigt, dass nationale Zuständigkeiten bei der Bankenaufsicht ein länderübergreifendes, koordiniertes und ent- schlossenes Vorgehen bei der Restrukturierung von Banken verhindern können. 2. Mit der Verordnung sollen die bislang nationalen Befugnisse im Bereich der Bankenaufsicht auf die Europäische Zentralbank (EZB) übertragen wer- den. Der Bundesrat erneuert seine Bedenken, dass die EZB nur unter bestimmten Voraussetzungen eine durchsetzungsfähige Aufsicht ausüben kann. Hierzu gehört die Schaffung eines europäischen Restrukturierungs- und Abwicklungsregimes, das es ermöglicht, Banken im Ernstfall tatsächlich ab- wickeln zu können. Der Bundesrat stellt fest, dass die Bundesregierung einen solchen einheitlichen Abwicklungsmechanismus in Europa bislang blo- ckiert. Zu den Voraussetzungen für eine funktio- nierende Bankenunion gehört ferner die Einrich- 32672 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 (A) ) )(B) tung eines europäischen Restrukturierungs- und Abwicklungsfonds, der über eine Bankenabgabe gespeist wird (Bundesratsdrucksache 408/13 (Be- schluss)). Nur so lässt sich nach Auffassung des Bundesrates verhindern, dass weiter der Steuer- zahler für die Stabilisierung notleidender Banken aufkommen muss. 3. Die einheitliche Bankenaufsicht stellt laut der Bundesregierung eine Voraussetzung für die di- rekte Bankenrekapitalisierung durch den Europäi- schen Stabilitätsmechanismus (ESM), das heißt durch den europäischen Steuerzahler, dar. Der Bundesrat weist darauf hin, dass der ESM ur- sprünglich dazu eingerichtet wurde, Staaten der Euro-Zone bei Zahlungsschwierigkeiten finan- ziell zu unterstützen. Der Bundesrat fordert, dass der ESM im Ergebnis nicht dazu dienen darf, mit einer direkten Rekapitalisierung von Banken eine staatliche Haftung für Verluste des Bankensektors auf europäischer Ebene festzuschreiben. 4. Der Bundesrat fordert die Bundesregierung weiter mit Nachdruck dazu auf, sich in den europäischen Gremien dafür einzusetzen, dass das gesamte, für die Schaffung einer europäischen Bankenunion erforderliche Instrumentarium schnellstmöglich zusammen mit der europäischen Bankenaufsicht einsatzbereit ist. – Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 8. November 2001 zum Schutz des audiovi- suellen Erbes und zu dem Protokoll vom 8. No- vember 2001 zum Europäischen Übereinkommen zum Schutz des audiovisuellen Erbes betreffend den Schutz von Fernsehproduktionen – Gesetz zu dem Übereinkommen vom 13. Januar 2013 über die Vorrechte und Immunitäten der In- ternationalen Organisation für erneuerbare Ener- gien Der Bundesrat hat ferner beschlossen, die folgende Entschließung zu fassen: Der Bundesrat fordert die Bundesregierung auf, bei den laufenden und künftigen Verhandlungen von Ver- trägen im Bereich der inter- und supranationalen Or- ganisationen sicherzustellen, dass den Bediensteten die Befreiung von der inländischen Besteuerung nicht ohne Progressionsvorbehalt eingeräumt wird. Sollte die Bundesregierung im Rahmen der Vertragsver- handlungen dennoch beabsichtigen, auf den Progres- sionsvorbehalt zu verzichten, wird sie gebeten, die Länder über das Bundesfinanzministerium auf Fach- ebene zu unterrichten und deren Zustimmung hierzu einzuholen. Begründung: § 32b Absatz 1 Nummer 4 EStG verlangt für die Ein- beziehung von Einkünften, die nach einem sonstigen zwischenstaatlichen Übereinkommen steuerfrei sind, in die Berechnung des Steuersatzes für die übrigen Einkünfte (Progressionsvorbehalt), dass diese Steuer- freiheit ausdrücklich unter dem Vorbehalt der Ein- – – – – – – (C (D beziehung dieser Einkünfte in die Berechnung des Steuersatzes steht. Enthält ein zwischenstaatliches Übereinkommen keine Aussage zur Einbeziehung der Bezüge in die Berechnung des Steuersatzes, ist inso- weit ein Progressionsvorbehalt ausgeschlossen. Da- mit ist es Deutschland verwehrt, diese Bezüge bei der Ermittlung des Steuersatzes für die übrigen Einkünfte des Bediensteten oder die Einkünfte seines Ehegatten mit zu berücksichtigen. Die Bundesregierung hat in ihrer Gegenäußerung zur Stellungnahme des Bundesrates erläutert, dass sie be- wusst aus gesamtstaatlichem Interesse heraus auf die Vereinbarung eines Progressionsvorbehalts verzich- tet hat, um eine erfolgreiche Bewerbung der Bundes- republik Deutschland um den Sitz der IRENA zu er- reichen. Die Bundesrepublik sei einer der wichtigsten Initiatoren von IRENA. Vor diesem Hintergrund stimmt der Bundesrat trotz seiner Bedenken wegen der Ungleichbehandlung mit den Bediensteten anderer internationaler Organisatio- nen diesem Abkommen zu. Die Bundesregierung wird aber aufgefordert, im Rahmen der nächsten Abkom- mensverhandlungen grundsätzlich nicht mehr auf die Vereinbarung eines Progressionsvorbehalts zu ver- zichten, da die Einbeziehung von steuerfreien Ein- künften der Bediensteten in den Progressionsvorbehalt im Hinblick auf das verfassungsrechtliche Gebot der Besteuerung nach seiner Leistungsfähigkeit geboten ist. Der Bundesrat erkennt jedoch an, dass es im Einzelfall im gesamtstaatlichen Interesse liegen kann, auf den Progressionsvorbehalt zu verzichten. Die Länder wün- schen aber, in diese Entscheidung eingebunden zu wer- den. Geeignet ist insoweit eine Einbindung der Länder auf Fachebene über das Bundesfinanzministerium. Daher sollten die Länder künftig bereits im Rahmen der Abkommensverhandlungen über das Bundes- finanzministerium auf Fachebene über einen beabsich- tigten Verzicht auf den Progressionsvorbehalt unter- richtet werden und hierüber auch abstimmen können. Gesetz zur Änderung des Gesetzes zu dem OCCAR-Übereinkommen vom 9. September 1998 Gesetz zur Änderung des Abkommens vom 20. März 1995 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die Er- haltung der Grenzbrücken im Zuge der deutschen Bundesfernstraßen und der polnischen Landes- straßen an der deutsch-polnischen Grenze Gesetz zur innerstaatlichen Umsetzung des Fiskal- vertrags Zweites Gesetz zur Modernisierung des Kosten- rechts (2. Kostenrechtsmodernisierungsgesetz – 2. KostRMoG) Gesetz zur Änderung des Prozesskostenhilfe- und Beratungshilferechts 16. Gesetz zur Änderung des Arzneimittelgesetzes Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 32673 (A) ) )(B) Der Bundesrat hat ferner beschlossen, die folgende Entschließung zu fassen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, Artikel 19 und 20 der Verordnung (EG) Nr. 504/2008 der Kommission vom 6. Juni 2008 (Equidenkenn- zeichnung) insoweit in nationales Recht umzuset- zen, dass von den Sanktionen gemäß Artikel 24 im Falle falscher oder fehlender Eintragungen von Arzneimittelbehandlungen in Equidenpässen sowie im Falle der Schlachtung von Equiden (z. B. Einziehung, Vernichtung oder Entsorgung von Transpondern) Gebrauch gemacht werden kann. 2. Der Bundesrat bittet die Bundesregierung, nach Verabschiedung des 16. Gesetzes zur Änderung des Arzneimittelgesetzes das Ergebnis der Über- prüfung des tierärztlichen Dispensierrechts, das seit Jahrzehnten als Ausnahmeregelung zum so- genannten Apothekenmonopol im Arzneimittel- gesetz verankert ist, vorzulegen, damit beurteilt werden kann, ob das tierärztliche Dispensierrecht in der heutigen Form noch Bestand haben kann. 3. Zu Artikel 1 (§ 58d Absatz 3) Artikel 1 § 58d Absatz 3 des Gesetzes ermächtigt die zuständigen Behörden, Anordnungen gegen- über dem Tierhalter zu treffen, die der wirksamen Verringerung der Anwendung von Antibiotika dienen. Zur Vermeidung von Rechtsunsicherhei- ten für die betroffenen Landwirte und die zustän- digen Behörden und eines uneinheitlichen Voll- zugs in Deutschland wird die Bundesregierung gebeten, zusammen mit den Ländern unter Einbe- ziehung der Wissenschaft Verwaltungsvorschrif- ten zur Konkretisierung von Artikel 1 § 58d Ab- satz 3 des Gesetzes zu erarbeiten und zu erlassen. Die Bundesregierung wird ferner gebeten, zur Verfolgung eines ganzheitlichen Ansatzes zur Verbesserung der Tiergesundheit in der Antibioti- kaminimierungsstrategie die Berücksichtigung geeigneter Tiergesundheitsparameter in der zen- tralen amtlichen bundeseinheitlichen Datenbank zu ermöglichen und entsprechende Grundlagen in den betroffenen Rechtsbereichen außerhalb des Arzneimittelgesetzes zu schaffen. Auswahl, Be- wertung und Einbindung der Tiergesundheits- parameter sollte gemeinsam von Bund, Ländern und Wissenschaft erarbeitet werden. – Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2013/…/EU über den Zugang zur Tätigkeit von Kreditinstitu- ten und die Beaufsichtigung von Kreditinstituten und Wertpapierfirmen und zur Anpassung des Aufsichtsrechts an die Verordnung (EU) Nr. …/ 2013 über die Aufsichtsanforderungen an Kredit- institute und Wertpapierfirmen (CRD IV-Umset- zungsgesetz) – Gesetz zur Verwaltungsvereinfachung in der Kin- der- und Jugendhilfe (Kinder- und Jugenhilfever- waltungsvereinfachungsgesetz – KJVVG) – – – – – (C (D Gesetz über die Gewährung eines Altersgeldes für freiwillig aus dem Bundesdienst ausscheidende Be- amte, Richter und Soldaten Fünftes Gesetz zur Änderung des Straßenver- kehrsgesetzes und anderer Gesetze Gesetz über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2013 (Nachtragshaushaltsgesetz 2013) Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens „Aufbauhilfe“ und zur Änderung weiterer Gesetze (Aufbauhilfegesetz) Gesetz zur Änderung des Einkommensteuergeset- zes in Umsetzung der Entscheidung des Bundes- verfassungsgerichtes vom 7. Mai 2013 Der Bundesrat hat ferner die nachstehende Entschlie- ßung gefasst: 1. Der Bundesrat begrüßt es grundsätzlich, dass die Regierungsfraktionen einen Gesetzentwurf zur Umsetzung des Beschlusses des Bundesverfas- sungsgerichtes vom 7. Mai 2013 vorlegen und damit Schritte zur Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften mit der Ehe im Steuer- recht unternehmen wollen. Er bedauert es vor dem Hintergrund der eindeutigen Rechtspre- chungslinie zur Gleichstellung von homosexuel- len mit heterosexuellen Partnerschaften, dass es dazu erst einer erneuten Entscheidung des Bun- desverfassungsgerichts bedurfte. 2. Das vorliegende Gesetz beschränkt sich auf die Umsetzung der Verfassungsgerichtsentscheidung im Einkommensteuergesetz, weil nach Aussage des Bundesministeriums der Finanzen die da- rüber hinausgehende Anpassung weiterer steuer- rechtlicher Vorschriften noch der umfassenden steuerfachlichen und der rechtsförmlichen Prü- fung bedarf. Der Bundesrat verweist auf seinen bereits am 1. März 2013 beschlossenen Entwurf eines Ge- setzes zur Gleichstellung der Lebenspartnerschaft mit der Ehe im Einkommensteuerrecht (Drucksa- che 137/13 (Beschluss)), das – im Gegensatz zum vorgelegten Gesetz – auch eine Anpassung derje- nigen steuerlichen Vorschriften enthält, die in direktem Zusammenhang mit der Einkommen- steuer stehen und auf die sich die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes übertragen lässt. Hierzu gehören die auch aus Sicht des Bundes- rates – zumindest klarstellend – notwendigen An- passungen insbesondere der Einkommensteuer- Durchführungsverordnung, des Wohnungsbau- Prämiengesetzes, des Altersvorsorgeverträge- Zertifizierungsgesetzes und des Eigenheimzula- gengesetzes. Der Bundesrat bedauert, dass die Bundesregierung mit dem vorliegenden Gesetz erneut nur dort eine Änderung der steuerlichen Vorschriften vorneh- men will, wo sie dazu ausdrücklich vom Bundes- verfassungsgericht gezwungen wird. Er erwartet, 32674 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 (A) ) )(B) dass die gesetzliche Umsetzung der vollständigen Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaf- ten im Steuerrecht in der kommenden Legislatur- periode des Deutschen Bundestages umgehend und unter enger Einbindung der Länder erfolgt. 3. Der Bundesrat sieht den vom Deutschen Bundes- tag vorgeschlagenen Schritt insgesamt als zu kurz gegriffen an, um die bestehenden Ungleichbe- handlungen von eingetragenen Lebenspartner- schaften nachhaltig und vollständig zu beenden. 4. Der Bundesgesetzgeber hat im Jahr 2001 mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz eine Rechtsform ge- schaffen, mit der gleichgeschlechtliche Paare erst- mals rechtlich anerkannt und (schrittweise) mit Eheleuten in vielen Rechtsbereichen gleichge- stellt wurden. Das Bundesverfassungsgericht hat wiederholt eine Ungleichbehandlung zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft in ein- zelnen Rechtsgebieten als verfassungswidrigen Verstoß gegen den Gleichheitssatz angesehen, zum Beispiel im Beamtenrecht, in der Erbschaft-, Schenkung- und Grunderwerbsteuer sowie jüngst im Einkommensteuerrecht. Auch die Ungleichbe- handlung hetero- und homosexueller Paare bei der Sukzessivadoption wurde als verfassungswidrig verworfen. 5. Nach wie vor hat der Bundesgesetzgeber wider besseren Wissens die Gleichstellung in einer gan- zen Reihe von gesetzlichen Regelungen nicht vollzogen, sodass es weiterhin zu unbegründeten Ungleichbehandlungen kommt. Hierunter fallen auch Regelungen etwa a) in der Zivilprozessordnung, b) im Zwangsversteigerungsgesetz, c) in der Insolvenzordnung, d) im Schuldrechtsanpassungsgesetz, e) bei der Übernahme eines Hofes, f) im Heimarbeitsgesetz, g) im Bundesvertriebenengesetz, h) im Beruflichen Rehabilitierungsgesetz, i) im Bundeskindergeldgesetz und j) im Sprengstoffgesetz. 6. Auch die abschließende rechtliche Gleichstellung im Adoptionsrecht ist bisher nicht erfolgt. Aus Sicht des Bundesrates sind homosexuelle Paare keine schlechteren Eltern als heterosexuelle Paare. Es liegen auch keine wissenschaftlichen Erkennt- nisse vor, die die gegenteilige Annahme zu stützen vermögen. Das Bundesverfassungsgericht hat dazu ausgeführt (BVerfG, Urteil vom 19. Februar 2013, 1 BvL 1/11 und 1 BvR 3247/09, Rn. 104): „Unterschiede zwischen Ehe und eingetragener Lebenspartnerschaft, welche die ungleiche Aus- gestaltung der Adoptionsmöglichkeiten rechtferti- gen könnten, bestehen nicht; insbesondere sind – – – – g d Q g m (C (D beide Partnerschaften gleichermaßen auf Dauer angelegt und rechtlich verfestigt“. In zwei Ent- scheidungen geht das Bundesverfassungsgericht davon aus, dass Kinder in einer eingetragenen Le- benspartnerschaft ebenso behütet aufwachsen können wie in einer Ehe (BVerfG, Beschluss vom 19. Juli 2012, 2 BvR 1397/09, Rn. 76 und Urteil vom 19. Februar 2013, a. a. O., Rn. 80). Daher ist nicht nur die ausstehende gesetzgeberische Umsetzung der Entscheidung des Bundesverfas- sungsgerichts zur Gleichstellung bei der Sukzes- sivadoption angezeigt. Vielmehr muss das gesamte Adoptionsrecht diskriminierungsfrei ausgestaltet werden. Dabei muss stets das Kindeswohl im Mit- telpunkt stehen. 7. Das Institut der eingetragenen Lebenspartner- schaft bleibt letztlich immer eine Sonderform. Der Ausschluss von der Eheschließung ist eine Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. Dies würde selbst dann gelten, wenn die völlige rechtliche Gleichstellung der eingetragenen Le- benspartnerschaft erfolgen würde. Um diese und alle übrigen rechtlichen Ungleichbehandlungen abzubauen, hat der Bundesrat mit Beschluss vom 22. März 2013 ein Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts (Drucksache 196/13 (Beschluss)) vorgeschlagen. Der Gesetzentwurf liegt dem Deutschen Bundestag zur Beratung vor. Der Bun- desrat bittet den Deutschen Bundestag, die Bera- tung der Vorlagen zeitnah aufzunehmen. … Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches – Strafbarkeit der Verstümmelung weiblicher Geni- talien (… Strafrechtsänderungsgesetz – … StrÄndG) Gesetz zur Novellierung patentrechtlicher Vor- schriften und anderer Gesetze des gewerblichen Rechtsschutzes Gesetz zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für Wärme entwickelnde radio- aktive Abfälle und zur Änderung anderer Gesetze (Standortauswahlgesetz – StandAG) Gesetz zu dem Abkommen vom 31. Mai 2013 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika zur Förderung der Steuerehrlichkeit bei Internationalen Sachver- halten und hinsichtlich der als Gesetz über die Steuerehrlichkeit bezüglich Auslandskonten be- kannten US-amerikanischen Informations- und Meldebestimmungen Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat mit- eteilt, dass sie den Antrag Rechtsanspruch auf Bil- ung, Erziehung und Betreuung zügig realisieren – ualitätsoffensive in Kitas und Tagespflege in An- riff nehmen auf Drucksache 17/13982 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 253. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 3. September 2013 32675 (A) (C) )(B) Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: Innenausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Anhebung der Alters- grenzen für Beamtinnen und Beamte des Bundes nach den §§ 51 und 52 des Bundesbeamtengesetzes – Drucksachen 17/11450, 17/11614 Nr. 1.6 – Technikfolgenabschätzung (TA) Politikbenchmarking: Nachfrageorientierte Innova- tionspolitik – Drucksachen 16/5064, 17/790 Nr. 1.43 – – Beratung des Berichts des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) Forschungs- und wissensintensive Branchen – Optionen zur Stärkung ihrer internationalen Wettbewerbsfähig- keit (Innovationsreport) Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen und Bestrebungen der Kinder- und Ju- gendhilfe in Deutschland – 14. Kinder- und Jugendbericht – und Stellungnahme der Bundesregierung – Drucksache 17/12200 – Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit – Unterrichtung durch die Bundesregierung Hauptgutachten 2008 des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen Welt im Wandel – Zukunftsfähige Bioenergie und nach- haltige Landnutzung – Drucksachen 17/2272, 17/2548 Nr. 1.2 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung über die Entwicklung der Treibhausgasminderung von Biokraftstoffen, über das Biomassepotenzial sowie über die auf dem Kraftstoff- markt befindlichen Biomethan-Mengen – Drucksachen 17/9621, 17/10024 Nr. 1.2 – Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung – Beratung des Berichts des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) Politik-Benchmarking: Akademische Spin-Offs in Ost- und Westdeutschland und ihre Erfolgsbedingungen – Drucksachen 16/4669, 17/790 Nr. 1.42 – – Beratung des Berichts des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung (D – Drucksachen 16/7310, 17/790 Nr. 1.44 – – Beratung des Berichts des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) TA-Zukunftsreport: Arbeiten mit Zukunft – Strukturen und Trends der Industriearbeit – Drucksachen 16/7959, 17/790 Nr. 1.45 – – Beratung des Berichts des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) Zukunftsreport Individualisierte Medizin und Gesundheitssystem – Drucksachen 16/12000, 17/591 Nr. 1.5 – – Beratung des Berichts des Ausschusses für Bildung, For- schung und Technikfolgenabschätzung (18. Ausschuss) ge- mäß § 56a der Geschäftsordnung Technikfolgenabschätzung (TA) Innovationsreport Biomedizinische Innovationen und klinische Forschung Wettbewerbs- und Regulierungsfragen – Drucksachen 16/14146, 17/591 Nr. 1.38 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (Ergänzender Bericht) – Drucksache 17/8099 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zukunftsprojekte der Hightech-Strategie (HTS-Ak- tionsplan) – Drucksache 17/9261 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013 – Drucksache 17/13670 – 253. Sitzung Inhaltsverzeichnis - Anträge auf Änderung der Tagesordnung TOP 3 Vereinbarte Debatte zur Situation in Deutschland ZP 1 Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725300000

Nehmen Sie bitte Platz. Die Sitzung ist eröffnet.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie herzlich zur voraussichtlich letzten Plenar-
sitzung der 17. Legislaturperiode.

Während der parlamentarischen Sommerpause hat es
eine Reihe von Geburtstagen gegeben, von denen ich nur
einige wenige heute Vormittag noch würdigen möchte:

Der Kollege Peter Danckert hat seinen 73., die Kol-
legin Uta Zapf ihren 72. und die Kollegin Erika
Steinbach ihren 70. Geburtstag gefeiert.


(Beifall)


Ihre 65. Geburtstage begingen die Kollegin Dorothea
Steiner und der Kollege Jürgen Klimke, und ihre
60. Geburtstage feierten die Kollegin Krista Sager so-
wie die Kollegen Manfred Kolbe und Reiner
Deutschmann. Ihnen allen im Namen des Hauses alles
erdenklich Gute für die nächsten Jahre!


(Beifall)


Ich nutze die Gelegenheit auch gerne, Sie darüber zu
informieren, dass sich die Kollegin Alpers, von der viele

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wissen, dass sie in unserer letzten Plenarsitzung vor der
Sommerpause unmittelbar nach einer Rede hier im Deut-
schen Bundestag zusammengebrochen ist, noch immer
auf der Intensivstation befindet, aber nach Stand der
Dinge heute nach Bremen, also in ihre Heimatstadt, ver-
legt werden kann. Wir wollen das für ein Indiz für einen
Weg der Besserung und der Genesung halten, und ich
möchte ihr gerne in Ihrer aller Namen unsere besten Ge-
nesungswünsche übermitteln.


(Beifall)


Interfraktionell ist vereinbart worden, dass nach der
Debatte zur Situation in Deutschland noch eine Reihe
von Beschlussempfehlungen des Petitionsausschusses
ohne Aussprache abgeschlossen werden sollen. Sind Sie
damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann haben wir
das so beschlossen.

(C (D ung . September 2013 2 Uhr Bevor wir nun in unsere vereinbarte Tagesordnung intreten, müssen wir drei Geschäftsordnungsanträge ehandeln. Die Fraktionen der SPD, Die Linke und Bündnis 90/ ie Grünen haben jeweils fristgerecht beantragt, die Taesordnung um die Beratung ihres jeweiligen Antrages u erweitern. Dabei handelt es sich um den Antrag der PD-Fraktion auf der Drucksache 17/14677 mit dem itel „NSA-Affäre aufklären – Grundrechte schützen“, en Antrag der Fraktion Die Linke auf der Drucksache 7/14679 mit dem Titel „Beenden der nachrichtendienstchen Kooperation mit den USA und Großbritannien, nabhängige Überprüfung der derzeitigen Praxis und der ternationalen Verträge und Abkommen, die den Danaustausch regeln“ und den Antrag der Fraktion Bündis 90/Die Grünen auf der Drucksache 17/14676 mit em Titel „PRISM, TEMPORA und die Schutzverantortung der Bundesregierung“. Über diese drei parallen Geschäftsordnungsanträge haben wir zu befinden. Das Wort zur Geschäftsordnung erteile ich zunächst em Kollegen Volker Beck. (Zuruf von der FDP: Bitte zur Geschäftsordnung!)


Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1725300100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

NSA!


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir beantragen, dass der Bundestag heute über unseren
Antrag „PRISM, TEMPORA und die Schutzverantwor-
tung der Bundesregierung“ debattiert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Die Sache können wir nicht dem PKGr, einem geheim
tagenden Gremium, überlassen. Hier vor dem Bundestag
und der deutschen Öffentlichkeit ist der Ort der Aufklä-
rung.





Volker Beck (Köln)



(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie haben ja die Affäre für beendet erklärt. Herr
Friedrich sagte:

Alle Verdächtigungen, die erhoben wurden, sind
ausgeräumt.

Herr Pofalla sagte:

Der Vorwurf der vermeintlichen Totalausspähung in
Deutschland ist nach den Angaben der NSA, des
britischen Dienstes und unserer Nachrichtendienste
vom Tisch. Es gibt in Deutschland keine millionen-
fache Grundrechtsverletzung …


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Und Frau Merkel sagte am Sonntag: Ich habe keinen An-
lass, der NSA nicht zu vertrauen.


(Lachen bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sagen Sie uns heute: Woher kommt Ihr Vertrauen?
Sagen Sie heute dem Deutschen Bundestag, welche kon-
kreten Erkenntnisse Sie haben, die die Materialien, die
Snowden über die Medien veröffentlicht hat, widerle-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Fragen Sie Schily!)


Auf welcher Grundlage hat das Bundeskanzleramt der
NSA und den britischen Diensten diesen Persilschein
ausgestellt? Stellen Sie sich hier und heute dieser De-
batte im Deutschen Bundestag!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Ihre eigenen Leute glauben ja Ihren Beteuerungen
nicht. Der CSU-Vorsitzende, Herr Seehofer, hat gesagt:


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


„Aus meiner Sicht ist da noch nichts ausreichend ge-
klärt.“ Dieser Angelegenheit müsse sich die nächste
Bundesregierung widmen – hoffentlich eine Regierung,
die sich dieser Sache auch annehmen will. Die jetzige
hält ja alles für erklärt. Diese Widersprüche müssen wir
heute im Deutschen Bundestag diskutieren. Dem können
wir nicht ausweichen. Deshalb stimmen Sie bitte unse-
rem Antrag zu.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Die Bundesregierung hat bisher keine rechtlichen
Schritte unternommen, den bisher größten Angriff in der
Geschichte der Bundesrepublik Deutschland auf die
Rechte unserer Bürgerinnen und Bürger abzuwehren.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oha!)


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(C (D ir haben in unserem Antrag aufgeführt, was die Bunesregierung aufgrund internationaler Verträge, die wir it Großbritannien und den Vereinigten Staaten von merika haben, ganz konkret tun kann, um unsere Beölkerung vor dieser Ausspähung zu schützen. Darüber ollen wir heute beraten. Es ist nicht in Ordnung, wenn ie diese Debatte mit Ihrer Mehrheit unterbinden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


enn alles geklärt ist, dann stellen Sie sich hier und
eute unseren Fragen und unseren Argumenten.

Wir wollen mit Ihnen hier im Bundestag auch über
en Umgang mit dem Whistleblower Edward Snowden
eraten. Snowden hat sich um die politischen Interessen
nseres Landes verdient gemacht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Bundesverdienstkreuz für Snowden!)


hne Snowden gäbe es keine Aufklärung. Ohne
nowden gäbe es auch keine Verhandlungen zwischen
er Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten
taaten über die Zukunft der Spionage zwischen diesen
eiden Ländern. Also ist doch eindeutig klar, dass er et-
as beigetragen hat, was zu politischem Handeln führt,
nd ich finde, es ist eine Schande, dass er nur Zuflucht
nden kann bei dem Diktator Putin.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ir wollen heute mit Ihnen beraten und beschließen,
ass Edward Snowden Aufnahme in der Bundesrepublik
eutschland erhält.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Der will ja gar nicht!)


Für Sie von der Koalition mag diese Debatte beendet
ein. Für uns und die Menschen in diesem Land ist sie
as nicht. Deshalb gibt es am Samstag die Demonstra-
on „Freiheit statt Angst!“ auf dem Berliner Alexander-
latz. Wir kommen zahlreich – und du?


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725300200

Herr Kollege Beck, das hat nun fraglos mit dem Ge-

chäftsordnungsantrag nichts mehr zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Volker Beck (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1725300300

Ich bin schon am Ende meiner Rede.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725300400

Das Wort hat nun der Kollege Jörg van Essen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1725300500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

fürchte, der Kollege Beck wird es nie lernen, wie eine
Geschäftsordnungsdebatte im Deutschen Bundestag aus-
zusehen hat.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist Blödsinn!)


Ich bin trotzdem dankbar, dass wir sie heute führen.
Denn es zeigt sich hier ganz klar, über was die Bürger zu
entscheiden haben: Wir haben hier eine ganz klare rot-
rot-grüne Koalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Axel Schäfer [Bochum] [SPD]: Zur Geschäftsordnung! – Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Schöner hätten Sie das nicht vorführen können, und da-
für bin ich Ihnen ganz außerordentlich dankbar.

Mir war im Übrigen auch klar, dass wir heute Morgen
eine solche Geschäftsordnungsdebatte führen werden.
Denn es ärgert Sie natürlich, was wir gleich debattieren
werden. Es ärgert Sie, dass diese Bundesregierung einen
Haushalt vorlegt, der geringer verschuldet ist als der, der
im ersten Jahr Ihrer Regierungszeit geplant war.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Geschäftsordnung!)


Es ärgert Sie natürlich, dass es ein strukturell ausgegli-
chener Haushalt ist.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zur Geschäftsordnung!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725300600

Herr Kollege van Essen, das wird sicherlich alles

nachher in der folgenden Debatte vorgetragen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)



Jörg van Essen (FDP):
Rede ID: ID1725300700

Vielen Dank, Herr Präsident. – Deshalb ist es umso

besser, dass ich die Motive für diese Geschäftsordnungs-
debatte vortrage.

Es ärgert Sie natürlich auch, dass wir so hohe Ausga-
ben für Bildung in unserem Lande einstellen werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen bei der SPD)


Deshalb wundert es mich überhaupt nicht, dass Sie die-
sen Geschäftsordnungsantrag heute Morgen stellen.

Was Ihre wirklichen Beweggründe sind, kann man an
Folgendem erkennen. Ich hatte eigentlich in der letzten
Woche damit gerechnet, dass die Geschäftsführer der an-
deren Fraktionen anrufen und fragen, ob es möglicher-
weise eine NSA-Debatte gibt.

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(C (D (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Sie verrechnen sich halt! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie sie denn nicht beantragt?)


ichts ist geschehen.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt nicht! Sie haben die Mail schon letzte Woche bekommen!)


Ich habe damit gerechnet, dass vielleicht am Montag-
ormittag ein solcher Anruf kommen würde: Können
ir nicht vielleicht eine vereinbarte Debatte ansetzen? –
uch da ist nichts geschehen. Das zeigt: An einer De-
atte war man überhaupt nicht interessiert. Woran man
teressiert war, war eine Geschäftsordnungsdebatte am

eutigen Vormittag.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb ist klar: Auf die Vorschläge der rot-rot-grü-
en Koalition werden wir als Koalition nicht eingehen.
ir wissen im Übrigen: Bürgerrechte sind bei uns besser

ufgehoben.


(Beifall bei der FDP – Widerspruch bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Katja Kipping [DIE LINKE]: Weggesperrt!)


uch deshalb können wir diese Entscheidung so treffen,
nd deshalb gibt es bei uns eine klare Entscheidung.

Herr Präsident, das ist meine letzte Wortmeldung von
iesem Platz. Ich habe guten Grund, vielen Kolleginnen
nd Kollegen in allen Fraktionen des Deutschen Bundes-
ges für viele Jahre guter Zusammenarbeit zu danken,
nd tue das gerne.

Vielen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725300800

Herr Kollege van Essen, auch wenn dies ein ähnlich

unstvoller Geschäftsordnungsbeitrag war wie der des
orredners, nutze ich die Gelegenheit gerne, um mich
ei Ihnen für die langjährige Zusammenarbeit hier im
eutschen Bundestag zu bedanken. Insbesondere gilt
as für Ihre langjährige Tätigkeit als inzwischen bei wei-
m dienstältester Parlamentarischer Geschäftsführer im
eutschen Bundestag und die gute Zusammenarbeit im
ltestenrat. Ihnen persönlich alles Gute!


(Beifall)


Jan Korte hat nun das Wort zur Geschäftsordnung.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725300900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

ieber Kollege van Essen, in der Tat sind die ein klein
enig komplizierten Annäherungsversuche zwischen
ot-Rot-Grün nicht Thema einer Geschäftsordnungsde-





Jan Korte


(A) )


)(B)

batte; das ist schon so. Aber ich werde zur Geschäftsord-
nung sprechen und begründen, warum wir heute drin-
gend über den Antrag meiner Fraktion diskutieren
sollten.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Denn wenn die Bundesregierung behauptet, die NSA
und andere hielten sich an Recht und Gesetz, lässt das
nur zwei Schlüsse zu: Entweder sagen Sie nicht die
Wahrheit, oder es gibt Abkommen, die so etwas zulas-
sen. Beides gehört hier heute ins Plenum des Bundesta-
ges.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ein weiterer Grund, warum wir heute darüber disku-
tieren sollten, ist ganz einfach: Es betrifft Millionen Bür-
gerinnen und Bürger sowie unsere Grundrechte, die üb-
rigens unter großen Mühen erkämpft worden sind.
Darüber kann man doch nicht einfach hinweggehen. Da-
rüber muss hier diskutiert werden.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist wirklich ein großer Zufall, dass die in dieser
Frage zuständigen drei Mitglieder der Bundesregierung
heute ausnahmsweise zusammen anwesend sind. Das ist
zum einen Ronald Pofalla als zuständiger Kanzleramts-
minister. Das sind zum anderen Hans-Peter Friedrich als
für die Verfassung verantwortlicher Innenminister und
Angela Merkel, die Bundeskanzlerin, die vor allem ei-
gentlich nur noch als Angela Merkel unterwegs ist, aber
sich nicht dieser Debatte stellt. Wir sollten also jetzt da-
rüber diskutieren, weil heute alle drei anwesend sind.


(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ein weiterer Grund, warum wir heute darüber disku-
tieren sollten, ist: Ronald Pofalla war ganz lange ver-
schollen. Keiner wusste, wo er ist.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was? Lüge!)


Dann tauchte er auf und verkündete, dass die Affäre be-
endet ist. Ich halte das für ein sehr interessantes Demo-
kratieverständnis. Zum Glück ist es nicht so weit, dass
Herr Pofalla hier entscheidet, wann eine Debatte beendet
ist. Das macht der Bundestag.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es wird immer besser: Hans-Peter Friedrich, amtie-
render Innenminister, erklärt zu der ganzen Debatte, dass
Sicherheit ein Supergrundrecht ist, und offenbart damit
im Übrigen auch noch ein sehr fragwürdiges Verhältnis
zum Grundgesetz. Auch das ist inakzeptabel.

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(C (D (Beifall bei der LINKEN und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was hören wir von der Bundeskanzlerin zu diesem
hema? Nicht viel, außer dass sie einen Fragebogen ver-
chickt hat. Wir wissen nun nicht, was die Kolleginnen
nd Kollegen in den Vereinigten Staaten oder in Groß-
ritannien darauf antworten. Aber ich finde, es ist zu we-
ig, einen Fragebogen zu verschicken und dem Bundes-
g nicht einmal zu sagen, wie er beantwortet wird. Auch
as müssten Sie heute tun.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube, dass wir über den massiven Angriff auf
ie freie Kommunikation diskutieren müssen, weil er
ngst verursacht. Das führt dazu, dass Menschen nicht
ehr frei, sondern angepasst kommunizieren, weil sie

icht genau wissen, was mitgelesen wird und – vor allem –
b es irgendwann einmal gegen sie selber verwendet
ird. Ich finde, dass es sich um eine sehr grundsätzliche
emokratische Frage handelt, über die wir hier diskutie-
n sollten, wenn wir heute schon alle noch einmal zu-

ammengekommen sind.


(Beifall bei der LINKEN)


Zum Schluss. Meine Fraktion hat ebenfalls einen An-
ag eingebracht. Dieser ist Ihnen übrigens, Herr Kollege
an Essen, bereits am vergangenen Freitag zugegangen
zw. verschickt worden.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha!)


ie wussten das also sehr genau, oder Sie haben diesen
uten Antrag nicht gelesen. Beides ist nicht gut für einen
arlamentarischen Geschäftsführer.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben einen Antrag mit der Überschrift „Beenden
er nachrichtendienstlichen Kooperation mit den USA
nd Großbritannien, unabhängige Überprüfung der der-
eitigen Praxis und der internationalen Verträge und Ab-
ommen, die den Datenaustausch regeln“ vorgelegt. Das
t doch das Mindeste.

Wenn Ihnen Ihr treuer Weggefährte Horst Seehofer,
er an Loyalität ja nun nicht zu übertreffen ist, schon
agt, dass hier nichts beendet ist, dann sollten Sie doch
umindest auf Ihren Kumpel Seehofer hören


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Kumpel?)


nd es zulassen, dass wir heute das diskutieren, was so
iele Menschen bewegt, vor allem junge Menschen, die
eute ja überwiegend online kommunizieren. Es ist doch
as Mindeste, dass man sich hierfür eine Stunde Zeit
immt.

Schönen Dank.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)







(A) )


)(B)


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725301000

Michael Grosse-Brömer ist der nächste Redner in der

Geschäftsordnungsdebatte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Michael Grosse-Brömer (CDU):
Rede ID: ID1725301100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Wir vereinbaren eine Debatte zur Situation in
Deutschland, und die Opposition hält es geschlossen für
erforderlich, einen zusätzlichen Punkt auf die Tagesord-
nung zu setzen. Da stellt man sich schon die Frage, wa-
rum sie das tut.


(Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die erste Schlussfolgerung ist: Sie halten Ihre Redner
offensichtlich für nicht geeignet, dieses Thema hier um-
fassend zu erörtern; denn die hätten jederzeit die Mög-
lichkeit dazu.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh!)


Was wir heute hier erleben, ist die Fortsetzung des
rot-grünen Sommertheaters: Wie erkläre ich einen Skan-
dal, der keiner ist?


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Es ist ein Skandal! – Beifall der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deswegen nutzt man heute die Chance, vor einer De-
batte noch einmal ein Thema verkehrt herum aufzuzäu-
men – frei nach dem Motto: Kaum war Snowden da, fing
der rote Don Quichotte Oppermann mit seinem grünen
Knappen Sancho Pansa Ströbele an, loszureiten, um den
Wahlsieg zu retten.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Oh!)


Sie ritten den ganzen Sommer und fanden keine Wind-
mühle. Heute – das ist der wahre Grund – sitzen Sie auf
einem totgerittenen Pferd und sind nicht bereit, abzustei-
gen. Das ist der einzige Grund für diese Debatte.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Was die Sache noch schlimmer macht: Sie haben
nicht einen einzigen Beleg für das, was Sie permanent
skandalisiert haben. Das ist der wahre Skandal – bei Ih-
rer Argumentation. Es gibt nicht einen Beleg für die
massenhafte Ausspähung; es gibt nicht einen Beleg für
millionenfache Grundrechtsverletzung;


(Lachen beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


es gibt nicht einen Beleg, den Sie vorlegen können; es
gibt nur Ihren Wunsch, diesen Skandal am Leben zu er-
halten und die Menschen zu verunsichern, und zwar aus
wahltaktischen Gründen, und da machen wir nicht mit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


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(C (D Wir werden es gleich wieder erleben: Weil es in eutschland diese Ausspähung eben nicht gegeben hat, ird man sagen: Aber das kann es ja irgendwo in der elt geben. – as kann sein. Vielleicht machen das russische Geheimienste, vielleicht machen das chinesische Geheimienste. Das mag durchaus sein. Aber hören Sie auf, der undesregierung vorzuwerfen, sie sei nicht weltweit täg, und ihr zu unterstellen, sie habe Einfluss auf sämtlihe Geheimdienste dieser Welt. Das ist doch Unsinn. as, was Sie vorbringen, ist nur dem Wahlkampf ge chuldet und hat eine völlig unschlüssige Argumentaon. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(Peer Steinbrück [SPD]: Blödsinn!)


Ich will Ihnen noch eines sagen: Ich bin froh, dass
iese Bundesregierung eben nicht am Thema vorbeiredet
ie Sie; ich bin froh, dass es ein Acht-Punkte-Programm
ibt; ich bin froh, dass man sich national, bilateral und
ternational für einen verbesserten Datenschutz ein-

etzt. Das sind die richtigen politischen Schritte, aber
icht die Skandalisierung eines Themas, das keinen
kandal darstellt.

Ich will Ihnen abschließend sagen: Hören Sie auf,
ermanent zu behaupten, dass es in irgendeiner Form ei-
en millionenfachen Datenaustausch gegeben hätte, der
eutsche Staatsbürger beeinträchtigt. Wir wissen – und
des Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums
eiß es –: Dieser Datenaustausch zwischen BND und
SA hat dazu geführt, dass Anschläge in Krisengebie-
n, insbesondere in Afghanistan, verhindert werden
onnten und dass sie künftig verhindert werden können.
eutsche Staatsangehörige waren vom Datenaustausch
icht betroffen.

Das sind die Fakten. Beachten Sie sie! Achten Sie da-
uf, was zum Beispiel der Generalbundesanwalt sagt!
r sagt, dass es noch nicht einmal einen Anhaltspunkt
r irgendein Fehlverhalten gibt. Das sind die Fakten, die

ie aus wahltaktischen Gründen ignorieren. Ich halte das
r nicht in Ordnung.

Deswegen sage ich Ihnen zum Schluss: Wir werden
iese Anträge ablehnen, weil sie in der Sache nicht be-
ründet sind, weil sie die Menschen verunsichern und
eil es letztlich darum geht, Geheimdienste effizient zu
ontrollieren. Bei Letzterem sind wir dabei. Aber es
ann nicht sein, dass man nicht behauptete Tatsachen
ermanent wiederholt,


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Nicht behauptete Tatsachen!)


ohl wissend, dass Sie überhaupt keinen Beleg haben
r das, was Sie zu jeder Zeit sagen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Edward Snowden wird von den USA gesucht!)






Michael Grosse-Brömer


(A) )


)(B)

Das ist der Fakt, den wir hier feststellen. Sie skandalisie-
ren ohne Argumentationsgrundlage; Sie haben keine Be-
lege für das, was Sie behaupten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Doch! Edward Snowden und der Haftbefehl!)


Sie verunsichern die Menschen, und das ist der Sache
abträglich. Auch der Wahlkampf rechtfertigt es nicht,
uns an dem zu hindern, was wir machen, nämlich, den
richtigen Weg zu finden zwischen notwendigem Daten-
schutz und der notwendigen Unterstützung der Dienste.

Hören Sie auf die Stimmen der Vernunft in Ihrer Par-
tei! Hören Sie auf, die falschen Dinge aus wahltakti-
schen Gründen zu skandalisieren! Kehren Sie zur Ver-
nunft zurück!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725301200

Thomas Oppermann ist der letzte Redner in der Ge-

schäftsordnungsdebatte.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Thomas Oppermann (SPD):
Rede ID: ID1725301300

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Worum

geht es bei dieser Geschäftsordnungsdebatte?


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das frage ich mich auch!)


Warum wollen wir hier im Parlament die NSA-Affäre
debattieren? Die Bundesregierung verhandelt seit drei
Wochen über ein Antispionageabkommen mit den USA.
Vor vier Monaten hätte niemand geglaubt, dass so etwas
nötig sein würde. Dass wir von Staaten, mit denen wir
nicht befreundet sind, ausgespäht und ausgeforscht wer-
den, damit müssen wir jederzeit rechnen. Aber dass wir
von den Geheimdiensten von Großbritannien und den
Vereinigten Staaten, von unseren engsten Bündnispart-
nern, ausgespäht werden, das ist ein so unerhörter Vor-
gang, dass darüber der Deutsche Bundestag debattieren
muss.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Debatte findet statt im britischen Unterhaus.
Das wird mit Leidenschaft diskutiert im amerikanischen
Kongress. Doch Sie mit Ihrer Geschäftsordnungsmehr-
heit wollen diese Debatte im Bundestag verhindern. Sie
wollen die Affäre totschweigen. Das ist armselig.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Bis heute sind die wichtigsten Vorwürfe von Edward
Snowden nicht aufgeklärt.


(Peer Steinbrück [SPD]: Richtig!)


Es hat auch nicht geholfen, Frau Bundeskanzlerin, dass
Sie einen Ihrer wichtigsten Minister nach Washington
geschickt haben,

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(C (D (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer war das denn?)


m dort aufzuklären. Herr Friedrich ist dort katzbucklig
ingefahren, und er ist wie ein begossener Pudel zurück-
ekehrt. Das war kein Auftritt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Wir wissen bis heute wenig. Die NSA hat allerdings
ingeräumt, dass deutsche Kommunikation, Internet und
elekommunikation, im Bereich ihrer Überwachung
egt. Sie hat lediglich bestritten, dass wir flächende-
kend ausgespäht werden. Aber was heißt schon „flä-
hendeckend“? Wenn millionenfach E-Mail-Verkehr
nd Telefonate in Deutschland überwacht werden, ist
as etwas, was die Grundrechte der Bürger in diesem
ande berührt.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Jetzt zu unserem Antrag. Er zielt darauf ab, dass die-
es Antispionageabkommen erst dann abgeschlossen
ird, wenn der Sachverhalt aufgeklärt ist. Wir können
och ohne klare Faktenbasis kein Antispionageabkom-
en verhandeln. Wir müssen doch wissen, was da über-

aupt verhindert werden soll. Deshalb sagen wir ganz
lar: Dieses Antispionageabkommen darf kein Stillhalte-
bkommen zwischen zwei Geheimdiensten sein, die sich
echselseitig verpflichten, die Regierungen, die Minis-
rien und die Botschaften der anderen Seite nicht mehr

uszuspionieren. Das muss ein Abkommen zwischen
wei souveränen Regierungen werden, das auch den
chutz der Bürgerinnen und Bürger einbezieht.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Frau Bundeskanzlerin, wir wollen belastbare Verein-
arungen mit den Vereinigten Staaten über den Grund-
chtsschutz unserer Bürger. Deshalb ganz klar an Sie

ie Aufforderung: Stellen Sie sich vor die Bürgerinnen
nd Bürger! Verteidigen Sie die Grundrechte, und lassen
ie heute die Debatte zu, meine Damen und Herren!


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725301400

Wir kommen zur Abstimmung.

Ich lasse zunächst über den Aufsetzungsantrag der
PD-Fraktion abstimmen. Wer stimmt für diesen An-
ag? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Da-
it ist der Aufsetzungsantrag mit Mehrheit abgelehnt.

Wer stimmt für den Aufsetzungsantrag der Fraktion
ie Linke? – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? –
amit hat auch dieser Aufsetzungsantrag keine Mehrheit
efunden.

Wer stimmt für den Aufsetzungsantrag der Fraktion
ündnis 90/Die Grünen? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
altungen? – Keine. Damit ist auch dieser Aufsetzungs-





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

antrag abgelehnt, und zwar mit den Stimmen der Koali-
tion gegen die Stimmen der Opposition.

Wir kommen nun zum Tagesordnungspunkt 3:

Vereinbarte Debatte

Zur Situation in Deutschland

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache dreieinhalb Stunden vorgesehen. Darf
ich dazu Ihr Einvernehmen feststellen? – Das ist offen-
kundig der Fall.

Bevor ich der Bundeskanzlerin das Wort erteile, nutze
ich die Gelegenheit, dem Kollegen Volker Kauder zu
seinem heutigen Geburtstag die herzlichen Glückwün-
sche des Hauses zu übermitteln. Alle guten Wünsche!


(Beifall)


Ich höre, auch Stefan Müller habe heute Geburtstag.
Es können sich auch noch weitere Personen melden. Das
alles wird dann nach Prüfung der Aktenlage brav vorge-
tragen.


(Heiterkeit und Beifall)


Frau Bundeskanzlerin, Sie haben das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1725301500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Uns alle be-
schäftigt in diesen Tagen die außergewöhnlich schwie-
rige Situation in Syrien. Die Lage der Menschen ist kata-
strophal. Bereits über 100 000 Menschen haben ihr
Leben verloren; 2 Millionen – so die Zahlen von heute
Morgen – sind auf der Flucht. Es kann keinen Zweifel
geben, dass es zu einem eklatanten Bruch des Völker-
rechts durch den grausamen Einsatz von Chemiewaffen
gekommen ist. Wir haben Bilder gesehen von Kindern,
von Erwachsenen, die qualvoll gestorben sind. Ich
glaube, wir sind uns einig, dass dies eine klare Antwort
der internationalen Staatengemeinschaft erfordert.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deutschland hat sich mit Nachdruck dafür eingesetzt,
dass der UN-Sicherheitsrat sich mit diesem Giftgasein-
satz befasst. Aber wir müssen feststellen, der Bundes-
außenminister und ich gemeinsam, seitdem wir uns mit
dem Syrien-Konflikt beschäftigen, dass der UN-Sicher-
heitsrat immer wieder blockiert ist, blockiert insbeson-
dere auch durch eine sehr harte Haltung von Russland
und China.

Ich glaube, es ist unbestritten, dass wir nach diesem
Tabubruch, der Verletzung der Chemiewaffenkonven-
tion, nicht einfach zur Tagesordnung übergehen dürfen.
Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die UN Inspekteure
an den Ort der Tat schicken kann; das ist auch gelungen.
Wir setzen uns jetzt dafür ein, dass logistisch alles getan
wird, was getan werden kann, um die Untersuchung der
Proben zu beschleunigen. Ich möchte dem Bundes-
außenminister dafür auch ganz herzlich danken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Die Frage, was es bedeutet, nicht zur Tagesordnung bergehen zu dürfen, stellen sich natürlich alle. Es gibt rwägungen, eine militärische Antwort zu geben. Sie aben dies von den Vereinigten Staaten von Amerika, ie haben dies von Frankreich gehört. Wir sagen: eutschland wird sich an einem militärischen Einsatz icht beteiligen. Aber wir fügen hinzu: Wir wollen alles nternehmen, was uns in den verbleibenden Tagen mögch ist, (Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Jetzt auf einmal!)


m eine gemeinsame Antwort der internationalen Staa-
ngemeinschaft zu finden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist – ich muss das hier in diesem Hohen Hause so
agen – nicht sehr wahrscheinlich, dass dies gelingt, aber
uch die kleinste Chance muss genutzt werden. Deshalb
ind wir in permanenten Gesprächen mit all unseren
artnern, mit Russland. Deshalb werden wir auch das
-20-Treffen nutzen und alles Erdenkliche tun, um doch
och zu einer gemeinsamen Haltung der internationalen
taatengemeinschaft zu kommen. Ich glaube, dies ist im
teresse aller, die hier in diesem Hause arbeiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Glücklicherweise gibt es eine breite internationale
bereinstimmung darüber, dass der Syrien-Konflikt als
anzes nur durch einen politischen Prozess gelöst wer-
en kann. Deshalb haben wir bereits auf dem G-8-Tref-
n in Großbritannien, zu Beginn des Sommers, darüber

esprochen, dass es einer zweiten Konferenz in Genf be-
arf. Auch diese Bemühungen werden wir fortsetzen;
enauso setzt sich Deutschland natürlich gemeinsam mit
en Vereinten Nationen auch in der internationalen Kon-
ktgruppe Freunde Syriens und anderen Gruppen per-
anent dafür ein, dass die Dinge einer Lösung zugeführt
erden.

Meine Damen und Herren, Deutschland hat sich mit
ber 340 Millionen Euro auch dafür eingesetzt, das Leid
er Flüchtlinge zu lindern. Wir haben als erster EU-Mit-
liedstaat 5 000 syrischen Flüchtlingen Aufnahme ange-
oten.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo sind sie? – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Entschuldigung, ich finde, das ist ein erster Schritt.
ielleicht könnten wir uns gemeinsam dafür einsetzen,
ass auch andere europäische Länder diesem Beispiel
lgen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


ir wissen um die Verfolgung der Christen. Wir wissen
m die Verfolgung anderer. Es täte uns allen gut.

Ich sage aus diesem Anlass hier auch sehr deutlich:
s ist beschämend, dass Menschen, die sich traumatisiert
on Bürgerkriegen oder wegen politischer Verfolgung
ilfesuchend an Deutschland wenden, Anfeindungen
on Unbelehrbaren in unserem Land ausgesetzt sind. Ich





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

freue mich, dass es einen parteiübergreifenden Konsens
gibt, gerade auch zu den Vorkommnissen in Berlin. Das
ist wichtig und unabdingbar. Wir lehnen solche Anfein-
dungen ab, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben gestern die Debatte über den Bericht des
NSU-Untersuchungsausschusses verfolgt. Auch ich
möchte seitens der Bundesregierung allen Mitgliedern
dieses Ausschusses herzlich danken und sagen, dass wir
die Empfehlungen natürlich umsetzen werden. Ich will
hinzufügen: Gerade im Lichte dieser Debatte ist kein
Platz für Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtsextre-
mismus oder Antisemitismus. Das ist unsere gemein-
same Haltung. Ich bin allen Bürgerinnen und Bürgern
dankbar, die das zum Ausdruck bringen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, wir debattieren heute, am
Ende einer Legislaturperiode, über die Situation in
Deutschland. Die heutige Debatte gibt Gelegenheit, die
vier Jahre dieser Legislaturperiode noch einmal Revue
passieren zu lassen und einen Ausblick zu geben auf das,
was notwendig ist. Ich glaube, wir alle können feststel-
len, dass es ungewöhnlich herausfordernde vier Jahre
waren, mit Aufgaben, die wir am Beginn der Legislatur-
periode so nicht vor uns sehen konnten.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir hatten zu tun mit den Nachwirkungen der interna-
tionalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Wir sind in eine
Euro-Schuldenkrise hineingeraten. Wir hatten die
schrecklichen Ereignisse in Fukushima. Wir haben er-
freulicherweise den Prozess der Übergabe der Verant-
wortung in Afghanistan. Wir sind nicht vorangekommen
– so muss man es sagen – in dem Kampf gegen das irani-
sche Nuklearprogramm. Wir haben mit Hoffnung und
Spannung den arabischen Frühling verfolgt und sehen
jetzt, wie schwierig der Prozess ist, der sich daran an-
schließt. Wir verfolgen die Lage in Ägypten. Wir be-
obachten die Dinge in Libyen. Wir sind in Mali dabei.


(Zuruf der Abg. Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Dies alles sind Herausforderungen, die sehr schwierig
sind. Und: Vor wenigen Wochen hatten wir national eine
Kraftprobe zu bestehen, nämlich die Bekämpfung einer
Flut, wie wir sie eigentlich nur einmal im Jahrhundert er-
warten. Jetzt mussten wir erleben, dass dieses zweimal
in zehn Jahren passiert ist.

Meine Damen und Herren, trotz all dieser Herausfor-
derungen kann man sagen: Alles in allem waren es vier
gute Jahre für Deutschland.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D s waren vier gute Jahre für Deutschland; denn heute eht es vielen Menschen in Deutschland besser, als es ihen vor vier Jahren gegangen ist. (Zurufe der Abg. Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


ie christlich-liberale Koalition möchte diese Arbeit
rtsetzen, damit 2017 noch mehr Menschen sagen kön-

en: Uns geht es besser in unserem Land. – Das ist das
iel unserer Arbeit.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir sind vor vier Jahren
us dem tiefsten Wirtschaftseinbruch, einem Einbruch
on 5 Prozent, herausgekommen. Wir haben darauf im
ahmen der Großen Koalition mit einem klugen Kon-
nkturprogramm geantwortet. Natürlich hat das zu ei-

em starken Defizit in unserem Haushalt und damit zu
ehr Verschuldung geführt. Die mittelfristige Finanz-

lanung für diese Legislaturperiode sah vor, dass wir
eue Schulden in Höhe von 262 Milliarden Euro aufneh-
en müssen. Ich darf Ihnen heute berichten, dass es

00 Milliarden Euro sind. 100 Milliarden Euro bedeuten
uch eine Zunahme der Verschuldung. Aber dass wir
on 262 Milliarden Euro auf 100 Milliarden Euro ge-
ommen sind, ist ein sensationeller Erfolg.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sprach die schwäbische Hausfrau!)


Wir werden 2014 einen strukturell ausgeglichenen
aushalt haben und ab 2015 beginnen können, Schulden

urückzuzahlen. Das ist ein Beitrag für unsere Kinder
nd Enkel. Darüber sind wir froh.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir halten die im Grundgesetz für den Bund vorgese-
ene Schuldenbremse bereits seit 2012 ein.

Wir konnten verzeichnen, dass die Steuergelder, die
ir als Bund in dieser Legislaturperiode einnehmen, um
0 Milliarden Euro gestiegen sind.

All das sind herausragende Ergebnisse. Wie konnte
as gelingen, und warum ist das gelungen?


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das fragen wir uns bei dieser Regierung auch!)


as ist das Werk vieler Menschen im Lande. Aber,
eine Damen und Herren, es ist eben auch das Werk von

luger Politik,


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


iner Mischung aus Ausgabendisziplin – schauen Sie
ich die Haushalte an; die Ausgaben steigen nicht –, aus
ntlastungen – wo immer das im Blick auf Wachstum
öglich ist – und aus Zukunftsinvestitionen.

Dieser Dreiklang hat dazu geführt, dass wir am Ende
ieser Legislaturperiode 1,9 Millionen mehr sozialversi-
herungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse haben als
009, darunter 1,2 Millionen Vollzeitbeschäftigungsver-
ältnisse. Die Frauenerwerbstätigkeit hat ebenfalls zuge-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

nommen. 700 000 mehr Menschen im Alter von 60 bis
65 sind noch in Arbeit. Die Zahl der befristeten Arbeits-
verhältnisse ist trotz der gestiegenen Zahl der Arbeits-
verhältnisse konstant geblieben. Darüber hinaus haben
wir vom Statistischen Bundesamt gehört, dass im Au-
gust die Zahl der atypischen Arbeitsverhältnisse zum
ersten Mal zurückgegangen ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich sage ausdrücklich: Fast 3 Millionen Arbeitslose
sind 3 Millionen zu viel. Dass wir aber diese Fortschritte
erzielt haben und dass wir die höchste Beschäftigungs-
quote in Deutschland haben, die wir je hatten, ist ein Er-
folg, meine Damen und Herren. Das macht Mut, weiter-
zumachen. Genau diesen Weg wollen wir weitergehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Um Gottes willen!)


Natürlich gibt es Löhne, die nicht akzeptabel sind.
Deshalb haben wir die Leiharbeit sozial gemacht.


(Lachen und Widerspruch bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Sigmar Gabriel [SPD]: Das ist ja zynisch!)


Wir haben einen Mindestlohn vereinbart. Wir haben das,
was bei den geltenden Rechtslagen früher möglich war,
verhindert, nämlich dass Menschen aus einem unbefris-
teten Arbeitsverhältnis entlassen und dann im selben Be-
trieb als Leiharbeiter eingestellt und wieder eingesetzt
wurden. Diesem Drehtüreffekt haben wir einen Riegel
vorgeschoben. Das war eine wichtige und notwendige
Maßnahme.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben heute für 13 Branchen und 4 Millionen Er-
werbstätige branchenspezifische Mindestlöhne verein-
bart. Es gehört einfach zur Wahrheit dazu: Mindestlöhne
sind in Deutschland bis jetzt nur von CDU-Kanzlern für
allgemeinverbindlich erklärt worden. Rot-Grün hat an
dieser Stelle gar nichts gemacht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In den nächsten Jahren liegt vor uns natürlich die
Aufgabe, die Arbeitslosigkeit weiter zu senken. Ein gro-
ßes Thema ist, dass es aus den Jahren, als wir keine aus-
reichende Zahl an Ausbildungsplätzen hatten, noch viele
Jugendliche gibt, die keine Ausbildung haben. Deshalb
werden wir forcieren, dass die 25- bis 35-Jährigen jetzt,
wo der Ausbildungsmarkt sehr viel besser dasteht, eine
zweite Chance bekommen und auch diese jungen Men-
schen eine Ausbildung bekommen. Denn wir wissen,
dass das Risiko für Arbeitslosigkeit massiv sinkt, wenn
eine Ausbildung absolviert wurde.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden auch daran arbeiten, die Beschäftigung
Älterer weiter zu stärken. Wir haben alle miteinander
jahrelang den Fehler gemacht, Anreize dafür zu setzen,

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(C (D enschen zu früh aus dem Erwerbsleben herauszudränen. Wir haben jetzt zum ersten Mal wieder mehr Menchen zwischen 60 und 65 Jahren in Arbeit als solche, ie schon aus der Arbeitswelt ausgeschieden sind. Angeichts des Wandels des Altersaufbaus unserer Gesellchaft müssen wir Älteren Chancen bieten, sonst wird ie Rente mit 67 keine Akzeptanz finden. Aber wir könen sie bieten. Deshalb werden wir genau auf diesem eg weitermachen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Was heißt „weitermachen“? Ihr habt doch nichts gemacht!)


Von 2002 bis 2008 gab es in Deutschland keinerlei
ohnsteigerungen. Seit 2009 haben wir die erfreuliche
ntwicklung, dass die Menschen wieder höhere Brutto-
hne haben. Wir hätten es gern noch in diesem Jahr er-
öglicht, dass die Menschen mehr Netto vom Brutto in

er Tasche haben. Doch Sie haben verhindert, dass wir
ie kalte Progression bekämpfen, obwohl der Bund die
eisten der Steuerausfälle übernommen hätte.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei der SPD)


as müssen Sie den Facharbeitern, Meistern und Inge-
ieuren in Deutschland einmal erklären.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf des Abg. Lothar Binding [Heidelberg] [SPD])


Meine Damen und Herren, dies alles sind Erfolge der
ürgerinnen und Bürger, der Arbeitnehmer und der Un-
rnehmer, aber es ist auch Folge kluger politischer Wei-

henstellungen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


s geht am 22. September um nicht mehr und nicht we-
iger als um die Frage, ob wir diesen Weg des Erfolges
eitergehen oder ob wir grobe Fehler sehen müssen, die
iese erfolgreiche Entwicklung wieder zunichtemachen.
as ist die Frage, vor der die Bürgerinnen und Bürger

tehen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Der Staat nimmt so viele Steuern ein wie nie zuvor.
amit müssen wir auskommen. Ich sage auch: Damit
önnen wir auskommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


enn wir Steuern erhöhen – das ist zumindest unsere
berzeugung; vieles spricht dafür –,


(Sören Bartol [SPD]: Warum will Seehofer denn die Pkw-Maut einführen?)


ann gefährden wir Arbeitsplätze, weil wir genau die
effen, die Selbstständige sind, die Unternehmen führen,
ie Mittelständler sind. Sowohl die Erhöhung des Spit-
ensteuersatzes als auch die Einführung einer Vermö-
ensteuer trifft das Rückgrat unserer Wirtschaft, den





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

Mittelstand, demotiviert und motiviert nicht. Wir brau-
chen motivierte Unternehmerinnen und Unternehmer,
damit mehr Arbeitsplätze entstehen. Das schafft nämlich
nicht die Politik, sondern das schaffen sie.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Steuererhöhungen würden deshalb dazu führen, dass wir
höhere Steuersätze haben, weniger Arbeitsplätze und
zum Schluss niedrigere Steuereinnahmen. Diesen Weg
gehen wir gerade nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir konnten ja auch beobachten, welche Auswirkung
die hohe Zahl der Beschäftigten auf die Situation der so-
zialen Sicherungssysteme hat. Bei der Rente werden wir
den Weg der schrittweisen Einführung der Rente mit 67
weitergehen, weil es keine andere Antwort auf die ver-
änderte Lage bezüglich des Altersaufbaus unserer Ge-
sellschaft gibt.


(Zuruf von der LINKEN: Falsch!)


Es ist falsch, den Kopf in den Sand zu stecken, jetzt wie-
der kleine Abweichungen vorzunehmen. Das alles wird
die junge Generation doppelt und dreifach bezahlen.
Deshalb machen wir das nicht. Verlässlichkeit ist das
Markenzeichen unserer Politik.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir dürfen nie vergessen: Die Rente muss zweimal
gerecht sein. Sie muss gerecht sein für die Älteren, aber
sie muss auch gerecht sein für diejenigen, die sie heute
mit ihren Leistungen erbringen müssen. Die Frage des
Zusammenhalts der Generationen wird in den nächsten
Jahren eine zunehmende Rolle spielen. Eine starke Ge-
sellschaft ist nur eine Gesellschaft, in der die Generatio-
nen einander vertrauen und sich nicht überfordern. Na-
türlich sehen wir, dass angesichts der demografischen
Entwicklung das Thema der Altersarmut eine wachsende
Bedeutung haben wird. Deshalb haben wir genauso wie
andere ein Konzept vorgelegt, in dem es heißt: Wer
40 Jahre gearbeitet hat, wer privat vorgesorgt hat, der
soll Leistungen bekommen, eine Rente bekommen, die
oberhalb der Grundsicherung liegt. Genau das werden
wir umsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die Union setzt sich auch dafür ein – darüber muss
man dann gegebenenfalls noch in Koalitionsverhandlun-
gen sprechen –,


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Aha!)


die Anrechnung von Erziehungszeiten bei der Rente für
Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, zu ver-
bessern.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Denn diese Frauen hatten keinen Rechtsanspruch auf ei-
nen Kitaplatz, keinen Rechtsanspruch auf einen Kinder-
gartenplatz, und die Gleichberechtigung in der Familie

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(C (D ar auch noch nicht so entwickelt, meine Damen und erren. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Sören Bartol [SPD]: Ihr hattet doch vier Jahre Zeit!)


Dies nehmen wir uns für die nächsten Jahre vor. Wa-
m? Das kann ich ganz klar begründen:


(Sigmar Gabriel [SPD]: Weil Sie es vier Jahre lang nicht gemacht haben!)


eil wir uns bis heute erst einmal ein Polster in der Ren-
nversicherung erarbeiten konnten.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie?)


ir konnten gegen Ihren Willen hier in diesem Hause
ie Rentenbeiträge senken und haben trotzdem Rückla-
en, und deshalb können wir diesen Beitrag zur Gerech-
gkeit gegenüber Frauen, die Kinder erzogen haben,
isten, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


as geht aber nur, wenn die Beschäftigungssituation so
ut bleibt, sonst können wir all das nicht schaffen.

Jeder Mensch in unserer Gesellschaft hat ein Recht, in
ürde zu altern. Deshalb ist die Pflege von zentraler Be-

eutung.


(Zurufe von der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


ir haben im Pflegebereich einen Mindestlohn einge-
hrt. Wir haben ein Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz ein-

eführt,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch nichts Vernünftiges!)


ach dem die Demenzkranken zum ersten Mal Leistun-
en erhalten; 650 000 Menschen erhalten mehr Leistun-
en. Wir haben dafür auch die Pflegeversicherungsbei-
äge erhöht.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Ich trage hier nur Fakten vor, und da ist schon so ein
eschrei. Sie können es offensichtlich gar nicht aushal-
n, dass man Ihnen sagt, was alles beschlossen wurde.
as ist ja unglaublich!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflege-
edürftig. Zwei Drittel von ihnen werden von Verwand-
n und Angehörigen gepflegt.


(Zurufe von der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as sind die stillen Helden unserer Gesellschaft, meine
amen und Herren, und ihnen gebührt ein großes Dan-
eschön.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

Wir wissen, dass die Aufgaben damit nicht erledigt
sind. Deshalb werden wir angesichts einer in den nächs-
ten Jahren steigenden Zahl von Menschen, die pflegebe-
dürftig sein werden, die Leistungen erweitern müssen.
Wir können nicht versprechen, dass die Beiträge kon-
stant bleiben. Wir müssen uns in der nächsten Legisla-
turperiode auch mit einem neuen Pflegebedürftigkeitsbe-
griff beschäftigen.


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aha! – Zurufe von der SPD: Oh!)


– Ja, selbstverständlich. – Meine Damen und Herren, ich
habe mich sehr intensiv damit auseinandergesetzt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, wir auch!)


Die Kommissionsarbeiten, die uns dazu vorgelegt wur-
den, hatten nicht den Reifegrad – darüber habe ich mit
dem Gesundheitsminister ausführlich gesprochen –,


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Bei Daniel Bahr hat gar nichts einen Reifegrad! Weder hier noch bei Organspenden oder sonst wie!)


dass man es den Betroffenen hätte zumuten können, in
neue Bewertungen hineingedrängt zu werden, weil nicht
klar war, ob manche Menschen zum Schluss weniger
Leistungen erhalten würden. Das gibt es mit uns nicht,
meine Damen und Herren, und das ist ein Beitrag zu ei-
ner guten Pflegeversicherung gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jeder Mensch in unserem Land hat ein Anrecht – da-
rauf sind wir stolz –, die Gesundheitsversorgung zu be-
kommen, die er braucht. Wir haben deshalb an einigen
Stellen nachsteuern müssen, was die Situation der Apo-
theken anbelangt, was die Versorgung der ländlichen
Räume mit Ärzten anbelangt. Die Patientenrechte wur-
den gestärkt. Wir werden auch in den nächsten Jahren
damit zu tun haben. Wir haben jetzt die Berichte über ab-
gelehnte Leistungen und Ähnliches gehört. Wir gehen
solchen Vorwürfen nach. Wir sorgen dafür, dass jeder die
gleiche medizinische Behandlung bekommen kann. Das
ist unser Anspruch. Insoweit wird uns das Gesundheits-
system weiter beschäftigen. Aber ich will auch sagen:
Deutschland hat ein gutes Gesundheitssystem, und auch
hier gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die
dort tätig sind, unser herzlicher Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, wir sind uns einig, dass Familien der Kern
unserer Gesellschaft sind. Wir vertreten die Politik, dass
Familien selbst entscheiden sollen, wie sie leben wollen.
Deshalb werden wir keine Kürzungen beim Ehegatten-
splitting vornehmen. Deshalb werden wir auch nicht
zwischen Jüngeren und Älteren unterscheiden, sondern
überlassen das den Familien. Das halten wir für eine Un-
terstützung der Familien.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir haben seit 2007 in Deutschland 820 000 neue Be-
treuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen.

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(C (D ies ist ein großes Gemeinschaftswerk von Kommunen, ändern und Bund. er Bund hat sich hierfür eingesetzt, obwohl er nicht zutändig ist, weil wir dies für eine gesamtgesellschaftliche ufgabe halten. Wir werden uns auch dauerhaft an der inanzierung der Betreuungskosten beteiligen. Dies haln wir für notwendig. Mit dem Rechtsanspruch auf eien Kitaplatz ist die Wahlfreiheit für Familien nämlich assiv gestärkt worden. In diesem Zusammenhang ha en wir im Sinne der Wahlfreiheit auch das Betreuungseld eingeführt. ir werden übrigens weiterhin an der Versorgung mit itaplätzen arbeiten müssen, weil der Bedarf steigen ird und weil auch die Ansprüche an die Betreuungszein und Öffnungszeiten steigen werden. Das ist der ge ellschaftlichen Entwicklung geschuldet. Deshalb weren wir diesen Prozess weiter begleiten. Meine Damen und Herren, wir haben in Forschung nd Bildung investiert – mehr als jede Bundesregierung uvor, 13 Milliarden Euro mehr –, weil wir der tiefen berzeugung sind, dass gute Bildung die Grundlage un eres Wohlstands ist. Wir werden in den nächsten Jahren ie Dinge natürlich weiterentwickeln müssen. Ich nenne ie Exzellenzinitiative, die Hightech-Strategie. Wir haen einen Qualitätspakt Lehre auf den Weg gebracht, dait die Ausbildung an den Hochschulen besser wird. ir haben den Hochschulpakt umgesetzt. Der Bund unrstützt die Schaffung zusätzlicher Studienplätze. Heute ehen mehr als 50 Prozent eines Jahrgangs an Universiten oder Fachhochschulen. Vor diesem Hintergrund age ich: Wir werden in den nächsten vier Jahren eher ieder einen Blick auf die berufliche Ausbildung legen üssen. ir müssen diese zweite Säule stärken, weil sie eutschland stark gemacht hat. Das wird eine der Aufaben sein. Mein Ziel ist es auch, in der nächsten Legisturperiode wieder einen Ausbildungspakt unter Einbe iehung der Gewerkschaften zu schließen. Ich glaube, ie gehören in einen solchen Ausbildungspakt hinein. (Zuruf von der SPD: Warum haben Sie das jetzt nicht gemacht?)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Widerspruch bei Abgeordneten der SPD)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir haben in dieser Legis-
turperiode aus gesamtgesellschaftlicher Überzeugung
ie Kommunen entlastet, und zwar um mehr als 20 Mil-
arden Euro, indem wir die Grundsicherung und das
ildungspaket für Hartz-IV-Empfänger übernommen
aben. Dies ist ein Beitrag dazu, dass Kommunen hand-
ngsfähiger werden. Ich glaube, dass jeder, der die
inge beobachtet, weiß, dass der Bund damit etwas un-
laublich Wichtiges gemacht hat und gerade die Kom-
unen entlastet hat, in denen sehr viele Menschen ar-

eitslos sind oder schwierige Erwerbsbiografien haben,
odass sich später ein Grundsicherungsanspruch ergeben





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

würde. Wenn man mit Oberbürgermeistern spricht, so
stellt man fest, dass sie dies sehr zu schätzen wissen.
Auch dafür mein Dankeschön.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden uns in der nächsten Legislaturperiode
auch mit der Eingliederungshilfe für Behinderte beschäf-
tigen müssen. Hier braucht es ein einheitliches Bundes-
gesetz. Auch darüber gibt es Gespräche mit den Ländern
und große Einigkeit.

Meine Damen und Herren, wir haben zum ersten Mal
seit langem einen breiten gesellschaftlichen Konsens
über unsere Energiepolitik. Die Ereignisse von Fuku-
shima haben dazu geführt, dass sich auch die christlich-
liberale Koalition dafür entschieden hat, die Laufzeit der
Kernkraftwerke in Deutschland zu verkürzen und auf
2022 zu begrenzen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zu verlängern! – Bettina Hagedorn [SPD]: Das Gegenteil habt ihr gemacht! Ihr habt verlängert!)


Ich glaube, das war absolut korrekt. Ich sage noch ein-
mal: Die Ereignisse in Fukushima haben uns dazu ge-
bracht. Wir haben damals eigentlich in großer Überein-
stimmung alle Gesetze verabschiedet bis hin zu einem
Endlagersuchgesetz. Das ist ein großer Erfolg. Ich weiß
gar nicht, warum Sie sich darüber nicht mit freuen kön-
nen.


(Sören Bartol [SPD]: Ich würde mich schämen an der Stelle!)


Das ist übrigens eines Ihrer Probleme, dass Sie sich nicht
über die Entwicklungen in Deutschland freuen können;
und das mögen die Menschen nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist unbestritten, dass wir damit vor einer großen
Herausforderung stehen. Aber die Welt ist der Überzeu-
gung: Wenn ein Land das schaffen kann, dann Deutsch-
land.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ja, aber ohne diese Regierung!)


Allerdings ist es notwendig, dass wir die Bezahlbarkeit
des Stroms in das Zentrum unserer Bemühungen stellen.
Das ist doch gar keine Frage.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich stehe auch nicht an, zu sagen: Ja, ich habe auf der
Grundlage umfangreicher Prognos-Studien in diesem
Hohen Hause gesagt, die EEG-Umlage wird in der Grö-
ßenordnung nicht über 3,5 Cent steigen. Wir haben dann
eine Entwicklung erlebt, im Übrigen auf der Grundlage
eines Gesetzes zum Ausbau der Photovoltaik, das Herr
Gabriel insbesondere noch gut kennen müsste, die eine
ungeheure Dynamik des Ausbaus der erneuerbaren
Energien mit sich gebracht hat. Das führt dazu, dass
heute 25 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien
gewonnen werden. Das führt dazu, dass die erneuerbaren

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(C (D nergien keine Nische in der Stromerzeugung mehr ind, sondern Teil der Gesamterzeugung. Das führt dazu, ass wir vor völlig neuen Problemen stehen. Wir haben uns zwischen Ministerpräsidenten und undesregierung auf eine Arbeitsstruktur verständigt, ie auch gut funktioniert, jedenfalls außerhalb der Wahlämpfe. Aber wir konnten eine substanzielle EEG-Noelle nicht erreichen. Deshalb ist eine der ersten Aufgaen der nächsten Legislaturperiode, das Erneuerbarenergien-Gesetz zu novellieren, damit die Dynamik der ostenentwicklung gestoppt wird. Wir wissen, dass es Deutschland auf Dauer nur gut ehen kann, wenn es Europa gut geht. Wir haben in dieen vier Jahren eine schwere Krise erlebt, eine Verschulungskrise, auch eine nicht gute Bankensituation und ine Krise der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit. Im ern konnte diese Krise entstehen, weil in Europa über ahre nicht die Verlässlichkeit geherrscht hat, die wir uns igentlich versprochen hatten. Deshalb will ich hier noch inmal deutlich machen: Dazu konnte es nur kommen, eil immer wieder Absprachen gebrochen wurden, weil den Euro-Raum – auch von meinem Vorgänger, dem undeskanzler Schröder – Länder wie Griechenland aufenommen wurden und weil der Stabilitätspakt gebrohen wurde. So hat sich über Jahre eine Krise aufgebaut, ie dann im Moment der internationalen Finanzund irtschaftskrise voll ausgebrochen ist. Mit dieser Krise üssen wir jetzt umgehen. Wir betreiben eine Politik der tabilisierung des Euro, die davon ausgeht: Der Euro ist ut für unser Land, für unsere Arbeitsplätze, für unseren ohlstand. Deshalb unterstützen wir die Euro-Rettung. Weil es immer an Verlässlichkeit gefehlt hat, ist es tzt wichtig, dass wir klare Prinzipien haben. Das Prin ip unserer Euro-Hilfe für Länder, die in Schwierigkein sind, heißt: Solidarität und Eigenleistung sind zwei eiten einer Medaille. Leistung und Gegenleistung, das t das Prinzip, nach dem wir handeln. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Kein Cent für die Griechen!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Das können wir gerne aufnehmen, weil Sie das immer
o gerne zitieren. „Kein Cent für die Griechen“ – richtig.
ein Cent für die Griechen, solange die Griechen nicht
ereit waren, Eigenleistungen und Reformen zu voll-
ringen;


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Einschränkungen haben Sie damals nicht gemacht! Die Einschränkung haben Sie nicht gemacht!)


eil das sonst keinen Sinn hat, weil die Solidarität sonst
s Leere läuft. Deshalb ist das Beharren auf diesem
rinzip richtig gewesen.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Auf dem Bismarck-Denkmal! – Sigmar Gabriel [SPD]: Sie haben sich als Bismarck abbilden lassen!)






Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, es ist ja paradox: Sie ha-
ben nahezu allen Programmen in diesem Hause zuge-
stimmt – bei Griechenland waren Sie noch nicht so weit –,
die sich mit der Euro-Rettung befasst haben.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Bei „Kein Cent für Griechenland“ haben wir nicht zugestimmt!)


Wir haben gemeinsam einen Wachstumspakt verabschie-
det. Wir haben für einen gemeinsamen Haushalt in
Europa gearbeitet.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben alles zu spät und halbherzig gemacht!)


Wenn man allem zugestimmt hat, ist es doch eigentlich
gar nicht sinnvoll, jetzt hier so ein Geschrei zu entfa-
chen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich kann nur sagen: Wir müssen diesen Weg weiterge-
hen. Wir können aber nicht sicher sein, dass der Weg mit
Ihnen so weitergegangen wird;


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Ein Glück!)


denn Sie sprechen von gemeinsamen Schuldentilgungs-
fonds und Euro-Bonds. Wir sagen: Es wird nicht gut
werden, wenn nicht Haftung und Durchgriff und Ent-
scheidung in einer Hand liegen. Deshalb wird es das mit
uns nicht geben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Sigmar Gabriel [SPD]: Wieso? Sie machen das doch jetzt! Sie schieben das doch bloß heimlich in die EZB! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Sie haben die Haftungsunion gegründet!)


Wir werden jetzt auf dem G-20-Gipfel wieder einen
Schritt auf dem Weg zur Regulierung der Finanzmärkte
gehen. Wir sind in diese schwierige Lage gekommen,
weil es Exzesse der Banken gab,


(Sven-Christian Kindler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben ja nichts gemacht!)


weil die Staaten nicht mehr die Hüter der Ordnung wa-
ren. Wir haben umfangreiche nationale und europäische
Regelungen eingeführt. Wir wissen, dass vieles nur in-
ternational entschieden werden kann. Das Treffen der
20 führenden Industrieländer am Donnerstag und Freitag
in Russland wird einen weiteren Fortschritt mit sich
bringen, was die Bekämpfung der Steuerhinterziehung
anbelangt. Das Prinzip des automatischen Informations-
austauschs zwischen den verschiedenen Ländern wird
von all diesen Ländern unterstützt werden. Wir werden
uns mit Maßnahmen befassen, die von der OECD ausge-
arbeitet wurden, mit denen wir der Steuervermeidung
begegnen wollen, das heißt der Tatsache, dass multilate-
rale Konzerne heute an vielen Stellen überhaupt keine
Steuern mehr zahlen. Das muss in Zukunft unterbunden
werden.

Ich füge hinzu: Wir kommen leider zu langsam voran
bei der Regulierung der Schattenbanken. Ich sage: Wenn

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(C (D ir hier keine entsprechenden Ergebnisse erzielen, dann achen sich die G 20 lächerlich. Wir alle haben uns vor ahren versprochen, dass wir jeden Finanzplatz, jeden inanzmarktakteur und jedes Finanzmarktprodukt regueren. Uns ist das bei den Banken gelungen. Bei den chattenbanken gibt es schon wieder Verschleppungsndenzen. Deutschland wird mit Entschiedenheit dageen vorgehen, enauso wie der Bundesfinanzminister mit Entschiedeneit für die Einführung einer Finanzmarkttransaktionteuer kämpft, meine Damen und Herren. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Peer Steinbrück [SPD]: Wo denn? – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Da klatscht ja selbst bei Ihnen fast keiner!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deutschland ist so stark, weil sich die Mehrzahl der
enschen, der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland
r dieses Land einsetzt.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


olitik kann nur das gestalten, was von den Menschen
rarbeitet wurde. Deshalb sagen wir: Wenn wir ein soli-
arisches Land bleiben wollen, dann müssen wir diejeni-
en, die jeden Tag zur Arbeit gehen, jeden Tag ihre Kin-
er erziehen, sich jeden Tag um ihre Verwandten
ümmern, jeden Tag ehrenamtlich tätig sind, jeden Tag
r unser Land Verantwortung wahrnehmen – ganz

elbstverständlich –, mit unserer Politik stärken, statt sie
u schwächen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist das Prinzip der christlich-liberalen Koalition.
uf diesem Weg werden wir weitermachen, für mehr
rbeitsplätze und mehr Wohlstand.

Herzlichen Dank.


(Langanhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Zugabe! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Ja! Bitte noch eine halbe Stunde! – Dr. FrankWalter Steinmeier [SPD]: Gute Nacht, meine Damen und Herren!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1725301600

Das Wort erhält nun der Kollege Peer Steinbrück für

ie SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Gerhard Drexler [FDP]: Achtung: Abschiedsrede aus der ersten Reihe der SPD!)



Peer Steinbrück (SPD):
Rede ID: ID1725301700

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

amen und Herren! Frau Merkel, die beiden wichtigsten
örter, die Sie in Ihrer Rede benutzt haben, waren „wir
erden“ – wir werden, wir werden.


(Zuruf von der SPD: Ja! So war es!)






Peer Steinbrück


(A) )


)(B)

Man fragt sich: Wer hat eigentlich in den letzten vier
Jahren in der Bundesrepublik Deutschland regiert?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Alles, was zu tun ist, was wichtig ist, was diesem Land
Richtung geben könnte, haben Sie in die Zukunft proji-
ziert. Sie hätten das in diesen vier Jahren anpacken müs-
sen. Das haben Sie nicht getan.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Sie hätten besser zuhören sollen!)


In der Präambel Ihres Koalitionsvertrages, Frau
Merkel, heißt es sehr vollmundig, Ihre Regierung wolle
dem Land eine neue Richtung geben. Sie, Herr
Westerwelle und Herr Seehofer wollten Deutschland zu
einem neuen Aufbruch in das neue Jahrzehnt führen


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Genau!)


und die Zukunft mit neuem Denken gestalten.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


– Sie sind ja sehr genügsam.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Herr Westerwelle sprach immerhin von einer geistig-
politischen Wende.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Oh, wie schön ist Panama! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Hier spricht man Deutsch!)


Das schrieben Sie vollmundig an den Anfang Ihres Ko-
alitionsvertrages, bzw. das spiegelt Ihr Selbstverständnis
wider.

An diesen Ansprüchen sind Sie auf ganzer Linie ge-
scheitert.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Statt Aufbruch gibt es Stillstand, statt Richtung gibt es
Kreisverkehr, und statt Tatkraft gibt es Abwarten und
Beobachten; dieses Wort spielte in Ihrer Rede auch im-
mer eine Rolle: wir beobachten. – Nein, Sie haben die
Richtlinienkompetenz, um zu handeln für dieses Land,
die Bundesrepublik Deutschland.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben unser Land in diesen vier Jahren mit einer
Sprache des Ungefähren, der Unschärfe, überzogen.
Eine klare Haltung ist angesichts Ihrer diversen Wende-
manöver nicht zu erkennen gewesen, nicht bei den Vol-
ten in der Europapolitik und auch nicht in der Energie-
politik: Erst haben Sie die Laufzeiten verlängert; dann
sind Sie dort angekommen, wo Rot-Grün schon zehn
Jahre zuvor gewesen ist.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ine klare Haltung war nicht erkennbar bei der Wehr-
flicht, nicht bei der zeitgemäßen und überfälligen
leichstellung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaf-
n und auch nicht in Ihrem Frauen- und Familienbild,
as mehr dem 20. Jahrhundert zugehörig ist als dem
1. Jahrhundert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dem 19.!)


ine klare Haltung ist auch nicht erkennbar gewesen an-
esichts der Spaltung des Arbeitsmarktes mit der Folge
iner Spaltung unserer Gesellschaft und dem Ergebnis,
ass das Normalarbeitsverhältnis in Deutschland nicht
ehr der Normalfall ist.

Jürgen Habermas hat in einem Spiegel-Essay ge-
chrieben – ich zitiere ihn –: „Ihrer öffentlichen Person
cheint jeder normative Kern zu fehlen.“ Sie haben dem
and eine rhetorische Beruhigungstablette verpasst.


(Beifall des Abg. Dr. Karl Lauterbach [SPD])


nser Land leidet an politischer Unterzuckerung, Sie
nterfordern die Wählerinnen und Wähler mit Blick auf
ie Zukunft dieses Landes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir mussten in der NSA-Affäre erleben, dass Sie be-
onderen Wert darauf legen, genau zu wissen, was Sie
icht wussten – ebenso Herr de Maizière in der Droh-
enaffäre. Sie sind aber hier auskunftspflichtig zu dem,
as dort passiert ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deutschland ist in den letzten vier Jahren unter Wert
giert worden. Das entlastet von Anstrengungen, und es
hrt nicht zu Beschwerden; denn nirgendwo wird ange-

ckt. Aber viele Bürgerinnen und Bürger wissen, dass
amit Zukunft nicht gesichert wird. Sie sind die Archi-
ktin der Macht; aber Sie sind nicht die Architektin des
andes.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Eine Ihrer ersten Entscheidungen in dieser schwarz-
elben Bundesregierung war die Einführung eines Mehr-
ertsteuerprivilegs für die Hoteliers, und eine Ihrer
tzten Entscheidungen war das frauenpolitisch, arbeits-
arktpolitisch und integrationspolitisch falsche Betreu-

ngsgeld.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


beiden Fällen – vermute ich – haben Sie Ihre eigene
berzeugung geopfert, im ersten Fall gegenüber der
DP und im zweiten Fall gegenüber der CSU. Zwischen
iesen beiden Entscheidungen liegen 50 Gipfel, an de-





Peer Steinbrück


(A) )


)(B)

nen Sie maßgeblich teilgenommen haben – 50 Gipfel,
fast in jedem Monat ein Gipfel –, und über allen Gipfeln
ist Ruh.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


In den Koalitionsverhandlungen ging es 2009 im We-
sentlichen um die Frage, ob die Steuerentlastung viel-
leicht 20, 25 oder 30 Milliarden Euro umfassen soll. Das
war schon damals ein grandioser Anfall von Wirklich-
keitsverleugnung; aber es war Ihr Wahlversprechen. Was
ist eigentlich daraus geworden? Sie wollten eine Überar-
beitung des Regimes der reduzierten Mehrwertsteuer-
sätze. Was ist aus dieser Steuerpolitik geworden? Das
Einzige, was Sie hier mit Herrn Schäuble zum dritten
oder vierten Mal aufgießen, ist erneut eine Abschaffung
der Gewerbesteuer. Gute Reise zu den Kommunen,
wenn Sie das machen!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Noch im Frühjahr dieses Jahres haben Sie beim DGB
eine Rentenreform, ein Rentenkonzept der CDU/CSU
angekündigt. Was ist daraus geworden? Nichts, gar
nichts ist daraus geworden. Frau von der Leyen läuft mit
einem Pappschild herum, auf dem „Lebensleistungs-
rente“ steht. Das ist aber nicht einmal Beschlusslage Ih-
rer Partei.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


2011 riefen Sie das Jahr der Pflege aus. Die letzte
große Pflegereform stammt aus dem Jahre 2008, von
Ulla Schmidt, aber nicht von Ihnen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was ist aus dem Breitbandausbau geworden, um auch
Gebiete außerhalb von Großstädten mit schnellem Inter-
net zu versorgen? Erkennbar nichts.

Die Energiewende ist ein reines Desaster. Sie ist aus
der Sicht von vielen die größte Investitionsbremse in
Deutschland seit Jahrzehnten.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Sie wollten mit einem Stufenplan den Anteil der
Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten – ich zitiere –
„maßgeblich“ erhöhen. Was ist daraus geworden? Im
TV-Duell mit Frank-Walter Steinmeier kündigten Sie da-
mals eine Malusregelung für Managergehälter an. Was
ist aus all dem geworden? Nichts.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie des Abg. Dr. Dietmar Bartsch [DIE LINKE])


Alles angekündigt, abgewartet, ausgesessen. Oder wie
ein Journalist geschrieben hat: Alles vertagt, verpatzt
und versenkt.

Das gilt übrigens auch in Europa. Wo ist denn in den
letzten Monaten spürbar gewesen, dass Sie den von uns
mitgetragenen Wachstumspakt in Europa auch wirklich

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(C (D it großem Ehrgeiz durchgesetzt haben? Was haben Sie ach der Verkündigung der sogenannten Jugendgarantie Februar dieses Jahres getan? (Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Kein Cent mehr!)


o ist – ich bleibe dabei – die Realisierung der Finanz-
arkttransaktionsteuer geblieben?


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Stattdessen haben wir es mit sehr wohlklingenden Eti-
etten zu tun: Bildungsrepublik Deutschland; das Jahr
er Entscheidung; der Herbst des Vertrauens – oder viel-
icht auch umgekehrt –; das Jahr der Pflege; Lohnunter-
renze; Lebensleistungsrente; Flexiquote; Mietpreis-
remse. Das Thema Mietpreisbremse haben Sie sich zu
igen gemacht, haben aber dann hier im Deutschen Bun-
estag gegen die Mietpreisbremse gestimmt.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Da seid ihr nicht besser! Wegen Mietrechtsänderung habt ihr nicht mal den Vermittlungsausschuss angerufen!)


lles Etiketten auf leeren Flaschen. Wann und wo, Frau
erkel, gab es in dieser Legislaturperiode ein Projekt,

ine wegweisende Vorstellung, von mir aus eine Vision,
o über diese Legislaturperiode hinaus diesem Land Zu-
unft und Richtung gegeben werden könnte? Wann ha-
en Sie, wie alle Ihre Vorgänger, Ihr Amt in die Waag-
chale geworfen und Ihre Richtlinienkompetenz
usgeübt, um diesem Land eine Richtung zu geben?


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie beanspruchen eine Richtlinienkompetenz, ohne
ichtlinien geben zu wollen. Sie sind doch nicht die Prä-

identin der Republik, sondern Sie sind als Kanzlerin für
ieses Kabinett verantwortlich, das Kabinett, das das ta-
nloseste, zerstrittenste, rückwärtsgewandteste, aber
ollmundigste Kabinett seit der deutschen Wiederverei-
igung ist.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie malen unser Land in schönen Farben. Ja, ich habe
amit keine Schwierigkeiten. Ich freue mich mit Ihnen
arüber, dass es ein starkes Land ist, ein starkes Land
it starken Unternehmen, mit einem einmalig tüchtigen
ittelstand, mit vielen Familienunternehmen, ein Land
it einer sehr starken industriellen Basis und einer ent-

prechenden Facharbeiterschaft, ein Land mit einer in-
kten und wichtigen Sozialpartnerschaft, ein Land mit
iel ehrenamtlichem Engagement, ein Land, in dem die
tzte umfassende Reform von Ihrem Vorgänger Gerhard
chröder stammt. – Das ist unser Land.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie haben in dieser Legislaturperiode seit 2009 Ernten
ingefahren, die Sie nicht gesät haben, und Sie haben in
ieser Legislaturperiode nichts für zukünftige Ernten ge-





Peer Steinbrück


(A) )


)(B)

tan. Gleichzeitig erleben wir allerdings in unserem Land
– das kommt zu dem hinzu, was Sie sagen –, dass es
7 Millionen Menschen gibt, die unter 8,50 Euro verdie-
nen, dass es 1,4 Millionen Menschen gibt, deren Ver-
dienst trotz Vollzeittätigkeit aufgestockt werden muss,
weil sie monatlich so wenig Geld haben, dass die Ge-
meinschaft der Steuerzahler die Dumpinglöhne aufsto-
cken muss, die sie von ihren Arbeitgebern bekommen
haben. Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass die Ar-
beitslosigkeit gesunken ist; darüber freuen wir uns alle.
Gleichzeitig weisen viele Beobachter aus, dass Deutsch-
land das Land in Europa mit dem größten Niedriglohn-
sektor ist. Sie haben keineswegs, wie Sie eben behauptet
haben, dem Missbrauch von Leiharbeit, Zeitarbeit und
Werkverträgen einen Riegel vorgeschoben; dieser Miss-
brauch hat sich in diesen vier Jahren in unserem Land
vielmehr ausgeweitet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir haben es mit dem erschreckenden Zustand zu tun,
dass 1,5 Millionen Menschen in den Zwanzigern keinen
Schul- oder Bildungsabschluss haben. Gleichzeitig wis-
sen wir um die Gefahr eines Facharbeitermangels.

Wir haben es mit einem Land zu tun, das die histo-
risch niedrigste Investitionsquote hat, und zwar sowohl
öffentlich wie auch privat. Das heißt, unsere Investitio-
nen in Deutschland liegen laut OECD-Zahlen 2 Prozent
unter dem Durchschnitt der anderen OECD-Staaten; das
sind 50 bis 52 Milliarden Euro.

Fakt ist, dass viele Kommunen in einer Notlage sind,
dass viele Kommunen ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen
können, weil ihre Finanzlage so marode ist, dass sie all
die Aufgaben im nachbarschaftlichen Bereich der Bür-
gerinnen und Bürger nicht mehr erfüllen können.


(Otto Fricke [FDP]: Insbesondere in NRW!)


140 Milliarden Euro beträgt der Investitionsstau der
Kommunen.

Fakt ist, dass die Schere zwischen Arm und Reich in
den letzten 15 Jahren weiter auseinandergegangen ist,
was zu Spannungen in unserer Gesellschaft führt.

Mit Blick auf die Steuerpolitik, die Sie vorhin noch
einmal dargestellt haben: Sie wollen Steuerpolitik zulas-
ten Dritter machen, nämlich zulasten der Kommunen,
die infolge solcher Steuersenkungen, wie Sie sie hier als
richtig dargestellt haben, ihre Gebühren, insbesondere
auch für ihre Kindertagesstätten, erhöhen müssten. Viel
wichtiger als solche Steuersenkungen wäre es, dafür
Sorge zu tragen, dass die Eltern gar keine Gebühren
mehr für die Kindergärten bezahlen müssen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wissen um den drohenden Pflegenotstand, der
eintritt, wenn weiter so regiert wird wie bisher.

All das gehört zu einer vollständigen Beschreibung
unseres Landes. Man darf den Blick nicht nur auf das
Gute, Schöne, Problemlose, Anstrengungslose werfen.
Und kommen Sie mir nicht mit Schwarzmalerei! Das

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(C (D ind Fakten. Sie sind nicht gefällig und lassen sich auch urch ein Einlullen der Wählerinnen und Wähler nicht nsichtbar machen. Eine rot-grüne Bundesregierung mit mir als Bundesanzler wird deshalb einen flächendeckenden gesetzchen Mindestlohn einführen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


ir werden den Missbrauch von Leiharbeit, Zeitarbeit
nd Werkverträgen bekämpfen. Wir werden deutlich
ehr Geld in die Bildung investieren, weil sie in
eutschland unterfinanziert ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


ir werden die kommunale Finanzlage verbessern. Wir
erden eine Pflege- und Rentenreform verabschieden,
ie diesen Namen verdient. Wir werden die Kinderbe-
euung und die Ganztagsschulen in Deutschland aus-
auen, und wir werden mehr denn je in die Infrastruktur
Deutschland investieren müssen, weil diese verfällt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Dazu werden wir in der Tat einige Steuern für einige
rhöhen – wir sind hier ehrlich und wahrhaftig –, weil
iese Zukunftsinvestitionen anders nicht zu finanzieren
ind. Da die Bezieher höherer Einkommen und die Be-
itzer hoher privater Vermögen die Gewinner der Ein-
ommens- und Vermögensverteilung der letzten
5 Jahre sind, halten wir es verteilungspolitisch auch für
chtig, sie stärker zur Finanzierung von vier zentralen
ffentlichen Aufgaben heranzuziehen: für Bildung, für
frastruktur, für Kommunen und zum Schuldenabbau.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn Sie von Umverteilung reden, wollen Sie die
enschen immer in eine Geisterbahn hineinführen, nach

em Motto: Bei den Sozialdemokraten müsst ihr eure
andtaschen und Portemonnaies zunähen, weil sie euch
as Geld herausziehen wollen. – Sie malen hier immer
olche Horrorgemälde und nutzen sie als Pappkamera-
en, um Ihre Munition loszuwerden.

Wenn Sie von Umverteilung reden, dann sage ich Ih-
en: Ja, es gibt eine Umverteilung. Es gibt in Deutsch-
nd seit 10 bis 15 Jahren eine deutliche Umverteilung,


(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Seit 15 Jahren!)


nd zwar nicht von oben nach unten, sondern von unten
ach oben. Das sagt Ihnen nicht die SPD, sondern das
agt Ihnen das Statistische Bundesamt.

Deshalb lassen wir uns auf diese Debatte über Um-
erteilung und über eine stärkere Heranziehung der Be-
ieher oberer Einkommen und der Besitzer hoher priva-
r Vermögen zur Finanzierung der genannten vier
ffentlichen Aufgaben sehr gerne ein.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)






Peer Steinbrück


(A) )


)(B)

Ja, es ist in diesem Land etwas aus dem Lot geraten,
und zwar nicht nur mit Blick auf die Einkommens- und
Vermögensverteilung und auf die Spaltung des Arbeits-
marktes, die offensichtlich wird, wenn man sieht, dass
fast 25 Prozent der Menschen – nicht ganz – inzwischen
in sogenannten prekären Arbeitsverhältnissen sind,
wenn man sieht, dass jeder zweite Arbeitsvertrag inzwi-
schen befristet ist, und wenn man sieht, dass sich viele
Jugendliche von einem Werkvertrag zum anderen han-
geln und so unsicher sind, dass sie deswegen in der Tat
keine Kinder in die Welt setzen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Ja!)


Ich weiß, wie es mit einem Werkvertrag ist. Mein Be-
rufsweg begann einmal mit einem Werkvertrag, wodurch
die Perspektiven ziemlich unsicher waren.

Nein, in diesem Land ist nicht nur mit Blick auf die
Spaltung des Arbeitsmarktes und die prekären Beschäfti-
gungsverhältnisse etwas aus dem Lot geraten, sondern
insbesondere auch deshalb, weil sich viele Steuerzahler
angesichts eines skandalösen Steuerbetruges inzwischen
als die Dummen fühlen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es ist etwas aus dem Lot geraten, weil sich viele Steuer-
zahler als die Haftenden in letzter Instanz für die Zocke-
reien und die Risikoignoranz von Banken sehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich werde unterwegs von vielen Bürgerinnen und
Bürgern angesprochen und gefragt, ob der Ordnungsrah-
men der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland mit
Maß, Mitte und Ausgleich eigentlich noch gilt oder ob
nicht alle ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse zuneh-
mend von enthemmten, entgrenzten Marktkräften be-
stimmt werden und in viele Lebens- und Versorgungsbe-
reiche Marktkalküle Einzug halten sollen. Sie
beschäftigen sich mit der Frage, ob diese Republik noch
im Lot ist.

Nun bin ich gespannt, ob Sie auch noch die Autofah-
rer mit einer Pkw-Maut überziehen und für dumm ver-
kaufen wollen. Das wäre dann zusätzlich zu der Sache
mit den Steuerzahlern eine weitere Steigerung. Diesen
populistischen Klamauk von Herrn Seehofer mit einer
Pkw-Maut für Ausländer müssten Sie doch eigentlich so
schnell wie möglich stoppen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Seehofer verurteilt Sie ja schon auf die Opposi-
tionsbänke, bevor die Wahllokale geschlossen haben,
weil er mit Ihnen keinen Koalitionsvertrag ohne die Ein-
führung einer Pkw-Maut für Ausländer abschließen will.


(Zurufe von der FDP)


Gut: Dass er ein Quartalsirrläufer ist, das wussten wir
schon


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D dem Augenblick, in dem er zum Beispiel Herrn zu uttenberg und Herrn Röttgen als „Glühwürmchen“ und errn Ramsauer als „Zar Peter“ bezeichnet hat. Herrn öder hat er „Schmutzeleien“ vorgeworfen und von charakterlichen Schwächen“ gesprochen – nach dem otto: Das kann alles gesendet werden. – Aber damit ibt er nur Stoff für den Starkbieranstich am Nockhererg. Bei Einführung einer Pkw-Maut blickt er entweder uroparechtlich nicht durch, dann ist er ein Risiko für en Freistaat Bayern; oder es ist ihm egal, dann ist er ein icherheitsrisiko für die Bundesrepublik Deutschland. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn er sich europarechtlich auf der richtigen Seite
ähnt, weil er sagt: „Ich muss dann auch eine Pkw-Maut
r die Inländer einführen, aber diese kompensiere ich

urch den Wegfall der Kfz-Steuer“, dann muss man wis-
en, dass die deutschen Klein- und Mittelklassefahrer für
ine Vignette doppelt so viel bezahlen müssen wie im
ugenblick für die Kfz-Steuer.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ah! Hört! Hört!)


ann muss man auch wissen, dass die Besitzer von Au-
s der Premium-Klasse gegenüber ihren jetzigen Ver-

flichtungen in Form der Kfz-Steuer doppelt so stark
ntlastet werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Umverteilung von unten nach oben!)


Ich will abschließend, Frau Merkel, noch einmal auf
ie Europapolitik eingehen und Ihnen mit sehr großem
rnst vorhalten, dass Ihre Einlassung in einem Interview,
as in der Woche vor der Bundestagswahl gesendet wird,
ie SPD sei – ich zitiere – europarechtlich unzuverlässig,
eit mehr ist als eine Verirrung in diesem Wahlkampf.
as haben Sie gesagt, und das wird gesendet. Noch ein-
al: Es geht um Ihren Vorwurf, die SPD sei europapoli-
sch unzuverlässig.

Sie müssen genau wissen, dass Sie damit Brücken
erstören, dass Sie damit in der Zukunft Gemeinsamkei-
n unmöglich machen, wo wir vielleicht auf diese Ge-
einsamkeiten angewiesen sind;


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


enn wie Sie gerade selbst ausgeführt haben: An einer
uropapolitischen Verantwortung meiner Fraktion bei
er Verabschiedung von Rettungsschirmen hat es in den
tzten Jahren nicht gefehlt. In manchen Fällen mussten
ir Ihnen die Kanzlermehrheit erst besorgen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE])


In einem Fall, Frau Merkel, hätten Sie ohne uns wohl
eine Zweidrittelmehrheit für den ESM bekommen. Die
PD in der Europapolitik unzuverlässig? Das werden





Peer Steinbrück


(A) )


)
wir uns merken; denn meiner Partei fiel das nicht ganz
leicht. Meiner Partei wurde von vielen ihr konstruktives
Verhalten nach dem Motto vorgeworfen: Damit habt ihr
zugegeben, dass ihr gegen das Krisenmanagement von
Frau Merkel in Europa keine Einwände habt. – Keines-
wegs! Aber die SPD hat eben aus der Oppositionsrolle
heraus gezielt keine Obstruktionspolitik gegen Europa
betrieben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Alles mitgetragen! Sie tragen Mitverantwortung!)


– Nein, wir haben unsere Verantwortung wahrgenom-
men; eine Verantwortung, die wir vertreten können und
zu der wir uns auch bekennen können, wenn wir diese
Bundesregierung mit mir als Bundeskanzler stellen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was wir dagegen über dreieinhalb Jahre lang an Ver-
schleierung von Ihnen in Bezug auf die Konsequenzen
dieses Ihres Krisenmanagements erlebt haben, das ent-
spricht nicht dem Wahrhaftigkeitsanspruch, der auch von
diesem Pult aus gelten muss. Sie haben mit Blick auf die
Konsequenzen dieses Krisenmanagements die Deut-
schen hinter die Fichte geführt. Dann lupft Herr
Schäuble ganz leicht die Kleider, bis zu den Knöcheln.
Da wird dann deutlich, dass Ihr Handeln so weitergeht.

Das Eingeständnis eines dritten Griechenland-Paketes
ist nichts anderes als der Hinweis darauf, dass das bishe-
rige Krisenmanagement gescheitert ist.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es zeigt, dass Ihre sehr einseitige Fokussierung auf eine
Sparkeule, die Sie anderen Ländern überziehen, eben
nicht dazu beiträgt, dass diese Länder wieder vom Kran-
kenlager hochkommen, dass die Jugendarbeitslosigkeit
verringert wird und dass Banken stärker reguliert wer-
den. Das wäre ein Ansatz für ein Krisenmanagement in
Europa.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie spielen auch hier auf Zeit. Sie sind auch hier
schwammig, bleiben im Ungefähren und betreiben mit
Blick auf die Konsequenzen ein Hütchenspiel mit der
deutschen Öffentlichkeit.

Werfen Sie der SPD nicht etwas vor, was Sie selber
betrieben und gebilligt haben, nämlich eine Haftungs-
und damit eine Schuldenunion, die es gibt, seitdem Sie
das erste Mal dem Aufkauf einer griechischen Staatsan-
leihe durch die EZB zugestimmt haben!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Seitdem haftet die Bundesrepublik Deutschland mit
27 Prozent. Schenken Sie den Bürgerinnen und Bürgern
darüber endlich reinen Wein ein!

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(C (D Darüber hinaus haben Sie im Juni 2012 noch sehr viel ehr gemacht. ie haben in einer Sitzung des Europäischen Rates im uni 2012 grundsätzlich zugestimmt, dass Banken direkt us dem Europäischen Stabilitätsmechanismus finanziert erden können. (Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Ein Drama! – Weiterer Zuruf von der SPD: Skandalös!)


(Sigmar Gabriel [SPD]: So ist es!)


t das keine Haftungsunion? Und dann erzählen Sie den
teuerzahlerinnen und Steuerzahlern nicht, dass in letz-
r Konsequenz von Fehlentscheidungen und Risiko-
noranz ausländischer Banken die deutschen Steuerzah-
r haften? Das ist schon ein Ding.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben das an eine auflösende Bedingung ge-
nüpft, auch zur Beruhigung Ihrer Fraktion. Denn mir ist
öllig klar: Das haben nicht nur wir gemerkt; auch Sie
aben gemerkt, was da passiert ist.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Nicht alle!)


Nicht alle, aber einige schon.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)


Sie haben das an eine auflösende Bedingung ge-
nüpft, nämlich an die Herstellung der Bankenunion.
eitdem sind Sie sehr darum bemüht, die Finalisierung
ieser Bankenunion in Europa zu verschieben.


(Otto Fricke [FDP]: Ja, was denn nun?)


ber Sie haben die Staats- und Regierungschefs von die-
em Rat und von dem jüngsten Rat im Juni damit nach
ause geschickt, dass unter Berücksichtigung dieser

uflösenden Bedingung die Direktkapitalisierung von
anken aus dem ESM möglich ist. Dann lassen Sie uns
as vor der Bundestagswahl auch aussprechen.


(Thomas Oppermann [SPD]: Ja!)


Nun wissen wir, dass die Bundesregierung weiterge-
ende Verhandlungen erst im Herbst, also nach der Bun-
estagswahl, führen will, um dann zu entsprechenden
U-Richtlinien zu kommen. Ich sage für meine Fraktion
nd meine Partei klipp und klar: Mit mir als Bundes-
anzler wird es kein deutsches Steuergeld zur Rettung
on ausländischen Banken geben.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Für Bankenverluste müssen vorrangig die Eigentü-
er, die Aktionäre, die Anleihenbesitzer und die Gläubi-

er dieser Banken haften. Das ist unsere Vorstellung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


eshalb befürworten wir das, was Sie auf der europäi-
chen Ebene verschieben, nämlich einen Rechtsrahmen
ur Restrukturierung und Abwicklung von Banken und

(B)






Peer Steinbrück


(A) )


)(B)

einen Bankenfonds, einen Fonds zur Abwicklung und
Restrukturierung von Banken, der aber nicht von den
Steuerzahlern finanziert wird, sondern von den Banken.
Darin unterscheiden wir uns von Ihnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, wir haben unter dieser
Bundesregierung von Frau Merkel vier verlorene Jahre
erlebt. Wir haben vier Jahre lang von der Substanz ge-
lebt. Deshalb braucht unser Land einen Neustart. Unser
Land braucht eine Politik, die nicht nur ankündigt, nicht
nur beobachtet, nicht nur abwartet und nicht nur aussitzt.
Es bedarf Tatkraft, dass in die Zukunft unseres Landes
investiert wird und dass das Land stärker wird, weil es in
unserem Land sozial gerechter zugeht. Dafür möchte ich
als Bundeskanzler arbeiten und wirken.

Vielen Dank.


(Langanhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Lieber klatschen als Brüderle! Es geht nur darum, Brüderle zu verhindern!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725301800

Das Wort als nächster Redner hat jetzt der Fraktions-

vorsitzende der FDP, Rainer Brüderle.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gibt es dazu Untertitel?)



Rainer Brüderle (FDP):
Rede ID: ID1725301900

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kol-

lege Steinbrück, ich habe Ihnen eine halbe Stunde auf-
merksam zugehört.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Und viel gelernt!)


Ihre Rede hat mich an den alten Glaubenssatz erinnert:
Gott weiß alles, Peer Steinbrück weiß alles besser.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von der SPD: Oh! – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Den Satz hatten Sie schon mal! Der ist alt!)


Das Hauptproblem Ihrer Kandidatur ist, die Welt von
oben herab zu erklären. Ich frage mich manchmal, woher
Sie Ihr überbordendes Selbstbewusstsein nehmen. Sie
haben eine Pannenstatistik wie ein Fiat Punto, führen
sich aber auf, als ob Sie ein Spitzen-BMW wären.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Ich erinnere mich noch gut, dass Herr Steinbrück vor
einigen Jahren gefordert bzw. ernsthaft erwogen hat, die
Autobahnen zu verkaufen. Das ist nichts anderes als eine
Pkw-Maut. Ich halte nichts von einer Pkw-Maut. Aber
dazu, dass er sich nun bei diesem Thema so aufbläst, ob-
wohl er selbst zuvor öffentlich darüber nachgedacht hat,
kann ich nur sagen: sehr glaubwürdig, sehr glaubwürdig!

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(C (D (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich habe die Worte Ihres engsten Vertrauten, Sigmar
abriel,


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


och gut im Ohr. Ihr Parteivorsitzender hat am Anfang
er Legislaturperiode erklärt, es gebe bald eine Abwärts-
pirale, die zu Massenarbeitslosigkeit in Deutschland
hre.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Was?)


Ja, das haben Sie gesagt. Sie schämen sich zu Recht.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ihr bester Freund in der SPD hat also eine Abwärts-
pirale vorausgesagt. Genau das Gegenteil ist eingetre-
n. Es waren wirklich vier gute Jahre.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ir haben Rekordwerte bei der Beschäftigung. 42 Mil-
onen Menschen sind in Arbeit oder selbstständig tätig.
as gab es noch nie. Die Arbeitslosigkeit sinkt in allen
egionen. In Bayern etwa herrscht Vollbeschäftigung.
ort steht eine Eins oder eine Zwei vor dem Komma in
er Arbeitslosenstatistik. Die Reallöhne steigen seit Jah-
n wieder. Das ist der Erfolg fleißiger Menschen, der
nternehmen und insbesondere des Mittelstands, aber

uch der Erfolg der christlich-liberalen Koalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben es trotz eines schwierigen Umfeldes ge-
chafft, die Menschen um insgesamt 22 Milliarden Euro
u entlasten: Wachstumsbeschleunigungsgesetz, Kinder-
elderhöhung, Abschaffung der Praxisgebühr und Sen-
ung des Rentenbeitragssatzes. Wir haben den Bundes-
aushalt konsolidiert. Wir haben eine strukturell
chwarze Null. Die Sozialkassen weisen Überschüsse
uf. Davon hat Ulla Schmidt zehn Jahre lang geträumt.
ir machen es.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn der Bundeshaushalt ausgeglichen ist, werden
ir auch wieder eine Entlastungsperspektive eröffnen.
h freue mich auf die Diskussion über den Soli. Für uns
iberale hat er keine Ewigkeitsgarantie. Für uns gilt das
ort von Helmut Kohl: Der Solidaritätszuschlag ist da-
r da, den Aufbau in den neuen Bundesländern zu fi-

anzieren. – Der Solidarpakt läuft 2019 aus. Spätestens
ann soll nach unserer Vorstellung auch das Ende des
olidaritätszuschlags erreicht sein.


(Beifall bei der FDP)


Wir haben fast 700 Milliarden Euro Steuereinnahmen.
o viel gab es noch nie. Deshalb wird es auch Zeit, dass
ie Menschen an der Konsolidierungsdividende teilha-
en.

Es waren vier gute Jahre trotz schwierigster weltwirt-
chaftlicher Rahmenbedingungen. Dass Sie uns kritisie-





Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

ren, verüble ich Ihnen nicht. Aufgabe der Opposition ist
es, Kritik zu üben. Aber dass Sie das Land schlechtre-
den, dass Sie ein Bild von Deutschland zeichnen, das der
Realität nicht entspricht, ist eine Ohrfeige für die fleißi-
gen Menschen in Deutschland. Das haben sie nicht ver-
dient.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Was hat denn Steinbrück gerade gesagt? Das Gegenteil!)


Das ist nicht anständig.


(Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


Lassen Sie mich zum Wort „Anstand“ einige Worte
sagen. Sie haben einen Fairnesspakt angeboten. Wenn
man sich die letzten Wochen vor Augen führt, dann stellt
man fest, dass Sie der Einzige sind, der sich nicht im
Griff hat:

Erstens. Sie haben die unsäglich geschmacklose Post-
kartenaktion der Jusos unterstützt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Lachen beim BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brüderle solidarisiert sich mit Uli Hoeneß!)


Als Sie gemerkt haben, dass diese Aktion ein Rohrkre-
pierer ist, haben Sie sie zur politischen Satire erklärt.
Okay. Manche Beobachter halten Ihre ganze Kandidatur
für eine politische Satire.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Zweitens. Kürzlich haben Sie der Bundeskanzlerin
ihre ostdeutsche Herkunft vorgehalten.


(Peer Steinbrück [SPD]: Quatsch!)


Damit haben Sie die Grenze des guten Geschmacks
überschritten.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Das stimmt ja gar nicht!)


Wir können stolz sein, dass 20 Jahre nach der Wieder-
vereinigung Menschen aus dem Osten der Republik in
höchsten Staatsämtern sind. Das ist ein Erfolg, den wir
vorweisen können.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir können stolz sein, dass jemand Vizekanzler werden
kann, der in einem anderen Land geboren wurde.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir alle können stolz sein, dass ein Außenminister, an-
ders als in den 50er-Jahren, seinen Partner nicht mehr
verstecken muss, sondern dass das Normalität in
Deutschland ist.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die christlich-liberale Koalition trägt ihre Weltoffenheit
nicht wie eine Monstranz vor sich her. Das überlassen

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(C (D ir Ihnen. Wir leben sie einfach. Das ist der Unterchied. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Einen dritten Punkt möchte ich noch ansprechen. Sie
aben in der Prism-Sache der Bundeskanzlerin quasi ei-
en Meineid vorgeworfen. So etwas tut man nicht, schon
ar nicht, wenn die Vorwürfe offensichtlich aus ober-
ächlicher Zeitungslektüre stammen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

ittlerweile wiederholen Sie die massiven Vorwürfe

icht mehr.
Ich fand es auch peinlich, wie sich Rot-Grün als Bür-

errechtler aufspielen wollte. Die härtesten Überwa-
hungsgesetze hat Rot-Grün gemacht, die massivsten
ingriffe in die Bürgerrechte in Deutschland hat Rot-
rün zu verantworten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


s waren die berühmten „Otto-Kataloge“ von Herrn
chily. Die Grünen haben alles mitgemacht. Einiges
urde vom Verfassungsgericht gestoppt, wie zum Bei-

piel das Abschießen von Flugzeugen. Alles das war
olitik von Rot-Grün. Das haben wir nicht vergessen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Einiges ist auch dank der Justizministerin von der

DP offen geblieben, etwa die anlasslose Vorratsdaten-
peicherung. Es ist sehr interessant: Die grün-rote Lan-
esregierung von Baden-Württemberg bringt im
undesrat Überlegungen ein, die anlasslose Vorratsda-
nspeicherung für sechs Monate einzuführen. Das ist
re Vorstellung von Bürgerrechten. Das ist die Realität,
enn es konkret wird.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


icht alles, was technisch möglich ist, darf auch erlaubt
erden. Meine Daten gehören mir, nicht dem Staat,
icht Facebook und Google. Meine Damen und Herren,
enn Sie sich in diese Richtung bewegen, freut uns das

ehr.
Wenn man in andere Regionen der Welt schaut, sieht

an, welches Glück wir eigentlich in Deutschland und
Europa haben. Die Lage im Nahen Osten ist mehr als

edrückend; das zeigen die Bilder, die veröffentlicht
urden. Andere Bilder von dem, was in Syrien gesche-
en ist, werden aus guten Gründen nicht veröffentlicht.
iese Bilder sind mehr als bedrückend: Sie sind beklem-
end, sie nehmen einem die Luft weg.
Wir sollten uns aber vor voreiligen Forderungen hü-

n. Deshalb ist es richtig, dass der Bundesaußenminister
arauf verwiesen hat, dass eine Beteiligung an einem
ilitäreinsatz weder nachgefragt ist noch von der Bun-

esregierung in Betracht gezogen wird. Dieses Thema
ignet sich nicht für den Wahlkampf. Hier sollten wir
lle bei der wohlüberlegten sachlichen Linie der Bundes-
gierung bleiben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)






Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

Die SPD spricht gern vom Aufstieg durch Bildung;
das ist richtig. In der sozial-liberalen Zeit haben wir auch
einiges bewegt. Ich kenne das auch persönlich: Ich war
der Erste in der Familie, der Abitur gemacht hat. Ich
habe mich auf den Hosenboden gesetzt und übrigens,
Herr Gabriel, Hausaufgaben gemacht.


(Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


So hat es das Arbeiterkind Gerhard Schröder gemacht.

Aber was machen die Sozialdemokraten heute? Sie
lassen sich von den Grünen die Abschaffung des Sitzen-
bleibens aufschwätzen. Das hilft keinem Arbeiterkind.
Das hilft keinem Migrantenkind. Vielleicht werden Sie
demnächst zur Verwaltungsvereinfachung einführen,
gleich mit der Geburtsurkunde das Abiturzeugnis auszu-
händigen. Das wäre das Gegenteil vom Leistungsprin-
zip, das wäre das Gegenteil von einem wirksamen Bil-
dungskonzept, wie wir es in Deutschland brauchen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das sind die falschen Signale. Sie dienen der Infragestel-
lung des Gymnasiums.

Ich habe mir einmal die Zahlen heraussuchen lassen:
Bei Rot-Grün lag der Bildungs- und Forschungsetat im
Schnitt bei 8 Milliarden Euro. Bei der christlich-libera-
len Koalition lag dieser Etat im Schnitt bei über 12 Mil-
liarden Euro. Auch bei der Bildung gilt also die rot-
grüne Regel: Man redet viel, getan wird wenig.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das war übrigens auch bei der Familienpolitik so. Wir
haben das Kindergeld und den Kinderfreibetrag erhöht.
Wir haben dafür gesorgt, dass Kinder aus Hartz-IV-Fa-
milien ihre Jobverdienste behalten dürfen. Wir haben ein
Bildungspaket für Kinder aus benachteiligten Familien
auf den Weg gebracht.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


Auch beim Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für unter
Dreijährige ist es besser gelaufen, als die Opposition uns
immer vorgehalten hat. Wir Liberale haben das Betreu-
ungsgeld mitgetragen, weil wir vertragstreu sind; Ver-
träge, die wir unterschreiben, setzen wir auch um.

Wir haben das Ehegattensplitting auf gleichge-
schlechtliche Partnerschaften ausgeweitet. Grüne und
Rote haben das gefeiert. Das ist mir völlig schleierhaft.
Sie wollen doch das Splitting für alle Paare, egal ob he-
tero- oder homosexuell, abschaffen. Die SPD will einen
Partnerschaftstarif mit Unterhaltsausgleich. Sie behan-
deln Ehepartner, als ob sie schon geschieden wären.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die Grünen wollen die sogenannte Individualbesteue-
rung. Sie behandeln Ehepartner, als ob sie Fremde wä-
ren. Das ist nicht mein Familienbild; das ist nicht mein
Gesellschaftsbild. Ehe oder Partnerschaft ist eine Verant-
wortungsbeziehung. Das muss sich auch im Steuerrecht

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(C (D iderspiegeln. Sie bejubeln diese Vorstellung, fordern in ren Programmen aber das Gegenteil. Die Grünen haben ein Wahlprogramm in Romanlänge orgelegt. Buddenbrooks ist es nicht, eher Brave New orld. Das ganze grüne Wahlprogramm ist eine Anleing zum Unglücklichsein. ort wimmelt es nur so von Verboten, Geboten, Lenungsmaßnahmen. Ich verweise auf das Obstverbot, das leischverbot, die Fettsteuer. Sie wollen eine Art Zwangsrziehung. Aber, meine Damen und Herren, Deutschland t keine Zwangserziehungsanstalt für nicht grüne Währ. Das, was die Grünen wollen, wird in diesem Land icht stattfinden. Wir wollen keine Verbotspolitik. Mir ist völlig urscht, ob Frau Künast jeden Donnerstag Gemüse isst. (Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Dann trinke ich guten Wein, Herr Brüderle! Sie auch?)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ie nennt den Veggie-Day-Zwang ein Angebot, das man
icht ablehnen kann. So etwas kannte ich bisher nur aus
afiafilmen. Der Pate grüßt!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Brüderle, Weißwein ist auch vegetarisch!)


as will niemand in Deutschland. Die Menschen
chreien zu Recht auf wegen dieses Unsinns, Frau
ünast.

Jetzt komme ich dazu, wie die Opposition das Thema
riechenland hochzieht. Auch das ist ein Rohrkrepierer.
igmar Gabriel hat da Gerhard Schröder voll in die
fanne gehauen. Ich zitiere ihn wörtlich:

Griechenland in die EU aufzunehmen war sicher
richtig, es in die Währungsunion aufzunehmen aber
war sicher falsch.

as hat Sigmar Gabriel wörtlich gesagt.


(Zuruf von der CDU/CSU: Da hat er recht!)


Wer war das damals? Gerhard Schröder war Kanzler,
oschka Fischer war mit dabei. In Athen haben sie ju-
elnd vorgetragen, vor der sozialistischen Regierung von
er PASOK, was sie alles Tolles gemacht haben. Es war
lsch! Sie haben recht, Herr Gabriel. Aber sie haben es

emacht, und sie tragen die Verantwortung dafür. Sie ha-
en damals regiert.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir müssen seit vier Jahren den Mist, den Sie uns
interlassen haben, aufräumen. Es waren Sie von Rot-
rün, die in sieben Regierungsjahren fünfmal hinter-

inander den Stabilitätspakt gebrochen haben. Deutsch-
nd war das erste Land, das die Leitplanken für einen





Rainer Brüderle


(A) )


)(B)

stabilen Euro durchbrochen hat. Dann haben andere
nachgezogen. Wer war dafür verantwortlich? Die Roten
und die Grünen! Die haben es gemacht!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Da kann man sich nicht so einfach vom Acker machen.

Herr Gabriel, Sie haben wochenlang, monatelang von
den Euro-Bonds geschwärmt; das sei die große Lösung.
„Euro-Bonds“, das heißt nichts anderes als: Alle zahlen
den gleichen Zinssatz. Man nennt das im Klartext Zins-
sozialismus. Sozialismus ist immer Mist. Zinssozialis-
mus ist Mist hoch drei. Völlig falsch!


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Dann kam der Möchtegernfinanzminister Trittin: Alt-
schuldentilgungsfonds. Sie wollen, dass die Deutschen
die alten Schulden in Europa zahlen.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagt der Sachverständigenrat, den Sie berufen haben!)


Sie wollten gemeinsam mit der SPD sogar noch eine
Banklizenz für den ESM, also eine weitere Gelddruck-
maschine. Sie wollen überall Geld drucken, aber die Pro-
bleme nicht lösen. Sie können Strukturprobleme nicht
lösen, indem Sie alles mit Geld zuschütten. Da müssen
Sie den Hintern hochkriegen, konkret was machen, nicht
nur herumschwätzen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Altschuldentilgungsfonds ist Schuldensozialismus.
Wir sollen haften für das, was Europa alles verschuldet
hat. Ich kann deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
nehmern nicht sagen: Ihr müsst drei Stunden mehr arbei-
ten ohne Entgelt, damit wir die Schulden von Griechen-
land und Spanien bezahlen.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tun Sie doch! Lügen Sie doch nicht so viel rum!)


Das ist nicht meine Vorstellung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Was will denn die FDP? – Gegenruf von der SPD: Nichts!)


– Hören Sie zu! Sonst verstehen Sie es nicht. Sie haben
es sowieso schwer, etwas zu verstehen.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der FDP – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie nuscheln immer so! Man versteht Sie nicht!)


Dann kritisiert Rot-Grün die exportorientierte Wirt-
schaft und will die starke Exportorientierung in Deutsch-
land reduzieren. Einige meinen ja auch, die richtige Stra-
tegie wäre: erst die Löhne rauf, dann die Arbeitszeit
runter. – Sie können im sozialistischen Frankreich die
fatalen Auswirkungen einer sozialistischen Politik
beobachten: mehr Arbeitslose, höhere Steuern, mehr
Schulden, Herabstufung der Kreditwürdigkeit, schrump-
fende Wettbewerbsfähigkeit.

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(C (D Es ist ein völlig falscher Ansatz, die Exportüberchüsse zu reduzieren. Steinbrück und Trittin unterstüten das. Wie wollen Sie das machen? Wollen Sie den acharbeitern bei VW sagen, dass sie schlechtere Autos auen sollen? Sollen die bei Daimler eine Schramme in de Achse machen, damit sie nicht richtig läuft? Das ist och absurd! Soll die BASF ihre Produktion drosseln? ollen erfolgreiche Mittelständler, die in der Welt oft hrend sind und Hidden Champions sind, schlechter erden? Nein, das ist ein absoluter Denkfehler! Sie bersehen, dass 50 Prozent der deutschen Exporte in die ulieferung gehen, in Kooperationen mit den europäichen Nachbarn gehen. Wenn wir nicht so exportstark ären, würde es Europa deutlich schlechter gehen. ir sind der Wachstumsmotor der ganzen europäischen ntwicklung. Den wollen Sie drosseln, nur weil Sie die irtschaft nicht verstehen. (Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Damit da kein falscher Eindruck entsteht: Die Aus-
nder kaufen freiwillig unsere Produkte. Das ist keine
wangsabnahme. Sie kaufen sie, weil sie gut sind. Das
erstehen Sie alles nicht. Das tut Ihnen weh; aber es ist
alt so.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, geben Sie nicht den alten Mann, der nicht durchblickt und nichts sagen kann! Und dann beklagen Sie, dass wir den Griechen helfen müssen! Das passt doch alles logisch nicht zusammen!)


Die Realität tut immer weh, Frau Künast, und es ist
chön, dass Sie durch Schreien kundtun, dass Sie es
irklich nicht verstehen.

Ich komme zum Stromsektor. Die Grünen präsentie-
n jährlich eine von ihnen in Auftrag gegebene Studie

ber die Strompreisentwicklung. Ich will auf die metho-
ischen Schwächen dieser Studie nicht eingehen, aber
h gehe auf den Strompreispopulismus der Grünen ein.
ie sagen: Die Konzerne sind schuld. – Ich frage Sie:
arum machen Sie nichts dagegen? Die grün-rote Lan-

esregierung in Baden-Württemberg ist der Großaktio-
är bei EnBW. Sie können doch die Preise senken. Sie
aben doch das Sagen in diesem zum größten Teil staat-
chen Unternehmen. Dort sind Ihre Aufsichtsräte. Dort
t Frau Röstel, die frühere Parteivorsitzende. Aufsichts-
tsmitglied sein heißt nicht nur, Lachsschnittchen essen.
s bedeutet: Mitdenken und Mitverantwortung überneh-
en.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wo ist denn der Anstand bei dieser Strompolitik?
rau Göring-Eckardt propagiert immer den Anstand. Wo
t er bei dem dreisten Solarlobbyismus, den Sie betrei-
en? Herr Trittin hat bei der Einführung des EEG gesagt:
as kostet so viel wie eine Kugel Eis im Monat. – Heute
ostet das so viel, dass Sie beim Italiener die Eiskarte so-
usagen rauf und runter essen könnten. Das ist die Reali-
t.





Rainer Brüderle


(A) )


)(B)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Das hat der Röttgen gesagt, Herr Brüderle!)


Die Ausnahmeregeln sind damals auf den Weg ge-
bracht worden. Die Bundesregierung hatte beschlossen,
diese zu überprüfen. Die Bundesbahn profitiert davon
mit 500 Millionen Euro. Wenn Sie die Ausnahme strei-
chen, können Sie den Bürgern gleich erklären, warum
sich die Preise für die Fahrkarten erhöhen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sie haben 500 Millionen Euro aus der Bahn herausgenommen!)


Nehmen Sie die Stadtwerke in Schwerin. Wenn Sie die
Ausnahme streichen, können Sie gleich erklären, warum
die Preise für den Nahverkehr steigen.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Den Vorschlag hat der Herr Altmaier gemacht!)


Das sagen Sie nicht. Sie jubeln irgendeinen Punkt
hoch und vernebeln das, was Sie gemacht haben. Sie ha-
ben genau diese Politik eingeleitet, wobei ich folgenden
Aspekt für richtig halte: Wenn wir moderne Motoren
herstellen wollen, dann brauchen wir Gießereien in
Deutschland.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Das müssen Sie Herrn Altmaier sagen!)


Wenn Sie die alle vertreiben, werden wir nicht mehr an
der Spitze der Entwicklung sein. Deshalb muss man ver-
nünftig agieren. Sie haben es falsch gemacht, indem Sie
eine Übersubventionierung betrieben haben.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Sie beschimpfen gerade Ihren Koalitionspartner!)


Sie haben neue Sofamelker etabliert. Das gab es früher
bei den Bauern. Einige hatten zwar keine Kühe, haben
aber die Milchquote genutzt. Heute haben wir das bei
den Solarstromerzeugern: 43 Cent auf 20 Jahre garan-
tiert, Einspeisevorrang. Die Oma mit der Leselampe
zahlt das in Form der Umlage.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schneller, schneller, schneller!)


Ihre Freunde, die sich das Schloss vom Gottschalk kau-
fen können, profitieren davon, weil sie eine Preisgarantie
von 20 Jahren haben, also eine Garantie dafür, dass sie
den Strom zu diesem hohen Preis ins Netz geben kön-
nen. Das ist doch keine vernünftige Politik.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist doch ein Kumpel von Westerwelle!)


Die Umlage ist deshalb so stark nach oben geschossen,
weil Sie sie falsch konzipiert haben.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Ich komme noch zu einem anderen Thema. Die SPD
probiert es neuerdings mit Steuersenkungen. Aus Pan-
nen-Peer wurde offenbar ein Panik-Peer. Ich bin er-
staunt, was Sie alles plötzlich senken wollen: Strom-
steuer. Beim Spitzensteuersatz haben Sie Jo-Jo gespielt:
erst rauf, dann wieder runter. Sie sprechen plötzlich vom

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(C (D bbau der kalten Progression. Sie haben den Arbeitneherinnen und Arbeitnehmern in Deutschland aber bisher erwehrt, dass sie von den verdienten neuen Tarifabchlüssen mehr in der Tasche behalten können. Sie haen es über den Bundesrat blockiert, weil Sie es den euten nicht gönnen. Das ist wahr. Wie wollen Sie die Wertschöpfung erhöhen? Die SPD ill ungefähr 38 Milliarden Euro mehr Steuern einnehen. Die Grünen wollen etwas mehr einnehmen. Trittin pricht – das ist wohl eine Art Mao-Zuschlag – von über 0 Milliarden Euro, und das bei Einnahmen von etwa 00 Milliarden Euro. Es trifft genau die Mitte. Es ist ben nicht wahr, dass es nur wenige Milliardäre zahlen. ie Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze für die ersicherten in der gesetzlichen Krankenkasse betrifft ie kleinen und mittleren Einkommen. (Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn Sie den Handwerksbetrieb mit einer Vermö-
ensabgabe bzw. einer Vermögensteuer zusätzlich belas-
n, dann treffen Sie die Mittelständler. Das sind die Job-
otoren der Gesellschaft, die uns voranbringen. Genau

as wollen Sie machen. Herr Trittin will das sogar rück-
irkend machen. Wenn Sie rückwirkend Steuern erhe-
en – vielleicht noch bis in die 20er-Jahre zurück –, ist
as ein Verfassungsbruch. Das ist doch alles absurd, was
ie beabsichtigen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn Sie mir nicht glauben: Frau Scheel, Herr
retschmann und Herr Palmer, der grüne Oberbürger-
eister, warnen vor Ihrer Politik, weil Sie damit den
ittelstand beschädigen. Sie sagen, dass das nicht sein

arf. Die Wirtschaftsforscher berechnen, dass bei einer
t-grünen Regierung 400 000 Jobs verloren gehen.
enn die Linke drankommt, sind es 900 000 Jobs. Wenn

ie Rot-Rot-Grün hinkriegen, dann ist der maximale Un-
inn in Deutschland erreicht. Das gilt es zu verhindern;
ir dürfen das nicht zulassen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Deshalb bleibt es dabei – diese Wahrheit muss man
en Deutschen sagen –: Man kann eine gute Zukunft
ählen, indem man diese Regierung


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Abwählt!)


rneut wählt.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihre Redezeit ist um!)


ir haben den Praxistest geliefert. Es geht. Sie kommen
it Rezepten von vorgestern, die x-mal gescheitert sind.
ie sollten Karl Marx in seinem Museum in Trier stehen
ssen. Holen Sie die alten Klamotten nicht raus; kein
ensch will das mehr haben. Denken Sie nach vorn;
achen Sie einen Modernisierungskurs. Wir helfen Ih-

en gern.


(Anhaltender Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)







(A) )


)(B)


Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725302000

Das Wort hat jetzt der Fraktionsvorsitzende der Lin-

ken, Dr. Gregor Gysi.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU], an die SPD gewandt: Euer neuer Koalitionspartner!)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1725302100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich finde

diese Debatte schön. Wir sollten es zur ständigen Ein-
richtung machen, immer etwa drei Wochen vor der Bun-
destagswahl eine richtige Wahlkampfdebatte zu führen.
Wenn wir das so nennen, dann muss man sich auch nicht
davor drücken, Wahlkampfreden zu halten.

Ich habe Ihnen allen zugehört und habe festgestellt,
dass die Kanzlerin und Herr Brüderle mit sich selbst sehr
zufrieden sind. Ob das ausreicht, ist allerdings eine an-
dere Frage.


(Beifall bei der LINKEN)


Bei Ihnen, Herr Steinbrück, habe ich festgestellt, dass
Sie – zum Teil zumindest – eine Umverteilung der Argu-
mente von den Linken zur SPD organisieren – sehr spät,
ehrlich gesagt, aber immerhin.

Herr Brüderle, Sie haben etwas sehr Bemerkenswer-
tes gesagt. Sie haben gesagt, dass Sie seit vier Jahren den
Mist aufräumen müssen, der bis dahin entstanden war.
Damit sagen Sie natürlich der Kanzlerin – sie ist ja
schon seit acht Jahren Kanzlerin –, dass sie vier Jahre
lang nur Mist gemacht hat. Darauf will ich nur hinwei-
sen; das müssen Sie miteinander klären.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Kommen wir zum Ernst der Angelegenheit. Es gab
– zumindest höchstwahrscheinlich – einen Giftgasan-
schlag in Syrien mit über 1 400 Toten. Das kann man gar
nicht scharf genug verurteilen. Das Völkerrecht sieht da-
für Entsprechendes vor: dass die Verantwortlichen exakt
zu ermitteln und dem Internationalen Strafgerichtshof in
Den Haag zu übergeben sind. Das wird auch eines Tages
passieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Aber das Völkerrecht sieht eines nicht vor: dass die
Antwort Krieg sein soll. Das steht nirgendwo.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich sage Ihnen: Ich halte die USA für nicht besonders
glaubwürdig. Es gab nämlich schon einmal einen Gift-
gasanschlag, und zwar im Irak durch Hussein. Dabei
sind über 5 000 Kurdinnen und Kurden ermordet wor-
den. Damals haben die USA mit der Androhung des Ge-
brauchs ihres Vetorechts eine scharfe Resolution des Si-
cherheitsrates verhindert. Danach kam nur der Appell an
den Irak, das künftig zu lassen, was nicht besonders viel
wert war.

Wenn man jetzt einen Kriegsschlag gegen Syrien
durchführt, kann die Situation völlig unbeherrschbar
werden. Wer weiß denn, was Assad dann macht? Der
kann den Konflikt noch in den Libanon und nach Jorda-

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(C (D ien tragen. Wer weiß, was der Iran macht? Wer weiß, as die Türkei macht, die unbedingt so schnell wie mögch in Syrien einmarschieren will? Wer weiß, was Russnd macht? Wer weiß, was Israel macht? Die USA er ählen etwas von einem Einsatz von 24 oder 48 Stunden. Wirklichkeit kann dadurch ein Flächenbrand entste en, der völlig unbeherrschbar ist. Da bin ich froh – ich muss es sagen –, einer Partei anugehören, die von Anfang an klar Nein gesagt hat, wähnd Sie alle herumgeeiert haben. Auch Sie, Herr teinbrück, haben unsere Argumente erst nach der Situng des britischen Unterhauses übernommen. Das eißt, Sie haben taktisch reagiert und nicht aus Überzeuung, und das nervt mich. Natürlich brauchen wir eine Verständigung zwischen ussland und den USA. Die erste Verständigung müsste uten, keine Waffen mehr an Syrien zu liefern. ären keine Waffen an Syrien verkauft worden, weder n die eine noch an die andere Seite, wäre der Krieg ngst beendet. Außerdem brauchen wir natürlich auch ine Friedenskonferenz. Warum werden denn so viele affen verkauft? Weil so viel daran verdient wird. Auch as müssen wir ändern. Sie wissen, wie umfangreich die affenexporte aus Deutschland sind. Ich sage Ihnen: Es wird wirklich höchste Zeit, dass ir ganz anders an dieses Thema herangehen. Mittels riegen werden wir die Probleme der Menschheit nieals lösen. Deshalb bin ich froh, dass es eine Partei gibt, ie sich immer dagegenstellt. Aber es gibt noch etwas, was Sie ein bisschen vergesen haben: Wir haben Patriot-Raketen und Soldaten in er Türkei an der Grenze zu Syrien. Jetzt stellen Sie sich inmal vor, die Türkei greift Syrien militärisch an. Dann arf Syrien sich militärisch wehren. Dann müssten doch nsere Soldaten höchstwahrscheinlich die Raketen loschicken. Ich bitte Sie! Dann helfen wir nicht einem Anegriffenen, sondern einem Angreifer, einem Aggressor. Aber das ist nur das eine. Das Zweite ist: Deutschland ird dann Kriegspartei im Nahen Osten. Ich bitte Sie! as ist das Letzte, was sich Deutschland historisch, molisch und politisch leisten kann. Deshalb müssen die oldaten und Raketen unverzüglich abgezogen werden. (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Axel Schäfer [Bochum] [SPD])


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


uch deshalb, weil wir noch nicht genau wissen, was
assiert.

Am 9. September tagt der amerikanische Kongress.
h sage Ihnen: Wir werden danach eine Sondersitzung

inberufen müssen, um über die Frage zu entscheiden:
ollen Sie wirklich, dass Deutschland Kriegspartei im
ahen Osten wird, oder nicht? Dazu müssen Sie sich
ann hier bekennen. Deshalb werden wir eine solche Sit-





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

zung beantragen, und ich hoffe auf die Zustimmung der
anderen Fraktionsvorsitzenden.


(Beifall bei der LINKEN)


Es gibt natürlich noch andere Gründe, uns zu wählen.
Es gibt ja in diesem Bundestag, wie ich immer sage, eine
Konsenssoße zwischen FDP, Union, Grünen und SPD.
Es sind sechs Gebiete, auf denen Sie sich einig sind und
bei denen nur wir widersprechen. Jetzt sage ich Ihnen et-
was: Ja, die Linke ist ein ungeheurer demokratischer Ge-
winn für den Bundestag.


(Beifall bei der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU)


Ich werde Ihnen das begründen.

Erstens. Noch kein einziger Kriegseinsatz der Bun-
deswehr ist gegen eine Ihrer Fraktionen entschieden
worden. Immer haben alle vier Fraktionen zugestimmt.
Nur die Linke hat immer konsequent dagegen gestimmt.
Das geschah in Übereinstimmung mit der Mehrheit der
Bevölkerung.


(Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Weil der Friede bewaffnet sein will!)


Zweitens. Die Waffenexporte haben alle Regierungen
genehmigt: Kohl, Schröder, Merkel. Ihre vier Fraktionen
stehen für die Erlaubnis von Waffenexporten. Wir stellen
uns dagegen. Wir meinen, wir müssen nicht der dritt-
größte Waffenexporteur der Welt sein. Nach 1945 hätten
wir auch sagen können: Wir wollen nie wieder an Krie-
gen verdienen. Wer Waffen verkauft, muss wissen: Jede
Waffe findet ihren Krieg.


(Beifall bei der LINKEN)


Drittens. Die völlig falschen Wege zur Überwindung
der Euro-Krise sind Sie immer zu viert gegangen:
Union, FDP, SPD und Grüne. Alle sogenannten Ret-
tungsschirme haben Sie immer gemeinsam beschlossen.

Dann sagt doch Herr Steinbrück in dem Duell mit Ih-
nen, Frau Bundeskanzlerin, auf die Frage einer Journa-
listin, warum er denn immer zugestimmt habe, wenn er
alles kritisiert, was in Griechenland, in Spanien und in
Portugal passiert, das sei Ausdruck der Europaverant-
wortlichkeit der SPD. Ich finde, das ist eine Frechheit;
das muss ich Ihnen sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Was ist denn daran europaverantwortlich, wenn man den
Süden Europas ruiniert?


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Was ist denn daran europaverantwortlich, wenn man da-
für sorgt, dass der Süden die Darlehen nie zurückzahlen
kann, und zustimmt, dass die Deutschen für 27 Prozent
all dieser Darlehen haften?

Wenn ich die Bundesregierung frage, wovon sie das
bezahlen will, wenn es denn fällig wird, dann sagen die
mir: Es wird schon nicht so kommen. – Das ist alles. Das
hat aber mit perspektivischer Politik gar nichts zu tun.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Um das ganz klar bei Griechenland zu beweisen: Inlge der Auflagen, gerade auch vonseiten der deutschen egierung, sind die Schulden von 120 Prozent auf 75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Die ugendarbeitslosigkeit liegt jetzt bei 64 Prozent. Insgeamt ist die Arbeitslosigkeit um 193 Prozent gestiegen, ie Wirtschaft geht um 24 Prozent zurück und die Steureinnahmen auch. Wovon sollen die denn etwas zurückezahlen? Deshalb sage ich Ihnen, Herr Schäuble: Mit euen Krediten, wie Sie es angekündigt haben, wird das ichts werden; denn das würde ja die Verschuldung eröhen. Deshalb wird es einen Schuldenschnitt geben, anz egal, wie wir dazu stehen. Das kostet uns dann irklich Geld. Ich finde, das müssten Sie den Leuten vor er Wahl ehrlich sagen, was Sie aber nicht machen. Übrigens ist das nicht nur sozial grob ungerecht, sonern wir schneiden uns auch noch ins eigene Fleisch, eil die Kaufkraft sinkt und unsere Exporte zurückgeen. Aber all dem haben immer alle vier Fraktionen zuestimmt. Weder die Grünen noch die SPD können saen: Wir haben ja nicht gewusst, dass das dabei erauskommt. – Sie haben es ganz genau gewusst und otzdem mit Ja gestimmt. (Beifall bei der LINKEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach Gregor, hör doch auf mit der Leier!)


(Beifall bei der LINKEN)


Was brauchen wir wirklich? Wir brauchen eine Fi-
anzmarktregulierung. Wir brauchen eine Verkleinerung
er Banken; wir sollten sie organisieren wie Sparkassen.
h bin es auch leid, dass jede Bank gerettet wird. Die

önnen sich so viel verspekulieren, wie sie wollen. Die
ktienbesitzer haben ja nichts zu befürchten, weil die
teuerzahlerinnen und Steuerzahler das übernehmen.
ein Mensch hilft einem Bäckermeister, der vor der In-

olvenz steht. Bei den Banken wird aber immer alles be-
ahlt. Auch ich will die Rettung der Guthaben der Bür-
erinnen und Bürger und der Unternehmen, aber ich will
icht die Aktienbesitzer und Anteilseigner retten. Das
uss endlich aufhören. Auch eine Bank hat pleitezuge-

en, wenn sie denn pleite ist.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir wollen natürlich Steuergerechtigkeit. Darüber
gt sich ja Herr Brüderle immer so auf. Aber jetzt sage
h Ihnen mal eines: Zu unserem Verständnis von Steuer-
erechtigkeit gehören auch Entlastungen – Entlastungen,
ie Sie gar nicht wagen. Sie wollen die berühmte „kalte
rogression“ – Sie übersetzen das ja nicht – abschaffen.
as ist zwar nicht falsch, aber es reicht nicht. Wir müs-

en den Mittelstandsbauch beseitigen. Die Mitte der Ge-
ellschaft zahlt hier alles; der finanziell untere Teil kann
s nicht, und an den oberen trauen Sie sich nicht heran,
nd Sie wollen auch nicht an ihn heran. Deshalb müssen
ie Lehrerin, der Polizist, die Facharbeiterin, der Meister
nd die kleinen Selbstständigen in der Bundesrepublik
eutschland alles bezahlen. Schaffen Sie doch mit uns

usammen den Mittelstandsbauch bei der Steuer ab.
ann ginge es denen viel besser.


(Beifall bei der LINKEN)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

Allerdings müssen wir das an eine Bedingung knüp-
fen, nämlich an die Bedingung, den Spitzensteuersatz zu
erhöhen, weil die Einnahmen aus der Lohn- und Ein-
kommensteuer nicht sinken dürfen. Davon leben auch
die Kommunen, und die sind schon heute pleite, die kön-
nen nicht noch mehr pleite gemacht werden. Deshalb
sage ich Ihnen: Wir brauchen diese Schritte – Freibetrag
auf 9 300 Euro erhöhen, Mittelstandsbauch beseitigen
und den Spitzensteuersatz erhöhen –, und dann wird die
Gesellschaft gerechter, dann müssen wir über diese
Dinge nicht mehr diskutieren.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich habe übrigens auch eine Frage an Bundesinnen-
minister Friedrich, der leider nicht mehr da ist. Er hat
sein Veto eingelegt und gesagt: Die armen Bulgaren und
die armen Rumänen dürfen nicht entscheiden, wo sie
arm leben; deshalb dürfen sie nicht nach Deutschland
reisen. – Das ist seine Logik, nicht meine Logik. Aber
wenn es seine Logik ist, dann frage ich Sie: Warum gilt
das nur für die Armen? Warum gilt das nicht für die Rei-
chen? Warum gilt das nicht für die Konzerne? Warum
dürfen die sich immer aussuchen, wo sie am wenigsten
Steuern zahlen? Nein, wenn diese Logik für die Armen
gilt, dann muss sie endlich auch für die Reichen und für
die Konzerne gelten.


(Beifall bei der LINKEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Quatschkopf!)


Ich sage Ihnen noch etwas zu den Konzernen. Da sa-
gen Sie immer: Die nutzen alle Steuerschlupflöcher. –
Der Gesetzgeber schafft die Steuerschlupflöcher. Dann
lassen Sie uns sie doch schließen. Ich möchte, dass die
Konzerne dort Steuern zahlen, wo die Wertschöpfung
stattfindet, wo die Produktion stattfindet, und nicht dort,
wo sie fiktiv irgendeinen halben Präsidenten mit einem
viertel Büro hinsetzen – und dann bezahlen sie dort, in
Liechtenstein oder was weiß ich wo, die Steuern.
Schluss damit! Wo etwas hergestellt wird, wo eine
Dienstleistung erbracht wird, da müssen auch die Steu-
ern gezahlt werden. Dafür müssen wir in Deutschland
sorgen.


(Beifall bei der LINKEN)


Neben der Schaffung von Steuergerechtigkeit, die wir
auch in Griechenland dringend benötigen würden, ist es
wichtig, dass wir endlich die Steuerpflicht an die Staats-
bürgerschaft binden. Dann wäre nämlich ein Problem
gelöst. Dann können die Reichen hinziehen, wohin sie
wollen; aber sie bleiben, wenn sie Deutsche sind, in
Deutschland steuerpflichtig, und wenn sie Griechen
sind, in Griechenland steuerpflichtig. Warum setzen Sie
das nicht durch? Das wäre doch ein ganz wichtiger
Schritt. Das gilt übrigens in den USA – beim besten Wil-
len, Herr Brüderle, wirklich kein sozialistisches Land.
Sie können diese Regelung also einführen. Damit könn-
ten wir die eine oder andere Katastrophe verhindern.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir brauchen Aufbaukredite für Griechenland. Wenn
wir dort den Tourismusbereich, die Solarenergiebranche
und die Schiffsindustrie aufbauten, dann hätten die Grie-

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(C (D hen auch Einnahmen. Wenn sie Einnahmen hätten, ann könnten sie auch alles zurückzahlen. Sie organisien, dass sie gar nicht zahlungsfähig sind, sodass letztch die deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ie Darlehen zu 27 Prozent zu bezahlen haben werden. Ein viertes gemeinsames Thema aller vier Fraktionen t die Senkung des Rentenniveaus, die Teilprivatisieng der Rente über die Riester-Rente und die Renten ürzung durch die Anhebung des Renteneintrittsalters m zwei Jahre durch die Rente ab 67. Sie bringen da etas durcheinander. Wissen Sie, man kann ja mit 90 noch Bundestag herumdödeln, ohne das es einer merkt, ber ein Dach kann man nicht mehr decken – das ist der nterschied. Sie stellen hier also Anforderungen, die mit en Realitäten im Leben nichts zu tun haben. Außerdem ben wir doch in einer altersrassistischen Gesellschaft. ewerben Sie sich doch mal irgendwo mit über 50! (Peer Steinbrück [SPD]: Tue ich doch! Mache ich doch!)


a haben Sie gar keine Chance.

Und Sie sagen: Die Leute müssen die Rente immer
päter bekommen. – Das ist der falsche Weg. Die Pro-
uktivität steigt. Wenn wir endlich mal wirkliche Re-
rmschritte gehen würden und in der nächsten Genera-

on alle mit einem Erwerbseinkommen in die
entenkasse einzahlen müssten, ohne Beitragsbemes-

ungsgrenze und bei Abflachung des Rentenanstiegs für
ie Bestverdienenden, dann wäre alles bezahlbar, selbst-
erständlich auch eine Rente ab 65 Jahren ohne Senkung
es Rentenniveaus bei enger Ankopplung an die Lohn-
ntwicklung. Das wäre möglich.


(Beifall bei der LINKEN)


ass Sie von der FDP das nicht wollen, verstehe ich ja
och. Aber warum die SPD das nicht will und auch nur
en Weg der Rentenkürzung geht, ist mir völlig unver-
tändlich.


(Otto Fricke [FDP]: Alles ist bezahlbar!)


Es ist doch gut, dass es die Linke gibt, die dagegen ar-
umentiert. Sonst wären die Rentnerinnen und Rentner
ier diesbezüglich gar nicht vertreten. Das wäre viel-
icht ein trauriger Zustand!


(Beifall bei der LINKEN)


Das fünfte Thema ist die prekäre Beschäftigung.
5 Prozent der Beschäftigten sind prekär beschäftigt: in
rzwungener Teilzeit, in Minijobs, in Leiharbeit, als
ufstocker. Zu den Aufstockern haben Sie, Frau Bun-
eskanzlerin, einmal gesagt, Sie seien stolz darauf, dass
er Staat denen zusätzlich etwas zahlt. Wir subventionie-
n die Löhne mit 9 Milliarden Euro jährlich, und ich

age Ihnen: Ich halte das für einen einzigartigen Skan-
al. Wer in Deutschland einen Vollzeitjob hat, muss An-
pruch auf einen Lohn haben, von dem er in Würde le-
en kann, und darf nicht noch zum Jobcenter geschickt
erden. Das ist doch völlig abstrus.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

Leiharbeit muss verboten werden, weil damit eine
Entsolidarisierung organisiert wird. Leiharbeiter verdie-
nen nur die Hälfte bis zwei Drittel. Dann sagt man der
Stammbelegschaft auch noch: Wenn ihr nicht auf Weih-
nachtsgeld und Urlaubsgeld verzichtet, dann werden wir
noch mehr auf Leiharbeit setzen. Auch diese Entsolidari-
sierung muss endlich aufhören.

Wir haben den größten Niedriglohnsektor in Europa.
Herr Kauder, er ist größer als der in Griechenland und in
Zypern. Sie sollten sich dafür schämen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir haben 9 Millionen Menschen, die trotz Arbeitsver-
hältnis zu wenig verdienen, und dann haben wir noch
einmal 7,5 Millionen Menschen in Minijobs. Und Sie sa-
gen, es geht allen gut? Reden Sie doch einmal mit diesen
Leuten, die 4 Euro in der Stunde verdienen oder die ei-
nen Minijob haben. Denen geht es nicht gut, ganz im
Gegenteil.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sonja Steffen [SPD])


Es gibt den Missbrauch bei Werkverträgen. Außer-
dem gibt es viele befristete Verträge. Von den Beschäf-
tigten bis zum Alter von 35 Jahren haben 52 Prozent,
mehr als die Hälfte, befristete Verträge, und dann be-
schwert sich die Union immer und heult mir die Backen
voll, dass die Deutschen aussterben, weil jedes Jahr
mehr Deutsche sterben als geboren werden. Wie soll
man denn verantwortungsbewusst Kinder in die Welt
setzen, wenn man gerade mal einen Vertrag für ein hal-
bes Jahr hat? Das ist doch abstrus. Außerdem gibt es
16 verschiedene Schulsysteme, weil wir 16 Bundeslän-
der haben. Auch das gehört ins 19. und nicht ins
21. Jahrhundert.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie müssen also die Bedingungen verändern, dann wird
es auch wieder mehr Kinder geben.

Bei diesen Themen sind Sie sich alle einig. Es tut mir
leid, Herr Steinbrück, Sie wollen nur eine kleine Korrek-
tur, die Grünen wollen eine kleine Korrektur, die Koali-
tion will bei der prekären Beschäftigung nichts korrigie-
ren. Die einzige Partei, die prekäre Beschäftigung
überwinden will, ist die Linke. Es tut mir leid, auch hier
sind wir die Einzigen.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf von der SPD: Quatsch!)


Das sechste Thema ist Hartz IV. Alle vier Fraktionen
finden Hartz IV richtig und sagen: Vom Grundsatz her
muss man das aufrechterhalten und nur hier und da eine
kleine Korrektur anbringen. Nein, das Ganze ist demüti-
gend und verletzend organisiert,


(Beifall bei der LINKEN)


und wenn es um das Existenzminimum geht, dann darf
man das nicht noch mit Sanktionen unterschreiten. Das
verletzt Art. 1 des Grundgesetzes. Deshalb wollen wir
eine sanktionsfreie Mindestsicherung, und es wird
höchste Zeit, dass wir sie in Deutschland einführen.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Auch das ist eine interessante Zahl: Die durchschnittche Verweildauer in der früheren Arbeitslosenhilfe lag 004 bei knapp einem Jahr. Die durchschnittliche Vereildauer bei Hartz IV liegt bei 2,5 Jahren. Die Zeit hat ich mehr als verdoppelt. Das ist die Realität. Ich sage noch einmal: Ohne die Linke wären diese hemen im Bundestag nie so kontrovers diskutiert woren. Die Linke ist – ich sage es noch einmal – ein Geinn für die Demokratie, weil wir in diesen Fragen die ehrheit der Bevölkerung vertreten. Ohne uns wäre sie ier nicht einmal mit einem Argument vertreten. Dass ir nur eine Minderheit sind, weiß ich; aber insofern beichern wir dieses Land. Ich finde, dass man schon alin deshalb – Sie haben mehrmals gesagt, wen man ählen muss; jetzt muss ich das auch einmal sagen – die inke wählen muss. Aber es geht weiter. Ich komme zur Regierung. Ich abe es schon gesagt: Von der Chancengleichheit in der ildung sind wir meilenweit entfernt. Ihr Betreuungseld ist eine solche Fehlkonstruktion – wirklich, darüber uss man gar nicht diskutieren. Die Norweger haben es ingeführt und wieder abgeschafft. Wissen Sie, Herr rüderle, arme Familien haben keine Wahlfreiheit. Die ind so dringend auf das Geld angewiesen, dass sie es uch annehmen. Damit organisieren Sie, dass deren Kiner nicht in Kindertagesstätten gehen. Damit fehlt ihnen oziale Bildung und dadurch haben sie schlechtere Voussetzungen für Erfolg in der Schule. Was soll denn ieser Wahnsinn? Lassen Sie uns endlich Chancenleichheit für Kinder gerade in der Bildung herstellen. s wird höchste Zeit. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Die Strompreise steigen. Sie haben nichts dagegen
etan. Die Mieten steigen. Sie quatschen nur rum. Sie in
er Regierung machen nichts dagegen. Das geht doch
icht! Erklären Sie mir doch einmal: Wenn Frau A aus-
ieht und Frau B einzieht und der Vermieter in der Woh-
ung nichts verändert, warum darf er die Wohnung teu-
r machen? Wieso? Er hat doch den Wert der Wohnung

ar nicht gesteigert. Was haben wir hier eigentlich für
omische Regeln? Das kann man ändern, wenn man
ill, dass es für die Menschen erträglich wird. Natürlich
rauchen wir auch mehr sozialen Wohnungsbau. Das ist
och völlig klar.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie können eines doch nicht leugnen: Die Entwick-
ng geht immer weiter auseinander. Früher gab es ein

rivates Nettovermögen von etwa 4,5 Billionen Euro, im
ahre 2012 waren es 10 Billionen Euro. 0,6 Prozent der
aushalte gehörte davon ein Anteil von 2 Billionen, das
eißt von 20 Prozent. 50 Prozent der Haushalte – das
ind in finanzieller Hinsicht die unteren Haushalte – be-
itzen davon 1 Prozent. 1 Prozent! 1998 besaßen diese
0 Prozent noch 4 Prozent. Die Schere geht immer wei-
r auseinander.





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

Deshalb sage ich Ihnen: Wir haben eine Umverteilung
von unten nach oben. Es stimmt – da hat Herr Brüderle
recht –: Die hatten wir auch bei Schröder. Die haben wir
aber auch bei Merkel, die haben wir bei Ihnen allen. Ich
sage Ihnen: Diese Umverteilung von unten nach oben
muss gestoppt werden. Wir brauchen für mehr Gerech-
tigkeit endlich eine Umverteilung von oben nach unten.
Es wird höchste Zeit, dass wir das auch durchsetzen.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch in den Bereichen Gesundheit und Pflege haben
Sie nichts getan. Wir haben immer noch eine Zweiklas-
senmedizin. Auch das ist unerträglich. Wir schlagen
überall Alternativen vor.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Welche?)


– Das kann ich Ihnen alles erzählen, aber ich habe ja lei-
der bloß begrenzt Zeit. Zum Beispiel: Wir brauchen
keine Privatkassen. Wir müssen dafür sorgen, dass drei
bis vier gesetzliche Krankenkassen das Ganze regulie-
ren,


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Da sind wir himmelweit auseinander!)


die Gesundheit organisieren, und zwar nach der Art der
Erkrankung und nicht nach der sozialen Stellung des Pa-
tienten. Das ist das Entscheidende.


(Beifall bei der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Wieso denn vier? Warum nicht sechs oder zwei?)


Jetzt sage ich Ihnen etwas, was die Union sehr erre-
gen wird, aber es stimmt: Wir sind inzwischen die ein-
zige Partei der deutschen Einheit.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Wer?)


– Wir. Inzwischen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Nein!)


Ich will es Ihnen auch begründen. Ich sage „inzwi-
schen“, ich sage nicht „von Anfang an“.


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Wie war das mit dem Hassparteitag der Linken in Göttingen?)


– Hören Sie doch einmal zu. – Ich sage „inzwischen“.
Ich will Ihnen auch sagen, warum. Weil wir die Einzigen
sind, die dafür kämpfen, dass man in Ost und West end-
lich für die gleiche Arbeit in der gleichen Arbeitszeit den
gleichen Lohn erhält und für die gleiche Lebensleistung
die gleiche Rente. Das machen Sie nicht. Das torpedie-
ren Sie seit Jahren, und damit spalten Sie die Gesell-
schaft.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf des Abg. Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP])


Wir waren 2009 bei der Wahl so stark, dass die Bun-
deskanzlerin sogar angekündigt hat, die Rentenwerte in
Ost und West würden angeglichen.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Nein! Das Rentenrecht!)


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(C (D ir haben ein so gutes Ergebnis erzielt, dass CSU, CDU nd FDP das sogar in ihren Koalitionsvertrag aufgenomen haben. Aber wir waren noch nicht so stark, dass Sie as auch gemacht haben. Sie haben es dann wieder getrichen. Und jetzt sagen Sie: Es wird nie stattfinden. Die rünen sagen: Angleichung der Rentenwerte sofort, ber ohne jede Steigerung der Ostrente. Das ist natürlich benteuerlich, kann ich nur sagen. Ich will gar nicht weir darauf eingehen. (Manfred Grund [CDU/CSU]: Sagen Sie auch etwas zu der Stasirente?)


h will aber sagen: Wir brauchen endlich die gleiche
ente für die gleiche Lebensleistung. Und wer das nicht
ill, der spaltet die Gesellschaft, der sorgt nicht für Ein-
eit.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich komme zum Schluss und stelle Folgendes fest:
hne die Linke herrschte in diesem Bundestag gähnende
angeweile.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das stimmt!)


Das stimmt. Die FDP hat dem zugestimmt; darauf will
h nur hinweisen. – Das ist schon mal ein Grund, uns zu
ählen und uns im Bundestag noch stärker zu machen.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens. Ohne die Linke gäbe es keinen Wider-
pruch einer Fraktion gegen Kriege,


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist eine solche Frechheit, Gysi!)


affenexporte, falsche Euro-Rettungsschirme, gegen
ie Senkung des Rentenniveaus und die Rentenkürzung
die Anhebung des Renteneintrittsalters um zwei Jahre
t im Grunde eine Rentenkürzung; es sind zunächst
wei Jahre; das soll ja noch weitergehen –, gegen pre-
äre Beschäftigung und gegen Hartz IV. Das wäre eine
erarmung der Demokratie.


(Joachim Poß [SPD]: Selbstgerechtes Gesabbel!)


uch deshalb ist es wichtig, diesen Widerspruch zu wäh-
n.


(Beifall bei der LINKEN)


Dann gibt es noch einen Punkt. Weil Sie sich bei die-
en sechs Punkten in einer Konsenssoße befinden, re-
gieren Sie nie aufeinander. Die Grünen ändern doch
icht ihre Politik, bloß weil die FDP zulegt oder verliert.
ie FDP ändert nicht ihre Politik, weil die Union zulegt.
ie SPD ändert auch nicht ihre Politik. Die einzige Par-
i, auf die Sie alle reagieren, ist die Linke.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach, Gregor Gysi, ich bitte dich! – Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Das ist ja Brüderle-Niveau!)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

Deshalb ist es für die Leute so attraktiv, uns zu wählen.
Sehen Sie mal: Man wählt uns, und noch bevor wir einen
dummen Antrag gestellt haben, ändern Sie schon Ihre
Politik. So schnell geht das. Das schafft man nur mit der
Wahl der Linken.


(Beifall bei der LINKEN – Zuruf des Abg. Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP])


– Doch. Ich kann Ihnen das sagen. Immer dann, wenn
wir stärker werden, werden die Grünen friedlicher, und
immer dann, wenn wir stärker werden, wird die SPD


(Manfred Grund [CDU/CSU]: Nervöser!)


sozialer. Selbst die Union bekommt dann einen kleinen
sozialen Tick. Ich gebe zu: Die FDP ist dagegen gefeit.


(Beifall bei der FDP)


Aber die anderen drei Parteien, die richten sich schon
nach unseren Wahlergebnissen. Das ist auch ein Vorteil
von uns.


(Beifall bei der LINKEN)


Weil so viel über Koalition und Ähnliches gesprochen
wird, sage ich: Liebe Kolleginnen und Kollegen von der
SPD, ich weiß, Ihre Leidensfähigkeit ist fast unbegrenzt;
aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es doch ir-
gendwo eine Grenze gibt.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Ja, die gibt es!)


Was wir wollen, ist ganz einfach, lieber Herr Gabriel:
Wir wollen nicht, dass Sie links von der SPD stehen; da
stehen wir doch, das ist gar nicht nötig. Aber wenigstens
sozialdemokratisch könnten Sie endlich werden.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Sigmar Gabriel [SPD]: Das halten uns Parteien wie Ihre seit 100 Jahren vor!)


Zur Sozialdemokratie gehören keine Kriege, keine Ren-
tenkürzungen und kein Hartz IV. Das müssen Sie endlich
verstehen. Dann können wir nicht nur einen Personal-
wechsel anstreben, sondern endlich auch einen Politik-
wechsel und eine deutlich gerechtere Gesellschaft.

Danke schön.


(Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Manfred Grund [CDU/CSU]: Als Wirtschaftssenator in Berlin hätten Sie damit schon anfangen können!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725302200

Für die Fraktion der Grünen spricht jetzt die Kollegin

Katrin Göring-Eckardt.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Herr Gysi, wissen Sie was: Angesichts dessen, was Sie
hier abgeliefert haben, und angesichts dessen, wie oft Sie
gesagt haben, was alles nicht ohne die Linke geht, muss
man schon denken: Sie haben Sorge, nicht im nächsten
Bundestag vertreten zu sein.

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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


as wundert mich auch nicht, wenn ich mir vor Augen
hre, dass sich Ihre Umfragewerte inzwischen nicht nur
Sachsen und Thüringen halbiert haben.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Warten Sie mal ab! Entscheiden werden die Menschen am Wahlabend!)


ber ich sage Ihnen eines: Mit dieser Art von Selbstge-
chtigkeit helfen Sie keinem Arbeitslosen, keinem, der
Armut lebt, und noch nicht einmal den Ossis. Es

raucht eine andere Politik, aber keine Schnöselsprüche
on Ihnen, Herr Gysi!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Aber Sie helfen den Arbeitslosen, ja? Aber hallo!)


Ich will auf das eingehen, was die Bundeskanzlerin
mer wieder sagt: dass wir gut dastehen. 70 Prozent der

rbeitnehmer bekommen heute niedrigere Löhne als vor
ehn Jahren.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Was? Das ist doch falsch!)


ie Produktivität hat sich seit 1999 immer weiter ver-
chlechtert.


(Patrick Döring [FDP]: Eine unbewiesene Tatsachenbehauptung! Wo haben Sie das bloß wieder her? – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: So ein Blödsinn!)


ie Investitionsquote ist in 2012 von über 20 auf 17 Pro-
ent gesunken.

Jetzt werden Sie wieder sagen, das sei Schwarzmale-
i.


(Rainer Brüderle [FDP]: Natürlich! Was denn sonst?)


as ist aber nicht meine Erfindung. Das sagt einer der
nommiertesten Wirtschaftsexperten in Deutschland,

ämlich Marcel Fratzscher, der Chef des DIW. Das ist
ie Realität. Allerdings habe ich gelernt, Ihre Behaup-
ng, Deutschland stehe gut da, ist nichts anderes als

ine Illusion. Sie haben aber keine Lust mehr, sich bei
ren Illusionen unterbrechen zu lassen. Sie haben auch

eine Lust mehr, sich die Realität anzuschauen. Das ha-
en wir auch am Sonntag im Fernsehduell gesehen, als
mand versucht hat, Ihnen eine Zwischenfrage zu stel-
n, Frau Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ui, ui, ui!)


Tatsache ist: Ja, wir leben in einem der reichsten Län-
er der Erde. Aber Millionen von Menschen haben
ichts von diesem Reichtum. Die Bildungs- und Auf-
tiegschancen sind verdammt ungleich verteilt. Der Zu-
ang zu dieser Gesellschaft ist reglementiert. Sie ist an





Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

vielen Stellen eine blockierte und an vielen Stellen eine
geschlossene Gesellschaft. Akademikerkinder haben
eine sechsmal höhere Chance, ein Studium aufzuneh-
men, als Kinder von Eltern ohne Studium. Dem reichs-
ten 1 Prozent der Bevölkerung gehören 35 Prozent des
gesamten Vermögens, den reichsten 10 Prozent sogar
zwei Drittel. Nein, Deutschland geht es nicht gut. In
Deutschland geht es nur einigen gut.


(Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Wo leben Sie denn? – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Diese Zahlen sind alle deutlich gesunken!)


Wenn Sie sagen: „Deutschland steht gut da“, dann mei-
nen Sie mit Deutschland nicht die Deutschen, sondern
die Privilegierten.


(Rainer Brüderle [FDP]: Na, na! Vorsicht!)


Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns, Frau
Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir brauchen keine Politik für wenige, für diejenigen,
die die Handynummer der Kanzlerin oder wenigstens die
des Kanzleramtsministers haben. Wir brauchen eine
Politik für alle Menschen, egal ob gut verdienend oder
Hartz-IV-Bezieher, egal ob sie alleinstehend sind oder in
einer Familie leben, egal ob reiche oder arme Eltern,
egal ob in Deutschland geboren oder anderswo. Eine
bessere Zukunft muss für alle möglich sein, eine Zukunft
mit intakter Infrastruktur, mit einem guten und bezahlba-
ren System sozialer Sicherheit, selbstverständlich mit
funktionierenden öffentlichen Institutionen und einem
Bildungssystem, in dem die Chancen gleich verteilt sind.
Um all das zu schaffen, fehlen aber entscheidende Vo-
raussetzungen, nämlich ein handlungsfähiger Staat und
eine handlungsfähige Regierung. Ja, es fehlt auch eine
handlungswillige Kanzlerin in diesem Land, um die Si-
tuation zu verbessern. Diese Kanzlerin handelt jedoch
nicht, meine Damen und Herren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Dr. Claudia Winterstein [FDP]: Wo waren Sie in den letzten vier Jahren?)


Das liegt nicht daran, dass sie Ossi ist. Das liegt auch
nicht daran, dass sie Frau ist. Das liegt noch nicht einmal
daran, dass sie Tag und Nacht per Babyfon Herrn
Seehofer betreuen muss, weil der permanent herum-
schreit, und deswegen nicht zum Regieren kommt.


(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Rainer Brüderle [FDP]: Woher wollen Sie das denn wissen?)


Frau Merkel handelt deswegen nicht, weil sie keine
Ideen für die Zukunft hat; weil sie auf Sicht fährt; weil
sie am Gängelband der FDP hängt; weil sie sich von der
Krise das Programm hat schreiben lassen, anstatt Ideen
zu entwickeln. Ihnen macht Regieren Spaß, haben Sie
gesagt, Frau Merkel, weil es an jedem Morgen neue Pro-
bleme gibt. – Wir hätten am Abend gern mal wenigstens
für eines der Probleme eine Lösung gesehen.

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(C (D (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Frau Bundeskanzlerin, jetzt ist eine neue Phase ange-
rochen, eine, in der ohne Ideen nichts mehr geht, eine,
der es ohne Ideen zu immer neuen Krisen kommt,

icht nur im Inland, sondern auch im Ausland. Es reicht
icht mehr, herumzulavieren, es reicht nicht mehr, abzu-
arten – nicht in Europa, nicht gegenüber Russlands ho-
ophobem Diktator und erst recht nicht in der Energie-

olitik. Sie sind dabei, das Land müde zu lächeln. Wir
rauchen aber dringend einen Aufbruch, Frau Merkel;
eswegen braucht es den Wechsel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bisher haben Sie in Europa ein Krisenmanagement
emacht. Jetzt müssten Sie eigentlich einmal sagen, wo-
in Sie mit Europa wollen. Wir sind doch ein Europa der
enschen und nicht ein Europa der Banken. Und, ja, wir

rauchen Leidenschaft für ein Europa, in dem junge
eute Hoffnung haben, egal ob ihre Muttersprache Grie-
hisch ist oder Deutsch, ein Europa, das endlich voran-
eht mit der Energierevolution. Dank Ihrer Politik schaf-
n wir das noch nicht einmal in Deutschland, Frau
erkel.


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sie stellen sich hierhin und sagen: Keinen Cent für
ie Griechen ohne Gegenleistung!


(Zuruf von der FDP: Ist das richtig oder falsch?)


urz vor der Wahl, Frau Merkel, fangen Sie wieder an
it einem „faule Griechen“-Revival.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


h finde das beschämend: die Beschimpfung eines Lan-
es, das extrem viel geleistet hat und auf das Sie ohne
nde Druck ausgeübt haben, Frau Merkel.

Man kann es vielleicht so zusammenfassen: Mit der
chwarz-gelben Regierung regiert die Ideenlosigkeit, es
giert das Motto „Gemeinsam gleichgültig“.

Die Verschuldung der öffentlichen Hand ist unter
anzlerin Merkel so stark gestiegen wie unter keinem
undeskanzler zuvor. Diese schwarz-gelbe Regierung
at über 100 Milliarden Euro neue Schulden aufgenom-
en. Frau Merkel, das ist eine sensationelle Katastrophe

nd kein sensationeller Erfolg, wie Sie es hier behauptet
aben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


sgesamt sind das 500 Milliarden Euro mehr. Sagen wir
s einfach einmal so: Diese Regierung steckt knietief im
ispo; die Zinsen und Zinseszinsen müssen unsere Kin-
er und Kindeskinder zahlen. Generationengerechtigkeit
eht anders, meine Damen und Herren.





Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Auch was die öffentliche Infrastruktur angeht, muss
man feststellen: Sie haben keine Ideen. Wir leben in
Deutschland längst von der Substanz. Seinen wirtschaft-
lichen Erfolg hatte dieses Land einstmals der guten In-
frastruktur zu verdanken.


(Patrick Döring [FDP]: Sie wollen doch keine Straßen bauen!)


Die geht jetzt den Bach herunter: Der Bahnhof einer
Landeshauptstadt ist tagelang außer Betrieb.


(Rainer Brüderle [FDP]: So sind Staatsbetriebe!)


Sagen Sie jetzt bloß nicht: „Schuld sind die anderen“,
Frau Merkel! An vielen Orten sind die Straßen kaputt,
sind Brücken baufällig. In öffentlichen Gebäuden fällt
der Putz von der Decke.


(Rainer Brüderle [FDP]: Sozialismus pur!)


Städten und Kommunen fehlen insgesamt 128 Milliar-
den Euro.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihr habt sie ausbluten lassen!)


Es fehlen die Steuereinnahmen, um die Mängel endlich
zu beseitigen und diesen Investitionsstau zu beheben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Wer hat denn in Dresden regiert?)


Ich weiß, Herr Brüderle, dass Sie da nie hingehen,
dass Sie sich woanders herumtreiben – mit Ihren Lobby-
isten Kaffee trinken gehen –, statt einmal zu schauen,
wie es in den Schulen dieses Landes aussieht.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Katrin, der trinkt keinen Kaffee, der trinkt Weißwein! – Peer Steinbrück [SPD]: Mit Lachsschnittchen!)


Man muss sich einmal mit dem tatsächlichen Leben be-
schäftigen, anstatt nur auf BIP-Zahlen zu schauen. Wo
bleiben Ihre Ideen für gute Kinderbetreuung, für Kinder-
betreuung, die gut ist für Kinder und nicht für die Statis-
tik von Frau Schröder? Ist es das Beste für das Kind,
wenn man, um einen Kinderbetreuungsplatz zu bekom-
men, 20 Bewerbungen abschicken muss? Nein, da geht
es um Milliarden, die fehlen. Frau Merkel, Sie haben
eben gesagt, dass wir mehr Geld für Kinderbetreuung
brauchen. Aber was machen Sie stattdessen? Sie schmei-
ßen für das Betreuungsgeld jedes Jahr 1 Milliarde Euro
zum Fenster hinaus. Das Betreuungsgeld gehört abge-
schafft. Dann können wir endlich in Kitas investieren.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich vermisse eine Idee für den Bereich Bildung. Ko-
operationsverbot – das haben Sie eingeführt – und eine
Lücke von 20 Milliarden Euro bei den Bildungsinvesti-
tionen, das ist Ihre Bilanz. Wir waren einmal Bildungs-
nation, und wir waren stolz darauf.

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(C (D (Volker Kauder [CDU/CSU]: Als Rot und Grün bei der Bildung noch nichts zu melden gehabt haben!)


eute bleiben so viele Kinder wie nie unter ihren Mög-
chkeiten, nur weil sie im falschen Stadtteil wohnen,
en falschen Vornamen haben oder weil ihre Großmutter
icht in Deutschland geboren wurde. Das ist Ihre Verant-
ortung. Das muss sich ändern mit Investitionen in Bil-
ung und mit mehr Bildungsgerechtigkeit in einem
and, das es sich definitiv leisten kann.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von der FDP)


Ich will wissen, wen Sie eigentlich meinen, wenn Sie
agen: Uns geht es gut. – Meinen Sie die 7 Millionen
enschen, die in Deutschland für weniger als 8,50 Euro

ro Stunde arbeiten? Meinen Sie die 2,5 Millionen Men-
chen, die inzwischen mehrere Jobs haben? Früher hiel-
n wir das für amerikanische Verhältnisse, heute ist das
Deutschland selbstverständlich. Meinen Sie die 3 Mil-
onen Frauen, die ohne eigenständige Altersabsicherung
Minijobs arbeiten, die Angst vor Armut haben?


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Das ist Quatsch!)


rau Merkel, meinen Sie mit „Deutschland steht gut da“
ie Menschen, die in Schlachthöfen für 4 Euro pro
tunde arbeiten, und zwar unter katastrophalen Bedin-
ungen, die mit Arbeitsschutz nichts zu tun haben?
,50 Euro Mindestlohn, Leiharbeit, die gleich bezahlt
ird, und endlich kleine Jobs, die man sich auch leisten
ann und bei denen nicht Altersarmut vorprogrammiert
t – das ist die Alternative zu Ihrer Politik, Frau Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Man kann nicht bei denjenigen kürzen, die es am nö-
gsten haben. Wenn man in den Bundeshaushalt schaut,
ann sieht man: Sie haben bei den Langzeitarbeitslosen,
ei den Alleinerziehenden und bei den Berufsrückkeh-
rn gekürzt. Frau Merkel, Sie haben gemeinsam mit
rau von der Leyen am Anfang der Legislaturperiode die
epublik darauf hingewiesen, dass es eine Armutsge-
hrdung in Teilen der Bevölkerung gebe, gerade im Al-
r.


(Lars Lindemann [FDP]: Die ist doch gesunken, Frau Kollegin!)


Ja, das stimmt. Und was haben Sie gemacht? Der Ent-
urf der Rentenreform ist im täglichen Gezänk mit der
DP immer kleiner und kleiner geworden, und am
chluss hat er sich komplett in Luft aufgelöst. Wir brau-
hen endlich die Bekämpfung der Altersarmut mit einer
arantierente gerade für die Frauen in dieser Republik,
ie es durch Arbeit nicht mehr schaffen können, für eine
ntsprechende Rente zu sorgen. Wir müssen dafür sor-
en, dass sie mit einer Garantierente im Alter abge-
ichert sind und nicht in Armut fallen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)






Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Ideen bei der Gesundheitsversorgung? Fehlanzeige!
Wer gesetzlich krankenversichert ist, wartet nicht nur
doppelt so lange auf den Termin beim Hausarzt, er war-
tet dann auch noch doppelt so lange, bis der Facharzt
Zeit hat. Fragen Sie mal Alte, chronisch Kranke oder
Menschen mit Behinderung, dann hören Sie, dass ihnen
mehr und mehr Leistungen vorenthalten werden. Fragen
Sie einmal die Ärzteschaft und nicht die Lobbyisten:
Diese sagt Ihnen längst mehrheitlich, sie wolle eine Bür-
gerversicherung.


(Lars Lindemann [FDP]: Das ist grober Unfug! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Quatsch!)


Ich will, dass wir endlich wieder dahin kommen, dass
man, wenn man beim Arzt anruft, gefragt wird, was ei-
nem fehlt, und nicht, welche Versicherungskarte man
hat. Das ist der Unterschied zwischen Ihnen und uns,
Frau Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


„Deutschland steht gut da.“ – Fragen Sie einmal die
Flüchtlinge, die hierherkommen und die hoffen, dass sie
endlich in Sicherheit sind. Diese müssen hören, dass wir
eine Krise hätten oder überfordert seien. Anstatt mit dem
Blick auf die furchtbare Situation in Syrien die Türen zu
öffnen und mehr Flüchtlinge aufzunehmen und zu sagen:
„Natürlich können wir sie hier in Deutschland sicher un-
terbringen“,


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie des Abg. Stefan Liebich [DIE LINKE])


machen Sie die Tür wieder zu und reden von Überforde-
rung in unserem Land mit Herrn Friedrich an der Spitze.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist unwahr! – Patrick Döring [FDP]: Die Länder, in denen Sie regieren, nehmen doch keine auf!)


Fragen Sie einmal die jungen Leute, ob es ihnen gut
geht, die Sie zwingen, sich entweder gegen das Land zu
entscheiden, in dem sie aufgewachsen sind, oder gegen
das Land, in dem ihre Großeltern geboren wurden. Wo
ist Ihre Idee von einem Land, in dem man gut leben
kann, gerade wenn man unterschiedlich ist? Jeder weiß
doch, dass nur solche Gesellschaften erfolgreich sind,
Frau Merkel. Nein, Ihr „Deutschland geht es gut“ hat
nichts mit der Lebensrealität der Menschen hier zu tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Meine Damen und Herren, für diese schwarz-gelbe
Bundesregierung ist Deutschland kein Gemeinwesen,
sondern eine einzige Lobbyrepublik. Diese Kanzlerin
und ihre Regierung haben keine Idee von sozialer Ge-
rechtigkeit. Man braucht sich nur den Bundeshaushalt
anzuschauen: Sie kürzen bei den Kindern, bei den Ar-
beitslosen, bei den Kranken, bei der Entwicklungszu-
sammenarbeit mit den armen Ländern und zeigen den
Mietern die kalte Schulter.

Anderswo haben Sie aber mächtig draufgelegt. Ihre
Hotelsteuer hat uns inzwischen 4 Milliarden Euro gekos-

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(C (D t, und wir geben permanent 1,8 Milliarden Euro für ein ienstwagenprivileg aus, mit dem wir Geländewagen rdern. (Patrick Döring [FDP]: Damit kennen Sie sich in Niedersachsen ja aus! Ihre Staatssekretäre kennen sich damit ja gut aus!)


inen solchen Dienstwagen braucht vielleicht ein Förs-
r oder ein Bauer, aber niemand, der normal zur Arbeit
nd wieder zurück fährt. Hier könnten Sie eine riesige
insparmöglichkeit nutzen. Dann bräuchten Sie nicht
ei den Armen und Arbeitslosen zu sparen, Frau Merkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Mit Dienstwagen kennen Sie sich aus, Frau Göring-Eckardt!)


Man kann das alles zusammenfassen, wie Herr
aumann das gemacht hat.


(Patrick Döring [FDP]: Lassen Sie uns über Herrn Paschedag und seinen Dienstwagen reden!)


r CDU-Freund aus Nordrhein-Westfalen hat wörtlich
esagt: Sozialpolitisch waren die schwarz-gelben Regie-
ngsjahre verlorene Jahre. – Ich finde, er hat recht. Lei-

er!


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Deutschland könnte bei der großen Aufgabe unserer
eit, der Energiewende, so gut dastehen, aber bei Ihnen,
ei Schwarz-Gelb, herrschen Ideenflaute und handwerk-
che Inkompetenz. Sie wollen die Dynamik bremsen,
aben Sie hier gesagt. Sie haben hier wieder die Ausbau-
remse für erneuerbare Energien angekündigt, Frau
erkel.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


hrlich gesagt glaube ich, Schwarz-Gelb die Energie-
ende machen zu lassen, ist ungefähr so schlau, wie
enn man Lehman Brothers beauftragen würde, die
uro-Krise zu managen. Das wirklich Tragische daran
t: Die schlechte Umsetzung ist von Ihnen auch poli-
sch gewollt. Sie fahren die Energiewende sehenden
uges an die Wand, und die Energiekonzerne lachen

ich mit ihren Kohlekraftwerken und Renditen am Ende
och ins Fäustchen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Da stehen einem die Haare zu Berge!)


Wir produzieren so viel Kohlestrom wie Anfang der
0er-Jahre. Das hat nichts mehr mit Energiewende zu
n, sondern das ist eine Konterrevolution in der Ener-

iepolitik.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Volker Kauder [CDU/CSU]: Herr Gysi, „Konterrevolution“!)






Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Dafür, dass der CO2-Aussstoß steigt, tragen Sie Verant-
wortung, Frau Merkel. Das hat große Folgen für den Kli-
mawandel und unsere Umwelt, weswegen Sie sich mehr
mit der Frage beschäftigen sollten, wie es mit den erneu-
erbaren Energien weitergeht.

Es mag Ihnen ja pathetisch vorkommen, aber ich
bleibe dabei: Ich will, dass auch noch unsere Enkel
Zitronenfalter nicht nur aus dem Lehrbuch kennen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Oh, wie schön! – Zurufe von der FDP: Oh!)


– Ja, ich weiß, dass Ihnen so etwas völlig egal ist. – Ich
bleibe dabei, dass ich will, dass auch noch die, die nach
uns kommen, saubere Luft atmen können, und ich bleibe
auch dabei, dass ich will, dass wir unseren Lebensstil
nicht auf Kosten der ärmsten Weltregionen leben. Des-
wegen brauchen wir die Energiewende.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich bleibe auch dabei, dass wir, statt jedes Jahr 1 Mil-
liarde Euro in die Massentierhaltung zu stecken, endlich
dafür sorgen sollten, dass gesundes Essen und Tierschutz
zusammenkommen und dass nicht inzwischen die Tiere
so viele Antibiotika bekommen, dass die Weißwurst ei-
nes Tages wahrscheinlich rezeptpflichtig wird, Frau
Aigner.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Das ist eine Beleidigung für alle Bauern in unserem Land!)


Sie lassen die Menschen ganz nebenbei auch noch bei
der Stromrechnung im Regen stehen. Es gibt in Deutsch-
land millionenfach Stromarmut, und es hat nichts mit
Marktwirtschaft zu tun, dass die Verbraucher immer
mehr bezahlen müssen, obwohl der Börsenstrompreis
durch die erneuerbaren Energien sinkt.

Herr Brüderle, als Sie als Wirtschaftsminister ange-
fangen haben, betrug die EEG-Umlage 1,5 Cent. Jetzt
sind es 5,5 Cent. Das ist Ihre Verantwortung! Das ist Ihre
Energiepolitik und das Ende einer Strompreisverantwor-
tung für die Verbraucherinnen und Verbraucher.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Die Zeche Ihrer Politik zahlen die Mittelständler, der
Student und die Oma von nebenan.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Die Oma mit der Leselampe!)


Die Zeche zahlen diejenigen, die es sich nicht leisten
können.

Deswegen sagen wir ganz klar: Mit einer anderen
Politik könnten wir sofort 4 Milliarden Euro einsparen
und den Strompreis senken. Man kann erreichen, dass
der Strom und die Energie bezahlbar bleiben, weil uns
Sonne und Wind keine Rechnungen schicken und indem
wir dafür sorgen, dass es keine sinnlosen Ausnahmen
– nicht beim Fracking, nicht bei der Kohle – und auch
kein Ausweichen derjenigen mehr gibt, die heimlich

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(C (D chon wieder über neue Laufzeitverlängerungen für tomkraftwerke nachdenken. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


ie haben keine Ideen, und damit werden natürlich die
pielräume der kommenden Generationen eingeengt.

Ausgerechnet Sie, Herr Brüderle, an der Spitze wer-
n uns vor, wir wären eine Verbotspartei.


(Rainer Brüderle [FDP]: Natürlich! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Ja klar! Das seid ihr auch!)


a kann ich nur sagen, lieber Herr Brüderle: Lieber ein-
al in der Woche freiwillig Spinat mit Ei als jahrelang

nfreiwillige Überwachung durch die NSA.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Lachen bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/ CSU – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das tut körperlich weh!)


Da wir schon dabei sind, will ich Ihnen ein paar Ver-
ote nennen, die wir gern abschaffen wollen: das Adop-
onsverbot für Lebenspartnerschaften,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as Verbot einer Arbeitsaufnahme für Asylbewerber,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft – abschaf-
n! –,


(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)


ettbewerbshürden im Energiemarkt – abschaffen! –,
erne auch das Verbot, Fahrräder im ICE mitzunehmen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Friede – abschaffen!)


Einführen wollen wir auch etwas. Wir wollen zum
eispiel das Verbot einführen, Rüstungsgüter an Dikta-
ren zu liefern. Ja, hier verbieten wir gerne etwas.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD – Patrick Döring [FDP]: Erste Klasse: Verbieten! Motorroller: Verbieten!)


„Deutschland steht gut da“, sagen Sie. Ja, Deutsch-
nd steht. Obwohl viele etwas tun, bewegt sich unter Ih-
r Regierung nichts mehr. Deutschland wird sich aber

nstrengen müssen: ökologisch, ökonomisch und eben
uch sozial. Aber dafür braucht es Leidenschaft. Dafür
raucht es eine Regierung, die etwas bewegen will, und
eine, die sich selbst verwaltet. Dafür braucht es eine
egierung, die einen Plan hat und eine Vision, eine Idee
avon, wohin es gehen soll. Ihre Regierung, die nur an
IP und Bonus denkt, Frau Merkel, und Ihre Art, das
and stillzulächeln, haben ausgedient. Es braucht eine
eue Regierung. Es braucht Bewegung – jetzt!





Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)


(Anhaltender Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Beifall bei der SPD – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Es braucht Spinat mit Ei! Das war eine Spinat-mit-Ei-Rede! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Unsäglich!)



Dr. Hermann Otto Solms (FDP):
Rede ID: ID1725302300

Das Wort hat jetzt der Bundesfinanzminister

Dr. Wolfgang Schäuble.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dr. Wolfgang Schäuble, Bundesminister der Finan-
zen:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Ich möchte gerne, bei allem Respekt, Frau
Göring-Eckart, vor Spinat mit Ei, wieder zur Lage unse-
res Landes zurückkehren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Was sagen Sie zu Herrn Brüderle? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt wollen Sie schon Witze im Bundestag verbieten!)


– Liebe Kolleginnen und Kollegen, Wahlkampf ist eine
wichtige Veranstaltung. Aber wir sollten auch im Wahl-
kampf unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger ernst neh-
men. Deswegen sollten wir auch im Wahlkampf die De-
batte über die Lage unseres Landes mit Argumenten, mit
Fakten und mit Programmen führen. Wir sollten hier
weiterkommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zurufe von der SPD: Oh! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ja Kritik an Brüderle!)


Herr Kollege Steinbrück, ich möchte mich gerne mit
Ihnen auseinandersetzen. Sie haben gefragt, wohin unser
Land in den letzten Jahren gegangen ist. Die Antwort
lautet: Aufwärts! Die Bundeskanzlerin hat in einer sehr
eindrucksvollen Rede


(Lachen bei Abgeordneten der SPD)


beschrieben, wie die Lage gewesen ist, in die wir als
Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise geraten sind. Wir
hatten im Jahre 2009 einen Rückgang unseres Brutto-
inlandsprodukts um über 5 Prozent zu verzeichnen; eine
Erfahrung, die wir seit der Währungsreform nicht kann-
ten. Als Folge dessen hatten wir für das Jahr 2010 einen
Haushaltsentwurf mit einer hohen Neuverschuldung er-
stellt. Das haben wir in der Großen Koalition gemeinsam
gemacht. Heute sind wir in derselben Situation. Der
Haushalt, den die Regierung im Juni aufgestellt hat, wird
das Gerüst für die nächste Legislaturperiode sein, auch
nach den nächsten Wahlen.

Wir haben nämlich diesen Haushalt im Gerippe mit
den Rahmendaten übernommen, und dann musste für
2010 eine Neuverschuldung von 86 Milliarden Euro ein-
geplant werden. Die Bundeskanzlerin hat schon daran
erinnert, dass in der mittelfristigen Finanzplanung für
diese vier Jahre – das vergessen Sie in Ihren Reden gele-

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(C (D entlich, Herr Steinbrück – 262 Milliarden Euro vorgeehen waren bzw. vorgesehen sein mussten. Das war die usgangslage. Daraus sind nun knapp 100 Milliarden uro geworden. Das sind knapp 40 Prozent dessen, was orgesehen war. Dazu kann man nur sagen: Es ist wohl in bisschen aufwärtsgegangen in den Jahren seit 2010. Natürlich gibt es eine Menge von Problemen. Die ird es übrigens immer geben, und die globalisierte Welt orgt dafür, dass der Druck der Wettbewerbsfähigkeit mer stärker wird. Das wird auf unseren Arbeitsmarkt nd auf vieles andere Auswirkungen haben. Ich habe übrigens, Herr Kollege Steinbrück, als zweialiger Innenminister manche Tarifverhandlungen gehrt. Einstmals waren sie ganz schwierig, weil wir noch ine Arbeitgebergemeinschaft von Bund, Ländern und ommunen waren. Deswegen verstehe ich ein bisschen as von Tarifautonomie. Auch war eine Erfahrung aus er Überwindung der Finanzund Wirtschaftskrise, dass nsere soziale Partnerschaft in Deutschland wesentlich azu beigetragen hat, dass wir die Krise besser überstanen haben als andere. Ein wesentliches Element unserer ozialen Partnerschaft ist die Tarifautonomie. In allem Ernst, Herr Kollege Steinbrück: Wenn Sie ich mit Freunden in der Gewerkschaft verständigen der sich informieren lassen, wie die Tariflandschaft ussieht, wird deutlich: Es gibt Zehntausende von Tariferträgen, die sehr individuell angepasst sind, sei es reional oder strukturspezifisch für die einzelnen Betriebe. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Gewerkschaften sind für den Mindestlohn!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


as ist ein unendlich enges Geflecht. Es ist das Ergebnis
on Tarifautonomie: ein Qualitätssiegel unseres Stand-
rts Deutschland.

Reden Sie nicht von einem Flickenteppich, wenn wir
agen: Wir wollen auch den Mindestlohn durch die Ta-
fpartner regeln lassen statt von einem Gesetzgeber, der
icht so viel weiß! Mit Einheitsregeln geht es doch
chief.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


In allem Ernst:


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Ach, jetzt kommt der Ernst!)


ie Einkommen sind in den letzten drei Jahren durch-
chnittlich um 3 Prozent jährlich gewachsen. Wir haben

Augenblick so viele Menschen in Arbeit wie nie zu-
or. Die Arbeitslosenquote ist die niedrigste seit der
iedervereinigung. – Herr Gysi ist leider nicht mehr an-
esend; deswegen will ich nicht näher darauf eingehen.
h fand es aber schon irgendwie süß, dass ausgerechnet
err Gysi mir erklärt, wie es mit der deutschen Einheit
t.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Stefan Liebich [DIE LINKE]: Einer muss es ja machen!)






Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

An diese Geschichte habe ich noch zu starke Erinnerun-
gen. Aber ich mache es mit ihm persönlich aus. Herr
Gysi ist ja immerhin amüsant.


(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie war das noch mit den Fakten?)


– Ich komme gleich darauf zurück. Hören Sie sich ein-
fach ein paar Fakten an!


(Dr. Tobias Lindner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir warten!)


Wir haben die niedrigste Arbeitslosenquote seit der
Wiedervereinigung. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist am
stärksten gesunken. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger
sinkt am stärksten. Das sind Realitäten. Die OECD hat
im Mai einen Bericht vorgelegt. Ich habe ihn dabei und
könnte lange daraus zitieren. Darin heißt es: Im Gegen-
satz zu fast allen anderen OECD-Ländern ist in Deutsch-
land die Kluft zwischen den höheren Einkommen und
den geringen Einkommen nicht gewachsen, sondern ge-
sunken.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Peer Steinbrück [SPD]: Wir kennen den doch! Es kommt auf den Zeitraum an!)


– Entschuldigung, Herr Steinbrück: laut OECD-Bericht
vom Mai 2013 in den vergangenen Jahren.


(Peer Steinbrück [SPD]: Wir reden über die letzten zehn Jahre!)


Jetzt kommt der nächste Punkt: Die Korrektur der Brutto-
einkommen gegenüber den Nettoeinkommen durch
Steuern und Beiträge ist in Deutschland stärker als in
fast allen anderen OECD-Staaten. Sie reden wirklich ge-
gen jede Realität. Deswegen haben Sie nichts mit der
Wirklichkeit in diesem Lande zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Dies alles haben wir im Übrigen erreicht, indem wir
ein stabiles Wachstum haben. Die deutsche Wirtschaft
ist seit 2009 real um 8 Prozent gewachsen. In der ersten
Haushaltsdebatte haben Sie damals die Bundeskanzlerin
gefragt: Wo wollen Sie eigentlich hin? Wo wollen Sie
Ende 2013 sein? – Sie hat dann gesagt: Wenn wir im
September 2013 da wären, wo wir vor dieser schlimmen
Krise waren, wäre es schön.

Ich ziehe Bilanz: Der Einbruch betrug 5,1 Prozent.
Wir haben 8 Prozent reales Wachstum. Frau Bundes-
kanzlerin, wir haben Ihr Ziel etwas übererreicht. Ge-
nauso haben wir auch die Schuldenbremse eingehalten.
Die Neuverschuldung beträgt nicht 86 Milliarden Euro.
Der Haushalt für das kommende Jahr sieht noch eine
Neuverschuldung von 6 Milliarden Euro – ohne struktu-
relles Defizit – vor. Bevor Sie weiterhin die unsinnige
Behauptung verbreiten, das habe nur mit den niedrigen
Zinsausgaben zu tun, will ich Ihnen einfach sagen: Die
Zinsausgaben im Haushalt 2014 belaufen sich zwar auf
4 Milliarden Euro weniger als im Haushalt 2010. Aber
mit 4 Milliarden Euro weniger Zinsausgaben ist es
schwierig, zu erklären, dass wir in der Zwischenzeit ein
strukturelles Defizit von 46 Milliarden Euro völlig be-

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(C (D eitigt haben. Das ist der Erfolg der Politik dieser Regieng. Zur Situation unseres Landes gehört, dass das wirtchaftliche Umfeld auch heute schwierig ist. Die für anche fast schon zur Sicherheit gewordene Erkenntnis, ass das Wachstum aus einer Reihe von Schwellenlänern kommt – das wird uns, Frau Bundeskanzlerin, beim -20-Gipfel neben den drängenden weltpolitischen Theen vielleicht sehr beschäftigen –, ist nicht mehr so si her. Deswegen ist es gut, dass wenigstens Deutschland inzwischen auch wieder die Euro-Zone – ein reales achstum erzielt. Das alles ist in einem schwierigen mfeld mühsam. Wir haben im Übrigen dieses Wachsm – auch das gehört zur Lage unseres Landes – durch ie Steigerung der Inlandsnachfrage erreicht. Die Gesellchaft für Konsumforschung hat ermittelt: Das Konsumlima ist seit 2007 niemals so gut gewesen wie heutzuge. Das Zerrbild, das Sie von der Wirklichkeit der enschen malen, steht im diametralen Gegensatz zu den tatistischen bzw. tatsächlichen Daten. Sie haben daher uch kein Rezept für die kommenden Jahre; denn wenn ie sich der Wirklichkeit verweigern, können Sie die Zuunft nicht gestalten. Das ist eine ganz einfache Sache. Herr Kollege Steinbrück, Sie haben über die Lage der ommunen geredet. Dazu will ich Ihnen nur einmal ein aar Fakten – es gibt den sogenannten Faktencheck zur endung – nennen. Jeder Kommunalpolitiker wird, wenn r nicht gerade an einer Parteiveranstaltung von Rot oder rün teilnimmt, zugeben: Diese Legislaturperiode mit nserer Bundespolitik war die kommunalfreundlichste egislaturperiode in der Geschichte der Bundesrepublik. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Bernd Scheelen [SPD]: Dank des Bundesrates!)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nein, nicht dank des Bundesrates, sondern dank der
atsache, dass diese Bundesregierung Wort gehalten und
ie Kosten der Grundsicherung im Alter in voller Höhe
bernommen hat. Sie von Rot-Grün haben diese Kosten
ur Hälfte auf die Kommunen übertragen. Wir haben
iese Kosten in voller Höhe übernommen und entspre-
hende Mittel in den Bundeshaushalt eingestellt. Das
ind im Haushalt 2014 rund 4,5 Milliarden Euro, um die
ir die Kommunen entlasten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Joachim Poß [SPD]: Deswegen wollen Sie jetzt die Gewerbesteuer abschaffen! – Weitere Zurufe von der SPD)


Nicht ausweichen! – Wir haben die Kommunen bei der
rfüllung des Rechtsanspruchs auf einen Kinderkrippen-
latz nicht alleingelassen. Wir haben über 5 Milliarden
uro aus Bundesmitteln in Kinderkrippen investiert. Wir
erden des Weiteren in den kommenden Jahren Zu-

chüsse in Höhe von 850 Millionen Euro jährlich leisten.
ir haben die Kommunen auf diesem Weg nicht allein-

elassen.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Das war die Große Koalition! Das wisst ihr genau!)






Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

Im Übrigen will ich noch sagen: Die Ausgaben belie-
fen sich im Bundeshaushalt 2010 auf 303 Milliarden
Euro. Ohne Berücksichtigung der Mittel für den Fluthil-
feopferfonds, die in diesem Jahr hinzukommen – diese
kleine Ausnahme haben wir noch nicht eingeplant –, ha-
ben wir die Höhe der Ausgaben von 2010 in keinem Jahr
überschritten. Wir sind bei 303 Milliarden Euro geblie-
ben. Der Haushalt, den wir im Juli im Kabinett einge-
bracht haben, sieht ein Ausgabenniveau von 295 Milliar-
den Euro vor. Das ist das Ergebnis unserer konsequenten
Politik der Rückführung der Neuverschuldung. Damit
machen wir unsere Finanzpolitik sowie die öffentlichen
Haushalte und die sozialen Sicherungssysteme tragbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Da Sie wieder eine Debatte über Griechenland ange-
fangen haben, die so überflüssig ist wie ein Kropf: Grie-
chenland ist – –


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat die angefangen? – Zurufe von der SPD)


– Ganz langsam! – Mit Genehmigung des Präsidenten
möchte ich gerne den Wortlaut meiner Regierungserklä-
rung vom 30. November 2012 zitieren.


(Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie damals auch schon gelogen? – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Das nehmen Sie zurück!)


Als wir das zweite Griechenland-Paket dem Bundestag
zur vorherigen Zustimmung vorgelegt haben, habe ich
das erläutert und wörtlich gesagt:

… wenn danach ein weiterer Finanzbedarf bestehen
sollte, dann werden wir Griechenland … zur Wie-
dererlangung des Marktzugangs weiter Hilfestel-
lung geben, unter der Voraussetzung, dass Grie-
chenland die Programmauflagen uneingeschränkt
erfüllt.

Dieses Programm hat eine Laufzeit bis Ende 2014.
Die Schuldentragfähigkeitsanalyse unterstellt, dass Grie-
chenland erst nach 2020 unter die Grenze von 120 Pro-
zent Gesamtverschuldung im Verhältnis zum Brutto-
inlandsprodukt kommen kann. Deswegen war immer
klar: Es kann einen begrenzten weiteren Finanzierungs-
bedarf geben. Den werden wir aber Mitte 2014 feststel-
len – nicht mehr und nicht weniger.

Ich füge hinzu: Griechenland ist in einer schwierigen
Lage. Das habe ich oft genug gesagt. Deswegen müssen
wir auch Respekt vor den Menschen in Griechenland ha-
ben. Aber Griechenland erfüllt seit der Aufstellung die-
ses zweiten Programms das, was in dem Programm ver-
einbart worden ist. Griechenland liegt bei der
Defizitreduzierung im Plan, sie erfolgt sogar etwas
schneller. Die Wirtschaft entwickelt sich etwas weniger
schlecht als befürchtet. Der Tourismus in Griechenland
zieht wieder an. Griechenland hat seine Arbeitskosten
um 13 Prozent gesenkt, es gibt wieder Exporte, auch in
Drittländer.

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(C (D Griechenland ist noch lange nicht über den Berg, aber ie Entwicklung zeigt: Unsere Politik zur Verteidigung er gemeinsamen europäischen Währung, ohne die wir en wirtschaftlichen und sozialen Stand in unserem ande nicht hätten, ist richtig, sie zeitigt Erfolge, und der uro bleibt stabil. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


eswegen sind wir auf einem guten Weg. Das hat mit
em Wahltermin nichts zu tun.


(Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Nein!)


Entschuldigung. – Die Troika überprüft vierteljährlich
or der Auszahlung der nächsten Tranche und fährt dazu
ach Athen. Ich sage Ihnen jetzt schon: Ende September
hrt die Troika wieder nach Athen. Damit Sie nicht auf

ie Idee kommen, der Zeitpunkt sei mit Absicht so ge-
ählt, dass er nach der Wahl liegt: Er liegt in der Tat
ach der Wahl, aber das dritte Quartal endet nun einmal
m 30. September. Das ist meistens so, auch in diesem
ahr.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU)


ie Troika fährt übrigens Ende Dezember wieder dort-
in. Also reden Sie nicht einen solchen Unsinn. Wir sa-
en das, was wir wissen, und über das, was wir erst
ächstes Jahr wissen können, entscheiden wir im nächs-
n Jahr. Dann ziehen wir die Konsequenzen. Wir sind

uf dem richtigen Weg.

Herr Steinbrück, Sie haben noch etwas gesagt. Ich
undere mich sowieso über Sie. Manchmal denke ich,
an sollte nicht Finanzminister gewesen sein, wenn man

ls Kanzlerkandidat der SPD auftritt. Dann muss man
ffenbar Dinge erzählen, die furchtbar sind.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


ie haben es doch schon einmal besser gewusst. Ich
preche von der Bankenunion.


(Widerspruch bei der SPD)


ie haben eine Bemerkung zur Bankenrekapitalisierung
emacht, die unsäglich für einen von mir geschätzten
mtsvorgänger war.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Als er noch Steinbrück sein durfte!)


ir müssen es nicht schlimmer machen, als es ist.

Es ist doch klar: Eines der zentralen Probleme bei der
tabilisierung unserer gemeinsamen europäischen Wäh-
ng ist, dass es uns besser gelingen muss, die Risiken

us dem Finanzsektor von den Risiken der Staatsver-
chuldung zu trennen. Das ist die Aufgabe einer Banken-
nion. Dazu brauchen wir die notwendigen rechtlichen
rundlagen. Deswegen brauchen wir auch eine be-
renzte Vertragsänderung, die wir über Nacht nicht be-
ommen. Deswegen hat die Bundeskanzlerin mit dem
anzösischen Präsidenten Hollande schon im Sommer
esagt, dass wir gemeinsam mit Frankreich einen Zwei-
tufenplan vorschlagen und jetzt das machen, was nach





Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble


(A) )


)(B)

den geltenden Verträgen zweifelsfrei und auf einwand-
freier Grundlage möglich ist, und danach den zweiten
Schritt machen.

Das alles muss erst gemacht und eine klare Haftungs-
kaskade eingeführt werden.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Kaskade?)


Die Eigentümer, also die Aktionäre – das muss man
Herrn Gysi einmal erklären –, verlieren ihr Geld immer;
aber wenn die Bank pleitegeht, dann sind die Einlagen
futsch, und das ist ein Problem für die Einleger und im
Übrigen natürlich vor allen Dingen für die Stabilität des
Finanzsystems als Ganzem. Deswegen haben wir in
jener schrecklichen Krise 2008 und 2009 das zu Recht
verhindert. Wenn wir aber die Haftungskaskade haben
– Eigentümer, Anleihegläubiger, dann erst die Mitglied-
staaten und am Schluss die Gemeinschaft des ESM –,
dann brauchen wir eine stärkere europäische Bankenauf-
sicht; denn Sie können Banken – auch das ist eine Lehre
von 2008/2009 – nicht mehr nur durch nationale Institu-
tionen beaufsichtigen, weil die alle grenzüberschreitend
tätig sind. Weil alle diese Probleme nur auf europäischer
Ebene gelöst werden können, beschreiten wir diesen
Weg. In dieser Reihenfolge geht es voran.

Im ersten Teil Ihrer Rede sagten Sie, wir trieben die
Länder an den Rand der Armut, weil wir so streng seien,
und im zweiten Teil Ihrer Rede sagten Sie, wir seien
Luftikusse, die nicht darauf achteten, dass die Regeln
eingehalten würden. Ich sage Ihnen: Es gab eine De-
batte, wenn auch nicht in unserem Land, sondern außer-
halb, ob Europa immer deutscher wird, weil wir in der
Tat Wachstumslokomotive und Stabilitätsanker derzeit
sind und sein müssen. Aber wir wollen kein deutsches
Europa, wenn ich Sie, Frau Bundeskanzlerin, zitieren
darf. Aber ein starkes Europa muss es sein; denn in die-
ser globalisierten Welt kann Europa seine Aufgabe, dazu
beizutragen, dass die Welt nicht aus den Fugen gerät, nur
erfüllen, wenn es handlungsfähiger wird, wenn es eini-
ger wird. Dazu muss es vor allen Dingen wirtschaftlich
leistungsfähig sein.

Wir haben in diesen vier Jahren in dieser Hinsicht viel
erreicht. Wir sind nicht über den Berg. Genau deswegen
muss Deutschland ein verlässlicher Partner in Europa
und für die Welt bleiben. Wenn es noch einen Zweifel
gab, ist spätestens nach dieser Debatte ganz klar: Das
geht nur mit der Fortsetzung dieser Koalition unter der
Führung von Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725302400

Das Wort hat nun Frank-Walter Steinmeier für die

SPD-Fraktion.


Dr. Frank-Walter Steinmeier (SPD):
Rede ID: ID1725302500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich

habe damit gerechnet, dass Sie hier heute Morgen das
ganz große Weihrauchfass schwingen werden. Aber, ehr-
lich gesagt, lieber Herr Schäuble, mit so viel Selbstge-
rechtigkeit hätte ich gerade bei Ihnen nicht gerechnet.
An die anderen Mitglieder der Bundesregierung, die hier

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(C (D eredet haben, gerichtet, sage ich: Mit welcher Chuzpe ie hier politische Erfolge für sich und die Bundesregieng reklamieren – Erfolge, zu denen Sie, diese Bundesgierung, jedenfalls nichts, aber auch gar nichts beigeagen haben –, das ist doch atemberaubend. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Als wäre der schwere Weg – das war ein verdammt
chwerer Weg –, den Deutschland vom „kranken Mann
uropas“ in den späten 1990er-Jahren an die Spitze der
uropäischen Wachstumstabelle gegangen ist, ausge-
chnet die Folge der guten Arbeit dieser Bundesregie-
ng! Das ist doch lachhaft!


(Beifall bei der SPD)


Daran waren Unternehmen beteiligt, daran waren Ge-
erkschaften beteiligt, vielleicht auch frühere Regierun-
en. Herr Brüderle, gerade wenn ich Sie von der FDP
öre, muss ich sagen: Sie haben doch damals alle Refor-
en, deren Ergebnisse Sie jetzt einfach einsacken, be-

ämpft. Das ist doch die ganze Wahrheit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Wer hat denn Hartz zugestimmt?)


Herr Schäuble hat eben von der tiefsten Wirtschafts-
rise der Nachkriegszeit geredet: minus 5 Prozent
achstum. Herr Brüderle, wie haben Sie sich verhalten,

ls wir hier gemeinsam beschlossen haben, dass wir uns
ieser größten europäischen Krise nach dem Zusammen-
ruch von Lehman Brothers entgegenstemmen müssen?


(Rainer Brüderle [FDP]: Ich habe zugestimmt!)


ie haben Sie sich verhalten? Sie haben das kommunale
vestitionsprogramm abgelehnt. Sie haben Konjunktur-

ilfen abgelehnt. Sie haben sogar die verbesserte Kurz-
rbeit abgelehnt. Das ist die Leistung, auf die Sie ver-
eisen können.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Schande!)


Ich hatte nicht gedacht, dass man das hier heute Mor-
en noch einmal sagen muss. Aber weil Sie so geredet
aben, Herr Brüderle, sage ich genauso schonungslos:
on Ihnen gab es keinen anderen Beitrag. Sie haben sich
ier gemeinsam mit Schwarz und Gelb in das gemachte
est gesetzt, nachdem andere Regierungen vor Ihnen
irtschaftspolitisch die Kohlen aus dem Feuer geholt ha-
en. Schlimmer noch: Sie schmücken sich mit fremden
edern, rühmen den Wettbewerbsvorteil deutscher Un-
rnehmen gegenüber den Unternehmen der europäi-

chen Nachbarschaft, und gleichzeitig sind Sie dabei,
iesen Wettbewerbsvorteil, den wir uns über Jahre müh-
am erarbeitet haben, durch eine verantwortungslose
chterbahnfahrt in der Energiepolitik – die Energie-
reise bringen die Unternehmen in den Keller – zu rui-
ieren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


as ist doch die Wahrheit.





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

Sie rühmen sich selbst für eine Politik der kleinen
Schritte. Die kleinen Schritte gestehe ich Ihnen zu; aber
Politik ist doch dabei nie herausgekommen. Sie schauen
auf die Schlagzeilen des nächsten Morgens, Frau
Merkel. Sie leuchten aus, wie viel Spielraum Sie haben,
um nicht anzuecken. Ich sage: Auch das ist zu wenig. Je-
denfalls aus meiner Sicht ist das kein Ausdruck von Ver-
antwortung in der Politik.

Verantwortung in der Politik, das heißt, über den Tag,
über das Jahr, über die Legislaturperiode hinauszuden-
ken, Weichen zu stellen, damit es auch der nächsten Ge-
neration in diesem Lande mindestens so gut geht wie
uns, damit auch sie ihre Lebenschancen hat.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn das so ist, liebe Frau Merkel, dann sagen Sie mir
doch eine einzige Weichenstellung von Bedeutung, die
Sie in dieser Legislaturperiode vorgenommen haben.
Was ist geschehen im Bereich Rente? Was ist geschehen
im Bereich Pflege? Was ist geschehen beim Arbeits-
markt? Was ist geschehen im Gesundheitswesen? Weit
und breit nichts, nichts an Vorbereitungen für eine
schwieriger werdende Zukunft, meine Damen und Her-
ren!


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Beim Rausgehen aus dieser Legislaturperiode bre-
chen Sie mit einem Vorschlag Ihres Gesundheitsminis-
ters noch mal eben den gesetzlichen Krankenkassen das
Genick, und mit dem Vorschlag von Herrn Schäuble zur
Abschaffung der Gewerbesteuer, den er in der Rheini-
schen Post erneuert hat, werden Sie die Kommunen in
den Ruin treiben.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Sie haben nichts getan für die Kommunen, sondern, ganz
im Gegenteil, mit der Mehrwertsteuersenkung für die
Hoteliers haben Sie ihnen Geld genommen. Wir haben
fünf Sitzungen im Vermittlungsausschuss gebraucht, um
Sie zu zwingen, die Kosten der Grundsicherung durch
den Bund zu übernehmen. Das war nicht Ihre Entschei-
dung, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn man nicht ganz verblendet ist und wenn man
aus diesen letzten Jahren nicht alles vergessen hat, dann
muss man sagen: Es ist eine ziemlich bittere Bilanz, mit
der Sie heute vor dieses Parlament treten. Sie haben jetzt
vier Jahre lang geerntet, aber Sie haben nichts gesät für
die Zukunft, für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Sie
sind in dieser Legislaturperiode bei 3,6 Prozent Wachs-
tum gestartet, sind im Augenblick bei 0,3 Prozent. Alles,
was nötig war bei Rente und Pflege, zur Bekämpfung
des Facharbeitermangels, bei der Demografie haben Sie
nicht angepackt. Sie sind an der Aufgabe, Zukunft für
die nächste Generation zu gestalten, gescheitert. Das
wird die bittere Erinnerung an diese vier Jahre sein. Aber
gerade deshalb werden wir nicht zulassen, dass Sie in

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(C (D er nächsten Legislaturperiode auch noch Kommunen nd Krankenkassen massakrieren. Das werden wir nicht ulassen! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Nach alledem erstaunt mich nicht, dass Sie jetzt den
trohhalm bei Europa gesucht haben. Aber wie sieht es
enn in Wirklichkeit aus, jenseits der schönen Bilder, die
err Schäuble eben noch einmal gemalt hat? Im fünften

ahr der europäischen Krise doktern Sie an den Sympto-
en herum. Sie reden, wie im Duell am Sonntag, von

eginnender Konsolidierung. Und was ist die Wahrheit?
ie Schuldenlast ist höher als vor viereinhalb Jahren!

Ich bin mit Ihnen durchaus der Meinung, dass entge-
en manchem Zynismus, wie wir ihn von der Linkspar-
i vorhin gehört haben, Hilfen, auch konditionierte Kre-
ite an die Notlagenländer richtig sind, aber der Rest der
eranstaltung, den Sie zu verantworten haben, Frau
erkel, ist doch Voodoo.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Was ist das?)


a ist doch nichts mit wirtschaftspolitischem Denken.
r Rezept für Europa ist: ohne Wachstum aus der Krise.
as hat nur noch nirgendwo auf der Welt funktioniert.
s funktioniert auch in Europa nicht. Deshalb können
ie da auf keine Leistung verweisen, meine Damen und
erren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Aber das ist nicht einmal der entscheidende Punkt.
h finde, Sie müssen auch Verantwortung dafür tragen,

ass nicht nur Ihre, sondern am Ende auch die Glaub-
ürdigkeit von europäischer Politik überhaupt in den
tzten Jahren gelitten hat. Es ist nicht ein einzelner
unkt, ein einzelner Beschluss über ein Rettungspaket,
ber den ich rede; nein, der Grund für den Verlust von
laubwürdigkeit ist Ihre Angst vor Wahrheit.

Ich sage es noch einmal – ich habe das Bild in der
ild-Zeitung mit Frau Merkel auf dem Bismarck-Sockel
ut in Erinnerung –: „Kein Cent für Griechenland“, mit
ieser Beteuerung begann es. Dann ging es Schlag auf
chlag: kein Rettungspaket. Dann hieß es: „jedenfalls
ein zweites Rettungspaket“, dann hieß es: „kein Ret-
ngsschirm“, dann hieß es: „jedenfalls kein dauerhafter
ettungsschirm“, dann hieß es: „kein Anleihekauf“
sw., usw. Sie haben jede rote Linie überschritten, die
ie vorher selbst gezogen haben, und das ist der Verlust
on Glaubwürdigkeit, weil Sie Angst vor der Wahrheit
aben, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Herr Schäuble, auch ich kann es Ihnen nicht ersparen,
re Ankündigung der letzten Woche aufzugreifen. Ich

age noch einmal: Nicht wir haben eine Griechenland-
ebatte begonnen, sondern es war Ihre öffentliche Äu-
erung bezüglich Griechenland. Die können Sie jetzt
icht durch den Verweis auf frühere Reden aus der Welt
chaffen. Sie kündigen vorsichtig ein drittes Griechen-





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

land-Paket an. Frau Merkel wiegelt ab. Ich finde, so
kann man mit den Menschen nicht umgehen. Ich hätte
auch darauf verzichtet, dazu weitere Äußerungen zu ma-
chen. Nach den ehrabschneidenden Äußerungen zu un-
serer Europapolitik will ich aber deutlich sagen: Ich
glaube, in Wahrheit bereiten Sie nicht einfach nur ein
drittes Griechenland-Paket vor. Ich glaube nicht, dass
dies ein normales Rettungspaket sein wird wie das erste
und zweite Griechenland-Paket. Sie bereiten in Wahrheit
einen Schuldenschnitt vor, auch wenn Sie es heute be-
streiten. Sie werden Folgendes machen: Sie werden die
Zahlungsfristen verlängern und die Zinsen für die Rück-
zahlung senken. Das ist bei genauerer Betrachtung
nichts anderes als ein Schuldenschnitt, den Sie als bevor-
stehende Maßnahme öffentlich leugnen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Deshalb sage ich: So kann man mit der Öffentlichkeit
und insbesondere mit uns nicht umgehen. Deshalb ein
abschließendes Wort zu dem Vorwurf der europapoliti-
schen Unzuverlässigkeit: Frau Merkel, es mag Ihr Stil
sein, uns gegenüber ist es eine Sauerei.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Das ist eine Sauerei gegenüber einer Partei, ohne die Sie
bei der Abstimmung über den Fiskalpakt hier gesessen
hätten wie das Kind beim Dreck. So ist es.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Statt dankbar zu sein, dass Ihnen dieses Schicksal erspart
geblieben ist, schmeißen Sie mit Dreck nach denen, die
zu Europa gestanden haben, als Ihre Leute schon flucht-
artig den Platz verlassen hatten. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wenn das die einzige Lüge gewesen wäre, mit der Sie
durch diese Debatte reiten, dann würde ich sie noch er-
tragen. Mindestens die eine andere Lüge will ich auf-
greifen. Das ist die Geschichte über die Aufnahme Grie-
chenlands in die Währungsunion. Auch hier, meine
Damen und Herren, wie bei NSA und anderen Themen,
die wir heute gehört haben, fällt Ihnen nichts anderes ein
als eine möglichst schnelle Flucht aus der Verantwor-
tung, bevor jemand merkt, welche Spuren Sie dabei hin-
terlassen haben. Ich will doch gar nicht an das Wort von
Helmut Kohl im Mai 1998 erinnern. Was hat er gesagt?
Er sagte: Wir bereiten uns darauf vor, dass wir Griechen-
land in die Währungsunion aufnehmen.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Hört! Hört!)


Während der Regierungszeit von Rot-Grün wurde die
Aufnahme damals vollzogen – gegen Ihren erbitterten
Widerstand, wie ich Sie heute verstanden habe. Die
ganze Wahrheit ist: Konservative und Liberale haben im
Europäischen Parlament zugestimmt. Die CSU hat sich
mutig enthalten. Das ist die historische Wahrheit über
den Kampf von Konservativen und Liberalen gegen die
Aufnahme von Griechenland in die Währungsunion.

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(C (D (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Lügen haben kurze Beine!)


Ich finde, alle haben recht, die sagen: Man kann eine
olche Debatte heute nicht miteinander führen, ohne ein
aar Worte zum Thema Syrien zu sagen. Ich denke, wir
lle sind in gleicher Weise durch die Bilder, die uns er-
icht haben, beeindruckt und erschüttert. Der Giftgasan-

riff, den es gegeben hat, ist der grausame Tiefpunkt ei-
er syrischen Tragödie. Das ist wahr. Es sind Angriffe,
ie nicht nur verbrecherisch sind, sondern eine Verlet-
ung des Völkerrechts bedeuten. Eine solche Verletzung
ann nicht ohne Antwort bleiben. Ich glaube, so weit
ind wir uns einig. Ich rate uns nur sehr dazu, sich die
ntwort nicht allzu einfach zu machen. Es haben alle
cht – das gestehe ich zu –, die sagen, dass eine politi-

che Lösung bislang nicht gelungen ist. Richtig ist auch:
enn man jetzt eine politische Lösung angeht, dann gibt

s überhaupt keine Garantie dafür, dass dies Erfolg ha-
en wird. Ich frage aber: Ist die Alternative etwa, die Su-
he nach einer politischen Lösung zu unterlassen und da-
it einer militärischen Option den Weg zu öffnen?

Ich will die Gelegenheit heute nutzen, um vor leicht-
rtigen Entscheidungen zu warnen, weil für viele die
otwendigkeit eines Militärschlags in den letzten Tagen

uf der Hand lag. Ich glaube – ich habe da ein bisschen
rfahrung –: Eine Einmündung in die militärische Logik
edeutet immer, dass wir einen Automatismus auslösen,
en wir nur schwer unterbrechen oder rückgängig ma-
hen können.


(Andrea Nahles [SPD]: Ja!)


Ich glaube, wir sind in der Vergangenheit gelegentlich
inem fatalen Irrtum unterlegen: Es wurde zu oft ge-
acht, dass da, wo eine politische Lösung schwer zu er-
ichen ist, eine militärische Lösung einfacher ist. Diese
ogik gilt, glaube ich, grundsätzlich nicht, und sie gilt
rst recht nicht im Nahen Osten, wo es passieren kann
dieses Risiko müssen wir Deutsche viel stärker im
uge behalten als viele andere auf der Welt –, dass ein
nbedachter Militärschlag eine labile Ordnung vollstän-
ig kollabieren lassen kann, und zwar so, dass kein Stein
ehr auf dem anderen bleibt. Damit beziehe ich mich

icht allein auf Syrien, sondern auf den gesamten Nahen
sten. Es ist daher die Pflicht der Politik, alle Möglich-
eiten, auch alle letzten Möglichkeiten, auszuschöpfen
nd jegliche Risiken abzuwägen.

Meine Damen und Herren, wenn ich mich frage, wie
an den Druck auf Assad erhöhen kann, dann komme
h zu folgendem Ergebnis: Nicht eine zweitägige Bom-
ardierung ist gefährlich für Assad. Wirklich gefährlich
r Assad ist die Beendigung der Spaltung im Weltsi-

herheitsrat über Syrien.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wenn man das genau betrachtet, dann stellt man fest,
ass Assad von dieser Spaltung profitiert. Die Einigkeit
wischen den beiden Großmächten Russland und USA
t das, was er wirklich fürchten muss. Deshalb muss das





Dr. Frank-Walter Steinmeier


(A) )


)(B)

Schwergewicht der Außenpolitik auf dieser Einigkeit
liegen.

Peer Steinbrück hat dazu in der vergangenen Woche
einen Vorschlag gemacht. Ich gebe zu, dass er vielen in
der vergangenen Woche noch unrealistisch und manchen
sogar fantastisch erschien. Wir sind belehrt worden, dass
der G-20-Gipfel nicht für die Lösung von außenpoliti-
schen Krisen vorgesehen ist. Lassen Sie uns aber einmal
einen Strich darunter ziehen: Ein paar Tage später sind
wir mit der Kernforderung, den G-20-Gipfel in Sankt
Petersburg zu einem Syrien-Gipfel zu machen – zeit-
weise jedenfalls –, ein Stück weitergekommen. Ich kann
nur hoffen, dass uns das, was Peer Steinbrück beschrie-
ben hat, gelingt: dass wir durch gemeinsame Anstren-
gungen wenigstens für eine kleine humanitäre Atem-
pause sorgen können, in der die Versorgung von einigen
Flüchtlingen möglich ist.

Ich will es nicht zu optimistisch sehen und bin in der
Hinsicht auch nicht zuversichtlich, aber es gibt eine
kleine Chance, die Spaltung zwischen Washington und
Moskau zu überwinden. Deutschland spielt – darum
spreche ich es an –, was das Verhältnis zwischen Mos-
kau und Washington angeht, aus historischen Gründen
eine besondere Rolle und trägt eine besondere Verant-
wortung. Genau diese Verantwortung ist in den letzten
Jahren vernachlässigt worden. Ich finde, sie ist manch-
mal sogar verweigert worden.

Auf Regierungsseite herrscht derzeit etwas Rat- und
Sprachlosigkeit, vielleicht sogar Verzweiflung. Denn seit
die Briten in eine neue Nachdenklichkeit über die Sinn-
haftigkeit von militärischen Einsätzen verfallen sind und
Obama von seinen Ankündigungen schneller Militär-
schläge abgerückt ist, weiß man nicht, an welchen der
großen Partner man sich anlehnen soll. Ich stelle fest:
Sie haben sich noch vor fünf Tagen forsch und schneidig
all denjenigen angeschlossen, die eine entschiedene,
auch militärische Reaktion gefordert haben. Sie haben
sie unter der Voraussetzung, dass der Einsatz von ande-
ren verantwortet wird, unterstützt. Jetzt, nach der Ent-
scheidung im britischen Unterhaus, suchen Sie Anleh-
nung an andere Richtungen in der internationalen Politik
und sind selbst ohne Position.


(Widerspruch bei der FDP)


Meine Damen und Herren, das ist Lavieren.


(Otto Fricke [FDP]: Das ist eine ganz billige Nummer!)


– Ja, das können Sie gleich von hier aus sagen; Sie sind
ja gleich dran. – Das ist auch Wegducken. Aber ich
glaube, das ist nicht die Außenpolitik, die von einem
großen Land, dem größten Land in Europa, erwartet
wird.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Mein Schlusssatz: Frau Merkel, wir haben zur Kennt-
nis genommen: Sie sind zufrieden, Sie sind mit sich zu-
frieden. Das haben wir gehört. Aber das reicht nicht für
dieses Land.

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(C (D (Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Sie hat allen Grund dazu!)


as Land braucht eine Regierung, die Mut und Initiative
eigt, die bereit ist, für die Zukunft im eigenen Land und
ternational Verantwortung zu übernehmen. Deshalb

rauchen wir am 22. September einen Regierungswech-
el.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725302600

Das Wort hat nun Otto Fricke für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Otto Fricke (FDP):
Rede ID: ID1725302700

Herr Präsident, auch auf die Gefahr hin, dass Sie es

ir auf die Redezeit anrechnen, möchte ich mich bei je-
andem bedanken, der sich geweigert hat, eine Ab-

chlussrede zu halten. Ich darf das, glaube ich, nicht nur
Namen meiner Fraktion tun.

Lieber Kollege Solms, ich danke für viele Jahre und
r sehr vieles, was ich und auch manch anderer von Ih-

en lernen konnte. So stelle ich mir einen Liberalen vor.
erzlichen Dank für all das, was Sie getan haben.


(Beifall im ganzen Hause)


Meine Damen und Herren, es geht am Ende – das
abe ich auch von Herrn Solms gelernt – immer um die
ealität. Herr Kollege Steinmeier, darauf, wie Sie im
ereich der Außenpolitik auf primitive Art und Weise
ersucht haben, das Thema Krieg doch wieder zu einem
ahlkampfthema zu machen, will ich gar nicht weiter

ingehen. So von mangelnder Verantwortungsüber-
ahme dieser Koalition, dieses Außenministers und die-
er Bundeskanzlerin zu reden und zu versuchen, irgend-
ine Anlehnung an irgendwen zu konstruieren, wie Sie
s getan haben, ist schäbig. So geht man mit einem so
ensiblen und schwierigen Thema auf gar keinen Fall
m, schon gar nicht hier in diesem Hause.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aber so ist das, glaube ich, mit der Realitätsverweige-
ng seitens der Opposition. Man muss eigentlich nur

inmal schauen, was hier dazu gesagt wird, wie es in
eutschland aussieht. Wenn man mit Menschen aus dem
usland redet, was viele Deutsche im Urlaub getan ha-
en, und fragt: „Wie sieht es eigentlich bei uns in
eutschland aus?“, dann erhält man die Antwort: „Eure
erhältnisse in Deutschland, die hätte ich gerne. Eure
ozialsysteme, die hätte ich gerne. Eure Sozialquote in
eutschland“ – die übrigens unter dieser Koalition nicht
iedriger ist als unter Rot-Grün –, „die hätte ich gerne.
ure Milliardenpuffer in den Sozialsystemen, die hätte
h gerne. Eure Arbeitslosenzahlen, die hätte ich gerne.“

Dieses Land hat gezeigt, dass es mit der richtigen Re-
ierung das kann, was es mit Rot-Grün nie konnte, näm-





Otto Fricke


(A) )


)(B)

lich eine Führungsrolle einzunehmen und gleichzeitig
Verantwortung zu übernehmen. Das ist das, was wir kön-
nen und was Sie nie können werden.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich glaube, dass man noch einmal etwas bezüglich
des Themas „Wie sieht das eigentlich mit der Umvertei-
lung von oben nach unten aus?“ hervorheben muss. Die
haben wir nämlich, und die ist auch in einer sozialen
Marktwirtschaft richtig. Denn das heißt: Der Stärkere
übernimmt mehr Verantwortung als der Schwächere.
Wie sieht das denn eigentlich bei der Lohn- und Ein-
kommensteuer aus? Die oberen 5 Prozent der Steuer-
pflichtigen zahlen 42 Prozent des Steueraufkommens,
und die unteren 50 Prozent zahlen 6 Prozent.


(Peer Steinbrück [SPD]: Nein! Des Einkommensteueraufkommens, nicht des Steueraufkommens!)


– Ja, Herr Steinbrück, das ist so. Ich weiß, das wollen
Sie nicht gerne hören. – Wenn es einen täglichen, jährli-
chen, immer wiederkehrenden Beweis dafür gibt, wie
viel mehr von oben gezahlt wird, dann sind es doch diese
Zahlen.

Was machen Sie? Sie sagen: 50 Prozent des Steuer-
aufkommens. Ach, eigentlich sagen Sie: Lasst uns doch
die oberen 5 Prozent, die uns mit ihren Familien und mit
den Arbeitnehmern, die sie in den Betrieben beschäfti-
gen, völlig egal sind, noch einmal ein bisschen ausquet-
schen. – Das ist die Realitätsverweigerung, in der Sie
sich befinden.

Ich glaube, wenn es nach der Bundestagswahl ein
Lieblingsbuch für Rot-Grün geben wird, dann ist das
Don Quichote. Schauen wir es uns an: Da gibt es den
Don Quichote Peer Steinbrück. Bei Sancho Pansa wis-
sen Sie auch, an wen ich bei der SPD denke.


(Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das war doch heute schon einmal!)


Anhand der Beschreibung können Sie es sehr schön se-
hen: Don Quichote ist lang, dürr – gut, darüber man
kann streiten –, in idealistischem Träumen versponnen
und nur vermeintlich furchtlos. Und Sancho Pansa hat
– na ja! – ein etwas anderes Aussehen, leistet aber sei-
nem Herrn Dienste, weil er alles gut durchschaut und da-
rauf hofft, dass er mal eine eigene kleine Statthalter-
schaft bekommt. So sieht es doch bei Ihnen aus. Und
dann machen Sie aus Windmühlen auf einmal große
Krieger. Aus Weinschläuchen – da kennen Sie sich ja
auch aus – machen Sie dann auf einmal Ungerechtigkei-
ten in der Welt.

Beschäftigen Sie sich doch einmal mit der Realität in
diesem Lande! Beschäftigen Sie sich doch einmal mit
den Zahlen in diesem Lande! Sie tun das noch nicht ein-
mal beim Haushalt. Was war das denn, was der Kollege
Schneider als haushaltspolitischer Sprecher der SPD je-
des Mal erzählt hat? „Oh Gott, das ist auf Kante genäht!
Oh Gott, das wird nicht funktionieren! Das ist alles ganz
schlimm!“ – Und was machen wir? Das Erste ist: Wir

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(C (D ehen von 86 Milliarden Euro Neuverschuldung auf Milliarden herunter – etwas, das Sie niemals erreicht aben. Wir schaffen es zum ersten Mal in der Geschichte er Bundesrepublik Deutschland, dass die Ausgaben am nde einer Legislatur geringer sind als am Anfang. All as sind Dinge, die Sie nicht geschafft haben. Wenn es einen Realitätscheck gibt, Herr Finanzminisr, dann ist es der folgende: Die Bürger sollten einfach al schauen, wie es denn Rot-Grün macht, wenn sie an er Macht sind. Und dann schaut man nach Nordrheinestfalen und stellt fest: Dreimal sagte das Verfassungs ericht: Der Haushalt ist verfassungswidrig. – Dann chaut man nach Baden-Württemberg und stellt fest: us einem Geberland wird ein Schuldnerland. Und dann age ich nur, Frau Göring-Eckardt: Wegen der Frage, ie die Realität bei der Umwelt und beim Autofahren ussieht, sollten Sie mal nach Niedersachsen schauen. ann werden Sie feststellen, wie Grüne das mit dem Aufahren sehen. Das ist die Realität, der Sie nicht stand alten können. Und deswegen gehören Sie weiter in die pposition. Herzlichen Dank. Das Wort hat nun Priska Hinz für die Fraktion Bünd is 90/Die Grünen. (Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Sie sagt uns was zu Herrn Paschedag! – Volker Kauder [CDU/CSU]: Das Auto war schon in Ordnung von dem grünen Staatssekretär! Wegen dem hätte er nicht zurücktreten müssen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725302800

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nachdem

ier Fakten eingefordert wurden, kann ich Ihnen gern ein
aar Fakten nennen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Na, los!)


akt ist, dass diese Bundesregierung trotz guter Kon-
nktur und damit hoher Steuereinnahmen 100 Milliar-

en Euro neue Schulden macht. Frau Merkel, miserabel
t nicht gut, nur weil es eigentlich noch viel schlechter
eplant war. Das kann ja wohl keine gute Bilanz sein.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Fakt ist, dass die schwarz-gelbe Steuergesetzgebung
und, Ländern und Kommunen 35 Milliarden Euro ent-
ogen hat. Damit lassen Sie die Kommunen richtig im
egen stehen, die nicht mehr für die Instandhaltung von
traßen sorgen können, die Probleme haben, Schulen zu
anieren, die Schwimmbäder und Bibliotheken schließen
üssen.

Und Fakt ist, dass es der einzig wichtige Baustein der
olitik der FDP war, ihre Klientel zu befriedigen, dass
ie FDP hier die Hotelsteuer, die Mövenpick-Steuer,
urchgesetzt hat und damit eine neue Subvention in die





Priska Hinz (Herborn)



(A) )


)(B)

Top Ten aller Subventionen in Deutschland katapultiert
hat.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Jörg van Essen [FDP]: Ach! Sie wissen doch, wie unsinnig das ist! Die Grünen in Bayern haben das doch bis zum Schluss gefordert! Das war bis zum Schluss auf der Homepage! Das war Forderung der Grünen! Das war sogar Forderung im Programm der Linken! Das stand im Tourismusprogramm der SPD!)


– Ja, da können Sie noch so laut schreien. Das ist Ihr
Verdienst. Aber das ist fast Ihr einziges Verdienst in ei-
ner ganzen Legislaturperiode.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Und dann geben Sie das Geld, das Sie haben, auch
noch schlecht aus. Das Betreuungsgeld wurde heute
schon viel beschrien. Frau Wanka erzählt jetzt, dass man
von Bundesseite eigentlich auch noch Geld dafür ausge-
ben muss, dass Kinder nach der Schule betreut werden.
Ja, bitte schön, Sie können nicht alles haben, und deswe-
gen muss das Betreuungsgeld ersatzlos gestrichen und
die freiwerdenden Mittel müssen für andere Betreuungs-
angebote eingesetzt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Lukrezia Jochimsen [DIE LINKE] – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Ihnen fällt auch nichts Neues mehr ein!)


Das Geld für den Straßenbau darf nicht für Spatensti-
che in Bayern ausgegeben werden, weil Landtagswahl
ist; wir brauchen es für die Instandhaltung von Brücken
an Bundesautobahnen, weil das im Hinblick auf die öko-
nomische Situation hier in Deutschland notwendig ist.


(Zuruf von der CDU/CSU: Als ihr regiert habt, wurde gar nicht mehr gebaut!)


Sonst tun Sie doch immer so, als seien Sie wirtschafts-
freundlich. Nein, wir sind die Partei, die sich um diese
Themen kümmert.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Meine Damen und Herren, fahrlässig sind Sie insbe-
sondere bei der Energiewende. Was der Wirtschafts-
minister Rösler in Brüssel erreicht hat, ist, dass der
Emissionshandel nicht neu geordnet wurde. Das führt
dazu, dass die Mittel für den Energie- und Klimafonds
im Bundeshaushalt halbiert wurden. Damit wird die
Energiewende gegen die Wand gefahren. Zusätzlich sor-
gen Sie auch noch dafür, dass alle möglichen Unterneh-
men von der EEG-Umlage und den Netzentgelten ausge-
nommen werden. Dann stellt sich die Bundeskanzlerin
auch noch hin und sagt: Es ist ja so schrecklich, dass die
Strompreise steigen. – Ja, aber das ist doch die Folge Ih-
rer Politik, die Sie in den letzten vier Jahren gemacht ha-
ben, und das muss ein Ende haben.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


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(C (D Wir haben dieser miserablen Bilanz von Schwarzelb gute grüne Ideen entgegengesetzt. Wir wollen ein paren, wir wollen ökologisch schädliche Subventionen ürzen, wir wollen Steuergerechtigkeit einführen, und ir wollen in Zukunftsbereiche investieren: in Bildung, Betreuung und in Qualifizierung, um dem Fachkräfteangel zu begegnen. Wir wollen die Energiewende ausnanzieren, und wir wollen auch den Strompreis senken. as ist nicht nur sozial, sondern das erhält und schafft rbeitsplätze in diesem Land. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725302900

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

en.

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
EN):
Deswegen sind die Grünen die Partei, die ökologische

nd ökonomische Vernunft zusammenbringt, die für so-
iale Gerechtigkeit und auch noch für nachhaltige Finan-
en steht. Für diesen Wechsel streiten wir bis zum
2. September.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725303000

Das Wort hat nun Volker Kauder für die CDU/CSU-

raktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Uns bleibt auch nichts erspart!)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1725303100

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

assen Sie mich zunächst etwas zu den Fakten sagen. Es
t hier gesagt worden – in einem Zwischenruf, auch
rank-Walter Steinmeier hat es angesprochen –, es habe
ber die Frage, ob Griechenland in die Euro-Zone aufge-
ommen werden solle, im Deutschen Bundestag nie eine
bstimmung gegeben.


(Ingrid Fischbach [CDU/CSU]: Er sagt die Unwahrheit!)


Fakt ist: Am 28. November 2000 hat die Regierungs-
oalition von Rot und Grün einen Antrag zur Abstim-
ung gestellt, in dem unter anderem gefordert wurde,

ie Ergebnisse des Konvergenzkurses anzuerkennen,
nd die Aufnahme Griechenlands in die Euro-Zone emp-
hlen wurde. Er wurde mit den Stimmen der Koalition

erabschiedet, gegen die Stimmen der CDU/CSU-Bun-
estagsfraktion. Das ist Fakt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725303200

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Steinbrück?






(A) )


)(B)


Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1725303300

Zu diesem Punkt ausnahmsweise ja.


Peer Steinbrück (SPD):
Rede ID: ID1725303400

Herr Kauder, es werden gelegentlich Pappkameraden

präsentiert und Legenden gebildet, auf die ordentlich
Munition geschossen werden soll.


(Zuruf von der CDU/CSU: Das sind Sie!)


– Mein Gott, haben wir es nicht ein bisschen niveauvol-
ler?


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Würden Sie mir zubilligen, dass die nationalen Parla-
mente über die Frage eines Beitritts eines Landes zur
Euro-Zone formal nicht beteiligt werden? Nach den
europäischen Verträgen wird jedes EU-Land Mitglied in
der Europäischen Währungsunion, wenn es die Kriterien
erfüllt. Darüber entscheiden abschließend allein der
Europäische Rat und das Europäische Parlament.

Es hat hier im Deutschen Bundestag über die spezifi-
sche Frage des Beitritts von Griechenland keine Abstim-
mung gegeben, sondern Sie als Opposition haben einen
Antrag der SPD abgelehnt, der sich breit mit diesem
Thema beschäftigte und in dem Griechenland erwähnt
worden ist. In Ihrem eigenen Antrag, dem Sie damals na-
türlich zugestimmt haben, kam dieses Thema überhaupt
nicht vor.

Die Rechtslage, die europäischen Verträge, sieht
keine Extrabehandlung der nationalen Parlamente beim
Beitritt eines Landes zur Europäischen Währungsunion
vor. Es gibt nämlich einen Automatismus. Dieser Auto-
matismus ist für zwei Länder ausgesetzt worden, die
eine Opt-out-Möglichkeit haben; das sind Großbritan-
nien und Dänemark. Diesen Sachverhalt ignorieren Sie
fast in jeder Debatte, und deshalb fühle ich mich heute
aufgerufen, diesen Sachverhalt einmal klarzustellen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)



Volker Kauder (CDU):
Rede ID: ID1725303500

Ich bin sehr froh, dass ich die Frage zugelassen habe;

denn durch Ihre Einlassung wurde deutlich, dass Rainer
Brüderle recht hat. Sie meinen immer, Sie wüssten alles
besser und müssten die Menschen belehren. Das ist eben
sehr deutlich geworden, Herr Kollege Steinbrück.


(Zuruf von der SPD: Was soll das denn? – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wenn Sie hier kontinuierlich rumlügen!)


Zur Sache. Es ist von Ihnen gesagt worden, über die
Frage sei nicht abgestimmt worden. Was Sie inhaltlich
sagen, ist zwar richtig, aber darauf kommt es doch gar
nicht an.


(Lachen bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


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(C (D ie haben einen Antrag eingebracht, in dem Sie die Bunesregierung unter Gerhard Schröder aufgefordert haen, Griechenland in die Euro-Zone aufzunehmen. Wir aben das abgelehnt. Das war am 28. November 2000 – unkt. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Frank-Walter Steinmeier [SPD]: Falsch!)


as ist die Antwort. Sie liegen in der Sache eben nicht
chtig, wenn Sie ständig behaupten, das sei nicht Ge-
enstand in diesem Parlament gewesen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Faktencheck! Durchgefallen!)


Jetzt zur Sache. Da ich mir die heutige Debatte, be-
innend mit der Rede der Bundeskanzlerin, in aller Ruhe
ngehört habe, muss ich sagen: Diese Debatte hat auch
en Menschen, die an den Fernsehschirmen zuschauen,
ezeigt, wie richtig und notwendig es ist, dass diese Re-
ierungskoalition fortgesetzt wird.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


s geht hier um die Frage, wie Europa in den nächsten
ahren gestaltet wird. In den Beiträgen vorhin hörte ich
ls Antwort darauf: Spinat und Ei. – Dazu kann ich nur
agen: So kann es in diesem Land nun wirklich nicht zu-
ehen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Sie kennen sich ja echt aus!)


Die Frage ist doch: Was sind die Herausforderungen
den nächsten Jahren, und wer hat die richtigen Ant-
orten? Darauf, wie es in unserem Land aussieht, haben
ie Bundeskanzlerin, Wolfgang Schäuble und andere
edner hingewiesen. Dass es in diesem Land unbestrit-
n gut aussieht, kann man an einer Zahl festmachen, die
ir so imponiert wie keine andere. Schauen Sie sich in

anz Europa um, und dann schauen Sie sich Deutschland
n. Man muss sich doch nur eine einzige Frage vorlegen:
o haben junge Menschen wirklich Chancen auf eine

ute Zukunft? Wo haben junge Menschen Chancen,
usbildung und Beruf zu finden? Für welches Land sind
nge Menschen deshalb zu begeistern? Das ist die Bun-

esrepublik Deutschland.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Man könnte noch manch andere Zahl nennen. Das will
h aber gar nicht machen, sondern ich will eine Antwort

uf die folgende Frage geben: Wer macht die Dinge bes-
er? Ich will zumindest zum Nachdenken anregen. Natür-
ch wird uns das Thema Europa in den nächsten vier Jah-
n ebenso beschäftigen wie in den vergangenen Jahren.
s wird ganz entscheidend darauf ankommen, dass wir
ie Fehler beseitigen und bekämpfen, die zu dem Ergeb-
is, das wir haben, geführt haben. In diesem Zusammen-
ang müssen zwei Dinge erreicht werden: Zum einen
uss die Staatsschuldenkrise durch die Konsolidierung

er Haushalte bekämpft werden, und zum anderen muss
uropa wettbewerbsfähig werden. In vielen Bereichen
ind Reformen notwendig.





Volker Kauder


(A) )


)(B)

Herr Kollege Steinbrück, ich kann nur sagen: Wir ha-
ben doch gar nicht bestritten, dass auch unter der Füh-
rung von Ihnen, von Frank-Walter Steinmeier, von Franz
Müntefering und anderen notwendige Reformen durch-
geführt wurden. Wir haben unseren Beitrag geleistet, in-
dem wir im Bundesrat – ganz im Gegensatz zu Ihnen
heute – nicht blockiert haben, indem wir der Versuchung
widerstanden haben, Nein zu sagen. Wir haben diese Re-
formen mitgetragen. Das ist ein Grund unter vielen, wa-
rum es gut voranging. Aber jetzt setzen Sie sich von die-
sen Punkten ab. Anstatt in Europa zu sagen: „Schaut,
was wir gemacht haben; das müsst ihr auch machen“,
wollen Sie sich vom Acker machen und die Dinge nicht
mehr mittragen. Das ist schäbig, meine sehr verehrten
Damen und Herren! Das ist nicht in Ordnung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Es ist notwendig, dass wir in den nächsten Jahren sa-
gen: Jawohl, die Wettbewerbsfähigkeit muss verbessert
werden, und dafür sind Maßnahmen notwendig. Wir sa-
gen klipp und klar: Wir sind solidarisch. Wir wollen hel-
fen und machen das auch. Aber es gibt keine Leistung
ohne Gegenleistung, weil wir sonst nicht vorankommen.
Das wird notwendig sein in den nächsten vier Jahren.
Dann kommen Sie und sagen: Wir müssen Wachstum er-
reichen, indem wir mehr Geld in die Länder pumpen. –
Es ist ganz außergewöhnlich, dass Sie diesen Satz über-
haupt sagen. Über Jahre hinweg, auch in dieser Legisla-
turperiode, haben Sie Wachstum bekämpft und gesagt,
Wachstum sei von Übel. Wir haben immer gesagt:
Wachstum ist notwendig, um die Probleme zu lösen.


(Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Nur, Sie haben nichts dafür gemacht!)


Jetzt sagt Trittin: „Wir wollen eine Schuldenunion“, und
Sie wollen Euro-Bonds. Ich muss doch sagen: Herr
Steinbrück, als Sie noch Steinbrück sein durften, haben
Sie solche Sätze nicht gesagt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube, dies sind nicht die richtigen Konzepte. Wer
Euro-Bonds und eine Schuldenunion will, der wird dafür
sorgen, dass die Reformkräfte nachlassen und wir das
Ziel, Europa insgesamt wettbewerbsfähig zu machen,
nicht erreichen, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Deshalb: Wir dürfen von diesem richtigen Weg nicht ab-
rücken.

Wir wollen, dass die gute Situation, die wir in unse-
rem Land haben, in Zukunft fortgeführt wird. Dies – das
hat die Bundeskanzlerin ausdrücklich gesagt – war eine
Gemeinschaftsleistung von Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmern, von Unternehmen, vor allem Mittelständ-
lern, und einer guten und klugen Politik. Wir wollen,
dass diese Situation fortgeführt werden kann. Jetzt sagt
uns die mittelständische Wirtschaft – ich habe von der
Wettbewerbsfähigkeit gesprochen –, dass, um die Wett-
bewerbsfähigkeit aufrechterhalten zu können, in den
nächsten Jahren unglaubliche Investitionen notwendig
sein werden, um noch mehr Präzision, um noch mehr

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(C (D chnelligkeit zu erreichen. Diese Investitionen können ur getätigt werden, wenn das Geld, das beim Mitteltand vorhanden ist, dafür eingesetzt werden kann. Desegen kann ich nur sagen – Sie können es noch so oft iederholen; es stimmt trotzdem nicht –: Wer die Erb chaftsteuer verdoppeln will, wer eine Vermögensteuer inführen will, wer in die Substanz unserer mittelständichen Wirtschaft eingreift, schadet nicht nur der Wirtchaft, sondern auch allen Arbeitnehmerinnen und Areitnehmern in diesem Land. eswegen: Sie geben auf die Herausforderungen der eit die falschen Antworten. Jeder muss sich selbst in en nächsten Wochen genau prüfen, ob er findet, dass ies richtig ist oder nicht. (Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Sind Sie eigentlich für die Maut?)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Natürlich werden wir dafür sorgen müssen – auch das
t schon angesprochen worden –, dass die Energie-
ende klappt.


(Beifall der Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD])


enn Energiewende und Energiekosten sind zentrale
unkte, auch im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit.


(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Ach ja? – Bettina Hagedorn [SPD]: Oh, auch schon erkannt?)


h würde sagen: Herr Pronold, Sie sollten erst einmal
chauen, was Sie in Bayern für ein Wahlergebnis bekom-
en; darüber reden wir dann in 14 Tagen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Reden Sie mal über die Maut! Sind Sie eigentlich für die Maut oder dagegen?)


ber lassen wir doch all das Kampfgeschrei, und
chauen wir uns die Dinge erst einmal an.


(Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn nun mit der Maut?)


Die Energiewende muss gelingen, und sie wird gelin-
en.


(Bettina Hagedorn [SPD]: Aber nicht mit Ihnen!)


ber völlig klar ist, dass Korrekturen notwendig sind.
eswegen sagen wir: Eine der ersten Maßnahmen wird

ein, dass wir uns das EEG anschauen und uns fragen:
as kann hier getan werden?


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Wie lange wollen Sie eigentlich noch abwarten? – Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Oh, Sie wollen es sich anschauen und sich etwas fragen! Wie toll! – Lothar Binding [Heidelberg] [SPD]: Nicht fragen, handeln!)


igmar Gabriel, der nicht mehr hier ist, hat ja den Satz
esagt, das EEG müsse an den Markt herangeführt wer-
en. Schauen wir uns das alles doch erst einmal an.





Volker Kauder


(A) )


)(B)


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ja, schauen wir mal! – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie eigentlich regiert?)


Vielleicht habe ich heute ja einen Wunsch bei Ihnen frei.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Schauen wir mal!)


Wenn ja, dann hätte ich den Wunsch, dass Sie im Bun-
desrat, wenn die Reform des EEG ansteht, nicht immer
nur Nein schreien und falsche Interessen schützen, son-
dern endlich auch einmal mitmachen, damit wir auf dem
Weg, das EEG zu modernisieren, vorankommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will Ihnen gar keine Vorhaltungen machen. Aber
auf der einen Seite vor der deutschen Öffentlichkeit zu
sagen: „Der Strompreis steigt immer weiter“ und mit
dem Finger auf andere zu zeigen, auf der anderen Seite
aber zur gleichen Zeit notwendige Maßnahmen wie die
Strompreisbremse und andere Vorhaben, die wir auf den
Weg bringen müssen, im Bundesrat zu verhindern, ist
nicht in Ordnung, meine sehr verehrten Damen und Her-
ren. So kann man das nicht machen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Lassen Sie mich jetzt noch einen Punkt ansprechen,


(Bettina Hagedorn [SPD]: Die Pkw-Maut!)


in dem wir – ich finde, das sollte man auch so sagen –
durchaus Gemeinsamkeiten haben.


(Hubertus Heil [Peine] [SPD]: Etwa bei der Pkw-Maut?)


Ich denke an die Situation in Syrien. Es ist unbestritten
– das ist auch am Sonntag so formuliert worden –, dass
wir ganz klar und eindeutig gesagt haben: Eine Beteili-
gung Deutschlands an Kampfeinsätzen, an militärischen
Aktionen in Syrien wird es nicht geben. – Lieber Kol-
lege Frank-Walter Steinmeier, das habe ich in vielen In-
terviews in den letzten Tagen regelmäßig so gesagt – da
war nie auch nur ein Punkt des Vertuns –, und ähnlich ist
es vom Bundesaußenminister formuliert worden. Des-
wegen sollten wir jetzt einmal klar sagen: Da sind wir
uns einig. – Es ist doch schön, dass wir in einer so wich-
tigen außenpolitischen Frage einig sind.

Ich wäre froh und dankbar, wenn der Satz „Mehr Eu-
ropa!“ – der richtig ist – auch für die Außen- und Sicher-
heitspolitik gelten würde. Es ist kein besonders glückli-
ches Zeichen, dass wir in Europa in dieser Frage
überhaupt nicht vorankommen. Umso mehr müssen wir
unseren Beitrag leisten.

Ein zweiter Punkt, wo wir uns doch auch einig sind:
Es darf nicht ohne Konsequenzen bleiben, wenn einer
der zentralsten Grundsätze des humanitären Völker-
rechts, nämlich dass kein Giftgas eingesetzt werden darf,
verletzt wird. Wenn wir nicht zum Gegenstand machen,
dass dies nicht sein kann, brauchen wir uns nicht zu
wundern, wenn kein Diktator sich mehr an so etwas hält.

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(C (D Die Frage ist nun: Was ist die richtige und angemesene Antwort? Die Bundeskanzlerin und Guido esterwelle haben mehrfach darauf hingewiesen, dass ir eine politische Lösung suchen und anstreben; aber ann muss sich vor allem Russland einmal bewegen und arf nicht ständig im UNO-Sicherheitsrat blockieren. nstatt Herrn Schröder nur zum Wahlkampf einzuladen, önnten Sie ihn einmal bitten, dafür zu sorgen, dass ussland sich an dieser Stelle bewegt. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wer regiert denn hier eigentlich?)


as wäre einmal eine Option.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist Ihre Aufgabe!)


Herr Kollege Frank-Walter Steinmeier, ich teile die
on Ihnen hier geäußerte kritische Beurteilung, was mi-
tärische Einsätze anbelangt. Seien Sie doch einmal
oh, dass man mal zu einer Gemeinsamkeit kommt!
uch ich sehe die Situation sehr kritisch. Christen, mit
enen ich in Syrien gesprochen habe, haben die Frage,
elche Konsequenzen das haben soll, sehr unterschied-
ch gesehen. Das ist mit vielen Sorgen behaftet. Deswe-
en glaube ich, dass der Weg, den die Bundesregierung,
uch die Bundeskanzlerin, beschritten hat, beim G-20-
ipfel noch einmal den Versuch zu unternehmen, dafür

u sorgen, dass die Weltgemeinschaft in die Lage ver-
etzt wird, ihre Vorschriften und Regeln auch umzuset-
en, richtig ist. Ich würde mir wünschen, dass die G 20
u einer entsprechenden Position kommen.

Ich will auch sagen: Ich bin außerordentlich dankbar,
ass die Bundesregierung erklärt hat, dass 5 000 weitere
yrische Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen wer-
en können.


(Susanne Kieckbusch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber sie kommen doch nicht!)


Die kommen schon noch; das geht alles nicht von einer
inute auf die andere. – Die Bundesregierung hat da-
ber hinaus gesagt – und jetzt sind alle aufgefordert,

lle –: Wenn die Bundesländer bereit sind, weitere
lüchtlinge aufzunehmen, dann können sie dies tun.
lso muss doch die Botschaft heißen, dass wir alle un-

ere Landesregierungen auffordern, es der Bundesregie-
ng nachzumachen und über die 5 000 hinaus weitere

yrische Flüchtlinge aufzunehmen. Das könnte doch
hema sein.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich sage zur gleichen Zeit: Ja, wir müssen diese Men-
chen, die zu uns kommen – sie sind oft traumatisiert,
nd es sind viele Christen darunter –, in diesem Land
uch entsprechend aufnehmen.


(Susanne Kieckbusch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, und die anderen? Die können verrecken?)


ir müssen, wie die Bundeskanzlerin gesagt hat, alles
azu beitragen, dass sie sich in diesem Land sicher füh-
n; dem ist nichts hinzuzufügen, meine sehr verehrten
amen und Herren.





Volker Kauder


(A) )


)(B)

Aber ich mache mir auch große Sorgen über die Si-
tuation der Christen in Syrien, in Ägypten.


(Zuruf der Abg. Susanne Kieckbusch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Ich will zum Thema Syrien nur eines sagen: Wir haben
allen Grund, politische Lösungen zu suchen – da gebe
ich Ihnen völlig recht –; denn bei allen anderen Lösun-
gen besteht die Gefahr, dass gerade die Christen unter
die Räder kommen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Zuruf der Abg. Susanne Kieckbusch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


Deswegen muss bei allen politischen Lösungen das
Thema „Religionsfreiheit und Schutz der Christen“ in
besonderer Weise bedacht werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich fasse
zusammen: Diese Regierungskoalition hat nicht nur für
hervorragende Ergebnisse im Land gesorgt – ich nenne
nur das Beispiel der Jugendarbeitslosigkeit –, sondern
sie hat mit ihren Aussagen sowohl zur Europapolitik als
auch zur Steuer- und Finanzpolitik gezeigt, dass sie die
richtigen Lösungen hat,


(Elke Ferner [SPD]: Steuerabkommen mit der Schweiz? Ganz großartig!)


damit es in diesem Land auch in den nächsten vier Jah-
ren erfolgreich weiter aufwärtsgeht. Sie sind diesen Be-
weis in Ihren krawalligen Reden schuldig geblieben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725303600

Das Wort hat nun Andrea Nahles für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1725303700

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich möchte auf eine interessante Frage zurückkom-
men, die Bundeskanzlerin Angela Merkel heute Morgen
hier gestellt hat. Sie hat in einer längeren Passage des
Selbstlobes folgende Frage gestellt:

Es geht am 22. September um nicht mehr und nicht
weniger als um die Frage, ob wir diesen Weg des
Erfolges weitergehen oder ob wir grobe Fehler se-
hen müssen, die diese erfolgreiche Entwicklung

– darüber hatte sie geredet –

wieder zunichtemachen.

Nun hat Frau Merkel bei der Antwort auf diese Frage
eine günstige Position: Bitte sehen Sie sich doch einfach
mal auf dieser Regierungsbank um! Da sehe ich einige
dieser groben Fehler sitzen – mit Verlaub –:


(Beifall bei der SPD)


Da sehe ich eine Arbeitsministerin, die in Deutschland
eine Riesendebatte über Armut im Alter angefangen hat,

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(C (D ihrer eigenen Regierung aber nicht einmal 15 Euro ehr an Grundsicherungsrente durchgesetzt hat. a sehe ich einen Minister der Verteidigung, der froh ist, ass Wahlkampf ist, weil er sonst seinen Hut hätte nehen müssen. Ich sehe dort Herrn Rösler, der die ganze eit damit befasst war, sich in seinen eigenen Reihen abusichern, anstatt sich endlich um die Energiewende zu ümmern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


nd da sehe ich eine Frauenministerin, die in dieser Le-
islaturperiode kein einziges Gesetz für Frauen gemacht
at, dafür aber das Betreuungsgeld auf den Weg gebracht
at.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


lso, wenn Sie nach groben Fehlern suchen: Auf der Re-
ierungsbank können Sie sie finden. Das ist ein Grund,
inen Regierungswechsel herbeizuführen. Die Gurken-
uppe muss weg!


(Beifall bei der SPD – Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Ich sehe Herrn Steinbrück nicht! Wo ist der hin?)


Ich bin heute durch die Beiträge der Kollegen von den
egierungsfraktionen an das Gutenachtlied erinnert wor-
en, das ich meiner Tochter in den letzten Wochen häu-
g gesungen habe: Ich mach’ mir die Welt, widde widde
ie sie mir gefällt.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Otto Fricke [FDP]: Kein Wunder, dass Steinbrück abgehauen ist! – Stefan Müller [Erlangen] [CDU/CSU]: Wir sind nicht in der Villa Kunterbunt!)


o ist das doch: Alles soll so bleiben, wie es ist; alles ist
underbar und gut. Sie sprechen offensichtlich über ein

nderes Land. Herr Kauder, Sie haben eben gesagt, dass
s unbestritten ist, dass es in diesem Land gut aussieht,
nd haben über die Chancen von jungen Menschen ge-
prochen. Ich frage Sie: Was ist denn mit den jungen

enschen, wenn 50 Prozent der Neueinstellungen nur
och befristet sind? Wir müssen endlich Schluss machen
it der sachgrundlosen Befristung in diesem Land, da-
it junge Leute wieder mehr Chancen bekommen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe heute Morgen hier von der Kanzlerin gehört,
as sie alles sieht. Sie sieht alles in der nächsten Legis-
turperiode. Doch sie ist eine Kanzlerin, die mit diesem
and nichts mehr vorhat, die müde wirkt. Mit Verlaub,
rau Kanzlerin, Sie entwickeln sich zum absoluten poli-
schen Couchpotato der Bundesrepublik Deutschland.
ie sollten dafür sorgen, dass in diesem Land angepackt
ird. Ich glaube, dass Sie das nicht mehr können, weil





Andrea Nahles


(A) )


)(B)

Sie keine Mehrheiten haben und es keine Einigkeit in Ih-
rem eigenen Laden gibt.


(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Kann ich das Lied noch einmal hören, Frau Nahles?)


Heute haben wir eine große Debatte über die Situa-
tion in Deutschland geführt und haben viele Wahlver-
sprechen dieser Regierung gehört. Aber haben wir an ir-
gendeiner Stelle gehört, wie Sie das finanzieren wollen?


(Elke Ferner [SPD]: Nein!)


Nein! Wir haben an keiner einzigen Stelle eine Aussage
darüber gehört, wie zum Beispiel die Mütterrente finan-
ziert werden soll; es gab nur allgemeine Hinweise auf
Steuermehreinnahmen. Da war der von Ihnen so freund-
lich unterstützte Horst Seehofer ein bisschen ehrlicher.
Der hat nämlich gestern Folgendes gesagt: Wer keine
Steuererhöhungen will, wer keine neuen Schulden will,
der muss mal sagen, woher er das Geld für die Investitio-
nen nehmen will.


(Beifall bei der SPD)


Recht hat er, der Herr Seehofer. Das müssten aber ei-
gentlich Sie sagen, Sie von der Bundesregierung.

Ich behaupte, dass es drei Möglichkeiten gibt: Entwe-
der Sie lügen die Leute an und es gibt doch Steuererhö-
hungen, oder Sie lügen die Leute an und es gibt doch
mehr Schulden nach der Wahl, oder – das wäre mein hei-
ßer Tipp – Sie greifen in die Sozialkassen. Ich glaube,
dass Sie das machen werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Das ist nämlich das Muster, das wir in den letzten Mona-
ten von Ihnen schon gesehen haben.


(Bettina Hagedorn [SPD]: In den letzten Jahren!)


Sie haben in den Gesundheitsfonds gegriffen, Sie ha-
ben durch die verrückte Absenkung des Rentenbeitrages
die Renten ausgetrocknet, und Sie haben in den Ertrags-
topf der Bahn gegriffen und damit die Deckung der Be-
triebskosten nicht mehr ausreichend gesichert.


(Elke Ferner [SPD]: Zwangsdividende!)


Die Folgen davon konnten wir in den letzten Wochen se-
hen.

Im letzten Dezember hat Herr Schäuble laut Spiegel
auch schon Pläne gemacht, wie es weitergehen soll,
nämlich beispielsweise mit einer Entziehung der Steuer-
zuschüsse an den Gesundheitsfonds.


(Elke Ferner [SPD]: Genau!)


Frau Merkel hat in einem bemerkenswerten Sommer-
interview auf Sat.1 erklärt, dass sie auch eine weitere
Steigerung des Rentenalters nicht ausschließt.


(Elke Ferner [SPD]: Aha!)


Die Formel war: Wenn das Lebensalter steigt, müssen
wir auch über eine längere Lebensarbeitszeit reden.


(Patrick Döring [FDP]: Abwegig!)


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(C (D Ich verspreche Ihnen: Die deutsche Bevölkerung wird lter werden. Eine längere Lebensarbeitszeit können wir ber nicht wollen. Wir müssen stattdessen den Menschen elfen, die ausgepowert sind und mit Burn-out kämpfen. eswegen sagen wir: Nach 45 Jahren muss man ab chlagsfrei in Rente gehen können. Das ist die Position er SPD. (Beifall bei der SPD – Otto Fricke [FDP]: Und in Pension!)


In diesem Sinne kann ich Ihnen nur sagen, dass das,
as Sie hier machen, eine ganz einfache Sache ist: Nach
em Wahltag ist Zahltag. – Stellen Sie sich darauf ein,
ebe Bürgerinnen und Bürger. Gucken Sie sich die Kon-
epte an. Die ehrlichere Alternative sind die SPD und
eer Steinbrück als zukünftiger Kanzler.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725303800

Das Wort hat nun Patrick Döring für die FDP-Frak-

on.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1725303900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

0 Prozent der Ausgaben des Bundeshaushalts, den
iese Bundesregierung vorlegt, erfolgen für soziale
wecke. 50 Prozent der Gesamtausgaben dieses Staates
r die Menschen, die diesen Staat nötig haben!


(Elke Ferner [SPD]: Sozialpolitik à la Döring!)


as alles kommt von den 43 Millionen Männern und
rauen, die morgens aufstehen und arbeiten gehen, und
en 4 Millionen Männern und Frauen, die mit Haus und
of haften und Arbeitsplätze schaffen. Über die hat die
ersammelte Opposition kein Wort verloren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


ir vergessen nicht, dass die Arbeitnehmerinnen und
rbeitnehmer diese Last tragen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Op-
osition, die Kollegin Nahles hat hier gesagt: „Wahltag
t Zahltag“. Das stimmt, wenn man die Falschen wählt;
enn Sie wollen ja die Einkommensteuer für alle erhö-
en, die Pendlerpauschale abschaffen, das Ehegatten-
plitting abschaffen.


(Elke Ferner [SPD]: Sie lügen doch! Sie lügen!)


ie wollen die Steuern erhöhen und von den Bürgern nur
ines, nämlich mehr Geld, und das werden wir verhin-
ern.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sie werden gar nichts mehr verhin Patrick Döring )





(A) )

dern! – Elke Ferner [SPD]: Sie verhindern gar
nichts mehr!)

Daneben kommen Sie noch mit der ominösen Vermö-
gensteuer und der Vermögensabgabe. Den Menschen, die
etwas auf die Seite gelegt haben, die ihr Erspartes in ver-
mieteten Wohnraum investiert haben oder die Hand-
werksbetriebe führen und Arbeits- und Ausbildungs-
plätze anbieten, sollen jetzt aus ihrem Ersparten und
bereits versteuerten Vermögen zusätzliche Abgaben zah-
len. Sie fassen den Fleißigen in die Tasche; nichts anderes
verstehen Sie. Mit Leistung hat das nichts zu tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Oh wie platt, Herr Döring!)


Unterschwellig wird dann immer gesagt: Na ja, wir
wollen ja von den Bürgern nur das Beste, nämlich mehr
Geld – das ist ja die einzige Antwort auf die Probleme
dieser Zeit, die Sie geben –, damit wir mehr für Bildung
und Infrastruktur tun können. Schauen wir einmal in die
Länder, in denen Rot und Grün regieren. In Baden-Würt-
temberg: weniger Lehrer, weniger Ausgaben für Straßen.
In Nordrhein-Westfalen: weniger Lehrer, weniger Aus-
gaben für Straßen. In Niedersachsen: weniger Lehrer,
weniger Ausgaben für Straßen. Sie haben mehr Steuer-
einnahmen und machen höhere Schulden, aber investie-
ren da, wo Sie regieren, nicht in Bildung und Infrastruk-
tur.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Schwarz-Gelb steht für Leistungsgerechtigkeit statt
Umverteilung. Wir wollen, dass es den Menschen weiter
gut geht. Ja, das Soziale in der sozialen Marktwirtschaft
definiert sich nicht durch die Höhe von Hartz IV, son-
dern durch die Chance auf einen Arbeitsplatz. Wir trauen
uns, das noch zu sagen, meine sehr verehrten Damen und
Herren.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Dann hat Frau Göring-Eckart sich hier furchtbar an-
gestrengt, deutlich zu machen, dass die Grünen nicht die
Verbotspartei der Republik sind. Vielleicht findet sich
auf einer Autofahrt die Zeit, das noch einmal nachzule-
sen. Autofahren am Sonntag: verboten!


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Gurtpflicht! Vergessen Sie die Gurtpflicht nicht!)


Erste Klasse im ICE: verboten! Heizpilze: verboten!
Rauchen in der Öffentlichkeit: verboten! Fleisch am
Donnerstag: verboten! Ölheizung: So etwas von verbo-
ten!


(Elke Ferner [SPD]: Das einzig Verbotene ist Ihre Rede hier!)


Verboten, verboten, verboten! Das ist der grüne Sound.
Die Spießigkeit des Jahres 2013 ist grün.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


All das taugt vielleicht für die Hausordnung eines
grünen Landschulheims; für unser freies schönes
Deutschland taugt es nicht. Deshalb setzen wir auf die

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(C (D raft der Bürger und sind ganz sicher: Die Menschen önnen mit ihrem hart verdienten Geld viel besser umgeen als die Politik. Wir haben Rekordsteuereinnahmen und Steuern geenkt. Diesen Weg gehen wir weiter. Solide Haushalte nd Entlastung derjenigen, die morgens aufstehen und ur Arbeit gehen, das widerspricht sich nicht. Wir denen an die Fleißigen, an diejenigen, die dieses Land geeinsam mit uns voranbringen. Sie wollen immer nur ins: mehr Geld von denen, die morgens aufstehen und rbeiten. Das unterscheidet uns. Der Wähler wird entcheiden: am 22. September für die Fortsetzung von chwarz-Gelb. Herzlichen Dank. Das Wort hat nun Gerda Hasselfeldt für die CDU/ SU-Fraktion. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Nicht singen!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725304000


Gerda Hasselfeldt (CSU):
Rede ID: ID1725304100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

n! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wenn wir uns so
anche Rede der Opposition, die heute Vormittag gehal-
n wurde, noch einmal vor Augen führen, dann fragt
an sich: Über welches Land wurde geredet?


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Da haben Sie recht! Weitere Zurufe von der SPD: Ja, das stimmt! – Bei Ihrem Vorredner gerade!)


aben Sie, die Oppositionsredner, wirklich über unser
and geredet? Diese Schwarzmalerei,


(Zuruf von der SPD: Schönfärberei!)


iese Darstellung unseres Landes in dunklen Farben, das
ird der Realität in Deutschland, das wird den Men-

chen in Deutschland nicht gerecht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Deutschland geht es gut, hat Frau Göring-Eckardt ge-
agt. Sie hat gleich hinzugefügt: Das ist eine Illusion. –

eine lieben Kolleginnen und Kollegen, ist es eine Illu-
ion, wenn heute mehr Menschen als je zuvor in unserem
and Arbeit und Beschäftigung haben, ihre Familie er-
ähren können? Ist es eine Illusion, wenn heute viel mehr
ugendliche einen Ausbildungsplatz, einen Arbeitsplatz
ekommen, als das früher der Fall war? Meine Damen
nd Herren, das ist keine Illusion, das ist blanke Realität
Deutschland. Darauf können wir stolz sein.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese vier Jahre waren erfolgreiche Jahre; denn der
ohe Beschäftigungsstand, die niedrige Arbeitslosigkeit





Gerda Hasselfeldt


(A) )


)(B)

hängen natürlich zusammen mit dem Fleiß der Bürger,
mit verantwortungsvollen Tarifparteien. Das hängt mit
tüchtigen Unternehmern zusammen, insbesondere mit
einem gesunden, tatkräftigen Mittelstand. Das alles hat-
ten wir aber auch in der Zeit, als Angela Merkel die Re-
gierung übernahm. Trotzdem hatten wir damals, unmit-
telbar nach der rot-grünen Regierungszeit, 5 Millionen
Arbeitslose und das, obwohl es keine Krise zu bewälti-
gen gab, weder eine nationale noch eine internationale
Finanzkrise.


(Norbert Barthle [CDU/CSU]: Das ist wahr!)


An diesem Beispiel wird deutlich: Es ist nicht egal, wer
regiert. Es ist nicht egal, wer die politischen Weichen
stellt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Diese vier Jahre waren erfolgreiche Jahre in der Be-
schäftigungspolitik. Das spüren die Menschen. Diese
vier Jahre waren aber auch erfolgreiche Jahre, was den
Abbau der Verschuldung der öffentlichen Haushalte an-
geht. Übrigens ist Bayern nicht nur, aber auch in dieser
Hinsicht das Vorzeigeland. Das gilt aber auch im Bund;
das ist angesprochen worden. Wir werden im Laufe der
nächsten Legislaturperiode, voraussichtlich 2015, nicht
nur die Neuverschuldung abgebaut haben, sondern auch
schon mit der Tilgung der Altschulden beginnen können.

Meine Damen und Herren, das ist nicht deshalb wich-
tig, weil es auf dem Papier steht, sondern es ist deshalb
wichtig, weil wir unseren Kindern und Jugendlichen – de-
nen, die nach uns kommen – nicht Schulden hinterlassen
dürfen, sondern Chancen hinterlassen wollen. Wir wollen
ihnen Spielräume hinterlassen, mit denen sie dann in der
Zukunft ihre eigenen aktuellen Herausforderungen be-
wältigen können. Das ist unsere Aufgabe: nicht nur für
heute zu sorgen, sondern auch für diejenigen, die nach
uns kommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es waren aber auch erfolgreiche Jahre für die Sozial-
versicherungen. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass
wir einmal vor einer Bundestagswahl über gefüllte So-
zialkassen diskutiert haben. Wir haben immer über Leis-
tungskürzungen, Zuzahlungen und Ähnliches diskutiert.
Dass es uns zum Beispiel gelungen ist, für die Kranken-
hausversorgung insbesondere in den ländlichen Regio-
nen in diesem Jahr zusätzliche Mittel zur Verfügung zu
stellen,


(Elke Ferner [SPD]: 18 Milliarden haben die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler dafür bezahlt!)


ist nicht selbstverständlich. Das ist auf die gute wirt-
schaftliche Entwicklung und die richtige Politik zurück-
zuführen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie haben die Beiträge um 18 Milliarden in drei Jahren erhöht!)


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(C (D Dass es gelungen ist, in die Pflegeversicherung auch rstmals die Demenzkranken mit einzubinden, (Elke Ferner [SPD]: Das „erstmals“ ist eine Lüge, Frau Hasselfeldt! Das ist gelogen!)


t auch nicht selbstverständlich gewesen. Darum haben
ir lange gerungen, und wir wissen alle, dass wir mit der
euordnung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs noch eini-
es vor uns haben. Aber alles der Reihe nach!


(Elke Ferner [SPD]: Vier Jahre lang haben Sie das alles liegen gelassen!)


Sie müssen nicht noch lauter schreien, Frau Ferner. Ich
öre Sie auch so. Wir haben heute schon so viele laute
eden gehört,


(Sönke Rix [SPD]: Ja! Brüderle!)


ass ich nicht der Versuchung erliegen möchte, das ge-
auso zu tun.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Sönke Rix [SPD]: Das war aber ein Affront gegen Döring! – Elke Ferner [SPD]: Lügen werden nicht dadurch richtiger, dass man sie leise vorträgt!)


Auch dass es gelungen ist, in der Rentenversicherung
ie Beitragssätze zu senken und damit den Arbeitneh-
ern und den Arbeitgebern wieder mehr Spielräume zu

eben, war nicht selbstverständlich, meine Damen und
erren. Auch das gehört zur sozialpolitischen Bilanz
ieser Regierung.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Es ist vorhin in der Debatte von der gesamten Opposi-
onsseite mehrfach gesagt worden: Wir werden etwas
r die Entlastung der Kommunen tun. – Meine Damen

nd Herren, das fällt Ihnen früh ein. Das hätten Sie wäh-
nd der rot-grünen Regierungszeit tun können. Damals

aben Sie aber das Gegenteil gemacht: Sie haben die
eistungen der Grundsicherung den Kommunen aufge-
ürdet. Sie haben ihnen zusätzliche Ausgaben aufgebür-
et. Wir haben das jetzt in dieser Legislaturperiode zu-
ckgenommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das haben wir im Vermittlungsausschuss durchgesetzt, Frau Hasselfeldt! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Haben Sie eigentlich schon was zur Maut gesagt?)


Tatsache ist, dass wir in dieser Regierungszeit fast
Milliarden Euro allein für die Grundsicherung über-
ommen und die Kommunen dadurch entlastet haben.
atsache ist, dass wir bei der Kinderbetreuung die Kom-
unen nicht alleine gelassen haben und dass wir sie

uch beim Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder von
artz-IV-Empfängern nicht alleine gelassen haben. Das
t faktische Entlastung der Kommunen, weil wir wissen,
ass unsere Städte und Gemeinden ihre Einnahmen
rauchen, um die eigentlichen kommunalpolitischen
ufgaben zu erfüllen. Wir haben sie dabei nicht alleine





Gerda Hasselfeldt


(A) )


)(B)

gelassen, sondern sogar noch unterstützt. Das erkennen
auch die Kommunalpolitiker vor Ort an.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Vier erfolgreiche Jahre! Und da sagt der Kanzlerkan-

didat Steinbrück, er müsse das Ruder herumreißen.

(Rainer Brüderle [FDP]: Wo ist er eigentlich? – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Haben Sie eigentlich schon etwas zur Maut gesagt? Das interessiert ganz Deutschland!)


Er will jetzt das Ruder herumreißen. Das Herumreißen
des Ruders in einer Zeit, in der es erfolgreich läuft, kann
nur bedeuten: Wir fahren das ganze Land an die Wand.
Das können und werden wir nicht zulassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sind Sie jetzt eigentlich für oder gegen die Maut? Darauf warten wir alle!)


Das Ruder herumreißen heißt Abkassieren mit Steuer-
erhöhungen und Abkassieren auf breiter Front. Abkas-
sieren wird dann von manchen Sozialdemokraten so in-
terpretiert: Wir erhöhen ja nur für einige wenige die
Steuern.


(Elke Ferner [SPD]: Ja! 5 Prozent!)

Wissen Sie, was Sie vorhaben? Für alle, die künftig eine
Ehe schließen, wollen Sie das Ehegattensplitting ab-
schaffen. Für alle, die Kapitaleinkünfte haben, wollen
Sie die Abgeltungsteuer erhöhen.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Und Sie wollen die Pendlersteuer einführen! Sagen Sie doch etwas zur Pendlersteuer!)


Für alle, die mehr als 64 000 Euro Einkommen haben,
wollen Sie die Einkommensteuersätze erhöhen. Für alle
mittelständischen Unternehmen,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Die freuen sich auf die Pendlersteuer!)


die zum Beispiel aufgrund ihres Maschinenparks Sub-
stanzvermögen haben, wollen Sie eine Vermögensteuer
einführen.


(Zuruf von der SPD: Wo steht das denn?)

– Sie wissen genau, dass eine Abgrenzung des privaten
Vermögens vom Betriebsvermögen nicht so einfach ist,
vor allem verfassungsrechtlich nicht möglich ist.

Und für alle, die ein Grundstück, ein Haus oder einen
Betrieb erben, wollen Sie die Erbschaftsteuer verdop-
peln. Was das mit Ihrer Aussage zu tun haben soll, dass
davon nur 5 Prozent oder nur einige wenige betroffen
seien, erklären Sie den Menschen vor Ort. Ich kann es je-
denfalls nicht.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sagen Sie einmal etwas zur Pendlersteuer! Darauf wartet die Nation! – Elke Ferner [SPD]: Pendlersteuer für alle oder nur für Ausländer?)


Sie lügen damit die Leute an. Sagen Sie ihnen die Wahr-
heit darüber, was Sie tun wollen!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Unser Kurs ist ein anderer. Die Jahre dieser Legislarperiode waren erfolgreich. (Elke Ferner [SPD]: Oje! Wenn das Erfolg ist, wie sieht dann Misserfolg aus?)


as bestreitet niemand, der die Fakten objektiv und die
ituation der Menschen realistisch betrachtet. Das be-
treiten übrigens auch die meisten Menschen nicht; das
eigen die Umfrageergebnisse ganz deutlich. Deshalb
ann die Antwort nur lauten, diesen erfolgreichen Kurs
rtzusetzen,


(Elke Ferner [SPD]: Um Gottes willen!)


uf diesem Weg die Schwerpunkte wie bisher zu setzen.
iesen erfolgreichen Weg fortzusetzen, bedeutet,


(Elke Ferner [SPD]: Maut für Ausländer einführen!)


ie solide Haushaltsführung fortzusetzen, mit den Steu-
rgeldern weiterhin sparsam umzugehen


(Elke Ferner [SPD]: Weshalb machen Sie ständig neue Schulden?)


nd den Euro-Kurs fortzusetzen,


(Elke Ferner [SPD]: Welchen Kurs?)


nd zwar unter der Devise: Solidarität ja, aber nur unter
er Bedingung, dass auch die einzelnen Krisenländer Ei-
enverantwortung wahrnehmen. – Das Ziel kann
chließlich nicht eine gemeinsame Schuldenunion mit
inheitlichen Zinssätzen sein. Vielmehr muss das Ziel
ein, dass jedes Euro-Land selbst wettbewerbsfähig
ird.


(Zuruf von der SPD: Ja, dann tun Sie einmal etwas dafür!)


en dafür notwendigen Druck dürfen wir nicht verrin-
ern, sondern müssen ihn aufrechterhalten. Wir werden
ie betreffenden Länder unterstützen, allerdings unter
en genannten Bedingungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Den eingeschlagenen Kurs fortsetzen bedeutet aber
uch, weiterhin einen Schwerpunkt bei den Familien zu
etzen.


(Elke Ferner [SPD]: Mehr Betreuungsgeld oder was?)


s ist mir ein wichtiges Anliegen, dies hier noch einmal
eutlich zu sagen. Wenn wir über Investitionen reden,
eht es nicht nur um bauliche Investitionen, sondern im-
er auch um Investitionen in die Zukunft unserer Kin-

er. Wir dürfen deshalb das, was wir in Erziehung, Bil-
ung und Innovation stecken, nicht beiseiteschieben und
ering bewerten; denn hier geht es um ein ganz wichti-
es Anliegen.

Wir haben den Rechtsanspruch auf einen Kinderkrip-
enplatz geschaffen. Der Ausbau der Kinderbetreuung
r die unter Dreijährigen ist zumindest in meinem Hei-





Gerda Hasselfeldt


(A) )


)(B)

matland Bayern großartig gelungen. Wir haben die
stärkste Dynamik im Ausbau der Kinderbetreuung ge-
rade für die unter Dreijährigen zu verzeichnen.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Besser als in jedem anderen Bundesland!)


Parallel dazu haben wir das Betreuungsgeld eingeführt.
Das wollen Sie wieder abschaffen, meine Damen und
Herren von der Opposition. Sie wollen die Familien
auch da wieder schröpfen und ihnen etwas wegnehmen.
Ich sage Ihnen aus voller Überzeugung: Das Betreuungs-
geld ist


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Ein Schmarrn!)


ein Zeichen dafür, dass der Staat eben nicht einseitig
eine Betreuungsform für unter Dreijährige fördert,


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Warum sprechen Sie eigentlich immer nur zu den eigenen Leuten?)


sondern auch andere Betreuungsformen anerkennt und
finanziell unterstützt,


(Sönke Rix [SPD]: Das glauben Sie doch selber nicht!)


egal wie sich die Eltern entscheiden.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Müder Applaus!)


Wir werden bei der Anerkennung von Erziehungszei-
ten in der Rentenversicherung einen weiteren Schwer-
punkt setzen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass
die Erziehungszeiten der Mütter, die vor 1992 Kinder
geboren haben und damals kaum Kinderbetreuungsmög-
lichkeiten in Anspruch nehmen konnten und die in aller
Regel mehr als nur ein Kind erzogen haben, in der Ren-
tenversicherung besser anerkannt werden. Das werden
wir auch durchsetzen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Meine Damen und Herren, wenn Sie sich den Erfolgs-
kurs dieser Regierung ganz besonders nah anschauen
wollen, wenn Sie sich über die Erfolge bei der Beschäfti-
gung, der Haushaltskonsolidierung, der Kinderbetreuung
und bei den Bildungseinrichtungen, über den Zustand
der Schulen und den Zustand der Kommunen ein Bild
machen wollen, dann kann ich Sie nur einladen, nach
Bayern zu kommen. Da finden Sie das in besonderer Art
und Weise.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Kommen Sie mal ins Erzgebirge!)


Weil ich am Schluss bei Bayern bin, möchte ich Ihnen
mit auf den Weg geben: Ilse Aigner wird ihre Arbeit hier
in Berlin zunächst einmal – –

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(C (D (Zuruf von der SPD: Einstellen! – Katrin Göring-Eckardt [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hat sie schon eingestellt! – Gegenruf des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU]: Unterbrechen!)


ie wird ihre Arbeit in einer anderen Verantwortung in
ayern fortsetzen. Liebe Ilse, ich möchte dir ganz herz-
ch für deine Arbeit für uns alle hier im Deutschen Bun-
estag und in der Regierung danken. Ich wünsche dir
on Herzen viel Erfolg, viel Freude bei allem, was du
ünftig in Bayern an Verantwortung übernimmst.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ist doch klar, was sie da macht: ZehnPunkte-Pläne aufstellen!)


Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und
ollegen, es ist in dieser Debatte deutlich geworden:
ir sind auf einem Erfolgskurs.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: So richtig ist es nicht deutlich geworden!)


ir dürfen diesen Erfolgskurs nicht aufs Spiel setzen.
iesen Erfolgskurs fortführen können wir nur bei Fort-

etzung dieser Koalition unter Führung von Angela
erkel.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1725304200

Ich schließe die Aussprache.

Bevor wir zum Schluss unserer letzten Sitzung kom-
en und ich noch einige Abschiedsworte an Sie richten

arf, bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit für die Zusatz-
unkte 1 a bis 1 j. Es handelt sich um Beschlussempfeh-
ngen des Petitionsausschusses, zu denen keine Aus-

prache vorgesehen ist.

Zusatzpunkt 1 a:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 624 zu Petitionen

– Drucksache 17/14681 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ngen? – Die Sammelübersicht 624 ist einstimmig an-

enommen.

Zusatzpunkt 1 b:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 625 zu Petitionen

– Drucksache 17/14682 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
ngen? – Auch die Sammelübersicht 625 ist einstimmig

ngenommen.





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Zusatzpunkt 1 c:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 626 zu Petitionen

– Drucksache 17/14683 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Auch die Sammelübersicht 626 ist einstimmig
angenommen.

Zusatzpunkt 1 d:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 627 zu Petitionen

– Drucksache 17/14684 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 627 ist mit den Stimmen
der CDU/CSU, SPD und FDP gegen die Stimmen der
Linken bei Enthaltung der Grünen angenommen.

Zusatzpunkt 1 e:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 628 zu Petitionen

– Drucksache 17/14685 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 628 ist einstimmig an-
genommen.

Zusatzpunkt 1 f:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 629 zu Petitionen

– Drucksache 17/14686 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 629 ist gegen die Stim-
men der Linken mit den Stimmen des übrigen Hauses
angenommen.

Zusatzpunkt 1 g:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 630 zu Petitionen

– Drucksache 17/14687 –

Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Sammelübersicht 630 ist mit den Stimmen
der CDU/CSU, SPD und FDP gegen die Stimmen der
Linken und Grünen angenommen.

Zusatzpunkt 1 h:

Beratung der Beschlussempfehlung des Petitions-
ausschusses (2. Ausschuss)


Sammelübersicht 631 zu Petitionen

– Drucksache 17/14688 –

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(C (D Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Die Sammelübersicht 631 ist mit den Stimmen er CDU/CSU, FDP und Linken gegen die Stimmen von PD und Grünen angenommen. Zusatzpunkt 1 i: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 632 zu Petitionen – Drucksache 17/14689 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Die Sammelübersicht 632 ist mit den Stimmen er beiden Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von PD und Linken bei Enthaltung der Grünen angenomen. Zusatzpunkt 1 j: Beratung der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses Sammelübersicht 633 zu Petitionen – Drucksache 17/14690 – Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthalngen? – Die Sammelübersicht 633 ist mit den Stimmen er beiden Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der rei Oppositionsfraktionen angenommen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am chluss unserer heutigen Tagesordnung und damit am nde der voraussichtlich letzten Sitzung der 17. Wahleriode des Deutschen Bundestages. Es liegen vier arbeitsreiche Jahre hinter uns. Ich öchte mich im Namen des Präsidiums bei Ihnen allen r Ihr Engagement, für Ihren Einsatz bedanken, insbe ondere bei denen, die schon jetzt wissen, dass sie dem ächsten Bundestag nicht mehr angehören werden. Mein ank gilt auch denjenigen, die ihm überraschenderweise icht mehr angehören werden. Mein Dank gilt darüber inaus den Schriftführerinnen und Schriftführern und icht zuletzt den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeirn, die uns vor und hinter den Kulissen fleißig unter tützen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, dies war auch eine letzte Parlamentssitzung. Ich höre auf nach 4 Jahren parlamentarischer Arbeit, davon 15 Jahre im räsidium des Deutschen Bundestages. Ich glaube, es ibt nicht so viele Kolleginnen und Kollegen vor mir, die o lange Zeit hier oben verbracht haben. Ich habe diese 5 Jahre übrigens zusammen mit dem Kollegen Solms Präsidium verbracht. An die Zusammenarbeit mit m werde ich mich immer besonders gerne erinnern. Erlauben Sie mir ein paar kleine persönliche Bemerungen. Von diesen 24 Jahren war gewiss das erste Jahr, ie Zeit in der Volkskammer 1990, die aufregendste Zeit. er dabei war – einige sitzen hier ja noch –, wird das ut verstehen. Ich erinnere mich an meine erste freie Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )


(Beifall)


(Beifall)





(A) (C)


Wahl am 18. März 1990, und ich erinnere mich ebenso
an meinen Vater, von dem ich vermutlich die politische
Leidenschaft geerbt habe. Er hat nie wirklich frei wählen
können. Volljährig, also wahlberechtigt, wurde er am
31. Januar 1933. Gestorben ist er Anfang März 1990.
Sein Beispiel erinnert mich immer wieder an die Kost-
barkeit freier Wahlen. Es macht mich traurig und wü-
tend, wie viele auf ihr Wahlrecht verzichten. Denn aus
unserer Geschichte wissen wir doch: Es wird gefährlich
für die Demokratie, wenn Desinteresse, Unzufrieden-
heit, Verdruss der vielen mit Demokratieverachtung von
Eliten zusammentrifft.

1990, das war für mich und andere auch, die wir ge-
meinsam in den Bundestag in Bonn eingezogen sind, ein
Jahr des euphorischen Aufbruchs in die parlamentari-
sche Demokratie. Übrigens will ich als Berliner aus-
drücklich auch jetzt eine Verbeugung vor Bonn als dem
langjährigen Standort der parlamentarischen Demokratie
in der Bundesrepublik Deutschland machen. Es war
zwar ein euphorischer Aufbruch, aber wir wissen auch:
Euphorie lässt sich nicht auf Dauer stellen – selbstver-
ständlich.

Ich lobe aber den parlamentarischen Alltag. Demo-
kratie ist friedlicher Streit nach Regeln der Fairness. Ziel
ist nicht Harmonie, sondern entweder der gute Kompro-
miss oder die vernünftige Mehrheitsentscheidung. Wir
Parlamentarier sollten den Streit mit Selbstbewusstsein

Ich lobe auch die Langsamkeit der Demokratie. Sie
verlangt Geduld, manchmal allzu viel, auch von uns.
Aber sie ist die Bedingung dafür, dass sich an ihren Mei-
nungsbildungs- und Entscheidungsprozessen möglichst
viele beteiligen können, dass Sachverstand und Interes-
senausgleich eine Chance haben. Ich wünsche dem
Deutschen Bundestag, dass er sich mehr und energi-
scher, als es in den vergangenen Jahren verschiedentlich
der Fall war, dem Beschleunigungsdruck von Märkten
und Medien widersetzt. Selbstbewusste Entschleunigung
ist Teil eines guten Parlamentarismus.


(Beifall bei Abgeordneten im ganzen Hause)


Es geht dabei nämlich um etwas Fundamentales: um den
Primat, um die Gestaltungskraft demokratischer Politik.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich hoffe, ich habe
dem Parlament in den 24 Jahren meines Mittuns keine
Schande gemacht.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein!)


Wem gegenüber ich ungerecht war, den bitte ich um Ent-
schuldigung. Bei vielen Kollegen bedanke ich mich für
erfahrene Kollegialität. Ich werde die Arbeit des Bun-
destages gewiss weiter mit freundlich-kritischer Auf-
merksamkeit verfolgen – und mit großer, großer Empa-
thie und Sympathie.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und, wenn Sie es vertra-
verteidigen, auch durch die Art, wie wir ihn führen. Da-
rin hat der Bundestag nach meiner 24-jährigen Erfah-
rung gute Noten verdient. Ich hatte selten Anlass, dazwi-
schenzugehen oder gar diese Glocke zu bedienen. Das
freut mich noch heute. Das sage ich mit Respekt vor Ih-
nen, liebe Kolleginnen und Kollegen.

g

(D en, Gottes Segen. (Beifall im ganzen Hause – Die Abgeordneten erheben sich)


Die Sitzung ist geschlossen.