Protokoll:
17072

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Metadaten
  • date_rangeWahlperiode: 17

  • date_rangeSitzungsnummer: 72

  • date_rangeDatum: 12. November 2010

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  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 15:14 Uhr

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Plenarprotokoll 17/72 17/3360, 17/3441) . . . . . . . . . . . . . . . – Bericht des Haushaltsausschusses ge- mäß § 96 der Geschäftsordnung (Drucksache 17/3697) . . . . . . . . . . . . . b) Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Edgar Franke, Bärbel Bas, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Patienten- schutz statt Lobbyismus – Keine Vorkasse in der gesetzlichen Kran- kenversicherung – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina Bunge, Kathrin Senger- Schäfer, Harald Weinberg, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE Dr. Philipp Rösler, Bundesminister BMG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) . . . . . . . Elke Ferner (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jens Spahn (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stephan Stracke (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . 7847 B 7847 C 7858 A 7860 B 7862 B 7863 A 7864 B 7864 D 7867 B 7868 A 7869 A 7870 A Deutscher B Stenografisch 72. Sitz Berlin, Freitag, den 12 I n h a l Tagesordnungspunkt 32: a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finanzierungsgesetz – GKV- FinG) (Drucksachen 17/3040, 17/3360, 17/3441) – Zweite und dritte Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Ent- wurfs eines Gesetzes zur nachhal- tigen und sozial ausgewogenen Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finan- zierungsgesetz – GKV-FinG) (Drucksachen 17/3360, 17/3441, U A D D B 7847 B LINKE: Solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversicherung in Gesund- heit und Pflege einführen undestag er Bericht ung . November 2010 t : – zu der Unterrichtung durch die Bun- desregierung: Bericht des GKV-Spit- zenverbandes über die Erfahrungen mit den durch das GKV-WSG be- wirkten Rechtsänderungen in § 13 Absatz 2 des Fünften Buches Sozial- gesetzbuch (Drucksachen 17/3427, 17/1238, 16/12639, 17/3696) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lrike Flach (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ndrea Nahles (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Rolf Koschorrek (CDU/CSU) . . . . . . . . . r. Gregor Gysi (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . irgitt Bender (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7847 D 7848 B 7849 B 7850 D 7853 A 7856 C Dr. Karl Lauterbach (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Dietrich Monstadt (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . 7871 A 7873 A II Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 Namentliche Abstimmungen . . . . . . . . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kathrin Vogler (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Dr. Martina Bunge (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Harald Weinberg (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE) (Erklärung nach § 31 GO) . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 33: Zweite und dritte Beratung des von den Abge- ordneten Halina Wawzyniak, Ulla Jelpke, Jan Korte, weiteren Abgeordneten und der Frak- tion DIE LINKE eingebrachten Entwurfs ei- nes … Gesetzes zur Änderung des Grund- gesetzes (Einführung der dreistufigen Volksgesetzgebung in das Grundgesetz) (Drucksachen 17/1199, 17/3609) . . . . . . . . . . Ingo Wellenreuther (CDU/CSU) . . . . . . . . . . Gabriele Fograscher (SPD) . . . . . . . . . . . . . . Jimmy Schulz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katja Mast (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jimmy Schulz (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Halina Wawzyniak (DIE LINKE) . . . . . . . . . Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Michael Frieser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . Ralph Lenkert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl-Georg Wellmann (CDU/CSU) . . . . . . Daniela Kolbe (Leipzig) (SPD) . . . . . . . . . . . Stephan Thomae (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . Klaus Hagemann (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . Namentliche Abstimmung. . . . . . . . . . . . . . . . Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tagesordnungspunkt 18: Erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stärkung des Anlegerschutzes und Verbes- serung der Funktionsfähigkeit des Kapital- m b ( H D F C N K T B s J – – – ( 1 D C N C M E C N 7874 C, 7875 A 7878 A, 7880 A 7875 B 7876 A 7876 D 7877 B 7883 A 7883 B 7887 A 7888 C 7890 B 7890 B 7890 C 7892 C 7894 B 7896 C 7897 A 7898 A 7898 B 7899 D 7901 A 7901 D 7905 A arkts (Anlegerschutz- und Funktionsver- esserungsgesetz) Drucksache 17/3628) . . . . . . . . . . . . . . . . . . artmut Koschyk, Parl. Staatssekretär BMF . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . rank Schäffler (FDP) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Carsten Sieling (SPD) . . . . . . . . . . . . . aren Lay (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . . . icole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . laus-Peter Flosbach (CDU/CSU) . . . . . . . . Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . agesordnungspunkt 35: eschlussempfehlung und Bericht des Aus- chusses für Familie, Senioren, Frauen und ugend zu dem Antrag der Abgeordneten Christel Humme, Willi Brase, Petra Crone, weite- rer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Mit gesetzlichen Regelungen die Gleichstellung von Frauen im Erwerbs- leben umgehend durchsetzen zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Dr. Barbara Höll, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Entgeltgleichheit zwischen den Geschlechtern wirksam durchset- zen zu der Unterrichtung durch die Bundesre- gierung: Dritte Bilanz der Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirt- schaft zur Förderung der Chancen- gleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft Drucksachen 17/821, 17/891, 16/10500, 7/1486) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . orothee Bär (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . hristel Humme (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . icole Bracht-Bendt (FDP) . . . . . . . . . . . . . . ornelia Möhring (DIE LINKE) . . . . . . . . . . onika Lazar (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . lisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aren Marks (SPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . adine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . 7902 A 7902 B 7903 B 7907 A 7908 A 7908 C 7909 B 7910 B 7910 D 7912 C 7912 D 7914 A 7915 B 7917 A 7918 B 7919 C 7920 D 7922 A Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 III Tagesordnungspunkt 36: Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- schusses für Wirtschaft und Technologie – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim Pfeiffer, Peter Bleser, Nadine Schön (St. Wendel), weiterer Abgeordne- Anlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Geset- zes zur nachhaltigen und sozial ausgewoge- nen Finanzierung der Gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV-Finanzierungsgesetz – ter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paul K. Friedhoff, Dr. Erik Schweickert, Claudia Bögel, wei- terer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: Kinderfreundliche Nachbesserung der EU-Spielzeugrichtlinie dringend er- forderlich – zu dem Antrag der Abgeordneten Elvira Drobinski-Weiß, Petra Crone, Petra Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD: Offensive für ei- nen wirksamen Schutz der Kinder vor Gift in Spielzeug – zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder, Caren Lay, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Krebserregende Stoffe in Kinderspielzeugen durch Sofortmaß- nahmen ausschließen – zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole Maisch, Ulrike Höfken, Cornelia Behm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Kinder- spielzeug – Risiko für kleine Verbrau- cher (Drucksachen 17/3424, 17/2345, 17/1563, 17/656, 17/3695) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dr. Erik Schweickert (FDP) . . . . . . . . . . . . . . Elvira Drobinski-Weiß (SPD) . . . . . . . . . . . . . Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU) . . . . Karin Binder (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Peter Bleser (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nächste Sitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . G W D D A E D h m n z r F A E P B B F H K M A U R D ( Z z w s s z n A A 7924 A 7924 B 7925 B 7926 D 7927 D 7928 D 7929 D 7930 B 7931 C 7933 A KV-FinG) (Tagesordnungspunkt 32 a) olfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . r. Philipp Murmann (CDU/CSU) . . . . . . . . r. Ilja Seifert (DIE LINKE) . . . . . . . . . . . . . nlage 3 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten r. Bärbel Kofler und Angelika Graf (Rosen- eim) (beide SPD) zur namentlichen Abstim- ung über den Entwurf eines Gesetzes zur achhaltigen und sozial ausgewogenen Finan- ierung der Gesetzlichen Krankenversiche- ung (GKV-Finanzierungsgesetz – GKV- inG) (Tagesordnungspunkt 32 a) . . . . . . . . . nlage 4 rklärung nach § 31 GO der Abgeordneten eter Weiß (Emmendingen), Ernst-Reinhard eck (Reutlingen), Veronika Bellmann, Heike rehmer, Ingrid Fischbach, Ingo Gädechens, rank Heinrich, Rudolf Henke, Robert ochbaum, Axel Knoerig, Dr. Hermann ues, Katharina Landgraf, Ingbert Liebing, atthias Lietz, Rita Pawelski, Erwin Rüddel, nita Schäfer (Saalstadt), Karl Schiewerling, we Schummer, Armin Schuster (Weil am hein), Volkmar Vogel (Kleinsaara), r. Johann Wadephul, Marcus Weinberg Hamburg), Peter Wichtel, Dr. Matthias immer und Willi Zylajew (alle CDU/CSU) ur namentlichen Abstimmung über den Ent- urf eines Gesetzes zur nachhaltigen und ozial ausgewogenen Finanzierung der Ge- etzlichen Krankenversicherung (GKV-Finan- ierungsgesetz – GKV-FinG) (Tagesord- ungspunkt 32 a) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nlage 5 mtliche Mitteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7933 D 7934 A 7934 B 7935 A 7935 D 7936 D Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 7847 (A) ) )(B) 72. Sitz Berlin, Freitag, den 12 Beginn: 9.0
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    Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 7933 (A) ) )(B) rer Gesundheitsversorgung in unserem Land erhält. tierenden Kosten machen Reformmaßnahmen unum- gänglich. Mit dem zur zweiten und dritten Lesung anste- henden GKV-Finanzierungsgesetz wird gewährleistet, dass auch in Zukunft jeder den direkten Zugang zu unse- Mücke, Jan FDP 12.11.2010 Dr. Müller, Gerd CDU/CSU 12.11.2010 Nietan, Dietmar SPD 12.11.2010* Anlage 1 Liste der entschuldigt * A t G d Abgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich Ackermann, Jens FDP 12.11.2010 van Aken, Jan DIE LINKE 12.11.2010 Bätzing-Lichtenthäler, Sabine SPD 12.11.2010 Dr. Brandl, Reinhard CDU/CSU 12.11.2010 Buchholz, Christine DIE LINKE 12.11.2010 Bülow, Marco SPD 12.11.2010 Burkert, Martin SPD 12.11.2010 Ernst, Klaus DIE LINKE 12.11.2010 Evers-Meyer, Karin SPD 12.11.2010 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 12.11.2010 Friedhoff, Paul K. FDP 12.11.2010 Dr. Fuchs, Michael CDU/CSU 12.11.2010 Dr. Gerhardt, Wolfgang FDP 12.11.2010 Gottschalck, Ulrike SPD 12.11.2010 Granold, Ute CDU/CSU 12.11.2010 Griese, Kerstin SPD 12.11.2010 Dr. Hein, Rosemarie DIE LINKE 12.11.2010 Hochbaum, Robert CDU/CSU 12.11.2010 Höhn, Bärbel BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN 12.11.2010 Holmeier, Karl CDU/CSU 12.11.2010 Klöckner, Julia CDU/CSU 12.11.2010 Liebich, Stefan DIE LINKE 12.11.2010 Lühmann, Kirsten SPD 12.11.2010 Luksic, Oliver FDP 12.11.2010 Dr. Merkel, Angela CDU/CSU 12.11.2010 Movassat, Niema DIE LINKE 12.11.2010 O P R R D D S S S D W W W W Z Z Z A (C (D Anlagen zum Stenografischen Bericht en Abgeordneten für die Teilnahme an den Sitzungen der Parlamentarischen Ver- sammlung der NATO nlage 2 Erklärungen nach § 31 GO zur namentlichen Abstimmung über den Ent- wurf eines Gesetzes zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finanzierungsge- setz – GKV-FinG) (Tagesordnungspunkt 32 a) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): Ich un- erstütze die Reform der Gesetzlichen Krankenkassen, KV. Das drohende Milliardendefizit in der GKV und ie aus dem medizinisch-technischen Fortschritt resul- swald, Eduard CDU/CSU 12.11.2010 ronold, Florian SPD 12.11.2010 achel, Thomas CDU/CSU 12.11.2010 öspel, René SPD 12.11.2010 r. Röttgen, Norbert CDU/CSU 12.11.2010 r. Schäuble, Wolfgang CDU/CSU 12.11.2010 chlecht, Michael DIE LINKE 12.11.2010 chmidt (Aachen), Ulla SPD 12.11.2010* chreiner, Ottmar SPD 12.11.2010 r. Schwanholz, Martin SPD 12.11.2010 agenknecht, Sahra DIE LINKE 12.11.2010 erner, Katrin DIE LINKE 12.11.2010 icklein, Andrea SPD 12.11.2010 öhrl, Dagmar CDU/CSU 12.11.2010 apf, Uta SPD 12.11.2010 iegler, Dagmar SPD 12.11.2010 immermann, Sabine DIE LINKE 12.11.2010 bgeordnete(r) entschuldigt bis einschließlich 7934 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 (A) ) )(B) Allerdings wird mit dem Gesetz auch die Anglei- chung der Landesbasisfallwerte auf einen bundeseinheit- lichen Basisfallwert nach 2014 gestoppt. Traditionell hatte Schleswig-Holstein schon immer ein vergleichs- weise niedriges Budget für die somatische stationäre Versorgung und damit niedrige Fallkosten. Das heißt, für gleiche Tätigkeiten erhalten die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein weniger als Krankenhäuser in ande- ren Bundesländern. Die vorgesehene Regelung zementiert dieses Un- gleichgewicht zwischen den einzelnen Bundesländern und bedeutet eine dauerhafte Schlechterstellung der Krankenhäuser in Schleswig-Holstein. Dies lehne ich ab. Ich erwarte baldmöglichst eine alternative Lösung, die diesen Nachteil für die Krankenhäuser in Schleswig-Hol- stein behebt. Dr. Philipp Murmann (CDU/CSU): Ich unterstütze die Reform der Gesetzlichen Krankenkassen, GKV. Das drohende Milliardendefizit in der GKV und die aus dem medizinisch-technischen Fortschritt resultierenden Kos- ten machen Reformmaßnahmen unumgänglich. Mit dem zur zweiten und dritten Lesung anstehenden GKV-Fi- nanzierungsgesetz wird gewährleistet, dass auch in Zu- kunft jeder den direkten Zugang zu unserer Gesundheits- versorgung in unserem Land erhält. Allerdings wird mit dem Gesetz auch die Angleichung der Landesbasisfallwerte auf einen bundeseinheitlichen Basisfallwert nach 2014 gestoppt. Traditionell hatte Schleswig-Holstein schon immer ein vergleichsweise niedriges Budget für die somatische stationäre Versor- gung und damit niedrige Fallkosten. Das heißt, für glei- che Tätigkeiten erhalten die Krankenhäuser in Schles- wig-Holstein weniger als Krankenhäuser in anderen Bundesländern. Eine dauerhafte Schlechterstellung der Krankenhäu- ser in Schleswig-Holstein ist nicht akzeptabel. Der Pro- zess der Angleichung der Basisfallwerte muss weiterge- führt werden, um ein faires wettbewerbliches System im Krankenhausbereich zu erreichen. Dr. Ilja Seifert (DIE LINKE): In der Koalitionsver- einbarung heißt es unter dem Punkt 7.4 „Menschen mit Behinderungen“: Politische Entscheidungen, die Menschen mit Be- hinderungen direkt oder indirekt betreffen, müssen sich an den Inhalten der UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderungen messen lassen. Auch der heute zur Abstimmung stehende Gesetzent- wurf der Koalition zur Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung muss sich – hier stimme ich mit der CDU/CSU und FDP hoffentlich überein – daran messen lassen; denn der überwiegende Teil der Men- schen mit Behinderungen sind Mitglieder in der Gesetz- lichen Krankenversicherung. Was also sind die Inhalte der UN-Behindertenrechts- konvention, vor allem in den Art. 25 „Gesundheit“ und Art. 26 „Habilitation und Rehabilitation“, an der ich m g l t d t F g r N w (C (D eine heutige Entscheidung zur Abstimmung der vorlie- enden Gesetzentwürfe und Anträge messe? Ich zitiere aus Art. 25 der seit März 2009 in Deutsch- and geltenden Behindertenrechtskonvention: Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Men- schen mit Behinderungen, das erreichbare Höchst- maß an Gesundheit ohne Diskriminierung aufgrund von Behinderung zu genießen. … Insbesondere a) stellen die Vertragsparteien Menschen mit Behin- derungen eine unentgeltliche oder erschwingliche Gesundheitsversorgung in derselben Bandbreite, von derselben Qualität und auf demselben Standard zur Verfügung wie anderen Menschen …; b) bieten die Vertragsstaaten die Gesundheitsleis- tungen an, die von Menschen mit Behinderungen speziell wegen ihrer Behinderungen benötigt wer- den, soweit angebracht, einschließlich Früherken- nung und Frühintervention, sowie Leistungen, durch die, auch bei Kindern und älteren Menschen, weitere Behinderungen möglichst gering gehalten oder vermieden werden sollen; c) bieten die Vertragsstaaten diese Gesundheitsleis- tungen so gemeindenah wie möglich an, auch in ländlichen Gebieten; d) erlegen die Vertragsstaaten den Angehörigen der Gesundheitsberufe die Verpflichtung auf, Men- schen mit Behinderungen eine Versorgung von glei- cher Qualität wie anderen Menschen angedeihen zu lassen, namentlich auf der Grundlage der freien Einwilligung nach vorheriger Aufklärung, indem sie unter anderem durch Schulungen und den Erlass ethischer Normen für die öffentliche und private Gesundheitsversorgung das Bewusstsein für die Menschenrechte, die Würde, die Autonomie und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen schärfen; e) verbieten die Vertragsstaaten die Diskriminie- rung von Menschen mit Behinderungen in der Krankenversicherung und in der Lebensversiche- rung … solche Versicherungen sind zu fairen und angemessenen Bedingungen anzubieten; f) verhindern die Vertragsstaaten die diskriminie- rende Vorenthaltung von Gesundheitsversorgung oder -leistungen oder von Nahrungsmitteln und Flüssigkeiten aufgrund von Behinderung. Spielten die Inhalte dieses Artikels der UN-Behinder- enrechtskonvention bei den politischen Entscheidungen es Bundesgesundheitsministers und der Koalitionsfrak- ionen eine Rolle? Ich meine: Nein! Wird mit dem zur Abstimmung stehenden Gesetz zur inanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung die esundheitliche Versorgung von Menschen mit Behinde- ungen in irgendeiner Weise verbessert? Ich meine: ein! Im Gegenteil: Auch Menschen mit Behinderungen erden infolge dieses Gesetzes mehr zahlen und schlech- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 7935 (A) ) )(B) tere Leistungen erhalten. Damit macht die Bundesregie- rung deutlich, wie ernst sie es mit der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und ihren in diesem Zusammenhang gegebenen Versprechungen meint. Deshalb sage ich bei der Abstimmung: Nein! Anlage 3 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Dr. Bärbel Kofler und Angelika Graf (Rosenheim) (beide SPD) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen Fi- nanzierung der Gesetzlichen Krankenversiche- rung (GKV-Finanzierungsgesetz – GKV-FinG) (Tagesordnungspunkt 32 a) „Eine Umstellung der bestehenden, am Lohn orientier- ten und sozial gerechten Arbeitnehmerbeiträge auf eine Pauschale wird es mit mir nicht geben“, erklärte der CSU- Vorsitzende Horst Seehofer noch im Februar 2010. Leider waren sämtliche Äußerungen der Herren Seehofer, Dobrindt oder Söder nur ein erbärmliches Schmieren- theater auf Kosten der Älteren, der Mittelschicht, der ein- fachen sowie der einkommensschwachen gesetzlich Ver- sicherten in unserer Gesellschaft. Mit dem Einstieg in ein Kopfpauschalenmodell, das der Gesetzentwurf vorsieht, droht diesen Bevölkerungsgruppen eine massive Belas- tung und deutlich weniger Netto vom Brutto. Der Wort- bruch der CSU führt künftig zu unbegrenzt wachsenden Kopfpauschalen. Die Christlich Soziale Union unter- schreibt mit ihrer Zustimmung zum GKV-FinG ihre Bankrotterklärung und blendet die Realität ganzer Bevöl- kerungsgruppen wie der Rentnerinnen und Rentner voll- kommen aus. Der Arbeitgeberbeitrag wird nach der im Gesetzent- wurf geplanten Erhöhung eingefroren. Die solidarische Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung durch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Rentnerin- nen und Rentner auf der einen Seite und Arbeitgeber auf der anderen Seite will die Bundesregierung damit syste- matisch beenden. Weil die Arbeitgeber von CDU, CSU und FDP aus der Solidarität entlassen werden, müssen ge- setzlich versicherte Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer sowie Rentnerinnen und Rentner die zu erwartenden künftigen Kostensteigerungen alleine stemmen. Für die Höhe der Kopfpauschale pro Kassenmitglied spielt es keine Rolle, ob die Betroffenen nur über eine kleine Rente verfügen oder zu den Gutverdienern gehö- ren. Kleine Einkommen werden also durch den Gesetz- entwurf überproportional belastet. Das bedeutet eine drastische und klare Umverteilung von unten nach oben, die ich als zutiefst unsozial ablehne. Der sogenannte „Sozialausgleich“ ist ein Abbild für die Verschleierung der unsozialen Politik der schwarz- gelben Bundesregierung und verdient den Namen nicht. Der „Sozialausgleich“ ist ein schäbiges bürokratisches Monstrum, das an Zynismus kaum zu überbieten ist und n r g d B V t d e l d c d v s s V d v d n c v d d d t S a s l n 7 i r A (C (D euerdings selbst von den eigenen Erfindern als unge- echt und überarbeitungswürdig bezeichnet wird. Er leicht auch bei kleinen Einkommen in keinster Weise ie zusätzlichen Kosten für die Zusatzbeiträge aus. Der Gesetzentwurf sieht zwar zahlreiche zusätzliche elastungen, aber leider in keinem Punkt eine bessere ersorgung der gesetzlich Versicherten vor. Im Gegen- eil: Mit der im Gesetzentwurf vorgesehenen Änderung es § 73 b SGB V werden die Hausarztverträge, die auf ine bessere Versorgung der gesetzlich Versicherten zie- en, faktisch ausgehebelt. Dies ist ein weiterer Wortbruch er CSU, die den Erhalt der Hausarztverträge verspro- hen hatte, und vergrößert insbesondere die Problematik er hausärztlichen Versorgung im ländlichen Raum. Es ist öllig absurd, dass die Bundesregierung eine Kommis- ion eingesetzt hat und über die Stärkung der Hausärzte pricht, aber das Gegenteil macht, wenn es konkret wird. Ich bin zutiefst entsetzt, wie hier mit den gesetzlich ersicherten umgegangen wird. Eine Bundesregierung, ie so agiert und den Privatversicherungen jeden Wunsch on den Lippen abliest, ist nicht nur sehr weit weg von en Menschen, sie untergräbt den Zusammenhalt der Ge- erationen und die Solidarität von Starken und Schwa- hen, von Gesunden und Kranken. Sie wird die Politik- erdrossenheit in unserem Land steigern. Sie schadet amit der parlamentarischen Demokratie. Es wird immer deutlicher, dass die Bürgerversicherung er SPD die einzig gerechte und nachhaltige Antwort auf ie demografische Entwicklung und die steigenden Kos- en des medizinischen Fortschritts ist. Wir brauchen mehr olidarität und nicht ein Aufbürden kommender Lasten llein auf die gesetzlich Versicherten. Für eine solidari- che Gesundheitsversorgung für alle – finanziert von al- en! Wir lehnen den unsozialen Gesetzentwurf aus den ge- annten Gründen entschieden ab und bedauern, dass die 0 Millionen gesetzlich Versicherten die einzige Gruppe m Gesundheitswesen sind, die bei dieser Bundesregie- ung keine Lobby hat. nlage 4 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Peter Weiß (Emmendingen), Ernst-Reinhard Beck (Reutlingen), Veronika Bellmann, Heike Brehmer, Ingrid Fischbach, Ingo Gädechens, Frank Heinrich, Rudolf Henke, Robert Hochbaum, Axel Knoerig, Dr. Hermann Kues, Katharina Landgraf, Ingbert Liebing, Matthias Lietz, Rita Pawelski, Erwin Rüddel, Anita Schäfer (Saalstadt), Karl Schiewerling, Uwe Schummer, Armin Schuster (Weil am Rhein), Volkmar Vogel (Kleinsaara), Dr. Johann Wadephul, Marcus Weinberg (Hamburg), Peter Wichtel, Dr. Matthias Zimmer und Willi Zylajew (alle CDU/CSU) zur namentlichen Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur nachhalti- gen und sozial ausgewogenen Finanzierung der 7936 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 (A) ) )(B) Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Fi- nanzierungsgesetz – GKV-FinG) (Tagesordnungs- punkt 32 a) „Gesundheit wird in einer älter werdenden Gesell- schaft, die den Zugang zu medizinischem Fortschritt für alle, unabhängig von Alter, Einkommen oder sozialem Status, erhalten will, teurer werden.“ Diese Wahrheit ist so simpel wie offensichtlich und wird doch allzu häufig negiert. Ziel muss es daher sein, steigende Gesundheitskosten in Zukunft nicht weiterhin automatisch zulasten der Ar- beitskosten in Deutschland zu finanzieren. Denn immer weiter steigende Sozialversicherungsbeiträge belasten Investitionen und sozialversicherungspflichtige Arbeits- plätze in Deutschland. Dies ist der entscheidende An- satzpunkt der aktuell diskutierten Finanzreform für die gesetzliche Krankenversicherung: Sie entkoppelt die künftigen Ausgabensteigerungen im Gesundheitswesen von den Lohnkosten. Denn sie werden über den lohnun- abhängigen Zusatzbeitrag, den die Kassen kassenindivi- duell von ihren Mitgliedern erheben können, finanziert. Damit niemand überfordert wird, erhalten diejenigen Beitragszahler eine aus Steuermitteln finanzierte Entlas- tung, bei denen der durchschnittliche Zusatzbeitrag 2 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens über- steigt. Damit wird erstmals der Sozialausgleich in der gesetzlichen Krankenversicherung auf wesentlich brei- tere Füße gestellt, da durch die Steuerfinanzierung alle Steuerzahler – übrigens inklusive der Privatversicherten und der Arbeitgeber – nach ihrer tatsächlichen Leis- tungsfähigkeit zum Sozialausgleich beitragen. Dies ist ein beachtlicher Schritt, denn bisher lastete seit Bismarck die gesamte Beitragslast in der GKV nahezu ausschließlich auf den Schultern der abhängig Beschäf- tigten und Rentner in Deutschland. Allerdings bleibt eine Ungerechtigkeit: Für die Frage, wer überfordert ist und damit einen Sozialausgleich er- hält oder nicht, werden nur Lohn, Gehalt und Rente he- rangezogen. Einkünfte zum Beispiel aus Vermietung und Verpachtung, Zinsen oder Dividenden und andere Ein- künfte spielen dabei nach dem vorliegenden Gesetzent- wurf weiterhin keine Rolle. So kann es passieren, dass jemand mit einem kleinen Erwerbseinkommen oder ei- ner kleinen Rente einen Steuerzuschuss zum Zusatzbei- trag erhält, obwohl der Versicherte etwa über erhebliche Zins- oder Mieteinnahmen verfügt. Dies ist nicht ge- recht. Zu Recht wird übrigens bei den freiwillig Versi- cherten bereits von Anfang an das Gesamteinkommen für den Sozialausgleich berücksichtigt. Daher wäre es richtig, generell beim Sozialausgleich nicht allein auf das beitragspflichtige Einkommen aus Lohn, Gehalt und Rente abzustellen, sondern die ge- samte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des zahlenden Mitgliedes zu berücksichtigen. Ein solcher Ansatz wird bereits seit 2004 bei der Überforderungsklausel für Zu- zahlungen – unter anderem zu Medikamenten und Heil- und Hilfsmitteln – von 2 Prozent – bzw. 1 Prozent für chronisch Kranke – zugrunde gelegt. Es gibt pro Jahr bis z l s ü e t K – z W E e m k b d s d d g s W h r D z m g A v z s s – – – – – – (C (D u 7 Millionen Anträge auf Befreiung von der Zuzah- ung, die von den Krankenkassen geprüft werden müs- en, ohne dass bis heute jemand diesen Aufwand als bermäßig bezeichnet hätte. Denn natürlich bedeutet ine Berücksichtigung der tatsächlichen Einkommenssi- uation im ersten Schritt zusätzlichen Aufwand für die rankenkassen. Aber der enorme Gerechtigkeitsgewinn und auch die daraus resultierende Ersparnis beim So- ialausgleich – machte dies zumindest mittelfristig bei eitem wett. Zudem wäre die Zahl der tatsächlichen zusätzlichen inkommensprüfungen derzeit überschaubar, da nur bei inem geringen Teil der Mitglieder notwendig. So üsste zum Beispiel eine tatsächliche Prüfung der Ein- ommenssituation bei einem durchschnittlichen Zusatz- eitrag von 10 Euro wohl nur bei denjenigen erfolgen, ie weniger als 500 Euro Einkommen haben. Dies be- chränkt sich auf knapp 1 Million Menschen. Zudem arf man davon ausgehen, dass bereits ein großer Anteil avon einen Antrag auf Befreiung von der Zuzahlung estellt haben dürfte, sodass die jeweilige Einkommens- ituation den Krankenkassen bekannt ist. Erst dieser Schritt macht den nun eingeschlagenen eg einer gerechteren weil die tatsächliche Leistungsfä- igkeit der Versicherten berücksichtigenden, Finanzie- ung der gesetzlichen Krankenversicherung komplett. a sich im Gesetzgebungsverfahren zum GKV-Finan- ierungsgesetz keine Mehrheiten dafür finden ließen, uss er spätestens bei der nächsten Finanzreform fol- en. nlage 5 Amtliche Mitteilungen Der Bundesrat hat in seiner 876. Sitzung am 5. No- ember 2010 beschlossen, den nachstehenden Gesetzen uzustimmen bzw. einen Antrag gemäß Artikel 77 Ab- atz 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen bzw. einen Ein- pruch gemäß Artikel 77 Absatz 3 nicht einzulegen: Gesetz zur Umsetzung der geänderten Banken- richtlinie und der geänderten Kapitaladäquanz- richtlinie Gesetz zum Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über Fi- nanzbeiträge der Europäischen Union zum Inter- nationalen Fonds für Irland (2007 – 2010) Bundesbesoldungs- und -versorgungsanpassungs- gesetz 2010/2011 (BBVAnpG 2010/2011) Viertes Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungs- rechtlicher Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR Gesetz über die weitere Bereinigung von Bundes- recht Neuntes Gesetz zur Änderung des Bundes-Immis- sionsschutzgesetzes Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 72. Sitzung. Berlin, Freitag, den 12. November 2010 7937 (A) (C) )(B) – Gesetz zu dem Änderungsprotokoll vom 21. Ja- nuar 2010 zum Abkommen vom 11. April 1967 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Belgien zur Vermeidung der Dop- pelbesteuerungen und zur Regelung verschiedener anderer Fragen auf dem Gebiete der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen einschließlich der Gewerbesteuer und der Grundsteuern sowie des dazugehörigen Schlussprotokolls in der Fassung des Zusatzabkommens vom 5. November 2002 Auswärtiger Ausschuss – Unterrichtung durch die Bundesregierung Zweiter Bericht der Bundesregierung über die Umset- zung des Aktionsplans „Zivile Krisenprävention, Kon- fliktlösung und Friedenskonsolidierung“ – Krisenprä- vention als gemeinsame Aufgabe – Drucksachen 16/10034, 17/790 Nr. 2 – Finanzausschuss – Gesetz zu dem Abkommen vom 17. Februar 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Arabischen Republik Syrien zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen – Gesetz zu dem Abkommen vom 23. Februar 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Malaysia zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen – Gesetz zum Abkommen vom 25. Januar 2010 zwi- schen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Bulgarien zur Vermeidung der Doppel- besteuerung und der Steuerverkürzung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 30. März 2010 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland zur Vermeidung der Doppelbesteue- rung und zur Verhinderung der Steuerverkür- zung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkom- men und vom Vermögen – Gesetz zu dem Abkommen vom 19. März 2010 zwi- schen der Regierung der Bundesrepublik Deutsch- land und der Regierung von Anguilla über den steuerlichen Informationsaustausch Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat mitgeteilt, dass sie den Antrag Abschaffung der Visumspflicht für Albanien und Bosnien und Herzegowina auf Drucksa- che 17/3438 zurückzieht. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Absatz 3 Satz 2 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu den nachstehenden Vorlagen absieht: m U n (D – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht der Bundesregierung zur Steuerbegünstigung für Biokraft- und Bioheizstoffe 2008 – Drucksachen 16/13900, 17/3110 Nr. 1 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht zur Steuerbegünstigung für Biokraft- und Bio- heizstoffe 2009 – Drucksachen 17/2861, 17/3110 Nr. 3 – – Unterrichtung durch die Bundesregierung Bericht über die Auswirkungen des vorläufigen Verfah- rens der Erhebung der Kirchensteuer auf die Kapital- ertragsteuer sowie dessen Überprüfung mit dem Ziel der Einführung eines umfassenden verpflichtenden Quellensteuerabzuges auf Grundlage eines elektroni- schen Informationssystems 2010 – Drucksachen 17/2865, 17/3110 Nr. 4 – Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben itgeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden nionsdokumente zur Kenntnis genommen oder von ei- er Beratung abgesehen hat. Auswärtiger Ausschuss Drucksache 17/2994 Nr. A.4 EuB-BReg 104/2010 Innenausschuss Drucksache 17/3280 Nr. A.7 Ratsdokument 14376/10 Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Drucksache 17/3135 Nr. A.5 Ratsdokument 13146/10 Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Drucksache 17/2994 Nr. A.59 Ratsdokument 12664/10 Drucksache 17/3135 Nr. A.7 Ratsdokument 13329/10 72. Sitzung Berlin, Freitag, den 12. November 2010 Inhalt: Redetext Anlagen zum Stenografischen Bericht Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Anlage 4 Anlage 5
Gesamtes Protokol
Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707200000

Die Sitzung ist eröffnet. Guten Morgen, liebe Kolle-

ginnen und Kollegen! Ich begrüße Sie alle herzlich.


(Thomas Oppermann [SPD]: Nur ein Minister da, Herr Präsident! – Weiterer Zuruf von der SPD: Volle Solidarität!)


– Aber das ist doch auch der, der jetzt gebraucht wird.


(Elke Ferner [SPD]: Aber das Kabinett lässt Sie ganz schön alleine!)


– Na ja, aber die ganze Weide hier ist ja auch noch ein
bisschen übersichtlich.

Ich möchte darauf hinweisen, dass der Ältestenrat
gestern in seiner Sitzung vereinbart hat, während der
Haushaltsberatungen in unserer nächsten Sitzungswo-
che ab dem 22. November, wie auch sonst üblich, keine
Befragung der Bundesregierung, keine Fragestunde und
auch keine Aktuellen Stunden durchzuführen. Darf ich
dazu allgemeines Einvernehmen feststellen? – Das ist
offensichtlich der Fall.

Ich rufe nun die Tagesordnungspunkte 32 a und 32 b
auf:

a) – Zweite und dritte Beratung des von den Fraktio-
nen der CDU/CSU und der FDP eingebrachten

Redet
Entwurfs eines Gesetzes zur nachhaltigen und
sozial ausgewogenen Finanzierung der Gesetz-

(GKV-Finanzierungsgesetz – GKV-FinG)

– Drucksache 17/3040 –

– Zweite und dritte Beratung des von der Bundes-
regierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes
zur nachhaltigen und sozial ausgewogenen
Finanzierung der Gesetzlichen Kranken-

(GKV-Finanzierungsgesetz – GKV-FinG)

– Drucksachen 17/3360, 17/3441 –
Beschlussempfehlung und Bericht des
ses für Gesundheit (14. Ausschuss)

– Drucksache 17/3696 –

(C (D ung . November 2010 0 Uhr Berichterstattung: Abgeordnete Jens Spahn Dr. Karl Lauterbach Ulrike Flach Harald Weinberg Birgitt Bender – Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 der Geschäftsordnung – Drucksache 17/3697 – Berichterstattung: Abgeordnete Alois Karl Ewald Schurer Ulrike Flach Michael Leutert Sven-Christian Kindler b)

richts des Ausschusses für Gesundheit (14. Aus-
schuss)

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Edgar
Franke, Bärbel Bas, Petra Ernstberger, weiterer
Abgeordneter und der Fraktion der SPD

Patientenschutz statt Lobbyismus – Keine
Vorkasse in der gesetzlichen Krankenversi-

ext
cherung

– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Martina
Bunge, Kathrin Senger-Schäfer, Harald
Weinberg, weiterer Abgeordneter und der Frak-
tion DIE LINKE

Solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversi-
cherung in Gesundheit und Pflege einführen

– zu der Unterrichtung durch die Bundesregie-
rung

Bericht des GKV-Spitzenverbandes über die
Erfahrungen mit den durch das GKV-WSG
bewirkten Rechtsänderungen in § 13 Ab-

des Fünften Buches Sozialgesetzbuch

sachen 17/3427, 17/1238, 16/12639,

Ausschus- satz 2

– Druck
17/3696





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Berichterstattung:
Abgeordnete Jens Spahn
Dr. Karl Lauterbach
Ulrike Flach
Harald Weinberg
Birgitt Bender

Zu dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU
und FDP liegt je ein Entschließungsantrag der Fraktio-
nen der SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen
vor.

Über den Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/
CSU und FDP sowie über den Entschließungsantrag der
Fraktion Die Linke werden wir später namentlich ab-
stimmen.

Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für
die Aussprache 90 Minuten vorgesehen. – Ich höre kei-
nen Widerspruch. Dann können wir so verfahren.

Ich eröffne die Aussprache. Das Wort erhält zunächst
die Kollegin Ulrike Flach für die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ulrike Flach (FDP):
Rede ID: ID1707200100

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das GKV-

Finanzierungsgesetz, das wir heute hier beraten, bedeu-
tet eine deutliche Zäsur in der deutschen Gesundheits-
politik.


(Andrea Nahles [SPD]: Allerdings! Das kann man wohl sagen! – Weiterer Zuruf von der LINKEN: Das kann man wohl sagen! – Gegenruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP]: Nur kein Neid!)


Wir schaffen heute den Einstieg – das ist etwas, was hier
in diesem Hause oft genug bezweifelt worden ist – in die
strukturelle Umstellung auf eine einkommensunabhän-
gige und damit natürlich konjunkturunabhängige Finan-
zierung des Gesundheitssystems.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Aha! Seehofer ist umgefallen!)


Wir sehen doch seit vielen Jahren, dass die Ausgaben
der gesetzlichen Krankenversicherung schneller wach-
sen als die beitragspflichtigen Einnahmen. Wir müssen
uns deshalb – das muss jeder in diesem Lande wissen,
der auf die Oppositionspolemik der vergangenen Wo-
chen hereinfällt – vom Lohnbezug der Beiträge lösen;
denn steigende Beiträge führen zu steigenden Lohn-
nebenkosten und sie gefährden damit Arbeitsplätze. Un-
ser Ziel ist, genau dies zu verhindern.


(Elke Ferner [SPD]: Geht es hier um Gesundheit oder Arbeitsplätze?)


Die Sicherung von Arbeitsplätzen ist eines der großen
Ziele dieser Koalition und damit auch ein entscheiden-
des Element der liberal-christlich-demokratischen So-
zialpolitik.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


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(C (D Das Einfrieren des Arbeitgeberanteils sichert Bechäftigung, weil sich die Lohnzusatzkosten eben nicht ehr erhöhen. Schwankungen der Konjunktur und hö ere Arbeitslosigkeit schlagen damit nicht mehr so stark uf die Gesundheitsfinanzierung durch. Die Weiterenticklung der Zusatzbeiträge mit Sozialausgleich tellt sicher, dass Geringverdiener nicht überfordert weren und einen sozialen Ausgleich erhalten. Auch das uss man an dieser Stelle sagen. Das ist neu, meine Daen und Herren. as haben eine sozialdemokratische und auch eine rotrüne Regierung nie geschafft. Wir schaffen einen soziaen Ausgleich im deutschen Gesundheitssystem. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das glauben Sie doch selbst nicht! – Weitere Zurufe von der SPD)


(Elke Ferner [SPD]: Kopfpauschale ist das!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Außerdem haben wir auf das Milliardendefizit bei
en gesetzlichen Krankenversicherungen reagiert und
ies durch harte Einsparungen bei den Leistungsträgern
owie mit Anpassungen der Beiträge und Rückführun-
en auf den Vorkrisenstand bei Arbeitnehmern und Ar-
eitgebern ausgeglichen. Was wir aber nicht getan ha-
en, liebe Kolleginnen und Kollegen: Wir belasten nicht
ie Patienten in diesem Lande.


(Elke Ferner [SPD]: Doch! Sie plündern sie aus! – Weitere Zurufe von der SPD)


ie Patienten können darauf setzen, dass dieses Gesund-
eitssystem auch in Zukunft funktioniert. Sie können
ich auf uns verlassen. Nicht die Patienten werden ge-
roffen, sondern die Leistungsträger, die bei diesen Ein-
parungen dabei sein müssen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Sie haben Ihr eigenes Gesetz nicht gelesen!)


Wir sichern die Einnahmeseite, und wir stabilisieren
ie Ausgabenseite. Das ist erheblich mehr, als alle ande-
en in diesem Hause vor uns geschafft haben. In einer
esellschaft des längeren Lebens mit weniger Kindern
nd erheblichem medizinischem Fortschritt wird Ge-
undheit in der Tendenz teurer. Jeder, der etwas anderes
ehauptet, macht den Leuten doch etwas vor, meine Da-
en und Herren.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Märchenstunde!)


Die Alternative zu dem heutigen Gesetz wäre, dass
ir Leistungen streichen müssten. Genau dies werden
ir nicht tun, genau dies wollen wir nicht. Dafür ist das
eute zu beratende Gesetz da.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Unsere Maßnahmen werden die Ausgaben stabilisie-
en. Das hat der Schätzerkreis vor wenigen Tagen erneut
estätigt. Die Ausgaben der GKV werden im nächsten





Ulrike Flach


(A) )


)(B)

Jahr voll gedeckt werden können, und der durchschnittli-
che Zusatzbeitrag wird 2011 bei null Euro liegen. Das ist
eine gute Botschaft für die Versicherten. Hätten wir
nämlich Ihr System weiterlaufen lassen, liebe Damen
und Herren von der Sozialdemokratie, dann wären zahl-
reiche Kassen in diesem Lande in den Ruin gelaufen.


(Elke Ferner [SPD]: Schwachsinn! Das glauben Sie doch selber nicht!)


Viele Menschen hätten Zusatzbeiträge zahlen müssen.
Das haben wir verhindert; das ist auch das Ziel unserer
Reform gewesen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Lassen Sie mich ganz zum Schluss noch zwei Worte
zu dem sagen, was man, abgelesen von kleinen Zetteln,
in diesen Tagen so von Ihnen hört. Der Arbeitskreis der
SPD hat wohl getagt und ein Mäuschen geboren, das er
Bürgerversicherung nennt. Sie haben nichts durchge-
rechnet, überhaupt nichts durchgerechnet. Sie haben sich
mit keinerlei technischen Problemen befasst. Technische
Probleme, wie Sie sie bei uns immer anprangern, können
bei Ihnen gar nicht vorkommen, weil Sie sich überhaupt
nicht damit befassen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Sie sagen den Leuten übrigens auch nicht, ob zum Bei-
spiel die Ehefrauen in Zukunft noch mitversichert sein
werden. Es würde mich einmal interessieren, ob Sie das
tun.


(Elke Ferner [SPD]: Wer bestreitet das denn? Absurd!)


Von den Grünen haben wir darauf eine klare Antwort,
dass es nicht so sein wird.


(Andrea Nahles [SPD]: Jetzt werfen Sie aber Nebelkerzen!)


Sie haben natürlich auch kein Modell für die Wirk-
lichkeit vorgelegt. Das, was Sie den Menschen in diesem
Hause und draußen vor den Fernsehern erzählen, ist ne-
bulös und hat mit einer Lösung für dieses Gesundheits-
system nichts zu tun. Wir hingegen haben etwas vorge-
legt. Wir sorgen dafür, dass das Ganze laufen kann, und
wir freuen uns auf die Reformen der nächsten Monate.

Herzlichen Dank, meine Damen und Herren.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707200200

Das Wort erhält nun die Kollegin Andrea Nahles für

die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU/ CSU: Jetzt kommt die Gesundheitsexpertin schlechthin!)



Andrea Nahles (SPD):
Rede ID: ID1707200300

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Eine Zäsur ist es wohl, Frau Flach. Nach mei-
ner Auffassung erleben wir hier heute den ersten Schritt

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(C (D n die Privatisierung der gesetzlichen Krankenversiherung. Hier wird aus meiner Sicht versucht, die Prinipien der privaten Krankenversicherung einer im Kern ntakten Solidargemeinschaft überzustülpen. Meiner einung nach ist das vor allem schlecht für 70 Millioen gesetzlich Versicherte, für alle Patientinnen und Paienten. Es geht Ihnen doch in Wirklichkeit nicht um die eform des Systems. Sie wollen den Wechsel des Sys ems, Herr Rösler. Das ist der entscheidende Punkt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


Wir haben hier im Grunde genommen einen groß an-
elegten Feldversuch, in dem die Menschen an die Prin-
ipien der privaten Krankenversicherung herangeführt
erden sollen, und das wollen die Menschen in Deutsch-

and nicht.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was haben Sie denn in der Großen Koalition gemacht?)


as wollen denn die Menschen eigentlich? Sie wollen
weierlei: Erstens wollen sie, wenn sie krank werden, Si-
herheit haben, dass sie die bestmögliche medizinische
ersorgung bekommen. Das Zweite, was Menschen
ollen, ist, dass es dabei gerecht zugeht, und zwar so-
ohl im Wartezimmer als auch auf dem Lohnzettel oder

m Rentenbescheid.


(Beifall bei der SPD)


Was legen Sie demgegenüber heute hier vor? Den Pa-
ienten wird es nicht besser gehen. Die Versorgung wird
icht verbessert, in keinem Punkt. Aber es wird an vielen
unkten für die Mehrheit der Versicherten in Deutsch-

and ungerechter werden.


(Beifall bei der SPD – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Können wir mal etwas Konkretes hören?)


Deswegen, lieber Herr Rösler, muss man auch einmal
lar benennen, welche Interessen Sie heute hier vertre-
en. Sie vertreten nämlich nicht die Interessen der Versi-
herten, Sie verdienen den Namen Gesundheitsminister
icht. Sie sind der Cheflobbyist der 4 Prozent Spitzen-
erdiener, die in den Umfragen als Letzte treu zur FDP
tehen. Das kann man hier doch einmal schlicht zusam-
enfassen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Widerspruch bei der CDU/ CSU und der FDP)


Die Aussage hinsichtlich des Cheflobbyismus will ich
uch begründen: Sie haben allen Ernstes die Chuzpe, die
rbeitgeberbeiträge einzufrieren. Dies geschieht in ei-
er Zeit, in der die gesundheitlichen Belastungen für
rbeitnehmer nachweislich durch Überstunden und
eistungsverdichtung stetig steigen. Insbesondere psy-
hische Erkrankungen sind mittlerweile zu einer der gro-
en Volkskrankheiten geworden. In dieser Situation ent-
assen Sie die Arbeitgeber aus der Verantwortung für die
esundheit der Arbeitnehmer. Das ist mies. Ihre Politik
edeutet eines: mehr Netto – allerdings nur für die Ar-





Andrea Nahles


(A) )


)(B)

beitgeber in Deutschland. Etwas anderes wird durch Ihre
Maßnahmen nicht erreicht.


(Beifall bei der SPD)


Wir erleben hier die Einführung einer Kopfpauschale.
Je weniger man verdient, desto höher ist die Belastung.
Das kehrt das Solidarprinzip um. Ich kann Ihnen nur sa-
gen: Die Menschen werden dies merken. Bei 1 000 Euro
Rente entspricht eine Kopfpauschale in Höhe von
40 Euro einer 4-prozentigen Rentenkürzung. Das wer-
den die 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner in
Deutschland sehr bald in ihrem Rentenbescheid erken-
nen können.

Herr Rösler, Sie sprechen von Sozialausgleich. Sie
bekommen noch nicht einmal in Ihren eigenen Reihen
ein Gerechtigkeitsattest. Herr Spahn, Herr Straubinger
und Frau Flach haben es Ihnen doch am 4. November
schriftlich gegeben – ich zitiere –:

So kann es passieren, dass jemand einen Steuerzu-
schuss erhält, obwohl der Versicherte etwa über
hohe Zins- und Mieteinnahmen verfügt. Das ist
nicht gerecht.


(Beifall bei der SPD – Beifall des Abg. Volker Kauder [CDU/CSU] – Volker Kauder [CDU/ CSU]: Wir sind nicht auf einem Parteitag!)


Herr Spahn, Herr Straubinger und Frau Flach, wenn
Sie diese Reform nicht für gerecht halten, dann haben
Sie doch das Kreuz und verhindern Sie diese Reform.

Der zweite Streich des Ministers ist die Vorkasse. Ich
kann Ihnen nur sagen: Wir haben bisher überhaupt kein
Problem mit dem Sachleistungsprinzip in der gesetzli-
chen Krankenversicherung gehabt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Zu Stuttgart 21 haben Sie noch nichts gesagt!)


Bei der Vorkasse gibt es aber das Problem, dass die
Leute allein auf den Risiken sitzen bleiben, wenn der
Arzt mehr abrechnet, als die Kasse ihnen erstattet.


(Ulrike Flach [FDP]: Sie haben das Gesetz gar nicht gelesen!)


Das wird massenhaft passieren. Das ist Scheckbuchme-
dizin. Das können wir den Menschen nicht zumuten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Volker Kauder [CDU/CSU]: Quatsch!)


Die Vorkasse ist für mich die Einführung eines Drei-
klassensystems. Jeder von uns kennt doch die Situation
– ich bin AOK-Versicherte –, dass man als gesetzlich
Versicherter schon jetzt immer länger warten muss


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie bestimmt nicht!)


und dass man einen schlechteren Zugang zu Spezialisten
hat. Dies ist so, weil es Privatpatienten gibt. Jetzt wird
eine weitere Klasse von Versicherten eingeführt. Sie sa-
gen, die Vorkasse sei freiwillig. Wissen Sie, wie es nach-
her in den Praxen läuft? Wer schnell behandelt werden
will, bekommt einen kurzfristigen Termin nur dann,

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(C (D enn er Geld auf die Anmeldetheke der Arztpraxis legt. as wird die Realität in Deutschland werden. Das bringt ichts außer Verdruss. (Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie führen hier ein Großexperiment durch. Ich sage
hnen: Mit der Gesundheit von 70 Millionen Versicher-
en macht man keine Experimente, meine Damen und
erren von der Bundesregierung.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Frau Flach, es gibt sehr wohl eine Alternative, die
ine hochwertige Gesundheitsversorgung mit gleichem
ugang zu medizinischen Leistungen für alle Bürgerin-
en und Bürger sicherstellt. Dieser Weg setzt auf mehr
olidarität und nicht auf die weitere Spaltung dieses
andes. Was mir besonders wichtig ist: Nur die Bürger-
ersicherung kann verhindern, dass die Patienten den
obbyisten in diesem Land ausgeliefert werden.


(Widerspruch bei der FDP)


eswegen setzen wir uns dafür ein.


(Beifall bei der SPD)


Ich bin davon überzeugt – das ist auch die Überzeu-
ung meiner Partei, die dieses System entwickelt hat –,


(Lachen des Abg. Jens Spahn [CDU/CSU])


ass die Mehrheit der Menschen in unserem Land die
ürgerversicherung unterstützen wird.


(Lars Lindemann [FDP]: Ihre Partei ist die Mehrheit? Da lachen ja die Hühner!)


ndem wir die Bürgerversicherung einführen, werden
ir die Solidarität stärken. Sie werden bei der nächsten
ahl für Ihre Politik die Quittung bekommen.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707200400

Nächster Redner ist der Kollege Dr. Rolf Koschorrek

ür die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Volker Kauder [CDU/CSU]: Rolf, sag ihr mal, was wahr ist!)



Dr. Rolf Koschorrek (CDU):
Rede ID: ID1707200500

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe

ollegin Nahles, ich habe heute mit großer Erwartung
ier gesessen, um zu hören, was Sie konkret zu den
aßnahmen der Regierung sagen. Es hat mich auch in-

eressiert, ob Ihre Ausführungen zu der Frage, was die
ürgerversicherung auszeichnet, über die blumigen und
her nebulösen Ankündigungen auf Ihrer Pressekonfe-
enz Anfang dieser Woche hinausgehen. Das, was wir
ier eben erlebt haben, war ein großes schwarzes Loch:
ieder einmal schlicht gar nichts.





Dr. Rolf Koschorrek


(A) )


)(B)

Das, was wir in der Regierungskoalition gestern und
heute im Gesetzgebungsverfahren dem Parlament vorle-
gen, ist gelebte Solidarität. Wir sorgen dafür, die finan-
zielle Basis der gesetzlichen Krankenversicherung zu
stabilisieren.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD und der LINKEN – Elke Ferner [SPD]: Stimmt doch nicht!)


Wir stellen das anerkannt gute deutsche Gesundheitssys-
tem auf eine solide finanzielle Basis und schaffen uns
dafür Raum, in den kommenden Monaten und im nächs-
ten Jahr die restlichen Vorhaben der Koalition, die wir
im Koalitionsvertrag festgelegt haben, in Angriff zu neh-
men. Dann wollen wir genau die Punkte umsetzen, die
Sie kritisieren – das ist recht so –: Wir gehen an die
Strukturen heran; wir werden die Effizienz des Systems
steigern.

Das funktioniert nur, wenn wir vorher dafür gesorgt
haben, dass die finanzielle Basis, auf der wir die ganze
gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland organi-
sieren, solide ist. Nichts anderes tun wir, und zwar nach-
haltig und deutlich über das Maß der in den letzten Le-
gislaturperioden verabschiedeten großen Reformgesetze
hinaus.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir erhalten die bewährten Grundprinzipien unseres
solidarischen Gesundheitswesens:


(Elke Ferner [SPD]: Das ist schon mal falsch! Das stimmt nicht!)


Breite Schultern tragen nach wie vor deutlich mehr als
schmale.


(Elke Ferner [SPD]: Aber nicht mehr so viel wie vorher!)


Die hochwertige medizinische Versorgung wird weiter-
hin jedem unabhängig von Alter und sozialem Status zur
Verfügung stehen. Wir passen die überholten Regelun-
gen an die Anforderungen einer deutlich älter werdenden
Gesellschaft und einer völlig veränderten gesellschaftli-
chen Basis an. Frau Ferner, da hilft es nichts, dass Sie
jetzt Schlagworte einwerfen. Ich bin gerne bereit, sach-
lich mit Ihnen zu debattieren; aber es entbehrt doch jeder
Grundlage, dass Sie uns immer wieder unsolidarisches
Verhalten vorhalten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das ist aber so! Wie soll man das sonst nennen?)


Wir stabilisieren das System in einer Weise, die deut-
lich über diese Legislaturperiode hinaus und weit in die
Zukunft hinein dafür sorgen wird, dass es zu einer ver-
lässlichen Finanzierung unserer wirklich guten Kranken-
versorgung kommt. Wir werden den Beitragssatz, wie
vor zwei Jahren angekündigt, auf das vor der Finanz-
krise verabredete Maß von 15,5 Prozent anheben. Wir
wollen eben nicht – Frau Nahles, das haben Sie gerade
behauptet – den Arbeitgeberanteil abschaffen, sondern
ihn stabil halten,

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(C (D (Elke Ferner [SPD]: Einfrieren! Aus der Solidarität heraus!)


odass wir die Arbeitgeber weiterhin an der Finanzierung
es Gesundheitswesens beteiligen, aber der Wirtschaft
uch genügend Luft zum Atmen geben. Wir sorgen so für
erlässlichkeit, damit der Wirtschaftsstandort Deutsch-

and Vorteile aus unserem gesetzlichen Tun zieht.

Selbstverständlich bleibt es bei dem Prinzip der kos-
enlosen Mitversicherung von Kindern und von Ehegat-
en, die kein eigenes Einkommen haben. Es bleibt bei
em bekannten und bewährten Leistungskatalog der ge-
etzlichen Krankenkasse; es gibt keinerlei Leistungskür-
ungen für Kassenpatienten, keine neuen oder höheren
uzahlungen, weder bei Medikamenten noch bei Kran-
enhausaufhalten.

Es bleibt beim Sachleistungsprinzip.


(Elke Ferner [SPD]: Warum machen Sie dann den Murks mit der Vorkasse?)


eder Krankenversicherte, der seine Versicherungskarte
eim Arzt vorlegt, hat wie eh und je Anspruch auf alle
eistungen der medizinischen Versorgung in der gesetz-

ichen Krankenversicherung.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir alle reden über Eigenverantwortung, über Trans-
arenz und die Beteiligung der Bürger. Wir ermöglichen

etzt ein System der Kostenerstattung. Es geht nicht da-
um, vom Sachleistungsprinzip zum Kostenerstattungs-
rinzip überzugehen; das steht in keinem Satz dieses Ge-
etzes.


(Andrea Nahles [SPD]: Kennen Sie Ihre eigenen Gesetze nicht?)


in großer Teil der Versicherten in der gesetzlichen
rankenversicherung will aber Kostentransparenz; sie
ollen Kenntnis über die Kosten haben, die ihre Be-
andlung verursacht.


(Elke Ferner [SPD]: Wer sitzt denn am längeren Hebel: der Arzt oder der Patient?)


as werden wir ermöglichen; nichts anderes setzen wir
m. Es geht überhaupt nicht darum, jemanden abzuzo-
ken oder zur Vorkasse oder zu anderen Drolligkeiten zu
wingen.


(Elke Ferner [SPD]: Das wäre das erste Mal, dass es bei Ihnen nicht darum geht!)


s geht einfach darum, die für das Gesundheitssystem ge-
ünschte Transparenz mit gesetzlichen Maßnahmen zu

lankieren, damit der Patientenkreis, der freiwillig das
ostenerstattungsprinzip nutzen möchte, dies auch tun
ann. Wir haben in der letzten Legislaturperiode in der
roßen Koalition schon einiges auf den richtigen Weg
ebracht. Allerdings war die Nutzung des Kostenerstat-
ungsprinzips strafbewehrt. Wir heben die Strafbeweh-
ung – die Patienten mussten für den Zugewinn an Trans-
arenz zahlen – nun auf. Das ist wohl wahr.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Im Gegenteil!)






Dr. Rolf Koschorrek


(A) )


)(B)

Wir wollen eindeutig dafür sorgen, die Nutzung des
Kostenerstattungsprinzips zu ermöglichen.

Sie haben jetzt geäußert, dass wir stattdessen Patien-
tenquittungen einführen sollten. Das führt doch völlig
am Ziel vorbei. Was bringt denn eine Patientenquittung?
Sie können es nachlesen – dafür hat der amerikanische
Wissenschaftler Pauli schon in den 20er-Jahren des letz-
ten Jahrhunderts einen Nobelpreis bekommen –: Eine
reine Erkenntnislage bei den Leistungen einer Versiche-
rung, die keine Konsequenzen hat, führt genau zum ge-
genteiligen System; das würde zu einer Leistungsopti-
mierung zulasten der Krankenkassen führen. Das wollen
wir eben nicht. Wir wollen Transparenz.

Dafür bieten wir denjenigen, die das für den Bereich
Kostenerstattung wünschen, ein System, das fair und
verlässlich ist und niemanden überfordert. Denn es geht,
wie gesagt, um eine freiwillige Beteiligung. Es geht
überhaupt nicht um Vorkasse, sondern um ein gut formu-
liertes und sauber austariertes System, in dem niemand
hinten runterfällt und wir in Zukunft die Transparenzge-
winne, die wir uns davon versprechen, zusammen mit
den Kassen und den Patienten auch erreichen werden.

Wir werden natürlich nicht um den Bereich der Kos-
tendynamik im Gesundheitswesen herumkommen. Fakt
ist, dass wir, bedingt durch die demografische Entwick-
lung, durch Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und
viele andere Komponenten – Sie alle wissen das genauso
gut wie ich –, zu einer höheren Eigenbeteiligung kom-
men werden.


(Elke Ferner [SPD]: Ah, guck an! Das Nächste ist höhere Eigenbeteiligung!)


Wir machen das über die weitere Ausgestaltung der Zu-
satzbeiträge, die wir ja schon in der letzten Legislaturpe-
riode festgelegt haben, und jetzt durch die Erhöhung der
prozentualen Beteiligung von 1 auf 2 Prozent.


(Zurufe von der SPD: Ah! – Elke Ferner [SPD]: Das ist ja interessant!)


Denn Sie wissen selbst, dass die Beteiligung von
1 Prozent damals ein nicht zu umgehender Kompromiss
war, der aber das ganze System nicht praktikabel ge-
macht hat. Insofern passen wir uns den Gegebenheiten
an. Dieses System wird über viele Jahre tragen, sodass
wir an dem System der Finanzierung der gesetzlichen
Krankenversicherung nicht wieder durch gesetzgeberi-
sche Maßnahmen arbeiten müssen.

Wie ich schon eben sagte, ist der Arbeitgeberanteil
nach wie vor Bestandteil der Finanzierung der Kranken-
versicherung. Um es Ihnen noch einmal zu sagen: Es
bleibt dabei, dass die wirtschaftlich Kräftigeren in unse-
rem Lande auch mehr zahlen müssen, und zwar deutlich
mehr, als wenn sie es nur über das Beitragssystem täten.
Das geschieht nämlich über die Zunahme der steuerli-
chen Finanzierung der Gesundheitskosten.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist doch absurd! Das glauben Sie doch nicht selber nicht, Herr Koschorrek!)



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(C (D Frau Ferner, nun hören Sie doch erst einmal zu. Sie haen doch nachher, wenn ich die Rednerliste richtig lese, och ausreichend Möglichkeiten, Ihre Ideen hier ins Pleum zu senden. Wir sind der Meinung, dass die steuerliche Basis der rfassung eine deutlich gerechtere ist als das, was wir eute im Beitragssystem erreichen können. (Elke Ferner [SPD]: Die einen mehr, die anderen weniger!)


(Elke Ferner [SPD]: Richtig! Werde ich auch!)


eswegen werden wir genau diese Änderungen vorneh-
en.

Beide Gesetzespakete – sowohl das AMNOG, gestern
ier beschlossen, als auch das GKV-Finanzierungsge-
etz, das wir heute beschließen – sorgen dafür, dass wir
ie finanzielle Basis der gesetzlichen Krankenversiche-
ung solide gestalten.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Selbstlob stinkt!)


Es geht gar nicht darum, dass hier irgendetwas stinkt
der nicht, sondern es geht darum, dass wir hier aufge-
ordert sind, die gesetzlichen Maßnahmen der Regie-
ungskoalition zu erläutern.


(Elke Ferner [SPD]: Beweihräucherung!)


ichts anderes tue ich. – Gestatten Sie mir, zu sagen,
ass ich, der ich an diesen Verhandlungen beteiligt war,
it dem Ergebnis durchaus zufrieden bin; denn wir set-

en genau das um, was wir uns vorgenommen haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Herzlichen Glückwunsch! Wenn Sie das zufrieden macht: wunderbar!)


Lassen Sie mich zum Schluss einige Sätze auch dafür
erwenden: Wir schaffen die Basis für das, was in Zu-
unft zu regeln ist. Als nächstes gesetzliches Vorhaben


(Elke Ferner [SPD]: Wollen Sie die Pflegeversicherung ruinieren!)


erden wir die Sicherstellung der flächendeckenden
ersorgung mit guter Medizin in Deutschland auf eine
eue Basis stellen. Wir werden dort die bisherigen Reg-
ungsmechanismen überprüfen und, wo nötig, durch
eue ersetzen. Die Strukturen der Selbstverwaltung in-
erhalb der gesetzlichen Krankenversicherung werden
ir darauf überprüfen, ob sie wirklich die Grundsätze
er demokratischen Legitimation und Transparenz, die
rforderlich sind, heute noch in jedem Punkt erfüllen
nd ob die Rechtssicherheit für alle Beteiligten im Sys-
em ausreichend gewährt ist. Wir werden uns im nächs-
en Jahr auch der Zukunftsfestigung der Pflegeversiche-
ung ausführlich widmen.

Ich freue mich auf weitere, hoffentlich konstruktivere
ebatten. Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochen-

nde.

Danke schön.





Dr. Rolf Koschorrek


(A) )


)(B)


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wenn Sie diesen Pfad weitergehen, mit Sicherheit nicht!)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707200600

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Gregor Gysi für

die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707200700

Guten Morgen, Herr Präsident! Meine Damen und

Herren! Heute sind wir dabei, eine Dreiklassenmedizin
einzuführen. Darauf sind Sie komischerweise auch noch
stolz, anstatt sich wenigstens zu schämen. Sie führen
nämlich drei verschiedene Sorten von Kranken in
Deutschland ein: Die eine Gruppe sind die Privatversi-
cherten, die stark bevorzugt werden. Die zweite Gruppe
sind die gesetzlich Krankenversicherten, die aber Vor-
schuss leisten, das heißt, die die Rechnungen selbst be-
zahlen, um das Ganze dann mit ihrer gesetzlichen Kran-
kenkasse abzurechnen, wobei sie einen Teil nicht
erstattet bekommen. Dann gibt es noch die dritte
Gruppe. Das sind diejenigen, die sich das alles nicht leis-
ten können und – in Anführungsstrichen – „nur“ gesetz-
lich krankenversichert sind.

Das Problem ist ganz klar: An der ersten und zweiten
Gruppe verdienen die Ärzte mehr. Deshalb genießen
diese Gruppen Vorzüge bei den Ärzten. Bestimmte Leis-
tungen und Medikamente bekommen die gesetzlich
Krankenversicherten nicht mehr erstattet. Außerdem
müssen sie immer längere Wartezeiten hinnehmen. Das
alles widerspricht dem Grundgesetz unserer Bundesre-
publik Deutschland.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: Ei, ei, ei!)


– Das werde ich Ihnen beweisen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Einmal im Grundgesetz lesen, wenn Sie so lange im Wartezimmer sitzen!)


Sie haben das Ende der Solidarität eingeleitet. Ich
werde Ihnen sagen, wodurch. Die Beiträge zur gesetzli-
chen Krankenversicherung steigen im nächsten Jahr um
0,6 Prozentpunkte. Dann liegen die Beitragssätze bei
15,5 Prozent. Die Unternehmen müssen 7,3 Prozent und
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 8,2 Prozent
zahlen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das stimmt jetzt ausnahmsweise!)


Das ist das Ende der paritätischen Finanzierung.


(Ulrike Flach [FDP]: Nein! Das ist die Rückführung!)


Zwar ist das von SPD und Grünen schon im Jahr 2005
eingeläutet worden – das stimmt –;


(Ulrike Flach [FDP]: Richtig!)


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(C (D as Neue, das Sie eingeführt haben, ist aber – das dürfen ie nicht vergessen –, dass Sie den Arbeitgeberbeitrag ei 7,3 Prozent einfrieren. ie sagen: Alle weiteren Steigerungen haben allein die ersicherten zu zahlen. (Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Das stimmt nicht!)


(Ulrike Flach [FDP]: Genau!)


as ist dermaßen sozial ungerecht, dass man darüber gar
icht zu diskutieren braucht.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Jetzt machen Sie auch noch Folgendes: Sie führen
usatzbeiträge als Kopfpauschale ein.


(Ulrike Flach [FDP]: Ich finde, Sie sollten sich ein bisschen mehr mit dem Thema befassen!)


ch werde Ihnen sagen, warum Sie das machen: Der Ver-
icherte, der 1 000 Euro verdient, und der Versicherte,
er 10 000 Euro verdient, haben exakt denselben Zusatz-
eitrag zu zahlen; das gab es noch nie in Deutschland.
as führen Sie jetzt ein, weil Sie die Anbindung an das
inkommen aufgeben wollen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Sie haben keine Ahnung!)


Bisher gab es einen Konsens. Ich will Ihnen sagen,
arum dieser Konsens wichtig war. Die paritätische Fi-
anzierung


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Die gibt es schon seit Rot-Grün nicht mehr!)


urch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der ei-
en Seite und Unternehmen auf der anderen Seite führte
azu, dass beide Gruppen daran interessiert waren, die
osten für das Gesundheitswesen in Grenzen zu halten.


(Ulrike Flach [FDP]: Das haben wir in der Vergangenheit ja leidvoll erfahren!)


adurch, dass Sie den Beitrag der Unternehmen einfrie-
en und diese nie mehr als 7,3 Prozent zu zahlen brau-
hen, sorgen Sie dafür, dass es den Unternehmen völlig
leichgültig sein kann, wie stark die Kosten für das Ge-
undheitswesen steigen.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Was haben Sie denn für ein Bild? Das ist wieder typisch!)


ie Mehrkosten haben allein die Versicherten zu bezah-
en und nicht die Unternehmen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/ CSU]: So ein Schwachsinn! Wer zahlt für die ersten sechs Wochen Lohnfortzahlung?)


Nun muss ich allerdings sagen, dass die SPD auch bei
er Kopfpauschale Türöffner war, und zwar zur Zeit der
roßen Koalition.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Das stimmt nicht!)






Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

– Natürlich! – Sie haben einen Zusatzbeitrag von 8 Euro
pro Monat eingeführt und das Ganze auf 1 Prozent des
beitragspflichtigen Jahreseinkommens begrenzt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Ohne Sozialausgleich!)


Jetzt kommen Union und FDP und sagen: Die Begren-
zung pro Monat wird aufgegeben, und bezogen auf das
Jahr begrenzen wir das Ganze auf 2 Prozent. Sie verdop-
peln den Zusatzbeitrag also erst einmal.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Sozialausgleich! – Ulrike Flach [FDP]: Herr Gysi, Sie sollten das Fachleuten überlassen!)


Das bezahlen die Versicherten ganz allein, egal wie viel
sie verdienen.

Nehmen wir ein Beispiel. Rechnen wir es den Leuten
doch einmal vor: Sagen wir, eine Arbeitnehmerin hat
jetzt alleine 7,3 Prozent zu zahlen.


(Ulrike Flach [FDP]: Das ist peinlich!)


0,9 Prozentpunkte kommen hinzu. Jetzt sagen Sie: noch
einmal maximal 2 Prozent des Jahreseinkommens. Im
nächsten Jahr könnte die Arbeitnehmerin also bei
10,2 Prozent landen. Was Sie nicht sagen, ist Folgendes:
Ein Jahr später dürfen wieder 2 Prozent hinzukommen.
Falls es keine Lohnsteigerung gibt, ist sie dann schon bei
12,2 Prozent. Ein weiteres Jahr später dürfen wieder
2 Prozent hinzukommen. Dann ist sie, falls es keine
Lohnsteigerung gibt, schon bei 14,2 Prozent.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was?)


Nirgendwo haben Sie eine Grenze gezogen. Sie haben
nie gesagt: Der Prozentsatz XY darf nicht überschritten
werden. Auch das ist sozial ungerecht.


(Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/ CSU]: 2 Prozent! Lesen würde helfen!)


Ich werde jetzt noch ein anderes Beispiel anführen,
eine andere Berechnung durchführen, die Sie nicht wi-
derlegen können. Nehmen wir einmal an, dass der Zu-
satzbeitrag, Ihre Kopfpauschale, 16 Euro beträgt.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das darf nicht wahr sein!)


Für einen Versicherten, der 800 Euro verdient, sind das
10,2 Prozent seines Einkommens. Wenn der Versicherte
2 000 Euro verdient, sind das nur 9 Prozent des Einkom-
mens. Wenn er 3 750 Euro verdient, sind das nur
8,6 Prozent des Einkommens. Wenn er 6 000 Euro ver-
dient, sind das nur 5,4 Prozent des Einkommens.


(Christine Aschenberg-Dugnus [FDP]: Was erzählt der da!)


Das ist Ihr Gerechtigkeitsverständnis. Das hat mit unse-
rem Gerechtigkeitsverständnis und dem des Grundgeset-
zes nichts zu tun.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Nun ist selbst der Union und der FDP aufgefallen,
dass das in einem zu hohen Maße sozial ungerecht ist.

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(C (D ann haben Sie sich gesagt, dass Sie einen Sozialausleich einführen müssen, er dann greift, wenn der Zusatzbeitrag mehr als Prozent des Jahreseinkommens ausmacht. Auch das ist nteressant. Sie ziehen für die Ermittlung aber die durchschnittiche Beitragssteigerung heran. Ich nenne ein Beispiel: ine Arbeitnehmerin verdient im Monat 1 000 Euro, und hre Krankenkasse möchte pro Monat 40 Euro mehr haen. Sie berechnen den Durchschnittswert aller Kassen nd kommen zu dem Ergebnis, dass dieser bei 30 Euro iegt. Daher sagen Sie, dass diese Versicherte 20 Euro elbst zahlen muss: 10 Euro wegen des Durchschnitts, is zu 30 Euro werden übernommen, und weitere 0 Euro muss sie selbst zahlen. (Ulrike Flach [FDP]: Was für Zahlen haben Sie?)


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aha!)


an habe ja die Möglichkeit, die Kasse zu wechseln.
as wird ein munteres Kassenwechseln. Das, was Sie
ier organisieren, ist völlig absurd.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Bei den Hartz-IV-Beziehenden machen Sie Folgen-
es: Sie erstatten ihnen den durchschnittlichen Zusatz-
eitrag. Wenn die Kasse aber einen höheren Zusatzbei-
rag fordert, darf sie selber entscheiden, ob sie das bei
en Hartz-IV-Empfängerinnen und Hartz-IV-Empfän-
ern abrechnet oder nicht. Das ist blanke Willkür. Geben
ie doch den Menschen diesbezüglich Rechtssicherheit
nd nicht das Gefühl, dass sie bei ihrer Krankenkasse
etteln gehen müssen.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Gesundheitsökonom Professor Wasem hat übri-
ens ausgerechnet, dass der Zusatzbeitrag 2020 schon
ei 80 Euro liegen wird. Andere gehen sogar von
00 Euro aus. Das belastet dann übrigens nicht nur die
ersicherten, sondern aufgrund Ihres komischen Sozial-
usgleichs auch beachtlich den Bundeshaushalt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was jetzt? Steuerfinanzierung oder nicht?)


Sie haben noch gar nicht gesagt, wie das Ganze finan-
iert werden soll. Ich sage Ihnen: Schon jetzt müssen die
ersicherten pro Jahr 35 Milliarden Euro zahlen; das hat
as Statistische Bundesamt errechnet. Das kalkulieren
ie ein, und das erweitern Sie auch noch.

Nun schaffen Sie die Möglichkeit, dass Patienten
eim Arzt sagen: Ich bin nur gesetzlich krankenversi-
hert, aber Sie können mir die Rechnung schicken, ich
egleiche sie selbst und rechne das dann gegenüber mei-
er Krankenkasse ab. In so einem Fall dürfen die Ärztin-
en und Ärzte natürlich höhere Honorare berechnen. Da-
urch bleibt am Ende eine Differenz übrig, für die der
atient selber aufkommen muss. Im Kern sagen Sie doch
ichts anderes als: Du bist Besserverdiener; zahle etwas
azu, dann wirst du besser behandelt. Das ist Ihre Logik,





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)

und diese Logik ist unmoralisch. Das muss ich Ihnen
ganz klar sagen.


(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Sie sagen: Die Patienten können mit den Ärzten Ho-
norare vereinbaren. Sagen Sie einmal, da sitzt man dann
mit Schmerzen und vereinbart ein Honorar? Dabei wird
ja etwas Tolles herauskommen. Zu diesem albernen Vor-
haben muss man wohl nichts weiter sagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Jetzt werde ich Ihnen zeigen, wie Sie die privaten
Krankenversicherungen fördern. Wir hatten bisher die
Regelung, dass man drei Jahre gesetzlich krankenversi-
chert sein musste, bevor man in die private Krankenver-
sicherung wechseln durfte. Sie sagen jetzt, dass das nicht
mehr infrage kommt, man dürfe schon nach einem Jahr
wechseln.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So war es früher immer!)


Sie führen diese neue Regelung so ein, dass das Wech-
seln schon im nächsten Jahr möglich ist. Sachverstän-
dige haben ausgerechnet, dass circa 40 000 Junge, Ge-
sunde, Singles von der gesetzlichen in die private
Krankenversicherung wechseln werden. Die Folge ist
eine Mindereinnahme für die gesetzlichen Krankenversi-
cherungen in Höhe von circa 200 Millionen Euro.


(Ulrike Flach [FDP]: Von Freiheit halten Sie nicht viel, Herr Gysi?)


Die gesetzlichen Krankenkassen dürfen mit der Phar-
maindustrie Rabattverträge abschließen. Dafür zahlen
sie Geld. Sie müssen Gutachten in Auftrag geben. Sie
müssen alles Mögliche tun, um zu einem Rabattvertrag
zu kommen. Das soll jetzt auch für die privaten Kran-
kenversicherungen gelten. Diese haben zwar nichts da-
für gezahlt – dafür zahlen allein die gesetzlichen Kran-
kenversicherungen –, aber den Nutzen haben auch sie.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wenn man keine Ahnung hat, sollte man nicht reden!)


Sie argumentieren in diesem Kontext auch mit dem
Kartellrecht. Ich bitte Sie! Früher durften die gesetzli-
chen Krankenkassen zusammen verhandeln. Dadurch
waren sie starke Verhandlungspartner gegenüber der
Pharmaindustrie. Jetzt sagen Sie, dass das dem Kartell-
recht widerspricht und dass jede kleine Krankenkasse
ganz allein mit der Pharmaindustrie verhandeln muss.
Sie wollen die gesetzlichen Krankenkassen schwächen.
Das ist alles, was Sie diesbezüglich anstreben.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Keine Ahnung!)


– Es kann schon sein, dass Sie im Unterschied zu mir
mehr Ahnung haben.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Er hat den Gesetzentwurf nicht einmal gelesen!)


Aber hier geht es um Kenntnisse. Diese fehlen Ihnen;
das ist das Problem.

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(C (D (Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das ist peinlich, was Sie hier abliefern!)


Jetzt sage ich Ihnen noch etwas: Die alten EU-Mit-
liedsländer – außer Deutschland – kennen das Struktur-
ystem, das in Deutschland gilt, nicht. Dort gibt es nur
ie gesetzlichen Krankenversicherungen, und für zusätz-
iche Leistungen kann man eine private Krankenver-
icherung abschließen. Dass man die Möglichkeit der
ahl zwischen einer gesetzlichen und einer privaten
rankenkasse hat, gibt es in den alten 15 EU-Mitglieds-

ändern nur in Deutschland. Denken Sie einmal darüber
ach, warum die 14 anderen Länder das anders organi-
iert haben.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Denken Sie einmal darüber nach, warum wir das beste System haben!)


Ich denke zurzeit darüber nach, warum der Bundesge-
undheitsminister einen Vertreter des Verbandes der pri-
aten Krankenversicherung in seine Grundsatzabteilung
eholt hat. Seitdem läuft dort alles im Interesse der pri-
aten Krankenversicherungen.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD – Zurufe von der FDP: Oh!)


Entschuldigen Sie, aber das Gesamtkonzept des Arz-
eimittelneuordnungsgesetzes ähnelt dem Konzept des
erbandes Forschender Arzneimittelhersteller vom
6. Februar 2002 derart,


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Bitte mal etwas Neues!)


ass das vielen, nicht etwa nur mir, aufgefallen ist. Das
agt alles darüber aus, welche Art von Klientelpolitik
ier betrieben wird.

Ich muss sagen: Die SPD betätigt sich immer als Tür-
ffner – natürlich mit Beschränkungen. Ich sage ganz
lar


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Ach! Was soll denn das? Da drüben sitzt doch das Problem!)


nein; das müssen Sie sich anhören –: Sie haben die
raxisgebühr, die man bei Ärzten, Zahnärzten, Psycho-

herapeuten und für ambulante Behandlungen zahlen
uss, eingeführt.


(Elke Ferner [SPD]: Durch Wiederholen wird es nicht richtiger! Ja, wir waren dabei! Aber wir waren nicht alleine! – Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Wir waren doch in der Großen Koalition!)


ie haben eine Erhöhung der Arzneimittelzuzahlung
orgenommen. Sie haben das Sterbegeld aus dem Leis-
ungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung ge-
trichen. Frau Nahles, Sie haben übrigens auch das Ent-
indungsgeld gestrichen.





Dr. Gregor Gysi


(A) )


)(B)


(Elke Ferner [SPD]: Ich weiß gar nicht, wann die SPD mal alleine regiert hat! Im Gegensatz zur SED!)


Sie haben die nicht verschreibungspflichtigen Arznei-
mittel aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Kran-
kenversicherung herausgenommen. Sie haben den Son-
derbeitrag für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
Höhe von 0,9 Prozent eingeführt.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Hört! Hört!)


In gewisser Hinsicht – ich habe es schon gesagt – sind
Sie auch für Kopfpauschale und Vorkasse mitverant-
wortlich.


(Elke Ferner [SPD]: Wir haben doch nicht alleine regiert!)


– Das stimmt trotzdem.

Ich will Ihnen Folgendes sagen: Union und FDP
trauen sich nicht, bestimmte Türen zu öffnen. Dafür
brauchen sie immer die SPD.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sie wissen doch, dass wir nicht allein regiert haben! – Elke Ferner [SPD]: Wir sind die SPD und nicht die SED!)


Die SPD nimmt Beschränkungen vor, und Union und
FDP heben diese Beschränkungen später auf. So funk-
tioniert das System. Das darf so nicht weiter funktionie-
ren. Sie müssen sich diesbezüglich endlich korrigieren.


(Beifall bei der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707200800

Kollege Gysi, achten Sie bitte auf die Zeit.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707200900

Gut. Dann nenne ich Ihnen nur noch die Lösung.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Ja! Einen Satz zur Lösung!)


– Frau Präsidentin, der Kollege würde gerne einen Satz
zur Lösung hören.


(Ulrike Flach [FDP]: Die Lösung ist, dass Sie sich gleich setzen!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707201000

Einen Schlusssatz, bitte.


Dr. Gregor Gysi (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707201100

Wir müssen alle Einkunftsarten einbeziehen. Wir

müssen die Beitragsbemessungsgrenze aufheben.

(Ulrike Flach [FDP]: Aha! Interessant! – Jens Spahn [CDU/CSU]: Sozialismus ist also die Lösung! – Johannes Singhammer [CDU/ CSU]: Es soll also deutlich teurer werden, ja?)


Wir müssen alle Zuzahlungen abschaffen. Wenn wir
klare Regelungen zur gesetzlichen Krankenversicherung
hätten, könnten wir uns auch eine zusätzliche private
Krankenversicherung leisten.


(Birgit Homburger [FDP]: Hinsetzen!)


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(C (D ine zusätzliche private Krankenversicherung würde übigens auch ich abschließen, (Ulrike Flach [FDP]: Mein Gott! Das ist ja eine Weltrevolution!)


nd zwar, um im Krankenhaus einen Anspruch auf ein
inzelzimmer zu haben. Wenn Herr Kauder und ich ge-
etzlich krankenversichert wären, bekämen wir die glei-
he Behandlung.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist aber deutlich mehr als ein Satz, Frau Präsidentin!)


enn ich mit ihm zusammen in einem Zimmer liegen
ürde, würde ich aber nie gesund werden. Deshalb
ürde ich eine private Zusatzversicherung abschließen.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Ach, sind Sie witzig! Sie haben sich mal wieder selbst unterboten! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Der Bambi ist gestern Abend verliehen worden!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707201200

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun die

ollegin Birgitt Bender das Wort.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707201300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In die-

en Tagen werden wir Augenzeugen einer grotesken Si-
uation. Das Gesetzgebungsverfahren ist beinahe abge-
chlossen, da schreiben die gesundheitspolitischen
precher der Koalitionsfraktionen einen offenen Brief:
ie haben entdeckt, die Reform sei ungerecht,


(Ulrike Flach [FDP]: Das steht im Gesetz, Frau Bender!)


eil im Hinblick auf den Sozialausgleich für Geringver-
ienende nur Löhne, Gehälter und Renten einbezogen
erden.


(Ulrike Flach [FDP]: Frau Bender, Sie sollten das Gesetz lesen!)


o könne es kommen – so schreiben Sie –, dass ein
entner mit einer kleinen Rente, aber hohen Zinsein-
ünften Anspruch auf Sozialausgleich habe. Wohl wahr,
rau Flach, das ist ungerecht. Aber sagen Sie einmal:
o waren Sie eigentlich während des Gesetzgebungs-

erfahrens?


(Ulrike Flach [FDP]: Noch einmal: Das steht im Gesetz!)


m Verhandlungstisch saßen Sie offensichtlich nicht.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Da inzwischen selbst Sie, Frau Flach, herausgefunden
aben, was eine Ungerechtigkeit ist, frage ich Sie: Wieso
rkennen Sie eigentlich nicht die Ungerechtigkeit, die
arin besteht, dass Beiträge – im nächsten Jahr liegt der
eitragssatz bei 15,5 Prozent – nur auf Löhne, Gehälter





Birgitt Bender


(A) )


)(B)

und Renten und nicht auf andere Einkunftsarten erhoben
werden?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Weil es ungerecht wäre!)


Das müsste man ändern.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Tun wir doch!)


Das wäre ein Schritt in Richtung einer Bürgerversiche-
rung. Aber genau davor wollen Sie sich drücken.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Nein! Genau das tun wir an dieser Stelle doch!)


Es ist doch so: Unser System hat Gerechtigkeitslü-
cken; das wissen auch Sie. Es ist nun einmal nicht ge-
recht, wenn Einkünfte, die keine Löhne, Gehälter oder
Renten sind, beitragsfrei bleiben. Es ist nicht gerecht,
dass sich Besserverdienende vom Solidarausgleich ver-
abschieden können.


(Ulrike Flach [FDP]: Das tun sie doch gar nicht! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Aha! Und wieso zahlen die dann 15 Milliarden Euro Steuern?)


Es ist nicht gerecht, dass es eine Trennung zwischen ge-
setzlicher und privater Krankenversicherung gibt, dass
die Behandlung mithin nicht von der Schwere der Er-
krankung, sondern von der Art des Versicherungsschut-
zes abhängig ist. Das wollen wir ändern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Was tun Sie? Sie tun alles, um diese Ungerechtigkei-
ten zu zementieren. Sie erleichtern gesetzlich Versicher-
ten, in die PKV zu wechseln; dies wird für das Solidar-
system zu einem Aderlass in Millionenhöhe führen. Sie
erleichtern die Kostenerstattung. So sorgen Sie dafür,
dass die Zweiklassenmedizin, die es ohnehin schon gibt,
auch im Solidarsystem Einzug hält, weil Patienten mit
und Patienten ohne Kostenerstattung künftig unter-
schiedlich behandelt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Tun Sie etwas zur Erweiterung der Finanzierungsbasis?
Nein! Sie sagen lediglich, Sie wollten Steuereinnahmen;
das sei angeblich gerechter.

Schauen wir einmal näher hin. Bei Ihrer Konstruktion
einer kleinen Kopfpauschale und eines Sozialaus-
gleichs werden in 15 Jahren, wenn es so bliebe, fast alle
Versicherten Anspruch auf einen Sozialausgleich haben,
weil alle Kostensteigerungen die Kopfpauschale in die
Höhe treiben. Was bedeutet das? Das bedeutet, dass Sie
eine hohe zweistellige Milliardensumme aus dem Bun-
deshaushalt benötigen werden. Wie soll das möglich
sein? Angesichts einer Rekordverschuldung und einer in
der Verfassung verankerten Schuldenbremse ist das
schlicht undenkbar. Zusätzlich redet die FDP auch noch
von Steuersenkungen, Frau Flach.


(Ulrike Flach [FDP]: Tue ich nicht!)


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(C (D as ist doch ein Wolkenkuckucksheim. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Frau Kollegin Flach, Sie erzählen uns, Sie belasteten
ie Patienten nicht.


(Ulrike Flach [FDP]: Das tun wir auch nicht!)


ch kann Ihnen sagen – ich habe gerade geschildert, dass
hre Finanzierung überhaupt nicht aufgeht, ganz abgese-
en von der Ungerechtigkeit –: Aus diesem Dilemma
ühren verschiedene Wege hinaus. Es gibt einige
chlupflöcher.

Erster Weg: die Änderung der Belastungsobergrenze.
n den nächsten Jahren werden Sie darüber reden wollen,
b man statt einer Belastungsobergrenze von 2 Prozent
er jährlichen Bruttoeinnahmen nicht besser 3, 4, 5 oder
Prozent wählt.


(Elke Ferner [SPD]: Das wurde ja schon angekündigt!)


Zweiter Weg. Man könnte auch sagen: Der Leistungs-
atalog ist zu groß, er muss verringert werden, weil das
ber den Bundeshaushalt nicht finanziert werden kann.
as wäre dann Gesundheitspolitik nach Kassenlage.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Wir sind doch nicht in der Geisterbahn!)


Dritter Weg. Sie werden den Sozialausgleich aus Bei-
ragsmitteln finanzieren. Diesen Weg beschreiten Sie
chon jetzt. Was passiert denn? Der Sozialausgleich, so-
eit er jetzt fällig wird, wird direkt aus dem Gesund-
eitsfonds finanziert,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nein!)


nd die Mittel des Gesundheitsfonds sind zu 90 Prozent
eitragsmittel.

Es gibt einen Sozialausgleich im derzeitigen System
es Gesundheitsfonds.


(Elke Ferner [SPD]: Genau!)


as ändert sich bei Ihnen überhaupt nicht. Ändern wird
ich, dass die Empfänger unterer Einkommen verhältnis-
äßig mehr bezahlen werden und dass es einen Verwal-

ungsaufwand geben wird, für dessen Beschreibung Sie
m Gesetzentwurf drei Seiten benötigen. Dazu kann ich
ur sagen: Das ist eine Reform, die den Namen nicht
erdient.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)


Schauen wir uns einmal die von Ihnen geplante Struk-
ur an, nämlich die zunächst kleine und dann immer grö-
er werdende Kopfpauschale. Dieser Weg führt heraus
us dem Solidarsystem hin zu einem reinen Versiche-
ungssystem. Es wird, wie in der privaten Krankenver-
icherung, einfach nur ein Risiko abgedeckt. Das ist also
er Weg in Richtung Privatisierung. Deshalb ist es kein





Birgitt Bender


(A) )


)(B)

Zufall, dass vor kurzem ein führender Lobbyist der pri-
vaten Krankenversicherung als Kommentar zu Ihrer Re-
form sagte: Besser hätten wir es auch nicht gemacht.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Was? Wer hat das denn gesagt? – Fritz Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


Herr Minister, ich kann dazu nur sagen: Wer sich als
Verantwortlicher für ein Solidarsystem ein solches Kom-
pliment einhandelt, der ist seiner Verantwortung für die-
ses Solidarsystem nicht gerecht geworden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707201400

Das Wort hat der Bundesminister für Gesundheit,

Dr. Philipp Rösler.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1707201500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren Abgeordnete! Ich bin ein bisschen enttäuscht,
weil ich dachte, von den drei linken Fraktionen, die extra
vor mir geredet haben, würden mir konkrete Lösungs-
vorschläge oder eine detaillierte Ausgestaltung der Bür-
gerversicherung vorgelegt.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie müssen sich dem eigenen Murks stellen!)


Das Wenige, was wir von Ihnen gehört haben, kann man
mit einem Satz zusammenfassen: Die Umsetzung Ihrer
Vorschläge würde für die Menschen eindeutig mehr Be-
lastungen bei weniger Leistungen bedeuten. Das ist das
Ergebnis der sogenannten solidarischen Bürgerversiche-
rung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Stimmt doch gar nicht!)


Das Problem ist nämlich, Frau Ferner, dass Sie weiter
in die planwirtschaftlichen Strukturen einsteigen wollen.
Wir sagen Ihnen aber: Es gibt in Deutschland kein Sys-
tem, das regulierter als das deutsche Gesundheitssystem
ist.


(Elke Ferner [SPD]: Sie machen es gerade kaputt!)


Selbst das Steuersystem kann nur mäßig mithalten. Alles
ist vorgegeben: wer wann welche Leistung bei wem an
welchem Ort erbringen darf oder eben nicht. Wenn man
planwirtschaftliche Strukturen hat,


(Dr. Ilja Seifert [DIE LINKE]: Oje, oje!)


dann darf man sich nicht über all die Probleme wundern,
die Planwirtschaften mit sich bringen – die Kollegen von
der Linkspartei erinnern sich noch –: viel Bürokratie,


(Elke Ferner [SPD]: Sie bauen doch noch mehr Bürokratie auf! Sie machen doch Planwirtschaft!)


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(C (D in hohes Maß an Unzufriedenheit und fehlende Effiienz – auch von Zwischenrufen, Frau Ferner; die hört ämlich keiner. as führt dazu, dass das eingesetzte Geld am Ende nicht ei den Menschen ankommt. Ihre Vorschläge zeigen, ass Sie noch stärker in den Sumpf der Planwirtschaft ineinwollen. iese Regierungskoalition hingegen will aus dem Sumpf er Planwirtschaft im Gesundheitssystem endlich heaus. Wahrscheinlich könnte sich jeder von uns ein ideales esundheitssystem auf einem weißen Blatt Papier aufalen. Aber wir können in der deutschen Gesundheits olitik eben nicht bei null anfangen. Die Kunst besteht arin, einen Weg zu finden, der uns vom heutigen Zutand, der nicht optimal ist, zu einem besseren Zustand n der Zukunft führt. Dabei fangen wir allerdings nicht ei null an, sondern, Herr Kollege Dr. Lauterbach, bei inus 9 Milliarden Euro. (Elke Ferner [SPD]: Das war doch bei Ihnen! Ulla Schmidt hatte einen Überschuss!)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)


(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Mein Gott!)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707201600

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Lauterbach?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1707201700

Nein, vielen Dank. – Frau Ferner, da Sie Ulla Schmidt

rwähnt haben: Die 9 Milliarden Euro Defizit, die wir
ktuell im Gesundheitswesen vorfinden, sind ein Ergeb-
is gerade der Politik Ihrer Kollegin Schmidt.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das ist falsch, Herr Minister! Das werde ich Ihnen gleich beweisen! Sie lügen hier, ohne rot zu werden!)


Machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind für dieses De-
izit nicht verantwortlich; aber wir wären dafür verant-
ortlich, wenn es dabei bliebe, Frau Ferner. Deswegen
leichen wir es aus mit den Maßnahmen, die wir uns
orgenommen haben.

Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden durch die
ückführung des Krankenversicherungsbeitrages auf die
5,5 Prozent, die die Sozialdemokraten damals einge-
ührt haben – das sollten wir nicht vergessen –, gleicher-
aßen in die Verantwortung genommen. Gleichzeitig
erden die Leistungserbringer, die Teilnehmer am Sys-

em – wir sprechen auch gerne von Heilberufen –, in die
erantwortung genommen. Die einzige Gruppe, die wir
icht belasten – das hat Frau Flach vollkommen zu
echt gesagt –, sind die Kranken,


(Mechthild Rawert [SPD]: Aber die Einzigen, die es merken werden! – Birgitt Bender Bundesminister Dr. Philipp Rösler )





(A) )

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die werden
es ausbaden müssen!)

die am 1. Januar 2011 wieder zu ihrem Arzt gehen kön-
nen und sicher sein können, dass sie überhaupt ein Ge-
sundheitssystem vorfinden. Sie werden nicht durch eine
höhere Praxisgebühr oder andere Formen der Zuzahlung
belastet. Ihre Alternative zum Ausgleich der 9 Milliar-
den Euro wären schlichtweg Leistungskürzungen für die
Menschen gewesen. Wir sind nicht bereit, diesen Weg
mit Ihnen zu gehen.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Zuruf von der SPD: Das ist eine Milchmädchenrechnung!)


Auch die unangenehmen Maßnahmen, zum Beispiel
die Rückführung des Beitrags und Sparmaßnahmen im
System, kann man verantworten, weil wir unter anderem
strukturelle Veränderungen auf den Weg bringen. In der
Tat, wir schreiben den Arbeitgeberbeitrag künftig fest,
und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Wir wollen
nicht zulassen, dass bei steigenden Gesundheitsausgaben
aufgrund der demografischen Entwicklung und des tech-
nischen Fortschritts ständig Gesundheit gegen Arbeit
ausgespielt wird. Deswegen sorgen wir für Stabilität der
Lohnzusatzkosten. Das ist unser Beitrag zu mehr Wachs-
tum und Beschäftigung.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Künftige Kostensteigerungen werden sich in der Tat in
Zusatzbeiträgen niederschlagen, die sozial ausgeglichen
werden. Wir geben dem System damit das zurück, was
Sie ihm mit der Einführung Ihres gesundheitspolitischen
Einheitspreises, Ihres Gesundheitsfonds, genommen ha-
ben: den fairen Wettbewerb der Krankenversicherungen
untereinander. Künftig können die Versicherungen wie-
der entscheiden, ob und, wenn ja, in welcher Höhe sie Zu-
satzbeiträge erheben. Damit erreichen wir einen Wettbe-
werb, den Sie verhindern wollten. Anders als Sie sind wir
davon überzeugt, dass die Menschen den besten Beitrag
zur Kontrolle ihrer Kosten leisten können, indem sie
selbst ihre Krankenversicherung auswählen. Das ist bes-
ser, als wenn eine Gesundheitsverwaltung vorgibt, wie
hoch der Krankenversicherungsbeitrag sein darf.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Jetzt zur Frage des Sozialausgleichs. Wir wollen ein-
mal festhalten, dass wir jetzt einen echten Sozialaus-
gleich einführen.


(Elke Ferner [SPD]: Stimmt doch gar nicht! Das ist schon wieder gelogen!)


Das, was Sie bisher geschaffen haben, war ein sozialer
Deckel, der mit einem echten Ausgleich nichts, aber
auch gar nichts zu tun hat.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Schon wieder gelogen, Herr Rösler!)


Es ist fast schon zynisch, dass man als Versicherter
bisher selber den Antrag stellen muss. Bisher muss man
nämlich selber prüfen, ob man an der Ausgleichsgrenze

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(C (D st. Wenn man an der Grenze ist, muss man einen Antrag ei seiner Krankenversicherung stellen. Sie machen die enschen zu Bittstellern. In unserem System funktio iert der Sozialausgleich künftig automatisch. Das ist icht nur eine Frage der Technik, sondern auch des Umangs mit den Menschen. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707201800

Herr Minister, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

ollegin Bunge?


Rede von: Unbekanntinfo_outline
Rede ID: ID1707201900

Nein, vielen Dank. Die Zwischenfragen zu den vorhe-

igen Reden waren nicht bereichernd für die gesamte
ebatte.

Finanziert wird der Sozialausgleich mit 2 Milliarden
uro aus Steuermitteln. Diese 2 Milliarden Euro sind
eine Beitragsgelder, sondern Steuergelder. Der Aus-
leich zwischen Arm und Reich in der gesetzlichen
rankenversicherung erfolgt bisher nämlich nur zwi-

chen den gesetzlich Versicherten. Er erfolgt eben nicht
ezogen auf alle Einkunftsarten, sondern nur in Bezug
uf das Lohneinkommen, Frau Ferner.


(Elke Ferner [SPD]: Wo werden denn die anderen mehr belastet?)


eswegen halte ich es für richtig, die Solidarität auf eine
reitere Basis zu stellen.


(Elke Ferner [SPD]: Das tun Sie ja nicht! – Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Sind 20 Milliarden Euro weniger als 10 Milliarden, oder was? Man darf Sie ja nichts fragen! Ich würde das ja gerne machen!)


Künftig erfolgt der Sozialausgleich aus Steuermitteln;
m Steuersystem wird jeder nach seiner Leistungsfähig-
eit besteuert. Damit trägt jeder zum Sozialausgleich
ei, auch die Bezieher höherer Einkommen und Privat-
ersicherte. Das bedeutet künftig nicht weniger, sondern
ehr Solidarität in unserem Gesundheitssystem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Milliarden Euro sind deutlich mehr als nichts, Frau
erner.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Unglaublich! Das glauben Sie doch selber nicht!)


Jetzt komme ich noch kurz zu Ihrem System. Sie ha-
en wiederum keine Zahlen zu Ihrer sogenannten Bür-
erversicherung vorgelegt. Warum nicht?


(Elke Ferner [SPD]: Wir debattieren heute über Ihren Gesundheitsmurks! – Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann gucken Sie doch mal in unser Gutachten, wenn Sie Zahlen wollen!)


eil Sie genau wissen, dass Sie den Menschen damit sa-
en würden, dass Sie bereit wären, alle Formen der Ren-
en und Altersvorsorge mit zu besteuern. Wenn eine





Bundesminister Dr. Philipp Rösler


(A) )


)(B)

Großmutter ein kleines Sparguthaben angespart hat,
dann wollen Sie ihre Zinsen künftig ebenfalls mit dem
Beitragssatz von 15,5 Prozent belegen.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch gar nicht!)


Ich frage Sie: Ist es darüber hinaus gerecht, wenn Sie die
10 Prozent unserer Gesellschaft enteignen wollen, die
durch Ansparung eines Kapitalstockes wenigstens schon
Altersvorsorge betrieben haben?


(Mechthild Rawert [SPD]: Wer will enteignen?)


Ihre Bürgerversicherung ist das Gegenteil von Ge-
rechtigkeit. Es ist der Versuch, eine Einheitsversicherung
auf den Weg zu bringen. Dabei sollten Sie wissen, dass
20 Jahre nach der Wiedervereinigung bewiesen ist, dass
Sie bei dem Versuch, alle Menschen gleich zu behan-
deln, sie niemals gleich gut behandeln, sondern im Er-
gebnis immer gleich schlecht.


(Elke Ferner [SPD]: Gerecht behandeln, nicht gleich! Sie behandeln alle gleich!)


Das ist Ihr Weg in der Bürgerversicherung. Sie reden
von Gerechtigkeit und sorgen für Ungerechtigkeit. Das
ist das Unfaire an Ihrem Gesundheitssystem.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Was wir auf den Weg bringen, ist der Einstieg in ein
System mit mehr Wettbewerb, mehr Eigenverantwor-
tung und gleichzeitiger Stärkung der Solidarität. Wir hät-
ten uns auch größere Schritte gewünscht; aber Verände-
rungen sind in diesem großen System mit mehr als
80 Millionen Menschen nur in kleinen Schritten mög-
lich. Wir wollen allerdings lieber kleine Schritte in die
richtige Richtung als einen großen Schritt zurück.

Wir sind davon überzeugt, dass wir nicht nur die Pro-
bleme für das Jahr 2011 gelöst, sondern auch den Ein-
stieg in ein faires und besseres System der Finanzierung
der gesetzlichen Krankenversicherung im Sinne einer
langfristigen Bewältigung der Zukunft gewagt haben.


(Elke Ferner [SPD]: Weder fair noch besser!)


Ich bin froh, dass Sie ein bisschen über Ihre alternative
Bürgerversicherung gesprochen haben. Das zeigt den
Unterschied zwischen Können und Nichtkönnen in der
gesetzlichen Krankenversicherung.


(Elke Ferner [SPD]: Dass Sie das nicht können, steht fest!)


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707202000

Für die SPD-Fraktion spricht nun die Kollegin Elke

Ferner.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1707202100

Frau Präsidentin! Liebe Kollegen und Kolleginnen!

Herr Rösler, wissen Sie, was der Unterschied zwischen

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(C (D önnen und Nichtkönnen ist? Der Unterschied zwischen önnen und Nichtkönnen zeigt sich daran, dass 2009 die rankenversicherungen mit einem Überschuss von Milliarde Euro abgeschlossen haben – das war die Ab chlussbilanz von Ulla Schmidt –, dass aber für das ächste Jahr, für 2011, ein Defizit von 9 Milliarden Euro rognostiziert wird. Sie legen jetzt einen solchen Murks ls Gesetzentwurf vor; wir werden ihn ablehnen. Das ist er Unterschied zwischen Können und Nichtkönnen. (Beifall bei der SPD – Ulrike Flach [FDP]: Das glauben Sie doch wohl selber nicht, Frau Ferner!)


Sie, meine lieben Kollegen und Kolleginnen von
chwarz-Gelb, wollen nichts anderes, als die gesetzliche
rankenversicherung zu Grabe zu tragen. Das Grab ha-
en Sie zwar schon ausgehoben, aber die drei Jahre, die
ie noch regieren werden, werden nicht reichen, um die
esetzliche Krankenversicherung ins Grab zu bringen.
as werden wir verhindern. Wir werden diesen Murks
ach der Bundestagswahl 2013 komplett rückgängig ma-
hen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Sie hebeln die tragenden Fundamente der gesetzli-
hen Krankenversicherung aus. Sie hebeln das Sachleis-
ungsprinzip aus. Sie hebeln die gerechte und paritäti-
che Finanzierung aus, und Sie hebeln vor allen Dingen
ie einkommensabhängige Beitragszahlung aus. Das ist
lles andere als gerecht, Herr Rösler. Das ist ungerecht.
s war bisher gesellschaftlicher Konsens, dass die star-
en Schultern mehr tragen als die schwachen und im
rankheitsfall alle die gleiche gute medizinische Leis-

ung bekommen. Damit machen Sie jetzt Schluss. Sie
ollen die Privatisierung der gesetzlichen Krankenversi-

herung. Das wollen wir nicht.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Was haben die Versicherten jetzt zu erwarten? Zum
. Januar 2011 haben sie erst einmal eine Rentenkürzung
nd eine Gehaltskürzung zu erwarten. Das ist aber noch
ie gute Nachricht. Es kommt nämlich viel schlimmer:
it der Vorkasse, die Sie als transparent und toll be-

eichnen, wollen Sie den Einstieg in die Abschaffung
es Sachleistungsprinzips.

Man muss sich einmal vor Augen halten, was Vor-
asse bedeutet: Die Versicherten haben die Sachleistung
it ihrem Beitrag schon bezahlt. Wenn sie zum Arzt ge-

en, sollen sie zusätzlich bezahlen. Die Erstattungsquo-
en derjenigen, die heute Vorkasse wählen, betragen im
urchschnitt nur rund 50 Prozent.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Vorkasse kann man nicht wählen!)


ur 50 Prozent bekommen die Menschen von ihrer
asse erstattet; es können aber auch nur 30 Prozent sein.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben es nicht verstanden!)






Elke Ferner


(A) )


)(B)

Was bringt das für einen Vorteil für den Patienten?
Der Einzige, der einen Vorteil hat, ist der Arzt, weil er
mehr bekommt, als er von der Kasse bekommen würde.


(Beifall bei der SPD)


Ich will Ihnen einmal deutlich machen, wie das in
Facharztkreisen – etwa in Internetforen des Facharztver-
bandes – diskutiert wird.


(Ulrike Flach [FDP]: Das, was Sie da erzählen, ist nicht das, was im Gesetz steht!)


Da heißt es – hören Sie gut zu –: Wenn wir den Einstieg
in die Kostenerstattung respektive in die Direktabrech-
nung mit dem Patienten auf dem Silbertablett serviert
bekommen, dann müssen wir jetzt in die Vollen gehen.
Werbung! Werbung! Werbung! Endlich auch Privatpa-
tienten. Nie wieder Zweiklassenmedizin. Erstklassige
Medizin zu vernünftigen Preisen.

Weiter heißt es da: Wir müssen immer wieder darauf
hinweisen, dass an der Schlechterstellung der Nichtkos-
tenerstattungspatienten die kranken Kassen schuld sind,
die für Verwaltung inzwischen fast so viel ausgeben wie
für die ambulante Versorgung.

Letzteres ist absoluter Nonsens. An diesen Aussagen
wird aber deutlich, wie ein Teil der Ärzteschaft tickt.
Glauben Sie denn, sie werden den Versuch unterlassen,
die Patienten nach Strich und Faden abzuzocken? Was
soll denn eine Mutter mit einem kleinen Kind machen,
wenn sie vor der Entscheidung zwischen einer sofortigen
Behandlung gegen Vorkasse und einem Arzttermin drei
Wochen später steht?


(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Was Sie hier machen ist unglaublich! Unglaublich!)


– Das ist nicht unglaublich. Das ist die Realität. Das hö-
ren wir doch alle in unseren Sprechstunden, Herr Spahn.

Aber damit nicht genug. Sie machen noch eine Frisch-
zellenkur für die PKV, indem Sie den Gut- und Besserver-
dienenden einen Turbowechsel in die PKV – möglichst
schnell aus der Solidarität heraus – ermöglichen. Junge
und Gesunde sollen möglichst schnell in die private Kran-
kenversicherung.


(Ulrike Flach [FDP]: Was ist eigentlich mit den kleinen Beamten, Frau Ferner? Interessieren Sie die Polizisten gar nicht?)


Neugierige kann ich aber nur warnen: Die privaten Kran-
kenversicherungen erhöhen ihre Beiträge deutlich schnel-
ler als die gesetzlichen, und die älteren Privatversicherten
haben heutzutage häufig Mühe, die hohen Beiträge zu be-
zahlen. Das PKV-System ist trotz der Alterungsrückstel-
lungen nicht zukunftsfest. Das ist das Schlimme.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Die sind zwar alle zufrieden, aber wir reden das noch klein!)


Außerdem sollen die privaten Krankenversicherun-
gen noch von den Rabattverhandlungen der gesetzlichen
Krankenversicherungen profitieren. Wozu? Damit die
Beiträge der PKV noch niedriger werden, und die PKV

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(C (D urch die guten Verhandlungsergebnisse der GKV noch ttraktiver wird. Das ist absurd. ch kann jedem nur raten, nicht in die private Krankenersicherung zu wechseln. Die Krönung ist die Kopfpauschale, von der Sie saen, es sei keine Kopfpauschale. as ist es anderes, wenn jedes GKV-Mitglied unabhänig vom Einkommen gleich viel bezahlen muss? Das ist ine Kopfpauschale, auch wenn Sie es tausendmal betreiten. (Beifall bei der SPD und der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist doch völlig falsch! Sie haben nichts verstanden!)


(Beifall bei der SPD)


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Richtig!)


Wir haben einen Sozialausgleich, der eigentlich gar
einer ist, weil selbst diejenigen einen Ausgleich bekom-
en, die gar keine Kopfpauschale zahlen. Selbst diejeni-

en, die noch etwas herausbekommen würden, erhalten
ach Ihrem Gesetz einen Sozialausgleich. Das finden
uch Herr Spahn, Frau Flach und Herr Singhammer
alsch. Das haben Sie selbst aufgeschrieben. Dann frage
ch mich aber, warum Sie es nicht machen.


(Ulrike Flach [FDP]: Hier steht, dass wir es machen!)


Das, was Sie hinsichtlich des Sozialausgleichs wol-
en, ist das, was wir für den gesamten Beitrag wollen.
as wäre gerechter, und das wäre dann die Bürgerversi-

herung. Aber in Teilen bewegen Sie sich schon auf uns
u.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie hätten sich schon auf die Rede vorbereiten müssen, Frau Ferner!)


Herr Lanfermann, Sie können mir gerne eine Zwi-
chenfrage stellen, wenn Sie die Antwort aushalten.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben sich ja nicht vorbereitet!)


Sie suggerieren, es gebe beim Modell der Kopfpau-
chale einen Sozialausgleich. Das ist aber falsch. Sie sa-
en, im nächsten Jahr werde es keine durchschnittliche
opfpauschale geben. Die Überraschung für die Versi-

herten ist aber, dass es dann auch keinen Sozialaus-
leich geben wird, und zwar auch nicht für diejenigen,
ie einen Zusatzbeitrag bezahlen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Wer nichts zahlt, der kriegt auch nichts zurück!)


Das stimmt doch nicht, Herr Lanfermann.

Zum anderen muss man Folgendes sehen: Wenn die
opfpauschale 30 Euro beträgt, sind drei Viertel aller
entnerinnen und Rentner auf Almosen angewiesen.
eiterhin sind mehr als die Hälfte aller GKV-Versicher-

en auf den sogenannten Sozialausgleich angewiesen.
as ist absurd.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das Wort „absurd“ ist hier zutreffend!)






Elke Ferner


(A) )


)(B)

Das ist weder gerecht noch zukunftsfest. Unbürokratisch
ist es schon gar nicht, weil Sie, Herr Rösler, mit Ihrem
komischen Sozialausgleich


(Heinz Lanfermann [FDP]: Was ist denn daran komisch?)


mindestens 600 Millionen einzelne Meldungen der Ar-
beitgeber, der Rentenversicherungsträger und der Ar-
beitslosenversicherung produzieren, die die Krankenkas-
sen erst einmal zusammenführen müssen, um überhaupt
entscheiden zu können, ob jemandem ein Sozialaus-
gleich zusteht oder nicht. Also: mehr Bürokratie, weni-
ger Gerechtigkeit, Einstieg in die Privatisierung der
gesetzlichen Krankenversicherung. Das ist Ihre Gesund-
heitspolitik.

Herr Koschorrek hat die Katze aus dem Sack gelas-
sen. Das Nächste, was kommt, ist die Abschaffung der
Chronikerregelung. Sie haben eben gesagt, dass die
Zuzahlung statt 1 Prozent künftig 2 Prozent des Einkom-
mens betragen soll; es sei denn, ich hätte mich verhört.
Das alles ist aber nicht neu; denn Sie haben sowohl bei
der Gesundheitsreform 2003 als auch bei der letzten Ge-
sundheitsreform immer wieder versucht, die Zuzahlung
der Patientinnen und Patienten zu erhöhen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707202200

Kollegin Ferner, achten Sie bitte auf die Zeit.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1707202300

Sie wollten damals beispielsweise 10 Prozent Eigen-

beteiligung an den Behandlungskosten, und zwar aller
Behandlungskosten. Das werden wir nicht mitmachen.
Wir werden diesen Murks spätestens 2013 zurückneh-
men. Dann können Sie sich wieder auf den Oppositions-
bänken einrichten.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Wie man mit 20 Prozent in den Umfragen so eine große Klappe haben kann!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707202400

Für die Unionsfraktion spricht nun der Kollege Jens

Spahn.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707202500

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Lieber Herr Kollege Gysi,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Hast du „lieber“ gesagt?)


natürlich zahlen auch die privaten Krankenversiche-
rungen dafür, dass sie bei den Arzneimittelkosten von
der Systematik im Bereich der gesetzlichen Krankenver-
sicherung profitieren. Sie müssen sich an den Kosten für
den Gemeinsamen Bundesausschuss und für das Institut
beteiligen.


(Elke Ferner [SPD]: Mir kommen die Tränen!)


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(C (D atürlich gibt es zentrale Verhandlungen des GKV-Spitenverbandes mit den pharmazeutischen Unternehmern. atürlich werden in einem ersten Schritt alle Krankenassen gemeinsam verhandeln und eine kostengünstige ösung für die Versicherten finden. Diese Verhandlunen hat der vfa, der Verband Forschender Arzneimittelersteller, heftigst bekämpft. Natürlich haben wir eine entrale Veröffentlichung von klinischen Studien eingeührt. Auch dagegen hat sich die Pharmaindustrie geehrt, wie sie sich auch dagegen gewehrt hat, dass es ine Zusatznutzenbewertung geben soll. (Heinz Lanfermann [FDP]: Das alles stand im Neuen Deutschland nicht drin, Herr Kollege!)


Eines kann man schon verlangen, auch wenn Sie sich
ls Fraktionsvorsitzender zu Wort melden. Wir haben
ier elf Minuten faktenfreies Gerede mit Unwahrheiten
nd Falschheiten gehört. Man kann von einem Frak-
ionsvorsitzenden verlangen, dass er zumindest das Ge-
etz gelesen hat, bevor er hier an das Podium tritt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


um Zweiten lasse ich mir nicht von jemandem, der zur
omenklatura der SED gehört hat, hier Zweiklassenme-
izin vorwerfen.


(Widerspruch bei der LINKEN)


n der ehemaligen DDR wurden aus dem Westen Arznei-
ittel für diejenigen importiert, die zur Nomenklatura

ehört haben. Die Zustände für diejenigen, die an die
ialyse mussten, waren eine Katastrophe. Von so jeman-
em lasse ich mir keine Zweiklassenmedizin vorwerfen,
n keiner Stelle.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


Zur Wahrheit gehört – diese Wahrheit muss man ehr-
ich aussprechen –, dass Gesundheit in einer älter wer-
enden Gesellschaft, die medizinischen Fortschritt will,
eurer wird. Eigentlich ist das etwas Positives. Wir alle
ollen doch möglichst gesund möglichst alt werden.


(Zuruf der Abg. Dr. Barbara Hendricks [SPD])


Wer schreit denn da überhaupt? Ach, Frau Kollegin
endricks. Ich musste mich erst einmal orientieren, wer
azwischenruft. – Die Menschheitsgeschichte ist voll
on Erzählungen, dass Menschen danach streben, ein
öglichst hohes Alter zu erreichen. Es ist etwas Positi-

es, dass wir das können. Zur Wahrheit gehört aber auch,
ass Gesundheit teurer wird, wenn man eine gute medi-
inische Versorgung will, wenn man Zugang zu Innova-
ionen und neuen Arzneimitteln will. Diese Wahrheit
prechen wir ehrlich aus.


(Andrea Nahles [SPD]: Reden Sie doch einmal zur Sache!)


eil die steigenden Gesundheitskosten in dem heuti-
en System die Lohnnebenkosten erhöhen,


(Mechthild Rawert [SPD]: Aber doch nicht so teuer!)






Jens Spahn


(A) )


)(B)

somit die Arbeitskosten in Deutschland verteuern und
Arbeitsplätze gefährden, stellen wir die Finanzierung
um. Das ist die richtige Antwort auf die Herausforde-
rung, vor der wir stehen. Darum geht es heute im Kern,
liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707202600

Herr Kollege Spahn, gestatten Sie eine Zwischenfrage

des Kollegen Lauterbach?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707202700

Auch wenn er gleich noch Redezeit hat, gerne.


Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1707202800

Die gleiche Frage hätte ich auch dem Minister ge-

stellt, wenn er sie zugelassen hätte.

Mich interessiert, weshalb wir hier nichts Konkretes
zu Ihrem Gesetz hören. Sie erklären uns, dass die Men-
schen älter werden wollen. Sie erzählen uns etwas über
die DDR, was niemanden interessiert und auch noch
falsch ist, aber wir hören nichts über Ihr erbärmliches
Gesetz.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Was ist daran falsch? – Zuruf von der CDU/CSU: Sie haben doch keine Ahnung! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU)


Wieso reden Sie nicht zum Gesetz, Herr Spahn?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707202900

Lieber Herr Kollege Lauterbach, von meinen zwölf

Minuten Redezeit habe ich erst einige wenige genutzt.


(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Um dummes Zeug zu reden!)


Ich wollte dies jetzt gerade, hätten Sie mich nicht durch
eine Zwischenfrage unterbrochen, herleiten.


(Michael Groschek [SPD]: Das war die Chance zum Nachdenken!)


Denn man muss das, was man konkret mit dem Gesetz
tut und was ich gleich erklären werde, schon vernünftig
begründen. Das ist eben der Unterschied zwischen Ihnen
und uns. Bei uns steckt eine größere Idee hinter dem,
was wir tun. Deswegen muss man die Dinge schon her-
leiten.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707203000

Herr Kollege, gestatten Sie eine weitere Zwischen-

frage, diesmal der Kollegin Bunge?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707203100

Bevor mir wieder vorgeworfen wird, ich sagte nichts

zum Gesetz, möchte ich zunächst sagen, warum wir was
tun. Dann können wir gerne mit Zwischenfragen weiter-
machen.

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(C (D Dass steigende Gesundheitskosten die Lohnnebenosten in Deutschland belasten, haben wir in der Großen oalition schon erkannt. Auch Rot-Grün hat das erannt; deswegen haben Sie ja etwas an der Parität veränert. Damals fanden Sie das noch gut. Wenn das aber so st, dann muss man sich doch Gedanken darüber mahen, wie man die gesetzliche Krankenversicherung in er Zukunft anders finanzieren kann, damit sie die achstumsdynamik, die wir wollen, entfalten kann, hne dass wir uns immer in einer Debatte über Lohnneenkosten befinden. – Die Gesundheitsbranche ist übriens mit über 4 Millionen Beschäftigten die größte ranche, die wir in Deutschland haben. – Das ist der erngedanke unseres Gesetzes. Deshalb haben wir gesagt: Wir schreiben den Arbeiteberbeitrag in der Fortsetzung dessen, was wir in der roßen Koalition gemacht haben, fest, und wir entwi keln den Zusatzbeitrag als lohnunabhängige Komonente weiter, um aus der reinen lohnabhängigen inanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung heauszukommen. Denn nur wenn das gelingt, können Sie atsächlich dauerhaft und flächendeckend eine gute meizinische Versorgung für alle sicherstellen. Das ist der Kerngedanke dessen, was wir tun, und ich laube, dieser Kerngedanke wird am Ende auch viel Unerstützung in der Bevölkerung finden, liebe Kolleginen und Kollegen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Das wird er nicht! – Heinz Lanfermann [FDP]: Ich fürchte, er versteht es trotzdem nicht!)


Das Entscheidende bei diesem Zusatzbeitrag ist, dass
ir sagen: Wir finden eine breitere Grundlage auch für
en Sozialausgleich.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eben nicht! Wo sind sie denn, die Steuermittel?)


eute werden die Kosten für den Sozialausgleich nahezu
usschließlich von den abhängig Beschäftigten und von
en Rentnerinnen und Rentnern in diesem Land getra-
en. Diese alleine finanzieren das Gesamtsystem. Alle
nderen Einkünfte, übrigens auch die Einkünfte über der
eitragsbemessungsgrenze von gut 3 700 Euro, spielen
eine Rolle.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aha! – Elke Ferner [SPD]: Das wollten Sie doch gar nicht ändern! Dabei haben Sie sich doch verweigert!)


s ist übrigens im heutigen System schon so. Sie haben
ies ja kritisiert.


(Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Deswegen wollen wir die Bürgerversicherung!)


Genau da setzen wir an. Wir sagen, dass der Sozial-
usgleich für diesen Zusatzbeitrag aus Steuern finanziert
ird. Steuern werden in Deutschland nach der tatsächli-

hen Leistungsfähigkeit des Einzelnen erhoben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Jens Spahn


(A) )


)(B)

Miete, Kapitaleinkünfte, Zinseinkünfte, Unternehmens-
gewinne – all diese Dinge werden mit berücksichtigt.
Deswegen ist das, was wir einführen wollen, gerechter
als das System, das wir heute haben. Dies ist ein erster
wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Aus diesem
ersten Schritt ergibt sich eine Perspektive für die weite-
ren Schritte, Frau Kollegin Bender. Das ist das, was die
Kollegin Flach, der Kollege Straubinger und ich aufge-
zeigt haben: zunächst der erste und dann der zweite
Schritt. Die Reihenfolge ist wichtig. Aber die entschei-
dende Botschaft am heutigen Morgen lautet: Es ist bes-
ser und gerechter als das, was wir heute haben.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das ist es nicht!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707203200

Herr Kollege Spahn, es gibt mehrere Wünsche nach

Zwischenfragen. Ich habe unter anderem die Kollegin
Bender und die Kollegin Bunge auf der Liste.


(Iris Gleicke [SPD]: Weil der Minister ja nicht antworten wollte!)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707203300

Gerne.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707203400

Zunächst erhält die Kollegin Bender das Wort.


Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707203500

Herr Kollege Spahn, wenn Sie darauf hinweisen, dass

im Steuersystem jeder nach seiner Leistungsfähigkeit
besteuert werde und dass es deswegen besonders gerecht
sei, Steuermittel ins System zu holen, dann schließen
sich daran zwei Fragen an.

Erstens. Warum holen Sie die Steuermittel nicht ins
System? Denn es gibt ja in Wirklichkeit keinen steuer-
finanzierten Sozialausgleich.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was? Wo kommen denn die 15 Milliarden her?)


Zweitens. Ist Ihnen bekannt, dass zum Steueraufkom-
men die Einkommensteuer, bei der tatsächlich die Ein-
kommenshöhe über die Steuerhöhe bestimmt, während
alle anderen Steuerarten nicht progressiv sind, nur zu
35 Prozent beiträgt?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707203600

Frau Kollegin Bender, zum Ersten. Die Steuerfinan-

zierung des Sozialausgleichs ist natürlich sichergestellt
– das wissen Sie doch eigentlich –, weil wir im nächsten
Jahr 2 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt – das
sind unstrittig Steuermittel –


(Ulrike Flach [FDP]: So ist es!)


in die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds, also der
gesetzlichen Krankenversicherung, geben. Daraus wer-
den wir in den nächsten Jahren den Steuerausgleich
finanzieren.

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(C (D (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Das wird ruck, zuck aufgebraucht sein!)


s sind nachweislich Steuermittel. Ab 2014 muss im
undeshaushalt dann spitz abgerechnet das nötige Geld
ur Verfügung gestellt werden.

Zum Zweiten. Natürlich ist die Verteilung nach dem
teuersystem so, wie sie ist, aber zur Wahrheit gehört
och auch, dass der Ausgleich über das Steuersystem
esentlich gerechter ist


(Elke Ferner [SPD]: Das wollen Sie ja ändern!)


ls das, was wir heute in den Sozialversicherungssyste-
en als Ausgleichsmechanismen haben,


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


eil Mieten, Dividenden, Zinseinkünfte berücksichtigt
erden, weil auch Unternehmensgewinne berücksichtigt
erden,


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: So ist es!)


eil auch die Einkommen von privat Krankenversicher-
en und die Einkommen über der Beitragsbemessungs-
renze berücksichtigt werden.


(Elke Ferner [SPD]: Aber Sie wollen doch entlasten! – Heinz Lanfermann [FDP]: Auch Sie tragen dazu bei, Frau Bender!)


s ist gerechter als das, was wir heute haben, und das
issen Sie doch eigentlich auch, Frau Kollegin Bender.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707203700

Geschäftsleitend Folgendes: Es gibt eine ganze Reihe

on Fragen. Nun wollen wir den Beitrag ja nicht um das
reifache verlängern. Ich würde noch zwei Fragen zu-

assen, die der Kollegin Bunge und die der Kollegin
ogler. Aber natürlich müssen Sie entscheiden, Herr
ollege, auf was Sie noch antworten wollen.

Kollegin Bunge.


Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707203800

Kollege Spahn, Sie haben behauptet, dass die Zusatz-

eiträge, die wir ablehnen, durch den Sozialausgleich so-
ialer würden. Mich würde einfach einmal Ihre Mathe-
atik interessieren.


(Elke Ferner [SPD]: Das kann er nicht erklären! – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Es gibt nur eine Mathematik!)


Wenn jemand 1 000 Euro bekommt – „verdient“ will
ch nicht sagen; denn wir wissen: viele sind unterbezahlt;
ie meisten verdienen eigentlich, im wahrsten Wortsinn,
ehr –, bezahlt er nach der jetzigen Regelung einen Zu-

atzbeitrag von maximal 10 Euro, nach der 2-Prozent-
egelung 20 Euro. Da wirkt der Sozialausgleich gar
icht. Was ist daran sozial?





Dr. Martina Bunge


(A) )


)(B)

Was machen Sie mit dem Sozialausgleich? Das Ge-
setz soll doch in die Zukunft wirken. Wenn wir wieder
vor einer Krisensituation, etwa einem Börsencrash, ste-
hen, die Zusatzbeiträge im Jahr 2020 eh schon bei 60
oder 100 Euro liegen, viele im Sozialausgleich sind, ein
Haufen Steuermittel notwendig ist, die Steuern durch
den Börsencrash aber wegbrechen, wer bezahlt dann
bitte schön?


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Was wäre die Alternative?)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707203900

Das Problem, Frau Kollegin Bunge, ist Folgendes

– das ist das, was ich eingangs dargestellt habe; deswe-
gen ist es schon wichtig, Herr Kollege Lauterbach, die
Dinge auch ein bisschen herzuleiten –: Sie stellen eine
statische Betrachtung an. Aber eine Wahrheit müssen
auch die linken Parteien in diesem Parlament endlich
einmal anerkennen – diese ehrliche Botschaft muss man
verkünden, auch wenn sie vielleicht nicht populär ist –:
Die Gesundheitsversorgung, insbesondere dann, wenn
sie flächendeckend aufrechterhalten werden soll – ich
komme aus dem Münsterland, also einer ländlichen Re-
gion – und wenn wir den Zugang zu Innovationen mög-
lich machen wollen – die Kosten steigen ja nicht beim
Hustensaft, sondern sie steigen zum Beispiel bei Krebs-
medikamenten –, wird teurer. Das ist die erste ehrliche
Botschaft, die in Ihrer Frage leider völlig ausgeblendet
wird.

Zum Zweiten muss man in der Perspektive sehen,
dass die Kosten steigen – sie werden steigen –, egal wie
wir die Ausgaben finanzieren, ob wir sie über Beiträge,
über Steuern oder über einen Zusatzbeitrag finanzieren.


(Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Aber wenn der Crash noch dazukommt?)


Das vorausgeschickt, sage ich: Es ist dann natürlich
wichtig, zu erklären: Niemand muss mehr als 2 Prozent
seines Einkommens für den Zusatzbeitrag ausgeben.
Das stellen wir sicher. Im Unterschied zu dem, was die
Frau Kollegin Schmidt als Gesundheitsministerin einge-
führt hat, stellen wir sicher, dass das Geld, das in der ge-
setzlichen Krankenversicherung nicht ankommt, weil es
einen Deckel gibt, doch im System verfügbar ist, dann
eben aus Steuermitteln finanziert. Das ist dann am Ende
gerechter als das, was wir heute haben. Ein Sozialaus-
gleich aus Steuermitteln findet heute nicht statt. Genau
das ändern wir, und das ist gerechter als das, was wir
heute haben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707204000

Gestatten Sie noch die Frage der Kollegin Vogler?


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707204100

Ich würde jetzt gern fortfahren,

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(C (D (Birgitt Bender [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich bin gespannt, ob es noch etwas Interessantes gibt!)


nd dann können wir nachher noch einmal schauen.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707204200

Gut.


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707204300

Zu der Frage, was die Alternative sein soll, muss

an hier zwei, drei Sätze sagen dürfen. Es ist eine Pro-
ektgruppe der Sozialdemokratischen Partei Deutsch-
ands eingesetzt worden, die sich mit der gesetzlichen
rankenversicherung beschäftigt. Man ist sich unsicher,
b es im Kern darum ging, ein neues Konzept für die ge-
etzliche Krankenversicherung zu schaffen, oder darum,
er Generalsekretärin ein Aufgabenfeld zu geben, in
em sie wahrgenommen werden kann.


(Beifall bei der FDP)


Unabhängig davon: Was steht am Ende in diesem
onzept? Der Kollege Lauterbach hat uns im Dezember
ier im Deutschen Bundestag angekündigt, er werde ein
urchgerechnetes Konzept zur Bürgerversicherung auf
en Tisch legen. Das kündigt er seit Jahren an. Wenn ich
ir anschaue, was Sie vorgelegt haben, dann sehe ich,

ass in diesem durchgerechneten Konzept nicht eine ein-
ige Zahl steht. Sie sagen nicht, wie hoch der Beitrags-
atz sein soll. Sie sagen nicht, was alles mit verbeitragt
erden soll. Sie sagen nicht, wie hoch die Beitragsbe-
essungsgrenze sein soll. Sie sagen nicht, wie viele
teuermittel in das System fließen sollen. Sie sagen mit
einem Wort und vor allem mit keiner Zahl – und rech-
en tut man meistens mit Zahlen, Herr Kollege
auterbach –, was Ihr Konzept eigentlich bedeutet.


(Elke Ferner [SPD]: Sie können noch nicht einmal mit Zahlen rechnen!)


as lassen wir Ihnen so pauschal und billig nicht durch-
ehen, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Sie wissen genau, warum Sie das nicht sagen; denn
uch Sie kämen nicht um die Botschaft herum, die Sie
ermeiden, die wir aber ehrlich aussprechen, nämlich
ass es teurer wird. Sie würden vor allem die Facharbei-
er – die Mittelschicht – zusätzlich belasten, diejenigen,
ie zusätzlich ein wenig zur Seite gelegt oder eine Miet-
ohnung geerbt haben.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch nicht! Das ist blanke Panikmache!)


iejenigen würden Sie zusätzlich belasten, weil die Bei-
ragsbemessungsgrenze natürlich auch in Ihrem Konzept
eiter gelten würde. Genau deswegen ist es übrigens ge-

echter, das über Steuern zu machen.


(Mechthild Rawert [SPD]: Fakten und Zahlen bitte!)


m Steuerrecht gibt es keine Beitragsbemessungsgrenze.
m Sozialrecht muss es sie nach dem Verfassungsrecht





Jens Spahn


(A) )


)(B)

geben. Deswegen ist es richtiger, diesen Ausgleich über
Steuermittel zu machen, liebe Kolleginnen und Kolle-
gen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Wo ist denn die Gesundheitssteuer?)


– Ich weiß, es tut weh, weil es Sie an Ihre eigenen Ent-
scheidungen erinnert.


(Elke Ferner [SPD]: Nein, gar nicht! Sie tun weh!)


Ich wundere mich darüber, wie Sie sich da überall in
die Büsche schlagen. Sie haben mit uns in der Großen
Koalition den Zusatzbeitrag eingeführt,


(Elke Ferner [SPD]: Nein, das waren Sie! Sie lügen schon wieder!)


sodass heute von einigen Kassen 8 Euro erhoben wer-
den. Übrigens gibt es wunderschöne Reden von Ulla
Schmidt darüber, warum es richtig ist, einen Zusatzbei-
trag einzuführen, nämlich um die Loslösung von den
Lohnkosten zu erreichen. Sie haben mit uns gemeinsam
die Wahltarife in der gesetzlichen Krankenversicherung
eingeführt und fortentwickelt.


(Elke Ferner [SPD]: Nein, nein! Sie verabschieden sich gerade von allem!)


Sie haben mit uns gemeinsam die Kostenerstattung ein-
geführt.


(Elke Ferner [SPD]: Nein! Das stimmt nicht! Das ist gelogen!)


– Sie haben mit uns gemeinsam die Regelungen zur Kos-
tenerstattung eingeführt, weil Sie damals noch der Über-
zeugung waren, es wäre gut, wenn auch gesetzlich Versi-
cherte die Möglichkeit hätten, für sich einen Wahltarif
nach ihren eigenen Wünschen ein Stück weit gestalten
zu können.


(Elke Ferner [SPD]: Das ist gelogen! Sie verabschieden sich gerade von allem!)


Heute wollen Sie von all dem nichts mehr wissen. Sie
schlagen sich in die Büsche. Sie versuchen, im Wettbe-
werb um Gleichmacherei die Linkspartei zu überholen,
aber das wird Ihnen nicht gelingen, das ist ein billiger
Abklatsch. Es wäre besser, Sie würden sich zu dem be-
kennen, was wir einmal gemeinsam verabschiedet ha-
ben, liebe Kolleginnen und Kollegen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Mechthild Rawert [SPD]: Fakten und Zahlen, Herr Spahn!)


Wenn es um die Frage geht, was im nächsten Jahr ist,
dann ist von Ihnen auch nichts zu hören. Wir haben im
nächsten Jahr in der gesetzlichen Krankenversiche-
rung ein Defizit von 9 Milliarden Euro.


(Zuruf von der FDP: So weit denken die nicht!)


Das ist das größte Defizit in der Geschichte der gesetzli-
chen Krankenversicherung. Wenn wir nichts tun würden,

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(C (D ann würden im nächsten Jahr viele Krankenkassen auch große Krankenkassen – aufgrund der Systematik, ie sie heute ist, in die Insolvenz gehen müssen. Es ürde eine wahnsinnig große Verunsicherung in der Beölkerung geben. Deswegen stellen wir uns nicht nur der ntscheidung darüber, wie wir bei steigenden Gesundeitskosten die gesetzliche Krankenversicherung langristig finanzieren wollen, sondern auch der Herausforerung im Rahmen der Frage, wie wir mit dem Defizit m nächsten Jahr umgehen werden. Hier holen wir alle ins Boot: Arbeitgeber und Arbeitehmer, indem wir zum alten Beitragssatz von 15,5 Proent zurückkehren, den wir übrigens vor der Krise in der roßen Koalition eingeführt haben. Wir holen die Kranenhäuser mit ins Boot und die Krankenkassen, die rzte, die Zahnärzte, die Pharmaindustrie, die Apotheer und den Großhandel, (Mechthild Rawert [SPD]: Die einen müssen paddeln, und die anderen sitzen auf dem Luxusdampfer!)


ei denen wir Zuwächse begrenzen und zum Teil effek-
iv Geld einsparen, um am Ende dieses Defizit von
Milliarden Euro unter Beteiligung aller im Gesund-

eitswesen in den Griff zu bekommen. Die Prognose ist
o, dass es uns tatsächlich gelingen wird, in der gesetzli-
hen Krankenversicherung zu einer ausgeglichenen Bi-
anz zu kommen.

Man kann von der Opposition erwarten, dass sie zu-
indest zwei oder drei Sätze über die Herausforderung

m nächsten Jahr verliert. Man kann erwarten, dass Sie
ine Alternative aufzeigen, wenn Sie nicht damit einver-
tanden sind. Sie wissen wie ich, dass Nichtstun in die-
er Situation keine Option ist, dass Krankenkassen dann
n die Insolvenz müssen.


(Elke Ferner [SPD]: Aber Sie haben ein ganzes Jahr nichts getan!)


a kann man sogar von einer Opposition verlangen, dass
on ihr zwei oder drei Sätze darauf verwendet werden,
as mit dem Defizit im nächsten Jahr zu tun wäre, wenn
ie nicht das tun wollen, was wir tun. Unsere Antwort ist
in gerechter Ausgleich, liebe Kolleginnen und Kolle-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die christlich-liberale Koalition stellt sich nämlich
ieser Verantwortung. Wir stellen uns dieser Verantwor-
ung, auch wenn es unschöne Botschaften sind,


(Zurufe von der LINKEN)


nschöne Botschaften für Arbeitnehmer, Arbeitgeber,
uch für viele, die im Gesundheitswesen tätig sind. Nie-
and hat ja gerne, dass bei ihm gespart wird.


(Mechthild Rawert [SPD]: Die Beschäftigten sind sowieso am schlechtesten dran!)


ber wir stellen uns dieser Verantwortung. Wir stellen
ns übrigens auch der Verantwortung, den Menschen
hrlich zu sagen, dass in einer älter werdenden Gesell-
chaft die Gesundheitskosten steigen werden.





Jens Spahn


(A) )


)(B)


(Elke Ferner [SPD]: Stimmt doch überhaupt nicht! Sie lügen schon wieder, ohne rot zu werden! – Kathrin Vogler [DIE LINKE]: Das ist ein Mythos, Herr Spahn!)


Um diese Aussage drücken Sie sich ja leider bis heute
herum. Aber es ist nun einmal so: Wenn wir medizini-
schen Fortschritt für alle flächendeckend wollen, muss
das auch entsprechend finanziert werden.

Wir nennen nicht nur ehrlich die Herausforderungen,
sondern wir liefern auch noch die Lösungen,


(Elke Ferner [SPD]: Ja, genau! Die kleinen Leute abzocken! Das ist die Lösung!)


indem wir sagen, dass es eine weitere ergänzende Finan-
zierung braucht, die lohnunabhängig ist und durch die
künftige Kostensteigerungen abgefedert werden können,
ohne tatsächlich automatisch immer die Lohnnebenkos-
ten zu erhöhen, wodurch ja Arbeitsplätze in Deutschland
gefährdet werden.


(Elke Ferner [SPD]: Nur bei den kleinen Einkommen! Rentnerinnen und Rentner sind die Dummen!)


Es ist am Ende übrigens die beste Sozialpolitik, Arbeits-
plätze in Deutschland zu sichern und die Schaffung von
neuen möglich zu machen.


(Elke Ferner [SPD]: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Rentnerinnen und Rentner werden von Ihnen gnadenlos abgezockt!)


Damit stellt sich die christlich-liberale Koalition ihrer
Verantwortung. Darauf kommt es an.


(Andrea Nahles [SPD]: Alles nur Gesülze!)


Man kann von einer Opposition ein bisschen mehr er-
warten als nur Worthülsen und Überschriften.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Nein! Von denen nicht!)


Wenigstens ein bisschen Konzept wäre ganz hilfreich,
zumindest, wenn Sie für sich in Anspruch nehmen wol-
len, hier noch ernsthaft mitzureden.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707204400

Zu einer Kurzintervention hat nun die Kollegin

Ferner das Wort.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1707204500

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Herr Spahn hat ja

eben wieder versucht, Geschichtsklitterung zu betreiben.
Deshalb möchte ich hier wirklich noch einmal ein paar
Dinge klarstellen.

Die letzte Gesundheitsreform, die von Ihnen und
von uns mitgetragen worden ist, bestand aus einem
Kompromiss.

Zu diesem Kompromiss hat erstens dazugehört, dass
wir, obwohl wir das wollten, darauf verzichtet haben, die
Zusatzbeiträge paritätisch und einkommensabhängig

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(C (D inanzieren zu lassen, weil Sie das nicht zugelassen haen. Insbesondere Frau Merkel hat darauf bestanden, ass es auch die Option geben muss, feste Beiträge nehen zu können. Wir haben damals vereinbart, dass die assen selbst entscheiden können, ob sie prozentuale der feste Zusatzbeiträge erheben. Dieses Entscheiungsrecht nehmen Sie den Kassen jetzt. Der zweite Punkt ist, dass wir folgende Forderungen hrer Fraktion, Herr Spahn, die Sie während der Verandlungen zur Gesundheitsreform erhoben haben, abelehnt haben: Sie wollten Leistungsausgliederungen, eispielsweise sollte die Kostenerstattung von privaten nfällen durch die Krankenversicherung aus dem eistungskatalog herausgenommen werden. Das hätte ,7 Beitragssatzpunkte gebracht. Das haben wir abgeehnt, weil wir das für unverantwortlich halten. Außerem wollten Sie, dass bei jedem Arztbesuch eine Praxisebühr fällig wird. Auch das haben wir abgelehnt, weil s die Kranken zu sehr belastet. Nun zur Kostenerstattung, werter Herr Spahn. Hier ichte ich mich auch an Herrn Bahr, der ja in der letzten oche im Fernsehen ähnlichen Unsinn wie Sie behaupet hat. Es mag Ihrem jugendlichen Alter geschuldet ein, dass Sie sich vielleicht nicht mehr so sehr daran ernnern können. Die Möglichkeit zur Kostenerstattung urde 1996 von Bundesgesundheitsminister Seehofer ingeführt. Ich kann mich noch daran erinnern – ich eiß nicht, wie es bei Ihnen ist –: Damals haben CDU/ SU und FDP regiert. Diese Möglichkeit wurde 1998 on Rot-Grün wieder abgeschafft. Wiedereingeführt urde sie 2003 auf Druck der Union im Rahmen eines ermittlungsausschussverfahrens. Damals wurde festge egt, dass die Bindungsfrist mindestens ein Jahr beträgt nd dass sie, vor allen Dingen, entweder alle Leistungen der keine Leistungen umfassen muss. Bei der Gesundeitsreform von 2007 war eines Ihrer großen Themen, ie Möglichkeiten zur Kostenerstattung auszuweiten. ir haben uns dann im Rahmen eines Kompromisses azu bereit erklärt – wir wollten es nicht, es war aber Ihr nliegen –, einen Wahltarif mit einer Drei-Jahres-Binung einzuführen. Wir konnten dann nur noch sicherstelen, dass dieser möglichst selten in Anspruch genommen ird. Dem haben Sie damals zugestimmt. Jetzt kippen ie dies wieder wie auch einige andere Punkte, denen ie damals zugestimmt haben, wie beispielsweise die eckelung der Zusatzbeiträge und damit die Sozialver räglichkeit der Zusatzbeiträge. Ich meine, Herr Spahn, zur Redlichkeit gehört, nicht ur zu sagen: „Ja, wir waren dabei“, sondern auch zu saen: „Aber wir waren es nicht allein.“ (Heinz Lanfermann [FDP]: Ach, Sie waren dabei, aber eigentlich nicht!)


ie SPD hat leider noch nie mit absoluter Mehrheit in
iesem Land regiert – Herr Gysi, dies auch zu Ihnen.

Man sollte schon so ehrlich sein und so viel Rückgrat
aben, Herr Spahn, deutlich zu machen, was Sie eigent-
ich wollten.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist aber eine lange Intervention!)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707204600

Kollegin Ferner, Sie müssen bitte zum Schluss kom-

men.


Elke Ferner (SPD):
Rede ID: ID1707204700

Sie wollten – das setzen Sie jetzt mit der FDP um –

eine zusätzliche Belastung der Patientinnen und Patien-
ten und der unteren Einkommen zugunsten der Entlas-
tung der oberen Einkommen. Das ist Ihre Klientelpolitik,
die Sie nach wie vor betreiben.


(Beifall bei der SPD)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707204800

Sie haben das Wort, Herr Spahn.


(Ulrike Flach [FDP]: Es wird nicht gesendet, Frau Ferner! Sie brauchen sich nicht so anzustrengen! – Gegenruf der Abg. Elke Ferner [SPD]: Das ist mir egal, ob das gesendet wird!)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707204900

Liebe Frau Kollegin Ferner! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Zuerst zu den Wahltarifen und zu den Ände-
rungen, die wir hierbei jetzt vornehmen.

Ich glaube nicht, dass es der gesetzlich Versicherte,
wenn Sie ihn auf der Straße danach fragten, für richtig
hielte, dass Chefarztbehandlung oder die Inanspruch-
nahme eines Einbettzimmers von dem normalen Bei-
tragszahler quersubventioniert werden,


(Mechthild Rawert [SPD]: Fakten!)


sondern vielmehr, dass es durch diejenigen bezahlt wird,
die sich dafür entscheiden. Deswegen sorgen wir dafür,
dass es diese Quersubventionierung nicht gibt, mit der
einige Krankenkassen versuchen, sich eine bestimmte
Klientel heranzuziehen. Wir stellen klar: Diese Tarife
müssen sich selber tragen, weil Chefarztbehandlung et-
was ist, was man für sich selbst finanzieren und bezahlen
muss. Das war bisher in Form der Quersubventionierung
ungerecht geregelt, und deswegen ändern wir das.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Gucken Sie doch einmal ins Gesetz!)


Zweitens komme ich zur Kostenerstattung. Sie be-
mühen dabei immer gern das Wort „Vorkasse“. Viel-
leicht sollten Sie den Menschen einmal erklären, was
denn Vorkasse ist: Vorkasse heißt, dass ich vor Inan-
spruchnahme der Leistung zahlen muss. Das wollte nie
jemand, das will nie jemand, und das wird es in der deut-
schen Krankenversicherung auch nie geben.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Vorkasse heißt, dass Sie mehr bezahlen, als Sie erstattet bekommen!)


Sie jedoch suchen bei dem, was wir hier tun, verzwei-
felt nach Angriffspunkten, denken sich selber ein Wort
aus, das ganz furchtbar klingt, und unterstellen dann mit
großem Getöse, dass hier irgendjemand so etwas einfüh-
ren wolle. Das ist unredlich. So macht man eigentlich

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(C (D icht gemeinsam Politik, liebe Kolleginnen und Kolleen. (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Glatte Lüge!)


Was die Frage des Kompromisses angeht, so wollten
ie zum einen Verkehrsunfälle aus der gesetzlichen
rankenversicherung herausnehmen.


(Elke Ferner [SPD]: Das stimmt doch gar nicht! Sie lügen hier, Herr Spahn! Nehmen Sie das zurück! – Gegenruf des Abg. Heinz Lanfermann [FDP]: Jetzt hören Sie doch mal zu, Frau Ferner! Sie können doch etwas lernen!)


Wissen Sie, das ist doch alles müßig.


(Weitere Zurufe von der SPD)


Es muss ja irgendwie wehtun.


(Elke Ferner [SPD]: Nein! Es ist nicht wahr! – Heinz Lanfermann [FDP], an die SPD gewandt: Jetzt hören Sie doch einmal zu!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707205000

Überwiegend hat der Kollege Spahn das Wort.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)



Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707205100

Vielen Dank. – Erst einmal gute Besserung, Frau Prä-

identin.


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707205200

Danke.


Jens Spahn (CDU):
Rede ID: ID1707205300

Unabhängig davon gehört es doch in solchen Beratun-

en dazu – Frau Kollegin Ferner, ich antworte Ihnen –


(Elke Ferner [SPD]: Ich höre Ihnen zu! Multitasking!)


Multitasking, okay –, dass man natürlich verschiedene
ptionen miteinander durchspielt. Wir haben uns am
nde entschieden, nicht Leistungen auszugrenzen, son-
ern stattdessen zu einer zusätzlichen Belastung etwa in
orm der Praxisgebühr oder anderem zu kommen. Das
leiche tun wir jetzt übrigens wieder. Wir haben gesagt,
ir wollen bei dieser Gesundheitsreform bewusst nicht
eistungen ausgliedern. Wir muten dann aber – das ge-
ört dann zur Wahrheit dazu; vor dieser Wahrheit ducken
ie sich dann immer weg – den Menschen zu, dass die
eiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung steigen,
amit der bisherige Leistungsumfang erhalten bleibt.

Aber eines lasse ich Ihnen nicht durchgehen; das ist
rgendwann eine Frage der politischen Kultur. Wenn
an gemeinsam in der Großen Koalition einen Kompro-
iss gefunden hat, bei dem beide Seiten selbstverständ-

ich Abstriche machen müssen, dann gehört es meines
rachtens dazu – übrigens auch in der Wahrnehmung der
ürgerinnen und Bürger –, dass man zu dem, was man





Jens Spahn


(A) )


)(B)

gemeinsam vereinbart und gemeinsam hier beschlossen
hat, auch steht und sich nicht in die Büsche schlägt. Es
hat Sie ja keiner gezwungen, zuzustimmen, sondern Sie
haben am Ende ebenso wie wir gesagt: Das ist ein Kom-
promiss, der in die richtige Richtung geht. Anderenfalls
würden Sie doch nicht zugestimmt haben. Dies wäre
politische Kultur, Frau Kollegin Ferner.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elke Ferner [SPD]: Sie verabschieden sich gerade!)



Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707205400

Nun hat der Kollege Dr. Harald Terpe für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen das Wort.


Dr. Harald Terpe (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707205500

Frau Präsidentin, erst einmal wünsche ich gute Besse-

rung! – Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Zu-
nächst muss ich Folgendes anmerken: Herr Bundes-
minister Rösler und auch Herr Spahn beklagen sich
immer darüber, die Opposition trage nichts zu der Dis-
kussion bei. Einmal ganz davon abgesehen, dass ich für
alle Oppositionsparteien hier sagen muss, dass der
Grundwert sozialer Gerechtigkeit beigetragen wird, le-
gen wir mit der grünen Bürgerversicherung konkrete
Zahlen auf den Tisch. Sie setzen sich aber mit keinem
Wort damit auseinander.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Wir hingegen setzen uns mit Ihnen deutlich auseinander.
Das werden Sie ja gemerkt haben.

Nun zu dem Gesetz. Als der Gesetzentwurf aus dem
Kabinett kam, sprach die Regierung davon, ein faires
und stabiles Gesundheitssystem auch für zukünftige Ge-
nerationen sichern zu wollen. Dass wir Bündnisgrüne
eine andere Auffassung von fair und gerecht haben,
dürfte hinreichend klar geworden sein. Aber ich dachte,
ein Gesundheitssystem für künftige Generationen hat
doch etwas mit Zukunft, Vorausschau und Nachhaltig-
keit sowie mit der Frage zu tun, wie man sich auf die
sich dramatisch verändernden Versorgungsbedingungen
einer immer älter werdenden Bevölkerung mit Zunahme
von chronischen und Mehrfacherkrankungen vorberei-
tet.

Zukunft gestalten heißt doch, die Strukturen zu verän-
dern hin zu einer besseren Versorgung mit mehr Quali-
tät, mit Vernetzung und Integration, mit einer besseren
Gesunderhaltung und mehr gemeinsamer und gegensei-
tiger Verantwortung für alle Beteiligten. Davon ist im
Gesetzentwurf nichts zu finden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es ist eine Ankündigung ohne Inhalt.

Kollege Spahn hat vorgestern im Ausschuss argumen-
tiert, das Finanzierungsgesetz bewusst von dem Struk-
turgesetz getrennt zu haben, um 1 000 Seiten zu sparen.

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(C (D (Jens Spahn [CDU/CSU]: Nein, um die Beratung möglich zu machen!)


as ist Sparen zur falschen Zeit und an der falschen
telle.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


s verzögert doch nur eine bessere Versorgung mit mehr
ualität und Wirtschaftlichkeit.

Trotzdem habe ich mich auf die Suche nach Hinwei-
en im Gesetzentwurf darauf gemacht, wohin die Reise
er Koalition bei Strukturveränderungen gehen könnte.
ch bin fündig geworden: zunächst beim Notopfer der
rankenhäuser. Mit dem Mehrleistungsabschlag bestra-

en Sie die Krankenhäuser, die im Qualitätswettbewerb
m Patienten erfolgreicher sind als andere Häuser und
ie so mit den Krankenkassen mehr Leistungen verein-
aren können. Das ist wettbewerbs- und leistungsfeind-
ich. Wie sagt die FDP doch so schön? Leistung muss
ich lohnen.


(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mit Leistung und Wettbewerb haben Sie ohnehin
hre Probleme, jedenfalls immer dann, wenn es um die
egünstigung der PKV oder wenn es um die hausärztli-
he Versorgung geht. Wahlfreiheit und Wettbewerb wer-
en verschoben. Wegen des Grollens aus den bayeri-
chen Bergen belassen Sie es bei den unsinnigen
onopolverträgen und schleifen zudem mit der Fallwert-

rientierung die Leistungsanreize für eine verbesserte
ausärztliche Versorgung.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: In Bayern stellen die Grünen aber andere Anträge!)


Sie setzen mit der Grundlohnratenanbindung für die
rankenhäuser eine Regelung fort, bei der wir uns alle

inig waren, dass sie abgeschafft werden müsste, weil
ie sich immer weiter von der Realpreisentwicklung ent-
ernt. Das gilt erst recht für den Fall, dass die Rate auch
och reduziert wird.


(Maria Anna Klein-Schmeink [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Genau!)


u dem Füllhorn über einem Teil der niedergelassenen
rzteschaft gesellen Sie die Axt im Krankenhaus und

iskieren Personalabbau und schlechtere Arbeitsbedin-
ungen besonders beim Pflegepersonal. Das wird zulas-
en der Patienten gehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Koalition,
hr Gesetzentwurf mit den geplanten Entlastungen für
esserverdienende und der von mir aufgezeigten Ziel-

ichtung der Strukturveränderungen ist wahrlich christ-
ich-liberal. Nehmt den Ärmeren und gebt den Besser-
erdienenden! Wer mehr leistet, soll weniger
ekommen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Vor drei Minuten waren Sie mir noch sympathischer!)







(A) )


)(B)


Petra Pau (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707205600

Das Wort hat der Kollege Stephan Stracke für die

Unionsfraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Stephan Stracke (CSU):
Rede ID: ID1707205700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten

Kolleginnen und Kollegen! Die christlich-liberale Koali-
tion ist angetreten, das Gesundheitssystem solide und
nachhaltig weiterzuentwickeln und damit auch künftigen
Generationen eine Versorgung auf hohem Niveau zu
gewährleisten. Genau das machen wir, meine sehr ver-
ehrten Damen und Herren von der Opposition. Was wir
heute gemeinsam auf den Weg bringen, ist gut, weil wir
angesichts des hohen Defizits von rund 9 Milliarden
Euro, welches für das Jahr 2011 erwartet wird, die Aus-
gaben in der gesetzlichen Krankenversicherung mit Au-
genmaß und der richtigen Balance begrenzen. Es ist
auch deswegen gut, weil wir die Finanzierungsgrundla-
gen für die Zukunft stärken und dabei die soziale Ausge-
wogenheit wahren.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Dabei stellen wir sicher, dass auch in Zukunft jeder
den direkten Zugang zu unserem hervorragenden Ge-
sundheitssystem hat und niemand von der Exzellenz un-
seres Gesundheitswesens ausgegrenzt wird. Die Alterna-
tive dazu wären Abstriche vom Leistungskatalog,
Leistungsausgrenzung oder gar, wie manche fordern,
Priorisierungen von medizinischen Maßnahmen. Das ist
nicht unsere Politik; das ist nicht unser Weg. Deshalb
machen wir das nicht.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Die christlich-liberale Koalition stand vor einer gro-
ßen Herausforderung: Wie gehen wir mit dem Defizit
von 9 Milliarden Euro um? Dieses Defizit ist im Übrigen
nicht vom Himmel gefallen, sondern aufgrund der be-
wusst getroffenen Entscheidung der Großen Koalition
entstanden, Ausgabensteigerungen insbesondere im am-
bulanten und stationären Bereich vorzunehmen, die dazu
dienten, die Versorgungsqualität weiter zu verbessern.

Wir handeln nun angesichts dieses Defizites. Dabei
haben wir die Grundsatzentscheidung getroffen, das De-
fizit nicht ausschließlich auf der Einnahmeseite anzuge-
hen, sondern auch über eine Begrenzung der Ausgaben.
Das ist sicherlich nicht der einfache, bequeme Weg, aber
ein Weg, der verantwortbar ist, weil er die Interessen der
Versicherten, vor allem der Beitragszahler, im Blick be-
hält.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Wir begrenzen die Ausgaben, aber nicht einseitig,
sondern mit dem rechten Maß, indem wir hier alle Betei-
ligten in die Verantwortung nehmen: die Arzneimittel-
hersteller, die Ärzte, die Krankenhäuser, aber auch die
Krankenkassen. Dabei wahren wir die Balance zwischen
dem, was einerseits notwendig ist, um die Ausgabenzu-
wächse zu begrenzen, und dem, was andererseits erfor-

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(C (D erlich ist, um weiterhin die hohe Versorgungsqualität ür die Patienten vor Ort sicherzustellen. Wir haben deshalb dafür gesorgt, dass in allen Regioen Deutschlands die hervorragende Qualität unserer mbulanten ärztlichen Versorgung gewahrt bleibt. Wir aben auch dafür gesorgt, dass die hausarztzentrierte ersorgung unverändert weiterbesteht: Bestehende ausarztverträge haben einen Bestandsschutz bis zum uni des Jahres 2014 und damit eine sichere Rechtsrundlage. Wir begrenzen nicht nur die Ausgaben, sondern stären auch die Finanzierungsgrundlagen. Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage? Nein, erst einmal nicht. – Die großen Herausforderun en sind dabei die demografische Entwicklung und der edizinisch-technische Fortschritt. Je größer der Anteil er älteren Menschen wird – darauf müssen wir hinweien –, desto höher sind die Ausgaben im Gesundheitsystem. Deswegen werden die Gesundheitsausgaben uch in Zukunft steigen. Aus diesem Grund entwickeln ir das Finanzierungssystem weiter. Dabei ist der Kernedanke, den Arbeitgeberbeitrag festzuschreiben, damit ie Lohnkosten nicht weiter anwachsen. Wir finanzieren ies über einen Zusatzbeitrag, der von einem Sozialausleich flankiert wird. Was setzt nun die werte Opposition entgegen? Was rleben wir in der heutigen Debatte? Sie haben außer neativen Schlagworten nichts anzubieten. Sie folgen der axime, dem Motto: Erlaubt ist, was gefällt. – Auch heute ird wieder deutlich: Die Opposition setzt auf eine Politik, ie Neid als Keil einsetzt und Solidarität als Keule. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Elke Ferner [SPD]: Das sagt der Klientelpolitiker!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707205800
Stephan Stracke (CSU):
Rede ID: ID1707205900

ir haben es mit der Unterstellung zu tun, die Fest-
chreibung der Arbeitgeberbeiträge sei unsolidarisch.
ber wir – Sie und ich – wissen doch, dass steigende
esundheitskosten die Lohnnebenkosten erhöhen. Wir
issen doch, dass sich dadurch die Wettbewerbsfähig-
eit Deutschlands auf Dauer verschlechtern würde; da-
urch würden Arbeitsplätze nicht gesichert, sondern ge-
ährdet. Genau das wollen wir nicht. Deshalb ist die
estschreibung der Arbeitgeberbeiträge der richtige An-
atz im Interesse aller Menschen in Deutschland.

Wir haben es auch mit der irrigen Annahme zu tun,
ass die Beitragszahler angesichts der in Zukunft stei-
enden Gesundheitsausgaben alleingelassen würden.
as ist nichts anderes als eine verunglimpfende Stim-
ungsmache; denn richtig ist, dass wir unseren Zusatz-

eitrag mit einem Sozialausgleich über Steuern flankie-
en und somit alle Einkommensarten einbeziehen. Sie
issen doch genauso wie ich, dass die 10 Prozent mit
en höchsten Einkommen um die 50 Prozent des Ein-





Stephan Stracke


(A) )


)(B)

kommensteueraufkommens erbringen. Diese Mittel set-
zen wir im Rahmen des Sozialausgleichs ein. Das ist ge-
recht, und das ist auch solidarisch.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Wir setzen auf die Anreize, sich wirtschaftlich gegen-
über der Solidargemeinschaft zu verhalten. Das ist auch
der Hintergrund, warum wir sagen: Wir erstatten den So-
zialausgleich nur bis zum durchschnittlichen Zusatzbei-
trag. Das ist gerecht, das ist sozial. Wir machen uns hier
gemeinsam auf den Weg, die Finanzen der gesetzlichen
Krankenversicherung auf eine vernünftige Basis zu set-
zen. Wir handeln verantwortlich und gewährleisten da-
durch, dass die hohe Versicherungs- und Versorgungs-
qualität der Menschen auch in Zukunft garantiert wird.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707206000

Das Wort erhält nun der Kollege Dr. Karl Lauterbach

für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1707206100

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Kolleginnen und

Kollegen! Gestatten Sie mir zunächst eine persönliche
Bemerkung. Diverse Male wurden heute von der Oppo-
sition Sachthemen angesprochen. In der Kritik unserer
Reden heißt es, wir würden nicht viel über die eigenen
Konzepte sagen. Ist Ihnen denn nicht aufgefallen, wie
ungewöhnlich blass und inhaltslos die Rede des Minis-
ters gewesen ist? Wann hört man eine so schwache Rede
eines Ministers, wenn er sein erstes großes Gesetz vor-
stellt?


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Wir haben doch nichts gehört. Der Minister war nicht in
der Lage, eine einzige Zwischenfrage zuzulassen. Ich
kann mich bereits jetzt nicht mehr erinnern, meine sehr
verehrten Damen und Herren, weil er nichts gesagt hat.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Genau, das haben Sie nicht verstanden!)


Auch Sie wissen das. Diejenigen, die das bestreiten,
frage ich: Wer kann sich erinnern? Niemand weiß etwas.

So, und jetzt zu Ihnen, Herr Spahn.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Können Sie sich daran noch erinnern?)


– An Ihre Rede kann ich mich erinnern. Ihnen will ich
einen rhetorischen Rat geben. Im Rheinland sagt man:
Die Menschen, die in ihrer Rede zu häufig von der Ehr-
lichkeit sprechen, sind die größten Lügner. Das trifft
heute auf Ihren Redebeitrag zu; denn Sie haben gesagt,
dass wir die kleine Kopfpauschale wollten.


(Beifall bei der SPD)


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(C (D ie haben gesagt, wir hätten das Defizit verursacht und achten jetzt keine Vorschläge. ie produzieren innerhalb eines Jahres ein Defizit von 0 Milliarden Euro und werfen uns dann vor, dass wir eine Vorschläge machen. Ja, wer regiert denn, Herr pahn, meine sehr verehrten Damen und Herren? Das ist a ein Witz. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)


(Heinz Lanfermann [FDP]: Reiner Irrealis!)


Wir haben Ihnen das Ministerium im dritten Quartal
it 1,9 Milliarden Euro Überschuss übergeben. Jetzt ha-

en wir 10 Milliarden Euro Defizit, und Sie beklagen
ich, dass wir keine Vorschläge bringen. Das ist doch ab-
urd.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Da lachen Sie sich ja selbst kaputt!)


Nein, das ist die Wahrheit. Sie werden ausgelacht. Die
eute lachen nicht über mich, sondern die Leute lachen
it mir über Sie. Das ist die Tatsache!


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU und der FDP)


Ja, das ist so.

Jetzt zum Inhalt – –


Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707206200

Herr Kollege Lauterbach, es wäre schon schön, wenn

ir auch noch zur Sache debattieren würden.


(Heiterkeit bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. Karl Lauterbach (SPD):
Rede ID: ID1707206300

Ich rede zur Sache. Herr Präsident, ich habe auf jeden

all schon mehr zur Sache geredet als der Minister in
einem Redebeitrag.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN – Lachen bei der CDU/CSU und FDP – Heinz Lanfermann [FDP]: Sie können sich doch gar nicht erinnern, was er gesagt hat!)


Hier wird vorgetragen, wir wären es gewesen, die die
leine Kopfpauschale, die am heutigen Tage durch die
intertür eingeführt wird, eingeführt hätten. Das ist eine
nwahrheit. Wir haben Zusatzbeiträge eingeführt, die
Prozent der Gesamtausgaben nicht übersteigen durf-

en. Das heißt, jede weitere Ausgabensteigerung wäre zu
Prozent in die Kopfpauschale gelaufen. Jetzt laufen

00 Prozent der Ausgabensteigerung in die Kopfpau-
chale. Das ist der Unterschied. Von daher ist die Zusatz-
rämie heute zur Kopfpauschale geworden. Das ist heute
u vertreten.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


Sie versuchen, die Leute zu verdummen, indem Sie
agen, die Parität könne sich wirtschaftlich nicht länger





Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)

halten, das paritätische System sei am Ende. Seien Sie
doch so ehrlich und räumen Sie ein, dass wir es mit der
Parität geschafft haben, die Arbeitslosenzahl unter
3 Millionen zu drücken. Das System ist nicht kaputt, es
funktioniert. Sie wollen die Privatisierung, den System-
wechsel. Es geht Ihnen nicht um die Lohnzusatzkosten.
Sie wollen das System amerikanisieren und privatisie-
ren. Sie sind aber zu feige, das ehrlich zuzugeben, meine
sehr verehrten Damen und Herren.


(Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)


In Wahrheit kassieren Sie die Rentner und die Gering-
verdiener ab, um den Arbeitgeberbeitrag einfrieren zu
können. Darauf läuft es hinaus. Der Rentner, der
800 Euro bezieht, bekommt bei einer durchschnittlichen
Kopfpauschale von 20 Euro nur 4 Euro Sozialausgleich.
Wissen Sie, wie ich das nenne? Das ist kein Sozialaus-
gleich; das ist ein Almosen.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Bei einer Rente von 1 000 Euro bekommt er gar keinen
Sozialausgleich. Kein Geringverdiener mit einem mittle-
ren Einkommen von 1 500 Euro kann einen Sozialaus-
gleich erhalten, wenn die Kopfpauschale im Durch-
schnitt 30 Euro beträgt. Das ist ein Abkassieren bei den
kleinen Leute. Das ist weniger Netto vom Brutto für die
Leute, die Guido Westerwelle als Leistungsträger be-
zeichnet hat.

Herr Westerwelle, die Leistungsträger, die 1 500 Euro
verdienen, büßen bei einer Kopfpauschale in Höhe von
30 Euro 2 Prozent ihres Nettoeinkommens ein – ohne je-
den Sozialausgleich. Wollen Sie das den Geringverdie-
nern, den Leistungsträgern und den Menschen in den
neuen Bundesländern anbieten?


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Ihnen geht es nicht um die Leistungsträger. Ihnen geht es
um die PKV. Ihnen geht es um die Arbeitgeber. Das ist
die Koalition des Kapitals, Herr Kauder. Dafür werden
Sie in Baden-Württemberg abgestraft. Darauf können
Sie sich verlassen. Das kann ich Ihnen versichern, Herr
Kauder.


(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!)


In diesen Tagen bin ich im Rahmen des Vorwahl-
kampfes häufig in Baden-Württemberg.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Die laden Sie freiwillig ein?)


Sie liegen falsch, wenn Sie glauben, dass es den Men-
schen dort nur um den Bahnhof in Stuttgart geht. Die
Leute wissen ganz genau, wo Sie abkassieren.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sie reden Unsinn!)


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(C (D ür Sie haben die Arbeitgeber, die private Krankenversiherung und die Ärzte Priorität, nicht die Rentnerinnen nd Rentner. er Erfolg Ihrer Partei hängt wie bei keiner anderen Parei von den Wählerstimmen der Rentner ab. (Jens Spahn [CDU/CSU]: Können Sie einmal anders als wahltaktisch argumentieren?)


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


ie werden abgestraft werden. Die Menschen werden
as im Januar begreifen. Im Januar flattern die Rechnun-
en ins Haus, Herr Kauder. Dann werden die Leute ka-
ieren, was diese Reform bedeutet. Dann werden nicht
ur Ihre Umfrageergebnisse schlechter. Dann erhalten
ie die Strafe dafür, dass Sie hier abkassieren.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Kennen Sie eigentlich die Umfragen zur SPD in BadenWürttemberg? Sie laufen den Grünen hinterher! Sie sind die Fußkranken in BadenWürttemberg!)


ie sind nicht bereit, offen dazu zu stehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Das sind aber lange sieben Minuten!)


Gestern wurde uns von Ihnen der Entwurf eines Ge-
etzes vorgelegt, das gut für die Pharmaindustrie und ge-
en die Patienten gerichtet ist. Heute liegt uns ein Ge-
etzentwurf vor, der gut für die Arbeitgeber und die
rivate Krankenversicherung und ebenfalls gegen die
atienten und Versicherten gerichtet ist. Ein solches Vor-
ehen ist einer Partei, die sich damit brüstet, eine christ-
iche Partei zu sein, unwürdig. Wo sind denn die christli-
hen Elemente in diesem Gesetzentwurf, Herr Kauder?
avon ist nichts zu sehen.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Jens Spahn [CDU/CSU]: Jetzt wird es ein bisschen maßlos!)


Dazu, dass die Vorkasse, die Abkassiererei eingeführt
ird, sagt uns der Minister: Die Menschen müssen das ja
icht machen. Niemand hier ist so dumm, zu glauben,
ass die Menschen das machen müssen. Als Minister ha-
en Sie aber die Pflicht, die Menschen vor der Abzocke
u schützen, und nicht, sie einzuführen, Herr Minister.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich komme zum Schluss, bevor ich abgemahnt werde.
eine Redezeit ist abgelaufen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Ihre Zeit ist rum, nicht abgelaufen!)


ie werden sich noch an meine Worte erinnern. Sie wer-
en schon sehen. Ich habe gesagt: Wegen der miserablen
esundheitspolitik wird Jürgen Rüttgers in Nordrhein-





Dr. Karl Lauterbach


(A) )


)(B)

Westfalen demnächst seinen Stuhl räumen müssen. Ge-
nau so ist es gekommen. Das habe ich hier vorgetragen.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ein Prophet!)


Jetzt sage ich voraus: Herr Mappus wird der Nächste
sein, der sich wegen dieser Gesundheitspolitik verab-
schiedet.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ob die Grünen oder wir dann vorne liegen, ist mir egal.
Hauptsache, es ist eine progressive, linke Partei, die
weiß, wo das Herz schlägt.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707206400

Letzter Redner zu diesem Tagesordnungspunkt ist der

Kollege Dietrich Monstadt für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dietrich Monstadt (CDU):
Rede ID: ID1707206500

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen

und Herren! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Wir legen heute den Entwurf eines GKV-Finanzierungs-
gesetzes vor, mit dem die Finanzierung der gesetzlichen
Krankenversicherung stabilisiert wird, mit dem auch in
langfristiger Hinsicht Weichen gestellt werden.

Die christlich-liberale Koalition hat gehandelt. Des-
halb wird es das befürchtete Milliardenloch im Gesund-
heitssystem nicht geben. Es ist eine gute Nachricht, dass
keine Leistungen gestrichen werden, sondern die Versor-
gung der Patienten unverändert gesichert ist.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Aus Sicht der neuen Bundesländer – ich spreche hier
als Abgeordneter aus Mecklenburg-Vorpommern – ist
die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung insbeson-
dere im ländlichen Raum eine der großen Sorgen. Die-
ser Gesetzesentwurf wird hier zu spürbaren Verbesserun-
gen führen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Erstens. Wir passen das Honorar der Zahnärzte in den
neuen Bundesländern in Richtung Westniveau an.
20 Jahre nach der deutschen Einheit ist das mehr als
überfällig.

Zweitens. Wir führen die Möglichkeit von Sicherstel-
lungszuschlägen wieder ein. Damit können für nieder-
lassungsinteressierte Ärzte gezielt Anreize gesetzt wer-
den, insbesondere in ländlichen Regionen.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Drittens. Weil sich die bisherige Honorarreform der
Ärzte regional unterschiedlich ausgewirkt hat, ist eine
asymmetrische Aufteilung des Zuwachses durch die

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(C (D elbstverwaltung vorgesehen. Davon profitieren insbeondere auch neue Bundesländer. Bemerkenswert ist: Unser Vorgehen hat – das ist erreulich – sogar die ausdrückliche Unterstützung von ausärzten gefunden. In seiner jüngsten Pressemittei ung lobt der Hausärzteverband Mecklenburg-Vorpomern unsere beiden Gesetzesvorlagen und fordert sogar einen Dachverband zu einer konstruktiven Haltung auf. nders die stellvertretende SPD-Vorsitzende, Landesinisterin Schwesig. Sie redet von angeblichen – ich zi iere wörtlich – „Millionen-Verlusten der Krankenhäuser urch die Entscheidung der Bundesregierung gegen eien bundesweit einheitlichen Landesbasisfallwert“. Tatächlich gibt es aber weder eine solche Entscheidung och die behaupteten Millionenverluste. Tatsächlich finet nämlich 2010 bis 2014 die gesetzlich vorgeschrieene Angleichung der Landesbasisfallwerte an den geetzlich vorgeschriebenen Korridor unverändert statt. as heißt, hier ändert sich in den nächsten vier Jahren ichts. Die Krankenhäuser haben Planungssicherheit. (Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Ach, sieh an!)


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


uch wird die im Gesetzentwurf vorgesehene wissen-
chaftliche Untersuchung über die Ursachen unter-
chiedlicher Basisfallwerte der Länder nicht gestrichen.
ie muss bis zum 30. Juni 2011 in Auftrag gegeben wer-
en; dabei bleibt es.

Und jetzt, Herr Kollege Lauterbach, zu Ihnen und Ih-
em Erinnerungsvermögen. Sie haben am 17. Dezember
009 hier im Plenum des Deutschen Bundestages ein
urchgerechnetes Konzept versprochen. Wörtlich:

Wir werden einen konkreten, durchfinanzierten
Vorschlag für eine Bürgerversicherung machen.
Das kündige ich hiermit an.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: Aha!)


Sie haben angekündigt, dass wir uns damit – ich zi-
iere wörtlich – „in Kürze auseinandersetzen müssen“.
as war vor einem Jahr.


(Jens Spahn [CDU/CSU]: Demenz! Ich sage nur: Demenz!)


Was ist aus dem lange angekündigten konkreten,
urchfinanzierten Vorschlag geworden? Der Berg
reißte, und am Montag hat das SPD-Präsidium ein Pa-
ier zur Beschäftigung ihrer Generalsekretärin beschlos-
en.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


arin stellt die SPD fest, dass ihr veraltetes Konzept ei-
er Bürgerversicherung aus dem Jahre 2004 seit spätes-
ens 2006 überholt ist und überarbeitet werden muss.
azu, meine Damen und Herren von der SPD, haben Sie
ur vier Jahre gebraucht.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)






Dietrich Monstadt


(A) )


)(B)

Mit der Überarbeitung ist die SPD noch nicht weit ge-
kommen. Offenbar hat sie die erforderliche Muße noch
nicht finden können.


(Dr. Karl Lauterbach [SPD]: Sagen Sie etwas zur Sache! – Thomas Oppermann [SPD]: Reden Sie einmal über Ihren Gesetzentwurf!)


In dem SPD-Papier findet sich keine Spur des durch-
finanzierten Konzepts einer Bürgerversicherung, das
Sie, Herr Kollege Dr. Lauterbach, vor einem Jahr ver-
sprochen haben. Stattdessen wird in dem SPD-Papier die
Einsetzung einer Projektgruppe angekündigt, immer
nach dem Motto: Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann
gründ’ ich einen Arbeitskreis.


(Beifall des Abg. Peter Altmaier [CDU/CSU])


Herr Kollege Dr. Lauterbach, erlauben Sie mir noch eine
persönliche Bemerkung: Demenzbehandlung wird von
der gesetzlichen Krankenversicherung immer noch
finanziert.


(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Und dann das unermüdliche Lamentieren über die an-
gebliche Einführung der Vorkassenregelung! Gemeint
ist die Wahlmöglichkeit von Patienten,


(Elke Ferner [SPD]: Sich abzocken zu lassen!)


sich für Kostenerstattung statt Sachleistung zu entschei-
den. Diese Wahlmöglichkeit existiert schon seit vielen
Jahren. Sie wurde mehrfach umgestaltet und erweitert,
übrigens immer mit Zustimmung der SPD. Kostenerstat-
tung ist aber nicht das Gleiche wie Vorkasse. Vorkasse
bedeutet, dass abweichend vom üblichen Vorgehen zu-
nächst eine Bezahlung der Ware oder Dienstleistung
erfolgt. Erst danach beginnt der Verkäufer oder Dienst-
leistungserbringer mit der Warenlieferung oder Dienst-
leistung.

Bei der Kostenerstattungsoption gibt es offensichtlich
keine Vorkasse im Verhältnis zwischen Patient und Arzt,
da der Arzt zuerst die Leistung erbringt und erst später
eine Rechnung stellt. Auch im Verhältnis zwischen
Krankenkasse und Patient passt der Begriff Vorkasse
nicht. Denn bevor der Patient seinen Erstattungsan-
spruch bei der Krankenkasse geltend gemacht hat, sind
der Kasse diese Kosten weder nach Art noch nach Höhe
bekannt. Der Kostenerstattungsanspruch entsteht erst
zum Zeitpunkt der Vorlage. Erst dann kann und darf die
Kasse leisten. Der Begriff „Vorkasse“ ist im Hinblick auf
die Kostenerstattungsoption unter keinem tatsächlichen
und rechtlichen Gesichtspunkt gerechtfertigt.


(Johannes Singhammer [CDU/CSU]: So ist es richtig!)


Er ist einfach nur unseriös.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, wir haben die letzten Mo-
nate genutzt, um den heute zur Abstimmung stehenden
Entwurf eines Gesetzes zur finanziellen Stabilisierung
unseres Gesundheitssystems zu erarbeiten. Mit dem
GKV-Finanzierungsgesetz können wir den Herausforde-

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1)

(C (D ungen einer älter werdenden Bevölkerung, des mediziisch-technischen Fortschritts und steigender Kosten beegnen und gleichzeitig für alle Versicherten den ugang zu hochwertigen Leistungen erhalten. Ich werbe eshalb um Ihre Zustimmung. Herzlichen Dank. Ich schließe die Aussprache. Wir kommen nun zu den Abstimmungen über den on den Fraktionen der CDU/CSU und der FDP eingerachten Entwurf eines GKV-Finanzierungsgesetzes. Ich bitte um Aufmerksamkeit für folgende Hinweise: ir liegen zahlreiche persönliche Erklärungen zur Ab timmung vor. 28 Kolleginnen und Kollegen aus den eihen der CDU/CSU-Fraktion nd zwei aus den Reihen der SPD-Fraktion geben solche ersönliche Erklärungen zu Protokoll.1)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. Norbert Lammert (CDU):
Rede ID: ID1707206600

(Zurufe von der SPD: Oh! – So viele?)


Darüber hinaus möchten fünf Kolleginnen und Kolle-
en aus den Reihen der Fraktion Die Linke persönliche
rklärungen zur Abstimmung vortragen. Ich werde diese
ersönlichen Erklärungen nach den beiden namentlichen
bstimmungen aufrufen. Ich weise schon jetzt darauf
in, dass der Gegenstand dieser persönlichen Erklärun-
en nicht die Verlängerung der Debatte, sondern die Er-
äuterung persönlicher Motive mit Blick auf den jeweili-
en Gegenstand ist, was in Anbetracht der verfügbaren
eit zu einer auf beiden Seiten verträglichen Konzentra-

ion führen könnte.

Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt in seiner Be-
chlussempfehlung auf Drucksache 17/3696, in Kennt-
is des Berichts des GKV-Spitzenverbandes über die Er-
ahrungen mit den Rechtsänderungen in § 13 Abs. 2 des
ünften Buches Sozialgesetzbuch, unter Buchstabe a,
en Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU und
er FDP auf Drucksache 17/3040 in der Ausschussfas-
ung anzunehmen.

Ich bitte diejenigen, die dem Gesetzentwurf in der
usschussfassung zustimmen wollen, um das Handzei-

hen. – Wer stimmt dagegen? – Wer enthält sich? – Da-
it ist der Gesetzentwurf in zweiter Beratung mit der
ehrheit der Koalition gegen die Stimmen der Opposi-

ion angenommen.

Wir kommen zur

dritten Beratung

nd Schlussabstimmung. Über den Gesetzentwurf stim-
en wir auf Verlangen der SPD-Fraktion namentlich ab.

Ich mache darauf aufmerksam, dass im Anschluss an
iese namentliche Abstimmung eine weitere namentli-
he Abstimmung erfolgt.

Anlagen 2 bis 4





Präsident Dr. Norbert Lammert


(A) )


)(B)

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die
Plätze an den vorgesehenen Stellen einzunehmen. – Ich
habe den Eindruck, dass alle Plätze ordnungsgemäß be-
setzt sind, und eröffne die Abstimmung.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707206700

Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine

Stimme noch nicht abgeben konnte? – Das scheint mir
nicht der Fall zu sein. Dann schließe ich die Abstim-
mung und bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer,
mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ih-
nen später bekannt gegeben.1)

Wir setzen die namentlichen Abstimmungen fort und
kommen zu dem Entschließungsantrag der Fraktion Die
Linke auf Drucksache 17/3708, zu dem ebenfalls na-
mentliche Abstimmung verlangt wurde. Ich bitte die
Schriftführerinnen und Schriftführer, die Plätze einzu-
nehmen. – Sind alle Urnen besetzt? – Das scheint der
Fall zu sein. Dann eröffne ich die Abstimmung.

Haben alle, die das wollen, ihre Stimmkarte abgeben
können? – Alle konnten ihre Stimmkarte abgeben?


(Zurufe: Nein!)


– Noch nicht. – Konnten jetzt alle ihre Stimmkarte abge-
ben? – Das ist nun der Fall. Dann schließe ich die Ab-
stimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schrift-
führer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis
wird Ihnen ebenfalls später bekannt gegeben.2)

Verabredungsgemäß erteile ich jetzt das Wort zu per-
sönlichen Erklärungen nach § 31 unserer Geschäftsord-
nung, zunächst Kathrin Vogler.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707206800

Vielen Dank, Frau Präsidentin. – Liebe Kolleginnen

und Kollegen, ich möchte doch noch einmal erklären,
warum ich dieses GKV-Finanzierungsgesetz abgelehnt
habe. Ich habe das getan als Mitglied einer gesetzlichen
Krankenkasse, das sich entschieden für eine Kranken-
versicherung einsetzen will, in der die Gesunden für die
Kranken und die finanziell Stärkeren für die finanziell
Schwächeren einstehen. Mit dem vorliegenden Gesetz-
entwurf wird dieser verbliebene Rest an Solidarität auf-
gekündigt.

Mit dem, was Sie als einkommensunabhängige Zu-
satzbeiträge einführen, nämlich der Kopfpauschale, soll
ich als Bundestagsabgeordnete nächstes Jahr womöglich
den gleichen Zusatzbeitrag wie die Sachbearbeiterin in
meinem Büro zahlen. Ihr Beitrag erhöht sich dadurch
aber sehr viel stärker als meiner. Das halte ich für unge-
recht – und die Sachbearbeiterin wahrscheinlich noch
mehr. Deswegen kann ich diesem Gesetzentwurf nicht
zustimmen.


(Beifall bei der LINKEN)


Sie halten uns entgegen, man könne die Zusatzbei-
träge minimieren, indem man die Kasse wechsele. Als

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1) Ergebnis Seite 7878 A
2) Ergebnis Seite 7880 C

(C (D itglied der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft enne ich viele kranke Menschen, chronisch kranke und ehinderte Menschen, die dauerhaft in ärztlicher Beandlung sind. Gerade für sie ist ein Kassenwechsel oft it großen Problemen und Ängsten verbunden. Weil ich iese Ängste ernst nehme, muss ich diesen Gesetzenturf ablehnen. (Heinz Lanfermann [FDP]: Es kann nicht sein, dass Sie eine Rede halten! Das ist nicht zur Abstimmung!)


Herr Lanfermann, es ist nicht Ihre Entscheidung, ob
ch hier zur Abstimmung rede oder nicht, sondern die
er Präsidentin.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707206900

Es geht hier um persönliche Erklärungen zur Abstim-

ung. Das muss gewährleistet sein.


Kathrin Vogler (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707207000

Ich habe deshalb häufig die besorgte Frage von Bür-

erinnen und Bürgern im Wahlkreis gehört, ob sie sich
hre Krankenkasse im nächsten Jahr überhaupt noch leis-
en können. Ich finde diese Frage nur zu berechtigt, auch
ngesichts des Wahltarifs in Bezug auf die sogenannte
ostenerstattung, bei der man das Geld für die Arztrech-
ung aus eigener Tasche vorstrecken kann. Wer soll das
achen? Vor allem Behinderte und chronisch Kranke
erden sich das nicht leisten können. Sie werden es sich

uch nicht leisten können, auf einem Teil ihrer Behand-
ungskosten sitzen zu bleiben. Deswegen halte ich den
esetzentwurf für diskriminierend und ausgrenzend und
abe dagegengestimmt.

Ich habe auch deshalb gegen den Gesetzentwurf ge-
timmt, weil unter Ausschaltung der Rechte der Opposi-
ion erst vor vier Tagen durch einen Änderungsantrag ein
öllig neuer Sachverhalt hineingeschmuggelt wurde. Die
mstrittene elektronische Gesundheitskarte soll jetzt be-
chleunigt eingeführt werden. Mindestens 10 Prozent
er Versicherten sollen innerhalb eines Jahres damit aus-
estattet werden. Schaffen die Krankenkassen das nicht,
ann werden sie finanziell bestraft.

Für mich sind in diesem Punkt noch zu viele Fragen
ffen, die wir nicht in einem ordentlichen parlamentari-
chen Verfahren klären konnten, zum Beispiel zur Da-
ensicherheit und zu den immensen Kosten, die dieses
rojekt zur Karte 21 machen könnten. Das kann ich
icht verantworten.

Aus all diesen Gründen habe ich den Gesetzentwurf
bgelehnt.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707207100

Das Wort hat jetzt die Kollegin Dr. Martina Bunge.


(Zuruf von der FDP: Sie hat doch schon gesprochen! – Gegenruf der Abg. Dr. Martina Bunge [DIE LINKE]: Ich habe noch nicht gesprochen! – Weiterer Zuruf von der LINKEN: Das war gestern!)






Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

– Ich weise noch einmal darauf hin, dass es hier um per-
sönliche Erklärungen und nicht um eine Verlängerung
der Debatte geht.


Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707207200

Danke, Frau Präsidentin. – Verehrte Kollegen und

Kolleginnen! Ich lehne den Gesetzentwurf ab, weil Sie
zwar vorgeben, damit eine nachhaltige und sozial ausge-
wogene Finanzierung zu erreichen – so heißt es zumin-
dest im Titel des Entwurfs –, weil Sie aber tatsächlich
durch die Hintertür die Kopfpauschale einführen, die
Beiträge der Arbeitgeber einfrieren und die Versicherten
künftig mit allen Kostensteigerungen allein lassen. So
zerschlägt Schwarz-Gelb die solidarische Krankenversi-
cherung.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Sie haben keine Redezeit von Ihrer Fraktion bekommen! Deshalb dürfen wir uns das jetzt anhören!)


Das kann ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren,
Herr Lanfermann.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ja, natürlich!)


Das ist zutiefst sozial ungerecht.


(Heinz Lanfermann [FDP]: Danke!)


Deshalb stimme ich gegen diesen Gesetzentwurf.


(Beifall bei der LINKEN)


Ich lehne den Gesetzentwurf ab, weil Sie des Weite-
ren den Angleichungsprozess der Bundesländer nicht
nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen
Nord und Süd aufhalten. Ganz massiv wirkt sich das bei-
spielsweise auf die Krankenhäuser in meinem Bundes-
land Mecklenburg-Vorpommern aus. Dort haben wir den
niedrigsten Landesbasisfallwert der Bundesrepublik.
Der Fahrplan hin zu einem einheitlichen Wert für das ge-
samte Bundesgebiet war bereits geregelt. Sie kippen das
Ganze. Die Zeit ist reif, dass eine Blinddarmoperation in
Mecklenburg-Vorpommern das gleiche Geld bringt wie
eine Blinddarmoperation in Rheinland-Pfalz.


(Ulrike Flach [FDP]: Was hat das jetzt damit zu tun?)


Es mag zwar regionale Unterschiede geben, aber wenn
Sie in diesem Bereich auf Wettbewerb setzen, dann kann
ich dieser Ausrichtung nicht folgen.


(Beifall bei der LINKEN)


Im Übrigen bringt die unterschiedliche Bezahlung,
die Sie beibehalten wollen, die Krankenhäuser weiter in
Bedrängnis. Wenn das Geld fehlt, geht das zulasten der
Beschäftigten und der Patientinnen und Patienten. Kol-
lege Monstadt, es trifft nicht zu, dass alles gut weiterge-
hen kann. Alle Kalkulationen werden mit diesem Ge-
setzentwurf null und nichtig.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707207300

Frau Bunge, ich muss Sie darauf hinweisen, dass der

Disput mit anderen Abgeordneten


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Nicht zulässig ist!)


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(C (D eine persönliche Erklärung, sondern eine Verlängerung er Debatte ist. Gut. Ich lasse den Namen weg. (Heinz Lanfermann [FDP]: Das ist ja nun das Allerschlimmste! Für wie blöd halten Sie uns denn?)

Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707207400

er Punkt ist vorhin betont worden.


(Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Sie sollten mal die Geschäftsordnung lesen!)


Die Frage ist jetzt, ob Löhne erhöht werden oder Per-
onal aufgestockt wird. Beides wäre nötig. Aber das un-
erbinden Sie. Deshalb lehne ich den Gesetzentwurf ab.


(Hartwig Fischer [Göttingen] [CDU/CSU]: Besser wäre es, Sie träten ab!)


Ich lehne ihn auch deshalb ab, weil er unnötig ist. Der
mstieg in die Kopfpauschale könnte mit einer Sofort-
aßnahme vermieden werden. Das Milliardenloch

önnte anders gestopft werden.

Wir schlagen vor, die Verschiebebahnhöfe zwischen
en Sozialversicherungskassen, zum Beispiel bei den
rbeitslosengeld-II-Bezieherinnen und -Beziehern, end-

ich zu beseitigen. Dann wäre das Gesetz unnötig, und
ir könnten uns in Ruhe mit einer solidarischen Lösung

ür das Gesundheitssystem beschäftigen. Die Bevölke-
ung ist für dieses System. 80 Prozent stehen dahinter.

ir müssen es erhalten und ausbauen, wir müssen es fit-
achen für die Zukunft. Eine Bürgerinnen- und Bürger-

ersicherung wäre der beste Weg.

Da Sie nicht vernünftig diskutieren, sondern alles in
rei Sitzungswochen durchziehen, lehne ich den Gesetz-
ntwurf ab.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707207500

Ich weise ein letztes Mal darauf hin, dass es sich um

ersönliche Erklärungen handeln muss.


(Thomas Oppermann [SPD]: Das sind alles Debattenbeiträge!)


azu gehört es gegebenenfalls auch nicht, die Positionen
er eigenen Fraktionen darzustellen. Diesen Unterschied
üssen wir machen.

Als Nächster hat Harald Weinberg das Wort.


(Thomas Oppermann [SPD]: Jetzt kommt noch mal so ein Debattenbeitrag! Das ist doch nicht in Ordnung, Frau Präsidentin! – Gegenruf der Abg. Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie haben ihn ja noch nicht einmal gehört!)



Harald Weinberg (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707207600

Sehr geehrte Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kol-

egen! Meine Damen und Herren! Ich lehne dieses Ge-
etz ab und habe dagegen gestimmt, weil diese Regelun-





Harald Weinberg


(A) )


)(B)

gen dazu führen, dass das kommunale Klinikum in
meiner Heimatstadt Nürnberg mit Sicherheit in eine
schwierige finanzielle Lage kommt. Bis vor einem Jahr
war ich Stadtrat in meiner Heimatstadt und damit auch
mitverantwortlich für das kommunale Klinikum. Als
Verdi-Mitglied bin ich ebenfalls mitverantwortlich für
die Mitarbeiter in diesem Klinikum.

Das genannte Krankenhaus hat es mit Mühe ge-
schafft, im letzten Jahr wieder in die schwarzen Zahlen
zu kommen. Insgesamt steigen die Erlöse pro Fall für die
Krankenhäuser im Jahr 2011 gerade einmal um
0,9 Prozent. Damit können die Krankenhäuser die Tarif-
steigerungen nicht bezahlen. Der Marburger Bund
– Herr Henke wird das als Vorsitzender sicher bestätigen
können – wird sich nicht mit einer Steigerung von
1 Prozent abspeisen lassen. Umso weniger Geld wird es
für die berechtigten Forderungen von Verdi und der
Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger geben.

Hinzu kommen die steigenden Sachkosten. Nach mei-
ner Auffassung wird die Folge ein noch höherer Druck
auf die Beschäftigten in den Krankenhäusern sein. Da-
mit wird die Behandlungsqualität zwangsläufig weiter
sinken. Dennoch werden die Sparbemühungen nicht aus-
reichen. Viele Krankenhäuser werden wie das Kranken-
haus in meiner Heimatstadt Nürnberg wieder in die roten
Zahlen rutschen, und dann werden die Privatisierungs-
diskussionen wieder anfangen.

Die Versicherten, die Patientinnen und Patienten so-
wie ein großer Teil der Beschäftigten im Gesundheitswe-
sen zahlen die Zeche. Das ist kein Unfall, sondern die
Politik von CDU/CSU und FDP. Das ist ein Skandal.

Deshalb stimme ich diesem Gesetz nicht zu.

Es wird auch dazu führen, dass wir in den Kliniken
Personalabbau haben werden. Ich werde die Folgen die-
ses Gesetzes in der Öffentlichkeit thematisieren. Ich
werde versuchen, den Menschen zu vermitteln, dass
diese Bundesregierung, die sich gegen die Mehrheit der
Menschen durchgesetzt hat, abgewählt gehört, und das
einzig Gute an diesem Gesetz ist, dass es 2013 wieder
einkassiert werden kann.

Danke.


(Beifall bei der LINKEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707207700

Der Kollege Ilja Seifert hat seine Erklärung schrift-

lich abgegeben. Jetzt hat die Kollegin Senger-Schäfer
das Wort.1)


Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707207800

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Auch ich möchte eine persönliche Erklärung dazu abge-
ben, warum ich diesem Gesetz nicht zustimme. Ich
stimme dagegen, weil dieses Gesetz in seinen zukünfti-
gen Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung
der Bürgerinnen und Bürger nach meiner Auffassung
einmalig ist. Diese Einmaligkeit seiner Auswirkungen

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1) Anlage 2

(C (D eranlasst mich, von meinem parlamentarischen Recht ebrauch zu machen, mein Abstimmungsverhalten vor em Deutschen Bundestag zu begründen. Ich stimme dem vorliegenden Gesetzentwurf nicht u; denn dieses Gesetz wird das seit 127 Jahren besteende Solidarprinzip als Fundament der solidarischen nd paritätischen Finanzierung des Gesundheitssystems n nie dagewesener Weise beschädigen. Ich stimme dagegen, weil, anstatt das Solidarprinzip n der gesetzlichen Krankenversicherung auszubauen nd weiterzuentwickeln, heute mit den Stimmen von nion und FDP die Solidarität zwischen den Gesunden nd den Kranken, den Armen und den Reichen und zwichen den Jungen und den Alten folgenschwer aufgeündigt wird. Als pflegepolitische Sprecherin der Fraktion Die inke im Bundestag und als gewählte Vertreterin der enschen in meinem Wahlkreis Ludwigshafen/ rankenthal, im Rhein-Pfalz-Kreis und darüber hinaus uss ich der Tatsache Rechnung tragen, dass das zur bstimmung gestellte Finanzierungsgesetz an den Beürfnissen der Versicherten, der Patienten und insbesonere der pflegebedürftigen Menschen komplett vorbeieht. Dieses Gesetz setzt allein auf eine Finanzreform und olgt dabei dem Kalkül, das Erfordernis der Zustimmung urch den Bundesrat zu umgehen. (Heinz Lanfermann [FDP]: Wo weicht denn Ihre Meinung von der Ihrer Fraktion ab? Sie wiederholen hier nur die Argumente, die schon einmal vorgetragen wurden, und lassen Herrn Gysi sprechen, der keine Ahnung hat, und wiederholen die Argumente alle nachher!)


(Heinz Lanfermann [FDP]: Ja, natürlich!)


Wer schreit, hat unrecht.

(Beifall bei der LINKEN)


Im Wesentlichen wird damit auf eine einseitige Erhö-
ung der Abgabenlast gesetzt. Das ist für mich inakzep-
abel. Ich erachte es für notwendig, dass bei Reformpro-
ekten im Gesundheitsbereich gerade den Wünschen und
edürfnissen der Patientinnen und Patienten und der
flegebedürftigen Menschen entsprochen wird.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707207900

Frau Kollegin, kommen Sie jetzt zum persönlichen

eil Ihrer persönlichen Erklärung?

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Glatter Miss brauch! Jetzt ist mal Schluss hier!)



Kathrin Senger-Schäfer (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707208000

Ich stimme dagegen, weil es keine Lösung ist, allein

uf die Finanzierung zu setzen. Für uns gilt: Gesundheit
st keine Ware. Deshalb stimme ich dagegen.


(Beifall bei der LINKEN – Heinz Lanfermann [FDP]: Wofür haben wir eigentlich Regeln? – Volker Kauder [CDU/CSU]: Frechheit! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Unerhört, was hier stattfindet!)







(A) )


)(B)


Dr. Maria Flachsbarth Roderich Kiesewetter Christoph Poland Sabine Weiss (Wesel I)

Dr. Hans-Peter Friedrich

(Hof)


Michael Frieser
Erich G. Fritz
Hans-Joachim Fuchtel
Alexander Funk

Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder

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ckhard Pols
aniela Raab
r. Peter Ramsauer
ckhardt Rehberg
atherina Reiche (Potsdam)

othar Riebsamen

Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch
Elisabeth Winkelmeier-

Becker
Klaus-Peter Flosbach Eckart von Klaeden Ruprecht Polenz Ingo Wellenreuther
Vizepräsidentin Katrin Gö
Ich gebe Ihnen jetzt die vo

und Schriftführern ermittelten
lichen Abstimmungen bekann

Endgültiges Ergebnis
Abgegebene Stimmen: 558;
davon

ja: 305
nein: 253

Ja

CDU/CSU

Ilse Aigner
Peter Altmaier
Peter Aumer
Dorothee Bär
Thomas Bareiß
Norbert Barthle
Günter Baumann
Ernst-Reinhard Beck


(Reutlingen)

Manfred Behrens (Börde)

Veronika Bellmann
Dr. Christoph Bergner
Peter Beyer
Steffen Bilger
Clemens Binninger
Peter Bleser
Dr. Maria Böhmer
Wolfgang Börnsen


(Bönstrup)

Wolfgang Bosbach
Norbert Brackmann
Klaus Brähmig
Michael Brand
Helmut Brandt
Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
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Hartwig Fischer (Göttingen)

Dirk Fischer (Hamburg)


(Karlsruhe Land)


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r. Stephan Harbarth

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hristian Hirte
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oachim Hörster
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r. Franz Josef Jung
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(VillingenSchwenningen)


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r. Hermann Kues
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r. Norbert Lammert
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r. Carsten Linnemann
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r. Jan-Marco Luczak
r. Michael Luther
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r. Mathias Middelberg
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r. Hans-Peter Uhl
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Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Dr. Matthias Zimmer
Wolfgang Zöller
Willi Zylajew

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Christian Ahrendt
Christine Aschenberg-

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Daniel Bahr (Münster)

Florian Bernschneider
Sebastian Blumenthal
Claudia Bögel
Nicole Bracht-Bendt
Klaus Breil
Rainer Brüderle
Angelika Brunkhorst
Ernst Burgbacher
Marco Buschmann
Sylvia Canel
Helga Daub
Reiner Deutschmann
Dr. Bijan Djir-Sarai
Patrick Döring
Mechthild Dyckmans
Rainer Erdel
Jörg van Essen
Ulrike Flach
Otto Fricke
Dr. Edmund Peter Geisen
Hans-Michael Goldmann
Heinz Golombeck
Miriam Gruß
Joachim Günther (Plauen)

Dr. Christel Happach-Kasan
Heinz-Peter Haustein
Manuel Höferlin
Elke Hoff
Birgit Homburger
Dr. Werner Hoyer
Heiner Kamp
Michael Kauch
Dr. Lutz Knopek
Pascal Kober
Dr. Heinrich L. Kolb
Gudrun Kopp
Dr. h. c. Jürgen Koppelin
Sebastian Körber
Holger Krestel
Patrick Kurth (Kyffhäuser)

Heinz Lanfermann
Sibylle Laurischk
Harald Leibrecht
Sabine Leutheusser-

Schnarrenberger
Lars Lindemann
Christian Lindner
Dr. Martin Lindner (Berlin)

Michael Link (Heilbronn)

Dr. Erwin Lotter
Horst Meierhofer
Patrick Meinhardt
Gabriele Molitor
Petra Müller (Aachen)

Burkhardt Müller-Sönksen
Dr. Martin Neumann


(Lausitz)

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r. Erik Schweickert
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r. Hermann Otto Solms

oachim Spatz
r. Max Stadler
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(Lüdenscheid)

r. Daniel Volk
r. Guido Westerwelle
r. Claudia Winterstein
r. Volker Wissing
artfrid Wolff (Rems-Murr)


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(Hildesheim)


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r. Peter Danckert
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artin Gerster

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ichael Groß
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ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

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olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
abriele Hiller-Ohm
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rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl
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ans-Ulrich Klose
r. Bärbel Kofler
aniela Kolbe (Leipzig)

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ngelika Krüger-Leißner
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hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
urkhard Lischka
abriele Lösekrug-Möller
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etra Merkel (Berlin)

r. Matthias Miersch
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r. Rolf Mützenich
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r. Wilhelm Priesmeier
r. Sascha Raabe
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r. Carola Reimann
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

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(Tuchenbach)


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(Schwandorf)


(Wolmirstedt)





(A) )


(D)(B)


(Reutlingen)


(Bönstrup)

r. Maria Flachsbarth
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r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser

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ans-Joachim Fuchtel
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r. Thomas Gebhart
orbert Geis
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berhard Gienger
ichael Glos
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Abgegebene Stimmen: 555;
davon

ja: 61
nein: 308
enthalten: 186

Dr. Barbara Höll
Andrej Hunko
Ulla Jelpke
Harald Koch
Jan Korte
Jutta Krellmann
Katrin Kunert

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Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun
Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Gitta Connemann
Inge Höger Dr. Kirsten Tackmann Klaus Brähmig
Ulrich Maurer
Dorothee Menzner
Cornelia Möhring
Kornelia Möller
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann
Richard Pitterle
Yvonne Ploetz
Ingrid Remmers
Paul Schäfer (Köln)

Dr. Ilja Seifert
Kathrin Senger-Schäfer
Raju Sharma
Dr. Petra Sitte
Kersten Steinke
Sabine Stüber
Alexander Süßmair
Dr. Kirsten Tackmann
Dr. Axel Troost
Alexander Ulrich
Kathrin Vogler
Johanna Voß

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ritta Haßelmann
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(Cr. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann Ott isa Paus rigitte Pothmer abea Rößner laudia Roth anuel Sarrazin lisabeth Scharfenberg hristine Scheel r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt orothea Steiner r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe arkus Tressel ürgen Trittin aniela Wagner olfgang Wieland r. Valerie Wilms osef Philip Winkler lichen Krankenversiche555. Mit Ja haben getimmt 308. Enthaltungen Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )





(A) )

Josef Göppel
Peter Götz
Dr. Wolfgang Götzer
Reinhard Grindel
Hermann Gröhe
Michael Grosse-Brömer
Markus Grübel
Manfred Grund
Monika Grütters
Dr. Karl-Theodor Freiherr

zu Guttenberg
Olav Gutting
Florian Hahn
Holger Haibach
Dr. Stephan Harbarth
Jürgen Hardt
Gerda Hasselfeldt
Dr. Matthias Heider
Mechthild Heil
Ursula Heinen-Esser
Frank Heinrich
Rudolf Henke
Michael Hennrich
Jürgen Herrmann
Ansgar Heveling
Ernst Hinsken
Peter Hintze
Christian Hirte
Robert Hochbaum
Franz-Josef Holzenkamp
Joachim Hörster
Anette Hübinger
Thomas Jarzombek
Dieter Jasper
Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)

Dr. Egon Jüttner
Bartholomäus Kalb
Hans-Werner Kammer
Steffen Kampeter
Alois Karl
Bernhard Kaster

(Villingen Schwenningen)

Volker Kauder
Dr. Stefan Kaufmann
Roderich Kiesewetter
Eckart von Klaeden
Ewa Klamt
Volkmar Klein
Jürgen Klimke
Axel Knoerig
Jens Koeppen
Dr. Kristina Schröder
Manfred Kolbe
Dr. Rolf Koschorrek
Hartmut Koschyk
Thomas Kossendey
Michael Kretschmer
Gunther Krichbaum
Dr. Günter Krings
Rüdiger Kruse
Bettina Kudla
Dr. Hermann Kues
Günter Lach
Andreas G. Lämmel
Dr. Norbert Lammert
Katharina Landgraf

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ietrich Monstadt
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adine Schön (St. Wendel)

r. Philipp Murmann
ernd Neumann (Bremen)

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r. Georg Nüßlein
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osef Rief
laus Riegert
r. Heinz Riesenhuber

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r. Christian Ruck
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lbert Rupprecht (Weiden)

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arl Schiewerling
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hristian Schmidt (Fürth)

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(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)





(A) )


Daniela Kolbe (Leipzig) Fritz Kuhn
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Klaus Brandner
Willi Brase
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Ulla Burchardt
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Dr. Peter Danckert
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Gabriele Fograscher
Dr. Edgar Franke
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Angelika Graf (Rosenheim)

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(Wackernheim)


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Der Entschließungsantrag ist e
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hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
urkhard Lischka
abriele Lösekrug-Möller
aren Marks
atja Mast
ilde Mattheis
etra Merkel (Berlin)

r. Matthias Miersch
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
ndrea Nahles
anfred Nink

homas Oppermann
olger Ortel
ydan Özoğuz
einz Paula

ohannes Pflug
oachim Poß
r. Wilhelm Priesmeier
r. Sascha Raabe
echthild Rawert
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
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r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)


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eiteren Entschließungs-
ließungsantrag der Frak-
7/3707. Wer stimmt da-
– Enthaltungen? – Der

ehnt gegen die Stimmen
nd von Bündnis 90/Die
von CDU/CSU und FDP.

ungsantrag der Fraktion
rucksache 17/3709. Wer
egen? – Enthaltungen? –

benfalls abgelehnt. Dafür

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r. Frank-Walter Steinmeier
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r. h. c. Wolfgang Thierse
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üdiger Veit
r. Marlies Volkmer
eidemarie Wieczorek-Zeul
r. Dieter Wiefelspütz
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(Wolmirstedt)

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ÜNDNIS 90/
IE GRÜNEN

erstin Andreae
arieluise Beck (Bremen)


olker Beck (Köln)

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irgitt Bender
iola von Cramon-Taubadel
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r. Thomas Gambke
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atrin Göring-Eckardt
ritta Haßelmann
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aben gestimmt Bündnis 90/Di
agegen die Koalitionsfraktion
at sich enthalten.

Wir setzen die Abstimmung
ung des Ausschusses für
ache 17/3696 fort. Der Aus
uchstabe b seiner Beschlusse
ntwurf der Bundesregierung
nd 17/3441 – für erledigt zu
iese Beschlussempfehlung? –
altungen? – Die Beschlussemp
it den Stimmen der Koalit

(D enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar icole Maisch gnes Malczak erzy Montag erstin Müller eate Müller-Gemmeke grid Nestle r. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann Ott isa Paus rigitte Pothmer abea Rößner laudia Roth anuel Sarrazin lisabeth Scharfenberg hristine Scheel r. Gerhard Schick r. Frithjof Schmidt r. Wolfgang StrengmannKuhn ans-Christian Ströbele r. Harald Terpe arkus Tressel ürgen Trittin aniela Wagner olfgang Wieland r. Valerie Wilms osef Philip Winkler e Grünen und die Linke, en. Die Fraktion der SPD zu der BeschlussempfehGesundheit auf Druckschuss empfiehlt unter mpfehlung, den Gesetz– Drucksachen 17/3360 erklären. Wer stimmt für Gegenstimmen? – Entfehlung ist angenommen ionsfraktionen und von Uwe Beckmeyer Lothar Binding Anette Kramme Sonja Steffen Stephan Kühn Dr. Volker Wissing Hartfrid Wolff Enthalten SPD Ingrid Arndt-Brauer Rainer Arnold Heinz-Joachim Barchmann Doris Barnett Dr. Hans-Peter Bartels Klaus Barthel Sören Bartol Bärbel Bas Dirk Becker Hubertus Heil Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Gabriele Hiller-Ohm Petra Hinz Frank Hofmann Dr. Eva Högl Christel Humme Josip Juratovic Oliver Kaczmarek Johannes Kahrs Ulrich Kelber Lars Klingbeil Hans-Ulrich Klose Dr. Bärbel Kofler M A A M W S O S E F R S R D (Carlene Rupprecht nton Schaaf xel Schäfer arianne Schieder erner Schieder ilvia Schmidt laf Scholz wen Schulz wald Schurer rank Schwabe olf Schwanitz tefan Schwartze ita Schwarzelühr-Sutter r. Carsten Sieling Priska Hinz Ulrike Höfken Dr. Anton Hofreiter Ingrid Hönlinger Thilo Hoppe Uwe Kekeritz Katja Keul Memet Kilic Sven-Christian Kindler Maria Klein-Schmeink Ute Koczy Tom Koenigs Sylvia Kotting-Uhl Oliver Krischer Agnes Krumwiede Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt )


(Tuchenbach)


(Schwandorf)





(A) )

Bündnis 90/Die Grünen. Dagegen hat die Linke ge-
stimmt. Die SPD hat sich enthalten.

Tagesordnungspunkt 32 b. Der Ausschuss empfiehlt
unter Buchstabe c seiner Beschlussempfehlung die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der SPD auf Druck-
sache 17/3427 mit dem Titel „Patientenschutz statt Lob-
byismus – Keine Vorkasse in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung“. Wer stimmt für die Beschlussempfeh-
lung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Damit ist die
Beschlussempfehlung angenommen mit den Stimmen
der Koalitionsfraktionen. Dagegen haben die Opposi-
tionsfraktionen gestimmt.

Unter Buchstabe d seiner Beschlussempfehlung emp-
fiehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/1238 mit dem Ti-
tel „Solidarische Bürgerinnen- und Bürgerversicherung
in Gesundheit und Pflege einführen“. Wer stimmt für die
Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Ent-
haltungen? – Die Beschlussempfehlung ist angenom-
men. Zugestimmt haben die Koalitionsfraktionen und
Bündnis 90/Die Grünen, dagegen gestimmt hat die Frak-
tion Die Linke. Die SPD-Fraktion hat sich enthalten.

Ich rufe jetzt Tagesordnungspunkt 33 auf:

Zweite und dritte Beratung des von den Abgeord-
neten Halina Wawzyniak, Ulla Jelpke, Jan Korte,
weiteren Abgeordneten und der Fraktion DIE
LINKE eingebrachten Entwurfs eines … Geset-

(Einführung der dreistufigen Volksgesetzgebung in das Grundgesetz)


– Drucksache 17/1199 –

Beschlussempfehlung und Bericht des Innenaus-
schusses (4. Ausschuss)


– Drucksache 17/3609 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Ingo Wellenreuther
Gabriele Fograscher
Jimmy Schulz
Halina Wawzyniak
Wolfgang Wieland

Über diesen Gesetzentwurf werden wir später na-
mentlich abstimmen.

Es ist verabredet, hierzu eineinhalb Stunden zu debat-
tieren. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch.

Ich gebe das Wort zunächst dem Abgeordneten Ingo
Wellenreuther für die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1707208100

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolle-

ginnen und Kollegen! Zunächst einmal möchte ich an-
kündigen, dass ich versuchen will, den eingetretenen
Zeitverzug einigermaßen wettzumachen. Haben Sie also
keine Angst, wenn Sie auf die Rednerliste und die vorge-
sehene Redezeit blicken.

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(C (D Wir haben heute zwar erst den 12. November, doch ie Linke möchte wohl schon das Weihnachtslied Alle ahre wieder anstimmen. Wieder einmal geht es um die orderung, direktdemokratische Elemente auf Bunesebene einzuführen, (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Wiederholung ist die Mutter der Weisheit!)


m angeblich die Mitwirkungsmöglichkeit der Bevölke-
ung an der demokratischen Willensbildung zu stärken.
ch habe zum Thema Volksabstimmung bereits mehrfach
n dieser Stelle gesprochen. Ich bin überzeugter Demo-
rat, und an meinen Argumenten zu dieser staatspoliti-
chen Grundsatzfrage hat sich auch Jahre nach meiner
rsten Rede nichts geändert.

Ich wiederhole mich eigentlich nur ungern. Sollte dies
llerdings einen Lernprozess in Gang setzen und würden
adurch die Vorzüge der parlamentarischen Demokratie
nd des Grundgesetzes besser begriffen, so tue ich dies
atürlich gern.

Gerade von der Linken, die den heute zu behandeln-
en Gesetzentwurf vorgelegt hat, wissen wir allerdings,
ass sie sich mit der Demokratie immer noch schwertut.


(Lachen bei der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Woher haben Sie das denn? – Zuruf von der CDU/CSU: Was ist das, fragt sich die Linke!)


eshalb betreiben Sie mit Ihrem Gesetzentwurf vor al-
em eines: einen Etikettenschwindel. Dort, wo Sie vorge-
en, die Demokratie stärken zu wollen, geht es Ihnen
ämlich in Wahrheit um eine populistische Forderung,
ie mehr Risiken birgt, als Vorteile bringt. Gleichwohl
der gerade deshalb möchte ich Ihnen wie schon in der
ergangenheit darlegen, warum wir als CDU/CSU-Frak-

ion an den bewährten Prinzipien einer repräsentativen
emokratie festhalten, wie sie die Väter und Mütter des
rundgesetzes entwickelt haben, und warum wir die
inführung einer dreistufigen Volksgesetzgebung in das
rundgesetz ablehnen.


(Alexander Süßmair [DIE LINKE]: Stuttgart 21!)


Dazu komme ich noch.

Erstens ist festzustellen: Seit über 60 Jahren hat die
epräsentative Demokratie unserem Land Stabilität in
rieden und Freiheit gegeben. Unser System hat sich seit
em Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet bewährt. Dies gilt
ür wesentliche Meilensteine der Gesetzgebung genauso
ie für entschlossenes Handeln in Krisensituationen.
atürlich stimmt es, dass dabei auch unpopuläre Ent-

cheidungen auf den Weg gebracht wurden, aber mittel-
nd langfristig wurden diese Entscheidungen allgemein
ls richtig eingeschätzt und für gut befunden. Ich darf an
ieser Stelle als Beispiele die Wiederbewaffnung mit
em Aufbau der Bundeswehr, den Beitritt der Bundesre-
ublik zur NATO oder den NATO-Doppelbeschluss nen-
en.

Zweitens ist nachvollziehbar, dass in der heutigen
eit der Globalisierung bei vielen Menschen die Sehn-





Ingo Wellenreuther


(A) )


)(B)

sucht nach einfachen Antworten wächst. Aber einfache
Antworten gibt es in der Regel nicht. Realität ist, dass
gerade auf Bundesebene die Fragestellungen immer
komplizierter und komplexer werden.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Das Gleiche habe ich schon oft gehört!)


Auf kommunaler und landespolitischer Ebene sind die
Entscheidungszusammenhänge meistens weniger kom-
plex und die Fragestellungen auch überwiegend über-
schaubarer.

Meine Damen und Herren, ich bin durchaus ein Be-
fürworter direkter Demokratie, allerdings in den Kom-
munen und auf Landesebene.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Und warum nicht im Bund?)


– Das erkläre ich Ihnen gleich. – Wo es um Problemlö-
sungen vor Ort geht, ist die Einflussnahme des Bürgers
sinnvoll. Auf der regionalen Ebene ergänzen Bürgerini-
tiativen und Bürgerentscheide das repräsentative System
recht gut. Aber auf Bundesebene können Volksent-
scheide oder ähnliche Verfahren den oft komplexen Fra-
gen unserer Gesellschaft nicht gerecht werden, insbeson-
dere auch unter Berücksichtigung der ständig steigenden
Normenflut der europäischen Institutionen.

In diesem Sinne hat sich auch die frühere Präsidentin
des Bundesverfassungsgerichts, Jutta Limbach, skep-
tisch dazu geäußert, die bekannten Formen der direkten
Demokratie auf die Bundesebene zu übertragen. Ich zi-
tiere Frau Limbach:

Je größer der politische Raum ist, umso mehr sind
wir auf das Prinzip der Repräsentanten angewiesen
und umso weniger können wir uns direkte Demo-
kratie leisten.

Es ist etwas grundsätzlich anderes, über den Bau einer
Stadthalle, einer U-Bahn und über das Rauchverbot oder
über das Euro-Rettungspaket abzustimmen. Hier besteht
ein elementarer Unterschied.

Drittens. Die Befürworter von Volksentscheiden nen-
nen stets die Schweiz als Musterland der direkten Demo-
kratie. Aber schauen wir uns die Schweiz etwas genauer
an. Die Schweiz hat einen neutralen Status in der inter-
nationalen Politik; ihre politischen Prozesse sind auf na-
tionale Interessen beschränkt und zum Teil auch viel
langsamer. Das ist für die Schweiz in Ordnung, auch
weil es seit Hunderten von Jahren deren politischer Kul-
tur und dem Selbstverständnis der Bürger dort ent-
spricht. Die Schweiz ist ein kleines Land. Sie hat
8 Millionen Einwohner. Das entspricht ungefähr der
Größe des Bundeslandes Hessen. Deutschland hat im
Gegensatz hierzu 80 Millionen Einwohner, und als
große Volkswirtschaft ist Deutschland eng mit der Euro-
päischen Union verflochten. Das erfordert eine politi-
sche Verlässlichkeit und Handlungsfähigkeit, die die re-
präsentative Demokratie in idealer Weise gewährleistet.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Viertens. Auch innerstaatlich leistet die repräsentative
Demokratie einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisie-
rung unseres gesellschaftlichen Gefüges. Dies zeigt sich

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(C (D eispielhaft an Großprojekten – jetzt komme ich dazu –, ie oftmals jahrzehntelange Planungsverfahren erforderich machen. In dieser Zeit können natürlich Stimmunen und Meinungen der Bürger zu den oftmals schwierien Projekten durchaus schwanken; aber bei olksentscheiden birgt dies die Gefahr wahltaktischer timmungsmache, wie das Beispiel von Stuttgart 21 anz deutlich zeigt. An anderen ähnlich umstrittenen rojekten wie zum Beispiel dem Rheinufertunnel in üsseldorf oder dem Berliner Bahnhofsneubau erweist ich nach deren Realisierung, dass diese allgemein anerannt und erfolgreich sind und dass es, im Nachhinein etrachtet, auch richtig war, daran festzuhalten. Ich bin ir sicher, dass dies trotz der Kostensteigerungen auch ei Stuttgart 21 der Fall sein wird und das Projekt später inmal in der Rückschau als wegweisend angesehen erden wird. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


ie repräsentative Demokratie leistet die dazu notwen-
ige Kontinuität und Stabilität unabhängig von vorüber-
ehenden Stimmungsschwankungen.

Fünftens. Die parlamentarische Demokratie hat auch
eshalb wesentliche Vorteile gegenüber einer Volksge-
etzgebung auf Bundesebene, weil sie ein lernendes
erfahren ist, was in dieser Form die direkte Demokra-

ie nicht leisten kann. Die eben genannten komplexen
ragestellungen erfordern oftmals ein vielschichtiges
esetzgebungsverfahren, das eine kaum überschaubare
ernetzung mit anderen Regelungsbereichen berück-
ichtigt.

Zu zufriedenstellenden Antworten kann man nur ge-
angen, wenn, wie im Deutschen Bundestag, auf dem

eg der Gesetzgebung ein Verfahren angewandt wird,
as ein hohes Maß an thematischer Tiefe und Flexibilität
rlaubt. Auf der Grundlage von drei Lesungen, Aus-
chussberatungen, Sachverständigenanhörungen und
erichterstattergesprächen wird eine ausgewogene und

aire Gesetzgebung und Gesetzesfindung sichergestellt.
inzu kommen eine Folgenabschätzung und eine Über-
rüfung der möglichen Bürokratie durch den Normen-
ontrollrat. Dieser Weg bietet den notwendigen Spiel-
aum für Änderungen und Anpassungen. Es wird ein
okumentiertes, ein transparentes Verfahren mit detail-
eicher Abstimmung gewährleistet, das bei Volksent-
cheiden in dieser Intensität schlichtweg fehlt.

Volksentscheidungen sind Fragestellungen, die mit Ja
der Nein zu beantworten sind. Bundespolitische Fragen
assen sich so einfach nicht entscheiden.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


arüber hinaus sind sie oft auch von existenzieller Be-
eutung für Deutschland, zum Beispiel Auslandsein-
ätze der Bundeswehr, Fragen der Landesverteidigung,
teuerfragen oder Fragen der Energieversorgung. Solche
hemen lassen sich nur in einem lernenden Verfahren
ewältigen und nicht einfach mit einem schlichten Ja
der Nein entscheiden.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)






Ingo Wellenreuther


(A) )


)(B)

Sechstens. Wer durch direkte Demokratie auf Bun-
desebene die Entscheidung über wichtige Sachfragen ab-
gibt, gibt auch die Verantwortung ab. Wenn alle ent-
scheiden, entscheidet letztendlich niemand mehr. Man
kann die Volksentscheider auch nicht abwählen. Plebis-
zite bedeuten daher immer auch die Anonymisierung
von Verantwortung. Sie bringen für die gewählten Parla-
mentarier die Versuchung mit sich, unpopuläre oder
schwierige Entscheidungen dem Volk zu überlassen.
Hier im Bundestag hätten bestimmt einige gern auch die
Überführung der Castorbehälter nach Gorleben zur Ab-
stimmung gestellt. Ohne Verantwortungsbewusstsein
und Weitsicht hätte man die Frage „Wohin damit?“ und
die Tatsache, dass es sich um Müll von Brennstäben han-
delt, deren Leistung wir alle schon verbraucht haben,
gern ausgeblendet. Daran schließt sich die Frage an – die
hat mir noch niemand beantworten können – wie das
Vertrauen der Bürger in die Politik und die Abgeordne-
ten ausgerechnet steigen soll, wenn sich das Parlament
in schwierigen Entscheidungen der Verantwortung ent-
zieht.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


Siebtens. Die repräsentative Demokratie mit ihren
gründlichen Verfahren bietet die Möglichkeit, auch
Kompromisse auszuhandeln – zum Wohle der Allge-
meinheit, aber auch zum Wohle und zum Schutz von
Minderheiten. Bei Volksentscheiden ist ein solch ausge-
wogenes Verfahren in dieser Form nicht möglich. Dies
würde insbesondere zulasten von Minderheiten und von
gesellschaftlich benachteiligten Gruppen gehen. Das ist
umgekehrt gerade ein tragendes Argument für die unver-
änderte Beibehaltung unserer repräsentativen parlamen-
tarischen Demokratie auf Bundesebene. Sie stellt näm-
lich durch ihr ausgewogenes und abwägendes Verfahren
den Schutz von Minderheiten gerade sicher. Auch dazu
Jutta Limbach – sie hat es treffend formuliert –:

In der repräsentativen Demokratie ist es Sache des
Parlaments, die gegensätzlichen Interessen abzuwä-
gen und einen sozialen Ausgleich zu schaffen.

Achtens. Bei Volksentscheiden geht es oftmals um
viel mehr als um die zur Entscheidung gestellte Frage.
Die Gelegenheiten werden gern genutzt – das ist auch
bekannt –, um der gerade amtierenden Regierung die
Rote Karte zu zeigen bzw. einen Denkzettel zu verpas-
sen, und das schadet der eigentlichen Sache, denn sie
wird aufgrund unsachlicher Gründe und unsachlicher
Nebeneffekte entschieden.

Meine Damen und Herren, das waren die Gründe, die
ich Ihnen anführen wollte. Darüber hinaus liefern Sie
selbst eines der wichtigen Argumente gegen Ihren Ge-
setzentwurf. Ihr Standardargument lautet ja, dass durch
die Möglichkeit von Plebisziten auch auf Bundesebene
der Politikverdrossenheit entgegengetreten werden kann.
Dieses Argument ist nachweislich falsch. Alle Volksent-
scheide der jüngeren Zeit, ob in Hamburg, Berlin oder
Bayern, beweisen das Gegenteil. Die Wahlbeteiligung
war immer konstant niedrig, zwischen 29 und 39 Pro-
zent. Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.
Direkte Demokratie ist also gerade nicht ein Allheilmit-

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(C (D el gegen Politikverdrossenheit und führt eben nicht zu iner höheren Wahlbeteiligung. Aufgrund der Zahlen, ie ich gerade genannt habe, haftet den Volksentscheien selbstverständlich auch der Malus der mangelhaften egitimation an. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum machen sie sie dann immer? In Berlin jeden Monat!)


Herr Wieland, soweit ich weiß, ist Berlin ein Bundes-
and und nicht die Bundesebene; aber wir können uns
ern darüber austauschen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach so! Das ist etwas ganz anderes!)


Genau, das ist der Unterschied. Da muss man sich die
ache differenziert anschauen.

Die Befürworter preisen Volksentscheide stets als ur-
emokratisches Modell, in dem Volkes Wille ideal zur
eltung käme. Anders ist es, wenn es konkret wird.
Herr Wieland, Sie können aufpassen, weil es auch die
rünen betrifft. – Denken wir einmal an Hamburg und

n die dortige Volksabstimmung bezüglich des Schulsys-
ems.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Das haben Sie gemeinsam gemacht!)


en Grünen, stets Befürworter der direkten Demokratie,
asste das Ergebnis nämlich überhaupt nicht.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, aber wir akzeptieren es!)


ufschlussreich war in diesem Zusammenhang die Er-
lärung der grünen Schulsenatorin, Frau Goetsch, zum
olksentscheid in Hamburg in diesem Jahr: Die Gegner
er Schulreform hätten irrationale Ängste geschürt, mit
enen die Hamburger verunsichert worden seien.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das kann ja sein!)


it anderen Worten: Weil das Ergebnis des Volksent-
cheids den Grünen gerade nicht in den Kram passte,
ind die Menschen auf einmal gerissenen Bauernfängern
uf den Leim gegangen.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum? Das kann passieren!)


as nenne ich Doppelzüngigkeit, Herr Wieland.


(Beifall bei der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707208200

Herr Kollege, würden Sie eine Zwischenfrage zulas-

en?


Ingo Wellenreuther (CDU):
Rede ID: ID1707208300

Nein, ich bin bald fertig; wir wollen ja auch Zeit auf-

olen.

Weiterhin gefiel den Grünen in Hamburg nicht, dass
achgewiesenermaßen die Wahlbeteiligung mit der
öhe des Einkommens stieg. Herr Özdemir sah darin die





Ingo Wellenreuther


(A) )


)(B)

Gefahr, dass Reformen im Sinne angeblich Benachteilig-
ter von Leuten torpediert würden, die – ich zitiere –

besser situiert und besser vernetzt sind und durch
ihren Bildungshintergrund besseren Medienzugang
haben.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Unerhört!)


Deshalb müsse man sich fragen, so Özdemir weiter,
„wie eine gleichberechtigte Mitwirkung von allen mög-
lich ist“.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Gute Frage!)


– Ja, gute Frage. – Wenn also ein mehrheitlicher Bürger-
wille zum Ausdruck kommt, der nicht passt, dann sind
es die Befürworter selbst, die ihn nicht akzeptieren wol-
len,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir akzeptieren es! Erzählen Sie doch nichts!)


und es wird versucht, ihn passend zu machen. Herr
Wieland, scheinheiliger geht es nimmer.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Ein weiteres Argument: Sie werfen uns immer vor,
wir hätten kein Vertrauen in die Bevölkerung, aber ins-
besondere bei den Linken scheint das Vertrauen in das
Volk seine Grenzen zu haben; denn Volksinitiativen zum
Haushaltsgesetz sollen nach Ihrem eigenen Gesetzent-
wurf gerade nicht möglich sein.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Zum Gesetz schon!)


Neben diesen allgemeinen Erwägungen gegen die Ar-
gumente der Befürworter von mehr direkter Demokratie
auf Bundesebene leidet der vorliegende Gesetzentwurf
ganz konkret an zwei gravierenden Mängeln:

Erstens. Ihr Entwurf ist glatt verfassungswidrig, weil
er nicht den Anforderungen des Art. 79 Abs. 3 genügt.
Dieser Grundsatz steht unter der Ewigkeitsgarantie des
Grundgesetzes, das heißt, er ist unabänderlich. Darin
sieht das Grundgesetz zwingend die grundsätzliche Mit-
wirkung der Länder bei der Gesetzgebung vor. Diese
Mitwirkung der Länder darf sich nicht in einer lediglich
formalen Beteiligung erschöpfen. Sie muss vielmehr be-
stimmenden Einfluss ermöglichen.

Der Entwurf der Linken greift laut seiner Begründung
im Falle zustimmungspflichtiger Gesetze auf das Modell
des schweizerischen Volks- und Ständemehrs zurück.
Demnach soll beim Volksentscheid in Deutschland das
Ergebnis der Abstimmung in einem Land als Abgabe
seiner Bundesratsstimmen gelten.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Ja!)


Genau das ist aber eine rein rechnerische, formale
Methode und weit entfernt von der grundgesetzlich ge-
forderten inhaltlichen Mitwirkung der Länder. Damit
wird der Einfluss der Länder in keiner Weise gesichert.


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(C (D (Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist aber demokratischer! Das müssen Sie zugeben!)


Das ist aber ein Verstoß gegen das Grundgesetz, meine
ame.


(Clemens Binninger [CDU/CSU]: Sehr richtig erkannt!)


Wir haben in der Bundesrepublik aus guten Gründen
in föderales System. Die Länder haben eigene Interes-
en, die Sie mit Ihrem Modell offensichtlich untergraben
ollen. Das von Ihnen vorgeschlagene Modell erlaubt

war eine formale Berücksichtigung der Landesvölker,
icht aber die Berücksichtigung des organschaftlich ge-
ildeten Willens der einzelnen Länder. Ihr Entwurf ge-
ügt daher nicht den Anforderungen des Art. 79 Abs. 3
rundgesetz; er ist verfassungswidrig. Allein deshalb ist

hr Gesetzentwurf abzulehnen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Zweitens. Die notwendige Zahl an Beteiligten für Ihr
reistufiges Volksgesetzgebungsmodell ist vollkommen
nzureichend. Schon 100 000 Wahlberechtigte sollen
ine Volksinitiative starten können. Damit wäre es zum
inen gut organisierten Lobbyistengruppen, die der Lin-
en ja ein Dorn im Auge sind, ein Leichtes, die notwen-
ige Anzahl von Bürgern zu mobilisieren, um ihre Inte-
essen durchzusetzen. Zum anderen öffnen Sie damit
agatellinitiativen Tür und Tor.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Aber da ist ja nicht Schluss! Es geht ja weiter!)


Ungenügend ist auch, dass Ihr Gesetzentwurf beim ei-
entlichen Volksentscheid, außer bei einer Grundge-
etzänderung, überhaupt keine Mindestbeteiligung vor-
ieht. Bei den genannten geringen Wahlbeteiligungen,
ie ich vorhin genannt habe, kann dies die gefährliche
olge haben, dass eine nicht repräsentative Mehrheit
olitisch bedeutsame Fragen entscheidet.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, all diese Argumente
ühren zusammenfassend zu dem Ergebnis, dass die
DU/CSU-Bundestagsfraktion den vorliegenden Ge-

etzentwurf ablehnt. Das habe ich am Anfang schon an-
ekündigt. Wünschenswert wäre, wenn ich Sie vielleicht
eute überzeugt hätte; dann bestünde nämlich schon ein
nlass zu vorweihnachtlicher Freude.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das glauben Sie doch nun wirklich nicht, dass sich irgendjemand darüber freut!)


Ich bedanke mich fürs Zuhören. Drei Minuten haben
ir gespart.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707208400

Das Wort hat Gabriele Fograscher für die SPD-Frak-

ion.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Gabriele Fograscher (SPD):
Rede ID: ID1707208500

Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kolle-

gen! Einen Lernprozess, Herr Wellenreuther, würden wir
von Ihrer Fraktion auch einmal erwarten.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ihre Argumente sind immer die gleichen, und sie wirken
sehr bemüht. Sie sollten vielleicht auch einmal zur
Kenntnis nehmen, dass sich mehr als 60 Jahre nach Ein-
führung des Grundgesetzes auch die Gesellschaft verän-
dert hat.

Wir als Politikerinnen und Politiker erleben doch seit
längerem – ganz aktuell ja Sie, Schwarz-Gelb –, dass die
Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger zum Bei-
spiel bei der Bundestagswahl eben nicht automatisch als
Legitimation, als Zustimmung zu einzelnen Entschei-
dungen angesehen wird. Ein Beispiel: Sie begründen die
Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke damit,
dass Bürgerinnen und Bürger Sie gewählt haben und
demzufolge auch die längeren Laufzeiten wollten. Die
massiven Proteste aber, die erst begonnen haben, zeigen
da etwas anderes.

Wir erleben in Stuttgart, dass zwar die formalen und
rechtlichen Mitwirkungsrechte eingehalten wurden, aber
die Bürgerinnen und Bürger diese Entscheidung der zu-
ständigen Gremien eben nicht mehr automatisch mittra-
gen. Wir erleben, dass das Ansehen der Politiker, das
Vertrauen in politische Entscheidungen, die Akzeptanz
von Mehrheitsentscheidungen der Abgeordneten, die re-
präsentativ für die Bürgerinnen und Bürger Entscheidun-
gen treffen, abnehmen. „Die da oben entscheiden, wir da
unten werden nicht gefragt“, so ist doch die Stimmung
im Lande. Wenn sich diese Einstellung verfestigt, dann
ist auch Demokratie gefährdet. Wir tun auch deshalb gut
daran, nicht als Ersatz, nicht als Beruhigungspille, nicht
anstelle der repräsentativen Demokratie, sondern in Er-
gänzung dazu, Instrumente direkter Demokratie und
Mitsprache einzuführen.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir haben diese Möglichkeiten auf kommunaler Ebene,
wir haben sie auf Landesebene, und wir werden sie auf
europäischer Ebene bekommen. Warum dann also nicht
auf Bundesebene?

Bürgerinnen und Bürger – das haben die Erfahrungen
in den Kommunen und in den Bundesländern gezeigt –
gehen mit diesen Instrumenten verantwortungsvoll um.
Es gibt keine Unzahl von Volksinitiativen und auch kei-
nen Unsinn bei Volksinitiativen. Die Ergebnisse von
Volksentscheiden mögen einem gefallen oder nicht. Dies
gilt ebenso für andere politische Entscheidungen. Aber
ein Volksentscheid kann befrieden. Wer da unterliegt,
fügt sich, nicht mit Begeisterung, aber ohne Hass und
Groll; so hat es Erhard Eppler formuliert.

Wenn der Rahmen für die Quoren, also für die Min-
destbeteiligung, für die Voraussetzungen, für die Vorga-

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(C (D en klug gesetzt ist, werden Bagatellinitiativen und ein nflationärer Gebrauch des Instruments „direkte Demoratie“ vermieden. Sehr geehrter Herr Kollege Brandt, ein Argument, das ie in der ersten Lesung gebracht haben und das Herr ellenreuther heute aufgegriffen hat, lautete: Mit Volksabstimmungen kann man den immer schwierigeren und komplexen Fragestellungen unserer pluralistischen Welt gerade nicht gerecht werden. ch glaube nicht, (Helmut Brandt [CDU/CSU]: Das hat nichts mit Glauben zu tun! Das ist eine Tatsache!)


ass nur wir Politiker und Politikerinnen klug genug
ind, komplexe Sachverhalte zu verstehen und über sie
u entscheiden.


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


ch befürchte im Gegenteil, dass solche Aussagen die
luft zwischen „denen da oben“ und „denen da unten“
ergrößern. Das Volk ist nicht dümmer oder klüger als
ir.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


en mündigen Bürger gibt es nicht nur in Sonntagsre-
en, sondern auch im echten Leben. Die Möglichkeit
on Volksbegehren zwingt Politik dazu, Entscheidungen
u erklären, zu begründen, zu kommunizieren, um
olksbegehren möglichst zu vermeiden.

Die SPD setzt sich schon seit vielen Jahren dafür ein,
lemente direkter Demokratie ins Grundgesetz aufzu-
ehmen. In unserem Wahlprogramm steht es; und auch
m Koalitionsvertrag von SPD und Bündnis 90/Die Grü-
en von 1998 heißt es:

Wir wollen die demokratischen Beteiligungsrechte
der Bürgerinnen und Bürger stärken. Dazu wollen
wir auch auf Bundesebene Volksinitiative, Volksbe-
gehren und Volksentscheid durch Änderung des
Grundgesetzes einführen.

ementsprechend haben wir Anfang 2002 einen Gesetz-
ntwurf in den Deutschen Bundestag eingebracht. Er
nthält gestufte Quoren, Fristen und schließt Themen
ie die Wiedereinführung der Todesstrafe für Volksent-

cheide aus. Wir halten diesen Gesetzentwurf heute im-
er noch für richtig und wichtig,


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er ist gut!)


ind aber in der 14. Wahlperiode an der Ablehnung der
DU/CSU und somit auch an der notwendigen Zwei-
rittelmehrheit gescheitert.

Ich möchte hier auch eines klarstellen: Der Kollege
homas Strobl hat am 7. September 2010 in einer Phoe-
ix-Runde zum Thema „Ignoranz der Mächtigen? – Bür-





Gabriele Fograscher


(A) )


)(B)

ger kontra Politiker“ erklärt, die rot-grüne Bundesregie-
rung habe aus guten Gründen keinen bundesweiten
Volksentscheid eingeführt. Das stimmt nicht;


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hört! Hört!)


denn wir haben mit der Drucksache 14/8503 einen ent-
sprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. Herr Strobl sagte
in dieser Sendung, wir hätten nicht über einen solchen
Gesetzentwurf entschieden. Das ist falsch; denn darüber
wurde am 7. Juni 2002 namentlich abgestimmt. Kollege
Strobl hat laut Plenarprotokoll an dieser Abstimmung
teilgenommen und mit Nein votiert. – Auch wenn Sie
gegen die Einführung von plebiszitären Elementen in
unsere Verfassung sind, so halte ich es einfach für unan-
ständig, in aller Öffentlichkeit solche Unwahrheiten zu
behaupten. Sie sollten das hier auch klarstellen.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er muss sich sowieso entschuldigen! Das kann er auch hier machen!)


Nun aber zum Gesetzentwurf der Linksfraktion. Ich
habe bereits in der ersten Lesung vorgetragen, dass die
vorgesehenen Quoren für Volksinitiative und Volksbe-
gehren von 100 000 Abstimmenden viel zu gering sind;
das ist weniger als die Hälfte der Bevölkerung eines
Wahlkreises. Damit öffnen Sie Bagatellinitiativen Tür
und Tor.

Weiterhin halte ich den Vorschlag für problematisch,
dass die Fraktionen des Bundestages das Recht bekom-
men sollen, eine Sachfrage zur Abstimmung zum Ter-
min der nächsten Bundestagswahl vorzuschlagen und
den neu gewählten Bundestag für die Dauer der Legisla-
turperiode an diese Entscheidung zu binden. Volksent-
scheide sollen den Bürgerinnen und Bürgern ja gerade
zwischen den Bundestagswahlen die Möglichkeit geben,
sich zu Sachfragen zu äußern. Auch konnten Sie mir bis-
her nicht erklären, warum nur die im Bundestag vertrete-
nen Parteien und nicht alle Parteien, die zur Bundestags-
wahl zugelassen sind, Sachfragen stellen können sollen.
Ich halte Ihre Vorschläge für eine Volksgesetzgebung für
nicht praktikabel. Volksentscheide sollen aus der Mitte
des Volkes kommen und nicht von den Bundestagsfrak-
tionen vorgegeben werden. Damit würden Sie dieses
Instrument ad absurdum führen. Wir werden Ihren Ge-
setzentwurf deshalb ablehnen.

Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Vorgänge in
Stuttgart, in Gorleben und anderswo zeigen, dass die
Bürgerinnen und Bürger immer mehr das Gefühl haben,
dass ihre Volksvertreter sie nicht mehr verstehen, sich
entfremden, sie nicht ernst nehmen. Ich will noch einmal
Erhard Eppler zitieren, der in der Süddeutschen Zeitung
vom 26. Oktober 2010 schrieb:

Aber es gibt ein Mittel gegen die Spaltung zwi-
schen unten und oben: das Plebiszit. Wenn alle Ge-
walt vom Volke ausgeht, dann muss das Volk not-
falls auch das letzte Wort haben.

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(C (D Die repräsentative Demokratie stößt erkennbar an ihre Grenzen. … Wer jetzt nicht mehr Demokratie wagt, wird sehr viel mehr Polizei brauchen. Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, die meisten Mitlieder dieses Hauses – dabei schließe ich die FDP mit in, die ja in der vergangenen Wahlperiode einen Gesetzntwurf zur Einführung von Elementen direkter Demoratie in den Bundestag eingebracht hat – sind für die inführung von Volksinitiative, Volksbegehren und olksentscheid auf Bundesebene. Bis auf die Unions raktion sind wir uns hier im Hause einig über das Ziel, ehr direkte Demokratie auf Bundesebene zu ermögli hen. Über den Weg dahin sollten wir ernsthaft diskutieen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707208600

Jimmy Schulz hat das Wort für die FDP.


(Beifall bei der FDP)



Jimmy Schulz (FDP):
Rede ID: ID1707208700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen

nd Kollegen! Nun stehe ich noch ein zweites Mal hier,
m über den Entwurf eines Gesetzes der Linken zur Ein-
ührung der dreistufigen Volksgesetzgebung zu reden.
as Thema ist, wie Sie alle wissen, nicht neu. Wie wir in
en letzten Wochen und Monaten gesehen haben, ist es
ber ein aktuelles Thema.

Wir werden die Bürgerinnen und Bürger intensiver in
en politischen Diskussionsprozess einbinden. Wir brau-
hen mehr Transparenz im politischen Prozess; denn
ransparenz schafft Verständnis. Wer seine Rechte
ennt, der will sich einmischen, der will mitmischen, der
ill partizipieren. Direkte Demokratie gibt es schon auf
ielen politischen Ebenen. Sie gibt es auf kommunaler
nd auf Länderebene. Demnächst gibt es sie hoffentlich
uch auf europäischer Ebene.

Mein Lieblingsbeispiel in diesem Zusammenhang ist
er Nichtraucherschutz. Dazu gab es in Bayern kürzlich
inen Volksentscheid. Man kann dafür oder so wie ich
agegen gewesen sein. Trotzdem bin ich ein großer Fan
on Volksentscheiden auf Länderebene.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sehr richtig!)


ch bin aus folgendem Grund ein großer Fan von Volks-
ntscheiden auf Länderebene: Beispielsweise kann in
ayern die Verfassung nur durch Volksabstimmung ge-
ndert werden, was eine schützende Wirkung hat. Bisher
st dies allerdings nur sehr selten passiert. Diesen Schutz
ätte ich mir manchmal auch für das Grundgesetz ge-
ünscht.


(Beifall bei der FDP – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann machen wir es doch! Jetzt mal zum Thema!)






Jimmy Schulz


(A) )


)(B)

Auch auf europäischer Ebene werden wir mithilfe
der europäischen Bürgerinitiative neue Elemente schaf-
fen, um die Bürger am Gesetzgebungsprozess aktiv zu
beteiligen. Das schafft gerade auf europäischer Ebene
eine neue Transparenz, aber auch eine neue Möglichkeit
der Identifikation, die gerade, was Europa angeht, den
Bürgerinnen und Bürgern an dieser oder jener Stelle
noch fehlt und die eine Voraussetzung dafür ist, dass sie
aktiv an Entscheidungsprozessen mitwirken.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auch das ist richtig!)


– Danke sehr.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber nun mal zur Bundesebene! Nun zum Thema!)


Direkte Demokratie existiert und funktioniert bereits
hervorragend, wie Sie sehen. Nun wollen wir weitere
Schritte in die Wege leiten. Wir wollen die Anregungen
der Bürgerinnen und Bürger aufgreifen und uns nicht
hinter funktionierenden Mechanismen auf anderen Ebe-
nen verstecken. Wir wollen etwas verändern. Den Ent-
wurf eines Gesetzes der Linken zur Einführung der drei-
stufigen Volksgesetzgebung lehnen wir hingegen ab.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Sehr gut!)


Sie wissen ja – das wurde schon gesagt –, dass die
FDP in der letzten Legislaturperiode einen eigenen Ent-
wurf zu diesem Thema eingebracht hat.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Der war auch völlig in Ordnung! Bringen Sie ihn wieder ein!)


Wir bleiben dabei: Wir wollen mehr partizipative Ele-
mente auf Bundesebene. Daran hat sich nichts geändert.


(Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Nur der Koalitionspartner macht nicht mit!)


Wir wollen mehr Bürgerbeteiligung und mehr Teilhabe
an den Entscheidungsprozessen. Wir wollen die Stär-
kung der Legitimation.


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Einbringen!)


Deswegen haben wir im Koalitionsvertrag die Bürger-
beteiligung aufgenommen;


(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Einbringen!)


wir wollen das Petitionsrecht ausbauen. Ich zitiere:

Wir wollen die Mitwirkungsmöglichkeiten der Be-
völkerung an der demokratischen Willensbildung
stärken. Dazu werden wir das Petitionswesen wei-
terentwickeln und verbessern. Bei Massenpetitio-
nen werden wir über das im Petitionsausschuss be-
stehende Anhörungsrecht hinaus eine Behandlung
des Anliegens im Plenum des Deutschen Bundesta-

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(C (D ges unter Beteiligung der zuständigen Ausschüsse vorsehen. ie sehen also: Wir machen die ersten Schritte – wenn es uch nur kleine Schritte sind – in die richtige Richtung. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was hat das mit Volksentscheiden zu tun?)


(Beifall bei der FDP)


enn Deutschland bleibt eine repräsentative Demokra-
ie.


(Abg. Katja Mast [SPD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707208800

Herr Kollege, möchten Sie eine Zwischenfrage beant-

orten?


Jimmy Schulz (FDP):
Rede ID: ID1707208900

Nein, danke.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Er weiß, warum!)


Teilhabe muss überlegt sein. Der Gesetzentwurf der
inken ist ein unüberlegter Schritt. Wir wollen die Betei-

igung der Bürger, nicht aber die Diktatur durch Minder-
eiten.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der LINKEN: Oh!)


00 000 Unterstützer sind ein deutlich zu niedriger
chwellenwert. Volksinitiativen müssen deutlich breiter
ufgestellt werden.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)


ie FDP hat deshalb immer deutlich höhere Hürden ge-
ordert.

Auch die zweite Stufe, die Verankerung einer absolu-
en Zahl im Grundgesetz, ist natürlich Mumpitz. Dann

üssten wir das Grundgesetz jedes Mal ändern, wenn
ich die Bevölkerungszahl ändert. Eine prozentuale
oppelung wäre der einzig gangbare Weg. Der Vor-

chlag der Linken ist also kein Schritt in die richtige
ichtung. Er verrennt sich; denn er setzt Grundgesetz-
nderungen voraus. Was ich davon halte, hatte ich schon
esagt.

Ein wichtiges Thema, das immer wieder ignoriert
urde, ist die Notwendigkeit von mehr Transparenz. Die
ürgerinnen und Bürger wollen nicht nur öfter abstim-
en; sie wollen vor allen Dingen besser informiert sein

nd in aktuellen Debatten über Zukunftsthemen mitre-
en und ihre Sorgen und Nöte artikulieren. Deshalb ha-
en wir in der Enquete-Kommission „Internet und digi-
ale Gesellschaft“ neue Formen der Bürgerbeteiligung
orgesehen. Wir haben in dem Einsetzungsbeschluss in-
erfraktionell festgestellt, „die Bürgerinnen und Bürger
ithilfe einer Online-Beteiligungsplattform zur Mitar-

eit einzuladen“ und so „die Öffentlichkeit in einem be-





Jimmy Schulz


(A) )


)(B)

sonderen Maße mit in die Arbeit der Kommission einzu-
beziehen“. Die Enquete-Kommission sieht den Bürger
als 18. Sachverständigen an. Er wird gebeten, seine Mei-
nung offen zu äußern.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Wer hat es erfunden?)


Sie sehen also: Wir wollen mehr Beteiligung nicht nur
probieren, sondern sie etablieren. Wir glauben, dass wir
damit eine Vorbildfunktion für andere Ausschüsse und
Gremien des Hauses wahrnehmen können.

Moderne Formen der Beteiligung sind dialogorien-
tiert und offen. Diskussionen mit Bürgerinnen und Bür-
gern im Rahmen des politischen Diskussionsprozesses
– bevor Entscheidungen getroffen sind – sind der rich-
tige Weg zu mehr Partizipation; das ist die richtige Rich-
tung. Neue Beteiligungsformen sollen sich nachhaltig in
die repräsentative Demokratie integrieren. Wir setzen
die Bürgerbeteiligung jetzt um, anstatt jahrelang darüber
zu reden.


(Sabine Leidig [DIE LINKE]: Gilt das auch für Stuttgart 21?)


Vielen Dank.


(Beifall bei der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707209000

Zu einer Kurzintervention gebe ich der Kollegin Mast

das Wort.


Katja Mast (SPD):
Rede ID: ID1707209100

Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Verehrter Kol-

lege Schulz, Sie haben aus dem Koalitionsvertrag zitiert,
dass Sie „das Petitionswesen weiterentwickeln und ver-
bessern“ möchten. Meine Frage ist: Wann dürfen wir
hier im Parlament mit Ihren Änderungsvorschlägen
rechnen? Ich glaube, Sie können das kurz beantworten.

Vielen Dank.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707209200

Herr Schulz.


Jimmy Schulz (FDP):
Rede ID: ID1707209300

Wir arbeiten intensiv an einer Lösung. Darüber muss

natürlich diskutiert werden. Der Koalitionsvertrag ist
nicht auf zwölf Monate angesetzt; er ist ein Programm
für vier Jahre. Wir werden baldmöglichst ein Papier dazu
vorlegen.


(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Was auch immer das heißt! – Weiterer Zuruf von der LINKEN: Tosender Beifall! – Christian Lange [Backnang] [SPD]: Sankt-Nimmerleins-Tag!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707209400

Ich gebe das Wort der Kollegin Halina Wawzyniak

für die Fraktion Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)


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(C (D Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und erren! Als ich 16 war, riefen die Menschen: Wir sind as Volk! (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Hast du mitgerufen?)

Halina Wawzyniak (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707209500

in Staat brach zusammen, und das nicht ohne Grund.
emokratische Mitwirkungsmöglichkeiten entwickelten

ich von null auf 100. Es herrschte Aufbruchstimmung.
ie Menschen fühlten sich ernst genommen und mitge-
ommen. Wichtige politische Entscheidungen wurden
m Runden Tisch gefällt, an dem Vertreterinnen und
ertreter aller gesellschaftlichen Organisationen saßen.
as war gelebte Demokratie.


(Beifall bei der LINKEN)


Der Runde Tisch entwickelte sogar einen Verfas-
ungsentwurf. In diesem Verfassungsentwurf stand in
rt. 89:

Die Gesetze werden durch die Volkskammer oder
durch Volksentscheid beschlossen.

rt. 98 des Verfassungsentwurfs enthielt Regelungen
um Volksentscheid. Für mich war das die demokra-
ischste Zeit, die ich in meinem ganzen Leben erlebt
abe. Es hätte der alten Bundesrepublik gutgetan, sich
ieses Entwurfes des Runden Tisches anzunehmen, an-
tatt die Ideen des demokratischen Aufbruchs einfach zu
gnorieren; aber genau das ist geschehen.


(Beifall bei der LINKEN)


uch deshalb gibt es immer noch keine Möglichkeit der
evölkerung, jenseits von Wahlen direkt auf politische
rozesse Einfluss zu nehmen. Beantworten Sie mir die
rage – Sie haben das bisher nicht getan –, warum das
uf Landesebene möglich ist, aber auf Bundesebene un-
öglich sein soll.


(Ingo Wellenreuther [CDU/CSU]: Wir haben mit 17 Sachverständigen darüber gesprochen!)


ovor haben Sie eigentlich Angst?

Derzeit erleben wir eine Unzufriedenheit mit der Par-
eiendemokratie, und zwar zu Recht. Wir erleben Unzu-
riedenheit mit der Arbeit des Parlamentes, und zwar zu
echt.


(Jimmy Schulz [FDP]: Aber das liegt doch an Ihnen!)


ir beschließen Gesetze im Hauruckverfahren. Rele-
ante Ausschusssitzungen sind nichtöffentlich. Bei der
esetzgebung fehlen Informationen, zum Beispiel: Wel-

her Leihbeamte hat gerade für welches Unternehmen an
elchem Gesetzentwurf mitgearbeitet? Im Jahr 2007 sa-
en mindestens 100 Beschäftigte von Unternehmen und
erbänden in den Ministerien und arbeiteten an Geset-
esvorlagen. Wir fordern das Verbot von Leihbeamten in
inisterien.


(Beifall bei der LINKEN)


s fehlt auch an Zahlenmaterial. Wir reden über Netz-
eutralität und darüber, dass es zu Datenstaus kommt,





Halina Wawzyniak


(A) )


)(B)

aber wir wissen nicht, wo und wann. Es gibt Zusatzver-
einbarungen, die am Parlament vorbei getroffen werden,
zum Beispiel beim Atomdeal.

Bundestagspräsident Lammert spricht – ich habe es
schon zitiert – von einem Hauruckverfahren in der Ge-
setzgebung. Damit hat er recht. Bettina Gaus spricht in
der taz von einer Alibiveranstaltung, die wir hier abhal-
ten. Damit hat sie recht. Wir können das parlamentari-
sche Verfahren verbessern. Einverstanden! Wir können
aber auch weiter gehen und mehr Demokratie wagen.


(Beifall bei der LINKEN)


Wir können innerhalb des Parlaments mehr Transpa-
renz einführen, beispielsweise durch konsequent öffent-
liche Ausschusssitzungen. Wir können ein verpflichten-
des Lobbyistenregister einführen. Der Gesetzentwurf
meiner Fraktion sieht beispielsweise vor, dass ein Ge-
setzentwurf, sobald eine Person außerhalb des Bundesta-
ges oder der Bundesregierung ihn erhält, für alle öffent-
lich zugänglich sein muss. Wir können zudem das
Akteneinsichtsrecht für Bürgerinnen und Bürger erwei-
tern. Niemand hindert uns daran, das emanzipatorische
Potenzial des Internets zu nutzen und auch auf diesem
Weg den Einfluss der Bürgerinnen und Bürger zu erhö-
hen. Warum erlauben wir den Bürgerinnen und Bürgern
nach der ersten Lesung nicht, im Rahmen von Internet-
portalen uns ihre Meinung kundzutun, um dann darüber
zu entscheiden, ob wir die Anregungen aufnehmen wol-
len?


(Beifall bei der LINKEN)


Wir leben in einer Zeit, in der faktisch neue Verfahren
zur Konfliktbewältigung eingeführt werden, weil sie
notwendig sind. Ich nenne die Schlichtung zu
Stuttgart 21, aber auch die Mediation betreffend den
Frankfurter Flughafen. Diese neuen Verfahren belegen:
Das Interesse der Menschen an politischen Prozessen ist
groß. Sie sind nicht politikverdrossen, sie sind parteien-
verdrossen. Erweitern wir unsere parlamentarische De-
mokratie, die mehr und mehr zu einer Demokratie der
vermeintlichen Eliten wird. Nehmen wir Art. 20 Abs. 2
GG ernst: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“


(Beifall bei der LINKEN)


Und an uns Parteien gerichtet: Setzen wir Art. 21 Abs. 1
Satz 1 „Die Parteien wirken bei der politischen Willens-
bildung des Volkes mit“ um. Es gibt kein Monopol von
Parteien auf politische Willensbildung. Auch deshalb ha-
ben wir eine Vorlage vorgelegt, die Spenden von Unter-
nehmen und Wirtschaftsverbänden an Parteien verbietet
und Spenden von natürlichen Personen beschränkt. Alle
Menschen, die hier länger leben, müssen die Möglich-
keit haben, auf politische Entscheidungsprozesse Ein-
fluss zu nehmen, auch durch Beteiligung an Volksinitia-
tiven, Volksbegehren, Volksentscheiden und Wahlen.

Am 8. Juli haben wir das erste Mal über ein konkret
auf dem Tisch liegendes Angebot für mehr direkte De-
mokratie geredet. Heute wird sich zeigen, wie die medi-
ale Sommerlochforderung nach mehr direkter Demokra-
tie praktisch ihre Umsetzung findet. Auch deshalb haben
wir namentliche Abstimmung beantragt. Sie von der

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(C (D PD haben in den Medien im Sommer immer wieder die orderung nach mehr direkter Demokratie erhoben. Bis ang blieb es allein bei der Forderung. Sie haben keine nstalten im Bereich der direkten Demokratie unterommen. Auch Ihr großer Vorsitzender ist heute nicht a. Ich kenne die Kritik von Grünen, SPD und FDP. ber die Union rede ich nicht; die ist in dieser Frage icht satisfaktionsfähig. Obwohl: Der neu gewählte Verassungsrichter Professor Dr. Peter Huber hat sich in der estschrift „20 Jahre Mehr Demokratie“ für eine weitere eförderung der direkten Demokratie auch auf Bundesbene ausgesprochen. Vielleicht überzeugt er Sie. Grüne nd SPD wenden ein, die Quoren seien zu niedrig. Beeits am 8. Juli haben wir Ihnen angeboten, mit uns daüber zu reden. Wo sind Ihre Änderungsanträge? Statt im ommer große Töne zu spucken, hätten Sie mit uns reen können, wenn es Ihnen mit diesem Thema wirklich rnst ist. Der Justizministerin will ich in Erinnerung rufen, was ie in der Festschrift „20 Jahre Mehr Demokratie“ gesagt at: Die Zeit ist reif, dass, beginnend mit der Volksinitiative, zumindest schrittweise plebiszitäre Elemente auch auf Bundesebene eingeführt werden. ie Einwände des Rests sind absurd. Herr Brandt hat geagt – Herr Wellenreuther hat das heute wiederholt –, es andele sich um eine populistische Forderung der Linen, die keinen Nutzen für die Demokratie habe. Er hat eiter ausgeführt: „Volksabstimmungen bergen die Ge ahr des Missbrauchs und der politischen Destabilisieung in sich.“ Er hat damals sogar noch auf die Weimaer Republik – offensichtlich ohne Geschichtskenntnis – ezug genommen. Stefan Schmitz spricht im Stern von inem Zweckargument. Der Wissenschaftler Otmar Jung on der FU Berlin sagt: Nicht die Erfahrungen aus der eimarer Republik hatte der Parlamentarische Rat im lick, als er für die Nichtaufnahme direktdemokrati cher Elemente plädierte. Woher hätten im Übrigen auch ie negativen Erfahrungen aus der Weimarer Republik ommen sollen? Von acht Volksbegehren zwischen 1919 nd 1933 gelangten gerade einmal zwei zur Abstimung. Herr Brandt und Herr Wellenreuther, Sie haben geagt: Mit Volksabstimmungen kann man schwierigen nd komplexen Fragestellungen unserer pluralistischen elt nicht gerecht werden. Im Parlament würden Exper engespräche geführt, Sachverständigenanhörungen urchgeführt und Folgeabschätzungen vorgenommen. err Frieser hatte damals ergänzend gefragt: Wie wollen ie Sachverständigenanhörungen und Sachverständigenremien in Volksabstimmungen einbeziehen? – Meine ntwort könnte einfach sein. Wir könnten die Einbezieung so gestalten wie hier im Parlament: als Alibiverantaltung. (Zuruf von der FDP: Sie brauchen keine Sachverständigen!)


(Beifall bei der LINKEN)


ber ernsthaft: Der Prozess der dreistufigen Volksge-
etzgebung dauert länger als die Hauruckverfahren im





Halina Wawzyniak


(A) )


)(B)

Parlament. Es gibt eine öffentlich-mediale Begleitung.
Mehr Sachverstand ist gar nicht möglich.


(Beifall bei der LINKEN)


Erklären Sie mir einmal: Wieso kann man mit Volks-
abstimmungen den immer schwierigeren und komplexe-
ren Fragestellungen der pluralistischen Welt nicht ge-
recht werden, im Parlament aber schon? Sie haben
wieder das Argument vorgebracht, man könne bei Volks-
abstimmungen nur mit Ja oder Nein stimmen. Entschul-
digung, aber das machen wir hier den ganzen Tag.


(Heiterkeit und Beifall bei der LINKEN)


Formal findet hier eine Folgenabschätzung statt, aber
eben nur formal. Tatsächlich geht es immer um einen in-
haltlich-konkreten Vorschlag. Dieser steht allein zur Ab-
stimmung. Alle gesellschaftlichen Aspekte dieses Vor-
schlags werden nicht in einem breit angelegten Prozess
beleuchtet. Wenn wir das wollen, gründen wir eine
Enquete. Eine Volksgesetzgebung mit einem dreistufi-
gen Verfahren dauert viel länger; darauf habe ich schon
hingewiesen. Dadurch bleibt viel mehr Zeit, um sich Ge-
danken über die Dinge zu machen. Hier verlassen wir
uns auf Experten und beschließen Gesetzentwürfe wie
den zur Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwer-
ken.

Herr Brandt und Herr Wellenreuther haben gesagt, die
Gefahr bestehe, dass bei wichtigen Fragen nicht nach
sachbezogenen Gesichtspunkten entschieden wird, son-
dern danach, welche Interessengruppe die bessere
Lobbyarbeit macht.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: So ist es!)


Dazu sage ich Ihnen: Total überzeugend! Tun Sie doch
nicht so, als würde das hier im Parlament nicht so laufen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Wir entscheiden doch mitnichten allein nach sachbezo-
genen Gesichtspunkten.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Das ist bei Ihnen sicherlich der Fall! Darin unterscheiden wir uns gerade!)


Der Einfluss von Lobbyisten auf parlamentarische Ent-
scheidungsprozesse ist nachgewiesen. Worin besteht
bitte der Unterschied zwischen dem Einfluss von Lobby-
isten auf Entscheidungen der Parlamente und dem Ein-
fluss von Lobbyisten auf die Volksgesetzgebung? Im
Übrigen sind Politikerinnen und Politiker genauso anfäl-
lig für Populismus wie die Bevölkerung. Steigen wir
also ab vom hohen Ross! Hören wir auf, so zu tun, als
seien wir besser und kompetenter als der Durchschnitt
der Bevölkerung! Das ist Quatsch.

Die Linke hält, was sie verspricht. Unser konkretes
Angebot liegt auf dem Tisch. Sie können entscheiden: Ja
oder nein? Da für die Änderung eine Zweidrittelmehr-
heit notwendig ist, wird das Vorhaben an der Blockade-
haltung der Union scheitern, wie wir wissen. Insofern
können die anderen Fraktionen ein Symbol setzen und
zeigen, dass sie für mehr direkte Demokratie sind, dass
sie die Bürgerinnen und Bürger mitentscheiden lassen

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(C (D ollen. Seien Sie beruhigt: Sie stünden damit auf der eite der Mehrheit der Bevölkerung. Die neueste Forsamfrage belegt, dass sich 79 Prozent der Bürgerinnen nd Bürger Volksentscheide auch auf Bundesebene wünchen. Demokratie, insbesondere direkte Demokratie, ist Zuutung und Versprechen zugleich. Zumutung für die arteien und Abgeordneten, Versprechen für die Bürgeinnen und Bürger. Wir sollten uns diese Zumutung zuuten. (Anhaltender Beifall bei der LINKEN – Helmut Brandt [CDU/CSU]: Das ist ja wie früher bei euren Parteitagen!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707209600

Das Wort hat jetzt Ingrid Hönlinger für Bündnis 90/

ie Grünen.


Ingrid Hönlinger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707209700

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und

ollegen!

Demokratie lebt vom Streit, von der Diskussion um
den richtigen Weg.

as ist ein Zitat des früheren Bundespräsidenten Richard
on Weizsäcker. Wenn wir dieses Zitat ernst nehmen,
ann müssen wir eingestehen, dass wir momentan an
ielen Orten der Republik wahre Sternstunden der De-
okratie erleben. Die Bürgerinnen und Bürger machen

on ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung selbstbe-
usst Gebrauch. Sie streiten für ihre Positionen. Sie ge-
en für ihre Anliegen sogar auf die Straße, wenn die Re-
ierungspolitik ihre Anliegen nicht wahrnehmen will.

Ich möchte zwei aktuelle Ereignisse in den Mittel-
unkt rücken. Mein Wahlkreis ist Ludwigsburg. Das ist
5 Kilometer von Stuttgart entfernt. In Stuttgart und an-
ernorts gehen jede Woche Zehntausende Menschen auf
ie Straße. Sie äußern ihre Unterstützung für den
opfbahnhof 21. Sie äußern ihre Kritik am Bahnprojekt
tuttgart 21. Dafür haben sie gute Gründe: Dieses Pro-
ekt droht in finanzieller Hinsicht ein Fass ohne Boden
u werden. Der verkehrspolitische Nutzen ist fragwür-
ig. Außerdem ist zu befürchten, dass die Profite in die
aschen von Banken und Baukonzernen wandern, wäh-
end die Bürgerinnen und Bürger die Zeche zahlen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Je schwächer die Argumente für Stuttgart 21 werden,
esto lauter werden die Durchhalteparolen. Jetzt gibt es
ogar Anzeigenkampagnen der Wirtschaft für Stutt-
art 21. Auch die Joggingveranstaltungen für Stutt-
art 21 werden mit Anzeigen der Landesregierung be-
orben. Wir Grünen gestehen ein: Den größeren Marke-

ingetat haben die Tunnelbauer. Aber wir haben die bes-
eren Argumente. Diese werden sich am Ende gegen die
erbemillionen durchsetzen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Brandt [CDU/CSU]: Das werden wir einmal abwarten!)






Ingrid Hönlinger


(A) )


)(B)

Ein weiteres Schlaglicht auf die Lage in der Republik
haben wir am Wochenende im Wendland erlebt. Dort
sind wiederum Tausende Menschen auf die Straße ge-
gangen und haben sich für den Atomausstieg eingesetzt.
Sie haben kritisiert, dass die Laufzeiten der Atomkraft-
werke von dieser Regierungskoalition verlängert worden
sind. Sie haben auch stark kritisiert, dass weitere große
Mengen an radioaktivem Müll produziert werden. Wir
Grünen – das sage ich ganz klar – unterstützen den fried-
lichen Protest gegen die Laufzeitverlängerung und gegen
die Atommülltransporte.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Aber distanzieren sich nicht von den anderen!)


Wir setzen uns für den Atomausstieg und für die ver-
stärkte Nutzung erneuerbarer Energien ein. Wir setzen
uns auch für einen oberirdischen Kopfbahnhof in Stutt-
gart ein. Für uns steht nicht der Profit für wenige im Vor-
dergrund, sondern der Nutzen für alle. Wir sind keine
Blockadepartei; wir sind eine Zukunftspartei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Brandt [CDU/CSU]: Ich glaube, die Zeiten sind vorbei!)


Zum Respekt vor der Meinung anderer gehört auch
der Respekt der Regierenden vor dem Willen der Bevöl-
kerung. Jetzt wird kritisiert – darauf hat auch Kollege
Wellenreuther hingewiesen –, dass in unserer Gesell-
schaft große Politikverdrossenheit und Demokratiever-
drossenheit herrschen. Diese Feststellung ist richtig.
Dazu gehört aber auch, dass wir den Willen der Bevölke-
rung ernst nehmen müssen, wenn wir die Bevölkerung
zu Willensbekundungen auffordern. Wer den Bürgerwil-
len als Blockadehaltung abtut, wer Schüler niederknüp-
pelt und Bürgerargumente mit Pfefferspray bekämpft,
hat ein falsches Verständnis von Demokratie. Wir Grü-
nen wollen so etwas nicht mehr erleben, weder in Stutt-
gart noch im Wendland.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Demokratie bedeutet Regierung durch und für das
Volk. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Demokratie
von der Einmischung und dem Engagement der Bürge-
rinnen und Bürger lebt, dass sie dadurch lebendiger und
manchmal auch sachlicher und kreativer wird. Deshalb
wollen wir den Bürgerwillen stärker in politische Ent-
scheidungen einbeziehen.

Viele Bundesländer – auch das wurde schon gesagt –
haben zahlreiche positive Erfahrungen mit Bürgerent-
scheiden gemacht. Die Volksabstimmungen haben dort
die Kluft zwischen Staatsmacht und Volk verringert.
Hinzu kommt: Wenn Bürgerinnen und Bürger Entschei-
dungen mitbestimmen können, sind sie eher bereit, die
Folgen dieser Entscheidungen mitzutragen. Und die
Menschen wollen sich an den Entscheidungen beteili-
gen. Das hat das neueste Volksbegehren in Berlin, das
„Wasser-Volksbegehren“, gezeigt. Es gab mehr als
280 000 Unterschriften für dieses Volksbegehren. Das ist
ein wichtiger Schritt in Richtung einer bürgerfreundli-
chen, einer transparenten Politik. Wenn wir erst eine
neue Bürgermeisterin in Berlin haben, werden wir noch

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(C (D iel mehr Gebrauch von dieser bürgerfreundlichen Poliik machen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Brandt [CDU/CSU]: Keine Horrorszenarien am Freitagmittag!)


Natürlich bleibt das Parlament bei der direkten De-
okratie der zentrale Ort der Auseinandersetzung und

er Entscheidungen. Wir können jederzeit eigene Ge-
etze beschließen; das ist uns allen hier klar. Wir meinen,
ass Volksabstimmungen die Politik nicht behindern,
ondern ergänzen. Sie sehen also, meine Damen und
erren insbesondere von der CDU/CSU: Es gibt wenige
ründe gegen, aber ziemlich viele gute Gründe für die
inführung einer Volksgesetzgebung auch auf Bundes-
bene.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Brandt [CDU/CSU]: Aber jetzt zum Vorschlag der Linken!)


Dazu komme ich noch. – Vorher möchte ich sagen,
ass auch wir Grünen uns schon sehr lange für diese
eiterentwicklung der Demokratie einsetzen. Wir wol-

en, dass durch Volksinitiativen Gesetzesvorschläge von
ußen in das Parlament getragen werden. Wir wollen,
ass Bürgerinnen und Bürger stärker in politische Ent-
cheidungen einbezogen werden. Wir wollen, dass die
evölkerung wichtige Sachfragen auch zwischen den
ahltagen entscheiden kann.

Wir haben dabei im Blick – auch das ist schon thema-
isiert worden –, dass Formen der direkten Demokratie
esonders Menschen ansprechen, die engagiert und poli-
isch interessiert sind. Zwar kann die Politikbeteiligung
on Interessengruppen, insbesondere von finanzstarken,
ominiert werden. Das sind für uns aber keine Argu-
ente gegen direkte Demokratie. Wir meinen, dass wir

ielmehr faire Rahmenbedingungen für direkte Demo-
ratie schaffen müssen und dass wir die Bürgerinnen
nd Bürger möglichst frühzeitig an den Entscheidungen
eteiligen müssen.

Wir sehen auch den großen Nutzen der direkten De-
okratie. Sie führt zu mehr politischer Information, zu
ehr Motivation und zu mehr Diskussion. Auch die
olitische Qualifikation der Bürgerinnen und Bürger
ird dadurch verbessert.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Ich sage nur: Beispiel Schweiz!)


enn Sie zum Beispiel einen Stuttgarter auf den Bahn-
of ansprechen, dann werden Sie mit ihm fachgerecht
ber die Pläne zum Ausbau des Stuttgarter Bahnhofs dis-
utieren können. Vielleicht werden Sie sogar erfahren,
ass die tiefen Tunnel die Mineralwasservorkommen in
ad Cannstatt gefährden. Sie sehen: Bürgerbeteiligung

ördert die Partizipation und das Bürgerengagement.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: Jetzt haben Sie aber alle Argumente auf den Kopf gestellt!)


enn mehr Menschen an der Gestaltung unserer Gesell-
chaft mitwirken, dann führt dies zu mehr Identifika-
ion mit den Entscheidungen und zu mehr Teilhabe.





Ingrid Hönlinger


(A) )


)(B)

Jetzt zu dem Symbol, das Sie, Frau Kollegin
Wawzyniak, gefordert haben. Wir werden uns bei der
Abstimmung über Ihren Gesetzentwurf enthalten.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Ui!)


Das Thema finden wir zwar gut; aber ihr Gesetzentwurf
hat leider einige gravierende Mängel.


(Helmut Brandt [CDU/CSU]: „Leider“? Wieso diese Einschränkung? Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen, weil Sie nicht zustimmen! – Michael Frieser [CDU/CSU]: Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, Frau Kollegin!)


Die Quoren sind zu niedrig angesetzt, die Fristen für den
Übergang von Volksinitiative zu Volksbegehren und
Volksentscheid zu kurz. Wir finden es nicht sinnvoll und
nicht gut, dass Sie die Abstimmung über Sachfragen mit
Wahlen verbinden wollen. Übrigens wollen wir nicht nur
en passant, am Rande des Plenums, kurz über einen gu-
ten Gesetzentwurf diskutieren. Lassen Sie uns die Sache
richtig angehen und fraktionsübergreifend vorgehen!
Dann finden wir gute Lösungen.

Das wachsende Bürgerengagement, das wir derzeit
im Hinblick auf den Kopfbahnhof 21 und den Atomaus-
stieg erleben, ist ein Lehrstück für unsere Demokratie.
Das Land ist durch das Bürgerengagement aufgerüttelt
worden. Wir erleben, dass unsere Demokratie, die mehr
als 60 Jahre alt ist, reifer geworden ist. Sie hat hinzuge-
wonnen, und die Bürgerinnen und Bürger sind selbstbe-
wusster geworden. Heiner Geißler, der Vermittler im
Schlichtungsprozess zu Stuttgart 21, hat es so ausge-
drückt: Die Zeiten der Basta-Entscheidungen sind vor-
bei.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Helmut Brandt [CDU/CSU]: Ja! Schröder ist ja weg! Der macht jetzt die Gazprom-Geschichte für euch! – Michael Frieser [CDU/ CSU]: Schröder ist weg! Das habt ihr Grüne gut gemacht!)


Auf diesem Weg werden wir Grüne weitergehen,
gerne zusammen mit den anderen Fraktionen im Bun-
destag; ich setze meine Hoffnungen hier insbesondere
auf die FDP. Wir würden uns wirklich freuen, wenn es
uns gelingen würde, mehr Elemente direkter Demokratie
auf Bundesebene einzuführen. Wir Grüne wollen mehr
Demokratie, und zwar direkt.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707209800

Michael Frieser hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-

Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707209900

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Man könnte den Eindruck haben, das, was wir

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(C (D eute erleben, sei ein Wettstreit in Demokratieversesseneit. (Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Ja! Aber von Herzen!)


ür unsere Satisfaktionsfähigkeit bedarf es keines Be-
eises. Vor allem müssen wir uns nicht von Ihnen sagen

assen, wer Anhänger direkter Demokratie ist. Es wird
hnen nicht gelingen, deutlich zu machen, dass CDU und
SU – das gilt auch für die FDP – gegen Plebiszite

eien. Im Gegenteil: Dort, wo sie richtig und angebracht
ind, und in geeigneten Organisationsformen funktio-
iert direkte Demokratie. Das hat sich erwiesen.

Die Linken führen das System der direkten Demokra-
ie ad absurdum. Über diese Formen der Beteiligung dis-
utieren wir schon seit Jahren. Frau Hönlinger, was den
esetzentwurf der Linken betrifft, geht es nicht nur um
issverständnisse und handwerkliche Fehler. Vielmehr
urde ein Jahr lang diskutiert, ohne dass Sie auf Ge-
enargumente eingegangen sind. Ich frage mich, inwie-
eit der Diskussionsprozess hier noch funktioniert.

Worum geht es den Linken? Sie versuchen, mit Ihrem
esetzentwurf zu politisieren.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Oh! Wie schlimm! Auweia!)


ch würde Ihnen gerne glauben, dass Sie es mit der De-
okratie gut meinen. Ich würde Ihnen gerne glauben,

ass Ihre Vorschläge dazu beitragen sollen, die Demo-
ratie unmittelbarer, erfahrbarer und erlebbarer zu ma-
hen. Letztlich geht es Ihnen aber darum, eine Dagegen-
emokratie zu etablieren.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Ah!)


as Sie beabsichtigen, ist die Instrumentalisierung
on Minderheiten. Sie wollen dem Land und der Be-
ölkerung vortäuschen, dass es hier eine gesamtgesell-
chaftliche Bewegung gibt. Ihnen geht es aber nur um
inderheiten. Die Linke ist immer bass erstaunt und zu-

iefst enttäuscht von diesem Volk, wenn sie sich der so-
enannten Volksseele wirklich einmal stellt. Das lässt
ich relativ leicht anhand des Themenkatalogs nachwei-
en, über den wir hier reden. Natürlich soll über mora-
isch-ethische Themen und alles, was in irgendeiner Art
nd Weise mit Religion zu tun hat, nicht abgestimmt
erden.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Wo lesen Sie das?)


Ich glaube nicht, dass man in diesem Land gerne eine
olksabstimmung auf Bundesebene über Minarette
urchführen würde. Man will auch keine Abstimmung
um Thema Todesstrafe. Ich jedenfalls will das nicht.

Wenn dann doch einmal eine Volksabstimmung in ei-
em Bundesland durchgeführt wird – das Thema wurde
om Kollegen Wellenreuther schon angesprochen; es
eht um Hamburg –, dann passt Ihnen das Ergebnis
icht.





Michael Frieser


(A) )


)(B)


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber es wird akzeptiert! Du meine Güte!)


– Herr Kollege Wieland, weil Sie sich so lautstark zu
Wort melden, darf ich Sie einmal fragen – hören Sie bes-
ser zu; dann können Sie etwas lernen –: Glauben Sie al-
len Ernstes, dass man über Berlin als Hauptstadt wirk-
lich hätte abstimmen lassen können? Glauben Sie, dass
diese Entscheidung damals dann zugunsten von Berlin
hätte getroffen werden können?

Sie legen hier einen Abstimmungskatalog vor, in dem
steht, worüber Ihrer Ansicht nach auf Bundesebene ab-
gestimmt werden könnte. Das muss ein Zeitgeistkatalog
bleiben. Insofern ist der Gesetzentwurf nicht nur hand-
werklich schlecht. Vielmehr geht es auch inhaltlich in
die falsche Richtung.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das Volk ist klüger als die CSU gewesen!)


Es besteht immer die Gefahr, dass Protestbewegun-
gen zur Meinungsmache instrumentalisiert werden. Im
Ergebnis kann es darauf hinauslaufen, dass eine radikali-
sierte, politisierte Minderheit über die Gesetzgebung be-
stimmt, und das gegen die Mehrheit. Das wird nicht
funktionieren.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707210000

Herr Kollege, lassen Sie eine Zwischenfrage von

Herrn Lenkert zu?


(Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)



Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707210100

Herr Wieland, Ihre Frage wird sicherlich bis zum

Ende meiner Rede beantwortet sein. Wenn nicht, sollten
Sie so viel Geduld haben, um sie dann zu stellen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707210200

Herr Kollege, es geht nicht um eine Frage von Herrn

Wieland, sondern um eine Frage von Herrn Lenkert.
Möchten Sie sie zulassen?


Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707210300

Darf ich die Fragen vielleicht am Ende meines Ge-

dankenganges zulassen? Das würde mir weiterhelfen.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707210400

Können Sie uns sagen, wann der Gedankengang zu

Ende ist?


Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707210500

Ich werde Ihnen das mitteilen, Frau Präsidentin, falls

Sie das nicht mitbekommen sollten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707210600

Das ist schön.

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(C (D Herr Kollege Wieland, man darf nicht so lange war en, bis eine Minderheit gegen die Mehrheit entscheidet, rst recht nicht in bestimmten Punkten. Man darf sich als bgeordneter einer repräsentativen Demokratie nicht us der Verantwortung stehlen und muss zu der Politik tehen, die man in diesem Land durchsetzen will. Es darf nicht zu einer Art Guerillamarketing komen; das gab es schon. Derjenige, der am aggressivsten n die politische Auseinandersetzung geht, der am lauesten tönt und der am besten eine mediale Empörung ervorrufen kann, darf nicht zum Mehrheitsmacher in iesem Land werden. Hierdurch würden wir meines Erchtens die falsche Richtung einschlagen. Es wurde in diesem Land noch nie so viel kommuniiert wie im Augenblick, aber es wurde auch noch nie so enig zugehört wie im Augenblick. Wir müssen versu hen, das hypernervöse Grundrauschen, das in diesem and manchmal herrscht und dazu führt, dass Wichtiges nd Unwichtiges ineinander übergehen, abzustellen. ier haben gerade Politiker und Journalisten eine große erantwortung. Sie müssen in der Lage sein, wirklich bjektiv zu berichten, zu bewerten und zu gewichten. Ich laube, das ist eine der wesentlichen Aufgaben, die wir n diesem Land haben. Bei allen Themen, die im Moent durch die Gegend schwirren, muss man feststellen: ir haben sehr viele Sender, aber nur ganz wenige Emp änger. Denn jeder kann aufgrund der Masse an Informaionen nur noch das hören, was ihn vielleicht wirklich nerviert. Wir dürfen die Demokratie an dieser Stelle icht kleinreden. Diese Debatte sollte nicht dazu da sein. Es kommt darauf an, dass es einen Diskurs gibt. Ich ann es nur immer wieder sagen: Es gibt das pädagogiche Prinzip der Wiederholung. Man muss Dinge nun inmal öfter ankündigen. Es ist vollkommen falsch, zu lauben, dass man mit 80 Millionen Menschen und mit oundso vielen Wahlberechtigten einen Diskurs führen ann, wenn es um wirklich komplizierte Vorgänge, verunden mit Anhörungen von Sachverständigen, geht. ie wollen Sie denn in einer öffentlichen Debatte eine nhörung von Sachverständigen durchführen? Als Beispiel nenne ich die Themen Internetsperre und atenschutz. Dabei geht es um das Löschen und Sper en. Wir haben monatelang in kleinen Runden versucht, ie Dinge bis ins Detail auszuloten. Ich will niemandem, er sich lange mit diesen Themen befasst hat, absprehen, dass er zu einem richtigen und guten Ergebnis ommt. Sollen wir aber Expertenanhörungen tatsächlich iner aggressiven Öffentlichkeitsarbeit opfern? Ich laube, das wäre der falsche Weg. Ich meine auch, dass wir schauen müssen, dass eine dee, die dieses Land und diese Gesellschaft weiterbrinen soll, im Sinne des demokratischen Prinzips zu einem onsens geführt werden muss. Das ist eine der wesentli hen Aufgaben der Politik. Michael Frieser )

Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707210700

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei Abgeordneten der FDP)





(A) )

(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Jetzt ist der Gedankengang aber zu
Ende!)

– Ich befürchte, Kollege Wieland, Sie haben den Gedan-
kengang noch nicht verstanden. Deshalb möchte ich ihn
kurz erläutern: Entscheidend ist, dass wir in diesem Par-
lament für eine Idee kämpfen und uns gegenseitig über-
zeugen. Dazu gehört natürlich, dass man zuhört, Herr
Kollege Wieland;


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das tue ich!)


anders funktioniert es nicht.

Im Rahmen dieses Diskurses muss man


(Abg. Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich erneut zu einer Zwischenfrage)


– vielleicht stellen Sie Ihre Frage dann zu diesem Gedan-
kengang, Herr Kollege Wieland – auch die Frage be-
rücksichtigen, ob ein Plebiszit wirklich dazu führen
kann, die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Ich wage das zu
bezweifeln. Ich komme aus einem Land, in dem durch-
aus – Kollege Schulz hat darauf hingewiesen – sehr inte-
ressante Volksentscheide und Bürgerentscheide zur Ab-
stimmung stehen; dadurch erhöht sich allerdings nicht
die Wahlbeteiligung insgesamt. Das heißt nicht, dass
Plebiszite schlecht sind. Aber Sie verknüpfen zwei
Dinge, die nichts miteinander zu tun haben. Der Satiriker
Karl Kraus hat einmal gesagt: Es gibt Dinge, die so
falsch sind, dass noch nicht einmal das Gegenteil
stimmt.


(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Das gilt auch bei diesem Argument. Man muss deutlich
sagen: Man kann keine Begründung heranziehen, die mit
der Sache gar nichts zu tun hat.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Ich würde wirklich gerne glauben, dass es an dieser
Stelle um die Demokratie geht. Aber ich finde es schon
seltsam – Herr Kollege Wieland, Sie sind wirklich gleich
dran; vertrauen Sie mir; ich habe extra fünf Minuten Ar-
gumentationszeit für Sie reserviert –, wenn man eine
Reihe von im Augenblick stattfindenden Diskussionen
zu Protestbewegungen ummünzt und dann im Ergebnis
sagt, das stelle die Mehrheit dar. Ich weiß nicht, ob das,
was im Augenblick im Wendland passiert, wirklich gut
ist, wenn ich sehe, dass der Vorsitzende der Fraktion der
Linken das Ergebnis beeinflusst, indem er sich mit sei-
nem Wagen zu einer Protestbewegung fahren lässt, die
ohnehin überarbeitete Polizei dazu abstellt, auf sein
Auto aufzupassen, um sich dann in einen Trecker zu
wuchten und hinterher zu sagen: Ich repräsentiere hier
die Mehrheit. – Das macht die Politik absurd und führt
im Ergebnis mit Sicherheit nicht weiter.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Ich glaube – jetzt bin ich bei Ihnen, Herr Kollege
Wieland –, dass die Kritik der Grünen an der hand-

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(C (D erklichen Beschaffenheit des Gesetzentwurfes der Linen nur dazu dient, diesem nicht zustimmen zu müssen. as kritisieren wir. Ich glaube, dass wir mit dieser Art nd Weise der Auseinandersetzung nicht weiterkommen. ekennen Sie Farbe! Wenn Sie etwas Bestimmtes wol en, dann sagen Sie es. Wenn Sie es nicht wollen, dann assen Sie es bleiben. Vielen Dank. – Jetzt darf er fragen, Frau Präsidentin. Zuerst wäre da eine Frage von Herrn Lenkert gewe en. Wollen Sie die zuerst zulassen? Jetzt muss sich Herr Wieland auch noch hinten anstel en; das tut mir furchtbar leid. (Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das muss ich sowieso die ganze Zeit!)

Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707210800
Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707210900


Ralph Lenkert (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707211000

Vielen Dank, Herr Kollege Frieser, für die Gelegen-

eit zur Zwischenfrage. – Ich hatte gehofft, Sie würden
nseren Gesetzentwurf richtig lesen. Sie haben vorhin
ie Behauptung aufgestellt,


(Zuruf von der CDU/CSU: Fragen!)


ass danach ein Volksentscheid zur Todesstrafe möglich
äre. Wenn Sie richtig gelesen hätten, dann hätten Sie
elesen, dass in dem in unserem Gesetzentwurf vorgese-
enen Art. 82 a Abs. 2 des Grundgesetzes steht:

Volksinitiativen, durch die … die in den Artikeln 1
und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden
… sind unzulässig. Volksinitiativen zur Änderung
des Grundgesetzes dürfen kein Grundrecht in sei-
nem Gehalt antasten.

Gleichzeitig besteht, wie bei jedem Gesetz, die Mög-
ichkeit, auch einen per Volksgesetzgebung zustandege-
ommenen Gesetzentwurf vom Verfassungsgericht über-
rüfen zu lassen. Unter diesem Aspekt frage ich Sie, wie
ie zu der falschen Behauptung kommen, dass wir die
inführung der Todesstrafe befürchten müssten, wenn
ine Volksgesetzgebung eingeführt würde.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)



Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707211100

Herr Lenkert, ich bin fast versucht, mich bei Ihnen für

iese Zwischenfrage zu bedanken. So kann ich dem Ein-
ruck entgegentreten, ich wäre Anhänger eines Plebis-
its über die Todesstrafe. Das ist verkehrt. Das sage ich
eutlich, falls dieser Eindruck entstanden sein sollte. Sie
ehmen eindeutig bestimmte Fragen aus dem Katalog
eraus. Nicht nur, dass das Grundgesetz schon darüber
uskunft gibt; ich will damit auch deutlich machen, dass

s einen ganzen Katalog an Fragestellungen gibt, die
ich – das geben Sie mit Ihrer Frage auch zu – ohnehin
iner Abstimmung durch ein Plebiszit auf Bundesebene
ntziehen, weil wir das nicht machen dürfen. Das be-
treite ich nicht.





Michael Frieser


(A) )


)(B)


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das haben auch wir nicht bestritten!)


Ich will damit nur deutlich machen, dass es einen gan-
zen Katalog gibt. Die Auflistung war klar. Es ging um
religiöse, moralische und ethische Fragen. Diese Fragen
können wir nicht dem Zeitgeist gemäß zur Abstimmung
stellen.

Nehmen Sie als nächstes Beispiel die Sicherungsver-
wahrung. Ich glaube, dass wir in diesem Land nicht un-
bedingt zu einem richtigen und konformen Ergebnis ge-
kommen wären, wenn wir sie zur Abstimmung gestellt
hätten.


(Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Sie unterschätzen das Volk! – Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Das ist Nebelkerzen-Werfen!)


– Nein, überhaupt nicht.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707211200

Herr Wieland.


Wolfgang Wieland (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707211300

Herr Kollege Frieser, als Abgeordneter aus Berlin

sind mir bei Ihrer Rede etliche Fragen gekommen. Ich
will sie komprimieren. Es bleibt mir nichts anderes
übrig, als sie zusammenzufassen.

Habe ich es richtig in Erinnerung, dass die Abgeord-
neten der CSU beispielsweise beinahe geschlossen ge-
gen Berlin als Bundeshauptstadt gestimmt haben, und
wäre das Volk dabei nicht möglicherweise klüger als die
CSU gewesen?


(Heiterkeit bei der LINKEN)


Wie kommt es ferner, dass Ihre Partei in Berlin da, wo
wir in der Regel gegen den Willen dieser Partei die Mög-
lichkeiten zu Volksbegehren und Volksentscheide haben,
bei Bürgerbegehren immer eine Dagegen-Partei ist? Bei
dem Bürgerbegehren gegen die Umbenennung in Rudi-
Dutschke-Straße war die CDU-Kreuzberg vorneweg.

Sie war als Dagegen-Partei auch gegen die Schlie-
ßung des Flughafens Tempelhof. In einer so komplizier-
ten Frage, wie Sie es gerade geschildert haben, bei der
Experten eingebunden waren und ein Planfeststellungs-
verfahren durchgeführt wurde, hat Ihr damaliger Frak-
tionsvorsitzender Friedbert Pflüger am Abend der Aus-
zählung gesagt, diese Niederlage sei ein großer Erfolg
für die CDU. Wie er dazu kam, weiß ich nicht. Aber er
hat sich in einer solchen Weise an die Spitze dieses
Volksbegehrens gestellt, dass die CDU-Initiatoren des
nächsten Volksbegehrens zum Thema „Religion als
Wahlpflichtfach“ Angst hatten, dass auch dieses Volks-
begehren ein solches CDU-Label bekommt, dass es am
Ende scheitert.

Warum sollen Ihre ganzen Argumente, dass das große
Geld zählt, dass es um Marketing geht, dass es zu einer
Dagegen-Demokratie kommt und dass sich damit Min-
derheiten durchsetzen wollen – in Berlin ist die CDU
eine Minderheit, das gebe ich zu –, hier gelten, aber
nicht in den Bundesländern?

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(C (D Herr Kollege Wieland, das entscheidende Problem ist, ass Sie den Ausführungen anscheinend nicht ganz auferksam gelauscht haben. (Josef Philip Winkler [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie waren auch sehr langatmig!)

Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707211400

enn der Großteil Ihrer Argumentation wurde schon bei
er Rede des Kollegen Wellenreuther angesprochen.

Worum geht es? Ich schätze Friedbert Pflüger sehr. Er
st zwar nicht mein Fraktionsvorsitzender, aber als direkt
ewählter Abgeordneter aus Bayern kann ich sagen, dass
s sehr wohl eine ganze Reihe von Fragen gibt, über die
an gut und richtig abstimmen kann, wenn sich die Fra-

estellung eindeutig auf eine Ja-Nein-Konstellation re-
uzieren lässt. Ich bin der Auffassung, dass es dann
unktioniert.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Berlin als Bundeshauptstadt hätte man ohne Weiteres mit Ja oder Nein beantworten können!)


Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Bürger von
erlin in der Lage sind, entsprechende Fragen, vor allem
ie ihrer kommunalen Verfassung, zu entscheiden. Ich
ill aber noch einmal darauf hinweisen, dass es in unse-

em föderalen System aufgrund der Tatsache, dass es
ine Reihe von Argumenten und Themen gibt, die sich
iner Abstimmung auf Bundesebene entziehen, nicht
öglich ist, eine Volksabstimmung auf Bundesebene

urchzuführen.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Sie sind also generell dagegen! Sagen Sie es doch!)


lle Beispiele, die Sie nennen, stehen bewusst in einem
nmittelbaren kommunalen Zusammenhang, in dem die
ürger vor Ort sehr sachkundig über die Fragen ent-

cheiden können.

Es hilft letzten Endes nicht, dass Sie versuchen, die
rgumente auf die Bundesebene zu übertragen. Denn
amit lassen sich die Fragen zu diesem Thema nicht be-
ntworten.

Im Ergebnis darf ich darauf hinweisen, dass eine
olksgesetzgebung nur dann sinnvoll ist, wenn sie die
hemen so klar zuschneidet, dass eindeutige Fragen zur
bstimmung gestellt werden können. Schließlich kann
ie gesamte Diskussion nicht so aufgerollt werden, wie
s etwa mithilfe von Sachverständigenanhörungen in der
egel notwendig ist. Deshalb glaube ich, dass wir mit
nserer Verfassung, die Plebiszite auf kommunaler Ebene
nd auf Länderebene vorsieht, durchaus gut beraten
ind. Dort funktionieren sie. Ich glaube, dass man den
esetzentwurf der Linken aus guten Gründen ablehnen
uss.

Vielen Dank.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)







(A) )


)(B)


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707211500

Herr Kollege, möchten Sie noch eine Zwischenfrage

des Kollegen Wellmann zulassen?


Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707211600

Wenn Sie möchten.


Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707211700

Bitte schön.


Karl-Georg Wellmann (CDU):
Rede ID: ID1707211800

Herr Kollege, wären Sie bereit, den Kollegen Wieland

darauf hinzuweisen, dass der CDU-Fraktionsvorsitzende
im Berliner Abgeordnetenhaus gerade eine Volksbefra-
gung zur Verlängerung der A 100 vorgeschlagen hat und
es die Grünen waren, die öffentlich erklärt haben, sie
seien gegen eine solche Volksbefragung?


(Zurufe von der CDU/CSU und der FDP: Ah! – Doppelmoral! – Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das beweist doch nur, dass die CDU die Volksbegehrenspartei ist!)



Michael Frieser (CSU):
Rede ID: ID1707211900

Vielen Dank, Herr Kollege, den Gedanken greife ich

gerne auf und erweitere ihn zu einer Anfrage an Herrn
Wieland, die wir gerne bilateral mit ihm diskutieren kön-
nen. Ich glaube nicht, dass die Grünen bereit sind, eine
Abstimmung über alle Arten von Trassen- und Verkehrs-
problemen herbeizuführen. Ich gebe das gerne an den
Kollegen Wieland weiter.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707212000

Daniela Kolbe hat das Wort für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Daniela Kolbe (SPD):
Rede ID: ID1707212100

Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!

Liebe Bürgerinnen und Bürger, vielleicht haben Sie ei-
nen weiten Weg genommen, um heute hier bei uns zu
sein. Schön, dass Sie da sind!

Wir alle hier im Saal sind überzeugte Demokratinnen
und Demokraten. Aber schon wenn es um eine Einschät-
zung der Situation unserer Demokratie geht, gehen un-
sere Positionen offenbar weit auseinander.

Unsere Demokratie ist nicht vom Himmel gefallen.
Sie wurde vielfach erkämpft, und wir haben sie auch
schon einmal verloren. Für viele Menschen in unserem
Land war Demokratie für mehr als 60 Jahre nur ein
Traum. Für diesen Traum sind im Jahr 1989 in der DDR
Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen; sie
haben zum Teil ihr Leben dafür riskiert. Diese Menschen
kennen den Wert von Demokratie und freier Meinungs-
äußerung sehr gut, vielleicht sogar besser als andere.
Umso erschreckender ist es, dass die Zustimmung zur

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(C (D emokratie gerade in den neuen Ländern geringer wird, ass sie ohnehin schon erschreckend gering ist. Wenn man genau nachfragt, erfährt man erstaunliche achen: Eine repräsentative Studie der Friedrich-Eberttiftung hat zum Beispiel ergeben, dass 93 Prozent unerer Bevölkerung der Grundidee der Demokratie zutimmen. Jedoch sind nur 46 Prozent zufrieden damit, ie die Demokratie derzeit funktioniert. Um die andere älfte dieser mit der Demokratie grundsätzlich einver tandenen Menschen müssen wir ganz besonders hart ämpfen. Demokratie ist kein abgeschlossener Prozess; sie entteht ständig neu. Wir müssen sie immer wieder neu erlären und die Menschen dafür begeistern. Wir müssen ie auch dadurch rechtfertigen, dass sie eine gerechte olitik im Sinne der Menschen hervorbringt. Studien wie die von Serge Embacher haben ergeben, ass die Zustimmung zur Demokratie abnimmt, wenn ie Menschen den Eindruck haben, dass es im Land icht gerecht zugeht. Wenn wir heute über den Zustand er Demokratie und über mehr direkte Demokratie deattieren, dann sollten wir auch das im Blick behalten. s geht nicht nur um die Form der Demokratie, sondern s geht auch um ihren Inhalt. Schwarz-Gelb hat unserer emokratie im letzten Jahr mit seiner Politik, einer Poli ik für Lobbyisten und gegen die Mehrheit der Menchen, jedenfalls keinen Gefallen getan. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Für die SPD ist Demokratie seit fast 150 Jahren Ziel
nd Mittel gleichzeitig. Wir wollen, dass möglichst alle
enschen in unserem Land an der Demokratie beteiligt

ind und mitbestimmen, in welche Richtung sich unsere
esellschaft entwickeln soll. Demokratie ist mehr, als

lle vier Jahre zur Wahl zu gehen.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist ja logisch!)


ir wollen weiterhin eine Demokratisierung der gesam-
en Gesellschaft.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Gemeinschaftskunde leicht gemacht!)


azu gehören für uns Demokratie in den Unternehmen,
n den Schulen, in den Hochschulen, bei Demonstratio-
en, aber eben auch über direkte Mitsprache bei Bürger-
ntscheiden und Bürgerinitiativen. Direkte Demokratie
st für uns ein Mittel, um die Menschen wieder stärker zu
eteiligen.

Auch aus diesem Grund – das wurde schon angespro-
hen – hat die SPD bereits 2002 einen entsprechenden
esetzentwurf vorgelegt. Dieser Grundsatz gilt für uns
eiterhin. Leider ist mit Blick auf die rechte Seite dieses
auses eine dazu notwendige Änderung des Grundge-

etzes schon rein rechnerisch nicht möglich. Das finden
ir mehr als bedauerlich.


(Volker Kauder [CDU/CSU]: Das ist Demokratie! Man wird wohl noch eine andere Mei Daniela Kolbe )





(A) )

nung haben dürfen! Oder wollen Sie das auch
noch verbieten?)

Gerade bei Ihnen in der Union ist die Angst vor Elemen-
ten direkter Demokratie unheimlich groß. Für Teile der
Union scheint Demokratie sich auf den Parlamentaris-
mus zu beschränken.

Anders als für die Union ist für uns mit dem wahren
Satz – er ist wahr – „Der Parlamentarismus hat dieses
Land weit gebracht“ eben nicht alles gesagt. Wir nehmen
zur Kenntnis, dass sich zunehmend eine Kluft zwischen
politisch Aktiven und dem Rest der Bevölkerung entwi-
ckelt. Das geflügelte Wort von „denen da oben“ ist er-
schreckend weit verbreitet. Zugegeben: Mitunter habe
ich den Eindruck, dass die eine oder andere Bürgerinit-
iative vor allem zum Ziel hat, es „denen da oben“ – ge-
meint sind wir – einmal richtig zu zeigen. Andererseits
habe ich bei Ihnen, der Koalition – zum Beispiel war das
vorgestern bei manchem Redebeitrag zum Thema Castor
der Fall –, den Eindruck, dass Sie sich sehnlich wün-
schen, dass die Menschen draußen endlich einmal die
Klappe halten und Ihre Entscheidungen hinnehmen. Im
Zweifel setzt man solche Entscheidungen mit Polizeige-
walt durch. Wenn aber Parlamentarismus bedeutet,
dass plötzlich die Bevölkerung gegen die Parlamente ist,
dann ist eines eindeutig klar: Bei dieser Auseinanderset-
zung können beide Seiten nur verlieren.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Deshalb freue ich mich, dass wir über eine Ergänzung
des Parlamentarismus durch Elemente der direkten De-
mokratie diskutieren. Direkte Demokratie kann dazu
beitragen, dass Bevölkerung und Parlamente wieder auf-
einander zugehen. Direkte Demokratie zeigt aber auch,
dass unterschiedliche Positionen nicht Parlamente und
Bevölkerung trennen, sondern dass die Trennlinien quer
durch die Parlamente und quer durch die Bevölkerung
verlaufen.

Die SPD will direkte Demokratie, aber sie will sie gut
abgestimmt. Sie soll den Parlamentarismus ergänzen,
nicht ersetzen. Deshalb herzlichen Dank an die Linke für
das Einbringen des Antrags. Wir empfinden aber die
vorgeschlagenen Quoren für Volksinitiativen als eindeu-
tig zu niedrig. Ich möchte Ihnen einmal ein Gefühl dafür
vermitteln, was ein Quorum von 100 000 Stimmen be-
deutet. Die Linke hat in Hamburg bei der letzten Bun-
destagswahl knapp 100 000 Stimmen bekommen. Über
die Landesliste ist deshalb ein Abgeordneter in den Bun-
destag eingezogen. Es gibt ziemlich viele gute Gründe
dafür, warum wir es in diesem Haus so handhaben, dass
nicht ein einzelner Abgeordneter eine Gesetzesinitiative
einbringen kann.


(Beifall bei der SPD)


Ein solch niedriges Quorum wäre eine zu starke Entwer-
tung der Parlamente. Gleichzeitig sollten die Quoren
auch nicht zu hoch sein. Es bleibt deshalb dabei: Die
SPD schlägt ein Quorum von 400 000 Stimmen für eine
Volksinitiative und von 5 Prozent der Wahlbevölkerung
für Volksentscheide vor.

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(C (D Kritisch sehen wir auch Ihren Vorschlag, die Bundesagswahlen zur Abstimmung über Teile der Wahlproramme zu machen. Bundestagswahlen würden dann zu reuzeltests werden. Statt demokratische Debatten über chlüssige Programme zu führen, soll die Debatte auf ine Handvoll plakativer Auseinandersetzungen eingeampft werden. Verflachung ist dabei eindeutig prorammiert. Außerdem ginge das Grundprinzip plebisziärer Elemente verloren, nämlich Ideen der Bevölkerung ufzunehmen. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass ie Idee aus Sicht der Linken mehr als verlockend ist. mmerhin kann man so als Daueroppositionspartei Inalte durchsetzen. Die SPD aber befürwortet mehr irekte Demokratie nicht, um die parlamentarische Oposition zu stärken, sondern die demokratische Mitbetimmung der Bevölkerung soll über den Wahltag hinaus estärkt werden. Ich fasse zusammen. Für die SPD ist klar: Mehr Deokratie ist nötig. Mehr direkte Demokratie ist deshalb ine sehr gute Idee. Wir werden auch weiterhin dafür areiten, dass in diesem Haus eine Zweidrittelmehrheit daür zustande kommt. Wir rufen der Union zu: Haben Sie eine Angst vor der Bevölkerung. (Michael Frieser [CDU/CSU]: Wir haben überhaupt keine Angst! Im Gegenteil!)


(Beifall bei der SPD)


rehen Sie sich einmal um und schauen Sie zur Tribüne.
or diesen interessierten Menschen muss man wirklich
eine Angst haben. Wir sagen aber auch: Mehr direkte
emokratie muss gut gemacht sein. Der Antrag der Lin-
en wird dem leider nicht gerecht. Deshalb lehnt die
PD den Antrag ab.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD – Michael Frieser [CDU/ CSU]: Der Schluss war ganz schön!)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707212200

Jetzt hat das Wort Stephan Thomae für die FDP-Frak-

ion.


(Beifall bei der FDP)



Stephan Thomae (FDP):
Rede ID: ID1707212300

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Für die

DP ist direkte Demokratie kein Teufelszeug. Zunächst
ill ich deshalb ein paar Worte über das verlieren, was

ch an diesem Antrag gut finde.

Ich bin der Meinung, dass diese repräsentative parla-
entarische Demokratie in der Tat das beste politische
ystem ist, das wir in diesem Lande jemals hatten. Man
önnte sich deswegen fragen: Wozu brauchen wir ei-
entlich direktdemokratische Elemente? Es ist doch eine
nbequeme Sache, wenn das Volk dauernd mitmischt.
ber auch Gutes kann man verbessern, auch Gutes kann
nd muss man gelegentlich weiterentwickeln. Deswegen
egrüße ich es, dass wir nicht beim Guten stehen blei-
en, sondern uns auch Gedanken über Verbesserungen
achen wollen.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)






Stephan Thomae


(A) )


)(B)

Allerdings bin ich etwas irritiert über den Absender
dieses Antrags; denn ich bringe die Linken sonst nicht
mit einem politischen System in Verbindung, in dem die
Meinungsfreiheit Andersdenkender der höchste Wert ist.


(Beifall bei der FDP – Dr. Dagmar Enkelmann [DIE LINKE]: Das ist aber Ihr Problem!)


Deswegen sollte man einmal genauer hinschauen und ei-
nen zweiten Blick wagen.

Mir fallen zwei Dinge an Ihrem Antrag auf, weshalb
wir Liberale ihn ablehnen werden.

Erstens. Wir klagen häufig über eine abnehmende
Wahlbeteiligung. Nun kann es bei allgemeinen Wahlen
aus systematischen Gründen keine legitimatorische Un-
tergrenze geben. Auch wenn sich nur wenige Menschen
an einer Wahl beteiligen, bleibt deswegen kein Sitz in ei-
nem Gemeinderat, Stadtrat, Landtag oder im Bundestag
unbesetzt. Bei Abstimmungen stellt sich hingegen sehr
wohl die Frage nach einer legitimatorischen Unter-
grenze.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Warum?)


Deswegen gibt es bei Volks- und Bürgerentscheiden mit
guten Gründen Quoren. Dabei sollen Eingangsquoren
nicht zu hoch sein, wodurch der Volksentscheid zur un-
erreichbaren Verheißung würde. Sie sollen aber auch
nicht zu niedrig sein, wodurch kampagnenfähige Min-
derheiten ihre Spezialinteressen sozusagen bei Nacht
und Nebel unbemerkt vorbeischmuggeln könnten.

Zweitens. Es soll aber auch nicht das genaue Gegen-
teil dessen geschehen: Abstimmungen sind naturgemäß
reine Mehrheitsentscheidungen. Die Mehrheit majori-
siert die Minderheit, auch wenn das Ergebnis noch so
knapp ausfallen sollte. 49 Prozent sind eigentlich keine
vernachlässigbare Größe; aber sie fallen bei Abstimmun-
gen naturgemäß unter den Tisch. Eine Volksabstimmung
kennt nur Ja oder Nein, sie kennt nur Sieger oder Verlie-
rer.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Das ist wie im Parlament!)


Minderheitenaspekte, Randaspekte bleiben unberück-
sichtigt. Nun sagen Sie zu Recht, das sei hier doch auch
der Fall.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Richtig!)


Aber bei unseren Abstimmungen – das ist der Unter-
schied zur direkten Demokratie – geht die Kunst der
Kompromissfindung voraus. Das ist, meine ich, der
Vorzug, den wir hier im Parlament haben.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Das sehe ich seit einem Jahr!)


Wenn man nun diese beiden Schwächen – Minderhei-
tenthemen und Minderheitendiktat – kombiniert, dann
ergibt sich gerade wegen niedriger Quoren das Problem
des Diktats einer Mehrheit, die in Wirklichkeit eine Min-
derheit ist. Vor diesem Hintergrund hat das niedrige Ein-
gangsquorum im Antrag der Linken vielleicht Kalkül;

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(C (D ielleicht haben Sie mit Diktaten nicht das Problem, das ir als Liberale mit ihnen haben. Wir Liberale – das will ich ganz deutlich sagen – wolen mehr Demokratie, und das heißt auch, mehr direkte emokratie. Aber wir verstehen darunter mehr als nur olksabstimmungen. (Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Ja, wir auch! Das habe ich ja gesagt!)


ir wollen nicht nur die parlamentarische Demokratie
eiterentwickeln, sondern auch die direkte Demokratie.
ir wollen nicht einfach nur entweder parlamentarische

der direkte Demokratie, sondern eine Verknüpfung der
eiden, wir wollen ein Ineinandergreifen, eine Verzah-
ung.


(Wolfgang Wieland [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann macht mal! Das klingt alles so schön!)


Herr Kollege Wieland, deswegen enthält unser Koali-
ionsvertrag in diesem Punkt Ansätze dazu, wie wir im
ereich des Petitionswesens eine Form der Volksinitia-

ive entwickeln, bei der aber die verantwortliche Ent-
cheidung beim Parlament verbleibt. Frau Kollegin
ast, derzeit führen wir Gespräche mit unserem Koali-

ionspartner hierüber, die wir auch zügig voranbringen
erden.


(Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Bravo! Bravo!)


Übrigens gibt es auch Vorstufen direkter Demokra-
ie, die nicht unbeachtet bleiben sollten. Ich denke zum
eispiel an das Modell der Bürgergutachten, wie sie die
eiden Münchener Wissenschaftler Hilmar Sturm und
hristian Weilmeier entwickelt haben. Dabei geht es da-

um, dass Bürger nach einem Zufallsprinzip ausgewählt
erden, dann in professionell moderierten Sitzungen auf
ntscheidungen vorbereitet werden – dabei gibt es Ex-
ertenanhörungen, wie wir sie auch im Parlament ken-
en –, und dann wird ein Gutachten erstellt, in dem eine
mpfehlung für die Volksvertreter abgegeben wird, die
ann eine verantwortliche Entscheidung zu treffen ha-
en. Das ist, wie ich finde, ein sehr interessantes Modell.

Entscheidend ist für uns Liberale, dass direkte Demo-
ratie weder ein Instrument für eine Minderheit sein
ann, um Mehrheitsverhältnisse auszuhebeln, noch ein
nstrument für ein Parlament sein kann, sich einer Ent-
cheidung zu begeben. Deswegen befürworten wir grund-
ätzlich direktdemokratische Elemente. Den Gesetzent-
urf der Linken in der heute vorliegenden Form lehnen
ir aber ab.

Ich danke Ihnen.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707212400

Für die SPD-Fraktion hat Klaus Hagemann jetzt das

ort.


(Beifall bei der SPD)







(A) )


)(B)


Klaus Hagemann (SPD):
Rede ID: ID1707212500

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und

Herren! Wir führen eine schon fast anderthalbstündige
Debatte über den Gesetzentwurf der Linken. Sie haben
dargelegt, dass man von der Politikverdrossenheit der
Menschen ausgehen muss, dass es zu wenig Möglichkei-
ten der politischen Einflussnahme gibt, dass Petitionen
nicht ausreichen. „Zuschauerdemokratie“ ist ein Wort
von Ihnen.

Wir sollten unsere repräsentative Demokratie, wie sie
in über 60 Jahren gewachsen ist und die sich bewährt
hat, nicht schlechtreden; das möchte ich unterstreichen.


(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der FDP)


Aber – liebe Kolleginnen und Kollegen von der Union,
vielleicht haben Sie zu früh geklatscht –


(Michael Frieser [CDU/CSU]: Der Satz allein war schon sehr gut!)


wir müssen auch die gesellschaftliche Entwicklung se-
hen, so wie meine beiden Kolleginnen Fograscher und
Kolbe das dargelegt haben. Das müssen wir in die Über-
legungen einbeziehen und deswegen auch mehr Bürger-
beteiligung in unser Grundgesetz hineinschreiben.

Dazu fällt mir ein Vorschlag des Landes Rheinland-
Pfalz ein. Dort will man in den nächsten Wochen und Ta-
gen intensiv über eine mehrstufige Bürgerbeteiligung bei
großen Baumaßnahmen diskutieren. Dort will man die
Bürger von Anfang an in die Meinungsbildung und in
die Entscheidung einbeziehen. Ich glaube, damit sind
wir auf dem richtigen Weg.


(Beifall bei der SPD)


Auf der Unionsseite war eben von der Dagegen-De-
mokratie die Rede. Ich frage mich: Wie ist das denn in
anderen europäischen Ländern, in denen es Volksabstim-
mungen, Referenden, gibt? Ist das in Frankreich, in Ir-
land, in Dänemark usw. auch eine Dagegen-Demokratie?
Nein!

Wenn wir schon auf die europäische Ebene schauen,
meine Damen und Herren, dann sollten wir auch daran
denken, dass es das europäische Volksbegehren gibt.
Das Europäische Parlament hat sich mit den Stimmen
der Europäischen Volkspartei, also Ihrer Parteifamilie,
Kolleginnen und Kollegen von der Union, für eine stär-
kere Bürgerbeteiligung eingesetzt. Folgen Sie doch dem
Beispiel Ihrer Kollegen in Brüssel!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Ich möchte in meiner Argumentation auch das Peti-
tionsrecht nicht zu kurz kommen lassen, Kollege
Thomae; denn das ist sehr wichtig. Wir haben es ge-
meinsam weiterentwickelt in Richtung einer stärkeren
Bürgerbeteiligung. Wir haben am Montag dieser Woche
wieder erlebt, wie die Menschen vom Petitionsrecht Ge-
brauch machen; ich nenne nur die elektronische Petition
und die öffentliche Petitionsberatung. Hier sind wir auf
einem guten Weg.

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(C (D Ich bin froh darüber, dass uns die Union gefolgt ist. ir mussten euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, erst um Jagen tragen. hr hattet so viele Bedenken. Heute wird das auch von er Union begrüßt und als positiv dargestellt. Damit sind ir auf dem richtigen Weg. Ihr werdet auch noch dahin ommen, zu erkennen, dass eine stärkere Bürgerbeteiliung im Grundgesetz zu verankern ist. Meine Damen und Herren, wir müssen auch die Verahrensgrundsätze im Petitionsverfahren weiterentwikeln. Was wir vorgesehen haben, hat sich zum Teil als u eng erwiesen. In drei Wochen müssen 50 000 Unterchriften eingehen. Die Zeit ist zu knapp bemessen; sie uss ausgeweitet werden, damit sich mehr Bürger betei igen können; die Begeisterung ist da. „Hebammen“, Internetsperren“, „GEMA“ und viele andere Themen ind zu nennen, bei denen wir etwas umgesetzt haben. Wenn es um eine Ausweitung des Petitionsrechts eht, Kollege Thomae, reicht es nicht aus, dass wir hier m Plenum des Bundestages über Petitionen diskutieren; enn da kann der Petent gar nicht mitwirken. Wichtig ist, ehr öffentliche Petitionen zu behandeln, an denen der etent und die Petentin selbst mitwirken und mit disku ieren können. Deshalb ist das nur ein Schritt, und es uss ein größerer gemacht werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Meine Damen und Herren, wir von der SPD – der An-
rag von 2002 hat es bewiesen – wollen mehr plebeszi-
äre Elemente als Ergänzung der repräsentativen Demo-
ratie auf Bundesebene haben. Warum wir dem Antrag
er Linken nicht zustimmen können, haben meine bei-
en Vorrednerinnen schon wunderbar begründet.

Vielen Dank.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Katrin Dagmar Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707212600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über den Gesetzent-
urf der Fraktion Die Linke zur Änderung des Grundge-

etzes, Einführung der dreistufigen Volksgesetzgebung
n das Grundgesetz. Der Innenausschuss empfiehlt in
einer Beschlussempfehlung auf Drucksache 17/3609,
en Gesetzentwurf der Fraktion Die Linke abzulehnen.
ir stimmen über den Gesetzentwurf namentlich ab. Ich

itte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgese-
enen Plätze einzunehmen. – Sind alle Urnen besetzt? –
as ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung.

Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine
timmkarte nicht abgeben konnte? – Ist jetzt noch ein
itglied des Hauses anwesend, das seine Stimmkarte

icht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann
chließe ich die Abstimmung.





Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt


(A) )


)(B)

Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit
der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis der Abstim-
mung wird Ihnen später bekannt gegeben.1)

Wir setzen die Beratungen fort.


(Unruhe – Jürgen Trittin [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Frau Präsidentin, sorgen Sie für Ordnung!)


– Jetzt würde ich gerne erst einmal die Debatte fortset-
zen und bitte die Kolleginnen und Kollegen, die hier im-
mer noch in der Mitte stehen, sich zu setzen.

Ich rufe den Tagesordnungspunkt 18 auf:

Erste Beratung des von der Bundesregierung ein-
gebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Stär-
kung des Anlegerschutzes und Verbesserung
der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarkts

(Anlegerschutzund Funktionsverbesserungsgesetz)


– Drucksache 17/3628 –
Überweisungsvorschlag:
Finanzausschuss (f)
Rechtsausschuss
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Haushaltsausschuss

Hierzu ist vorgesehen, eine halbe Stunde zu debattie-
ren. – Dazu sehe und höre ich keinen Widerspruch. Dann
ist das so beschlossen.

Ich gebe als Erstem das Wort dem Kollegen Parla-
mentarischen Staatssekretär Hartmut Koschyk.

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Hartmut Koschyk (CSU):
Rede ID: ID1707212700


Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Die Bundesregierung ist entschlossen, sich international,
auf europäischer Ebene, aber auch national dafür einzu-
setzen, dass alle Finanzmärkte, alle Finanzmarktakteure
und alle Finanzinstrumente einer angemessenen Auf-
sicht und Regulierung unterworfen werden. Das hat die
Bundeskanzlerin vor und im Rahmen des G-20-Gipfels
noch einmal deutlich gemacht; denn die Finanzmarkt-
krise hat aufgezeigt, dass die Stabilität und Funktionsfä-
higkeit der Kapitalmärkte dann gefährdet sind, wenn das
Vertrauen der Marktteilnehmer und der Bevölkerung in
funktionierende Märkte und ein faires, kundenorientier-
tes Finanzdienstleistungsangebot ausgehöhlt wird. Dem
tragen wir mit dem vorliegenden Entwurf eines Gesetzes
zur Stärkung des Anlegerschutzes und der Verbesserung
der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarkts Rechnung.

Ein zentrales Anliegen dieses Gesetzesvorhabens ist
es, einen verbesserten Schutz der Anleger vor Falschbe-
ratung zu gewährleisten.


(Beifall bei der CDU/CSU)


In der Vergangenheit ist der Eindruck entstanden – da-
raus müssen wir die Konsequenzen ziehen –, dass bei
Anlageberatungen nicht immer das Kundeninteresse,

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z1) Ergebnis Seite 7905 C

(C (D ondern oftmals das Provisionsinteresse der Institute im ordergrund stand. Die Bundesanstalt für Finanzdienst eistungsaufsicht, BaFin, verfügt bislang leider noch icht über ausreichende Mittel, um diesen Missständen irkungsvoll begegnen zu können. Deshalb zielt unser esetzentwurf darauf ab, die Berater und, was noch ichtiger ist, die Vertriebsverantwortlichen in den Fokus er Finanzaufsicht zu nehmen. Hierzu wird bei der Bundesanstalt für Finanzdienstistungsaufsicht eine Datenbank eingerichtet werden, an ie die Institute angestellte Anlageberater, Verantwortlihe für den Vertrieb und die sogenannten Complianceeauftragten melden müssen. Ganz entscheidend ist: abei muss die Qualifikation dieser Personen bestätigt nd im Einzelfall nachgewiesen werden. Schließlich sollen die Institute verpflichtet werden, ie BaFin über Beschwerden von Kunden zu informieen, die sich auf die Anlageberatung beziehen. Stellt die aFin schwerwiegende Verstöße gegen das Gebot einer nlegergerechten Beratung fest, soll sie in Zukunft verangen können, dass die betroffenen Mitarbeiter bis zu wei Jahre nicht mehr in der Anlageberatung eingesetzt erden. Die Finanzmarktaufsicht wird damit zukünftig ein eutlicheres Bild der Situation in der Anlageberatung eralten und in die Lage versetzt werden, Fehlentwicklunen stärker entgegenzuwirken – ein ganz großer Schritt m Hinblick auf einen besseren Anlegerschutz! Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Gewährleisung einer fachlich qualifizierten und anlageorientierten eratung ist nur eine wichtige Voraussetzung. Richtiger nlegerschutz muss darüber hinaus dafür Sorge tragen, ass die Anleger über ein möglichst fundiertes Wissen ber die ihnen empfohlenen Finanzprodukte verfügen. eshalb sehen wir die Einführung von Produktinforma ionsblättern vor, die häufig auch als Beipackzettel beeichnet werden. Auf zwei, höchstens drei Seiten sollen n Zukunft wesentliche Eigenschaften des Finanzinstru ents in einer für den Kunden verständlichen Form darestellt werden. Angesichts der dramatischen Lage bei offenen Immoilienfonds haben wir auch dieses Thema in dem Gesetzntwurf angepackt. Durch geeignete regulatorische aßnahmen soll der Immobilienfondsmarkt in Zukunft risenfester gestaltet werden, um damit das Vertrauen er Anleger in dieses Finanzinstrument wiederzugewinen. Der vorliegende Gesetzentwurf sieht daher vor, ass Anleger ihre Anteile an offenen Immobilienfonds in en ersten zwei Jahren nach dem Erwerb nicht zurückgeen können. In den anschließenden zwei Jahren können ie Anteile nur gegen einen Rücknahmeabschlag zuückgegeben werden. Hiervon ausgenommen sind Beräge bis zu 5 000 Euro pro Monat und Anleger. Damit ollen wir gewährleisten, dass Kleinanleger von diesen inschränkungen faktisch nicht betroffen werden. Auerdem müssen die Immobilien in den Fonds zukünftig u jedem Ausgabeund Rücknahmetermin bewertet Parl. Staatssekretär Hartmut Koschyk )


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)





(A) )

werden. Damit sollen sachgerechte Anteilspreise ge-
währleistet werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mangelhafte Trans-
parenz kann an den Finanzmärkten zu schwerwiegenden
Marktverwerfungen und zu unternehmensgefährdenden
Fehlentwicklungen führen. Die Übernahmefälle VW/
Porsche und Continental/Schaeffler haben deutlich ge-
macht, dass die bisherigen Meldepflichten im Hinblick
auf Beteiligungen an Unternehmen nicht ausreichen, um
die erforderliche Transparenz zu schaffen. Die Nutzung
von Finanzinstrumenten, die keine Meldepflicht auslö-
sen, ermöglichte in der Vergangenheit ein unbemerktes
Anschleichen an die Unternehmen. Um derartige Fälle
des Anschleichens in Zukunft zu verhindern, sieht unser
Gesetzentwurf die Einführung neuer Meldepflichten für
Finanzinstrumente mit Barausgleich und für Geschäfte
mit ähnlicher Wirkung, zum Beispiel Wertpapierdarle-
hen, vor.

Sie sehen: Wichtige Elemente des Anlegerschutzes
werden in diesem Gesetzentwurf aufgegriffen. Ein wich-
tiges Vorhaben haben wir vorab umgesetzt: Wir haben
einen Beitrag zur Bekämpfung missbräuchlicher Wert-
papiergeschäfte geleistet, indem wir das mit diesem Ge-
setzentwurf ursprünglich geplante Verbot ungedeckter
Leerverkäufe vorgezogen haben. Hier ist Deutschland
vorausgegangen. Inzwischen folgt uns die Europäische
Kommission mit einem eigenen Vorhaben.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Ich kündige an, dass wir auch das Thema grauer Ka-
pitalmarkt anpacken werden. Hierzu befinden wir uns in
der Ressortabstimmung. Wir wollen noch in diesem Jahr
auch zu diesem wichtigen Sachverhalt einen in der Bun-
desregierung abgestimmten Referentenentwurf vorle-
gen. Ich bitte um zügige Beratung und Zustimmung zu
diesem Gesetzentwurf der Bundesregierung.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707212800

Das Wort für die SPD-Fraktion hat nun Carsten

Sieling.


(Beifall bei der SPD)



Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1707212900

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Sehr geehrter Herr Staatssekretär, Sie haben erst am
Schluss Ihrer Rede auf den politisch wirklich brisanten
Punkt hingewiesen. Zuvor haben Sie drei Elemente die-
ses Gesetzentwurfs ausführlich benannt: die umgehende
und umfassende Registrierungspflicht, der die Banken
unterworfen sind; das Anschleichen; Produktinforma-
tionsblätter. Aber Sie haben uns hier nicht deutlich ge-
macht – das will ich gerne herausarbeiten –, dass von
dem Referentenentwurf, der ursprünglich mehrere Zenti-
meter dick war und der vor allem wichtige Themen be-
handelte, nichts übrig geblieben ist.

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(C (D (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


as Bestreben, den gesamten grauen Kapitalmarkt bes-
er zu regulieren, ist dem Lobbyismus schon in den Vor-
eratungen zum Opfer gefallen.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Warten Sie mal ab, Herr Kollege!)


Das muss man so deutlich sagen: Es ist dem Lobbyis-
us zum Opfer gefallen. Sie sind mit diesem Gesetzent-
urf als Tiger gestartet, und Sie landen als Bettvorleger.


(Petra Hinz [Essen] [SPD]: Nicht einmal als Bettvorleger!)


ichts anderes ist das, was Sie hier vorführen.

Im ursprünglichen Gesetzentwurf, im Referentenent-
urf des Bundesfinanzministers, war natürlich auch vor-
esehen, den grauen Kapitalmarkt, vor allem die freien
ermittler und nicht nur die Banken diesem Gesetz zu
nterwerfen und damit eine einheitliche und ganzheitli-
he Regelung zu treffen. Damit ist Herr Schäuble bei
errn Brüderle gescheitert.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


n dieser Stelle ist aus politischer Opportunität ein
chwerer konzeptioneller Fehler gemacht worden. Die
airness im Verbraucherschutz geht baden, der Lobbyis-
us blüht. Das ist die Wahrheit, die wir hier sehen.


(Beifall bei der SPD)


Ich will Ihnen gerne anhand eines Beispiels verdeutli-
hen, dass es andere Möglichkeiten gegeben hätte. Un-
ere Grundüberzeugung ist – diese Überzeugung wurde
uch von der Kanzlerin vor der G 20 betont –, dass wir
inheitliche Regelungen für alle brauchen. Sie wollen
ber nur die Beratungen, die den Bankensektor betref-
en, regeln, und alles, was den Markt der freien Vermitt-
er betrifft, zur Ausnahme erklären. Sie nehmen diesen
ereich aus dem Kreditwesengesetz heraus und packen

hn in die Gewerbeordnung. Damit wird dieses Gesetz
in zahnloser Tiger. Das haben die FDP, Brüderle und
ie entsprechende Lobby zu verantworten.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


ch hoffe, dass es an dieser Stelle Änderungen gibt. Ich
in sehr auf die Debatte und vor allen Dingen auf die
eiteren Beratungen gespannt.

Natürlich wollen wir nicht überbürokratisieren. Aber
s gab den Vorschlag, das Kreditwesengesetz in der Weise
ehutsam auszugestalten – sozusagen ein KWG light zu
chaffen –, dass kleine Unternehmen, die im Vermitt-
ungsgeschäft tätig sind, anders behandelt werden als
um Beispiel die Deutsche Bank und andere Großban-
en. Da gibt es Möglichkeiten. Am Ende des Tages müs-
en vor allem der Anleger und der Verbraucher geschützt
erden. Das ist die politische Herausforderung, vor der
ir stehen. Sie bieten uns aber nur eine Mogelpackung.





Dr. Carsten Sieling


(A) )



(B)

Ich möchte dieses Thema vertiefen; wir haben im
Finanzausschuss schon angefangen, darüber zu diskutie-
ren. Herr Kollege Flosbach hat sehr ausführlich darge-
stellt,


(Dr. Michael Meister [CDU/CSU]: Das ist ein guter Mann! Da haben Sie recht!)


es werde ein einheitliches Recht für Vermittler geschaf-
fen, in das Vermittler von Versicherungen einbezogen
seien. Wunderbar, kann ich nur sagen. Aber wenn man
sich das Ganze etwas genauer anschaut, dann wird man
feststellen, dass schon jetzt 70 bis 80 Prozent der Ver-
mittler aus der Aufsicht herausfallen. Vor allem aber
wollen Sie die Aufsichtsregelungen in die Gewerbeord-
nung packen.

In diesem Zusammenhang muss man sich fragen: Wer
ist dann die Aufsicht? Es ist dann nicht mehr die BaFin,
sondern es sind die Gewerbeämter. Schauen Sie sich ein-
mal die Aufgaben der Gewerbeämter an. Sie kümmern
sich um die Gaststättenhygiene und viele andere Dinge.
Sie sind außerdem personell unterbesetzt und unterlie-
gen in jedem Bundesland anderen Regelungen. Wir be-
kommen, was die Aufsicht angeht, einen Flickenteppich
und keinen allgemein geltenden Schutz der Anlegerin-
nen und Anleger. Das ist das Manko dieses Gesetzent-
wurfs.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


Dies ist nicht nur die Meinung der Sozialdemokraten
und der Opposition insgesamt. Ich bin sehr froh darüber,
dass es auch unterstützende Stimmen bis in die Regie-
rungsfraktionen hinein gibt. Ich möchte zunächst auf den
entsprechenden Bundesratsbeschluss hinweisen. Der
Bundesrat hat mit Stimmen der CDU-Länder beschlos-
sen:

Demgegenüber spricht sich der Bundesrat dafür
aus, den Grauen Kapitalmarkt angesichts der inhalt-
lichen Sachnähe in den Anwendungsbereich des
Wertpapierhandlungsgesetzes einzubeziehen.


(Beifall bei der SPD)


Recht hat er. Meine Damen und Herren, hören Sie also
auf den Bundesrat!


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Gilt das immer, Herr Kollege?)


– Immer dann, wenn der Bundesrat recht hat. Wir sind
mit Blick auf die Landtagswahlen in Baden-Württem-
berg auf einem sehr guten Wege, Herr Dautzenberg, dass
sich die Mehrheit im Bundesrat weiter zu unseren Guns-
ten verändert.

Frau Merk, die Verbraucherschutzministerin in Bay-
ern, sagte ganz ausdrücklich:

Daher bin ich überrascht, dass nun offenbar doch
die Gewerbeaufsicht weiterhin für die freien Anla-
geberater und -vermittler zuständig sein soll.

Sie lehnt diese Regelung ebenfalls ab. Ich kann sie dabei
nur unterstützen. Frau Merk, setzen Sie sich durch!

Herr Kollege Dautzenberg, Sie haben sich in vorneh-
mer und zurückhaltender Weise geäußert.


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(C (D (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Das ist meine Art, Herr Kollege!)


Ja, das ist Ihre charmante Art. Das freut mich. – Sie ha-
en gesagt:

Mit einer deutlich erleichterten Aufsicht nach dem
Kreditwesengesetz hätte der Verbraucherschutz im
Finanzdienstleistungsbereich deutlich verbessert
werden können.


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ich bleibe dabei!)


as ist richtig. Nun geben Sie sich auch einmal Mühe.
etzen Sie die bessere Regelung durch! Der graue Kapi-

almarkt muss staatlich beaufsichtigt werden. Damit fällt
r unter das KWG und unter die Aufsicht der BaFin und
icht der Gewerbeämter.


(Beifall bei der SPD)


as müssen wir im Laufe der Beratungen erreichen.

Zum vorliegenden Gesetzentwurf will ich sagen: Er
eht in die richtige Richtung; denn die Befugnisse der
aFin sollen ausgeweitet werden. Die BaFin soll in Zu-
unft – zumindest für den Bereich der Banken – ein Ver-
ittlerregister mit der Möglichkeit zur Aufnahme von
eschwerdemeldungen führen. Das führt zu verbesser-

en Informationen. Es gibt aber noch gewaltige Mängel
m Bereich der Qualifikation des Personals.

Solche Mängel sehe ich auch beim Produktinforma-
ionsblatt. Die SPD hat Vorschläge gemacht, wie das
roduktinformationsblatt viel konkreter gefasst werden
ann. Das brauchen wir; das muss umgesetzt werden.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


Lassen Sie mich die offenen Immobilienfonds anspre-
hen. Das ist ein weiterer Regelungsbereich, in dem ge-
ade angesichts der Verwerfungen der letzten Wochen
chritte vorgenommen werden sollten. Ich verweise
uch hier auf ein Votum des Bundesrates: Es ist zu über-
egen, wie auf der einen Seite die privaten Anleger und
uf der anderen die institutionellen Anleger zu behan-
eln sind. Schafe und Wölfe müssen voneinander ge-
rennt werden; nur dann bringen wir einen ordentlichen
nlegerschutz zustande.


(Beifall bei der SPD)


Wir stehen vor einem Beratungsverfahren, in dem
erschiedene Änderungen in Angriff genommen werden
üssen. Ich fordere Sie vor allem auf, dass Sie die Ge-

etzgebungsvorhaben, die Sie aus politisch-lobbyisti-
chen Gründen künstlich voneinander getrennt haben,
ieder zusammenführen, damit Deutschland einen ein-
eitlichen Anlegerschutz erhält. Wir brauchen dafür eine
eutliche Revision des vorliegenden Gesetzentwurfs.
err Brüderle muss zurücktreten. Herr Schäuble hat an
er Stelle den richtigen Weg gewählt.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)


n dieser Stelle möchte ich ihn unterstützen und bestär-
en. Ich bin jetzt sehr gespannt, wie Kollege Schäffler
on der FDP dieses Thema lobbyistisch darstellen wird.
)





Dr. Carsten Sieling


(A) )


)(B)


Michael Leutert Helmut Brandt Dieter Jasper Nadine Schön (St. Wendel)

Thomas Lutze
Dorothee Menzner
Cornelia Möhring
Kornelia Möller
Wolfgang Nešković
Thomas Nord
Petra Pau
Jens Petermann

Heike Brehmer
Ralph Brinkhaus
Leo Dautzenberg
Alexander Dobrindt
Thomas Dörflinger
Marie-Luise Dött
Dr. Thomas Feist
Enak Ferlemann

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r. Egon Jüttner
ans-Werner Kammer
teffen Kampeter
lois Karl
ernhard Kaster

(VillingenSchwenningen)


olker Kauder

Michaela Noll
Dr. Georg Nüßlein
Franz Obermeier
Henning Otte
Dr. Michael Paul
Rita Pawelski
Ulrich Petzold
Dr. Joachim Pfeiffer
Ulla Lötzer
Dr. Gesine Lötzsch

Dr. Ralf Brauksiepe
Dr. Helge Braun

Dr. Franz Josef Jung
Andreas Jung (Konstanz)


Dr. Philipp Murmann
Bernd Neumann (Bremen)

Herzlichen Dank für die Auf


(Beifall bei d Vizepräsident Dr. h. c. Wo Ich unterbreche die Diskuss nungspunkt und teile das von d Schriftführern ermittelte Erge Endgültiges Ergebnis Abgegebene Stimmen: 524; davon ja: 61 nein: 400 enthalten: 63 Ja DIE LINKE Agnes Alpers Dr. Dietmar Bartsch Herbert Behrens Karin Binder Matthias W. Birkwald Heidrun Bluhm Steffen Bockhahn Eva Bulling-Schröter Dr. Martina Bunge Roland Claus Sevim Dağdelen Dr. Diether Dehm Heidrun Dittrich Werner Dreibus Dr. Dagmar Enkelmann Wolfgang Gehrcke Nicole Gohlke Diana Golze Annette Groth Dr. Gregor Gysi Heike Hänsel Inge Höger Dr. Barbara Höll Andrej Hunko Ulla Jelpke Katja Kipping Harald Koch Jan Korte Jutta Krellmann Katrin Kunert Caren Lay Sabine Leidig Ralph Lenkert R Y In P K R D K S A D D A K H H J N C Il P P D T N G E M V D P S C P D W W N K M merksamkeit. er SPD)


lfgang Thierse:
ion zu diesem Tagesord-
en Schriftführerinnen und
bnis der namentlichen

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ichard Pitterle
vonne Ploetz
grid Remmers

aul Schäfer (Köln)

athrin Senger-Schäfer
aju Sharma
r. Petra Sitte
ersten Steinke
abine Stüber
lexander Süßmair
r. Kirsten Tackmann
r. Axel Troost
lexander Ulrich
athrin Vogler
alina Wawzyniak
arald Weinberg

örn Wunderlich

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DU/CSU

se Aigner
eter Altmaier
eter Aumer
orothee Bär
homas Bareiß
orbert Barthle
ünter Baumann
rnst-Reinhard Beck

(Reutlingen)

anfred Behrens (Börde)


eronika Bellmann
r. Christoph Bergner
eter Beyer
teffen Bilger
lemens Binninger
eter Bleser
r. Maria Böhmer
olfgang Börnsen

(Bönstrup)

olfgang Bosbach
orbert Brackmann
laus Brähmig
ichael Brand

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bstimmung zu dem von der F
rachten Entwurf eines Gese
rundgesetzes – Einführung d

etzgebung in das Grundgesetz
en 521. Mit Ja haben gestimm

timmt 400, Enthaltungen 60
amit abgelehnt.

ngrid Fischbach
artwig Fischer (Göttingen)

irk Fischer (Hamburg)

r. Maria Flachsbarth
laus-Peter Flosbach
r. Hans-Peter Friedrich

(Hof)

ichael Frieser

rich G. Fritz
ans-Joachim Fuchtel
lexander Funk

ngo Gädechens
r. Thomas Gebhart
orbert Geis
lois Gerig
berhard Gienger
ichael Glos

osef Göppel
eter Götz
r. Wolfgang Götzer
ermann Gröhe
ichael Grosse-Brömer
arkus Grübel
anfred Grund
onika Grütters
lav Gutting
lorian Hahn
olger Haibach
r. Stephan Harbarth
erda Hasselfeldt
r. Matthias Heider
echthild Heil
rsula Heinen-Esser
rank Heinrich
udolf Henke
ichael Hennrich

ürgen Herrmann
nsgar Heveling
rnst Hinsken
eter Hintze
hristian Hirte
ranz-Josef Holzenkamp
oachim Hörster
nette Hübinger
homas Jarzombek

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(C (D raktion Die Linke eingetzes zur Änderung des er dreistufigen Volksge – mit: abgegebene Stimt 61, mit Nein haben ge . Der Gesetzentwurf ist r. Stefan Kaufmann oderich Kiesewetter ckart von Klaeden wa Klamt olkmar Klein ürgen Klimke xel Knoerig ens Koeppen r. Kristina Schröder anfred Kolbe r. Rolf Koschorrek artmut Koschyk ichael Kretschmer unther Krichbaum r. Günter Krings üdiger Kruse ettina Kudla r. Hermann Kues ünter Lach ndreas G. Lämmel r. Norbert Lammert atharina Landgraf lrich Lange r. Max Lehmer aul Lehrieder r. Ursula von der Leyen gbert Liebing atthias Lietz r. Carsten Linnemann atricia Lips r. Jan-Marco Luczak r. Michael Luther arin Maag r. Thomas de Maizière ans-Georg von der Marwitz ndreas Mattfeldt tephan Mayer r. Michael Meister aria Michalk r. h. c. Hans Michelbach r. Mathias Middelberg hilipp Mißfelder ietrich Monstadt arlene Mortler tefan Müller Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )





(A) )

Sibylle Pfeiffer
Beatrix Philipp
Ronald Pofalla
Christoph Poland
Ruprecht Polenz
Eckhard Pols
Dr. Peter Ramsauer
Eckhardt Rehberg
Katherina Reiche (Potsdam)

Lothar Riebsamen
Josef Rief
Klaus Riegert
Dr. Heinz Riesenhuber
Johannes Röring
Dr. Christian Ruck
Erwin Rüddel
Albert Rupprecht (Weiden)

Dr. Annette Schavan
Dr. Andreas Scheuer
Karl Schiewerling
Tankred Schipanski
Georg Schirmbeck
Christian Schmidt (Fürth)

Patrick Schnieder
Dr. Andreas Schockenhoff
Dr. Ole Schröder
Bernhard Schulte-Drüggelte
Uwe Schummer

(Weil am Rhein)

Detlef Seif
Johannes Selle
Reinhold Sendker
Dr. Patrick Sensburg
Bernd Siebert
Thomas Silberhorn
Johannes Singhammer
Jens Spahn
Carola Stauche
Dr. Frank Steffel
Christian Freiherr von Stetten
Dieter Stier
Gero Storjohann
Stephan Stracke
Max Straubinger
Karin Strenz
Thomas Strobl (Heilbronn)

Lena Strothmann
Michael Stübgen
Dr. Peter Tauber
Antje Tillmann
Dr. Hans-Peter Uhl
Arnold Vaatz
Volkmar Vogel (Kleinsaara)

Stefanie Vogelsang
Andrea Astrid Voßhoff
Dr. Johann Wadephul
Marco Wanderwitz
Kai Wegner
Marcus Weinberg (Hamburg)

Peter Weiß (Emmendingen)

Sabine Weiss (Wesel I)

Ingo Wellenreuther
Karl-Georg Wellmann
Peter Wichtel
Annette Widmann-Mauz
Klaus-Peter Willsch

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lisabeth Winkelmeier-
Becker
r. Matthias Zimmer
olfgang Zöller
illi Zylajew

PD

grid Arndt-Brauer
ainer Arnold
einz-Joachim Barchmann
oris Barnett
r. Hans-Peter Bartels
laus Barthel
ören Bartol
ärbel Bas
irk Becker
othar Binding (Heidelberg)

laus Brandner
delgard Bulmahn
etra Crone
r. Peter Danckert
artin Dörmann

lvira Drobinski-Weiß
arrelt Duin
ebastian Edathy
iegmund Ehrmann
etra Ernstberger
lke Ferner
abriele Fograscher
r. Edgar Franke
agmar Freitag
artin Gerster
is Gleicke
ünter Gloser
ngelika Graf (Rosenheim)

ichael Groschek
ichael Groß
olfgang Gunkel
ans-Joachim Hacker
ettina Hagedorn
laus Hagemann
ichael Hartmann

(Wackernheim)

ubertus Heil (Peine)

olf Hempelmann
r. Barbara Hendricks
abriele Hiller-Ohm
etra Hinz (Essen)

rank Hofmann (Volkach)

r. Eva Högl
hristel Humme

osip Juratovic
liver Kaczmarek

ohannes Kahrs
lrich Kelber
ars Klingbeil
aniela Kolbe (Leipzig)

icolette Kressl
ngelika Krüger-Leißner
te Kumpf
hristine Lambrecht
hristian Lange (Backnang)

r. Karl Lauterbach
teffen-Claudio Lemme
urkhard Lischka
abriele Lösekrug-Möller
aren Marks
atja Mast

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ilde Mattheis
etra Merkel (Berlin)

r. Matthias Miersch
ranz Müntefering
r. Rolf Mützenich
ndrea Nahles
anfred Nink

homas Oppermann
olger Ortel
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einz Paula

ohannes Pflug
r. Wilhelm Priesmeier
echthild Rawert
erold Reichenbach
r. Carola Reimann
r. Ernst Dieter Rossmann
arin Roth (Esslingen)

ichael Roth (Heringen)

nton Schaaf
xel Schäfer (Bochum)

arianne Schieder

(Schwandorf)

erner Schieder (Weiden)


ilvia Schmidt (Eisleben)

arsten Schneider (Erfurt)

laf Scholz
wen Schulz (Spandau)

wald Schurer
olf Schwanitz
tefan Schwartze
ita Schwarzelühr-Sutter
r. Carsten Sieling
onja Steffen
eer Steinbrück
r. Frank-Walter Steinmeier
hristoph Strässer
erstin Tack
r. h. c. Wolfgang Thierse
ranz Thönnes
olfgang Tiefensee
üdiger Veit
r. Marlies Volkmer
r. Dieter Wiefelspütz
altraud Wolff

(Wolmirstedt)

anfred Zöllmer
rigitte Zypries

DP

hristian Ahrendt
hristine Aschenberg-
Dugnus
aniel Bahr (Münster)

lorian Bernschneider
ebastian Blumenthal
laudia Bögel
icole Bracht-Bendt
laus Breil
ngelika Brunkhorst
rnst Burgbacher
arco Buschmann

ylvia Canel
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einer Deutschmann
r. Bijan Djir-Sarai
atrick Döring
echthild Dyckmans

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(C (D ainer Erdel örg van Essen lrike Flach tto Fricke r. Edmund Peter Geisen ans-Michael Goldmann einz Golombeck iriam Gruß r. Christel Happach-Kasan einz-Peter Haustein anuel Höferlin lke Hoff irgit Homburger r. Werner Hoyer einer Kamp ichael Kauch r. Lutz Knopek ascal Kober r. Heinrich L. Kolb udrun Kopp r. h. c. Jürgen Koppelin ebastian Körber olger Krestel atrick Kurth einz Lanfermann ibylle Laurischk arald Leibrecht abine LeutheusserSchnarrenberger ars Lindemann hristian Lindner r. Martin Lindner ichael Link r. Erwin Lotter orst Meierhofer abriele Molitor etra Müller r. Martin Neumann irk Niebel ans-Joachim Otto isela Piltz r. Christiane RatjenDamerau r. Birgit Reinemund r. Peter Röhlinger jörn Sänger rank Schäffler hristoph Schnurr immy Schulz arina Schuster r. Erik Schweickert erner Simmling udith Skudelny r. Hermann Otto Solms oachim Spatz r. Max Stadler orsten Staffeldt tephan Thomae lorian Toncar erkan Tören ohannes Vogel r. Daniel Volk r. Guido Westerwelle r. Claudia Winterstein r. Volker Wissing artfrid Wolff Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse )


(Lausitz)


(Frankfurt)


(Lüdenscheid)





(A) )


Handel mit diesen Produkten etwas schwierig ist; denn
damit nicht für eine tägliche Ve
her waren die Anteile der offen
täglich veräußerbar. Die dami
Fristeninkongruenz wurde in d
Problem – das stellen wir auch
fest –: Es kommt zu zusätzliche
sen wir uns als Gesetzgeber
können wir dieses Produkt fitm
dem wir Haltedauern einführ
Kleinanleger schaffen, sodass
dem Fonds herausnehmen kön
Haltedauer. Ich glaube, das ist
dieses Produkt für die Zukunft

Zweitens geht es um die Fra
menten umzugehen ist, die im
Unternehmen – etwa bei VW
Schaeffler und Conti – zum A
räußerung geeignet. Bis-
en Immobilienfonds aber
t verbundene sogenannte
er Finanzkrise leider zum
in der aktuellen Situation
n Schließungen. Da müs-
Gedanken machen: Wie
achen? Wir tun das, in-

en und Freibeträge für
sie monatlich Geld aus

nen, unabhängig von der
ein wichtiger Schritt, um
fitzumachen.

ge, wie mit Finanzinstru-
Falle der Übernahme von
und Porsche oder bei

nschleichen genutzt wur-

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(Dr. Carsten Sieling [SPD] schwarze Vögel wären vo s hätte nämlich dazu gefüh lötzlich Beratungskosten und nd sechsstelliger Höhe hätte ätte zwangsläufig zur Folge ermittler in Deutschland vom en. Es ist nicht so, dass die B eraten und die freien Finanzve a gibt es ebenfalls sehr viele en. Unser Ansatz ist ein völlig a afür zu sorgen, dass der freie elt wird. Sie haben es in Ihrer reien Vertrieb einheitlich zu re ersicherungen vermittelt, un tandard als derjenige, der ges : Aber auch ein paar m Markt gegangen!)


rt, dass freie Vermittler
BaFin-Gebühren in fünf-
n bezahlen müssen. Das
gehabt, dass die kleinen
Markt verschwunden wä-
anken grundsätzlich gut
rmittler schlecht beraten.

, die völlig richtig vorge-

nderer. Unser Ansatz ist,
Vertrieb einheitlich gere-
Zeit nicht geschafft, den
geln. Wer in Deutschland
terliegt einem anderen
chlossene Fonds vermit-
Immobilien sind schon dem Namen nach immobil und
BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Ulrike Höfken

Enthalten

DIE LINKE

Dr. Ilja Seifert

BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN

Kerstin Andreae
Marieluise Beck (Bremen)

Volker Beck (Köln)

Cornelia Behm
Birgitt Bender
Alexander Bonde

Viola von Cramon-Taubadel
Katja Dörner
Hans-Josef Fell
Dr. Thomas Gambke
Kai Gehring
Katrin Göring-Eckardt
Britta Haßelmann
Bettina Herlitzius
Winfried Hermann
Priska Hinz (Herborn)

Dr. Anton Hofreiter
Ingrid Hönlinger
Thilo Hoppe
Uwe Kekeritz
Katja Keul
Sven-Christian Kindler
Maria Klein-Schmeink
Ute Koczy
Tom Koenigs

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Wir kommen zurück zur Tagesordnung. Ich erteile
Kollegen Frank Schäffler für die FDP-Fraktion das
Wort.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)



Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1707213000

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vor-

liegende Gesetzentwurf behandelt drei Aspekte.

Erstens geht es um die offenen Immobilienfonds, also
um die Frage: Wie können wir die offenen Immobilien-
fonds für die Zukunft fitmachen, sodass sie für die
Kleinanleger in Deutschland tatsächlich eine attraktive
Anlage darstellen? Die Notwendigkeit, hier Änderungen
vorzunehmen, ist sicherlich der Geschichte dieser Pro-
dukte geschuldet. Inzwischen wurden 25 Prozent der
Fonds, gemessen am Anlagevolumen, geschlossenen
oder befinden sich in der Abwicklung. Insofern gibt es in
diesem Bereich Handlungsbedarf.

Der Handlungsbedarf besteht auch deshalb, weil der

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(C (D ylvia Kotting-Uhl liver Krischer gnes Krumwiede ritz Kuhn tephan Kühn enate Künast arkus Kurth ndine Kurth onika Lazar icole Maisch gnes Malczak erzy Montag erstin Müller eate Müller-Gemmeke ngrid Nestle r. Konstantin von Notz mid Nouripour riedrich Ostendorff r. Hermann Ott Lisa Paus Brigitte Pothmer Claudia Roth Krista Sager Manuel Sarrazin Elisabeth Scharfenberg Christine Scheel Dr. Gerhard Schick Dr. Frithjof Schmidt Dorothea Steiner Dr. Wolfgang Strengmann Kuhn Hans-Christian Ströbele Markus Tressel Jürgen Trittin Daniela Wagner Wolfgang Wieland Dr. Valerie Wilms Josef Philip Winkler en, also um Mehrheiten zu beschaffen, ohne das dem apitalanleger mitzuteilen. Unsere Regelungen haben ehr viel mit Anlegerschutz zu tun; denn dieses Vorgeen hat im Wesentlichen denjenigen Kleinanlegern in eutschland massiv geschadet, die in Finanzinstrumente nvestiert hatten, die zum Beispiel an die Entwicklung es Deutschen Aktienindex angelehnt sind. Insofern ist er Gesetzentwurf ein großer Beitrag zum Anlegerchutz. Wir setzen das jetzt in der Koalition um. Das haen Sie von der SPD im Jahr 2008, als diese Fälle auftraen, nicht getan. Drittens führen wir Sanktionsmöglichkeiten der aFin im Bereich des Bankenmarktes im Falle von alschberatungen ein. Auch das ist ein wichtiger Beitrag u mehr Verbraucherschutz in Deutschland. Herr Sieling, darüber will ich mit Ihnen durchaus eine iskussion führen. Es ist wichtig, dass wir die Frage des reien Vertriebes hier nicht geregelt haben; denn das, as Sie wollen, hätte zu einer massiven Marktbereiniung in Deutschland geführt. Hunderttausende von Areitsplätzen in dieser Branche wären verloren gegangen, enn wir das gemacht hätten, was Sie gewollt haben. Frank Schäffler )





(A) )

telt. All das ist unterschiedlich geregelt. Wir werden da-
für sorgen, dass das Ganze künftig einheitlich geregelt
ist, dass es einheitliche Mindeststandards, einheitliche
Qualifikationsstandards und einheitliche Haftungsvo-
raussetzungen in diesem Markt gibt, damit sich die
schwarzen Schafe nicht in den rechtlich weniger regu-
lierten Bereich begeben können. Das ist ein ganz wichti-
ger Beitrag zum Verbraucherschutz in Deutschland.
Letztendlich sollen die schwarzen Schafe vom Markt
verschwinden. Das ist das Ziel dieser Koalition.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707213100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

Kollegen Sieling?


Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1707213200

Bitte.


Dr. Carsten Sieling (SPD):
Rede ID: ID1707213300

Vielen Dank, Herr Präsident! – Herr Kollege, Sie ha-

ben wahrscheinlich zur Kenntnis genommen, dass die
Umsetzung des Vorschlags, ein „KWG light“, was die
Gebühren angeht, zu schaffen, nicht dazu geführt hätte,
dass die Kleinen vom Markt verschwunden wären. Ich
bitte Sie, das der Ehrlichkeit halber an dieser Stelle zu
sagen.

Genauso müssen Sie feststellen, dass die Einheitlich-
keit nicht geboten ist. Wird Ihr Vorschlag umgesetzt, gilt
Folgendes: Wenn ich, um eine Anlage zu tätigen, zur
Bank gehe, muss ich nach Recht und Gesetz behandelt
werden. Gehe ich danach zum Vermittler, dann weiß ich
nicht, inwieweit ich noch rechtlichem Schutz unterliege
oder ob ich nur in Gottes Hand bin. Das ist das Problem:
Sie organisieren Uneinheitlichkeit.


Frank Schäffler (FDP):
Rede ID: ID1707213400

Nein, das tun wir nicht. „KWG light“ ist wie „Coca-

Cola light“: Das Produkt verspricht nicht, was es hält.
„KWG light“ ist der falsche Ansatz gewesen.
„KWG light“ hätte ebenfalls dazu geführt, dass bei den
Beratern ganz erhebliche Gebühren entstanden wären.
Außerdem wäre ein Problem aufgetaucht, das Sie in Ih-
rer Regierungszeit nicht gelöst haben: Die freien Ver-
mittler in Deutschland wären der Entschädigungsein-
richtung der Wertpapierhandelsunternehmen unterstellt
worden. In der Folge hätten die freien Vermittler ein De-
fizit von 180 Millionen Euro, das die EdW derzeit vor
sich her schiebt, weil sie den Entschädigungsfall Phoe-
nix Kapitaldienst in Deutschland nicht bewältigen kann,
decken müssen. Sie haben dieses Problem in Ihrer Re-
gierungszeit nicht gelöst. Das ist die Wahrheit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben viel dazu beigetragen, dass der Mittelstand
in Deutschland noch seine Existenzberechtigung hat.
Gleichzeitig haben wir dazu beigetragen, einen konsis-
tenten Vermittlermarkt in Deutschland zu schaffen. Da-
durch können nicht nur die Großen überleben; vielmehr

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(C (D aben auch die Kleinen eine Chance, auf diesem Markt u existieren. Vielen Dank. Das Wort hat nun Caren Lay für die Fraktion Die inke. Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und erren! Verbraucherschutz auf den Finanzmärkten ist ringend notwendig. Viele Kleinanleger haben in der inanzkrise ihr mühsam erspartes Geld verloren. Sie erlieren bis jetzt durch Falschberatung jährlich 20 bis 0 Milliarden Euro. Es sind noch immer zweifelhafte Fianzprodukte auf dem Markt. Noch immer werden Kreitnehmer mit undurchsichtigen Verträgen oder auch urch überhöhte Dispozinsen abgezockt. Das alles gibt s noch, und das zwei Jahre nach der Pleite der Bank ehman Brothers. Hier hat die Bundesregierung tatsäch ich viel zu lange gewartet, um einen Gesetzentwurf vorulegen. Welche Vorschläge macht uns die Regierung etzt? Ein großer Wurf ist das nicht, vielmehr ein Kataog mit Minimaländerungen. Beginnen wir mit dem Infoblatt. Nachdem die Verraucherministerin Aigner mit dem freiwilligen Beiackzettel offenbar gescheitert ist, wird uns jetzt ein geetzlich festgeschriebenes Infoblatt vorgeschlagen. Das st gut so. Das hat die Opposition, insbesondere die inke, immer gefordert. Aber wenn Sie dem nachkomen: Bitte schön nicht so! Für die konkrete Ausgestal ung des Infoblatts sollen die Finanzinstitute selbst zutändig sein. Insofern ist das zentrale Kriterium für ein olches Informationsinstrument, die Vergleichbarkeit wischen den verschiedenen Instituten, nicht erfüllt. Ich abe, ehrlich gesagt, kein Verständnis dafür, dass man chon bei diesem kleinen Punkt vor den Finanzinstituten apituliert hat. Es soll ein Beraterregister eingeführt werden; Sie haen es erwähnt. Dabei kann es sicherlich nicht nur daum gehen, das Fehlverhalten von Beratern zu dokumenieren. Das Kernproblem bei der Beratung ist für uns die rovisionsgetriebene Beratung. Es kann doch nicht sein, ass Berater gerade dann gut verdienen, wenn sie ihren unden hochriskante Produkte anbieten. n einigen Fällen ist Rentnern eine Lebensversicherung it jahrzehntelanger Laufzeit angedreht worden, weil ie Banken daran prima verdient haben. Wir sagen: Fianzberatung muss unabhängig sein. Das leistet Ihr Geetzentwurf nicht. Wir Linke bleiben dabei: Finanzschrott gehört unserer uffassung nach überhaupt nicht auf den Markt. Caren Lay )


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707213500

(Beifall bei der LINKEN)

Caren Lay (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707213600

(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)


(Beifall bei der LINKEN)





(A) )

Deswegen wollen wir einen Finanz-TÜV einrichten, der
die Finanzprodukte vor ihrer Zulassung prüft.


(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)


Ein zentrales Problem ist – Kollege Sieling von der
SPD hat schon darauf hingewiesen –, dass Ihr Gesetzent-
wurf eine völlig unzureichende Regulierung des soge-
nannten grauen Kapitalmarkts vorsieht. An dieser Stelle
ist die Bundesregierung vor der Finanzlobby komplett
eingeknickt. Der völlig unregulierte graue Kapitalmarkt
muss unserer Auffassung nach einer einheitlichen Fi-
nanzaufsicht unterstellt werden. Stattdessen schlagen Sie
vor, dass die Kontrolle des Vertriebs von Produkten des
grauen Kapitalmarkts der Gewerbeaufsicht unterstellt
wird. Die Gewerbeaufsicht überprüft normalerweise die
Einhaltung von Hygienevorschriften in Betrieben und
die Einhaltung des Nichtraucherschutzes. Jetzt soll sie
auch für Finanzprodukte zuständig sein. Es sieht doch
jeder, dass die Gewerbeaufsicht die falsche Institution
ist.


(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Carsten Sieling [SPD])


Der Bundesrat hat das verstanden und die Bundesregie-
rung aufgefordert, endlich einen Vorschlag zu einer ein-
heitlichen Finanzaufsicht vorzulegen.

Einer weiteren zentralen Anforderung im Zusammen-
hang mit der Regulierung der Finanzmärkte kommt Ihr
Gesetzentwurf nicht nach. Wir müssen den Verbraucher-
schutz endlich als wichtige Aufgabe der Finanzaufsicht
festschreiben. Deswegen sagen wir: Wir wollen eine
Verbraucherschutzbehörde. Wir wollen, dass die Finanz-
märkte von starken Verbraucherverbänden, die als
Marktwächter fungieren, kontrolliert werden.


(Beifall bei der LINKEN)


Auch hinter diesem Anspruch bleibt Ihr Gesetzentwurf
meilenweit zurück.

Mit verstreuten Minimaländerungen ist es nicht getan.
Sie müssen endlich den Mut aufbringen, die Finanz-
märkte verbrauchergerecht zu regulieren. Diesem An-
spruch werden Sie mit diesem Gesetzentwurf mit Sicher-
heit nicht gerecht.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707213700

Das Wort hat nun Nicole Maisch für die Fraktion

Bündnis 90/Die Grünen.


Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707213800

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der

Staatssekretär hat es am Anfang gesagt: Das Anleger-
schutzgesetz sollte die Verbraucherinnen und Verbrau-
cher umfassend schützen und verlorenes Anlegerver-
trauen zurückbringen. Ich denke, gemessen an diesem
Vorhaben sind Sie mit diesem Gesetzentwurf gescheitert.
Sie scheitern nicht nur an den Anforderungen eines mo-
dernen Anlegerschutzes, sondern auch an Ihren eigenen
Vorgaben aus dem Koalitionsvertag von Schwarz-Gelb.
Darin steht:

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(C (D Ein angemessener Anlegerschutz gegen unseriöse Produktanbieter … wird prinzipiell unabhängig davon gewährleistet, welches Produkt und welcher Vertriebsweg vorliegt. (Frank Schäffler [FDP]: In Anlehnung an das Versicherungsvermittlerrecht!)


ieses Versprechen lösen Sie nicht ein. Sie lassen den
rauen Kapitalmarkt in weiten Teilen unreguliert.


(Frank Schäffler [FDP]: Das ist totaler Quatsch!)


ausende Produkte und viele Vermittler, die sogenannten
reien Vermittler, sind von der Regulierung nicht betrof-
en. Ich finde, das ist kein fairer Wettbewerb.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Das kritisiert übrigens auch Frau Aigner in der Aus-
abe des manager magazins von dieser Woche. Sie
agte, sie möchte, dass die BaFin auch für diese Vermitt-
er und für diese Produkte zuständig ist.

Dieser Gesetzentwurf ist eine Niederlage für den Ver-
raucherschutz, aber auch für Ihre Verbraucherschutz-
inisterin. Das merkt man am Produktinformationsblatt.

009 hat Frau Aigner einen eigenen Entwurf vorgestellt
nd folgendermaßen gerühmt:

Unser heute vorgestelltes standardisiertes Produkt-
informationsblatt ist ein ganz großer Fortschritt für
den Verbraucherschutz.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Das wird leider in diesem Gesetzentwurf nicht einge-
öst. Ihr Produktinformationsblatt ist bezüglich Form,
truktur und Inhalt weder standardisiert noch transpa-
ent. Denn dieses Produktinformationsblatt – das ist der
ntscheidende Nachteil – wird nur in der Beratungssitua-
ion beim Finanzvermittler in der Bank vorgelegt. Jetzt
rage ich Sie: Wenn ich zehn verschiedene Produkte ver-
leichen möchte, muss ich im Zweifelsfall, da nicht jede
ank jedes Produkt anbietet, zehn Gespräche führen?


(Klaus-Peter Flosbach [CDU/CSU]: Sie können nicht alles vergleichen! Das geht nicht!)


ach diesen zehn Gesprächen habe ich nicht nur un-
laublich viel Zeit vertan, sondern im Zweifelsfall auch
och andere Produkte aufgeschwatzt bekommen, die ich
ar nicht möchte. Ich finde, wenn man Transparenz und
ettbewerb will, muss man Informationen einfach zu-

änglich machen und darf sie nicht verstecken.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


Sie haben es in der Diskussion bisher nicht geschafft,
larzumachen, inwieweit dieses Produktinformations-
latt mit den Regelungen auf europäischer Ebene abge-
timmt ist. Ich bin sehr gespannt, ob sich die Verbrau-
herinnen und Verbraucher nicht in kurzer Zeit wieder
n neue Vorgaben gewöhnen müssen.

Wir sagen: Ein Produktinformationsblatt muss bezüg-
ich der Form und Reihenfolge der Informationen klar





Nicole Maisch


(A) )


)(B)

standardisiert sein, damit man auf einen Blick erkennen
kann, wie die unterschiedlichen Produkte aufgebaut
sind. Natürlich müssen die Kosten in Euro und Cent an-
gegeben sein. Wir wünschen uns, dass auch ökologische
und soziale Aspekte – diese interessieren mittlerweile
immer mehr Anleger – in diesem Informationsblatt auf-
gezeigt werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Mich erinnert Ihr Produktinformationsblatt ein biss-
chen an das Beratungsprotokoll. Auch das war ein halb-
gares Konzept, das im Praxistest bei BaFin und Verbrau-
cherverbänden durchgefallen ist. Ich wünsche mir sehr,
dass Sie den Gesetzentwurf in den Beratungen nachbes-
sern.

Ich finde es interessant, wo die Lücken im Gesetzent-
wurf sind. Wir haben schon über den grauen Kapital-
markt gesprochen. Sie haben zugegeben, dass noch
nachzuarbeiten ist. Der Bundesrat und verschiedene
Fraktionen dieses Hauses haben Ihnen hierzu Vorschläge
gemacht. Wir denken, dass man in den Anhörungen und
parlamentarischen Beratungen auch über die Ausgestal-
tung der Finanzaufsicht mit Blick auf Verbraucher-
schutzaufgaben diskutieren muss.

Unsere Vorschläge zu diesen Themen liegen Ihnen
vor. Wir wünschen uns, dass Sie diese unvoreingenom-
men prüfen. Der Gesetzentwurf hat in einigen Teilen
richtige Ansätze, aber die Lücken sind so groß, dass man
unbedingt nacharbeiten muss.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707213900

Das Wort hat nun Klaus-Peter Flosbach für die CDU/

CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1707214000

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Dies ist meines Erachtens eine sehr wichtige Diskussion.
Herr Sieling, ich kann nicht verstehen, dass Sie über-
haupt nicht zum Inhalt des Gesetzentwurfes gesprochen
haben.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Sie haben nicht zugehört!)


Es ist nicht zu begreifen. Wir haben einen solch wichti-
gen Gesetzentwurf vorliegen und müssen uns über die
Inhalte austauschen, und Sie haben ausschließlich über
das Verfahren gesprochen.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Nein! Über den falschen Inhalt!)


In wenigen Wochen werden wir uns über die Themen,
die Sie angesprochen haben, ausführlich unterhalten.
Deswegen verstehe ich Ihr Verhalten überhaupt nicht.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Einen der wesentlichen Punkte in diesem Gesetzenturf, den auch Sie angesprochen haben, möchte ich einal erläutern: die offenen Immobilienfonds. s gibt in der Baubranche einen alten Spruch: Wer ruhig chlafen will, der setzt auf Beton. Das ist eine Werbung er Baubranche. Viele haben das ewig berücksichtigt nd bei einem großen Teil ihrer Altersvorsorge auf Imobilien gesetzt. 3 Millionen Deutsche sind an einem ffenen Immobilienfonds beteiligt. Was ist das? Ein offener Immobilienfonds ist ein opf, in dem Kaufhäuser, Bürohäuser und andere verchiedene Immobilien sind. Der durchschnittliche Ertrag us diesen Fonds betrug über die letzten 45 Jahre im urchschnitt 5 oder 6 Prozent; die Spannbreite lag bei bis 9 Prozent. Das hat also immer funktioniert. Viele elbstständige, die keine Rente, keine Pension haben nd Geld anlegen müssen, haben ihre Altersvorsorge daauf aufgebaut. Wer 50 000 Euro angelegt hatte, konnte ach 30 Jahren jeden Monat 250 Euro entnehmen. Plötzlich funktioniert dieses System nicht mehr. Waum funktioniert es nicht mehr? (Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Wegen der institutionellen Anleger!)


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Sehr richtig!)


as Gesetz hatte eine Lücke. Großanleger konnten, ohne
ass ihnen Kosten entstanden, in den Fonds einsteigen
nd aussteigen und ihm so die gesamte Liquidität entzie-
en. Das ist ein Problem, das früher nicht erkannt wor-
en ist, weil die Großanleger erst eingestiegen sind, als
ie Festzinssätze so niedrig waren, dass es für sie inte-
essanter war, in einen solchen Fonds zu investieren.
us diesem Grund sind wir gezwungen, dieses Thema
eute aufzugreifen. Wir müssen dort ansetzen, wo es
ängel im System gibt. Dabei müssen wir nicht die
roßanleger, sondern die Kleinanleger schützen. Das ist
ie Aufgabe des Parlaments.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707214100

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des

ollegen Schick?


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Typisch! Wenn er keine Redezeit bekommen hat, stellt er immer Fragen!)



Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1707214200

Ja, klar.


(BÜNDNIS 90/DIE GRÜEN)

Dieses Thema betrifft sowohl den Verbraucherschutz

ls auch die Finanzpolitik. Wir beide sind übrigens einer
einung, während das Verbraucherschutzministerium

eute durch Abwesenheit glänzt.

Zu meiner Frage. Sie haben gerade gesagt, plötzlich
ei bekannt geworden, dass es eine Lücke im Gesetz
ibt. Können Sie mir erklären, warum die CDU/CSU-
raktion diese Gesetzeslücke zum Jahreswechsel 2005/





Dr. Gerhard Schick


(A) )


)(B)

2006, als in einer ersten Welle eine Reihe von offenen
Immobilienfonds geschlossen wurde – diese Gesetzeslü-
cke war schon damals sichtbar; sie wurde republikweit
thematisiert –,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Ja! Die wollten das aber selbst regeln!)


nicht erkannt hat,


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Doch!)


sondern dem Petitum des Branchenverbandes BVI ge-
folgt ist und eine konsequente Regulierung unterlassen
hat, was uns heute noch Probleme bereitet?


Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1707214300

Herr Kollege, wir haben uns schon damals mit diesem

Thema befasst, aber auch darauf gesetzt, dass die Fehler,
die damals erkannt worden sind, vom Markt behoben
werden.


(Zuruf von der SPD: Ja, ja! Darauf setzen Sie immer!)


Wir haben erkannt, dass dies nicht der richtige Weg war.
Übrigens haben auch die Grünen einen falschen Weg
eingeschlagen, als Sie damals einen Antrag, der 30 For-
derungen enthielt, eingebracht und vorgeschlagen haben,
einen Sicherungsfonds einzurichten. Immobilienfonds
sind Marktprodukte, deren Wert sich steigern, sich aber
auch verringern kann. Da dieses Marktprodukt Risiken
und Chancen birgt, macht es keinen Sinn, über die Ein-
richtung eines Sicherungsfonds zu sprechen. Wir haben
eingesehen, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht
worden sind. Jetzt gehen wir daran, diese Fehler zu be-
seitigen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Dr. Carsten Sieling [SPD]: Und was sagen Sie zu der Kritik des Bundesrates?)


– Auf dieses Thema komme ich noch zu sprechen, falls
der Präsident mir zehn Minuten mehr Redezeit gibt.


(Dr. Carsten Sieling [SPD]: Dann müssen Sie Ihre Rede anders strukturieren!)


Wichtig ist: Ein offener Immobilienfonds ist eine
langfristige Anlage; das wissen wir. Das war immer so
geplant und soll auch in Zukunft so bleiben. Deshalb
wollen wir mehrere Maßnahmen ergreifen.

Als erste Maßnahme treffen wir die Regelung, dass
monatlich bis zu 5 000 Euro aus einem solchen Fonds
entnommen werden können. Als zweite Maßnahme set-
zen wir eine Mindesthaltedauer von zwei Jahren fest.
Wir wollen, dass das „rein in den Fonds“ und „raus aus
dem Fonds“ aufhört. Ich glaube, dadurch werden die
meisten Anleger, gerade Großanleger, abgeschreckt.

Auch aus Gründen des Verbraucherschutzes ist aller-
dings fraglich, ob es richtig ist, von jemandem, der im
dritten Jahr seiner Beteiligung Geld entnehmen will, ei-
nen zehnprozentigen Abschlag zu verlangen. Wenn die
Regelung getroffen wird, dass beispielsweise jemand,
der 30 000 Euro entnehmen will, um sich ein Auto zu

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(C (D aufen, einen Abschlag in Höhe von 3 000 Euro hinnehen muss, frage ich mich: Worin besteht das systemi che Risiko für den Fonds, das es rechtfertigt, einen Abchlag in Höhe von 10 Prozent zu verlangen? ch halte dies nicht für richtig. Meines Erachtens ist es ein Fehler des Gesetzentwures, dass nach vier Jahren Haltedauer in unbeschränkter öhe Geld entnommen werden kann. Ein Großanleger, er 50 Millionen Euro in einen solchen Fonds investiert at, könnte nach vier Jahren den gesamten Betrag entehmen. Das würde auch die Liquidität des Fonds beühren. Ich halte es für richtig, in Abhängigkeit von der umme, die investiert wurde, gewisse Staffelungen vorunehmen und entsprechende Kündigungsfristen festzuetzen. Das wäre meiner Meinung nach eher im Interesse er Verbraucher. Damit bin ich beim Thema Anlegerschutz. Herr ieling, wenn ein Produkt 45 Jahre lang funktioniert hat, er ist schuld, wenn es dann nicht mehr funktioniert? as werden die Anleger sagen? (Dr. Carsten Sieling [SPD]: Den müssen wir uns schnappen! – Frank Schäffler [FDP]: Der Sieling ist schuld!)


(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Richtig!)


ie Rahmengesetzgebung war in diesem Zeitraum nicht
ichtig. Schuld ist nicht der Vermittler – ob eine Bank
der ein freier Vermittler –, der dieses Produkt vielleicht
utgläubig vermittelt hat.

Der Anlegerschutz ist ein wichtiger Bestandteil dieses
esetzentwurfs. In den nächsten Monaten werden wir
och sehr intensiv über dieses Thema diskutieren; denn
er Anlegerschutz hat für uns sehr große Bedeutung.
as macht dieses Beispiel sehr deutlich. Für offene Im-
obilienfonds gibt es übrigens kein Risiko-Chancen-
aster, was bei geschlossenen Fonds sonst immer der
all ist. Im Prospekt sind also noch Fehler enthalten.

Die Anleger müssen wissen: Mit offenen Immobilien-
onds können sie einen Verlust erleiden. Auch mit einer
ebensversicherung können sie einen Verlust erleiden.
enn ein Lebensversicherungsvertrag frühzeitig gekün-

igt wird, wird möglicherweise überhaupt keine Rendite
rzielt, sondern man hat einen hohen Verlust gemacht.
as kann selbstverständlich auch bei einem geschlosse-
en Fonds geschehen. Meine Empfehlung ist deswegen,
ass die Produkte im Markt grundsätzlich geprüft sein
üssen; denn beim offenen Immobilienfonds liegt der
ehler beim Produkt und nicht beim Vermittler. Das
eißt, alle Produkte, die im Markt sind, müssen geprüft
ein.

Wir brauchen eine Prospektprüfung, und bei ge-
chlossenen Fonds brauchen wir meines Erachtens zu-
ätzlich beispielsweise noch eine Überprüfung durch

irtschaftsprüfer. Folgendes halte ich bei noch stärkerer
inbeziehung der BaFin für richtig: Eine Fachgruppe
ollte eine kohärente, systematische Überprüfung dieser
rodukte vornehmen, damit keine falschen und „faulen“
rodukte in die Märkte kommen. Ich denke, hier ist ein





Klaus-Peter Flosbach


(A) )


)(B)

wichtiger Ansatzpunkt, und hier können wir auch etwas
leisten.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Für die Kunden ist es natürlich auch wichtig, dass sie
ein Produktinformationsblatt bekommen, das heißt, ver-
ständlich über das Produkt informiert werden. Wichtig
ist natürlich auch, dass hierin die Kosten aufgeführt sind.
Die Kosten, die Chancen und vor allen Dingen auch die
Risiken müssen parallel zu jedem Produkt ausgewiesen
werden.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, wir wollen
in Kürze das Vermittlerrecht vereinfachen; der Kollege
Schäffler hat darauf hingewiesen. Ich glaube, es ist
wichtig, dass für Versicherungsprodukte, Investmentpro-
dukte und geschlossene Fonds ein einheitliches Recht
besteht.

Frau Kollegin von den Grünen, Sie haben nicht auf all
das hingewiesen, was wir vorhaben.


(Nicole Maisch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sollten Sie ja machen!)


Wir wollen ein öffentliches Register. In diesem öffentli-
chen Register muss stehen, welche Qualifikation der
Einzelne hat. Es müssen Qualifikationsüberprüfungen
vorgenommen werden.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707214400

Herr Kollege, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1707214500

Ich bin jetzt fertig, Herr Präsident. – Sie müssen eine

Berufshaftpflichtversicherung haben. Viele werden gar
keine Berufshaftpflichtversicherung bekommen. Des-
halb ist es wichtig, dass wir den Markt einheitlich gestal-
ten. Vor allen Dingen müssen wir dafür sorgen, dass
viele Nebenberufler – –


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707214600

Herr Kollege, Sie müssen vor allem zum Ende kom-

men.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD)



Klaus-Peter Flosbach (CDU):
Rede ID: ID1707214700

Das ist der vorletzte Satz. – Wir müssen dafür sorgen,

dass viele Nebenberufler vom Markt verschwinden. Ich
möchte zum Thema Finanzen nicht von Nebenberuflern
beraten werden, genauso wenig, wie ich mich von einem
Nebenberufler operieren lassen möchte.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707214800

Ich schließe die Aussprache.

Interfraktionell wird die Überweisung des Gesetzent-
wurfs auf Drucksache 17/3628 an die in der Tagesord-
nung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen. Gibt es

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(C (D azu anderweitige Vorschläge? – Das ist offensichtlich icht der Fall. Dann ist die Überweisung so beschlossen. Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 35 auf: Beratung der Beschlussempfehlung und des Berichts des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend – zu dem Antrag der Abgeordneten Christel Humme, Willi Brase, Petra Crone, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD Mit gesetzlichen Regelungen die Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben umgehend durchsetzen – zu dem Antrag der Abgeordneten Cornelia Möhring, Dr. Barbara Höll, Klaus Ernst, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE Entgeltgleichheit zwischen den Geschlechtern wirksam durchsetzen – zu der Unterrichtung durch die Bundesregierung Dritte Bilanz der Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft – Drucksachen 17/821, 17/891, 16/10500, 17/1486 – Berichterstattung: Abgeordnete Nadine Müller Christel Humme Miriam Gruß Cornelia Möhring Monika Lazar Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die ussprache eine Dreiviertelstunde vorgesehen. – Auch azu höre ich keinen Widerspruch. Dann ist das so bechlossen. Ich eröffne die Aussprache und erteile Kollegin orothee Bär für die CDU/CSU-Fraktion das Wort. Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch im Jahr 010 stehen wir bei vielen uns wichtigen Punkten leider och nicht ganz da, wo wir eigentlich stehen sollten. Der erste Punkt ist die Entgeltungleichheit. Es ist uch für uns nicht hinzunehmen, dass der Equal Pay Day uch in diesem Jahr erst am 26. März stattgefunden hat: rauen verdienen in Deutschland immer noch durchchnittlich 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kolegen. Das ist ein Zustand, den wir als christlich-liberale oalition nicht hinnehmen wollen. esonders befremdlich ist, dass sogar Berufsanfängerinen bei einer vergleichbaren Tätigkeit durchschnittlich Dorothee Bär )


(Beifall bei der CDU/CSU)

Dorothee Mantel (CSU):
Rede ID: ID1707214900

(Caren Marks [SPD]: Oh!)





(A) )

18,7 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen
Kollegen.

Deswegen hat die Bundesregierung mit dem Instru-
ment Logib-D ein Instrument für Unternehmen zur Be-
seitigung des Verdienstunterschiedes von Frauen und
Männern entwickelt. Mit diesem Instrument können wir
die Ursachen dafür erkennen und betriebliche Lösungen
für eine faire Bezahlung entwickeln.

Ich denke, wir alle hier sind einer Meinung, dass eine
derartige Lohnlücke einem modernen Land wie
Deutschland nicht gut zu Gesicht steht.

Der zweite wichtige Punkt für unsere Koalition und
besonders auch für meine Fraktion ist natürlich, dass es
einen viel zu geringen Anteil von Frauen in Führungspo-
sitionen gibt.

Zwischen der Bundesregierung und den Spitzenver-
bänden der Wirtschaft gab es bereits 2001 eine Vereinba-
rung zur Erhöhung des Frauenanteils auf Chefpositio-
nen. Das war 2001; jetzt sind wir im Jahre 2010. Wenn
man sich einmal anschaut, was von 2001 bis 2010 pas-
siert ist, dann kann man höflich sagen: wenig.


(Christel Humme [SPD]: Gar nichts!)


Andere würden vielleicht sagen: gar nichts. Deswegen
liegt Deutschland hinsichtlich des Anteils der Frauen an
Führungskräften in der Privatwirtschaft unter dem EU-
Durchschnitt an elfter Stelle. Im Jahr 2009 betrug der
Anteil im Topmanagement der DAX-Unternehmen nur
0,6 Prozent. Das entspricht bei derzeit knapp 200 Vor-
ständen von DAX-Unternehmen vier Frauen; ab März
werden es wunderbarerweise fünf sein. Bei den Auf-
sichtsräten liegt der Anteil bei 12,8 Prozent; davon sind
fast drei Viertel Vertreterinnen der Arbeitnehmerseite.
Das ist in meinen Augen sehr beschämend.

Beschämend ist das vor allem, wenn man sich andere
Zahlen zu Gemüte führt: 51 Prozent der Hochschulab-
solventen und 41 Prozent der Promoventen in diesem
Lande sind weiblich. Daran sieht man, dass es eine ekla-
tante Lücke gibt, die schleunigst geschlossen werden
muss.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass gut ausge-
bildete, motivierte Frauen nicht im gleichen Stil Verant-
wortung übertragen bekommen wie Männer. Zudem ist
Fakt: Frauen nicht zu fördern, ist volkswirtschaftlicher
Unsinn. Auf diesen Talentpool zu verzichten, ist insbe-
sondere für die Unternehmen selbst irrational. Deshalb
sieht unser Koalitionsvertrag auch einen Stufenplan zur
Erhöhung des Frauenanteils in Vorständen und Füh-
rungspositionen vor.

Ich möchte nicht verhehlen, dass auch in unserer
Fraktion über eine Frauenquote beispielsweise in Auf-
sichtsräten diskutiert wird. Die Gruppe der Frauen der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat hierzu einen Be-
schluss gefasst. – Herr Präsident, wenn Sie vielleicht
nicht die ganze Zeit reden würden, wäre das ganz lieb.
Danke schön. – Dieser Beschluss lautet, dass alle mitbe-

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(C (D timmungspflichtigen Unternehmen im Rahmen einer elbstverpflichtung bis zum Jahr 2014 den Frauenanteil uf mindestens 30 Prozent steigern sollen. Wenn das bis ahin nicht geschehen sein sollte, werden diese Unterehmen gesetzlich verpflichtet, den Anteil von Frauen in ührungspositionen und Aufsichtsräten bis spätestens 018 auf mindestens 30 Prozent zu steigern. Das unterstütze ich. Aber ich muss auch sagen: Wer ich über Quoten und einen entsprechenden Zwang aufegt, muss ehrlicherweise auch feststellen, dass es bereits eute überall Quoten gibt, gerade in der Politik; da nenen wir es nur anders. Hören Sie einfach einmal zu, anstatt so hereinzugakern. – Wir nennen es zum Beispiel in der Politik nicht uote, sondern Proporz. Keiner regt sich auf, wenn ein undesland sagt, es müsse unbedingt vertreten sein. (Caren Marks [SPD]: Uns müssen Sie nicht überzeugen! Auf der anderen Seite und bei der Regierung sitzen die!)


(Mechthild Rawert [SPD]: Für die Männer?)


elbst wenn irgendein unabhängiges Institut feststellen
ürde, dass die zehn Besten, die man in einem bestimm-

en Bereich haben könnte, alle aus einem Bundesland
ommen – ich sage jetzt einmal: alle zehn aus Hessen
der aus Nordrhein-Westfalen; ich habe jetzt extra nicht
ayern gesagt, weil logisch ist, dass da die zehn Besten
erkämen –, würden sicherlich auch alle anderen
chreien: Wir müssen vertreten sein! – Die Keule des
ualitätsverlusts wird immer nur herausgeholt, wenn es
m Frauen geht.

Ich schließe mich an dieser Stelle Herrn Sattelberger
on der Deutschen Telekom, dem ersten DAX-Unter-
ehmen, das eine verbindliche Frauenquote eingeführt
at, an. Denn auch er – und das freut mich natürlich be-
onders –, ein Mann mit langjähriger Berufserfahrung,
ntwortet auf die Frage, woran es liegt, dass Frauen we-
ig Chancen haben, dass die Bestenauswahl häufig ein
ythos ist: Faktoren wie Hausmacht, Treuebonus,
itamin B und Seilschaften sind oft ebenso starke Steig-
ügel auf dem Weg nach oben. Das wissen alle, und das
ird von Männern problemlos akzeptiert. Wenn aber
rauen an die Macht wollen, wird die Keule der Besten-
uswahl hervorgeholt.

Deswegen sage ich auch: Wenn der Anteil von Frauen
n Führungspositionen weiterhin in dem Tempo erhöht
ird wie bisher, werden wir auf eine gesetzliche Initia-

ive nicht verzichten können. Im Übrigen werden wir die
ffektivität des Bundesgleichstellungsgesetzes dahin ge-
end bewerten, ob und wie Teilzeitkräfte unterstützt
erden. Auch in Teilzeit muss es Frauen – und natürlich

uch Männern – möglich sein, Führungspositionen zu
bernehmen. Gerne wird dagegen ins Feld geführt, dass
räsenz in Leitungspositionen sehr wichtig ist. Ich
enke, wir sind uns einig – zumindest diejenigen, die
ich intensiv damit beschäftigen –, dass wir in diesem
ande einer sehr übertriebenen Anwesenheitskultur an-
ängen, von der wir uns verabschieden müssen; das
ürde meines Erachtens nicht nur den Müttern, sondern

uch den Vätern sehr stark entgegenkommen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)






Dorothee Bär


(A) )


)(B)

Durch unsere modernen Kommunikationsmittel ist es
nicht mehr in der Weise wie früher notwendig, ständig
vor Ort präsent zu sein.

Auch das Besetzen einer Stelle mit zwei Führungs-
kräften ist eine Option und wird meiner Meinung nach
viel zu selten genutzt. Deswegen brauchen wir flexiblere
Arbeitszeitmodelle. Sie sind ein Schlüssel, um die bes-
sere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch von
Familie und Karriere zu gewährleisten.

Einige Ansätze in den Anträgen gehen in die richtige
Richtung. Wir wollen aber mehr. Deswegen lehnen wir
sie ab.

Vielen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Lachen bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707215000

Das Wort hat nun Christel Humme für die SPD-Frak-

tion.


(Beifall bei der SPD)



Christel Humme (SPD):
Rede ID: ID1707215100

Frau Bär, schön analysiert. Wir fragen uns aber als

Opposition, was die Regierung tatsächlich macht.


(Caren Marks [SPD]: Nichts! – Weiterer Zuruf von der SPD: Peinliche Spiegel-Interviews geben!)


In einem Interview ist diese Woche von der Frauen-
ministerin etwas Erstaunliches zu lesen. Sie sagt darin,
sie halte von Feminismus nichts, gibt aber gleichzeitig
zu, dass es ohne den Feminismus keine Frauenministerin
Schröder gäbe.


(Zuruf von der SPD: Hört! Hört!)


Herzlichen Glückwunsch, Frau Ministerin. Sie ist
heute Nachmittag nicht anwesend; ich weiß nicht, wo sie
ist. Errungenschaften in Anspruch zu nehmen, aber kein
Wort der Würdigung der Erfolge einer breiten Frauenbe-
wegung: Ich denke, das ist ein Armutszeugnis für eine
Frauenministerin.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Die Ministerin hat Politik- und Sozialwissenschaften
studiert, wie man nachlesen kann,


(Elke Ferner [SPD]: Das hat aber nicht geholfen!)


aber das Kapitel politische Frauenbewegung offensicht-
lich überschlagen oder den Begriff des Feminismus
falsch verstanden. Darum gestatten Sie mir, eine kleine
Nachhilfe zu geben und etwas zu zitieren, das man in je-
dem Lexikon nachlesen kann:

Feminismus bezeichnet den Einsatz und das Enga-
gement für die soziale, politische und ökonomische
Gleichstellung der Frauen und das mit dem Ziel der
Befreiung aus Rollenzwängen und Stereotypen.

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(C (D as passt auch gut zu Ihrer Rede, Frau Bär. In diesem inne sind wir alle – nicht nur die Frauen in der SPD – eministen und Feministinnen. Wir sind stolz auf eine Frauenbewegung, die viel veressert hat, und zwar sowohl für Frauen als auch für änner. Die klassische Rollenverteilung gibt es leider och, aber wir stellen fest, dass sie bröckelt. Immer mehr änner wollen Familienarbeit übernehmen. Auch das ist rgebnis des von der Ministerin so gescholtenen Femiismus. Frauen streben nach ökonomischer Unabhängigkeit nd möchten die gleichen Berufschancen wie die Mäner. Diese gewünschte Partnerschaftlichkeit und die leichstellung in Familie und Beruf zu unterstützen äre die Aufgabe der Familienund Frauenministerin. (Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


(Beifall bei der SPD)


Was aber tut sie? Mit ihrer Parole „Jetzt sind Männer
ran“ schüttet sie Öl ins Feuer. Sie verstärkt alte Ressen-
iments und Vorurteile und spielt Männer gegen Frauen
us. Das haben wir mit Gender Mainstreaming nicht ge-
eint.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


In der Vergangenheit gab es in der Tat Fortschritte,
nter Rot-Grün zum Beispiel mit dem Bundesgleichstel-
ungsgesetz und dem Recht auf Teilzeit für Mütter und
äter, damit sie in der Elternzeit beide ihr Kind erziehen
önnen. Es gab sogar trotz starker Kritik aus der CSU
ortschritte in der Großen Koalition – auch das ist nicht
u verhehlen –, und zwar mit dem Allgemeinen Gleich-
ehandlungsgesetz, dem Ausbau der Betreuung für unter
reijährige und dem unter Rot-Grün entwickelten El-

erngeld.

Aber wo stehen wir heute nach einem Jahr Schwarz-
elb? Die Ministerin bezeichnet sich selbst als konser-
ativ und sagt – ich zitiere –:

Für mich bedeutet Konservatismus, die Realität zu
akzeptieren … Wir erkennen an, dass es Unter-
schiede gibt, auch zwischen Mann und Frau.


(Caren Marks [SPD]: Abtreten!)


Welche politischen Konsequenzen sollen wir daraus
iehen? Ist alles gut so, wie es ist? Will die Ministerin
ie Hände in den Schoß legen?

Ihr Stillstand ist ein Rückschritt für die Gleichstel-
ung, und zwar für Frauen und Männer. Das ist nicht un-
er Ansatz.


(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)


ir wollen, dass es mit der Gleichstellung schneller
eht, Frau Bär. Sie wollen das offensichtlich auch, aber
ie tun nichts.





Christel Humme


(A) )


)(B)


(Dorothee Bär [CDU/CSU]: Warten Sie ab, Frau Humme! Wir tun schon etwas! – Nicole Bracht-Bendt [FDP]: Sie werden ganz erstaunt sein, was wir tun!)


Wir haben heute ein umfassendes Konzept für den Ar-
beitsmarkt vorgelegt. Wir wollen nicht länger hinneh-
men, dass Frauen kaum in Führungspositionen zu finden
sind und dass ihre Karrierechancen eingeschränkt sind,
und zwar nicht nur, weil sie Kinder haben, sondern auch
deshalb, weil sie potenziell Mütter werden können.

Wir wollen aber auch nicht hinnehmen – das haben
Sie Gott sei Dank auch gesagt, Frau Bär –, dass die
Lohnlücke immer größer wird. Der eigentliche Skandal
dabei ist, dass 13 Prozent dieser Lohnlücke allein auf die
Diskriminierung wegen des Geschlechts zurückzuführen
sind. Ich glaube, das können wir nicht länger hinneh-
men.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Deshalb fragen wir uns, was die Frauenministerin
– und das betrifft leider genauso die Kanzlerin – eigent-
lich macht.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Schlechte Interviews geben!)


Sie rät den Frauen, sie sollten ihr Gehalt besser einfor-
dern und weniger bescheiden sein. Sie sagt, die Frauen
sollen selbstbewusster und tougher werden. Aber was tut
sie damit? Sie gibt den Frauen die Schuld an der unge-
rechten Bezahlung.


(Nicole Bracht-Bendt [FDP]: Eigenverantwortung!)


– Ja, Eigenverantwortung. – „Helft euch selbst, ich tue
es nicht“, ist ihre Botschaft. Das ist nicht unser Ansatz.

Wir stehen an der Seite der benachteiligten Frauen
und fordern unter anderem – da sind wir weiter als Sie,
Frau Bär – eine gesetzlich festgelegte Quote für Vor-
stände und Aufsichtsräte, ein Entgeltgleichheitsgesetz,
das Lohndiskriminierung wirksam verhindert. Es stünde
der Ministerin gut an, sich mit uns zusammen dafür stark
zu machen. Aber dafür müsste sie selbst erst einmal
selbstbewusster und tougher werden.

Danke schön.


(Beifall bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Caren Marks [SPD]: Ahnung müsste sie auch haben!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707215200

Das Wort hat nun Kollegin Nicole Bracht-Bendt für

die FDP-Fraktion.


(Beifall bei der FDP)



Nicole Bracht-Bendt (FDP):
Rede ID: ID1707215300

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten

Damen und Herren! In der Beschreibung der Situation
von Frauen im Beruf enthält sowohl der Antrag der
SPD-Fraktion als auch der Antrag der Linken viele Aus-

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(C (D agen, die ich teile. Es ist vollkommen richtig, dass hinichtlich der ungleichen Entlohnung und bei der Erhöung des Frauenanteils in Aufsichtsräten, Vorständen nd Leitungspositionen in Wirtschaft, Forschung und ehre Handlungsbedarf besteht. Sie fordern eine gute Vereinbarkeit von Familie und eruf für Frauen und Männer. Das alles unterstütze ich oll und ganz. (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Die FDP stimmt zu!)


ber, liebe Kollegin Humme, warum hat die SPD-Frak-
ion die Entgeltgleichheit nicht während ihrer Regie-
ungszeit durchgesetzt?


(Beifall bei der FDP – Christel Humme [SPD]: Weil die CDU dagegen war in der Großen Koalition!)


ereits damals lag der durchschnittliche Verdienst von
rauen 23 Prozent unter dem Gehalt der Männer – genau
ie heute.
Auch bei den Ursachen hat sich nichts Wesentliches

eändert. Viele junge Frauen entschieden sich schon wäh-
end Ihrer Regierungszeit für schlecht bezahlte Berufe
hne große Chancen auf berufliches Weiterkommen. Es
t keineswegs neu, dass Auszeiten vom Beruf die
arriere abbremsen und sich dies natürlich auch auf die
ente auswirkt. Daran hat sich seitdem nichts geändert.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Dann macht doch etwas!)


In der Opposition wollen Sie nun mit der Brechstange
er Gesetz die Gleichstellung von Frauen im Erwerbsle-
en durchsetzen, und zwar mit einem riesigen Paket an
orderungen, vom enormen bürokratischen Aufwand
anz zu schweigen.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Weil sich freiwillig nichts tut!)


Die Fraktion Die Linke tut so, als habe die christlich-
iberale Bundesregierung bisher nichts getan, außer an
ie Selbstverpflichtung der Unternehmen zu appellieren.
ie Linken verweisen auf den Fall Schlecker, weil in
iesem Unternehmen viele Frauen beschäftigt sind, und
ehaupten, dass Dumpinglöhne durch radikale Lohn-
enkungen sogar noch weiter abgesenkt werden sollen.
as ist unverschämt.
Kolleginnen und Kollegen der Fraktion Die Linke,

ie wissen genau, dass die Bundesregierung diesbezüg-
ich längst tätig geworden ist. Der Referentenentwurf
om 2. September 2010 sieht klare Regelungen vor, dass
olche Praktiken verboten werden. Die christlich-libe-
ale Koalition hat schon im ersten Jahr ihrer Regierungs-
eit einen Antrag zu wichtigen Schritten in der Gleich-
tellungspolitik vorgelegt.

Wir sind davon überzeugt, dass wir die Männer mit
ns Boot nehmen müssen. Dazu gehört, dass wir Stereo-
ypen aufbrechen.


(Beifall bei der FDP)

iemand schaut eine Frau schief an, wenn sie Ingenieu-

in oder Erzieherin wird. Ein Mann als Erzieher in der





Nicole Bracht-Bendt


(A) )


)(B)

Kita muss hingegen nach wie vor um Anerkennung
kämpfen. Deshalb hat die Bundesregierung zum Beispiel
ein Programm zur Förderung von Männern in Kitas auf-
gelegt.


(Christel Humme [SPD]: Dann bezahlen Sie den Mann doch besser! Dann kommt er auch! Die Frauen natürlich auch!)


– Frau Humme, Sie müssten einmal den Bericht genau
lesen, der zusammen mit diesem Programm vorgelegt
wurde. Dann sehen Sie, dass der Gehaltsunterschied
zwischen einem Kfz-Mechaniker und einem Erzieher
nur gering ist. Daran liegt es also nicht.


(Beifall bei der FDP)


Die von Ihnen geforderte gesetzliche Frauenquote
von mindestens 40 Prozent in Vorständen und Aufsichts-
räten ist mit uns Liberalen nicht zu machen. Wir lehnen
es ab, die Unternehmen zu bevormunden und ihnen per
Gesetz vorzuschreiben, wie sie ihre Posten zu besetzen
haben.

Wenn Sie immer wieder auf Norwegen als Vorzeige-
land verweisen,


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, das ist es auch! Wir waren doch zusammen da!)


verschweigen Sie, dass dort viele kleine Unternehmen
ihre Statuten geändert haben, um den strengen Regelun-
gen zu entgehen.

Sie ignorieren auch, dass die Mehrheit der Bevölke-
rung gesetzliche Quoten ablehnt;


(Caren Marks [SPD]: Das stimmt nicht!)


Befragungen zeigen das immer wieder. In der Debatte
zur Einführung einer Frauenquote während des jüngsten
CSU-Parteitages waren es vor allem die jungen Frauen
– also diejenigen, die es am meisten betrifft –, die sich in
feurigen Reden vehement gegen die Quote aussprachen.

Die FDP-Fraktion verschließt nicht die Augen davor,
dass der Anteil von Frauen in leitenden Positionen der
Wirtschaft immer noch verschwindend gering ist.

Je größer das Unternehmen, desto weniger Frauen in
der Chefetage. Dass die Gehaltsunterschiede zwischen
Männern und Frauen in der obersten Ebene am größten
sind, ist ein Skandal. Wir brauchen unbedingt Transpa-
renz bei den Gehältern. Die FDP-Bundestagsfraktion
setzt auf Logib-D-Verfahren. Das schafft Transparenz
und macht sensibel für ungleiche Behandlung. Aus Ima-
gegründen werden sich Unternehmen überlegen müssen,
ob sie es sich leisten können, öffentlich als frauenfeind-
lich zu gelten. Leistung muss sich lohnen, für Frauen ge-
nauso wie für Männer.

Unternehmen sollten darüber hinaus mehr tun. Die
Telekom hat es uns vorgemacht. Es ist nicht nur die
selbstverordnete Quote, die mich freut; die Telekom hat
vielmehr ein ganzes Paket an karrierefördernden Maß-
nahmen für Frauen ergriffen. So hat das Unternehmen
ein Konzept erarbeitet, wie es als Arbeitgeber mit Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern in Kontakt bleibt, wenn sie
zur Kinderbetreuung aussetzen. Gleichzeitig werden

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(C (D ortbildungsmaßnahmen während der Elternzeit angeoten. Davon profitieren Mütter und Väter wie auch das nternehmen selbst. Das zeigt, was ein Arbeitgeber für ltern, also auch für Väter, tun kann. Ich wünsche mir, ass andere Unternehmen sich ein Beispiel daran nehen und sich Gedanken über eigene Maßnahmen ma hen, um ihr Unternehmen familienfreundlicher zu getalten. (Beifall bei der FDP – Christel Humme [SPD]: Wünschen Sie nur weiter!)


Auch flexible Arbeitszeitmodelle gehören dazu. Kin-
ererziehung und die Pflege von alten Menschen ist auch
ache von Männern. Wir brauchen eine gezielte Frauen-
örderung, und die darf nicht erst im Erwachsenenleben
eginnen. Schon in der Schule müssen Mädchen lernen,
elbstbewusst für ihre Rechte einzutreten. Mädchen wie
ungen müssen wissen, dass Hausarbeit nicht allein Sa-
he der Frauen ist. Eine Studie des DIW Berlin zeigt ein-
rucksvoll, dass die Lohnkluft nicht nur in unterschiedli-
her Qualifikation, Berufswahl und Berufserfahrung
egründet ist; ein weiterer Faktor bei den Einkommens-
nterschieden ist nämlich das Ausmaß der Hausarbeit.
ollzeitbeschäftigte Männer mähen am Wochenende
chon einmal den Rasen, vollzeitbeschäftigte Frauen
bernehmen, ohne zu murren, täglich Wischmopp und
ochlöffel.

Einkommen und Karriere müssen zurückstehen, wenn
ie Flexibilität für berufliche Termine oder Überstunden
ufgrund der häuslichen Tätigkeit fehlt. Für die FDP-
raktion steht außer Frage, dass die Gleichbehandlung
on Frauen im Berufsleben überfällig ist. Das möchte
ch ausdrücklich betonen. Die christlich-liberale Koali-
ion hat mit ihrem Antrag bereits viele Schritte hierzu
nternommen. Ich verweise auf den Ressortbericht der
undesregierung mit dem Titel „Verringerung des Ver-
ienstabstandes zwischen Männern und Frauen“ vom
uni 2010. Er enthält wichtige Erkenntnisse über die
ründe für die ungerechten Lohn- und Gehaltsunter-

chiede. Da heißt es zum Beispiel, dass die Dauer der
nterbrechung des Erwerbslebens eine besondere Rolle

pielt. Laut Studien senke eine sechsmonatige Erwerbs-
nterbrechung den Lohn um 9 Prozent. Bleibe eine Frau
ach Ablauf der Elternzeit ein weiteres halbes Jahr zu
ause bei ihrem Kind, erhöhe dies die Lohneinbuße um
ochmals 15 Prozent. – Das müssen wir den Frauen sa-
en.

Die Wirtschaft braucht mehr Frauen. Es liegt in ihrem
igenen Interesse, moderne Arbeitsmöglichkeiten wie
as Homeoffice anzubieten.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie brauchen auch die Kitaplätze!)


indertagesstätten und flexible Arbeitsbedingungen für
ütter und Väter sind Bausteine auf dem Weg zu einem

usgewogenen Verhältnis der Geschlechter im Beruf.
azu ist ein neues Rollenverständnis nötig, nicht nur der
änner, sondern auch der Frauen selbst.

Ganz herzlichen Dank.


(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Mechthild Rawert [SPD]: Was ändern Sie denn jetzt wirklich?)







(A) )


)(B)


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707215400

Das Wort hat nun Cornelia Möhring für die Fraktion

Die Linke.


(Beifall bei der LINKEN)



Cornelia Möhring (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707215500

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gleichstellung ist ein sehr großes Thema. Das haben wir
in den vorherigen Reden gehört. Dazu gehört vieles. Ich
werde mich aus diesem Grund auf das Thema Entgelt-
gleichheit beschränken. Eines möchte ich vorwegschi-
cken: Frau Schröder ist heute nicht da. Ich denke, die
Union hat ein ernsthaftes Personalproblem.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Es kann nicht angehen, dass sich jemand Frauenministe-
rin nennen darf, obwohl sie solch einen Blödsinn erzählt.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das betrifft nicht Herrn Kues!)


– Nein, das betrifft nicht Dr. Kues. Er ist da. Sie können
Frau Schröder gern berichten, Herr Dr. Kues, welche
Ratschläge wir ihr geben. Vielleicht wäre es hilfreich,
wenn sie sie befolgt. – Frau Schröder hat letzte Woche
zum Beispiel behauptet, dass die Lohnungerechtigkeit
unter anderem darin begründet sei, dass sich Frauen nun
einmal die schlechter bezahlten Berufe aussuchen. Ich
finde, das ist ein Schlag ins Gesicht der Frauen, die sich
Tag für Tag abrackern und Kinder erziehen, die aber
trotzdem nicht genug zum Leben verdienen und keine
auskömmliche Rente erwirtschaften. Es ist eine Unge-
heuerlichkeit, so etwas als Familienministerin zu be-
haupten.

Liebe Frau Kollegin Bracht-Bendt, dem Ruf nach Ei-
genverantwortung kann man dann am besten nachkom-
men, wenn man mit einem Geldschein im Mund geboren
ist.


(Nicole Bracht-Bendt [FDP]: Neiddebatte!)


Denn jene, die wirklich nicht die Voraussetzungen haben
und denen dieses Land diese Voraussetzungen nicht bie-
tet, haben es tatsächlich schwer, eigenverantwortlich zu
mehr Lohn zu gelangen. Ich vermute, dass Frau Schröder,
wie auch andere in diesem Hohen Hause, tatsächlich
keine Vorstellung davon hat, wie sich Frauen fühlen und
wie das reale Leben aussieht. Aber vielleicht versuchen
wir einmal gemeinsam einen Perspektivwechsel.

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Kind bekommen
– die Entscheidung war sicherlich nicht einfach –, und
dann haben Sie keinen Kitaplatz bekommen – das ist
durchaus im Rahmen des Üblichen –; aber nun wollen
Sie zurück an einen Arbeitsplatz. Aber Sie bekommen
keinen vernünftig bezahlten neuen Arbeitsplatz.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind Anfang 40, gehen
zur Arge und Ihnen wird mitgeteilt, dass Sie schon zu alt
seien. Stellen Sie sich vor, Sie sind alleinerziehend und
müssen Ihre Familie und sich selber mit Minijobs und
Teilzeit über Wasser halten. – Ich habe den Eindruck,
dass Sie sich das nicht vorstellen können.


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(C (D (Beifall bei der LINKEN und der SPD – Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das können die nicht!)


Nein, das können sie nicht. Aber mangelndes Vorstel-
ungsvermögen ist keine Entschuldigung für schlechte
olitik.


(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das meinen die aber!)


Wie könnten wir auf einfachem Wege die Situation
ieser Frauen und zigtausend anderer Arbeitnehmer ver-
essern? Wir könnten es zum Beispiel tun, indem wir
inen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn ein-
ührten. Lohndumping und Armut trotz Arbeit gehören
ndlich abgeschafft.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Genauso ungeheuerlich ist es, dass in unserem Land,
ie schon erwähnt, die meisten Frauen immer noch
urchschnittlich ein Viertel weniger Lohn erhalten als
hre Kollegen, und das sogar, wenn sie exakt das Gleiche
un, mit der gleichen Ausbildung, mit den gleichen Ver-
ntwortungsbereichen. Auch die ungleiche Bezahlung
ür gleichwertige Arbeiten gehört auf den Müllhaufen
er Politik.

Ich will Ihnen ein paar Beispiele nennen; denn wenn
an nur Zahlenspiele macht, ist das vielleicht weniger

achvollziehbar.

Eine Frau, die in öffentlichen Verwaltungen Räume
nd Toiletten saubermacht, bekommt mehrere Euro we-
iger die Stunde als ein Mann, der für die Pflege der Au-
enanlagen zuständig ist. Ich frage Sie: Warum ist das
utzen öffentlicher Klos eigentlich geringer zu bewerten
ls das Abkratzen von Kaugummis von Parkbänken?


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Das werden wir im Bundestag nicht feststellen können!)


as ist völlig unsinnig.

Eine Frau, die mit Hochschulabschluss in einer Ver-
altung zum Beispiel als Gleichstellungsbeauftragte ar-
eitet, wird um zwei Tarifgruppen schlechter bezahlt als
ie Bereichsleiter, die mit der gleichen Qualifikation
eilweise sogar weniger Verantwortung übernehmen.

Der Leiter einer Kfz-Werkstatt mit fünf Facharbeitern
nd Facharbeiterinnen erhält deutlich mehr Lohn als die
eiterin einer Küche mit ebenso vielen Facharbeiterin-
en und Facharbeitern.

Eine Erzieherin bekommt nach vier bis fünf Jahren
usbildung – das hängt davon ab, ob sie Abi oder Mitt-

ere Reife hat – ein paar Hundert Euro weniger als der
acharbeiter nach drei Jahren Ausbildung. – Ich könnte

etzt noch ganz viel Beispiele aufführen.

Das ist doch nicht nachvollziehbar. Der Grund besteht
arin, dass Arbeit in diesem Land dann gering geschätzt
nd schlecht oder gar nicht bezahlt wird, wenn es sich
m das Wohl der Menschen und nicht um die Extrapro-
ite dreht, die Sie für Ihre Lobby realisieren wollen. Das
uss sich ändern. Pflegerische und sorgende Arbeit darf





Cornelia Möhring


(A) )


)(B)

nicht länger weniger wert sein und muss dringend aufge-
wertet werden.


(Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen, aus Sicht der Links-
fraktion müssen auch deutlich bessere rechtliche Voraus-
setzungen geschaffen werden, damit die Entgeltgleich-
heit durchgesetzt werden kann. Dazu liegt Ihnen unser
Antrag vor. Bisher müssen Betroffene in Einzelklagen
sehr mühselig gegen Ungerechtigkeiten dieser Art vor-
gehen. Das dauert viele Jahre und verschlingt viel Geld.

Aus diesem Grunde fordern wir eine Erweiterung der
betrieblichen Mitbestimmung sowie die Änderung des
Betriebsverfassungsgesetzes und des Personalvertre-
tungsrechts. Zudem muss es durch einen Ausbau des so-
genannten Verbandsklagerechts ermöglicht werden, dass
auch Vereine, Verbände und Gewerkschaften kollektiv
klagen können.

Doch das allein reicht immer noch nicht aus. Die zu-
nehmenden Lohnunterschiede zwischen den Geschlech-
tern zeigen deutlich: Die Arbeitswelt muss sich grundle-
gend ändern – nicht nur für Frauen, sondern auch für
Männer.


(Beifall bei der LINKEN und der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707215600

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat nun

Monika Lazar das Wort.


Monika Lazar (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707215700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Noch nie war eine Frauengeneration in Deutschland so
gut ausgebildet wie heute. Meine Vorrednerinnen sind
schon mehrfach darauf eingegangen. Dennoch sind sie
– nicht unsere Kolleginnen, sondern die Frauen, die au-
ßerhalb des Bundestages arbeiten – im Arbeitsleben wei-
ter benachteiligt. Die dritte Bilanz der Vereinbarung zwi-
schen der Bundesregierung und der Wirtschaft zur
Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Män-
nern macht deutlich, dass es in den vergangenen Jahren
keinen nennenswerten gesellschaftspolitischen und
gleichstellungspolitischen Fortschritt gegeben hat. Der
Untätigkeit der schwarz-gelben Bundesregierung kön-
nen wir nicht weiter zusehen. Es sind zwar, insbesondere
von Frau Bär, schon Ankündigungen gemacht worden,
aber wir warten immer noch auf die konkreten Maßnah-
men.

Wir fordern eine Vielzahl konkreter Maßnahmen zur
Schaffung von echter Chancengerechtigkeit im Arbeits-
leben. So sollen – um nur einige Punkte zu nennen –
Unternehmen regelmäßig geschlechterspezifische Perso-
nalstatistiken erstellen, die Gehaltsstrukturen und Posi-
tionen transparent machen sowie einen Gleichstellungs-
beauftragen beschäftigen.

Natürlich halten wir an der Forderung nach einer
Frauenquote in der Wirtschaft fest. Wir fordern einen
Frauenanteil von mindestens 40 Prozent in Aufsichtsrä-
ten börsennotierter Unternehmen bis 2017; denn wir

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(C (D önnen es uns nicht länger leisten, Bildungsinvestitionen u vergeuden und auf kreative Potenziale von Frauen zu erzichten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abg. Caren Marks [SPD])


Wir fordern ein Gleichstellungsgesetz für die Privat-
irtschaft; denn im Durchschnitt erhalten Frauen in
eutschland 23 Prozent weniger Lohn – und das nicht
ur deshalb, weil Frauen lieber brotlose Germanistik und
änner Elektrotechnik studieren, wie die Ministerin

erne argumentiert; auch bei vergleichbarer Tätigkeit
ekommen Frauen rund ein Viertel weniger als Männer.

Wir wollen daher ein echtes Verbandsklagerecht im
ntidiskriminierungsgesetz, die geschlechtergerechte Über-

rbeitung der Eingruppierungskritierien der Tarifverträge
nd die Einführung von Mindestlöhnen. Gerade die
indestlöhne würden Frauen sehr stark zugutekommen;

enn nur 43 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten
n Vollzeit; der Rest ist im Teilzeit- und Niedriglohn-
ektor beschäftigt.

Hinzu kommt, dass viele Frauen aufgrund von Kin-
erbetreuung oder Pflege von Angehörigen unterbro-
hene Erwerbsbiografien aufweisen. Dies wirkt sich ne-
ativ auf die Einkommenshöhe aus. Wir brauchen daher
inen Ausbau der Zahl der Kinderbetreuungsplätze, ins-
esondere für die unter Dreijährigen; denn daran man-
elt es in unserem Land noch gravierend. Auch die
flege muss einen größeren Stellenwert erhalten.

Ich verstehe die Gleichstellung von Frauen und Män-
ern als eine zentrale Gerechtigkeitsfrage. Wir wollen,
ass Frauen und Männer auf Augenhöhe miteinander
mgehen. Gleiche Chancen und gleiche Rechte gehören
azu. Der Weg hin zu einer geschlechtergerechten Ge-
ellschaft ist noch lang und fordert uns allen etwas ab.
ie Abkehr von der traditionellen Geschlechterordnung
ringt aber auch neue Chancen und Perspektiven; sie er-
ffnet Freiräume, Wahlmöglichkeiten und die Chance
uf mehr Selbstbestimmung für Frauen und für Männer.

Ministerin Schröder hinkt der Zeit weiterhin hinter-
er. Erst musste sie sich von der Telekom vorführen las-
en, die als erstes – und bisher leider einziges – deut-
ches DAX-Unternehmen eine Frauenquote eingeführt
at, und dann hat sich selbst die CSU nach langen Dis-
ussionen für eine parteiinterne Frauenquote entschie-
en; zwar nicht auf allen Ebenen, aber ein Fortschritt ist
s immerhin.

Selbst Maria Böhmer, Vorsitzende der Frauen Union,
agte in der gestrigen Ausgabe der Welt zum Thema
Frauenquote in der Wirtschaft“ – ich zitiere –:

Wir brauchen solche Instrumente. Die Wirtschaft
muss wissen, dass die Quote kommt, wenn der An-
teil der Frauen in Führungspositionen nicht rasch
steigt. Wir wollen erreichen, dass zeitnah mindes-
tens ein Drittel der Aufsichtsratsposten an Frauen
geht. Längerfristig streben wir einen Anteil von
40 Prozent an.

Das alles ist sehr schön. Aber wo bleiben bitte die
onkreten Vorschläge?





Monika Lazar


(A) )


)(B)


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Diese Aussage müsste der Ministerin wirklich zu den-
ken geben, aber nein: Ihr Patentrezept besteht weiterhin
aus Unverbindlichkeit und warmen Worten. Frau
Schröder sagte in ihrem unsäglichen Spiegel-Interview
in dieser Woche: Wenn die Quote eingeführt wird, hat
die Politik versagt. – Ja, die Politik hat versagt; denn jah-
relang hat es außer freiwilligen Selbstverpflichtungen
nichts gegeben. Das müssen auch die Koalitionsfraktio-
nen endlich zur Kenntnis nehmen; sie dürfen die Augen
nicht vor der Realität verschließen.


(Rita Pawelski [CDU/CSU]: Was hat denn Rot-Grün während der Regierungszeit gemacht?)


– Ich habe mich in meinen vorherigen Reden immer
selbstkritisch geäußert. Lesen Sie das bitte nach! Wir
müssen gemeinsam handeln. Wenn sich die Frauen in al-
len Fraktionen einig sind, dann müssen wir, was zumin-
dest Ihre Koalition angeht, nur noch die Männer über-
zeugen. Aber, wie gesagt: Passiert ist nichts. Vielleicht
schaffen wir es gemeinsam in dieser Wahlperiode.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, Ihr
Antrag ist gut. Viele Forderungen decken sich mit unse-
ren Forderungen. Ich würde mich freuen, wenn wir bei
der Frage der Quote für die Aufsichtsräte in zwei Wo-
chen, wenn unser Gesetzentwurf ins Plenum eingebracht
wird, gemeinsam streiten.


(Caren Marks [SPD]: Das werden wir auch!)


Die Ministerin hat wieder eine Studie angekündigt,
um herauszufinden, warum Frauen nicht in Führungspo-
sitionen gelangen. Für mich ist das Verschwendung von
Steuergeldern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der LINKEN)


Wir wissen, woran es liegt. Nicht zuletzt das Haus von
Ministerin Schröder hat für Unsummen bereits zahlrei-
che Studien anfertigen lassen. Gerade im Frühjahr dieses
Jahres wurde die von ihrem Haus finanzierte Studie zur
gläsernen Decke vorgestellt.

Wir wissen: Es greifen verschiedene Hemmnisse in-
einander. Aber klar ist: Ohne gesetzliche Maßnahmen
wird es nicht gehen. Frau Ministerin, liebe Koalition,
werden Sie endlich aktiv. Deutschland ist reif für eine
moderne Frauenpolitik.

Vielen Dank.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707215800

Das Wort hat nun Elisabeth Winkelmeier-Becker für

die CDU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU)


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(C (D Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der ntrag der SPD fängt mit einer richtigen Feststellung an. lles Wesentliche ist gesagt. Auch hier und heute ist ielfach wieder dargestellt worden, wie die Mechanisen zusammengreifen. (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jetzt müssen Sie nur noch handeln!)

Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU):
Rede ID: ID1707215900

Genau. In etlichen Forderungen stimmen wir überein,
ber nicht in allen. Vor allem gehen Sie, denke ich, in
en bürokratischen Anforderungen doch weit über das
iel hinaus.


(Christel Humme [SPD]: Dann wird die Bürokratie bemüht, wenn man keine Argumente hat!)


ie Änderungen beim AGG, Verlängerungen der Ein-
pruchsfrist, die Verbandsklage, längere Aufbewah-
ungsfristen und dergleichen werden, so glaube ich,
icht den Durchbruch für die Frauen bringen. Das bringt
or allem Mehraufwand und Rechtsunsicherheit.


(Beifall bei der CDU/CSU – Zurufe von der SPD)


Wenn Sie öffentliche Aufträge vor allem an Firmen
ergeben wollen, die Gleichstellungspläne haben, dann
üssen dafür Kriterien entwickelt werden. Wer soll das

ntscheiden? – Das muss dann wieder zertifiziert und ge-
rüft werden. Ich glaube, auch das läuft sich ziemlich
t.

Sie schlagen vor, dass Betreuungsplätze – ihre Zahl
st knapp – vor allem für Kinder von Berufstätigen zur
erfügung gestellt werden sollen. Dazu sage ich, dass
ir beim SGB VIII und den dortigen Regelungen blei-
en.


(Caren Marks [SPD]: Der Rechtsanspruch gilt für alle!)


anach soll vorrangig bedacht werden, wer einen Platz
egen der Berufstätigkeit der Eltern oder zur Persön-

ichkeitsentwicklung braucht. Wenn ein Kind einen Be-
reuungsplatz vor allem für die eigene Persönlichkeits-
ntwicklung braucht, dann soll es auch Vorrang haben.
ch glaube, das ist ein ganz wichtiges Kriterium, das
icht hinter den anderen zurückstehen sollte.

Was die Linken den Tarifparteien alles vorschreiben
ollen, zeugt von einem ziemlich tiefen Misstrauen. Ich
laube, hier können wir den Tarifvertragsparteien durch-
us mehr zutrauen.


(Cornelia Möhring [DIE LINKE]: Wohlwollende Unterstützung ist das!)


iese haben den Weckruf gehört und werden hier sicher-
ich etliches verbessern. Das sind Gründe, weswegen wir
nter anderem Ihre Anträge nicht mittragen können,
uch wenn sie viele Dinge enthalten, über die Konsens
esteht.

Weil dies sicherlich der aktuell wichtigste politische
unkt ist, möchte ich noch einmal auf den Vorschlag ein-
ehen, eine 40-prozentige Quote einzuführen. Dies ha-





Elisabeth Winkelmeier-Becker


(A) )


)(B)

ben auch die Grünen in einem Antrag verlangt, der heute
nicht zur Debatte steht, der aber auch im parlamentari-
schen Verfahren ist. In der Tat, die privatwirtschaftliche
Vereinbarung aus dem Jahr 2001 ist ohne Wirkung. Da-
ran hat sich, seit wir im März zuletzt darüber gesprochen
haben, nichts geändert. Deshalb ist meine Überzeugung
durchaus, dass wir eine Quote brauchen und dass wir
eine Quote bekommen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Es war schon die Rede davon: Als Gruppe der Frauen
in der Union haben wir uns für einen Stufenplan mit zu-
nächst Berichtspflichten ausgesprochen, durch die eine
Vergleichbarkeit hergestellt werden soll. Ich glaube, wir
erwischen die Unternehmen wirklich am Nerv, wenn
zum Beispiel im Handelsblatt oder im manager magazin
eine übersichtliche Tabelle steht, aus der sich ganz klar
ergibt, wer hier vorn liegt und wer nicht.

Wir wollen aber auch, dass das in eine verbindliche
Quote mündet. Auch Staatsministerin Böhmer hatte das
vorgeschlagen. Davon war schon die Rede. Unser Kon-
zept sieht vor, dass wir im nächsten Wahlturnus auf eine
Zielmarke von 30 Prozent kommen wollen. Wenn das
nicht freiwillig gelingt,


(Caren Marks [SPD]: Das ist doch vergeudete Zeit! – Christel Humme [SPD]: Schreiben Sie das in das Gesetz? Machen Sie das wie die Norweger?)


dann erfolgt die verbindliche Vorgabe für den über-
nächsten Wahlturnus. Wir müssen die Wahlturnuszeiten
mit in Rechnung stellen und deshalb bald beginnen.

Auch das ist kein Geheimnis: Wir haben in der Tat
das Problem und die Aufgabe, dafür in der eigenen Par-
tei Mehrheiten zu finden.


(Christel Humme [SPD]: Da wünsche ich Ihnen viel Glück!)


Ich glaube, diese Situation kennen Sie sehr gut. Denken
Sie an das Jahr 2001 zurück. Da waren die Frauen in der
rot-grünen Koalition auch auf einem anderen Weg. Es ist
schon Legende, dass damals bei Zigaretten und Wein die
freiwillige Vereinbarung mit der Privatwirtschaft gekippt
und abgemildert wurde.


(Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!)


Von daher wissen wir alle, wovon wir sprechen.

Wir machen uns in unserer Fraktion aber optimistisch
auf den Weg. Daraus erklärt sich auch die Zahl. Wenn
man mit einer moderaten Zahl letztendlich erreicht, dass
etwas Wirklichkeit wird, dann sind mir 30 Prozent real
lieber als 40 oder 50 Prozent auf dem Papier. Die Quote
wäre eine einfache und unbürokratische Regelung. Sie
nützt den Unternehmen; denn den Unternehmen nützt al-
les, was den Horizont und die Perspektive der homoge-
nen Gruppen, die jetzt in den Vorständen und Aufsichts-
räten sitzen, erweitert.

Jetzt gibt es zwei Gruppen, die sich offenbar nicht so
gut mit dem Gedanken an die Quote anfreunden können:

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(C (D um einen die Männer, die dann vielleicht etwas Platz achen müssen und deshalb am liebsten gar nichts än ern wollen, (Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und die FDP!)


um anderen Frauen, häufig junge Frauen, die meinen,
ass die nötigen Veränderungen auch ohne Quote zu er-
eichen wären. Beide kommen uns mit dem Argument:
ualität und Kompetenz setzen sich auch so durch.


(Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Frauen sind qualifiziert!)


as würde stimmen, wenn Qualität und Kompetenz als
lleinige Kriterien gelten würden. Wir wissen aber, dass
uch andere Kriterien gelten: Seilschaften, Loyalitätsbe-
eise, Tauschgeschäfte und dergleichen.


(Caren Marks [SPD]: Wenn sich Qualität durchgesetzt hätte, wäre Frau Schröder nicht Ministerin!)


Nun sagen junge Frauen auch: Wir brauchen vor al-
em Kinderbetreuungsmöglichkeiten und eine andere
räsenzkultur. Das stimmt, das stimmt aber auch unab-
ängig von der Quote, neben der Quote und auch ohne
ie Quote. Aber das reicht nicht. Es geht doch nicht da-
um, die heute 30-Jährigen neben die 50-jährigen Män-
er in den Aufsichtsräten zu setzen. Es geht um die
rauen, die heute in der Lage wären, die Aufgaben zu
bernehmen. Für diese ist Kinderbetreuung in der Regel
berhaupt kein Thema mehr.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707216000

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.


Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU):
Rede ID: ID1707216100

Deshalb brauchen wir die Quote. Wir wollen, dass das

eitnah geht. Deshalb bleiben wir am Thema Quote dran.
as ist versprochen.

Danke schön.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707216200

Das Wort hat nun Caren Marks für die SPD-Fraktion.


(Beifall bei der SPD)



Caren Marks (SPD):
Rede ID: ID1707216300

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

en! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau
inkelmeier-Becker, ja, es war ein großer Fehler von
ot-Grün, die freiwillige Vereinbarung einzugehen.
ber die SPD und auch die Grünen sind mittlerweile
eiter. Wir haben die Konsequenzen aus diesem Fehler
ezogen und sagen ganz klar: Ohne gesetzliche Rege-
ung geht es bei der Quote und der Entgeltgleichheit
icht. Wir wünschen Ihnen alles Gute auf dem Weg zu
ieser Erkenntnis und bei Ihrem Bemühen, zu entspre-
henden Mehrheiten zu kommen.





Caren Marks


(A) )


)(B)


(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CDU/CSU)


Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, auch ich
komme nicht umhin, mich auf das bereits erwähnte Spie-
gel-Interview der Ministerin zu beziehen. Vielleicht ist
es auch kein Zufall, dass sie es vorzieht, heute nicht da-
bei zu sein. In diesem Interview konnten wir erfahren,
warum es eine Lohnungleichheit zwischen Männern und
Frauen gibt; denn:

Frauen studieren gern Germanistik …, Männer da-
gegen Elektrotechnik – und das hat eben auch Kon-
sequenzen beim Gehalt.

Selbst schuld, liebe Frau! So einfach, so schlicht ist die
Welt der Frauenministerin in unserem Land.

Nach einer aktuellen Studie beträgt die Lohnlücke
zwischen Männern und Frauen bei wirklich vergleichba-
ren Voraussetzungen immerhin noch knapp 13 Prozent.
Das ist die tatsächliche Lohndiskriminierung von Frauen
in unserem Land. Daran wird ganz deutlich, dass wir
endlich rechtliche Regelungen brauchen, um dieser
Lohndiskriminierung effektiv entgegenzuwirken. Wir
bräuchten auch eine tatkräftige Ministerin, die sich nicht
länger vor ihren Aufgaben drückt.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN)


In der Studie wird außerdem dargelegt: Je länger die
Unterbrechungen des Erwerbslebens sind, desto größer
wird der Lohnabstand. Es sind nach wie vor überwie-
gend die Frauen, die längere Erwerbspausen haben, al-
lerdings immer seltener wirklich gewollt. Auch deswe-
gen war die Einführung des Elterngeldes ein sinnvolles
Instrument, um zu erreichen, dass Frauen nach der Ge-
burt ihres Kindes nicht zu lange aus dem Erwerbsleben
ausgeschlossen werden und gleichzeitig auch die Väter
im ersten Jahr nach der Geburt an der Betreuung betei-
ligt werden. Die Beteiligung der Väter sollte allerdings
noch deutlich besser werden. Deswegen setzen wir uns
in der SPD für mehr Partnerschaftlichkeit beim Eltern-
geld ein. Ziel ist eine gerechte Aufteilung der Elternzeit.


(Beifall bei der SPD)


Was aber will die Ministerin? Der Presse konnten wir
aktuell entnehmen, dass sie bei einer Weiterentwicklung
des Elterngeldes auf das Prinzip Hoffnung setzt. Sie
hoffe, dass eine Ausweitung der Partnermonate beim El-
terngeld und die Einführung eines Teilelterngeldes noch
vor den nächsten Bundestagswahlen – hört, hört, der
Zeitpunkt – verwirklicht werden. Indem man allein auf
das Prinzip Hoffnung setzt, haben sich gesellschaftliche
Rahmenbedingungen – vielleicht richten Sie das Ihrer
Ministerin aus, Herr Staatssekretär – noch nie geändert.
Hier sind Taten von der Ministerin gefordert!


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)


Denn die Frauen in Deutschland haben diesen Stillstand
nicht verdient, und sie haben ihn vor allem wirklich satt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Taten sind auch
beim Ausbau der Kinderbetreuung gefordert. Hierzu hat
das Statistische Bundesamt ganz aktuelle Betreuungs-

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(C (D ahlen veröffentlicht. Die Zahl der betreuten Kinder uner drei Jahren nimmt zwar weiter zu, doch nach wie vor st die Betreuungsquote in den meisten westdeutschen undesländern wirklich alles andere als zufriedenstel end. Es bedarf endlich konkreter Verabredungen mit ändern und Kommunen, wie das Angebot schneller bearfsgerecht ausgebaut und der Rechtsanspruch 2013 erlässlich umgesetzt werden kann. Auf das Engagement der Bundesfamilienministerin arten Eltern und ihre Kinder bislang vergeblich. Dabei üsste sie schleunigst einen Krippengipfel einberufen nd eine aktuelle und ehrliche Bedarfsanalyse vorlegen, tatt sich permanent hinter veralteten Zahlen zu versteken. (Christel Humme [SPD]: Das wird höchste Zeit!)


ie SPD fordert: Die Ganztagsbetreuungsangebote in
itas und Schulen müssen ausgebaut werden. Nur so

ässt sich Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Män-
er und Frauen leben; nur so ist Gleichstellung zu ver-
irklichen.

Wenig konkret hingegen ist die Initiative „Familien-
ewusste Arbeitszeiten“, die die Ministerin zusammen
it der DIHK gestartet hat. Ziel ist es, Betrieben Anre-

ungen für flexiblere und damit familienfreundlichere
rbeitszeitmodelle zu geben. Meine lieben Kolleginnen
nd Kollegen, es fehlt nicht an Anregungen, es fehlt an
onkreten Angeboten für die Beschäftigten. Das ist das
roblem.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Über die Quote haben wir schon einiges gehört. Ich
erke dazu an: Auch die Quote gehört nicht gerade zu

en Lieblingsthemen der Ministerin, und man fragt sich,
elche es eigentlich sind. Die Quote, so hört man von

hr, sei nur Ultima Ratio. Jetzt folgte auch noch die Aus-
age, eine Quote sei auch immer eine Kapitulation der
olitik. Dann hat ja – schade, dass Frau Bär schon weg

st – die CSU mit ihrer Frauenquote schon einmal kapi-
uliert.

Kapituliert hat wohl auch die Justizministerkonferenz
er Länder? Sie hat letzte Woche einen Quotenbeschluss
ür Aufsichtsräte gefasst. Die SPD begrüßt diesen Schritt
usdrücklich. Ich kann nur sagen: Hier wurde nicht kapi-
uliert, sondern endlich verstanden, was guten Frauen
irklich hilft.


(Beifall bei der SPD)


Das Bedauern der Ministerin über die fehlenden
rauen in Führungspositionen ist alles andere als über-
eugend, und ihre Aktivitäten erschöpfen sich auch hier,
ie so oft, in einer Initiative mit der Wirtschaft, diesmal

ür mehr Frauen in Führungspositionen. Wir brauchen
ber keine folgenlosen Initiativen, wir und die Frauen in
iesem Land brauchen gesetzliche Regelungen. Die SPD
ill eine gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte und
orstände. Damit kommen Frauen in die entsprechenden
ositionen, nicht aber mit folgenlosen Initiativen. Es





Caren Marks

)

)(B)

wundert nicht wirklich, dass wir mit einer solchen
Ministerin bei einem Ranking des Weltwirtschaftsfo-
rums zur Gleichstellung von Platz 5 auf Platz 13 zurück-
gefallen sind.

Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, es ist nicht
nachvollziehbar, dass eine so junge Frauenministerin mit
Gleichstellungspolitik nichts am Hut hat,


(Zuruf von der CDU/CSU: Falsch!)


und das, obwohl sie ihre Karriere auch der Frauenbewe-
gung der 70er-Jahre verdankt. Schlimmer noch: Frau
Schröder macht in der Gleichstellungspolitik eine Rolle
rückwärts nach der anderen. Die Frauen in unserem
Land wissen, dass die Ministerin nicht an ihrer Seite
steht. Die Quittung – da bin ich mir sicher – wird folgen.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707216400

Als letzter Rednerin zu diesem Debattenpunkt erteile

ich Kollegin Nadine Schön für die CDU/CSU-Fraktion
das Wort.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

Kollegen! Nach den aufgeheizten Diskussionen der letz-
ten Tage dachte ich, dass wir wenigstens hier im Parla-
ment etwas sachlicher diskutieren, ohne Verleumdungen
und ohne Falschbehauptungen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Widerspruch bei der SPD)


Aber was machen Sie? Sie machen genau so weiter, in
der Hoffnung, parteipolitischen Profit daraus zu schla-
gen. Ich bin der Meinung, der Zirkus, den Sie hier vor al-
lem in den letzten Tagen veranstaltet haben, lähmt die
gleichstellungspolitische Debatte mehr, als dass er sie
voranbringt.


(Widerspruch bei der SPD und der LINKEN)


Worum geht es eigentlich? Es geht zum einen um die
Frage, wer was erreicht hat.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ja, der Feminismus
hat vieles erreicht. Viele von uns würden heute hier nicht
stehen, hätte es den Feminismus nicht gegeben.


(Christel Humme [SPD]: So ist es!)


Das hat übrigens die Ministerin in ihrem Interview wort-
wörtlich so gesagt. Niemand stellt die Erfolge des Femi-
nismus infrage.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Was ich allerdings infrage stelle, sind die Erfolge der
Gleichstellungspolitik der letzten Jahre. Da ist nicht
wahnsinnig viel passiert. Trotzdem werfen Sie uns vor,

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(C (D ass wir bei vielen Themen auf der Stelle treten. Dabei aren sowohl die SPD als auch die Grünen, also all die enigen, die in den letzten Jahren an der Regierung waen, an dieser Entwicklung genauso beteiligt. (Christel Humme [SPD]: Das ist eine falsche Behauptung! Sie haben bei meiner Rede nicht zugehört!)


eshalb halte ich das Geschrei der letzten Tage für ein
irklich durchsichtiges Manöver, um von Ihrem eigenen
cheitern abzulenken.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der SPD: Oh!)


Zum Zweiten geht es um verschiedene inhaltliche
hemen. Auch hier war ich etwas überrascht über die
chwerpunktsetzung der letzten Tage. In meinen Augen
ibt es Themen, bei denen wir wirklich weitergekom-
en sind. Allerdings gibt es auch andere Themen, bei

enen noch viel zu tun ist. Aber diese Gewichtung hat
ich in der Diskussion der letzten Tage ganz und gar
icht widergespiegelt. Ich frage mich: Ist es wirklich
otwendig, einen Namenswechsel so hoch zu hängen?
or 20 bis 30 Jahren war der Namenswechsel eine abso-

ut politische Aussage.

(Caren Marks [SPD]: Dazu hat keiner von uns was gesagt! – Christel Humme [SPD]: Wer hat das denn gemacht?)


as ist aber heute nicht mehr so. Man ist weder eine
manze, wenn man als Frau einen Doppelnamen wählt
der seinen Namen behält, noch ist man superkonserva-
iv, wenn man den Namen des Mannes annimmt.


(Christel Humme [SPD]: Da setzen Sie sich am besten mit Alice Schwarzer auseinander! Die ist aber nicht im Parlament oder in der Regierung!)


ie Namenswahl geschieht heute in den meisten Fällen
öllig undogmatisch. Sie wird beeinflusst vom persönli-
hen Geschmack und der individuellen Situation. Für
iele ist es heute unvorstellbar, wie es früher einmal war.
ber es ist doch gerade der Erfolg der Frauenbewegung,
ass wir die Namenswahl heute so undogmatisch sehen
önnen. Lassen Sie uns das auch heute leben, und ver-
angen Sie nicht von uns, dass wir alles genauso machen,
ie Sie es damals vor 20, 30 Jahren aus berechtigten
ründen gemacht haben.
Das Gleiche gilt für die Jungenpolitik. Ich sehe in der

eststellung, dass die Jungen gegenüber den Mädchen in
en letzten Jahren zu kurz gekommen sind,


(Zurufe von der LINKEN: Oh!)

einen Angriff gegen die Mädchen- und Frauenpolitik.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Das stimmt!)

rotzdem beobachtet man Reaktionen wie gerade von den
inken oder hört Sätze wie: Jetzt müssen wir uns auch
och um die armen Jungen kümmern. – Ich sage: Ja, das
üssen wir; denn Gleichstellungspolitik bedeutet, dass
ir jedes Geschlecht bestmöglich fördern müssen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


(A)






Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

Man kann durchaus für eine Quote sein und gleichzeitig
die Jungen fördern. Pragmatismus statt Ideologie: Mit
diesem Grundsatz kommen wir in diesen Tagen weiter
als mit dem Kampf der Geschlechter.

Aber das darf nicht mit Laisser-faire verwechselt wer-
den. Es gibt noch viel zu tun. In vielen Punkten sind wir
absolut nicht zufrieden mit dem, was erreicht worden ist.
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zurückfallen.
Auch das sage ich ganz deutlich. Einen Rückfall können
wir nur verhindern, indem wir uns gemeinsam auf die
wichtigen Themen konzentrieren und nicht aufeinander
losgehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Die CDU/CSU-Fraktion steht für entschiedenes und
pragmatisches Handeln sowie für einen breiten, ursa-
chenorientierten Ansatz. Die Kolleginnen haben es be-
reits im Zusammenhang mit dem Thema Entgeltun-
gleichheit dargestellt. Dafür gibt es eine Reihe von
Gründen. Dazu gehört das Berufswahlverfahren; das
wurde schon gesagt. Ich nenne ferner die vielen Er-
werbsunterbrechungen und die schlechtere Bezahlung in
typischen Frauenberufen. Da müssen sich auch die Tarif-
partner fragen lassen, ob ihnen an dieser Stelle nicht eine
Verantwortung zukommt.


(Beifall bei der CDU/CSU)


Es gibt in der Tat auch Diskriminierungen, was die Kar-
rierechancen und das Gehalt angeht. Es gibt also ein
Bündel von Ursachen. Dieses Problem müssen wir ge-
meinsam angehen: Frauen und Männer, Unternehmen,
Tarifparteien, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. So
kommen wir wirklich weiter.

Das Gleiche gilt für das Thema Frauen in Führungs-
positionen. Hier müssen wir feststellen: Wir sind unter
Rot-Grün nicht weitergekommen; wir sind in der Großen
Koalition nicht weitergekommen. Nur gerade einmal
2,5 Prozent der Vorstandsposten der 200 größten deut-
schen Unternehmen sind mit Frauen besetzt. Das haben
Sie genauso wie wir zu verantworten. Hier treten wir auf
der Stelle.

Dafür gibt es eine breite Palette von Gründen: In gut
bezahlten technischen Berufen arbeiten weniger Frauen.
Es liegt zum Teil auch daran, dass Frauen manchmal
vorsichtiger sind. Aber die Hauptursache sind meiner
Meinung nach die Kultur und der Status quo in den Füh-
rungsetagen der Unternehmen. Die Old-Boys-Netz-
werke funktionieren leider – vielleicht auch unbewusst.
Es herrscht eine männliche Kultur vor. Frauen stoßen da
irgendwann an eine gläserne Decke. Hier bedarf es einer
qualifizierten Anzahl von Frauen – man spricht von etwa
30 Prozent – in den entsprechenden Ebenen, um diese
Kultur strukturell zu ändern.

Wie kommen wir dahin? Die Kolleginnen haben es
bereits erwähnt: Wir legen einen Stufenplan vor. So kon-
kret waren Sie noch nie.


(Christel Humme [SPD]: Als Gesetz oder als freiwillige Lösung?)


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(C (D uf der ersten Stufe stehen Selbstverpflichtung und Beichtspflichten. (Christel Humme [SPD]: Das haben wir doch schon seit neun Jahren!)


ir sagen aber eben auch deutlich: Wir warten nicht
wig. Ein Stufenplan ist ein Stufenplan.


(Caren Marks [SPD]: Aber nichts Verbindliches!)


as heißt, wenn nicht ganz schnell Dynamik in die Sa-
he hineinkommt, dann muss die zweite Stufe wesent-
ich mehr Vorgaben und Druck beinhalten. Da kann Nor-
egen für uns durchaus ein gutes Vorbild sein.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707216500

Frau Kollegin, Sie müssen bitte zum Ende kommen.

Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
Herr Präsident, ich komme zum Ende. – Es gibt noch

iel zu tun. Mit Diffamierungen kommen wir nicht wei-
er. Wir müssen das gemeinsam angehen.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707216600

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Beschlussempfehlung des Aus-
chusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf
rucksache 17/1486 zu dem Antrag der Fraktion der
PD mit dem Titel „Mit gesetzlichen Regelungen die
leichstellung von Frauen im Erwerbsleben umgehend
urchsetzen“, zu dem Antrag der Fraktion Die Linke mit
em Titel „Entgeltgleichheit zwischen den Geschlech-
ern wirksam durchsetzen“ sowie zu der Unterrichtung
urch die Bundesregierung mit dem Titel „Dritte Bilanz
er Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und
en Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur För-
erung der Chancengleichheit von Frauen und Männern
n der Privatwirtschaft“.

Der Ausschuss empfiehlt unter Buchstabe a seiner
eschlussempfehlung, in Kenntnis der genannten Unter-

ichtung auf Drucksache 16/10500 den Antrag der Frak-
ion der SPD auf Drucksache 17/821 abzulehnen. Wer
timmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt
agegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung
st mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP gegen die
timmen der SPD bei Stimmenthaltung der Linken und
er Grünen angenommen.

Unter Buchstabe b seiner Beschlussempfehlung emp-
iehlt der Ausschuss die Ablehnung des Antrags der
raktion Die Linke auf Drucksache 17/891. Wer stimmt
ür diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
nthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
timmen der beiden Koalitionsfraktionen gegen die
timmen der Linken bei Stimmenthaltung von SPD und
rünen angenommen.





Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse


(A) )


)(B)

Ich rufe nun den Tagesordnungspunkt 36 auf:

Beratung der Beschlussempfehlung und des Be-
richts des Ausschusses für Wirtschaft und Tech-
nologie (9. Ausschuss)


– zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Joachim

(St. Wendel)

der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Paul K.
Friedhoff, Dr. Erik Schweickert, Claudia
Bögel, weiterer Abgeordneter und der Fraktion
der FDP

Kinderfreundliche Nachbesserung der EU-
Spielzeug-Richtlinie dringend erforderlich

– zu dem Antrag der Abgeordneten Elvira
Drobinski-Weiß, Petra Crone, Petra
Ernstberger, weiterer Abgeordneter und der
Fraktion der SPD

Offensive für einen wirksamen Schutz der
Kinder vor Gift in Spielzeug

– zu dem Antrag der Abgeordneten Karin Binder,
Caren Lay, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Ab-
geordneter und der Fraktion DIE LINKE

Krebserregende Stoffe in Kinderspielzeugen
durch Sofortmaßnahmen ausschließen

– zu dem Antrag der Abgeordneten Nicole
Maisch, Ulrike Höfken, Cornelia Behm, weite-
rer Abgeordneter und der Fraktion BÜND-
NIS 90/DIE GRÜNEN

Kinderspielzeug – Risiko für kleine Ver-
braucher

– Drucksachen 17/3424, 17/2345, 17/1563, 17/656,
17/3695 –

Berichterstattung:
Abgeordnete Nadine Schön (St. Wendel)


Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für die
Aussprache eine halbe Stunde vorgesehen. – Ich höre
keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache und erteile dem Kollegen
Erik Schweickert für die FDP-Fraktion das Wort.


(Beifall bei der FDP)



Dr. Erik Schweickert (FDP):
Rede ID: ID1707216700

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Meine Damen und Herren! Heute geht es im Prinzip um
den Vergleich von zwei Produkten – ich habe sie mitge-
bracht –: Es geht um den Vergleich zwischen einem
Quietscheentchen, auf dem meine Tochter schon einmal
herumkaut, wenn sie in der Wanne planscht, und einem
Autoreifen, auf dem sie noch nie herumgebissen hat. Sie
werden denken: Das ist logisch! Auch ich sage: Das ist
logisch! Wenn Sie jetzt aber wissen, dass bei diesem
Quietscheentchen eine 1000-fach höhere Konzentration
einzelner krebserregender Weichmacher zugelassen ist
als bei diesem Autoreifen – deswegen zeige ich Ihnen
das Ganze –, dann werden Sie sagen: Das ist unlogisch!

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(C (D ch sage Ihnen: Das ist unzumutbar. Hier muss gehandelt erden. Das Beispiel zeigt, warum wir von der christlich-libealen Koalition hier vorangehen. Wir bemühen uns nicht rst, seit die Stiftung Warentest nachgewiesen hat, dass ei 80 Prozent von 50 untersuchten Spielzeugen die geetzlich vorgegebenen Grenzwerte nicht eingehalten urden, darum, in diesem Bereich nach vorne zu komen. Aber wie kann man hier nach vorne kommen? Da s sich um eine europäische Regelung handelt, müssen ir auf der europäischen Ebene ansetzen. Das tun wir uf drei verschiedene Weisen: Erstens. Wir möchten die Grenzwerte ändern; sie üssen gesenkt werden. Ich denke, das ist unter den raktionen dieses Hauses Konsens. Zweitens. Es geht uns nicht so sehr darum, welche chadstoffe in einem Spielzeug enthalten sind, sondern arum, welche Schadstoffe freigesetzt werden: Was wird reigesetzt, wenn das Quietscheentchen in den Mund geommen wird, wenn es zum Hautoder Mundkontakt ommt? Wir sind also der Meinung, dass hier die Systeatik geändert werden muss: Es ist nicht ausschlagge end, was drin ist, sondern was freigesetzt wird. (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Drittens. Wir, die christlich-liberale Koalition, wollen
ine verpflichtende Drittprüfung auf europäischer Ebene
urchsetzen; denn es hat sich gezeigt, dass das CE-
eichen, das für „Conformité Européenne“ stehen soll
eine Selbstverpflichtung der Hersteller –, so gut wie

ichts bringt. Insider sprechen bei CE nicht von „Con-
ormité Européenne“, sondern von „China Exports“;
enn das Zeichen wird einfach aufgedruckt, ohne dass
an sich um die Vorgaben kümmert. Wir sind deshalb

er Meinung: Das muss besser gemacht werden. Wir
ennen in Deutschland den TÜV; wir wissen, was es
eißt, Stichproben zu nehmen. Dann ist es richtig, zu sa-
en: Wir wollen verpflichtende Drittprüfungen auf euro-
äischer Ebene. Denn nur dann können wir den Schutz
nserer Kinder ordentlich gewährleisten.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Wir haben auch den Vorschlag unterbreitet – falls
an sich da mit Blick auf REACH schwertun sollte –

nd sind bereit, Spielzeug – wie dieses Glas – als Le-
ensmittelbedarfsgegenstand zu klassifizieren. Wenn ich
as in den Mund nehme, brauche ich keine Angst zu ha-
en, dass etwas migriert, weil für Lebensmittelbedarfs-
egenstände sehr strenge Regelungen gelten. Wenn sich
ie EU schwertut, haben wir also alternativ vorgeschla-
en, Kleinkinderspielzeug als Lebensmittelbedarfsge-
enstand zu klassifizieren. Auch dann sind wir auf dem
ichtigen Weg.

Darüber hinaus sehen wir, dass wir im Bereich der al-
ergenen Stoffe etwas tun müssen. Bei Uhren haben die
ickelwerte ein Limit, bei Kinderspielzeug ist das nicht
er Fall. Auch das ist eine unlogische Gesetzgebung auf
uropäischer Ebene. Hier werden wir zusammen mit





Dr. Erik Schweickert


(A) )


)(B)

dem Wirtschaftsministerium und dem Verbraucherschutz-
ministerium aktiv werden, damit sich etwas tut und un-
sere Kinder nicht länger mit dem teilweise doch als
Schrott zu klassifizierenden Produkten zugeschüttet wer-
den.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)


Jetzt kommt die Opposition und sagt: Was tun Sie
denn national? Dazu muss ich sagen: Das Ganze einfach
nur national zu regeln, wäre zu einfach. Viele von uns
kommen ja aus Baden-Württemberg. Da ist der Weih-
nachtsmarkt in Frankreich relativ nahe. Ich will nicht,
dass Spielzeug, das in Deutschland nicht eingeführt wer-
den darf, aus Frankreich zu uns herüberkommt. Das ist
kein effizienter Verbraucherschutz. Wir müssen hier auf
europäischer Ebene tätig werden. Trotzdem dürfen wir
national nicht untätig sein. Das sind wir, meine Damen
und Herren, liebe Elvira Drobinski-Weiß, auch nicht.

Wir haben in unserem Antrag ganz klar gesagt, dass
wir insbesondere mit China eine Arbeitsgruppe gründen
wollen, um dieses Thema in den Griff zu kriegen. Ich
möchte auch sagen, warum. Denn eine verpflichtende
Drittprüfung muss so organisiert sein, dass vor Ort eine
Probe genommen werden kann. Ich habe mich dazu
heute Morgen mit unserem Wirtschaftsminister Rainer
Brüderle abgestimmt. Wir werden auch die großen
Händler zu einem Gespräch einladen, damit nämlich ge-
nau diese Regelungen, die wir jetzt auf den Weg bringen,
beachtet werden – nicht erst dann, wenn Europa umsetzt.
Wir wollen schon vorher proaktiv tätig werden, damit
sich das nicht wiederholt, was die Stiftung Warentest he-
rausgefunden hat.

Sie sehen also, wenn Sie sich diesen Antrag ganz ge-
nau durchlesen: Wir sind nicht nur auf dem richtigen
Weg; wir sind im Zeitplan, und wir handeln jetzt nach
zwölf Monaten so, wie es manche in zwölf Jahren Re-
gierungsverantwortung nicht geschafft haben. Deshalb
möchte ich insbesondere an Sie aus der Opposition ap-
pellieren: Wir haben einen Antrag vorgelegt, der in vie-
len Teilen Ihre Anregungen aufgreift, der umsetzbar ist
und der zwischen den Häusern abgestimmt ist. Deswe-
gen bitte ich Sie um Unterstützung, damit wir uns nicht
irgendwann wieder darüber unterhalten müssen, ob das
Quietscheentchen oder der Autoreifen für meine Tochter
besser wäre. Ich möchte ihr weiterhin das Quietsche-
entchen und nicht den Autoreifen zum Spielen geben.

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707216800

Das Wort hat nun Elvira Drobinski-Weiß für die SPD-

Fraktion.


Elvira Drobinski-Weiß (SPD):
Rede ID: ID1707216900

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Her-

ren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Schweickert
hat es ja auch angesprochen: Im Oktober hat die Stiftung
Warentest erneut festgestellt, dass Kinderspielzeug sehr
hoch mit Gift belastet ist, und zwar in einem doch sehr
erschreckendem Ausmaß. Von den 50 untersuchten Pro-

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(C (D ukten waren über 80 Prozent betroffen. Ob Holzbauteine oder Holzpuzzles, Plüschtiere, Puppen und Plasikspielzeug: Sie enthielten Formaldehyd, Phthalate, AKs – das sind die sogenannten polyzyklischen aromaischen Kohlenwasserstoffe –, kritische Farbstoffe und onylphenol, Stoffe, die als krebserregend gelten und llergien auslösen können. Einige verändern das Erbgut der sind fortpflanzungsschädigend. Das ist, finde ich, erschreckend, aber leider nicht neu. egelmäßig warnen die Rapex-Meldungen der EU vor iftigem Spielzeug, und zwar mit steigender Tendenz. ir haben bereits mehrfach über die Sicherheit von Kin erspielzeugen debattiert. Aber getan hat sich fast nichts. as ist es, was uns wirklich empören muss. Bereits im Mai hatte ein Vertreter des Deutschen Verandes der Spielwaren Industrie auf einer Anhörung im irtschaftsausschuss berichtet, dass man schon seit itte Dezember 2009 – das ist nun bald ein Jahr her – it Ministerin Aigner über eine Selbstverpflichtung zu en PAKs im Gespräch sei. Seitens des Verbandes sei an bereit, die für die Vergabe des GS-Zeichens – das teht für „Geprüfte Sicherheit“ – geltenden Grenzwerte ür PAKs einzuhalten. Im aktuellen Warentest wurden ber jede Menge PAK-Stoffe gefunden, zum Beispiel im eerschweinchen von Althans, in der Sandmännchenfi ur Pitti von heunec, im Teddybär Victor von Steiff, in er Puppe Cheeky von Simba. Ich habe es schon gesagt: PAKs gelten als krebserzeuend, erbgutverändernd und fortpflanzungsschädigend. ir nennen diese Stoffe abgekürzt auch k/e/f-Stoffe. Das undesinstitut für Risikobewertung sieht hier einen drinenden Handlungsbedarf. Diese Stoffe haben im Spieleug tatsächlich nichts zu suchen. Sie gehören verboten. Die SPD hat mit ihrer Offensive für einen wirksamen chutz der Kinder vor Gift in Spielzeug bereits im Juni inen umfassenden Maßnahmenkatalog zur Verbesseung der Spielzeugsicherheit vorgelegt. Darin fordern ir unter anderem die rechtliche Gleichstellung von pielzeug mit sogenannten Lebensmittelkontaktmateria ien; denn – das hat der Kollege Schweickert schon auseführt – Kinder nehmen diese Dinge in den Mund. Sie auen an ihren Plüschtieren, und dabei werden Giftstoffe reigesetzt. Wir fordern ein komplettes Verbot dieser k/e/ftoffe, ebenso für alle allergieauslösenden Stoffe. Auch die Kombinationswirkungen der verschiedenen hemikalien sind bisher nicht berücksichtigt worden. ir fordern, dass die Untersuchung solcher Kombina ionswirkungen zu einem Forschungsschwerpunkt wird nd die Ergebnisse schnellstmöglich in gesetzliche Voraben einfließen. Wir wollen die Hersteller verpflichten, ie Sicherheit von Spielzeug durch unabhängige Dritte berprüfen zu lassen, bevor dieses in den Handel geangt. Schließlich kann man von Eltern und Großeltern icht verlangen, dass sie Chemieexperten sind. Sie sollen sich darauf verlassen können, dass auf dem Markt erältliches Spielzeug keine Gefahr für die Gesundheit hrer Kinder ist. Wir fordern daher die Einrichtung einer enutzerfreundlichen, öffentlich zugänglichen Daten Elvira Drobinski-Weiß )


(Beifall bei der SPD)





(A) )

bank für Spielzeug. Darin sollen die Kontrollergebnisse
der Marktüberwachung der Länder und des Zolls unter
Nennung der Namen von Hersteller und Produkt zusam-
mengeführt und die Inhaltsstoffe des Spielzeugs genannt
werden.

Als unser Antrag im Oktober endlich auf der Tages-
ordnung des Verbraucherausschusses stand, haben die
Kolleginnen und Kollegen der Regierungskoalition für
die Absetzung gesorgt. Eigene Vorschläge von CDU/
CSU und FDP lagen bis dahin nicht vor.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Das stimmt nicht!)


Immer wieder haben wir unsere Gesprächsbereitschaft
signalisiert. Im Interesse der Kinder – es geht um ihren
Schutz – sind wir für eine gemeinsame Initiative offen.
Wir denken aber, dass Ihre Vorschläge dafür nicht aus-
reichen.

Der Koalitionsantrag, den Sie uns Ende Oktober vor-
gelegt haben, bleibt weit hinter dem Machbaren zurück,
Herr Kollege Schweickert.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Was habt ihr in den zwölf Jahren denn gemacht?)


Warum haben Sie unsere Forderungen nicht komplett
übernommen? Ich denke, dass einiges aus unserem An-
trag abgeschrieben wurde; aber leider wurde es aufge-
weicht.


(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


– Lachen Sie nur. Lesen Sie beide Anträge und verglei-
chen Sie sie.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Ich habe alles gelesen!)


Wichtige Punkte wurden weggelassen. Beispielsweise
haben Sie die Option, notfalls auch auf nationaler Ebene
Spielräume für Verbesserungen zu nutzen, ausgeklam-
mert.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Das steht doch schon im europäischen Gesetz!)


Wie ernst ist es Ihnen denn mit der Einführung einer
verpflichtenden Überprüfung der Sicherheit von Kinder-
spielzeug durch unabhängige Dritte?


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: TÜV!)


Schließlich waren es CDU/CSU und FDP, die bei der
Überarbeitung der Spielzeug-Richtlinie die EU-weite
Einführung verhindert haben.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Wie bitte? Was?)


– Bei der Überarbeitung der Spielzeug-Richtlinie haben
CDU/CSU und FDP die EU-weite Einführung der ver-
pflichtenden Drittprüfung im Europaparlament verhin-
dert. Schauen Sie doch einfach in den Protokollen nach,
oder machen Sie sich bei den Kollegen kundig.

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(C (D (Dr. Erik Schweickert [FDP]: Schauen Sie einmal in die Länder! Da gab es Länderkooperationen!)


Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU,
emeinsam waren wir schon viel weiter. 2008 haben wir
ls schwarz-rote Regierungskoalition ein komplettes
erbot aller allergenen Duftstoffe und aller k/e/f-Stoffe
efordert. Jetzt streben Sie strengere Grenzwerte für
iese Stoffe an, und die allergenen Duftstoffe haben Sie
m Forderungsteil Ihres Antrags offensichtlich verges-
en.

Sehr geehrte Damen und Herren von der Regierungs-
oalition, ziehen Sie Ihren Antrag zurück!


(Lachen des Abg. Dr. Erik Schweickert [FDP])


ichtige Forderungen fehlen. Das kann ja einmal pas-
ieren, man muss aber nicht darauf beharren, und schon
ar nicht, wenn es um so etwas Wichtiges wie Kinderge-
undheit geht. Unterstützen Sie hier und jetzt doch lieber
nseren Antrag im Interesse und für den Schutz der Ge-
undheit der Kinder! Alle Eltern wären Ihnen dafür
ankbar. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass
ir nächstes Jahr nicht wieder kurz vor Weihnachten
ber Gift im Spielzeug debattieren müssen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.


(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Deswegen unserem Antrag zustimmen!)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707217000

Jetzt hat das Wort Kollegin Nadine Schön für die

DU/CSU-Fraktion.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Nadine Schön (St. Wendel) (CDU/CSU):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und

ollegen! Weihnachten steht fast vor der Tür, Zeit der
eschenke, besonders für Kinder. Kinder finden unter
em Weihnachtsbaum sicherlich am häufigsten Spiel-
eug. Das soll weiterhin so bleiben. Der Deutsche Ver-
and der Spielwaren Industrie spricht jetzt schon von
inem Umsatzplus von 7 Prozent im Vergleich zum Vor-
ahr und hofft auf ein noch besseres Weihnachtsgeschäft.

Allerdings muss man sich angesichts der kürzlich er-
chienenen Untersuchungsergebnisse der Stiftung Wa-
entest fragen, ob für die Kleinsten wirklich nur das
este unterm Tannenbaum liegt. Immerhin waren
0 Prozent der getesteten Spielzeuge in irgendeiner
orm mangelhaft und wiesen Gefahren für Kinder auf.
as ist für Eltern, Großeltern, für uns alle sehr bedenk-

ich. Hier müssen wir etwas tun. Deshalb haben wir als
oalition einen Antrag auf den Tisch gelegt, der mehrere
orderungen für einen höheren Schutz vor mangelhaf-

em Spielzeug enthält.

Zum einen fordern wir Nachbesserungen bei der EU-
pielzeug-Richtlinie. Diese Richtlinie – 2008 gegen die
timme Deutschlands verabschiedet, liebe Kollegin – er-





Nadine Schön (St. Wendel)



(A) )


)(B)

höht zwar das Schutzniveau bei Spielzeug deutlich, ist
aber unseres Erachtens nicht ausreichend. Deshalb – das
wiederhole ich – hat Deutschland damals nicht zuge-
stimmt.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Ja! Zuhören!)


Es ist zu begrüßen, dass sich die Bundesregierung in
Brüssel für Nachbesserungen starkmacht. Bis zum In-
krafttreten 2011 bzw. 2013 muss einiges geändert wer-
den. Wir fordern im Einzelnen Folgendes:

Erstens müssen die festgelegten Grenzwerte für Che-
mikalien, insbesondere für Schwermetalle wie Blei und
Cadmium, und für allergene Stoffe wie Nickel und Duft-
stoffe an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse
angepasst werden. Zum Glück führt die Forschung im-
mer wieder zu neuen Erkenntnissen. Nach unserer Mei-
nung sind die Grenzwerte bisher zu hoch und sollten
deutlich abgesenkt werden.

Zweitens sind wir der Auffassung, dass krebserre-
gende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefähr-
dende Stoffe, sogenannte CMR, in Spielzeugen nichts zu
suchen haben und generell zu verbieten sind.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Viele polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe,
PAK, die beispielsweise in Weichmachern zu finden
sind, besitzen krebserregende Eigenschaften und zählen
somit zu den CMR-Stoffen. Man sieht dem Spielzeug
nicht an, ob es giftige Weichmacher enthält. Deshalb
dürfen wir hier kein Risiko eingehen.


(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)


Drittens fordern wir ein umfassendes Migrationskon-
zept. Maßgeblich ist nämlich nicht nur, wie viel eines
Stoffes im Spielzeug ist, sondern auch, wie sich dieser
Stoff verhält, wenn am Spielzeug gerieben, gelutscht
oder gekaut wird. Das lässt sich bei Kindern eben nicht
vermeiden. Das muss untersucht werden. Wir brauchen
verlässliche Angaben über die Gefährlichkeit eines
Spielzeugs aufgrund der Migration seiner Inhaltsstoffe.

Schließlich muss geprüft werden, inwiefern es sinnvoll
ist, Spielzeuge generell als Lebensmittelbedarfsgegen-
stände zu klassifizieren. Mein Kollege Dr. Schweickert
hat dies anhand eines Trinkglases deutlich gemacht.

Mit diesen materiellen Änderungen allein ist es aller-
dings nicht getan. Das Ganze muss auch für den Kunden
nachvollziehbar sein. In Deutschland haben wir mit dem
freiwilligen Gütesiegel „GS“ sehr positive Erfahrungen
gemacht. Sie kennen das Logo bestimmt. Im Gegensatz
zum CE-Zeichen ist das für den Kunden ein aussagekräf-
tiges Emblem. Ich bin sehr froh, dass sich unsere Bun-
desregierung dafür starkgemacht hat, dass wir dieses
Zeichen behalten dürfen; das ist ein großer Vorteil für
unsere deutschen Kunden. Unsere Bundesregierung hat
das in Brüssel durchgesetzt.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


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(C (D Liebe Kolleginnen und Kollegen, was sich bewährt at, sollte ausgebaut werden. Ein solches Zeichen muss s, zusammen mit einer verpflichtenden Drittprüfung, uch auf EU-Ebene geben. Das gibt Herstellern die öglichkeit, sich positiv von ihren Wettbewerbern abzu renzen, und schafft für die Käufer mehr Transparenz. Die Welt besteht allerdings nicht nur aus der EU. Das eiste Spielzeug, das wir in deutschen Kaufhäusern fin en, kommt aus China. Deshalb ist es wichtig, dass das irtschaftsministerium im Bereich der Produktsicher eit bereits intensiv mit den Kollegen in China zusamenarbeitet. So können Produktmängel bereits im Ur prungsland behoben werden. Werden parallel dazu die ontrollen an den EU-Außengrenzen und die Marktauf icht verstärkt, kann man verhindern, dass gefährliches pielzeug überhaupt auf den europäischen Binnenmarkt elangt. Schließlich – das ist der letzte, aber auch ein sehr eleentarer Punkt – soll es unserer Auffassung nach eine reit angelegte Informationsund Aufklärungskampagne eben. Jeder von uns, der schon einmal ratlos vorm pielzeugregal gestanden hat, wird mir zustimmen: Hier raucht es mehr Information. Der Kunde muss wissen, orauf er achten soll. Wenn es um die Sicherheit von Spielzeug geht, darf s keine Kompromisse und Ausnahmen geben. Liebe ollegen von der Opposition, Ihre Anträge haben zwar ie gleiche Intention, verfehlen aber das Ziel. Denn naionale Alleingänge, die Sie fordern, bringen uns im eitalter des europäischen Binnenmarktes überhaupt icht weiter. Dadurch werden Sie die Sicherheit von inderspielzeug nicht erhöhen. Deshalb fordere ich Sie uf: Schließen Sie sich dem Antrag der Koalitionsfrakionen an! Dann können Sie wirklich etwas für die Siherheit von Kinderspielzeug tun. Helfen Sie mit, zuammen mit der Bundesregierung für einen besseren chutz bei Kinderspielzeug zu sorgen, damit wir alle unere Weihnachtseinkäufe in Zukunft unbesorgt erledigen önnen. Das Wort hat nun Karin Binder für die Fraktion Die inke. Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe olleginnen und Kollegen! Alle Jahre wieder müssen or Weihnachten Spielzeuge aus dem Verkehr gezogen erden, weil sie lebensgefährlich, zumindest aber ge undheitsschädigend sind. Nach wie vor finden Verbrauherschützer in Spielsachen Gift. Seit Jahren ist dieses roblem bekannt, geschehen ist bisher wenig. Fest steht: Auch zum diesjährigen Weihnachtsfest errscht Unsicherheit. Eltern können nicht darauf verrauen, dass Spielzeuge sicher sind. Selbst der Kauf hei Karin Binder )


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)

Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707217100

(Beifall bei der LINKEN)

Karin Binder (DIE LINKE.):
Rede ID: ID1707217200




(A) )

mischer Markenware bietet keine Garantie. Dies zeigt
nachdrücklich die Untersuchung der Stiftung Warentest
von Ende Oktober 2010.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung sattelt oben-
drauf und hebt hervor: Auch die Regelungen der gerade
überarbeiteten EU-Spielzeug-Richtlinie sind nicht geeig-
net, Kinder vor gesundheitlichen Schäden zu bewahren.
Die Grenzwerte, die die Brüsseler Vorschriften für unbe-
denklich halten, sind viel zu hoch. – Dies betonen die
Experten vor dem Hintergrund der Zunahme der Fälle
von Kinderkrebs in Deutschland.

Immerhin haben unsere Initiativen, hat der Druck der
Opposition jetzt auch die Regierung zur Initiative be-
wegt. Wir mussten dieses Thema aber erst mehrfach in
den Ausschüssen zur Sprache bringen und eine Anhö-
rung erzwingen.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: „Erzwingen“?)


Wir begrüßen, dass man jetzt in Brüssel vorstellig ge-
worden ist. Immerhin prüft die Europäische Kommis-
sion die deutschen Vorschläge zur Minderung giftiger
Schadstoffe in Spielzeugen. Doch das kann dauern. Vor-
aussichtlich wird auf diesem Weg erst in circa drei Jah-
ren eine Regelung erreicht, die unsere Kinder wirksam
vor den sogenannten PAK, den polyzyklischen aromati-
schen Kohlenwasserstoffen, schützt. Das ist uns zu spät.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Uns auch! Deswegen werden wir ja aktiv!)


Zum Teil handelt es sich dabei um krebserregende,
erbgut- und fortpflanzungsschädigende Substanzen, die,
wenn sie in Spielzeugen sind, für die Kinder verhee-
rende Folgen haben können. Für die Linke ist deshalb
klar: Wir dürfen nicht auf eine Entscheidung in Brüssel
warten, wenn die Gesundheit unserer Kinder auf dem
Spiel steht.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Deswegen treiben wir das ja voran!)


Belastetes Spielzeug muss sofort verboten werden, not-
falls auch in einem nationalen Alleingang von Deutsch-
land.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Das geht jederzeit!)


Wo kommen wir denn hin, wenn wir uns an eine EU-
Richtlinie halten sollen, deren Einhaltung auch von
Experten als gesundheitsschädlich beurteilt wird? In
Deutschland gilt noch immer das Grundgesetz, das
Recht auf körperliche Unversehrtheit. Das bedeutet: Vor-
sorge hat Vorrang.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Genau das tun wir!)


Die Regierungskoalition hat nun in Reaktion auf die
Initiativen der Opposition eiligst noch einen eigenen An-
trag zur Nachbesserung der EU-Spielzeug-Richtlinie
nachgeschoben. Darin bittet sie die EU-Kommission,
strengere Grenzwerte anzustreben,

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(C (D (Dr. Erik Schweickert [FDP]: Wie es das BfR vorgibt!)


nd betont, man wolle nationale Alleingänge vermeiden.
ie Regierung bleibt also untätig und will nicht wirklich
onsequenzen ziehen.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Das ist nicht wahr!)


In der Antwort des Wirtschaftsministeriums auf
eine Anfrage zu diesem Thema von letzter Woche

eißt es, man habe bereits 2007 Eckpunkte zur Stärkung
er Marktüberwachung erarbeitet. Jetzt, also drei Jahre
päter, sollen sie endlich Gegenstand des Gesetzentwurfs
erden.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Wer war denn 2007 an der Regierung?)


Wir nicht. – Meine Damen und Herren von der Regie-
ung, so riskieren und gefährden Sie die Gesundheit vie-
er Kinder.

Wir, die Linke im Bundestag, fordern: Gesundheits-
chädliche und krebserregende Stoffe haben im Spiel-
eug nichts verloren,


(Beifall bei der LINKEN)


umindest dürfen sie auch mithilfe der jeweils moderns-
en Technik nicht nachweisbar sein. Wir wollen, dass die
egelungen, die für die Lebensmittelverpackungen gel-

en, auch für Spielzeug zugrunde gelegt werden.


(Beifall bei der LINKEN)


ersteller und Importeure sind zu verpflichten, Nach-
eise über die Einhaltung der Bestimmungen zu erbrin-
en, bevor ein Spielzeug in Deutschland auf den Markt
ebracht werden darf.


(Dr. Erik Schweickert [FDP]: Ja, das steht drin!)


ür die Überwachung durch die Behörden ist eine bun-
eseinheitliche Vorgehensweise festzulegen, die auch
on der Öffentlichkeit nachvollzogen werden kann.
ichtig ist: Im Falle eines Verstoßes sind die Namen der

eteiligten Hersteller, Händler und Importeure sowie die
erkaufsorte umgehend zu veröffentlichen.


(Beifall bei der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Ja!)


Wir bitten Sie deshalb im Interesse der Kinder: Stim-
en Sie unserem Antrag zu!

Danke schön.


(Beifall bei der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707217300

Das Wort hat nun Nicole Maisch für die Fraktion

ündnis 90/Die Grünen.


Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707217400

Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Das

hema ist nicht neu, die FDP im Bundestag hat es nicht
rfunden; vielmehr haben wir schon vor zweieinhalb





Nicole Maisch


(A) )


)(B)

Jahren hier im Parlament Anträge zu diesem Thema de-
battiert. Wir waren uns damals einig, dass Schadstoffe
und Gifte nichts im Kinderspielzeug verloren haben. Wir
alle wollten eine unabhängige Drittprüfung, und wir alle
haben gesagt, dass allergene Duftstoffe verboten werden
müssen. Das waren damals nicht die Forderungen der
Grünen, sondern die Forderungen der Großen Koalition,
denen alle Fraktionen dieses Hauses zugestimmt haben.
2008 hatte man sich also gemeinsam auf diese Position
geeinigt. Damals hätte die Bundesregierung handeln
müssen.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)


Leider hat Frau Aigner zwar die mediale Aufmerk-
samkeit gerne genossen, aber beim Vollzug hat sich we-
nig getan. Als wir das Thema in diesem Jahr wieder auf
die Tagesordnung gesetzt haben, hat Schwarz-Gelb ver-
sucht, die Anhörung dazu zu verhindern. Dass Sie das
niedliche Quietscheentchen und den Autoreifen mitge-
bracht haben, war einer Erkenntnis aus dieser Anhörung
geschuldet. Da Sie jetzt damit argumentieren, war es
vielleicht doch nicht so schlau, damals zu versuchen, die
Anhörung zu verhindern.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Wir wollten ein anderes Datum! Wieso Verhinderung der Anhörung?)


Wir warten noch immer auf einen konkreten Maßnah-
menplan zum Thema Spielzeugsicherheit. Dass das ein
europäisches Thema ist, heißt ja nicht, dass man national
die Arbeit daran einstellen muss.


(Karin Binder [DIE LINKE]: Genau!)


Ich möchte kurz aus einem Bericht zitieren, den wir in
dieser Woche erhalten haben. Dort heißt es:

In Kürze soll eine gemeinsame Deutsch-Chinesi-
sche Arbeitsgruppe Produktsicherheit eingerichtet
werden. Diese wird sich insbesondere mit Fragen
der Spielzeugsicherheit befassen.

Wir haben jetzt November 2010. Im Frühjahr 2008 ha-
ben wir darüber diskutiert. Damals war schon klar, dass
China beim Thema Spielzeugsicherheit eines der zentra-
len Probleme darstellt. Ich frage mich: Warum dauert es
so lange, bis diese Arbeitsgruppe eingerichtet wird?


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: 2008 hätten wir loslegen können!)


Wenn es um die Exportförderung für Schweinefleisch
geht, ist der Staatssekretär kaum noch aus Fernost weg-
zukriegen. Da geht es schneller. Aber wenn es um Kin-
derspielzeug geht, müssen wir offensichtlich jahrelang
warten.

Ich glaube, beim Vollzug gibt es eine ganze Menge
Probleme. Ich habe heute einmal bei Amazon geschaut.
Mehrere der bei Stiftung Warentest als besonders giftig
getesteten Produkte kann man da immer noch bestellen.

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(C (D as konnten wir vor zehn Minuten feststellen. Das zeigt, ass wir beim Vollzug noch nachzuarbeiten haben, und er Vollzug, Frau Schön, ist eine nationale Aufgabe. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Eine Aufgabe der Länder!)


ier darf sich die EU nicht in unsere Politik einmischen.

Ich möchte noch kurz sagen, warum wir dem Antrag
er schwarz-gelben Koalition nicht zustimmen werden.
ir haben 2008 einen sehr guten Antrag gemeinsam be-

chlossen. Das war nicht unser Antrag, sondern ein An-
rag der Großen Koalition. Der Antrag, den Sie heute
ier vorlegen, geht hinter das zurück, was Sie von der
DU/CSU damals eingebracht haben. 2008 waren wir
ns einig, die krebserregenden, erbgutschädigenden
toffe zu verbieten. Heute ist von einem Verbot keine
ede mehr, sondern nur noch von strengeren Grenzwer-

en. 2008 waren wir uns beim Verbot allergener Duft-
toffe einig. Auch von einem solchen Verbot ist heute
ichts mehr zu hören. Ich frage mich: Sind allergene
uftstoffe in den letzten zwei Jahren notwendiger ge-
orden? Nein! Sie sind heute genauso überflüssig wie
amals.


(Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Das war eine andere Regierung!)


2008 wurde außerdem gefordert – alle waren sich ei-
ig –, Spielzeug für Kleinkinder mit Lebensmittelbe-
arfsgegenständen gleichzusetzen. In dem heute vorlie-
enden Antrag ist nur noch die Prüfung enthalten. Wir
önnen diese Prüfung direkt durchführen: Hat irgendje-
and Zweifel daran, dass Kleinkinder Spielzeug in den
und stecken? Nein. Also ist wohl geklärt und muss

icht mehr geprüft werden, dass die Lebensmittelbe-
arfsgegenstände der richtige Bezugsrahmen für Kinder-
pielzeug sind.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Dr. Erik Schweickert [FDP]: Wir sind da nicht der Gesetzgeber!)


Sie wollen explizit nationale Maßnahmen ausschlie-
en. In einem gemeinsamen Binnenmarkt muss man ge-
einsam vorangehen. Das heißt aber nicht, dass man auf

ationaler Ebene die Arbeit einstellen kann. Deshalb
erden wir Ihrem Antrag nicht zustimmen. Wir hoffen,
ass Sie jetzt endlich im Vollzug aktiv werden.


(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707217500

Als letztem Redner in dieser Debatte erteile ich dem

ollegen Peter Bleser für die CDU/CSU-Fraktion das
ort.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1707217600

Herr Präsident! Ich darf heute die Debatte mit mei-

em Beitrag schließen. Ich will aber zunächst einmal für





Peter Bleser


(A) )


)(B)

uns alle gemeinsam feststellen, dass es bei der Sicherheit
von Kinderspielzeug keine Kompromisse geben darf.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Dann stimmen Sie unserem Antrag zu!)


Deswegen senden wir an diesem Freitagnachmittag Si-
gnale nach Brüssel, die dortige Rechtsetzung in unserem
Sinne zu beeinflussen.

Frau Maisch, Sie haben gerade auf Ihren Antrag hin-
gewiesen. Ich könnte die Anträge unserer Koalition, aber
auch die der anderen Fraktionen hier vorlegen. Dünner
als Ihrer ist keiner; das kann ich Ihnen nur sagen.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Es geht um Qualität, nicht um Quantität!)


Das sind noch nicht einmal zwei Seiten. Während sich
alle anderen mit den Themen fundiert und vertieft be-
fasst haben, haben Sie hier etwas hingehuddelt, was man
niemandem ernsthaft zumuten kann.


Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707217700

Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage der

Kollegin Maisch?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1707217800

Ich habe es befürchtet.


(Michaela Noll [CDU/CSU]: Du hast es provoziert!)



Nicole Maisch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):
Rede ID: ID1707217900

Herr Bleser, sind Sie bereit, anzuerkennen, dass wir

2008 in diesem Haus mehrere Anträge zu diesem Thema
vorliegen hatten und dass der Antrag der Grünen und der
Antrag der Koalition zu ungefähr 90 Prozent deckungs-
gleich waren, dass also hier im Haus ein Konsens be-
stand, und dass man Dinge, die gut und im Konsens be-
schlossen sind, nicht immer wiederholen muss?


Peter Bleser (CDU):
Rede ID: ID1707218000

Frau Maisch, das gestehe ich Ihnen gerne zu. Ein Hin-

weis in Ihrem Antrag, dass Sie zu 90 Prozent mit unse-
rem Antrag übereinstimmen, hätte da Abhilfe geschaf-
fen.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Meine Damen und Herren, hier ist ja alles schon
mehrfach gesagt worden. Dass wir bei beanstandetem
Spielzeug einen dramatischen Anstieg zu verzeichnen
haben – das europäische Schnellwarnsystem Rapex hat
einen Anstieg um 40 Prozent zu Beginn des Jahres 2010
gemeldet; es geht zum Beispiel um verschluckbare
Kleinteile und chemische Stoffe, die sich lösen –, ist
nicht hinnehmbar.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Also unterstützen Sie unseren Antrag!)


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(C (D eswegen sind wir dankbar, dass die Bundesregierung er europäischen Spielzeug-Richtlinie nicht zugestimmt, ondern sie abgelehnt hat. Aus diesem Grund läuft jetzt er Prozess. (Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Ja, schon seit vielen Jahren!)


ir müssen die europäische Rechtsetzung in der Form
eeinflussen, dass sie unsere Vorstellungen von Qualität
nd Sicherheit erfüllt.

Frau Kollegin Drobinski-Weiß, ich muss Ihnen schon
orwerfen


(Elvira Drobinski-Weiß [SPD]: Ich höre, Herr Bleser!)


aber bitte keine Zwischenfrage! –, dass Kommissar
erheugen seinerzeit auf europäischer Ebene das GS-
eichen abschaffen wollte. Es ist durch unseren Druck
nd mithilfe unserer europäischen Kollegen in der EVP-
raktion gelungen, es zumindest auf freiwilliger Basis
u halten. Ich denke, das war schon ein kleiner Erfolg.


(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)


Ich will jetzt nicht alle Wortbeiträge wiederholen und
ommentieren; denn wir sind uns in der Zielsetzung ei-
ig. Die Anträge unterscheiden sich nicht sehr stark von-
inander. Unser Antrag ist umfassend, und der Kollege
chweickert hat Gummienten und Autoreifen mitge-
racht. Das war pädagogisch sehr anschaulich. Ich habe
ir deshalb nicht selber die Mühe machen müssen.

Sie können mit unserem Antrag zu einem wesentli-
hen Teil übereinstimmen. Deshalb bitte ich Sie, ihm zu-
ustimmen.

Was wollen wir? Wir wollen zunächst einmal, dass
ie Kontrollen an den Außengrenzen erhöht werden.
enn allein in Hamburg 8 Millionen Container im Jahr

ngelandet werden, dann ist mit einer stichprobenartigen
berwachung kein Blumentopf zu gewinnen. Deswegen

st die verpflichtende Drittprüfung und das damit ver-
undene GS-Zeichen eine Kontrolle der Kontrolle,
urch die die Sicherheit des Produkts am Produkt selber
ür den Käufer sichtbar in der Breite dargestellt werden
ann. Ich glaube, dieses Ziel müssen wir auf europäi-
cher Ebene erreichen. Kollege Schweickert hat zu
echt darauf hingewiesen, dass nationale Maßnahmen

etztlich nicht helfen. Die Grenzen sind offen. An den
estgrenzen machen wir fast täglich davon Gebrauch.
as ist sehr sinnvoll, und darüber freuen wir uns.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)


Die verpflichtende Drittprüfung ist entscheidend. Da-
über hinaus müssen Spielzeuge, die in den Mund ge-
ommen werden können, als Lebensmittelbedarfsgegen-
tände klassifiziert werden. Auch das ist entscheidend.
amit bekommen wir nämlich das Problem des Austre-

ens von Substanzen bei Gegenständen, die in den Mund
enommen werden können, in den Griff.

Ich glaube, dass wir mit diesen drei Zielen – Drittprü-
ung, GS-Zeichen und Klassifizierung als Lebensmittel-





Peter Bleser


(A) (C)


)(B)


bedarfsgegenstände – durch Rechtsetzung auf europäi-
scher Ebene dem Problem Herr werden können. Ich
hoffe, dass wir nächstes Jahr um diese Zeit vor Weih-
nachten – das ist mein Wunsch, den Sie sicherlich alle
teilen – endlich eine europäische Richtlinie haben, die
unserem Anspruch an Spielzeugsicherheit entspricht.

Herzlichen Dank.


(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)



Dr. h.c. Wolfgang Thierse (SPD):
Rede ID: ID1707218100

Ich schließe die Aussprache.

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschluss-
empfehlung des Ausschusses für Wirtschaft und Techno-
logie auf Drucksache 17/3695. Der Ausschuss empfiehlt
unter Buchstabe a seiner Beschlussempfehlung die An-
nahme des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und
der FDP auf Drucksache 17/3424 mit dem Titel „Kinder-
freundliche Nachbesserung der EU-Spielzeug-Richtli-
nie dringend erforderlich“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der beiden Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der Linken und der Grünen bei Enthaltung der
SPD angenommen.

Unter Buchstabe b empfiehlt der Ausschuss die Ab-
lehnung des Antrags der Fraktion der SPD auf
Drucksache 17/2345 mit dem Titel „Offensive für einen

gegen die Stimmen der drei Oppositionsfraktionen ange-
nommen.

Weiterhin empfiehlt der Ausschuss unter Buchstabe c
seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung des Antrags
der Fraktion Die Linke auf Drucksache 17/1563 mit dem
Titel „Krebserregende Stoffe in Kinderspielzeugen
durch Sofortmaßnahmen ausschließen“. Wer stimmt für
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den
Stimmen der beiden Koalitionsfraktionen gegen die
Stimmen der Linken bei Enthaltung von SPD und Grü-
nen angenommen.

Schließlich empfiehlt der Ausschuss unter
Buchstabe d seiner Beschlussempfehlung die Ablehnung
des Antrags der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf
Drucksache 17/656 mit dem Titel „Kinderspielzeug –
Risiko für kleine Verbraucher“. Wer stimmt für diese Be-
schlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? – Enthal-
tungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den Stim-
men der beiden Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen
der Grünen bei Stimmenthaltung von SPD und Linken
angenommen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir sind damit am
Schluss unserer heutigen Tagesordnung.

Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun-
destages auf Dienstag, den 23. November 2010, 10 Uhr,
ein.
wirksamen Schutz der Kinder vor Gift in Spielzeug“.
Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Wer
stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp-
fehlung ist mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen

h
(D

Die Sitzung ist geschlossen. Ich wünsche Ihnen ein
eiteres, freundliches Wochenende.