Protokoll:
17248

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 248

  • date_rangeDatum: 25. Juni 2013

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: None Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 11:10 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/248 trags zum Bundeshaushaltsplan für das Florian Pronold (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31800 D Inhaltsverzeichnis Haushaltsjahr 2013 (Nachtragshaus- haltsgesetz 2013) (Drucksache 17/14000) . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 1: Antrag der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Jan van Aken, Agnes Alpers, weiterer Abge- ordneter und der Fraktion DIE LINKE: Flut- opfern helfen – Hochwasserfonds einrichten (Drucksache 17/13896) . . . . . . . . . . . . . . . . . in Verbindung mit Zusatztagesordnungspunkt 2: Norbert Barthle (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Jan Korte (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . . Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans-Michael Goldmann (FDP) . . . . . . . . . . Dr. Marcel Huber, Staatsminister (Bayern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Michael Luther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Georg Schirmbeck (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31787 C 31787 D 31803 B 31804 D 31806 A 31806 D 31807 D 31809 A 31810 A 31811 C Deutscher B Stenografisch 248. Sitz Berlin, Dienstag, de I n h a l Tagesordnungspunkt 1: a) Abgabe einer Regierungserklärung durch die Bundeskanzlerin: Bewältigung der Hochwasserkatastrophe – Rasche So- forthilfe und zügiger Wiederaufbau . . . b) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens „Aufbauhilfe“ und zur Änderung weiterer Gesetze (Auf- bauhilfegesetz) (Drucksache 17/14078) . . . . . . . . . . . . . . . c) Erste Beratung des von der Bundesregie- rung eingebrachten Entwurfs eines Ge- setzes über die Feststellung eines Nach- w (D D M P K S K D 31787 B 31787 B Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN: Flutopfern solidarisch helfen – Hoch- undestag er Bericht ung n 25. Juni 2013 t : asserschutz ökologisch modernisieren rucksache 17/14079) . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Angela Merkel, Bundeskanzlerin . . . . . . . alu Dreyer, Ministerpräsidentin (Rheinland-Pfalz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrick Döring (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atja Kipping (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . tanislaw Tillich, Ministerpräsident (Sachsen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . atrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patrick Kurth (Kyffhäuser) (FDP) . . . . . . . r. h. c. Jürgen Koppelin (FDP) . . . . . . . . . . 31787 D 31788 A 31791 B 31793 B 31794 B 31795 C 31797 B 31798 A 31799 C Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 31813 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 248. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. Juni 2013 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU) zur nament- lichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertragung besonderer Aufga- ben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische Zentral- bank (246. Sitzung, Tagesordnungspunkt 15 a) . Anlage 3 Neuabdruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beschlussempfehlung zu dem An- trag: Uranmunition ächten (246. Sitzung, Ta- gesordnungspunkt 47) Inge Höger (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Regierungserklärung: Bewältigung der Hochwasserkatastrophe – Rasche Sofort- hilfe und zügiger Wiederaufbau – Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung ei- nes Sondervermögens „Aufbauhilfe“ und zur Änderung weiterer Gesetze (Aufbau- hilfegesetz) – Entwurf eines Gesetzes über die Feststel- lung eines Nachtrags zum Bundeshaus- haltsplan für das Haushaltsjahr 2013 (Nachtragshaushaltsgesetz 2013) – Antrag: Flutopfern helfen – Hochwasser- fonds einrichten – Antrag: Flutopfern solidarisch helfen – Hochwasserschutz ökologisch moderni- sieren (Tagesordnungspunkt 1 a bis c, Zusatztages- ordnungspunkte 1 und 2) Wolfgang Nešković (fraktionslos) . . . . . . . . . 31813 C 31814 B 31815 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 248. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. Juni 2013 31787 (A) ) )(B) 248. Sitz Berlin, Dienstag, de Beginn: 9.0
  • folderAnlagen
    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 248. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. Juni 2013 31813 (A) ) )(B) für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- Anlagen sammlung des Europarates umfasst mit seinen 700 Milliarden Euro nicht einmal ein Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten * A s d tr d Z te b n w a re d E B g p A n k ru d re n D ta z d w s le d d k le n re a 2 B b Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Aigner, Ilse CDU/CSU 25.06.2013 Brüderle, Rainer FDP 25.06.2013 von Cramon-Taubadel, Viola BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 25.06.2013* Dr. Dehm, Diether DIE LINKE 25.06.2013 Fischer (Karlsruhe- Land), Axel E. CDU/CSU 25.06.2013* Fischer (Göttingen), Hartwig CDU/CSU 25.06.2013 Fritz, Erich G. CDU/CSU 25.06.2013* Gunkel, Wolfgang SPD 25.06.2013 Hiller-Ohm, Gabriele SPD 25.06.2013 Hintze, Peter CDU/CSU 25.06.2013 Kiesewetter, Roderich CDU/CSU 25.06.2013 Kramme, Anette SPD 25.06.2013 Lutze, Thomas DIE LINKE 25.06.2013 Möller, Kornelia DIE LINKE 25.06.2013 Reinhold, Hagen FDP 25.06.2013 Schlecht, Michael DIE LINKE 25.06.2013 Schmidt (Eisleben), Silvia SPD 25.06.2013 Schuster, Marina FDP 25.06.2013 Dr. Seifert, Ilja DIE LINKE 25.06.2013 Todtenhausen, Manfred FDP 25.06.2013 Ulrich, Alexander DIE LINKE 25.06.2013 Dr. Westerwelle, Guido FDP 25.06.2013 Wunderlich, Jörn DIE LINKE 25.06.2013 (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht nlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Klaus-Peter Willsch (CDU/ CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zum Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Übertragung beson- derer Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäi- sche Zentralbank (246. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 15 a) Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf soll der deut- che Vertreter im Europäischen Rat ermächtigt werden, em „Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Über- agung besonderer Aufgaben im Zusammenhang mit er Aufsicht über Kreditinstitute auf die Europäische entralbank“ – SSM-Verordnung – zuzustimmen. Mit- ls dieser sogenannten SSM-Verordnung sollen Aufga- en im Bereich der Bankenaufsicht, die bisher auf natio- aler Ebene erfolgten, von der EZB wahrgenommen erden. Ich lehne die einheitliche europäische Bankenaufsicht b, weil ihre Errichtung – zumindest in den Augen unse- r europäischen Partner – allein zur Ermöglichung einer irekten Rekapitalisierung bankrotter Banken aus dem uropäischen Schuldenmechanismus ESM erfolgt. Die ankenaufsicht ist ein weiterer Schritt zur Schuldenver- emeinschaftung in Europa. Die Aufstellung einer euro- äischen Bankenaufsicht würde normalerweise Jahre in nspruch nehmen. Nur der Druck der Märkte, immer eues Geld an insolvente Staaten und Banken zu geben, ann die Etablierung der Bankenaufsicht in diesem Hau- ckverfahren erklären. Obwohl vonseiten der Regierung betont wird, für eine irekte Bankenrekapitalisierung bestünden noch diverse chtliche Hürden, wird unter Hochdruck an den Richtli- ien zur direkten Bankenrekapitalisierung gearbeitet. en Abgeordneten des Bundestages wurden bereits de- illierte Modelle – im Entwurfsstatus – übersandt. Dem- ufolge sollen angeschlagenen Banken bis zu 70 Milliar- en Euro direkt aus dem ESM zur Verfügung gestellt erden. Dass solche „Obergrenzen“ im Bedarfsfalle pielend erhöht werden, ist eine ständige Erfahrung der tzten drei Jahre „Euro-Rettungspolitik“. Mit zwei in en Dokumenten vorgestellten Hebelmodellen könnte iese Summe um ein Vielfaches erhöht werden. Ich habe eine Zweifel, dass bereits an der Beseitigung dieser tzten rechtlichen Hürden gearbeitet wird. Wäre dies icht so, würden die uns übersandten Unterlagen zur di- kten Bankenrekapitalisierung keinen Sinn ergeben. Wie Hans-Werner Sinn und Harald Hau in einem be- chtenswerten Gastbeitrag in der FAZ vom 21. Januar 013 vorrechneten, summieren sich die Schulden der anken aus den sechs am heftigsten von der Euro-Krise etroffenen Staaten auf 9 400 Milliarden Euro. Der ESM 31814 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 248. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. Juni 2013 (A) ) )(B) Zehntel dieser Summe. Leider werden solche Stimmen aus der Wissenschaft im Kreise der Rettungsideologen nicht gehört. Am Mittwoch war mit Yves Mersch ein Mitglied des EZB-Direktoriums zu Gast im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Ich hätte gerne ein paar kriti- sche Nachfragen an Herrn Mersch gerichtet, doch leider war die Zeit so knapp kalkuliert, dass nicht alle Aus- schussmitglieder sich mit ihren Fragen und Anmerkun- gen zu Wort melden konnten. Eine verantwortungsvolle Befassung sieht anders aus. Herr Mersch konnte Zweifel an einem Zielkonflikt in- nerhalb der EZB nicht ausräumen: Indem die EZB die oberste Bankenaufsichtsbehörde innerhalb der Europäi- schen Union wird, ist sie gleichzeitig Aufseher und Richter über die europäischen Banken und damit auto- matisch auch Richter über sich selbst. Sie kann nicht frei entscheiden. Die EZB hat bereits etwa 900 Milliarden Euro Sonderkredite zur Finanzierung von Zahlungsbi- lanzdefiziten an die Banken der sechs Krisenländer ver- geben. Würde sie eine Bank vom Markt nehmen, der sie zuvor Liquidität verliehen hat, wäre der eigene Schaden offensichtlich. Vielmehr würde die EZB in einer solchen Situation auf eine „Rettung“ des betroffenen Instituts drängen, um die eigene Bilanz zu schonen. Die EZB verheddert sich immer mehr in der falschen Rettungsschirmpolitik. Aus einem am Anfang bilatera- len Kredit für Griechenland ist ein verworrenes Rettungskonglomerat von EFSF, ESM, KfW, OMT, SMP, LTRO, ELA, TARGET usw. geworden. Drei Jahre nach Offenbarung der Euro-Krise hangeln sich die Staa- ten der Euro-Zone von Rettungsanker zu Rettungsanker. Wir sollten endlich den Mut fassen für einen echten Kurswechsel. Anlage 3 Neuabdruck einer zu Protokoll gegebenen Rede zur Beschlussempfehlung zu dem Antrag: Uranmunition ächten (246. Sitzung, Tagesord- nungspunkt 47) Inge Höger (DIE LINKE): Im April diesen Jahres habe ich während einer Bal- kanreise viele Gespräche zum Thema Uranmunition geführt – mit Medizinern und Parlamentarierinnen so- wie Aktiven in sozialen Bewegungen. Besonders in Serbien denkt eine Mehrheit der Bevölkerung, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der seit dem NATO-Krieg 1999 dramatisch steigenden Krebsrate und dem Einsatz von Uranmunition durch die USA und Großbritannien. Bloß die politischen Entscheidungs- trägerinnen und Entscheidungsträger in Serbien sind scheinbar sehr auf die EU-Beitrittsperspektive gepolt. Sie lehnen es ab, langfristige Studien zu finanzieren oder gar Schritte einzuleiten, um die NATO-Verant- wortlichen zur Rechenschaft ziehen. Da sieht man mal, w d a K is n e m g te M li v E te s h d re L V la g li D g 2 re G B K d w -A g ti K k im h S n k g c U d d is (C (D elche negativen Auswirkungen die Anziehungskraft er EU haben kann. Dabei haben Gerichte im EU-Mitgliedstaat Italien nerkannt, dass der Tod von über 100 italienischen FOR-Soldaten auf Uranverseuchung zurückzuführen t. Was in Italien Recht ist, kann doch in Deutschland icht falsch sein. Ein Vertreter der Regierungsfraktionen hat in der rsten Lesung die Behandlung mit dem Thema Uran- unition als belanglosen Wahlkampftrick der Linken ebrandmarkt. Das ist an Zynismus kaum zu überbie- n, insbesondere wenn man bedenkt, dass es hier um enschenleben geht. Eine Koalition, die sich christ- ch-liberal nennt, deren Politik jedoch an Menschen- erachtung grenzt, ist eine Zumutung. Allerdings kann ich auch über die angekündigte nthaltung durch SPD und Grüne nur den Kopf schüt- ln. Sie sagen, es gebe noch nicht ausreichend wissen- chaftliche Untersuchungen zu dem Thema. Keiner indert den Deutschen Bundestag und die Regierung aran, solche Studien voranzutreiben und zu finanzie- n – genau das sollte gleich zu Beginn der nächsten egislaturperiode auch passieren. Die Hauptforderung der Linken ist allerdings der orsorgeansatz. Das bedeutet, Uranmunition wird so nge verboten, bis wissenschaftlich ohne Zweifel fest- estellt ist, dass diese Waffen keinen Schaden für Zivi- stinnen und Zivilisten und die Umwelt verursachen. em Prinzip der Beweislastumkehr hat die Bundesre- ierung in der UN-Vollversammlung im Dezember 012 zugestimmt. Und genau das fordern wir in unse- m Antrag. Schade, dass CDU/CSU, FDP, SPD und rüne hinter das kluge Abstimmungsverhalten der undesregierung in der UN zurückfallen. Erhellend war in dieser Sache auch mein Besuch im osovo. Die KFOR hat den Behörden in Pristina avon abgeraten, sich des Themas Uranverstrahlung eiter anzunehmen. Viele Kosovo-Albanerinnen und lbaner gehen davon aus, dass das Problem nicht so roß sein kann. Schließlich leben zahlreiche Beschäf- gte der NATO und anderer Organisationen im osovo. Die KFOR-Truppen trinken allerdings das lo- ale, wahrscheinlich uranverseuchte Wasser nicht. Sie portieren ihr Wasser. Dieser Politik nach Kolonial- errenart stellt sich die Linke entgegen. Wir appellieren an Ihr Mitgefühl mit den Opfern. chließlich heißt es, dass auch Bundeswehrsoldatin- en und -soldaten betroffen sind. Leider liegen hierzu eine empirischen Studien vor, wie mir die Bundesre- ierung mitteilte. Die Anfertigung solcher Untersu- hungen ist dringend geboten. Im Sinne der Menschen in den Gebieten, in denen ranmunition eingesetzt wurde und wird und im Sinne er dort gegen den Willen der Linken eingesetzten Sol- atinnen und Soldaten: Uranmunition weltweit ächten t das Gebot der Stunde. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 248. Sitzung. Berlin, Dienstag, den 25. Juni 2013 31815 (A) (C) )(B) Anlage 4 Zu Protokoll gegebene Rede zur Beratung: – Regierungserklärung: Bewältigung der Hochwasserkatastrophe – Rasche Sofort- hilfe und zügiger Wiederaufbau – Entwurf eines Gesetzes zur Errichtung eines Sondervermögens „Aufbauhilfe“ und zur Änderung weiterer Gesetze (Aufbauhilfege- setz) – Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 2013 (Nachtragshaus- haltsgesetz 2013) – Antrag: Flutopfern helfen – Hochwasser- fonds einrichten – Antrag: Flutopfern solidarisch helfen – Hochwasserschutz ökologisch modernisieren Dass die Hochwasser häufiger werden, liegt vor allem an künstlichen Eingriffen in die Flussverläufe und an der Klimaveränderung. Für beides trägt die Politik die Ver- antwortung. So mancher Wahlkämpfer in Gummistiefeln setzt sich in Berlin für eine Politik ein, die in Flüssen vorwiegend Verkehrswege sieht und am Klimakiller Braunkohle festhält. Im Überschwemmungsgebiet gön- nen sich Vertreter von Union, Liberalen und SPD den Habitus kurzentschlossener Anpacker. Aber im Deut- schen Bundestag zögern sie seit Jahren, endlich ent- schlossene Umweltpolitik zu betreiben. Die Überschwemmungen sind ein Symptom, sie sind nicht die Ursache. Grund für die Überschwemmungen ist die rasante Erderwärmung. Das Symptom „Hochwas- ser“ nützt der Politik, weil es ihr erlaubt, sich vor dem Volk in Szene zu setzen. Die Bekämpfung der Ursachen dieses Symptoms wird von der Politik vielfach als Schwierigkeit empfunden. Denn dann würden sie sich mit der Wirtschaft anlegen. Der Gütertransport müsste von Flüssen und Autobah- nen auf die Schiene gezwungen werden. Der Ausstoß von Treibhausgasen müsste in kürzester Zeit auf null ge- (Tagesordnungspunkt 1 a bis c, Zusatztagesord- nungspunkte 1 und 2) Wolfgang Nešković (fraktionslos): Vor zehn Jahren war es die Jahrhundertflut. Jetzt leben wir im selben Jahrhundert und mussten eine zweite Flut von ähnlichen Ausmaßen erleben. Nur in einem übertraf die zweite Ka- tastrophe die erste deutlich. Das war die Flut von Politi- kern, die am Ort des Desasters für die Kamera Sand- säcke stapeln und Regenmäntel tragen. Für den anstehenden Wahlkampf ist die Flut ein Dammbruch der Heuchelei. Denn viele, die da vom Schreibtisch zum Volk aufgebrochen sind, tragen Mitschuld für die an- drängenden Wassermassen. Zwar traten die Flüsse immer schon über die Ufer – sie taten es aber früher nicht so oft und selten so heftig. b h g ra z u n a s p A w W s c (D racht werden. An die Stelle des Zertifikatehandels ge- ört ein System der Strafsteuern für CO2-Austoß. Eine rüne und dezentrale Energiegewinnung muss den Vor- ng erhalten vor den Gewinninteressen der Stromkon- erne. Die Ökonomie hätte sich dem Wohl von Mensch nd Natur unterzuordnen. Die Republik müsste eine eue Außenhandelspolitik beginnen, mit der sie allerorts uf dem Globus den Umweltschutz belohnt und die Zer- törung des Planeten bestraft. Niemand braucht Bundespolitiker, die Sandsäcke sta- eln. Sie bringen in der Regel dazu weder die nötige usdauer noch den technischen Überblick mit. Ihre An- esenheit zwischen zerstörten Existenzen ist zynisch. er sich so eifrig auf Arbeit stürzt, von der er nichts ver- teht, der zeigt, dass er seine eigentliche Arbeit nicht ma- hen will. 248. Sitzung Inhaltsverzeichnis TOP 1, ZP 1 u. 2Regierungserklärung zur Bewältigung der Hochwasserkatastrophe Anlagen
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724800000

Die Sitzung ist eröffnet. Nehmen Sie bitte Platz.

Guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich
begrüße Sie alle herzlich zu einer jedenfalls im Sitzungs-
ablauf etwas ungewöhnlichen Zeit. Die heutige Sitzung
habe ich gemäß Art. 39 Abs. 3 Satz 3 des Grundgesetzes
in Verbindung mit § 21 Abs. 2 unserer Geschäftsordnung
auf Verlangen der Koalitionsfraktionen einberufen. Inter-
fraktionell ist vereinbart worden, zusammen mit dem Ta-
gesordnungspunkt 1 als Zusatzpunkt 1 den Antrag der
Fraktion Die Linke auf der Drucksache 17/13896 mit dem
Titel „Flutopfern helfen – Hochwasserfonds einrichten“
sowie als Zusatzpunkt 2 den Antrag der Fraktion Bünd-
nis 90/Die Grünen auf der Drucksache 17/14079 mit dem
Titel „Flutopfern solidarisch helfen – Hochwasserschutz
ökologisch modernisieren“ aufzurufen. Ich vermute, dass
Sie damit einverstanden sind. – Das ist offensichtlich der
Fall. Dann ist das so beschlossen.

Ich rufe nun also die Tagesordnungspunkte 1 a bis 1 c
sowie die gerade angekündigten Zusatzpunkte 1 und 2
auf:

1 a) Abgabe einer Regierungserklärung durch die
Bundeskanzlerin

Bewältigung der Hochwasserkatastrophe –

Z
Rasche Soforthilfe und zügiger Wiederaufbau

b) Erste Beratung des von den Fraktionen CDU/
CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur
Errichtung eines Sondervermögens „Aufbau-
hilfe“ und zur Änderung weiterer Gesetze

(Aufbauhilfegesetz)


– Drucksache 17/14078 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

(C (D ung n 25. Juni 2013 1 Uhr Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung Ausschuss für Tourismus c)

gebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die
Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaus-

(Nachtragshaushaltsgesetz 2013)


– Drucksache 17/14000 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss

P 1 Beratung des Antrags der Abgeordneten
Dr. Gregor Gysi, Jan van Aken, Agnes Alpers,
weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE
LINKE

Flutopfern helfen – Hochwasserfonds einrich-
ten

– Drucksache 17/13896 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und

Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus

ZP 2 Beratung des Antrags der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Flutopfern solidarisch helfen – Hochwasser-
schutz ökologisch modernisieren

– Drucksache 17/14079 –
Überweisungsvorschlag:
Haushaltsausschuss (f)

Innenausschuss
Rechtsausschuss
Finanzausschuss
Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Verbraucherschutz
Verteidigungsausschuss
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Ausschuss für Bildung, Forschung und
Technikfolgenabschätzung
Ausschuss für Tourismus

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache im Anschluss an die Regierungserklä-
rung 90 Minuten vorgesehen. – Auch hierzu höre ich
keinen Widerspruch. Also können wir so verfahren.

Das Wort zur Abgabe einer Regierungserklärung hat
die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Angela Merkel (CDU):
Rede ID: ID1724800100

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Meine Damen und Herren! Mit dem Hochwas-
ser der letzten Wochen traf uns in Deutschland eine Ka-
tastrophe gewaltigen Ausmaßes. War am 29. Mai 2013 in
ersten Meldungen noch einfach von einer Hochwasser-
lage in verschiedenen Regionen Deutschlands die Rede,
so erwuchs daraus binnen weniger Tage eine Hochwas-
serkatastrophe, die die Pegelstände von 2002 zum Teil
noch übertroffen hat. Sommerlicher Dauerregen verur-
sachte innerhalb von nur elf Jahren eine zweite soge-
nannte Jahrhundertflut. Hauptbetroffen sind die Flussge-
biete von Elbe und Donau. Aber auch zahlreiche andere
Gebiete, etwa an Saale, Mulde, Havel und Neckar, hatten
und haben unter dieser Katastrophe schwer zu leiden.

Der erste Katastrophenalarm wurde am 1. Juni im
Landkreis Leipzig ausgelöst. Wenige Tage später, am
5. Juni, gab es bereits in 43 Gebietskörperschaften Kata-
strophenalarm, am Ende in insgesamt 56 Städten oder
Landkreisen. In acht Bundesländern mussten Menschen
ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Der Höchststand
der Evakuierungen war am 10. Juni erreicht: fast 85 000;
das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl einer Groß-
stadt. Am härtesten war Sachsen-Anhalt betroffen, mit
40 000 Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten.

Die Gesamthöhe der Schäden können wir derzeit
überhaupt noch nicht absehen. Beinahe sprachlos haben
auch mich die Bilder gemacht, die sich mir bei meinen
Besuchen vor Ort boten, aber auch die Eindrücke, die ich
in Gesprächen mit Betroffenen gewonnen habe, in Pas-
sau, in Pirna, in Greiz, in Bitterfeld, in Wittenberge, in
Lauenburg, in Hitzacker: Menschen, die vor ihren ver-
wüsteten Wohnungen, Häusern oder Geschäften stehen,
in ihrer Fassungslosigkeit und Verzweiflung, ihrer
Angst, manche zum zweiten Mal innerhalb von elf Jah-
ren, aber eben auch Menschen mit ihrem Mut und ihrer
Entschlossenheit, sich trotz allem nicht unterkriegen zu
lassen. Das sind Eindrücke, die ich nicht vergessen
werde, und deshalb muss geholfen werden, schnell, di-
rekt, unbürokratisch, nachhaltig.


(Beifall im ganzen Hause)


Genau das tun wir: In der Stunde der Not ist unser
Land fest entschlossen und in der Lage, schnell und un-
mittelbar zu helfen. So hat sich jetzt das nach 2002 für
genau solche Katastrophen eingerichtete Gemeinsame

M
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(C (D eldeund Lagezentrum von Bund und Ländern beährt. Dort gingen über 40 Hilfsanfragen der Länder in, nach Sandsäcken, Transportleistungen, Hochleisngspumpen oder Personal. Was benötigt wurde, das urde vermittelt, teilweise auch aus unseren Nachbarndern, wie zum Beispiel über 800 000 Sandsäcke aus änemark. Die Einsatzkräfte der Bundeswehr – es handelte sich eitweise um den größten Einsatz, den sie je hatte –, des echnischen Hilfswerks und der Bundespolizei haben nermüdlich angepackt. Kluge Menschen haben ausgechnet, dass Bundeswehr, THW und Bundespolizei ins esamt über 200 000 Einsatztage geleistet haben. Noch m ein Vielfaches mehr waren es aber bei den Angehörien der Feuerwehren und aller anderen Hilfsorganisatioen, die meisten von ihnen ehrenamtliche Helfer. Hier at sich das Ehrenamt erneut als eine zentrale Stütze unerer Gesellschaft erwiesen. Herzlichen Dank! Ich möchte auch ein Dankeschön an all die Betriebe agen, die die ehrenamtlichen Helfer freigestellt und anz unbürokratisch reagiert haben. icht zu vergessen sind die Freunde, Verwandten und achbarn, die geholfen haben, die wildfremden Men chen, die plötzlich da waren und mit angepackt haben, der die Jugendlichen, die sich über die sozialen Netzerke zum Helfen verabredet haben. Wir erleben einmal mehr: In der Stunde der Not steen die Menschen in Deutschland zusammen. Sie paken gemeinsam an, sie stehen einander bei. Wir sind ein tarkes Land. Der Zusammenhalt ist eine der größten tärken unseres Landes. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall im ganzen Hause)


(Beifall im ganzen Hause)


(Beifall im ganzen Hause)


Allen Helferinnen und Helfern danke ich von dieser
telle aus noch einmal ganz herzlich, im Namen der gan-
en Bundesregierung und – ich bin sicher – auch im Na-
en des ganzen Hohen Hauses.


(Beifall im ganzen Hause)


ie haben mit Ihrem persönlichen Einsatz für Ihre Mit-
enschen noch Schlimmeres verhindert, Sie haben Le-

en gerettet. Das ist gelebte Solidarität.

Zu dieser gelebten Solidarität leistet auch die Politik
ren Beitrag. Deshalb haben Bund und Länder über die

kute Bewältigung der Katastrophe hinaus weitere
chritte unternommen:

Erstens. Die Bundesregierung hat den Ländern sehr
üh ihre Unterstützung bei den Soforthilfen zugesagt:
u jedem Landes-Euro geben wir einen Bundes-Euro
azu. Über die Ausgestaltung ihrer Soforthilfepro-
ramme entscheiden die Bundesländer selbst. Das geht
ur direkt vor Ort.





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

Die Soforthilfen sollen Privathaushalten zugutekom-
men, etwa bei Schäden an Hausrat oder bei Ölschäden
an Wohngebäuden. Sie sollen die erste Not der betroffe-
nen Menschen lindern, sei es, um sich Kleidung zu be-
sorgen, oder, um die Wohnung wieder bewohnbar zu
machen.

Mit den Soforthilfen soll auch Gewerbetreibenden
und Unternehmen unter die Arme gegriffen werden, da-
mit die Arbeit möglichst schnell wieder aufgenommen
werden kann.

Im Bereich der kommunalen Infrastruktur in den be-
troffenen Gemeinden dienen die Soforthilfen der schnel-
len Schadensbeseitigung, insbesondere an Schulen, Lei-
tungen und Straßen. Die Menschen vor Ort müssen so
schnell wie möglich wieder mobil sein, ihrer Arbeit
nachgehen können und zur Normalität zurückfinden.

Dringend gebraucht werden die Soforthilfen auch für
die zum Teil massiv betroffene Landwirtschaft, wo
ganze Ernten vernichtet wurden. Mit den Soforthilfen
sollen die am stärksten betroffenen Betriebe schnell wie-
der auf die Beine kommen. Dies wird durch weitere
Maßnahmen begleitet, zum Beispiel durch ein Förder-
programm der Landwirtschaftlichen Rentenbank.

Insgesamt rechnen wir derzeit mit einem Bundesan-
teil an den Soforthilfen in Höhe von 400 Millionen Euro.

Zweitens. Neben der Soforthilfe muss ein zügiger
Wiederaufbau gewährleistet werden; denn rasche Sofort-
hilfen lindern zwar die erste Not, doch können sie nicht
das ganze, das massive Ausmaß der Schäden beheben,
die das Hochwasser bei Privathaushalten, Unternehmen
und in der Infrastruktur von Bund, Ländern und Gemein-
den verursacht hat.

Für einen zügigen Wiederaufbau sind deshalb erhebli-
che finanzielle Anstrengungen notwendig. Entschädi-
gungen und Wiederherstellung der Infrastruktur können
nicht mit den bislang geplanten und gegenwärtig verfüg-
baren Haushaltsmitteln finanziert werden. Deshalb ma-
chen wir jetzt mit dem Aufbauhilfegesetz den Weg frei
für einen Aufbauhilfefonds. Wie schon nach der Hoch-
wasserkatastrophe 2002 wird auch dieser Fonds als Son-
dervermögen des Bundes errichtet. Das gibt uns die er-
forderliche Flexibilität. So können wir bedarfsgerecht
und zielgenau die notwendigen Mittel bereitstellen. Die
Mittel dieses Fonds wird der Bund vorfinanzieren. Der
Fonds hat ein Ausgabevolumen von 8 Milliarden Euro.
Das erforderliche Gesetzgebungsverfahren wollen und
werden Bund und Länder bis zum 5. Juli abgeschlossen
haben.

Der genaue Schlüssel zur Verteilung der Hilfsmittel
an die vom Hochwasser betroffenen Bundesländer wird
dann mit einer Verordnung festgelegt. Dies kann erst ge-
schehen, wenn wir die Schäden besser abschätzen kön-
nen, aber dann muss und wird es geschehen. Der Fonds
wird gemeinsam von Bund und Ländern getragen, die so
ihrer gemeinsamen Verantwortung angesichts dieser na-
tionalen Aufgabe auch finanziell gerecht werden.

Die Kosten für den Wiederaufbau der zerstörten Bun-
desinfrastruktur, vor allem der beschädigten Straßen und

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(C (D ahnschienen, übernimmt der Bund allein. Wir rechnen llein hier mit 1,5 Milliarden Euro. Für die anderen Leisngen wird es eine hälftige Aufteilung der Finanzierung eben. Die Länder werden ihren Anteil an den Kosten es Aufbaufonds, also Tilgung und Zinsen, über einen eitraum von 20 Jahren erbringen. Alle Bundesländer, irekt betroffen oder nicht, beteiligen sich an der Finanierung. Auch hier stehen Bund und Länder solidarisch usammen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Der Bund wird den neuen Fonds nicht über Steuerer-
öhung vorfinanzieren, sondern über eine höhere Netto-
reditaufnahme in diesem Jahr. Das können wir verant-
orten, und zwar guten Gewissens, weil der Bund durch
en erfolgreichen Konsolidierungskurs der Bundesregie-
ng solide Finanzen vorzuweisen hat.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen des Abg. Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN])


rotz der Hochwasserhilfen und der erhöhten Nettokre-
itaufnahme im Rahmen des notwendigen Nachtrags-
aushalts in diesem Jahr halten wir die Schuldenregel
eiterhin mit deutlichem Abstand ein.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Morgen – das nur zur Information – beraten und be-
chließen wir im Kabinett einen strukturell ausgegliche-
en Haushalt für 2014. Dank allen, die daran mitgewirkt
aben!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Planungssicherheit besteht für die Länder und Kom-
unen jetzt auch über die künftige Höhe der sogenann-
n Entflechtungsmittel. Diese erhalten die Länder über-
angsweise für zusätzliche Investitionen, vor allem in
ie Infrastruktur in den Bereichen Bildung, Gemeinde-
erkehrswege oder Wohnraumförderung. Auch dies
ann natürlich dazu beitragen, die durch das Hochwasser
erstörte Infrastruktur wiederaufzubauen.

Wir haben vereinbart, diese Mittel ab dem Jahr 2014
is zu ihrem vorgeschriebenen Auslaufen im Jahr 2019
uf dem aktuellen Niveau fortzuschreiben. In diesem
usammenhang haben sich die Länder bereit erklärt,
em Entwurf eines Gesetzes zur innerstaatlichen Umset-
ung des Fiskalvertrages im Bundesrat zuzustimmen.
as ist eine gute Nachricht. Damit bringen wir ein wich-
ges Anliegen Deutschlands innerstaatlich zum Ab-
chluss.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Drittens. Über die Soforthilfen und den Aufbaufonds
inaus wird die Bundesregierung auch ihre weiteren be-
its begonnenen Maßnahmen zur Bewältigung der Fol-

en der Hochwasserkatastrophe fortführen. Weil gerade
uch viele Unternehmen schweren Schaden erlitten ha-
en, hat die Bundesregierung am 5. Juni 2013 ein Zehn-
unkte-Programm verabschiedet, das zu einem großen
eil schon umgesetzt ist. So hat die Kreditanstalt für





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

Wiederaufbau ihre Förderprogramme für hochwasserge-
schädigte Unternehmen, Private und Kommunen geöff-
net. Sie bietet Kredite zu einem Signalzins von 1 Prozent
an. Das Gesamtvolumen der zinsverbilligten Kredite
liegt bei circa 100 Millionen Euro. Zur Überwindung
kurzfristiger Liquiditätsprobleme hilft die KfW außer-
dem mit der Möglichkeit der Stundung von Zinsen und
Tilgungsleistungen sowie weiteren Flexibilisierungen.
Die KfW hat hierzu eine Hotline geschaltet.

Außerdem stützen wir in Not geratene Unternehmen
schnell und wirksam durch ein Sonderprogramm zur
Kurzarbeit. Über die bereits bestehenden Möglichkeiten
hinaus übernehmen wir zusätzlich die Sozialversiche-
rungsbeiträge für die Beschäftigten in der Kurzarbeit. So
können Betriebe ihre qualifizierten Beschäftigten halten
und müssen sie nicht wegen Arbeitsausfällen entlassen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Noch etwas kommt hinzu: Arbeitnehmer, die bei Auf-
räumarbeiten helfen, verlieren nicht ihren Anspruch auf
Kurzarbeitergeld.

Manche Betriebe mussten oder müssen vorüberge-
hend schließen und haben Einbußen zu verkraften. Sie
brauchen Zeit, um die notwendigen Sanierungs- und Fi-
nanzierungsgespräche zu führen. Diese Zeit geben wir
den Betrieben. Mit einer Änderung der Insolvenzord-
nung werden wir die gesetzliche Frist von drei Wochen
nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit aussetzen, inner-
halb der ein Unternehmen sonst einen Insolvenzantrag
stellen müsste. Kein sanierungsfähiger Betrieb soll
durch das Hochwasser in die Insolvenz gezwungen wer-
den.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die vom Hochwasser Betroffenen können auch mit
steuerlichen Erleichterungen rechnen. Maßnahmen aus
einem mit den Ländern abgestimmten Rahmenkatalog
können kurzfristig umgesetzt werden. Zehn Länder ha-
ben bereits entsprechende Maßnahmen aus diesem Kata-
log auf den Weg gebracht. Zu den wichtigsten Möglich-
keiten für Steuererleichterungen gehören unter anderem
die Anpassung der Steuervorauszahlungen, die Stundung
fälliger Steuern, der Verzicht auf Vollstreckungsmaßnah-
men und Säumniszuschläge, die Bildung steuerfreier
Rücklagen und Abschreibungserleichterungen bei Er-
satzbeschaffungen oder die steuerliche Berücksichtigung
der notwendigen Aufwendungen für die Wiederbeschaf-
fung von Hausrat und Kleidung.

Außerdem wollen wir die Spendenbereitschaft erhö-
hen. Hierzu hat das Bundesfinanzministerium den Län-
dern einen sogenannten Spendenerlass zur Abstimmung
vorgelegt. Er enthält eine Vielzahl steuerlicher Verfah-
renserleichterungen im Bereich des Spendenrechts. Ich
möchte allen, die mit ihren Spenden dazu beigetragen
haben, die Not zu lindern, ein herzliches Dankeschön sa-
gen.


(Beifall im ganzen Hause)


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(C (D Viertens. Bund und Länder bekommen auch aus Eupa Unterstützung. So hat die EU-Kommission bereits eutlich gemacht, dass der Solidaritätsfonds der Euroäischen Union für Hilfen zur Verfügung steht. Der onds wurde nach dem Hochwasser 2002 geschaffen. Er at bereits damals gute Hilfe geleistet, und er wird es uch heute wieder tun. Auch die Europäische Investitionsbank steht bereit, ie Finanzierung von Wiederaufbaumaßnahmen zu unrstützen. Die Bundesregierung wird sich weiter dafür insetzen, europäische Instrumente schnell und wirungsvoll zum Einsatz zu bringen. Auch die Möglicheiten im Bereich Strukturförderung müssen genutzt erden, um auf die Herausforderungen der Flut gezielt agieren zu können. Fünftens. Im Bundesinnenministerium haben wir eien Stab „Fluthilfe“ eingesetzt, der unter anderem die ufseiten des Bundes erforderliche Steuerung und Koorinierung der Soforthilfe oder die Abwicklung des Flutilfefonds übernimmt. Das Bundesinnenministerium hat Internet eine Fluthilfeseite mit wichtigen Informatioen für die Bürger freigeschaltet. Auch das Bundesamt r Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat auf einer Internetseite einen Bürgerservice zur aktuellen ochwasserlage mit Informationen über Hilfsangebote, orsorge und Möglichkeiten zur Selbsthilfe eingerichtet. Sechstens. So wichtig alle nationalen und europäichen Hilfen auch sind, es ist unumgänglich, unsere ochwasservorsorge zu verbessern, und zwar deutlich. ir müssen vorausschauend handeln. Wir müssen aus en sogenannten Jahrhunderthochwassern, die tatsächch aber im Rhythmus weniger Jahre auftreten, die notendigen Konsequenzen für die Zukunft ziehen. Dabei t zu differenzieren. Zum einen: Was hatten wir eigentch geplant, konnte aber nicht umgesetzt werden, weil ie Planungsverfahren zu kompliziert waren oder zu nge gedauert haben? Zum anderen: Wo brauchen wir eue Konzepte? Hierzu müssen alle ihren Beitrag leisten: Bund, Läner, Kommunen, Anwohner, Landwirte, Betriebe, alle. er Ausund Neubau von Deichen ist wichtig, aber er llein reicht nicht aus, um mit extremem Hochwasser rtig zu werden, wie wir es jetzt ja erlebt haben. Ganz anal: Das Wasser muss ja irgendwohin. Deshalb benötien wir zum Beispiel mehr großräumige Rückhalteflähen. (Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach nee! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht neu!)


ls erfolgreiches Beispiel hat sich die Überflutung der
avelpolder in Brandenburg erwiesen, die effektiv zur
enkung der Pegelstände geführt hat.

Flüsse wie Donau und Elbe kann man nicht ab-
chnittsweise betrachten. Sie enden nicht an Landes-
renzen. Mit den Ministerpräsidentinnen und Minister-
räsidenten habe ich deshalb vereinbart, dass wir für
vestitionen in den vorbeugenden Hochwasserschutz

ine abgestimmte Strategie entwickeln. Ich begrüße sehr,
ass sich der Bundesumweltminister mit seinen Kolle-





Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel


(A) )


)(B)

ginnen und Kollegen der Länder dieses Themas ange-
nommen hat und dies vorantreiben will. Ich begrüße
auch sehr, dass die Koalitionsfraktionen eigene Vor-
schläge hierzu entwickelt haben.

Herr Präsident, meine Damen und Herren, es ist noch
zu früh für ein Fazit. Stattdessen gilt es, den Betroffenen
weiterhin bei den Aufräumarbeiten zu helfen, rasche So-
forthilfe und einen zügigen Wiederaufbau zu gewähr-
leisten und die langfristig erforderlichen Maßnahmen zu
ergreifen, um uns alle noch besser vor solchen Katastro-
phen schützen zu können. Nach allem, was wir in den
letzten Tagen an Solidarität bei den Bürgerinnen und
Bürgern wie auch in der Politik, und zwar über Landes-
und Parteigrenzen hinweg, erleben durften, bin ich zu-
versichtlich, dass wir diese nationale Herausforderung
gemeinsam bewältigen werden. Unser Land stellt einmal
mehr unter Beweis, dass der so oft bemühte Begriff der
Solidarität für uns keine Phrase ist. Ich finde, wir dürfen
ein wenig stolz auf das sein, was unser Land ausmacht
und stark macht. Denn immer dann, wenn es darauf an-
kommt, sind wir füreinander da.

Herzlichen Dank.


(Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724800200

Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wort zu-

nächst der Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
Malu Dreyer.


(Beifall bei der SPD)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724800300

Guten Morgen, Herr Präsident! Sehr verehrte Frau

Bundeskanzlerin! Meine sehr verehrten Herren und Da-
men Abgeordnete! Das jüngste Hochwassergeschehen
an Elbe und Donau hat uns einmal mehr vor Augen ge-
führt, wie existenziell gefährdend die Naturgewalten
sein können. Wir Bundesländer, insbesondere auch
Rheinland-Pfalz, können, selbst wenn wir dieses Mal
nicht in besonderem Maße betroffen waren, die leidvol-
len Erfahrungen mit Hochwasser aus eigener Anschau-
ung sehr gut nachvollziehen. Es war und ist für uns des-
halb Verpflichtung und Selbstverständnis zugleich,
solidarisch für die gemeinschaftliche Finanzierung der
Hochwasserfolgen einzutreten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Am Rhein sind wir diesmal vergleichsweise glimpf-
lich davongekommen. Aber es hätte auch uns schlimmer
treffen können. Wir müssen damit rechnen, dass es uns
jederzeit wieder treffen kann. Die Bundesländer stehen
auch deshalb solidarisch zueinander, selbst wenn es von
allen Ländern, nicht nur von den aktuell betroffenen,
eine große finanzielle Kraftanstrengung erfordert, diese
Solidarität zu unterlegen. Die Länderhaushalte werden
das, gerade vor dem Hintergrund der Schuldenbremse,

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(C (D uch in den kommenden Jahren noch sehr deutlich spün. Beim Hochwasserschutz ist Rheinland-Pfalz seit vien Jahren ein solidarischer Partner. Das gilt nicht nur für en Aufbauhilfefonds, den wir jetzt auflegen. Besonders efreut hat mich, dass so viele ehrenamtliche Helfer und elferinnen aus der gesamten Bundesrepublik in die ochwassergebiete geeilt sind, zum Teil unter Einsatz res Urlaubs und ohne zu fragen, wer sie bezahlt. Unser Gemeinwesen, das, was den Staat im Innersten usammenhält, funktioniert; die Bundeskanzlerin hat es ben gerade gesagt. Das ist eine beruhigende und schöne rkenntnis, trotz dieser großen Notsituation in manchen undesländern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall im ganzen Hause)


Aus unserer Verantwortung als Rhein-Anlieger, einer
irtschaftlichen, verkehrstechnischen und – auch das
ollen wir nicht vergessen – touristischen und kulturge-

chichtlichen Lebensader Deutschlands, wissen wir, dass
ochwasserschutz nur gemeinsam funktionieren kann.
nsere Flüsse machen eben nicht an Ländergrenzen halt.
olidarität wird am Rhein seit vielen Jahren großge-
chrieben. Deshalb haben wir in den letzten Jahrzehnten
onsequent Hochwasservorsorge betrieben und als ver-
leichsweise kleines Bundesland mit 900 Millionen Euro
ehr viel Geld investiert, um Hochwasserschutzanlagen
u ertüchtigen und auszubauen. Genau wie wir mit unse-
n Poldern und Rückhalteräumen entlang des Rheins im
all der Fälle zum Schutz von Köln und Düsseldorf bei-
agen können, sind wir dankbar dafür, dass unsere
achbarn rheinaufwärts, in Baden-Württemberg und in
rankreich, dasselbe für uns tun. Diese gemeinsame Ver-
ntwortung tragen die Länder auch in finanzieller Hin-
icht.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Nicht zuletzt angesichts der Herausforderungen für
ie Länderhaushalte setzt sich Rheinland-Pfalz seit vie-
n Jahren auf Bundesebene dafür ein, dass sich der
und auch bei der Prävention stärker engagiert: beim
eichausbau, beim Polderbau und bei den laufenden
nterhaltungsmaßnahmen. Dabei verkennen wir nicht
ie Zuständigkeiten der Länder für den Hochwasser-
chutz. Ich sage aber auch: Wenn Hochwasserkatastro-
hen wie diese den bundesstaatlichen Solidarfall auslö-
en, dann muss dies erst recht für die kontinuierliche
usammenarbeit zwischen Bund und Ländern beim
ochwasserschutz, also bei der Prävention, gelten.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


aran müssen wir arbeiten. Wir brauchen aus meiner
icht einen nationalen Pakt für den Hochwasserschutz.





Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz)



(A) )


)(B)

Meine sehr geehrten Herren, meine sehr geehrten Da-
men, der Rhein ist eine der Lebensadern im Westen
Deutschlands, genau wie die Elbe und die Donau für den
südlichen und östlichen Teil von überragender Bedeu-
tung sind. Hier wie dort konzentrieren sich heraus-
ragende Natur- und Kulturlandschaften genauso wie
bedeutende wirtschaftliche Infrastrukturen und Produk-
tionsstätten. In einem vernetzten, hochtechnisierten
Land wie dem unseren verursacht eine Naturkatastrophe
vom Ausmaß des aktuellen Hochwassers nicht nur
immense Schäden an Ort und Stelle, sondern hat auch
Auswirkungen auf die überörtliche Infrastruktur wie
Verkehrsachsen, auf Produktionen, die voneinander ab-
hängen, kurzum: auf ganze Regionen, Länder, auf die
gesamte Nation. Die Flut von 2013 hat uns erneut die
Verletzlichkeit unseres Landes vor Augen geführt, genau
wie 2002, und dies in einer vergleichsweise gesegneten
Weltregion, was die Gefahr von Naturkatastrophen anbe-
langt.

Auch aus diesem Grund analysieren wir sehr genau
die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf den
Wasserhaushalt. Auch wenn es zu früh ist, genaue Pro-
gnosen abzugeben, so müssen wir doch damit rechnen,
dass die Zahl extremer Wetterereignisse zunimmt, Hoch-
wasser öfter und vor allem in ihren Spitzen mit höheren
Pegeln auftreten werden. Aus Verantwortung für das
Heute und für die uns folgenden Generationen nehmen
wir diese Herausforderung sehr ernst.

Das Risiko steigt; das zeigt schon das vergangene Jahr-
zehnt. Deshalb müssen wir unsere Anstrengungen für den
Hochwasserschutz intensivieren. Ich bin heute davon
überzeugt, dass wir losgelöst von diesem aktuellen Ereig-
nis die Verantwortung haben, beim Hochwasserschutz in
Deutschland sehr viel enger zusammenzurücken. Wir be-
nötigen einen nationalen Pakt für Hochwasserschutz, ei-
nen Pakt, der über Zusammenarbeit und Finanzierung im
Hochwasserfall hinausgeht, einen Pakt im eigentlichen
Wortsinne: ein Bündnis – getragen von Solidarität, Für-
sorge und Rücksichtnahme – für mehr Hochwasser-
schutz.

Sosehr ich mich freue, dass 2013 erneut die bundes-
weiten Hilfsmechanismen im Großen – wie beim Aus-
bauhilfefonds, diesmal auch mit den Stimmen der CDU/
CSU und der FDP – wie auch bei den nachbarschaftli-
chen, ehrenamtlichen Hilfen funktioniert haben, muss
ich dennoch sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass
wir mehr gemeinsame Verantwortung tragen müssen.
Die Verantwortung von Ländern und Bund besteht darin,
heute eine Bund-Länder-übergreifende Gesamtstrategie
zu entwickeln, damit wir morgen oder übermorgen beim
nächsten Hochwasser sagen können: Es ist weniger
schlimm gekommen, als wir befürchtet haben. Es ist we-
niger schlimm gekommen, weil wir uns schon im Vor-
feld aus gesamtstaatlicher Solidarität besser vorbereitet
haben: weil wir ein Gesamtkonzept entwickelt und die
Umsetzung kontinuierlich durch eine gemeinsame Fi-
nanzierung sichergestellt haben – für einen besseren
Hochwasserschutz für die gesamte Republik.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Hochwasser, meine sehr verehrten Herren und Da-
en, wird sich nie ganz verhindern lassen. Aus den Er-
hrungen in meinem Land kann ich jedoch sagen:
ochwasserschutz ist immer ein Bündel vieler Maßnah-
en. Dazu gehören Prävention und Vorsorge, ein konse-

uentes Hochwasserrisikomanagement und technischer
ochwasserschutz durch Deiche, Polder und auch durch
berflutungsflächen. Im Vordergrund steht nicht zuletzt
ie Erkenntnis: Unser Hochwasserschutz muss nachhal-
ger werden. Es ist keine neue Erkenntnis, dass wir den
lüssen mehr Raum geben müssen, um – was ich sehr
chön umschrieben finde – mehr Breit- als Hochwasser
uzulassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Grundanforderungen an eine solche Strategie hat
heinland-Pfalz in einem für den Bundesrat vorbereite-
n Antrag skizziert. Es geht um folgende Bausteine in

inem abgestimmten Gesamtkonzept: Flächenvorsorge
urch Schaffung von Retentionsräumen und Rückverle-
ung von Deichen, natürlicher Wasserrückhalt, mehr
aum für die Flüsse und Revitalisierung der Flussauen,
chnischer Hochwasserschutz, Bau und Ertüchtigung
on Deichen und Poldern, Stärkung der Eigenvorsorge,
rüfung, wie eine Elementarschadensversicherung für
lle Bürger und Bürgerinnen eingeführt werden kann,
auvorsorge und Verhaltensvorsorge zur Minimierung
es Schadenspotenzials, um Leib und Leben zu schüt-
en, und funktionierender Katastrophenschutz.

Um den letzten Punkt, meine sehr geehrten Herren
nd Damen, mache ich mir dabei die allerwenigsten Sor-
en. Die Hochwassermeldedienste und der Katastro-
henschutz von Feuerwehren, Polizei und THW haben
uch dieses Mal ihre Leistungsfähigkeit vollständig un-
r Beweis gestellt. Dafür bedanke auch ich mich sehr
erzlich.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Sehr viel langwieriger und auch kostenträchtiger wird
ie Realisierung der anderen Schritte sein. Neben einem
esamtkonzept für den Hochwasserschutz brauchen wir

uch langfristige Sicherheit für die Finanzierung. Ehr-
ch verstandene Solidarität kann aus meiner Sicht keine
inbahnstraße sein. Hochwasserschutz kostet Geld, und
war viel Geld. Er ist eine Form der Daseinsvorsorge na-
onalen Ausmaßes, wie es die Bereitstellung von Trink-
asser, Elektrizität und Wärme ist.

Für die Finanzierung dieser gemeinschaftlichen
ufgabe verfügen wir über bewährte Strukturen. Die
und-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der
grarstruktur und des Küstenschutzes“ bietet hierfür ei-
en möglichen Rahmen. Es wäre ein erster wichtiger
chritt, einen eigenen Rahmenplan Hochwasser- oder





Ministerpräsidentin Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz)



(A) )


)(B)

Binnenhochwasserschutz aufzulegen und zusätzliche
Mittel – auch des Bundes – zu hinterlegen.

Meine sehr geehrten Herren und Damen, für mich ist
die zuletzt geübte Solidarität der Gradmesser für zukünf-
tige Maßnahmen im Rahmen einer wirksamen Hochwas-
servorsorge. Letztlich profitieren alle auch vom Hoch-
wasserschutz am Rhein, an der Mosel und an anderen
Flüssen. Dass hierfür alleine in meinem Bundesland
noch finanzielle Mittel in Höhe von rund 500 Millionen
Euro notwendig sind, zeigt die Größenordnung, vor der
wir alle heute in Zeiten der Schuldenbremse noch ste-
hen.

Ich sage ausdrücklich noch einmal: Hochwasser-
schutz ist eine Daueraufgabe. In der Notsituation sind
alle vom Hochwasserschutz überzeugt. Wenn man aller-
dings zwei, drei oder vier Jahre später Deiche baut oder
rückverlegt und sagt: „Wir investieren dauerhaft Geld in
diese Vorsorge“ – das ist tatsächlich eine Gesamtleistung
unseres Staates –, dann denkt kein Mensch mehr an
Hochwasserschutz und hat Verständnis für entspre-
chende Maßnahmen.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich würde mich freuen, wenn wir beim Hochwasser-
schutz über die wichtigen Finanzierungsfragen hinaus,
die uns heute beschäftigen – ich möchte hinzufügen,
dass wir sehr froh sein können, diesen Solidarpakt ge-
schaffen zu haben –, in Richtung einer abgestimmten
Strategie vorankämen. Neben der Sofort- und Aufbau-
hilfe für die akut Betroffenen wäre das sicherlich das
richtige Signal für die Menschen in unserem Land.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724800400

Patrick Döring von der FDP-Fraktion ist der nächste

Redner.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Patrick Döring (FDP):
Rede ID: ID1724800500

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kol-

leginnen und Kollegen! Die Bilder von den überfluteten
Städten und Dörfern haben uns alle zutiefst bewegt.
Menschen haben ihr Hab und Gut und manchmal auch
Angehörige verloren. Wir haben aber auch gesehen: Die
Menschen packen an. Sie verzagen nicht. Wir sehen die-
sen Zusammenhalt und das Miteinander. Das ist vorbild-
lich, macht Mut und zeigt: Wir leben in einer großartigen
Republik mit einer lebendigen Bürgergesellschaft.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Das THW, das Rote Kreuz, die Feuerwehren und die
vielen Organisationen und Freiwilligen vor Ort haben
tapfer gekämpft und gearbeitet – bis zur Erschöpfung.
Deshalb geht unser Dank an die vielen freiwilligen Hel-
ferinnen und Helfer genauso wie an die vielen hauptamt-

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(C (D chen Helferinnen und Helfer. Unser Dank geht auch an ie Soldatinnen und Soldaten. Diese vorbildliche Arbeit er Bundeswehr bei dieser Flutkatastrophe ist auch ein erdienst unseres Bundesverteidigungsministers. Lieber err Minister de Maizière, Sie haben die Truppe besser Griff, als mancher von der Opposition gelegentlich laubt. Wenn das Wasser, der Schlamm und die Sandsäcke eg sind, dann kommt die nächste Herkulesaufgabe; enn dann geht es um den Wiederaufbau. Wohnungen üssen renoviert und Betriebe müssen flottgemacht erden. Der geplante Fonds wird den Wiederaufbau in en Flutregionen erheblich erleichtern. Keiner soll nach er Flut materiell schlechter dastehen als vorher. Mit dem Nachtragshaushalt gehen wir auch einen aushalterisch vernünftigen Weg. Das zeigt, dass sich onsolidierung und gutes Wirtschaften auszahlen. Frei ach Gerhard Schröder: Im Vergleich zu 2002 haben wir icht alles anders, aber vieles besser gemacht. Wir müsen jetzt nämlich nicht befürchten, die Verfassung zu rechen und dass unser Haushalt in Schieflage gerät, enn wir diesen Nachtragshaushalt beschließen, sonern wir können mit einem ausgeglichenen Haushalt 014 weiter solide wirtschaften. Es zahlt sich eben aus das zeigt diese Krise –, wenn man eine Wahlperiode aßhält. Gelegentlich haben einige Ministerpräsidenten angeichts der Fluthilfen sogar Steuererhöhungen ins Gepräch gebracht. Das wäre in dieser ökonomischen Lage un wirklich der falsche Weg gewesen. Es ist gut, dass s für diese Nothilfe bei der Schuldenbremse eine Ausahme gibt. Es ist noch besser, dass die Bundesregierung orgen einen strukturell ausgeglichenen Haushalt für 014 vorlegen kann. Das zeigt: Auch in schweren Zeiten eht beides. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir werden in der Zukunft aber auch darüber spre-
hen müssen, wie wir den technischen Hochwasser-
chutz in unserem Land verbessern. Wenn man hierzu
on 2002 bis 2013 Bilanz zieht, dann muss man feststel-
n: Es hat nicht am Geld gemangelt, sondern es hat vie-
rorts am Willen gemangelt.

Wir alle wissen, wie aufwendig und mühevoll ein Pla-
ungsverfahren ist. Wir alle, gerade wir Liberalen, wol-
n eine engagierte Bürgerbeteiligung, auch im Pla-
ungsverfahren. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen,
enn alle Landwirte, alle Bewohner, alle Unternehmer,

lle Träger der öffentlichen Belange in den Städten, die
on Hochwasser betroffen sind, mit den Planungen zu-
ieden sind, dann darf es nicht sein, dass ein Funktionär
einem trockenen Büro in Berlin-Mitte über den Weg

er Verbandsklage die Realisierung einer Hochwasser-
chutzmaßnahme verhindern kann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)






Patrick Döring


(A) )



(B)

Deshalb brauchen wir analog zur Planungsbeschleu-
nigung, wie wir sie zur Bewältigung der Infrastruktur-
herausforderungen nach der deutschen Einheit geschaf-
fen haben, ein Planungsbeschleunigungsgesetz für den
technischen Hochwasserschutz: mit verkürzten Rechts-
wegen, nicht mit weniger Bürgerbeteiligung, aber mit
weniger Funktionärsbeteiligung zum Wohle der Men-
schen in den betroffenen Städten.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Der Bundestag tagt heute an einem Dienstag; das ist
außergewöhnlich. Aber außergewöhnliche Ereignisse er-
fordern auch außergewöhnliche politische Maßnahmen.
Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung, die betroffenen
Gemeinden haben gezeigt: In Zeiten, in denen es schwie-
rig ist, stehen wir zusammen. Wir arbeiten kooperativ. –
Das hat Tradition in dieser Republik. Wir alle, die wir
Mitglieder dieses Hauses sind, können stolz darauf sein,
dass uns das gelingt.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724800600

Das Wort erhält nun die Kollegin Katja Kipping für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katja Kipping (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724800700

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! So man-

chem Betrieb steht nach dem Hochwasser nun finanziell
das Wasser bis zum Hals. So manches landwirtschaftli-
che Unternehmen ist existenziell gefährdet. Auch Hote-
liers und Gastronomen sind betroffen. Viele Menschen
haben während der Flut ihr Hab und Gut verloren. Diese
Menschen brauchen nun Hilfe, und zwar unbürokratisch
und schnell. Da werden wir die Bundesregierung beim
Wort nehmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Noch ist das Ausmaß der Schäden nicht in Gänze ab-
zuschätzen. Jetzt die Höhe des Fluthilfefonds definitiv
auf 8 Milliarden Euro zu begrenzen, heißt, einen Deckel
einzuziehen, wo eigentlich kein Deckel hingehört. 2002
betrug das Volumen des Hilfefonds 10 Milliarden Euro.
Ich meine, zu gegebener Zeit wird man die Höhe des
Fluthilfefonds noch einmal überprüfen müssen.

Herr Döring, in einer solchen Situation ideologische
Gesänge des Sparens und ideologische Gesänge für ein
Verbot zur Aufnahme von Krediten anzustimmen, so wie
Sie das hier gemacht haben, finde ich zutiefst unange-
messen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Patrick Döring [FDP]: Ich war selten so unideologisch!)


– Wenn das bei Ihnen unideologisch ist, dann will ich
nicht wissen, was dabei herauskommt, wenn Sie so rich-
tig ideologisch werden.

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(C (D Ich habe mich mit Menschen unterhalten, die von der lut direkt betroffen sind, und dabei so manchen guten inweis bekommen. Ich möchte nur einen nennen. Viele enschen und Unternehmen, die innerhalb weniger ahre zum wiederholten Male vom Hochwasser betrofn sind, wollen aus den direkt gefährdeten Gebieten egziehen. Aber sie wollen eben in der Region bleiben. iesen Menschen muss man jetzt Unterstützung anbien, sei es durch die Ausweisung von neuen Gewerbegeieten, sei es in Form einer Entschädigung, um ihnen eien Neuanfang in der Region zu ermöglichen. Das ist ine wichtige Voraussetzung, damit die Menschen aus en besonders gefährdeten Gebieten wegziehen, aber in er Region bleiben können. Bei den vom Hochwasser Betroffenen sollte unser beonderes Augenmerk denen gelten, die ohnehin wenig aben, also Menschen, die kein Auto haben, um einfach egzufahren, Menschen, die sich eben nicht für die Zeit er Flut ein Hotelzimmer leisten können, oder Menchen, die keine Verwandten haben, bei denen sie für eiige Tage unterkommen können. Eine Kollegin aus rimma hat mir erzählt, dass es zum Beispiel Flutopfer ab, die bis zu einer Woche in einer Notunterkunft in eier Turnhalle leben mussten, und zwar in dem Wissen, ass all ihr Hab und Gut währenddessen durch das ochwasser zerstört wird. Insofern hat mich eine Geschichte besonders berührt. ine sächsische Oberbürgermeisterin erzählte mir von iner recht armen Familie, die alle Materialien für die chuleinführung ihrer Tochter im Keller gelagert hatte, nd vom Ranzen bis zum Schreibheft war alles dem ochwasser zum Opfer gefallen. Die Oberbürgermeisten wollte nun bei der Neuanschaffung von Schulheften elfen, und sie sagte zu mir: Aber bei Geldspenden müsen wir davon ausgehen, dass das sofort auf die Sozialistungen angerechnet wird. (Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das ist falsch!)


(Heiterkeit bei Abgeordneten der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


eswegen mussten wir einen Gutschein für einen
chreibwarenladen organisieren. Der örtliche Schreib-
arenladen war aber auch von der Flut betroffen.


(Widerspruch bei der CDU/CSU und FDP)


Ja, zum Glück hat sich inzwischen herumgesprochen,
ass Fluthilfe und Spendengelder nicht auf Sozialleis-
ngen angerechnet werden müssen.


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Aber erst mal behaupten Sie das!)


ber es gibt bisher keine verbindliche Verordnung. Des-
egen fordere ich in diesem Zusammenhang die Regie-
ng auf: Sorgen Sie mit einer Verordnung dafür, dass es

ier verbindliche Sicherheit gibt! Die Fluthilfe darf nicht
uf Hartz IV angerechnet werden.


(Beifall bei der LINKEN)

)





Katja Kipping


(A) )


)(B)

Nur ein kleiner Teil der Schäden ist versichert. Ich
habe mit Interesse wahrgenommen, dass sich die Bun-
desregierung in einer Vorlage ganz klar gegen eine allge-
meine Pflichtversicherung ausspricht. Darin heißt es:
Das zu geringe Bewusstsein in der Bevölkerung soll
durch Kampagnen geschärft werden. – Glauben Sie denn
ernsthaft, dass das zu geringe Bewusstsein in der Bevöl-
kerung das Problem ist? Allein in Sachsen gibt es
17 000 Wohngebäude, die als nicht versicherbar gelten.

Deswegen lautet eine zentrale Erkenntnis der letzten
Wochen: Wir müssen ran an die Versicherungsgesetze.


(Beifall bei der LINKEN)


Es kann nicht sein, dass sich die Versicherungen einfach
die Rosinen herauspicken. Wir brauchen eine allgemeine
öffentliche Versicherung gegen Elementarschäden.

Wenn wir jetzt über das Hochwasser sprechen, dann
geht es natürlich zuallererst um schnelle Hilfe. Aber es
geht auch um die Frage, wie wir in Zukunft solche gro-
ßen Schäden vermeiden können. Beim Hochwasser-
schutz geht es nicht nur um das Bauen von Mauern und
um mobile Schutzwände. Sie können kurzfristig helfen,
aber sie bringen auch Probleme mit sich. In meiner Hei-
matstadt Dresden zum Beispiel konnte durch mobile
Wände größerer Schaden verhindert werden. Im Ergeb-
nis hat das aber die Fließgeschwindigkeit der Elbe er-
höht, und andere Städte wie Magdeburg, die weiter nörd-
lich liegen, waren dann deutlich stärker betroffen.

Deswegen steht für uns als Linke eines ganz klar fest:
Allein auf technischen Hochwasserschutz zu setzen,
reicht nicht aus. Nachhaltiger Hochwasserschutz bedeu-
tet nämlich vor allem eins: Wir brauchen Platz, damit
Regenwasser versickern kann, und es braucht natürli-
chen Überflutungsraum.


(Beifall bei der LINKEN)


Nach der Flut 2002 hat beispielsweise eine von der
sächsischen Staatsregierung eingesetzte Expertenkom-
mission die Empfehlung gegeben, allein in Sachsen
7 500 Hektar natürliche Überschwemmungsfläche zu
schaffen. In den letzten zehn Jahren hat das von der
CDU regierte Sachsen gerade einmal 111 Hektar Über-
flutungsfläche geschaffen. Wenn wir so kleckern, dann
werden wir den drohenden Gefahren von Hochwasser
wahrlich nicht gerecht.


(Beifall bei der LINKEN)


Meine Damen und Herren, wir leben in einer Zeit, in
der extreme Wetterlagen zunehmen und Jahrhundert-
hochwasser zu Jahrzehnthochwassern werden. Das ist
auch eine Folge von globaler Erwärmung, und die ist
von Menschen gemacht. Klimaschutz und die Reduktion
von CO2 galten lange Zeit als ein Thema allein für Ökos
oder, uncharmant ausgedrückt, für Körnerfresser. Ich
denke, inzwischen kann niemand mehr die Augen vor
der folgenden Tatsache verschließen: Wer beim Klima-
schutz und beim nachhaltigen Hochwasserschutz spart,
bekommt eine Rechnung präsentiert, die unbezahlbar ist.
Klimaschutz und nachhaltiger Hochwasserschutz sind
von enormer Bedeutung für uns alle. Deswegen dürfen

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(C (D ie nicht auf dem Altar von Profitinteressen geopfert erden. Abschließend möchte ich mich auch im Namen der inken bei allen Helferinnen und Helfern bedanken, den auptamtlichen wie auch den ehrenamtlichen, sowie em Technischen Hilfswerk. Ihrem selbstlosen Einsatz t es zu verdanken, dass sich die Schäden in Grenzen ehalten haben. Ihr Einsatz war praktizierte Solidarität. ie, die jenseits der Kameras und jenseits der medialen ffentlichkeit geschuftet haben, sind die wahren Heldinen und Helden der Fluthilfe. Ihnen gehört unser Dank. Herzlichen Dank. Nächster Redner ist der Ministerpräsident des Frei taates Sachsen, Stanislaw Tillich. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren Abgeordnete! Genauso wie 2002 hat uns im ommer 2013 ein schweres Hochwasser getroffen, und war nicht Sachsen allein. Am Ende waren 11 von 16 Bunesländern von diesem Hochwasser ernsthaft betroffen. Die Rekordpegelstände von 2002 – es war ein sogeanntes Jahrtausendhochwasser – wurden vielerorts bertroffen, in einigen Regionen sogar weit darüber hiaus. Die Schadensbilder des Jahres 2013 gleichen deen des Jahres 2002. Menschen wurden zu Zehntausenen evakuiert. Die Menschen standen und stehen noch mer fassungslos vor ihren verwüsteten Häusern und ohnungen. Der Vollständigkeit halber sei nur erwähnt: it der Auszahlung der Soforthilfen im Freistaat Sach en am 6. Juni war zwischen der Bundesministerin Frau on der Leyen und dem Freistaat Sachsen geregelt, wie it Hartz-IV-Empfängern bei den Soforthilfen umzuge en ist. Diese Hilfen werden nicht angerechnet. Die Bilder vom Hochwasser 2013 gleichen sich von assau über Meißen, Bitterfeld und Magdeburg bis nach ischbeck. Es ist eine Naturkatastrophe nationalen Ausaßes. Während des Hochwassers waren Tausende von prossionellen, ehrenamtlichen und freiwilligen Hilfskräfn im Einsatz. Auch mehr als 19 000 Soldaten, unter ihen Soldaten aus den Niederlanden und aus Frankreich, aben bei der Bewältigung bzw. der Bekämpfung des ochwassers geholfen. Ihnen gilt unser Dank. (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724800800

(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724800900

ie Feuerwehren hatten bis zu 75 000 Mann im Einsatz.
s ist die Rede von dem größten Feuerwehreinsatz seit
em Zweiten Weltkrieg. Hinzu kamen Einsatzkräfte der
undespolizei, vom Technischen Hilfswerk, der Ret-
ngsdienste und auch natürlich der Polizeien.





Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen)



(A) )


)(B)

Meine Damen und Herren, es war überwältigend, zu-
erst zu sehen und dann selbst zu erleben, wie über so-
ziale Netzwerke aus virtueller Freundschaft und unver-
bindlichen Likes verbindliche Absprachen wurden. Aus
Aktivitäten in den virtuellen Netzwerken wurde reale
Hilfe für Menschen in Not. Dafür gebührt den vielen
jungen Menschen unser Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Dieses gegenseitige Füreinander-Dasein ist nicht nur
für mich persönlich als Ministerpräsident eines betroffe-
nen Landes ein großartiges Zeichen eines starken gesell-
schaftlichen Zusammenhalts. Deswegen an dieser Stelle
noch einmal: Allen Helfern gilt mein herzlicher Dank.
Danke Deutschland!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir wissen: Die Beseitigung der neuen Hochwasser-
schäden und der Wiederaufbau übersteigen die Leistungs-
fähigkeit der einzelnen betroffenen Länder. Deshalb er-
fordern sie eine gesamtstaatliche Kraftanstrengung. Das
ist auch der Grund für diese Sondersitzung des Bundes-
tages. Frau Bundeskanzlerin, ich bin Ihnen ausgespro-
chen dankbar für Ihre Regierungserklärung. Sie haben
sich vor Ort selbst ein Bild über die Schäden gemacht,
gerade als die Situation in Pirna am schlimmsten war
und die Menschen noch auf den Hochwasserscheitel
warteten.

Wir debattieren heute über die Einrichtung eines Auf-
bauhilfefonds. Auch dafür gilt Ihnen, Frau Bundeskanz-
lerin, und allen anderen Mitgliedern der Bundesregie-
rung, aber auch allen Abgeordneten des Deutschen
Bundestages mein herzlicher Dank; denn was jetzt erfor-
derlich ist, ist ein schnelles Startsignal für den Wieder-
aufbau in den betroffenen und durch das Hochwasser ge-
schädigten Gebieten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Jetzt sind Länder und Bund gefordert, Hand in Hand die
Voraussetzungen für den Wiederaufbau zu schaffen, ge-
nauso wie es die Fluthelfer getan haben, indem sie die
Sandsäcke von Hand zu Hand weitergereicht haben, um
das Hochwasser zu bekämpfen.

Beim Flutgipfel am 13. Juni im Kanzleramt haben
Länder und Bund gemeinsamen den Rahmen abgesteckt.
Vereinbart wurde der Aufbauhilfefonds 2013 mit einem
Volumen von 8 Milliarden Euro zur Beseitigung der
Hochwasserschäden, finanziert jeweils zur Hälfte vom
Bund und von den Ländern. Das Ergebnis ist gut. Es ist
allerdings eine Kraftanstrengung für alle, sowohl für den
Bund als auch für die Länder. Aber auch hier haben wir
wieder deutlich gemacht: Es geht eben nur gemeinsam.
Für alle Betroffenen – nicht nur in Sachsen – sind das
Fluthilfegesetz und der Aufbauhilfefonds eine Initial-
zündung für den Wiederaufbau. Diese setzt Kräfte frei,
auf die es jetzt ankommt, und darauf warten alle.

Die Mittel aus dem Aufbauhilfefonds werden wirken.
Sie werden Mut machen zur rechten Zeit, und sie werden
neue Hoffnung wecken, weil sie den Menschen eine

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(C (D eue Perspektive, eine neue Chance eröffnen. Ich sage nen für den Freistaat Sachsen zu: Jeder Euro, der zur erfügung steht, wird so angelegt, dass er der Beseitiung der Schäden und dem Wiederaufbau, aber auch em zukünftigen Hochwasserschutz dienen wird. Beides t förderwürdig; dafür werben wir. Beides gehört zu ammen. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Unser Ziel in Sachsen ist, dass es keinen Wiederauf-
au nach Schema F gibt nach dem Motto: Alles genauso
ie vorher und an der gleichen Stelle, wie es einmal
ar. – In diesem Zusammenhang wollen wir mit den be-
iligten Ländern und dem Bund darüber sprechen, dass
ie Entschädigungssummen von den Betroffenen auch
r den Neuanfang – weg vom Wasser – verwendet wer-

en können, damit sie beim nächsten und übernächsten
al nicht wieder betroffen sind, was ja andernfalls nicht

usgeschlossen ist, und so enorme Schäden wieder auf-
eten.

Der Freistaat Sachsen hat aus dem Hochwasser 2002
eine Lehren gezogen. Ich möchte unseren Elbnachbarn
nd hier insbesondere der Tschechischen Republik, der
ortigen Verwaltung und dem dortigen Ministerpräsi-
enten, für die Zusammenarbeit danken.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was haben Sie selber eigentlich getan?)


ie haben in einer entscheidenden Sekunde den Ablauf
n der Moldau-Kaskade angehalten und damit letztend-
ch nicht nur Prag, sondern auch Dresden und die Unter-
eger geschützt.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und der LINKEN)


Wir haben die Kommunikation deutlich verbessert
nd damit die Vorwarnzeiten erheblich verlängert. Wir
aben vielerorts den Hochwasserschutz verbessert, in-
em Retentionsflächen und weitere Überschwemmungs-
ächen geschaffen worden sind.

Wir werden auch aus dem Hochwasser 2013 lernen.
a, wo schon Baurecht besteht, muss der Hochwasser-

chutz rasch umgesetzt werden. Der Hochwasserschutz
uss weiter beschleunigt werden. Wir brauchen Vor-
hrtsregeln für den Hochwasserschutz, genauso wie das

eute bei den erneuerbaren Energien der Fall ist oder wie
s in der Vergangenheit beim Verkehrswegeplanungsbe-
chleunigungsgesetz nach der deutschen Einheit möglich
urde.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Präventiver Hochwasserschutz muss für jede Kom-
une zum Standard werden. Wir wollen noch mehr Re-
ntionsflächen schaffen. Da, wo es geht, sollten zum
eispiel Industriebrachen an Flussläufen geräumt wer-
en, um dem Wasser mehr Raum zu geben. Ich will aber
uch deutlich machen: 72 Prozent der Landesfläche wa-
n bei diesem Hochwasser 2013 im Freistaat Sachsen

berschwemmt. Breiter geht es kaum noch.





Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Sachsen)



(A) )


)(B)

Uns allen ist klar, dass das, was wir heute hier beraten
und was der Bundestag und der Bundesrat in der kom-
menden Woche beschließen werden, nicht selbstver-
ständlich ist. Dabei sind mir zwei Punkte besonders
wichtig. Erstens: Alle Mittel aus dem Aufbauhilfefonds
sind Hilfe zur Selbsthilfe. Zweitens: Die betroffenen
Länder leisten ihren Beitrag. Das ist Ausdruck eines fö-
deralen Systems. Denn entgegen manch anderslautenden
Stimmen hat bei den Verhandlungen über den Aufbau-
hilfefonds keine Seite die andere übervorteilt. Alle Län-
der übernehmen für den Zeitraum von 20 Jahren die Til-
gungs- und Zinslasten. Die Lasten sind dabei anteilig
verteilt. Auch das ist Ausdruck unseres föderalen Sys-
tems.

Ich danke als Ministerpräsident eines vom Hochwas-
ser betroffenen Landes dem Bund für seinen Beitrag an
dieser gemeinsamen Kraftanstrengung. Die Übernahme
der Kosten für die Einsätze der Bundeswehr und des
THW sowie die langfristige Finanzierung des Fonds sind
für mich Ausdruck seiner Bereitschaft, den Ländern in
dieser Notsituation beizustehen. Das ermöglicht es den
Ländern, Solidarität zu üben und das gemeinsam ge-
steckte Ziel der Schuldenbremse zu erreichen.

Der Wille zum Wiederaufbau nach dem Hochwas-
ser 2013 ist in allen Städten und Gemeinden in den be-
troffenen Gebieten vorhanden. Er ist nach wie vor unge-
brochen, bei allen.

Schlimm hat es aber die Gastronomie und das Über-
nachtungsgewerbe erwischt. Für sie darf nach der Flut-
welle nicht noch eine Stornierungswelle kommen. Die
meisten Gaststätten und Hotels, Cafés und Ferienwoh-
nungen auch im Freistaat Sachsen waren überhaupt nicht
betroffen. Deswegen mein Appell, der gleichzeitig auch
eine Einladung ist: Kommen Sie nach Sachsen und in
die anderen vom Hochwasser betroffenen Regionen
Deutschlands! Es lohnt sich.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Meine Damen und Herren Bundestagsabgeordnete,
lassen wir die Menschen nicht im Stich. Geben wir ihnen
eine neue Chance zum Wiederaufbau. Ich bitte Sie um
die Zustimmung zum Gesetz zur Errichtung eines Son-
dervermögens „Aufbauhilfe“.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1724801000

Die Kollegin Katrin Göring-Eckardt ist die nächste

Rednerin für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja,
es ist gut, es ist richtig, dass wir heute alle gemeinsam
denjenigen danken, die schnell geholfen haben, die un-
mittelbar bereit waren, loszugehen. Dank gilt nicht nur

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(C (D enjenigen, die das professionell tun – dem THW, der euerwehr, der Bundeswehr –, sondern auch den vielen hrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich über ie sozialen Netzwerke ganz schnell verabredet haben. ür sie war das übrigens kein Neuland; sie haben das infach gemacht, wie sie das immer tun. Insofern herzlihen Dank an die Helferinnen und Helfer! (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und der LINKEN)


Ja, es ist notwendig, dass wir jetzt über schnelle Hilfe
eim Wiederaufbau reden. Deswegen begrüßen wir den
-Milliarden-Euro-Hilfsfonds. Wir werden seiner Ein-
chtung zustimmen können, übrigens auch deswegen,
eil er zumindest einigermaßen solide finanziert ist, an-
ers als manche Versprechen, die in diesen Tagen von
rer Seite gemacht werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt heißt es ja, die Lage in den Hochwassergebieten
ei entspannt; das hören wir alleweil in den Nachrichten.
as Gegenteil ist der Fall: Für viele Betroffene zeigt sich

rst jetzt das Ausmaß der Katastrophe. Das heißt, sie
üssen ihren kompletten Hausrat entsorgen. Alles, was

ie nicht retten konnten – Sofas, Kühlschränke, Betten,
pielzeug, Wände, Parkettböden –, ist nur noch Müll;
as gerade noch blühende Gärten waren, sind jetzt
chlammwüsten. Manche müssen ihre Häuser für immer
erlassen.

Nicht wenige Unternehmerinnen und Unternehmer,
b in Grimma, in Lauenburg, in Deggendorf oder in Tre-
en, stehen vor erheblichen Einbußen. Manche haben
uch das Gefühl, dass sie vor dem Aus stehen, weil ihre
are wegschwamm, weil die Produktionsräume geflutet

ind, weil die Computer abgesoffen sind. Auf Wochen
nd Monate hinaus sind Betriebe lahmgelegt; Hotels und
aststätten fehlt es an Urlaubern. Für viele geht es nicht
ur um den Besitz und die Frage, wie sie dazu wieder
ommen, sondern um die pure Existenz.

Man könnte denken, das war 2002 schon so ähnlich.
rotz der großen Solidarität damals wie heute gibt es et-
as, das ist anders: Damals sprachen wir von einer Jahr-
undertflut; jetzt, nur elf Jahre später, haben viele Men-
chen zum zweiten Mal Hab und Gut verloren. Ihnen
hlt heute der Mut, weil sie sich fragen: Sollen wir noch

inmal alles aufbauen?


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724801100

Frau Kollegin, ich habe hier den Wunsch nach einer

wischenfrage des Kollegen Kurth von der FDP.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Sehr gerne.


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724801200

Bitte schön, Herr Kollege.






(A) )


)(B)


Patrick Kurth (FDP):
Rede ID: ID1724801300

Frau Kollegin, Sie haben vollkommen recht mit Ihrer

Analyse, dass die Computer weggeschwommen sind;
Sie nannten Grimma. Warum ist Grimma abgesoffen?
Haben dort Umweltschutzverbände für den Aufbau einer
Deichwand eben nicht gesorgt? Sind sie dagegen vorge-
gangen?


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer ist denn dort zuständig? – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Peinlich!)


Sie kommen – die Älteren wissen das – aus Thürin-
gen. In Gera wurde eine zweite Spundwand nicht aufge-
baut, weil Umweltschutzverbände gegen das Fällen von
sechs Kastanien vorgegangen sind. In Riesa, also in
Sachsen, wurde der Ameisenbläuling, eine Schmetter-
lingsart, gefunden. Deswegen konnte dort eine Deich-
wand nicht aufgebaut werden; man ist auch dagegen vor-
gegangen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist unangemessen in diesem Zusammenhang! Schämen Sie sich! – Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was sollen jetzt eigentlich die Leute im Land denken?)


Ich weiß nicht, wie es den Ameisenbläulingen nach
der Überflutung in Riesa jetzt geht. Aber ich möchte
gerne von Ihnen wissen, wie Sie es finden – Sie benen-
nen hier die richtigen Punkte –, dass Deichbauten, auch
Deichrückbauten in den Gebieten, wo überflutet werden
sollte, nicht durchgeführt wurden. In Sachsen gab es
30 entsprechende Vorhaben; nur zwei sind umgesetzt
worden, weil man gegen die restlichen aus Umwelt-
schutzgründen vorgegangen ist. Wie bewerten Sie diese
Situation aus heutiger Sicht?


(Beifall bei Abgeordneten der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Unglaublich!)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724801400

Das war jetzt Ihre Frage, Herr Kollege. – Bitte schön,

Frau Göring-Eckardt.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Herr Kurth, am liebsten würde ich jetzt sagen: Das ist
eine Frage, die die Menschen, die jetzt in ihren
Schlammhäusern sitzen, für ziemlich unangemessen hal-
ten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Ich will Ihnen aber klar und deutlich sagen: Das Ge-
genteil ist der Fall. In den letzten Jahren ist an der einen
oder anderen Stelle drastisch in den technischen Hoch-
wasserschutz investiert worden. Der ökologische Hoch-
wasserschutz aber ist hintangestellt worden.


(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja! – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Sie erzählen einen vom Storch! – W w lo u h s s fl d d n ö s h D K U s te d d 1 m s d F Ü „ d w M e g tu s K fä s (C (D Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Was ist bitte der Unterschied?)


ir können das am Beispiel Sachsen-Anhalt sehen. Dort
urde 30-mal so viel in den technischen wie in den öko-
gischen Hochwasserschutz investiert. Auch in Sachsen

nd Bayern ist das der Fall.

Solange wir keinen ökologischen Hochwasserschutz
aben und wir immer höhere Deiche und Mauern bauen,
o lange werden die Flüsse nichts anderes tun, als noch
chneller zu fließen. Wir haben zu wenig Überflutungs-
ächen; das stimmt. Aber Maßnahmen scheitern nicht
aran,


(Patrick Döring [FDP]: Doch!)


ass sich Leute Gedanken darüber machen, wie man ei-
en Ausgleich zwischen ökologischen Vorhaben und
kologischem Hochwasserschutz herstellen kann. Sie
cheitern vielmehr daran, dass wir immer nur kurzfristig
andeln und immer nur bis zum nächsten Tag denken.
as langfristige Handeln findet eben nicht statt, Herr
urth.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Dummes Zeug! – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das ist so billig! Nicht fundiert! So billig argumentiert man nicht!)


Es ist klar und eindeutig: Wir brauchen ein radikales
mdenken beim Hochwasserschutz. Die Anzahl der

chweren Hochwasser hat sich in den letzten Jahrzehn-
n verdoppelt. Dass das der Fall ist, zeigt die Häufigkeit
er Hochwasser in der letzten Zeit. Wir wissen, dass je-
er Euro, der in den Hochwasserschutz investiert wird,
0 Euro für die Beseitigung der Schäden spart. Zur Ver-
eidung der Überflutungen müssen Bund und Länder

ich endlich zusammentun. Meine Damen und Herren,
ie Flüsse kennen keinen Föderalismus.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir müssen dafür sorgen, dass tatsächlich oben am
luss gehandelt wird, damit es unten am Fluss nicht zur
berschwemmung kommt. Dass jetzt viele hier sagen:

Für die Hilfsleistungen bedanken wir uns“, das ist gut,
as ist richtig. Wir dürfen aber am Ende des Jahres nicht
ieder vergessen haben, dass es auf die langfristigen
aßnahmen ankommt. Die kurzfristige Hilfe ist das

ine; das Deichbauen das andere. Es sind die langfristi-
en Maßnahmen, auf die es ganz zentral ankommt.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Es geht dabei übrigens nicht nur um die Überflu-
ngsflächen. Es geht auch um die Frage des Klima-

chutzes. Im letzten Jahr hat das Potsdam-Institut für
limafolgenforschung festgestellt, dass extreme Regen-
lle und extreme Hitzewellen mit dem Klimawandel zu-

ammenhängen.






(A) )


)(B)


Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724801500

Frau Kollegin, ich bin gezwungen, wenn eine Wort-

meldung vorliegt, Ihnen dies mitzuteilen. Der Wunsch
einer Wortmeldung besteht. Es handelt sich um eine
Zwischenfrage des Kollegen Drexler von der FDP. Las-
sen Sie diese Zwischenfrage zu?


(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und von der SPD: Nein!)



(BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe den Eindruck, dass es daran im Moment kein
Interesse gibt. Deswegen fahre ich fort.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wenn die FDP Herrn Drexler Redezeit geben will, kann
sie das ja tun.

Mir geht es darum, deutlich zu machen: Klimaschutz
und Hochwasserschutz hängen sehr eng zusammen. Wir
dürfen uns nicht nur auf die Folgen unserer Hochwasser-
katastrophe konzentrieren, sondern müssen auch einmal
dorthin schauen, wo die Folgen von Hochwasser noch
viel drastischer sind, nämlich nach Indien. Im Norden
Indiens sind derzeit Zehntausende von Menschen von ei-
nem Hochwasser betroffen. Es gibt inzwischen mehrere
Hundert, womöglich sogar tausend Tote. Auch das hat
mit der Versiegelung der Landschaft und mit mangeln-
dem Klimaschutz zu tun.

In Deutschland wird pro Sekunde eine Fläche von
12 Quadratmetern versiegelt. Durch intensive Landwirt-
schaft werden, gerade in den Flussauen, immer mehr Bö-
den verdichtet. Die Erderwärmung führt dazu, dass es zu
mehr Regenfällen kommt. Aus diesem Grund muss man
sagen: Klimawandel und Hochwasserschutz hängen ver-
dammt eng zusammen. Deshalb gehört das auf die politi-
sche Agenda.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Es macht wenig Sinn, dass die Bundesregierung im
nationalen und europäischen Zusammenhang, beispiels-
weise bei der Reform des Emissionshandels, Klima-
schutzmaßnahmen verhindert und weiter ausbremst. So
werden wir das 40-Prozent-Ziel bis 2020 nicht erreichen.
Wir haben übrigens einen Entwurf für ein Klimaschutz-
gesetz vorgelegt. Wir werden sehen, wie Sie sich dazu
verhalten.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Ich will klar und deutlich sagen: Die Sofortmaßnah-
men, die wir heute ergreifen, sind gut und richtig. Wir
werden darüber reden müssen, wie es, gerade in den
Hochwassergebieten, eigentlich mit dem Versicherungs-
schutz steht, wo sich die Menschen überhaupt versichern
können und was es bedeutet, eine hohe Selbstbeteiligung
zu haben und sich diese schlichtweg nicht alle paar Jahre
leisten zu können. Wir werden aber vor allem darüber re-

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(C (D en müssen, wie wir die langfristigen Maßnahmen getalten, wie wir das gemeinsam tun und wie wir das so achen, dass uns die Leute in den Hochwassergebieten icht wieder fragen: Was habt ihr eigentlich in den letzn Jahren getan? (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das habt ihr verhindert! – Weitere Zurufe von der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724801600

Vielen Dank, Frau Kollegin Göring-Eckardt. –

ächster Redner in unserer Aussprache für die Fraktion
er FDP unser Kollege Dr. Jürgen Koppelin. Bitte schön,
ollege Jürgen Koppelin.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Dr. h.c. Jürgen Koppelin (FDP):
Rede ID: ID1724801700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

uch ich möchte erst einmal den Betroffenen unsere So-
darität aussprechen. Ich glaube, die Betroffenen, die
eute hier unsere Debatte verfolgen, sind weniger daran
teressiert, Frau Kollegin von den Grünen,


(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Sie hat auch einen Namen!)


as zu hören, was Sie heute vorgetragen haben; diese
enschen wollen hören, was wir für sie machen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das haben wir von Döring gehört! – Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Diese Menschen haben schwere Tage erlebt, hatten
chäden an Haus und Hof und mussten gleichzeitig den
ampf gegen die Wassermassen aufnehmen. Insofern
aben sie unsere Solidarität wirklich verdient. Wir spre-
hen nicht nur unsere Solidarität aus, sondern handeln
uch: In dieser Woche und am heutigen Tag zeigen wir
en betroffenen Menschen, dass uns das, was wir vor Ort
esehen haben – Frau Bundeskanzlerin hat das vorhin
ehr deutlich geschildert –, nicht unberührt lässt. Wir
elfen auch finanziell. Wir geben zu: Ja, wir nehmen
eue Schulden auf. Aber es ist zum Wohle dieser Men-
chen; denn wir wollen sie nicht alleinlassen.

Da ich gerade von Solidarität und Anerkennung spre-
he, sage ich jetzt einmal in Richtung der Linken: Es ist
ehr nett anzuhören, dass Sie das THW loben. Aber wa-
m fällt es Ihnen eigentlich so schwer, auch den Solda-

nnen und Soldaten der Bundeswehr Ihren Dank auszu-
prechen?


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zurufe von der LINKEN)


Frau Kipping, das gehört auch dazu. – Sie lehnen im
aushaltsausschuss immer alle Beschaffungsmaßnah-
en für die Bundeswehr ab, ob es um Hubschrauber





Dr. h. c. Jürgen Koppelin


(A) )


)(B)

geht oder um ganz einfache Dinge, die die Bundeswehr
braucht und die auch jetzt zum Einsatz gekommen sind.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die Drohnen? Und beim THW wird gekürzt! Das ist doch das Problem! – Gegenruf von der FDP: Stimmt nicht!)


– Entschuldigung, Frau Enkelmann, Sie haben sich noch
nie damit beschäftigt. Sie sollten einmal Ihre Leute im
Haushaltsausschuss erleben, wie sie die Beschaffung
von allem, aber auch allem, was die Bundeswehr bekom-
men soll, ablehnen, selbst die Beschaffung der einfachs-
ten Sachen.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Die Drohnen lehnen wir ab!)


– Sie offenbaren sehr deutlich, auch mit Ihren Zurufen,
dass Sie überhaupt nicht gewillt sind, der Bundeswehr
Dank auszusprechen. Ich will es tun.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Um eine Hausnummer zu nennen: Die Kosten bei der
Bundeswehr und der Bundespolizei lagen bei etwa
100 Millionen Euro. Auch das trägt der Bund, und das
ist selbstverständlich.

Der Kollege Patrick Döring hat zu Recht darauf hin-
gewiesen – das kann ich wiederholen –: Wir können all
das jetzt machen, weil wir eine gute Konjunktur haben,
weil wir solide Haushaltspläne aufgestellt haben. Ich
sage in Richtung des Bundesrates: Ich würde mich
freuen, wenn die Reihen des Bundesrates genauso gut
besetzt wären, wenn wir die erste Diskussion über den
Bundeshaushalt führen, damit Sie sehen können, wie
man solide Haushaltspolitik macht.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Aus den Reihen der Sozialdemokraten kam der Vor-
schlag, vielleicht die Körperschaftsteuer zu erhöhen oder
den Solidaritätszuschlag anzuheben. Ich bin froh, dass
wir das nicht machen. Denn mir ist schon klar: Hätten
wir das gemacht, wären wir diese Erhöhung nie wieder
losgeworden; das wäre nicht zeitlich begrenzt, sondern
auf Dauer gewesen. Ich erinnere da an die Sektsteuer:
Sie ist auch für eine bestimmte Sache eingeführt worden,
und es gibt sie heute immer noch, obwohl die kaiserliche
Marine – für sie waren die Einnahmen vorgesehen –
schon zweimal abgesoffen ist.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, dies ist
heute vermutlich meine letzte Rede hier im Deutschen
Bundestag.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Insofern freue ich mich, dass ich zu einem Punkt spre-
chen kann, bei dem überwiegend große Übereinstim-
mung herrscht.


(Florian Pronold [SPD]: Durch Ihre Rede schaffen Sie es, sie zu zerstören!)


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(C (D h bin froh, dass diese Übereinstimmung herrscht. Weil den Medienberichterstattungen manches anders aus ieht, will ich einmal deutlich sagen: Es gab hier sehr oft roße Übereinstimmung zwischen allen Fraktionen, und afür bin ich sehr dankbar. Ich bin auch sehr dankbar, ass ich Freundschaften zu Mitgliedern aller Fraktionen flegen konnte. Ich erlaube mir, bei meiner letzten Rede zwei Gechenke zu machen. Das größte Geschenk geht natürlich n meine eigene Fraktion – das werden Sie verstehen –: ie bekommen Wolfgang Kubicki als meinen Nachfoler. (Heiterkeit bei Abgeordneten im ganzen Hause – Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE], an die FDP gewandt: Da werden Sie sich noch ganz schön umsehen!)


Das zweite Geschenk geht an die Sozialdemokraten.
as meine ich sehr ehrlich, und das ist mir auch sehr
ichtig,


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Das erste nicht?)


enn ich habe gesagt: Ich habe Freundschaften zu Mit-
liedern aller Fraktionen gepflegt; 23 Jahre war ich im
undestag und 19 Jahre im Haushaltsausschuss. Ich
abe unter anderem eine Freundschaft mit dem leider
erstorbenen Peter Struck gepflegt. Von ihm bekam ich
ines Tages etwas, was ich jetzt an die SPD zurückgeben
öchte – vielleicht finden Sie eine Möglichkeit, es in

er Friedrich-Ebert-Stiftung unterzubringen –: Es ist
ine Pfeife von Peter Struck. Ich möchte diese den So-
ialdemokraten zurückgeben.

Herzlichen Dank. Ihnen allen alles Gute.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Abg. Dr. h. c. Jürgen Koppelin [FDP] übergibt Abg. Sigmar Gabriel [SPD] eine Pfeife)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724801800

Vielen Dank, Dr. Jürgen Koppelin. Ganz persönlich

lles erdenklich Gute.


(Sigmar Gabriel [SPD]: Jetzt hat er es auch noch ins SPD-Archiv geschafft! – Heiterkeit)


Nächster Redner für die Fraktion der Sozialdemokra-
n unser Kollege Florian Pronold. Bitte schön, Kollege
lorian Pronold.


(Beifall bei der SPD)



Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1724801900

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Das Hochwasser, die Flut, hat viele Menschen
or Ort ihrer Existenz beraubt. Ich komme selber aus
eggendorf. Ich war öfter gemeinsam mit dem Kollegen
alb vor Ort. Die Betroffenheit der Menschen dort ist
aum in Worte zu fassen.





Florian Pronold


(A) )


)(B)

Beim Aufräumen vor Ort habe ich ein fast 90-jähriges
Ehepaar kennengelernt, das nicht ihr Haus verlassen
wollte. Sie hatten schon die Flut 1954 erlebt, die nicht so
schlimm war. Abends sind sie in ihr Schlafzimmer im
ersten Stock gegangen. In der Nacht ist das Wasser dann
langsam gestiegen. Am nächsten Morgen wurde um sie-
ben Uhr an ihr Fenster geklopft. Vor dem Schlafzimmer-
fenster befand sich ein Ruderboot, mit dem sie evakuiert
werden sollten. Die alte Frau fragte: Wie sind Sie denn
durch das Tor gekommen? Das war doch zu. – Dieses
Beispiel zeigt, wie dramatisch die Situation ist. Wasser-
stände stiegen binnen weniger Minuten auf zwei, drei
Meter. Wohnungen und Geschäfte sind vernichtet wor-
den. Die Menschen sind verzweifelt.

Das, was ihnen Hoffnung gegeben hat, ist die unglaub-
liche Hilfsbereitschaft. „Das Wir entscheidet“ – das ist
das Motto der Hilfe, die vor Ort geleistet worden ist. Ge-
rade junge Menschen, denen man immer unterstellt, sie
hätten keinen Gemeinschaftssinn mehr, sind aktiv gewor-
den. Die Studenten der Fachhochschulen haben in vielen
Städten, beispielsweise in Passau und Deggendorf, Hilfe
organisiert. In einer Stadt mit 30 000 Einwohnern wie
Deggendorf haben sich 5 500 Menschen zum Helfen,
zum Aufräumen gemeldet. Das ist eine tolle Leistung.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich habe gesehen, dass die Polizei, die Feuerwehr, das
THW, die Bergwacht, das Rote Kreuz und die Bundes-
wehr, aber auch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung
vor Ort alles Notwendige getan haben, um zu helfen. Sie
haben rund um die Uhr gearbeitet. Sie waren völlig über-
müdet. Sie haben wirklich Tolles geleistet. Dafür kann
man ihnen im Namen des ganzen Hauses nur ein ganz
herzliches Dankeschön sagen.


(Beifall im ganzen Hause)


Der Kreisjugendring hat ein riesiges Lager organi-
siert, in dem unmittelbar benötigte Güter untergebracht
wurden. Es ist so viel zusammengekommen, dass wir gar
nicht alles verteilen konnten. Restaurants haben Essen
für die Helfer gekocht. Insgesamt war eine unglaublich
tolle Hilfsbereitschaft vorhanden.

Ich wünsche mir, dass die von der Flut betroffenen
Menschen und die Helfer diese Bundestagsdebatte ver-
folgen und sagen: Jawohl, wir haben das Gefühl, da wird
geholfen, die kümmern sich. – Ich finde es gut, dass wir
gemeinschaftlich den Flutopferhilfefonds beschließen.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Aber eines muss ich noch loswerden: Herr Döring
und Herr Kurth, ganz ehrlich: Dass Sie in der Debatte
über die Hochwasserhilfe versuchen, Ihr parteipoliti-
sches Süppchen zu kochen, das finde ich schäbig.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Patrick Döring [FDP]: Überhaupt nicht! Wer hat denn das gemacht? – Otto Fricke [FDP]: Sie haben selbst gesagt: Das Wir entscheidet!)


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(C (D ir Sozialdemokraten werden das anders machen als DU/CSU und FDP im Jahr 2002. Kollege Florian Pronold, Kollege Drexler möchte ine Zwischenfrage stellen. Gestatten Sie diese? (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nein, das macht keinen Sinn!)

Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724802000


Florian Pronold (SPD):
Rede ID: ID1724802100

Nein, ich gestatte sie nicht.


(Patrick Kurth [Kyffhäuser] [FDP]: Wieso? Sie sprechen uns doch direkt an!)


ie können ja im Anschluss eine Kurzintervention ma-
hen, wenn Sie das Spiel fortsetzen wollen. Ich will auf
ie Fakten eingehen.

Fakt ist, dass wir 2002, beim letzten Hochwasser, ei-
en riesigen Streit hatten über die Frage, wie die Beseiti-
ung der Schäden finanziert werden soll. Auch diesmal
ab es eine Debatte darüber, ob es sinnvoll ist, das auf
ump zu finanzieren. Und jetzt stellen Sie sich hierhin,
agen, dass wir in den nächsten Jahren einen strukturell
usgeglichenen Haushalt erreichen würden,


(Otto Fricke [FDP]: Nächstes Jahr!)


nd behaupten, die Fluthilfe sei dabei schon finanziert.
amit belügen Sie die Menschen. So ist das nämlich
icht. Diese Fluthilfe wird auf Pump finanziert. Dieses
eld wird in den nächsten Jahren fehlen. Die nächsten
enerationen sind in zweifacher Hinsicht belastet: Zum

inen müssen sie die Risiken des Klimawandels tragen,
nd zum anderen erfolgt die Finanzierung dieser Flut-
pferhilfe erst in den nächsten Jahren.


(Otto Fricke [FDP]: Da müssen Sie mit den Ländern reden!)


iese Flutopferhilfe wird auf Pump finanziert.

Wir haben 2002 die Soforthilfe in Höhe von 7 Mil-
arden Euro hier im Deutschen Bundestag sauber ge-
enfinanziert.


(Beifall bei der SPD)


amals hat die FDP dagegen gestimmt und die CDU/
SU sich enthalten. Wir werden dieses Thema jetzt nicht
utzen, um eine Debatte darüber zu führen, wie man
chtig finanziert. Wir wollen, dass den Menschen gehol-
n wird. Deswegen werden wir heute dieser Finanzie-
ng zustimmen, auch wenn sie nicht unseren Vorstel-
ngen entspricht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Die Infrastruktur ist in hohem Maße betroffen. Zur
hrlichkeit gehört aber auch, zu sagen, dass die Notwen-
igkeit, Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren, auch
nseits der Aufbauhilfe enorm groß ist. Jetzt geben Sie
en Ländern – berechtigterweise – die sogenannten Ent-
echtungsmittel bis zum Jahr 2019. Diese Entflech-
ngsmittel waren eigentlich vorgesehen, um vor Ort den





Florian Pronold


(A) )


)(B)

sozialen Wohnungsbau zu fördern und den öffentlichen
Personennahverkehr zu finanzieren. Es muss jedem klar
sein: Wenn das die Gegenfinanzierung ist, dann fehlt das
Geld nachher an anderer Stelle.


(Otto Fricke [FDP]: Hallo! Guck einmal in die Verfassung, was da steht!)


Deswegen wäre es klug gewesen, auf ein paar Steuerge-
schenke zu verzichten und das Betreuungsgeld nicht ein-
zuführen. Das Geld hätte man verwenden sollen, um den
Menschen jetzt zu helfen, und zwar nachhaltig.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Was viele Betroffene vor Ort wirklich beschäftigt
– das ist heute schon mehrfach angesprochen worden –,
ist die Frage des Versicherungsschutzes. Viele, die in
Hochwassergebieten leben, haben die Erfahrung machen
müssen, dass sie entweder keine Versicherung mehr be-
kommen, dass ihnen die Versicherung nach dem ersten
Hochwasserschaden gekündigt worden ist oder dass sie
Beiträge zahlen müssten, die so hoch sind, dass sie sich
eine Versicherung nicht leisten können. Wir haben bereits
2002 und 2004 über diese Frage diskutiert. Die Bundes-
regierung hat im Finanzausschuss eine Stellungnahme
abgegeben, nach der sie eine Versicherungslösung ab-
lehnt. Ich glaube, wir stehen in der Verantwortung und
müssen uns bemühen, eine Versicherungslösung für Ele-
mentarschäden, und zwar für alle Elementarschäden, auf
den Weg zu bringen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Denn auch bei einer kleinen Flut, über die nicht im Deut-
schen Bundestag diskutiert wird, gibt es Menschen, die
um ihre Existenz gebracht werden. Dann gibt es aber
keine Hilfsprogramme. Für diese Menschen müssen wir
genauso etwas tun wie für diejenigen, die wiederholt von
Flut betroffen sind. Deswegen müssen wir alles dafür
tun, eine bezahlbare, vernünftige Elementarversicherung
für alle Menschen in diesem Land, die eine solche Versi-
cherung brauchen, zu schaffen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abg. Klaus Brähmig [CDU/CSU])


Heute stellen wir zwar gemeinschaftlich Geld zur
Verfügung; aber auf das Morgen kommt es an. Wir müs-
sen morgen nämlich deutlich mehr tun als in der Vergan-
genheit. Wir müssen nicht nur Geld für die Beseitigung
von Hochwasserschäden zur Verfügung stellen, sondern
wir müssen aus der Erfahrung, dass Jahrhunderthoch-
wasser nicht nur einmal im Jahrhundert auftreten, auch
die notwendigen Konsequenzen ziehen und mit allem
Nachdruck dafür sorgen, dass solche Katastrophen nicht
mehr vorkommen.

Wir haben gesehen, dass die Situation an den Stellen,
an denen man sich in den letzten zehn Jahren um den
Hochwasserschutz gekümmert hat, deutlich besser war.


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(C (D Es gibt bestimmte Regionen, in denen das verdammt chwierig ist. Da Sie Passau ansprechen, sage ich dazu: ort fließen drei Flüsse zusammen. Dort werden Sie ochwasser nie verhindern können. – In anderen Städn sind aber eine ganze Menge Maßnahmen unternomen worden, die dazu geführt haben, dass die Folgen des ochwassers dort nicht so schlimm waren, wie sie sonst ewesen wären. Die Menschen vor Ort haben nicht vergessen, dass wir 0 Jahre lang über den Donau-Ausbau diskutiert haben. en Menschen in Niederalteich zum Beispiel wurde imer gesagt: Einen Hochwasserschutz gibt es erst, wenn uch Staustufen gebaut werden. Erst vor einem halben ahr wurde diese Position von der Staatsregierung aufgeeben. Das war aber zu spät, um für Hochwasserschutz zu orgen. Jetzt sind sie besonders betroffen. Deswegen haen wir eine besondere Verantwortung, dort zu helfen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Hans-Michael Goldmann [FDP]: Passau!)


Wir müssen den Hochwasserschutz – das ist heute
chon angesprochen worden – länderübergreifend re-
eln. Ich glaube, der Bund hat dabei, auch wenn die Zu-
tändigkeiten klar verteilt sind, eine koordinierende
unktion. Denn wenn in einem Land etwas gemacht
ird, bedeutet das, dass in einem anderen Land viel-
icht ein stärkeres Hochwasser entsteht, wenn dort we-
iger gemacht wird. Deswegen muss man dies länder-
bergreifend angehen.

Nur 5 Prozent der Flächen, die 2002 als Retentions-
ächen, als Rückzugsräume für die Flüsse im Falle eines
ochwassers, vorgesehen waren, werden heute dafür ge-
utzt. Dieses Projekt müssen wir wieder nachhaltig an-
ehen. Wir müssen auch über Planungsbeschleunigun-
en nachdenken.


(Beifall des Abg. Hans-Michael Goldmann [FDP])


atürlich müssen wir uns auch über den Widerstand vor
rt unterhalten; das ist überhaupt keine Frage. Aber das,
as Sie von der FDP hier gerade gemacht haben – Sie
aben nicht nur die Umweltschutzverbände, sondern
uch den Bauernverband, der vor Ort immer heftig dabei
t, ins Abseits gestellt –, halte ich für nicht in Ordnung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Ernst Hinsken [CDU/CSU]: Das hat keiner gemacht! Schön bei der Wahrheit bleiben! – Patrick Döring [FDP]: Hat überhaupt keiner gemacht!)


ir brauchen einen ökologischen Hochwasserschutz,
nd die betroffenen Menschen vor Ort müssen einbezo-
en werden, damit es vernünftig funktionieren kann.

Ich bitte Sie, über die Reform der Wasser- und Schiff-
hrtsverwaltung nachzudenken.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)






Florian Pronold


(A) )


)(B)

Das sind diejenigen, die vor Ort bei Hochwasser helfen.
Sie haben eine Reform gemacht, durch die die Leute vor
Ort abgezogen werden. Das darf nicht sein.


(Patrick Döring [FDP]: Quatsch!)


Ich bitte Sie, das Forschungsprogramm KLIWAS
wieder aufzugreifen. Nur 22 Millionen Euro werden zur
Verfügung gestellt, um den Zusammenhang zwischen
dem Entstehen von Hochwasser und dem Klimawandel
zu erforschen. Sie lassen dieses Programm 2014 auslau-
fen. Es muss wieder installiert werden, damit wir einen
vernünftigen Hochwasserschutz bekommen.


(Beifall bei der SPD)


Stärken Sie die Kommunen! Tun Sie alles dafür, dass
wir den Betroffenen mit einer Elementarversicherung für
alle vorsorgend helfen!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724802200

Vielen Dank, Kollege Florian Pronold. – Nächster

Redner in unserer Aussprache für die Fraktion von CDU
und CSU unser Kollege Norbert Barthle. Bitte schön,
Kollege Norbert Barthle.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Norbert Barthle (CDU):
Rede ID: ID1724802300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf für die
CDU/CSU-Fraktion sagen, dass unser allererster Ge-
danke in dieser Parlamentsdebatte den Betroffenen, den
Opfern dieses Hochwassers gilt. Dies erfordert unser
Mitgefühl. Wir stehen auch zu der notwendigen Hilfsbe-
reitschaft.

Unser zweiter Gedanke gilt den vielen, vielen Helfern
aus den Hilfsorganisationen, aber auch den freiwilligen
Helfern, die vor Ort sofort unbürokratisch zu Hilfe geeilt
und füreinander eingestanden sind. Ihnen gilt unser
zweiter Gedanke. Es wurde schon erwähnt: Allein das
Technische Hilfswerk und die Bundeswehr haben bisher
zusammen rund 215 000 Mann- respektive Frautage ge-
leistet; die Arbeit der sonstigen Hilfsorganisationen ist in
dieser Berechnung noch nicht enthalten. Wir, der Bund,
haben sofort entschieden, die Kosten hierfür – sie betra-
gen rund 100 Millionen Euro – allein zu tragen. Das ist
eine Selbstverständlichkeit.

Notfälle und Naturkatastrophen sind normalerweise
die Stunden der Regierungen. Deshalb will ich an dieser
Stelle meinen ganz herzlichen Dank auch an die unions-
geführte Bundesregierung aussprechen, besonders an
Bundeskanzlerin Angela Merkel und an Bundesfinanz-
minister Wolfgang Schäuble, die schnell und zeitnah
verhandelt und sich mit den Ländern auf eine Finanzie-
rung geeinigt haben, um aktuell Soforthilfe leisten zu
können und später auch die Folgen dieser Katastrophe
bewältigen zu können.

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(C (D Solche Zeiten sind nicht die Zeiten für parteipolitiche Auseinandersetzungen. Diese Woche ist die Woche es Parlaments. In diesem Parlament herrscht eine große inigkeit darüber, dass wir diesen Nothilfefonds einrichn und damit solidarisch den Opfern beistehen und dar sorgen, dass die Folgen beseitigt werden können. enn irgendwo in Europa, wenn irgendwo in Deutschnd eine Notsituation eintritt, dann ist der Bundestag in er Lage, schnell und kurzfristig Hilfe zu leisten. Wir erden alle Gesetzgebungsmaßnahmen in dieser einen itzungswoche durchziehen, um den Weg frei zu mahen, damit der Bundesrat abschließend am 5. Juli entcheiden kann. Ich danke deshalb nochmals allen Frakonen, die in dieser Debatte ihr Einverständnis erklärt aben, dem zuzustimmen. Aber auch in solchen Zeiten muss es erlaubt sein, dass an einige Fakten zur Finanzierung sagt. Zur Finanzieng muss gesagt werden, dass der ursprüngliche Vor chlag der Länder zur Finanzaufteilung bedeutet hätte, ass allein der Bund die Kosten trägt. Ich glaube, das ann nicht der richtige Weg sein; denn Solidarität ist eine Einbahnstraße, wie schon erwähnt wurde, sondern a sind alle gefordert. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie der Abg. Priska Hinz [Herborn] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Nach den Verhandlungen mit der Bundeskanzlerin
aben nun einige Länder gemeint, sie könnten die not-
endigen Kosten nicht – wörtlich zitiert – „einmal eben

o ausschwitzen“. Auch der Bund kann die Kosten nicht
inmal eben so ausschwitzen. Nein, wir errichten einen
onderfonds in Höhe von 8 Milliarden Euro. Davon ab-
iehen werden wir 1,5 Milliarden Euro, für die wir al-
ine einstehen, nämlich für die dem Bund gehörende
frastruktur. Der Rest wird zwischen Bund und Ländern

ufgeteilt. Die Länder beteiligen sich dann noch mit
,25 Milliarden Euro an der Abfinanzierung, an der Ver-
insung und der Tilgung, dieses Sonderfonds, über
0 Jahre hinweg gestreckt.

Lassen Sie mich an dieser Stelle darauf hinweisen,
ass die Finanzsituation des Bundes und der Länder
das wird in der Öffentlichkeit häufig übersehen – so
ussieht, dass es den Ländern in ihrer Gesamtheit im
chnitt besser geht als dem Bund. Der Bund ist höher
erschuldet als die Länder. Lassen Sie mich an dieser
telle auch erwähnen, dass die derzeit hohen Steuerein-
ahmen in der Regel zwischen Bund und Ländern hälftig
ufgeteilt werden. Auch die Länder profitieren also von
er derzeit guten Situation; das wird in der Öffentlich-
eit relativ häufig übersehen und falsch dargestellt. Des-
alb fand ich es auch unpassend, dass sich der Finanz-
inister eines Landes – ich will jetzt keinen Namen

ennen – während der Verhandlung darüber beklagt hat,
ass der Bund nicht solidarisch sei. Das, meine Damen
nd Herren, war absolut unangemessen. Wir sind wirk-
ch solidarisch und übernehmen den Großteil der Kos-
n.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Norbert Barthle


(A) )


)(B)

Der Bund kann sich das – ich sage es etwas salopp –
auch leisten. Was heißt das? Wir können diese 8 Milliar-
den Euro schultern, zulasten neuer Schulden im Jahr
2013. Die Neuverschuldung wird dieses Jahr, im Jahre
2013, auf 25,1 Milliarden Euro – statt auf 17,1 Milliar-
den Euro – ansteigen. Wir können diese 8 Milliar-
den Euro schultern, weil die notwendigen Risikopuffer
in unseren Haushalten enthalten sind.


(Florian Pronold [SPD]: Ach! 100 Milliarden Euro Schulden in vier Jahren – das ist Ihre Schadensbilanz!)


Wir haben in vier Jahren die im Jahre 2010 vorgesehene
Nettokreditaufnahme, damals noch 86 Milliarden Euro
– es war übrigens ein Steinbrück-Haushalt, Herr
Pronold, in dem diese 86 Milliarden Euro Neuverschul-
dung vorgesehen waren –, auf nur noch knapp 6 Milliar-
den Euro im kommenden Jahr reduziert. Also 80 Mil-
liarden Euro weniger Neuverschuldung innerhalb von
vier Jahren – das müssen Sie erst einmal nachmachen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP – Florian Pronold [SPD]: Sie beleidigen jedes Milchmädchen mit Ihrer Rechnung!)


Das sorgt dafür, dass wir jetzt den notwendigen Puffer
haben, um diese 8 Milliarden Euro aufnehmen zu kön-
nen, ohne dass die Schuldenbremse tangiert wird. Im
Gegenteil, wir haben eigentlich noch relativ viel Luft,
was die Schuldenbremse anbelangt.


(Florian Pronold [SPD]: Luftbuchungen sind das, was Sie da machen!)


Wir müssen noch nicht einmal die Nothilferegelung der
Schuldenbremse in Anspruch nehmen, die in der grund-
gesetzlichen Formulierung enthalten ist. Wir nehmen
sie, wie gesagt, nicht in Anspruch; denn wir haben uns
die notwendigen Puffer erarbeitet.

An dieser Stelle erlaube ich mir den zarten Hinweis,
dass es schön wäre, wenn sich alle Bundesländer – nicht
nur einige wenige, sondern alle Bundesländer – jetzt auf
den Weg machen würden, für die Einhaltung der Schul-
denbremse Vorsorge zu treffen und sich die notwendigen
Puffer zu erarbeiten, damit man in Notsituationen wie
der heutigen nicht sagen muss: Es sollen bitte andere
helfen; wir können es nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, es sollte auch erwähnt
werden, dass im Zuge dieser Vereinbarungen auch über
die Entflechtungsmittel gesprochen wurde. Die Ent-
flechtungsmittel werden nun bis Ende 2019 fortgeschrie-
ben, und zwar in der derzeitigen Höhe von jährlich
2,6 Milliarden Euro. Also, von Entflechtung kann ei-
gentlich keine Rede sein; denn die Verflechtung bleibt
da. Die Entflechtungsmittel werden vom Bund geleistet.
Sie wären eigentlich 2014 ausgelaufen. Sie werden jetzt
bis 2019 fortgeschrieben. Damit hat sich ein weiteres
Mal ein Phänomen gezeigt, das wir in den vergangenen
Monaten immer wieder beobachten konnten: Beispiels-
weise hat der Bundesrat seine Zustimmung zum Fiskal-
pakt mit Leistungen des Bundes verknüpft. Auch an die-
ser Stelle wurde die Zustimmung an eine Leistung des

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(C (D undes geknüpft, die mit der Fluthilfe direkt eigentlich ichts zu tun hat. Das hat für mich, meine Damen und erren, einen leicht negativen Beigeschmack. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Positiv festzuhalten ist, dass damit für den Bund, die
änder und die Kommunen für die kommenden Jahre
lanungssicherheit gegeben ist, sodass die notwendigen
chutzvorkehrungen, was den Hochwasserschutz anbe-
ngt, getroffen werden können.

Lassen Sie mich abschließend noch einmal all den
eiwilligen, ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern

owie den Helferinnen und Helfern aus den verschiede-
en Hilfsorganisationen meinen ganz herzlichen Dank
ussprechen.

Die Fluthilfe und die Beseitigung der Folgen der Flut
ind nationale Aufgaben. Wir stehen den betroffenen

enschen zur Seite, wir lassen sie mit ihrem Schicksal
icht allein. Wir können, glaube ich, als Nation ein Stück
eit stolz darauf sein, dass – das muss man zum Schluss

uch einmal feststellen – diese Ehrenamtskultur bei uns
o gut ausgeprägt ist wie kaum irgendwo anders auf die-
er Welt. Ein herzliches Dankeschön dafür!


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724802400

Vielen Dank, Kollege Norbert Barthle. – Nächster

edner für die Fraktion Die Linke: unser Kollege Jan
orte. Bitte schön, Kollege Jan Korte.


(Beifall bei der LINKEN)



Jan Korte (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1724802500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu-

ächst möchte ich den Präsidenten des THW, Herrn
roemme, herzlich begrüßen. Schön, dass Sie bei dieser
ebatte anwesend sind. Ihnen und Ihren Kolleginnen
nd Kollegen vielen Dank für die geleistete Arbeit!


(Beifall im ganzen Hause)


Bei uns in Sachsen-Anhalt beginnen die Aufräumar-
eiten, und es wird Bilanz gezogen, vor allem in Magde-
urg und Halle. Besonders betroffen sind zurzeit noch
ischbeck und auch mein Wahlkreis, zu dem unter ande-
m der Raum Bitterfeld/Bernburg gehört. Auch in Aken

ieht es nicht gut aus.

Frau Bundeskanzlerin, Sie waren in meinem Wahl-
reis in Bitterfeld zu Gast. Ich persönlich fand, das war
ine gute Geste. Andere vor Ort fanden das nicht so hilf-
ich; aber darauf kommt es nicht an. Worauf es an-

ommt, ist, welche Schlussfolgerungen wir aus der
ochwasserkatastrophe ziehen. Ich finde, der neue Bun-
estag sollte in einem Jahr erneut hier zusammenkom-
en, und dann sollte darüber diskutiert werden, was er-
digt wurde und was noch offen ist. Das sollten wir
eute hier festhalten und dem neuen Bundestag mit auf
en Weg geben.


(Beifall bei der LINKEN)






Jan Korte


(A) )


)(B)

Ich habe in der vergangenen Woche mit vielen Ein-
satzkräften und mit vielen Ehrenamtlichen vor Ort ge-
sprochen. Ich möchte vier ganz konkrete Punkte einmal
ansprechen, auf die es nicht sofort Antworten gibt, aber
über die wir nachdenken müssen und für die wir Rege-
lungen finden müssen – einiges ist schon angesprochen
worden –:

Erstens. Wir müssen ganz klar dazu kommen, den
Deichbau und den Deichschutz bundeseinheitlich zu re-
geln. Wir brauchen einen Bundesplan, der im Übrigen
auch die Bergbaufolgelandschaften gerade in Sachsen-
Anhalt und Sachsen mit in den Blick nimmt und inte-
griert. Da hat der Bund jetzt eine Verpflichtung.


(Beifall bei der LINKEN)


Viele Helfer haben mir gesagt: Im Katastrophenfall gibt
es nur einen Deich. – Genauso muss es im Katastrophen-
fall einen Krisenstab geben. Wir mussten erleben, dass
es in vielen Gebieten zwischen Ländern, Landkreisen
und anderen hin und her ging. Das müssen wir ändern.
Im Katastrophenfall muss gelten: Es gibt einen Deich, es
gibt einen Stab.


(Beifall bei der LINKEN)


Zweitens will ich zumindest kurz ansprechen: Als die
Flut kam, war natürlich noch nicht absehbar, welche ka-
tastrophalen Folgen sie haben wird. Als sich dies dann
langsam herausstellte, haben Sie, Frau Bundeskanzlerin,
anfangs vorgeschlagen, wir müssten 100 Millionen Euro
zur Verfügung stellen. Mittlerweile sind wir erfreulicher-
weise dazu gekommen, dass doch ein bedeutend höherer
Betrag – ich fürchte, er wird nicht ausreichen – zur Ver-
fügung gestellt wird. Eine Anmerkung will ich trotzdem
machen: In meinem Wahlkreis ist es für die Leute nur re-
lativ schwer nachvollziehbar, dass wir für die Banken
hier in einer Woche Milliarden zur Verfügung stellen –
ohne große Debatte. Dass es in diesem Fall so lange ge-
dauert hat, sollte uns ein wenig zu denken geben, und
das sollten wir in Zukunft korrigieren.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Damals ging es um 480 Milliarden! – Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Oh!)


– Das kann man doch einmal ansprechen. – Ich will auch
erläutern, warum ich glaube, dass – das ist schon ange-
sprochen worden – auch diese 8 Milliarden Euro nicht
ausreichen werden. In Sachsen-Anhalt, in Thüringen und
Sachsen – auch in meinem Wahlkreis – müssen die Bau-
ern enorme Ernteausfälle beklagen. Darüber müssen wir
nachdenken. Wir müssen auch darüber nachdenken, wie
es im Hinblick auf die Infrastruktur ehrenamtlich tätiger
Vereine, vor allem Sportvereine, weitergeht. In Aken
konnte vor einigen Jahren für 30 000 Euro ein neuer
Fußballplatz angelegt werden. Er ist nun komplett zer-
stört. Man weiß in Aken nicht – auch Sie kennen die
Finanzlage der Kommunen –, wie man das nötige Geld
zusammenbekommen soll. Wir müssen gemeinsam da-
rüber nachdenken, wie wir Sondermittel zur Verfügung

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(C (D tellen können, damit die Ehrenamtlichen weiterarbeiten önnen. Drittens möchte ich die Situation der freiwilligen euerwehren ansprechen. Sie sind extrem wichtig, gede bei Katastrophenlagen. Wir müssen darüber nach enken, ob es richtig war, dass wir den Bundesanteil bei er Beschaffung neuer Fahrzeuge immer weiter reduiert haben. Wir müssen hier dringend eine Umkehr einiten und die Geräte der freiwilligen Feuerwehren in eien Topzustand versetzen. Ich will in diesem Zusammenhang noch – viertens – inen Punkt ansprechen, der Ostdeutschland besonders etrifft: Viele freiwillige Feuerwehren, gerade im ländlihen Raum, haben das Problem, dass die Einsatzmineststärke kaum noch zu gewährleisten ist, weil so viele nge Leute weggezogen sind bzw. zum Arbeiten in den esten fahren. Wir müssen dringend darüber nachden en, wie wir den jungen Leuten dort eine Perspektive erschaffen können, damit auch dort der Katastrophenchutz über die freiwilligen Feuerwehren weiter gewähristet wird. Das ist eine ganz wichtige und zentrale Aufabe, die wir angehen müssen. Zum Schluss will ich noch einmal sagen: Selbstvertändlich geht mein Dank an die freiwilligen Feuerwehn, das THW, die Kommunen, die Bundeswehr und brigens auch an die Wasserwehren, bei denen vor allem ltere Feuerwehrkollegen – auch im Alter von über 5 Jahren – aktiv sind, die oftmals zuerst vor Ort waren. ll diesen müssen wir danken. Vor allem danke ich auch en ehrenamtlichen und hauptamtlichen Bürgermeistern nd Kommunalpolitikern, die in den letzen Wochen normes geleistet haben. (Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


Auch bei mir vor Ort war es in der Tat bemerkenswert
nd bewegend, zu erleben, wie viel Solidarität organi-
iert wurde und real geworden ist – vor allem von jungen
euten. Ich glaube, dass die Politik verpflichtet ist, diese
olidarität, die in diesem Land vorhanden ist, zu fördern
nd auszubauen und den Leuten Mut zu machen, selber
it anzupacken und die Entwicklung dieser Gesellschaft
ihre Hände zu nehmen. Auch das sollte eine Lehre aus

er Flutkatastrophe sein.

Schönen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der LINKEN)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724802600

Vielen Dank, Kollege Jan Korte. – Nächste Rednerin

unserer Aussprache ist für die Fraktion Bündnis 90/
ie Grünen unsere Kollegin Frau Priska Hinz. Bitte

chön, Frau Kollegin.






(A) )


)(B)

Priska Hinz (Herborn) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN):

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist gut,
dass es in den Hochwassergebieten so viel Solidarität
mit der Bevölkerung von Freiwilligen gegeben hat, die
in diese Gebiete gereist sind. Deswegen ist es auch rich-
tig, dass es eine schnelle Einigung zwischen dem Bund
und den Ländern über die Hochwasserhilfe und darüber
gegeben hat, wie sie zu finanzieren ist.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Der Bund trägt die Hauptlast; das ist richtig. Ich halte
es, wie meine gesamte Fraktion, allerdings für richtig,
dass wir diese Hauptlast tragen, weil die Länder in einer
anderen Finanzklemme als der Bund stecken, auch wenn
wir – Kollege Barthle, das ist richtig – einen höheren
Schuldenberg als die Länder insgesamt zu verkraften ha-
ben. Aber es ist auch so, dass der Bund den Ländern in
den letzten vier Jahren durch die Steuergesetze von
Schwarz-Gelb systematisch Steuern entzogen hat.


(Dr. Florian Toncar [FDP]: Sehr konstruiert!)


Deswegen halten wir es für richtig, dass wir als Bund
hier stärker eintreten, und im Gegensatz zu der Opposi-
tion in 2002 werden wir die Finanzierung auch mittra-
gen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich glaube nicht, dass die Betroffenen irgendein Ver-
ständnis dafür hätten, wenn wir hier in Parteitaktik ver-
fallen und uns gegenseitig vorwerfen würden, dass die
Finanzierung nicht gut genug ist. Den Betroffenen muss
jetzt schnell und unbürokratisch geholfen werden. Des-
wegen gilt ihnen auch unsere Solidarität. Wir haben im
Haushaltsausschuss ja auch schon zu erkennen gegeben,
dass wir den interfraktionellen Antrag für den Aufbau-
hilfefonds mittragen werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich möchte aber trotzdem deutlich machen, dass wir
anders als der Kollege Döring, der Kollege Barthle und
auch die Kanzlerin die Nettokreditaufnahme von 25 Mil-
liarden Euro in diesem Jahr nicht für einen Pappenstiel
halten. Ich glaube auch nicht, dass man so nonchalant sa-
gen kann: Na ja, wir halten ja die Schuldenbremse ein,
also ist alles Paletti. Außerdem haben wir den Bundes-
haushalt wunderbar konsolidiert; da fällt das nicht weiter
ins Gewicht. – Dass Sie das hier vortragen, ist nun wirk-
lich hanebüchen.

Wir alle wissen doch, dass es mit der Konsolidierung
des Haushalts nicht weit her ist und dass der Bund das
jetzt nur gut tragen kann, weil das Zinsniveau so niedrig
ist, wir eine gute konjunkturelle Lage haben


(Otto Fricke [FDP]: Ja! Und warum ist das so?)


und weil Sie für 2013 zusätzlich 5 Milliarden Euro aus
den Sozialversicherungen entnommen haben.


(Otto Fricke [FDP]: Und warum ist das so?)


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(C (D eswegen kann man das so gut verkraften. (Petra Merkel [Berlin] [SPD]: So ist es! – Otto Fricke [FDP]: Weil wir so gut gearbeitet haben!)


Wenn wir eine schlechte konjunkturelle Lage hätten,
ann sähe das schon ganz anders aus. Deswegen muss
an sagen: Ihre Haushalte sind nicht auf finanzielle Vor-

orge abgestellt. Wenn wir schwierige Zeiten hätten,
ann müssten wir über ganz andere Maßnahmen der Ge-
enfinanzierung reden, als wir das heute im Rahmen der
luthilfe tun.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Es ist auch nicht so, dass die zu beschließenden Ände-
ngen des Entflechtungsgesetzes, die mitverabschiedet
erden sollen, eine neue Wohltat des Bundes darstellen.
ie Länder haben Änderungen in diesem Gesetz schon
letzten Herbst rund um den Fiskalvertrag mit der

undesregierung ausgehandelt. Lange hat sich die Ko-
lition geweigert, diese Änderungen im Gesetz auf den
eg zu bringen. Jetzt wird es gemacht. Das halten wir
r richtig.

Das Geld müssen wir aufwenden, um die jetzigen
chäden gemeinsam zu reparieren. Wir brauchen aber
inen vorsorgenden Hochwasserschutz, damit wir künf-
g nicht mehr so viel Geld für Reparaturmaßnahmen be-
itstellen müssen. Wenn wir jetzt mehr Geld für den

orsorgenden Hochwasserschutz zur Verfügung stellen,
ann müssen die Menschen bei der nächsten Hochwas-
erkatastrophe nicht mehr so sehr leiden. Das wäre ein
chtiger Schritt. Ich hoffe, die Solidarität unter uns hält
o lange an, um einen solchen Hochwasserschutzplan
emeinsam auf den Weg zu bringen.

Danke schön.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724802700

Vielen Dank, Frau Kollegin Priska Hinz. – Nächster

edner in unserer Aussprache für die Fraktion der FDP:
nser Kollege Hans-Michael Goldmann. Bitte schön,
ollege Hans-Michael Goldmann.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Hans-Michael Goldmann (FDP):
Rede ID: ID1724802800

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Ich freue mich, dass ich als Vorsitzender des
grarausschusses ein paar Worte an Sie richten kann.
h bin sehr dankbar dafür, dass Frau Bundeskanzlerin
erkel heute in besonderer Weise auch die Landwirte

ngesprochen hat, die unter dieser Situation ganz beson-
ers leiden: persönlich, für ihre Tiere, ihre Äcker, die In-
estitionen, die sie getätigt haben. Ich kann Ihnen sagen:
iese Ansprache tut den Bauern in der jetzigen Situation
nheimlich gut, in der sie in vielfältiger Form ungerecht-
rtigt an den Pranger gestellt werden, auch von einigen

ier im Parlament.





Hans-Michael Goldmann


(A) )


)(B)

Ich war schon erschüttert, als Sie, Frau Göring-
Eckardt, in der Sendung Günther Jauch erklärten, dass
die intensive Landwirtschaft für die Hochwasserstände
sozusagen verantwortlich ist, weil dies zu einer Verdich-
tung der Böden führt. Eine ganz kurze Belehrung: Viel-
leicht fahren Sie einmal mit einem Rennrad mit einer
schmalen Bereifung durchs Land und dann noch einmal
mit einem Mountainbike mit einer breiten Bereifung.
Wenn Sie sich einmal die Reifen der Fahrzeuge der
Landwirte ansehen, die heute auf solchen Flächen im
Einsatz sind, dann werden Sie feststellen, dass dort über-
haupt keine Verdichtung stattfindet.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist nicht wahr!)


Wenn Sie ab und zu auch einmal Stöckelschuhe tragen,
dann müssten Sie eigentlich wissen, dass der Stöckel-
schuh zu einer stärkeren Verdichtung führt als ein Schuh
mit flacher Sohle.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zurufe von Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


– Ja, Frau Göring-Eckardt, da fassen Sie sich an den
Kopf. Ich kann Ihnen nur sagen: Auch ich habe mich an
den Kopf gefasst, als ich Sie in der Sendung Günther
Jauch erlebt habe. Sie haben diese Behauptung heute
wiederholt. Das ist eine Unverschämtheit gegenüber den
Landwirten in der Region. Das ist auch unchristlich, was
Sie machen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wenn Sie dann einem Kollegen von meiner Fraktion,
Herrn Kurth, vorwerfen, er sei nicht an der Sache orien-
tiert, dann kann ich Ihnen nur sagen, dass Sie nicht an
der Sache orientiert sind. Das, was Sie im Moment ma-
chen, nämlich sich nach hinten umzudrehen und mir
noch nicht einmal zuzuhören, ist flegelhaft. So viel prä-
sidiale Verantwortung sollten Sie schon an den Tag le-
gen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Völlig unangemessen, was Sie hier machen! – Florian Pronold [SPD]: Sie sind doch der Rüpel des Parlaments! – Weitere Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ich weiß, dass das nicht in Ihre aktuelle Anti-Bauern-
Kampagne passt. Im Moment greifen die Grünen die
Bauern überall dort an, wo das nur möglich ist.


(Dorothea Steiner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist doch gar nicht wahr!)


Ich finde, es ist ungehörig, so etwas zu machen. Die
Bauern sind diejenigen, die unter dem Hochwasser am
meisten gelitten haben. Die Bauern leiden auch langfris-
tig darunter.


(Beifall bei der FDP)


Ich lade Sie ein, mich auf meinem Rückflug zu be-
gleiten. Wenn ich am Freitag mit einem relativ kleinen
Flieger nach Hause fliege, dann können wir über das Ge-

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(C (D iet der Elbe fliegen. Dann werden Sie feststellen, dass ie gesamte Region verölt ist. Dann werden Sie auch ststellen, dass dieses Öl aus dem Wasser in die Böden ingedrungen ist und diese belastet. Dadurch wird eine ngfristige Perspektive für die Bauern schwierig. Ich nde, in einer solchen Situation ist das, was Sie heute als chlichen Beitrag geleistet haben, ein Skandal und ofnbart ein erschreckendes Maß an Unwissenheit. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Widerspruch bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich will deutlich sagen: Ich bin froh. Auch in Osna-
rück gibt es Probleme. Das Gute war, dass die Osnabrü-
ker und die emsländischen Feuerwehren geholfen ha-
en. Dafür sollten wir dankbar sein.

Ich bin dankbar dafür, dass sich so viele Menschen
obilisiert fühlen. Ich bin dankbar dafür, dass wir das
eld bereitstellen. Ich bin dankbar dafür, dass wir im
usschuss jede Form von Weichenstellung, ob Renten-
ank, agrarsoziales Sicherungssystem oder Solidaritäts-
nds, angesprochen und auf den Weg gebracht haben.
ir helfen den Bauern, weil die Bauern ein wichtiger

eil unserer Gesellschaft sind: Sie pflegen den Boden
nd die Tiere und sorgen dafür, dass es uns gut geht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724802900

Nächster Redner in unserer Aussprache ist für den

undesrat Dr. Marcel Huber, der Staatsminister für Um-
elt und Gesundheit des Freistaates Bayern. Bitte schön,
r. Marcel Huber.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1724803000

Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Das erste

uniwochenende mit der Flutkatastrophe, die über dieses
and hereingebrochen ist, hat auch Bayern erwischt,
ach wochenlangem Dauerregen – ein Starkregenereig-
is, wie die Fachleute es bezeichnen. In Aschau im
hiemgau sind in 90 Stunden 400 Liter auf den Quadrat-
eter geregnet. Das kann man sich gar nicht vorstellen.
s ist mehr als die Hälfte dessen, was sonst im ganzen
ahr niedergeht.

Die Folge war Hochwasser. Daraus folgten Deichbrü-
he, Überflutungen und große Not für viele Menschen.
h erinnere mich noch gut an die erste Phase, die heiße
hase, die Phase der Lebensgefahr, als ein Polizeihub-
chrauber bei Winzer einen Bauern vom Dach eines
raktors retten musste, als Menschen von Dächern ge-
orgen werden mussten und viele, viele Deiche bis zur
rschöpfung der Einsatzkräfte verteidigt werden muss-
n.

Es wurden auch Deiche aufgegeben und Ortschaften
vakuiert. Mitten in der Nacht klopfte jemand an die Tür
nd sagte: Ihr müsst alle raus in die Notunterkunft. Es
ird hier lebensgefährlich.





Staatsminister Dr. Marcel Huber (Bayern)



(A) )


)(B)

Nach dieser dramatischen Phase kam die Phase des
Zurückgehens des Wassers. Man sieht erst dann das Aus-
maß der Verwüstungen; die Schäden werden offensicht-
lich. Das, was man sich mühsam über die Jahre aufge-
baut hat – Möbel, Inventar, einen Betrieb –: alles nur
noch Sperrmüll. Häuser, Betriebe, Bauernhöfe sind
durchweicht, nass und dreckig, stinkend nach Fäkalien,
aber auch nach Öl.

In dieser Situation sind Menschen verzweifelt gewe-
sen. Manche hatten nur noch das, was sie am Leibe tru-
gen, bei sich, und manche Existenz ist heute zerstört.
Haus und Betrieb sind nur noch Ruinen. Das hat die
Menschen an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht.

Hier ist es notwendig, zu helfen. Das haben auch viele
gemacht. Es haben schon viele angesprochen, welch fan-
tastische Solidarität in diesem Lande zu beobachten war.
Es ist eben kein Land, das nur aus einer Fit-und-Fun-Ge-
sellschaft besteht, aus „Ichlingen“, die nur an sich selber
denken. Auch die Jugend verbringt ihre Zeit nicht nur in
virtuellen Welten vor dem PC. Sie haben gezeigt, dass
sie innovativ mit den sozialen Netzwerken helfen kön-
nen. Es wurde heute schon angesprochen. Es hat mich
äußerst beeindruckt, was eine junge Studentin erzählt
hat: In deren Vermittlungsstelle in Deggendorf haben
Leute angerufen, die einen Betriebsausflug geplant hat-
ten. Es waren zwei Busse voll Menschen, die eigentlich
einen schönen Tag verbringen wollten und sich dazu ent-
schlossen haben, zu helfen. Aber fahren Sie einmal in
ein Krisengebiet und sagen Sie: Ich habe zwei Busse voll
Helfern mitgebracht! – Durch Facebook und das Internet
wurden diese Menschen an Häuser verwiesen, wo drin-
gend Hilfe notwendig war.


(Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das haben die jungen Leute ganz toll gemacht!)


Ein schönes Beispiel gelebter Solidarität! Junge Men-
schen mit ihren neuen Methoden, ältere Menschen, die
bereit sind, den Nachbarn zu helfen, egal wie: Das ist
doch eine sehr erfreuliche Beobachtung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Florian Pronold [SPD])


Natürlich gab es auch die hochprofessionelle Hilfe
der Menschen vor Ort: Die Mandatsträger, Bürgermeis-
ter und Landräte haben hervorragende Arbeit geleistet.
Ich war auch selbst in Verbindung. Ich erinnere mich an
ein Gespräch mit Staatssekretär Scheuer um 2 Uhr in der
Früh über die Lage in Passau. Aber auch all die, die sich
quasi professionell im Ehrenamt damit befassen: Feuer-
wehr, Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser, Wasserwacht,
DLRG und auch die Bergwacht mit einer großen Zahl
von Menschen, die aus dem ganzen Land gekommen
sind, um zu helfen: ein wunderschönes Bild.

An dieser Stelle möchte ich mich als Landesvertreter
aber auch bei den Bundesstellen ganz herzlich bedanken:
bei Bundespolizei, dem THW, aber auch der Bundes-
wehr. Fantastisch, wie man sich hier in die örtlichen Ein-
satzstäbe eingegliedert hat und wie selbstverständlich
alle zusammengearbeitet haben. Herzlichen Dank hier-
für.



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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Was macht die Staatsregierung?)


Dazu komme ich gleich.

Dank auch für die politische und moralische Unter-
tützung, Frau Bundeskanzlerin und Herr Bundespräsi-
ent. Es muss nicht jeder mit Schaufel und Besen helfen.
uch die moralische Unterstützung ist wichtig. Sie zeigt,
ass sich die politische Führung dieses Landes für die
enschen interessiert, Zuspruch gibt und auch Hilfe zu-

agt. Das hat den Menschen sehr geholfen.

Ohne Geld geht es nicht. Wir müssen beim Wieder-
ufbau große Summen in die Hand nehmen. Wir haben
um Beispiel in Bayern noch in der Hochwasserwoche
oforthilfe gewährt. Am Mittwoch hat das Kabinett ge-
gt. Bereits am Nachmittag wurde das Geld überwiesen,
nd am Donnerstag wurde die Soforthilfe in Höhe von
500 Euro bzw. 5 000 Euro ausgezahlt. Herzlichen
ank dafür, jetzt diese Aufbauhilfe von Bundesseite zu
nterstützen. Die Initiative, die Sie heute hier auf den
eg bringen, ist für uns alle von größter Bedeutung.
ber genauso wichtig ist es, sich dem zu stellen, was auf
ns wartet; denn der Klimawandel wird uns solche Er-
ignisse in Zukunft wahrscheinlich häufiger und mit
och größerer Intensität bescheren. Wir müssen uns
ringend vor neuen Ereignissen dieser Art wappnen.

Wichtig ist auch die sofortige Reparatur. Mein Fi-
anzminister hat mir 25 Millionen Euro zur Beseitigung
er Flutschäden zur Verfügung gestellt. Aber es geht
icht nur um das Flicken. Wir müssen schnellstmöglich
en Stand der Technik – HQ 100 plus 15 Prozent Klima-
ufschlag – erreichen. Wir ziehen die Lehren aus den
eschehnissen. Technischer Hochwasserschutz hat Vor-
ng, um Ansiedlungen zu schützen oder große Schäden

u vermeiden. Wir sehen aber: Allein eine Kanalisierung
icht nicht. Wir müssen Fläche schaffen. Wir müssen
etentionsräume schaffen. Dabei hilft eine Konfronta-
on zwischen natürlichem Hochwasserschutz und tech-
ischem Hochwasserschutz nicht weiter. Wir brauchen
atürliche Retentionsräume, Deichrückverlegungen, Au-
aldvernässungen, Moorrenaturierungen, Uferaufwei-
ngen und vieles mehr.

Gezeigt hat sich aber auch: Das wichtigste Hilfsmit-
l, das wir benötigen, sind gesteuerte Flutpolder, die so
imensioniert sind, dass sie Hochwasserwellen wirklich
rechen können. Dafür brauchen wir einen gesamtge-
ellschaftlichen Konsens. Hier dürfen Naturschützer
icht gegen Bauern und Bürgerinitiativen nicht gegen
ommunen ausgespielt werden. Wir brauchen einen ge-

amtgesellschaftlichen Konsens, sodass wir jetzt ent-
prechende Maßnahmen ergreifen können, damit wir in
ukunft gegen solche Ereignisse gewappnet sind. In
ayern stehen dafür Mittel in Höhe von 230 Millionen
uro pro Jahr bis 2020 zur Verfügung. Damit können wir
iniges machen. Aber wir müssen die Maßnahmen auch
msetzen können. Deshalb bin ich dankbar für die Un-
rstützung durch Maßnahmen zur Beschleunigung ent-

prechender Verfahren.





Staatsminister Dr. Marcel Huber (Bayern)



(A) )


)(B)

Abschließend: Danke dafür, dass sich der Bundestag
heute mit diesem Thema befasst, für die Regierungser-
klärung und für die Aktion, über einen großen Fonds
Hilfe zur Verfügung zu stellen.

Ich bedanke mich für die Gelegenheit, vor Ihnen spre-
chen zu dürfen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724803100

Vielen Dank, Herr Staatsminister. – Nächster Redner

in unserer Aussprache für die Fraktion von CDU und
CSU: unser Kollege Dr. Michael Luther. Bitte schön,
Kollege Dr. Michael Luther.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Michael Luther (CDU):
Rede ID: ID1724803200

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Hochwasser ist ein Naturereignis. Hochwasser gibt es
immer wieder einmal, gab es und wird es auch in Zu-
kunft geben. Hochwasser hat die dumme Eigenschaft,
dass es, wenn es besonders hoch ist, eine ganze Menge
Schäden anrichten kann und dass es dann viele Betrof-
fene gibt, die unter dem Hochwasser zu leiden haben.
Ich bin nicht bange um Deutschland; denn ich habe gese-
hen, was in der Zeit des Hochwassers alles möglich war,
wie viel Hilfe möglich war, wie viele Menschen sich
sehr schnell entschlossen haben, einfach zu helfen; das
wurde heute schon von vielen erwähnt. Ich will an dieser
Stelle den vielen freiwilligen Helfern, die da tätig ge-
worden sind, recht herzlich Dank sagen. Dank auch den
vielen privaten Spendern, die in ihre Tasche gegriffen
haben und für andere Menschen in unserem Land Geld
ausgegeben haben. Dafür herzlichen Dank! Auch herzli-
chen Dank den professionellen Helfern von Bundes-
wehr, THW, Feuerwehr, Bundespolizei und den vielen
anderen aus den Nachbarländern, die gekommen sind,
um in Deutschland zu helfen. Herzlichen Dank dafür.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich will an dieser Stelle aber auch mein Mitgefühl
denjenigen aussprechen, die betroffen sind. Sie stehen
jetzt vor einer schwierigen Situation.

Ich kann mich noch gut an das Jahr 2002 entsinnen,
als viele gefragt haben, wie es weitergeht. Durch den
Fonds, den wir heute auflegen, kann diesen Menschen
geholfen werden. Ich bin dankbar dafür, dass es in die-
sem Bundestag offensichtlich eine große Solidarität in
schwieriger Stunde gibt und dass wir sagen: Wir wollen
8 Milliarden Euro bereitstellen – das ist eine ganze
Menge Geld –, um dann, wenn die Ausmaße der Flutka-
tastrophe vollständig bekannt sind und man weiß, was
im Einzelnen gemacht werden muss, die Maßnahmen
unbürokratisch umzusetzen. An dieser Stelle ein ganz
besonderes Dankeschön der Regierung, der Frau Bun-
deskanzlerin, aber auch den Bundesländern. Ich hoffe,
wir können uns selber danken, wenn wir am Freitag die
Maßnahmen auf den Weg gebracht haben werden.

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(C (D Es gibt aber noch etwas, was an dieser Stelle erwähnt erden sollte. Es geht darum, ob man etwas in Zukunft n kann, damit keine Schäden in diesem Ausmaß ent tehen. Ich spreche vom technischen Hochwasserschutz. diesem Zusammenhang, Herr Pronold, habe ich Ihren edebeitrag nicht richtig verstanden. Kollege Kurth von er FDP hat vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus em Jahr 2002 erwähnt, dass auch damals über den techischen Hochwasserschutz geredet worden ist. Er ist an ielen Stellen umgesetzt worden, und das war hilfreich. ie Frage aber muss erlaubt sein: Warum ist er nicht berall umgesetzt worden? Denn wenn man eine Lehre iehen will, muss man fragen, was falsch gemacht woren ist, was verändert werden muss. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das, was unbedingt gemacht werden muss, ist: Es
uss schneller gehen. Viele, die 2002 dem Eindruck er-
gen sind, es sei ein Jahrhunderthochwasser, und ge-
acht haben, es treffe sie in ihrem Leben nicht noch ein-
al,


(Florian Pronold [SPD]: Das kommt jetzt aber schneller! Sie haben nicht mehr 100 Jahre Zeit!)


aben erfahren müssen, dass es doch schneller geht.
eswegen muss das Hochwasser von 2013 dazu führen,
ass ein vernünftiger Hochwasserschutz beschleunigt
urchgeführt wird. Da gilt für mich ganz klar die Regel:
ie Städte müssen geschützt werden. Man muss auch
berlegen, ob es Flächen gibt, die als Polderflächen zur
erfügung stehen können, die also integriert werden
önnen. Es muss auch die Frage erlaubt sein, ob es
leine Siedlungen gibt, die möglicherweise aufgegeben
erden müssen, weil es keinen Sinn macht, diese alle 5,
0 oder 20 Jahre erneut aufzubauen. – So weit der Teil
einer Rede, der den Inhalt dieser Debatte betrifft.

Ich bin 1989 im Rahmen der Herbstrevolution in die
olitik geraten. Ich war Mitglied der Volkskammer und
eit dem 2. Dezember 1990 Mitglied des Bundestages.
h habe den Volkskammersaal kennengelernt, den alten
eichstag, das Wasserwerk, den neuen Plenarsaal in
onn und jetzt den neuen Reichstag. Ich habe den Eini-
ungsvertrag erleben dürfen, die staatliche Einheit, die
msetzung des Ganzen bis hin zur Einführung des Euro.
h finde den Euro gut und will das an dieser Stelle ganz

eutlich sagen. Ich habe Deutschland erlebt, als es noch
nter dem Viermächtestatus stand, und lebe heute in ei-
em geeinten Deutschland, anerkannt in der Welt.

Das war eine tolle geschichtliche Zeit. Ich bin für
iese Zeit dankbar. Ich scheide freiwillig aus dem Deut-
chen Bundestag aus, weil ich mich dazu entschlossen
abe; denn es gibt auch eine Zeit nach der Politik. Ich
ache das gerne; wir hatten aus diesem Anlass gestern
der Landesgruppe einen schönen Abend. Ich wünsche
nen alles Gute und möchte mich bei allen recht herz-

ch für die gute Zusammenarbeit bedanken.


(Beifall im ganzen Hause)






Dr. Michael Luther


(A) )


)(B)

Gestern hat ein Kollege gesagt, ich sei dafür bekannt,
ein Familienmensch zu sein. Lassen Sie mich deshalb ei-
nen letzten Wunsch äußern: Familie und Politik müssen
vereinbar bleiben.


(Beifall im ganzen Hause)


Ich habe bis heute nicht verstanden, warum man Politik
nicht an sechs Tagen in der Woche betreiben kann und
warum man unbedingt den Sonntag für alle möglichen
Klausurtagungen braucht.

Danke schön.


(Beifall im ganzen Hause)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724803300

Vielen Dank, Kollege Michael Luther. Das haben si-

cher viele gehört, die uns immer zu Terminen am Sonn-
tag einladen.


(Heiterkeit und Beifall)


Dr. Michael Luther, von mir ganz persönlich alles Gute.

Nächster Redner in unserer Aussprache ist unser Kol-
lege Georg Schirmbeck für die CDU/CSU-Fraktion.
Bitte schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Georg Schirmbeck (CDU):
Rede ID: ID1724803400

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kolle-

gen! Ich schließe mich selbstverständlich den Dankes-
worten an alle an, die in der Not geholfen haben. Es ist
schön, dass wir festgestellt haben, dass Deutschland in
der Not wirklich zusammenhält und sich wechselseitig
hilft.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wenn wir allgemein über die Dinge reden, sind wir
uns einig. Aber das Leben ist konkret, und wenn wir
ganz konkret über die Dinge reden, sind wir uns eben
nicht einig. Das hat man beispielsweise gesehen, als der
Vizepräsidentin Göring-Eckardt aus den Reihen der FDP
ganz konkrete Fragen gestellt wurden. Fragen dieser Art
stellen sich, und über diese Fragen müssen wir auch zu-
künftig reden. Denn es gibt, wie wir auch jetzt gesehen
haben, allerhand zu tun, da das eine oder andere nicht
richtig gelaufen ist. Es gibt auch solche in unserem
Land, die in den letzten zehn Jahren sinnvollen Maßnah-
men im Wege gestanden haben. Auch darüber muss man
sprechen.

Ist es nicht richtig, dass wir in weiten Teilen unseres
Landes Wasserschutzgebietsgrenzen von 1936 haben?
Muss man da nicht handeln? Das ist konkret. Da geht es
um Eigentumsrechte; da geht es um konkrete Belastun-
gen. Um diese Dinge muss man sich kümmern.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Wir wissen, wo in Deutschland Deiche weich sind. Müs-
sen wir das nächste Mal unter einer anderen Regierung
wieder darüber reden, wenn die dortige Region abgesof-

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(C (D n ist? Sollten wir nicht jetzt handeln? Müssen wir nicht tzt etwas konkret umsetzen? Schauen wir einmal in unsere Verwaltungen. In welhem Bundesland gibt es in dem zuständigen Ministeum studierte Wasserwirtschaftler? Wann sind da einmal eue, junge studierte Wasserwirtschaftler eingestellt orden? In welcher Kreisverwaltung, in welcher Stadterwaltung gibt es studierte Wasserwirtschaftler als Deernenten? An der Antwort darauf kann man ablesen, elche Priorität gesetzt wird. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren viel geacht; das ist sicherlich so. Über die GAK „Verbesseng der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ wurden r den Hochwasserschutz 2 Milliarden Euro ausgege en. Aber richtig ist auch, dass 50 Millionen Euro an undesmitteln nicht abgeflossen sind, weil es offen ichtlich keine entsprechenden Maßnahmen gab. Das ist ie Wahrheit. Auch über diese Dinge muss man ganz onkret sprechen. Ist es nicht auch richtig, dass wir immer noch in Waserschutzgebieten bauen, dass wir dort immer noch Veriegelungen vornehmen und dass wir Ausgleichsmaßahmen durchführen, die oft wenig sinnvoll sind, um em Hochwasserschutz gerecht zu werden? Auch daber müssen wir reden. Wenn wir das nicht tun, kommt s wieder zu den Ereignissen, die wir dann gemeinsam eklagen müssen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Ulrich Kelber [SPD]: Sie haben doch gegen das Hochwasserschutzgesetz gestimmt!)


Manchmal stellt sich uns natürlich auch die Frage
ich habe es eben gesagt: das Leben ist konkret –: Ge-
en Biodiversität und Ökologie vor Hochwasserschutz
zw. Menschenschutz? Man muss darüber entscheiden,
nd zwar in einer zumutbaren Zeit, damit auch entspre-
hend gehandelt werden kann. Wenn wir das nicht ma-
hen, werden wir dieser Aufgabe nicht gerecht.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir werden aber trotz aller Maßnahmen, die wir ge-
einsam sinnvoll umsetzen, feststellen, dass es immer
aturkatastrophen und auch Hochwasser geben wird.
ir sollten den Bürgern nicht vortäuschen, dass wir et-
as regeln können, was von einer höheren Macht aus-
eht. Ich wünsche mir – und das erwarte ich eigentlich
on jeder Regierung –, dass wir denken und handeln auf
er Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und
icht auf der Basis von ideologischen Einbildungen. Das
t unsere zentrale Aufgabe. Dass dieses Parlament diese
ufgabe erfüllt, wäre mein Wunsch für die Zukunft. Ich
ünsche den Menschen, die von dieser Katastrophe be-
offen sind, dass sie den Mut haben, neu anzufangen,
ass sie mit unserer Hilfe die meisten Schäden beseiti-
en können und dass sie wieder ein schönes Leben in ih-
r Heimat haben.

In meiner Heimat, im Teutoburger Wald, sagt man
um Abschied: Glück auf! Herzlichen Dank, dass ich
ier elf Jahre arbeiten durfte.


(Beifall im ganzen Hause)







(A) (C)



(D)(B)



Eduard Oswald (CSU):
Rede ID: ID1724803500

Vielen Dank, Kollege Georg Schirmbeck. Ganz per-

sönlich alles Gute.

Unser Kollege Wolfgang Nešcović hat seine Rede zu
Protokoll gegeben.

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf
den Drucksachen 17/14078, 17/14000, 17/13896 und
17/14079 an die in der Tagesordnung aufgeführten Aus-
schüsse vorgeschlagen. – Alle sind damit einverstanden;

Widerspruch erhebt sich nicht. Dann haben wir dies so
beschlossen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf morgen, Mittwoch, den 26. Juni 2013,
13 Uhr, ein.

Die Sitzung ist geschlossen.